SASTHSONIAN 3 3 a su EEE Ar rn, Ar 3 AR IR) , DR LEI : EEE N fü ae erre er art 4 Me KERN NIEREN 25 Rn HR | N | ; + r RT een , Beh oo‘ ; Sur ’ va , 3.4 fi , m neh gehauen en y ‚ is pr: Pas? RR, : ’ re A 3 8 4° ’ AHPYERR - r N r Kurz ‚ 1.29 2 15, De - Dre) RE He Uns Pr s A} °, ’ 113% j r Peter Zr ) i i EESRI EN “ Fi . ; 4 Yu “ kam LAN DR BR IF 6 ‘ the, LEICHE N = res "s a q i Y N ? sm un f ae “4 i EEE LE Ber (ER IT A ’ ; Anl u. j j h Ay air ren ne F 4 I A IR IR HR a IR . ; 5 Ya SIR . RS 01 FaraEannne NR WIR, 5 ALERT Sn ge ’ ; 3 “ .*, 4 "ud ;* # IELRAN, ge . ; ; ; N SIR n } 5 4% r ze I 5 £ ER and i y D H ’ - ' nr PER ee ge ee DK: ß A all } . va 5 N zn „ un 18; vr. Käse . ’ 27 ‚ ö di rn 7 ) 1,3 “4 v N Kite Wer drg leuten L ’ ‚ D ; ; ' N 3 ren ‘ währe SMITHSONIAN INSTITUTI@N LIBRARIES | IM 3 9088 00654 6246 LIBRARY -T. KINCAIO Ai = aM / 38 ar Die-Phyliopoden, Gladoceren und freilebenden Gopepoden der nord-schwedischen Hochgebirge. Ein Beitrag = zur Tiergeographie, Biologie und Systematik der arktischen, nord- und mittel-europäischen Arten. Inaugural-Dissertation m a zur Erlangung der Doktorwürde | mit Genehmigung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Sektion der weitberühmten philosophischen Fakultät zu Upsala zur öffentlichen Beurteilung vorgelegt von Sven Ekman Lie. Phil. Gotob. Die Verteidigung wird am /3 Mai um 10 Uhr vormittags im zoologischen Hörsaal stattfinden. NAUMBURG a. S. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdruckerei). 1904. Dr: Joh. Thallwitz Br Oresden, & Die Phyllopoden, Cladoceren und freilebenden -- Copepoden der nord-schwedischen Hochgebirge. Ein Beitrag zur Tiergeographie, Biologie und Systematik der arktischen, nord- und mittel-europäischen Arten. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde mit Genehmigung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Sektion RR weitberühmten philosophischen Fakultät zu Upsala zur öffentlichen Beurteilung vorgelegt von Sven Ekman’ Lie. Phil. Gotob. ’ Die Verteidigung wird am Mai um 10 Uhr vormittags im zoologischen Hörsaal stattfinden. NAUMBURG a. S. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdruckerei). 1904. Abdruck a ws aus dena wi Zoologischen Jahrbüchern. Bd. 21. Abt. f. Syst. u Hef Herausgegeben von Prof. Dr. J. W. SPENGEL in Giessen. Verlag von Gustav Fischer, Jena. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Die Phyllopoden, Oladoceren und freilebenden Gopepoden der nord-schwedischen Hochgebirge. Ein Beitrag zur Tiergeographie, Biologie und Syste- matik der arktischen, nord- und mittel-europäischen Arten. Von Sven Ekman in Upsala (Schweden). Mit Taf. 1-2 und 12 Abbildungen im Text. Inhaltsübersicht. Seite BGE RE a te ee era 2 Kap. 1. Die one und ihre allgemeinen Natur- ?%“ wverhältnise . . Rt a SE 4 1. Die Tuterspliten HE en Kr 4 2. Die äußern Bedingungen der verschiedenen ee regionen ER IE EEE A ee RR EN Free 5 Bier Berkenresionr 7: Br en men Mare 7 Die Grauweidenregion . N I aa: ) Die Flechtenregion . . EB ER N 3. Das zusammengebrachte Material Pe Kap. 2, Die ‚Zusammensetzung der Fauna ... . .2....0..0.,,13 1. Besprechungen der einzelnen Arten . . 14 2. Gruppierung der Arten und Formen nach sn lokalen NEID LET yo ae A Re ren A A Kap. 3. Tiergeographische Erörterungen . . N NREERE 47 1. Faunistisch-tiergeographische Vergleichungen mit andern la eh N EA En 1; 1 2 SVEN EKMAN, A. Vergleich mit dem südlichen Schweden . i B. R „ den mittel-europäischen Hochgebirgen C. h „ andern arktischen Gebieten . ; 2. Umgrenzung und a einer me Region . 3. Über die postglaciale Herkunft a die Biologe tier- geographische Zusammensetzung der hier behan- delten Fauna Nord- und Mittel-Europas . Kap. 4. Biologische Untersuchungen 1. Die Fortpflanzungseyelen der indessen A. Frühere Untersuchungen . : 5 B. Die nord-schwedischen ser ö a) Polyphemus pedieulus b) Bylhotrephes longimanus c) Die übrigen Cladoceren C. Vergleich mit den südlichen Kolonien derselben Na 2. Die Fortpflanzung und der Lebensverlauf der ver- schiedenen Generationen bei den Copepoden A. Besprechung der einzelnen Arten. . . B. Vergleich mit den südlichen Kolonien Tensalser eier 3. Das Auftreten der eulimnetischen Arten 4. Die Lebensweise der Ne : 5. Die Variation Kap. 5. Biologische oder ee Untersuchungen über einzelne Arten 1. Die Dinkicn init Prßmentfdok und hrs Nebankaiie Die phylogenetische Verwandtschaft, die Systematik und der ae Ursprung der europäischen Formen 2. Polyphemus pediculus. Seine nordische Herkunft 3. Bythotrephes longimanus. Die Phylogenie des Auges, die gegenseitige Stellung der verschiedenen Formen und die nordische Herkunft der Art. Kap. 6. Die Nachwirkungen der Eiszeit auf die gegenwärtige Fauna Nord- und Mittel-Europas BEN ae Zusammenfassung der wichtigsten Resultate Verzeichnis der citierten Literatur Erklärung der Abbildungen Einleitung. Das Ziel der Untersuchungen über die Entomostrakenfauna nord-schwedischen Hochgebirge, über welche ich im folgenden der be- L2 Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 3 richten werde, war zunächst eine genaue Feststellung der Zusammen- setzung dieses Teiles der arktischen Entomostrakenfauna. Je mehr ich aber mit derselben vertraut wurde, desto mehr traten andere Fragen in den Vordergrund. An die faunistischen Befunde knüpfte sich ein allgemeiner tiergeographischer Überblick der betreffenden Fauna der arktischen Gegenden und des nördlichen und mittlern Europas. In biologischer Hinsicht zeigten sich erhebliche Ab- weichungen von den uns zuvor bekannten Verhältnissen, und immer lebhafter wurde der Gedanke, es möchte möglich sein, durch ein genaues Studium der Biologie der arktischen Entomostraken zu einem vollern Verständnis der uns in Mitteleuropa entgegsentretenden biologischen Eigentümlichkeiten der Tiere zu gelangen, insbesondere weil auch hier früher arktische Lebensbedingungen geherrscht haben. Auch ergaben sich durch Kombination tiergeographischer, biologischer und anatomischer Untersuchungen in einigen Fällen interessante systematische Resultate. Was besonders unsere skandinavischen Hochgebirge betrifft, sind sie nur wenig untersucht worden. Bei LiunseBorg |45]') und Sars [72, 73, 74, 77, 78] finden sich freilich vereinzelte Angaben über die vertikale Verbreitung einiger Arten, aber eine eingehendere, besonders die Biologie berücksichtigende Untersuchung ist noch nicht vorgenommen worden. Ursprünglich beabsichtigte ich, alle freilebenden Entomostraken in die Untersuchung hineinzuziehen. Um aber die Publikation nicht zu sehr zu verzögern, mußte ich mich entschließen, die Ostracoden beiseite zu lassen und nur die Phyllopoden, Cladoceren und Üope- poden zu behandeln. In den nord-schwedischen Hochgebirgen habe ich vier Sommer zugebracht, nämlich 1899, 1900, 1901 und 1903. Es wurde mir das ermöglicht durch pekuniäre Unterstützung seitens der K. Universität zu Upsala, der K. Akademie der Wissenschaften zu Stockholm und der Naturwissenschaftlichen Studentengesellschaft zu Upsala sowie einiger für die Naturwissenschaften sich interessierenden Herren, denen ich hiermit meinen herzlichsten Dank ausspreche. In erster Linie fühle ich mich zu Dank verpflichtet dem Privatdocenten an der Universität zu Stockholm, Herrn Dr. Ax£u HANmBERG, mit welchem ich die Sommer 1901 und 1903 in den Sarekgebirgen zubrachte und 1) Die in eckigen Klammern eingeschlossenen Zahlen weisen auf die Nummer im Literaturverzeichnis am Ende der Abhandlung hin. 1* 4 Sven EkMAN, welcher meine Untersuchungen in ausgedehntestem Maße förderte. Gleichen Dank schulde ich den Herren Wıraeum Bünzow, Stockholm, Avcust Rönss, Gotenburg, HJALMAR WısK, Gotenburg, und AxkuL Hizscn, Stockholm. Bei der Bearbeitung des Materials bin ich von folgenden Herren mehrfach unterstützt worden, wofür ich ihnen meinen besten Dank aus- spreche. Herr Prof. Dr. T. TULLBERG, Upsala, gestattete mir Zutritt zu den von Prof. Dr. W. LILLJEBORG zusammengebrachten reichen Sammlungen von Entomostraken des hiesigen Zoologischen Museums und erleichterte auch in anderer Weise meine Arbeit. Herr Prof. Dr. W. LiLLJEBORG, Upsala, hat mir wertvolle Ratschläge gesseben. Herrn Privatdocent Dr. R. SERNANDER, Upsala, verdanke ich pflanzen- geographische Angaben und Herrn Dr. V. Breum, Elbogen, Böhmen, Vergleichsmaterial aus einigen Tiroler Seen. Von Herrn Privatdocent Dr. K.B. WıxLusp, Upsala, erhielt ich Angaben über die Orthographie der lappischen Ortsnamen, worin die Karten sehr fehlerhaft sind. Upsala, März 1904. SVEN EKMAN. Kapitel 1. Die Untersuchungsgebiete und ihre allgemeinen Natur- verhältnisse. 1. Die untersuchten Hochgebirgsgegenden. Die von mir untersuchten Hochgebirge verteilen sich auf drei (sebiete. Das südlichste von ihnen, das sich um 64° 42‘ n. Br. herum erstreckt, liegt im nördlichen Teile des Kirchspieles Frostviken in der Provinz Jämtland. Das mittlere ist in Lappland und zwar in der Lule-Lappmark zwischen 67° 3‘ und 67° 32° n. Br. gelegen und wird von den hohen und wilden Sarekgebirgen eingenommen. Das nördlichste Gebiet endlich liest in der Torne-Lappmark um 68° 20‘ n. Br. herum, südlich und westlich vom Westende des großen Sees Torne Träsk. Auch außerhalb dieser drei Gebiete machte ich einige wenige Sammlungen, z. B. im See Teusajaure im nördlichsten Teile der Lule-Lappmark. In den Hochgebirgen kann man in vertikaler Folge drei Regionen unterscheiden, welche ich im folgenden näher besprechen werde: zu unterst die Birkenregion, dann die Grauweidenresion und zu Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 5 oberst die Flechtenregion. Besonders in den beiden letztgenannten sind die Tiere arktischen Existenzbedingungen ausgesetzt. Die drei Regionen sind auf die untersuchten Hochgebirgsgegenden etwas verschiedenartig verteilt. Die wenigst arktischen Naturverhältnisse bot Frostviken dar. Nur wenige Gipfel erheben sich dort über 1000 m, und der höchste, Silkentjahke, nicht mehr als 1314 m. Meine Untersuchungen be- schränkten sich daher fast ausschließlich auf die Birken- und Grau- weidenregion, wozu ich einige Seen und Kleingewässer in der: unter- halb der Birkenregion gelegenen Nadelwaldregion besuchte. Nur eine einzige Wasseransammlung konnte ich in der Flechtenregion finden, einen Weiher dicht unter dem Gipfel des Silkentjahke. Die Gebirge in der Torne-Lappmark sind höher, auch liegen in diesen hohen Breiten die Regionengrenzen etwas niedriger als in Frostviken. Ich hatte hier bessere Gelegenheit alle drei Regionen zu untersuchen, jedoch waren auch hier nicht viele Gewässer in der Flechtenregion zu finden. Die reichste Gelegenheit zu einer gründlichen Erforschung aller drei Regionen bot sich in den Sarekgebirgen, der ausgepräg- testen nord-skandinavischen Hochgebirgsgegend. In diesem etwa 2000 qkm großen Gebiete erreichen über 20 Gipfel eine Höhe von 1900 m oder darüber, und der höchste von ihnen, Sarektjäkko, nach welchem die ganze Gegend benannt worden ist, erhebt sich bis zu 2090 m. Zwischen den Gipfeln und Kämmen finden sich gegen 100 Gletscher. Große Gebiete gehören zur Flechtenregion, wovon vielleicht der größte Teil unter ewigem Schnee und Eis verborgen bleibt. Zur Grauweidenregion gehören ebenfalls ausgedehnte Strecken, meistens auch die Täler, und nur die tiefsten von ihnen und das östliche Grenzgebiet liegen innerhalb der Birkenregion. Mit Aus- nahme eines Teiles der westlichen Grenzgebirge habe ich die ganze Gegend durchstreift und dabei etwa 100 Gewässer untersucht. Meine meisten Proben aus den beiden obersten Regionen stammen aus dieser Gegend. 2. Die äußern Bedingungen der verschiedenen Hochgebirgs- regionen. Wenn wir in Skandinavien von Hochgebirgen in eigentlichem Sinne, „Fjällen“, sprechen, so meinen wir damit diejenigen Gebirgs- regionen, die sich oberhalb der Nadelwälder ausbreiten. Sie werden nach dem Vorgange des schwedischen Botanikers G. WAHLENBERG 6 SvENn EkmaAn. in drei pflanzengeographische Regionen eingeteilt, und da diese Ein- teilung auch betreffs der Entomostraken sich als eine sehr natürliche erwiesen hat, mag sie als Basis für die folgende faunistisch-tier- geographische Darstellung dienen. Die drei Regionen sind: zu unterst die Birkenregion (regio subalpina WAHLENBERG), Wo die Birke (Betula odorata) Wälder oder größere oder kleinere Bestände bildet, darüber die Grauweidenregion (regio alpina inferior WAHLENBERG), wo die Grauweiden (Salix lapponum, lanata und glauca) nebst einer niedrigen Varietät des Wachholders (Juniperus communis var. nana) und der Zwergbirke (Betula nana) die größten Holzpflanzen sind und bestandbildend auftreten. Die höher gelegenen Gegenden bis zu den höchsten Gipfeln hinauf werden als Flechten- region (regio alpina superior WAHLENBERG) zusammengefaßt. Auf diese drei Regionen habe ich meine Nachforschungen im sroben und ganzen beschränkt, und außerhalb derselben, d. h. in der Nadelwaldregion, nur wenige (sewässer untersucht. Zur Birken- region ziehe ich indes auch einige Seen, die auf der Grenze zwischen der Nadelwald- und Birkenregion oder teils in dieser, teils in jener liegen.!) Solche Seen sind: der Torne-Träsk in der Torne-Lappmark, der Laitaure im östlichen Grenzgebiete der Sarekgebirge und der Stora Väktarsjün (große Väktar-See) und Jeriken in Frostviken. Die eigentliche Nadelwaldregion werde ich im folgenden nur für einzelne interessante Fälle besprechen. Um eine Vorstellung von den äußern Bedingungen zu geben, unter welchen die Süßwasserfauna in den Hochgebirgen ihr Leben fristet, will ich die klimatischen und allgemein limnologischen Natur- verhältnisse in den drei Hochgebirgsregionen der von mir unter- suchten Gegenden kurz skizzieren. Ich stütze mich dabei auf eigene Beobachtungen und auf Angaben von in den betreffenden Gegenden wohnenden Personen. Dies letztere eilt namentlich für die Daten über das Zufrieren der Wasseransammlungen, das ich nicht in der Lage war selbst beobachten zu können, über das ich aber Angaben von den Ingenieuren der in ihren nördlichen Teilen kürzlich fertig gebauten Eisenbahn Luleä-Narvik erhalten habe. Wissenschaftliche hydrographische Untersuchungen sind in den schwedischen Hoch- gebirgsregionen leider bisher nicht ausgeführt worden. 1) Dies ist dadurch möglich, daß die Vegetationsgrenzen nicht genau horizontal sind, sondern sich gegen Westen senken, oder daß sie am Süd- abhang der Gebirge höher liegen als am Nordabhang. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 7 Die Birkenregion. Diese, die von nur etwa 80—180 m verti- kaler Ausbreitung ist, hat ihre untere Grenze in etwa 350—600 m Höhe, ihre obere, die Baumgrenze, in etwa 53530—700 m Höhe. Der Frühling tritt hier im allgemeinen in der Mitte oder der spätern Hälfte des Juni ein. In dieser Zeit entwickeln sich die Blätter der Birke. Bisweilen geschieht dies jedoch erst viel später und kann sich in der Baumgrenze bis Mitte Juli verzögern. Die Seen werden selten vor Mitte Juni eisfrei, gewöhnlich erst gegen Ende des Monats. Natürlich spielen indes lokale Verhältnisse und jährliche Schwankungen hierbei eine große Rolle. Der große See Torne-Träsk z. B. wird, wenn der Frühling spät eintritt, erst Anfang Juli eisfrei, und dies ist für manche Seen in der Baumgrenze das Gewöhnliche. Inner- halb noch weiterer Grenzen schwankt die Zufrierungszeit im Herbste. Die seichtern Seen bekommen am frühesten ihre Eisdecke, gewöhn- lich gesen Ende September oder Anfang Oktober, große und tiefe Seen dagegen erst im November. Die kleinen und mittelgroßen Seen der Region sind also von der winterlichen Eisdecke etwa 3'/, bis 4 Monate befreit, die größten und tiefsten bis zu 5 Monaten. Als Beispiel will ich den See Vassijaure in der Torne-Lappmark anführen, für den ich genaue Angaben!) über die Eisverhältnisse während der Jahre 1898—1900 erhalten habe. Der See liegt in einer Meereshöhe von 472 m im obern Teile der Region. Sein Flächeninhalt beträgt etwa 7 qkm. Er ist ziemlich seicht. Die Eisverhältnisse des Sees Vassijaure in der Torne Lappmark. Jahr. Datum des Auffrierens. Datum des Zufrierens. Eisfreie Zeit. 1898 5. Juli 22. Oktober 109 Tage 1899 LUSAr 20. & 102 1900 4. „ 12.—19. e 100—105 Der Mittelwert für die Dauer der eisfreien Zeit beträgt also für die drei Jahre 104 Tage und für die Dauer des Eisabschlusses 261 Tage.) 1) Von Herrn Ingenieur Ä. Typen geliefert. 2) Zum Vergleich mögen einige Data für die subalpine Nadelwald- region angeführt werden. Aus den Untersuchungen von HILDEBRANDSON, RUNDLUND und ÜROoNVALL [11, 37, 38] geht hervor, dab die großen lappländischen Seen dieser Region gewöhnlich in der erstern Hälfte oder der Mitte Juni auftauen, um Ende Oktober bis Ende November wieder zuzufrieren. Der Mittelwert der eisfreien Zeit beträgt 130—166 Tage. 8 SvEN EkMANn, Kleinere Wasseransammlungen, wie Teiche, Weiher und Sümpfe, sind während einer etwas kürzern Zeit als die Seen eisfrei. Das Auffrieren dürfte innerhalb derselben zeitlichen Grenzen schwanken, die für die Seen angegeben sind. Am frühesten werden kleine, flache Sümpfe mit flachen Umgebungen eisfrei, am spätesten Weiher und Teiche, die in markierten Vertiefungen des Bodens, z. B. zwischen Moränenhügeln, gelegen sind, wo sich während des Winters ansehn- liche Schneemassen anhäufen, die erst spät wegschmelzen. Das Zu- frieren geschieht gewöhnlich Ende September. Die eisfreie Zeit dieser Gewässer beträgt somit 3—3!/, Monate. Die Dicke der Eisschicht kann sehr beträchtlich sein. Aus Seen der Baumgrenze und der Grauweidenregion hat man Eisblöcke von gegen 2 m Dicke entnommen. Die Temperatur der eigentlichen Seen kann als eine niedere bezeichnet werden. Systematisch ausgeführte Untersuchungen habe ich darüber im allgemeinen nicht angestellt, kann aber die durch- schnittliche Oberflächentemperatur der seichtern Seen ziemlich sicher auf etwa +10 -12°C ansetzen für eine Zeit, wo sie ihr Mittelmaximum erreicht hat. Als Beispiel wähle ich den gegen 20 m tiefen See Abiskojaure in der Torne-Lappmark, dessen Temperatur Mitte Juli in einer Regenperiode + 8,3° C, Mitte August nach einigen warmen und Klaren Tagen + 11° C betrug. An den Ufern teichartiger Seen habe ich jedoch unter günstigen Verhältnissen das Wasser bis zu —18,8° C erwärmt gefunden. Zu diesen Seen stand der grosse und tiefe See Torne-Träsk, der jedoch im untern Teile der Region und teilweise in der Nadelwaldregion liegt, während des kalten Sommers 1900 in scharfem Gegensatz. Einige Messungen, die ich am 25. Juli, 4 Wochen nach dem Auffrieren, mit dem Umkehrthermo- meter von NEGRETTI U. ZAMBRA ausführte, gaben folgende Resultate: Temperaturmessungen im westlichen Teile des Torne- Träsk 25. Juli 1900. Tiefe in m | 0 | 9 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 85 Temperatur in °C. +-31431|831 +31 31132) 132/F 32/1 331733 Das Oberflächenwasser hatte somit noch nicht die Temperatur der untern Wasserschichten erreicht, und keine der untersuchten Schichten hatte die Temperatur des Dichtigkeitsmaximums erreicht (+ 4° C. für Süßwasser). Der See zeigte also dasselbe Verhalten wie die von Foren [18] als „polar“ bezeichneten Seen. Jedoch wurde wohl das a Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 9 Wasser später mehr erwärmt, und im Jahre 1903 Mitte Juli, einen Monat nach dem Eisbruche, war das Oberflächenwasser auf + 9°C erwärmt, wie mir Herr cand. phil. OÖ. SSöGREN gütigst mitgeteilt hat. Der See kann also nicht zu den polaren gezählt werden. !) Teiche und Sümpfe werden um einige Grade mehr erwärmt, ich habe in ihnen an sonnigen Tagen bis über 20° C gemessen. Ihre Temperatur schwankt jedoch mit der Lufttemperatur innerhalb weiter Grenzen und sinkt nach andauerndem Regen auch während der wärmsten Jahreszeit (Anfang August) oft bis auf + 7° herunter. Ein Mittelwert von — 12—16° C dürfte der Wahrheit am nächsten kommen. Die Grauweidenregion. Sie hat eine vertikale Ausbreitung von etwa 300 m, und ihre obere Grenze kann in der Torne-Lapp- mark und den Sarekgebirgen auf 950—1000 m Höhe angesetzt werden. Der größern vertikalen Ausdehnung entsprechend sind die klimatischen Verhältnisse variabler als in der Birkenregion. Für die niedrigsten Gegenden der Region gelten die für die Baumgrenze oben angeführten Data über den Eisabschluß, d. h. die Seen werden Ende Juni oder Anfang Juli eisfrei und frieren im Oktober wieder zu. Für die Seen der obern Grenze der Region gestaltet sich die Sache anders. Sie werden gewöhnlich erst Mitte, oft erst Ende Juli eisfrei, und nur unter sehr günstigen Verhält- nissen geschieht dies schon im Anfange des Monats. Betreffs des Zufrierens habe ich zuverlässige Angaben nur für einen See er- halten, den Katraksee in der Torne-Lappmark, der in einer Meeres- höhe von 776 m im obern Teil der Region liegt. Er bekam 1898 bis 1900 seine Eisdecke Ende September oder Anfang Oktober und wurde Ende Juli eisfrei. Die Seen des untern Teiles der Region sind somit während etwa 3!/, Monate mit eisfreiem Wasser ver- sehen, die des obersten Teiles nur während 2—2?/, Monate. Die kleinern Gewässer werden in der Regel etwas früher von der Eisdecke frei, im untern Teile der Region oft schon gegen Ende Juni, was namentlich von den Sümpfen gilt, im allgemeinen jedoch Anfang Juli. Das Eisschmelzen ist indes von lokalen Umständen sehr abhängig. In den mittlern und obern Teilen der Region sind 1) Zum Vergleich mag die von AHLENIUS [1] und WAHLBERG [100| gemessene Temperatur in den großen lappländischen Seen der obern Nadelwaldregion angeführt werden. An der Oberfläche schwankte sie während der wärmsten Jahreszeit zwischen 4 8° und —+ 17° und betrug in den meisten Fällen + 13—14° C. 10 g Sven Ekman, die Weiher bisweilen bis Ende Juli mit Eis versehen, in vereinzelten Fällen sogar noch Anfang August. Das Zufrieren findet früher als in den Seen statt und zwar ziemlich gleichzeitig und unabhängig von lokalen _Einflüssen. Es dürfte unter normalen Verhältnissen nicht später als Ende September geschehen. Die Dauer der eis- freien Zeit kann also im untern Teile der Region bis auf wenigstens 3 Monate sich ausdehnen, im obern Teile dagegen beträgt sie nur 2—2!/, Monate. Obgleich die Seen dieser Region, wenn sie nicht auf flachen Ebenen liegen, von Schmelzwasser den ganzen Sommer hindurch ge- speist werden, kann ihre Oberflächentemperatur bei sonnigem Wetter bis auf + 14—15° C steigen, dürfte sich jedoch im allgemeinen auf etwa + 10° C halten. Diese im Vergleich mit den Seen der Birkenregion ziemlich hohe Temperatur ist sicher daraus zu er- klären, daß die Seen der Grauweidenreeion gewöhnlich sehr seicht sind, weshalb sie vielleicht eher als Teiche zu bezeichnen wären. Die von Gletscherflüssen durchströmten kleinern Seen haben natür- lich eine niedrigere Temperatur. Die Kleingewässer besitzen oft eine ziemlich hohe Temperatur. Da sie aber von der Lufttemperatur sehr abhängig ist, kann sie auch leicht heruntersinken. Während der wärmsten Jahreszeit, die ich hier wie in den vorigen Angaben ausschließlich berücksichtige, schwankt sie, abgesehen von extraordinären Verhältnissen wie Schnee- fall u. dgl., zwischen + 8° und 20° C, und solche Differenzen können sich in einer und derselben Wasseransammlung finden. Die Flechtenregion. Sie bietet völlig hocharktische Verhält- nisse dar, und nur in ihren untern Teilen können stagnierende Wasseransammlungen entstehen. In ihren obern Teilen. werden die Einsenkungen des Bodens von niemals schmelzenden Eis- und Schnee- massen eingenommen. Höher als etwa 1350 m habe ich keine Ge- wässer gefunden. Immer werden die Seen und größern Weiher von ewigem Schnee umgeben und von seinem Schmelzwasser gespeist, nur die kleinsten Weiher und Tümpel, die ein sehr beschränktes Zuflußgebiet besitzen oder ganz zuflußlos sind, werden während einer kurzen Zeit von Schmelzwasser nicht abgekühlt. Das Auffrieren findet sehr spät statt. Als Beispiele will ich einige Seen anführen, die, wie alle Seen dieser Region, klein sind, keiner größer als 1 qkm. Im kleinen See Tjäurajauratj und einem kleinen See im Tale Jieknavagge, beide in den südlichen Sarek- gebirgen und dem untersten Teil der Region gelegen, zerschmolz Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 11 das Eis im Jahre 1901, dessen Sommer ungewöhnlich früh eintrat, in der ersten Hälfte des Juli, 1903 dagegen, wo der Sommer mehr normal war, erst zu Ende desselben Monats. Von den Seen Somas- reppejaure und Latnjajaure in der Torne-Lappmark, ebenfalls im untersten Teil der Region gelegen, war der erstere am 26. Juli 1900 zum größten Teil mit festem Eise bedeckt, und noch am 12. August war er mit schwimmenden Eisblöcken versehen. Der letztere der Seen war am 5. August nur am Abfluß offen, und noch am 14. August schwammen Eisblöcke auf seiner Oberfläche. Die beiden Seen oberer und unterer Tjuonajaure dagegen, ebenfalls in der Torne-Lappmark und auf der Grenze gegen die Grauweidenregion gelegen, waren schon am 8. August seit einiger Zeit eisfrei, was zweifelsohne darauf beruht, daß sie eine offene Lage haben und deshalb nicht so viel Schnee während des Winters ansammeln. Als Beispiele für die am meisten arktischen Seen mögen drei kleine Seen auf der Hochebene Luotto in den Sarekgebirgen dienen, die eine durchschnittliche Höhe von 1300 m besitzen. Ich sah sie niemals ohne völlig winterliche Eisdecke, denn am 27. Juli 1903, als ich sie zuletzt besuchte, waren sie noch mit uferfestem, gegen 2m dickem und kompaktem Eise versehen. Nur in ungewöhnlich warmen Sommern dürften sie eisfrei werden. Das Zufrieren geschieht in solchen Seen sicher nicht später als Mitte September, denn zu dieser Zeit, wenn nicht früher, tritt der Winter in dieser Höhe ein, und neugefallener Schnee schmilzt nicht vor dem nächsten Sommer. Die Seen der Flechtenregion bieten also ebenso arktische Lebensbedingungen dar wie die von GREELY [23] untersuchten Seen auf Grinell-Land bei 82° n. Br., welche Mitte Juli eisfrei wurden und während etwa 1'/, Monaten offnes Wasser hatten. Kleine Weiher und Tümpel frieren oft etwas früher auf, bei sehr günstigen lokalen und jahreszeitlichen Verhältnissen schon Ende Juni, was indes nur von den untersten Teilen der Region gilt. Manche kleinern Gewässer sind jedoch in dieser Hinsicht den Seen ähnlich, ich traf sogar im ungewöhnlich warmen und früh eintreten- den Sommer 1901 gleich oberhalb der Grauweidenregion einen kleinen Weiher, der erst Anfang September seine Eisdecke gebrochen hatte und unter gewöhnlichen Sommern dies sicher niemals tut. Auch habe ich in größerer Meereshöhe ähnliches gefunden. Was die Temperatur betrifft, so muß sie natürlich in den ge- nannten Seen auf Luotto immer sehr niedrig sein. Zwischen groben Feldern von ewigem Schnee eingebettet und mit einer kaum 19) SvEN Erman, schmelzenden Eisdecke belegt, dürften diese Gewässer ihr Wasser auf 44° © nicht erwärmen können. Sie gehören somit zu Forkr's „polaren Seen“ [18]. Die untern kleinen und seichten Seen der Region dagegen können im August eine verhältnismäßig hohe Tem- peratur bekommen, und nach andauerndem warmem Wetter habe ich bis zu — 12° C an der Oberfläche an den Ufern gemessen. Bei schlechtem Wetter sinkt sie aber bis auf 47° herunter. Die Tümpel werden natürlich höher erwärmt, und sogar auf der eben senannten kalten Hochebene Luotto maß ich einmal +175° C. Daselbst fanden sich aber zur selben Zeit während der Nacht dünne Eisschollen auf fließendem Schmelzwasser, und dennoch war der vor- hergehende Tag ungewöhnlich warm gewesen. Die kleinen Gewässer sind somit sehr bedeutenden Temperaturschwankungen ausgesetzt. * * * Den Gewässern milderer Gegenden gegenüber zeichnen sich alle Hochgebirgsgewässer, abgesehen von der Temperatur, durch ein ge- meinsames Merkmal aus, nämlich die Abwesenheit üppigerer Pflanzen- bestände, worin indes auch die Seen der obern Nadelwaldregion mit ihnen übereinstimmen. Nur in schlammreichen Teichen oder an sehr vereinzelten, geschützten Stellen der eigentlichen Seen kann man eine Ufervegetation von ziemlich dichten Beständen von Carex aquatilis und einigen andern weniger hervortretenden Wasserpflanzen finden, ein schwacher Ersatz für die großen Uferpflanzenbestände südlicherer Seen. Von der mittlern Grauweidenregion an aufwärts entbehren die Gewässer auch dieses Schmuckes, sie liegen in steriles Geröll eingebettet, wofern nicht die Tundra ihren Rasen bis ans Wasser hinabsendet. Jedoch finden sich auch in den allerhöchsten Seen Moose auf den Steinen unterhalb der Wasseroberfläche, in welchen verschiedene Tierchen ihre Nahrung suchen. Mit der Mikro- flora habe ich mich leider noch nicht bekannt gemacht. * Mi x 3. Das zusammengebrachte Material. Die Untersuchungen in der Natur sind so ausgeführt, daß ich mit einem Seiderazenetz, welches am Ende eines 2 m langen Stockes befestigt war, Fangzüge vom Ufer aus in der betreffenden Wasser- ansammlung machte. Nur auf einigen Seen, wo sich Boote fanden, konnte ich von solchen aus meine Fangzüge machen. Das Fischen vom Ufer aus ist indessen mit keinem Nachteil verbunden, denn, Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 13 wie wir im folgenden sehen werden, kommen in den Hochgebirgen die limnetischen Arten in reichlicher Menge auch an den Ufern vor. Wenn möglich besuchte ich dieselbe Lokalität zwei oder mehr Male. Immer machte ich sogleich an der Fangstelle Aufzeichnungen über die Naturverhältnisse des Gewässers, wie Lage, Größe, Tiefe (wo diese zu ermitteln war), Pflanzenleben, Zu- und Abflußverhältnisse, Temperatur usw. Im ganzen habe ich mir 298 Fangproben aus 180 Wasseran- sammlungen verschafft. Von diesen letztern gehören 48 der Birken- region, 89 der Grauweidenregion und 43 der Flechtenregion an. Die Proben aus der Nadelwaldregion sind also hier nicht mitgerechnet. Kapitel 2. Die Zusammensetzung der Fauna. Im ganzen habe ich in den Hochgebirgsregionen von den hier zu besprechenden Entomostraken 49 Arten und auberdem einige Varietäten gefunden. Von ihnen gehören 3 zu den Phyllopoden, 29 zu den Cladoceren und 17 zu den Copepoden. Für die Wissenschaft neu sind folgende Formen: Daphnia longispina var. Frigidolimnetica und var. intermedia, Canthocamptus schmeili var. lapponica. Neben diesen sind folgende Formen zuvor nicht in Schweden gefunden: Branchinecta paludosa, Daphnia longispina var. abbreviata und f. micro- cephala, Bosmina obtusirostris var. nitida, Acroperus harpae var. frigida, Canthocamptus cuspidatus und Diaptomus laciniatus. Bevor ich auf die Verteilung der Arten in faunistische Gruppen näher eingehe, will ich zuerst jede Art kurz für sich behandeln. Außer systematischen Bemerkungen, wo solche nötig sind, gebe ich dabei kurze Notizen über das Vorkommen in verschiedenartigen Ge- wässern und über die vertikale Verbreitung. Nur in interessantern Fällen, d. h. für im übrigen Europa nicht weit verbreitete Arten oder Formen, wird auch die übrige Verbreitung berücksichtigt. Rein biologische Besonderheiten werden hier nicht besprochen. Die Angaben über das Vorkommen der einzelnen Arten sind S. 41—42 tabellarisch zusammengefaßt. 14 SvEn EkmANn, 1. Besprechungen der einzelnen Arten. - Phyllopoda. Fam. Polyartemüidae. 1. Polyartemia forcipata Fischer. Diese den arktischen Gebieten der alten Welt angehörige Art, die in Schweden zuvor nur aus Karesuando im nördlichsten Lapp- land bekannt war (siehe LivLseBore [41]), kommt, wie ich schon in anderm Zusammenhange mitgeteilt habe [15], in unsern Hochgebirgen ziemlich gemein vor und zwar in allen drei untersuchten Gegenden. Sie lebt in kleinen und seichten Gewässern, nur selten kommt sie am Ufer der Seen vor. Am häufigsten tritt sie in der Birken- und Grauweidenregion auf, die Flechtenregion bewohnt sie nur in den untersten Teilen. Fam. Branchipodidae. 2. Branchinecta paludosa (0. F. MÜLLER). Diese ebenfalls arktische Phyllopode war in Skandinavien bis- her nur aus Norwegen bekannt, wo sie teils im Norden |41, 78], teils in den Hochgebirgen von Dovre& [78] gefunden wurde. LILLJE- BORG vermutete daher, daß sie auch in den zwischenliegenden Hoch- gebireen des nördlichen Schweden vorkomme, und das hat sich nun bestätigt. Ich habe sie in der Flechten- und Grauweidenregion der Torne-Lappmark und der Sarekgebirge ziemlich spärlich ge- funden, immer in kleinen Gewässern. Fam. Apodidae. 5} 3. Lepidurus arcticus (PALLAS). Syn.: Lepidurus (Apus) glaciahs autorum. Wie aber SAars [79] gezeigt hat, ist die KRÖYER’sche Art glacialis mit der ältern von PALLAS aufgestellten Art arcticus identisch. Auch diese Art ist völlig arktisch. Aus Skandinavien ist sie zuvor nur aus den höchsten Gebirgen des südlichen Norwegen [78] und aus der Umgebung des Sulitälma in Schwedisch-Lappland [41] Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 15 bekannt. Ich habe das Tier nur 5mal gefunden, und zwar immer in Seen. Von diesen sind zwei in der Torne-Lappmark gelegen nämlich der Abiskojaure in der Birkenregion und der unterste Kärsajauratj in der Grauweidenregion. Die übrigen drei liegen in den Sarekgebirgen: der Tjäurajauratj in den Pärtegebirgen, der Suorkejaure nördlich vom See Laitaure, beide im untersten Teile der Flechtenregion, und ein sehr kalter See auf der Hochebene Luotto. Cladocera. Fam. Sididae. 4. Sida erystallina (0. F. MÜLLER). Sie kommt in der Birkenregion einigermaßen gemein, in der Grauweidenregion aber nur ausnahmsweise vor, am häufigsten in den Seen, aber auch in kleinen Teichen. Fam. Holopeditdae. 5. Holopedium gibberum ZaDvaAchH. In den Seen der Birkenregion und der untern und mittlern Teile der Grauweidenregion ist diese Art regelmäßig anzutreffen. Im obern Teil der Grauweidenregion wird sie spärlich und kommt in der Flechtenregion sehr selten vor. Oft ist sie auch in sehr kleinen Gewässern gefunden worden. Sars [77] hat eine Varietät ornata aufgestellt, die sich von der Hauptart durch rote oder blaue Flecke in den Schalenduplikaturen unterscheidet. In den Hochgebirgen tritt diese Erscheinung, wie auch Sars bemerkt, sehr oft auf, jedoch habe ich auch hier unge- färbte Tiere gefunden, und zwischen beiden Extremen fanden sich alle Übergänge. Da weiterhin die Flecke bei einer und derselben Kolonie je nach den Jahreszeiten bald fehlen, bald vorhanden sein können, kann ihr Dasein nicht als hinreichender Grund für die Auf- stellung einer besondern Varietät gelten. Bald sind sie mennigrot, bald. und zwar meistens gegen den Herbst, blau. In einem Teiche beobachtete ich sogar gelbe Flecke, bisweilen ins Grünliche spielend. Weısmann [104] hat die Vermutung ausgesprochen, diese Schalen- flecke seien möglicherweise sekundäre Geschlechtscharaktere, die bei der sexuellen Fortpflanzung die Männchen anlocken sollten. Er war 16 Sven Ekman, indes nicht in der Lage, sie in der Natur beobachten zu können. Dagegen fand sie FrırscH [19] nur während der Zeit der parthenogenetischen Fortpflanzung und stellte daher eine solche Bedeutung in Abrede. Ich muß mich dieser letztern Ansicht unbedingt anschließen. Oft fanden sich nämlich die Schalenflecke schon im Frühling bei den halberwachsenen, aus den Dauereiern ausgeschlüpften Jungen. Oft waren sie auch im Frühsommer groß, während sie in denselben Ge- wässern im Herbste bald vor dem Eintritt der geschlechtlichen Fortpflanzung ganz verschwunden oder wenigstens sehr klein waren. Die Annahme von Fritsch, sie ständen im Zusammenhang „mit guter Ernährung und allgemeinem Wohlbefinden“, scheint mir wahr- scheinlich, denn die größten Flecke fand ich bei Tieren, die be- sonders groß waren und allem Anschein nach unter besonders günstigen Bedingungen lebten. Auch der unterhalb des Darms verlaufende, gewöhnlich blaue Zellenstrang, der von FrırscH beschrieben worden ist, variiert inner- halb weiter Grenzen, sowohl nach Größe wie nach Färbung. Bald ist er ganz blau ohne rote Beimenzung, bald blau mit einer solchen, bald, obwohl seltner, ganz mennigrot. Fam. Daphniidae. 6. Daphnia pulex (DE GEER). WESENBERG-LunD |106] hat unter dem Namen Daphnia groen- landica eine neue Art aus Grönland beschrieben, die sich von D. pulex durch einen in seitlicher Ansicht fast kreisrunden Körper mit einer aus der Mitte des Hinterleibes entspringenden Spina und einer etwas stärkern Bewehrung der Endkrallen des Abdomens unterscheiden soll. Exemplare mit ähnlichem Körperumriß und Spina habe ich aber von der wahren D. pwlex in den Hochgebirgen mehrmals an- getroffen, und zwar können diese Merkmale als typisch für diejenige Form angesehen werden, die im ersten Monat nach dem Auffrieren der Gewässer auftritt. Dieselben Charaktere gibt auch LIiLLIEBORG für seine forma vernalis an |45, vgl. seine fig. 8, tab. 9 mit der von WESENBERG-LUnD gegebenen Abbildung]. D. groenlandica wurde auch zu entsprechender Zeit, nämlich im Juli, gefunden. Auch in der Bewehrung der Endkrallen des Postabdomens habe ich an lapp- ländischen Exemplaren von D. pulex dasselbe Verhältnis gefunden, das für D. groenlandica typisch sein sollte. Diese letztgenannte ist Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 17 also mit der Frühlingsform von D. pulex identisch, was schon Rıc#Arn [66, p. 24] zuvor vermutet hat. Sie ist in den Hochgebirgen nicht häufig, lebt nur in kleinen und warmen Gewässern und steigt bis in die unterste Flechten- region hinauf. 7. Daphnia longispina O. F. MÜLLER. Syn.: D. longispina, hyalına, galeata, lacustris und crassisela autorum, In dieser Art vereinige ich alle diejenigen Formen, die von Sars [77] und nach ihm Rıcmarp [66] zu den 4 Arten longispina, lacustris, hyalina und galeata gruppiert, von spätern Forschern da- gegen, BURCKHARDT [5] und LiLLJEBORG [45], in den beiden Arten longispina und hyalına zusammengefabt worden sind. Außerdem muß auch D. cerassiseta BURCKHARDT mit ihnen vereinigt werden. Den Gründen, weshalb ich dies tue, werde ich im folgenden ein besonderes Kapitel widmen (S. 122). Von der Art, wie ich sie auffasse, kommen in unsern Hochgebirgen 7 Formen vor, deren ich jede für sich be- spreche. 1. Var. rosea Sars [71], (Textfig. J, S. 129), von LiLLJEBoRG [45] als die typische D. longispina angesehen. Sie stimmt mit der fig. 1 oder 2 auf tab. 13 in den „Cladocera Sueciae“ überein und ist rötlich. Sie variiert innerhalb ziemlich weiter Grenzen: die Körperlänge ist 2—2,3 mm, die Ruderborsten der 2. Antennen bald kurz und dick, bald lang und schmal; der Dorsalrand des Postabdomens von den Abdominal- borsten an ist bald konvex oder bildet sogar in der Mitte einen stumpfen Winkel, bald gerade oder sogar schwach konkav. Diese Form kommt nur in kleinen und warmen Gewässern vor und ist in der Birkenregion gemein, in der Grauweidenregion aber selten. 2. Var. abbreviata LiLLIEBoRG. (Textfig. K, S. 129.) Sie wurde von LIELJEBORG [43] für die Beringinsel beschrieben und ist seitdem nicht wiedergefunden worden. Wie ich mich durch Vergleich mit den im hiesigen Zoologischen Museum befindlichen Typenexemplaren LiLLJEBORG’s überzeugt habe, ist die unten zu erwähnende lapp- ländische Form mit der genannten Varietät identisch. Da sie zuvor nicht abgebildet worden ist, habe ich dies in der Textfig. K, S. 129 getan. Von der Hauptart unterscheidet sie sich vor allem durch den sehr kleinen Kopf, der bei parthenogenetischen Weibchen kaum mehr > a 18 Sven Ernan, als !/, der Länge des Tieres ausmacht. Auch in sagittaler Richtung ist er sehr klein. Die Schalenduplikaturen sind in seitlicher An- sicht beinahe kreisrund, und der Rücken ist an der hintern Kopf- srenze leicht eingebuchtet. Im ganzen erinnert die äußere Körper- form sehr an gewisse Formen von D. pulex, z. B. die früher als selbständige Art beschriebene Form obtusa Kurz. Die Spina ist kurz und entspringt aus der Mitte des Schalenhinterteils. Sie ist im Gegensatz zu var. zschokkei (STINGELIN) [96, 97], mit der die Form eine größere Ähnlichkeit hat, nicht dorsalwärts gerichtet, sondern mit der Längsachse des Tieres parallel. Auch sind die Endkrallen des Abdomens nicht wie bei dieser Varietät mit einem Nebenkamm versehen. Die Länge der eiertragenden Weibchen beträgt ohne die Spina 2,2—2,6 mm. Die Farbe des lebenden Tieres ist, besonders an den dorsalen Teilen, tief schwarzbraun, was sofort in die Augen fällt. Nach den in Spiritus aufbewahrten Exemplaren zu urteilen, gilt dies auch für die Tiere von der Beringinsel. Die Varietät geht durch Zwischenformen in die var. rosea über. Sie lebt nur in sehr kalten Gewässern der Flechtenregion und des obern Teiles der Grauweidenregion und tritt hier vikarlierend für die vorhergehende auf. Ich habe sie nur in den Sarekgebirgen und der Torne-Lappmark gefunden. 3. Var. frigidolimnetica n. var. (Textfig. L, S. 129). Sie steht der vorhergehenden sehr nahe und ist eine von ihr abgeleitete Form, die sich dem limnetischen Leben angepaßt hat. Von ihr unterscheidet sie sich nur durch geringere Körpergröße (Länge etwa 1,5 mm ohne die Spina), eine längere Spina, welche die halbe Länge des übrigen Tieres fast erreicht, und eine schwächere Färbung. Jedoch ist sie nicht hyalin. Sie vermittelt, wie ich später (S. 130) näher erörtern werde, den Übergang zwischen der vorhergehenden und der folgenden Form. Sie ist, wie ihr Name auszudrücken sucht, eine limnetische Form, die nur in sehr kalten Seen lebt. So habe ich sie im großen. und kalten See Torne-Träsk gefunden und außerdem in einigen kleinern Seen der Flechtenregion und der obersten Grauweidenregion, wie dem Latnjajaure und dem obern Tjuonajaure in der Torne- Lappmark und dem Tjäurajauratj (in den Pärtegebirgen), dem Sarekjauratji und dem See im Tale Snavvavagge in den Sarek- gebirgen. Folgende drei Formen gehören derselben jahreszeitlichen Varia- tionsserie an, weshalb ich sie nicht als Varietäten, sondern als Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 19 „formae“ bezeichne. Die Serie nenne ich nach ihrer Anfangs- und Endform die mierocephala-galeata-Reihe. 4. Forma microcephala Sars |73, 77] (Textfig. E, S. 124). Syn.: D. galeata var. microcephala SARS. Sie lebt nur limnetisch, findet sich nur im Anfang des Frühlings und ist nicht häufig. Sie kommt in der Birkenregion (z. B. im See Nakerjaure in der Torne-Lappmark) und wahrscheinlich auch in der Grauweidenregion vor. Auch im übrigen Europa wurde sie nur selten beobachtet. Gegen den Sommer geht sie in die nächstfolgende Form über. 5. Forma obtusifrons Sars [77, 66 p. 324| (Textfig. F, S. 124). Syn.: D. galeata var. obtusifrons SARS. Bisweilen ist sie die Sommerform der vorhergehenden, bisweilen tritt.sie aber auch als die erste Frühlingsform auf. Sie kann sich entweder womöglich den ganzen Sommer unverändert erhalten, was ich jedoch nicht sicher habe konstatieren können, oder sie geht, was sicher die Regel ist, im Spätsommer in die folgende Form über. Sie findet sich in allen Gewässern, wo die vorhergehende oder die folgende lebt, und ist in Seen und größern Weihern der Birkenregion und der untern Teile der Grauweidenregion ziemlich häufig. 6. Forma galeata (Sars [73, 77|) (Textfig. G und H, S. 124). Syn.: D. galeata (die kurzgehelmte Hauptart) SARrs, D. hyalina subsp. galeata (pro parte) bei LILLIEBORG [45]. Mit D. hyalina, f. galeata bei BurckuArpr [5] nicht ganz identisch, worüber näheres S. 133. Bei allen Exemplaren eines Sees in der Ebene bei Puorek in den Sarekgebirgen waren Anfang August die Schalenklappen ventral von der Spina eine Strecke weit tief braun oder fast schwarz ge- färbt. Diese Färbung rührte von kleinen Körnchen her, die zwischen den beiden Chitinblättern der Schalenduplikatur gelagert waren. Bei Tieren aus andern Gewässern habe ich Ähnliches nicht bemerkt. Sars scheint dieselbe Beobachtung gemacht zu haben [73]. Sie tritt niemals als die erste Frühlingsgeneration auf, sondern entwickelt sich immer aus der vorhergehenden Form und ist im Sommer und Herbste die häufigste der drei Formen der Serie. Sie hat dieselbe Verbreitung wie die vorhergehende. 7. Var. intermedia n. var. (Textfig. M, S. 134). Sie kann als eine bar. rosew bezeichnet werden, welche durch Hyalinität und einen, 9* 20 SvEN EKMAN, wenn auch kleinen, Kopfkiel sich dem Planktonleben angepaßt hat. Sie hält die Mitte zwischen der D. longispina, wie sie Sars [70] 1861 beschrieben und welche nach ihm RıcHarv [66] als die Hauptform der Art aufgestellt hat, und der D. lacustris Sars [71]. Von der erstern weicht sie durch ansehnlichere Körpergröße, 2,2—2,7 mm, und in die Pigmentmasse des Auges mehr eingesenkte Krystallinsen ab, was die Form der var. lacustris nähert. Von dieser unterscheidet sie sich jedoch durch eine breitere und weniger langgestreckte Körperform. Wegen dieser Zwischenstellung habe ich ihr den obigen Namen beigelest. Einige Kolonien der Varietät sind übrigens durch die ungewöhnliche Kürze der Ruderantennen-Borsten ausgezeichnet, deren distales Glied nur halb so lang wie das proximale und nahe seiner Ursprungsstelle mit einem großen schwarzen Flecke versehen ist. Es herrscht in dieser Hinsicht völlige Übereinstimmung. mit D. crassiseta BurckHarpr [öl. Bei Tieren aus andern Gewässern, die übrigens mit den vorigen ganz übereinstimmten und ohne jeden Zweifel zu derselben Varietät gerechnet werden müssen, waren die Börstchen jedoch doppelt so lang, das distale Glied war ebenso lang wie das proximale, und der schwarze Fleck war kaum merkbar. Die Kürze der Ruderbörstchen kann also nicht in jenem Grade syste- matisch verwertet werden, wie es BURCKHARDT getan hat, der eben wegen dieser Abweichung seine D. crassiseta als von D. lacustris Sars artlich verschieden auffaßt. Imdessen betrachtete auch er, wegen des Fehlens jeder genauen Angabe über die Ruderborsten der Sars’schen Form, eine Identität nicht als ganz ausgeschlossen. Die neue Varietät ist nur in Frostviken gefunden, wo sie in den Seen Sipmikjaure in der Birkenregion und Avardojaure in der Grauweidenregion pelagisch vorkam. In der Nadelwaldregion war sie häufiger und auch in kleinen Weihern zu finden. 8. Scapholeberis mucronata (0. F. MÜLLER). Von dieser Art findet sich sowohl die Hauptform als auch var. cornuta, beide meistens in derselben Wasseransammlung und zu derselben Zeit. Die Art kommt nur in stark erwärmten Gewässern vor, wie kleinen Sümpfen und Tümpeln und seichten Weihern. In solchen trifft man sie aber ziemlich häufig, sowohl in der Birken- region als den untern Teilen der Grauweidenregion. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 21 9. Simocephalus vetulus (0. F. MÜLLER). Kommt nur in stark erwärmten Kleingewässern in der Birken- region vor und auch in solchen selten. 10. Ceriodaphina quadrangula (0. F. MÜLLER). Sowohl die Hauptform als var. hamata kommen in den Hoch- sebirgen vor und zwar untereinander gemischt, weshalb ich sie hier zusammen bespreche. Sie wird ziemlich oft in der Birken- und Grauweidenresion angetroffen, in der Flechtenregion aber selten und nur in warmen Tümpeln. Fam. Bosminidae. 11. Bosmina obtusirostris Sars (nach LILLIJEBORG |45]). Unter diesem Namen hat LiLLJEBORG in seinem großen Werke „Cladocera Sueciae“ einige früher als besondere Arten beschriebene Formen zusammengeschlagen und bezeichnet sie demnach als Varie- täten dieser Art. Die in den schwedischen Hochgebirgen vor- kommenden Formen mit ihren wichtigsten Merkmalen sind: obtusi- rostris SArs mit hervorragender Stirn und schwacher Schalenskulptur; lacustris Sars ohne hervorragende Stirn und mit schwacher Schalen- skulptur; arctica LILLIEBORG (bei WESENBERG-LUND|106|) mit hervor- ragender Stirn und sehr starker Schalenskulptur; endlich die von LILLJEBORG nicht erwähnte 2. nitida Sars ohne Schalenskulptur, mit sehr kurzen Antennen des 1. Paares und geringerer Körpergröße als die übrigen. Betreffs der gegenseitigen Stellung dieser Formen stimme ich LILLJEBORG völlig bei und betrachte sie somit als einer und der- selben Art angehörend und zwar aus folgenden Gründen: die Form obtusirostris SARS, die nach dem Vorgange LiLLJEBoRG’s im folgenden als die Hauptform bezeichnet wird, geht durch Zwischenformen sowohl in arctica als in lacustris über. Besonders sind die Über- sangsformen zur erstgenannten sehr zahlreich. In der Tabelle S. 41 sind sie zur Hauptform gestellt. Bisweilen habe ich beob- achtet, dab eine Dosmina-Kolonie, die im Anfang des Sommers nur aus der Hauptform bestand, gegen den Herbst nur aus archca zu- sammengesetzt war. Da letztere somit bisweilen nur eine Temporal- form der Hauptform ist, bezeichne ich sie nicht als Varietät, sondern 29 Sven EkMAn, schlechthin als „forma“. Oft gehören aber schon die aus den Dauer- eiern heraustretenden Tiere der f. arctica an, und andrerseits kann man auch im Herbste die Hauptform finden. Auch in die var. lacustris geht f. arctica über, jedoch nicht durch temporale, sondern lokale oder individuelle Variation. Am konstantesten scheint sich var. mitida zu erhalten, jedoch habe ich einmal eine arctica-Kolonie gesehen, deren Individuen durch sehr kurze Antennen des 1. Paares an die genannte Varietät erinnerten, und es unterliegt mir keinem Zweifel, daß diese als selbständige Art nicht aufrecht zu erhalten ist. 1. Die Hauptform, obtusirostris SARs, ist in den Hochgebirgen einer der allgemeinsten Entomostraken und gedeiht in Wasser- ansammlungen jeder Art, sowohl in großen Seen, wo sie sich der limnetischen Lebensweise durch schwächere Färbung angepaßt hat, als in Teeichen und Weihern, ja sogar in den allerkleinsten Tümpeln und Sümpfen ist sie regelmäßig vorhanden. Bei Exemplaren aus den letztgenannten Lokalitäten habe ich oft kleine schwarze Pismentkörner in der Schale zerstreut gefunden.. In allen 3 Regionen ist sie gemein. Übrigens ist sie, wie auch die folgenden Formen, auf die nördlichen Teile der Erde beschränkt. 2. Forma arctica LILLJEBORG. In ihrer typischen Ausbildung habe ich sie in Frostviken und den Sarekgebirgen gefunden. Sie ist nicht selten, obgleich nicht so gemein wie die Hauptform, und tritt in ähnlichen Gewässern wie diese auf. 3. Var. lacustris (Sars). Sie fand sich nur in Frostviken in den Seen der Birkenregion und immer limnetisch. 4. Var. mitida (Sars) habe ich nur in einem Weiher in der Grauweidenregion der Sarekgebirge gefunden. Fam. Liymcodaphmiidae. 12. Ophryoxus gracilis SARS. In der Uferregion der Seen und in kleinen Gewässern der Birken- reeion findet sich diese Art ziemlich regelmäßig, in der Grauweiden- region wird sie aber selten und fehlt in der Flechtenreeion. 13. Lathonura rectirostris (0. F. MÜLLER). Nur zweimal erbeutet und zwar in kleinern Gewässern der Birkenregion in der Torne-Lappmark und den Sarekgebirgen. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 23 14. Streblocerus serricaudatus (FISCHER). Diese Art habe ich nur selten, jedoch in allen drei Hochgebirgs- segenden und sowohl in der Birken- als der Grauweidenregion ge- funden. Da sie in höherm Grade als die meisten übrigen Clado- ceren eine verborgene Lebensweise im Schlamme führt, dürfte sie etwas häufiger sein, als es meine Sammlungen dartun. Sie scheint immer in kleinen Weihern zu leben. 15. Acantholeberis curvirostris (0. F. MÜLLER). Nur in Frostviken gefunden, aber sowohl in der Birken- als in der Grauweidenregion, immer indes in seichten und stark erwärmten Tümpeln. Fam. ZLymeeidae. 16. Eurycereus lamellatus (0. F. MÜLLER). Die Art ist eineder häufigsten Hochgebirgs-Cladoceren und kommt in den verschiedenartigsten Gewässern vor, jedoch nur ausnahms- weise in der Flechtenregion. 17. Acroperus harpae BAIRD. Neben der typischen Form lebt in den Hochgebirgen sehr häufig eine abweichende, die ich unten var. frigida nenne. Da sie durch eine lückenlose Serie von Zwischenformen ineinander übergehen, werde ich sie in der Tabelle S. 41 zusammen besprechen. 1. Die Hauptform. Sie ist in allerlei Gewässern der Birken- region sehr häufig, wird aber in der Grauweidenregion durch Über- gangsformen zu der Varietät vertreten. 2. Var. frigida mihi (Textfig. A u. B). Sie ist mit einer von WirErzessk1 [110] als A. leueocephalus var. aus der Hohen Tatra be- schriebenen Form identisch. Das typisch ausgebildete Weibchen unterscheidet sich von der Hauptform vor allem durch den stark rückgebildeten Kopfkiel. Dieser ist sehr wenig hervortretend, so daß der Abstand zwischen Auge und Stirnkontur kaum so groß ist wie der Durchmesser des Auges. Beim Männchen ist der Kopfkiel womöglich noch kleiner. Eine zweite Eigentümlichkeit des Männ- chens der Hauptform gegenüber ist die stärker gewölbte Rücken- kontur und der mehr nach unten und weniger nach vorn gehaltene 24 SVEN EKMAN, Kopf, wodurch sich das Männchen in der allgemeinen Körperform dem Weibchen mehr nähert, als dies bei der Hauptform der Fall ist. An den Analrändern des Postabdomens findet sich ein Besatz von sehr kleinen Härchen, die sowohl beim Weibchen als beim Männchen wahrzunehmen sind. Sie sind in derselben Weise ausgebildet, wie sie STINGELIN |[98, fig. 28] abgebildet hat, obgleich LiLLJeBorg [45] ihr Dasein nachher bezweifelt hat. Indes habe ich sie auch bei der Hauptform angetroffen. Die Skulptur der Schale und die übrigen Merkmale sind dieselben wie bei der letztgenannten. Länge des 2 0,75—0,85 mm, die des & 0,65—0,70 mm. Fig. A. Fig. B. Acroperus harpae BAIRD Acroperus harpae BAIRD var. frigida mihi. 9. 58:1. var. frigida mihi. . 58:1. Diese Varietät ist eine für sehr kalte Gewässer eigentümliche Form der Art. In der Flechtenregion ist sie gemein, geht aber in der Grauweidenreeion durch Zwischenformen in die Hauptart über. 18. Alonopsis elongata SARS. Sie ist sehr gemein und über alle drei Regionen verbreitet. Sie findet sich sowohl in den größten Wasserbecken, wo sie an den Ufern lebt, wie in den kleinsten Tümpeln und Sümpfen. 19. Lynceus quadrangularis O. F. MÜLLER. Bemerkung zur Gattung Lynceus: Nach dem Vorgange LILLJEBORG’S [45] verwende ich den alten OÖ. F. MÜLuEr’schen Namen Lynceus für die gewöhnlich Alona genannte Gattung. Als die alte Gattung Lynceus in mehrere zerteilt wurde, wurde der alte Name ganz gestrichen, ohne auf eine der neu aufgestellten Gattungen übertragen zu werden, was offenbar unrichtig ist. Die von MÜLLER zuerst als ein Lynceus beschriebene Art (L. quadrangularis) gehört der gewöhnlich Alona genannten Gattung an, und dieser letztere Name muß also dem alten Zynceus seinen Platz zurück- geben. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 25 L. quadrangularis findet sich in den Hochgebirgen nur vereinzelt, und ich habe das Tier nur in der Torne-Lappmark gefunden, zwei- mal in der Birkenregion und einmal in der Grauweidenregion. 20. Lynceus affinis LEypıe. In den Uferregionen der Seen sowie in kleinern Gewässern ist dieses Tier in der Birkenregion ziemlich häufig, wird aber in der Grauweidenreeion spärlicher und fehlt in der Flechtenregion. 21. Lynceus costatus (SARs). Diese Art habe ich nur einmal in der Grauweidenregion in Frostyiken angetroffen. 22. Lynceus guttatus (Sars). Auch diese ist sehr selten. In der Birkenregion Frostvikens und der Sarekgebirge habe ich sie je einmal gefunden und einmal in der Grauweidenregion Frostvikens. 23. Lynceus intermedius (SARS). Diese in Skandinavien sehr seltene Art habe ich dreimal in Weihern oder Sümpfen gefunden und zwar zweimal in der Birken- region der Torne-Lappmark und einmal in der Grauweidenregion Frostvikens. 24. Leptorhynchus falcatus (SARS). - An den Ufern der Seen und in Tümpeln wurde diese Art vier- mal angetroffen, teils in Frostviken, teils in den Sarelgebirgen, und zwar sowohl in der Birken- als auch im untern Teile der Grau- weidenregion. 25. Alonella esccisa (FISCHER). In der Birken- und Grauweidenregion kommt diese Art ziemlich häufig vor, wird dagegen in der Flechtenregion selten und nur in ihren untersten Teilen angetroffen. Sie lebt sowohl in kleinern als in den Uferregionen größerer Gewässer. 26. Alonella exigua (LILLIEBORG). Nur in drei kleinen Weihern der Birkenregion in der Torne- Lappmark und den Sarekgebirgen gefunden. 26 SVEN EKMAN, 27. Alonella nana (BAIRD). Sie ist häufiger als die vorhergehende und kann nicht als selten betrachtet werden. Sie lebt sowohl.in größern als kleinern Ge- wässern, sogar in Sümpfen, und steigt bis in den untern Teil der Flechtenregion hinauf. Schon im obern Teile der Grauweiden- region wird sie aber spärlich. 23. Peratacantha truncata (OÖ. F. MÜLLEr). Nur in Frostviken habe ich diese Art gefunden und zwar nur einmal in der Birken- und zweimal in der Grauweidenregion. Sie wurde nur in verhältnismäßig stark erwärmten Gewässern erbeutet. 29. Chydorus sphaericus (OÖ. F. MÜLLER). Von dieser Cladocere kommen zwei in ihrer extremsten Aus- bildung voneinander sehr abweichende Formen in den Hochgebirgen vor, die aber durch eine ununterbrochene Serie von Zwischenformen verbunden sind. 1. Die Hauptform. Es ist dies die von den meisten Autoren schlechthin als Ch. sphaericus bezeichnete Form. Bisweilen sind die Zähnchen der Analränder unregelmäßig gruppenweise geordnet, dies ist aber nur eine individuelle Abweichung. Als eine lokale Variation ist aber eine eieentümliche Schalenskulptur zu betrachten, die ich bei Tieren aus dem kleinen See Somasreppejaure in der Torne- Lappmark beobachtet habe. Bei ihnen zeigten die hexagonalen Zellen der Schalenklappen eine feine, in der Längsrichtung des Tieres verlaufende Streifung, in ähnlicher Weise wie sie sich bei Oh. punetatus Heuuich [36] und Alonella excisa (FıscHEr) findet. Von der erstgenannten, die übrigens nach LILLJEBORG nur eine Form von Oh. sphaerieus var. caelata ist, unterscheidet sich die Form durch das Fehlen von Höckern an der Zellenoberfläche, falls nicht als. solche die ab und zu deutlich sichtbaren Zellkerne gedeutet worden sind. 2. Var. caelata (SCHÖDLER). Sie ist durch die punktierte Skulptur der Zellen in den untern und hintern Teilen der Schalenklappen ausgezeichnet. Die Pünktchen bestehen aber nicht, wie das an- gegeben worden ist, aus hervorragenden Höckerchen, sondern aus Vertiefungen, wovon ich mich an Querschnitten überzeugt habe. Daß indessen die von mir untersuchten Tiere mit der genannten Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 27 Varietät identisch sind, habe ich durch Vergleich mit den von LILLJEBORG bestimmten Exemplaren des hiesigen Museums ermittelt. Die von Marıre [52], Srımcenın [98] und Linusesore [45] ge- äußerte Ansicht, daß diese von andern Autoren als selbständige Art aufgeführte Form nur eine Varietät von Ch. sphaericus sei, ist zweifelsohne richtig. Es sind nur die völlig ausgewachsenen Tiere, die die genannte Schalenskulptur besitzen, bei den jungen findet sich kein Unterschied gegenüber der Hauptform. Auch in Gewässern, wo sämtliche ausgewachsene Tiere ausgeprägten caelata-Charakter aufwiesen, fehlte er bei den Jungen. Andrerseits können auch ältere Tiere ihn sehr schwach ausgebildet haben, und gewöhnlich lebte die typische Varietät in demselben Gewässer, wo sich auch die Hauptform fand nebst einer lückenlosen Reihe von Zwischenformen zwischen beiden. Die von mir beobachteten caelata-Exemplare waren im Leben durch eine rötlichgelbe Farbe ausgezeichnet. Diese Art ist, nebst Bosmina oblusirostris, die häufigste aller Hochgebirgs-Entomostraken. Sie lebt in Gewässern allerlei Art und steigt bis in die höchstgelegenen und kältesten Seen hinauf, wo sie oft die einzig vorkommende Cladocere ist. Sie ist auch von andern Forschern als ein wahrer Ubiquist anerkannt. Var. caelata habe ich nicht in den kältesten Seen gefunden, sonst ist sie aber ziemlich gemein und über alle drei Hochgebirgsregionen verbreitet. 80. Chydorus piger SARS. Diese nur in Skandinavien und Finnland, und auch hier nur selten, gefundene Art ist mir aus zwei größern Seen der Birken- region in Frostviken (Sipmikjaure und Stora Väktarsjön) bekannt und außerdem aus einem Sumpfe in der Birkenregion der Torne- Lappmark, was eigentümlich ist, da sie sonst nur in größern Ge- wässern gefunden wurde. Fam. Polyphemidae. 3l. Polyphemus pediculus (LINSE). Diese in den Hochgebirgen sehr häufige Art lebt sowohl in den gröbten Gewässern, wo sie in der Uferregion vorkommt, als in den kleinsten und seichtesten Tümpeln und Sümpfen. In der Birken- und Grauweidenregion ist sie, wie erwähnt, sehr häufig, wird aber in der Flechtenregion spärlich und nur in ihren untern Teilen an- getroffen. 28 SVEN EKMARN, 32. Bythotrephes longimanus LEYDIG. Von dieser Art habe ich sowohl die kleinere Hauptart (D. longi- manus LEYDIG S. Str. LILLJEBORG) als die große Varietät arctica LILLJEBORG beobachtet. Wie ich weiter unten zeigen werde (S. 138 ff), sollte eigentlich die letztgenannte, da sie die ursprüngliche Form ist, von welcher sich die erstere ableitet, als die Hauptart bezeichnet werden. Da aber eine solche Umänderung nicht mit den allgemein angenommenen Nomenklaturregeln im Einklang steht, habe ich die alte Bezeichnungsweise beibehalten. Zwischenformen der Gröhbe nach zwischen beiden habe ich an mehreren Orten gefunden, und wie ich unten (S. 138 ff.) näher erörtern werde, ist eigentlich auch die kleinere nord-skandinavische Form eine Übergangsform zur Haupt- art, und diese letztere findet sich in ihrer extremsten Ausbildung, wie sie zuerst von LeypıG beschrieben wurde, nur in südlichern (Gegenden. Im folgenden bezeichne ich aber die kleinere Form als die Hauptform, da sie mit der Begrenzung, die LiLLsEBorc [45] dieser gegeben hat, zweifelsohne als solche anzusehen ist. Die jungen, noch nicht ausgewachsenen Tiere weisen eine un- bedeutende Verschiedenheit auf, je nachdem sie aus Dauereiern aus- geschlüpft sind oder im Brutraum der Jungfernweibchen ihre Ent- wicklung durchgemacht haben. Im ersten Falle haben schon halb- erwachsene Junge oft 2 Paar Schwanzkrallen, und noch ehe sie völlig ausgewachsen sind, deren 5—4, die von Jungfernweibchen erzeugten Jungen aber, auch wenn sie schon fast ihre volle Größe erreicht haben, nur 1—2 Paare. Dies beruht zweifelsohne darauf, dab die aus den Dauereiern hervorgesangenen Jungen wegen ihres Lebens im Freien öfter die Schale wechseln müssen, und die Zahl der Schwanzkrallen wird bekanntlich mit jedem Schalenwechsel um 1 Paar erhöht. Im Brutraum dagegen findet kein Schalenwechsel statt, und die Jungen sind, wenn sie denselben verlassen, schon sehr groß. — Die erwachsenen Weibchen besitzen oft 4 Paare, die er- wachsenen Männchen niemals mehr als 2 Paare Krallen, die Haupt- art oft nur 1 Paar. 1. Die Hauptart habe ich in der Torne-Lappmark gar nicht, in den Sarekgebirgen nur in einem auf der Baumgrenze gelegenen See (Kallakjaure) angetroffen. In Frostviken fand ich sie aber fast in jedem See der Birkenregion und der obern Nadelwaldregion und in der Grauweidenregion auch in ziemlich kleinen Teichen. In den Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 29 nördlichsten Hochgebirgsgegenden scheint var. arctica, in den süd- lichen die Hauptart vorzuherrschen. 2. Var. arctica. In der Torne-Lappmark fand ich sie spärlich, in den Sarekgebirgen dagegen an mehreren Orten. Sie war hier in gewissen Gegenden der Birkenregion (der Ebene bei Puorek) sehr häufig und fand sich sowohl in teichartigen Seen als in kleinen Pfützen. In der Grauweidenreeion war sie nur spärlich in den untern Teilen vorhanden. In Frostviken fehlte sie ganz. Auch zuvor ist sie nur im nördlichsten Europa gefunden worden. Gopepoda. Fam. Cyelopidae. 33—34. Cyelops gigas Craus und C©. viridis (JURINE). Diese beiden Arten will ich hier wie auch in der Tabelle S. 42 zusammen behandeln, weil ich in den meisten Fällen nur junge Tiere gesehen habe, so daß es mir unmöglich war, sie sicher zu bestimmen, besonders da auch bei den ausgewachsenen Exemplaren die beiden Arten einander sehr ähnlich sind. Sie werden auch von den meisten Autoren als eine einzige Art betrachtet, jedoch finden sich nach LILLJEBORG [46, 47] und Sars [72] bestimmte, wenngleich unbedeutende Unterschiede zwischen beiden, sowohl morphologische als biologische. So ist C. gigas eine ausgesprochene Kaltwasserform, die nur in ark- tischen Gegenden oder in kalten und tiefen Wasserschichten größerer Seen während des Sommers, sonst aber nur während der kalten Jahreszeit günstige Existenzbedingungen findet, während ©. virıdis wärmere Wohnplätze und Jahreszeiten bevorzugt. Nur in wenigen Fällen konnte ich, wie oben bemerkt, die Art sicher bestimmen. So habe ich den typischen ©. gigas in sehr kalten Gewässern der Flechtenregion gefunden, den typischen ©. viridis da- gegen in seichten und warmen Tümpeln der Birkenregion. Dies stimmt ja gut mit den oben erwähnten Angaben von LiLELJEBORG und Sars überein, und ich möchte glauben, dab die erstgenannte Art in der Flechten- und Grauweidenregion, die letztgenannte dagegen in der Birkenregion oder wenigstens den kleinern Gewässern derselben lebt. Die beiden Arten, zusammengenommen, sind ziemlich häufig, obgleich, wie oben bemerkt, meistens in jungen Exemplaren und in geringer Individuenzahl vorhanden. Ich habe sie in allen drei 30 SvEn ExkMAn, Untersuchungsgebieten und allen drei Hochgebirgsresionen an- getroffen, sogar in den allerkältesten Seen der Flechtenregion (auf Luotto), wo sie schon während des Auffrierens mit. Eiersäck- chen versehen waren (diese Exemplare gehörten sicher der Art C. gigas an). 35. Cyelops vernalis FISCHER. Die Art variiert betreffs der Länge der Antennen des 1. Paares, indem diese bald das 1. Cephalothoraxsegment ein wenig überragen, bald den Hinterrand desselben nicht erreichen, was ja die Regel ist. Auch die Farbe ist variabel, indem man sowohl fast völlig hyaline als auch stark braungefärbte Exemplare trifft, und zwar scheinen diese Variationen lokal zu sein. Die hellere Färbung scheint indes nicht mit einer limnetischen Lebensweise verbunden zu sein. In sowohl kleinen als großen Gewässern kommt die Art in allen drei Regionen ziemlich gemein vor, sogar in den allerkältesten Seen der Hochebene Luotto, schon als sie soeben aufzufrieren begonnen hatten. 56. Cyelops robustus SARS. Auch von dieser Art kommen sowohl fast hyaline als tief- braune Exemplare vor. In ihrem Vorkommen und ihrer Ver- breitung stimmt sie mit der vorhergehenden Art überein. Ob sie von dieser artlich zu scheiden ist, dürfte fraglich sein. 37. Cyelops strenwus FISCHER. Mit dieser Art haben Scaamziz |83] und nach ihm andere Forscher ein paar andere Arten, unter ihnen auch die folgende, (©. sceutifer, ver- einigt. Sars [80, p. 26) und LiLLsEBoRG [47, p. 34; 46, p. 9] haben schon die Unhaltbarkeit dieser Vereinigung nachgewiesen, und ich stimme ihnen betreffs der hier zu besprechenden beiden Arten völlig bei. Wer sie wirklich in ihrer typischen Ausbildung gesehen hat, kann sie unmöglich miteinander verwechseln, und Übergänge zwischen beiden habe ich nie gesehen. Sie können nicht als Lokalvarietäten einer und derselben Art aufgefaßt werden, denn ich habe sie mehr- mals im Plankton desselben Sees gefunden. Alle von mir beobachteten Tiere gehören derjenigen Form der Art an, die LitnseBore |47, p. 30] als Frühlingsform bezeichnet. Da seine Beschreibung derselben auf schwedisch gegeben ist, dürfte eine kurze Wiederholung der Merkmale hier nicht unwillkommen , Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 31 sein: Die Größe ist etwas beträchtlicher als bei den andern Formen, f. abyssorum (G. O. Sars [72, p. 29|) ausgenommen, und beträgt etwa 2 mm beim Weibchen, 1,3—1,4 mm beim Männchen. Von der letztgenannten Form unterscheidet sie sich durch die beiden Dorne an der Spitze des innern Ästes des 4. Fußpaares, von denen der äußere halb so lang wie der innere ist (bei f. abyssorum noch kürzer). Sie findet sich nur während des Frühlings in südlichern Gegenden und geht gegen den Sommer in die kleinere Sommerform über. — Die Farbe der Hochgebirgsexemplare war bald weiblich, bald rötlich, und in diesem Falle war die Färbung am 1. Cephalo- thoraxsesment und am Abdomen besonders stark. Das 2. Cephalo- thoraxsegment ragte immer seitwärts mehr hervor als die andern. Die Art ist in den Hochgebirgen nicht häufig, kommt jedoch in allen drei Regionen vor. Sie lebt sowohl in Seen als in kleinen, aber kalten Gewässern. 38. Cyclops scutifer SARS. Er ist von ©. strenwus durch das .seitlich stark hervortretende 4. und 5. Cephalothoraxsegment leicht zu unterscheiden. Die deutschen und schweizerischen Forscher haben diesen Unterschied nicht richtig aufgefaßt. Ich verweise des weitern auf LiLLsEBoRG |47| und Sars [80]. Er ist der häufigste Copepode der nord-schwedischen Hoch- gebirge, gehört allen drei Regionen an und ist sogar in den aller- kältesten Gewässern, schon ehe sie aufgefroren sind, sehr zahlreich. Er lebt fast in jedem See und oft auch in sehr kleinen Gewässern. 39. Cyclops serrulatus FISCHER. Nächst der vorhergehenden ist diese Art die häufigste’ unter den Copepoden und lebt sowohl in kleinen als großen Gewässern jeder der drei Regionen. 40. Oyelops macrurus SARS. Nur in einem See der Birkenregion der Sarekgebirge habe ich diese Art erbeutet, und sie gehört somit eigentlich nicht der Fauna unserer Hochgebirge an. In den obern Teilen der Nadelwaldresion dagegen ist sie häufiger. Fam. Harpacticidae. Bei der Besprechung der Harpactieiden werde ich auf die Morphologie etwas näher eingehen, als ich es bei den meisten übrigen 32 SVEN EKMANn, Entomostraken getan, weil ich in vielen Fällen bedeutende Variationen gefunden habe. Die Systematik der Harpacticiden ist noch in vielen Punkten unsicher, weil man wegen der spärlichen Zahl, in welcher die Tiere meistens angetroffen werden, das Variationsvermögen der einzelnen Arten nur selten hat feststellen können. Deshalb dürfte jede hierauf bezügliche Angabe von Wert sein. Die folgenden Mit- teilungen werden auch zeigen, daß man gewissen Eigentümlichkeiten, nämlich der Ornamentik der Körpersegmente und der Bewehrung der Füße, in systematischer Hinsicht allzu großes Gewicht -beigelegt hat, denn diese Merkmale sind bei einer und derselben Art sehr variabel, und oft sind die Variationen ganz individuell. Allgemeine Schlüsse zu ziehen, gestattet mir das Material nicht, jedoch: will ich bemerken, dab ich die Form und Bewehrung der Furcalglieder stets konstant gefunden habe. Betreffs des Vorkommens der verschiedenen Arten ist zu be- merken, dab diese Tiere wegen ihrer Lebensweise im Bodenschlamme und unter den Pflanzen des Bodens dem Fangnetze viel öfter als die andern Eintomostraken entgehen, und ich habe sie deshalb bei weitem nicht in allen Gewässern erbeutet, wo sie wirklich vor- kommen werden. 41. Canthocamptus areticus LILLIEBORG. (Ta&- l.-Hie.1.) In der Ausbildung des Analoperculums sowie in der Bewehrung der Furcalglieder des Weibchens habe ich einige kleinere Ab- weichungen von den Abbildungen LiuLszgorg’s [48] gefunden, und ich gebe in Fig. 1 eine genaue Zeichnung dieser Körperteile. Wie ich mich an den im hiesigen Universitätsmuseum befindlichen Typen- exemplaren LiLLIJEBORG’s überzeugt habe, bilden diese Abweichungen jedoch keine Verschiedenheiten gegen die LiLLJEBoRG’sche Form, sondern meine Angaben gelten auch völlig für sie. Das Analoperculum ist am Hinterrande nur wenig abgerundet und fast quer abgestutzt. Wie an diesem Rande findet sich auch am untern Rande des Afters eine Querreihe von Zähnchen, aber diese sind viel feiner und auch kürzer (in der Figur nicht dar- gestellt). Die Furcalglieder sind an der obern Seite und an ihrem innern Teile mit zwei Querreihen von Härchen besetzt, welche nach innen mit einander konvereieren. | In der Ornamentik der Abdominalsesmente habe ich einige Variationen gefunden. Gewöhnlich stimmt sie mit den Angaben Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 33 LILLISEBORG’s völlig überein, die Zähnchenreihen sind demnach auf die Seiten der Segmente beschränkt. Bei einigen Exemplaren er- strecken sich dagegen diese Querreihen, mit Ausnahme derjenigen an der Mitte des Genitalsegments, rings um das ganze Segment, hier und da jedoch auf kurze Strecken unterbrochen. Bei den jungen, noch nicht völlig geschlechtsreifen Weibchen finden sich am untern Teile des Hinterrandes des vorletzten Segments er eine Querreihe von ziemlich groben Zähnen. Zu beiden Seiten der weiblichen Geschlechtsöffnung habe ich bisweilen je eine gefiederte Borste gefunden. Solche finden sich aber nur bei jungen, obwohl völlig geschlechtsreifen Tieren, und ich vermute daher, daß sie bei der ersten Begattung abgebrochen werden. Im übrigen stimmen meine Beobachtungen völlig mit denen LILLJEBORG’S überein. Die Zahl der Eier im Eiersäckchen ist bei allen von mir beobach- teten Exemplaren stets nur 2 gewesen. Diese Art scheint die häufigste der Gattung zu sein. Sowohl in der Torne-Lappmark und den Sarekgebirgen als in Frostviken habe ich sie gefunden, und zwar in allen drei Regionen und sowohl in großen als kleinen (Gewässern. Auch bisher ist sie nur aus Schweden, vorzugsweise den nördlichen Provinzen, bekannt. 42. Canthocamptus cuspidatus SCHMEIL. Cats I, -Big.'2:) Von der von ScHımEıu [87] nach Exemplaren aus dem Rhätikon- gebirge gegebenen Beschreibung der Art weichen meine Exemplare nur in unwichtigen Einzelheiten ab, die ich im folgenden erwähne. Beim Weibchen ist die Ornamentik der Köpersegmente fast genau dieselbe, wie sie SCHMEIL darstellt, nur ist das vierte Segment ebenso sehr mit Zähnchen besetzt wie das fünfte, und die Hinter- ränder der Abdominalsesmente sind glatt anstatt fein ausgezackt. Zu beiden Seiten der Geschlechtsöffnung findet sich je eine kurze gefiederte Borste. Die Schwimmfüße des 1. Paares weichen dadurch ab, daß der Aubenast am Innenrande des 2. Gliedes einen kleinen Dorn trägt und ebenso der Innenast am Innenrande des 1. Gliedes. — An den Füßen des 4. Paares trägt das 3. Glied des Außenastes am inneren Rande statt 2 feinerer Borsten nur einen groben und langen Dorn (Fig. 2), wodurch sein Außenast eine von der Norm abweichende 3 34 SVEN EKMAN, Form erhält. Bei andern Exemplaren dagegen trägt es an der- selben Stelle 2 Dorne, wodurch es sich der Rhätikonform mehr nähert, und bei einigen Exemplaren endlich habe ich völlige Über- einstimmung mit dieser gefunden. Es macht sich somit in der Aus- bildung dieses Fußpaares eine große Variabilität geltend. Im übrigen stimmt das Fußpaar mit dem der Rhätikonexemplare überein. — Das 5. Fußpaar ist ziemlich variabel. Das 2. Glied ist bald nur mit 5, bald sogar mit 7 Borsten versehen. indem außer den 6 von ScHMEIL dargestellten Borsten basal an der Außenseite eine neue hinzugetreten ist. An der innern Verlängerung des Basalgliedes finden sich nach außen von der charakteristischen kurzen Borste bald 3 Borsten, wie es ScCHMEIL angibt, bald nur 2. Beim Männchen ist die Ornamentik der Körpersegmente sroßen Schwankungen unterworfen. Bald sind die Vorderleibs- seemente wie beim Weibchen mit Zähnchenreihen versehen, bald gehen den 4 vordersten solche ganz ab, und nur das 5. trägt lateral je eine kurze Reihe. Bei den am spärlichsten gezähnelten Individuen findet sich an denselben Stellen des 6. Segments eine etwas längere Reihe, und die 3 folgenden Segmente sind mit je einem an mehreren Stellen, vorwiegend auf der Dorsalseite, unterbrochenen Ringe von Zähnchen versehen, welche alle von derselben Größe sind. Bei andern Individuen ist das 6. Sesment wie das 5. mit mehreren kurzen Querreihen von Zähnchen besetzt, jedoch nicht auf der Ventralseite, welche glatt ist, und die Zähnchenringe der 3 folgenden Segmente sind ununterbrochen. Solche Exemplare sind dadurch den Rhätikontieren sehr ähnlich, nur sind die ventralen Zähne jedes Ringes größer als die dorsalen, während ScHMEIL das entgegen- gesetzte Verhältnis angibt. Die Länge des Weibchens beträgt 0,8 mm, die des Männchens 0,6 mm, sie ist also etwas beträchtlicher als bei den Exemplaren aus dem Rhätikongebirge, bei denen sie resp. 0,6 und 0,4 mm ist. Diese Art ist zuvor aus den höchsten Alpen, aus dem Isartale bei München, aus Schottland und von den Shetlandsinseln bekannt. Sie ist somit für Schweden neu. Hier habe ich sie in Frostviken und den Sarekgebirgen gefunden und zwar sowohl in großen als kleinen Gewässern aller drei Regionen. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 35 43. Canthocamptus schmeili MRAZEX var. lapponica n. var. (Taf. 1, Fig. 3—15.) Beschreibung des Weibchens: Von der Hauptart, nach den Bescheibungen von MraAzer [55] und LiwwseBore [48] zu ur- teilen, weicht die neue Varietät in mehreren Einzelheiten ab, die aus der folgenden Beschreibung zu ersehen sind. Die allgemeine Körperform, die Längenverhältnisse der einzelnen Segmente sowie die Bewehrung der Hinterränder derselben sind die- selben wie bei der Hauptart. Die Hinterränder aller Segmente mit Ausnahme des letzten sind somit in ihrer dorsalen Partie gezähnelt, desgleichen die ventralen Hinterränder des 6.—8. Segmentes, wo die Zähne jedoch viel länger als an der Dorsalseite sind (vgl. Taf. 1, Fig. 5 und 11, welch letztere u. a. die Ventralseite des männlichen 7. Segments darstellt, mit dem das weibliche in dieser Hinsicht völlig übereinstimmt). Außerdem läuft an der Ventralseite dieser Segmente unmittelbar vor den Hinterrändern je eine Querreihe von ebenso langen, aber weniger dicht stehenden Zähnen. Am 6. (Genital-) Segmente kann man deutlich eine querlaufende Linie an den ven- tralen und seitlichen Teilen wahrnehmen, welche auf der Entstehung dieses Segments durch die Verschmelzung zweier beruht. Das Anal- operculum ist am Rande quer abgestutzt und wie bei der Hauptart glatt, unterhalb desselben aber sitzt an der untern Grenze des Afters eine Querreihe von feinen Härchen (Fig. 3). Möglicherweise hat dies die Angabe MraAzer’s veranlaßt, daß das Analoperculum selbst mit sehr kurzen Härchen versehen sei. Die Furcalglieder (Fig. 3) weichen von der Hauptart durch ihre kurze und breite Form ab, ihre Länge ist nur wenig größer als die Breite (bei der Hauptart dreimal so groß); sie sind dadurch den Furcalgliedern beim Männchen der Hauptart ähnlich. Im übrigen stimmen sie mit der Hauptart überein, vor allem in der schwachen Ausbildung der äußern der 3 Endborsten, die ebenso klein als die innere ist. Die Antennen des 1. Paares, deren Riechkolben nach MRAZER kaum das Ende des letzten Antennengliedes erreichen, nach LILLJIE- BORG dagegen dasselbe etwas überragen, stimmen in dieser Hinsicht mit den Angaben des letztern Forschers überein (Fig. 4). Der Seitenast der Antennen des 2. Paares ist nur mit 3 Borsten ver- sehen (Fig. 5). Nach LiLLsEBorReG soll er deren 4 tragen. Die Schwimmfübße weisen einige Abweichungen von der Haupt- 36 Sven Erman, art auf. An den Füßen des 1. Paares ist der Innenast etwas länger, als ihn LiLLJEeBoRG dargestellt hat, und sein Basalglied erreicht die Spitze des ganzen Aubenastes (Fig. 6). Das kleine Börstchen an der innern Seite der großen Endborste desselben Astes fehlt. In diesen beiden Hinsichten stimmt meine Form mit der von MRrAZEK beschriebenen überein. — Auch das 2. Fußpaar unterscheidet sich von der LILLIJEBORG’schen und stimmt mit der Mrazer’schen Form in der Bedornung des Außenastes überein, indem das 3. Glied an seiner Innenseite wie das 2. einen Dorn trägt (Fig. 7). Der Innenast ist jedoch kürzer und dicker als bei der letztgenannten Form und an den Seiten mit feinen Härchen versehen. — Der Innenast des 3. Fußpaares trägt an der Spitze seines Endgliedes nur eine grobe Borste, und das bei der Hauptform vorhandene kleine Börstchen fehlt oder ist durch mehr basal steckende Börstchen vertreten (Fig. 8). — Das 4. Fußpaar weicht von der Hauptart besonders dadurch ab, daß der Innenast eingliedrig ist (Fig. 9), indem sein Basalglied, das auch bei der Hauptart schwach ausgebildet ist, ganz fehlt. Im übrigen unterscheidet sich dieses Fußpaar von demjenigen der LiunyeBorg’schen Form dadurch, dab das 3. Glied des Außen- astes am Innenrande keinen Seitendorn trägt, so dab hier also eine Übereinstimmung mit den Angaben Mrazer’s vorliegt. Eine Ab- weichung von den letztern besteht jedoch darin, dab der Außenrand desselben Gliedes statt zweier nur einen Dorn trägt. — Das 5. Fub- paar trägt einen kürzern innern Fortsatz des Basalgliedes, als es bei der Hauptart der Fall ist, und er erreicht nur die Mitte des Endgliedes (Fig. 10). Die Bewehrung ist im wesentlichen dieselbe wie bei der Hauptart, wenn auch kleinere Abweichungen vorkommen, welche am besten aus einem Vergleich zwischen meiner Abbildung und denen der beiden zitierten Forscher hervorgehen. Die Größe beträgt etwa 0,7 mm ohne die Furcalborsten. Im Eiersacke des einzigen beobachteten eiertragenden Weibchens fanden sich 11 Eier. Als wichtigste Erkennungsmerkmale dieser Varietät möchte ich die kurzen Furcalglieder, den eingliedrigen Innenast des 4. Fußb- paares und den kurzen innern Fortsatz des 5. Fußpaares hervor- heben. Beschreibung des Männchens Es stimmt in der all- gemeinen Körperform mit dem Männchen der Hauptart überein, nur ist zu bemerken, daß die Kürze der Furcalglieder keine Abweichung von denjenigen des Weibchens darstellt, denn sie sind auch bei Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 37 diesem ungewöhnlich kurz. Ein Unterschied gegenüber dem Weibchen liest dagegen in der größern Länge der Furcalborsten, die ebenso lang wie das ganze Abdomen sind. Das Analoperculum ist mehr abeerundet als beim Weibchen. Die Bewehrung der Hinterränder des 7.—10. Segments stimmt mit derjenigen des 6.—9. Segments des Weibchens überein (Fig. 11). Außerdem finden sich auf der Cuticula vor den Hinterrändern Querreihen von feinen Härchen. Da die Antennen des 1. Paares zuvor nicht abgebildet worden, habe ich es in Fig. 12 getan. Der Seitenast derjenigen des 2. Paares trägt wie beim Weibchen nur 3 Börstchen. Die Schwimmfüße unterscheiden sich auch beim Männchen in einigen Einzelheiten von den für die Hauptart angegebenen Ver- hältnissen. Das 1. Fußpaar, wofür sich keine besondern Angaben betreffs der Hauptart finden, weicht vom weiblichen Fuße nur da- (durch ab, daß das Endglied des Innenastes an seiner Spitze 3 Börst- chen trägt. — Das 2. Fußpaar zeigt gegenüber der Hauptart einen viel längern Innenast, der nur wenig kürzer als der Außenast ist, und zwar beruht dies auf einer starken Verlängerung des Endgliedes (Fig. 13). Auch trägt das 3. Glied des Außenastes an der Innen- seite einen Dorn, der bei der Hauptart fehlen soll. — Am 3. Fub- paar (Fig. 14) ist der Innenast wie gewöhnlich dreigliedrig, aber der Fortsatz des 2. Gliedes ist länger als bei der von MrAZER be- schriebenen Form und am freien Ende nicht gezähnelt. Die Stacheln der Außenränder der 1. und 2. Außenastglieder sind nur als kurze Dorne vorhanden. — Das 4. Fußpaar ist in Fig. 15 abgebildet. Im Gegensatz zum Weibchen ist der Innenast deutlich zweigliedrig. Auch im übrigen ist das Fußpaar dem der Hauptart ähnlich. — Das 5. Fubpaar (Fig. 11) ist im großen und ganzen dem von MRAZER abgebildeten ähnlich, nur habe ich wie LiLLJEBORG am innern Fort- satz des Basalgliedes nur 2 Borsten gesehen. Das rudimentäre 6. Fußbpaar zeigt keine Abweichungen von der Hauptart. Die Länge beträgt ohne die Furcalborsten 0,6 mm. Aus dieser Beschreibung geht hervor, daß die oben beschriebene Varietät mehrere Besonderheiten darbietet. Auch nach den Be- schreibungen LILLJEBORG’Ss und MRAZER’s zu urteilen, kann unsere Art innerhalb ziemlich weiter Grenzen variieren, denn diese beiden Forscher stimmen, wie aus dem Obigen ersichtlich ist, in manchen Punkten nicht überein. Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, daß die LiLLJEBoRG’sche Form eine besondere Varietät darstellt, wie ja auch ihre Lebensweise eine andere ist. Sie lebt nämlich in ziemlicher 38 SvEn EKMAN, Tiefe größerer Seen, während die von MrAZEr beschriebene Form in Bächen und Sumpfwiesen gefunden wurde. In unsern Hochgebirgen fand ich sie nur in einem kleinen Sumpfe in der Birkenregion der Torne-Lappmark, nahe dem Flusse Abiskojokk. Die Hauptart ist in Böhmen, England, Schottland und Schweden gefunden worden. 44. Canthocamptus brevipes SARS. Auch bei dieser Art habe ich Variationen in der Bewehrung der Fübe, und zwar derjenigen des 4. Paares, gefunden. ScHMmEıL [84] eibt an, daß „an einem, selten an beiden Füßen des 3. oder 4. Paares“ der Innenrand des 3. Gliedes des Außenastes eine befiederte Borste trägt. LILLJEBORG [48] hat eine solche nur an den Füßen des 4. Paares beobachtet und MraAzer [55] weder am 3. noch 4. Fuß- paare. Meine Beobachtungen stimmen mit denen des letztgenannten Forschers überein. Jedoch habe ich beim Männchen bald eine solche Borste gesehen, bald auch nicht. Diese Art, die in Schweden zuvor nur bei Upsala gefunden worden [48], habe ich nur in der Grauweidenregion Frostvikens ge- funden, nämlich in einem sehr kleinen Tümpel und einem kleinen See im südlichen Väktar-Gebirge. Sonst ist sie aus Norwegen, Schottland, Deutschland !) und Böhmen bekannt. Fam. Centropagidae. 45. Diaptomus graciloides LILLIEBORG. Die Farbe dieser Art ist gewöhnlich hellblau, nur selten sind die Antennen des 1. Paares oder möglicherweise auch der übrige Körper rötlich. Sie wurde nur in der Torne-Lappmark gefunden, war aber hier sehr gemein und die einzig vorkommende Centropagide. Sie lebt sowohl in kleinen als in großen Gewässern und bis in die Flechten- region hinauf, hier aber nur in kleinen Tümpeln, die verhältnis- mäbig lange eisfrei sind. Im übrigen Europa ist ihre Verbreitung hauptsächlich auf den Norden beschränkt. Im Süden kommt sie fast nur in besondern Varietäten vor. 1) Hier Ophiocamptus sarsii MRAZEK genannt. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 39 46. Diaptomus laticeps SARS. Gewöhnlich ist das ganze Tier außer dem heller gefärbten 1. Cephalothoraxsegmente tiefblau. Bisweilen finden sich im Körper rote Öltropfen. Diese seltene Art habe ich in einigen Seen der Birkenregion Frostvikens und im See Teusajaure derselben Region im nördlichsten Teile der Lule-Lappmark erbeutet. In den Seen der Nadelwald- region in Frostviken war sie regelmäßig zu finden. Sonst ist sie in der Literatur nur aus Norwegen [72] und dem See Storsjön in Jämtland bekannt [24 p. 170, Sonderabdr. p. 118]. Außerdem finden sich im hiesigen Museum Exemplare aus mehreren Seen in Jämtland und dem südlichen Lappland.') 47. Diaptomus laciniatus LILLIEBORG. Gewöhnlich ist das ganze Tier orangerot mit rotbraunen Eiern, seltener ist der Körper hauptsächlich blau. In den Sarekgebirgen und in Frostviken ist diese Art gemein sowohl in kleinen als in großen Gewässern der Grauweidenregion, da- gegen ziemlich selten in der Birken- und Flechtenregion und zwar in der letztern nur in ihren untersten Teilen gefunden. Über ihr Vor- kommen in Schweden ist bisher nichts veröffentlicht worden (im hiesigen Museum finden sich jedoch Exemplare aus einem Weiher des Gebirges Äreskutan in Jämtland), obwohl sie aus andern Gebieten des nörd- lichen Europa bekannt ist, nämlich Norwegen, der Halbinsel Kola, dem russischen Lappland und Schottland. Außerdem ist sie in Ge- birgsgegenden Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz gefunden worden. 48. Diaptomus denticornis WIERZEJSKI. Gewöhnlich ist das ganze Tier orangerot; bisweilen aber findet sich diese Farbe nur in einem Streifen längs des Rückens, und das Tier ist im übrigen bläulich. Die Eier sind braun. In der Birkenregion der Sarekgebirge ist diese Art gemein so- wohl in kleinen Weihern als Seen, und sie lebt auch in der obern 1) Die Angabe NorpgvIist’s über ihr Vorkommen in Finnland [59] beruht, wie dieser Verfasser selbst gezeigt hat [60, p. 7], auf einem Irr- tum, ebenso die Angaben von PoPpPpE [63, p. 499] und ZacHarıas |[113, p- 219], über das Vorkommen bei Halle a. S. Siehe hierüber [24, p. 116]. 40 SvEN Ekman, Nadelwaldregion Frostvikens. Dagegen fehlt sie in den aller- höchsten Gebirgsgegenden. Auberhalb des nördlichen Skandinavien, wo sie auch zuvor gefunden ist, lebt sie in südlichern alpinen Gegenden. 49. Heterocope saliens (LILLIEBORG). Die nordschwedischen Hochgebirgsexemplare dieses Tieres haben beim weiblichen Geschlechte etwas längere Antennen des 1. Paares, als gewöhnlich für die Art angegeben wird. Sie reichen zurück- gelegt bis zur Basis oder bis zur Spitze der Furcaläste, während sie sonst nur bis zur Basis oder bis zum Ende des 2. Abdominal- seements reichen. Bei den Männchen sind die Antennen bald ebenso lang wie bei den Weibchen, bald überschreiten sie die von frühern Verfassern angegebene Länge nicht. Die Farbe der lebenden Tiere ist gewöhnlich im ganzen Cephalothorax, Abdomen und den Antennen des 1. Paares rotbraun, an den Beinen blau, selten sind auch der Rücken und das Abdomen blau. Bei Exemplaren aus sehr kleinen (Gewässern ist die Farbe bisweilen sehr dunkel: schwarzbraun und schwarzblau. Sie ist in Frostviken und den Sarekgebirgen in der Birken- region ziemlich gemein und kommt auch in den untern Teilen der Grauweidenregion vor. Sie lebt sowohl in Seen wie in den kleinsten Sümpfen und Tümpeln. Man kennt sie zuvor aus dem See Mälaren im südlichen Schweden [42], aus dem nördlichen Schweden, woher das hiesige Museum Exemplare aus einigen Seen der subalpinen Nadelwaldreeion in Härjedalen. Jämtland und Lappland besitzt, weiterhin aus Norwegen und sehr wenigen Lokalen der mittel-euro- päischen Ebene sowie aus einigen Seen südlicherer Gebirgsgegenden. * Eu RR * Die Verbreitung der einzelnen Arten in den verschiedenen Unter- suchungsgebieten und Hochgebirgsregionen wird unten tabellarisch dargestellt. Zu der Tabelle mag indes bemerkt werden, daß sie nicht für jede Art ein zuverlässiges Bild ihres Vorkommens gibt. Abgesehen davon, daß ich natürlich kaum jemals alle Arten eines untersuchten Gewässers habe 'erbenten können, eine Unvollständig- keit, die aber der Wahrheit des Gesamtbildes der Fauna nicht allzu groben Abbruch tun dürfte, sind für einige Arten sicher zu niedrige Ziffern angegeben worden. In erster Linie gilt dies von den Cantho- camptus-Arten und den kleinern Lyncodaphniiden wie Streblocerus . Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 41 Tabelle über das Vorkommen der einzelnen Arten in den verschiedenen Hochgebirgsregionen und Untersuchungsgebieten. Die Ziffern geben die Zahl der Gewässer an, in denen das betreffende Tier gefunden ist. . Grau- ® zu | se. [ats e region Be el | |.8 | 218) es DIR lo|s| o|E =. 2.28.1528 .182 3 .[°8 ses 2215: 22l5]2% SEELE FERNEN FSKHRS Sa 2a |l5sIio 8 1 | 512, 751g 5 s|8|2aj# 2 als 2/2 n|5 > Alelg) Mlels| Bls|s|ı Is a2|o| uaz|ıo n|o | S = HR = (02) | | Phyllopoda | | | 1. Polyartemia forcipata —| 6 511] 912) 324|—| 2 3) 5) 40 2. Branchinecta paludosa ——— 1 1/1) 2) 5— 5] 7 3. Lepidurus arcticus —— 1 1f— 1) 1) 3— 2—) 2} 5 | | Cladocera | | | 4. Sida erystallina 4| 7 — 11} 3] 11—| 4— — —ı—| 15 5. Holopedium gibberum 7110 8125| 8113| 425[— 1—| 1| 51 6. Daphnia pulex 2 ae. 10 Ta. » longispina var. roseqa 48 2141 1 1— 2— — — —| 16 b n $ „ abbreviata zo 2 c. " 5 „. frigidolimnetical— = 1) 11— 11) 1J—| 3) 2)5| 7 d. 3 ” f. mierocephala \ IM | | e. a 2 f. obtusifrons 7 4| 5 312]— 21— 21 — — —-| 14 f „ „ ji galeata j | | | 8. 5 var. intermedia 1—-- 11 11 —| 1 — — | 2 8. Scapholeberis mucronata 1| 6 3110] 3] 3—| 6—1———| 16 9. Simocephalus vetulus — 3 3 6 - — —-|-— —-| 6 10. Ceriodaphnia quadrangula 2| 4 1, 7] 311] 2116I—| 1| 3) 4| 27 lla. Bosmina oblusirostris s. str. 5111430] 8331| 7461— 5 813 b. a E f. arctica 2| 3] —| 5[10 5-1 a 1-) ls e. Ri 5 var. lacustris 3 — 3 — — — I — — | = 8 : „ „ nitida za —| 1 me = 12. Ophryoxus gracilis 310 114] 2 3— 55 —— —| 19 13. Lathonura reclirostris — 11 2-——-—-—-—— 2 14. Streblocerus serricaudatus 1—| 1/2111 I ee 15. Acantholeberis cwrvirostris 4—— 4 3—— 3 ——| 7 16. Eurycercus lamellatus 2114 1026| 7118| 328I— 1) 1 2| 56 17. Acroperus harpae 61110 27[1416) 434— 3 5 8| 69 18. Alonopsis elongata 10) 8 4222221) 346|— 3 4 7| 75 19. Lynceus quadrangularis —— 2 2l-— 11--—--—| 3 20. affinis 5 aaa 23 49 Sven EkKMANn, Birken- | STAU | Flechten-|& region | Teiden- | Tonion [2 2 region = = u) | Br} | = Ö o|&| »|= © a o3 3.2/8)-18 2/8]. SEIEN EN 23 2:e 2 8:28 2l82]l-8 35,355 90,5 3]5 o812]=2 JEIEJ HEINZ HEINZE: | m | aa 21. Lynceus costatus — u 1 — — — 1 22. 5 guttatus 11— 227 1—— 1-—-——| 3 23. = intermedius ——| 2) 2} 1—— 11 |] 3 24. Leptorhynchus falcatus — 1—- 13 —— 3 ——— 4 25. Alonella excisa 2| 410116] 711 2120— 1) 1| 2] 38 26. nn eangu — 23 13--— | -— | 3 2. a oma 2 2 711] 6 1 1) 8 - | 212121 28. Peratacantha truncata 1—-— 12— — 2l—- — —— 3 29. Chydorus sphaericus 621113 40116 32) 654— 14| 822] 116 30. piger 2 alla 31. Polyphemus pedieulus 51716 38[1526 344— 2 1 3] 85 32a. Bythotrephes longimanus S. str. 3 1— 4 2— — 2 - — — \14 32h. s > var. archica |—| 5,1 ie 2— 21 — | —1 f Copepoda | | 3% Cyelops gigas \ 2 6| 3111| 910| 1120I—| 3) 11 4| 35 34. viridis J | Bl an: e vernalis —| 11—| 1] 4 6 2112|— 2 1) 3] 16 36. 5 robustus —| 2] 3/5] 1 8 211|— 3) 1) 4| 20 31. „ strenuus —| 1 1 2|- 3— 3] 1 2— 3] 8 38. 3“ scutifer 5101025] 7 9) 3,19|— | 8) 5,13] 57 39. 8 serrulatus 2| 4 21 8[ 412) 3119|— 5) 3) 8| 35 40. macrurus Ze al > ul 41. Canthocamptus arcticus 1-45[32—5-— 11} 1 42. 4 cuspidatus 1—— 13 1— 4—- 1—- 1 6 43. = schmeili var. lapponica ——| 1, 1 _— — [| 1 44. brevipes _— | 2— — | 2 — | —— 2 45. Diaptomus graciloides — — 1111 — — | — | 3) 3] 14 46. * laticeps 4-1 4 | 4 47. laciniatus 2 — —| 2| 7) 8 —15—| 3I—| 31 20 48. denticornis 9 9 - — - —-——1 9 49. Heter ocope saliens 5 7 le 8 — nl mi 20 Il | wegen ihrer verborgenen Lebensweise im Bodenschlamme der Ge- wässer, wodurch sie sicher manchmal dem Fangnetze entgangen sind. Auch betrefis der Diaptomus-Arten ist eine Bemerkung nötig. verschiedenen Arten dieser Gattung kommen nämlich nicht in allen Gegenden der Hochgebirge vor, oder größern Bezirken, vikariieren. Die sondern nur in gewissen kleinern und die eine Art scheint für die andere zu D. graciloides z. B. kommt nur in der Torne-Lappmark Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 43 vor, spielt aber hier eine 'weit größere Rolle, als man aus der End- summe schließen könnte, da in dieser die drei Gebiete zusammen- gefaßt sind; usw. usw. 2. Gruppierung der Arten und Formen nach ihrem lokalen Auftreten. Im vorhergehenden sind die Hochgebirgsgewässer auf drei Gruppen verteilt je nach ihrer Lage in der einen oder der andern der drei Hochgebirgsregionen. Diese Gruppierung ist jedoch ziem- lich willkürlich, denn es ist keineswegs immer der Fall, daß die Gewässer einer und derselben Region in ihrem Tierleben einander ähnlicher sind als diejenigen zweier verschiedener Regionen. Sind doch, wie bei der Besprechung der allgemeinen Naturverhältnisse erörtert wurde, einander nahe gelegene Seen und kleine Gewässer oft sehr verschieden betrefis der Wärme des Wassers und der Eis- belegung. Auch sind auf andere Weise lokale Verhältnisse von be- trächtlichem Einfluß. Für die Zusammensetzung der Entomostrakenfauna eines Ge- wässers ist seine Temperatur gewiß in erster Linie maßgebend. Sie wird daher als Hauptgrund für die folgende Einteilung ver- wendet. Außerdem besitzt aber die pelagische Region der Seen, wo sie vorkommt, eine in andrer Weise zusammengesetzte Fauna als die Litoralzone und die kleinern Gewässer. Wie ich im folgenden (S. 108 #f.) näher zeigen werde, ist indessen der Unterschied in den Hochgebirgen viel schwächer ausgeprägt als in südlichern Ebenen. Bevor wir auf die Gruppierung näher eingehen, mögen jedoch zwei Kategorien von Gewässern erwähnt werden, welche für das Folgende keine Bedeutung haben. Die eine besitzt gar keine Entomostrakenfauna. Diese Gewässer sind teils solche, die nur aus- nahmsweise eine kurze Zeit nicht völlig mit Eis bedeckt sind. So traf ich 1901, als der Sommer ungewöhnlich früh eintrat und warm wurde, einige wenige hochgelegene, erst gegen Ende August oder Anfang September aufgetaute Weiher, die keine Entomostraken be- herbergten. Zum Teil auch sind es von Schmelzwasser gebildete Pfützen, die sehr bald (nach 1—2 Wochen) wieder trocken werden. Die andere Kategorie ist an Entomostraken sehr arm und setzt sich aus solchen Seen zusammen, welche von Gletscherflüssen durchflossen werden und infolgedessen sehr schlammreich sind. Dahin gehört z. B. der ziemlich große See Laitaure am östlichen Rande der Sarekgebirge. 4 der unten aufgestellten Gruppen verweise ich auf Kap. 1. SvEn EKMAN, Betreffs der Temperatur und des Eisabschlusses der Gewässer Die Komponenten ihrer diesbezüglichen Fauna werden nach ihrer Frequenz geordnet aufgezählt, wobei also die charakteristischsten Formen die Reihe beginnen. 1. Seichte oder mitteltiefe Seen der Birkenregion, kleinere Ge- wässer der Birkenregion und die seichtesten und wärmsten im untern Teile der Grauweidenregion. A. Die pelagische Region der größern Gewässer. 5 10 15 20 Bosmina obtusirostris s. str. und f. wretica Holopedvum gebberum Cyelops seutifer Diaptomus gracılordes, denticornis und laticeps Daphnia longispina Reihe micro- 15 cephala-galeata 10 Heterocope saliens Sida erystallina DBythotrephes longimanus s. str. Bosmina obtusirostris var. lacustris Uyelops strenuus Daphnia longispina var. intermedia Diaptomus laciniatus Lepidurus arcticus (Larven). Die drei Diaptomus: gractloides, denticornis und laticeps habe ich gemeinsam besprochen, weil sie für einander vikariierend auftreten. B. Die litorale Region der größern Gewässer und die kleinern (sewässer. Chydorus sphaerieus 25 Polyphemus pedieulus Bosmina obtusirostris 8. str. f. wretiea Burycercus lamellatus 4eroperus harpae Daphnia longispina var. rosea Alonopsis elongata Diaptomus graciloides und dentieormis Lynceus affinis Polyartemia foreipata Ophryoxus graeslis Scapholeberis mucronata Uyclops scutifer Bythotrephes longimanus var. arctica Ceriodaphnia quadrangula Canthocamptus arclieus Alonella exeisa Cyelops serrulatus Uyclops viridis Oyelops robustus Oyclops vernalis Holopedium gibberum und 30 35 40 Heterocope saliens Sida erystallina Bythotrephes longimanus s. str. Alonella nana Daphnia pulex Simocephalus vetulus Alonella exigua Streblocerus serricaudatus Lyneeus costatus Lynceus gutlatus Lynceus quadrangularıs Peratacantha truncata Canthocamptus brevipes Canthocamptus cuspidalus Diaptomus lacimatus Lepidurus arctieus Lynceus intermedius Acantholeberis curvirostris Lathonura rectirostris Leptorhynchus faleatus Oyelops macrurus Canthocamptus schmeili var. lap- ponica Uyclops gigas ? Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 45 Ob Cyelops gigas hierher gehört, konnte wegen des Mangels an erwachsenen Exemplaren nicht sicher entschieden werden. Diaptomus graciloides und denticornis sind auch hier als vikariierend zusammen- gestellt. ZLepidurus arcticus lebt nicht in den kleinern Gewässern und in den größern nur in einigen Metern Tiefe. 2. Tiefe Seen der Birkenregion (Torne-Träsk), Gewässer der Grauweidenregion ') (ausgenommen die kleinsten und wärmsten im untern Teile der Region), die kleinsten und wärmsten Gewässer der Flechtenregion. A. Die pelagische Region der größern oder mittelgroßen Ge- wässer. Bosmina obtusirostris s. str. und Daphnia longispina Reihe micro- f. aretieca cephala-galeata Oyelops seutifer Bythotrephes longimanus s. str. Holopedium gibberum 10 COyclops strenwus 5 Diaptomus graciloides und Heterocope saliens lacinvatus Sıda erystallina Daphnia longispina var. frigido- Lepidurus archcus (Larven). limnetica Diaptomus graciloidess und laciniatus sind als für einander vikariierend zusammengestellt. B. Die litorale Region der größern oder mittelgroßen Gewässer und die kleinern Gewässer. Chydorus sphaericus Lynceus affinis Polyphemus pedieulus Uyclops scutifer Bosmina obtusirostris s. str. und 20 (Canthocamptus arcticus f. erctica Holopedium gibberum 5 Alonopsis elongata Daphnia longispina var. abbreviata Aecroperus harpae var. frigida Canthocamptus cuspidatus Eurycerceus lamellatus Alonella nana Uyclops serrulalus 25 Cyclops strenwus Alonella exeısa Daphnia pulex 10 Polyartemia forerpata Heterocope saliens Oyelops vernalis Lepidurus aretieus Uyciops robustus Canthocamptus brevipes Diaptomus gractlordes und 30 Bythotrephes longimanus var. lacıniatus archica 15 Cyelops virıdis oder gigas Bosmina obtusirostris var. nitida Ceriodaphnia quadrangula Ophryosus gracilis Branchinecta paludosa Streblocerus serricaudatus. 1) Größere Seen als von etwa 1 qkm Flächeninhalt sowie tiefe Seen habe ich in der Grauweidenregion nicht untersucht. Die pelagische Region solcher Gewässer wäre wahrscheinlich zu Gruppe 3B zu rechnen. 46 SvEn EkMANn, Diaptomus gracıloides und lacımiatus sind auch hier als für einander vikariierende Arten zusammengestellt, Oyclops viridis und gigas, weil sie, wie zuvor bemerkt, nicht sicher unterschieden werden konnten. Lepidurus areticus lebt auch hier nur in einiger Tiefe am Boden. 3. Die Gewässer der Flechtenregion, die wärmsten ausgenommen. A. Die pelagische Region der größern Gewässer. Oyelops seutifer Daphmia longispina var. frigidolimmetiea Cyelops strenuus Lepidurus arcticus (Larven). Von ihnen kann nur Oyeclops sceutifer als für die Gruppe charak- teristisch gelten, er lebt in jedem See und oft in großer Individuen- zahl. Die drei übrigen dagegen wurden nur in vereinzelten Fällen angetroffen. B. Die litorale Region der größern und die kleinern Gewässer. Chydorus sphaerieus Oyelops robustus Uyelops scutifer 10 Bosmina obtusirostris 8. str. Oyelops serrulatus ‚Alonopsis elongata Daphnia longispina var. abbreviata Branchinecta paludosa 5 Cyelops gigas Lepidurus archeus Aeroperus harpae var. frigida Daphnia pulex Cyelops strenwus 15 Canthocamptus sp. CUyelops vernalts Den Canthocamptus fand ich nur in jungen, nicht bestimmbaren Individuen. Es ist möglich, dab in den pelagischen Regionen auch einige eigentlich litorale Arten tycholimnetisch vorkommen, jedenfalls spielen sie aber hier nur eine untergeordnete Rolle. Wie aus dieser Gruppierung hervorgeht, sind die kältern Ge- wässer den wärmern gegenüber hauptsächlich durch ihre Armut an Arten ausgezeichnet. Die Gesellschaft der litoralen Formen setzt sich in Gruppe 1, die ja die günstigsten Bedingungen darbietet, aus 47 Tier- formen zusammen, in Gruppe 2 aus 33 und in Gruppe 3 nur aus 15. Ebenso groß ist der relative Unterschied innerhalb der Gesellschaft der limnetischen Formen, für welche die entsprechenden Zahlen 16, 13 und 4 sind. Immerhin ist die Gesamtzahl von 16 Formen, welche die kältesten Gewässer beleben, wo das Wasser höchstens 2 Monate eisfrei ist und nur auf wenige Grade erwärmt wird, als eine gar nicht kleine zu bezeichnen. Es gibt indes auch einige Formen, die den kältern Gewässern ganz eigen sind und nicht in den wärmern leben. Es sind dies erstens Lepidurus arcticus und Branchinecta paludosa. Ersterer lebt, Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 47 obwohl er auch in der Birkenregion gefunden ist, nur in sehr kaltem Wasser wie am Grunde der Seen und letztere nur in der Flechten- und Grauweidenregion. Weiterhin gehören hierher einige wenige Formen, die unter Anpassung an das Leben in kaltem Wasser aus Arten entstanden sind, welche in ihrer übrigen Ver- breitung ein milderes Klima bevorzugen. Dies sind: Daphnia longi- spina var. abbreviata und var. frigidolimnetica und Aecroperus harpae vr. frigida. Kapitel 3. Tiergeographische Erörterungen. 1. Faunistisch-tiergeographische Vergleichungen mit andern Gebieten. A. Vergleich mit dem südlichen Schweden. Es ist verständlich, dab die klimatischen Verhältnisse unserer Hochgebirge einen großen Einfluß auf die Zusammensetzung der Fauna ausüben. Dieser Einfluß ist bei der soeben geschilderten Verteilung der Fauna auf verschiedene Gruppen von Gewässern erwähnt worden, und er tritt auch sehr deutlich hervor, wenn wir die Hochgebirgsfauna mit derjenigen des südlichen Schweden ver- gleichen. Man muß nämlich annehmen, daß der faunistische Unter- schied zwischen diesen beiden Gebieten zum allergrößten Teile auf klimatischen Faktoren beruht, teils weil die Gebiete einander ziem- lich nahe liegen, teils, und zwar hauptsächlich, weil auch im süd- lichen Schweden früher eine arktische Tierwelt gelebt hat, die wegen des Milderwerdens des Klimas einer neuen Platz machen mußte. Die folgende Vergleichung betrifft, wie erwähnt, die Hoch- sebirge und das südliche Schweden. Ich sehe somit von den nörd- lichen subalpinen Nadelwaldregionen ganz ab, weil sie eine Mittel- stellung einnehmen und eine Berücksichtigung ihrer Tierwelt in diesem Zusammenhange nur Verwirrung bringen würde. Ich will jedoch erwähnen, daß dieselben in vielen Hinsichten mit den Hoch- sebirgsregionen und andern arktischen Gebieten übereinstimmen, so betrefis des Auftretens von Holopedium gibberum, Bwythotrephes longimanus s. str., Oyclops scutifer, Canthocamptus arcticus, Diaptomus 48 SvEN EkMANn, laticeps, D. laciniatus, D. denticornis, Feterocope saliens und H. borealis.') Bei einem solchen Vergleich können wir uns auf wohlbekannte Tatsachen stützen, denn die diesbezügliche Fauna des südlichen Schweden ist, dank den vieljährigen Untersuchungen LILLIEBORG'S, sehr gründlich erforscht. Über die Phyllopoden, Cladoceren und von den Copepoden die Cyclopiden und Harpacticiden liegen von seiner Hand schon veröffentlichte Arbeiten vor |41, 45, 47, 48], und dank der Liebenswürdiekeit, womit er mir das Manuskript seiner vor vielen Jahren gehaltenen Vorlesungen über die Öentropagiden zur Benutzung überließ, sowie auch durch Durchmusterung der Sammlungen des hiesigen zoologischen Museums ist es mir möglich geworden, eine gute Vorstellung vom Vorkommen dieser Tiere in Süd-Schweden zu erhalten. Zunächst mögen einige Hochgebirgsarten besprochen werden, die im südlichen Schweden ganz fehlen oder wenigstens sehr selten sind. Zu diesen gehören erstens alle in den Hochgebirgen gefundenen Phyllopoden: Polyartemia forcipata, Branchinecta paludosa und Lepi- durus arctieus. Sie gehören Gattungen an, die in Süd-Schweden gar nicht vertreten sind. Weiterhin unter den Copepoden die Üentro- pagiden Diaptomus denticornis, D. laciniatus, D. laticeps und Hetero- cope saliens. Von diesen kommt nur die letztgenannte sehr spärlich in Süd-Schweden vor, nämlich im Mälarsee. Auch gehören hierher Canthocamptus areticus und ©. cuspidatus, ersterer einmal in Süd- Schweden gefunden. Zu diesen gesellen sich einige Varietäten oder Formen von sonst in südlichern Gegenden lebenden Arten: Daphnia longispina var. abbreviata, var. frigidolimnetica, f. microcephala und var. intermedia, Bosmina obtusirostris var. nitida und var. arctica (welch letztere selten in Süd-Schweden ist), Acroperus harpae var. frigida und Bythotrephes longimanus var. arclica. Dieser Kategorie kommen einige andere Arten nahe, die im Süden zwar nicht fehlen oder besonders selten sind, dort jedoch nur sporadisch vorkommen, dagegen in den Hochgebirgen (und der sub- alpinen Nadelwaldregion) ihre eigentliche Heimat haben. Es sind dies: Holopedium gibberum, Bythotrephes longimanus s. str. und Oyclops seutifer. 1) Syn. H. weismanni IMHOF, welcher Name von den meisten neuern Verfassern gebraucht wird. Wie aber Sars [80] gezeigt hat, muß der alte FiscHEr’sche Name borealis beibehalten werden. Phyllopoden, Cladocer en u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 49 Mit diesen biologisch nahe verwandt und von ihnen nicht streng zu trennen sind solche Formen, die in Süd-Schweden zwar vorkommen und oft einigermaßen häufig sind, hier aber unter Bedingungen leben, die denen der Hochgebirge ähnlich sind, nämlich während der kalten Jahreszeit oder auch im kalten Grundwasser der Seen. Unter den erstgenannten Verhältnissen leben Daphnia longispina f. obtusifrons und f. galeata s. str.'), Oyclops gigas, Cyclops strenuus (die Frühlingsform) und, obgleich in weniger ausgesprochenem Grade, ©. vernalis. Zu ihnen gehört auch nach LiwnseBore [47] Oyelops kolensis, der freilich in den Hochgebirgen noch nicht angetroffen, mit den soeben aufgezählten Arten in biologischer Hinsicht jedoch über- einstimmt. weil er auf der Halbinsel Kola und außerdem während des Winters und des Frühlings in süd-schwedischen Seen, oft am Grunde derselben, lebt. Auf dem Grunde der südlichen Seen leben auch Cyelops gigas und Heterocope borealis. Letztere habe ich freilich in den Hochgebirgen nicht gefunden, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß sie hier vorkommt, denn sie ist, wie aus der Literatur und den Sammlungen des hiesigen Museums hervorgeht, in der subalpinen Nadelwaldregion Lapplands, im norwegischen Finnmarken sowie in vielen arktischen Gegenden gefunden worden. Die eben besprochenen Tiere sind solche, die man wegen ihrer Bevorzugung des kalten Wassers als stenotherme Kaltwasser- tiere bezeichnet hat. Die übrigen, und somit die Mehrzahl der Hoch- sebirgs-Entomostraken, können unter sehr verschiedenartigen Existenz- bedingungen gedeihen, sie sindeurytherm und kommen daher sowohl in wärmern als kältern Gegenden allgemein vor. Es gibt in Süd-Schweden auch eine dritte Gruppe, nämlich solche Arten, die nur in wärmerm Wasser leben, d. h. stenotherme Warmwassertiere Zu dieser Gruppe, die somit in den Hochgebirgen nicht vertreten ist, gehören die meisten süd-schwedischen Arten, was daraus ersichtlich ist, dab von den 3 süd-schwedischen Phyllopoden gar keine, von den 93 Cladoceren nur 29 und unter den Copepoden von den 35 Cyelo- piden 8, von den 16 Harpactieciden 3 und von den 9 Öentropagiden ?) nur 1, oder wenn wir Heterocope borealis mitrechnen, 2, ins Hoch- I) Nur die kurzgehelmte Form, wie S. 19 bemerkt wurde. 2) Von diesen sind 3 (Arten der Gattungen Kurytemora und Limno- calanıs) marine Relicte und können aus diesem Grunde in den Hoch- gebirgen nicht vorkommen. 4 50 SVEN EKMAN, gebirge hinaufsteigen. Eine Zwischenstufe zwischen diesen und den eurythermen Arten nehmen diejenigen Arten ein, die sehr spärlich oder nur ausnahmsweise in den Hochgebirgen vorkommen. Sie sind in der Tabelle S. 41—42 leicht aufzufinden. Es gibt in Süd-Schweden sogar 20 Gattungen und 3 Untergattungen, die in den Hochgebirgen keinen Vertreter haben, nämlich von den Phyllopoden die Gattungen Apus s. str., Dranchipus Ss. str. und Limnadia, von den Cladoceren die Gattungen Limnosida, Diaphanosoma, Latona'), Moina, Bunops, Ilyoeryptus, Macrothrix'), Drepanothrix, Leydigia, Graptoleberis '), Monospilus, Anchistropus und Leptodora*) nebst den Untergattungen Hyalodaphnia') und Cephaloxus!) der Gattung Daphnia;, weiterhin von den Copepoden Jlophrlus, Eetinosoma !), Eurytemora '), Limmo- colanus!) und die Untergattung Nitocra der Gattung Canthocamptus. Als marine Relicte stehen indes Furythemora und Limmocalanus unter andern biologischen Gesichtspunkten als die übrigen. Das Gesagte läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Dem südlichen Schweden gegenüber zeichnen sich die nord- schwedischen Hochgebirge aus: positiv durch den Be- sitz von 3 Gattungen, 7 Arten und 6 Varietäten oder Formen, die in den erstgenannten Gegenden ganz fehlen, und durch das häufigere Vorkommen von 7 (möglicherweise 8) Artenund4 Varietätenoder Formen; negativ durch das Fehlen von 20 Gattungen und der Mehrzahl derin Süd-Schweden lebenden Arten. Diein den Hochgebirgen ausschließlich oder hauptsächlich vorkommenden Formen sind stenotherme Kaltwasser- tiere. B. Vergleich mit den mittel-europäischen Hochgebirgen. Es läßt sich schon von vornherein annehmen, dab die nord- schwedischen und die mittel-europäischen Hochgebirge faunistisch miteinander sehr nahe übereinstimmen. Denn beide bieten den Tieren ein ähnliches Klima und dazu kommt, daß beiden ihre Be- wohner teilweise aus derselben Quelle zugeströmt sind, aus der während der Eiszeit in der mittel-europäischen Ebene lebenden Tierwelt. Es ist auch von andern Forschern, namentlich ZscHokk& [120, 121], die große Ubereinstimmung zwischen den Alpen und dem nördlichen 1) In andern arktischen Gegenden vertreten. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 51 Europa hervorgehoben worden, und noch größer wird dieselbe, wenn man statt des letztgenannten Gebietes seine Hochgebirge setzt. ZSCHORKE hat in seiner ausgezeichneten Arbeit „Die Tierwelt der Hochgebirgsseen“ die mittel-europäischen Hochgebirge sehr eingehend besprochen, und aus derselben und Abhandlungen von WIERZEJSKI [110, 111] sind die folgenden Angaben über diese Gegenden ent- lehnt. ZSCHOEKE versteht unter „Hochgebirgen“ solche, die sich über 1500 m Meereshöhe erheben. Um Übereinstimmung in klimatischer . Hinsicht mit unsern nord-schwedischen Hochgebirgen zu erhalten, wäre sicher diese untere Grenze höher zu setzen, denn betreffs der Temperatur- und Eisabschlußverhältnisse zeigen die auf 1500 m Höhe gelegenen mittel-europäischen Gewässer nicht so arktischen Charakter wie diejenigen der untern Birkenregiongrenze in Nord- schweden. Weil indes die Angaben ZscHokke’s keinen sichern Anhaltspunkt für eine Aussonderung der untersten Gewässer geben, behalte ich die von ihm aufgestellte untere Grenze bei. Zwar werden dadurch einige südliche Arten mitgerechnet, die eigentlich nicht in Betracht zu ziehen wären, aber bei einem in groben Zügen ausgeführten Vergleich wie dem folgenden dürfte dies von keiner Bedeutung sein. Weitere Schwierigkeiten bei dem Vergleich bietet die Synonymik einiger Arten. Nach dem Vorgange ScHMEIL’s in seiner oben eitierten Arbeit „Deutschlands freilebende Süßwasser-Copepoden“ sind nämlich von ZSCHOKKE in Cyelops strenwus auch ©. scutifer, in ©, vernalis auch ©. robustus und in C. viridis auch C©. gigas mit einbegriffen, welche ich mit Sars und LiLLIEBORG als besondere Arten betrachte. Betreffs der erstgenannten beiden Arten scheinen nach ZScHoKKE'S Angaben |120, p. 146] beide in den Alpen vorzukommen, von den unter dem Namen ©. vernalis aufgeführten beiden Arten, deren Selbständigkeit übrigens auch mir fraglich scheint, ist es nicht er- sichtlich, ob die eine oder die andre oder sogar beide in den be- treffenden Gegenden vorkommen, und dasselbe gilt von (©. viridıs. Im folgenden betrachte ich den ZscHoxkr’schen C. strenuus als 'zwei, die beiden andern aber nur als je eine Art. Auch in einigen andern Fällen ist ZcHoxke’s Nomenklatur von der meinigen ver- schieden, die Synonyme sind aber oben angegeben. Als Typen für die mittel-europäischen Hochgebirge führe ich die Schweizer Alpen und die Hohe Tatra als die am meisten bekannten an. Hier sind von den betreffenden Tieren 66 Arten angetroffen 52 Sven EkMAn, worden, in den nord-schwedischen Hochgebirgen deren 49. Die für die erstgenannten größere Zahl beruht sicher auf der soeben er- wähnten zu niedrig gezogenen untern Grenze des Gebietes, und es scheint mir sogar, dab die nord-schwedischen Hochgebirgsgewässer etwas reicher belebt sind. ZscHorkeE hat [120, p. 159] für ver- schiedene Gewässer vom Rhätikon, St. Gotthard und St. Bernhard die Zahl der in jedem einzelnen gefundenen Cladocerenarten ange- seben. Diese beträgt für die untern Seen (1800—1900 m) nicht mehr als 6—7 und nimmt nach oben allmählich ab. In der Birken- region habe ich oft 10—15, in der Grauweidenregion oft 10—13 und im untern Teile der Flechtenregion oft 5 und bisweilen 6 Clado- cerenarten in demselben Gewässer seefunden. Auch sind die Clado- ceren der nord-schwedischen Hochgebirge gleichmäßiger verteilt als diejenigen der Alpen. Von diesen sind 4 Gebiete untersucht, von denen die voneinander entferntesten (Alpen bei Briancon und Rhätikon) in einem gegenseitigen Abstand von ca. 350 km gelegen sind. Von den 3 in Nord-schweden untersuchten Gebieten liegen Frostviken und die Torne-Lappmark ca. 450 km voneinander entfernt. Die un- geachtet dieses größern Abstandes gleichmäßigere Verteilung in den letztgenannten ist aus folgender Tabelle ersichtlich. In den Alpen Ind.nord-schwed. Hochgeb. In 4 Gebieten kommen vor ” 5 (ca. 21%) Arten 16 (ca. 55%) Arten Ar B Ss - os ” ” 2 eh) „ E 9 ( 31,9 %) „ I ( ” al 0) „ 1 10 ( „ 41 %o) „ 4 ( „ 14 %) ” 24 Arten 29 Arten Den Gewässern der Ebene gegenüber ist kleinere Artenzahl für die mittel-europäischen und die nord-schwedischen Hochgebirgsgewässer ein gemeinsames Merkmal, und es sind mit wenigen Ausnahmen die- selben Gattungen und Arten der Ebene, welche beiden Hochgebirgs- gebieten abgehen. Auch sind es teilweise dieselben Arten, die in beiden die häufigsten sind und der Fauna ihren auffallendsten Cha- rakter geben, nämlich von den eurythermen Arten, nach ihrer Frequenz geordnet, die Cladoceren Chydorus sphuerieus, Daphnia longispina, Acroperus harpae, Alonella excisa und Liynceus affınis ; die Cyelopiden Cyelops serrulatus und CO. viridis. Tiergeographisch ' wichtiger sind indessen die stenothermen Kaltwasserbewohner Üyelops scutifer, ©. stremuus, CO. vernalis, Diaptomus denticornis, “Heterocope saliens, Canthocamptus cuspidatus und 0. schmeili. Indessen besitzt jedes der beiden Gebiete, abgesehen von einigen nur spärlich auftretenden Arten, unter seinen allgemeinsten Arten Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 53 einige, die ihm eigen sind und dem andern abgehen. Für die mitteleuropäischen Hochgebirge sind deren folgende aufzuführen: Maerothrix hirsuticornis NORMAN et Brapy. Bosmina coregoni BAIRD in der Tatra fehlend. Bosmina longispina LEYDIG, in der Tatra fehlend. Cyclops fimbriatus FISCHER, in der Tatra fehlend. Canthocamptus rhaeticus SCHMEIL, in der Tatra fehlend. Canthocamptus xschokkei SCHMEIL, in der Tatra fehlend. Canthocamptus tatrieus v. DADAY, nur in der Tatra gefunden. Diaptomus graeilis SARS. Diaptomus bacillifer KÖLBEL. Diaptomus tatrieus WIERZEJISKI, nur in der Tatra gefunden. Dieses Verhältnis ist in manchen Punkten schwierig zu erklären. Maerothrix hirsuticormis ist in Grönland und Spitzbergen, Uyelops fimbriatus in Grönland, Diaptomus bacillifer im nördlichsten Sibirien und auf den neu-sibirischen Inseln und D. gracilis auf der Halbinsel Kola gefunden worden, also in nördlichen Gegenden, deren Klima mit dem der schwedischen Hochgebirge übereinstimmt, und ihr Fehlen in diesen überrascht daher. Bezüglich der beiden Diaptomus- Arten muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die Arten dieser Gattung einander oft bezüglich ihres Vorkommens ausschließen, was ich schon früher bemerkt und auch andere Forscher beobachtet haben. Die beiden Canthocamptus-Arten kommen zwar auch in Schottland vor, hier leben sie aber durchaus nicht unter dem kalten Klima der nord-schwedischen Hochgebirge, und es ist daher möglich, dab sie eigentlich südlichere Formen sind, die in Süd-Europa ein höheres Alter besitzen, im Norden dagegen verhältnismäßig spät eingewandert sind und nicht Zeit genug gehabt haben, um sich hier arktischen Lebensbedingungen anzupassen. Jedoch wissen wir von der Verbreitung der Canthocamptus-Arten überhaupt so wenig, dab bestimmte Schlüsse nicht zulässig sind. Diaptomus tatrieus ist noch nicht außerhalb der Tatra und der Karpathen angetroffen worden, er ist wahrscheinlich eine in diesem Gebiete endemische Art. Andrerseits besitzen auch die nord-schwedischen Hochgebirge einige für sie charakteristische Arten, die in den südlichen fehlen oder wenigstens in den Alpen sehr selten sind. Hierbei verhalten sich indes die Alpen und die Hohe Tatra etwas verschieden, indem letztere einen mehr nordischen Charakter zeigt, was aus folgendem Verzeichnis der betreffenden Arten hervorgeht. Polyartemia forcıpata, fehlt in den Alpen und der Tatra. Branchinecia paludosa, fehlt in den Alpen, in der Tatra gefunden. 54 SvEn EkmANn, Lepidurus arctieus, fehlt in den Alpen und der Tatra. Holopedium gibberum, sehr selten in den Alpen, häufiger in der Tatra. Daphnia longispina, Reihe microcephala-galeata?), fehlt in den Alpen und der Tatra. Bosmina obtusirostris, fehlt in den Alpen und der Tatra. Eurycercus lamellatus, selten in den Alpen, gemein in der Tatra. Alonopsis elongata, fehlt in den Alpen und der Tatra. Polyphemus pedieulus, fehlt in den Alpen, gemein in der Tatra. Bythotrephes longimanus, fehlt in den Alpen und der Tatra. Canthocamptus arctieus, fehlt in den Alpen und der Tatra. Diaptomus graciloides, fehlt in den Alpen und der Tatra. Diaptomus laciniatus, fehlt in den Alpen und der Tatra. Diaptomus laticeps, fehlt in den Alpen und der Tatra. Von diesen Arten kann man einige zusammenstellen, deren nördliche Verbreitung leicht zu erklären ist. Es sind solche, die allem Anscheine nach niemals in Mittel-Europa gelebt haben, sondern ihre gegenwärtigen Wohnorte von Nordosten her erreicht und noch nicht Zeit genug. gehabt haben, um in die mittel-europäischen Hoch- sebirgsregionen, wenigstens die der Alpen, emporzusteigen, oder sie können vielleicht die mittel-europäische Ebene wegen biologischer Eigenheiten nicht überschreiten. Zu dieser Gruppe gehört Poly- artemia forcipata, wahrscheinlich auch Bosmina obtusirostris und Polyphemus pediculus. Ich werde S. 78 diese Gruppe näher erörtern. Man könnte vielleicht geneigt sein, dieselbe Hypothese auch für den exklusiv nördlichen Zepidurus arcticus anzunehmen. Allein es verhält sich mit dieser Art nicht so, denn sie ist von NATHORST [58 p. 7] in Schonen und von SteExstrup [92 p. 148] in Dänemark subfossil zusammen mit arktischen Pflanzenresten gefunden worden, sie muß also schon während der Eiszeit in Mittel-Europa gelebt haben. Sie stimmt in dieser Hinsicht mit Branchinecta paludosa überein, welche auch in der Tatra von v. Davay [12] und Wırrzesskt [111] gefunden wurde und wohl hier sicher als Relict der ehemaligen Glacialfauna zu betrachten ist. Warum die beiden Arten die Alpen nicht erreicht haben, werde ich später (S. 76—77) zu erklären ver- suchen. Wie die erstgenannte Kategorie sind vielleicht auch Alonopsis elongata und Eurycercus lamellatus in Nord-Europa älter als in den 1) Da ich für die D. hyalina des einzigen bei ZSCHOKKE angegebenen Fundortes nicht habe ermitteln können, ob sie zu der genannten Reihe gehört, muß ich sie hier ausschließen. — In der Tabelle S. 163 führt der- selbe Verfasser D. galeata unter den exklusiv südlichen Cladoceren auf, was auf einem Irrtum beruht. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 55 südlichen Gegenden. Auch diese sind, obwohl sie im Süden nicht fehlen, hauptsächlich im Norden heimisch und zwar hier sehr häufig auch unter dem relativ warmen Klima des südlichen Schweden. Südlich von Europa sind sie aber nicht gefunden worden. Wollte man annehmen, sie hätten schon während der Eiszeit in Mittel- Europa gelebt, so steht ihr Fehlen in den Hochalpen unerklärt da, denn sie sind im Norden so gemein und scheinen hier den sub- glacialen Existenzbedingungen so genau angepaßt, daß ihnen die Hochalpen notwendig hätten zusagen müssen. Wahrscheinlich ist im Süden ihr Vorkommen mit einer Umänderung ihrer biologischen Eigenschaften enge verknüpft, so daß sie ihre Fähigkeit, unter arktischen Bedingungen zu leben, eingebüßt haben. Wenigstens kann ich keine andere Erklärung finden. Doch stehen wir bei der Besprechung dieser Frage auf so unsicherm Grunde, daß eine Ent- scheidung nicht möglich ist. Diaptomus laticeps und Canthocamptus arcticus sind nicht außer- halb der skandinavischen Halbinsel gefunden worden. Krsterer ist wahrscheinlich eine hier endemische Art. Was die übrigen Arten betrifft, Daphnia longispina Reihe micro- cephala-galeata, Holopedium gibberum, Bythotrephes longimanus, Dia- ptomus lacimiatus und D. gracıloides, denen auch Heterocope borealıs angefügt werden kann (s. S. 49), so sind die Ursachen ihres Fehlens in den Alpen schwerer verständlich. Sie bilden eine Gruppe von limnetischen Arten, die für die subalpinen Alpenseen charakteristisch sind, jedoch nicht in das eigentliche Hochgebirge hinaufsteigen. In den Pyrenäen ist indes D. laciniatus in großer Höhe gefunden worden. Es ist auch die Ansicht der Schweizer Forscher, daß diese Art in ihrer Verbreitung vom Glacialphänomen abhängig ist. Daß dies auch für die übrigen gilt, möglicherweise mit Ausnahme von der Daphnie, geht daraus hervor, daß sie in Nord-Schweden äuberst gemein sind, in Mittel-Europa in der Ebene nur sporadisch auftreten gilt nicht von der Daphnie), um dann aber in den Gebirgen wieder häufiger zu werden. Ein zusammenfassender Vergleich mit den mittel-europäischen Hochgebirgen wird auch S. 70—71 gegeben. 0. Vergleich mit andern arktischen Gebieten. Es sind während der letzten Jahrzehnte viele Arbeiten er- schienen, die über die Entomostrakenfauna der arktischen Gebiete berichten. Die Verfasser sind: FıscHer [17|, DE GUERNE u. RiCHARD 56 SvEn ERMAN, [24, 26, 29], Livusepore [41, 43—49|, Lisko [51], Murvoc# [57], PackArD [62], Rıczarn [64, 68, 69], Sars |77—80], Scort [88], VAn- HÖFFEN [99] und WESEnBERG-LunD [106]. Die gelieferten Angaben beziehen sich auf folgende Länder: arktisches Nordamerika, Grön- land, Island, Spitzbergen, Jan Mayen, die Bäreninsel, Finnmarken, die russische Eismeerküste (insbesondere die Halbinsel Kola), Novaja Semlja, Waigatsch, die Taimyr-Halbinsel und das Jenisej-Gebiet im nördlichen West-Sibirien, das Jana-Gebiet im nördlichen Ost-Sibirien, die neusibirischen Inseln und die Beringinsel unter den Kommandeur- inseln, somit verschiedene Teile aus allen arktischen Gegenden. Vom arktischen Nordamerika kennen wir indes nur die Phyllopodenfauna, und ich lasse es daher in den folgenden Darlegungen beiseite. Von den übrigen ist zwar Island nicht in allen Teilen und vielleicht auch nicht die Beringinsel durch ein arktisches Klima ausgezeichnet, da aber alle die auf diesen Inseln gefundenen Arten auch in andern arktischen Gebieten angetroffen sind, wird unsere Kenntnis von der Verbreitung der arktischen Arten durch die Berücksichtigung dieser beiden Inseln nur vervollständigt. Die Verbreitung habe ich tabellarisch dargestellt (S.57—60), wobei auch die nord-schwedischen Hochgebirge (als Typus für die ganze skandinavische Hochgebirgskette) mit besprochen werden. Die ein- zelnen Kolumnen sind nach der geographischen Lage der darin auf- geführten Gebiete geordnet. Orientieren wir uns zunächst über die Charakteristica der ark- tischen Fauna der temperierten gegenüber. Hierbei spielen die Phyllopoden die hervorragendste Rolle In tiergeographischer Hinsicht ist diese Entomostrakengruppe sehr be- merkenswert, denn ihre Arten lassen sich in natürlicher Weise zu einer arktischen und einer nicht-arktischen Gruppe zusammenstellen. Zur erstgenannten gehören die in der Tabelle besprochenen Arten mit Ausnahme von Lämnetis brachyura'‘), welche an verschiedenen Orten des mittlern. Europa gefunden worden ist, Artemia gracıls, die auch in temperierten Teilen des nördlichen Amerika lebt, und Lepidurus maerurus, der in den Steppen des mittlern Asien neuer- dings gefunden wurde. Die übrigen und außerdem die im arktischen Alaska lebende Polyartemia hazeni MURDocH, zusammen 7 Arten, sind rein arktisch (zum arktischen Gebiete rechne ich, wie im folgenden 1) Die Autoren für die einzelnen Arten sind in der Tabelle S. 57—60 zu finden. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 57 Tabelle über die Verbreitung der Phyllopoden, Cladoceren und freilebenden Copepoden in den Binnengewässern arktischer Gegenden. Soweit es ermittelt werden konnte, ist das häufigere oder spärlichere Vorkommen mit XX. resp. X bezeichnet worden. ( ö | | ao|ı | S% o o2|® | = lee a n = SE 285 3:3 8 88. „= |\23 24 BBazzs Se dan = | 2 | 8A E33 9r 5 |. a = a A Zi gajles) NZ konn Sue | SE See ee I 0 85 EB Zero | a 7 san | Phyllopoda Polyartemia forcipata FıscHEr IPOD OL Artemia gracilis VERRILL RD AÄrtemiopsis bumgei SArs x Branchinecta paludosa(O.F.MüLLerR) | XX EDS DE DDE Branchiopsyllus tolli Sars | x Chirocephalus elaviger (FıscHERr) | | x x Lepidurus arctieus (PaLLas) 1X 1X x EIER x macrurus LILLJ. | x x Limnetis brachyura (0. F. Mürter) = x Cladocera | Sida erystallina (0. F. MÜLLER) | ADS x Latona glacialis WESEnB.-Lunn I Holopedium gibberum ZappacH >x x IXX| XX Daphnia magna STRAUS I x „ atkinsoni Baırv. var. Boli- varı!) RıcHARD IS E pulec DE GEER I 9X EEE „ longispina O0. F. Müuer | X) X x IıxX| x > x = cucullata SARS x „ eristata Sars x Scapholeberis mucronata (O. F. MüL- LER) | x x x Simocephalus vetulus O. F. MüLLerR | X OR RES x 2 vetuloides SARS | xx sibiricus Sars | x 1) Mit dieser ist nach RıcHARrD [66, p. 202] eine von WESENBERG- Luxp [106] als D. crassispina n. sp. aufgestellte grönländische Daphnie identisch. 58 SvEn EkMAN, Grönland Bären-Insel, Franz Josef- Land Spitzbergen, Jan Mayen, Island Skandinav. Hochgebirge Finnmarken Nördl. West-Sibirien, Nowaja Sem]ja, Waigatsch, Halbinsel Kola, Ost- ost-russische Eismeerküste Nördl. Ost-Sibirien (Jana- Gebiet, Neusibirische Inseln), Bering-Insel Simocephalus exspinosus (Koch) Oeriodaphnia quadrangula (0. FE. MÜLLER) nn pulchella SARs Bosmina obtusirostris SARs Ophryoxus gracilis SARS Macrothrix rosea (JURINE) h: hirsuticornis NORMAN U. BrADy Lathonura rectirostris (OÖ. F. MÜLLER) Streblocerus serricaudatus (FISCHER) Acantholeberis curvirostris (0. F. MÜLLER) Eurycercus lamellatus (0. F. MÜLLER) . glacialis LILLIEBORG Acroperus harpae BAıRrD 5 neglectus LILLIEBORG . angustatus SARS Alonopsis elongata SARs Lynceus quadrangularis OÖ. F. MÜLLER „ affinis LEYDIG „ ecostatus (SARS) „ guttatus (SAars) „ intermedius (SAars) Leptorhynchus falcatus (SArs) Graptoleberis testudinaria (FISCHER) Alonella esigua (LILLIEBORG) „ excisa (FISCHER) „ nana (BAIRD) Peratacantha truncata (O.F. MÜLLER) Pleuroxus trigonellus (0. F. MÜLLER) Ohydorus sphaerieus (0. F. MÜLLER) 5 globosus BAIRD R piger SARS Polyphemus pediculus (Linx&) Bythotrephes longimanus LEYDIG \ cederströmi SCHÖDLER Leptodora kindti (FockeE) Copepoda Oyelops gigas CLAus 2 viridis (JURINE) h robustus SARS & vernalis FISCHER RL | XX I XX xx xx xx J RX REST TR x KA X KRRKK KRRKKKKR x%X REG EI x xx x RX | x Ra RR x KRKKKRK IDEE RK xx x EEE X xx Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 59 Grönland Finnmarken Nördl. West-Sibirien, Nowaja Semlja, Waigatsch, ost-russische Eismeerküste Land Island Skandinav. Hochgebirge Halbinsel Kola, Ost- Gebiet, Neusibirische Inseln), Bering-Insel Spitzbergen, Jan Mayen, Bären-Insel, Franz ‚Josef- Nördl. Ost-Sibirien (Jana- x yelops bisetosus REHBERG brrucei ScoTT kolensis LILLJEBORG | x vicinus ULJANIN | | 3 strenwus Fischer N N >Q | »„ . scutifer Sars es > 11%% DIASX | leuckarti CLaus “ fuscus (JURINE) Ka >< albidus (JURINE) | 5 capillatus SAars | >x | | x ” xx ARLARZ E serrulatus FISCHER ES Re macrurus SARS >< macruroides LILLJIEBORG x fimbriatus FISCHER X x | Canthocamptus minutus CLAUS | arcticus LILLIEBORG cuspidatus SCHMEIL ® duthiei (ScoTr) glacialis LiLLsE- BORG nordenskiöldi LILLJIE- BORG similis LILLIEBORG schmeili MRAZEK | x x insignipes WLiLLIE- BORG >< brevipes SARS | x Mesochra brucei RıiCHARD | 33% Maraenobiotus vejdovskyi MRAZER | x Danielssenia sibirica Sars Ectinosoma curticornis BOECK Diaptomus gracilis Sars graciloides LILLJEBORG | EX e minutus LILLJIEBORG LER BER bacillifer KÖLBEL laticeps SArs laciniatus LILLIEBORG DIEK glacialis LILLJEBORG | DL mirus LILLJEBORG lobatus LILLJEBORG | amblyodon MAREN- ZELLER theeli LILLJEBORG > denticornis WIERZEJSKI | x angustilobus SARS | = ambigwus LILLJEBORG | xx x x De ER xx ER x xx RX xx 60 SVEN EKMAN, ı N .—- [eb) Aol|ı | % Sn |er, ra, | >5 a3|2 Here | Ss 22 : gs sAalsem | = 5) & sam Das | AN &n A ERST ee Ines 2|dg® Scan IS 58. ee |< | << BEasss I el. = S,| So | ee | = R2|i: E|KsS ncAlS&sE 2 |so3| ® . = BIT RST-- | 5 |ssr| 4 E | es Bs2RZ | 5 |9o& Ss |ı 235 Sn on is! am | an Sue Pa Ta NER TE SEE s|= SesR22 5 ss | E (zerese m: — Sanlor 5 EEEN nm mn zZ = Zi Diaptomus wierzejskii!) RıcmAarD | > Heterocope borealis FISCHER | x x IL saliens (LILLIEBORG) | OK | Kae appendieulata SARSs | BD xX Limnocalanus grimaldi DE GUERNE | > Eurytemora gracilis (SARs) | | RX Drepanopus bunger SARS | | | B.< näher begründet werden wird, auch die skandinavischen Hochgebirge), nur eine von ihnen, Dranchinecta paludosa, ist in Mittel-Europa ge- funden worden, aber unter arktischen Existenzbedingungen, nämlich in den Hochgebirgsregionen der Hohen Tatra. PAckarD [62, p. 338] erwähnt eine Art derselben Gattung, B. coloradensis, - die in den Hochgebirgen Colorados auf 12000 Fuß Höhe gefunden wurde, die aber nach WESENBERG-LunD [106, p. 103] mit D. paludosa identisch ist. Unter den genannten Phyllopoden finden sich auch 3 Gattungen, die ausschließlich arktisch sind, Polyartemia, welche die einzige Gattung der Familie Polyartemiüidae ist, Artemiopsis und Branchiopsyllus. Um- gekehrt gibt es auch viele Arten und einige Gattungen, die in ark- tischen Gegenden ganz fehlen, und sogar eine der drei Hauptgruppen, Phyllopoda chonchostraca, meidet fast gänzlich die arktische Region. Die einzige Art, welche hier zu finden ist, ist die erwähnte ZLimnetis brachyura, die aber auch in mildern Gegenden (Rußland, Dänemark, Preußen, Galizien) lebt. Nächst den Phyllopoden sind die Centropagidengattungen Dia- ptomus und Heterocope tiergeographisch interessant. Folgende Arten sind ausschließlich arktisch (oder subarktisch): Diaptomus glaciahs, mirus, angustilobus, laticeps und ambiguus, und andere, die auch in südlichern Gegenden vorkommen, leben hier, wenigstens gewöhn- licherweise, unter arktischen Bedingungen, sie sind mit andern 1) Mit dieser Art ist nach ScHmEIL [85] D. serricornis LILLIEBORG identisch, für den das Vorkommen auf der Halbinsel Kola angegeben wird. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 61 Worten stenotherme Kaltwasserbewohner. Es sind dies: Draptomus bacillifer, laciniatus, denticornis, Heterocope borealis, saliens und appen- dieulata. Ihre südliche Verbreitung ist hauptsächlich alpin. Zu einer andern biologischen Gruppe gehören die beiden übrigen Centropagiden Limnocalanus grimaldı und Eurytemora gracils, die Calanide Drepanopus bungei und die beiden Harpacticiden Daniels- senia sibirica und Kectinosoma curticornis. Sie sind alle eigentlich marine Arten, die nur im untern Laufe des Jana-Flusses gefunden worden sind, vielleicht, wie Sars [50] bemerkt, in nicht völlig süßem Wasser. Eine nicht bestimmbare Kurytemora-Art'!) wurde jedoch in einem Binnensee angetroffen. Obgleich diese Tiere nur an Stellen vorkommen, die mit dem Meere in Verbindung stehen oder gestanden haben, ist es doch sehr möglich, daß das arktische Klima hierbei nicht ohne Einfluß ist. Denn durch die Verminderung des Salz- gehalts des Meerwassers infolge der schmelzenden Schnee- und Eis- massen wird, wie schon DE GUERNE u. RiCHARD [25, 24, p. 167] her- vorgehoben haben, die Forderung an die arktischen Meerestiere ge- stellt, Schwankungen im Salzgehalte vertragen zu können, oder, wie man sich auch ausgedrückt hat, sie sind euryhalin, und es wird ihnen dadurch leichter, sich ganz süßem Wasser anzupassen. Es ist für diese Frage interessant, dab auch viele der in Skandinavien, Finnland und Norddeutschland lebenden marinen Relicte sich als ursprünglich arktische Tiere erwiesen haben. Die eigentlichen Süßwasser-Harpacticiden sind für tiergeogra- phische Schlüsse weniger verwertbar, obgleich mehrere von ihnen bisher nur im arktischen Gebiete gefunden worden sind, denn wie schon mehrmals erwähnt worden, ist ihre Verbreitung nicht ge- nügend bekannt. Immerhin mögen einige Angaben Platz finden. Ausschließlich in arktischen Gegenden gefunden sind Canthocamptus glacialis, nordenskiöldi, similis, insignipes und Mesochra brucei; steno- therme Kaltwasserbewohner, nach den spärlichen Angaben, die wir davon besitzen, sind außerdem Canthocamptus arcticus, cuspidatus, schmeili und brevipes. Unter den Üyclopiden sind es verhältnismäßig wenige, die nicht eurytherm und kosmopolitisch sind, und es ist nur eine ausschlieb- lich arktische gefunden worden, nämlich Cyeclops brucei aus Franz- ‚Joseph-Land. Jedoch gibt es einige, die in mehr oder weniger ausgeprägtem (Grade als stenotherme Kaltwassertiere bezeichnet 1) Sars stellt sie zur synonymen Gattung Temorella. 62 Sven Exkman, werden können, nämlich ©. gigas, vernalis, strenwus, scutifer, kolensis und capillatus. Nur mit Vorsicht ist indes die Verbreitung dieser Cyclopiden als Grundlage für tiergeographische Folgerungen zu verwenden. Dasselbe gilt im allgemeinen von den Cladoceren. Unter ihnen finden sich jedoch einige mit exklusiv arktischer Verbreitung: Za- tona glacialis, Simocephalus vetuloides, 5. sibiricus!) und Eurycercus glacialıs. Andere sind, obgleich nicht sehr ausgesprochen, Kalt- wasserbewohner, nämlich Holopedium gibberum, Maerothrix hirsu- ticormis, Bythotrephes longimanus und BD. cederströmt, jedoch mag von der erstgenannten und den beiden letzten bemerkt werden, daß sie für die arktische Zone nur wenig charakteristisch sind, weil sie in derselben nur eine beschränkte Verbreitung haben und mehr die kältern Gewässer Europas und, was Holopedium betrifft, auch die Nordamerikas kennzeichnen. Bosmina obtusirostris hat an dem Sonder- gepräge der arktischen Fauna einen viel größern Anteil, obgleich sie in andern nördlichen Gegenden ziemlich eurytherm ist; dasselbe gilt auch von Polyphemus pedieulus. Wenn wir die in der Tabelle nicht aufgeführte, in Alaska lebende Polyartemia hazeni mitrechnen, sind in arktischen Binnen- Sewässern (die skandinavischen Hochgebirge mitgerechnet) 111 Arten sefunden worden, nämlich 10 Phyllopoden, 48 Cladoceren und 53 Copepoden. Von ihnen sind 6 Phyllopoden, 4 Öladoceren und 16 Copepoden (unter ihnen 5 ursprünglich marine) ausschließlich arktisch, und noch 1 Phyllopode, 6 Cladoceren und 16 Copepoden sind in ihrem außerarktischen Vorkommen stenotherme Kaltwasserbewohner oder wenigstens streng nördlich. Es sind somit im ganzen 49 Arten oder fast die Hälfte der Gesamtzahl, die in ihrer Verbreitung von arktischen Lebensbedingungen abhängig sind. Die übrigen, nämlich die Mehrzahl der Cladoceren und Cyclopiden, einige wenige Harpacti- ciden und Centropaeiden und 3 Phyllopoden, sind von arktischen Lebensbedingungen ganz unabhängig und können daher zu einer Charakteristik der arktischen Gegenden nur in zweiter Linie ver- wendet werden. Nach dieser tiergeographischen Bewertung der verschiedenen Arten können wir einen nähern Vergleich zwischen den skandina- vischen Hochgebirgen und den übrigen arktischen Gebieten anstellen. Wir können dazu beispielsweise das angrenzende östliche Gebiet 1) Möglicherweise ist jedoch eine von Linko [5l] aus Estland be- schriebene Form mit dieser Art identisch. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 63 wählen. Das Resultat wird am besten durch folgende Tabelle ver- anschaulicht. Gruppe 1 umfaßt dabei ausschließlich arktische Arten, Gruppe 2 die übrigen stenothermen Kaltwassertiere, Gruppe 3 die eurythermen Arten. Die Ziffern geben die Zahl der Arten an. Ä I: Nördl. West-Sibirien, Die nr chen Novaja Semlja, Waigatsch, | Osıgenrse | Halbinsel Kola IGr. 1 | Gr. 2 | &r.3 |. 1| @r2 Gr. 3 T | Phyllopoden I 1 a 1 ll Uladoceren 4 (5?) Zone 5 198 Copepoden 1 11 Da 7 (83) I (8?) | | ? Summa | 2 lu 0 | 10 | 18 | 9 0 | 19 203) | 23 @49 Alle Arten der Gruppe 1 und die allermeisten der Gruppe 2 in Skandinavien sind beiden Gebieten gemeinsam. Es sei bemerkt, daß die höhere Zahl der Gruppe 1 in Sibirien etc. zum Teil sehr wohl auf unsrer mangelhaften Kenntnis der Verbreitung der be- treffenden Arten beruhen kann, indem einige von ihnen wahrschein- lich auch die südlichern Teile Sibiriens bewohnen. Auch enthält Gruppe 2 in den skandinavischen Hochgebirgen mehr Arten als in West-Sibirien ete. Jedenfalls steht die nahe Zusammengehörigkeit der beiden Gebiete außer Zweifel, besonders wenn wir noch der vielen ihnen gemeinsam abgehenden südlichen Gattungen und Arten gedenken. Auch bezüglichder Entomostrakenfauna sind also, was für die höhere Tier- und Pflanzenwelt ja schon festgestellt ist, die skandinavischen Hochgebirge ein Teil der arkti- schen Region. Daher sind die in denselben lebenden arktischen Arten hier nicht als Relicte zu bezeichnen, sondern sie leben hier unter ebenso günstigen und ursprünglichen Existenzbedingungen wie in den übrigen arktischen Gebieten. Vielleicht möchte auf den ersten Blick hin diese Schlußfolgerung als ein „eirculus in demonstrando“ scheinen, da ich in die Unter- suchung über die Zusammensetzung der arktischen Fauna auch die skandinavische Hochgebirgsfauna einbezog und dann den Schluß zog, dab auch diese arktisch sei. Dies ist indes nur ein scheinbarer Fehler. Es wurde schon oben gezeigt, daß die Existenzbedingungen in unsern Hochgebirgen arktisch sind, und es kam eben darauf an. 64 SVEN EkMAN, den Beweis zu liefern, daß diese ihrem Klima nach arktischen Gegenden von einer in ihrer Biologie und Verbreitung arktischen Fauna belebt sind. Als Grundlage für die nachfolgende Darstellung war es aus praktischen Gründen vorteilhaft, eine allgemeine Be- sprechung der arktischen Gebiete, somit auch der skandinavischen Hochgebirge, vorauszuschicken. 2. Umgrenzung und Einteilung einer boreo-subglacialen Region. Es ist zur Zeit noch keine zusammenfassende Übersicht der uns beschäftigenden Fauna der arktischen Länder erschienen, sondern die Angaben sind in den verschiedenen, meistens kleinen Abhandlungen aufzusuchen, die gewöhnlich ohne Rücksicht auf die übrige ein- schlägige Literatur geschrieben wurden. Es dürfte jedoch jetzt so viel Material gesammelt und bearbeitet worden sein, daß eine der- artige Übersicht in groben Zügen gegeben werden kann, ohne allzu hypothetisch zu werden. Ich habe auch im vorhergehenden eine solche versucht und werde unten einige Erörterungen dazu geben. Von mehreren Entomostrakenforschern ist die Ansicht ausge- sprochen worden, daß die betreffenden Tiere fast gar nicht zu tier- geographischen Schlüssen verwertet werden könnten, denn sie seien kosmopolitisch, und was besonders die arktischen und alpinen Gesenden beträfe, so sei die Mehrzahl ihrer Arten auch in der temperierten Ebene zu finden und daher nicht für die erstgenannten besonders kennzeichnend. Dies ist jedoch nur scheinbar richtig. Denn viele Arten, die in beiderlei Gebieten gefunden sind, leben, wie ich im vorhergehenden verschiedentlich erörtert habe, in der Ebene nur unter solchen Existenzbedingungen, die mit denen der arktischen Gebiete ziemlich übereinstimmen; es ist also dadurch eine kosmo- politische Natur für sie durchaus nicht dargelegt, im Gegenteil wird ihre arktische Natur bestätigt, denn das erwähnte Verhalten be- weist, daß ihr Überwiegen in den arktischen oder alpinen Gegenden nicht etwa darauf beruht, daß sie in andere Gebiete nicht hätten ver- schleppt werden können, sondern daß es wirklich in ihrer eignen Natur physiologisch begründet ist. Esist betreffs der Süßwasser- tiere durchaus notwendig,tiergeographische und bio- logische Untersuchungen in dieser Weise zu vVer- knüpfen, denn die Existenxbedingungen nahe liegender Orte sind öfters sehr verschiedenartig. Derselbe See beherbergt sehr oft am Boden oder während des Winters stenotherme Kaltwasserbewohner, Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 65 während an der Oberfläche oder am Ufer eine Fauna von stenothermen Warmwasserbewohnern ihr Wesen treibt. Die Be- dingungen für glaciale Reliete sind also in den Seen viel günstiger als auf dem Lande, und solche Reliete spielen auch in der Süßwasserfauna eine sehr große Rolle. Ihre Relictennatur darf aber bei tiergeo- graphischen Betrachtungen nicht vergessen werden. Wie man die ark- tische Natur des Schneehuhns wegen seines Vorkommens in den Alpen nicht verneinen kann, so sind auch die genannten Entomostraken ihrer Natur nach arktisch, obwohl sie in der mittel-europäischen Ebene ge- funden sind. Denn das kalte Bodenwasser oder die winterliche Kälte liefert ihnen hier dasselbe wie die Hochgebirgsregionen dem Schnee- huhn: Wohnplätze mit arktischen Existenzbedingungen. Es können auch andere Einwände gemacht werden. Wenn z.B. eine Art im nördlichen Skandinavien und in den Alpen lebt, in den zwischenliegenden Gegenden dagegen fehlt, könnte man vielleicht geneigt sein, dies durch die gegen ungünstige äussere Einflüsse grosse Resistenzfähigkeit dieser Tiere oder ihrer Dauereier zu er- klären. Dadurch stehe ihnen nämlich die Möglichkeit offen, von ziehenden Vögeln in andere Gegenden verschleppt zu werden, und eine solche passive Verbreitungsweise ist auch von einigen Forschern ?) tatsächlich beobachtet worden. ZscHokk& [120 z. B. p. 374. 376, 377] nimmt auch an, der vom Norden herkommende herbstliche Vogelzug bereichere direkt und in großer Ausdehnung die Alpen mit nordischen Tieren. Wäre aber dies richtig, so ist es unverständlich, weshalb nicht auch Tiere wie zZ. B. Bosmina obtusirostris, Alonopsis elongata, Polyphemus pediculus und Polyartemia forcipata in ähnlicher Weise in die Alpen übertragen worden sind. Es gibt nämlich keine Ento- mostraken, die besser als diese für eine solche Verschleppung ze- eignet sind, denn sie kommen im Norden massenhaft vor, sie bilden hier im Herbste zur Zeit des Vogelzuges regelmäßig Dauereier, und diese sind gegen äußere Einflüsse, wie Trockenheit und Einfrieren, ebenso resistent wie diejenigen irgend welcher andern Entomostraken. Doch will ich natürlich eine passive Verbreitungsweise nicht in Abrede stellen, denn diese ist für viele Fälle die einzig annehm- bare, so beim Emporsteigen der meisten Entomostraken in höhere Gegenden, sei es daß sie durch Zugvögel, durch Insecten oder durch den Wind vermittelt wird. Merkwürdigerweise nimmt ZScHOrKE, 1) Es sei auf die von ZscHokke [120, p. 368ff.] gegebenen Referate ihrer Untersuchungen hingewiesen. 5 66 SvENn EkMAn, der ja doch dem passiven Transport eine so hohe Bedeutung zu- schreibt, bezüglich der meisten Copepoden der Hochgebirge, so der Oyclops- und Diaptomus-Arten, an, sie seien in die höhern Regionen durch aktive Wanderungen hinaufgedrungen. Dies ist aber meines Erachtens nicht denkbar, denn ein Aufsteigen in den reißenden Bergbächen ist diesen Tieren ganz sicher unmöglich. Zum passiven Transport eignen sie sich dagegen sehr, denn sie besitzen alle resistente Dauerstadien oder haben solche gehabt, wie später (S. 101 £.) gezeigt werden soll. Über größere Gebiete dürfte die genannte Verbreitung jedoch nur langsam und in kleinen Schritten vor sich gehen. Um ein Beispiel zu geben: ich nehme an, dab die soeben erwähnte Alonopsis elongata eine eigentlich im Norden heimische Art ist, welche von dort her in die mittel-europäische Ebene ge- drungen ist. Diese Übersiedelung in wärmere Gegenden konnte aber nur unter Umänderung der biologischen Eigenschaften der Art vor sich gehen, und es leuchtet ein, dab dies eine geraume Zeit in Anspruch nehmen mußte. Wenn die Art in Zukunft einmal in die Hochalpen emporsteigen wird, muß dies von der Ebene aus geschehen und zwar wieder unter Anpassung an veränderte Lebensbedingungen. Es ist indessen nicht ganz sicher, daß solche Arten, die jetzt nur im Norden leben, während der Eiszeit nicht in der mittel- europäischen Ebene vorkamen. Man kann einen solchen Schluß nur mit Vorbehalt ziehen, wie das uns die Funde von .Dranchinecta palu- dosa in der Tatra und Lepidurus arcticus subfossil in Dänemark und Schonen lehren. Wären sie nicht gemacht worden, könnten wir wenigstens ebenso gute Gründe haben, sie im nördlichen Skandinavien als spätere Einwanderer auzufassen. Trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten halte ich es für berechtigt, tiergeographische Schlüsse nach dem Stande unserer segrenwärticen Kenntnis der mitwirkenden Faktoren zu ziehen. Wir haben gesehen, daß die arktischen Gegenden sich bezüglich der hier behandelten Fauna ziemlich scharf von der südlichern temperierten Zone unterscheiden, da beinahe die halbe Anzahl ihrer Arten entweder ihnen ausschließlich eigen sind oder doch zu ark- tischen Existenzbedingungen in engster Beziehung stehen. Es ist dies ein volleültiger Grund, diese Fauna von der temperierten ab- zutrennen und die arktischen Gebiete als eine selbständige Region | aufzustellen, wie man es auch bei der Besprechung anderer Tier- gruppen und der höhern Pflanzenwelt getan hat. Allein es wäre eine unnatürliche Abgrenzung, wollte man dieser Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 67 . arktischen Region das ganze zunächst im Süden gelegene Gebiet segrenüberstellen. Denn die mittel-europäischen Hochgebirge haben mit der erstgenannten so vieles gemeinsam, daß beide zusammengestellt werden müssen. Unter den 61 Arten dieser Hochgebirge finden sich nämlich 13—15 stenotherme Kaltwasserbewohner, welche auch den arktischen Gebieten angehören, und zwar 1 Phyllopode, 3 Clado- ceren, 3 oder 4 Öycelopiden, 2 Harpacticiden und 4 oder 5 Centropa- giden. Dazu kommen noch einige wenige Arten, die nicht in die eigentlichen Hochgebirgsregionen der Alpen emporsteigen.. Wenn wir weiterhin bedenken, daß die übrigen Arten zum’ allergrößten Teil kosmopolitisch und daher für die Entscheidung der Frage wertlos sind, und daß es mit wenigen Ausnahmen dieselben Arten und Gattungen sind, welche in beiderlei Gegenden fehlen, so müssen wir zugeben, daß die mittel-europäische alpine Fauna mit der ark- tischen viel näher verwandt ist als mit der temperierten Tieflandsfauna. Wir müssen somit die mittel-europäischen Hochgebirge und die arktischen Gegenden zu einer gemeinsamen Region zusammenstellen, und es fragt sich dann, wie wir das neue (Gebiet im übrigen um- grenzen und benennen, namentlich welche übrigen Hochgebirge wir dazu rechnen sollen. Es ist nämlich nicht anzunehmen, daß alle Hochgebirge mit arktischem Klima, auch wenn sie eine Eiszeit ge- habt haben, eine arktische Entomostrakenfauna beherbergen, denn, wie ich besonders später (S. 74f.) Gelegenheit haben werde zu erörtern, der arktische Charakter der mittel-europäischen Hochgebirgsfauna ist daraus zu erklären, dab das Gebiet während der Eiszeit von einer Fauna umgeben war, in welche’ arktische Elemente eingedrungen waren. Eben hierin haben wir einen Anhalt für die Umgrenzung und die Benennung der Region. Wir können sie als eine boreo- subglaciale Region bezeichnen und lassen ‚sie umfassen: teils die arktischen Gegenden, teils diejenigen Hochge- birge der nördlichen temperierten Zone mit ark- tischem Klima, welche ehemals (während der.Eiszeit) in enger Verbindung mit der damals nach Süden vor- gerückten arktischen Fauna standenundvon ihr einen großen Teil ihrer jetzigen Fauna erhielten. Welche Hochgebirge wir zu der Region zu zählen haben, wissen wir im ganzen noch nicht. Wir wissen nur, daß, abgesehen von den skandinavischen und andern mit dem übrigen arktischen Gebiete zusammenhängenden, auch die Alpen und die Kar- pathen mit ihren höchsten Regionen dazu gehören. Auch die HF 68 SvEN EkMANn, Pyrenäen und der Kaukasus besitzen nach DE GuErnE u. RıcHarD [30, 67] und Branpr [2] einige auch in arktischen Gegenden lebenden stenothermen Kaltwasserbewohner. Ob diese Gebirge zu der frag- lichen Region gehören oder vielleicht eher den Übergang zu den temperierten Gegenden vermitteln, müssen künftige Untersuchungen entscheiden. Die südliche, resp. untere Grenze dürfte im Norden etwa mit der nördlichen, resp. obern Grenze der Nadelwaldresion zusammen- fallen, wie sie in dieser Arbeit gezogen ist, oder auch, wie für die höhere Fauna gewöhnlich angenommen wird, mit dem Aufhören des Baumwuchses, eine Frage, die für die Wasserfauna ziemlich gleich- gültig ist. In den südlichern Hochgebirgen muß sie natürlich auf klimatisch entsprechende Höhe verlegt werden. Diese Region will ich in mehrere Subregionen zerlegen. Dies mag jedoch für die außereuropäischen Gegenden nur als ein pro- visorischer Versuch gelten, da unsere Kenntnis derselben ziemlich mangelhaft ist und die Subregionen demzufolge aus solchen Gebieten zusammengesetzt werden müssen, die gelegentlich untersucht worden sind. In den Verzeichnissen der für die einzelnen Subregionen charakteristischen Arten führe ich nur die stenothermen Kaltwasser- bewohner auf, die übrigen sind in der Tabelle S. 57—60 zu finden. 1. Arktisches Nordamerika. Wir kennen von dessen Ento- mostrakenfauna nur die Phyllopoden, unter denen sie nur eine ihr allein zugehörige Art enthält, Polyartemia hazeni MurvocH. Im übrigen leben in der Subregion Lepidurus arctieus und Branchinecta paludosa. 2. Grönland. Den übrigen Subregionen gegenüber zeichnet sich diese vor allem durch das Vorkommen von Latona glacialis und Diaptomus minutus aus. Es mag betont werden, dab ihre Copepoden- fauna nur sehr wenig bekannt ist. Ihre charakteristischen Arten sind: Pbyllopoda: Maerothrix hirsuliornts branchinecta paludosa Purycercus glacialis Lepidurus aretieus Polyphemus pedteulus Cladocera: Copepoda: Holopedium gibberum Oyclops gigas ? Latona glacialis 10 COyelops strenuus (inel. seutifer) d Bosmina obtusirostris Diaptomus minutus. Als Anhang zu dieser Subregion wäre Island aufzuführen, wo auch Diaptomus minutus gefunden worden ist. Im übrigen sind für Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 69 diese Insel nur Holopedium gibberum, bosmina obtusirostris, Polyphe- mus pediculus, Oyclops gigas?, CO. strenuus (inel. scutifer) und Diapto- mus glacialis zu nennen. Phyllopoden sind nicht gefunden worden. 3. Franz-Joseph-Land, Spitzbergen, Jan Mayen und die Bäreninsel. Für sie sind besonders charakteristisch eine Harpacti- cide aus Spitzbergen, Mesochra brucei, die einzige Art ihrer Gattung, und eine Cycelopide aus Franz-Joseph-Land, Cyelops brucei. Auf- fallenderweise sind keine ÜÖentropagiden angetroffen worden, und auch im übrigen scheint die Region sehr artenarm zu sein. Die aufzuführenden Arten sind: Phyllopoda: Copepoda: Lepidurus arctieus Uyclops brucer Uyelops gigas 5 Oyelops strenwus (inel. scutifer ?) Maerothrix hirsuticornis Mesochra brucev Cladocera: Inwieweit diese Gebiete eine einheitliche Subregion bilden, muß gegenwärtig dahingestellt bleiben. Die Bäreninsel wäre möglicher- weise besser mit den skandinavischen Hochgebirgen zu vereinigen. 4. Das nördliche West-Sibirien nebst den Inseln Nowaja- Semlja und Waigatsch., Zu diesen Gebieten wäre möglicherweise auch die nordöstliche Eismeerküste Rußlands hinzuzufügen, von der wir jedoch sehr wenig wissen. Ausschließlich in dieser Subregion sind folgende Arten gefunden worden, die ihr somit ihr charak- teristisches Gepräge verleihen: Canthocamptus glacialis, C©. norden- skiöldi, ©. simihs, Diaptomus mirus und D. amblyodon. Im ganzen sind folgende Arten zu nennen: Phyllopoda 2 Copepoda : Polyartemia foreipata Uyelops gigas | Branchinecta galudosa Canthocamptus glacialis Ohirocephalus claviger 10 Canthocamptus nordenskiöldi Lepidurus archieus Canthocamptus simelis Canthocamptus insignipes Cladocera : Diaptomus glacialis Diaptomus mirus Diaptomus amblyodon Heterocope borealts Heterocope appendieulata. 5 Bosmina obtusirostris 15 Euryeercus glacialis Polyphemus pedieulus Durch die Fauna der Halbinsel Kola und des norwegischen Finnmarken wird der Ubergang zu den skandinavischen Hochgebirgen vermittelt. 70 Sven EkmaAn, 5. Das nördliche Ost-Sibirien und die Neusibirischen Inseln. Hierher stelle ich auch die Kommandeurinseln, aus denen jedoch nur wenige Tiere (von der Beringinsel) bekannt sind. Für das Gebiet ist in erster Linie kennzeichnend die außergewöhnlich reiche Phyllo- podenfauna, wovon zwei Arten, Artemiopsis bungei und Branchiopsyllus tolli, nicht außerhalb seiner Grenzen gefunden worden sind, dann auch einige derartige Cladoceren und Copepoden: Simocephalus vetu- loides, S. sibirieus !), Diaptomus angustilobus und D. ambiguus, sowie auch die oben (S. 61) erwähnten eigentlich marinen Arten. Die uns interessierenden Arten sind: Phyllopoda: Copepoda: Polyartemia foreipata Uyclops gigas ? Artemiopsts bungei Uyclops vernalis ? branchinecta paludosa Uyclops seutifer branchiopsyllus tolli 15 Danielssenia sibirica 5 Chirocephalus elaviger Eetinosoma curticornis Lepidurus archieus Diaptomus bacillifer Diaptomus angustilobus Cladocera : Diaptomus ambigwus Simocephalus vetuloides 20 Heterocope borealıs Simocephalus sibiricus Limnocalanus grimaldı Bosmina oblustrostris Eurytemora gracilis 10 Eurycercus glacialis Drepanopus bunget. Polyphemus pediculus 6. Die skandinavischen Hochgebirge. Ihnen ganz eigen sind, wenn wir von der im folgenden zu besprechenden Halbinsel Kola und dem norwegischen Finnmarken absehen, Dythotrephes longimamus, (möglicherweise auch D. cederströmi), Canthocamptus arcticus, CO. brevipes und Diaptomus laticeps. Holopedium gibberum, die microcephala-galeata- Reihe von Daphnia longispina und Alonopsis elongata spielen in ihnen eine viel größere Rolle als in irgend einem andern boreo-subglacialen (sebiete, und endlich haben sie mit den mittel-europäischen Hoch- gebirgen einige Arten gemeinsam, die in den übrigen Gebieten fehlen, nämlich Canthocamptus cuspidatus, C. schmeili, Diaptomus denti- cormis, D. laciniatus und Heterocope saliens. Hierdurch bilden sie ein Verbindungsglied zwischen den arktischen Gebieten und den ge- nannten Hochgebirgen. Die bemerkenswerten Arten sind: 1) Möglicherweise ist jedoch eine in Esthland gefundene, von LINKO [51] erwähnte Form mit dieser Art identisch. es ie Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 71 Phyllopoda: 10 Cyelops vernalis Polyartemra foreipata Oyclops strenwus Branchinecta paludosa Oyclops seutifer Lepidurus archeus Canthocamptus archeus Cladocera: Canthocamptus cuspidatus Holopedium gibberum 15 Canthocamptus schmeih 5 Bosmina obtusirostris Canthocamptus brevipes Polyphemus pediceulus Diaptomus laticeps Bythotrephes longimanus Diaptomus Iaeiniatus Bythotrephes cederströmi Diaptomus denticor mis Copepoda: 20 Heterocope saliens. Uyelops gigas Bythotrephes cederströmi!) lebt nach Sars [77] „sat frequens in paludibus Finmarchiae nec non in lacubus alpinis totius Norwegiae“ und kommt daher wahrscheinlich auch oberhalb der Nadelwald- region Vor. Eine Zwischenstellung zwischen den skandinavischen Hoch- gebirgen und West-Sibirien nimmt die Halbinsel Kola und das norwegische Finnmarken ein. Mit der erstgenannten Subregion haben sie folgende für dieselbe besonders charakteristischen Arten gemeinsam: Holopedium gibberum, Alonopsis elongata, DBythotrephes longimanus, BD. cederströmi und Diaptomus laciniatus. Dem nördlichen West-Sibirien nähern sie sich durch den Besitz von Eurycereus gla- cialis und Canthocamptus insignipes. Eine in Kola gefundene Üyclops- Art, €. kolensis, ist zwar in keinem andern subglacialen Gebiete gefunden worden, dagegen an verschiedenen Orten des subalpinen Schweden unter Umständen, die sie hier als eine Relictenform er- kennen lassen. 7. Die mittel-europäischen Hochgebirge. Sie kommen den skandinavischen am nächsten, unterscheiden sich aber von ihnen durch den nahezu vollständigen Mangel an Phyllopoden (nur die Tatra besitzt eine Art), durch die auch im allgemeinen spärlichere Fauna und das mehr sporadische Auftreten der einzelnen Arten, sowie auch durch das Hinzutreten einiger weniger neuen Arten: Canthocamptus rhaeticus und CO. zschokkei, welche nur in den Alpen, C. tatrieus und Diaptomus tatricus, welche nur in den Karpathen ge- funden worden sind. Die Alpen und die Karpathen verhalten sich sich somit etwas verschieden und stellen zwei Unterabteilungen der Subregion dar. Diese Verschiedenheit besteht zum Teil darin, dab 1) In der citierten Arbeit B. borealis genannt. 72 Sven Exman, die letztgenannten sich den skandinavischen Hochgebirgen mehr nähern, namentlich durch den Besitz von Branchinecta paludosa und Polyphemus pedieulus und durch die größere Häufigkeit von Holo- pedium gibberum. Die für das Gesamtgebiet aufzuzählenden Arten sind: Phyllopoda: Uyelops seutifer Branchinecta paludosa (anthocamptus cuspidatus 10 Canthocamptus schmeili Cladocera: Canthocamptus rhaeticus Holopedium gibberum Canthocamptus zschokkei Maerothrix hirsuticornis Canthocamptus tatrıcus Polyphemus pedieulus Diaptomus laciniatus 15 Diaptomus denticornis Copepoda: Diaptomus bacillifer 5 ÖOyelops gigas ? Diaptomus tatrıcus Üyclops vernalis Heterocope saliens (yelops strenwus Heterocope borealıis. Da Canthocamptus tatrieus, O. rhaeticus, C. zschokkei und Diapto- mus tatricus nicht in den arktischen Gebieten gefunden sind, können sie natürlich nicht als Beweis für die arktische Natur des betreffen- den Faunengebietes gebraucht werden. 3. Über die postglaciale Herkunft und die biologisch-tiergeo- graphische Zusammensetzung der hier behandelten Fauna Nord- und Mittel-Europas. Ich kann die vorhergehenden faunistischen und tiergeographischen Erörterungen nicht verlassen, ohne sie zu einer Übersicht über die Herkunft und Einteilung der uns beschäftigenden Fauna des ganzen nördlichen und mittlern Europa zusammenzustellen und zu erweitern. Ich kann dabei nur die einigermaßen genau untersuchten Ge- biete berücksichtigen: Skandinavien, Finnland, die Halbinsel Kola, Dänemark, Deutschland, das nördliche Frankreich, Schweiz, Öster- reich und das nördliche Ungarn. Unter „Herkunft“ verstehe ich hier nur lokale Herkunft, die phylogenetische lasse ich ganz beiseite. Die geographische Verbreitung der europäischen Entomostraken oder einzelner Gruppen von ihnen ist auch von frühern Forschern erörtert worden, namentlich von DE GUERNE u. RıcHArD [25, 27], v. Dapay [13], ZscHokke [120 p. 361£.; 121] und Steuer [95 Anhang). Die drei erstgenannten haben eigentlich nur die Tatsachen gesammelt, ohne auf theoretische Spekulationen über die Ursachen der Verbreitung Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 73 der einzelnen Arten einzugehen, auf ZscHokke’s Resultate komme ich im folgenden zurück, die Ansichten StTEvEr’s aber, welchen ich mich nicht ganz anschließen kann, will ich sogleich besprechen. STEUER, der eine vom russischen Zoologen ZoGRAF [118] vor- wiegend auf die Verbreitung der Sübwasserfische gestützte Theorie mit besonderer Rücksicht auf die Bosminen und die Centropagiden weitergeführt hat, gruppiert die europäischen Seen in 4 Zonen. Als die erste betrachtet er eine nördliche Region bis zum mittlern Schweden. ZoGRAF rechnet zu seiner ersten Zone diejenigen Seen des nördlichen Rußlands, die eine marine Relictenfauna beherbergen. In ihrer Auffassung der übrigen Zonen stimmen beide überein, in- dem sie die Südgrenze der zweiten durch das nördliche Deutsch- land und weiter durch Rußland gegen Nordosten ziehen, diejenige der dritten Zone durch das mittlere Deutschland und südliche Rußb- land, wobei auch die Alpen hinzugerechnet werden. Eine vierte umfaßt die Gegenden bis zur Grenze der von STEUER aufgestellten fünften oder mediterranen Zone, die nach Norden bis nach Ungarn vordringt. Die zweite und die dritte Zone bringen nun die beiden Forscher mit der Glacialzeit in Zusammenhang und zwar in der Weise, dab ihre Südgrenzen mit den Ausdehnungsgrenzen zweier gegen Süden verschieden weit vordringenden Vergletscherungen zusammenfallen oder sie um ein wenig überschreiten. Dass sich die Gebiete von einander faunistisch unterscheiden, hätte also seinen Grund erstens darin, daß am Rande der verschiedenen Vergletscherungen ver- schiedenartige Faunen gelebt hätten, was ja sehr möglich ist, und zweitens darin, daß die Einwirkungen der verschiedenen Eiszeiten auf die Fauna sich nur sehr wenig über den Gletscherrand hinaus erstreckten, was jedoch nicht möglich ist. Wenn also von zwei Diaptomus- Arten eine ihre Südgrenze auf einem nördlichern, die andere dagegen auf einem südlichern Breitengrade findet, kann dies sehr wohl auf der Einwirkung einer und derselben Vergletscherung beruhen, indem die erstgenannte Art wegen ihrer mehr arktischen Natur nur in der unmittelbaren Nähe des Eisrandes, die letztgenannte dagegen wegen mehr temperierter Lebensgewohnheiten auch weiter davon leben konnte. Die ganze Hypothese basiert natürlich auf der Voraussetzung eines arktischen Ursprungs der betreffenden Arten, der jedoch nicht in allen Fällen wahrscheinlich ist. ZSCHORKE [120 p. 361] fand, dab die Tierwelt der Hochgebirgs- seen sich aus zweierlei Elementen zusammensetzt. Dies sind: erstens 74 SvEn EkMAn, „ungemein weitverbreitete, resistente und den verschiedensten Be- dingungen sich anpassende Organismen“. Sie können als eurytherme Kosmopoliten bezeichnet werden. Zweitens „stenotherme Kaltwasser- bewohner mit begrenztem Verbreitungsbezirk“. Sie sind den mittel- europäischen Hochgebirgen und dem hohen Norden gemeinsam. Dieser Einteilung will ich mich vollkommen anschließen. Berücksichtigt man aber auch die nördlichen Hochgebirge und die Ebene, so kommen noch einige andere Gruppen hinzu. Die beste Einteilung wird man meines Erachtens erzielen, wenn als Einteilungsgrund sowohl die biologischen Eigenschaften der Tiere als auch die ver- schiedenen Wege ihrer Einwanderungen in die heutigen Verbreitungs- bezirke gebraucht werden. Ich teile also die betreffende Fauna folgendermaßen ein, wobei ich mit den beiden im Gebiete ältesten Gruppen beginne. Gruppel. Arktisch-alpinestenotherme Kaltwasser- bewohner, die während der Eiszeit oder wenigstens zu Ende derselben die mittel-europäische Ebene und wohl auch den Südrand der Alpen und der Karpathen belebten. Als das Klima milder wurde und die Eisbedeckung daher an Größe abnahm, zog sich diese Fauna teils mit dem Rande des großen skandinavischen Landeises nach Norden zurück, teils mit den abschmelzenden Eismassen der Alpen und der Karpathen in diese Hochgebirge hinauf. Daher die gegenwärtige Verbreitung und Lebensgewohnheiten dieser Tiere, die wir mit ZSCHOKKE in ihren allgemeinen Zügen folgendermaßen charakterisieren können: „Sie beleben die Gewässer der Hochgebirge und kehren oft in weiter Ausdehnung im hohen Norden wieder. Der Ebene fehlen sie oder bevölkern dort nur vereinzelte Inseln, die ihnen die nötigen glacialen Bedingungen, vor allem kaltes Wasser, bieten. Etwas häufiger treten diese glacial-stenothermen Tiere in kalten Gewässern der zwischen den Alpen und dem arktischen Norden gelegenen Mittelgebirge auf. — Als Überreste der Fauna glacialer oder postglacialer Zeit können in Frage kommen Tiere, die folgende Bedingungen mehr oder weniger vollständig erfüllen: 1. Aufenthalt in Wasser von konstant tiefer Temperatur. 2. Vorkommen in den Gewässern des Hochgebirgs und gleich- zeitig in denjenigen des hohen Nordens. 3. Vorkommen in isolierten kalten Gewässern der Ebene und der Mittelgebirge. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 75 4. Gleichzeitiger Aufenthalt in der Tiefsee der Ebene und am Littoral der Hochgebirgsseen. 5. Endlich können mit Vorsicht auch Tiere als glaciale Relicte gedeutet werden, die in der Ebene weit verbreitet sind und dort ihre Fortpflanzungszeit auf den Winter verlegt haben, während im Gebirge und im Norden die Epoche ihrer regsten Vermehrung auf den Sommer fällt.“ ZSCHOKKE hat zu dieser Gruppe eine Reihe von Arten gestellt, denen ich einige neue hinzufügen will. Als der Gruppe zugehörig führe ich folgende Arten auf (ein * bezeichnet, daß die betreffende Art schon von ZscHokkKE hierher gerechnet ist): Branchinecta paludosa (Verbreitung, siehe S. 53, 56, 57, 60) Lepidurus urchicus ( e 29,09129.4:89:0,%79.20) Holopedium gibberum ( u =3.0..%0.94,1099897,2.02) Maerothri.x hirsuticornis ( 4 „2 2,00.98,.58,,062) 5 Bythotrephes longimanus ( -i a 399,.708,.62) Uyeclops gigas ( RN 0520,.08.1702) * Oyeclops vernalis ( 5 Sl 292,0,056:.02) * Oyclops strenuus ( a 2 162.02059.94462) * Oyelops seutifer ( h 20602.300,...00.02) 10 * Canthocamptus cuspidatus ( - eo), eu) * Oanthocamptus schmeili ( R nen, Dan. Gl) * Diaptomus laciniatus ( e 7 3095.595.80001)) * Diaptomus denticornis ( n er SAN 32 ao) * Diaptomus_ baeillifer ( 2 50 06209,.09,, 46) 15 * Diaptomus graeilis ( 5 ne) Diaptomus graciloides ( h I ) * Heterocope saliens ( n 9.299,60 61.) Heterocope borealis ( “ N A) Die Verbreitung von Lepidurus arcticus, Branchinecta paludosa, Diaptomus bacillifer und Heterocope borealis ist schon zuvor von SARS 76; 80 p. 8—9] und diejenige von Macrothrix hirsuticornis und Cyclops strenwus von LItLIEBORG |45 p. 348; 47 p. 32] zur Eiszeit in Be- ziehung gestellt worden. Cyclops gigas gehört zu dieser Gruppe nur, falls es sich herausstellen sollte, daß die in den Hochalpen als €. viridis bezeichnete Art auch jene einschließt, was mir auch sehr wahrscheinlich vorkommt, €. vernalis nur, falls einige für Süd-Europa angegebene Funde sich nicht auf diese, sondern auf ©. robustus beziehen. Heterocope borealis ist zweifelsohne zu dieser Gruppe zu stellen, obgleich sie nicht in den eigentlichen Hochgebirgsregionen lebt. Wieich S. 49 erwähnte, ist sie im Norden in vielen subalpinen und arktischen Seen gefunden worden. Im südlichen Schweden ist 76 SVEN EkMan, sie auch, wie die Sammlungen des hiesigen Museums bekunden, in mehreren Seen, vorwiegend der Provinz Smäland, erbeutet worden, allein nur in größerer Tiefe im kalten Wasser des Grundes. Süd- licher kommt sie nur in den Alpen und den Karpathen vor. Ob Diaptomus gracilis und graciloides wirklich in diese Gruppe eingereiht werden sollen, kann fraglich erscheinen, weil sie auch in der mittel- europäischen Ebene und im südlichsten Schweden häufig sind im OÖberflächenwasser der Seen und auch in kleinen Gewässern während des ganzen Sommers. Dab sie aber zur Glacialzeit in engster Be- ziehung stehen, scheint daraus hervorzugehen, dab sie nur innerhalb des Vergletscherungsbezirkes oder in seiner nächsten Umgebung angetroffen sind (D. graciloides im Süden gewöhnlich durch die var. padana BURCKHARDT vertreten). Möglicherweise sind sie ehedem stenotherm-glacial gewesen und haben mit den veränderten klima- tischen Bedingungen ihrer Wohnorte auch ihre biologischen Eigen- schaften nach der Eurythermie hin verändert. ZSCHOKKE rechnet zu dieser Gruppe auch Bosmina coregom, Uyclops bicuspidatus, ©. fuscus, Canthocamptus rhaeticus, (©. zschokkei und ©. echinatus. Bezüglich der beiden erstgenannten (anthocamptus- Arten habe ich schon S. 53 darauf hingewiesen, dab ihre nördlichen Fundorte gar nicht als arktisch zu bezeichnen sind und daß daher ihre glaciale Herkunft noch nicht hinreichend begründet ist. Das- selbe gilt in noch höherm Grade von Ü. echinatus, der auberhalb der Alpen nur in Böhmen gefunden wurde. Die Bbosmina und die beiden Üyclops sind meiner Meinung nach eher zur folgenden Gruppe 2 oder Gruppe 4 zu führen. Aber selbstverständlich kann ja zwischen diesen Gruppen und der hier besprochenen keine scharfe Grenze ge- zogen werden. Als nordische Einwanderer in den Seen der Friauler Alpen des nordöstlichen Italien betrachtet Lorexzı [51] Daphmia ventricosa, D. tellini (Formen von D. longispina), Scapholeberis obtusa und Alona ob- longa (Syn.: Lynceus affinis). Die Verbreitung dieser Tiere gibt aber keine Stütze für eine solche Annahme. Diejenige Sübwasserfauna, die während der Eiszeit in Mittel- europa lebte, ist schlechthin als eine homogene Mischungsfauna be- zeichnet worden, die daraus entstanden wäre, dass zwei vorglaciale Faunen, teils die im Norden lebende arktische, teils die in den mittel-europäischen Hochgebirgen lebende alpine, von den ihre Heimat überziehenden Eismassen in die mittel-europäische Ebene verdrängt wurden, wo sie miteinander verschmolzen. Dies war sicher auch Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 77 im großen und ganzen der Fall, jedoch nicht in allen Einzelheiten. Denn wir haben gesehen, daß Zepidurus arcticus, der in Dänemark und Schonen subfossil gefunden ist und somit am Südrande des skandinavischen Landeises lebte, weder in den Karpathen noch den Alpen jetzt vorkommt, und es ist daher sehr wahrscheinlich, daß er nie am Rande der südlichen alpinen Eismasse gelebt hat. Ungefähr dieselbe Verbreitung dürfte auch Bramchrnecta paludosa gehabt haben. Diese Art lebt freilich jetzt in der Tatra, aber diese Hocheebirgs- gegend liegt auch ganz in der Nähe der ehemaligen Südgrenze des nördlichen Eises, während die Alpen davon viel weiter entfernt liegen. Die Ursache dieser ausschließlich nördlichen Verbreitung der beiden Arten ist vermutlich darin zu suchen, dab die zwischen den beiden Vergletscherungsgebieten gelegene Ebene in ihren mittlern Teilen ein nicht völlig arktisches Klima besaß und daher von den genannten Tieren nicht überschritten werden konnte. Es ist be- merkenswert, dab eben diese beiden Arten die am exklusivsten ark- tischen unter allen in den schwedischen Hochgebirgen lebenden Arten sind. Sie sind, wie ich zuvor erwähnt habe, nur in der Flechten- und Grauweidenreeion gefunden worden, Zepidurus auber- dem im kalten Grundwasser der Seen der Birkenregion. Einige Arten verhalten sich in den beiden Verbreitungsgebieten biologisch verschiedenartig, indem sie in den arktischen Gegenden ein häufiges Vorkommen besitzen, in den Alpen dagegen in den klimatologisch entsprechenden Hochgebirgsregionen entweder gar nicht oder nur selten vorkommen, vielmehr subalpin sind. Solche sind: Holopedium gibberum (in den Hochgebirgsregionen der Tatra gemein), Daphina longispina Reihe microcephala-galeata, Bythotrephes longimanus, Diaptomus laciniatus (im französischen Hochgebirge ge- funden), D. graciloides und Heterocope borealis. Wir dürften gegen- wärtig nicht über ein hinreichendes Tatsachenmaterial verfügen, um einen Erklärungsversuch für diese Erscheinung zu wagen. Es ist indes auffallend, dab alle im Süden eine ausgesprochene pelagische Lebensweise führen. Gruppe2. Eurytherme, oft kosmopolitische, Arten die jetzt sowohl im hohen Norden oder in den Hoch- sebirgen leben als auch, und zwar wenigstens ebenso häufig, in der zwischenliegenden Tiefebene. Aus dieser Verbreitung geht hervor, daß wohl die meisten unter ihnen auch während der Eiszeit in Mittel-Europa lebten (außerdem natürlich auch 78 Sven EKMAN, in mildern Gegenden) und daß sie demnach in die Hochgebirge und die arktischen Gegenden auf denselben Wegen wie Gruppe 1 hinauf- gelangten. Zur Gruppe 2 gehören keine Phyllopoden, dagegen viele Cladoceren und Copepoden, von denen die typischsten sind: Daphnia longispina var. rosea CUhydorus sphaerieus oder nahestehende Cyelops serrulatus Acroperus harpae Oyclops fimbriatus Lynceus affinis Oyelops viridis Alonella exeısa Canthocamptus minutus. Diejenigen unter diesen, die in den nord-schwedischen Hoch- sebirgen nicht angetroffen sind, leben in andern Gegenden mit arktischem Klima. Außerdem wären noch andere aufzuführen, von denen viele mehr oder weniger deutlich den Übergang zu Gruppe 1 oder Gruppe 4 vermitteln. Gruppe 3. Nordöstliche Einwanderer. Sie sind erst später als die vorhergehenden in ihre jetzigen Verbreitungsbezirke eingewandert und dürften in Anbetracht ihrer nordöstlichen Herkunft ursprünglich mehr oder weniger ausgesprochene stenotherme Kalt- wasserbewohner gewesen sein, wenn auch einige von ihnen während ihres südlichen Vorrückens sich allmählich einem wärmern Klima anpaßten. Allen ist es aber gemeinsam, dab sie in den nördlichen oder nordöstlichen Gegenden ein häufigeres Auftreten zeigen als in den südlichen, falls sie überhaupt hier vorkommen. Am klarsten liest die nordöstliche Herkunft für diejenigen Arten, die nicht in den südlichen Gebieten der skandinavischen Hochgebirgskette leben. Hätten sie während der Eiszeit in Mittel-Europa gelebt, so wäre es un- verständlich, weshalb sie nicht jetzt in den genannten, ihrem Klima nach völlig arktischen Gegenden vorkommen. Zt dieser Gruppe zähle ich: Arten: Anzeichen ihrer nordöstlichen Herkunft: Polyartemia forcipata. Exklusiv arktisch, gemein in Sibirien [17, p. 154; 41, 79], den Neusibirischen Inseln [80, p. 31], Waigatsch [41], Finnmarken [41, 78], nach Süden nur bis Jämtiand gekommen und hier spärlicher als in Lappland und Finn- marken, obgleich unter denselben Verhältnissen lebend. Apus maerurus.!) Gefunden an zwei weit entfernten Orten in Asien, nämlich im nördlichen Sibirien [79] und ın Akmolinsk in Central-Asien [81]. In Europa nicht westlich und ]) Schon von Sars als östlicher Einwanderer gedeutet. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 79 Arten: Anzeichen ihrer nordöstlichen Herkunft: südlich von Archangelsk im nördlichsten Rußland [41] angetroffen. Bosmina obtusirostris. Gefunden auf Grönland |[26, 106], der Bering- Insel [45], in Sibirien [28, 80], auf den Neusibirischen Inseln [80], im nördlichen Rußland [28], Finnland [90] ') und dem ganzen Skandinavien [u. a. 45, 77]. Euryeercus glacialis. Gefunden in Grönland [106 °), 26], auf der Bering- Insel [43], Weigatsch und Novaja-Sem]ja [45], Halbinsel Kola [45, 64] und in der finnischen Lappmark [64], welches der westlichste Fundort ist. Polyphemus pediculus. In allen arktischen Gegenden gemein. Im mittlern Europa seltener, jedoch häufiger auf der Tatra, fehlt in den Hochgebirgsregionen der Alpen. Canthocamptus insignipes. Gefunden im nördlichen Sibirien und im nor- wegischen Finnmarken [48]. Wenn es sich bestätigen würde, daß die im folgenden (S. 155) zu erwähnende Ansicht von der nahen Verwandtschaft zwischen Bosmina obtusirostris und den Schweizer Bosminen richtig ist, so wäre erstere natürlich nicht zu dieser Gruppe, sondern zu Gruppe 1 zu stellen. Wie aus obigem ersichtlich ist, haben einige von diesen Arten Skandinavien noch nicht oder nur in seinen nördlichen Teilen er- reicht. Zwei andere aber, Dosmina obtusirostris und Polyphemus pedieulus, haben südlichere Gegenden erreicht, letzterer sogar den Fuß der Alpen, und es ist für ihn schwierig zu entscheiden, ob er wirklich zu dieser Gruppe gehört. Jedoch scheint mir seine Ver- breitung nicht in anderer Weise erklärt werden zu können. Gruppe 4 Stenotherme Warmwasserbewohner, die nur in den verhältnismäßig warmen Gewässern der temperierten Ebene leben. Das Wort „Warmwasserbewohner“ darf natürlich nicht im strengsten Sinne genommen werden. Die meisten von diesen Arten sind in ihrer außerarktischen und auber- “ alpinen Verbreitung kosmopolitisch. Zu dieser Gruppe gehören viele Arten, die meisten von denen, welche das südliche Schweden und die mittel-europäische Ebene im Gegensatz zu den Hochgebirgen und den arktischen Gegenden kennzeichnen. Selbstverständlich kann 1) Hier D. brevirostris und BD. brevispina genannt (siehe LILLJE- BORG [45]). 2) Hier E. lamellatus genannt (siehe LILLJEBORG [451). s0 SvEN EkMAn, keine scharfe Grenze gegen Gruppe 2 gezogen werden. Da ich bei den Untersuchungen über die Hochgebirgsfauna keine Gelegenheit gehabt habe, auf diese Gruppe wie auf die folgenden näher einzu- gehen, gebe ich kein Artenverzeichnis. Gruppe 5. Marine Relicte. Sie beleben diejenigen Seen der Umgebung der Ostsee, welche ehemals beim höhern Wasser- stande dieses Meeres einen Teil desselben bildeten. Außerdem finden sie sich in einigen Seen Norwegens und der Küstengebiete der Nord- see. Zu ihnen gehören nur 4 Centropagiden: Limnocolanus macrurus, Eurytemora velox, E. lacustris und E. affınis. Über die Verbreitung dieser Arten siehe STEUER |9, tab. 9 u. 11]. Gruppe 6 Mediterrane Arten. Sie sind die nördlichsten Vorposten einer ceircummediterranen Fauna und kommen nur im südöstlichsten Teile unseres Gebietes, nämlich in Ungarn und Galizien, vor. Es sind das nach StEvEr [95, p. 141, 148 u. tab. 9] folgende Uentropagiden: Diaptomus allaudi, D. pectinicornis und D. hlljeborg.. Auberdem zählt STEUER zu dieser Gruppe D. tatricus. Diese Art ist jedoch nur in den Karpathen gefunden worden, und es scheint mir sehr möglich, daß sie eine in diesen Gegenden endemische Art ist. Gegen die Auffassung StTEvER’s spricht auch, dab die Art ein stenothermer Hochgebirgsbewohner ist, was zu einer mediterranen Herkunft nicht paßt. Gruppe 7. Endemische Arten. Es ist möglich, daß in den besprochenen Gebieten manche endemische Arten leben, jedoch wissen wir davon nichts mit Sicherheit. Weil nämlich die östlich von Mittel-Europa gelerenen Länder, das grosse russische Reich und Asien, noch in dieser Hinsicht sehr wenig durchforscht sind; können wir nicht wissen, ob die nur in einzelnen Teilen des nörd- lichen und mittlern Europa je} Fig. C. Fig. D. Teil eines Dauereies von Diaptomus Teil eines Dauereies von Diaptomus laciniatus. 600 ::1. graciloides. 600 :1. haben sie nur eine einfache. Wie erwähnt, habe ich jedoch von ihnen keine ältern Stadien als die Blastula gefunden. Wird auch bei ihnen eine Gastrula vor dem Eintritt des Winters gebildet, und dies scheint mir sehr wahrscheinlich, obgleich es erst nach dem Ab- legen des Eiersackes geschehen dürfte, so ist anzunehmen, daß auch eine zweite (innere) Fihülle ausgeschieden wird. Denn auch bei den beiden erstgenannten Arten besitzt die Blastula nur eine einfache Hülle, und die innere Schicht wird erst von der Gastrula gebildet. Jedenfalls ist auch die einfache Hülle bei der Blastula von D. graciloides fast doppelt so groß wie die Hülle des entsprechenden Stadiums der Subitaneier. - Wie wir im vorhergehenden gesehen haben, entwickelt sich von D: laciniatus, denticornis und laticeps in jedem Jahre nur eine einzige 104 SvEn EkMAN, Generation. Diese drei Arten producieren somit nur Dauereier. D. graciloides besitzt sowohl Subitan- als Dauereier, und zwar treten erstere im Frühsommer und Hochsommer in den Seen, letztere immer in den hochgelegenen kleinen Gewässern und wahrscheinlich auch gegen den Herbst in den Seen auf. Unter den uns beschäftigenden Copepoden liegen für Cyelops scutifer, Diaptomus denticornis, D. graciloides und D. laciniatus Beob- achtungen vor über die Fortpflanzung und den Generationsverlauf einiger Kolonien im temperierten Mittel-Europa. Sie sind von BurckHarprt [5,6], HÄcker [34, 55] und WEsenger6-Lun [109] aus- geführt worden. Bei einem Vergleich mit den arktischen Kolonien der nord-schwedischen Hochgebirge haben sich interessante Resultate herausgestellt. Die Geschwindigkeit der individuellen Entwicklung bis zum Eintritt der Eierproduktion ist in den beiden Gebieten sehr ver- schieden. Es wird das durch folgende Tabelle am besten veran- schaulicht. Zeitdauer vom Ausschlüpfen der Nauplien !) bis zum Austreten der Eier in die Eiersäcke. In Nord-Schweden In Mittel-Europa C. scutifer | höchstens 1 Monat mehr als 4 Monate |6, p. 296, Separat | (S. 9) | p- 168] D. denticornis 2 Monate (S. 99) wahrscheinlich mehrere, sicher mehr als 2 Monate [34, p. 15; 35, p. 302] ). graciloides etwas mehr als2Mo- | 10 Monate [109, p. 197—198] nate (S. 97—98) ). laciniatus | kaum 2 Monate | 10-11 Monate [6, p. 293, Separat | (S. 98—99) p. 165; 34, p. 19] Se! Die bei C. seutifer eitierten Angaben gelten nach BURCKHARDT '. strenwus. Wie aber aus seinen Bemerkungen über das 4. und 5. Cephalothoraxsegment hervorgeht [5, p. 639], müssen die Tiere als ©. seutifer bezeichnet werden, obgleich . BuRcKHARDT diese Art nach dem Vorgange ScHMEIL’s mit Ü. strenuus vereinigt hat. Die vier Arten entwickeln sich somit im Norden bedeutend N schneller als im Süden, und es fragt sich nun, worauf dies be- ruhen kann. 1) Bei (. scutifer vielleicht eher vom Aufleben der Nauplien nach der Winterruhe. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 105 Die Deutung läge vielleicht nahe, dab die Geschwindigkeit der Entwicklung der arktischen Kolonien als eine Anpassung an die Kürze des Sommers aufzufassen sei. Für D. graciloides, der in den Seen jedes Jahr 2 Generationen entwickelt, kann dies natürlich nicht zutreffen. Für die übrigen dürfte es jedoch in gewissem Sinne richtig sein, denn sicher ist wohl die Dauer der individuellen Ent- wicklung während der phylogenetischen Entwicklung der Art durch die äußern Lebensbedingungen geregelt worden, nicht aber in dem Sinne, daß die südlichen Kolonien den primären Standpunkt ein- nähmen, von dem aus die nördlichen durch sekundäre Anpassung an das arktische Klima zu ihrer beschleunigten Generationsentwicklung gelangt wären. Denn sowohl die geographische Verbreitung wie die weiter unten zu besprechenden Verhältnisse machen es ganz sicher, daß die Tiere ursprünglich nördlich und arktisch und daß die bio- logischen Eigentümlichkeiten der südlichen Kolonien erst sekundär erworben sind. Die nordische Herkunft ist auch von frühern Forschern, namentlich ZSCHOKKE, BURCKHARDT und HÄCKER, hervorgehoben worden. In dem vorliegenden Falle hätten wir also eigentlich zu erklären, wie die verlangsamte Entwicklung der südlichen Kolonien sich heraus- gebildet hat. Mit dem Aufgeben des winterlichen Ruhezustandes kann die Verlangsamung nicht in direktem Zusammenhang stehen. Dies be- weisen die Subitaneier von D. gracilordes, denn sie entwickeln sich ebenso schnell wie die Dauereier. So waren im See Nakerjaure in der Torne-Lappmark zu Anfang des Sommers zahlreiche Nauplien aus den Subitaneiern ausgeschlüpft, und letztere enthielten, von den Weibchen noch getragen, bereits fertig gebildete Nauplien. Am Ende des Sommers aber waren alle voll erwachsen und hatten sich fortgepflanzt, unter Tausenden von Individuen fand sich kein einziges junges Tier. Auch hat Worr [112, p. 103—104] gezeigt, dab bei einer andern Art, D. castor, die aus den Subitaneiern hervorge- gangenen (senerationen sogar nur 5—6 Wochen bedürfen, um die Geschlechtsreife zu erreichen, während die aus den Dauereiern ent- wickelten Tiere dazu wenigstens 2 Monate in Anspruch nehmen. Ob die Sache durch andere Ursachen, z. B. Nahrungsverhältnisse, ihre Erklärung finden kann, will ich dahingestellt lassen. Unser Tatsachenmaterial ist noch nicht binreichend, um die Frage in be- friedigender Weise zu beantworten. ‚Jedoch möchte ich glauben, daß die wahre Ursache in einer Abschwächung der natürlichen Aus- lese zu suchen ist. Wegen der Verlängerung des Sommers können 106 Sven EkMAN, auch schwächere Individuen, die ihre Entwicklung nicht in der ur- sprünglichen kurzen Zeit zu vollbringen vermochten, zur Fort- pflanzung gelangen, und durch die allmählich eintretende Panmixie (WeEısmAnn) mit solchen schwächern Tieren ist eine allgemeine Ver- langsamung des Entwicklungslaufes bewirkt worden. Daß steno- therme Kaltwasserbewohner im Süden gewöhnlich schwächer als im Norden sind, geht auch aus folgender Vergleichung ihrer Größe und Eierproduktion hervor. Die Zahlen der nordischen Tiere sind dabei meinem nord-schwedischen Material und den Angaben von Sars [38] entnommen, die der südlichen sind nach den Angaben BuRCKHARDT’S [5, 6], Scumeı’s [85], ZScHoKke's [120, p. 146], WESENBERG-LUND’s [109, p. 197], Harrwıc’s [31, p. 134] und von DE GUERRE U. RICHARD [24] eitiert oder an Tieren gemessen, die mir Herr Dr. V. BrEHM aus Ober-Italien sandte. Körperlänge des 2 ı Zahl der Eier in jedem Eisacke Im Norden | Im Süden | Im Norden Im Süden C. scutifer ‘) bis 1,8 mm ? \bis 40, meist 15—302—14, meist 8 (BurcHnH.) 1—6 | (ZSCHOKKE) D. denticornis | 2,3—2,6 mm 1,80—2,05 mm!bis 60, meist 15—30 ?, D. laciniatus \1,5—2 mm |1,2—1,6 mm 3—11, meist 5—6 3-10, meist 5 D. graciloides | 1,2—1,7 mm 1—1,3 mm bis 20, meist ca. 152—5, meist 2. In | Dänemark bis zu 18. D. bacillifer 2,20 mm 1—15 mm | H. saliens \2,6—2,9 mm 2,9 mm | Mit der Eibildung bei den südlichen Kolonien von D. denticornis und laciniatus sind wir durch HÄcker [34; 35, p. 303] bekannt ge- macht worden. Nachdem wir oben das ursprünglichere Verhalten in den arktischen Gegenden kennen gelernt haben, stehen die vom genannten Verfasser gemachten Beobachtungen in neuem Lichte da. Am zähesten hat D. denticornis die ursprüngliche Fortpflanzungs- weise mit Dauereiern beibehalten, allein nicht vollständig, denn es treten auch Subitaneier auf und zwar in der Weise, dab im frühern Teil der Vermehrungsperiode die Subitaneier, im spätern Teil die \ Dauereier an Zahl überwiegen. Diese letztern haben, wie aus den Abbildungen Häcker’s hervorgeht, eine ähnliche doppelte Umhüllung wie im Norden, die Embryonen scheinen aber eine Tendenz zu be- schleunigter Entwicklung zu zeigen, denn HÄckkr fand sie, noch da 1) Von BURCKHARDT als ©. stremmıes bezeichnet. Siehe S. 104. Phyllopoden, Öladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 107 sie von den Weibchen umhergetragen wurden, oft auf dem sog. Trilobitenstadium stehend, welches von den von mir untersuchten Eiern niemals erreicht worden war, obgleich ich viele Eiersäcke unter- suchte. Wenn es erlaubt ist, hieraus Schlüsse zu ziehen, so kann man hierin einen ersten Anfang zur Umbildung dieser Dauereier zu Subitaneiern sehen. Diese Umbildung ist bei D. Tacintatus noch weiter gesangen. Dieser pflanzt sich im Titisee im Schwarzwald, wo auch die übrigen Beobachtungen HÄcker’s gemacht wurden, während dreier Monate ausschließlich durch Subitaneier fort, und erst am Schluß der Fort- pflanzungsperiode wurden „vereinzelte Weibchen gefunden, welche in ihrem Eisack an Stelle der 6 rasch zu Nauplien sich entwickelnden Eier nur ein oder zwei von einer dicken Hülle umschlossene, auf frühern Entwicklungsstadien befindliche Eier mit sich führten“ [35, p- 306). Von der Hülle sagt der Verfasser an einer andern Stelle [34, p. 16], daß sie bisweilen einfach ist, eine zweite Eihaut „läßt sich allerdings manchmal auch bei D. laciniatus nachweisen. Während sie aber hier nur eine dünne, dem Embryo dicht ange- schmiegte Membran darstellt, ist sie bei D. denticornis ebenso wie die eigentliche Spezial-Eihaut eine sehr dicke Haut.“ Nun ist aber bei dem nördlichen D. laciniatus, wie aus der Textfig. C, S. 103 hervor- geht, die innere Hülle ebenso dick wie die äußere und ebenso dick, wie sie in den von HÄckzr gegebenen Abbildungen für D. denticornis dargestellt worden ist. Man muß also annehmen, daß die genannte Hülle bei den südlichen Kolonien dünner als bei den nördlichen ist, sie ist als ein rudimentäres Gebilde zu betrachten. Die Verhältnisse bei den südlichen Kolonien der beiden Arten können nicht als eine beginnende Entwicklung zur Fortpflanzung mittels Dauereier gedeutet werden, denn es ist unmöglich einzusehen, wie solche diesen Kolonien nützlich werden könnten, die das ganze Jahr hindurch unbehindert fortleben können. Nur durch die Annahme einer auf arktische Existenzbedingungen ursprünglich gerichteten Anpassung kann die Fort- pflanzung der südlichen Kolonien von Diaptomus denti- cornis und laciniatus ihre Erklärung finden. Ihre Dauer- eibildung ist eine Reminiscenz der ursprünglichen Fortpflanzungsweise, und ihre Subitaneier sind eine sekundäre Erwerbung. Die Fortpflanzungsweise giebt also eine neue Stütze für die schon durch die geographische Verbreitung ge- wonnene Ansicht, daß diese beiden Arten arktischen Ursprungs sind. 108 Sven EkMAN, Die Erforscher der mittel-europäischen Hochgebirge haben sich viele Mühe gegeben, um die jetzige Verbreitung der limnetischen Organismen zu erklären. Pavesı glaubte alle Seen mit einer limneti- schen Tierwelt als marine Relictenseen deuten zu müssen, und ImHoF nahm an, die jetzigen limnetischen Arten seien die Nachkommen einer die ganze Eiszeit überdauernden subglacialen Bergseefauna. Insbesondere scheinen die Centropagiden, wohl wegen des vermuteten Mangels an Dauerstadien, Schwierigkeiten dargeboten zu haben. So kam ZscHokkE [120, p. 368] zu der Hypothese, Diaptomus denticornis und D. bacillifer seien nebst Cyelops strenuus aktiv ins Hochgebirge hinaufsewandert, und BURCKHARDT mußte [5, p. 685] betreffs D. lacini- «tus seine Zuflucht zu der Hypothese eines großen Glacialsees oder wenigstens temporärer Verbindungen der einzelnen Becken nehmen. Nachdem wir nun gesehen haben, daß die betreffenden Arten ur- sprünglich Dauereier besessen haben, ergibt sich die Erklärung in ganz einfacher Weise. Auch in der Schweiz müssen sie zuvor solche gehabt haben,!) als ihnen die klimatischen Verhältnisse am Ende der Eiszeit eine ursprünglichere Lebensweise gestatteten, und für eine passive Verschleppung war damit die Möglichkeit gegeben. d. Das Auftreten der eulimnetischen Arten. Die zuerst von LILLJEBORG und Sars bemerkte pelagische, plank- tonische, oder wie der Ausdruck betreffs der Süßwasserorganismen gewöhnlich lautet, limnetische Gesellschaft von Entomostraken ist während der letzten Jahrzehnte Gegenstand sehr lebhafter Unter- suchungen gewesen, und wir sind im allgemeinen über ihre Lebens- sewohnheiten sehr gut unterrichtet. Es ist im Laufe der Zeit eine ziemlich große Zahl von Jimnetischen Arten aufgestellt worden, und in den europäischen Ebenen, wo sie besonders genau auf den biolo- gischen Süßbwasserstationen studiert worden, kennt man für sie keine oder doch nur vereinzelte Ausnahmen von der limnetischen Lebens- weise. In den Alpen gestalten sich aber die Verhältnisse nach ZscHoKKE 1120, p. 294 ff.] etwas abweichend. Hier werden die Unterschiede zwischen der limnetischen und der litoralen Region der Seen dadurch 1) Für D. baeillifer sind Dauereier freilich nicht tatsächlich nach- gewiesen, aber auf Grund der arktischen Verbreitung, u. a. auf den Neu- “sibirischen Inseln, möchte ich ohne weiteres den Schluß wagen, daß auch diese Art Dauereier besitzt oder ursprünglich besessen hat. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 109 verwischt, dab die limnetischen Arten auch die Litoralzone bevölkern und daß litorale Arten öfter als gewöhnlich auch in der limnetischen Region umhertreiben und ein sog. Tychoplankton (d. h. ein durch eieentlich litorale Formen zusammengesetztes Plankton) bilden. End- lich bewohnen mehrere limnetische Formen unter Umständen auch kleine und seichte Gewässer, was in der Ebene wenigstens selten der Fall ist. Die Schwierigkeit, in den meistens unbevölkerten schwedischen Hochgebirgen Boote zu erhalten, hat mich verhindert, über das Auf- treten des Tychoplanktons systematische Beobachtungen anzustellen, und ebenso konnte ich natürlich eventuell stattfindenden vertikalen täglichen Wanderungen der limnetischen Arten nur in vereinzelten Fällen nachforschen. Dabei ergaben sich aber nur negative Resul- tate, und nach dem Wenigen, was ich darüber ermitteln konnte, bin ich geneigt anzunehmen, daß in unsern Hochgebirgsseen die Ober- fläche des Tages ebenso reich belebt ist wie des Nachts. Bei meinen Untersuchungen über die limnetische Fauna mußte ich mich daher meistens begnügen, ihr Verhalten an den Ufern der Seen und ihr Vorkommen in kleinen Gewässern zu beobachten. Ich fand dabei, dab auch in den skandinavischen Hochgebirgen zum Verbreitungsbezirk dieser Fauna stets auch die Uferregion gehört, und es gab sogar keine Art, die nicht ebenso zahlreich an diesen auftrat, wie sie es vermutlich im freien Wasser tat, was wohl in erster Linie dem Fehlen von litoralem Pflanzenwuchs zuzuschreiben ist. Auch in solchen Gewässern, die wegen ihrer geringen Tiefe als Teiche bezeichnet werden müssen und deren limnetische Lebewelt Teichplankton oder Heleoplankton genannt worden ist, habe ich alle limnetischen Formen angetroffen, und zwar viel häufiger, als es in den Alpen der Fall zu sein scheint, und fast alle kamen auch in den kleinsten und seichtesten Tümpeln vor. Unten werde ich die erwähnten Eigenheiten bei jeder Art für sich besprechen. Ich führe dabei nur eulimnetische Arten auf und lasse die tycholimnetisch auftretenden ganz beiseite.) 1) ZSCHOKKE bespricht unter den eulimnetischen Arten auch Cyelops serrulatus, der aber eine echte Litoral-Form ist. Von Daphnia longispina, die sowohl eulimnetische als litorale Formen besitzt, gibt er leider die Varietät oder die Form nicht an. 110 SvEn EKMAN, 1. Holopedium gibberum ZADDACH. Diese Art ist in der Ebene fast ausschließlich in der limnetischen Region größerer Gewässer gefunden worden, sie wird von allen Forschern als eine typische limnetische Form bezeichnet, und Sars [73 p. 33] sagt, sie sei mehr als irgend eine andere Cladocere eine echt limnetische Art. Allerdings sind auch einige wenige Ausnahmen von dieser Regel erwähnt worden. ZacHarIAs |115, 116] fand das Tier in einigen weniger als 1 m tiefen sächsischen Fischteichen, an einem andern Orte aber [114], wo er über das Plankton vieler Teiche („mehrere hundert Gläschen“) berichtet, erwähnt er das Vorkommen von Holopedium nicht, die Art scheint somit nur ausnahmsweise dem Heleoplankton anzugehören. In Finnland fand sie StEnkoos [90] „einmal in einem kleinen Graben mit schmutzigem Wasser“, und CAJANDER |7| in Teichen. Fritsch u. Vavra [20] fanden sie in dem eroben, bis zu 6,20 m tiefen Gatterschlager Teiche in Böhmen und ZADDACcH [115] in einem andern böhmischen Teiche. Endlich haben auch DE GUERNE u. RıcHArD [29] das Tier in einem Tümpel erbeutet „profonde de quelques centimetres“, der aber, was zu bemerken ist, auf einem Hochplateau auf Island gelegen war, somit dieselben äußern Bedingungen wie die skandinavischen Hochgebirgstümpel darbot. In unsern Hochgebirgen fand ich das Tier in jedem See der Birkenregion (wie auch der obern Nadelwaldregion) und der untern Grauweidenregion, es ist somit für das Plankton dieser Gegenden äußerst charakteristisch. Immer tummelten sich die Tiere in großer Zahl auch unmittelbar am Ufer. Sehr oft fand ich die Art aber auch in wahren Teichen, so oft, daß sie auch für diese als charak- teristische Planktonform angesehen werden muß. Auch in kleinen Teichen, deren Wasser von Humusstoffen sehr stark braungefärbt war, wurde sie mehrmals angetroffen, und in jenen kleinen Wasser- ansammlungen, die in der obern Nadelwaldregion sehr oft die Mitte der Torfmoore einnehmen und ringsum von Bebeland umgeben sind und deren Ufer 2—4 m bis zum Grunde steil abfallen, traf ich sie regelmäßig. Ja, sie wurde auch, obgleich selten, in den kleinsten und seichtesten Tümpeln von nur 7—20 m Oberflächendurchmesser und 3—8 dm Tiefe erbeutet. Einmal fand ich sie zahlreich in einem kleinen Tümpel von nur ein paar dm Tiefe, der offenbar einem schmelzenden Schneefelde sein Dasein verdankte und dessen Tier- Phyllopeden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 111 welt noch am 14. August in der ersten Entwicklung begriffen war: manche Cladoceren-Embryonen waren noch in den schützenden ab- geworfenen Schalen der Muttertiere eingeschlossen, und alle Holo- pedium-Individuen waren noch lange nicht ausgewachsen. Funde von dieser Art in so kleinen Gewässern sind jedoch auch in den Hochgebirgen eine Ausnahme. 2. Daphnia longispina LEyDIe var. frigidolimmnetica EKMAN. Wie oben erwähnt (S. 18), fand ich diese Form im großen See Torne-Träsk limnetisch und auch in einigen kleinern Seen der Flechtenregion, wo ich sie mit dem Handnetz am Ufer fischte. Sie ist für sehr kalte Seen charakteristisch. In den kleinsten Ge- wässern wird sie durch die sehr nahestehende var. abbrevwiata ver- treten. 3. Daphnia longispina Leypis, Reihe microcephala SARS- galeata SARS. Betreffs eines nicht eulimnetischen Vorkommens der Tiere dieser Formenserie habe ich in der Literatur nur ermitteln können, dab „D. galeata* von ZACHARIAS [116] in sächsischen Fischteichen gefunden worden ist. In den nord-schwedischen Hochalpen fand ich die betreffenden Formen sehr oft in groben und kleinen Seen und zwar in grober Zahl auch an den Ufern. Jedoch nehmen sie nicht so regelmäßigen Anteil an der Zusammensetzung des Planktons wie Holopedium. In Teichen waren sie auch ziemlich oft zu treffen, jedoch nie in sehr kleinen Gewässern. Mit Ausnahme von Diaptomus laticeps und möglicherweise auch der vorhergehenden Daphnia-Form gibt es keine Hochgebirgs-Entomostrake, die in höherm Grade als diese die kleinsten (rewässer meidet. 4. Daphnia longispina Lexdis var. intermedia EKMAN. Diese Form ist, wie schon erwähnt wurde, zuvor nicht beob- achtet worden. Ob die ihr nahestehenden Formen auch in Teichen sefunden worden sind, wissen wir nicht, denn die Angaben über Funde von D. longispina in Kleingewässern, die uns in der Literatur begegnen, sagen nichts davon, ob die Tiere der einen oder der andern Form der Art angehören, es gibt von ihr sowohl eulim- netische als litorale Formen. 112 SvEn Exman, In Frostviken, der einzigen Gegend, wo ich die Form gefunden, fand ich sie ungefähr ebenso oft in der limnetischen und der litoralen Region der Seen wie auch in den kleinen, aber ziemlich tiefen (2—4 m), von Bebeland umgebenen Weihern in den Torfmooren der obern Nadelwaldregeion. In sehr seichten Gewässern war sie aber immer durch f. rosea vertreten. 5. Bosmina obtusirostris SARS. Über das außer-arktische Vorkommen dieser Art geben vor- nehmlich die skandinavischen und finnischen Forscher Auskunft. LILLJEBORG [45] sagt von der Hauptart obtusirostris s. str., dab sie „überall in nicht allzu kleinen süßen Gewässern ..... jedoch nicht in kleinen Wasserpfützen“ vorkommt. Sars [70] gibt an, sie lebe hauptsächlich in größern Gewässern, hier indes an den Ufern oft in ungeheurer Zahl. Srtenxroos |90, 91')] fand sie auch in kleinen Ge- wässern. Var. lacustris ist nur eulimnetisch «efunden worden und über f. arctica findet sich näheres nicht angegeben. Var. lacustris (Sars), die ich nur in Frostviken in ihrer typischen Form fischte, lebte auch hier nur limnetisch in größern Seen und kam nicht einmal an den Ufern vor, sondern war hier durch die Hauptform oder f. arctica vertreten. Die Hauptform, obtusirostris s. str., nimmt am Plankton jedes Sees der Birken- und Grauweidenregion mit Ausnahme derjenigen, die var. lacustris beherbergen, einen sehr wesentlichen Anteil und lebt ebenso regelmäßig auch an den Ufern in großen Scharen. In den Teichen verhält sich das Tierchen in derselben Weise. Es gibt keinen von Entomostraken belebten Tümpel, der ihm zu klein wäre; in den kleinsten und seichtesten, gegen Ende des Sommers austrocknenden Gewässern wie auch in den Sümpfen und im braunen Wasser der Torfmoore lebt diese Art fast häufiger und in größern Massen als irgend eine andere Entomostrake. Var. aretica LiLLJEBORG führt ein Ähnliches Leben wie die Hauptform, obgleich sie nicht so häufig ist. 6. Bythotrephes longimanus LEYDIG. Wie erwähnt, tritt diese Art in unsern Hochgebirgen unter zwei verschiedenen Formen auf, die jedoch durch Zwischenformen miteinander verbunden sind. 1) Hier B. brevirostris genannt. Siehe LILLIEBORG [45]. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 113 Die Hauptform, longimanus s. str., wird im übrigen Europa als eine exklusiv limnetische Form angesehen, die gewöhnlich nur in den tiefern Wasserschichten sich aufhält. Nach BurckHarpr [5, p. 674 £.] fehlt sie im Schweizer Alpenvorland in allen Seen, die kleiner sind als etwa 20 qkm. Im österreichischen Alpenland und in Norddeutsch- land ist sie jedoch auch in kleinern Seen angetroffen worden, die beiden kleinsten haben eine Oberfläche von 0,5 qkm. Auch ist sie in der Schweiz nur in tiefen Seen vertreten. „Er kommt wohl in allen über 100 m tiefen Seen des Alpenlandes vor“ (BURCKHARDT). In der Schweiz ist die Maximaltiefe des seichtesten Sees 37 m, im Jura 34 m und in Norddeutschland 17 m. In Übereinstimmung hiermit sagt ZacHarıas [114, p. 99]: „Schließlich wird dem Heleo- plankton auch noch dadurch ein bestimmter Charakterzug verliehen, daß mehrere zur Schwebefauna der Seen gehörige Arten (wie z. B.— — Bythotrephes longimanus LEYpD. — —) ihm gänzlich zu fehlen scheinen.“ In Norwegen ist dasselbe Verhältnis zu beobachten. Nach Sars [73, p. 35] sucht man am Ufer vergebens das Tierchen, das nur im freien Wasser und gewöhnlich in ziemlicher Tiefe lebt. In Schweden kennt es LILLJEBORG [45, p. 616] „nur aus Seen und zwar solchen, die wenigstens hier und da eine beträchtliche Tiefe haben. — — In den Seen habe ich sie am oftesten weit von den Ufern in beträchtlichen Tiefen, jedoch bisweilen nahe an der Wasseroberfläche bekommen.“ In den Hochgebirgen habe ich die Hauptform oder eine ihr sehr nahe stehende Form in fast allen untersuchten Seen in Frostviken erbeutet. Hier lebte sie sowohl in der Tiefe und während des Tages an der Oberfläche der limnetischen Region als auch unmittelbar an den Ufern. Auch fischte ich sie mehrmals mit dem Handnetz vom Ufer aus in Teichen, die eine Maximaltiefe von nur 4 m und eine Ausdehnung von nur etwa 0,1—0,2 qkm besaßen. Über die Lebensweise der var. arctica LiuLseBoRrG hat zuvor nur LitLJEBoRG berichtet. Er sagt, daß sie in den Gegenden, wo sie typisch ausgebildet ist, die limnetische Lebensweise der Hauptart nicht teilt, „indem sie sowohl bei Karesuando') als bei Porsanger und in der Kola-Halbinsel in kleinen Tümpeln mit Handnetz ein- gefangen wurde.“ In den Sarekgebirgen, wo ich die reichste Gelegenheit hatte, diese Varietät zu beobachten, fand ich sie nie limnetisch, jedoch war ich, wie erwähnt, nicht oft in der Lage die pelagische Region der Seen 1) Im nördlichsten Schwedisch-Lappland. 114 Sven Exman, untersuchen zu können. Nur einmal fand ich einen Dythotrephes limnetisch, und dieser gehörte nicht der fraglichen Varietät, sondern der Haupt- art an. Ich möchte daher vermuten, daß erstere immer eine Litoral- form ist. Auch fand ich sie stets, wo sie in Seen und größern Teichen angetroffen wurde, im seichten Uferwasser, wo der Boden von Schlamm bedeckt war und nicht wie gewöhnlich vorwiegend aus Steingeröll bestand. An solchen Stellen sah ich oft die Tierchen massenhaft zusammenstehen. Von der bei der Hauptart in südlichern (Gegenden oft beobachteten Lichtscheuheit war also nichts zu sehen, die Tiere zeigten sogar die entgegengesetzte Eigenschaft, denn als ich sie einmal in großer Zahl in einem halb beschatteten Behälter eingesammelt hatte, hatten sich bald fast alle in die beleuchtete Hälfte desselben gezogen. In kleinen Teichen und Tümpeln mit einer Oberfläche von 12—50 m Diameter und einer Maximaltiefe von 1—1,5 m habe ich sie oft angetroffen. 7. Oyelops strenwus FISCHER. Wie erwähnt, ist mit dieser Art von den deutschen und schweize- rischen Verfassern auch €. scutifer vereinigt worden, und ihre An- gaben über das Vorkommen im Heleoplankton und in kleinen Ge- wässern können daher ebensowohl die eine wie die andere Art be- treffen. Ein solches Vorkommen scheint die Art öfter als ein eu- limnetisches zu zeigen, und im südlichen und mittlern Schweden ist die Art nach LintJeBore |47| in kleinen Gewässern gemein. SARS 73. p. 36] läßt sie die Mitte einnehmen zwischen den eulimnetischen und den litoralen Arten. In unsern Hochgebirgen habe ich sie sowohl in der limnetischen Region und im Litoral der Seen wie auch, und zwar häufiger, in kleinern Weihern mit klarem, kaltem Wasser, die eine Tiefe von wenigstens 2 m besaben, gefunden. In den seichtesten und wärmsten Tümpeln fand ich sie niemals. 3. Oyelops scutifer SARS. Diesen stellt Sars [72, 73] zu den eulimnetischen Arten und erwähnt ausdrücklich, daß er ihn niemals in kleinen Gewässern ge- funden hat. In derselben Weise spricht sich LiLLJEBoRG [47] über sein Auftreten in Schweden aus. Für die übrigen temperierten (segenden habe ich in der Literatur keine sichere Ausnahme von dieser Regel erwähnt gefunden. In den Schweizer Alpen dagegen Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 115 fand ZscHokkE [120, p. 289] die pelagische Varietät von Ü. strenuus, worunter er wahrscheinlich unsere Art hier versteht, „in dem höchstens 20 m langen Geröllweiher vom Plan des Dames“. Für das Plankton der Seen der schwedischen Hochgebirge ist die Art äußerst kennzeichnend, sie lebt fast in jedem See und ist in den allerhöchst gelegenen und kältesten sogar die einzig vor- handene limnetische Krusterart. Natürlich kommt sie auch zahl- reich an den Ufern vor. Außerdem erhielt ich sie in vielen Teichen, deren (größter) Oberflächendurchmesser zwischen 50 und 100 m schwankte und deren Tiefe nur ein paar Meter betrug. Auch in den kleinsten und seichtesten Tümpeln, sogar Sümpfen, war sie nicht selten zu finden, jedoch nicht in so großer Individuenzahl wie in den kältern Gewässern. 9. Diaptomus graciloides LILLIJEBORG. Von nicht eulimnetischen Funden dieser Art ist zu erwähnen, daß ZacHarıas [114] sie als Mitglied des Heleoplanktons gefunden hat und daß sie von Harrwıc [124, p. 62] und WESENBERG-LUND [109] bisweilen in kleinen Gewässern gefunden worden ist. SCHMEIL - [85] aber, der ausdrücklich betont, daß er die meisten limnetischen Copepoden auch in kleinen Wasserbecken angetroffen hat, sagt ohne weiteres: „Diese Art ist eine vollkommen pelagische.“ In der Torne-Lappmark, der einzigen Hochgebirgsgegend, wo ich sie gefunden, lebte sie limnetisch und an den Ufern in jedem untersuchten See der Birkenregion. Sie war hier die einzig ge- fundene Centropagide In kleinen Teichen und Weihern fand ich sie oft und sogar in sehr seichten Tümpeln, deren Tiefe nur 2 bis 3 dm betrug. In kleinen Gewässern steigt sie höher ins Hochgebirge hinauf als in großen. 10. Diaptomus laticeps SAaRs. Er ist von frühern Forschern nur limnetisch gefunden, und als Ausnahme von dieser Regel habe ich nur zu erwähnen, daß er auch an den Ufern der Seen in Frostviken auftrat. In Teichen oder noch kleinern Gewässern fand ich ihn dagegen nicht. Ich habe ihn indes nur in wenigen Gewässern angetroffen. 11. Diaptomus laciniatus LILLJEBORG. Südlich von den skandinavischen Hochgebirgen ist diese Art nur selten angetroffen worden und immer limnetisch in großen und 8*+ 116 Sven Ekman, tiefen Seen, nur in Schottland fischte sie Scorr |89]| in einem kleinen See. In unsern Hochgebirgen ist sie häufig und lebt limnetisch in vielen Seen der Birken- und Grauweidenregion bis in den untern Teil der Flechtenregion ebenso wie an den Ufern. Häufiger aber noch tritt sie in Teichen und Kleingewässern auf, und die halbe Anzahl der von mir getroffenen Fundorte waren sehr kleine Weiher und Tümpel von nur 10—30 m Oberflächendurchmesser und 0,5 bis 1,5 m Tiefe. 12. Diaptomus denticornis WIERZEJISKI. In den europäischen Ebenen wurde er nur selten beobachtet, jedoch auch in einem kleinen Gewässer wie dem periodisch aus- trocknenden Blatasee in Kroatien [93]. In den Alpen fand ihn FuHrMmAnN [21] in einem Sumpfe und ZscHokke [120, p. 137] bis- weilen in ähnlichen Gewässern, sonst lebt er hier limnetisch, und ZSCHOKKE bezeichnet ihn als für das Alpenplankton „ungemein typisch“. Selbst habe ich ihn in den Sarekgebirgen und Frostviken be- obachtet. In den erstgenannten fand ich ihn nur in 2 Seen, die indes sehr seicht und eher als Teiche zu bezeichnen waren, ziemlich häufig dageeen in kleinen Weihern und Tümpeln von sehr be- scheidenem Umfang und geringer Tiefe (etwa 1—2 m). In Frostviken (in der obern Nadelwaldregion) war er nur in solchen zu sehen und fehlte in den benachbarten Seen. 13. Heterocope saliens (LILLJEBORG). Diese in südlichen Gegenden, wo sie vorkommt, im allgemeinen limnetische Art wurde von ZaAcHArIAS in deutschen Fischteichen, von Fritsch u. Vavra [20] sporadisch im bis zu 6,20 m tiefen satterschlager Teiche in Böhmen, von PosGexeror |siehe 24] in einem Teiche bei Moskau und von ImHor [120, p. 298] in kleinen Tümpeln in den Alpen gefunden. In den nord-schwedischen Hochgebirgen war sie ziemlich oft im Plankton und an den Ufern der Seen vertreten, noch öfter jedoch in kleinen Teichen und Tümpeln; sie erinnerte in ihrem Auftreten sehr an Diaptomus laciniatus. Ich fand sie mehrmals in ebenso kleinen und seichten Tümpeln wie diesen letztern, ja einmal sogar in einem kleinen mit Wasserpflanzen reich bewachsenen Sumpfe von nur Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 117 20 >< 10 m Oberfläche und einer Tiefe, die nur in einer kleinen Grube 3 dm, sonst nur 1 dm betrug. * = Es wurde schon oben hervorgehoben, daß die eulimnetischen Arten an den Ufern der Seen oder Teiche gar nicht spärlich vor- kommen, allem Anscheine nach nicht spärlicher als in der pelagischen Region, geschweige denn ganz fehlen. Es ist auch für die Seen der mittel-europäischen Ebene von einigen Forschern, namentlich ZACHARIAS [u. a. 114, p. 98], in der letzten Zeit vielfach hervorgehoben worden, „daß das Plankton der Seen sich durch die ganze Wasser- masse derselben verbreitet und nicht etwa auf eine besondere ‚pela- sische Region‘ (FoREL) beschränkt ist.“ Immerhin dürfte dies für die arktischen Hochgebirgsseen in noch ausgiebigerm Maße gültig sein, denn wäre dasselbe Verhältnis im Süden zu beobachten, so hätte die alte Ansicht von der Beschränkung der eulimnetischen Organismen auf die pelagische Region sicher nie entstehen können. Eine pelagische Region läßt sich natürlich dem ungeachtet sehr wohl auch in unsern Hochgebirgsseen unterscheiden; sie wird aber nur durch das Fehlen oder nur spärliche Vor- kommender litoralen OÖOrganismender litoralen Region gsegenüber charakterisiert, nicht durch das häufigere oder gar ausschließliche Vorkommen der eulim- netischen Organismen. Dies beruht wohl in erster Linie auf der in den betreffenden Seen schwächern Erwärmung des Uferwassers und wohl auch auf dem Fehlen einer üppigern Ufervegetation. ZacHarıas [114] kam durch seine Untersuchungen über die Teichgewässer zu dem Schlusse, daß sie eine besondere limnetische Lebewelt beherbergen, welche sich von derjenigen der Seen betrefis der Crustaceen einerseits durch das Hinzutreten einiger eigentlich nicht eulimnetischen Arten, andrerseits durch das Fehlen einiger die gsrößern Seen besonders kennzeichnenden Arten unterscheidet. Das erstere Merkmal konnte ich in den Hochgebirgsteichen nicht genauer untersuchen, möchte jedoch vermuten, daß einige in den deutschen Fischteichen gefundene, hierher gehörige Arten eigentlich Grund- bewohner sind, obgleich sie in der limnetischen Region gefunden wurden, und zwar wegen der Leichtigkeit, womit sie in solchen seichten Gewässern an die Oberfläche heraufsteigen können. Betreffs des Vorkommens der für die pelagische Region der 118 SvEn EKMAn, srößern Seen charakteristischen Arten aber habe ich soeben gezeigt, dab sie fast alle auch in den Teichen leben. Eine Ausnahme bildet erstens Diaptomus laticeps; dieser ist jedoch nur in wenigen Seen ge- funden worden und nur in beschränkten Hochgebirgsgebieten, wes- halb aus seinem Vorkommen oder Fehlen keine allgemeinere Schlüsse gezogen werden dürfen. Dasselbe gilt auch, obgleich nicht in so hohem Grade, von Daphnia longispina f. Frigidolimnetica. Alle übrigen eulimne- tischen Arten kommen auch ebenso zahlreich in Teichen vor, auch in solchen, welche der Größe nach eher als Weiher zu bezeichnen wären. In den schwedischen Hochgebirgen gibt es somit keinen Unterschied zwischen der limnetischen Ento- mostrakenfauna der Seen und derjenigen der Teiche oder der größern Weiher. Einige im Süden typisch eulimne- tische Arten, wie Diaptomus laciniatus und Heterocope saliens, kommen ja sogar in den kleinsten Weihern und Tümpeln ebenso häufig vor. Als die Ursachen dieser auffallenden Erscheinung haben wohl in erster Linie die Temperaturverhältnisse zu gelten. Denn die kleinen Gewässer der mittel-europäischen Ebene werden viel zu hoch erwärmt, als daß die betreffenden Tiere darin gedeihen könnten, obgleich einige von ihnen nicht im strengsten Sinne Kaltwasser- bewohner sind. Für diese Annahme spricht auch der Umstand, dab ‚Bythotrephes longimanus s. str., Oyclops scutifer, C. strenwus und Diaptomus graciloides nur in der Flechten- und Grauweidenregion ein häufigeres Vorkommen in den kleinsten Gewässern zeigen, in der Birkenregion aber, wo letztere natürlich stärker erwärmt werden, meistens nur in den größern Wasserbecken leben. Die Hypothese steht übrigens auch in gutem Einklang mit der andrerorts geäußerten Ansicht von der nordischen Herkunft der meisten dieser Arten. 4. Die Lebensweise der Phyllopoden. Die biologischen Verhältnisse dieser Tiergruppe lassen sich meistens nicht unter dieselben Gesichtspunkte wie diejenigen der Uladoceren und der Copepoden einordnen, weshalb ich sie hier be- sonders bespreche. 1. Polyartemia forcipata FISCHER. Sie lebt bisweilen in kleinen Seen, am häufigsten jedoch in kleinern Tümpeln und Weihern, oft auch in den kleinsten, schnell austrocknenden Pfützen. Ein Austrocknen der Wohnplätze ist für Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 119 sie somit, in Gegensatz zu einigen südlichen Phyllopoden, nicht not- wendig. Für ihr Gedeihen scheint sie, obgleich sie eine arktische Art ist, eine ziemlich hohe Temperatur zu beanspruchen: Zwar habe ich sie einmal in einem kalten See in der Grauweidenregion (Guoletes- jaure in Frostviken) gefunden, am zahlreichsten kam sie aber in kleinen und seichten Gewässern vor, deren Wasser im Hochsommer auf 15—20° C erwärmt werden kann. Auch lebt sie in der Flechten- region nur in den allerseichtesten und wärmsten Pfützen. Das Ausschlüpfen der überwinterten Eier erfolgt sogleich nach dem Auftauen des betreffenden Gewässers, und nach etwa 1 Monat sind die Tiere fortpflanzungsfähig. Beide Geschlechter treten in gleicher Zabl auf. Sehr oft sieht man das Männchen den Hinter- körper eines Weibchens mit den Greifantennen fest umklammern, und die Tiere scheinen in dieser Lage sehr lange zu schwimmen, den Rücken wie gewöhnlich nach unten gewandt, ehe die Begattung ausgeführt wird. Alle Eier sind Dauereier, Junge entwickeln sich aus ihnen niemals vor dem nächsten Frühling, und es tritt somit jedes Jahr nur eine einzige Generation auf. Nach dem Eintreten der Geschlechtsreife betreiben die Tiere das Fortpflanzungsgeschäft lebhaft das ganze Leben hindurch, und zwar in den höhern Gegenden bis zur Eisbelegung der Gewässer. In der Birkenregion aber tritt der natürliche Tod etwa 21/,,—3 Monate nach dem Ausschlüpfen der Jungen ein, auch wenn die äußern Verhältnisse dem Weiterleben keine Schranken setzen. 2. Branchinecta paludosa (0. F. MÜLLER). Gewöhnlich trifft man diese Art in kleinern Weihern der obern Grauweiden- und der Flechtenregion, bisweilen in schnell aus- trocknenden Pfützen, selten in kleinen Seen. Sie bevorzugt kälteres Wasser als die vorhergehende Art, dessen Temperatur selten 14° C überschreitet, jedoch habe ich bisweilen beide in derselben Wasser- ansammlung gefunden. Männchen und Weibchen sind gleich zahl- reich und schwimmen oft in der für Polyartemia geschilderten Weise zusammen. Alle Eier sind Dauereier, es kommt jedes Jahr also nur eine Generation zur Entwicklung. 3. Lepidurus arcticus (PALLAS). Keine andere Süßwasser-Entomostrake ist in ausgeprägterm Grade als diese ein echter Kaltwasserbewohner. Zwar kommt sie bis in die Birkenregion herunter vor, aber nur am Grunde der Seen; 120 SvEN EKMAN, ihre eigentliche Heimat ist die Grauweiden- und Flechtenregion. Auch hier meidet sie die kleinern und wärmern Gewässer, und die alten Tier» scheinen nur an den tiefern Stellen des Grundes zu leben. Dies ist, wie schon Sars [78] bemerkt hat, eine bemerkens- werte Verschiedenheit gegenüber den südlichen Phyllopoden, welche allgemein als typische Bewohner kleiner und bald austrocknender Wasserpfützen angesehen werden. In noch höherm Grade für eine Phyllopode eigentümlich ist die Lebensweise, die die jüngern Larvenstadien führen, indem sie lim- netisch an der Oberfläche der Seen (z. B. des Sees Abiskjaure in der Torne-Lappmark) umhertreiben. Die Art gehört demnach zu den sog. meroplanktonischen Arten. Die limnetische Lebensweise wird dadurch ermöglicht, daß die Antennen des 2. Paares bei den jungen Tieren wie bei allen Phyllopodenlarven verhältnismäßig sehr sroß sind und kräftige Schwimmorgane darstellen. 5. Die Variation. A. Die Temporalvariation. In den Hochgebirgsgewässern sind nicht viele Arten durch jahreszeitliche Variation ausgezeichnet, und wo letztere vorkommt, ist sie wenig umfangreich. Bei Bosmina obtusirostris kommt in einigen Kolonien ein Saison- Dimorphismus vor, indem obtusirostris s. str. gegen Ende des Sommers in f. arctica übergeht. In andern Kolonien dagegen kann letztere schon im Frühling auftreten, oder erstere bleibt unverändert den ganzen Sommer hindurch. Daphina longispina Reihe microcephala-galeata zeigt einen stärker ausgeprägten Saison-Polymorphismus. Da ich indes diese Verhält- nisse im folgenden (S. 123 ff.) näher besprechen werde, kann ich sie hier beiseite lassen. Es mag nur erwähnt werden, daß die Variation in den Hochgebirgen weniger stark als in der mittel-europäischen Ebene hervortritt, und zwar sind es nur die Winter- und Frühlings- formen der Ebene, welche in den Hochgebirgen vertreten sind. Dies bekundet meiner Meinung nach einen ursprünglichen Zustand, aus dem die stärkere Variation der südlichen Kolonien unter An- passung an das Leben in wärmerm Wasser entstanden ist. Bei andern Arten habe ich keine jahreszeitliche Variation be- obachtet. Ich sehe dabei davon ab, daß die erste Frühlingsgeneration Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 12] bei den Cladoceren gewöhnlich durch eine größere Fruchtbarkeit als die später auftretenden ausgezeichnet ist. B. Die lokale Variation. Die meisten Cladocerenforscher haben die Beobachtung gemacht, daß die limnetischen Arten der Gattungen Daphnia und Bosmina bedeutenden lokalen Variationen unterworfen sind. WESENBERG-LUND [109, p. 165—166] fand in jedem dänischen See eine besondere Rasse von Daphnia hyalina (im Sinne LiLLJEBORG’s). BURCKHARDT, der die Sache am genauesten studiert hat, konnte für seine Daphnia hyalina, auch innerhalb eines so kleinen Gebietes wie der Schweiz, eine aus- giebige lokale Variation konstatieren. Noch schärfer zeigte sich eine solche bei der Gattung Dosmina, von welcher der genannte Verfasser sagt [5, p. 637]: „Jeder geographisch individualisierte See hat bei uns auch seine eigene systematisch individualisierte Lokalvarietät.“ In den nord-schwedischen Hochgebirgen ist dagegen die Lokal- variation nur wenig merkbar. Die Variationen bei den limnetischen Daphnien der Reihe microcephala-galeata, welche zu BURCKHARDT’S D. hyalina zu stellen wären, sind temporal und nicht lokal, auch bosmina obtusirostris zeigt keine Lokalvariation in dem Sinne, wie sie oben gefaßt wurde. Zwar kommen von dieser Art verschiedene Formen oder Varietäten vor (obtusirostris s. str., aretica, lacustris, nitida), die gewissermaßen lokal sein dürften. Aber jede dieser Formen mit Ausnahme der letztgenannten bewohnt ausgedehnte Ge- biete, und die Form obtusirostris s. str. der Gewässer in Frostviken kann z. B. nicht von ihren Stammverwandten in der Torne-Lapp- mark abgetrennt werden, obgleich die beiden Gebiete etwa 450 km (mehr als der längste Durchmesser der Schweiz) voneinander ent- fernt liegen. Rein individuell sowie nach verschiedenem Alter können die Tiere indes in ziemlich hohem Grade voneinander ab- weichen. Die Erklärung dieser geringen oder gar fehlenden Lokalvariation mub in der Fortpflanzungsweise gesucht werden. In den südlichen Seen sind, wie bereits erörtert wurde, die Kolonien meistens acyclisch, und es kommen bei ihnen keine Dauereier zur Ausbildung. Damit wird auch jede Kolonie eines isolierten Seebeckens von andern Kolonien isoliert, eine Mischung der Eigenschaften der verschiedenen Kolonien wird nicht mehr möglich, sondern jede kann sich unbe- hindert in ihrer eignen Richtung entwickeln. In unsern Hoch- gebirgen dagegen, wo gegen Ende des Sommers jedes Weibchen 122 SVEN EKMAN, Dauereier ablegt, welche durch passive Übertragung den Kontakt zwischen den verschiedenen Kolonien vermitteln können, werden möglicherweise entstandene Tendenzen zu Lokalvariationen leicht wieder ausgeglichen. Kapitel 5. Biologische oder systematische Untersuchungen über einzelne Arten. 1. Die Daphnien mit Pigmentfleck und ohne Nebenkamm. Die phylogenetische Verwandtschaft, die Systematik und der lokale Ursprung der europäischen Formen. Es ist eine den Cladocerenforschern längst bekannte Erfahrung, dab die Systematik der Gattung Daphnia betreffs vieler Formen eines der allerschwierigsten Kapitel in der ganzen Entomostraken- systematik ist. Es gilt dies besonders von denjenigen Formen, die mit einem schwarzen Pigmentfleck hinter dem Auge, einem sog. Nebenauge, versehen sind und die an der Basis der Endkrallen des Postabdomens keinen von besonders großen Zähnchen gebildeten Kamm besitzen. Einige Forscher führen mehrere dieser Formen als besondere Arten auf. So bezeichnet Sars |77] von den norwegischen folgende als besondere Arten: longzspina (mit 11 Varietäten), lacustris (mit 3 Var.), galeata (mit 5 Var.) und Ayalına (mit 4 Var.), und RıcHarp [66| gruppiert alle europäischen hierher gehörigen Formen um diese Arten herum mit Ausnahme von nur einer Art, D. dentata, die er übrigens als zweifelhaft betrachtet. Als die repräsentativsten Vertreter einer andern Auffassung nenne ich LILLJEBORG und BURCKHARDT, von denen ersterer die schwedischen [45], letzterer die schweizerischen |5] Formen systematisch zusammenstellte. Beide hatten so zahlreiche Zwischenformen zwischen den meisten der ge- nannten Formen gefunden, daß sie nur zwei Arten aufrecht erhalten konnten, jedoch glaubten beide, konstante Unterschiede zwischen ihnen gefunden zu haben. Die eine dieser beiden Arten ist D. longispina, die bei LILLIEBORG mit der ebenso genannten Art von Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 123 SArs und RıcHARD zusammenfällt, bei BURCKHARDT dagegen auch ihre D. lacustris einschließt, die andere ist D. hyalina, zu welcher die drei (resp. zwei) übrigen von Sars aufgeführten Arten vereinigt werden. Dazu stellt BURCKHARDT noch zwei Arten auf: D. crassiseta und D. rectifrons. Erstere ist, wie ich S. 20 gezeigt habe, mit D. lacustris Sars identisch und sollte in dem BurckHArpT’schen System also zu D. longispina gezählt werden. Letztere ist eine ziemlich gut charakterisierte, obgleich mit derselben Art sehr nahe verwandte Art; da sie aber sehr selten ist, kann sie im folgenden unberück- sichtigt bleiben. Keines dieser beiden Systeme gibt meiner Meinung nach einen wahren Ausdruck für die Verwandtschaftsbeziehungen der ver- schiedenen Formen, und ich möchte daher im folgenden eine andere Ansicht begründen. Schon hier will ich jedoch nicht unerwähnt lassen, daß auch frühere Forscher wegen Schwierigkeiten bei der Bestimmung die Vereinigung von D. hyalina und longispina diskutiert haben, so BurckHArDr |5, p. 457], Brenm |3, p. 58] und LiLLJsEBOoRG [45, p. 68). Da ich zu meiner Auffassung durch Untersuchungen der nord-schwedischen Hochgebirgsformen gekommen bin, will ich mit einer eingehendern Darstellung derselben beginnen und erst dann mich auch den übrigen europäischen Formen zuwenden. Um dem Gang der Betrachtung nicht vorzugreifen, bezeichne ich einst- weilen alle Formen schlechthin als solche ohne Angabe der Art, zu welcher sie gestellt werden sollen. Bei den Beschreibungen werden unten nur solche Merkmale berücksichtigt, die für die theoretischen Erwägungen nötig sind. Für die andern verweise ich auf 8. 17ft. Betrachten wir zunächst einige Formen, die SARs zu seiner Art D. galeata zusammengestellt hat. Sie bilden eine Gruppe von eng zusammengehörigen Formen, und um ihre phylogenetische und jahres- zeitliche Verwandtschaft zu betonen, fasse ich sie zu einer Serie zusammen, die ich nach ihrer Ausgangs- und Endform die micro- cephala-galeata-Reihe nenne. Forma mierocephala Sars |73, 77] (Textfig. E, S. 124). Sie zeichnet sich vor allem durch den im Verhältnis zum übrigen Körper sehr kleinen Kopf aus. Die Länge desselben beträgt nur '/, der ganzen Körperlänge (ohne den Schalenstachel), und auch seine Höhe!) (in Pr 1) Die Daphnien werden aus unbekannten Gründen meist aufrecht abgebildet mit dem Hinterleibe nach unten gerichtet, im Gegensatz zu allen übrigen Cladoceren, die liegend abgebildet werden. Ich bin wegen 124 Sven Exman, saeittaler Richtung) ist sehr unbedeutend, was am besten aus der Figur hervorgeht. Die untere Kopfkontur ist deutlich, wenngleich * Daphnia longispina Reihe mierocephala-galeata. 29:1. Fig. E. f. mierocephala aus dem See Nakerjaure in der Torne-Lappmark. Fig. F. f. obtusifrons aus einem See der Puorek- Ebene. Fig. G. f. galeata aus einem See der Puorek-Ebene. Fie. H. f. galeata, Ephippialweibchen, aus dem See Nakerjaure. Fie. H. ziemlich schwach, konkay. Das Rostrum ist kurz und stumpf und wird von den Borsten der Antennen des 1. Paares überragt. An des Vergleichs mit andern Figuren dieser Gewohnheit gefolgt, die hintern Teile der Tiere liegen daher auf den Abbildungen nach unten, die obern links oder rechts, die vordern nach oben und die untern rechts oder links. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 125 der vordern und obern Kopfkontur findet sich keine Spur einer Crista. Das Auge ist groß, und die Krystallkegel treten kaum oder nur wenig aus der Pigmentmasse hervor. Der schwarze Pigment- fleck (das sog. Nebenauge) ist deutlich und liegt dem Auge näher als dem Hinterrande des Kopfes. Der übrige Körper zeichnet sich durch seine kuglige Gestalt aus. Die Schalenklappen sind sehr hoch, ihre Höhe beträgt etwa °/, der Länge, und sie sind am dorsalen und ventralen Rande ungefähr gleich stark gekrümmt, wodurch der Schalenstachel in die Medianlinie des Körpers zu liegen kommt. Er verläuft auch parallel zu derselben, und seine Länge beträgt etwa !/, der Schalenklappenlänge. Die Endkrallen des Abdomens sind nicht farblos, wie bei nahestehenden südlichern Formen, sondern tiefbraun, und auch die innerhalb der Schalenklappen liegenden Körperteile sind nicht ganz hyalin, sondern sehr schwach rötlich gefärbt. Die Länge des ganzen Tieres, den Schalenstachel natürlich nicht mitgerechnet, ist ungewöhnlich gering, 1—15 mm. Die Zahl der Subitaneier beträgt gewöhnlich 10—14, was in Anbetracht der lim- netischen Lebensweise eine ungewöhnlich hohe Zahl ist. Diese Form trifft man nur während des Frühlings. Sie geht gegen den Sommer hin zunächst in die folgende über: Forma obtusifrons Sars |77. 66, p. 324] (Textfig. F). Sie weicht von der vorhergehenden durch folgende Besonderheiten ab: Der Kopf ist größer. Dies beruht teils darauf, daß er am obern und vordern Rande einen Kiel (Crista) erhalten hat, teils darauf, dab der übrige Teil des Kopfes größer geworden ist. Das Auge ist ebenfalls etwas größer und mehr ventralwärts gelegen, wodurch eine starke Ausbuchtung im vordern und ventralen Teile des Kopfes zu- stande kommt. Infolgedessen ist der Ventralrand des Kopfes hinter dem Auge noch mehr eingebuchtet als bei f. microcephala. Das Rostrum ist bald stumpf wie bei der vorhergehenden Form, bald ziemlich spitz, und zwar gilt dies von vielen der größern Tiere, die den gleich zu erwähnenden stumpfen Winkel am Kopfkiele aufweisen. Der vordere und obere Teil ist, wie erwähnt, mit einem deutlichen, wenn auch nicht sehr großen Kiele (in der Fig. punktiert) versehen, der bis- weilen nach vorn einen schwach angedeuteten Winkel bildet, wodurch diese Form in die folgende übergeht. Die Schalenklappen sind nicht von so kreisförmigem Umriß wie bei der vorhergehenden Form, ihre Höhe beträgt etwa °/, der Länge. Die Länge der eiertragenden Weibchen variiert beträchtlich, und zwar sind die kleinsten Tiere, die nur 1,2 mm lang sind, auch im übrigen der vorhergehenden, die 126 SvEN EKMAN, größten, die etwa 1,8 mm lang sind, der folgenden Form ähnlicher. Ebenso variiert die Zahl der Subitaneier von 4 (im Hochsommer) bis zu 15 (im Frühling). In den meisten Gewässern entwickelt sich aus dieser Form eine neue, f. galeata G. O. Sars [73] (Textfig. G u. H). Abgesehen von bedeutenderer Größe (die Länge beträgt 2 mm oder etwas darüber) weicht sie von der vorhergehenden nur durch die Gestalt des Kopfes ab. Die Verlagerung des Auges ventralwärts, die schon bei f. ob- tusıfrons merkbar war, ist hier noch stärker ausgeprägt, und das Auge liegt gerade nach vorn, nicht etwas dorsal von den Antennen des 1. Paares, was ein sehr merkbarer Unterschied ist gegenüber der f. microcephala. Eine Folge davon ist, dab die Verlängerung des Schalenstachels nach vorn oft dorsal vom Auge verläuft, ein bei den Daphnien ungewöhnliches Verhältnis. Was aber am meisten diese Form auszeichnet, ist die Ausbildung des Kopfkieles. Er ist nach vorn in einer Spitze ausgezogen. Bei nahestehenden, südlichern Formen oft sehr lang, ist er bei unserer Hochgebirgsform nur kurz, kaum länger als in den Textfiguren G und H. Übrigens kann die Form des Kopfes variieren: bald ist die Kielspitze an den dor- salen und ventralen Seiten von je einer scharfen Konkavität be- grenzt (Textfig. H), bald sind diese nur schwach ausgeprägt, oder es findet sich nur die ventrale (Textfig. G) Bald ist das Rostrum stumpf, bald ist es ziemlich spitz und nach hinten gekrümmt und wird von den Börstchen des ersten Antennenpaares nicht überragt (Textfig. H). Männchen habe ich nur unter den beiden letztgenannten Formen gefunden, weil f. microcephala nur während des Frühlings auf- tritt, wo die geschlechtliche Fortpflanzung noch nicht eingetreten ist. Sie sind bald mit einer Spitze an der Stirn versehen, bald ent- behren sie derselben; zuweilen habe ich eine solche bei den Männchen gefunden, während die Weibchen derselben Kolonie zur f. obtusifrons eehörten. Diese Formenserie ist ganz limnetisch, freilich nicht im strengsten Sinne, denn sie kommt auch in ziemlich kleinen Gewässern vor, worüber Näheres im vorhergehenden gesagt worden ist (S. 111). Wie erwähnt, entwickeln sich die drei Formen auseinander und kommen zu verschiedenen Zeiten vor. Bisweilen findet man die ganze Serie in demselben See. So habe ich z. B. im See Nakerjaure in der Torne-Lappmark im Frühling (Ende Juni bis Anfang Juli) f. microcephala gefunden, und im Herbste war sie in f. galeata über- Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 127 gegangen (die beiden Textfig. E und H sind nach Exemplaren aus diesem See entworfen). Möglicherweise gelangt in einigen Kolonien f. galeata nie zur Ausbildung, sondern die Serie setzt sich nur aus f. microcephala und f. obtusifrons zusammen, wenigstens habe ich noch Ende August im See Teusajaure im nördlichsten Teile der Lule- Lappmark nur die letztgenannte Form gefunden. Die Möglichkeit scheint jedoch nicht ausgeschlossen, dab f. galeata sich später ent- wickeln könnte. (Gewöhnlich wird die Serie aber in anderer Weise verkürzt, in- dem f. microcephala ganz ausfällt. In diesem Falle schlüpft schon im Anfang des Frühlings f. odtusifrons aus den Wintereiern aus. Sie dürfte bisweilen in mehreren Generationen unverändert fortleben können, in den meisten Fällen aber ist schon die zweite (seneration die typische f. galeata. Diese kann dann entweder bis zur Zeit der geschlechtlichen Fortpflanzung andauern, und die Jahres- kolonie stirbt dann mit dieser Form ab, oder es kann aus ihr sich gegen Ende des Sommers wieder f. obtusifrons entwickeln. Dieser Rückschritt ist bisweilen sehr unvollständig, indem nur ein Teil der Kolonie aus der letztgenannten, ein anderer Teil dagegen aus f. galeata besteht, und in solchem Falle finden sich Ephippialweibchen von beiden Formen, wie das im kleinen See Pärajaure in den Sarek- gebirgen der Fall war. Bisweilen gehen aber alle Tiere in die f. obtusifrons über, wie ich das in den kleinen Seen der Puorek-Ebene in derselben Gebirgsgegend fand. Hier fand ich aber, wie zuvor bemerkt, daß die Männchen oft als f. galeata ausgebildet waren. Es kann also auch in den Hochgebirgen eine ähnliche Saisonvariation herrschen, wie sie in südlichern Gegenden vorkommt, wo bei vielen limnetischen Organismen eine besondere Sommerform auftritt, welche den Frühlings- und Spätherbst- (und Winter-)Formen sehr unähn- lich ist, während diese unter sich übereinstimmen. Welche der drei Formen ist nun die phylogenetisch älteste, von der aus die übrigen sich entwickelt haben? Es liegt nahe anzu- nehmen, es sei dies f. microcephala, die in der jahreszeitlichen Ent- wicklungsreihe die älteste ist, und so hat auch BurckHarpr |5, p. 493] die nahestehende f. primitiva als die Urform der betreffenden schweizerischen Daphnien aufgestellt. Auch ich bin derselben An- sicht, und da sie die Grundlage der folgenden Darstellung ist, will ich sie hier etwas eingehender begründen. Schon eine morphologische Betrachtung der drei Formen führt uns zu dieser Folgerung. Es dürfte unter den Cladocerenforschern 128 Sven Exman, nur eine Meinung darüber herrschen, daß die mit einer Crista (Kopf- kiel) versehenen Daphnien von cristalosen Urformen abstammen und daß die Cristabildung als Anpassung an die limnetische Lebens- weise zu deuten ist (siehe besonders WESENBERG-LUND [108]). Die cristalose f. microcephala ist somit der ursprünglichen Stammform ähnlicher als die beiden andern Formen. Ferner ist anzunehmen, daß die Crista, wie andere die Körperoberfläche vergrößernde Fort- sätze der limnetischen Organismen, entstanden ist, um während der warmen Jahreszeit eine größere Schwebefähigkeit zu ermöglichen, was wegen des geringern spezifischen Gewichtes des warmen Wassers notwendig wird. Diese Ansicht, die zuerst von WESENBERG-LUND 108] begründet wurde, ist zurzeit die einzige, welche die jahres- zeitliche. Variation vieler Planktonorganismen genügend zu erklären vermag. Es steht mit dieser Ansicht in gutem Einklang, daß die im kalten Wasser des Frühlings lebende Form die am wenigsten umgewandelte, d. h. die der Urform am nächsten stehende ist. Die f. micerocephala geht, wo sie vorkommt, immer aus den über- winterten Dauereiern hervor, die bei dieser wie allen übrigen Clado- ceren nur auf geschlechtlichem Wege sich entwickeln. Bei der Gattung Leptodora wird von den Dauereijungen die phylogenetische Entwicklung viel vollständiger rekapituliert als von den Subitanei- jungen, indem bei den erstern eine naupliusähnliche Larvenform auf- tritt, wie es zuerst Sars zeigte [75]. Zwar weiß man noch nicht, wie weit sich diese Tatsache verallgemeinern läßt, in jedem Fall spricht sie eher für als gegen unsere Annahme. Auch Häcker [33, p. 49] fand,.daß die Dauereiembryonen von Moina sich ursprüng- licher verhielten als die Subitaneiembryonen. Wir können somit f. microcephala als die phylogenetisch älteste der drei Formen ansehen. Verlassen wir nun diese Reihe und gehen zu einer andern über. | Die in kleinen Gewässern der untern Hochgebirgsregionen häufigste Daphnie mit Pigmentfleck und ohne Nebenkamm ist die von Sars als D. longispina var. rosea bezeichnete [71, 77] (Textäig. J). Sie ist nach LivnseBorg [45], welcher sie als die Hauptart betrachtet, in ganz Schweden gemein, und auch Rıc#Aarn [66] behauptet, sie sei eine der häufigsten europäischen Formen der Art. Sie hat also eine weite Verbreitung. Wie ihr Name besagt, ist sie rötlich, was mit ihrem Leben in kleinen Gewässern zusammenhängt. Außerdem zeichnet sie sich durch den mittelgroßen Kopf, dessen Länge etwa ’ı der Körperlänge erreicht, die nicht besonders hohen Schalen- Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 129 klappen, deren Dorsalrand ziemlich schwach gebogen ist, und den etwas dorsalwärts von der Medianlinie entspringenden Schalenstachel aus. Die Körperlänge beträgt 2—2,5 mm, bei den Frühlingsgene- rationen ist sie größer als bei den Sommergenerationen. Fig. J. Fie. K. Daphnia longispina Reihe rosea-frigidolimnetica. Fig. J. var. rosea, 18:1. Fig. K. var. abbreviata, 18:1. Fig. L. var. frigidolimnetica, 25:1. Diese Form geht durch Zwischenformen in eine andere über, var. abbreviata LIELJEBORG (Textfig. K). Sie findet sich nur im obern Teil der Grauweidenregion und in der Flechtenregion und lebt nur in sehr kalten Gewässern. Zuvor ist sie nur einmal angetroffen worden, nämlich auf der Berings-Insel, also in einem arktischen Gebiete [43]. Sie kann als eine f. rosea angesehen ‚werden, die sich an sehr kaltes Wasser angepaßt hat. Ihre morphologischen Merk- male sind: ein sehr kleiner Kopf, der bei den parthenogene- tischen Weibchen nur '/, der Länge des ganzen Tieres (ohne den Schalenstachel) erreicht (bei Ephippialweibchen ist er verhältnis- mäßig größer), ein sehr hoher Körper, dessen Schalenklappen nur wenig länger als hoch sind, und ein ziemlich kurzer, in der Median- linie des Tieres entspringender Schalenstachel. Die Länge beträgt 22—2,6 mm. Die Farbe ist. besonders an den dorsalen Teilen, tief braun, viel dunkler als bei den übrigen Formen. Das 3. Glied dieser Serie bildet die var. frigidolimnetica n. van. (Textfig. L). Sie ist ‘offenbar eine abgeänderte var. abbreviata, die 9 130 Sven ERMAN, sich der limnetischen Lebensweise angepaßt hat. Ich habe sie in der pelagischen Region des Torne-Träsk, der, wie oben (S. 8) er- wähnt, eine sehr niedere Temperatur hat, gefunden und außerdem in einigen kleinern Seen der obersten Grauweiden- und der Flechten- region. Morphologisch weicht sie von der vorhergehenden Form nur durch geringere Körpergröße (Länge etwa 1,3 mm) und einen etwas längern Schaienstachel ab. Auberdem besitzt sie nicht die tief braune Farbe derselben, sondern ist hell braun und scheint sich auch durch eine kleinere Zahl von Subitaneiern auszuzeichnen. Wegen des spärlichen Materials bin ich jedoch unsicher, ob dies das Regelmässige ist. Die drei letztgenannten Formen fasse ich als die rosea-frigidolimnetica-Reihe zusammen. Vielleicht ist dem Leser schon die große Ähnlichkeit der letzten Form mit der soeben erwähnten f. microcephala aufgefallen. In der äußern Körperform herrscht fast völlige Übereinstimmung: beide sind durch den sehr niedrigen und kurzen Kopf, die hochgewölbten Schalenklappen und den in der Medianebene des Tieres entspringen- den Schalenstachel gekennzeichnet. Insbesondere sind die erst- genannten Merkmale beachtenswert, denn sie sind diesen beiden Formen den allermeisten übrigen limnetischen Daphnien gegenüber eirentümlich. Da weiterhin mit aller Sicherheit und nach der Meinung wohl aller Cladocerensystematiker die zu D. hyalına ge- rechneten Formen — hier f. microcephala, obtusifrons und galeata — von D. longispina-Formen abstammen — hier var. rosea, abbreviata und frigidolimnetica — und da, wie wir zuvor gesehen haben, f. microcephala als die ursprünglichste Form der ersten Serie aufzu- fassen ist, so ergibt sich von selbst die Folgerung, dab diese letztere von var. frigidolimnetica phylogenetisch abzuleiten ist. Ich meine, daß diese Verwandtschaft der beiden Serien in foleender Weise aufzufassen ist: Die var. rose« dürfen wir als Urform betrachten, sie ist ja auch die gemeinste und hat auch außerhalb der Hochgebirge eine sehr weite Verbreitung. Aus ihr ist durch Anpassung an das Leben in den kältesten Gewässern var. abbreviata entstanden, die in den höchsten Regionen die erstgenannte ersetzt. Das kalte Wasser aber ist spezifisch schwerer als das warme, in kaltem Wasser schweben daher die Organismen leichter als in warmem, und es wird ihnen sehr leicht, limnetisch zu leben. So könnte var, frigidolimnetica aus vor. abbreviata unter nur geringfügigen Umänderungen entstehen. Von diesen ist besonders die hellere Färbung zu nennen, die ja Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 131 ohne Zweifel mit der Lebensweise zusammenhängt. Immerhin ist aber diese Form als Planktontier sehr unvollkommen ausgerüstet, was nur unter Berücksichtigung ihrer kalten Wohnorte verständ- lieh wird. Jene arktischen Verhältnisse, unter denen die letztgenannten Umwandlungen vor sich gehen konnten, waren bekanntlich während einer frühern Epoche der Erdgeschichte, der Eiszeit, in weit um- fangreichern Gebieten als jetzt vorhanden. Während der Zeit der erößten Vergletscherung herrschten sie in Mittel-Europa; als das. Klima dann allmählich wärmer wurde, wurden sie, dem Eisrande folgend, auf den Norden oder nach Süden auf die Alpen einge- schränkt, und sie haben somit successiv den gröbten Teil Europas eingenommen. Es steht daher der Annahme nichts im Wege, die var. frigidolimnetica habe früher eine weit größere Verbreitung be- sessen als jetzt. Als aber das Klima sich veränderte, konnte unsere Daphnie sich nicht unverändert erhalten, sondern mußte sich den neuen Verhältnissen entsprechend umbilden. Insbesondere wurden wegen der stärkern Erwärmung des Wassers größere Ansprüche an das Schwebevermögen gestellt. Wie nun diese Umbildungen erfolgten, lehrt uns wieder die nord-schwedische Formenserie. Auch in unsern Hochgebirgen fand sich var. frigidolimnetica früher wahrscheinlich auch in Seen, wo sie nunmehr nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt lebt, weil das Wasser nicht mehr die ursprüngliche niedrige Temperatur hat. Sie - lebt aber in der Reihe microcephala-galeata fort, und diese findet sich, wie die Theorie es fordert, nicht in den kältesten Seen, sondern in solchen, die etwas wärmer sind als jene, in denen ihre Stammform lebt. Zuerst ging diese letztere in die phylogenetisch ursprünglichste Form der Reihe, f. microcephala, über, und es ist für die Frage beleuchtend, daß eben diese während der kältern Jahres- zeit vorkommt und dab sie sich der var. frigidolimnetica gegenüber durch einen planktonischen Charakter, eine größere, wenn auch nicht vollkommene, Hyalinität auszeichnet. Unter Anpassung an das wärmere Wasser des Hochsommers entwickelten sich die beiden übrigen Formen mit ihrem durch die vergrößerte Körperoberfläche erhöhten Schwebevermögen, zuerst die weniger spezialisierte f. ob- tusifrons, dann f. galeata. Jedoch gelangt auch die letztere in den Hochgebirgsseen nie zu einer solchen extremen Ausbildung wie in den wärmern Seen südlicherer Gegenden. Ich erwähnte zu Anfang des Kapitels, dab die spätern syste- 9* SvEN EkMaAn, 132 matischen Arbeiten die hierher gehörigen Formen auf zwei Arten ver- teilen, D. longispina, wozu die Formen rosea, abbreviata und frigido- Iimmetica zu stellen wären, und D. hyalina mit den drei übrigen, und dab sie die beiden Arten durch einigermaßen konstante Unter- schiede getrennt gefunden hatten. Wären solche in ausgedehnterm Maße vorhanden, würden sie die obige Theorie weniger wahr- scheinlich machen. Die Sache mag daher näher geprüft werden. Die letzte Arbeit, die unsere Frage erörtert, sind LILLJEBORG’S „Cladocera Sueciae“, die Resultate der frühern Untersuchungen sind von BurckHArpr |5, p. 453 und 475] zusammengefaßt worden. Wir brauchen also nur diese beiden Forscher zu berücksichtigen. Ich gebe unten einen tabellarischen Vergleich, indem ich den frühern Befunden meine eignen an den nord-schwedischen Formen gemachten Beobachtungen gegenüberstellee Da ich schon angegeben habe, welche Formen zu D. hyalina und D. longispina gerechnet werden sollen, dürfte die Tabelle ohne weiteres verständlich sein. Frühere Befunde: Nach LILLJEBORG: Der Kopfkiel ist bei D. hyalina an der ganzen medianen Kontur des Kopfes vorhanden, bei D. longispina mindestens unterhalb des Auges nicht vorhanden. Nach BURCKHARDT: Das Auge ist bei D. longispina meist sehr groß, bei D. hyalına meist klein oder mittelgroß. Bei der letzt- genannten sind die Krystallkegel gross und sitzen der Pigmentmasse auf, nie sind sie in dieselbe eingesenkt. D. longispina ist im dieser Hinsicht variabel. Der zweite Abdominalfortsatz ist bei D. longispina nach vorn gerichtet, bei D. hyalina nach hinten. BREHM [3, p- 58] fand jedoch dieses Merk- mal unsicher. Auch WESENBERG- Lunnp [109, p. 166— 167] hat die Variabilität der Abdominalfortsätze bemerkt. Eigne Beobachtungen: F. mierocephala hat gar keinen Kopfkiel, und bei f. oblusifrons ist er unterhalb des Auges nicht vor- handen. In den nord-schwedischen Hoch- gebirgen hat die ganze Reihe micro- cephala - galeata ein sehr grobes Auge, wo die Krystallkegel klein und in die Pigmentmasse eingesenkt sind, gerade wie bei den in denselben Gegenden vorkommenden Formen der Reihe rosea-frigidolimnetica. Bei den nord-schwedischen For- men der rosea-frigidolimnetiea-Reihe ist der zweite Abdominalfortsatz nach hinten gerichtet, genau in derselben Weise wie bei der mierocephala- galeata-Reihe. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 133 Es geht aus diesem Vergleich deutlich hervor, daß sich keine konstanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen finden. Was die nordschwedischen Hochgebirgsformen betrifft, findet sich jedoch eine Verschiedenheit, indem das Rostrum bei f. mecrocephala,, f. ob- tusifrons und gewöhnlich auch bei f. galeata. stumpf und kurz ist, bei den übrigen drei Formen dagegen ziemlich spitz und lang (vgl. Textfie. E—L). Es mag jedoch bemerkt werden, dab auch bei den letztern Formen die nicht völlig ausgewachsenen Tiere ein kurzes und stumpfes Rostrum haben. Meiner Ansicht nach kann diese Ver- schiedenheit nicht gegen die Verwandtschaft der beiden Serien - sprechen. Mit der Ansicht, die nord-schwedische microcephala-galeata-Reihe stehe in engster Beziehung zu den longespina-Formen (im Sinne der frühern Forscher), und zwar in höherm Grade als die südlichern galeata-Formen, stimmt sehr wohl überein, daß sie auch in gewissen morphologischen Hinsichten den longispina-Formen näher stehen. Ich sehe hierbei von den der f. microcephala allein zukommenden Eigen- tümlichkeiten ganz ab und gedenke nur derjenigen, die der ganzen nord-schwedischen microcephala-galeata-Reihe gemeinsam sind. Es sind dies: ein großes Auge mit in die Pigmentmasse eingesenkten Krystall- kegeln; braune, nicht hyaline Endkrallen des Postabdomens und endlich kleinere Cristabildungen bei den Sommerformen. Wir sind hiermit zu den südlichern Daphnien gelangt, und es kann von Interesse sein, einen kurzen Vergleich anzustellen. Es wurde schon erwähnt, dab die Sommerformen der microcephala-galeata- Reihe im Süden einen viel größbern Kopfkiel haben, und schon im mittlern und südlichen Schweden trifft man sehr ausgedehnte Crista- bildungen, durch welche der Kopf fast ebenso groß wird wie die Schalenklappen. Ähnliche Formen treten auch im übrigen Europa auf. Indessen finden sich auch hier Formen mit kleiner oder keiner Crista, nicht aber während des Sommers, sondern während der kalten Jahreszeit. Oder, mit andern Worten, wenn jene Verhältnisse, die die große Crista hervorrufen, verschwinden, tritt wieder die ursprüng- liche Kopfform auf. Jedoch scheinen nicht die wahren f. micro- cephala und obtusifrons in südlichern Gegenden vorzukommen; die Formen ohne oder mit kleiner Crista haben hier nicht die jene Formen auszeichnenden hohen Schalenklappen, den sehr kleinen Kopf und das grobe Auge. BurckHArDT |5, p. 493] hat auch eine sehr nahestehende f. primitiva aufgestellt, welche den Ausgangspunkt 134 Sven EkMaANn, der schweizerischen Entwicklungsreihen bildet. Die wahre f. mxero- cephala ist jedoch ursprünglicher als diese Form. | Die var. rosea ist aber auch auf einem andern Wege als dem oben gezeigten in limnetische Formen übergegangen. In unsern Hochgebirgen findet sich eine in diesem Kapitel noch nicht be- handelte Form, var. intermedia n. var. (Textfig. M). In der allge- meinen Körperform gleicht sie fast völlig der var. rosea (vgl. Textfig. J), \ Fig. M. Daphnia longispina var. intermedia. ZDen: und sie kann ohne Zweifel als eine solche bezeichnet werden, die sich unter Anpassung an die limnetische Lebensweise einige neue Charaktere erworben hat. Es sind dies eine vollkommene Hyalinität und ein deutlicher, obwohl nur schwach ausgebildeter Kiel am obern Rande des Kopfes. In allen übrigen Merkmalen stimmt sie mit var. rosea völlig überein. Sie nimmt, wie ich oben (S. 20) erwähnt habe, eine Zwischenstellung zwischen D. longispina im Sinne von Sars [70] und Rıc#arp [66] und D. Tacustris Sars [71, 66] ein. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 135 Nun geht indes D. lacustris durch eine lückenlose Serie von Zwischenformen in andere Formen über, die noch mehr dem Plankton- leben angepaßt sind und die demzufolge mit einer größern Crista versehen sind. Um einige Beispiele anzuführen, verweise ich auf D. lacustris var. vieina RıcHArD |66, p. 307, tab. 24, fig. 1], D. hyalina Leyvie [66, p. 308, tab. 23, fig. 3] und D. hyalina var. gracilis Herrıc# [66, p. 315, tab. 23, fig. 8. Außerdem sind ähnliche Formen bei LitLseBore |45] abgebildet. Diese Reihe von Zwischenformen will ich im folgenden die rosea-hyalina-Reihe nennen, weil ihre Formen mit großer Crista durch D. hyalina s. str. dargestellt werden. Die genannten Zwischenformen machen es unmöglich, zwischen D. hyalina-und D. longispina eine scharfe Grenze zu ziehen, und so kam es, dab LILLJEBORG D. lacustris zur erstern, BURCKHARDT dagegen zur letztern Ärt stellte Die engen gegenseitigen Beziehungen sind aber jedenfalls außer Zweifel gestellt. Die Formen mit großer Crista variieren auch nach manchen Richtungen, und auch bei ihnen kann an der Crista eine Spitze auftreten. Es entstehen somit auf diesem Wege Formen, die von den großhelmigen galeata-Formen morphologisch nicht zu trennen sind, obgleich sie eine andere Herkunft haben. Die Leichtigkeit, womit solche Cristabildungen vor sich gehen können, ist auch von BURCKHARDT hervorgehoben worden, welcher sich u. a. folgendermaßen äußert |5, p. 481]: „Es kann nun aber sozusagen an jeder dieser Formen — mit langem oder kurzem Schnabel; mit konkavem, geradem oder konvexem Ventralkontur; ohne, mit niederer, mittlerer oder hoher, weniger weit oder weiter in sagittaler Rich- tung ausgedehnter Crista — an jeder dieser Formen kann eine helm- förmige Spitze auftreten, wie Sars bei D. galeata beschrieben hat.“ Diese Konvergenzerscheinung zwischen zwei ursprünglich getrennten Formen kann uns übrigens nicht befremden, sie ist nur eine Folge des auberordentlichen Variationsvermögens dieser Daphnien. Hat doch in südlichen Gegenden fast jeder einzelne See seine besondere hyalina-Form, und da die microcephala-galeata-Reihe und die rosea- hyalina-Reihe aus Formen (frigidolimnetica und rosea) hervorgegangen sind, die einander sehr nahe stehen, so liest in der Annahme eines konvergierenden Entwicklungsganges nichts Unannehmbares. Nach dem Gesagten dürfte es verständlich sein, weshalb ich den frühern Systemen der fraglichen Daphnien nicht beistimmen kann. Die Einteilung in zwei Arten, longispina und hyalina, wider- spricht dem phylogenetischen Zusammenhang der Formen, denn die letztere ist eine Gruppe, die sich aus der erstern diphyletisch ent- 136 SvEn EkMAn, wickelt hat. Die mit großer Crista versehenen Formen der micro- cephala-galeata-Reihe sind offenbar mit gewissen longispina-Formen näher verwandt als mit den infolge konvergierender Variations- richtungen ähnlich aussehenden Formen der rosea-hyalina-Serie, und es ist unrichtig, die Endformen der beiden Serien als eine gemein- same Art den ursprünglichern longispina-Formen gegenüberzustellen. Mehrere Arten beizubehalten scheint mir ebenso unrichtig, denn die Zwischenformen machen es ganz unmöglich, sie auseinander- zuhalten. Zwar könnte dies vielleicht geschehen, wenn man nur die Formen emes kleinen Gebietes berücksichtigt, jedoch nicht bei einer Vergleichung z. B. aller europäischen Formen. Es bleibt somit nichts übrig, als alle Formen zu einer einzigen, obgleich in unge- wöhnlich hohem Grade variierenden Art zusammenzufassen. Da der OÖ. F. Münter’sche Namen longispina vor den übrigen die Priorität hat, muß sie Daphnia longispina OÖ. F. MÜüLter heißen. Das Gesagte möchte ich folgendermaßen zusammenfassen: Die vier Arten Daphnia longispina, lacustris, hyalina und galeata im Sinne von Sars und RıcHArD, oder die beiden Arten D. longispina und Ayalina im Sinne BURCKHARDT’S und LILLJEBORG’sS sowie auch D. crassi- seta BURCKHARDT müssen Zu einer einzigen Ärt ver- einigt werden, D. longispina O.F. MÜLLER Unterihren zahlreichen verschiedenen Formen ist var. rosea (oder ihr sehr nahestehende Formen) die ursprünglichste. Aus ihr ist einerseits var. abbreviata unter Anpassung an sehr kalte Gewässer hervorgegangen. Aus dieser entstand unter Anpassung an die limnetische Lebens- weise var. frigidolimnetica und aus letzterer unter weiterer solcher Anpassung die Reihe microcephala- obiusifrons-galeata. Andrerseits entwickelte sich var. rosea auch unmittelbar zu limnetischen Formen wie var. longispina (im Sinne von Sars), lacustris und hyalina (s. str). Infolge konvergierender, durch ähnliche (lim- netische) Lebensweise hervorgerufener Variations- richtungen zwischen dieser letztern und der eigent- lichen f. galeata ist eine Gruppe von Formen ent- standen, die morphologisch nicht zu unterscheiden sind, obgleich sie einen verschiedenen Ursprung haben. Möglicherweise nehmen die genannten Formen mit großer Crista Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 137 nicht die letzte Stufe der Entwicklungsreihe ein, denn es ist nach den Angaben, die LitLJesgore [45] und WESsSENnBERG-Lunn [109, p. 166] über Zwischenformen zwischen diesen Formen und den Arten der (übrigens unhaltbaren) Gattung (bei LiLLJEBORG Untergattung) Hyalodaphnia geliefert haben, höchst wahrscheinlich, daß auch diese letztern mittelbar von D. longispina abstammen. Auf diese Frage näher einzugehen, habe ich jedoch in diesem Zusammenhange keinen Anlab. Wenn die microcephala-galeata-Reihe in der genannten Weise entstanden ist, wird ihr Ursprung offenbar in Gegenden mit arktischem Klima zu suchen sein, entweder in Mittel- Europa während der Eiszeit oder auch in einer andern arktischen Gegend. Auch die durch var. intermedia vermittelte Übergangsserie rosea-hyalina hat sich, nach dem Vorkommen dieser Varietät zu urteilen, in kalten, als subarktisch oder subalpin zu bezeichnenden Seen entwickelt. Immerhin ist aber die Möglichkeit gar nicht aus- geschlossen, daß andere von den zu D. hyalina früher gestellten Formen, in Anbetracht des großen Variations- und Anpassungs- vermögens dieser Tiere, in temperierten Seen entstanden sind. 2. Polyphemus pediculus (LinxE&). Über die nordische Herkunft der Art. Durch die Untersuchungen über diese Art bin ich zu der Auf- fassung gekommen, daß sie eigentlich eine arktische oder subarktische Art ist, deren südliche Kolonien als die ersten Vorposten eines Vorrückens nach dem Süden aufzufassen sind, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens ist die Verbreitung eine hauptsächlich nörd- liche. Wie ich zuvor Gelegenheit gehabt habe zu erwähnen, ist die Art in fast allen arktischen Gebieten gefunden worden, und im arktischen und subarktischen Skandinavien gehört sie zu den aller- häufigsten Cladoceren. Im mittlern Europa dagegen ist sie im ganzen ziemlich selten, wenigstens viel weniger gemein als im Norden. Im nördlichen Skandinavien wird sie auch be- trächtlich größer. Nach LiILLJEBoRG’s und meinen eignen Messungen sind die Jungfernweibchen der ersten Generation 1,4 bis 1,6 mm lang, in den Alpen beträgt ihre Länge nach Brenn [4, 138 SvEN EkMmAn, p. 398], StingeLin [987] u. a. nie mehr als 0,905—0,95 mm. Schon BrEHm wurde durch solche Vergleiche zu der Ansicht vom nordischen Ursprung der Art geführt. Parallel dieser beträchtlichern Größe geht eine größere Fruchtbarkeit. Nach den Angaben LiLLJEBoRE’s tragen die Jungfernweibchen 20—25 Eier, und selbst habe ich eine noch größere Zahl gefunden, bei einigen Kolonien beträgt die Mittelzahl etwa 30, und einzelne Individuen können gegen 40 Eier in derselben Brut hervorbringen. Im Süden wurde niemals eine auch nur an- nähernd so hohe Zahl beobachtet; Weısmann |[102, p. 161| fand, ebenfalls bei der Frühlingsform, von welcher das oben Gesagte gilt, nicht mehr als 9 Eier. Diese kräftigere Eierproduktion im Norden deutet wohl sicher an, daß die Art hier ihre günstigsten Lebens- bedingungen findet. Auch in der Kürze des Fortpflanzungscycelus der nördlichen Kolonien, welcher nur etwa den halben Sommer in Anspruch nimmt, liegt ein Beweis für den oben ausgesprochenen Satz. Wie ich schon zuvor erörtert habe (S. 931.), kann dies nicht als eine Anpassung an die Kürze des arktischen Sommers gedeutet werden, sondern muß ein ursprünglicher Zustand sein, aus dem die längern Oyclen der südlichen Kolonien sich all- mählich entwickelt haben. 3. Bythotrephes longimamus LEYDIG. Die Phylogenie des Auges, die gegenseitige Stellung der verschiedenen Formen und die nordische Herkunft der-ATT: Keine andere Süßwasser-Entomostrake dürfte mehr geeignet sein, die Einflüsse verschiedener Existenzbedingungen zu beleuchten, als Bythotrephes longimanus LEyvısG. Einerseits sind die verschiedenen Formen der Art einander sowohl in morphologischer als in biologischer Hinsicht sehr unähnlich, und andrerseits ist ihr genetischer Zusammen- hang durch eine lückenlose Serie von Zwischenformen unzweideutig dargelegt. Schon dies lädt zu einer eingehendern Untersuchung ein. Dazu kommt, dab das Auge des Tieres schon zuvor studiert worden ist, wobei man zu Schlußfolgerungen kam, nach denen es wahr- scheinlich war, dab die verschiedenartige Lebensweise der ver- schiedenen Formen eine verschiedenartige Ausbildung des Auges Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 139 hervorgerufen hatte. Hierauf zielten auch zunächst meine Unter- suchungen hin, und auf diesem Wege gelangte ich zu meiner jetzigen ' Auffassung von der gegenseitigen Stellung der Formen der Art und weiter von ihrem lokalen Ursprung. Hierdurch gewann ich einen andern und, wie ich glaube, auch einen richtigern Einblick in die- jenigen Faktoren, welche die phylogenetische Entwicklung des so hoch en Bythotrephes-Auges bewirkt haben, als ihn frühere Forscher erhalten konnten. : Bevor ich die Verschiedenheiten im Bau des Auges näher be- spreche, will ich über seine allgemeine Organisation kurz berichten, nach den Beschreibungen, welche Urunx [8] und vor allem Mivrz [53] vom Auge der Fam. Polyphemidae gegeben haben. Dasselbe hat in dieser Familie eine höhere Ausbildung erlangt als bei irgendeiner andern Cladocerengruppe, bei Dythotrephes ist es vielleicht am meisten differenziert. Es setzt sich hier aus zwei Abteilungen zusammen, dem Frontauge, welches den dorsalen Teil, und dem Ventralauge, welches den ventralen und vordern Teil einnimmt (Taf. 2, Fig. 16). Im Frontauge sind die Krystallkegel groß, haben lange Stiele und lange Rhabdome (percipierende Teile) und konvergieren gegen einen Punkt, der dem Ventralrande des Auges nahe liegt. Im Ventral- auge sind die Krystallkegel kleiner, aber bedeutend zahlreicher, haben kürzere Stiele und Rhabdome und konvergieren gegen einen Punkt, der ziemlich in der Mitte der innern (hintern) Fläche des Ventralauges gelegen ist. Die Zwischenräume zwischen den Rhab- domen werden in beiden Teilen des Auges von den Retinulazellen, welche, 5 um jedes Rhabdom, den hauptsächlichen Ort der Pigment- bildung!) ausmachen, und den sog. Stützzellen eingenommen, deren es für jedes Rhabdom 2 im Frontauge und 1 im Ventralauge gibt. Diese Zellen ragen nach außen über die Retinulazellen hervor, im Ventralauge reichen sie bis zu den äußern Teilen der Krystallkegel, im Frontauge gehen sie nur ein Stückchen ihren Stielen entlang. Die äubern Teile der Zwischenräume zwischen den Krystallkegeln des Frontauges sind mit einer Flüssigkeit erfüllt. Diejenigen Formen der Art, die ich im folgenden besprechen 1) Das Pigment wird von Leyvıc [40] als dunkel violett, von Craus [9] als meistens rotbraun und von MıLTz als rein schwarz an- gegeben. Bei BD. longimanus LEYDIG s. str. LILLJ., von welchem ich in Frostviken lebende Tiere mikroskopisch untersuchte, ist die Pigmentmasse im innern Teile schwarz, am Rande dagegen rotbraun. Bei den im Brut- raume befindlichen Embryonen ist die ganze Masse rotbraun. “ 140 SVEN ExMAn, werde, decken sich nicht mit den von LiLLsEBorg [45] aufgestellten. Varietäten. Sie können in eine nördliche und eine südliche Gruppe geteilt werden. Zur erstern gehören var. arctica Liurs. und die nord-skandinavische Form von B. long. s. str. LiLLs. Zur südlichen Gruppe gehören die südlichen Formen der letztgenannten, für welche die Schweizer Form als Typus aufgestellt wird. Die var. brevimanus Liwvs. ist in diese Untersuchung nicht mit einbezogen, teils weil sie der Hauptart sehr nahe kommt, teils weil sie nur im südlichen Schweden angetroffen ist, welche Gegend für die Untersuchung nicht dasselbe Interesse hat wie die nördlichern und südlichern Gegenden. In erster Linie weichen die Formen durch die Ausbreitung des Pigsments voneinander ab. Bei der von Usun und Miurz unter- suchten südlichen Form (aus dem Genfer See) ist das Pigment auf die Retinulazellen und die innern Teile der Stützzellen beschränkt, die äußern auberhalb der Retinulazellen gelegenen Teile derselben aber entbehren dessen gänzlich, sowohl im Front- als Ventralauge. Dies geht aus den von Mınrz in fig. 1,2 und 7 auf tab. 1 und fig. 15 auf tab. 2 gegebenen Abbildungen deutlich hervor, welche sowohl den Bau des Auges im ganzen wie auch die Stützzellen einzeln darstellen, und ich habe in Fig. 18 und 19 auf Taf. 2 zwei von ihnen kopiert. Der genannte Verfasser wie auch CHun er- wähnen dieses Verhältnis auch im Texte ausdrücklich. Selbst habe ich auch Augenschnitte von Tieren untersucht, die im Genfer See von Prof. P. T. CueveE, Upsala, eingefangen worden sind, und sie in völliger Übereinstimmung mit den von Mıurz gegebenen Abbildungen gefunden. Die nord-skandinavischen Formen dagegen, sowohl die Hauptart aus den Hochgebirgen Frostvikens als auch die var. arctica aus der Torne- und Lule-Lappmark, zeigen eine kräftigere Ausbreitung des Pigments (Taf. 2, Fig. 16 und 17). Im Frontauge enthalten so die Stützzellen Pigment in ihrer ganzen Ausdehnung, also auch an ihren auberhalb der Retinulazellen gelegenen Teilen, vorwiegend an der Oberfläche. Nur diejenigen Stützzellen, welche die Stiele der das Frontauge nach hinten begrenzenden Krystallkegel umgeben, sind in ihren äußern Spitzen mehr oder weniger pigmentfrei. Die Stütz- zellen des Ventralauges sind auch bis in ihre Spitzen pigmentiert, und da diese bis zu den äußern Teilen der Krystallkegel oder wenigstens bis zur Berührungsstelle zweier benachbarter Kegel reichen, ist auch das Pigment ebenso weit nach außen verbreitet. Das Plus von pigmentierter Masse im Ventralauge, das die nörd- Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 141 lichen Formen der,südlichen gegenüber hierdurch haben, entspricht etwa '/, des pigmentierten Teiles der letztgenannten, wobei jedoch zu bemerken ist, dab das Pigment der Stützzellen hier wie im Front- auge bedeutend weniger dicht gelagert ist als in den Retinulazellen. Der Unterschied zwischen den nördlichen und den südlichen Formen macht sich auch bei der Totalansicht der Tiere bemerkbar. Bei den erstgenannten ist der pigmentierte Teil des Auges nach außen nicht scharf begrenzt, sondern wird allmählich heller, und die halbdunkle äußere Schicht setzt sich eben aus den schwach pigmentierten äußern Teilen der Stützzellen zusammen. Die Pigmentmasse der südlichen Form dagegen ist nach außen scharf umschrieben, offenbar weil ihr äußerer Rand durch die stark pigmentierten Retinulazellen gebildet wird. __ Diese Abweichungen zwischen den verschiedenen Formen sind freilich betreffs des Frontauges ziemlich gering, sie traten aber bei all den zahlreichen von mir untersuchten Exemplaren konstant auf und machen einen ganz bestimmten Unterschied aus. Das Bythotrephes-Auge ist zweifelsohne aus einem Typus ent- wickelt, der dem Auge der benachbarten Gattung Polyphemus nahe stand. Dies zeigt im grossen und ganzen dieselben Eigentümlich- keiten dem Daphnidenauge gegenüber, welch letzteres den für die Cladoceren allgemeinen Urtypus vertritt (siehe Mırrz [53]. Auch bei Polyphemus ist eine Differenzierung in Front- und Ventralauge durchgeführt, obgleich der Unterschied zwischen beiden nicht so scharf ist, indem die Sehelemente des Ventralauges und die des Frontauges nicht so bestimmt nach zwei verschiedenen Punkten konvergieren wie bei Dythotrephes; eine Verlängerung der Rhabdome und der Krystallkegelstiele ist eingetreten, nicht aber in demselben Grade wie bei Dythotrephes, und die Zahl der Sehelemente ist ver- mehrt worden, obgleich sie nicht die Zahl der letztgenannten Gattung erreicht hat. MıtLtz nimmt es auch als möglich an, dab das Bythotrephes- Auge aus einem dem Auge der Gattung Leptodora nahestehenden Typus hervorgegangen sei. Dieser Hypothese muß ich aufs bestimmteste entgegentreten, und da meine oben ausgesprochene Annahme die Grundlage meiner folgenden Auseinandersetzungen ausmacht, will ich hier die Mınrz’sche Auffassung einer nähern Kritik unterziehen. Sie ist schon durch die Tatsache widerlegt, daß die nahe Verwandt- schaft zwischen Bythotrephes und Polyphemus betreffs des allgemeinen Körperbaues außer allem Zweifel steht, während Zeptodora mit ihnen 142 Sven Ekman, nur eine entfernte Zusammengehörigkeit zeigt. Dies hat im System seinen Ausdruck in der Weise gefunden, dab die letztgenannte Gattung nicht nur zu einer andern Familie, sondern auch zu einem andern Tribus gestellt wird, und es ist mir sehr wahrscheinlich, dab die von Weısmann [101, p. 407f.| vertretene Ansicht die richtige ist, nach welcher Leptodora einen schon von den Urcladoceren abgetrennten Zweig bildet. Dieser Ansicht hat in jüngster Zeit auch WESENBERG- Luxp beigestimmt [109]. Freilich bespricht Mınrz die Leptodora unter den Polyphemiden, dies kann aber nur auf einer Ignorierung der Resultate der neuern Systematik beruhen. Seit 1865 hat die Fam. Leptodoridae einen eignen Tribus Haplopoda ausgemacht. Unter diesen Umständen erscheint es mehr als unwahr- scheinlich, daß Dythotrephes im Bau des Auges der Leptodora näher stehe als dem Polyphemus. Und das Auge selbst deutet auch der- artiges nicht an. Auch Miıvtzz, der doch die Abstammung von Poly- phemus als ebenso annehmbar bezeichnet, betont, daß in der groben Zahl der Facetten, ihrer retinopigmentären Natur, ihren stäbchen- förmigen Rhabdomen und langen, gestielten Krystallkegeln eine Über- einstimmung mit Zeptodora zu erblicken ist. Wohl wahr, indessen muß die annähernde Übereinstimmung in der Zahl der Facetten, die doch nur eine annähernde ist, an und für sich nicht notwendig eine Homologie bedeuten, sie kann sehr wohl nichts als eine Parallel- erscheinung sein. Dab die Facettenzahl des Cladocerenauges Schwankungen unterworfen ist, geht sehr deutlich aus einem Ver- gleich der Familien und Gattungen hervor, welche bald nur wenige (die meisten Familien), bald mehrere Hunderte (Zeptodora und Bythotrephes) Facetten besitzen. Eine Zahlvermehrung muß während der phylogenetischen Entwicklung der Leptodora offenbar statt- gefunden haben, und die Annahme einer solchen auch während der Entwicklung des Biythotrephes aus Polyphemus-ähnlichen Vorfahren kann uns nicht befremden, besonders da die größere Facettenzahl der letztgenannten Gattung den Daphniden gegenüber zeigt, dab eine solche Vermehrung den Polyphemiden gar nicht fremd gewesen ist. In der Pigmentierung und im Bau der Rhabdome und der Krystallkegel ist die Übereinstimmung zwischen Bythotrephes und Leptodora nicht gröber als die zwischen der letztgenannten Gattung und den beiden Polyphemidengattungen Podon und Evadne, und die otienbare Abstammung der Augen der letztern vom Polyphemus- Auge wird auch von Mıvrz nicht in Abrede gestellt. Gegen die Annahme einer Herkunft des Bythotrephes-Auges aus dem Leptodora-Auge kann Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 143 als Hauptgrund angeführt werden die Zerteilung des erstgenannten in ein Front- und ein Ventralauge, ein Organisationsprinzip, das in der ganzen Polyphemidenfamilie zu verfolgen ist, dagegen nicht bei Leptodora auftritt. MıLrz behauptet freilich, auch bei dieser Gattung sei es angedeutet. Die Verschiedenheit zwischen den dorsalen und den ventralen Facetten beruht jedoch hier nur auf unbedeutenden Längenunterschieden und Kann nicht dieselbe Anpassungserscheinung sein wie die Zweiteilung des Polyphemidenauges, vielmehr beruht sie, wie das auch Mıurz angibt, auf rein mechanischen Ursachen (dem Druck des Sehnerven). Von einer Differenzierung des Auges in Ventral- und Frontauge in demselben Sinne wie bei den Polyphemiden kann bei Leptodora keine Rede sein. Das Dythotrephes-Auge kann also nur aus dem Auge Polyphemus- ähnlicher Vorfahren abgeleitet werden. Nun zeigt aber die letzt- genannte Gattung eine weit größere Ausbreitung des Pigments als die erstgenannte, indem die Stützzellen nicht nur in ihrer ganzen Ausdehnung, sondern auch dichter pigmentiert sind und sich sowohl im Front- als im Ventralauge bis nach den Seiten der Krystallkegel hin erstrecken. Die nordischen Formen von BD. longimanus kommen somit in der Pigmentierung dem Polyphemus näher, als es die süd- lichen tun, d. h. sie behaupten eine ursprünglichere Entwicklungs- stufe als diese. Eben dafür sprechen auch andere Eigentümlichkeiten. Hinter dem eigentlichen Frontauge, zwischen diesem und dem obern Teile des großen Sehganglions, wird man sowohl auf Median- als Hori- zontalschnitten einige kleine birnförmige Gebilde gewahr (Taf. 2, Fig. 16. %k), welche offenbar nicht anderes als rudimentäre Facetten sind. Die Krystallkegel sind sehr klein, bald verhältnismäßig kurz und breit, bald länger und schmäler und von einer ausgezogen spindel- förmigen Gestalt, und sie erreichen nie den äußern Rand des Aug- apfels, sondern sind im innern Teile jenes mit Flüssiekeit erfüllten Raumes verborgen, der dem Ganglion aufliest und den obern Teil des Frontauges hinten umgibt. Die 5 Zellen, aus denen die Krystall- kegel zusammengesetzt sind, sind miteinander lockerer verbunden als bei den funktionsfähigen Facetten, und an Querschnitten (Hori- zontalschnitten durch das Auge) sind sie durch deutliche Zwischen- räume getrennt. Die Kegelstiele sind sehr kurz, ebenso die Rhab- dome, und sie werden von einer Pigmentscheide von entsprechend geringer Länge umgeben. Neben diesen morphologischen De- generationserscheinungen zeigen sich auch chemische Veränderungen, 144 SVEN EKMAN, denn die Kegel werden durch Eosin viel intensiver gefärbt, als es gewöhnlich der Fall ist. Diese rudimentären Facetten würden möglicherweise als mit jenen beiden Querreihen von Facetten homolog angesehen werden können, welche bei Polyphemus hinter dem eigentlichen Frontauge zu finden sind und welche nicht dieselbe Größe wie die übrigen erreicht haben (siehe Mıurz [53], tab. 3, fig. 20). Miwtz hat dagegen bemerkt, daß, wenn man diese Facetten bei Polyphemus zum Front- auge zählt, dieses dieselbe Zahl von Facetten wie bei BDythotrephes bekommt. Dieser Übereinstimmung kann jedoch kein Gewicht bei- gelest werden, sondern sie ist sicher mehr zufälliger Natur. Denn mit Einschluß der rudimentären Facetten bekommt bei Bythotrephes das Frontauge eine gröbere Gesamtzahl von Facetten als bei Poly- phemus, die einzelnen Facetten bei beiden als homolog zu betrachten kann also nicht berechtigt sein. Überhaupt ist es nicht anzunehmen, dab das jetzige Polyphemus-Auge den Ausgangspunkt für die Ent- wicklung des Auges von Dythotrephes gewesen ist, und aus diesem (runde wird auch die oben besprochene Homologie der rudimentären Facetten der beiden Gattungen nicht wahrscheinlich. Die Ursache für die Rednktion der hintersten Facetten ist leicht verständlich. Das Auge der Polyphemiden ist nämlich aus dem für die Cladoceren ursprünglichen Daphnidentypus hervorgegangen teils dadurch, dab das ganze Auge vergrößert worden ist, teils durch eine Vergrößerung und auch eine Formveränderung der einzelnen Ele- mente und endlich auch durch eine Vermehrung ihrer Zahl. Bei Dythotrephes scheint letztere nicht mehr stattzufinden, wir sehen ja im Gegenteil, daß eine Reduktion der Zahl eingetreten ist; ob das ganze Auge noch jetzt in der Richtung auf eine Vergrößerung hin sich entwickelt, kann nicht entschieden werden, dagegen dürfte eine Vergrößerung der Außenflächen der Krystallkegel sich vollziehen, und eben hierin haben wir wahrscheinlich den Grund für die Re- duktion der Zahl nach zu suchen. Denn es leuchtet ein, daß durch eine solche Vergrößerung eine Verschiebung der äußeren Krystall- kegel gegen die Ränder des Auges bewirkt werden mußte, und als dieselbe soweit fortgeschritten war, daß andere Körperteile zwischen die Kegel und die Kopfoberfläche traten, konnte das Licht nicht mit hinreichender Stärke zu den Kegeln gelangen, und sie wurden auber Funktion gesetzt. Es ist in diesem Zusammenhange von Interesse, daß auch im Ventralauge die hintersten der lateralen Facetten in derselben Weise vom Lichte isoliert sind, und auch sie Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 145 zeigen dasselbe rudimentäre Aussehen, obwohl in weniger hervor- tretendem Grade. Aber kehren wir zur Vergleichung der verschiedenen Formen von Bythotrephes longimanus zurück. Die nördlichen Formen haben im Frontauge etwa 20 rudimentäre Facetten, von denen die lateral gelegenen oft in zwei Querreihen hintereinander angeordnet sind. Mivtz gibt nichts über ihr Vorkommen bei der südlichen Form an, er hat offenbar keine beobachtet, denn er sagt: „— — bleibt hier innerhalb der Cornea am obern hintern Rande ein kleiner Raum frei, welcher keine Krystallkegel enthält, sondern mit Flüssigkeit angefüllt ist.“ Bei Exemplaren aus dem Genfersee, die ich unter- sucht habe, waren sie jedoch vorhanden, obgleich nur etwa fünf. Sei es, daß sie immmer da sind oder bisweilen vermißt werden, sicher ist ihre Zahl kleiner als bei den nord-skandinavischen Formen. Auf den ersten Blick hin könnte es vielleicht den Anschein haben, als ob dies bedeute, die nördlichen Formen seien weniger ursprünglich als die südlichen, denn erstere besitzen ja mehr rudi- mentäre Facetten. und die Reduktion scheint somit bei. ihnen weiter fortgeschritten zu sein. Wenn wir die Sache näher untersuchen, müssen wir indes zur entgegengesetzten Auffassung gelangen. Die funktionsfähigen Facetten sind nämlich ihrer Zahl nach konstant. Sie sind in einer bestimmten Zahl von Längsreihen mit einer be- stimmten Zahl in jeder Reihe geordnet, und MıuTrz fand ihrer regel- mäßig 57. Dasselbe gilt auch von den nord-skandinavischen Formen, wovon man sich leicht an Horizontalschnitten durch das Auge über- zeugen kann. Die größere Zahl der rudimentären Facetten bei diesen kann somit nicht auf Reduktion von solchen beruhen, die ihre Gegen- stücke unter den funktionsfähigen Facetten der südlichen Form haben, sondern sie muß so gedeutet werden, daß die letztgenannte Form in der Reduktion am weitesten fortgeschritten ist, indem bei ihr einige Facetten ganz geschwunden sind, welche bei den nörd- lichen Formen noch in rudimentärem Zustande sich finden. Auch in dieser Hinsicht sind letztere somit ursprünglicher. Es gibt indessen noch andere Organe als das Auge, welche eine verschiedenartige Ausbildung bei den verschiedenen Formen zeigen. Dies gilt auch vom Längenverhältnis zwischen den Beinen des ersten Paares und der Körperlänge. Bei den nördlichen Formen beträgt die Länge der drei distalen Glieder!) des genannten Beinpaares, 1) Die beiden proximalen sind nicht mitgerechnet, weil die Undurch- 10 146 Sven EkMAN, mit Ausschluß der Endborsten, im Durchschnitt für verschiedene Kolonien 42,2—62,4 %, der Körperlänge, von der Stirn bis zum Anus gemessen, bei der südlichen Form dagegen ist die entsprechende Zahl viel höher, 88,2. Auch die Bewehrung dieses Beinpaares und der folgenden zeigt ähnliche Verhältnisse. Die Börstchen des dritten Gliedes sind bei den nördlichen Formen, wie auch LiunLJEBoRG bemerkt hat, zahl- reicher als bei der südlichen. Endlich ist auch der Schwanz bei der südlichen Form relativ länger als bei der nördlichen. Durch alle diese Eigentümlichkeiten kommen die nördlichen Formen dem ursprünglicher gebauten Polyphemus näher, der be- deutend kürzere Beine des ersten Paares, zahlreichere Borsten am dritten Gliede der Beine und viel kürzern Schwanz als Dythotrephes hat. Wie kommt es nun, dab Bythotrephes longimanus in nördlichen Gegenden ursprünglicher gebaut ist als in südlichen? Bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir einige biologische Eigentümlichkeiten der Art erörtern. Die betreftende Art wurde lange als besonders selten angesehen. Nunmehr ist sie in der Schweiz in einer groben Zahl von Seen ge- funden und kann hier nicht als selten bezeichnet werden, was sicher darauf beruht, daß die Schweiz bekanntlich eine große Zahl von sehr tiefen Seen besitzt und die Art hier ein Tiefenbewohner ist. In der mitteleuropäischen Ebene aber ist sie nur relativ wenige Male angetroffen worden, obgleich dieses Gebiet limnologisch sehr gut durchforscht ist. Auch von der schwedischen Ebene ist das- selbe zu sagen, und LiLLJEBoRG [45] bezeichnet hier ihr Vorkommen als sporadisch. Anders jedoch weiter gegen Norden, wie ich schon zuvor bemerkt habe. In Frostviken kam sie allgemein vor, ebenso an geeigneten Orten in Lappland, und auf der Halbinsel Kola scheint sie auch nicht selten zu sein [45, 64). Im Süden kommt sie immer in sehr geringer Individuenzahl vor. Im Norden dagegen konnte ich leicht große Massen von der var. arctica erhalten, und ich sah sie mehrmals an den Ufern in ziemlich dichtgedrängten Scharen zusammenstehen. Außerdem wird sie in diesen Gegenden bedeutend größer als sichtigkeit der konservierten Tiere ihre Messung erschwerte. Wegen ihrer geringen Länge ist auch ihre Variation unbedeutend, und sie hätten auf das Resultat keinen erwähnenswerten Einfluß ausgeübt. Phyllopoden, Oladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 147 im Süden. Var. arctica, die eine Länge von bis zu 5mm ohne den Schwanz erreicht und die größte aller europäischen Cladoceren ist, ist in ihrer typischen Ausbildung nicht südlich vom nördlichen Lapp- land (Sarekgebirge) gefunden worden. Je weiter gegen Süden die Art lebt, desto kleiner wird sie, und var. arctica geht in die Haupt- form allmählich über, sowohl betrefts der Größe als der übrigen Merkmale. LiLLJEBoRG erwähnt Zwischenformen zwischen beiden, und das von mir eingesammelte Material bildet eine lückenlose Übergangsserie.e Im südlichen Schweden beträgt die Größe nur 2—3mm und in der Schweiz etwa 2mm. Parallel dieser Reduktion der Körpergröße geht auch eine Schwächung der Eierproduktion. Var. aretica hat gewöhnlich ”—9 Subitaneier und 4—6, ausnahms- weise bis zu 9 Dauereier, die Hauptart in nördlichen Gegenden (Frostviken) bis zu 6 Subitaneier und 4 Dauereier, im südlichen Schweden und Dänemark nach LirLsEBorc, P. E. MüLLEr |56] und WESENBERG-LunD |109| höchstens 4 der erstgenannten und nur 2 der letztgenannten, in der Schweiz hat sie nach Weısmann [102], der ihre Eierbildung besonders genau studierte, nie mehr als 4 Su- bitaneier, gewöhnlich deren 2—3, selten 1, und nur 2 Dauereier. Dieses allgemeinere Vorkommen, die ansehnlichere Größe und kräftigere Eierproduktion im Norden kann kaum anderes bedeuten, als dab die Existenzbedingungen hier für die Art die geeignetsten sind und ihrer Organisation am besten entsprechen, und dies muß darin seinen Grund haben, daß sie am meisten denjenigen Existenzbedingungen ähnlich sind, welche die Art während ihrer phyletischen Entwicklung umgaben und auf welche sie ihr Anpassungsvermögen am meisten konzentriert hat. Zwar könnte man hiergegen bemerken, eine sröbere Eierzahl ließe sich auch in einer entgegengesetzten Weise deuten, da es theoretisch sehr möglich wäre, daß die Art durch eine lebhaftere Fortpflanzung der durch widrige äußere Umstände er- höhten Sterblichkeit entgegenzuwirken suchte. Ich glaube jedoch nicht, daß dieser Weg der Art offen gestanden hätte. Ein Ei be- sitzt dem Muttertiere gegenüber eine so bedeutende Masse, daß man genötigt wird, eine beträchtliche Erhöhung der allgemeinen Lebens- kraft desselben vorauzusetzen, um eine Vermehrung der Eierzahl an- nehmen zu können, und zwar dürfte letztere mit der Körpergröße des Muttertieres in engster Beziehung stehen, welche aber unter ungünstigen Lebensbedingungen nicht erhöht werden kann. Bei Dythotrephes darf man einen noch innigern Kausalzusammenhang zwischen der Körpergröße und der Embryonenzahl als bei den 10* 148 SVEN EKMAN, meisten übrigen Cladoceren annehmen, denn die Embryonen haben hier eine sehr bedeutende Größe erreicht, wenn sie den Brutraum verlassen. Einen Ersatz für die kleinere Eierzahl hat jedoch die südliche Form in ihrer Fortpflanzung, wenn auch nicht in ihrer Intensität, so doch in der langen Dauer der parthenogenetischen Fortpflanzung, die in diesen südlichen Breiten über den größten Teil des Jahres sich erstreckt. Dies dürfte für die betreffende Form von hervor- ragender Bedeutung sein, und ich glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich behaupte, ohne diese verlängerte Fortpflanzungszeit wäre die Art bei weitem nicht so zahlreich in der Schweiz vertreten, wie sie es tatsächlich ist. Zu dieser langen Dauer steht die Kürze der Fortpfianzungszeit der var. arctica in schärfstem Gegensatz. Wie ich schon zuvor be- merkt habe (S. 85 u. 93), ist diese sehr kurz, sie ist nicht einmal so lang, wie es die Naturverhältnisse zulassen, sondern die Tiere bilden schon mitten im Sommer Dauereier, dann stirbt die Jahreskolonie ab, um erst im nächsten Frühling wieder aufzuleben. Man kann nicht anders, als hierin ein ursprüngliches Verhältnis sehen. Die kurze Fortpflanzungsdauer der var. arctica dürfte daraus zu erklären sein, daß sie wegen der im übrigen günstigen Existenz- bedingungen nicht verlängert zu werden brauchte, während dagegen dies für die südlichere Form wegen ungünstiger Bedingungen nötig wurde. Die Antwort auf die soeben aufgestellte Frage muß daher folgendermaßen lauten: die ursprünglichere Organisation der nörd- lichen Formen beruht darauf, daß diese unter ursprünglichern äußern Bedingungen leben als die südliche Form. Dythotrephes longi- manus ist seinem Ursprunge nach eine subarktische Art, welche jetzt unter den günstigsten Bedingungen in den nördlichsten Teilen Europas lebt, im Süden dagegen unter ihr ursprünglich fremden Verhält- nissen. Hiermit soll nicht gesagt sein, das nördlichste Europa müsse notwendig das Centrum für ihre Ausbildung abgegeben haben. Dies kann möglicherweise in Mitteleuropa während der Eiszeit oder in andern Gegenden gelesen haben. Das Klima dieser Gegenden muß aber demjenigen ähnlich gewesen sein, das nunmehr im nörd- lichsten Europa, etwa an der Eismeerküste ‘oder in den skandi- navischen Hochgebirgen, herrscht. Nach der Schweiz und den be- nachbarten Gebieten ist die Art, wie vorher erörtert wurde, sicher im Anschluß an die Eiszeit gekommen. Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 149 In südlichen Gegenden ist die Art ein Tiefenbewohner, der nur in der limnetischen Region der großen Seen vorkommt. Ich ver- weise auf die Literaturangaben, die ich hierzu S. 113 citiert habe. Bezeichnend für die Lebensweise der Art ist ihre erste Entdeckung. Sie wurde im Mageninhalt einiger Blaufelchen aus dem Bodensee gefunden, und obgleich sie offenbar in großer Menge im See vorkam, konnte doch Leyvpıse, der die Entdeckung machte, kein einziges lebendes Tier bekommen, weil er sie in den obersten Wasserschichten suchte, und die erste Beschreibung mußte nach diesem halb ver- dauten Materiale ausgeführt werden. Auch der Gattungsname deutet dieselbe Lebensweise in der Tiefe an. Ganz anders im nördlichsten Skandinavien. Wie S. 113—114 bemerkt wurde, lebt sie hier litoral in Teichen und Tümpeln, und nur die nördliche Form der Hauptart fand ich in eigentlichen Seen. Wenn wir nun sehen, daß diese Lebensweise eben von den am ursprünglichsten gebauten Formen geführt wird, welche auch sonst unter ursprünglichern Bedingungen als die südliche Form leben, so können wir uns nicht der Schlußfolgerung verschließen, daß auch diese biologische Eigentümlichkeit ursprünglicher ist. Ich glaube auch, daß diese Foleerung richtig ist, wenn ich sie so ausdrücke, dab das Tiefenleben der südlichen Form nicht die für die Art ursprüngliche Lebensweise, sondern eine sekun- däre Erwerbung ist. Es ist in diesem Zusammenhange interessant, einen Vergleich mit der nahestehenden Art BD. cederströmi SCHOEDLER anzustellen. Auch diese, die nur in Skandinavien gefunden ist, hat im Norden eine größere Form, var. robusta Liuws., mit kürzerm Schwanze, kürzern Beinen des ersten Paares und mehr Eiern als die Haupt- form und die var. connectens Lauts., welche im südlichen Schweden leben. Auch lebt die erstgenannte Varietät in kleinen Gewässern, die Hauptform und die letztgenannte Varietät dagegen nur limnetisch in größern Seen. So treffen. auch bei dieser Art die ursprünglichern Charaktere in der Variationsreihe mit derselben Lebensweise wie derjenigen der nördlichen Formen von 5. longimamus zusammen. C#un und nach ihm Mıurz kamen durch ihre Untersuchungen zu einer andern Auffassung, die bei ihrer Kenntnis der Tiere ganz berechtigt erscheinen konnte, jetzt jedoch aufgegeben werden muß. Mıtwrz, der die Frage am eingehendsten erörtert hat, ist der An- sicht, die treibende Kraft für die Umbildungen, unter welchen das Polyphemidenauge sich aus dem Daphnidenauge entwickelte, sei 150 SVEN EKMAN, teils in der Raubnatur der Tiere, teils im Tiefenleben zu suchen. Ob dies für die beiden marinen Gattungen Podon und Evadne gültig ist oder nicht, mag dahingestellt bleiben, für die beiden übrigen, Polyphemus und Bythotrephes, muß die Ansicht bedeutend geändert werden. Die erstgenannte Gattung mit ihrer einzigen europäischen Art P. pediculus lebt zwar in südlichen Gegenden oft in ziemlich tiefem Wasser und in größern Seen, im Norden dagegen, wie in ganz Skandinavien, wo sie besonders gemein ist, und zwar viel ge- meiner als im Süden, wie auch in vielen arktischen Gegenden, ist sie eine ausgesprochen litorale Art. Daß dies auch von Bythotrephes gilt, habe ich soeben gezeigt, und demzufolge glaube ich auch, daß sein Auge, nämlich in dem den verschiedenen Formen gemein- samen Baue, nicht durch Anpassung an das Tiefenleben sich herausgebildet hat, sondern daß man seine Be- sonderheiten nur aus der Raubnatur der Tiere her- leiten dart?. Es erübrigt mir nun zu zeigen, dab auch die als Anpassungen an das Tiefenleben gedeuteten Charaktere in der Raubnatur ihre Erklärung finden. Exxer [16] hat auch gezeigt, wie die Reduktion des Pigments, die Mırrz dem Tiefenleben zuschreibt wegen der da- durch ermöglichten Erhöhung der Lichtstärke, auch ein erhöhtes Vermögen, Bewegungen aufzufassen und Abstände zu beurteilen, be- wirkt, was offenbar für ein Raubtier von der allergrößten Bedeutung ist. Dab das Raubleben überhaupt eine hervorragende Rolle bei der phyletischen Entwicklung der Art gespielt hat, steht auber Zweifel. Man braucht nur die zu kräftigen Greiforganen umge- wandelten Beine des ersten Paares oberflächlich zu betrachten, um sich davon zu überzeugen. Es mag auch bemerkt werden, daß, wie CHUN IS p. 250 u. 255] gezeigt hat, das retinopigmentäre Auge bei Dytho- trephes nicht nach denselben Prinzipen gebaut ist wie die iridopig- mentären Augen der echten Tiefseeformen. Das Tier soll übrigens nicht in besonders großen Tiefen leben, nach Horzr [39] im Boden- see in 7—18m Tiefe, nach FuUHrmAnN [22] in ungefähr derselben Tiefe, und nach BurckHarpr [6] soll es im Sommer während des Tages im Vierwaldstätter-See hauptsächlich die Schicht 15—40m be- leben. Diese Tiefen stehen beträchtlich hinter denen zurück, die sich als erforderlich gezeigt haben. um die Augen der marinen Tiere zu Dunkelaugen umzubilden. Wenn somit das jetzige Tiefenleben der Art den allgemeinen Bau des Auges nicht bewirkt haben kann, ist es doch möglich, das Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 151 es bei der südlichen Form diejenigen Eigentümlichkeiten hervor- gerufen hat, welche sie von den nördlichen unterscheiden, da es ja für ein Tiefwassertier von Nutzen sein muß, lichtstarke Bilder im Auge zu erhalten. Bevor ich dies näher erörtere, wollen wir die Umstände betrachten, welche die übrigen Umbildungen der südlichen Form wahrscheinlich verursacht haben. Daß diese in den tiefern Wasserschichten oder wenigstens nur in tiefen Seen lebt, obgleich die Art ursprünglich einer solchen Lebensweise für ihr Gedeihen nicht bedurfte, muß darauf beruhen, daß unter den im ganzen ungünstigen Lebensbedingungen, denen die Art im Süden ausgesetzt ist, die tiefern Wasserschichten oder die tiefen Seen den Bedürfnissen der Tiere am besten entsprechen, sei es, daß dies in den Temperaturverhältnissen, daß es in einem ähnlichen Vorkommen der ihre Nahrung ausmachenden Tiere oder endlich in anderen unbekannten Ursachen seinen Grund hat. Die südliche Form kämpft aber einen intensivern Kampf ums Dasein, und es ist meiner Meinung nach der hierdurch lebhafter gewordene Selektionsprozeß, der ihre Eigentümlichkeiten hervorgerufen hat. Es ist hierbei von Interesse, dab man für manche derselben ihren Vor- teil für die Art nachweisen kann. In welcher Weise sie nützlich sind, kann freilich nicht immer mit Sicherheit entschieden werden. Die Verlängerung des Schwanzes muß das Schwebevermögen er- höhen, die Reduktion der rudimentären Facetten des Auges und der Börstehen der Beine ist vielleicht als Materialersparung nützlich, die Verlängerung der Beine des ersten Paares bewirkt eine Erhöhung des für ein Raubtier so bedeutungsvollen Greifvermögens, und die Vorteile der Reduktion des Augenpigmentes habe ich schon zuvor erwähnt. Daß indes alle diese Abänderungen nützlich sind, geht daraus hervor, daß sie ein Schritt weiter in derselben Richtung sind, die die ganze vorhergehende Entwicklung eingeschlagen hat, dab sie somit die Fortsetzung derjenigen Anpassungen bilden, welche im Laufe der langen Zeiten darauf hinzuwirken vermochten, die Art aus ihrer hypothetischen Urform herauszuarbeiten. Nicht alle Charaktere der südlichen Form sind aber nützlich. Die un- günstigen äußern Bedingungen haben natürlich auch einen hemmen- den Einfluß ausgeübt, was aus der geringen Größe und der schwachen Fortpflanzungsintensität hervorgeht. In diesen Hinsichten ist es den Tieren offenbar unmöglich gewesen, sich auf der Höhe der ursprüng- lichen Kraft zu halten, und die durch diese letztere bedingten Vorteile mußten somit ihnen verloren gehen. Eine höhere Entwicklung wurde 152 Sven Exman, möglich nur in denjenigen Fällen, wo, wie es scheint, ihr ein ge- ringerer Materialaufwand entgegenkam. Nach diesen Auseinandersetzungen können wir uns dem Auge wieder zuwenden. Wie eben erwähnt, ist es sehr möglich, daß die Veränderungen in der Pigmentierung bei der südlichen Form auf ihrem Tieferleben beruhen. Dies braucht aber nicht angenommen zu werden, denn die Sache kann dem Gesagten zufolge sehr wohl darauf beruhen, dab die Veränderungen für die Art, vom Tiefenleben ganz abgesehen, nützlich gewesen sind. Es ist für diese Frage von Interesse, dab D. cederströmi var. robusta Liuus., welche der Lebens- weise und der Verbreitung nach mit D. longimanus var. arctica über- einstimmt, in der Pigmentierung des Auges der südlichen Form der letztgenannten Art gleicht. Die Pigmentreduktion steht demnach mit dem Tiefenleben in keinem direkten Zusammenhang. Wenn man nur die Schweizer Kolonien der südlichen Form ins Ause faßt, kann man nicht behaupten, die veränderten Lebens- bedingungen seien derart, dab sie das Dasein der Form bedrohen. Wie oben erwähnt wurde, ist die Art in der Schweiz nicht selten, und einige Verfasser geben an, sie mache die Hauptnahrung des Blaufelchens aus. Mit Rücksicht hierauf und auf die morphologischen Verschiedenheiten scheint es also. als ob wir es mit der Heraus- bildung einer neuen Art zu tun hätten, welche eben gegenwärtig am lebhaftesten vor sich geht. Es ist interessant, auch das Vor- kommen der Art in den mitteleuropäischen und südschwedischen Ebenen zum Vergleich heranzuziehen. Hier ist sie viel seltener als in der Schweiz, und es dürfte nicht zu kühn sein, zu behaupten, die Art sei hier einem langsamen Aussterben verfallen. Auch die lokale Isolierung, welche für das Entstehen einer neuen Art der ältern Betrachtungsweise zufolge erforderlich ist, scheint also durchgeführt werden zu können. Die Variationen von Bythotrephes longimanus be- leuchten somit in trefflichster Weise diejenige Theorie der Artbildung, welche von der neodarwinistischen Schule vertreten wird. Veränderte Existenzbedingungen haben durch Selektion Abänderungen hervorgerufen, diese sind zum groben Teil für die Art nützlich, und endlich kommt es zu einer lokalen Iso- lierung der am extremsten ausgebildeten Formen. Es ist gar nicht möglich, diese Variationen nur durch die Annahme einer innern, in der Natur des Organismus wurzelnden Entwicklungskraft zu erklären, die unabhängig von der Selektion tätig wäre. Denn warum ist in Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 153 diesem Falle die südliche Form weiter in derselben Richtung wie die nördlichen ausgebildet? Was, wenn nicht die Selektion, ist die Kraft, die die Entwicklung beschleunigt hat? Ebenso ist es klar, dab die seschilderte Artbildung nicht durch die von DE Vrıes begründete Mutationstheorie erklärt werden kann, welche von einigen Forschern als für die ganze Pflanzen- und Tierwelt gültig angesehen wird. Zum Schluß mögen einige Tatsachen Erwähnung finden, welche meine Auffassung von der geographischen Herkunft der Art be- stätigen. Wie zuvor erwähnt wurde, bildet 5. cederströmi in mehreren Hinsichten eine ähnliche Variationsreihe wie D. longimamns. In dem Vorkommen, der Lebensweise, der Größe, der Eierproduktion, im Bau des Schwanzes und der Beine finden sich dieselben Unter- schiede zwischen den nördlichen und den südlichen Formen, und auch er scheint also dieselbe lokale Herkunft wie DB. longimanus ge- habt zu haben. Daß das Augenpigment bei seiner nördlichen Form eine beschränktere Ausbreitung als bei der nördlichen Form der letztgenannten Art besitzt, widerspricht dem Gesagten nicht, denn auch in andern Punkten, z. B. in der Länge des Schwanzes und der sröbe der Schwanzkrallen, ist die Art weiter vorgeschritten auf demselben Wege, den die ganze Gattung in ihrer Entwicklung ein- geschlagen hat. Auch Polyphemus pediculus ist, wie vorher erörtert wurde, eine nördliche Art. Mit diesem und den beiden Dythotrephes- Arten ist der Schwerpunkt der Süßwasserabteilung der artenarmen Familie Polyphemidae weit gegen Norden verlegt, und dies stimmt ja mit meiner Ansicht vom subarktischen Ursprunge des 5. longi- manus sehr wohl überein. Es dürfte sicher sein, daß die ganze Familie eine nördliche, wenn auch nicht gerade arktische oder sub- arktische Herkunft hat. Kapitel 6. Die Nachwirkungen der Eiszeit auf die gegenwärtige Fauna Nord- und Mittel-Europas. Eigentlich ist die ganze vorhergehende tiergeographische und biologische Darstellung ihrem Hauptteile nach zur Eiszeit in Be- ziehung gestellt, indem teils die geographische Verbreitung der stenothermen Kaltwasserbewohner durch die Einwirkungen der Eiszeit erklärt wurde, teils die ursprüngliche Lebensweise der 154 Sven EKmAn, arktischen oder subarktischen Arten näher geschildert und die bio- logischen Eigentümlichkeiten der glacialen Reliete in manchen Fällen als sekundäre Erwerbungen gedeutet wurden. Das vorliegende Kapitel ist daher eigentlich eine zusammenfassende Übersicht der einschlägigen vorhergehenden Darstellungen und will nur die Auf- merksamkeit noch einmal auf diese wichtige Frage lenken. Daß die geographische Verbreitung der in den mittel- europäischen Gewässern jetzt lebenden Entomostraken in inniger Beziehung zur Eiszeit steht, ist von verschiedenen Forschern betont worden und wurde auch im vorhergehenden mehrmals erörtert. In trefflicher Weise ist diese Frage von ZscHokkeE |120, 121] diskutiert worden, und ich kann mich damit begnügen, auf die S. 73ff. gelieferte Darstellung seiner Ansichten und die von mir gegebenen Ergänzungen zu derselben hinzuweisen. Aber nicht nur in der jetzigen Verbreitung der stenothermen Kaltwasserbewohner kann man die Nachwirkungen der Eiszeit wahr- nehmen. Sie äußern sich auch in einer jetzt ‚Staur- findenden Herausbildung neuer Arten, Varietäten und biologischer Rassen. Um uns hiervon zu überzeugen, wollen wir einen Blick auf einige im vorhergehenden gelieferte Angaben werfen. Wir sahen im vorigen Kapitel, daß von Dythotrephes longimanus die extremsten Formen, die südliche Form von longimanus s. str. und var. arctica, voneinander sehr beträchtlich abweichen und daß sich die Anfänge einer lokalen Isolierung der beiden Formen bereits zeigen. Mit andern Worten, die Art ist in einer jetzt stattfindenden, aber noch nicht vollendeten Spaltung in zwei Arten begriffen. Es wurde auch S. 18 auf die Ähnlichkeiten zwischen der nordischen Daphnia longispina var. abbreviata und der schweizerischen var. zschokkei (STINGELIN) hingewiesen. Obgleich ich nicht den strikten Beweis erbringen kann, daß die beiden Formen miteinander näher verwandt sind als mit den übrigen Formen der Art, scheint mir dies doch sehr möglich. Denn außer den Übereinstimmungen in Körperform und Farbe ist auch die Lebensweise eine ähnliche. Auch var. zschokkei ist nämlich ein ausgesprochener Kaltwasser- bewohner, denn die Höhe, 2610 m, wo sie gefunden wurde, ist die höchste, in der eine Daphnie in der Schweiz überhaupt gefunden worden ist. Es scheint mir deshalb sehr möglich, daß die letzt- genannte Form von var. abbreviata ausgegangen ist und dab sie Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 155 ihre specifischen Charaktere, die Bewehrung der Abdominalkrallen und die Richtung der Spina, erst nach der räumlichen Trennung von ihrer Urform ausgebildet hat. Die Varietät wurde von ihrem ersten Beschreiber als besondere Art angesehen, eine Ansicht, an der man sehr wohl festhalten kann, denn noch ist keine zu den übrigen Formen von D. longispina überleitende Form aufgefunden worden. Es ist sehr möglich, dab wir auch in der Gattung Dosmina ein Beispiel einer jetzt stattfindenden Spaltung einer Art vor uns haben. WEsENBERG-LuxD [109, p. 174—175]| hat nämlich in jüngster Zeit auf die große Ähnlichkeit zwischen B. obtusirostris und der in den Schweizer Alpen lebenden 5. coregoni (im Sinne BurckHARDT’s) hin- gewiesen, und er äußert die Möglichkeit, die beiden bisher ausein- andergehaltenen Arten seien eigentlich eine einzige. Schon vor dem Erscheinen der Arbeit WEsEnBeRG-LunD’s war mir diese Ähnlich- keit aufgefallen, und ich möchte glauben, dab der genannte Verfasser das Richtige getroffen hat, insofern die beiden Arten einen gemein- samen Ursprung haben. Indessen hat meine Zeit nicht hingereicht, um eine eingehende Untersuchung vorzunehmen, möglicherweise werde ich sie später ausführen können, falls nicht der dänische Forscher damit schon angefangen hat. Ich will jedoch schon jetzt bemerken, daß die nordische 5. obtusirostris nicht nur mit BurcKHARDT’Ss D. co- regoni, sondern auch mit seiner D. longirostris eine nahe Verwandt- schaft aufweist, denn die Form und die Bewehrung der systematisch wichtigen Endkrallen des Postabdomens hält die Mitte zwischen beiden. Unter den nord-skandinavischen Formen kommen die Schweizer Bosminen der var. lacustris am nächsten. Auch von Diaptomus graciloides beherbergen die mittel-euro- päischen Alpen (Ober-Italien) eine besondere Varietät padana Burck- HARDT [5, p. 646]. Ihr Verbreitungsbezirk und der der Hauptart sind durch eine breite Zone in Süd-Deutschland getrennt, in welcher sich weder diese noch jene findet. Auch ist wegen dieser lokalen Isolierung die Form als „scharf abgetrennte Varietät“ aufzufassen. Nach Steuer [94] soll sie indes mit D. vulgaris SchmEin näher ver- wandt sein. Ebenso ist Diaptomus bacilkifer in den Alpen durch eine Varietät alpina (Immsor) und in der Tatra durch eine Varietät montana (WIERZEJISKI) vertreten. Siehe hierüber Schamein [87]. Den Einfluß der Eiszeit auf die soeben geschilderte Art- oder Varietätbildung muß man sich so vorstellen, daß die ursprüng- 156 SvEn Ekman, liche arktisch-alpine Mischungsfauna der mittel- europäischen Ebene beim Aufhören der Eiszeit auf zwei getrennte Gebiete verteilt wurde. Nachher hat die Fauna jedes Gebietes ihren eignen Weg einge- schlagen, und diese divergierende Entwicklung ist wohl sicher noch nicht abgeschlossen, sondern eher wohl erst in ihrem Anfange begriffen. | Allein nicht nur morphologisch charakterisierte Varietäten, sondern auch dureh biologische Eigentümlichkeiten aus- sezeichnete Rassen wurden von den arktisch-alpinen Arten ausgebildet, je mehr sie als glacrale Reliete en Mittel-Europa den ursprünglichenarktischen Lebens- bedingungen entzogen und neuen ausgesetzt wurden. Diejenigen Forscher, die sich mit der Lebensweise der steno- thermen Kaltwasserbewohner beschäftigt haben, haben immer die eroße Zähiekeit hervorgehoben, womit es diese Tiere verstanden, unter den veränderten Bedingungen milderer Gegenden ihre ur- sprünglichen Lebensgewohnheiten möglichst beizubehalten. So z.B. leben sie auch hier in möglichst kaltem Wasser, und die Ver- schiedenheiten, dab sie dadurch Winterlaicher statt Sommerlaicher, Tiefseebewohner statt litorale Tiere wurden usw., sind eigentlich nur scheinbar, denn sie sind ja eben der Ausdruck eines unveränderten physiologischen Bedürfnisses. Die neuen Eigenschaften, die durch die veränderten Lebensbedingungen hervorgerufen worden, sind indes wenigstens ebenso interessant. Solche Eigenschaften, die ihre Besitzer als biologische Rassen kennzeichnen, habe ich schon zuvor besprochen. Dahin sind zu rechnen die auf Kosten der geschlechtlichen Fortpflanzung so sehr erhöhte parthenogenetische bei den ursprünglich stenotherm-glacialen Oladoceren, wie auch die bei Diaptomus denticornis und D. laciniatus eingetretene Ausbildung von Subitaneiern und die herabgesetzte Bedeutung der Dauereier. Ein anderer solcher Charakter ist die Verlanesamung der individuellen Entwicklung bei den genannten beiden Arten sowie Oyelops scutifer und Diaptomus graciloide. Eine ähnliche Veränderung der Fortpflanzungs- und Entwicklungsweise dürfte auch die südlichen Relietenkolonien anderer ursprünglich stenotherm-glacialer Centropagiden auszeichnen, wie Diaptomus bacıl- hfer und die Heterocope-Arten. Eine andere sekundär erworbene biologische Eigenschaft dürfte die Lichtscheu oder sog. „Leukophobie“ vieler eulimnetischen Entomo- Phyllopoden, Öladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 157 straken sein. Es ist bekanntlich eine durch vielfache Beobachtungen konstatierte Tatsache, daß diese Tiere in Mittel-Europa des Nachts in die oberflächlichen Wasserschichten hinaufsteigen, um des Tags wieder in die Tiefe zu wandern, und diese täglichen vertikalen Wanderungen werden nunmehr als der Ausdruck einer Lichtscheu angesehen. BreHm [3, p. 28] sagt davon: „Ich kann mich der An- sicht nicht verschließen, dab wir es bei dieser Leukophobie mit einer sekundären, durch Stenothermie hervorgerufenen Erscheinung zu tun haben.“ Dieser Ansicht, die indes der nötigen Tatsachen- basis noch ermangelt, will ich mich durchaus anschließen und kann sie durch eiene Beobachtungen bestätigen. Bei der Besprechung des Auftretens der eulimnetischen Arten habe ich gezeigt, dab in den nord-schwedischen Hochgebirgen die Plankton-Entomostraken keine Lichtscheu auszeichnet, denn fast alle leben hier häufig auch in kleinen und seichten Gewässern und alle ohne Ausnahme häufig an den Ufern der Seen und, soweit meine Beobachtungen reichen, auch an der Oberfläche. Die meisten von diesen Arten sind nun eben dieselben, welche im Süden die Lichtscheu aufweisen z. B.: Holo- pedium gibberum, Daphmia longispina (inkl. hyalina u. dgl.), BDytho- trephes longimamus, Oyclops strenmus, (©. seutifer, Diaptomus lacınratus und Heterocope saliens. Diese Arten sind weiterhin wegen ihrer geographischen Verbreitung und anderer, im vorhergehenden genauer erörterter Ursachen als ursprünglich stenotherm-glacial anzusehen, und die oben erwähnte Hypothese von Breum wird daher durch unsere gegenwärtige Kenntnis der Lebensweise. dieser Tiere in hohem Grade bestätigt. Es hat sich also gezeigt, daß einige von denjenigen Eigen- schaften, welche man als für die limnetischen Entomostraken am meisten charakteristisch angesehen hat, erst sekundär erworben sind. namentlich betreffs jener Arten, welche ursprünglich stenotherm- glacial gewesen sind. Was man bisher bei den biologischen Unter- suchungen über die mittel-europäischen limnetischen Entomostraken gewonnen hat, ist meistens eigentlich die Feststellung einer Fülle von Tatsachen. Um aber zu einer Kenntnis von den Ursachen dieser Tatsachen zu gelangen, muß man in Zukunft dieselben Erscheinungen unter andern biologischen Bedingungen studieren. Insbesondere sind die arktischen Seen dazu geeignet, und vieles ist in dieser Hinsicht noch zu tun. Sicher ist, daß eine beträchtliche Zahl der mittel-europäischen limnetischen Arten ursprünglich nördlich sind, man mag sie in Mittel-Europa als glaciale Relicte bezeichnen oder 158 Sven EkmaAn, nicht. Nur wenn wir die ursprüngliche Lebensweise dieser Tiere kennen lernen, wie sie noch heutein den arktischen oder subarktischen Gegenden zeführt wird, nur unter Berücksichtigung der phyletischen Entwicklung ihrer biologischen Eigentümlichkeiten können wir zu einem vollern Verständnis der Lebens- weise der Kolonien in den temperierten Gegenden ge- langen. Zusammenfassung der wichtigsten Resultate. Die äußern Existenzbedingungen der Tiere. Die hydrographischen Verhältnisse können im ganzen als ark- tisch bezeichnet werden. Für die Seen beträgt die Dauer der eis- freien Zeit in der Birkenregion etwa 3'1,—4 Monate, in den höhern Regionen ist sie kürzer, und die hochgelegensten Seen werden unter gewöhnlichen Verhältnissen niemals eisfrei. Die Wassertemperatur kann in Kleingewässern ziemlich hoch sein, in den Seen ist sie immer niedrig und geht in den allerkältesten nicht über + 4° © hinaus. Zusammensetzung und Verteilung der Fauna. Ich verweise hier auf die Tabelle S. 41-42 und auf die Dar- stellung S. 43 ff. Tiergeographische Schlüsse. Von der süd-schwedischen Fauna lebt nur eine Minderzahl von Arten in den Hochgebirgen, welche außerdem einige Arten oder Varietäten besitzen, die in Süd-Schweden ganz fehlen oder seltener sind. Sie sind als stenotherme Kaltwasserbewohner zu betrachten. Größer ist die Übereinstimmung mit der mittel-europäischen Hoch- gebirgsfauna. Der wichtigste Unterschied ist, daß diese einen schwächer ausgeprägten arktischen Charakter trägt, was besonders von den Alpen, weniger von der Hohen Tatra silt. Im ganzen nehmen die skandinavischen Hochgebirge eine Mittelstellung ein zwischen den übrigen arktischen Gebieten und den mittel-europäischen Hochgebirgen. Mit den erstgenannten zeigen sie die größte Ver- Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 159 wandtschaft, und ihre Eutomostrakenfauna mub als arktisch be- zeichnet werden. Wegen der nahen faunistischen Übereinstimmung der mittel- europäischen Hochgebirge mit den arktischen Gebieten, wozu auch die skandinavischen Hochgebirge zu rechnen sind, müssen alle diese Gebiete zu einer Region, welche als eine boreo-subglaciale bezeichnet werden kann, zusammengestellt und der übrigen nördlichen tempe- rierten Zone gegenübergestellt werden. Zu dieser Region müssen gezählt werden teils die arktischen Gegenden, teils diejenigen Hoch- sebirge der nördlichen temperierten Zone mit arktischem Klima, welche ehemals (während der Eiszeit) in enger Verbindung mit der damals nach Süden vorgerückten arktischen Fauna standen und von ihr einen großen Teil ihrer jetzigen Fauna erhielten. Bezüglich der biologisch-tiergeographischen Einteilung der nord- und mittel-europäischen Fauna verweise ich auf die Darstellung S. 72ff. Die Entomostraken lassen sich für tiergeographische Schlüsse viel besser verwerten, als es einige Forscher behauptet haben, nur mub dabei notwendig die Biologie der Tiere berücksichtigt werden. Die eyklische Fortpflanzung der Cladoceren. Arten, die in der mittel-europäischen Ebene teils polyeyclisch, teils monocyclisch, teils acyclisch sind, steigen bis in die höchsten Gegenden hinauf, und zwar sind sie hier alle monocyclisch. Bei den hochgelegensten Kolonien einiger Arten kann der ganze Fort- pflanzungscyclus binnen 1'/,—1?/, Monaten abgeschlossen sein, und ‘in solchen Fällen besteht nur die erste Generation aus partheno- genetischen Weibchen, d. h. der Cycelus ist so sehr abgekürzt, wie es unter Beibehaltung der parthenogenetischen Fortpflanzung überhaupt möglich ist. Polyphemus pedieulus und Bythotrephes longimamus var. arctica haben ebenfalls nur eine einzige parthenogenetische Generation. Sie verwenden für ihre Kolonieentwicklung nur etwa die erste Hälfte des Sommers, dann sterben die Jahreskolonien ab. Dies läßt sich nur als eine primäre Fortpflanzungsweise deuten, aus der der längere Cyelusverlauf der südlichen Kolonien sekundär entstanden ist. 160 SVEN ExMANn, Die Fortpflanzung und der Generationsverlauf der Copepoden. Diaptomus laciniatus, denticornis, laticeps und graciloides besitzen Dauereier, und zwar sind diese bei den drei erstgenannten die einzige: vorhandenen Eier, bei der letztgenannten Art kommen auch Subitan- eier vor. Die in südlichen Kolonien von D. denticornis und laciniatus beobachteten Subitaneier sind eine sekundäre Erwerbung. Sämtliche senannte Arten und Cyclops seutifer lesen die individuelle Ent- wicklung bis zur Kierproduktion binnen etwas mehr als 2 Monaten oder noch kürzerer Zeit zurück, während die südlichen Kolonien der- selben Arten einer mehrfach längern Zeit dazu bedürfen. Dieses schnellere Wachstum bei den nördlichen Kolonien ist als ein primärer Zustand zu betrachten. Das Auftreten der eulimnetischen Arten. Sämtliche Arten und Formen, welche die pelagische Region der Seen bewohnen, kommen in den nord-schwedischen Hochgebirgen in ebenso großer Zahl auch unmittelbar an den Ufern vor, und es gibt auch keinen Unterschied zwischen dem eigentlichen Seeplankton und dem sog. Teichplankton. Sogar in den kleinsten Weihern und Tümpeln leben viele im Süden nur limnetische Arten. Die Variation. Die Temporalvariation ist, wo sie vorkommt, nicht so aus- geprägt wie in temperierten Gegenden, und zwar sind es die Winter- und Frühlingsformen der letztgenannten Gegenden, die in den Hochgebirgen während des Sommers leben. Die lokale Variation ist auch ziemlich gering, was darauf beruhen muß, dab die ver- schiedenen Kolonien wegen der regelmäßigen Ausbildung von Dauer- eiern in gegenseitiger Verbindung stehen. Die Systematik der europäischen Daphnien mit Pigmentfleck und ohne Nebenkamm. Die von BURCKHARDT und LILLJEBORG auf die beiden Arten Daphnia longispina und hyalina verteilten Formen müssen zu einer Art, D. longispina, vereinigt werden. Dies deshalb, weil die als D. hyalina bezeichneten Formen aus der alten D. longispina diphy- letisch sich entwickelt haben und deshalb keine einheitliche Gruppe Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden d. nord-schwed. Hochgebirge. 161 bilden. Die in den nord-schwedischen Hochgebirgen lebenden Formen der galeata-Reihe sind unter Anpassung an die limnetische Lebens- weise aus Formen entstanden, welche sich zunächst als Kaltwasser- formen differenziert hatten. Ihre Herkunft ist demnach eine arktische. Polyphemus pediceulus ist eine ursprünglich arktische oder subark- tische Art. Die Naturgeschichte von Bythotrephes longimanus. Im Bau des Auges sowie auch in andern morphologischen und biologischen Hinsichten ist die nördliche var. arctica die ursprüng- lichste Form der Art, und aus ihr ist die als Hauptart bezeichnete Form später entstanden. Die Lebensweise der letztgenannten in den tiefern Wasserschichten hat sich erst sekundär herausgebildet, demgemäß ist die eigentümliche Ausbildung des Dythotrephes- Auges nicht durch das Tiefenleben hervorgerufen, sondern einzig durch die räuberische Lebensweise. Die Art dürfte gegenwärtig in einer Spaltung in zwei Arten, eine nördliche und eine südliche, begriffen sein. Die Umbildungen der südlichen Form lassen sich nur unter Annahme des Selektionsprozesses als mitwirkenden Faktors bei der Artbildung verstehen. Die Nachwirkungen der Eiszeit auf die gegenwärtige Fauna Nord- und Mittel-Europas. Durch die am Schluß der Eiszeit eintretende Verteilung der in Mittel-Europa lebenden arktisch-alpinen Mischfauna auf zwei Gebiete, ein nördlich-arktisches und ein südlich-alpines, ist nicht nur die gegenwärtige Verbreitung der stenothermen Kaltwasserbewohner be- wirkt worden, sondern nach dieser Isolierung vom nördlichen Haupt- teile der Fauna haben die südlich-alpine Fauna und die relicten Kolonien Mittel-Europas auch ihren eignen Entwicklungsweg ein- geschlagen. Dies hat zu einer gegenwärtig stattfindenden Ausbildung teils von morphologisch charakterisierten neuen Arten oder Varie- täten, teils auch von biologisch gekennzeichneten Rassen geführt. 11 162 © | 12. 13. SvEN Ekman, Literaturverzeiehnis. AHLENIUS, K., Pe zur Kenntnis der Seenkettenregion in Schwedisch- Bappland : Bull. geol. Inst. Upsala, 1900. BRANDT, A., Von den he Alpenseen, in: Zool. Anz., V. 2 u. 3, 1879 u. 18380: BREHM, V., Zusammensetzung, Verteilung und Periodicität des Zoo- planktons im Achensee, in: Zeitschr. 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A = = 5 &. 1. Antenne. Fig.. 13. A a I N d. 2. Fuß. Fig. 14. RN r x “ d. 3. Fuß. Fig. 15. sy a ” N d. 4. Fuß. Tafel 2. Fig. 16. Bythotrephes longimanus LEYDIG var. arctica LiLLJ. Median- schnitt durch das Auge. Fr Frontauge. V Ventralauge. r%k rudimentäre Krystallkegel. 125:1. 170 SvEn Exman, Phyllopoden, Cladoceren u. freileb. Copepoden. Fig. 17. DBythothrephes longimanus LEYDIG var. archca LILLJ. Teil eines Medianschnittes durch die Grenze zwischen dem pigmentierten und dem pigmentlosen Teile des Frontauges. % Basalteil des Krystallkegels. h Rhabdom. r Rhetinulazelle. s Stützzelle. 385:1. Fig. 18. Bythotrephes longimanus LEYDIG s. str. aus dem Genfer See. Medianschnitt durch das Auge. 190:1. Nach MıLTz, etwas ver- einfacht. Fig. 19. Bythotrephes longimanus LEYDIG s. str. aus dem Genfer See. Teil eines Facettengliedes aus dem Frontauge, die Grenze zwischen dem pigmentierten und dem pigmentlosen Teile darstellend. Nach Mıwtz. 500 :1. TLATTELUVRT ING | TI ı N IN WM N Sy AHAALHRURUTHAENRERIHNNN NEN Fig. 11. LithAnstv.KWesser,Jena. Verlag v. Gustav Fischer, Jena. Taf: £. Wesser, Jena Ir AnStY.N A Lith Verlag v. Gustav Fischer, Jena. Ekman $ez. „19 Nur 19 nach 0.Miltz u.7 6 40 SMITHSONIAN INSTITUTI@N LIBRARIES | IM! 9088 00654 6246 DEREN an, KEIEREE N EURER ES BY NG 2 RAFTEN TESTURRHURUN { ; " ‘ Yarlunh y ı ES ne, TEN N ana ER HPRH WER Nun, . FLRR NER 8 ARALEELNT? EEE SSEN DET WIL BETVISTUTGR TON Uri x Nmınja KaaBE AU STR FAR