RR erh: el on NE R BEREELER TEL ei SE ERRANRRE FOR Ben ia te. 8 Fr HH an 131 Fi DE ——meser ner — 2/ 7 u; — 0° is Air Viofe, Die Role. Sefdidte und Symbolik in ethnograpbiicher und Fulturhiftorticher Beziehung. Ein Perfuc von M. 3 Shkenen, Dr. ii NL e Mit einem dhromolithographirten Titelbild umd fieben Figuren in Solslchnitt. A — a—akdi iz Leipzig, Berlag von Wilhelm Engelmann. 1873. Das Nedyt der Ueberfegung in fremde Sprachen haben fi) Berfafler und Berleger vorbehalten. Dorwort. ur em VBerfuch! — Nicht nur aus dem allgemeinen Grunde, 7 den Blaten angiebt, wenn er jagt: „ud das DBefte, was wir bilden, Ut ein ewiger VBerfudh”, jondern vielmehr aus dem ganz befonderen Grunde, weil ich etwas verfuchte, was vor mir noch Niemand verfucht bat. Diefer erite Ver- juch bedarf daher qar fehr der Nachficht. Er wird Fehler und Mängel haben, und dankbar werde ich Jedem fein, der mich auf diefelben auf- merkfam macht, mich in den Stand fegt, die erften zu verbeffern,, Die andern zu ergänzen. Sch habe mich auch bier bemüht, meine Mutter- jprache möglichjt rein und Elar zu Schreiben. Bon Geiftreichigfeit, diefem-von unferen weftlichen Nachbarn erborgten Flitterlappen, balte ich nichts. Gewöhnlich dient te nur dazu, die Sprache ebenfo fehr wie den Inhalt zu verderben. Noc) vor einiger Zeit las ich in einem wilfenfchaftlichen Murfag einer unferer befferen geitungen die Bhrafe: „Sich hinaus begeben in die Kantifche Kategorie des abfoluten Raumes“. Nun, damit begeben wir uns, Fönnte man parodirend jagen, in die Kategorie des abjoluten Unfinns. Im ganzen Kant fommt weder ein abjoluter Naum, noch eine Kategorie des Naunts vor. Zeit und Raum find nach Kant „Formen der reinen Anfchauung“ und gehören in die tranfeendentale Mefthetif, die Kategorien find „reine Berstandes- begriffe" und gehören in die tranfcendentale Pogif. Was bezweckt folche Phrajendrefcheret anders, als den unfundigen Lefern zu imponiven und ihnen weiß zu machen, mans ftehe auf der höchiten Stufe der vI Nomvort. Wiffenichaftlichfeit, während doch der Kundige darin nur den Beweis lächerlicher Umwiffenbeit fieht. Möge ein gütiger Gott ung doch aud) von diefer Parifer Movdefrankheit befreien. Möchten die Deutfchen (Shraefühl genug haben, dieje Thorheiten den Alerander Dumas’ und Victor Dugo'’s allein zu überlaffen. — Im Nachweis meiner Quellen bin ich moglichit gewilfenbaft aewelen. Die Arbeit jelbit gab mir oft genug Gelegenheit zu erkennen, wie wichttq das {ft und wie oft ein bloper Name etwas vertreten Joll, was dem Träger deffelben nie ein- gefallen it, zu jagen. — Noch einige Worte möchte ch zum Titelblatt jagen. Daß die Nofe liegt, Könnte auffallen und eine Srklärung herausfordern, Die doch nur einfach darın bejtebt, dag die Künftlerin die Rofe gerade cbenfo fand, wie fie gemalt it. 8 Tiepe fich aber auch noch eine doppelte Bedeutung bineinlegen. Die Gentifolie charafterifirt ich dadurch, daß ihre Blume anmutbia das Haupt neigt, während die aqullifche Mofe ihre Nafe hoch trägt. Und dann fönnte man auch fumboltfch deuten: Die Rofe, die ung noch heute erfreut, vubt auf dem bemooften Felfen der Vergangenheit. Am beiten ware freilich, man deutelte garnicht, fondern freute fich an der jchonen Blume und füme dadurd in die Stimmung, das Büchlein mit Piebe aufzunehmen, wire ich wahrlich mit Liebe daran gearbeitet habe. Sch wünfchte, daß man die angegebenen Berbefferungen vor dem ofen Des Buches berüchlichtige. Ihre Zahl bitte ich mit meiner Un- aefchteftheit und Sntfernung vom Drucort zu entfchuldigen. Darmjtadt, im November 1872. M. 3. Schleiden, Dr. Inhalts -Anzeige. zrite Eriter Wbjhnitt, Einleitung und Urzeit der Role . . 2... .. 1 Ginleitung 3. — Die Schönheit der Nofe 4. — Erjtes Sricheinen der Roje auf der Erde S. — Berbreitung der Nofe 10. — Aeltefte Nachrichten über die Rofe 13. — Das Vaterland der Nofen und der Indogermanen 13. — Rofe in den Tfudengräbern 15. — Nofje bei den Zendvölfern 15. — Rofe bei dem Sanffritvolfe 16. — Nofe bei den jvrifchen Bolfern 17. — Nofe bei den Aeguptern 18. — Das alte Teftament und die Noje 19. — Aeltete Kunde von der Nofe bei den Griehen 21. — Die Roje im Volfe- munde 22. — Unmerfungen 23. Zweiter Abjchnitt. Das Alterthum und naiver Benub. (Die Noje RESTE und Romerme) LFI Meere 2 Die Nofe im ganzen antiken Leben 29. — Uebertragung aus dem Orient zu den Griechen 30. — Die älteren Schriftfteller 31. — Ynafreon 32. — Sagen von der Entjtehung der Rofe 32. — Naturauffaljung und Götter- glauben 33. — Die weibliche Gottheit der Semiten 34. — Die Uphro- dite der Griechen 35. — Aphrodite und die Noje 36. — Gros und die Roje 37. — Der Dionvjosfultus 37. — Die Kränze bei den Griechen 38. — Kranzge im Gottesdienft 39. — Blumenfränze und die Kranz- winderin Glyfera 41. — Nıten der Siegesfranze 41. — Kränge im Privatleben 43. — Todtenfränge 44. — Die Roje und ihre Verehrung bei den Alten 44. — Streuen der Noje 45. — Nofen in der Xiebe 45. — Rofen und Uepfel 46. — Rofe im Gleihnig 46. — Rofen in Namen 46. — Nhodopis 46. — Rose als Bild der Schönheit 47. — Vergäng- lichkeit der NRofe 47. — Mittel zur Gonfervirung der Rofen 48. — Die Rofe und das Alter 48. — Nofe als Bild des Glüds 49. — Der Rofen- garten der Venus 49. — und des Dionvfos 50. — Nofje im Sprichwort 50. — Rofe im Gartenbau 50. — Rofen auf Gräbern 52. — Rojen auf Münzen 53. — Rofen in der Kosmetif 53. — NRofen in der Medicin und im Aberglauben 53. — Aspafia 55. — Feindlihe Wirfung der Rofe 56. — Rofemarten bei den Griechen und Römern 56. — Unmerfungen 61, vi Inbalts-Anzeine. Dritter Abjchnitt, Römilde Kailerzeit und Ehriftenthum Usbergang 71. — Griechenlands Blüthe und Fall 71. — WPflichtbegriff der Alten 72. — Die Nömer 74. — Das Ehriftentbum 75. — Alerandria 75. — Das Griebifche als Welt- und Gelebrtenjprache 77. — Gpigonen der Bhilofopbie 78. — Wiatifche Kehren 79. — Brabmanismus 79. — Barfismus 79. — Buddbaismus 50. — Reform des Brabmanismus SO. — Aüdilbe Trinität SO. — Nomanismus und Germanismus St. — Beriodenbildung 2. — Verderbnig der Nömer am Ende der Nepublif S4. Senußfucht und die Noje 85. — Entweihung der Natur ST. — Die Rofe und das Blut 89. — Die Roje als Todesbotin 89. — Die Nofen des Baradiefes 91. — Uebertragung des Heidenthbums ins Chriftentbum 91. — Die heidnischen Gottinnen und Maria 92. — Maria und die Nofe 93. — GEntjtebung der Nofe in der chriftlichen Yegende 96. — Die Rofe als Be: gründerin einer Kirche 98. — Nofe als Liebesbotin zwifchen Himmel und Frde 99. — Nofe und Nede im Ehriftentbum 101. — Glijabethlegenden 101. — Maria befbüßt- ihre Rofen 103. — Die Brophezeiungen des Maladias 104. — Der Nofenfranzg 105. — Die goldene Nofe des Bapites "106. — Die Nofe von Ieriho 108. — Die Rofe in der riftlichen Kunft 109. — Anmerkungen 112, Vierter Abichnitt, Die Role beiden Germanen ; Lebensdauer der Bolfer 129. — Deutjcher Volfscharafter 131. — Religiöfe Borjtellungen 131. — Borfie 132. — Die Nofe bei den Deutjchen 133. Das Arüblinasfeit 133. — Der Nofengarten 134. — Das Nofengarten- lied 136. — Der Schwerttanzg 139. — Frühlingsluft 139. — Die Meifterlänger 140. — Nojengarten und Liebesluft 142. — Hiftorijcher Zujammenbang der Motben und Sagen 142. — NRofe bei Ehiten und Ungarn 147. — Rofenpbantafien 147. — Das Nofenfeft von Salency 148. — Undere Nofenfeite 150. — Das Gefühl des Volfes 151. — Minne und Rofe 153. — Mofen und Nejjeln 156. — Mitgefühl der Rojen 157. — Gefahr des Nofenpflüdens 159. — Nofe und Linde 160. — NRofe und Nachtigall 160. — Nojen auf Gräbern 160. — Rofen im Sarge 162. — Die Venusberge 164. — Nofenlachen 167. — Rofen im Xeben des Volkes 168. — Chapiel des roses 169. — La baillee des roses im Parlament zu Baris 171. — Die Nofen im Wappen 172. — Rojen auf Münzen 173. — Die Rofenfreuger 174. — Nofenorden des Duc de Chartres 174. — Orden der Rosati 174. — Nofe in dem Bauhandwerk 175. — Nofen im Kriege; York und Lancafter 176. — Die Belagerung von Münnerjtadt 176. — Die Groberung von Osnabrüf 176. — Her von Rofen 176. — Die Schlacht bei St. Jacob 177. — Rofe im Lurus 177. — Nofe im Aberglauben 178. — Altdeutfche Götter und die Nofe 175. — Nojenaberglauben 179. — Rofe und Aftrologie 180.-— Der Schlafdorn 181. — Das Weidenröschen 181. — Rofenantipathien 182. — Die Nofe als Arznei 193. — Die griechifche Glementenlehre 183. — Die Xchre von den Signaturen 154. — Nofe in der Therapie 186. — Die Nofe in der Küche 187. — Die Nofe in der weltlichen Malerei 187. — Seite 69 127 Inhalts-Anzeige. IX Die Rofe in der Sprache 188. — Nofe in der Namengebung 189. — 3 Rofe in der Naturgefchichte 189. — Rofe in Büchertiteln 190. — Die Rofe im Sprihwort 190. — »Sub rosa« 190. — Rofenfenntnig im Mittelalter 193. — Geihihte der Gärten im Mittelalter 195. — Wiftenichaftlihe Naht in Bezug auf Naturfenninig 197. — Spuren wilfenichaftlicher Botanik im Mittelalter 199. — Beginn des wiffenichaft- lihen Naturforfhens 200. — Anmerkungen 203. Fünfter Abihnitt. Das Morgenland . . . 2. 22 2 22... 2U Das Morgenland 223. — Die Chinefen 225. — Die Inder 228. — Die Berfer 230. — PBerwandte Schiefjale der Berfer und Deutfchen 231. — Volfsharafter der Verfer 232. — Stellung zur Natur 233. — Bhilo- jophie und Theofophie der Berfer 234. — Die Rofe bei den Berfern 235. — Berioden perfifcher Dichtung 236. — Grite Beriode 236. — Firdufi 237. — Bamif und Ara 239. — Zweite Beriode 239. — Dritte Beriode 241. — Dihelal-eddin-Rumi 242. — Saadi 243. — Vierte Beriode 247. — Hafis 248. — Fünfte Periode 250. — Dihami 252. Verfall der Dichtung bei den Berfern 253. — Die arabifchen Dichter 255. — Die osmanischen Dichter 256 — Syrer und Armenier 258. — Die Liebe von Nachtigall und Rofe 255. — Gül und Bülbül von Fafli 260. — Kurdiihe Sage 262. — Rofen und Rofenfultur in Berfien 263. — Rofe in der Aunit bei den Perfern 266. — Rofenmwaffer und Rofenöl 267. — Der Selam 271. — Rofen auf Gräbern 271. — Anmerkungen 273. ErmeAddmit- Die Henze DE 2ER eat 279 Die Neuzeit und ihr Wefen 281. — Die Rofe der Neuzeit 283. — Der Gartenbau 234. — Die Handelsgärten 285. — Spielarten der Rofen 287. — Spitematif der Nofen 287. — Geographie der Rofe 290. — Gefhichte der Einführung neuer Rofen 292. — Berühmte Rofengärten 294. — Die Unzuht neuer Sorten 296. — Schöne Rojeneremplare 299. — Die allgemeine Rofe 301. — Die Rofe im Gefühlsleben der Neuzeit 304. — Die Rofe in der modernen Aunjt 313. — Schlußwort 315. — Unmer- tungen 317. DVerbefferungen und Naditräge. Zeile 9». 4v. IV. 16 dv. Tau. Anmerfa. 27, Zeile 11. 2 1v. - 4v. Unmerfa. 193 Seile 11v. u. nach dem Wort: erichaffen, jeße: u. nach „unerflärlich“ frreihe: “. u. fies: „Wann“, ftatt: Wenn. u. = Dlivier, ft. Olivier. v. = anfpreben, ft. ausjprechen. - Kiha.ı.d. 0. = bDieun...., ft. dieun.... 0. = Legitimer, ft. legitime. 0. = Ddeshalceum, ft. Ddasıhalcum. = Nofeneifig benußt. u. nach dem Komma fee: dazu. 13 v. u. lieg: „die antife Bronzeftatue“ und ftreiche „des capitolinifchen Jupiters.” = 14v. u. = Rapbaels Fresfen in den Loggien des Vatifan’s und bei Michel Angelo an der Dede der Sirtinifchen Kapelle. z 4v. u = indem, ft. indem. E sv. = Näume, jt. Bäume. - 11-12 v. u. feße ein Komma von und nach „der Sianaturenlebre. - 15 v. u. lies: worden, jt. werden. 160. 0. = Margenvöslein, jt. Morgenröslein. - 10v.u = Quaubtimozin, ft. Quaubtimogin. - 69. ur = al. 715% Anmerfa. 250 - Maguntiae, jt. Maguntia. Zeäle 159. 0. = eben foweit, ft. ebenjo weit. - 10-120. 0. = Hier ift noch daran zu erinnern, das das Wahrfagen aus Runenjtäben den Sfytben und Germanen gemein- jam geiwejen zu fein jeheint, wenn man die Erzählung bei Serodot IV, 67 mit der Darftellung bei Mann: bardt, Die Götter der deutjchen und nordifchen Voller. Berlin, 1860, ©. 326, vergleicht. - >5v.1u. = Sakfontala, ft. Safontola. 16v. 0. = des, ft. das. 11v. u. = anfprechen, ft. augfprechen. 32.0. = wo, ft. wie. - 10v. 0. = Geben, ft. Gaben. 3d. u. füge hinzu: b die Scheibe. > v. u. lies: Lenzluft, ft. Lenzluft. | | | | | | ) | | | | | | Erfter Abfdinitt. Ginleitung und Urzeit der Rofe. echleiden, Die Roje Al af die allerwefentlichiten Ummwandlungen, vie ver Menjch in der Natur durch fein Einareifen hervorgerufen hat, obwohl geraze jie fich aufs aller- engite an fein Wohl und Wehe anfchliegen, ja zum Theil fogar die Mög: (ichfeit feiner einigermaßen gejicherten Erijtenz bevingen, doch weit hinter ver Gejchichte zurückliegen und jelbjt von feiner Sage mehr erreicht werden. Nur in der dichtenden Wiythe jpricht ver Menjch die Anerkennung dev Wich- tigfeit jener Eingriffe, fowie das gänzliche Bergeffenjein diejer entfeheidenden Thaten aus, indem er unmittelbar die Gottheit zum Geber ver unjchätbaren Güter macht. So verhält es fich mit den wichtigiten Nahrungspflanzen, die feit lange nur Produft der menjchlichen Kultur find und nirgends im wilden Zujtand angetroffen werden, fei es, daR ihre wilden Stammeltern ausjtarben, jei es, daß fie, bis zur gänzlichen Berwiichung ver Tamilienzüge abgeändert, fich mit ihren etwa noch lebenden Gejchlechtsgenofjen nicht mehr vereinigen lajjen. Die Urvölfer, welche fich zuerjt mit ver Kultur ver Ge- realien von der Noth ver Zufälligfeit bei Auffuchung ihrer Nahrung befret- ten, mußten immer fchon einen gewiljen, gar nicht gering anzufchlagenven Grad der Bildung erreicht haben, fie mußten jchon angefangen haben, jich nicht mehr als abfolut abhängig, jondern jchon als Herren der Natur zur fühlen, als fie es wagten die Natur zu zwingen, ihre Gaben an bejtimmten Ort und in größerer Menge zu entwiceln. Wir wollen mit unferen Betrachtungen, um nicht zur weit zu jchweifen, vorzugsweije nur bei dem Urvolf jtehen bleiben, von dem alle inpoger- manijchen Bölferichaften ihren Urfprung ableiten müfjen umd durch das fie alle unter einanter verwandt find, bei dem Volk, in welchem jelbit noch 1 * 4 (Sinleitung und Urzeit der Rofe. die ältejten, Sanjfrit- oder Zendiprache vedenden, Stämme ihre gemein- ichaftlichen Vorfahren erkennen müfjen. Invefjen dürfen wir bei diejen Unterfuchungen doch auch von der jemtitischen Bölkerfamilie Aegypter, Syrer, Hebrier, Araber ır. j. w.) nicht ganz abjehen, da ich die won derjelben aus- gehenden Bildungselemente jo vielfach mit den fpäteren Entwidlungen ver Indogermanen verflechten. In früheren Zeiten al$ man noch ganz rein förperliche Merkmale berückfichtigte, Schloß man die Indogermanen und Se- miten zufammen in die von Blumenbach aufgejtellte faufafische Naffe ein. In neuerer Zeit, wo man anfängt, auch auf das geiftige Yeben dev Völker tiefer einzugehen, das fich am auffälligiten und fichtbarften in ver Sprache offenbart, hat man aber die Semiten von den Indogermanen getrennt, da e8 bis jetst wenigjtens noch nicht gelungen ift, eine innere VBerwandtjchaft des indogermanischen und jemitischen Sprachjtammes nachzuwetjen. Nichts- dejtomwentger bilden beide Sprachitämme im Gegenjat zu allen übrigen ven höchiten Topus, die „Kormjprache“ (auch wohl flectivende Sprache ge- nannt), die in diefer ihrer Eigenthümlichkeit die Entwiclung geiftigen Ye- bens, wenn auch nicht allein möglich machen, — wie die Chinejen beweifen —, doch wejentlich erleichtern. !) Schon auf der frühejten unferer Korichung erreichbaren Stufe: bei dem Urvolfe der Indogermanen, erbliden wir den Menjchen im Befitz des Kul- turweizens und der Kenntniffe des Acderbaues. Wir finden ihn zur Zucht ver Hausthiere, zu Kenntniß und Gebrauch ver Metalle, zu Tamiliengliede- rung und zu jtaatlicher Verbindung gebilvet. Allerdings beziehen fich alle diefe Ergebniffe no auf die Nothwendigfeiten eines zu Vernunftgebrauch und Gejelligfeit von der Natur angelegten Gefchöpfes. Aber vielleicht läßt e8 jich, wenn nicht diveft nachweisen, jo doch wahricheinlich machen, daß auch Schon ein Äfthetischer Zug, alfo ein Anfang zur höchiten geiftigen Aus- bildung fich in ihnen entwickelt hatte, daß fie aus der Natur fich in reiner Anerkennung des Schönen etwas angeeignet hatten, was ihnen zunächit gar feinen Nuten gewähren fonnte — ich meine die Rofe. a Es ijt diefe leiste Bemerkung, wie mir fcheint, nicht ganz umwichtig. Daß der Menjch auch auf der einfachiten und uriprünglichiten Stufe der Natur fich aus jeinen Umgebungen das anmeignet, was der Befriedigung jeiner unmittelbaren phhfiichen Bebürfnifje dient, gehört vem Triebe ver Einleitung und Urzeit der Rose. 5 Selbiterhaltung an und ift daher zu felbjtverjtändlich, als daß es umfere Aufmerkfamteit erregen fünnte. Wir finden das daher auch ohne Ausnahme bet allen Zweigen der Menfchheit. Etwas ganz Anderes aber ijt es, wenn er nach etwas greift, was ihm durchaus feinen unmittelbaren Nuten ge- währen fann, etwas, was fich zumächjt jelbjt dem Genuß der niederen Sinne, wenigjtens der Zunge entzieht, was in feiner Weije durch eine übermächtige Einwirfung auf jeine Sinne, vurch Größe und Heftigfeit des KReizes, jeine Aufmerkjamfeit anzieht und gefangen nimmt, jondern nur in der einfachften Weife turch ein unausiprechbares Etwas auf jein Auge wirfend, fich in fein Empfindungsleben einjchleicht. Diejes unausiprechbare Etwas ijt mım die Schönheit. Ueberbliden wir den Gang ver Gejchichte der Menjchbeit, jo jehen wir, daß mm innerhalb ver indogermaniichen Kaffe, mit Einfchluß der von phhfiicher Seite zu ihnen gehörenden Semiten, fich das fortfchreitende geiftige Entwiclungsleben ver Mienfchheit vollzieht. Wir dürfen daher auch ganz objektiv, ohne egoiftiiche Rücjichten , diefen Theil der Menchheit, als ven eveljten und höchitbegabten hinjtellen. Und gerave in diefer Abtheilung des Menjchengejchlechts finden wir auch allen den Be- griff ver Schönheit, der intevefjelofen Anerfennung des an fich Yobens- werthen und Liebenswürdigen entwidelt. Wohl fennen die andern Bölfer Annehmlichkeit, Schmud, Put und jo weiter, das fie jchäten, in jo fern es ihnen das phhfiiche Yeben finnlich veizender macht, aber die Schönheit, veven Anerkennung für fich ohne alle Beziehung auf uns jelbjt jchon ein bober geiftiger Genuß tft, fennen fie nicht. Wenn ich fage: das tft jchön, jo orine ich den einzelnen Fall gleichjam einem unausiprechbaren Gejet unter, einem Geje, das fich jeder theoretischen Auffaffung entzieht, das jich auch der jitt- lichen Werthgejetsgebung nicht anjchliegen läßt, das fich mm unferer Ahnung im Gefühl unabweisbar aufprängt und uns verräth, daß die Dinge noc, eine höhere Bedeutung haben, als wir mit unferen VBerftandesoperationen erreichen fünnen. Wenn wir den Sonnenaufgang 3. B. in allen feinen Einzelheiten der ajtronomifchen und phyfifalifchen Berbältnifie vollftändig ver Rechnung unterworfen haben, jo bleibt doch die Schönheit des Schau- jpiels als ein irrationaler Reft zurück, den uns feine höhere Analyfis auf- « föjen und auf einen verjtändlichen Austrud zurückführen fann. Und fo die Rofe: 6 Einleitung und Urzett der Rofe. „gung der Blätter, ätberifches Del, und flüchtige Farbe „Einte Natur und gab jo die Rofe uns hin. „Doc Symbol des Schönen, der Picbe zartes Geheimniß „Ward durch göttlichen Hauch dies Gebild der Natur.“ Dan hat wohl verfuccht bei Allem, was wir jchön nennen, diefen Be- griff in feine Conftituienten aufzulöfen, aber immer ohne Nefultat. Das, worauf man bei einer folchen Analyfe gelangt, ift niemals die Schönheit jelbjt, e8 find nur Dinge, Verhältniffe, an welche die Schönheit ich an- müpft, anlehnt, aber aus ihnen geht die Schönheit nicht gleichjam wie aus ihren zeutgenden Urjachen hervor, fonjt müßte man Iemand durch Aufweifung diejer Theile die Anerkennung der Schönheit aufzwingen fünnen, wie bei einem logijchen Schluß die Anerkennung dev Wahrheit. Das ift aber nicht ver Fall. Das Schönheitsgefühl wird entwickelt, gebilvet, dadurch var ich viel Schönes anfchaue, mich oft und tief in das Gefühl des Schönen verjenfe, aber nie durch Aufklärung des Verftandes. Auch bei der Rofe Fan man fich darüber Klar werden, was es im Einzelnen ijt, wodurch die Erfennung der Schönheit in mir veranlaßt wird, aber was jelbjt für fich doch feineswegs die Schönheit ift. Wir werden hier auf drei Theile, Form, Farbe und Duft verwiejen. Was die Form betrifft, \o hat man befanntlich oft nach einem Ausdruck geringen, der die Schön- heit dev Form ausfprechen jollte „Mannigfaltigfeit in ver Einheit“, „Reich- thum der Theilformen in der Einheit des Ganzen“, „Bewegung, das heift Analogon des Yebens , in der jtehenden Form“ und vergl. mehr. Hogarth verfucchte befanntlich etwas der Art in feiner Entwiclung der Schönheits- linie durchzuführen. ?) Bei der Rofe fünnen wir an das veguläre Fünfed ung halten. Schon die Fünf bietet viele Eigenthümlichkeiten dar, am bie man in früheiten Zeiten allerlei Geheimnißvolles anfnüpfte. 3) Die 1 ift das Maß aller Zahlen, die Einheit ift jelbft noch feine Zahl und fo find 2 und 3 die erjten Zahlen, in denen fic) der Gegenfatz der geraden und ungera- den Zahlen darjtellt, und aus ihnen ift die Fünf zufammengefetst. Die Fünf hat aber noch eine andere Eigenthümlichkeit. Unter den ungeraden Zahlen giebt e8 eine Reihe von Zahlen, die fich nur durch die Einheit theilen laffen, die alfo gewifjfermaßgen untheilbar find; man nennt fie Primzahlen, anfangs folgen fie vajch auf einander, 3.8. 3, 5, 7, 11, 13, 17, 23 u. |. w., ipäter rüden fie immer weiter von einander weg. — Die aus fünf gleich Einleitung und Urzeit der Rofe. 7 langen Yinten und fünf gleichen Winkeln gebildete Figur, das reguläre Fünfee (Fig. 1.) fann man daher wohl in zwei jummetrifche Hälften teilen, aber immer nur jo, daß eine ver fünf Yintert und einer der fünf Winkel auch getheilt wird. Im der Figur tit Regelmäßigfeit, venn fie hat fünf, oder wenn man jo will zehn, Stellungen, in denen eine jenfrechte Yinte fie in ihre zwei fymmetrijchen Hälften theilt, aber fie hat auch eine gewiile Mannigfaltigfeit, venn in ihr jteht Feine Seite einer Seite, fein Winkel einem Winfel gegenüber. Wenn man alle Spiten ver Figur durch gerade Yinien mit einander ver- bindet, oder alle Yinien nach beiten Seiten verlängert, bis fie zufammentveffen, jo ent- jteht der eigenthümliche fünfjtrahlige Stern, dem man früher tiefe mhjtische Bedeutung bei- legte und auf die Pothagoreer zurücdführte. (Big. 2.) Er ericheint als fünf in einander gejchlungene A, daher nannte man e8 das FunfA (Pentalpha) oder ven Fünf- buchftab (Bentagramma), veutich auch den Druiden- oder Drudenfuß.‘!) Nun zeichnet fich die einfache Rofe ganz genau in das reguläre Fünfed hinein, wenn man die jtumpfen Eden der Blumenblätter als die Seiten der Figur, die Spiten der Kelc- blätter als die Scheitelpunfte dev Winkel nimmt. (Fig. 3.) Dieje Regelmäßigfeit hat jie venn auch für architektonische Verzierung, jowie ala Wappenemblem empfohlen. Aber das Fünfed ift nicht die Schönheit, und am Pentagramım findet Niemand das, was ihn an ver Nofe entzüct. Gehen wir zur Farbe über, jo fünnten wir zunächit daran erinnern, daß Roth. wahricheinlich wegen des jtarfen jinnlichen Neizes die Lieblingsfarbe aller Naturvölfer tft und oft noch weiter: (Frites S nen der au der richei= Rose Sri S (Sinleitung und Urzeit der Rose. bin auf ver Stufe ver Kultur beibehalten wird.) Von größerer Bedeutung ijt e8 wohl, daß die Zujammenjtellung von Roth und Grün für unjer Auge eine der wohlthuenpdften ift. %) Es find commplementäre Farben, die jich zum ganzen einfachen Farbenfreis: Blau, Gelb, Roth ergänzen, Blau und Orange, Gelb und Violett haben nicht das Angenehme für unjer Auge wie Roth und Grün. Dazı fommt noch die Belebung durch das die Mitte ver Blume einnehmende Häufchen golpgelber Staubbeutel, worurch gleich- jam ven andern Farben ein erhöhter Glanz mitgetheilt wird. In ver voll- jtändigen Sarbenzufanmenftellung von Grün, Roth und Gold findet jich die Rofe im Detmolver Stadtwappen. ?) Aber objektiv find vie Karben ja nur Aetherwellen von verjchiedener Yänge; fie find felbjt nicht einmal Sarben, jondern nur die Beranlaffung zu den veim jubjeftiven Sarbenvor- jtelluingen. Nicht einmal Farben find fie, noch weniger die Schönheit ın ven Farben. Und daffelbe gilt Schließlich vom Geruch. Cs giebt faum ein äthertiches Del, welches in ver Verdünnung, in der es von der Blume aus- gehaucht wird, einen jo wohlthuenden und erquidenvden Einfluß auf unfer Nervenjvftem ausübt, als das Rofenöl, aber das Rojenöt ift materiell mn eine Verbindung von Kohlenjtoff, Wafferitoff und Sauerftoff; vieje jinv aber werer Jchön noch häflich. Herr von QDuandt>) erzählt in feiner Neife vuch Spanten: „Es ift ein Anblick, ver zur Bewunverung, zum Entzücden hinveißt, wenn man in ver großen Tabafsfabrif zu Sevilla in die ungeheuren Arbeitsjäle tritt und bier plöglich mehr als SOO großentheils tadellos jchöne Niädchen er- blickt mit ihren dunfelglühenten Augen, alle eine blühende Rofe im glänzen- ven rabenfchwarzen Haar. Hier erjt wird man vecht inne, wozu Gott die ofen erichaffen. Und wozu denn? — DBetrachte die eben geöffnete Centt- folte, in der noch die Thauperle des Morgens zittert, du bijt entzüct umd weißt Doch nicht warum? Ueber ven Reiz ver Noje, wie über die Schönheit find von Dichtern und Philoforhen viele hochklingenve Worte gemacht. Ver- gebens! die Schönheit bleibt für uns das göttliche Geheimnig ver Welt und ist wie alles Göttliche unergründlich und unerklärhich.“ — Aber ehe wir die Rofe im VBerhältnig zu ven Mienjchen näher ins Auge faffen, rängt fich uns die Frage, nach einer möglichen VBorgejchichte der- jelben auf. Wenn erjchten die Nofe zuerjt in der woischen Flora? Bit fie Sinleitung und Urzeit der Rose. I) älter als das Menjchengeichleht? — Nach unfern augenblielichen Kennt- niffen müffen wir die lettere Frage verneinen, denn bis jest find in ven Schichten ver Secundärformation noch feine Spuren der Roje gefunden worden. Aber wenn man die allerdings noch jehr zweifelhaften Angaben über die Exiftenz des Menjchen jchon in der mittleren Tertiärperiore als bewiejen anjehen will, jo wäre die Roje als Ervenbürgerin gerade jo alt als der Menjh. Seit Cupier ven Ausipruch that, daß es in der Tertiärzeit noch feine Affen gegeben habe, ver wenige Jahre nach feinem Tode durch eine ganze Reihe von Entvedungen widerlegt wurde, iftman freilich in ver Geologie vorfichtiger geworden und wird daraus allein, daß ein Organis- mus in einer. Formation noch nicht aufgefunden ift, nicht mehr worjchnell ven Schluß ziehen, daß er zur Zeit diejer Formation auch nicht exiftivt habe. Ganz bejonders findet das jeine Anwendung auf die Tertiärformationen, deren genauer Erforfchung man fich erjt jeit wenigen Decennien zugewenvet hat, und deren Erfenntniß auf unendlich großen Yandjtrichen noch ganz over großentheils brach Liegt. DBon ganz Afrika wifjen wir in diefer Be- ziehung jo gut wie gar nichts, vom mittleren und jürlichen Afien, gerade vem Theile ver Erde, wohin wir das jetsige Begetationscentrum der Noje verjegen müfjen, fennen wir nur wenig und faft noch pürftiger find unjere Kenntnifje vom großen füdamerifanifchen Continent. Diejer letstere fünnte aber möglicher Weije ganz interejjante Funde darbieten. reilich befitt diejer Erptheil gegenwärtig feine einzige Nofe, die überhaupt in der fünlichen Hemifphäre fehlt. Aber als die Europäer nah Amerika famen, fand ji dort auch fein dem Pfervegefchlecht angehöriges Thier und jpäter hat man doch gerade in Südamerika fojjtle Pferde aufgefunden. Aehnliches wäre ja auch bei ver Aoje möglich. Vorläufig fünnen wir es alfo nur als wahr: jcheinlich bezeichnen, taß die Noje zugleich mit dem Menjchen auf ver Erte erichienen ift. Das Wenige, was in diefer Beziehung aus Europa be- fannt geworden ijt, bejteht in Folgenden: D. Weber hat ein Blättchen aus ven Bonner Kohlen unter dem Namen Rosa Nausikaes bejchrieben ; eine zweite Art finvet fih in D. Heer’s „miocenen baltischen Flora“ als Rosa lignitum abgebilvet aus ven Braunfohlen von Nirhöft. D. Heer jpricht fich jelbjt noch zweifelhaft über die Beftimmumngen diejer beiden Funde aus. Als Unterjtüsung fünnte wohl die fleine Steinfrucht dienen, vie Verbreitung der Rofe. 10 Sinlertung und Urzeit der Rofe. D. Heer in feiner „miocenen Flora und Fauna Spigbergens“ als Car- polithes rosaceus bejchrieben hat. Ganz gewiß aber it, daß jcehon umfere älteren Vorfahren, die Pfahlbauern von Nobenhaufen und Moos- jeedorf in ver Schweiz, wie noch jett unfere Bauern, Hagebutten- juppen gegejjen haben, da fich die Kerne von Rosa canina L. vielfach in ihren Küchenabfällen fanden. 9) Gentralafien, wohin wir auch den Urfprung der indogermanijchen Kaffe verlegen, jcheint der Geburtsort der Nofen gewefen zu jein. Von da verbreitet fie fich nach Weiten und Dften. Wejtlich über Europa bie Amerifa. In der Ausbreitung nach Afrika wurde fie von der Sahara aufgehalten. In Amerika nahmen die Rojen einen eigenthümlichen Cha- after an und nur zwei dortige Nofen gleichen den europäifchen. Im DOften (China und Indien) find die Formen ebenfalls eigenartig, doch finden ein paar Uebergänge ftatt. Enplich hat auch eine frühe Verbindung des dftlichen Afien mit dem weitlihen Nordamerika jtattgefunden, denn die Chinefifche Roje (R. sinica) ift von der Georgifchen (R. laevigata) faum zu unterjcheiven. Diefer furze Ueberblic ift hier zu An- fang genügend, jpäter müfjen wir noch einmal ausführlicher auf die geo- graphiiche Bertheilung der Rojen zurückommen. Die Kenntniß jenes obenerwähnten Urvolfes der Indogermanen, dejfen Eriftenz jedenfalls viele Sahrtaufende vor unferer Zeitrechnung liegt — gründliche Forfcher haben behmuptet, vaß die Entwicklung der Sprache von ihren vohen Anfängen bis zum Sanjfrit wenigjteng 10,000 Jahre in An- ipruch genommen haben müjje — die Kenntniß diefes Urvolfes gewinnen wir nıtr auf indirekten Wege. Alle Sprachen der indogermantjchen Völker jind jo verwandt unter einander, daß fie auf einen allen vor der Trennung gemeinschaftlichen Urftamım zurücweifen, und wir bürfen fchließen, daß vie Worte, die allen oder doch den meiften Völkern gemeinfam find, als Erb- theil aus der Urfprache auf fie übergegangen jein mögen. Kein Sat möchte aber in der Menfchenfenntniß feiter jtehen als der: „Yaß mich hören, wie du fprichjt, und ich will dir fagen, wie dur bift.“ Was jene allen indo- germanifchen Völkern gemeinfamen Worte bezeichnen, giebt uns zufammen: genommen einen Einblid in die Anfchauungsweife, die Sitten und Ge- bräuche, kurz in die ganze Kulturftufe jenes Uxvolfes, von dem die einzelnen Einleitung und Urzeit der Rofe. 11 Bölfer jih früher over fpäter abgezweigt haben. Die Iinguifttfche Aus- führung diefer Betrachtung, die hier nicht hergehört, ift in den Korihungen unferer großen Sprachfenner, eines Iaf, Grimm, Pott, Schleicher, Kuhn, Steinthal und Anderer niedergelegt. Der Urfit jenes Stamm- volfes lag wahrjcheinlih in Centralaften vom Hindufufch und Be- (urtagh bis zum Altai und möglicherweife find unter den jogenannten Tijudengräbern 1%) am Altai noch welche, die diefem Urvolf angehören. Daffelbe Verfahren haben wir nun auch bei der Aoje anzuwenden, wenn wir verfuchen wollen, ihre Urgefchichte im Dunkel der Vergangenheit zu erhelfen. Die wichtigiten Namen der Rofe find folgende: Altbaktriich : vareda, varedha ; furdifch, perfifch, türfiich: goul, gul, gül; pelwt: varta; armenifch: vard; chalvätfch: vrad; foptiich: ouert; arabifch: ward, ward-un; äolifh: brodon; griechifeh: rhodon; feltifch: ros- chaill ; fateinifch : rosa ; flawifch, litauifch‘: roZa (2 wie im Franzöfifchen j); ruffiich : roza (z wie im Franzöfifchen). ©o jeltfam es mm auch dem Laien in der Sprachwiffenfchaft vorfommen mag, muß ich Doch zuert aussprechen, daß alle hier für die Rofe angeführte Namen ein und dajjelbe Wort find, das nur nach den Gejegen des Yautwandels u. f. w. im den verjchiedenen Sprachen einen fo verfchtedenartigen Klang annimmt. Am leichteften wird der Yate die VBerwandtichaft von varedha, vareda, varta, vard, ouert, anerfennen und zugeben, obwohl gerade hier bei dem Uebergange des dh in d und t nicht unerhebliche fprachliche Schwierigkeiten fich einfinden, denn dh, faft vem englischen th entjprechend, geht viel leichter in s und z, ale in d und t über. Sicherer ift wohl gerade das, was dem Laien am unbegreif- lichiten erfcheinen mag, daß ward in gul übergeht. 11) Aber wir fennen ja den Uebergang in den uns näheren und neuen Sprachen von „wahren“ (veutich) in »guardare« (ital.), »garder« (franz.), von „Wams“ (deutich) in »gambais« (provenzal. altfranz.), von gallifch, galifch in wälfch und welch, von Walter in Guamerius u. |. w. 1?) Arch der Uebergang von r in 1 wird durch viele Beifpiele beftätigt, die Verwechslung ver Vokale macht vollends in orientalifchen Sprachen, die eigentlich mırr die drei VBofale a, i, u fennen, feine Schwierigfeit und das fchließende d fällt im BPerfischen häufig weg. 13) Ganz feftgeftellt ift die Ummandlımg des ward in rhodon dureh das Äolifche brodon ; der Laut b iit hier nämlich 12 Einleitung und Urzeit der Rose. einem weichen f oder v ähnlich und die Gejege ver Yautverjchiebung Lafjen das Zurücziehen des r als ganz normal erjcheinen,; das Äolische anlautende b fällt aber häufig im Oriechtichen fort. 1) Rhodon wird dann weiter in das lateinijche rosa abgewandelt. Nach ver allgemeinen Anficht geht das lateinijche rosa als Yehnwort in das deutiche Aoje und vermittelt in Das jlawiiche roZa über. Hiergegen habe ich jelbjt einige Bevenfen. Daß die jlawo-vdeutichen Stämme mit den arischen Bölfern zufammenhingen , tt feinem Zweifel unterworfen, daß fie nahe zufammen in ven Gegenven lebten, wo die Heimath der eveljten Nojen tft: im nördlichen Perjien, am Kaspijee (Mafjenvderan und Demavend) und im Kaufafus (die iEythiichen Völker als germanifhe Stämme angejehen), ') ift gewiß. Kann num das Pelwiwort varta in das chalvätjche vrad übergehen, jo fann es auch wohl durch ein vazwiichenliegenves vrat mit Wegfall des v Diveft in rat und roza übergegangen und jo den jlawo-veutichen Stämmen ur- iprünglich eigen gewejen fein. Denn es bleibt miv immer unwahrjcheinlich, daß das in allen veutfehen VBolkslievern fo urfprünglich lebende Wort „Nofe“ von den Nömern entlehnt jei, und noch unwahrjcheinlicher, daß Die deutjchen Stämme das Wort nach der Entlehnung an die Yitauer und Rufjen abgegeben hätten, jo daß es auch in ihre Volkslieder übergegangen jet. Für das lettere, was eine jehr innige Verbindung diefer Völker vor- ansjetst, jpricht namentlich gar feine hiftoriiche Thatjache. Bei diefer Zujammenftellung und namentlich ihrer Verwerthung für weitere Schlüffe find zunächit zwei Punkte bevenflih, nämlich, daR jowohl das ältejfte Sanjkrit, als auch die Zendfprache gar fein Wort für Nofe be- fiten. Indefjen mu man auch ins Auge faffen, daß werer vie Beden als Gebete, noch auch die Avejta als religiöfes Gejetsbuch Gelegenheit hatten, der Roje zu erwähnen. Sicher ijt die oje zuerit als Schmud in das ge- wöhnliche Yeben der Menjchen aufgenommen, diejes, jo wie die Dichter fennen auch im jpäteren Orient allein die Roje. Ihre Anwendung im religiöjen Kultus bildeten vielleicht zuerjt die ihr ganzes Leben zur Schön: heit veredelnden Griechen aus. Doc fommt die Beziehung auf göttliche Wejen jchon bei ven Drientalen, ven Perjern und bei ven älteften Semiten vor, wovon jpäter zu veven ilt. Es fehlen uns für das Deutjche leiver alte | Zeugniffe, und bier wie tm taufend anderen Fällen ijt es unendlich zu Einleitung und Urzeit der Rofe. 15 bedauern, daß wir nicht wenigftens die ganze Bibel in der Neberjegung des Ulfilas haben. Meine obige Anficht, daß die Slawo-Deutichen ihre Aoje nicht von ven Yateinern, jondern direft aus dem Schate der indogermanifchen Ur: iprachen gewonnen haben, gewinnt vielleicht noch einige Unterftüsung durch Analogien, wenn wir verjuchen, das Wort rücwärts etyuologifch zu ver- folgen. Vard ijt gewiß aus dem altbaftriichen vareda oder varedha ent- jtanden, was öfter im Bundehefjch vorfommt. Diejes heift, wie das ebenfalls in der Belmwijprache jich findenve goul, jowohl Noje als Blume oder gar Gewächs überhaupt. Varedha (weiblich von vareda) „wachjend“ im Belwi weilt aber auf eine alte Wurzel wardh, wridh over vrdh, „wachen“, zurüd. Die Roje wäre daher „das Wachfende oder Blühende“ porzugsweife und Ähnlich wie im Bunpehefch heißt auch |päter noch bei Griechen ung Römern die NRofe „Blume ver Blumen“. 1%) Von jener Wurzel ftammen nun auch einige andere finnverwandte Wörter, jo das griechifche »rhiza «, das lateinifche »radix «, das veutjche „Wurzel“. Leb- teres tit gewiß nicht aus dem Römischen herübergenommen, va „Wurzel“ und das damit zufammenhängende „Wurz“, englifch »wort« (Kraut) und davon abgeleitet „Würze“ offenbar vem Stammmort näher ftehen als rhiza und zumal radıx. Hier geht nun ohne Zweifel der Stammlaut dh unmittelbar in z über, warum nicht auch bei ver Rofe, wie oben angedeutet. Aber nah Fr. Rüdert!?) ftammt noch ein anderes Wort von derjelben Wurzel und zwar in einer naheanklingenvden Weife, indem im Sanjfrit rudh „wachtenp, blühend“ und davon rudhira, griechijch erythros, lateinifch ruti- lus,-deutich roth, abjtammt, jo daß NRoje zwar nicht von voth abgeleitet werden fann, aber doch mit letsterem einen gleichen Urjprung hat. Diejer rein Äprachlichen Unterfuchung will ich nun eine Zujammenz etie Nac- richten über ttelfung ver älteften Nachrichten über die Aoje bei verjchievenen Völfern ge- genüberjtellen und daran einige Bemerkungen fnüpfen, welche ihren inneren Zufammenhang und ihre uralten Beziehungen hervorheben. die Role. Alles was wir bis jegt über die Urfige unferer Urväter wilfen, weit, Das Vater ’ fand der Rojen wie oben erwähnt, auf Centralaften hin, und gerade hier ift eigentlich "" auch dev Mittelpunkt für vie geographiiche Ausbreitung der Aofe. Ueber: haupt gehören von den guten Rofenarten nad) Lindley die Hälfte (39) nd der Indes germanen. 14 Einleitung und Urzeit der Rofe. Alten an. Afien it die Wiege der indogermanifchen Mlenjchheit umv der natürliche Nojengarten der Erre. 1) Am Altat wachjen nach Sie- vers und Meder die „Altai’jche“ und unfere „gemeine Hundsrofe“. 1°) Kafhmir, vejfen alten Sanjfritnamen Kasyapapur jhen Herodot als Kaspa pyros erwähnt, 2%) bat feine Rofengärten, deren „Soul jad Bert“, d.h. die Roje mit 100 Blättern, durch den ganzen Orient be- rühmt ijt 2!) und den föftlichjten Attar Gul (NRofenäther) liefert. Wenn die Knospen diefer Gebüfche aufbrechen, feiern die Kafhmirer ihr Rofenfeit, bei dem Alles fich der Freude hingiebt. 2) Im Peichawer bewunderte Babur, Timur’s Urenfel, als er das Land 1519 eroberte, die Menge und Pracht der Rofen. 2) Am Hindukufch wächft die füR duftende Heden- rofe, sweet briar der Engländer. In Persien verjest uns die Rojen- fultur in Zaubergärten. Nirgends in der Welt geveiht die Roje jo voll- fommen, wird fie jo gepflegt und hochgejchätt als hier, Gärten und Höfe find überfüllt mit Nojengebüfchen, alle Säle mit Topfrofen gefchmüct, alle Büpder find mit Rofen bejtreut, und felbjt ver Kaliun (vie Waflerpfeife) für den armjten Naucher wird mit hundertblättrigen Rofen ummwunven. *) Skhiras wird der Rojengarten von Farfiftan genannt, zwilchen Sipahan und Hamadan entvedte DLlivier die jeltfam abweichende gelbe Nofe, ?) und gigantifche Rofenbüfche zieren die Plateau’s von Kur- diftan und umgeben die Dörfer. 2%) Die heilige Stadt Kom fand Ker- Porter in Rojen gebettet,; wildes Rojengebüjch bekleidet die Berge von Zagros, befleidet die Ufer ver Bäche und Flüffe nah Rich. 7) In Fir- dufis Shah Nameh (Königsbudh) fingt ein Sänger: „Majfen- deran (am Ufer des faspifchen Wieeres) ift werth, daß der Schah jener gevdenfe, port blüht ununterbrochen die Rofe.“ 2°) Am Fuße des Demavend jind die herrlichiten Nojengärten. 2?) Auf dem über taufend Fuß hohen Plateau des nördlihen Taurus blühen im Meat die jchönjten NRofen. Nah Abulfeda und Kazwiınt zeichnet fich Nifibis purch die dort aus- ichlieglich vorfommenvde Rofe, „vie füRejte weiße Rofe von N ıfibin“ aus. Am Kaufajıs endlich, nach welchem die indogermanijche Kaffe ihren alten Dlumenbah'ihen Namen „vie kaufafifche” trägt, wächjt nah Marfchall Bieberjtein?) die Centifolte wild, nicht nur einfach, jondern auch in wilden Zuftand häufig gefüllt. 3) Won diefem Gebiet zogen die indo- Einleitung und Urzeit der Roje. 15 germantichen Völfer aus und fie follten nicht alle vie Rojen gefannt und be- nannt haben, da doch in allen Gegenden, die fie auf ihrem Vorbringen nad Weiten berührten, die Natur ihnen immer wierer die Noje vor Augen führte? Hat doch auch Europa nicht weniger als 25 Rofenarten, von denen noch dazu der größere Theil auf die nördlicheren Gegenden kommt, welche von den germanifchen und jlawiichen Völkern durchzogen wurden. Sch will diefer Auffaffung nun zunächjt die Älteften uns bewahrten Zeugnifje über die Befanntichaft des Menjchen mit ver Noje an die Seite jtellen, die fich alle jelbjt das ZJeugniß geben, daß fie nicht die ältejten find, da fie alle von ver Rofe als von etwas den Mienichen lange Bekannten veden, nirgends aber darauf hindeuten, daß der Menfch fie als etiwas Neues entdeft und fich angeeignet habe. Vielleicht befigen wir vie allerältejte Kunde von ver Rofe in einem Funde, der gerade in jenen Gegenden gemacht wurde, wohin wir die Site des Stammpolfes der indogermanijchen Familie verlegen müfjen, nämlich am Altai. Hier wurden in einem der Tjupden- gräber bei ven Kolywanichen Hütten unter andern Kunjtwerfen von evlem Metall von Müller auch einige jilberne Münzen ohne Infcehrift aber mit dem Gepräge einer aufgeblühten Rofe entvedt. 32) Ich erinnere daran, daß nah Gobinmeau viefe Gräber einem indogermaniichen Volfsitamm ange: hören und wenigjtens auf 5000 Jahre vor unferer Zeitrechnung zurüd- liegen follen. 33) Wenn das jich wirklich jo verhält, was erjt fernere ge- nauere Unterfuchungen über jene interejfanten Zeugen längit vergangener Zeiten lehren können, fo ift von da freilich ein großer Sprung bis auf die dann folgenden ältejten Nachrichten über die Kofe. Wir werden an die älteften Nachlommen ver indogermanifchen Ur- väter, an die älteften Perjer, an das fogenannte Jendvolf gewiejen. Wir fünnen bier auf die Unterfuchung über das Zeitalter des Zaharathujtra (Zoroajter) uns nicht einlaljen, da jedenfalls in dem, was am ge- wiffejten jich auf ihn als Urheber zurüdführen läßt, die Nofe nicht erwähnt wird. Wohl aber fommt die Rofe mehrfadh im Bunpdehefch vor. Diejer wurde zwar erft im ver erjten Hälfte des fiebenten Jahrhunderts n. Chr. niedergejchrieben, er enthält aber, jo weit er zu controliven tft, entjchieden den Inhalt der heiligen Texte (Avejta), und das in ihnen niedergelegte Shpitem des Zaharathujtra wird von den Keiljchriftmonumenten aus Rose ini den Tiuden: gräbern Rose bei den Zendoolfern. Rei ber dem Zantfrit: volfe, 16 Einleitung und Urzeit der Rofe. ver Zeit des Darius Hhitaspis 510». Chr.) als jchon lange be: jtehend vorausgefegt. Daß der Bundehefch von den Magiern,, die ihn niederschrieben, zum Theil gefälicht it, unterliegt feinem Zweifel, aber das trifft doch num dasjenige, bei dejjen Fälfchung fie irgend ein Interejje Haben fonnten,, alfo namentlich die hijtorifchen Theile. 3) Da davon die auf Pflanzen bezüglichen Abjchnitte nicht betroffen worden find, dafür jpricht noch insbefondere, dar die Namen fich füänmtlich an das Altperfifche, die Sprache dev Avefta, anfchliefen und in dev Pelwijprache, worin der Bundehejch niedergefchrieben tft, nur als aufgenommene Fremdlinge, als fogenannte „Yehnworte“ erjcheinen. 3%) Es werden nun im 27. Kap. des Bundehefch die Bäume in verjchtedene Gruppen getheilt, von denen eine als „goul“ bezeichnet ift, und diefe wird weiter erfärt: „Alles was vom Menjchen gebaut, fich entwidelt, einen jüren Geruch verbreitet und in jedem Jahre wieder ericheint, oder was jich alljährlich aus der dauernden Wurzel entwidelt oder auch alljährlich nei entjteht wie die Rofe (goul), Nareifje, ISasmin, die Hedenrofe...., das Veilden...... nennt man Blume (goul).“3%) Es wird ferner noch erwähnt, daß, ehe der böfe Feind fam, „vie Bäume weder Dornen noch Ntinde befaken“, fo wie daß „jede Blume einem Amfhajpand guten Geijte) angehöre, jo das Veilchen dem Tir, die Hedenroje dem Rafchne und die hundert: blättrige Rofe (goul jad barg) dem Din“. 37) Hier ift alfo fchon ein botanisches Shitem, in welches die Aojen eingeorpnet find, hier find fie in die reltgiöfe Auffaffung und in die Kosmogonie verichlungen, Kurz fie wer- den als etwas von Allen Gefanntes, von Allen Hochgeichätstes behandelt. An das foeben Erwähnte würde jich dann unmittelbar das Vorkommen der Rofe im Sanffrit und zwar im Bhagavat anfchliegen, wo nad einem in veinem Hindu gejchriebenen Auszug bei Beichreibung einer jchönen Fran gefagt wird: „Die Rojen welften beim Anbli ihrer zarten Wan- gen“.38) Sehr alt ift jedenfalls auch die Sage, vaf die jchönfte Frau des Wifhnu, die Pagota-Siri aus einer Noje geboren jet. 3%) Auch Yaklihmi, die Gemahlin des Wifhnu und Göttin des Keichthums, welche mit dev Göttin der Wifjenjchaft und ver Harmonie aus dem Milch- meer entiprang , wurde von ihrem Gemahl in einer Roje von 108 großen und 1008 Keinen Blättern erblüht gefunden. Alto auch hier wird die Nofe Sinleitung und Urzeit der Rofe. 17 als etwas allgemein Befanntes von unzweifelhafter Schönheit hingeftelit. Was immer der Grund gewejen jein mag, der die Stämme der Sanffrit- und Zenvwölfer bejtimimte, fich von einander zu trennen umd fo jchroff ein: ander gegenüber zu treten, daß viefelben Worte, die bei jenen gute Geiiter bedeuten, wie Deva, Indra u. f. mw. bei diefen zur Bezeichnung von Zeufeln wurden, jedenfalls hat er die Verehrung der Nofe nicht getroffen. Gleichwohl kann ich nicht umbin, jchon bier zu bemerken, wie werjchieten jich bei ihren Nachkommen, den Hindur und den Berjern, die Sache geftaltet ; während bei diefen Yeben und Dichtung faft in der Nofe aufgehen, wird die oje von jenen, ungeachtet das Yand an jchönen Nofenarten nicht ar ift, nr jehr wenig in Yeben und Dichtung verwerthet. Geographiich und wohl auch ver Zeit nach darf ich hier zumächit einige Notizen über die religiöfen Gebräuche der chalväifchen Harraniter, ge wöhnlih Sjabier genannt, anjchliegen. Es ijt befannt, daß rveligiöfe Gebräuche fich nur jehr Schwer ändern, ja jelbjt bei wejentlichen Ummwanp- (ungen der Religion, wie wir das |päter beim Uebergang des Heiventhums zum Chriftenthun jehen werden, in irgend einer etiwas veränderten Korn fortdauern. Gebräuche werden, in den Anjchauungen und Gewohnheiten der Mafje wırrzelnd, mit unendlicher Zähigfeit feftgehalten und weifen , wo fie bejtehen,, in ver Negel auf ein hohes Alterthum zurüd. Die Balthi oder Baaltis (Ajtarthe, Ajtaroth) ift eine Korm der uralten weib- (chen Naturgöttin bei ven Semiten. Ihr Dienft ift mit dem der mänı- fichen Naturgottheit Baal (Bel, El, Melfarth ec.) der ältejte in ven je- mitischen Yindern. Bon diefem Dienft erzählt MuhameodbenSihag-el- Nedim im Fihrift-el-Ulum, vaß die Darraniten am vierten des Kanım (December) der Oöttin ein gewölbtes Zelt auffchlagen und es mit srüchten,, wohlriechenden Kräutern, trodnen vothen Rosen ı. f. w. behängen. Nach vemfelben Schriftfteller gehört es zum Kultus ves Schem- ‚älam 1. Ajar Mai) an Rofen zu riechen. 1%) Auch die alten Bewohner des nördlichen Baläjtina, die heidnifchen Galiläer, pflegten, ehe fie von den Hasmondern umnterjocht wurden, ihren Göttern Kränze aus Rojen darzubringen und diefelben an die Thore ihrer Tempel, jo wie an bie Thüren ihrer Hütten aufzuhängen, fo erzählt das talmudifche Buch: Megilla Taanithe. 2.) Schleiden, Die Roie. 2 Rote bei den inriichen Volkrn. Rofe bei den Aranptern. 15 Ginleitung und Urzeit der Roie. Geht man nach dem uralten Kurlturlande Aegypten über, jo könnte man nach einer Stelle bei Athenäus?? annehmen, dap Kränze und be- jonders Nojenfränze jeit unvordenklichen Zeiten in Gebrauch waren. Der ägpptifche Dichter BPanfrates übergab dem Katfer Hadrian einen rothen Yotusfranz, den man dort den „Antinotijchen“ nannte, und fagte in dem begleitenden Gedicht: „Ehe die Erde die Blume des Antinous, die vothe Seerofe, hervorgebracht hatte, dienten Thymian, Yılten, Hyacinthen und Kojen, die fich beim Zephyr des Frühlings öffnen, zu ränzen.“ Es ift vielleicht aber hier nur die Zeitfolge im Jahr poetifch ausgevrüct, venn die 2otosblume blüht erjt in der Mitte des Sommers. Cinen ganz jicheren Nachweis fir ven Gebrauch der Nojen vor ver Zeit ver Ptolomäer habe ich nicht auffinden können. In ven von Nojellimi mitgetheilten ägyp- tiichen Denfmälern fommt als unzweifelhaft feine Nofe vor. Taf. 69 ver Monumenta civilia giebt den Grundriß eines ägpptijchen Gartens, va- rin finden fich rechts einige Büjche mit rothen Pünktchen, das fünnten ofen (aber auch Oranaten) jein. Taf. 126 bei der Darjtellung eines Opfers finden fich vechts unten zwet Schilder, in vem links jtehenden Fann man in der Verzierung der Mitte vecht wohl eine einfache Noje mit Kelch und Staubfädenbündel erfennen. Nah Sprengel?) foll die Yilie in der Hieroglipphensprache „Toptenblut“ heißen und nach Pierius Baleria- nu8#%) bezeichnet die Noje bei ven Negyptern vor allen andern Blumen die Kürze des menjchlichen Yebens; beides papte jehr wohl zu der ganzen finjteren melancholifchen Weltanfhauung ver älteften Aegppter. Ich Ichließe Hier noch einige mir erjt Ipäter zugefommene Bemerkungen an. #5) Die Anficht, dag erft jeit ver Eroberung Aegyptens durch Kambyfes vie Rofen von Perjien aus fich in Aegypten verbreitet haben, wird von ven Denfmälern widerlegt. Das foptiiche Wort für Noje (ouert, ourt, werd findet fich auch in der Älteren Dierogiyphenjchrift als 08 ( und = | IE v v v . Die erfte Hierogliyphe fommt in dem Berliner mebi- einifchen Bapyrus vor, welcher im 14. Jahrhundert vw. Chr. gejchrieben ward. Dann fommt die Roje ganz ficher in Injchriften zur Zeit Ramfjesll. vor. Das Zeichen () bei dem Wort ouert zeigt an, daß von einer Pflanze die Y Kede tft, Das Zeichen S deutet auf den Duft. Unter der jechjten Dynaftte Einleitung und Urzeit der Rose. 19 fommt eine Königin „Nitofris“vor, die wegen ihrer Schönheit berühmt war, und wahrjcheinlich ven Beinamen „vie Rofige“ over „Nofenwangige“ führte. Herodot!%) mag von jeinem Dolmetjcher das Wort Rhodopis („von rojigem Antlitz“, gehört haben und verwechjelt jie daher mit dev Hetäre diejes Namens in Naufratis. Die griehtiche Ahodopis ift ohne Zweifel die ägpptifhe Nitofris, doch fan bei dem Namen auch noch eine andere Ver- wechjelung Statt gefunden haben, da in der Zeit der Pıyramidenbauer ver Titel der Föniglichen Frauen jo gejchrieben wurde, daß er ebenjowohl vie „Sroße“ als die „Nofe“ bedeuten fann. Auch das fan Herodot getäuscht haben. Dean wird wohl erwarten, daß ich hier zunächft vie alten Schriften der Sraeliten vorführe, das jogenannte alte Teftament der fogenannten Bibel. ES gehört zu den vielen unbegründeten Aufftellungen der großen »fable convenue« der Gejchichte, wenn man die alten heiligen Bücher ver Siraeliten „die ältefte Urkunde des Menfchengejchlechts” nennt, wie wohl zuerft von Herder gejchehen ift. So, wie jene Sammlung uns vorliegt, tit ijt fie vielmehr eine der jüngften und jedenfalls viel jünger als Homer und jelbjt ale Herodot. Die Bücher, auf die es hier vorzüglich anfommt, ver Bentateuch *), jind in ihren wejentlichen Theilen erft von Ejrat’ nach dem Eril (und zwar nach 457 vor Chr.) zufammmengejtellt, wobei er wohl einige erhaltene alte Nejte, die noch jet an der Verfchiedenheit der Sprache zu erkennen find, benutte. Die älteften Bruchjtücde find zwei Bolkslieder, das Lied der Mirjam und das Deborahlied, beide wohl furz vor der Zeit der Könige entjtanden. Aufgezeichnet ift ficher nichts vor ver Zeit der Könige, weil die Ältefte Schrift der Sfraeliten von ven Syrern, alfo erjt bei einer näheren Berührung mit venfelben, die nicht früher als unter Salomo Statt fand, entlehnt wurde. Ganze Kapitel find erit im pritten Jahrhundert vw. Chr. eingefchaltet. Noch mehrere Jahrhunderte nach dem Exil fiel eg Niemandem ein, Mofes als Verfaffer ver Thora (des Sefetzes, unjves Pentateuch) zu nennen. Sie hieß vielmehr „Werk ver Propheten“ over „aller Bropheten“. ) Mofes, ein ägyptijcher Prieiter, ver jih an die Spite des nomadischen Hirtenjtanmes Sirael jtellte, welches jich dem Arbeitspruct und der geordneten Anftedlung unter Wan - * Die 5 Bücher Motis. Das alte Tejtament und die Rose. 20 Einleitung und Urzeit der Rofe. jes II. entziehen wollte, wie wir durch Manetho aus ägpptiichen Quellen wiffen, hat mit der ganzen ifraelitifchen Gefetgebung nichts zu thun. Die ältejten hiftorifch beglaubigten Theile der ifraelitifchen Literatur, „die Pro- pheten“, ennen vor dem Exil feinen Mofes als Gejetgeber, +) ja er jelbjt wird vor dem Exil fogav nur ein einziges Mal beiläufig genannt. Als den eriten Begründer des wohl aus Syrien ftammenven Sehovadientes können wir wahrjcheinfich Elias ausfprechen ; gewiß ift, daß die Sfraeltten bis auf die Könige vem Baal-Saturn (Chijun) vienten, 0) die jogenannte Bımndeslade gehört zum Baalsdienft, und der Salomontjche Tempel tft nach der ganzen Bejchreibung ein Baulstempel. Aber da e8 ven Siraeliten nie- mals einfiel, die alten Schriften für unmittelbare Eingebung Gottes zu halten, jo wırden fie auch häufig, den Anfichten der jevesmaligen Zeit ge- mäß, umcorrigert und interpolirt 51) (zum Glüc für ung mit jo ungejchieter Hand, dah die Veränderungen fajt immer leicht zu erfennen find). „a diefes Umceorrigiven und VBerfälichen gefehah noch bis ins 2. Yahrhundert nach Chriftus. 2) Und wie man nach Belieben einfchaltete, jo schloß man auch nach Belieben aus, wie das 4. Buch Efra, das 3. Buch der Mac- cabäeru. f.w. Diefe ganze furze Erörterung liegt nım meiner Aufgabe durchaus nicht fo fern, als es anfänglich fceheinen mag, denn e8 Liegt eben in dem finteren, unheimlichen Baal-Saturnsdienfte im Gegenjat zu der heiteren und finnlichen Verehrung der weiblichen Gejtaltung des Göttlichen bei ven übrigen Semiten, daß die Schönheit der Natur und ihr andächtiger Genuß den Ifraeliten in der älteren Zeit verjchloifen blieb. In der That fommt auch in ven bis gegen das dritte Jahrhundert v. Chr. und hebrätich gejchriebenen Büchern die Nofe gav nicht vor, umd wo die Ueberfegungen, von der ältejten griechifchen der jogenannten 70 Dollmetjcher bis auf die Yırther’iche, die Nofe nennen, beruht das allein auf der Unfenntniß der Ur- iprache. Die Wörter, die hier in Betracht fommen, find: 1.Schoschana ; 5°) das Wort, von Einigen , jo namentlich auch mehrfach von Yuther, durch „Rofe“ wiedergegeben, heißt ganz unzweifelhaft „Yilte*. Syrien tft veich an Lilien und hat namentlich auch glühend vothe>t), wie 3. 8. Lilium chalcedonicum L., wodurch die gleichnifweife Anwendung auf die Yippen der Geliebten jich zur Genüge erklärt. Auch hat jchen Dioscorides®) Souson als fyrifche Bezeichnung ver Lilie, ebenjo fpäter Athenäu 8. 56) Einleitung und Urzeit der Rose. 21 Nah David Kimfcht und Burtorf ftammt das Wort von einer nicht mehr vorhandenen Wurzel, die „jech8“ beveutet, aljo die „jechsblättrige Blume“, was die Rofe ohnehin ausjchliegen würde. 57) Nach Fleijcher’‘) aber ift ver Name von einem Stamme schamm, „härfen“, abzuleiten, jo daß bei den Siraeliten jede Yilie „Schwertlilie“ hieße. — 2. Chabbazzeleth, vies bedeutet nach Gejentus’ Kommentar zum Sefatas’) in Yolge ver Analogie mit dem Syrifchen, vie Herbftzeitlofe. Unjer Colchicum autumnale L. fommt aber in Paläftina nicht vor, fondern nach Yabil- (ardiere und Bofe ausjchlielich Colchicum Steveni Kunth mit jehr fleiner vofenfarbener Blume. 6%) Ebenva leitet Gefenins das Wort von einer Wurzel ab, die „Zwiebel“ beveutet, und glaubt, daß es wohl richtiger mit ‚Narcifje“ wierergegeben werde, welche in der Ebene von Saron häufig wächit. 6) Bekanntlich ift die Nareiffe eine vielfach gepriejene und befungene Yieblingsblume ver Orientalen. Die Etymologie von Gejenius würde hier jeven Gedanfen an eine Nofe ausjchliegen. — 3. Noch fünnte hier das Wort Barkanim in Betracht kommen, welches auch häufig mit Rofe wiedergegeben worden ift; e8 heißt einfach „Dornen“ und es liegt nicht der geringfte Grund vor, das Wort auf die Nofe zu beziehen. 6) Später kommen num allerdings die Nofen auch bei den Sfraeliten viel- fach vor, möglich, daß fie diefelben im Exil zu Babylon fennen und lieben (ernten und dann ihre Kultuv in Paläftina verbreiteten. Der talmıdijche Traetat Maaferoth erwähnt eines Nofengartens bei Jerufalem (Ginnath Barivdin), in dem fehr köftliche Feigen wuchjen, von denen man aber feinen Zehnten erhob, da zur Schonung der Rojen Niemandem der Eingang gejtattet wide. 9) Nach vem Talmıud war das jüdijche Brautpaar mit Kränzen gefchmüct aus Gold und Silber oder aus Nojen, Morten und Oliven, eine Sitte, die erjt nach Zerftörung der Stadt ur die Römer abfam. 6%) Auch vie Leichen wurden mit warmem Wafjer abge- wajchen, in das man Kamillen und getrocnete Nojen hineinwarf. ®, Ich wende mich num zu den Griechen, deren Urkunden doch nahe an tanfend Iahre vor unferer Zeitrechnung zurücreichen. Die unfterblichen Dichtungen des Homer erwähnen, ungeachtet Odyffee und Ilias ihrem Inhalte nach wenig Gelegenheit geben, unferer Blume zu gedenken, doch verelben an vielen Stellen, jo daß man fieht, daß die Vorftellungen, die Arlteite Kunde von der Rofe bei den Griechen. Die Roie im Rolfamunde, 22 Einleitung und Urzeit der Rofe. fie im finnigen Bejchauer hervorruft, Längft Eigenthum dev Anjehauungs- weise feines Volkes waren. Die Aphrodite jelbjt jalbt ven Körper des Heftor mit Rofendl, 6%) die Morgenvöthe hat jtehend das veizende Bei- wort „vofenfingrig“ und im Hymmus auf die Ceres pflüdt die Projer- pina „Nofen und Crocus“, „Rofenfelhe und Yilten, wunderbar anzıt ichauen“. 67) Ber Archilodho8, der bald nach Homer dichtete (719 bis 663 vw. Chr.) findet ih die Stelle: „Miyrtenzweiglein hielt fie jptelend in ver Hand und fchön erblühte Nofen.“ Der wenig fpätere Stefihoros 632—560 vw. Chr.) fpricht von „in das Haar geflochtenen Rojenkränzen“ und Sappho (600 v. Chr.) fagt von einer gemeinen Tran! „Zodt wirft bit liegen und vergeffen fein, denn dich fchmücken nicht im Yeben die Rofen der Miurfen.“ So nahen wir ung den Zeiten des vielgenannten Ana- fveon, ®) von dem fpäter mehr zu jprechen fein wird. Auch in allen den angeführten Stellen wird von der Nofe als von etwas ganz allgemein Be- fanntem und Anerfanntem gejprochen. Zur Unterftügung veffen, was ich mit den vorhergehenden Anführungen darlegen wollte, kann ich num noch auf das Yeben der VBolfsanjchauungen im Sprichwort und Pied verweilen. Das eigentlich confervative Element in jedem Volke ift die große Hauptmaffe des Volfes jelbjt. Nur langjam eignet fie ich im Yaufe dev Jahrhunderte neue Vorftellungsweifen an; was jie einmal gewonnen, bewahrt fie mit merhvürdiger Treue und pflanzt es von Vater auf Sohn, von Generation auf Generation fort. Was bet einer Nation im Volkslied und Sprichwort lebt, Fann man gewiß mit jeltenen Ausnahmen als uralt erworbenes geiftiges Eigenthum anjehen. In Sprache, Yied md Sprichwort bewahrt es gleichjam feine eigene Archäologie. Nun tritt aber nicht nur bei fammtlichen inpogermantjchen Stämmen die Noje im %ied, Sprichwort, Gebrauch und Aberglauben verflechten auf, jo bei Auffen, Litanern, Dänen, Schweren, Schotten, Engländern, Sranzofen, Serben u. |. w., jondern e8 zeigen auch Märchen, Sage, Yıed und Sprich: wort bei ven am weitejten nach Weften vorgefchobenen finnijchen Bolksjtän- men die Befanntjchaft mit dev Nofe und ihrem Werth. In einer magyart- ichen Sage wird der won feiner gejtorbenen Braut in den gejpenftiichen eigen der Willis hineingezogene Jüngling am Morgen todt unter einem Roienstrauch gefunden, 69% und der Ehfte fpricht feine ererbte VBolfsweisheit Einleitung und Urzeit der Rose. 233 in den Sprichwörtern aus: ?%) „Deinetwegen wird die Nefjel Feine Nofe tragen.“ „Sieb dem Ejel Rofen, er jehnt jih doch nach Dijteln.“ „Die Nefjeln im Garten des Neichen riechen jehöner als vie Nofen auf feinem Grabe.” — Ya auch ver Türfe hat das Sprichwort: „eine Noje ohne Dornen, feine Bewirthung ohne Vervruß.“ Sp nehme ich denn Kenntmiß und Liebe ver Noje als ein uraltes Erb- theil mindestens der indogermanifchen Menfchheit in Anfpruch; überall und zu allen Zeiten haben fte diejes ihr Erbe in der mannigfachiten Weife ver- werthet ; wie fich aber diefer Nofenkultus, wenn ich fo jagen darf, nach Be- gabung der Volfsftämme, fo wie nach dem verjchiedenen Geifte ver Zeiten verfchieden geftaltete, das im Einzelnen darzırlegen, foll eben die Aufgabe der folgenden Blätter fein. — Anmerkungen zum erften Hblehnitt. 1) 9. Steintbal, Charakteriftif der hauptfüchlichiten Typen des Sprachbaues. Berlin, 1860. 2) Hogarth, Analysis of Beauty. London, 1753. 3) Die Fünf als heilige Zahl. Die erfte Zahl aus Gerade und Ungerade, bei den No- mern die Vermählungszabl, daher nach Plutarch Quaest. Rom. 2. die 5 Kerzen bei Hoch- zeiten. Zwei ift die weibliche Zahl, die Zabl der Unterwelt und des Todes. Schon im Sanffrit heigt kal fowohl „zählen“ als „zerftören“. Daher das Verbot des Zühlens. (2. Mo. 30, 11—16.) Die männliche 3 mit der weiblichen 2 bilden die heilige 5, die py= thagoreifche HSeilszabl; fait alle alten Bölfer haben urfprünglich 5 Elemente; 5 ift die Zahl der Hülfe und der Lebensverlängerung. (Sejaias 35,5; 2. Könige 20,6; 1. Mof. 15, 26—32, u. |. w., vergl. auch Winer, Bibl. Realwörterbud) |. v. „Zahlen“.) 4) Fiorillo in feiner Geschichte der Malerei Bd. 1. Göttingen, 1795, ©. 3, Anm. 1 hat eine große Anzahl von Beifpielen für das Gefagte zufammengeitellt. 5) Das Bentagramma it bei den Prtbagoreern das Heilszeichen, das Zeichen der Gefumdheit, auch die Zahl der Seele. Die Potbagoreer festen diefes Zeichen ftatt des gewöhnlichen Grußes an den Anfang ihrer Briefe Yucian, Schußrede für einen beim Grüßen begangenen Fehler und der VBosfische Scholiaft zu diefer Stelle). Die Ehriften be- wahrten den Glauben an die Heiligkeit des Pentagramma und bildeten es befonders gern aus dem rothben Wachs der an Mariä Lichtmep geweihten Kerzen. E83 wurde acaen böfe Seifter und alle Berzauberungen durch Heren gebraucht, an Häufern, Ställen, Bettitellen, an den Wiegen angebracht. Auch jtillende Mütter trugen e8 auf der Brust. In alten Säufern findet fich noch zuweilen um den Drudenfup ein Spruch berum gefchrieben : „Irudenfopf, 24 Ginlettung und Urzeit der Rose. ich verbiete div mein Saus und Sof, mein Nof= und Kubjtall, ich verbiete dir mein Bett: jtall, mein leifch und Blut, mein Leib und Seele, trude in ein anderes Haus, bis du alle VBichel grattelit, alle Warjer watteljt, bis du alle Zaunfteeten melfit und alle Läublein an Bäumen zäblit, bis kommt der liebe Tag, da die Mutter Gottes einen zweiten Sohn ge bären mag.“ (8. v. Lroprechting, aus dem Lechrain (1855, ©. 24 f.). Auch in den Kirchenbau gebt Das Pentagramma ein, und auc er findet man es als Schuß gegen unjaubere Geifter 3. B. am Eapitäl einer Bortalsjäule der Yaurenzfirche zu Niedernball M. Dtte, Handb. d, firchlichen Runftarchäologie, 4. Auf. ©. 67). 6 „Selbit die NRofe, die vor allen ‚Blumen unfer Aug’ entzudt, „Winde nimmer uns aefallen, „Bär fie nicht auch grün gerchmuüdkt, „Bäre nicht iv Punpurbaupt, „Rnofp und Stengel arün umlaubt.” Nacı dem Franzöfifchen des Triftan (1662) von Karl Müchler. 7) Illuftrirte Zeitung dv. 1. Sunt 1972, ©. 406. Ss) 3.6. von Quandt, Beobachtungen und Phantafien ıc. auf einer Neife durch Spanien. Yeivzin, 1550. 9) Ich vwerdanfe alle diefe Mittbeilungen der Güte des in diefer Beziehung die erjte Stimme babenden Prof. O8 Be Heer. Die einzelnen Nachwerfungen find folgende: PB. Weber in Mever und Dunfer, Palüoarapb. IV, XII, Fig. 6.; D. Heer, Mivcene baltifche Flora S. 99, Taf. XXX, 33, DO. Heer, Mivcene Flora und Fauna Spisbergens ©. 70, Zaf. XIV, 18; D. Heer, loan der Pfablbauten ©. 29, sig. 51. 10) Leider find diefe fo intereffanten Nefte des höchiten Altertbums noch von feinem fenntnifreichen Korfcher mit Mufe gründlich und kritifch durchforfcht worden. Was Eich - wald darüber in Erman’!s Archiv für die Kunde Auflands mit merhiwürdiger jprachlicher und etbmograpbifcher Unfenntniß mittbeilt, indem er ganz munter Skytben, Kelten, Sunnen ‚und Finnen in einen Topf wirft, it eber geeignet zu veniwirren als aufzuklären. 11) Nach Pott (brieflich) und Fr. Müller (in Kubn und Schleicher, Beitr. 5 veral. BAR DV. 2, ©. 399). 12) Viele Beifp. der Art in Ar. Diez, Etvmolog. Wörterb. d. roman. Sprachen. 13) Fr. Müller, a. a. D. Für den Hebergang von r in | verweife ich noch auf das weitverbreitete Sanfteitwort „puru, viel“, wofür jchen in den Veven bei Zufammen- feßungen die Form pulu fich findet und welches nachher zum griechijchen »polyse, das deutfche „viel“, der lateinifche populus Volk) u. f. w. wird. 14) Bott in Zeitichr. für Kunde des Morgenlandes, VII, 119, Zeitjchr. d. Moraen- (änd. Gefellich. NIIL, 390 und Stiel brierlich. 15) Herod a 1V, 5—36; 46—82; 99-117; Grimm, Gefchichte der deutjchen Sprache, Bb. 1, 1716-231. 16) Aem Aus Macer, Mat. med. I,26, Nr. XXI. Auch in der alten Peruanerz Sprache findet fih Aebnliches: Suina heißt Ninde und Quinasquina, gleichjam „Die Rinde der Ninden“, oder die „edelfte Rinde“, ift franz. quin-quina, unfjere Chinarinde. 17) Sandiehriftlich. 18) Lindley, rosar. Monograph. traduit de M. Pronville ©. 19 f. 19) 8. Ritter, Erdkunde von Wien Bd. 1, ©. 648. 20) Serodot III, 102. Kaspa tyros ijt wohl ficher ein Schreibfehler der Eodices. Im Tert bin ich der allgemeinen von Ritter, Alien, Bd. 2, ©. 1097 ff. begründeten Annabme aefolat. Mir jelbit Scheint die Anficht von Kiepert die richtigere, der die Jden- tität von Kacyapapura und Kacyapamira (Kafbmir) nicht anerfennend, Kacyapa- pura in dem neueren Kabul wieder findet. Situngsberichte der Berliner Akademie den 15. Dec. 1856, ©. 637 f. m or Einleitung und Urzeit der NRofe. 21) Th. Moore, Lalla Rookh, London, 1817, p. 297. 22) Forster, Voyages ed. Langles I, 294. 23) 8. Ritter, Erdfunde von Alten Bd. S. ©. 220. 24) J. Morier, Journey through Persia 1808S—9, p. 226. Ker Porter, Travels I. p. 335—340 nad) Ritter, Afien VL, 1, ©. 610. 25) Olivier, Voyage en Perse ®b. III, Rosa berberifolia. 26) J. Rich, Narrative of Kurdistan nad) Ritter VI, 2, ©. 550, 609. 21) M. a. 2. 28) $. Görres, Das Heldenbuh aus Iran, Berlin, 1820, Thl. I, I XIV,S. 161. 29) Ritter, Exrdfunde von Alien, VI, ©. 558. 30) M. Bieberstein, Flora caucasica I, 397. 31) $. 3. Rouffeau, der in feiner Schwärmeret für den Naturzuitand zuweilen albern wird, jagt in feinen Elem. de Botanique: »Les fleurs doubles, qu’on admire dans les parterres, sont des monstres, depourvue de la qualite de produire leurs semblables, dont la nature a donn& tous les &tres organises.« Durch) das Obige Ichon wäre er widerlegt, ich halte aber die gefüllten Rofen auf dem uralten Kulturgebiet des Kaufajus nur für verwildert. 32) Müller, Die alten Gräber in Sibirien, in Haigold, Beiträge zum neuer änderten Rußland, Riga, 1770, Ih. 2. ©. 195— 208. 33) M. A. de Gobineau, Essai sur l’inegalite des Races humaines T. II, (Paris, 1853) pag. 336 ff. ; 340 ff. 34) Windiihmann, Zorvaftriiche Studien. ©. 121 ff. 35) Rödiger und Bott, Kuwdifche Studien, in Laffen, Zeitjehr. für Kunde des Morgenlandes Bd. V, ©. 57 ff. 36) Anquetil du Perron, Zend-Avesta (Tom. II, 8°. UL, p. 404-405). 37) U. a.D.p. 403 u. 486. 38) Garein de Tassy, Histoire de la literature Hindoui, etc. T. II, p. 179. 39) ©. v.M. in Weftermann, Jlluftr. deutfch. Monatsh., Auaujt 1870, ©. 492. 40) Nach briefl. Mittheilungen des Prof. Stiefel in Jena. 41) Otho, Lexic. rabbin. philol. a. J..F. Zachariae, Alt. et Kiel, 1757, p. 289, 1. 42) Athen., Deipnos, XV, 20—21. 43) Sprengel, Geich. d. ArzneitundeBd. 1, Abjchn. 2, 8 23. (Halle, 1792, ©.59). 44) Pier. Valerian. Hieroglyph. lib. 55, cap. 1, tit. rosa. 45) Sch verdanfe diefelben den gütigen brieflichen Mittheilungen eines bewährten Forichers auf diefem Felde, des Prof. ©. Ebers in Leipzig. 46) Herodot II, 134 £. 47) ®eral. Irenaeus, adv. Haeret. III, 25. Clemens Alex. Strom. I, c. 21—2, fowie die Stellen bei Tertullian, Chrysostomus, Augustin und Theoderich; Aler. Weill, Mojes, und der Talmund a. d. Franzöf. von Obbarius. Berlin, 1864. 48) 2. Ron. 17, 13. Efra 9, 11. 49) Nenan jagt von der Thora fehr richtig: »une oeuvre absolument im- personelle«. 50) Man veral. 2. Moj. 6, 2. und Amos 5, 25—26. 51) Seremias 7, 22; Serem. 8, 8. 52) Man vergl. die wortreffliche und gründliche Arbeit von Abrab. Geiger, Ur- Schrift und Ueberfeßungen der Bibel u. f. w. 1854, und Dr. R. Dozv, Die Iirae liten zu Meffa, 1564. 53) Unjer Mädchenname Sufjanna. 54) Das wußte jehon Plinius, H. N. XXT, 5. 55) Mater med. lib. III, e. 116. 26 Einleitung und Urzeit der Nofe 56) Deipnos, XI, I; veral. auch Gesenius, Thes. ling. hebr. III, p. 1385, Spalte a. 57) Buxtort, Lexic. hebr. chald. 55) Sandfehriftlih. 59) Gefentius, Sommentar zum Jefatas, Ihl. I, Abtb. 2, ©. 923 f. 60) Decaisne, Plantes de la Palaestine et de la Syrie, p. 3. in Ann. sciene. nat. 1835, Botan. 61) Hohe Lied 2,1. 62) Winer, Bibl. Realworterbuch T. v. „Doms und Diftelaewächfe”. 63) Joh. Henr. Otho, Lexiec. rabbin.-philol. auct. Just. Fr. Zachariae Alt. et Kiel, 1757, pag. 302. 64) Joh. Selden, Uxor hebraea, lib. 2, c. 15. 65) Buxtorf, Synagog. Judaic. c. 49; J. L. Selvaggio, Antiq. christ. institut. P. I, lib. II; p. 273 (Mainz, 1787). 66) Man bielt das Rofendl für füulnigwidrig und wendete 08 deshalb auch bei hölzernen Bildfäulen zur Gonfervirung an. Baufanias, Befchreib. von Griechenland, IX, 41,6 67) Hom. 11. 26, 156, an die Geres v. 6 und 428. Vor überfest mehrfach 3. B. bei Schilderung der Brifeis und Chryfeis „rofig“, wo das Orieinal nichts davon, Jondern das Wort „schönwangia“ hat, fo wie er auch an einer Stelle bei der Eo8 „rofen- armig“ ftatt „rofenfinarig“ DD. 65) Es ift ein alter Spruch, da fein Unfinn fo groß tft, den nicht einmal ein Ge- (ehrter behauptet und vertbeidigt hätte. So bat denn auch ein enal. Reverend Mr. Nolan Transactions of the R. S. of Lit. Vol. II, P. II, No. XVIII) tehauptet, die Griechen hätten noch 200 Jahre nach Anafreon bisauf Theophraft feine Rofen gefannt und dag ort Rhodon bedeute nur ganz allgemein eine Färbepflanze (Die Rofe enthält aber gar feinen Sarbitoff) und jet erft fpäter auf die Nofe als einer der vorzüglichiten derfelben übertragen worden. Bei Theophraft feien die fchönen Rofen etwas ganz neu Eingeführtes und die wilden Rofen jeten flein, unanfebnlich, farbe und geruchlos, und fünnten unmöglich Anafreon und den übrigen Dichtern den Stoff zu ibren Yiedern gegeben baben. Es ift nicht der Mühe wertb, Ddiefe Anbäufung von Unfinn und Unwilfenbeit Tpeetell zu widerlegen. Die Abhandlung erfchten 1930, und wenn ihr Berfalfer noch lebt, jo bat er hoffentlich die verfloffenen 40 Jabre dazu angewendet, zu lemen, daß man bei völliger Un= fenntnig des Gegenftandes und mit Hülfe einiger Gitate aus mittelalterlichen Scholiaften feine Unterfuchungen über das Altertbum anitellen kann. 69), Graf Mayfartb, Magvarifche Sagen und Märchen. ©. 10— 11. 70) Ebitnifche Sprichwörter, gejammelt von Dr. 3. Altmann, in Erman’!s Archiv Reid. lan Kunde Ruplands, . 14, ©. 19, 32, 42. 71) Berefin, Sprichwörter der Volker türfifchen Stammes, in Erman!s Archiv Ten. keiftenf. Kunde Ruplands, Br. 18, ©. 167 ff. Zweiter Abfdinitt. Das Alterthbum und naiver Genup. Die Role bei Griechen und Nömern. EeT . i i 3 = m > Ant au an Fe De . r P j 2 “ Nail maria ei r nn en: a, . u z - u — . u e an 9) enn wir von der alten, d. h. vorchriftlichen Welt veven, jo Denten. Die Nejein wir dabet vorzugsweife an Griechenland, in welchen fich zuerit bg m MenjchentHum in voller geiftiger Blüthe entwicelte. Die harte, faft rohe, jeder Aefthetif baare römische Republif, zu ver Yafevämon mit feinen unfchönen, die Rechte des Familienlebens mit Führen tretenden Einrichtungen den Uebergang bilvet, Liegt unferm Gefühlsfreife trog jo mancher Erjchei- nungen entjchtevdener Größe ferner, und in allen feinen jpätern Entwielungen hat das NRömerthum ung nur geiftige und fittliche Berjchrobenheit und unfägliches materielles Elend gebracht, während Homer und Sophofles, Herodot und Thufydides, Platon und Ariftoteles noch immer für uns bieunverfiegbaren Quellen des veinften und eveljten Genuffes und ver erhebenditen Yehren der Weisheit find. Nichts defto weniger müfjen wir hier auf Rom Rückficht nehmen, foweit Charafterzüge, die für den Geift diefer Republik bezeichnend find, ung erhalten blieben und foweit am Ende ver Republif die unfchöpferifche Nation das Griechenthbum, wenn auch eigentlich nur als Yurusartifel, in fich aufnahm und veproducirte. Wohl wollen wir zugeben, daß ein Yeben wie das griechifche (und auch das rö- mische) jest und hoffentlich nie mehr unter ewwilifirten Nationen möglich tft, denn die edle, vein menschliche Entwicklung der Griechen ift num denkbar mit dem Imftitut der Sklaverei, bei der ein fo gut wie vechtlofer Theil der Menjchheit vem anderen bevorzugten alle Arbeit und Mühe für Erhaltung des materiellen Lebens abnimmt. Sehen wir aber davon als von einer überwundenen Einrichtung des gefammten Alterthums ab, jo müfjen wir befennen, daß in Griechenland und zumal in Ionten und Attifa das reinjte und menfchenwürdigfte Yeben fich gejtaltete, das wir in der Gefchichte fennen. Gin reich geglievertes, dem Adferbau wie vem Werfehrsieben gleich v0) Use Uebertragung aus dem Orient zu den Griechen. 30 Das Ultertbum und naiver Genuß. günstiges Yand unter einem zumal in jenen Zeiten alle wünjchenswerthe Milde und Fruchtbarkeit darbietenden Himmelsjtriche, ernährte Volfs- jtämme, die nach jeder Richtung hin, die dev Menjchengeift in feiner Thätig- feit einjchlagen fann, merfwürdig begabt waren, nnd fo entwickelte fich hier ein Yeben, welches in und mit der Natur, die dem äfthetifch feinfühligen Griechen immer die Grundlage feines Yebens blieb, die beneidenswertbeite Form des Menfchendafeins aufftellte. „Was die Naturgefchichte heute in Büchern aufbewahrt, trug fich von jelbjt dem offenen Auge der Griechen entgegen, das ohnehin noch unermüret durch übermäßige Vertiefung in die Welt der Buchjtaben mu zwei Bilderbücher ftudirte: die Welt umd ven Himmel.“ ') Jeder Secundaner weiß heut zu Tage aus Büchern, daß die Erde jich um fich felbjt und um die Sonne treht, was Beides die Alten nicht wußten, da man es nicht [ehen fann; aber das Gedicht des Anafreon:? „Einjt um mitternächt'ger Stunde, „As jih Arktos jchon gewendet „Um die Rechte Des Bootes..... “ würde heute gänzlich unverjtändlich an das Ohr jelbt dev Gebilveten £lingen, da es Schon lange nicht mehr Gebrauch ift, zu fehen, was fich täglich in ver Natur begiebt, und die Jugend daran zu gewöhnen, mit offenen Augen in die Welt zu fchauen. Was die Griechen von ihren öftlichen Vorvätern ererbt und mitgebracht hatten, gejtalteten fie zu ven fchönjten Bormenanfchauungen und geijtigen Entwidlungen, überall von dem Adel der äußeren wie der inneren Menjchen- natur in maßvoller Harmonie gebunden. &s ijt hier nicht der Ort, die hijtortiche Entwidelung des Griechenthums im Einzelnen zu verfolgen, ge- nug, daß lange vor Homer Colonien der Syrier, die nach Wejten wan- verten, ver Aeolier und Jonter, die fih in Kleinasien feitietten, ven lebhafteften Verkehr und Ipeenaustaufch zwiichen Meorgenland und Abendland vermittelten. Damit überfamen denn auch die Griechen von jemitischen Stämmen das Wort für die Rofe und die ganze Verehrung, welche das Morgenland diefer Blume geweiht hatte. War doch in Babylon ihen zur Zeit des Herodot die Rofe fo ins Yeben gedrungen, daß man jilberne Rojen auf Stäben als fejtliche Attribute umbertrug. ?) Diejen An- Ihanumgen bot num die Natur Griechenlands willig die Hand. Für Mafe- Das Altertbum und naiver Genup. B31 donien erwähnt auch fchon Herodot die jogenannten Gärten des Midas, in denen die Fülle der 6Oblättrigen NRojen wuchs, und diefe ältejte Bejchrei- bung zeigt uns, daß jchon damals die Rofe ein Gegenftand weit getriebener . Kultur gewejen fein muß, da die Nofe in ver Natur wohl nur felten und ausnahmsweife mit mehr als fünf Blumenblättern vorfommt. _Griechen- land hat unter feinen Naturjchägen die „immergrüne Nofe“, die „große Hagebutte“, deren füßduftende Abart die „Miuskatroje“, die „gemeine Heden- roje“, die „pintpinellblättrige“, und die beiden jo Leicht gefüllt werdenden, von den Griechen wahrjcheinlich nicht unterfchievenen, die „Brovinzrofe‘ (Cjfigrofe) und die „Centifolie“, die alle noch heute in Griechenland wilv wachen.) Nur für die legtgenannte ift es zweifelhaft, ob fie wie im Kaufajıs, fo auch in Griechenland uriprünglich wild vorfommt. Wenn Theophrajt?) von der Rofe jagt, daß fie meijtens fünf», einige zwölf: und zwanzigblättrig, wenige hunvertblättrig feien, jo ift das wohl bei ihm nur auf die Ejfigrofe zu beziehen, die gerade im fultivivten Zuftande fo häufig in dem Örave der Füllung variirt und in Griechenland noch jet am häu- figften wild und fultivirt vorkommt. 9) Griechenland it überhaupt ein Blumengarten, in welchen nördliche und jüpliche, Hftliche und wejtliche Floren fich berühren. Von den ältejten Zeiten flocht das Volk fich einen Kranz von Blumen in das Leben umt Athen war bei ven Dichtern die „Veilchenjtadt“ und die Athener biegen von Alters her die „VBeilchenbefrängten“.?) Binvar fingt: ® „Da verbreiten liebliche Beilchenblütben fich über das Land, „Das Wonneland, und flicht man Rofen ich ins Haar.“ und: „D herrliches, veilchenbefrängtes, befungenes, Griechenlands „Burgfeite, hochberuhmtes Athen, du „Himmelbegeifterte Stadt.“ Rojen, Myrten, Veilchen und Lilien werden vor Allen genannt und ge- priejen. Schon früher habe ich einige der älteften griechischen Schriftiteller er- en wähnt, die der Nofe gedenken, ich fahre hier varin fort, um zu zeigen, daß der Faden nicht abreißt. Bei dem Dichter Theognis (544 v. Chr. finden wir unter feinen Gnomen das Sprichwort: „Aus der Zwiebel blüht Anakton. Sagen von der Ent: jtehuna der Nosen. 32 Das Altertbum und naiver Genuß. nie eine Nofe oder Hyacinthe hervor.“?) Hipponar!o) (530 v. Chr.) ge braucht das NRojenöl, BPindar!!) (518—442 v. Chr.) fpricht vom Be- fränzen des Haares mit Rofen. Herodot, der num folgen müßte, ift fchon angeführt. Ber Arijtophanes!2) heißt es: „Wohlan, die Meinigen jagen, daß du berrfchen follit „sm ganzen Erdfreis, Schön aefränzt vom Rofenfranz.“ Damit wären wir denn zu den Zeiten des Arijtoteles und Theo- phrait herabgefommen und nur den Anafreon babe ich nicht ohne Abficht übergangen. Er wird gewöhnlich als der eigentliche Sänger des Weines und ver Rojen, überhaupt des heitern unjchuldigen Yebensgenuffes angejehen und müßte als folcher gelten, wenn das, was unter jeinem Namen vorkommt, wirklich von ihm hevrührte. Dem ift aber nicht fo. Wir haben num wenig Fragmente von ihm, die als echt erwiefen find, und jo wenig ihrer find, kommt doch die Nofe darin vor, in der Yiebkofung „Ichöner als Rofen“; in einem Bere bei Athenäus heißt es: „Drei Kränze trug der Mann, zwei von Nojen, „And den dritten den Naufratitenfranz.“ und vielleicht ijt auch won einer vollen Nofe die Rede, wenn er jagt, „daß Eros ihn mit pirpurnem Balle wirft”. Alles Uebrige, was unter feinem Kamen gebt, joll von einem jüngeren Dichter untergejchoben fein, it aber jo ganz im Geifte Anafreons und feiner Zeit gedichtet, daß man Leicht begreift, wie e8 fo lange für ein Werf des fröhlichen Alten hat gelten Fünnen. Die Zeit, wann diefer Pfendo-Anafreon gelebt bat, ift nicht bekannt, jeden- falls darf man fich für die Folgezeit ganz ficher auf ihn als Vertreter ver im Bolfe und bei ven Dichtern geläufigen Anfchauumgen berufen. Zunächjt wurden die Pflanzen, bejonders die Bäume und Blumen und zumal die Nofe von den Griechen zu den anmıtthigiten Yegenvden ver- arbeitet. Ich erinnere nur an die in den Lorbeer verwandelte Daphne, die in ein Rohr umgewandelte Syrinz, den zur Blume gewordenen Hyafıinthos.'’) Ueber die Nofe geftalteten fich die Yegenden Auferjt mannigfaltig. Die am meiften verbreitete Dichtung läßt die Nofe aus dem Bfnte des Adonis und gleichzeitig die Anemone!!) aus den Thränen der den geliebten Todten beweinenden Aphrodite entjtehen: Das Altertbum und naiwer Genup. wi „Sp viel Ihränen vergiegt die papbifche Göttin, als Tropfen „Bluts Adonis verliert, 08 wandelt fich Alles in Blumen: ‚Noten entfpriegen dem Blut und Anemonen den Thränen.“ 1) ach anderer Anffaffung, die vielleicht urjprünglicher ift, war es der bei ver Erichaffung der Aphrodite abfallende Meerjchaum, aus dem ver Rofenjtod hervorwuchs, und der von den DOlympifchen darauf geträufelte Nektar ließ aus dem Dorn die prachtvolle-Ioje entjtehen. 1%) Nach wierer veränderter Anjchauung ist die Rofe vorhanden, aber nur weiß; Aphrodite, die dem verwundeten Adonis zu Hülfe eilen will, verlett jich den Fuß und ihr Blut färbt die ofen voth. 17) Endlich erwähne ich noch die Sage, nad) welcher alle durch die Yiebe unglücklich gewordenen Heroinen, um fich zu rächen, ven Amor ergreifen, Freuzigen und mit feinen eigenen Pfeilen ver- wunvden, jo daß durch fein herabfließendes Blut die weißen Rofen voth ge färbt werten. 1°) Bei allen diefen Yegenven ericheinen die Nofen als Gaben der Götter, nicht als etwas, Das der Menjch fich aus der Natur angeeignet, oder, was daffelbe jagen will: die Aufnahme ver Rofe in die Beziehungen des menjchlichen Yebens liegt weit hinter aller Rechnung ver menjchlichen Sefchichte zurüc. Schon ducch diefe Urjprungslegenten kommt die Roje in unmittelbare Verbindung mit dem griechifchen Götterfreis. Aber es giebt auch noch einen anderen allgemeinen Grund für diefe Berfnüpfung. Der Götterglaube ent- fpringt einer inneren piychologifchen Nothwenvigfeit beim Menfchen, aber die äjthetiiche Anlage des betreffenden Meenfchenjtanmes gejtaltet und ihmüct das an fich forınlofe göttliche Prineip. Ich falle hier das Wort: „althetiiche Anlage” im allerweitejten Sinne, fo daß e8 auch feine Berneinung, Hoheit und fittliche Faulniß im fich begreift, wie z. B. ver chrijtliche Kultus der verfommenen vomanischen Welt jich bis zur Verehrung und Anbetung von zu Tode gemarterten Menfchen verivrte. Bejonvers tft es die Art und Weife, wie ein Volk fich zur Natur ftellt, diefelbe in ich aufnimmt und verarbeitet, die ven größten Einfluß auf die Kormen der Götterwelt und Öottesverehrung ausübt, wie das jogleich in die Augen jpringt, wenn man zwei jo extreme Götterfyfteme wie das griechifche des heiteren Himmels und das nordifche der finjtern harten Eisnatur einander gegenüberftellt. Man fann die meisten griechiichen Gottheiten in ihrem Urfprunge auf eine Vergeiftigung Schleiden, Die Rofe. 3 Naturauf- faffung und Götter: glauben. Die weiblich: Gottheit der Semiten. 34 Das Altertum und naiver Genuß. [3 ver verjchierenen Seiten des Naturlebens zurüdführen und eine gejchmad- volle Verwendung des Schönen in der Natur adelte ihren ganzen Kultus. Sewir ift, daß die Oriechen einen Theil ihrer Borftellungen und Aus- gejtaltungen ves Göttlichen von fremd her überfamen, theils als altes Exb- theil aus ihrer Urheimat mitbrachten, theils bejfonvere Umgeftaltungen der uralten Borftellungskreife von benachbarten öftlicheren VBölferftämmen durch die Vermittlung gegenjeitiger Kolonien fich aneigneten. Die fyrijchen phöntkischen) Auswanderer gründeten jchon früh Nteverlajfungen auf ven griechiichen Infeln, bejonvers über Cypern, auf Rhodos, CHythera 1. j. w., während Achäer, Neolter und Sonter fich anderer Injeln und der Küften von Kleimajien bemächtigten. Wichtig für unfere Zwece jind bejonvers die erfteren. Die jäantnttlichen jüdwejtlichen aftatischen Bölfer Semiten) hatten fich das göttliche Wejen als jchöpferiiche Naturkraft und zwar niit Spaltung in eine männliche und in eine weibliche ‘Berjonification entwicelt; ich nenne bier nur die allgemeiniten md befanntejten Namen Baal ver Herr), Nepräfentant der allzeugenden Sonne, und Baaltis (die Herrin) in doppelter Borjtellung: als die allen Samen empfangende und zeitigende Erve. Sobald der Mienfch fich über die erjten jinnlichen Ein- drücke jo weit erhob, um über die ihn umgebende Welt, ich will nicht jagen, nachzudenken, aber doch phantafiren zu fönnen, jo mußte ihm als eins ver wunderbarjten und erhabenjten Näthjel ver Urfprung lebender Wejen entgegentreten. Schöpfung und Rortpflanzung wurden die zwei Aufgaben jeinev weiteren geiftigen Thätigfeit. Ich habe nur vie lette hier zu verfolgen. Das Entjtehen einer jelbjtbewußten Individualität, ein Vorgang, ven er an und in jich jelbjt wahrnahm, mußte dem noch unentwicelten Menjchen als eine der geheimmigvolljten Erjcheinungen vorfommen. Der Erfahrung aus jeiner nächjten Umgebung, feinen nächjten Yebensereignijfen folgend, fnüpfte er diefe Erjcheinung an die Trennung der Gefchlechter,, die er van ivealifivte und zur männlichen umd weiblichen Wejenheit in der Natur erhob, um daraus dann überhaupt alles Entjtehen in ver Welt zu erklären. Dieje Auffafjung läßt fich purch ven Anfang faft aller fosmogonifchen Neligionen verfolgen. Am jchärfjten bildeten die jemitifchen Stämme dieje VBorjtellung aus. Das Band, welches beide Gejchlechter vereinigt, die Yiebe, mußte dem Menjchen eine übermenjchliche, göttliche Bedeutung erlangen, als ver Das Altertbum und naiver Genuß. 35 Urgrumd alles Wervdens, daher bei ven Griechen ver aus vem Chaos hervor- tretende Eros ver Vater aller Götter tft. Auch bei ven Invdern wird im Seifte des Urwejens zuerit Kama, die Yiebe, gebildet, die vanıı ver urjprüngliche, jchöpferifche Same tft. '’) Als Urjache viefes geheimnif- vollen Zuges, welcher die Gejchlechter zu einander führt, erfannte ver Menjch jehr bald vie Schönheit, wenn diejelbe auch anfänglich nur matert- eller, finnlicher, erjt jpäter getjtig gefaßt wurde. — So wurde die Schönheit in derNatur denn auch wierer durch eine nahe liegente Umkehrung die Mutter der Yiebe, Aphrodite Mutter des Eros, umd wenn auch nicht überall dem Range, fo doch dem Wefen nach die erjte und allgemeinfte Gottheit bei allen Bölfern, voher bei ven heigblütigen Orientalen, Elaver und anmuthiger bei ven feinfühligen Griechen. Um fie und um die Weiblichkeit als Trägerin derjelben gruppirten fich alle die höchften und heiligjten Beziehungen ves Menjchen, an jte fnüpfte jich alle zartefte und lieblichite Symbolif. Bon allen ven verjchievenen Auffaffungen viejer weiblichen Gottheit, die uns als Kybele, Artemis, Demeter u. j. w. entgegentreten, hebe ich bier nur die eine Form hervor, die vorzugsweife vie jchönere Seite des weiblichen Princips, die Schönheit und Yiebe darjtellt, die Aphrovite; diefe Gottheit und ihren Kult empfingen die Griechen won den Afiaten über das Meer her und veshalb ift fie die jchaumgeborene, vem Meer ent- jtiegene Göttin. Gleich an ihr erjtes Auftreten, wie wir gejehen haben, fnüpft fich die Yegende won der Entjtehung ver oje. Schon in Syrien war die Verehrung viejer Göttin und bejonders der eng damit verbundene aus Aegypten jtammende Adontsfult mit dev Rofe verflochten. 2) Im Adonis feierte man die im Herbft abjterbende und im Frühling fich neu belebenve blühende Natur, in Heimen Pflanzungen, ven Adonisgärten, joinbolisch vargeftellt. In der Aphrodite verherrlichte man Alles, was Natur und Menjchenleben Schönes und Yiebliches hat, die ganze Blüthen- fülle des Frühlings und die heitere Yiebesluft. Daher waren vie Aphro- difien, die Feite ver chprifchen Göttin, vecht eigentlich Blumenfejte, bei denen Alles mit Grün und Blumen, mit Wiyrten und Rojen gejchmüct war, wo die Liebenden beim Schalle der Nachtigall im paphiichen Haine tanzten und die Ermüreten jih an ven Wettgefängen der Dichter md Mufiker erquidten. 2!) 36 Das Altertbum und naiver Genuß. nd So war denn die Nofe zumächit die Blume der Aphrodite und ihr geweiht. Auch eins ihrer Urbilver,, die große Göttin von Ephefos, over die Schwarze Artemis over Allgöttin, die jpäter von den Griechen in viele einzelne Gejtaltungen getheilt wurde und deren Kurt jich allmälig bis ins wejtliche Europa verbreitete, trug als jtehenten Schmucd an ihrer Perlen- ichnuv auch ofen. Wie fchon erwähnt, gehört Aphrodite felbjt einer in ver mannig- tachjten Werje ausgejtatteten veligiöfen Grundanfchauung an, und jie jelbit zerfällt wieder nach einzelnen Beziehungen in ihrem Wejen over nach localer Auffaffung in mannigfache Perfonificationen, wober venn auch die oje eine wejentliche Rolle Ipielt. Wie jie in Nhodos verehrt wurte, 2) fo leitete man auch ven Namen der Infel von ihrer Yieblingsblume ab, aber Ahodos it auch eine Tochter ver Aphrodite und eine Geliebte ves Apollon, und Deutter ver Heliaden. Auch in Korinth herrichte ver Kult vev Aphro- dite vr ‚ud Rhodanthe”), vie fabelhafte Königin von Korinth, wird von Apollon in eine Noje verwandelt, und dann wird auch wierer eine Khode>) als eine Gemahlin des Helios erwähnt. Alle diefe Perjonen find nım Kormen einer und derjelben Grundgejtalt ver Aphrodite, und ihon die Alten jelbjt erfannten die Iventität des Wejens in allen diefen wer- ichtevenen Berfonificattonen und ihren Verwandten an. Die im Gebet ange: rufene Benus ericheint bet Appulejis?t) mit den Worten: „Da bin ich, die Erzeugerin aller Dinge, die Herrin aller Elemente, die Erftgeborne der Zeit, vie Höchite dev Götter, die Königin der Geijter, die Exjte der Himm- lichen, die Grundgeftalt aller Götter und Göttinnen, deren Wink die glän- zenden Lichter des Himmels, die heilbringenden Wogen des Mleeres- und das trojtloje Schweigen der Unterwelt gehorcht, die einzige Gottheit, deren Viel: geftalt mit verjchtedenen Gebräuchen umter mannigfachen Namen ver ganze Erpfreis verehrt. Ber ven alten Phrygiern war ich die peffinuntifche Göttin, bei den erdgebornen Attifern die cecropifche Weiinerva, bei ven SHhpriern die paphifche Benus, bei ven Eretern Diana, bei ten Siculern die ftygifche Projerpina, vie alte eleufiniiche Göttin Ceres und Juno, Anvern Bellona, Anvern Hecate..... und die Königin Jiis.“ *) Rojenblume. Das Altertbum und natver Genuß. 37 Bon der Aphrodite ging dann die Roje in legitime Erbichaft auf ihren Sohn, ven Eros über, 2) und bei ven Hymenden in Athen befränzten fich die jungen Mädchen nah Panjanias mit Rofen. Der Aphrotite zunächit aber ftanten vie Charitinnen, und vie beiden ver Aphrodite geheiligten Pflanzen, Myrte und oje, finden wir auch bei ihnen wieder. Nach einer Schilverung eines Tempels in Elis bei Paufantas hat die eine Grazie ald Symbol einen Würfel (Das Zeichen ves Spiels, ver jugend- fichen Freue) , die zweite einen Myrtenzweig, und die pritte eine oje ?®) in ver Han. An die Grazien jchließen fih tan die Mufen, venen nach Sappbho und Anafreon ebenfalls die Rofen geheiligt waren. ?7 eben ver Aphrodite zog aber noch ein anerer orientalticher Kultus über Kleinafien une Griechenland ein, nämlich ver des weitgefeierten Die- nyfos (oder Bafchos), und eben verfelbe brachte ven Blumen- und be- fonvers den Rofenihmud in feinem Gefolge mit nach Oriechenlant. Auch bier verfchlingen fih die verfchievenartigiten Sagenfreiie in buntejtem Schiller und fnüpfen fich durch die Rofe an vie Aphrodite-Yegenten. Su feinem Nofengarten bewirthete Midas ren Dionyjos und bier propbe- zeite der dionyfische Stilen, hier wurde derjelbe gefangen und mit Kränzen gefeffelt. 2) Mit Blumen jehmückten fich die bafchifchen Züge, daher hieß Dionyjosauh Enanthes, ver „Schönblumige*, und Bhilofterbanos, ver „Rranzliebenve*. Nach Nikander bief Bafchos in doriicher Wiund- art „ein Kranz“ und die Sieyonter nannten einen wohlriechenden Blumen- franz Sakcha.2?) Der thrafifche Rofenberg „Ahodope“ war der Yieb- Iingsaufenthalt ves Orpheus, des Dieners und Dichters des Weingottes ; Rhodope, das „NRofenantlis“, war die Mutter ves Wielampos, eben- falls eines Dichters und Dieners des Yiäos, und nach Anveren tft fie auch wieder die Mutter des Orpheus. Der Sieger im Dithyrambos, welcher zu Ehren des Dionyfos gejungen wurde, erhielt einen Kranz von Rojen. Die Gaftmähler jhmückte man mit Rojen, vem Zeichen des Dio- n9fo8.3% Die Fejte ver Aphrodite wurven nie ohne Wein gefeiert, und deshalb nennt ihn Ariftophanes, vie „Milch ver Aphrodite“. Aus ven zu Dendera befindlichen Tempelinjchriften erfahren wir, dak ver Hathor, der Göttin ver Yuft und Viebe, ein Ähnliches Feft gefetert wurde, wie ver Bubajtis (une ver Aphrodite bei ven Griechen). Es bieß Die Eros und die Roie. Der Dienys fosfultus, 38 Das Altertum und natver Genuß. Techu- Feier Bolltrinferfeft). 3) Die vielnantige Göttin wırrde bei ven- felben „die Herrin des Naujches“ over jelbit „vie Beraufchte“ genannt. 32 Aber auch hievmit ift der Kreis der Gottheiten, denen Die Noje gehei- ligt war, noch nicht durchichritten. Die Demeter, auch eine dev Formen dev iprichen Göttin, ziert den Korb, in vem fie ihre Gaben trägt, mit Rofen umd Anemonen.?3 Selbjt ven NAymphen werden Nojen geweiht} und Komos mit einem Nojenkranz auf dem Haupte abgebildet. 3°) Selbjtver- jtändlich ift bei ver Eos und bei Phöbos als aufgehender Sonne Alles vofig. Aus vojengejehmückter Vorhalle tritt die Eos hervor durch die pur- pirnen Thore, vojenwangig md vofenfingrig führt fie das vofige Zwei- und Viergefpann herauf, Nofen nach allen Seiten ausftveuend, bei ihrem Er- jcheinen lächeln die Wiefen ın vofigem Erglüben, jo dar man nicht weiß, ob fie der Nofe over die Rofe ihr die Sarbe verleiht. 3%) 2 Aa Es ijt nicht tbunlich, Die Verwendung ver Nofe bet ven Griechen weiter Griechen. zu bejprechen, ohne auf ven mannigfaltigen Oebrauch der Kränze im Allge- meinen hingewiefen zu haben. Stränge winden und jich damit Schmücen ift ein alter Brauch bei ven Griechen. Wo feftliches Gepränge und frohe Ge- (age gefchilvert werden, find immer Blumen und Kränze die Mittel, vie rende zu erhöhen; Gold und Eveljteine werden erjt jehr jpät, gegen Aı- fang unferer Zeitrechnung, erwähnt. Wenn auch im Homer nur einmal franzgefchmücfte Mäpdchen auf ven Schilve ves Achilles vorkommen , io müffen Kränze doch bald nach ihm in allgenteinem Gebrauch gewejen fein, venn Selenfos jagt, daß alle Kranzjorten, die von Werbern getragen werden, „Epithymien“ heißen. Er fett alfo jchon ven Oebrauch ganz wer: jchievener Arten von Kränzen woraus. Nach Altüos um 605 v. Chr.) und Anafreon heißen die Kränze, die man um ven Hals trägt, „Hhpo- thymien“. Ueberall werden von ven alten Schriftitellern Kränze im folcher Mannigfaltigkeit erwähnt, daß man glauben jollte, faum irgend eine Pflanze jet von diefer Anwendung ausgefchloffen geweren. Allerdings ift es für uns nicht immer leicht, und oft Jogar unmöglich, die Pflanzen zu bejtimmen, welche als Material zu Kränzen genannt werden. Der Urfprung ver Sitte muß Schon deshalb weit im Alterthum zurücliegen, weil auch fie den Göttern zugefchrieben wird, und Dionyfos jelbft wird dafür gepriejen, daß er für Das Altertbum und naiver Genuß. 39 die Trinfer den Epheukranz eingeführt habe. >7) AefchyLlos Dagegen macht im „bereiten Prometheus“ diefen zum Erfinder ver Kranze und fagt: „wir tragen die Kränze nur zur Erinnerung an die Keffeln des Prome- theus“, inder „Sphing“ heißt es: „Kränze wären die beften Feifeln“. Eine ganz anmuthige, freilich jpätere Dichtung des Nhetor Yibantos’s fnüpft die Einführung der Nofe md des Kranzes zugleich an das Urtheil des Paris: „Als die drei Göttinnen, um den Preis der Schönheit zu ge- winnen, nach vem Ida famen, wollten Athene und Here fich nicht eher dem Schiedsipruch unterwerfen, bis Aphrodite ihren Gürtel abge- legt habe, welcher ein fie begünftigendes Zanbermittel jet. Aphrodite erwiderte, daß ihre Nebenbuhlerinnen zwar ähnliche Zaubermittel trügen, Here das goldene Diadem ımd Athene ven Helm, fie wolle aber gern auf den Gürtel verzichten, wenn ihr geftattet ei, fich gend einen andern Schmud zu juchen. Das wurde ihr geitattet, da ging fie an ven Sfa- mander, badete jich umd junnmelte dann Yilten, VBeilchen und andere Blu- men; plötzlich aber wurde jte durch lteblichen Duft auf die Rofe aufmerkjam gemacht; da warf fie alle andern Blumen fort, Flocht die Rofen zum Stvanze und fette jich ven aufs Haupt. So betrat fie wieder den Ida. Aber die beiden andern Göttinnen warteten ven Urtheilsipruch des Paris gar nicht ab, nahmen ver Aphrodite ven Kranz ab, fühten die Blumen und jeten ihn dann wieder auf ihr Haupt als dem allein würdigen, erfennend, daß die Göttin ebenjo jehr die Blumen jchmüde, als von ihnen gefchmüct werde.“ Sp wie hier in dev Dichtung war aber auch im ganzen Yeben der Griechen ein Kranz ver Yohn jedes Siegers in irgend einem Wettjtreit, und fchon die zur belohnen. 3°) In der kurzen Gefchichte ver Kränze, die Plimtus*) mittheilt, wird gejagt, daß bei den Griechen anfänglich nur den Göttern Kränze geweiht wurden, daß jpäter vie Opfernden zu Ehren ver Götter Kränze trugen. + Dieje Weihefränze wurden den Bildern der Götter aufgefetst, angehängt over zu deven Füßen niedergelegt. Banjanias erzählt: 13 „Als ich zu Thalamä in Yafonten war, konnte ich im Tempel der Ju o die Göttin jelbjt nicht jehen, jo dicht war ihre Bilvfänle mit Kränzen behängt.“ Waren die Kränze verwelft, jo vertanjchte man fie mit frischen. ?°° Die Römer waren Kränze im Sottesdicnft. 40 Das Altertbum und naider Genuß. in Beziehung auf Kränze, die ganz dem öffentlichen (Bolizei-) Recht unterftelit waren, jehr jtrenge. #) Im der Nepublif mit jtrenger Sitte wurde der Kranz nur vom römmchen Senat als Anerkennung des Vervienftes, gleich- jam als Drven, vertheilt. Als Publins Munatins von der Bildfäule vesMaripasemmen Ölumenkvanz genommen und fich aufgejett hatte, ließen Ion die Triumwien fejfeln und ins Gefängniß führen, und vergebens rief er die Volfstribunen zu feinem Schuge an. 4%) Im anderer Beziehung war auch bei ven Griechen das Kränzetragen gewifjermaßen ein Vorrecht. Wie im Mittelalter gefallene Meiochen Kivchenbuße thun und ohne Kranz fich trauen lafjen mußten, jo war nach Solonifchen Gejet unehrbaren Weävchen umd Frauen das Opfern tm Tempel und vas jih Schmüden mit Kränzen verboten. #7) Sappbo fingt: „Bekränze dein Haupt, indem vır Dillzweige mit den zarten Händen verflichtit. Alles jchön Blühende ift ven Göttern angenehm ; von Unbefränzten wenden fie Jich ab.“ Arijtoteles („über das Saftmahl“) jagt: „Den Göttern bieten wir nichts Miangelhaftes, jondern nur Vollfommenes und Unverlegtes. DBe- fränzung aber bedeutet eine gewilje VBollenrung und Bervolllommmung.” Sp fagt Homer: „vie Sklaven fränzten ven Becher mit Wein“ und „Öott fränzte die Form mit Worten“, d. h. den für den Anbiie Häßlichen erjetst er, was ihnen fehlt, vurch die Gabe fluger Nere. Im ähnlichem Sinne jagen wir jegt: „das Werf frönen“. Corona heikt bei ven Nömern zu: gleich „Krone“ und „Kranz“. Plinius fährt fort, daß man auch die Opferthiere befränzt habe *° und daß die Kränze endlich bei ven heiligen Kampfiptelen in Gebrauch famen, wober der Kranz aber nicht eigentlich dem Steger, jondern vem Vaterlande vejjelben zugefprochen wurde. Zu Ehren vesjenigen, der als Sieger be- fränzt aus Olympia zurücfehrte, wide von feiner Vaterftadt ein Stüd dev Menuer eingerifjen, damit ev durch viefe Yücke einziehen könne, 50) Plutarch’!) erklärt dies jo: „es jei durch diefen Gebrauch ausgejprochen, daf Städte, deren Bürger fo fiegreich zu Kampfen wüßten, feiner Mauern bevürften.“ Schen Simonides fagt in feinem Epigramm auf die Statue des treimaligen Siegers in den olympifchen Spielen, des Aftylos aus Das Ultertbum und nawver Genuß. 41 Kroton: „Wer hat in diefer Zeit fo viele Siege mit Myrtengewinden umd Rojenkränzen gefeiert in ven Kampfipielen, als ou?“ 52) Der echte Anafreon 5) (um 500 v. Chr.) fpricht von Miprten- fränzen, die mit NRofen durchwebt find; in den „Stußern“ des Kratinos (um diejelbe Zeit) heißt es: „sch befränze mein Haupt mit Yilten, ofen“ n.f.w.5% Auch fol ver Demos bet Ariftophanes (um 400 v. Chr.) mit Kojen befränzt jein. 55) Danach ijt ein Hauptpunft des inmmer oberflächlich zufammentragenden Plinius zu berichtigen. Er erzählt, daß man erit ttach der humdertjten Olympiade (350 v. Chr.) angefangen habe, bumte umd wohlriechende Blumen in die Kränze zu flechten. Dies jet nämlich eine Er- findung der Kranzflechterin Olyfera in Sifyon gewejen. Diejelbe babe durch immer fchönere natürliche Kränze mit vem Maler Paufias, ver ihre Kränze malte, gewetteifert, fo daß Natur und Kunft um ven Preis gerungen hätten. Baujians malte vie Ölyfera auf einem jpäter jehr be- rühmten Bilde „Stephanoplofes“ (vie „Kranzmwinderin“,, welches noch zu Blinius’ Zeiten vorhanden war, und in einer bloßen Copie zu Athen von Yucullus mit 2000 Thlv. bezahlt wurde. 5%, ever wird fich hierbei der Dichtung Goethe’s „verneue Paufias“ erinnern. Webrigens gab es auch Schon zu Ariftophames’ Zeit (444— 385 v. Chr.) Mädchen, die fich vom Kränzeflechten nährten, >?) und Eubulos (um 350 v. Chr.) jcehrieb ein Drama: „vie Kranzbhändlerinnen“. 5) Später ward dann, wie Pli- nins5®) bemerkt, dies Kranzflechten volljtändig zu einer Theorie ausge- bildet, indem man abfichtlich werfchievenartige Blumen zufammenjtellte in der Weife, daß Farben, wie Gerüche, durch die gegenfeitige Einwirkung ge- hoben wurden over, wie Plinius fich ausprücdt, fich an einander entzün- beten. 5°) ’ Die Kränze waren fehr mannigfaltig. Der Sieger in ven olympi- ihen Spielen wurde mit wilden Oliven befränzt, 61) zu Delphi aber mit Lorbeer; bei ven ifthmifchen Spielen war der Preis ein Pintenkranz, bei ven nemeifchen ein Selleriefranz. 2%) Im Allgemeinen wurden Sieger mit Palmenzweigen geehrt. 63) Selbft die Roffe Fränzte man, die im Wettrennen gefiegt. %) An die Stegesfränze fchliegen fich die Kronen für bejtimmte einzelne Verdienfte, eine Sitte, die vorzugsweije bei ven No- mern gejeglich ausgebilvet war. So hatte man bejonvers für Nettung eines Blumenfrange und die Kranz: winderin Giyfera. Arten der Siegeskränge, 42 Das Altertbum und naiver Genuß. vömiichen Bürgers in dev Schlacht die Bürgerfrone, Die von Zweigen der Steineiche Dex, oder ver efbaren Eiche 'Esculus geflochten war; ver Empfänger durfte fie fortwährend tragen und der ganze Senat erhob fich von jenen Sitten, wenn ein fo Befränzter eintrat. Die Krone für den Kleinen Triumph („Doation“); wurde aus Meiyrtenziweigen gewunden. Der höchite Ehrenkranz aber, der einem Römer zu Theil werden fonnte war die „Sraskrone“, womit diejenigen belohnt wurden, die ein ganzes Heer oder eine Stadt gerettet hatten. 9°) Die Grasfrone fonnte nır von dem ganzen Heer over der geretteten Stadt jelbjt ertheilt werden. Plintns zählt nur jieben Männer auf, denen die Grasfrone gegeben wurde, darunter Decins Mus, ver fie zweimal erhielt, was fonft nie worgefommen tft, und ver be- fannte Rabiuns Eunctator, ver Einzige, dem die Grasfrone vom vömi- chen Senate jelbjt zuerkannt wurde, da er im zweiten puniichen Kriege ven ganzen Staat gerettet habe. — Die Örasfrone wırrde von feiner bejtimmten Pflanze geflochten,, jondern won dem Gras, das auf ver Stelle wuchs , wo die rettende That gethan war. Wir fünnen ums freilich wohl feinen Begriff weder von der Schönheit noch von ver Winde eines jolchen Kranzes machen. Auch ver Selleriefranz hat heute für uns etwas Nremdartiges, er gehört aber bei den Griechen mit zur ven ältejten und in alten Zeiten auch am vielfachiten verwendeten. Ingbejondere wurde ev neben dem Epheufvanz beim Wein- trinfen aufgejett, ehe ver Nojenkranz ihn verdrängte. Anafreon®) fingt: „ir wollen den Selleriefranz auf die Augenbrauen jegen und das frohe Seit des Bafchos feiern.“ Die vielen Blumen, die zu Kränzen benußt werden, zählte fchon Theophrafst auf; #7) er theilt fie in geruchloje und durftende, zu den leßte- ven gehören mehrere Thymtanarten, Veilchen und Rojen; BPollux®®), fügt och Yilten, Kerbel, Mareiffen, Steinflee und Kantllen hinzu. Athenäaus erwähnt auch Majorankränze. 9’) Ephen und Miyrtenfränze werden jehr häufig genannt. Später werden Yotusfränze gerühmt. ’%) Im Allgemeinen erzählt Blinius’!, daß man fchon in alten Zeiten die Götter, die Schuß- heiligen des Staates und der Kamilie, die Orabmäler und die abgefchiedenen Seelen mit (Yaub-® Kränzen geehrt habe, dann jet man auf die Rofen- fränze übergegangen und habe denjenigen ven größten Werth beigelegt, die nur aus zufammengebefteten ??) NRoienblättern bejtanvden,; daß man endlich Das Ultertbum und natwer Genur. 43 ven Stoff zu Kränzen aus Intien oder aus Yänvern, die jenjeits Indiens liegen, geholt habe und daß num die aus Narvenblättern gemachten over die mit bunten von wohlriechenden Salben triefenden Seivenitoffen durchfloch- tenen für die herrlichiten galten. °°) Die Kränze verjchönerten aber auch das ganze Privatleben der Alten. Bei freutigen wie tramrigen Greigniffen, nach Ueberjtehung großer Ge- fahren hing man Votivfränze in den Tempeln auf.) Kränze jenvete man ver Geliebten, hing fie nächtlich an ihre Thür und legte fie auf ihre Schwelle 5), indem man oft auch Gedichte hinzufügte, und wenn ver Stranz, ven Iemand auf ven Kopf trug, auseinanterging, jo jagte man, ev jei ver- liebt. Kränze schmückten die Thüren ver hochzeitlichen Häufer, jowte Braut, Bräutigam 76) und ihre Begleiter, Kränze erhöhten ven Genuß bei fejtlichen Gelagen,- daher trägt Kontos, der zwar nicht Gefchöpf der Wiythologie, jondern nım der Dichtung ift, einen Rofenfranz, Kränze waren Zeichen ver Freude, 7) fowie das Ablegen verjelben Trauer anzeigte. °°) Als Xenophon einft mit befränztem Haupt opferte, wurde ihm gemelvet, vaR jein Sohn in der Schlacht bei Mantineia getöptet jet. Da nahm ev ven Kranz ab, aber jette ihm wieder auf, als er erfuhr, vaß fein Sohn tapfer Fümpfent gefallen jet. ”®) Um jeine Freude über einen erfochtenen Sieg zu verhehlen, enthielt jihb BPhilippus ver Kränze und Salben.‘ Bei ven Griechen war das Kränzetragen aus Nreude oner Yebensiuft freie Sache des Einzelnen, und in Athen erichienen junge Männer noch vor der Mittagsjtunde in ven Berfammlungen weier Männer mit befränztem Haupte; >") bei den Römern dagegen, die in früheren Zeiten überhaupt nur Kränze fannten, die durch Kriegsthaten erworben waren, >2) erichien Alles bureaufrattich- polizetlich georonet. Als Marcus Fulvius jeinen Soldaten wegen ge- vinger Yeiftungen, 3. B. wegen fleifiger Arbeiten an ven Verichanzungen, Kränze extheilte, erhielt er dafür von Marcus Cato, dem Genfer, einen heftigen Verweis, *3) umd als im zweiten punifchen Kriege ver Öeldwecheler Yırcius Fulvins fich herausnahm, mit einem Nofenkranz auf dem Haupt aus jeiner Bude heraus aufs Rorum zu jehen, wurde er fraft eines Senats- beichluffes ins Gefängniß geführt umo erft nach Beentigung des Krieges wieder freigelaffen. SU Bilter derer, vie man liebte, jchmücdte man mit ® Kränge im Mrivatleben. 44 Das Altertbum und natver Genuß. Rojen und Veilchen.®5, Männer, die man bochichätte, 3. DB. geliebte Yehrer, ebrte man dadurch, dar man ihre Büjten befränzte. >) Todtenfränge. Und noch die Todten ehrte man mit Kränzen.) Wie man ber ums tapferen Kriegern die errungenen DOrven auf ven Sarg legt, je Iehrieb das Zwölftafelgejeg bei ven Nömern vor, daß ver in KNampfipielen over im Kriege erworbene Kranz jowohl dem, ver ihn erworben, als dem Vater vejjelben im Tode aufgejegt werden folle. >) Bei ven Griechen befränzte man die Yeichen >”) jo wie die Urnen. Als Philopömen begraben wurde, trutg der Sohn des achäifchen Felvberrn, Bolpbius, Die Ajchenurne, aber vor der Menge ver Bänder umd Kränze war fie faum zu jehen. »% Bei Sulla’s Yeichenfeier wurden 2000 Kränze dargebracht. 1, Aırch die Gräber jhmücte man mit Blumen und Kränzen 3 und hier begegnen wir noch einmal wierer vem Sellerie, venn Plutarch erzählt: °3) „Als TZimo- leon mit einem Heeve einen Hügel hinanging, begegneten ihm Meaulefel, welche Sellerie trugen. Das hielten die Solvaten für eine üble Vorbe- deutung, weil es Sitte tft, die Denkmäler ver Topten mit Sellerie zu be- fränzen.“ Ebendajelbjt wird auch erwähnt, daR es Tprichwörtlich geworden jet, von einem Zodtkranfen zu jagen: „Der braucht Sellerie.“ So begleiteten die Blume und der Kranz ven Weenjchen purch vas ganze Yeben, denn fie gehören dem Genius des Yebens jelbjt an.’ Un- wahr ift es, wenn Martianıs Capella”) jagt, daß Epifur ven DBlumenlurus aufgebracht habe, vielmehr war die Blume dem Findlich beiteren Sinne der Griechen won frübeften Zeiten ber congentalifch und hen Empedofles") jagt in ihrem Geifte jehr wahr: „Die Pflanzen haben jo gut wie die Thiere eine Seele, die verlangt und fich betrübt.“ 97 Sn Bon allen Blumen, die einzeln over in Kränze geflochten ®>) vorfommen, N ist die am meijten werwentete, die gefeiertefte, vie fchönfte die Nofe; fie ift Nah AemiliusMacer’) „vie Blume der Blumen“: „Wohl wird die Noje mit Recht ala Blume der Blumen geprieien, „Da Ste durch Duft und Geftalt alle Blumen berhämt.“ Nah Anafreon!") ift fie die „Königin der Blumen“: „Nofe, du bift ver Blumen Königin, du, Myrilla, die Roje unter ven Jungfrauen.“ Und in das ganze Leben ver Griechen ijt vie Noje verwebt: „Was fönnte irgend ohne Nojen gethan werden?" fragt Anafreon in einem Das Altertbum und naiver Genuß. 45 Gedicht zum Preis der Nofe. 1%) Und bei Achilles Tatius Heißt e8: „Wenn Zeus ven Blumen eine Königin hätte geben wollen, jo würde er gewiß num die Roje diefer Ehre für würdig geachtet Haben. Sie ift die Zierde der Erde, der Stolz ver Pflanzenwelt, die Krone ver Blumen, der Pırrpur ver Wiejen, der Abglanz des Schönen. Sie ijt ver Yiebe voll, im Dienjt ver Aphrodite, jie prangt mit duftenten Blättern, wiegt fich auf beweglichem Yaube und freut fich des lächelnden ZJephyrs. So fang das Märchen, auf veren Yippen vie Rofen jelbjt ihren Wohnfis gewählt hat- ten.“ 102) Hier faßt Tatins nur zufammen, was der faliche Anafreon „ähnlich jagt, was alle Dichter jeit Homer big zu feiner Zeit gedichtet umd gejungen haben. Bollur!®) nennt unter den Blumen, die zu Kränzen verwendet werten, vor Allen und zuterjt die Roje, und Plintus jagt, vaß „von den Dlumen der Gärten fajt nur Rojen und Beilchen zu Kränzen benust wer- den, ja mehr noch als zu Kränzen würten Rofen zu anderen ZJweden ver: braucht“. 1%) Bei fröhlichen Gelagen war ver Rojenfranz unerläßlich, denn man jchrieb ihm die Kraft zu, ven Kopf zu fühlen, dev Trunfenheit zur weh: ven und ven Kopfichmerz zu Iinvern. 1), Ich kann nicht umhin, hier eine Anefoote einzufchalten, die verführen fünnte, Goethe’s Ausipruch im Zaffo parodirend zu jagen: „Weit leichter TS, ein windig Saupt zu finden, „Als für dasjelbe einen Kranz zu winden.“ Gicero zählt: „daß Scipio Africanus, bei ver Tafel verjucht habe, den ihm gereichten Rojenkvanz auf jeinem Haupte zu befejtigen, derjelbe jet aber immer geriffen; da habe Yicintus Barus gerufen: Wunvert euch nicht, daß der Kranz nicht jigen will, das Haupt ift zu groß und ehrwürdig für jeden Kranz“. 106) Rofen jtreute man aber auch auf ven Weg, über ven die Bilder der Gottheiten getragen wurden, 10”) jowie fpäter vor Kürften und Feldherren, die man ehren wollte. 10°) | Rofjen waren e8 bejonders, vie man als Yiebesgaben darbrachte. Yıebende warfen einander aus Nederei mit Rojen und Rojenfränzen. !99) Auch legten Verliebte Aojenblätter orer Mohnblätter über Daumen und > Streuen der Rosen. Rosen in der Liebe. Rojen und Aeprel. Rofe im Sleihnip. Rofen in Namen. Rhodopis. 46 Das Alrertbum und naiver Genuß. Zeigefinger, jchlugen mit der andern Hand darauf umd faben es als ein günstiges Zeichen der Gegenliebe an, wenn e8 Elatjchte. 110 Mit jolchen Nofen, jeltener mit anderen Blumen findet man dann auch bänfig den Apfel verbunden. 1) Athenäuns meint: „Die Sitte, einen Strauß von Blumen und Aepfeln in ven Händen zu tragen, kann aus ver- Ichiedenen Urfachen entjtanven fein; wielleicht follen fie dent, der fie trägt, zum Schmucde dienen.“'?) Das jcheint mir ziemlich oberflächlich, denn beide, Nofe und Apfel, beziehen fich offenbar jymbolisch auf die Yiebe, war e8 doch eine befondere Gunft, wenn das Mäpchen dem Yiebhaber die von ihr Schon getragene Roje oder einen angebiffenen Apfel zufchiefte, 113) chen. das bloße Werfen mit einem Apfel galt als Yiebeserklärung oder man fchrieb auch wohl die Yiebeserflärung varauf. 114) Aber ohne Zweifel war auch ver Apfel ver Aphrodite heilig, von der Oranate ift es ja gewiß md auch deren Frucht wurde Apfel genannt (malum punicum). 115 Schon der alte Anafreon!!d fingt von feinem Mädchen : „sie jei jchöner als die Rofe“, Theofrit!!?, nennt die Geliebte „ver Nofe im Than gleich“ und gegen das Ende diejer ‘Periode war der Ausprud „ou meine Noje“ ganz in die Sprache des gemeinen Yebens übergegangen. 115 Ueberall ijt die Bergleichung der Jungfrau mit dev Noje geläufig und das griechiiche Wort „Aympbhe“ heißt ebenfowohl Braut wie Nofenfnospe, Eine ganze Reihe von Mädchennamen ift von ver Noje abgeleitet, 3. D. NRhodanthe, Rhode, Rhodia, Ahodis, Rhodogyne, Ahoro- fleia, Rhovope, Rhodeta, Nofan. j. w. Diefe Namen aber be- ziehen fich bei ven Alten mm auf Schöne Mädchen und Sranen. Yon einer tbeilt uns Aelian !!®) eim anmmutbhiges Märchen mit: Die wegen ihrer Schönheit überall befannte und bewunverte Buhlerin Abodopis badete einft und gab verweile ihre Kleiver der Dienerin zum Aufheben. Da Fam ern Adler, vaubte einen ihrer Schuhe, trurg denjelben nach Memphis, wo Pjammitich gerave öffentlich Necht prach, und ließ ibn vem König in ven Schooß fallen. BPiammitich bewunverte die zarte Eleganz und die ichöne Form des Schuhes umd befahl, im ganzen Reich die Eigenthinmerin des Schuhes aufzufuchen. Als man fie gefunden, erfor ver König fie zu jeinev Gemahlin, — offenbar das Vorbilv zum Ajchenbrövel. Die wahre Gefchichte ver Buhlerin Nhoropis erzählt Heropot.?% Bei Das Altertbum und naiver Genuß. 47 jenem Märchen liegt aber eine VBermifchung verjelben mit ver viele Jahr- hunderte früheren und auch von einigen Nhodopis genannten Königin von Aegypten vor. 12) Diefe Königin heißt eigentlich Nitofris umd joll eine ver Pyramiden haben erbauen lafjen. 122 Für die Bezeichnung der Schönheit ift „wofig“ Das allgemeinjte Wort; ee ja es verliert wohl allmälig feine etymologijche Bedeutung und dient zum FH Beeichnung von etwas Schönem, Glänzendenm, Herrlichem überhaupt, jo muß man e8 wentgjtens wohl auffaljen, wenn von vofigem Scheitel, 123 rofigem Haar der Aurora und rofigen Haaren des Achilles 12!) geiprochen wird. 1235) NRhovochrous (vofenfarbig, vhodveides (vofenartig,, vhonodaftylos (rojenfingrig,, vhodopadhys (rojenarmig,, vhodo- malon vojenwangig, find ganz geläufige Beiworte. Die Eunomia ift bei Stobäus! vhodofolpos rojenbufig. — Der Rojenmunt, die Kofenlippen waren fajt bei den Griechen und Römern trivial geworden, rojennadig wird von der Venus gebraucht, jelbjt rojenfürig und purpur- füßig fommt vor. 127; Sehr oft findet fich der Vergleich der Tarbe eines ihönen Mädchens mit Nofen und Lilien, Rojen und Milch, und befonvers wird mit diefen Ausprüden das jungfräuliche Erröthen gemalt. 125 Wie der Jugend und Schönheit gehört natürlich auch Die Roje vem Frühling au, dejjen herrlichjter Schmud jie im füplichen Europa ift. Im allen Formen ver Darftellung gilt fie als Frühlingsbote. 129 | Aber die Roje ift auch vergänglich wie Jugend und Schönheit. Die any furze Dauer ihrer Blume 130 wird überall anerkannt und in ver mannig- fachiten Weife in Gleichniffen verwerthet. „Blübn doch nicht die VBeilchen und nicht die Lilien immer „Und es jtarret der Dorn, der jeine Rofe verlor.“ 131 jingt Dvid 132 und dann fagt.er jeines Alters eingedenf von fich jelbit: „eine Glieder jeien welfer als eine geftrige Noje.“ 133; „Kaum erblühete Rofen, die beim erjten Hauch des Südwinves fterben“, beklagt Statius. 13% Bejonders aber hat Aufonins das fchnelle VBerblühen ver Kojen be- dauert umd jelbjt Sprichwörtlich gemacht; jo 3. DB. jagt er von ver Roje : 139 „Ein Tag ruft jie an’s Licht und vernichtet fie auch“ — und „Einen einzigen Tag umfagt das Yeben der Rose, „Das in einem Moment Jugend und Alter verfnüpft.“ Mittel zur Emmjervirung der Rosen. Die Rofe und dag Alter. 48 Das Altertbum und naiver Genuß. Den Mädchen aber ruft er zu: ‚„Pflüce die Rofen, o Mädchen, fo lange fie grünen und blühen, ‚MWiffe, dar auch dein Lenz fchnell wie die Rofe vergeht.“ Im eriten Band des Mufenm Odafchalhum tt das Bruchjtüc vom Bilde des Demetrius Poliorfetes abgebildet, worauf der Künit- (ev eine Rofe als Bild ver Vergänglichfeit angebracht hat, wie die Erklärung befagt. Eine eigenthümliche Theorie giebt Galenus, wenn erfagt: „Was von den Körpern ausgehaucht wird, tt die eigentliche Subftanz des Duftes, wie man am beiten an den zarten Rofen fieht, die daher auch fo fchnell Heiner umd trodner werden.“ Die Vergänglichkeit der Nofe hatte die Alten darauf geführt, Mittel zu erfinnen, um biefelben längere Zeit frtich zu bewahren. Ich glaube, die: ielben am paffenpften hier mitteilen zu fönnen. Palladtırs giebtan: „Um Rofenfnospen lange friich zu erhalten, macht man in ein grünes, jtehendes d. h. wachfendes) Rohr (Arundo donax L.) von der Seite einen Spalt, schiebt vie Knospe hinein umd läßt das Rohr fich wieder fchließen. Mean ichneidet dann zur Zeit, wo man die Knospe haben will, das Rohr durch.“ — Offenbar wirft hier, wenn die Sache überhaupt vichtig tt, die bejtändig feuchte Yurft und der völlige Abjchluß won ver äußeren Yuft und dem Sonnen- licht zur längeren Erhaltung ver Knospe ein. Palladins führt fort: ‚Manche thun auch Nofen in einen werer ausgepichten noch glafirten Topf, schließen ihm gut und vergraben ihn unter fretem Himmel.“ 136 Die VBergänglichfeit ver Nofe erinnert aber auch an die VBergänglichkeit der Menfchen; das fchöne Bild des Alters in Goethe's Hermann und Dorothea1?”):; „Aber Rofen winde genug zum bauslichen Kranze, „Bald als Lilte jchlingt jilberne Locke fich durch.” findet fich chen bei dem Pjeudpo-Anafreon: '° „Nicht fliehe, weil die Locke mir arau wird, ‚Richt Ichilt, weil du blühet „sn tofiger Jugend! ‚Nicht Schilt meine Liebe; „Sieh, wie in Kränge „Der rotben Rosen „Kieblich fich Ichlingen „Weine Lilien.” Das Altertbum und naiwver Genuß. 49 Das Alter muß dem Rofenichmud entfagen. 3% Sehr häufig tft das Wort fir Exrbleichen: „Die Nofen entwichen von ihren Lippen Wangen)“. 140 „Warum werden die rofigen Yippen weißer als winterlicher Schnee“, vuft Satull aus. 14) — Auf ver andern Seite ift das „Viegen in Rofen“ das LE? Bild des höchiten Glüces, „auf Veilchen und Nojen gebettet“, wie Cicero jagt. 142 Schon der alte, jedem Gebilteten uch Schiller befannte Dichter Ibyfos fingt: „Wahrlich , dich hat auf vofigen Blüthen Kypris ge- wiegt.“143) Weberhaupt war es ven Griechen gebräuchlich, ihre Yager mit duftenden Kräutern zur betreuen, jo jagt 3. Bd. Timotheos etwa 100 Sahre fpäter als Ibyfos: „hingeftredt auf üppig gewachjenen Dojten“ (Origanum). !#) Goethe meint: „Nichts ift jchwerer zu ertragen, ‚Ns eine Reibe vonzihönen Tagen“ — und ebenfo behauptet Seneca: !) „Niemand lernt es, daß er gleihmüthig, wenn er muß, auf Rojen liege.“ Wenn Propertiug fingt 146: „Begrabt mein Gebein in Nojen, dann wird mir die Erde leicht fein“, wenn Opptian!#”, rühmt: „Wie jüß ift dev Schlaf in Blumen zur Zeit des Frühlings“, jo haben wir darin chen die Gevanfen des Uhland schen Yieves: „D legt mich nicht in’s dunkle Grab, „Nicht unter die grüne Erd’ hinab! „Sol ich begraben fein, „Legt mich in’s tiefe Gras hinein. „sn Gras und Blumen lieg’ ich gern, „Wenn eine Flöte tönt von fern, „And wenn boch obenhin „Die heilen Krühlingswolfen ziehn.“ Damit ijt aber die Poefie ver Alten noch lange nicht erichöpft. Wenn Göttinnen oder geliebte Menichen reden oder lachen, jo fallen Rojen aus ihrem Mund, 149) jchütteln fie vie Yocen, jo fallen Blumen umher, 1*", und wo fie hingehen, Iprießen Nofen unter ihren Tritten. 15% Das Alles finden wir dann jpäter in ven Märchen ver abendländiichen Völfer wieder. Ich fann diefen Ueberbli über ven Gebrauch, ven die Alten von der Dir Roim- garten der Nofe in ihrer Poefie machten, nicht verlaffen, ohne noch einen Punkt ber Schleiden, Die Rofe. 4 und des Diommjos. Rofe im Eprichwort. Roje im Gartenbau. 50 Das Altertbum und natver Genuf. jonders hervorzuheben, der wie mir fcheint, im der Folgezeit nicht unwichtig werden wird. Vielfach wird bei den Alten erwähnt, vaß Exoten, Chari- tinnen oder Andere, die Nojen, die fie verwenden wollen, in einem arten auf einer Wieje ver Venus pflüden. Im einem älteren Gedicht über vie ofen, das fälihlih den Aufontus zugejchrieben wird, 15") ift von einem Garten der Venus, „von Rojenbüfchen umgeben“, dvieRteve. Slaupdian 152 erwähnt: „Nofen auf ven Wiefen der Ben us gefammelt“ und Himerios!®) erzählt von „Rojenfränzen, die ven Gärten der Benus entnommen jeten“. Aber auch Dionyjos, ven ich jchon früher mit dev Aphrodite zu- jammenftellte, hat feinen NRofengarten, den Garten ves Midas, wo die Hoblättrigen ofen blühen. Nah Paujanias umgab feine Wiege zu Brafıä ein Garten. Nach Welder! dt ft Ahodope der urfprüngliche ame des Diondyfosgartens und erjt jpäter geographifch auf die Yanr- ichaft, wo er befonders verehrt wurde, angewendet worden. Der Sieger im Dithyrambos bei der Frühlingsfeier des Dionyjos, vem Blumenfeit, den Anthejterien, das in feiner Bedeutung und Art der Feier den Aphrodijien nahe verwandt tft, wurde mit ofen befränzt. 15°), So verjchmolzen wahr- jcheinlich jpäter beide die heitere Sinnenluft feiernven Fefte mit dem Garten der beiden Gottheiten zu einer Gefammtvorftellung und bildeten fich zu einem eigenthünnlichen vollftändigen Miythus von „Venusberg“ aus. Wie innig die Nofe mit dem Gedankenjpiel dev Alten verflochten war, zeigt fich auch jehr deutlich in ven vielen Sprichwörtlichen Nedensarten,, die, der Nofe entnommen, umliefen und Gemeimgut ver Bölfer wurden. Schen das Gleichniß : „du sprichit Nofen“ wurde bet ven Alten zum geflügelten Wort, und in Sprichwörtern und jpruchartigen Wendungen fonmmt die Roje um: endlich oft vor, ich Führe mr Folgendes beijpielswerje an: „Nojen mit Anemonen vergleichen“ 15%) d.h. ziwer ganz visparate Dinge zujammen- jtellen. „Eine Zwiebel bringt werer Nojen noch Hyacinthen hervor.“ 157 „Die Nofe, der du einmal vorbeigingft, Juche nicht wieder.“ 15°, „Dft bringt der rauhe Dorn zarte Rofen hervor.“ „Oft jteht die Nejjel nahe bei ver Rofe.“ 159) „Die Noje fürchtet den Zimmt“ 160 (weil fein Duft jeltener und mehr in verNtode war). „Diejer findet die Rojen und jener nur Dornen. “161, „Seine Rofen verliert ver Dorn und Lilien welten.“ 162) — Auch feine nächjten Umgebungen jchmückte ver Grieche und Nömer mit Das Altertbum und naiver Genus. 51 Rojen. In allen auf ven Yandbau bezüglichen Schriften wird, von den mothiichen Rojengärten des Midas an, ver Rofenpflanzungen erwähnt. Theofrit nennt vie Gartenrojen, hinter Gehegen gezogen, als Mufter ver Schönheit, 162) Birgil und Dvid erwähnen ver Rojenbeete, 16, Seneca vevet von fünftlicher Nofenzucht im Winter durch Begiefen mit warmem Waffer und pafjender Nachahmung der (Sommer-, Wärme, aljo gab es damals jchon eine Art von Treibhäufern. 165) Theophrajt fennt die An- zucht ver Rofen aus Samen und bemerkt, va man dann lange auf Blumen warten müffe, jchneller ginge die Bermehrung durch Stedlinge ; 16% Varro giebt Anleitung zu diefer Art ver Fortpflanzung. 97) Blintus jpricht vom Deuliren ver Rofen und von der Kultur der Frührofen. 16% Ausführlich tt Ballavdius in feiner Anweifung zur Anlegung der Rojenbeete. 16% Co- (umella erwähnt die Kultur von Spätrofen. 170% Der jüngere Plintus endlich giebt ung eine genaue Bejchreibung jeines Gartens und nennt vabet ven Pla, an vem vas Rojenparterre angelegt fer. 17!) Die Rojenkultur hatte fich gegen ven Anfang unferer Zeitrechnung hin um Rom und in Sta- (ten außerordentlich ausgebreitet. Martial 172) giebt uns ein jehr hübjches Epigramm darüber. Er jchilvert, wie Aegypten als etwas ganz Bejon- deres dem Kaifer eine Yarung Rojen im Winter gejenvet habe, wie aber ver Schiffer aus Memphis, als er vie Stadt betreten, feine heimijchen Gär- ten verlacht habe, jo groß jet die frühlingsähnliche Pracht, der duftente Segen ver Flora und ver Glanz der Aeder von Päjtum gewejen und er habe gejehen, daß, wo auch der Kaifer gegangen, ver Pfat von Rojenkränzen roth bejtreut gewejen jei. Martial jchließt dann mit ven Worten: „Du mußt jegt, o Nil, der römijchen Blumenzucht weichen, ‚Sende uns heute dein Korn, nimm die Rofen von uns.“ Schon Horatins flagt, daß jo viele fruchttragenne Gärten in Blumen- beete verwandelt worden feien. 173) In ver That waren fast alle forntvagen- ven Felver in Gärten und Parfs übergeführt, jo daß vadırc zur Zeit des Gicero und BPompejus eine Theuerung des Getreives verurjacht wurde, und Barro 17) jagt geradezu: „Satt effen müfjen wir uns aus Sarti- nien und Afrika.“ Auch anvere Schriftiteller Elagen über den Verfall ves Aderbaues in Italien 75) und jelbjt ver Kaifer Tiberius jagt in einem Briefe an ven Senat, wie vie Ernährung Italiens nur ven Wind und 4* Rojen auf Srabern. 52 Das Altertbum und naiver Genuß. Wellen, d. 5. von der glüdlichen Schifffahrt abhänge. 17% Natürlich war die Anlage von Gärten und Parks nicht ver einzige Grund , wejentlich trug dazıt, wie in neuerer Zeit zum Theil in England, die Vereinigung des gefammten Örunpbefites in verhältnigmäßig wenige Hände und der dadıtrd) herbeigeführte Untergang des freien Bauernftandes bei. 7) Plintus giebt diefen Grund ebenfalls an nd erwähnt, daß unter Anvern Nero einmal jechs Bornehme binrichten ließ, die zufammmen gerave vie Hälfte des ganzen vömt- ichen Afrifa's befaken. 17%) Bejonders machte man das Anpflanzen von ofen geradezu zum Zwed eigener Stiftungen: danfbare Kinder machten ein Vermächtniß, wofür immer am Jahrestag ver glücklichen Rückkehr ihrer Eltern ein Rofenftod gepflanzt werden jollte, ein Solvat machte eine ähn- liche Stiftung zur Feier feiner Rückkehr aus einem Feldzug; desgleichen ein Slient zum Gevächtnik feines Patrone. 17°) 3 Wie die Gärten mit lebendigen Nojen, jchmückte man die Gemächer mit gemalten. Alles bei ven Alten war gejchmacdvoll und finnig ange- ordnet, richtig motiwirt und verftanven. Bereutungslojer Put, gedanfen- (ofe over gar wideriinnige Verzierungen, wie bei uns 3. B. eine Milchfanne mit einem Yöwenrachen, eine Bären- oper Sauhere als Tapete im Putzzim- mer einer Dame, ein halbirter Bogen, vejfen Hälften nach Außen gewendet find, ein befannter Blödfinn beim Baroditil u. vergl. mehr, fonnten bei ihnen nicht vorfommen. So waren denn auch die Wände ihrer Badezimmer mit Abbildung deffen verziert, was zur Neinigung und Verjchönerung des Körpers diente, mit Schminfbüchschen, Balfam- und Delbehältern und vor Allem mit Rofen. ') Und noch beim Tode blieb die Roje der beltebtejte Schmud der Gräber. Eine alte Sitte, von der Shen Sophofles in ver Eleftra Zeugniß ab- (egt, hieß die Gräber geliebter Verjtorbener mit Blumen bejtreuen. 151) Birgil nennt bei der Gelegenheit „purpurne Blumen”, '»2 die, nach dem fo oft für die Nofen gebrauchten Beiwort, wohl nur dieje jein können. Yıctan fpricht von Teftamentsverfügungen, nach denen das Grab des ESrblaffers jährlich mit friichen Blumen befränzt werden follte. 1°) Auf Srabfteinen findet fich häufig die Erwähnung jolher VBermächtniffe und zwar beziehen fich diejelben fait immer auf Rojen und Rojenkränze. Ger wöhnlich wurde dabei auch eine Summe ausgejetst, von der Diejenigen, denen Das Altertbum und natver Genuß. 53 das Schmüden des Grabes aufgetragen war, an dem Tag der Bekränzung des Örabes eine fröhliche Mahlzeit halten jollten. Man nannte diefe Mahl- zeiten „NRojenefjen“, »escae rosales «und ven Tag, an dem das gefchah, das „Rofenfejt“ oder ven „Nojentag“, »rosatio« over » dies rosae«. 1%) (Das Zwölftafelgejeg hatte allerdings noch die ftrenge VBorfehrift: „Blumen- fränze, Weihrauch und andere wohlriechente Sachen dürfen nicht vor der Leiche hergetragen werden.“) 155) Auch wurden die Grabjteine, die Todten- urnen und Orablampen häufig mit Werfen der Blaftif und varımter mit ofen verziert. 156 Enplich erwähne ich noch, dar Städte, die irgend eine Beziehung zur Nofe hatten oder zu haben glaubten, auch oft eine Rofe auf ihre Münze prägten. Solche Münzen fennt man von Rhodos, 17) won Ahodä in Catalonien, von Ööotia, von Neapel, von Antiffa auf Yes- 508, von Cyrene und von Bäftumt. !> Dap die Toilette, befonders der Damen, auch fonft von der Rofe viel- fach Gebrauch machte, läßt fich jchon ohne Weiteres vorausfegen. Nofenöl, veffen Bereitung ich jpäter erwähnen werde, und Rofenpomade wurden überall angewendet. Die bei Bereitung verjchievener Rofenpräparate aus- aepregten Blumenblätter wurden getrodnet und dann gepulwert; man nannte diejes Rojenpulwer „ Diapasma“, ftreute vaifelbe nach vem Bate auf die Haut, wujch es dann nach einiger Zeit mit faltem Waffer ab und gab jo ver Haut einen angenehmen Geruch. Vielfach würzte man auch die Speijen mit NRojenblättern und bereitete ein liebliches Compot,, indem man Duitten in Honig gefocht mit abgefochten Rojenblättern zufammenrübrte. Es wurde diejes Gericht auch als ein angenehmes Magenmittel ange: wendet. 139) An eine Blume, jo vielfach benutst zum Schmucd des Yebens, fo in alle Berhältnifje der Menjchen verflochten,, mußte fich nothwentig viel Olaube und Aberglaube anfnüpfen. Auch von diefer Seite müffen wir die Stellung der Koje bei ven Alten noch bejonters in Betracht ziehen. Ich beginne mit einigen Andeutungen über die medicinifche Anwendung, wobei fich ja über: haupt jeit den äÄltejten Zeiten bis felbjt noch zum heutigen Tage Wijjen- Ichaft, Glaube und Aberglaube in jo wunverlicher Weife verfnüpfen. Die alte Therapie theilte Alles nach ven vier Temperamenten ein, die eigentlich Rojen auf Münzen. Rojen in der Koametif. Rofen in der Me.iein und im Aberglauben. >4 Das Altertbum und nawer Genuß. ven vier Weltgegenten, oder doch den vier aus ihnen herrichenven Haupt: winden entiprachen, umd als die vier Orumndeigenfchaften allev Dinge ange- jehen wurden, nämlich das kalte, warme, trocne und feuchte Temperament. Dieje Temperamente fand man vein oder gemischt im den verjchievenen Krankheiten umd ebenfo in ven Arzneimitteln. Die Therapie war dann leicht, gegen hitige Fieber gab man fühle Arzeneien, gegen trodne Kranf- beiten feuchte u.).w. Wie aber das Temperament bei Krankheiten und Weit- teln erfannt wurde, tjt nicht leicht zu begreifen, jedenfalls war gerade hier- bet (und tft auch wohl noch jetzt) viel Olaube und Aberglaube thätig. Die Noje gehört nun zu ven rein fühlenden Mitteln umd wirft durch ihre Kälte auch zujanmmenziehend. Es ift bier nicht ver Ort, alle die Krankheiten aufzuzählen, gegen welche die Nofe bei den Alten veroronet wurde, das mag, wer Interejfe dafür hat, bei Theophraft, Dios- corides, Salen und Anderen nachlefen. Yange darf ich mich ohne- hin nicht bei diefem Thema aufhalten, wein ich es nicht ganz mit 3.8. Rouffean verderben will, ver eigentlich jehr vichtig bemerkt: »Les idees medicinales sont assurement gueres propres a rendre agreable l’etude de la botanique; elles fletrissent Y’&mail des pres, Veclat des fleurs, dessechent la fraicheur des boccages , rendent la verdure et les ombrages insipides et degoütans. Toutes ces struc- tures charmantes et gracieuses interessent fort peu quiconque ne veut que piler tout cela dans un mortier et Yon n’ira pas chercher des guirlandes pour les bergeres parmi les herbes pour les lave- ments. « 1 ur Einzelnes will ich über die Art der Anwendung hervorheben. Man benuste die Rojenblätter befonvders von ver galliichen Noje in Form von PBırlvern, Pillen over Del. Unter dem Rofenöl der Alten darf man jich aber nicht das vorstellen, was wir heut zu Tage Rofenöl nennen, und richtiger Kojeneffenz nennen jollten, nämlich dasjenige flüchtige Del, welches in den Kojenblättern fertig, wenn auch in Äußerjt geringer Menge, vorhanden it und fich, wenn man fie in Waffer zerftampft, auf dev Oberfläche vejjelben in Heinen Tröpfchen anfammelt. Ber den Alten wurden die Rofenblätter in jeinem Baumöl zergueticht, nach einiger Zeit goß man dann das Del ab, zerdrückte wieder eine gleiche Menge Nofenblätter darin, und jo fort bis Das Ulterrbum und naiver Genuß. 55 jieben Mal; „dann aber muß man aufhören“, wie Dioscorides jagt. Dies nannten die Alten dann Rojensl, benutten e8 aber jelten vein, jondern festen noch manche andere Subjtanzen, 3. B. Honig und felbjt noch wohl: riechende Stoffe, 3. B. Schönus (eine gewürzige Grasmwurzel) und Kal- mus hinzu, diefes Del fürbte man dann zu gewiffen Gebrauch, bejonders in der Kosmetif, mit Alfannawurzel voth. 191) Auch ven Thau von den Rojen jfammelte man jorgfältig und betrachtete ihn als ein vwortreffliches Mittel gegen Augenentzündung. 192) Den ausgeprekten Saft ver Blumen- blätter fochte man bei gelindem Feuer zur Syrupsdiee ein und nannte das „Rönigsjaft“ oder „Rofenhonig“. Bei den im Vorhergehenden erwähnten Anwentungen handelt es jich wohl immer nur um die Blätter der Ejjig- oder Zuderrofe. 19) Dagegen werden andere Theile ver Pflanze, wohl nur von der wilden Rofe, befonders vem Kynosbaton over Kynorrhodon ver Griechen, "Rosa silvestris und sentis canis der Römer ımjerer feinen Hagebutte 19) entjprechend entnommen. Dieje finden jchon ihre mericinifche Anwendung bei Dippo- frates. 1%) Hier ift befonvers die, leiver nicht Stich haltende, Anwen- dung der Wurzel gegen den Bif toller Hunde anzuführen. Die Mutter eines Soldaten, ver gebijjen worden und jchon wafferjcheu war, jah bei Tage einen Rojenbufch, ver ihr zuzutlächeln jchien, bei Nacht wurte fie durch göttliche Eingebung auf vajjelbe Mittel hingewiejen und — es half? — ja davon erzählt freilich Plinius nichts. 196 Kine andere auch von den Göttern jelbjt vorgejchriebene Anwendung der Noje fnüpft fich an die fast jagenhaft gewordene, hochgefeierte Aspajta. Aelian 97) erzählt uns Fol- gendes von ihr: „Ste hatte als Kind dicht am Kinn ein Gewächs auf deu Wange, welches jte jehr verunzierte. ALS fie einmal im Spiegel jah, wie jehr ihr Geficht entjtellt jet, wurde fie jhwermüthig und wies alle Speife von jih. Da Fam ihr Rettung durch einen Traum. Ihr erjchten eine Taube, ver heilige Vogel ver Aphrodite, verwandelte fich in eine Jung: frau umd befahl ihr, die vwerwelften Nofenfränze von der Bilvfäule der Göttin zu nehmen und die Blätter zerrieben auf ihre Wange zu legen. Aspajta befolgte diefe Anwetfung, ver häßliche Auswuchs verjchwand und jie erlangte eine Schönheit, vie jie zum Itol von ganz Griechenland Aspalla. Feindliche Wirkung der Rose. Rofenarten bei den Griechen und Römern. 56 Das Altertbum und naiver Genuß. machte.“ Nach Plintus it der Roienjaft überhaupt ein wortveffliches Mittel gegen Warzen. 195) Aber was dem Eimen wohltbut, it vem Andern jchädlih. Schon bet den Alten berrichte der Glaube, daß das Schöne den unreinen Gejchöpfen nur zum DBerderben geveichen fünne. Gewijle Käfer ftarben von Geruch der Nofen, jo erzählt Aeltan und Plintus. 19 Meltan erwähnt, vaf angenehme Gerüche und vuftende Salben Getern den Tod bringen. 200) Vebrigens gab es auch jchon bei den Alten, wie heut zu Tage bei ung, Aerzte, die ihren Auf, allerdings in richtiger Auffafjung der menschlichen Schwachheiten,, dadurch zu begründen fuchten, daR fie die Menfchen von etwas häufig Gebrauchtem als angeblich jehr Schädlichen öffentlich warnten. So traten bei den Griechen zwet Aerzte auf, Mmefttbeus und Kalli- machıs, die über die Kränze jchrieben und erklärten, daß diefelben für den Kopf augerorvdentlich jchädlich Seien. „Ste richteten aber nichts aus“, wie Plintus hinzufügt. 201 Nachdem ich jo die Noje durch alle Verbältnifie bei ven Griechen und Nömern verfolgt habe, wird es nöthig fein, nun auch die Nofen jelbjt, die die Alten kannten, näher ins Auge zu faffen, zu werfuchen, wie weit wır fie bejtimmen und mit den uns jett befannten Nofen vergleichen fünnen. Schon rüber babe ich die in Griechenland vorkommenden Rojen aufgeführt. Dar- unter ijt eine, die überall dafelbit verbreitet, mit zu ven anmuthigiten Ne- präfentanten ver ganzen Gattung gehört, ich meine die Ejfig- oder Zuder- roje (Rosa gallica,. Bet uns in ven veutjchen Bergwäldern wächit eine Spielart davon, die man auch wohl unter dem Namen der Zwergrofe (Rosa pumila Dec. als eine eigne Art bejchrieben hat und welche gewiß Seven entzückt, der fie zum erjten Meal an ihrem natürlichen Standort auf: findet. Ein Kleiner Strauch, faum zwei Spannen hoch, trägt die oft faft vreit Zoll im Durchmefjer haltenden Blumen von prachtvoller und doch unendlich zarter Karbe und jüRem ergquidenvem Dufte. Ihre jüplichere Form ift es, die auch im wilden Zuftande häufig mit einer größeren Anzahl von Blumenblättern vorkommt und gewig in Griechenland die ältefte Kultur: roje ift. Wenigftens muß man wohl die 6Oblättrige Nofe in den Gärten ves Midas auf diefe Art beziehen. Db die Griechen überhaupt fchon und namentlich in den älteren Zeiten die Gentifolie gefannt haben, ift nicht wohl Das Altertbum und naiver Genuß. 57 auszumachen. Wild ift diefelbe bis jetst nicht in Griechenland gefunven worden. Die Mittheilungen des Theophrast und jelbjt noch die jpäteren des Plintus find der Art, daß man nur jehr unficher errathen fan, auf welche bejtimmte Pflanzen fich vie einzelnen Angaben beziehen. Streng ge- nommen fann man bei Theophrajt nur zwei Arten mit Sieberheit unter- jcheiden, fein „ARhoton“, vie Roje, und fein „Kynoskaton“, wörtlich „Hundsdorn“, unjere jegige Hundsrofe Feine Hagebutte, Rosa canina). Was er übrigens über die Verfchtevenheit ver Rojen jagt, läßt jih durchaus auf feine bejtimmte Art beziehen und es ift thöricht, da ın den Tag hinem zu vathen, wo man werer etwas Gewijies, noch jelbjt nın etwas Wahr- icheinliches willen fann. Cinigermaßen fünnte man noch wahricheinlich finden, daß Theophrast?") unter ven großen wohlriechenden Rojen die rauhhaarige Noje Rosa villosa L., verfteht. So meint Sprengel in jeinem Commentar zum Theophrajt, 2% obwohl er in feiner Gejchichte der Botanik diefen Gevdanfen wieder fallen läßt. Frans? mit lebhafter Phantafie und wenig Kritik findet außer der Centifolie 4 Arten ım Theo- phrast. Dabet begegnet ihm ein Feines Unglüd. Sprengel citirt frei- [ich ohne alle Berechtigung) in feiner Gejchichte ver Botanif Theonhrait 1, 15 für Rosa sempervirens L. Fraas jchreibt ihm das Citat ver- tvauensvoll nach, obwohl er es nicht nachgejchlagen, aber er citivt die Stelle für die Hundsrofe. Nun hat leiver das erjte Buch von Theophrajt nur 14 Kapitel und das Citat bei Sprengel ift ein Druckfehler (15 jtatt 13. — Es würde um die Wifjenfchaft befjer jtehen, jie würde nicht jo lange alte Srrthümer mit fich fortichleppen, wenn die Schriftiteller weniger un- ehrlich wären, und nicht fo oft Stellen aus Büchern anführten, die fie nie geiehen haben. Diejes Prunfen mit erlogener Gelehrjamfeit ift einer der traurigiten Züge in dev Gefchichte ver Wiffenichaft. Wenn man bemerft, daß die Ältefte Nachricht in Griechenland von Rofen ipricht, die Midas aus Kleinafien nah Thrafien eingeführt habe, 25) daß dann Theophraft außer den mafevonifchen um Philippi nur noch die afrifanifchen von Chrene rühmt, 20%) da dann von Yyfo- phron die Rofen von Yofri gepriefen werben 27) und exit jpäter Die Rojen von Megara, Samos, Tenedos und die magnejiicben erwähnt werden, 2%) jo jollte man glauben, die Rofen jeten erjt jpät umd 58 Das Altertbum und naiver Genuß. von Norden her in Griechenland eingeführt. Man wiürte ich aber dabei durch die Zufälligfeit, daR gerade diefe Nachrichten uns erhalten find, täut- ichen, venn von Homer bis auf die jpätejte Zeit werden von allen Dichtern Rofen als etwas ganz Alltägliches und überall zu Habenves erwähnt. Man fönnte übrigens auch annehmen‘, daß die Erzählung von Midas fich num auf die Centifolie bezieht, die wohl entjchieden eine afiatifche, evt fräter ein- geführte Art tft, da aber bei den Alten Fein weiteres Meerfmal angegeben wird, als die Hundertblättrigfeit, was ebenfogut auf die fultiwirte Ejfigrofe paßt, jo wird es wohl wenigjtens nach den zur Zeit ung zugänglichen Direllen immer umentjchieven bleiben, ob und wann die echte Gentifolie den Alten befannt geworden tft. Cicero?) erwähnt der farifchen (Klein- ajien), Columella?!" und Martial?!) ver ägyptifchen und evfterer noch der punijchen Nofen, Ovid 212) ver von Enna in Siclten, Pli- nins der von Campanten, Pränefte und Carthagena (Spanien). Bon allen Schriftftellern, Projaifern und Dichtern wird aber vorzüglich die zweimal blühende Roje von Päftumt gepriefen. Päftum, das frühere Pojeidonia, in der Nähe von Sorrent, war noch im zweiten und dritten Jahrhundert ein üppig blühender Garten ımd ein durch vortreffliche Kultur des Yandes äußert gefunver und beliebter Aufenthalt. Unter ver jegensreichen Herrjchaft der römischen Pfaffen ift diefe Gegend, wie jo viele andere in Stalten umd zumal im Kicchenftaat und Neapel, jo herunter ge- fommten, daß jeder die verpeftete Yuft des ganz verfumpften Päftırım flieht. Seume jah auf jenem Spaziergang bei Päftum feine Rojen, jondern nur eine große [schwarze Schlange und — einen Mönch. 3) Du Paty2!#), EU. von Salis-Marihlins, 22) A. Hirt, ein Ungenannter, 217) Stahr?!® und Andere fanden bei Bäjtum feine Nojen mehr, jondern nur giftichwangere Yüfte, jtinfende Moräfte, Dornen und Difteln, von elenden, faum menjchlichen Viehhirten durchitreift, Swinburne2) will einfache Damascenerrojen gejehben haben, die nach Ausjage eines Bauers, der fich wohl durch die gewünschte Antwort auf eine Suggejtiv- frage ein gutes Trinfgeld verdienen wollte, zweimal im Jahr blühen iolten,; Woods 20 fand nım vereinzelt in der Umgegend die immergrüne ofe |R. sempervirens L... Das Altertbum und naiver Genuß. 59 Plinius, der flüchtige und gänzlich unkritische Compilator, den man io oft als ven großen Naturforjcher rühmen hört, ungeachtet ev in der That nicht das Eleinfte naturwiffenichaftliche Aederchen hat, zählt allerdings für jeine Zeit (oder Kenntnig, eine große Anzahl von NRofen auf, die man ge- neigt jein fünnte, für verjchtevene Arten zu halten. Wenn man aber ge- nauer zufieht, findet man bet Plintius außer ven Namen nur die ganz all- gemeine Angabe, daß man die NRofen nach ver Zahl ver Blumenblätter, nach Farbe ımd Geruch und danach, ob fie mehr glatt oder vauh find, unter: jcheite , dann werden einige Orte genannt, wo befonders jhöne Nojen vor: fommen ; bei der campanifchen Rofe wird erwähnt, daß fie hundert Blätter habe und dort einheimifch jet, die alfo gewiß nicht die Centifolie it; bei der milefischen Roje wirt ihre glühende Farbe hervorgehoben und bet der von ChHhrene der Geruch. Mit jolchen Angaben läßt jich gar nichts an- fangen und die fpäteren Botaniker, die jede von Plinius genannte Rofe, auf eine bejtinmte Art zurücführen, beweijen vabet zwar vie Kühnheit ihrer Phantafie, aber feine Spur von gefunder Kritik, die nur zu dem Ausipruc) führen faun, daß wir durchaus nicht wilfen, von welchen Nojenarten Plimius spricht. — Wir finden zwar bei ven Alten die ganze Poefie der oje, wie jpäter lange Zeit nicht mehr, aber ver Berfuch, die Menge ver verjchiedenen Kormen als bejtimmte Arten zu untericheiven und zı be- ichreiben, wurde erjt viele Jahrhunderte jpäter gemacht. Die Sache tft auch ganz natürlich, die Griechen und Römer fchrieben in ver lebendigen Sprache ihres Bolfes und wurden daher von Jedem ohne viele Worte veritanden. Wenn Theophraft die mafevonische Roje nennt, oder Plintus die von Pränejte, jo wurte Grieche und Römer fogleich, wovon die Keve fei. Wenn man aber jpäter dem Deutjchen in Folge trauriger hiftoriicher Ver- hältnifje Dinge in lateinischen Kauderwälich vorführte, die veutiche Sprache vernachläfligt und ver Verbanerung überlaffen wurde, jo mufte man balı zu dem Hilfsmittel langer Bejchreibungen für die einfachjten Dinge greifen, weil das Fremdwort von Niemand, wohl jo vecht eigentlich nicht einmal von denen, die e8 brauchten, verftanden wurte. Es folgte überhaupt auch das geiftig jo rege Yeben der Griechen md theilweife ver jpäteren Römer, auf ven Ernjt des Forichens nach Wilfen und Wahrheit, auf vie Kumjt ver jchönen Darjtellung in Sprache und andern Mitteln eine traurige Zeit 60 Das Ultertbum und naiver Genuß. der grenzenlojejten Barbarei, im denen eine Berdummung und Unwiljen- heit die ganze europätiche Meenfchheit überlagerte, die man nach einent Zeit: alter des Perifles over des Augustus, nach dem Wirken eines Seneca, Marcus Aurelius und Epiftet hätte für unmöglich halten follen. Doch davon wird in einem folgenden Abjchnitt die Nede fein. Anmerkungen zum zweiten Nbldnitt. 1) Dieftel, Baufteine zur Gefchichte der deutichen Kabel, Ofterprogramm des Visthum’fchen Gnmn. in Dresden. 1871. ©. 14. 2) Pseudo-Anakreon 3. 3) Herodot I, 195. 4) Fraas, flora classica p. 74 ff. 5) Theophraft, Pflanzengeih. 6, 6, 3. 6) Auch von den heutigen Griechen wird diefe Roje nicht Gentifolia, Tondern Zriantaphnllen, die „dreigigblättrige“, genannt. 7) Aristophanes, Acharn. v. 637. 8) Pindar, sl ae 2, v. 23,24, 3. (PBindars Werfe, heraugg. v.5.4. Hartung, Bd. 4, ©. 218, 200.) 9) Thevanig, Slkori Berg 537. 10) Fragment bei Bollur X, 87. 11) Bindar, Ditbnramb. III, Vers 15. 12) Aristophanes, Equites, v. 960—1. 13) Ich bemerfe hier beiläufig, dak der Syafinthos der Alten nicht unfere Syacinthe, fondern der fchöne Adergladiolus, Gladiolus en B., triphyllus Gawl., oder nach Tenore ver Glad. byzantinus L. ijt. 14) Die Kranzwindrofe, Anemone coronaria L. 15) Bion, Bucolica I, 64—66; Ovid, Metamorph. X, 728. In Phönifien war ein Fluß, der am Libanon entipringat, und deiien Wafter bisweılen roth Rn man fchrieb das dem Blute des Adonis zu und nannte den Fluß Adonis. eb u er Nahar Ebrabam. Xucian (de dea syria ed. Bipont. Vol. IX, p. ‚ der diefe Sage mittheilt, fügt freilich gleich die rationaliftifche Erklärung hinzu, a Fluß don der röthlichen Erde der Ufer gefärbt werde. 16) Pseudo-Anakreon, Ausa. von Barter, ©. 96, Geoponica 11, 17. 17) Aphthonios ed. Walz. Cap. 2, p. 31 ar 18) Aufonius, Jonllen VI, 76—7. In Neayel befand fich eine große- Saspistafel, auf welcher Amor dargeitellt ift, an einer Myrte gefreuziat, der von den Heroinen mit Rojen geeinigt wird. Les Entretiens de feu, Mr. de Balzac, Leide, 1659, p. 132. 2 & Lafjten, Imdifche Altertbumsfunde Bd. 1, ©. 775. 20) Man erinnere fich des oben von den Sarraniten Gefaaten. 21) Engel, Knprogs Bd. 2, © . 161 ff. Welder, Eyifher Knfloe ©. 182. 22) Das ehemals jo blühende ie entipricht freilich jest nicht mehr feinem 62 Das Altertbum und naiver Genuß. früberen Rubme. Man veift jeßt durch reizende Thäler ohne Anbau, obne Dorf oder Hütte, aber der Boden der Feljen tft noch mit blübenden Rojen bededft. Niederelbifhes Magazin 1788, Bd. 2, ©. 1260. 23) Rhode, dem deutschen „Roschen“ entjprechend, ift ein Mädchenname, der ayıh im neuen Tejtament vorfommt: Apoft.-Gefch. 12, 13: „da fam eine Maad berbei, mit Namen Rhode“. 24, Appulejus, Metamorph. lib. XI, cap. 5. 25, Pseudo-Anakron, Dde 5 und Dvde 52 Yoblied auf die Rofe). 26) Pausanias, Eliac. II, VI, cap. 24, $. 5. (p. 474 ed. Schubert um Malz). 27, Veral. auch Statius, Silvae I, 2, v. 19—21 und Martianus Capella II, 213, p. 248. 28, Herodot VIII, 135. Ovid, Metamorph. XI, S55—93. 29) Ovid, Fasti, v. 345. Athenäus, Deipnos XV, 22. 30) Schwenf, Die Sinnbilder der altn Volker, &. 361, und Norf, Mitbo- logisches Wörterbuch, unter „Roje”. 31) Dümichben, Bauurfunde, ©. 29 f. 32) Dr. ©. Ebers, Aegupten und die Bücher Mofis, Bd. 1, ©. 326. 33) So zeigt e8 die von Wheler bei Eleufis aufgefundene Kolofjaljtatue der De- meter, die jest in der Bibliothef von Cambridge bewahrt wird. Whelers RNeile nach Griechenland ©. 427—28. Dur die Nofen und Anemonen, die Blumen der Aphrodite, tt zugleich die innere Berwandtichaft diefer beiden Göttinnen angedeutet. 34) Wenigitens duch Yeonidas von Tarent: „Euch, ihr Nvmpben, bring’ ich die Frucht des fchattigen Weinftods, „Und mit purpurner Brust Rofen, den Kelchen entblüht.” Siehe Brunk. Analect. 1. p. 228. Nr. XXX. 35) Philostr. edit. Oblearius: Imagin. 1. I, c. 2, p. 765. 36) Ovid, Metamorph. II, 212; Theokrit, Söyllen 2, v. 148; Ovid, Ars amandi 3, St; Ovid, Metam. VII, 705; Virgil, Aeneid. VII, 25 f.; VI, 535 £.; Tibull, Lib. I, el. 3, 93 f:; Meleager in Anthol. graec. ed. Jacobs T. I, 32; Ausonius, Sdvll. XIV, 15 f. Vielfach wird Phöbus der Rofige genannt, 3.8. Vürgil, Aeneid. XI, 913; Claudian, de tert. Cons. Honor. Aug. Paneg. v. 131 f. 37) Plutarch, Tijchgefpräche ib. 2, Opera moralia ed. Wyttenbach, B». 3, p. 434. 35) Ueber die Roje in Boissonade, Anecdot. graec. nova pag. 346. 39) Plato, de legib., lib. 7, 21, (819, 13). 40) Plinius, H. N., XXI, 44. 41) E. U. Böttiger, Ideen zur Kunftmytbologie Bd. I, ©. 133. 42) Columella, de cultu hortorum 260-62 ; Propertius III, 1, 21f.; Lucian, Dialog. meretr. VII. 43) Pausanias 3, 26. 44) Ovid, Fast. IV, 138. 45) »Ingens et hic severitas«. Plinius, H. N., XXI], 6. 46) Plinius, H. N., XXI, 3, 5. Bergl. au Tibull 1, 2, 84. Lucian, Don ver Trauer um die Berjtorbenen. 47) Aeschines, Timarch. 74. 48) Athenäus, Deipnos XV, 16. Das Altertbum und naiver Genuß. 63 49) Bergl. auh: Lucian, Von den Opfern. Phn: -B.-N., XIM,4 5! 3 50 51) Plutarch, Sympos. p. 5. (2. 639. 52) Photius 413 £. 53) Athenäus, Deipnos XV, 18. 54) Athenäus, Deipnos XV, 18. (p. 681. 55) Aristoph., Equit. v. 966. 56) Plinius, H.N., XXI, 3; XXXL 40. 57, Aristophanes, Thesmophoriaz. v. 455. 58) Athen.. Deipnos XV, 23. 59) Plinius, H. N., XXT, 3. 60) Wergl. Ovid, Fasti V, 792: „Wo mancher Kranz von fundiger Hand ge- flochten wird.“ 61) Nac Plutarch, Symp. 5, 3, p. 765 und Aelian, Var. hist. 3, 1 wurden au bei den olpmpischen Spielen die Sieger mit Forbeer befrängt. 62) Elm, Hi; NE,-8V; 74755 115.95 XD, 18, 46 Pausan. 8,485 Tueian, Anachars. 9. 63) Plutarch, Symp. 8, 4, p. 951; Pausan. 8, 48. 64) So wenigitens wird häufig bebauptet, aber die Stelle vom Pferd des Ibvfos in Plato, Parmenides 9, 137 A. enthält nichts davon; bier heift das Rof nur „Atbletes“, der „Sieger“; von Krängen ift nicht die Nede, und eine andere Stelle babe ich nicht auffinden fünnen. b5ksPlin , Hi. N, XVII 4,252 8807583, 45252169 6- 7.2. Gellius-Noct. IN: 66, Athenäus, Deipnos XV, 16 67, Hist. plant. VI, 6. DBeral. auch Anthol. Pall. V, 74; 147. 68 -Onomasticon VI, n 69 Athen., Deipn. XV, 70) Athen., Deipn. XV, 2 11 Phone EEENAERERT 37:8: 72, Man nabm die einzelnen Blumenblätter der Rofe und beftete fie jhuppenförmig auf Zindenbaft. Plin., H. N., XXI, 3, 8. 11. Bergl. Böttiger, Sabina (Leipz. 1803. ©. 208). 73) Plin., H. N., XXI, 3, 8. Er fügt noch binzu: „So weit gebt jest die Ver- fhwendung der Weiber!” 74; Ovid, Amor. III, 11, 29, pp. 75, Ovid, Ars. amand. II, 528. 76) Statius, Silvae I, 2, v. 22. Böttiger, Jdeen zur Kunftmvtboloaie Bd. 2, ©. 253 ff. | 7 77. Justinus, Hist. 24, 75, Bergl. auch noch: 8 a XV, 9; Meleager in Brunk. Analect. I, pag. 20, Nr. LXIV, Festus s. v. Corolla; Beder, Charifles IL 263; 2. Ausg.) III, 116, 307 f.; Plutarch, ee disput. lib. III; Athenäus, Deipnos XV, 33; Ovid, Ars amand. III, 72; Antholog. graeca ed. Jacobs. Erotic. 74; Kallimachos, Epigr. 4. . 79) Diogenes Laertius II, 6, 54. $S0) Justinus IX, 4, 1. 64 Das Altertbum und naiver Genup. 81) Plinius, H. N., XXI, 3, 5. 82) Plinius, H.N., XVL, 4, 4. 83) Gellius, Noct. Attie. 5, 6. j $4) Plinius, H. N., XXI, 3,5. Wenn Wuftemann (Die Rofe, Gotha, 1854. S. 50,5%, indem er diefes erzählt, in fomifchem Zom binzufügt: „Was würde man jest dazu jagen, wenn unfere Polizei fich einen jolchen Einariff erlaubte?“ jo bätte ex beffer fich erinnern follen, dag der römische Senat feine Polizeibeborde war, und daR dag, was er ftrafte, mindeiteng aegen die allgemeine Sitte und Anfchauungsweife, wo nicht gar gegen eine beftimmte'Verordnung verftieh, endlich, daß wir fett 1817 bis auf den heutigen Tag viel gröbere und nichtswürdigere Eingriffe der Polizei in die Rechte des Privatmannes gegen allgemeine Sitte und gegen beitimmte Gefese zur Genüge erlebt haben. 85) Martial, Epig. X, 32. s6) J. Capitolinus M. Antonin. cap. 3; Herodianus, Hist. VIII, 6, 4. 87) Aristophanes, Eccles. 53, 6—8; Lysistr. 602. ss’ Cicero, de legib. II, 24; Plinius, H. N., XXI, 3, 5. 9) Beer, Charifles III, 59 (2. Ausg. v. Herrmann). 90 Plutarch, Philopoemen, 21, 4. 91) Appianus, de bello civili, lib. I, c. 106. 92) Euripides, Orest. v. 1287 f.,; Sophokles, Elektra v. 666 f:; Tibull, DUTA TAT, 93) Timoleon, cap. 26 (ed. Sintenis). e 94) Er ift mit einem NRofenfranz in der Hand dargeitellt auf einem jchönen Relief eined Sarfopbags Mus. Capitolin. T. IV, Taf. 56. 95) Martianus Capella, de Nupt. Philolog. et Mercur. Lib. II, $. 215. 96) Bei Sext. Empirie. edit. J. B. Becker p.350, 18-21 (adv. logie. VIII, c.286). 97) Ueber den Gebrauch der Kränze bei den Alten liege fich noch jehr viel mehr mittheilen; die gegebene furze Ueberficht genügte für meinen Zwed. Gin mebreres findet man in den angeführten Schriftitellern, insbefondere bei Athbenäus, Blutarch und Plinius. Von der arogen jonitigen Literatur über diejen Gegenftand will ich bier nur einige der wichtigeren Arbeiten anführen: Tertullianus, de corona militis; Stephanus, de helluonibus et bibacibus, Basel, 1533; Clemens Alexandrinus, PaedagogusL. II, cap. $. — Jos. Lanzoni, de coronis et unguentis etc. Ferrariae, 1715. — Gar- zonus, Schauplag der Künfteund Handwerfe. Frankfurt, 1641. — J. G. Stuckius, Anti- quitatum convivalium Libr. III, Zürich, 1582 ;, — C. Paschalius, Coronae, Leiden, 1671; — G. Freitag, de coronis convivalibus Veterum, Leipz., 1712; — &. Meiners, Geichichte des Berfalls der Sitten u. |. w. der Yömer, Leipzia, 1791, ©.123, 125, 157. — Insbefondere über das Gewerbe der Kranzflechterinnen: Otto Jahn, Ueber Daritellunaen des Handwerfs und des Handelsverfehrs auf antiken Wandgemälden. Leinz., 1868, ©. 315 ff. und Taf. VI, Zig. 4—12. IS) Ueberall findet man den Unterschied zwifchen flores soluti (lufe Ylumen) und flores sutiles verflochtene) angegeben. 99) Aemilius Macer, Mater. .med. I, Nr. XXI, veral. aub Wüftemann, Die Rofe, Gotha, 1854, ©. 39 am Ende der Seite. 2 100) Pseudo-Anakreon in Myrillam. 101} Pseudo-Anakreon 52. 102 Achilles Tatius Lib. I, cap. 1. Er fihrieb einen der Älteften bis auf unfere Zeit erhaltenen Liebesromane: „Klitophon und Feufippe“. Das Altertbum und naiver Genuß. 65 103) Onomasticon VI, c. XIX, 106. 104) Plinius, H. N. XXI, 4, 10. 105) Plutarch, Oper. moral. ed. Wyttenbach Bd. III, p. 432, 435. — Athen., Deipnos XXV, 18. 106, Cicero, de orat. lib. II, e. 61. (Edit. Orelli I, 306.) 107) Lucretius, de nat. rer. Il, 627. 108) Ovid, Trist. IV, 2, 50. 109) Athen., Deipn. XII, 79, XV, 9; Arijtenätos’ Briefe ed. Bauw. I, 12; Anafreon bei Athenäus, Deipn. XIII, p. 599, e. Appulejus X, 32. 110) Theokrit, Sdyllen XI, 10—11; II, 25 ff.; Nifander bei Athen., Deipn. p. 683. Daher heift noch jest bei uns der wilde Mobn die Klatjchrofe 111) S6v£os bei Athenäus N 28; Theokrit X, 34; XI, 10. 112) Athen., Deipnos XII, 7 113) Lucian, Toxar. in der ne des Dimias; Dial. meretr. 12, Alciphr. ep. III, 62; Martial XI, 89. 114) Antholog. Palat. (Jacobs) V, 79 und 50. Ovid, Heroiden, 20, 25 115) Vergl. darüber Böttiger, Jreen 5. Kunftmotholog. Bd. R &. 249—51. 116) Die griech. Enrifer, hberausg. v. Hartung, Anafreon ©. 245, Nr. 132. 117) Theokrit, Sdvll. XX, 16. 118) Plautus, Cureulio I, 2; Asinaria III, 2 und jonit vielfach. 119) Aelian, Var. hist. lib. XIII, c. 33. Daijelbe Strabo lib. XVII, Abjchn. 1,$ 53 (Sroßhurd), p. 808 (Casaub. ed. 1I.). 120) Herodot I, 135. 121) Herodot I, 135. 122) Georg Zoega, de origine et usu obeliscorum , Sect. IV, c.1.©. 390, 123) Catull. Carm. 64, 310. 124) Cl. Caudian , Nupt. Hon. et Mar. v. 19. 125, Wenn Boß in feiner Ueberfegung des Hefiod (Theogonie v. 235 u. 270, die Reto, ja fogar die Graien, die ihren Namen daher hatten, dag Ite jchen als Kinder alferäaraiı ausfaben, „uofig“ nennt, fo ift das incorrect und ungriechifch zugleich. „echön- wangig“ fonnte fie Hefiod wohl nennen, weil an den Göttern nichts häßlich jein durfte, aber nicht „rofig“, weil das ein Prädicat der Jugend üft. 126) Stobaeus, Eclog. phys. et ethic. Lib. I, ce. VI, 12 (ed. Heeren p. 174). 127) Einige Beifpiele werden für das Gefagte bier vollfommen genügen. Pseudo- Anakreon Od. 49; Catull, Carm. 55, 12; Theocrit, Id 3, 23; Virgil, Aen. I, 402; Pindar, Olymp. VI; dazu das griechisch gedichtete „Hohe Lied“ Kan. IV, v. 5. 128) Virgil, Aeneid. XII, 67 ff.; Ovid, Amor. II, 5, 34; III, 3,5; Ennius, Annal. Nr. 13; Ausonius, Idyll. VII, v. 4—5. 129) Pseudo-Anakreon 36, 5; Lucret. 1, 175; Columella, R. r. IX, 4,4; X, 37. Athen. XV, 21; Prudentius, Cathemer. in praefat.; Velius Longus 2, p- 96. 130) Horat. II, 3, v. 13 »nimium breves«. Athenäus, Deipn. XV, 27. 131) Achnlich bei Nemesanius, Eclog. 4 und Claudian, de rapt. Proserp. III, 240, 39. 132) Ovid, Ars amand. II, 115 f. 133) Ovid, Amor. III, 7, v. 66 £. Schleiden, Die Roie. % 66 134 135) 136 1107) 138) 139) 140 141) 142) 143) 144) 145) 146) 147) 148 Das Altertbum und naiver Öenuf. Statius, Silvae III; äbnlich Propert. Eleg. IV, 5, 59, sqgq. Auson. Idyll. XIV, 40; 43—4; 49—50. Palladius, de R. R. VI, 17. Soetbe's Gedichte, Elegien, Herm. u. Dorothea ®. 21—22. Anakreon, Dde 34. Seneca trag. Hippolyt. v. 765—69; 'Thyestes v. 946, sqq. Bion, Epitaph. Adonit. v. 11. Catull, Carin. 80, v.1—2. Cicero, Tusculan. Quaest. V, 26; vergl. Martial, Epigr. 8, 77. Athenäus XIII, ce. 2, 561. T. Auch Claudian, Epith. 31, 1—4. Etymolog. magn. 630, 41. Seneca, Epist. 36. Propert., Eleg. I, 18, 23. Oppian, Cynegetica I, 31. Pherekrates bei Athenäus, Deipn. XV, 32; Ovid, Fast. V, 194, Clau- dian , Serena, 71. Mit einer ähnlichen Redensmt faate man auch: „Der Mann bat eine Penusaufder Zunge“, Lucian, Skyth. 149) 150 151) min; VI], 1 > O0 w m Su oo cd Hd we —ı a juh ot S Ovid, Fast. V, 359 sq. Persius, Sat. II, 37, Claudian, Serena, 9%. Römische Anthologie v. Mever Nr. 1022, v. 1. Wernsdorf, Poet. lat. p-179. ) Claudian, Epithal. Pall. et Celer. v. 119. Himerios, Orat. I, 8. 19. Welder, Nachtrag zu der Schrift über die Aefcbulifche Trilogie ©. 188 f. Simonides, Ep. 7, 6. Pindar. !ucian, Bon den Gelehrten, die fib an große Herren vermietben, 2. Brief. ‚ Theognis, Gnomen v. 537. Laur. Strauss, Encom. Rosae. „Was Du von der Minute ausgefchlagen, bringt feine Swigfeit zurüc.“ Schiller. 159 160) 161 162 163 164 165 Ovid, ex Ponto II, 2, 34; Remedia amor. I, 45 f. Petronius, Satiricon cap. 91. Petronius, Fragment. 25. Nemesanius, Eclog. 4. Theokrit, Idyll. 5, 92—3. Virgil, Eclog. V, 17; Ovid, ex Ponto III, 3, 61. Seneca, Epist. 122, S; vergl. auch Martial, Ep. IV, 22: »prohibet teneras gemma latere rosas. « 166 167 165 169 170) 171) 172) 173) 174) Theophrast, H. ph. VI, 6, 4 Varro, d.r.r. I, 35, 1. Plin., H..N. XX1,4,20. Pallad.,d.r. r. III, 21; XII, 11, au) Geoponica XI, 17—18. Colum., d. rur. 212,29. Plin., Sec. min., Epist. V, 6. Martial, Epigr. VI, sv. Horat.. Oden II, 15, 5. Nach dem fonft fo gewiftenbaften Wüjtemann (Unterbaltungen aus der alten Das Altertbum und naiver Genuß. 67 Welt, Gotha, 1854, ©.44, Anm. 27). Die von ibm citirte Stelle Warro 2, 1. ift wohl durch Drudfebler falich. 175) Tacitus, Ann. XII, 43. 176) Tacitus, Ann. III, 54. 177) WB. E. Levy, Sittengefhichte Europa’s von Auauftus bis auf Karl d. Gr., deutfch von Jolomwicz. 178) Plin., H.N. ed. Franz. XVIII, 7, 2. 179) Zell, Epigraph. T. 1, Nr. 926 (p. 107); Nr. 1052 (p. 121); Nr. 1773 (p- 389). 180) Tagebuch, einer Reife durch Deutjchland und Italien v. E. v.d. Rede, ber ausg. dv. Böttiger, Berlin, 1815, Bd. 3, ©. 119. 151) Sophokles, Elektra v. S96;, Euripides, Orestes; Lucian, Skyth.: am Grabmal des Toraris; auch Virgil, Aeneid. V, 77. Tibull II, 4, 47. 182) Virgil, Aeneid. VI, 883. 153) Lucian, Nigrinus 31. 154) Am ausführlichiten über dieje Sitte und alle dabei vorfommenden Eigenthüm- tichfeiten handelt Marini, Fratelli arvali Bd. I u. II bef. Observationi p. 316; p- 562; p. 540. Veilchen, die neben der Roje am häufigiten bei den Alten genannt werden, fommen auch bier vor und es wird auch ein eigner „Veilchentag“, dies violaris, genannt. MUebrigens verweife ich für die Infchriften an Grabfteinen auf H. Magius Var. Lect. II, 2. ©. 73 f.; St. Vinandus Pighius, Hercules prod. p. 229; Dor- navius, Amphitheat. sapient. p. 185; A. Maffei, Mus. Veron. Inscript. 146, 3: Mommsen, Inscript. Regn. Neap. p. 14, 212; Gruter, Inscript. ant. p. 237, Nr. 5; p. 435, Nr. 2; p. 637, Nr. 1 u. viele andere, Orelli, Inscript. Bd. 2, Nr. 4107; Nr. 4418; Nr. 2417 u. a. Zell, Röm. Epigrapb. 1, ©. 92, Nr. 774; ©. 121, Nr. 1052; u. . w.; Forcellini, Thesaur. tot. latinit. s. v. Escae rosales. rosalia, rosalium dies. 185) Cicero, de legib. II, 24. 186) Winkelmann, Werke, Dresdner Ausg. IL, 561; Kircher, Museum Kir- cherianum pag. 93; 130; J. Gutherius, de jure manium lib. II, c. 28. (Grevi Thrs. Bd. XL.; 187) Wüftemann, Die Rose, ©. 39, Unm. 61. 188) Rasche, Lex. R. Numism. T. IV, P. I, p. 1279. 189); Sierzu Plinius, H. N. XXI, 4, 10, 15; XIII, 1, 2, 9; XXI, 19, 73, 125: XXIII, 6, 54, 102. | 190) J. J. Rousseau, Reveries. Promenade VII. 191) Dann ift e8 ziemlich genau dasjelbe, wie Rowland’s Macaffardl. Hierzu im Allgemeinen Dioscorides, Arzneimittellehre, und Pliniusa.a.D. 192) Geoponica XI, 18. 193) So genannt, weil fie zur Bereitung des Rofenzufers und Rofene fias benuß wird. E38 ift unfere Rosa gallica L. oder Provinsroie. 194) Rosa canina L. 195) C. Sprengel, Hist. rei. herb. T. I, p. 43. 196) Plinius, H.N. VIII, 41, 63, XXV, 2, 6. 197) Yelian, Verm. Gefh. XL, 1. 198) Plinius, H. N. XXIV, 7,4. 199) Aelian, Hist. anim. IV, 18. Plinius, H. N. XI, 53, 115, 279. WRahr- 5% 58 Das Altertbum und natver Genuß. icheinlich lieat dem die Beobachtung zu Grunde, dag der befannte Rofenfäfer (Cetonia aurata), wenn man die Nofe, auf der er fist, berührt, leicht mit angezogenen Beinen, wie todt berabrällt. 200 201) 202 203 204 205 206) 207 208) 209) 210) 211 212) 213) 214) 215) Neapel. 216 ©. 88. Aelian, Hist. anim. III, 7. Plin., Hist. N. XXJ, 9. L Theophrast, H. Pl. VI, 6, 4. Theophrast, überf. v. Sprengel ll, 240. Fraas, Synops. plant. Flor. elass., ©. 74 ff. Herodot VIII, 135 und Athenäus, Deipn. XV, 31. Theophrast, Hist. Plant. VI, 6. Lykophron, Cassandra 1429. Nifander bei Athenäus, Deipn. XV, 31. Cicero, in Verrem, V, 11. Columella, d. r. r. IX, 4, 4. Martial, Epigr. VI, 0. Ovid, Fast. IV, v. 441. Seume, Werke in 1 Bd. Yeipzia, 1835. ©. 157—58. DuBatv, Briefe über Italien. WU. d. Franz. v. ©. Foriter. Bd. 2. v. Salis-Marfchlins, Reife in verfchiedene Provinzen des Köniar. Bor 1: Italien und Deutichland, Zeitfchr. von Morig und Hirt, 1798, 3 Stüc. Wiener Zeitfchr. für Kunft, Fiteratur, Theater und Mode, 1831. Febr. Stabr, Ein Jahr in Italien. Swinburne, Reife durch beide Steltien. Thl. 2, ©. 261. Lindley, Monograph. Rosar., ins $ranzöf. überf. von Pronville. ©. 4. Dritter Abfdinitt. Nömische Kailerzeit und Chrijtenthum. .« .. i 2 2 = “ "ennez va) TE » fa Drlunsı R x Nie ir U? pP u. Wa ars a j rn ne Ehe ' vw ’»E Reh % es rin“: is ee A ns a Ban DM j er .” 5 u . ira ihre. a b un nn nn . ’ * Bu ‘ ee ee j u er 2. tihtshfirde a Shapretin ach 5 ar u gl. mußte bier einen Abfchnitt machen. Die Zeit der findlichen I sreude an allem Schönen, des naiven Naturgenuffes ijt worüber. Die Natur wird Werkzeug für die gemeinen Yüfte des Mienjchen over jie wird verkehrt zu Bildern myjtiichen Aberglaubens und zum Ausdrud fin- iterev menjchenfeindlicher Selbftpeinigung. Die Völker, die bis dahin Träger der fortichreitenden Menjchenbiltung gewejen waren, verwildern zu- letzt geiftig und fittlich zum Zerrbild ver Humanität und der Kultur. Che wir die Rofe auch hierhin verfolgen, müfjen wir zujehen, wie jich viefer Umjehwung ver Weltanjchauung gemacht hat. Das Perikleifche Zeitalter ift vielleicht die jchönjte Erjcheinung, welche uns die Gefchichte ver Menfchheit parbietet. In ihm verwirklicht fich, wenn wir von der num einmal mit ver Sitte der ganzen alten Welt verwachjenen Sklaverei abjehen, die evdelfte und menjchenwürdigjte Form des Yebens, welche bis jet die Erde gejehen hat. Eine ausjchlieglich durch die möglichit wenigen und weijen vom Volke jelbjt gegebenen Gejete bejchränfte, im Uebrt- gen unbedingte perjönliche Freiheit, eine durch von der Sitte geheiligte Mäfigfeit, jowie durch die Yeichtigfeit des Erwerbs unter einem günftigen Himmel bedingte jorgenloje Eriftenz und eine hohe, unter allgemeiner Theil- nahme entwicelte Ausbildung des Geifteslebens in jevem Zweige der Kunft und Wiffenichaft, ein durch Ningen nach Weisheit und Verehrung ves Schönen gendeltes Dafein — das find die Hauptzüge viejes Zeitabjchnittes. Allerdings konnte diefe Erjcheinung nur ins Yeben treten unter den alljeitig- jten Begünjtigungen des Gejchides. Ein Bolksjtamm, glüdlich angelegt und hochbegabt, begünstigt durch geographiiche Yage und herrliches Klima, entwicelt jich organisch in ftetigen Reformen zu einem vollfommen freien Berfafjungsleben und orpnet fich dann nur in Anerkennung der geijtigen Ücbergang. Griehenlandg Blüthe und Fall. 70) Römische Katjerzett und Ehruftentbum. Hoheit freiwillig ver Yettung eines durch Feine amtliche Stellung zur Macht berufenen Mannes unter, in welchen fich in wielleicht nie wierer Dagewejener Weije eine Alles umfajjende geiftige Größe mit der eveljten Selbjtlojigfeit verfnüpft. Einen zweiten Perikles hat die Gefchichte nicht aufzuweisen ; am nächjten noch mag ihm ein Washington an die Seite gejtellt werven. Aber auch Diefe Schönfte Blüthe der Menjchheit mußte verwelfen. Bölferftämme haben jo gut wie Jndiviruen ihre Kindheit, ihre Jugend umd ihre veifen Mannesjahre — dann altern fie und jterben ab, oft jchnell, oft, wie auch einzelne Individuen, jehr langjam, jo daß fie lange auf ver Stufe des findifchen Alters verharren ; daß fie jih aufs Neue verjüngen könnten, davon bietet bis jegt wenigjtens die Öejchichte noch Fein Beijpiel dar. Unter Perifles hatten die Griechen ihre höchjte Yebensjtufe erreicht, von da au tritt die allmälige Abnahme der Kräfte und fchlieglich gänzlicher Berfall ein. Am auffälligiten zeigt fich das im Erlöjchen der productiven Geijtesfraft, des jchöpfertichen Genius in Kunft und Wijfenjchaft, und damit zugleich er- ktjcht Die geistige Selbitjtändigfeit, die Kraft, die Eigenart gegen free Ein- flüffe ficher zu ftellen. Hatten vie Öriechen wohl in ven Perjerkriegen fejt und Elav das orientalifche Unwefen von jich abgewiejen, jo nahmen jie jett zuerjt zu Aleranpria ven ganzen myftiichen Aberglauben der Aegypter und Orientalen nicht etwa nur in den Volksglauben, jonvern auch im die entarteten Syiteme ver philojophiichen Epigonen auf, und führten jodanı in Byzanz die ganze VBerworfenheit des aftatifchen Satrapenthums auf europätichen Boden über. Kür das Alles waren die Griechen vollfonmen empfänglich geworven durch die tiefe Sittenververbniß, die jich allmälig des ganzen Bolfes bemächtigt hatte. BB Man bat während des legten Krieges um jener wiverlichen Erjchei- numgen oft gejagt: Die Franzojen hätten ganz ven Begriff von Recht und Pflicht verloren. Ich möchte fragen, ob fie ihn je bejejfen haben, unt die Frage für fie wie für alle vomanifchen Bölfer mit „nein“ beantworten. Wir finden viefe Bölfer im Beginn ihrer Gejchichte jogleich mit Staatenbildung bejchäftigt, Verbänden, die, aus verjchierenen Stämmen zujammengefegt, von vorn herein das Uebereinanverlagern verjchievdener Volksjchichten als ungleich berechtigter Stände bedingen und in denen jogleich die Sklaven eine Kaffe vechtlofer Mienjchen darftellen. Hier jteht das Inpivirunmm gar nicht Romtjche Katjerzeit und Ehriftentbun, 13 vem Individuum als gleichberechtigt gegenüber, jonvdern Alle nr vem Staate als Verpflichtete. Die Pflicht aber fordert ein ihr gegenüberftehen- des Berechtigte, und dies ift hier eben allein ver Staat. Bei den aus ganz freien jelbitjtändigen Individualitäten bejtehenvden Stämmen der Germanen war das ganz anders. Hier murte fich früh in Folge der unvermeidlichen Beichränfung der Individuen durch einander die Anficht und ver Begriff einer nicht gejchriebenen, jondern fittlichen Grenze bilden, die ver Einzelne um fein Thun z0g, von dem Andern ein Gleiches erwartent. Daraus ent- widelte jich denn bei weiterem Kortjchritt ver Bildung der Gedanke ver Pfliht, einer Verpflichtung, dem jelbjtgegebenen Sittengejet gegen: über, ein Begriff, ver den Alten, einige jpätere für die Maffe einfluplofe Philojophen ausgenommen, gänzlich abging. Stellen wir aber ven Staat als ven allein zur Pflichtforderung berechtigten hin, jo hat die befjere Zeit der alten Gejchichte Beweije der Prlichttreue und Selbjtaufopferung dem Staate gegenüber aufzuweilen, wie feine andere Epoche ver Gejchichte. So verjtehen wir die Großthaten einer großen aber bejchränften Zeit, die aber für das Urtheil in einem erweiterten geijtigsfittlichen Horizont feinen Werth mehr haben und deren Größenmaßftab wir jehr mit Unrecht in eine neue Zeit hineintragen. Sener Pflichtbegriff ven Staate gegenüber wurde vernichtet durch ven allınäligen Untergang des Staates felbjt als eines fittlihen Begriffs, als einer zur Achtung berechtigten Exiftenz und durch das daneben natürlich auf- feimende Bewußtjein der Individualität und ihres Selbjtbeitinmmungsvechtes. Die daraus hervargehenvden Bejtrebungen richteten jich natürlich gegen den Staat als den bis vahın allein Berechtigten. So legte das politifche Parteiwejen in Griechenland, die Bildung ver politiichen Vereine oder He- tärien, wie man fie nannte, welche an die Stelle ver Verpflichtung gegen den Staat, der doch immer das Wohl Aller bezweden follte, die Verpflich- tung gegen den Verein zur Börverung der Parteizwecde jesten, zuerit ven Grund zur Demoralijation ver Mafjen. Diejes traurige politifche Bartei- leben aber ijt es, was die ganze fernere Gejchichte von Griechenland, Ita- lien, Spanten und Frankreich fennzeichnet. echt wurde, was ver Partet nütte. Dazıt fam num die Sittenververbniß turch den jet Aleranver's Kriegszügen jich einprängenden ovientalifchen Yırus, worucch die alte und Die Romer. 74 Römische Raiferzeit und Ehriftentbum. einfache Yebenswetje *) verloren ging, fo daß die gefteigerten Bedürfniffe das Streben nach Reichthum und die Nücjichtslofigfeit in ver Wahl ver Mittel zu diefem Zwecke herbeiführten. Die Verwirrung der religiöfen An- ichauumgen durch die orientalifchen Kormen des Aberglaubens,, die Sitten- lofigfeit, zu der die nach orientalifcher Weile fich gejtaltenden Höfe das Bei- ipiel gaben, führten dann bald dahin, eine fittliche Berwilderung durch das ganze Volk allgemein zu machen. Den Höhepunft bildete in diefer Bezie- hung die Regierungszeit der beiden Demetrios (Phalereus und Po- (torfetes) in Athen. Der dem ganzen Volk eingeprägte Sinn für Schönheit fonnte diefen Einflüffen nicht lange Stand halten und fchlug balt in gemeine Sinnlichkeit um, je mehr die Schöpferifche Kraft, die in ven Ge- bilden eines Phrdias, Prariteles und Sfopas, des Apelles und Zeuris, fowie der vielen andern Künftler das VBolf erhoben hatte, erlofch. och weniger konnte der philofophifche Gedanfe den Verfall aufhalten, da derjelbe begann, noch ehe die großen Yeiltungen eines Sofrates, Plato und ihrer nächjten Schüler vollfommen durchgearbeitet und jo geeignet waren, auch in die weiteren Kreije des VBolfes hevabzufteigen umd ihre fitt- liche Wirkung auszuüben. Arch der philofophiiche Geijt erjtarh und ging einerjeits in mftiichen Schwindel, andrerfeits in hohle Sophismen und Deflamationen über. Die Römer waren überhaupt ein weniger begabtes Bolf, unjchön war ihr ganzes Yeben, bis fie Kunjt und Wiffenjchaft als einen fremoher ent: lehnten But von den unterworfenen Oriechen überfamen. In ihrem fchroffen, einjeitigen Republifanisnms waren fie eine Zeit lang groß,»wenn man diejeg Wort, weil es nım einmal jo hergebracht it, für Jolche Erfcheinungen mtiß- brauchen will. Ohne freundliches Genügen im eigenen Haufe fehrte jich ihr Streben nach Außen, und die ihrer friegerifchen Schulung gelingenden erjten Thaten erweiterten ihren Ehrgeiz bald zu dem Gedanken der Herr: ichaft über die ganze damals befannte Welt. Die Beute aus den geplün- derten Yänvdern niedergeworfener Feinde führte unermeßliche Neichthümer nach Italien. Tiefe md allgemeine Entjittlihung entnervten die ehemals As Arhelaos von Makedonien dem Sofrates einen glänzenden Ruf an jeinen Hof zukommen lieg, antwortete diefer: „Vier Mag Mehl fojten in Athen einen Dbolos, und Trinfwaifer giebt es in Fülle. Warum follte ich wengeben *“ Römische Kaiferzeit und Ehrüjtentbum. 75 3 tapfeın Römer, die eine Zeit lang durch barbarifche Sölpnerfchaaren ihre Macht aufrecht erhielten. Aber bald machte die Sölonermajfe jich- jelbit zum eigentlichen Herin, und nachdent fich das große Reich in eine Oft und Wejthälfte gejchteven, fiel die lettere, das entartete Römerthum, vor den Streichen der andrängenden germanischen Völker, lange vor den früher von Rom aus unterworfenen Griechen. Auch im wejtlichen vömtfchen Neiche hatten die zweifelhaften vepublifaniichen Tugenden jchon gegen Tas Ende der Republif, mehr noch unter dev Herrichaft ver größtentheils verworfenen, ja zum Theil geradezu verthierten Cäfaren einer ganz allgemeinen getjtigen Berfommenheit und fittlichen Käulmiß Plab gemacht. So war die Welt befchaffen , als eine Erjcheinung fich geltend machte Das Shrifen- und allmälig über die ganze alte Welt jich verbreitete, die alt und neit zu- gleich dem Namen nach noch bis jet fortdauert: ich meine das Chriften- thum. Ich habe hier weder feinen religiöfen noch feinen fittlichen Kern zu unterfuchen umd zu beurtheilen,, jondern nur ing Auge zu fajfen, welde Seiten taffelbe darbot, die auf die Auffaffung ver Natur und jomit auch der Roje veränvernd einwirften, und wie auf der andern Seite auch ein eigenthümlicher Kultus der Nofe in das Chriftenthum jelbjt eingeführt wurde. Es find dies zwei Punkte, die jich, wie mir fcheint, gar nicht ab- weifen lajfen, die hier in Betracht fommen und die beide aufs Engjte mit der Entjtehung des Chriftenthums zufammenhängen. Berwilderte Ariftofratie und rohe Demokratie hatten im Kampf mit Arantia, einander die griechifchen Südftnaten, die bis dahin Träger der fittlichen und geiftigen Kultur ver Menfchheit gewejen waren, gejchwächt und fie fielen ichnell nach einander unter der fiegreichen Macht des fich unerwartet ent- wicelnden mafedonifchen Reiches. Was der große und fchlaue Philipp begonnen, führte ver fühnere Alexander zu Ende, in rafchem Stegeszuge faft die ganze damals befannte Welt unterwerfend, und zum erjten Wale Drient und Deeident, die jo lange getrennt und meist feindlich fich gegen- über gejtanvden hatten, auf dem „wejtötlichen Divan“ feiner Herrichaft ver- einigend und in ein einziges Neich verbindend. Im viejen Neiche umd be- jonders in dem von dem mächtigen Herricher fo begünftigten Aleramdria durchbrangen fich die geistigen Elemente, welche bis dahin fich unvollfonmen gefannt hatten. Impifche, perfifche, jemittfche und ägnptifche Soeenkreife 76 Römische Katferzeit und Ehriftentbum. verfnüpften jich mit den Kejten griechiicher Geiftesfultur und Phrlofophie zu einer ganz neuen Form des Dajeins. Das foctale Yeben wie die Aus- jprache und Entwiclung des Gevdanfens erhielten bier eine durchaus neue Sejtalt, vie hinfort für lange Zeit die Weltgefchichte bejtimmen fellte. Unfer bislang gewöhnlicher Gefchichtsunterricht ging über diefe Kultur- periode, wie überhaupt über jo vieles für die Gejchichte ver Meenjchheit wahrhaft Bedeutende meift mit unverantwortlicher Oberflächlichfeit hinweg. Was Alerander der Große gegründet, wirte von feinen äghpti- Ihen Nachfolgern, den BPtolomäern, fortgebildet und jo wurde Aleran- dria für lange Zeit ver Sig und Mittelpunft des Geifteslebens der dama- ligen civilifivten Welt, wie in jpäterer Zeit einmal Paris gewejen it, beidemal wahrlich nicht zum Segen der Weenjchheit. In dem jchwächlichen Epigonengejchlecht Eonnte auch die fünigliche Gnade feinen Funken des Ge- nius mehr entzünden. Das Vorhandene mit Gewiljenhaftigfeit bewahren, commentiven und excerpiven blieb das einzige Gejchäft ver alerandriniichen Gelehrten, worin fie fich auszeichneten. ) Nur Ajtronomie und Erpfunde wurden, angeregt durch ven erweiterten Blicd über einen jo großen Theil der Erdoberfläche, wirklich fortgebilvet. Eratojthenes, Eufliv, Dip- parch und Archimedes haben fich in viefen Fächern einen vauernden Namen erworben. Charakteriftiich ift, daß, ebenjo wie Dante am Schluffe des Mlittelalters rücblidend die Ergebniffe ver ganzen Vergangenheit gleich- jam in einem poetischen Tejtamente zufammenfaßte, jo auch bier, nur mit minderem Geijt und minderer poetifcher Begabung, Yufophron verjuchte, in einem großen Gedichte „Rafiandra“ vie beveutendjten Züge ter rajch vor der neuen Zeit zurücweichenven alten Welt, ihre Zielerund Wege, ihre Kämpfe und Stege poetifch feitzubalten: „Kafjandra, von Priamus in einem Thurn gehütet, eyzählt allmmorgenvlich ihren Wächtern vie propbe- tijchen Träume, welche ihr in ver Nacht geworden find, jchildert Morgen: land und Abendland, Ajien und Europa und ven langen, mit dem Sieges- zug des Miafevoniers entichtevenen Kampf beider um die Weltherrichaft.“ Uebrigens verlor die Kunjt vollends ihre höhere, uriprünglich veligiöfe Stellung. Die bildende Kunft diente zum Schmud ver Städte und Paläjte ; Mufif und Dichtkunft wurden verfeinerter Sinnengenuß der jehwelgenven Reichen. Das Epos ging unter aus Mangel an würdigem Inhalt, zur Römische KRatferzeit und Ehruftentbum. a Tragödie fehlte der. Ernft und die ittlich erhebente Kraft, jowie ver große Hintergrund eines freien öffentlichen Yebens; das Drama wurde Komödie der modernen Gefellichaft, wie fie von Menanvder, dem griechtfchen Mto- fieve, gejchilvert wurde. Sürifches, perfiiches, Äguptifches und fhriiches Wefen, fowie die Gejchichte vieler Völker wurden von Männern, denen da- mals in der großen Bibliothef im Bruhton und Serapistempel*) bie Duellen noch zugänglich und vwerjtändlich waren, 3. Bd. von Manetho, Berojosn. N. aufgezeichnet. Durch gegenfeitigen Austaufch wurde die Selehriamfeit bloße Vielwifferet und bot num durch Oberflächlichfeit dem Nivyitieismus und Aberglauben des Orients leichten Eingang. Entjcheivend wird hier die Sprache für die Verbreitung des Geijtes, dejjen Träger fie ift. Das Griechiiche, indem es in Alerandria an zahlreiche fremre Ideengebiete herantrat, afjimilirte fich Alles, was es brauchte, um auch die fremden Gedanfen (wenigftens jcheinbar) in fich auf- zunehmen, und das große Neich machte, daR das von Alerandrien aus: gehende Griechifch erjt zur Hof» und dann zur Weltverfehriprache wurde, gerade wie im Mittelalter das Yateinifche und dann im 17. und 18. Yahr- hundert das Franzöfifche. Aber mm die wenigjten Menfchen ver vamaligen Welt waren Griechen, und da jih in Alerandrien auch ein eigner Ge- (ehrtenitand ausbildete, der das Griechiiche zur Gelehrteniprache erhob, To folgte daraus unvermeidlich vie Abtrennung des Volfes von der Entwid- fung des Geijteslebens. Das Volk verdummte in enger Beichränfung feiner Begriffe, und die Gelehrjamfeit, der Kontrole des gefunden Menjchenver- itandes entbehrent, verlor fich in logiiche Spisfindigfeiten, abjtrujen Wort- ichwulft und phantaftiiche Träumereien. Das ift der unvermetdliche Erfolg auf beiven Seiten umd verjelbe ift immer unter gleichen VBerhältnifjen in gleicher Weije eingetreten. Dagegen werten em Dante, ein Thoma- ins, auch abgejehen won ihren fonjtigen Verdienjten, immer in ver Kulturgejchichte ihrer beiverfeitigen Völker unfterblich bleiben, weil fie venjelben ven allgemeinen und wifjenjchaftlichen Gebrauch ihrer Mutter- iprache zurücferoberten. Wahrhaftiger geiftiger Aufichwung und lebendiger Sortichritt der Wiffenfchaften fnüpfen fich bei allen Bölfern an den wiffen- *) Angeblich 600,000 Schriftroflen. Das GSriehiiche ala Welt: und Gelehrten: Ipradhe. 78 Römische Katjerzeit und Ehriftentbum. ichaftlichen Gebrauch ver Nationalfprache. Die fremde Sprace täufcht nur immer mit dem bloßen Schein ver Geiftesthätigfeit, Gefühl und Gedanke bleiben todt, wenn man die fremde Sprache nur erlernt und nicht erlebt hat. ER Gerade auf dem uns hier am meisten interejjivenden Gebiete, dem ver Philofophie, zeigt fich dies in ver allevauffälligiten Weife. In Aleranpdria jtrömten die Anfchanungen der verjchievdenften Völker zufammen und bier wurden nach der bloßen Wortähnlichkeit Dinge mit einander verjchniolßgen, die in der urfprünglichen Bedeutung und hiftoriichen Entwidlung tes Be- griffs nichts mit einander gemein hatten. Wie zu geichehen pflegt (dafür giebt ja die neuere Zeit in Kant und jeinen Nachfolgern ein jchlagendes Beifpiel), hatten die verjchtevenen Schu- len ver prei großen genialen Denfer Sofrates, Plato und Ariftoteles, jtatt die wahrhaften geiftigen Errungenschaften derjelben mit einander zur verbinden, auszugleichen und fortzubilven,, mm ihre Fehler aufgefaßt, und einfeitig Sujtematisch entwicelt. So habe ich hier die großen Frrwege zu er: wähnen, die damals betreten wurden, und jelbft in umferer Zeit noch nicht ganz wieder verlaffen find *),. Ich nenne bier vie Sfepfis des Pyrrhbon, die Yehre des principiellen Zweifels oder richtiger dev Verzweiflung an aller Wahrheit, die im vorigen Jahrhundert bei ven franzöfiichen Enchelopäditen wieder in ven Vordergrund trat: „Wo jolch ein Närrchen feinen Ausweg jiebt, jtellt ev fich gleich das Ende vor.“ Dem faft gerade entgegen tritt die Lehre ves Epifur, der Wahrheit nur in ver finnlihen Wahrnehmung finden wollte, worin ihm Yocde's Senjualismus und in neuejter Zeit der Mraterialismus wieder nahe fommt. „Man bält, in verber Yiebeshuft, Jich an die Welt mit EHammernven Organen.“ Enplich tritt dazu die Schule ver Neuplatonifer, vie an die Stelle des Flaven Gevdanfens die Traumbilvder einer liberreizten Phantafie festen, me diefe halb poetiichen (oft freilich berzlich geichmadlofen, Spielereien für innere Anjfchauumngen und erhabene geiftige Dffenbarungen ausgaben, eine Thorheit, die in neuerer Zeit noch einmal wierer von Schelling und feinen Nachbetern belebt wurde. „Die hohe Kraft der Wiffenfchaft, der ganzen Welt verborgen, und wer nicht denkt, dem wird je gejchenft, ver hat fie ohne Sorgen.“ *, „Alles schon dageweren, meine gelebrten Herren Rabbiner.” Römische KRaiferzeit und Ehrijtentbum. 79 Eine auf ven erjten Blick erhabenere Xehre entwidelte jich in ver Stoa, ver Schule des Zenon von Kittion, aber die jcheinbar hobe Moral war einfeitig, falt, herzlos, unfchön, ja theilweife unmenjchlich hart. In ver Religionsphilofophie aber verlor fich die Stoa in dDogmattjche Träumereien und logijche Spisfindigfeiten. Sie bezeichnete zwar Gott als „Die allgemeine Vernunft ver Welt“, als ven allgemeinen „Logos“, unter- ichted aber doch noch unter demjelben den „inneren Logos“ (etiwa den Ge- danken) vom „ausgejprochenen Yogos“ (etwa das Wort). Sch muß hier auf die Bielveutigfeit des griechiichen Wortes „Logos“ aufmerfjam machen, weil aus dem philofophifceh fein wollenven Spielen mit tiefer Vielveutigfeit fait alle folgenden Irrwege hervorgingen. „Xogos“ vereinigt in fich die Bereu- tungen von Vernunft, Berftand, Gedanke, Wort, Yehre. 2) Die philofophifchen Yehren ver Griechen famen num in Alerandria mit den verjchtedenen Religionssyftemen in Berührung, welche jich in Ajten im Verlaufe des legten Sahrtaufends vor unferer Zeitrechnung ausgebilvet hatten. Ich kann hier das Einzelne nur Furz andeuten, jo weit es mit mei- nen Zweden in Verbindung fteht, da ich Feine Gejchichte ver Keligten zu jchreiben habe. Die ältejte Yehre ijt wohl ver Brabmanismus. Sm demjelben jteht ver Brahmane, der Priejter, einer bejonderen höheren Kafte angehörig, an der Spite der jocialen Hierarchie. Im der Drpnung des Yebens waren die veligtöfen Sühnungen faft unzählbar, doch liegen fich gewijfe Sünven auch durch Geld abfaufen Ablaffram). Die Yehre erfannte einen Fort- jchritt durch mehrere Stufen der Heiligung. Die natürliche Geburt war rein menschlich, die „Wiedergeburt“ durch den Yehrer die allein wahre gei- jtige. Die höchjte Stufe erforderte Einfievlerleben, das Zerreißen aller natürlichen Bande, Reinigungen, Kafteiungen, Büßertbum. Der Abfchlur war völlige Verachtung ver finnlichen Welt und des woiichen Dafeins und daher die Sehnjucht nach dem Tore als vem Erlöfer. 3 Daneben jteht venn , vielleicht in den entferntejten Wurzeln damit zut- jammenhängend, die Lehre ves Parjfismus. Hier finden wir ein Ur- wejen, die Jervanaafarana, von welhen Ahuramazda (Ormuz das „heilige Wort” Ahunavairya (Honover) entlehnt, um durch das- jelbe in jieben Perioden (die fieben Schöpfungstage der jüdiichen Sage) die Aftatiiche Kehren. Brahmanis mus. Barfigınus. Reform dee Brabmanis- mus. Sudiiche Zrinität. s0 Römische Raiferzeit und Ehriftentbum. Welt zu Schaffen. Dem Ahuramazda zur Seite ftehen die Amejha- cpenta, die heiligen Geifter die Engel). Ihm gegenüber tritt Agramat- nyuas Ahbriman) mit feinen böfen Geiftern, ven Dews (Satan ımd die Teufel). Die Weltgefchichte it der Kampf zwiichen Ahuramazda und Agramainyıs. Die ganze Engels- und Teufelslehre hatten die Juden ihen im Exil vom Parfismus entlehnt, daher jpäter die Entaegenftellung von „Ehriftus und Beltal“. Etwa 500 Jahre ». Chr. entjtand innerhalb des Brahmanenthums der veformatorishe Buddhaismus, ver vielfach umbildend auf jenes einwirfte, insbejondere dadurch, daß er, das Ktaftenwejen verwerfend, fich vorzugsweife als Yehre für die „Armen und Gevrücten" anfündigte, vaher auch in unglaublicher Schnelle auf friedlichen Wege jich ausbreitete. Er war wejentlich befehrungseifrig („Sehet hin in alle Welt und (ehret alle Bötfer.“). Auch ihm war Einfierlerleben das Höchjte; daneben Bettler- mönchsmwejen und Kloftereinrichtungen (Fury Alles, wodurch man es fich er- möglicht, als Tagedieb fein Yeben zu friften). Dazu fam Heiligendienft, Faften, Segnen durch Handauflegen, Teufel-Austreiben, Neliquienver- ehrung, Ohrenbeichte, Kreuz und Mitra, mit einem Wort aller Unfinn, der jpäter das Chriftenthum verumftaltete. Enolich hatten vie Bupphaiften ichon zur Sicherung der reinen Yehre Shynoden der Yehrer. Im Brahmanismus vegte die Burvphalehre eine Reform an, die darin eine Dreiheit ver höchiten Götter hevvortreten ließ, die Trimurtt: Bradma — Vifhnu — Stiwa. Unter viefen war Wifhnu ver dem Menjchen am nächjten jtehenve Gott („der Mittler“, ver von Zeit zu Zeit „auf die Erde herabjtieg“ (feine fogenannten Awatara’s) als Menich (ebte und litt („gelitten und gefvenzigt unter Bontto Pilato“) , m dadurd die Menjchheit von dem übermächtig gewordenen Böfen zu befreien. Der Budohaismus hatte das eheloje Yeben in Klöftern jo vollftändig durchges bildet, var jpäter Fatholifche Netienve zu ihrem Erftaunen die Sventität Die- jevr Monajterten mit den fatholiichen Klöftern jofort wievererfannten. ') Schließlich will ich auch noch hervorheben, vap im jpäteren Juden thum die früher unbefangen gebrauchten Ausprüde Sahve Sehona) „ver höchite Gott“, Memra „vie lehrende umd ftrafente Stimme Gottes“ und die Schechina „vie Herrlichkeit oder der Glanz Gottes“ jich durch die Auf- Römische Kaiferzeit und Chriftentbum. Si faffung ver Rabbinen faft vollftändig in eine Dreiheit Gottes hypoftafirt hatten. Unter allen diefen Elementen vollzog fich num (friedlicher als im fyn- fretiftiichen Streit des 17. Jahrhunderts, ein Synfretismus der veligiöfen Anihauungen,, zu denen fat jeve einen Beitrag lieferte. Es ift das die tüdifch-alerandrinifche Phtlofophie, die bejonders von vem Juren Philo, ungefähr zu verjelben Zeit, als Sejus in Galtläa auftrat, entwidelt und inftematifch , joweit das bei jo verworvenen Phantafien möglich tft, ausge- führt wurde. Im phantaftiicher, ja fait träumerifcher Weife verbindet Philo, der jpäter — lächerlich genug — „ver jüdiiche Plato“ genannt wurde, 5) die jtotfchen Yehren vom oberjten Gott und demYogos mit den par- jifchen des welterfchaffenden Wortes, Fakt dann noch den inneren Yogos als den Exrzpriejter und Mittler zwifchen Gott und den Mienjchen, der ihm aber auch zugleich ver erjtgeborne*, Sohn Gottes ift. So bringt ev eine Drei- einigfeit zu Stante, von der er, ohne fich von der Mathematif Scrupel machen zu laffen, ganz bejtimmt erklärt, daß fie „drei jeien und doc nur eins“. Das Ganze jtellt er dann mit den von ihm myjtisch erklärten Wor- ten der Thora und der Propheten zufammen. Bis joweit tft dieje Yehre ganz unzweifelhaft vor Jefus, umd völlig unabhängig von ihm, vorhanden. Saffen wir nım die oben gejchilverte tiefe Entfittlihung dev Völker der alten Welt, mit ver jo eben entwidelten geistigen (wilfenjchaftlichen und äfthetifchen) Berfümmerung verjelben zufammen,, jo erhalten wir ein tran- viges Bild des Schauplates , auf welchen das Chriftenthum ins Yeben trat und zuerjt jich verbreitete. Halten wir an einer gejunven gejchichtlichen Auffaffung feft, jowie an dem ausnahmslojen pfychologifchen Gejeg, daß niemals Menjchen mit einem Schlage gut oder böfe werden, jo müfjen wir porausjegen, daß fich der nierrige Standpunkt der damaligen Menjchheit auch vielfach in ven Erfcheinungen des allmälig entitehenden Chriftenthums wiederipiegeln wird. Und veshalb wird es nicht ungerechtfertigt fein, die römische Kaijerzeit und das in verjelben fich ausbildende Kirchenthum der Chriften hier zu vereinen. Es ift zu auffallend, aus welch ganz ver- ichiedenem Geifte Alles das hervorgegangen ericheint, was jich jpäter unter *) d. h. die erite Emanation aus Gott, auf die noch viele andere folgen, fonft hätte das Wort „erjtgeboren“ feinen Sinn. Schleiden, Die Rofe. 6 Romanigmus und Germa= nigmug. Perioden: bildung. s2 Römiche Katjerzeit und Ehrütentbun. vem wejentlichen Einfluß des Geijtes ver neu auftretenden germanijchen Bölfer gejtaltete. Im Einzelnen mag e8 zuweilen jchwer jein zur unter- jcheiden, ob ein chriftlich-vomanischer Kern durch den Germanismus umge- ändert und umgeftaltet, oder umgekehrt eine germanifche Anfchauungswerie von chriftlich-vomanischen Dogmen beeinflußt worden tft, im Allgemeinen aber ijt ver Gegenjag des romanifchen *) und des germanijchen Geijtes zu unverkennbar ausgejprochen. Es ift unmöglich in Abreve zu jtellen, daß das Wejen ver orientali- ichen Religionen, duch Alerandria vermittelt, vielfach gejtaltend in die Ausbildung des Firchlich dogmatischen Chriftenthums eingegriffen hat. Hier it nur ein Punkt davon hervorzuheben, der mit meiner Aufgabe in engjter Beziehung fteht. Der von glühender Phantafie geipornte, von feinem ge- junden Bernunftsgebrauche gezügelte Piyhismus ver orientalischen Neligion jchnappte unvermeidlich über und führte zu einer jinnlojen Ver- achtung und Verdammung der Sinnenwelt und des Ervdenlebens. Aus ven Budohaismus ging die Askeje, die möglichjte Vernichtung aller natür- lichen Grundlagen eines gefunden Lebens in das Chrijtenthum über und verdarb oft bis zum völligen Blödfinn jede vernünftige Auffaffung und Behandlung ver Natur. Den Folgen diefer VBerfehrtheit werden wir denn auch alsbald bei ver Gejchichte der Noje begegnen. Fajt in direkten Gegen- ja dazu jtand die Verehrung und Vergötterung der Natur bei den Heiden. Diefe richtig zu leiten, durch eine tiefere und reinere Auffaffung des veligi- öfen Yebens zu erjegen, wurde aber der chrüitliche Klerus bald zu leicht- fertig und zu träge. Er fand es bequemer, das ganze Heidenthun beftehen zu lajfen und nur unter neuen, jcheinbar chriftlichen Namen in die Kirchen- (ehre aufzunehmen. Das führt uns denn auf ein zweites Gebiet, auf dem die alte Heivdenzeit in die neue Weltanfhanung aufging und Alles, was jie werth gehalten hatte, mit ins Chriftenthum herüberbrachte. Wie auch das die Stellung der Roje ganz eigenthümlich bejtimmte, ijt ebenfalls dann an jeinem Drte weiter auszuführen. Hier tft aber noch auf eins aufmerffam zu machen. Bölfer wie Indi- Sch benuge hier diefes Wort, um damit furz den Charakter der ausgelebten Völker der alten Welt zu bezeichnen. Römische Kaiferzeit und Ehriftentbum. 33 viduen, zu ivgend einer gegebenen Zeit beobachtet, bergen meijtens in jich unvereinbare Widerjprüche. Dieje haben aber einen doppelten Urjprung. Die menjchliche Seele ift in ihren Anlagen, Thätigfeiten, Nichtungen und Beitrebungen fo reich, daß nur wenigen, ungewöhnlich begabten Geijtern vergönnt tft, fich jelbjt alffeitig in Bejig zu nehmen, vollftändig auszuleben, und jo bleiben denn jo häufig die unfertigen, im Dunfel gelafjenen Theile als lange Zeit unerfannte Wirerfprüche gegenüber vem weiter Entwidelten ftehen. Aber auch aus ver zeitlichen Fortbildung des Individuums ergeben fich Widerfprüche. Nene Anjchauungen und Gedanfenreihen treten auf und verdrängen die alten, jedoch nur allmälig jo, daß Stüde des alten Mien- fchen, möchte ich jagen, noch eine Zeitlang diffonivend neben den neuen, Er- werbungen jtehen bleiben. Dies Yebtere tritt nun noch auffallenver bei gan- zen Völkern auf, bei denen fich ja die ganze Umbildung nur gleichjam ato- mijtifch in den einzelnen Inbiwiouen vollzieht. Hier leben Kinder ver alten Zeit noch in die neue hinein, hier fann daher leicht Geift neben Dummheit, umfaffenves Wiffen neben voher Ignoranz, hoher Seelenadel neben tiefer Berworfenheit fich zeigen. Wer darin lebt, wird nur jelten im Stande jein, richtig zu erfennen, was das Wertenve, was das VBergehende it. Daher jteht es immer jo miglich mit den politischen Propheten, weil zu leicht vas Aufflammen eines verlöfchenven Scheites mit dem Auflodern eines neuen Brandes verwechjelt wird, und der Desorientirte den Abenditern für den Lueifer anfieht. Hat aber die Gejchichte für die Vergangenheit jchen ent- fchieden, dann ift es allerdings gewöhnlich leicht, die Zudungen des Todes- fampfes von den noch unbeherrichten Aeuferungen der ihrer jelbjt bewußt werdenten Kraft zu unterjcheiden. Sehr wichtig wird uns aber diefe Be- trachtung bei der Beurtheilung dejjen, was wir Perioden in ver Gejchichte nennen. So lange vie Öejhichte nur als Aneinanderreihung rein außer: licher Begebenheiten behandelt wird, tjt e8 ebenso Leicht, einen Abjchnitt zu machen, als gleichgültig, wo er gemacht wird. Wenn wir aber eine wahre Geichichte, eine Entwicklung des innern Yebens der Bölfer, ihres Entjtehens und Vergehens nach Geijt, Ethik und jocialen Beftrebungen geben wollen, fo jehen wir bald ein, daf das Enve der einen Periore oft um Jahrhunderte über ven Anfang der andern hinübergreift, daß wir das, was in einer Periode blüht, nicht begreifen, wenn wir nicht die in einer früheren Periode 6* S4 Römische KRaiferzett und Chriftentbum. verborgenen Wurzeln bloslegen, daß uns einzelne Klänge fremdartig unver: jtändlich bleiben, bis wir fie als das Austönen eines worhergegangenen vollen Seltttes erkennen. en Ich muß mun das foeben Gejagte auch ganz beftimmt auf den mich "Repustit. bier hauptjächlich bejchäftigenden Gegenjtand anwenden. Im dem erjten Abjichnitt Habe ich Die Gefchichte ver oje bis in das vierte Jahrhundert hinabgeführt, weil bis dahin noch immer, wenn auch nur vereinzelte, Nemontanten blühten, die die Erinnerung an den Frühlingsflor der Schönen Sriechenzeit lebendig erhielten. Aber nun muß ich für die Kortfegung wie- der bis in das legte Jahrhundert vor unferer Zeitrechnung zurücgreifen, weil Schon da in einzelnen Erjcheinungen dev Wurntfraß fich zeigt, der end- lich Die ganze jchöne Blüthe vernichtete. Es tft befannt genug, wie tief die Sitten in der letsten Zeit der römischen Republik gejunfen waren, das jagt uns jchon die geläufige Phrafe „ein Mueulliiches Mahl“. Gleich nach Be- endigung des zweiten punijchen Krieges und der Befiegung Philipps des Miacedoniers machte jich der Berfall ver Sitten geltenn. Man werfuchte die Sejege, Durch welche die Ehrbarfeit ver römijchen Frauen gejchütt wurde, abzuichaffen, umd da fich die Brutuffe den widerjegen wollten, wurden jie förmlich von den erzürnten rauen in ihren Hänfern belagert. %) Im Jahre 181 0. Chr. wurde durch den Bolfstribun Orchius das erjte Yurus- gelet eingeführt, welches die Zahl der Säfte beim Weittagsejfen bejchränfte; es folgten nachher viele andere, alle mit gleicher Erfolglofigfeit, wie jich vorherjehen ließ. - Nachdem Antius Nejtio eine Bejchränfung des Tafel- urus durchgejett hatte, fpeifte ev nicht mehr auswärts, um nicht Zeitge von ver Uebertretung feines eigenen Gejetzes jein zu müffen. Ein von Julius Säiar gegebenes Gejet bejtimmte den Aufwand bei ven Mahlzeiten, je nach der Feierlichfeit dev Beranlaffung auf 6, 10 und 33 Thaler, was, wenn man den unvergleichlich höheren Geldwerth der damaligen Zeit be- vücjichtigt, Tchon gar feine vepublifantfche Meäßigfeit mehr genannt werden fann. Ganz anders freilich Eingt es, wenn wir jpäter den Aufwand bei Tafel allein für Nojen auf Humnderttaufende beziffert finden.) Hatte Arijtoteles in feiner Ethi£f>) die jcharfe und erlaubte Grenze zwijchen werfen umd erlaubten Genufje des Schönen in ver Natur und verwerflicher Schwelgerei zu ziehen verjucht, jo wurde feine Unterjcheivung doch bald Römische Kaijergeit und Chrüftentbum. S5 wieder vergeffen. Nach und nach machten fich die beiden entgegengefekten, gleich verwerflichen Extreme geltend. Im Heiventhum trat an die Stelle der umjchuldigen Freude am Schönen, die Befriedigung einer 'bis zur tief- jten Berworfenheit jinfenven Sinnenluft, im Chriftenthum dagegen vie ebenjo verkehrte Verdammung der ganzen Natur als einer Verkörperung des Bien, die immer franfhafte und ver wahren Sittlichfeit fremde, oft bis zum Wahnfinn gefteigerte Asfele. Sene Genußjucht tritt nun immer zunächjt auf in einer Unzufrieden- heit mit den vom Leben freiwillig geipenvdeten Gaben. Sie genügen nicht mehr dem gereizten Nervenjpjten, jo, wie, wo umd wann die Natur jie darbietet. Das Einfach-Natürliche wird verihmäht und durch finnlofe Häu- fung oder fünftliche Zufammenjegungen ein höherer Genuß erlogen — das Vernliegende, jchwer zu Erreichende wird für jchöner geachtet, — oder man erzwingt durch fünjtliche Mittel, das was die Natırr gerade diejer bejtimmt- ten Jahreszeit, diejem bejtimmten Yande verjfagt hat. Statt des Köftlichen jucht man das Koftjptelige. » Schon darin zeigte fich die Verdorbenheit, daß die jchöne Sitte, den um: hergetragenen Götterbildern over geliebten und verehrungswürdigen Nen- chen ven Pfad mit Blumen zur betreuen, 10) zu einer Korm der niedrigjten Schmeichelei herabjanf. 1!) Meit jittlicher Empörung erzählt Tacitus, daß, als der elenve Bitellius das Schlachtfelv von Bedriacum befuchte, auf dem noch die zerfleifchten Yeichname unbegraben lagen, das Friecherifche Ge- findel ver eremonejer Bürger ihm ven Weg mit Yorbeern und ofen be- ftreut hatte. 12? DVergebens verjpottete Yırctan die Thoren, die mitten im Winter das Haus voll Rofen haben, veren Werth nur in der Ungzeit und Seltenheit bejteht, die zu vechter Zeit aber verachtet werden. 3) Weanter- tius tadelte bitter in feiner Yobrede auf den Katfer Julian den unnatür- fihen Luxus feiner Vorgänger: „Die ausgefuchteften Spetjen wurden nicht nad dem Wohlgefhmad, jondern nach der Schwierigkeit „ jte anzuschaffen, gejchätt, wunderbare und jeltene Vögel, Fijche aus fernen Mieeren, Aepfel zur ungehörigen Zeit, Eis im Sommer, Nojen im Winter wurden ge- wählt.“ 1) Aehnlich Sprach jih auch Yatinıs Bacatus aus. 1’) Und noh Macrobius verdammte die Unnatur, im Sommer Eis, im Winter Rofen zu verlangen. 16) Hatte doch der in manchen Dingen Schwache Se- Senufiucht und die Rofe. Sh Römische Katjerzeit und Ehriftentbun. neca die Umkehrung der Jahreszeiten guttgeheißen, 17) und ohnehin hätte fein Philojoph den allgemeinen Verfall der Sitte, der von obenher gepflegt wurde, aufhalten fünnen. Wo es anders nicht ging, mußten Fünftliche Nachahmumngen der Natur nachhelfen. Man fing an fünftliche Blumen zur machen von Gold, Silber und befonvers von dünnen Hornjpänen, denen man die pafjenden Farben und durch Dele und Balfanı ven Geruch gab. 1°) Aus dem angegebenen Grunde war man auch bald mit dem nicht zufrieden, was die Heimat gewährte. Die Gaben fremder Yänder mußten dem Yırus dienen. Schon zu Plinius’ Zeiten ließ man Nofen, jelbjt in Wagen und ganzen Schiffsladungen, aus Mailand, Spanien, Aegypten, ja jelbjt aus Indien fommen. !’); Daß die Rofe in ihrer Schönheit für Anfchauumg und Genuß bald nicht mehr genügte, läßt fich denfen, fie mußte auch ver Zunge dienftbar werden. Seneca jagt von den jchwelgeriichen Gourmands Wo = mentanus und Apictus: „Der Ausfall ihrer Küchenkünfte hing won der Zufuhr von Rojen ab.“ 2%; Zahlreiche Speifen werden uns nambaft gemacht, die von dem Zufag der Nojen ihren Namen hatten. So Nojenpuddinge, Rofenplätschen, Rojenhonig. Auch al® Gewürz wiırrde die Rofe häufig ver- wendet. 2!) Schon früher hatte man angefangen, auf den Wein, den man tranf, Rofenblätter zu jtreuen (eine Art Maitrand), 22) jehr bald aber wurde der Nofenwein, Fünjtlich bereitet, ein ganz gewöhnliches Getränk und das nicht allein, man badete fich in Rojenwein, ja der Raifer Heliogabal, ver jich viel auf feine Erfindung: den Rofenwein noch durch Pintenzapfen ver- bejert zu haben, zu Gute that, Lie Fifchteiche mit Nojenwein füllen , der, nachdem er fich darin gebadet, an vas Volf verjchenft wurde. 23) VBorzüg- Lich aber jucchte man ven Genuß in der mafjenhaften Bergendung. Tafeln wurden mit ofen beftreut, die Polfter mit Rojenblättern gejtopft, Speife- jüle umd Vorhallen oft ellenhsch mit Nofen over NRojenblättern bevedt. Nero vergeudete bei einem Gelage für 200,000 Thlr. Nofen. VBerres jaß in einer Sänfte in Rofen faft verhüllt. Mean ließ durch befonvere Vor- richtungen beim Miahle Rojen von oben auf die Säfte herabregnen, was Heltogabal jomweit trieb, daß ein Theil feiner Gäfte erjtickte, weil fie fich aus den Rojen nicht mehr herausarbeiten konnten. VBerus fchlief in Betten von Nofenblättern, denen der härtere weißere Nagel genommen war, unter einer Dede, die von Yilien gemacht war. Bei ven Sybariten war ein jolches Römische Katferzeit und Ehriftentbum. S7 Yager jehr gebräuchlih, und Smindyrides beklagte jich einmal bitter, Tap er eine Beule befommen, weil ein Nojenblatt eine Kalte gehabt habe was an das Märchen erinnert, in welchem die echte Prinzejjin varan er- fannt wird, daß fie fich über das harte Yager beflagte, weil man ihr heimlich unter vier Matragen eine Erbje gelegt). Der jüngere Dionyfjius in Yofrt wälzte fi mit jeinen Buhlerinnen auf dem fußhoch mit Rofen und Thymian bevedten Fußboden. Und jogar bei Yujtfahrten in der Bai von Bajä wurde das ganze Meer mit Nojen bejtreut. +) Mean fünnte vie Hofe, diejes Wunder der Natur, fait beweinen, daß fie jo entwürdigt wer- ven fonnte. Daß mit dem fittlichen Untergang Aberglaube und Niyjtieismus ihr Haupt erheben mußten, habe ich chen oben ausgeführt. Ich glaube, Clau- dviuns Claudianus war der erite, ver die Rofen „blutroth“ nannte. 2°) Später wird die Beziehung der Rofen auf Blut immer geläufiger, die Sarbenbezeichnung immer myjtifcher. So jagt Cajftodor: „Die Pur- purfarbe ijt eine vothichimmernde Dunkelheit und blutige Schwärze.“ 2% Die Verwendung der Roje zu Gleichniffen wurde trodne Spitfindigfeit, fait albern,, wie das ebenfalls jpäter noch mehr hervortritt. So jagt Sul: gentins: „Die Rojen erröthen umd jtechen wie die Begierde, jie erröthet auch durch den Borwurf der Schamlofigkeit und jticht mit dem Stachel der Sünde.“ ?”) Schon bei Yucian find die Rofen Zaubermittel, 2°) und bei dem letten griechtfchen Dichter Tzezes werden Rofen im Winter ımter die unglücverfündenden Zeichen gerechnet, 2°) gerade wie jpäter bei Gregor von Tours. ?" Daf das Chriftenthum der völligen jittlichen Entartung des Heivden- thums entgegentvat, würde berechtigt gewejen fein, wenn in ihm jelbjt ein anderer Geijt gelebt hätte, als der, welcher jener VBerfommenheit eben Bor: ihub geleitet hatte, nämlich der Mangel einer gefunden ethiichen Grund- (age. Deshalb fchütteten fie gleich das Kind mit dem Babe aus und traten nicht nur mit der Corruption, fondern auch mit der ganzen Natur, und jo- mit der nicht nur zu vechtfertigenden, jonvdern jogar nothwendigen Freude am Schönen, am reinen Naturgenuß im Kampf. Die finftere orientalifche Yebensanjchauung verdammte Alles, was natürlich, menjchlich und daher ihön und gut war. Welche verdumpfte und verdorbene Natur zeigt uns Entweihung der Natur. Ss Römische Katjerzeit und Ehrijtentbum. ver h. Bernhard. Als er bei einem Befuche des Gifterzienjer-Klofters Himmerod in der Eifel die Mönchszucht in tiefen Verfall fand und zu- gleich ver jchmelzente Gejang der Nachtigallen vingsumber zu feinen Ohren drang, da ward es ıhım Klar, daß viefer an ven weltlichen Sinne ver Bri- der jehulo jet, zürnend bob er vie Hanr und jein Bannjpruch zwang das ganze Volk der Nachtigallen,, die Umgegend zu verlaffen. 3), Daß folch ein verfümmertes Gejchöpf nie ven wahren Weg zur Tugend und zu Gott finden wird, liegt auf ver Hand. Der verrücdte Geranfe ves Sünvenfalls durch die erjten Menjchen wurde noch verrüdter dadurch, daß man die ganze Natur in ihn werwidelte, Die durch venjelben ververbt und dem Böfen an- bein gefallen jein jellte. Spuft doch viefer Unfinn noch heut zu Tage in theologijch-bornirten Köpfen. Auch die Noje hat darunter gelitten: jte war im Paradies dornenlos und erhielt die Dornen erft nach dem Süntenfall. So jugen der b. Ambrofius und ver bh. Bafilius,??) daß die Roje im Paravies feine Dornen gehabt habe; woher fie das wilfen, haben fie aber vergejjen mitzutbeilen. Mufter won Abgejchmactheit find vie Aeußerungen des Tertullian (über die Kränze der Krieger) 3°, und des Clemens von Aleranprien (über Salben und Kränze,.3* Etwas Alberneres von So- phifttf, als der Beweis des Tertullian,”, daß man fich nicht befränzen dürfe, tft nicht leicht irgendwo zu finden, vesgleichen die Behauptung, daß das Befränzen gegen vie Natım jet, zum Abjchluß giebt er vie trojtlojefte, materialiftiiche Yebensanfchauung, vie Alles auf das Nüsliche und Noth- wenpige bejchränten will, ver das ganze Gebiet der Schönheit verjchlojjen it. Dabei ift er jo gedanfenlos, zu überjehen, daß ja im alten, wie neuen Tejtament auch Kränze vorkommen. 36) Fast in gleicher VBerfehrtheit Tpricht jih Slemens aus umd zeigt dabei eine vecht hübjche Unwifjenheit, wenn er behauptet: die alten Griechen und jelbjt die Phänfen hätten feine Kränze gekannt, da fie erjt bei ven Athletenjpielen aufgefommen jeien. Im Homer ihon fommen vie Kränze vor, 37, oder weiß Clemens noch Etwas von ven vorhomerischen Griechen? Prudentius in jenen chrijtlichen Hymmen thut jich etwas darauf zu Gute, daß er fich Nichts aus Nojen und Wohlgerüchen * Gin Mann von raubem und mürriichem Qemperamente“, wie der Seluit Theophil. Raynaud ibn nennt. 3) Römische Kaiferzeit und Ehriftentbum. sg mache, und preijt die zwölfjährige Martyrin Eulalia, dies durch gewilfen- (oje Erziehung altflug verichrobene Kind, daß fie Nojen und allen Schmud verichmäht habe. >>) Die myftifchen Schwärmereien über tas „rofenfarbene“ Blut C hrifti3m) iur" ließen bald Blut und NRofe in Wechjelbeziehung treten; ver h. Bern- hard jagt: „Die einzelnen Tropfen feines Blutes find die Blätter der blır- tigen Noje feines Leidens“, #0) die Roje und ver Kranz von Rofen wurden Symbol des Martyriums. *) Als Abihluß und als Seitenftüd zu Ter- tullians Abhandlung über die Kränze erwähne ich noch des hochgefeierten Thomas von Ayuino, der legten Sadgafje des Scholaftischen Irrmweges, mpjtiihen Erguß über die Blumen, Blätter und Früchte. 1?) Hier findet man ein wahres Weufterjtüc von geiftlofer Spisfintigfeit, blöver Gejchmad- lojigfeit und VBerhöhnung des gefunden Menjchenverjtandes in Verdrehung und Anwendung der Bibel, jo daß man umwillfürlich daran erinnert wird, wie ihn fchon feine Studiengenofjen beim Albertus Magnus wegen feines ftummen Hinbrütens den „tummen Ochjen“ over ven „großen Ochlen aus Sieilien“ nannten. *>) Schließlich wirt die Rofe auch geranezu Toresbotin. Am befannteften TR; ift wohl in diefer Beziehung die Öefchichte des Domherın Rabundus. Es joll von alten Zeiten im Domftift zu Yübed fich ereignet haben, daß, wenn einem Domherrn der Tod nahte, er vrei Tage vorher unter dem Poljter feines Stuhles im VBerfammlungsfaale eine weiße NRofe fand. Einft fam ein junger Domherr Nabundus etwas früher in das Situngszim- mer, fand die Roje auf jenem Stuhle und legte fie jchnell auf ven feines Nachbars. Diejer behauptete, jchen vor Nabundus nachgejehen und nichts gefunden zu haben, darüber erhob jich ein Streit, bei vem fih Na- bundus vermaß, wenn er die Ummwahrheit gejagt, wolle er felbit nach jeinem Tode den Tod ver Domherren anfündigen. Er ftarb nach vrei Tagen, und von da an kündigte er den bevorftehenven Tod eines Domberrn jedesmal ditrch drei laute Schläge an feinen Grabftein in ver Domfirche an. Diele Yeute, z.B. Branciscus, behaupten, die Schläge jelbft gehört zu haben. +) Im diefer Sage ift vreierlei zu unterfcheiven. Das Eine tft ver erfolgloje Betrug des Rabunpdus, das fommt in faft gleicher Weife bei ver Ähnlichen und wahrjcheinlich wiel älteren Sage ver Abtei Corvey vor, 90 ; NRomische Katferzeit und Ehniftentbum. wo Übrigens eine Yilte aus einem im Hochchor hängenden metallnen Kranze auf dem Chorjtuhl des betreffenden Mönchs ven Tod verkündet. 5) Der zweite Pırnkt tft die vegelmäßige Verkündigung eines beworftehenden Toves- falles, die an vielen Dertlichfeiten und unter jehr verjchiedenen Kormen jich wiederholt. So zeigte in Merfeburg ein Gepolter und ein heftiger Schlag auf den Chorjtuhl das Ableben eines Domberin an, an vielen Orten tt e8 die jogenannte weiße frau, die Fran Perchta von Nofenberg, deren Erjcheinen den Tod bedeutet, an andern Orten ift e8 das freiwillige Yänten einer bejtimmten Slode;, in einem Mönchsklofter am Sinat das Erlöfchen der Yampe des betreffenden Bruders; in Nom endlich fündet der von der Sage zum Zauberer gejtempelte Bapjt Sylwejter II. durch das Klappern feiner Gebeine im Sarge den Tod eines Papftes an; und fo noch vieles Andere. +6) Für mich ift hier das Dritte das Wichtigfte, nämlich die tolle, welche die Noje als Vorzeichen des Todes fpielt. Hierbei fan man allerdings Schon auf ven griechifchen Traumdeuter Artemidoros zurüd- greifen, bei dem eine Krone von purpurnen Blumen, „weil die Purpurfarbe eine gewijje Beziehung zum Tode hat“, wenn man fie im Traum fieht, ven Zod bedeutet, noch gewiffer gilt das, wenn ein Kranfer zur Nojenzeit von Nofjenfränzen träumt. #7) Hierher gehört denn auch wohl aus dem Nibe- (ungenlieve das Wort der Kriembilpde: „Lapt euer Jagen fein, „Mir träumte heut! vom Leide, wie euch zwei wilde Schwein „Meber die Haide jagten, da wurden Blumen votb ; Daß ich jo bitter weine, das fchafft mir wahrbaft Notb.“ 4) König Heinrich VII. träumt, ev habe eine Aofe verloren, und da heißt eg: »A ship he had, a Rose by name, »Oh no, it was his royal Jane. »Oh, mourne, mourne, mourne, fair ladies, »Jane, your queen, the flower of England, dies.«® Nach einer jüdijchen VBolfefage ftirbt ein berühmter Zauberer in Prag, Sünftling Katfer Auvdolphs I., am Geruch einer Nofe, in die fich ver Tod verwandelt hatte, weil er dem Zauberer auf andere Weife nicht bei- fonmen fonnte.>%) Nach jchwerticher Volksfage ericheint die Sungfrau Marta kranken Kindern und giebt ihnen föftliche Erpbeeren zur Erguikung jelbjt mitten im Winter, wenn fie genefen jollen , oder eine Nofe, wenn fie den Tode nahe find.>1) Im ver Familie von Trotha ericheinen ven Römische Kaiferzeit und Ehriftenthum. 91 Frauen, deren Tod bevorjteht, immer einige Tage vorher vier vothe Nofen im Traume. 52) Auch in Breslau und in Hildesheim bejtand die Sage, daß jeder Domberr drei Tage vor feinem Tode eine weiße Nofe auf jeinem Shorjtuhl finde. 53) Eine unerflärte Eigenheit ift, daß der Tovesbote in den Domitiftern immer eine weiße Nofje (oder Yilte) tft, während jonft die rothe Rofe, wie das Martyrium, jo auch den Tod bedeutet. Es lag im Syitem, der Erde jeden Neiz zu nehmen, und fie zum 2 a Sammerthal zu machen, dafür vertröftete man die Menjchen aufs Senfeits, wo fie alles das fehöner wiederfinden würden, was man ihnen hier als jündlich entzogen. So wiffen auch die frommen Priefter nicht genug von den Schönheiten des Paradiefes zu erzählen und von dem milden Wetter und den herrlichen Yilten und Nofen vafelbjt. Zur Beglaubigung brachte ein Engel dem Theophilus einen Korb mit NRojen und Aepfeln, *) die ihm die hingerichtete Dorothea mitten im Winter geravezu aus dem Pa- vabiefe fchiekte. 53) Der h. CHprianus entwirft ein verführerifches Bilv von dem vofenveichen Frühling im Himmel. 5) Der bh. Augujtinns tft nicht minder heimisch in jenen Regionen, und feine Meittheilungen hat ver Sarvinal Betr. Damtani in Berje gebracht: „Dort quält nimmer der Winter mit Frost, noch glübender Sommer, „Smmer blühen dort Rofen, in nimmerwelfendem Lenze, „Lilien ftets und Erocus, 08 fchwiget immer der Balfan, „Honig flieget in Bächen, 8 grünet jtets Wiefe und Saatfeld.“ 5% Bei Dante entfaltet fich jogar das ganze Paradies felbjt als eine himmlische weiße Rofe, in ver alle Heiligen thronen. Aber es eröffnet fich ung nun auch ein anderer Eingang für die Nofe en in die Moftif und Symbolik des Chriftenthfums. Schon Libanius, der anime. geiftreiche Freund des edlen Kaifers Sultan, hatte den chr jtlihen Bi- ichöfen zugerufen: „Ihr fünnt den alten Göttern wohl die Tempel vauben, aber nicht ihnen die Herzen der Menfchen werichliegen.“ >”) Im der That, wer nicht ganz albern ift, Fan nicht glauben, daß das Auswendiglernen des Sredo plößlich die Menfchen verwandelte, ihre früheren Anjchauungen, lieb- gewordenen Gewohnheiten, Glauben und Aberglauben vernichtet, md jie *), Eine ganz heidnifche Liebesaabe. Die beidniichen Gottinnen und Maria. 92 Römische KRatferzeit und Ehriftentbum. zu neuen Menjchen gemacht habe, als welche etiwa nur wenige Kanatifer er- jheinen fonnten. Sie blieben vielmehr in überwiegender Mehrzahl diejelben Heiden wie vorher, wenn auch unter neuem Namen, und die Bifchöfe fahen bald ein, daß es nicht genug fei, die Heiden zu taufen, jonvern daß fie auch das Heidenthum jelbjt taufen müßten, und eg wurde ihnen bei ver Gewiljen- (ofigfeit, mit der fie die Bibel mißhandelten , nicht jchwer, dafür Anhalte- punkte zu finden. 5) Die turch das ganze Heitenthum verbreitete Ver: ehrung einer weiblichen Gottheit, vie Anvufung hülfveicher Yofalgottheiten und die gewohnte Feier heinnifcher Volfsfejte war den Menjchen nicht zu nehmen. >) Mean ließ jte ihnen daher und gab ihnen nur jogenannte chrift- liche Namen. Die weiblichen Gottheiten taufte man Maria, vie Yokal- gottheiten machte man zu Meärtyrern und Heiligen 6% Angeblich litt die b. Agnes den Märtyrertod, weil fie vie Diana nicht anbeten wollte. Die Diana wurde aber nach wie wor angebetet, da Jchlugen ihr die chrift- lichen Priefter ven Halbmond ab, jtellten fie als heilige Agnes in vem- jelben Tempel wieder auf, und da jteht Jie noch heute in Kom, ein jchönes Runftwerf des Elafjiichen Alterthums ; die heidnische Verehrung blieb diejelbe unter chrijtlichen Namen. 61 Die alten Weiber liefen zur Statue des Aesculap und beteten um Heilung für fih und Andere; fie laufen noch immer dahin in demfelben Aberglauben, obwohl dev Aesculap jest St. Bartolomeo heift, #2 gerade jo wie die Öronzejtatite des capitolinijchen Jupiter jetst al8 h. Petrus in der Betersfircche jtehen muß. „Wird der alte Glaube zerjtört, fo rettet Jich das Volf einzelne Züge daraus, inden es fie überträgt auf einen Gegenjtand neuer unverfolgter Verehrung“, jagt Grimm. %%) Und wie konnte das anders jein ; die miedere Geiftlichfett war ja immer aus ven unterften Volfs- ichichten hervorgegangen und trug alle ihre väterlichen Erinnerungen, Ge: finnungen, Aberglauben mit in den neuen Stand hineim. Noch zu Anfang des 16. Sahrhunderts opferten felbft chriftliche Geiftliche auf Bergen und in Wäldern ven beidnischen Göttern, um fich die Gunft ver noch immer treu am alten Glauben hängenden Frauen zu gewinnen. 6%) Die Berwandtichaft der jümmtlichen weiblichen Gottheiten und die Spentität ihres inneren Wejens hatte jchon das Hetventhum anerkannt, um jo leichter wurte es, fie jammtlich in die eine Gejtalt der „Söttin Marta“ Römische Kaiferzeit und Ehriftenthbum. 93 zu vereinigen, auf die man dann alle Beinamen ver Venus, IJjis, De- meter, der fyrifchen Ödttin, der veutfchen Treia u. |. w. häufte. 6) Unter einem Marienbilte in Neapel jteht die Inschrift: „Tochter, Schwe- jter, Gemahlin und jelbft auch Mutter des Donnrers“, welcher Vers offen- bar geradezu von der Juno auf die Jungfrau übertragen ift. 6% Wo Lofale Berhältnifie Rücfichten erforderten, machte man die Göttinnen zu Heiligen : Rojen, Rojalien und jo weiter, und ließ fich Darin auch nicht durch ven Spott der Muhanmmenaner, daß die Chriften Weiber anbeteten , ftören. #7) Celbit Epiphanius ift noch ganz empört über die beginnenve VBergötte- rung dev Maria. Er fagt geradezu: „Die Verehrung hat nichts als Werbsbilder zu Uxrhebern, durch welche ver Satan gewirkt zu haben iheint.“6%) Was halfs! Zur Erziehung des verdummten Bolfs für einen edleren- md reineren Oottesglauben war die felbjt ungebilvete und in Ge- nußjucht verjunfene Priefterichaft viel zu faul; bequemer war e8, das Hei- denthum, wie e8 lag, bejtehen zu laffen und nur, um ven Schein zu wah- ven, mit neuen Namen zu taufen. So 30g denn der ganze Kultus der fig, ver Iyrifchen Göttin, der Demeter, Kybele und ver Benus in das Shrijtentgum ein. ©) Die Namen wie die Symbolif der genannten Göt- innen gingen auf die Maria über. Diana und Ifis lieben ihr den Halbmond, Ceres die Achren, die ägpptiichen Göttinnen gaben ihr die ihwarze Karbe*), und alle Attribute ver Benus, Miufchel, "!) Fifch, 72) Abend» und Meorgenjtern und das Meer, 73) Eivechje, "!) Taube, 75) Nep- huhn?®) und bejonders Rofe, Yilie und Miyrte wurden auch Symbol ver Maria.) Selbit einzelne Miythen gingen offenbar auf die Maria über. Viele alte Bolfsfejte und Gebräuche erinnern noch an die Ferer des Adonis und die Adonisgärthen. Benus und Adonis in ven Rojen veprodueirt fich offenbar in den Bildern, die die Maria im Rofengebüfch varjtellen. So erinnere ich zuerit an das Bild von Srancia in ver Pinakothek zu Münden, dann an das fchöne Bild von Martin Schongauer in dem Münfter zu Kolmar: „Maria im Rojenhag“; dem ähnlich tft das Gemälve Maria und die Rofe. der Margarethe van End; ebenjo das von Sandro Boticelli: x *, Die Schwarzen Marien der morgenländiichen Kirchen. 70) 94 Römische Katjerzett und Ehriftentbum. ‚Maria auf dem Throne“, dann ein altes Bild in Straßburg und viele andere. 73) Gar jeltjam tft es, daß man für die Rofen der Maria iı der Bibel fait feine anderen Anbaltepumfte fand, als einige Stellen, in denen man das eine Blume bezeichnende Wort aus Umwifjenheit mit „oje“ überjette und vie überichwänglichen Ausprüde einer weltlichen Dichtung, des von orientalifcher Sinnenglut und Leidenjchaft überfchäumenden Hohen Yieves. Sobalt Maria in den Borgrund der Verehrung tritt, Fnüpft fich die Rofe an ihren Kultus. Der bh. Bernhard, in jener Rede zum Yobe der Jungfrau, jetzt jie, al8 Rofe, dev Eva, als Dorn, entgegen. Chryfoftomus, Chry- jippus, Damascenus, St. Jojephus, Anjelmus, Hugo ve St. Victor, Petrus Mauritanus, Helinandus, Innocenz Ill., DB. Iofephus, Richard von St. Yorenz, Hugo Carenfis, Bonaventura, Albertus Magnus, ©t. Öertrudis, Jacob de Boragine,Alanusped’njulis, St. Mechtildis, I. Hondemius, Ioh. Hildesheim, Ernft von Prag, St. Brigitta, Bartho- jemäus von Pifa, Raymundus Jordanus, St. Vincentius Berrerius, Ioh. Gerjon, Yaurentius Iuftinus, Antonius, Dionyfius Carthufianus, Paulus de Heredia u. f. w. haben mehr oder weniger oft die Maria mit der oje verglichen. 7’) Sie wirt darin „Schönste Nofe unter den Frauen“, „Nofe unter den Dornen“ (Iudäa), unverwelfliche, fürduftende, dornenlofe‘, „Heilerin aller Yeiven“ (in Bezug auf die Heilfräfte dev Rofe), „gepflanzt in Bericho“ und „an den Ufern ver Bäche“, „nie Nofe des Paradiejes“ genannt, einige Male Fommt auch Gott als Rojenjtrauch, Chriftus als Noje und der h. Geijt als der Duft vor. Im Ganzen find die Vergleiche nichtsjagend, geiftlos und langweilig darurch, daß fie, auf wenige Wendungen bejchränft, ich immer wiederholen. Nicht übel tft die Wendung bei Neinbot von Born: „Soll alles ding, das ve aewart, „glichen recht uner Aıt, ‚No mußte die lichte Nofe fin „Mutter des von PBallaftin.“>0 Gehen wir insbejondere auf die geijtloje Poefie, die Hymnologie ein, fo finden wir auch hier diejelde Armuth an Öeranfen, venjelben Mangel an dichteriicher Schöpfungskraft. Wir können hier gleich auf ras Heidenthum Römische Kaiferzeit und Ehriftentbum. 95 zuvücdgreifen. Die im Stlofter Benedicetbeuren in einer Handjchrift des 13. Jahrhunderts gefundenen Gedichte, mit denen fich die Mönche beim Weine unterhielten, darunter viele jelbjt jchmusige Yiebes- und wilrve ZTrinfliever , enthalten auch ein Yied an die Venus, worin folgende Bere vorfommen: Ave formosissima Sei gegrüft, du Ichönfte Yrau Gemma pretiosa ; Edelftein und Perle, Ave Decus Virginum, Stolz der Jungfraun, jei gearüßt, Virgo gloriosa. Herrlichite der Jungfraun. Ave mundi luminar, Sei gegrüßt, du Licht der Welt, Ave mundi rosa, Weltenvofe, jet gegrüßt, Blanziflor et Helena, Blancheflor und Helena, Venus generosa. Du, o bebre Venus. Stella matutina, D du befler Morgenftern, Illa, qui terrestria Herricheit bier im Srdifchen, Regit et divina. Herifcheft dort im Himmel. Dans in herba violas Die im Grün du Veilchen giebit, Et rosas in spina, Rofen auch auf Domen, Tibi salus, gloria Dein jei Preis und Herrlichkeit, Sit et medicina. Du, der Menfchen Heilung. Man ftreiche hier ven Namen Venus, fo ift's ein Marienliev. *! Eine der ältejten Hymnen lautet: Rosa recens, Srische Rose, Rosa munda, Reine Rose, Rosa decens, Keufche Rose, Sine spina, Ohne Domen, Rosa florens, NRofe blübend, Et foecunda, Früchte tragend, Rubicunda, Slubend rotbe, Plus quam rosa, Mebr als Rose, Lilio candidior. Weiper als die Lilie. Damit ijt num fo ziemlich die ganze dürftige Neimerei ver jpäteren Sefuiten- poeten erjchöpft. 2) Hundertmal wiederholen fich die einzelnen Zeilen zu ein order zweien combinirt, ohne daß irgend ein neuer, finniger Gedanfe hin- zutritt. Auch die deutsche geiftliche Dichtung ift ebenfo arm, oft nichts als die Ueberjegung aus dem Yateinifchen. >) Zu erwähnen wäre nur, vaf Maria oft auch „ver von Gott gezierte Nofengarten“ genannt, daß fie als „Rojenftrauch“ und Chriftus als Noje behandelt wird, und daß ihre joge- nannten fünf Freuden und fünf Schmerzen und fünf Entzücfungen als fünf 96 Römische Katferzeit und Ehriftentbum. weiße oder rothe Nojen vorkommen. *) DBergleicht man die ältere mit der jüngeren Yiteratuv in Bezug auf die Verwendung der Roje, fo zeigt ich allerdings im Allgemeinen eine gewiffe Verjchievenheit der Auffaffung, die mit ver Entwiclung der firchlichen Anfchauungsweife eng zufammenzuhängen jheint. *+) Die Ältejten Mariengleichniffe haben nur die Schönheit der Rofe im Arge und vergleichen damit Maria als die jchönfte ver Jungfrauen ; eigentlich find fie noch ganz heitnifch, höchitens wird Marta als vie an den Dornen des Judenthums erblühende Roje bezeichnet. Später tritt diejer legte Gefichtspunft aber, dogmatisch gewendet, mehr in den Vorgrund ; der Dorn wird zum Symbol der Sünde, der Dornbufch Allegorie des in ver Erbjünvde verjunfenen Judentums, wogegen Maria, als die Noje, vie jelbit feine Dornen bat, als die jündenlofe, unbeflecte hervorgehoben wird. Dies beginnt befonders gegen Ende ves 14. Jahrhunderts mit Naymun- dus YJordanıs (auch unter dem Namen „Ipiota“).°) in zweiter Punkt, der fih dem Yefer auforängt, ift, daß anfänglich nur im einfach natver Weife Schönheit, Farbe und Geruch zum Preis der Maria benutt werden, jpäter fich eine gejchniad- und geiftlofe Breite in allegorifcher Aus- Ipinnung anderer, meift nur vermeintlicher Eigenfchaften ver Aofe, bejon- ders der merieinischen, geltend macht, das Schönheitsgefühl, der Afthetijche Tact verliert jich gänzlich ; die Schriftfteller, befonvers die Sefuiten, werden albern, ja zuweilen widerlich und geradezu unfläthig. Auch das wäre viel- leicht noch zu betonen, daß zwar wohl Schon früh auf die vothe Nofe als Symbol des Martyriums hingedeutet, dies aber erft in fpäterer Zeit weiter entwicelt wird, indem es heißt, daß, weil Maria geiftig mit ihrem Sohn gelitten, ein Martyrium der Yiebe das ihre fer, im Gegenfat zum Marty: vinm des Blutes, endlich wird öfter in der fpäteren Zeit hervorgehoben, daß, wie man die Nofe pflüct, ehe fie noch verblüht, jo auch Maria, noch ehe der Tod Jie zerjtört habe, zum Himmel erhobeırworden jei. °%) Entjtehung ‚it Diefe eigentliche Nofenliteratur des Chriftenthums weniger ergqutic- der Rose in der dhriftlichen Sand. IH und fejfelnd, jo bietet Dagegen die Yegende, in der die Nofe fo häufig mitjpielt, doch manche intereffante Punkte dar. Sch erwähne zuerjt die chriftlichen auf Entjtehung der Noje, ihrer Karbe und ihres Geruches be- *, Davon tft noch jpäter bei den Rofenfranzbildern zu fprechen. Römische Kaiferzeit und Chriftentbum. 97 d U züglichen Yegenden. Ich beginne hier zuerjt mit einem alten Wallfahrts- (ted, 7) worin es heift: ‚Maria durch den Dornenwald ging, „Der hatte fieben Jahre fein Laub getragen, „Bas trug Maria unter ihrem Herzen ? „Ein £leines Kindlein ohne Schmerzen. „Als das Kindlein durch den Wald getragen, „Da haben die Dornen Rofen getragen.“ Daran reiht jich dann die Sage, dap ein Blutstropfen Chrifti unterm Kreuz auf Moos gefallen und daraus die Moosrofe entjtanden fei.°°) Be- jonders hat jich die Yegende mit der Wein- oder Roftroje *), vem »sweet William « oder »sweet briar« der Engländer, bejchäftigt. Beim Volke heißt fie auch die Marieivoje, und man erzählt nicht jehr appetitlich,, var Maria einmal auf ver Flucht nach Aegypten die Windeln Chrifti an einem Dornftrauch zum Trodnen aufgehängt und diefer davon ven Geruch ange- nommen und behalten habe. °°) Noch weiter ausgejponnen fommt vie Le- gende im Elfaf vor: In einem Dorfe unweit Mariajtein fteht eine Rojenfnospe, vie nie aufblüht, aber in der Chriftnacht entfaltet fie ich und wirft weithin duftend einen lichten Schein um jih. Sie jtammt von einem Kofenjtrauch ab, an welhem Maria auf ver Flucht nach Aegypten vie Windeln Chrijti aufhing. Ye länger die Aofe blüht, um fo fruchtbarer wird das Jahr. %) Um Tübingen dagegen heikt die Rojtroje „ves Hei- lands Dornenfrone“. °! In Angeln heißen die Hagebutten, die auch ihren Antheil an der Yegenve fordern, „Sudasbeeren“. Iudas joll fich an einem Hagedorn erhängt haben und jeien dadurc die Dornen abwärts gebogen. AmNiederrhein heißt die Hedenroie „Friggdorn“ (Freia’s Dorn) und darf nur an einen! Freitag gepflücdt werden. Auch erzählt man an vielen Orten, daß, als Yırcifer vom Himmel auf die Erde geftürzt fer, habe er fich ven Hagedorn gejchaffen, um daran wieder hinauf zu Elettern. Gott aber „merkte vie Abjicht und wurde verjtimmt“, verhinderte den Strauch, feine Triebe aufzurichten, und bog auch die Stacheln, die vem Yucifer als Yeiter dienen jollten, nach abwärts. ”?) Endlich tjt noch zu erwähnen, dag die weiße Aoje an vielen Orten *, Rosa rubiginosa L. Schleiden, Die Rofe. 7 Die Rofe ala Begründerin einer Kirche. 98 Rommjche Ratjerzeit und Ehrijtentbum. Magvalenenrofe heikt, weil durch die Thränen der Büßerin die rothe Nofe entfärbt, und jo die weiße Nofe entjtanven jet. 3; Eine gar anmutbige Yegende über Benutzung der Roje wüßte ich nirgends bejjer als bier anzı- ihliegen. Ein armer Fuhrmann blieb mit jeinem jchweren Wagen, auf welchem Weinfäjer geladen waren, auf einer jchlechten Straße jteden. Da. trat Maria unerkannt zu ihm und bat um einen Trumf zur Stärkung. Als der Fuhrmann willig war, aber ven Weangel eines Bechers beklagte, lief Marta aus einem Dornbufch eine oje hervoriprofjen, Forte fie jchnell zu einem Becher und trank daraus. Sie jchenfte danıı dem Fuhrmann ven Becher und verfchwanr. Nım zogen die Pferde mit Yeichtigfeit ven Wagen zum nächjten Ort, wo nach der Beichreibung des Fuhrmanns das Wlarien- bild der benachbarten Kapelle erfannt wurde. Auf ihrem Altar wurde der Becher niedergelegt und that balo jo viele Wunder, dag man eine größere Kirche baute und fie die „Rofenftrche“ nannte. Ihr Gefims zierte man mit einem aus 74 jteinernen Rojen zujammengejetten Kreuze. 9%) Fch erinnere jorann an die vielfachen Yegenvden, im denen eine Kofe, zur ungewöhnlichen Zeit blühend, oder in ver Nacht leuchtend, ein verbor- genes Marienbild over jonjtiges Hetligthum verräth md jo zur Gründing einer Kirche oder Kapelle Veranlafjung giebt. Eine diefer Yegenden betrifft die noch jett vorhandene und wegen ihrer Größe berühmte Hildesheimer Domrofe. Es heißt: „Kater Yıdwig der Kromme verlor auf ver Jagd jein Neliquienfrenz. Der zum Suchen ausgejendete Diener fand dag- jelbe an einem Nojenjtrauch mitten im Schnee, war aber nicht im Stande, dafjelbe wegzunehmen. Auf die Nachricht davon ging ver Katjer jelbjt bin und fand im grünen Walde ein großes Schneefeld, das genau ven Grımd- riß eines Kirchenfchiffes darjtellte und am oberen Ente einen blühenten Rojenitod. Da rief der Katjer aus: „Dat i8 bilde Schnee” \grorer Schnee). Nun ließ er vafelbjt einen Dom bauen, wobet aber ver Rojenftoc jorgfältig erhalten wurte, md verlegte dahin das Bisthum Elze. Der Ort wurde vom Kaifer Hilde Schnee genannt, woraus jpäter Hildesheim wurde.“ — Der Rojenjtod jteht noh am Dom, tft einer der größten wilden Nofen, die man fennt, nach oben hat er das Dach erreicht, und jene Wurzeln jollen fich unter dem ganzen Hochaltar verbreiten. Auf dem rechten Seitenaltar der Domgruft jteht ein Kreuz, der daran bängende Chriftus foll aus ven Römische Raiferzeit und Ghriftentbum. 99 Wurzeln des großen Rojenjtodes gefchnitt fein.” Gime anvere Yegenve lautet: „Am Fuße des KKirchberges bet Yüdge wuchjen im einer Nacht drei feurige Rojen, blühten eine Stunde und verichwanten danı. Das wiever- holte jih oft. Man grub endlich nach und fand ein uraltes jteinernes Mearienbild, dem num eine Kapelle gebaut wurde.“ 6) In einer großen Anzahl von Yegenden werten Rojen gewöhnlich als Yiebeszeichen von dem Himmel zur Ervde gejandt oder umgekehrt. Die ältefte it wohl die von der b. Dorothea. Als viefe Heilige vor ihrem Richter jtand, rühmte jie die Schönheiten des Paradiejes, jeine Blumen und Früchte. Da je nım zum Tode geführt wurde, verlangte dev Geheimfchreiber Theo- philus, jie jolle ihm doch einige Gaben aus dem PBaradieje fenden, wenn jie erjt dort fer. Als fie geföpft war, erjchten ein Engel in Gejtalt eines Knaben beim Theophilus, gab ıhm ein Körbchen mit drei friichen Rofen und drei frifchen reifen Aepfeln und verichwant. Diejes gejchah am 6. Fe: bruar 288 n. Chr., fügt tie Yegende hinzu. Und ich meine, es muß jerenfalls ivgendiwie Yiebe im Spiel gewejen jein, denn die Gejchichte jpielt in Griechen- land und da hatten Rojen und Aepfel zufammen jet ven ältejten Zeiten nur die Bedeutung einer Yiebesbotjchaft. 7) Die Tochter des Kommandanten von Großmwardein jentete dagegen eine Nofe in den Himmel. Ihr begey- nete Chriftus und ftedte ihr einen Ring an den Singer mit ven Worten: „Du folljt meine Braut fein.“ Thereje, voth vor Freude, brach eime Nofe und gab fie ihrem Bräutigam, ver fie darauf ins Paradies führte, wo fie zwei Stimden blieb, als fie aber wieder auf die Erte fam, war fie 120 Jahre fort- gewejen. Niemand fannte fie mehr, va nahın fie das Abendmahl und jtarb.”> Dem Balerian und feiner Braut, ver h. Cäctlia, bringt ein Engei aus dem Himmel einen weißen und einen vothen Nofenkranz. ’) Die bh. Ka- tharina jegte einft einem Ritter im Traum einen Rojenkranz auf, deijen Ro- fen wie die Blumen des Paradiejes dufteten. Erwacht fand dev Ritter wirklich den himmlischen Kranz, dejjen Rojen nie verwelften. Später erhtelt er ebenfo noch einen Handichuh. Mit beiven Gaben z0g er ing gelobte Yand, weibte fie dann ver Kirche und nahm den Handichuh in jein Wappen auf als Herr von Han vihuhsheim am ver Bergitraße. 10% Auch ver bh. Sultan aus Vienne betreute einmal feinen Grabjtein und ven Boren ver ganzen Kirche in ver Nacht mit himmlischen Rofen und zwar jpät im September zu = 4 Rote als Kiebesbotin zwischen Simmel und Erde. 100 Römische Katferzeit und Ehrtitentbum. einer Zeit, als die Nemontanten noch nicht erfinden waren. 10) Die h. Rofavon Yıma pflücte die von ihr gepflegten Nojen und warf fie ihrem lieben Bräutigam, Chriftus, in den Himmel. Die Nofen blieben oben haften und oroneten fich zu einem Kreuz an. 102) Ich Fan es mir nicht ver- iagen, hier eine rührend zarte Dichtung mitzuthetlen, die allerdings nicht von Rofen, Sondern nur im Allgemeinen von zum Himmel erhobenen Blumen handelt. Der Provencale Frederic Miftral fingt: „In der Nacht des St. Medardusfeftes entjteigen den Gewälfern die Ertrunfenen, Flinnmen barfuß im fchlammigen Gewande und mit triefendem Haar ans fteinige Ufer und ziehen da, brennende Kerzen in den Händen, in langer Reihe unter den Bappeln hin: verunglücte Fischer, verzweifelte München ı. f. w. Sie ipähen vaber nach allen Seiten und fuchen nach guten Werfen, die fie im Veben ausgejäet ; diefe werden in den Händen ihrer Urheber zu Blumen, und wenn dieje zu einem Sträufchen fich angefammelt haben, jo heben die Tov- ten fie zum Himmel empor und gehen in die Seligfeit ein. Die übrigen frei- Lich fehren vor vom Morgenlicht in die alte Flut) zurück, wo fie bis zum jüngjten Tage der göttlichen Vergebung harren.* Es liegt hierin eine vom Gerechtig- feitsgefühl eingegebene jchöne Oppofitton gegen die firchliche Lehre von dem Berfäumniß der legten Delung, eine Dichtung, die jittlich wohl mehr werth ist, als die meisten Pfaffenlegenven. 103) Eine jehr freundliche Rolle jpielen die himmlischen Nojen, wo fie ale Zeugen der Unfchuld auftreten: „Zwei arme Mädchen wurden von der Jungfrau Marta reich beichenkt. Man wollte e8 ihnen aber nicht glauben und fagte, jie hätten ihren Reichthum auf unvechte Weife erworben. Da fan an einem Fefttage, als Alles vor den Thüren iaß und plauderte, ein Engel vor allem Volf vom Himmel herab, brachte jedem dev Mädchen ein Schönes Käftlein voll Rofen und fagte: Das jendet euch Maria zum Zeugniß eurer Unfchuld.“ — Eine ähnliche Sage zählt Monte- villavon einem zu Bethlehem fälichlich angeklagten und zum Neuertod verurtheilten Mäpchen, als dafjelbe ven angezündeten Scheiterhaufen von Dornen betrat, verwandelte jich derjelbe plöglich in ein Rojengebüfch. 19%) An ven Legenden überhaupt fünnen wir immer zwei: Seiten ins Auge faffen, die fich geradezu aufprängen, wenn man eine größere Anzahl durch- teft. Das eine tft, daß diefelben jo häufig (wielleicht immer) im Heivdenthun wurzeln und nur Wiererholung heivnifcher Vorftellungen find. Der andere. Römische Kaiferzeit und Ehriftentbum. 101 Punkt ift ver, daß fich die Yegenvden ganz von jelbft in Gruppen vereinigen, indem ein allen gemeinjamer Kern jich immer nur in nach Zeit und Ort verjchtevenem Cojtiüme wiever darftellt. Für Beides bietet uns die Betruch- tung der Roje ein DBeijpiel. Im zweiten Abjchnitt habe ich jchon der ven Alten geläufigen Nedeng- Roi un arten „Nofen veven“ und „Nofen lachen“ geracht. Dies wird oft auf Chri- tintrum. jtu8 angewendet. „So viel Rojen umber ftreuft du, als Worte vu fprichit“, jagt Hermann Hugo. !®) Man hat dies in die Yegende herübergenommen und erzählt vom h. Angelus, daß ihm, wenn er predigte, Nojen und Yilten aus dem Wunde gefallen jeien. 10% Im einer andern Legende ift diejer Ge- vanfe aber ins Efelhafte verzerrt und giebt ein Beispiel won der verdorbenen Bhantafie, aus der viefe Dichtungen fo häufig hevvorgingen. Es heigt, der b. Sosbert (oder Spfius) im Klofter Doel habe als Verehrer ver Maria jeven Tag vie fünf Pjalmen gefungen, die mit ven Buchjtaben ihres Namens anfingen, nämlich: Magnificat 2uc. 1, 46. Ad dominum Piulm 119. (B. 17 Retribue = ls. In convertendo I, Ad te levavi = 122. Als er aber 1156 gejtorben, jeien aus Mund, Augen und Ohren des Yeichnams fünf Rojen hervorgewachjen, auf deren Blättern die eriten Verfe der fünf Pjalmen ftanvden. Als dann der hinzugefommene Abt die eine oje aus vem Wunde der Yeiche genommen, um fie als Neliquie zu bewahren, feien die andern vier gleich verwelkt zufammengejunfen. 107) Für die Gruppenverwandtichaft ver Yegenvden geben diejenigen, die man a nach ver befanntejten Korm die Elifabethlegenven nennen könnte, ein vortrefflihes Berjpiel. Als allgemeinen Kern kann man bezeichnen, daß Gegenftände, deren Auffindung heilige Perjonen in VBerlegenheit bringen würde, fich im entjcheivenven Augenblie in gleichgültige Dinge und zwar am häufigjten in Nojen verwandeln. Daß die Heiligen dabei meift wacer jtehlen und lügen, kann ihnen nicht zum Vorwurf gereichen, va der chrijt- liche ©ott jelbjt ihnen ja durch feine Wunder in ihren Schlechtigfeiten bei- jteht. 19) Die ältefte hierher gehörige Erzählung geht jchon bis auf das Sahr 300 zurüd. Der h. Nikolaus von Toledo ftahlin feinem Klofter 102 Römische Rarferzeit und Ehruftentbum. das Brod, um es den Armen zuzutragen. Als nım der gejtrenge Abt, der ihn ertappte, den verdecdten Korb öffnete, war das Brod, obwohl es mitten im Winter war, zu Rojen verwandelt. 19%) Um 600 treffen wir auf die h. NRadegunde, die als Dienjtmagpd ihrer Herrichaft Brod, Milch und Butter itahl, um es den Armen im Siechhaufe zuzutragen. Ihr Dienjtherr hielt fie an md fragte, was fie trage; fie antwortete ganz fe: „Seife, Kamm und Yauge“, und als dev Herr ven Korb öffnete, fand jich’8 jo, wie jte anges geben. 110) ch Ichließe hier gleich die Erzählung vom b. Marolv an, dejfen Yebenszeit ich nicht auffinven fonnte. Auch er jtahl als Yatenbrupder dem Klojter Wein und Brod und trug es den Ausjägigen zu. Sein Probit, der ihn wegen ähnlicher Vergehen jchon oft getavelt hatte, ertappte ihn wieder und frug, was er in der Schürze trage. Der Hetlige antwortete: „Holz und Yauge“, und ein Wunver bejtätigte feine Ausfage. Hierbei ift aber bejonders wunderbar, daß man Yauge in der Schürze tragen kann, ohne daß jte durch- tröpfelt. 111) Ganz dafjelbe erzählt man vom h. Peter von Yuremburg, der ichen als Knabe das Klofter, in dem er diente, bejtahl, und vejfen Yüge über die verjteckten Gegenftände durch die Ericheinung von NRojen bejtätigt wurde. Auch die Gejchichte des h. Bischofs von Augsburg im Jahr 950 gehört hierher. Denn als der h. Ulrich einft mit dem h. Konrad, Bilchof von Konstanz, an einem Donnerjtag beim Nachtefjen zufammenjaß, ver: tieften fich beide jo jehr in Fromme Gefpräche, var fie Efjen und Schlaf darüber vergaßen. Sie jaßen noch beifammen, als am andern Morgen ein Bote des Herzogs von Bayern kam. Ulrich beichentte ihn mit dem Fleisch, das noch auf dem Tifche ftand, ohne an ven Freitag zu venfen. Der Bote trug das Fleisch zum Herzog und Flagte die heiligen Männer des Faften- bruches an, als er aber das Fleisch zum Beweije hervorholen wollte, war e8 ein Fisch geworden. Mir jcheint, daß Gott hier fein Wunpder ganz unnüt vergeitdet hat, denn, wenn nicht die heiligen Männer etwa wegen ihrer Sitt- lichkeit in jehr jchlechtem Auf bet vem Herzog jtanvden, jo mußte ja die ein- fache Angabe zweier Bischöfe, wie die Sache zufammenhänge, genügen, die Angabe des Dieners gleich niederzufchlagen. 112) Im der Sacriftei der Klojterfivhe von Bonaria bei Cagliari ift ein Bild, vas einen ver Klojterbrüder darjtellt, wie er den Ehriftenjflaven in Algier Lebensmittel zuträgt, die fich in den Argenblid, al8 der wüthente Deh den Inhalt des Römische Katferzeit und Ehriitentbum. 103 3 Korbes zu jehen verlangte, in Rojen verwandeln. Der Mönch wurde ipäter fanonifirt, ich fann aber weder angeben, wie er hieß, wann er gelebt, noch wie er nach Algier gefommen war. !3) Wir nähern uns durch die Ger ichichte nes Mönches derjenigen Korm der Sage, vie am meijten befannt tft. E8 jind lauter zarte Frauen, die ven Armen Brod und vergleichen zutragen, dabei vom Vater oder Gatten überrafcht werven, um veven Yüge, daß e8 Kofen jeien, dann ver Himmel vdurch jeine Wumnper bejtätigt. Die erjte it die dh. Kafilvdavnon Burgos die Tochter des Sarazenenfönigs von Toledo, die Speifen von der Tafel ihres Vaters jtahl, um fie ven Chrijtenklaven zu bringen, und fie, vom Vater ertappt, für Nofen ausgab (fie jtarb 1126) .114 Die zweite ift vie h. Elijabeth von Thüringen. Das Kojenwunder und jeine Beranlaffung tft jo oft in Profa und Verjen von Dichtern erzählt, jo oft von Malern vargeftellt, daß ich es als befannt vorausfegen darf. Nur bemerfen will ich, daß die nüchterne Gejchichte für dieje Yegente in ihrem Yeben feinen Plaß, ja jelbit feine Möglichkeit hat finden können. Sie jtarb 1231.15) &s folgt vanı ganz diefelbe Yegende von ver h. Roja von Biterbo, vie 1261 jtarb. Bei ihr war es der Vater, ven jie bejtahl und belog. 11%) Endlich ift hiev noch die h. Elijabeth von Portugal anzıt- ichliegen. Sie jtarb 1350. Bei ihr ijt e8 wieder ver Gemahl, ver ich ein- milcht. Es wird aber jo erzählt, vaf fie nur im finnigen Wortipiel das Al- mojen als Nojen bezeichnet habe, und ver Gemahl, das mißwerjtehend, die Rofen zu jehen verlangt habe, weil es ja Winter je. 117 Auch die Yegenve ver h. Elijabeth, im ver zulegt erzählten Korm offenbar am veinjten und poetijchjten, ift durch die jchmmuige Phantafie der Pfaffen zu einer wiverlichen Frage entjtellt worven. Man erzählt, vaß je aus lauter Demuth einen Ausfägigen, mit Namen Helius, mit in ihr Bett genommen. Als aber ihr Mann zornig dazu gefommen, habe jtatt des Kranken Chrijtus mit blutigen Wunren vagelegen. Von ver frommen Ada wird vaffelbe erzählt, nur findet der eyzürnte Gemahl jtatt ves Aus- lüßigen das Bett voller Nojen. 11>) Daß beionders die Jungfrau Maria jehr großen Werth auf die ofen legt, gehi aus ein paar Yegenven hervor, vie uns Gumpenberg erzählt. Wie die Heiren ihre Götterbilder mit Blumen und Kränzen Ihmiücdten, jo machten es die Chriften mit ver Gottesmutter. In Scheut- Maria be> Ihüßt ihre Rojfen. Die Propbe: zearungen des Malachias. 104 Römische Katjerzeit und Ehrüjtentbun. feld war ein Tempel der St. Maria domina gratiae. in junger Mann wollte eines Tages Nofen, die ihr dargebracht waren, von ihrem Altar wegnehmen, ev wurde aber plötlich von unfichtbarer Hand zu Boren gefcehleudert. In Budweis in Böhmen war ein berühmtes wunder: thätiges Marienbild. Einft fam eine Herzogin von Mailand dahın, um vor demjelben ihre Andacht zu verrichten. Zum Anvenfen nahm fie eine Kofe, die man dem Bilde in die Hand gegeben, mit fich fort, aber am andern Tage war ihr die Nofe verfchwinden und befand jich wierer in ver Hand ver Marta. 119) Ich habe num aus der faft unerfchöpflichen Menge ver Yegenven eine Auswahl gegeben, die, wie ich glaube, vollfommen genügt zu zeigen, wie die Aoje in viejelben eintritt, wie fie in denjelben vwerwerthet wird; Die jünmtlichen Legenden, auch nur die, in denen die Roje vorfoinmt, mitzu- theilen , wide werer erfreulich, noch belehrend, Jonvdern nur langweilig werden. Ich fan aber nicht umbin, noch auf eins aufmerkfam zu machen, was gleichjam zwifchen Yegende und Gejchichte die Mitte hält, worauf man wenigjtens im Laufe der Gefchichte und ihrer Bearbeitung oft wieder zurüd- gekommen ijt, um das angeblich Gejchehene an ven nachfolgenden Ereig- niffen zu prüfen. Im Sahr 1148 jtarb ver Erzbifchof und Primas Wta- lachias zu Armagb in Irland, orer wieer mit jeinem feltifchen Namen geheifen haben joll, Maelmadoice D-Morgar. Von ihm leitet man eine Weiffagung her, die Charakter und Schiedjale ver nachfolgenden Päpite ausiprach und die lange bei jeder neuen Papjtwahl Stoff zu Unterhaltungen, Hoffnungen und Befürchtungen gegeben hat; fie jol im Jahr 1130 nieder- gejehrieben fein. 120) Viele dev Päpfte, die natürlich num mit den Iummern ihrer Reihenfolge, aber nicht mit ihrem Namen bezeichnet find, werden auch durch eine Rofe charakterifirt. Nicolaus III. wird als »rosa composita « bezeichnet, Honorius IV. mit »ex rosa Leonia«; Clemens VI. »de rosa Atrebatensi«;*) Urban VIII. mit »ilium et rosa«; 1?!) Gle- mens VIII. als »rosa Umbriae «. Sch überlaffe es meinen Yefern jelbit, auszumachen, ob in diefen Beziehungen ein Sinn liegt oder nicht. Die Eht- heit diefer Prophezeiungen ift übrigens Hiftorifch purchaus nicht beglaubigt. *) d. b. aus Arras in frankreich. Romijche Kaijerzeit und Ehrüitentbum. 105 Um volljtändig zu fein, muß ich nun noch von drei Nofen |prechen, die zwar feine Nojen, aber allbefannt find und viel Nevens von fich gemacht haben. Die erjte kommt im Nojenkranz vor. Die alten Indier Schon hatten eine Berlenfhnur „Adihamala“ (wörtlich „Beerenfranz“) genannt, die jo viele Kügelchen enthielt, als Brahma Awataren (d. bh. Sniearnationen) und Wifhnu Namen hat, nämlich 108. In allen Grottentempeln trägt jede Gottheit diefe Schnur. Von ven Indiern ging fie auf die Budohiften über und wurde Gebetmajchine, nach ven 108 Kugeln wurden 108 Gebete abge- leiert. Nach Plintus fcheinen auch die Babylonier eine folche Gebetjchnur gehabt zu haben. Von ven Derwifchen fam fie während ver Kreuzzüge zu ven Chrijten und wurde bei ihnen durch einen Ueberjegungsfehler „Nofen- franz“ genannt, während fie urfprünglich mit Rofen gar nichts zu thun hat. Die allgemeine Einführung bei ven Chrijten jchreibt man bald dem Peter von Amtiens, bald vem Paulus Eremita, bald vem b. Domini- eus zu. Aber es kommen wohl Schon früher Spuren davon vor. Seven: falls aber kam der Rojenkranz erjt mit dem zwölften Jahrhundert allgemeiner in Gebrauch. Der b. Paulus von Theben betete fein Benjum nach ab- gezählten Steinchen. Eine Paternofterfchnur erfand man in England une nannte fie Beltivum. Man unterjcheivet jest ven großen Nofenfranz mit 15 Paternojter (große Kugeln) und 150 Ave Marias (Eleine Kugeln) und ven Fleimen KRofenfranz von 5 Paternofter und 50 Ane's. 12) Daf man den budohiftiichen Urfprung des NRofenkranzes nicht zugeftand, verfteht jich von jelbit, aber über ven chriftlichen Urfprung wırrde man doch auch nicht einig, und von zahlreichen Sagen und Yegenven hat feine eine allgemeinere Anerkennung gefunden. Wegen des num einmal vorhandenen, wenn auch aus Unwiljenheit hervorgegangenen Wortes wurden fpäter immer die Nofen mit dem Rojenfranz in Verbindung gebracht. Nach einer Yegende fiel ein jrvommer Süngling im Walde duch Räuber. Seine letten Gebete pflückte ein Engel als zwölf weiße und vrei rothe Nofen von feinem Munde und wand daraus einen Kranz, der dann jpäter im Kultus durch die Schnur von Gebetperlen nachgeahmt wurde. 123) Eine andere Yegende lautet: Ein frommer Mann betete unterwegs 50 Ave’s, da erfchten ihm vie Jungfrau und nahm die einzelnen Ave’s als Aofen von feinem Munve, flocht daraus einen Kranz, jeste fich ven auf's Haupt und flog in ven Himmel zurück, 124) Der Roien- franz. Die goldene Roie des Tapites. 106 Römische Karferzeit und Ehriitentbum. Die Maler , die fich Früher befanntlich überhaupt über Gejchichte, Chrono: (ogie und Cojtümfunde hinwegjegten, haben auch ven Rojenkranz oft jeltjam verwendet. In Titiam’s Unterredung Christi mit ven zwei Süngern zu Emmaus haben beide Jünger eine Pilgerkutte und einer einen NRojenkranz. In der Kiche San Severino in Neapel hat jogar auf einem Bilde Shrijtus einen Nofenfranz am Gürtel und ebenfo in ver Kirche di St. Dominico e St. Sifto m Rom. 12) Etwas ganz Anderes find die in der firchlichen Wandntalerei joge- nannten Kofenkranzbilvder, die auf einer wirklichen myjtischen Verwendung der Nojen beruhen. Es tft hier immer ein wirklicher Nofenfranz , ver, ein- zeln over zu dreien, Darjtellungen aus ven veligiöjen Miyfterien over der heiligen Gejchichte als Nahmen umschließt. Eins der jchönften und ausge- führteften ift das Bild in der Kirche des ehemaligen Klofters zu St. Peter in Weilheim bei Eflingen. Es find drei Nojenfränze, ver Fleinfte goldene bildet den innerjten Kreis und umschließt vie Maria mit dem Kinve auf dem Schooße, zwei Engel bieten demfelben einen Kranz von Rojen dar, hinter ihr ift ein Rofenhag, wo Nofen von Engeln gepflüct, und vorn ein Plat , wo jie von andern zum Kranz gewunden werden. Diejen inner: jten Kranz ummgtebt ein größerer mittlerer von vothen Nofen und diefen wie- ver ein noch größerer äußerer von weißen Nofen. Auf jedem der drei Kränze befinven fich fünf Mevdaillons mit Bildern aus der heiligen Ge- ihichte von ver Berfündigung (Nr. 1 im äußeriten Kranz) bis zum Tode der Wearia (Ir. 14) und dem Weltgericht (Mr. 15). Es find die fünf Freu- den (im weißen Kranz), die fünf Schmerzen (tim vothen) und die fünf Ver- herrlichungen der Maria (im goldenen). '2%) Aehnliche Bilder finden jich in Shwabah, Bamberg, Bajel. 1) Auch als Relief und Holz: ichnitswerf fommen diefe Darftellungen vor, jo m Nürnberg, Krafau u. \.w. 128) | Ich wende mich num zu einer andern, auch in neuerer Zeit vielbe- iprochenen Rofe, die aber nur ein Kunftwerf des Golvjchmieres ift, nämlich zur „goldenen Roje“ (Rosa aurea, des Papjtes. Am dritten Sonntag vor Dftern, dem Sonntag Yätare, weiht der Papit in ver Camera Bapa- gallı, nach Anderen in einer bejonderen Kapelle eine goldene Rofe, in- dem er fie in heiliges Del taucht, dann mit Mofchus bejtreut und dann den Römische Kaiferzeit und Chriftenthum. 107 Segen darüber Ipricht. Dieje Weihung wird mit verjelben oje jährlich wieberholt, bis fich eine Gelegenheit findet, ein befonders geliebtes Kind ver Kirche damit zu beglücden. Die Bedeutung diefer ARofe wird allerdings von Berjchiedenen jehr verjchieden angegeben. Die am allgemeinften angenom- mene tt, daß jie nach dem jchon oben erwähnten Sleihniß Christus als die von Maria entiprofjene Nofe varjtelle, und zwar jell durch das Gold der Körper, durch ven Mofchus die Seele und durch das Chrisma die Gottheit Chrijti bezeichnet werden. AlexranderIll. jagt dagegen in einem Briefe an den König von Franfreih: „Das Gold beveutet vie Herrichaft des Königs der Könige und des Herrn der Herin, die Röthe bezeichnet das Yeiden des Erlöfers und verWohlgeruch ift die Herrlichkeit ver Auferjtehung.“ Nah Mornay wäre die erfte goldene Roje von Urban V. geweiht und der Sohanna von Sictlien gejendet, »ceste bonne Dame, qui avait estrangle son mari« — wie Mornay binzufegt, vie beiden legten ofen wurden befanntlich der anmuthigen Königin Sfabellavon Spa- nien und der feufichen Kaijerin Cugenie von Franfreich gejenvet, An- fang und Ende würdig diejes Bosjenjpiels. Aber von dem frommen Fejuiten Theoph. Raynaud wird Mornay mit einer wahren Fluth von Schimpfreden überjchüttet, indem er jelbjt die Erfindung diefes Gebrauchs auf eine viel frühere Zeit verjegt und behauptet, daß Yeo IX. vie erfte diejer golvenen Kojen geweiht habe, die anfänglich überhaupt nur für das Haus Drjint bejtimmt gewejen wären, und daß jene erjte im Jahr 1051 vem Yubovict Drfini verehrt worden jei. Schave, vaß vie Gefchichte vor 1190 nichts von einem Orfintweiß, und jo fönnen wir nicht beurtheilen, ob der erite Empfänger den beiven leten Inhaberinnen ebenbürtig war. Wenn man die zahlreichen jich widerjprechenten Nachrichten mit einanter vergleicht, jo kommt man zu dem Schluß, daß ver Urfprung tiefes Ge- brauches unbekannt ift. Gewiß findet er jich erjt nah Karlvdem Großen. Bon Innocenz III. (1178—1180) wird eine Predigt über die goltene oje aufbewahrt (vielleicht untergejchoben). Bon der golvenen Kofe heißt ver Sonntag Yätare auch Dominica rosae. Als Dominica rosae (Rofenionntag) wurde aber früher ein Tag in Sta. Maria ar War- tyres (oder in Rotunda, dem früheren Pantheon) gefeiert, bei welchem nach dem Gebet, um den h. Getjt zu repräjentiven,, von der Dede Nofen 108 Römische Katferzett und Ehrüftentbum. auf die Gemeinde herabgeftrent wurden. Dieje Sitte fam erit während des Srils zu Avignon (1309—1377) ab, umd vielleicht it die Nofenweihe an deren Stelle getreten. Gerade m jene Erilzeit füllt aber die Negierung MebansV. Die goldene Rofe war bald einfach, bald ein ganzer Fleiner Nojenbufch, bald ein Zweig mit drei Nojen, einmal auch wur ein Eichenziweig mit gol- denen Eicheln. Bon Angelo Rocca und Anderen hat man Abbileungen, aber nur von ver Form eines ganzen Kleinen Nojenftrauches. Die Kofe tft im Berlauf ver Jahrhunderte an gar verjchtevene Perjonen verliehen, an Männer und Frauen, Katfer, Könige und VBornehme, an Stätte, Kivchen und Klöfter. Die Nofe, vie Gregor XI. an die Jungfrau Maria von Yoreto jendete, war 1000 Ducaten wertb. Ylur eine aller diefer Nojen hat eine gewiffe Hiftorifche Beventung gewonnen. Es ift die, welche YeoX. durch feinen Gefandten Karlvon Miltig an Kurfürit Srieprih von Sacdjen schickte, um ihn dadurch zu bewegen, gegen Yuther einzufchreiten. Der Kurfürft hatte aber jo wenig Nejpeet vor der Noje, daf er Miltig nicht einmal Gelegenheit gab, jte ordnungsmäßtg zu übergeben, und daher die Heberreichung nur ganz betläufig in Altenburg an die Käthe gejchehen fonnte. Wenn der Kurfürit fie auch nicht gerade zurüchvies, jo behandelte er die Sache doch jo wegwerfend,, daß ver Papft jehr erzürnt gleich darauf eine jolche Roje an Heinrich VIII. von England jendete, was mit ein Deweggrund zu dem Buche diefes Fürften gegen Yuther gewejen fein joll. 1?) Auch vem Kurfürjten Albreht von Mainz fentete YeoX. 1519 eine golvene Rofe, wie es jcheint, um damit vejfen thätige Unter- jtüßung in der Verfolgung Ulrih’s von Hutten zu erfaufen. 130) en Die dritte hier zu erwähnende Nichtrofe tft dann die jogenannte oje von Jericho. Pilger fanden an den jandigen Küftenvon Syrien eine fleine Pflanze, die ihnen fremd und auffällig war. Diejelbe, jest nach Yinne Anastatica hierochuntica genannt, gehört zu ver großen Yamilie der Kohlgewächfe over Strenzblüthigen ; jte ift einjährig, bildet zahlveiche, fich alljeitig auf vem Boden ausbreitende und verholzente Stengel, die Blätter jind Elein, ebenfo die vöthlichen Blüthchen. Wenn die Pflanze abftirbt, fo . rollen jich beim Austrodnen alle Zweige fast jehnedenförmig nad) dev Mitte zufammen um bilden jo ein unjchönes bräumliches Knäul. Wirft man dies ' Römische Katferzeit und Ehriftentbum. 109 ins Waffer, fo breiten fich die aufweichenden Zweige wieder aus, aber ohne daß die Pflanze etiwa wieder auflebte. Unwiljenheit und Auffchneiveret, wo- durch fich die Pilger von je ausgezeichnet haben, machten daraus eine Roje, verfetten fie nah Jericho und erzählten, fie blühe immer nur in ver Chrift- nacht und dann ganz von felbjt wierer auf, fie fönne feine Kalvinijten leiden und blühe nie auf, wenn auch nım ein Einziger in vemfelben Haufe jet, fie ichüte das Haus, worin fie aufbewahrt werde, vor Bligichlag, und ver- gleichen Unfinn mehr. Damit mag über diefe Spielerei genug gejagt jein. 131) Zum Cchluß will ich noch einige Worte über die Nofe in der chriftlichen Kunst jagen, joweit dies Thema nicht fchon durch Anführung einiger Ge- mälvde berührt worden ift. Ich beginne mit der Arcchiteftur. Bekanntlich nennt man gewilfe durchbrochene Verzierungen an Fenftern, Bogen u. . w. Jofetten. Diefer Name ijt höchit uneigentlich und nur nach flüchtiger Ver- gleihung mit der Nofe gewählt. Es geht das Schon daraus hervor, daß die ältejten Nofetten, die fich fchen beim Aundbogenftil vorfinden, drei= oder viertheilig (Fogenannte Dret- oder Bierpak) find, während die Aoje immer und überall typiich fünftheilig it. Die wahrjcheinlich zuerit aus dem zweimal gebrochenen Bogen zufammengezogene Kofette war vreitheilig wie ein Kleeblatt und wurde gewiß al8 Symbol der Dreteinigfeit aufgefaft ; möglich, daß man bei der Vtertheiligfeit an die vier Apoftel dachte. Die erft am fpäteften auftretende fünftheilige Nojette mag dann wirklich als Typus der Rofe auf die Jungfrau Maria gedeutet fein. 132) Bekanntlich findet man in dev Gothif eigenthümliche Yaubblätter (die „Krabben“), mit venen alle Giebeleinfaffungen und Thurmfanten verziert find und welche fich dann auf ter Spite zu einer Art von Blume, der „Kreuzblume“, vereinigen. Dieje Blume hat man auch wohl „Kreuzroje“ genannt, ebenfo fehlerhaft wie die Nofette, denn die Kreuzblume ift wohl felten, vielleicht niemals fünf- thetlig. 133) Dagegen ift die wirkliche Rofe in ver firchlichen Ornamentif jehr vielfach verwendet worden, freilich meift nur als Zierde wegen ver fchö- nen Korn der fünfblättrigen Blume mit oder ohne fichtbaren fünfblättrigen Kelch und mit dem gewöhnlich jtilifirten Knoten der Staubfäden in der Mitte, indeijen doch zuweilen auch ganz entjchieden mit myftiicher Beven- tung. So finden wir Schon in den erften chriftlichen Gräbern ver Katafoın- Die Rofe in der hriftlichen Kunft. 110 Romijche Ratferzeit und Ehriftentbum. ben in Nom ein Kreuz, aus dejfen Stamm vechts und linfs Rofenzweige hervortreten, over eine Taube mit einer Rofe im Schnabel. Auch als bloße Verzierung, wie e8 jceheint, fommen bier Nojen und NRofenzweige jehen vielfach vor. 134) Später hört wohl die wirkliche Roje in ver Ornamtentif auf, jombolisch zu fein; wir finden fie als Zierrath an Säulenjchäften und Sapitälen, an Hohlfehlen ver Portale, ”) an den Chorjtühlen, befonvers an den Seitenftücken u. j. w. 135) Zumeilen ift auch die Monjtranz von einem Nofenkranz eingerahmt, der dann aber fymbolische Bereutung gewinnt. 136) ur beiläufig will ich hiev bemerken, daß die Nojetten auch häufig in gemalten Fenjtern vorkommen, 17) daß man wirkliche ofen gejtickt auf Altartüchern findet, 139) umd dar auf alten Taufbeden jehr häufig zwischen Maria und vem verfündenden Engel ein Nojenftoc fteht. 139 Noch bleiben einige Gemälve zu erwähnen, die ich an das Frühere nicht füglich anfnüpfen konnte, und die hier noch furz aufgeführt fein mögen. Auf einem Bilde der heiligen Familie von Guido Nent reicht ein Engel ven Chriftusfinde aus einem Korbe eine Nofe. In dem Mufeum von Mad- vid befindet fich ein Bild ves Alonfo von Tobar, worauf die Jungfrau Maria Schafe mit Nojen füttert. 49 Eine Madonna von Domenichino in Bologna jtreut Rofen auf die Wlartyrer herab. Auf einem Bilde von SarloMaratti theilt vie Madonna NRojenfränze unter Nonnen aus. Im Nafaels Fresken an der Dede der Sirtinifchen Stapelle und bet Michel Angelo hat die ybiiche Sibylle, vie Karthagerin Eliffa, einen Rofen- franz auf vem Haupt, und die hellefpontifche Stbylle trägt einen Rofenzweig in der Hand u. j. w. Dieje Anführungen mögen genügen, eine Bolljtän- digfeit wäre hier wohl zur Zeit nicht zur erreichen. Ich fonnte diefen Abjchnitt nicht aus der Gfchichte der Roje fortlaffen, jo wenig Freude er mir auch gemacht hat. Sch mußte zeigen, wie die Nofe fich auch der tramrigften Zeit geiftigen und jittlichen ımd veligiöjen Unter- ganges ver alten Welt und vem, was aus diefem Sumpfe fich entwicelte, hingeben mußte. - Das Bild wäre noch düjterer geworden, wenn man die Seelen ver Meenfchen wie eine mit Kreide bejchriebene Tafel hätte behandeln fönnen, von der man mit einem naffen Schwamm Alles, was früher darauf *), Mielleicht find die Rofen bier nur Symbole der Baubutten, wovon fpäter zu reden ft (f. ©. 175). Romijche Kaiferzeit und Ehriftentbun. 111 gejchrieben war, im einem Augenblick weglöicht. Aber das ging nicht, umd vie Menjchen vetteten jich noch manche Blume ver Schönheit aus ver frübe- ven Zeit in eine Yebensanfchauung hinein, die aller Natur, allem Schönen feinpfelig entgegentrat. Sollte die Menfchheit nicht ganz wieder in Nacht verjinfen, jollte jie wierer fortichreiten, jo mußte eine neue friiche Kraft erjtehen, die die Arbeit aufnahm, welche ven alten Bölfern entfiel, jollte ver Yebenstranf des Geiftes nicht in ven alten jchmusigen Bechern in Faulmig zu Grunde gehen, jo mußten neue veine Gefäße gefunten werden, in denen er in gejunder Gährung fich allmälig zum eplen Weine flären Fonnte. Dieje Aufgaben fielen ven germanifchen Völkern zu, die im fünften Sahrhundert auf die Bühne ver Gefchichte traten, ven alten abjterbenden Bül- fern die Herrichaft entrifjen und fich jelbit herrichend an vie Spitze der Menjchheit jtellten, um fie allmälig einer höheren Entwieflungsitufe zuzu- führen. Die Rofe auch in ven Händen vdiejer Völfer zu betrachten, word die Aufgabe des vierten Abjchnitts fein. Anmerkungen zum dritten Ablehnitt. I) Bei der Belagerung Alerandriens durh Gäfar brannte die Bibliothef ab, wurde aber bald wieder bergeftellt. Unter den Lagiden brachten die beauftragten Schiffer alle Schriften mit, die fie irgendwo erfaufen fonnten. Diefe Novitäten wurden in eigenen Sälen aufaeftellt und biegen „die Bücher aus den Schiffen“. Eigene gelehrte Beamte, die Ehorizonten, waren angeftellt, um die Echtheit der Schriften zu prüfen, wobet fie mit größter Gewiffenbaftigfeit verfubren. Unechte und felbft zweifelbafte Schriften wur- den befonders aufgeftellt und biegen „die Bücher in dem fleinen Bücherfchranf“. Ueber die alerandriniiche Bibliothek geben genauere Auskunft: Partbev, Das alerandrinifche Mufeum, Berlin, 183955 Klipvel, Ueber das alerandrinifche Mufeum, Göttingen, 1838, und Ritfchl, Die alerandrinischen Bibliotbeten, 1838. 2) Noch bei Surftinus Martvr (Mpologie I. cap. 46. Edit. Migne, Paris, 1837, Sp. 398) tritt piefe Begriffes und Wortverwirrung in der fehärfiten Aeife hervor, wenn er faat: „Wir haben gelernt, dag Ehriftus der Erftaeborne Gottes it, *) wir haben auch aezeiat, daR er der Yogos üt, an dem das ganze menschliche Geschlecht Theil bat. Die alio, welche dem Logos gemäß leben, find Ehriften, wenn man fie auch für gottlos gehalten bat, wie Sofrates bei den Griechen und Serafleitos und die ihnen ähnlich find.“ Die Venvirrung von Wort und Vernunft gebt durch die ganze erjte und zweite Apologie und der ältere anerfannte Ueberfeger, 9. Stepbanus, giebt (nach feiner unmaßgeblichen Ans licht) das ariechifche Yoaos bald mit ratio (Wernunft?), bald mit Verbum (Wort) wieder. Sa, in diefem tollen Gedanfenwirwarr wurde fogar anfünalich der b. Geift die „Mutter Shrifti“, um in der Dreteinigfeit die ganze gamilie vollftändig zu haben. Origines, Com- ment. in Joan. T. II, c. 6. bpp., Würzb., Bol. XIX. (1793), y. 163, S9 , Hierony- mus, Comm. in Jes. 1. XI, cap. 40 (pag. 455 f.), Edit. Migne T. IV, Sp. 404. 3) Man vergleiche Manus’ Gefesbuch, zwifchen 1200—S00 v. Chr. verfaßt und Casfen, Imdifche Altertbümer, an den betreffenden Stellen. 4) Der frübe Einfluß des Buddbatsmus auf das Ehriftentbum wird auch noch da= durch beitätigt, day die chriftliche Sekte der Manichäer ihren angeblichen Stifter Mani geradezu für einen Schüler des Buddha erklärte. Vergleiche überhaupt: Eug. Burnouf, Commentaire a l’histone du Buddhisme, Paris, 1844, beionders ©. 327, und Le Buddha et sa religion, par J. Barthelemy St. Hilaire, Paris, 1860. Auch der b. Sofapbat, von Johannes Damascenusin die Fegende eingeführt, ift nichts ala *) Wo find dann die andern Kinder ? Romifche Ratferzeit und Ehriftentbum. 113 der nur ul wenig verändertem Namen übertragene Buddha. M. Müller, Eifans, BD. =. 322 5) Be loquens, v. 3. 8. Sagelaans, 1652, Seite 10. 6) Valerius Maxim., Memorab. 1. IX, ce. 3. 7) Sueton, August. 27. Athenäus, Deipnos, lib. IV, cap. 11, p. 148 ed. Causobon. $) Aristoteles, Ethik, lib. III, cap. 10 (Opp. ed. Didot, Paris, 1850, Vol. II.). 9) Taecitus, Annal. XTV, 61. 10) Beral. d. zweiten Abjchnitt ©. 45. 11) Curtius, de rebus gest. nen V,3. Ovid, Trist. IV, 2, 50 ff. Martial, Epigramm. VI, 50. Herodian, Histor. I, 7, 2; V, 6, 19; VIII, 6, 4. 12) Tacitus, Histor. II, ‘v. 13) Lucian, Nigrinus, 31. 14) Mamertinus, Paneg. Julian. 11. Nebnliches tritt noch einmal eigenthümlich im Mittelalter auf. In Congfett in der Grafichaft York mußte eine Meierei an die Herren Borville mitten im Sommer einen Schnecball und um Weihnacht eine blühende Roje als Lehngabgabe entrichten. 15) Latinus Pacatus, Paneg. Theodos. 14. 16) Macrob., Saturnal. 7,5 17) Seneca, Epist. 122, 8. 1S) Plinius, H. N., XXI, 3—4. rüchte aus Wachs werden vielfach erwähnt 3. 8. Arrian, Dissertat. Epictet. 4, 5; Aelius Lampridius, Heliogab. 25. 19) Martial, Epigramm. 6, 80; Plinius, H.N., XXI, 8; Vopiscus, Carinus 1. Wüftemann, Die Rofe, Gotha, 1854, ©. 47. 20) Seneca, de vita beata 11 und Gronow ad h. loc. 21) Apicius, de re culinaria 1, 4; 4, 2; Plinius, H.N., XXI, 4, 10; XXI, 18,73. Dioscorides, de mat. med.I, 131. Athenäus, Deipnos, aph. IX, 70. Palla- dius, der. rust. VI, 14. 22) Martial, Epigramm. IV, 22, 6. 33) Lampridius, Alex. Sever. 3, 6 (Script. Hist. Aug., 2eipzig, 1774, VI, p. 228). Lampr., Heliogabal. 19 (p. 194) ; 21 (p. 196); 23 (p. 197 . Dioscorides, de mat. med. IV. 35. Palladius, de r. rust. VI, 13. 24 Ovid, Fasti V,335; 360; Seneca, Epist. 51,12. (Hierzu Wüftemann, Die Rofe, Gotha, 1854, ©. 56. Die Einwendungen, die in Beder’s Gallus, 3. Aufl. 1863, Bd. 1, ©. 151 gegen Wüftemann gemacht werden, feheinen mir völlig nichte- fanend zu fein. Ber Seneca fommt nichts von Wind und Wellen vor, gegen leßtere war der Luceriner See durch den Damm aeychüst, und man pflegt ftürmifche Tage nicht zu Luftfahrten zu wählen. Auch weiß Jeder, der etwas vom Waijer gejeben, dar kleinere Wellen die Gegenftände, die auf ihnen jchwimmen, nicht weaführen, jondern nur auf und nieder tanzen lafjen.) Seneca, de ira 2, 25; Martial, Epigr. XII, 17, 7. Sueton, Nero, 31; Lampridius, Heliogabal. 19 (Seripe. H. Aug. 2eiy3., 1774, VE, p.194); 21 (p. 196); 23 (p. 197), Lucian, Nigrinus 7; Athenäus, Deipnos IV, 29; Aelian, Var. histor. IX,S; IX, 24; Trebellius Pollio, de Gallieno, 16 (Hist. Aug. Seript. 1774, VI, ©. 324); Aelius Spartianus, Verus, 5 ‘H. Aug. Script. 1774, VI, ©. 26); Fl. Vopiseus, Carinus, 17 (H. A. Ser. 1774, VI, ©. 450); Cicero, in Verrem V, 2; Oppian, Cyneget. 2, 35. 25, Claudius Claudianus, de rapt. Proserp. II, 92 Schleiden, Die Roie. mn 114 Römische Katjerzeit und Ebriftentbum. 26) Cassiodor, Var. Epist. lib. I, c. 2. 27, Fulgentius, Mytholog. in Vener. lib. 2. 28) Lucianus, Lucius sive Asinus. 29, Tzezes, Carmina lJliaca, ed. Schirach, ©. 23. Anm. 30) Gregor. Turon., Histor. lib. VI, cap. 44. 31) Ubland’s Schriften zur Gefchichte der Dichtung und Sage. Bd. 3, ©. 92. 32) S. Ambrosii Hexaemeron, lib. III, c. 11,$. 8; St. Basilii epistol. 342. Sie find auch nicht einmal in ibren Dummbeiten originell und Schöpferiich, denn offenbar tt das bier Sywähnte aus der perfiichen Sage entlebnt. 33) Tertullian, de corona militis cap. 2, in fine; cap. 5 in f., cap. Sin f. ‘34) Clemens Alexandrin., Paedagogus lib. II, cap. $ (ed. Paris. 1641, Seite 19T 181. 35) Th. Rainaud e Soc. Jes., Rosa mediana etc. in Th. R., Pontificia T. X, (Nr. IV) Lugduni 1665, ©. 405. 36) 1. Matt. 4,57, 3. Maft. 4,8; 7,16; Sudith 3,7; n:.w. DOffenb. 6, 2. 37) Homer, Ilias XVILL, 567. 38) Clemens Prudentius, Kathemerinon Hym. 3, v. 21 und Peristephanon Hymn. 3, p. 24. Hält man das Alles mit dem Lob zufammen, welches Hegefippus, „der den Apoiteln noch nabe ftand“, dem Apoftel Sacobus dafür ertbeilt, daß er feinen Körper nie in einem Bade abgewafchen babe (Eusebius, Hist. Eccles. lib. IL, cap. 23, p. 63), nimmt man dazu die Aeußerungen der b. Paula über die Reinlichkeit*) und ver- wandte Erfcheinungen, jo it e8 wahrfcheinlich, dag die eriten Shriften nicht gerade, wie eva die heidnifchen Griechen, nach Nofen geduftet haben, und day daber das Wunder des b. Babomius, der Heiden und Ehriften durch den bloßen Geruch unterichted, nicht jo gar arof ift. Val. Görres, Geh. d. Mpftit, IL, 91. 39, Walafridus Strabus (S06—849) in feinem Hortulus (ed. Chouland) Seite 420 ff. ipricht von dem Sproß aus Jefes Wurzel, der durch feinen Tod die NRofen färbt, und ©. 409—18 jtellt er die Nofen und das Blut der Martyrer zufammen. St. Basilius Homil. 47, de St. Balsam.) vergleicht die Geigeln mit Rofen. In der Vita B. Henr. Gay. 51 Muriemma Marian. Schaubübne, deutich von Bilielius, 1721. Iht. 1, Gay. XV, ©. 152) jagt Chriftus: „Die Rofen bedeuten Kreuze“. Im Romanusbüchlein Scheible, Klofter3, 490—1) it vom „rofenfarbenen Blut des Herin“ die Rede. Sm Nrauenklofter zu den heiligen Engeln in Wien bewahrt man eine Phiole mit dem Blut Shrijti, dem zu Ehren eine Gefellichaft zum „Rofenrotben Blut Christi“ geitiftet und mit Privileaien und Ablag ausgeftattet wurde (Küchelbecher, Rom. Kaiferlicher Hof zu Wien. ©. 638). Selbjt in die proteftantifchen Kirchenlieder ziebt Jich der Sammer vom ‚„rofenfarbenen“ Blut Ehrifti binein. Es fei mir erlaubt, bier nur ein Beifpiel noch an- zuführen, von dem Blödfinn, zu welchem ficb die moyftiichspietiftifche Frommelet erheben kann: „Siebet die Braut Ehrifti eine rotbe Feldblume oder andere Blumen, fo gedentet fie an ihren Bräutigam, den Herin Jefum, und jpricht: Mein Freund ift weiß und rotb, der unter den Nofen weidet. Siebet ein in Sefum verliebtes Herze eine votbe Frucht an einem Baume, oder was 08 fer, welches entweder an Jarbe rotb, oder einen votben Saft von fich giebt, fo fommen ihm folche rotbe Früchte vor, als wenn fie mit dem Kraft- bfute des unfchuldigen unbefletten Lämmleins Jeju E hrifti beftrichen, gemalt oder ge- färbt wären. Siebet oder foftet es den rotben Wein, jo erinnert Jich’S des lieblichen fügen Safte, des Jreudenweins des Blutes Jefu, welches aus feiner eröffneten Seite *) „Reinlichkeit des Körpers ift Unreinlichkeit der Seele.” Römische Katjerzeit und Chrüftentbum. 115 aeflojyen. Summa: was nur einem amdächtigen Sejuberzen vorkommt, das jcheint dem- jelben mit dem rojenfarbenen Blute des gefreuzigten Seju gefärbt zu fein.“ (Aus: die Altlutheriiche Blut-Theologie in einem Auszug aus des fel. Dr. th. Fritichen’s joa. Simmelsluft und Weltunluft. Nebjt Borrede u. |. w. Stargard (?) 1750.) Was tft bier größer, die widerliche Gerchmadlofigfeit, die irrfinnigsdüftere Weltanfhauung oder die efelbaft füjterne Sinnlichkeit, die bei Allem durbichimmert ? 40) St. Bernardus, Vitis mystica, inOpp. ed. Mabillon, Paris, 1719. Vol. I. Jener Auffag wird allerdings als nicht vom bh. Bernhard herrübrend angegeben. 41) Der b. Benedict wälzte fich zu feiner Kreuzigung auf Dowmen. St. Jran- ciscus, gerührt daven, füpte die Domen und fie verwandelten fih in ein Rojenbeet, derjen Blumen nachher viele Wunder bewirften. (Lucas Wandingus, Annal. Ord. Minor. T. 1, p. 1222.) Unter einem Chriftusbild in Nürnberg ftebt: Mundamur roseo sanguine, Christe, tuo. Murr, Berchreib. d. Merfwürdigk. Nürnbergs ©. 95. Und auf einem alten Bilde in Gorfum find die fünf Wunden an Ehriftus deutlich als Rojen gemalt. Menzel, Ehrijtl. Symbolif, Regensb., 1854, Bd. 2, ©. 566.) In aleichem Sinne Spricht ih ein Meifterfängerlied aus: ——,Merkt ihr Kriftenleute! „Die NRofen ich euch deute: „Das jein fünf Wunden votb und zart, „Damit er ung exrlöfet bat, „Die Jraun und auch die Mann.“ $. Gorres, Altdeutiche Wolfs- und Meifterlieder, 1817. ©. 239. Die Rofe als Be- zeichnung des Martyriums kommt überall vor. Bei Piccolomini (Erinner. a. d. Leben b. Sünglinge, Würzburg, 1843, ©. 2 f.) ift als Titelbild eine Eopie des von Bercafumi aemalten Altarblattes in der Servitenfirche in Siena, auf dem das Chriftfind dem b. Soachim dieMartyrerfrone, einen Rofenkranz, reicht. Bei dem Siftorienmaler X. Grab! in Dresden fah ich eine fchöne Driginalbandzeichnung von Fra Bartolomeo aus dem Sabre 1577, darftellend die S. Domitilla, den S.Nireus we ©. Abilleus, Über jeder Perfon Schwebt ein Engel, der fie mit dem rotben Rojenfranze frönt. Wicelius (Chorus Sanctor. omn., Köln, 1594, &. 678) jaat: „Die Theologen tbeilen den Apojteln Lorbeer, den Martvrern Rojen aus.“ Ein mit Rojen befränzter Todtenfopf ift das Symbol der b. Radegunde. Man vergleiche noch S. Hieronymus, Epist. X. ad Furiam de viduitate servanda (Edit. Migne Bd. 1, Ey. 557, $. 14) und Epist. XXVII. ad Eustochium (Edit. Migne Br. 1, Sy. 509, $.31); Cyprianus, Epist. VII. ad Martyr. et Confessores (Edit. Migne, Spalte 249); S. Ludolphus Car- thus., Vita Jesu Christ., 1453, fol. Pars II, cap. 62, rel. 13; Sinsgel, Leben und Zhaten der Heiligen, Augsb., 1839 41. Bd. 3, ©. 272: der b. Lucian; Br. 3, €. 451: der b. BPelagius; Bd. 4, ©. 552: die unfchuldigen Kinder. — Auch fonit in Kinderlegenden fommt die Symbolif vor, jo 3. B. Grimm’s Kinder: und Hausmärchen, Göttingen, 1857. Br. 2, . 471. _ 42) "Thomas de Aquino,, de venerabili sacramento altaris, cap. XXXI, in Opuscula, Venedig, 1490. 45) Sinsel, Leben und Thaten der Heiligen, Bd. 1, ©. 762. 44) Gebr. Grimm, Deutihe Sagen, Bd. 1, ©. 352, Nr. 264. Friedlieb, Medulla theologica, Cac. Cons. 6.p. 315 bei Er. Francisci, Der böllifche Proteus, Nürnbera, 1708, ©. 1059 ff. Nicol. Remigii Daemonolatria, Hamb., 1693, 2,377 ff. 45) Gabr. Bucelin, Germania sacra et profana, Augsb., 1652, Bb.2, p. 163. 9% 116 Römische Ratserzeit und Ehriftentbum. Leibnitz, Scriptores Brunsvicensia illustrantes, Bd. 2, Hannover, 1710, darin: Annales Corbeienses, die unter dem Say MCOXII (©. 306) die Nachricht baben: »Lilium nuncius mortis Fratrum nostrorum.« 46) Francisci, Söll. Proteus, S. 1058, — ebenda &. 61; — Leonard Vairus, de fascino, lib. II, cap. 14; Nierenberg, de miraculosis natur. in Europa, cap. S; Delrio, Disquisition. mag. lib. IV, cap. 3, quaest. 2; Mariana, dereb. Hispanicis, lib. XXI, cap. 10; Sranctisci, Söll. Proteus, ©. 1031; 8. Haupt, Sagenbuch der aufiß, Thl. I, S. 271, Nr. 350. — Grimm, Altdeutfche Wälder, Bd. 2. ©. 186; von Döllinaer, Paritfabeln des Mittelalters, München, 1863, ©. 159, Greao- voviug, Üeber die Gräber der Bärpfte. — Val. im Allgemeinen nob G. Fr. Daumer, Die Gebeimniffe des christlichen Altertbumg, Sambura, 1847, Bd. 2, ©. 37—46. 47) Artemidoros, Oneirokritika lib. I, cap. 79. 45) Nibelungen, überfegt von Simrodf, Stuttgart, 1859. Abenteuer XVI, Strophe 6, ©. 203. 49) A Crown-Garland of goulden Roses by R. Johnson , London, 1611, in Percy Society (Bd. VI und XV) Bb. VI, © 50) Norf, Andeutung eines Spt. d. Mythologie, S. 184; Kriedreich, Symbolit, Ss, Mythologie der Natur, ©. 225. 51 Afzelius, Sagen und Lieder aus Schweden u. 1. 1w., deutych von Ungewitter, Leipz., 1842, Thl. 3, ©. 240. a in der deutichen Kinderlegende: „Die Rofe“ bei Grimm, Kinder: und Hausmärcen, BD. ll: 8% 52 Nach mündlichen TER 53) 8. N Dobenek, Des deutschen Mittelalters Bolfsalauben und Heroen- fanen, Berlin, 1815, Bd. 2, ©. 535 9. Harıys, Wolksfagen, Märchen und Legenden Niederrachtens, Selle, 1862, ©. 73, Wr. 4 54) Singel, Leben und Ibaten d. $ inte Br. 1, ©. 490 7. 55, Cyprianus, Epist. lib. I, cap. W, Edit. a 1512. 56) Aur. Augustini Meditationes, cap. 26. Rythmus de gloria Paradisü vers. 13 ff. (edit. Migne Paris, Opp. Tom. VI, &y. 920) ; Petr. Damiani Card. Opuscula varia. Op. 51. de vit. eremit. c. 15 de coelestis Hierusalem beatitudine ed. Migne Bd. 2, Sy. 750) ; Corolla Hymn. sacr., Cöln, 1506, p. 73. 57) Libanios, Opera Tom. II, &. 177nach Safe, Kirchengefch., Edit. VII. ©.127. 58) Eujebius (Praeparat. evangel. lib. XIII, cap. 11. pag. 663, Edit. Migne - 1095) erkennt ey an, dag man in Anfebung der Verehrung der Heiligen, der Gebete für Verftorbene u. . bei den Ehriften dem Beifpiel der Heiden folge. Man ae auch Baronius, er Be ad Ann. 58, Nr. 76 über die Agnus Dei; ad Ann. 200, Nr. 5 über das Bekrängen der Tempel der nn Gregor. Magn. Opp. p. 1176), Epist. XI, 76, Edit. Migne Tom. III, Sy. 1215 ff.; Theodoret , Sermo de Martyr., (Edit. Schaltze, Tom. IV,p.898 £f., Ba n Migne Tom. IV, ©. 1007 ff., uber den Hebergang der alten Götter und ibrer KFeite in Heilige und Sin 59) Sp wurden die Yupercalien und das Reiniqungsfeft der Februa erjt 494 vom Bifchof Gelaftus I. in das seit Mariä Reinigung umaewandelt. Die mit Facel- ziagen begangene Feier des Naubes der Proferpina wurde erit 689 zum »Festum can- delarum«, Mariä Yichtmen, erboben. Eeres war die locale Schußaöttin von Catania. Shr Feft am 1. Februar wurde durch Wettrennen, geweibte Fadeln u. f. w. aefeiert. Die Sörtin mit ihrer gefammten Seitfeier blieb befteben, nur taufte man fie auf den Namen St. U N atba. (1 Römische Katjerzeit und Ehriitentbum. rl 60) Es ijt bier nicht der Ort, das im Tert Gejagte im Einzelnen durchzuführen. Jch verweife Daber auf einige der Hauptjchriftiteller, in denen man eine vollftändigere Durh- fübrung oder einzelne Angaben findet: Dr. J. E. W. Augufti, Die Feite der alten Ehrijten, Yeipzig, 2 Bde. 1517-5; John James Blunt, Vestiges of ancient manners and customs discoverable in modern Italy and Sieily, London, 1823; Ullmann, Vergleichende Zufammenftellung des chriftlichen Feitewelus mit vorhriftlichen Feten, in Sreuser’s Syubolif und Movtbologie, Bd. III, 1843; Römifche Altertbümer von W. U. Beter und Jac. Marquardt, BD. 4, Yeivzia, 156, wo man die chriftlichen Beziebungen leicht jelbft findet, F.Nork, Die Sitten und Gebräuche der Deutfchen und ihrer Nachbarvölfer mit Bezugnabme auf die aus den firchlichen,, abergläubifchen und Rechtsbräuchen bewworgegangenen Miptben und Volksjagen, Stuttgart, 1849; R. Hos- pinianus, Festa Christianorum, Zürich, 1593; 6. Bötticber, Der Baumfultus der alten Hellenen, Berlin, 1556; M. du Tilliot, M&moires pour servir a l’histoire de la Fete des Fous, Lausanne et Geneve, 1741; @. Bötticher, Teftonif der Hellenen, Bd. Iu. II; Srouwa und der Schwan, von Soder, in I. VW. Wolf, Zeitichrift für deutiche Mythologie, Bd. 1, 7553; Ernjt Brotuff, Shronica von den Antiquitäten des fatjerl. Stifts umd der Stadt Marsburg an der Salab, Bupiffin, 1556; Beda venerabilis, = temporum ratione ce. 13; Y. Rocholz, Drei Gaugdttinnen Wal- burg, VBerene und Gertrud als deutjche Kirchenbeilige, Yeipzia, 1870; Burkhardt Kultur der es 2. Aufl., Yeipzig, 1969, Seite 332, 386 ff. ; verglichen mit 3. Grimm, nn Mythologie, Bd. 1, 1854, ©. 236 T.; Bohlen, Das alte Sndien, Bd.1. ©.3327., 335, 339, S 348; nn ‚ Indische Afkerthiimer, Leipzig, 1847— 1861. N 1..©. 715, Bd. 2. ©. 453, W. Menzel, Ddin, ©. 27; Karl Haupt, Sagenbuch der ee ig, 2 Bde. ‚18623 ENEIAT06, 154,285, 287, 289 und Bd. 1, ©. 233, Anmerf.;F. N ne Andeutungen eines Spitems der Mvtbo- logie, Leipzig, 1859, ©. 103; Grimm, Motbologie ©. XXXILf.; W. E. 9. Levy, Gesch. d. Uriprungs und Einfl. der Aufklärung in Europa, deutich von Solowicz, Bd. 1, S. 156 ff. und = 166, Anm. 1. und unzählige andere Schristiteller. 61—62, E. X. Piozzi, Bemerf. aufd. Reife durch Frankreich, Italien und Deutich- land, a. d. Enal.v. ©. % ee) Bd. 1, (1790) ©. 385. 63) 3. Grimm, Deutjche Movtbol. Br =. 104. 64) Montanus, Deutiche Voltsfeite >B0..2,. 0% 124. t, ’ 21: 9. 65) Man vergleiche bierzu auch © en on mm, Altdeutihe Wälder, Bd. 2, =. 206 ff. Freilich Elingen die modernen Ziel d ieyer chriftlichen Göttin vornebmer. Auf einem in der Schweiz feilgebaltenen Heiligenbilde bier fie: Junafrau Maria, Mutter \efu, Braut des b. Geiftes, Königin aller Engel, Fürftin zu Serufalem, Mauf- aräfın zu oretou.f. w. Gedrudt, Zug, bi I. M. U. Blunfci. n che Raithofer, Bemerkungen auf einer Alpenreife über d. Brünia u. j. w. Bern, 1825 N »Nata, sorror, conjux, eadem genetrixque tonantis«, X eg Reue, sul‘, as ’ Man hat verfucht, diefen Gogendienjt mit jopbijtischen Spisfindigfeiten über die Art der Verehrung zu rechtfertigen, die alle in Nichts zerfallen vor der Thatjache, dar Maria von den ortbodoreften Schriftitellern geradezu »dea«, Göttin, genannt wird. Hippol. Maraccn in feiner Polyanthea Mariana, Köln, 1683, führt allein daflır 15 Stellen an und circa 250, worin fie wie die J113 »Regina coeli« beißt. 68) Epiphanius advers. Haeres. Lib. III, T. II, Haer. 55, sive 78 adv. Antidicomarianitas $. 23. und Haer. 59, sive 79, adv. Collyridianos. Nejtorius 118 NRomische Katferzett und Ehrtitintbum. jaat in feiner eriten, zu Gonjtantinopel aebaltınen Predigt: „Hat denn Gott eine Mutter? It diefes, fo mup man die Heiden entfehuldigen,, dap fie die Mutter der Götter eingeführt Baben.“ 69) Zunäcit erbält Maria alle die Beinamen jener Göttinnen, die jehbon in vor- christlicher Zeit oft von einer zur anderen übergeben: „Setlige Junaftau, bimmlische Jung: frau, Goöttermutter, Gottgebärerin, Simmelsfönigin u. $. w.“ Befonders aber gebt, außer der Venus, vorzüglich die Iris und Enbele) in ie Marta über und zwar gerade als „Söttermutter“. Weberall wo der Jttsfultus verbreitet war, finden wir nachber auch Me Marta, auf der ee jtebend, oder mit dem Mond gekrönt. Kunitblatt von Körfterund Kugler, 1546, ©. 171, Wangen, Kunftverfe und Künftler, Bd. 2, 9; 1SS; St. Bernhard, en B. Vi ir. serm. 2; Picinello, Symbol. virg. p. 166, $. 7.— Ich erwähne nur noch die Analogien: die Tpröde Junafrau Eeres, die den jungen Bacchus fängt; die feufhe Pallas, die den Erihtbontos Ds und die jungs fräuliche Gottesmutter Maria; die Isis salutaris und Juno salutifera wurden zu Santa Maria della salute. Der Itistempel in Paris wurde zur Kirche von Notre Dame, die das Horusfind füugende JTis zu Marta mit dem Kinde. Der Bers der tibur- tinischen Sybilla auf die Stis: „Weberalükliches Weib, des Himmels würdigite Dlutter, „Die an beiliger Brust jo boben Sprögling aefäuat bat.“ ER von Picinello (Symbola virginea, Symb. XVI, 8.4) auf die Maria angewendet. ie Lilienzwiebel tft das Symbot der Fruchtbarkeit und tft dev J1ts, Juno und Venus et Aber die Lilte it auch der Marta gebeiligt und bei Alcava in Selma wurde das Bild der unbefletten Empfängnis in einer Pilienziwiebel gefunden. Das YFeft der b. Rofalia (nur einer Nebenform der Marta) wiederholt in allen Eingelbeiten die Proceffion der Enbele. (Virgil, Georg. III, 531; Aeneid. VI, 784.) Die Vor- jtellung der Maria mit dem Kinde hängt aber befonders von der Aphrodite mit dem Erosab, und wäre obne diejes Vorbild nie entitanden, denn da Ehrijtus ala Er- wachfener Stifter der Kirche ft, To bleibt ja die gleichzeitige Dayftellung von E briftus als Säualina ein volltommenes Unding, welches Jih aber aus der Anbänglichkeit des Volkes an die Boritellung der Venus mit dem Amor leicht erklärt. Dabin gebört wohl nicht, wie gewöhnlich, 3. B. von Augufti,.a. a. D., Bd. 3, ©. 12, gefagt wird, die Eobre der Manichäer von der jchönen Junafrau mit dem Ichönen Knaben im Simmel, denn diefe it rein meteorologifch. Cyrillus, Hierosol. Cateches. VI, $. 34. Aber auf Bildern der b. Therefia /auch einer Form dr Marta) lient die Setlige in einer Obn: macht des Entzücens, während ein Engel lächelnd mit dem Pfeile nach ihr zielt. Nicht jelten wird das Ehriftfind felbit als Amor aufaefagt. Und befonders oft fommt er als Amor mit der Bivyche vor, lestere (wie jchon bei Appulejus) als menschliche Seele adasht. Die Darftellungen finden fih auf altchrijtlichen Saurfopbagen (Runftblatt 1544, 330: Bunfen, Befchreib. Roms, II, 1, 192. DBeral. auch d’Agincourt, Sculpt. IV, 3). Gin ganzes Auto der Galderon behandelt diefen Segenftand (Eald. geiftl. Schaufp. von Eichendorff, I, 201), auch die Niobe gebt über in die Maria, die unter ihrem Mantel die Sünder befihüst gegen die Pfeile des Ehriitus-Anollo. Ger- hard, Confessio catholica lib. II, Pars II, Art. X, c. 2, Appendix $. 14. Auf Shriftus wird befonders aeın der Apollo bezogen, und die älteften Hymnen auf den E oa os find offenbar den Bäanen auf den Sonnengott nachgebildet (fiehbe Augufti, a. a. D.). Auch bier gebe ich mit Verweifung auf die früher genannten und hundert andere Schriften nur Beifviele dafür, da das Shriftentbunt, weit entfernt, eine veinere und edlere Römische Raiferzeit und Ehriftentbum. 119 Sottesverebrung einzuführen, fih nur zu dem ganz rohen Aberglauben des niedrigiten heidnifchen Pöbels entwicelte, über den die befferen und gebildeten Heiden felbjt fich chen (ange erhoben hatten. Und geiftig arm waren die Priefter allerdings auch, fonnten nichts erfinden, feinen neuen Gedanken, fein neues Märlein, fein neues Gleichnig und Symbol und feine neue Form und Gebrauch. Alles wurde nur ein troftlofer Abklatich deyjen, was Ichon lange dagewefen. 70) Die St. Maria aegyptiaca hat freilich eine nicht jebr apvetitliche Jugendge- fchichte, wie fo viele Heilige, die dadurch an ein bekanntes deutjches Sprichwort erinnern. Ehriftliche Kunftiumbolit und Sonographie, Frankfurt, 1839 5.0. Marta. Schwarze Madonnen finden fih in Neapel und 2oreto, Einjiedeln, Würzburg, Dettingen, Marfeilleu.f.w. (Grimm, Moythol., S.289; Grimm, Altdeutjche Wälder, II, S. 209, 286; Goethe, Briefwechfel mit einem Kinde, Berlin, 1837, IL, &. 183 f.). In Orleans findet man eine jchwarze Madonna mit Schwarzem Kind neben einer weißen in derfelben Kirche, (Ruge Zwei Jahre in Paris, Xeiyzia, 1846, I, &.357f.). Auch) die Venus bat bier Theil daran, denn Aphrodite heift am Ende des Monats „die Schwarze“. Pausanias, Arkad. IV, 2. 71) Picinello, Mundus symbolicus, in Lat. trad. a Dr. August Erath. Cöln, 1681. Cochlea und Conchylium achtmal aus verfchiedenen Autoren. Als Concha Gideonis roscida fommt fie vor bei Drexel, Opp., Antwerpen, 1643. T. I, P. I, S. 820 ff. 72) Benus verwandelt fich in der Flucht vor dem Tvphbon in einen Such (Ovid, Metam. 5, 331). Don ibren heiligen Fischteichen bieg fie Apbarfitig. Die phili- fteifche Aphrodite ift die Atargitis oder Derfeto, die Fifchgättin. Der Fiich als erotifches Symbol ift auch dem Eros und der Dea Syria gebeiliat (Movers, Pho- nicier, Berlin, 1841, Bd. 1, ©. 308). Schtbvs (Fich) it im Talmud der Meffias; bei ANuauftinus /de Civ. Dei XVII, 23) ift es E briftus nach dem griechischen Afroftihbon: Jesus Christos, Theü Yios, Soter (Selus EChriftus, Gottes Sohn, Srlöfer). In Madrid befindet Jih das berühmte Bild von dem jo claffiich gebildeten Rafael, die Virgin del Pez, auf dem ein fnieender Knabe dem Chriftusfinde (Eros einen Fisch darreicht. (3.G.v. Quandt, Beobacht. u. Phantafien..... auf einer Reife durh Spanien. Leipz., 1950, &. 238 ff.). In der Godehardificche zu Hildesheim itellt ein Schnigwerf am Chor die Maria dar, die zwei Fische in einer Schüfjel trägt Attribute d. Heiligen, Hannover, 1843). 73) Die Venus marina (Aphrodite pontia) war Batronin der Schiffer (in Venedig, in Spanien). An ibre Stelle trat die S. Maria del Mar Quandt, Beob. und Phantaf..... auf einer Reife d. Spanien, ©.18; S. Maria del mar in Barcellona. Anderswo wird daraus die S. Marina. Früher wurden die Votivbilder der Artemis dargebracht, jpäter der Madonna. An die Schifffahrt nüpft fich die Verehrung der Sterne, der Führer auf dem Meere. Das Felt des Tages, an dem jich die Sternenjung- frau Aiträia gen Simmel erhob (d. 16. Aug.) wird Himmelfahrt Marii. Maria jelbit wird Bolarjtern (Picinello, Symbola virginea, in Lat. trad. a Aug. Erath. Augs- burg, 1694, ©. 692, $. 1). Sie wird Abendjtern und Morgenftern. (Ebenda ©. 713, 8.1; ©. 722, 8.8; ©. 723.) Als Schiff (S. Maria della navicola), Meer, Stern, Zodiacus fommt jie unzählige Male vor (Pieinello, Mundus symbolicus, e Lat. trad. a A. Erath. T. I). Bei Drexel (Opp. Pars I, 820 ff.) heißt Maria Stella fulgen- tissima, Stella mundi. Oft wird Maria mit einem Stern über dem Haute abgebildet. Attribute der-Heiligen, Sannov., 1543, ©. 50.) Bei Gottfried von Straßbura 120 Römische Kaiferzeit und Ehriftentbum. im Lobgefang au Maria (Zeitjebr. F. Deutiche Altertb. ba. v.M. Saupt, Br. IV, 1544) heißt 08 (Stropbe 20, ©. 521): „Du bit ein funne, ein mäne, ein tern“. Gnd- lich erinnere ich noch an das allgemein befannte: »Ave maris stella«. 74) Eiwechjen, am Morgen gefeben, find noch jest in Italien ein Glücszeichen. Acbn- lich bei den Alten Winedelmann, Werte, 2, S. 627. Auf einem Madonnenbilde von Rafaelin Madrid findet jich im Vordergrunde eine Eidecbje, nach der auch das Bild benannt wird (3. ©. v. Quandt, Beobacht. und Phantafien u. f. w. ©. 240). 75) Die Taube als Symbol der Ueppigkeit und Fruchtbarkeit it allen weiblichen Naturgottbeiten gebetligt. Des Ajtartedienites wegen bieg Babvlon die Stadt der Taube (Jeremtias 50, 16). Die Dea Syria batte überall Golumbarien und das QIaubenejren war daber verboten, wie noch jest im Morgenland und in der artechifchben Kirche. Wernsdorff, de columba sancta Syrorum, Helmstädt, 1761 ; Xenophon, Anab.I, 4,9; Euseb., Praep. evang. S, 14; Lucian, de Dea Syria 54.) Auch in Seruja-= lem war die Zaube heilig und vorzugsweife Opfervogel, wohl wegen des Baaltis- fultus. Dem .b. Geift, als Mutter Chrifti gedacht, wurde die Taube zum Sombol ge geben. Natürlich ift auch die Taube der Vogel der Venus. (Properz IV, 5, 63; Schwebel, de antiquissimo columbarum sacro apud paganos cultu. Onold., 1767.) Die Semiramis, aus der indifchen Liebesgöttin entjtanden und Repräfentantin der Venus, wurde aus einem Taubenei geboren und unter den Flügeln einer Taube wurde fie groß. Das Protevangel. Jacobi, ec. $, faat: „Wie eine Taube ward Maria groß gezogen.“ Maria als Taube fommt vor in Picinello (Symb. virg., Symb. XID. Auch in Gott fried’s von Stragburg Fobgefang beipt es Strophe 21: „Und dar zuo me „Der triuwe ein türteltube.“ Yächerlich ift die moderne Erklärung, da die Taube wegen ibrer Reinbeit und Unfchuld gewählt jet. Ste tjt einer der liederlichiten,, gefräßigiten, unjauberiten und zänfifchiten Vögel. Nur die von ihrer gropen Fruchtbarkeit entlebnte beidnische Symbolik erflärt ihre jpittere Berivendung. 76) Auf Kvpros war das Rebbubn der Aphrodite gebeiligt. Engel, Kopros, Br. 2, ©. 155. Dem entipricht das befannte Bild (Ermitage imperial Catalogue St. Petersburg, 1863, Nr. 603) von WU. van Dvd: Madonna mit acht tanzenden Engeln und dem b. Jojepb, dabei zwei Rebbübner. 77) Die ganze Pflanzenwelt ward in dem angegebenen Sinne umgetauft, und allge- mein fpricht es Platen (Gefammelte Werke. Gotta, 1543, II, ©. 281) aus: „Längit zwar trieb der Apoftel den heiligen Dienft der Natur aus, „Uber es ehrt fie das Volk gläubig als Mutter des Gott's.“ Die heidnische Welt hatte nach manchen inmbolifchen Beziebungen eine große Anzahl Pflanzen, bei den claffifchen Völkern der Venus, bei den Deutfihen der Jreia oder Friggagebeiligt. Im Chriftentbum gingen fie auf die Maria über. Beifpielswetie erwähne ich nur folgende: (Adiantum) Capillus Veneris wird „Unfrer lieben Frauen Haar“, (Alchemilla) Pallium Veneris wird „Srauenmantel“, (Cypripedium, Schub der Kypris wird „Srauenjchub“, (Scandix) Pecten Veneris wird „Liebfrauenfamm“, (Prismatocarpus), Speculum wird „Liebfrauenfpiegel“, (Orchis) Freta’s Ihränen wird „Martentbränen‘. Römifche Kaiferzeit und Ehriftentbum. 121 (Eine andere Orchidee) Nivördrs Hand wird „Marienband“. Bon anderen Pflanzen find die beidnifchen Namen vergeffen, in der chrüitlichen VBoltsnomenklatur haben wir aber fait die ganze Hauswirtbihaft Marias, als: Unjrer lieben Frauen Bettjtrob, Mantel, PBantoffel, Handichub, Flachs, Nadelkiiten, Schlüfjelbund, Haar, Kamm, Spiegel u. j. w vergl. v. Berger, Pflanzenfagen, ©.69 7.; Menzel, Odin, ©. 27; Menzel, Ehrüftl. Symbolik (1854), Bd. 1, ©. 141 f., Afzelius, VBolfsjagen aus Schweden, deutjch von Ungewitter (1842), Theil II, ©. 240 ff., Grimm, Motbol., ©. 1145 u. f. w. 75) Berzeichnig der Gemälde der Pinafothet von G.v. Gillis. München, 1845, ©.149, Nr.579:, Maria fistim Rojenbag oder Rojengarten“. Gottfrievsvon Straßburg Marienlied in Haupt's Zeitfchrift, Bd. IV, ©. 520; za bei Ww an Das Kirchenlied, Nr. 130. Kunftblatt von Schorn, 1841, ©. 26. Friedreih, Spmbolif und Mptholvgie der Natur, ©. 227. Fr. Kugler, der Gemälde des fünigl. Mufeums zu Berlin, 1838, ©. 31. Waagen, Deutfchland IL, 318. 79, Hippolytus Maraccy bat in feiner Polyanthea Mariana (Köln, 1653) aus den genannten und vielen anderen Schriftitellern vom Jahr 410 bis auf feine Zeit 138 Stellen gefammelt. Die Stellen liegen fich noch unendlich vermehren, wenn nad irgend einer Seite ein Gewinn davon zu hoffen wäre. Kein Schriftiteller, der über die Maria gefchrieben, und deren find nach Maraccy, Bibliotheca Mariana,, Zegion, bat diejen Gemeinplas des Vergleichs mit der Rofe, übergangen. 50) Reinbotv. Bornin$. Georg, v. 4026 ff. $1) Carmina Burana, Stuttgart, 1547, ©. 142 5. vergl. auch: Burfbard Kultur d. Renaiijance, 2. Aufl. 1869, ©. 138. 82) Jacob Balde 'Silvae lyricae, edit. II, Colon. Ubior. 1546, lib. VII, carm. 1, pag. 185) bat folgende Symne: Ad B. Virginem Mariam. Ver sine te bruma est, Majusque exsanguis et ater, Calvusque Februarius. Arescunt sine te fontes, sunt lilia nigra, Rosa cadaver putridum. At simul extuleris cinetum caput igne comanti, Et arva visu strinxeris: Tune iterum manant fontes, tunc lilia candent, Rosaeque vivunt mortuae, Das ift mit geändertem Versmaß fait wörtlich das reizende Liebeslied des Nem ejianus: »Te sine« etc., nur jebr viel unpoetifcher und in der vierten Zeile fogar efelbaft. 83) Außer dem fchon angeführten Maraccn erwähne ich bier noch einige der hbaupt- fächlichjten der von mir benugten Schriften: Maxim. Sandaeus, Flos mysticus sive Orationes u. j. w. Mainz, 1629; Petr. Hieron. Drexel, Opera omnia (be fonders lib. XIII, Rosae etc.) Antwery., 1643; Petrus Labbe (er jelbjt nennt ic Petrus !’Abbe), Elogia sacra etc. Lipsiae, 1686; Theophil. Raynaud, Pontificia T.X (Nr. IV), Lugdun., 1665: Rosa mediana; (diefe vier find Jefuiten) ; Maria nifcher Ciederfrang u. j. w. Augsburg, 1641, Görres, Altdeutiche Volke und I lieder, Frankfurt, 1817; Dr. 8. €. BP. Wadfernagel, Das deutjche Kirchenliedu.].w Stuttgart, 1841; 2. Ubland, Alte boch- und niederdeutiche Volkslieder, BD. 1, ar fammlung, Stuttgart u. Tübing., 1844. $4) Ueber den Barallelismus der Entwielung der Kunftformen mit den Veränderungen ei der religiöfen Anjchauungsweifen der Kirchenlehre vergleiche man den geiftreichen Aufias 122 Römische Katferzeit und Ehriftentbum. von Sal. Vögelin: Die Religion im Spiegel der Kunft, in den Zeititimmen aus der veformirten Kicche der Schweiz, X. Jabra., Nr. 15; 1. Ausg. 1568 (Wintertbun). s5) Das Dogma von der Sindlofigfeit der Marta, anfänglich von allen Kirchen: Leßrern entfehieden verworfen, war zuerft 1160 von Petrus Lombardus als Hupotheft aufaeftellt, wurde noch am Ende des 13. Jahrhunderts von Thomas von Aquino heftig angegriffen, im Anfang des 14. Jabrbunderts von Duns Scotug vielleicht nur aus Widerfpruchegeiit gegen Thomas vertbeidigt und dann von Minoriten und Francis: fanern mit Lebbaftigfeit aufgenommen, von den Dominifaneın befümpft. Es blieb ius x vorbehalten, diefen Irriveg für eine Sauptitrage zu erklären. Noch Epiphanius (Haeres. 59, $. 11) erflärte um 350 die Frage Über dag Ah. der Marta in Uebereinitimmung mit der Bibel für unbeantwortbar. Exit Sregorvon Tours um 550 erfand das Märchen, dag Marianeitorben und dann exit ihre Seele und darauf ihr Leib direkt durch Ehriftus in den Simmel erhoben ei. Im 11. Jahrhundert fafelte der Cardinal Damiani noch hinzu, dag Ehriftus bei feiner Himmelfahrt nur von zwei Engeln empfangen fei, aber dr Maria jei Ehriftus yelbjt mit der ganzen Schaar der Engel und Gerechten entgegen gezogen. (Damiani, Serm. 40, de assumpt. B. V. M., Opp. II, 91.) Auf die Feier der Himmelfahrt Mariä gina, außer Anderen, auch ein altes beidnifches Feft über, das fich auf die Pflanzenwelt bezog, daher verband fich damit an vielen Orten eine Weibuna von Kräutern in der Kirche, um diefelben jpäter aenen Teufel, Heren und Blis zu gebrauchen (Hildebrandt, de diebus festis p. 105). Davon beigt das Felt in Deutfchland an vielen Orten „Würz-weibe“ vder „Würzmeife“*, womit aud der Name der Stadt Würzburg und die dafelbit er baute Marten oder yrauenburg a Oberthbür, Gefch. d. Herzog: thums Oftfranfen, nah Auauftia. a. D., ©. 115. In Frankreich, deffen Befchügerin me Maria it, wurde diefes Felt von jeher befonders feie erlich begangen, daber verlegte der Schlaue Napoleon 1. inen Geburtstag auf die den Nranzofen obnebin heiligen Tag. 7) Baderbormer Liederbusb, Nr. 99. ss) W. Menzel, Ehriftl. Symbolit, Bd. 2, ©. 279. sy) Wolff, Zeitfehr. F. deutfche Mytbolonie 2, 126; Jriedreich, Symbolif und Mythol., Bd. 1, ©. 402. 90) Aug. Stöber, Sagen aus dem Eljaf, Nr. 6, in Wolff's Zeitjchr. F. deutsche Mythol., Bd. 1, ©. 402. « 91) v. Peiger, Plonzenfagen; ©. 239. 92 8. Müllenb a8 Sagen und Märchen aus Schleswia-Holftein, S. 358, Nr. 479; v. Berger srangnjagen, ©. 236. 931 m Berger, Ditengeniasen ie S.231. Menzel, Ehriftl.Symbolif, Bd. 2,5. 283. 94) 8. Bechitein, Deutfches Sagenbuh, ©. 339 F., Nr. 399. Y5) Die Legende ut unzäblige Male erzäblt mit den manniafachiten Msweiihungen. Ih babe fie im Terte möglichit vollitändig gegeben und zwar nah Y%. Bechftein, Deutfches Saaenbuch, Leipzig, 1833, ©. 265, Nr. 309 und Harıys, Bolfsfagen, Märchen und Legenden Niederfachtens, Celle, 1862, ©. 71, Nr. 40; ©. 72, Nr. 41. 96) v. Berner, Pflanzenfagen, S. 234. — Aebhnliche Legenden, in denen eine Rose oder ein Rofenftot Beranlaffung zum Kirchenbau gatebt, werden noch viele erzählt, 3.8. Bedhftein, ©. 641, Nr. 780; ©. 650, Nr. 829, W. Menzel, Ehriftl. Sym- bolif, Bd. 1, ©. 420 u. j. w. Win, Wurz, engl. wort, ift „Kraut“, „Sewächs”. Römische Kaiferzeit und Ehriitentbum. 123 97) Die Gefchichte findet fih in jedem Legendarium. Petrus, de Natalibus Catalog. Sanct., Lib. III, ce. 101, Fol. 52a; M. Maruli, Bene vivendi institut. Lib. V, ce. 6, Fol. 203 a; Singel, ben und Thaten d. Heiligen, Bd. 1, ©. 490 ff.; Ehriftl. Kunftinmbolif und Jkonvarapbie, Frankfurt /M., 1530, ©. 29 u. j. w. 95, W. Menzel, Chriftl. Symbolit, Bd. 2, ©. 195. 99), Singel, Leben und Thaten der Heiligen, Bd. 4, ©. 353; W. Menzel, Ehriftl. Symbol., Bd. 1, ©. 163; Herder in feiner Legende: die Orgel; Jacob de Voragine in der Legenda aurea, Straßbura, 1502, Xea. 164, S. Vincentii Sermon. de Sanctis, Lugduni, 1499: Serm. de S$. Caecilia; Vincentius Bellovacens., Speculum hist., Nürnb., 1483, 1. XII, ce. 22; In Einzelheiten weichen alle diefe Er- zählungen von einander ab. 100) Bechitein, Deutiches Sagenbuch, ©. 44, Nr. 52. 101) Gregor. Turon., de gloria Martyr., Opp. Cöln, 1583, 1. II, ce. 46, ©. 187 f. 102) Die Legende der b. Rofa von Lima findet fih überall. W. Menzel, Ehriftl. Symbolik, Bd. 2, ©. 283. Ihr ganzes eben fchrieb Anh. Gonsalez, Vita Sponsae Chr. b. Rosae de S. Maria, Cöln, 1668, 120. Auch von B. Hanien giebt 8 eine Lebensbefchreibung derfelben. 103) Dr. &. R. Babit, Ueber Gefpenfter in Sage und Dichtung. Bern, 1867, 20T. 104) Fr. Sonftantin Kirchner, Wunderliche Gefhichten, 1468, in Guriofitäten, Br. 4. Weimar, 1815, ©. 347 F.; Menzel, Chriftl. Symbolit, Bd. 2, ©. 283. 105) Hermann Hugo, Pia Desideria, Antwerpen, s. a. (16577, lib. II, vol. $, pag. 162. 106) Menzel, Ehriftl. Syumbol., Bd. 2, ©. 241. 107) 3.W. Wolf, deutfche Märchen und Sagen, Yeiyz. 1845, ©. 177, Nr. 59; v. Berger, Pflanzenfagen, ©. 230 f.; Dr. M. Sandaeus, Maria flos mysticus Mainz, 1629), ©. 55; Singel, !eben und Thaten der Heiligen, Bd. 4, ©. 399. 108) Wem fällt hierbei nicht die Stelle aus Gottfried von Strapbura Triftan und Jfolde ein. Als nämlich das Gottesurtbeil den Meineid der Sfolde für Wahrheit erklärt bat, fährt der Dichter fort: (1 „Da war wohl offen erkläret „Und all der Welt bewähret, „Daß der viel tugendharte Ehrüit „Wind fchaffen, wie ein Ermel üt. „Er fügt Jich bei und fügt Jich an, „So man e3 mit ihm fügen kann. „Er iit allen Herzen gleich bereit „gum Trug, wie zur Wahrhaftigkeit. „Sit 8 Ewmit, oder tft 8 Spiel, „Er it ja to, wie man ibn will.“ 109) Augustin Paoletus, Sanctuarium hoc est sermones..... sanctorum omnium. Cöln, 1664, cap. 29, $. S, (p. 402). 110) Singel, Leben und Thaten der Heiligen, Supplementband ©. 121. 111) Sinßel, a..a. D., ©. 293. 112) Sinbel,a.a.D:, 8.3, ©. 46. 113) 9. v. Malkan, Reife auf der Injel Sardinien, Leipzig, 1869, ©. 33. 124 Römische Katjerzeit und Ehriftentfum. 114) Singel,a.a.©., Bd. 2, ©. 177, Attribute der Heiligen, Hannover, 1843, ©. 146; Ehmtitl. Runftivmboli£ und Sfonvarapdie, Sranthurt, 1839, ©. 30. 115) Singel,a. a. ©., bat zwar (4, 333) die Gefchichte der b. Elifabetb, aber emwähnt des Rofemvunders garnicht. Aus der bierber gehörigen Yiteratur enväbne ich: Kofeagarten, NYegenden, Berlin, IE. DD. 1, Cr 27, nach? er Legenda aurea; Die Urtribute d lign, ©. 445; Sancta Elifabetb, ibr Leben, von 8. Storh, He Yeipzia, 1860; ti 7 er Su Die Beifige Elifaberb, Zurich, 1797, ©.-405 6. %. Schoppe Elifaberb, Herzogin zu Sachen u. y. w. Gotba, 1532; Menzel, Ehrijtl. Spmbolit, Bd.2, ©..282. 116, Ehriitl. Kunjtivmbolif und Sfononrapbie, ©. 30% Die Attribute der Heiligen, ©. 445. 117) Sinkel, Leben und Thaten d. Heil. Bd. 3, ©. 88. Wer fpectell die Öe- jchichte der Yogende behandeln wollte, würde dazu Zeit gewinnen mürjen, für jede einzelne Erzäblung die Zeit ibres eriten Auftretens aus der weitläufigen und entjeßlich langweiligen Legendenliteratur zu ermitteln, um jo auszumachen, wo der erite Urjprung diefer Sage tit und jwas die Stufen ibrer Fortbildung find. Sch mochte fast glauben, day diefelbe auf die b. Elifaberh von Thüringen gerade am allerfpäteften übertragen wurde. Ich fann nicht umbin, bier einer neuen Stiftung zu enwäbnen, die fich an die Elifaberblegenden in ebrenvollter Weife anfchliegt. Im Sabre 1866 erjchien eine Dame MatbildeArnemann beim MWaldpfingitfeite in Karlsbad mit einem Körbchen Nofen, in deren Mitte eine Sammel- büchie ftand, um die Badegejellichaft aufzufordem, dar fie durch Gaben den Rofen die Wundertraft, Unglüeliche zu tröften und Kranke zu beilen, wiedergeben möchten. Die erite Sammluna eraab 830 Gulden; 1571 betrug das Kapital bereits 16,000 Gulvden. Ron den Zinfen erbalten arme Kranfe obne Rüekficht auf Nation und Gonfejfion freie Bipder und 30 Gulden für den Aufentbalt in Karlsbad. Die NRojen wurden in Anipielung auf die Yegende Eltjabetbrofen genannt. Profefpor Gzermaf machte ein jebr hübsches Gedicht darauf, fiebe Hackläünder, Ueber Yand und Meer, 1871, Nr. 42. ©. 6. 118) Jufti, Die heilige Elifabetb, ©.41; Menzel, Ehriitl. Symbolik, Bd. 2. &. 282; Thomas Cantiprat, de apibusII, ar Soc Menzel, Ebrijtl. Symbol. 2, 282; in der von mir benugten Ausgabe des Thomas fommt eine b. Ada gar nicht vor, wobl aber Thomas Cantiprat., Miraculorum et exemptorum memorabilium sui temporis libri duo... . . Duaci, 1603, Lib II, cap. 25, Nr. 119) Gumppenberg, Atlas Marianus, München, 1672, Nr. 713, p. 766 und Nr. 423, p. 526. 120) Eine Yebensbefchreibung des Malachbiasaab Abt Bernbard von Elair- vaur unter dem Titel: Vita Sti. a episcopi in Bernardi Clarevallensis Opp. omn. edit. Basil. 1566, fol. column. 1534—1S64. B en hard erwähnt zwar mehrere Viftionen des Malachias, aber der Weiffagung über die Päpite gedenft er nicht. Sn Marimil. Miifon, Rerfen ausHolland es ae in Italien, Zeipz., 1713, ©. 818 ff. (33. Brief) tt die Propbezeiung ganz u Aufitellung Alterer und neuerer Propheten und ihrer Propbezeiungen, Zeiß, 1798, ©. 130. 121) Urban VIII. war aus Florenz, der Stadt der Blumen, gebürtig. Sein Wappen waren drei Bienen über Blumen. Auch wird durdy die Yilie feine große Auf- richtigfeit, durch die Roje fein qutes Gemütb angedeutet. Mifjon, a. a. D., ©. 703. Derjelbe war übrigens 1604 der Hauptbeförderer der Wiederaufnabme der Jejuiten in Baris, verdammte das Kopernifanifche Sonneniviten und Torate vortrerflich für feine Nepoten. Römische Kaiferzeit und Chriftentbum. 125 122) Norf, Mvtboloaisch-etumologifches Wörterbuch, WE LATFE Bohlen, Das alte Indien, Bd. 1,&.339; Laffen, Indifche Altertbümer, BP. 3, ©.442 ; Plinius, H.N XXI, 2; F. H. Sedulius, Historia seraphica vitae Franc. Assisiatis etc. Antwerp., 1613, S. 527, cap. 2. 123) Binterim, Denfwürdigfeiten, Bd. VII, Tht. 1, Abtbla. 2, S. 98 ff. 124 Gill. Pepin, Aurei rosarii mystiei sermones etc. Sermo 1: de rosario beatae Mariae. 125) Job. Georg Kengler's Reifen, Hannover, 1751, Bd. 1, S.493, Brief 49; ©. 599, Brief 51; Bd. 2, ©. 832, a f 59. Aeinicne bei P. J. Weber, Diss. moral. de usu imaginum, Trier, 1785, $.IX, p. 12 und G. 9. von Welfenbera, Die criftl. Bilder, ein Beförderungsmittel d 8 chriftl. Sinnes, Gonftanz, 1827, Rn ‚©. 206. 126) Dr. &.v. Schorn im Kunitblatt an S. 416; Dr. ©. %. Waagen, Kunitwverfe und a in Deutichland, Bd. 2, ©. 225 ff. 35, Brief 6; ERICH 127) Waagen, a. a. D., 2, ©. 229; 2, ©. 30 128) Waagen,a.a.D.,1,©.219 7.; 9. Dtte, Handb. d. kirchlichen Kunjt- archäologie, +. Aufl. ©. 782, ©. 783. — PVeral. auch noch J. F. Mayer, Dissertat. de rosario, 1720, p. 44. sqq. 129) Die Literatur über die goldene Rofe ift außerordentlich umfangreich. Ich führe ber nur die Werke an, die ich felbit benust babe. Durandus, Rationale divinorum offi- ciorum, Ulm, 1475, lib. VI, cap. de quarta domin. quadrag.; R. Hospinianus, de origine, progressu ... . . festorum dier. Christian., Zürich, 1593, pag. 42; Ph. de Mornay, Le mystere d’iniquite, Saumur, 1611, p. 448; Reinh. Bakius, Copiosiss. evangel. dominic. expositio, Magdeb., 1624, Vol. II, Dominica Laetare ; J. B. Casalius, de veterib. sacr. Christianorum ritib., Rom, 1647, Pars IV, cap. S1, p. 336; Theophil. Raynaud, Rosa mediana etc. in Th. R., Pontificia Tom.X, Leyden, 1665, p. 401 ff. ; Adam Rechenberg, de aurea rosa, Leipz., 1666; Carlo Catari, de rosa d’oro pontificia, Rom, 1681; Zach. Grapius, de rosa aurea, Leipz., 1696; Joh. Micrälii Histor. Eceles. Leipz., 1699, Lib. II, Sect. 2, Nr. 18, p. 382; Ang. Rocca, Opp. omnia Tom. I, Rom, 1719, S. 207 ff.; Fr. Parskius, Rosa aurea, 1728; Thbeopbilander, Hiftor. Nachricht von der güldenen Rofe, 1740; Suriofitäten, Weimar, Bd. IV. (1815) ©. 41415. ; Aihb bach, Kirchenlertcon T. v. Rose, aoldne. Ueber die an Friedrich v. Sachen gejendete Roje auger dem Obigen no: Sleidanus, de Statu relig. et rei publ. Carolo V. caesare et prince. s. 1. 1555, Lib. I,p. 10; Th. Zwinger, Theatr. vitae human , Basel, 1604, Vol. III, lib. 9, p- 1006; J. Imhof, Singularia politica, Nürnberg, 1652, p. 92; L. v. Seckendorf, de Lutheranismo, Paris, 168S, p. 102; Hildebrandt, de dieb. festis, Helmstädt, 1701, 8. 58. 130) Ulrihv. HSutten, von Dr. %. Strauß, Leipzig, 1858, Bd. 2, ©. 71. 131) Einige wenige literarische Nachweifungen mögen bier genlgen: Matthioli, Kräuterbuch (f. v. Roje von Jericho), verdammt fchon den an die Pflanze gefnüpften Aberglauben; Sturm, de rosa hierochuntica, Leipz., 1608; 3. &. Benemann, Die Rofe zum Rubme ihres Schöpfers, Yeivz., 1742, ©.57;; Ursinus, Arboretum bibli- cum, Nürnberg, 1699, Bd.2, ©.47; Marc. Mappo, Thes. bot. deRosa deJericho, Strassburg, 1700; Hadr. Belaudi Palästina ex monum. veterib. illustrata, Tom. I, Utrecht, 1714, Lib. III, p. 529 ff., weiß nichts von der angebl. Rofe. 132) In Dr. Ernjt Förster, Vorjchule der Kunftgeichichte (Neinz., 1862), zeigt 126 Nomische Natjerzeit und Ebrijtentbum. Fig. 176 a den gebrochenen Bogen; denft man fich den Bogen etwas tiefer noch einmal aebrochen und die Nafen (Fig. 174) in der Mitte zufammenftogend, jo bat man den Drei- vap (Fig. 173): Fig. 172 und 176 oben zeigen den Bierpap (Fig. 173 b). Dreis und Bierpah, jorwie fünftbeilige Nofetten finden fihb am Natbbaus zu Münjter (Fig. 244) neben einander. Die fünftbeilige Rofette wird dann in der Gotbif im Innern weiter ver: gliedert oder mit anderen zufammengefeßt, woraus die reichjten Formen bewvorgeben,, To das prachtvolle Feniter an der Kirche da batalha bei Kifjabon Gubl und Kaspar, Dentmäler der Kunit, Bd. 2, Taf. 25, Kia. 5), ebenfo an der Kirche St. Duen zu Rouen (Gubl und Kaspar, Bd. 2, Taf. 18, do. Taf. 17, Fig. 8-9). Diefe Beispiele mögen zur Veranfchaulichung des Gefaaten genügen. 133) &. Förster, Vorfehule, Fia. 171. 134) Paul Aringhi, Roma subterranea (Rom, 1651) Tom.I, &. 381, Tab. II; . 339, 8; 23; ©. 549, Tab. I; ©. 551, Tab. III; ©. 555, Tab. IV; Tom II, #115, label. 135) Beripielein Heideloffu. Görael, Omamentifdes Mittelalters; Buttrich, Syitem. Daritell. d. Entwiclung der Baufunft in den fächlischen Ländern, Xeivzia, 1852, und Buttrich, Dentmaleder Baufunft des Mittelalters, Yeipzia, 184159. Otte, Handb. d. firbl. Kunftarhäologie, 4. Aufl. ©. 287, Fr. Kualer, Handb. d. Kunftgefchichte, 1859, Bd.2, ©.379 u. |. w.; M. Viollet-le-duc, Dietionnaire du mobilier francais etc. q. s. II. Edit T. I. (Paris, 1868) pag. 119, Fig. 3. 136) &. Förster, Vorfchule zur Kunftaeichichte ©. 70. 137) So am Kölner Dom, Boifferee, Gefchichte und Befchreibung des Domes zu Göln, Stuttgart, 1823, ©. 78 f. und das große Kupferwerf dejielben. Taf. XI, XII 138) Heideloffund Görgel, Dmamentif d. Mittelalters 2, Taf. 4 a. 139) B. Suriofitäten, Bd. VIII, Weimar, 1820, ©. 230. 140) Fr. Rualer, Handbuch d. Gefhichte der Malerei, Bd. 2, (Berlin, 1562) . 269. 168 (2 . Bierter Abfdnitt. Die Nofe bei den Germanen. (9) Hs die Völker haben, wie die Individuen, eine Yebensgejchichte und un Sein begrenztes Yeben. Im der allgemeinen Entwielungsgejchtchte der Mienichheit fann jeder einzelne Bolksftamım den Kortjchritt nur bis zu einer gewilfen Stufe fortführen, das tft eben jeine Aufgabe in dev Gejchichte, und hat er die erfüllt, fo geht ev unter over vegetirt fort in einer Art von findi- Ichem Greifenalter, zur Erzeugung weiterer lebensfräftiger Schöpfungen unfähig. !) Wir fönnen nach der dem einzelnen Volke angewiefenen Stufe daffelbe aber auch mit ven Abjchnitten des indivinnellen Yebens vergleichen, und wenden wir das auf die alte Welt an, jo jtellen die Griechen das Jüng- (ingsalter, die alten Römer die Zeit der vollendeten Mannheit, die Staifer- zeit und das Chriftenthbum das Greifenalter var. Gewiß aber ift, daß we- nige Sahrhunderte nach Beginn unfver Zeitrechnung die ganze alte Welt tın Abjterben begriffen und zur Kortführung der Aufgaben der Gefchichte ver Menichheit unfähig geworden war. Die aftatifchen Kulturoölfer hatten eigentlich Schon lange, bis auf den Eleinen Stamm der Hebräer, der als gei- itiges Kerment unter alle Völker zerjtreut fortlebte, ihre Rolle in ver Welt- geichichte ausgeipielt. Es berurfte neuer Träger der lebendigen Kortent- wielung, und als jolche traten die germantjchen Bölfer im Beginn unjver Zeitrechnung hervor, um vom jechiten Jahrhundert an die eigentlich fort- ichreitenpde Gejchichte allein zu beherrichen. Diejfe Weiffion, die ein Bol in der Gefchichte zu erfüllen hat, it allemal beringt durch feinen ihm eigen- thümlichen Charakter. Daß die Individuen unter ven Menjchen unendlich verichieden, eigenartig und mit befonvderen Anlagen in körperlicher und gei- jtigev Hinjicht ins Yeben treten, fann wohl Itemand lüugnen, der jich nur etwas unter den Menjchen umgejehen hat. Aber die mannigfachen Formen ver Begabung ver Individuen zeigen fich auch keineswegs gleichfürmig durch Schleiden, Die Rote. y 130 Die Rofe bei den Öermanen. vie Meenjchheit vertheilt, in den einen Volk herrjcht diefe, im andern jene ESricheinungsform vor und bejtimmt dadurch den Charakter eines Volkes. Dazu fommt, dar alle Individuen eines VBolfes noch durch die Einflüffe ver äußeren Natur, durch die eigenthümlichen Schiefjale, unter denen das Volf jich gejtaltete und ausbilvete, gewiffe, allen gemeinjame Züge aufgeprägt erhalten. Das bewegt ums dann ja auch und erleichtert es, die einzelnen Bölfer mit gewifjen charakteriftiichen Beiwörtern zu bezeichnen , invdent wir meinen, damit furz ih» Wejen angeben zu können. Wie bei Individuen, jo bei Völkern erklärt aber gerade diefe Eigenart fajt vollitändig die Schidjale derjelben. Und die Gefchichte zeigt ung überall, wie fejt diefer Charakter in den einzelnen Völkern jich erhält. Das beweifen die Chinejen jeit minve- jtens 4000 Jahren, die arabiichen Stämme, die noch denjelben Charakter tragen, wie vor drittehalb taujend Jahren nach ven Schilverungen des alten Zejtamentes, md wenn wir die heutigen Kranzojen mit der Zeichnung ver- gleichen, welche Cicero und Cäfar von ven Kelten (Galltern) entwarfen, jo jtaumen wir über die Aehnlichkeit des Portraits. 2) Ich halte mich daher nicht nur für berechtigt, jonvdern jelbjt verpflichtet, bei ver gegenwärtigen Unteriuchung auf die VBerjchievenbeit ver nationalen Charaktere, wenigitens in den wejentlichjten und mit meiner Aufgabe in näherer Beziehung jtehen- den Zügen aujmerffam zu machen. Im erjten Sahrhundert jchrieb jhon Tacitus, in bitterem Zorn über die Entfittlichung und Erfchlaffung feiner Zeit, vie Germania, in der er der verfunfenen Nömerwelt die vielverjprechenre Sugendfraft und fittliche Tüchtigfeit ver Deutjchen gegenüberftellte, und noch 1400 Jahre jpäter jagte Maciavelli, auch ein Romane: „Unverdorbenheit und Gewifjenhaftig- feit, um jo bewunvernswerther in viefen Zeiten, je jeltner jte find, haben fich allein auf veutjchem Boven erhalten, weil die Deutjchen werer von ven Sitten der Italiener, noch denen der Franzojen und Spanier angejteckt wurden, welche Völker eines wie Tas andere die Berderbnig ver Welt find.“ ’, — Merfwürtiger Weife jagt im Jahr 1871 wiederum ein Romane: „Ar: heit, VBorficht, Sparfamfeit, Treue, großes Pflichtgefühl, lebhafter Kamı- tenfinn, welcher vor feinem Opfer zurücjcheut, disciplinarifche Kraft — das find die mächtigen Factoren des deutjchen Nattionalcharafters, der von Die Rose bei den Germanen. al anderen Völkern nicht eher beachtet wurde, als bis ver Klang ver Sieges- waffen ihn im wunderbarer Wetje offenbarte.“ *) Bon den ältejten Zeiten bis auf heute ijt der Auf der deutfchen Treue in allen Verhältniffen umerjchüttert geblieben. Yangjam im Entjchluß *) und feit im Bewahren des einmal Ergriffenen, haben die Germanen viel- leicht mehr als twgend ein Zweig der großen indogermanifchen Völferfamilie die Erbjchaft aus ven Zeiten ver gemeinjchaftlichen Urfite und Urväter be- wahrt, wohl nach ihren äußeren Schieffalen und Umgebungen ausgebildet und umgejtaltet, aber ohne die urjprünglichen Züge -vollftändig zu ver- wijchen, jo dar wir noch jetst in taujend Zügen der Sage, des Aberglau- bens, ver Sitte die Beziehungen auf die uralten Vorjtellungsfreife erfennen fönnen. 5) Daß die Öermanen eimjt mit den Urvätern aller indogerma- nijchen Völker zufammenhingen und ein Volf ausmachten, das beweift ung die Sprachvergleihung, die uns auch erlaubt, aus den allen Stämmen ge- meinjchaftlichen Worten uns ein Bild von dem Urzuftand jenes Volkes zu entwerfen, in welchem alle jpäteren VBerzweigungen noch ungetrennt zufan- menlebten. ') Wohl läßt jich auch aus der Sprachvergleichung annähernd die längere oder fürzere Verbindung der einzelnen Stämme nach ihrer Tren- nung vom Urvvolf angeben, aber im Ganzen bleiben uns die Schieffale der- jelben nach jenev Trennung bis zu ihrem erjten Auftreten in ver Gejchichte jelbjt vunfel. Manche Verfnüpfungen, manche gegenfeitige Verfehrsver- hältnifje lafjen fich auch noch aus Sitten und Gebräuchen ableiten, und jo fönnen wir hin umd wieder zu Andeutungen über die Wanderungen ver Bölfer bis zu der Bühne ihres hiftorifchen Auftretens gelangen. Für vie Germanen jcheint mir die Sache jo zu liegen, daß fie längere Zeit mit den Perjern in engerer Verbindung gejtanden haben müffen, worauf Dianches in ver Sprache und Vieles in beveutungsvollen Sitten hinweit, ’ daß fie danı am Südrande des Kaspifees entlang und quer durch ven Kaufajıs, wo noch die Ofjeten, ald Zeugen engerer Verbindung mit ihnen, wohnen, >; nach Norren gezogen find. Die Älteften Gejtaltungen einer Ahnung des Göttlichen fnüpften jich *, „Was fie Abends beim Selage beichlojien, wurde noch einmal am folgenden Taae nüchtern und rubig überlegt, ebe 8 zur Ausführung kam“ — und noch jest bat der Deutjche das Wort und die Sitte: „Wir wollen 08 erjt einmal befchlafen.“ 9%* Deuticher VBolkee haralter. Religiofe Rorftellunaen. Roche. 132 Die Rose bei den Germanen. für die ganze indogermantiche Völferfamtilte an die belebente Sonne, den die Nächte erhellenden Mond, an die den Weenjchen unentbehrlichen Him- melsgaben Feuer und Waffer, deren Herabkunft aus ven Wolfen fich an die Ericheinungen des Gewitters fmüpfte. Dieje Naturmächte waren auch für die Germanen die ältejten Symbole des Göttlichen,, die jte jpäter milder im jüdlichen deutjchen Zweige, vauber, ja finjtrer in dem jfandinavifchen nördlichen, objichon un Ganzen mit gleichen Grundanfchauungen perjonifi- eirten. Die Verehrung des Weibes erhoben diejelben jtufenweis durch vie weren grauen (wie Aurinia, VBellera, Ganna), durch die halbgött- lichen Gejtalten (dev Walfyren und Anvderer) bis zur weiblichen Gottheit der Freia, Frigga; der Hertha oder Nerthus; dev Dftera u.f.w.). Als Fefte feierten jie die großen Sahresabichnitte Frühlings- und Herbit- Tag - und Nacht- Gleiche, To wie die Winter: und Sommer-Sonnenwende die Sırlfeite, *) jetst Weihnacht und Johannis). Am meiten tritt die Srüh: lingsfeter (mit der ich theils Oftern, theils Pfingiten verbindet) hervor; am wenigjten das Herbjtäquimoetium.) Die Sonnenwendfejte wurden beive unter Anzünvden von Kerern, Kaceln, Yichtern begangen. Auch das Gemüthsleben der Deutjchen war jo glüclich angelegt, daß es einen Seelenadel, eine Tiefe zeigt, wie wir fie fa bei einem andern Stamme ver indogermanischen Bölferfamilie, von anderen Ölievern der Menschheit zu Schweigen, wiederfinden. Diefer gemüthlichen Seite der Deutjchen gehört dann auch die fchon von Tacitus erwähnte Freude an Dichtung und Yied. Schon damals jeterten VBolksgefänge die Urerinnerungen der Nation, vie alten nythiichen Borfahren ves Volkes: Tuisco und feines Sohnes Mannus. Der (este Name führt auf die Zeiten ver Urväter in Aften zurüd. Noch Karl der GÖrofe verbot das Abjingen alter heionifcher Volkslieder auf öffent: lichen Pläten, insbejondere in ver Nähe ver Klivchen. Yeiver ift uns von diejen ım Volfe lebendigen alten Traditionen fajt nichts erhalten, denn die Priejter, welche die erjten dürven Chronifen aufzeichneten, waren zu vumm und zu ummwiljend, die Bedeutung jolcher VBolfsjagen zu begreifen. Abgejchmackte angebliche Heiligenlegenvden waren ihren geiitlofen Köpfen viel wichtiger. 19) Rom Schwedischen Sjul „das Rad“. Die Rose bei den Germmmen. 133 So finden wir allerdings fir den Anfang große Yüden tim ven erhaltenen Aufzeichnungen, aber wie er in Vier und Sang begonnen, jo lebte ver Deutfche fort bis zum heutigen Tag; Helvenfage und Bolfslied, Nittervich- tung und Meeifterfang find die lebendig jprudelnden Quellen, im denen wir fein Yeben, fein Denken und Dichten, jein Fühlen, jein Yeid umd feine Yıft treu abgejpiegelt finden. Und mit dem Yiede fnüpft er auch an die Natım an, für die eine tiefe Empfindung, eine innige Sympathie zu feinen Anlagen gehörte. Nicht, wie ver Grieche, legt er derjelben menjchliche Perjonifica- ttonen unter, fondern er fühlte mit ihr, fie war ihm für jich belebt und fie trat ihm ummittelbar als Freundin oder Feindin entgegen. Der Örieche fannte überhaupt die Yandjchaftsmalerei nicht, aber hätte er jte gefannt, jo hätte ev wohl Drvyaren, Aymphen und Pane hineingemalt, Doch das jpect- fisch veutfche Stimmungsbild, aus dem die Natur jelbjt unmittelbar den Menschen mit feinen eigenen Gefühlen amjpricht, hätte ev nie ver- ftanden.. 11) — Diefem hier furz jfizzieten Charakter dev Germanen jchmiegt jich num auch die Rofe jo eng an, dar man denjelben fait ichen allein aus ver Art und Wetfe, wie die Deutfchen die Mofe jich aneigneten, in Dichtung und Leben verwertheten, ableiten fünnte. Im Beginn wenigjtens müffen wir gejchichtlich zu Werfe gehen und das zuert betrachten, was ung als Aeltejtes in der deutjchen Yiteratur in Bezug auf die Rofe erhalten ift. Wenn die Rofen aufblühten, feierten die Kafhmirer ihr beiteres Frühlingsfeit. Bei ven Perjern wurden im Jahre jechs Feite, vie Sahanbars Er- innevung an die jehs Schöpfungsperioden ver Welt) gefeiert, eines davon fiel mit dem großen Mithras- (Sonnen-) Fejte zujammen und begann mit der Krühlings-Tag- und Nacht-Gleiche. 1? Wo Wechjel dev Jabres- zeiten ift, mußte dem Meenfchen die Wiererfehr der wärmeren Jahreszeit befonders wichtig ericheinen, und fobald er mit ven Erjeheinungen in der ibn umgebenden Natur vertrauter geworden war, erjchten ıhm der Zag bejon- ders beveutungsvoll, an welchem die Sonne wieder anfing, länger über als unter dem Horizont zu verweilen, mit einen Wort das Frühlingsäguinoe- tinm. Ie mehr aber die Menfchen gegen Norden zogen, je jchärfer ich ver Gegenjat des unwirthbaren Winters gegen die belebende Sommerwärnte ausprägte, um jo glücbringenver und heiliger mußte ihnen ver Tag der Die Roje bei den Deuticen. Das Frühlingäfeft. Dir Rojengarten. 134 Die Rofe bei den Germanen. Umgfehr zur bejjeren Jahreszeit werden. Im diefer Stellung waren die Ger: manen, nachdem je ihre Site in Mittel-, Nord und Weft-Europa einge: nommen hatten, umd in der That finden wir auch, daß bei ihnen von ven drei Hauptjahresfeften, Winter-, Sommer - Sonnenwende und Frühlings- Zag- und Nacht-Gleiche das legtere over Ditera-Feft das größte und wichtigjte war. An die Frühlingsfeier, die ganzen Gemeinden oder jelbft Boltsftämmen gemeinjchaftlich war, Emüpften ich daher auch die den Ange- legenheiten des Stammes oder VBolfes gewinmeten großen VBerfammlungen, dem Klima entfprechend, im Weften früher, im Dften etwas jpäter gefeiert, jenes das Meärzfeld, diefes das Niaifeld over Minienlager genannt. — Der Plat, auf dem diefe Feftverfammlungen jtattfanvden, hieß wahrjcheinlich der Nofengarten und zwar aus doppeltem Örumde. Die Dundsroje ‚Rosa canina L., führt feit den älteften Zeiten ven Namen Hagerofe, Hedenroje, wodurch ihre Benugung ausgefprochen war. Ste wächjt frei- (ich in ganz Deutjchland wild, aber ganz befonvders häufig findet man fie an den Rainen jener Haiden oder Walpftreden, die oft nachweislich früher als heilige Haine oder Opferhaine gedient haben. Ach in einer Wappenfage ihüst Maria die verftoßenen Kinder im Walre durch eine dichte Hage- tojenhece gegen wilde Thiere. 1?) Die Yeichtigfeit, mit der fich ihre langen Iharfdornigen Zweige zu undurchdringlichen Heden verjchlingen, machte fie befonders geeignet, dieje heiligen Pläße, vie auch die eigentlichen Weittel- punfte der Dauptjahresfefte wırrden, gegen das Eindringen von Thieren oder auch unbefugten Weenjchen zu jchügen. 1! “Dies tft die echte alte deuttjche Noje, die jeit ven ültejten Zeiten in ihrer einfachen Korm mit ven fünf blaßrothen Blumenblättern, balv mit, bald ohne die fünf jpigen Kelchblätter und mit dem golvgelben Knopf der Staub» beutel in der Mitte "Tig.4) als Hausmarfe, 1) Wappenbild umd jonft in der Drnamentif vorkommt. Da die heiligen Haine mit ihrer Einfriedigung aus der Heivenzeit tammen,jo fann die Nofe nicht erjt durch die Römer zu den Deutjchen ge- fonmen fein, und ficher werden die Deutjchen auch für die Pflanze, mit der fie Die Rofe bei den Germanen. 135 ihre heiligjten Orte einhegten, jchon einen Namen gehabt haben. Und viefer Name fonnte nur von ihren Urfigen mitgebracht jein. Gerade va fie die oje wählten, jtatt des ebenfo häufigen und ebenjo dienlichen Brombeer- jtrauches, deutet darauf hin, daß für fie die Nofe fchon durch alte Erinne- zungen geheiligt war, daß fie die in Perjien jeit ven Ältejten Zeiten gepflegten Öuliftane, vieRojengärten, nicht vergeffen hatten, an welche auch in Aften jich die befonvers duch Rojen gejhmücten Frühlingsfejte fnüpften. So wurde ihnen nicht nur wegen ver Einzäunung des heiligiten Plates bei ven Bolfsverjammlungen, jondern auch wegen der alten Erinnerungen ver Ort der Frühlingsfeter zum „Rojengarten“. Daß die Volfsverfammlungen in ven heiligen Hainen abgehalten wurden, wiffen wir jchon aus dem Taci- tu. 1% Die uralten veligiöfen Ueberlieferungen, an das Naturleben au- gefmüpt, wurden allmälig von ven Öermanen ausgezeichnet und die einzelnen Naturkräfte und Erjcheinungen perjonifiert, zu Göttern oder gottähnlichen Helden gejtaltet. Auch Sommer und Winter wurden jo gedacht und bei ver Srühlingsfeier führte man eine Art von Feftorama auf, in welchem ver Kampf des Sommers und des Winters und das Unterliegen des letsteren dargeftellt wurde. Natürlich wurde auch viefe Fejtfeier vem heiligen Haine oder Nojengarten zugemwiejen. Die Zeit des Feftes war nach den tofalen Berjchievenhetten verjchieden und fiel vom 22. März bis zum An- jang Meat. 17) Auch ver Tag wurde vielleicht von dem Witterungscharafter des einzelnen Jahres abhängig gemacht. Alte Feftliever 3. B. deuten dar- auf hin, dag man fich vaber durch das Aufblühen bejtimmter Blumen leiten ließ. >) Bekannt ift diefe Borjtellung des Kampfes zwifchen Sommer und Winter durch das auch von CE. M.v. Weber nach einer alten Volfs- melodie in Weufif gejetste Yied: „zrarira, dev Sommer, der ft da“ u. 1. w. Das Yied findet jich in den verjchiedenen deutjchen Gegenden in enplojen Variationen. Eine vderjelben lautet: „Stab aus! dem Winter geh’n die Augen aus, „Mit) VBeilchen, Rofenblumen „Holen wir den Sommer, „Schieen den Winter über den Abein, „Bringt uns quten fühlen Wein.“ 19) Hier wird auch beftimmt bei der Frühlingsfeier die Roje genannt, und Das Rojen: gartenlied. 136 Die Rofe bei den Germanen. es ijt nicht undenkbar, daß die erjten an dem ven heiligen Hain umgeben- ven Rain gefundenen Beilchen, die erjten an ver Einfrierigung aufgeblübten Nojen Beranlafjung zum Beginn-ver Frühlingsfeier gaben. Aus ven jchon oben angegebenen Gründen find uns nır Bruchjtüce ver alten Vorftellungen und Gebräuche aufbehalten, aus denen wir ums mühjan die volljtändigen Anjchauumgen zufammenjtellen müjfen. Was uns aufbehalten, jtammt noch dazu aus jehr werfchievenen Zeiten, zeigt fich alle, abgejehen von ven Lofalen VBerjchtevenheiten, in jehr verjchtevenen Stufen ver allmäligen Umbildung und Abjchleifung, wor die Schwierigkeiten für den Forjcher noch vergrößert werden. Grimm umterjcheivet in ver großen Menge der von ihm gejammelten ZJeugnifje wier verjchiedene Haupt: formen der Sommeranfangsfeter: 2%) 1. In Schweden und Gothlann ritterlichev Kampf des Winters und Sommers, feterlicher Einzug Des Legteren,; 2. in Schonen, Dänemark, Nievderfahfen und Eng- land bloßer Mairitt oder Einholung des Wlatwagens ; 3. am Ahein blofer Kampf zwiichen Winter und Sommer, ohne Waffertauche *, und ohne den Pomp ves Einreitens, 4. bei Sranfen, Thüringern, Meißnern, Schlejiern, Böhmen blofes Austragen des winterlichen Tores ohne Kampf und feierliche Einführung des Sommers. Unter diefen Kormen find wohl entjchteven die erjte und vritte vie ältejten und urjprünglichiten, und gerade jte find es auch, die uns hier am meijten interejjiren, da fie ung ın der Helvenjage noch volfftändig, wenn auch ohne Rückjicht auf ihre eigent- liche Bedeutung, im „großen Rofengartenlied“ erhalten find. 21) Die richtige Deutung tft Schon von vielen Forjchern ausgefprochen worden, 2?) und man wird diefe Dichtung, wenn man das hier Borausgejchiefte im Auge behält, nunmehr leicht verjtehen. Die jchöne Kriemhilp hat von Kindheit an bei Worms auf einer Aheininjel, die noch heute den Namen „ver Rojengarten“ führt, einen fchönen großen Garten mit Nojen und in deren Mitte eine Linde gepflanzt und erzogen. Diejer Rojengarten wird von tapferen Helven und Niejen vertheidigt, aber wer tapfer fümpfend fie bejiegt, dent wird ein Rofenkranz und als Minnelohn ein Kur von jchönem Mund. Das ganze Rofengartenliev blüht und glüht von vothen Rofen. Zwar wird ver Kampf *), Wie z.B. früber in FrankfurtaM. Die Rofe bei den Germanen. 137 der Helven jehr ernithaft mit Blut und Wunden beichrieben, aber doch gebt durch die ganze Dichtung ein Zug von Yebensluft und heiterem Humor, daß man jchon deshalb an ver fombolifchen Bereutung nicht zweifeln fann. Auch Hans Sachs bejingt noch den ritterlihen Kampf des Herin Wat mit dem Herbfte, ven jener überwinvet, umd daber heift es vom Wat: „Sein Banzerbemd glänzt prächtin, „Sar jchöner Rosen mächtig „Ericheint jein Warfenrod." 3 Der Rojengarten bei Worms wird zwar nicht bejtimmt als Ort ver Frühlingsfeier genannt, aber im Allgemeinen wirt doch berichtet, daß vie Frühlingsfeiern ‚am Rhein entlang, auf grünen Werdern und Auen“ stattfanden. Karlvder Große hielt zweimal, 776 und 781, das Wlaifeln bet Worms, gewiß an alt herfömmtlichen und geheiligten Stätten *) umd wahrscheinlich auf dem jo bequemen Werder, vem „Rojengarten“. Bei ven Bolksverfammlungen waren Waffenjpiele eine Hauptbeluftigung, und es wäre daher wohl möglih, daß man jpäter deshalb allgemein ven Zurnierplat „Rofengarten“ genannt hätte. Aber wahrjcheinlich it das jchon deshalb nicht, weil viele Dertlichkeiten, 3. B. folche mitten im Gebirge, fih zu Zur- nieren gar nicht geeignet hätten. Wohl aber pakten fie in friichen Walr- thäalern vortrefflich zur Frühlingsfeier, und es ift daher viel eher anzunehmen, daß man mit den Feitlichfeiten des Sommeranfangs jpäter den „Rojen- garten“ verlieh, jo vaß nur ver Name als Erinnerung an jeine frühere Be- jtimmung fich erhielt. Wenn aber Uhland mit Bedauern ausipricht, daR jih gar feine Frühlingsfeiern an die Bezirke diefes Namens fnüpfen, jo tft das nicht ganz richtig. Bei Tambadh im Thüringerwalde liegt em jogenannter großer Rojengarten, wo auch Yutherangeblib von Shmal- falven aus raftete und wo man noch jet einen Yutherbrunnen nennt, in diefem Rojengarten wirt noch jest am erjten Mai eine mit Bändern umd Blumen geijhmücte Tanne aufgepflanzt und das Maifejt gefetert. > Schon die weite Verbreitung der Rojengärten macht viefen Namen von einer blos Lofalen Beziehung, alio von dem gerade in Worms jpielenden Rojengartenlieve völlig unabhängig. Ihnen muß nothwendig eine allge- meine, dem germantichen VBorftellungskreife von Altersher angebörige Be- 138 Die Rofe bei den Germanen. deutung zu Grunde liegen. Wir kennen noch Nojengärten, bald als freie Pläse, bald nur noch im Namen eines darauf errichteten Gebäudes bewahrt, an zahlreichen Orten. Außer in Worms und weiter am Nhein, finden wir dergleichen noch in Tirol, 3.3. bei Meran, mRorihad, Conftanz, München, bei Comburg im Kocherthal, im Thüringerwalp, bei Dsnabrüd, bit Roftod, m Schweden u. j. w. 2) Auf ven tiroler Garten tft das jogenannte „Keine Nojengartenlied“ 27) der Helvenfage vom Nojengarten des Zwergenfönigs Yaurin bezogen; vaffelbe ift aber fo eigenthümlich (ofal gefärbt, das man gleich fieht, wie nur die jpätere Dich- tung willkürlich die Helden des Nibelumgen-sreifes auch in diefe Dertlich- feit einführte, weil eine dem wormfer Rojengarten gleiche Orundanjchauung auch Hier fich vorfand und ven Dichter bewog, dortige Helvengejtalten auf ° diejen verwandten Boden zu übertragen. Heinrich Srauenlob fommt auf jenen Wanderungen nach Noftocd, wo der Markgraf Wolvdemar von Brandenburg einen Nojengarten hatte, und von vemfjelben heißt es: „Seven Yinden up den Nojengahrven“ find die Wahrzeichen ver Stadt NKojtod.> Auch im wormfer Nofengarten jtand eine große Yinde, Dar: unter 500 edle Frauen Raum hatten. Die Verbindung ver Yinde, diejes echt deutjchen Baumes, mit Rojen und mit Minne werden wir noch oft in Bolfslievern antreffen. Kein Fejt Icheint ven Deutjchen jo wichtig gewejen zu fein, bei feinen zeigt fich die Yuft jo ausgelaffen, der Jubel jo allgemein, wie bei ver Frühlingsfeier. Selbjt dev Mönch mit ver Nonne, ja der Ein- jievler auf feinem Berge, tanzen dazu, daß die Kutte in vie Höhe fliegt, obwohl ihnen fonjt das Tanzen Todfünde tft. 2”) Im einem Yied des brei- zehnten Jahrhunderts, auf den Sängernamen Gölt gehend, fommt noch das Ofterjptel als Schwerttanz, bei dem der Sommer jein Zelt aufichlägt und vom Mat zum Siege geführt wird, vor. ?") Auch das dänifche VBolfs- lied fcheint mir noch in den Kreis der echten Rojengartenlieder zu gehören: Schmucde Ritter und Frauen tanzen über Gaff und Brüde, einem Bor: jünger nachfingend, Nofenkränze auf vem Haupte, die Schwerter unterm Scharladh, aufdas Schloß und hinein; „noch niemals jah man Schlöffer jo mit vem Nojenkranze gewinnen“. 31) Das Schloß ift hier wohl die Burg des Winters. Achnlich tft auch jpäter noch das fchon erwähnte Meailied von Hans Sachs. Hierher gehört auch die Dichtung von dev Minneburg, Die Nofe bei den Germanen. 139 die von Rittern angegriffen umd von Yungfrauen mit Blumen vertheidigt wird. Eine hübjche Darftellung davon zeigt die Nückjeite eines Handjpiegels in Elfenbeinfchnigwerf aus dem Meittelalter. Die Minneburg wird von Kittern mit Rojen auf ven Schilven angegriffen und von Jungfrauen mit Nojenwerfen und mit Yanzen, vie jtatt der Spitze eine Roje haben, verthei- digt, aber vergebens, venn einige Ritter haben jchon die Mauern eritiegen und fordern von den Yippen ver Schönen das Yöjegeld ein. 32) ch Tchließe hier nicht ohne Berenfen die Sage vom altgermaniichen Schwerttanze an, Der Schwert bei dem auch vie Noje erwähnt wird, obwohl ich einen Zufammenhang mit dem ritterlichen Kampf zwiichen Sommer und Winter nicht nachweisen fann. Bielleicht gelingt es einem Anderen. Der alte Erzbiichof Dlaus Magnus erzählt in jeiner Gefchichte ver nordichen Völker folgendermaßen: „Acht Tage lang vor der Ajchermittwoch üben fich die Jünglinge in großer Anzahl mit bejtändigen Zänzen. Sie erheben die mit den Scheiden bevecten Schwerter zu einem dreifachen Ring. Dann entblößen fie diefelben, heben die Klingen in die Höhe und ftreden fie mit ver Hand vor, umd indem fie langjamer ich im Kreis drehen, fafjen fie jeder die Spite des nächjten Schwertes und ordnen fich dann in eine fechsfeitige Figur, welche fie „vie Rofe“ nennen. Dann ziehen fie vafch die Schwerter an und erheben fie wieder jo, daß über jevem Haupt eine vwieredige Noje entjteht, worauf fie unter lautem Zufammenfchlagen ver Schwerter fich plößlich zurückziehen und das Spiel beenden, das mit Flöten und Gefang begleitet wird.“ Ganz ähnlich jchilvert Biethen den Schwerttang bei ven Ditmarfen. Fifhart im Gargantua fpricht ebenfalls vom Schwerttanz, und in der alten nürn- berger Ausgabe des Thewerpdanf fteht ein Holzfchnitt, der den Staifer Darimilian auf einer Schwertrofe ftehent varftellt. 3°) Bielfach findet fich dann in Yied und Gebrauch die Frühlingsfeier mit Srübtingetuit. Rojen in Verbindung. Zu Thann im Eljaß hält am erjten Diai ein Elei- nes Mädchen, „vas Meaienröslein“, mit Blumen und Bändern gefchmückt, feinen Umzug, um Gaben zur Feftfeier einzufammeln. Die Begleiter fingen dazır: ‚Matenröslein, febr dich dreimal um, „Yap dich bejehauen vum und vum! ‚Matienröslein, komm in arinen Wald hinein! „Wir wollen alle luftig fein, „So fahren wir vom Maten in die Rofen.“ Die Meifters Jänger. 140 Die Roje bei den Germanen. Eine ähnliche Feier foll auch noh in ver Provence Statt finden. Es wird gefagt: „Man errichtet dort am erjten Mat am Eingang jeder volt- veichen Straße eine Art von Thron, worauf ein junges, mit Rojen und Our landen gefchmücktes Märchen ven ganzen Tag bindurch figen bleibt, wäh- vend ihre Sefpielinnen zu Füßen des Thrones jtehen und von allen VBorüber- gehenven eine Abgabe der Liebe für die „Schöne ves Mai“ la Belle de Mai erheben.“ 3) — Aus einem anderen Feitliev finden fich noch vie Kebrzeilen : ‚Maie, fer willfommen! „Al jo weit die Welt it, „Sprieret, ibr Rojenblumen !” Das unendliche Yurftgefühl beim neuen Frühlingshauche und jeine beie- benve Kraft fmüpft fich aber auch an die Nofen, und darauf beziehen fich wohl die Worte eines nordfranzöfiichen Lat: „Der Garten vuftete jo ven NRojen und anderer Würze, wäre ein Kranker eine Nacht darin gelegen, ev wäre ges heilt von dannen gegangen.“ > Denn auch von König Yaurin’$ Nofengarten werk der Volksglaube, daft die Rosen dort jo herrlich dufteten, dar Betrübte getröftet wurden und Stranfe genajen. >) Als mehr und mehr das Volk wehrlos wurde, durch das Chriftenthum die alte Heiligkeit und Herrlichkeit dev Nojengärten verklang, an denen vie polittijchen Umgeftaltungen auch die Bedeutung als Volksverfammlungsorte verwifcht hatten, blieb die alte Krühlingsfeter nur noch in einzelnen Saunen al8 allgemeinere Feier, oft nur als Fejt für das nierere Volf. Aber die Borjtellungen vom Rojengarten erhielten jich,, Enüipften fich an die ohnehin dem Lenze angehörige Yiebesluft, jo wie durch Yenz und Yiebe au Vier und. Sang. So erhält fich denn der Nofengarten in der Sage von der Stiftung der Meifterfängerfunft. Zwölf enlen Meiftern tjt ein jchöner Nofengarten zur Hut übergeben: „Da kam ich in die Rojen votb, „Die Stunden unveriweren, „Sie wurden ausgeleien, „Aus andern Blümlem gar.“ „Herr Gott genad der wertben Hand, „Die da dor manchem Jabre Die Rofe bei den Germanen. 141 „Beichaffen bat fürwahre „Die Rofen und den Blan.“ ‚Nun merk, du ungelebrter Mann, „Wilt du die Rofen gäten, „So follt du geh’n die rechte Bahn, „Die Blumen nicht zertveten.“37) Die Rojen an ven Stöden find jener Meifter jinnveiche Gedichte. Koienbrehung ift Kunftwerbung, und wer die vechte Bahn geht, dem wird ver Ehrenfranz aufgefetst. Aber es wird auch von Aushängen eines Kofen- franzes, von Abgeawinnen und Aurfjesen defjelben in einer Weije gefungen, daß man fieht, wie vem ein wirfficher alter Brauch des Wettjingens um einen KRojenfranz zu Grunde liegt. So zieht Meijter Regenbogen, der Schmidt, zum Ahein und fordert zu einen Singefampf auf: „um Singens willen hänge ev einen Rojenfranz auf, wer ihm den abgewinne, ven Meifter wolle er fennen.“ 3°) In einem Lieve bei Öörres heißt es: „Daran (auf der Fahne) Find’t man gezieret Itan „Ein Kranz von Rofen wohlaetban ; „Ber mir den abgewinnen fann...... “3 Und da zur Kunjt der Meifterfänger auch das Fertigen fünftlicher Käthjel- lieder gehörte, heikt es in einem anderen Yiede: „Nun vatbet, ihr Meister, was 08 jet! ‚Mein Kränzlein bänget auf dem Blan, „Und it gemacht von edlen Rofen voth! . „Wer mir auflöft diefen Bund, ‚Mein Kränzlein er von mir gevonnen bat.“ 40 Auch Das gehört noch hierher, was Sebajtian Srand in feinem Weltbuche von 1542 erzählt: „In Sranfen machen die Maid an Sohannis- - tag Rojenhäfen alfo: jie laffen ihnen machen Häfen voller Yöcher, vie Yöcher fleiben jie mit Nofenblättern zu, und jteden ein Yicht darein, wie ın eine Yaterne, henfen nachmals diefen in die Höhe zum Yaven hevaus, da jingt man alsdann umb ein Kranz Meifterliever.“ +1) Auch mag noch er- wähnt werden, daß bei ven Troubadours jich etwas Aehnliches wie bet den Meiiterfängern findet. Die fröhliche Gejellichaft der” jieben Troubadours von Touloufe hatte ven Namen ver Academie des Jeux floraux, als Preis für eine gelungene Dichtung extheilte fie ein golvenes Veilchen,, eine Hedenroje und eine Ringelblume (soucı. *? 142 Die Roje bei den Germanen. Bogen Endlich aber verliert jich im Volf auch vie Erinnerung an viejen RB Sängerfampf, und es erhäft fich nur noch das Bild des Rofengartens als eines Ortes der Viebesluft oder auch nur ganz im Allgemeinen als einer befonderen Pracht und Herrlichkeit lebentig, jo 3. DB. beißt es: ‚Mein Schag it jehwarzäuger, „Het votbe Baden ; „Den tbu ich mir pflanzen „sun Rojengarten.” #3 oder: „Sunafräulein, Toll ich mit Eudy aeb’'n „sn Euren Rofengarten ? „Sch Tab die votben Röslein fteb'n, „Die feinen und die zarten.“ #) und fogar noch auf den Himmel bezogen: „Dort in jenem Rojengarten „BU ich mein Bräutigam envarten ; „Dort in jener Gwigfeit „Stebt mein Brautbett Schon bereit.” # Dann wird endlich „im Rojengarten fein“ jprichwörtlich für Wohlfern un Sutleben. Im Yiede von ver lüneburger Fehde heißt es: „Sy Deren weret alle fro, „Sp find in dem Nofengarden.” Die Bewohner des Kuhländchens fühlen fich in ihrer Heimat „wie um Nojengärtlein“, und ein Yied des fünfzehnten Sahrhunverts jagt: „Du erfreut miva Herz im Leib „Wohl in dem Rojengarte, „Dem Schlemmer fein Zeitvertreib.“ 46, Der Herzog Heinrich von Bayern hielt fein Yand jo vein von Räu- bern und Raubrittern,, daR die Kaufleute e8 „im Nojengarten“ nannten. Sch habe verfucht, hier den Faden aufzumwerfen, welcher von ven uralten afiatischen Erinnerungen virrch die jpäteren Gejtaltungen in ver heiontjch germaniichen Wiythologie bis in die VBolfsdichtung des Mittelalters verläuft, wobet fich die Borftellungen allmälig abjchleifen , bis fie zuletst in der faumt noch verjtandenen DVorjtelung vom Nofengarten als etwas wunderbar Schönem verflingen. #5) nl Die Zurückführung des Nofengartenfampfes auf müthologifche An- Zufammen: bang der Motben und [hanung des Wechjel® von Sommer und Winter ift jchon von befjeren Sagen. Die Rofe bei den Germanen. 143 Männern gegeben, die Beziehungen auf afiatifche VBorftellungen vom Nojen- garten und afiatifche Erinnerungen an vie Rofen jcheinen mir unabweisbar, denn der NRofengarten tritt in der früheften Dichtung und Sage auf, gar nicht als etwas Neues, als etwas fremdher Entlehntes, jondern als etwas Urgermanifches, Befanntes und Vertrautes. Auch fennen von allen Bölfern, mit denen die Germanen in Berührung famen, nur die Perjer den Rojen- garten als etwas VBolfsthümliches. Ich muß hier befennen, daß ih Ger- vimus nicht vecht begreife, wenn er mit einem, wie mir jcheint, etwas billigen Spotte alle die Arbeiten über vergleichende Miythologie oder, wie man e8 auch nennen könnte, über die Entwicklungsgejchichte der Wiythen von fich abweift. %); Mit vemfelben Spotte verfolgten fluge Yeute wor Jahrhunderten die Alchemie und jpäter die Etymologie. Ber beiden lief im Anfang wohl viel Thörichtes mit unter, aber jene erwuchs zur Chemie, diefe zur Pinguiftif, und wer wagt es, diefe beiden fo unendlich ergiebigen Wiffen- ichaftsschachte heute noch für ein „Graben nach Negenwürmern“ zu erklären. Wohl hat ver Gefchichtsfchreiber ver veutfchen Dichtungen da nichts zu thun, wo ihm feine veutjchen Dichtungen vorliegen, aber dev Gejchichtsfchreiber der deutichen Dichtung muß den Quellen des dichtenden Geijtes nachgehen und muß fich jagen, daß z. DB. die Märchen won den verjchtedenen VBolfs- jtämmen nicht erjt in dem Augenblie erfunden find, als irgend ein Korjcher anfing , diefen Schatz alter Lleberlieferungen zu jammeln und aufzuzeichnen. Gervinus fann doch unmöglich glauben, tvaß die inpogermantjchen Völker, als fie fich won ihren afiatischen Siten losriffen, mit einer tabula rasa im Gehirn fortgezogen umd erjt wieder in Gentraleuropa zur Befinnung und zum Auffaffen gänzlich neuer VBorftellungsfreife erwacht jeien. Das wäre ein abjolut unhiftorischer Gevdanfe, denn in der Gejchichte giebt e8 jo wenig wie in der Natur Sprünge, jondern nur eine ftetige Entwidlung. Das, was die Germanen felbft, noch im Eindlichen Spiel mit geiftigen Nebel- bildern befangen, aus der Heimat mit fich fortnahmen, lebte und wirkte in ihnen fort, wurde, noch durch feine Schrift abgefchloffen und erjtarrt, immer in lebendiger Trapition von Gefchlecht zu Gefjchlecht aufs Neue veproducirt und dabei in Einklang mit den neuen Umgebungen, neuen inneren Erfahrungen um - und ausgezeichnet, auch wohl mit fremoher Entlehntem verguieft, ohne daß gleichwohl ver uralte Kern, die im Glauben an etwas 144 Die Rojo bei den Germanen. Heiliges und im eilt der Sprache nievergelegten alten Errungenschaften jemals vollftändig fich veniwiichten und verloren gingen. Mer unterliegt e8 feinem Zweifel, Daß in dem vom Kafnivprachen bewachten und dann von einem göttlichen Helden befreiten Schate jich die, vielleicht nach hundert: fachen Umbildungen aus dem Vorvedisch = Afiatifchen in das Sfanvdinavifch- Kordiiche übertragene Erinnerung an den in den Wolfenbergen verjchloffenen Schat des jegenbringenven Negens, ven die Schlange des Bliges bewacht und der dann vom Dlisgott Agni befreit und gehoben wird, erhalten hat. Sch Dächte, nah Adalbert Kuhms fchöner Arbeit „über die Herabfumft des Feuers und des Göttertvantes“ könnte Niemand mehr über die Wirklich- feit jolcher durch die Gejchichte der indogermanischen Meenjchheit durchlaufen: den Kären im Zweifel jein. Wohl mag es jchwer fein, fie aus dem ganzen Gewebe, an dem viele Jahrtaujenve gearbeitet haben, wiever hevanszuldfen, aber die Arbeit hat auch exit begonnen und wird, vuhig fortgeführt, zu einer Entwiclungsgejchichte des Geiftes dev tippogermantschen Meenjchheit führen. sch fan hiev noch eine Bemerkung nicht unterdrücen, die, wie mir jcheint, geeignet ift, die erwähnte Tradition dev Geiftesfchäte der Mienjchheit ver: jtimplicher zu machen. Es ijt befannt, daß die wurzelbildenve Kraft in ver Sprache eines Volkes in einer gewiffen Zeit erlifcht, jo daß dann nur vie bereits vorhandenen Wurzeln abgeändert und combinivt werden können. Eben das gilt aber auch, wenn nicht abjolut, Doch theilweije von dev Götter, Symbole, Sagen, Ideen und Gedanken jchaffenven Kraft eines Volkes, Bet dem einen Volk früher, beim anderen jpäter, wird der Geift anfänglich labmer und zutlegt unfähig, Neues auf geijtigem Gebtete hevvorzubringen. Die Sprache, im der fich die Entwiclung des ©eijtes volßzieht, läßt nur noch Umbildung des Borhanvdenen, aber feine Neubildungen zu. Eine jolche Sprache ijt gewilfermaßen todt, wenn jie auch gefprochen wird; umd das tites, was Steinthaleinmal von den vomantichen Sprachen ausführte. >) Dan kann eigentlich behaupten, daß jede entwicelte Sprache nur aus ge jlügelten Worten befteht, die einmal zuerjt von einem Einzelnen gejprochen und von Anderen aufgefangen und weitergetragen wurden. Diejelben ichliffen fich aber wie Kiejel im Strome ver Gejchichte nach und nach jo ab, daf fie jeden Zug des Individuellen verloren und nur noch als Nevetheile ver Sprache ericheinen. Dergleichen wird in jevem Zeitalter, obwohl e8 Die Rofe bei den Germanen. 145 dafjelbe bleibt, nun nach ver Diode der Zeit umgefleivet und erjcheint dadurch nen. Ein merfwürdiges Beijpiel der Art bieten die Hexengefchichten. des Wittelalters dar. Wlan follte venfen, in diefer Zeit fer die Phantafie jo aufs Höchjte erregt gewejen, daß fie einen unendlichen Neichthum neuer Schöpfungen hervorgebracht hätte. Dem ijt aber nicht jo. Die Phantafie war vielmehr äußert arm im Erfinden,; nem Zehntheile dev Gefchichten, die in den betreffenden Büchern des Mittelalters von einem Brätorius, Remigins, Wier und Anderen mitgetheilt werven, lafjen fich vüchwärts durch Römer, Griechen bis in den alten Drient verfolgen, und das lebte Zehntheil erjcheint ung vielleicht num deshalb neu, weil wir die alten Quellen noch nicht aufgefunden haben. Ein Gleiches gilt won religiöjfen Speen, ja jelbjt von Witworten. Der gute Einfall eines Derwijches bleibt, wird aber dann an den Namen eines römischen Harılpexr md endlich eines deutjchen Superintendenten gehängt. Mean hat wohl dagegen eingewendet, daß gar manche Ioeen jo natürlich menschlich, aus überall und immer wiederkehrenden Berhältnifjen fich entwiceln müßten, daß man fie, wo fie fich finden, als urfprünglich anfehen Eünne. Das mag bei der VBergleichung verfchiedener Bölfer, unter denen man hiftorifch feine Berührung fennt, allerdings wohl anwendbar fein, aber doch nur mit großer VBorficht, denn immer |pricht das Vaturgejet ver menjchlichen Entwiclung für Eontinuität, und das angeblich Jene bedarf immer der jtrengen Prüfung. loch entjchiedener muß man aber jene Auffaffung bejchränfen, wo es jich um vafjelbe VBolf oder um Bölfer handelt, die erweislich lange mit einander in Berkehr gejtanden haben, num muß man fich die Sache nicht jo vorftellen, als ob die Ent: lehnung gefcehäftsmäßig durch einen einzelnen bejtimmten Act in bewußter Weije jtattgefunden habe. Nehmen wir ein naheliegendes Beijpiel. Wenn der achtzehnjährige Süngling. die „rofigen Wangen“ feiner Geliebten preift, jo glaubt man wohl, diefer Vergleich liege fo nahe, daß er ihn, umd wie er viele taufend Andere, im Moment gefunden habe. Das ift aber nicht wahr. Allerdings Hat er nicht direkt von irgend einem alten Perjer oder Griechen entlehnt. Aber doch hat Einer zuerjt die Wange eines Mädchen mit der Farbe ver Nofe verglichen ; dies wurde ein geflügeltes Wort, wurde Eigenthum der Sprache, und lange ehe es einem Jüngling einfällt, die Wangen wirklich mit Nofen zu vergleichen, um zu jehen, ob jte überein- Schleiden, Die Rofe. 10 146 Die Roje bet den Germanen. jtinmen, it diefer Vergleich jchon durch die Sprache fein Eigenthum ge: worden. Dover betrachten wir die Sage, die fich bei den DOfjeten findet: „Gott gab ven alten Königen auf dem Berge Brutjabjeli jevesmal bei ihrem Negierungsantritt einen Stern vom Himmel mit dem Berjprechen, jo lange der Stern in ihren Befite fer, fie und ihr VBolf mit dem reichjten Segen zu beglücen; diefer Stern wurde num in einem eignen Schrein aufbewahrt. Zulett herrjchte eine Königin, und als die einjt verreifen mußte, übergab jie die Aufficht über die Burg auf dem heiligen Berge, fowie den Schlüfjel zum Schrein mit dem jtrengen Verbot, venjelben zu öffnen, ihrer treuejten Dienerin. Kaum war aber die Königin fort, jo öffnete die neugterige Die- nerin den geheimmißvollen Schrein ; der heilige Stern flog heraus und wieder in den Himmelzurüd. Als die Königin zurückehrte, war dev Berg mit tiefem Schnee bedeckt und umerfteiglich, die ehemals blühende Umgegend des Schloffes eine Wüfte. Alle Schäte im Schlofje waren umwieverbringlich vergraben und das Glück des Volkes dahin.“>!) Eine uralte Weisheit fand, daß das Ervenglüd des Menjchen vielfach in feiner Bejchränttheit und darin wurzele, daß ihm gar Manches verborgen bleibe, was ihm zu wifjen nicht Fromme, daß, wenn er in diefe ihm verfchloffenen Seheimnifje eindringe, bejonders, wenn er zu vem Behuf ein jittliches Gebot breche, fein Glüd zerftört und für immer entflohen jei. Ob diefer Sat zuerft einfach für fich oder in einem Bilde, einer Allegorie ausgefprochen wurde, ijt gleichgültig, genug, e8 wurde ein geflügeltes Wort, das fich von Volk zu Volk, von Gejchlecht zu Ge- “ichlecht fortpflanzte umd immer wieder unter den verjchiedenften Ber: förperungen nach Ort und Zeit hevvortrat. Die Sage ver Pandora umd ver Biyche, die ven fchlafenvden Amor belaufcht, das Märchen vom Niarien- findlein, wie vom Sithervogel bei Örimm, ??) fowie jelbjt die viel: fache Seftaltung ver Blaubartijage, find Alles nur Darftellungen vejjelben uralten Grumndgedanfens, den noch zulest Schiller, anfnüpfend an die mißverjtandene Injchrift auf vem Bilde der Göttin zu Sais, ausiprach: „Wer zu der Wahrheit gebt durch Schuld, „Dem kann fie nte erfreulich fein.“ Das mag denn gemügen zu meiner Nechtfertigung, wenn ich ven Nofen- garten umd jeine Kämpfe als aus uralten afiatifchen Erinnerungen umd Die Rofe bei den Germanen. 147 heidnischen Mythen zufammengefloffen erkläre, und wenn ich überhaupt in der Rofe bei ven Germanen ein uraltes Erbjtücd und nicht einen neuen Erwerb erblie, denn auch hierfür werden weiterhin noch entjcheidende innere Gründe vorfommen, und num wende ich mich wieder meinen Rofen zu. Sch habe Schon früher im Allgemeinen darauf hingewiefen, daß man auch auf die ven Indogermanen benachbarten umd längere Zeit mit ihnen im DBerfehr jtehenden Bölfer Nücficht nehmen könnte, insbefondere gilt dies für die Ungarn, in deren erobertem Gebiet jo viele deutjche Kolonien ein- gedrungen find, >°) jowie von den Ehjten, vie feit Jahrhunderten unter deutichem Bildungseinfluffe jtehen. Daher glaube ich venn hier auch noch auf eine ungarische Sitte hinweifen zu dürfen, Die ziwar nicht auf die Srühlingsfeter, aber doch auf das Sommerjonnenwendfeft, auf Sohannis, fich bezieht. Beim Fohannisfener wird ein Fleines Rad glühend gemacht, 54) dann auf einer Stange gejchwungen, und dabei fingt der Burfch : Ispiläng ispilang *) Ispilangi rösza Sspilanger Rose, rösza voln&k Wenn ich Rofe wäre, piros lennek Wäre ich jchön roth ; karika volnek Wenn ich ein Rad wäre, fordulnek Würde ich mich dreben, kire, kire, kire Zu wem? zu wen? az 8t.: Örzsijere). 5) Zuder..... Name des Mädchens). An die Blumenluft der Frühlingsfeier fnüpfen fich noch gar manche märchenhafte Phantafien, in denen immer die Aofe mitpielt. Wenigitens Noje bei Ehiten und Ungarn. Rofen- phantajien muß man wohl die folgenden VBorjtellungsfpiele jo auffaffen. Schon Tri- , tan, als er dem König Mark vie Sfolde abgewinnen will, verspricht ihr ein Schloß zu bauen zwifchen Himmel und Wolfen aus Blumen und Kofen ohne Neif. Ausführlicher fagt ein Bolfslied aus dem mährifch-fchlefischen Gebirge: „Sch pflücte mir die Nöslein „Und band mir einen Kranz, „Sch steckt’ ihn auf mein’ Federbut „Und aing zum Bräutigamstanz. „And wie der Tanz auf's Beite ging, „tel mir ein Noöslein aus. * »Ispilang« ift ein noch unerflärtes Wort; »lang« bedeutet Flamme im Ungarischen. 10* Das Rofen- tejt von zalengy. 148 Die Rofe bei den Germanen. „Soll beim dich Führen, jchönes Yıcb, „Und bab’ kein eigen Saus! „Wir wollen uns eins bauen „Bon arüner Peteriill. ‚Mit was joll'n wir es derfen ? ‚Mit gelber A’ und Dill. „Und wie das Hauslen fertig War, „Zo batten wir feine Thür. „Srbon Kiebchen, das bat Ttch Tehbter bedacht „Und bing iv Schürzlein für.” Ein anderes Yıed bringt die Bere: ‚Bon Kiljen ein Bett, „And von Nojen eine Dei, „Bon Musfaten eine Thin, ‚Mit Nüglein ein Riegel darır.“ Ein jchottifches Yied hat die Zeilen: „Die weige Xilje jet dein Semd, „Sie jtebt dir vecht zur Yuit. „Die Schlüfjelblume de’ dein Haumt, „Die Rofe deine Bruft.“ Sn einem alten englischen Yiede heißt es: »' There will I make thee beds of roses » With a thousand fragrant posies,...... »A cap of flower and a kirtle »Imbrodered all with leaves of mirtle.« Ya noch viel vollftändiger werden die Blumenkleiver in der altfranzöftfchen Srzählungvon Floranceumd Blancheflor: Hiergehen zweichöne Jung- frauen in einem Garten und tragen Mäntel, die von zwei Feen gewebt jind, ver Zettel von Schwertlilien, ver Eintrag von Weairofen, die Säume von Blüthen, das Gebräm von Viebe und die Schleifen mit Bogelfang befeftigt. Und das wird noch mehr ausgeführt, als fie jpäter auf einem Gerichtstag beim Piebesgott erfcheinen, wobei auch ihre Nitter: Papagei und Nachtigall, Harnifche und Waffen von Blumen haben. °6) Ich glaube als Anhang hier noch das bekannte Rofenfet von Salency anfchließen zu dürfen, indem ich nichts Anderes erfennen kann, als eine noch aus der Heidenzeit ftammende, jpäter nur chriftlich umgetaufte Srühlings- feier. Die jpät entjtandene Yegenve jelbft fonnte den heibnifchen Urjprung nicht ganz verläugnen und fett die Entjtehung des Feftes im die Zeit des Die Rofe bei den Germanen. 149 ursprünglich heiodnifchen und erjt jpäter (496) mit einigen feiner Grofen ge- tauften Franfenfünigs Chlodwig. Es tft wahrfcheinlich, daß man hier, wie in hundert anderen Fällen, die alte heipnifche Sitte nicht ausrotten Fonnte und daher dem Ding ein chriftliches Meäntelchen umbing. Die Yegende er- zählt: Der H. Bilchof Merarpus von Nohyon, -ein eifriger Heiven- befehrer, war auch Herr zu Salench und fam (angeblich 530) auf ven Gedanfen, alle Jahre diejenige von ven Töchtern feiner Befitung, welche von der ganzen Gemeinde als die tugenthaftefte anerkannt würde, mit einem Kranz von Rofen und einer Ausstattung von 25 Yivres, damals eine große Summe, zu belohnen. Er gab ihn zuerjt einer feiner Schweitern, (er jelbjt joll aus. Salency gebürtig gewefen fein), welche die allgemeine Stimme zum Nofenmädchen ernannte. Noch in neueren Zeiten war über dev Mie- dardusfapelle in Salency ein Bild zur fehen, welches diefe evjte Ver- feihung des Tugendpreifes darftellte. Um die jährliche Wiederholung diejer Feiern zu fihern, gab er zwölf Morgen Yandes her, von deren Ertrag die Feierlichfeit beftritten werden follte. Später hatten die jedesmialigen Herren von Salench das Recht, aus drei von der Gemeinde gewählten und vor- gejchlagenen Mävchen eine auszuwählen. Die Gewählten wurven aber erjt acht Tage vorher von der Kanzel proclamirt, damit etwaiger Widerjpruch (aut werden fünne. Wurde fein Widerfpruch erhoben, fo begab jich das Kofenmädchen in weißem leide und frei über die Schultern hängenden Yocenhaar, begleitet von ihrer Familie und zwölf weißgefleiveten, mit blauem Gürtelband gefchmücten Mäpdchen aufs Schloß, wo fie vom Herren oder feinem Abgejandten nach einer furzen Anrere von Seiten des Mäpdchens in die Pfarrkirche geführt und nach vollenveter Veiper in der Kapelle des h. Medardırs mit vem geweihten Rojenkranz gefrönt und mit den 25 Yivres bejchenft wurde. Dann wurde noch in ver Pfarrkirche ein Te Deum gefungen, worauf ein Gaftmahl für alle Anwejende und allerlei Ergöslichkeiten die Feier fchloffen. — Die Entjtehungsgefchichte diefer Feier durch den h. Me- dardus tft allerdings nicht von ven Jefuiten in ihre „Akten dev Heiligen“ aufgenommen worden. Yudwig XII. fügte dem Nofenfranz ein breites blau- feidenes Band und einen filbernen Ring hinzu. Heinrich IV., der befanntlich gegen junge Schönheiten nicht unempfindlich war, frönte jelbt immer mit eigner hoher Hand das Nofenmäochen. Gewöhnlich machten die Rojenmädchen Andere Rofens fefte, 150 Die NRofe bei den Germanen. noch in dem Jahr ihrer Krönung eine vortbeilhafte Heivath, vie dann auch feftlich begangen wurde, Ueber das Necht dev Wahl entftanden jpäter einmal 1774) zwischen dem Herin von Salench und der Gemeinde Streitigkeiten, die aber vom Parlament zu Gumnften dev (etsteven entjcehieden wurden. >?) Die Nofenmärchen werden von alten Zeiten ber gemalt md ihre Bilder forg- jältig in den Samilien aufbewahrt. Es hat fich dadurch unter den Bauern eine Art von Adel gebildet, durch die Zahl diefer Abnenbilver, die eine ein- zelme Sumilie aufzuweifen hat. Sevenfalls ift diefer Adel, der immer auf tugendhafte Meütter zuvücführt, mehr werth als dev gewöhnliche, dev mut zit oft von einem Lvvater fich ableitet, dev Straßenräuber war. Das Nofenfeft zu Salench wurde in neuerer Zeit mehrfach nachge- ahnt, ohne daß ein althergebvachter Gebrauch zum Griumpde gelegen hätte. Der Abbe Delhifte ftiftete im Jahre 1778 einen folchen Tugendpreis, wozu er eine jährliche Nente von 300 Tres. vermachte. In den Revolutions- jtürmen verjchwand das Feft und wide erjt 1504 von einem Herin Des- bafjayns umd feiner Gattin zur Erinnerung an den Tod ihrer fehr gelieb- ten Tochter wieder hergeftellt. >>) Auerdem wurde das Nofenfeft nachge- ahmt in Canon und Briquebec (Depart. Manche). 1752 jtiftete die Handelskammer zu Nantes ein Nofenfest zu Ehren des Orafen Artois unter dem Namen »La Rosiere d’Artoise. — 1753 wurde in Wogent- jur-Dearne ein folches Nojenfeft gefeiert.’) Zu St. Kergeur bei Be- jancon wurde jchon 1776 ein Nojenfejt geftiftet unter dem Namen »Fetes des moeurs«, Auch in Paris entjtand bei dem Lycce des Arts eine ähn- liche Feier, die fich merfwürdiger Weife jelbjt während ver ganzen Schredeng- zeit erhielt. 60) Auch nach Deutjchland wurden diefe Fefte verpflanzt. Sp3.B. gründete dev Herr von Vettelhodt ein folches Feft zu Yichftedt im Rudol- jtädtifchen ; in ven Jahren 1769 und 1772 überfenvete dev Dichter von Göcdingkvengewählten Nojenmäochen ein Gedicht. Kerner ftiftete ver Previ- ger SamuelFr. Schulze mit einem Kapital von 1000 Thalern einen Tu- gendpreis für die Dörfer Sidow und Zelchow im Magvdeburgifchen. Merk würdig ift hierbei, daß ein Stranz von weißen Rofen die Erwählte Fchmrückt.6') 1754 wırde auch in Stocdey inder Öraffehaft Dohenftein eine folche Stif- tung von Fräulein Philippine von Hagen gemacht, wozu fie den Ertrag aus dem Berkaufihrer Gedichte bejtimmte. #2) Ritter Sohann Thierry orod- Die Rofe bei den Germanen. 151 nete auf feiner Befisung unweit Ktume 1755 auch ein ähnliches Set an. Auch zu Nikolsburg in Mähren auf der Herrichaft des Fürjten Dietrich- jtein und zu Svain auf ver Befigung des Grafen Denifchue, fowie 1792 zu Prag find Rofenfefte gefeiert worden. Desgleichen wird in Schwerim in der Safinogefeltfcehaft alljährlich tm Sumi ein Nojenfejt gefeiert an einem jchönen Drt der Umgegend, wobei die Herren eins der jungen Weäidchen, das fich durch Schönheit oder Yieblichkeit auszeichnet, zur Nofenkönigin wählen und mit einem prächtigen Kranz aus natürlichen Nojen fchmrücken. Sch glaube hiev alles Wejentliche zufammengeftellt zu haben, was die Srühlingsfeier und die enge Beziehung ver Noje zu derjelben betrifft, und zugleich Klar gemacht zu haben, wie wir hierin wenigjtens, in bedeutenden Grundlagen und vielfachen Anklängen vorhiftorifches indogernanifches Exb- gut befitsen.®°) Solche Anklänge werden uns auch Später noch mannigfach ent- gegentreten, aber zumächjt will ich die Nofe im Yichte des echtveutjchen Maturgefühls und in ihrer VBerfchmelzung mit dem ganzen veutjchen Ge- müthsleben betrachten. Ich fan hier nicht ganz mit Uhland überein: jtimmen, wenn er behauptet: „Sage man immerhin, der Menfch verlege nur feine Stimmmmg in die fühllofe Natım, er Fann nichts in die Natur über- tragen, wenn fie nicht von ihrer Seite auffordernd, felbjtthätig anvegend entgegenkonmt.” 64) Hier jpricht, oder dichtet vielmehr fchon, der Dichter. Daß im Allgemeinen ung die Natur anvegen muß, ift gewiß, aber rich- tiger ift wohl zu jagen, im Meenjchen liegt ein Sinn, ver ihn in der Natur ein Berwandtes ahnen läßt, und deshalb fann er nicht umbhin, der Natur Ge- fühle, Yeid und Freud, Furz fein eigenes Gemüthsleben unterzulegen. Die Nöthigung liegt aber im Meenfchen umd nicht in der Natur, fonft müßte diefelbe Phaje ihrer Erfcheinung in allen Meenfchen die gleiche Auffaffung bedingen, was thatfächlich nicht der Fall ift. Hat ver Menfch einmal feinen Sinn der Natırr geöffnet, jo ift fie ihm wie ein treuer Freund, dev mit ihm jubelt, mit ihm Elagt, ohne aus fich jelbjt zu gleichen Stimmungen geführt zu fein und ohne diefe Stimmungen im Anderen hevvorzurufen, obwohl ex ihnen ein williges Echo wird. In gleicher Weife wird auch die Natur immer nur das Echo unjerer eigenen, anderweitig erzeugten Stimmungen und Se- fühle. Am auffälligjten zeigt fich das aber, wenn wir VBölfer nit Völfern vergleichen und jehen, wie jo ganz verjchieden bei ihnen die Auffaffung ver Das Gerubl des Volkes 152 Die Nofe bei den Germanen. Matuv fich gejtaltet. Wie anders ift die Stellung des Germanen zur Yatur als die des Griechen. Ach diefem war die Natur belebt, wie allen findlichen Bölfern, aber die Baum md Blume, Wald und Gebirge beleben- ven Wejen gehörten einer anteren Welt an, fie waren übermenfchliche oder doch nicht menschliche Perfonen ; der Grieche benutt die Kormen dev Natur als Formen der Schönheit und nur in fo fern fchmückt ev mit ihnen fein Yeben. Der Deutfche Jucht und findet feine Dryas in feiner Yıinde, nein, Dieje jelbjt Spricht zu ihm, erheitert und tröftet ihn; Die Fichte, die Nofe find nicht gottbewohnte Geftalten, Jondern je find er jelbft, feine eigene Seele wächft in ihnen aus dem Grabe feines Yeibes hervor. Die Natur fühlt mit ihm, (acht und weint zu feinen Begegniffen, giebt Rath, evmuthigt oder warnt ibn, furz, tbeilt fein ganzes Geiftesleben, ift feine VBertraute, fein Ge- wiffen. Wer das nicht aus dem fleinften deutschen Volfsliede herausfühlt, dem ift nicht zu helfen, mit Worten läßt fich Das nicht deutlicher machen. Selbft in die Heldendichtung ift diefe Gemeinschaft mit dev Natur durch eine veiche md lebendige Epifode übergegangen. In dem Aleranderliede des Pfaffen Yamprecht®) kommen die Helden an einen prächtigen Walo, drinnen hören fie herrlichen Gefang, und wie fie hineingehen, finden fie wunderjchöne Neägvelein, die dort im griimen Klee jpielen;, „da fühlten die Helven alle Jeoth vergeh'n und was ihnen Yeives war gefcheh'n.“ Wenn näm- lich der Winter verging, blühten die Blumen auf, groß und voll, und wenn fie aufbrachen, famen die wınderfchönen Mädchen daraus hervor — „wan- delten lebendig und jprachen jo verjtändig und fühlten Meenjchenleid und Furt.“ Aber leben Eonnten fie nur im fühlen Schatten des Walvdes. Entzückt von der Schönheit des Ortes und der Iungfrauen jchlugen die Helden ihre Zelte im Walde auf, nahmen die Weäpchen zu ihren Frauen und lebten ein jeliges Leben „rei Monate und zwölf Tage“, dann aber welften die fchönen Blumen, md die fchönen Frauen ftarben alle, der Wald verlor fein Yaub, die Vöglein ihren Gefang, und die hellen Brunnen hörten auf zu fließen und „Da Ichied in Trauer der Held don dannen j ‚Mit allen feinen Wannen.“ Aber im Ganzen müfjen wir zum Volk und feinen Yievern bevabfteigen, wenn wir das deutjche Gemüth in feiner Reinheit und voller Innigfeit er- faljen wollen, Die vornehmere Dichtung entfvemdete fich bald der Natur, Die Rofe bei den Germanen. 153 Ueber einen älteren Troubadour jagen die Yieverbücher: „Es fei ein Spiel- mann gewejen und habe Yiever gemacht, wie man fie damals machte, von armem Gehalt, von Blättern und Blumen und vom Gefange der Vögel; weder feine Sefänge haben großen Werth, noch er jelbjt“; und einer ver frühesten nordfranzöfischen Minnefänger Thibault von Champagne äußert: „Blatt und Blumen taugen nichts im Gefange und fünnen nur Yeuten mittleren Standes genügen.“ 6%) Sp vollftindig hatte fich die vor- nehme Meodepvejie von der Natur losgefagt, aber vernichtet hat fie das deutjche Herz nicht, es jchlug fort im Volkslied und lebte noch hell und freudig, nachdem jene Aftervichtung längjt begraben war, bis auf den heu- tigen Tag. Natürlich verknüpft fich die Noje vor Allem mit ver Yiebe,; Minne, "N" Frühling und Nofe find drei unzertrennliche Erjcheinungen. „Wes Herz von Minne brennt, der joll einen Kranz von Nofen tragen“, heißt es im Liede des Tanhufjers, 6”) umd im Gegenjas dazu in einem altfranzöfi- Ichen Yiede: „Schön Alıs jtand früh Morgens auf, Eleivet' und jchmückte ji, ging in einen Baumgarten, fand da fünf Blümelein, machte daraus ein Kränzelein won blühenver Noje; um Gott, hebt euch von binnen, ihr, die ihr nicht Liebet.“6>) — Heißt es doch jogar vom Naben, der verliebt ijt: „Er geht hin zum Tanze, mit feinem Rofenfranze tritt er in die Reihen, des freut fich der lichte Mat.“ 6°) Das jchon früher erwähnte Yied aus dem mährifchen Gebirge beginnt: „sh ging in Nachbars Garten, „sch legt’ mich nieder und jchlief, „Da träumte mir ein Träaumelein „Bon meinem [chönen Lieb: „Und wie ich drauf erwache, „Da ftund Niemand bei mir, „Bis auf zwei rothe Roöslein, „Die blübten über mir. „sch pflüdte mir die Roöslein „Und band mir einen Kranz, „Sch fteft! ihn auf mein’ Federbut „Und ging zum Bräutigamstanz.“ Zwei Rofjen oder drei, zumal auf einem Stiele, jcheinen überall als bejon- ders beveutjam und Fommen öfter vor. So in einem deutjchen Yiede: 154 Die Rofe bei den Germanen. „Bollt! Bott, ich möcht’ br wünfchen „wo Nofen auf einem Zweig.” und in einen altniederländifchen Yiede : „Bätt ich nur drei Wünfche, „Drei Wünfche alfo edel, „So jollt! ich mir ach'n wünjchen „Drei Rofen auf einem Stiel, „Die eine follt’ ich pflücen, „Die andre laffen jteb’n, „Die dritte Fotlt’ ich Fchenfen „Der Piebften, die ich hab’. 70) Der Vergleich der Geliebten mit ofen ift natürlich ganz gewöhnlich. Ein Neinnefünger jagt: „So oft ich meine Frau anfebe, „SIt mir, wie Alles Rofen trage.“ 7) Ein anderer fingt : ‚Mein Lieb, das freit ein Mund fo rotb, „Der prinnet als die Nofen, „Wenn fie in rechter Blütbe ftabt — „Und schon aufaat „aus Beyel in der Ave.” 72) Ein provencalifcher Dichter Raimond de Miranal weift ven Ber- gleich mit dev Nofe gleichfam ab, aber in einer jehr zarten Wendung: „Senfzend möchte ich fie füjfen und mit ihr fproffen und wachen, wie die Yilte mit dev Rofe, wenn dev Frühling wieverfehrt, aber meine Traue hat immer Frühling.“ 73) Ein voigtländifches Yied fingt: „Si wenn doch mei Schaßel „Ne Rofenftod wär, „So jest! ich'n vor!s Nenfter, „BIS er aufgeblübt wär !*74 sa Roje und Mädchen gehen geradezu in einander über, jo die Rofe in ein jchönes Mädchen, 75) oder das Mädchen in eine NRofe, um fich ver Ver- jolgung zu entziehen ; ?%) oder in dem von Grimm angeführten Yiede, wo- rin e8 heißt; „Wie ein rofeboum „böch unde franc (Fchlanf ‚mit zweien biitenden ejten umbewienae mich, „Darunter fand ich viol und der röfen fmac.“ 77) Die Nofe bet den Germanen. 155 und dann wird ver Baum zum Menjchen, wie in dem Märchen. Einen jehr zarten Wunfch fpricht ein fchottifches Volfslied aus: „OD wir mein Yieb die vothe Nofe, die auf der Burgmaner wächit, und ich felbjt ein Tropfen Thau, herab auf die rothe Aofe wollt ich fallen.“?°) Die Blume im Than wird überall als das Schönfte gefeiert, "?) und varnach beftimmt fich auch die jhönfte Zeit zum Nofenpflüden : „Die Roslein foll man brechen „zu halber Mitternacht, „Dann feind fich alle Blätter „Mit dem fühlen Thau beladen, „So tft e8 Roösleins brehens Zeit.” 0) Aber der Thautropfen funkelt doch am fchönften im Strahl der Sonne, und fo fingt Neinbotvon Born: „Die roje in dem tauwe, „enn licht anzufchaun, ‚wann jte anget jüßer jonnenjchin „in ibrem viel jüßen femmerlin, „nartzu rucht fie vil wol.“ 51) Auch zu Wünfchen für die Geliebte muß die Rofe dienen und oft in jehr huyperbolifcher Weife, 3. DB. „Als manig aut Jahr geb’ dich an, „Als ein geleiterter Wagen „Serullte Nojen mag tragen, „Sealiches Blatt in neun aeipalten, „Sott muß deines jungen Leibes walten !" 82) Eine gejchenfte oder zugeworfene Nofe tft Yiebeswerbung oder Yiebeserhö- rung, ebenjo die Einladung, in die Nofen zu gehen; die einig gewordenen Yiebenden wanvdeln im Nojengarten. >>) „Sr tbät ein Roslein brechen, „gum Seniter ftieß ev’s hinein: „hust Schlafen oder wachen, „Herzallerliebite mein *“ und in einem Yiede des Meifterfingers Musfatplut: „Bas woll!'s fie mich entgelten lan, „Die Wohlgetban, „Die Zugendreich, „Die Ehrenreich, „Sie führt mich in die Rofen.” 156 Die Nofe bei den Germanen. oder bittend: „ch Sunafrau! wollt br mit ibn gabn ? „Da wo die fehönen Roöslein ftabn, „Draußen auf jener Wiefen.“*#) Die Rofen müffen ven Yiebenden auch zur Vereinigung verhelfen. In dem Bolksbuch „Glos und Blanfflos“ findet Flo s feine Geliebte in einem Thurn gefangen, da zieht er ein vojenfarbenes Kleid an, legt fich in einen Korb und läßt fich ganz mit Rojen beveden und jo als ein Gefchenf von ofen zur Geliebten tragen. Da finden denn freilich die Träger den Korb ungewöhnlich jehwer, meinen aber, das füme davon, daß die Nofen im Than gepflüct feien, denn Blantflos habe fie lieber thaunaß, als troden, und fie werde ich wohl freuen , wenn fie die Nojen fühe. °) u Aber Yiebe findet nicht immer Erwiderung, umd fo fteht dem Kranz mit blühenden ofen der mr grüne Rofenkranz , ja jelbjt der Kranz von Neffeln oder der Strohfranz gegenüber. Schon in einer Bearbeitung des großen Kofengartenlieves läßt Kriembilde den Berner Helden jagen: „fie möchten lieber daheim einen Kranz von Neffeln tragen, als zu Burgund die lichten rothen Nofen“. In einem Yiede heißt es: „Was giebt fie ihm zum Lohne? „Ein Rojenfränzelein, „Sit arliner als der Klee“, d. bh. ohne Blumen. °°) In einem anderen Yiede wird der anmaßende Bauerburjch abgewiejen : Pa „D Bauerntnecht! Taf die Rofen fteb'n ! „Ste find nicht dein ; „Du träaft wohl noch von Nerelfraut „Ein Krängelein.“ Sa, wen feine Freiheit lieb ift, ver zieht auch wohl den Strohfranz vor, jo in einem Ernteliede Burfartsvpon Hohenvels: ‚Mir ift von Strob ein Schapel (Kränzlein) „Und mein freier Muth „Lieber als ein Rofenfranz, „So bin ich bebut (aehütet) .“ 7) Dver die Gegenliebe wird vertagt auf unmögliche Bedingungen, fo in einem niederrheintichen Yiederbuche : Die Rofe bei den Germanen. 157 ‚Nun jchweiget, eine hübjcehe Magd, „Mnd lapt das Weinen jein! ‚Wann e8 Rofen fehneiet „Und regnet fühlen Wein, „So wollen wir, Allerliebfte, „ME bei einander fein.“ und jo vielfach in andern Yiedern. °°) Zumeilen aber wird die unmögliche Berdingung in tragifcher Weile erfüllt. So heißt es: ‚Bann fommft du aber wieder, „Herzallerliebiter mein ; „Und brichjt die votben Rofen, „Und trintit den fühlen Wein ?“ „Benn’s fchnetet vothe Rosen, „Wenn's regnet fühlen Wein ; „So lang jollit du noch harren, „Herzallerliebjte mein.“ Sie ftirbt in Yiebesjehnjucht, und er ehrt zurüd: „Der Knabe kehrt zurüde, „Gebt zu dem Garten ein, „zrägt einen Kranz von Rofen „Und einen Becher Wein. „gat mit dem Fuß aejtopen „Wohl an das (Grab:) Hügelein, „Er fiel, da jchneit 8 Rosen, „Da veanet's fühlen Wein.“ 89) — M 4 r r ’ ‚ ’ Mi 4 fü d Schon hier eigentlich find vie Nofen mithandelnd, aber das tritt noch Wein, viel auffälliger in anderen, ja in den meiften Volfslievern hervor. Die Natur nimmt jelbjtthätig Theil an dem Thun ımd Treiben der Menschen, und jo mahnt die oje an Liebe und Treue, jo bei Dietmarvon Aift: „sch fab da Rofenblumen ftabn, „Die mahnen mich der Gedanfen viel, „Die ich bin zu einer Frauen han.“ %) und in einem Volfsliede: „58 jteben drei Rofen in einem Thal, „Die rufet, Jungfrau, an!" — „Bott gejegn’ euch, Schöne Sunafrau, „Und nebmt fein’ andern Mann.“ Die NRofen Hagen mit dem unglüdlich Yiebenven : „Klag’ Alles, das „Der Himmel befchlof ! „Rlay’, Röslein fein! „Klaat, feine Waldvögelein !“ 91 158 Die Rofe bei den Germanen. Die allzu große Sprödigfeit ftraft dev Mai durch Verweigerung der Nofen. Als der Sänger der ganzen Natur die Strenge feiner Geliebten Elagt, ant- wortet ihm der Meat: „Ich, meie, will dien bluemen nin verbieten, dien vöfen vöt, „dien liljen wiz, daz fin fich vor ihr fliegen zuo.“ Damit verwandt ift das Bruchjtücd aus ven Yiedern des mährifch- jchlefifchen Kubhländchens : „Beipiele, liebe Gefpiele mein! „Bas will ich div nun jagen ? „S bat mir ein Baum mit Rofen „Mein Schönes Lieb erichlagen.“ „Hat dir ein Baum mit Rojen „Dein Schönes Lieb erfchlagen, „So joll derfelbige Rofenbaum „Keine votbe Rofe mebr tragen.“ In einigen Yiedern heißt e8 von einem Freudenftörer: „Rofen und aller Böglein Sang joll ihn meiden“, 92) wenn aber zwei glücklich Yiebende fich umarmen md küffen, jo lachen die ofen vor Freude. >; Den Getrennten bringen die Nofen Nachrichten vom fernen Geliebten, dem Mädchen im Walde fallen drei Rofen in den Schooß : ‚Run fag’, gut Roslein votb, „Xebet mein Buhl oder ift er todt *"— „Sr lebet noch, er ift nit todt, „Er liegt vor Münjter in großer Notb, „Er liegt zu Göln wohl an dem Rhein, „Er jchenft den Yandstnechten tapfer ein.“ 9% Auch in den Märchen ift es häufig eine Nofe, an deren Blühen over Berwelfen das Schiefal eines Abwefenden erfannt wird. ”) Die Rofe ver- väth auch den verkleideten Yiebhaber, denn wenn er eine Nelfe pflüct, jo tft es ein Müäpchen, pflüct ev aber eine Noje, jo it's ein Dann. Dper die Rofe wird Schieffalsblume, um den echten vom Schicjal bejtimmten Bräu- tigam zu bezeichnen: „Ein fterbenvder König empfiehlt feinem Sohne, wenn eine feiner Schweitern Yıft habe, zu heivathen, jo jolle ev von dem Nofenftrauch der Terraffe eine Rofe pflüden und jie auf die Straße werfen , wer diefelbe auf- hebe, joll der Gemahl fein.“ ') — Sehr häufig ijt das Nofenpflücen die Einleitung zu einem Viebeshandel. Ein veizendes jpanifches Lied fingt: Die Rofe bei den Germanen. 159 „Wer ift das Mädchen, „Welches die Blumen pflüct, ‚Wenn 08 feinen Liebiten bat? „Das Mädchen pflückte „Die blühende Rofe; „Der kleine Gärtner „sorderte ihr Pfünder ab, „Wenn fie feinen Liebiten hat.“ Einleitung zu einem traurigen Schietfal des Mäpchens wird das Kojen- Seal de pflücten in einer fehottifchen Ballade, ) und deshalb warnt dev Hagedorn MI“ oder die müythiiche Hafelftaude das Mädchen. Bejonders verderblich wird das Nofenpflüden während der licchzeit zum Tanzjehmud, jo in der Öe- ichichte vom Aennelein, die der Böfe alsbald in einen anderen Nojen- garten führt, wo fie den fenerfprühenden Wein trinfen muß.) Ein Wäd- “hen glaubt ich fiher, als fie zum Preis für ihre Gunft drei Rofen auf einem Stiel verlangt, die zwifchen Weihnacht und Oftern aufgeblüht find, aber jie werden ihr gebracht und „Da fie die rothen Rofen fab, „Bar freundlich thät fie lachen: „So jagt mir, edle Nöslein voth, ‚Was Freud’ könnt ihr mir machen 4“ Aber die gebrochenen NRofen verfünden ihr mir ihr eigenes Schidjal. Hieran fchließt fih dann das befannte, überall in den mannigfachiten Ab- änderungen fich wiederhofende tief finnige Märchen von dem Mädchen , das von dem veifenden Vater num eine NRoje mitgebracht haben will, worurc jie aber in die Gewalt eines bezauberten Prinzen geräth, den fie durch ihre treue Liebe erlöft. Im der Form, wie es Orimm in den Kindermärchen erzählt, fordert das Mädchen eine Yerche,, aber er jelbt führt mehrere Ab- weichungen an, in denen die Noje zum verhängnißvollen Gegenftand wird. In einer anderen Abänderung wird ein Nofenfönig verlangt, oder drei Kofen auf einem Stiel. *°) Daß der Apfel bei den Griechen ein Symbol der Yiebe war, hatte man lange vergeffen, und deshalb erzählen die Gefta Romanmorum die auf die neuere Zeit übertragene Gefchichte ver Atalanta jo, daß der Süngling, der um eine Prinzeffin wirbt und fie durch den Sieg im Wettlauf gewinnen Roje und Kınde Role und Nachtigall. Rojen auf Gräbern. 160 Die Rofe bei den Germanen. will, der Prinzejfin Nofenkränze in ven Weg wirft, durch deren Aufheben jie im Yaufe zuvückbleibt. 100) Aber nicht nur dem Liebenden, auch dem Pilgrim und dem bloßen Wandersmann jchließt jich die Nofe erguidend an. So jagt das Yied vom „parenden Mann“ : „Mit dem himmel was ich bedabt (bedacht ‚and mit den Rofen was ich umbeitabt.“ 101) Unter Sternen auf Nofen betten fich die Pilger, um Meorgenweiß und Abendröthe beten fie. ‚its die Rofe, welche die Yiebe fnüpft, fo ift es häufig die Yıinde, die jie in ihrem Schatten aufnimmt oder doch theilmehmend dazır fteht, ja auch in die Yiebeswünfche mit hineingezogen wird. 102) Ich habe diefer Berbin- dung jchon oben gedacht und will hier nur noch ein paar Beifpiele aus ’ " ’ ’ u rt P- " [73 ’ M Bolfsliedern anführen. Zwar heißt es im Titurel: „es wäre thöricht, Die durftige Rofe zur verjchmähen,, weil ihr Vater nicht ein breiter Yindenbaum jet, denn Kaifer und Kaiferin achten die Nofe eine edle werthe Blume“, aber doch jingt Troftberg von jeiner Geliebten : „Ob in einem walde eine [inde „rüge vöfen liechtgevar (Lichtfarbia), „Der Schöne un tr fülegen winde „zierten al den wald viel garu. j. w.” 103 und bei Nonradvon Würzburg heißt es: „Ste lagen under eine jehaten, „Der in ze Schtume was gegeben „don laube, jedoch underiveben ‚mit wünneclicher blüete. „Die biuomen und die rofen rot „in beiden Sorge Ichwacheten (abichwächten, milderten), ‚dan fie 0 juoze lacheten „einander an durch grüenez Frut.“ 108 Und mit Rofe und Yinde verbindet fich jchlieglich auch noch die Nach: tigall und hierin finden wir wieder einen wichtigen Zug, der die germani- ichen Bölfer mit den Perjern verfnüpft, und von den Griechen umd Römern trennt, denen der Kultus dev Nachtigall fremd war. 1%) sa jelbjt über ven Tod hinaus vereint die Nofe noch die Yiebenven. Der Wunjdh, unter Rojen begraben zu werden, fommmt oft vor, md ift zus mal unglüdlich Yiebenvden geläufig: Die Rofe bei den Germanen. 161 „Und ftirb ich nun, jo bin ich tot, „beqrebt man mich unter die vojen rot.“ 106 Gar anmuthig wünjcht in einem jerbifchen Yiede der Unglüdliche : ‚Mir zu Häupten jollt ich ibr „Sine Roje pflanzen „Und zu meinen Fügen „Sine Quelle leiten ! „Süngling oder Jungfrau ‚„Prlü fich eine Rose, „Und dem Alten füuble „Seinen Durft die Quelle !*107 Zu De&ley in Surrepy it es überhaupt Sitte, auf die Gräber von Fünglingen und Iungfrauen Rofen zu pflanzen. 19) Häufig it die Bor- jtellung, daß aus den Gräbern Verftorbener Bäume oder Blumen jic) gleichfam als Verförperungen ihrer Seele erheben. Die fajt nur jymbo- fifche und daher von ver dogmatifchen Seelemwanderung himmelweit ver- ichievene Wievererjcheinung VBerftorbener in der Form von Pflanzen jpielt in der Dichtung aller Völker und aller Zeiten eine große Rolle, und darf ich ja mm auf die Schönen Mythen ver Alten über Yorbeer, Hhacinth, Nar- ciB, Pappel und Sonnenblume u. j. w. verweifen und daran erinnern, daß ver Berjer große alte Bäume mit Ehrfurcht betrachtet, weil ev glaubt, daß die Seelen der Seligen fich darin aufhalten, weshalb ev diefe Bäume Bir (Greis), Scheich Aeltejter) oder Iman (Prediger) nennt. 10%) Bei den Germanen und ven nächitverwandten Völkern 110% hat fich diejer Glaube bejonvers an vie Seelen von Yiebenvden gefmüpft. In einem litaut- ichen Volfslieve bricht das Mäpchen eine Roje vom Grabe ihres Geliebten und bringt fie der Weutter, dieje jpricht aber: „Das it ja die Rofe nicht, „Das tft des Jünalings Seele.“ Nach vem Volfsbuche Triftan und Ifolde wurde auf jen Grab eine Weinvebe, auf ihres eine Roje gefeßt, viefe vanften dann fo zufammen, daR man fie in feiner Weife aus einander bringen fonnte. 111) Das engliiche Vied von dem führen Wilhelm und ver jchönen Anna endet: „Sn der Kirche Maria’s lag der Than, „Die Maid im Marienchor, ‚Uus feinem Grab wuchs die Birke beran, Schleiden, Die Roje. 11 162 Die Rofe bei den Germanen. „Mus ibrem die Rofe bevor. „Die neigten Jich und verzweigten ftch dicht, „Wären gern beifammen recht nab ; „Und jeglicher, der vorbeiaebt, Tpricht : „wet Kiebende ruben allda.“ 112 Ein jerbifches Volkslied: „Zie bearuben beide zu einander, „Sinten ibre Hände durch die Erde, „Neaten in die Hände grüne Nepfel Symbol der Yiebe. „Und nach wenia Monden ob dem Sünalina „Bob empor fich eine arüne Fichte, „ob der Junafrau eine rotbe Rose; „Und die Rofe jehlang Jicb um die Fichte, „Wie ein feiden Band um Smmortellen.“ 13 Dffenbar fehlt hier in ver Volksdichtung ver Gegenfaß, daß auf den Gräbern von Feinden Pflanzen wachen, die fich nicht vereinigen lajfen. 11) nn Aber auch noch zwichen den Geftorbenen und den Ueberlebenvden umnter- u hält vie Nofe eine Verbindung eigener Art. Es ift eine tief in die An- Ihanumngsweife dev Germanen verflochtene Borftellung, daß ein Verjtorbener nicht Ruhe in Grabe finden fünne, jo lange ihn noch ein lebhaftes Intereffe an die Erde und ihre VBerhältniffe Fnüpft. So bejucht der Geizige allnächtlich die Stelle, wo er feinen Schat begraben, jo lange, bis er gehoben tft, ver Berbrecher fommt zu dem Orte, wo die Beweije jeiner frevelhaften That jich finden, jo lange bis dieje entvecft und gefühnt ft, und jo wird auch der Yiebende, der geftorben ift, noch im Orabe durch das Wohl und Wehe der zurvückgelaffenen Geliebten bewegt md gejtört. Schon in der älteren Edda Sämundr’s des Gelehrten, wohl aus vem zehnten Jahrhundert jtammend und aus uralten heionischen (nornannijchen) Ueberlieferungen hevvorgegan- gen, findet fich ein Yied vom Helgi. Diejfer gewinnt die Yiebe der jchönen Sigrun, önig Högny'8 Tochter. Dag, Stigrum'3 Bruver, ermordet den Delgi. Sigrim verflucht ihren Bruder, ihr Schmerz über den ver- (orenen Geliebten it nicht zu ftillen, unaufhörlich fließen ihre Thränen. Da erjcheint ihr Helgi umd Hagt, daß alle ihre Thränen verjengend in jeine falte Bruft fallen und ihn nicht vuhen laffen umd feine Wunden won neuen bluten und jchmerzen machen, Da Sigrum ihren Schmerze nicht zu ges bieten vermag, fo ergreift Jie den einzigen Ausweg, um Helgi Nube zu geben. Sie entjagt dem Yeben umd jteigt zu ihm ins Ovab hinunter. 119) Die Rofe bei den Germanen. 163 In einer milderen Form fehrt diefer Gedanfe wieder in dem Grimm’jchen Märchen vom Toptenhemd. 11%) Wo num vie Yiebe dazwijchentritt, jym- bolifirt ich auch die Eimwirfung von Leid und Freunde des Zurücgebliebenen oft auf ganz bejtimmte Weife in den Sagen. In einem jchwedijchen Volfs- fiede erjcheint der geftorbene Geliebte und jagt zu feiner Braut, nachdem er ihren zu heftigen Schmerz, der ihn im Grabe beunruhige, getavelt: „Doch jegliches Glück, das dein Herz beweat, „Den Sara voll duftiger Rofen mir leat.“ oder wie e8 in einer dänischen Ballade von Aage und Elfe heift: „Ssedesmal, dag du dich freueit, „Und dir dein Murb tft frob, „Da tit mein Sara aerullet ‚Mit Rofenblättern roth.“ 117) Eine rührende Sage muß ich hier noch anfchliegen , die in ihrer frag- mentarischen Weife ven inneren Zufammenhang nicht auspricht, aber gerade in. diefer geheimmißvollen Weife einen wunderbaren Reiz auf die Bhantafie ausübt. Mich wundert, daß, fo viel ich weiß, noch feiner unver Dichter fich derjelben angenommen hat. Es heißt: In Pirna hing eine Jungfrau einen Nojenkvanz bei einem Sirchfejte an die Wand. Der Kranz verdorrte, blieb aber 70 Sabre hängen (bis 1634). Num erjchien ein jteinaltes Mütterchen und erinnerte Gott an den wor 70 Jahren heimlich ausge: iprochenen Wunfch. Da fing der Kranz wieder an zu grünen, trieb neue Knospen, die zu Rofen erblühten, und die Alte fchlief bei dem Anblid in Frieden zur ewigen Ruhe ein. 119) Das tiefjte Yeid, das einen Menjchen treffen fann, wird oft unter dem Bilde von vernichteten Blumen dargeftellt, jo in der jchönen Daina des litauifchen Yanpmädchens : „Dein blaues Auge jo übe? „sn deinen Zocken fein Kranz ? „Was weinjt du, Mädchen der Yiebe? „Auf, fing’ ung die Daina zum Tanz!” — „Wie joll ich Kränze mir jchlingen 2 ‚Mein Gärtehen tt wit und verbeert! „Wie joll ich die Daina wohl fingen ? „Die Blumen find alle zeritört. „NRojen zertreten in Staub ! „Nilien zerjtreuet umber ! 11* Die Benus- berae. 164 Die Roje bei den Germanen. „Schwert in der Hand, „Stiegen vom Meer, „Männer des Krieges ans Yand, „Irugen Entjegen daher! „Bas bat euch, Männer vom Meere, ‚Mein jchuldlos Gärtcben getban ? „Da fi’ ich und bärm’ mich in Zäbre ; „as fana’ ich Arme nun an „Baumchen fein Yaub'! „Schatten nicht mebr ! „KRojen zertreten in Staub! „Milien zerjtrenet umber !“ 119 Endlich verfnüpft fich Die Rofe mit dem Tove auch noch in der weh- müthigen Alpenjage: „Die Noje von Saldres“. 12% Die Tochter des Nit- ters von Caldres malte gern jchöne Blumen, die fie liebte, und nannte jich jelbjt die Rofe von Saldres. Einjt beim Blumenfammeln lernte fie einen jchönen Bauernfohn fennen, der ihre Liebe gewann. Der Vater, zornig über dieje ftandeswidrige Neigung, jperrte fie in einen Thurm. Hier jiechte fie vajch dem Tode entgegen, ihren ganzen Kerfer mit Blumen aus- malend. Die lette Blume, die fie malte, war eine entblätterte Noje, an der ein Wurm nagt, dann legte fie fich zur ewigen Nube nieder. An Rojengarten , Yiebesluft und Yebensgenuß mannigfach anklıngend, finden wir bei ven Deutjchen noch einen andern Sagenfreis, ven wir nicht mit Stillfchweigen übergehen dürfen, wenn fich die oje auch nur jehr nebenjächlich damit verbindet, ich meine die VBenusberge. Die weiblichen Söttinnen der Deutjchen hatten auch ihre heiligen Tage 3. B. der Freitag — retatag) und ihre Feftfeiern, umd diefe waren, \vie fich das bei dem jittlich feujchen Charakter ver Germanen und ihrer Verehrung des weib- lichen Gejchlechtes won jelbjt verfteht, frei von jenen Ausfchweifungen, von jenen Webermuth jinnlicher Yuft, die fich an die Verehrung weiblicher Gott- heiten bei den Drientalen, jowte bei ven jpäteren Griechen und Nömern fnüpfte. Aber die chriftlichen Priefter, denen jede heidnifche Gottesverehrung Zeufelswerf war, verleumdeten natürlich auch jene Sete und legten ihnen alles das umter, was die Verehrung weiblicher Gottheiten bei den Romanen fennzeichnete. Die veutjchen Göttinnen wurden von den Römern fat alle zufammengeworfen und mit dem Namen der Benus bezeichnet. Wo die Priejter jene heiligen Handlungen nicht chriftlich auffärben, die Göttinnen Die Nofe bei den Germanen. 165 nicht in Die Marta over andere Heilige umtaufen konnten, wurden fie mit der allbefannten chriftlichen Nohheit verfolgt und ausgevottet. Das Volf wahrte aber (ange feine alten thetren Erinnerungen und zog fich damit be- jonders gern in das Dumfel der damals noch Faft unzugänglich bewaldeten Gebirge zurüd. Wo in diefer Weife Sefte ver weiblichen Göttinnen fich in ven Verftef ver Bergichluchten bargen, wurden diefe eben VBenusberge, auf die die Romanen dann die Erinnerungen an die fchon tm zweiten Abfchnitt befprochenen Benusgärten umd alle Vorjtellungen, vie fie (aber nicht die Deutfcehen) von der jinnlichen Yuft bei der Feier weiblicher Gottheiten hatten, übertiugen. In Schweden mögen fich auch die eigenthümlichen Sagen von ven Elfengärten damit verfnüpft haben. 1?) So wurde denn die Theil- nahme an folchen Feften, das Befuchen des Venusberges in ven Augen dev chriftlichen Priefter eine ıtmwerzeihliche Sünde. Ans viefem Vorftellungs- ‚freife ging dann die Tannhänferfage hervor, die fich, wie der Venusberg, in den mannigfachjten Geftaltungen an eine Menge verjchiedener Dertlich- fetten anfnüpfte. Aber das Bolf hatte fein Berftändnig dafür, warum das, was eg jelbjt, wie jeine Urväter, jo lange als heilig verehrt hatte, mın plöß- lich ein verdammmmgswerthes Verbrechen fein follte. Es legte gegen die Berurtheilung durch die Priefter eine eigenthüntliche Art von Berufung ein. &8 ijt ein ganz befondrer Zug, der durch einen großen Theil ver deutjchen Sagen hindurchgeht, und den man als ven Ausdruck einer ftillen , jittlichen Behme bezeichnen könnte. Yunfer und Pfaffen waren bei ver Ordnung der en fich bildenden germanijchen Staaten gleich bei dev Hand, fich in die Ausbeutung des Volkes zu theilen und zu vem Zwede dafjelbe durch Yıjt und Gewalt nach umd nach wehr- und vechtlos zu machen. Nur das ger: mantjche Rechtsgefühl fonnten fie nicht ausvotten und das Volf fprach fein Urtheil in legter Inftanz über die übermüthigen Dränger in feinen Sagen aus, die Sagenbildung war gleichjam die Preffreiheit des unterprücdten Bolfes. Hatte der nichtswürdige Junker bei jenen Jagden ihnen ihre Saaten niedergeritten,, jo verdammte man ihm zur Hölle und ließ ihn als wilden Yäger ruhelos, hetend und gehett, durch die Yüfte ziehen. Hatte ein Pfaffe ihnen ihr Geld abgepreßt, ihre Frauen verführt, jo mußte er nach jeinem Tode als verdammte Seele umgehen. So legte fich Das Volf die Sachen zu Rechte und verfühnte damit fein beleidigtes Nechtsgefühl. Die 166 Die Rose bei den Germanen. Mißhandlung war vorüber gegangen, aber die Strafe vafür hatte es im feinem Glauben täglich wor Augen. Sp wird ung von einem Nitter von vr Schnewburg erzählt, ver in dem Benusberg bei Uffhaufen (eine Stunde von Freiburg im Breisgau) gewefen war. Er zog gen Nom zum Papjte und beichtete diefem feine Sün- den. Der Papft aber in feinem Eifer Sprach: „Ehe fell der Stab, den ich in meiner Hand habe, Nofen tragen, ehe ich div vergeben werde.“ Der Ritter z0g traurig heim und gevieth zufällig in ven Venusberg, dejjen Pforte offen jtand. Unterveffen wichjen am Stabe des Papftes Rojen, was den Papit jo beunvubhigte, Dak er den Ritter überall fuchen ließ, bis man ihn mitten im Benusberg, noch auf feinem Noffe fitend, aber todt fand. '??) Den: jelben Grundgedanken, aber menjchlich-milver und wohlthuender ausgeführt, finden wir in einer jchwedischen VBolksfage: Ein Priefter vitt Abends über eine Brüce und vernahm in demfjelben Augenblie Töne des anmuthigjten Saitenfpiels. Er bliette um fich und gewahrte über dev Wafferfläche einen bis zur Hälfte des Yeibes nadenden jungen Mann mit einer rothen Müte und goldgeloctem Haar, in der Hand eine goldene Harfe. Er erfannte, daß e8 der Nix fei, und rief in feinem Eifer ihm zu: „Wie fommft du dazu, jo fröplich auf deiner Harfe zu Ipielen? Eher wird der dürre Stab, den ich hier in der Hand trage, grünen und blühen, als vu ver Erlöfung gewärtig fein fannjt!” Der unglücliche Harfenjpieler warf num betrübt feine Harfe auf das Wajffer und faß bitterlich weinend auf ven Kluthen. Der Pfarrer trieb fein Roß an und ritt weiter. Aber kaum hatte ev eine Strede zurückgelegt, da gewahrte er, daß fein alter Wanverftab jich belaubte und vie fchönften ofen zwifchen ven Blättern zum VBorjchein famen. Das jchien ihm ein Wink vom Himmel, daR er die trojtreiche Yehre von der Verföhnung in andrer Art lehren müfje, als er gethan. Cr eilte jogleich zurüc zu dem noch immer Elagenden Nix, zeigte diefem ven grünen Stab und prach: „Siehjt vu, jet grünt und blüht mein alter Stab, wie ein Schößling im Nofengarten, jo blüht auch die Hoffnung im Herzen aller erjchaffenen Wefen, denn ihr Exlöfer lebt.“ Hierdurch getröftet, griff ver Mix wieder zu jeiner Harfe, und jreudige Töne erklangen die ganze Nacht hindurch an dem Ufer des Stromes. 123) Im beiden Erzählungen tritt eben dev Grundgedanfe Die Rofe bei den Germanen. 167 hervor, daß der Himmel dem geiftlichen Hochmuth verpammungseifriger Priejter jeine Zujtimmung verfagt. Es wird hier am Ort fein, noch einen Punkt, ver bei den Dichtern des Mittelalters vielfach hervorgehoben wird, noch etwas genauer ing Auge zu faffen. Schen im zweiten Abjchnitt habe ich erwähnt, wie bei den Griechen und Römern die Kedensart vorkommt: „Er jpricht Rofen“. 121) Auch im pritten Abjchnitt wurde erwähnt, daß das Chriftenthum diefe VBorftellung aufgenommen und verwerthet hat. 1° Endlich ift Schon im VBorigen an- geführt, wie auch dem veutjchen Dichter ver Vergleich des Mäochens, ver rau, befonders der Geliebten, mit Nojen geläufig tft. — Nicht num vie Kofen lachen beim Anblict glücklich Yiebenvder, jonvern auch das Yachen ver Jungfrau tft vofig ; zumal bei ven Miinnefängern : „Was kann trauern bag verschiwachen „denn ihr zartes vofelichtes Yachen.” oder: ‚Rofenrotb tft ihr achen.“ oder: „Wenn die Hatde baar der Blumen [ieget, „Danoc Seh’ ich Rofen, „Wenn ihr votbes Miündel lachet.“ In den Nithardsliedern wird aber davon gejprochen, daß ver 26 lachente Krauenmumd KRofen und andere Blumen jtvenen könne. 12°) Hein- rih von Neuenftadt fing: „Sr Eüfte jte wohl dreigta jtunt „an tren rofen lachenden munt.“ Im Deythus weint die Kreia Perlen und Gold. Yu ver Sage flingt es vielfach nach, daß Glüdsfinder Blumen und Rofen lahen. Im Märchen hat das gute Kind die Gabe, dak ihrem Munde beim Reden Eveliteine ent- jallen und daß fie ‘Perlen weint und deshalb won der böfen habjüchtigen Stiefmutter bejtändig gefchlagen wird. Im Apollonius von Tyrus erwirbt jich ein alter Bettler die wunverjchöne Königstochter zur Braut, und abet heißt es: „Das jach der röfen lachender man, „Der lachet, daz e3 vol röfen was, „Pera und tal, laub und aras.” Diejer Gedanke mu im Mittelalter außerordentlich verbreitet gewejen jein, denn er ging felbjt in die Perfonennamen über, Alte Urkunden be- Aoıen ım Veben des Rolfea, 168 Die Noje bei den Germanen. wahren die Namen Blumenlaber, Nojenlaber, Rofenlächler; ver leßte Nante Fommmt noch jett vor. — In einen niederländischen Sprich- wort heißt e8: „Wenn er lacht, jchneit es Nojen“, und ein neutgriechtiches Bolkslied erzählt von einer veizenden Jungfrau, der, wenn fie lacht, Nojen in die Schürze fallen. 7) Im den fteilianischen Märchen verleiht auch ein Zauberer dem guten Mädchen die Gabe, daß ihr, wenn fie Spricht, Rofen aus dem Munde fallen, im Bentamerone find es Nofen und Jasminen. Auch im einen polnischen Märchen lacht das Märchen Nojen, 2°) ebenfo im Neugriechifchen. 12°) Es ift faum wahrfcheinlich, daß diefe Vorjtellung des Rofenlachens nur von den Alten entlehnt ift, denn fie fommt viel häu- figer vor, ift der deutjchen Dichtung viel zu geläufig und jo jehr gerade auch mit dem Volkslied verflochten, während fie doch bei den Alten nur in einigen wenigen Stellen erhalten ist. Vielleicht it gerave diefe Vorjtellung eine von denen, die jo natürlich naheliegend find, daß fie auch bei ver- jchievenen Völkern jelbftftändig auftreten fann , die Bilder: „rofige Lippen“, „rofiges Yachen“, „Nojenlachen“ und „Nofen lachen“ folgen fo jtetig auf und aus einander, daß ein poetijcher Volfsgeift fait gerurael bis zıt der legten Stufe vorgehen mußte. Auch der andere Zug der Eafftichen Dichtung, dap unter den Füßen ver von den Göttern Begnadigten Blumen aufiprießen, findet fich bei ven germanischen Stämmen jcheinbar jelbitftändig, 5. B. in einem jchwedtjchen Märchen, in dem ein Zauberer ein gutes Mädchen damit begabt, daß unter ihren Tritten Rofen jprießen. Vielleicht gehört hierher auch ver Perfonen- name „Rofjentreter“, ven Bott anführt. 130) Die Nofen waren aber feineswegs nur Blumen der Dichtung, viel- mehr legt diefe blos Zeugnig dafür ab, wie jehr diefe Blume mit Gedunfe und Gefühl des Volkes werwachlen war, da fie den Schmuck jeines täg- lichen Yebens ausmachte. Beim Tanze Schmückten fie) Dünglinge und Jung- frauen mit Rojenkränzen. 31) Fejte, Selage, die nicht durch althergebrachten Glauben geheiligt und dadııch an bejtimmmte Zeiten gebunden waren, wurden immer im Yenz oder Sommer veranftaltet: zu Pfingften, zu Bohannis 1... mw. Das galt von ven feftlichen Aufzügen der Gewerfe nnd Zünfte, 132) von ihren Feitgelagen,, das galt befonders von den Meeifterjängern. Dabei war dann immer die Nofe, dev Nofenfranz dev unerläßliche Hauptjchmud. Die Rofe bei den Germanen. 169 So wird uns im „Weikfunig“ ein Fejtiptel zu Ehren ver Gemahlin Katjer Srtepdrich's II. befchrieben : „Dafelbit tft auch zugericht gewwejen eine Stadt oder ein Garten als das Paradeis, daraus ein Süngling als ein Engel aus der Höh durch ein Fenjter eines Thurmes Fam und bracht in einem ver- gulveten Beden Rojen und warf diefelben auf der bemeldeten Königin Haupt und derjelbe Engel fang alfo: Nimm die Blumen und Nofen, daß du und dein Samen blühen werden auf dem Erdreich” ır. j. w. 133%) Der Rofen- franz war althergebrachte Tracht von Braut und Bräutigam am Hochzeits- tage, was jich um jo leichter ausführen ließ, da e8 lange feititehenter Ge- brauch blieb, die Hochzeiten nur zwifchen Dftern und der Adventszeit und vorzugsweife zwifchen Dftern und Johannis zıı fetern. 13%) Nofenkränze ihmückten auch die Himmelsbraut, die Nonne, am Tage ihrer Aufnahme ing Klofter. Wo die Rofe nicht in Natur angewendet werden fonnte, nahm man zu künftlichen Rojen von Seide, Flittergold und dal. feine Zuflucht. Nofen mußten aber das Haupt zieren und die Häufigkeit des Gebrauches zum feit- lichen Kopfputs brachte die Rofen in ein eigenes gejetliches Verhältnif zu der Zunft, denen die Anfertigung der Kopfbevekungen zu Schuß und Schmud oblag, ver Käppler, Schapeler, Chapeliers. 135) Ein Meifterfängerliev hat die Zeilen: „Dazu die rotben und weigen Rojen „Hält man in großer Acht, „Srog Geld daraus zu lojen; „Schön Kränz’ man daraus macht.‘ 136 Schon früher habe ich „von Stroh den Schapel” angeführt. Im ven Nibelungen , wie bei ven Miinnejängern wird oft der Schapel erwähnt. 137) Sn der chansonette de la belle Marguerite heift es: »En son chief ot chapel »De roses fres nouel » Face ot freche coloree.« 135 Sm Roman de la violette wird gejagt: »Chascuns ot en son chief chapiel » De roses et de flors diverses.« 139 und der Roman vom Yancelot eyzählt: »Il ne fut jour ou Lancelot, en hiver ou ete, n’eust au matin un chapel de fresches roses sur la teste.« 140) Chapiel des roses. 170 Die Rojo bei den Germanen Ein altveutjches Volkslied beginnt: „Weiße Seide, votbe Nofen, die ainaen mit dir, „Blauer Jwirn, Schwarze Kappen, die kamen mit dir.“ 141) Hier tft dev Freuden - und Trauerfchnnuck gleich gegen einander geftellt. EineZufammenjtellung, die fich Häufig findet, ift: „ir fchapel und iv frenze.“ 12) Der Tanhufer fingt: „Man darf vuch nieman ziben, „don tofen Schappel tragen.” 143 Dev Blumenkranz hieß in Rranfreich capiel des fleurs; capiel, capel, chapel überhaupt das, was man als Haarfchnutd aufs Haupt feßt. Schapels von Blumen machte man für Brautleute und Brüderfchaften bei Kicchenfejten. Karl VIII. erhielt bei feinem Einzug in Neapel von den Damen ein chapel de violettes. Solche Kränze wırden bet Mahlzeiten auf den Kopf getragen, und man zierte dantıt Slafchen und Gläfer. Da Kofenfränze am häufigften waren, fo erhielten die chapeliers das Privi- legum, ofen zu ziehen. „Bei alten »elroits seigneuriaux« findet fich oft die Yieferung von Nofen“, fo berichtet Yegrand vAuffy. !!!) Das mag genügen, um nachzinveifen, wie groß der Berbrauch an Nofenkränzen in jener Zeit war md welche wichtige Holle fie im Yeben des VBolfes fpielten. 145) Wo man die Rofe nicht felbjt anwenden Fonnte, benutte man aber, unter demjelben Namen, die aus Seivenband verfertigte Nojette. So zierte man zur zeit Riharv’sll. in&ngland die Spiten der Schuhe mit folchen ofen. 9) Zu Shafefpeare's Zeiten war es Move, Nofen hinter den Ohren zu tragen, entweder wirfliche oder noch öfter Nofetten von Seiven- band. Sp erjcheinen fie z. B. oft auf ven Bildniffen der Königin Elija- beth. Diejelbe ließ vrei Hellerftüde \three farthings) prägen, worauf ihr Bilenig mit Rofen faft größer als ihr Kopf erichien. Davanf bezieht jich das Wort von Philipp Saulconbridge nShafejpeare's König Sohann“: „sa ürjtin, jab’ mein Bruder aus wie ich, „Und ich wie er, Str Roberta Sbenbild; „Und bätt’ ich Beine wie zwei Neitergerten, „Der Arm aeftopfte Nalbaut, Ichmal-Geficht, „Dar feine Rof' ins Obr ich dürfte ftecken, „So Iihrie die Welt: Sebt dort drei Heller geb'n.“ 197) Die Roje bei den Germanen. 171 &8 fcheint mir hier der paffendfte Ort, noch einer anderen franzöfiichen "Sitte zu erwähnen, die fich jogar mit dem franzöfiichen Stantsleben eng verflocht. Im parifer Parlament herrfchte früher ver Gebrauch, daß Her- zöge, Pairs, felbit Söhne Frankreichs, Könige und Königinnen von Navarra im April unter ven Parlamentsmitglieven Nojen austheilen mußten. Der Urfprung der Sitte ift unbefannt, einige jeßen ihn ins vierzehnte Sahrhuntert. Der zur Yieferung aufgeforverte Pair ließ Nojen und andere wohlriechende Blumen pflücken und damit alle Bäume des Parla- ments fchmücen. Darauf gab er ven Mitgliedern ein glänzendes Frühftüc. Dann ging ev durch alle Zimmer, wobei ihm ein filbernes Beden mit Sträufen und Kränzen von Nofen vorgetragen wurde, joviel als Mitglieder des Parlaments gegenwärtig waren, und jeder Strauß mit jeinem Wappen geziert; im großen Saale gab man ihm Audienz, bei dev ev die Nojen aug- theilte, und nachher wohnten Alle dev Mefje bei. Das Parlament hatte einen eigenen Rofenlieferanten,, ven »rosier de la cour«, von dem ver betreffende Pair die ofen faufen mußte. Der rosier de la cour bezog jeine Kofen aus einem Dorfe bei Paris, das davon den Namen Fontenay-aux-roses erhielt. Diejer Gebrauch hieß »la baillce des roses« (die „Nofenvertheilung“. Unter ver Regierung Franz 1. entjtand ein Streit zwijchen dem Herzog von Montpenfier und dem Herzog von Nevers über den Vorrang bei ver baillee des roses. Das Parlament ertheilte ven Vorrang dem Herzog von Montpenfier als Prinzen von Geblüt, obwohl ver Herzog von Ale - vers der ältere Pair fei. Als hochgeftellte Perjünlichfeiten , die fich diejer Geremonie unterwarfen, werden die Herzöge von Bendöme, von Deau- mont, von Angouleme und Andere genannt. Selbjt Anton von Bourbon, König von Navarra, unterwarf fich, in feiner Eigenfchaft als Herzog von Benpöme, der Sitte. Heinrich IV. von Navarra bewies, daß feiner feiner Vorgänger fich dem Gebrauch entzogen habe, und machte felbjt die Geremonie durch. Als in den wilden Zeiten der Yigue das Parlament nah Tours flüchten mußte, wurde diefe Rojenvertheilung ver- nachläffigt und hörte endlich im fiebenzehnten Jahrhundert unter Nichelieu ganz auf. 15) Die NRofenfultur war damals in Frankreich überhaupt ein Privilegium, wofür ven Berleihern, Stadträthen u. |. w. jährlich am Feite der h. drei Könige drei Rofenfronen und am Himmelfahrtstage ein guoßer La baillee des roses im Parlament zu Paris. Die Rojen im Mappen. 172 Die Roje bei den Germanen. Korb voll Rojen zur Bereitung von Nofenwaffer geliefert werden mußte. Befonders zeichnete ih Rouen im vierzehnten Jahrhundert durch feinen unermeßlichen Nojenverbranch zu Sträußen und Hüten, zum Schmücden der Fejträume und Fejttafeln aus. 149) Aber nicht nur Burjchen und Mädchen 0, fondern auch die Ritter zierten fich im Meittelalter vielfach mit Nofen. So erzählt Dans von Schweinichen von feinen Sammetbinden mit güldenen Nofen gefchmückt. Erzherzog Karlvon Defterreich trug bei den Nitterfpielen,, die Mari- miltan II. als König von Böhmen veranftaltete, einen braunfanmetnen Roller mit Eleinen filbernen Rofen verziert. PN) Natürlich gingen dann auch die Rofen in die Wappenbilver über. Eine große Anzahl alter Adelsfamilien führen eine oder mehrere Nofen im Wappen. In den Begräbnißfapellen des Meifner Doms jieht man die erzenen Grabplatten der Herzöge, Markgrafen und Kurfürjten von Meiken ; auf denfelben find die Geftorbenen in Yebensgröße gravirt und von einem Yaubgeranfe eingerahmt, in welchen vechts und mfs je drei Wappenfchilver hängen. Bet vreien jener Herren hat ein Wappenfchild die veutjche oje, wie ich fie oben bejchrieben, die fünfblätteig mit den fünf jchmalen fpiten Kelchblättern dargeftellt ijt und in der Mitte einen fünftheiligen Staubbentehvulft zeigt.* Auch einer der Bi- ichöfe hat eine oje im Wappen und an der Bilchofsmüte. Es tft Das Wappen derer von Schleintik umd findet fich auch am Georgenthor in Dresden in Stein ausgehanen. Auch das Domftift Merfeburg md Altenburg haben eine Nofe im Wappen, bet dem lesteren ift e8 die rothe oje im jilbernen Feld des ehemaligen burgaväflichen Wappens, 152) denn die Buragrafen von Altenburg waren vorher Herren von Benig, und das Wappen der Stadt Penig zeigt eine oje. 53 Auf dem Aheinjtein bei St. Goar liegt in einem Gewölbe ein alter Grabjtein und darauf als Wappen eine fünfblättrige Roje. Es iit das Wappen einer dorthin verhei- vatheten Prinzeifin von Yippe. Auch die Stadt Magdeburg hat eine oje in ihrem Wappen , wie jeder weiß, der das Yutherdenfmal in Worms aufımerffam betrachtet hat. ofen im Wappen führen noh England, slorenz, Grenoble, Werthheim, Kurbrandenburg wegen der pommer'fchen Herrichaft Süßfow, die Herren von Rojenberg, Nofen- heim in Bayern. !'’) Die vothen Rojen find auch das Symbol der Die Rofe bei den Germanen. 178 meclenburgifchen Stadt Teterow. Auch vievon Alvensleben haben vrei Rofen im Wappen und zwar nach den prei Yinien, won denen die letzte jett ausgeftorben ift, prei vothe, drei weiße und vrei Schwarze Nofen. Das Aus- jterben ver Yinien ijt an eine Sage von diefen Nojen geknüpft. Auch Patri- zierfamilien führten Nofen im Wappen. Neben dem KRiejenthor am Stephans- dom zu Wien ift ein Grabjtein eingemauert des „Ernweiten Sewajtian Kobler aus St. Gallen“, vejjen Wappen vrei Nojen im Felde und fünf auf dem gejchlofjenen Helm zeigt. Auch vas Wappenjchtild auf dem Grab- jtein ver Magpalene Ebenjtetter (1465) im Klofter Gars zeigt einen ichiefen Balfen mit drei Rofen darauf. 155) Die Stadt Alzey zeigt eine Geige mit Bogen auf vojenbejtreutem Grunde. Uhland jett dies Wappen in Beziehung zur Früblingsfeier, zum Nofengarten und Bolger von Alzey, dem Spielmann. 6) Noch eine große Anzahl Nojen führender Wappen zählt Döring”) auf. Für meine Zwecde habe ich wohl der Beijpiele genug angeführt. Wie auf Wappen erjcheint denn die Koje auch auf Münzen, die zum Theil ihren Namen davon haben, jo ver „Rojenoble“ von Eduard Ill. Die darauf befindliche Aoje ebenjo wie die Nojen auf vem von vemjelben 1350) gejtifteten Hojenbandorven beziehen fich wahrjcheinlich auf pas Fa- milienwappen ver Yorfs und Yancajter. Dajjelbe gilt wohl von dem durh Heinrich IV. (1399) geftifteten (*) Bathorven, jowie von den unter Heinrich VII. geprägten „Öeorgenobles“, den erowns of gold und ven Sovereigns. Zu den Spitbübereien in der englifchen Colonialpolitif gehören auch die 1724 unter Georg I. aus einer jchlechten Kurpfermijchung für die Solonien geprägten Shillings u. j. w., die die Umjchrift Rosa americana führten. Ich erwähne jodann vie vielen italienifchen Münzen: Oselli in Benedig, Pistole della rosa, Livornini della rosa , Duetti in Tos- cana, Barbone in Yucca, und die Nofenpfennige oder Nojenvierer in der Graffchaft Yippe. Merkwürdige Gevenfthaler mit Nojen find unter Anderen ver böhmische Chriftophsthaler ves Herrn von Nofenberg, der braunfchweig - lüneburgifche Yügenthaler won den Jahren 1596 und 1597, die Wespenthaler ebenvaher von 1599 u. j. w. Auch die 1541 auf Yutber geprägte Denfmünze zeigt unter feinem Bruftbilde eine aufgeblühte Mose, in deren Mitte ein Herz mit einem Streize liegt, auf ver Rückjeite jteht ver Roten auf Münzen Die Rofen freuzer. Rojenorden des Duc de Shartreg Orden dei Rojatı 174 Die Rofe bei den Germanen. Spruch : „Das Ehriften Herz auf Nojen geht, wenn's mitten unterm Kreuze jteht.“ oje mit Herz, Krenz und Spruc) waren dem Petjchaft, das Yıther zu führen pflegte, entlehnt. 15) Schon find foeben zwei Orden erwähnt, zu deren Symbolen eine entjchievene Wappenroje gehört, es giebt noch einige andere Drvdensperbin- dungen, die fich ebenfalls nach der Nofe nennen, ohne daß diefelbe die Be- deutung eines Wappens hätte. Der TIheolog Joh. Bal. Andrei, an: gewidert von dem theojophiich-myftiichen Schwindel feiner Zeit, gab 1603 einige jatrifche Werfe über Theojophte und geheime Brüderfchaften im Korn beigender Parodien heraus, ev nannte jich felbjt darin „Ritter vom Nojenktrenz“, da er zufällig ein Kreuz umd vier Nofen im Petjchaft führte. Aber es gab in der That Yeute, die jo dimmmt waren, feine Sativen für Ernft zu nehmen und daraufhin 1614 einen geheimen Bund zu ftiften , der jich den „Bund der Rojenkreizer“ nannte, mit Kabbala, Golpntachen umd der- gleichen Unfinn abgab ud endlich ich vor dem Erwachen der Naturwiljen- ichaften verlor. Die ganze alberne Farce ift wahrlich das Papier nicht werth, was für, gegen umd über die Nojenkveuzer verfupdelt ift. 1°’) Eime der Nofe angethane Schmach ift ver 1750 von dem liederlichen Due de Shartres zu lieverlichen Zweden gejtiftete ordre de chevaliers et nymphes de la rose, ein dem dentjchen Bolk angethaner Schimpf tft e8, daß jich ein veutjcher Junker, Harr von Sroffing, fand, der Schuft ge- mug war, die franzöftsche Verworfenheit (1754) auf veutjchen Boden ver- pflanzen zu wollen, aber fie fonnte hier noch weniger als in Frankreich gedeihen, wo fie fich auch bald wieder verlor. Den geraden Gegenjat zu den eben erwähnten Nichtswiürdigfeiten bietet die gegen Ende des achtzehnten Sahrhumderts gegründete Gejellfchaft der » Rosati« dar. Der Ort ihrer Zufammtenfünfte hieß „Eden“ oder » Bouquet de roses«; die Unterhaltung beftand in Weufit, Poefie und heiteren (»mais decentes« Gejprächen. Die geiftreichjten Frauen von Paris nahmen Theil daran. Die Devife der Gejelljchaft war »plaisir et decence«. Die Dichter mupten fich jtrenge im ven Schranfen der Sitte halten, Alles, was etwa ein Erröthen dev Damen hervorrufen fonnte, wurde mit allgemeiner Meipbilligung zuvücgewiefen. Um Weitglied werden zu können, mußte man die Nofje bejungen haben. 16% Die Rofe bei den Germanen. 175 Sch werde mich jetst noch zu einer Verbindung, in deren Gebräutchen „Rosinen die Rofe jo häufig vorfommt, daß man fie faft als fpecififches Symbol der- jelben anjehen könnte. Als gegen Ende des Mittelalters die wohlgefütterten Geijtlichen vollends in Müßiggang verfanfen, hörte auch ihre Selbitthätig- feit beim Bau der Kirchen umd Klöfter auf. Sie überließen das anfänglich mit der Stivche verknüpften Yaienbrüderfchaften. Diefe machten fich aber bald unabhängig und conftitwirten fich in echt deutjchem genoffenfchaftlichen Sinne unter ftrengen Zunftformen mit Autonomie, Gebräuchen und Sym- bofen, die zum Theil als Zunftgeheimmifje behandelt wurden, als fogenannte Banhütten, die aus den entfernteften Yändern unter einander in Verbindung traten. An den Werfen, die fie aufführten, brachten fie ftets, gleichfam als Künftler-Monogramme ihre Symbole an, und diefe finden fich wenigjtens außerordentlich häufig mit Nofen verbunden. Tritt man in den großen Hof des Heidelberger Schloffes, jo jieht man über vem Eingang zum alten Ru- prechtsbau einen Kranz von fünf NRofen durch Yaubwerf verbunden und in ver Wette einen geöffneten Zirkel, dies ift ein folches altes Bauhütten- Symbol. Am Thurm der zwei Schwejtern in ver Alhambra ift in ven Winkeln über dem Huferfenbogen eine Nofe, mit phantaftifchem Yaubgewinde umgeben. ‚nm der Nähe des griechifchen Klojters St. Georg in Syr ten jteht „Kalaatel Höpu*, ein Kaftell, und zwar eins der fchönften mittel alterlichen Gebäude. Es ijt von den Ktrenzfahrern aufgeführt. Ueber dem Thor zeigt fich das Wappen ver Grafen von Touloufe, über dem Ein- gang mehrerer Ihüren finden ich in Stein ausgehauene Nofen. Auch an den Mauern von Diehebail (vem alten Byblus), vie noch aus ven Zeiten dev Kreuzzüge ftammen, findet jich eine große Nofe und zu beiden Seiten eine Fleinere in Stein ausgehen. 161 Ich habe jchon im vorigen Abjchnitt erwähnt, daß die gothiichen Senfterrofetten aus geometrijch-my- jtifchen Combinationen hevvorgingen umd mit der NRofe nichts zu thun haben. Auch finden wir jowohl in den Capitilen des romanischen Stils als auch in der gothischen Baukumft zwar eine veiche Anwendung des Yaubjchmudes, aber verhältnigmäßig feltene VBerwertdung der Blumen, und manche Nofe, die wir jonjt noch an diefen Bauwerken finden, mag ebenfowohl als Baır- hüttenzeichen gelten. Schöne gefüllte Nofen nit großem Kelche, deren Stengel jih zum Kapitäl verflechten, finden ficb an einer Confole zu Warls- Rojen ım Kriege; »)orf und Yancalter Die Belagerung von Minrneritadt Die (stoberung von TS anabruücd Herr don Rofen 176 Die Roje bei den Germanen. burg. '#2) Aus den bejonders lange in England fich erhaltenden Verbrüde- rungen der Bauhütten gingen endlich die Freimaurer hervor und deshalb finden wir auch bei ihnen das Symbol der Roje, 3. B. auf ihren Schür- zei. 203) Aus der Ritterwelt geht die Rofe auch in die Kriege über. 8 ift be- fannt, daß die beiven Häufer York und Yancafter eine weiße und eine vothe Noje ım Wappen führten. Hiftorifch ift über den Ursprung vdiejer Wappenbilder nichts bekannt. Sie wurden aber die Beranlaffung, daß man die langjährigen Sehden der beiden Häufer um den englifchen Thron als den Krieg der weißen und vothen oje bezeichnete. Beendet wurde der Kampf endlich durch die Bermählung Heinrich’s VII. mit Elifabeth, ver legten rothen Roje. Die Freude des Volkes über die endliche Beendigung viefer unbeilvollen Kriege hat jich in vielen VBolfslievern erhalten, eins hat folgende Zeilen : | »Renowned York the White Rose gave, »Brave Lancaster the Red: »By wedlocke here conjoyn’d to grow » Both in one princely bed.« !#4 Die roth und weiß gejtreifte Noje, die beide Karben vereinigt, führt noch jegt in England ven Namen: the York-and-Lancaster-rose. — Jim Jahr 1641 wırde Münmerftadt von ven Schweden unter den weimar'jchen General Rofa belagert. In dev Stadt war eine Brüpverfchaft zum h. Nofen- franz. Auf ihr Gebet erihien Maria md fing alle feindlichen Kugeln in ihrem Mantel auf, „jo daß die Schweven, darüber entjegt, abzogen“. 1%), Als der Graf von Tedlenburg die Stadt Dsnabrüd in einer Fehde befiegt hatte, mußte diejelbe unter Anderem, um fich zu löfen, auch zwei Rojenjtöce ohne Dornen liefern. Da ließ ver Rath Rojenjchöglinge durch enge Slasröhren wachen, jo daß die Dornen fich nicht entwideln konnten. Dieje jo entjtandene dornenloje Roje wurde dann fortgepflanzt und bat fich von Dsnabrüd überallhin verbreitet. 166) Im einer Schlacht jah ein Herzog einen Knappen aus drei Wunden biuten ımd fragte theilnehmend: „Mein armer inabe, was ift div gejcheben?“ Da erwiverte ver Knappe heiteren Muthes: „OD Herr, ich habe drei Nojen gepflüct, vie ich meiner Nentter bringen will.“ Der Herzog, von dem frischen Muth erfreut, jchiug ihn zum Ritter und jagte: „Du follft hinfort Herr von Nofjen heigen !“ Die Rofe bei den Germanen. 177 Das Gejchlecht eriftirt noch. 197) Endlich erwähne ich noch eines Zuges aus dem fräftigen Schweizerleben, ver hierher gehört. Nad) der Schlacht bei St. Sacob (1444) vitt Burkhard, Mönch von Yandsfron, eine der öjterreichifchen Creaturen, über das Schlachtfeld umd rief zwijchen den Yeichen der tapfern Schweizer lachend aus: „Wir baden heute in Rojen.“ Da ergriff der mit dem Tode ringende Urner Hauptmann Arnold Schid einen Steim und mit den Worten: „Da friß eine der Rojen!“ jchleuderte ev denjelben mit feiner legten Kraft jo heftig vem Burkhard ins Geficht, daß diefer vom Pferd jtürzte und.nach drei Tagen unter großen Schmerzen verjchied. 165) Der Nofe blieb bei ven Deutjchen die Erniedrigung eripart, der fie bei ven Römern in der Kaiferzeit unterlag, fie wurde nie Gegenftand ge- meiner Schwelgerei. Zwar machten Fürjten hin und wieder Gebrauch von Kofenwaffer auch zu Bärern, aber diefe Berwälichung blieb auf einzelne Sälle bejehränft, und die Rojenlieferungen zur Bereitung von Rojenwailer als Yehensabgabe finden fih auch nur einzeln im romanifirten Sranf- reich. 169) Nur eine einzige Anführung ift mir befannt geworden dafür, daß man auch die Bäder mit Rofen bejtreute. Ulvrih von Yichtenjtein erwähnt es und vielleicht ift es bei ihm auch nur eine poetiiche Hyperbel. 17% Ganz vereinzelt jteht die Angabe, daß einmal in Sranffurta. Wi. die oje ein Abzeichen verlorner jchöner Kinder gewejen jein joll. 171) Die Rto- jen waren fonjt überall Zeichen der reinen Sungfrauen, und das VBolf vuldete ihren Mißbrauch durch Unwürdige nicht. Selbjt ver verheiratheten Jrau war der Rojenfranz verjagt, und es wurde an der böhmischen Herzogin Dubranfa bitter getadelt, als fie diefe Sitte vurchbrad). „Es war ein großer Wahnfinn der Frau“, jagt ver Chronift Cosmas. 72) Wohl ift e8 möglich, dap in großen Städten jene verlorenen Schönen den Schmud der Andern zuweilen annahmen, wie ja auch heute noch die verworfene Demi- monde die eifrigjte Trägerin aller Dioden ift. Gewiß ift es aber mr eine Babel, wenn vielfach erzählt wird, 173) daß die Juden im Mittelalter eine oje als Abzeichen Hätten auf der Bruft tragen müffen. Es giebt nicht eine einzige Autorität dafür, und wenn man fich auf einen Bejchluß des Concils von Nimes beruft, fo ift das aus der Yuft gegriffen. Bon Nofen it in feinem ver beiden Concile von Nimes die Neve geweien. Wohl wurde Schleiden, Die Roie. 12 Die Shladt bei t. Jacob Rofe im Xurus. 178 Die Rofe bei den Germanen. dort, wie auch jonjt zur Schande der Chriften, ven Juden das Tragen eines Abzeichens auferlegt, aber e8 wird dabei feine Noje genannt. 174) Sehr häufig fommt die Rofe als Verzierung,vor, um Gegenftänden des täglichen Yebens einen größeren Werth zu verleihen. Jm vierzehnten und jünfzehnten Jahrhundert finden wir die Wagen vornehmer Yeute oft nach Art unjerer Frachtwagen (jog. Planwagen, überjpannt don. gebogenen Stangen, die Teppiche zum Schuge gegen die Sonne tragen ; diefe Teppiche Jind häufig ganz mit Nofen durchwirkt. 175) Um noch ein Beispiel anzu- jühren, evwähne ich eines Wiejfergriffes aus dem vierzehnten Jahrhundert, der mit jehr zierlichen eingelegten Nofenzweigen verziert tft. 179) u Sch wende mich jett zu einer ganz anderen Seite ver Noje, ihrer Be- ziehung aufAberglauben und Medicin. Hier wenigftens joll diefe Zufammen- jtellung auf nichts weiter hinweilen, als die Verwandtichaft, welche beide in ihvem Urfprung und ihrem erjten Erjcheinen haben. Und wir fönnen ja nicht in Abreve jtellen , daß die Medien, wie fie im VBolfe bei feinen Haus- mitteln lebt, von dem Aberglauben fich noch immer nicht gejchieven hat. sch erinnere an das Beiprechen der Stranfheiten, an die vielen fympatheti- chen Kuren md an die Wahl beftimmter Tage für beftinmte körperliche Berrichtungen,, was beides ja dem urfprünglichen veligiöfen und medicini- ichen Glauben angehörte und evjt im Kortjchritt dev Wilfenjchaften zum Aberglauben geworden ift. Gerade in Bezug auf vie Noje würde e8 auch auf die Zeit, von der ich fpreche, ganz unmöglich fein, anzugeben, wo der Aberglauben aufhört und die wirkliche Mevdicin beginnt. Altdeutjche Die Betrachtung des Aberglaubens will ich gleich mit der Erwähnung Sotter und die Role, von einigen heidnifchen Gottheiten, venen man, ich glaube aber mit Un- recht, die Noje als Attribut beigelegt bat, beginnen. Der (angebliche) 177) bald ven Germanen, bald ven fächfifchen Wenden zugejchriebene Gott Xrodo joll dargeftellt gewejen jein als alter Mann, in ver linfen Hand ein Nav oder Sonnenbild®), in der rechten einen Korb mit ofen und Früchten haltend. >) Auch Siwa, die Viebesgättin ver Wenden, wird zuweilen mit Nofen geziert abgebildet. Nach einigen Nachrichten joll fie einen Wiyr- tenfranz um ven Yeib, eine Nofe im Mlumve und eine brennende Badel auf der Bruft tragend und auf einem von zwei Schwarzen Schwänen gezogenen Wagen ftehenp vargejtellt werpden fein 7%) Da von ven chriftlichen Prie- Die Rofe bei den Germanen. 179 jtern alle, auch die unfchuldigften Perfonificationen des Glaubens unjerer Urväter in Teufel verwandelt wurden, jo fommen unter diefen auch Tolche mit feltfam zarten Namen vor, nämlich die Heinen, freundlichen Wichte und Blumengeifter, mit denen unjere Vorfahren ihre mondbeglänzten Wiefen belebten, da hört man von „Wohlgemuthb, Blümhenblau, Pindenzweig, Hölderlin“ in Italien von »Fiorino«, in Sranf- reich vom »Verd jolic. Beim Wier heigt ein Teufel „Rojenbaum“. Auchein „Maiblume, Rofjenblatt, Orasmann, Rofjelinpd“u.|.w. fommt vor. 10) &8 verjteht jich wohl von jelbjt, daß in dem mittelalterlichen Aber: glauben drei verjchienene Elemente fich mit einander verbinden : das urjprüng- lich Germanijche, Uebertragungen aus dem griechijchen und römischen Alter- thum und jpecifisch chrijtliche Seftaltungen. Im einigen Fällen zeigen die einzelnen Sagen deutlich ihren Urjprung an, in anderen Fällen aber ijt e8 jchwer oder unmöglich, fie mit Sicherheit auf ihre Quelle zurüdzuführen ; oft ift auch die aus einem Streije entiprungene Borjtellung, durch Berührung mit einem anderen fortgebilvet over umgejtaltet. Noch unmittelbar an die alten heidntichen Neligionsvorftellungen fmüpft jich der Slaube, daß, wenn die weiße Heefenroje zweimal im Jahre blüht, dev Weltuntergang (d. h. die alte Götterdämmerung) nahe jei. >) Schon bei Griechen und Nömern galt, wie erwähnt, ver Glaube, daß gewilfe umveine Thiere Wohlgerüche und bejonders die ofen nicht vertragen fünnten. Das wiederholt noch im preizehnten Jahrhundert Michael Olyfas: „Geier umd Käfer fliehen ven Rojengeruch“. 12) Unter chriftlichem Einfluß bildete fich das weiter aus: Der Teufel fan die Nojen nicht leiden umd wird durch ihren Geruch ver- trieben ; vom Teufel Bejeffene vertragen feinen Nofengerich und fünnen auf feine Weije gezwungen werden, an einen Nofenbeet vorbeizugehen, eine Hexe kann feine Roje brechen und fürchtet fie, denm wenn fie jich an einem Hagerojendorn ritt, wird fie als Here entlarvt; wenn ein Wärwolf nur an einen folchen Strauch anftreift, jo verliert ev fein Wolfsfleid und fteht in menschlicher Geftalt da. 15° Die Hedenrofe jchügt den unter ihren Zweigen Yiegenden vor dem Blitz, weil aus ihr die Dornenfrone Chrifti gemacht jein joll. Den Gegenfat dazıı 12* Roten- aberglauben. Roje und Atrologie. IS0 Die Rofe bei den Germanen. bildet die Alpenrofe*), auch Donnerroje genannt und dem Gott Donmar geheiligt. Wer jie bei fich trägt, wird nach dem in Tirol berrichenden Glauben vom DBlit erichlagen,, was durch viele angebliche Erfahrungen be- jtätigt wird. 15) Wenn eine einzelne Nofe im Herbit aufblüht, To bedeutet das in der Jamilie des Garteneigenthümers einen Todesfall. Giebt man einem ZTodten ofen mit ins Orab, jo verwelft ver Strauch, von dem fie genommen waren. Arch jollen Nofen nicht gerne dort wachlen, wo ein ZTodter liegt, was freilich fogleich durch den Anblick unferer Kirchhöfe wider- legt wird. Aber ein Nojenkönig, der im Garten erblüht, bedeutet auch eine Braut im Haufe. Die mit den Namen zweier Yiebenvden begabten und auf einen Bach geworfenen Nofenblätter zeigen durch ihr Sortjchwimmen das zufünftige Schieffal des Paares an. 1) Nojenbalfam, mit Meereicheln vermischt md ins Geficht eingerieben, veripricht dem begonnenen Gejchäft guten Erfolg, am Yeibe getragen, vertreibt es die nächtliche Surcht, Gefichte und Teufelsanfechtungen u. |. w. !>°) Uralte indogermanifche Anjcham- gen vom Zauberftab, Merkiftab, Wünfchelruthe amalgamiven fich mit chriftlichem Aberglauben in folgender Borftellung : Wenn man fürchtet, daß irgendwo Zaubermittel vergraben find, um Menjchen und Vieh frank zu machen, den Ktühen die Milch zu nehmen ı. j. w., jo joll man eine in drei (zwei?) Zweige ausgehende Nuthe von der Hecdenroje im Vollmonde, ohne daß es Jemand fieht und gegen Morgen gewendet, mit drei Schnitten ab- jchneiden und dazu Sprechen: „In des Teufels (ein Schnitt abwärts), in der Dreieinigfeit Namen (ein Schnitt aufwärts) jehneide ich dich ab (ein Schnitt abwärts)“; dann fehneivet man dreimal, oben, in ver Mitte und unten die Buchftaben I. H. S. in die Winde, legt zwei Dornen des Strauches Freuz- weife auf Papier in den rechten Schuh unter den Sup umd geht dann an ven verdächtigen Ort, jo haftet dev Fuß da, wo das Zaubermittel liegt und man fann es dann ausgraben. 17) Iatürlich Emüpft fich in jener Zeit, wo die Thorheit ver Ajtrologen das ganze Yeben durchdrang und beherrjchte, >) die Blumenwelt und darunter die Nofe auch an den Sternenaberglauben : Miafliebe fteht unter dev Wage, ebenso die Primel, Nitterfporn und Salbei unter dem Waflermann, Erbjen Rhododendron, nicht (wie Menzel zu alauben jibeint) die Rosa alpina. Die Rofe bei den Germanen. 151 und Yinfen miüfjen unter dem Zeichen ver Fische und ver Sungfrau gelegt werden, jonjt bleiben fie beim Kochen hart, Nojen und Märzveigelein werden unter dem Widder aufgezogen und verblühen auch unter ihm. !°%), Die Pflanzen, welche Blumen von der Karbe glühenver Kohlen, wie dev Mars, haben, zeigen auch vejfen Kräfte, das Blut zu ftillen und abzurführen , wie 3. D. die Rufe. 190) Anderer Aberglauben noch Fmüpft jih an Franfhafte Auswüchje des Kojenstrauches, oder an folche, die auf andern Pflanzen worfommen, aber im gemeinen Yeben ofen genannt wurden. An den Zweigen der Hedenvofe bildet fich oft in Folge des Stiches der Rojengallwespe *) ein Auswuchs, der aussieht, als wäre ev dicht mit feinem Wloos bewachjen. Er führt eine Menge von Namen: Nofenichwanm, Schlafapfel, Schlaffolben, Schlaf: bunzen, Schlaffunzen. In den Apotheken heißt ev auch wohl in Folge früheren Selehrt-thuens der Unwiffenheit:,Bevdeguar“, das ift aber ein Wort, wel- ches im Arabifchen eine weiße Diftelart !?1) bezeichnet. In ver Edda wird ein svefnporn (Schlafvorn) erwähnt, mit dem Ddin die Brymhild fticht, jo daß fie einjchläft. 12) In Triftan und Sjolde ift es ein „Küffelin dev Zauberer“, welches den Schlaf bewirkt. Später finden wir den Olauben allgemein verbreitet, daß diefer Auswuchs frei (auch wohl gepulvert) oder in einem Eleinen Kiffen unter das Haupt gelegt, einen tiefen Schlaf hervor- rufe, der nicht eher aufhört, als bis der Schlaffunz wieder entfernt tft. Man legte fie ven Kinvern bei Krämpfen unter das Kopffiffen, damit fie aufhören zur Schreien oder, wie man meinte, damit die Bezauberung des Kindes auf- höre. Auch bei Nafenden und ven von Wafjerfchen Ergriffenen wurde taffelbe Mittel angewentet. 193) Das andere hierher gehörige Gebilve tft die fogenannte „Weidenrofe”. Ebenfalls durch einen Injectenjtich entjteht zuweilen an ven Spisen dev Weidenzweige eine vofettenartige Anhäufung fleiner, meit grüner, aber auch gelblicher und vöthlicher Blätter, die das Volt „Weidenrofe‘ nennt. Nach VBallemont jollen wirkliche Nojen zuweilen auf Weiden wachfen. Man glaubte, vaß fie immer beveutenve hiftoriiche Er- eigniffe verfündeten, jo gab es 1647 viele Weidenröschen, und darauf folgte der wetphälifche Friede. Auch entitand damals das Sprichwort: „Es wird *) Cynips rosae, Der Schlaf- dor n Das Weiden» röschen. Roien antıpathten. 182 Die Rofe bei den Germanen. nicht eher Friede, als bis Nojen auf Weiden wachjen.“ Ebenjo fündigten jie 1698 das Ende des Türfenfriegs, 1707 den Kirchenfrieven in Schlejienan. 19) Zwijchen Aberglauben und Medien jo vecht in dev Mitte jteht die im Mittelalter, ja bis in die neuejte Zeit gepflegte Yehre der Sympathien und Antipathien. Arch bier tritt Die oje in ven VBorgrund. Für den bairischen Zecher ijt e8 gewiß jehr betrübt zu hören, daß, wenn man Nofen in ven Bierfellev bringt, oder Bier in einen mit Nofen befränzten Krug gießt, vaffelbe jogleich abjtindig und fuer wird. 5), Bedeutenver ift allerdings bie bis aufs Neußerite getviebene Antipathie einzelner Mienjchen gegen die Nofen. Bekannt ift, daß die Nömerinnen, die überhaupt qute Gerüche fliehen (dev Sejtanf ihres Schmutneftes genivt fie purchaus nicht), ganz bejonvers ven ofen abgeneigt find, und römische Aerzte jollen behaupten, daß Nofen- oder Beilchengeruch in fünf Minuten eine Nömerin törten würde. 1%) Die Werfe des fpäteren Mittelalters find voll won Gefchichten über ven vwerverblichen Einfluß der Nojen. Cavdinal Oliver Caraffa mußte inmmer zur Rofen- zeit Nom verlaffen und fich in feinem Part am Quirinal einfperren, damit nicht eva ein Bejuch eine Nofe mitbrächte ; Cavdinal Heinrihvon Kordona fiel in Ohnmacht, wenn ev eine Nofe voch,; Yorenz Bifchof von Breslau ftarb am übermäßigen Nofengeruch, Krane. Venerius, ein venettanischer Fürst, ließ, wenn er an hohen Fejten die Kivche bejuchte, evjt die Rojenguirlanvden aus verfelben entfernen, weil ev jonft in Ohnmacht fiel; ein Dominicaner-Mönch aus ver Familie ver Berberigi in Benedig jtüxzte, wenn er eine Nofe voch, oder mu von Weiten Jah, ohnmächtig zu: jonmen ; ähnlich ging es einem Chevalier Guife, einem gewilfen Pie=- tvo Malino, einem Hoffränlein dev Königin Elifabeth; ein Apotheker wide jedesmal ohmmiächtig, wenn er Ptojenpräparate machen follte. &s werden das der Beifpiele genug fein, die ich übrigens noch unendlich wer- mehren könnte; ich will nur das noch bemerken, daß ich diefe Beijpiele jämmtlich weder hiftorisch noch medicinisch vertreten möchte, ich erzähle nur nad). 197) Schon näher an die Deedicin tritt die Borjchrift heran, daß, wenn man zum erftenmal zur Aver läßt, man das Blut unter einen Nojenjtrauch jchütten joll, wobei man fich erinnern muß, daß im Mittelalter, ja zum Die Rofe bei den Germanen. 153 Theil noch im vorigen Jahrhundert monatliche oder doch wenigjtens jähr- liche Averläffe zur normalen Diät gehörten. !’> Wenden wir uns nım zur medicinischen Anwendung ver Nofe, jo haben wir hierin zwei VBerhältniife ins Auge zu faffen, vie beftinmmend auf die Anwendung der Arzneimittel im Mittelalter einwirften. Das eine ijt die aftrologischephufifaliiche Temperamentenlehre, das andere die Yehre von ven Signaturen. Ich mu zur Erklärung des erjten VBerhältniffes etwas weiter zurücgreifen, denn es ijt nicht deutjch, jondern jtammt aus dev griechischen Weltanjchaumg umd ijt nicht verftändlich, wenn man nicht auf diefen ihren einfachen Uriprung aus einer noch ganz findlichen Iaturauf- fafjung zurücgeht. Die Anfchanumg, die man die Ariftotelifche nennt, weil Art- jtoteles fie zuerjt in wiffenschaftlicher Form vortrug (obwohl ihre Einzelheiten viel älter find), tft nım furrz folgende: Die Welt ift ein einziges, abgejchlofjenes, fugelförmiges Ganze, umfaßt von ver vollendeten Vernunft, der Gottheit, die jelbjt unbeweglich, aber die Urfache aller Bewegung ift. Dieje Welt: fugel bejteht zunächit aus acht Fryftallnen Sphären over Hohlfugeln. An die Auferjte, die zuerjt bewegliche, find die Fixjterne geheftet, an die jieben folgenden die jieben Planeten (einichliegih Sonneum Mond vom Jupiter herab bis zum Mond. Dieje acht Sphären machen vie Welt des Unveränder- lichen aus ımd gehören dem (fünften) Element ves Aethers an. Unter ver Meondiphäre, in der jublunariichen Welt, find die vier Elemente, die die Welt des Beränderlichen bilven, jo angeordnet, daß die Erde die Mitte ein- nimmt, darüber das Waffer jich lagert, dann aber die Yuft und endlich ver Nondiphäre zunächit ver Teuerkreis folgt, vem ver Blis und fonftige feurige Meteove angehören. Diejen Elementen entiprechen dann die vier phHfifa- iichen, Schon von Pythagoras aufgejtellten Srundfräfte, die zwei thätigen Wärme und Kälte in Feuer und Yuft, die zwei leivenven Feuchtigkeit und Trodenheit in Wajfer und Erde. Alles was unter dem Monte betebt, it aus diefen Elementen umd ihren Kräften gemtjcht und hat eben in viejer Mitchung fein eigentliches Wejen (Temperamentum — die Mifchung).1"®) - Num wird aber Mifchung und Auflöfung nach ven damaligen Anfchauungen von dev Bewegung ver Sphären bejtimmt, das heißt, Dafein und Schiedjal alles Yebendigen ijt feinem exjten Grund nach bedingt und bejtimmt durch die Sterne und ihre Bewegung. Das ijt die für jene Zeiten ganz rationelle Die Roie ala Arzenei. Di ariehiide (Sfementen- Ichre. 184 Die Roje bei den Germanen. Sirumdlage ver Ajtrologie. Dieje Arijtoteliiche Weltanficht blieb im Wefent- lichen die herrjchende, bis Kopernifus im fechszehnten Jahrhundert von Seiten der Aftronomie und Galilei im fiebenzehnten Sahrhundert von Sei- ten der PhHfik, ven Kampf gegen fie begannen, der mit Newton (einige Igno- vanten und Dummkföpfe abgerechnet) zu Gunften der mathematischen Natur- willenjchaft gegen Artiftoteles für alle Gebilveten entjchteden tft. Diefe Ele- mentenlehve wurde nun von Galen im zweiten Sahrhundert auf Phyfielogie und Arzneifunte angewendet und in vejjen Kaffıng wejentlich bis zum Ende des fiebenzehnten Dahrhunderts als mediciniiche Theorie feftgehalten. Nach diefer Theorie hatte num jedes lebende Wefen, jeder Theil vefjelben, jede Krank: beit, jedes Arzneimittel feinen Charakter von einem der wier Elementarkräfte, und zwar nach Öraden bejtimmt, over von einer beftimmten Mischung (Tem: perament) derfelben. Die Kımft des Arztes bejtand darin, viefen Elementar- charakter der Krankheit zu erfennen und durch ein Mittel won entgegengefetster Wirkung zu neutralifiren. 20%) So werden wir es mım leicht verjtehen, wenn wir bet Wecfer in vem Paragraph über vie falten Pflanzenfäfte zuerjt mit die Rofe erwähnt finden, oder wenn Samerarius jagt: „Die Nofe tft falt im zweiten Grade und warn im erften.“20') Nur die Art und Weife, wie e8 die Männer anfingen, fo bejtimmt die Elementarnatur einer jolchen Pflanze zu ergründen, wird uns wohl immer ein Näthfel bleiben, da wir nicht mehr die feine Zunge des Galen haben, der Alles durch den Gejchmacd meinte entdecen zu Fünnen. 202) re cm Sehen wir nım zu dem anderen medicinifchen Princip der Signaturen- en. fehre über, jo müfjen wir zuerjt beftimmt ausiprechen, was man darunter zu verftehen hat. Es ift die Yehre, daß jedes Ding, das nach feinen Eigen- ichaften (Geftalt, Oberfläche, Karbe, Gejchmad, Geruch ır. j. w.) mit irgend einem anderen, alfo auch mit vem menschlichen Körper, feinen Thetlen, jet: nen Zuftänden übereinftimmt, auch auf diefen durch die die ganze Welt durchdringende Sympathie wirft, und Signatura ift diejenige äußere Er: icheinung eines Körpers (Steines, Pflanze oder Thieres), worurch er anzeigt, mit welchem anderen er in Sympathie fteht. Hatte man in der Ajtrologie nur die Erjcheimmmgen der jublimarifchen Welt mit den Sternen in har- monifche Beziehung gefeßt, fo übertrug man das fpäter auch auf die inneren Berhältniffe ver Welt des VBeränderlichen und nahm an, daß hier Alles und Die Rofe bei den Germanen. 185 Jedes gegen einander in geheimnigvoller Sympathie oder Antipathie jtände und fo auf einander zu wirfen bejtimmt jet. Spuren diefer Yehre finden wir freilich ichen in den älteften Zeiten, felbjt bei Hippofrates, mehr noch bei Theophraft und Dioscorides, wenn fiez. B. den Samen des Echion, ver einem Vipernfchwanze gleiche, zur Heilung des Schlangen- biffes, die Samen des Piyllion, weil fie Flöhen ähnlich jehen, zur Bertreibung der Flöhe und dgl. mehr, empfehlen. Noch mehr Betjpiele dafür findet man bei Plinius, 3. B. wenn er ven dichtbehaarten Schlaf: apfel der Hundsroje gegen Kahlköpfigkeit empfiehlt.2") Ia Plinins hat ihon eine Art von Theorie, wenn er jagt, die Natur habe ven efbaren Pflanzen Farbe, Geruch und Gefchmad veshalb verliehen, daß der Mienjch gleich durch feine Sinne darauf geführt werde, daR fie zum Effen gut feien. Er fährt dann fort, weiter über Antipathien und Sympathien zu reden, umd Ichließt van mit ven Worten : „daraus ift die Meediein entjtanden“. 20) Aber dann trat Galen auf und entwicelte feine Yehre von den Elementen und Ele- mentarfräften und nach ihm fiel, wie alle Wiffenschaft, fo auch die Medien in einen Winterfchlaf von 1000 Jahren, in denen Keiner wagte, über vie Träumereien des Galen hinauszugehen, und man nur Muth hatte, ihm jflawifch nachzubeten oder feine Irrthüimer noch fchärfer auszuprägen. Wenn man findet, daß in diefer Zeit des in ver Medicin abjolut herrjchenden Blöd- finns gleichwohl die Sterblichkeit der Menfchen nicht zunahm, fondern die Menfchenzahl troß faft ununterbrochner Kriege fortwährend ftieg, jo könnte man daher leicht einen Grund hernehmen, um die ganze Mebiein, wenn nicht für fehädlich, doch wenigjtens für höchjt überflüffig zu erklären. Die VBolfsmediein war übrigens im Mittelalter im Stillen lange den Signa- turen der Pflanzen gefolgt, ehe Paraceljus viefelben zu einer Theorie verarbeitete. Das fagt Baracelfus jelbjt in einer feiner derben Apojtro- phen an die Aerzte feiner Zeit: „Aber ihr Aerzte begehret die Zeichen der Kräu- ter und ihre Form doch nicht anders zu urteilen, denn wie ein Bauer, und wißt weniger, denn die Bauern. Denn was joll ich jagen, ich habe über achtzig Bauern gefennet, fo allein die Kräuter von wegen ihrer Form und Ana- tomia den Krankheiten vergleicht haben und für meinen Augen damit wunder- barlich und wohl geholfen. “2®) Bollendet wurde die Theorie dann von dent ita- ftenifchen Arzte Soh. Bapt. Borta.20%) In Bezug auf die Rofe wendet er IS6 Die Rote bei den Germanen. SI. feine Theorie in folgenden Worten an: „Blumen, die eine brennende Farbe haben, wie die Nofe, find Heilmittel gegen Entzündungen, folche, welche vie Farbe des vom Wein erhitten Gefichts haben, wie die Nofe, heben die Trunfenheit auf.“ 207) Dies wird genügen, um meinen Lefern num die voll jtändige Signatur der Roje, wie fie Nofenberg in feinem Nofenbuche giebt, einigermaßen begreiflich zu machen. Er fagt: „Die noch ungeöffnete Hofe gleicht dem Kopfe, wenn fie jich dann öffnet, jo zeigen die zufammen- gewicelten Blätter die gefurchte und gefaltete Oberfläche ves Gehirns, ver fegelförmige vöthliche Kelch drückt das Herz aus, auch noch anderen edlen Theilen ijt fie gleich gebaut und ihnen ganz befonvders angepaßt, gleichjam durch eine bejondere Gnade der Natur. “20%) um wird man fich auch nicht wundern, wenn nach ven damaligen medteiniichen Anfichten die oje bei ven meiiten und wichtigiten Krankheiten als Heilmittel auftritt. Hagendorn zählt nicht weniger als 33 zum großen Theil lebensgefährliche Krankheiten auf, gegen welche die Hecenvoje helfen joll und darıımter 3. DB. Epilepfie, Wafferichen, Croup, Blutjpeien, Wafferfiicht, Hämorrhoiden, Kropf und Poragra. Die falernitanifche Schule hat: „senchel, Eifenbart, Nofe, die Schwalbeniwurz und die Raute, „Daraus bereite ein Waifer, 08 heilt die Schwäche des Auges.” undnah Divymus Symphorianıs ift Rojenthau das befte Mittel gegen Triefüugigfeit. Nojenpräparvate helfen gegen Yiebestränfe, Nofenöl, worin Bienen over Kantharivden gekocht find, heilt die Kahlföpfigfeit, und Nofen- wahler tft das befte Mittel gegen alle Unveinigfeiten des Teints.20) Uno im Allgemeinen tönt das Yob der Rofe von allen Seiten: Nojenberg be: hauptet, „es gäbe fein einfaches, weder ein heimifches noch exotifches Mittel, welches in dev Medicin fo nothiwendig, jo nüßlich und jo angenehm wäre, wie die oje. Und wahrlich, wenn man zufähe, was in ven Apothefen ver- jchrieben umo bereitet wird, Jo würde man finden, daß fajt jedes dritte Deittel aus ofen beiteht oder doch mit Rofen vermischt tft.“ Pomet jchliet jeine Befchreibung ver Brovinsroje mit den Worten: »En un mot, on re- tire tant de choses des Roses, que sans elles la medicine ne serait pas sı fleurissante, qu’elle est.«2!") Einige der foftbarften Arcana der da- maligen Zeit beftanvden wejentlich aus Nofen, jo ver aus vev Damascenerroje bereitete „gelvene Syrup des Herzogs von Mantıra“, das „tiinkbare Gold Die Rofe bei den Germanen. 187 des Novdericus a Konfeca“ und „vas königliche Geheimmiß“, welches die Königin Elifabeth von England an Kaifer Wurolph II. jchenfte.2'') An die Medicın fchließt fich naturgemäß die Diät an, und das führt mich zu einigen wenigen Bemerkungen über ven Gebrauch der Rofe in ver Küche. Wie auch noch jetst wohl, wurde Rojenwaifer als einer ver angenehm: jten Zufäße zu vielen Spetjen, befonders zu verjchtedenen Bacdwerfen ge- braucht. Ein ftrenger Meoralift, Arnaud de Billeneuve, tarelte im drei- zehnten Jahrhundert ven damals übermäßigen Gebrauch der ftarfen Gewürze und verlangte, man jolle gebratenes Geflügel nr mit ein wenig Wein, Cal; und Rofenwaffer genießen. Krünig in fener&nchelopädie führt noch zwanzig Kecepte zu Rojenfpeifen und fünf zur Benusung ver Hagebutten an, und be- fanntlich find in einem leichten Teig gebadene weiße Rofen noch jetst befonders in Süpveutjchland eine vielfach beliebte Speife. Im Ganzen treten diefe Delt- catefjen jehr in den Hintergrund, denn wenn man die Ktüchenzettel umd Kechnungen über große im Mittelalter gegebene Banfette vurchfieht, jo be- gegen dem Auge unglaubliche Mengen von Fleifchipeifen aus allen Dvo- nungen dev Thierwelt, dazu viel Hülfenfrüchte und Miehl, Furz lauter jehr jolive und nahrhafte Gerichte, aber jehr wenig feinere, auf einen aus- gebilveten Zungenlurus deutende Speilen. In Büfhing’s Buch über das Kitterwefen finden fich an vielen Stellen des erjten Bandes jolche Küchen- zettel mitgetheilt. Ehe ich zu einigen wichtigeren Betrachtungen übergehe, möchte ich noch einen flüchtigen Blic auf das VBorfommen dev Roje in der weltlichen Wa: levei werfen. Schon im vorigen Abjichnitt habe ich die Koje in der chrüftlichen Dealerei betrachtet, und die Beijpiele, die ich dort angeführt, ließen natür- lich eine große Vermehrung zu, 212) eine Vollftändigfeit war dort und ift hier durchaus nicht Aufgabe und wohl auch kaum erreichbar. Schon in ven vömischen Katafomben findet man im Goemeterium Callifti ein Bild Chrifti als guten Hirten, umgeben won den Jahreszeiten, varumter den Frühling al8 einen Yandmann, der ofen von einem Strauche bricht. In NKafael’s Zagesftunvdencyklus hat vie ora prima di giorno einen Kojenftraug in der Hand. Auf vem befannten Bild von Guido Keni, dem Sonnenaufgang, ftreut die vorausjchiwebentde Aurora Rofen auf die Erde. Im den Ufficien von Florenz findet fich das Bild von Sandro Die Rote in der Küche. Die Roie ın der weltlichen Malerei. 188 Die Rofe bei den Germanen. Boticelli „Die Geburt ver Benus“. Venus jteht in einer auf dem Meer Ihwimmenden Weurfchel und vingsum vegnet e8 Rofen. 2) In der Jar: nejina in Rom jtreiten die Orazien Nofen auf dem Bilde: „Die Hochzeit ver Piyche‘. Yufas von Yeyden malte eine Charitas mit zwei Kindern, von denen das eine ihr über ihre Schulter eine Nofe veicht. 214) Eine Benusvon Titian ruht auf vothem Sammet, der mit weißen Rofen bejtreut ift. Auf dem großen Bilde A. Dürer’s, „Die rönung Mari: miltian's“ in ver fatjerl. Galerie zu Wien, jegt die h. Jungfrau dem Kaijer eine Krone von Nojen auf das Haupt. — Auch aus der Mofait- maleret ift hier ein Bild anzuführen, das fich in Nom in der Kirche ver h. Sujanna befindet. Auf demjelben überreicht dev h. Petrus dem vor ihm Inienden Karlvdem Großen eine mit Nofen überjüete Kahne. en Sch habe bis dahin zu zeigen gefucht, welche große Rolle die Rofe im Bolksleben der germanifchen Nationen fpielte, als Prüfftein für die Richtig- feit diefer Darjtellung und zugleich als die bejte Bejtätigung will ich jeßt noch) die Sprache vorführen, in der fich immer Alles, was im Geifte eines Bolfes lebt, am treuejten ablagert. Es fanın nicht hier die Aufgabe fein, alle Dichter jener Zeit bis etwa zum Ende des fiebenzehnten Jahrhunderts auszu- ziehen umd zut zeigen, wann, wo und wie fie von der Roje Gebrauch gemacht haben. E38 giebt feinen Dichter, der geglaubt hat, die Nofe entbehren zu Fün- nen, und taufenden won Gerichten hat fie Ueberjchrift und Inhalt verliehen. Bieles davon findet fich für den, der folche poetiiche Broden liebt, zerftreut bei Döring und Biedenfeld. Ber der Betrachtung dev Griechen und Römer war das etwas Anderes, dort fehlt uns das Material der Volfs- dichtung, war auch (den Homer vielleicht abgerechnet) wohl nie vorhanden. Für die Entwidelung des deutjchen Yebens und Geiftes hatten wir aber als Zeugen die Fülle der Volkslieder, die im Obigen auch für diefen Zwed, wenn auch wohl lange nicht evichöpfend, doch, wie ich meine, genügend be- nußt find. Die Dichter jelbft aber müffen wir dem finnigen Yejer der deut: jchen Dichterwerfe auch jelbjt überlaffen, doch bleibt die Sprache uns noch als ein jehr wichtiger Zeuge für das, womit jich unjer VBolf bejchäftigte, was in jenem Borftellungsfpiele lebte. Und da können wir wohl ausfprechen, daß fein Gegenjtand ver Natur jo von dem Deutjchen in feiner Sprache nach allen Seiten hin verwerthet ift, als gerade die Nofe. Nofe, vofig, vofen: Die Rofe bei den Germanen. 159 farben, rojenroth, Nojen ver Jugend, Nojenwangen, Kojenlippen, Rojen- mund, Nofenzeit jind nicht Eigenthum der Dichter, fondern gehören der Sprache des gemeinen Yebens an. Nach Farbe, Korm, Duft, jowie nad) ihrer Schönheit überhaupt ijt die Rofe in die Sprache aller Stände, aller Berufsarten übergegangen, um als Gleichniß zur Bezeichnung eines Gegen- jtandes zu dienen. Zunächft drängt fie jich in der Namengebung auf: Noje, Nöschen, Rofalinve, Rojfamunde, Rofaura, Nofalie, Nofine; als Fami- liennamen: Roja, Nofas, Rojebom, Roje, Nojenbah, Rojen- bufch, Rojenhain, Rofenjtengel, Nofenzweigu.j.w. — Bott ?'>) führt einige 60 auf. Nicht minder häufig findet fich die Nofe in Ortsnamen, als NRoja, Noje, Rojen, Rofenau, Rojenberg, NRojengarten, Rojenthal, Rojenwinfel; in Ritter’s geograph. Wörterbuch finden jich über 150 folcher Namen. Die Schifffahrtsfunde hat ihre Winproje; an den mufifalifchen Injtrumenten (Schalllöcher) 21%), unter ven Farben ver Maler, bei ver Beeteintheilung der Gärtner, bei ver Arbeit ver Putsmacherin, bei Goldjchmieven und Sumwelteren, in den Filzhüten wie in ven Thürjchlöf- jern, an ven Pferdegebiffen wie im Bruche des Stahls, überall finden wir Rofen, Röschen, Nojetten. In der Botanif geben die Farben, die Form ver Blumen und die Zu- jammenftellung ver , Blumenblätter die Mittel zur Bejchreibung anderer Blumen, und unzählige Blumen werden nach diefer oder jener Aehnlichkeit auch Rojen genannt, 3.8. Adonisröschen, Himmelröschen, Stod- roje, Bappelroje, Alpenrose, Eiftroje, Sonnenroje, Yorbeer- roje, Gichtrofe, Klatichrofe und zahlveiche andere Blumen. Bei den Thieren hat der Hirfch am Gehirn Nofenjtod und Rofe, und nach der Kofe werden unzählige Thiere benannt, von der Nofenforalle um Klippenrofe bis zur Rojendrofjel und vem Rojenaffen. Sa jelbft die Mineralogie hat ihr Rojenblei, Rojengut (Zinfoitriol), Nojen- quarz, ihre Oypsrofenu. |. w. — Wie viele Krankheiten benennt der Mediciner nach der Roje. — Und joweit fich diefe Namen auf einheimijche Gegenjtände beziehen, jind jie größtentheils uraltes Eigenthum unferes Bolfes, jtammen aus der Sprache des Bauern, Hirten, Sägers und Berg- mannes und find älter als die wiljenschaftlichen Namengebungen. Roje in der Namen: qebung. Roie in dei Natur aeıhichte. Noje in Bidhertiteln. Die Rofe im Sprichwort. »Sub rosa.« 190 Die Rose bei den Germanen. Auch die Schriftjteller liebten e8, gerade wie wir das jpäter bei ven Berjern finden werden, ihre Bücher Nofe, Nofengarten, Nofen- gebüjch u. j. w. zu taufen, wenn die Nofe auch gar nicht in ihnen wor- fam. So haben wir medicinifche Handbücher unter dem Namen »Rosa anglica«, »Rosa gallica«, einen „Nojengarten ver Hebammen“ ; alche- miftische Bücher als „Philofophiiches Nofenbeet“ und „Hermetischen Rojenfranz“; theologiiche Werfe als »Rosa poenitentialis biblica«, „Blut- undYiebesrofjen“, »Rosa pentaphylla«, „vie güldeneRtofe“; Sejchichte als „Hiftorifches Nofengebüfche”; lateinifche Stilübungen als „NRofengebüjch“; Yogif als »Rosarium logices« und Aftronsmie als »Rosa Ursina«. 217) Es wird hier der bejte Ort fein, noch ein paar größere Gedichte über die Noje zu erwähnen, von San. Guillielmus, VBalens Aeidalius und Jan. Pajferat in lateinischer Sprache umd entjeglich hölzern und poefielos. 21°) Endlich ift hier noch ein feiner Zeit viel befpro- chenes, angefeindetes md wertheidigtes und wohl noch mehr gelefenes Buch zu nennen, nämlich dev Roman de la rose. &8 it eine „Kunst zu lieben“ nach Art des Ovid md jehr lasciv gefchrieben ; die Noje fommt nur ganz beiläufig darin vor. 219) &8 it die ganze abjurde Eitelfeit und Selbjtgefällig- feit eines franzöftichen Narren, wenn Et. Basyuter dies unbedeutende Machwert Dante's güttlicher Komödie gleichjtellt. Etwas beventenvder ift das Gedicht von William Dunbar »Ihe Thistle and the Rose«, welches derjelbe auf die Bermählung Heinrich’s IV. von Schottland mit Heinrichs VII. von England Tochter Margaretha verfaßte. 220) Auch im zahlveichen jprichwörtlichen Nevdensarten ging die Nofe im die Sprache ein: „Keine Noje ohne Dornen“, „Wer Nofen nicht im Sommer bricht, der bricht fie auch im Winter nicht“, „Wer die Roje will, darf ven Dorn nicht jcheuen“, „VBergänglich wie die Nofe“. „Dar man der Dornen acht't, „Das baben die Nojen gemacht.” Yebmann „Zeit bringt Rofen, nicht der Stod.” Seh. Frand. 2 uf alten Trinfaläfern findet fich nicht jelten der Spruch : „Bas wir all bier tbun foien, „Das bleibe unter der Rojen.“ 222 und Nebnliches wiererbolt jich in mannigfacher Sorm, 3. B. bi Murner: Die Rofe bei den Germanen. 191 „Sprich das unter der Nojen over bichtwyß“, und „sch hab unter rotben Rojen geklafft, gefallen und gefojfen“; ferner bei Kaijfersberg: „Was wir hie fofen, das bleib unter ver Rofen“, 223) und bei Sebaftian Brant: ‚and dar er’s unter der vojen bett’ „und jn din eigen herz geredt.“ 224) Bielfach wird erzählt, daß es Sitte jet, nach Einigen vorzugsmweije ım ‚Norven, nach Anderen in Franfen, bei Gelagen über ver Tafel eine Roje aufzuhängen, zur Mahnung, daß das, was unter diefer Roje (sub rosa) etwa in der Weinlaume gejprochen werde, nicht ausgeplaudert werden dürfe. 22) Zumweilen findet man auch bei einer folchen jteinernen oder höl- zernen Roje an der Dede die Infchrift: „Under ver Nojen“. Auch in Be- rathungsjälen ver Rathsherren findet man oft eine Noje an der Dede, 5. D. in Fübed, und fehr häufig findet man an alten Beichtjtühlen eine Nofe über dem Eingang angebracht, 3. DB. in ver Stephansfirche zu Wien, wie im Dome zu Worms. 22%) Schon im jehszehnten Jahrhundert ift die auch noch jet geläufige Nedensart ganz allgemein: „Sch jage dir das sub rosa“, d. h. unter dem Siegel der Berjchwiegenheit. Der Urjprumg diejes Gebrauches ift zur Zeit noch völlig unaufgeflärt. Alles, was man gejagt hat, um e8 aus dem Altertum und insbefondere von den Griechen abzuleiten, ijt völlig aus der Yuft gegriffen. Auch Windelmann??”) hat fich durch ein Epigramm des Mittelalters täufchen lafjen, welches aber offenbar erjt hinterher gedichtet ift, um dem jchon beftehenden Gebrauch eine Deutung unterzulegen. Das Epigramm lautet: „Rofe, Blume der Venus, dich gab dem Harpofrates Eros, „Dap im Berborgenen bleib’, was die Mutter gefebit. „Darum bänget der Wirth die Roje über die Tafel, „Dar, was darunter gejagt, weife verschweige der Gajt. “223 Den jungen Horus, den Sohn des Dfiris, lernten die Örichen unter dem Namen Harpofrates (vas heißt Har-pa-chrud — Horus- das - Kind) evrit jpät, jedenfalls erjt unter ven Btolomäern fennen, aljo zu einer Zeit, als die müythenbilvenvde ‘Periode längjt vorüber war, jehon deshalb fanın Harpofrates nicht in die Aphropditempthe verflochten jein. Auch machten die Griechen den Harpofrates nur in Folge eines gründlichen Mißverjtandes jener Abbildungen zum Gott des Schweigens. 192 Die Rofe bei den Germanen. Er wird nämlich dargejtellt mit dem Finger am Wunde, was aber einfach das Symbol des Saugens ift und Kind beveutet. 229) Auch nicht eine einzige Stelle bei den Alten giebt eine Andeutung, daß fie die Nofe als ein Sym- bol der Berjchwiegenheit gekannt hätten und noch weniger den Gebrauch, den man im Mittelalter davon am Zechtifch machte. Ja wir fünnen aus einer Stelle des Horaz fat einen entjchievenen Beweis hernehmen, daß ihnen diefe Sitte unbekannt war. In einem graciöfen Einladungsbillet an den TZorguatus, in dem er mit behaglicher Breite und Genügjamfeit alle jeine Kleinen Hauseimrichtungen vorführt, jagt er auch: „Sch werde fchon jorgen, daß Niemand da fer, ver das, was unter vertrauten Freunden ge- fprochen, über die Schwelle trage.“ 230) Hätte ev den Öebrauch gekannt, hier hätte ev gewiß an ihn erinnert. — In Weittelalter wird noch des Sprid)- wortes erwähnt: „Sch hafje einen Zechgenofjen mit gutem Gedächtnig.“ 2°") In einem „Bädefker“ des fiebenzehnten Jahrhunderts fommt die Yebens- regel vor: was man bei Mahlzeiten jehe over höre, ja nie weiter zu tragen. Dabei wird bemerkt, daß e8 in manchen Gegenden Sitte jei, ven das Haus betvetenden Gäften die Schwelle zu zeigen mit den Worten: „Darüber hinaus darf nichts.“ 272) Das Alles erklärt wohl, wie wünjchenswerth Verjchwie- genheit da ift, wo der Wein die Zunge löft und Manches hevvortreten läßt, was man jonjt „im Bujen gern bewahren möchte“, aber es giebt feine An- deutung darüber, wie die Rofe zum Symbol diefer Berfchwiegenheit gewor- den. Zur Zeit, bis fich etwa neue Quellen eröffnen, wüßte ich mr auf zwei Punkte hinzuweijen, die, beide in rein germanischer Anfchauumgsweije begründet, möglicherweife dahin geführt haben fünnten, ver Noje jene eigenthümliche Bedeutung zu verleihen. Ich erinnere einestheils an die Be- deutung, die ich oben für die Hedenvoje in Anfpruch genommen habe. Wenn fie die heiligen Haine, die Opferjtätten umfchloß, jo ficherte fie damit auch, den Profanen abhaltend, die Unverleglichfeit ver tultusgeheimmiffe, und wohl mag das fchon früh die Borjtellung erwecdt haben, daß die Koje den Beruf habe, Geheimmiffe zu jchügen;, werden doch auch in Yegende und Märchen zur Tödtung bejtimmte, aber durch höhere Mächte erhaltene Kin- der häufig durch dichte Nojenheefen gegen zu frühe Entvefung gejchüt. Hatte ich jo diefe VBorftellungsweie einmal eingefchlichen , jo fonnte um jo leichter eine Zunftgenofjenfchaft darauf kommen, indem fie ihre Satungen Die Rofe bei den Germanen. 193 einem neu Aufzunehmenven unter dem Eid ver Verjchwiegenheit mittheilte, überhaupt die Nofe zum Symbol der Bewahrung der Zunftgeheimmniffe zu machen, wie wir es nach dem früher Weitgetheilten bei ven Bauhütten des Mittelalters finden. Bon der „Morgenfprache” (ven Zunftverfammlungen) ver Gewerfe ging dann die Roje auf ihre Mahlzeiten beim Freifprechen ver Gefellen, beim Meifterwerven u. |. w. über und verbreitete fich dann von hier aus auch auf die nicht zünftigen Zechgelage. Ebenjo ging dann aber auch durch die Baumeifter die Noje als Mahnung zur Verjchwiegenheit auf die Nathjäle und auf die Beichtjtühle über. So erklärt es fich denn auch) ganz gut, weshalb wir vor dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts, bis nämlich die Bauhütten fich von Straßburg aus in Deutjchland verbreitet hatten, von jener Bedeutung der Rofe, jener Verwerthung derjelben und der Kevensart sub rosa feine Spur finden. Habe ich jomit die Noje auch durch die Sprache verfolgt, jo wird mir jet nur noch übrig bleiben zu fragen: welche Rojen fannten denn umjrve germanischen Borfahren, wie jtand es um die wifjenchaftliche Betrachtung diefer Blume? Wir haben in einem früheren Abjchnitt gejehen, daß es ichwer hält, wo nicht unmöglich ift, über die Rojenfenntniß der Griechen und Nömer ing Neine zu fommen. Aber wir jahen doch, daß fie mehr als eine Rofe fannten, daß fie fie in der Natur jorgfältig beobachtet hatten, ja daß auch die Männer dev Wiffenfchaft, ein Theophraft, Dioscorides, Plinius fich wejentlich mit ihnen bejchäftigt hatten. E$ war ein Orumd gelegt, auf dem fortgebaut werden fonnte. Aber vergebens jehen wir uns nach Zeugniffen für eine jolche Geiftesarbeit um. Auf den Plinins folgen jaft 1300 Jahre ver fast abfoluten geiftigen Nacht. Wohl excerpirten md commentirten anfänglich noch einige Nachzügler ven Dioscorides, aber jo wie die Philofophie und die Medicin gänzlich in den wüjteften Aberglau- ben, ven Dummheit und Umwiffenheit groß zogen, fich verloren, fo ging e8 auch den Naturwiffenschaften. Ber Griehen und Römern ging jedes wilfenschaftliche Intereffe, jedes Streben nach Wahrheit unter und bei ven Germanen konnte es noch nicht erwachjen,, weil es, eine Furze Zeit unter Karlvem Grogen ausgenommen, an allen Schulen fehlte, die etwas Anderes leisteten, als die Meenjchen noch dummer und unwiffender zu machen, als fie von Natur waren. Die jogenannte Wiffenfchaft blieb ganz auf die Schleiden, Die Rofe. 13 Rojenfennt- niß im Mittelalter 194 Die Rofe bei den Germanen Mönche bejchränkt, die ihre Meutterfprache, von der fie ohnehin meijt nur ven gemeinften Bolfsdialeft jprachen, faft aufgaben, dafür eine haarfträn- bend geringe Kenntnif des Yateinifchen eintaufchten, wom Griechischen gar nichts verjtanden und in allem vealen Wiffen umwiffender waren, als ein etwas von Natur begabter Bauer. Ein Miufter einer folchen Arbeit, noch) dazu von einem Bischof, ift das „Buch ver Ursprünge“ (oder Etymologien) des Spaniers Sjidor. 2) Die abfurveften etymologifchen Spielereien liefern glänzende Beweije von feiner Sprachlichen Umwiffenheit, und überall jchreibt er aus anderen Büchern jelbjt die tollften Kabeln aus, ohne auch nur irgend ein Ding in der Natur jelbjt angejehen zu Haben, d. h. ohne jelbft zu wiffen, wovon er fpricht. Ebenfo traurig find die fpäteren Mönchg- arbeiten eines Walafrivus Strabus, **) des pfendonymen Mönches Slor. Meacer, des Alfred, des falfchen Albertus Magnus, Bin- centiusvon Beauvais umd vieler Anterer. Wenn man einen Tyroler- burjchen von ver Alm viefe, ihm Kants Werke vorlegte und verlangte, er jolle num ein Buch über die Kantische Philofophie Ichreiben, es könnte faum erbärmlicher ausfallen, als Alles, was jene geiftlichen Herren über Natur- fenntniß zufammengefudelt haben. Sie jchreiben nur ab, was jie bei mangel- hafter Sprachfenntniß aus den Alten herausbuchjtabirten, und brachten vie einheimischen Pflanzen, ohne fie zu fennen, bet den Namen des Diosco- ridesund Plimius unter. Selbjt die, welche fich jowohl in Stalten als ın Deutjchland aufgehalten hatten, merften nicht, daß im füplichen Europa andere Pflanzen als im nördlichen wachen, weil fie, wie ihnen noch Galilei mit Necht vorwirft, gar Feine Ahnung davon hatten, daß man aus der Betrachtung der Natur etwas lernen könne. 235) Erjt das im vierzehnten Jahrhundert wierer erwecte Studium der Slaffifer in ihrer um- verfälfchten Geftalt führte zu der Entvefung, daß es eine Natım gäbe und daß die Alten gerade Dadurch groß geworden feien, da fie nicht Bücher exrcerpivt, jondern die Natur jelbft jtreivt Hätten. Bon den fehon durch die Araber etwas bejfer gejchulten Aerzten 2°%, ging dann das Studium der Pflanzenwelt in eine neue Phafe über, die mit Ueberfpringung des ganzen in mehr als taufend Sahren aufgehäuften Quarfes unmittelbar wieder an die Geijtesheroen der Alten anfnüpfte un Dann, aber auch erft dann, nach- Die Rofe bei den Germanen. 195 dem man jenen Standpunft mit Weühe wiedererrungen hatte, über denfelben weit hinaus führte. Nach dem jo eben Ausgejprochenen dürfen wir daher nicht viel Gewinn Sihinr vu aus dem Studium der Botaniker bis zum Beginn des fiebenzehnten Jahr- "= Mitt hunderts hoffen. Das Wenige, was jich daraus entnehmen läßt, tft in- dejjen, wie fich fpäter zeigen wird, doch nicht ohne Interejje. Halten wir uns zunächjt an die mittelalterlichen Dichtungen, jo tft oben gejagt, wie der Rojengarten wohl urjprünglich nichts tft, als der mit wilden Rojen ein- gehegte heilige Hain. Als die heidnifche Bejtimmung aufhörte und er, wie ebenfalls oben ausgeführt, ein Pla für die Frühlingsfeier wurde, pflanzte man wohl auch in ihm wilde Nofen an, um dort gleich bei der Yenzesfeier durch die von Altersher gefeierte Blume begrüßt zu werden. Wan muß mit dem Worte Garten für jene Zeit überhaupt nicht die Bedeutung ver- binden, die das Wort jegt für uns hat. Garten heißt urfprünglich nichts als „eingehegter Blab“, wahrjcheinlich verwandt mit garder „wahren“, wie noch jetst im Norwegifchen gaard ungefähr jo viel wie Hofraithe, 3. B. Praeste gaard,, Pfarrhof, d. h. Haus, Hof und Garten des Pfarrers. Erjt viel fpäter wurde Bezug auf den Inhalt genommen und durch Zufäte bezeichnet: Baumgarten, Krautgarten, Würzgarten. Der Blumen - over Luftgarten tritt erjt am fpäteften auf. Im zahlreichen Yiedern und Dich- tungen gehen Bauer und Bürger nicht in ven Garten, fondern in Feld und Wald, auf Wiefe und Haide, um Nofen zu pflüclen ; 237) vie Nofe des Bolfes war alfo die urfprünglich einheimifche wilde Nofje, vie man aber nach ihren mannichfachen Formen nicht befonders unterfchied und benannte. Höchjtens wurde ver Farbe der Blüthe nach rothe und weiße Rofe neben einander gejtellt. Gänzlich unbekannt waren unferen Vorfahren die im Süden jcehon früh geichätten gefüllten Spielarten, die erft ganz allmälig am Ende des Mittelalters fich nach und nach, erft in Frankreich un? Hol- land, dann in Deutfchland einbürgerten, und zwar find es hier ganz charaf- teriftiich die großen Handelsftädte Nürnberg, Frankfurt, DBajel u.j. w., die mit Italien in Gefchäftswerfehr ftanden, in deren Gärten die gefüllten ofen zuerjt auftreten. Die ältefte deutjche Nachricht über Nojen finden wir in Karls des Großen Verordnungen über die Berwal- tung feines Staates ; er nannte diefelben,, weil er fie gleichfam nach ihrem 13* 196 Die Rofe bei den Germanen. Inhalt in Kapitel eintheilte: Kapitularien. Eins darunter führt die Ueberjcehrift: „Ueber die fatferlichen Yanpgüter und Gärten.“233) Darin zählt Karl der Örope die Objtbäume, Gemüfe und Heilpflanzen auf, deren Anbau er auf jeinen Gütern anbefiehlt. Hier werden denn auch „No- jen“ genannt. Ernjt Meyer glaubt, var dies Pflanzenverzeichniß auch eine beträchtliche Anzahl von Zier- und Heilpflanzen umfaffe,; wohl von diefeim Gedanken befangen, erklärt ev van »Rosa« als »Uentifolia«. Sch jinde in dem VBerzeichniß nicht ein einziges, nur als Zierpflanze zu betrach- tendes Gewächs, umd deshalb Fann ich unter „oje“ auch nur die einfache, als Heilmittel in vielfacher Weife jo hochgehaltene Hedenrofe verjtehen. 239) Es ıjt wohl jchwerlich zu erweiien, daß man vdiesfeits dev Alpen vor dem Ende der Kreizzüge eine gefüllte oje gefannt habe, und wunderbar wäre e8, daß, wenn jchon damals auf Kaifer Karls ves Großen jünmtlichen, über ganz Frankreich und Deutjchland zerftreuten Domänen die Gentifolie fultivivt worden wäre, diefe Schöne Blume fo völlig wieder verfchwunden jein follte, daß die Botaniker ver nächjten Jahrhunderte gar feine gefüllte oje, jondern nur die einfache wilde fennen, und daß die Gentifolte fpäter ganz allgemein nur al$ die holländijche over batanische, d. h. die aus Hol- land eingeführte Nofe bezeichnet wird. Wohl mögen jchon früh bei Häufern und Gehöften Plätze zum Anbau von Gemüfen (zumal Kraut und Rüben) *) eingehegt werden jein, doch finde ich erjt jpät die Erwähnung von Gärten. Augsburger Statuten vom Sabre 1276 erwähnen des Anbaus verjchievdener Gewürzfräuter wie Salbei, Naute und Bolet „in Gärten“; in dem Yandbuche von Dejterreich aus dem preizehnten Sahrhundert fommen „Chrautgarten“ und in einer Urkunde von Jahre 1347 Kaps oder Kappıs="*) (opffohl-) Gärten vor. 29) Daß fchon früher bei den Klöftern Eleine Würzgärtlein waren, hat eine andere Beven- tung, denn anfänglich machten die Mönche jich allerdings auch als die leib- lichen Heilfünftler nüglih, da fie noch allen den Dioscorides lefen fonnten. Wo aber ein Arzt ift, muß eine, wenn auch noch jo fleine Apo- thefe fein, und das ftellen eben jene Würzgärtlein vor. Als die Llöfter aber * ) Daher die Anwendung zum Sleichnig für ein ungeordnetes Durcheinander. ) Died Wort fommt noch jest, gerade wie „Kohl“, als Berfonenname vor. Auch jest noc) beißt in der Umgenend von Leipzig bei den Yandleuten der Samen des Kopflalates „Kappjamen“. *% Die Rose bei den Germanen. 197 fo jchnell durch Erbichleicherei und dumme Bigotterie ver Bejigenvden reich wurden, da wurden auch die Mönche zu faul zur Praxis und Arzneifräuter- zucht, man überließ das den Yaten. Die Anzucht ver zum medicinifchen Gebrauch nöthigen Pflanzen blieb lange Zeit die einzige Aufgabe der Gärten außer der rein öfonomischen. Eine Bearbeitung der Genefis in deutjchen Berjen aus vem zwölften Jahrhundert (oder noch älter) fchilvert das Para- dies und die darin blühenden Pflanzen, unter denen auch Nofen jich befinden ; die betreffenden Berfe zeigen, daß ver Phantafie des Dichters nichts Anderes, als ein jolches medicinifches Würzgärtlein worjchwebte. 2) Mehr als jolche waren denn auch nicht die erjten botanischen Gärten der medicinischen Schu- fen und fpäter der Umiwverfitäten, veren ältefter wohl ver vom Magifter Gualterus 1333 mit Unterjtüsung der Republif Venedig angelegte war, 242) dem dann, aber erft 1545, der auf Profeffor Buonafene's Anfuchen an der Univerfität Bija gegründete Garten folgte. 243; Exjt jehr viel fpäter wurde die wiifenichaftliche Erforichung der Pflanzenwelt ohne bejondere Berückfichtigung ver offieinellen Pflanzen Aufgabe der botanifchen Gärten. Etwas früher, jhon im fünfzehnten Jahrhundert entjtanden die Gärten einiger italienischen Fürjten und Erelleute, befonders die der Miedi- cher, md mit ihmen tritt eigentlich exit ver Geranfe an Zier- oder Yuft- garten in die Wirklichkeit. In Branfreich arteten diefelben jchnell in ven von Ye Notre im Garten von Verjailles zur Vollendung erhobenen, aller Natur Hohn fprechenven Karifaturftil aus. Bei ven Deutjchen folgten exit jpät vie großen Handelsherren in Ulm, Augsburg Dochitetter, Sugger, Herbart, Herwart), Nürnberg (Stephanvon Hau- jen) u. |. w. md die Fürften. Man blieb aber hier länger bet der Natur und der Freude an jchönen Blumen jtehen. Fugger Eultivirte 1565 die erite Mofchusroje, 1559 war bei Herwart die erjte Tulpe in Deutfchland zu jehen. Haufen brachte 1579 die erjten Crocus in jeinen Garten, und in Gartenbüchern werden „Ulmer“ ofen als eine befon- dere Art angeführt. Dem Faiferlichen Garten in Wien jtand mehrere Jahre der berühmte Botaniker Clufins vor und pflanzte hier 1588 die erjten zwei aus Belgien eingeführten Kartoffeln an. 2*4) Es handelt fich hier um die Zeit ver tiefjten Erniedrigung im Geiftes- feben der europätichen Menjchheit. Die romanische fittfiche und geijtige Miftenicha'ts liche Naht ın Bezug auf Naturfennt- nis, 198 Die Rofe bet den Germanen. Berkommenheit blieb jtehen und wirkte fort, denn nur jehr langfam vollzog jich der Prozeß, durch ven die Führerjchaft ver geiftigen und jittlichen Fort: ichrittsaufgabe dev Menfchheit auf die jugendliche Kraft dev Germanen über- tragen wurde. Schon der Uebergang des gewonnenen geiftigen Inventars, das von den älteren Völkern zu unfruchtbarem Befit zähe feitgehalten wurde, auf die neuen Borfämpfer vev Menjchheit, exrforverte große Anjtvengungen und Kimpfe. Die fo vielfach überjchätste und einfeitig gepriefene Nenatjjance war feineswegs ein neuer geiftiger und jittlicher Auffchwung bet ven Ro- manen, jondern nur eine Erneuerung des Yırrus der römischen Kaijerzeit. Die zahllofen elbjtjtändigen, von jedem ftaatlichen VBerbande faft abgelöjten und felbjtjüchtigen italtenijchen Fürften hielten fich, wie die Oroßen der römt- chen Kaiferzeit, Gelehrte und Philojophen zu ihrer Unterhaltung wie eine Art Hofnarren. Bon einer Einwirkung des fogenannten Wiedererwachens der Wiffenjchaften auf geiftige und fittliche Erhebung war nichts zu fpüren. Die Bornehmen verfanken nur vollends in höhnenten Atheismus, blieben materialiftifch roh und moralifch verworfen. Das Volk blieb dumm und verkommen, umd wer etwa verfischte, fich deffelben anzunehmen, wurve nach wie vor verfolgt, eingeferfert over verbrannt. Selbjt dem enthufiaftischjten Yobredner der Nenaiffance, Burkhardt, tft es nicht gelungen, diefe faule Seite der ganzen Zeit zu verdeden. Im der finjteren Zeit waren eg zwei Deutjche, die wie helle Sterne durch die allgemeine Nacht glänzten, aber auch beide, weil fie weit der langjam fich entwidelnden Zeit voraus waren, bald wieder erlofchen. Der erjte ift am Ausgang des achten Jahrhunderts Karlder Große, dejjen wunderbare Schöpfungen fchnell unter der Yei- tung der umwiffenden und unfähigen römischen Priejter wieder zu Grunde gingen, und der zweite in der Mitte des breizehnten Sahrhunverts AL- bredht von Bollftädt, befannter als Albertus Magnus. Diejer war es, der mit genialem Blic die rem Abendlande zugetragenen Schriften der Alten erfaßte, in Ueberfegungen der Driginahwerfe feiner Zeit zugäng- (ich machte und, was mehr jagt, in ihrem Sinne geiftig fortarbeitete. Aber jeine Wiederbelebung des Arijtoteles, die er der widerfprechenden Kirche abrang, verfümmerte jogleich zur dürren, jedem dogmatischen Unfinn, jedem tollen Aberglauben als feile Magd dienenden Scholaftif; fein wunderbares Buch „über die Natur der Gewächje” verfchwand nach zwei Ausgaben gänz- Die Rofe bei den Germanen. 199 (ich aus em Gedächtniß der Mitwelt, während die gleich nach ıhm unter feinem erlogenen Namen erjchtienene Subelet über vie „Wunder der Welt, der Thiere, Pflanzen und Steine“, ein Meifterftüd der Umwiffenhett md des blödeften Aberglaubens, dreißig Auflagen erlebte. >15) Wenden wir uns nach viefen Vorbemerkungen nun zu den Schrift: wirhtant. jtellern über Naturgefchichte, jo find es nur zwei Punkte, an die ihre Thätige m feit anfnüpft, an die Arzneimittellehre des Dioscorides und die Heilfunft, m und einige Wenige an die Schriften der Alten über den Yandbau. Wie jchon gejagt, ift anfänglich alles Wiffen mi das oft fogar finnlofe Abjchreiben der Alten. Iftpor (um 700) in feinem „Buche der Ursprünge“ nennt die Roje nur und leitet ihren Namen gewaltfam genug von derrothen Farbe ab. Wala- fripus Strabus (um S50) hat ebenfalls nur das Wort „Nofe“ und macht dazu aus den VBerfen der Alten einige neue Berfe. Im Anfang des zehnten Sahr- hunderts erjt erjchienen vie jogenannten Geopontca, Excerpte aus ven Schriften ver Alten über den Yandbau. Um die Mitte des zwölften Sahrhun- verts nennt die hd. Hildgardevondingen in ihren Büchern über die Natur die Rofe und giebt dazu die medieinifche Amvendungsweife. 21%) Auch das etwa um dieje Zeit verfaßte Gericht über die Schöpfung ?7) nennt nur das Wort Rofe. In der Mitte des vreizehnten Jahrhunderts erfchien der „große Spiegel“ des Bincenz von Beaupdais, worin nur der h. Ambrofius, Sjidor, Blinius und einige Aerzte excerpirt find zu dem Wort »Rosa«; wovon er fpricht, erfährt man aber nicht. Gegen Ente diefes Jahrhunderts ichrieb Bartholomäus Anglicus fein Buch über die Eigenfchaften . ver Dinge. 245) Hier finde ich zuert den Unterjchied von zahmen oder Garten: ofen und wilden erwähnt, dabet wirt beftimmt gejagt: „die Gartenrofe wird vernachläffigt und unbejchnitten zur wilden und die (etstere turcch häufi- ges Verpflanzen und gute Pflege zur zahmen Nofe“, d. h. die Gartenvofe tft nur eine gefüllt gavordene wilde. Aus dem ganzen vierzehnten Jahrhundert tft nichts zu bemerfen, exjt gegen Mitte des fünfzehnten Bahrhunderts erjcheint das „Puch ver Natur“ ven Conradvon Megenberg. Das Buch ift deutjch ge- ichrieben, unterfcheidet ven Hagdorn von der Noje, von der lebten, „dem Rofenpaum“, wird num der medieinifche Nuten angegeben, der Hagdorn aber wird bejchrieben, jo daß man die „Weinroje“ erkennt, und unterjchieden von „Rofendorn“ oder „Veltvorn“, welches wohl die „Hundsrofe” ift, aber nicht PBrginn wijfenichaft: lichen Natur: forichen®. 200 Die Rofe bei den Germanen weiter beiprochen wird. Hier liegt offenbar jchon etwas Naturbeobachtung vor, woraus denn jogleich Beichreibung und Unterjchetvung erwächit. 21°) Aber mit diefen Schüchternen Anfängen war noch nicht viel gethan. Die nächjte Zeit wird ausgefüllt mit ven zum Gebrauch dev medicinischen Schü- (er bejtimmten Kränterbüchern, wirklich entjetlichen Sıeleien nach Text und Hoßfchnitten, die von num an als Hülfsmittel des Studiums auftreten. Die erjte Ausgabe des »Herbarius« (Mainz, 1484) nennt die Nofe, fügt dazıt furz ven medicinifchen Gebrauch md einen Holzichnitt, eine Pflanze mit einfachen und einigen vreisähligen Blättern varftellend, veren Blumen vier lange Ipite Kelchblätter und vier Blumenblätter zeigen. Eine fpätere Aus: gabe (Baffaı, 1456) ift bloper Aboruc ver erften. Die dazwifchenliegende Ausgabe Mainz, 1485) hat zwar den Text unverändert, aber ftatt des erwähnten Holzjchnittes einen Zweig mit gefüllten großen Nofen, der gar nicht übel gezeichnet tjt.2°% Am Enve des fünfzehnten Jahrhunderts erfchten, wahr: icheinlich zuerjt (ateinifch und dann ins Deutjche überjegt der »Ortus sanı- tatis« oder „art der Gefundheit“, beite in zahlveichen Ausgaben. Es find dürftige Compilattonen aus vorhergehenden Schriftjtelleen. Die Ausgabe von 1517 nennt die Nofe, aber ohne nähere Befchreibung, und giebt in Hoß- ichnitt die Abbildung zweier Nofen, beide einfach, wielleicht die Hecfenrofe und die Weinvofe. Das zuerft 1471 erfchtenene Buch des Petrus de Ere- jcentiis gehört jedenfalls noch vdiefer Periode an. Das Kapitel von ven ofen lautet (abgejehen von vem mebicinifchen Nuten): „ofen find be- fannt, etlich weiß, etlich vot, etlich heymifch, etlich wild. Die weißen, hey: mifch und wild, haben jtarfe Stacheln und machen gute Zäune, die voten haben jchwache gertlin und Dörner.* — Der Holzjchnitt ift ein Rofenbufch mit einfachen Blättern. Dürftiger ann wohl nichts gedacht werden. 251) Dis jo weit finden wir in der betreffenden Yiteratuv entweder völlige Unbefanntjchaft dev Verfaffer mit den Gegenftänden, über vie fie jchreiben, oder eine höchjt vürftige Kenntnig der in Deutjchland wild wachfenden Nto- jen, die aber weder unter einander noch won anderen NRofen unterfchieven werden. Bon num aber geavinnt die Arbeit ein anderes Anfehen in jo fern, als man anfängt, die Pflanzen auch über ven reis der heraebrachten medi- eintjchen Kenntniffe hinaus ihrer jelbjt wegen ins Auge zu faffen, als man ferner anfängt, die einheimischen Pflanzen forgfältiger zu erforichen, md Die Rofe bei den Germanen. 201 dabet allmälig zu der Entrefung fommt, daß diefelben großentheils nicht Diejenigen feien, von denen die Alten fprechen, und als man drittens fchüch- tern anfängt, die Pflanzen nicht nur zu nennen, fondern auch zu bejchreiben. Aber Yeonhard Fuchs (um 1550) bleibt vorläufig noch bejtimmt bei ver Eintheilung in wilde und fultiwirte Nofen: „wilte und tamme“, ftehen und bemerft nur, daR es bei beiden weiße und vothe gebe. Von der Rofe im Allgemeinen bemerft ev noch, eine Bejchreibung jet überflüffig, va vie Kofe jedermann befannt fei, — ein Ausspruch, dem wir auch bei Mat: thioli (von 1548 an), ja jelbjt bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein be- gegnen,;, Zabernämontanus (1592) fchränft viefe Worte ganz bejtimmt auf die beiven wilten Arten, die Hundsroje und Seldroje, ein. Schon bei Conrad von Megenberg findet man den veutjchen Namen „Hagborn“ für die Hundsrofe, auch werden „Rofendorn“ und „Felddorn“ erwähnt. Bei Fuchs werten die Bolfsnamen „Heyderoje‘, „Dagherofe“ und „Wilerofe” angeführt. Bei Bod (1553) finden wir „Hedenrofen“, „vie lteblichen Morgenröslein“ (auch Weinrofen, Frauenvorn, Mariendorn ge: nannt), „Daberrofen” oder „Felproje” und „Hanbüttel“. Die größte Ver- wirrung wurde aber immer noch dadurch unterhalten, daß man die Rofen (natürlich ganz willkürlich und daher bei ven verjchtevdenen Schriftjtellern ver- Ichieden) mit ven Namen ver alten, bejonvers des Plinius bezeichnete. Bod unterfchied zuerjt bejtimmt vier wilde Rofen und jtellte denen die zah- men Rofen im Ganzen gegenüber. Die Abbildungen, die man gab, jtellten anfänglich eine einfache wilde Rofe dar, dann eine einfache und gefüllte auf zwei an einander gefchmiegten Sträuchern, 3. B. bei Bod (Tragus). Das Kräuterbuh von Adam Yonicer (1587) hat fogar nur einen Strauch, der auf der einen Seite einfache, auf ver anderen gefüllte ofen trägt. An- fänglich findet fich feine Beziehung ver Abbildung auf eine bejtimmte Rofen- art. Nur Dodonäus (1583) hat vrei bezeichnete Abbildungen, die zah- me, die wilde und die „Dünenrofe“. Molinäus (1586) fpricht noch be- jtimmt aus, daß die wilden Nofen durch Kultur in ven Gärten zu zahmen werden, doch giebt er von einigen Gartenrojen chen an, wo fie wild wach- jen. Camerarius (1588) unterfcheitet hon acht Rofenarten, Planti- nus (1591) zehn. Eluftus (1601) nennt zuerjt die»Centifolia«, die er ala „holländische“ (batavica) bezeichnet; er behandelt jie als etwas noch Seltenes 202 Die Nofe bei den Germanen und nennt nur einen Garten Deutjchlands, in Srankfurta. W., wo er jie gejehen. Allmälig vermehren fich die artenrofen, aber auch die Arten der wilden Nofen, und jo fommen wir denn endlich zu Caspar Bauhin's großem Werke, das 1623 in Bafel erjchten, mit dem ich aus boppeltem Grunde hier abjchließe, denn erftens find wir jet an den Schluß des Mittel: alters gelangt, und dann tft &. Bauhin ver lette botanische Schriftjteller, bis auf welchen Yinnd zurücgeht, vavan verzweifelnd, den Pflanzennamen der Vorgänger dejfelben eine irgendwie jichere Bereutung beilegen zu fün- nen.252) Baubin theilt auch noch in „zahme Nofjen“ (Rosa sativa), deren ev 17 Arten aufzählt, und „wilde Nofen“ (Rosa sylvestris), deren er 19 mit furzen, meift ungenügenden Merkmalen nambaft macht. 3. B. Tourne- fort in feiner „botanischen Schule” >) hat im Ganzen 25 wilde und fultivivte Nofenarten. Bon allen diefen fogenannten Arten feiner Vorgänger erkennt Yinnein feinen „Pflanzenarten“ (1753) nur 5 in Europa wild wach: jende Arten an: die Zimmetrofe, die Weinrvofe, die große Hagebutte, vie Heden- over Hundsrofe und die dornige Roje, dazu fügt ev ala in Europa in Gärten wachjend die Gentifolie und die weiße oje, jo daß Bauhin's 36 Arten auf 7 zufammenfchmeßzen. Er nennt ferner noch für Europa bie Hängerofe, für Brankreich die Provinsrofe und für Deutjchland die immergrüne Nofe, ohne fie auf Bauhin'sche Arten zurüczuführen. 254) Diefe zehn Nofen können wir als in dev Mitte des fiebenzehnten Jahrhun: derts Schon als mehr oder weniger genau befannt vorausjegen. Ueber die Kultur dev Nofe wäre, außer dem, was in ven Compilatoren aus den Alten ausgezogen wird, nur auf einige abergläubifche Künfte zu ver- weilen, 3. B. grüne, blaue, fchwarze Rojen zur ziehen, verbrannte Rofen aus ihrer Afche wieder erftehen zu laffen und vergleichen jtets geglaubte und nie gejehene Wunderdinge mehr. Daß aber die Jofe überall geliebt und gepflegt wurde, dafür führe ich zum Schluß noch die Worte Jacob Dümmler's an: „Es wird wohl fein Gärtlein, wie Hein es auch jei, anzutreffen fein, darinnen nicht ein Nojenftod zu finden.“ — ?°°) Anmerkungen zum vierten Ablchnikt. 1) Berl. Ad. QAuedtelet, Zur Naturgefchichte der Gefellfchaft. Deutich von Karl Adler. Hamburg, 1856, ©. 143 f., 218 ff. 2) Der Gelehrte, der am entjchiedenften und mit dürren Worten die Eriftenz und Bedeutung des Nationalharakters läugnet, ift Budle. Man follte glauben, er habe aud) feine Spur von hifterifchen Kenntniffen (Gefch. der Civilifation, deutfch von Ruge, Bd.1, Abthl. 1 [1860] ©.36). Ebenda, S.41 heift 08: „Die Araber find in ihrer Seimat wegen der Dürre ihres Bodens immer ein rohes, ungebildetes Volk geblieben.“ Offenbar denkt er nur an den fleineren Theil der Wüftenaraber (aud) in der Wüfte ein edler Stamm); Nabatäer, Meffaner, Sabäer, Himjariten ignorirt er. Aber in Bagdad und Spanien gründeten die Araber eine intellectuelle Kultur und eine Givilifation, die wie helle Sterne in der Finfterniß der aanzen damaligen Welt feuchten. Dem fpani- fhen Boden und Klima hatten die Spanier nichts abgewinnen können. Die Araber gründeten dort eine Kultur, an der die ganze europäische Welt fich aus der Nacht der Un- wiffenbeit herausarbeitete. Boden und Klima blieben diefelben, aber die Spanier, die vorher nichts aus dem Boden hatten machen fönnen, waren nicht einmal fähig, die hoch- aefteigerte Bodenkultur der Araber audh nur zu erhalten, als die Araber vertrieben waren. Wo die Araber hin famen, entwidelten fie fih zu hoher Kultur, zu der fie die Nationalanlage hatten, die Spanier blieben nach wie vor ein faules, geiftig verfommenes Bolk, das auch nicht einmal durch ein bejferes Beifptel zu einer Erhebung erweckt wurde. Sind das Nationalunterfchiede oder nicht? Der ganze erjte Abfchnitt bei Budle („Ein- fluß der Naturgefeße‘) ift über alle Magen oberflählih. Reichtbum des Bodens joll Reichthum der Menfchen und wegen niedrigen Arbeitslohng Ungleichheit Der Bertheilung des Reichthums zur Folge haben. Wenn der Boden den Menfchen fo leicht ernährt, wie fommt er dann überhaupt dazu, für Andere zu arbeiten. Bucdle vergift ganz, daß die Arbeit für andere und fomit Arbeitslohn jchon die Ungleichheit vorausfegt, die er dadurd) erklären will. Der reichte Boden, den wir fennen, ift der der füdamerifanifchen Flup- ebenen ; hier genügen ein Brotbaum und ein paar Bananen zur Ermährung einer ganzen Yjamilie, und doch giebt e8 hier, eben deshalb, weder Reihthum nod) Arbeitslohn. Die individuelle Verfchiedenheit der Menfchen wird immer auch eine Ungleichheit der Menfchen in Reihthum und Macht hervorrufen fönnen, aber fie wird in einem reichen Lande am wenigften gefährlich werden. Aber überall, wo wir die fchreienden Unterfchiede zwischen Reichen und Armen, Mächtigen und Unterdrüdten finden, beruht das darauf, daß eine be- gabtere Raffe durch Gewalt eine weniger begabte fi) unterworfen hat. So in Indien („Auch wenn der Herr ihn freiläßt, bleibt der Sudra ein Sklave, denn wie fann er eines Standes, derihbmnatürlich ift, entkleidet werden“, Manu, GefeßbuhX, 129). Eben: jo war es in Aeappten, ebenfo in Peru und Merifo. Und id) dächte, Bucdle hätte an England, wo der Abjtand von Arm und Reich fo fchroff ift wie irgendwo, wo das Sand jeit Jahrhunderten feine Einwohner ohne fremde Hülfe nicht ernähren kann, das befte 204 Die Nofe bei den Germanen. Berjpiel, dar Diefes Mipverbältuig auf dem Eimdringen fremder Sroberer berubt. Budle liefert in diefem ganzen Abfehnitt ein Beispiel, wie ein böchit aeiit und fenntnigreicher Mann von einer vorgefakten Meinuna To verblendet werden kann, daß er das nicht mehr fieht, was jelbit für das blödejte Auge klar zu Tage liegt. 3) Machiavelli, Discorsi I, cap. 55. 4) Suriftifches Archiv in Boloana, Septemberbeft, Ttebe Augsb. Allg. Zeitung, 4. März 1872, ©. 955. 5) Die ganze neuere, befonders von Grimm aearündete, veraleichende Mptbolegie, Sanen- und Sittenforichung atebt die Baweife dafür. Ein aanz durchaefübrtes Beirpiel it Adalbert Kubn, Die Herabfunft des Feuers und des Goöttertranfes, Berlin, 1859. Bergl. aub Dr. 3.%. RW. Schwars, Der lirfprung der Mintbolonie, dargeftellt an der ariechiichen und deutichen Saat, OR 1560. 6) 3. B. Kubn in. Weber, Indische Studien, Bd. 1, ©. 321— 363. 7 „Das jeßige Neun it unter allen Sprachen der Arier der deutjchen Sprache jowohl im Bau als Vocabular am nächjten verwandt.“ M. Perty, Grundzüge der u 1859, ©. 83. Uhland, Schriften zur Sefchichte der Dichtung und Sage, Bd. 1. (1865), ©. 178. Berfer und Germanen verehrten die heiligen, weißen (Sonnen:) und jaben ihr Wiebern als propbetifch an. Xenophon, Anab. IV, 5 am &nde— Cyrop. VIII, 3; Herodot III, 84—86; Procop., de bello Persico II, 5. v. Bernbardi, Volksmärchen und epische Dichtuna, 1871, ©. 26 ff. — „Bon Altersber beteten die Perfer nur Sonne, Mond und Feuer an, auch haben fie feine Gotter- bilder und Tempel“ (Herodot I, 131). Datjelbe jagt Tacitus in der Öermania von den Deutjchen. — „Die Perfer find gewohnt, über die wichtiaften Angelegenheiten fih trunfen zu bevatben, und was ihnen im Ratlı gefallen bat, das legt ihnen Tags darauf der Hausberr wieder dor, und wenn e8 ihnen auch nüchtern gefüllt, fo gilt e8“ (Herodotl, 133). Ebenfo bei den Deutichen. Auch die Kindererziehung (Herodot I, 936) weit aleichartige Hauptzüge auf. Weber den Rofenkultus bei Berfern und Deutichen üt jpäter zu jprechen. 8 „Die Difeten haben nah von Hartbaufen mancherlei Sitten und Gebräuche, die mit den deutjchen übereinftimmen.“M. Bertvy, Grundzüge d. Ethnographie, ©. 84. „Auf dem ganzen Kaukafus berifcht der Slaube, dap Offeten und Deutjche von einem Bolte ftummen, oder day eines aus dem anderen bevvorgegangen wäre” Deshalb wurde auch Koch überall bei den DOffeten freundlich SUTBETDIINEN. 8. Koch, Reife durch Rupland nach den kaufafifchen Sitbmus, 1843, Bd. 2, ©. 77. Muth, Stärke, Reinheit der Sitten, Gaftfreundfchaft, Blutrache find au die Tacitus von den Öermanen, Koch von den DOffeten hevvorhebt. c. 20; Bd. 2, ©. 101 ff 9) 68 jcheint, day die alten Deutjchen nur die jchönen und erfreulicheren Abfchnitte de3 Sabres als Feite bevvorboben: die Rückkehr der Sonne in der Winter-Sonnenwende, die Rückkehr des Frühlings im Früblingsäquinoctium und den böchjten Stand der Sonne und damit den Beginn der größten Wärme im Sommerfolititium. Dagegen wurde das Herbftägquinoctium, d. bh. der Eintritt der winterlichen Stürme und der fchlechten Jahreszeit, von ihnen ignorirt. Tacitus (Germania c.26) jagt: „gür Winter, Frühling und Som: mer haben fie Berftäindnig und Namen, flv den Herbjt aber und feine Schäße fehlt ihnen jelbjt die Bezeichnung.” 10) Nur bei den weltlichen Schrüftitellen, Baul Warnefrid für die Lango- barden (etwa 790 n. Chr.) und Jordanes für die Gotben (um 550 n. &hr.) findet fich Manches erhalten; die romanifirten Geiftlichen, wie z.B. Gregor von Tours für Die Rofe bei den Germanen. 205 die Franften (um 590 n. Chr.) haben nicht? bewahrt. Beral. Gervinus, Gejch. d. deutfch. Dichtung; 5. Aufl., 1871, Bd. 1, ©. 32—40. 1) „Wenn man fich der fchönen Natur erinnert, welche die alten Griechen umgab; wenn man nachdenft, wie vertraut diefes Volk unter feinem glücklichen Simmel mit der freien Natur leben fonnte, wie jebr viel näher jeine Vorftellungsart, feine Empfindungs- weise, feine Sitten der einfältigen Natur lagen, und welch ein treuer Abdruck derjelben jeine Dichterwerte find, jo muß die Bemerkung befvemden, dap man fo wenige Spuren von dem jentimentalifchen Intereffe, mit welchem wir Neueren an Naturfcenen und Naturcharafteren bangen fönnen, bei demjelben antrifft. Der Grieche it zwar im böchjten Orade genau, treu, umjtändlich in Bejchreibung derjelben,, aber doch gerade nicht mehr und mit feinem vorzüglicheren Herzensantheil, als er es auch in Berchreibung eines Anzugs, eines Schil- des, einer Rüftung, eines Hausgeräthes oder irgend eines mechanijchen Produktes tt.“ Schiller, Ueber naive und fentimentalifche Dichtung. 12) Eug. Burnouf, Commentaire s. l. Yacna, 1835, ©. 335; 569. 13) Mone, Zur Gefch. der nalen: &.127,$ 130. Montanus, Die deut: chen Boltsfeite, Bolksbräuche u. f. w., Bd. 2, 148 b. 14) Montanus, Die nt Boltäfefte, Bolfsbräuche u. f. w., Bd. 2, 148 f. 15) Es wird in Deutjchland wenig ältere und größere inte eben! in denen nicht ein-oder mehrere Häufer noch jet den Namen die Rofe, zur Rofe, zu den drei Rojen, zum Rojenzweig, zum Rofenbusch führen, und wo die Häufer vielleicht verfchwunden find, erinnern noch Stragennamen, wie Rofengajje, Rojenftrape, Nofenweg, bei der Rofe u. j. w an die Stellen, wo fie geftanden haben. 16) Tacitus, Germania 39; Annal. 2, 12; Histor. 4, 14. 17) 5. Orimm, Deutfche Motbol., 1844, Bd. 1, ©. 266 ff. und 2, 728 15) Grimm, Mythol., Bd. 2, ©. 722 ff. 19) Srimm, Mothol., Bd. 2, ©. 725. 20) Srimm, Mythol., Bd. 2, ©. 739. ) 8.9. Hagen, Deutjche Gedichte des Mittelalters, Bd. 2; Uhbland, Schriften 3. Gefch. d. Dichtung und Sage, Bd. 1 (1865), ©. 47, 109, 412. 22) Jac. Grimm, Deutjche Mpthof. | 1844), B2.2, ©. 724—26. Moriß Car- viere, Die Kunft im Zufammenbang der Kulturentwiclung, 1. Auflage, I, 354, und vor Allem die gründliche Entwicklung von .Ubland in Sranz Pfeiffer’s Germania, Sabrgang VI (1861): Zur deutjchen Seldenfage, I. der Rojengarten von Worms, ©. 307 ff., befonders ©. 326—9 und 332 Mone, Zur Gefch. d. deutfchen,Seldenjage, ©. 168 ff., $ 148 ff. 23) D.28.B. Wolff, Die deutfchen Dichter (1846), ©. 49. 24) Wie zähe die alten Deutjchen ihre heidnifchen Erinnerungen feftbielten, gebt in- direkt aus der Schon angeführten Verordnung Karl’s des Grogen hervor, worin ev das öffentliche Abjingen heidnifcher Lieder und ganz befonders auf den Kirchenplägen verbietet. Grinnert man fih, daR e8 ftebender Gebrauch der damaligen Heidenbefchrer war, die alten heidnifchen Kultusftätten zu vernichten und dann mitten auf einem Jolchen las eine chriftliche Kirche zu errichten, Jo erklärt jich jenes Verbot leicht Daraus, daR das Bolt noch immer die altgewohnten heiligen ‘Pläße befuchte und dort die Lieder anjtimmte, die e8 früher ebendafelbft bei jeinen gottesdienftlichen Handlungen gefungen hatte. 25, Herzog, Tafchenbuch von Thüringen, ©. 431; von Hoff und Jacobs, Der Thüringer Wald. Ei nordweftliche Hälfte. Gotha, 1507, IL, 440 u. "592. E. 26) Ubland, a. . bei Pfeiffer, ©. 3211, Anm. *) und a) *s Zingerle, 206 Die Rofe bei den Germanen. König Yaurin, Innebr., 1850, 21 5.; Afzelius, VBolksfagen u. f. w. aus Schw e- den, deutfch von Ungewitter, 1842, 1, 163 (dev Nofenhain) ; Mone, Zur Gefch. der deutschen Heldenfage, ©. 44, & 41: der Nofengarten. 27) „Difz büchlin faget vö dem Rofengarten Künig Laureins und von den Rifen, wie fy mit ainander ftreiten u. f. w. Augspurg, 1508.” — 8. Uhland, Schriften zur Sefch. d. Dichtung und Sage, Bd. 1 (1865), ©. 44, A411; vergl. auch v. Berger, Pflanzenfagen, ©. 233, und Alpenburg, Alpyenfagen, ©. 246, Nr. 256 und 337, Nr. 358. ) Bechftein, Deutfches Sagenbuh, ©. 58, Nr. 65 und, ©. 199, Nr. 221. ) Ubland, in Pfeiffer'g Germania, ©. 337 f. 30) Uhland, ebenda, ©. 321. ) Ubland, Schriften zur Gefch. d. Dichtung und Sage, Bd. 3 (1866), ©. 399. 32) &.Bederumd F. 9. von Hefner:-Altenef, Kunftwerke und Gerätbfchaften im Mittelalter und der Renatffance. Franffurt a. M., 1857, Bd. 2, Taf. 41. 33) Ol. Magni, de gentibus septentrion. historia, Basel, 1567, lib. XV. c. 23, pag. 553; Viethen, Beichreibung und Gefchichte der Ditmarfen, Hamburg, 1734; Fifchart, Sargantua, Nürnberg, 1590, c.4, ©. 91; vergl. uh 9. %.Maf- mann, Schwerttang, NReifentanz und Freudenluft des früheren Bürger= und Bauernlebens, in Spindler’s Zeitfpiegel, 1931. Theuerdanf, arte Ausg, Nürnberg, 1603, Holz: jchnit 118. 34) Sch fage „soll“, da ich feine Driginalquelle fenne und die Nachricht nur aus 9». Biedenfeld „Das Buch der Rofen“ entlehne. Darin heißt Kapitel XII „Ge- ichichte, Poefie und Symbolik der Rofen“. Es it ein wüftes Sammcljurium mit einem arogen Antheil von Ignoranz, Aberwiß und Unfinn. &8 wird genügen, für diefe Behauptung einige Hauptbeifpiele anzuführen: „Die Arabernennen die RojeNard oder Radon“. — Was ©. 437 Anfang und Ende, 438, 441 in der Mitte, 442 in der Mitte von den Griechen und Römern erzählt wird, ift Alles erfunden. Was 453 von den Juden er- zählt wird, ift Alles rein erlogen. So heißt 8 3. B.: „Noch heut zu Tage feiern die Ju - den ein Blumenpafıha oder Nojen-Oftern genanntes Feft.“ Wenn der Berfaffer, ich will nicht jagen, etwas gelernt, fondern nur das Wenige, was er in feiner Gonfirmationsftunde gehört, nicht auch noch vergeifen hätte, jo wüßte er, dag Pascha bei den Juden nicht im Allgemeinen Felt bedeutet, jondern ausichlieglich ein einziges ganz beftimmtes Felt, daß ein „Blumn-Dftern“ genanntes Felt für Juden ein vollfommener Unfinn ift. Uebrigens it das Ganze erlogen, wie man von jedem Rabbiner erfahren fann. ©. 480 heißt e8: „Bizarro ließ zu Merito den Katfer Montezuma auf die Folter [pannen“. — Wann war denn Pizarro in Merifo? und wann wurde denn Montezuma gefoltert? Der Büchermacher meint Corte; und den Quaubtimogin. Ebenda fchreibt er ruhig die ‚Bhrafe Montezuma’s (Quaubtimogin’s): „Kiege ich etwa auf Rofen“ — aus einem Kinderbuche, aus Gampe’g Eroberung von Meritoab, u. j. w. Der Wiich hat merfvürdige Schieffale gehabt. Zuerjt jchrieb ein Literat denjelben (ohne feine Quelle zu nennen) mit einigen Umgeftaltungen für das Moraenblatt 1855, Nr. 24—25, ab, ver- befferte Einiges; 3.8. wo B. vom 700—75° n. Br. gefprochen und dann fortfährt: „weiter nach) dem Polarkreis am Hudfon“, macht fein Abjchreiber daraus: „weiter nach den Po- len“. Jeder Quintaner muß beffer wilfen, wo der Hudfon fließt. Den Auffak des Morgenblattes fchrieb wieder Dietrich in feiner Gefchichte des Sartenbaues, aber mit Angabe feiner Quelle, aus. Ginige Ercerpte daraus mit Weglaffung vielen Unfinns, einigen auten Zufüsen und einigen eigenen Fabeln gab dann ein Herr Ferdinand Die Nofe bei den Germanen. 207 Maner im Feuilleton der Voffischen Zeitung d. 12. Juli 1568. Aus dem Morgenblatt und der Voffifchen Zeitung jchrieb dann ein Hew ©. v. M. mit einem neuen Rahmen jchöner Phrafen und einigen eignen Erfindungen verfehen, einen Aufjag zujammen für die Weltermann’schen Monatshefte (Auguft 1570). 35) Ubland, Schriften zur Gefchichte der Dichtung und Sage, Bd. 3 (1566), ©. 30, 31, 103. 36) v. Berger, Pflanzenfagen, ©. 233; Alpenburg, Alpenfagen, ©. 246, Nr. 255. 37) 3. Görres, Altdeutiche Volts- und Meifterlieder (1517), ©. 223, 226. 38) Uhland, Schriften zur Gefch.. der Dichtung u. f. w., Bd. 3 (1866), ©. 203 bis 206. 39) Görres, Volks und Meifterlieder. 40) Uhland, Schriften u. f. w., Bd. 3, ©. 206. 41) Uhland, Schriften u. j. w., Bd. 3, ©. 206. 42) Guillemeau, Hist. nat. de la Rose, Paris, 1500, ©. 12 j.; Gebr. Grimm, Altdeutiche Wälder, Bd. 1, ©. 134 f. 43) 3.4.E. Köhler, Voltsbrauch u.f.w.im Boigtlande, Yeipz., 1567, ©. 311. 44) Guriofitäten u. |. w., Bd. 4, Weimar, 1815, ©. 216 ff 45) W. v. Plönnics, Voltsgefang aus dem Odenwald, in Wolff, Zeitjchuift für deutfche Mipthol., 1, 99. 46) Uhland, Schriften u. j. w., ©. 439 und Anmerkung 257. 47) 8. Bechftein, Deutfches Sagenbuh, 1853, ©. 703, Nr. 860. — Als Gegen- jtuf dazu erwähne ich noch) die Sage vom Räuber Schredenwald. Auf dem hohen Agftein bei Mölk in Deftreich hatte er feine Burg. Die Leute, die er beraubt hatte, jperrte er auf dem fteilen Felfen auf einem nur drei Schritt langen und breiten Raum, wo ihnen die Wahl blieh, zu verhungern oder in den Abarund zu Ipringen. Diefen Plas nannte er Ipottweije feinen Rofengarten. Einer aber wagte einmal den Sprung, fiel in weiche Baumzweige und zeigte nach feiner Rettung den Räuber an, der nun gefungen und binge- richtet wurde. Davon erbielt fich noch) lange die Redensart von Jemand, der fih nur mit Lebensgefahr aus groger Noth retten fann: „Er fist in Schredenwald’s Rofengärtlein.“ Gebr. Grimm, Deutfhe Sagen, Bd. 2, ©. 212, Nr. 501. 45) Allerlei Antlänge an die altdeutjche Frühlingsfeier aus verfchiedenen Gegenden ind obne Quellenangaben zujammengeftellt in „Wodan als Jahresgott” von Mar Sähnsg (Grenzboten, XXX. Jahrgang, 1. Semeft., Nr. 6, d. 3. Febr. 1871, ©. 210 big 218). 49) Gervinus, Gejchichte der deutjchen Dichtung, 5. Aufl., Bd. 1, ©. 25 f. 50) „Die vomanifchen Sprachen find geeignete Mittel zum Ausdruf jur Gedanten, zur Mittheilung, aber jte regen den Geift nicht zur Schöpfung an; das Deutiche tft wirklich noch eine Werkftatt der Ideen. Franzöfiih Tptechen und fchreiben ift eine jinnreiche An- wendung vorliegender Sprachmittel; deutjch veden ift Gedanken jcharfen.“ Steintbal, Sharafteriftit der hauptfächlichiten Typen des Sprachbaues, 1560, ©. 275. 51) RK. Koch, Neife durch Rupland nach dem faufafischen Sfthbmus, 1845, Bd. 2, ©. 66. 52) Grimm, Kinder: und Hausmärchen, Nr. 3 u. 46. Auch daf die Sterne vom Himmel fallen und dem, der fe auflieft, Glück bringen, flinat an in dem Märchen vom Sterntbaler Nr. 153). Man vergleiche auch für andere Formen der unglüdlichen Neugier die Anmerkungen zu Nr. 3 und Nr. 46. 208 Die Nofe bei den Germanen. 53) Vergleiche unter Anderem Fr. v. Föher, Kurpatbenreife, in der Augsburger Allg. Zeitung, 1871. 54) Ueber die uralt indogermanifche Bedeutung des Rades bei dem Sommerjonnen- wendfeuer Yicbe a albert Kubn, Die Herabfunft des Feuers und des Göttertrantes, Berlin, 1856, ©. 48 ff. 55) W sit, Zeitfchrift F. deutihe Mptbol., Bd. 1, ©. 271. 56) Uhland, Schriften u. f. w., Bd. 3, ©.241 f., 263, 287, 412 f.; Th. Percy, Reliques of ancient engl. poetry, Vol. I, p. 190. 57) Annee literaire, 1766, lettre Ei Tom. VI, p. 114. Krüunis, Oefonom. technoloag. Enevelop., Theil iR N W.D. Korth), Berlin, 1819, ©. 197 ff. Au) zu einer Oper bat das Rofenfeit en gegeben: Das Rofenfeit, Operette in drei Akten, Mufit von E.W. Wolf, Berlin, 1771. Auch von Gretry giebt e8 eine Oper: » La rosiere de Salency«. 5 N. Fürst, in Wiener Zeitfchrift für Kunft, Citeratur u. f. w., 1533, Jebruar, ©. 177 ff. Im Jabrv 1921 jollen jih 100 Mädchen um dieyen Preis beworben baben. 59) Epbemertden der Menfchbeit, 1754, Januar, ©. 118. 60) Mnemofpne, Tajchenbuch für Srauen, Rövelbeim, 1805, ©. 116 ff. 61) Beiträge zu einer Bibliotbef fürs Volk, Bd. 2, ©. 286. 62) Ueber alle diefe Rofenfejte im Allgemeinen veral. noch Krüunisg, Gnevelopädie 63) Noch eine arögere Anzahl von für die Auffaifung des Matfroftes finden Ni m:W. Mannbardt, Die Götter der deutjchen und nordifchen Volker, Berlin, 1560, ©. 144—47. 60) Uhbland, Schriften u f. w., Bd. 3, ©. 15. 65, Alerander des Pfaffen Yamprecht, berausgegeben von Weismann, BB). 1, ©. 281 ff., v. 5004—5205. 66) Uhland, Schriften u. |. w., Bd. 3, ©. 388. 67) Ubland, Schriften u. |. w., Bd. 3, ©. 208 und Anm. 142, 65) Uhland, Schriften u. Pi ‚82.3, ©. 424. 69) Uhbland, Schriften u. -B0:3,107225 70, Ubland, Schriften u. ‚22.3, ©.241f., 268, 425 und Anmerkung 199. &s versteht fich von felbit, Me es mir ee einfallen kann, bier die Jämmtliche Lite vatur in Bezug auf die Rofe zu erichöpfen. Selbjt von dem mir befannt gewordenen wähle ich nur die prägnantejten Berjpiele aus, um meine Mittbeilungen zu erläutern. Sch citive daber auch Lieber aus Ubland und ähnlichen Sammelwerten, wo man Alles bettammen bat, als aus den vielfach zeritreuten Originalquellen, obwobt ich die meisten jelbjt verglichen babe. 71) Uhland, Schriften u. |. w., Bd. 3, ©. 420. 72) Goörres, Altdeutiche Zee En Meifterfich der, Jranffurt, 1817, ©. 14. Ub- land, Schriften u. f. w., Bd. 3, ©. 420 und Anm. 176 u. 178. 73) Goörres, Atdeutfche Bolte- und Meifterlieder, Vorrede, ©. XLIX. 74) 3.4. E. Köhler, Voltsbrauch u. |. w. im Boiatlande, Xeipzig, 1867, S. 313. DBeral. auch Crown garland of FEN Roses by R. Johnson, Yondon, 1612, in Percy society, Bd. VI, ©. 30, 61; Bd. XV, ©. 14—15; Thom. Percy, Reliques of ancient engl. poetry, Bd. 2, ©..115 ff., 152. Noch eine große Anzahl jolcher Beijpiele liefern die Miinneränger, ftebe Tiect’s Bearbeitung der Dlinneränger: 75 Des Knaben Wunderborm 2, II u. 12. Die Rofe bei ven Germanen. 209 76) Gebr. Sum arhen, Br 5l und 113; Laura Öonzenbadh, Sici- lianiiche Märchen, Bd. 1, ©. 90, Nr. 77) Gebr. Grimm, en ek. zu Nr. 123. 75) W. Grimm, Drei altjchottifche Lieder, Heidelberg, 1813, ©. 10 f. 79) Ubland, TR LO u. 1. w., ©. 419, Anm. 168, 169. S0) Ubland, ebenda, ©. 424. SI) Reinbot von a im b. Georg, v. 4026 F.; vergl. auh Gorres, erauısD! 57 ST 82) Uhland, a.a. D., ©. 262. 83) Uhland, Schriften u. |. w., Bd. 3, ©. 417, 419, 420, 422. 84) Görres,a.a. D., ©. 128, 190. s5) u: a BO Volkslieder: Flosund Blanfflos, ©.307.; Ubland, Schriften u. j. w., Bd. 3, ©. 415 5 Anmert. 146. n De 3 Scriftn u. j. w., 88.3, ©. 41T. ) Uhland, a.a.D., ©. in. 418. ee ERDE FE SD: 89) D.2L.B. Wolff, Die deutschen Dichter u. |. w., ©. 46. 90) Uhland, Schriften u. |. w., Bd. 3, ©. iR 91) Sdörres,a. a. dD., 78% 92) Uhbland, a.a. D., ©. 277 und Anm. 444. 93) Ubland, a.a. D., ©. 422 und Anm. 175. 94) U Jah Schriften u few, Bd.3, S.428, D.%.B. Wolff, Deutiche Dichter u. 7. AT. go)Ess: n von Hahn, Griehbifche und albanefische Märchen, Yeipzia, 1864, Bd. 1, ©. 231, Nr. 36. 9) © Stieilianifge Märchen, gejammelt von . Gonzenbab, 1570, Bd. 2, 111 £, Rr. 77. . Uhbland, a.a. D©., ©. 425, nebjt den Anmerkungen. 98) Ehenda, ©. 426 und Anmerkungen. 99) Gebr. Grimm, Kinder und Hausmärchen (ar. Ausgabe, 1543), Nr. SS und Anmerkungen dazu; Meyer, Voltsfagen 202, W. Menzel, Odin, ©. 58. Betanntlich it auch diefe Fabel Gegenjtand einer chönen Oper geworden: Zemire und Azur, von Spohr. 100) Gesta Romanorum, A® 1444, c. 60, fol. 33. 101) Gebr. Grimm, Altdeutfche Wälder, Bd. 2, ©. 9. 102) Gebr. Grimm, Altdeutfche Wälder, Bd. 1, ©. 134. 103) Ubland, Schriften u. f. w., Bd. 3, ©. 419 und Anm. 166. 104) Gonradv. Würzburg „Engelhard“; herausg. von$aupt, ©.95,v.3122. 105) Gebr. un Altdeutiche Wälder, Bd. 1, ©. 134; Uhland, Schriften u. f. w., Bd. 3, ©. 89 ff., 95, 100 f., 124 f. und Anm. 302; ©. 445 und Anm. 281; 8. ns De Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig-Holftein und auenburg, Kiel, 1845, ©. 481, Nr. XXXVII. 106) Ubland, Alte hoch» und niederdeutiche VB oltelicder, Br. 1, Nr. 103 u. 150. 107) Serbifche Volkslieder, über). von P. v. Soße (1827) 108) Soane New Curiosities of Literature II, p. 274. 109) Meber den Glauben an das Wiederericheinen Berftorbener unter der Form einer Bflanze bat Koberftein dag Wichtigfte zufammengeitellt im Weimarischen Jabrbuch fur Schleiden, Die Rofe. 14 ORG) Sl. 210 Die Rofe bei den Germanen. deutiche Sprache, Yiteratur und Kunft, berausg. von Hoffmannvon KJallersieben und Oskar Schade, Bd. I, Heft 1. _ Weimar, 1854. Einen Nachtrag dazu lieferte Keiner ebenda, $ a ©. 479. 110) Ubland, Schriften u.j.w., Bd.3, ©.9. „Je altertbümlicher das Gepräge des Yiedes, um jo weiter wird meijt “* Semeinfhaft ab erftreten,, demnach vorzugsweife bei Stüden, die dem Bereiche des Mytbus und der älteiten Naturanfchauung beimfallen, ja es begegnen fich in folchen Fällen oft die jonft gefsbiedenen Stämme, als erinnerten fie Jich engerer Befreundung aus längit vergangenen Tagen.“ 111) Triftan und Ifolde (deutjche Voltsbücher von Simrod), ©. 179 und 190 ; nac) einer andern Erzählung wachen aus beiden Gräbern Gpbeuranten bervor ; nach der altmordifchen Auffafjung zwei Bäume. v. Berger, Pflanzenfagen, ©. 13. 112) Popular ballads and songs a. s.0.by Rob. Jamieson, Edinburgh, 1906, Vol. I, p. 33. Gine ganz äbnliche Ballade findet fih als »fair Margaret and sweet William « in Thom. Perey, Reliques of ancient engl. poetry, Vol. 3, p. 128 ff. und recht ungejchieft überfegt in Herder, Stimmen der Volker, Abtblg. 2, S. 16 f. Eine dritte Ballade ähnlichen Inbalts findet fich bei Perey 3, p. 231 als »Lord Thomas and fair Annet«. 113) PB. v. Göße, Serbifche Volkslieder, Leipzig, 1827, ©. 93; auch bei Talvj, Boltslieder der Serben. 114) Ich freute mich fehr, als ich bei Döring die Angabe fand, day Rofen auf den Hräbern zweier Feinde trog alles Verflechtens fi) immer wieder getrennt hatten. Der Ver- fafjer berief fich dafür auf: Chr. Fr. Garmann, de Miraculis mortuorum, lib. III, Dresd. & Leipzig, 1709, p. 104 f. und 110. Xeider ftebt mir diefe Ausgabe nicht zu Gebote, eine frühere Ausgabe enthält nichts davon. In analoger Weije arzäblen jchen die Griechen, dap beim Verbrennen der Leichen der beiden feindlichen Brüder Eteotles und Bolyneifes fich Flamme und Rauch bei der auch den Tod überdauernden Feind- Ichaft getrennt hätten. 115) Die Edda, von Simrod (1871), ©. 176. 116) Gebr. Grimm, Kinder- und Sausmärchen, av. Ausgabe, 1843, BP. 2, S. 142, Nr. 109 und die Anmerkungen dazu. 117) Babjt, Ueber Gejpenjter in Saae und ee 18 Ye ©. 95—%6; Mohnife, Volkslieder der Schweden, W. Grimm, Altdänifche Seldenlieder, ©. 73 T. Schon bei den Zend- und Sanffritvölfern findet fih das Verbot, ee Iodten zu Ka weil die Ihränen fie im Grabe ftören, oder ihren Eingang in den Himmel hindern. A Rubn: „Iodte joll man nicht beweinen“, in Zeitfehr. F. deutiche Mptbol. und Sittenfunde, berausg. dv. I. W. Wolf, Bd. 1, Göttingen, 1853, ©. 62 T. 118) Becbitein, Deutfaes Sagenbuch, S. 5233, Nr. 631. 119) Die Dainos jind Stegreiflieder der Yirauer, etwa den Schnadahüpfeln entjprechend, nur meijt länger und funftvoller, und werden noch jeßt vom Litauifchen Yandvolfe im Singen gedichtet und, wenn fie gefallen, durch Wiederbolung erhalten. Die im Terte mitgetbeilte Daina findet fih in & Himmel, Gef. des Preuß. Staates und Volkes, Bd. 1, ©. 165, und in verftünmelter Form auch bei Herder in den Stimmen der Volker, Bub 1, Nr. 17. 120) Rittervon Alpenburg, Alpenfagen, ©. 367, Nr. 394. 121) Afzelius, Bolksfagen aus Schweden, deutsch von Ungewitter (1842), 18 Die Rofe bei den Germanen. 215) Pott, Die Berfonennamen, insbefondere die Familiennamen. 216) Im 13. bis 15. Sabrbundert bat das Schallloh von Saiteninftrumenten baufia die Korm einer Rofette. Mebrere Abbildungen davon fiebe bei M. Viollet-le-duc, Dietion. du mobil. frane., vol. II (II. Edit., Paris, 1871), chap.: Instruments de Musique, pag. 243 ff. 217) Joh. Anglicus (Gaddesden), Rosa medicinae, Pavia, 1492, und J. Ang- lieus, Rosa anglica, Augsb., 1595; Georg Laubius, Rosa anglica; Champerii, Rosa gallica, Nancy, 1512; Euch. Röffelin, Der fehwangeren Fraiwen und der Hch- ammen Rofengarte, Wurme, 1513; Arnold Bachuone 'Arn. de Villanova, -- 1313), Rosarium philosophorum (Opp., Venedig, 1504); Serlicius, Sermetifcher Rofen: franz; (um 1625); Chr. St. Bangius, Rosa poenitentialis biblica (+ 1678); W. GE. Depler, Blut- und Fiebesrofen, 1723; G. Franz Placy, Rosa pentaphylla (+ 1664); St. Brätorius, Die güldene Rofe (Ende des 16. Jabıb.); Sob. Quire- feld, SHiftorifches Rofengebüfche (+ 1686); J. L. Prasch, Rosetum styli latini (+ 1690) ; Ant. Coronel, Rosarium logices (um 1510); Chr. Schreiner, Rosa ur- sina, Bresc., 1630; und viele andere äbnliche. 218) Poematum Jani Lernutii, Jani Guilielmi, Valentis Acidalii nova Editio, Lignicii, 1603; Jan Passerat, Rosa, in Oeuvres poetiques, Paris, 1606. 219) Der»Roman de la rose« tft etwa 1305 erfchienen, begonnen war er don Wilhelm de Lorris (+ 1260), vollendet war er von Meung. Die neuefte Ausgabe it von Francisque Michel beforat. DVeral. Flögel, Gefch. d. fomifch. Literatur, 80.2, ©. 411, und M. P. Hust, Etude sur le roman de la rose, Orleans et Paris, 1853. 220) Abaedıiueft in Ancient Scotish poems, publ. from the Mss. of George Bannatyne 1618, Edinburgh, 1770. 221) Deutjche Inschriften an Haus und Gerätb, Berlin, 1565, ©. 59, Leffina'e Werke, Ausgabe von Lachmann, Bd. XI, ©. 675, 652. 222) Deutihe Inschriften an Haus und Gerätb, ©. 61. 223) Scherz, Glossar. germ. s. v. »rose«. 224) Sebaft. Brant, Narrenfchiff, „von Zwptracht machen“, v. 13— 14. 225) J. C. Rosenberg, Rhodologia, ©. 14; J. H. Hagelgans, Rosa logusus; 2.24, J. G. Stuckius, Antiquitatum convivalium libr. III, cap. 16, fol. 352 fac. alt. 226) Beral. auch Stieglis, Altdeutfiche Baufunit, u s4. 227) Windelmann, Werke, Dresden, 1808, Bd. 2, ©. 566. 228) » Est rosa flos Veneris, cujus quo furta laterent, »Harpocrati matris dona dicavit amor. »Inde rosam mensis hospes suspendit amici, »Convivae ut sub ea dieta tacenda sciant. « H. Meyer, Anthol. vet. lat. epigr., T. I, p. 1859, Nr. 1550, Wernsdorf, Poet. lat. min., T. VI, p. 181. Gigentlich ift das Epigramm jinnlos, denn Sarpofrates joll der Gott des Schweigens fein, aber ibm tft ja die Rofe nicht heilig, jondern der Liebes: adttin, er wird nur durch die Rofe zu dem beftochen, was er in feinem Charakter von jelbit tbun müßte; jo kann die Rofe nicht zum Symbol des Schweigens werden, wenn fie e8 nicht fonft Schon ift, und das »inde« erinnert zu lebbaft an den befannten Schluß : „aleich wie der Löwe ein arimmta Ihter it, allo ....... “ — Wenn ein aelehrter Herr dabei jehr weife auf Martial, Epigr. X, 19 oder Ovid, Fast. V, 336 verweiit, jo beweifen Die Rofe bei den Germanen. 219 diefe Stellen nicht, daß bei den Alten die Nofe Symbol der Berfchiwiegenbeit war, um was 8 fich ja allein handelt, fondern nur, daß man fich bei Selagen mit Rofen jchmudte, was nie Jemand bezweifelt hat. Aber gefundes Nachdenken geht nicht jelten den alten Philologen ab. Wernsdorf fest, fehr mit Recht, das Epigramm erjt in das |pätere Mittelalter. 229) Konrad Schwenk, DieMptholog. derAleanpter, Frankfurt, 1846, ©.235 f. 230) Horat., Epist. I, 5, 24 f. 1) M. J. Wittich, Rhodographia, Dresden, 1604. 32) Dav. Fröhlich , Bibliothecae sen. Cynosurae peregrinantium, Ulm, 1643, lib. I, p. 243 f. 233) Isidor Hispalensis Origenes ed. Vulkan., Basel, 1577, fol. 234) Er befang in ziemlich quten Verfen die 23 Pflanzen des medicinifchen Klofter- gärtcheng von Reichenau. 235) Salilei’s Briefe an Kepler /Epistolae ad Jo. Kepplerum ete. Anno aer. Dionys. 1718, o. l. ed. Hanschius, pag. 94) jagt: „Diefe Art von Menjchen (die eriten Profefforen in Padua) glauben die Wahrheit nicht in der Welt und in der Natur, jondern nur in der Vergleichung der Terte finden zu fünnen. Pater Saccıni predigte 1614 in Florenz gegen Balilei’s unfterbliche Entdefungen und begann mit den Worten des Evangeliums: „Was ftebt ihr da, galiläifche Männer, und Schaut den Simmel an?“ In der Predigt fuchte er zu beweifen, die Geometrie fei eine teuflifche Kunft und die Mathematiker müßten in allen Staaten als Urheber aller Keßereien verbrannt werden. (Libri, Leben und Werke Galilei’s, überf. von Carove, 1842, ©. 49.) VBincenz von Beauvaig, der fieben die Folianten über alle möglichen Dinge der Welt ercerpirt und wahrfcheinlich nichts von Allem felbit aefeben, weniaftens läßt fih das für die Pflanzen gewiß behaupten, wie [hen Ernjt Meyer, Gefch. d. Botanif, IV, 104 be- merft hat. Wie grenzenlos vob und unwiffend*) die Geiftlichen des Mittelalters waren, dafür giebt Beda venerabilis ein böchft ergögliches Beispiel. Er fchrieb einen Gom- mentar zum Mofaifchen Schöyfungswerfe unter dem Titel »Hexaemeron«. Zu den Worten des dritten Taqwerts (Mof. 1, 11—12) macht er die Bemerkung: „Wir feben aus diefen Worten Gottes, dag die Erde im Frühling aefchaffen worden ift, denn dag ift die Sahres- zeit, in der die Kräuter zu grünen anfangen und die Bäume mit Früchten beladen find.“ In feinen langen Jahren hatte alfo diefer venerable Strobfopf der göttlichen Schöpfung nicht fo viel Aufmerkfamfeit geichenkt, um zu wiffen, was jeder achtjährige Bauernbub’ weiß, wie fich Frühling und Herbft unterfcheiden. 236) Laienärzte werden vor dem 12. Jahrhundert nicht erwähnt. E. Meyer, Geh. d. Botanik, Bd. 3, ©. 431. 237) Man vergleiche hierfür noch Uhbland, Nachaelaff. Schriften, Bd. 3, ©. 450, Anm. 292; ©. 451, Anm. 293. 238) Monument. German. histor. ed. G. H.Pertz, Hannover, 1835, Tom. III (Leges, Tom. I), p. 186, capit. 70: de villis et cortis imperialibus, aud) abgedrudt in Ernft 9. T. Mener, Gefchichte der Botanik, Bd. 3, Königsb., 1856, ©. 401. 239) Siehe E, Meyer, a. a. D., ©. 397 und 408. 240) 8. W. VBolz, Beitr. zur Kulturgefchichte, Leiyzig, 1852, © 241) Graff, Diutisfa, Bd. 3, ©. AT f. 242) Ernft Meyer, Geld. d. Botanik, Br. 4, ©. 255. 6 H> == *) Eine Menge Gitate zufammenfchreiben über Worte, die man wohl zujammen budjitabiren fann, aber deren Bedeutung man nicht verfteht, heißt nicht etwas wilffen. 220 Die Rofe bei den Germanen. 243) Ebenda ©. 256. 244) RM. Nolz, Betr. zur Kulturgefchichte, S. 481 ff. 245) Ernft Mener, Seich. d. Botanik, Bd. 4, ©. 9-78 und ©. 785— 84. Die Verdienste Alberts des Öropen um die Botanik find wohl zuerit von Ernft Mener richtia anwürdiat worden. 246) Schwerlich hatte die b. Hildeagarde ihre Kräuter felbit angefeben und fchrich eben nur ganz dumm aus anderen Büchern die Worte ab, fo 3. B. fommt Asarum Euro- paeum unter dem deutjchen Namen Safelwurz (IL, 95) und dem etwas entjtellten latet= nijchen Asero (II, 116) al& zwei verfchiedene Dinae vor. Bollia aus der Puft gegriffen tft 08 daher, wenn F. A. Reuss, De libris physicis S. Hildegardis, Würzburg, 1535, die nur genannte, nicht aber befchriebene Rofe für Rosa centifolia erklätt. 247) Siche Anm, 241. 248) Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum, s.1. 1488, lib. XVII, cap. 136: de rosa 249) Sonrad von Megenberga, Das Buch der Natur, berausg. von Dr. Kranz Pfeiffer, Stuttgart, 1861. Nah E Meyer (Gefch. d. Botanik, IV, ©. 198 ff.) ift das Werk eine freie Bearbeitung des, Jo viel ich weiß, noch immer ungedrueften Buches von Thomas Santipratanus, De naturis rerum; Buch IV, A handelt: „Won den Rosen“, Kay. 8: „Bon dem Haadorn“, und Kap. 44: Bon dem Rofenpaum“. 250) Herbarius, Maguntia, 1484; Herbarius, Mentz, 1485; Herbarius, Pa- saviae, 1486. Bielleicht gebört in diefe Zeit ein mir vorliegendes Kräuterbuch in böbmt- cher Sprache: »Knieha, lekarska kteraz slozve herbaz« ohne Drt und Jahreszahl, abaebildet ift darin eine nicht zu beftimmende Rofe, jo fchlecht, dar man nicht einmal unterfcheiden kann, ob fie einfach oder gefüllt fein Joll. Gin älterer Herbarius, den wir aber nicht mel kennen, wird fehr oft von VBincenz von Beauvais angeführt; er ift von dem obigen verfchieden. Bon dem obigen fennt man im Ganzen (im Staltenifchen unter dem Titel Herbolarius) acht Auflagen bis zum Sabre 1509. 251) Betrus de Erefcentiis, Vom Adkerbau, Grdtwucher und Barleuten. XII Bücher, Straßburg, 1531, Buch V, fol. LXXXIL: Von Rofen. Die erfte Aus- aabe von 1471 ift lateinisch. Auch dies Werk erlebte fehr viele Auflagen. Beral. Ernit Meder, Sei. d. Botanik, Bd. 4, ©. 138 ff. 252, Caspar Bauhin, Pinax theatri botaniei, Basel, 1623. Gr ordnete den von ibm angenommenen Arten alle von feinen Vorgängern aenannten Pflanzen, joweit ibm jene zugänglich geworden waren, unter, natürlich oft nur willfürlich, da Bejchreis bungen jo aut wie gar nicht gegeben worden waren und die Abbildungen nur jelten zur (Srkennung einer Pflanze und wenigstens nicht zur Unterfcheidung ftch nahe ftebender Arten aenügten. 253) J. P. Tournefort, Schola botanica sive Catalogus plant. Hort. reg. Pari- siensis, Amsterdam, 1699. 254) Linne, Species plantar., Holmiae, 1753. 255) Sacob Dümmler, PVermebrter Baum: und Objtgarten, Ray. 18, nad) B. U Mattbioli, Neu volltommnes Kreuterbuch, Bayel, 1678. —NI—— Fünfter Abfdinitt. Das Morgenland. Has Morgenland! Welche Fülle von wunderbaren Bildern Inüpft 9’ Mose Arie Phantafie an viefen Namen! Wiege der Mienfchheit, Fugendland unferes Gejchlechts! Weit liegt e8 hinter uns im grauer Ferne, nur unfere Träume tragen uns noch zuweilen zu ihm. War es doch faft vergeffen im Wirbel des Lebens der Neugejtaltungen auf neuem jungfräulichen europät- ihen Boden — da weckte plöglic ein Ruf die abendländifche Mienjchheit : »Deus lo vult« Gott will e8! vie alten Träume wurden lebendig, und ein jehmfüchtiger Drang trieb die Menjchen, das alte längft vergeffene Para- dies der Kindheit, das Yand ver jeligen Sugenpzeit aufzufuchen und fich wieder zu erobern. Die Kreuzzüge führten die wieder Kind gewordene Menjchheit in das Miorgenland, aber fie fanden es nicht. Thöricht ift es, die Zeit wiederbeleben zu wollen, der man einmal entwachjen tft. Nicht nur ift man felbjt ein anderer geworben und migt mit anderem Maßjtab, jieht mit anderen Augen — auch der Spielplatz umjerer Fugend wurde ein anderer. Zerftört ift, was uns früher erfreute oder begeijterte, Nuinen gähnmen ung an, wo die Tempel unjerer Jugendentzücungen jtanden, fremde oder gar feindliche Menjchen wandern auf ven Pfaden, auf denen ung fonft Liebe entgegenfam. Traurig und enttäufcht ehren wir zurüd, um unfern Weg im Leben weiter zu verfolgen, unjerem gegenwärtigen Beruf zu genü- gen. Aber gerne laufchen wir auch in jpäteren Jahren ven Erzählungen der Märchen und Sagen, die noch aus der Zeit und dem Yande der Kinpheit zu uns herüber tönen, umd gönnen dem Tvauım ver Vergangenheit eine furze Stunde. Die Stufen der Entwidlungsgejchichte ver Menfchheit zeigen fich dem ernjten Sorjcher, jede eine höhere Fortjegung der vorhergehenden, und deren gewonnene Bildingsmomente aufnehmen und fortführenn. Die 224 Das Morgenland. erjte hiegt in ihren Anfüngen und Entwielungen weit hinter der Gejchichte zurüc;, nur ihre Ausgänge, mit denen fie fich der zweiten verfnüpft, veichen in die hiftorische Erinnerung der Menfchen herein. Die erjte Verbindung von Orient und Decident, die Aushändigung der dem letzten bejtimmten Srbjchaftsjtüde, jchon vielfach in den Mantel dev Sage gehüllt, giebt uns die Anfänge der Gejchichte der füdenvopäifchen vomanischen) Menfchheit. Was dem -worhergeht, ift ven orientalijchen Völkern größtentheils jelbjt jvemd geworden und wird mr allmälig durch die fchwere Arbeit neuerer Sprachforicher aus ven vielfach werjchütteten umd erft nach und nach wieder aufgefundenen und gereinigten Schachten der orientalischen Sprachen und Yiteraturen zu Tage gefördert. Die zweite Stufe, auf der die Außerjten wejtafiatifchen und die voma- nihen Bölfer jich bewegen, Liegt Klar wor unferen Augen. Wir jehen die Bölker fich bilden, entwiceln, altern und abjterben ; ihre Todeszudungen jtören noch jet von Zeit zu Zeit die gefunte Entwiclung ver Bölfer der dritten Stufe, den Streis der germanijichen Stämme, von denen wir nur den Anfang der Gefchichte fennen, weil wir jelbjt noch in demjelben (eben. Sie find gegenwärtig die eigentlichen Kultuvvölter, denn als jolche fünnen wir num diejenigen anfehen, die fich aus ihrem eignen Innern durch eigne Kraft entwideln, nicht aber jolche, die fremde Bildungsrefultate als etwas Entlehntes fich aneignen, ohme es jelbjtthätig und in eignem Geifte fortbilvden zu können. Es ijt mir immer vecht lächerlich vorgefommen, wenn ich ah, daß man Perjern, Türken umd vielen andern als ciwilifivten Bölfern begegnet, blos weil fie Bantalon und Frad angezogen haben. Den Rumänen 3. DB. gehören nicht diplomatische Noten, Verfaffung und Sejchworenengerichte, jondern die Schule und der Stod, bis fie gelernt haben, jih als gebilvete oder doch bilvungsfähige Menjchen zu betragen. Nicht bloße VBernunftanlage, jondern Bernunftgebrauch tft der einzige ent- jcheidenve Charakter des Menjchen ; wo und jo lange ver fehlt, hat man die Sejchöpfe als Thiere zu betrachten, die der Drefjur bedürfen. Auch die afiatifchen Völker find aus ver Reihe ver Ktultinrvölfer mus: gejchieden umd nur noch aufgeputte Yeichen , die fortbildente Geiftesfraft ift in ihnen lange erlofchen, umd fie vegetiven nur noch durch den im alten Holze abgelagerten Saft. Berechnen doc zum Beijpiel die Braminen den Ster- Das Morgenland. 225 nenlauf noch jet ganz richtig nach Kormeln, deren Ableitung ihnen völlig unbefannt, deren Bedeutungihnen jchon jeit Sahrhunderten unverjtändlich tft. Der allmälige Uebergang aus lebendigen Kulturvölfern in vegetivende Stereotypen, die höchjteng noch die alten Errungenjchaften fejthalten, icheint auch in Aften jelbjt in ver Richtung von Dften nach Weiten jtatt- gefunden zu haben. Die fortfchreitende Entwidlung der Chinejen war wohl fchon vor Beginn unferer Zeitrechnung beendigt. Etwas länger jcheint fich das Yeben und Streben in Indien erhalten zu haben, und bei ven Perjern finden wir noch gegen Ende des Mittelalters, bei den muhamme- danischen Arabern noch bis zum Beginn des achtzehnten Jahrhunderts Blüthen einer vegen Thätigfeit in Wilfenjchaft und Poejie. Ich weiß wohl, daf man den Begriff „Morgenland“ häufig jich viel enger begrenzt, als ich hier thue, aber ich glaube in meinem Rechte zur fein : das Yand der „Yevpante”, d.h. aufgehenvden Sonne, tft gerade jo unbegrenzt als das der „Bonente“, der untergehenten, und dehnt fich ebenfo weit aus, als ich gen Diten fortjchreiten fann bis zu dem für die Alten „pfadlofen“ Deean. — Reden wir vom Morgenland, als der Wiege unferes Gejchlechts, jo tjt zum Zeit unfere juchende Phantafie noch durch feine ftreng willen- Ichaftlichen Ausfprüche an ein bejtimmtes Gebiet gebunden, und fragen wir nach der Heimat gar wichtiger Theile unferes Geifteslebens, jo ift e8 noch jehr die Frage, ob wir dem indifchen Buddha und vem perfifchen Zara- thujtra davon nicht mehr verdanken, als dem Eleinen fyrischen Yindchen PBalsftina. So mag denn auch meine Unterfuchung im äußerften Djten beginnen und nach Weften fortfchreiten bis zu den Völkern , die unferm eig- nen Stamm am-nächjten verwandt find. Nach dem Umfang, den ich in der Einleitung meiner Arbeit worgezeich- net, find eigentlich die Chinejen von verfelben ausgefchloffen, und wenn ich ihrer hier furz erwähne, fo gefchteht es nur des merfwürdigen Kontraftes wegen, umd um einige unbegründete Angaben in Bezug auf die Rofe zurüc- zumeifen. Die Chinejen gehörten ohne Frage zu den hochbegabten Rurltur- völfern, aber ihre Kulturentwiclung liegt weit hinter unferer Gefchichte zurüd und jceheint volljtändig das Stadium ver Todtenjtarre erreicht zu haben. Nur das Talent des Aufnehmens und Nachahmens fremder Er rungenjchaften jchent ihnen geblieben , die eigne jchaffente Kraft aber ganz- Edhleiden, Die Roje. 15 a % ie Ehinejen 226 Das Morgenland Lich erlojchen zu fein. Freilich ijt für uns wohl nichts fehwieriger, als im den Geijt diejer jeltjamen Erjcheinung bis zum wollen VBerftändniß einzu- dringen ; das tft jchon in dem Wejen ihrer von ven intogerntanifchen Spra- chen je durchaus verjchievenen Sprache gegeben. Das Chinefische fennt durchaus feinen ver ums geläufigen Nevetheile, eigentlich nicht einmal Wörter, jondern nur Wortwinzeln, Die dann nach Accent, Stellung zu andern ıt. |. mw. die Bereutung eines beftimmten Neretheils annehmen, deren Sinn aljo aus dem Zufammenhang ver ganzen Nere erjt erjchlofien werden muß. So 3. DB. beveutet »sin« je nach feiner Stellung zu andern Worten: „Ebr- lichkeit“, „ehrlich“, „ehrlich fein“, „ehrlich handeln“ und fogar „für ehrlich halten“ over „traten“. Für eine weitere Charakteriftif ver chinefiichen Sprache muß ih auf Steinthal!, verweilen. Das Gejagte wird genügen, um meinen Yejern deutlich zu machen, mit welchen umenvlichen Schwierigfeiten e8 verfnüpft fein muß, in ven Geift, im das tiefere VBerftändniß einer Yite- ratur einzubringen, die uns in einer jo durchaus fremdartigen Sprachform entgegentritt. In Bezug auf Geift, VBerftandesichärfe, fittlihe Beveutent- heit und Charafterkraft, finden wir bei ven Chinejen Werke, die umjer Erjtaunen, unfere Bewunderung erregen und vollfonmen die Anftren- aungen lohnen, die auf ihr Sturm verwendet werten müjjen. Fremd: artig werden fie uns aber immer gegenüberftehen,, weil jie in dem, was Meenjchen am ficheriten aneinanvderfnüpft, in Geichmad und Sitte, jo weit von uns abwerchen, ja zum Theil diametrale Gegenjäte bilten. Bon unfernm Stanppimfte aus würden wir die Chinejen böchjt geichmacdlos und ungefittet nennen, gerade jo wie jie es mit uns machen. Shre plajtijchen Kunftwerfe, ihre Gemälre find für umjern Gejchmad abjcheulich, ihre Bauwerke läherlih. Daß fie bis auf einen langen Zopf auf dent Scheitel das Haar abjcheeren, daß die Frauen die größte Ziev darin jehen, ihre Füpe zum Elephantenflumpfuß zu verunftalten, va Männer und Frauen jtoßg darauf find, ihre Nägel zu vecht lang berworjtehenvden jpigen Thier- flauen *) zu erziehen, dünft ung die höchjte Stufe ver Gejchmaclofigfeit. Daß fie ihr jeivenes Hemd ohne Wechfel tragen, bis e8 in Feten vom Yeibe *) (Sins der charafteriftiichen Merkmale des Menjchlichen im Gegenfas zum Thier beitebt gerade in dem flaben, ganz angewachienen, vorn abgerundeten Nagel. Das Morgenland. 337 fällt, ijt für uns efelhaft. Unfern Anfchauungen wirerjpricht es direkt, daß ihre tiefite Trauer fich in Weiß Fleivet, vaf die Kriegsmandarinen das Pferd von der rechten Seite bejteigen, daR fie ven Geehrteren zur linfen Seite gehen lajien, daß fie vor dem Vornehmeren gerare vas Haupt aus Höflichkeit bededen u. j. w. Und doch verdanken wir diefem VBolfe eine ver Schönften Zterden umjerer Umgebung, den eine verevelte Natur varjtellen- ven jogenannten englischen Park, der, nr eine Nachahmung ver chinejt- ihen Gärten. zuerit zu BPope's Zeit nach einem chimefiichen Grumvriß in England eingeführt wurde. 3) Im den zahlreichen Schilderungen von Gärten, welche uns in Keijebejchreibungen und jonjtigen Werfen über China mitgetheilt werden, wird num, jo weit mir diefelben zugänglich waren, die Roje gar nicht erwähnt, wohl ein entjchtedener Beweis, vaR diefe Blume bei ven Chinejen feine große Nolle jpielen fann. Auch in ven Mlitthet- lungen über VBolksfeite, Sitten und Gebräuche der Chinejen findet die Rofe feine Stelle. Die Blume, welche in China einigermaßen vie Rolle jptelt wie bet uns die Kofe, tft die Moutane*) over Mou-cheo-yao („baumartige Päonte“), jie heipt auch: hoa-ouan („Königin der Blumen“, und ihre Ueberreichung an ein Mädchen vient wohl als Yiebeserflärung ; fie wird auf das Sorgfältigfte Fultivirt und ihre verjchterenen Spielarten wer- den oft mit fabelhaften Breifen bezahlt, weshalb je auch noch ven Namen : pe -leankine | „hundert Unzen Gold“, führt. * Sch habe mehrfach in Zeitjchriften gelefen, dar die Roje in China jehr gefeiert jei, daß fie jchen von Confucius im Chi-fing bejungen werde, dag inper Dibliothefdes chinefischen Katfers von 18000 Bänden 1800 jich befinden , die über Blumenzucht handeln, und darunter 600, die nur die Rojen betreffen u. |. w. Was den erjten Punkt betrifft, jo darf ich nach eigner Anficht des Chi-Ffing’, behaupten, var die Rofe darin auch nicht ein einziges Mal genannt wird. Die zweite Mittheilung jtammt aber wohl nur aus der Phantafie ver Zeitjchriftsliteraten. In ven Werfen, vie ich über China umd chinefiiche Literatur benutt habe, fonumt nichts dergleichen vor, ® und ih muß jenen die Verantwortung überlaffen. Uebrigens ift es eben viefelbe Ignoranz, wenn jene Herren binzır- *, Paeonia moutan Sims. 228 Das Moraenland. fügen, daß die Chinejen num zwei 'Nofenarten fennen, die weiße und die Moosrofe. Groffter‘) zählt die in China wachjenden Rofen auf, acht an ver Zahl, darımter fünf mit chinefiichen Namen: R. cinnamonea L., die Zimmetrofe, moui-hoa, angeblich in China geruchlos, R. centifoha L., ta-moui-hoa; R. indica L., Theerofe, tsian-hoa; R. alba L.., weiße Rofe, kine-yn; R. nankinensis Lour., Nanfinvofe, tsiao - moui- hoa; dazu erwähnt er vie R. chinensis Edw., Chinarofe, als eine jehr viel in chinefifchen Gärten fultivirte. Nah Bunge, ®) ver felbjt in Being war, werden in den dortigen Gärten viele Rofen: R. multiflora Thumb., Rosa rugosa Thumb.. Rosa indica L. und Rosa pimpinellifoha L., in zahlreichen Varietäten Kultiwirt. Nach demjelben tft die allgemeine Be- zeichnung für Nofe »Mei-gui-chua« (dabet bedeitet chua „Bhume“). Als Arten erwähnt Bungenoh: To-zsian-bai. Zy-wei-chua, Li- tang-chua, Bai-tsiaw-wei, Jang-jue-zsi, Jue-zsi-chua und Schi-di- wei, fämmtlich fultivirte Bormen nit gefüllten Blumen, deren nähere Beftimmung aber nicht thunlich war. Das Nefultat von dem allen it, daß es in China vtele Nofen giebt, daß viele fultivirt werden, daR Diefelben aber in den Augen der Chinejen feine bejondere Beveutung baben md höchitens als Material für die Ge- winnung von Nofenöl aeichätt werden. Bon Nofjenöl und Nofenwaller werde ich aber fpäter noch ausführlicher prechen mülfen. Bon ven Chineien wente ich mich zu den Indern umd berühre nur noch im Vorbeigeben die Mialayen, bei denen, erinnernd an vas griechifche Wort Nympbe, Das zugleich Braut und Knospe bedeutet, auch ein und daffelbe Wort für Rrau und Blume gilt.) Chamtffo hat die Veberjetung eines anmuthigen malapiichen Yiedes mitgetheilt : „sn vinziaer Blumen Reub’n „Btit, Nofe, die Herrlichite du; Reaebr ich nach jtarkendem Wein, „Wer teinfer den Becher mir zu? „Bit, Rofe, die Herrlüchite du, „Die Somne der Sterne finwahr! „Ber trinfet den Becher mtr zu ‚us vofiaer Mädchen Schaar ? „Die Zonne der Sterne füvwabr, I ie Nofe entfaltete Fich, Das Morgenland. 229 ‚us der vofigen Mädchen Schaar „Unfängt die Lieblichite mich. “ 10 Ich weiß freilich nicht, ob hier ver Dichter allein over mit Hülfe des Botanifers überjegt hat; ich habe Ueberjeguimgen aus ven Chinefifchen ge- jeben, wo der Uebertragende die oje willkürlich jtatt des ihm unverjtänd- chen chinefischen Wortes eingejchoben hatte. Schon im eriten Abichnitte habe ich erwähnt, var Die Rofe wohl jchen in ven ältejten Zeiten bet den Indern genannt und, wie es fcheint, ge- jchätt wird. Aber wie das ganze Bolf bei allen geistigen Anlagen, die ihm vie höchjte Ausbildung veligiöfer, vphilofonhiicher, wilienjchaftlicher und poetiicher Werke erlauben, doch nach umd nach immer mehr unter dem Geiftestrudd der Braminen, den beengenden Schranten des Kaftenwejens und ver phhfifchen Verfümmerung uch Ausichlur ver Kletichnahrung herunterfommt und zu jelbtthätigem geiftigen Schaffen unfähig wird, hört auch die Schönheit des Yebens bei ihnen auf und damit die Genuffähigfeit und die Freude am Schönen. Sch habe mit aller Mühe, freilich durch den Meangel ver Sprachkenntniffe fchon ohnehin gehemmt, mu wenige No- tizen über vie NRofe aus dem intifchen Yeben auffinden können. Ein alter aus dem Sanffrit ins Perfifche überfetter Roman : „Die Yiebesgefchichte von Samarupa und Camalata“ erwähnt mehrfach der Rofen in ven Gär- ten, braucht Das Bild, dar die Wangen des Märchens die Rofen bejchiimen und vergleicht Die Yippen mit einer fich öffnenden Nojenfnospe. !! Noch im Mittelalter war es Gebraud) , daß in Borrerinvien die Aermeren ihren Königen Rojen als Tribut Darbrachten, mit denen die Schlafzimmer ver Fürjten bejtvent wırven. Dem König von Bisnayra wurden jährlich ın Wohlgerüchen und Blumen Tribute bis zum Werthe von 5000 fpanijchen Solomünzen geliefert. 12) Im ver Plajtif konnte ich nur einige vojenähn- liche Verzierungen an einem Pfeiler ver Pilgerherberge zu Madura, veren Bau aber erit 1623 begonnen wurde, auffinven. ' Erjt viel jpäter bringt dev in Indien einpringenre Muhammmedanis- mus auch jene arabische Poefie mit, Die ganz ven Charakter der jpäteren perfiich- arabifchen Dichtung trägt und meift viejelben Sleichniffe und An- ihanumgen wiederholt. Die meijten diefer Dichtungen veichen nicht über die Mitte des achtzehnten Iahrhunderts zurück, und die Dichter geben ich oft ® Die Kerier. 230 Das Moraenland. ichen durch ihre Titel und Namen — Mirza, Mohammed, — als Dubammeraner zu erfennen. Sehr häufig jind vie Bearbeitungen ver „Yiebe von Roje und Fichtenbaum“, „Noje und Nachtigall“, „Seichichte von der Kerze, dem Schmetterling, der Nofe und ver Nachtigall“ u. |. w. Als Buchtitel wird die Nofe jehr häufig benust, 3. B. Guldasta-i- dästän Rojenbeigiet ver Gejchicehte), Gulschan-i-Hind (indifcher Rofengarten), Gulzär-ı-Chin Chinefisches Nojengebüfch), Guldasta-ı1-ische Rojen- bougquet der Yiebe), Gulschan -i-taulüd (Rofengarten ver Einheit Gottes), Gul-i-magfirat (Nofe ver Gnade) ıı. j. w. H Als ver eigentliche Mittelpunkt des Nofenfultus, als vas Vaterland der Rofen und ihrer Verehrung tt aber Perfien anzujehen. Schon im erjten Abjchnitt habe ich darauf hingedeutet, hiev wäre nım der Ort, das weiter auszuführen. Im wierten Abjchnitt habe ich auch jchon Die engere Berwandtichaft betont, die zwifchen Germanen umd Perjern jtattfindet. Ih habe in jenem ganzen Abjchnitt eine engere Verbindung ver Germanen mit den PBerjern hervorgehoben ımd fann davon auch noch nicht laffen, ob- wohl die gegenwärtigen Nefultate ver Korfchungen dem zu widerfprechen icheinen. Man nimmt allerdings an, dar alle indogermantjchen Völfer früher als ein einziges Urvolf beftanden haben, aus dem erjt nachher die verfchiedenen Zweige, bald früher, bald jpäter, hevvorgetreten find. >) Auch bewahren alle noch Erinnerungen aus diefer Zeit des gemeinfamen Yebens. Dann aber läßt man jet fich vie Inder umd Perjer als eine engver- buntene Bölfermaffe unter dem Namen Arter von allen übrigen Indoger: manen trennen. 16) Hierbei bleiben freilich noch viele Räthjel ungelöft, und dahin gehört befonders die Trennung der Inver und Perfer, ver Völker, die ihre älteften Erinnerungen in den Veden und in der Avejta, im Sanffrit und in der Zendiprache bemwahrten. 1" Es will mir fait jceheinen, daß vie zahlreichen Beziehungen, welche fich in veutfchev md perfiicher Archäologie finten, fajt ebenfo beveutend, wo nicht bedeutender find, als diejenigen zwiichen Indien und Berfien, auf welche man die ariche Periode als diejen beiten gemeinfam gejtütst hat. Außer ven jo auffallenven, jchen im vorigen Abschnitt herworgehobenen Uebereinftimmungen in Religion und Sitte finden fich auch in ven Sagenfreifen fo wunderbare Anflänge, taß man ihre innere Rerwandtichaft nicht längnen fann. So erinnert das deutiche „Hilde- Das Moraenland. 231 brandelied“ in dem blutigen Kampf zwifchen Vater und Sohn ganz auf- füllig an den Zweifampf ywifchen Rofjtem und Sovab. Daß die Jugend» geichichte des Guschjtafp in fo vielen charafteriftiichen Zügen in ver deut: ihen Siegfriersjage und in ven vielen weitverbreiteten Erzählungen von dem Niefenfinte wiederfehrt, bat Schon Grimm bemerft.!” Merk- würdig bleibt miv auch tie Uebereinftimmung int Nattonalcharafter ver Perfer und Deutfchen im Gegenjag zu ven Inpdern. Während den legteven hijtorifcher Sinn abfolut mangelt, jo ijt ev bei ven erjteren höchit lebendig, was wohl auf dem bei beiden fo jehr entwicfelten Wahrheitsgerühl be- ruht. 1?) Wenn wir die Sfythen mit ven Germanen iventifieren und jene ven Turantern gleichjegen, wofür Manches jprechen würde, jo möchte daraus eine Berwandtichaft zwifchen Deutjchen und Berjern abgeleitet werden fönnen. Vieles deutet darauf hin, daß Turanier und Eranter, obwohl bejtäntig in politifchen Grenzfämpfen begriffen, doch in ven ältejten Zeiten wor Zarathujtra) gleiche Religion und gleiche Sprache gehabt haben. 2") Aber thöricht würde e8 fein, jchen jett eine diefer VBermuthungen al einen fejten wifjenjchaftlichen Erwerb hinjtellen zu wollen. Die vorbereitenten Arbeiten jind vielmehr noch jo jehr int Anfang, dag wir wirkliche Neiultate erjt von der Zukunft erwarten fünnen und wohl jest noch mit &oethe jagen müflen: „ob wir öftlich, weitlich ven, „Zcheint's mir doch canl aewudelt.“ Eine merfwürdige Analogie bejteht auch in dev Entwiclungsgejchichte des perjiichen umd veutichen Volfes. Beire leben in ihren einheimifchen, volfsthümlichen Anjchauungen und Erinnerungen, bis eine ihnen großen: theils mit. Gewalt aufgeziwungene neue Neligion fie in diefen ruhigen Bil- dungegange jtört und die alten nationalen Errungenfchaften erirüct. Dort it eg der Muhammeranismus, hier das Chriftenthfum (Chlotwig, Karl d. ©r.). Ber beiden gefchieht diefe Umwandlung der Weltanfchaunmg fait gleichzeitig. Aber bei beiden erwacht auch bald wierer die Erinnerung an die Heiligthümer ihres alten Glaubens, ihre gefchichtliche Vergangenheit, und num juchen beite, was noch nicht verloren ift, von viefem Schate zu retten, indem jte e8 jammeln und in der Schrift bewahren. Aırch diefes ift bet beiden fajt gleichzeitig. Schen im jtebenten Sahrhundert wirt das alte Köntasbuch der Berwandte Schiejale der Berfer und Deutichen. Volkecharafte der Berfer 232 Das Morgenland. Sajjantiden von Ibn Mufaffa ins Arabijche überfegt. Das germantiche Hildebrandslied gehört dem achten Jahrhundert an. Um diejelbe Zeit wird vie Stegfriedsfage bearbeitet. Im zehnten Jahrhundert verfuchte Da- grgt die alten Sugen in einer großen Dichtung zu vereinigen. Was jein plöglicher Tod unterbrach, vollendete im Beginn des elften Jahrhunderts Firduftinfeinem Königsbuh(Schah-nameh). Ebenfo entitand am Ente des zwölften Jahrhunderts Durch die Arbeit mehrerer Dichter das große Deutjche Helvenlied „vie Nibelungenfage‘. Dann aber tritt bei beiden Nattonen der dichterifche Geift wieder ins Volk zurück und ergießt fich in einer ımenp- (then Fülle von Volfsliedern, in denen auch noch viele alte Erinnerungen, die die größeren Sammlungen vernachläffigt hatten, meiubelebt und fejtge- halten werten. Wenn fchon in Tradition, in Sitten und Gebräuchen, wie mehrfach erwähnt, wichtige Uebereinftinmmungen zwilchen PBerfern und Deutjchen wor- handen find, fo ift doch ver Nationalcharafter der Perfer ein vurchaus eigen- thümlicher. Es verfteht fich von jelbjt, daß ich bei diefer Betrachtung von den modernen, durch ihre verworfenen Fürjten moralifch wie materiell voll- fommen ruinivten Perjern ganz abjehe.?!) Die Hauptzüge, die wir hierbei ins Auge zu falfen haben, find wohl folgende. Die erften noch unklaren Ahnungen des Göttlihen, welche die Berfer aus den Anjchauungen des indogermanifchen Uvvolfes mitgebracht hatten, geftalteten fie zu der Verehrung eines höchiten Wejens unter dem Symbol des Yichtes.??, Das helle trodne Klima ihres Yandes, warn, aber wafferaum, 23) führte fie zu einer faft veligiöfen Hochhaltung des Aderbaues, des Waffers, zum Kampf gegen die Feinde dejjelben, aljo des Ungeziefers aller Art.) Wahrfcheinlich aus femitifchem Einfluß gejellte jich vazır die Trennung ves göttlichen Wefens in Sonne und Wtond, Mithrasun Ana - hit als männlicher und weiblicher Nepräfentation. Arbeitstüchtigfeit, Reinlichkeit und Wahrhaftigkeit fcheinen fich daraus als Hauptzüge entwidelt zu haben. Dieje Charafterzüge follen fich noch ganz rein bei ven Guebern, den zerjtrenten Anhängern des älteften Parfiglaubens erhalten haben. >>) End- (ich darf ich auch die große Verehrung des weiblichen Gejchlechts bei ven alten Perfern, als Aehnlichfeit mit den Germanen, nicht unerwähnt lajjen. *" Die Ahbämentiven führten die urfprüngliche Reinheit und Einfachheit ves Das Morgenland. 233 Ölaubens wieder zuvüd. Darius aber gab der Mithras- und Anabhit- Verehrung wierer Naum. Zur Begabung des Stammes gehörte geiftige Lebendigkeit, Freude an Erweiterung der Kenntniffe und Luft an Spielen des Wites und Scharffinns und der Phantafie. Was uns aber vorzugswetie hier interefjirt, ift die Stellung des Perfers zur Natur. War das Yand, am welches fich noch die älteften Erinnerungen des una" eränifchen Boltsftammes fnüpften, wie e8 nach dem erjten Fargard des Bendidad fcheint, wirklich im Nordoften von Berfien gelegen, 27) fo hatten fie früh einem ungünftigen Klima ihre Eriftenz abfämpfen müfjen. Auch ihre gpäteren Wohnfige, das dürre Plateau des eigentlichen Perfien, gewährteihnen tvoß der wärmeren Sonne wenig Borfhub, da fie in dem flußarmen Gebiete num durch mühjelig anzulegende und zu unterhaltende fünftliche Wajjerlei- tungen dem Boden die Feuchtigkeit zuführen Eonnten, deren verjelbe bevurfte, um die dann allerdings veiche Produftionsfraft eines heißeren Himmels- jtriches zu beweifen. So wurden fie durch die Natır ihres Wohnfites nicht nur zu gewifjenhafter Arbeit, jondern auch zu aufmerkfjamer Beobachtung ver Natur, um ihre guten Seiten benußen, ihren Schädlichen Einflüffen wi- perftehen zu können, erzogen. Die wunderbar trodne und daher vurchjich- E tige Atmofphäre ließ jie früh den mächtigen Einfluß des gejtivnten Him- mels empfinden.?°) Dazu zeigten ihnen die etwas feuchteren Thaleinfchnitte bejonders in den Gebirgen eine genügend üppige Natur, um auch der Einbil- dungsfraft eine lebendige Anregung zu geben. Daraus entwidelte fich auf der einen Seite die ernjthafte, tieferen Denfen, ja jelbjt myjtiihem Grübeln zugewandte Natur des PBerfers, andrerfeits die warme poetische Auffalfung des in der Außenwelt jich Darbietenden. Das tritt befonders lebendig hervor in ven Naturjchilverungen, deren die perfiihen Dichter Meifter find. Der ganze Farbenton in ver Darftellung der Tages- und Jahreszeiten, der Ge- birgs-, Thal: und Wüftenlandfchaften, ver unerfchöpfliche Neichthum in ver Auffaffung einzelner Züge und die lebendige Phantafie, welche die Natur fo oft, fajt immer in pramatifcher Thätigfeit darftellt, ftehen unübertroffen va. Sch will hier mich auf zwei Eleine Beifpiele bejchränfen. Bei Schilverung des Morgens jagt ein Dichter: „Der Athem ver Morgenröthe und das We- ben des Zephhrs erlöften die Rofenknospe aus ihren Banden.“ Und ein ande- rer Dichter, Meffihi, fingt bei einer ähnlichen Schilderung : 334 Das Moraenland. ‚Sich’, wie fie schlummern, die Blümchen, die Augen der Au; „Um fie zu weefen, beiprenat fie der Morgen mit Tbau.“ Hier tritt die Natım, jelbjt eine veizende Schylle, ung in der annmthigjten Reife handelnd entgegen.?’) Beides, wie e8 fcheint, vereinigte fich in ihrer Naturanjchnuung, ditrch die fie fich ebenjo jehr von ven Griechen als ven Deutschen unterfcheiden. Wie den beiden ebengenannten Völkern ijt auch dent Perfer die organische Natur getjtig belebt, aber jo wenig ev mit ven Griechen dieje Belebtheit dev Natur in bejtimmten höheren Wefen hypoita- jirt, fo wenig auch it ihm wie dem Deutjchen die Natur ein unmittelbar Berwandtes. Ihm lebt die Natur, aber als eine von ihm getrennte Erjchei- nung, mit der ev perfönlich nicht verfehrt une werfehren fanıı, in deren Thun und Treiben ev aber doch eine Analogie mit dem eignen Yeben wiederfindet, io daß Ihm das Naturleben als Sleichnig, ja als Symbol des Menfchen- febens erjcheint und auch jo von ihm benußt und verwerthet wird. Es ft Da vecht eigentlich der Standpunkt ver Fabelvichtung, und wenn diefe auch nicht bei den Verfern erfunven ift, — e8 jcheint, daR fie mit derjelben zuerjt durch die eberjegung des indischen Kabeldichters Bid - „pai befannt wurden, — fo wurde diefe Form, Yehren ver Weisheit in furze Erzählungen einzufleiven und zu verbreiten, doch bald jehr beliebt und eifrig nachgeabmt, während fie fich der umfangreichen, tieffinnigen und gründ- lichen Werfe über Philofophie und Theologie, wie fie von den Indern ge= ichaffen wurden, enthielten. Dejto reicher ift die Dichtung der ‘Perfer, vie ‚beionters in jentenziöfer Yyrif einen unerjchöpflichen Neichthu zeigt, welcher Eigenthum ver ganzen Nation geworten ift. Der Perfer liebt es, Das Ge- ipräch mit Anführungen aus jenen beveutenvden Schriftjtellern zu wirzen, und jelbit das nierere Volf, das nicht lefen und fehreiben fann, weiß vie ichlagenpiten Sprüche feiner Hafis’, Dihami'sund Saadi's auswendig. Pier o finden wir denn in wenig Zeilen, in ein nabeliegentes Sleichniß und Iheo= jophie der kariır. gekleidet, oft die tiefiten Gevanfen mit geiftreicher Schärfe behandelt und af gethan, über vie ver Inder ein dides Buch jchreiben würde. So fingt Dihelal-evdin-Rumt: „Analauben it die Nacht, Die Nachtlamp' ut der Glauben, „DO lag in deiner Nacht div nicht Die Yampe rauben ! „Wir hoffen auf tas Yicht, ven dem die Yanmye zeuaet, Das Moraenlanr. 235 ‚Das Yicht, das Tie arzeuat, will ibr den Dienit erlauben. „Doch wenn die Sonn’ enwacht, erlöichen Nacht und Yampe, „Und auf in einem Schau'n aehn Glauben und Unalauben.“30 Ferid-erdin-Attar jagt im Benpnamceh: „Bei wen fich Rath und That entiprechend finden, „An deiten Natb wird fich ein Andrer binden. „Doch hält er jelbit auf Das nicht, was er jpricht, „Seborchen Andre feinen Worten nicht.“ 21) Aber das Dogmatiihe Pfaffentdum wird auch überall von den Weijen verurtheilt oder verjpottet, worin befonrers Hafis fich auszeichnet. So fingt er heiter: „Wabr it, wiewohl das Wort der Prieiter niemals loben wurd, „Dar durdy die Hcuchelet er nie zum Engel droben wird. „Irint immerbin, jet wabrbaft nur und aut, da dody ein Thier, „Meil’s feinen Wein berührt, zum Menrchen nie erboben wird. „Die Gnade Gottes wirft jchen durch fich yelbit dein Heil, mein Herz, „Da nie aus Gleignerei ein Salomon gewoben wird. „Sä freb, Hafts, und trinfe alaubensfrob, dar Allah einit „Dein fröhlich Thun auf Erden auch im Simmel loben wird.“ 3? Und den Kernpunft aller Religion ausiprechent, jingt Dichelal- edtin-Rumi: „Wobl ender Tod des Yebens Roth, „Doc fchauert Yeben vor dem Tod. „Das Yeben fiebt die dunkle Hand, „Den hellen Kelch nicht, den fie bot. „So ichauert vor der Yieb’ ein Herz, „Als wie ven Untergang bedrodt, „Denn wo die Yieb’ enwachet, Ttirbt „Das Xch, der dunkele Despot. „Du lar ibn fterben in der Nacht „Und atbıme frei im Wiorgentotb.“ 33) © I emjelben Geift, den diefe wenigen hier mitgetheilten Beiipiele be- funden, werten wir auch wieder begegnen, wenn wir ıms ausschließlich der Role zumwenren. Da die Rofe recht eigentlich die Yieblingsblume von Perfien ift, brauche Die Hui: © ich fa zu erwähnen, daß vie gewöhnliche Anmwentung verjelben im Gleich- niß fait allen Dichtern aller Zeiten geläufig ift. Die Ausdrüde: „Mätchen, ichön wie die Rofe“; „Wangen voll Noien“; „volige Finger“; „zarte Nofe Perioden perfiicher Dichtung Grite Beriod: 236 Das Morgentand ihrer Wangen”; die FJarbe der Wangen, die Wange als „Rofenjtreuerin“, als „NRofenbufch“, ale „Rofenfeuer“ , „die Nofe over vas Nofenbeet der Schön- heit“; „Roje der Stirne”,; Yippen als „Rofenzuder“, „Nojenwafer“, „lachende Roje“, ‚Rojenblätter”, „NRojenfnospen”; die Geliebte als „Nofenblatt“, „Schönheitsvoje‘,; „wie Edens Nofenblütben ihre Wangen“; „ihr Wuchs ein langer Frühlingsathem von Nofenfluren und von Nelfenfaaten“ , „vein Geficht, es brennt, wie die Purpivvofe im Frühroth“,; „mit Nojenantlit und mit Ro im Haar“; „wie Nojenfträuch am Morgen aufblühn“ u. ‘. w, fommen jo häufig vor, daR e8 pedantisch wäre, alle Die einzelnen Stellen bei den Dichtern aufzuzählen. Eine häufig bei ven Drientalen vorfommente Sigenheit fehrt das Gleihnif um umd gebraucht den Menfchen als Gfeich- niß für die unbelebte Natur. So heißt e8 bei Enwert Soheili: „Die Rofenfnospe, halbgeöffnet vom Zephyr, glich einer jungen Schönen, die mit halbgeöffneten Yippen ihrem Geliebten zulächelt.“ Ach bet Samoens fommt vergleichen zuweilen vor, 3. B. in ver Yufiade IX, 61: El rosa bella »Qual reluze nas faces da donzella. «3% Vtegt doch die Nofe überhaupt dem VBorftellungskreife ves Berjers am nächjten und drängt fich überall auf, fo daß die ganze übrige Pflanzenwelt, etwa Chpreffe, Yilie, Nareiffe, Tulpe und Veilchen ausgenommen, von ihm jaft gänzlich ignorivt wird. Schon früher habe ich mehrfach darauf hinge- deutet, welch jcharfer Unterjchied zwifchen Sundern und Berjern in ihrem Berhältmig zur Rofe befteht. Iene geben gleichgültig an verjelben vorüber, bet diejen gipfelt alle Boefie, alles Entzücken in der Verehrung der Nofe. In ver perfifchen Yyrif, im den perfiichen Nontanen tritt ung die Rofe faft auf jeder Seite entgegen ; vas große Epos felbjt des Firdufi tft von Nofen durch- vanft, jogar in dev veligiöfen und philofophiichen Yyrif fönnen wir nicht viele Gujelen und Gaffiven lefen, ohne auf die Noje zu ftoßen. Dagegen fommt jelbjt in dent ver imdifchen Helvenjage entnommtenen Yiebesroman „Nalas ım Damajantt“ oder in dem zärtlichen Drama „Safontola“ die Nofe nicht ein einziges Mal vor, und unter ven 502 von Böthlingf überjegten indischen Sprüchen nennt nicht einer die Nofe. >, Dean kann in ver perfiichen Poefte’t bis auf ven legten großen Dich- ter Dihamı etwa fünf Berioden ımterjcheiden, veren erite als epiiches Das Moraenland. 237 Zeitalter mit dem Jahre 1106 endet. Im diefer Periode wird Die Noje ala Schmud, als Botin des Frühlings vorzugsweile befungen. So Amm ar, einer ver älteften perfiichen Dichter : ‚Mit Silber war die Welt bis jegt bededkt vom Schner, ‚Da fam Smaragd und nabm des Silbers Stelle ein „&s baben nun die Weberftühle von Kafhmir „Sntfaltet auf der Flur der Schable Farbenfchein.“ Her ift Schon der Goethe’ sche Gedanke ausgefprochen : ‚Aber an Blumen feblt!'s im Revier, „Sie (Natur nimmt aepuste Menfchen dafur.“ Und Farrudi, ver Schüler Anizart's, fing: „Die weiße Rose trägt im Halsband Berlen, „Rubinen find Springenobrachänge, „Der Aborn ftreet fünf Finaer *) aus, wie Menschen, „Der Rofen rotbes Weinglas zu ergreifen.“ Der Dichter aber, ver diefer Periore ven höchften Glanz verleiht, ift Sirduit aus Turs. Ueber ihn jagt ein perfiicher Vers: „Anfterblichfett tit dreien Dichten unbenommen, ‚Nach denen feine anderen Propheten fommen. **) „Sm Heldenfang, im Lied und in der Elegie „Die Serriceher find: Saadi, Firdufti, Enwert.“ Sein Hauptwerk ift ver Schahnmamch, Das Königebuch, fait gleichzeitig mit ven Nibelungen gebichtet. Hammer ertheilt jenem den Vorzug. „Unenpdliche Fülle ver Kraft, jchwelgenver Neichthum ter Farben, der Son- nenglanz perfifcher Weltherrichaft in Wort ımd That, die Blüthe der höch- iten Kultur des alten Borverafiens, die Reinheit des Parjenfultus in Ge- danken und Sitten, eine heitere Yebensphilofophie, Die fich mit den Nachtt- gallen in Rofenhainen am Morgen auf Altperfiich befpricht, 7”) und durchaus hohe Religiofität“. Das it's, was Hammer vom Königsbuch vühmt. Er hebt dann hervor, wie die Stritif die Einheit ver Urheberfchaft bei Homer, ven Nibelungen, dem Dfftan aufgehoben habe, währenn Firduft um- *), Anfpielung auf das fünflappiae Blatt des Aborns. **, Mit Anipielung auf Mubammers Worte im Koran: »La nebi baadi« — „es it fein Bropbet nah mir“. Der obige Ausipruc it allerdings nur in Bezug auf Kirduft victia. Firduf. 238 Das Moraenland. antajtbar als alleiniger Urheber ver ganzen großen Dichtung Dajtebt, im die er mv die 2000 Berje jeines Vorgängers Dayıgı aus Pietät aufgenem:- men bat. Auch Firdust bezeichnet den Yenz durch die Nofe: „8 war eu aar berrlihber Krüblingsabend, „Ev Herr als Welt mit Royenalutb labend:“ Noch reicher tft Tas folgente Bruchjtüd : „Die Gärten alüb'n von Nojentinten, „Die Berae voll Tulpen und Sparintben „am Saine Elagt die Nachtiaalt, „Die Rofe jeuft von ibvem Widerbalt. „Aus Wolken jeb’ ich Ibau amd Regen fliesen. „Sch weis nicht, was venvirrt macht die Nareiyen. Dir Nuchtiaalt giebt lachend Freudenfunde, BIT auf der Roye Te fit mit orfmem Munde. „Ich weis nicht, vb Liebende der Nofe jtiegen vom Simmel, „Suden ich feb" in der Yuft der Wolfen Gewimmel. ‚Sie die Nofe) bat zerrifien das Anospenkleid, ‚Berfauft um Glutb und blutiaes Serzeleid. te Erde dient der Liebe zur Yut, zum Jeuacn, shbalb will fie Jich aenen die Sonne neigen. „Wer wein, was jtets die Nachtigallen fojen ? „Was jtets te Juchen unter den Rojen ? „Zteb aufam Morgen, bli' auf und dicht, „Du boörft, wie die Nachtiaalt altwerfisch Yuricht. „Dem Tod Isfendiars will fie Klagen Ichenfen, „sn Klaaen bejtebt ibr Angedenfen.“ „Di „De Selbft die Zeitrechnung kejtimmt Kirdufi nach Rofe und Nactigall: „Ziebzebnmal die Roje blübte, „Stebzebmmal it fie verwelket „Und die Nachtigall befanı Nie „Und veritummte fiebzelmmal.” 35 Zum Katfawus fommt ein Sänger und jpricht : „Sepriefen jet mein Yand Mayfenderan! „Glück lache jeine An und Yünder an, „Wo in den Gurten jtets die Nofe blüht... .. „Wo NRofenwajfer in den Strömen flient „Und Woblaerüche in die Seele atent.. . In einem Briefe, worurh Kaifawus ven Rojtem zur Eile auffordert, heißt e8: enn ee Schreiben deine Hand empfängt, ‚So irrib das Wort nicht, das am Mund dir bünat, Das Morgenland. 239 „Und bajt du ofen in der Hand, jo tieh' „Sie nicht — Ste? auf und uns zu Hilfe flten.” 3° Daf übrigens ver ganze Shabnameh gleihjam won Rofenduft durc- haucht ift, wurde fchon erwähnt. In diefe Periode endlich fann man auch noch die poetijche Erzählung ‚Wamif und Aira orer ver Glühente unt vie Blühenve* einfügen, da tiefelbe jchon unter ven letten altperfiichen Königen entjtanven, aber von Anfzari, vem älteften Dichter unferer Periore, nachgedichtet wırrte. Zu- fett ift e8 von einem ver größten türkiichen Dichter Yami neubearbeitet umd dann von Hammer auszugsweile ins Dentiche übertragen worten. ?' Hierin richt Wamif: „Die Flamme brennt als Rose, „Und feuchtet nicht die Rofe auf als Ölutb — „Die Klor, die Glutb find eins und nicht zu trennen.“ und Ajra jagt: ‚Sch Tab zum erjten Dale, „Warum die Kerze manchmal Rojen jprübt, „Und wie von einem einz'gen Sonnenftrahle „Der Frühling blühet und der Sommer alübt, „Die Kerze bat ein jinniges Gemütb, „Beim Nab’n des Freundes jtreut fie frische Rofen, „Der Freundin ibn zu finden jo bemüht; „Sie weiß, daR, wenn auch draußen Stürme tojen, „Sie bald dem Seelenfreunde wird Liebforen.” * Dffenbar in bupdohiitiichem Sinne jagt auch noch der diefer Periode ange: börige Omar Chiam: „Bird mir die Rofe nicht, ind Dornen da. „Wird mir der Lichtjtrabl nicht, Jind Slutben da. „Sit Kloster, Kutte, Scheich nicht bei der Hand, „Sit Ehriftenfirch" und Glod' und Gürtel da.“ Ich gehe num zur zweiten Periode über. Sie umfaßt vas ganze zwölfte Jahrhuntert. Die Araber, die fih allmälig in ihrer Groberung einheimtjch *) Wenn eine Kerze Funfen jprübt, nennen e8 die Perfer das Rofeniprüben der Kerze, und 08 bedeutet ihnen, wie auch bei uns an vielen Orten, die nabe Ankunft eines Freundes. So jagt auhb Mir Chofremw: „Wenn Zweige Rofen jtreu'n, wird fern der Herbjt nicht fein, „58 kommt der Sait herein, wenn Yampen Roten ftreu'n.” Wamik und Aira. „gweite Reriode, 240 Das Moraenland. gemacht hatten, nahmen unvermerkt die perfifche Bildung in fich auf, wäh- vend bet den größtentheils mit Gewalt zum Islam befehrten Verfern die veligiöfen Formen defjelben auch in ihre Poefie übergingen. Es tft die Zeit der panegprifchen und vomantifchen Boefie. Enwert und Nifamt find die alinzenditen Sterne diefes Zeitraumes. Gleich im Beginn begegnet uns unter den Panegyrifern AmtE aus Buchara, ver bei dem im Frühling erfolgten Tode der jchönen Tochter des Sultan Sandichar improvifirte: „zur Zeit, wo Rojen blüben auf dem Feld, „sn Staub die neuentblühte Rofe fällt; „Zur Zeit, wo Blumen feuchtet Morgentbau, „Bertroefnet die Nareifie auf der Au.” Echt perfifch in Form und Inhalt fingt Ratvan Emirben Manfjur: „Die Welt tft nun bedeeft mit Roy’ auf Rofen, ‚Nachtvögel jest in Vers und Profe fofen. „Die Rofe zeiget fich am Fluß, am Fluß, „Ruft Liebende zu dem Genuß, Genuß: ‚Sn Wüften ift jest Rofenbauch Gebrauch, ‚Dar Schönen Lodenbauch it Moihushauch“. Hcchgepriefen von den Perjern it Ewhapdeddin Enweri: „Beim Untergang der Sonne“, jagt er, „bietet der Himmel, gefärbt vom purpinnen Widerfchein von Millionen Rojen, den Anblick eines entzücenden Blımen- beetes dar”, und in einem Frühlingstiede hat er den wunderlichen &e- danken: ‚Den Dormen Leuchter Rofenblig entgegen, ‚Dag fie nicht zanfen fih im Hinterhalt.“ Einer Schilverung des Frühlings von Nifamt aus Gentfeh entlehne ich folgende Wendungen : „Särtner, fomm, eunew die Freude, „Deffne für die Rof’ den Garten. .... ‚Rofenlivpen, milchaewürzet, „Sind von Ambra durchaeduftet „And die Nachtigall erzäbler „Bon der Schenke Rofenwiegen Kärbe mit Safran Jasminen, „get! in’S Rofenbeet das Water. .... „Bäume blühen in dem Hain, „Roten alüben wie die Samyen.” Das Morgenland. 241 Und im Herbfte läßt verjelbe „vie Rofen Trauerbriefe jchreiben‘. Bon Sahir Fariabti erwähne ich noch das Diftichon : „Eine Rofe bat fich aus Hunderten lieblich entfnosyet, „Rofenftrauch des Glüds wird nun auf einmal erblüh'n.“ Der vritte Zeitraum umfaßt das dreizehnte Jahrhundert. Es ift daS eu. Zeitalter tiefjinniger Mipftif und moralifivender Yebensphilojophte. Als Hauptperjönlichkeiten treten ung darin Dichelal-edpin-RumiundSaadt entgegen. Ferid-eddin-Attarnon Nifchabur jteht auf der Scheibe bei- der Jahrhunderte und vermittelt jo den Uebergang. In einer Hhmne auf Gott heift eg: „Sr wandelt Gluth in Rofenbusche „Und überbrüdft das Meer mit Eis..... „Die Dornen färben jenjt mit Blut, „Die Rofenfnospe färbt die Dornen.“ Die erite Zeile bezieht jich auf eine alte muhammedanifche Yegenve, die auch in ver chriftlichen Yegenvde in verjchiedener Gejtaltung wiederfehrt. „Abraham weigerte fich das Feier anzırbeten und ward von Nimrod in einen ungeheuren Holzitoß geworfen, aber mitten im Feuer erblühten Rojen, Quellen riejelten und Abraham pries Allah mit lauter Stimme.“ Eine jehr große Dichtung von ihm heißt „ver Reichstag der Vögel“, wobei auch Bülbül auftritt: ‚Da kam die Nachtigall, berrunfen „Und außer fih vor Schönheitsliebe. „sn jedem Tone liegt ein Sinn, „sn jedem Sinne eine Welt... .“ In ihrer Rede jagt fie auch: „Wenn feine Bien’ um Rofen fummt, „Di Nachtigall zugleich verftummt; „Drum bin ich nicht gefannt von Allen, „Rur Rofen kennen Nachtigallen.“ Worte, die man immer auf den Dichter felbit bezogen hat. Ich führe aus derjelben Dichtung noch die Stelle an: „Ver mit der Sonne fich beipricht, „Den fümmern Sonnenftäubchen nicht. ‚Wer Rofen hat, nicht Gräfer flicht, „Die Seele braucht die Glieder nicht. Schleiden, Die Rofe. 16 Dichelals eddin-Rumi, Das Morgenland. in -— 1597 „Bit du ein Mann, balt dich ans Ganze, „Das Ganze juch’, erwähl' das Ganze.“ Auch noch ven Sat möchte ich nicht übergehen: „Sm Rojenbette jtrablt Gebeimniß, ‚Und in den Nofen liegt!s verborgen.“ worim eben auf die mpftiiche Deutung, die man allen Erjeheinungen unter- zulegen juchte, hingeveutet wird. Aus feinem berühmten Buche Benona- meh (Buch des Nathes) 12) theile ich noch einen Sittenfpruch mit : „Was du dem Feinde willjt verheblen, ‚Must du dem Freunde nicht erzählen.“ sch übergehe bier die meiften Dichter und von ven erwähnten Dich- tern die meiften Stellen, in denen der Rofe gedacht wird, diefer Abfchnitt würre jonft für fich Schon ein Buch werden und noch dazu ein langweiliges, wegen der öfteren Wiederholung verfelben oder nur wenig veränderter Gedanfen. Von den vielen minder bedeutenden Dichtern diefer Veriope erwähne ich va- ber nur noch das Said aus Kerah, um einen Bers anzuführen, ver die ven Perjern überall geläufige Sleichftellung des Dichters und der Nachtigall ganz bejtimmt ausjpricht: „Da ich der Wangen Rofen jtets umflatt're, ‚Renn’ mich nicht Rofe, nenn’ mich Nachtigall.“ Um jo ausführlicher aber muß ich mich mit ven beiden letten und beveun- tendjten Dichten diefer Periode befchäftigen, deren erjter das müftiiche Ele- ment diefer Periode vorzugsweife vertritt, während der zweite der ntora- lichen Seite fich widmet. Beide find mindeftens dem Namen nach allen Ge- bilveten befannt. Der erfte ift der Schon erwähnte Dihelal-evppin-Numt, ven ver perjiiche Dichter Dewletichah fo harakterifirt : „Benn das jchäumende Meer hoch auffteiat, Wogen an Wogen, „WBirft cs ans Geftad’ Berlen an Berlen heraus!“ Hier einige Beifpiele von feiner Benußung ver Rofe: „Wie ohne Anftrich bat die Rofe die Farbe gefunden, „Womit fie bedeeft unter dem Schleier erglängt?“, Das Moraenland. 243 (Der Herbft :) „Beilchen tragen Trauerkleider, „Weil von Rofen fie getrennt ; „Kotosblumen find erblaffet, „Weil den Rofen Dornen nah'n.“ „Heut ift der Tag der Luft, das Jahr der Rofe, „E3 geh’ uns wohl, und wohl ergeh’3 der Rofe.“ „Die Welt umfaffet nicht dag Bild der Rose, „Die Bhantafie umfafler nicht die Rose, „Die Rofe it ein Bot’ vom Seelengarten, „Und ein Diplom der Schönheit tft die Rose. „Bropbetenfhweig fteht auf der Roy’ in Perlen, *) „Aus Neumonden **) ein Vollmond ijt die Rose. „Ein neues Leben wird den Geiit beichiwingen, „So oft er riecht den fügen Duft der Rote. „Wie Abrabam durch Hauch belebte Vögel, „Erjtehet auf des Frühlings Hauch die Rose. „Sei ftill und fchließ' den Mund mit Rofenfnosven, „Beritohlnes Lächeln jtreus, wie die Rofe.” „Die Lieb’ it wach in Erd’ und Simmel, „sm Grünen Rofe, Sonn’ im Blauen. „D Nachtigall, fieh’ deine Rose, „Du, Adler, follit zur Sonne Ichauen.”#) „Sch jage dir, warum die Morgenwinde blaren, — ‚rich auzublättern jtets den Rofenbain ver Liebe! „Sch fage dir, warum die Nacht den Schleier umbänat ; — „Die Welt zu einem Brautbett einzuweibn der Liebe, „Sch kann die Räthfel alle dir der Schöpfung jagen; — „Denn aller Räthiel Löjungswort ift mein: die Liebe.” #) Bielleicht ijt der Name Saa di nächjt dem des Hafis am befanntejten bet den Gebildeten, wen ich auch nicht glaube, daR gar viele feine Werke fennen, Daß feine beiden berühmteften Arbeiten: ver Guliftan (Rojengarten) unt Boftan (Fruchtgarten) fich mit nichts weniger als mit Blumen und Früch- ten bejchäftigen, fondern mit fittlichen und veligiöfen Ausiprüchen, wird viel- leicht Manchen überraichen. Am beiten jpricht fich der Charakter beiver in ven Berfen des Boftan aus: *) Die muhammedanische Sage lügt die Rofe aus dem Schweige des Propheten ent- iteben. **) Die einzelnen Blätter gleichen einigermagen dem Halbmond. 16* Zandi. 244 Das Morgenland. „Wenn dich die dunkle Nacht erfüllt mit Beben, „rt were, waa’ es nur, zum Licht zu ftreben. „Soll Grabesnact dir jein wie Tag To licht, „Das wirft allein das treue Thun der Pflicht. „Der Böbel glaubt, das goldne Ernte fteht, „Wo Niemand bat den Samen ausaefät. „Doch Saadi weik, 08 folgt die Frucht der Saat „DS Mannes nur, der felbit aetäet Dat.“ Den Namen Ouliftan (Nojengarten) erklärt Saadi felbit in der Vor: vede folgendermaßen: „Einjt begegnete mir ein Freund, der eine große Menge Rofen gepflüct hatte, die er fich nach Haufe tragen wollte. Da jagte ih ihm: Du weißt, die NRofen in den Gärten find nicht von Dauer, die Gärten jelbjt find vergänglich, und die Werfen jagen, es jei nicht vecht, Ver: gängliches zu lieben. Sch will aber ein Buch fchreiben zum Vergnügen ver jtudivenden Jugend und zur Erziehung der Gelehrten in Korn eines Rofen- gartens, an welchen der vauhe Winter Feine gewaltjame Hand anlegen Fann, und der in ewigem Frühlinge blühen wird. Wozu nugen die Rojen aus deinem Garten? Es ijt bejfer, ein Blatt aus meinem Rojengarten zu neh- men. Eine Noje aus deinem Garten bleibt fünf oder jechs Tage frilch; allein die Rojen aus meinem Nofenthale werden nie verwelfen. Als ich dies gejagt, warf er die Nofen fort, ergriff mich am Stleive und jagte: Ein ehr- (icher Mann hält, was er verfpricht.""5) Auer jenen beiten Hauptwerfen hinterließ Saadı auch noch eine Sammlung profaifcher Auffäte und Erzählungen, woraus ich eine jeit Ya- fontaine vielfach bearbeitete Kabel mittheilen will. Schwerlich wird einer finden, daß viejelbe durch ihre Movernifirung gewonnen habe, da jchon ber ver Erfetung der Nachtigall durch die Grille die Dichtung herabgezogen ist, dev Schluß aber ift in ven modernen Bearbeitungen trivial, in dem Dri- gınal erhaben , man urtheile: „Eine Nachtigall hatte auf einem Ajte ihr Nejt gemacht, worunter eine ichwache Ameije auf wenige Tage ihr Yager aufichlug. Die Nachtigall um- flog Tag und Nacht das Nofenbeet und ergoß ihr Lied in herzraubenden Melodien. Die Ameife war Tag und Nacht geichäftig, und die Nachtigall jreute fich in Fluren und Gärten ihrer eignen Töne. Sie fofte mit der Rofe von ihren Geheimniffen und machte den Oftwind zu ihrem Vertrauten. Die ihmwache Ameife, als fie die Schmeicheleien ver Nofe und das Flehen der Das Morgenland. 245 Nachtigall jah, Sprach zu fich jelbit: Was wird aus diefem Gejhwäte zu anderer Zeit wohl herausfommen ? Als nım die jchöne Jahreszeit verflofien war, und der Herbjtwind daher fuhr, traten Dornen an die Stelle ver Rofen, und Raben nahmen den Sit; der Nachtigallen ein. Es ftürmten die Herbftorfane und beraubten die Bäume ihres Schmudes, vie Blätter wurden gelb und die Luft Ealt. Aus den Wolfen fielen Perlen, und in ver Luft flog ver Kampher des Schnees. Da fam die Nachtigall auf einmal in den Garten, in dem nicht mehr Farbe ver Rofen und Geruch ver Jasminen war. Ihre taufend-Sagen-fundige Zunge verjtummte. Da war feine Rofe, deren Bild fie anfchnten, fein Grün, vejjen Schönheit fie betrachten fonnte. Im entblätterten Haine entfanf ihr der Muth, und in der allgememen Stille erftarb ihr der Ton in ver Kehle. Sie erinnerte fich, dak in vorigen Tagen eine Ameife an diefem Baume gewohnt und viele Körner gejammelt habe. Sch will heute zu ihr gehen, tachte fe jih, und um guter Nachbarjchaft willen etwas von ihr erbitten. So ging nım die Nachtigall nadt und hungrig zur Thüre ver Ameife hin md Sprach: Die Freigebigfeit ift ein Wahrzeichen eines Geijtes und das Kapital meines Wohlftandes. Ich habe das fojt- bare Yeben fahrläffig durchgebracht, vr aber bift fleißig gemwejen und haft Proviant gefammelt. Was wird es venn auch fein, wenn dur mich heute von diefem Unglüde großmüthig vetteft. Die Ameije jprach: Du brachtejt die Nacht zu mit verliebtem Rath und ich mit emfiger That. Du warjt balv mit ver Blüthe der oje bejchäftigt und bald ftolz auf den Anblie des Früb- lings. Wußteft dur denn nicht, daß auf den Frühling der Herbit folgt und dag jede Straße durch Wüjten führt? „Sreunde, wendet vie Erzählung von ver Nachtigall auf euren eignen Zuftand an und wifjet, daß auf alles Yeben Tod folget und auf jeden Genur Trennung. Der Tranf des Yebens ift nicht ohne Hefen, und ver Atlas des Dafeins hat Streifen.” Endlich bejiten wir von Saadi auch noch eine Sammlung von Elet- neren [yrijchen Gedichten, die wie feine anderen Sachen viel geplündert, aber wenig befannt find. In einem verjelben empfiehlt er das Neijen und beginnt mit den Worten: „Kein Land, fein yreund jet deinem Sinn gejest als Ziel, „zenn Meer und Land iit weit, und Menichen giebt e8 viel. 246 Das Moraenland. „Dem Hunde in der Stadt tft Luft und Nub’ verfaget, „Weil er nicht wie der Hund des Feldes nach Beute jaget. ‚Nicht eine Rofe giebt!s, nicht einen arünen Baum, „Die Baum’ find alle grün, voll Rofen ift der Raum. „Bit du verdammt am Thor wies Subn zum Köhleralauben ? „Warum fchwinaft du dich nicht zum Himmel auf wie Tauben *“ und eben darin heißt eg jpäter: ‚Man kann nicht leben, obne dag die Leute Sprechen, ‚Nicht Rofen fammeln, ohne dag die Domen stechen.“ Die ıunerschöpfliche Triebfraft der Natur feiert er einmal mit den Worten : ‚Seden Morgen zerrüttet der Wind die Blüthe der Rofen, „Bon der Verbeerung fchwimmt über den Waifern das Blatt. „Aber neu bricht Lenz aus dem Domenmantel der Rofen, ‚Mofchusweide wirft alteınde Blüthen nur ab.” In einem jehr furzen Spruche jcheint er ver fich befehränfenden Hingebung an ven Glauben das Wort reden zu wollen, wenn er jagt: „Die Lüge, jo die Ruh’ dir giebt, ift mehr werth, „As Wahrheit, welche deine Rube ftört.“ Aber ev meint doch, daß auch die Frommen der Schönheit des Dafeins jich nicht entziehen fönnen, und fingt in einem Brühlingslied: ‚agromme, die zur Zeit der Faften „Shre Laute ganz zerbrechen, „Hören nun vom Duft der Rofen, „And fie brechen ihre Buße.“ umd Später lefen wir in einem ähnlichen Yieve: „Auf, der Oft, der linde weht, ‚Macht die Flur zum NRofenbeet. „Schweigen muß den Nachtigallen „Schwer zur Zeit der Rofen fallen. „Ber verbirat das Trommelfchlagen ? „Und BVerliehter füre Klagen ? „Rofenduft und Moraenfchall! „Süßen Laut der Nachtigall!” Scheih SaadiausSchiras verwendete 30 Jahrezum Lernen, 30 Jahre zum Reifen und 30 Jahre, um die gefammelten Geiftesfchäge in bejchaulichem Veben zu verarbeiten, erjt in ben letsten 12 Jahren feines langen Lebens legte er die gewonnenen Früchte feines Yebens in feinen Büchern nieder. Dewlet- Das Moraenland. 247 ichah jagt über ihn: „OD des herrlichen Yebens, das, auf folche Weife ver: wendet und vom Himmel begünftigt, Saaten des Ruhmes zur Unfterblich- feit veift! Drei Menfchengefchlechter durchlebte er lernend, — thätig, — betrachtend, ehe er im vierten lehrend auftrat mit lebendigen Worten des Sinnes und des Gemüthes, die in dem Munde aller fommenden Gejchechter in ewiger Jugend leben“. Saadt jchrieb auf fich jelbjt eine Grabjchrift, *) die mit folgenden Worten endigt: „So lange der Garten der Wiffenfchaft blüht, hat feine Nachtigall fo jüR darin gejchlagen. Es würde fonderbar fein, daß eime jolche Nachtigall ftürbe und nicht eine Roje auf ihrem Grabe wüche”. Sch wende mich jest zum vierzehnten Sahrhundert, welches die vierte „giente Periode der perfiichen Dichtung umfaßt. Es ift die Zeit der höchjten Blüthe der Yyrif und Rethorif. Darf man doch nur den Namen Hafis*‘) nennen, der diefem Zeitraum angehört. Mohammed Schemfeddin Hafis ijt der perjiiche Anafreon, ver Sänger der Nojen, ver Yiebe und des Wei- nes, der ewig jutgendlich heitere Alte. Meit ihm werde ich mich am meijten beichäftigen müfjen, aber es jer mir erlaubt, erjt aus den Werfen feiner minder bedeutenden Zeitgenoffen einige Rofenblätter auf ven Pfad zur jtreuen, auf welchem er naht. Der echten Frömmigkeit war die Zeit nicht fremd, das beweift der all- gemein befannte Vers des Emir Chofrew aus Delhi: „Seht, keinen Tropfen Waifer Ichludt das Huhn, „ohn’ daß zum Himmel 08 das Aua’ erhebt.“ Emir Mahmud ben Jemin Fergumend hat mehr die Weltklugheit im Auge, wenn er jagt: „Der freie Mann foll nie begehren nach zwei Dingen, „Benn er in Sicherheit dag Leben will verbringen: „Keim Weib, und wenn 3 auch die Kaiferin mag fein, „Und nichts geborat, Tpräch’ auch vom jüngiten Tag der Schein.“ oder wenn er warnt: „Behür ein jedes Wort, das dir mag Schaden tragen, „Bor Freund und Feinden wohl, wie deiner Seele Schas. „Was du noch nicht gefaat, fannit du noch immer fagen, „Bas du arfaat, kehrt nie zurück an feinen Plaß.“ Aber das bedingt nicht den Charakter ver Zeit, ver frischen freien Yebensge- 248 Das Morgenland. nu fucht und bewahren will. Dihelal-edvin-Adhad fpricht das Kom- men des Frühlings in blühenter Sprache aus: „Biolen *) mit gejenftem Haupte weinen, „Daß auf der Flur die Rofe mög’ eriiheinen... .“ und „Der Wiefenarund, die Au'n, des ylufies Ufer „Sind grün in arln, und Rof’ in rofenrotb.“ Ich komme zum Hafts, in dem die ganze Jugenplujt des jchönften Grie- chenthums wieder auflebt. Er felbft nennt in einem Gafel feine Aufgaben: „NRofen am Busen, Wein in der Sand, „Die Liebfte nah Willen.” Wer das veutjche Yied mitfang: „Nofen im Haare, ven Becher zur Hand, deinsliebchen im Herzen“, hat wohl nicht daran gedacht, daß die Worte jchon vor 600 Jahren von einem Perjer gefungen wurden. Hafis lebt im heiteren Spiel geijtigen Selbftgenügens und läßt fich darin von finjteren Ajfetifern nicht ftören, aber ev bedauert diefe Armen mehr, als er fie haft: ‚Wollen mit Tadel uns die Frommler auch Fränfen ‚Und uns den Lebenspfad mit Dornen bejchränfen, „Wollen wir Fröhlichen doch für jolches Betragen „Jene finfteren Männer mit Rojen bejchenfen.“ und dann lädt er ein: ‚„stommer, komm und pflüde Nojen, „gäng’ die Kutte an die Domen, „Zaufch' das bittre Oxrdensleben „Segen Lieblich füre Weine.“ und verweiit auf das verlodenpfte Beifpiel: ‚Nimm dir ein Erempel an den Rofen, ‚Nuf der Sonne klares Angeficht, ‚Morgentbau und füger Ofte Kojen „hun fie nun und nimmermebr Verzicht. „Siebe, wie fie lachen, dieje lojen! „Sa jo lang fie leben, hell und Licht, „ragen fie, die freudigen, nach) Mojen, ‚ragen fie nach den Propheten nicht.” Und die Zeit des Frühlings ift die Zeit der Luft: *) Wer je Veilchen gepflückt, weiß, wie treffend der Ausdrud ift. Das Morgenland. 249 „Seßt, da auf den Wiefen Rofen ‚Aus dem Nichts ins Dafein treten, „Und die Veilchen fih vor ibnen ‚Miederwerfen, anzubeten.“ Zwar ift e8 nicht die NRoje, fonvern die Geliebte, an die ver Dichter denkt, denn „Bas hat die Rofe durch den Duft gewonnen, „Berblichen ift das Kleid, das ihr gefponnen ; „Wie kann die Rofe fich mit dir vergleichen, „Slanz, den die Sonn’ ihr giebt, giebit du den Sonnen.“ und „&3 bleibt des Nofenbeetes Schönbeit „Beibämt von diegen Wangen.“ oder „Rein biit du wie Tropfen Thau's, „Die auf Rofenblättern bangen.“ Die von der Nachtigall befungene Nofe ift aber doch das Gleichnik für die Geliebte: „Bom Duft des Rofenbeets gelodt, „Sing früh ich beut' zum Garten, „Um, Nachtigallen gleich, ‚Mein trunfnes Hirn zu beilen. „Sch fab mit unvervandtem Blic „Der Rofe in die Augen, „Die in der Dämmerung „Wie eine Lampe flammte. „Sie war auf ihre Schönheit jtolz, „Und ftolz auf ihre Jugend, „Weil fih das Herz Bülbüls „Sbr ganz ergeben hatte.“ Und wenn die Schöne fpröde thut, fingt der Dichter: „Wilfe, Rofe, dir geziemt e8 „Nicht, jo Stolz zu jein auf Schönheit, „Das aus Stolz du nach der irren ‚Nachtigall nicht einmal frageit,“ Aber darf man ver Beftändigfeit ver Geliebten auch immer trauen: „enn dir die Rofe lieblich lächelt, „D Nachtigall, jo prable nicht; „Denn feiner darf auf Rojen trauen, „Wenn fie auch Himmelsfchönbeit bat.“ Wenn der Dichter die Roje anruft: Sünfte Periode 350 Das Morgenland. „Komm und für die Nachtigall „Eine Rose fei.“ jo jagt er auch wohl deutlich, wer die Nachtigall tft: ‚Welchen Vertrauen azäblit du, Hafıs, „Diefes erftaunliche Wunder! „Dap du wahrhaftig die Nachtigall bift, „Schweigend in Taaen der Rofen.“ ofen aber verblühen und die Geliebte wird untren: „Weder Dauer nody Treu’ bezeichnet das Lächeln der Rofe.“ Aber der Weife findet fich in das, was allgemeines Gefet der Natur tft: „ilien und Rofen machen „Aus der Welt ein ow’aes Leben. „Doch, was nüßt e8 ung, die dennoch „gier nicht ewig bleiben fünnen. „Beil, wie Salomon, die Rofe „Auf des Oftwinds Rücken reitet, „And die Nachtigall des Morgens, „Wie einit David, Palmen fingt.“ Der Weije fpricht: „Dem Herbitwind ziime nicht, „Bernünftig follit du denfen, „Hafis, wo it der Rofenftrauc, „Der feine Dormen hätte? ‚Beilt rt...“ Am Grabe der Geliebten jingt dann noch hoffnungsvoll der Yiebende: ‚Der Frühling naht, und Tulpen, Veilchen, Rofenlaub, „Entiproffen nun dem Staub, du aber liegit im Staub. „Am Staube will ich weinen, wie die Früblingswolfe auf die Flur, „Bis wie die Blume du bevvorgebit aus dem Staub.“ Diefe Heine Perlenfchnur aus dem vojenreichjten Dichter may hier genügen. Ich zählte einmal 182 Gafelen des Hafıs durch, in denen 261 mal die Nofe erwähnt war. Hafis, ver noch jest in dem Munde jedes Perfers Lebt, ruht in der Nähe von Schiras an den Ufern des Rofn-abapd, befchattet von CHpreffen, die er jelbjt gepflanzt haben folt. 7) E8 folgt num der fünfte Zeitraum der perfiichen Poefie, das fünfzehnte Sahrhundert begreifend. Der große Strom originellen dichterifchen Schaffens verfiegt. Der legte große Dichter Diehanti tft es allein, dev diefem Zeit- Das Morgenlanr. 251 alter noch Glanz verleiht. Die früher von der Natur belebte Phantafie ver- htert fih in Allegorien und fünftlichen Spielereien mit oft gezwungenen Sleichnifjen. Die Roje wird faft noch mehr gefeiert als früher, aber in den ihr gewionmeten Dichtungen ijt nicht mehr das frühere warme Naturgefühl. Sinige Bruchftüce aus ven Dichtern diefer Periode werden am beiten diejen Charakter darthun. So fingt Ihzmet aus Buchara: „Das Lächeln hat vom Mundfpinell, *) „Der Zuder jtreut, die Rof’ gelernt. „Bon dem verwirten Lodenhaar „Hat Hyacinth die Kraut’ gelernt. „Der Rofenmarft hat feinen Schmud „Bon deinem fügen Lächeln nur „Und allen Liebreiz, allen Flor „Dem Anospenmunde abaelernt u. f. w.“ Ein jehr langes Gedicht auf diefe Rofe ift in der damals modern wer- venven Bersfünjtelei von Kiatibi verfaßt worden ; hier find einige Proben Darans „S8 kommen auf die Flur zurüd die Rofen. „Der Hchaefinnten Augenluft find Rosen. „Des Himmels Flafche giegt das Rofenwaifer „Des Ihau’s als Schweiß auf's Angeficht der Rofen. „Den Winter abzufegen hat der Frühling „Das Machtdiplom gefiegelt mit den Rofen. „Auf der Enprejte fang Bülbül noch, geitern „Dies Lied, indem im Ihau fih wufchen Rofen: ‚Du mit dem Knospenmund und Rofenwangen, „Rareiijen ind Dir freund und hold die Rosen. „So lang’ du bleibft, hab’ feine Flügel ich, „Sefeifelt ift Bülbül durdh’3 Band der Rofen.“ „D°8 Ölaubens Kaaba du, Schab Ibrahim! „Auf deiren Hauch die Difteln Rofen tragen, „En Dreiblatt deiner Macht find die drei Reiche, „Dir blüh’n die Elemente als vier Rosen. „Ein Zauberfpruch aus deinem Munde macht „us Rofen Schlangen und aus Schlangen Rofen.... „Wie Rofenftrauch trägt meine Feder Rofen, „sa mehr als Rofenfträuche trägt fie Rofen, „Wenn fie die farb’gen Worte reiht zum Lied, „st S eine Nachtigall, im Schnabel Rofen u. f. w.“ * Spinellift ein edler Rubin. 252 Das Moraenland. Dieje Cafjive hat im Ganzen 66 Zeilen. Einem Gafel des Said-Kaflin- el-enwar entlehne ich die Zeilen: „Die Früblinge find arün und jchon, „Doch kommt der Herbit, it Alleg — Nichts. „Wenn Wind der Rofen Blätter jtreut „Und Sliederblütben, Jo it’a — Nichts.” In Beziehung auf feinen Zeitgenojfen Emir Schabi fagt Dewletichab: „Ein Nofenbuich, des Geiftes Arzenet, „SIt mehr wertb als gar viele Fuder Heu.” Disami. Wie Schon gefagt, ift Diehami ver beveutendfte Dichter viefer Periope, ver bejonvers längere poetiiche Erzählungen und Allegorien liebt. Als ein Bei- ipiel nıag folgende Feine freundliche Yegente dienen: „Ein altes Weib Sprach zum Propheten: „Sei mir gejegnet mit Gebeten ! „Am jüngiten Tage, wo das Paradies „Seichmücket wird mit goldnem Kies „yum reudenfige, boch und rem, „Seh’n alte Weiber, wie ih, ein?“ „Bebüte Gott, dag Edens Gurten, „Der alten Weiber jollte warten ! ‚Nur junge Schönen blühen drin ‚Mit Knospenmund und Silberfinn.” „Ms dies das alte Weib vernabn, „Der Schmerz’die Sprache ihr benabm. „Dann fing fie an ein lautes Stöbnen „sn wehmutbsvollen Klagetonen, „Und froblich jagt ihr der Bropbet: „Bor Gott fein altes Weib bejtebt, „Sie werden alle wieder jung „Durch Baradiefegreinigung, „Und mit der Jugend febrt zurüd „Der Hoffnung und der Yiebe Glüd.“ Ein paar Wentungen, in denen Dihami die Roje benugt, will id noch anführen. Beim Preis der Tugend Suleifa’s heikt es: „Verächtlich weichet fie der Rofe aus, „Die fich das Hemde guten Rufs zerreigt.“* *) Die grüne Knospenbüle wird bei den Dichten als Hemd oder Kleid der Roiv, das Aufblühen ald Zerreigen deffelben bezeichnet. Das Moraenlant. j 253 ferner: ‚srifch blüht die Rofe ihrer Seliafeit.“ und „Sch pflückte ein Röschen von der Hoffnung Rofenbaum.“ Bon den größeren Dichtungen Dihamts find zwei allgemein be- fannt. Die eine behandelt vie im Muhammeranismus vielfach verarbeitete Sage von Iuffuff (Sojeph), dem morgenländifchen Ireal männlicher Schönheit, und Suleifa (Potiphars Tran), dem Seal ver feurigiten Liebe, in der aber durch eine der biblifchen Anefoote vorhergehende Einlei- tung und eine über diejelbe weit hinausgreifente Fortjegung vem Yiebesver- hältnif beider eine tiefere veligiöfe Bereutung verliehen wird. Durch echte Yiebe wird Suleifa vom äghptifchen Gögendienjt fchlieglich zum wahren Glauben befehrt und Iuffuff’s Gattin. Die andere Dichtung heißt Mej- noun und Zeila. >) Es ift die Gefchichte ver unglüclichen Yiebe, die den Meinoun („ver Wahnfinnige*‘)zum Wahnfinn führt. In manchen Zügen ericheint er als Vorbild ves Orlando furiofo. Einige wenige Proben aus diefem Yiebesroman find hier mitzutheilen. „Der Morgenzephhr hörte die Nachtigall die Reize der aus ihrer Knnospe ungeduldig fich drängenden Rofe befingen, zerriß den Schleier, der ihren jungfräulichen Bufen befehirmte, und ver Treulofe übergab fie dev graus famjten Berlafjenheit.“ So jcehilvert der Dichter das Schiefal eines ver- rathenen Mädchens. Von einer Kranken heift eg: „Die zarte Farbe ihrer Wangen fchwand wie die Liebliche Rofe, die ein graufames Kind entblättert.“ Als Beweis, daß Dihami auch jehr profaifch verftändig fein fann, mag noch folgender Spruch aus feinem Beharijtan (Fruchtgarten) daftehen: „Das Beite, zu entgch’n den Leiden „Und alle Aerzte zu vermeiden: „Mit leerem Magen nur jeg’ dich zu Tiich, „Und ch’ du ihn gefüllt, erbeb’ dich friich.“ Bon nun an finft die perfiiche Dichtung nach und nach big zur völligen Unbevdeutenpheit. Ich gebe nur noch, einige Auszüge, die jich auf die Nofe beziehen: Halifis Hymnus auf Allah: „sm Hain hat er den Nachtigallen „Die Rofenfige aufacpolftert, „Er gab den Rofen fchöne Farbe, ‚Dem Knospenmunde fügen Duft.“ Verfall der Dichtung kei den Periern. 254 . Das Morgenland. Htlali im Gerichte, „ver Herbit“: „Die Rofen find verfchwunden, Dornen blieben.” MewlanaNaftirt: ‚Mangeln Rofen, fo genügt Wajfer auch und Korn dem Sproifer.“ 2) Shli aus Choraffan: „8 die Rofe fich vermeiten, „Segen dein Geficht zu prablen, ‚Barf das Loos zur Straf’ auf jelbe „Statt der Steine Ihauesförner. „Können wohl die Nachtigallen „Bon der Rofe Lippen nafchen, ‚QBenn von ewig ber der Bilfen „Eingetauchet tft in Blut.“ Mirzafafjim: „Die Rojenfnospe, feucht vom Morgentbau, „gacht wie der Mund Schirin’Ss, der Schönen Frau.>0, „Bon halbverdetter Schmeicheleten Kofen „Srwötben taufend balbentfnospte Rofen.“ ‚MS nun der Herbit die Flur verfchneite, „Der Wind der Nofen Licht ausblies, „Srlofchen all! die Rofenfeuer.“ Der Dichter nennt fich hier auch einmal ganz gegen vie hergebrachte Sym:- bolif jelbjt als NRofe: „Nuss Taufenden blüb’ ich als Rose, „Sch bin der Zweig, der Früchte bringt.“ Molla Wahfchi, an ven Herbit: „E83 Ihaut die Nachtigall die Rose „Sefallen von dem Thron der Herrichaft, „Aus Schnee trägt fie ein Leichentuch ‚And beißt nicht mehr des Lebens Sänger.” an ven Frühling: „D Frühlingsroje hinterm Schleier, „&8 barret dein der Fluren Sänger, „Und zwifchen Welten finget ex „Die Krühlingsmelodien fo: ‚D Frühlingeglanz, o Welterleuchter! „Ein jeder Tag fei dir ein Felt!” Saitb: or Das Morgenland. 25 Leg’ Eranfem Herz die Lajt der Welt nicht auf, „Auf Rofenzweigen bau’ dein Neit.... „E83 geben frifche Rofen dir den Rath: „Aus Herbft und Frühling mach’ nur einen Becher.“ Sch habe verfucht, aus etwa 200 perfiichen Dichtern die charakteriftiichiten Stellen auszulefen, und ich glaube, das wird genügen, um vem Yefer zır zei- gen, wie die VBorjtellungen ver Berjer von der Roje durchwoben find, wie diefe Blume ihre Phantafie erfüllt, zumal wenn ich noch Hinzufüge, daß ich nach meiner feften Ueberzeugung auch noch lange nicht ven zehnten Theil der mit der Rofe gefhmücten Dichtung vorgeführt habe. Um aber voll- jtändig zu fein, muß ich hier noch die Boefie von zwei anderen Nattonali- täten anjchließen,, deren VBerwandtichaft gerade auch auf ver Benußung der Roje beruht. Zuerft nenne ich die Araber. Als viefelben etwa im neunten Jahr- hundert jih in dem von ihnen eroberten Perfien vollfommen heimijch ge- macht hatten, mußten fie dem allgemeinen Schieffal verfallen. Zwar hatten jie ihre Herrfchaft, ihre Neligion den Perfern aufgedrängt, aber dafür unterlagen fie ver überlegenen Bildung des von ihnen unterworfenen Bolfes. Die Araber waren ein geiftig wohlbegabtes Volk, und auch ihre poetischen Yeiftungen zeigen Borm und Gehalt. Als Beispiel will ich nur einen Spruch aus ver Sunna, d. i. Sammlung von Gejprächen, VBorfchriften u. f. w. Muhammeds, anführen: „Die Wilfenichaft, ihr folt fie ehren, „A dünkelhaftem Wahne fern. „Denn Gottes find die, jo fie lehren, „And Gottes find, die fie begebren, „Und wer fie preift, der preift den Herm.“5l) Aber den eigentlichen dichteriichen Schwung für Form und Inhalt empfingen die Araber doch erjt von den Berfern, und damit ging auch die Vereh- rung der Rofe auf fie über, zu der fie freilich in Arabien jelbft nicht wohl hatten fommen können. Unter den mir befannt gewordenen Dichtungen finde ich die Rofe zuerft bet Afjmai, der von 738 — 824 lebte, erwähnt. Ein Gedicht eines Unbekannten befingt die befannte einfache Noje, veren Blumenblätter außen voth, inwendig gelb find: „&8 it im Garten die £ohabische Rose, ‚Seihmüct mit Doppelichöne wunderhold : Die arabilchen Dichter. Die osmanischen Dichter. 256 Das Morgenland. Shr Aeueres it die Rubinenfchale, um 9 „br Inneres gefüllt mit (ichtem Gold.“ 52 Sleih ven Arabern ging es ven Osmanen, als fie die Herrichaft Per- jiens antraten. Sreilich kommen fie evt vom jechszehnten Jahrhundert an in Betracht. Ueber Faplı muß ich jpäter noch fprechen. Aber gleich tritt uns ver als Herricher und Dichter berühmte Suleiman I. unter dem Dichternamen Muhibbi entgegen, er jingt: „Sch pflege jede Nacht im Dorngebüfch „Dis Noienbains, den Suld und Schönheit zieren, ‚Mit Nachtigallen bis zur Morgenzeit „Ben ibm, dem Scelenfreund, zu disputiren.“3\ Als derjeibe wider die Ungarn zu Felve z0g, fam er an eine wurnder- Ihöne Brüde, die der Vezier Muftafa Paicha gebaut und die noch heute dejfen Namen trägt. Suleiman, ven Erbauer beneidend, forderte von ihm, derielbe folle ihm die Ehre ver Namengebung abtreten. Als aber feine Bitte abgeichlagen wurde, fette er mit feinem Pferde durch den Strom, und zurücrufend improvifirte er die Verfe: „Benn dich die Rose fliebet, fteb’ „Die Lilien, welche lieblich winfen ; „Die Brüde des Unedlen flich”, „Und folltft im Waifer du ertrinfen.“ % Bon Ahbmed-bey U., berühmt unter dem Namen Rarapiha Baicha, erwähne ich die Zeilen: „Wenn man von deinen Wangen Tpricht, „So trauet fich die Rose nicht, „Ssbr AUngeficht zu zeigen. „Wenn man von deinen Lipyen Tpricht, „S1t 88 der Rojenfnospen Pflicht „Beichlopnen Mundg zu fchweigen.“ Als Beispiel für eine gewiffe Korm des Wortipiels führe ich die Zweizeile von Hajati I. vor: „zeigt fie ihre Wangen Rofenbainen (Gulfar), „Springen Knospen auf und Rofen weinen (jar).“ Moitiich fagt Shemiti IX., gewöhnlih Karafchemi genannt: „Die Nachtigall lieft von dem roy'gen Blatt „Der Wangen Summen, wie Derwifche, ab.“ Das Morgenland. 257 $aribi IH. fagt zur Geliebten: „Durch den Oftwind deiner Huld ‚Mache mich als Rofe blühend, „Dder durch der Trennung Dorn „Zödte mich als Nachtigall.“ Den oben jchen mitgetheilten Gedanken wiederholt in anderer Form Kjewjert: „Die Rofe wollte aus der Knospe brechen, „au Ichau’n dein boldes Angeficht, „Da fah fie deiner Lippen Licht „Und traute fich nicht mehr ein Wort zu Sprechen. “ Bon Mejfiht haben wir ein langes Gedicht „die Frühlingsfeier“. Ni zwei von den elf Strophen mögen bier jtehen: „Horcht dem Sang der Nachtigallen, „Schaut den Frühling niederwallen, „Auf den Fluren rund umber „Bauer er fih Rofenbütten ; ‚Mandeln jtreuen Silberblütben „Auf dem Pfade vor ihm ber. „Beniepet, genieget, was Liebe beut, „Sie fliehet, fie fliehet, die Rofenzeit. „Bas find Rofen ? fie find Mädchen, „Sehet, wie vom Obr am Fädchen „Sülberthbau in Perlen hänat. „Verden Rofen ewig alüben ? ‚Nicht wie Mädchen jchnell verblühen ? ‚Nicht durch jüngere verdrängt? „Seniepet, genieget ze... u. f. w.“ Noch ein Bers mag diefen Dichter chavakterifiven : ‚Nachtigallen wirbeln wieder „slötend, jchmetternd, füge Lieder, „Halb in Vers und halb in Brofe, „Weil heraufgeblüht die Rofe. ‚„grömmler mag zur Kirche wandern, „sn die Schenke gehn wir Andern. „Sprichwort dient ung zum Belege: „Sedes Ding gebt feine Wege.“ Drientalifch übertrieben Eingt das Wort von Saadif IV: „Sit Rofenfeuer? ft Brand ins Rofenbeet gefallen? „E8 rufen „Feuer!“ von Rofenthürmen aus die Nachtigallen.“ Schleiden, Die Rofe. 17 258 Das Moraenland. Und mojtiich = ombohiich fingt Schufri IL. : „Die Seelen zieh’'n zu Gott dem Seren binan, „&8 it ihr Lenz, fie zieb'n zum Gulijtan (Rofengarten).“ Das mag von den osmantjchen Dichtern als Probe genügen. Naft bei jedem der 2200 Dichter, von denen I. von Hammer Proben mittheilt, fommen die Rofen irgendwie als Gleichnig vor. zn Nur frz will ich noch erwähnen, daß bei vem Syrer Abul fa- vadfch (Gregorius Barhebräus) fih ein langes moraliiches Ge- dicht auf die Noje findet und daß die Benugung der Nofe auch bei Arme- niern md faufafifch-türfifchen Dichtern vorfommt. 5% Die Sieneuon Ehe ich aber die perfiiche Dichtung verlaffe, muß ich noch ein Thema u Roi perühren umd etwas eingehender tarjtellen, das wie ein rother Naden Die ganze perfiiche Poefie durchzieht und recht eigentlich als folche harakterifirt. 8 ijt das Verhältnig von Nachtigall und Rofe, das, anfünglich ganz ein- fach als ein Eeines Stüd Naturleben, als ein Joyll aufgefaßt, dann einen ganz bejtimmten Kreis dev Symbolik durchläuft, um endlich bei vem Höchften anzıtlangen. Zugleich Fan es als ein ausgeführtes Beijpiel dejjen dienen, was ich oben über die Naturanffafjung ver Perfer gejagt habe. Wie Perfien reich ift an Nofen, ift es auch veich an Nachtigallen ; wie ver Perfer nicht blind war für die Schönheit der Rofe, jo konnte er auch für den Schmelz”des Nachtigallenfchlages nicht taub fein. Da nım von Natur der Nachtigallen- ichlag mit der Blüthezeit der Nofe beginnt und aufhört, 57) jo lag es nabe, diefe beiden Lieblinge der Natur in nähere Beziehung zu bringen, und jo entjtand die Auffafjung des VBerhältnifjes beiter zu einander als das einer Yiebesgejchichte. „Die Dichtung der Yiebe ver Nachtigall zur Aofe“, Tagt $%. 2. Hammer, >>) „ijt eine der ältejten und zarteften Miythen ver perji- ichen PVoefie, jo alt und zart wie die Rofenhaine von Perfis, wo die Nach- tigall jchon vor Firduft altperfiich Sprach. Die Noje, die hundertblättrige ‘Gul sad berg), ift die Königin der Schönen, die Nachtigall , die taufend- jtimmige (Hepar das istan), der König dev Sänger, beide die Gefährten des Frühlings, der jehönften Zeit der Jugend und der Yujt. Immer prangt heilglänzend und lacht frohlodend die Roje, während die Nachtigall flehend und wimmernd die Schmerzen ihrer Liebe dev Nacht Hagt, daher fie auch der „Sänger der Nacht“ heißt. Wo Nofen erblüben, fojen auch Nachtigallen, Das Morgenland. 259 welche nie aufhören, unter taufend wechjelnden Formen des Wohllauts der Rofe ihre Yiebe zu erklären, während diefe, darüber unbefümmert, fich nv des Lebens freut, ohne fich die melancholtichen Klagen der Nachtigall jehr - zu Herzen zu nehmen. Unabläffig jingt jene von Yiebe und, wiewohl nicht immer beglückt durch Gegenliebe, erjcheint fie voch vem Wanderer als Iveal ver Peidenjchaft und Treue.” Daher fagt Suadt: „Beigt nicht, was Nachtigall fingt auf grünem Reis ? „Bas für ein Menjch bift du, der nichts von Liebe weih !” Treffend bemerkt Goethe im weftöftlichen Divan, vap Nachtigall und Kofe ven Perjern die ihnen fehlente Mythologie erjegen. Berfolgen wir num in einem Furzen Ueberblid vas DVerhältnig von Rofe und Nachtigall durch die fich folgenden Dichter bis zur höchiten Aus- bildung. Schon Firduft läßt, wie wir oben fahen, die Nachtigall die Rofe bejingen, und Anjzari, dem Dichter von Wamif und Afra, ift diefer Gedanke der Liebe zwifchen Roje und Nachtigall Schon To geläufig, var er ihn als Sleihnig gebraucht: „So prlegten diefe Liebenden zu Eofen, „ie im dem Rofenbain zur Rojenzeit „Die Nachtigallen Tprechen zu den Rofen „sn ungetrübter Rub’ und Heiterkeit.“ Bei Ferrid-eddin-Attar*) ift der Gedanfe ver Yiebe von Nachtigall und NRoje jchon volljtändig ausgefponnen. Die Nachtigall ijt ichönheits- trunfen, wenn die Roje verblüht, verjtummt auch die Nachtigall, ven: „sn ibre Liebe ganz verjenket, „Sedenft fie ihres Daseins nicht, „Sie denft nur an der Rofe YViebe, „Begebrt für fich nichts als die Rofe. „Die Nachtigall genügt der Rose, „Sie blübet hundertblättrig ibr, „Wie joll das Keben ihr nicht blüh'n ? „Die Roje blübt ihr nad Verlangen „Und lächelt ihr mit jüger Luft. „Wenn fie ihr unterm Flore lacht, „Die Luft auf ihrer Stimm evwacht. „Was wäre eine einz'ge Nacht, „Bon der Geliebten fern durcbwacht !” *) Siebe oben ©. 241. Gül und Bull von Fapli. 360 Das Moraenlanr. Dap Nachtigall und Rofe zum Symbol des Dichters und feiner Geliebten werden, finden wir dann bejtimmt ausgefprochen bei Said: „Da ich der Wangen Rofe jtets umflattre, „Nenn mich nicht Nofe, nenn’ mich Nachtigall.“ Dann jingt Neffi-edvin-Yobnani: „Hör, wie Bilbül*) zum Yob der Rofe finat, „Venn Kon’ und Thron im Frühling ibv aefommen.“ Und dann heißt es wieder bei Dichelal-evpvin-NRumi: ‚Weinschenfende, Schenfende! den Wein von mir wendet wen, „Weil ich wie Nachtigall verliebt in Rofe bin.“ und in einem andern Gericht: „Der Kilie Zunge Jagt ins Obr Enmeefien „Beheimniffe der Nachtigall und Rose.” Hafıs schilt die Nofe: „QBufe, Rose, dir aeziemt 08 „Nicht, fo jtolz zu jein auf deine Schönheit, „Dap aus Stolz du nach der irren ‚Nachtigall nicht einmal frageit.“ Im ganzen Hafıs ijt die Roje (Gül) die Geliebte und die Nachtigall der Dichter jelbjt, 3. DB. % „Komm und für die Nachtinall „Eine Rofe jei.” DDer.: „Es finnt die Nachtigall, wie fie „Die Rofe fich zur Freundin mache. „Die Rofe aber finnt darauf, „Wie Ste die Nachtigall kränfe.” Aber erft von den osmanischen Dichtern wird die Yiebe von Nachtigall und Hofe vollftändig als Natırroman ausgeführt und dann auch derjelben eine tiefere veligiöfe Bedeutung untergelegt. Hier tritt denn zunächft im jechszehn- ten Jahrhundert Faf li mit feinem befannten Geviht „Sülundv Bülbül* auf, durch welches fein Name allgemein befannt und berühmt geworden tft. 59) Eine furze Meberficht des Inhalts wird hiev am Plate fein. 3. v. *), Die Nachtigall. Das Moraenland. 261 Hammer jtellt als Yeitwort ven Bers Diehelal-ervin-Rumts feiner Ueberjegung voran: „Hört, o hört dag Gebeimnig der Rofen, „Wie, jtatt mit Worten, durch Düfte jte foren; „ber die Nachtigall Tpricht es in lauten, ‚Niebenden Herzen verständlichen Yauten.“ Nach einem Hymmus auf Allah und einem Yoblied auf den Schah beginnt vie Erzählung mit einer Schilderung ver Schönheit der Nofe. Der Schab des Frühlings führt ihr einen Meifter zu, um fie in ven Wifjen- ichaften zu unterrichten. Cs folgt eine Schilderung des Morgens md Abends, jowie des Nojfenhaines, welcher ver Roje al Stutthalter- ichaft angewiejen wird. Ihre Gejellichafter und Hofbeamten werden auf: geführt. Sie wird ftolz auf ihre Schönheit, als ver Morgen, ihr Spiegel- halter, ihr den Spiegel reicht. Derweile erzählt der Oftwind, ver Bot- ichafter am Hofe, dem Sprofier won der Schönheit der Roje, warnt ihn aber auch, fich einer hoffnungslofen Yiebe hinzugeben. DVergebens! ver Sprosier zieht nah Rojenhain, befreundet fich hiev mit dem Thürhüter am Balaft der Nofe, ver jchwanfenren Coypreffe, auf deren Schultern er jich jeßt. Hier flagt er der Nacht, dem Monde, dem Morgen und ver Sonne fein Yeid. Die Nofe hört die Klage, fühlt fich innerlich gefchmeichelt. Der Dftwind wird Viebesbote zwifchen beiden. Narciife, der Hofpfaffe, und der Dorn Shwärzen ven Sproffer beim Schah an. Der Sproffer wird gefangen und in einen Käfig geiperrt. Da ericheint Schah Aurguft im Diten, jenvet ven Samiel Gluthwind) nah Nofenhain, um ven- jelben zu zerjtören. Schahb Frühling, unfähig fich zu halten, flieht ins Gebirge. Da kommt der Shah Herbit von Norden her und will Rojen- hain als Statthalter verwalten. Aber nun zieht von Often wierer Schah Winter heran und unterwirft durch jenen Felvherın Schnee Kojen- bain feiner Gewalt. Darauf begiebt jih Schah Frühling nah Süden zum Schah Newrus (Tag - und Nachtgleiche), ruft vejfen Beiftand an, ver ihm auch gewährt wird. Der Winter wird befiegt und vertrieben, Schab Frühling bejteigt aufs Neue feinen Thron. Da erinnert fich die Rofe wieder des geliebten Sprofjers. Der Oftwind macht abermals den Liebesboten. Der Sprojjer wird befreit. Die Nofe giebt ein großes Kurdiiche Zaae. 262 Das Moraenland. Morgenfeit, wozu der Sproffer eingeladen wird, dem fie ich in reiner Yiebe ergiebt. um folgt die Erklärung des myftifchen Sinnes der Gejchichte : Der Frühling ift die Vernunft, die Roje der von der Vernunft erzeugte Geift, der NRojenhain ift der Yeib, der Sprofier ift das Herz, der nach Geift Nic jehnt, denn durch ©eijt erit vollendet fich das Herz: „Denn Seift und Herz, vereint im Run, „Eimd Rof’ und Sproffer im Genuß.‘ Dieje Yiebesgefchichte von Gül und Bülbül bleibt aber auch noch den fpäteren Dichtern geläufig. Ein zweites ähnliches Gedicht jchrieb Muidi: Gül und Newrus. Es beginnt, wie gewöhnlich, mit Anvu= fung Adah's, des Propheten und ver Mufe. Dann folgt die Erzählung vom Schah Ferruch (dem fröhlichen Schah), deilen Sohn Newrus fi in die im Traum gejehene Noje verliebt. Hier wird dann Bülbül zum Yiebesboten,, dev Briefe ver Geliebten zuträgt. Die Yiebenvden fommen zu- jammen, werden wieder getrennt, bejtehen wiele Yeiden und werben endlich glücklich. Nah Abul Maani wird die Rofe vöther und friicher, wenn vie Nachtigall von Liebe fingt. Feridi LU. fingt: „Winde Nachtigall To klagen, „Benm’s nicht ob der Rofe wäre; „Wurde Rofe fo liebreizen, „Venn’s ob Nachtigall nicht wäre.“ Eine fpäter geläufig werdende Deutung, die einfacher tft als jene bei Saßlt, nimmt die Nachtigall als Bild ver menschlichen Seele und die Roje als Sym- vol Allah's. So geht denn diefe Symbolik mit in die muhammedantich- indische Poefie über, und in dem oben (©. 230) erwähnten Gedicht „Kerze, Schmetterling, ARoje und Nachtigall“ find Kerze und Rofe Sinnbilder Got- tes, Schmetterling und Nachtigall aber ves Menfchen. 9) Ich Ichliege hier noch eine Sage der Kurden, eines perjiichen Bolfe- jtammes an, weil diefelbe, ihren Urfprung im Anfang des vierzehnten Yahr- hunderts vorausgefett, wieder eine merkwürdige VBerwandtichaft der Ger- manenund Perjer im alter Zeit befunden würde. Es heißt: Zein-edpin, der Herjcher des Stammes Khaled, hatte zwei jchöne Schweitern: Siti und Zin. Öleichzeitig lebte in Sazirah ein Pehlewan, Namens Ijfan- der, mit drei buch Schönheit und Stärke ausgezeichneten Söhnen, von Das Morgenland. 263 denen ver ältefte, Tajın, bei Zein-eddin in großer Gunft jtand. Bei einer feierlichen Proceffion, bet der e8 auch dem weiblichen Gejchlecht er: (aubt war, umverjchleiert öffentlich zu erfcheinen, erblicdten Tajın und fein Freund Meem zuerft die Töchter Zein-edpims, verliebten fich jogleich in jie und erhielten das Befenntniß der Gegenliebe. Tajin, einer vornehmen Familie angehörig, konnte fich um die Hand feiner geliebten Sitt bewerben und erhielt diefelbe. Mem, von geringer Herkunft, mußte feine Yiebe in den Schleier des Geheimniffes hüllen. Der Thürfteher Zein-eddin's, Bedtr, verrieth aber die Yiebenden. Nach manchen Fährlichfeiten, aus denen Tajin und feine Brüder Mem retteten, wurde verjelbe endlich in ven Kerfer ge- worfen, wo er dem Tode entgegenschmachtete. Da fürchtete Bedtr die Rache Tajın's und vieth, ven Mem zu befreien und mit Zin zu vereinigen. Das gefchah, aber Mem, jchon dem Tode nahe, jtarb vor Freude beim Anblide Zin’s. Bedir entging feiner Strafe nicht. Tajin ımd feine Brüpver törteten ihn bei der Beitattung Mem’s. Zin jtarb bald darauf vor Gram und wurde nach ihrem Wunfch mit ven Worten Jein=eddin's: „Mir völliger Bewilligung gebe ich meine Schweiter Zin dem Mem zur Gattin“ an der Seite Mem’s beerdigt. Aus jedem der Gräber wuchs ein Rofenbaum auf, deffen Zweige jich unlösbar mit einander verflochten. Noch im fjechszehnten Jahrhundert waren die Gräber ein Wallfahrtsort.®') Es tft bejonvers viefer Schluß, ver im Original ausführlich und gar anmıthig er- zählten Yiebesgejchichte, welcher jo auffallend am die Ähnlichen Sagen ver Germanen erinnert. *) Wo eine Dichtung fo nach Rofen durftet, wie die perfijche, vwerjteht es jich von jelbit, daß den Dichter auch Rojen in ver Wirklichkeit blühend und puftend umgeben. In der That hat die Roje in Perjten ihre eigentliche Heimat, ihre jorgfältigite Pflege, wie ihre eifrigften Verehrer gefunden. Kajhmir's Rofenveichthum it von den ältejten Zeiten her berühmt, und Rofen und Rojenfultur in Berfien. ven Rojenreichthum von Peihawer bewunderte jchen Babur, ver ir enfel Timur’s. Steigen wir von danach Weiten hinab, jo begleitet ung in den nörplichen Bäffen von Bamiyan die fürduftende, auch hier wie bet uns wildwachjende Weinvofe. Die Hocheberte von Iran bietet allerdings dem *), Wergl. den vierten Abfchnitt S. 161 f 264 Das Morgenland. Botaniker feine großen Freuden dar, und fo fehlt auf dem dürven, jfonnen- durchglühten Boden auch die Nofe, dejto reicher find die feuchteren Thäler im Gebirgsland des Süpwejtens, Weftens und Nordweitens. Wenden wir von der Grenze der Hochebene von Kirman unfere Schritte gerade auf Schiras, jo durchichneiden wir gleich die Kulturebene von Schuri-Ba- bed bis Robat, die durch ihre Nofenzucht berühmt ift. Bei Schirasun- fern der Rıtinen des alten Perfepolis tritt ung die Fülle dev Rofen in nicht zur befchveibenven Ueberfhrije entgegen. In Kejferi Defft, zwei Para- jangen *) norowejtlich von Berjepolis, gedeihen die Rojen wie nirgent jonjt auf dev Erde, md doch find jie hier wegen des großen Berbrauchs fo theuer, daß eine Noje im Anfange des vorigen Jahrhunderts noch mit 1, ja jelbjt 2 Mahmudi **) bezahlt wurde. Schiras heißt „ver Rofengarten von Farjiftan‘, und Hafıs nennt die Stadt „vas Schönpfläfterchen auf ver Wange ver Welt“. Unter ihren Rojengebüjchen jang er feine Yiever, und mit Bezug darauf jagt er: „Das Yand von Schiras wird mie aufhören, Nofen zu tragen, md nie wird die Nachtigall won ihm weichen.“ Um die Mitte ves Meat ift die ganze Yandfchaft in ein vothes Blüthen- meer getaucht. Bon Schivas gehen wir nördlich na Teheran. Zuerjt fejjelt uns Sfpahan mit feiner veichen Rofenfultur. Hier wird die Bifam- voje, die man dafelbft chinefifche oje nennt, mit zahlveichen, weißen, ge- fülften Blumen zu fünfzehn bis dreißig Fuß hohen Bäumen gezogen. Wei- terhin liegt die heilige Stadt Kom in Rofenbüfchen wie begraben an unjerem Wege. Aber Teheran felbft tritt als eine ebenbürtige Nebenbuhlerin von Schivasuns entgegen. Die Kultur ver Rofen hier verjegt in Zaubergärten. In dem Nigarijtan (Bildergalerie), dem Yuftgarten des Schah, ift das Sommerbad von Rofenbüfchen umgeben. „Ber meinem Eintritt in dieje Feenlaube“, jagt Ker Borter, „erjtaunte ich über ven Anblid zweier Rojen- .bäume, volle 14 Fuß hoch, mit taufenden won Blüthen belaftet, in jeden Grade der Entwiclung und von einer Zartheit des Duftes, daß die ganze Atmojphäre mit den ausgefuchteften Wohlgerüchen gewürzt war. Das Bar *) 61/3 engl. Meile. **, 7—12 Silbergrojchen Das Morgenland. 265 in diefem Oarten ijt mit vem helfften Waffer angefüllt, das in ver Sonne glänzt, denn jeine einzige Dede ift das Gewölbe des Himmels, allein Nofen- bäume wachjen in feiner Nähe, und bisweilen werfen ihre fchwanfenven Zweige einen fchönen zitternden Schatten auf ven aufßerordentlichen Glanz des Waffers.“ Bon Teheran nah Hamadan begleitet ung fat auf dem ganzen Wege die für das centrale Ajien ganz charafteriftifche Eleine Nofe, *) die gelbe zierliche Blumen und nur einfache Blätter hat (ähnlich dem Sauer- born). Sie wurde zuerjt von Olivier bei Hamaran entvect, zieht fich aber bis hinauf an ven Altai und die Quellengebiete des Irtyfch. In der Ebene von Hamadan bevedt fie faft alle Felder. Aber noch weiter nach Weften erjtredt fich die Kraft des Bodens in Hervorbringung der fchönften Pflanzengebilve. Rich fand überall in Kurdijtan die herrlichiten ofen wildwachlenn umd zu faft gigantifchen Formen entwidelt. Ker Porter jagt bei jeinem Aufenthalt in Aferbeidfhan: „Inu den Büvern von Ta- bris beveeften abgepflücte Nojen den Boden in allen Richtungen. Eine jolche Berfehwendung diefer lieblichen Blume in den Häufern und außerhalb derjelben in Perften muß den Fremden bei jeden Schritte daran erinnern, daß er in dem Yande des Hafıs, der Nachtigallen und der Rofen tft.“ Ent: lich brauche ich nicht noch einmal zu wiederholen, was chen über die Fülle der Kojen in Mafjenderan und die Verehrung, welche man ihr dort ge: zollt, gejagt ift. Was hier zur Genüge erwiejen, ift, daß die Nofe bei ven Perjern nicht nur in der Dichtung lebt, jondern auch das wirkliche Yeben mit der Boefie ihrer Schönheit und ihres Duftes werevelt. Yu firrz will ich bier noch der perfiichen Gärten erwähnen, die won den älteften Zeiten her berühmt waren. Die Gärten der Könige und Fürjten fcheinen immer aus zwei Theilen bejtanden zu haben, dem eigentlichen Yuftgarten, dem Aojen- garten, und dem fich daran fchliegenden Wildpark. Nach dem legteren Theil wurden fie Paradiefe (Firdews) genannt, was „Thiergarten“ bedeutet. Der Yuftgarten bejtand, wie es fcheint, wejentlich aus einer großen jchat- tigen Allee, in deren Mitte fließendes und fpringenvdes Waffer fich hinzog, und die mit blühenden Sträuchern, vorzüglich Rojen und anderen Blumen gejhmüct war. Ein Beifpiel dafür ift der öffentliche Garten bei Sipaban *, Rosa berberifolia Oliv. 266 Das Moraenland. »Ischar-Bag«, eine Allee, 3200 Schritte lang und 110 Schritte breit, aus vier Reihen diefer alter Platanen gebildet. Auch die Haremsgärten werden von allen Neifenven gepriefen. Eine befannte Dertlichfeit in der Nähe von Serat, der Hauptjtadt der goldenen Horde, wahrjcheinlich ein ehemaliges Lustichloß des Khan’s, heißt noch jegt Suliitan (der Rojengarten) und wird Schon im Sabre 1347 unter diefem Namen erwähnt. Noch berühmter it der Nofengarten bei Teheran unter dem Namen Nigariftan. %) Habe ich jchon früher auf eine alte enge Verbindung von Persien mit ven Yandern femitischer Zunge hingewiejen, jo kann e8 auch nicht Wunder neh men, daß der Rofenfultus, die Rojenkultur und die Benugung der Rofe fich auch weiterhin durch das ganze fünweitliche Ajten fortiett, wozu ver Kau- fajırs mit feiner Centifolie jchon genügenren Anhalt bietet. Von den ver- ichtedensten Reifenden wird der Kojenreichthum in Mefopotamien in den Thälern des Taurus, bei Nifibin, bei Kifri und Bafra, in Baläü- ftinaımd Shprien am Tabor, bei Yericho, in der Ebene von Sa= von und bet Nablus, bei Dihehbatl und Aleppo hervorgehoben. 6%) u Man fünnte num auch nach der Ericheinung der Nofe in der Kumft bei Foren. pen Perfern fragen, aber darauf fann die Antwort mr eine negative fein. Bon Malerei tft im ganzen Morgenland in der weitejten Beventung des Wortes nie die Nevde gewejen. Die findlichen Pinfeleten der Chinejen wird Niemand zur Kumft rechnen. In der Plaitik bieten uns die perfichen Denf> mäler auch feine Verwendung der Noje dar. So zum Beijpiel findet fich unter den reichen Pflanzenarabesfen auf ven Neltefverzierungen ver Denf- mäler bet Taf-t-Bojtan nichts, was fich bejtimmt als Roje ausjprechen tiefe. 64° Mir tft bei meinen Nachrorichungen auch jonft fein Beiiptel einer Rofenverzierung vorgefommen. Endlich mag auch noch der Noje im Aberglauben hier ein Plätschen ge- gönnt jein. Enwert jagt: „Kothfäfer tödter der Geruch der Roten.“ Denfelben Aberglauben fanden wir bei Griechen, Römern und Deutjchen. Die Muhammeraner in Indien fetern jehr hoch Das Neujahrsfeit. Weit man, daß das neute Jahr am hellen Tage beginnen wird, jo jehneiden die Frauen eine Nofe ab und tauchen diefelbe, Die Blume nach unten, in ein mit Waffer gefülltes Gefäß. Sie behaupten, daß fie fich Dann von jelbjt ummende in dem Das Morgenland. 367 Augenblif, wann die Sonne in das bejtimmte Zeichen ves Thierfreifes tritt. ® Aber ich muR hier insbejontere noch eine Anwendung verXtofe etwas ge: naner ins Auge faffen, die dem ganzen Drient gemeinfam tft und von dort fich auch ins Abendland verbreitet hat. Sie fichert einerjeits dem Perfer den Genuß ver Rofe theilweife über die Blüthezeit hinaus und hat fich daher in jein ganzes Thun und Treiben verfchlungen, andrerjeits bedingt fie den An- bar ver Nofe im Großen und tft ein nicht unbeveutender Factor zur Bele- bung des Handels. Ich meine die Bereitung des Nojenwaifers und ver ofeneffenz. ß Bei ver Rofe wie bei allen wohlrtechenden Blumen hängt der Duft von der Entwiclung eines ätherifchen Dels in den Blumenblättern ab. Un- ter ätherifchem Del verjteht man eine folche Subjtanz, die zwar, auf das Papier getvopft, dafjelbe durchfichtig — wie man fagt, einen Kettflect — macht, die aber fo flüchtig ift, daß ver Fleck in ganz kurzer Zeit von jelbit wierer ver- ihwinvet. Bon dem echten und ganz reinen Rofenöl hat man behauptet, man fönne e8 nicht auf die Erde fchütten, weil jever Tropfen fich in der Luft ver- flüchtigt, ehe ev ven Boden erreicht. Eben wegen diefer Flüchtigfeit riechen die Blumen oft auf weite Entfernung. Die Bildung diefer Dele jcheint nicht zu allen Tageszeiten gleich ftarf zu fein. Viele Blumen duften nur bei Abend oder in der Nacht, am Tage wenigjtens jo jchwach, daß man den Geruch) faum wahrnimmt; daffelbe gilt auch befonvers für die Roje, weshalb man zur Gewinnung des Rojenöls in Perjien vie früh noch thaunaijen Rojen vorzieht. Daher auch das Wort des Mirza Taher aus Wahiv: „Rofenwaifer entauillt beffer den Rofen, die frifch“ iprichwörtlich geworden tit. Auch Boden und Klima jcheinen auf die Hervor- bringung einen großen Einfluß zu üben, deshalb it diejelbe Pflanze nicht itberalf gleich veich an diefem Stoffe. Im Allgemeinen fann man jagen, daß die Bildung des ätheriichen Deles in heiten Gegenden leichter umd reichlicher jtattfinvet als in den fülteren Klimaten. Wegen ver Flüchtigfeit hat das ätherifche Del auch eine augenblickliche aufregente und belebende, aber jchnell vorübergehende und dann zuweilen Abjpannımg hinterlaffenre Einwirkung auf das Nerveniyiten ; die wohlthutenpfte und am wenigjten erichöpfende Ein- wirfung jcheint nıım gerade das NRojendl zu gewähren. Rofenwaifer und Rojenol. 268 Das Morgenland. Wie alle ätheriichen Dele ijt das Nofenöl in jehr geringer Menge in Waffer auflöslich md theilt demfelben feinen Geruch mit, — Rofenwajjer. In abjolutenm Alkohol Löft es fich in größerer Menge auf, 3. B. in Cölm’fchem Waffer, jcheivet jich aber beim Zufag von Waffer größtentheils wieder aus, wodurch die Auflöfung milchig wird, wie jeve Dame bet ver Eau de Cologne und ähnlichen Efjenzen erfahren hat. Wenn man das Wajfer, das möglichit nit Rofenöl gefättigt ift, in flachen Gefäßen jehr fühl jtellt, jo Jonvert fich auf der Oberfläche das Del in Eleinen Tröpfchen aus, die man abnehmen fanı, und jo erhält man das NRofendt, oft in Geftalt Heiner Blättchen! da tas Kojenöl einen fejteren Bejtandtheil (man nennt ihn Rojenkampher) enthält, der chen bei niedrigen Wärmegraden ausfryftallifirt, weshalb auch das ech- tete Nojenöl in feinem Eleinen Fläjchchen meijtens fejt erfcheint. Gerade auf die angegebene Weife wird auch Das Nofenöl gewonnen, allerdings mit mannigfachen Verjchiedenheiten des Verfahrens, deren ausführliche Aırs- einanderjegung aber nicht hierher, jondern in ein Handbuch ver Technologie gehört.6%) Es tft nur zur bemerken, dag auch noch jett viel Nofendl in ver Weife, wie es jchon bei ven Griechen (©. 54) gebräuchlich war, gewonnen wird, d. h. ein Gemisch von fetten Del mit dem ätherifchen Del, welches jenes aus den Blumenblättern aufnimmt. Aber von da bis zur Entdedung des wirklichen Nojenöls ift noch ein großer Schritt, der, wie e8 fcheint, evjt jehr Spät gemacht ift. Die perjiiche Sage verlegt die Entdedumg in den An- fang des fiebenzehnten Sahrhunterts. Die Prinzeffin Nour- Djihban*) verheivathete ich mit dem Prinzen Dijihanguye, zu dem fie eine jo heftige Yiebe gefaßt hatte, daß fie ihren erjten Gemahl umbringen ließ. Am Hochzeitstage gab fie ihrem Geliebten ein Feft und ließ zur Feier die Kanäle in ihrem Garten mit Nofenwaifer füllen. Während das Yiebespaar an den Ufern jpazieven ging, bemerkte man auf dem Waffer eine Art von Schaum. Dean nahm ihn herunter und erkannte in ihm eine ölartige Subjtanz von dem Föftlichjten Wohlgeruch. Was der Zufall entvect, verfuchte man dann fernerhin fünftlich zu erhalten. Die Prinzeifin nannte diefes flüchtige Del Attar Diihbangupyry; Ipäter wurte e8 einfach Attar-zgul (Rofeneffenz) genannt. Bis zur Regierung Aureng- Die befannte, auch in Opern gefeterte Nurmabal. Das Morgenland. 269 Zeb'8 (er ftarb 1707) war diefe Ejfenz fo felten, daß das Tolah SO Kupien foftete*,. Yaffen wir die Sage dahingeftellt fein, jo ijt doch gewiß, daß weder in den Schriften der Orientalen, wie fie Gelegenheit dazu gehabt hätten, noch in den Werken europätfcher Neifender, 3. B. Hadlıuit, Bur- has, Thevenot, Bergeronu.f.w. vordem fiebenzehnten Jahrhundert das Rofenöl erwähnt wird. 97) Allerdings wird chen im Königsbuch des Firdufi das NRofendl mehrfach genannt, aber ich weiß nicht, ob hier v. Schad philologifch treu überfetst hat und ob nicht mit dem betreffenden Wort nur das freilich viel länger befannte, mit Rofenblättern parfümitte fette Del bezeichnet werden foll. 6°) Das Rofenwafjer,, vejfen Bereitung ja der Gewinnung von NRojenöl immer vorhergehen muß, ift dagegen fchon länger befannt, im Weorgenlande vieleicht jchon feit alten Zeiten, venn es wird im Königsbuche des Firpduft als etwas ganz Befanntes und allgemein Verbreitetes angefehen ; jchöne Ge- genden werben als folche bezeichnet, in deren Bächen Nojenwaffer fließt u. |. w.#) Die ältefte europätfche Nachricht findet fich in einer Schrift des Gonjtantinns II. (Borphyrogenneta), wo bei ver Beichreibung eines Hoffeites (946 n. Chr.) das Rojenwaifer al Wafchwaifer genannt wird. 79) Die für die Bereitung des Rofenwafjers und Rojendls berühmtejten Drte find: in Oftindien Ohazipur am Ganges, wo man nach Rople die Damascenerrofe benußt, nach Colonel Polier liefern hier 4366 Pfr. Rojen (ver Ertrag von 17!/, preuß. Morgen) nur ?/; Pd. Rofenöl; nach einer andern Angabe gewinnt man aber von 100,000 Stüd Nojen nur etwas über ein Gramm Rofenöl. Als das vorzüglichite Nofensl gilt im ganzen Drient das von Kafhmir. Im Perfien ift es vor Allen Schivas, das wegen feines Produktes berühmt ift, man bemußt hier eine weiße Rofe (welche, finde ift nicht angegeben, vielleicht die Mojchusrofe) , nähit Schi- vas find noh Kirman, weiter nach Welten Niftbin, Bafra, dann Damasfund Aleppo wegen ihres jchönen Rojemwaffers und Rofenölg viel genannt. &8 folgt in ver Türkei die Infel Skio, und vor Allen die . Umgegend von Adrianopel, wo Kafanlifam Südabhang des Balkan *) d.h. etwa 1 Gramm 120 Thlr. 270 Das Morgenland. wegen feiner vielen Nojen „das europätiche Paradies“ genannt wird. In ver Türkei benugt man eine Rofe, die dort Dfa Gül „die jchwere Nofe“ heißt. In Aegppten it Kayım und am Nororanvde Afrikas Algier noch wegen jeiner Nojenwohlgerüche in Anfehn, bier wird die Mofchusrofe für diefen Zwee -fultivirt., Spanten bereitet Rojenwaffer aus Knospen, vas man unter vem Namen Agua de Cabezuelas fennt. Frankreich vejtillivt vielRojenwarjer aus feiner Provinsroje, und jelbit England be reitet ein freilich jchlechtes Nojendl aus ver Gentifolie und bringt es als English Attar of Roses in ven Handel. ?! Bejonders das Rojenwafjer (per). Gulaul, tirf. Gülab) jpielt im Morgenlanvde eine große Rolle. Schon im Königsbuch des Firduft fommt e8 häufig vor. Ber Gejchenfen fehlt nicht der Becher mit Nofenwafler. Den Schönen werden die Füße mit Rojenwaffer gewajchen, auf vie Gäjte füllt bei Feten ein Regen von Nojenwaljer herab, und die Yeichen der Hel- den werden mit Nojenwafjer begoffen. Bom Nojenwaffer nehmen die Dich- tev moraliiche Sleichniffe her. So fingt Hafıs: „Sebr ift verfchieden das Loos des Rofenwaifers, der Rofe, „Senes fißet zu Markt, diefes im Yaube versteckt.“ Daß man Yäanvder damit preift, wenn man jagt, ihre Büche führten Rojenwafjer, ift schon erwähnt; als fchön befannte Orte, 3. B. ein Dörf- en im Diftrift von Chumin, führen auch jelbjt ven Namen Gulaul. Dem Rojenwaffer jchreibt man bejonders eine veinigende, fjelbjt heiligenve Kraft zu. Noch jet wird vem Gafte in Indien bei ven Feiten einheimijcher Fürften Rojenwaffer zum Waschen des Hauptes und Bartes dargeboten, und bei der Mahlzeit zwifchen ven Gängen wird Staffee, Thee und heiges Nofen- wajjer herumgegeben. ?2) Nachdem ver Kalıf Omar Ierufalem erobert hatte, ließ er ven ganzen Feljen, worauf ver alte Tempel Salomons ge: jtanden hatte, veinigen und dann mit Rojenwaffer abwajchen, ehe er vie Allah geweihte Meojchee darauf errichtete. Als Saladin die indefjen von ven Chriften in eine Kirche verwandelte Mofchee nach ver Eroberung Serufa- (ems 1188 wieder betreten wollte, ließ er erjt die jämmtlichen Mauern mit Rojenwajjer abwaschen. Sanuto erzählt, daß 500 Kamele das Rojen- wajjer dazır herbeigetragen hätten. 7?) Auch die Chriften haben im Nlorgen- (and diefen Gebrauch angenommen, und in ver heiligen Örabesfirche zu Ie- Das Morgenland. 271 rusalem wird der Stein, auf dem angeblich die Yeiche Jefu vor ihrem DBe- gräbniß gelegen hatte, oft mit Rojenwafjer begofjen. ”*) Selbjt in der Mie- diein genießt das Nofenwaijer im Orient ein großes Anjehen. Bet ven Muhammeranern in Indien heißt die Cholera Hyza (das Uebel). Als Heilmittel dienen zunächit einige Körner eines Öeheimmittels Jahur-mora (das Gegengift), in Rojenwajfer gelöjt, wenn nöthig, in furzen Zwtichen- räumen wiederholt. Der Kranke erhält nur Rojenwafjer zu trinken, vas man als das befte Heilmittel ver Cholera betrachtet. 75) Zum Schluß möchte ich hier noch ein paar Bemerkungen anhängen, für die ich anderweitig feinen Raum gefunden habe. Dit tft es mir begegnet, daß das Wort „Selam“ jo gebraucht wurde, als ob es „Blumenjprache“ be- deute, oder doch wenigftens „Blumenjtrauß“, und in Berjien feine Heimat habe. °°) Das ift ei grünplicher, angeblich duch Yady Montague verur- jachter Irrthum. 77) Selam ift türkiich und bedeutet „Gruß“, „Begrüßung“. „Sch fende dir einen Selam“ heikt einfach: „ich jende vir einen Gruß“. Das fann auch fombolifch durch Blumen over irgend beliebige andere Gegen- jtände gejchehen. Die Beveutung wird darin fo erfannt, daß man pafjenve Reime auf die Namen der gejendeten Gegenftände ausfucht. Eine Blunten- iprache, auf eine natürliche oder conventionelle Bedeutung der Blumen ge- gründet, wie unjere jungen Mäochen träumen, fennt der Orient gar nicht. 75) Eine andere fleine Bemerkung betrifft die Gräber der Türfen. Yady Montague erzählt nämlich von ihnen, daß die Gräber junger Mitochen immer mit Rojen gejchmüct würden. ”® Mancher vielleicht wird meinen, ich fer in diefem Abjchnitt zu aus- führlich gewejen, ein Anderer vielleicht wird hier und da weitere Ausführung vermifjen. Beide mögen in ihrer Weife Recht haben. Die Schwierigkeit des Genügens liegt darin, daß ich die perfifche Sprache nicht verjtehe, ein Mangel, ven wohl die meiften meiner Lejer mit mir theilen werden, umt daß ich daher genöthigt war, faft ausschließlich aus zweiter Hand zu nehmen. Eins nur wünfche ich erreicht zu haben, daß meine Yejer mit mir eingejeben haben, wie fih Fühlen, Denken, Dichten bei ven Perjern um die Nofe vreht und wie verwandt diefelben im viefer Beziehung den Germanen find, mit denen fie ja ohnehin jo viele Beziehungen verfnüpfen. Wie jehr dem Roen auf Gräbern. 272 Das Moraenland. Perjer die Natur am Herzen liegt, zeigen nicht nur feine Guliftane (Ro- jengärten), jondern, daß ihm überhaupt fein ganzes Yand eigentlich aus Gärten: Farfiftan, Yuriftan, Kurdiftan, u. f. w. zufammengefett it. Allerdings find uns die Guliftane das Wichtigfte, weil wir mit ihnen unmittelbar an die Rojengärten dev Germanen anfnüpfen können, die fonft tolit, ein unerklärbares Räthjel, in unferer Gefchichte dajtehen würden. Und auch das hoffe ich erreicht zu haben, meinen Yejern einen Einblick in das geijtige Yeben der Perfer zu eröffnen, fo daß jie erfennen, dak das Bolf, wenn auch gegenwärtig durch die verächtlichite Mißregierung tief ge- junfen, doch in feinen Anlagen ein hochbegabtes und edles Volk war, dejjen näherer VBerwandtichaft wir Germanen uns feineswegs zu jchä- men haben. Anmerkungen zum fünften Hbichnitt. 1) Dr. 9. Steintbal, Charakteriftif „dev bauptfächlichiten Inpen des Spruch baues, Berlin, 1860, ©. 107— 148. 2) Man vergl. die betreffenden Kapitel in L’abbe Grossier, De la Chine, Paris, 1818 ff.; J. Fr. Davis, The Chinese, London, 1849; S. Wells Williams, The middle kingdom, III. Edit., New York, 1853. 3) L’abbe Grossier, De la Chine, Vol. VI, p. 321. Was Rofcher, Anfichten der Bolfswirtbichaft aus dem gefchihtlichen Standpunkte, 2. Abdr., Yeinzig, 1861, ©. 463 über die chinefischen Gärten jaat, trifft wohl nicht allgemein zu. Schon die Be- jchreibungen, die Grosiftier und Williams a. a. D., George Staunton: An an- thentic account of an ambassy from the king of great Britain to the emperor of Chine, London, 1797, im 2. Bande, Pere Duhalde: Description de la Chine, W. Chambers: Dissertat. on oriental. Gardening, London, 1773 (II. Edit.), von den öffentlichen, befonders faiferlichen Gärten geben, widerfprechen dem, noch mel aber das, was ich einftimmig aus dem Munde von Männern vernommen babe, die längere Zeit in China, namentlich in Befina als Glieder der rusfischen Gefandtichaft aelebt hatten und von der Schönheit der Gärten entzüueft waren. 4) L’abbe Grossier, De la Chine etc., Bd. 3, ©.87 ff. 5) Confueius, Chi-king, ed. J. Mohl, 1830. 6) Die genannten Pohnjchreiber jprechen von den 18000 Bänden der faiferlichen Bibliothet, wovon 1800 (alfo Yo) von Blumenzucht handeln jollen. Die Zablen fehon verratben Die bodenlofe Janoranz der Schreiber. Man nehme, welches Werk über China man will, jo erfährt man, daß die faiferliche Bibliotbet in Peking über 400,000 Bande enthält. Selbjt die erbärmlichite Yiteraturarmutb fan Doch wenigfteng ein Gonverfations- (erifon benußen. DENE R2D,B0r 3, OS: Ss) Nady brieflichen Mittheilungen. 9) Thomas Moore, Lallah Rookh, London, 1817, p. 303. 10) Dr. 9. JSolowicz, Der poetische Drient, Yeipzia, 1853, Malaifche Yieder. 11) The loves of Camarüpa and Cämalata, an ancient indian tale. Trans- lated by Will. Franklin, London, 1793, &S. 9, 53, 139, 225. 12) Johannes Metellus Antonio Augustino episcopo d. d. 22. März 1574, an- aeführt bei Stengel, Hortorum, florum et arborum historia, ed. II., Augsburg, 1650, cap. XXX, VIII, lib. 1, pag. 182. Schleiden, Die Rufe. IS 274 Das Morgenland. Denkmäler der Kunfi von Gubl und Kaspar, Bd. 1, Taf. X, orjter Abjehn., td. 4 14) Man veral. hierzu bauptfächlich: Histoire de la Litt6rature Hindoui et Hindustani par Mr. Garein de Tassy, Tom. II, Extraits et Analyses. 15) U. Kubn in Weber, Indische Studien, Bd. 1, ©. 321 ff. Pictet, Les ori- gines indoeurop6ennes ou les Aryas primitifs, Paris, 1859—63, 2 Un 16) Fr. Spiegel, Gränifche Altertbumsfunde, Bd. 1, Leipzig, 1871, ©. 424 ff., ©. 435 ff. Auch Spiegel, Erän, Berlin, 1863, ©.336 ff. und keit, Avelta, Dd. 1 (Bendidad), ©.5 ff. 17) Fr. Spiegel, Eränifche Altertbumstunde, Bd. 1, ©. 445. 18) Gebr. Grimm, Kinder und Hausmärchen, Nr. 90 undjdie ausführliche An- merfung dazu. 19) Fr. Spiegel, Gränifche Altertbumst., Bd. 1, ©. 485. Den Haf der Eränier gegen die Unmwahrbeit bebt Schon Serodot bewor, I, 138. 20) Fr. Spiegel, Gränifche Altertbumst., Bd. 1, ©. 663. 21) Alle denfenden und gründlichen Schriftiteller über Persien, alle die die moder- nen Zujtände des Yandes aus eigner Anfchauung gefchildert haben, find einftimmig dar- über, daß der tiefe fittliche und ökonomische *) Verfall nur dem verruchten Einfluf völlig entjittlichter und bis zu Raub und Diebftabl babfüchtiger und dabei geiftig völlig unfähiger Despoten aus den legten mubammedanifchen Dynaftien zuzufchreiben ift: John Malcolm, The history of Persia, London, 1515, 2 Bde. 40; G.Melaunof, Das jüdliche Ufer des Kaspischen Meeres u. |. w., Yeipzia, 1563; Nareisse Perrin, La Perse etc., Paris, 1523, 7 Theile, 120 und viele andere. Ehardin, deifen Reife in die Sabre 1671 und folgende füllt, zäblte im Umfreis von Jechs Meilen um Siypabannoch 1500 Dorfer mit Paläjten, Yandbäufen u. 1. 1. „Set (1810) findet man dafelbjt nur einiae elende, auf Trummern erbaute Hütten“ (NReichard, Neueftes Gemälde von Berfien, Wien, 1810, ©. 334). 5 22) Die Heiligbaltung des (zuerit) durch den Blis vom Himmel berabgefommenen Feuers war allen indogermanischen Völkern Ichon vor ibrer Trennung gemeinyam (Ad Kuhn, Die Herabfunft des Feuers und des Göttertrankes, Berlin, 1859). Auch die alten ‘Berfer trugen jich mit der Saae, dar ibr beiliges Feuer urfprünglich durch einen 28 ent- sindet und von da an ununterbrochen erbalten jet. (Ammianus l. XXIII, c. 6, $ 34; Cedrenus, Histor. Compend. ed. J. Becker, T. I, p. 41, Zeile 15 ff. Tzetzes, Chiliad. III, c. 66, ed. Kiessling, ©. S1 f.) 23) John Malcolm, The history of on PH. 2, ©. 512; Karl Reihard Neueftes Gemälde von Perfien, Wien, 1510, ©. 83 f., 90, 274 ff. 24) Das ijt durchweg der - Geift d er ganzen mA veita. Weral. die Ueberfeßungen von Spiegel. 25) Am. Jourdain, La Perse, Paris, 1814, Tom. V,p. 9 fi- 26) Das ergiebt fich Schon aus dem Benehmen des die Sitten des Yandes immer jorg- fültia fchonenden Alerander gegen die Sifvaam bis und die jänmtlichen Frauen und Mädchen, die mit dem Zelte des Darius in feine Gewalt gefommen waren. (@. Cur- tius, Histor, 1. III, c. 11—13.) 27) Deral. Spiegel, Avefta, Bd. 1, &.59F. Ich geftehe, daß jpätere Ein- *) Man erinnere fih nur der furchtbaren Geißel der Hungersnotb, von der Berfien in den fetten hundert Zabren jo ojt_beimgejucht worden ift. Das Morgenland. 275 wendungen gegen diefe Auffafjung mich noch nicht von ihrer Unrichtigfeit überzeugt haben. Hieruber it die gründliche und überzeugende Erörterung von 9. Kiepert, der ald Gev- grapb undzXinguift zugleich bier wohl die erjte Stimme bat, zu vergleichen: Ueber die geugrapbiiche Anordnung der Namen arischer Yandjchaften im eriten Fargard des Bendidad (Sisungsberichte der Berlin. Atad., phil.=bift. Klasfe, v. 15. Dec. 1856, ©. 622 ff.) 25) Ueber das Klima voneBeriien im Allgemeinen fiehe: U. Grifebahb, Die Begetation der Erde nach ihrer £limatijchen Anoronung, Yeipzig, 1872, Bd.1, ©.423 ff.; Rudolph, Die Pflanzendede der Erde, Berlin, 1553, ©. 245 ff. Man kann im Som: mer blanfes Eifen monatelang in freier Luft liegen laffen, ohne dag eine Spur des Noftes fich zeigt. DBom 1. Juni bis 1. Dec. regnet es nie. Die Nacht ift fo heil, das man bei blogem Sternenlicht grobe Schrift lefen kann. (Karl Reihard, Neueftes Gemälde von Berfien, ©. 83 ff. ;, John Malcolm, 'The history of Persia, DR 2HS: 512.) 29) Siebe Mejnoun und Yeila, Berliicher Yiebesroman von Dibami, deutfch von A. T. Hartmann, Amfterdam, 1805, Bd. 2 (Anmerkungen des Weberfegers), &. 152, 156. 30) Dr. 9. Solowicz, Der poetijche Orient, Leipzig, 1853, ©. 528, Ueberfega. v. Nücert. 31) Solowicz, Der poetifche Orient, ©. 511. 32) Der ER des Mohammed Schemszeddin Safis, a. d. Par. überf. von $.v. Hammer, Stuttg. und Tübingen, 1512. 33) Nüdert's a Sranffurt, 1838, Bd. 2, ©. 85. 34) Azz-eddin Elmocadessi (der Redner von Serufalem), Les oiseaux et les fleurs. U. d. Arabifchen von Garein de Tassy, Paris, 1821, ©. 12 ff., Alleg. 2: La rose. Dazu die Anmeriungen ©. 12. Nalas und Damajanti, a. d. Sanjkrit überf. v. Fr. Bopp, Berlin, 1535; Safontala oder der enticheidende Ring, von Kalidafa, deutfch von G. Forfter, 2. Aufl., Frankfurt a. M., 1503; Indifhe Sprüche, über. v. Otto Böthlingf, berausg. von feiner Schweiter, Yeidzig, 1868. 36, Ich Folge hier und in Kolgendem, wo nicht Anderes bemerkt üft, vorzüglich Sofepb von Hammer, Gefchichte der jchönen Revdefünfte Berfiens, Wien, 1818. Seine Ueberfegungen mug ich für treu halten. Im poetifcher Sinficht ind fie Schwach, zum Theil jogar erbärmlich. 8 gehört jchon ein hoher Grad von Gerchmadlofigkeit dazu, vrienta- lifche Bersmage in griechifche Diftichen zu übertragen. Aber ich mußte mich meift mit ihm begnügen, weil mir andere und bejere Ueberfegungen nicht zu Gebote ftanden. 37) Firdufi legt der Nachtigall das Verftändnig der alten perfifchen (Zend-) Sprache bei. Augervon Hammer babe ich noch) zwei Bearbeitungen des Schabnameh be- nußt: Das Heldenbuch von Jran aus dem Schabnameh deS Firdufi, von 3. Görres, 2 Bde, Berlin, 1828; Heldenjagen von Firdufi, metrifch überfegt von A.%.von Schad, Berlin, 1551. Die Rüdertiche Bearbeitung der Epifode von NRoftem und Surab fege ich als allgemein befannt voraus. 38) Dr. 9. Solowicz, Der poet. Orient, Leipzig, 1953, ©. 440. Der Usb feger tft Heine 39) Helde enfanen von Firdufi, übertragen von VA. 3. Schad, Berlin, 1851, ©. 208 und ©. 320. 40) Wamif und Afra, d.i. der Glübende und die Blühende, von Sof. v. Sammer, Wien, 1853. Am. Jourdain, La Perse, Paris, 1514, Tom. V, p. 145. 18* 276 Das Moragenland. 42) 5. Solvwicz, Der poet. Orient, ©. 510 f. 43) Ebenda, S. 522 u. ©. 521. 44) Scheich Saadt, Perfiiches Nofentbal (Guliftan), Wittenberg und Zerbft, 458. Reichard, Neueites Gemälde von Berlin, ©. 342. 46) Der Divan von a obammer Schems-eddin Dafts, a. d. Bar. übarf. v. Io). 0. Sammer, 2 Bde, Stuttgart u. Tübingen, 1812. 47) Die Gedichte Der Ari Ss babe üb von Sammer's Sefch. d. Schönen Nedefünite Berfins, von Dammer, Divan des Hafis, und Solowicz, Der poetische Drient, entlebnt. Das Grab des Safts tt befchrieben in Am. Jourdain, La Perse, T. I, p- 16 ff. 45) Mejnoun und Xeila, N persischen Yiebesroman von Diebamı. Aus d franz. Heberfesung Des U. X. Ehezv ins Deutsche übertraaen von A. Tb. Sartmanı, Amjterdam, 1808, 2 Bde. 49) Der Eimosfer ut Itrena genommen nicht unfere und die in Mitrelaften einbeis niche Nachtigall Curruca luseinia Cuv.), jondern die jogenannte polnische oder aroße Nachtinall (Curruca luseinia major, Sylvia philomela Bechstein', die jtärker, aber weniger fein anfchlänt. Da die Nachtigall aber bei den Perfern immer als männlicd gedacht wir) im der Ibat Tehlänt ja auch nur das Männchen), jo wide der Sproffer beirer palten. In der angeführten Stelle duldete das Versmar nicht das Wort Nachtigall. 50) Echirin ift das Ideal weiblichen Yiebreizes bei den Berfern und die alückliche Yiebe Ebosru'sund Schirin's eine alte büftorische Saae) ein Yieblingsgenenftand der Sa. Die erfte Bearbeinuna tt von dem oben ©. 240 wwähnten Nifami aus entieh. 51) Jolowicz, Der poetifche Drint, ©. 374. 52) Ebenda. 53) Sammer: Burastaitl, Serchichte der osmaniychen Dicbtfunft, ‘Beitb, 1837, 902,9, 17. x > 54) $.2. Sammer, nn osmanischen Neiches Stantsperfaiuna und Staats- verwaltung, Wien, 1815, BD. 5.9237. 55) Kür die osm Rn n Dichter beztebe te mich auf die geben angeführte Se- Ihichte v. I. v. Sammer: Buraitall, Bd. 2, ©. 7, 379, 410, 419, 485, 516, 527; 32. 3, 2.319, 485. — Wer die von mir gegebene Blumenlefe noch zu verarögern wünjcht, den veriweife ich außer auf die jchen angeführten Werke noch auf Will. Jones, Po&seos Asiat. Comment. libr. VI, Recudi euravit J. G. Eichhorn, Lips., 1777; Nouveaux melanges de Literature orientale par M. Cardonne, Paris, an V; ven verfischen Roman Babar Danufc von Snojutellllab, uber. vw. U. Tb. Sart- mann, Yeipz., 1802; Yatifi, Biograpbifche Nachrichten von vorzügl. türk. Dichten, nebit zwei Proben aus ibren Werken x, übe. v. Tb. Chabert, Zurich, 1808; Rofenol, vd. Sagen und Kunden des Morgenlandes aus arab., pay. und türf. Quellen, Stuttgart und Tübingen, 1513, 2 Bde. 56) Beral. Solowicz, Der port. Orient; die Sprer, die Armenier ©. 617, und die faufafiicheturfifche Porfie ©. 607. 57) Beral. Will. Ouseley, Persian Miscellanies ete., London, 1795, angeführt bei d’Israeli, Mejnoun und Leila, 8. 75. 58) 3.0. Sammer, Gefch. d. fchönen Nedefünfte Berfiens, ©. 25. 59 Raspli’s Gül und Buülbül, ein romantisches Gedicht, türf. bevausg. und Das Morgenland. DT. Deutsch überf. v. I. v. Sammer, Beitb, 1534. Yaplı, ub Mobammed Fapli, oder Kara Kaptı ver fehwarze Faplı), war Devmwisch und Schreiber. Das Gedicht bat 60 Gefänge und 2500 Verfe, es war Fapli's Schwanenaefang, da er 1563 ftarb. 60) Wer an myftifchepietistischem Gefumme feine Freude findet, man zu dem Gejagten noch: Nofe und Nachtigall, von Baulus Gafjel, Berlin, 1860, vergleichen. 61) Sketcht of the tribes of Northern Kurdistan by William Spottiswoode, in Transactions of the Ethnological Society, Vol. II, p. 244—48. 62) Weber die perfischen Gärten fiebe Buch Eftber VII, 7—8; Kenopbon, Divdor, Plutarch u. 1.w.; Netchard, Neueftes Gemälde von Persien, Wien, 1810, ©.-327 f. ; Narc. Perrin, La Perse, Paris, 1823, Tom. V, p. 137; Exman, Archiv für wirfenschaftl. Kunde von Rußland, Bd. 5 (1847, &. 33 ff. ; Ker Borter, Reife, Tbt. 1, ©. 405; Loudon, Encyclopaedia of Gardening, p. 6 f., Barnab. Brissonius, De regio Persarum principatu, lib. III, ex typogr. Commelin. 1595, lib. I, p. 52 ff. 63) Fr die vorjtebende Leberficht veriveife ich noch auf Ritters Seograpbie von Hiien, die Reifen von Ker Borter, Rich, Schubert, auf Jourdain, La Perse, Da) 64) Voyage en Perse par Eugen Flandin et Pasc. Coste (Relation du Voyage, Paris, 1561, 2 Vol. 8%), Planches, Tome I, folio. Perse ancienne, Pl. 5 et6. Nlle Rofetten, die bier (häufig) und bei Bi=futun (Pl. 17, 18) vorfom- mmen, jind 4=, S=, 16= u. 1. w. tbeilig. Ebenfo an den Sapitälen aus der Safjaniden- zeit bet Sivahın, Pl. 27 et 27 bis, ö 65) Bibliotbet d. nenejten Welttunde, von Malten. Men Folge, Bd. 3, Ibl. 7 Aarau, 1832), ©. 69. 66, Ueber die verschiedenen Bereiningsiveifen des Nojenwallers und Rofensls Ttiebe Dr. I6.W. Chr Martius, Grundrig der Bharmafognofie, Erlangen, 1832, ©. 415; K. Karmarfch und Dr. Fr. Heeren, Technisches Wörterbuch, Bd. 2, PBraa, 1843, p. 322 f.; ®. 6. Blumenbab, Sande. ». tehnichen Materiahvaarentunde, Beith, 18546, &. 410 f.; Dr. &%. Martinij, Smevflopädie der Nobiwaarenfunde, Leipzia, 1854, Bd. 2, ©. 388 f. 67) Langles, Recherches sur la decouverte de l’ Essence de Rose, Paris, 1554. ’ 65) Die Heldenfayen des Jtrdufi, übertragen von $. WM. von Schar, Berlin, 1851, ©. 198, 401, 425, 443, 536. 69) Ehenda, ©. 208, 266, 437, 442, 518, 535. 70) Kurt Sprengel, Berfuch einer pragmatifchen Gefchichte der Arzneitunde, Br. 2, Halle, 1800, ©. 304. TE, Für die bier genebenen Notizen venieire ich auf die in Anmerkung 63 und 66 an- aerubrten Werke, 72) Forbes, Oriental. Memoirs, 3, 181. 73) Malten’s Bibliothef d. Weltfunde, Jabra. 1532, nach Doring, Die Königin der Blumen, S. 526. Jh babe in diefem Jabraang nichts von Omar md feiner Abwarchung des Tempelfelfens finden konnen. Ueber Soliman. F. A. v. Chateaubriand, Itineraire de Paris A Jerusalem etc., Paris, 1811, Tom. II, PI2IT: 74) I.R. Joliffs, Reife in BPaläftina, Syrien und Aeappten, 2ER ojenmüller, Leipzig, 1821, ©. 38, nah Düring, a. a. d,., 278 Das Moraenland. 75) Bibliothek d. neueft. Welt, von Malten Neue Folge, Bd. 3, Thl. 7, Marau, 1832, ©. 78. 76) So faatz. B.Volz, Beiträge z. Rulturgefhiüchte, ©. 496. 77) So faat 3.0. Hammer, Geh. d. jehön. Redefünfte Perjiense, ©. 375, Anm. 1. Im den Lettres of the B.H. Lady M—y W-y M-e (Montague) written during her travels in Europe, Asia and Africa, Berlin, 17S1, tennte ich nichts deraleichen finden. 78) 3.0. Sammer, Geh. d. fchön. Nedefünfte Perfiens, ©. 375, Anm. 1; Goethe, Wertöftlicher Divan, Noten dazu: Blumen und Zeichenwechfel. 79) Ich fand diefe Notiz in irgend einem Buche, aber ohne genauere Nachweilung Vs Mo, in den obenerwähnten Briefen finde ich nichts davon. Sedjfter Abfdinitt. DIE Neuzeit De Br 7 Fr | u ae EIN ep SC, N ST. Bilder habe ich vor meinen Yejern entrollt, die, obwohl fie ven- >) jelben Gegenjtand behandeln, doch in Auffaffung, Compofitien und Tarbengebung jich wejentlich unterjcheiden. Ich muß jest zum Schluß ein jechites daneben ftellen , welches denjelben Gegenstand in der Neuzeit behan- delt. Es ijt die Zeit einer durchaus anderen Weltanfchauung, die jich all- mälig entwicelt und nod) feineswegs vollftändig fich vargelebt hat unt va- her jchwer zur erfaffen und zu verjtehen ijt, won der wir aber Doch jagen fönnen, vap ihr vie nächjte Zukunft, d. b. die nächften Jahrhunderte gebö- ven werten. Wenn Sranfreich damit zır prahlen liebt, vak es an ver Spite der Civilifation jtehe, jo Fünnen wir ihm das ruhig gönnen. Die Cirili jation, die fie meinen, tft die durch den großen Schaufpieler Yunvwig XIV. begründete, vie die Jpirituelle Phrafe an die Stelle wifienfchaftlichen Exnites, ven Firnig joctaler Formen an die Stelle fittlicher Gedtegenheit, die fomd- diantenhafte Eitelfeit an die Stelle ehrenhaften Männerftolzes fette. Wir dürfen es als Schmeichelei aufnehmen, wenn fie ung diefe Civilifatton ab- jprechen. Die Germanen mußten fich erjt aneignen, was die Alten in treuer Geiftesarbeit erworben hatten, dann mußten fie in harten Kämpfen ihre Durch romanische Intriguen hevbeigeführte und unterhaltene Zeriplitte- rung überwinden. Es ift gejchehen , umd wie es jcheint, wird die geeinigte Kraft auch die Geifter von dem Drudf des blöden vontanifchen Autoritäts- glaubens befreien. E83 hat Vieles zufammengewirft, um diefe neue Zeit heraufzuführen. Die Wiedergewinnung der griechijch - römischen Erbichaft verdanfen wir ver Arbeit und dem Drud ver Muhammeraner in Spanien um im Drient. Die Erweiterung unjerer Anjchauung auf ver Erde wurte vie nicht beabjichtigte Frucht der romanischen, von Golrgier und blödfinnigen Die Neuzeit und ihr Wefen. 282 Die Neuzeit. Nanatismus geführten Naubzüge nach der neuen Welt. Für beides brau- chen wir nicht zu danken, weil man ven wahren Gewinn daraus nicht fannte und nicht geben wollte. Alles andre jonjt wahrhaft Körternde ift die eigene bewußte That ver Germanen. Zuerit die Grumdlegung ver exacten Na- turwilfenichaften in der Aftvonomie durch Kopernifus, Kepler und Kemwton. Dann die Ermöglichung allgemeiner Getjtesbildung durch Er- findung der Buchdruderfunft und die Aufhebung ver blos phofifchen Ueber- legenheit durch Entvedung des Schtegpulvers. Die Reformation, mag man num den daraus hervorgegangenen religiöfen Gewinn hoch oder niedrig an- ichlagen , brach doch jedenfalls die Keffeln, in welche vomanijche Getftes- despotie die Geifter gefchlagen hatte. Shafejpeare, Övethbe md Schil- (er erlöften ung aus der Nohheit und Gejchnadlofigfeit des Mittelalters und gaben unjrer äÄfthetiichen Bildung neue Grundlagen. Und endlich wiejen Hume, Yeibnig und Kant ven befreiten Geiftern die Bahn zur richtigen Selbjterbauung. Das find die wejentlichen Wiomente, virch welche eine ganz neue Weltanfchauung vorbereitet und herbeigeführt wurte, die jich nach und nach die ganze gebildete Menjchheit unterwerfen wird, und dag Alles ijt nur durch die germanischen Völker geleistet worden, ohne daß fie dabei die Gediegenheit ihres Charakters aufgeopfert hätten. Jene einzelnen Momente find aber feineswegs gleichzeitig eingetreten, haben nicht gleichzeitig gewirkt, jeder einzelme trat für fich auf, ging vor und verirrte fich auch wohl, von anderen Kräften ungehindert und unbe- ichränft, in Einfeitigfeit. Solche Einfeitigfeiten finden fich noch jeßt. Da- ber ijt die Entwiclung nur eine langjame und immer oscillivende gewejen. Salt 400 Jahre dürfen wir diefem ganzen Umbildungsprocefje windteiven. Einzelne Bewegungen reichen weiter zurüc, andere beginnen evft viel fpäter in die Erjcheinung zur treten. Kür Vieles fonnte man, als es zuterft fich gel- tend machen wollte, noch fein Berjtändnig haben, und erjt von unferım gegen- wärtigen Standpunft aus, wo fich alle vie einzelnen Fäden zum Kleide der Zufunft zu verweben beginnen, fünnen wir auch manche jelbjt unjcheinbare Anfänge würdigen. Das Charafteriftiiche für die Neuzeit tjt einerjeits, daß Das Auge des Menjchen rund um die ganze Erde geführt wird, daß die Menfchen ver alten Welt mit Völfern in nähere Berührung fommen, von teren Erijtenz fie Die Neuzeit. 383 früher nicht einmal eine Ahnung hatten, und andrerfeits, daß die jtrengen Schranfen, welche früher die einzelnen Nationen meift feindlich von einander trennten, nach und nach, wie die chinefiiche Mauer, fallen und zerbrödeln, dar jie in engeren friedlichen Verkehr mit einander treten, ja jelbit zu großen gemeinjamen frierlichen Unternehmungen jich verbünden. Und viefer leben- digere Verkehr bringt auch die Geijter einanter näher zum lebendigen Aus- taufch der in. der Stille erarbeiteten Getanfen. Invem man aber jieht, wie auch unter ganz anderen Formen als Die eignen durch jchroffe Abjchliegung früher gefchütsten, Menichen auf vem Wege zu ven höchiten Zielen ver Dienichheit ihren Fortichritt verfolgen fünnen, fällt im Gaben und Em- pfangen gar manche alte Berfehrtheit, die man früher als wejentlich fejt- hielt, jetst aber als mehr oder weniger gleichgültige Nebenjache auffajjen (ernt, mancher Jrrweg wird verlaffen, den man früher für eine Haupt: itraße anfah. Aberglaube und Miyjtif Schwinten mehr und mehr vor dem immer allgemeiner fich verbreitenven Yichte ter Aufklärung. Aber bei alledem bleibt die Nofe Symbol der Schönheit für alle Kurltur- völfer, ja jie nimmt jogar eine immer mehr vominirente Stellung ein. Die genauere Ducchforihung ver Schon früher befannten Yänver, die neuen Entvefungen in den früher ver alten Welt verborgen gebliebenen Erdtheilen führt ung eine fajt unabjehbare Meenge neuer Erwerbungen auch aus dem Pflanzenreich zu; darunter find viele durch Form, Farbe und Duft fich auszeichnende Blumen, aber feine vermag die Nofe zu verdrängen, fie nehmen höchjtens eine bejcheivene Stellung neben ihr ein. Noch heute gilt der Spruch des alten Pflanzenfreunves: „Es ijt fein Gärtchen jo klein, daß nicht eine Rofe darin zu finden jei“, und die größeren Parkanlagen jchmücken jih mit immer bewunderungswürdigerem Reichtum von Nofen in allen Sarben und Formen und ver verichiedenften Art ter Anortnung. Wo wäre ein Dichter zu finden, ver ihrer nicht gerächte, wo ein Set, im deijen Kränze fie nicht als die jchönfte Perle eingeflochten würde? Aber vie Rofe jelbjt ijt auch durch die Neuzeit eine andere geworden, durch die Kultur auf eine höhere Stufe ver Erjcheinung gehoben. Neue, früher unbekannte Arten jind aus fernen Yäntern zufammengefommen, und die Kreuzung hat wunder: bare ganz unerwartete, durch Bau, Farbe over Geruch fich auszeichnende Arten entjtehen laffen. Wenn auch die reine und vollfommene Gentifolte Die Roje der Neuzeit, Bartenbau a Der 2s4 Die Neuzeit. noch immer unübertvoffen bleibt, jo haben fich doch ebenbürtige Schweitern ihr an die Seite geftellt, und unfere Nemontanten, unjere Mionatsrofen leiften mehr als die früher jo gepriefenen zweimal blühenden Nojen von Päftum. Hoffnung auf Gewinn md Yırft am Schönen haben ihre Kraft aufgeboten, um der Natım immer neue md bevrlichere Oaben abzuloeen. In Bezug auf die Nofe wird für die Neuzeit ein Verhältniß entjcheivend, welches dem Alterthum unbekannt war und fich allmälig jeit Ente ves Niit- telalters entwicelte, jetzt aber zu einem außerorventlichen Umfang und zu bedeutender Wichtigkeit gediehen ift. Ich fnüpfe daflv an eine im vierten Abjehnitt Schon begonnene Mittheilung an, nämlich an vie Gejchichte ver Härten. Dabei muß ich mim gleich bemerfen, daß alle Bücher über die Ge- ichichte res Sartenbanes, die mir zu Geficht gefommen , höchit mangelhaft jind. Ueber vie Huuptitile des Sartenbanes findet man wohl Andentungen, aber ohne Ausführungen. ) So läßt fich wohl nachweisen, daß ter fran- söfifche Stil von ven Römern ftanmmt, was nicht ohne ethnologische Be- ventung ift. Die Römer erweiterten auf vem Yande ihr Haus, umd die Einrichtung des Haufes war Vorbild für den Garten. Wir haben eigentlich nur im den Briefen des jüngeren Plimins eimgehendere Nachrichten iiber ven Plan jolcher Gärten. 2) Hier fonmen Gänge von gejchorenen Bäumen, Buchsbaumbeden, die Thiergeftalten, ven Namenszug des Eigentblimers it. vergl. bilden, wor. Am auffallendften in vem gegebenen Klıma it, raR Plinius in ver Bejchreibuung feiner Gärten mit ver größten Befriedigung gerade die Partien vühmt, Die Sonnenlicht md Sonnenwärme gewähren. Als zur Zeit der Renaiffance eine unverjtandene Verehrung der Alten zur oft jelawischen Nachahmıumg verjelben in Italien führte, legten vie „Prin- cipe's“ ihre Gärten auch nach ver (übertriebenen) Auffaffung des Plinius an. Diefe Vorbilder wurten von den Sranzojen nachgeahmt und von Ye Notre endlich auf die geiftlofefte Spitze getrieben, welche mr im vem Wirerfpriich gegen die Natur die Kunftleiftung erkennen wollte. Dagegen machte jich denn fpäter ver englifche Stil geltend. Schon im Beginn tes jechszebnten Jahrhunderts hatte fich durch Die Berichte won Neifenvden md Miffionären die Kenntnig ver hinefischen Gärten in Europa verbreitet. Diefe, die die Natur oft mit einiger Karifatur , wenigftens Kleinlichfeit nachbabmten, Tchloffen fih doch an die Natıv an md bei ven Bornebmeren Die Neuzeit. 285 auch die Natur in ven Garten ein. Der größte Parf, von tem die Ger ihichte (orer Sage?) zu erzählen weiß, war der des Stuifers Utt (197 vor Shr.), des Stifters ver Dynajftie Han; derjelbe hatte einen Umfang von 50 Stunden. 3 Diefe Anfchauungen wirkten nun auf den Gejchmad der Englänver. *) Zuerjt war es ver Kanzler Francis Bacon, der im jeinem Yovum Drganon und in feinen ethiichen und politifchen Abhandlungen 1644) ver bis vahin auch in England herrichenden Gejchniadlofigfeit des jranzöfischen Gartenjtils entgegentrat. Aber erft Addifon und Pope drangen mit. ihren theils evnjten theils fatirischen Abhantlungen, " Tomte mit ihrem Beispiel, indem fie ihre eignen Gärten nach edlerem Gejchmiad anlegten, vurch. Ihnen folgten die Gärtner Bridvgemann ımv Kent. eben vdiefen, worzugsweife die Gärten einiger Reichen bevührenden Entwiclungen geht ein anderes VBerhältniß her, welches tief in die Gewerbs- verhältniffe eingreift und won feinem der Gartenfchriftiteller auch mim er- wähnt wird, nämlich die Entftehung ver Hantelsgärten. Der Menich ift von der Natur wenigjteng theilweife auf vegetabilische Nahrung angewiejen. Diefe wird er fich anfänglich jammeln, dann jelbjt erziehen. Wenn fich auf gegebenem Areal vie Zahl der Dienfchen vergrößert, io tritt unvermeidlich Das Gefets dev Arbeitstheilung in fein echt ein, umd eine bejtinmte Menfchengruppe wird fich vorzugsweife dev Produktion ver für den menschlichen Haushalt wünjchenswerthen Vegetabilien und vegeta- bilischen Stoffe widmen. Das trifft zuerjt die nothiwendigen, ver Nahrung und Kleivung dienenden Produkte. Dann aber kommt auch der Wunfch, Das Yeben zu jhmücden, zur Geltung, und man fängt an, Blumen zu ziehen, um fie zu Sträußen und Kränzen in ven Berfehr zu bringen. Diejes Ber- hältnig finden wir jchen früh bei den Griechen, wo es jehon im fünften Jahrhundert vor Chr. eine Zunft von Kranzhändlerinnen mp Kranzflechte- rinnen gab. Das ijt zwar der Keim zu weiteren Entwiclungen, aber von dem, was wir jett Handelsgärten nennen, doch noch weit entfernt. Dev wejentliche Unterjchied bejteht tarin, daß jene nur ven Ernteertvag an ven Markt bringen, dieje aber die Ertrag liefernden Pflanzen jelbjt. Noch im Anfang unjeres Jahrhunderts famen Beijpiele vor, daß man jeltene, chöne, Alfo auch bier wieder Ummatur bei don Nomanen, Gefühl für das Schöne, Gefchmak an der Natur bei den Germanen. Die Handeld- arten. 256 Die Neuzeit. mit Eiferfucht von Privatbefigern gehütete Pflanzen jih Tiurch Bejtechung von Öartenarbeitern verjchaffte, weil fie nicht auf anderem Wege zu erhalten waren. Detst ijt diefer Schleichweg überflüffig. Als ver Oartenbau in Eu- vopa auffam, war e8 anfänglich Gebrauch, den Gärten, veven Bejiger man fannte, die Pflanzen, vie fie wünfchten, unentgeltlich mitzutheilen, wie noch jetst vie botanifchen Gärten die gewünjchten Sämereien unentgeltlich gegenfeitig fich zujenven. Allmälig benugten Sürjten ihre Oejanzten umd reiche Yente auf ihre Koften veifende Gärtner, um aus anderen Kindern fich neue Pflanzen fommen zu laffen. Entlich, bet immer mehr jteigentem Wohl- gefallen an Ziergärten, fingen auch einzelne Gartenbefiger orer Gärtner in fürftlichen Gärten an, mit ihrem Ueberfluß Yantel zu treiben. Die evften Gärtner , die ich als jolche genannt gefunden habe, fommen erft im jieben- zehnten Sahrhunvert wor, jcheinen aber vamals jchen häufig gewejen zu fein. So erjcheinen die beiven Gärtner Heinrichs IV. von Srankreih: Jean und BespafianKobin auch als Kaufleute, die mit Blumen und Samen einen ausgebreiteten Handel treiben. Dafjelbe giltvonEmanuelSweert, dem Gärtner des Kaifers Rudolph II. Schon im Jahr 1561 fintet fich ein italienischer Gemüfegärtner in Augsburg genannt. Im Jahr 1660 gab ein Handelsgärtner bereits ein Preisverzeichniß feiner Waaren heraus, wo- rin er Tulpenzwiebeln zu 15 fl., Hhacnthen me Nareiffen zu 4 fl. aus- bot.5) Schon diefe Männer benugten vie Verbindungen, die tie Stellung ihrer Herren ihnen gewährte, um aus allen Gegenden dev Erre Pflanzen kommen zu laffen, wenn ihr Anbau ivgenp einen Erfolg veriprah. So wie die Berürfniffe wachjen, vermehren fich aber auch nach einem natürlichen Sejetz der Nationalöfonomie die Mittel zu ihrer Befrierigung. Wie fich ver allgemeine Wohljtanz vergrößerte, wie fich der jchöne Yuzus der Yuft= umd Blumengärten von ven Fürften zu den Neichen und Wohlhabenden aus- vehnte, vermehrten fich auch die Hanvelsgärtner, vie ihren Beruf darin fanden, Bäume, Blumen un? Sämereien in großem Meapftabe zu fultt- viren und an die Gartenliebhaber zu verkaufen. Das Gefchäft wurte nach und nach ein glänzendes, und zur Verbreitung und oft auch zur Entredung ausläntischer Gewächje haben vie großen Hanvelsgärtner vurch ihre Neifen- ven gewiß eben jo viel, wenn nicht mehr, beigetragen, als die wiljenjchaft- lichen Expeditionen. Man erinnere fi mr an die großen Öartenetabliffe- Die Neuzeit. 257 ments von Yawjon &jon in Evinburg, von Xoddiges in Hafney beiYondon, vonvandoutte in®ent, vonJohn Booth in Slott- bed bei Hamburg und ähnlicher mehr. Die gejteigerte Kultur in gut ' porbereitetem Boden, die auch unbeabjichtigt durch Injeften bei nahe bei- jammenftehenven Pflanzen herbeigeführten Kreuzungen, führten aber auch ganz von jelbjt Form - und Sarbenveränderungen an ven Gewächfen herbei, an venen die Yiebhaberei Gefallen fand und deren Erzeugung dann Aufgabe der Gärtnerei wurde. Freilih muß man gejtehen, vaß bei ver gänzlichen Unwifjenjchaftlichfeit ver Gärtner, die wenig mehr verjtanden als Graben, Sien und Gäten, ®) die Hervorrufung neuer Spielarten lange Zeit nur vom Zufall abhing und auch jest noch zum Theil auf unverjtandenem Umber- tappen beruht. Alles diejes kam natürlich auch ven Rofen zu Gute, und wenn wir jelbit noch gegen Ente des Mittelalters jogar in großen Görten faum ein halbes Daten? Rojenarten genannt finden, werten uns jest Preisverzeichniffe von Hanvelsgärten zugejfenvet, vie Taujende verjchiedener Nofenarten auf- zählen. ?) Diejes VBerbältniß fordert nım eine ausführlichere Auseinanderjegung zu feinem Berftänenig. Daß die Kenntniß fremder Welttheile, die genauere Durchforiehung Tchon länger befannter Theile ver alten Welt uns viele neue Formen ver Koje zugeführt hat, tft gewiß, aber die Zahl ver von ver Nta- tur freiwillig hervorgebrachten NRojenarten tft doch ganz unverhältnigmäßig Hein gegen vie fajt unerichöpfliche Meannigfaltigfeit ver Gejtalten, vie uns in ven Rojengärten entgegentreten. Hier wäre es num jehr wünjchenswerth, zunächit einmal die unabhängig vom Kultureinfluß auf der Erde vorhan:- denen Nojenarten fennen zu lernen. Es umfaßt Das zwei Aufgaben, vie beive gegenwärtig nicht zu löfen find. Das eine ift die fyftematifche Aı- ordnung und Charakterifirung der Rojen, das andere die geographiiche Ver: theilung verjelben. Was zunähft die Syitematif der Nofen betrifft, jo wollen wir nur gleih an Darwin erinnern, jeit veffen einflußreichen Arbeiten der Art- begriff in der Natur eine jo ganz anvere Bereutung erhalten bat. Wir fehen jest ein, daß die Arten nichts Feititehentes, Gegebenes, jondern etwas Sliegenves find, ftetige Reiben fich aus einanter in der Zeit hervorbildenver Spielarten der Rofen. Snitcmatif der Rosen. 288 Die Neuzeit. Normen, die man mm für einen gegebenen Zeitpunkt als firivt annehmen und nach Zwechmäßigfeitsvegeln anordnen fan. Hier ift es denn zumächft vein zufällig, wie viele und welche Kormen jich aus der ganzen ftetigen Keihe für den gegebenen Zeitpunft erhalten haben. Wir müßten erit Durch jehr umfafjende Kenmtnig für die gerade in Frage kommende Oruppe von Organismen, aljo hier für die Noje, das Gejet ver Entwiclung gefunden haben, um jeder einzelnen Korm ihre richtige Stellung int VBerhältnig zu ven andern amwerjen zu Eönnen. Mean venfe jich nur alle gleichzeitig vor- handenen und umnterjcheivbaren Formen als Glieder einer großen Familie. sn einem Zweige find alle Enfel allev Kinver vorhanden, in einem anderen nur die Kinder zweier Enfel, während jchon einige Väter finderlos gejtor- ben waren , in einem dritten Zweige haben wir die Enfel eines Bruders des Sroßvaters, in einem vierten die Enfel eines VBetters des Großvaters, dazu fommen denn endlich auch einige noch lebende Väter, Oheime und Groß- eltern ; daR alle diefe Individuen nicht ala gleichberechtigt und gleich nahe Verwandte neben einander gejtellt werden dürfen, verjteht fich von jelbft. Das aber thun wir, wenn wir nach alter Weife viele Pflanzenarten neben einander jtellen, als ob fie alle zu derjelben Generation gehörten und in gleichem Grade verwandt jeien. Allerdings nähern wir uns der Wahrheit, wenn wir nach der größeren over geringeren Kamilienähnlichfeit die Arten in bejtimmte Gruppen theilen und diefe wierer unter einander nach der Fu- miltenphyftognomie zufammenorpnen. Es bedarf wohl auch feiner langen Ausermanderjegung, um begreiflich zu machen, vaß zu einer möglichjten Vollfommenheit einer jolchen Ansronung vie Kenntmiß aller over doch nög- Lichjt vieler jolcher Formen gehört. Wir fünnen fonft in den Fall fommen, zwer Formen als weit und jcharf gejchteren anzufehen, nur weil uns bie verbindenden Mittelgliever und Uebergänge unbefannt geblieben find. Die vollftändige Kenntniß aller Kormen ijt num zur Zeit wegen dev unzuläng- ichen und ungleichförmigen Erforichung unferer Erde eine Unmöglichkeit, aber eine Keuntniß aller der beveits aufgefundenen Kormen müffen wir von dem verlangen, der es unternimmt, die Rojen jyjtematiich anzırordnen. So verlangte chen Yinne, daß man alle befannten Arten einer Gattung fennen müffe, ehe man eine neue aufftelle, und die Bernachläffigung diefer Kegel hat eine unfägliche Verwirrung in die fuftematische Botanik gebracht ; Die Neuzeit. 289 die Befriedigung der elenven Eitelfeit, eine neue Pflanze entvect zu haben, dat viele Botaniker verführt, neue Arten in den Tag hineim aufzıritellen, wodurch dem nachfolgenden gewifjenhafteren Arbeiter nur die Mühe er- wächit, fie aus dem Syftem wieder auszumerzen. So hat man 3. B. aus den fünf in Deutjchland vorhandenen Eifenhutarten (Aconitum) 70 ge- macht. Und jo wird der Botanifer verurtheilt, wenn er orientirt jein will, taufende völlig nichtsfagende Namen mit fich herumzufchleppen. Die Stymo- nymif it das Krebsgefhwür der Wiffenjchaft, an dem fie zu Grumde geht, wenn es nicht gelingt, dafjelbe vadical auszufchneiven. Das Gefagte findet mım auch feine Anwendung auf die Rofe und auf diefe mehr, als auf viele andere Pflanzen. Schon Sinne mit feinem fchar: fen Bliek und eminenten Naturtakt jagte von ver Roje: „Die Arten der Rofe jind Sehr schwer zu unterfcheiden und zur charafterifiven. Es fcheint mir fait, daß die Natur hiev mehrere Arten mit einander vermischt habe, oder jpielend aus einer Art mehrere gemacht habe; vaher fommt es, daß der, welcher nur wenige gejehen hat, viejelben leichter unterjcheivet als der, welcher viele gejehen hat.“°) Hier fpricht Yinne jchon eine Ahnung des Darmin'ichen Gejetes aus, und in ver That fcheint die Aofe vor allem dazu geeignet, ein Berjpiel für daffelbe zu werden. Wir fennen kaum eine Pflanze, bet der die Beränverlichkeit einen folchen Grad erreicht. Das beweijen uns die zahlret- chen nur von dev Kultur hervorgebrachten Spielarten, das beweilen die jo zahlveichen Formen ver in Deutjchland wild wachjenden Nojen, worurch die Bertheilung verjelben in bejtimmte Arten im höchften Grave umficher wird ;”) das beweilen envlich die bejtimmten Verficherungen großer und ge- willenhafter Kultivateurs, daß fie aus dem Samen einer Pflanze ganz ver- jchiedene Arten erzogen haben .!%) Wenn wir jehen, daß die größten Bota- nifer ohne Ausnahme in der Zahl der von ihnen angenommenen Arten ab- weichen und denjelben immer eine ganz verjchiedene Zah verjchiedener Syn- onyme N) unterordnen, jo wird es uns troß aller Proteftationen der über: febten Yinne’schen Botanik flar, daß in diejen Arbeiten feine Wifjenjchaft, fondern eine eitle Spielerei mit jubjeftiven Yiebhabereien fich darjtellt und daß wir wahre Wiffenfchaft in diefer Beziehung erjt von der Zukunft zu er warten haben. !?) Nehmen wir eine einzige, längjt befannte Art aus der Menge der Rojen ZueRe Mar ( Schleiden, Die Rote. 19 290 Die Neuzeit. vor, 3. B. die Eentifolie, jo finden wir, daß Yinne 1753 und 1762, Schfuhr 1796 und Willdenow 1797 feine Synonyme für die Pflanze fennen. Aber Yindley 1820 führt jchon 10 Synonyme auf, Decan- dolle 1825: 22; Wallroth 1825 macht aus ver Ejjigrofe, Provinsrofe und Gentifolie eine einzige Art, die ev Zwergroje (R. chamaerrhodon) nennt, Sprengel 1828 hat 5 Synonyme; Yin 1831 nur 2; Steudel 1841 wieder 20, Will. Paulumd W. Döll 1855: 9. Was folgt dar- ans? Dar die Botaniker nach hundertjährigem Forichen no nicht wiffen, was eine Gentifolte ift und welche Pflanze jie mit dem Namen bezeichnen joffen. 13) Der Gewinn, den auf diefe Weije die Rofe von ver Wiffenschaft gezogen bat, ift wahrlich nicht groß. ne Diefe kritifchen Bemerkungen fonnte ich nicht umgehen, weil fie allein nich vechtfertigen, wenn ich in gewilfer Beziehung nicht über Yindley hin- ausgebe. Außer Wallroth ') ft Yinpley ver legte, welcher die Gattung Rosa volljtändig und aus einem Guffe bearbeitet hat, und das ijt durchaus nothwendig, wenn eine jolche Arbeit allgemeineren Anjchauungen zu Grunde gelegt werden foll. Die Arten, wie fie von Späteren angenommen werden, jind näntlich nicht gleichartig, nicht nach einem umd demjelben Princip auf: geftellt, fünnen daher als gleichwerthige lieder nicht benugt werden. Das giebt fich gleich zu erfennen, wenn wir einen näheren Blid auf die geogra- phifche VBertheilung ver Rojen werfen. Yindley erkennt in jeiner Arbeit 78 Nofenarten an, denen ev noch 24 zweifelhafte Arten beifügt. Ste finten jich alle auf der nörplichen Halbfugel und zwar zwijchen dem 20° und TOON. Br. Bon diefer Negel giebt es nur drei Ausnahmen, nämlich vie Monte- zuma-Rojfe Humboldt's in Mexico, vie Yundsrojeund Zimmet- rofe in Sinnmarfen und die abeffinifche Rofe von Rob. Brown. Die erjte Ausnahme ift nur jcheinbar, denn die Noje wächjt zwar unter dem III N. Br., aber in einer Höhe von 1460 Toijen (am Uerro ventoso), was hinfichtlich der Elimatifchen Verhältniffe einer Breite von 2II!N. Br. entipricht. Die Angabe ver einfachen Breite tft eigentlich bei pflanzengeogra- phiichen Beftimmungen ohne Bereutung, und bet weiten richtiger wäre 68, die Sfothermen anzugeben, zwijchen denen oder auf denen eine gewilje Pflanze vorfommt. So würden wir ftatt der oben angegebenen Breite für die Rofe die Mat - Sfothernen von OI—24N. Br. als die der wirklichen Die Neuzeit, 291 Berbreitung am nächlten fommenden Grenzen annehmen fünnen. Dadurch wird denn auch die zweite Ausnahme aufgehoben, da die Sothernte gerade im nördlihen Skandinavien in einer auffallenden Biegung gegen ven Pol zu aufiteigt und jo Sinnmarfen einschließt. Es bleibt alfo nur noch die abejjinifche Rofe als Ausnahme übrig, die angeblich unter IN. Br. wachjen joll, von der wir aber fonjt zu wenig wiljen, um die Anomalie auf- zuflären. Die nördlichjte Grenze der Rojen wird durch die folgenden Vor- fommmijje bezeichnet, Daß die Hunds- und Zimmetrojenin Finn- marken bis über TOIN. Dr. vorkommen, ift jchon erwähnt. Die Zimmet- rose findet fich auch auf ver Halbinjel Kola; die Gmelin’sche Noje (R. acicularıs Lindl.) wirrde im nördlichen Ural am Jentfei und an ver Lena in der Boganıda gefunden. In Amerifa geht vie Rosa blan- da Ait. anı weiteften nach Norden, ihre Bolargrenze ift nah Ribardjon am Bärenfee zwiichen dem 67° und 68 N. Br.”) Die zweite der in Norvamerikfa hoch hinaufgehenden Nofen, diecarolinifche, ift nicht nörr- licher als aus Canada befannt.> Die Rojenarten vertheilen fich nach Yinpley in folgender Werje auf die vier Welttheile, in denen fie vorkommen. In Ajien fommen 39 Arten vor, darunter 5, die es mit Europa gemein hat. Die 15 hinejijchen und Aindifchen Arten weichen von den übrigen, mit denen zwei Arten ven Uebergang vermitteln, in ihrer Erjcheinung ab. Europa bejitt 25 Ar- ten, von denen 5/, zwiichen ven 40% und 500 N. Br. einheimijch find. England hat 10, Dinemarf 7, Holland 13, das ganze Südeuro- pa aber nur 4 Arten. Ebenjoviele befittt auch Afrika und darımter 2, die vemjelben eigenthümlich find. Amerika endlich bringt 14 Nojen hervor, von denen zwei den europätjchen Arten gleichen, während eine dritte von einer der chinefischen Rojen faum zu unterjcheiden tft. Die größte Verbreitung von Norden nach Süden hat die pornige Roje (R. spinosissima L.), die ebenfo in ven Eiswülten Islands wie an den glühenven Küjten des Mittelmeers gedeiht; die größte Verbreitung von Djten nach Weiten zeigt vie Weinroje, diein Hochajtien und duch ganz Europa gefun- * MWenn Herr von Biedenfeld jeinen Lejern erzäblt, daß diefe Roje ausichlieh- lich zwifchen den 700 und T5ON. Br. vorfomme, fo fafelt er, wie ein umwilfender Schulbuke. 192 292 Die Neuzeit, den wird und nach ihrer Einführung im Nordamerifa jich auch dort jehr ichnell einheimisch gemacht hat. Die weitejte Verbreitung überhaupt hat vie Hundsrofe, jte findet jih in Europa, im nördlichen Aften allge: mein und dann in Aegypten und Teneriffa. Nach Decandolle und Walpers! waren bis zur Mitte des neunzehnten Sahrhunverts 115 ges nügend befannte, 55 ungenügend befannte Arten bejchrieben. Nach ven da- bei gemachten, freilich jehv ungemügenven Angaben famen 55 Arten auf Europa, 55 Arten auf Ajien, 3 auf Afrifa und 35 auf Amerifa. Sp etiwas verurtheilt jich von felbit. In dem fchon früher jo genau purcchforich- ten Europa fünnen jeit Yindley feine 30 neue Arten entvect fein. Kür dag nee früher weniger befannte Aften wäre der Zuwachs fchon möglich. Aus Afrika tft jeit Yindley feine Art verfchwunden, md die Vermehrung ver amerifanijchen Arten in der angegebenen Weife ift wenigitens im höchiten Grave zweifelhaft. Weder Decandolle noh Walpers haben die Rojen einer neuen, vollitändigen Bearbeitung unterzogen und nur oft ziemlich un- fritiich von Anderen das aufgenommen, was als neue Art bejchrieben war. Unter ven amerifaniichen Arten find 14 von Nofinesyue aufgejtellte, ver als leichtfertiger Artenmacher befannt tft. Wir werden daher wohl annehmen dürfen, daß bei einer neuen Bearbeitung ver Rojengattung fich die Berhält- niffe der Yıindley schen Zahlen wenig, am meijten vielleicht zu Gumnjten Aliens und etwas zu Gunjten Amerifa’s ändern werden. RN Eine neue Bearbeitung dev Noje wird aber mit jedem Jahre fchwieriger, ER perl die uriprünglichen, won der Kurltuv nicht abgeänderten Arten mehr und mehr aus unferen Gärten verichwinden, jo daß e8 immer jchtwieriger wird, ohne bedeutende Reifen eine größere Anzahl von Rojen lebend zu beobachten. Die Neuzeit hat fich aus den Erzeugniffen fremder Yänder zwar das Beite angeeignet und in die Gärten verpflanzt, hier aber auch gleich benutzt, um neue Kormen und Karben zu erzielen, Yerver find jene Erwerbniffe nur jehr unvollftändig aufgezeichnet. 17, Zunächit gebe ich eine Ueberjicht der Ein- führung fremder Nojen, joweit es bei ven unzulänglichen Akten thunlich ift. Eine ver Älteften Erwerbungen ijt die Damascenerrofe. Nah Mo- nardes ift dieje Nofe etwa 1535 von Damascıs, wo fie fultivirt vor- fomme, nah Spanien gebracht. Dietrich erzählt, fie fer 1100 durch die Kreuzzüge nah Eirropa gefommen, vergißt aber anzırgeben, woher er das Die Neuzeit. 393 weiß; 1573 wurde die Roje in England eingeführt, wie Einige behaupten aus Syrien, nach Yinacre aus Italten.!S) Im Jahre 1596 wurde die im fünlihen Deutfhlann und Sranfreich einheimifche gelbe (Gapuzi- ner=-) Rofe (R. lutea Willd.) nah England eingeführt und in Kultur ge- nommen. In vemjelben Jahre verbreitete jich vie im nördlichen Afrifa und im füdlichjten Europa einheimische Weofch usrofe (R. moschata Mill) nach Norden und befonvers nach England.!” Im Iahr 1622 jendete Sir Hen- vy Wotton eine gefüllte gelbe Noje von ungewöhnlicher Art, die von Mai bis Weihnachten blühen follte, von Benedig aus an den Grafen von Hol- verneh. Es ift die fchöne, aber mu jelten zur VBollfommenheit gelangente Rosa sulphurea Ait. Andere nehmen an, daß fie aus Perfien ftunme um zuerit aus Konftantinopel gefonmen jei, wie Cluftus angtebt. Ge- wiß tft, daß ihr Vaterland zur Zeit noch unbekannt, daß fie mm gefüllt vor- fommt und durchaus Feine Neigung bat, Spielarten zu erzeugen. Das Eremplar, nach vem Syrenhbam Edwards jene Abbildung für das Botanical Regifter anfertigte, fam aus Oxrfordfhire und war fo vollfommen entwicelt, daß eine Knospe davon, welche eine Dame mit ins Theater nahm, während der Vorjtellung an ihrer Bruft aufblühte. 2 1735 wurde von einem Gärtner in einem Gebirgswald bei Dijon eine un- befannte Roje gefunden, die jich bald verbreitete und allgemein beliebt wurde. E8 ift das Bompon-, Burgunder- oder Dijonröshen * angeblich eine Abart der Gentifolie.2!, 1795 wıurte die Rosa bracteata Wendl. von Lord Macartney aus China herübergejendet. Das Jahr 1789 war fehr wichtig für die Rojenfultur, denn unter dem Namen bengaliihbe Roje famen zwei intereffante Rojen, die hochrothe Chinejer-NRofe (Rosa sem- perflorens Curt.) und die blakrothe Chinejer- over gemeine Monats- rofe R. indicaL. von China aus in die euvopätfchen Gärten. Nach An- vern fam die erjte Chinefer-NRofe 1780 durch Ker ausKanton nach Kemw, wurde aber wenig beachtet und fam 1800 nach Paris, wo fie zır- erit Gegenftant eingehender Kultır wurte. 1802 foll vie R. semperflorens aus Indien nah Paris gefommen fein. 1804 wurte die fehöne R. *, Sch alaube, es tt Diefe Roje, die in Freiburg auf dem Markt den Namen „Rotteferle” Führt, weil Rottec fie zuerit in Freiburg eingeführt haben fol. Berühmte Roiemaarten. 294 Die Neuzeit. multiflora Thunb. aus China much Siv George Stanton in Eng- [and eingeführt. Int Dahre 1507 wurde die reizende Banfsrofe (Rosa Banksiae R. Brown, undzwar die weiße, aus Indiennah@uropa ge bracht, der ihre gelbe Schwejter erit 1827 folgte. Im Sahre 1810 famı eine änperit Fleine zierliche Noje aus Mauritius nah England, die von Dip Yamrance zuerit abgebildet und von Sweet, der fie eingeführt, der Dame zu Ehren R. Lawranceana genannt wırde; ihr wahrfcheinliches Vaterland ıft China. Noch wichtiger als das Sahr 1789, vefjen Bereu- tung ohnehin zweifelhaft tft, wurde für unfern Gartenfchmud das Yahr 1810, venn in diefem Jahr fan auch noch die Theerofe (eine Spielart der R. indica) aus China nah England,2) ver 18242) noch von Cal- cutta aus diegelbe Theeroje folgte. 1817 wınve auf Bourbon eine neue Spielart ver R. indica von einem Herren Breon entdeckt, der 1819 Samen davon nah Paris jendete.2?) Endlich wırde noch 1830 vie brombeerblätterige Nofe IR. rubifolia Brown) aus Nordame- vifa umd 1835 die Fleinblätterige Nofe (R. microphylla Roxb.) aus dem Himalaja unjeren Gärten einverleibt. >, Das auf diefe Were zufammengebrachte Material fiel aber nicht in müßige Hände. Es waren die großen fürftlichen Yuftgärten, die aus Eitel- feit, und bejonders die Danvelsgärten, die aus Gewinnfucht Alles aufboten, um die erhaltenen fremdländiichen Gewächfe zu vermehren und durch den Ein- Fluß der Kultur in nee Formen überzuführen. Eine große Anzahl diefer Gärten ift allein Durch die Rofenzucht berühmt geworven. Bon ver Ent- wiehung der Gärten bis zum Beginn unjeres Jahrhunderts find ung nicht gar zıt viele Nachrichten aufbehalten. Bon jolchen insbejfondere, die fich durch Rofenzucht berühmt gemracht hätten, muß ich jchweigen, weil ich nichts tar- über gefunden habe. Die glänzende Periode ver Rofenzucht beginnt erft in der neuften Zeit, und es ift Sranfreich und feine Kaiferin Sofephine, die hier den Reigen führen. Diefelbe war eine leivenfchaftliche Verehrerin von Rojen und pflegte fie in ihrem Park zu Malmaijon unter der ein- jichtigen Yeitung von Dupont. Auf dem Parterre von Malmaifon ließ fie die Buchjtaben ihres Namens in einer Sammlung der jeltenjten NRofen darstellen. Ueberall ließ fie ihre Lieblinge jammeln. Ungeachtet des Kriegs mit England erhielt ihr Benollmächtigter Kennedy einen reipaß,. der Die Neuzeit. 295 ihm erlaubte, immer frei hin nnd her zu reifen und in England das Schönste und Neufte für feine Herrin zu erwerben. Eben jener Dupont be- gründete dann auch die jpäter befonders unter Hardy jo berühmt gewor- dene Rofenschule im Garten des Hötel Yuremburg, welche nie werfauft, jondern nur getaufcht hat. Enolich erwarb fich auch noch ver 1812 unter vem Grafen Xelieur in St. Cloud angelegte Rofengarten einen beveu- tenden Ruf. Das Beijpiel der Kaiferin vief natürlich allgemeine Nach- eiferung hervor. Descemet legte feine Rojenjchule zu St. Denis, Bi- bert 1815 in ver Nähe von Paris an; einige Jahre darauf verlegte ver letsteve jein Etabliffement nad) Angers. VBorzugsweiie winmete er jich der Anzucht von Sorten der franzöfiichen Rofe, der Gentifolte und befonders der Moosroje. 1850 übergab er ven eigentlichen Hanvelsgarten jeinem Gehül- fen Robert. Als Privatgarten hat fich befonters der des Herrn Desprez in Yebles einen guten Namen für Rofenzucht erworben. In England waren es nur Privatmänner, die ich durch Nofenkultur berühmt machten. Hauptfächlich ift es die Grafichaft Hertford, die darin alle anderen Gegenden übertrifft. Der ältejte Garten vafelbft ift wohl der von Mir. Sa- bine zu NortH-Mims, vann folgt der Yanvjig von Charles ©. Chauncey Esg. in Dane-end bi Munven unter der Leitung des Gärtners Milne. Etwa 1830 machte fih Miftrer Gaußen zu Broof- mans durch ihr Nofarium befannt. Endlich hat Broxbournebury, ver Yanzfis des George I. Bojanyuet Esg. den Auf der worzüglichiten Privatrofenfammlung in England. Jedem Nofenliebhaber wird das große Etablifjement in Cheshunt unter der Direktion des Herin William Paul längjt befannt fein. Auch die Rofenfammlungen ver großen Gärtner Yeein Hammerjmith und Yordigesin Hafney bei London dürfen nicht unerwähnt bleibend In Deutjchland erwarb fich früh chen vie Rojenfammlung des furfürtlichen Gartens in Kaffel die Aufmerkfamfeit ver Liebhaber. Be- fannt ift vie Rofenau bei Coburg, und 1820 wirde unter Friedrich Wilhelm IH. duch Fintelmann tas Rofarium auf ver Pfauen- injel bet Potsdam angelegt. Als Handelsgärten haben fich viele in Kojen ausgezeichnet. Ich nenne hier beifpielsweile die Gärten der Gebrüder Baumann in Bollweiler (Eljfaf), vie von Arnz und von van 296 Die Neuzeit. Bärlein Düffeldorf, von Deppe in Wigleben bei Charlotten- burg, von Herger in Köftrig bei Gera und von Rujchpler in Dresven. Auch in Italien wurde ver Garten zu Monza unter der Yeitung von 2. Billarefi gepriefen, und in Nußland zieht ver Graf Bobrinsfy etwa 2000 Rofenbäunmhen in jeinen Treibhäufern. 26) au Wer die wilden einfachen Normen ver Rojen gejehen hat und jie van mit den Produkten der neueren Kultur vergleicht, wer die einfache Damas- cenereXtoje in die „Madame Hardy“, vie Gentifolie in die „Unica“ und „Alice Xeroy“, die gemeine Effigrofe in ven „Öeneraldayue- minot“, die wilde weiße Nofe in die „Königinvon Dänemarf“, vie alte Bourbonroje in das „Souvenirdela Malmaijfon“, vie gewöhn: liche chinefiiche (oder Mojchus=?) Noje in die „Chromatella“, over die gemeine Capızinerroje in die „Perjian Yellow“ umgewandelt erblidt, wird über ven wunderbaren Einfluß, den der Menjch über die Natur aus» übt, erftaunen. Und doch ift die Sache nicht jo wunderbar, wie fie aus- jieht. Der Menjch greift ziemlich täppiich in das Getriebe ver pflanzlichen Entwidlung ein, aber ohne zu wifjen, ob er vernichtet, jtört oder jchönere Entwiclungen fördert. Die Thätigfeit des Menjchen bei Hervorbringung nener Formen kann nach ven bis jetst gewonnenen Erfahrungen vier ver- jchievene Wege einjchlagen. 1. Das Propfen, Deuliren u. f. w. Einige Gärtner wollen beobachtet haben, daß durch ven Einfluß des Subjefts des Stammes, auf den gepropft wird) zuweilen Veränderungen in der Natıır des Propfreijes (oder Auges) hervorgerufen werden. Theils aber erjcheinen dieje Miodifi- cattonen noch nicht bedeutend, theils ift überall die Sache noch manchem Zweifel unterworfen. 2. Kreuzung, d. h. die Befruchtung ver Blüthen einer Spielart durch den Blüthenftaub einer anderen, und 3. Hybridifirung (Baftarberzeugung),, indem man die erwähnte Dperatton zwiichen zwei verfchiedenen Arten vornimmt. E8 tft feine Frage, daß auf diefe Weife Bormen erzielt werden fönnen, die die Eigenjchaften ver beiven Stanmmpflanzen vereinigen. Aber immer ijt es fraglich, ob aus der Operation auch feimfähige Samen hervorgehen werten. Die Neuzeit. 297 Ohnehin find die Kıurltuvrofen jehr eigenfinnig im Samentragen. Cinfache oder halbgefüllte geben oft feinen Samen, während ganz gefüllte, 3. DB. die übermäßig gefüllte Bourbonroje » Pourpre fafait «), veihlich vollfom- menen Samen bringen. — Fragen wir num nach dem erfahrungsmärtgen Erfolg des Hnbridifirens, jo jcheint mir der Gewinn zur Zeit nicht jehr be- trächtlich zu fein. Sch finde in den Schriften über Rofenzucht nur 17 Fälle aufgeführt, in venen die Entjtehung einer Rofenorte durch Hhbridifirung bejtimmt behauptet — aber feineswegs Durch genauere Angabe des Be- fruchtungsprocejjes und ftrenger Bergleihung tes Abfümmlings mit den Eltern bewiejfen wäre. Im einer kleinen Anzahl anderer Fälle wird die Hy- brisifirung für wahrjcheinlich gehalten. Nehmen wir 50 Fälle (jedenfalls zu viel), jo jteht die Zahl in gar feinem VBerhältniß zu ven mindejtens 2000 Rojenjorten, die jet gezogen werden. Die Entjtehung neuer Formen muß aljo von etwas Anderem abhängen. ch will die Möglichkeit ver Hybrivi- firung und Kreuzung nım feineswegs in Abrede jtellen, aber vas bisherige Verfahren der Gärtner jcheint mir nicht geeignet, darüber irgend brauchbare Refultate zu gewinnen. Die Gärtner find noch viel zu unwifjenichaftlich, und ihre Meittheilungen über die vorgenommenen Operationen find jo un- zulänglich, daR fie einem Botaniker nur ein Yächeln abnöthigen fünnen. > 4. Anzuhbtaus Samen. Gemwiß ift eg, daß der größte Theil ter gewonnenen neuen Nojenjorten fein Entjtehen, jo weit e8 fich verfolgen (äft, ver Anzucht aus Samen verdankt. Man fieht zwar gewöhnlich vie Sache jo an, als ob die Pflanze, vie fich aus einem Samen entwidelt, die- jelbe fein müfje, als diejenige, von der ver Samen genommen ijt. Das tft aber nur unter gewijjen Emjchränfungen richtig. ES giebt gar viele Prlanzen, die auch ganz ohne Einwirkung menjchlicher Thätigfeit durch ihren Samen, wenn auch nur einige Pflanzen hevvorbringen,, die der Stamm- pflanze nicht in allen Merkmalen gleich find. Daran fann allerdings auch eine natürliche Hybridifirung durch die Infekten, welche die Blumen be- juchen, Schulr jein. Wir fönnen darauf jchliegen, wenn wir an einem Drt zwei verichietene Arten wachjend finden und zwiichen ihnen einzelne Pflanzen, die Merkmale von beiden Arten an fich tragen. Inpefjen fommt das in der Natur Doch wohl nur jelten vor und zwar mit deshalb, weil die meijten Infeften nur eine Pflanzenart befuchen und zu gute Botaniker find, 298 Die Neuzeit. um jich in ver Auffindung verjelben zu wren. Durch lange Beobachtung weiß man 53. B. ganz gewiß, daß die Biene bei jerem Ausflug immer nur eine Pflanzenart bejucht und dann erit im Stod ihre gefammelten Schätze ablegt, ehe fie zu einer andern Pflanzenart übergeht, wenn von der zuerjt beiuchten feine Exemplare mehr da fein jollten. Es tft aber auch ganz ges wiß, daß ohne Baftardbildung die Samenpflanzen häufig von den Eigen- ichaften ver Meutterpflanze mehr oder weniger abweichen, zumal wenn dur) äußere Einwirkung, Wind, fliegendes Waffer, Vögel u. |. w. der Samen auf einen Boden getragen wird, der von dem Boren ver Stammpflanze wejentlich verichieven ift. Wer jemals einen botanijchen Garten geleitet hat, weiß, daß, wenn er Samen ausjäet, die aus einer anderen Gegend fommen und von den daraus gezogenen Pflanzen wieder Samen fammelt, er von diefen Samen oft Pflanzen erhält, die mit ver Stammpflanze nicht ganz übereinftimmen. Die Erfahrung jeheint hier auf ein ganz bejtimmtes GSefets zu führen. Wenn man eine Pflanze in einen ihr fremdartigen Boden verjegt, jo verändert fie fich wenig over gar nicht, wenn fe überall in diefent Boven leben fann. Süet man Samen auf einen ver Stammpflanze fremd- artigen Boden, jo pflegen die daraus hevvorgehenven Pflanzen auch nur wenig von der Stammpflanze abzuweichen. Werten nım aber won diejen auf fremden Boden verpflanzten oder darauf aus Samen gezogenen Pflanzen wieder Samen entnommen, jo treten bei den aus viefen Samen erwachjen- ven Pflanzen die Abänderungen in mehr over weniger hohem Grade ein. Es scheint alfo die aus fremden Boren gezogene, fremdartige Nahrung ganz befonveren Einfluß auf die Samenbildung zur haben. Cs giebt freilich Pflanzenarten, bei denen das noch nie beobachtet ift, dagegen aber auc) andere, bei denen die Erfcheinung der Variabilität ver Nachfommenfchaft im höchiten Grave jtattfindet. Zu ven leicht vartirenden Pflanzen gehört num auch ganz entichteven die Nofe. Nur durch die größte Spitsfindigfeit fann man die meijten in Deutjchland gefundenen Nofen noch in bejtimmte Arten eintheilen,, weil jie durch zahlreiche, faft unmerflich werjchiedene Zwifchenformen in einander übergehen. Und viefem Proceffe der Abänderung durch Samenzucht auf fremden Boven müifen wir wohl auch die Entjtehung des größten Theile unserer Rofenarten zufchreiben. Es wird gut fein, hier daran zu erinnern, Die Neuzeit. - 299 daß wir von ter Entftehung gerare ver auffallenditen und beiten Kofenarten gar feine Kenntniß haben, fte find nicht erzeugt, jondern entdecft worten. Die Hauptformen ter chinefifchen over indischen Rofe (R. indica L.) find aus ihrem Baterlande jchon in ihrem abgeänverten Zuftande zu uns gefom- men, wir willen nichts von ihrer fünftlichen Anzucht fo, 3. B. vie gewöhn- liche Monatsrofe, die runfelvothe Monatsroje (die man zwar al& R. sem- perflorens Curt. zıt einer eigenen Art macht, aber jchmwerlich mit woller Berechtigung), ferner die Theerofe u. a. Niemand weiß, durch weilen Zucht vie Gentifolie gefüllt worden ift,; Bieberjtein fand fie gefüllt im wenig- jtens jcheinbar wilden Zuftande am Kaufafus. DShre intereffantejten Spielarten find nicht erzogen, fonvern entjtanden, man weiß nicht wie, und jie wurden zufällig entvect, jo vie Moosrofe, danı die jchöne R. cristata crested moss , die auf den Mauern eines Klojters beit Bern in der Schweiz gefunden wurde, ferner vie Pompon de Meauy, die vor einigen 40 Fahren in einem Garten zu Taunton in Sommerjetihire gefun- den wurte, das Dijonröschen , das ein Gärtner im Walre bet Dijon ent- veefte. Die fchöne, gefüllte Abart ver Capırzinerroje (Persian Yellow; ift uns fertig aus Perfien zugefommen. Kurz, ich glaube, man wird vor- (äufig noch die meisten Spielarten der Rofe dem Einfluffe der Samenzucht auf verichtevenartigem Boren zufchreiben müffen. Der Einfluß des Bodens überhaupt auf die Kofen ift den Kurltivateurs auch recht wohl befannt. So 3. d. weiß man, daß jandiger und Frefiger Boren der jchlechtejte für Rojen- zucht ift. Nach vem franzöfiichen Apothefer Dpoir liegt ver Vorzug von Provins für die Rofenfultur in vem Gehalt des Botens an Eifen, da die Blätter der franzöfifchen Noje auch Eifenoxyp enthalten. 2) Auf eine dunfelpurpurne Barietät der Meonatsroje hatte Kohlenmeilererve die Wir- fung, daß im erjten Jahre eine Blume, im zweiten alle weißitreifig wurden. ?°) Uebrigens hat die Kultur auch, abgejehen won ven vielen Spielarten, viel für die Rofen getban. Im Allgemeinen pflegt man zwar anzugeben, daß Die Franzofen mehr neue Sorten erziehen, vie Engländer und Deut- ichen aber jchönere und fräftigere Pflanzen un Blumen. Wahricheinlich fommt daber worzugsmweile Das Klima in Trage. Die meiften NRofen er- tragen wenigftens in Europa nicht zu intenfiven Somnenfchein, wie er Schone Rojen- erem plare. 300 Die Neuzeit. ihnen in Sranfreich oft zu Theil wird, während ihnen das feuchtere, ge- mäßigtere Klima von England und Deutichland vortrefflich zujagt. Nur einige wenige, wie z.B. die gefüllte gelbe oje, verlangen zu ihrer vollfont- menen Entwicklung größere Hite und trodfneven Boden. 3) Große, jchöne Nojenbäume finden wir indejjen überall. Cinige der berühmteften zu nennen, wird hier gewiß am Ort fein. Eine der ältejten und vielfach be- wunderten Nojen war die am Ente des vorigen Jahrhunderts in dem Eta- bliffement von Cheshunt gepflanzte gelbe Nofe R. sulphurea . Ein Rojenfreumd kaufte das alte Exemplar und verpflanzte es nach Yorfibire, wo e8 auch wortrefflich gedieh. Die prachtvollften Exemplare fann Die Banfsroje aufweifen. Im dem Jardin de la marine zu Toulon ftebt eine der älteften weißem Bantsrojen. Sie ijt jetst etwa 60 Jahre alt. 1842 hatte ver Stamm über ver Erve einen Umfang von 2 Fuß 4 Zoll. In einer Keinen Entfernung vom Boren theilt fich ver Stamm in jechs Aejte, wovon der diefte noch zwölf Zoll im Umfang hat. Die Zweige beveden eine Mauer von 75 Fuß Breite und 15 bis 15 Fuß Höhe, alfo wenigjtens 1200 Duadratfuß, und würden fich noch viel weiter ausgebreitet haben, wenn fie nicht ein Jahr ums andere zuvücgejchnitten würden, um fie auf ven gegebenen Raum zu bejchränfen. Zur Zeit, wo der Baum in voller Blüthe fteht, trägt er nicht weniger als 50 bis 60,000 Blumen. Die Mebenbuhlerin diefer weißen ijt eine gelbe Bantsrofe zu Goodrent in Neasing, dem Yandji des Sir Jasper Nicholls Baronet; fie brachte 1854 gegen 2000 Blüthenbüfchel und an jedem Büjchel jechs bis neun aufgeblühte ofen. Eine ebenfalls große weiße Banfsroje wächit zu Sajerta im Königreih Neapel. Sie überzieht eine große Pappel von 60 Fuß Höhe, die aber, wahrfcheinlich von der Rose erftickt, abgeftorben tft. Ein paar Exemplare ver Prairie-Rofe, Beauty of the Prairies und Baltı- more belle ‘Rosa rubifolia Brown, im berzoglichen Garten zu Eijen- berg haben eine Höhe von 40 und mehr Fuß und bieten, die eine hell fletichfarbig, die andere vojenvotb, in der Blüthe einen prachtwollen Anblid dar. Ebenda befindet fich ein prachtwolles Exemplar der dornenlojen Alpen: voje von 24 Fuß Höhe. Im Jardin de Luxembourg in BParıs bewun- dert man in ver Pepimiere ven großen, alten Rojenbaum (eine benga- (tiche Aofe) mit wier Fuß hbobem , aftfreiem Stamm, ver etwa ?,, Fuß im Die Neuzeit. 301 Durchmeffer Hat und fich in eine große Ichirmförmige Krone ausbreitet. 32) Der Hofgärtner in Sansfowei bei Berlin hatte an der Giebelfeite feiner Wohnung eine Roje gezogen, vie gegen 30 Fuß rheinländiich hoch war; man jtieg fünfzig Stufen hinauf, um aus vem Giebelfenjter vie herrliche Krone mit blühenden NRofen zu bewundern. 33) In der Billa Benanjon zu Nizza bilvet ein einziger Eoloffaler Stamm einer Eleinen gelblichen oifetterofe eine große Yaube. 3%) Daneben hat denn die Kultur eine faft unendliche Zahl von Nojenarten hervorgebracht, viele von unzweifelhafter, allgemein anzuerfennender Schön: heit, aber wie Vieles auch, das nur dem Yofalgejchmad dient ?>) oder der eitlen Meodejpielevei, etwas Neues zu haben, was noch Iıtemand jonjt beit, denn auch der Rofe hat fich nebenbei die Morvenarrheit unjeres Jahrhunderts bemächtigt. Wie viele Pflanzen, vie ung ferne Welttheile boten, oder die in bunten Geftalten Predufte der Kultur waren, find im Yaufe ver Zeit in unjeren Gärten als fait auschließliche Beherricher verjelben nach einander aufgetreten: Auvikeln, Nelken, Yenfojen, Georginen, Belargonien, Kuchjien, Cacteen, Coniferen, Blattpflanzen. Das Alles ift gefommen und gegangen, oft ohne eine Spur feines Dafeins zurüchulaffen,, 3%) aber vem deutjchen Gemüth ift die Nofe geblie- ben. Die Poefie fragt werer nach ver ftrengen Eintheilung der ernjten Wiffenjchaft, noch nach ver bunten Mufterfarte des der Mode dienenden Hanvelsgeiftes. Sie fennt nır die Rofe, ich möchte fajt jagen, die See der Rofe verförpert in der alle Move überdauernden Gentifolte. Was nun die allgemeine oje ift, muß ich noch furz hier entwideln. Unter höher entwicelten, offenbar - blühenden Pflanzen (Bhanero- gamen) giebt es eine Klafje ‚die man al8 „Rofenblumige“ Nofifloren bezeichnet. Sie haben eine regelmäßige Blume, bejtehend aus fünf Kelch blättern, fünf Kronenblättern, 37) einer größeren unbeftinmten Anzahl von Staubfäven und gewöhnlich mehreren einfächrigen, meiftens nur eine Sa- menfnospe enthaltenden Fruchtfnoten. *) Das Charafteriftiichjte diejer Gruppe bejteht aber darin, daß dev Blüthenftiel fich zu einer größeren, ver: + sruchtfnoten, jo viel wie Sruchtfnospe, die Anlage zur echten Frucht im bota= nischen Sinne. Die allge meine Rofe. 302 Die Neuzeit. jchieven gebildeten Scheibe (gleichfam zu einen Teller orev Napf) ") aus- breitet und daß Kelch, Krone und Staubfäden auf dem Rande, die Frucht- fnoten aber auf dev oberen (bezüglich inneren) Fläche ver Scheibe jtehen. Nach der Art, wie fich die Scheibe entwicelt, zerfallen die vofenblumigen Pflanzen in drei natürliche Kamilien : Drpyadeen, Ro: jaceen und Po- maceen. Ber ven erjten ift die Scheibe dünn, flach over etwas jchalenförmig vertieft oder in der Mitte, „wo jie Fruchtinoten trägt, mehr oder weniger fletfchtg angefchwollen ; *”,; bei ven Nofaceen tft die Scheibe fleifchig, ganz Frugfürmig, mit enger Mündung und umschließt nur die font ganz freien Fruchtfnoten ;***) bei ven Bomaceen endlich tft fie ebenjo gejtaltet, wie bei ven Rofaceen, aber noch viel fleifcehiger umd mit ven eingefchloffenen (höchitens fünf) Fruchtfnoten verwachlen. >) Bei den meiften Dryadeen find vie Früchte fleine, trocne, einjamige, bärtliche Körner. Nur bei Himbeere und Brombeere werden fie zu Eleinen, Fleifchigen, zufammengehäuften Beeren. Ber den Nojaceen find die Früchte hart, bolzig, mit jteifen Daaven befett, bei ven Bomaceen nur dünne, perga- mentartige Fächer. — Die Hagebutte, allen Nofen gemeinfam, ift vie mehr oder weniger jaftig gewordene Scheibe; botanijch bezeichnet man fie als Scheinfrucht. +) *) Von den metiten Botanikern falych als Kelchröbre bezeichnet. **) Fig. 5A ift der Durchfehnitt einer Blume des Yünffingerfrautes (Po- tentilla), der Ichraffirte Theil a“jt bier, wie bei Ba und bei C b, die Scheibe. **+*) ia. 5 B. Ducchfchnitt einer Rofe, b ver Kelch, ce die Blumenblätter, d die Staubfäden und e die, Jruchtfnoten. ia. 5 C. Durhiehnitt einer Apfelblütbe. +2) Unter Scheinfrucdt veritebt man in der Botanik Alles, was den Schein eine Frucht annimmt, aber nicht aus dem Fruchtfnoten entjtanden it. Gin jolhe Scheinfrucht Die Neuzeit. 303 Zu ver Rofe gehört ferner noch die beftimmte Blattform des „zufam- mengejesten Blattes“, die jo allgemein ift, vap nur eine einzige Aus- nahme davon vorkommt. Unter einem zufammengejegten Blatte verjteht man ein folches, an dem die Blattfläche jo zertheilt ift, daß die einzelnen Theile (Blättben genannt) felbjt wieder wie Blätter erjcheinen. Bei der Rofe findet die Theilung in ver Weije ftatt, daß die Blättchen an beiven Seiten ver Mittelrippe, die nın „gemeinschaftliher Blatt- jtiel“ genannt wird, etwa wie die Fahne an dem Schaft der Ferer jigen. Man nennt ein folhes Blatt daher auch wohl ein „gefiedertes“. Der Blättchen finden fich an jeder Seite des gemeinjchaftlihen Blattjtiels bei den verjchiedenen Arten 1 bis 15, jo daR im Ganzen 3 bis 31 Blättchen vorhan- pen find. Bei einer einzigen Sptelart der Gentifolie*) jind die Blättchen noch einmal fiederförmig entwidelt, und das Dlatt Heißt dann „Doppelt gefie- dert“. Am Grunde des gemein- z Ihaftlihen Blattjtiels findet man an RN jever Seite einen fleinen bäutigen, Kia. 6. jeltner blattähnlichen grünen Anhang; man nennt diefe oft vorfommenden Anhängjel „Nebenblätter“ (stipu- lae).**) Bon diejer Blattform giebt e8, wie gejagt, nur eine einzige Aus- nahme bei verfRosa berberifolia Oliv., die ganz einfache Blätter ohne ift bei den Dryadeen die Erdbeere, dieivem filzigen Stiel entipricht, den wir aus den Himbeeren berauszieben und wegiverfen, die Eleinen Körner auf der Oberfläche find die echten Früchte. Auch die Frucht der Bomaceen (Apfel, Birne u. |. w.) ijt eine Scheinfrucht, nur das pergamentartige Kerngebäufe entipricht derfechten) Frucht. Es it das Gejes der Meta- morphofe, welches uns ja auch in der Thierwelt die Flofien des Walfiiches den Schwingen des Adlers, den Huf des Pferdes dem Nagel am menjchlihen Mittelfinger und den harten, jcharfen Schnabel des Bayageis den zarten Rofenlippen eines Mädchens gleich jtellen läßt. *, Rosa bipinnata Redoute et Thory. **) Fig. 6. jtellt ein gefiedertes Blatt der Weinroje vor; a der gemeinichaftliche Blattitiel, b die Nebenblätter, ce Blättchen. & Die Roie im Gefühleleben der Neuzeit. 304 Kebenblätter befitt. * Die Neuzeit. Da hierdurch die äußere Erfcheinung dev ganzen Pflanze etwas auffallend Abweichendes zeigt, hat man-daraus vurchaus eine andere Öattung machen wollen, der man den Namen Hulthemian beilegte. E8 ıjt aber in dem ganzen Blüthenbau nicht das Geringfte zu entvecfen, was ia. iR eine Trennung von der Nofe zu vecht- fertigen verımöächte. Endlich wäre noch zu bemerfen, daß der Stengel und oft die Hagebutte jowie der gemeinfchaft- liche Blattjtiel mit jehr verfchieven- artig gejtalteten Stacheln und Borften mehr oder weniger dicht bejegt find und daß Ausnahmen davon fo felten vorkommen, daß dadurch die Gültig- feit des Sates: „Keine Rofe ohne Dor- nen“ faum angetaftet wird. Zu den dornenlojen gehören einige Spielarten ver Bourfault-Rofen (R. alpina L.), die alfo nach dem h. Ambro- tus die einzigen Nofen fein müßten, die noch diveft aus dem Paradies jtammen. Diefe Roje im Allgemeinen tft eg denn auch, die fortlebt in dem Her: zen des Volfes, in der Poefie ver Dich- tev, im den Entzüchtngen der Reijen- den. Die germanischen Stämme haben in ihrer ungejchwächten Sugendfraft die furchtbarjten Stürme überftanden, Deitjchland insbejondere, in ver Mitte des fiebenzehnten Jahrhunderts das zertretene Schlachtfeld des dreißig- jährigen Krieges, in welchem Nomanismus und Germanismus um bie Ob- macht rangen. Der Waffenftilfitand von Münjter beendete ven Krieg nicht, was bei der Nichtswürdigfeit dev meiften veutfchen Fürjten auch nicht zu ev- *) Fia.7. ein|Qweintder R.berberifolia mit einfachen Blättern. a Stengel, b Blatt. Die Neuzeit. 305 warten war, fondern gab nur vorläufig dem germanijchen Geifte das Necht des Dajeins. Und wenn auch halb Deutjchland vernichtet fchien, wenn noch jest taufenve fogenannter Deven und Wüftungen von ehemals wohl- habenvden Menfchenfigen zeugen, die völlig ausgejtorben und verichwunden find, 3%) — die deutjche Seele erhob fich wieder aus ver Ajche ihrer Städte und Dörfer und arbeitete Fräftig an ihrer Wiedergeburt. Es ijt charafteri- jtifch, daß gerade zur Zeit des dreißigjährigen Krieges und gleich nach feinem Wüthen die veutjchen Gefellfchaften gegründet wurden, die es fich zur Auf- gabe machten, die Miutterfprache zu pflegen und jo dem Weljchen,, dei ge- (ehrten Küchenlatein, dem böfiichen Franzöfiich einen Damm entgegen zu jegen, fo dev „Palmenorven“, die „veutfchgefinnte Genojjen- Ihaft“, die „Straßburger Tannengejellichaft“, ver „Schwa- nenorden an der Elbe“, vie „Sefellfhaft der Pegnigjchäfer“ und andere. Daraus gingen dann die deutjchen Dichterjchulen hervor, und wenn auch noch lange nichts Klaffisches geliefert wurde, jo jtärkte jich doch der deutjche Sinn fchon an den Dichtungen der erjten chlejijchen Dichterfchule. Wer fühlt nicht vie Poefie in Yogau's Epigramm auf den Meat: „Diejer Monat tft ein Kuf, „Den der Himmel giebt der Exde, „Dar ie jesund feine Braut, „Künftig eine Mutter werde.” Wer hat nicht fchon in ver Kiche Paul Gerhard's herrliche Yieder, wer nicht zu Menpdelsjohnichen Tönen Slemming’s: „Yaß dich nur nichts nicht vauern, mit Trauern haltinne u. j. w." gefungen. Schon in der zweiten jchlejifchen Dichterfchule belebt Chriftian Hoffmann von Hoffmannswaldau wieder die Koje, wenn er jingt: „ss will die ungeratbne Zeit, „Daß ich zwei Lippen joll verlafjjen, „Da Tugend, Lieb’ und Freundlichkeit „Als treue Schwestern fich umfaffen, „Wo fchöne Rosen Iteb'n, „Die auch im Winter nicht vergeb’n.“ und ebenfo Dans Afmann von Abjchakg in feinem Aufruf zur Yiebe: „Seniege deiner Gaben, „Benn fie im Rufe find; Schleiden, Die Rofe. 20 306 Die Neuzeit. „Bu doch die Rofe baben, „Dar man fie pflüce gefchwind.“ Der profaiiche Neimer, der jeinerzeit hochgefeierte hamburger Nathsherr Barthold Heinrich Brodes künnte freilich leicht von weiterer Durch- mfterumg dev neu beginnenden deutschen Dichtkunft abjchreden, und ich will daher meine Yefer lieber nicht mit Proben aus feinem „irdifchen Ver- gnügen in Gott“ quälen; nur um mein Urtheil nicht ohne Beleg zu lajjfen, möge hier wenigftens jeine Schilderung der Noje jtehen : ‚Man teil’ Sich einen Busch im Setjte vor, „Des Blätter aus Smaragd geichnitten, „Die Stengel aus Türfis, woran aus Spacintb „Befchärften Dormen gleich formirte Spißen find; „Auf folcbem Wunderftrauch, der manniafaltig qrün, „Stund ein bellfiebimmernd Heer von Blumen aus Rubin, „So funftelmd glänzt und ftrablt, in deren Mitten „Ein kleines quldnes Yicht in beilem Schimmer schien, „Sa, daß des Künjtlers Hand „Berfchied’ne Kügelchen vom reinjten Diamant „Auf ibver Blätter Bracht zu gröprer Zier geftreut. „Dann denke man, wie diege Herrlichkeit „Roc lange nicht dem Schmud gewach) ner Rofen gleichet, „Sa then kaum den Schatten veichet.” 9) Mehr Poefie finden wir in Sohann Chriftian Oünther's „Nofenlied“, das jo beginnt: ‚An Rofen uch’ ich mein Beranügen, ‚An Rofen, die die Herzen zieb’n ; ‚An Rofen, die den Frojt befiegen ‚Und bier dag ganze Sabr durch blüh’n. „an Rofen, die wirrbei Selinden, „Doch niraend fonft jo reizend finden,“ 40) Noch mag hier ein vecht anmuthiges Epigramm von Gerhard Friedrich jtehen:: Die Rofe. „Sbre Dornen zum Schuße der Würde, die Blütben dem Gatten, „Und die Seele, den Duft, für den aefelligen Kreis.“ Doch es fanı nicht meine Aufgabe fein, eine Entwiclungsgefchichte der deut- chen Dichtfunft zu geben, ohnehin Fchloß fich, was in der nächjten Folge zeit irgend bedeutend war, jo eng an die alten Klaffifer an, daß wir fast int- 3 ' ' mer mr, wo e8 die Rofe betrifft, auf die Wiederholung alter, jchon gebrauchter Die Neuzeit. 307 Gedanken und Wendungen ftoßen. Nur einzelne bedentendere Bilder mögen noch für die Zeit bis auf die Zeit unferer großen neuen Dichter hervorgeho- ben werden. Sch hebe aus Shafejpeare's König Richard das reizende Sleichnik für die todten Söhne Eduards heraus: „o fo, jprach Diabton, lag das edle Paar; „So, fo, jpracb Foreit, fich einander alrtend „Mit den unschuld’gen Alabafterarmen : „Bier Rofen eines Stengels ibre Lippen, „Die Sich in ihrer Sommerjchönbeit fügten.“ oder die eigenthümliche Wendung in Antonius und Kleopatra: „Die zeigen Sfel der verblübten Rose, „Die vor der Knospe fnieten.“ Mögen hier gleich noch ein paar andere Dichter angeführt werden, ehe ich zu den Dentjchen zurückfehre: Walter Scott jagt: „Am Schönften ift die Nofe, wenn ihre Knospe bricht, „So tagt aus Furcht empor der Hoffnung jchönftes Yicht ; „Am fügeften glübt Rofe, vom Morgentbau gefeuchtet, ‚An Lieblichiten blift Liebe, wenn fie durch Thränen leuchtet.“ Dann erwähne ich des an altgermanifche Vorftellungen erinnernden Ge- janges aus dev Frithjofs-Sage von Ejnias Tegner: „&8 wuchien einft auf Sildina’s Gut „gwei Pflanzen unter treuer Hut, „Schön, wie fie nie dem Nord erjchienen: „Sie wuchfen herrlich auf im Grünen.“ „Gleich einer Eiche fcbop empor „Die eine, fehlanfer als ein Rohr, „Wie ftrebend fich die Kron’ entfaltet, „Sleicht fie dem Helme fühn geitaltet. „Der Rofe bold die and’re alich, „Wenn kaum der Winter erjt entwich - „Und Frühling, dem die Rof’ entkeimet, 5 „Noch in der KAnospe liegt und träumet. „Doch, wenn durch’s Land die Stürme weh'n, „Wird man die Eiche kümpfen jeb’n; „Und bei der Lenzluft wärmer'm Glüben „Srichloffen, wird die Noje blühen. 308 Die Neuzeit. „zo wuchyen fie im Kindertraum, „Und Fritbjof war der junge Baum ; „ss blübt die Rofe jur und linde „an Ingebora, dem Koniqstinde.“ Zu den Deutjchen zurückgekehrt, erinnere ich zunächft an zwet allbefannte Namen und Dichtungen: an Sleim’s ‚„Prlüfe Rofen, wenn fie blub'n, „Morgen tft nicht heut’ ! „Keine Stunde laß entflieh'n, „slüchtig tft die Zeit u. j. w.“ und an Höltys „Rojen auf den Wen gejtreuet, „Und des Harms vergefen u. 1. w.“ Ganz unmöglich wäre e8, aus den neueren veutichen Dichtern alle auf die Hofe bezüglichen Stellen zu fammeln, ich muß mich Daher auf das Beren- tendfte, joweit e8 worzugsweile die Noje behandelt, auf die beveutenditen Namen und bedeutende Wendungen bejehränfen. Eine ganze Sammlung, bejonders ver älteren Dichtungen findet man in „Selam oder die Blinmen- Iprache“. 11) Ein langes Verzeichniß folcher Gedichte giebt auch Döring. '2) Ganz anmutbig it der Fleine Wipthus von Yeffing, „die Biene“ betitelt: „Als Amor in den goldnen Zeiten, „Berliebt in Schäferlustbarteiten, „Auf bunten Blumenfeldern lief, „Da ftach den kleinften von den Göttern „Sin Bienchen, das in Nojenblättern, „Wo 08 jonjt Honig bolte, Schlier. „Durch einen Stich wird Amor klüger, „Der unerfchöpfliche Betrüger „Sann einer neuen Krieasiit nad): „Er laufceht in Rofen und Violen ; „Und kam ein Mädchen, fte zu bolen, „log er als Bien’ bevaus und jtach !" Auf Goethe braucht man nur hinzudenten, da er jedem Gebildeten ge- (äufig ift. Seite Bearbeitung eines alten Bolfsliedes: „Sal ein Knab’ ein Roslein jteb'n, Röslein auf der Heiden“ . wird in jo vielen Sompofitionen gejungen. Echt goetbifch ijt der Gedanfe : „AU unfer redlichites Bemub’n Die Neuzeit. 309 „Slüct nur im unbewurten Momente. „Vie möchte denn die Rofe blub’n, „Benn fte der Sonne Herrlichkeit erfännte.“ Schiller, vejfen Mufe immer einen hohen, ivealen Flug nimmt, bat jelten Zeit gefunden, die Blumen, die tief unter ihm am Boden blühten, ins Auge zu falfen. Unfere Roje wird fan von ihm beachtet. Die romantische Schule dagegen hüllt fich in eine oft betäubende At- mojphäre von Rofenduft. Sch hebe bier zuerft den zarten Gedanken U $- [and’s hervor, wenn man diefen überhaupt zu jener Schule rechnen will: „Das Nöschen, das du mir gefchidt, „Bon deiner lieben Hand aepflückt, „&s lebte kaum zum AUbendroth, „Das Heimweh aab ibm früben Tod: „Run jchwebet gleich jein Geift von bier, „ls kleines Lied zurucd zu dir.“ Aus feinem „Lauf der Welt“ jei htev noch das liebliche Gleichnik erwähnt: „Das Füftchen mit der Rofe fpielt, „&3 fragt nicht: haft mich lieb ? „Das Nöschen jih am Ihaue fühlt, „&3 jagt nicht lange: gieb ! „sch Liebe jte, jte liebet mich, „Doc; keines jaat: ich Liebe dich !” Sodann muß ich an Yenau erinnern, ver fo vielfach in feinen Gevichten die NRofe bejingt. Eins der finnigjten mag hier eine Stelle finden : „Diefe Rofe pflüc' ich hier „Sn der fremden Yerne; „Liebes Mädchen, dir, ach dir „Brächt' ich fie fo gerne! „Doch bis ich zu dir mag zieh'n „Biele weite Meilen, „Sit die Rofe längit dabin, „Denn die Rofen eilen. „Nie foll weiter fich ins Land „Lieb’ von Liebe wagen, „Als fich blühbend in der Hand „gäpt die Rofe tragen ; „oder als die Nachtigall „Halme bringt zum Nefte, „Oder als ihr füger Schall „Wandelt mit dem Weite.” 310 Die Neuzeit. E83 würde Unvecbt fein, bier einen Mann zu übergehen, ven jo Viele recht eigentlich als den Sänger ver Nofe in neitever Zeit anjehen. ch meine Ernjt Schulze Wenn auch feine fchmeßzente, in Gefühlseligfeit oft fich verflücchtigende Dichtung zu unferer gediegenen, im edeljten Sinne des Wor- tes realer denfenden Zeit in fcharfem Gegenfat jteht, jo fonımen doch in fet- ner „bezauberten Nofe“ einige recht zarte Gedanken und Wendungen vor, jo daR ich nicht umbin ann, wentgjtens eine Stelle daraus anzuführen. Die rothe Nofe jchilvert er fo: „Wohl Mancher mag die weise Roy’ erheben, ‚Die ftill im Schoof den feufchen Frieden trägt, „Sch werde jtets den Preis der rotben Rofe geben, „us welcher heil des Gottes Flamme Schlägt. „So feuchten Slanz, fol’ alubend Piebesieben, „So lauen Duft, der Sehnjucht weckt und beat, „Solch’ fümpfend Web, verbiullt in tiere Rothe, „Sch acht! es für, ob’s auch verzehr’ und tödte.“ Aber auch dem Wit hat die Nofe zuweilen eine Handhabe geboten. In dem dDramatiichen Märchen „Rübezahl“ von Wolfgang Menzel jagt der arı zum Berggeifte: „Ein Sranenzimmer ift eine Nofe, wenn fie jung ift; wenn fie aber alt wird, tft fie eine Hagebutte, geborene oje.“ Bon zwei unfver neueren Dichter, Platen und Nücdert, die beide den Duft orientalifcher Poefie eingejogen hatten, verjteht es fich von jelbit, daß fie auch den Kultus ver Roje mit aufnahmen, md bei beiden finden wir us zählige Nachbildungen orientalticher Anfchauungen over eigene Berwerthungen diefer Lieblichjten Blume. Platen jagt zu fich jelbit: „Wie die Lilte fei dein Buren offen, obne Groll, „Aber wie die feufche Nofe fer ex tief und voll! ‚Lab den Schmerz in deiner Seele wogen auf und ab, „Da fo oft dem Quell des Yeidens dein Gefang entquolt! ‚Beinigt dich ein Liebeskummer, jet getroft, o Serz! ‚Traurig macht verfchmähbte Liebe, doch bealuckte toll.“ Sehr einfach fett Blaten die belebte dev unbelebten Iatırr gegenüber in ven Zeilen : ‚Un Dauer weicht die Rofe dem Rubin, „Son aber Schmüet des Thaues Thräne nicht.“ Und die Erfcheinung, daß Nofen fo gut auf Kicchhöfen gedeihen, benutt er zu der Warnung: Die Neuzeit. 31 „2aß dich nicht verführen von der Roje Duften, ‚Die am volliten wuchert, wuchert auf den Gruften.” Ein feines %ied aus dem Holländifchen des Cete überfeste Platen folgen- dermaßen: „Da dies Roöslein lind „Stets am Stiel fih bob, „DaS fein Tptelend Kind „sn den Kranz veriwoh, „Dw8 fein Junagefell „Seiner Freundin gab, „Welft es doch fo fchnell ? „Salt es doch Ichon ab?“ Sehr anmuthig und gedanfenreich ijt bei Blaten noch der Wettjtreit der Hageroje und ver gefüllten Nofe. Wenden wir uns nun zu Rüdert, jo brauche ich nur an das „Rofen- (ted zum Geburtstag des Freihberrn von Truchjes auf Bettenburg“* zu verweilen, um zu zeigen, wie Nüdert die Hofe zu verwerthen weiß. Das Lied hat SO Zeilen, und Rüdert's Sprachgewandtheit hat es möglich gemacht, daß faft in jeder Zeile die Roje vorkommt. Als Probe jtehe hier "der jechite Vers: „Rojenmädchen, rojenwangig, „Rofenlivp- und fingria auch, „Heut zum Rojenfeit verlang' ich, „Daß fie zieb'n zum Rofenitrauch, „Rofen bringen ibm mit Grüßen, „Und nach jürem Rofenbraud „Unterm Rojenfranz ibn Eüffen ‚Mit des Mundes Rofenhbauch.“ Ein ähnliches veizendes Spiel findet fich unter den Sieilianen : ‚denn Rofen pflüdfen gebt die füge Rose, „Die meines Lebens Rojenfränze flicht, „Ruft jede Rof’ am Strauche mit Gefofe: „Seh’, Türe Rofe, mir vorüber nicht! „Barum entblättert foll ich rub'n im Mooje, „Statt auszublüh'n vor deinem Angeficht ? „Am Steauche jede Rofe welft; die Rofe „Berwelft allein nicht, die dein Finger bricht.“ Die wahre Symbolik der Nofe jpricht der Dichter im „Zauberfreis“ aus: *, Ein eifriger Rofenzüchter. = [rs 1597 Die Neuzeit. „Bas jtebt auf den bundert Blättern „Der Rofe all’? „Bas jagt denn taufendfaches Schmettern „Der Nachtigall ? „Auf allen Blättern jtebt, was jtebet „Auf einem Blatt; „us jedem Fred weht, was aewebet „sin erften bat: „Dar Schönheit in fich felbit befchrieben „Hat einen Kreis, „Und feinen Andern auch das Pieben „ou finden weiß ; „Drum freift um fich mit bundert Blättern „Die Rofe all), „Um um fie taufendfaches Schmettern „Der Nachtiaall.” Auch dem alten Yied von NRofe und Nachtigall weiß Nücfert noch neue Sei: ten abzugewinnen : . „Heut jang die Nachtigall unfrer Flur „Der Rofe diefe Weife:: „Was thuft du mir jo fprode nur? „Mebr Rofen jteb'n im Kreife.” „Drauf lächelte Die Nofe dort: „Ss it, wie du aejaget; °,Doch vedet nicht fo hartes Wort, „Wer feine Liebe Elaget.“ te finnig ift die Wendung in dem Wettjtreit von Sonne und Rofe: „Die Sonne Spricht: „MWobl weis ich, was fte*) fang; „Sie fang: Wie flüchtig ift die Pracht der Rofe, „Die, wenn fie an des Frühlings Weh'n entfprang, „Xteat von des Herbites Hauch verwebt im Moofe.” „Die Rofe jpricht: „Wie ift ein Sommer lana, „Beralichen, Sonne, deinem Lebensloofe! „Denn was ein Herbt mir tft, ift dir ein Abend, „Wie jener mich, fo diefer dich beqrabend.“ Das wird vollfommen genügen, um ven Geift dev Nüdert'ichen Rofen- poefie zu Fennzeichnen ; ift Niücfert doch jevem Gebilveten zu Hand. Mag denn zum Schluß hier mur noch fein Hleines Verschen auf die Mlonatsvofe Plat finden: *) Die Nachtigall. Die Neuzeit. 313 „gormung tft die Monatsrofe, „Deren Anospe viel verfpricht, „Doc die kurze, dauerlofe ‚slatterblütbe hält es nicht. „Aber dag dich nie aereue „Monatsrojenlebenslauf! „Hoffnung, blübt doch eine neue „Knospe jeden Monat auf!“ Ich ichliege mit dem Lieblich tröftenden und in jo einfach woliendeter Form ausgejprochenen Gevdanfen von Emanuel Seibel: „Die Nachtigall auf meiner Flur „Sinat: Hoffe du nur! Hoffe du nur! „Die grühlinaslüfte weben. „Ein Dormenftraudy jchlief ein zur Nacht, „Sin Rojenbufch it aufgewacht ; „So mag's auch dir aejcheben. „Sorte du nur!“ Sch jcheive hiermit von ter, modernen Dichtkunft, deren Proben nur einen früheren Ausipruch bewahrheiten jollten. Die Souvenir de la Mal- maison und General Jaqueminot, Mademoiselle Rose Bonheur und Narcisse de Salvandy umd wie die jchönen Kulturrofen heiken, fie gehören dem Gartenmäcen, ver Dichter braucht für fih nur „Die Rofe“. In Un- garn joll es Sitte fein bei den vornehmen Damen, auf Spaziergängen in die Wälder Zweige von Prachtrojen mit zu nehmen und, wo fie eine wilde Roje antreffen, viejelbe jogleich zu oeuliren.*?) Ein Dichter, ver dahtn füme, würde vielleicht vie tiefe Sluth der ungarifchen Walproje befingen, aber ichwerlich fih Mühe geben, herauszubringen, ob eg General Jaqueminot oder Geant de bataille tjt, was vor ihm jteht. In der darjtellenden Kunft, ich meine die Malerei, ijt die Sache eine Die Be etiwas andere, ver Maler fann von der finnlichen Bejtimmtheit nicht abjehen, "t auch bedarf er ver Manntgfaltigfeit, ver Contrafte und Harmonien in Zeich- nung und Karben, und jo wird er auch von dem Reichthum an werjchtevenen Kofengeftalten, ven unfere Kultur ihm darbietet, Gebrauch machen können. Das Wie wird freilich vavon abhängen, ob der Maler blos Abjchreiber der Natur oder wirklich denfenvder und dichtender Künftler ift. Ich habe mich ihon an einem anderen Drt einmal über vie Geijtlofigfeit der meisten Blu- menmalereien ausgejprochen und fann hier darauf verweiien.+) Schon da- 314 Die Neuzeit. mals deutete ich darauf hin, daR die neuejte Zeit darin eine Wandlung zum Beeren zıt zeigen jcheine, und ich habe feitdem gar manche geijtwolle Arbei- ten in diejem Genre gejeben. Ich Fann nicht umbin, hier auf ein prachtwol- (es Blatt in Karbendrud aufmerkfam zu machen, auf welchen die befannte, jinnige Blumenmalerin Elifabethb Schultz fich durch eine Nofe Yorbeeren erworben bat. Eine prachtvolle Gentifolie [chwimmt auf einem Bache fort. Es ıjt ein undanfbares Gefchäft, ein Bild mit Worten befchreiben zu wollen, und jo gebe ich Lieber die Ipee des Ganzen mit den VBerfen des Dichters wieder, der auf demfelben Blatte dem Bilde Worte verliehen hat: „Der Bach, der in die Ferne zieht „Iräat eine rotbe Nofe mit, „Um zu verfünden tberall, „Bas ibm aeblübt im Seimatbatbal : „um zu erzäblen wert und breit „Bon jenes Lebens Ichunjter Zeit „Und in der Ferne noch den Blick „gu weiden an der Kindbeit Gluc. „So trägt der Bach, wohin er zieht, „au feinem Troft die Nofe mit, „Und jelig, wer ein folches Brand „Seprlüct in jeinem Sugendland.“ Unter ven Blumenmalern giebt es gar viele, die fich auch durch ihre Jofendarftellungen einen Nanten eviworben haben. Bon van Huyjım fennt man ein Bild, in dem das wolle Yicht, fast in einer Analogie mit der Yacht von Eorreggio, von einer weißen Roje ausgeht. !>) Außerdem nennt manvdan Dael,Elaer, Rahel Ruyjch, de Heem, Daniel Segers, van Spaendonf, Drehsler, Nigg umd Andere. In neuerer Zeit hat fich Pierre Sofeph Nedoute durch fein Prachtwerf, »Les Roses«, vor- zugsweife den Namen eines Nojenmalers erworben, obwohl eigentlich feine ofen nicht alle fünftlerifch wollendet find und dem Botaniker oft mannig- fache Bevenfen erregen. Unter den jett noch Yebenden ift wohl Yach in Aien einer, dem die fünftlerifche Wiedergabe ver Nofen am beften gelingt. *®) Eine galante Anwendung der Nofe machte ein franzöfiicher Nialer ver Kü- nigin Marie Antoinette gegenüber. Madame Campan!?) zählt: »Il y avait un peintre, dont Videe ingenieuse fut recompensce par Die Neuzeit. 315 Louis XV. Il avait imagine de placer le portrait de Marie Antoı- nette dans le coeur d’une rose epanoule.« Durhmuftern wir die Werfe der modernen Skulptur oder eine Stufe tiefer die Arbeiten der Kunfthandwerfer, dev Goldfchmiede, Bronzegießer, Thonformer u. f. w., fo finden wir die Noje in der mannigfachiten Weife als Zierrath angebracht. In den exrtremften Erjcheinungen ver Charafterent- wicklung gilt die Nofe für das Symbol der gleichen menjchlichen Gefühle. Als der Vatermörver Öraf Beleznay am 21. Iunt 1819 aus feinem Oe- fängnif aufs Schaffot geführt wurde, fah er eine vornehme Dame, die ev friiher gefannt hatte, am Fenfter, da nahım er eine oje, die ev auf der Bruft trug, und jendete fie der Dame durch einen Hatdurden hinauf. *>) Im - manuel Kant ging im Jahre 1802 (er jtarb 1804) fpazieren md fiel. Eine Dame war ihn zum Wiederaufftehen behülflih. Da überreichte diejer alte, dem weiblichen Gejchlecht jo wenig geneigte Philojoph der Dame eine Pofe, die er gerade in der Hand hielt, als Zeichen feiner Dankbarkeit. Die Dame nahın fie mit Freuden und bewahrte fie zum Andenken auf.*) Der Stoff, zu dejjen Bearbeitung ich hevangetreten bin, ijt zur veich, um ihn zu erjchöpfen. Noch Vieles wird unberührt geblieben fein. Wenn es mir gelungen ift, nachzumweijen, mit welch wunderbarer Neacht fich Die Nofe in das Gefühlsleben ver indogermanifchen Menschheit eingedrängt hat und wie doch jeder einzelne Ziveig diefer Menjchengruppe fie in eigenthümlicher Weife aufgefaßt und fich angeeignet hat, fo ift die Aufgabe, die ich mir ge- jtellt habe, gelöit. Die Literatur über die Nofe ift auferordentlich groß, obwohl wie ich glaube, noch Niemand die Rofe ernjthaft im ver von mir hier werfuchten Weife bearbeitet hat. Es würde überflüffig und langweilig fein, wollte ich hier noch eine Kleine Yiteraturgefchichte ver Nofe einjchalten, die meiften und wichtigften Werke find fchon im Berlauf diefer Arbeit benust und angeführt. Thorh zählt am Schluffe des erjten Bandes von Redoute’s Rofen (chen 1807) 304 Werfe auf, die mehr oder weniger ausführlich über die Nofe handeln. PBritel in jeinen Thesaurus literaturae botanicae führt 1851 noch 21 jpäter erjchienene, allein dev Noje gewidmete Werke auf. Wenigjtens ein Dustend, meijtens freilich Gärtnevarbeiten, fünnte ich noch hinzufügen. Auch an Nojenabbiloungen ift fein Mangel. Prigel Schlußwort. >16 Die Neuzeit. gab einen Katalog der Abbildungen von fichtbar blühenden Pflanzen und Karnfräutern mim aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhin- dert im Jahre 1555 heraus. Darin bat die Rofe allein 506 Nummern, von denen viele ganze nur der Rofe gewidmete Kupferwerfe bezeichnen. Sch glaube, jo lange es für das Schöne empfängliche Mienfchen giebt, werden die Worte Stolberg’s gelten: „oje, wer dich nicht Frebt, Dem ward im Yerbe der Mutter „Schon jein Urtbeil aefprochen, der Janftejten Freuden zu mangeln !“50) Mas die Nofe ift, tritt uns mit der findlichen Poefie des natürlichen Ge- fühls entgegen in ver rührenden Anekdote, die ung Zimmermann!) mit- getheilt hat: Ein armer Dorffüfter im Hannöver'ichen liebte ein junges, ihönes Banermädchen. Sie ftarb. Da legte ev einen Stein auf ihr Grab und meißelte darauf mit ungeüdter und Funjtlofer Hand eine Noje ans und jetste darunter die Worte: „So war fie!“ Anmerkungen zum fechiten Hbfchnitt. 1) J. C. Loudon, An Encyelopädia of Gardening, III. Edit., London, 1825, 50; ©. Meyer, Yebrbuch der Schönen Gartenfunft, Berlin, 1860; %. 3. Diet- rich, Gefchichte des Gartenbaues in allen feinen Zweigen, Yeivzia, 1963. 2) Blinius, Briefe, Buch 5, Brief 6. G. Meder, Lehrbuch der fchönen Garten- funft, Berlin, 1860, fol. giebt Taf. III und IV einen reconftruirten Grunduig von dem tuscifchen Garten des Plinius; Hirt, Geich. d. Baufunft bei den Mften, IL, 366; Humboldt, Kosmos, 2, ©. 24. . 3) Me&moires concernants l’histoire, les sciences, les arts etc. des Chinois, par les Missionn. de Pekin, Paris, 1782, Tom. VIII, Chapitr.: Essai sur les Jardins de plaisance des Chinois. 4) Addison, Spectator, Nr. 414 (1712); Pope, Guardian, Nr. 173 (1713); Pope, Lettre to Lord Burlington (1716). 5) K.W. Volz, Beiträge zur Kulturgefchichte, Yeipzig, 1552, ©. 452, 495. 69 Sehen wir ung 3. B.: Heinr. Hefje’s teutjchen Gärtner (Leipzig, 1710) an, ein Buch, das lange Zeit als ein Drafel galt, jo ftaunen wir über den Grad allgemeinen Bildungsmangels nicht weniger als Über die auch für damalige Zeit unverantwortliche Un- wifjenbeit in der Botanik. Das darin auch heute noch viel zu beijern tft, zeiat, day ein Wifh, wie Herr von Biedenfeld'S „Rofen“, der fhwerlih von Anden als Gärtnern gekauft ift, eine zweite Auflane hat erleben können. 7) Sweet, Hortus britannicus, 1827, entbielt 107 Arten mit 1059 Spielarten ; Desportes gab 1829 feinen Rofenfatalog in Frankreich heraus mit 2000 Spielarten ; in dem Rojengarten von Will. Paul und Wilb. Doll 1555 werden im Ganzen 1515 Rofenarten befchrieben. Die Kataloge von Foddiges im Anfang der dreißiger Jahre enthielten 1300 Rojenarten. 8) Linne, Species Plantarum, Holmiae, 1753, ©. 492. 9) Schtubr in feinem botanischen Handbuch 1796 bat 13 Arten mit 2 Simonymen ; Roth in feinem Manuale botanieum zäblt im Jahr 1830 34 Arten obne Synonyme auf; Reichenbach in feiner Flora germanica (1830—32) 50 Arten mit 171 Syne- nymen und endlich Koch in jeiner Synopsis Florae germanicae (1843) nur 19 Arten mit 95 Synonymen. Ich dächte, daraus folate unwiderleglich, dar die Aufitellung von Arten nach der big dahin gültigen Methode reine Spielerei it. 10) Sp erzäblt der berühmte Rojenzüchter Noifette, dag er niemals Samen der hinefifchen Roje ausgefäet babe, ohne davon auc einige pimpinellblättrige zu erhalten, dafjelbe erzäblt Laffan, und ähnliche Erfahrungen machte Desprez- 318 Die Neuzeit. = 11) Ein Synonym it der Name einer Pflanze, die der eine Botaniker (dev diefer Namen gegeben) für den Typus einer Art der betreffenden Gattung anfiebt, die aber ein andrer Botaniker als eine blope Spielart einer von ibm als Art anerkannten Pflanze diefer als „aleichbedeutend“ unterovdnet. 12) Stellen wir einige Bücher neben einander, welche die fämmtlichen befannten Pflanzen der Erde behandeln, jo erhalten wir folgendes Nefultat: Willdenow, Species plantarum, (1797), zäblt 39 Rojenarten, dazu 30 Shunonvme; John Lindley, Rosarum monographia, (1520) 75 - = 285 E ; Decandolle, Prodromus, . . . . (1825) 145 - - 357 - ; Sprengel, Systema vegetabilium, . (1828) 114 z 155 = 5 Wallroth, Rosae histor. suceincta, . (1828) 24 in 135 Unterarten, dazu 1150 Sım. ; Link, Sandb. 3. Erfenna. d. Gewäche, 1831) 123 Rojenarten, dazu 177 Synonyme; Steudel, Nomen: botanicus, . (1841) 217 - = 415 - 2 Doll, Rojengarten, .- waren ld > == 214 = 13) Hier ijt die jpectelle Ausfüubrung des Sefaaten nach folgenden Schriftitellern : I. Lindley, Rosarum monographia, 1820; Il. Decandolle, Prodromus, 1825, III. Sprengel, Systema vegetabilium, 1528; IV. Wallroth, Rosa generis planta- rum historia suceincta, 1828; V. Yinf, Sandb. 3. Grtennung d. Gewächje, 1831; VI. Steudel, MN omenclaion bofanicon, 1841; VII. Ritt. Dual und Wih. Doll, Der Nojenaarten, 1855. Sımonvyme zu Rosa centifolia bei Bemerkungen. l. Syn. provincialis Mill. it Chamaerrhodon ce. Caucasica Wallroth polyanthos Rössig ebenfo caryophyllea Poir ebenjo unguiculata Dest. feblt bei Wallroth varians Pohl. ift Cham. a. Austriaca Wallroth ®e muscosa Mill. iit Cham. c. Caucasica Wallroth provincialis, 3 Smith feblt bei Wallroth Divionensis Rössig ebenjo Pomponia Dee. ift Cham. c. Caucasica Wallroth Burgundiaca Pers. ijt Cham. b. Gallica Wallroth II. Syn. vulgaris Ser. foliacea Red. et Thor. prolifera Red. et Thor. carnea Dum. mutabilis Pers. iit Rosa Gallica Steudel bullata Red. et Th. muscosa Ser. lLwemeunieriana Ser. crenata Dum. bipinnata Red. et Thor. anemonoides Red. et Th. caryophyllea Poir apetala Lois. minor Dum. it R. provincialis « Willd. humilis Meldensis Tratt. Syn. III. Syn. IV. Syn. V..Syn. VI. Syn. Die Neuzeit. 19 prolifera Ser. miniata Ser. Kingstoniana Dum. petiolosa Ser. RB hierzu aebört Burgundiaca Pers.; provincialis Pomponia Lindl. x S B Ait. und Pomponia Dee. Kennedyana Ser. ee ee ift R. Gallica L..nach Steudel und eigene Sper. provincialis Ait. bei Liak muscosa Ait. Pomponia Dec. Burgundiaca Pers. apiifolia Willd. Rosa chamaerrhodon Wallr. Unterart: a. Austriaca, dazu pumila L., einige Gallica, provincialis, Bourbon u. . w. b. Gallica, dazu Gallica L., einige centifolia, Remensis u. |. w. e. Caucasica, dazu die meiften centifolia L., muscosa, Pompo- nia u.a. d. Damascena, dazu semperflorens Dest. e. Silesiaca f. Thuringiaca. provincialis Ait., varians Pohl, Pomponia Deec., maxima Desf., Remensis Desf. (duzu parvifolia Ehrh.) find bei Link felbitftändige Arten muscosa Mill. unica Hort. Anglica Hort. apiifolia Willd. Belgica Poir Burgundiaca Pers. carnea Hort. caryophyllea Poir Hollandica Pers. lacteola Waitz maxima Desf. üt bei Link jelbititändige Aıt : wird von Steudel auch als Synonym von Gallica L. Meldensis Dum. N a angeführt monstrosa Hort. muscosa Ait. nivea Hort. wird von Steudel auch bei Gallica L. aufgeführt und parvifolia Ehr. 2 ift bei Lindley eine eigene Art, wozu Remensis Desf. als Synonym gezogen wird Pomponia Dee. provineialis Ait. wird von Steudel auch zu Gallica L. angeführt Remensis Desf. von Paul und Döll zu Gallica L. aezoaen 320 Die Neuzeit. Syn. unguiculata Dest. unica Hort. VII. Syn. provincialis Mill. polyanthos Rössig caryophyllea Poir unguiculata Desf. varians Pohl it bei Link jelbitjtändige Art muscosa Mill. Pomponia Dee. Burgundiaca Pers. Divionensis Rössig. . 14) Bon dem Wallvotb'fcben Buche, Rosae plantarum generis historia suc- eineta, Nordhausen, 1828, wurden nur drei Sremplare verfauft; der übrige Theil der aanzen Auflage verfaulte in einem zu feuchten Yayerraum. Das Sremplar, welches ic) benußte, befindet Jh auf der Yeipziger Univerfitätsbibliotbek. 15) Nach brieflichen Mittbeilungen von Prof. Grifebac. 16) Decandolle, Prodromus; Walper's Repertorium und Annalen als Nacdı- trag zum Prodromuüs. i 17) Daber die Erfcheinung, daß wir viele Rofenarten kultiviren, deren Vaterland zur Heit anzlich unbefannt ift, Yindlev erwähnt fehon Rosa sulphurea Ait., lutescens Pursch, viminea Lindl., Damascena Mill., turbinata Ait. u. j. w. als folche. Sob. Weffelböft, Der Nofenfreund, 2. Auflage, Weimar, 1829, giebt von feiner Rofe die Zeit der Einführung und für viele das Vaterland aar nicht oder falfch an. 1S, Nie. Monardes, De rosis persieis seu alexandrinis, ift zwifchen 1550 und 1575 aejchrieben und als Anbang zu Car. Clusii exoticorum libr. X, Leiden, 1605 abgedruettz X. %. Dietrich, Gefcbichte des Gartenbaus, Yeipzia, 1963, ©. 262. Daß der Comte de Brie gerade diefe Nofe von Syrien zur Zeit der Kreuzüge nach Jranf- reich brachte, it eine bloße Vermutbung von Sames Smith; nad Guillemeau, Hist. natur. de la Rose, pag. S3, war 08 die Rosa provineialis Mill., die der Graf de Brie von feinem Kreuzzuge mit nach Provins brachte, — Lindley, Rosarum monographia, ©. 62 f. 19) Da die Mofcbusrofe in Europa nur im jüdlichiten Spanien (febeinbar) wild wächft, To üft es febr alaublich, dar fie dortbin auch nur durch die Mauren gebracht jet. Mir it unbefannt, welcher Art die prachtvollen alten Rojen angebören,, welche die Ruinen der Albambra zieren. 20) Johnson, History of Gardening; Will. Baulund Wilb. Doll, Der Rofenaarten, ©. 23, 228; Lindley, Ros. monogr., ©. 47. 21) Guillemeau, Hist. nat. de la rose, pag. 87. 22) Der nicht jebr zuwerläffige Dietrich, Gefch. d. Gartenbaues, ©. 264, jagt, die Theerofe jet 1809 nach Malimaifon gefommen. 23) Dietrich nennt 1826 als Jahr der Einführung der gelben Theerofe. 24) DecandoLle zäblt die Bourbonrofe zur R. canina L.; Wallroth zu feiner R. chamaerrhodon, a. Austriaca; Nedoute und Tborv zur R. Gallica, RW. Paul und W. Döll zur R. Indica. 25) Auer den einzelnen fchen gemachten Angaben verweife ih noch im Allgemeinen auf Lindley, W. Baulund WB. Doll, Dietrich, Loudon, Johnfonu. N. 26) Auch bier verweise ich auf die in der vorigen Anmerkung genannten Werfe. Die Neuzeit. 321 Mittbeilungen über die Beobachtungen von dem Engländer Trail, joiwie von Hildebrand und Pfiser in Bonn; fiebe Wiener Neue Freie Preffe, d. 31. März 1570. 28) Eine der beiten Schriften über Rofenfultur it ohne Frage die des Direktors ded Bartens zu Cheshunt (England), William Paul, in der deutfchen Bearbeitung des berzoglich fJüchliihen Hofaärtnere Wilb. Doll in Eifenberg (Der Nofengarten, Zeipzig, 1855). Lieft man darin das Kapitel von der Hnbridifirung, fo fommt man auf den Gedanken, das Buch müffe vor hundert Sabren gefchrieben fein, fo vollftändig it die Unfenntnig über Alles, was den Befruchtungsproceh betrifft. Won dem fait naturgejeg- lichen Ausfchlug der Selbftbefruchtung bei den Blumen fcheint der Verfasfer feine Kenntnig zu haben, und die Beichreibung der Handariffe bei der fünftlichen Befruchtung, wie fie Baul mittbeilt, erinnert an die Spielereien eines Kindes, find aber, wilfenfchaftlich be trachtet, fo vollfommen unbrauchbar, dar eine Verknüpfung von Handlung und Erfolg jedenfalls ganz ungerechtfertigt jein würde. = u die Gärtner ihr eigenes Thun und Treiben verfteben, zeigt ein Saß bei Baul: ©. 303—4 „Berberifolia Hardii wurd von Hardy im Jardin de Luxembourg KB: dem Samen der R. involucrata und R. berberifolia erzogen.“ Was damit gefagt fein foll, kann ich nicht evratben, wie ca dajteht, ift e8 vollfommen ohne Sinn, denn man fann Eine Pflanze nicht aus zweierlei Samen erziehen. 29) Für das Vorbergebende verweife ich wieder im Allgemeinen auf die Anmer- fung 25 erwähnten Schriften. 30) Bronn, Gerchichte der Natur, Bd. 2 (1843), ©. 69. 31) Lindley, Theory of horticulture, p. 87. 32) Bergl. W. Paulund WB. Doll, Der Rofengarten. 33) Zelter’s Briefpwechfel mit Goethe, Theil IV, ©. 156. 34) Dr. 8%. R. Schneider, Jtalien in geograpbifchen Lebensbildern, 1563, ©. 160—1. 35) So werden die gejtreiften und gefleten Rofen vorzüglih in Frankreich be wundert und find in zahlreichen Sorten von Bibert gezogen worden, während man te in England nicht mag. England dagegen pflegt mit großer Vorliebe die anderwärts vernachläffigte Weinrofe. Paulund Doll, ©. 17, 291. 36) Vibert, Essai sur les Roses, p. 16, jagt: »Liger, le jardin fleuriste, 1768, zäblt 14 fultivirte Rofen auf, von denen man viele jegt nicht mebr fennt.“ Aehn- liches führt an Dr. .W. Schubert, Die Urwelt und die Firfterne, Dresden, 1922, ©. 333. Alle mir zugänglichen botanischen Werfe ftimmen in der Fünfzabl der Kelch» und Blumenblätter überein. Nur Endlicher, in feinen Genera plantarum, 1536—40, jpricht von einer Unterabtbeilung der Rofe, die er Rhodopsis nennt und dur vier Kelch: und Blumenblätter charafterifirt. Gr beruft fich dafür auf die Rosa sericea Royle (Ilustrations of the Dr etc. etc. of the Himalayan mountains, London, 1839, Taf. 42, fig. 2.) Das Citat bei Endlicher ift nicht richtig, e8 muß Fig. 1, nicht Fig. 2 heißen. Diefe Abbildung jtellt eine von Royle bei Choor, Urrufta u. |. w. ae= jundene Spielart von Rosa sericea Lindley vor (nicht R. sericea Royle, wie 8 nad) Endliher u fönnte, Royle nennt fie vielmehr R. tetrapetala, 1. c., Vol. 1, pag. 23). ie Analyfe der Blüthentheile bei Roy e ift bis zur Unbraudbazteit ichlecht. Da nun die er Rofe von R. sericea in gar nichts al in der Vierblättrigfeit der Kelch und der Blumenfrone abweicht, jo halte ich fie, wie Roy le (Vol. 1, pag. 203) EC hleiden, Die Roie. > 322 Die Neuzeit. auch eigentlich zu tbun feheint, nur für eine Spielart von der R. sericea, wie folche ja häufig vorfommen. So findet man fait an jedem größeren Gremplar der Fuchfien Blütben, die ftatt vieraliedria nur dreigliedrig find. 38) So, um nur ein Beispiel anzuführen, erzählt Venator vom offnen Lande dis mittleren Deutfchlande: „Feder, der bier aufaewachfen it, Jucht fein Vaterland vergebeng im DVaterlande; er findet nichts ala öde Felder, verbrannte oder in Trümmer zerfallene Wohnpläge, in den wenigen noch ftehenden Gebäuden aber weder einen Menfchen nod) einen Hund. Ueberall berrfeht eine erfchredende Leere und Stille, welche nicht jowohl von der Flucht der Einwohner berrübrt, als vielmehr eine Folge des allgemeinen Dabinfterbeng it, denn nur an wenigen Drten giebt e8 noch fo viele Menfchen, dak die Entjtehung einer Nachtommenfchaft möalich tft, in den meisten find faum ein, zwei oder drei u nod) am ben.“ Siehe Dr. ©. %. Kriegk, Gefhichte von Frankfurt a. M. u. f. w. Sranffurt, 1871, ©. 440. . Brodes, Gedichte, Ihl. 2, ©. 72. )) Für die vorftchend mitgetheilten EI verweife ich auf DR. B. W Eua Portifcher Hausfchas, Leipzia, 1845. 41) Das Buch ift in Berlin bei Ehriitiani ohne Angabe der Jahreszahl er fchienen. Die Rofengedichte finden fich befonders ©. 353—409, 426 f., 533, 538, 545, 550, 556, 558, 560, 564, 568, 576 f., 595 f., 600, 614, 633 und fo weiter. 42) Döring, Die Königin der ahımen, Elberfeld, 1835, ©. 369, Anmerf. 1. 43) Baulund Doll, Der Rofengarten, ©. 14. 44) Schleiden, Die Pflanze und ihr Leben, 6. Aufl., 1864, ©. 3 ff. 45) Döring, Die Königin der Blumen, ©. 112. 46) Das Titelbild zu diefem Büchlein ift von einer Schülerin Lach’ 8 gemalt. 47) Moe Campan, Memoires sur la vie privee de Marie-Antoinette, Paris, 1822, Tom. 1, p. 53. 48) Hanauer neue Zeitung, 1819, Nr. 195. 49) 3. Kant, in feinen legten Lebensjahren, von E U. E. 9. Wafianffi, Königeberg, 1804, ©. 55. 50) Fr. Leopold Grafzu Stolberg, Symnus: die Erde“, 51) Zimmermann, Bon der Einfamfeit, Theil 4, ©. 129. Drud von Breitfopf und Härtel in Leipzig. NDR ur N a Y MR, UN ARTS N ER j N Ah ' as N Rd vr F (% er wenn ‘ 3 5185 00037 5608 SENDER {ri EN