^ Die Mnm als Krailleitserrepf, Von Dr. L. Pfeiffer, Geh. Med.-Rath und Vorstand des Großh. Sachs. Impfinstituts in Weimar. NACHTRAEGE: I. Ueber Blutparasiten (Serumsporidien) bei blutkörperciienfreien niederen Thieren. II. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten (Microsporidien) im Thierreich. III. Berichtigung, betreffend die Coccidien des Hühnereies, von Dr. A. Schuberg in Heidelberg. IV. Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen desselben als Endemie. V. Zur Kenntniss des Variolaparasiten und seiner biologischen Varietäten. Mit 52 Original-Abbildungen. D- LT) a a m o Jena. Verlag von Gustav Fischer. 1895. Verlag von Gustav Fischer in Jena. T>i\^|-flCVii* Dr. L., Geh. Hof-Rath und Vorstand des Großh. Sachs. Impf Instituts zu Weimar, ' 1 Untersuchungen über den Krebs. Die Zell -Er- krankungen und die Geschwulstbildungen durch Sporozoen. Mit 62 Textflguren und einem Atlas von 80 Mikrophotogramraen. 1893. Preis 30 Mark. Inhalt: 1. Epitlielzellerkrankungen durch Gregarinen- und Klossiainfektion ohne dauernde Gescliwulstbildung. — 2. Epithelzellerkrankung durch Coccidieninfektion mit dem Uebergaiig zur dauernden Geschwulstbildung. — 3. Die Muskelzellerkrankungen durch Sarcosporidieninfektion (Muskelzellschläuche und Muskelgeschwülste). — 4. Die Zellerkrankuugeii durch Mikrosporidieniufektion (Äluskelzellschläuche, Muskelgeschwülste) und der polyphage Parasitismus in der Pebrinekraiikheit der Seidenspinnerraupen. — 5. Die Zellerkrankungeu durch Myxosporidieninfektion. — 6. Arabosporidieninfektionen oren. Vergrößerung 1000/1. Wir geben am Schluß dieses IL Nachtrages eine Uebersicht der bisher bekannten Fundevon Myxosporidien, ähnlich wie wir im Nachtrag I die Labbe'sche Systematik für die Hämosporidien und Gymnosporidien zusammengestellt haben, hier auf Grund der Thelohan'schen Klassi- fication. Auf einen tiefgreifenden Unterschied, welchen Thelohan anführt, zwischen der Glugeafamilie und den andern Familien der Myxosporidia, kommen wir bei der Beschreibung des neuen Glugeaparasiten aus den Muskeln von Gammarus pulex zurück: Bei den Myxosporidien bilden sich Sporen innerhalb der Plasmamasse des einzelnen Parasiten oder der zu einem Plasmodium zusammengeflossenen Parasiten; bei Glugea fehlen diese einzelnen, zu Sporen sich umbildenden Plasma- massen. Hier sei weiter noch kurz auf die Controverse hingewiesen, die be- steht bezüglich der vom Verfasser behaupteten nahen Verwandtschaft der Sarcosporidien ebenfalls zu den Myxosporidien. Sicher ist die Ver- einigung der Microsporidien oder Glugeiden mit den Myxosporidien gerechtfertigt auf Grund der gleichen Sporenbeschaffenheit, zumal auch Lebensweise, Zellverwüstung im Wirth und die vom Parasitismus an- geregte Zellneubildung im Wirth sich gleich verhalten. Das gilt aber bezüglich aller Uebereinstimmung auch für die Sarcosporidien. Wenn von zoologischer Seite Werth darauf gelegt wird, daß die Zugehörig- 38 Zur Verbreitung: der Glugeaparasiten im Thierreich. keit zur Orduiiug Myxosporidia au das Vorhaudeuseiu von Polkapselu zu knüpfen ist, so kommeu dieselben auch bei Sarcosporidieu vor, nur ist die Polkapsel nicht bei alleu Sichelkeimeu zu sehen. Ver- fasser hat wiederliolt auf das Vorkommen von zweierlei Arten von Sichelkeimen bei Sarcosporidien aufmerksam gemacht und die feine Zeichnung eines Spiralfadens an einem Ende der Sichel abgebildet. (Fig. 16 a). Die Thatsächlichkeit dieser Spiralzeichnung und das Vor- handensein von Sarcosporidiensicheln mit ausgetretenen Polfäden ist s. Z. im zoologischen Institut zu Heidelberg durch Herrn Professor Bütschli an Material vom Oesophagus des Schafes sicher gestellt worden. In der großen Arbeit von J. W. F. J. van Eecke über die Sarcosporidienkrankheit unter den Büffeln auf Sumatra: in Jaar- verslag des Laboratoriums für pathologische Anatomie und Bakterio- logie in Welterwerden 1891 und 1892 — Batavia, Ernst und Co. 1892 und 1893 — ist auf Tafel VII der Polfaden ebenfalls abgebildet, also am passenden Material eine Bestätigung obigen, vielfach ange- zweifelten Vorkommens (Bertram, Zoologische Jahrbücher 1892, Braun, Handbuch 1895) enthalten. Verfasser muß seine früheren Angaben aufrecht erhalten. Es gehört reichliches und fortlaufend nach den Jahreszeiten zugängliches Untersuchungsmaterial, dazu, diese gar nicht so seltenen Funde zu erhalten. Principiell hat die Contro- verse insofern Bedeutung, als mit der Zugehörigkeit von Sarco-, Myxo- und Mici-ospoiidien zu einer Ordnung sich decken würde die vorhandene einheitliche Art der Zellanpassung, Zell Verwüstung und Zellneubildung in den Wirthsthieren. Von den Microsporidien hat Verfasser bereits 1891 in: Protozoen als Krankheitserreger, IL Auflage, pag. 136, Fig. .59 h, den Polfaden abgebildet; (Wieder abgedruckt hier in Fig. 25) die richtige Deutung ist das Verdienst von Thelohan. 1894. a. Die Verbreitung der Olugeaparasiten nach Wirthsthieren. Bis jetzt sind folgende Fälle in der Litteratur vom Verfasser ge- funden worden, bei denen die neuen Funde gleich eingereiht sind; a. Bei Fischen. 1. Gasterosteus aculeatus und pungitius. Stichling. Infektion der Haut von Ginge 1838, Lieberkühn 1854 gefunden. Parasit von Thelohan 1892 als Glugea microspora beschrieben. 2. Gobius minutus. In der Haut. 1891 ist von Henneguy der Parasit als Glugea microspora beschrieben. 3. Phoxinus laevis. G. W. Müller 1894. 4. Callionymus lyra und 5. Gott US scorpius, von Thelohan 1892, beschrieben als Glugea destruens. (Bei der Infektion von Syngnathus und Caranx von L. Pfeiffer könnte es sich auch um eine Coccidie handeln.) b. Bei Amphibien. 6. Rana tempoi-aria von Danilewsky und L. Pfeiffer 1889. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 39 c. Bei Reptilien. 7. Cistudo europaea von L. Pfeiffer 1889. 8. Kmys lutaria von Danilewsky 1889. 9. Coluber carbonarius von Vlacovich. (1. Bei Bryozoeii. 10. Plumatella (Alcyonella) fung-osa von Korotneff 1890, als Microsporidium bryozoides beschrieben. e. Bei Käfern. 11. Chrysomela populi, von L. Pfeiffer 1890 im Mal pighi' sehen Körper. 12. Emus oleus von Lebert und Frey. 13. Wasserkäferlarve spec? von L. Pfeiffer 1894 im Fettkörper. f. Bei Schmetterlingen. 14. Bombyx mori und neustria. 15. Saturnia Pernyi, in allen Geweben. (Siehe Balbiani, Legons etc.) 16. Pyralis (Tortrix) viridana von Balbiani, in der Raupe. g. Bei Hautflüglern. 17. Apis mellifica, von Leydig, Moniez. 18. Vespa media von L. Pfeiffer 1889. h. Bei Zweiflüglern. 19. Tipula spec? von Leydig. 20. Culexlarve spec? von L. Pfeiffer 1894. i. Bei Halbflügleru. 21. Coccus hesperidum, von Leydig 1853. k. Bei Gradflüglern. 22. Ephemeralarve spec? von G. W. Müller 1893. 23. Gryllus campestris von Vlacovich. 1. Bei Thysanuren. 24. Podura aquatica, im Ovar, G. W. Müller 1893. 25. Smynthurus spec? von G. W. Müller 1894. ni. Bei Spinnen. 26. Epeira diadema, von Leydig 1855 in den Muskeln des Herzens und des Stammes. (Müll er 's Archiv für Anat. u. Pathol. 1855 pag. 397). n. Bei Decapoden. 27. Astacus fluviatilis, 1889 in den Muskeln, von Thelohan, beschrieben als Thelohania Contjeani. 28. Crangon vulgaris 1890 in den Muskeln, von Henneguy be- schrieben als Thelohania Giardi. 29. Palaemon rectirostris, serratus und varians, 1888 in den Muskeln, von Henneguy beschrieben als Thelohania octospora. 0. Bei Amphipoden. 30. Gammarus pulex, 1893 von G. W. Müller, in den Muskeln, beschrieben als Glugea Mülleri nov. spec. L. Pfeiffer 1895. 40 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. p. Bei Copepodeu. 31. Cyclops spec.div. von G leim 1894 in der Leibeshöhle, von Moni ez, beschrieben von L. Pfeiffer 1895 als Glugea Leydigii, Gl. virgula und Gl. Gleimii. 32. Diaptomus, 1894 von Gleim. 33. Heterocope, 1892 von Fritzsch und Vavra. q. Bei Ostracoden. 34. Cypris spec? von Fritzsch und Vavra 1892. 35. Cypris vidua und punctata von Moniez. 36. Paradoxostoma (Cyteridae) von G. W. Müller 1889. r. Bei Phyllopoden. 37. Daphnia, von Leydig 1860, in der Leibeshöhle, von 0. W. Müller 1893. 38. Daphnia in der Hypodermis von L. Pfeiffer 1893. 39. Simocephalus, Ceriodaphnia, Lyncäeus, von Leydig 1860. 40. Polyphemus oculus von Leydig 1860, Vavra und Fritzsch 1892. 41. Limnetis, von G. W. Müller 1894, in der Hypodermis. 42. Halopedium, von Vavra und Fritzsch 1892. s. Bei Anneliden, Nematoden, Cestoden. 43. Nais proboscidea, von Lieberkühn. 44. Taenia bacillaris von Moniez (zusammen mit Saccharomyces- infektion). 1879. 45. Taenia expansa, von Moniez 1879. 46. Ascaris mystax von Munk, Keferstein, Bischof. 47. Amphicora mediterranea von Leydig. t. Bei Infusorien. 48. Stentor Roeselii von Stein. u. Bei Mastigophoren. 49. Volvox globator von M. de Frommentel. Demnach ist das Vorkommen von Glugeaparasiten verfolgt, auf- wärts in den Entwickelungsstufen der Wirthsthiere, bis zu den Fischen. Bei den Fischen kommen höher entwickelte Formen von Myxosporidien vor. Noch weiter aufwärts treten die Sarcosporidien, die von Bertram auch beim Gecko gefunden sind, an die Stelle der Myxosporidien. Wohin der Fund von Künstler und Pitres, Protozoen II. Auflage 1891. pag. 135, aus einem Pleuraexsudat des Menschen, zu rechnen ist darüber wäre eine Aeußerung der Zoologen sehr erwünscht. Carcinomartige Neubildungen kennt man bisher nur von einigen Säuge- thieren, kaum von Vögeln. Die Franzosenkrankheit der Feldhasen, die raschest wachsende aller bisher bekannten Geschwülste, steht dem Colloidcarcinom sehr nahe, hat mit Bacilleninfektion nichts zu thun. Die Diagnose auf Glugea ist bei diesen ca. 49 Wirthsthieren nur sichergestellt in 9 — 10 derselben; für: 1. Glugea microspora beim Stichling und Gobius albus. 2. Glugea destruens bei Callionymus. . 3. Bei Cottus (Pleistophora typicalis Gurley). 4. Thelohania octospora bei Palaemon. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 41 5. Thelohania Contjeani beim Elußkrebs. 6. Thelohania Giardi bei Crangon. 7. Glugea bombycis, der Parasit der Pebrinekrankheit der Seidenspinner, durch T hei oh an und Henneguy. Der durch Keagentien zum Austreten gebrachte Polfaden hat 15 — 50 mmm Länge, bei einer Sporengröße von in max. 4 mmm. Der Polfaden ist weiter vom Verfasser gesehen worden bei: 8. Glugea Miilleri nov. spec. aus Gammarus pulex. 9. Bei Glugea Leydigii nov. spec. in der Infektion von Daphnia pulex. (Fig. 37.) Die Unterschiede zwischen den Gattungen der Familie Glugeidae (siehe Seite 72) sind unbedeutend; beziehen sich auf die Zahl der Sporen und auf das nach Reifung der Sporen noch andauernde Zu- sammenbleiben derselben in der Sporenhülle. Die noch restirenden 40 Funde von Glugeainfektion bedürfen sämmtlich noch der Nachprüfung auf das Vorhandensein des Polfadens. Viel Fehler werden aber nicht zu vermuthen sein, weil Form, Größe, Glanz und Entwickelung der Sporen für die Glugeaparasiten sehr charakteristisch sind ; Verwechselung der einzelnen, nicht mehr in Sporen- cysten vereinigten Sporen ist wohl nur möglich mit Saccharomyces- conidien. (Siehe Nachtrag I, der Hefeparasitismus). Es kann somit die Liste als ziemlich zutreffend für die heute bekannte Verbreitung der Glugeaparasiten nach Wirthsthieren gelten, wenn auch gelegentliche Notizen in der zoologischen Litteratur noch mehrere vorhanden sein werden. In wie weit Sporozoen, speciell Glugea dabei in Frage sind, bleibt der Beurtheilung der Zoologen vorbehalten. Es würden z. B. zu nennen sein: A. Schneider, Untersuchungen über Plathelminthen, 14 Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Gießen 1873. pag. 100. (Betrifft die Infektion von Mesostomum Ehrenbergii in den Hoden und Speichelzellen. Auf Tafel III, Fig. 7 bildet Schneider die ver- schiedenen Entvfickelungsstadien ab ohne Größenangaben. Ausgebildete Parasitenexemplare sind kugelrund; es stehen speichenartige Radien nach allen Seiten; andere Exemplare befinden sich in einer Cyste, die von polyedrisch sich treffenden Leisten besetzt ist. Im Herbst 1871 starben fast alle Thiere an diesem Parasiten, in 1872 ist der Parasit nur in einem Thier aufgefunden). Schneider, A. Poitiers, Chydriopsis socius aus den Epithelien der Darmwand von Blaps. Arch. de zool. exp. et. gen. 2 serie 1. IT. Tafel I. Fig. 1—4. 1884. Drüner L. Beiträge zur Kenntniß der Kern- und Zelldegeneration und ihrer Ursachen (Micrococcidium cariolyticum in den Spermatocyten und im Darmepithel von Salamander und Triton). Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften 28 B. N. F. 21. 294. mit Tafel XX und XXI. 1893. Bertram, Parasitäre Schläuche in der Leibeshöhle von Rotatorien. Zool. Jahrb. V. B. 1892. pag. 596. b. Die Verbreitung in den Wirthsgeweben. Die Anpassung der Glugeaparasiten an die verschiedenen Gewebe der Wirthsthiere ist noch wenig untersucht. Sie sind obligate Zell- schmarotzer, bedürfen zu ihrer Entwickelung des Vorhandenseins ent- 42 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. sprechend junger Zellen, innerhalb deren das erste Jug-endstadium verläuft, genau so, wie bei allen Sporozoenzeilparasiten. Die frühere Lehre, daß im Muskel- und Nervengewebe keine Myxosporidien vor- kommen, ist durch das Hereinbeziehen der Microsporidien zu den Myxosporidien hinfällig geworden, und seitdem Myxosporidien vom Ver- fasser in den Muskeifibrillen der ßatracliier, in denen der Barbe, jüngst in denen der Ellritze (Ober- Weimar), weiter im Neurilemm, und hier ausschließlich, bei der Aesche in der Ihn bei Weimar, nachge- wiesen worden sind. a. Muskelzellinfektion mit Glugea, ausschließlich, findet sich bei: Callionymus, Cottus, Rana, Cistudo, B^mys, Epeira, Astacus, Orangen, Palaemon, Gammarus. b. Epithelzellinfektion, ausschließlich, findet sich bei: Gaste- rosteus, Gobius, Phoxinus; an die Hypodermis bei Daphnia, Limnetis, Paradoxostoma. c. Anpassung an denGeschlechtsapparatbei:Ephemera, Podura, Plumatella. d. Anpassung an den Malpighischen Körper ausschließ- lich bei: Ohrysomela. e. Anpassung an den Fettkörper bei: Daphnia, Halo- pedium. f. Polyphage Zellanpassung findet sich bei: Bombyx, Saturnia (event. mit alleiniger Ausnahme der Nerven nach Balbiani). Vertieftere Untersuchung durch Schuittpräparate wird sicher noch manche eigenartige neue Zellanpassung kennen lehren. Die lücken- haften Angaben aber dürften schon die Behauptung rechtfertigen, daß die als niedere Entwickelungsstufe der Myxosporidien zu betrachtende Glugeafamilie die breiteste aller bisher von Sporozoen bekannten parasitären Anpassungen an die Wirthsgewebe hat, welche vielleicht nur noch von den verschiedenen, auf noch niederer Entwickelungstufe stehenden Carcinomparasiten übertroff'en wird. c. Aeltere Funde von Glugeainfektionen bei Stichllng, Callionymus, Cottus, Rana, Eniys, Cistudo, Bryozoen, Bombyx, Saturnia. Die Glugeaiiifektion in der Haut des Stichlings ist seit 1838 durch Ginge*) bekannt. Es finden sich unter der Oberfläche der Haut Tumoren, 1 — 10 an der Zahl, von Punktgröße bis zur Aus- dehnung einer Erbse (Fig. 17 a), welche zuweilen den Leib monströs ver- biegen, bei Druck auf lebenswiciitige Organe auch den Tod herbei- führen können. Die Farbe ist weiß. Sie können als Ganzes abge- stoßen werden oder auch an Ort und Stelle platzen. Viele dieser *) Gottlieb Gluge, Professor in Brüssel: Anatomisch-mikroskopische Unter- suchungen. II. Jena 1891. pag. 202—204: Beobachtung zahlreicher Balggeschwülste als epidemische Krankheit bei Fischen. Mit Abbildung zweier kranker Exemplare von Gasterosteus aculeatus in V2 nat. Größe, und der Sporen in 1000/1 auf Tafel V. Gluge hat die Cysten für Ausschwitzungen der Cutis gehalten; innerhalb einer Membran haben sich die Körper „krystallisirt". Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 43 Tiunuieu siud vuu kleiueü Toclitertumoreu umgeben. Die Priraär- infektion von Epithelzellen ist noch nicht beobachtet. Die Sporen sind eiförmig, 2 — 3 nimm groß. In Zupfpräparaten bat das zugespitzte Elude einen| dunkeln Punkt, das rundere Ende einen hellen Fleck; im Innern der Spore finden sich 2 — 3 kleine, färbbare Körperchen vertlieilt, Schalenklappeu oder Poi'eu sind nicht nachgewiesen. Durch Behandlung mit Jodwasser tritt ein bis 50 mmm langer Polfaden aus, die Vacuola wird dadurch nicht sichtbar. Der Polfaden ist färbbar. — Das ist so ziemlich Alles, was wir durch Thelohan von diesem Hauptvertreter der Glugeafamilie kennen gelernt haben. Yon den Fig. 17 a. a. Tnmor von der Haut des Stichlings mit Glugeainhalt. Vergrößerung 80/1, Sporen 750/1. Fig. 17 h. b. Kleinste, wurstförmige Tumoren von der Haut des Stichlings (Gr. W. Müller 1893) mit einem nicht zu Glngea gehörigen neuen Parasiten. Vergrößerung 80/1. Sporen 750/1. 44 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Muskelzellschmarotzero werden wir noch einige anderweitige Details über ihre Einwirkung auf die Wirthszellen anführen können. Nicht zu verwechseln ist diese Glugea microspora mit einem andern, von G. W. Müller in Greifswald neu gefundenen Parasiten in der Haut des Stichlings. Letztere Tumoren sind viel kleiner und ist bisher nur der nebenstehende Sporeninhalt (Coccidie?) bekannt. Fig. 17 b, Auch in Hautcysten von Rana temporaria hat G. W.Müller eine ähnliche Form gesehen. Die aus Callionymus lyra und Cottus scorpius von T hei oh an beschriebene Glugea destruens hat Anpassung nur für das Muskel- gewebe. An Präparaten, die Verfasser in Paris zu sehen Gelegenheit hatte, fällt auf, daß frühzeitig die Querstreifung der inficirten Fibrillen ver- loren geht und scholliger Zerfall des Myo- und Sarcoplasmas in der Fig. 18. Muskelzellschlau ch bildung bei Emyi Intaria. a. Einwanderung des amöboiden Keims in eine Muskelzelle; b. dieselben Jugendformen, isolirt. Ver- größerung ca. 80 fach. c. Querschnitt durch eine hypertrophirte Muskelzelle mit Schlauch; der Schlauch hat keine Abkapselung nach dem Protoplasma der Wirthszelle hin. d. Längsschnitt, mit Muskelkernen tur Seite : am Ende des Schlauches neue Sporooystenbildung. e. und i. Mehrlingsinfektionen je einer Muskelzelle. Vergröfiemng 120 fach. g. eine isolirte Sporocyste mit Sporeninhalt. VergröAerung 1000 fach. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 45 Zelle statt hat. Eine eingehende Beschreibung des Fundes ist noch nicht bekannt gegeben geworden. Von Rana, Cistndo und Emys ist in die Muskelzellinfektion von Verfasser in Material nachgewiesen worden, welches ihm von Herrn Professor Danilewsky-Charcow 1889 zur Untersuchung überlassen Fig. 19. Die darch den Glugea-Parasitismus angeregte Muskelknoapenbildung. a. Querschnitt b. Es ist erst eine Fibrille innerhalb der Muskelknospe innzirt. o. Längsschnitt. worden war. (Fig. 18 bis 23.) Ob es sich um eine Glugeaspecies handelt, die in Futterthieren vorkommt (Daphnia, Gamma rus z. B.), ob für Rana und Emys zwei verschiedene Glugeaspecies in Frage sind, muß unentschieden bleiben, bis diese Futterthiere in Charcow selbst untersucht sind. Auch war das dem Verfasser zur Verfügung stehende Material von Rana und Emys nicht getrennt gehalten worden. Beim Frosch (?) kommen geschlossene Schläuche vor mit fester kernhaltiger Hüllhaut, bei Emys (?) sind in den Unter- suchungen über den Krebs (in den Photogrammen Nr. 28—31) Wachs- thumsformen abgebildet, die der Myositis progressiva sarcosporidica, aus der Eisballengeschwulst des Pferdes, gleich sind. Weiteres Detail ist in: Protozoen als Krankheitserreger 1891. pag. 101 mitgetheilt. Siehe auch nachfolgend die Angaben über die Pebrinekrankheit der Seidenspinnerraupen. Wenn, was dem Verfasser nach neueren Er- fahrungen wahrscheinlich erscheint, mehrere Glugeaparasiten an der Epizootie unter den Batrachiern in Charcow betheiligt sind, werden 46 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. die bezüglichen Angaben, die für die Muskelerkrankung der Batrachier allgemein gelten sollten, entsprechend richtig zu stellen sein für jedes der Wirthsthiere, für Frosch, Sumpfschildkröte und Landschildkröte In Fig. 19 b ist nebenstehend eine Muskelknospe abgebildet, von der nur ein Theil inficirt ist. In Fig. 23 entsprechen die Kerne in der bindegewebsartigen Wand des Schlauches den Resten von aus- gezehrten Muskelknospen. Große E'ibrillen zerfallen durch die Ein- wirkung der jungen Infektion alsbald in zahlreiche kernhaltige Tochter- Fig. 20. a. Muskelknospenbildung im Bereich der Glugeainfektion, b. Eine reife Sporencyste 300/1, die eiii- zelne'Spore bei 1000/1. fibrillen (Fig. 20 a). In Fig. 25 E. ist aus einem Coccon von Saturnia, Pernyi aus Nordhausen eine Form des Parasiten abgebildet, die er- innert an die Beschreibung der Sarcosporidienschläuche, an die großen Myxosporidien in der Hechtharnblase (Protozoenschrift, 1891, Fig. 52) an die Plasmodien Korotneffs aus Bryozoen. Die von Balbiani künstlich gezüchteten jüngsten Formen von Glugea in der Magen- wand von Bombyxräupchen, die frischen amöbenhaften Schläuche aus den Muskeln von Schildkröten (Chinoliumaterial, siehe Fig. 18 a. b) widersprechen der Auffassung nicht, daß auch bei verschiedenen Glugea- species eine Plasmodienbildung in Hohlräumen statt hat. (Protozoen- schrift des Verfassers 1891, pag. 131.) Damit stimmt weiter übereiu, daß fertige Cysten mit 8, 16, 32 bis zu 100 Sporen gefunden werden. (Fig. 25 F. G.) Von Bedeutung für pathologische Vorkommnisse bei höheren Thieren Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 47 Fig. 21. Jüngstes Sta- dium der G-lugea- infektion innerhalb einer Muslselzelle, epithelzellähnlioh. Vergrößerung 750/1. Fig. 22. Zweites Sta- dium derGrluge- infektion in einer Mnskelzelle, Uebergang der Epithelzellform in die durch Spo- reninhalt ausge- zeichnete Form 750/1. ^t^m Fig. 23. Drittes Stadium der Glugreainfektinn in einer Muskelfilirille. Der Ge- sammtinhalt an Sporen ist zusammengeflossen. Die Kerne in der Cysten- wand gehören der vom Parasitismus angeregten und veränderten Muskel- knospenbildung an. Ver- größerung 750/1. 48 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig, 24. Aus einem Epi thelialcaroinom des M. pectoralis des Menschen. a. Jüngste Muekelzellinfektionen mit gut erhaltenen Muskelzellen und Muskelkernen und mit Zoo- sporenüberschwemmung der Interstitien. Mitosen in den Parasiten der größeren Muskelzelle. Biondi'sche Färbung. Vergrößerung 1000 fach. b. Rechts oben eine wandständige Infektion des mitt- leren Theils einer Muskelknospe, In den beiden anderen infizirten Zellen ist das Muskelzellproto. plasma aufgezehrt. Vergrößerung 180 fach. c. Eine Stelle mit Blutzellen und Zoosporen in den Muskelzellinterstitien. Biondi-Färbung. Vergrößerung 180 fach. d. analog a. Vergrößerung 180 fach. und beim Menschen sind Fig. 21—24. Der Schnitt in Fig. 21 hat ein Stadium der Glugeaein w an derun g in eine Fibrille getroffen ; die Nach- barfibrillen sind gesund, was die Regel ist bei leichtem Grad der Infektion. Dieser Schnitte zeigt, daß die jugendliche Infektion einer Fibrille mit Glugea bezüglich des epithelzellähnlichen Fremdlinges sich genau so verhält wie die junge Infektion von Muskelfibrillen mit Sarcosporidien und mit Epithelialcarcinom (Fig. 24). Auf diesem frühen Ent- wickelungsstadium sind alle Protozoenparasiten einander gleich, bis einzelne derselben, höher entwickelte, mit wei- terem Wachsthum und mit der Vorbereitung zur Sporen- bildung (Fig. 22 und 23) sich differenziren. (Siehe: Unter- suchungen über das Carcinom Fig. 48—50.) Microsp. (Glugea) bryozoides, von KorotiiefF in einem Moosthier- chen aus Moskaus Umgegend gefunden, bietet einige interessante Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 49 Modalitäten der Anpassung an die Spermatoblasten. Die Art und Weise, wie K. die Infektion gesehen und gedeutet hat, lehrt folgen- der Auszug aus dessen Veröifentlichung. Es sind von der Kolonie der Alcyonella meist alle Thiere befallen. Die Infektion sitzt nur in den Spermatoblasten, hier Klumpen bildend, bei zunehmendem Wachs- thum das Zooid ganz erfüllend und trübend, bis ein Schlauch sich gebildet hat, welcher ganz mit Myxosporidien gefüllt ist. Der Parasit überwintert in der Chitinhülle des abgestorbenen Mutterthieres; im Frühjahr werden von hier aus die juogen, die Statoblasten verlassenden, Moosthierchen infizirt. Abweichend von dem Verhalten der Glugeaparasiten im Muskel hat bei dem Moosthierchen der Parasit ein Ectosarc um sich; in dem Endosarc finden sich Sporen und Sporoblasten auf verschiedenstem Eutwickelungsstadium, ganz so wie für Myxidium Lieberkühnii (Bütschli) aus der Hechtharnblase beschrieben wird. Die einzelnen Parasiteniudividuen sollen nach K. in der Mutterzelle zu einer Art von Plasmodium mit gemeinschaftlichem amöboiden Mantel zusammen- fließen. Es würde diese Anschauung sich decken mit derjenigen, die für die großen Myxosporidienexemplare in der Hechtharnblase vom Verfasser früher bereits ausgesprochen worden ist, die aber von zoologischer Seite abgewiesen wird. Für den Vorgang der Zellinfektion ist wichtig, daß die befallenen Spermatoblasten anscheinend von dem Fremdling im Beginn der Infektion wenig zu leiden haben. Theilung des Kernes von der Wirths- zelle und mitotische Theilung des Parasiten verlaufen nebeneinander. Korotneff bildet in seiner Fig. 9 ein junges Plasmodium ab, d. i. einen erweiterten Spermatoblast mit 4 Tochterkernen des Wirthes und 4 Parasitenkernen. Bei dieser fortgesetzten Kerntheilung in der Wirths- zelle sind schließlich die Theilkerne klein und geht die Fähigkeit zum Wachsen verloren. „Uebeihaupt sehe ich die Sache so an, daß die in die Zelle hineingedrungene Myxosporidie einen Reiz ausübt, oder besser einen Impuls zur Theilung des Kernes der Wirthszelle abgiebt, und später das Wachsthum des Plasmodiums verursacht. In dieser künstlichen Steigerung der Kräfte der durch den Parasiten inflzirten Zellen besteht die eigenartige Wirkung des Parasiten : er bereitet sich in solcher Weise einen künstlichen Boden, ohne welchen seine eigene Existenz unmöglich wäre." Die Sporen des My^xosporidium (Glugea) bryozoides sind gurken- kernförmig, an einem Pol zugespitzt, am andern abgerundet. Zwei Vakuolen sind am lebenden Material sichtbar. Außer 1—2, durch Methylenblau färbbaren Körperchen, ist vom Sporeniuhalt nichts bekannt. Eine Polkapsel mit Polfaden ist noch nicht nachgewiesen. Außer von Korotneff ist diese Infektion noch nicht untersucht worden. In diesem Nebeneinanderleben von Wirthszelle und Parasit, weiter in der Anregung zur Bildung jungen Zellenmaterials für die Ziele des Parasitismus, liegt die Bedeutung des Korotneff sehen Fundes. Im Muskelgewebe schafft der Parasit sich Muskelknospen in gleichem Sinn, wie Verfasser in seinen Untersuchuagen über den Krebs betont hat. (Siehe daselbst Abschnitt 14 c pag. 102). Die Massenneubildung von Epithelien bei Coccidiose ist daselbst pag. 26 ebenfalls beschrieben. — Die Plasmodienbildung des Parasiten, mit nicht gleich;> 50 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. zeitiger Reifung der Sporen, kommt bei den in größeren Hohlräumen lebenden Myxosporidien, aucli bei den Micro- sporidien vor. Die bei Schmetterlinge« auftretende Pebrinekraukheit konnte Ver- fasser an Material aus Montpellier und aus den Seideuraupenzüchtereien in Nordhausen am Harz studiren. Etwas Neues zu den ß al bi an i' sehen Untersuchungen von 1884 hat Verfasser nicht zu verzeichnen gehabt. Den Raupen wird der Parasit im Ei oder mit der Nahrung zu- geführt. Aus den Epithelieu des Darms gelangt er in die Muskel- zellen der Darmwaud, in die Spinndrüsen. Dort dringt er bei seiner Vermehrung in immer neue Zellen ein und bildet unförmliche, mit Sporen gefüllte Höcker. Der Malpighi'sche Körper, Fettkörper und alle anderen Organe, mit Ausnahme der Nerven, sind der Infektion zugänglich; beim Schmetterling sind auch noch Flügel, Fühler und Beine durchsetzt. Die Seidenraupenzucht ist durch den Parasiten in Frankreich und Italien wiederholt fast gänzlich vernichtet worden, bis man durch Auswahl von nicht inflzirten Eiern gelernt hat, die Krankheit bis zu einem gewissen Grade zu verhüten. Die Auswahl der Eier geschieht durch die an die Trichinenschau erinnernde Zellen- grainage; man isolirt die kopulirenden Schmetterlinge in Säckchen Fig. 25. od^ad^ j K. Die Pebrinekrankheit bei Seidenspinnerraupen. A. Jüngste Einwanderung in eine Epitlielzelle, durch Verfütterung von Sporenmaterial an junge Räup- chen erhalten in der Magenwand. B. Ebenso aus der Darmnuiskulatur. C. Freie Formen. D. Nächstes Wacbsthumstadium. E. Große, eingekapselte, bewegliche Cysten, sporulirend, aus Winter-Coocona erhalten. F., G. Sporenbildung. H. Isolirte Sporen mit austretendem Polfaden. J,, K. Sporen und Sporocysten aus Daphnia. Zur Verbreitung der Glugeaparasiteii im Thierreich. 51 und untersucht einige der gelegten Eier. Sind dieselben mit den Glugea- sporen, den Cornaliaschen Körperchen durchsetzt, so wird der Inhalt des Säckchens von der Zucht ausgeschlossen. Neben Bombyx mori sind auch alle neu eingeführten Seidenraupen, speciellBombyx neustria, SaturniaPernyi, der Krankheit ausgesetzt.*) Die Seidenraupenzucht am Harz, speziell in Nordhausen, welche mit aus Japan und China bezogenen Coccons von Saturnia Pernyi gearbeitet hat, ist durch die Pebrinekrankheit gänzlich zerstört worden, die letzten kranken Raupen hat Verfasser 1890 gesehen. Fig. 25. Auffallend ist auch für diesen Parasiten die verschiedene An- passung an das Wirthsgewebe. Bei Bombyx mori sind vorzugsweise der Fortpflanzungsapparat, bei Saturnia der Magen und die Tracheen befallen und ändern sich dementsprechend die Krankheitssymptome bei verschiedenen Raupenspecies; Bombyx spinnt sich noch ein und stirbt in der Puppe; Saturnia stirbt als Raupe (Balbiani). Meist bleiben die von der Krankheit befallenen Raupen klein. Die ersten Krankheitserscheinungen sind schwarze Fleckchen, die wie mißfarbige Stiche aussehen. Sie finden sich besonders am Rücken und am Kopf. Diese Flecken beherbergen Millionen von Sporen (Cornalia'sche Körperchen). Magenwand, Spinndrüsen, Muskeln, Geschlechtsapparat, Fettkörper, Haut u. s. w. werden nach und nach mit in die Zellinfektion hineinbezogen. Der Koth der Raupen ent- Fig. 26. Glugeainfektion des Traoheenüberzuges vonSuturnia Pernyi a in 80/1, b, c in 500/1, d in 750/1 Vergrößerung. *) M. E. Maillot, legons sur le ver ä soie du mürier. Paris 186B. 4 * 52 Zur Verbreitung- der Glugeaparasiten im Thierreich. hält Millionen von Sporen, ebenso der Staub in den Züchtereien. Eine Ueberwinterung der Sporen hat in unserem Klima nicht statt. Fig. 26 ist ein mit Glugeacysten dicht besetzter Abschnitt einer Trachea von Saturnia Pernyi aus Nordhausen. An Stelle des Epithel- überzuges der Tracheen hat sich in jeder Zelle ein Sporenhäufchen (Fig. 25 E) etablii-t, welches hier verharren kann oder mit seinem Zellen- inhalt junge, ev. nachwachsende Nachbarzellen iuficirt. In Fig. 25 A ist die frische Infektion in der Epithelzelle neben dem Zellkern abgebildet. Ehe der Tod bei den Raupen eintritt, kann die reichliche Hälfte allen Wirthsgewebes in parasitäres Gebilde umgewandelt sein. Die Sporen sind bei Pebrine sehr klein, 2 — 4 mmm im Durchmesser. Vlacovich hat ausgerechnet, daß in einem Kubikmillimeter Raum 14 Millionen dieser Sporen unterzubringen sind. Sie haben eine harte strukturlose Schale, aus welcher eine Amöbe ausschlüpft, einen leeren Sack zurücklassend. Ein bis zwei Vacuolen schimmern durch dii; Schale hindurch. T hei oh an hat jüngst den Polfaden in den Sporen entdeckt. Die Abbildung des Verfassers in Fig. 25 H vom Jahre 1890 wird heute im gleichen Sinne aufzufassen sein. Die Bildung der Sporen geschieht in Cysten des Parasiten, die sich als einfacher Sporoblast gänzlich in Sporenmaterial umwandeln. An jungen, noch weichen Sporen hat Verfasser einigemal direkte Zweitheilung gesehen, ebenso wie an jungen Sarcosporidiensicheln; das würde für acute Wachs- thumsform und für eine zweite Dauersporenbildung sprechen. Mit dieser Auffassung künnen sich die Zoologen bis heute noch nicht befreunden. d. Cirlug^ea aus dem Malpighr^cheii Körper von Chrysomela popiili und bei Ephemer enlarven. Fig. 27. Larve von Ephemer a spec? mit Glugeainfek tion im Geschlechtsappa rat. Frontalschnitt, sehe matisirt. Kopf mit Augen ganglion, Thorax m.Oeso phagus, Brustsanglion Abdomen mit Eiern, Kie menblättchen und End Darm. Vergrößerung 15/1 Ein gelegentlicher Fund in 2 Exemplaren von Chrysomela populi aus dem wilden Graben bei Weimar zeigte nur den Malpighi'schen Körper befallen. Ein zweiter gelegentlicher Fund in einerWasser- k ä f e r 1 a r v e , 1 ,2 cm lang, stammt aus einem Bachein- lauf in die Hm bei der Mühle in Denstedt. In dem ober- halb liegenden Gutsteich konnten keine weiteren kranken Exemplare gefunden werden. Der Sitz der Infektion ist fraglich. Die Sporen hatten Größe und Gestalt der Glugea aus dem Fettkörper der Daphnia, zu 8, 12, 16 in je einem Sporoblasten. Glugeainfektion im Geschlechtsapparat bei Ephemerenlarven (G. W. Müller). Fundstätte ist das Ilmbett bei Tiefurt und bei Hetschburg. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art von Potamanthus. Die Infektion ist nicht häufig; nach eifrigem Suchen bei niedrigem Wasserstand sind 3 kranke Exemplare, durch die weißliche Ver- färbung auifallend, gefunden worden. Bei allen 3 Exemplaren waren der Geschlechtsapparat, die Eier und der Fettkörper stark befallen. Siehe Fig. 27. Die Sporen sind gleich denen in Fig. 37 aus der Fettkörperinfektion von Daphnia, zu 8, 16 und mehr in je einem Sporoblasten vereinigt. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten ira Thierreich. 53 6. Die Olug'eaiufektioii im Geschlecht^apparat bei Poclura aquatica. Podura aquatica lebt gesellig und ist sehr häufig mit Glugea inflzirt. Die Algendecke mancher Tümpel und Gräben in Weimars Umgegend ist mit ihnen wie mit liüpfenden Mohnkörnern besät. In allen Fundstätten fanden sich Exemplare, die eine Glugea beherbergten, welche bezüglich der Spoi-en nicht mit den anderen, später näher zu be- schreibenden Glugeaspecies übereinstimmt. Springschwänze (Podura aquatica), welche Herr Otto Beyer im Februar 1895 auf dem Schnee am Wolfsberg bei Bautzen in Unmassen angetroffen hatte, waren zur Mehrzahl mit einem Glugeaparasiten besetzt, dessen Spore nicht das Knöpfchen zeigte und auch sonst nicht mit dem von Weimar unter- suchten Parasiten übereinstimmt. Dieselbe Poduride, von Herrn Ober- förster Seh or cht im Februar 1895 in Zillbach bei Eisenach gesammelt, war frei von Glugea und Clepsidriana. Fig. 2R. a. b. c. rodura aquatica aus Weimar, mit Infektion des Geschlechtsapparates durch Glugea. a und b. 80/1, c. Sporen der Glugea mit 1000/ 1 Vergrößerung. Der Kopf ist deutlich abgesetzt, abgerundet, dreieckig, mit deutlichen, borsten- förmigen, kurzen, mehrgliedrigen Fühlern versehen, hinter denen auf vorragenden Wülsten jederseits 8 einfache Augen in Gruppen vereinigt stehen. Die Mundwerk- zeuge sind von zwei großen Lappen gebildet, welche die Mundöffaung und Kauwerk- zeuge gänzlich einschließen. Die Kauwerkzeuge bestehen aus zwei starken, gezähnten Kiefern und zwei hakig gekrümmten, gezähnten Kinnladen. Die Nahrung besteht aus faulenden Pflanzenstoffen. Der ganze Körper ist mit einzeln stehenden Haaren und feinen metallischen Schüppchen bedeckt. Die sechs Füße sind behaart; außer- dem sind am hintersten Glied des Unterleibes, auf einem besonderen Gelenkkopf, noch zwei Springborsteu vorhanden, die gewöhnlich eingeschlagen getragen, zum Zweck des Springens nach hinten ausgestreckt werden. Die Thiere können sich damit fußweit fortschleudern, eine staunenswerthe Leistung, da die Muskeln nur aus je einer oder zwei Primitivfasern bestehen. (Siehe Fig. 28 b). Der Magen ist einfach, endigt am Rücken des letzten Hinterleibsgliedes. 54 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Die Infektion mit Glugea betrifft den Fortpflanzungskörper. Die Spore hat bei der Glugea aus Podura aquatica von Weimar an den Polen ein kleines Knöpfchen und eine deutliche Längsrippe. Fig. 28. Eine andere Species, von G. W. Müller in Kirchheim ge- funden, mit blattförmigen, gefiederten Endgliedern, hat eine Glugea- infektion, deren Sporen eine andere Zeichnung bieten. Es ist wahr- scheinlich, daß bei den Poduriden allein 2—3 Species des Glugea- parasiten vorkommen. Von anderweiten Sporozoenparasiten kommt bei Podura (spec. ?) im DarmdieClepsidrianaPodurae Leger vor (conf. Aime Schneider. Tablettes zoologiques, B. III, Tafel X. Fig. 1—8). Diese Gregarine ist bei Podura in Weimar, Bautzen, Zillbach bisher nicht zu finden gewesen. 7. Die Infektion mit Glngea Miilleri nov. spec. im Muskel von Gammarus i>ulex. Die nachfolgende Beschreibung der bei Gammarus neu aufgefundenen Muskelzellinfektion durch einen Glugeaparasiten kann den von T hei oh an und Henne guy bereits geschilderten analogen Infektionen bei Astacus, Cragnon und Palaemon nicht viel Neues hinzufügen. Fig. 29. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig. 29. 55 Glugea Mülle ri nov. spec. aus Gammarus pulex. A. Prontalschnitt durch den Rücken, a. Sohlundganglion, b. Darm. c. Leberschläuche, d. Muskelzell- infektion, e. BauchganglioD. f. Kiemen. B. Querschnitt durch den Thorax. Vergrößerung 50/1. Astacus f lu via tilis beherbergt die Thelohania Contjeani, deren Sporen 3 — 4 mram lang sind, mit einem 15 — 20 mmm langen Polfaden. Palaemon rectirostris, serratus und varians haben die Thelohania octospora, mit gleich großen Sporen. Cragnon vulgaris hat die Thelohania Giardi, mit nur 2 — 3 mmm großen Sporen. Gammarus pulex hat die Glugea Mülleri, deren Sporen 3 — 4 mmm messen, mit langem Polfaden. Innerhalb der Familie Glugeidae sind von Thelohan die Gattungen Glugea und Thelohania unterschieden nach dem Verhalten der Sporencysten ; bei Thelohania finden sich 8 Sporen, bei Glugea deren 12 und fließt der gesammte Sporeninhalt der großen Schläuche als- bald zu einer großen, losen Sporenmasse zusammen. — Diese Unter- scheidung wird sich kaum aufrecht erhalten lassen; beim Gammarus könnte man mit der gleichen Berechtigung den Parasiten zu Thelohania wie zu Glugea stellen. Ueber die Anordnung der Muskeln in dem Gammaruskörper siehe Nachtrag I, Fig. 10. Die wenig infizirten Thiere erscheinen äußerlich nicht krank; die Bewegungen sind so flink, als die der Gesunden. Stark befallene Thiere sind matt und sterben in den Fanggläsern leicht ab. — Sie sind das ganze Jahr hindurch in ziemlich gleicher Häufigkeit zu finden, 56 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. auch im Januar im Schlamm am Boden des Baches, so daß ein Ab- sterben der kranken Generation nicht vorzukommen scheint. Im Papierbach von Oberweimar ist cc. jedes zehnte Individuum infizirt, in andern Fluß- und Bachläufen kaum 1 °/o. Sobald in den Rückenmuskeln (Fig. 29) die Schläuche eine gewisse Größe erreicht haben, schimmern sie als kreideweiße Striche durch die Haut hindurch, bald längs, bald parallel zu den Körperabschnitteu gestellt. Eine regelmäßige Vertheilung haben diese Striche bei der Glugeainfektion der Muskeln nicht, im Gegensatz zu der in Fig. 31 u. 32 abgebildeten Infektion des Fettkörpers durch einen andern, bisher noch nicht beobachteten Parasiten, der in Schlauchform den gesammten Körper des Gammarus erfüllt und ein schmutzig weißes, geflecktes Aussehen des ganzen Thieres verursacht. — Die rosenroth im Abdomen durchschimmernde Echinorhynchuslarve, die in manchen Bachläufen bei jedem zehnten Gammarus angetroffen wird, ist von diesen beiden ersten Infektionen schon äußerlich leicht zu unterscheiden. Beim Suchen nach kranken Individuen ist ferner zu berücksichtigen, daß bei Fig. 30. Gammarus pulex aus dem Ilmbett bei Tiefurt, 'mit kleinen Glugeaschläuchen in der Oberschenkel- muskulatur. 120/1. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 57 Gammarus nicht so selten Albinos vorkommen, an manchen Fund- stätten sehr viele. Worauf dieses bleichsüchtige Aussehen der an- scheinend nicht kranken Thiere beruht, weiß man nicht. Auffallend ist der Unterschied im Sitz der Infektion bei kranken Thieren aus verschiedenen Fangstätten. Während beim Flohkrebs aus dem Papierbach in Ober-Weimar die langen Rückenmuskeln die Piädilectionsstelle sind, kommen bei Exemplaren aus dem Ilmbett bei Tiefurt, aus dem Bache im Dambachsgrund bei Berka a/Ilm, eine ganze Reihe von nur kleineren Schläuchen in den Gliedmaßenmuskeln vor. (Fig. 30.) Die Verfärbung am Rücken mit kreideartigen Strichen ist bei Thieren aus der Um kaum beobachtet worden. Die großen, harten, kreideartigen Schläuche aus der Rückenmus- kulatur lassen sich ziemlich leicht in toto herauspräpariren; eine Or- ganisation der Hülle, wie dies bei den Glugeaschläucheu der Batrachier vorkommt, fehlt bei Gammarus, wie sich an Schnitten nachweisen läßt. In Fig. 29 sind die großen Schläuche aus der Rückenmuskulatur und den Torsoventralmuskeln abgebildet; in Fig. 30 die kleinen Schläuche aus den kleinen Schenkelmuskeln, Die großen Schläuche haben einen homogenen Inhalt von Sporencysten, die so erhalten sind, wie Thelohan es für die Gattung Thelohania vorschreibt; eine verschieden große Anzahl zerklüfteter und dunkel gefärbter Kerne ist durch die Substanz des Muskeltumors vertheilt. Es sind das die restirenden Muskelzellkerne der ausgezehrten Fibrillen, deren frühere Contour man noch ab und zu in der Anordnung der Parasitencysten wieder- erkennt. Charakteristisch ist die völlige Umwandlung von Secundär- und Tertiärmuskelbündeln in parasitäres Gebilde, im Gegensatz zu den Abbildungen von Thelohan für Cragnon, Annales de micrographie 1892, dessen Fig. 9, und Fig. 1, 2 für Palaemon, Die kleinen Schläuche in den Schenkeln verhalten sich wie bei den Decapoden. Auf Schnitten erscheint die Umgebung der inflzirten Muskelfibrillen wenig verändert. In den benachbarten (Fig. 31) nicht inflzirten Muskelfibrillen ist die Querstreifung gut erhalten; nur ein- zelne Fibrillen sind undurchsichtig, fein granulirt und ohne deutliche Querstreifung. Eine Kernvermehrung in den gesunden Fibrillen, den embryonalen Kernreihen gleichend, kommt oft zur Beobachtung. In den Interstitien der mit zahlreichen kleinen Schläuchen besetzten Beinfibrillen werden kleine blaße Kugeln von 8 — 10 mmm Durchmesser angetroffen; eine Differenzirung in Sclmittpräparaten ist dem Verfasser nicht gelungen; sie gleichen im gefärbten Präparat den jungen Muskel- zellen und kann deshalb dieses Vorkommniß nicht ohne Weiteres für ein jugendliches Parasitenstadium erklärt werden. Aehnliche Differenzen, wie nach diesen Mittheilungen bestehen für die Einwirkung eines Glugeaparasiten auf die Muskelzelle ver- schiedener Wirthsthiere (Cragnon, Palaemon, Gammarus und weiter auch für Calionymus und Cottus), sind vom Verfasser an anderer Stelle betont für die Glugeainfektion der Muskeln von Batrachiern. Schild- kröte und Frosch zeigen ganz verschiedenartige Zerstörung der Muskeln. Ob es sich um verschiedene Species des Parasiten handelt? Diese Frage wird nur durch Untersuchung der Endemie von Charkow selbst sich endgültig lösen lassen. 58 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig. 31. a. a. Kleiner Glugeaschlauch aus dem Oberschenkel von Gammarus pulei. 250/1. b. Eine einzelne Sporencyste mit hartsohaligen Sporen. 1000/1. Fig. 32. A. Infektion des Bindegewebes im Thoracalbein von Gammarus pulex aus' dem Possen- bach bei Weimar, durch einen neuen, nicht Glusea gehörigen Parasiten. Vergrößerung 30/1. B. Querschnitt durch die Hüfte dieses Beines. C. Isolirte Sporencysten. 750/1. (Identisch mit Fig. 12). Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig. 33. 59 a. Intermuakuläre Schläuche derselben Infektion (Fip. 32), im Nachtrag I, pag. 24 beschriebenen aus der Leibeshöhle von Gammarus pulex des Possenbaohes. Vergrößernnp: 250/1. b. Einzelne der weich- schaligen Cysten und Sporen, bei 1000/1 Vergrößerung, zum Vergleich mit Fig. 31 b. Im Fleisch der Schildkröte sind die kurzen, mehr kugeligen Glugeaschläuche ausgezeichnet durch eine dicke, bindegewebige Wand mit Kernen und durch das Vorkommen zahlreicher Muskelknospen in der Umgebung der Infektionsstellen. Die Kerne der von der Infektion verbrauchten Fibrillen sind noch deutlich erkennbar in den Schnitten durch die großen Schläuche bei Gammarus; hier sind sie aber mehr durch die ganze Substanz des Schlauches, bei den Batrachiern auf die Oberfläche vertheilt. Das Bild in Fig. 19, b, welches von drei jungen Fibrillen einer Muskelknospe deren eine infizirt zeigt, giebt Anhaltepunkte für die Entstehung der Kerne, die anscheinend zu einer bindegewebigen Hülle gehören. Fig. 23. Die Kerne sind stark verändert nach ihrem Tinctionsverhalten. Wir fassen sie auf als Ueberbleibsel des Infektionsvorganges ; eine Anzahl nicht infizirter junger Zellen hat durch Druck und auf endosmotischem Weg seinen Plasmainhalt verloren und das restirende Sarkolemm mit Kernen ist zur Bildung einer Membran verwendet worden. Im Fleisch des Frosches fehlt diese Hülle um den Parasitenschlauch; die Sporencysten liegen frei im Sarcoplasma der Fibrille. Gleiches Verhalten zeigt der Muskel von Gammarus. Der Entwickelungsgang des Parasiten ist nach Thelohan in den Muskeln von Palaemon der folgende: Das früheste Stadium ist eine blaße, durchscheinende, kleingekörnte Plasmakugel mit zarter Hülle und mit großem Kern. Der typisch ruhende Kern entwickelt sich mit Chromatinknäuel und Aequatorialplatte, welche sich verdoppelt. Zwei Tochterkerne theilen sich bis zu 8 Plasmakörpern mit Kern, aus denen 8 Sporen sich entwickeln. Der Sporoblast hat 10 mmm im Durchmesser. Einzelne dieser Phasen sind vom Verfasser bei Gammarus gesehen worden; ebenso bei der Glugeainfektion in der Hypodermis bei Daphnia pulex. Fig. 37. Wie für Palaemon und Cragnon von Thelohan hervorgehoben wird, fehlen auch bei Gammarus die Plasmamassen, in denen sich bei den Myxosporidien die Sporo- blasten bilden; die junge Glugea hat ein ausgesprochenes Ectosarc, bei der Sporenbildung bildet sich das ganze Thier zu Sporoblasten und weiter zu Sporen um. Die Sporen verhalten sich bei Gammarus genau so wie Thelohan beschreibt, es sind kleine, birnförmige, un- durchsichtige, sehr stark lichtbrechende Körper (Cornalia'sche Körper- chen, Pebrinekörner bei der Glugeaerkrankung der Seidenspinner), 60 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. mit fester Hülle und mit einer Vakuole. Eine Polkapsel ist nicht sichtbar. Auf Schnitten bleibt die Vakuole ungefärbt, auch durch Jod färbt sie sich nicht. Dagegen färbt das andere Ende sich dunkel. In der Mitte der Sporen fallen einige dunkele Punkte auf. Bei Ganimarus ist auf Zusatz von Aether oder Salpetersäure zum Präi)arat einigemal ein Polfaden ausgetreten von 15 mmm Länge (nach Thelohan bei dem Parasiten von Cragnon 15—20; Palaemon 40— 50,. bei Bombyx von 12—15 mmm). Den Polfaden mit Anilin- farben zu imprägniren, ist dem Verfasser nicht gelungen. Das Ausschlüpfen des amöbenhaften Sporeninhaltes hat Verfasser bei den Glugeaparasiten der Kruster nicht beobachten können. Bei der akuten Pebrinekrankheit von Raupen der Saturnia Pernyi aus Nordhausen hat der Vorgang sich leichter verfolgen lassen. Walirscheinlich wird auch bei Gammarus für die Muskelfibrillen und bei den anderen Crustaceen für die epithelzellähnlichen Gewebe der Vorgang einer Neuinfektion sich in der Weise abspielen, daß die Amöbenbrut zunächst in den Muskelinterstitien sich vorschiebt und von hier aus in passende, junge Zellen hineinkriecht. Das massen- hafte Vorkommen von vielen kleinen Muskelschläuchen in allen Körper- theilen ist nur auf Neubildung von Muskelzellen, auf Autoinfektion zurückzuführen und letztere nur durch Vermittelung des Blutes er- klärlich. Fig. 34. a. Zwei Gregarinenspecies aus dem Darm von Gammarus pulex. a. in 80/1 Vergröderunp, sind 2 anein- andergeklebte Individuen. In b. ist bei 500/1 noch ein Einzelexemplar derselben Species scizziit. b. Diese Species ist viel größer, gedrungener. Vergrößerung 80/1. c. Eine Cyste wahrscheinlich zu b gehörig, ohne Sporeninhalt. Verwechselungen der Glugea Mülleri sind nach 2 Seiten hin denk- bar. In Fig. 32 u. 33 sind Vorkommnisse abgebildet aus dem Fettkörper von Gammarus. (Siehe Nachtrag I Fig. 12 und 13.) Auch kommen im Enddarm Sporencysten vor, Fig. 34 c, welche zum Entwickelungsgang von mindestens 2 Clepsidrianaspecies gehören, deren Sporeninhalt Aehnlichkeit mit dem Inhalt von Glugeacysten hat. Solche im Darm frei lebende Gregarinen sind bereits beschrieben von Kölliker 1848 als Gregarina balani; ferner von Davaine aus Baianus impo Visus, ferner von S olger. Aus Gammarus pulex in Zeitsch. f. wissensch. Zool. B. I. Tafel III. pag. 29. Eine übersichtliche Bear- beitung des leicht zugänglichen Materiales fehlt noch. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 61 8. lieber die bei Copepoden beobachteten 3 Arten von ' Glugeainfelctionen. Ueber die bei Copepoden, speciell bei Cyclops vorkommenden Endo- und Ectoparasiten siehe Nachtrag I, pag-. 17. Das Vorkommniß von Aniöbidium parasiticiim Cienkowsky ist in dem folgenden Abschnitt bei der Glugeainfektion der Daphniden eingehender berücksichtigt. Microsporidiensporen aus der Leibeshöhle von Cyclops sind bereits von Claus, Leydig,Moniez, Schmeil, Schewiakoff, Lauterborn beobachtet worden, ß. Moniez stellt sogar schon bei Cyclopiden drei neue Species des Parasiten auf, deren Diagnose sich gründet auf Größe und Gestalt der Sporen. Nosema parva (s. Botellus parvus Moniez) Moniez. Die ovalen Sporen haben an einem Pol einen hellen Fleck, sind 2 : 3,5 mmm groß. Nosema virgula Moniez. Die Sporen sind spitz an einem Ende; am stumpfen Ende ist eine Vacuole vorhanden, Größe 8 : 5 mmm. Nosema acuta. Diese Species ist von Moniez auch ausDaphnia pulex beschrieben, mit 2 : 5 mmm großen Sporen, die auch spitz an einem Ende, aber wesentlich kleiner als N. virgula sind. Wenn man diese geringfügigen Unterschiede gelten lassen will als genügend für Artunterscheidungeu, so würde zu diesen drei Species noch eine vierte hinzukommen müssen, die Schmeil zuerst beobachtet hat und die dadurch ausgezeichnet ist, daß constant Sporen von un- regelmäßiger Gestalt und von ganz wechselnder Größe vorkommen. Verfasser kennt aus eigener Anschauung die beiden ersten Species von Moniez und die von Schmeil-Schewiakoff beschriebene Form. Dieselben kommen getrennt von einander vor, auch nach den Fundorten. Dieses getrennte Auftreten, zusammen mit den Größen- und Gestaltsunterschieden, veranlaßen den Verfasser, bei Cyclops vor- läufig folgende drei Species aufzustellen. Nosema acuta Moniez aus Daphnia bleibt dabei außer Betracht. Glugea Schmeilii nov. spec, mit ungleich großen, unregel- mäßigen Sporen. (Fig. 35 a.) Glugea Leydigii(s. Nosema parva Moniez), mit ovalen 8 : 5 mmm großen Sporen. Die Gestalt entspricht für Sporencyste und Spore der Abbildung in Fig. 35 b. aus Daphnia. Glugea virgula (s. Nosema virgula Moniez), mit Sporen, 8:5 mmm groß und dem einen, scharf zugespitzten Pol. (Fig. 36 und zum Größen vergleich Fig. 35 c.) Die Berechtigung zur Bezeichnung als Glugea ist entnommen aus der Beobachtung des austretenden Polfadens bei Glugea Leydigii. Glugea Schmeilii. Von 0. Schmeil: Beiträge zur Kenntniß der freilebenden Süß- wassercopepoden, 1890, pag. 19 — 21, wird diese Form folgendermaßen beschrieben aus sämmtlichen in der Halle'schen Gegend lebenden Speciies von Cyclops, ferner aus Diaptomus coeruleus und Diaptomus ßichardii (salinus). 62 Zur VerbreituDg der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig. 35. 1). Aus Cyclopsarten : a. Glugea Schmeilii; b. Glugea Leydigii; c. Glagea virgula. Vergrößerung 750/1. „Da dieser Schmarotzer sich zwar relativ häufig (aber immerhin selten) findet, so lernt man bald schon mit bloßem Auge die von ihm be- fallenen Thiere als solche erkennen. Sie zeichnen sich durch eine auf- fallend graue Färbung vor den anderen aus; ihre Schwimmbewegungen sind aber ebenso behende wie die der schmarotzerfreien Individuen. Bei mikroskopischer Untersuchung ergiebt sich, daß — je nach der größeren oder geringeren Menge, in der der Parasit auftritt — einzelne Partien des Copepodenleibes auffallend dunkel (bei Cyclopiden und Diapt. Eichardi mihi schwarz, bei Diapt. coeruleus Fisch, dunkelbraun) gefärbt sind. Oft ist der ganze Vorderleib, oft auch das Abdomen, ja selbst die Furka, die ersten Antennen und die Schwimrafüße entweder ganz oder nur theilweise von dieser dunklen Masse erfüllt. Bei näherer Betrachtung ergiebt sich, daß eine unzählige Menge kleiner spindelförmiger bis halbmondförmiger Körperchen die Ursache dieser Dunkelfärbung sind. Die Gestalt derselben läßt sich sehr deutlich erkennen, wenn durch einen gelinden Druck auf das Deckglas der Panzer des Krebses zerreißt und Tausende der Körper in das Wasser treten. Schon die Form derselben läßt sie als psorospermienartige Ge- bilde erkennen. Die Größe dieser Körpercheu ist eine sehr verschiedene ; neben sehr kleinen trifft man solche, welche die doppelte, ja drei- und vierfache Größe der kleinsten erreichen ; aber stets ist die Größe aller derjenigen, welche in ein und demselben Thiere angetroffen werden, nahezu dieselbe. Sie scheinen von einer festen Membran, um welche nochmals eine hellere Zone gelagert ist, umgeben zu sein.*) Eine Differenzirung des Inhalts habe ich bisher nicht beobachten können. Durch Einwirkung von Wasser oder Glycerin ändern sie ihre Form nicht. Ueber die Entstehung dieser Massen im Körper des Krebses fehlt bisher jede Andeutung, denn trotz der vielfachen Experimente, die ich angestellt habe, gelang es mir nicht, psorospermienfreie Thiere zu infiziren. Auf Vermehrung durch Theilung scheint hinzuweisen, daß man oft zwei und mehr solcher Körperchen eng aneinander liegend trifft, welche von einer gemeinsamen Hülle umgeben sind. Oft berühren sie sich gegenseitig mit ihren Längsseiten, oft aber auch mit ihren stumpfen Polen. Demnach scheint — falls die Deutung überhaupt richtig ist — eine doppelte Theilung in der Längs- und Querachse statt zu haben. Es sei noch hinzugefügt, daß ich diese eigenthümliche Schmarotzer- Erscheinung zu jeder Jahreszeit beobachtet habe." Yon Schewiakoff ist die Entwickelung des Parasiten genauer besclirieben : ,, Ueber einige ecto- und endoparasitische Protozoen der Cyclopiden. Bull, de la Soc. Imp. de Naturalistes de Moscou 1893. Nr. 1. S". 29. Mit *) Dieser Passus macht es doch fraglich, ob es sich um die gleichen Parasiten handelt. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 63 1 Tafel und in dem Ceutralblatt für Bakteriologie, B. 14. p. 785. Das Untersuchungsmaterial stammt von Schmeil, zum Theil aus Heidelberg. Seh. konnte die gleiche Infektion in einem Präparat von Diaptomus aus dem Altwasser des Rheines bei Ludwigshafeu verfolgen. Es geht nach der Beobachtung am lebenden Material dem encystirten Schlauchstadium ein amöbenartiges Stadium voraus. Die Größe der betreffenden Amöben schwankt von 0,007 bis 0,02 mm Länge, von 0,003 bis 0,006 mm Breite; Seh. sah dieselben auf den Epithelzellen der Leibeshöhle, sowie auf den Muskeln herumkriechen. Ihr Plasma ist feinkörnig und sendet hyaline, lappenförmige Pseudopodien aus. Kerne und kontraktile Vakuole sind vorhanden. Gelegentlich verschmelzen 2—3 zu einem Plasmodium, das zuerst 2—3, später nur einen Kern besitzt. Die Bewegungen dieser Plas- modien sind träge; es erscheinen bald kleine, kugelige, lichtbrechende Ge- bilde im Plasma (Kerntheilung?). Schließlich encystircn sich diese Plas- modien ebenso wie die einfachen Amöben; in 10 Stunden ist eine Cyste von 0,01 mm Durchmesser gebildet: die CystenhüUe ist nach 24 Stunden mit doppelter Coutour umgeben, der bläschenförmige Kern ist homogen geworden, die Vakuole pulsirt nicht mehr alle halbe Minuten, sondern alle 5 Minuten. Nach 48 Stunden ist die Vakuole geschwunden , das Protoplasma wird stark glänzend und wahrscheinlich theilt sich der Kern. Die Plasmodien encystiren sich ebenso und bilden verschieden große Cysten. Nach 3X24 Stunden beginnt die Sporenbildung durch Zerfall des Kernes in 6, 12 und mehr Theile (Schewiakoff. Fig. 20). Die Sporen sind eiförmig, 0,0032— 0,004 mm lang; am breiten Ende findet sich einkugeliger(0,0016mm) homogener und stark lichtbrechender Kern. Jede Spore theilt sich noch- mals karyokinetisch durch eine schief verlaufende Quertheilung und werden die Cysten auf diese Weise zu Sporeuschläucheu von 0,07 mm Länge und 0,024 mm Breite. Schließlich platzt der Schlauch und sein Inhalt ergießt sich in die Leibeshöhle. Ob Autoinfektion statt hat, ist fraglich ; es fehlt den Sporen die amöboide Bewegung. Fütterungsversuche haben keinen Erfolg gehabt." Verfasser hat diesen von zoologischer Seite beschriebenen Ver- mehrungsvorgang in der bei Weimar (Ehringsdorf, Großobringen) vor- kommenden Cyclopsinfektion nicht beobachten können. Es handelt sich nach der auch von Schmeil betonten ungleichen Größe der Sporen um eine hier nicht vorkommende Species der Glugeaparasiten. Ein Präparat von Professor G. W. Müller-Greifswald von Cyclops (Species?) aus Wackerow bei Greif swald bot die in Fig. 35 a abgebildeten Größen- unterschiede in den Sporen. So große Sporen wie in Fig. 35 a kommen in Weimar bei Krustern überhaupt nicht vor. Die großen Sporen sind auffallend weniger scharf contourirt den sonstigen Glugeasporen gegen- über. In dem ersten Nachtrag ist schon die Vermuthung ausgesprochen, daß die großen ungleichen Sporen event. zu den Serumsporidien zu stellen seien. Glagea Leydigii bei Cyclops und Dapliuia. (S. Glugea parva, Nosema parva Moniez). Diese Species ist 1887 von R. Moniez in: Observations pour la revision des microsporidies. Compt. rend. de l'Acad. Sc. Paris T. 104 folgendermaßen beschrieben aus dem Circulationsapparat von Cyclops (Species?). „Sporen 3,5 : 2 mmm. Ein heller Fleck ist constant an einem Pol vorhanden. Masses sporogenes verhältnißmäßig groß." Diese Infektion ist in Weimars Umgegend nicht selten, der Dorfteich in Ulrichshalben, der Gutsteich in Ehringsdorf, der eine Dorfteich von Großobringen enthält dieselbe. Die Species des Cyclopswirthes ist nicht bestimmt, Diaptomus ist in Weimar überall nicht infizirt gefunden worden. Nach Schnitten von Parafflneinbettungen ist der Sitz der Infektion in dem Fettkörper und in dem Geschlechtsapparat, erstreckt sich auf die 64 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Antennen und bis in die Furca hinein; die Hypodermis ist frei. Die Cysten mit den birnförmigen Sporen sind untereinander verklebt zu langen oder mehr rundlichen Wülsten und Schläuchen, ganz wie bei Daphnia Fig. 37. Die Sporen haben auch die gleiche Größe und denselben hellen Fleck am dicken Ende. Es kommen Cysten mit Macro- und Microsporen vor; erstere sind ca. ^j^ mal größer als letztere, es sind aber die Unterschiede nicht so bedeutend, wie bei der vorigen Form. Die Sporen gleichen der Abbildung in Fig. 35 c. Cwlng-ea virgula. (S. Nosema virgula Moniez; nahestehend dem Microsporidium acuta Moniez aus Daphnia pulex). Yon R. Moniez wird I.e. diese Species beschrieben aus Cyclops(Species?): Sporen 8 : 3 mmm, in eine Spitze endigend, mit einer Vakuola an der Basis. Masses sporogenes 20 : 30 mmm. ^ .„ , Die beistehende Abbildung stammt von Cyclops aus J^-^ Ulrichshalben. Die Entwickelung ist nicht bekannt. ""^^Si^V^^ Charakteristisch ist die Anordnung der Sporen in Sternform. Ein Präparat des Herrn Dr. Lauter- born von Cyclops aus dem Altwasser des Rheins Gingea virgula cyclo- bei Ludwigshafeu zeigte gleiche Sporenspitzen und pumvergvöcei^. 1500/1. gleiche Stemform in der Anordnung der Sporen. identisch mit Fig. 3o c ö . o r hier 750/lVergröC.erung. (Flg. 35 C Und Flg. 36). 9. lieber die bei Daphnia und liininetis vorkomnienden Glugeainfektionen in dem Fettkörper und in der Hypodermis. Die Infektionen sind schon von Leydig 1860, von Moniez, von Vavra und Fritsch gekannt. Moniez hat (Observations pour la revision des Microsporidies. Compt. rend. de l'ac. des sc. Paris I. 104. 1887) für Daphnia folgende Species unterschieden: Microsporidium o b t u s a aus Simocephalus vetulus und Daphnia reticulata. Sporen stumpf, hinten gebaucht, mit asymmetri- schem hellen Fleck. 4 : 2,5 mmm. M. ovata aus Simocephalus vetulus. Sporen oval, 3 mmm lang, heller Fleck selten sichtbar. M. elongata aus Simocephalus vetulus! Sporen elliptisch, 5 : 2 mmm. M. acuta aus Daphnia pulex. Spore endet in scharfer Spitze 5 : 2 mmm. M. incurvata aus Daphnia pulex. Sporen fast gleich breit, an beiden Enden oft leicht gekrümmt. 5 : 2 mmm. Innen wenigstens 1 heller Fleck. Die ältere Beschreibung von Leydig (Naturgeschichte der Daplmiden 1860, pag. 76) lautet: „In historischer Rücksicht darf ich übrigens wohl erwähnen, daß ich von diesem Pilz schon im Jahre 18.53 aus Coccus hesperidum, dann später aus den Muskeln der Spinnen (Zeitschrift für wissensch. Zoologie B. V pag. 11) Nachricht gegeben habe, sowie ich denselben auch dann während meiner Studien der Daphniden bei Polyphemus oculus, Daphnia sima und Lynceus sphaericus antraf. Unser Pilz ist ein sehr kleiner Körper von ovaler oder auch mehr (wie bei Coccus) von spindelförmiger Gestalt, der Umriß ist scharf gerandet, im Inneren ist nichts von einem Zur Verbreitung der Glugeaparatiten im Thierreicli. 65 Keru sichtbar. Sie schwaudeu uicht iu Kalilauge uud liegeu meist truppweise zusammen. Lebert und Nägeli erklären den Parasiten für eine einzellige Alge, ich habe denselben von Anfang an mit den psorospermien- ähnlichen Gebilden verglichen und halte auch jetzt noch diesen Gesichts- punkt fest." Der Vergleich mit der bei Seidenraupen vorkommenden Pebrine-Krankheit, zu jener Zeit von Lebert als Dystrophia mycetica, Berlin 1858, bezeichnet, hat Leydig die nahe Verwandtschaft der zuge- hörigen Parasiten kenneu gelehrt. In der Umgegend von Weimar ist die Infektion der Daplmiden mit Glugea kein seltenes Vorkommniß. Es hat sich auf Paraffinschnitten durch die kranken Thiere fest- stellen lassen, daß die Infektion in einem Fall ausschließlich die Hypodermis betrifft, im andern Fall in dem Fettkörper ihren Sitz hat. Deutlich lassen sich nach der Größe der Sporen und nach dem Sitz der Infektion zwei Arten des Glugeaparasiten trennen. Eine bestimmte Beziehung zu den von R. Moniez bei Daphniden unterschiedenen 5 Arten von Microsporidium läßt sich nicht angeben. Die durch die zugespitzte Form und Größe besonders ausgezeichnete Art: Nosema virgula Moniez bei Cyclops 8 : 5 nimm groß (Fig. 19), oder Microsporidium acuta bei Daphnia, von Moniez besonders ange- führt, nur 5 : 2 mmm groß, hat Verfasser bei Daphnia noch nicht gesehen. Um welche Art der Infektion es sich bei den Beschreibungen von Leydig 1860, von Vavra und Fritsch 1894 handelt, ist ebenfalls nicht zu unterscheiden. Die Abbildung von Vavra, dessen Fig. 70, Microsporidium Halopedii betreffend, deckt sich mit der Fettkörper Infektion von Daphnia pulex aus Weimar's Umgegend. Bei Cypi-is ist die Infektion mit Glugea bisher nur von Vavra und Fritsch beobachtet. 1. Glugea Leydigii uov. spec. aus dem Fettkörper von Daphnia pulex (und aus Halopedium nach Vavra und Fritsch.) In Fig. 37 A ist das kranke Thier abgebildet, wie es in Tümpeln von Berka,Großobringen, Schöndorf vorkommt. Aeußerlich schon erkenn- bar durch die kreideweißen Verfärbungen, waren auch die Bewegungen der kranken Thiere auffallend matt. Die Infektion ist zuweilen eine ungemein starke; das ganze, sich kaum noch bewegende Thier besteht eigentlich nur aus Parasiten, mit geringen Ueberbleibseln der Organ- contouren. In solchen Fällen ist auch die Hypodermis mit erkrankt. Auf Schnitten zeigt sich der Beginn der Infektion in Fettkörperzellen. Es muß bei dieser Massenhaftigkeit von parasitärem Pseudogewebe wohl die Autoinfektion zugestanden werden, wie bei der Pebrine- krankheit der Seidenspinner. An dieser Stelle wird einzureihen sein die als: Microsporidium Halopedii*) beschriebene Glugeainfektion. „Im Juli und in den späteren Monaten fanden wir in den Halopedien eine parasitische Bildung, welche bei auffallen- dem Licht kreideweiß erschien, bei durchfallendem schwärz- lich. Diese Masse erschien meist in der Umgebung des Herzens, sowie in der des Darmkanales und sandte Aus- läufer in den Kopf, die Antennen und in die Extremitäten. „(Vavra 1. c. Fig. 70)." *) Professor A. Fritzsch und Dr. V. Vavra. Archiv der naturwissenschaftl. Landeadurchforschung von Böhmen IX. B. Nr. 2. Prag 1894. pag. 106. 5 66 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Fig. 37. A. B. Daphnia pulex, Weibchen, stark mit Glugea infizirt. A. a. Mandibeln, von ihnen nach oben im Bogen aufsteigend der Schlund; hinter und unter ihnen die Schalendrüse noch angedeutet, b. Eierstock, eingehüllt und verdeckt durch die Infektion. Von Eingeweiden sonst noch sichtbar der Darmkanal, Gehirn und Auge. c. Herz, dahinter d. der noch leere Blutraum. B. Sporenbildung der Glugea Leydigii. 1—5. Vermehrung bei raschem Wachsthum. 3. Mehrlingsinfek- tion (?). 6. 7. Hartschalige Dauersporen, je 8, 12 oder 24 in einer Sporocyste. 8, Sporen, eine derselben mit ausgetretenem Polfaden. Die Anordnung der pebrineartigen Sporen in Cysten (Fig. 71. a) legt die Vermuthung nahe, daß es sich bei Halopedium um eine Glugea- form handelt, wie sie ähnlich bei Großobringen in Daphnia vorkommt. Ausführliche Publikation hat Herr Prof. Pritzsch in Aussicht gestellt. 2. Glugea cladocera II nov. spec. in der Hypodermis von Daphnia und Limnetis. Querschnitte durch kranke Daphniaexemplare aus Greifswald (G. W. Müller), Berka, Ettersburg zeigten die in Fig. 38 für Limnetis ab- gebildeten Verhältnisse. Die Schalenräume sind in dünnerer oder dickerer Lage mit einer Parasitenschicht vollgepfropft, welche der Cuticula dicht anliegt. Die hier in Frage kommende Glugea ist viel kleiner, als die vorige, gleicht mehr der Glugea microspora des Stichlings. Bei geringer Infektion können auf Sagittalschnitten, besonders am Cephalothorax, nur einzelne kleine Stellen in regelloser Anordnung befallen sein; bei starker Infektion ist der Schalenraum vollständig aus- gefüllt, ohne jede Betheiligung von Organen in der Mitte des Thierleibes. Zur Verbreitung der Glugeaparasiteu im Thierreicli. 67 Die Sporen sind 2 — 3 nimm groß, finden sich zu 8, 16 und mehr in je einem Sporoblasten von 3 — 4 mmm Durchmesser. Der Ent- wickelungsgang ist anscheinend der gleiche wie bei Glugea Leydigii. Die kranken Thiere sehen äußerlich so aus, wie bei Glugea Leydigii beschrieben wurde. In Weimars Umgegend ist bei Daphnia pulex die Hypodermisinfektion häufiger als die des Fettkörpers, Auf- fallend ist, daß in dem alten Ilmbett bei Berka a/Ilm beide Glugea- infektionen nebeneinander vorkommen. Wenn die Infektion mit Glugea Leydigii im Fettkörper eine übermäßige ist, dann ist auch die Hypo- dermis durch Glugea Leydigii besetzt; der umgekehrte Fall ist nicht beobachtet. Auch das Vorkommen beider Glugeaspecies in demselben kranken Daphniaindividuum ist nicht beobachtet. 3. Die Olugeaiufektioii iu der Hypodermis von Limnetis als Vertreter der Branchiopoden, zeigt nebenstehende Infektion der Hypodermis. Das Material stammt von einem Fund von G. W. Müller aus Greifswald. Fig. 38. Hypodermisinfektion bei Limnetis. A. Querschnitt durch das infizirte Thier: a. Lücke, entsprechend dem Brutraum. b. Darm; c. Banch- ^anglion; d. Brustbein. Vergrößerung 80/1. B. Querschnitt durch die Hypodermis bei 750/1 Vergrößerung, e. Cuticula, die Chitinsohale ist mit Porenkanälchen durchsetzt; die untere Lage enthält das körnige oder diffuse Hautpigment, b, g Hypodermis, nach innen mit den Ausläufern des Fettkörpers und mit dem Bindegewebe zusammen- hängend. Die Hypodermis entwickelt als Matrix die Schale. 68 Zur Verbreitung der Glugeaparasiteu im Thierreich. 10. Anderweitige Para^itenvorkomninis^e bei Daphniden. Die Liste der im I. Nachtrag, pag. 15 und 16 aufgezählten Parasiten bei Daphnia ist noch lange keine erschöpfende. Es werden bei weiterer Untersuchung sich noch eine Reihe, wohl meist pflanzlicher Comensalisten finden. Im Darm kommen zwei Clepsidrinen vor. (Fig. 34.) Verwechselung könnte in Quetschpräparaten möglich sein mit dem Hefeparasitismus, Nachtrag I, Fig. 23 und 24. Verfasser hat diese Infektion bei Gammarus, aber nicht bei Daphniden gesehen. Weiter könnte eine Verwechselung statt haben mit der einen Wachsthumsform von Amöbidium parasiticum Cienkowsky, die aber nur auf der Chitinhülle beobachtet ist. Weil der Fund von solchen Cysten (Fig. 40) seitens der zuständigen Zoologen als zu Amöbidium gehörig betrachtet wird, drückt Verfasser nur die Vermuthung aus, daß ev. zwei ganz verschiedene Ectoparasiten handelt. (Conf. Fig. 17.) Amöbidium parasiticum Cienkowsky ist bei Daphnia und Cyclops ein ganz gewöhnlicher Befund in den Tümpeln von Großobringen, Wohlsborn, Klein- obringen, Ettersburg. Massenhaftes Vorkommniß ist zu verzeichnen aus einem Teich von Handschuchsheim bei Heidelberg. Bei dem leicht beweglichen Diaptomus siedelt sich in Weimar das Amöbidium nicht an. — Nach den Angaben aller Autoreu ist Amöbidium nur Ectoparasit; er soll un- schuldiger Comensalist sein, wie die auf pag. 13 des I. Nachtrages genannten Gäste. Mit einzelligen Algen sind Moina, Daphnia aus manchen Fundstätten so dicht besetzt, daß der Träger schier unkenntlich und sicher in seiner Existenz bedroht wird. Ein Pilz an den Antennen von Daphnia aus dem Tümpel am Bahnhof Berka, bildete an den Antennen lange Hyphen, doppelt so lang als die Amöbidiumschläuche; sie um- gaben das schwimmende Thier wie mit einem durchsichtigen Heiligenschein. Es handelt sich um eine Saprolegniaform; Leydig hat in seinem Daphniabuch pag. 77 ähnliche Funde, auch aus der Leibeshöhle (Sphäria entomorhiza Robin) und Moniez hat sogar drei Species von Amöbidium aufgestellt. Es können die zopfartig ge- drehten Schläuche von Amöbidium bei Daphnia so massenhaft anhaften, daß die Daphnie dadurch ganz schwarz erscheint, die Schalenklappen verdickt werden und das Thier nur schwerfällig sich bewegen kann. Alsdann kommt Amöbidium auch im Brutraum (im Eileiter?) zur Beobachtung, hier au den Wandungen und ausnahms- weise auch an jungen Daphnien haftend. Auf zahlreich untersuchten Paraffin - schnitten ist auch im Darm und an der Darmwand das Amöbidium gefunden worden. Fig. 39. fr Amöbidium parasiticum Czyenkowsky. a. Ein Antennenstück von Daphnia pulex, mit einer aufsitzen- den Vortioelle und mit Amöbidiuraschläuchen. 80/1; b. bei 240/1, c und d bei 500/1, e und f Zerfall der Schläuche zu kleinen Sicheln. 750/1. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 69 Für die Annahme, daß Amöbidium bei Masseninfektion auch als Endoparasit in den Bluträumen vorkommt, waren jedoch die in den Schnittpräparaten vorliegenden Bilder nicht einwandfrei genug. Der von Balbiani beschriebene doppelte Entwickelungsgang läßt sich leicht verfolgen. Bei lebhafter Vermehrung werden nur die Formen unter A als jüngste Stadien gefunden (Legons sur les sporozoaires 1884 pag. 116). Dauercysten werden gleichzeitig gefunden neben Schläuchen mit Araöboidzellinhalt. Fig. 40 b c. Fig. 40. ^^^^sisirsQSü Amöbidium parasiticum. a. Zweite Vermehrungsart (Hämatoxylinkernfärbung) mit b austretenden Amöboidzellen. c. Dritte (?) Vermehningsart, Dauercysten nach Balbiani. 750/1. Welche der abgebildeten Formen sind als Zoosporen aufzufassen? Nach Czienkowsky sind es die Amöbenformen in Fig. 40 a. b. Oder sind es die kleinen Sicheln in Fig. 39. Bei den Sarcosporidien, denen von Balbiani das Amöbidium seiner Sichelgestalt wegen angereiht ist, bestreitet man sogar noch die doppelte 70 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. Wachsthumsform. Ein Uebergaug der kleinen Sicheln in Amöboidformen, Fig. 39 nach Fig. 40 b, ist auch bei Amöbidium nicht beobachtet. Jedenfalls hat die akute Vermehrung des Parasiten im Hochsommer statt, bei Mangel oder geringer Anwesen- heit der Formen in Fig. 40 a. und b., durch die kleinsten, 6 — 8 mmm langen Sicheln. Das Weitere bleibt den zuständigen Zoologen überlassen. Vielleicht gehört Fig. 40 c einem Ectoparasiten an, wie wir ihn als neu von der Haut des Frosches und des Stichlings beschrieben haben. (Siehe Fig. 17 b). Die Dauercysten (?) mit doppelter und anscheinend harter Hülle, werden in verschiedener Größe (Fig. 40 c) angetroffen. Die Zahl der Dauersporen darin wechselt dementsprechend von 10 bis 100 und mehr. Die Kernverhältnisse lassen sich bei den Sichelformen durch Säurefuchsin, bei den Amöbenschläuchen auch durch Safranin leicht darstellen. Der Form Fig. 39 e geht eine Vertheilung junger Kerne in regelmäßiger Anordnung durch die ganze Protoplasmamasse der großen Sichel voraus; jede kleinste Sichel (6—8 mmm) hat einen deutlichen Kern. Die Form Fig. 40 b ist immer mehrkernig und läßt sich die successive direkte Theilung jedes einzelnen Kerns leicht verfolgen in jeder Kammer des Schlauches. In großen Schläuchen sind die Zwischenwände der Kammern geschwunden und ist das Protoplasma gleichmäßig mit vielen gleichgroßen Kernen besetzt, aber in un- regelmäßigerer Anordnung als bei den großen Sicheln in Fig. 39 c. d. Einen pathogenen Einfluß hat Amöbidium direkt nicht; Zellparasitismus kommt nicht vor und die Zugehörigkeit des Parasiten zu den Sporozoen, trotz der Sichel- keime, ist deshalb fraglich. 11. Zur Aetiologie der Glugeainfektionen. Gegenüber den bekannten Funden von Zellinfektionen bei Warm- blütern und beim Menschen imponiren die Zellerkrankungen der niederen Thiere in erster Reihe durch die Massenhaftigkeit ihres Auftretens im Wirth. Bei Radiolarien gehören Mehrliugsinfektionen noch zu den Selten- heiten; bei den kleinen Krustern bestehen manche Thiere zur größeren Hälfte nur aus Parasiten; bei der Glugeainfektion haben wir gesehen, wie ein besonders bevorzugtes Wirthsgewebe, ähnlich wie bei acuter Carcinose und Sarcomatose, bis auf einige Ueberbleibsel in para- sitäres Gewebe umgewandelt wird, ein Verhältniß, das bei höheren Thieren nie in solcher Einseitigkeit und in solchem Extrem ange- troifen wird. Das gleiche massenhafte Auftreten gilt auch von bak- teriellen Krankheiten der niederen Thiere, wie bei Notodromas von G. W. Müller beobachtet ist (siehe Fig. 5 b). Der pathogene Einfluß des Parasiten ist dabei ein relativ geringer. Nur die stark infizirten Thiere sind an der Art ihrer Bewegungen, event. an der veränderten Färbung zu erkennen; in den Fanggläsern sterben sie zuerst ab. In der Natur kommt ein rasches Absterben bei Masseninfektionen vor, insofern in manchen Wasserbehältern die ganze kranke Species in Zeit von wenigen Wochen spurlos verschwunden ist. Aber das findet auch bei gesund befundenen Arten unter nicht näher gekannten Um- ständen statt und ist die Erkenntniß der pathogenen Bedeutung für diese Schmarotzer mit viel mehr Schwierigkeiten verknüpft, als z. B. bei der acuten Coccidiose der Kaninchen,*) der Autoinfektion bei Pferd, Schaf und Schwein durch Sarcosporidien, der vermeintlichen *) Von Labbe und anderen Zoologen ist die acute Coccidiose (zuerst ge- sehen von Professor Dr. R. Pfeiffer- Berlin. Siehe: Die Protozoen als Krankheits- erreger, n. Auflage, 1891 Anmerkung pag. 90 und Untersuchungen über den Krebs, Anhang 7) neuerdings auf zwei nebeneinander vorkommende Coccidienspecies bezogen. Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 71 Epithelzell Wucherung- beim Carcinom, weil die kleineren Krusten- thiere ein zeitlich beschränktes Auftreten haben mit rascher Folge neuer Generationen. Der Regel nach ist eine Parasitenspecies nur für einen Wirth oder nur für ein bestimmtes Gewebe des Wirthes angepaßt, eine Er- scheinung, die den Sporozoen- und Rhizopodeninfektionen eigenthüm- lich ist. Hier sei an die früher beschriebene paradoxe Anpassung einer Myxosporidie an das Neurilemm der Aesche erinnert. Aber derselbe Wirth kann auch Anpassung für 2, 3, 4 und eventl, für noch mehr Sporozoenspecies haben; z. B. kommen (Fig. 12, 13, 29, 30, 31, 32 und 33) bei Gammarus pulex besondere Erkrankungen durch verschiedene Sporozoen vor im Muskel, im Fettkörper, im Blutserum und im Darmepithel; die Flohkrebse eines Baches haben den Glugea- parasiten im Muskel, in einem nahe fließenden zweiten Bache sind die Muskeln nicht infizirt und dagegen das ganze Fettgewebe ander- weit parasitisch umgewandelt. Eine Cyprisspecies hat einen kleinen Blutparasiten, der viel Aehnlichkeit hat mit der Sternblumentheihing beim Malariaparasiten; andere Cyprisspecies haben eigene, ganz anders beschaffene Blut- parasiten; Daphnia, Halopedium, Cyclops u. A. haben eine Glugea- species, die der ähnelt, welche Endemien verursacht in den Seiden- raupenzüchtereien Frankreichs, oder auch unter den Schildkröten und Fröschen in der Umgegend von Charkow (Danilewsky). Wie es kommt, daß an einer Lokalität bei Daphnia nur die Hypo dermis, in einer andern Lokalität nur der Fett körper (oder der Geschlechts- apparat?) und unter Hunderten von Fällen kaum einmal beide Gewebe zugleich von dem Glugeaparasiten besetzt sind, das bleibt zunächst noch ein Räthsel. Eine Menge der Vorkommnisse, die von den Tumoren des Menschen und der Warmblüter beschrieben sind, kommen bei niederen Thieren im kleinen Raum übersichtlich zusammen vor. Aber so relativ kollos- sale Yerdrängung und parasitäre Veränderung des Wirthsgewebes wie durch Glugea bei niederen Thieren, kommt selbst bei den raschest wachsenden Geschwülsten des Menschen nicht vor. 18. Die Thelohan^sche Systematik der Myxosporidien und die Einreiliung der neuen Funde. Uebersicht der vier Familien der Myxosporidia (nach Thelohan.) Familien: Sporen birnförmig, am spitzen Ende eine Polkapsel, am J t f i p-piriap dicken Ende eine Vakuole, welche sich mit Jod färbt, j • "& ^i*2Pol-] n. Myxidiae. Keine Vakuolen im Plasma, 2 oder üapsein. ) 4 Polkapseln. Sporen nicht birnförmig. mit 4 Pol- kapseln III. Chloromyxae. iS/ÄstlSeC''"' '"""""' I I^- «y-^«'-- 72 Zur Verbreitung der Glugeaparasiteu im Thierreich. I. Uebersicht der Gattungen in der Familie Glugeidae. Die Sporen bilden sich in einem Sporoblast. Gattungen : Zahl der Sporen ist 8 | 1. Thelohania. Sporoblasten isolirt, jeder aus | • • -vr i einem Plasraatropfen entstehend. I 2. Parasit im Muskel Die Sporoblastenhülle ist dauer- j '^on Cottus. haft. Zahl der Sporen unbe- stimmt. Sporoblast im Innern des Plasma- 1 körpers sich bildend. Die Sporo- I 3, Glugea. blastenhüUe schwindet mit Aus- j bildung der Sporen. I 1. Gattung: Thelohania (Henneguy). Sporen birnförmig-, am zuge- spitzten Ende eine einzige Polkapsel. Eine helle Vakuole, durch Jod nicht färbbar, am dicken Ende. 8 Sporen in einem Sporoblasten. 1. Thelohania octospora (Henneguy). Muskel: Palaemon rectirostris und serratus. Sporoblast: 10 mmm. Sporen: 3 — 4. Polfäden treten aus durch Aether, 40 mmm lang. 2. Thelohania Giardi (Henneguy) Muskel von Orangen vulgaris. Sporo- blast 14 mmm; Spore 5 — 6 mmm, zugespitzter als bei Palaemon. Sporen mit Läugsstreifen, ohne Klappen. Polfäden treten aus, 15 — 20 mmm lang. 3. Thelohania Contjeani (Henneguy) Muskel von Astacus. Sporen 2—3 mmm, denen von Palaemon sehr ähnelnd. 2. Gattung: Parasit aus Cottus soorpius. (Muskel.) Sporen birn- förmig, am zugespitzten Ende eine einzige Polkapsel. Eine helle Vacuola, mit Jod nicht färbbar, am dicken Ende. Sporen in unbe- stimmter Anzahl. Sporoblasten isolirt von einander, jede aus einer kleinen Plasmamasse entstehend, mit lange Zeit erhaltener Hülle. Sporoblasten 15 — 18 mmm. 1. Pleistophora typicalis. (R. Gurley.) 3. Gattung: Glugea. Sporen birnförmig, in unbestimmter Zahl, am zugespitzten Ende eine Polkapsel, eine Vacuole am dicken Ende. Sporoblasten gebildet auf Kosten des Endoplasmas, von einem proto- plasmatischen Körper; Sporoblastenhülle schwindet bald. 1. Glugea niicrospora (Thelohan). Unterhautzellgewebe von Gast er 0- steus, Gobius minutus Henneguy. Phoxinus laevis G. W. Müller 1894. Sporen 3 — 4 : 3 mmm. 2. Glugea destrnens (Thelohan). Muskel von Callionymus lyra, denselben stark verändernd. Sporen 3 — 3,5 : 2 mmm. 3. Glngea der Pebriuekrankheit der Seidenspinner-Eaupen und Schmetter- linge. Von Thelohan ist der Polfaden jüngst nachgewiesen. Polyphage Anpassung des Parasiten. 4. Glugea Mülleri (nov. spec.) Muskelzellen von Gammarus pulex. Sporoblast 10—40 mmm. im Durchmesser, enthält 8, 16,24 oder 32 Sporen. Polfaden tritt aus auf Aetherzusatz, 15 mmm lang. 5. Glugea Schnieilii (nov. gen.?), in Cyclopsarten vorkommend, in Diaptomus coeruleus, Diaptomus Richardii, mit ungleich großen, weicheren Sporen von 3 — 6 : 4—8 mmm und mit Anpassung an das Blut (?) 6. Glugea parva (s. Nosema parva Moniez), eventuell gleich Glugea Leydigii bei Daphnien, ovale 3,5 : 2 mmm große Sporen. Aus Cyclops spec? Anpassung für den Fettkörper. 7. Glugea virgula (s. Nosema virgula R. Moniez, identisch (?) mit Nosema acuta R. Moniez). Sporen 8 : 3 mmm, Sporoblasten£20 — 30 mmm. Anpassung an den Fettkörper. 8. Glugea Leydigii (nov. spec.) In der Leibeshöhle von Daphnia sima, Polyphemus oculus, Lynceus sphaericus gefunden 1853 von Leydig, in Halopedium 1892 von Vavra und Fritsch. In der Zur Bearbeitung der Glugeaparasiten im Thierreich. 73 Umgegend von Weimar vorkommend bei Daphnia pulex. Bei starker Infektion auch in den Hypodermiszellen vorkommend. Sporobllasten ver- schieden groß mit je 8, 16, 24 und mehr Sporen. Die Sporen gleich denen bei Glugea parva Nr. 6. 9. Glagea coccoidea (nov. spec.) In den Hypodermiszellen von Daphnia pulex von Ichtershausen, Ettersburg, Berka a/Ilm, Greifswald, Heidelberg, In den Hypodermiszellen von Limnetis aus Greifswald. Sporoblasten 2,5 — 3,00 mmm. Sporen von der Größe des Staphylococcus aureus, mit Kernfleck. 10. Glugea bryozoides Korotneff (s. Microsporidium bryozoides. K.), in den Spermatoblasten von Alcyonella. Sporen gurkenkernförmig, vakuolen- artiger Fleck an jedem Polende. Der Polfaden ist noch unbekannt. Außerdem würden sich noch, event. als besondere Arten nach dem Sitz in den Wohnthieren, hier anreihen: 11. Glngea Danilewskyi, aus den Muskeln von Batrachiern. Die Sporen stimmen anscheinend mit Glugea Leydigii überein. 12. Glngea Thysanarae, Geschlechtsapparat. 13. Glugea der Kreuzspinne, Muskelzellen. Außerdem auch Glugea bei Cypriden, in der Leibeshöhle bei Anne- liden, Nematoden, Cestoden, bei Infusorien und Mastigophoren. II. Uebersicht der Gattungen in der Familie Myxidiae. Gattungen. Sporen spindelförmig, mit 1 Polkapsel an I 1. G. Myxidium jedem Ende. i (Bütschli.) a j I 2. Sphaerospora Sparen rund. ( ^^^ ^^^^ ^jj-j^ Sporen. ' Eiförmig, platt, mehr oder weniger in die j 3. Myxosoma Länge gezogen. i (n. gen. Thel.) Länglich, mit einer Schale, die aus 2 Hohl- "j , Ceratomvxa kegeln besteht, die an ihrer Basis zusammen- > ' , Thöi \ haften. ) ^^^^' ^^"- ^'^^^•' 1. Gattung: Myxidium (Bütschli). 1. M. Lieberkülinii (Bütschli). Sporen 15 — 20 : 4—6 mmm. Schale längs- gestreift, Extremitäten zugespitzt. Längsaxe der Polkapsel in der Längsaxe der Sporen. Plasma des Thieres enthält Hämatoidinkrystalle. Harnblase des Hechtes. 2. Gattung: Sphaerospora (nov. gen. Thel.) 1. Sphaerospora elegans (nov. spec. Thel.) Sporen 8—10 mmm. lang. Niere des Stichlings (der Aalraupe?) (zusammen mit Henneguya media). 3. Gattung: Myxosoma (nov. gen. Thel.) 1. Myxosoma Dujardini (nov. spec. Thel.) Sporen eiförmig, platt, an einem Ende etwas zugespitzt. Schale nicht gestreift. Länge 12 — 13 : Breite 7—8 mmm. Kiemen der Plötze (gardon), bildet längliche, unregelmäßige Tumoren. 4. Gattung: Ceratomyxa (nov. gen. Thel.) 1. Ceratomyxa sphaernlosa (nov. spec. Thel.) Sporen 100 p. lang, 12 breit. Endoplasma besetzt mit hellen Kugeln, welche Körner enthalten. In der Gallenblase von Mustelus vulgaris in galeus canis (Hai). Keine Vacuola. Inhalt beider Schalenhälften verschieden. III. Gattung in der Familie Ghloromyxae. Gattung Chloromyxum (Mingazzi) mit den Eigenschaften der Familie. 1. Chloromyxum Leydigii (Ming.). Die Sporen sind abgeplattet, eiförmig, am schmalen Ende zugespitzt. Die Hülle hat Streifen, welche das hintere Ende der Sporen gezähnt erscheinen lassen. Länge 10, Breite 8 mmm. Gallenblase von Plagiostomen. 2. Ch. iluviatile (nov. spec. Thel.) Die Sporen sind rund, 5—7 mmm lang, Plasma ohne Vakuole. Gallenblase von „la Chevaine". 74 Zur Verbreitung der Glugeaparasiten im Thierreich. IV. Uebersicht der Gattungen in der Familie IVIyxobolae. Gattungen: f Sporen mit einer Schwanzverlängerung ) „ /mvi u ^ Sporen 2 Polkapseln. 1 Henneguya (Thelohan.) mit •; Schale. Sporen ohne Schwauzverlängeruug, eiförmig ) M^oU^iug fßütschli^ [ oder ellipsoid, platt, mit 1-2 Polkapseln. ( Myxoboius ^Butscüli). 1. Gattung: Henneguya (nov. gen. Thel). 1. Henneguya psorospermica (nov. g. nov. spec. Thel). Sporen 35—40 mmm. lang. (Müllers Psorospermien) Schwauzanhang so lang als die übrige Spore. Kiemen des Hechtes und des Barsches. 2. H. media in der Niere des Stichlings (bildet nach Thel. eine neue Gattung). Sporen 20 — 22:5—6 mmm. (zusammen mit fast runder II Form: Sphaerospora elegans.) 3. H. brevis (nov. spec. Thel). Sporen 15 : 5 p., anderes Ende mehr eingebogen. Schwanzanhang sehr kurz, von '/a Körperlänge. Niere und Ovarien des Stichlings. 4. (?) neue Gattung. Der Parasit von J. Ruyder in Aphrododerus savanus. (Ruyder, the Psorosperms found in Aph. savanus. American. aturalist. XIV. 1880). 2. Gattung: Myxobolus (Bütschli). A. Eine einzige Polkapsel. 1. Myxobolus piriformis (nov. spec. Thel.) Gurkeukernartige Sporen, abgerundete Eiform, mit Kapsel an einem Ende. Sporen 16 — 18:7 — 8 mmm. Milz und Kiemen der Schleihe. Niere von Cobitis fos.silis. B. Zwei Polkapseln, Sporen platt-eiförmig. 2. Myxobolus oviformis (nov. spec. Thel.). Sporen platteiförniig, Pol- ende zugespitzter. Polkapsel sehr groß (6 mmm). Die Sporen messen 10 — 12 : 8 mmm. Schwimmblase des Cyprinus gobio (Kresse, Gründling), Kiemen des Karpfens, Weißfisches (Ablette). 3. M. ellipsoides (nov. spec. Thel.). Sporen länglich, platt-eiförmig, beide Enden gleich, 2 kleine Polkapseln (4 mmm.) Sporen: 12 — 15 : 9—11; Kern der ,,cellules capsulogenes" bestehen bis zur Reife der Sporen. — Bei der Schleihe: Kiemen, Schwimmblase, Leber, Eingeweide. 4. M. MüUeri (Bütschli). Die Sporen, von der Fläche gesehen, haben verschiedene Form, bald rund ohne besonderes Merkmal an der Polkapsel- stelle, bald daselbst etwas zugespitzt. Der Rand an der Berührung der beiden Schalenklappen hat 7—9 Falten. Sporen 10 — 12:9—11; Nieren und Eierstock der Ellritze. Kiemen und Schwimmblase der ,,Chevaine". Crenilabrus melops (Roseoff), Cyprionideu. Auf den Kiemen der Brasse. Sporen 8 : 6 mmm. (Thelohan). Hierher gehören wahrscheinlich auch die neuen Funde von L. Pfeiffer-Weimar in den Muskelzellen der Barbe, im Eierstocke der Barbe, in den Muskelzellen der Ellritze, im Neurilemm von Thy mallus. ? M. Merlncii. (SuUe myxosporidie dei pesci raarini. Bull, scientif. anno XIII. 1890). Der Fund von Lutz aus der Gallenblase von Bufo ist nicht einregistrirt von Thelohan. Nachtrag III. (Berichtigung.) Die Podwyssozki'schen Coccidien des Hühnereies. Von Dr. A. Schuberg iu Heidelberg. In der zweiten Auflage von: „Die Protozoen als Krankheitserreger" wurde im Anschlüsse an eine Mittheilung von Podwyssozki*) und auf Grund von Präparaten dieses Autors eine „Coccidienform" aus dem Eiweiß von Hühnereiern beschrieben**). Diese Form schien aus dem Grunde ein besonderes Interesse zu beanspruchen, weil man viel- leicht erwarten konnte, bei derartigen Coccidien am ehesten Reinkul- turen im Sinne der heutigen Bakteriologie erhalten zu können. Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Geh, Medizinal- rath Dr. Pfeiffer wurde ich in Stand gesetzt, einige Präparate von Prof. Podwyssozki, welche jene Coccidien enthalten sollten, aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Bei den als Dauerformen aufgefaßten Gebilden fiel mir nun bald auf, daß ihnen ein Deckel zukommt, wie er für die Distomeneier be- kanntlich sehr charakteristisch ist; in den meisten Fällen war der Deckel nur durch eine Linie angedeutet, doch wurden auch Eier ge- funden, wo er sich abgehoben hatte oder abgesprungen war. Die zum Theil dunkelbraune Färbung der Cyste bestärkte die Vermuthung, daß es sich in der That um Distomeneier handelte, noch mehr, und eine genauere Untersuchung des Inhaltes erhob die Vermuthung zu un- zweifelhafter Gewißheit. Die als Kerne gedeuteten gefärbten Körper im Innern der Cysten sind nämlich die Kerne der den Embryo zu- sammensetzenden Zellen, bzw., auf früheren Stadien, der Dotterzellen. Die aus platten Zellen bestehende Hüllmembran***) mit ihren abgeflachten Kernen ließ sich in vielen Eiern ganz deutlich erkennen. Außer den Dauercysten, die also mit Eiern identisch sind, waren auch noch „Schwärmercysten" beschrieben worden, welche ebenfalls, wie auch meistens die ersteren, in Haufen beieinander liegen. Schon Podwyssozki hatte ferner von einem bräunlich-schwarzen Pigmente gesprochen. Diese Gebilde sind nichts anders als Theile der Dotter- stöcke des Distomums, von welchem die Eier stammten. Daß dies in der That der Fall war, ließ sich mit Sicherheit nachweisen. Nur ein Theil der Schnitte nämlich enthielt isolirt im Eiweiß liegende Eier; einige andre ließen dagegen noch die Eeste des Distomen- •) Centralbl. f. Allgem. Pathol. u. Pathol. Anat. I. Bd. Nr. 5 pag. 153 ff. **) Protoz. als Krankheitserreger. II. Aufl. pag. 61 ff. — Untersuch, über den Krebs etc. pag. 29. ***) Vgl. hierüber : Korschelt-Heider, Lehrbuch d. vergleich. Entwickelungs- gesch. der wirbellosen Thiere. Specieller Theil (Jena 1893) pag. 116. 78 Die Podwyssozki'schen Coccidieu des Hühnereies. körpers aufs Deutlichste wahrnehmen. Nicht nur die Dotterstöcke, sondern auch Theile des Hodens, Schnitte durch den Darm, Subcuti- cularschicht und die großblasigen Parenchymzellen konnten als solche erkannt werden. Die von Pfeiffer erwähnten „frei im Eiweiß liegen- den Kerne" sind unzweifelhaft die Kerne der Subcuticularzellen. Das kolonieweise Zusammenliegen der „Cysten", wie es von Podwyssozki und Pfeiffer betont wurde, erklärt sich dadurch, daß die Eier noch im Uterus, dessen Begrenzung deutlich zu sehen ist, enthalten sind. Aus alledem geht also unzweifelhaft hervor, daß die Hühnereiweiß- coccidien aus der Reihe der Thiere zu streichen sind, und daß sie ihren Ursprung einer Verwechselung verdanken, die, wie bekannt, in früherer Zeit auch dem Coccidiumoviforme mehrfach widerfahren ist. Daß Distomen in Hühnereiern*) gelegentlich vorkommen, ist seit längerer Zeit bekannt, worauf übrigens auch Podwyssozki selbst hinweist. Es ist das in der Bursa Fabricii und im Ovidukt vieler Vögel**) lebende Distomum ovatum (Rud.) (Cephalogon,'i!mus ovatus). Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Prof. Bütschli wurde mir ermöglicht, ein Exemplar dieser Species aus der Sammlung des Heidelberger Zoologischen Institutes vergleichen zu können. Eine Messung der Eier des sonst unbrauchbaren alten Spiritus- exemplares, das von Creplin in der Bursa Fabricii von Corvus com ix gefunden und bestimmt worden war, ergab eine vollständige Uebereinstimmung in Form und Größenverhältnissen mit den Eiern in den Podwyssozki'schen Präparaten, sodaß wohl anzunehmen ist, daß es sich im vorliegenden Falle wirklich um D. ovatum handelt. *) V. Linstow, Couipendium der Helminthologie pag. 123. **) Vgl. Stossich, I Distomi degli ucelli (Boli. Soc. Adriat. Sc. Nat. in Triesto. Vol. XIII. Estratto pag. 2. IV. Nachtrag. Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen des- selben als Endemie. Es ist noch nicht lange her, daß die Verbreitung der Tuberkulose durch Contagion anerkannt worden ist. In Italien hat man lange vor der Entdeckung des Tuberkelbacillus die Brustkranken als Ver- breiter der Tuberkulose betrachtet; jetzt tritt uns als etwas ganz Unerhörtes in Deutschland die Thatsache entgegen, daß von Seiten der Gemeinden, in deren Gebiet man Heilstätten für Tuberkulose einrichten will, Widerspruch erhoben wird. Die allgemeine Meinung hat sich in kurzer Zeit bei uns geändert, man zieht den Schluß, daß durch Anhäufung von Brustkranken in einzelnen Orten daselbst endemische Heerde der Krankheit veranlaßt werden. Nach den Nach- richten aus Gefängnissen, Klöstern u. s. w. hat diese Schlußfolgerung ihre Berechtigung und wird, wenn sanitäre Vorkehrungen fehlen, die Ausbreitung der Tuberkulose auf die Umgebung als möglich zuge- geben werden müssen. Nicht gleich, aber ähnlich liegen die Verhältnisse für Carcinom. Die Beispiele der direkten Ansteckung sind für Carcinom noch so selten, wie vor ca. 20 Jahren die durch Tuberkulose. Die Vererbung wird von ebensoviel Aerzten angenommen als bestritten. Die Zunahme der Carcinomsterblichkeit und das Vorkommen von endemischer Häufig- keit des Carcinoms aber werden jetzt schon discutirt, besonders in Frankreich und England. Auch in Deutschland finden sich solche Belege, wie bei der Tuberkulose, sobald man anfängt, dieser Seite in der Aetiologie des Carcinoms mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ueber die Zunahme der Carcinomsterblichkeit hat B. Schuchardt die einschlägige Literatur zusammengestellt in den Correspoudenz- blättern des Allgem. ärztl. Vereins von Thüringen 1894 No. 2, 3 u. 9. Es sind meist ausländische Quellen in diesem Verzeichniß enthalten. In Deutschland eröffnet das Centralblatt für Gesundheitspflege*) mit der statistischen Arbeit von Fink ein bürg die Betheiligung an der Frage. G. Finkeinburg kommt zu den folgenden 3 Schluß- folgerungen: 1. Bei einer Verminderung der allgemeinen Sterbeziffer, hat in den Jahren 1881 — 1890 eine beträchtliche Sterblichkeitszunahme an Carcinom stattgefunden. *) Untersuchungen über die Ausbreitung und Frequenz der Krebserkraukungen im preußischen Staat mit besonderer Berücksichtigung der Rheinprovinz. Central- blatt f. öff. G. XIII Bd. 7. und 8. Heft 1894. 82 Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen desselben als Endemie. 2. Die städtische Bevölkerung hat ein bedeutendes Ueberwiegen an Krebstodesfällen gegenüber den Landbewohnern. 3. Die Mehrsterblichkeit an Carcinom in den Städten ist in erster Linie durch eine Mehrsterblichkeit des weiblichen Theiles der Bevölkerung in den Städten bedingt. Auch die räumliche Vertheilung der Carcinomtodesfälle ist eine recht ungleiche. Es entfallen nach Finkein bürg auf 1 Million Ein- wohner folgende Anzahl von Carcinomtodesfällen: in Preußen 409 in England 600 „ Irland 419 „ Schottland 607 „ Italien 427 „ Holland 690 „ Oesterreich 491 „ Berlin 623 Innerhalb des Königreiches Preußen sind die einzelnen Provinzen recht ungleich betroffen, finden sich Schwankungen von 230 in der Provinz Posen bis zu 581 in Schleswig; innerhalb der Kreise von 212 in Trier, 213 in Bromberg bis zu 581 in Schleswig. — Es kommen also Unterschiede vor in dem Verhältniß von 1:2^2« Es giebt aber auch Schwankungen von 1 : 4 — 5, welche zunächst in der offiziellen Statistik nicht hervortreten. Das häufige Vorkommen be- trifft kleinere Gemeinden oder einzelne Stadttheile, nach der Be- obachtung von Aerzten. Solche Beispiele von häufigem Vorkommen des Carcinoms in einzelnen Lokalitäten sind von B. Schuchardt in den Correspondenzblättern des allgemeinen ärztl. Vereins von Thüringen 1894 No. 9 zusammengestellt. Das rasche Nacheinandererkranken der Bewohner von einzelnen Häusern, sogenannten Krebshäusern, beschreibt auch Guelliot-Reims in No. 50 der Semaine medicale, 1894. Diese Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf Frankreich und England. In Folge der früheren Publikationen über dieses Thema in den Correspondenzblättern des allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen haben verschiedene Collegen bezügliche Mittheilungen aus ihrer Er- fahrungen in Aussicht gestellt, die, wenn sie eingehen, in den Correspondenzblättern verötfentlicht werden sollen. Für jetzt heben wir nur die folgenden hervor. In dem Städtchen Eehburg am Steinhuder See kamen nach den Beobachtungen des seit 29 Jahren daselbst praktizierenden Arztes Dr. Michaelis auffallend viele Fälle an Magenkrebs vor. Das Trink- wasser stammte direkt aus dem See. Nachdem seit 9 Jahren das Trinkwasser durch eine Leitung zugeführt wird, hat sich die Häufig- keit des Magencarcinoms ganz auffallend herabgemindert daselbst. Hier reiht sich an das beobachtete häufige Vorkommen von Carcinom in dem Dorfe Großob ringen bei Weimar. Die Einwohner- zahl beträgt 600. — In den letzten 12 Jahren kamen daselbst 234 Todesfälle vor. Daran ist Krebs mit 16 Todesfällen, Tuberkulose mit nur 6, Typhus mit 2 Todesfällen betheiligt. Das Dorf liegt l^/a Stunde von Weimar auf dem nördlichen Abhang des Ettersberges. Ein Theil der Häuser steht am Bergabhang, an der von Weimar kommenden Chaussee, die Mehrzahl zieht sich zu beiden Seiten eines Baches hin. Das Trinkwasser stammt für die Mehrzahl der Häuser aus Pumpbrunnen, die direkt aus dem flach stehenden Grundwasser Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen desselben als Endemie. 83 Fig. 41 Plan des Dorfes Großobringen mit der Lage der 4 Dorfteiche a, b, c, d und dem Bachlauf, aus denen das in den Nachträgen I und II beschriebene Material von Sporozoeninfektionen bei niederen Wasserthieren entnommen ist. schöpten. Der das Dorf durchfließende Bach ist mehrfach gestaut, und wird aus ihm das Wirthschaftswasser zum Scheuern, Viehtränken entnommen. Von den 4 Dorfteichen ist der nach Westen zu gelegene (a im Plan Fig. 41) der größere und höchst gelegene. Wassermangel ist auch in dem sehr trockenen Jahre 1893 nicht vorhanden gewesen in Großobringen. Ein Theil der Häuser hat nasse Keller. Ein Eingehen auf die Alters- und Geschlechtsverhältnisse, Here- dität, Zusaramenwohnen, auf gleichzeitiges Vorhandensein von Alkoholis- mus, Arthritis u. s. w. wird bei der beschränkten Anzahl von Einzel- fällen unterlassen. Einzelne Häuser, resp. Familien hatten mehrere Carcinomfälle aufzuweisen. Die Häufigkeit des Carcinoms erhellt aus der Thatsache, daß in dem letzten Jahrzehnt immer 2, 3 und 4 floride Erkrankungen unter ärztlicher Behandlung standen, auch bei jungen Personen, bei einer Gesammtzahl von 600 Einwohnern. Es sind nur zur Beobachtung gekommen Erkrankungen im Magen, Hoden, Uterus, der Brustdrüse, dem Rectum; also nahestehende Krebsformen. Panzerkrebs, mit fieberhaften Nachschüben, hat Verfasser in den 12 Jahren dreimal beobachtet. Ueber Carcinom bei Thieren ist nichts bekannt. Wie in früherer Zeit die Verhältnisse gelegen haben, hat sich nicht sicher mehr ermitteln lassen. Nach älteren Mittheilungen, z. B. des verstorbenen Bezirksarztes Dr. Zogbaum-Weimar, ist demselben auch früher schon die Häufig- keit von Carcinomfällen daselbst aufgefallen. Vergleicht man die von Schuchardtin den Correspondendblättern 1894, No. 9 gegebenen Ziifern aus einzelnen Carcinomlokalitäten in Frankreich, ferner die Statistik von Finkeinburg und die aus Groß- 84 Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen dessellben als Endemie. obringen vorliegenden Angaben, so stellt sich die Carcinorasterblieh- keit in auffallend belasteten Gemeinden folgendermaßen auf je 1 Million Einwohner: Mittel von Europa: 520. Cormeilles » St. Leonart ^^^^ Oulchy I ^^^^ ^^^ °^^^'^' Großobringen j Regierungsbezirk Erfurt: 394. Oder bei einem Durchschnitt von 3 — 4 Todesfällen an Carcinom auf je 100 Todesfälle: Cormeilles 15,0 Für die über 20 Jahre St. Leonart 10,0 alt Gewordenen: Oulchy 10,4 Großobringen: 20<'/o. Großobringen 13,0 Goth. Lebensbank: 5,04°/o. Daraus erhellt, daß das Dorf Großobringen eine auffallend höhere Carcinom-Sterblichkeit hat, als die Gegend nördlich vom Ettersberg (Reg.-Bezirk Erfurt). Die benachbarten Dörfer haben keine auffallende Häufigkeit von Carcinom. Der Schluß, daß ein endemisches Moment hier vorhanden ist, wird weiter noch gestützt durch den Vergleich mit der örtlichen Sterb- lichkeit an Tuberkulose. Während nach Finkeinburg (1893) die Carcinomsterblichkeit in Deutschlands Städten auffallend im Zunehmen begriffen ist, hat nach Bollinger für Tuberkulose das Gegen theil statt in den Städten Deutschlands (Münchener med. Wochenschrift 1895 Nr. 1, 2). Mit Absicht hat Bollinger sich auf das Material aus Städten beschränkt, weil die Diagnose der Kindertuberkulose auf dem Land die Veranlassung giebt zu noch größeren Fehlerquellen als in den Städten. Knochentuberkulose, tuberkulöse Meningitis, Pleuritis, Miliar- tuberkulose, ferner die Nachkrankheiten von Influenza und Masern, werden vielfach falsch rubricirt. — Bollinger berechnet den jähr- lichen Verlust an Tuberkulose in ganz Deutschland auf 240 — 250 000 Individuen. Es kommen auf 1 Million Einwohner Todesfälle an Tuberkulose z. B. in: 1883—1885. 1892—1893, Wien 6929 4700 München 4080 3080 Berlin 3473 2570 Hamburg 3373 2520 Chemnitz — 2360 Görlitz — 2480 Stuttgart 2791 2127. Die ziffermäßige Abnahme der Tuberkulosensterblichkeit deckt sich für München mit den Erfahrungen des pathologischen Instituts, ist besonders ausgesprochen in den Ergebnissen der Kindersectionen. Ebenso spricht dafür die Mittheilung von Th. Weyl aus Berlin; hier ist in der Altersklasse von 0 — 5 Jahren binnen 1871 bis 1890 die Tuber- kulosesterblichkeit auf fast die Hälfte herabgegangen. Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen desselben als Endemie. 85 Die statistischen Zahlen sprechen im Allgemeinen weiter dafür, daß die Tuberculose — wie Carcinora — in der ländlichen Bevölkerung seltener auftritt. Ausnahmen fehlen auch hier nicht; der Regierungs- bezirk Sigmaringen hat z. B. in der ländlichen Bevölkerung 4000, in der städtischen nur 2700 betreffende Todesfälle; ebenso verhalten sich noch 11 von den 35 Regierungsbezirken des Preußischen Staats. Die Schwankungen nach dem Geschlechtsunterschied sind groß. Um die Berufsschädlichkeiten auszuschließen, hat Finkeinburg 1. c. für die weibliche Bevölkerung allein Vergleiche angestellt; es finden sich Schwankungen von 7,7—9,3 "/o in den Kreisen Friedland, Straß- burg, Trier, Tuchel, bis zu 72,2 "/o in den Kreisen Meppen und Osnabrück. Höchst wichtig ist der Hinweis von Bollinger auf die in den Schlachthäusern beobachtete Zunahme der Rindertuberkulose. Die Bedeutung der letztern für die Kindertuberkulose ist naheliegend. Rindertuberkulose wurde festgestellt in 20 städtischen Schlacht- häusern des Königreichs Sachsen 1893 in 18,26 ^/o, in Berlin in 15,5 "/o. Leipzig hatte 1888 = 11,1 "/o beim Rind, 12,89^0 beim Schwein. 1889 = 14,9 „ „ „ „ „ „ 1890 = 22, o „ „ „ ^— „ ,) „ 1891 = 26,7 „ „ „ 18,6 „ „ 1893 = 26,6 „ ,, „ „ „ „ Für Schweine ist 1893—94 eine Steigerung der Tuberkulose von 26,6 auf 35,0 beobachtet und mit der Futternoth in Beziehung ge- bracht worden. Schweine aus Molkereien sind fast alle tuberkulös. Nach Nepodil's älterer und viel citirter Statistik kommen unter 1 Million Einwohner im Allgemeinen 6500 Todesfälle auf Tuberkulose und nur 780 auf Carcinom. Die Regel gilt, daß überall die Tuber- kulosensterblichkeit höher ist als die an Carcinom; im Mittel wird das Verhältniß von 1 Carcinomtodesfall auf 3—4 Todesfälle an Tuber- kulose angegeben. Daß der Werth solcher Ziffern ein sehr relativer ist, erhellt aus den vielfachen localen Ausnahmen, die wir mit Absicht für Carcinom ebenso wie für Tuberkulose oben hervorgehoben haben. Jedenfalls hat sich die Regel für das Dorf Großobringen umge- kehrt. Auf 6 Todesfälle an Tuberkulose kommen nicht 1—2 Todes- fälle an Carcinom, sondein deren 12. — Die noch in ärztlicher Be- handlung z. Z. stehenden Carcinomerkrankungen sind natürlich nicht mit gerechnet; dieselben lassen, weil neuerdings häufiger vorkommend, etwaige Fehlerquellen der Statistik als ausgeglichen, erscheinen. Aus diesen statistischen Vergleichen entnimmt Verfasser die Be- rechtigung, in dem Dorfe Großobringen bei Weimar das Vorhanden- sein des Carcinoms in endemischer Häufigkeit als bewiesen zu betrachten. Fs lag nahe, auch die ätiologischen Momente für dieses endemische Vorkommen in Betracht zu ziehen. Von allen französischen Aerzten, die sich mit dieser Seite der Frage beschäftigt haben, sind die Beziehungen der Bewohner zu mangel- hafter Beschaffenheit des Trinkwassers, zu dem zu Cyder verarbeiteten Trinkwasser, zum Gebrauchs wassers für häusliche Zwecke u. s. w. angeschuldigt worden. Insekten, zu manchen Zeiten massenhaft an den Ufern sich zeigend, Pflanzengallen u. d. m. sind genannt worden. 68 Zur Aetiologie des Carcinoms und das Vorkommen desselben als Endemie. Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die angeschuldigten niederen Wasserthiere auf Zellparasiten zu untersuchen, da solche kleine Thiere in manchen Orten alltäglich mit dem Trinkwasser ver- schluckt werden. Unter Leitung des Herrn Professor G. W. Mül 1er -Greifs wald ist diese Arbeit 1893 begonnen und 1894 auch auf die weitere Um- gebung von Großobriugen ausgedehnt worden. Die Hauptresultate sind in den Nachträgen I und II gegeben worden. Eiu ausführliches Literaturverzeichuiss über endemisches Vorkommen und Contagiosität des Carcinoms findet sich vor in: B. Schuchardt, Correspondenzblätter des allg. ärztl. Vereins von Thüringen B. 23. 1894. pag. 74— 76; 89—99; 258—260. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle nochmals betont, daß der Verfasser nicht in dem Glauben befangen ist, daß die Carcinomendemie in Großobringen im Zusammenhang mit den Parasiten stehe, die in den Nachträgen I und II aus dem Dorftümpeln und Teichen von Großobringen beschrieben worden sind. Im Nachtrag II haben wir nur den Beleg für die Behauptung bringen wollen, daß Zell- schmarotzer unter lebenden Thieren unserer nächsten Umgebung sehr häufig sind. Wie man für Bakterienkrankheiten nach dem Zwischeu- wirtli sucht, so soll man es auch für Sporozoen und andere Zell- schmarotzer in Zukunft thun. Zellenparasitismus liegt nach Verfassers Auffassung beim Carci- nom vor. Ein so obligater Zellschmarotzer muß auf noch tieferer, einfacherer Entwickelungsstufe stehen, als z. B. die niederste Stufe der Myxosporidien, der bisher weitest verbreitete Glugeaparasit. Wir verweisen nochmals auf Fig. 2 1 — 24 dieser Nachträge. Die Ver- hältnisse liegen für Fig. 24 und Fig. 21 gleich; in Fig. 22 hat der Glugeaparasit durch seine Sporenbildung sich unterscheidbar gemacht, in Fig. 21 noch nicht; er kann auf diesem Stadium ebenso gut als Leukocyt, als Epithelzelle oder Carcinomzelle aufgefaßt werden. Der nachfolgende V. Nachtrag wird, auf Grund von Verimpfungen eines anderen Zellparasiten: des Variolaparasiten in die gefäßlose Cornea, einige Thatsachen bringen, welche zeigen, daß nur die allerersten Anfänge der Infektion für die Erkenntniß des Zellenparasitismus maaß- gebend sind. Sobald Leukocytenbetheiligung, Riesenzellenbildung und Zelldegeneration (des Wirthes und des Parasiten) hinzukommen, läßt unser Wissen z. Z. uns noch im Stich, V. Nachtrag. Zur Kenntniss des Variolaparasiten. V^ •«(► !*-<*»- LjI LIBRARY a. Histologie^und Parasitologie*) der Variola. Die Arbeiten von Weigert (1873) über die histologischen Vorgänge in den Blatternpusteln bilden heute noch die Unterlage unseres Wissens. Fig. 4L Plorescenzstadium derlmpfpocke, von der Mammilla des Kalbes, 4x24 Stunden nach der Impfung. Sitz der Infektion in und oberhalb der Stachelschicht der Epiderms mit Erhaltung der SpitzenvondenMalipighi'schenZapfen. Photogramm eines Hämatoxylinpräparates m. 20/1 Vergrößerung, *) Bereits abgedruckt in dem Haudbuch der speciellen Therapie innerer Krank- heiten TOQ Pentzold und Stintzing. Jena, G. Fischer 1894, Band I, pag. 218, 90 Zur Kenntniß des Variolaparasiten, Es haben die Efflorescenzen der Variola und Yaccine im wesent- lichen denselben Bau. Von Varicella, Pemphigus, Zoster und sonstigen bläschenhaften Hautausschlägen sind sie unterschieden durch den fächerigen Bau. Das Maschenwerk rührt nicht her von einer fibrinösen Neubildung, sondern ist der Rest von zerstörten Stachel- zellen, die an dieser Stelle zur Blase geworden sind. Als Vorstufe für das Maschen werk wird ein nekrobiotischer „diphtheroider" Herd Fig. 42. lEite'rungs- und Eintrocknungsst.adium. ^"^ Fig. 43. ' P' ^^<^ Off Krustenstadinm von Variola discreta. Zeichnung nach Photogrammen. Material von Dr. Land- mann-Frankfurt a/M. und Dr. Jaoksone-Clarke-London 1893. Vergrößerung 10/1 und 16/1. gefunden. Das Centrum der Pocke besteht aus kernlos gewordenen Epithelzellen, ist bereits im präpustularen Stadium angedeutet und dehnt sich aus, bis die Pocke das Stadium ihrer Florescenz erreicht hat. Mit dem Eintritt der Areola markiert sich in der Umgebung dieses Centrums eine Zone der entzündlichen Reizung, innerhalb welcher sich schließlich die Abstoßung des Pockenschorfes vollzieht. (Fig. 41, 42, 43.) Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 91 Die Entstehiiiig des iiekrobiotischen Ceiitrums, speciell im präpu- stularen Stadium, hat Guarnieri-Pisa (Archivio per le scienze mediche 1892, Nr. 22) durch Verimpfuug- von Variola und Vaccine in die lebende Cornea zuerst verfolgt. Durch das Eindringen eines amöbenhaften, selbständig beweglichen Fremdlings wird eine umschriebene, ganz gleichmäßige und ganz specifische Erkrankung im Proto- plasma, nicht im Kern der Cornealepithelien (Fig. 44—48) hervorgebracht. Verfasser kann dem Befunde von Guarnieri ledig- lich beigetreten auf Grund zahlreicher Nachprüfungen ; Guarnieri stellt den Epithelzellparasiten ebenfalls zu den Sporozoen und nennt ihn Cytoryctes variolae; er bestätigt ferner die früheren Befunde über die Sporozoennatur des Pockenkon tagiums*). (L. Pfeiffer, Weimar, in den Monatsheften für prakt. Dermatologie, Bd. 6, Nr. 10 und 15, Mai 1887, und: Die Protozoen als Krankheitserreger, Jena 1890.) Mit Zuhilfenahme des Guarnieri 'sehen Irapfexperimentes stellt sich der erste Infektionsvorgang bei Variola und Vaccine in folgender Weise dar. 1. Das Präpastularstadium. Die von Weigert 1873 und nach ihm von Pohl Pincus 1882 eingeführte Abgrenzung von 4 besonderen Zonen des Impfgebietes läßt sich am Auge isolirt verfolgen (Fig. 44). Der Gesammtverlauf der Cornealimpfungen hat viel Aehnlichkeit mit den Entzündungsvorgängen, Fig. 44. Schema der Vacci n ewi rkung in den Epithelzellen der Cornea. Kaninohenange, 3x24 Stunden nach der Impfung, a, geschwellte und infizirte Impfstelle mit dreifach vermehrter Zellschicht des Epithels, b gleiche Reizung der De sc em et 'sehen Haut ohne Infektion der Zellen, c und d Leu- kocyten, e Fihrinansscheidung, f Leukocytonwanderung vom Hornhautrande her, g Sclerarand und Sinns venosus, h D es cemet' sehe Haut, i Bowman'sche Haut, k Hornhautgrundsubstanz, 1 Ligamentum annulare und Iris, m Processus ciliaris und Ciliarmuskel, n Zonula. *) ,,L. Pfeiffer beschrieb gleichzeitig mit van der Loeff (Monatshefte für praktische Dermatologie, Bd. 6, Nr. 5 und 10) einen neuen Parasiten, den er Mono- cystes epithelialis nannte. Er sah ihn in Hautpusteln von verschiedenen Mammiferen, bei Variola und Vaccine des Menschen, im Herpesbläschen. Der Mikroorganismus 92 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. welche beschrieben wurden von Leber (Entstehung der Entzündung und die Wirkung entzündungserregender Schädlichkeiten etc., Leipzig 1891) nach der Einführung von Aspergillussporen, von Staphylo- coccus- Kulturen, von Krotonöl u. s. w. in die Cornealsubstanz. Aber die Variolalymphe ist für die lebende Cornea im Vergleich zu Aspergillus zunächst nur eine schwach nekrotisch wirkende Schädlich- keit; erst durch die Vermehrung des Parasiten an Ort und Stelle summirt sich die stärker entzündungserregende Wirkung, welche Leber an lebenden Schimmel- und Spaltpilzen verfolgt hat. Es kommt, auch nach des Verfassers vielfachen Kontrollversuchen, durch rein chemisch wirkende Entzündungsreize keine Zellveränderung zu Stande, welche Fig. 45. 9 f g h k 1 m Entwickelungsgang des Parasiten innerhalb von Epithel zelle n der Cornea, 2x24 Stunden nach der Impfung, a und b nicht infizirte Epithelien vom Rande der Impfstelle, c jüngste Plasmainfektion, d Zwillingsinfektion, e, f, g und h direkte Zweitheilung des Parasiten, h daneben eine Mehrlingsinfektion im Protoplasma derselben Zelle, i Epithelzelle mit nischenartig eingedrücktem Kern (Einstülpung, Invagination), k, 1, m, n, o und p zweite Wachsthumsrichtung des Parasiten [mit gänzlich an die Zellwand gedrücktem Epithelzellkern, o und p Theilung des Sporoblasten in unbe- stimmt viele Dauersporen (gezeichnet aus einer 4x24 Stunden alten Impfstelle der Cornea). Ver- größerung 1000, Zeiß Apochromat 2 mill. und Okular 8. Zeichnung von Dr. Th. v. Wasilewski. so gleichmäßig die Impfstelle verändert und dabei die Kerne zunächst unberührt läßt. Aehnliche, aber nicht die gleichen Gebilde kommen vor in den Cornealzellen bei Fädchenkeratitis (C. Heß-Leipzig in Gräfe' s Archiv, Bd. 39, Abth. 11) und in den Conjunctivalzelleu bei Trachom. Eine so typisclie, gregarinenhafte Vertheilung, wie bei Variola, hat Verfasser nicht gesehen. entwickelt sich im Zellprotoplasma der Hautepithelien, die durch sein Wachsen ge- stört werden; eine Einkapselung des hellen Fleckes, der alsdann von einer glatten Membran umgeben ist, vollendet die Phase der Sporulation. Von der Bedeutung dieser Beobachtungen hat sich der Verfasser durch eigene Beobachtungen überzeugt" (Guarnieri). Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Fig. 46. 93 Peripherie der Impf stell e (von Fig. 44 a) des Kaninchens, 2x24 Stunden nach^der Impfung, mit den jüngsten und kleinsten Parasiten in dem Protoplasma von nicht veränderten Epithelzellen. Das Centrum der Impfstelle liegt links, es folgen sich^links Fig. 47 und Fig. 48. Vergrößerung 1000. Zeick- nung von C. Krapf in München. Fig. 47. Impfstelle von derselben Cornea, zwischen Peripherie und Centmm. Rechts Mehrlingsinfsk- tionen ; nach links ständig zunehmende &röCe des Parasiten bei gleichzeitiger, charakteristischer Kom- pression de« zugehörigen Epithelzellkernes. 94 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Die Gefäße, welche von dem Entzündungsreiz getroffen werden können, liegen hier weit ab, am Horuhautrand. Ehe die von dem Parasiten herrührende „phlogogenetische Substanz" an den Horn- hautrand gelangt, und bis die dadurch angeregte Wanderung von Leuko- cyten rückwärts die Stelle des Entzündungsreizes wieder erreicht, ver- gehen im Auge bei Variola- und Vaccineimpfungen 2 — 3X24 Stunden. Innerhalb dieser Frist sind das Gebiet der direkten Epithelzellerkrankung und das Gebiet der Entzündung räumlich getrennt, mit sehr günstigen Chancen für die Beobachtung einer Art von „Reinzüchtung" (Fig. 46, 47, 48) des obligaten Zellschmarotzers. Fig. 48. Centrum der Impfstelle auf der Cornea, mit zum Theil abgeschobenem Deckepithel. Rechts einige vom Conjunctivalsack eingewanderte Leukocyten; links Mehvlings- und Successivinfektionen je einer Epithelzelle. Vergrößerung gleich Fig. 43. In dem Gebiete der direkt durch die Impfung getroifenen Cornea sind die oberflächlichst gelegenen platten Epithelien nicht inflzirt; diese sind in den ersten 2X24 Stunden zum Theil gequollen, schlecht färb- bar und oft durch Conjunctivalflüssigkeit bereits abgeschoben (Fig. 48). Die Stichstelle markirt sich makroskopisch als ein trüber Fleck, bis zu 1 qmm im Durchmesser haltend, am Rande besetzt mit einigen miliaren getrübten Pünktchen (Fig. 44). Die Tiefenausdehnung er- streckt sich bis zur Bowm an 'sehen Haut, berührt die Hornhautgrund- substanz aber nicht. Bei 80-facher Vergrößerung und Hämatoxylin- oder Biondifärbung Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 95, des Schnittes, erscheint die Impfstelle gleichmäßig besät mit kleinen schwarzen Pünktchen. Bei stärkerer Vergrößerung erweist sich jede Epithelzelle in diesem Gebiete mit 1 oder 2 Pünktchen besetzt, welch letztere je nach ihrem Alter verschiedene Größe haben. Die infizirten Epithelzellen sind gut erhalten, etwas vergrößert; ihr Kern färbt sich gut mit Hämatoxylin. Neben dem Kern, manchmal nischen- förmig in denselben eingesenkt (Fig. 45 i), liegt ein Bläschen mit einem deutlichen Kern, der zunächst (Fig. 45 a— f nnd Fig. 46, 47, 48) bei Hämatoxylinfärbung dunkler ist als der Kern der zugehörigen Epithelzelle. — Wird die Impfstelle nach 2X24 Stunden frisch abge- schabt und mit schwach blau gefärbtem Augenkammerwasser auf dem erwärmten Objekttische untersucht, so sind an den Fremdlingen inner- halb von Epithelien ganz deutliche Amöboidbewegungen zu beobachten, bis schließlich mit dem Absterben der Fremdling sich zur Kugel zusammenzieht und ebenfalls blau färbt. Es besteht nach letzterer Richtung hin kein Unterschied in dem Verhalten der Amöboid- körperchen, die nachfolgend noch zu beschreiben sind aus dem Blute der fiebernden Variolakranken oder Vaccinirten (Fig. 49, 50 und 51). Leukocyten fehlen in dieser Zeit noch im Impfgebiete (Fig. 46). Von dieser Form aus hat eine doppelte Wachsthumsrichtung statt. Es kommen direkte Zweitheilung (Fig. 45 e, f, g, h) und Theilungen in Gänseblümchenform (Guarnieri) (Fig. 45 n, o, p) vor. Auf letztere Form kommen wir nochmals zurück. Durch B^ärbung mit Anilinfarben läßt sich in diesem Stadium das Vorhandensein von Spaltpilzen ausschließen, sowohl für das Impfgebiet als für dessen Nachbarschaft. Nur zwischen den Deck epithelien findet sich ab und zu eine Gruppe von 2—3 Kokken. Inner halb der ersten 2X24 Stunden ist sicher die Infektion mit Bak- terien als eine nebensächliche, vom Conjunctivalsack eingeschleppte zu betrachten. Auch Wanderzellen gleichen Ursprunges finden sich höchst vereinzelt an solchen Stellen (Fig. 48). Die Zone der trüben Schwellung ist innerhalb von 2X24 Stunden auf der Cornea wenig ausgesprochen; nur an einzelnen Deck- epithelien gehen Veränderungen vor sich, die als beginnende Nekrobiose aufzufassen sind. Am Rande der Cornea, nach der Sklera hin, macht sich eine Trübung (Fig. 44 f) geltend, die aber auf der daselbst ein- setzenden Leukocyten Wanderung beruht. Die Zone der formativen Reizung liegt zur Seite und unter- halb des Impfcentrums. Karyokinesen, Epithelzellen mit 2, 6, 8 und 10 Zellkernen treten hier auf. Zuweilen sind auch diese Riesenzellen mit einem oder mit mehreren Parasiten besetzt. Die Wirkung des formativen Reizes äußert sich in einer Verbreiterung der Epithelzell- schicht im Bereich der Impfstelle um 4—6 und mehr Zelllagen (Fig. 44 a). Ihr Erscheinen ist nicht an das Vorhandensein von Parasiten geknüpft; auch bei Verimpfimg von Vaccine, die durch Filtration oder mittelst der Centrifuge von den wirksamen Bestandtheilen befreit ist, findet sich die Vermehrung der Epithelzellschicliten. Die durch die Impf- verletzung gesetzte Lücke füllt sich alsbald durch einen großen Ueber- schuß von jungen Epithelzellen aus, ohne jede Gefäßbetheiligung vom Hornhautrand aus und ohne Leukocyteneinwanderung vom Conjunctival- 96 Zur Eenntniß des Variolaparasiten. sack aus. An den Hornhautkörperchen sind keine Veränderungen zu beobachten zu dieser Zeit; hier fehlen Leukocyten und Parasiten. Die formative Reizung ist dagegen wieder deutlich sichtbar an der Descemet'schen Haut (Fig. 44 b). Hier sind, der Impfstelle gegenüber, Mitosen häufig, mit einer Vermehrung der Zelllagen um das 5 — 6-fache. Selbstverständlich fehlen hier die Parasiten und inner- halb von 2X24 Stunden auch noch Leukocyten. Stärkere Reizungs- erscheinungen sind nach 3X24 Stunden in der vorderen Augenkammer und an der Iris vorhanden, mit fädiger Fibrinausscheidung (Fig. 44 e), event. bereits mit Hypopion. Die Zone der reaktiven Entzündung beginnt nach 2X24 Stunden, weitab von der Impfstelle, am Skleralraud der Cornea; nach 3X24 Standen ist die Wanderung der Leukocyten hier deutlich ausge- sprochen (Fig. 44 f); nach 4X24 Stunden finden sich die parallelen Wanderzüge, welche für Staphylococcusimpfungen so charakteristisch sind; aber das Bild der nun einsetzenden eitrigen Keratitis, mit massenhaften Wanderzellen und Fibrinausscheidungen in den Lücken und Spalten der Hornhautgrundsubstanz, verdeckt jetzt die parasitären Vorgänge. Die Hornhautkörperchen sind geschrumpft; schlecht gefärbt; ebenso viele Epithelien am Rande des Impfgebietes, Inner- halb von Epithelien und in der Hornhautgrundsubstanz sind in den Lücken zahlreiche 2-, 4- und vielkernige Zellen enthalten. Es hat sich innerhalb und am Rande des Impfgebietes nachträglich noch ein nekrotisches Gebiet gebildet, ausgezeichnet durch eine bis an die Impfzelle heran und in das Impfcentrum selbst hineinreichende Ansammlung von Wanderzellen um die entarteten Gewebszellen herum. Der von dem Variolaparasiten ausgehende Reiz auf die Wirthszellen ist demnach ein total anderer als von Staphylococcus, Aspergillus. Auch Krotonöl ist viel stärker reizend, erzeugt alsbald starke Fibrinausscheidung, bei wenig Leukocytenbetheiligung; die charakteristische, der Blatternzellinfektion zukommende gleichmäßige Zellinfektion fehlt hier vollständig. Variola hat schwachen Reiz, und nach 2X24 Stunden sind nur ausnahmsweise primär nekrotisch affizierte Zellen vorhanden. Wie beim Tuberkelbacillus reicht die Intensität der ausgeschiedenen phlogogenetischen Substanz nicht aus, um die Zellen sofort zum Absterben zu bringen. Auch für die Leuko- cyten ist die Abwehr ungenügend; diese schieben sich nach 3X24 Stunden in das Impfcentrum hinein (auf der Körperhaut noch früher), ohne in der Cornea einer deutlichen Wall oder Ring um das Infections- centrum herum zu bilden. Ein freier Entzündungsring, der nach Leber die Funktion hat, die demarkirende Eiterung einzuleiten, fehlt dem Verlauf der Variola und der Vaccineimpfstelle auf der Cornea; er ist auch in der gefäßhaltigen Cutis, auf Pockenschnitten des floriden Pustelstadiums, nicht als freier Ring vorhanden. Soweit das Ver- gleichsraaterial an Sporozoen für den Verfasser bisher zugänglich war, haben viele dieser obligaten Zellschmarotzer— Gregarinen,Coccidien, Klossia, Myxo-, (Glugea-) und Sarkosporidien — den gleichen schwachen Reiz gemeinschaftlich. Es ist das eine Zweckmäßigkeit in der Anpassung der Sporozoen an ein lebendes Ernährungsmaterial. — Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 97 Der Variolaparasit greift nur das Protoplasma der Epi- thelzellen direkt an, weshalb das Leben der Wirthszelle länger erhalten bleibt, im Gegensatze zu den karyopha- gen Epithelzellenparasiten, welche Kern und Zelle rascher vernichten. 2. Das pustuläre Stadium und die Eintrocknung. Diese beiden Stadien sind bei den Corneaimpfungen nicht zu ver- folgen. Auf der Oberhaut sind innerhalb von 2X24 Stunden die Wander- zellen in dem Impfbezirke auch noch wenig vertreten, so daß das Vor- handensein des Parasiten neben dem Epithelzellkern beobachtet wer- den kann. Für die Vaccinepustel ist der bevorzugte Platz der An- siedelung die obere und mittlere Schicht des Stratum lucidum, für die Variolapustel dieselbe Schicht bis zur Stachelschicht. Die 4 Zonen des Impfgebietes liegen hier dicht an- und ineinander (Fig. 41, 42, 43). Das in Fig. 41 wiedergegebene Photogramm der Vaccinepustel stammt von der Mammille des Kalbes, 4X24 Stunden nach der Impfung. Es würde einer Vaccinepustel des Kindes von 7X24 Stunden nach der Impfung eine Variolapustel von 5X24 Stunden nach Beginn des Ausschlagsstadiums entsprechen. Die nekrotische oder diphtheroide Zone der bisherigen Beschreibungen ist vertreten in der hellen, linsenförmigen Stelle an der Spitze der Mammille. Durch die Vermehrung der eingeimpften Parasiten sind die Epithelzellen, resp. ihr protoplasmatischer Inhalt aufgezehrt worden. Die Kerne sind ebenfalls geschwunden oder in Trümmern vorhanden. Die Mehrzahl der Parasiten ist bereits in den Blutstrom übergetreten; nur einzelne Epithelien haben noch den Fremdling, mit maulbeerartiger Theilung, in sich (Sporenbildung Fig. 45 p). Viele haben einen kolloiden, mit Säurefuchsin sich leb- haft roth färbenden größeren Klumpen in sich, neben den noch er- kennbaren Resten des Epithelzellkernes (zu Grunde gegangene Parasiten). Von vielen Epithelien ist nur die leere, kernlose Wand übrig geblieben. Ein unregelmäßiges Maschen werk, welches das nekrotische Centrum mit der Umgebung zusammenhält, besteht aus solchen leeren Hüllen von vergrößert gewesenen Epithelzellen. Feine Fäden (Buttersack 1894) darin sind die Rester von vorhanden gewesener, specifisch reagirender fibrinöser Flüssigkeit. — Im ganzen Pockenkerne sind zahlreiche mehrkernige Wanderzellen vertheilt. Unter dem Pockenkerne folgt nach unten und seitlich eine schmale Zone der trüben Schwellung mit theilweise vergrößerten oder auch geschrumpften Epithelzellen aus der Stachelschicht; sie färben sich schlecht und ihre Kerne sind nicht mehr normal. Die Ansammlung von Wanderzellen ist hier nicht stärker als im Pocken- kerne selbst (Fig. 41). In der nächsten Zone macht sich eine Verbreiterung der Zelllagen in der Stachelschicht geltend, welche aufiallend ist bei einem Vergleich mit der Breite der Malpighi'schen Schicht außerhalb des Impfbezirkes. Hier finden sich zahlreiche Karyokinesen. Nur aus- 98 2ur Kenntniß des Yariolaparasiten. nahmsweise, häufiger in Schnitten von Variolapusteln, findet ein Ueber- greifen dieser Zone bis dicht zum Stratum corneum statt, mit nach- folgendem Schwund der Malpighi'schen Zapfen (Fig. 42). Ein Wall von Wanderz eilen schließt weiter die gesammte Impfstelle nach unten ab gegen das gesunde Gewebe. Petzhold giebt 1836 auf seiner Tafel II, Fig. 10 und 11 die Abbildung von 2 injizirten Stücken Pockenhaut eines Schafes, welches auf der Höhe des Ausschlages gestorben war. Mit der Massenanhäufung von Wander- zellen im Grunde der Pocken sind die Gefäße für Farbstoffinjektionen undurchgängig geworden, letztere treten dagegen in der Umgebung der Pocke büschelförmig hervor. Mikrokokken sind nach Anilinfärbungen in Schnitten vom Impf- bezirk und in dessen Umgebung in regelloser Vertheilung vorhanden, bald in Klümpchen, bald in Reihen angeordnet. Eine bestimmte Beziehung zu den charakteristischen Zellveränderungen besteht nicht, und ihre Bedeutung ist nur die von Saprophyten. Das stimmt mit der Thatsache, daß trotz eifrigen Suchens noch keine Bakterienspecies rein gezüchtet worden ist, mit der sich nach längerer Fortzüchtung eine typische und schutzkräftige Vaccine hat erzielen lassen. Kurze Fortzüchtungsreihen sind nur als einfache Verdünnungen der Lymphe aufzufassen. Ob diese Kokken wirkliche Symbioten sind? Dafür spricht, daß bei jeder Sporozoenzeilverwüstung in den da- durch gesetzten Lücken des Gewebes den Bakterien eine leicht zu- gängliche Eingangspforte geöffnet wird, und so hat jede, auch die höchst paradoxe Anpassung einer Myxosporidie an das Neurilemm bei der Aesche (Thymallus vulgaris), ihre Begleitung von 1, 2 oder mehr Bakterienspecies. Die schließliche Abstoß ung des nekrotischen Pockenkernes geschieht innerhalb der gesund gebliebenen Stachelschicht, wobei der Regel nach die Malpighi'schen Zapfen eine dauernde Verkürzung er- leiden (Fig. 43). Die Variola verucosa kommt zustande durch eine Persistens der auf der Höhe des Ausschlages stattgehabten Hypertrophie dieser Zapfen. Bei tiefgehenden Narben ist die Malpighi'sche Schicht mit- sammt den Drüsen- und Haarbälgen zerstört. 3. Der Blutbefand bei Variolakrankeii und bei Vaccinirten. Der Parasit ist im Blute von fiebernden Variolakranken, von fiebernden geimpften Kindern (7. Tag) und Kälbern (4. Tag) enthalten. Mit solchem Blute kann man auf größeren Kontaktflächen typische und schutzkräftige Pusteln erzielen. Der Befund ist am frühesten von van derLoef 1886 beschrieben worden. Es sind Amöboidzellen, mit Pseudopodien ausgestattet, beim Kalb im jüngsten Stadium von halber, beim Kind von Viertelblut- scheibengröße (das Kalb hat kleinere Blutscheiben). Ein Kern ist färbbar: manchmal finden sich 2 und 4 Kerne. Diese amöboiden Zellen führen auf dem gewärmten Objekttische deutliche, selbständige Bewegungen aus. Im Gegensatze zu den Malariaparasiten ist diese Form nicht endoglobulär, sondern dem Blutkörperchen nur „accolirt" oder frei im Blute schwimmend, und dann oft mit deutlicher Geißel behaftet (Fig. 49). Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 99 Fig. 49. Amöben aus dem Blute des geimpften Kin- des, beim Eintritt der Areola am Vaccinebläsohen. Die- selben haben auf e^ewärmtfem Objektträger selbständige Beweglichkeit, die Geißel ist mit Löf f ler'soher Geißel- farbe, der Kern mit Biondi färbbar. Fig. 50 a zeigt die Bewegungen eines Blutkörperchens, welches, ohne äußerlich sichtbares Anhängsel, ganz auffallende Ortsbewegungen vollführt hat, als ob etwas Fremdartiges den Anstoß dazu gegeben hätte. Zahlreich sind die Blutkörperchen, die das Aussehen haben, als seien sie von einer Amöbe umflossen worden (Fig. 50 b u. c). Eine tiefgehende Veränderung der Gestalt oder des Blutfarbstoffes wie bei Malaria, fehlt dabei den Blutkörperchen. Mit dem Abfall Fig. 50. Ans Vaccineblut, 7x24 Stunden nach der Impfung des Kindes, a ein sich be- wegendes Blutkörperchen, b Blutzellen mit Einschluß unbestimmter Art (selten), c Blutzellen , von großen Amöben aktiv umflossen (zahlreich). des Fiebers verschwinden sie im Blute von Vaccinirten. Die ausge- sprochenen Bewegungen sind verschieden von denen bei ein- und mehrkernigen Leukocyten ; sie gleichen denen bei wirklichen Amöben. Aus dem Entwickelungsgang des der Blatternkrankheit eigen- thümlich zugehörigen Parasiten sind nach obigem Befunde zwei Wachs- thumsformen zu unterscheiden. Das erste Entwickelungsstadium findet sich als Protoplasma- infektion neben dem Kern der Epithelien und während des Infektions- flebers im Blute als Amöbe. Eine Vermehrung hat statt durch direkte Zweitheilung (Fig. 45). Dieses Stadium ist schon gesehen worden von Cohn 1872 als Kernhaube, von Weigert 1874 als Kernknospe, ist 1882 von Pohl-Pinkus abgebildet, ebenso 1883 von Plauth aus der Schafpocke, ist 1880 von Leloir beschrieben als alteration cavitaire 100 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. des Epithelzellkernes, 1892 von Unna und Biirri aus Variola, Vaccine, Varicella und Herpes zoster als retikulirende Keindegene- ration. Als Cytoryctes variolae s. vaccinae ist diese Form von Guarnieri-Pisa zuerst ein waudsfrei in der Cornea gezüchtet worden. 4. Eine zweite Vermehruii^sform wächst aus dieser ersten Jugendform heraus. Es bildet sich eine Art von Cyste, deren Inhalt als einfach vorhandener Sporoblast in eine unbestimmte Anzahl von Sporen direkt sich theilt. Größe der Cyste und der Sporen stimmen überein mit den gleichen Gebilden, die ßabes und Th. Smith von dem Texasfieber des Rindes, Drün er aus den Spermatocyten des Salamanders als Parasiten beschrieben haben. Die Zahl der Sporen richtet sich nach der wechselnden Größe der Cyste, die Größe der letzteren nach den Raumverhältnisseu der Wirthszelle — ein Verhältniß, wie es allen Sporozoeuzellparasiten eigenthümlich ist. Die Größe der Sporen entspricht weiter der Größe jener korpuskularen Elemente, die Chauveau aus der Lymphe durch Filtration entfernen konnte. Wie aus den Sporen die amöboiden Jugendformen (Fig. 45 c— i) entstehen, ist unbekannt. Die Cysten finden sich innerhalb von geschlossenen, infizirten Epithelien in der Gestalt von Fig. 45 n, o, p. L. Pfeiffer hat dieselben 1887 als Mouocystis epithelialis aus dem Inhalt von Variola- und Vaccinepusteln beschrieben. Von Unna und ßurri ist dieses Stadium 1892 mit zu deren ballonnirender Kerndegeneration gestellt worden. Von Guarnieri ist die Entwickelung im Protoplasma der Corneaepithelien isolirt, neben dem Epithelzellkern befindlich, zuerst nachgewiesen worden. Im Inhalt von noch nicht eiterigen Pusteln der Variola und Vaccine ist diese Form, mikroskopisch in frischen Ausstrichpräparaten be- Fig. 51. Epithelzellinfektion bei Variola Vera. A Be- wegungsvorgtänge am Ekto- sark einer frei im Sei-um schwimmenden Zelle. B Mehr- lingsinfektion oder Degene- rationszustand der Mutter- zellen? Vergrößerg. 1500 fach. obachtet, meist aus den zugehörigen Epithelien ausgefallen und schwimmt als kleine, grünlich schillernde Kugel in der Lymphe umher. Fig. 51 stellt die Amöboidbewegung einer solchen Zelle dar, herstammend Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 101 aus dem Inhalt einer dem lebenden Kranken ausg-esclinittenen Variola- pustel, die von Professor W. Müller aus Dorpat nach Weimar ge- schickt worden war. Stundenlang konnten die Protoplasniaver- schiebungen des Ektosarkes auf dem gewärmten Objekttische verfolgt werden. Ohne diese Protoplasmaausstülpungen würde die Diagnose auf „gequollene Epithelzelle" haben lauten müssen. ISTeben diesen parasitären Vorgängen verläuft innerhalb des Pustelbereiches sehr früh eine hyaline und kolloide Eutaituug, sowohl von infizirten als nicht infizirten Epithelzellen. Verfasser hat früher diese Vorkommnisse direkt zu den parasitären Vorgängen gerechnet. Es ist das ein Irrthum, wie ausdrücklich den Einwendungen von Babes, Török, Unna, Burri u. s. w. gegenüber an dieser Stelle zugestan- den wird. Die „ballonnirende Kerndegeneration" besteht thatsächlich, wie an Schnitten durch Zosterbläschen sich noch deutlicher verfolgen läßt. Sie ist aber ein indirekter, neben dem Parasitismus herlaufen- der Degenerationsvorgang, wie das Guarnieri'sche Impfexperiment zeigt; Fig. 45 n, o und p sind von den Quellungs- und Entartuugs- erscheinungen der Epithelien im Impfbereiche und von der Unna'- schen ballonnireuden Zellkerndegeneratiou (Fig. 51 B) getrennt zu halten. Die vom Verfasser hier vertretene parasitäre Auffassung der „Veränderung an gewissen Zellen und Zellgruppen durch das Pocken- kontagium, die sonst noch gar nicht bekannt ist", hat ihr Analogen in einer langen Reihe von jugendlicher Parasiteneinwanderung der Sporozoen in die Epithelzellen heimischer Thiere. Die Infektionen von Muskelzellen, Nervenzellen, Spermamutterzellen u. s. w. sollen zum Vergleich hier nicht herangezogen werden. Es leben im Protoplasma der Epithelzelle, also neben dem Kern, und geben ganz ähnliche In- fektionsbilder: Klossia im Nierenepithel von vielen Helixarten, von Succinea; Clepsidriana im Darmepithel von Tenebrio, Chrysomela, Timarcha, Carabusarten : Stylorrhynchus und Chytriopsis im Darm- epithel von Blaps; Coccidien im Darmepithel (auch im Zellkern [?]) des Hundes, Rindes, der Katze, des Kaninchens, Hasen, im Nierenepithel der Gans u. s. w.; Myxosporidien in dem Harnblasenepithel des Hechtes; Mikrosporidien in Bombyx, Saturnia, in der Hypodermis vieler Crustaceen;Häm OS pori dien in dem Blutzellenprotoplasma (neben dem Kern) von Falco, Stryx, Lanius, Emj^s, Cestudo, Lacerta; Serum- sporidien (siehe Nachtrag I) u. s. w. Ehe Verfasser sich seine heutige Auffassung der parasitären Vorgänge beim Blatternprozeß gebildet hat, sind von ihm mühsam alle diese Epithelzelliufektionen aufgesucht und gesehen worden. Die Lebensgewohnheiten der Sporozoen-Zellschmarotzer und ihre Wachsthumseigenthümlichkeiten sind viel komplizirter, als die der Bak- terien. Die Technik der Bakterienzüchtung läßt im Stich, da die jungen Sporozoen nur innerhalb von lebenden Zellen den passenden Nährboden finden. (Siehe Nachtrag III.) Das sind neue Gesichtspunkte, die be- rücksichtigt sein wollen. Ob bei solchen Voraussetzungen der in Eng- land ausstehende hohe Preis für die Herstellung von Vaccine ohne Vermittelung von lebenden Menschen oder Thieren, d. h. ohne Vermittelung lebendiger Wirthszellen — jemals zur Auszahlung ge- langen wird? Um eine Epithelzeil-Kernvermehrung ganz neuer Art oder um 102 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. eine Verwechselung mit Wanderzellen kann es sich bei den Bildern in Fig. 45 nicht handeln. Aehnliche Centrosomen oder Archiplasmen sind bisher von keinem Histologen beschrieben worden, außer von Ferroni und Massari 1894. Gegen diese Auffassung müssen sprechen: 1. Centrosomen färben sich in den Präparaten nicht einmal in den von Karj^okinese befallenen Zellen; dagegen treten die gefärbten Fremdkörper stets in Zellen mit bläschenförmigem Kerne auf. 2. Die Größe der Körper übertrifft die der Centrosomen bedeutend. 3. Man beobachtet eine Theilung der Körper. Dieselbe tritt zwar bei Centrosomen auch auf; es ist aber nie beobachtet worden, daß von 2 Chromosomen das eine von neuem zu wachsen beginnt und sich theilt, wie dies bei den nach Vaccineimpfung vorkommenden intracellulären Gebilden vorkommt. 4. Ein Wachsthum, das den intakt bleibenden Kern der Wirths- zelle an die Seite drängen und eine Nische in denselben eindrücken kann, ist nirgends bei Chromosomen beobachtet, für die wohl noch nirgends überhaupt eine erhebliche Größenzunahme beschrieben ist. Gegenüber Grassi giebt Verfasser zu, daß in Fig. 45 zwischen Fig. i und k eine Lücke in der Entwickelungsweise vorhanden ist. In a — h ist die rasche Zweitheilung während der akuten Variolaer- krankung enthalten; in i — p ist eine Dauerform, welche vorhanden sein muß, noch nicht einwandsfrei isolirt, noch nicht genügend von Epithelzelldegenerationszuständen getrennt. Die bei Carcinom vor- kommenden Epithelzelleinschlüsse, Vacuolisirungen kehren hier wieder und schaffen Schwierigkeiten der Untersuchung, die für die akute Guarnieri'sche Zweitheilung des Variolaparasiten in den Corneal- zellen nicht vorhanden sind. An dieser Stelle kann auf weiteres Detail nicht eingegangen werden. Für die Nachprüfung der als parasitär geschilderten Vor- gänge wird es wohl nicht zu umgehen sein, daß vorher das Auge des Beobachters an einigen der soeben erwähnten typischen, heute leicht zugänglichen, Sporozoen-Zellinfektionen sich eingeübt hat. Es sind das Bilder, die in den Lehrbüchern über Histologie und Patho- logie noch nicht berücksichtigt sind. 5. Charakteristik des Variolaparasiten und seiner biologischen Varietäten. Neben den gelegentlichen Funden von Coccidien und Sarcosporidien ist bis jetzt nur die Protozoenzeilverwüstung durch den Malariaparasiten beim Menschen ziemlich gut bekannt, und zwar durch die Entdeckungen des letzten Jahrzehntes. Länger ist es noch nicht her, daß die Laver an- sehen Parasiten im Blute von Malariakranken nach und nach Aner- kennung gefunden haben. Von zoologischer Seite hat jüngst der Malariaparasit seine Diagnose und seine Stellung im System erhalten durch Labbe (siehe Nachtrag I): Ordnung: Gymnosporidia. Sie leben immer intrazellulär. Die erwachsenen Thiere haben Amöbenform. Die Vermehrung geschieht durch nackte Sporen in Rosetten- oder Morulaform. Nach Labbe sind 5 Gattungen aus dem Blut von Vögeln, Reptilien und vom Menschen bekannt. Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 103 3. Gattung: Haemamoeba. Grassi (s. Haematophyllum , Metschnikoff; Oscillaria, Laveran; Plasmodium, Marchiafava und Celli; Haematomonas, Osler; Haemamöba -f" Laverania, Grassi und Feletti). Der Malariaparasit des Menschen, ausgezeichnet durch einen dop- pelten Entwickelungsgang. a. Amöboid formen mit lebhaften Bewegungen; b. Halbmondformen, die unbeweglich sind. Beide Formen haben hj'alines, amöbenhaftes Protoplasma, einen bläschen- baften Kern mit excentrisch gelagertem Kernkörperchen und gehen in eine runde Form über, die einen einzigen nackten Sporozoiten darstellt. Diese Spore theilt sich entweder in wenige Sporozoiten (eine Species des Parasiten) oder in eine große Anzahl von Sporen (zweite Species des Parasiten), die in Rosettenform oder Morulaform um einen Restkörper herum gelagert sind. Eine Degenerations(Polymitus-)form kommt vor. Die Parasiten wandeln das Hämoglobin in Melanin um und haben einen pathogenen Einfluß auf den Wirth. Jede Generation des Parasiten reift in 2 oder in 3 Tagen. Eine Species: Haemamöba Laveranii mit den Varietäten H. L. var. quartana und H. L. var. tertiana. Es wird also von zoologischer Seite die Ansicht vertreten, daß es sich bei Tertiana und Quartana nicht um 2 gesonderte Parasiten handelt, sondern um Varietäten, um die Abtrennung einer physiolo- gischen oder biologischen Art, einer Gewohnheitsrasse im Sinne der Botaniker. Der Parasit des continuirlichen oder remittirenden Fiebers hat zunächst keine Beziehungen zur Hämamöba Laveranii. Das klinische Bild der Malaria hängt mit den durch die Häma- möba Laveranii verursachten Zell Verwüstungen innig zusammen. Es setzen Fieberanfälle ein, jedesmal bei dem Ausschlüpfen einer am zweiten, resp. am dritten Tage neu gereiften jungen Amöbengeneration. Dabei ist eigen thümlich für Malaria, daß eine Immunisirung des Wirthes gegen die eine oder die andere Varietät des Parasiten nicht eintritt, daß im Gegentheil Parasitengenerationen und Fieberanfälle sich folgen in unabsehbarer Reihenfolge. Die Malaria ist contagiös nur durch direkte Blutüberimpfungen von Kranken auf Gesunde. Nach dem Miasma, d. h. nach dem Zwischen wirth des Malariaparasiten, hat man bis jetzt vergeblich gesucht. Vielleicht enthält Nachtrag I nach dieser Richtung hin einige neue Gesichtspunkte. Für Variola entnimmt Verfasser aus dem histologischen und para- sitologischen Befund die Berechtigung, sich der alten humoralpatho- logischen Anschauung anzuschließen, wonach bei dieser großartigsten und interessantesten aller Infektionen in erster Reihe ein Krankheits- vorgang im Blute, eine „Gährung im Blute", sich abspielen muß, bis mit dem Ausbruch des Exanthems der Abschluß des eigentlichen Blatternprozesses erreicht ist. Nachdem Verfasser jahrelang, mit vielen Anderen, nach specifischen Bakterien bei Variola, Vaccine, Varicellen, Ovine und bei Pemphigus gesucht hatte*), ist er durch die Mißerfolge der Züchtungsversuche (auch auf menschlichem Blutserum), dazu übergegangen, die Protozoen- zeilschmarotzer zu Studiren. Von Seiten der Bakteriologen, Zoologen und Pathologen sind seine bisherigen Mittheilungen als „vielfach nicht *) L. Pfeiffer, Handbuch der Vaccination. Tübingen 1884, L. Pfeiffer, Die bisherigen Versuche zur Reinzüchtung des Vaccinekontagiums. Zeitschr. für Hygiene III. 1887. pag. 214—228. Mit ausführlichem Literaturver- zeicbniß. 104 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. schul gerecht", seine Schlußfolgerungen als „hypothetisch" bezeichnet worden. Weil aber doch den neuen Funden und deren Auslegung gegen- über das Zugeständniß gemacht worden ist, daß dadurch die ganze Frage des Protozoenparasitismus in Fluß gekommen ist, so hat Ver- fasser das weitere Material nicht zurückgehalten. In diesem V. Nach- trag will Verfasser zeigen, daß neben dem Parasitismus einer Häma- möba im Malariaprozess ein zweiter Typus von Bluterkrankung durch ein Amöbosporidium im Blatternprozess sich umgrenzen läßt. Der Entwickelungsgang des Variolaparasiten selbst ist lücken- hafter bekannt, als der des Malariaparasiten. Die beschriebenen Bruchstücke benutzt Verfasser zur Aufstellung einer vorläufigen para- sitologischen Charakteristik des Variolaparasiten und seiner biologischen Varietäten. Wenn demnächst an dem Studium der Blatternprozesse sich so viele Forscher betheiligen werden, als bisher für Malaria und für die bakteriellen Infektionskrankheiten statt gehabt hat, dann werden die Lücken ausgefüllt und die „hypothetischen" Schlußfolgerungen bald richtig gestellt sein. Ordnung: Aniöbosporidia. Sie leben intrazellulär und lassen sich deshalb nicht, ebenso wie die Malariaparasiten, auf Bakterieouährböden züchten. Sie werden auch frei im Blutstrom schwimmend angetroffen. Die erwachsenen Thiere haben Amöboidform mit deutlichem Kern. Die Vermehrung geschieht während der akuten Erkrankung des Wirthes durch fortgesetzte, direkte Zweitheilung. Eine zweite Wachsthumsform, mit Dauersporen, muß vorhanden sein, ist aber noch nicht einwandsfrei isolirt. Anpassung ist vorhanden an das Blut; bei einigen Parasiten dieser Ordnung an Epithelien und ^ndothelien. Es gehören hierher die Parasiten, die sich finden bei remmittirendem Fieber (Chassiotis), bei der Hämoglobinurie des Rindes und Schafes (Babes), beim Texasfieber des Rindes (mit Zwischenwirth nach Th. Smith), bei Variola-Vaccine, bei Ovine, vermuthlich auch bei Varicella, Herpes zoster, Pemphigus und Rinderpest (ev. auch bei Carcinom und bei Syphilis). Gattung: Amöbosporidium. (Parasit der Variola und Vaccine), (s. Proteiden der Variola und Vaccine, van der Loeff 1886, s. Monocj^stis epithelialis, L. Pfeiffer 1887, Citoryctes variolae, Guarnieri 1893). Der Parasit der Variola in mindestens einer konstanten Varietät — der Vaccine. Ausgezeichnet durch seine Anpassung an das Blut und an Epithelzellen. Im Blut ist die Amöbenform mit deutlichem Kern und mit Geißel ausge- gestattet. Eine zweite Form mit Dauersporen entwickelt sich in einem Haut- und Schleimhautexanthem. Der Parasit ist allein dem Menschen vollständig angepaßt, hat keinen Zwischenwirth. Er haftet außer auf dem Menschen auch beim Aifen und bei allen Haussäugethieren ; jedoch erfährt der Krankheits- verlauf bei den Thieren einige specifische Veränderungen, wodurch das typische Gesammtbild der Variola erhebliche Abweichungen er- leidet. Aife, Rind, Ziege, und wahrscheinlich noch einige andere Thiere, reagiren auf Variolainokulation nur einmal und lokal, bekommen nie einen zweiten Fieberanfall. Ein und dieselbe Infektion bringt beim Menschen hervor: Variola vera, Purpura variolosa; Variola haemorrhagica (Mischiufektion mit Nosocomialgangrän!), Variolois, Varioline (d. i. inokulirte Variola) und Vaccine; beim Pferde die Horse-pox (zuweilen mit Allgemeinausschlag) und die Equine (d. i. eine mitigirte Variola oder die dahin verimpfte Vaccine), beim Rind Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 105 die nur lokale Cow-pox, Vaccine und Retrovaccine. Nicht das Kontagium wechselt, sondern die Wirthszellen lassen die Wirkung des Kontagiums in veränderter Weise sich ent- wickeln: denn das Kontagium läßt sich durch entsprechende Impftechnik mit Leichtigkeit und Sicherheit vom Menschen auf den Affen und auf jedes Haussäugethier, ebenso wieder zurück von den Thieren auf den Menschen und ebenso von einem Thier auf das andere übertragen. Im Organismus des Eindes wird die durch 2 Fieberanfälle ausgezeichnete Variola unbedingt und dauernd zu Vaccine umgewandelt. Letztere ist unterschieden durch ein kürzeres Initialsta- dium, stärker immunisirende Kraft, Fehlen des zweiten Fieberanfalles, des Allgemeinausschlages und Fehlen der Betheiligung des Schleimhautepitheles. Das einmalige Haf- ten einer solchen Uebertragung bedingt Immunisirung für einige oder für viele Jahre, sowohl gegen das verimpfte Kontagium als auch gegen das Kontagium der anderen menschlichen und thierischen Blatternvarietäten. Variola und die thierischen Blattern vertreten sich also gegenseitig und — nach erreichterlmmunisirung — schließen sich ebenso gegenseitig aus. Eine gesonderte Stellung nehmen die Schafblattern (die Ovine) ein. Der histologische Bau ist nahezu derselbe. Die Haftung auf dem Menschen ist unsicher. Umgekehrt haften auch Variola und Vaccine schwer auf Schafen, und ist die gegenseitig wirksame Immu- nisirung eine recht unsichere. Die Schutzimpfung der Schafe gegen Ovine mittels Vaccine ist deshalb aufgegeben. Die Schutzimpfung der Lämmer wird in Rußland nur noch mit der durch Kälteeinwirkung abgeschwächten Schafpockenlymphe ausgeführt. Auf Ziege und Schwein haftet Ovine leicht, ohne daß jedoch eine so durchgreifende Veränderung im Verlaufe der Impfkrankheit entsteht, wie sie für Variola vera in der Vacciuewirkung vorliegt, — Ob bei den Ziegen eine denselben eigen thümliche Blatternform vorkommt (Boeck, Deutsche Z. f. Thier- medizin VII, p. 18 — 33) ist noch offene Frage. Die Varicellen stehen ganz abseits, ebenso wie Pemphigus vulgaris, Epithelioma avium. Herpes zoster steht ebenfalls ganz abseits, ist aber als eine dem Blatternprozeß nahestehende Infektion vom Verfasser beschrieben worden auf Grund der Beobachtung eines Prodromalstadiums, des Fieberverlaufes, des oft doppeltseitigen oder generalisirten Exanthems, der Drüsenschwellungen, des epidemischen Auftretens, der Contagiosität, der Nachkrankheiten und auf Grund der Ausbreitung des Exanthems längs der Gebiete von Hautarterieu. L. Pfeiffer. Die Verbreitung des Herpes zoster längs der Hautgebiete der Arterien. III. Bericht über die Sammelforschung des Allgemeinen ärzt- lichen Vereins von Thüringen, 117 Zosterfälle betreffend. Jena. G. Fischer 1889. Th. V. Wasilewski. Herpes zoster und dessen Einreihung unter die Infektionskrankheiten. Auf Grund der vervollständigten Sammelforschung (274 Fälle) des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen. Jena 189 UJ LI« 106 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Die Varietäten des Variolaparasiten. a. Citoryctes variolae Guarnieri. Die einzelne Parasiten- generation reift im Menschen innerhalb von 8 Tagen. Das natürliche Incubationsstadium beträgt 12 Tage. Eine Immu- nisirung erfolgt im Menschen selten mit dem ersten Fieber- anfall (Variola sine exanthemate), in der Regel nach dem zweiten Fieberanfall, welcher 8 Tage nach dem ersten Fieberanfall sich einstellt. Mit dem zweiten Fieberanfall schießt ein, das klinische Bild der Krankheit beherrschen- des Exanthem auf, welches auch auf Schleimhäuten und Endothelien gefunden wird. Die Infektion wird weiter ge- tragen durch direkte Contagion (Impfung) und auf mias- matischem Weg. (Unbeobachtete Schleirahautpustel!) b. Citoryctes vaccinae Guarnieri. Zuerst von Jenner abgebildet und beschrieben 1798. Entsteht bei Fortzüchtuug der Variolavarietät auf der Haut des Rindes. Die Jen u er- sehe Varietät verläuft nur lokal auf Impfstellen, ohne Be- theiligung der Schleimhäute, nur sehr selten mit generali- sirtem und dann immer gutartigem Exanthem — also mit Verlust der miasmatischen Ausbreitung. Die Incubation ist 4 — 6 Tage kürzer als bei Variola. Die Vaccinevarietät reift auf dem Rind in 4 Tagen, auf der Haut des Pferdes in 6 Tagen, des Menschen in 7 Tagen, des Affen in 6 Tagen. Eine Immunisirung des Wirthes tritt früher und energischer ein als bei der Variolavarietät. c. Durch Verimpfung der Variola in die Haut des Pferdes entsteht ebenfalls eine constante biologische Varietät, die E qu in e, welche gegenüber der Vaccine einige Eigenthümlich- keiten bietet, auf welche wir an dieser Stelle nicht ein- gehen aus Mangel an eigener Erfahrung. Die deutschen Impfärzte betrachten es als bewiesen, daß Vaccine aus Variola gezüchtet werden kann. Als alleinige Vertreter der dualistischen Auffassung sind zu nennen Chauveau 1865, 1891, seine Schüler Pourquier, Ducamp, Doutent 1893, Juhel-Renay und Dupuy 1894. Woran es liegt, daß in Frankreich die Umzüchtung nicht gelingt, kann Verfasser nicht sagen. Allein im letzten Jahr- zehnt sind erfolgreiche Umzüchtungen ausgeführt worden von Fischer- Karlsruhe (1886); Eternod u. Haccius-Genf (1890); Hime-Brad- fort (1892); King-Indien (1890); Freyer-Stettin (1892); Simpson- Calcutta (1892); Klein-London (1892). Wenn klare Variolalymphe auf genügend große Contaktflächen des Rindes überimpft wird, und dann noch einigemale auf der Haut des Rindes weiter gezüchtet worden ist, so entsteht eine Lymphe, welche auf Rind und Mensch das ächte Jenner 'sehe Impfbläschen hervorbringt. Die so gezüchtete biologische Varietät des Variola- parasiten, die Variola-Vaccine, wird von Chauveau und seiner Schule Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 107 als Variole desquisee aufgefaßt, gegenüber der autochthon (?) auf Kühen (nie auf Ochsen!) als cow-pox und auf Pferden als horse-pox vor- kommenden Blatternform — der sogenannten ächten Vaccine. Worin der Unterschied zwischen Yariola-vaccine und Vaccine eigentlich besteht, geht aus der analytischen Tafel von Dupuy (Etüde historique, experimentale et critique sur l'identite de la variole et de la Vaccine, Paris 1894, pag. 92—93.) nicht hervor. In den deutschen Impfinstituten sind im letzten Jahrzehnt Hunderttausende von öffent- lichen Impfungen mit der Variola-vaccine-varietät vollzogen worden und hat sich dabei ein Unterschied in Bezug auf klinischen Verlauf und Immunisirung gegenüber der in vorigen Jahrzehnten benutzten Cow-poxstämme nicht herausgestellt. Jedenfalls gesteht auch die Chauveau'sche Schule zu (Ic. pag. 92), daß Variola-vaccine eine ab- geschwächte Variola sei. — Ob weiter die Varioloiden als eine Varietät der Variola aufzufassen sind, darüber hat sich Jahrzehnte lang der Streit in der Impf literatur hingezogen. Die Varioloiden sind erst seit 1816 — 1820 als solche bekannt; sie sind eine durch unge- nügende Vaccineimmunisirung bedingte Abschwächung der Variola vera; die Schwere des Verlaufes richtet sich ganz nach dem Grade des zur Zeit noch vorhandenen Impfschutzes im Individuum. Die Mehrzahl der heute in Deutschland zur Beobachtung kommenden Blattern- erkrankungen gehört der Varioloidform an. Uebergänge zur schweren Variola vera und zur Febris variolosa sine exanthemate fehlen der Variolois so wenig, als der mittelschweren, nicht durch Vaccine modi- fizirten Variola vera. Um eine selbstständige biologische Varietät handelt es sich demnach nicht. Für Varioline, d. i. die Variolaform, welche entsteht, wenn klare Variolalymphe in die Epidermis des nicht geblätterten Menschen ver- impft wird, und welche oft nur lokal verläuft, gelten dieselben Ge- sichtspunkte. Volle biologische Selbstständigkeit hat die Varioline- varietät auch nicht. Die Abkürzung des Incubationsstadiums und die anderen Eigenthümlichkeiten sind aus dem Schema in Fig. 52 ersicht- lich. Die Varioline bildet den Uebergang zur Vaccine, was mit der Eintrittsstelle von der Epidermis der Oberhaut zusammmenhängen muß, während für Variola vera der Eintritt nur von einer Schleim- hautfläche denkbar ist. b. Die dnrch den Tariolaparasiten nnd durch seine Tarietäten gesetzten Krankheitserscheinungen. 6. Variola vera. Variola discreta, die mittelschwere Form der Blatternkrankheit, ist ein durch zwei Fieberanfälle mit dazwischenliegendem Intermissions- stadium ausgezeichnetes Exanthem. In dem Intermissionsstadium bricht der, das ganze Krankheitsbild beherrschende und alle anderen Symp- tome verdeckende Allgemeinausschlag aus — in Pustelform. Dieser Allgemeinausschlag kann fehlen (Felaris variolosa sine exanthemate), ohne daß dadurch eine mit dem ersten Fieberanfall erworbene Immu- nität ausbleibt. 108 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Der Pustelausschlag" verläuft im Beginn als eine lokalisirte, nekrotisirende Epithelzellerkrankung der Oberhaut, der Sclileimliäute, und kommen auch die gleichen nekrotischen Nester im Gewebe der Milz, Leber und Niere vor. Von dem Endothel der Aorta und dem Endocard wird die Auflagerung „embryonaler Zellen" vonBrouardel Arch. de med. 1874 beschrieben. Das Kontagium ist enthalten im Blute und in dem Ausschlage. Aus dem Pustel in halt und durch die abfallenden Schorfe läßt sich das Kontagium auf andere Menschen und Thiere übertragen vermittelst einer Impfung in die Haut (Inokulation der Variola). Das Kon- tagium verträgt Austrocknung und wird verschleppt durch die Verun- reinigung von Gegenständen mit Pustelinhalt oder mit Auswurf; es haftet in Staubform an Kleidern, Wäsche, Briefen u. s. w. In dem Blute von Erkrankten findet es sich in wirksamer Form zur Zeit des Fieberanfalles; mit dem Blute aus der noch knötchen- haften Impfstelle der Variola inoculata, lassen sich Impfpusteln erzeugen; von der blatternkranken Mutter geht die Krankheit auf den Fötus über. (Ebenso läßt sich mit dem Fingerblut von vaccinirten Kindern am siebenten Tag, mit dem Milzsaft von Kälbern am vierten Tage das Kontagium übertragen.) Im Eintrocknungsstadium der Krankheit läßt sich aus dem Blute (von Vaccinirten) keine Impfpocke mehr er- zeugen. Mischinfektionen spielen bei der Variola dieselbe Rolle wie bei allen Sporozoenerkrankungen und kommen in Frage von Bakterien: Erysipelcoccen, Streptococcen, Staphylococcusarten, eine ganze Reihe von Bacillen, Hefeformen, ferner Syphilis, Nosocomialgangrän u. s. w. Die bisher übliche Eiutheilung des Krankheitsverlaufes regelte sich nach folgendem Schema (Leube): Eiutheilung nach dem Verlaufe des Exanthemes. Krankheitstage: 12. 13. 14. 15. 1.2.3.4.5.6.7.8.9. 10.11.12. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 16. 17. 18. Inkubationsstadium Pro- Eruption, Vesicu- Suppu- Exsiccatious- 12 Tage dromal- maculo- löses rations- und Dekru- stadium papulöses Exanthem stadium stations- 3 Tage. Exanthem 3 Tage. 2 Tage. 2 Tage. stadium 7 Tage. Maßgebend für diese Eiutheilung ist das am 4. Tage nach Be- ginn der Krankheitserscheinungen aufschießende Bläschenexanthem; dasselbe beherrscht alle anderen Krankheitssymptome. Aber — das Exanthem kann lehlen; es ist kein zur Erreichung von Schutz gegen eine zweite Infektion mit Blattern noth wendiges Glied in dem Krank- heitsprozesse (Febris variolosa sine exanthemate). Auch in allen anderen Stadien der Krankheit kommen Abschwächungen vor bis zum gänzlichen Ausfall einzelner Stadien, mit den mannigfachsten Ueber- gängen, immer aber mit Ausnahme des ersten fieberhaften Prodromal- stadiums. Faßt man dieses erste Fieber auf als den Wehrakt des erkrankten Individuums gegen das zu dieser Zeit im Blute kreisende Zur Kenntuiß des Variolaparasiten. 1Ö9 Blatternkontagiiim, so kommt man zu einer anderen, ätiologischen Eintheilung- der Krankheitsstadien, welche wir nachfolgend zu begründen versuchen werden (Fig. 52). An das erste Fieber von 4-tägiger Dauer schließt sich nach einer Intermission von 4 Tagen in vielen Fällen ein zweites Fieber an; weil dieses 2. Fieber zur Zeit der knötchenhaften Beschaffenheit des Exanthems und vor dem Vorhandensein von Eiterungen in den Pusteln einsetzt, wird es den- selben Gesichtspunkten unterliegen müssen, wie das erste Fieber. Das lukubatioiisstadium dauert 9—18 Tage, soll in einzelnen Fällen noch längere Dauer haben. Eichhorst (Deutsche med. Wochen- schrift 1886 No. 3) giebt dasselbe für 3 in der Züricher Klinik genau verfolgte Infektionen auf 9 Tage und 8—14 Stunden an. Dieser Abschnitt, bisher als miasmatische Ansteckung aufgefaßt, geht aus, nach Analogie des Vorganges bei Variola inoculata, von einer unbe- merkt gebliebenen Mutterpustel auf der inneren Epitheldecke des Körpers, z. B. von der Schleimhaut der Bronchien oder von einem drüsigen Organ. Das erste Fieber (das Prodromalstadium) setzt nach stattge- habter Durchseuchung des Individuums ein mit 39— 40*^ C, hat geringe Morgenremission und erreicht am Abend des dritten Tages 40—41® bei 120—140 Pulsschlägen. Milzanschwellung und der masernartige variolous rash am Unterleib gehören diesem Stadium an. Es endet nach 4X24 Stunden mit einem Fieberanfall und unter spezifisch riechenden Schweißen. Es treten zu der Zeit die spezifischen Krank- heitserreger in die Epithelzellen der Oberhaut und der Schleimhäute über. Ob Ansteckungsfähigkeit der Blattern zu dieser Zeit bereits vorhanden ist, ist noch bestritten. In der am 5. Tage eintretenden Fieberintermission schießt das Exanthem auf (Eruptionsstadium). Wir betrachten dieses Exanthem als eine embolische Hauterkrankung, entstehend durch die mecha- nisch im Kapillargebiet hängen gebliebene Amöboidbrut des Parasiten, von der Protopustel aus, welche nun im Stratum lucidum zur neuen Vermehrung und zur Sporenbildung schreitet (Fig. 45 p). Diese Auf- fassung stützt sich auf folgende Eigenthümlichkeiten des Blattern- prozesses: Aus den noch knötchenhaften Pusteln kann mit Erfolg weitergeimpft werden. In den lutercostalräumen sitzt das Exanthem zuweilen reihenweise angeordnet, dem Verlauf der Arterien entsprechend, ganz wie bei Herpes Zoster auf. Auf der gefäßlosen Cornea giebt es keine echten Blatternpusteln. Das zweite Blatterufleber (Stadium des vesiculösen Exanthems) beginnt am 8. — 9. Tage der Erkrankung, bis zur Zeit der Areola- (Halo-) Bildung um jedes einzelne Bläschen herum, also vor der Eiterbildung. Der auf den Schleimhäuten verlaufende Binnenaus- sclilag hält dieselben zeitlichen Grenzen ein und unterliegt denselben Gesichtspunkten. Dieses zweite Fieber muß mit dem Uebertritt einer vom Knötchenexanthem ausgehenden neugebildeten 2. Parasitengene- ration zusammenhängen. Wir fassen das zweite Fieber genau so, wie das erste, als einen Wehrakt auf, aus folgenden Gründen: In diesem Krankheitsstadium liö Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Fig. 52. Einllieilim^ nacKdem^rlatife desTlel)ers, — löj flnl i^s. Ist, i^e ~ n n — n =i ^ l. 2. 3. 4. 5. 6. ?. 8. 9. IQ. 11. 12 ' .. 3. k 5. 6. 7. 8. 9. 10 u. 12. ü. It^ 15. 16. 17, 18. Rlshi i i l i IM i i ■l ii I. vJ ,ri »la di JCT ■et l. 1 L A^^^H^ IHB^B ^k^^^^^^H^ In vas ionssfadiim 1 _J Fi^bel- In 1. L ermission _iF4bei Eil trocknijng 3. \ i2TAge H^e Hage tTa^e 6T ige Pn ^Vl ii 21 L \ L k il^ P- \( tri 0l( id m ^B i _ Ir vasionsstadium I. Fieber ifler- n. Fieber Eintrocknung 7:- 1121 [aß .. aJTage. .' .1 irussion 3 Tage. 6 Ta^ge. Ri"l 3 Tage. 'j y l .ok albl atte r. ii k i Lj ■a i M i n V£ ri( la in »CU Iat£ AA Jb 1 ^W asi ns; tad xaA I.^ieber rnter nrieBer iintrocknung 1 . 7T ag^ 3 Ta^e. missit)n 3 Tage. ^T^jge ^n' h- -. 3 Ta^e. i A Lok älbl atte r. ii IV .V 1C< lin j. ■1 In asi ms ladj um Fiiebjer E inti ock mir iT + T i^e 2 ) ^^^ __ _ _5 b e 3|Ta6e. 5^ — , . , = hat zuerst van der Loeff (1886) die Anwesenheit der früher aus dem Variolablut beschriebenen Amöben („Proteiden") nachgewiesen (Fig. 49, 51); kommt es bei Variola am 4. Krankheitstage zu einem Blatternausschlag, so kommt es am 8. Tage auch zu einem zweiten Fieberanfalle. Ist das Exanthem gering oder fehlend, so verhält sich das zweite Fieber ebenso. Es kommen sogar, wie beim ersten Fieber, die gleichen Prodromalsymptome wie Kreuzschmerz, Delirien, noch einmal vor. „Je vollständiger und rascher der erste Fieberan- fall ist, desto leichter ist das zweite Fieber" (Rhazes 1059, Syden- ham 1676, die Inoculatoren des vorigen Jahrhunderts). Die Dauer des zweiten Fieberanfalles, bis zum definitiven Zu- grundegehen der zweiten Parasitengeneration, ist ebenfalls 4 Tage. Nur bei konfluirender Variola kommt es vor, daß der erste Fieber- anfall direkt in den zweiten Fieberanfall sich fortsetzt und noch weiter anhält in dem mit eitriger Dermatitis verbundenen Endstadium der Krankheit. Das Eiterungsstadium (Fig. 42) bekommt durch die am 9. Krank- heitstage in den Vordergrund tretende Dermatitis ein spezifisches Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Hl Gepräge. In leichten Fällen ist am 11. Tage die Eiterung beendet, als- dann sofort in das Eintrocknungsstadium (Fig. 43) übergehend (Leube, Spezielle Diagnostik II, p. 377, 1893). Bei der gutartigen Variola discreta setzt, ohne jede Eiterung in den wenigen Pusteln, das 2. Fieber auch am 8. Tage ein für weitere 4 Tage. Ebenso verläuft, wie wir aus dem nächsten Abschnitte hier vorgreifen, bei der Variola inoculata die Anzahl der Deuteropusteln parallel mit der Intensität des 2. Fiebers. Die als Ursache des 2. Fiebers angeschuldigte eiterige Dermatitis, mitsamt ihrem großen Einfluß auf die Mortalität der Blattern, ist eine Bakterien-Komplikation im Endstadium der Krank- heit. Lang andauernde Eiterung und lang andauerndes Eiterfieber, letzteres an das 2. Fieber sich unmittelbar anschließend, gehören nicht spezifisch zum Blatternprozeß, sind durch die gleiche Misch- infektion bedingt. Das Eintrocknungsstadium beginnt am 12. Tage bei Variola discreta und geht bald in das Dekrustationsstadium über von ver- schieden langer Dauer (Fig. 42). Die vollsaftigen Pusteln bersten; bei kleinen Pocken und auf der Fußsohle wird der Inhalt resorbirt. Es bleibt der nekrotische Pockenkern zurück, mit Parasitenresten und Eiterzellen durchsetzt (Fig. 43). Darüber hinweg zieht die Horn- scJiicht, locker anhaftend. Unter der Kruste findet man an Pocken- schnitten aus diesem Stadium die verschmälerten M al p ig hi 'sehen Zapfen. Darin finden sich noch einzelne versprengte Reste von intracellulär gelegenen Parasiten. Der Pockenschorf ist ansteckend; von ihm aus kann spontane Ansteckung und Inokulation ausgehen. Hat die Eiterung tiefer gegriffen, so fehlen die Zapfen, ebenso die Haarzwiebeln; an ihre Stelle hat sich ein Narbengewebe gesetzt. Auf Schleimhäuten wird der Pockenkern frühzeitig abgeschoben, und kommt es zu offenen Geschwürchen, welche rasch mittels junger Epithelien sich überhäuten. 7. Variola inoculata s. Varioline. Der Verlauf ist nach Dimsdale (1781) der folgende: Nach der Inokulation, wenn dieselbe mittels eines kleinen Stiches und mit flüssiger Variolalymphe (gleichgiltig, ob von Proto- oder Deutero- pusteln entnommen) geschehen ist, ist folgender Verlauf notirt: Nach 2, 3 oder 4 Tagen ist eine eigenthümliche Röthung zu bemerken, die sich zu einem Bläschen erhebt, ganz ähnlich der Blatternpustel bei ihrem ersten Erscheinen. Das Bläschen füllt sich mit einer schillern- den Flüssigkeit. Zu der Zeit, wenn die Ausschlagssymptome beginnen, nimmt die Entzündung zu, manchmal während der ganzen Fieberzeit. Von diesem Abschnitte an, zur Zeit des Heranwachsens des Bläs- chens, auch ohne daß es am 9. oder 10. Tage zu einem zweiten Fieber uud zu Störungen des Allgemeinbefindens kommt, und bei gänzlichem Mangel eines Allgemeinausschlages am 12. — 14. Tage, kann der Impf- ling für seine ganze Zukunft Sicherheit gegen die Erkrankung an Blattern erhalten haben. „Ich bin so kühn, das in positiver Weise zu behaupten, da ich wiederholt den Versuch gemacht habe, solche Impflinge zu infiziren, und immer ohne Erfolg" (Dimsdale). Zuweilen zeigt die Inokulationsstelle schon nach 2 — 3 Tagen Re- aktion mit Frösteln, Jucken in der Impfstelle und in der Achselgegend, 112 2ur Kenntniß des Variolaparasiten. Benommenheit, Kopfschmerz, Fieber. Die Erscheinungen danern aber selten länger als 24 Stunden. Die Impfstelle ist hart, entwickelt sich wenig weiter mit geringer Entzündungsröthe und trocknet bald ein mit einem dünnen Schorf. Manchmal treten diese Erscheinungen erst am 7. — 8. Tage ein. Der weitere Allgemeinausschlag bleibt aus, und der Arm ist bald wieder gesund. Von Sutton, Gatti und besonders von den früheren Inokulatoren, welche zum Theil mittels kleiner ßlasenpflaster impften, werden wenig abweichende Termine für das Invasions- und das Fieberstadium an- gegeben. Das Inkubationsstadium der Varioline ist also ein um 5 Tage kürzeres als bei Variola. (P^ig. 52.) Es hängt das damit zusammen, daß Variola Vera ihren Ursprung nimmt von einer kleinen verborgenen Schleim- haut-Protopustel, dagegen Variola von einer großen, auf vielschich- tigerem Oberhautepithel entstandenen Protopustel. Den Inokulatoren (Dimsdale, Gatti, Sutton gegen 1750) war diese Differenz wohl bekannt; sie gestatteten den in ihre Inokulationsanstalten eintretenden Impflingen 1 — 2 Tage lang vor der Impfung das Zusammenwohnen und Schlafen mit solchen Impflingen, die Allgemeinausschlag hatten. Die Inokulationsblatter überholte stets etwaige 1 — 3 Tage früher statt- gehabte natürliche Ansteckung. Weiter ist das erste Fieber geringer, die Zahl der Deuteropusteln spärlicher, mit wenig oder ganz fehlendem 2, Fieberanfall. Eine Ab- nahme des Impfstoffes aus der Protopustel hatte keinen Einfluß auf diese Abschwächung der Variola zur Varioline. Weiter lehren alle Inokulatoren, auch die indischen Brahminen, daß durch langsame Entwickelung der Protopustel (Kältebehandlung) der erste Fieberfall hinausgeschoben und gemildert wird und von wenig Deuteropusteln gefolgt ist. Die Mortalität der Inokulirten wird von Wilson (für Eng- land) angegeben auf 1:662 für die Jahre 1797—1798; von de la Condamine 1754 auf 1 : 376; von Henßler 1766 auf 1 : 400, gegen- über einer Mortalität der Variola von mindestens 10 Proz., zuweilen von fast 100 Proz. (Sydenham 1667/69 und 1670/72; eine viel citirte Mortalitätsliste findet sich in dem Briefe von Tis so t an den wüthen- den Inokulationsgegner de Haen 1759, p. 30). Die vollständigsten, auf Quellenprüfung beruhenden Angaben finden sich in: R. Koch, Veröffentlichungen aus dem Kaiser!. Reichsgesundheitsamte, 1884; R. Koch, Beiträge zur Beurtheilung des Nutzens der Schutzpocken- impfung, 1888. Individuelle Immunität oder Fehlimpfungen mit Variola sind verzeichnet vom Londoner Blatternhospital für die Jahre 1 746 — 1821 mit 2500 : 118 000 oder 1:47. Die Blatterninokulation ist auf dem Kontinent nur sehr wenig ausgeübt worden und in England auch nur in wenigen wohlhabenden Familien. Sie war, bei der sorglosen Art ihrer Ausübung, im Gegen- theil eine neue Quelle für ausgedehnte Ansteckung und für ständiges Verweilen der Blatternseuche in den Orten, welche früher alle 5—8 Jahre höchstens einmal heimgesucht wurden. Heberden hat nach- gerechnet, daß dadurch die Summe der Todesfälle an Variola in England Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 113 um 7io zugenommen hatte; nach Lettsom sind allein in London in den ersten 40 Jahren der Inokulation gegen 24 000 ßlatterntodesfälle mehr vorgekommen, als in den 40 vorausgehenden Jahren. Durch die Vaccination hat, vom Jahre 1800 an, die Ino- kulation ihre Bedeutung verloren. 1802 haben die italienische Republik, 1803 der österreichische Staat, 1802 — 1806 die deutschen Regierungen die Inokulation verboten; 1808 wurden im Londoner Blatternhospital keine poliklinischen Inokulationen, aber bis 1820 noch solche an Hauspatienten, vollzogen (Baron, Life of Jenner II, p. 238). Erst 1840 hat das englische Parlament die Inokulation gänzlich verboten. 8. Die Jeuner'sche Variolavarietät. — Die Vaccine. Die Behauptung, daß Vaccine vom Pferd abstamme, ist nicht mehr haltbar. Jenner's Lymphestämme waren nebst anderen von Variola Vera des Menschen, zufällig auf Kühe (wie auf Ochsen!) übertragen. Der Verlauf der aus Variola vera gezüchteten ersten Generation von Vaccine ist nach Fischer (1892) der folgende auf dem Kalbe: Nach 3 Tagen Reaktion an den Impfstellen, bestehend in Röthung und Schwellung; am 6. Tage reife, silberweiße, perlmutterglänzende Pusteln mit stark markirter Randröthe. Zwischen den Infektions- stelleu finden sich am 3. und 4. Tag spontan entstandene kleine Pustel chen, mit Nabel, als ständige Begleiter der jungen Variola- Vaccine. Bei den folgenden Generationen verliert sich diese localisirte Nebenvaccine. Wenn diese so gewonnene Variola-Vaccine in 1. oder 2. Generation vom Kalb auf den Menschen übertragen wird, kann der Erfolg ein unerwünschter insofern sein, als eine heftige Lokalwirkung und auch noch ein nachfolgender All- gemeinausschlag eintreten. Jenner kannte diese Wirkung junger Variola- Vaccine, impfte im Beginne nur 1 Pustel ein und empfahl, wegen zu heftiger Rand- röthe, einige Zeit lang das Kauterisiren der entstehenden Pustel mit Lapis. Bousquet erlebte 1840 mit seiner neuen Passy-Lymphe die- selbe Reaktion und lernte „les frayeurs de Jenner" würdigen; ebenso Estlin 1831, Chauveau 1865. Auch Todesfälle sind bei der- artiger frühzeitiger Verwendung vorgekommen (Reiter 1831). Auf diesen Erfahrungen beruht das in Frankreich heute noch giltige Dogma, daß Variola nie zu Vaccine, nur zu variole desquisee sich umändere (Layet 1889). Nach dreimaliger Durchführung des neuen Lymphe- stammes durch neue Kälber hat sich eine gutartige Vaccine gebildet, die wohl noch heftige Areola um die Pusteln herum, zu- weilen auch einige generalisirte Vaccinebläschen am 8. Tage der Impfung liefert, aber nie wieder einen Rückschlag nach der Variola vera hin zeigt. Bei gehöriger Auswahl gesunder, nicht zu junger Kälber, bei Abimpfung vom Kalb nach 4—5X24 Stunden, und bei der Auswahl von nur ausgezeichnet schönen Pusteln zur Weiter- impfung von älteren, kräftigen Kälbern gelingt es, den neuen Lymphe- stamm ohne Anstoß von Kalb zu Kalb in nahezu gleicher Güte fortpflanzen zu können. Il4 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Die frisch auf den Genus Rind gezüchtete Variola- Vaccine hat langsamen Verlauf beim Menschen; die Abborkung hat statt am 22.-24. Tag. Die Beschreibung des Verlaufes des auf dem Menschen gezüchteten typischen Jenner 'sehen Bläschen kann an dieser Stelle wohl unter- bleiben. Lange Fortzüchtung von einem Kinderarm auf den anderen bringt Abkürzung des Krankheits Verlaufes, mit Abborkung am 16. — 18. Tag. 9. Unterschiede zwischen Variola, Varioline und Vaccine, das Zustande- kommen der Umwandlung von Variola zu Vaccine. Ein erster tiefgreifender Unterschied ist vorhanden in der Dauer des Inkubationsstadiums. Alle Erscheinungen der Variola treten 4—6, der Varioline 3 — 4 Tage später auf als die der Vaccine. Werden beide gleichzeitig ino- kulirt, so tritt erstere gar nicht oder nur rudimentär in die Er- scheinung. Die immunisirende Kraft der Vaccine ist früh- zeitiger und stärker als die der Varioline. Das erste Fieber tritt ein bei Variola discreta am 12. Tage des Inkubationsstadiums; bei Variola inoculata am 8. Tage; bei Vaccine am 5. Tage. Von der Protopustel der Variola inoculata kann abgeimpft werden am 5. Tage (Sutton 1760); von der Vaccine- pustel des Kindes am 3.-4. Tage. Vom Tage des 1. Fieberein trittes bis zum Auftreten des 2. Fiebers verlaufen bei Variola discreta 8 Tage, bei Variolois 6 Tage, bei Variola inoculata 6 Tage (Rayer), bei Vaccine tritt die seltener generalisirte Vaccine ebenfalls ca. 7 Tage nach dem ersten Fieber auf. Die Lokalpustel der Vaccine hat, von der Impfung an, eine Dauer bis zum Krustenabfall von ca. 22 Tagen. Der knötchenhafte Beginn markirt sich nach 3 Tagen ; die Areola kommt am 7. — 8. Tag, ein dem variolous rash entsprechendes Erythema vaccinosum nach Epstein (1893) gewöhnlich am 7., 8. oder 9. Tag. Das Erythem besteht 2 Tage, manchmal gebraucht die Rückbildung 6 — 8 Tage; die Eintrocknung beginnt am 11. — 12. Tage. Wenn in seltenen Fällen eine generalisirte Vaccine (Nachblattern, pustules super- numeraires) nachfolgt am 8.-9. Tage, so heilt auch diese gleichzeitig mit den Protopusteln ab. Ein Achselschmerz, das Symptom von Insuffizienz der Lymphgefäße zwischen Impfstelle am Arm und den Stammgefäßen, äußert sich bei Vaccine am 5. — 6., bei Varioline am 7.-8. Tag nach der Impfung. Temperaturmessungen liegen aus der Zeit der Blatterninokulation nicht vor; wählt man zum Maßstab des Fiebermaximums die entsprechende Höchstentwickelung der Areola an der Protopustel, so gleichen sich die Pusteln beim Menschen: für die Vaccine vom 7.-8. Tag mit Varioline des 10. Tages » » » 5J "• J» » V » l^- « J> » 55 ?> ^ ' ' »» » » )» ■^'J» }) (Ballhorn und Strohmeyer, mild verlaufende Varioline 1801, Nach- bildung in Crookshank 1891, I, Tafel VII, p. 288). Bei Verimpfung von Variola oder Vaccine auf das Rind ist dieser Unterschied noch größer (Ceely, Variolation der Kühe, I, Tafel XII; Nachbildung bei Crookshank 1891, I, Tafel VIII, p. 298). Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 115 Dieselbe Abkürzung des Lebenslaufes der Yaccine kommt zur Beobachtung-, wenn Varioline und Yaccine auf einem Individuum neben- einander eingeimpft worden sind. Wenn die Vaccine 1 bis höchstens 4 Tage Yorsprung hatte, so geht Yarioline nicht an oder nimmt einen Abortivverlauf. Successivimpfungen oder Autoinokulationen der Vaccine auf dem- selben Individuum, mit Zwischenräumen von je einem Tage, ergeben Yaccinepusteln mit Areola bis zum 4. Tage, spätestens bis zum 6. Tage (siehe Reiter 1839; Weiss und Vetter, Ueber die Haftung der wiederholten Impfung in Abständen von je 1 Tag, 1859; Jahn, Successivimpfung, 1873; Layet, Traite, 1889, Tafel XVII, XVIII, XIX und XX). Die später gesetzten Impfstellen abortiren. Auch das Eintreten eines dritten Symptoms zeigt diese Ver- kürzung des Initialstadiums bei der Vaccine. Es ist das die Roseola vaccinea, welche dem variolous rash entspricht. Bei Willan 1808 findet sich eine Abbildung der Roseola von cowpox (Nachbildung bei Crookshank, 1891, I, Tafel XXII, p. 460). Areola und Roseola sind bei Vaccine am 7.-8. Tage, bei Varioline sind Areola und rash am 9. Tage am meisten ausgebildet. Das be- gleitende Fieber setzt ebenso bei Vaccine um 2 Tage früher ein und hat entsprechend früher seinen Abschluß erreicht. In parasitologischer Beziehung erfahren diese Differenzen zwischen Vaccine und Varioline folgende Auffassung. Bei beiden Blatternformen decken sieh die Akme des Fiebers mit Akme der Areola und des rash. (Fig. 52.) Wenn nun von den älteren Forschern (seit 1711) und von allen neueren Forschern angenommen wird, daß die Entstehung des ersten Fieberanfalles nur hergeleitet werden kann von dem Uebertritt neu gebildeten Kontagiums in die Lymph- und Blutbahn, und zwar aus der Impfpustel her, so hat der zugehörige Parasit bei der Vaccine einen Infektionscyklus von 8. bei Varioline von 10 Tagen. Auf dem Kalbe ist der Verlauf der Vaccine ein noch rascherer; bereits nach 4X24 Stunden ist ein Stadium erreicht, welches dem auf dem Menschen vom 7. — 8. Tage entspricht. Beim Pferde wird er etwas langsamer sein (Warlomont 1888). Leider sind von Varioline keine Successiv- und Autoinokulationen bekannt, heute auch schwer nachzuholen. Wir wissen nur aus den Erfahrungen der Inokulatoren, daß eine verlangsamte und wenig akute Entwickelung der Protopustel eine so gutartige Varioline zu stände bringt, daß Verwechselungen mit Vaccine vorgekommen sind. Hat das Individuum den Kampf gegen ein in genügender Menge eingetretenes Kontagium mit dem 1. Fieberanfalle glück- lich bestanden, so ist genügender Impfschutz vorhanden, auch ohne eine einzige Deuteropustel, ohne ein zweites Auswachsen von Parasitenkeimen und ohne das zweite Fieber. Ein zweiter tiefgreifender Unterschied zwischen Vario- line und Vaccine macht sich geltend in Bezug auf den Um- fang, in dem sich die Epitheldecke des Körpers an dem Blatternprozeß betheiligt, 8 * 116 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Vaccine verläuft nur auf Impfstellen und sind als solche nur be- kannt die Schichten der Rete Malpig'hi; ob von dem Epithel der Schleimhäute aus eine erfolgreiche Yaccination erfolgen kann, ist noch nicht mittels des Experiments verfolgt worden. Bereits am 5. Tag gehen Nachimpfungen in das Rete Malpighi nicht mehr an und muß bis dahin in dem Epithelgewebe des Impflings sich schon eine immunisirende Wirkung des Kontagiums entfaltet haben. Das kann vermittelt sein durch Stoffwechselprodukte, die von der Impfstelle aus in den Lymphbahnen zum Blute abgeführt worden sind, das kann auch geschehen sein durch direkten Uebertritt von Parasiten in das Blut. Am 6., 7. und 8. Tage finden sich im Blute des Impflings, am 4. Tage im Blute des geimpften Kalbes die kernbesitzenden Amöboidzellen des Parasiten; dieselben sind ver- schwunden nach Ablauf des ersten Fieberanfalles. An Ort und Stelle ist der Impfakt am 9. Tage nach der Impfung abgelaufen auf Grund der ziemlich gut bekannten histologischen Vorgänge in der Impf- pustel. Das nekrotische Centrum der Pustel ist zu dieser Zeit als abgestorbenes, aufgezehrtes Gewebe zu betrachten und unterhalb dieses Pockenkernes sind so viel Wanderzellen angehäuft, daß durch den Wall hindurch ein Aus- und Einwandern von zellenhaften Schmarotzern nicht mehr denkbar ist. In Fig. 49, 50 und 51 haben wir aus dem Blute die betreffenden Amöbenformen gegeben; die Ver- mehrung im Blute selbst ist wahrscheinlich. Eine zweite Art von fremdartigen Zellen ist zur Zeit des Fiebers in den Pusteln selbst vor- handen, welche auf eine andere Vermehrungsart des Parasiten hin- deuten und die in Fig. 45 p gegeben ist. Die Vaccine verursacht nach diesem Befund nur eine einmalige Epithelzellerkrankung mit einem einmaligen Uebertritt von Krank- heitskeimen in das Blut. Ob Schleimhauterkrankung und Lokalisation in drüsigen Organen vorkommt, wie bei Variola vera oder stark auf- tretender Varioline, davon ist für Vaccine nichts bekannt. Weiter hat eine milde Varioline, abgesehen von der längeren Inkubation, mit Vaccine den gleichen Verlauf bis zum Abfall des 1. Fiebers. Im Intermissionsstadiuin (Eruptionsstadium) schießen Deuteropusteln auf, folgt eventuell ein schwerer Allgemeinausschlag der Variola vera, welcher der Vaccine fehlt. Hier besteht noch der Unterschied, daß Varioline nicht nur das Rete Malpighi, sondern auch das Epithel von Schleimhäuten befällt, unter Umständen als echte bösartige Variola auch zahlreiche nekrotische Nester in Milz, Leber, Niere verursacht. Es hat bei Varioline eine zweimalige Blut- und zweimalige Epithelinfektion statt. Van der Loeff hat zur Zeit der Deuteropustel die Amöben im Blute nachgewiesen. Im Sinne des Zellenparasitismus der Sporozoen hat Variola eine breitere Anpassung an Zellen der Schleimhäute. Diese Eigenthüralichkeit trifft zusammen mit dem bei der Vaccine eingetretenen Verluste der sogenannten miasmatischen Ansteckung. Schon bei dem Abschnitt über die Histo- logie und Parasitologie haben wir hervorgehoben, daß die miasmatische Ansteckung bei Variola sich in ähnlicher Weise abspielen muß, als die Kontagion bei Varioline: es muß auf der inneren Epitheldecke des Organismus sich an verborgener Stelle eine Protopustel etablirt haben, von welcher aus das 1. Fieber angeregt worden ist. Alle Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 117 Pusteln der Variola sind auf der Schleimhaut des Mundes, der Nase, des Auges klein und müssen es sein entsprechend dem histologischen Aufbau der Epitheldecke hier, mit weniger Zelllagen als im Rete Malpighi. Sie verlieren sehr bald die Deckepithelien und erscheinen als flache Geschwürchen. Ist durch diese Protopustel auf der Schleim- haut die 12-tägige Inkubation der Variola gegenüber der 7-tägigen bei Varioline bedingt? Kann mit der relativen Kleinheit der Schleim- hautpustel (miasmatischen Ursprungs!) eine ungenügende Ueberführung von Krankheitskeimen zum Blute und ein nicht genügender Schutz des ersten Fieberanfalles bei Variola vera zusammenhängen? Wenn die Variola eine Sporozoeninfektion ist (eine Bakterien- krankheit ist sie nicht nach all' den mißlungenen Bakterienrein- züchtungen), so sind der bei Vaccine selten auftretende Generalaus- schlag*) (8.-9. Tag) und der bei Varioline schon regelmäßiger, aber schwach nachfolgende Allgemeinausschlag aufzufassen als ein zweiter Infektionscyklus, der seinen Abschluß findet mit dem zweiten typischen Fieberanfall. Bei Variola und Varioline folgt nur dann noch ein drittes Fieber (Eiterfieber) nach, wenn zahlreiche Deuteropusteln eine Dermatitis nach sich ziehen. Aehnlichen Typus der Infektion zeigt eine andere Blutinfektion, die Recurrens. Auch an Malaria finden sich Anklänge. Wären die Malariaprozesse von den Blatternprozessen nicht so verschieden durch die bei Blattern alsbald eintretende und lange Immunität, so würden auch die neuen Forschungen über Tertian-, Quartan- und Quotidianparasiten, speziell die Impfungen mit Malaria- blut, eine ernsthafte Stütze abgelDen für die Auffassung, daß Variola auf dem Kalbe zu einer Spezies sich umwandelt mit kürzerem Ent- wickelungsgang und mit früher eintretender Umprägung der Epithelien des Wirthes, letztere im Sinne der Bildung eines noch unbekannten Immunitätszustandes gegen die gleiche nochmalige Parasiteninvasion, welche der Malariaerkrankung fehlt. Das hier Vorgebrachte steht nicht im Widerspruche mit den Lebensgewohnheiten von Sporozoenparasiten. Von den paradoxen Zellanpassungen derselben kennt man erst sehr wenige, und ist es dem Verfasser in den letzten Jahren gelungen, nach der Richtung hin eine lange Reihe der eigenartigsten Vorkommnisse bekannt geben zu können. Es giebt Sporozoen, z. B. die Myxo- und Mikrosporidien, Hämosporidien, Serumsporidien, die, ähnlich dem Malariaparasiten, so lauge ihre Zellverwüstung fortsetzen, als eben noch Zellen, für die sie angepaßt sind, vorhanden sind. Es giebt Sporozoen, die, ähnlich wie der Variolaparasit, alsbald den Wirth wechseln müssen. Es giebt einseitige Anpassung an Blutzellen, an Muskelzellen, an Epithel- zellen (an den Zellkern, an das Protoplasma allein oder an beide Epithelzellbestandtheile zugleich) und sogar solche an Nervenzellen; andere Sporozoen haben Anpassung an 2 Zellarten, noch andere sind polyphag. (L. Pfeiffer, Die Zellerkrankungen und die Geschwulst- bildungen durch Sporozoen, Jena 1894.) *) Die von Vetter beschriebenen 3 Fälle von generalisirter Vaccine (München 1893) gehören nicht hierher, sondern die nach ünger 1865, Fritz 1866, Kahlert, Pluskai, Depaul 1867 u. s. w. bei kräftigem Impfstoff aufschießenden pustules supernumeraires. 118 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 10. Das Zustandekommen der Immunität. Für die Heilung der akuten Blatterninfektion des Individuums haben wir im ersten Abschnitt als maßgebend das Blatternfieber — den ersten Fieberanfall — kennen gelernt. Die anderen Glieder der typischen Krankheitsstadien sind in der Mehrzahl von Fällen vorhanden, können aber fehlen. Febris variolosa sine exanthemate ist seit Rhazes und Sydenham oft beschrieben worden; gehäufter beobachtet worden ist diese Blatternform in dem ersten Jahrzehnt nach der Ent- deckung der Vaccination als die noch gutartig verlaufende Variolois; sie ist künstlich gezüchtet worden durch die besseren Inokulations- methoden. Wie das Fieber entsteht — ob z. B. wie bei Malaria im engsten Anschluß an das Ausschlüpfen einer jungen Parasitenbrut und bedingt durch Stoffwechselprodukte von selten dieser größeren Anzahl von Parasiten (vergleiche auch die von Fieber und Kollaps gefolgte Wirkung der Einspritzung von Sarcosporidienkeimen bei L. Pfeiffer, Protozoen als Krankheitserreger, 1892), ob weiter dieser Wehrakt des Individuums verbunden ist mit Phagocytenbethätigung? — das mögen offene Fragen bleiben. Die alten Inokulatoren (Sutton 1760) haben von der 4 Tage alten Protopustel der Inokulirten mit Erfolg weiter variolisirt; von Vaccine läßt sich nach 3X24 Stunden mit Erfolg fortimpfen; Reiter hat mit dem Blute von Vaccinirten auf größeren Hautverletzungen bei Erstimpflingen typische Vaccine erzielt, Fink hat 1794 mit dem Blute von blatternkranken Schafen, ebenso A. Petzhold 1857 wieder Ovine erzeugt, Reynaud 1879, Strauß, Chambord et Meguini 1891 (Oompt. rend. 61, Nr. 225) und L. Pfeiffer 1884, haben einige- mal erfolgreiche Immunisirung durch Transfusion von Variolablut und Vaccineblut beschrieben, ebenso Janson 1891 (Centralblatt für Bak- teriol, p. 40). Au che, B. Essai de serotherapie dans la variole. Archiv clin. de Bordeaux 1893. Vol. IL p. 319—326. — Negativen Erfolg hatte jüngst M. Schulz-Berlin. Durch Subkutaneinspritzung von sterilisirter Lymphe und sterilisirtem Blute von Impfkälbern wird eine theilweise Immunität erzielt. Allem Anschein nach ist die durch direkte Intromission von wenig Stoffwechselprodukten erzielte Immunität nur eine ganz kurz andauernde und steht in Zu- sammenhang mit der Menge der eingeführten immunisiren- den Substanz. Janson (Bakteriologisches Centralblatt, 1891, p. 40) konnte durch Einspritzung von Vaccineblut und Vaccinelymphe unreine kurz dauernde Immunität zu Stande bringen. Außer allem Zweifel geht das Kontagium durch die Placenta hindurch bei intensiver Erkrankung der Mutter an Variola, Vaccine (und Ovine). (Hervieux, Zusammenstellung, Academie de medecine, 18. Juli 1893.) Nach Roloff, 1884, setzt bei den Schafblattern die intrauterine Infektion des Fötus 8 Tage später ein als die der Mutter, und erkranken die Haut von Mutter und Fötus nie gleichzeitig. Lämmer von frisch infizirten Müttern kommen ohne Pocken zur Welt; Lämmer, welche 3 Wochen nach der Erkrankung der Mutter geboren werden, bringen Zur Kenntniß des Variolaparasiten. 119 den Ausschlag- mit zur Welt, theilweise sogar in Abheilung begriffen. Eine nachträgliche Ovinisirung solcher Lämmer haftet nicht. Die sparsamen Beobachtungen bei der menschlichen Variola zeigen dasselbe Yerhalten; das Neugeborene kann Yariolanarben zeigen, während die Mutter nur eine Febris variolosa sine exanthemate gehabt hat (Rosen- stein 1818, Teilegen 1854, B. Barnes 1869). Thatsächlich verschwinden im Blute des vaccinirten Kindes und Kalbes die amöbenhaften Parasiten mit Nachlaß des Fiebers (L. Pfeiffer 1887) und sind bei der Variola im 2. Fieberanfalle (bei noch nicht eiterigem Bläscheninhalt des Allgemeinausschlages) im Blute enthalten (van der Loeff 1888). Ob vorher und nachher, das bleibt noch festzustellen. Die Unterschiede zwischen dem Verlauf der ersten Impfung und einer zweiten kurz darauf folgenden Revac- cination sind von Pohl-Pincus (Untersuchungen über die Wirkungs- weise der Vaccination, Berlin 1882, p. 126) von der Haut des Kalbes beschrieben. Er kommt zu folgenden, hier einschlägigen Sätzen: 1) Der Prozeß der ersten Impfung dauert 10 — 14, der der zweiten 8—4 Tage. 2) Bei der ersten Impfung entsteht nach 2X24 Stunden eine primäre, cirkumskripte Nekrose, die innerhalb 3X24 Stunden zunimmt. Die Produkte werden fortgespült, wenn nach 3X24 Stunden die Intensität des Saftstromes zunimmt. Bei der zweiten Impfung fehlt die Nekrose. 3) Beide Impfverletzungen sind, gleich jeder einfachen Verletzung bei Warmblütern, von einer Erhöhung des Saftstromes gefolgt. Aber diese Fluxion erfährt bei Erstimpfungen in den ersten 2 Tagen eine Unterbrechung, dann erst wächst sie, und es er- folgt während der Pustelbildung eine weitere sekundäre nekro- tische Zerstörung des Untergrundes mit tiefgehender Narben- bildung. Pohl-Pincus verlegt den Schwerpunkt der Immunisirung in die Umstimmung der Hyperämie und der Entzündungsvorgänge (p. 151 1. c), in die wechselnde Intensität des Saftstromes; der Organismus soll das erste Mal durch das Vaccinegift in den ersten 2 Tagen in seiner reaktiven Thätigkeit gehemmt, bei der zweiten Impfung zu einer sehr energischen Abwehr gereizt werden. Auf Grund der Cornea-Impfungen wird die Deutung der Unter- schiede zwischen 1. und 2. Impfung etwas zu modiflziren sein. Die erste Impfung trifft ein Gewebe ohne histogene Immunität, der Parasit greift viele Epithelzellen an, zerstört dieselben und tritt in das Blut über; bei der zweiten Impfung findet keine Epithelzellinfektion oder eine solche mit geringer Vermehrung des Parasiten statt. In welcher Weise Phagocytose, d. h. Leukocytenanlockung, dabei ebenfalls noch in zweiter Reihe eine Rolle spielt, darüber könnte eine Wiederholung der so hochinteressanten Revaccinationen auf der Cornea näheren Auf- schluß geben. Die Frage würde bei Gelegenheit der in Rußland noch geübten Schafpockenimpfungen am ehesten zu lösen sein. An den akuten Vorgang der Heilung schließt sich bei Variola und Vaccine der Zustand der Immunität an. „Das ist jedenfalls ein neuer Zustand, verschieden von dem, welchen das 120 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. Individuum jemals besessen hat vor der ersten Infektion". Dieser Schutz vor einer zweiten Infektion ist bei Variola ein auf 10 — 12 Jahre eingeengter. Das Erlöschen des Schutzes ist kein plötzliches, sondern mit allmählicher Abschwächung verlaufendes. So- lange noch Impfschutz besteht, kommt es bei Revaccination nur zu Knötchen, bei Variolaansteckung nur zur Varioloiderkrankung, beidemal mit abortivem Fieberverlauf. Was bleibt zurück von der ersten Infektion, um im Individuum die allmählich auskliugeude Immuuisirung zu erhalten? Ist es der Parasit selbst? Ist es nur ein Stoffwechselprodukt desselben, nur eine Umprägung der Gewebe und Entzündungsvorgänge, oder ist es eine Umprägung von Phagocyten? Verfasser hat sich für Variola eine eigene Hypothese (!) konstruirt über Immunität, an der Hand der bei anderen Sporozoeninfektionen beobachteten Thatsachen und zu Gunsten der sehr oft vorkommenden Retention von Parasitenkeimen. Anpassung des Variolaparasiten ist vorhanden für das Blut und für das Epithelgewebe; von anderen Zellen ist eine Erkrankung im Blatternprozeß nicht bekannt. Die in diesen Zellgruppen sich ab- spielende, nicht sichtbarlich werdende Veränderung hat Ackermann auf der Naturforscherversammlung Halle 1891 mit folgenden Worten charakterisirt : „Die schädliche Substanz vernichtet zwar nicht die zuerst von ihr ergriffenen Elemente. Wohl aber verändert sie die- selben dergestalt in ihrer Zusammensetzung, daß sie dadurch für lange Zeit oder für immer unfähig werden, so thätig zu sein, wie sie es müßten, um im Anschluß an einen neuen, von der gleichen Krankheits- ursache ausgehenden Angriff die gleiche Krankheit von Neuem zu leisten." Auf welche Weise von selten eines einmal akut gesetzten Krank- heitsproduktes für 1, 5, 10, 20, 30 und mehr Jahre dieser Zustand des Epithelgewebes andauern kann, wie die nachwachsenden Gene- rationen von jungen Epithelzellen den Zustand ererben oder erwerben, wie die Energie des Zustandes allmählich erlischt — das sind Fragen, über welche das Wort „Umprägung" allein nicht hinwegführt. Es müssen eben Parasiten selbst zurückbleiben in geschützten Gewebestellen; von hier aus wird der Immunitätszustand so viele Monate oder Jahre erhalten und erneuert, bis mit dem Absterben des letzten Parasitennestes auch im zuge- hörigen Gewebe der Schutzzustand erlischt. An der Umprägung, welche in der Ackermann -Wolf sehen Hypothese als veränderter Zustand der Wirthszelleu auftritt, nimmt jedenfalls auch der Parasit selbst theil — als langlebiger Sporozoenparasit ist er das hauptsäch- lichst betroffene Glied in der Persistenz der Immunisirung. Die mit diesen Worten dem Variolaparasiten zugesprochene lange Lebensdauer resp. lang fortgesetzte Vermehrungsfähigkeit innerhalb von passenden Wirthszelleu ist keine Ungeheuerlichkeit. Von Kinder- lymphe weiß man, daß sie sich, gut konservirt, länger als ein Jahr- zehnt lebenskräftig erhält. In solch alter Lymphe findet man nur mikroskopisch den Inhalt von Fig. 5 p. Gleichen Vorgängen begegnen wir bei Sporozoenparasiten im Malariaprozeß, die nach Monaten und Jahren noch gelegentlich Recidive verursachen und als sichelförmige Thiere im Blute angetroffen werden. Weiter hat Verfasser bei einer Zui Kenntuiß des Variolaparasiten. 121 ganzen Reihe von Sporozoenparasiten die lange Latenz von Keimen, die lange Retention von Sporozoencysten in Geschwulstformen und deren gelegentlich ausbrechende Zellverwüstung beschrieben. — Es kann auch die bei Vaccine beobachtete lange Latenz in der Inkubation nur auf die gleiche Retention von Keimen zurückbezogen werden, Honert beschreibt 1867 eine Inkubationszeit der Vaccine von 18 Tagen, einmal von 35 Tagen; ähnliche Fälle hat 1801 Schneider-Fulda be- schrieben und Verfasser selbst erlebt. Von Scharlach ist eine Inku- bation von Monaten beschrieben, von Malaria hat Verfasser eine solche von 5 Monaten selbst beobachtet. Im Herbst 1866 war er mit der 3. Kompagnie des Weimarischen Regiments in Ulm in den Kase- matten einquartirt gewesen; im Frühjahr kam bei 30 Soldaten nur dieser Kompagnie in der malariafreien Kaserne zu Weimar eine regel- rechte Tertiana zum Ausbruch. Es wird allerdings schwer sein, den histologischen Beweis für die Retention von Keimen zu bringen ; auf Schnitten von Variolaborken, die Verfasser der Güte des Herrn Dr. Clarke-London 1893 verdankt, und in Variola verucosa von Herrn Dr. Land mann -Frankfurt a. M. 1893, findet man aber Stellen unterhalb des eigentlichen Pustelkernes und der Eiterzone, die für Epithelzellinfektion sprechen können. Auch in inneren Organen können Retentionsnester vorhanden sein, welche z. B. bei Coccidiose nach abgelaufener Krankheit im Darm abgeschoben werden, aber in der Leber Jahr und Tag persistiren. Ein Heranziehen der Verhältnisse, wie sie bei Syphilis, ferner bei den Bakterien bestehen, ist für Variola selbstverständlich nicht ohne Weiteres zulässig. Der Zeitpunkt des Eintrittes der Inmuiiiisirung ist für Variola, Varioline und Vaccine verschieden. Bei Variola vera, mit der Eintrittsstelle des Parasiten von der Schleimhaut aus, und mit einer 12-tägigen Inkubation, kann mit dem ersten ausgesprocheneu Fieber- anfall die Immunität eingetreten sein, z. B. bei Febris variolosa sine exanthemate; ob die Immunität bei Variola mit Allgemeinausschlag erst mit dem 2. Pieberanfall, ca. 10 Tage später vollständig eintritt, muß noch experimentell durch Successivimpfungen auf demselben Individuum (event. mit Ovine bei Schafen) und durch Blutunter- suchungen festgestellt werden. Bedeutungslos kann das individuelle Aufschießen von Deuteropusteln für das Zustandekommen der Immu- nität nicht sein. Für Varioline (Variola inoculata), mit der Eintrittsstelle des Kontagiums vom Rete Malpighi aus, verkürzt sich das Inkubations- stadium auf 7 Tage, mit Immunität bei fehlenden Deuteropusteln vom 8. Tage an. Für Vaccine ist der Zeitpunkt experimentell festgestellt durch Successiv- und Autoinokulation der Vaccine, neuerdings durch Layet, Traite, 1889, Tafel XVIII— XX. mit etwas abweichenden Daten. Auf dem Kalbe haftet die Successivimpfung des 2., 3., 4. und 5. Tages; am 6, (?) Tage ist die Immunität vorhanden. Alle aufgegangenen Pusteln erreichen zur gleichen Zeit die Eintrocknung und Narbenbildung. Auf dem Kinde gehen Successivimpfungen am 2., 3., 4. und 5. Tage, selten noch am 6. Tage an, so daß hier die Immunität am 6., oder l22 Zur Kenntniß des Variolaparasiten. auch erst am 9. Tage (Layet, p. 144) vorhanden ist. Auf Re- vaccinirten gehen Successivimpfungen am 2., 3., 4., 5. und 6. Tag und noch später an, und ist Immunität (nach Layet, p. 144) erst am 9. Tage vorhanden. Die Vaccine wirkt weit kräftiger imraunisirend und früher als die Variola, aber wahrscheinlich ist die Dauer des Impfschutzes gegen Variola kürzer als bei Variolaerkrankunef. Der Immunisirung zu Heilzwecken bei bereits erfolgter Infektion mit Variola hat man, angeregt durch die Verwendung von Tuberkulin und Diphtherieheilserum, neuerdings Aufmerksamkeit zugewendet. Vaccination mit 30, 40 und mehr Impfstellen bringt thatsächlich bei üngeimpften bereits nach 3X24 Stunden das erste Infektionsfieber und sind derartige Vaccinationen im Prodromalstadium der Pocken bereits 1831 von Eichhorn empfohlen und auch ausgeführt worden. Da der Variolaparasit und die Jenner 'sehe Varietät desselben auf Bakteriennährboden nicht wachsen, wird als Heilserum das von frisch geimpften Kälbern genommene Blutserum benutzt. (Auche- Bordeaux 1893). Direkte Intromission von Kälberbliit hat bei Kälbern Immunität erzeugt bei Reynaud 1879, L. Pfeiffer 1884, Janson, Strauß, Chambord und Megnin 1891. Läßt man, wie bei der Vaccination, den Parasiten selbst im Individuum auf dessen Serum einwirken, so ist die Immunisirung eine längere, Jahre andauernde. Wenn die heutigen therapeutischen Bestrebungen als etwas ganz Neues und Originelles das Ziel aufstellen: „Bekämpfung der Infektions-Krankheiten durch die Produkte der zugehörigen Parasiten", so ist dieses Ziel schon längst durch die Blatterninokulation und durch die öffentlichen Impfungen in viel vollkommenerer Form erreicht worden. Der Mehrzahl von Aerzten ist in den Culturstaaten dieses großartigste aller klinischen Krankheitsbilder, die interessanteste aller Infektionen, nicht aus eigener Anschauung bekannt und das Studium derselben arg vernachlässigt. Und doch könnte ein eingehendes Studium der Protozoen als Krank- heitserreger manchen Fortschritt zeitigen. Für chemische und physio- logische Untersuchungen z. B. bietet der stark toxische Inhalt der Sporozoencysten am Oesophagus des Schafes ein wunderbar geeig- netes Material, wie es in gleicher Reinheit und Menge für die nahe- stehenden Bakteriengifte kaum zu finden sein dürfte. Weimar. — R. Wagner Sohn. Verlag von Gustav Fischer in Jena. l^Tk'nillO'fiT' ^^' H*"^» ^' ö- Professor der pathologischen Auatomie an der rjppill^ül) Universität in Graz, Die Hadernkrankheit, eine typische Inliala- tions-Milzbrandinfektion beim Menschen unter besonderer Berücksichtigung ihrer pathologischen Anatomie und Pathogenesis auf Grund eigener Beobachtungen dar- gestellt. Mit einer litographischen Tafel. 1894. Preis 6 Mark. Ti^lCpllPV ^^' ^^^' ^^^^^^^^1 Professor der Hygiene und R-iipl-ip/ilr ^^- P^il- £ iT^ijlim , Direktor am Hygienischen Institut zu Kiel, und ^J^^^^^^> Carl, Assistent am Hygienischen Institut zu Kiel, Zur Morphologie, Biologie und Systematik der Kahmpilze der Monilia Candida Hansen und des Soor- erregers. Mit 12 Photogrammen. 1894. Preis 4 Mark. P1*1V ^^' J"''"^' Professor, k. k. Regierungsrath und dirigirender Arzt in Abbazia. UJdA; Ueber die Wasserretention im Fieber. Ein Beitrag zur Frage über die Bedeutung der Wasserzutuhr uud der Auswaschung des menschlichen Organismus in Infektionskrankheiten. 1893. Mit 53 Abbildungen im Text. TCrOlVirllPr ^*^" ^^^^^^^ München. Die Aetiologie und das Wesen der akuten eitrigen Entzündung. Mit 2 lithographischen Tafeln. 1890. Preis 4 Mk. .50 Pf. irnn T llTlllPplr ^^' ^' ^■' Vorstand der IV. med. .Abthcilnng am k. k. Kranken- VUU JjllilUü(jii5 iiause „Rudolfstiftung" iu Wien. Grundriss einer klinischen Pathologie des Blutes. Für Aerzte und Studirende. Mit 2.5 Figuren im Texte und einer farbigen Tafel. 1892. Preis broschirt 4 Mk. 80 Pf. T Äliri'f ^^- ^^-i °- ^- ^'"^^ "^^^ allgem. und experiment. Pathologie an der Univer- JjUVN 11, ,ät Innsbruck. Studien zur Physiologie und Pathologie des Blutes und der Lymphe. Mit 2 lithographischen Tafeln. 1892. Preis 4 Mk. 50 Pf. ^MluUGlÜOrpi, krankenhauses zu Hanau und uOlÜmRllll, Assistenzarzt der Chirurg. Klinik zu Freiburg i. Br. Experimentelle und pathologisch-anato- mische Untersuchungen über Croup und Diphtherie. Mit 1 Tafel. I89i. Preis 2 Mk. 50 Pf. ^pllPllllP ^^' "^■•' ^"^^*'^- Physikus und Sanitätsrath in Greiz, früher Professor iJijUuu.Uü, an der Medicinschule in Kioto (Japan). Die Beriberi - Krankheit. Eine geographisch-medicinische Studie Mit zwei lithographischen Tafeln und einer geographischen Karte. 1893. Preis 9 Mk. ^plTTTlirlf Dr. M. B., Privat- AopliA'flP ^^' ^udw., Assistenten am pathologi- OtlimiUl, dozent, und AhtUUU, ^^1^^^ i^stätut zu Straßburg. Die Pyelonephritis in anatomischer und bakteriologischer Beziehung und die ur- sächliche Bedeutung des Bacterium coli commune für die Erkrankung der Haru- wege. Mit 1 lithograph. Tafel und 1 Tafel in Lichtdruck. 1893. Preis 4 Mk. 50 Pf. UCtIt i^i "j"! ^' ^■' ■'^'"■' ^^^' P'"ofessor der allgemeinen Pathologie an der Universität ^liül 11^ Catania, DaS Fieber. Kurzgefaßte Darstellung unserer gegenwärtigen Kenntnisse über den Fieberproccß. Aus dem Italienischen übersetzt von Dr. R. Teuscher. Mit 32 Abbildungen im Text. 1895. Preis 4 Mk. 50 Pf. Vp'PTTTkVn ^^^^' ^^' "^^^'" ^^ V^'^^-< Privatdocent der Physiologie an der medi- "i V> Ol li^ cinischen Fakultät der Universität Jena. Allgemeine Physiologie. Ein Grundriß der Lehre vom Leben. Mit 270 Abbildungen. 1895. Preis: broschirt 15 Mk., gebunden 16 Mk. 50 Pf. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Handbuch der speciellen Therapie innerer Krankheiten in sechs Bänden herausgegeben von Dr. F. IPenzoldt, und Dr. R. ©tintzing, Professor in Erlangen. Professor in Jena. Erster Band: Behandlung der Infektionskrankheiten. Preis für Abnehmer des ganzen Werkes broscliirt 12 Mark, iialbfranz gebunden 13 Mark 50 Pf. Preis für den Einzelverkauf broschirt 16 Mark, halbfrauz gebunden 18 Mark. Umfang des ganzen Werkes etwa 250 Bogen. Das Werk kann ent- weder iu Lieferungen von mindestens 10 Bogen Umfang zum Preise von 3 Mark bezogen werden, oder in 6 Bänden, deren Preis sich nach dem Umfange richtet. Der Preis des vollständigen Werkes wird für Abnehmer des ganzes Werkes 80 Mark für das broschirte und 90 3Iark für das gebundene Exemplar nicht übersteigen. Von der Lieferungsausgabe sind bis jetzt 17 Lieferungen erschienen. Dieselben umfassen: Band I vollständig, Band II 1 Bogen 1—24, II 2 Bogen 1—7, Band III Bogen 1—37, Band IV Bogen 1-20, Band V 1 Bogen 1—15, V 2 Bogen 1—6, Band VI 1 Bogen 1—11, VI 2 Bogen 1—9. Das „Handbuch der speciellen Therapie innerer Krankheiten" soll sämratliche Hilfsmittel, welche zur Behandlung der inneren Erkrankungen, sowie der Haut-, Geschlechts- und Geisteskrankheiten dienen, in erschöpfen- der Vollständigkeit zur Darstellung bringen. Herausgeber und Mitarbeiter sind bestrebt, für alle Fälle innerer Erkrankungen möglichst lückenfreien Rath zu ertheilen. So wird mit- getheilt, was dem gegenwärtigen Stande medicinischen Wissens in der Prophylaxe, Krankenpflege und Behandlung geschehen muss oder ge- schehen kann. Ein Probeheft, welches die ausführliche Ankündigung, sowie Ab- schnitte aus allen Bänden enthält, ist von einer jeden Sortimentsbnch- handlnng oder von der Verlagshaudlung unentgeltlich zu beziehen. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn.