DPD} Ba 222 2 DD u ISERTER COMPARATIVE ZOÖLOGY, Library of Ihe Musum OF AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. The gift of LOUIS AGASSIZ. No. YDEH- Be: RE | WE 3 \ “rd ’ An nenn a ESS TGEEESEL 4 pe 2 Ne Le @) REN, -/ SEAN ° Ur —f- ” EZ . # a > .+ > | ; ) P.. () BR! ©, P>x HP / d 5 9, N N Tas / j 9 . i 7 N JE >. N Va 77.20 0 Ne U ’ e. 2 > y Han (Bi AA/ u u ; “-. BA ’ TI E41 2 ' i ’ Z el \ % N 0 ’ / = Q E \ i E \ = ER uf EN) N \\ > u) Rx, AN f } vw R J " ” \ X \ N | « .. [7 \Ni ’ 1, n Tr > /} bi fr Pa et u ” \ rd be [6 2 s AP N EEE dl we f) X ve e$IT I ; H \ U i A IK N VEN Ri #4 : I‘ N ’ N Y N B ae ) . ), A, An ki N 4 r \ « bee u k \ 2 a EN \ ER f \ n IT aaa NT“ ae a UA > BZ AU 77 Br, EN A \ aa ‚> R F RR u DIE SAUGETHIERE. DIE SÄUGETHIERE IN ZOOLOGISCHER, ANATOMISCHER UND PALZABONTOLOGISCHER BEZIEHUNG UMFASSEND DARGESTELLT VON C. G. GIEBEL. 2 LEIPZIG: VERLAG VON AMBROSIUS ABEL. "855. Pe pr a Re ‚ia Kae * Si En ip F RTen ara amtnanam FE “ 2 EN x KÜR Br = TR EL. we 58 le wor ton eo —_ [2 Die gegenwärtige Aufgabe der Zoologie ist nicht blos die thierischen Gestalten kennen zu lehren und deren inneren Bau darzulegen, sondern zugleich die Einsicht in den nothwendigen Zusammenhang _ der äusseren und inneren Formen, die Einsicht in den geologischen wie in den individuellen Entwickelungsgang zu erzielen, kurz: den 'thierischen Örganısmus zu begreifen. Unsere neuesten Hand- und Lehrbücher für den Unterricht in der Zoologie verfehlen diese Auf- gabe, indem sie einseitig nur die äusseren Formen oder ebenso ein- seitig den physiologischen und vergleichend anatomischen Theil dar- stellen, die zeitliche Entwickelung des Organismus aber, die ich in der zweiten Auflage meiner Paläozoologie (Allgemeine Paläontologie. Leipzig 1852) bis auf die Gattungen und Arten hinab erörtert habe, ' gänzlich vernachlässigen. Sie erheben sich damit nicht über die ersten Elemente der Wissenschaft und es kann nicht wundern, wenn immer noch der Unterricht in der Zoologie wie in der Naturwissen- schaft überhaupt bei Schulmännern und Pädagogen in Miscredit steht, wenn man denselben für ein wenig erspriessliches, ja hie und da sogar für ein zweifelhaftes und selbst gefährliches Bildungsmittel hält. Eine bis höchstens drei wöchentliche Unterrichtsstunden, aller- meist von nicht einmal gründlich unterrichteten Lehrern gehalten, von den dürftigsten Hülfsmitteln unterstützt, können selbstverständ- lich nicht solche Resultate erzielen als ein achtjähriger wöchentlich acht- bis zehnstündiger Unterricht im Griechischen und Lateinischen oder in der Mathematik und solcher begreiflicher Weise schlechten Resultate wegen werden die Naturwissenschaften nun als ein höchst DIE SÄUGETHIERE IN ZOOLOGISCHER, ANATOMISCHER UND PALBONTOLOGISCHER BEZIEHUNG UMFASSEND DARGESTELLT VON C. G. GIEBEL. LEIPZIG: . VERLAG VON AMBROSIUS ABEL. Nee ner UOTHORSERE an re 1% u 2 EN 2 0 redp -— [2 Die gegenwärtige Aufgabe der Zoologie ist nicht blos die thierischen Gestalten kennen zu lehren und deren inneren Bau darzulegen, sondern zugleich die Einsicht in den nothwendigen Zusammenhang der äusseren und inneren Formen, die Einsicht in den geologischen _ wie in den individuellen Entwickelungsgang zu erzielen, kurz: den thierischen Organismus zu begreifen. Unsere neuesten Hand- und Lehrbücher für den Unterricht in der Zoologie verfehlen diese Auf- gabe, indem sie einseitig nur die äusseren Formen oder ebenso ein- seitig den physiologischen und vergleichend anatomischen Theil dar- stellen, die zeitliche Entwickelung des Organismus aber, die ich in der zweiten Auflage meiner Paläozoologie (Allgemeine Paläontologie. Leipzig 1852) bis auf die Gattungen und Arten hinab erörtert habe, gänzlich vernachlässigen. Sie erheben sich damit nicht über die ersten Elemente der Wissenschaft und es kann nicht wundern, wenn immer noch der Unterricht in der Zoologie wie in der Naturwissen- schaft überhaupt bei Schulmännern und Pädagogen in Miscredit steht, wenn man denselben für ein wenig erspriessliches, ja hie und da sogar für ein zweifelhaftes und selbst gefährliches Bildungsmittel hält. Eine bis höchstens drei wöchentliche Unterrichtsstunden, aller- meist von nicht einmal gründlich unterrichteten Lehrern gehalten, von den dürftigsten Hülfsmitteln unterstützt, können selbstverständ- lich nicht solche Resultate erzielen als ein achtjähriger wöchentlich acht- bis zehnstündiger Unterricht im Griechischen und Lateinischen oder in der Mathematik und solcher begreiflicher Weise schlechten Resultate wegen werden die Naturwissenschaften nun als ein höchst VI Vorrede. untergeordnetes Bildungsmittel gehalten. Was zieht denn der ab- gehende Quartaner von seiner Kenntniss der griechischen und latei- nischen Sprache für Vortheile? Tüchtige Lehrer, ausreichende Hülfs- mittel und Zeit werden gewiss auch den naturwissenschaftlichen Unterricht mit dem schönsten Erfolg krönen. Die grosse Zahl der alljährlich erscheinenden Leitfaden ud Handbücher der Zoologie hielt mich ab dieselben noch zu vermeh- ren und brachte die Berücksichtigung eines schon frühzeitig von mir erkannten Bedürfnisses zum festen Entschluss. Die zoologischen Untersuchungen — die Systematik, die Anatomie, die Physiologie und die vorweltlichen Thiere betreffend — sind in den letzten zwanzig Jahren so ungeheuer gefördert und dabei in der Literatur so weit zerstreut worden, dass selbst der Zoologe von Fach nicht mehr in allen Theilen gleichmässig folgen kann. Ein Zusammenfassen dieses ungeheuren Materiales nach dem oben bezeichneten gegenwärtigen Stande der Wissenschaft in der Weise, dass es dem Zoologen als unentbehrliches Handbuch und Repertorium bei seinen Forschungen dient, den Lehrer auf die Höhe der Wissenschaft erhebt und die ihm sonst unzugänglichen Quellen eröffnet, eine solche Bearbeitung der Zoologie ist ein tiefgefühltes Bedürfniss. Die vorliegende Dar- | stellung der Säugethiere bildet den Anfang dazu. Ich habe es versucht eine möglichst vollständige Characteristik aller Abtheilungen des Systems bis auf die Arten hinab zu geben. Den dazu nöthigen literarischen Apparat herbeizuschaffen, scheuete ich kein Opfer, und es blieben mir nur wenige der kostbarern Reise- werke unzugänglich. Frühere gelegentliche Auszüge und die be- kannten Sammelwerke mussten sie mir ersetzen. Citirt habe ich nur die Quellen, alle Sammelwerke, Verzeichnisse ete. aber unbeachtet gelassen, weil sie nicht mehr, meist aber weniger als meine Arbeit bieten und für das massenhafte Aufhäufen von völlig werthlosen Citaten hier kein Raum war. Eben wegen mangelnden Raumes unterliess ich es auch jeder Gattung und Art eine Geschichte von ihrer Kenntniss beizufügen und lange Verzeichnisse von Messungen aufzunehmen. Letztere gehören zur Beschreibung von Exemplaren, mit der man Quartanten zu füllen pflegt, in der Characteristik der Art genügt vollkommen das allgemeine Grössenverhältniss. a AN = Vorrede. _ vu Hinsichtlich der Nomenclatur bin ich überzeugt, dass nur die strengste Consequenz in der Durchführung der anerkannten Regeln . der grenzenlos verworrenen Synonymie Schranken setzen kann und Hr. A. Wagner wird es mir wohl nicht übel deuten, dass ich der von ihm beliebten Willkür und Inconsequenz nicht beitrete, in welcher er alle von Fr. Cuvier eingeführten barbarischen Namen durch neue ersetzt, die Barbarismen aller anderen Autoren aber ohne Bedenken beibehält, in der er einen aethiopicus verwirft, weil mög- licher Weise noch eine zweite Art in Aethiopien entdeckt werden könnte, während er doch sonst den americanus, africanus etc. neben anderen amerikanischen, afrikanischen etc. Arten beibehält. Woich dieselbe Benennung für zwei Arten einer Gattung vorfand, habe ich nicht immer sofort die eine Art neu getauft; Bedenken gegen die Selbständigkeit, gegen die Nothwendigkeit eines neuen Namens hielten mich ab. Die ungeheure Menge flüchtig beschriebener, nur nach der Farbe und einigen anderen Eigenthümlichkeiten sehr zweifel- ‘ haften Werthes characterisirten Arten gehörigen Orts unterzuordnen ist eine schwierige ohne die unausführbare Vergleichung der Ori- ginal-Exemplare unlösbare Aufgabe. Bei Weitem die Mehrzahl solcher Arten ist ohne allen wissenschaftlichen Werth. Differiren sie wirklich in wesentlichen Characteren, warum werden dann die Differenzen nicht bestimmt angegeben? Ein bräunlicher oder schwärz- licher Farbenton, etwas kürzeres oder längeres, dichteres oder dünneres Haarkleid, etwas kürzerer oder längerer Schwanz etc. be- dingen wahrlich keine specifische Differenz. Nicht selten beruhen solche Artdifferenzen in der blossen Präparation des Balges. Muss denn aber jeder einzelne Balg durch einen systematischen Namen verherrlicht werden! Er ist doch nur ein Theil und zwar der ober- flächlichste des Organismus; wenn er nicht entschieden auf Diffe- 'renzen in der inneren Organisation deutet, ist er für die Systematik _ werthlos. Für Diejenigen, welche den Werth naturhistorischer Schriften nur nach dem Titel und den schönen Bildern beurtheilen und daher die vorliegende Arbeit für eine gemeine Compilation halten, diene die Bemerkung, dass mir die hiesigen Sammlungen bei der Bearbeitung zur Disposition standen. Um den Reichthum derselben vıi Vorrede. wenigstens nach einer Richtung hin näher zu bezeichnen, erwähne ich nur die weit über 500 vollständigen Skelete der Meckelschen und zoologischen Sammlung, darunter die seltensten und schönsten. Ihre sorgfältige Untersuchung setzte mich in den Stand, die Familien, zahlreiche Gattungen und Arten ausführlicher und schär- - fer zu characterisiren als es in ähnlichen monographischen Bear- beitungen der Säugethiere bisher geschehen. Mancher Irrthum und mancher Zweifel ist durch die Benutzung dieses schönen Mate- riales beseitigt, zugleich eine Fülle von osteologischen Details ge- boten, welche für die von zoologischen unzertrennlichen paläontolo- gischen Untersuchungen auch nicht ganz ohne Werth sein möchte. Gern hätte ich ausser den hiesigen Sammlungen auch die leicht er- reichbaren und zugänglichen Museen der nachbarlichen Universitäten zu Rathe gezogen und die hier unlösbaren Fragen dort zu beseitigen, die Lücken auszufüllen gesucht, aber leider gestattet mir die täg- liche Sorge um die physische Existenz keine derartigen Unter- suchungsreisen, wie sie denn auch die Befriedigung der literarischen Bedürfnisse in empfindlicher Weise beeinträchtigt. Mein Eifer und | meine Liebe zur Arbeit vermochten nicht diese Schranken zu durch- brechen, mag daher die Kritik Nachsicht üben. Halle, im Juli 1855. ©. Giebel, Inh Allgemeine Characteristik alt. Seite 22.168 Klassencharacter 1 — Das Skelet 2 — Das nn 19 — Das Muskelsystem 25 — Das Nervensystem 30 — Die Sinnesorgane 3f — Das Gefässsystem 36 — Das Respirations- und Stimmorgan 33 — Das Verdauungsorgan 39 — Die Harn- organe 43 — Die Geschlechtsorgane 43 — Die äussere Körperbedeckung 46 — Aufenthalt, Nahrung, Lebensweise 48 — Fortpflanzung und Entwickelung 51 — Geologische Geschichte 60 — Eintheilung 62. A. PINNATA. Flossensäugethiere. I. CETACEA. Seite Characteristik 68 Cete arsch 751: 1. Fam. Balaenodea . 76 Balaena 79 — Balaenoptera 81. 2. Fam. Delphinodea . . . . 86 Physeter 88— Phocaena 91 — Delphi- nus 98 — Inia 107 — Platanista 107 — Hyperoodon 108 — Berardius 110 — Ziphius 110 — Delphinapterus 112. 3. Fam. Monodonta . 112 Monodon 112. Sirenia . . 114 B. UNGULATA. Hufsäugethiere II. MULTUNGULA. Characteristik Mr = 1. Fam. Proboscidea . . 155 Elephas 157 — Mastodon 170. 2. Fam. Genuinu . 176 Tapirus 179 — ENTER 184 — Anchitherium 188 — Lophiodon 188 — Seite 4. Fam. Sirenia . 114 Rhytine 115 — Halicore 117 — Mana- tus 118 — Halitherium 120 — Dino- therium 122. Il. PINNIPEDIA. Characteristik . 124 5. Fam. Trichechoidea 7 Trichechus 127. 6. Fam. Phocina . 129 Halichoerus 132 — Phoca 133 — Lepto- nyx 138 — Cystophora 140 — Otaria 143. 7. Fam. Zeuglodontidae . . 148 Zeuglodon 148 — Squalodon 150, 150. Anthracotherium 190 — Rhinoceros 191 — Elasmotherium 209 — Hyrax 210 — Hippopotamus 214 — Meryco- potamus 220. 3. Fam. Suina . » 24 Sus 224 — Porcus 231 — Fa 232 — Phacochoerus 235 — Palaeo- choerus237 — Entelodon 238 — Choero- x Inhalt. Seite potamus 238 — Hyopotamus 239 — Hip- pohyus 240 — Hyracotherium 240 — Hyotherium 240 — Adapir 241. 4. Fam. Toxcodontidae . 241 Toxodon 241 — Nesodon 243, 5. Fam. Anoplotheridae 243 Hoplotherium 243 — Chalicotherium 245 — Dichodon 245 — Anoplotherium 245 — Xiphodon 247 — Dichobune 247. IV. BISULCA. Characteristik . 248 6. Fam. Cavicornia 254 Bos 255 — Ovis 274 — Capra 283 — Antilope 292. C. UNGUICULATA. .Nagelsäugethiere VI. EDENTATA. 389 1. Fam. Monotremata . 390 Ornithorhynchus 392 — Echidna 397. Characteristik 2. Fam. Vermilinguia 399 Manis 401 — Myrmecophaga 407. 3. Fam. Fodientia 412 Orycteropus 413 — Glossotherinm 416 — Chlamydophorus 416 — Dasypus 417 — Euryodon, Heterodon, Glyptodon 426 — Chlamydotherium 427. | A. Fam. Gravigrada . 427 Megatherium 428 — Megalonyx 429 — Mylodon 430 — Scelidotherium 431. 5. Fam. Tardigrada 431 Bradypus 433 — Choloepus 437. VII. GLIRES. Characteristik 438 6. Fam. Leporina 442 Lepus 443 — Lagomys 453 — Titano- mys 456. 7. Fam. Cavini u Cavia 458 — Kerodon 461 — Dolicho- tis 464 — Hydrochoerus 464 — Coelo- genys 466 — Dasyprocta 467. Seite 7. Fam. Cervina BR 2% 324 Moschus 326 — Cervus 331 — Dorca- therium 360. 8. Fam. Camelopardalidae 360 Camelopardalis 361 — Sivatherium 363. 9. Fam. Tylopoda 364 Auchenia 365 — Camelus 369. V, SOLIDUNGULA. 373 Hipparion 375 — Hippotherium 375 — Equus 376. | 10. Fam. Egquina 388. 8. Fam. Hystrices 471 Chaetomys 472 — Cercolabes 473 — Erethizon 477 — Hystrix 478 — Alhe- rura 483 — Theridomys 484 — Ano- malurus 485. 9. Fam. Muriformes 486 Myopotamus 487 — Capromys 489 Plagiodontia 491 — Echinomys 491 Mesomys 494 — Habrocoma .496 Dactylomys 497 — Cercomys 499 j Carterodon 499 — Aulacodus 500 — N Loncheres 501 — Ctenomys 505 | Petromys 508 — Octodon 508 — Cieno- dactylus 510 — Schizodon 511 — Spala-. copus 12. 10. Fam. Chinchillidae 512 Lagostomus 513 — Lagidium 514 — Chinchilla 5915 — Archaeomys 517. 517 Rhizomys 518 — Heterocephalus 520 — Spalax 521 — Siphneus 522 — Bathy- ergus 523 — Georychus 524 — Helio- phobius 525 — Haplodon 526 — Ello- bius 527. 11. Fam. Spalacıni . 12.. Fam. Sciurospalaeini . Geomys 529. 528 Inhalt. XI Bin Seite Seite 13. Fam. Murini 531 | 24. Fam. Entomophaga 703 Astomys 532 —Sminthus 535 — Reithro- don 536 — Sigmodon 537 — Neotoma 538 — Hesperomys 539 — Mus 552 — Steatomys 568 — Pseudomys 569 — Dendromys 569 .—: Anodon 570 — Drymomys 571 — Saccomys 571 —Pero- enathus 571 — Saccostomus 572 — Crice- tomys 573 — Cricetus 574 — Hydromys 578— Phloeomys 579 — Hapalotis 579. 44. Fam. Merionides . .. .. 980 .. .Meriones 581 — Mystromys 587 — Oto- mys 588. 15. Fam. Dipodidae 590 Dipus 591 — Alactaga 595 — Jaculus 598 — Macrocolus 599 — Dipodomys 600 — Pedetes 600. .16. Fam. Arvicolin . 602 Myodes 602 — Arvicola 605 — Fiber 616. 17. Fam. Castorini . 617 Castor 617. 18. Fam. Myoaini 621 Glis 622: — Muscardinus 623 — Elio- mys 624 — Graphiurus 625. 19. Fam. Sciurini 626 _ Arctomys 627 — Plesiarctomys 630 — Spermophilus 631 — Tamias 6338 — Pteromys 640 — Sciurus 644. 20. Fam. Chiromyini 663 Chiromys 663. VII. MARSUPIALIA. Characteristik . . 664 21. Fam. Rhizophaga 668 Phascolomys 669. 22. Fam. Poephaga . 670 Macropus 671 — Dendrolagus 685 — Hypsiprymnus 685 — Diprotodon 690 — Nototherium 691. 23. Fam. Carpophaga . 691 Phascolarctos 692 — Phalangista 694 — Petaurus 700. Tarsipes 704.— Cheironectes 705 : — Didelphis 706 — Perameles 719 — Choeropus 723. 25. Fam. Creatophaga . 723 Myrmecobius 724 — Thylacotherium 735 — Phascolotherium 726 —Phasco- logale 726 — Dasyurus 729 — Thyla- cinus 733. IX. FERAE. Characteristik 734 a. Omnivorae 735 26. Fam. Ursinae 736 Ursus 737 —Procyon 745 — Nasua 749 — Cercoleptes 751 — Arctitis 793 — Ailu- rus 794. 27. Fam. Arctocyoninae 759 Agriotherium 759 — Palaeocyon 757 — Amphicyon 797. b. Carnivorae 758 28. Fam. Mustelinae 158 Meles 759 — Mydaus 762 -— Mephitis 763 — Helictis 767 — Ratelus 768 — Galictis 769 — Rhabdogale 771 — Mustela 772 — Icticyon 785 — Gulo 785 — Lutra 786 — Pterura 792 — Enhydris 793. 29. Fam. Viverrinae 794 Cynogale 796 — Paradoxurus 797 — Cryptoprocta 802 — Bassaris 802 — Viverra 803 — Galidictis 809 — Her- pestes 809 — Rhyzaena 819 — Cros- sarchus 820 — Galidia 820. 30. Fam. Caninae 821 Otocyon 823 — Cynodon 823 — Canis 825 — Protocyon 851 — Speothos 851 — Hyaenodon 852. 31. Fam. Hyaeninae 853 Hyaena 855 — Proteles 859 32. Fam. Felinae 859 Pseudaelurus 862 — Machairodus 862 — Cynailurus 863 — Felis 865. Xu Seite Insectivorae 886 33. Fam. Talpinae 887 Chrysochloris 887° — ae 890 — Talpa 891 — Dimylus. Geotrypus. Hypo- ryssus 894 — Palaeospalax. Scalops 895 — Spalacotherium. Urotrichus 896. 34. Fam. Sorieinae . 897 Sorex 897 — Solenodon 906 — Myo- gale 906 — Macroscelides 908 — Rhyn- chocyon 911 — Cladobates 913 — Ptilo- cercus. Hylomys. Gymnura 915 — Euple- res 916. 35. Fam. Aculeatae 916 Centetes 917 — Ericulus. Echinogale 918 — Erinaceus 919. X. CHIROPTERA. Characteristik . 923 36. Fam. Gymnorhina . 926 Furia. Nycticejus 926 - Vespertilio 930 — Thyroptera 952 — Dysopes 953 — Diclidurus 958 — Emballonura 959 — Noctilio 961 — Taphozous 962 — Chilonycteris 965 — Mormops 966. 37. Fam. Istiophora 967 Stenoderma 967 — Brachyphylla 968 — Rhinopoma 968 — Glossophaga 969 — Phyllostoma 971 — Nycteris 977° — Nyctophilus 978 — Megaderma 979 — Rhinolophus 980 — Phyllorhina 985 — Desmodus 989 — Diphylla 991. Inhalt. Selte 991. Hypoderma 992 — Harpyia 992—-Maero- glossus 993 — Pteropus 993. . 1003 38. Fam. Frugivora 39. Fam. Dermoptera Galeopithecus 1003. XI. QUADRUMANA. . 1006 . 1008 . 1008 Tarsius 1009 — Otolienus 1011 — Micro- cebus 1013 — Pterodicticus 1014 — Stenops 1015 — Chirogaleus 1017 — Lepidilemur 1018 — Lemur 1019 — Propithecus 1023 — Lichanotus 1024. 1025 41. Fam. Simiae platyrrhinae 1025 Hapale 1026 — Chrysothrix 1033 — Callithrix 1034 — Nyctipithecus 1037 — Brachyurus 1038 — Pithecia 1039 — Cebus 1041 — Lagothrix 1047 — Ateles 1047 — Mycetes 1051. Characteristik . a. Prosimiae AO. Fum. Lemures b. Simiae 42. Fam. Simiae catarrhinae. 1053 Cynocephalus 1054 — Inuus 1060 — Cercopithecus 1065 — Semnopithecus 1071 — Hylobates 1073 — Pithecus 1082. MAMMALIA. Allgemeine Characteristik. er, en sind warmblütige Rückgratthiere mit theils homonomen, theils -heteronomen Bewegungsorganen, mit Haarkleid und Zitzen zur Ernährung der lebendig geborenen Jungen. | Das knöcherne Skelet, die vollkommenen Sinnesorgane und das rothe Blut haben die Säugelhiere mit den übrigen Rückgratthieren gemein, sie unterscheiden sich aber von den Amphibien und Fischen sogleich durch das warme Blut und die Zitzen zur Ernährung der Jungen. Durch letztern Cha- rakter sondern sie sich zugleich von der zweiten Klasse der warmblütigen Wirbelthiere, den Vögeln, welche überdies noch durch die allgemeine Ueber- einstimmung ihrer Körpergestalt, durch die stete Heteronomität ihrer Bewegungs- organe, durch das Federnkleid und die eigenthümliche Schnabelbildung scharf von den Säugethieren geschieden sind. Die Säugethiere sind zwar ihrer innern Organisation nach typische Land- bewohner, aber als vollendetste Gruppe des ganzen Thierreiches wiederholen sie in sich die frühern durch die Elemente bedingten Stufen der Entwicklung. Die hierin begründete auffallende Mannichfaltigkeit im Typus der Säugethiere ist jedoch nur eine rein äusserliche, die allgemeine Körpergestalt und ‚die Bewegungsorgane berührende. Bei den strengen Wasserbewohnern dehnt sich der Körper in die Länge aus und nimmt eine fischförmige Gestalt an, indem auch die Extremitäten dieser Analogie gemäss zu Flossen sich umgestalten. Bei minder entschiedenen Wasserbewohnern verkürzt sich der Körper, schei- det sich auch äusserlich deutlich in Kopf, Rumpf und Schwanz, nur der Rumpf bewahrt noch die eigenthümliche Gestalt, die Bewegungsorgane verlie- ren die Flossen mehr und mehr. Die amphibiotischen Säugethiere haben eine kurze, gedrungene, plumpe Gestalt, wenig beweglich, am Rumpfe ist Brust und Bauch äusserlich noch nicht geschieden, die Bewegungsorgane kurz ohne äusserlich sichtbare Gliederung. Dagegen verlängern sich die Gliedmassen auffallend und nehmen eine breite Flügelform an bei den Repräsentanten des Luftlebens, deren Körper durch geringe Grösse und zarten Skeletbau die für sein Element nöthige Leichtigkeit erhält. Die eigentlichen Landsäugethiere, welche den Klassentypus entschieden repräsentiren, zeichnen sich durch eben- - mässigen und zierlichen Körperbau aus. Der Rumpf ist schlank, je nach der Lebensweise etwas comprimirt oder deprimirt, schon äusserlich in Brust und Bauch geschieden, die Gliedmassen zeigen in der ebenfalls äusserlich erkenn- baren Gliederung ihre grosse Beweglichkeit und stehen zur Länge des Rumpfes Säugethiere, 2 Allgemeine Characteristik. in einem harmonischen Verhältniss, welchem auch die Grösse des Kopfes und die Länge des Halses und Schwanzes entspricht. In dieser Harmonie der einzelnen Theile erreicht die allgemeine Körpergestalt des thierischen Orga- nismus ihre vollendetste Gestalt. Die Amphibien und Fische zeigen zwar eine ebenso grosse Mannichfal- tigkeit ihrer äussern Erscheinung als die Säugethiere, allein dieselbe beruht in beiden Thierklassen auf einer mehr weniger durchgreifenden Umgestaltung des Typus selbst. Die Kluft zwischen Batrachiern, Sauriern und Schildkrö- ten oder zwischen Myxinoiden und Cyprinoiden ist eine bei Weitem grössere als zwischen Walen und Katzen. Dort entsprechen den äussern Unterschie- den noch auffallendere im Skelet, im Nervensystem, der Respiration une Cir- eulation und im Verdauungs- und Geschlechtsapparate; bei den Säugethieren dagegen sind die Unterschiede in der innern Organisalion ebenso gering als die äussere Mannichfaltigkeit gross ist. Bevor wir die allgemeinen Organisationsverhältnisse der Klassen weiter verfolgen, wollen wir den Bau und die Modificationen der einzelnen Organe untersuchen und hier mit dem Skelet als den Form bestimmenden soliden Gerüst des Körpers beginnen. | Das Skelet*). Das Skelet der Säugethiere zeichnet sich von dem der übrigen Wirbel- thiere durch die vollkommenste Entwicklung aller einzelnen Theile aus, durch die Solidität aller Knochen, durch die scharf ausgeprägten Formen derselben, die bestimmt umgränzten und vollkommen ausgebildeten Gelenk- und Berüh- rungsflächen der einzelnen Knochen unter einander, die markirten Fortsätze, Leisten, Kämme und Anheftungsstellen der Muskeln, die scharf umrandeten Incisuren, Kanäle und Oeffnungen für Gefässe, Nerven und Sehnen, durch die Selbstständigkeit der einzelnen Knochen und die vollendete Gliederung des Ganzen. Hinsichtlich der allgemeinen Gliederung des Skeleles stimmen die Säuge- thiere mit den Vögeln vollkommen überein, aber die vollendete Symmetrie des ganzen Gerüstes erscheint bei der Vergleichung der einzelnen Theile vielfach gestört. An jedem Skelet kann man zahlreiche Anomalien in den Einzelnhei- ten beobachten, die auffallendsten in den Nasenbeinen und Nahtzacken der übrigen Schädelknochen, in den Fortsätzen, Höckern und Leisten der Wirbel, in den Muskelanheftungen, in den Ernährungskanälen aller Knochen. Es stei- gert sich diese Asymmetrie gar nicht selten bis zum Verschwinden einzelner Theile, zumal einer Rippe, oder entgegengesetzt zum Auftreten eines über- zähligen Theiles. Ihren höchsten Grad erreicht diese Eigenthümlichkeit im Schädel der Flossensäugelhiere, bei welchem die Asymmetrie normal ist. In den übrigen Wirbelthierklassen und besonders bei den zunächst stehenden Vögeln sucht man vergebens nach so vielen und auffallenden Störungen in der Symmetrie der einzelnen Knochen und darum betrachten wir dieselbe als eine auszeichnende Eigenthümlichkeit des Säugethierskeletes, die um so mehr Beachtung verdient, als sie gerade der vollkommensten Klasse des Thier- reiches zukömmt. *) Die wichtigsten Schriften über vergleichende Osteologie sind: Cuvier, re- cherches sur les ossemens fossiles. Paris 1834. tom. I—X. — Blainville, ost&o- graphie Ar description iconographique comparee du squelette et du systeme den- valre elc. Paris, (Nicht vollendet). — Cuvier, Lecons d’anatomie comparee. tom. I. I. Paris 1835 — 37. — Meckel, System der vergleichenden Anatomie IIb Halle 1825. Das Skelet. 3 Eine zweite Eigenthümlichkeit des Säugethierskeletes als besonders unter- scheidend von dem der Vögel liegt in den langen Röhrenknochen, deren innere Höhlen das ganze Leben hindurch mit Mark erfüllt sind, bei den Vögeln dagegen nur so lange sie wachsen, indem sie später pneumatisch werden. Verwachsung nicht blos einzelner Knochen, sondern ganzer Abtheilungen des Skeletes kommen bei den Vögeln häufig in der Wirbelsäule vor und auf- fallender noch bei den Schildkröten und Fischen. In der ganzen Klasse der Säugethiere ist eine Verwachsung mehrerer Knochen nur in der Kreuzgegend, in der Bildung des Kreuzbeines normal und ausnahmsweise findet eine solche unter den Mittelfussknochen bei Bradypus und zuweilen unter einigen Hals- wirbeln Statt. Uebrigens bleiben alle einzelnen Theile des Skeletes selbstän- dig und etwaige Verschmelzungen zweier oder mehrer Knochen dürfen nur als individuelle Anomalien betrachtet werden. Abweichend von den Vögeln, deren übereinstimmende Lebensweise eine ebenso gleichmässige Ausbildung aller wesentlichen Theile des Skeletes zur nothwendigen Folge hat, kömmt bei den Säugethieren eine Verkümmerung der zur Bewegung dienenden Skelettheile vor, die bis zur Verschwindung der- selben fortgeht. Sie betrifft die Gliedmassen selbst, von denen die hintern bei den typischen Meeresbewohnern verschwinden, oder sie beschränkt sich in den andern Gruppen auf einzelne Zehen, Von gleicher Bedeutung ist der fast durchgreifende Mangel des einen untern Quadranten ım Schultergürtel und die häufige Verkümmerung und selbst Abwesenheit des andern oder Schlüsselbeines. Zu der allgemeinen Symmetrie des Skeletes, welche die Säugethiere mit den übrigen Wirbelthieren gemeinsam haben, tritt bei erstern noch der Ge- gensatz von Vorn und Hinten. Diese Gegensätzlichkeit bezweckt eine innigere Beziehung der einzelnen Formen zu einander. Am entschiedensten spricht sie sich in dem Rumpfe und den Gliedmassen aus. Für letztere sind die entsprechenden Glieder der vordern und hintern Extremitäten einander entge- gengesetzt, zunächst die obern und untern Quadranten im Schulter- und Beckengürtel, dann der Oberschenkel und Oberarm, der Unterschenkel und Unterarm. In der letzten Abtheilung, in Fuss und Hand ist sie aufgehoben. Ganz entschieden aber ist die Gegensätzlichkeit in der Wirbelsäule des Rumpfes ausgeprägt. Die Körper der Brustwirbel nehmen von vorn nach hinten all- mählig an Grösse ab und von dem kleinsten findet wieder eine Grössenzu- nahme durch die Lendenwirbel bis zum ersten Kreuzwirbel Statt. Dem ent- sprechend richten sich die Dornfortsätze in der vordern Gegend der Wirbel- säule nach hinten, die der hintern Gegend nach vorn, ebenso die Querfort- sätze. Selbst dann, wenn der Gegensatz von vordern und hintern Extremi- täten fehlt wie bei den Bipinnaten, ist in der Wirbelsäule dieser Character noch nicht verschwunden. Bei den Fischen zeigt sich die Gegensätzlichkeit noch in keinem Theile des Skelets, erst bei den Amphibien und Vögeln tritt sie mehr weniger deutlich hervor. In Vergleich mit diesen beiden Klassen könnten wir sie, freilich in etwas andrer Bedeutung, auch in den vor und hinter dem Rumpfe gelegenen Abtheilungen des Skeletes, im Halse und Schwanze anzunehmen veranlasst werden. Bei den Säugethieren bietet die Länge des Halses und Schwanzes die grösste Mannichfaltigkeit, aber erstrer wird con- stant aus sieben Wirbeln gebildet, letzterer meist aus einer grössern und selbst viel grössern Anzahl. Bei den Vögeln dagegen verkürzt sich der Schwanz durchweg und der Hals vermehrt seine Wirbelzahl, bei den Amphibien wird 1 4 Allgemeine Characteristik. umgekehrt der Hals sehr kurz mit Verminderung der Wirbelzahl während. die Zahl der Schwanzwirbel "enorm wächst. 2 ur Die einzelnen Formen des Säugethierskeletes gewähren mannichfaltige ‚In systematischer und physiologischer Hinsicht sehr beachtenswerthe Modificatio- sen, daher widmen wir denselben noch eine übersichtlich vergleichende Betrachtung. an Die Wirbelsäule. Die Wirbelsäule gliedert sich fast allgemein in die Hals-, Rücken-, Len- den-, Kreuz- und Schwanzgegend, deren jede aus mehrern eigenthümlich. ge- stalteten Wirbeln gebildet wird. \ ? Jeder Wirbel besteht aus einem vollkommen ossificirten, soliden , mehr weniger eylindrischen oder prismatischen Körper und einem damit innig ver- schmolzenen oberen Bogen nebst Dorn- und Querfortsätzen. Letztere, Bogen und Fortsätze verkümmern und verschwinden nur in der hintern Schwanzge- gend. Andere elementare Theile des Wirbels, untere Bögen mit ihren Fort- sätzen, treten nur auf der niedrigsten Stufe des Säugethiertypus bei den Bi- pinnaten in der vordern Schwanzgegend auf. > Die Wirbel der einzelnen Abtheilungen der Wirbelsäule” bieten nach Zahl und Form mehrfache, zum Theil sehr erhebliche Differenzen. Halswirbel. Re Die Zahl der Halswirbel beträgt mit wenigen geringfügigen Ausnahmen constant sieben. Eine Steigerung dieser Zahl wird bei dem Faulthier, eine Verminderung bei einigen Getaceen beobachtet. Die Länge des Halses ist von der Zahl der Wirbel völlig unabhängig, und wird lediglich durch die Länge der einzelnen Wirbel bestimmt. Sie steht nur mit der Länge der vordern Gliedmassen in geradem Verhältniss, zur Länge desKop- fes, Rumpfes und Schwanzes lässt sich keine nähere Beziehung nachweisen. Dagegen steht in innigstem Zusammenhange mit der Länge der einzelnen Wirbel auch deren gegenseitige Beweglichkeit, welche um so freier und grösser wird, je länger die Wirbel werden. In gleichem Grade steigert sich die Gonvexität der vordern Körpergelenkfläche bis zur Kugelwölbung und ihr entsprechend die Goncavität der hintern. Auch verkümmern in demselben Masse die Fortsätze, so dass die längsten Halswirbel der Giraffe nur noch niedrige Leisten statt der Dornen tragen. Je kürzer die Halswirbel werden, desto beschränkter ist ihre gegen- seitige Beweglichkeit, die Gelenkflächen ihrer Körpsr platten sich bis zur völligen Ebene ab, und Dorn- und Querfortsätze gewinnen an Länge und Breite. Hier tritt endlich auch eine wirkliche Verwachsung einzelner Wirbel ein. Der Atlas zeichnet sich durch völlige Verkümmerung seines Dornfortsatzes durch überwiegende Entwicklung seiner Querfortsätze, durch zwei tief concave vordere Gelenkflächen für die Gondyli oceipitales und zwei plane oder leicht concave für die seitliche Bewegung auf dem Epistropheus stets von den übri- gen Halswirbeln aus. Der Epistropheus ist immer länger als der Atlas, sein Dornfortsatz enorm in Länge und Höhe entwickelt, die Querfortsätze dagegen verkümmert, zwei vordere gegen den sie trennenden und verlängerten Zahnfortsatz geneigte Gelenkflächen sind mehr weniger convex, die hintere Fläche der der folgen- den Halswirbel analog, mehr weniger concav bis flach. Die übrigen Halswirbel haben eine mehr übereinstimmende Form unter einander und nehmen gewöhnlich bis zum siebenten in allen ihren Theilen u A ie Me rn Das Skelet. 5 an-Umfang allmählig zu. Characteristisch für sie sind die breiten kräftigen Gelenkfortsätze und die schief nach unten gerichteten, sich beillörmig erwei- ternden oder zugleich gabelnden Querfortsätze, deren Basis allermeist für die Arteria vertebralis durchbohrt ist. Untere Dornfortsätze finden sich niemals, -oft dagegen in der Mitte der untern Körperfläche Leisten. Der Körper der Halswirbel pflegt im Verhältniss zu dem der fo!genden Wirbel breit und flach zu sein. Brustwirbel. Der achte Wirbel der Säule beginnt die Brustgegend und trägt die erste Rippe, alle folgenden rippentragende werden gewöhnlich zu den Brustwirbeln "gerechnet und beträgt deren Zahl meist 12 bis 14. Indess gibt es noch viele Säugethiere mit 15, mehre mit 11, einige mit 16 bis 20. Die niedrigste Zahl 10 besitzt Dasypus niger und die höchste 24 das zweizehige Faulthier. > Diese Schwankungen der Zahl scheinen ganz zufällig zu sein, denn weder ändern sie mit der Lebensweise der Thiere ab, wie die auffallenden Unter- schiede zwischen den Schweinen und übrigen Pachydermen und die grosse Uebereinstimmung zwischen Nagern und Raubthieren darthut, noch lassen sie sich nach den Aenderungen eines andern Theiles des Skeletes normiren. Die characteristischen Eigenthümlichkeiten der Brustwirbel liegen in der Anheftung der Rippen uud der dadurch bedingten Kürze der (Querfortsätze, in der Länge und Dicke der nach hinten geneigten Dornfortsätze, welche von vorn nach hinten abzunehmen pflegt, und in der schmalen Form ihrer nach hinten an Grösse abnehmenden Körper. Zur Aufnahme der Rippen hat jeder der vordern Brustwirbel am vordern und hintern Rande seines Körpers eine halbe Gelenkfläche, welche durch die entsprechende des anliegenden Wirbels vervollständigt wird, und eine be- sondere Gelenkfläche am Querfortsatz. An den hintern Wirbeln verkümmern die Rippen-Gelenflächen am Körper, liegen nicht mehr auf der Gränze zweier Kör- per, sondern nur an einem und, zumal bei den Flossensäugethieren geschieht die Anheftung der hintern Rippen nur an den sich verlängernden Querfort- sätzen. Diese gehen von den Bögen aus, sind immer sehr kurz und gerade nach Aussen gerichte. Den Schnabelthieren allein fehlen sie gänzlich. Die Dornfortsätze nehmen mit der Länge des Halses und Grösse des Kopfes an Höhe und Stärke zu. Selten ist schon der erste der höchste, meist erst der zweite bis vierte und diese höchsten entstehen nicht blos aus der Vereinigung der Bogenschenkel, sondern zugleich noch aus einem auf dieselben aufgesetzten Knochenstück. Sind die Dornfortsätze von gleicher oder nur wenig und all- mählig zu- oder abnehmender Höhe: so haben sie gewöhnlich eine beträcht- liche Breite in der Längsachse des Wirbels, wie bei vielen Edentaten und Pinnaten. Die Neigung der Dornen nach hinten varırt auffallend und ist am geringsten bei den unvollkommensten Säugethieren. Ganz verkümmert erscheinen die Dornen bei den Ghiropteren. Gelenkfortsätze tragen alle Brust- wirbel mit Ausnahme der hintern bei den Cetaceen. Immer sind sie voru kräftiger als hinten. An ihnen sowie an den (Querfortsätzen und an der Ba- sis der Dornen bilden sich häufig Leisten, Kämme oder Höcker zu Muskel- ‚ansätzen aus. Lendenwirbel. Die Zahl der Lendenwirbel steigt nie so hoch als die der Brustwirbel herabsinkt. Bei den meisten Säugethieren schwankt dieselbe zwischen fünf 6 Allgemeine Chacrateristik. und sieben. Sie sinkt beim Schnabelthier und einigen andern Edentaten auf 2 herab und steigt bei Stenops auf 9. Diese. Schwankungen sind ganz un- abhängig von denen in der Brustgegend, denn der Klippdachs z. B. hat bei 94 Brust- 8 Lendenwirbel, der Tatu beı 12 Brust - nur 2 Lendenwirbel. Doch pflegt die normale Zahl (5—7) mit derselben in der Brustgegend (12— 14) zusammenzufallen. Be An Grösse ihrer Körper und der Länge der Querfortsätze übertreffen die Lendenwirbel alle übrigen der Wirbelsäule und zwar nimmt ihre ‚Grösse von vorn nach hinten zu. Die Querfortsätze gewinnen in gleicher Richtung an Länge, gehen horizontal, häufiger abwärts und nach vorn gerichtet vom Körper ab. In seltenen Fällen berühren sie einander. Die Dornfortsätze richten sich gleichfalls nach vorn mit abnehmender Höhe und zwar um so mehr je länger der Schwanz ist. Wenn die Dornen der Rückenwirbel eine gleiche Höhe bewahren: so geht diese auch auf die Lendenwirbel über ohne Rück- sicht auf die Zahl der Wirbel, die etwaige Länge der Gegend oder des Schwanzes. Dienen die Dornfortsätze zugleich als Stütze einer Rückenflosse: so nehmen sie vom ersten Brustwirbel und letzten Lendenwirbel gleichmässig an Höhe bis unter die Flosse zu und zwar unabhängig von der Antiklinie. Als natürliche Gränze zwischen Brust- und Lendenwirbeln kann keineswegs die Rippenbildung betrachtet werden, denn wenn auch im gewöhnlichen Zustande den letzten Wirbeln der Rumpfwirbelsäule die Rippen fehlen: so kommen doch Beispiele vor, in denen dieses nicht der Fall ist und die vielmehr be- weisen, dass auch bei den Säugelhieren noch alle Wirbel der ganzen Säule Rippen tragen können. Statt der blos äusserlichen und zufälligen Unterschei- dung der Brust- und Lendenwirbel in Rippentragende und Rippenlose ist der in den Wirbeln selbst deutlich ausgeprägte Character der Antiklinie zu Abgrän- zung beider Gegenden zu wählen. Danach sind alle Wirbel der }vordern Rumpfgegend Brustwirbel, welche nach hinten an Grösse abnehmen, und zur Lendengegend gehören die folgenden bis zum Kreuzbein hin an Grösse zu- nehmenden Wirbel. Der Wechsel dieser Ab- und Zunahme liegt in dem so- genannten antiklinischen Wirbel, der passender der diaphragmatische genannt werden dürfte und weder Brust- noch Lendenwirbel ist, daher einen beson- deren Namen verdient. Durch diese Bestimmung wird die Zahl der Lenden- wirbel bei den meisten Säugethieren etwas grösser als die gewöhnliche Zäh- Jung angibt, selten etwas kleiner, je nach der Lage des diaphragmatischen Wirbels. *) Kreuzbein. Die mit dem Becken sich verbindenden Wirbel bilden das Kreuzbein, welches den Bipinnaten zugleich mit dem Becken fehlt. Gewöhnlich verwach- sen Körper und Querfortsätze der das Becken tragenden Wirbel und zugleich noch einige der folgenden Wirbel. Die Querfortsätze bieten durch diese Ver- schmelzung den Hüftbeinen und seltener auch noch den Stizbeinen eine breite Fläche zur Anheftung. Die Dornfortsätze variiren in Dicke, Breite und Höhe auffallend. Die gewöhnliche Zahl der Kreuzbeinwirbel beträgt drei bis vier, seltener nur zwei und in einem einzigen Falle, bei Perameles nur einen, dagegen ‘) Vergl. meine Mittheilungen über die Gränze zwischen Brust- und Lendenge- gend in der Wirbelsäule der Säugethiere und deren Zahlenverhältniss in der Zeit- schrift f. d. gesammten Naturwissenschaften 1853, April S. 261. wu Das Skelet. 7 steigt die Zahl öfter auf fünf und sechs, bei den Edentaten sogar auf acht und neun. Die Grösse der Wirbel pflegt vom ersten bis letzten merklich abzuneh- men, nur zuweilen baben einige eine gleiche Breite und Länge. Die relative Grösse des ganzen Kreuzbeines, sein Längen- und Breitenverhältniss zu den ‚übrigen Wirbeln zeigt auffallende Differenzen. Bei Wiederkäuern und Einhu- fern z. B. ist es sehr schmal und lang, noch mehr bei Chiropteren, bei den Edentaten dagegen sehr breit, bei den Affen fällt seine Breite noch auf. Die Verschmelzung der Wirbel, wenigstens der vordern, ist meist eine sehr innige, bei den hintern bleiben die Querfortsätze zuweilen mehr wenig selbständig und beim Schnabelthier allein bleiben alle Kreuzwirbel getrennt. Das Verhältniss der Fortsätze ändert schon bei den nächst verwandten Thieren auffallend ab, indem z. B. die Dornfortsätze zu einer Leiste verwach- sen oder völlig getrennt bleiben, sich auffallend verlängern oder verkürzen bis zum Verschwinden, sich am Ende zuspitzen, abrunden oder verdicken und nur an den verdickten Enden mit einander verschmelzen, nur einzelne mit einander verwachsen und der erstere oder andere völlig getrennt bleiben. Schwanzwirbel. Die Schwanzgegend ist in ihrer Länge die veränderlichste der ganzen Wirbelsäule und bietet hinsichtlich der Anzahl und Form ihrer Wirbel die grösste Mannichfaltigkeit. Von Körperlänge und diese selbst noch übertreffend variirt die Länge des Schwanzes bis zum äusserlich wenigstens völligen Verschwin- den unabhängig von der übrigen Organisation des Thieres. Unter den Affen und Nagern finden wir die Extreme dieses Verhältnisses in derselben Fa- milie vereinigt. Die Zahl der Schwanzwirbel erreicht das Maximum von 46 bei Manis macrura, das Minimum von 4, vielleicht selbst 3 bei einigen Affen der Alten Welt. Die zwischenliegenden Zahlen ändern so vielfach unbestimmt ab, dass eine herrschende oder mittlere Zahl nicht angegeben werden kann. Die Grösse der Schwanzwirbel nimmt allgemein vom ersten an mehr weniger schnell ab, wobei jedoch nicht selten bei sehr langgeschwänzten Säugelhieren mit der Verkümmerung der Wirbel, mit dem Verlust der Bögen und Fortsätze die Länge der Körper gewinnt. Die ersten sind stets noch vollständige mit Bogen und Fortsätzen versehene Wirbel, aber schnell ver- kümmern die Bögen und mit ihnen die Fortsätze und es bleibt nur der cy- lindrische oder prismatische Körper mit falschen Fortsätzen und Leisten übrig bis auf den letzten auch diese verschwinden und nur der ganz einfache Kör- per noch vorhanden ist. Die Länge der Fortsätze und deren Grösse über- haupt steht in keinem abhängigen Verhältnisse zur Länge des Schwanzes. Ei- genthümlich sind zumal den unvollkommenen Säugethieren untere Bögen und Dorn- fortsätze in der vordern Schwanzgegend, welche auf der Gränze je zweier Wirbel liegen und in gleichem Verhältniss mit den obern nach hinten verkümmern. Die Rippen. Ausgebildete Rippen tragen bei den Säugethieren nur die Brustwirbel, rudimentäre können wie bei den übrigen Wirbelthieren auch an fast allen andern Wirbeln vorkommen. Am häufigsten ist letzteres bei den Halswirbeln der Fall, wo der eine Schenkel der Basis des Querfortsatzes als Rippenrudi- ment betrachtet wird und am letzten Halswirbel auch wohl perennirend vom 8 Allgemeine Characteristik. Querfortsatze getrennt ist. Bei den Monotremen bleiben diese Halsrippen lange Zeit hindurch selbständig. Seltener beobachtet man die rudimentären Rippen an den Lendenwirbeln z. B. bei dem Schweine im fötalen Zustande, an den Querfortsätzen der Kreuz- und ersten Schwanzwirbeln bei jungen Gürtelthieren. Nach der oben gegebenen Gränze zwischen Brust- und Len- dengegend gehören jedoch die letzten falschen Rippen der meisten Säugethiere normal den Lendenwirbeln an, so dass streng genommen nur die wahren Rippen ausschliesslich an den Brustwirbeln vorkommen, falsche an allen Wir- beln sich finden können, gewöhnlich aber nur an den letzten Brust- und ersten Lendenwirbeln auftreten. ' 7 Die Rippen des Thorax sind lange, ‚bogenförmig gekrümmte Knochen, welche mit den Brustwirbeln durch Gelenkung, mit dem Brustbein durch Knorpel verbunden sind. Mit Ausnahme des dreizehigen Faulthieres, dessen überzähliger achter und neunter Halswirbel verlängerte, nicht an das Brusi- bein reichende Rippen trägt, sind die vordern Rippen wahre, die sich durch Knorpel unmittelbar mit dem Brustbein verbinden, die hintern falsche, weil sie das Brustbein nicht mehr erreichen. Die Gestalt anlangend sind die Rippen abgerundet, cylindrisch, oder kan- tig, prismatisch, allermeist breiter als dick, selbst ganz flach gedrückt und bei Myrmecophaga didactyla so sehr, dass sich ihre Ränder bedecken. Zu- weilen sind 'alle Rippen fast gleich breit und stark, häufiger aber ist die erste kürzere und stark gekrümmte die breiteste, bei den Wiederkäuern pflegen die mittleren breiter als die vordern zu sein, beim Stier die hintern; bei Nagern, Beutel-, und Raubthieren und bei“den Cetaceen sind sie üherhaupt sehr schmal. Die Länge nimmt meist von der Mitte des Thorax nach vorn und nach hinten ab, so jedoch, dass die letzten falschen Rippen die kürze- sten sind. Die Krümmung dagegen erscheint meist bei den vordern oder mittleren am stärksten. Jede einzelne Rippe hat einen obern Kopf und Höcker und ist hier am stärksten, das untere Ende dagegen abgestumpft oder zuge- spitzt, bisweilen auch erweitert, sogar keulenförmig verdickt bei Zeuglodon. Die Verbindung mit den Rückenwirbeln geschieht durch den Rippen- kopf, welcher in eine Gelenkfläche auf der Gränze zweier Wirbelkörper ein- greift, und durch den Rippenhöcker, der an den (Querfortsatz sich anlegt. Hiervon machen die Monotremen insofern eine Ausnahme, als ihr Tuberculum nicht mit dem @Qerfortsatze artieulirt, also die Gelenkung nur durch das Ca- pitulum bewerkstelligt wird. Allgemein liegt die Gelenkfläche für das Köpf- chen der hintern Rippen nur an einem Wirbel und bei den Cetaceen fehlt dieselbe sogar, indem die Rippen nur an das Ende der Querfortsätze ange- heftet sind. Für das Brustbein geht vom untern Ende jeder vordern oder wahren Rippe ein besonderer Knorpel ab. Diesen besitzen auch "die fal- schen Rippen noch, aber hier erreicht er das Brustbein nicht mehr, sondern legt sich an die der hintern wahren Rippen an. Die letzten verkümmerten Rippen haben eine solche unmittelbare untere Verbindung nicht. Die Knor- pel verknöchern schon sehr frühzeitig bei den Cetaceen, vielen Edentaten, Kledermäusen, und gleichen darin den Sternoeostalrippen der Vögel. Bei dem Ornithorhynchus und Manis zerfallen sogar.einige Rippenknorpel in mehre Stücke. Die Zahl der Rippen entspricht der der Rückenwirbel, dagegen varürt das Verhältniss der wahren zu den falschen Rippen unabhängig von der Zahl. Im Allgemeinen überwiegt die Zahl der falschen bedeutend nur bei den Ce- laceen, schon bei den Robben zählt man doppelt so viel wahre als falsche Das Skelet. 9 ji ‚Rippen. Uebrigens. schwankt die überwiegende Zahl der wahren innerhalb ziemlich enger Gränzen und sinkt nur A amiriaise ins Umgekehrte herab. Das Brustbein. Das Brustbein besteht aus mindestens zwei, oft mehrern hinter einander liegenden cylindrischen, prismatischen oder ganz flach gedrückten Wirbelkör- pern, an deren Berührungsflächen jederseits sich die Knorpel der wahren ‚Rippen anheflen. Bei vielen Säugethieren ist der vordere Theil des Brustbeines beträcht- lich erweitert und dessen vorderstes Stück als Manubrium ausgebildet. Das- selbe nimmt selpst bei den Robben und Monotremen noeh einen verschieden gestalteten Episternalknochen auf, welcher bei letztern die Schlüsselbeine Lrägt. Die umgekehrte Ausbildung, ein nach hinten erweitertes Brustbein besitzen die Gamele. Uebrigens pflegt die Breite nach hinten nur wenig abzunehmen oder das Brusibein ist in seiner ganzen Länge gleich breit. Eine Annäherung an die grosse Spina des Sternums der Vögel zeigt eine hervorspringende Leiste bei den flatternden Säugelhieren. Die Länge des Brustbeines ändert vielfach ab und ist im Allgemeinen am beträchtlichsten bei den Raubthieren, am geringsten im Verhältniss zur eigenen Breite und zur Totallänge des Kör- _ pers bei den Getaceen, Elephanten und Rhinoceroten. Die Zahl der Wirbelkörper des Brustbeines sinkt nur beim Walfisch auf zwei, bei allen übrigen Säugethieren ist sie beträchtlicher als bei den Menschen. Bei den Monotremen beträgt sie 4 bis 5, bei den meisten Beu- tellhieren 6, bei den Ungulaten meist 6 bis 7, bei den Raubthieren 8 und 9, und am meisten, 13 bei dem zweizehigen Faulthier. Die einzelnen Körper bleiben entweder beständig von einander getrennt oder verwachsen bald frü- her bald später mit einander. Bei dem Elephanten verschmelzen die zwischen der zweiten bis fünften Rippe gelegenen Körper, bei den Einhufern die zwi- schen der sechsten bis achten Rippe. Zwischen den einzelnen Körpern treten, jedoch nur selten, kleine Sesambeine auf. Die vordern Esctremitäten. Die vordern Gliedmassen weichen wesentlich, in der Anlage nicht von denen der Vögel ab, zeigen aber in der Ausbildung einige durchgreifende und mannichfaltige Unterschiede. Dieselben betreffen die Verkümmerung der bei- den unlern Quadranten des Schultergürtels,, die grössere Stärke des obern Quadranten, die höchst veränderliche Ausbildung der Unterarmknochen und die stets vollkommenere Entwickelung der Glieder vom Wurzelgelenk an. Al- so dasselbe umgekehrte Verhältniss als in der Wirbelsäule, denn gerade die untern Quadranten des Schultergürtels sind bei den Vögeln am stärksten ent- wickelt und die Glieder der Hand verkümmern. Die einzelnen Glieder der vordern Extremitäten zeigen sowohl in ihrem gegenseitigen Verhältniss, als hinsichtlich der Zahl und Form der zusammen- setzenden Knochen erhebliche Differenzen. Der Schultergürtel. Der Schultergürtel besteht allgemein nur aus dem obern Quadranten oder Schulterblatt, von den untern Quadranten ist häufig das Schlüsselbein vorhanden, der zweite untere Quadrant wird nur beim Schnabelthier als selb- ständiger Knochen beobachtet. 10 Allgemeine Characteristik. Das Schulterblatt hat eine mehr weniger regelmässige, flach drei- oder vierseitige Gestalt mit scharfem oberen Rande, einer deutlichen Gelenkfläche für den Oberarm am vordern untern Ende und mit einer Jangen Gräte, welche die Aussenfläche, in zwei Hälften der Länge nach theil. Am schmälsten und längsten ist es bei dem Maulwurf, demnächst bei den Wiederkäuern und Ein- hufern, dann wird es breiter bald durch Erweiterung des hintern Randes nach unten wie bei dem Elephanten oder nach oben wie bei vielen Raubthie- ren, bis es endlich die grösste Kürze und Breite bei den Walen erreicht. Die Gräte erhebt sich am hintern Rande und läuft mit zunehmender Höhe geradlinig bis zur Humeralgelenkfläche hin, die sie jedoch niemals wirklich erreicht. Sie ist in der Milte am höchsten und fällt nach vorn wieder ab, verdickt und krümmt sich in ihrer grössten Höhe oder verlängert sich sogar in einen hakenförmigen Fortsatz wie bei dem Elephanten; oder ıhre Höhe steigt bis an den vordern Rand und fällt dann plötzlich ab, nicht selten mit einem nach vorn und unten verlängerten Haken (Grätenecke) versehen, der mit der Ausbildung des Schlüsselbeines in näherer Beziehung steht. Die Lage der Gräte und die dadurch bedingte Theilung der Aussenfläche der Skapula in eine vordere tund hintere Grube ändert schon bei sehr nah verwandten Tbieren ab, indem z. B. bei dem Elephanten die Gräte ganz dem vordern, beim Tapir mehr dem hintern Rande genähert ist, bei Rhinoceros dagegen fast in der Mitte liegt. Ueber der Gelenkfläche tritt mit steter Neigung oder Biegung nach Innen der Rabenschnabelfortsatz hervor, der oft nur, zumal bei den Säugethieren ohne Schlüsselbein ein plumper Höcker ist, bei andern dagegen als wirklicher Haken ausgebildet ist. Die Gelenkfläche für den Ober- arm hat einen mehr weniger kreisförmigen Umfang und ist der Wölbung des Humeralgelenkkopfes entsprechend vertieft, daher bei Säugethieren mit wenig gewinkelten und ausschliesslich zum Gehen eingerichteten Vordergliedmassen flach concav, bei denen mit grösserer und mannichfaltigerer Beweglichkeit des Oberarms tief bis halbkuglig ausgehöhlt, welche Form die grösste Frei- heit der Bewegung mit der Sicherheit des Gelenkes verbindet. Da der Schultergürtel die Stütze der vordern Extremität bildet, so wird er um so vollständiger ausgebildet, in seiner Zusammensetzung um so solider sein, als die Lebensweise des Thieres die Thätigkeit und Kraft der Vorder- gliedmassen beansprucht und diese einer sicheren Stülze bedürfen. Das Schlüsselbein fehlt daher allen Säugethieren, welche diese Gliedmassen nur zum Gehen, also blos zum Tragen des Körpers brauchen, der Schulter- gürtel besteht bei ıhnen nur aus der Skapula. Das Schlüsselbein ist dagegen um so vollkommener entwickelt, je mehr ‘die Vordergliedmassen auch zu an- dern Verrichtungen als zum Gehen dienen. Der Hase z. B. gräbt mit den Vorderfüssen eine kleine Grube für seine Jungen, der Löwe schlägt mit den- selben seine Beute nieder, und beide haben ein rudimentäres Schlüsselbein, welches weder. das Brustbein noch das Schultergelenk berührt. Alle graben- den, fliegenden und kletternden Säugethiere bedürfen zur bessern Ausführung dieser Functionen eine feste Stütze ihrer Vordergliedmassen, daher ihr Schlüs- selbein vollkommen ausgebildet ist. Dasselbe verbindet sich in einer wenig beweglichen Kapsel mit dem Brustbeine einerseits und dem Acromion des Schulterblattes andrerseits. Die nächst liegenden und selten vorkommenden Grade der Verkümmerung äussern sich in Auflösung der unmittelbaren Ver- bindung mit dem Brustbein oder mit dem Schulterblatt. Uebrigens ist das Schlüsselbein immer ein länglicher, gerader oder mehr weniger gebogener Das Skelet. 11 Knochen, der die. grösste Länge bei den Fledermäusen, die grösste Dicke zugleich mit der solidesten Verbindung bei dem Maulwurfe besitzt. Der Oberarm. Bei den Säugethieren ist der Oberarm verhältnissmässig kürzer und dicker als bei den Vögeln, in der obern Hälfte von vorn nach hinten, in der untern von aussen nach innen stärker, daher in der Mitte mehr weniger ge- dreht. Der obere Gelenkkopf ist stark und nicht durch einen besondern Hals vom Körper des Knochens abgesetzt, aussen mit dem grossen, innen mit dem kleinen, von jenem durch eine Sehnenrinne getrennten Höcker versehen. Der untere Gelenkkopf bildet eine quere Rolle mit grösserer äusserer und klei- nerer innerer Gelenkfläche, über welchen jederseits der Beuge- und Streck- knorren und hinten die Grube für das Olecranon der Elle sich befindet. Am kürzesten ist der Oberarm bei den Flossensäugethieren in Folge der Verkür- zung der ganzen Extremität, demnächst bei den Hufthieren, wo die Verkür- zung im näheren Verhältniss zu der verlängerten Mittelhand steht, bei den übrigen Säugelhieren ist er meist sehr schlank, am längsten bei den Chirop- teren und lebenden Faulthieren. Besondere Eigenthümlichkeiten zeigt er in der Entwicklung seiner Leisten und Kämme z. B. bei dem Gürteltbier und Maulwurf, ferner in der Perforalion der Olecranongrube bei Affen, vielen Raubthieren und Nagern u. a., in der Anwesenheit eines kleinen Kanales an der Innenseite über dem untern Gelenk zum Durchtritt des Nervus medianus und der Arteria ulnaris ebenfalls bei einigen Affen, Katzen, Bären, mehrern Nagern u. a. Die Unterarmknochen. Die beiden Knochen des Unterarmes, Speiche und Elle, zeigen in ihrem gegenseitigen Verhältniss und ihrer Gestalt bei den Säugelhieren eine bei Wei- tem grössere Mannichfaltigkeit als bei den Vögeln, welche wiederum in dem vielseitigeren Gebrauche der vorderen Extremitäten bedingt ist. Fast allgemein ist die Speiche stärker als die Elle, von deren Olecra- non ihr oberer Gelenkkopf stets überragt wird. Am obern sowohl als an: untern Ende pflegt sie eine quere, concave, nicht selten zusammengesetzte Gelenkfläche für Oberarm und Handwurzel zu haben. Die Elle übertrifft bei vollkommener Entwicklung die Speiche in der - Länge, indem sie nicht blos mit dem Olecranon das obere Gelenk, sondern auch mit einem kurzen Fortsatze das untere Gelenk überragt. Sehr allgemein verdünnt sie sich mehr weniger von oben nach unten. Sie liegt theils hinter, theils neben der Speiche und zwar innig und unbeweglich an derselben oder wenn der Vorderarm drehende Bewegungen auszuführen bestimmt ist wie be’ vielen kletternden Säugethieren, freibeweglich. Hienach vervollständigt sie auch die Humeral- und Carpalgelenkfläche der Speiche bald nach hinten bald seitlich. Der Ellenbogenfortsatz ist gewöhnlich comprimirt, nicht selten am Ende verdickt, von sehr veränderlicher Länge, welche der des übrigen Kno- chens sogar gleichkommen kann. Dieser verkümmert bei Einhufern, Wieder- käuern und Fledermäusen auffallend und verschmilzt sogar als kleiner kurzer Griffel mit der Speiche. Bei andern geht er zwar tiefer an der Speiche hinab, aber erreicht auch das Wurzelgelenk noch nicht. Bei völliger Verkümmerung erscheint zuweilen das untere Gelenkstück als ein kleiner freier Griffelknochen. Am längsten ist der Vorderarm bei den Chiropteren, demnächst bei eini- gen Affen und Nagern, am kürzesten bei den Cetaceen und Pachydermen. 12 Allgemeine Gcharacteristik. Die Handwurzelknochen. Die Haudwurzel besteht aus zwei Reihen kleiner polyedrischer Knochen, deren normale Zahl in der ersten Reihe 3, in der zweiten 4 beträgt,. aber durch Verschmelzung einzelner sowohl sich verringert als durch Theilung und Hinzutreten überzähliger sich vermehrt, so dass ihre Gesammtzahl zwischen 4 und 11 variirt. Eine Verschmelzung einzelner Knochen wird bei den Ce- taceen und Nagern beobachtet, eine Vermehrung besonders bei grabenden Säugethieren, unter denen der Maulwurf die höchste Zahl 11 besitzt. Die Vertheilung der einzelnen Knochen auf beide Reihen zeigt mehrfache Verschie- denheiten; keineswegs hat die zweite Reihe stets mehr als die erste und beide Reihen selbst sind nicht immer gleichmässig ausgebildet, oft vielmehr dehnen sich einzelne Knochen überwiegend aus und gehören scheinbar beiden Reihen zugleich an. Die Formen der einzelnen Knochen bieten eine überraschende Mannich- faltigkeit, die jedoch für die Zoologie kein besonderes Interesse hat. Bei der grossen Uebereinstimmung der Hand mit dem Fusse vereinigen wir die Betrachtung beider und wenden uns zunächst zu den hintern Gliedmassen. Die hintern Extremitäten. Die hintern ‚Gliedmassen fehlen den Bipinnaten völlig und sind bei allen übrigen Säugethieren ebenso vollkommen entwickelt als die vordern. Darin liegt der wesentliche Unterschied von den Vögeln und den Amphibien, bei welch’ letztern alle Stufen von den vollkommen ausgebildeten Hintergliedmas- sen durch eine allmählige Verkümmerung hindurch bis zu dem völligen Man- gel derselben beobachtet werden. Die einzelnen Glieder entsprechen denen der vordern Extremitäten jedoch bis zum Wurzelgelenk hinab in gegensätzlicher Richtung sich verhaltend. Die Unterschiede beider beruhen daher“ lediglich in der relativen Grösse und in der Form und Beweglichkeit einzelner Glieder. Der Beckengürtel. Das Becken der Säugethiere besteht allgemein jJederseits aus einem obern und zwei untern, unbeweglich mit einander verbundenen Quadranten, den Hüft-, Scham- und Sitzbeinen, welche in der Gelenkpfanne für den Öber- schenkel zusammentreffen. Die Verbindung des‘Beckens mit der Wirbelsäule geschieht durch das Hüftbein, seltener zugleich auch durch das Sitzbein. Ab- weichend von den Vögeln ist das Becken unten durch die Vereinigung der Schambeine geschlossen, wovon allein die Fledermäuse eine Aus- nahme machen. Das Hüft- oder Darmbein ist der grösste Knochen des Beckens und zeichnet sich bei dem Elephanten, den Faulthieren und einigen Affen durch überwiegende Breite aus, bei den meisten übrigen Säugethieren ist er schlank, schmal und gestreckt. Mit der Breite steht in innigem Zusammenhange die Neigung gegen die Wirbelsäule. Sie ist bei dem Elephanten mit dem breite- sten Hüftbeine fast rechtwinklig, wogegen die ganz schmalen Hüftbeine paral- lel neben der Wirbelsäule, nur Khan geneigt liegen. Die hinter den Hüft- beinen gelegenen Sitzbeine sind allgemein schlank und dünn. Sie verlängern sich nach hinter: und enden bei mehrern Säugethieren mit einer starken Ver- dickung. Diese Sitzbeinhöcker verschmelzen bei einigen Fledermäusen und L x Das Skelet. 13 Edentaten hinten mit einander oder mit dem. Kreuzbeine und ersten Schwanz- wirbel. Die Schambeine, welche das Becken vorn und unten begränzen, sind gemeinlich die schwächsten Knochen im Beckengürtel. Unten treffen. sie von beiden Seiten in der Schambeinfuge zusammen. Die Verbindung ist hier bald eine sehr innige, so bei Wiederkäuern, Einhufern und einigen Pachyder- men eine völlige Verschmelzung, bei den meisten Säugethieren bleibt die Ver- bindungslinie immer kenntlich — bald ist sie aber nur eine sehr lockere wie bei einigen Nagern und Insectenfressern oder die Schambeine berühren sich gar nicht einmal wie bei den Fledermäusen, die hierin den Vögeln am näch- sten stehen. Uebrigens wird die Fuge nicht immer von den Schambeinen ‚allein gebildet, bei sehr langen Becken nehmen auch die Sitzbeine daran Theil z. B. bei Beutelthieren, Nagern und einigen andern. Das von Sitz- und ‘Schambeinen umgränzte eiförmige” Loch ändert in Grösse und Form verschie- dentlich ab. Die " Gelenkpfanne endlich ist allermeist sehr tief, halbkuglig aus- gehöhlt, ihr unterer Rand gewöhnlich mit tiefem Ausschnitt, ihr Boden ge- schlossen, nur bei Echidna vogelähnlich durchbrochen. Am kleinsten ist sie bei dem Känguruh und Ai, bei letzterem zugleich sehr flach. Bei den Säugelhieren ohne hintere Extremitäten findet sich ein völlig verkümmertes Becken vor. Dasselbe wird bei den Delphinen nur durch einen kleinen länglichen Knochen jederseits gebildet, der weder mit der Wirbelsäule noch mit dem der entgegengesetzten Seite sich verbindet. Bei andern Ceta- ceen tritt unten noch ein zweiter Knochen hinzu und heweikstelligt eine Ver- bindung der beiden Seiten. Der Oberschenkel. Der Oberschenkel übertrifft den Humerus gewöhnlich an Länge, häufig auch an Stärke, ist aber allermeist kürzer als der Unterschenkel und selbst als der Fuss. Auffallend kurz und flach ist er bei den Pinnipediern, dem- nächst bei den Einhufern, wo er zugleich sehr dick wird, bei allen übrigen Säugethieren ist er länger, bald dick, bald schlank, rundlich eylindrisch oder von vorn nach hinten Stark zusammengedrückt. Der kuglige obere Gelenkkopf ist durch einen dünnen Hals vom Körper des Knochens "abgesetzt und neben ihm erhebt sich ein sehr grosser äusserer und ein kleiner innerer, zuweilen fehlender Rollhügel. Der untere Gelenkkopf ‚wird von zwei sehr grossen, besonders nach hinten stark gewölbten Gelenk- knorren gebildet, zwischen denen an der vordern Seite die Gelenkfläche für die Kniescheibe liegt. Am obern Gelenkkopf findet sich in der Regei eine markirte Vertiefung für das sogenannte Ligamentum teres, welches nur dem Oran Utan, dem Faul-. thier, Schnabelthier, Elephant, Igel und Walross fehlt. Häufig dehnt sich dieses Grübchen bis zum Rande des Gelenkkopfes aus und zeigt überhaupt in seinem Umfange vielfache, oft individuelle Eigenthümlichkeiten. Die Kniescheibe bewegt sich auf der eben angegebenen Fläche des Oberschenkels und stützt sich gewöhnlich auch noch auf die vordere Ecke der Tibia. Sie ist breit, dick, dreikantig bei den Hufthieren, bei den meisten “übrigen Säugethieren schmal, verlängert, bald dieker bald dünner. Sie fehlt mehren Beutelthieren völlig, kömmt aber wahrscheinlich den Chiropteren all- gemein zu. Der Unterschenkel. Das Schien- und Pfeifenbein verhalten sich ähnlich wie die Knochen des 14 Allgemeine Characteristik. Vorderarmes. Ersteres ist stets sehr stark, in der obern Hälfte gewöhnlich (lreikantig prismatisch, nach unten sich verdünnend und abrundend. Oben trägt es eine horizontale, für die beiden Gelenkknorren des Femur getheilte Gelenkfläche, unten eine gerade oder schiefe und tief ausgehöhlte Fläche für die Rolle des Astragalus. Die Fibula ist immer viel schwächer, aussen an die Tibia mit ihren ver- dickten und flach gedrückten Enden angelegt, beweglich verbunden bei voll- kommenster Entwicklung, bei Verkümmerung häufig verwachsen. Vollständig ausgebildet ist die Fibula bei den Pachydermen, Edentaten und Pinnipediern, bei letztern beiden erreicht sie zugleich die grösste Dicke. Die Verkümme- rung betrifft das obere Ende nur bei den Wiederkäuern, deren Pfeifenbein als “schwacher kurzer Griffelknochen neben dem untern Gelenkkopf des Schien- beines liegt. Umgekehrt verkümmert bei den Einhufern der untere Theil und es bleibt ein oben gelegener Griffelknochen übrig. Ein ähnlicher langer und dünner, zuweilen unten innig mit dem Schienbein verwachsen findet sich bei den Raubthieren und Nagern. Die Fusswurzel. Abweichend von den Vögeln, wo der sehr verlängerte Tarsusknochen die Fusswurzel bildet, besteht diese bei Säugelhieren stets aus mehr als zwei, gewöhnlich 4 bis 9 Knochen, indem nur beim Ai die beiden Keilbeine früh- zeitig mit dem Mitlelfussknochen verwachsen und dann blos Fersen- und Sprungbein als einzige frei bewegliche Tarsusknochen übrig bleiben. Calca- neus und Astragalus fehlen daher niemals urid pflegen auch die grössten Kno- chen dieser Abtheilung zu sein. Das Fersenbein zieht sich in einen langen Fortsatz aus, an welchen sich die Achillessehne anheftet. Bei Tarsius und Otolienus verlängert es sich zugleich mit dem Kahnbeine und beide gleichen hinsichtlich ihrer Länge dann dem Tarsus der Vögel. Der Astragalus ist im- mer kürzer und hat eine Rolle für das Schienbein und eine einfache untere Gelenkfläche für die zweite Tarsusreihe, deren Knochenzahl durch Auflösung einzelner sich sehr vermehren kann und denen der Handwurzel besser ent- spricht als die ersten beiden. Hand und Fuss. Die letzten Glieder der Extremitäten, die Mitttelhand, der Mittelfuss und die an diesen gelenkenden dreigliedrigen Zehen sind im Allgemeinen nach demselben Plane gebildet, bieten aber im Einzelnen sowohl untereinander als nach den verschiedenen Familien mehrfache und z. Th. sehr beachtenswerthe Unterschiede. Die Zahl der neben einander liegenden Mittelhand und Fussknochen zu- nächst betreffend finden sich 5 bei den vollkommnern Säugethieren. Aber schon bei den Raubthieren pflegt einer zu verkümmern und nur 4 bleiben vollkommen ausgebildet. Bei den Nagern geht die Verkümmernng noch einen Schritt weiter und es sind bei einigen derselben nur noch drei vorhanden, ja bei Dipus verschmelzen die drei Mittelfussknochen sogar zu einem einzigen, diese Reduction ist bei Einhufern und Wiederkäuern Regel. Nur ein verlän- gerter, zehentragender Knochen, bei den Ruminanten aus der Verschmelzung zweier entstanden, findet sich in diesen Familien, ein äusserer und innerer verkümmerter griffelförmiger legt sich an denselben an. Bei den Pachyder- ınen steigt die "Zahl wieder von 3 bis auf 5 und letztere ist auch die nor- male für die Flossensäugethiere. z Das Skelet. 15 Die Knochen selbst sind schlank, eylindrisch oder undeutlich prismatisch, am obern Ende gewöhnlich ‚mit einer planen oder concaven Gelenkfläche für die Wurzelknochen, unten mit einer sehr gewölbten für das erste Zehen- glied. Die relative Länge ist je nach den Functionen der Hand und des Fus- ses veränderlich. Dienen Hände und Füsse zum Greifen, Graben, Klettern: so sind die Mittelhand- und: Mittelfussknochen verkürzt, bei den plumpen Hufthieren verlängern sie sich gleichzeitig mit dem Halse meist auf Kosten des Oberarmes und Oberschenkels, daher sie bei Einhufern und Wiederkäuern am längsten. Auch bei den Chiropteren, wo sie die Flughaut spannen, er- peichen“ sie eine sehr beträchtliche Länge. Der Unterschied zwischen Mittelhand und Mittelfuss spricht sich theils in der Zahl, theils in der Stärke und Länge der einzelnen Knochen aus und geht sehr gewöhnlich auch auf die Zehen über. In der Regel sind die Mit- telfussknochen grösser als die des Metacarpus, aber keineswegs so häufig auch die zahlreichern. Die normale Zahl der Zehen beträgt 5 und zwar 4 dreigliedrige und ein zweigliedriger Daumen. Die Verkümmerung schreitet hier gleichfalls so- weit vor, dass bei den Einhufern endlich nur eine einzige Zehe übrig bleibt, welche der mittlern der fünfzehigen Säugethiere entspricht. Uebrigens ist die Verkümmerung der äusserlich sichtbaren Zehen derer des Skeleles gewöhn- lich um einen Schritt voraus. Die normale Gliederzahl der Zehen erleidet bei den Cetaceen eine merkwürdige Ausnahme, indem die mittlern vier- bis sieben- gliedrig werden, ein Ersatz für die fehlenden Hinterfüsse. Die Gestalt der Phalangen ändert vielfach ab. Sie sind ceylindrisch, flach gedrückt oder etwas prismalisch, kürzer als die Metacarpus- und Metatarsus- knochen und die erste Phalanx stets grösser als die zweite. Am wichtigsten in zoologischer Hinsicht ist die Bildung des letzten Zehen- oder Nagelgliedes, die sich sehr bestimmt nach der Lebenweise des Thieres modifieirt. Die hauptsächlichsten Unterschiede bilden die kurzen, flachen, vorn abgestumpften, welche mit Plattnägeln bedeckt sind, dann die comprimirten, zugespitzten, oft schon sanft gebogenen, die bei stärkerer Krümmung sich mit scharfen Kral- len bewaflnen, und endlich die sehr kurzen und breiten, abgerundeten, die schuhförmig vom Hufe bekleidet werden. Die Gelenkung der einzelnen Zehen oder deren Glieder ändert gleichfalls mehrfach ab und Fi wichtigste hierin begründete Unterschied ist der zwischen Hand und Fuss, erslere mit einem den ührigen Fingern entgegengesetzbaren Daumen, letztrer mit sämmtlichen Zehen in gleicher Ebene. Die ächte Hand- bildung kömmt nicht blos an den Vorderfüssen, sondern häufiger vielmehr an den Hinterfüssen vor. Eine ganz abnorme Einlenkung einzelner Zehenglieder - wird bei dem Megatlhıerium beobachtet. Endlich verdienen noch eine Erwähnung die an den Zehen vorkommen- den accessorischen Knochen oder Sesanıbeine, welche in einfacher oder dop- pelter Zahl an der untern Seite neben den Gelenkköpfen liegen und mit der Gestalt der Zehen auch die ihrige verändern. Der Schädel*). Die allgemeine Gestalt des Säugethierschädels zeigt ebenso auffallende *) Ueber den Schädel der Säugethiere sind ausser den oben angeführten Schrif- ten über das Skelet noch zu vergleichen: Köstlin, der Bau des knöchernen Kop- fes in den 4 Klassen der Wirbelthiere. Stuttgart 1844; Erdl, Tafeln zur verglei- chenden Anatomie des Schädels. München 1841. 16 Allgemeine Characteristik. Unterschiede als die Körpergestalt. Bald ist er gestreckt, walzenförmig, com- primirt oder deprimirt, nach vorn schnabelartig verlängert oder abgestumpft, prismatisch, bald ist er verkürzt, höher als lang, abgerundet oder kantig und eckig. Immer aber unterscheidet er sich von dem der Vögel und Amphibien bestimmt durch zwei dem Grundbeine angehörige Gelenkhöcker neben dem grossen Hinterhauptsloche für die Gelenkung mit der Wirbelsäule. Ebenso bezeichnend ist der stets unbeweglich und innig mit dem Schädel verbundene Öberkiefer, der aus zwei einfachen Aesten bestehende Unterkiefer und dessen unmittelbare Gelenkung am Schädel. Andere Eigenthümlichkeiten des Säuge- (hierschädels liegen in der innigen Verbindung aller Schädelknochen, in dem Mangel an Lücken zwischen denselben, in der bald frühern hald spätern völ- ligen Verwachsung einzelner Nähte, in dem allmähligen Ueberwiegen des hirmn- tragenden Theiles über das Antlitz in. den vollkoinmneren Familien, ın den mannichfachen besonders die Kiefer und die Leisten und Kämme des Hinter- haupts betreffenden individuellen Altersdifferenzen, endlich in der Zusammen- setzung aus drei modificirten Wirbeln und den Knochen der Sinnes- und Kauorgane. Das Hinterhaupt besteht allgemein aus dem Grund-, den beiden seitli- chen und dem obern Hinterhauptsbeine, die gemeinlich schon frühzeitig mit einan- der verschmelzen. Die beiden Gelenkköpfe am grossen Foramen sind um so stärker gewölbt, je länger und schwerer der Kopf bei grosser Beweglichkeit ist wie bei Raubthieren und Wiederkäuern. Sie sind dagegen flach und wenig her- vortrelend bei ganz verkürztem Halse und beschränkter Beweglichkeit wie bei den Cetaceen und insectenfressenden Raubthieren. In Uebereinstimmung hier- mit steht auch die Neigung der Hinterhauptfläche und die Stärke der Kämme und Ausbildung der Muskelansätze überhaupt. Im Einzelnen bieten die ver- schiedenen Familien und Gattungen beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten, die wir bei der speciellen Darstellung hervorheben werden. Das Keilbein zerfällt in zwei allermeist nicht mit einander verschmelzende Stücke, in das hintere und vordere Keilbein. Ersteres nicht immer das grös- sere, pflegt schnell mit dem Grundbeine innig zu verwachsen. Ihm gehören die Alae temporales und die absteigenden Fortsätze an, dem vorderen dage- gen die Alae orbitales. Letzteres überwiegt bei mehren Familien an Grösse das hintere Keilbein und während die Flügel dieses nicht selten zur Um- schliessung der Trommelhöhle beitragen, dient das vordere Keilben zum Durchtritt der Sehnerven, deren Foramina bald mehr bald weniger von ein- ander getrennt sind. Die Schläfengegend bilden mehre Knochen von sehr verschiedener Form und Bedeutung. Die Schuppe ist ein gerader oder gewölbter Knochen, von welchem ein starker Fortsatz mit der Gelenkfläche für den Unterkiefer und zur Verbindung mit dem Zygoma ausgeht. Der Umfang der Schuppe ıst besonders im Verhältniss zum menschlichen Schädel sehr gering und ihre Mannichfäaltigkeit bei Weitem nicht von so hohem Interesse als die veränder- liche Beschaffenheit der horizontalen Gelenkfläche für den Unterkiefer, welche je nach der Bewegungsweise des lelztern abändert. Bei den Raubthieren z. B. ist die kräfligste Bewegung des Unterkiefers die verlicale, daher die Gelenk- fläche tief querconcav, vorn und hinten mit stark entwickelten Rändern, welche eine Verschiebung weder nach vorn noch nach hinten gestalten. Die Wieder- käuer dagegen haben eine sehr plane Gelenkfläche, auf welcher ihr Unterkiefer sich seitlich frei bewegen kann, und bei den Nagern ist in höherem Grade Das Skelet. 17 die Bewegung von vorn nach hinten möglich. Ausser der Schuppe liegen in der Schläfengegend noch das Paukenbein, Felsenbein und das zuweilen feh- lende oder mit letzterem verwachsende Zitzenbein. Das Paukenbein bleibt bei vielen Säugelhieren stets getrennt, und entsteht ursprünglich aus eintm das Trommelfell einfassenden Ringe. Es erscheint mehr weniger blasig aufgetrieben und kann, jedoch nur selten, so nah an die Mittellinie der Schä- delbasis heranrücken, dass es das der andern Seite berührt. Bei den Üeta- ceen ist das Paukenbein besonders gross, elfenbeinhart und völlig vom Schlä- fenbein getrennt. Das Zitzenbein ändert in Grösse und Form vielfach ab und scheint einigen Säugethieren ganz zu fehlen. Ueber der Schläfengegend liegen die paarigen Scheitel- und Stirnbeine, welche die Hirnhöhle nach oben schliessen. Die Scheitelbeine verwachsen meist frühzeitig in der Mittellinie und geben dem Scheitel bald eine platte oder abgerundete gewölbte, bald eine kantige Gestalt. Besonders entwickelt ist letztere in dem starken Pfeilkamme der Raubthiere. Zwischen Scheitel- und oberes Hinterhauptsbein schiebt sich bei sehr vielen Säugethieren noch ein kleines Zwickelbein ein, welches bei einigen mit dem Scheitel-, bei an- dern mit dem Hinterhauptsbeine verschmilzt. Die Stirnbeine bleiben häufiger getrennt als die Scheitelbeine, und ändern in Grösse und Form auffallend ab schon bei nahverwandten Thieren wie den Delphinen und Walen. Eigen- thümlich sind ihnen in der Familie der Wiederkäuer besondere zapfenförmige, solide oder weitzellige Knochenfortsätze. Auch an dem bei vielen Säugethie- ren kantig vorspringenden Augenhöhlenrande der Stirnbeine kommen beson- dere Fortsätze vor. Durch einen solchen, der zum Jochbogen sich abwärts wendet und diesen erreicht oder nicht, wird die Augenhöhle nach hinten von der Schläfengrube geschieden. Ganz andrer Art ist der Supraorbitalfortsatz 2. B. bei dem Hasen, der an das Superciliarbein der Vögel erinnert. Der letzte zum hirntragenden Schädeltheil gehörige, die Hirnhöhle nach vorn ab- schliessende Knochen ist das unter den Stirnbeinen gelegene Siebbein, welches nur wenig oder gar nicht an der Oberfläche des Schädels hervortritt. Seine Platte ist allermeist siebförmig durchlöchert, nur bei den Delphinen und dem Narwal merkwürdiger Weise nicht, und bei Ornithorhynchus nur von zwei grossen Löchern durchbohrt. Die eben betrachteten Knochen bilden den eigentlichen Schädel oder den hirntragenden Theil des knöchernen Kopfes, an dessen Zusammensetzung also die Knochen des Gehörorganes und das zum Geruchsorgan gehörige Siebbein Theil nehmen. Ausserdem befinden sich am Kopfe noch die Antlitzknochen und die Kiefer mit den Zähnen. Im Gesicht liegen vor den Stirnbeinen nach vorn sich ausdehnend die Nasenbeine, paarige Knochenplatten, die nur bei wenigen Säugethieren früh- zeitig zu einem Stück verwachsen. Sie überwölben die Nasenhöhle und bil- den auch deren vordern Rand, wovon nur die Cetaceen eine Ausnahme machen, indem sie bei diesen ganz nach hinten gerückt und verdickt sind. Hinsicht- lich ihrer Grösse, ihrer Form und der Begränzung durch die anliegenden Knochen gewähren sie vielfache Unterschiede, die jedoch von untergeordnetem Interesse für die systematische Zoologie sind. Unter den Nasenbeinen, in seltenen Fällen von diesen selbst ausgehend, befinden sich die Muscheln, welche von sehr dünnen gewundenen Platten gebildet werden. Bei den Raub- thieren und mehren Nagern sind dieselben am stärksten entwickelt, bei an- dern wie den Wiederkäuern ist nur die untere Muschel sehr ausgebildet, bei Säugethiere. 2 18 Allgemeine Characteristik. den Affen der neuen Welt gerade diese am einfachsten. Uebrigens ändert der Bau schon bei den nächst verwandten Gattungen zuweilen auffallend ab. Das Thränenbein ist als ein kleiner platter Knochen zwischen Stirn-, Nasen- und Oberkieferbein eingeschoben, ohne jedoch das Nasenbein immer zu berühren. Bei den Hufthieren hat es den beträchtlichsten Umfang und nimmt sogar bei einigen Wiederkäuern in einer äussern Grube "besondere Drüsen auf. Uebrigens tritt es gewöhnlich aus dem Antlitz in die Augen- höhle zurück, verkümmert auch hier bei den Affen sehr, und scheint bei vielen Flossensäugelhieren ganz zu fehlen oder wenigstens schon sehr früh- zeitig innig mit dem Oberkiefer zu verwachsen. An der untern Schädelseite legen sich vor das vordere Keilbein und einen Theil des obern Gewölbes der Rachenhöhle bildend die Gaumenbeine, von bald grössern bald geringern Dimensionen und die zu diesen gehörigen, aber nur sehr selten damit verwachsenen Flügelbeine von ebenfalls sehr ver- änderlicher Grösse. Der einfache Vomer verwächst meist früh mit dem Riech- und Keilbein und ist als senkrechte Scheidewand in der Nasenhöhle gewöhn- lich stark comprimirl, verlängert drei- oder vierkantig und niedrig. Die seitliche und vordere Gegend des Antlitzes wird vom Oberkiefer gebildet, der in die beiden Kieferbeine und den Zwischenkiefer zerfällt. Letz- terer nimmt die vorderste Stelle ein und ist paarig. Beide Hälften treten nur ausnahmsweise in der Mittellinie nicht zusammen wie bei mehrern Chiropte- ren, unter denen Taphozous und Megaderma nur knorplige Zwischenkiefer hat, Nycteris, Rhinolophus und Hypoderma nur durch Bandmasse mit dem Oberkiefer verbundene, Hypoderma sogar bewegliche. Die Berührung mit den Nasen- und Kieferbeinen sowie die Grösse ist. sehr veränderlich. Bei den meisten Säugethieren trägt der Zwischenkiefer im vordern oder Alveolarrande die Schneidezähne, wenn dergleichen überhaupt vorhanden. An der untern Seite umgränzt er die foramina incisiva allein wie bei vielen Nagern, oder nur zum Theil und diese selbst sind von sehr verschiedener Grösse, bald einfach, bald doppelt. Das Öberkieferbein breitet sich an der Seite des Antlitzes und über das Rachengewölbe aus. Am grössten ist es bei den Üetaceen, demnächst am längsten - bei einigen Edentaten. An der untern Schädelseite bildet es zwischen dem Gaumenbeine und Zwischenkiefer gewöhnlich den grössten Theil des Rachengewölbes und an der Seite sendet es nach hinten den Jochfortsatz aus, dessen Basis bei vielen Säugethieren von dem Unter- augenhöhlenloche durchbohrt ist. Der Alveolarrand trägt allein Zähne. Das Jochbein verbindet den Jochfortsatz des Oberkiefers mit dem des Schläfen- beines und begränzt die Schläfenhöhle nach Aussen, deren Umfang wie die Stärke und Krümmung des Jochbogens von der Grösse der Kaumuskeln ab- hängt. Bei wenigen Säugelhieren verkümmert das Jochbein und scheint in seltenen Fällen sogar zu fehlen, während es bei andern einen beträchtlichen Umfang erreicht und einen Fortsatz nach oben aussendet, der sich zur Ab- schliessung der Augenhöhle mit dem absteigenden Aste des Stirnbeines verbindet. Hier mögen noch die am Schädel vorkommenden accessorischen Knochen _ einiger Säugethiere erwähnt werden, nämlich das bei allen Faulthieren und dem Dasypus beobachtete unpaare os praenasale, das von Meckel beschrie- bene os praemaxillare des Schnabelthieres und der bei dem Schweine, dem Maulwurfe und dem Perameles in der Spitze des Nasenknorpels sich bildende Rüsselknochen. Das Skelet. 19 Der Unterkiefer besteht aus zwei vorn mit einander unbeweglich ver- bundenen Aesten. Bei sehr vielen Säugethieren bleibt die Verbindung in einer Naht fortwährend sichtbar, bei andern, wie den Affen, vielen Huflhieren u. a. tritt schon frühzeitig eine innige Verschmelzung ein und der ganze Unterkie- fer besteht dann aus einem einzigen Stück. Die Länge dieses vordern oder Symphysentheiles variirt sehr, und ist bei den Getaceen am beträchtlichsten. Der horizontale Ast ist bald dicker, bald dünner, höher oder niedriger, über- haupt nach der Lebensweise des Thieres mannichfaltig modificir. Nach hin- ten setzt er sich in den Kronfortsatz, den Kondylus und den Winkelfortsatz fort. Letztrer ist stark entwickelt nur bei Nagern, Faulthieren und Beutel- thieren, fehlt aber nicht selten ganz. Der Kronfortsatz ist schwach bei den zahnlosen und allen Säugelhieren mit wenigkräftigem Gebiss. Bei den Her- bivoren steigt er immer als schmaler Fortsatz auf, bei den Raubthieren ist er besonders hoch und breit. Mit seiner Entwicklung steht in innigem Zu- sammenhange die Ausbildung der Grube an der Aussenseite des hintern Kie- ferlheiles, in welcher sich der Kaumuskel anheftet, und ebenso die höhere oder tiefere Lage des Gelenkkopfes. Dieser steht in der Höhe des Alveolar- randes oder noch etwas tiefer bei den raubgierigsten Thieren und rückt bei minder raubgierigem Naturell über das Niveau der Zahnreihe, bei Pflanzen- fressern befindet er sich hoch über demselben, bis er selbst den höchsten Punct des hintern Kieferrandes einnimmt. Mit der höhern Lage des Gondylus wird die Hebelkraft des Kieferastes geschwächt. Von der vordersten Spitze bis in die Nähe des Kronfortsatzes kann sich der obere Rand des Kieferastes mit Zähnen bewaffnen. Wiewohl im Dienste des Verdauungsorganes stehend, reihen wir hier an die Betrachtung des Schädels, von der wir die Knochen der Sinnesorgane nicht ausschliessen konnten, aus eben dem Grunde die Characteristik des Zahnsystemes an, um so mehr als dasselbe gerade für die systematische Zoo- logie von der höchsten Wichtigkeit ist. Das Zahnsystem *), Das Gebiss fehlt nur den wenigsten Säugethieren völlig und unterschei- det sich im Allgemeinen von dem der Amphibien und Fische wesentlich da- durch, dass es stets nur auf die Kiefer selbst und zwar nur mit je einer einfachen Zahnreihe beschränkt ist, und dadurch, dass in der Form, Zahl und Anordnung der Zähne eine bei Weitem grössere Bestimmtheit herrscht. - Die Structur und Zusammensetzung betreffend, bestehen die Zähne ge- wöhnlich aus dem Zahn- oder Elfenbein, aus Cäment und Schmelz. Diese drei Substanzen treten in sehr verschiedenen Verhältnissen ihrer Menge sowohl als ihrer Vertheilung zur Bildung der Zähne zusammen und bedingen zunächst den wichtigen Unterschied von einfachen und zusammengeselzten Zähnen. Erstere zeigen, soweit sie frei über den Kieferrand hervorragen, nur eine jener Substanzen, den Schmelz, welcher die Zahnsubstanz ganz überzieht, daher die Zähne auch schmelzhöckerige genannt werden. Dringt die äussere _ Schmelzschicht in die Zahnsubstanz ein, so dass auch diese äusserlich sicht- *) Ueber Odoutographie sind ausser Cuvier’s oss. foss. und Blainville’s Osleogr. die wichtigsten Schriften: Fr. Cuvier, Dents des mammiferes. Paris 1825; Owen, Odontography. London 1840—45; Giebel, Odontographie. Leipzig 1853. (Erscheint in Lieferungen zu 6 Tafeln.4. mit dazu. gehörigem Text). ur min fr 20 Allgemeine Characteristik. bar wird, so ist der Zahn zusammengesetzt und heisst schmelzfaltig, wenn der Schmelz in gewundenen Falten in die Zahnsubstanz dringt und der Zahn am untern Ende eine einfache Oeffnung hat, lamellirt dagegen oder blättrig, wenn der Schmelz dünne Platten bildet, die den Zahn der ganzen Länge nach zusammenselzen. Zahnsubstanz, Schmelz und Gäment sind keineswegs in jedem Zahne zu- gleich vorhanden. Das Gäment fehlt sogar sehr häufig. Bei dem Elephanten dient es zur Verbindung der einzelnen Schmelzplatten und auf der Kaufläche dieser Zähne wechseln neben einander ab das Cäment, der Schmelz und die von diesem umschlossene Zahnsubstanz. Bei vielen andern Säugethieren bildet das Gäment nur einen dünnen Ueberzug der Zahnkrone und bei andern fehlt es völlig. Der Schmelz beschränkt sich bisweilen auf eine Seite des Zahnes, wie an den Nagezähnen, wo er nur die vordre oder äussere Fläche über- zieht, oder er fehlt, jedoch seltener, ebenfalls ganz. Die Zahnsubstanz zeigt hinsichtlich ihrer feineren Structur mehrfache erhebliche Unterschiede. Von dieser gewöhnlichen Structur und Zusammensetzung weichen die Zähne einiger weniger Säugethiere merkwürdig ab. So die des Orycteropus und der Rytina durch ihre röhrige Structur, die des Schnabelthieres durch ihre faserig knor- plige Beschaffenheit und die ganz aus hornigen Fasern bestehenden Barten der Walfische. Die aus thierischer Gallerte und kohlensaurem Kalk bestehende Zahn- substanz ist bei den Säugethieren mit wenigen Ausnahmen (Nager, Edentaten) nicht wie bei den Fischen und meisten Amphibien von Kanälen durchzogen. Die feinern Zellen oder Röhrchen, welche die Kalkerde enthalten, haben eine rundliche oder sechsseitige Gestalt und ihr Durchmesser wechselt von Y0000 bis Ygoooo Zoll. Sie gehen vom Centrum in geradem oder gekrümmtem Lauf sich verästelnd und kleiner werdend radial zur Peripherie. In ihrer weitern Beschaffenheit und Anordnung zeigen sie manche Eigenthümlichkeiten, die wir im speciellen Theil berücksichtigen werden. Das Cäment besteht gewöhnlich aus parallelen Lagen radialer Kalkröhrchen von sehr veränder- lichem Durchmesser, der bei den Carnivoren kleiner als Yooo Zoll, bei den Pachydermen grösser ist. Im Schmelz zeigt die microscopische Untersuchung mehr weniger gekrümmte oder wellenförmige prismatische Fasern von elwa Y/3000 Zoll Durchmesser und in verticaler Richtung gegen die radialen Röhr- chen der Zahnsubstanz. Die Befestigung der Zähne im Kieferknochen geschieht ir in besondern Ver- tiefungen des leiztern, in Alveolen, und die wahren Zähne aller Säugethiere heissen daher eingekeilte, an- und aufgewachsene wie bei den meisten "Amphi- bien und allen Fischen kommen ausser den Barten der Walfische und den hornigen Fasern des Schnabelthieres nicht vor. Die Basis oder der untere Theil des Zahnes ist in der Alveole verborgen und der obere oder freie Theil verrichtet das Kaugeschäft. Jener heist die Wurzel, dieser die Krone. Beide sind entweder in Form und Zusammensetzung scharf geschieden oder am Zahn selbst nicht abgegränzt sondern nur durch den Alveolarrand des Kie- [ers bestimmt. In letzterem Falle nennt man die Zähne geradezu wurzellos, obwohl ihr untrer Theil in der Alveole verborgen ist. Alle lamellirten und schmelzfaltigen Zähne sind wurzellos, alle am untern Ende geöffneten. Die Wurzel ist eine ein- oder mehrfache und letztere nur den Zähnen der Säuge- thiere eigenthümlich, wie überhaupt wahre Wurzelzähne dieser Klasse allein zukommen. Die Zahl der Wurzeläste pflegt mit den Zacken oder Höckern Das Zahnsystem. 21 der Krone in einem nähern Zusammenhange zu stehen, denn einfache Kronen werden von einer einfachen Wurzel getragen, mehrhöckerige Kronen von zwei oder mehren Wurzelästen. Die Gestalt der Kronen ist für die systematische . Zoologie von besonderer Wichtigkeit. Nach der Stellung im Kiefer theilen sich die Zähne in Schneide-, Eck- und Backzähne. Die Schneide- oder Vorderzähne sind ohne Ausnahmen auf den Zwischenkiefer beschränkt. Ihre Form ist sehr einfach, die Krone meissel-, löffel- oder kegelförmig mit scharfem schneidenden Rande, seltener stumpf, mit ebener Kaufläche (Einhufer) oder ungeheuer verlängert wie die Stosszähne des Elephanten und Dinotherium. Die Wurzel ist einfach oder fehlt, indem die Zähne nach unten grösser werdend am Ende weit geöffnet sind. Getheilte oder tiefgezackte Kronen kommen nur äusserst selten vor, öfters dagegen durch seichte Eindrücke undeutlich gelappte. Eckzahn heisst der auf der Gränze des Zwischen-. und Oberkiefers ste- hende, allermeist einfache, kegelförmig gestaltete Zahn. Die eigenthümliche Gestalt unterscheidet ihn gewöhnlich schon von den Schneide- und Backzäh- nen, wo er aber mit denselben übereinstimmt oder von der gewöhnlichen Kegelgestalt durch Basalzacken an der Krone und doppelte Wurzel abweicht, kann er nur noch durch seine Stellung im Kiefer bestimmt werden. Die Backzähne stehen im eigentlichen Kieferbeine und weichen in mehr- facher Hinsicht unter einander ab. Die vordern pflegen in ihrer Gestalt ein- facher zu sein als die hintern. Aber nicht auf die Gestalt gründet sich der Unterschied der vordern und hintern oder eigentlichen Backzähne, sondern auf ihre Entwicklung. Die Unterscheidung von vordern und ächten Back- zähnen ist indess für die Systematik ungenügend. Entweder stimmt nämlich die Form aller Backzähne überein oder bietet wenigstens keine wesentlichen Unterschiede und dann hat ihre Trennung keinen systematischen Werth, oder die Form ıst abhängig von der Function eine wesentlich verschiedene und gewährt wichtigere systematische Charactere als die Entwicklung. Bei den Pflanzenfressern sowie den Säugethieren mit unvollkommenen Raubtliergebiss sind die formellen Differenzen der einzelnen Backzähne sehr gering, in dem entschieden carnivoren Zahnsystem dagegen tritt ein dreifacher Typus der Zähne auf, welcher nicht durch die Entwicklung, sondern durch die Form und Function bestimmt wird. Wir unterscheiden daher die ersten Backzähne als Lückzähne sobald sie durch geringere Grösse, durch einfachere Formen, durch Kronen mit einfacher Höckerreihe, durch geringe Zahl der Wurzeläste sich auszeichnen, die übrigen als ächte Back- oder Mahlzähne, wenn sie eine übereinstimmend zusammengesetztere Form, eine vielhöckerige Krone und mehr- äslige Wurzel haben, wenn dagegen unter ihnen die scharfzackige Form von der stumpfhöckerigen auffallend verschieden ist: so bildet jene den Fleisch- zahn, diese die Kau- oder ächten Mahlzähne. In der gleich festzustellenden Formel des Zahnsystemes dürfen diese wichtigen Unterschiede nicht unbe- rücksichtigt bleiben. | Die Kronen der Backzähne sind wie eben erwähnt zackig oder höcke- rig und in dieser Beschaffenheit ist die Lebensweise, das Naturell der Thiere ganz entschieden ausgedrückt. Je spitzzackiger und scharfkantiger die Kronen sind, desto raub- und blutgieriger ist das Thier, je mehr sich die Zacken und Kanten abrunden und in stumpfe Höcker verwandeln, desto milder wird das raubgierige Naturell und deutet endlich die omnivore Lebensweise an. Ganz stumpfhöckerige Backzähne oder Mahlzähne mit breiten ebenen Kauflächen 22 Allgemeine Characteristik. dienen nur zum Zermalmen vegetabilischer Substanzen und kommen also auch nur den herbivoren Säugelhieren zu. Die ursprüngliche Beschaffenheit der Krone, die Schärfe ihrer Höcker und die Zeichnung ihrer Kaufläche verändert sich bei sehr langem Gebrauch. Die Höcker sehr alter Thiere sind abgenutzt, dıe spitzen Zacken der Raub- “thierzähne abgestumpft, die Höcker und zierlichen Falten auf den Kauflächen des herbivoren Zahnsystemes abgeschliffen. Diese durch das Alter des Thie- res hervorgerufenen Unterschiede gewinnen zuweilen eine besondere Wichtig- keit und verdienen vor Allem bei der systematischen Bestimmung vereinzelter fossiler Zähne eine sorgfältige Berücksichtigung. Schneide-, Eck- und Backzähne sind in jedem vollkommen entwickelten Zahnsystem, also bei allen höhern Säugethieren vorhanden und zugleich durch ihre eigenthümliche Gestalt von einander verschieden. Bei mehrern Säuge- thieren, z. B. vielen Edentaten und Getaceen schwindet jedoch der formelle Unterschied und die drei Zahnarten sind nur noch nach ihrer Stellung im Kiefer zu erkennen. Dieser Verkümmerung in der Form folgt ein Verschwin- den einzelner Zahnarten. Am häufigsten fehlen die Eckzähne und demnächst die Schneidezähne. Völlig zahnlos sind nur sehr wenige Säugethiere, wie die Ameisenbären. Die Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers stimmen meist nicht voll- kommen überein, sondern zeigen mehr weniger auffallende Unterschiede in der Zusammensetzung aus den einzelnen Zahnarten, in der Form, Grösse und Zahl der Zähne selbst. Schneide- oder Eckzähne oder auch beide zugleich können in einem Kiefer fehlen und in dem andern vorhanden sein. Ob ein solcher Mangel die obere oder die untere Zahnreihe betrifft, hängt von Zu- fälligkeiten ab und lässt sich nach keinem durchgreifenden Gesetze normiren. Hinsichtlich der Grösse pflegen die Zähne des Unterkiefers meist kleiner, stärker comprimirt zu sein als die obern, wenn überhaupt ein Grössenunter- schied beobachtet wird. Die Eck- und Schneidezähne weichen von dieser Regel ab. So sind die untern Nagezähne bei vielen Nagethieren grösser und stärker als die obern, bei dem Dinotherium sind dieselben in gewaltige Stoss- zähne umgewandelt und obere Schneidezähne gar nicht vorhanden. Die Un- terschiede in der Form beziehen sich auf grössere Einfachheit der untern, indem deren Höckerzahl geringer oder die Falten minder gewunden sind. Nur selten, z. B. bei Rhinoceros, ist die Gestalt der obern und untern Zähne eine auffallend verschiedene, durch eine abweichende Ausbildung der einzelnen Elemente bedingt. Immer aber; mag die Form in beiden Kiefern eine völlig gleiche oder eine mehr weniger abweichende sein, ist die Stellung der Zähne in der obern zur untern Reihe eine entgegengesetzte, so dass die rechte obere Reihe der linken untern oder in den Zahnreihen derselben Seite das Aussen der obern dem Innern der untern und. umgekehrt entspricht. Vollkommen geschlossen sind die Zahnreihen nur bei den Affen und Menschen, schon bei den Chiropteren und allen übrigen Säugethieren sind Lücken im Gebiss vorhanden. Die häufigsten Lücken treten zur Trennung der drei Zahnarten auf, also zwischen Schneide- und Eckzähnen, zwischen letztern und den Backzähnen. Andere Lücken kommen in der Mitte der Schneidezahnreihen, zwischen dem ersten und zweiten, oder zwischen allen vordern, selbst zwischen sämmtlichen Backzähnen vor. Ist der Rachen ge- schlossen: so alterniren in der Regel die Zähne der obern Reihe mit denen der untern und die Zacken und Höcker jener greifen zwischen die dieser. Däs Zahnsystem. 23 Auch hier zeigen sich ausser den durch Unterbrechung in jeder Reihe ent- standenen Lücken andere Lücken im Schluss des Gebisses, indem die Spitzen der ersten verkümmerten Backzähne von oben und unten einander nicht mehr berühren. Solche Zähne pflegen für das Thier bedeutungslos zu sein und veranlassen durch ihre Hinfälligkeit auch häufig eine Schwankung im Zah- ‚lenverhältniss. Die Zahl der Zähne ändert bei den Säugethieren überhaupt in grösster Mannichfaltigkeit ab. Ihr Maximum erreicht sie bei den Delphinen, wo sie von 50 auf 90 und darüber steigt, ohne jedoch jemals Kinhundert voll zu machen. Diese hohen Zahlen kommen indess ebenso selten vor als die Mi- nima, welche 4 bis 0 betragen. Bei den meisten Säugelhieren schwankt die Gesammtzahl zwischen 30 bis 40, etwas darüber oder darunter. In der Systematik verdient aber weniger die Gesammtzahl, als vielmehr das Zahlen- verhältniss der verschiedenen Zahnarten eine besondere Berücksichtigung, aus dessen Angabe die Totalsumme sich von selbst ergiebt. Die Zahl der Schneide- _ zähne schwankt in der obern und untern Reihe unabhängig von einander zwischen O, 2, 4, 6, 8. Die Zahl der Eckzähne kann 4 nicht übersteigen. Die Schwankungen beschränken sich also nur auf das Fehlen in einem Kie- fer und auf völlige Abwesenheit. Die Backzähne werden, wenn ihre Formen auf keine verschiedenen Functionen deuten, insgesammt gezählt, und schwan- ken in allen Verhältnissen der oben angegebenen äussersten Gränzen. Treten funetionelle Formdifferenzen auf: so ist deren Zahlenverhältniss wichtig. Die Zahl der Lückzähne kann geringer, gleich oder grösser als die der Mahl- zähne sein und für beide von 1 bis 5 jederseits variiren. Tbeilen sich die ächten Backzähne in Fleisch- und Kauzähne: so beschränkt sich die Zahl, denn niemals (vielleicht Hyaenodon ausgenommen) ist mehr als ein Fleisch- zahn und O bis 3 Kauzähne jederseits vorhanden. Für das Zahlenverhältniss ist mit Berücksichtigung der Zahnarten behufs der übersichtlichen und kurzen Bezeichnung eine Formel gewählt worden, deren Fassung jedoch bald nach diesem bald nach jenem Princip ausgeführt wird. Wir fordern von einer solchen Formel Einfachheit, Bestimmtheit und Deutlichkeit. Die obere und untere Zahnreihe zerfällt stets in zwei streng symmetrische Hälften, in eine rechte und linke. Es genügt daher in allen Fällen die Angabe der Hälfte des ganzen Zahnsystemes. Hiergegen ist ein-- gewandt worden, dass in der Reihe der Schneidezähne nicht immer eine mittle Scheide sichtbar ist. Abgesehen aber davon, dass ursprünglich über- all eine wirkliche Gränze in der Mittellinie existirt, ist Zahl und Form der Schneidezähne ohne Ausnahme symmetrisch und die Angabe nur einer Hälfte in der Formel vollkommen gerechtfertigt. In den Backzähnen pflegt man besonders in Frankreich und England allgemein nur den Unterschied zwischen vordern und ächten Backzähnen anzugeben, deren Begriff selbst verschiedent- lich aufgefasst wird. Diese Bezeichnungsweise genügt bei der Ausbildung dreier functionell verschiedener Backzahnarten nicht. Die Formel muss die systematisch wichtigen Unterschiede angeben, sich also nach dem Zahnsystem modificiren und nicht umgekehrt dieses nach der Formel. Die Anwesenheit verschiedener Backzahnarten ist daher in der Formel auszudrücken. Die Zah- len der einzelnen Zahnarten überhaupt genügt es durch das mathematische + zu trennen, denn durch die beigefügten Abkürzungen inc., can., mol., oder Schn., Eckz., Backz. u. a., welche bei dem steten Anfange der Zählung von den Sclhneidezähnen überflüssig erscheinen, wird die Formel zerrissen und der 24 Allgemeine Characteristik. _ schnelle Ueberblick gestört Schwankungen in der Zahl ein und derselben Zahnart werden am passendsten in (—) gefasst und die obere und untere Zahnreihe durch die Stellung übereinander bezeichnet. Für das mannichfal- ligste Zahnsystem der carnivoren Raubthiere wird beispielsweise die Formel 341 + (3-4) +1+2 folgende Fassung erhalten: rn d. h. jederseits oben und unten 3 Schneidez., 1 Eckz., 3 bis 4 Lückz., 1 Fleischz. und 2 Kauzähne oben, 1 unten, zusammen 38 bis 44 Zähne. Bei den Insectenfressern fällt der Un- terschied von Fleisch- und Kauzähnen weg, es sind nur Lück- und ächte Backzähne vorhanden, also erhält die Formel z. B. folgende Fassung: 3477, d. h. in jedem Kiefer 3 Schneidez., 1 Eckz., 4 Lückz. und 3 ächte Back- zähne. Bei nur einer Backzahnart erhält man z.B. für die Formel des Tapir I und will man den in der Entwicklung bedingten Unterschied von vordern und hintern Backzähnen ausdrücken +!+4+3 Fehlende Zahnar- 3+1+(3+3)' ten werden durch O bezeichnet, also bei den Nagern z.B. Re n + ‚ bei 04045 Faulthier: 4024- Die Entwicklung der Zähne hat erst von der Geburt des Thieres an ein zoologisches Interesse. Nur wenige Säugethiere zeigen bei der Geburt noch keine Spur von Zähnen und ebenso wenige sogleich das vollzählige Zahn- system. Bei den meisten sind dagegen im vordern Theile der Kiefer einige Zähne vorhanden, die sich alsbald vervollständigen und das sogenannte Milch- gebiss bilden. Dasselbe gehört nur dem jugendlichen Alter an und wird meist gleichzeitig mit dem Hervorwachsen der hintern Backzähne durch neue ersetzt, welche dann das bleibende Gebiss bilden. Die Zähne entstehen in den Alveolen und diese sind anfangs vereinigt, werden allmählich durch un- vollkommene Scheidewände getrennt, die sich bei weiterer Entwickelung der Zähne vervollständigen und endlich so sehr verdicken, dass sie den Wurzel- theil des Zahnes rings umschliessen. Die Zähne selbst entwickeln sich aus doppelthäutigen Kapseln, deren innere Haut die Zahnsubstanz, die äussere den Schmelz absondert. Die Bildung dieser festen Substanzen beginnt an der höchsten Kronenspitze des Zahnes und zwar an einem Puncte, wenn der Zahn einspitzig, an mehrern, wenn er mehrzackig ist. Durch schichtenweise Ablagerung des Zahnbeines vergrössert sich die Krone immer mehr, und erst, nachdem sie ausgebildet ist, und über den Alveolarrand sich erheben will, beginnt die Wurzel. Bei den einfachen oder den Zähnen mit wahrer Wurzel schliesst sich deren Bildung bald völlig ab, bei den sogenannten wur- zellosen Zähnen, die noch lange, nachdem sie in Function getreten, weiter wachsen, endet die Wurzelbildung erst sehr spät. Sobald die Zähne ausge- bildet sind, nutzen sie sich wieder durch die gegenseitige Reibung der untern auf den obern ab; die ganz mit festem Schmelz überzogenen wenig und langsam, die zusammengesetzten Zähne, bei denen die weichere Zahnsubstanz einen Theil der Kaufläche bildet, schneller und stärker. Die scharfen und spitzzackigen Zähne verlieren hierdurch die Spitzen und scharfen Kanten, die stumpfhöckerigen flachen sich ganz ab und je nach der innern Structur än- dert die Zeichnung der Kaufläche mit zunehmender Abnutzung ab. Ist das Milchgebiss, welches ausser den Schneide- und Eckzähnen nur vordere Back- -zähne, alle bald in gleicher bald in geringerer Zahl als das bleibende Gebiss besitzt, völlig abgenutzt: so wird es durch neue senkrecht oder schief darun- ter sich ausbildende Zähne abgestossen. Zugleich vervollständigt sich nun dem Das Muskelsystem. 25 das Zahnsystem durch allmähliges Hervortreten der hintern oder ächten Back- zähne, welche hinter einander den Kieferrand durchbrechen. Hinsichtlich der Zeit des Zahnwechsels, der Zahl und Form der Milch- und Ersatzzähne fin- det bei den verschiedenen Familien und Gattungen eine grosse Mannichfaltig- keit Statt, so dass fast alle Zwischenstufen nachgewiesen werden können zwischen den äussersten Extremen, welche einerseits der Walfisch mit Zäh- nen nur im fötalen Zustande und andrerseits der Elephant mit achtmaligem Wechsel der Backzähne bis ins höchste Alter darstellt. Auch in bleibendem Gebiss (reten noch ausser den durch Abnutzung bedingten eigenthümliche Veränderungen hervor, die nicht übersehen werden dürfen. Einige und bis- weilen sogar alle Schneidezähne, die ersten einfachen Lückzähne, selbst der letzte Backzahn, wenn er verkümmert ist, fallen in späterem Alter aus, wo- - durch das Zahlenverhältniss in einzelnen Fällen auffallend umgestaltet wird. Dieses erleidet auch dadurch zuweilen ein ganz abnormes Ansehen, dass ein- zelne Milchzähne noch lange nach dem Wechsel in der Reihe der Ersatz- zähne stehen bleiben. Das Muskelsystem*). An das Skelet als inneres Gerüst heften sich die Muskeln und bestim- men die äussere Configuration des Säugelhierkörpers. Knochen und Muskeln ' stehen in innigster Beziehung zu einander und die Aenderungen in einem die= ser Organe bedingen entsprechende im andern. In der speciellen Zoologie ‚ wird daher gewöhnlich auch nur das Knochengerüst berücksichtigt, von dem Muskelsystem der von diesem unabhängige Theil. Eine allgemeine Ueber- ‚ sicht des ganzen Muskelsystemes ist jedoch zur Einsicht in den Organismus ' wesentlich nothwendig und auf eine solche wollen wir unsere Darstellung ‚ beschränken. Unter den Muskeln des Rumpfes sind zunächst die der Wirbelsäule zu betrachten, welche mit Ausnahme der Getaceen, wo der Hals verkümmert und ‚ die Rückengegend vom Schwanze nicht gesondert ist, in die Hals-, Rücken- ' und Schwanzmuskeln sich theilen. | Der den Kopf und Hals zurückziehende M. splenius heftet sich an das Hinterhaupt des ersten und die Dorn- und einige Querfortsätze des letzten ‚und ist allermeist einfach. Unter ihm liegt ein langer innerer Kopfstrecker, ‚ dessen innerer Theil von den Querfortsätzen der ersten Rückenwirbel und den Dornen der letzten Halswirbel entspringt, während der äussere nur von den Querfortsätzen ausgeht, beide heften sich oben an die Hinterhauptsschuppe. ‚ Neben diesen beider Muskeln nach aussen befindet sich der allermeist ver- ‚ einigte Nackenzitzenmuskel und Quermuskel, an welchen sich bei einigen ‚ Säugethieren ein eigenthümlicher aufsteigender Nackenmuskel, bei den meisten ‚ aber der obere Theil des langen Rückenmuskels anlegt. Ausserdem bestitzen ‚ die Halswirbel noch Zwischendorn- und Zwischenquerfortsatzmuskeln, welche ‚an .den ersten beiden Wirbeln durch. beträchtliche ‚Grösse sich auszeichnen und an das Hinterhaupt sich anheften. Von den Querfortsätzen gehen ge- ' wöhnlich noch drei, seltener zwei oder nur ein Rippenhalter zur ersten oder den beiden ersten Rippen hin. Die untere Fläche der Halswirbel bedecken der ı von den vordern Brustwirbeln bis zum Atlas reichende lange Halsmuskel und ‚ der grosse und kleine gerade Kopfmuskel, welche von den vordern Halswirbeln ent- *, Die umfassendsten Arbeiten über die Muskeln sind die von Cuvier in den | Lecons und von Meckel in dem System. der vergleichenden Anatomie gelieferten. 26 Allgemeine Characteristik. springen und nicht überall deutlich von einander getrennt sind. Alle diese untern Muskeln bedeckt der vom Brustbein, Schlüsselbein und selbst Ober- arm entspringende und meist an das Zitzenbein sich heftende Kopfnicker. In der Rückengegend tritt der grosse gemeinschaftliche Rückgratsstrecker be- sonders hervor. Er entspringt an den Lenden- und Kreuzbeinwirbeln, ver- einigt sich allermeist mit dem Dornmuskel der Brustwirbel und heftet sich an die Querfortsätze dieser oder zugleich auch an die Rippen. Bei den Ce- taceen entspringt er mit starker Sehne am Schwanze und befestigt sich flei- schig an der Schuppe des Hinterhauptbeines. Unmittelbar auf den Wirbeln liegt der vieltheilige Rücken- und der Halbdornmuskel. Leiztrer dehnt sich vom Kreuzbein bis zum Epistropheus aus und ist zuweilen innig mit dem erstern verschmolzen. Die Zwischendorn- und Zwischenquerfortsatzmuskeln der Brust- und Lendenwirbel sind allermeist sehr schwach und häufig nicht scharf vom Dorn- und Halbdornmuskel geschieden. Die Muskeln des Schwanzes sind je nach dessen Länge, Stärke und be- sondern Functionen verschiedentlich entwickelt. Sehr allgemein finden sich an ihm Heber oder Strecker, Seitwärtszieher und Niederzieher oder Beuger. Die Heber können als Fortsetzung der Muskeln an den Dornfortsätzen der Rücken- und Lendenwirbel betrachtet werden und sind ein innerer schwä- cherer, zwischen den Dornfortsätzen und an den vordern Gelenkfortsätzen, und ein äusserer stärkerer, der schon von den Querfortsätzen der Lenden- wirbel entspringt und mit seinen zahlreichen Sehnen bis ans Ende des Schwan- zes reicht. Von den Seitwärtsbeugern ist .der eine Zwischenquerfortsatzmus- kel und der andre äussere Sitzbeinschwanzmuskel, der vom Becken, gewöhn- lich nur vom Sitzbein zu den vordern Querfortsätzen geht. Die Beuger an der untern Seite der Schwanzwirbel theilen sich in den untern Dornmuskel, | der nicht in der ganzen Länge des Schwanzes ausgebildet ist, in einen zweiten ; vom Kreuzbein und den vordern Querfortsätzen entspringenden mit langen Seh- nen an die folgenden Wirbel sich anheftenden, und in den getheilten obern und vordern Schwanzbeuger, jener vom Hüftbein, dieser vom Scham- bein zu den untern Dornfortsätzen der vordern Schwanzwirbel sich erstreckend. Am Thorax fällt zuerst der sägeförmige Muskel auf, der von den Dorn- fortsätzen der letzten Halswirbel, der Brust- und ersten Lendenwirbel ent- springt und sich mit einzelnen Sehnen an den obern Theil der meisten Rip- pen zur Erweiterung des Brustkastens anheftet. Er zerfällt häufig in eine vordre absteigende und hintre aufsteigende Hälfte. Beide sind sehr selten z. B. bei Nagern gar nicht oder undeutlich geschieden, bei einigen Raubthie- ' ren dagegen verstärkt sich der vordre auffallend auf Kosten des luntern. Unter ihnen liegen die länglich dreieckigen Rippenheber, welche von den Quer- fortsätzen der Brustwirbel entspringend zur hintern Gegend der Rippen gehen und in kurze an allen und lange meist nur an den hintern Rippen vorhan- dene, bisweilen selbst ganz fehlende sich theilen. Allgemein vorhanden sind die Zwischenrippenmuskel, denen sich bei der Anwesenheit einer Clavicula nach der von dieser zur ersten Rippe gehende Schlüsselbeinmuskel anschliesst. Letz trer erreicht bei dem Maulwurf, den Fledermäusen und den Quadrumanen sogar eine sehr beträchtliche Grösse. An die Rippenknorpel und das Brust- bein heftet sich als Niederzieher der Rippen der dreieckige Brustbeinmuskel. Die Brust- und Bauchhöhle werden bei allen Säugelhieren ohne Aus- nahme durch einen sehr entwickelten Muskel, das Zwergfell von einander ge- schieden. Dasselbe entspringt mit einem dickern Theile von den Körpern Das Muskelsystem. 27 und Querfortsätzen der vordern Lendenwirbel, breitet sich dann zu dem Rip= pentheile aus und heftet sich an die Knorpel der hintern Rippen und den Schwertfortsatz des Brustbeines. Auf der Gränze des Lenden- und Rippen- theiles findet sich eine meist starke Zwischensehne, das Gentrum tendineum. Das Zwergfell bildet aber niemals eine völlig geschlossene Wand, sondern besitzt mehre Oeffnungen zum Durchgang andrer Organe, so in der Mittelli- nie der Wirbelsäule zunächst den Aortenschlitz, davor der Speiseröhrenschlitz, rechterseits die viereckige Oeffnung für die untere Hohlader. An letztrer be- sitzen die wiederkäuenden Tylopoden eine Ossification, der Igel zwei ähnliche am Aortenschlitz. Die Wandungen der Bauchhöhle bilden gemeinschaftlich mehrere allge- mein als Bauchmuskeln aufgeführte Muskeln, welche an dem Hüftbeine, den Lendenwirbeln, Rippen und Brustbeine befestigt sind. Der erste derselben, der äussere schiefe Bauchmuskel geht vom Rande des Hüftbeines und der Schambeinfuge, hier bei den Säugethieren mit äussern Hoden durchbrochen, zu den letzten Rippen. Viel kleiner, unter demselben liegend und mit ent- gegengesetzt verlaufenden Fasern versehen, ist der innere schiefe Bauchmuskel, der von dem Hüftbeinkamme und den Querfortsätzen mehrer Lendenwirbel entspringt und sich an die Knorpel der hintern Rippen heftet. Darunter folgt mit fast gleichen Ansatzpuncten der quere Bauchmuskel und dann der vier- eckige Lendenmuskel, der vom Hüftbeinknorren unter den tiefen Rückenmus- keln hin an -die Querfortsätze der Lendenwirbel und letzten Rippen verläuft und bei langer Lendengegend auch sehr stark wird, überhaupt am grössten aber beim Känguruh ist. Die viel schmälern geraden Bauchmuskeln, von einer Scheide umschlossen, dehnen sich von den Schambeinen bis an den untern Theil mehrerer Rippen ans. Hinsichtlich der Anordnung der Sehnen, der Grösse und Ausbreitung nach vorn bieten diese Muskeln erhebliche Unter- schiede nach den einzelnen Familien. Endlich der ebenfalls vom Schambein entspringende Pyramidenmuskel, welcher sehr vielen Säugethieren gänzlich fehlt. Die Muskeln der Extremitäten sind zur Bewegung der einzelnen Glieder dieser bestimmt und daher in ihrer speciellen Ausbildung ebenso mannichfal- tig als die Functionen der Vordergliedmassen selbst. Sie theilen sich nach den einzelnen Gliedern ein. Von den Schultermuskeln zeigt der Kappenmuskel, der von Hinterhaupte, dem Nackenbande und den Dornfortsätzen der Brustwirbel entspringend an die Gräte und Ecke des Schulterblattes sich heftet, vielfache Abänderungen, indem er sich bald mit dem äussern Kopfnicker und dem dreieckigen Ober- armheber verbindet, bald völlig isolirt ist, oder er löst sich in zwei sehr ver- schieden entwickelte Bäuche auf wie beim Maulwurf und Igel, geht wohl gar nur von den Brustwirbeln zur Schultergräte wie bei den Fledermäusen, zer- fällt selbst in mehr als zwei Portionen u. s. w. Der Schulterblattheber geht unter dem vorigen von der Ecke der Skapula an die Querfortsätze der letz- ten Halswirbel. _Er fehlt nirgends, verschmilzt jedoch bisweilen mit dem grossen gezahnten Mussel. Ein dritter nicht allgemein vorhandener, länglı- cher und platter Schultermuskel reicht vom untern Ende der Gräte bis an den Querfortsatz des ersten Halswirbels. Der Rautenmuskel entspringt von den Dornen der letzten Hals- und ersten Brustwirbel und befestigt sich an den hintern Oberrand des Schulterblattes. Er ist bald einfach, bald getheilt und von?’sehr veränderlicher Grösse. Nach Innen von ihm und an dem obern Schulterblattrande entstehend geht der grosse vordere gezahnte oder Säge- 28 Allgemeine Characteristik. muskel mit mehrern Zacken an die vordern Rippen und meist auch an die Querfortsätze der hintern Halswirbel. Die Muskeln des Oberarmes kommen allermeist vom Schulterblatt und sind folgende: der Oberarmheber sehr veränderlich in Grösse und Gestalt, der Obergrätenmuskel von der Obergrätengrube an den obern Höcker des Humerus gehend und meist stark, der Untergrätenmuskel bald grösser bald kleiner als. voriger, überhaupt am ansehnlichsten bei dem Maulwurf, der grosse runde Armmuskel von ebenfalls sehr veränderlicher Grösse, der breite Rücken- muskel von den Rippen oder Brustwirbelu oder beiden zugleich zur hintern Fläche des Humerus laufend, der grosse Brustmuskel, der an der Innenseite der Skapula gelegene und an den innern Höcker des Oberarms sich heftende Unterschulterblattmuskel, mit dem mehr weniger getrennten kleinen runden Muskel, endlich der Hakenarmmuskel, welcher jedoch dem Känguruh und eini- gen omnivoren Raubthieren fehlt. Am Unterarm befinden sich mit Ausnahme der Cetaceen zunächst der lange und kurze Beuger, jener vom Schulterblatt ausgehend und an das obere Ende des Vorderarmes geheftet, dieser auch Ellenbogenbeuger genannt am Humerus entspringend. Der Vorderarmstrecker kommt vom untern Rande des Schulterblattes und heftet sich mit einer starken Sehne an das Olecranon. Minder allgemein werden noch zwei Vorwärtswender beobachtet und ihnen entsprechend zwei Rück wärtswender. ' Zur Bewegung der Hand dienen zwei Beuger und Strecker und die äus- sern und innern Speichen- und Ellenbogenmuskeln, zu der der Finger ein ge- meinschaftlicher Fingerstrecker, vom äussern Humerusknorren entspringend, und die beiden langen Fingerbeuger vom innern Knorren des Humerus aus- gehend. Je nach der Zahl der Finger und deren besondern Bewegungen fin- den sich auch noch eigenthümliche Muskeln vor, welche jedoch nur den Un- guiculaten allgemein zukommen und bei diesen selbst wieder grosse Verschie- denheiten zeigen, daher wir sie nicht namentlich aufzählen. Die Muskeln .der hintern Gliedmassen fehlen natürlich den Getaceen und vertheilen sich bei den übrigen Säugethieren wieder auf die einzelnen Glieder. Am Oberschenkel fungirt zunächst der grosse oder äussere Gesässmuskel, der gewöhnlich nur vom obern Hüftbeinrande entspringend eine sehr verschiedene Entwicklung und Anheftung besitzt. Der mittlere Gesässmuskel befestigt sich an der äussern Fläche des grossen Rollhügels und ist meist von beträchtli- cher Grösse. Der kleine gleich verlaufende Gesässmuskel verschmilzt bisweilen mit vorigem, seltener ist er grösser wie beim Pferde. Der vom Hüft- und Kreuz- bein kommende Birnmuskel heftet sich an die innere Fläche des grossen Roll- hügels. Er scheint nicht selten zu fehlen und übrigens sehr veränderlich in der Stärke zu sein. Der innere Hüftbeinlochmuskel geht aus der Höhle des Beckens um den absteigenden Ast des Sitzbeines und fasst mit einer starken Sehne, welche zwei vom Sitzbeinaste entspringende Zwillingsmuskeln begleiten, die innereFläche des grossen Rollhügels. Einigen Säugethieren z. B. dem Schweine fehlt dieser Muskel, andern nur die Begleiter desselben, noch andern Beide. Der viereckige Schenkelmuskel vom Sitzbein bis zur hinternFläche des Femu rrei- chend fehlt ebenfalls bisweilen. Wenig Unterschiede dagegen bietet der äus- sere Hüftbeinlochmuskel. Als Beuger des Öberschenkels fungiren der runde Len- denmuskel und der Hüftbeinmuskel, die sich gemeinschaftlich. an den kleinen Roll- hügel heften, als meist sehr stark entwickelte Anzieher, der nicht selten in 4 zerlegte vom Scham- und Sitzbein zur innern Fläche des Oberschenkels reichenden Muskeln. ES EEE RE E Wien u u E: —-— E- — Pi — A a ul Das Muskelsystem. 29 Der Unterschenkel hat gewöhnlich sechs Beuger von sehr verschiedener Entwicklung. Sie kommen theils vom Becken herab, theils vom Oberschen- kel und setzen sich an die Tibia und Fibula. Der Strecker theilt sich in einen oberflächlichen und einen tiefen, letztrer meist mit mehrern Köpfen. Erstrer entspringt über der Pfanne am Hüftbein, wird am untern Femoralge- lenk sehnig und geht über die Kniescheibe an die Schienbeinhöcker. Die Muskeln des Fusses sind wie die der Hand Beuger und Strecker, nämlich der vordere Schienbeinmuskel, die Wadenbeinmuskel, der meist drei- köpfige Wadenmuskel mit der Achillessehne, der hintere Schienbeinmuskel. Für die Zehen finden sich allgemein ein langer und kurzer gemeinschaftlicher Zehenstrecker und ein langer Strecker der grossen Zehe, und ebensolche Beuger. Jedes Zehenglied hat wiederum seine eigenen Muskeln. Diese alle modifieciren sich mannichfach nach der Zahl und den besonderen Verrichtun- gen der Zehen. | Die den Kopf bewegenden Muskeln sind schon oben erwähnt,‘ ausser diesen befinden sich aber an demselben noch die Gesichts- und Kaumuskeln, deren verschiedene Ertwicklung die auffallende Mannichfaltigkeit der Gesichts- Physiognomie bedingt und die Säugethiere wesentlich von den übrigen Wir- belthierklassen unterscheidet. Die eigentlichen Gesichtsmuskeln fehlen den Schnabelthieren völlig und bestehen auch bei den Delphinen nur aus den Na- senringmuskeln, den Augenlidmuskeln und einer geringfügigen Lage auf dem Oberkiefer. Bei den meisten übrigen Säugethieren sind zunächst mehr we vi- ger bewegliche Lippen vorhanden. In denselben liegt ein sehr ansehnlicher Kreis- ' muskel, der Mundschliesser und von dessen äussern Rande strahlen die eige- "I nien Antagonisten aus, welche sich in obere, mittlere und untere theilen. "I Die obern kommen vom Stirnmuskel oder seltener vom Jochbeine und gehen in den Mundwinkel. Vor diesem einfachen oder doppelten Jochmuskel liegt der vom untern Augenhöhlenrande herabsteigende breite Heber der Oberlippe und der meist mit diesem innig verbundene, vom Öberkiefer und Nasen- beine zum äussern Umfange der knorpligen Nase und dem Mundschliesser ge- hende gemeinschaftliche Heber der Nase und Oberlippe. Der Heber des Mund- ‚ winkels hat seine Lage unter den eben erwähnten Muskeln. Die untern Mus- , keln sind der Niederzieher des Mundwinkels, ein tiefer gelegener und der Backenmuskel. Den weichen Gaumen bewegen zwei Erweiterer und zwei Ver- "J engerer der hintern Mundgegend. Im Dienste des Defärkiefers stehen 5 Muskeln. Der grosse mehr we- | niger deutlich getheilte Masseter liegt auf der äussern Fläche des Kronfortsat- -| zes unter dem Jochbogen und varüirt nur hinsichtlich seiner Grösse. Der ' Schlafmuskel geht als stärkster Heber von der Seitenfläche des Schädels zum | Zackenfortsatze des Unterkiefers und der innere Heber aus der Flügelgrube des Keilbeines an die Innenfläche des Kronfortsatzes. Als Niederzieher dient ' der vom Zitzenfortsatz an den vordern Unterrand des Kiefers reichende Un- ' terkiefermuskel und als Seitwärtszieher ein oben und innen am BrOnDNERT befestigter Quermuskel. Die Hautrmuskeln der Säugethiere endlich sind im allgemeinen ER voll- - | kommen ausgebildet und erreichen sogar bei denen mit Kugelungsvermögen . | wie beim Gürtelthier, Echidna und Igel "eine sehr überwiegende Grösse. Dem- . | nächst sind sie bei den Cetaceen sehr stark entwickelt. Gewöhnlich hüllen ‚ sie als ein zusammenhängender Muskel den ganzen Rumpf ein und gehen auch ‚| über den Hals, einen Theil des Kopfes und Gesichtes hinweg, wo sie mit den + 30 Allgemeine Characteristik. Lippenmuskeln eine innigere Verbindung einzugehen pflegen, während sie von den Rumpfmuskeln durch Zell- oder Fetigewebe geschieden sind. Das Nervensystem*). Das Nervensystem zeigt zwar in der Klasse der Säugethiere noch sehr verschiedene Grade der Entwicklung, unterscheidet dieselbe doch aber durch das Ueberwiegen des Gehirnes über das Rückenmark und die in innigster Beziehung dazu stehende gleichmässige Ausbildung der Sinnesorgane wesent- lich von den übrigen Wirbelthieren. Wir wenden uns sogleich zur Betrach- tung der einzelnen Abtheilungen desselben. Das centrale Nervensystem. Das Gehirn füllt wie bei den Vögeln die Schädelhöhle vollständig aus und besitzt in der stark entwickelten Brücke, in der beträchtlichern Ausbil- dung der- Seitenlappen des kleinen Gehirnes, in der Längscommissur für die Ammonshörner und Sehhügel und endlich in der Solidität der mehr minder scharf gesonderten Vierhügel durchgreifende Unterschiede von dem Gehirn der Vögel. Die in den verschiedenen Säugethierfamilien beobachteten Differenzen lassen eine fortschreitende Entwicklung zu höherer Vollkommenheit nicht ver- kennen. Am vogelähnlichsten und unvollkommensten ist das Gehirn des Schna- belthieres. In demselben erscheint Brücke und Balken, dieser auch bei den Beutelthieren, noch sehr wenig entwickelt, fast rudimentär, die Hemisphären des kleinen Gehirnes gleichsam nur als Anhänge des sehr ausgebildeten Wur- mes, die Vierhügel als nur ein Paar Anschwellungen, die Sehhügel in der Mitte fast verschmelzend und die Hemisphären noch ohne Windungen. Die Hemisphären des grossen Gehirnes nehmen allmählig an Umfang zu; bei Mar- supialien, Nagern, Edentaten und. Fledermäusen sind sie ganz glatt, furchen- los oder nur mit schwach angedeuteten Furchen und bedecken das kleine Ge- hirn noch nicht; erst bei den Affen bilden sich die hintern Lappen aus und die Windungen, den insectenfressenden Raubthieren noch fehlend erscheinen deutlicher bei den Katzen, mehr bei den Hunden, dann den Pferden und Wiederkäuern, den Delphinen und Elephanten. Sehr gross sind gewöhnlich die Vierhügel, in den angegebenen Ordnungen frei liegend, aber niemals mit einer Spur von Hölllung, bei den Affen verhältnissmässig am kleinsten, bei den Raubthieren, die hintern Hügel, bei den Einhufern, Wiederkäuern, ' Nagern, Insectenfressern die vordern grösser. Die Sehhügel werden gleich- falls allmählig grösser, der gestreifte Körper dagegen ist ansehnlich beson- ders bei den niedern Ordnungen. Die allgemein vorhandene Zirbel ändert in Form und Grösse mehrfach ab. Beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten sind die allgemein vorhandenen Corpora trapezoidea, Erhabenheiten von queren Markfasern dicht hinter der Brücke und neben den Pyramiden, von denen Fascikel des sechsten und siebenten Hirnnerven ausgehen, ferner die häufig vorn an den Hemisphären befindlichen hohlen Anschwellungen der Geruchs- nerven und die zu denselben in näherer Beziehung stehenden seitlichen Er- habenheiten an der Basis der Mittellappen des grossen Gehirnes. *) Treviranus, Untersuchungen über den Bau und die Functionen des Gehirnes etc. Bremen 1820. — Swan, illustrations of the comparative anatomy of the ner- vous system. London 1841. — Tiedemann, Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirnes etc. Nürnberg 1816. — Serres, anatomie comparee du cerveau etc. Paris 1824 — 26. — Das Nervensystem. 31 Das Rückenmark besteht allgemein aus vier Strängen und reicht wie bei den Vögeln wenigstens fast allgemein bis ans Ende des Markkanales der Wir- belsäule, indem nur der Igel, bei welchem es nicht bis an das Ende der Brustgegend reicht, und Echidna hiervon eine Ausnahme machen. In seiner ganzen Länge finden sich zwei Anschwellungen, welche den Ursprungsstellen der Nerven für die Gliedmassen entsprechen, aber auch bei den Cetaceen trotz der mangelnden hintern Extremitäten deutlich ausgebildet sind. Die Grösse und Stärke dieser Anschwellungen ändert mehrfach ab. Der bei den Vögeln am hintern Ende des Rückenmarks befindliche Sinus rhomboidalis fehlt den Säugethieren allgemein, dagegen erhält sich der im embryonalen Zustande allgemein vorhandene centrale Kanal bisweilen erkennbar das ganze Leben hindurch. Der meist vor dem Austritt aus dem Markkanale gelegene - Ursprung der Spinalnerven führt immer zur Bildung einer Cauda equina welche um so stärker ist, je mehr sich das Rückenmark verkürzt. Das peripherische Nervensystem. In dem Ursprunge der Spinalnerven weichen die Säugethiere nicht von den übrigen Wirbelthieren, insbesondre den Vögeln ab. Dagegen zeichnen sie sich sogleich durch den Besitz eines eigentbümlichen Nervens, des N. phrenicus aus, der durch die vordern Aeste mehrer Halsnerven gebildet wird und seine eigenen zahlreichen Aeste im Zwergfell ausbreitet. Der Plexus brachialis ent- steht gewöhnlich durch die vier letzten Halsnerven und den ersten Rücken- nerven. Unter: den zahlreichen aus denselben hervortretenden Aesten ist der ' N. medianus hinsichtlich seines häufigen Durchganges durch das Foramen ' supracondyloideum des ÖOberarmes bemerkenswerth. Der N. ischiadicus der ı hintern Extremitäten entspringt allgemein aus einem von den letzten Lenden- und ersten Kreuznerven gebildeten Lumbargeflechte, welches auch bei den ' Getaceen vorhanden ist und hier einen Nervenstamm aussendet, dessen Zweige ' sich in den Muskeln des Beckenrudimentes, der Genitalien und in der After- l ‚ gegend verbreiten. Bei den Säugethieren mit einem längerem Schwanze bil- 1] det sich aus den vordern Aesten der Kreuznerven ein besonderer Plexus. ı | Unter den Sinnesnerven, welche dem Hirn entspringen, ist zunächst der | Sehnnerv allgemein vorhanden und nur rudimentär bei den unterirdisch le- ı ‚ benden blödsichtigen Insectenfresseru, bei welchen denn auch die Augenmus- N) kelnerven vermisst werden. Die Primitivfasern kreuzen sich nur zum Theil, i andern Theils laufen sie auf derselben Seite vom Chiasma aus. Dagegen fehlt ‚ der Riechnerv den Delphinen bestimmt und zeichnet sich bei den meisten übri- gen Säugethieren durch die grossen hohlen Corpora mammillaria aus. Der Nervus acusticus ist besonders bei den Cetaceen sehr stark, ebenso der stets ‚ mit zwei Wurzeln entspringende N. trigeminus, dessen Aeste sich je nach der ‚ Bildung der Schnauze und des Rüssels sehr verschiedentlich entwickelen, wo- ‚nach auch der N. facialis vielfach und auffallend sich verändert. Letztrer versorgt 14 | zugleich die Bart- und Schnurrhaare mit besonderen Fäden. Der N. glosso- If pharyngeus, N. vagus und N. hypoglossus zeigen einzelne Eigenthümlichkeiten, I} weichen aber im Wesentlichen nicht von denen der Vögel ab. Ebenso ver- hält sich der N. sympathicus in seinen drei nach der Hals-, Brust-, und „| Bauchgegend geschiedenen Abtheilungen. | Die Sinnesorgane. Ä Die gleichmässigere Entwicklung aller Sinnesorgane zeichnet, wie oben | erwähnt, die Säugethiere vor allen :übrigen Wirbelthierklassen aus. Damit Il" des ars 32 Allgemeine Characteristik. ist aber keineswegs gesagt, dass jeder einzelne Sinn bei jedem Säugethiere vollkommener sei, als derselbe bei den Amphibien oder Vögeln. Ueberhaupt treten bei den Vögeln Geruch und Geschmack am meisten zurück, soweit als sie bei den Säugethieren kaum ausnahmsweise zurückstehen, demnächst das Gehör, während das Gesicht allgemein überwiegend ausgebildet ist. Bei den Säugethieren bildet sich ein Sinnesorgan nirgends in so hohem Grade überwiegend aus, ihre grössere Vollkommenheit besteht eben nur in der Gleichmässigkeit überhaupt, welche durch die seltenen Ausnahmen den andern Thierklassen gegenüber nicht gestört wird. Wir wenden uns sogleich zu dem Bau der Organe und deren Eigenthümlichkeiten selbst. Das Gesichtsorgan *). Die Augen der Säugethiere sind im Verhältniss zum Kopfe durchweg kleiner als bei den Vögeln, und schwankt dennoch ihre Grösse zwischen weitern Extremen, indem viele Halbaffen von geringer Körpergrösse verhält- nissmässig enorm grosse Augen haben, Spalax und Talpa dagegen ganz ver- kümmerte. Die riesenhaftesten Gestalten, der Elephant und die Wale haben relativ sehr kleine Augen, die kleinen Fledermäuse dagegen sehr grosse. Mit Ausnahme der vollkommenen Affen, deren beide Augen wie bei dem Menschen mit parallelen Achsen nach vorn gerichtet sind, divergiren bei allen übrigen Säugethieren diese Achsen, die Augen stehen seitlich am Kopfe und die Augenhöhle öffnet sich nach hinten in die Schläfengrube, indem höchstens eine knöcherne, Stirn- und Jochbein verbindende Brücke eine äussere Gränze bildet. Als Scheide beider Höhlen tritt mit Ausnahme der eigentlichen Affen, wo eine knöcherne Wand sich findet, eine fibröse Membran von versehienene i Stärke auf. Von Aussen wird das Ne wie bei den Vögeln durch ein oberes und unteres Augenlid geschützt, wozu auch häufig noch die Nickhaut kömmt. Letztere fehlt den ächten Cetaceen gänzlich und reducirt sich bei den Affen auf eine kleine Falte.e Bei den durch viele Vogelcharactere ausgezeichneten Schnabelthieren wird das Auge merkwürdiger Weise durch ein einziges kreis- förmiges Augenlid geschlossen. Uebrigens werden alle drei Augenlider meist durch Knorpel gestützt und das obere pflegt das grössere zu sein. Die Be- wegung der Augenlider geschieht durch besondere Muskeln, die aber in ihrer Ausbildung ein höchst abweichendes Verhalten zeigen. Der Nickhaut kommen | eigene Muskeln nur bei den wenigsten Säugethieren zu und kann dieselbe auch nie über das ganze Auge vorgezogen werden. Umgekehrt verhalten sich die Lider der verkümmerten Augen z.B. bei Spalax, indem sie gar nicht ge- spalten sind, sondern das Auge verschlossen halten. Augenwimpern und Braunen besitzen nur wenige Säugethiere. Der Augapfel ist gewöhnlich fast kuglig, bald vorn mehr abgeplattet, bald stark gewölbt, bei einigen mit überwiegendem Querdurchmesser, bei an- deren mit grösserer Längsachse. In der Zusammensetzung aus den einzel- nen Theilen stimmt er bis auf den steten Mangel des knöchernen Sklerotikal- ringes sowie des Kammes mit dem der Vögel überein und die in dieser Hinsicht beobachteten Modificationen sind in der mannichfaltigen Lebensweise bedingt. Bei den wasserbewohnenden Flossensäugethieren z. B. wird die *) Sömmering, de oculorum humanorum animaliumque sectione horizontali. Götting. 1818. — Treviranus, Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Sinnes- werkzeuge. heft I. Bremen 1828. — Cuvier, Lecons d’anatomie comp. tom. Ill. 1845. en an re „A — > u | if Die Sinnesorgane. 33 Linse mehr kuglig, dieHornhaut flacher, die wässrige Feuchtigkeit geringer, bei den in der Luft lebenden Säugethieren dagegen wird die Linse flacher, die Cornea con- vexer, die Menge der wässrigen Feuchtigkeit grösser. Die Sklerotica zeigt nicht sel- ten besonders bei Wasserbewohnern eine verschiedene Dicke in ihrer Ausdehnung. Ihre Oeffinung für den Sehnerv ist entweder erweitert oder dieser schnürt sich vor seinem Emtritt ein. Uebrigens ändert die Lage der Eintrittsstelle mehrfach ab. Die Pupille weicht in ihrer runden, vertical oder horizontal verlängerten Gestalt öfter ab, als bei den Vögeln und wird dadurch bisweilen für die Systematik besonders wichtig. Dem Säugethierauge eigenthümlich ist das sogenannte Tapetum, eine aus dünnen Fasern gewebte Membran in der Umgebung des Sehnerven und von verschiedener, bei Delphinen und Rob- ben über den ganzen Grund des Auges sich erstreckender Ausdehnung. In diesem Tapetum hat der metallische Glanz vieler Augen seinen Sitz, ja bei den Wiederkäuern ist sogar die Pigmentschicht in das Tapetum selbst verlegt. Bei den Garnivoren ist dieses Gebilde zellig und hinten mit einer kalkarligen kreideweissen Substanz belegt. Die Bewegung des Augapfels vollziehen wie bei den Vögeln fast allgemein vier gerade und zwei schiefe Muskeln, zu de- nen, ausgenommen bei den Affen, noch ein Zurückzieher kömmt, welcher. den Sehnerv umfasst und hinter die Hornhaut an die Sklerolica sich anselzt, und gewöhnlich in vier Portionen getheilt, oder wie bei den Wiederkäuern trich- terförmig ist. Der Thränenapparat scheint den Säugethieren ganz allgemein zuzukom- men, aber er bietet hinsichtlich der Grösse der Thränendrüse, der Thränen- puncte und des Kanales mancherlei Verschiedenheiten, die jedoch für die Systematik bedeutungslos sind. Das Gehörorgan‘). Durch die fast allgemeine Anwesenheit einer Ohrmuschel, durch die häufige Verknöcherung des äussern Gehörganges und den Besitz dreier Ge- hörknöchelchen unterscheidet sich dieses Organ durchweg von dem der Vögel. Die Ohrmuschel fehlt vielen Flossensäugethieren und einigen unterirdisch ‚| lebenden Insectenfressern, allen übrigen kömmt sie zu, aber in sehr verschie- denen Graden der Ausbildung. Bei einigen ist sie noch klein, wohl gar durch eine besondere Klappe zum Verschliessen des äussern Gehörganges vertreten, äusserlich nicht bemerkbar, bei andern ragt sie mehr weniger hervor in den _ mannichfaltigsten Formen schon bei den nächst verwandten Thieren sich ver- ändernd, immer aber durch einen sehr entwickelten Muskelapparat, der z. B. bei dem Pferde aus siebzehn gesonderten Muskeln besteht, mehr weniger be- weglich. Grösse und Gestalt, Stellung und äussere Beschaffenheit a bei der systematischen Bestimmung der Arten, Gattungen und Familien eine ‚besondere Beachtung. - Welche Beffeutende Rolle die Omiechel aber in die- ‚ser Hinsicht noch bei Racenbildung spielt, davon gibt der Hund ein schönes ide. In ihrem innern Bau lassen sich gemeinlich drei Knorpel unterschei- l n. Der grösste derselben ist trichterförmig und heisst die Muschel. An n legt AR der Schild zur Aufnahme mehrer Muskeln. Am untern Ausschnitt der Muschel und den äussern Gehörgang gleichsam vervollständigend befindet *) Scarpa, disquisitiones anatomicae de auditu et olfactu. Ticini 1789 — 92. — Breschet, Etudes anatomiques et physiologiques sur l’organe de l’ouie et sur l’au- dition elc. Paris 1835. — Günther, Beobachtungen.über. Entwickelung des Gehör- ı organes etc. Leipzig 1842. Säugethiere. 3 34 Allgemeine Characteristik. 2 sich der Kürass oder Ring. Ossificalionen in dem Ohrknorpel sind nur sehr selten beobachtet worden *). Der äussere Gehörgang ist bei den meisten Säugethieren knöchern, bei sehr wenigen fibrös häutig, durch Knorpel unterstützt, namentlich bei den Getaceen. Diese Verschiedenheit steht aber keineswegs in einem näheren Zu- sammenhange mit der Anwesenheit oder dem Mangel der Ohrmuschel und wird diess z.B. durch Ghlamydophorus ohne letztere und mil einem knöcher- nen Gange bestätigt. Die Theile des innern Ohres zeigen viele z. Th. sehr auffallende Verschie- denheiten. So ändern die Formen der drei stets vorhandenen Gehörknöchel- chen Hammer, Ambos, Steigbügel, mannichfalig ab. Zuweilen werden sie noch um ein viertes Knöchelchen vermehrt, so bei Stier und Pferd durch ein Sesambeinchen im Musculus stapedius, bei Chrysochloris durch einen keu- lenförmigen zwischen Hammer und Ambos. Die Bewegungen der drei Knö- chelchen vollziehen wahrscheinlich überall nur zwei Muskeln. Die. Schnecke erscheint bei den Monotremen noch ganz vogelähnlich und beschreibt nur einen Bogen. Bei dem Igel und den Getaceen macht sie 1%, Windungen, bei der, Gemse und Robbe 2 und so steigt die Zahl bis auf 5 bei Goelogenys paca. Die Grösse ist von der Zahl der Windungen unabhängig, dagegen wird die Ge- stalt bei mehr als drei Windungen kegelförmig und ragt in die Paukenhöhle hinein. Diese varıırt besonders in ihrer Grösse, selten wie bei Pferd und Schwein ist sie zellig, oder in Fächer getheilt, bei dem Faulthier dringt sie sogar in den Jochbogen vor**). Das Trommelfell zieht sich. meist etwas nach: Innen, und liegt, horizontal, etwas geneigt oder senkrecht. Die halbeirkelförmi-- gen Kanäle bieten sowohl in Grösse als in der Krümmung'vielfache Unterschiede und die Eustachischen Röhren endlich sind theils knorplig, theils knöchern, bei den Delphinen durch Krümmung und eine Wulst an ihrer Mündung in den Nasenkanal, bei den Einhufern durch die Verbindung mit einem unter dem Grundbeine gelegenen Luftfacke ausgezeichnet. Das Geruchsorgan”**). Das Geruchsorgan der Säugethiere zeigt im Allgemeinen eine viel grös- sere Uebereinstimmung als das Ohr, indem nur die Cetaceen einen wesent- lich abweichenden Typus haben. Die äusserlich von einander getrennten Nasenöffnungen werden von selb- ständigen Knorpeln unterstützt wie bei den Wiederkäuern und Einhufern oder von nach Aussen gerollten Erweiterungen der knorpligen Nasenscheidewand umgeben wie bei vielen Raubthieren. Diese festern Theile bedingen gewöhn- lich die Gestalt der äussern Nase, welche kurz, platt, gewölbt, vorstehend, spitz oder abgestumpft, röhrig verlängert, rüsselarlig sein kann. Die Nasen- löcher liegen entweder ganz nah beisammen oder durch ein ; breites Septum getrennt, bald mehr nach oben, oder nach vorn, bald mehr seitlich. Die äussere Nase erhöht nicht allein die. Empfänglichkeit riechender Stoffe, En dient zuweilen auch noch zu besondern Funclionen, so zum Wühlen, Gr Fon ben, Tasten und Greifen. So eigenihümlich der lange Rüssel des Elephanten ist, so merkwürdig erscheint die häutig muskulöse Blase des Klappemützen- *) Hannover, de cartilaginibus, musculis, nervis auris exlernae atque de nexu nervi vagi et facialis. Havniae 1839. 4. "*) Hagenbach, Die Paukenhöhle der Säugethiere. Leipzig 1835. 4. ”*) Harwood, System der vergleichenden Anatomie und Physiologie. A, d. Engl. von Wiedemann. Berlin 1790. Die Sinnesorgane. r 35 Seehundes. Nach dieser verschiedenen Grösse und Funetion ist der zur Be- wegung dienende Muskelapparat verschieden entwickelt, der nur äusserst sel- len” wie dem Schnabelthier völlig fehlt und immer unter dem Einflusse des Nervus facialis steht. Die nach "Innen sich fortsetzenden Nasenhöhlen werden durch den Vomer und eine diesem aufgeselzte Knorpelplatte, welche bei Rhi- noceros tichorhinus ebenfalls verknöchert, von einander geschieden und von den in Grösse und Gestalt mannichfaltig abändernden Muscheln erfüllt. Diese theilen jede Höhle in drei Gänge und. dienen zur Erweiterung der Fläche, welche den .Riechstoff aufzunehmen bestimmt. ist. Ihre Windungen sind da- her auch um so zahlreicher und complieirter, je empfindlicher das Geruchs- organ ist. Sehr häufig communieiren die Nasenhöhlen noch mit Nebenhöhlen ‚ in den sie begrenzenden Kopfknochen. Am gewöhnlichsten finden sich der- gleichen in den Stirnbeinen, von denen aus sie sich bei dem Elephanten so- gar durch die Scheitel- und Schläfenbeine bis ins Hinterhaupt ausbreiten, minder umfangsreich erscheinen sie bei andern Pachydermen, den Wieder- käuern und Faulthieren, am kleinsten sind sie bei den Raubtlieren. und eini- sen Affen, Nagern, Edentaten fehlen sie. Nicht so allgemein und beträcht- lich sind die Nebenhöhlen im Oberkieferbeine, welche bei Einhufern, Wieder- käuern und Beutelthieren eine besondere Beachtung verdienen. Im Keilbeine gewinnen sie wiederum bei dem Elephanten die grösste Ausdehnung, dem- nächst bei einigen andern Pachydermen, aber vielen Säugetiueren fehlen sie hier ganz. Eigenthümliche Gebilde in den Nasenhöhlen der Säugelhiere sind die ' Stensonschen Gänge und die Jacobson’schen Organe, welche beide nur weni- gen Säugethieren fehlen. Erstere bestehen in mit Schleimhaut ausgekleideten Kanälen, welche durch die Foramina incisiva laufen und an der Canmerlache münden. Mit ihnen in Verbindung treten gewöhnlich die langen und engen, am Boden der Nasenhöhle gelegenen und gleichfalls mit Schleimhaut ausge- ' kleideten Röhren, welche das Jacobson’sche Organ genannt worden sind. Die Nase der Cetaceen ist in einen eigenthümlichen Spritzapparat umge- wandelt. Ihre knöcherne, einfache oder doppelte Nasenhöhle steht senkrecht, enthält keine Muscheln und wird von einem ‚derben ‚fibrösen Gewebe ausge- kleidet. Ein kräftiger Muskel umgibt die obere Oeffnung. Nach Innen nimmt sie die Spritzsäcke mit ihren Nebensäcken aufun dmündet in die Rachenhöhle. Geschmacksorgan”). Die Zunge der Säugethiere fungirt allgemein als Geschmacksorgan und ist daher weder jemals so hornig und unempfindlich wie bei den Vögeln, noch verkümmert sie. Im Gegentheil ist sie allgemein weich, mit Geschmacks- wärzchen besetzt, feucht und sehr beweglich, bietet aber dennoch in Betreff ihrer Grösse, Gestalt, der Beweglichkeit und der Bekleidung ihrer Oberfläche eine nicht geringe Mannichfaltigkeit. x Bei den meisten Säugelhieren ist die Zunge schmal, mehr weniger dick und vorstreckbar, nur er dem Ameisenbär ahfiallert? lang, randliehe, wurm- Ü förmig, bei den Cetaceen dagegen breit, platt nicht vorstreckbar und am Rande gefranzt. Letztern fehlen auch“ die Geschmackswärzchen. Die Wärzchen über- haupt sind von verschiedener Grösse, Zahl und Anordnung. Die grössern derselben, die papilae. vallatae, haben bei den Affen eine Y förmige Stellung *) Mayer, über die Zunge als Geschmacksorgan. Nov. act. Leop. XXa 1843. — PROMBENEN rech. anat. p. 1.c orps muqueux dela langue. Ann. sc, nat. 1837. VI. 3* 36 Allgemeine Characteristik. und sind zu 3 bis 7. vorhanden, häufiger beträgt ihre Zahl nur 2 bis 3, ändert aber schon bei den nächst verwandten Thieren auffallend ab, denn neben der geringsten Zahl bei den Fleischfressern kommen doch den Kalzen 8, dem braunen Bär 20, dem amerikanischen Bär 15 zu; die Ziege besitzt deren 30. Gewöhnlich bedecken Epithelialborsten die obere Fläche der Zunge, die sich bei dem Stachelschwein im vordern Theile in knochenharte Schup- pen verwandeln, bei dem Schnabelthier vorn in harte Hornstacheln, hinten in weiche Zotten, bei den Katzen in spitze schneidende Hornstacheln, bei den Fledermäusen in ebensolche dreizackige, bei vielen andern treten an deren Statt weiche Papillen oder die Zunge ist, jedoch selten, ganz glatt. Unterhalb des freien Theiles der Zunge besitzen mehre Chiropteren und Affen eine einfache oder (bei Stenops) doppelte Vorragung, eine sogenannte Unterzunge. Die Bewegung der Zunge geschieht durch einen eigenthümlichen und verschiedentlich entwickelten Muskelapparat und der Nervus "hypoglossus AR: net sich nicht selten durch eine hintere gangliöse Wurzel aus. Das Zungenbein der Säugethiere besteht aus dem gewöhnlich sehr ver- änderlichen Körper, den kleinern vordern und grössern hintern Hörnern. Der Körper ist bogenförmig, prismatisch, gewölbt oder ausgehöhlt, bei Mycetes zu einer grossen knöchernen Blase aufgetrieben. Die vordern Hörner heften das Zungenbein an die Pars petrosa des Schädels und ändern mehr weniger in ihrer Länge ab. Die hintern Hörner fehlen einigen Nagern, Edentaten und Cetaceen und bestehen aus einfachen Knochenstücken, welche ausnahms- weise mit dem Körper völlig verschmelzen oder ganz von demselben ge- trennt bleiben. Tastorgan. Ein besonderes Tastorgan, welches in den Fingerspitzen des Menschen ausgebildet ist, besitzen die Säugethiere nicht. Nur wenige Affen scheinen in den Fingerspitzen Tastgefühl zu haben. Gewöhnlich dienen die Oberlippe, von Borsten und astheären unterstützt, und die Nase oder der Rüssel als Tastorgan. Das Gefässsystem. Das CGentralorgan des Kreislaufes der Säugethiere gleicht im Wesentli- chen dem Herzen der Vögel, indem es sich nur durch die mehr nach hin- ten gerückten und in der vom Bauche abgeshlossenen Brusthöhle befindlichen Lage sowie in Grösse und Form unterscheidet. Letztere ist bei allen Ceta- ceen breit und platt, bei einigen derselben sind die beiden Herzkammern mehr weniger gespalten, häufiger ist es dagegen beträchtlich dicker und rundlich. Es wird vom Herzbeutel umschlossen, der nur ausnahmsweise durch Zellgewebe mit dem Zwergfell verbunden ist. Von seinem innern Bau ist nur "beachtenswerth die späte Schliessung des eirunden Loches bei vielen Getaceen, der öftere Mangel der eustachischen Klappe, die fleischige Valvaı trieuspidalis der rechten Hekakainnie bei dem Schnabelthier und die in der Scheidewand zuweilen vorkommenden Verknöcherungen der sogenannten Herz- knochen der Wiederkäuer und einiger anderer. In dem Arteriensystem kommen vielfache Verschiedenheiten unter den Säugethieren vor, von denen die wichtigsten auch ein zoologisches Interesse haben. Der aus dem Herzen hervortretende einfache Stamm der Aorta wen- det sich alsbald in einem Bogen nach links und läuft nun als absteigende Das Gefässsystem, 37 Aorte mit allmähliger Verengerung an der Wirbelsäule entlang. Gleich nach seinem Austritte gibt er fast allgemein zwei ansehnliche Kranzarterien des Herzens ab. Die aus dem Aortenbogen entspringenden Aeste bieten erhebliche Differenzen. So theilt sich bei Einhufern und Wiederkäuern die einfache Aorte sogleich in einen vordern Stamm, welcher die beiden Garotiden und Schlüsselbein-Pulsadern abgibt, und in einen hintern für die Aorta abdomi- nalis. Dagegen entspringt bei den meisten Nagelsäugethieren die linke Schlüs- selbeimarterie unmittelbar aus dem Aortenbogen. Bei den Chiropteren und einigen andern sind zwei Trunci anonymi vorhanden, jeder seine Carotis und subelavia bildend. Seltener haben beide Carotiden einen gemeinschaftlichen Stamm. Bei vielen tauchenden Säugethieren werden Erweiterungen des Aor- tenbogens beobachtet. Von den vielfachen Verschiedenheiten in der Verästlung und dem Verlauf der einzelnen Arterienstämme verdienen etwa folgende besonders hervorgeho- ben zu werden. Die Carotis communis Iheilt sich nur selten in zwei Aeste und die von diesem dem Hirne das Blut zuführenden Aeste treten bald als einfache in die Schädelhöhle wie bei den Chiropteren, Affen, Insectivoren u. a., bald durch Wundernetze verschiedenen Ursprungs hindurch wie bei Felis und Sus. Auch die Wirbelarterien gehen in die Schädelhöhle ein. Die Arteria ‚* subelavia zeigt in ihrer Fortsetzung durch die axillaris als A. brachialis be- ‚sondere Eigenthümlichkeiten. Bei den meisten Flossensäugethieren zerfällt letztere sogleich oder erst nach einer Gablung in zahlreiche, büschelförmig neben einander liegende Zweige, bei mehrern Edentaten und einigen Halbaf- fen tritt sie durch Wundernetze hindurch oder bildet dergleichen selbst. Ihre Theilung in die beiden Vorderarmarterien schwankt in der Lage vom obern Theile des Oberarmes bis in die Mitte des Vorderarmes. Die Arteria thora- cica gibt ‘die Intercostalarterien nicht unmittelbar, sondern aus verschieden gebildeten Aesten ab, welche auch an den Wundernetzen in der Brusthöhle theil nehmen. Die Unterleibsaorte theilt in ihrer weitern Verästelung viele Eigenthümlichkeiten mit denen des Darmes und Magens und die Arterien der hintern Gliedmassen entsprechen in vieler Hinsicht denen der vordern. Die Venen der Säugethiere besitzen allgemein innere Klappen, welche bisweilen selbst in der Pfortader vorkommen. Der Stamm der vordern Hohl- vene ist gewöhnlich einfach, doch bei einzelnen Gattungen fast aller Ordnun- gen auch doppelt. Die diesen angehörigen Jugularvenen zeigen hinsichtlich der Grösse und Verästelung wiederum mehrfache Verschiedenheiten. Die vordern Wirbelvenen verhalten sich ähnlich wie bei den Vögeln, die hintern ' liegen mit wenigen Ausnahmen in der Bauchhöhle und ihre beiden Stämme pflegen von verschiedener Stärke zu sein. Ion Die Lungenarterie ist ein einfacher Stamm, der sich in zwei Aeste für die beiden Lungen theilt. Bei vielen tauchenden Säugethieren wird eine .ansehnliche Erweiterung an ihrem Ursprung beobachtet. Lungenvenen finden sich gewöhnlich zwei Stämme jederseits, seltener mehre an einer oder an "beiden Seiten, welche mit nur sehr einzelnen Ausnahmen getrennt in den linken Vorhof. des Herzen eintreten. Das Saugadersystem zeigt mehrfache Eigenthümlichkeiten. Die aus netz- förmigen Anastomosen der Chylus- und Lymphgefässe bestehenden Drüsen sind zahlreich und in den verschiedensten Körpergegenden verbreitet, bei den Nleischfressenden Säugethieren häufen sich die Mesenterialdrüsen sogar zu einer Panereas Aselli zusammen, in welches alle Chylusgefässe des Darmes 4 38 Allgemeine Characteristik. übergehen. Unterhalb des Zwergfelles besitzen viele Säugethiere eine er- weiterte Cisterna chyli, aus der ein doppelter oder einfacher Ductus thora- cicus seinen Ursprung nimmt, welcher wie bei den Vögeln in die vordere Hohlader mündet. | Das Respirations- und Stimmorgan. Die Brusthöhle ist abweichend von den Vögeln stels durch ein voll- ständiges Diaphragma von der Bauchhöhle geschieden und enthält allein die paarigen Lungen, welche von besondern Säcken umschlossen, frei in ihr aufgehängt sind. Die Dicke des Pleuraüberzuges ändert mehrfach ab, ist aber bei den Getaceen am beträchtlichsten. In dieser Familie erreicht auch die Lunge die beträchtlichste Grösse. Gewöhnlich übertriffit eine und zwar die rechte Lunge die lınke an Grösse und damit stimmt auch die sehr allgemein asymmetrische Zertheilung in Lappen überein. Bei den ÜGetaceen, mehrern Hufthieren und einzelnen andern findet gar keine Lappenbildung Statt, bei allen übrigen dagegen zerfällt die rechte Lunge gewöhnlich in vier oder selbst fünf, die linke in zwei oder drei Lappen; bei den Nagern steigt die Zahl der rechten Lungenlappen sogar auf 6 und 7, während häufig die linke Lunge gar nicht oder nur undeutlich getheilt ist. Die Bronchien verästeln sich baumförmig in jeder Lunge und enden mit besondern Bläschen. Eine Erweiterung des Bespirationsorganes über die Lungen- und Brusthöhle hin- aus wie durch besondere Luftsäcke und Kanäle bei den Vögeln hat bei den Säugethieren niemals Statt. Die Luftröhre und Bronchien sind zwar von sehr verschiedener Länge, erreichen hier jedoch niemals die ungeheure Länge und die darin bedingte ungeheure Anzahl der sie zusammensetzenden Ringe, welche bei den Vögeln beobachtet wird. Von der Länge des Halses abhängig pflegt die Luftröhre mit zunehmender Kürze auch breiter zu werden, bis sie bei den Üetaceen fast so weit als lang ist. Die bei den Vögeln nicht seltenen Windungen der Luftröhre kommen unter den Säugethieren nur den dreizehigen Faulthieren zu. Ebenso abweichend von den Vögeln ist die Beschaffenheit der Ringe, welche knorplig sind und nur äusserst selten ossificiren, auch sehr gewöhn- lich hinten geöffnet bleiben durch einen von Membranen und Muskelfasern geschlossenen Raum. Bei den Hyänen und einigen andern wird dadurch eine Schliessung bewerkstelligt, dass sich die hintern freien Enden der Ringe über einander schieben. Eigenthümlich ist den CGetaceen und Sirenen die spiralige Form, Gabelung und theilweise Verschmelzung der Trachealknorpel. Die Zahl der Ringe steht mit der Länge der Luftröhre in geradem Verhältniss. So haben die kurzhalsigen nur 7 bis 12 Trachealringe, die carnivoren Raubthiere meist 30 bis 50, die langhalsigen Wiederkäuer 60 bis 100, das Kameel so- gar 110. Indess kommen auch individuelle Verschiedenheiten in den Zah- len vor. Von der gewöhnlichen Theilung der Luftröhre in zwei Bröonchien für die beiden Lungen machen die Cetaceen und mehre Hufihiere eine Ausnahme, indem bei ihnen noch vor der Bifurcation ein dritter Bronchus für die rechte Lunge abgeht, welcher als überzähliger stets kleiner ist, als die andern beiden. Im Allgemeinen sind die Bronchien sehr kurz und theilen sich schon vor ihrem Eintritte in die Lungen in mehre Aeste. Die Knorpel zeigen dasselbe Verhalten als die der Luftröhre. Meist verkümmern sie bereits in den ersten Verzweigungen, nur bei den tauchenden Säugethieren erhalten sie sich in den Das Respirations- und Stimmorgan. 39 weitern Bronchialästen tief in die Lungen hinein, hier bei den Delphinen ‚sogar verknöchert. In der Bildung des Stimmorganes weichen die Säugethiere auffallend von den Vögeln ab. Es ist bei ihnen stets nur ein Kehlkopf vorhanden, welcher am vordern Anfange der Luftröhre liegt und aus einer constanten Zahl nur selten verknöchernder Knorpel besteht. Die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Familien beruhen in dem gegenseitigen Verhältniss dieser Knorpel und in dem Auftreten kleinerer accessorischer Knorpel. Der grosse die Vorder- und Sei- tenflächen einnehmende Schildknorpel, in der Form mehrfach abändernd, ver- bindet sich durch seine untern, zuweilen stielförmig verlängerten Spitzen mit dem Ringknorpel und häufig auch durch obere Hörner mit dem Zungenbeine. Nur bei einigen CGetaceen mit ihm verbunden, bei allen übrigen stets davon getrennt ist die Gartilago epiglottica, welche gleichfalls in Grösse und Form mehrfache Unterschiede bietet. Der Ringknorpel nimmt von hinten nach vorn an Höhe ab und ist wiederum mit Ausnahme der Getaceen vorn geschlossen. Auf seinem obern Rande sitzen die dreieckigen Giessbeckenknorpel, deren vordere von einander entfernte Ränder eine Schleimhaulfalte spannen, in. wel- cher sich bei einigen Säugethieren zwei keilförmige, die sogenannten Wris- berg’schen Knorpel entwickeln. Ausserdem nehmen die beiden Giessbecken- knorpel zuweilen noch einen kleinen unpaaren Zwischengelenkknorpel zwischen sich und tragen auch wohl auf ihrer obern Spitze den accessorischen ein- fachen oder getheilten sogenannten Santorinischen Knorpel. Stimmbänder kommen mit Ausnahme der Cetaceen und dem Flusspferde bei allen Säuge- thieren vor. In Verbindung mit dem Kehlkopfe stehen bei mehrern Säugethieren eigenlhümliche Luftsäcke: so bei den ächten Walen ein solcher Sack unter dem Schildknorpel, ein ähnlicher bei dem Frettchen und Hapale. Ganz eigen- thümlich ist der Apparat des Brüllaffen. Den ganzen Kehlkopf bewegen auf- und abwärts ziehende Muskeln, und kleinere dienen zur Bewegung der einzelnen Knorpel. Unter dem Kehlkopfe und die Luftröhre mehr weniger bedeckend liegt die Schilddrüse. Sie ist meist völlig in zwei Körper getrennt, bei vielen Nagern, Affen und Raubthieren verbindet ein schmaler Streifen beide Körper und nur bei den Cetaceen und einigen Affen wird eine wirkliche Verschmel- zung beobachtet. Im Brustkasten aller Säugethiere, vielleicht mit Ausnahme einiger Beu- telthiere, findet sich eine eigenthümliche, den Vögeln fehlende Drüse, der Thymus. Sie bedeckt die Basis des Herzens und der grossen Gefässstämme und erstreckt sich weit nach vorn, in einzelnen Fällen bis zur Schilddrüse hin. Ihre Grösse ändert jedoch bei vielen Thieren mit dem Alter ab, indem sie gewöhnlich unmittelbar nach der Geburt am grössten ist, später mehr und mehr an Volumen verliert. Bei tauchenden Säugethieren ist sie über- haupt und das ganze Leben hindurch am grössten. Das Verdauungsorgan, Je nach der Nahrung und Lebensweise überhaupt zeigt der Darmkanal in seinen verschiedenen Abtheilungen und den seine Functionen unterstülzen- den Organen mehrfache und selbst sehr erhebliche Verschiedenheiten, durch welche sich die Säugethiere auffallender von den Vögeln unterscheiden, als durch die allgemeine Einrichtung des Verdauungsapparates überhaupt. Hin- 40 Allgemeine Characteristik. sichtlich dieser ist die eigenthümliche Beschaffenheit der am Anfange und Ende des Darmkanales gelegenen Organe, der stete Mangel eines drüsigen Vormagens, das öftere Zerfallen des Magens und die relativ grössere Länge des eigentlichen Darmes für die Säugethiere besonders characteristisch. Am Eingange des Darmkanales ist der Mund und die Rachenhöhle zu berücksichtigen. Ersterer wird allgemein mit alleiniger Ausnahme der ächten Getaceen und Monotremen von beweglichen, weichen Lippen umschlossen und ändert in Grösse und Form auffallend ab. Die Seitenwandungen der Rachen- höhle bilden die den Vögeln ebenfalls fehlenden Backen, deren Muskel, der Buccinatorius, sich an beide Kiefer anheftet. Bei einigen Affen der alten Welt, vielen Nagern u. a. finden sich an der Innenseite der Backen beson- dere Höhlungen, die Backentaschen, deren sich die Thiere bei dem Einsam- meln und dem Transporte ihrer Nahrungsmittel bedienen. Dieselben haben bisweilen einen selır beträchtlichen Umfang, über die Seiten des Kopfes hin- aus am Halse entlang, sind bei andern aber sehr klein. Ihre Erweiterung und Verengerung geschieht durch den an diesen Stellen verdickten Hautmus- kel. ‘Bei Goelogenys und Ascomys liegen die Backentaschen ausserhalb der Mundhöhle und öffnen sich mit einem schmalen Schlitz an den Seiten des Gesichtes. Die innere Fläche der Mundhöhle ist gewöhnlich glatt, bei den Wiederkäuern jedoch mit harten Warzen bekleidet, bei einigen Nagern mit Borsten oder Haaren, bei Echidna mit scharfen Stacheln. Am Gaumengewölbe befinden sich häufig Querfalten, deren Zahl bei den Fledermäusen wenigstens für die Systematik wichtig geworden ist. Das halbmondförmig ausgeschniltene Gaumensegel zeigt nur selten beachtenswerthe E'genthümlichkeiten, so bei den Getaceen und Elephanten in der auffallenden Erweiterung nach hinten. - Nur die Affen haben ein kleines Zäpfchen, allen übrigen Säugethieren fehlt dasselbe, dagegen ist der Schlundkopf allgemein mit einem sehr entwickelten Muskel- apparat versehen. In der Umgebung der Mundhöhle liegen Drüsen theils um dieselbe feucht zu erhalten, theils zur ersten Einweichung der Nahrungsmittel während. des Kauens. Die Schleimdrüsen verbreiten sich über alle Gegenden der Mund- höhle, an der Innenseite der Lippen, längs der Zahnhöhlenränder, am Gaumen u. a. O., allgemein vorhanden sind jedoch nur die Mandeln, aber auch in verschiedener Ausbildung. Speicheldrüsen fehlen nur den ächten Cetaceen, übrigens sind sie bei den Pflanzenfressern allgemein viel stärker entwickelt als bei den fleischfressenden Thieren. Sehr gewöhnlich sind sie in drei Paaren vorhanden, nämlich die Ohrspeicheldrüsen, die Unterzungen- und Unterkieferdrüse. vu Die Speiseröhre hat bis zum Magen hin ziemlich gleiche Weite, welche mit der Länge in umgekehrtem Verhältnisse steht, indem sie bei den Üeta- ceen bei grösster Weite am kürzesten, bei den Wiederkäuern bei. grösster Länge am engsten ist. Kropf- oder sackartige Erweiterungen fehlen überall. Sie senkt sich gewöhnlich unmittelbar nach ihrem Durchgang durch das Zwergfell in den Magen, nur bei einigen Nagern, Beutelthieren und Insecten- fressern läuft sie noch eine kürzere oder längere Strecke in der Bauchhöhle fort. Ihre Innenfläche ist glatt, oder mit feinen Wärzchen besetzt oder selbst schwach längsgefalte. Vor ihrer Mündung in den Magen kommen bisweilen Querfalten, stachelförmige Erhöhungen oder wohl gar eigentliche Klappen wie bei dem Pferde vor, welche den Rücktritt der Speisen aus dem Magen er- schweren und selbst unmöglich machen. Das Verdauungsorgan. 41 Der Magen zeigt die autfallendsten Verschiedenheiten in Grösse, Gestalt ‚und Structur. In seiner einfachsten Gestalt ist er ein mehr weniger erwei- terter Sack, der sich gegen den Pförtner hin umbiegt und erst hier, wenn nicht in seiner ganzen Ausdehnung, eine quere Lage erhält. Gleich neben der Mündung des Oesophagus bildet er einen besondern Blindsack, klein und unscheinbar bei Hyänen. und Katzen, grösser schon bei den Monotremen, - Beutelthieren und Nagern, dann bei den Pachydermen, Insectivoren u.a. Mit zunehmender Ausdehnung dieses Blindsackes rückt die Cardia weiter nach rechts und nähert sich dem Pylorus. Die Gestalt des Magens geht von der langgestrecklen darmähnlichen durch die kegelförmige in die kuglige über, jene mehr bei Pflanzenfressern, diese bei Fleischfressern ausgebildet. Durch ' eine quere Einschnürung geht der einfache Magen allmählig in den zusam- mengesetzten über, indem er zunächst in zwei mehr weniger tief getheilte Säcke zerfällt und an diesen sich wiederum besondere Aussackungen bilden. Der Hase, Hamster, Klippdachs, einige Schweine und Seekühe stellen diese verschiedenen, mit Aendrungen in der Textur verbundenen Formen dar. Bei den. ächten Getaceen, Faulthieren und Wiederkäuern erscheint endlich der Magen wirklich zusammengesetzt. Bei erstern lassen sich drei Abtheılungen unterscheiden, die erste gleichsam das erweiterte Ende der Speiseröhre, die zweite als eigentlicher Magen und die dritte darmähnliche oft wiederum ge- theilte, wodurch die Zahl der Magensäcke beträchtlich vermehrt wird. Das drei- zehige Faulthier besitzt gleichfalls einen dreitheiligen Magen. Die erste Abtheilung ist durch dicke Falten wiederum in drei runde Höhlen geschieden, die zweite ist schmal und lang, durch breite Falten in tiefe Taschen getheilt, die letzte Abtheilung steht in der Grösse am meisten zurück und in sie führt eine besondere Rinne von der Speiseröhre her. Von wiederum anderer Beschaf- fenheit ist der dreifache Magen bei den tylopoden Wiederkäuern, und der vierfache der übrigen Ruminanten. Der erste sehr grosse in Taschen ge- theilte Magensack ist der Pansen, der zweite mit einem erhabenen Netzwerk auf seiner Innenfläche die Haube, der dritte mit zahlreichen blattartigen Fal- ten im Innern der Psalter und der wieder grössere vierte mit innern Längs- falten der Labmagen. Die ersten drei stehen durch besondere Rinnen mit der Speiseröhre in unmittelbarer Verbindung. Hier wie bei den Faulthieren, einigen Beutel- und vielleicht auch Nagethieren findet das Wiederkäuen Statt, indem das gekauete und verschluckte Fulter aus dem zweiten Magen durch ' die Speiseröhre wieder in die Mundhöhle zurückgeführt wird und abermals gekäuet dann in den dritten Magen gelangt. Die innere Beschaffenheit des Magens zeigt besonders noch. hinsichtlich ‚ der .Magendrüsen, deren Grösse, Zahl und Anordnung sehr beachtenswerthe ‚ Eigenthümlichkeiten. Bei dem, Siebenschläfer z. B. drängen sich die. Drüsen ı nach vorn zusammen, bei dem Biber, den Edentaten und Beutelthieren sind dieselben sehr stark entwickelt, bei vielen Nagern concentriren sie sich auf einen Sack. Der Darm wird durch die beständig vorhandene Pförtnerklappe vom Magen geschieden und sondert sich gewöhnlich. in einen vordern längern Dünn- und einen hintern kürzern und weiten Dickdarm, deren Gränze durch die Anwesenheit 'eines besondern Blinddarmes bezeichnet ist. Bei den äch- ‚ ten Cetaceen fehlt eine deutliche Trennung in Dünn- und Dickdarm und bei einigen andern Säugethieren wird sie nur in der mehr weniger abweichenden ‚ Structur erkannt. Der Dünndarm ist allgemein bei Pflanzenfressern viel 42 Allgemeine Characteristik. länger als bei Raubthieren, wovon nur die Robben eine Ausnahme machen. Häufig ist seine Innenfläche mit Längs- oder Querfalten oder wohl gar mit beiden zugleich ausgekleidet. Das Duodenum nur. bei wenigen Säugelhieren init einer plötzlichen starken Erweiterung beginnend ist mit Zotten oder an deren Statt mit netzförmigen Falten auf der Innenseite ‚besefzt und durch einen grossen Reichlhum an drüsigen Gebilden ausgezeichnet. - Eine innere Klappe "auf der Gränze des Dünn- und Dickdarmes besitzen sehr viele Säuge- thiere, nur die ächten Cetaceen, viele Edentaten u. a. nicht. Der Blinddarm, bei den Vögeln allermeist paarig vorhanden, ist hier nur bei einigen Eden- taten doppelt, übrigens höchst veränderlich in Grösse, Gestalt und Anwesen- heit überhaupt. Er fehlt in den meisten Familien einigen Repräsentanten ganz oder erscheint verkümmert, während er bei andern sehr beträchtliche Dimensionen erreicht. Am grössten ist er bei einigen fruchtfressenden Beu- telthieren und mehrern Nagern, wo er den Dickdarm und selbst den Magen an Weite übertreffen kann und die Totallänge des Körpers hinter sich lässt. Auch theilt sich seine Höhle zuweilen in zahlreiche Taschen oder er versieht sich mit besonderen Anhängen. Der Dickdarm. endlich ist gewöhnlich sehr kurz, nur bei entschiedenen Pflanzenfressern wird er so lang oder selbst beträchtlich länger als der Dünndarm. Ebenso ändert seine Weite vielfach ab. Die innere Wandung ist meist glatt, seltener mit netzförmigen Maschen und nur ausnahmsweise mit Zotten bekleidet. Der After mündet nur bei den Monotremen in eine bei den Vögeln allgemein vorhandene Kloake und bei den Beutelthieren gemeinschaftlich mil, | den Genitalien, bei allen übrigen Säugethieren ist er von der Mündung der Harn und Geschlechtsorgane getrennt. Er wird von einem kräftigen Schliess- muskel und einem Heber umgeben. Die Totallänge des Darmkanales weicht nach dem eben Dargelegten in ihrem Verhältniss zur Körperlänge des Thieres. vielfach und beträchtlich ab. Bei Fledermäusen hat der Darm die dreifache, bei den meisten Raubthieren die vierfache Körperlänge, bei den Wiederkäuern aber die 15- bis: 20fache, bei dem Schafe sogar die 28fache. Alle Säugethiere haben wie die Vögel Leber, Pankreas und Milz. Die Leber an einem besondern Bande befestigt, liegt unmittelbar unter dem Zwerg- fell und zerfällt in zwei oder drei Lappen, welche wiederum durch mehr oder minder tiefe Einschnitte in vier, fünf und mehr Theile zerlegt erschei- nen. Beim Koala lassen sich 30 bis 40 Leberläppchen zählen. Unabhängig von dieser Zertheilung ist die sehr verschiedene Grösse der Leber. Eine Gallenblase fehlt den ächlen Cetaceen, sehr vielen Hufthieren, Eden- taten und Nagern, bei allen übrigen ist sie vorhanden und liegt in einer besondern Grube der concaven Leberoberfläche. Bei dem Löwen ist die innere Höhle der Blase getheilt und beim Oryeteropus zerfällt sie auch äusserlich in zwei Blasen. Von ihr führt stets nur ein einfacher Gang in den Darm, welcher. die Lebergänge aufnimmt, wenn dieselben nicht schon in die Gallenblase münden. Bei Abwesenheit der letztern vereinigen sich die Lebergänge in einen gemeinschaftlichen Kanal. _Zuweilen bildet der Gang vor seinem bald höher bald tiefer gelegenen Eintritt in den Darm eine be- trächtliche Erweiterung, welche meist innere Spiralklappen enthält. Die Bauchspeicheldrüse besteht gewöhnlich aus zwei, seltener aus drei Hauptlappen mit einfachem oder doppeltem pankreatischen Gange, der ge- wöhnlich im erstern Falle in den Ductus choledochus, minder häuf ig isolirt Die Harnorgane. 43 ın den Darm mündet. Sind zwei Gänge vorhanden, so geht entweder der eine zum Gallengang und der andere zum Darm oder beide treten getrennt in den Darm ein. Diese Unterschiede sind indess von sehr geringer "Bedeu- tung, zuweilen nur individuell. Die Milz ist bald länglich und schmal, bald kurz und breit, eng an dem Magen anliegend, bei den Getaceen gewöhnlich zerfallen, so dass man z. B. ‚bei den Delphinen fünf bis sechs, bei D. phocaena bis 17 kleinere Neben- -milzen neben der grossen kugelrunden zählt. Das die Bauchhöhle auskleidende und das Verdauungsorgan umhüllende Bauchfell zeigt in den verschiedenen Familien keine Uebereinstimmung, son- dern ändert mit der Beschaffenheit des Darmes ab. Die Eigenthümlichkeiten desselben haben kein besonderes zoologisches Interesse. Die Harnorgane. Während bei. den Vögeln die Grösse und Gestalt der Nieren auffallend abändert, dieselben noch völlig mit einander verschmelzen können, keine Harnblase vorhanden ist und die Harngänge unmittelbar in die Kloake füh- ren, ist bei den Säugethieren die Grösse der Nieren relativ geringer, ihre Form bestimmter, eine Verschmelzung findet niemals Statt, die Harngänge münden in eine niemals fehlende Harnblase, deren Ausführungsgang nur aus- nahmsweise in eine Kloake ausgeht. Die Lage der Nieren in der Bauchhöhle und ausserhalb des serösen Bauchfellsackes zu beiden Seiten der Wirbelsäule ist nur insofern eigenthüm- lich, als meist die rechte Niere höher als die linke liegt. Die eigenthüm- liche Gestalt verlängert oder verkürzt sich ohne von dem nach ihr benamn- ten Typus des Nierenförmigen weit abzuweichen. Dagegen ist ‘die Ober- flächenbeschaffenheit vielen Veränderungen unterworfen. Bald erscheint nämlich die Oberfläche der Nieren vollkommen glatt und eben, bald ist sie höckerig und die diese Höcker trennenden Einsenkungen können immer tiefer ein- schneiden, bis die Niere zerfällt und ein traubenförmiges Ansehen erhält. Höckerige Nieren besitzen z. B. mehre Raubthiere, tiefgetheilte der Bär, ganz traubenförmige die Robben und Cetaceen. Bei den Robben zählt man nah an Hundert und mehr Nierenlappen, bei dem Delphin sogar 200. Die bündelförmig gruppirten Harnkanäle laufen, wenn die Niere ungetheilt ist, - gewöhnlich in eine einzige Papille zusammen, bei höckeriger Beschaffenheit ‚der. Niere öfters schon in mehre, und die Zahl derselben steigt beträchtlich, wenn die Niere ganz traubenförmig wird. Die Harnleiter laufen vom Innenrande der Nieren herab und münden allermeist in den Hals der Blase, wovon nur einige Nager und Edentaten eine beachtenswerthe Ausnahme bilden. Die , Gestalt und Stärke der Blase zeigt mehrfache Unterschiede. Bei den Raubthieren ist ihre Muskelhaut im Allgemeinen viel stärker als bei den Pflanzenfressern. Die nie fehlenden Nebennieren liegen bald über dem obern, bald an dem innern Rande der Nieren, sind von verschiedener Grösse selbst in ver- schiedenen Lebensaltern und bestehen ‘wie die Nieren aus Rinden- und Marksubstanz. Die Geschlechtsorgane. Die Genitalien der Säugethiere sind durchweg vollkommener entwickelt, als die der Vögel, sowohl hinsichtlich der äussern Reiz- und Begattungs- 44 Allgemeine Characteristik. organe, als der producirenden Drüsen und der für die Ernährung des Embryo bestimmten Organe, welch letztere den Vögeln ganz fehlen. Die männlichen Geschlechtsorgane zunächst betreffend sind die paarigen, meist ovalen oder rundlichen Hoden stets von einer eigenthümlichen fibrö- sen Membran, der sogenannten Tuniea fibrosa umhüllt, um welche die Schei- denhaut sich legt. Sie sind ausserhalb der Beckenhöhle in einem besondern Sacke aufgehängt oder im Becken verborgen. Bei vielen Edentaten, den Getaceen u. a. rücken sie nicht aus der Nähe der Nieren fort, bei vielen Nagern, einigen Wiederkäuern und Raubthieren verharren sie in der Leisten- gegend unter der Haut, von wo sie bisweilen wie bei den Fledermäusen während der Brunstzeit, da der Scheidenkanal beständig offen bleibt, in den Unterleib zurücktreten, bei-andern endlich ist ein äusserer Hodensack bald mit bald ohne inneres Septum vorhanden. Die Sperma führenden Kanäle zeigen in ihrer Länge, Weite und Anordnung mancherlei noch nicht genü- gend erforschte Differenzen. Sie vereinigen sich in einige grössere Kanäle, welche als Nebenhode mehr weniger dicht am Hoden anliegen und in das Vas deferens führen. Dieses hat je nach der Lage des Hodens eine ver- schiedene Länge und Dicke und windet sich bisweilen sogar sehr stark. Die Samenfäden zeigen stets ein vorderes verdickles oder umgeschla- genes Ende, den sogenannten Kopf der Spermatozoen, von knopf-, schaufel- oder sichelförmiger Gestalt. Der Faden selbst oder der Schwanz ist mehr weniger verlängert. In der Grösse sowohl als in der Gestalt des vorderen Endes werden vielfache Unterschiede beobachtet, welche nicht selten bis auf die Gattungen herab erheblich sind. Zwei besondere Secretionsorgane gehören zum Hoden, obwohl sie mehr weniger entfernt von demselben liegen, Die irrthümlich sogenannten Samen- blasen kommen bei einem Theil der Säugethiere in verschiedentlicher Ent- wicklung vor, bei andern fehlen sie. Sie sind gewunden, verzweigt, gelappt oder einfach, diekwandig, und drüsig, inwendig_ zellig u. s.w. Wäh- rend sie z. B. bei dem Hasen in eine grosse Blase verschmolzen sind, tritt bei dem Pferde noch eine dritte unpaare auf. Ihr schmaler enger Aus- fübrungsgang mündet vor der Prostata in das Vas deferens. Auch diese, die Vorsteherdrüse, scheint bisweilen, wie den Monotremen und Wieder- käuern, zu fehlen. Sie umgibt die Harnröhre und ist bald einfach, bald getheilt, traubig, keulenförmig oder plalt, aus verschiedentlich gestalteten Schläuchen bestehend, welche in die Harnröhre münden. Die Rulhe fehlt keinem männlichen Säugethier, zeigt aber in Lage und Gestalt die überraschendsten Eigenthümlichkeiten. Hinsichtlich der Lage las- sen sich im Allgemeinen drei Modificationen unterscheiden. Bei den Affen und Fledermäusen hängt sie, von einer Scheide der äussern Bauchhaut um- hüllt, frei vom Schambogen herab. Bei den übrigen Nagelsäugethieren ist sie allermeist mittelst dieser Duplicatur der äussern Haut ihrer ganzen Länge nach äusserlich an den Bauch angeheftet, und öffnet sich mit wenigen Aus- nahmen hinter dem Nabel. Bei den Huf- und Flossensäugethieren endlich bleibt sie, oft gekrümmt oder gewunden, in der Bauchhöhle versteckt. Ein- zelne Ausnahmen hiervon bilden z. B. die Monotremen und Beutelthiere, deren Ruthe in der Kloake liegt und von deren Schliessmuskel umgeben wird; bei vielen Nagern und den Katzen ist sie nach hinten gerichtet und mündet neben dem After. Die Länge der Ruthe ist sehr verschieden und ebenso ihre Gestalt, besonders die der Eichel. Letztere theilt sich bei mehren CHE u a Duni eg et m eo m u m cn_ .—_ Die Geschlechtsorgane. 45 Edentaten in zwei und selbst vier Lappen und ist hier gar nicht selten mit hornigen Stacheln besetzt. Die meisten Säugethiere haben jedoch eine ein- fache Eichel mit Haaren, Schuppen, Warzen, selbst hornigen Haken besetzt oder glatt; bald kurz, scbeibenförmig, pilzförmig, bald verlängert und dünn. Bei vollkommenster Entwicklung besteht die Ruthe aus einem dreifachen Zell- körper, die Gorpora cavernosa des Penis verschmelzen indess oft völlig mit einander oder sind nur durch ein ,unvollständiges Septum geschieden und bisweilen wie bei dem Känguruh verschmilzt mit diesen auch der Zellkörper der Harnröhre, so dass die Ruthe einen einfachen cylindrischen Körper bildet. Häufig enthält die Ruthe einen eigenthümlichen Knochen, dessen vorderes Ende zur Gestaltung der Eichel beiträgt. Bei Nagern, Raubthieren, Fleder- mäusen und Affen ist ein solcher Ruthenknochen bald von der Länge des sanzen Penis, bald kürzer oder nur auf die Eichel beschränkt, vorhanden. Die Harnröhre durchläuft gewöhnlich, nachdem sie in der Gegend der Pro- strata die Ausführungsgänge der Hoden aufgenommen, ihren Zellkörper, indem sie nur bei den mit gespaltener Eichel versehenen Edentaten im Winkel der Spaltung mündet, der Samenkanal dagegen gelheilt in die Spitzen der Eichel verläuft. Der die Ruthe bewegende Muskelapparat ist meist sehr entwickelt. Nicht minder grosse Verschiedenheit, als die männlichen Genitalien zeı- gen auch die weiblichen unter einander sowohl als von denen der übrigen Wirbelthiere. Paarige Eierstöcke, ein eigenthümliches zur Entwicklung des Embryo dienendes Organ, besondere äussere Genitalien und endlich Milch- drüsen zur Ernährung der Jungen unmittelbar nach der Geburt sind die wesentlichen Theile des Geschlechtsorganes. Die Eierstöcke sind paarig und zugleich auch symmetrisch, denn nur bei den Monotremen verkümmert der rechte, wodurch an den unpaaren linken Eierstock der Vögel erinnert wird. Bei mehren Säugelhieren liegen die Ova- rien in einer von dem Peritonäum gebildeten mehr weniger vollständigen Tasche, bei andern in der erweiterten Mündung der Eileiter, bei noch andern völlig frei. Ihre Gestalt ist rundlich, eiförmig oder traubig. Die von einer doppel- ‚ten Hülle umschlossenen Graaf’schen Follikel sind in ein verschiedentlich ent- wickeltes Faserlager eingebettet und enthalten je ein kugelrundes sehr kleines Ovulum mit. einer dicken durchsichtigen Zona pellucida, mit. einer ebenfalls ' durchsichtigen, die zähe körnige Dottermasse umschliessenden Dotterhaut und einem Keimbläschen mit enfelene Keimfleck. Die Eileiter führen von dem Ovarium zu dem Fruchthälter oder ee Nur bei den Monotremen sind dieselben asymmetrisch und entbehren der Fimbrien an der hier taschenartig erweiterten Abdominalöffnung. Die Länge, der Verlauf und die Verbindung N Eileiter mit dem Uterus A ährtaeh ab. Letztrer zeigt sehr auffällende Eigenthümlichkeiten. Bei den Monotremen '- zunächst ist kön einfacher Uterus voran, vielmehr erweitert sich bei ihnen jeder Eileiter darmartig und mündet für sich in die Kloake. Die Beu- ' telthiere haben ähnlich erweiterte Eileiter, welche aber in einen innerlichge- theilten Blindsack münden und von diesem gehen oben zwei henkelförmig gestaltete Kanäle zu dem Harnleiter ab. Bei vielen Nagern bleiben die darm- förmigen Uteri auch nach ihrer äusserlichen Vereinigung noch innerlich ge- ' trennt, bei andern bildet sich schon ein einfacher Gebärmutterkörper. Dieser gewinnt in den übrigen Ordnungen an Umfang, und in eben dem Grade ver- kleinern sich die Hörner, bis dieselben bei den Fledermäusen sehr verküm- 46 Allgemeine. Characteristik. mert und bei vielen Edentaten und den Affen völlig verschwunden sind. Die Eileiter münden dann scharf abgesetzt unmittelbar in die Höhle des Üterus- körper. Eine mehr weniger verlängerte, bald glatte bald runzelige Scheide bildet den Ausführungsgang des Uterus. Die äussere Oeffnung derselben wird von etwas erhabenem Rande oder von einfachen Wülsten begrenzt. Das Wollustorgan der Weibchen nähert sich in Form und der Bildung aus Zellkörpern dem Penis der Männchen, enthält auch bisweilen einen Knochen oder Knorpel und wird sogar, wenn auch nur in sehr seltenen Fällen. (Maki, Lori) von der Harnröhre durchbohrt. Am grössten ist die meist mit einem besondern Musculus erector versehene Clitoris bei den Affen, Raubthieren und Nagern, bei den Beutelthieren ist sie gespalten. Die Ernährungsorgane für das neugeborne Junge fehlen ‘bei keinem Säu- gelhiere. Es sind chain welche aus blinden zelligen Röhren, oder aus sich verästelnden Blinddärmen oder aus verzweiglen, in Lappen vereinigten Kanälen bestehen. Das Secret dieser Organe, die Milch, kann durch eine oder durch mehre nah beisammen liegende Oeffnungen entleert werden. Mit Ausnahme der Monotremen geschieht die Entleerung allgemein durch eine per- forirte Milchwarze. In Function treten übrigens die Milchdrüsen nur kurz vor und eine Zeillang nach der Zeugung. Ihre Zahl und Lage bietet die grössten Verschiedenheiten. Bei geringer Anzahl sind sie auf die Brust, den Bauch oder Schamgegend beschränkt, bei zunehmender “Anzahl verbreiten sie sich über die ganze Bauchgegend und endlich zugleich noch über die Brust. Die Zahl schwankt zwischen 2 und 12 und wenn auch in einzelnen Ordnungen die Zahl sehr veränderlich ist: so erhält sie doch in andern zugleich mit der bestimmten Lage und den entsprechenden Eigenthümlichkeiten der männlichen Genitalien eine systematische Bedeutung. Die äussere Körperbedeckung. Von dem Knochengerüst als der soliden Grundlage des Körperbaues den Säugethiere beginnend sind wir durch alle Organe hindurch bis an die äus- sere Hülle gelangt, welche in der grossen Mannichfaltigkeit ihrer Bildung. die vielfachen Beziehungen der Säugethiere zur Aussenwelt entschiedener als in irgend einer andern Thierklasse darlegt und indem sie das äussere Ansehen des Thieres bedingt, auch für die beschreibende und systematische Zoologie von ganz besonderer Wichtigkeit ist. Die Haut. haftet meist innig an den zunächst unter ihr liegenden Ge- bilden, indem sie nur bei einer Fledermaus (Nycteris) von dem Körper durch von der Mundhöhle hineingetriebenen Luft sackförmig aufgeblasen werden kann. Ihre Dicke ist höchst veränderlich. Bei den Gürtelthieren haben sich auf Kosten der Cutis eigenthümliche Knochenschilder gebildet; daher sie selbst ungemein verdünnt ist. Bei andern wie bei den Pachydermen verdickt sie sich dagegen sehr beträchtlich und bildet an verschiedenen Stellen des Körpers Schwielen. Häufig beschränkt sich für die übrigen Säugethiere die Bildung von Schwielen z. B. auf die Innenseite der Zehen in den sogenannten Bal- len bei sehr vielen Nagelsäugethieren, auf das Gesäss bei mehren Affen, auf Ellbogen, Knie- und Handwurzelgelenk bei den Kameelen. Unmittelbar un- ter der Haut häuft sich bisweilen Fett in ungeheurer Menge an. Die allermeist hornigen Epidermalgebilde zeigen eine sehr verschieden- artige Entwicklung. Gewöhnlich bedeckt ein Haarkleid den Körper der Säu- gethiere, daher man sie zum Unterschiede von den' in Federn gekleideten Die äussere Körperbedeckung 47 Vögeln auch wohl Haarthiere genannt hat. Diese fehlen indess den Getaceen völlig g, nur einige derselben haben im fötalen Zustande Barthaare. Auch bei den Pachydermen treten sie oft nur sparsam und dünn zerstreut auf. Das vollständige Haarkleid lässt immer noch einzelne Gegenden des Körpers nackt; so die schwieligen Stellen an den Füssen und am Gesäss, die Schamge- gend, die Nase, den Mundsaum, seltener auch wohl das ganze Gesicht. Das Haarkleid ist ein einfaches oder doppeltes. Ersteres besteht z. B. bei allen Hufthieren aus überall gleich starken und langen Haaren, letzteres dagegen bei den Unguiculaten aus Woll- und Grannenhaaren. Diese sind länger, stärker und steifer und stehen minder gedrängt, die Zwischenräume zwischen ihnen füllen die Wollhaare aus, welche kürzer, dünner und weicher sind. Diesen Unterschied berührt die Structur und Entwicklung jedoch nicht. Sowohl die Grannen- als Wollhaare stecken in Taschen der Epidermis, bil- den sich von dem untern hohlen und verdickten Ende aus durch Ablagerung neuer die alten nach oben vorschiebender Schichten und bestehen aus Rin- den- und Marksubstanz in sehr veränderlichem Verhältniss zu einander. Die Oberfläche der Haare ist bald glatt, bald gerunzelt, ihre Gestalt nicht immer ‚ drehrund, sondern öfters noch platt oder kantig. Durch grössere Dicke, und ‚ Steifheit gehen die Grannenhaare in Borsten und Stacheln. über, theils nur ‚ an einzelnen Körperstellen wie an den Lippen in die Schnurrhaare, theils | über den ganzen Körper wie bei manchen Nagern und Insectenfressern. | Wie die Amphibien sich häuten, die Vögel ihr Federkleid durch die ' Mauser wechseln, so rauhen sich die Säugethiere, indem sie ihr leichtes dün- ‚ nes Sommerkleid für den Winter mit einem dichtern und besser wärmenden ‚ Pelze vertauschen. Die alten Haare werden abgestossen und neue, zuweilen ' anders gefärbte treten hervor. Das Haarkleid ist zugleich Träger des Colorites. Die Färbung der Säu- gethiere spielt in beschränktern und minder grellen Tönen als das Federn- ‚ kleid der Vögel. Nur Schwarz und Weiss kommen intensiv vor, Blau und ' Grün, reines Gelb und reines Roth werden nicht beobachtet. Die Mischfarbe von Weiss und Schwarz, das Grau findet sich in den verschiedensten Tönen ‚ und diese drei Farben mit dem Rothgelb für sich oder in Mischung. mit je- nen bestimmen allein das mannichfaltige, bald einfache, bald bunte Colorit ' der Säugethiere. | 7 Ä Von den Haaren verschieden sind die bei den Säugethieren nur selten ‚J auftretenden Schuppen, breite, ganz platte Horngebilde der Epidermis. Ihr ' Vorkommen beschränkt sich auf den Schwanz einiger Nager und auf das ' Schuppenthier. Der Panzer des Gürtelthieres besteht aus knöchernen Schil- ‚ dern die von einer festen hornigen Epidermis überzogen sind. * Bei den Wiederkäuern und dem Rhinoceros bilden sich auf der Stirn ‚und Nase Hörner, die Substanz derselben besteht bei den Wiederkäuern, ‚ wo sie einen Knochenzapfen überzieht, aus wellenförmigen sich einschliessen- ‚ den, zu Bändern vereinigten Streifen. Das Horn des Rhinoceros dagegen ‚ darf als aus innig verbundenen- Haaren bestehend betrachtet werden. - Die hornige Bekleidung des letzten Zehengliedes zeigt einen sehr bestimm- ten Character, der die Lebensweise des Thieres unverkennbar darthut. Bei den Cetaceen allein fehlt dieselbe, indem die Zehen in eine sehnige Haut ein- geschlossen die ungetheilten Flossen bilden. Bei den Pinnipediern sind die einzelnen Zehen in den Flossen schon äusserlich unterscheidbar und das letzte ; Zehenglied auch mit einem Nagel versehen. Die Hufthiere haben ihren Namen 48 Allgemeine Characteristik. von den Hufen, in welchen ihre letzte Zehenphalanx eingehüllt ist. Die übri- gen Säugethiere heissen Unguiculaten, weil ihr drittes Zehenglied einen Nagel trägt. Der Unterschied von Huf und Nagel ist in der Art und Weise begrün- det, nach welcher die hornige Hülle das letzte Glied bedeckt oder einschliesst. Bei der Hufbildung steckt nämlich das dritte Zehenglied ganz in dem hornigen Ueberzuge, der Huf hüllt dasselbe wie ein Schuh den Fuss ein. Der Nagel dagegen bedeckt niemals die untere Fläche dieses Gliedes, stets die obere und oft ‘auch die Seiten. Der Nagel heisst Plattnagel, sobald er nur die obere Fläche des Nagelgliedes bedeckt, "Kuppnagel, wenn er sich vorn sanft über- biegt, wobei er zugleich auch seitlich sich etwas herabsenkt und in der Mitte wölbt, Krallnagel, wenn die stark comprimirte, gekrümmte und zugespitzte Phalanx von einem ebenso gestalteten Nagel bedeckt ist. Die Grösse, Krüm- mung und scharfspitzige Gestalt der Kralle ist je nach ihrer Bestimmung ver- schieden. Zuweilen können die Krallen in eine hornige Hülse an ihrer” Basis zurückgezogen werden, damit sich die Schärfe ihrer "Spitze bei der Berüh- rung rnit dem Boden nicht abnulzt. Mit der verschiedenen Beschaffenheit des letzten Zehengliedes steht die Fussbildung der Säugethiere überhaupt in innigster Beziehung. Bei den typi- schen Wasserbewohnern sind alle Zehen unbeweglich mit einander verbunden und die Füsse heissen in diesem Falle flossenförmig. Die Hufgänger berüh- ren beim Gehen nur mit der Spitze des letzten Zehengliedes, mit dem Hufe den Boden und wenn dieser zu klein und schwach ist, den plumpen und schweren Körper allein zu tragen, unterstützt ihn ein Theil der folgenden, mit verdickten Schwielen versehenen Zehenglieder. Die Unguiculaten (reten beim Gehen entweder nur mit den Zehen oder auch mit dem ganzen Fusse auf und sind also im ersten Falle Zehengänger oder digitigrad, im letztern Soh- lengänger oder plantigrad. Durch Oeffnungen in der Haut münden besondere an der Oberfläche des Körpers gelegene Drüsen. Die allgemeinsten derselben sind die in die Haar- bälge mündenden Talgdrüsen und die Schweissdrüsen, deren Eigenthümlich- keiten jedoch erst bei den wenigsten Säugethieren sorgfältig untersucht wor- den sind. Andere Drüsen sondern ein eigenthümliches oft durch den Geruch besonders ausgezeichnetes schmieriges Secret ab, treten aber nur vereinzelt in den verschiedensten Gegenden des Körpers, am After, den Genitalien, den Nabel, den Füssen, am Kopfe und andern Orten auf. Sie characterisiren meist nur einzelne Gattungen oder kleine Familien, selten grössere Gruppen wie die Klauendrüsen der Wiederkäuer. Aufenthalt, Nahrung und Lebensweise. Der eben dargelegte anatomische Bau der Säugelhiere weist schon auf die vielseitigen Lebensverhältnisse hin, welche in so hohem Grade wohl nur bei den Insecten, der vollkommensten Gruppe der Gliederthiere beobach- tet werden. Ihrer natürlichen Bestimmung gemäss sind die Säugelhiere Landbewoh- ner, aber nur in den höhern Familien der Huf- und der Nagelsäugethiere ist das Landleben vollkommen repräsentirt. Diese typischen Landbewohner sind ihre Körpergestalt anlangend die schönsten Säugethiere, so das Pferd und der Löwe, um nur zwei Beispiele anzuführen. Beide zeigen uns zugleich den Unterschied der entschieden herbivoren und carnivoren Lebensweise. Un- ter den Nagelsäugethieren leben viele auf Bäumen .und dieser Aufenthalt ist Lebensweise, 49 bei einigen so bestimmt ist, dass sie nur kletternd sich bewegen können und auf dem Boden ihren Körper nur höchst mühsam und unbeholfen fortschleppen. Andere dagegen leben unterirdisch, in natürlichen oder in selbst gegrabenen Höhlen. Sie sind in der Regel selır schnelle Läufer. Der Aufenthalt in. un- terirdischen Höhlen ist ein beständiger, indem die Thiere darin wohnen und zugleich auch ihre Nahrung suchen, oder er dient nur zur Erholung, zur Ruhe, als Zuflucht bei drehender Gefahr, zur Pflege der Jungen, während die Thiere im Uebrigen ganz im Freien leben. Noch andere gehen ins Was- ser, wiederum entweder nur um darin ihre Nahrung zu suchen oder weil ihnen dieser Aufenthalt besonders behagt. Bei den typischen Wasserbewohnern, welche das Land gar nicht betreten, ist der allgemeine Körperbau dem Aufenthalte in dem flüssigen Elemente ganz angepasst. Ihre Bewegungen sind leicht und geschickt, ıhr "Verbreitungsbezirk minder beschränkt. Die grössten und colos- salsten Gestalten der ganzen Ihierischen Schöpfung sind unter die Meeressäu- gelliiere verwiesen. Die eigentlich amplibiotischen Säugethiere, durch ihre plumpe Gestalt, ihre wenig geschickten Bewegungen, ihren Stumpfsinn cha- racterisirt, finden sich unter den Pachydermen. Ihr Körper ist zum ausschliess- lichen Aufenthalte auf dem Lande eingerichtet, aber sie ‘wälzen sich gern im Schlamme und lieben ebenso sehr ein häufiges Bad. Trotz ihrer plumpen Gestalt und trolz des Mangels eigenthümlicher Schwimmorgane bewegen sie sich sehr behend im Wasser. Die Luft bewohnenden Säugelhiere verlieren das Gehvermögen, indem ihre Bewegungsorgane zu falschen Flügeln umge- staltet sind. Die Fledermäuse durchschneiden flatternd die Luft so geschickt und behende als die Wale die Fluthen des Oceans; aber sie fliegen nicht wie die Vögel. Sehr wenig kletternde Säugethiere besitzen in einer zwischen den vordern und hinlern Gliedmassen ausgespannten Haut einen eigenthümli- chen Fallschirm, wmittelst dessen sie leicht und sicher von höhern Orten auf weitere Dimensionen sich herabschwingen können. Ihre Nahrung wählen die Säugelhiere entweder nur aus dem Pflanzen- oder nur aus dem Thierreiche oder aus beiden zugleich. Die Pflanzenfresser haben, je nachdem sie wejche oder feste Pflanzenstoffe lieben, unter einan- der wieder eine verschiedene Organisation, welche sich im Zahnsystem in dem Magen und Darm, besonders auch in den zum Verdauungsapparate gehörigen Drüsen am auffälligsten zeigt. Einige ziehen weiche, saftige Früchte vor, andere Wurzeln und Knollen, noch andere Blätter und junge Triebe. Die auf harte Substanzen angewiesenen wählen Körner, Nüsse, trockene vegetabi- lische Stoffe oder wie der Biber Holz. Die fleischfressenden Säugethiere näh- ren sich von kleinern Weich- und Gliederthieren und heissen dann gewöhn- lich Inseclivoren oder von Fischen wie die meisten Wasserbewohner. Die eigentlich carnivoren Raubthiere jagen auf lebende Vögel und Säugelhiere, die sie ganz verzehren oder nur theilweise, indem sie mit frischen Blut ihren Hunger stillen. Todtes Vieh wählen nur die wenigsten Raubthiere zur Nah- ‚ rung und gewöhnlich auch erst dann, wenn der Hunger sie dazu- treibt. Da- ‚ gegen lieben viele Omnivoren thierische Substanzen. Ueberhaupt wählen diese ‚ nicht feinschmeckerisch unter den vegetabilischen und animalischen Stoffen, nur wo grosser Ueberfluss an Nahrung ist, verrathen einige eine Neigung zu. ge- ‚ wissen Lieblingsspeisen. Viele Ömnivoren ziehen dem Ass und traokenen ‚ thierischen Substanzen lebende Thiere vor, die sie ohne grosse Kraftanstren- gung erbeuten können, also besonders Insecten und Weichthiere, seltener ‚schon kaltblütige Wirbelthiere. " Säugethiere, A 50 Allgemeine Characteristik. Die meisten Säugelhiere wachen den Tag über und pflegen Nachts der Ruhe. Ihre Beschäftigung ist auf Erhaltung und wenn diese keinen Zeitauf- wand erfordert auf Unterhaltung gerichtet. Die Pflanzenfresser gehen auf die- "Weide oder suchen nach Körnern, Früchten und Wurzeln, die Raubthiere ja- gen, einige auf ihre Kraft, andere auf ihre List und Gewandtheit vertrauend. Ist die Beute verzehrt: so ruhen sie eine Zeitlang und suchen dann neue Nah- rung. Die gesellig lebenden spielen, andere sitzen stumpfsinnig und unbeweg- lich da. Die unterirdisch lebenden graben ihre Wohnungen und Gänge und viele derselben tragen Vorrath für die kalte Jahreszeit ein. Die Zahl der nächtlichen Säugelhiere ist gering. Diese halten sich während des Tages an verborgenen und versteckten Orten auf und gehen mit eintretender Dämme- rung und während der Nacht auf Raub aus, den sie in der Dunkelheit um ‘so sichrer verfolgen können. Das lichtscheue Wesen, die Feigheit und Schwäche, ‘gewöhnlich auch Mangel an Gewandtheit und List characterisirt die hässliche Physiognomie dieser nächtlichen Räuber. Das Verfallen in einen lethargischen Zustand bei eintretendem Mangel an Nahrung und in der rauhen empfindlichen Jahreszeit ist unter den Säugelhie- ren, besonders den Körner- und Insectenfressenden eine gar nicht seltene und regelmässige Erscheinung, während dieselbe normal bei keinem Vogel beob- achtet, hier vielmehr durch die regelmässigen Wanderungen vermieden wird. Der Winterschlaf trifft zumeist den Säugelhieren der gemässigten und kalten Zone, da in den Tropen ein völliger und anhaltender Mangel der Nahrung nicht ein- tritt, auch die Temperatur nicht so lange Zeit des Jahres hindurch und nicht so tief als bei uns in höherem Norden herabsinkt. Regelmässige Winterschlä- fer sind die Fledermäuse, mehre insectivore Raubthiere und besonders Na- ger, einige grössere omnivore Raubthiere schlafen eine Zeitlang aber versin- ken nicht in Lethargie wie jene kleinern Thiere. Die meisten dieser Thiere beginnen ihren Winterschlaf im November, selt- ner und bei frühzeitig eintretender Kälte schon im October, oder bei mildem und gelindem Herbstwetter erst im December. Von dieser Zeit an dauert der Schlaf nun bloss einige Wochen oder ununterbrochen auch einige (bis 7) Mo- nate. Warme Tage, auch künstliche Wärme weckt. viele Winterschläfer auf, aber die darauf folgende Kälte versenkt sie wieder in Schlummer. Um äusserlich vor dem Einflusse der rauhen Jahreszeit geschützt zu sein suchen sich die Winterschläfer gesicherte Verstecke auf, in Gebäuden, altem Gemäuer, in Felsenrissen oder hohlen Bäumen, seltner blos unter Buschwerk und Hecken, viele in ihren unterirdischen Sommerwohnungen oder sogar in eigens zu diesem Zwecke gegrabenen tiefen Höhlen. Sie ruhen meist verein- zelt, nur wenige wie das Murmelthier Familienweise, die Fledermäuse allein hängen sich in Gesellschaften von einigen Hunderten in Höhlen und Felsen- spalten auf. Während letztere hängend diesen Zustand überdauern, rollen sich alle andern Winterschläfer ein, indem sie den Kopf gegen den After oder Schwanz Diegen, die Gliedmassen einziehen und auf die Seite sich legen. Augen, Mund und After sind geschlossen. Während des Winterschlafes sinkt die Lebenswärme der Schlafenden auf die Hälfte der gewöhnlichen und viel tiefer, selbst bis auf O Grad herab, die Respiration wird schwach, Herz- und Pulsschlag langsam und selten, die Empfindlichkeit gegen äussere Reize vermindert sich auffallend, Magen und Darm schrumpfen zusammen, die Secretion ist gering, die Genitalien ohne Thätigkeit. Der auf das Minimum reducirte Lebensprocess wird durch Ver- Lebensweise. 51 zehrung des Fettes unterhalten, welches alle Winterschläfer gegen den Herbst hin durch die reichliche Nahrung des Sommers gewonnen haben. Nach dem Erwachen sind sie daher abgemagert. Die ausschliesslich Körnerfressenden wie der Hamster finden auch im Frühlinge noch keine Nahrung und leben während dieser Zeit von den Vorräthen, welche sie in ausreichender Menge und Güte im Herbste eingesammelt und aufgespeichert haben. Grösser aber als der Nalırungstrieb ist bei dem erwachten Winterschläfer der Geschlechts- trieb, dessen zeilige Befriedigung ihm nicht blos ein angenehmes Bedürfniss sondern zugleich nothwendig ıst, wenn die junge Nachkommenschaft für den nächsten Winter schon erhaltungsfähig seinesoll. Bei allen Säugelhieren, deren Nahrung im Winter ganz aufhört oder sehr dürftig wird, sammelt sich gegen den Herbst hin reichliches Fett an und dieses ersetzt den Verlust an Nahrung. Wanderungen unternehmen nur einige Säugelhiere des kalten Nordens und auch diese nicht regelmässig, sondern nur bei sehr strengen Wintern. So ziehen die schwarzen Landbären aus Canada nach den Vereinten Staaten, das gemeine Eichhörnchen in Lappland gegen Süden, der Lemming in Schaa- ren von Millionen aus Skandinavien nach den Südwesten. In Sibirien unter- nimmt das Rennthier Streifzüge in die Ebenen des Polarmeeres bei Beginn der warmen Jahreszeit. Die wilden Esel am Aralsee ziehen Heerdenweise nach dem nördlichen Indien und Persien. Unter den Robben und Cetaceen wan- dern ebenfalls einige nach Norden, andere nach Süden. Kunsttriebe verrathen die Säugethiere im freien Naturleben nur wenige. Die Wohnungen, welche einige selbst bauen, sind einfach und ebenso das Nest der Jungen. Der Biber scheint der geschickleste Baumeister von Allen zu sein. Diesen im Verhältniss zu den Vögeln und Insecten besonders auf- fallenden Mangel an thierischem Kunstsinn erselzen die Säugelhiere durch ihre grosse Gelehrigkeit und Achtsamkeit auf alles, was um sie vorgeht. Es zeich- nen sich in dieser Hinsicht nicht blos die Hausthiere aus, welche durch ihren beständigen Umgang mit dem Menschen ihre Fähigkeiten bis zur Bewundrung und zum Staunen steigern, auch die wilden geben im gezähmten Zustande überraschende Beweise ihrer Gelehrigkeit. Bei der nahen Beziehung der Säugethiere zu dem Menschen möchte es hier überflüssig erscheinen den Nutzen und Schaden derselben aufzuzählen. Hinsichtlich des gen.einsamen Lebens findet ein ziemlich schroffer Gegen- salz zwischen den Pflanzenfressern und den Raubthieren Statt. Erstere leben bei ihrem milden und gutmüthigen Naturell meist gesellig, paarweise, in Fa- milien, Rudeln, Haufen und Heerden, die Raubthiere dagegen gewöhnlich ein- zeln, nicht selten in ebenso grosser Feindschaft mit ihrer eigenen Art, als mit den von ihnen verfolgten Herbivoren, nur sehr wenige jagen gemeinschaft- lich. Unter ganz einsam lebenden suchen die Männe..en zur Zeit der Brunst die Weibchen auf, ziehen sich aber nach dieser Zeit wieder zurück und über- lassen den letztern allein die Sorge für die Jungen, welche, sobald sie her- angewachsen sind, von der Mutter sich trennen. : Fortpflanzung und Entwicklung *). Die Säugethiere leben theils monogamisch, theils polygamisch, im letztern Falle ist jedoch die Zahl der von einem Männchen geführten Weibchen nicht *) Th. L. W. Bischoff, Entwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen. Leipzig 1842. 8.; Entwicklungsgeschichte des Kaninchen-Eies. Mit 16 Tfln. Braun- Sa 52 Allgemeine Characteristik. so gross, als bei einigen Vögeln. Die Brunstzeit tritt gewöhnlich nach der strengen Jahreszeit ein und ist bei den meisten von kurzer Dauer, bei einigen findet jedoch eine wiederholte jährlich zwei bis dreimalige Begaltung Statt. Der Act derselben wird bei allen Säugelhieren ohne Ausnahme durch Copu- lation vollzogen, bei welcher die Ruthe in die weibliche Scheide eindringt und auf diese Weise der männliche Samen in die innern weiblichen Genitalien er- gossen wird. Nach der Befruchtung erfolgt die Entwicklung der Eier und des Embryo im Uterus des Weibchens und wenn diese eine gewisse Stufe erreicht hat, wird das Junge gebo:en. Nach der Geburt säugt das Junge noch eine Zeitlang an den Zitzen der Mutter, wird von derselben gepflegt und bei dem weiteren Heranwachsen zur eigenen Erhaltung geleitet. Die Ent- wicklung des Jungen im Ei und Uterus bis zur Geburt weicht in mancher Beziehung von der der Vögel und übrigen Wirbelthiere ab, daher wir die Hauptmomente derselben kurz darlegen wollen. | Die Befruchtung des weiblichen Eies durch den männlichen Samen er- folgt am Eierstock selbst und zwar erst einige Zeit nach dem Begattungs- acte. Schon vor diesem, in der Brunstzeit überhaupt, werden einige der Graaf’schen Bläschen sehr gefäss- und blutreich, schwellen durch die in ihnen enthaltene Flüssigkeit bedeutend an, wobei ihre Hüllen verdünnt und ausge- dehnt werden, bis sie nach der Einwirkung des Samens an ihrer erhabensten Stelle platzen und ihren Inhalt: mit dem Eichen in den Eileiter ergiessen. Dieses Platzen der Graaf’schen Bläschen und das Eintreten der Eier in die Tuben erfolgt bei einigen Säugelhieren schon wenige Stunden nach der Be- fruchtung, bei andern erst in einigen Tagen, doch geschieht das Eintreten aller zur Entwicklung kommenden Eier gleichzeitig. Das Eichen selbst erlei- det durch die Befruchtung sogleich einige Veränderungen. Die Zellen oder Körner des umgebenden Discus verändern ihre rundliche Gestalt in eine ge- streckte spindelförmige, der Dotter wird voller und dichter, und das Keim- bläschen scheint zu verschwinden. Im Eileiter selbst erfahren die Eier bei verschiedenen Thieren auch verschiedene Veränderungen. Bei dem Kaninchen bildet sich um die Zona herum eine dünne Schicht Eiweis, welche mit dem weitern Herabrücken des Eies dicker wird. Der Dotlter geräth in eine lang- same drehende Bewegung und zerfällt alsbald in rundliche Kugeln (2 bis 16 und mehr). In diesem Zustande gelangt das Ei in den Uterus. Bei dem Hunde dagegen konnte Bischoff, dessen Darstellung wir folgen, keine Eiweiss- bildung beobachten, ebensowenig eine drehende Bewegung, wohl aber deut- lich den Furchungsprocess, der bei den befruchteten Eiern aller Thiere eintritt. In den Uterus eingetreten, ist der weitere Bildungsgang zunächst noch - ein wenn auch nur wenig verschiedener bei den am meisten und sorgfältig- sten untersuchten Thieren, dem Kaninchen und Hunde. Bei ersterem ver- wandeln sich die kleinen Dotterkugeln in polygonale Zellen, die sich an die innere Fläche der Zona anlagern und eine wirkliche Zellenmembran, die eigent- liche Keimblase bilden. Gleichzeitig verschmilzt bei steter Grössenzunahme des Eies die Eiweissschicht mit der Zona und beide stellen endlich eine voll- kommen durchsichtige, structurlose Hülle des Kies dar, welche auch bei schweig 1842. 4.; des Hunde-Eies. Mit 15 Tfln. Ebd. 1845.; des Meerschwein-Eies. Giessen 1852. 4. Mit 8 Tfin. — R. Wagner, Lehrbuch der speciellen Physiologie. Leipzig 1842. 8. — G. Valentin, Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Säugethiere und Vögel. Berlin 1835. 8. rn nn Fun u w.—— _O—Teem En un Fa — \ u u — er Pr > 7 _ c> / Fortpflanzung und Entwicklung. 93 stärkster Vergrösserung noch ganz einfach erscheint. In dem nunmehr eine Linie grossen hellen Bläschen mit doppelter Hülle häufen sich allmählig an einer Stelle in der Keimblase Zellen und Zellenkerne zu einem rundlichen Embryonalfleck zusammen, an welchem sich alsdann zwei sehr zarte Blätter deutlich unterscheiden lassen, ein äusseres seröses oder anımalisches und ein inneres vegelatives oder Schleimblatt. Bis zu zwei Linien Durchmesser des Eichens wachsen diese Blätter und der Embryonalfleck oder Fruchthof gleich- mässig an Umfang fort. Dann wird das Ei elliptisch und auf seiner Ober- fläche zeigen sich körnige Erhabenheiten, welche sich später zu Zotten aus- bilden. Bei vier Linien Länge hat das Ei schon eine feste Stelle an der Wand des Uterus gewonnen, deren Schleimhaut sich um dasselbe herumlegt. Dieser blos äusserlichen Anheftung folgt sehr bald eine innige Verbindung, welche eine unverletzte Trennung des Eies vom Uterus nicht mehr gestattet. Der Fruchthof wird jetzt in der Mitte heller, und geht aus der bisher run- den durch die ovale in die birnförmige Gestalt über. Die erste Spur des Embryo zeigt sich. Bei dem Hundeei bildet sich auch nach dem Eintritt in den Uterus keine Eiweissschicht, die Bildung der Keimblase, der beiden Blät- ter, die Anheftung und innige Verbindung mit dem Uterus, des birnförmigen Fleckes ist im Wesentlichen dieselbe. Im Uterus selbst beginnt schon vor dem Eintritt des Eichens eine erhöhete Thätigkeit. An der Bildung des Fruchthofes haben beide Blätter der Keimblase Theil genommen. Ihr äusserer dunkler Ring wird der spätere Gefässhof, der von diesem eingeschlossene helle Raum ist der durchsichtige Fruchthof, in dessen Achse ein heller Streifen, eine von dem serösen Blatle allein gebildete Rinne sich zeigt. Zu beiden Seiten der Rinne treten zwei dunklere "Ansammlungen auf, ee den nächsten Gestaltänderungen des Fruchthofes folgen und =. Anlage des Embryokörpers sind. Sobald der durchsichtige Hof eine bisquit- oder guitarrenförmige Gestalt annimmt, schlagen sich dieselben als Platten über der Rinne zusammen, diese wird dadurch ein geschlossener Kanal, in ‚dessen Innerem neue Zellen das Material für Rückenmark und Gehirn produ- ciren, und an dessen Aussenseite sich kleine dunkle viereckige Plättchen, die ‚Bogenstücke der Wirbel hervordrängen *). Die äusseren Ränder jener An- sammlungen biegen sich gegen die Höhlung der Keimblase um und es ent- steht die vordere Leibeshöhle. Mit der Bildung der Nervensubstanz in dem eben geschlossenen Kanale erweitert sich das vordere Ende der Primitivrinne blasenartig zum Gehirn und das hintere bleibt breit und flach zur Bildung der Cauda equina. Ersteres hebt sich alsbald über die Keimblase empor, schnürt sich ab und biegt sich nach vorn fast rechtwinklig herab. Während dieser Vorgänge mit dem animalischen Blatte beginnt zwischen demselben und dem vegetativen Blatte die Ablagerung beosnderer Zellen, welche zu Gefässen und Blut sich ausbilden und da sie eine besondere Schicht darstellen, als Gefässblatt unterschieden werden. Ein starkes Kreisgefäss zeichnet sich als- bald darin aus, von dem aus bis zum Embryo hin und wieder zu ihm zurück. ein doppeltes Gefässnetz sich entwickelt. Im Embryo entsteht an der Ver- bindungsstelle des abgeschnürten Kopfes mit der Keimblase ein Kanal, der i *), Die Bildung dieser Plättchen beginnt in der Mitte der Länge des Primitiv- streifens und schreitet von hieraus nach vorn und hinten fort, also an der Stelle, wo auch in der ausgebildeten Wirbelsäule der Gegensatz von vorn und hinten auf- gehoben ist und welche wir mit dem diaphragmatischen Wirbel (S. 6) be- zeichneten. 54 Allgemeine Characteristik, bald rythmische Contraclionen äussert und als Herz sich zu erkennen gibt. Er theilt sich oben und unten in je zwei Aeste. Die obern derselben laufen nach abwärts und verästeln sich in der Ebene der Keimblase, die untern gehen . in diese da, wo das Kopfende des Embryo mit ihr verbunden ist. Inzwischen dehnt sich das seröse Blatt weiler aus, und umschliesst mit be- sonderen sich vereinigenden Falten den ganzen Embryo. Eine eigenthümliche Flüssigkeit trennt alsbald das nunmehrige Amnion von dem eingeschlossenen Embryo. Nach diesen einander schnell folgenden Vorgängen beginnt die Bildung des Darmes und die Abschnürung des Embryo von der Keimblase. Zunächst sondert sich das Schwanzende ebenso wie vorher das Kopfende von der Ebene der Keim- blase und bildet das hintere Ende der Visceralröhre. Nun neigen sich all- mählig auch die Seitenränder des serösen Blattes als miltler Theil der Vis- ceralplatten gegen einander, um später die Brust und Bauchhöhle zu schhlies- sen. Aus dem centralen Theile des Gefäss- und Schleimblattes entwickelt sich anfangs als Rinne das Darmrohr, nach dessen Abschnürung die bisherige Keimblase zur Nabelblase wird. Die mit letztrer vorgehenden Veränderun-- gen’ sind je nach den Familien z. Th. erheblich verschieden. Gleichzeitig mit ihrer Bildung tritt an dem untern Ende des Embryo eine kleine gefäss- reiche Blase hervor, die Allantois oder Harnhaut, deren Anlage eine gefäss- reiche Zellenmasse, als eine Wucherung der Visceralplatten des Schwanzes erscheint. Bei Schliessung dieser Platten zur Bauchhöhle wird die Blase in zwei Abtheilungen getrennt, indem der kleinere Theil innerhalb des Embryo zur spätern Harnblase verwandt wird, der äussere alsbald die Ernährung des Embryo durch die Mutter vermittelt. Zu diesem Behufe erweitert sich die Allantois mit ihren Gefässen schnell gegen die äussere Eihaut hin, verwächst mit derselben, sendet ihre Gefässe in deren äussere Zolten, zugleich entwickelt sich die Schleimhaut und das Gefässsystem des Uterus ausserordentlich und die Vereinigung beider Gebilde erzeugt die Placenta oder den Mutterkuchen, in welchem die Gefässe der Allantois mit denen des Uterus in innigste Ver- bindung gebracht sind. Auch in dieser Bildung der Placenta zeigen sich ziemlich auffallende Differenzen bei einigen Familien. Der Embryo ist nunmehr ein isolirtes, nur noch durch den Nabelstrang, durch welchen die ernährenden Gefässe von der Placenta und der Allantois in sie eintreten, mit der Mutter verbundenes Geschöpf, dessen einzelne Organe sich selbständig weiter entwickeln. Das Gehirn zunächst erscheint als einfache blasige Ausbuchtung der Medullarröhre, zuerst eine vorderste Hirnzelle, gleich darauf zwei hintere. Die vordere und hinterste Zelle (heilen sich alsbald wieder in je zwei, so dass fünf Abtheilungen, das Vorder- und Zwischenhirn, das Mittelhirn, das Hinter- und Nachhirn unterschieden werden. Durch eine dreifache Biegung. ist das ganze Gehirn aus der Achse der Medullarröhre und der Ebene der Keim- blase gehoben. Das Vorderhirn wächst schnell weiter und scheidet sich durch eine Falte der Gefässhaut schärfer vom Zwischenhirn ab. Dieses spaltet sich vorn und indem es dadurch zusammensinkt kann das Vorderhirn sich mit seinen hintern Rändern leichter darüber wölben. Diese Ausdehnung erstreckt. sich endlich auch über das Mittel- und Hinterhirn und da gleichzeitig eine früher erst angedeutele, dann tiefer greifende Trennung durch das Septum sich mehr und mehr ausbildet, so characterisirt sich endlich das Vorderhirn deutlich als die grossen Hemisphären, auf welchen erst spät oder gar nicht » Fortpflanzung und Entwicklung. 55 die Windungen bemerklich werden. Inzwischen entwickeln sich im obern Theile des Zwischenhirnes die Sehhügel, an dessen hinterem Rande die Zir- beldrüse, und der niedergedrückte Boden desselben gestaltet sich zum Hirn- trichter. Das Mittelhirn senkt sich mit Zunahme der Hemisphären gleichfalls herab, bildet unten die Hirnschenkel und theilt sich von oben her durch eine kreuzförmige Einsenkung in die Vierhügel. Das Hinterhirn gestaltet sich zum kleinen Gehirn, welches sich über das aus dem Nachhirn entstandene verlän- gerte Mark herüberwölbt. Die Ablagerung der Nervensubstanz in den einzel- nen ursprünglich mit einer völlig durchsichtigen Flüssigkeit erfüllten Zellen geschieht von unten und von den Seiten her bis zur Ausbildung der soliden 'Hirnmasse. Ebenso geschieht die Bildung des Rückenmarkes, in dessen Achse bei einigen Säugelhieren ein nicht ausgefüllter Kanal zurückbleibt. Die peri- pherischen Nerven wachsen nicht aus dem Centralnervensysteme hervor oder ‘von aussen her in dasselbe, sondern sie entstehen gleichzeitig mit den Orga- nen, denen sie angehören, und zwar durch Differenzirung der ursprünglich homogenen Substanz beider. Der Sympathicus erscheint schon frühzeitig, namentlich in seinem Brusttheile, stark entwickelt und bleibt dann gegen die weitere Ausbildung des Rückenmarkes zurück. . Die Entwicklung der Sinnesorgane, wenigstens der höhern, schliesst sich der des Gehirns innig ar. Schon bei der frühesten Bildung der ersten Hirn- zelle zeigt diese vorn zwei sanfte Ausbuchtungen, die sich immermehr von der Zelle abschnüren und zu zwei kegelförmigen Ausstülpungen gestalten. Es sind die vom ersten Ursprunge an von einander getrennten Augen, denn das vordere geschlossene Ende des hohlen Fortsatzes der Medullarröhre wird durch kuglige Ausdehnung zum Bulbus oculi, das hintere röhrige Ende zum soliden Sehnerven. In ersterem bildet sich alsbald eine besondere Augenhaut, die in Gornea und Sklerotica zerfällt. Darauf zeigen sich die Anfänge der Choroidea, später die Iris und eine die Pupille und Linse kapselartig ein- hüllende Membran, welche bei weiterer Ausbildung der einzelnen Theile wie- der verschwindet. Sehr früh erscheint auch die Retina, anfangs beträchtlich dick und allmählig dünner werdend, umgekehrt nimmt der Glaskörper an Grösse zu. Die ersten Anfänge der Linse, deren Fasern aus Zellen der Lin- senkapsel und des Gefässsackes entstehen, sind nech nicht mit genügender Sicherheit erkannt. Später als diese innern Theile entstehen die Augenmus- keln, die Augenlider als sich allmählig vereinigende und bei der Geburt häufig schon wieder getrennte Hautfalten, und. die Thränendrüse. Das Gehörorgan entwickelt sich getrennt aus der Medullarröhre und aus den Visceralplatten, aus jener das Labyrinth, aus diesen die Trommelhöhle und das äussere Ohr. Das l,abyrinth beginnt als blasenartige Auftreibung an der dritten Hirnzelle, zwischen Hinter- und Nachhirn, nur wenig später deut- lich erkennbar als die Augen. Das Bläschen schnürt sich demnächst ab und sein Stiel wird der Hörnerv, und es selbst das Labyrinth, indem es sich mit einer ringförmig entstehenden Kapsel (das Felsenbein) umgibt. Das nunmeh- rige Vorhofbläschen gibt durch Abschnürung seiner Ränder zur Bildung der halbeirkelförmigen Kanäle Veranlassung und durch eine untere Aussackung zur Bildung der Schnecke, welche stark weiter wächst. Die übrigen Theile des Gehöres entstehen aus dem ersten Visceralbogen. In demselben bildet sich in der Nähe des Labyrinthes anfänglich ein Kanal, dessen oberes Ende sich zur Trommelhöhle erweitert, dessen unteres verengtes die Eustachische Röhre wird. Ein aus der allgemeinen Bildungsmasse des Bogens entstehender Knor- a) 56 Allgemeine Characteristik. pelstreifen theilt sich in ein vorderes unteres und hinteres oberes Stück, . je- nes gestaltet sich zum Hammer, dieses zum Amboss. Der Steigbügel ist das ursprünglich mittlere Stück des zweiten in drei Theile zerfallenen Visceral- bogens. Gleichzeitig entsteht das Trommelfell und der dasselbe spannende Ring. Die Verknöcherung der Paukenhöhle sowie des äussern Gehörganges erfolgt viel später, ebenso die Knorpelbildung des äussern Öhres. Später als Auge und Ohr erscheint die blasige Auftreibung der Medullar- röhre, aus welcher sich der Riechnerv entwickelt. Ihr entgegen strebt eine, Einstülpung der Kopfwand, die erste Spur der äussern Nase, lange vor der Bildung der Mundhöhle. Die ersten Spuren des Skeletes zeigen sich bereits in der frühesten Ent- wicklung des Keimes als kleine Plättchen neben dem Primitivstreifen. Zwi- schen denselben in der Mitte liegt die Rückensaite als ein feiner Streifen, die Grundlage der Wirbelsäule. Um diese Chorda lagert sich nämlich frühzeitig ein grobkörniges, zelliges Blastem ab, welches rechts und links an gewissen Stellen besonders wuchert und dadurch eine Menge kleiner Platten erzeugt. Paarweise wachsen dieselben nun über und unter der Ghorda einander ent- gegen und verschmelzen zu Ringen, welche endlich die Rückensaite einschnü- ren und zuletzt nur noch in ihren Zwischenräumen übrig lassen. Die Ringe sind die Wirbelkörper geworden und der Rest der Chorda die Ligamenta in- tervertebralia. Ehe aber die Ringe geschlossen sind, sendet die Belegungs- masse schon Fortsätze nach oben aus, welche das Rückenmark umfassen und die spätern Bögen der Wirbel bilden. Aehnliche seitliche Ausstrahlungen wer- den zu Querfortsätzen und wenn sie sich abschnüren zu Rippen. Die Ver- knöcherung geschieht bald früher, bald später, bei den einzelnen Wirbeln so- wohl als bei einzelnen Thieren von einer verschiedenen Anzahl von Verknö- cherungspuneten aus. Nachdem die häutigen Visceralplatten bereits die Visceralhöhle umschlos- sen haben, dringen in ihnen die seitlichen obern Ausstrahlungen des Ghordal- belegs nach unten und bogenförmig vor und indem sie sich oben abschnü- ren, bildet sich an ihrem untern Ende jederseits ein verbindender Längsstrei- fen. Diese Streifen treten in- der Mittellinie zusammen und verschmelzen zum Brustbein. | Als Grundlage des Kopfskeletes ist die dreigetheilte Kapsel der primiti- ven Hirnzellen zu betrachten. Die Ghorda dorsalis spitzt sich zwischen den aus der hintersten Gehirnzelle hervortretenden Gehörbläschen aus und von der sich hier ansammelnden Belegungsmasse, die nach vorn und oben weiter wuchert, geht die Bildung der Schädelknochen aus. Zuerst entsteht ganz nach Art der Wirbelkörper das Grundbein des Hinterhauptes und vor demselben, auch vor der Spitze der Chorda, der Körper des hintern Keilbeines, welcher allmählig nach hinten rückt und, da kein Rest der Chorda als Ligamentum intervertebrale vorhanden ist, sich unmittelbar zur spätern Verschmelzung an das Grundbein anlegt. Vor diesem hintern Keilbeinkörper und noch unab- hängiger von der Chorda entsteht bei vielen Säugethieren ein besonderer vor- derer Keilbeinkörper. Die seitlichen Hinterhauptsbeine streben unmittelbar aus der Belegungsmasse der Ghorda empor und da sie weit auseinander stehen, schiebt ‚sich die Schuppe als Schaltstück ein. Die beiden Flügel der Keil- beine sind dagegen niemals solche Ausstrahlungen ihrer Körper, sondern bil- den sich selbständig in den Seitenwänden der Hirnkapsel aus. Das beträcht- liche Wachsthum des Gehirns lässt sie oben nicht zum Schluss kommen, son- ‘Fortpflanzung und Entwicklung. 97 dern bewerkstelligt diesen ebenfalls durch eigenthümliche Schaltknochen, die Scheitel- und Stirnbeine. Aus den Fortsätzen der ursprünglichen Belegungs- masse nach vorn geht die Scheidewand der Nasenhöhlen mit den Riechmu- scheln und dem Vomer, das Siebbein, die Nasenbeine und Zwischenkiefer her- vor. Die Mundhöhle und der Schlund entstehen aus dem vordersten unter der ersten Gehirnblase blind endenden Theile der Visceralhöhle. In den Plat- ten dieser zeigen sich schon sehr früh vier von der Hirnkapsel ausgehende Streifen, welche bald die Visceralplatten selbst verdrängen und dann die Visce- ralbögen und Spalten darstellen, deren Verknöcherung sehr schnell aus einer grössern Anzahl von Puncten erfolgt. Ein vom obern Ende des Bogens aus- gehender Fortsatz gestaltet sich zu den Gaumen - und Flügelbeinen um und ein gleichzeitig an der Aussenseite dieses Fortsatzes ausgeschiedenes Blastem gibt die Grundlage für den Oberkiefer und das Jochbein. Eine an der Aussenseife des Visceralbogens hervorwuchernde Belegungsmasse wird zum Unterkiefer, der ebenfalls früh zu verknöchern beginnt. Von der Spalte zwi- schen dem ersten und zweiten Visceralbogen bleibt der äussere Gehörgang als letzte Spur zurück, der also keineswegs als eine Einstülpung von aussen gegen das Labyrinth zu betrachten ist. Vom zweiten Visceralbogen sahen wir oben den Steigbügel entstehen, das obere Stück desselben verschwindet, das dritte und längste Stück zerfällt bei der weitern Metamorphose in das vordere Horn des Zungenbeines, in den Processus styloideus und einige nahliegende Theile. Von der zweiten Visceralspalte erhält sich später keine Spur. Der dritte Visceralbogen löst sich bei seiner Verknorpelung ın vier Stücke jeder- seits. Die beiden obern Stücke verkümmern schnell und verschwinden. Die beiden mittlern bilden den Körper des Zungenbeines, die beiden seitlichen die hintern Hörner desselben; die vordern Stücke erhalten sich bis zur Entste- hung des Kehldeckels und Kehlkopfes. Die dritte Visceralspalte und der vierte Bogen liefern das Material zu den Muskeln, Gefässen, Drüsen und andern Weichtheilen des Halses. .Erst wenn Gehirn und Schädel, Rückenmark und Wirbelsäule in der ‚Anlage vollendet, erheben sich an den Seiten des Embryo in Form kleiner Leisten die Extremitäten. Diese Leisten verlängern sich stielförmig und er- halten alsbald einige Verknöcherungspuncte, mit denen die Gliederung und zugleich auch die Differenzirung ihrer Masse in Muskeln, Nerven, Gefässe u. Ss. w. eintritt. Die Anlage des Gefässsystemes wurde in einem Kanale und den davon ausgehenden Stämmen- erkannt. Beide, Kanal und Stämme, bestehen anfangs nur aus locker zusammenhängenden Zellen ohne Höhle. Mit dem Fester- werden der äussern Wandung bildet sich die innere Höhle, welche mit Flüs- sigkeit und losen Zellen als erste Spur des Blutes gefüllt erscheint. Der Herzkanal krümmt sich dann Sförmig und beginnt seine Gontractionen, durch welche der flüssige Inhalt nach vorn ausgetrieben und durch. die hintern Ve- nenstämme. neuer-herbeigezogen wird. Mit diesen treten die ebengebildeten Gefässe des Gefässblattes in Communication. Die beiden obern Stämme des Herzkanales, die Aortenbogen, gehen an der Basis der Hirnkapsel vorbei in ‘den Hintergrund .des Embryo, vereinigen sich vor den Rückenplatten wieder in einen Stamm, der abwärts laufend sich abermals theilt und mit beiden Aesten bis zum Schwanzende sich erstreckt. Einzelne im Verlaufe abgehende ‚Zweige verästeln sich in der Ebene der Keimblase und stellen die Verbin- dung mit dem venösen Systeme her. Inzwischen hat sich das Herz schon 58 Allgemeine Gcharacteristik: stärker gekrümmt und die losen Zellen in der Flüssigkeit sind zu Blutkörper- chen umgebildet. Der erste Kreislauf des Blutes ist vollständig entwickelt. Das kanalartige Herz erweitert sich an drei Stellen zur Bildung der Kammern, Vorkammern "und des Bulbus Aortae und seine ursprüngliche Lage unter dem Kopfe rückt in die Brust, sobald diese und der Hals am Embryo sich zei- gen: Allmählig und zwar mit der Entwicklung des Darmes treten die von der Wirbelarterie in die Keimblase führenden Aeste bis auf einen sich ver- stärkenden zurück und dieser wird die Arteria omphalomesenterica. Vorn am Herzen bilden sich drei Paare von Aortenbogen, deren vorderste beide die Garotiden und Subclavien, deren zweiter linker die bleibende Aorte (der rechte obliterirt), und deren dritter beiderseits zur Arteria pulmonalis wird. Venen- stämme bilden sich anfangs je zwei in der vordern und in der hintern Kör- perhälfte aus, nachdem schon vorher die Nabelgekrösvene den Kreislauf zwi- schen Embryo und Keimblase eröffnet hat, aber auch diese Hauptstämme er- leiden eine durchgreifende Metamorphose. Die Lungen beginnen mit der Wucherung eines Blastems an der äussern Darmlage vor der Magengegend. Die Bronchien und die Luftröhre entwickeln sich selbständig in demselben und allmählig löst sich das Organ vom Darm ab. Den Kehlkopf deuten zuerst zwei Wülste am Eingange der Luftröhre in den Oesophagus an; sie sind die Anlagen der Giesskannenknorpel , unter de- nen sich später Schild- und Ringknorpel entwickeln. Die erste Anlage des Darmes macht sich in einer Rinne zwischen Schleim- und Gefässblatt bemerklich. Diese Rinne schliesst sich von vorn und hinten gegen die Mitte hin zu einem Kanale, anfangs noch innig mit der Keimblase verbunden, dann nur noch durch den Nabelblasengang und endlich bis auf die Nabelblasengefässe aus der Verbindung mit dieser heraustretend. Gleich- zeitig verlängert sich das Darmrohr beträchtlich und theilt sich in drei Ab- theilungen. Der Anfangs- oder Munddarm verläuft auch später noch gerad- ling und gestaltet sich zur Mundhöhle mit der Zunge, zur Speiseröhre, dem Magen und Zwölffingerdarm um, in seiner Umgebung die Speicheldrüsen, Lun- gen, Leber und Pankreas erzeugend. Der eigentliche Mund öffnet sich erst mit der oben beschriebenen Bildung der Kiefer. Die Zunge wuchert am Bo- den der Mundhöhle, von der innern Fläche des ersten Viseeralbogens hervor. Der Magen erweitert sich ganz allmählig aus einer Ausbuchtung des Darm- rohres. Der Mitteldarm wächst sehr stark unter vielfachen Krümmungen zu den dünnen Gedärmen aus, der nur zum Mastdarm sich umgestaltende End- darm erleidet dagegen die geringsten Veränderungen. Zur Entwicklung der dem Darmkanale “angehörigen Drüsen biegt sich zuerst die innere Darmlage an der betreffenden Stelle sanft aus, alsbald auch die äussere und es entsteht ein kleiner Höcker, gleichsam eine Knospe des Darmes. Die Speicheldrüsen zeigen sich nicht gleichzeitig, sondern nach einander, erst die Unterkieferdrüse, dann die Unterzungen und zuletzt die Ohrspeicheldrüse. Früher als diese wuchert schon das Pankreas hervor auf der linken Seite des Darmes. Die Leber zeichnet sich unter diesen drüsigen Organen durch ihr sehr schnelles Wachsthum aus, indem sie frühzeitig den grössten Theil der Bauchhöhle ein- \, nimmt und gegen die Geburt hin und später wieder kleiner wird. Die Asym- metrie ihrer "beiden Lappen wie auch der der Lungen bildet sich erst all- mählig aus. Die Entwicklung der Milz geht vom Magen aus und ist in ih- rem Blastem häufig mit dem des Pankreas vereinigt. Die Schilddrüse ent- steht zu beiden Seiten des Kehlkopfes ganz selbständig, ebenso die Thymus- Fortpflanzung und Entwicklung: 55 drüse an den Seiten der Lüuftröhre, beide ohne besondere Ausführungs- gänge: Den Harnorganen gehen bei den Säugethieren und höhern Wirbelthieren überhaupt die Urnieren Todbr Wolf’schen Körper voraus, welche gleich nach der Bildung des Darmrohres zu beiden Seiten der Wirbelsäule auftreten. Sie sind schon in der ersten Anlage paarig, aus zwei Reihen kleiner gestielter Bläschen mit verbindendem Längskanal ind Ausführungsgang bestehend. Die Bläschen verwandeln sich in schlängelnde blind endende Kanäle, die sich end- lich zu Knäueln gestalten, wobei gleichzeitig die Länge der ganzen Körper sich beträchtlich zurückzieht und die bandförmige Gestalt in die bohnenför- mige oder rundliche übergeht. ‚Die Ausführungsgänge senken sich in die Al- lantois. Sobald nun die Nieren sich zu entwickeln anfangen, treten die Wolf- schen Körper zurück und verschwinden endlich ganz. Dieselben zeigen sich zuerst als ovale glatte Körperchen, die von hinten nach vorn vorrücken und bald auch auf der Oberfläche sich furchen und zertheilen. Die Zertheilung bleibt bei einigen Säugethieren das ganze Leben hindurch, bei andern ver- schwindet sie wieder vor oder bald nach der Geburt. In dem sie bildenden Blastem erscheinen anfänglich kleine mit ihren Stielen vereinigte Kolben, de- ren Zahl sich mehrt und die Krümmung der Niere veranlasst. Dann macht sich auch der Harnleiter bemerklich. Mit noch grösserer Vermehrung der Kolben strecken sich dieselben in die Länge, schlängeln und winden sich. Die Anlage der Geschlechtsorgane macht sich schon vor der der Nieren am innern Rande der Wolfschen Körper bemerklich als ein weisses aus kleı- nen Zellen und Zellenkernchen bestehendes Blastem. Ein Unterschied zwi- schen männlichen und weiblichen Organen zeigt sich zuerst in der Form, dann in der Stellung. Der Hode wird kurz, ceylindrisch, rückt nach und nach in die Leistengegend herab und zeigt in Querstreifen die er- sten Spuren der Samenkanälchen. Der Eierstock °pleibt länglicher und plat- ter, ‚stellt sich schief und endlich ganz quer, rückt nicht so tief herab als der Hode, und die Follikel bilden sich in ihm später als die Samenkanäle im Hoden. Die Ausführungsgänge, die Samenblase, der Uterus, die Abschnü- rung der Harnblase vom Darme und ihre Verbindung. mit den Genitalien ent- wickelt sich ziemlich schnell, später erst die anfangs völlig unterschiedslosen äussern Genilalien, mit deren Differenzirung auch die Milchdrüsen sich her- anbilden. Ä | In der Entwicklung der Muskeln im Allgemeinen ist noch gar kein Un- ‚ terschied der Säugelhiere von den Vögeln beobachtet worden. Dieselbe be- ‚ ginnt später als die der Knochen und zwar aus kernhaltigen sich verlängern- den Zellen, welche gleichzeitig für die ganze Länge des Muskels von einem Anheftungspunete zum andern erscheinen. Ä Die Körperoberhaut beginnt frühzeitig sich zu entwickeln und zwar aus ‚ einer einfachen von primären kernhaltigen Zellen gebildeten Lage, in der ' durch Faserbildung alsbald die untere Lederbaut von der Epidermis sich scheidet. Letztere bleibt noch lange Zeit hindurch sehr dünn und durchsich- ® tig. Die Hauttalgdrüsen erscheinen gleichzeitig oder später als die Haarbälge, in welchen noch lange vor der Geburt die Haare oder sonstigen Epidermal- ‚gebilde ihre Entwicklung gewinnen. Die Ausbildung des Embryo erfolgt bei den Säugethieren ohne Ausnahme bis zur Geburt hin- im Uterus. Der höchst zarte und weiche Embryo hängt nur an der Nabelschnur befestigt frei im Frucht- oder Schafwasser, welches 60 Allgemeine Characteristik. ihm die leichtesten Bewegungen gestattet und gegen mechanischen Druck von Aussen her möglichste Sicherheit gewährt. Die Ernährung erfolgt durch die Mutter unter Vermittelung der Nabelgefässe. Ueber die Functionen der ein- zelnen Organe während des fötalen Lebens ‚werden wir im allgemeinen Theile unserer Arbeit Ausführlicheres mittheilen. Die Geburt der Jungen erfolgt nun sobald dieselben ausgetragen sind, d. h. die Entwicklung der einzelnen Organe bis zur selbständigen Erhaltung vorgeschritten ist. Frühgeburten kommen normal nur bei den Beutelthieren vor. Die Zeit von der ersten Entwicklung des Embryo durch das fötale Leben bis zur Geburt ist bei den verschiedenen Säugelhieren eine höchst verschiedene; von einigen Wochen bis zu einem Jahre und darüber. Schon die nächst verwandten Thiere weichen hierin, wenn auch nur wenig, von ein- ander ab. Dagegen werden allgemein die Jungen der Pflanzenfresser und der niedern Säugethiere überhaupt verhältnissmässig vollkommener geboren als- die der Fleischfresser. Letztere sind allermeist nackt und blınd, bedürfen aber nur kurze Zeit der Milchernährung durch die Mutter, die erstern dagegen werden sehend geboren, folgen sogleich der Multer, säugen aber längere Zeit. Nach der Geburt liegt die Pflege und Ernährung “der Jungen der Mut- ter ob. Sie ernährt dieselben mit ihrer Milch, bringt ihnen die erste Nah- rung, führt sie auf die Weide, oder hält sie zur Jagd an, schützt sie gegen Gefahren und vertheidigt sie gegen den Feind mit eigner Aufopferung. Der Vater lebt entweder völlig unbekümmert um seine Jungen, bisweilen ist er sogar feindlich gegen sie gesinnt, oder er "nimmt höchstens nur an der Her- beischaffung der Nahrungsmittel und der Vertheidigung gegen den Feind Antheil. Die Zahl der auf einmal erzeugten Jungen ist bei den grössten und bei den vollkommensten Säugethieren gering, meist nur eins, seltner zwei. Sie haben auch nur zwei höchstens vier Zitzen zu deren Ernährung. Bei | andern steigt die Zahl auf 5, 7 und 9, höher nur bei sehr wenigen wie bei ' dem Schwein, wo Fälle von 22 Jungen bei einer Geburt bekannt sind. | Die Lebenszeit der Säugethiere nn im Allgemeinen viel geringer, als ' die des Menschen, denn nur Walfische und Elephanten werden. älter. Die grössern erreichen durchschnittlich ein Alter von 20 bis 30, die kleinern von | 6 bis 15 Jahren. 2 | Geologische Geschichte *). Die Säugethiere geben in ihrem geologischen Auftreten den schlagendsten Beweis für eine allmählige Vervollkommnung des thierischen Organismus auf |! der Erdoberfläche und durch ihr Studium erlangte die Paläontologie über- haupt zuerst eine höhere Bedeutung, die Geologie und Geognosie eine feste | Stütze. | Das erste noch nicht genügend begründete Auftreten eines Säugethieres ) fällt an das Ende der Triasischen Epoche und beruht auf dem Zahne eines ) kleinen insectenfressenden Raubthieres oder Beutelthieres, welchen Plieninger ' in den Keuperbreccie bei Degerloch erkannte. Die ältesten unzweifelhaften N. Spuren von der Existenz der Säugethiere haben uns die Unterkiefer von | Stonesfield aus Schichten der mittlern Juraepoche geliefert. Diese Reste be-.' weisen ganz entschieden das Dasein frühgebärender Beutelthiere in einer Pe- riode, welche durch die höchste Entwicklung des Amphibientypus characterisirt | *) Giebel, Fauna der Vorwelt. Säugethiere. Leipzig 1847. 8. und Allgemeine Paläontologie. Ebd. 1852. 8. | Geologische Geschichte. 61 wird, und in einer Gegend der Erdoberfläche, deren Fauna in der gegenwär- tigen Schöpfung keine einzige jener ältesten näher verwandte Gestalt mehr besitzt. Also Beutelthiere, die noch heutigen Tages unvollkoımmen geboren werden, sind die ersten Vorboten der vollendetsten Thierklasse, nicht fisch- arlige oder amphibiotische Gestalten, sondern Nagelsäugethiere. Mit Eintritt der tertiären Periode erscheinen die Säugethiere zahlreich - und mannichfaltig und schliessen in dieser die geologische Entwicklung des thierischen Organismus ab, indem nunmehr alle Stufen des Thierlebens re- _präsentirt sind. Ihre eigene Geschichte beschränkt sich also auf die letzte Periode der Erdbildung, deren schnell folgende Epochen uns den Wechsel der Gestalten bis zur Schöpfung der heutigen Fauna zeigen. In der ersten terliären Epoche erscheinen einige Flossensäugethiere, Raubthiere, Fledermäuse, Affen und in überwiegender Anzahl und Mannich- faltigkeit eigenthümliche Gattungen” der Hufthiere, besonders Pachydermen. Letztere, die Repräsentanten des amphibiotischen Säugethierlebens, characle- risiren diese älteste Säugelhierfauna des Erdbodens am augenfälligsten. Ge- rade diese Gruppe ist gegenwärtig arm an Arten und Galtungen, ärmer als damals; die Gestalten stehen scharf geschieden neben einander, in jener älte- sten Epoche dagegen waren sie einander mehr genähert. Die entschieden eocenen Reste von Pachydermen deuten auch ausschliesslich auf die Existenz eigenthümlicher Gattungen, also auf eine von der heutigen durchweg verschie- dene Fauna. Die im Allgemeinen grössere Mannichfaltigkeit neben den ver- einzelten Repräsentanten der andern Gruppen, beweist, wie sehr sich die Bildungsfähigkeit des Säugelthiertypus concentrirt hatte. Die Paläotherien, Lophiodonten und Anoplotherien vereinigen in sich Charactere, welche heute auf verschiedene Galtungen und selbst Familien vertheilt sind. In der nächst folgenden Epoche vermehrt sich die Anzahl und Mannich- faltigkeit der Säugelhiere beträchtlich. Cetaceen in noch lebenden und eigen- I thümlichen Gattungen, wiederum viele Pachydermen zugleich mit Wiederkäuern "I und Einhufern, einige Nager und zahlreichere Raubthiere, auch Fledermäuse und Affen. Das Verhältniss zwischen Pflanzenfressern und Raubthieren gleicht sich allmählig aus. Von den eigenthümlichen Gattungen der ersten Epoche sind melre verschwunden und neue an ihre Stelle getreten, zugleich erschei- nen noch jetzt lebende Gattungen. Die Zahl dieser steigert sich von nun an ‚schnell. In der folgenden Epoche treten die Raubthiere bereits in ein völ- liges Gleichgewicht mit den Hufthieren. Aber während diese schon mehr # den gegenwäitigen sich genähert haben, sind unter den erstern noch viele ‚ eigenthümliche Gattungen. In der Epoche des Diluviums endlich sind alle heutigen Familien bereits vertreten und zwar zumeist auch durch jetzt lebende Gattungen, ja einzelne Arten sind aus jener Zeit unverändert in die gegen-, 9 wärtige Schöpfung übergegangen. Der Unterschied zwischen der diluvialen N | | und lebenden Säugelhierfauna ist daher nur ein sehr geringer. Wie die Gestalten der ältesten bis auf die diluviale Epoche den heutigen immer ähnlicher werden: so nimmt auch die Verbreitung mehr und mehr den gegenwärtigen Character an. Die Säugethierfauna des mitllern Europa # z. B. war während der ersten und zweiten tertiären Epoche zum grössten ‚ Theile aus Repräsentanten der heutigen Tropenbewohner -gebildet. Erst in der Diluvialepoche gränzen sich die einzelnen Verbreitungsbezirke schärfer ab und nur gewisse Arten bewegen sich. noch in viel umfangreichern Gebieten als ihren heutigen Vertretern angewiesen sind. 62 Allgemeine Characteristik. Eintheilung. Die Klasse der Säugetliere wurde zuerst scharf und natürlich begränzt: und unter ihrem noch heute allgemein als passend beibehaltenen Namen ein- geführt von dem Schöpfer der neuern Naturgeschichte, von Linne in der zehnten Ausgabe des Systema naturae 1758. Er vereinigte hier die Vögel und Säugethiere, als Warmblüter von den kaltblütigen Wirbelthieren geschie- den, und trennte die Säugethiere als lebendiggebärende von den eierlegenden Vögeln. Dureli diese glückliche Wahl der durehgreifenden Charactere, das rothe warme Blut, das "Lebendiggebären und Säugen, war zum ersten Male und für alle Zeiten eine scharfe Gränze zwischen Amphibien, Säugethieren und Fischen gezogen, welche bis dahin Niemand mit gleicher Sicherheit erkannt hatte. Für die weitere Eintheilung der Säugethiere wählte Linne ganz richtig die Bewegungsorgane und das Gebiss. Nach erstern schied er die Flossen- säugelhiere, die heuligen Cetaceen, von den übrigen vierfüssigen Säugelhieren aus und nannte sie Gete. Die übrigen Ordnungen bestimmte er nach dem Zahnsystem, insbesondere den Schneidezähnen, nämlich: Belluae: mehre stumpfe Schneidezähne, oben sechs; Pferd, Nilpferd. Pecora: nur unten Schneidezähne; “oh unsere Wieden Glires: oben und unten 2 Schneidezähne, keine Eckzähne; die heutigen Nagethiere und das Nashorn. | Bestiae: oben und unten Schneidezähne in unbestimmter Zahl, mehr als ein Eckzahn; Schwein, Armadill, ‘Igel, Maulwurf, Spitzmaus, Beu- telthier. Ferae: Schneidezähne oben und unten 6; die carnivoren und omnivoren "Raubthiere mit den Robben und Walross. Bruta: ohne alle Schneidezähne; Elephant und Zahnlose. Primates: vier Schneidezähne oben; Fledermäuse, Affen, Mensch. So glücklich auch die Organe zur Gruppirung hier gewählt waren: so sehr musste bei der damals noch sehr oberflächlichen und lückenhaften Kennt- niss derselben dieser Versuch missglücken. Linne selbst überzeugte sich noch, dass die Ordnung der Bestiae unnatürlich sei und in der letzten Ausgabe seines Systemes wurden die Inseclenfresser zu den Raubthieren, das Arma- dill zu dem Schuppenthier versetzt, auch das Schwein, Nashorn, Pferd und Nilpferd in eine Gruppe vereinigt. Der Weg zu einer natürlichen Eintheilung der Säugethiere war indess durch Linne bestimmt vorgezeichnet und die fortgesetzien Untersuchungen mussten zur sichern Lösung der Aufgabe führen. Pennant hob alsbald!) 27 wichtigsten Unterschiede in der Fussbildung her- vor und begründele auf dieselben vier Ordnungen, nämlich die Säugethiere mit Hufen, mit Zehen, mit Finnen und mit Flughaut. Skopoli?) vereinigte mit Recht die Zehenthiere und Flughäuter in eine einzige Gruppe, characle- risirt durch die Klauen, so dass nunmehr drei grosse Ordnungen begründet waren. In der Anordnung der Familien hatte schon Pennant das Pferd von den übrigen Hufthieren gesondert, auch die Edentaten als harmlose Thiere in eine Familie vereinigt, aber er konnte die Insectivoren noch nicht von den 1) Pennant, Synopsis of Quadrupeds. Chester 1771. 8. —2) Scopoli, Introduc- tio ad historiam naluralem sistens genera lapidum, plantarum et animalium hac- tenus detecla, characteribus essentialibus donata in tribus divisa, subinde ad leges nalurae. Pragae 1777. 8. Eintheilung. 63 Nagern, die Beutelthiere nicht von den Raubthieren, die Wiederkäuer nicht von .den Vielhufern trennen. Für die Säugethiere mit Klauen fand Skopol. einen glücklichen Character in der Zahl der Zitzen, nach welcher.er zwei! Abtheilungen, nämlich solche mit 2 und solche mit mehr als 2 Milchorganen, aufstellte. In der ersten Abtheilung stehen Mensch, Affen, Fledermäuse und Faulthier neben einander. Eine flüchtige Vergleichung der männlichen Ge- schlechtsorgane hätte genügt, um das Faulthier aus dieser unnatürlichen Stel- lung zu vertreiben. Die Familien der zweiten Abtheilung bestimmte und ord- nete Skopoli nicht geschickter als Pennant, und während er unter den Huf- thieren die Wiederkäuer absondert, vereinigt er das Pferd mit den Vielhufern. Völlig misslungen ist die Gruppe der Wasserthiere bei Skopoli, in welcher die verschiedensten Geschöpfe beisammen stehen. Erxleben ') theilte diese Irrthümer nicht, aber er reihte nicht minder unpassend Didelphis den Le- muren an, liess dann die Edentaten folgen, verkannte die insectivoren Raub- thiere ebenfalls noch ganz und stellte die carnivoren Raubthiere zwischen Nager und Pinnaten. Das Material war seit Linne bereits beträchlich vermehrt worden und mit dieser Erweiterung auch die Einsicht in den Organismus der Säugethiere fort- geschrilien, daher es dem ernst und thätig forschenden Blumenbach gelang die Ordnungen schärfer zu characterisiren und in eine ihrer Dignität mehr entsprechende Reihenfolge zu bringen. Schon in der ersten Auflage seines Handbuches der Naturgeschichte von 1779 wählte er folgende Uebersicht der Ordnungen, an derer auch später nichts mehr änderte: 1. Bimanus. II. Qua- drumana. II. Chiroptera. IV. Digitata, welche in Glires, Ferae, Bruta zerfallen. V. Solidungula. VI. Bisulca. VI. Multungula. VIll. Palmata, welche Glires, Ferae oder Bruta sind, und IX. Cetacea. Bis auf die Digitata und Palmata mit ihren parallelen Reihen hat sich diese Classification bis auf den heutigen Tag als die natürlichste bewährt. Hätte Blumenbach bei Aufstellung seiner Doppelreihe der Glires, Ferae, Bruta dem Zahnsystem die gebührende ‚ Aufmerksamkeit geschenkt: so würde ihm die Verwandtschaft des Bibers mit ‚ seinen Zehen-Nagern und der Ottern mit seinen Zehen-Raubthieren nicht ‚entgangen sein, für die Palmaten würde er nur die Seehunde und das Wal- 5 ross übrig behalten haben. Diesen Irrthum vermied denn auch Storr?) als er 1780 sein System der Säugethiere entwarf: Er verselzte unter die Flossenfüsser .nur Robben, Walross und Manati, schied die Nagethiere und Edentaten als gleichwerthe Ordnungen aus und trennte auch die Beutelthiere ‚ zum ersten Male von den Raubthieren. Zu bedauern ist, dass Storr bei die- ‚ ser scharfsinnigen und gründlichen Verbesserung der bisherigen Eintheilung ‘7 gegen Blumenbach die Fledermäuse wieder mit den inseclivoren und omnivo- ‚ ren Raubthieren in eine Familie den carnivoren gegenüber vereinigte. | Die nächst folgenden Versuche das System der Säugethiere naturgemäss zu gliedern haben bei Weitem nicht den Werth als die eben angeführten von ' Blumenbach und Storr, obwohl sie einzelne Familien richtiger erkannten. So finden wir bei Hermann?) die Insectivoren von den übrigen Raubthieren | geschieden, bei Batsch*) die Raubthiere in vier natürliche Familien aufgelös’t, 1) Erxleben, Systema reeni animalis. Mammalia. Lipsiae. 1777. 8. — 2) Storr, = Prodromus metliodi mammalium et avium Tubingae. 1789, 4. —3) Hermann, Tabula 5 affınitatum animalium per totum animale regnum in tribus foliis exposita. Argento- ' rati 1783. 4.— 4) Batsch, Versuch, einer Anleitung zur Kenntniss und Geschichte ' der Thiere und Mineralien, Jena. 1788, 8. 64 Allgemeine Characteristik. aber neben diesen glücklichen Griffen leidet das System beider an grossen Mängeln, selbst an solchen, welche schon gründlich beseitigt waren. Durch die epochemachenden Arbeiten Cüviers wurde endlich die volle Einsicht in die Gliederung des Säugelhiertypus gewonnen, Der erste Entwurf von 1798!) gewährt folgende Uebersicht: l. Quadrumana V. Elephantina Il. Ferae Vl. Pachydermata 1) Chiroptera VlI. Ruminantia 2) Plantigrada VII. Solidungula 3) Carnivora IX. Amphibiotica IE. Rodentia X. Cetacea. IV. Edentata Hinter dieser Eintheilung bleibt die spätere von Nlliger?) in 14 Ordnun- gen weit zurück, denn sie vereinigt die fleischfressenden Beulelthiere wieder mit den Affen, bildet aus dem Känguruh die Ordnung der Springer und löst die Edentaten in drei Ordnungen auf. Dagegen begränzt sie die Fami- lien der Ferae, als Krallenfüssler in unterirdische (insectivore), Sohlengänger (omnivore) und eigentliche Raubthiere (carnivore) getheilt, schärfer als Cüvier und versetzt auch die Elephanten wieder unter die Vielhufer. In seinem neuen fast 20 Jahre später erschienenen Systeme, welches durch das seither bedeutend vermehrte Material zu einer viel strengern und speciellern Gliederung führte, redueirte Güvier°) die Zahl der Ordnungen auf9, ' indem er die amphibiolischen Säugethiere als besondere Zunft unter die Ferae und die Elephanten unter die Pachydermen versetzte, die Beutelthiere aber als eigenthümliche Ordnung von den Carnivoren ausschied. Indem Güvier durch seine vergleichend anatomischen Untersuchungen das richtige Princip der neuern Systematik begründete und dieses für die Säugethiere glücklich durchführte, machte sich gleichzeitig eine naturphilosophische Rich- tung in der Naturgeschichte geltend, welche zwar eine tiefere Einsicht in das Wesen der Organismen erstrebte, aber doch in der Wahl der bestimmenden Momente ihrer Begriffe irrte und daher das Ziel ihrer Aufgabe verfehlte. Oken, der eilrigste und geistreichste Vertreter dieser Richtung, erkannte das Zahn- system als das wichtigste Organ für die Glassification der Säugethiere und scheidet danach die ganze: Klasse in zwei Hauplgruppen: untere Haartlıere | mit Zahnlücken, obere Haarthiere mit angeschlossenen Zähnen. Die erstern ' theilen sich in 3 Ordnungen: Nagmäuse, wohin die eigentlichen Nager, Kau- | mäuse oder Edenlaten und Beutelthiere, und Raubmäuse, zu denen die in- ) sectivoren Raubthiere und Fledermäuse gehören. Die obern Haartliiere haben Hufe und gleichförmige stumpfe, Backzähne und bilden die vierte Ordnung als | Hufthiere, wohin Wale, Schweine und Rinder oder sie sind Nagelthiere mit allen Zahnarten wie Robben, Hunde, Bären, Affen und Mensch. Die irrthümliche Deutung des Zahnsystemes, sowie die einseitige Bevor- zugung desselben vor den Bewegungsorganen führte zur Trennung der nächst | verwandten Gruppen und zur Vereinigung der fremdartigsten Familien in dem } Oken’schen Systeme. Edentaten und Beutelthiere haben, wie wir im speciel- ) len Theile ausführlich darlegen werden, ein völlig verschiedenes Zahnsystem | 1) Georg Cuvier, Tableau el&ömentaire de l’histoire naturelle des animaux. Paris } Mi an 6. 8. — 2) Illiger, Prodromus systematis mammalium et avium. Berolini 1811. 8. — 3) G. Cuvier, Le regne animal, distribue d’apres son organisation. Paris 1817. (Paris 1829 — 1836) 8. Eintheilung. 65 und stehen hier in einer Ordnung beisammen. Das Gebiss der Nager ist dem der Pferde und Wiederkäuer viel ähnlicher als dem der insectivoren Raubthiere und doch sind diese, weit von ihren nächsten Verwandten den carnivoren Raubthieren getrennt, mit den Nagern vereinigt. Die Wale sollen wie die Pferde, Wiederkäuer und Schweine Hufthiere sein, wem aber möchte es ge- lingen, in der Form, dem anatomischen Bau und den Functionen einer Wal- fischflosse eine grössere Aehnlichkeit mit den Hufen der Schweine und Pferde als zwischen diesen und den Zehen aller Nagelsäugethiere nachzuweisen. So unnatürlich Oken die Hauptgruppen begränzte und ordnete, ebenso unnatürlich sind die meisten seiner Zünfte und Familien. Das System hat sich daher auch nur den Beifall der Dileltanten erwerben können, welche nicht über die Bewundrung des Scharfsinnes hinausgehen, der in dem gewaltsamen und über- -raschenden Parallelismus der verschiedenen Organe des thierischen Kör- pers und der höhern und niedern Abtheilungen des Systems dem Unkundi- gen imponir!. Die wichtigsten Unterschiede im Typus der Säugethiere sind in den Be- wegungsorganen und dem Zahnsystem am auffälligsten ausgesprochen. Beide Organe ändern je nach der Lebensweise empfindlich ab und ihre Modificatio- nen verralhen daher auch am bestimmtesten die Aenderungen in der gesamm- ten Organisation. Sie gewähren die ersten und schärfsten Charactere zur Feststellung der Hauptgruppen und Ordnungen. Die Dignität dieser und die darauf begründete Reihenfolge ergibt sich aus der Stufe, welche die Säuge- thiere in der Entwicklungsreihe des thierischen Organismus einnehmen, und ‚ aus den Elementen, welche die Entwicklungsstufen der höhern Thierklassen _ überhaupt bestimmen. Hienach scheiden wir zunächst die strengen Wasser- bewohner mit ihrem gestreckten fischförmigen Körper und den flossenförmi- gen Gliedmassen als die unvollkommenste Gruppe aus. Ihre Mitglieder thei- ‚len sich je nach dem Mangel oder der Anwesenheit der hintern Flossenfüsse in zwei gleichwerthige Ordnungen in die eigentlichen Wale oder Cetaceen ‚und in die Flossenfüsser oder Pinnipedier. Alle übrigen Säugethiere haben fussarlige Bewegungsorgane. Dieselben zeigen einen zwiefach verschiedenen _ Typus, indem entweder ihr letztes Zehenglied ganz von der hornigen Be- deckung eingehüllt ist und bei seiner ausschliesslichen Bestimmung zum Gehen nur mit der Spitze den Boden berührt, oder das letzte Zehenglied nur theil- weise von der hornige Hülle umschlossen und ganz oder zugleich mit den übri- gen Zehengliedern den Boden beim Gehen berührt. Der Unterschied beider von den flossenförmigen Bewegungsorganen ist also ein formeller, anatomischer und functioneller, er ist dasselbe aber auch für die Nagelgänger mit Hufen ‚und für die Zehengänger mit Nägeln, daher die Ungulaten und Unguiculaten zwei den Pinnaten gleichwerthige Hauptgruppen bilden. Die typischen Reprä- sentanten der Hufthiere sind die Schweine. Sie nehmen die Stelle in der ‚5 Reihe der Säugethiere ein, welche die Amphibien in der Reihe der Wirbel- ‚Ahiere haben, d. h. sie bilden den Uebergang von den niedern zu den höhern ‚und vollkommener organisirten Säugethieren. Die wesentlichen Differenzen im Typus der Huftbiere entsprechen der Zahl der Hufe, mit welchen die Thiere den Boden beim Gehen berühren. Darin ist die Trennung der drei schon von Blumenbach erkannten Ordnungen der Vielhufer, Zweihufer oder Wiederkäuer und der Einhufer begründet. ‘ Die Mitglieder der eben bezeichneten fünf Ordnungen bedienen sich ih- rer Gliedmassen ausschliesslich nur zur Bewegung im Wasser oder zum Gelıen Säugelhiere. 5 66 Allgemeine Characteristik. auf dem Festlande. Ihr Zahnsystem ist unvollkommen. Bei den Nagelsäuge- thieren dienen die Extremitäten zugleich noch als Greif-, Grab-, Kletter- und Flugorgane, sie haben überhaupt eine mannichfaltigere Function. Dieser Man- nichfallickeit entspricht die Bildung des Zahnsystemes, welches meist alle Zahn- arten enthält und also ein vollständiges ist. Schon hierdurch characterisiren sich die Unguieulaten als die vollkommneren Säugelhiere im Verhältniss zu den Hufthieren und Pinnaten und ihre ganze innere Organisation bestätigt diese höhere Rangordnung. Die einzeln Stufen innerhalb derselben scheiden sich ebenso scharf und bestimmt von einander als bei den Ungulaten und Flossensäugelhieren. Zunächst werden sie durch das Zahnsystem in zwei Ab- theilungen gesondert, in solche mit unvollständigem und solche mit vollstän- digem, aus allen Zahnarten gebildelem Gebiss. Ersteren fehlen alle Zähne oder nur gewisse Zahnarten. Unter diesen bilden die Nagethiere mit ihren eigenthümlichen Nagzähnen und stets fehlenden Eckzähnen den vollkommnern Typus, die Edentaten haben ein in jeder Hinsicht, in der Zahl der Zahnar- ten, in deren Form und Sructur unvollkommneres Gebiss und beginnen da- her die Reihe der Nagelsäugethiere. Die höhern Ordnungen mit allen Zahn- arten sind ihrer gesammten Organisation und ihrer Dignität nach leichter zu erkennen als nach einem durchgreifenden Character zu unterscheiden. Einige Beutelthiere schliessen in ihrer Lebensweise, in Zahnbau und Fussbildung noch ziemlich eng an die Nager an, andere dagegen sind entschiedene Raubthiere. Dessen ungeachtet sind beide durch den physiologischen Character der Früh- I geburt, der nirgends in der Reihe der Säugelhiere vorkömmt und von wesent- licher Bedeutung ist, vereinigt und insgesammt- von den Nagern sowohl als den eigentlichen Raubthieren scharf unterschieden. Ein dieser physiologischen | Eigenthümlichkeit entsprechender äusserer Unterschied der Beutelthiere von I den Raubthieren ist in dem Beutel oder der Tasche gegeben, in welcher sich die Zitzen befinden und die Jungen ausgetragen werden. Wir hätten also m I den Beutelthieren die dritte Ordnung der Unguiculaten, welchen als vierte die eigentlichen Raubthiere sich anschliessen, sowohl hinsichtlich des Zahnsys- temes als der zahlreichen Zitzen am Bauch und an der Brust, nur dass diese hier nicht in Taschen befindlich sondern frei sind. Durch die zahlreichen Zitzen und deren Lage erhalten wir zugleich einen sichern Character, alle noch übrigen Nagelsäugelhiere von den Raubthieren zu unterscheiden, indem dieselben nur zwei Zitzen und zwar an der Brust haben.‘ Auch in den männ- lichen Genitalien ist dieser Unterschied, wie schon früher erwähnt, entschie- den ausgesprochen, in der äusserlich am Bauche angehefteten Ruthe der Raub- thiere und der frei herabhängenden der Fledermäuse und Affen. Beide zeichnen sich überdiess noch durch ihre abweichenden Gliedmassen aus, welche bei den Fledermäusen durch-Flughäute verbunden, bei den Affen zwar frei sind wie bei den Ferae, aber dagegen hinten stets, häufig auch vorn Hände ha- ben. Die Affen nehmen die höchste Stufe in der Reihe der Säugethiere ein, zugleich auch die letzte, denn der Mensch mit seinem selbstbewussten Geiste bildet ein eignes, durch eine weite Kluft von dem Thierreiche geschiedenes Reich, und nicht eine den Affen gleichwerthige Ordnung der Säugethiere. Die Aehnlichkeit dieser mit dem Menschen berührt blos die thierische Seite des letztern, wie sich in gleichem Grade eine Aehnlichkeit des Thierreiches mit dem Pflanzenreiche in vielen Infusorien, Polypen und den Haarsternen ausspricht. Nach den angegebenen Characteren stellen wir die Hauptgruppen und Ordnungen der Säugelhiere nochmals übersichtlich zusammen: Eintheilung. 67 A. Flossensäugethiere. Pinnata. Be men: Flossen. 5. N er I EHRE: Be Bier Elossen: .'. ia ut ee Yelene or Pinnipedia,; B. Hufsäugethiere. Ungulata. Mit mehr als zwei auftretenden Hufen . . . . I. Multungula Mit nur zwei auflretenden Hufen . . . . .2...]V. Bisulca Mit einem Huf ee el re are a Ds Soll C. Nagelsäugethiere. Unguiculata. Mit unvollsländigem Zahnsystem Schneidezähne, oft auch Eckzähne oder alle fehlen VI. Edentata Nagezähne; nur die Eckzähme fehlen . . . VI. Glires Mit vollständigem Zahnsystem . Mit zahlreichen Zitzen an Bauch und Brust in Taschen . . . . VIH. Marsupialia iresamı, ION ZEN IK Wore Mit zwei Zilzen an der Brust Gliedmassen mit Flughaut . . 2» 2 2.2..2..X. Chiroptera Giedmassen frei, hinten slels Hände . . . AI Quadrumana, Von den zahlreichen systematischen Arbeiten über die ganze Klasse der Sär- gelhiere mögen hier nur folgende hervorgehoben werden: F. Ch. D. v. Schreber, Naturgeschichte der Säugelhiere. Mit den Fortselzungen von Aug. Goldfuss und J. A. Wagner. 1775 — 1845. 4. (Neue Nachträge werden erwartet). — Geoffroy St. Hilaire et Fred. Cuvier, Histoire nalurelle des Mammiferes. Paris 1829 sq. fol. — A. G. Desmarest, Mammalogie ou Description des especes de Mammiferes. Paris 1820 — 22. 4. — (C. J. Temminck, Monographie de mammalogie ou descriplion de quelques genres de Mammiferes, dont les especes ont. &tE observ&ees dans les difle- rens musees del’ Europe. Paris 1825—39. 4. — J. B. Fischer, Synopsis Mammalium. Stultgart 1829. 8. — H. R. Schinz, Systemalisches Verzeichniss aller bis jetzt be- kannten Säugethiere oder Synopsis Mammalium nach dem Cüvierschen Systeme. Sololhurn 1845. 46. 8. — C. 6. Giebel, Fauna der Vorwelt. Säugethiere. Leipzig. 1847. 8. — Ducrotay de Blainville, Ostegraphie ou description iconographique com- paree du squelelte et du sysl&me dentaire des cing classes d’animaux verlebres recens et fossiles. Paris 1839 —48. fol. (unvollendel). — G. Cuvier, Recherches sur , les ossemens fossi.es. Paris 1835 — 37.4. edit, 8. — R. Owen, A history of british fossil Mammals and Birds. London 1843 —46. 8. — Paul Gervais, Zoologie et Pa- ‚ leontologie francaise. I. Paris 1848—52. 4. en A. PINNATA. Flossensäugethiere. Die typischen Wasserbewohner unter den Säugethieren haben einen der Lebensweise in ihrem - Elemente entsprechenden Körperbau. Die allgemeine Gestalt ihres Körpers ist gestreckt, fischförmig; der Kopf nicht scharf vom Rumpfe abgesetzt, im Verhältniss zu diesem von ungeheurem Umfange oder sehr klein; die äussern Organe an demselben, Olmen, Augen, Nase gar nicht oder nur wenig hervortretend; der Hals äusserlich nicht sichtbar oder kurz und nur wenig dünner als der Kopf; der Rumpf nach hinten in den Schwanz sich zuspitzend, etwas deprimirt oder seitlich zusammengedrückt; die Glied- massen im Verhältniss. zur Körperlänge sehr kurz, die hintern oft ganz feh- lend und dann durch eine sehr entwickelte Schwanzflosse ersetzt, die fünf ' Zehen nicht frei beweglich, von einer derben Flossenhaut umschlossen. Der Körper ist nackt oder mit einem kurzen, straffen Haarkleide bedeckt. Die verschiedene theils herbivore, theils carnivore Lebensweise bedingt einen mehrfaeh ‘verschiedenen anatomischen Bau und nur der beständige Aufent- halt im Wasser zeichnet diesen durch einige besondere, vorzüglich im Res- piralions- und Cireulationssystem beruhende Eigenthümlichkeiten aus. Die Weibchen haben nur zwei, höchstens vier Zitzen und gebären diesen entsprechend nur ein oder zwei Junge, die der Mutter gleich nach der Geburt folgen. Das Naturell ist meist munter und lebhaft, viele leben gesellig, be- wegen sich leicht und schnell. Alle Fischsäugethiere bewohnen das Meer, zumeist des hohen Nordens, nach den Tropen hin nehmen sie an Zahl und Mannichfaltigkeit ab. Die beiden hierher gehörigen Ordnungen der Cetacea s. Bipinnata und Pinnipedia s. Quadripinnata sind durch die Zahl und den Bau ihrer Flossen- füsse scharf geschieden. Erste Ordnung. CETACEA, Wale. Die Wale oder Fischsäugethiere entfernen sich am Weitesten von allen übrigen Säugethieren, um sich den Fischen, den eigentlich wasserbewohnen- den Wirbelthieren zu nähern. Kopf und Rumpf liegen, durch keinen äusser- lich sichtbaren Hals geschieden, in einer Flucht. An ersterem fehlen die Ohr- muscheln, die Augen sind klein, die Nase tritt gar nicht oder nur wenig her- vor, der Rachen ist gross und meist weit gespalten, die hintern Extremitäten fehlen völlig, die vordern sind bis auf die Wurzelgelenke im Rumpfe verborgen, die fünf nagellosen Zehen durch eine derbe sehnige Haut zu einer Flosse Pinnata. Cetacea. 69 verbunden, auch der Schwanz sehr gewöhnlich mit einer horizontal gestellten, ' zweilappigen aus faserigknorpliger Masse bestehenden Flosse versehen. Die ' Oberfläche ist völlig nackt oder nur mit einzelnen zerstreuten Borsten besetzt. Die Knochen des Skeletes zeichnen sich durch ihre schwammige, locker zellige Structur aus und haben nirgends Markhöhlen, sondern sind von flüs- ' sigem Fett ganz durchdrungen, so innig, dass sie selbst nach längerem Blei- ' chen nicht die schöne weisse Farbe der Knochen höherer Säugethiere erhalten. Ä Der Schädel, bei einigen von ungeheuren Dimensionen, bei andern in normalem Verhältniss zur Grösse des Rumpfes, zeichnet sich fast allgemein ‚ durch grosse Asymmelrie aus, welche oft schon frühzeitig, im fötalen Zustande und nicht erst nach der Geburt sich ausbildet. Am Hinterhaupt ist das # grosse Foramen ganz an die hintere Fläche gerückt, meist von beträchtlichem, # sundlichem Umfange, seitlich von den grossen, flachen, breiten und sehr stei- ‚len Gelenkflächen für den Atlas begränzt. Das Grundbein ist sehr gross, # breit und dünn, ebenso die starkgewölbte Schuppe, welche in der Mitte ver- tieft ist und hier an der Innenseite einen nach unten sich theilenden sichel- # förmigen Fortsatz trägt. Besondere Muskelfortsätze fehlen, häufig kommen © dagegen unverknöcherte Stellen vor, wie denn auch die ganze Nackenfläche © geneigt ist. Das hintere Keilbein verschmilzt schon frühzeitig mit dem Grund- # beine des Hinterhauptes, ist übrigens wie dieses breit und lang, flach ausge- höhlt. Die grossen Flügel haben einen mässigen Umfang, die untern einen beträchtlichen und vergrössern besonders die untere Schädelfläche. Nach vorn ‚an das Gaumenbein stossend bilden sie einen Theil der hintern Gaumenfläche. # Die Schuppe des Schläfenbeines ist sehr klein, der Jochfortsatz allgemein sehr dick, seine Unterkiefergelenkfläche platt und durch keine Vorsprünge begränzt. " Das Felsenbein bleibt stets vom Schläfenbein getrennt, indem es nur durch ‚ fibrösknorpliges Gewebe verbunden ist. Die Scheitelbeine verschmälern sich # gegen die Mittellinie hin in einen dünnen Fortsatz und erreichen sich hier n:cht immer, sondern das Stirnbein berührt unmittelbar die Hinterhauptsschuppe. Bei jungen Thieren schiebt sich jedoch das os interparietale ein. Desto grösser sind die Stirnbeine, die schon frühzeitig mit einander verschmelzen. Das Siebbein ist häufig nicht durchlöchert, nur ein bis drei kleine Löcher ‚ perforiren dasselbe. Der Oberkiefer besitzt bei der grossen Mannichfaltigkeit ‚seiner Formen immer eine beträchtliche Grösse, hinten breit und platt, zu- weilen das Stirnbein bedeckend, nach vorn verlängert, an der Gaumenfläche schmal. Wo ein selbständiges Zygoma fehlt, stösst sein Jochfortsatz unmit- ‚telbar an den des Schläfenbeines. Der Zwischenkiefer ist meist lang und schmal,. an der untern Seite nur vorn sichtbar. Die Nasenbeine haben eine ganz eigenthümliche Gestalt und Lage. Ein kleines undurchbohrtes Thränen- bein scheint wohl allgemein vorhanden zu sein, wenigstens in der Jugend. ‚Das Jochbein ändert auffallend ab. Die Gaumenbeine zeichnen sich durch ‚ansehnliche Dicke aus. Die Muschelbeine scheinen verkümmert zu sein oder '# fehlen vielleicht ganz. Dagegen ist die Pflugschar sehr gross und stark. ‚Der Unterkiefer ändert je nach den Familien in seiner Gestalt mehrfach und auffallend ab. In der Wirbelsäule ist der Hals die kürzeste Gegend. Ihre sieben Wir- "bel gleichen dünnen platten Ringen, von denen in Folge der geringen Beweg- ‚lichkeit nicht selten einige mit einander verwachsen, aber auch dann ist die ‚normale Zahl noch aus der Zahl der Kanäle zu erkennen, durch welche die 70 Pinnata. Cetacea, Halsnervenpaare hervortreten. Die Verwachsung trifft gewöhnlich einige der vordern, ausnahmsweise bis sechs oder sämmtliche Wirbel. Eine wirkliche Verringerung der Halswirbel auf sechs ist erst bei Manatus und Ryline mit Bestimmtheit nachgewiesen. Der Atlas hält sich gern frei von der Verwach- sung und zeichnet sich häufig nicht blos durch grosse Querfortsälze, sondern auch durch einen grossen Dornfortsatz aus. Dem Epistropheus fehlt bisweilen der Zahnfortsatz. An den übrigen Halswirbeln bleiben die bald mehr bald weniger entwickelten Quer- und Dornfortsätze, wenn sie nicht völlig abwesend sind, auch bei der Verwachsung frei. Die Zahl der Brustwirbel schwankt nach der gewöhnlichen Zählung zwischen 11 bis 19, wird aber für die ein- | zeln nach dem diaphragmatischen Wirbel bestimmt um einige grösser auf ) Kosten der Lendenwirbel. Hinsichtlich der Zahl dieser übertreffen die Ceta- ceen alle übrigen Säugethiere, indem sie von 10 bis 24 besitzen. Doch sinkt bei einigen Sirenen die Zahl auch auf das Mininaym von 2 und 3 herab, so dass beide in der ganzen Klasse der Säugelhiere vorkommende Extreme in der Ordnung der Cetaceen vereinigt sind. Bei dem Mangel eines Beckens und des damit verbundenen Kreuzbeines kann eine bestimmte Gränze gegen die Schwanzgegend hin erst in das Auftreten untrer Dornfortsätze gelegt werden. Danach zählt man 22 bis 34 Schwanzwirbel. Die Dornfortsätze nehmen ab- weichend von den übrigen Säugethieren bei den CGetaceen vom ersten Brust- wirbel bis in die mittlere Lendengegend an Höhe zu und von hier bis zum Verschwinden auf den letzten Schwanzwirbeln wieder allmählıg ab. Sie sind meist auch sehr breit. Gelenkfortsätze besitzen nur die vordern Brustwirbel. Die hintiern Gelenkfortsätze verschwinden schon an den hintern Brustwirbeln und glechzeitig heben sich die vordern an den Dornfortsätzen empor und bilden Gabeln, welche den vor ihnen stehenden Dorn‘ortsatz umfassen. Die Querfortsätze verhalten sich in ihrer Längenzunahme wie die Dornfortsätze. Die untern Dornen sind Gabelbeine, welche auf der Gränze je zweier Schwanz- wirbel frei angeheftet sind und in den von ihnen gebildeten Kanal die Aorte aufnehmen. In den ersten 4 oder 5 findet eine Grössenzunahme Statt, dann aber eine allmählige Abnahme bis zum Verschwinden. Die Verkümmerung der Fortsätze in der hintern Schwanzgegend trifft zuerst die queren, dann die obern und zuletzt die untern Dornen. Die Wirbelkörper sind eylindrisch, ihre Epiphysen meist sehr lange oder stets getrennt, die Zwischenwirbel- löcher sehr gross. Von den Rippen artieuliren nur die vordersten gleichzeitig mit dem Wirbelkör- per und dem Querfortsatze, die folgenden nur mit dem le‘ztern. Ausnahmsweise heften sich alle Rippen nur an die Querfortsätze und die letzten rudimentären lösen sich auch noch von diesen ab. Die Zalıl der wahren Rippen sinkt hier auf ihr Minimum herab, denn die Walfische haben nur eine; überhaupt scheint deren Zahl nicht über sechs zu steigen, so dass stets mehr falsche vorhanden sind. Die Rippenknorpel verknöchern meist, oft schon während des fötalen Lebens. Das Brustbein besteht nur aus einem einzigen, oder aus wenigen hinter einander liegenden Stücken, ist meist sehr kurz und breit, oft mit einem mittleren Loche versehen. Bei einigen Celaceen bleibt es lange Zeit hindurch knorphig. In den vordern Extremitäten wird der Schultergürtel nur aus dem sehr breiten und starken Schulterblatt: gebildet. Der obere Rand desselben ist sehr convex, die Gräte fehlt völlig oder ist*sehr klein, nach vorn gerückt, mit hakig ausgezogener Ecke. Die übrigen Gliedmassenknochen zeichnen sich durch ihre Kürze und platte Form aus. Der breite Oberarm gelenkt mittelst Pinnata. Cetacea. 711 eines halbkugligen Kopfes am Schulterblatt und hat an dessen innerer Seite ‚einen sehr dicken Höcker. Der untere Kopf trägt zwar zwei besondere Flächen für die Unterarmknochen, aber gemeinlich ist dieses Gelenk nicht frei. Speiche und Elle, meist so breit als lang, verwachsen an beiden Enden unbeweglich mit einander. Die Handwurzel besteht aus wenigen (3 bis 6) in zwei Reihen liegenden, rundlichen, ebenfalls unbeweglichen Knochen. Die fünf Mittelhandknochen sind völlig platt, nur die beiden äussern kleinen etwas gerundet. In den Fingern mehrt sich hier alleın unter allen Säugethieren die Zahl der Glieder über drei, aber dieselben sind unbeweglich verbunden. Die Gliederzahl steigt in einzelnen Fingern auf 6, 9, sogar 12. Doch gibt es auch Gattungen mit der normalen Zahl drei. Die Phalangen werden bis zum letzten hin kleiner, dieses spitzt sich zu, trägt aber allerımeist keinen Nagel oder besonders ausgezeichnete hornige Hülle. Die hintern Extremitäten fehlen und mit ihnen auch das Becken. Statt dessen finden sich ausser unmittelbarer Verbindung mit der Wirbelsäule bei den Delphinen zwei ceylindrische Knochen, welche den Zellkörper der Ruthe (ragen. Bei andern Getaceen sind diese Knochen breit und flach, auch wohl durch einen dritten queren mit einander verbunden. Ihre Lage ist da, wo das Auftreten untrer Dornen den Anfang der Schwanzgegend bezeichnet. Das Zahnsystem ändert je nach der herbivoren oder carnivoren Lebens- weise auffallend ab. Im Allgemeinen sind aber die Zähne einer Reihe und die der obern und untern Reihe von sehr übereinstimmender Form. Die grösste bei den Säugelhieren vorkommende Zahl der Zähne haben die Ceta- ceen und dennoch fehlen im Gegentheil Einigen alle Zähne, wenigstens ver- lieren sie dieselben schon in der frühesten Jugend. Die Muskulatur der Cetaceen ist einfach und sehr kräftig, zur Ausfüh- rung schneller und leichter Bewegungen in dem flüssigen Element eingerich- tet, zu Bewegungen auf dem Lande ganz untauglich. Das Auf- und Nieder- steigen sowie .die horizontale Bewegung vollführt der von einer kräftigen wag- rechten Flosse unterstützte Schwanz, die seitlichen Wendungen die vordern Flossen. Die Muskeln sind von dunkelrother Farbe, sehr grobfaserig und verlieren- bald nach dem Tode ihr faseriges Ansehen. Bei dem Mangel der hintern Gliedmassen fehlt auch die für dieselben bestimmte Muskulatur, ebenso sind die Muskeln der untern Glieder in den vordern Extremitäten durch de- ren Umgestaltung zu Flossen entbehrlich geworden. Von der Schuppe des Hinterhaupts beginnt der grosse Musculus spinalıs dorsi, heftet sich mit langen Sehnen an die Wurzeln aller Dornfortsätze und verwächst schon von den vordern Rückenwirbeln an mit dem M. sacrolumbalis und M. longissimus dorsi, deren äusserer Rand sich an die Rippen und später an die starken Querfort- sätze heftet. Letztrer beginnt gleichfalls an der Schuppe des Hinterhauptes und löst sich, bevor er die Schwanzflosse erreicht in neun lange Sehnen auf. Ihnen entgegen wirkt der M. psoas major, der von den letzten Rippen und Rückenwirbeln, von den Körpern und Querfortsätzen der Lendenwirbel ent- springt und mit zahlreichen Sehnen an den Spitzen der untern Dornen ange- heftet ist. Die zur Bewegung der Rippen bestimmten Muskeln bieten keine besondern Eigenthümlichkeiten. Der M.rectus abdominis Jäuft von der ersten Rippe bis. in die Gegend der Genitalien, wo er sich dann sehnig in der zwischen Streck- und Beugemuskeln des Schwanzes liegenden fibrösen Haut verliert. Das stark muskulöse Zwergfell hat fast keine pars tendinea und biegt sich oben weit nach hinten. An seiner vordern Fläche wächst ein grosser Theil 712 Pinnata. Cetacea. des Herzbeutels fest. Von den Muskeln der vordern Extremitäten entspringt der Heber des Schulterblattes am Querfortsatz des Atlas und ist sehr kurz. Der grosse Sägemuskel kömmt von den vier obern Rippen. Ein M. cephalo- humeralis geht neben dem M. sternomastoideus herab an den Höcker des Oberarmes und zieht die ganze Brustflosse nach vorn. Der entgegengesetzt wirkende M. lalissimus dorsi entspringt dreizackig an der vierten bis sechsten Rippe, verbindet sich mit dem M. teres major und legt sich an den hintern Rand des Oberarmes. Der Deltoideus ist kurz und stark. An Stelle des Triceps geht ein kurzer Muskel vom Schulterblattrande an das Olecranon. Der Temporalis und Masseter ist sehr schwach, die Gesichtsmuskeln verküm- mert, der Hautmuskel aber deutlich entwickelt. Die Schwanz- und Rücken- flosse besteht aus festem faserigknorpligen Gewebe. Das Nervensystem zeichnet sich im Allgemeinen durch geringe Grösse des Gehirnes und dessen beträchtliche Breite aus. Bei einem 11000 Pfund schweren Walfisch von 19 Fuss Länge wog das Gehirn noch nicht 4 Pfund. Die Windungen auf der Oberfläche der Hemisphären sind zahlreicher sogar noch als bei dem menschlichen Gehirn, zugleich aber in höherem Grade asymmetrisch als bei irgend einem andern Säugethier. Die beide Hemisphä- ren des grossen Gehirns trennende Furche wird im vordern Theile, wo auch der Sichelfortsatz fehlt, von der Arachnoidea brückenartig überwölbt. Auf der Basis ist ein tiefer querer Einschnitt, die Fossa Sylvii wie bei den Qua- drumanen und Robben vorhanden. Die gestreiften Körper sind sehr klein. Dem Ammonshorn fehlen die wellenförmigen Einschnitte und der seitliche Ventrikel hat wiederum mit den Affen ein drittes Horn gemein. Das kleine Gehirn wird fast ganz von den Hemisphären des grossen bedeckt, ist aber im Verhältniss zu diesem sehr beträchtlich. Die Vierhügel sind gross, die darauf liegende Zirbeldrüse klein, die varolische Brücke lang und die Gorpora trape- zoidea wohl allgemein vorhanden. Das Rückenmark füllt den Kanal der Wir- belsäule nicht ganz aus und wird nur bis zur Gauda equina von der dünnen Dura mater eingehüllt, durch welche die Wurzeln der Spinalnerven getrennt hindurchtreten. Von den Sinnesnerven fehlt der Riechnerv bisweilen völlig. Der N. trigeminus bildet innerhalb der Hirnhöhle keine Anschwellung und der N. facialis endet meist in der das Spritzloch umgebenden Muskelschicht, Unter den Sinnesorganen zeichnen sich zunächst die Augen ’) durch ihre sehr geringe Grösse aus. Zuweilen fehlt ihnen das innere Augenlid, stets die Tarsen und die Meibom’schen Drüsen, aber niemals die Thränendrüse. Im Augapfel ist die Sklerotika von ausserordentlicher Dicke, so dass sie die in- nere Höhle linsenförmig vereng. Um den Sehnerven bildet sie eine flache trichterförmige Vertiefung, in der wieder kleinere für die Giliargefässe und Nerven bemerkt werden. Gegen die Hornhaut hin färbt sie sich schwarz- braun und in diese hinein treten ihre Fasern. Diese selbst ist quer elliptisch und sehr flach. Das der Choroidea angehörige Tapetum ist verschiedentlich (blau, grün, weiss) und prächtig gefärbt. Die Pupille hat eine quer verlängerte, zuweilen fast nierenförmige Gestalt, die Linse eine kugelige. Im Gehörorgan sind die weiten Sinus der Trommelhöhle, der Mangel einer knorpligen Grund- lage der Eustachischen Röhre, die Klappen in derselben beachtenswerth. Der Hammer ist fast dreieckig, grösser als der Ambos, und der kleine Steig- ‘) Mayer, analomische Untersuchungen über das Auge vom Walfisch und ande- rer Cetaceen. Rhein. Verhandl. X. 1. Pinnata. Cetacea. 73 “ bügel oft gar nicht perlorirt, sondern solide. Bei dem Mangel der Ohrmuschel entzieht sich die auffallend kleine äussere Ohröffnung häufig der Beobachtung. Sıe führt in den engen häuligen, von einer schwarzen Membran ausgekleide- ten, äussern Gehörgang. Das Geruchsorgan ist bei den pflanzen- und fleisch- fressenden Cetaceen sehr verschieden gebildet. Den Eingang zum Respirationsorgane bildet der sehr grosse, oft pyra- midal zu den hintern Nasenlöchern aufragende Kehlkopf, der wenig geeignet ist eine Stimme hervorzubringen. Quer vor der Luftröhre liegt die bald einfache bald getheilte Schilddrüse. Die Luftröhre selbst ıst sehr weit und kurz, bei den pflanzenfressenden Cetaceen mit einem spiralen Knorpelstreifen statt der Ringe, bei einigen mit sich gabelnden, bei andern mit vorn geöff- neten Knorpeln. Noch vor der Theilung in die beiden Bronchien geht zu- _ weilen ein kleiner Ast in die rechte Lunge ab. Die Lungen sind von sehr beträchtlichem Umfange, besonders oben weit nach hinten verlängert, und nicht gelappt, aber von festem elastischem Gewebe. Die sich in ihnen ver- breitenden Luftröhrenäste stehen unter einander in Verbindung, so dass man von einem Äste aus die ganze Lunge aufblasen kann. Der aus zwei Hälften bestehende Thymus bleibt wie bei andern tauchenden Säugelhieren das ganze Leben hindurch sehr gross. Das Herz, in eine Grube der Lungen eingesenkt, ist platt, breit, gross, an der Spitze meist eingekerbt und hat in der linken Kammer dreimal dickere Wandungen als in der rechten. Die Eustachische und Thebesische Klappe fehlt, aber am Ursprung der dünnhäuligen Lungen- pulsader finden sich drei Klappen mit deutlichen Muskelfasern. Das eiförmige Loch schliesst sich sehr frühzeitig. Lungenpulsader und Aorte bilden nach ihrem Austritte aus den Herzen eine sackförmige Erweiterung. Im Gefäss- system zeigen sich noch mancherlei Eigenthümlichkeiten, die jedoch nicht allgemein sind. Bei der Verkümmerung der vordern Extremitäten ist auch die Arteria subelavia sehr klein. Sie sendet Zweige über das Schulterblatt, in die äussere Fläche der Brust und lös’t sich auf dem Oberarme in zwei Büschel auf, welche die Haut und Knochen der Flossen versorgen. Ein dich- tes Arteriengeflecht liegt in der Brusthöhle zu beiden Seiten der Wirbelsäule, ein ähnliches umgibt das Rückenmark. Die Venen, denen die Klappen feh- ' len, bilden häufiger ausgedehnte Geflechte, auch erweitert sich die untere Hohlader, bevor sie durch das Zwergfell tritt, zu einem sehr beträchtlichen Sinus. Die Iymphatischen Gefässe sind sehr entwickelt. Der Verdauungsapparat bietet mannichfache und höchst beachtenswerthe ; Eigenthümlichkeiten. In den Umgebung der Rachenhöhle fehlen zunächst die Speicheldrüsen den fleischfressenden Eetaeven völlig, dagegen sind sie bei den herbivoren sehr gross, zunal die Öhrspeicheldrüse. Die Zunge ist glatt oder grubig vertieft, zuweilen mit gefranztem Rande versehen, ei den “Pflanzen- fressern sehr kurz und rauh, auch die Innenseite der Backen mit Borsten ‚ besetzt. Gaumenfalten fehlen. Das Gaumensegel ist bei denen mit Spritzap- parat versehenen eigenthümlich, zugleich theilt bei diesen der hervorragende Kehlkopf den Eingang in die Speiseröhre in zwei Oeffnungen. Die Speise- röhre und der Magen sind je nach der Lebensweise verschieden, letztrer je- ‚ doch meist getheilt, seltner einfach. Das Duodenum beginnt bisweilen mit ‚einer sackförmigen Erweiterung, in welche die Ausführungsgänge der Leber ‚ und des Pankreas münden. An der innern Wandung des Darmkanales treten 5 bis 8 Längsfalten hervor. In der Länge des Darmes weichen die pflan- zenfressenden Cetaceen wieder von den fleischfressenden erheblich ab, ebenso 14 Pinnata. Getacea. in ‚Betreff des Blinddarmes, der irinern Schleimhaut ünd andern Structurver- hältnissen. Die Leber ist allermeist sehr klein, beide Hälften wenig oder gar nicht gelappt, dagegen zerfällt die ebenfalls kleine Milz häufie in "mehre Milzen. Das Fett fehlt im Gekröse und eoncentrirt sich vrelrhehr auf die mächtige Specklage unter der Haut. Die Nieren zerfallen sehr gewöhnlich in zahlreiche kleine Läppchen und erhalten dadurch ein traubenförmiges Ansehen. Die Ausführungsgänge der Läppchen vereinigen sich nach und nach zu dem Harnleiter, der vom hintern Ende der Nieren” seinen Ursprung nimmt. Uebrigens sind die Nieren sehr gross, die Nebennieren dagegen klein. Die kurzen Harnleiter münden nah am Blasenhalse in die diekwandige, längliche und merkwürdig kleine Blase. Gleich hinter den Nieren liegen die gestreckten Hoden mit den engverbunde- hien Nebenhoden, von reichen das Vas deferens in vielfachen, D knäuel- förmigen Windungen ausgeht. Samenblaseti besitzen nur die Sirenen. Die Prostata hat ein schwammiges Ansehen, umgibt ringförmig die Harnröhre und wird selbst von einem kräftigen Muskel bedeckt, der auf sie wirkt. Die bald getrennten bald vereinigten Zellkörper der schlangenförmig gekrümmten Ruthe” sind an den rudimenlären Beckenknochen befestigt und bilden vorn eine verschieden gestaltete Eichel, welche von keiner Vorhaut geschützt wird. Die Ovarien der Weibchen sınd eiförmig, die Gebärmutter zweihörnig mit kurzem Körper, der Rand der Tuben nicht gefranzt, die Eileiter mitten längsgefaltet. Die Scheide öffnet sich unmittelbar vor dem After in einem schmalen Längsspalt. Milchdrüsen sind nur zwei in der Schamgegend oder an der Brust vorhanden. In der Körperhaut besitzt das Malpighi’sche Netz eine ausserordentliche Dicke und wird von fadenförmigen Verlängerungen durchzogen, welche von der aus weissen, zähen, sich kreuzenden Fasern bestehenden Lederhaut aus- gehen. Die Epidermis ist glatt und allermeist auch nackt. Unter der Haut sammelt sich allgemein, zumal auf der obern Körperseite eine mächtige Lage flüssigen Fettes an, welches nicht wenig zur Erleichterung des schweren Körpers beiträgt. | Die Wale bewohnen das Meer und zwar die grössten unter ihnen, die zugleich die riesenhaftesten aller Thiere sind, den offenen Ocean nach dem Nord- und Südpole hin, fern von den Küsten, die kleimern dagegen lieben die Nähe der Küsten, besonders grosser Flussmündungen, in die sie auch zuweilen hinaufsteigen. Sie schwimmen ungemein schnell und leicht, halten sich meist an der Oberfläche, um zu athmen, da sie nicht lange unter dem Wasser ohne frische Luft zu schöpfen ausdauern. Auf dem Festlande kön- nen sie sich nicht bewegen und schon nach kurzem Aufenthalte im Trock- nen sind sie dem Verderben preisgegeben. Die meisten leben gesellig, fam- lienweise, einige isolirt, nur zur Brunstzeit paarweise. Sie tragen mehre Monate bis ein Jahr und gebären ein sehr grosses Junge, welches lange säugt und Schutz und Pflege der Mutter geniesst. Ihre Sinnesorgane sind stumpf, daher auch ihre Fähigkeiten gering. Angegriffen suchen sie durch unbän- dige Bewegungen, einzelne auch mit ihrem scharfen Gebiss sich zu verthei- digen. Ihre Nahrung ist theils vegetabilisch, theils animalisch, im erstern Falle Meerespflanzen, im andern besonders Fische und Mollusken. Grosse Gefrässigkeit zeichnet alle aus. Ueber ihr Alter und ihre Entwicklungsge- schichte sind noch keine befriedigenden Beobachtungen gesammelt. Pinnata, Cetacea. 15 Streng an das Wasser geblinden uiid in ihrer ganzen Organisation am weitesten vön den iypischen Säugelhieren sich entfernend nehmen die Wale die niedrigste Stufe in der Reihe der Säugethiere ein. Das warme Blut und die Lungenathmung, das Lebendiggebären und Säugen der Jungen, die voll- kommenere Entwicklung des centralen Nervensystemes, diese wesentlichen Charaetere des Säugetliiertypus sind zugleich die einzigen, welche die Ceta- ceen mit den übrigen Ordnungen ihrer Klasse theilen. Der fischförmige Kör- per, der völlige Mangel der hintern Extremitäten, der Besitz einer Schwanz-, zuweilen auch noch einer Rückenflosse, die Umgestaltung der vordern Glied» massen in Flossen, die geringe Ausbildung aller Sinnesorgane, die ünbestimri- ten Verhältnisse in der Wirbelsäule und den Zehengliedern, die Asymmetrie des Schädels, die nackte Epidermis, die Unvollkommenheit des Zahnsystemes, der Lungen und der Drüsen des Verdauungsapparates, sowie des Muskel: systemes erniedrigen insgesammi hier den Klassentyrüs ällf eine viel tiefere Stufe der Entwicklung als die auf einzelne wenige Organe beschränkte, höchst einseitige Vogelähnlichkeit der Monotremen oder gar die eigenthüm- lichen Frühgebürten der Beutelthiere. Die Cetaceen repräsentiren unter den Säugethieren das Wasserleben ganz in derselben Weise wie die Fische unter den Wirbelthieren. Nach der verschiedenen Lebensweise sondern sich die Gelaceen in zwei Gruppen, nämlich in die fleischfressenden oder ächten Wale und in die pflan- zenfressenden oder- Seekühe. Ausser den oben angeführten allgemeinen Schriften sind über die Cetaceen insbesondere zu vergleichen: W. Rapp, Die Cetaceen zoologisch-anatomisch darge- stellt. Stuttgart 1337. 8. Mit 8 Tfin. — H. Schlegel, AbhandInngen aus dem Gebiele dder Zoologie und vergleichenden Anatomie. Heft 1,2. Leiden 1841 --43. 4. Tf. 1—9. — R. P. Lesson, Histoire naturelle des mammiferes et des oiseaux. Celaces. Paris 1823. 8. — Fr. Cuvier, Histoire naturelle des Cetaces. Paris 1836. 8. — 1. €. Gray, Zoology of Ihe voyage of H. M. S. Erebus and Terror. Mammals Parts 3—d. — Duvernoy, Annales des sciences naturelles 1851. XV. 5. 69. 2. Cete,. Aechte Cetaceen. Die fleischfressenden oder ächten Cetaceen sind characterisirt durch den verlängerten, nach vorn meist zugespitzten Kopf, den weit gespaltenen Mund ohne Lippen, die ganz nach hinten gerückte Nasenhöhle mit einfachem oder doppeltem Eingange, den Mangel des innern Augenlides, die quere Pupille, die kegelförmigen Zähne oder Barten statt derselben, den völligen Mangel der Speicheldrüsen, den vielfach getheilten Magen, das schwammige zellige Ge- webe aller Knochen, die vermehrte Zahl der Zehenglieder, die Unbeweglich- keit der Glieder in den Brustllossen, die Lage der Milchdrüsen neben den Genitalien, und endlich den völlig nackten Körper. Von den besondern Eigenthümlichkeiten in anatomischer Hinsicht sind schon in der allgemeinen Schilderung einige der wichtigsten hervorgehoben worden, andere minder allgemeine werden bei der speciellen Characteristik Erwähnung finden. Vor Allem ist es der Verdauungsapparat, der abweichend von den herbivoren Seekühen für die carnivore Lebensweise eingerichtet ist. Eine sehr grosse Anzahl starkkegelförmiger Zähne bewaffnet die langen Kiefer, aber keine Lippen schliessen den Mund und keine Speicheldrüsen ergiessen ihr Secret in die Rachenhöhle. Die Zunge ist glatt und ohne her- vorragende Papillen, die. Speiseröhre weit und dehnbar, der Magen vierfach. Der erste Magen hat den beträchtlichsten Umfang, die dickste Muskulatur, 76 Pinnata. Cetacea. unregelmässige Runzeln der innern Wandung und zahlreiche kleine Drüsen. Der zweite viel kleinere Magen, der so lange das Thier säugt jedoch der grösste isl, liegt rechts neben dem ersten und mündet nah an der Speise- röhre mit einer weiten kreisförmigen Oeffnung in denselben. Seine Muskel- lage ist schwächer und die mnere Wandung mit einer besondern aus Fasern bestehenden zelligen Schicht ausgekleidet. Der dritte kleinste. Magen ragt mit einem erhöhten Rande seiner Mündung in die Hölle des zweiten und besitzt eine ähnliche nur dünnere zellige Schicht. Der vierte grössere Magen hat eine cylindrische gekrümmte Gestalt und ist nur von einer faltenlosen Schleimhaut ausgekleidet. Der enge Darm hat die 12- bis 15fache Körper- länge. Durch die Pförtnerklappe vom Magen geschieden beginnt das Duo- denum mit einer blasigen Erweiterung und von dieser aus verengt sich der Darm bis zum Rectum hin allmählig, wo auch die Längsfalten verschwinden. Der ganze Darmkanal ıst an einer einfachen Falte des Bauchfells befestigt. Die kleine, undeutlich gelappte Leber führt ihr Seeret durch einen zweiwurz- ligen Gang, dessen Inneres gefächert ist, in den Zwölffingerdarm, die Gallen- blase fehlt und die mit 5 bis 6 Ausführungsgängen versehene Bauchspeichel- drüse ist klein und femkörnig. Die nach der Stirn hinaufgerückte Nasenöffnung führt senkrecht in den, in dem Eingange der Speiseröhre hervorstehenden sehr grossen Kehlkopf und brauchen daher die Thiere beim Atlhnmen nur den obern Theil des Kopfes über die Oberfläche des Wassers zu erheben. Am Kehlkopf ver- längern sich besonders die Giessbeckenknorpel röhrenförmig mit dem fest- verbundenem Kehldeckel, dem alle Elastieität abgeht. Der Ringknorpel liegt horizontal und ist vorn nicht geschlossen, auch fehlen Stimmritzenbänder. Das Herz hat nur eine sehr schwache Kerbung an der Spitze. | Im Skelet ist hier die Asymmetrie des Schädels, die Verwachsung der Halswirbel, die geringe Zahl der wahren Rippen, die vermehrten Zehenpha- langen und deren völlige Unbeweglichkeit characteristlisch. Unter den ächten Getaceen finden sich die grössten kolossalsten Thiere der ganzen Schöpfung, von 50 bis 100 Fuss Länge und entsprechender Dicke. Ihre Nahrung besteht besonders in kleinern Wasserthieren, ın Fischen, Krebsen und Mollusken, die sie bei ihrer grossen Gefrässigkeit ın ungeheuren Mengen vertilgen. Die ganze Gruppe umfasst nur drei Familien, die durch das Zahnsystem characterisirt sind, nämlich: 1) Balaenodea ohne Zähne, aber mit Barten ım Oberkiefer. 2) Delphinodea mit zahlreichen Backzähnen. 3) Monodonta nur mit Stosszähnen im Oberkiefer, ohne Backzähne. 1. Familie. Balaenodea. Wealfische. Getaceen von ungeheuren Dimensionen, mit sehr grossem Kopfe, weit gespaltenem Rachen, mit auf dem Scheitel gelegenen doppelten Nasenlöchern, neben dem Mundwinkel befindlichen sehr kleinen Augen, versteckter Ohröff- nung, mit zahlreichen Hornplatten oder Barten in zwei Reihen im Oberkiefer. Der Kopf misst den dritten bis höchstens fünften Theil von der Ge- sammtlänge des bald plumpen bald schlanken Körpers und spitzt sich nach vorn kegelförmig zu. An der Schnauzenspitze stehen in der Jugend einzelne Borsten, die zuweilen auch bei ältern Thieren noch sichtbar sind. Die Augen liegen ganz nah und etwas über dem Mundwinkel. Cete. Balaenodea. 77 Die Barten sind vier- oder dreiseilige hornige Platten, an denen man eine Rinden- und Marksubstanz unterscheiden kann. Die erstere besteht aus dünnen, übereinanderliegenden Hornblättern wie die Nägel an den Zehen andrer Thiere. Die innere Substanz bilden parallele Röhren, welche am un- tern Rande der Platte in borstenarlige Fasern enden. Sie beginnt erst etwas über der Basis, daher diese hohl ist. Ein aus gekrümmten Hornlamellen bestehender Kranz an der Basis, der bei den kleinern noch ın der Ausbil- dung begriffenen Barten als eine weisse faserige Masse erscheint, verbindet die neben einander stehenden Barten und so vereinigt ruhen dieselben auf einer Zoll dicken gefässreichen Haut, welche mit einer Falte in die basale Höhle einer jeden hineinragt und von dieser fadenartige Verlängerungen in die Röhrchen der innern Substanz absendet. Die Gefässe, deren letzte Ver- zweigungen die Fäden begleiten, kommen mit sehr starken Aesten aus dem Gaumentheil des Kiefers hervor. Zur Aufnahme der zahlreichen Barten ist das Rachengewölbe zu beiden Seiten eines in seiner Mitte hervortretenden Längskieles muldenförmig vertiefi. In diesen Mulden stehen die Platten quer und hinter einander, nach vorn dicht gedrängt, nach hinten in grössern Zwischen- räumen, und nach beiden Richtungen hin kleiner werdend. Mit ihrem stumpfen Ende erscheinen sie am äussern Rande des Kiefer wie regelmässig geordnete senkrechte Stäbe, wie die Zinken eines Kammes, nach der Mitte der Gaumen- ‚fläche hin verschmälern sie sich und enden zugespi'zt. Die Zahl der Barlen beider Kiefer beläuft sich auf 300 bis 1000. Die Barten weichen nach diesen Angaben, die wir den Untersuchungen Rosenthals *) verdanken, wesentlich von der Structur und Anordnung der Zähne aller übrigen Säugethiere ab. Ihre quere Stellung am Gewölbe der Mundhöhle erinnert vielmehr an die Gaumenzähne der Fische als an irgend ein Säugethier und Structur sowohl als die Bildung gleicht unverkennbar den hornigen Epidermalgebilden. Wirkliche Zähne besitzt kein Walfisch, obwohl die Anlage zu denselben im fötalen Zustande vorhanden ist, denn man fand in dem Zahnfleisch des Ober- und Unterkiefers linsenförmige knochenähnliche Körper als Keime von Zähnen **). Am Schädel sind die Kiefer schnabelarlig verlängert, die Aeste des Un- terkiefers schmal und niedrig, bogenförmig gekrümmt, ohne oder mit nur schwach angedeuteten Kronfortsatz und völlig zahnlos. Die Stirnbeine liegen frei, nicht vom Öberkiefer bedeckt; auch die Nasenbeine sind verlängert, ho- rizontal, über das Stirnbein vorragend. Die Nasenhöhle ist durch eine breite Knochenlamelle auf jeder Seite in zwei Abtheilungen geschieden, von denen die obere mit Ethmoidalzellen und durch diese mit einem Loche im Siebbeine in Verbindung steht. Das kleine Thränenbein liegt locker zwischen Stirnbein ‚ und Oberkiefer, das Jochbein ist kurz und dick, der Jochfortsatz des Schlä- fenbeines fast gerade nach Aussen gerichtet. Die hintern Nasenlöcher Öffnen ' sich weit nach hinten und das Foramen oceipitale zeichnet sich durch rela- ‚ tiv geringe Grösse aus. Alle Fortsätze der Wirbel sind breit und kurz. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 14 bis 15 Brust-, 11 bis 15 Lenden- und ‚21 und mehr Schwanzwirbel. Von den Rippen verbindet sich nur eine ' unmittelbar mit dem Brustbeine, die übrigen sind falsche. Das Schulterblatt *) Abhandl. Berlin. Akad. 1832. S. 127. T1.1—3., vgl. auch Owen, Odontography 311. tb. 76. — **) Geofiroy St. Hilaire, Ann. d. Mus. d’hist. nat. X. 364; Eschricht, Det K. Danske Videnk. Selsk. naturvid. og mäth. Afhandl. XI. 1845. p. 281. 78 Pinnata. Cetacea. ist sehr breit und kurz, statt der Gräte nur mit einem Haken versehen. Die Zahl der Zehen verschieden *). Im Verdauungsapparate fällt en sehr geringe Weite der Speiseröhre auf. Der Magen ist dreifach und der Darımkanal mit unregelmässigen, viel- fach zusammenfliessenden Längsfalten ausgekleidet. Ein kleiner spitzer Blind- darm bezeichnet die Gränze zwischen dünnem und diekem Darme. Die Zunge ist ihrer ganzen Länge nach unbeweglich am Boden der Mundhöhle an- geheftet. Ausgewachsen erreichen die Walfische eine Länge von mehr denn 50 Fuss, einige sogar bis 100 Fuss. Sie zeigen sich bisweilen in Schaaren bei- sammen, bisweilen nur einzeln oder paarweise. Einige lieben die Regionen des äussersten Nordens, und verlassen nur selten die Buchten der grossen Eisfelder, andere dagegen ziehen die gemässiglen Meere vor. Hier treiben sie mit über den Wasserspiegel erhobenen Rücken und Spritzlöchern ruhig und langsam umher, bis sie ein Vogel, der sich auf dem scl.wimmenden Goloss niederlässt, erschrickt oder ein feindlicher Angriff stört. Dann schies- sen sie pfeilschnell in die Tiefe oder fliehen mit unbändigen Schwanzschlägen von dannen. Zuweilen naht sich ein Walfisch dem Sciuffe und begleitet das- selbe eine weite Strecke hin. Mit besonderem Wohlbehagen wirft er sich auf den Rücken, plätschert mit den gewaltigen Flossen, die stille Luft mit Donnergetöse erfüllend, stellt sich senkrecht auf den Kopf und schüttelt mit dem Schwanze die ungeheure Wassermasse, dann hebt er schnell den Kopf empor und taucht ebenso schnell wieder unter. Die gewaltige Muskelkralt, mit welcher die grosse Schwanzflosse die Wogen peitscht, führt ihn 12 Mei- len weit in der Stunde fort und befähigt ihn den unabsehbaren Ocean nach allen Richtungen schnell zu durchkreuzen. Bei seiner gewöhnlichen Wande- rung pflegt er jedoch nur vier Meilen in der Stunde zurückzulegen. Bei dem Tauchen geht er in die bedeutendsten Tiefen hinab, bleibt aber nur wenige Minuten unten, nur in Todesgefahr verbirgt er sich bisweilen eine Stunde lang in der Tiefe. Dann kömmt er wieder an die Oberfläche und bläst laut und stark. Aus seinen Spritzlöchern schiess 4 bis 5 Mal in der Minute ein Wasserstrahl empor. Sind viele Walfische beisammen: so gleichen in der Ferne die Wasserstrahlen den rauchenden Schornsteinen einer Stadt. Die Männchen lieben die Weibchen sehr und halten sich gern in deren Nähe auf. Bei der Begaltung, die zu jeder Zeit des Jahres, am häufigsten wohl gegen Ende des Sommers vollzogen wird, wirft sich das Weibchen auf den Rücken und senkt den Schwanz, das Männchen rutscht dann auf den Bauch und plätschert mit den Flossen. Sie tragen 9 bis 10 Monate und gebären im Februar bis April ein, seltener zwei Junge. Diese sind schwarz, 10 bis 14 Fuss lang und ihre Barten schon einige Zoll gross. Sie säugen die fette und nahrhafte Milch der Mutter, wobei sich diese auf die Seite oder den Rücken - legt. Unter der Leitung und dem Schutz der Mutter wachsen sie heran. Erst nach dem zwanzigsten Jahre scheinen sie vollkommen ausgewachsen zu sein. Ihre Lebensdauer kennt man nicht, aber die Zeichen eines hohen Alters sind Zunahme des Grau am Körper und Kopf, Gelblichwerden der weissen Farbe, Abnahme des Thranes, grosse Härte des Specks und Zähigkeit der ,' sehnigen Theile desselben. Die Feinde der Walfische sind besonders der Hay und Schwerdtfisch, die sich in Kampf mit ihnen einlassen und ihren Cada- *) Cuvier, ossemens fossiles VIIIL.b p. ir Balaenodea. Balaena. 79 ver mit grossem Wohlbehagen verzehren. Ihr gefährlichster Feind aber ist der Mensch, der seit 1000 Jalıren ihre Jagd systematisch verfolgt. Zur Walfischjagd segeln die Schiffe im Frühjahr aus. Jedes derselben hat mindestens zwei leicht bemannbare Bote bei sich. Wird ein Walfisch in der Ferne aus dem Mastkorbe erblickt: so hält sich die Mannschaft be- reit. Er taucht und sowie er wieder emporkömmt, werden die Bote zur ‚Verfolgung bemannt. Sie nähern sich dem Ungeheuer, werfen die tödtliche Harpune aus, und feuern auch wohl eine Geschütz-Harpune mit Bomben und Carcassen ab. Das verwundete Thier schiesst blitzesschnell in die Tiefe, kömmt aber bald wieder an die Oberfläche und zeigt durch gewaltige Schwanzschläge seinen Todeskampf an. Ist die Verwundung nicht tödtlich; so sucht es unter einem Eisfelsen oder in wiederholtem Tauchen Schutz. ' Aber bald unterliegt es, da ihm bei jedem Athemzuge an der Oberfläche neue Verwundungen beigebracht werden. Früher war die Jagd viel ergiebi- ger als in diesem Jahrhundert. Zwischen dem 77. bis 79.° N. Br. sam- melten sich mehr denn 300 Schiffe und fingen in zwei Monaten gegen 2000 Wale. Der hauptsächlichste Nutzen der Walfische‘ besteht in dem Thran und Fischbein. Letzteres liefern die Barten und am reichsten und besten die ‚ von Balaena mysticetus. Der Thran wird aus dem Speck gewonnen, von welchem 4 Tonnen schon 3 Tonnen Thran geben. Am meisten enthalten die Kieferüberzüge, die Zunge und die Finnen. Die Familie der Bartenwale zählt nur zwei Galtungen, nämlich Balaena ‚ ohne Rückenfinne und Balaenoptera mit Rückenfinne So bestimmt beide von einander zu unterscheiden sind: so wenig sicher sind die specifischen = Differenzen bei ihnen. Auch hinsichtlich ihrer Lebensweise ist Vieles von ' den Walfischen auf die Finnfische und umgekehrt übertragen worden. Gerade ' die grossartigen Verhältnisse, welche diese Thiere bieten, entziehen ihre ‚ Naturgeschichte der Beobachtung, so dass trotz des regelmässigen Fanges ‚schon seit Jahrhunderten die Wissenschaft hier noch wenig vorgeschritten ist. Balaena L. Die eigentlichen Walfische haben einen plumpen gedrungenen Körper ‚von 50 bis 70 Fuss Länge, keine Rückenflosse und keine Furchen ‚am Bauch, eine nach vorn verschmälerte und abwärts gekrümmte Schnauze, ‚ sehr lange Barten, breite Brustflossen und eine grosse tief ausgeschnittene ‚ Schwanzflosse. Der Skeletbau ist sehr kräftig; am Schädel der Antlitztheil ‚sehr verschmälert, die Unterkiefer stark nach Aussen gebogen, der hirn- ‚tragende Theil kurz und breit, die Zwischenkiefer, Nasen- und Stirnbeine von eigenthümlicher Form. Mit Sicherheit unterscheidet man nur eine nordische und eine südliche ‚Art, von denen die erstere die häufigere und die besser bekannte ist. B. mysticetus Lin.) Der gemeine Walfisch erreicht eine Länge 1) Linne Fauna suec. II, 16; Scoresby, Account ot the arct. reg. I. 449, 26 12 26 12 B: Bonnet. Vech. Haarl. Maatsch. V. 1. 262; Camper, Cetac. 261; Cuvier, oss. foss. V. 26 25. fig. 9. 10; Hunter, Philos. Transact. LXXVII. 6. 371. 26 16—23; A. Wagner, Schreb. Säugeth. VIt. 173; Brandt und Ratzeburg, medic. Zool. I. 111. Tf. 14 fig. 4. Tf. 16. fig. 3. 4. — Synonym mit B. mysticetus sind B. borealis Lesson, ‚B. Groenlandica Lin., B. vulgaris Brisson. Als besondere Art wurde B. glacialis Lacepede, Cetac. 26. 2. aufgeführt, weil er dünner und kleiner, grau von Farbe ‚sei, grössere Flossen und schiefstehende Augen habe. Allein diese Unterschiede ‚sind theils geringfügig theils beruhen sie auf ungenauer Beobachtung. 80 Pinnata. Cetacea. von 60 Fuss und in der grössten Dicke etwa U, bis U, dieses Masses. Der Kopf misst ein Drittheil der Totallänge. Die Schnauze ist sehr schmal, vorn stark abwärts gebogen, nach hinten nur leicht gekrümmt. Die Brust- flosse breit, mit sehr stumpfer Spitze, die Schwanzflosse in der Mitte tief ausgeschnitten. Der obere Theil des Körpers ist schwarz, der untere weiss gefärbt, an den Seiten gehen beide Farben in einander über. Im Alter ändert das Colorit bisweilen ab, in der Jugend zieht es ins Bläuliche. Die ersten zuverlassigen und ausführlichen Beobachtungen über die Naturgeschichte des gemeinen Walfisches verdanken wir Scoresby, der bei dem Fange von 322 Individuen persönlich beschäftigt war. Kein einziges derselben mass über 60 Fuss Länge und ein von Gieseke 1813 bei God- have gemessenes Exemplar von 67 Fuss Länge ist das zuverlässig grösste. Der Umfang hinter den Flossen beträgt 30 bis 40 Fuss und hieraus lässt sich das Gewicht eines grossen Walfisches auf 224,000 Pfund abschätzen. Der klaffende Rachen ist 6 bis 8 Fuss weıt, 10 bis 12 Fuss hoch und 15 bis 16 Fuss lang. Die Brustflossen liegen etwa 2 Fuss hinter dem Mundwinkel und erreichen bis 9 Fuss Länge und 5 Fuss Breite, die Schwanzflosse bei 6 Fuss Länge 20 bis 26 Fuss Breite. Die Augen sind nur wenig grösser als ÖOchsenaugen. Die Barten werden gewöhnlich 10 Fuss lang, bei den grössten 15 Fuss. Vorn tragen beide Lippen ein- zelne kurze weisse Haare. Eine 8 bis 20 Zoll dicke Speckschicht umgibt den ganzen Körper unmittelbar unter der.Haut. Das Fleisch junger Wal- fische ist roth und schmeckt gut zubereitet wie derbes Rindfleisch, bei alten Thieren ist es beinah schwarz und sehr grobfaserig. Die Knochen enthalten in ihrem locker porösen Gewebe viel Oel. Das Gehör scheint gegen Schallschwingungen in der Luft unempfindlich zu sein, ebenso ist das Gesicht über der Oberfläche des Wassers sehr schwach, im klaren Wasser dagegen scharf. Die Stimme fehlt ganz, aber das Athemholen und Ausspritzen des Wassers geschieht mit grossem Geräusch. Die Nahrung besteht in kleinen Wasserthieren, in Medusen, Krebsen, Sepien und be- sonders in Clio. Diese Thierchen verwickeln sich in den Fasern der Barten, wenn der Walfisch mit geöffnetem Rachen schnell an der Ober- fläche hinstreicht. Schliesst er das Maul, so tritt das Wasser an den ‘ Seiten zwischen den Barten heraus und die Thiere bleiben zurück und werden verschluckt. Der Wallfisch bewohnt ausschliesslich die nordischen Meere soweit | hinauf als das Eis ihm den Zugang gestattet. Besonders häufig ist er um Grönland ostwärts bis Spitzbergen, westlich durch die Davisstrasse in die Baffins-Bay und durch die Hudsonsstrasse in die Hudsons-Bay. Die süd- lichen Gränzen seines Bezirkes lassen sich nicht überall angeben, doch | kömmt er an der europäischen Seite nicht an die skandinavischen und schottischen Küsten herab, wenn er nicht dahin verschlagen wird. Esch- | richt gibt als südliche Gränze der Verbreitung bei Grönland den 65.° an. Die unausgesetzten Nachstellungen haben die Zahl der Walfische bereits ungemein verringert und ihnen zu entgehen, ziehen sie sich mehr und mehr zurück in Gegenden, wo der gefährliche Fang den Nutzen zweifel- haft lässt. Von der grossartigen Vertilgung geben z. B. die Jahre 1814 bis 1817 einen Beleg, während welcher von .den englischen Grönlands- fahrern und in der Davisstrasse 5030 Stück erlegt wurden. u Balaenodea. Balaenoptera. 8 B. australis Desmoul.?) Der südliche Walfisch erreicht nicht ganz die Grösse des nordischen, hat einen kleineren Kopf, der nur ein Vier- theil der Totallänge einnimmt und zwischen den Augen relativ breiter ist, eine breitere Schnauze, vorn mit einer starken Erhabenheit und an der Spitze weniger gekrümmt, einen nach dem Mundwinkel hin viel tiefer ab- wärts und nach aussen steigenden Oberkiefer, kürzere Barten, grössere spitzere Brustflossen, eine minder tief ausgeschnittene Schwanzflosse und eine fast ganz schwarze Färbung, indem das Weiss der Unterseite auf eine ' kleine Stelle des Bauches beschränkt ist. Im Skelet ist die specifische Differenz nicht minder ausgeprägt. Der Schädel ist hinten viel höher und breiter, die Kiefer an den Seiten weniger bauchig vortretend, die Stirnbeine und der hintere Ast des Oberkiefers nicht schräg nach hinten, sondern seitlich gewandt, die Nasenbeine schmä- ler, das Schläfenbein von fast quadratischem Umfang. Während der nor- dische Wallfisch 13 Rippenpaare besitzt, finden sich bei diesem 15, von welchen die dritte bis zehnte Köpfchen besitzen, die nicht die Wirbel- körper berühren, drei Paare erreichen das Brustbein. Die erste Rippe gelenkt an zwei Wirbeln, so dass eigentlich 16 Rücken-, 8 Lenden- und 24 Schwanzwirbel gezählt werden. Die Dornfortsätze der Halswirbel ver- schmelzen in einen zusammenhängenden scharfen Kamm. Von den weichen Theilen sind noch keine Eigenthümlichkeiten bekannt. Diese Art liebt die Nähe der Küsten in den südlichen Meeren; an der Südspitze Amerika’s, Afrika’s, Neuholland’s zeigt sie sich häufig ‘und geht von hier weiter nach Norden. An der Ostseite Asien’s besucht sie Japan und steigt vielleicht bis Kamtschatka hinauf, ebenso berührt sie die Küste von Peru, Neuseeland und das mittlere Afrika. Die Existenz der Walfische in frühern Schöpfungsperioden ist erst durch einige Ueberreste aus tertiären Straten nachgewiesen worden, die jedoch zu einer streng systematischen Bestimmung noch keineswegs ge- nügen. Das Schädelfragment eines etwa 24 Fuss langen Thieres aus einer angeblich tertiären Schicht in Paris, welchem Desmoulins?) den Namen B. Lamanoni gab, unterscheidet sich von dem nordischen Walfisch durch ein abweichendes Grössenverhältniss des unvollständigen Schläfenbeines. Andere Vorkommnisse gestatten keine speciellere Vergleichung mit den lebenden Arten. | Baluenoptera Lacep. Die Finnfische unterscheiden sich von dem Walfisch durch ihren schlan- kern. Körperbau, durch meist beträchtlichere Länge, durch eine Fettflosse hinter der Mitte des Rückens, eine kleinere Schwanzflosse, schmälere Brust- flossen, eine weniger gekrümmte Schnauze, viel kürzere Barten und - 2) Desmoulins, Diction. class. IH. 161; Cuvier, oss. foss. Va 368. (h. 25 fie. 1—8 tb. 26 fie. 7. 11. 13. 23. tb. 27 fig. 10—15; Waener, Schreb. Säugeth. VII. 197; Schlegel, Faun. japon. 18. Tf. 28. 29; Abhandlungen I. 37; Lesson, Cetac. 391 (B. anlarclica). — Gray begründet in der Zool. of the voyage of Erebus a. Terror noch eine besondere Art, B. marginata, aus Westaustralien, von der er nur 3 Barten, sehr lang und dünn, rein weiss, mit ziemlich breitem schwarzen Rand an der ‚, aussern Seite gesehen. Die Veränderlichkeit der Barten mit dem Alter und nach den Individualitäten macht den Werth dieser Art mehr als zweifelhaft. | 3) Desmoulins, Diction. elass. II. 107; Cuvier, oss. foss. 4 edit. VIlIb 315 tb. 228 fie. 16. | Säugethiere. 6 82 Pinnata. Cetacea. durch zahlreiche vom Unterkieferrande bis zur Nabelgegend verlaufende Furchen. Die Körperlänge erreicht 90 und meist über 60 Fuss und von dieser nimmt der Kopf meist weniger als ein Viertheil ein, so dass derselbe relativ kleiner als bei dem Walfisch ist. Die Schnauze biegt sich weder vorn so stark herab noch bildet sie unter dem Auge einen so tiefen Bogen. Die Rückenfinne hat eine dreiseilige, bald schmälere bald breitere Gestalt. Die Schwanzflosse theilt sich in zwei lief getrennte, schmale und zugespitzie Lappen. Die schmalen Brustflossen sind meist zugespilzt, und von sehr ver- änderlicher Länge. Das Skelet zeichnet sich durch gedrungene und kräftige Schädelknochen, durch schlanke und zierliche Formen der Rumpfknochen aus. Am Schädel selbst erscheint im Vergleieh mit Balaena der Oberkieferkörper, dessen äussere Wand weniger senkrecht abgedacht, die Zwischenkiefer mit flach gewölbter Oberfläche, in der Mitte des obern Endes ohne bemerkbare Bogenleiste, vorn durch den zwischenliegenden Vomer getrennt, die Stirnbeine mit plaltenför- ınigem breiten Orbitalfortsatz, die Nasenbeine kürzer, vorn und oben mit einer Furche. Der Unterkiefer hat einen deutlichen Kronfortsatz. Die Hals- wirbel bleiben in der Regel getrennt und tragen ansehnliche Querlortsätze. | Ihnen folgen 15 Rücken-, 14 Lenden- und 20 bis 24 Schwanzwirbel, von} denen 15 untere Vförmige Dornen tragen. Die erste Rippe verbindet sich mit | dem letzten Hals- und ersten Rückenwirbel, die zweite bis vierle haben noch einen, den Wirbelkörper nicht erreichenden Kopf, die letzte liegt frei in den Muskeln. | Die lebenden Arten bewohnen gleichfalls die Meere der nördlichen und südlichen Hemisphäre, nähren sich von Fischen und Weichthieren und haben ein wilderes Naturell als die Walfische, daher ihr Fang gefährlicher, zugleich auch wegen der kleineren Barten und des geringeren Speckes minder vortheil- hafl. Man fängt sie deshalb nur gelegentlich. Die fossilen Arten sind aus terliären Straten in vollständigern Resten bekannt als die Balänen. a) M:t verlängerten Brustlilossen: B. longimana Rud.*) Der langflossige Finnfisch nähert sich durch seinen gedrungenen und plumpen Körperbau und dem relativ grossen Kopf mehr als alle übrigen Arten dem Walfische. Besonders charakteristisch für ihn sind die am vordern und hintern Rande buchtig gekerbten, rundlich 4) Rudolphi, Abhandl. Berlin. Akad. 1829. Tf. 1—5; Cuvier, oss. foss. Va tb. 26. fig. 1. 2. 9. 22; Brandt und Ratzeburg, medicin. Zool. I. 122. Tf. 15. fig. 2. Tf. 16. tig. 5—7. — Schlegel hat in der Fauna japon. Mamm. 21. Tf. 30., wo er diesen laneflossigen Finrfisch als B. suleata antarciica aufiührt, zuerst die vielfachen Miss- griffe in der systemalischen Bestimmung nachgewiesen. Synonym sind Balaena Lalandi Fisch., Balaena boops bei Fabricius, Faun. groenland. 36 und Pallas, Zoogr. l. 291, Balaena australis bei Lesson, Celac. 372, Rorqualus antarcticus bei Fr. Cuvier, Celac. 347. Gray hat aus dieser Art in der Zoology of the voy. of Erebus a. Terror, Mamm., die eigenthümliche Gatlung Megaptera gebildet und derselben 4 Arten zu- geschrieben, nämlich M. Poeskop nach Desmoulins, Diet. class. I. 164, welche der Cüviersche Rorqual du Cap ist, dann die Schlegelsche Art, M. antarctica, die eigent- liche M. longimana und eine neue M. americana. Die Identität der drei ersten unlerliegt bei sorgfältiger Vergleichung der Beschreibungen keinem Zweifel, die letzte beruht auf einer blossen Handzeichnung, welche eine niedrigere Rückenflosse und eine breitere Schwanzflosse als specifisch eigenthümlich angibt. Weder der Ursprung der Zeichnung noch die angegebenen Unterschiede gestatten dieser Art eine Stelle im Systeme einzuräumen. Balaenodea. Balaenoptera. 83 I endenden Brustflossen, welche 1/, der Totallänge des Körpers messen, und die halbkugligen Höcker mit fusslangen Bartborsten am Unterkiefer. Am kegelförmigen, wenig über den vierten Theil der Körperlänge ein- nehmenden Kopfe ist der Unterkiefer länger und breiter als der Oberkie- fer, dieser fast gerade, niedrig zugespitzt und mit mehr als 800 Barten besetzt. Die kleinen Augen liegen dicht hinter und über dem Mundwinkel. Die Rückenfinne, über der Nabelgegend gelegen, steigt allmählig auf und ' fällt von ihrer höchsten Spitze mit buchtigem Hinterrande ab. Die Lappen der Schwanzflossen sind gerade nicht tief getheilt, ziehen sich aber spitz aus. Die Bauchfurchen beginnen hinter der zweiten Reihe der Unterkiefer- höcker und laufen parallel bis zum Nabel. Die Furche in der Mittellinie des Bauches ist die längste, die zehn andern jederseits allmählig kürzer. Hinter dem After macht sich eine starke Auftreibung, vielleicht als Andeu- tung einer Afterflosse bemerklich, Die schwarze Färbung der obern Kör- perhälfte geht an der Bauchseite und den Brustflossen in ein Graulich- weiss über. Am Schädel zeigen einzelne Knochen unverkennbar specifische Eigen- thümlichkeiten, so die Nasenbeine in der starken Vertiefung ihrer Ober- fläche und der beträchtlichen Abdachung, die langen vorn hohen und breiten Gaumenbeine, der sehr gewölbte und gebogene Unterkiefer mit kleinem , wenig gekrümmten Kronfortsatz. Die Zahl der Rückenwirbel wird nur auf 14 angegeben, die der Lendenwirhel auf 11 und 22 Schwanzwirbel. Alle | Wirbel sind stark und kräftig. Das Schulterblatt ist höher als breit, die ' Unterarmknochen lang. Drei Handwurzelknochen liegen in einer Reihe. ‚ Der Daumen fehlt, der Zeigefinger hat zwei Glieder, der mittlere 7, der ' vierte 5 und der fünfte wieder zwei Glieder*). Die Beckenknochen sind lang und haben in der Mitte einen starken Höcker. Das grösste gemessene Exemplar hatte 88 Fuss Länge und 26 Fuss lange Brustflossen. Es strandete an den Küsten der Bermudas-Inseln. Zur ' ersten Untersuchung erhielt Güvier das Skelet eines Exemplars vom Kap, ‚ ein drittes strandete an der Elbmündung und gelangte in das Berliner , Museum. Der Verbreitungsbezirk dieses Finnfisches dehnt sich über die Meere beider Halbkugeln aus und er scheint seine Wanderungen über die- ' sen unbegränzten Bezirk auszudehnen. Im Frühjahr nähert er sich den , Küsten und im Winter entfernt er sich in die offene See. Seine Nahrung besteht hauptsächlich in kleinen Fischen. b) Mit kleinen Brustflossen >). B. boops Lin. Das längste aller Thiere, meist mehr denn 80 Fuss „© Länge ja über 100 (105) Fuss erreichend und das schlankste in der *) Cuvier zählte im mitllern und vierten Finger 7, im fünften 2 Glieder. 9) Die Brustllossen der hieher gehörigen Arten messen höchstens den achten ı® Theil der Körperlänge, meist weniger, und sind zugespitzt. Ausserdem sind allge- mein die Lappen der Schwanzflosse tiefer gelheilt und die Rückenflosse kürzer und ‚ höher. Der Körper aller Arten ist schlanker als bei B. longimana und der Kopf relativ kleiner.. Gray hat Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 277 diese Arten in 2 besondere Gattungen vertheilt, nämlich in Balaenoptera, bei welcher die Brustfinne /, und die Rückenfinne ?/;, der Körperlänge von der Nase entfernt, die Dornfort- sätze des 2. und 3. Halswirbels verwachsen und 46 bis 48 Wirbel vorhanden sind, und in Physalus, wo die Brustfinne Y, und die Rückenfinne %, der Körperlänge vom Ende der Nase entfernt, alle Halswirbel getrennt und die Zahl der Wirbel auf 94 bis 64 steigt. Die Stellung der Flossen betreffend müssen wir derselben, bevor 6* 84 Pinnata. Cetacea. Familie der Wale, indem es unter allen den relativ geringsten Umfang hat, der nur den sechsten oder siebenten Theil der Länge beträgt. Der Kopf spitzt sich vor den Augen stark zu, der Körper verdünnt sich von den Brustflossen an allmählig, seine walzenförmige Gestalt wird comprimirt und vor der Schwanzflosse ganz dünn. Die Seiten der Schnauze sind etwas ausgehöhlt und an ihrer Spitze stehen einige Haarbischel. Der Seitenrand des ÖOberkiefers zieht sich bogenförmig um das Auge aufsteigend. In jeder Bartenreihe zählt man etwa 300 Platten. Die kleinen Augen liegen gerade über dem Mundwinkel, die Pupille ist kreisförmig, die Iris tief _braun und schwarz geflammt. Die auf der Stirn etwas vor den Augen sich öffnen- den Spritzlöcher stehen winklig gegen einander und werden von zwei nach vorn verlaufenden Leisten umgränzt. Die Ohröffnung befindet sich zwischen Auge und Brustflosse, ist weiss umrandet und nimmt kaum eine Gänse- spule auf. Ausser den Bauchfurchen treten ähnliche noch um die hintere Wurzel der Brustflosse herum und winklig gegen einander gerichtete zwischen Mundwinkel und Brustflosse. Der After liegt unter dem Anfange der Rückenflosse, davor die Genitalien, neben welchen bei dem Weibchen jederseits eine Längsrinne sich befindet, in der die Zitzen verborgen sind. Die Länge der schmalen Brustflossen varirt von Y, bis Y\. der Körper- ‚ länge. Die Rückenflosse ändert in der Gestalt ab. Die Lappen der Schwanz- | flosse sind Sförmig ausgeschweift. Die obere Hälfte des Thieres ist schön | glänzend schwarz gefärbt, die untere glänzend porcellanweiss, die Furchen ) bläulich schwarz. 9) | Der Schädel misst etwas weniger als den vierten Theil der Körper- | länge. Die Schnauze ist hier stärker gebogen als bei voriger Art, die ) Spritzlöcher schmäler, Gaumenbeine kürzer, Unterkiefer weniger gebogen, | Kronfortsatz stärker und mehr gekrümmt. Die Halswirbel vollkommen ge- trennt, die sechs ersten mit grossen untern Querfortsätzen. 15 Rücken- wirbel mit ebensoviel Rippenpaaren, 14 Lendenwirbel, 20 bis 24 Schwanz- | wirbel, deren 15 erste unten Dornen tragen. Die letzte Rippe nur im ) Fleisch, Die Speiseröhre bei einem 17 Fuss langen Exemplar »3Y, Zoll weit, der Darm vom Magen bis an den Blinddarm 57 Fuss lang, der Blind- darm siebenzöllig, der Dünndarm fünfmal solang als das Thier. Der zweite | Magen ist Sförmig sehr gross, innen mit sehr tiefen Falten, der vierte Magen platt, nicht rund. | nicht zahlreiche genaue Messuugen von Exemplaren verschiedenen Alters vorliegen, jede systemalische Bedeutung absprechen, da selbst das Grössenverhältniss zwischen Kopf und Körper individuellen Schwankungen unterworfen ist. Noch weniger Ge-' wicht legen wir auf die Verwachsung zweier Wirbelfortsätze und die Zahl der Wir- bel kann nur zur Feststellung specifischer, aber nicht generischer Differenzen benutzt werden. | 6) Linne, Syst nat. Xll. 1. p. 106; Wagner, Schreb. Säugeth. VII. 212. Tf. 334. Schlegel hat auch um die Synonymie dieser Art das meiste Verdienst sich erwor- | ben und die ausführlichste Characteristik derselben in den Abhandl. I. 38. Tf. 6. I. 10 Tf. 9. gegeben. Er nennt sie B. sulcata arclica. Auch Rudolphi theilte schätz- bare Untersuchunger in Abhandl. Berlin. Akad. 1822. 27. Tf. 1—5 und Brandt und Ratzeburg, medicin. Zool. I. 119 Tf. 15 fig. 3. 4. Tf. 16 fie. 1. 2. unter dem Namen B. rostrata mit. Bei Lacepede wird die Art als B. Jubartes Celac. 120 Tb. 4 fig. 1., bei G. Cuvier, oss. foss. Va 564. Tb. 26 fie. 6., als Rorgualus borealis nach Jardın aufgeführt. Die Abbildung eines im J. 1825 an der Westküste von Rügen gestran- delen Exemplares veröffentlichte Rosenthal unter dem Titel: Einige naturhistorische Anmerkungen über die Wale. Greifswald 1827. Fol. Balaenodea. Balaenoptera. 85 Die Heimath ist das ganze Polarmeer, der nördliche atlantische und stille Ocean. Das häufige Stranden an den europäischen und amerikani- schen Küsten sowie Andeutungen seines Vorkommens in der Südsee lassen vermuthen, dass der Schnabelwall Wanderungen aus den nördlichen Polar- meeren nach dem Süden unternimmt. “ B. musculus Lin.?) Der grossmäulige Finnfisch erreicht ebenfalls noch 80 Fuss Länge und zeichnet sich aus durch einen fast halbkreisrunden Unterkiefer, der viel breiter und länger als der Oberkiefer ist, durch einen nach vorn spıtzeren Oberkiefer und durch die senkrecht üher dem After stehende Rückenfinne. Der Orbitalfortsatz des Stirnbeines hat einen nach vorn gewandten Hinterrand. Die Nasenbeine sind am Rande tief ausge- schnitten. Das an der Schädeldecke besonders erweiterte Hinterhauptsbein ' ist seitlich convex gerandet und das Grundbein fast langer als breit, wäh- rend bei voriger Art ersteres concav gerandet, letzteres viel breiter als lang ist. Wiewohl dieser Finnfisch einige Male im Mittelmeere und an den Küs- ten der Nordsee strandete und daher ein Bewohner des nördlichen atlan- tischen Oceans ist, kennen wir doch von ihm Nichts weiter als den Schädel, dessen Eigenthümlichkeiten kaum ausreichen, die Art mit Bestimmtheit als eine selbständige aufzunehmen. B. rostrata Fabrie.?) Der kleinste Finnfisch, nur 30 Fuss lang, und daher häufig für das Junge von B. boops gehalten, obwohl bei jener Länge schon ausgewachsen und zeugungsfähig. Die Barten, deren man 320 in jeder Reihe zahlt sind weissgelb. Die Zwischenkieferbeine, bis zum hintern Ende der Nasenbeine reichend, sind vorn zugespitzt, verbreitern sich dann zu einer horizontalen Platte, welche nach hinten eine senkrechte Stellung 7) Linne, Syst. nat. Xi. 1. p. 106; Wagner, Schreb. Säugeth. VII. 228. Tf. 335; Cuvier, oss. foss. Va 372. tb. 26. fie. 5. — Schlegel hält die angegebenen Unter- schiede am Schädel nur für individuell, durch das Alter bedingt, allein A. Wagner erkannte dieselben auch an dem Schädel eines viel jüngern Thieres wieder, so dass die Identität der Art mit B. boops sehr in Frage geslellt ist. Die zuverläs- sigsten Untersuchungen lieferten Cüvier und A. Wagner von Schädeln im Mititel- meer gestrandeter Exemplare von 60 und von 30 Fuss Länge. Die äussern Cha- ractere scheinen wenig auffallend zu sein und daher die Art mit B. boops wohl meist verwechselt. 8) Diese von Fabricius Faun. groenland. p. 40 zuerst unterschiedene Art wurde durch Kröyer, naturh. Zeitschr. I. 617 gegen die häufige Verwechslung mit B. boops in ihrer Selbständigkeit bestätligt. Derselbe untersuchte nämlich ein 23 und ein 26 Fuss langes trächtiges Weibchen. Sowohl die oben angeführten Eigen- thümlichkeiten als die geringe Grösse, in welcher die ‘übrigen Arten noch nicht zeugungslähig sein können, rechtfertigen die Aufnahme dieser Art. Eschricht unter- scheidet sogar noch eine zweile Art, B. microcephala, ohne jedoch die Eigenthüm- lichkeiten derselben mitzulheilen. Gray hat in seiner Gattung Physalus Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 277 drei Arten nach den Querfortsätzen der Halswirbel unterschieden, nämlich 1) Ph. antiquorum die millelmeerische Art (B. musculus), bei welcher die Querfortsätze der Halswirbel sehr ausgebreitet vom zweiten bis sechsten einen Ring bilden, während bei den übrigen dieselben kurz und getrennt sind. 2) Ph. boops, die , Querfortsälze des zweiten Halswirbels dick, kurz, convergirend, am Ende getrennt. 3) Ph. Sibbaldi nach einem 50 Fuss langen Skelet, die Querfortsätze des zweiten Halswirbels sehr verlängert, vereinigt. So beachtenswerth diese Eigenthümlich- keiten auch sind, genügen sie dennoch nicht zur unbedingten Annahme der auf sie gegründeten Arten, da die Fortsätze der Halswirbel auch noch bei Thieren solcher ‚Familien, in welchen ihnen eine bedeutungsvollere Function als unter den Walen ‚ zu Theil geworden ist, erhebliche individuelle Differenzen zeigen. 86 ; Pinnata. .Cetacea, : annimmt. Die Brustfinnen sind weiss, an der Spitze Schwarz. Die Wir- belsäule zählt 48 (nach Hunter nur 46) Wirbel, nämlich 7 deutlich ge- trennte Hals-, 11 Rücken-, 12 Lenden- und 18 Schwanzwirbel. Der Car- pus hat 4 ovale Knochen in der ersten und 2 in der zweiten Reihe, die beiden äussern ‚Finger je 3, die .beiden mittlern wahrscheinlich je 5 Pha- langen. Die Beckenknochen sind verlängert, schmal, flach, und Sförmig gekrümmt. Der Zwergfinnfisch bewohnt den nördlichen atlantischen Ocean bis zum Polarmeere hinauf und besucht sowohl die europäischen als amerika- nischen Küsten, um Fische zu jagen. c) Fossile Arten. B. Cwvieri Desmoul.®) Der Schädel dieser Art misst nur 6 Fuss Länge und 2 Fuss 11 Zoll Breite zwischen den Augenhöhlen. Der Orbi- taltheil der Stirnbeine ist schmäler als bei B. musculus und B. boops und der hintere Rand desselben nicht geradlinig, sondern concav. Die queren Leisten am vordern Theile der Stirnbeine vereinigen sich zu einem mitt- lern Längskamme, der bis zum Hinterhaupt fortläuft. Die aus 41 Wirbeln bestehende Wirbelsäule ist nur 15 Fuss lang. Das fast vollständige Skelet wurde in einer Thonschicht am Pulgnasco in Piacenza entdeckt. B. Cortesii Desmoul. Ein in der Nähe des vorigen entdecktes Skelet von nur 12 Fuss 5 Zoll Länge, wovon 4 Fuss auf den Schädel kommen. Die specifischen Differenzen der einzelnen Skelettheille von voriger Art sind nicht näher bekannt, so dass die Selbständigkeit zweifelhaft ist, 2. Familie. Delphinodea. Die Delphinartigen Wale sind Getaceen von ungeheuren bis mässigen Dimensionen, mit grossem stumpfen oder kleinem zugespitzten Kopfe, mit stets einfacher, allermeist halbmondförmiger Nasenöflnung und mit zahlreichen kegelförmigen Zähnen in den Kiefern. Den nackten gestreckten Körper, die kleinen Augen und Ohröffnungen haben die Mitglieder dieser Familie noch mit voriger gemeinsam, aber die kegelförmigen Zähne und der Mangel der Barten unterscheidet sie schon auffallend von jenen, ebenso ihr einfaches bald auf dem Scheitel bald ganz vorn gelegenes Spritzloch. Auch haben sie im Allgemeinen eine kleinere Schwanz- und Brustflosse, häufiger eine Rückenfinne und die wenigen Bart- haare pflegen nur in der Jugend vorhanden zu sein. Am Schädel ist in dieser Familie die Asymmetrie ganz besonders aus- geprägt. Dieselbe beginnt da, wo die hintere Schädelwand in die obere über- geht und besteht in einem Uebergewicht der rechten Seite bis zur Basis des Schnabels hin, wo die linke das Uebergewicht erhält. An der untern Schä- delfläche und bei jungen Thieren überhaupt tritt diese Asymmetrie minder auffallend hervor. Der Schädel selbst ist pyramidal, der hintere Theil breiter als hoch, der Antlitztheil schmal und sehr verlängert, die Augenhöhlen durch den aufsteigenden Orbitalfortsatz der Stirnbeine von den Schläfengruben ge- 9) Von dieser und der folgenden Art sind mir nur Cuvier’s Angaben oss. fuss. 4 edit. VIlIb tb. 228 fig. 3111 bekannt, die sich auf Cortesi, Sugli scheletri d’un rhinoceronte africano et d’una balena etc. disoterrati ne colli Piacentini. Milano 1809 und auf Dessen Saggi Geologici stützen. — Andere Ueberreste sind zu frag- menlär, als dass ihr verwandtschaftliches Verhältniss mit den bekannten Arten er- mittelt werden kann. Delphinodea. 87 trennt und beide Höhlen vom erweiterten Oberkiefer und Stirnbein über- wölbt, die schief aufsteigende Oeceipitalfläche erreicht den höckerartig auf- gerichteten “Scheitel und von diesem fällt der Schädel nach vorn herab bis zu den kleinen Nasenlöchern. Die Kiefer bilden einen mehr weniger ver- längerten Schnabel. Die Unterkieferäste sind schmal und bestehen hinten nur aus einem äussern Blatte, um welches sich im zahntragenden Theile noch ein inneres anlegt. Die Symphyse beider Aeste ist sehr lang. Beson- dere Unterschiede vom Schädel der Walfische bieten die unter dem Ober- kiefer versteckten Stirnbeine, die weiter nach hinten gelegenen obern und die mehr nach vorn gerückten untern Nasenöffnungen, die statt nach aussen, nach vorn gewandten Jochfortsätze des Schläfenbeines, die umfangsreicheren Schläfengruben, die gewölbte Nackenfläche, das allermeist sehr grosse Hin- ' terhauptsloch. | | In der Wirbelsäule verdient das häufige Verwachsen einiger oder meh- rer Halswirbel Beachtung. Alle übrigen Wirbel zeichnen sich durch die Länge ihrer obern Dorn- und Querfortsätze aus, dagegen sind die untern Dornen der Schwanzwirbel relativ klein. Die Zahl aller Wirbel übertrifft meist die der Walfische. Am breiten Schulterblatt zeigt sich gewöhnlich eine dem vordern Rande sehr genäherte Gräte. Handwurzelknochen pflegen fünf in zwei Reihen vertheilt vorhanden zu sein. Ebenso beträgt die Zahl der Mittelhandknochen und Zehen fünf. Die Zahl der Phalangen schwankt sehr für die einzelnen Zehen, erreicht im Daumen zuweilen 3, in den mittlern Fingern 5 bis 11. Die Kiefer sind gewöhnlich mit einer sehr grossen Anzahl kegelförmiger Zähne bewaffnet, welche nach hinten und vorn etwas an Grösse abnehmen. Zuweilen verkümmern sie im Oberkiefer schon frühzeitig völlig, bisweilen auch im Unterkiefer in höherem Alter. Die höchsten bei den Säugelhieren vorkommenden Zahlen finden sich hier, zugleich auch die am meisten ver- änderlichen. Hinsichtlich der Form lassen sich Schneide-, Eck- und Back- zähne nicht von einander unterscheiden. Dieselbe ist bald mehr bald weni- ger comprimirt und zugespilzt, die Oberfläche glatt oder gestreift, die Wur- zel hohl, die Alveolen weit. Ueber den Zahnwechsel sind keine Beobach- tungen bekannt. Im Verdauungsorgan verdient die ausserordentliche Weite der Speise- röhre und die durchschnittlich zwölffache Körperlänge des Darmes Erwähnung und der dreifache Magen, dessen einzelne Abtheilungen zuweilen wiederum in Taschen geschieden sind. Die Speicheldrüsen, Leber, Milz und die Genita- lien zeichnen sich durch keine allen Mitgliedern gemeinschaftliche Eigenthüm- lichkeiten aus. Die Delphinartigen Cetaceen leben gesellig und verbreiten sich über alle Meere. Einige lieben die hohe See, andere halten sich stets in der Nähe der Küsten auf und besuchen gern die Mündungen grosser Flüsse, ja zwei Repräsentanten sind ausschliessliche Flussbewohner. Ihre Nahrung besteht vornämlich in Fischen und Mollusken. In frühern Schöpfungsperioden schei- nen sie schon in den mannichfaltigsten Typen vertreten gewesen zu sein, besonders in den spätern Tertiärepochen. Indess sind doch erst die wenig- sten in so vollständigen Ueberresten bekannt geworden, dass ihr verwandt- 'schaftliches Verhältniss mit den lebenden genügend festgestellt werden konnte. Die Gattungen schliessen sich in ihrer gesammten Organisation -so innig an einander, dass es oft schwierig ist, sie durch scharfe und allgemeine Cha- 88 Pinnata. Cetacea. ractere gegen einander abzugränzen. Bei der gleichzeitigen sehr unzureichen- der Kenntniss vieler Arten herrschen daher noch die verschiedensten Ansich- ten über den Werth der Gattungen. Wir glauben nach Prüfung der bis jetzt vorliegenden Untersuchungen die folgenden als die natürlichsten annehmen zu dürfen. Physeter Lin. Be die ungeheure Grösse des Körpers und das Verhältniss dieses zum Kopfe enlfernt "sich der Poltfisch von den Delphinen, um sich den Wal- fischen zu nähern. Aber die grosse Zahl kegelförmiger Zähne in dem schma- len Unterkiefer verräth sogleich die nähere Verwandtschaft mit den Delphi- nen. Ganz eigenthümlich ist die gleiche Dicke des Kopfes von der Schnau- zenspitze bis zum Nacken und die am vordern abgestutzten Ende befindliche Lage des Spritzloches. Die Brustflossen sind sehr klein, auch die Rücken- finne gleicht mehr einem blossen Höcker, die Schwanzflosse dagegen ist kräftiger. So auffallend sich auch der Kopf von dem der Delphine unterscheidet, so stimmt doch der Schädelbau beider wesentlich überein. Die schmalen Zwischenkiefer überragen vorn Vomer und Oberkiefer und der rechte ver- längert sich nach hinten viel weiter als der linke. Die Oberkiefer enthalten keine Alveolen, sind breit und ihr äusserer Rand ist aufgerichtet. Die Pflug- schar ist rinnenförmig ausgehöhlt und besonders oben breit. Die Nasen- löcher steigen schief von unten nach oben- und von hinten nach vorn auf, das linke viermal grösser als das rechte; die Nasenbeine sehr ungleich, nicht über den linken Zwischenkiefer reichend, das rechte viel breitere senkt sich tief zwischen den Nasenlöchern hinab, verbindet sich mit dem Vomer und legt sich mit einem unregelmässigen Kamme schief auf die linke Nasen- öffnung. Das Jochbein ist dick und walzenförmig, erweitert sich vorn plat- tenförmig und umgränzt hier die Augenhöhle. Die Liefe Schläfengrube öffnet sich nach hinten. Der Jochfortsatz des Schläfenbeines ist kurz, dick, kegel- förmig, die Gelenkfläche schief, mit vorspringenden Rändern, das Hinterhaupt gross und senkrecht, das Hinterhauptsloch klein und rund, mit den starken Gelenkköpfen am untern Drittheil der Nackenfläche befindlich. Grund- und hinteres Keilbein sind sehr kurz, die untern Nasenöffnungen ungleich. Der Symphysentheil des Unterkiefers ist länger als der freie Ast jederseils. Die Zähne stecken durch Zwischenräume getrennt und locker in den Alveolen, 20 bis 27 in jeder Reihe, alle gleich bis einen Fuss lang, nur die ersten und le'zten etwas kleiner, alle kegelförmig mit hakiger Spitze, deren Schärfe sich abnutzt. Die Zähne des Oberkiefers sind völlig verkümmert, sehr klein und sehr gekrümmt, zu acht jederseits im Zahnfleisch verborgen. In der Wirbelsäule verschmelzen die Halswirbel mit einander und nur der Atlas bleibt frei. 14 Rückenwirbel haben kurze Querfortsätze, vordre nach vorn gerichtete Gelenkfortsätze, welche die hintern nach aussen gerich- teten umfassen, und niedrige sehr breite Dornen. Von den 14 Rippenpaaren ' ) gelenken nur die letzten beiden ausschliesslich an den Querfortsätzen. 20 Lendenwirbel und 19 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt ist verhältnissmässig 1) Cuvier gibt oss. foss. 4 edit. VIIIb 226 nach einem mehr denn 50 Fuss langen Skelete 14 Rippenpaare an, während Bennet und Fabricius nur 10 Paare, 5 wahre und 5 falsche zählen. el jangen wahre Delphinodea. Physeter. 89 sehr schmal, der Oberarm kurz und dick, mit den noch kürzern Unterarm- knochen verwachsend, Zahl der Phalangen in den Zehen unbekannt. Unter der den Körper umgebenden Fettschicht breiten sich schiefkreu- zende Lagen sehniger Stränge aus. Das Fleisch ist sehr hart und grobfase- rig, von vielen dicken und steifen Sehnen durchflochten. Die Spritzlöcher öffnen sich im Schädel hinten wie bei den Walen und Delphine, am Kopfe aber ganz vorn auf der erhöhten Schnauzenspitze in einer nach links gerück- ten queren Oeffnung. Die gleich bleibende Dicke des Kopfes ist durch das "Wallrathbehälter bedingt, welches die muldenförmig gestaltete obere Seite des ganzen Schädels erfüllt. Unter der mehre Zoll dicken Specklage des Kopfes breitet sich zunächst eine dicke, feste, sehnige Masse aus und diese bedeckt eine ähnliche von der Schnauze bis zum Nacken sich erstreckende Sehnen- lage. .Der Raum unter dieser enthält in Zellen das Wallrath, eine ölige, helle, weisse Flüssigkeit. Der ganze Raum ist durch eine horizontale Wand in eine obere Kammer, die Klappmütze, und in eine untere Kammer getheilt. Beide hängen durch Oeffnungen mit einander zusammen, verschmälern sich nach vorn und erweitern sich nach hinten. Sie enthalten oft über 50 CGent- ner Wallrath. Ein besonderer Wallrath führender Kanal läuft nah vom Kopfe bis zum Schwanze des Thieres und kleine Säckchen sind im Fleisch und Fett zerstreut. Ausser dem Wallrath producirt der Pottfisch noch eine an- dere eigenthümliche Substanz, den Amber. Ueber der Wurzel der Ruthe liegt nach Dudley’s Bericht ein sackförmiger Körper fast von der Gestalt einer Ochsenblase. Von demselben geht ein sich verdünnender Kanal durch die Ruthe und ein anderer zu den Nieren, so dass der Körper wohl als Harn- blase zu deuten ist. In ıhm befindet sich eine dunkelorangenfarbige Flüssig- keit von: Oelconsistenz, in welcher die concentrischschaligen Amberkugeln schwimmen. Solche, den Harnsteinen andrer Thiere entsprechenden Kugeln finden sich zuweilen frei im Meere und keineswegs in der Blase eines jeden Pottfisches, daher sie wohl: nur als krankhaftes Produkt betrachtet werden dürfen. — Von den weichen Organen ist nur der viertheilige Magen, der Darm von funfzehnfacher Körperlänge und die in 3 Bronchien sich spaltende Luftröhre zu erwähnen. , Die Pottfische leben gesellig, in Schaaren von 50 Stück unter Anführung einiger Männchen. Nähern sich Andere einer solchen Schaar: so entbrennt ein schrecklicher Kampf. Auch mit den Haifischen und andern gefährlichen ‚ Raubthieren des Oceans kämpfen die Pottfische, Ihre Nahrung besteht wahr- ‚ scheinlich nur in Gephalopoden und Fischen, die sie pfeilschnell schwimmend ' erjagen, mit ihrem kräftigen Gebiss überwältigen und verschlingen. Sie lieben ‚ besonders die tiefen Gewässer der hohen See und besuchen nur die steilsten ‚ Küsten. Man jagt sie besonders an den Westküsten Amerika’s und im gros- sen Ocean zu jeder Jahreszeit ihres Oeles und des Wallrathes wegen. Der ‚ Fang ist dem der Walfische ähnlich, mit Harpunen und Lanzen, doch ungleich ‚ gefährlicher, da die Pottfische sich nicht auf eine Vertheidigung in der Gefahr ‚ beschränken, sondern selbst kühn angreifen. Der Verbreitungsbezirk lässt sich nicht scharf begränzen, doch werden in den nördlichen Meeren bis zum Polarkreise hinauf nur selten. Pottfische ‚ gesehen, während sie in den südlichen sehr häufig sind. Ph. macrocephalus Lin.?). Der Pottfisch erreicht eine Länge von durch- 2) Linne, Syst. natur. XI. 1. p. 107; Cuvier, oss.foss. 4 edil. VIIIb 189. (b. 225; Fr. Cuvier, Cetac. 286. tb. 19. fig. 1—5; Brandt u. Ratzeburg, medicin. Zool. I. 91, 90 Pinnata. (etacea. schnittlich 60 Fuss, ausnahmsweise bis etwas über 70 bei einem Umfange voii 38 Fuss. Doch sollen die Weibchen nur die Hälfte dieser Dimensio- nen, also 30 bis 35 Fuss Länge messen und ebenso nur 20 bis 30 Ton- nen Oel geben, die Männchen dagegen 70 bis 90. Die Farbe des Körpers ist schwarz, am Unterleibe und dem Schwanze häufig von weissen Stellen unterbrochen. Der Kopf nimmt hinsichtlich der Grösse den dritten Theil des Thieres ein und mehr noch in Betreff des Gewichtes. Durch Abstutz- ung des vordern Endes ist seine Gestalt viereckig, der Rumpf dagegen wal- zenförmig. Vom ganz vorn gelegenen Spritzloche bis zum hintern Drittheil des Rückens bildet die obere Seite eine ebene Fläche. Diese begränzt ein pyramidaler Fetthöcker, die Rückenfinne, hinter welcher die Rückenfirste wellenförmig, durch 6 bis 8 niedrige Höcker, bis zur Schwanzflosse ver- läuft. Die Brustflossen, frei beweglich in senkrechter und wagrechter Rich- tung, stehen gleich hinter dem Kopfe, sind dreieckig, auf der obern Seite oft längsgefaltet und klein, nur 3 Fuss lang und 2F. breit bei 60 F. langen Thieren. DieSchwanzflosse misst zwischen den äussersten Spitzen der eben nicht tief getheilten Lappen 19 Fuss. Die Augen liegen viel höher als bei dem Tf. 12 fig. 1. 2. t£. 13; Bennett, Narat. of a Whal. voy. II. 153; Robertson, Philos. Transact. 1770. LX. 321. Ib. 9; Beale, on Ihe Spermaceti-Whale. London 1838. Ueber die Feststellung der Arten sind die Ansichten sehr getheilt. Schon Linne unter- schied ausser dem Ph. macrocephalus noch 3, nämlich Ph. catodon: dorso impinni, fistula in rostro; Ph. mierops: dorso pinna longa, maxilla superiore longiore; Ph. tursio: dorso pinna altissima, apice dentium plano. Lacepede (Cetac. 165) und Des- marest (Mammalogie p. 525) lösten sogar die Galtung Physalus in drei Subgenera auf und vermehrten -die Zahl der Arten noch sehr beträchtlich; 1) Catodon mit vorn gelegenem Spritzloch und ohne Rückenflosse, wohin der Ph. macrocephalus auf die Abbildung eines bei Schevelingen 1598 gestrandeten 70 Fuss langen Exemplars sich beziehend, Ph. trumpo nach Robertson’s oben ceitirter Figur, welche Schreber nach Pennants Copie als Ph. gibbosus aulführt, und Ph. catodon auf Sibbalds Nachrichten von gestrandeten nur 24 Fuss langen Exemplaren begründet; 2) Physalus mit nach hinten gerücktem Sprilzloche und ohne Rückenflosse, wohin nur Ph. cylindricus, der nach einem 1738 im Eiderständischen bei St. Peter gestrandelen, in sehr schlech- ter Beschreibung und roher Abbildung eines Schiffers bekannlen Exemplare aufge- stellt worden ist; 3) Physeter mit vorn gelegenem Spritzloch und deullicher Rücken- flosse, wohin folgende Arten: Ph. microps auf völlig ungenügende Angaben älterer Schriftsteller (Sibbalds) begründet; Ph. orthodon von Lacepede auf vollig unzurei- chende, erst von Hasäus entlehnte Angaben in Brisson’s regne animal 362 nro 9. aufgestellt; Ph. tursio von Linne aufSibbalds Nachrichten aufgestellt und schon von Fabricius wieder eingezogen; Ph. sulcatus nannte Lacepede (M&em. du mus. IV. 470) eine von Remusat mitgelheille Abbildung eines bei Japan beobachteten Thieres mit Furchen am Unterkiefer; Ph. polycyphus Quoy u. Gaimard (Voyage del’Uranie, Zool. 77. tb. 12) beruht auf einer von Capitän Hammat bei Timor mitgelheilten und spä- ter ausgeführten Ssizze. Cuvier revidirte diese Arten und prüfte sorgfältig die An- gaben, auf die sie begründet worden sind. In der That konnte »er den oberfläch- lichen Beobachtungen, meist vor Linne’s Zeit angestellt, den flüchtigen und rohen Zeichnungen Unkundiger, den unzuverlässigen Nachrichten von Schiffern kein Ver- trauen schenken und führte dieselben sämmtlich auf eine einzige Art zurück. Spä- tere Beobachtungen bestäligen jene ältern Nachrichten nicht, im Gegentheil hat i Bennett, der sich drei Jahre lang bei dem Pottfischfange betheiligte, nur die Existenz einer Art nachgewiesen. Brandt glaubte in der medicin. Zoologie 3 Arten annehmen zu können und Gray stellte sogar eine Familie der Catodonlidae mit den 3 unbe- gründeten Gattungen von Lacepede her, aber beide stützen sich dabei nur auf die an sich unzuverlässigen ältern Angaben. Nur Lesson (Deser. de mammif. 167) wurde durch neues Material zur Annahme einer neuen Art, Ph. pterodon, veranlasst, aber freilich war es auch nur ein Zahn aus der Südsee, cylindrisch mit kegelför- miger Krone und jederseits schneidender Kante, der trotz seiner eigenthümlichen Gestalt nicht zur Characteristik der Art ausreicht. 1108, jeber nit» DinDl, ji IDes- eneg von s siel N | ff Delphinodea. Phocaena. 91 Walfisch, nur wenig vor den Brustfloesen. Sie sind sehr klein, ihre Lider ohne Wimpern und Knorpel; unter ihnen ein drittes halbmondförmiges Lid. Die Ohröffnung bildet einen kleinen Längsspalt unter und hinter dem Auge. Das Spritzloch ist diek umrandet und etwas erhöht. Der Unterkiefer ist sehr schmal und wird bei geschlossenem Munde ganz von den weichen Theilen des Öberkiefers umfasst. In diesen befinden sich auch Gruben, welche die Zähne des Unterkiefers aufnehmen. Die Zahl derselben schwankt sowohl jederseits, als bei yerschiedenen Individuen, von 19 bis 27, jeder- seits jedoch nur um 1 höchstens 2, Die wenigen Zähne des Oberkiefers liegen in den zur Aufnahme der untern bestimmten Gruben des Zahnllei- sches und sind nur schwach am Kieferknochen befestigt. Die Körperhaut ist überall nackt und glatt, sehr reinlich, an der Oberfläche von einer öligen Flüssigkeit vor den Einwirkungen des Wassers geschützt. Der unter ihr liegende Speck ist vollkommen weiss, fest, ohne Geruch und 4 bis 14 Zoll dick. Fossile Zähne von Pottfischen wurden in den pliocenen Schichten um Montpellier und im Dept. der Gironde entdeckt. Sie haben die Grösse der des lebenden Pottfisches und bieten zu wenig Eigenthümliches, um nach ihnen den Character einer besondern Art festzustellen ?). . Phocaena Guv. Die Braunfische erreichen nicht mehr die riesigen Dimensionen der Potte und Walfische, obwohl einige von ihnen noch eine sehr beträchtliche Grösse, über 20 Fuss Länge, besitzen und nur wenige auf miltelmässige Länge herabsinken. Von allen vorigen Gattungen unterscheiden sie sich sogleich durch den im Verhältniss zur Körperlänge kleinen Kopf, von dem Pottfisch im besondern durch den nach vorn zugespitzten Kopf, durch die zahlreichen ' Zähne in beiden Kiefern, durch das auf der Stirn gelegene quer halbmond- ‚ förmige Spritzloch und durch die grössere Rücken- und Brustflosse. Der Schädel gleicht in der Breite des Antlitztheiles dem des Pottfisches, aber diese beträchtliche Breite wird nicht wie bei jenen hauptsächlich von 5 dem Oberkiefer, sondern von dem Zwischenkiefer bedingt, dessen Asyınmetrie meist ebenso auffallend als dort ist. Der hintere Schädeltheil ist. beträcht- lich breiter, die Hinterhauptsfläche vielmehr geneigt und stark gewölbt, das Foramen ocecipitale und die Condyli sehr gross, das Zygoma dünn und lang. Die Form der einzelnen Kopfknochen gewährt viele z. Th. erhebliche Unter- schiede. Beide Kiefer sind mit sehr kräftigen Kegelzähnen bewaffnet, bald in sehr grosser Zahl (bei den kleinern Arten), bald in geringer (bei den grös- ‚5 sern Arten). In der Wirbelsäule pflegen die Halswirbel gewöhnlich mit ein- ander zu verwachsen. Rippentragende Rückenwirbel zählt man 11 bis 13. Von den Rippen gelenkt die Mehrzahl ınit den Wirbelkörpern, die geringere ‚ Zahl sind wahre Rippen. Die Zahl der Lendenwirbel schwankt zwischen” 10 bis 16, die der Schwanzwirbel zwischen 24 bis 30, ‘erstere mit sehr langen Fortsätzen. Das Sternum ist häufig vorn perforirt oder ausgeschnilten, das | [% 3) Gervais, Zool. et Paleont. I. 156. tb. 3. fig. 10. 11. nennt die fossile Art Ph. antiquus, gibt aber die specifischen Differenzen derselben von der lebenden nicht an. — Zweifelhaft sind die von Jäger, foss. Säugeth. Würtemb. I. 4. Tf. I. fig. 6— 22 aus der Molasse von Baltringen angeführten Zähne. — Die Reste aus dem Crag Englands weichen im Wesentlichen nicht von denen des Ph. macrocephalus ab. Owen, foss. Mamm. 524. 92 e Pinnata. Cetacea. Schulterblatt breit, die Phalangen der Zehen sehr veränderlich, doch in der zweiten das Maximum der Zalil überhaupt, nämlich 12 erreichend. Das Becken besteht nur aus 2 Knochen. Die Nahrung der Braunfische besteht aus Sepien und besonders aus Fischen. Sie leben gesellig und haben meist ein muntres und lebhaftes Na- turell. Die grössern von ihnen sind sehr gefährliche Räuber des Meeres, die kleinern dagegen gutmülhigen CGharacters. Sie verbreiten sich in den Meeren der nördlichen Halbkugel, nur selten der südlichen. Der nördliche atlantische und stille Ocean bis zum Eismeere hinauf und in die gemässigte Zone hinab nährt die meisten. Nach der Beschaffenheit des Kopfes, der Flossen und Zähne lassen sich sämmtliche hierher gehörige Arten in drei natürliche Gruppen sondern. a) Globicephali. Bulzköpfe: Stirn stark gewölnt, geradlinig zur Schnauzenspitze abfallend, Brustflossen schmal und lang, Zähne nicht zahlreich. Ph. globiceps Cuv.*) Der Grind hat einen kleinen runden Kopf mit vorspringender, breiter, kugliger Stirn, vor dieser eine schwache .Vertiefung, durch welche der Schnabel abgesetzt wird. Die Augen liegen etwas über und vor dem aufsteigenden Mundwinkel und sind von der Grösse der Och- senaugen. Der Mund öffnet sich an der untern Seite. Das Spritzloch liegt auf dem Scheitel, über und etwas hinter den Augen, ist halbmondförmig und Kann mittelst einer Klappe willkürlich geöffnet und geschlossen wer- den. Die Gehöröffnung ist so klein, dass. sie übersehen wird. Der Rumpf ist rund und plump, im hintern Drittheil comprimirt, glänzend glatt. Die Brustflossen sind lang, schmal, zugespitzt, die Rückenflosse nach vorn ge- rückt, kurz, hinten bogig ausgerandet, die Schwanzflosse halbmondförmig. Die Zitzen liegen hinter der Körpermitte, in einem Längsspalt verborgen, aus welchem sie zur Zeit des Säugens hervorragen. Die Farbe ist glänzend schwarz, unten zwischen den Brustflossen ein weisser herzförmiger Fleck, der sich nach hinten bis in die Gegend des Afters als schmaler weisslicher Streifen fortzieht. Dieses Weiss geht durch Grau in das Schwarz über. Die Länge des Thieres beträgt 20 bis 22 Fuss. Am Schädel erscheinen die Scheitelbeine durch die überwiegende Ent- wicklung des Hinterhaupts seitwärts in die Schläfengegend hinabgedrängt und die Stirnbeine durch die auffallende Erweiterung des hintern Theiles der Oberkiefer bis auf einen schmalen Streifen verdeckt. Die kurzen dicken Nasenbeine sind vor den Stirnbeinen eingesenkt und vor ihnen öffnen sich die Nasenlöcher, deren hintere verlicale Wandung von dem mit 3 bis 4 oder weniger Löchern perforirten os ethmoideum gebildet wird. Die Ober- kieferbeine gewinnen über den Augenhöhlen eine gewaltige Breite, nach vorn verschmälern sie sich dagegen sehr, so dass hier die Zwischenkiefer beträchtlich überwiegen. An der untern Schädelfläche verwächst das 4) Cuvier, Ann. du mus. XIX. 14. tb. 1; oss. foss. VIllb 111. tb. 222. fig. 11— 13; Schlegel, Faun. japen. mamm. 17. tb. 27; Abhandl.I. 33; Fr. Cuvier, Cetac. 190. tb. 13. fig. 2; Wagner, Schreb. Säugelh. VIt. 285. Tf. 345. fig. 2. 3. Synonym sind 9 Delphinus melas Traill, Globicephalus melas Dekay, Delphinus deductor Scoresby. Gray macht hieraus die Galtung Globicephalus mit Gl. svineval, Gl. Sieboldi, und den neuen Arten Gl. affinis, Gl. macrorhynchus, der Ph. melas bei Schlegel wird zum Neomeris phocaenoides. — Den Fang an den Faröern schildert Lynebye in Froriep’s Notizen 1825. XX. 33. — Deber die Anatomie der weichen Theile habe ich keine Mittheilun- gen auffinden können, yolizel hei Delphinodaea. Phocaena. 93 hintere Keilbein schon vor der Geburt mit dem Grundbeine des Hinter- hauptes. | In der Wirbelsäule verwachsen die Halswirbel sehr frühzeitig mit ein- ander. Es sind 11 Rippentragende Rückenwirbel vorhanden, 6 Rippenpaare gelenken am Körper der Wirbel. Die Zahl der Lenden- und Schwanzwir- bel beläuft sich auf 37 (nach Schlegel 13 Lenden- und 26 bis 29 Schwanz- wirbel), unter deren siebenten bis neunten die Beckenknochen liegen. Das Sternum hat im vordern Theile ein grosses Loch, bei jungen Exemplaren statt dessen einen Ausschnitt. Das Schulterblatt ist breit und. niedrig, der vordere Winkel klein, das Acromion kurz; Oberarm- und Unterarmknochen schlank, die erste Zehe mit 4, die zweite mit 12, die dritte mit 9, die vierte mit 2 und die fünfte mit einer Phalange. Die Zähne sind etwas nach innen gebogen, scharf zugespitzt, schwach comprimirt, die mittlern länger als die vordern und hintern, welche kaum aus dem Zahnfleische hervorragen. Ihre Zahl ist veränderlich, 14 oben ‚und 12 unten jederseits ist das Maximum, jüngere und sehr.alte Thiere haben weniger, ja sie sollen bei letztern bisweilen sämmtlich verloren gehen. Die Nahrung des Grind scheint hauptsächlich in Sepien zu bestehen, von denen man Theile im Magen vorfand. Allermeist ist jedoch der Magen bei den getödteten Thieren leer. Die Brunst ist an keine bestimmte Zeit gebunden, denn zu jeder Jahreszeit trifft man trächtige Weibchen. Sie leben gesellig in kleinern und grössern Schaaren beisammen, von 40 bis einige 100 Stück, meist einige Männchen mit zahlreichen Weibchen und den Jungen. Sie werden ihres Speckes wegen, der 14, bis 3 Zoll dick ist und-theils frisch oder gesalzen gegessen, theils zur Thrangewinnung verwandt wird, aber auch ihres im gedörrten Zustande sehr nahrhaften Fleisches willen gefangen. Zeigt sich eine Heerde in der Nähe der Küste: so rudern zahlreiche Bote aus und treiben durch Steinwürfe und Schreien die sorglos auf- und niedertauchenden Thiere in eine Bucht mit flachem sandigen Boden. Hier stranden einige und diesen folgen die übrigen wie die Schafe dem Lockhammel naeh. Die nicht strandenden verlassen den Ort, wo ihre Gefährten den Todeskampf kämpfen und das Wasser mit ihrem Blute bereits färben, nicht und werden mit zweischneidigen Spies- sen aus den Boten ersiochen. Gleich nach der Tödtung geschieht die Ausweidung, die wohlschmeckenden Nieren werden frisch verzehrt, Speck und Fleisch in grosse Streifen zerschnitten und zubereitet. Der Fang ist nicht zu allen Zeiten gleich lohnend. So wurden an den Faröern von 1754 bis 1775 gar keine Grindheerden gesehen, aber 1776 wohl an 800, 1780 an 1000 Stück getödtet. Der Grind bewohnt den nördlichen atlantischen Ocean und das nörd- liche Stille Meer. Man sieht ihn häufig an den Küsten Grönlands und Nowaja Semljas, an Island, den Faröer und Shetlandsinseln, den Orkaden und Schottland, von wo er sich bis an die französischen Küsten und viel- leicht selbst in das Mittelmeer verirrt. Auch an den amerikanischen Küs- ten geht er soweit nach Süden hinab. Ph. Cortesi °). Diese fossile Art unterscheidet sich hauptsächlich in 5) Cuvier, oss. fass. VIlIb 153. tb. -204. fig. 1. 2. 3. 15; meine Fauna, Säugeth. 233. — v. Olfers bezeichnet in Sandstein verwandelte Schädelfragmente von Bünde 94 Pinnata. Cetacea. den Grössenverhältnissen der einzelnen Skelettheile vom Grind. Das ganze Skelet misst etwa 13 Fuss Länge, der Unterkiefer ist niedriger, der ganze Schädel schmäler und länger, 14 schlanke leicht nach Innen gekrümmte Kegelzähne jederseits oben und unten, Atlas und Epistropheus sind ver- wachsen, 13 Rückenwirbel, hinter denselben noch 13 Wirbel, der Rest fehlt, Sternum nicht perforirt. Das Skelet wurde in einer tertiären Thonschicht unweit Piacenza entdeckt. Ph. Rissoana Cwv.®) Diese nur von Risso und Laurillard im Hafen von Nizza beobachtete Art erreicht die halbe Länge des Grind, hat eine relativ grössere, mehr nach hinten gerückte Rückenflosse und breitere Brustflos- sen, beide mit weissen Linien geziert. Die Farbe der Weibchen ist braun, der Männchen bläulich weiss, beide mit hellern dunkelbraun eingefassten Linien, die Männchen ausserdem mit unregelmässigen dunkelbraunen Flek- ken auf der hintern Körperfläche und mit eben solchen Flossen. Mehr ist von diesem Thiere nicht bekannt. b) Orcini, Meerschweine; Stirn nicht senkrecht, sondern allmählig abfallend,' Rückenflosse schr hoch, Zähne wie beim Grind wenig zahlreich. Ph. orca .Cuv.”) Der Schwertfisch ist von kräftigem gedrungenem Körperbau, mit relativ kleinem Kopfe und etwas gewölbter Stirn. Die Gegend hinter dem Spritzloche senkt sich etwas ein und von hier an steigt der Rücken stark auf bis zur höchsten Stelle, wo die Flosse, in der Mitte zwischen Mundwinkel und After, steht, dann fällt er wieder ab .und ver- läuft endlich geradlinig mit dem Schwanze. Die Bauchlinie läuft in mäs- sig convexem Bogen vom Unterkiefer bis zum After. Die Schwanzflosse ist sehr breit und kräftig, mit Sförmig -gerandeten Lappen, die Brustflossen gross, breit, gerundet, ein Achtel der Körperlänge messend, an der Wurzel am breitesten, Rückenflosse um ein- Drittheil höher als breit mit vorderem convexen, hinterem sanft concaven Rande, grösser als bei allen übrigen Mitgliedern der ganzen Familie. Der Mund ist klein, geschlossen bedeckt der Oberkiefer an den Seiten den Unterkiefer, aber die Spitze dieses über- ragt den Oberkiefer. Die Zähne sind dick und stark, nur wenig über das Zahnfleisch hervorragend, an Zahl jederseits oben und unten 11, höchstens oben 13, unten 12. Das Spritzloch mündet etwas hinter den Augen, diese liegen hinter und etwas über dem Mundwinkel, sind kleiner als das Men- schenauge, ihr Lid unbeweglich, die Pupille schwarz, die Regenbogenhaut braun. Eine äussere Ohröffnung ist wie bei dem Grind noch nicht auf- gefunden worden. Der After bildet eine zweizöllige Querspalte, davor die in Westphalen unter der Benennung D. Karsteni als den Uebergang vom Grind zu Ziphius bildend; bei dem Mangel näherer Angaben lässt sich die Art nicht selb- ständig aufführen. Berlin. Monatsber. 1839, 302. . = Ir 6) Fr. Cuvier, Cetac. 196. tb. 13. fig. 1; Risso beschrieb diese Art zuerst in’; gewohnter oberflächlicher Weise nach einem Exemplar als D. aries. Nach ihm hat der Oberkiefer nur Alveolen, der Unterkiefer jederseits 5 dicke, spitzkegelförmige Zähne und die Rückenflosse steht in der Mitte des Körpers. Ann. du mus. XIX. tb. 1. fig. 4; hist. nat. Europ. merid. 23. tb. 1. fig. 2. Den von Schlegel erwähnten Schwertfisch nennt Gray Grampus sakamata und den Linne’schen Orca gladiator, zu dem er noch einen 0. capensis und 0. intermedia hinzufügt. | 7) Fr. Cuvier, Cetac. 177; Schlegel, Abhandl. I. 2.,Tf. 7. 8; Cuvier, oss. foss.“% Vlb 125. tb. 223. fig. 3. 4; bei Günter und Desmarest ist diese Art als Delphinus grampus, bei Lacepede als D. gladiator und D, duhameli aufgeführt. Bonaterre's D. feres Cetol. 27. gehört hierher. z Delphinodea. Phocaena. 95 fusslange, von dicken Lippen begränzte weibliche Geschlechtsöffnung, neben derselben jederseits eine Zitze von einem länglich runden Wulst umgeben. Die Haut des Thieres völlig glatt, oben glänzend schwarz, unten porcellan- weiss mit gelblichem Schimmer. Ueber und hinter den Augen ein läng- licher weisser Fleck, der Schwanz ganz schwarz, vor dem After jederseits ein aufsteigender und nach hinten gerichteter breiter weisser Streif, überall aber beide Farben, schwarz und weiss, scharf abgeschnitten. Ein schmu- tzig bläulich purpurfarbener Streif steigt hinter der Basis der Rückenflosse nach vorn herab und läuft linienförmig Aus. Die Grösse des Thieres gleicht der des Grind. Der Schädel unterscheidet sich von dem des Grind sogleich durch die schmälern Zwischen- und breitern Oberkiefer, die breitern Stirnbeine, die viel stärker gewölbte Nackenfläche, die mehr convexen und hervortreten- den Condyli occipitales, den höhern Unterkiefer. Von den Halswirbeln ver- _ wachsen die ersten beiden vollkommen, der dritte nur mit dem Dorn des zweiten, die übrigen bleiben frei. Der Atlas zeichnet sich durch sehr grosse Querfortsätze und hohen Dorn aus. Schlegel zählt 11 rippentra- gende Rücken-, 10 Lenden- und 24 Schwanzwirbel, letztere beide mit langen Quer- und Dornfortsätzen. Das Brustbein besteht aus drei Stücken und trägt 6 Paare wahrer Rippen. Sieben Rippen gelenken an den Wir- belkörpern. | Der Schwertfisch ist ein gefrässiger, kühner und gefährlicher Räuber, der grosse Fische, Delphine, Robben jagt und selbst den Walfisch angreift _ und durch ausdauernde Verfolgung überwältigt. Er schwimmt sehr schnell, gewöhnlich in regelmässigen Colonnen zu 5 und 5, Kopf und Schwanz ' nach unten gekrtmmt, den Rücken mit der schwarzen säbelförmigen Flosse über das Wasser gehoben. | Das Vaterland ist wie das des -Grindes der nördliche atlantische Ocean und das nördliche stille Meer, wo er ebenfalls bis an die Küsten Frankreichs und in das japanische Meer herabgeht und bis hoch hinauf in das Eismeer. Ph. griseus Cuv.°) Erreicht nur die halbe Grösse des vorigen und hat die langen schmalen Brustflossen des Grind, auch überragt der Ober- ‚kiefer den Unterkiefer beträchtlich. Die Rückenflosse steht fast in der il 8) Cuvier, Ann. du mus. XIX. 14. tb. 1 fig. 1; oss. foss. Villb. 125 tb. 223. fig. 1. 2; Lesson, Cetac. 270. Gray führt diese Art als Grampus Cuvieri Ann. of nat. hist. XV. 85 auf. Cüvier erkannte sie zuerst in dem Skelete eines bei Brest gestran- deten 11‘ langen Exemplares. Später strandeten 4 an der Küste der Vendee und 1S45 wurde eines bei der Insel Wight gefangen. Wenn auch Cüvier’s Benennung nicht ganz passend ist, so behalten wir dieselbe dennoch bei, da dureh Beseiti- gung aller unpassenden Namen die Verwirrung eine babylonische werden möchte und die Priorität ein grösseres Recht als die individuelle Ansicht von Passend und ‚Unpassend hat. — A. Wagner unterscheidet (Schreb. Säugelh. VII. 305. Tf. 352) ‚noch eine Art als D. carbonarius nach Bennetl’s Beschreibung und Abbildung (narrat. ‚of a Whal. voy. Il. 233 c. fig.) Nach dieser erreicht das Thier 16 bis 20 Fuss Länge und ist einförmig schwarz, um die Lippen stehen kleine Kreise einreihiger Punkte. Ausser der Färbung enthält die Beschreibung keinen Character, der mit Bestimmtheit auf eine selbständige Art deutete, daher wir die Existenz des D. car- bonarius als sehr fraglich betrachten und denselben vorläufig hier unterordnen. Gervais bildet Zähne und ein Unterkieferfragment aus der Molasse von Kastries, Zool. et Pal. tb. 9. fig. 4—6 ab, welches Dubreuil als D. brevidens, er selbst als 8 Typus einer neuen Gattung 'Stereodelphis betrachtet. Die wenigen dicken plumpen mane genügen indess nicht zu einer genauen systematischen Bestimmung. | 96 : Pinnata. Cetacea. Körpermitte. Die Färbung ist in der obern Hälfte bläulich schwarz, unten schmutzig weiss, beide in einander übergehend. Der Schädel unterscheidet sich von dem der vorigen Arten durch den kürzern, schmal kegelförmigen Schnauzentheil, in der Form der Kiefer mehr dem Schwertfisch, in der der Stirnbeine und des Hinterhauptes dem Grind ähnlicher. Die Zahl der Zähne beträgt bei jungen Exemplaren 8, bei alten 4 bis 7 in jedem Kiefer. Die Halswirbel verwachsen mit einander. Von den 12 Rippenpaaren artieuli- ren sechs mit den Wirbelkörpern. Hinter den 12 Rückenwirbeln folgen noch 42 Lenden- und Schwanzwirbel. Die erste Zehe hat 2, die zweite 8, die dritte 7, die vierte 2, die fünfte eine Phalange. Das Sternum ist vorn nicht perforirt, aber hinten leicht ausgeschnitten. Die Heimath beschränkt sich auf den atlantischen Ocean, wo einzelne Exemplare an den französischen und englischen Küsten stranden. c) Phocaeninae, Braunfische: Stirn sanft abfallend, Zähne zahlreich, Rückenflosse nicht erhöht, die Arten von geringer Grösse, Ph. communis Cuv.?) Dieser Braunfisch ist die gemeinste und am häufigsten untersuchte Art der Gattung. Sie wird 3 bis 5 seltner 6 Fuss lang, ist auf der Oberseite schwarz mit violettem oder grünlichem Schim- mer, ebenso alle Flossen, auf der Unterseite weiss. Die Brustflossen sind länglich, stumpf zugespitzt, die Rückenflosse fast regelmässig dreieckig, mittelständig, das kleine Auge hat eine gelbliche Iris. Der. Schädel zeichnet sich vor dem .aller vorigen Arten durch den relativ sehr kurzen und schmalen Schnauzentheil und die viel weniger auf- fallende Asymmetrie aus. Die Zwischenkiefer sind sehr schmal, auf eine Strecke durch die Pilugschar getrennt, erreichen die Nasenbeine nicht und bilden vor der Nasengrube eine höckerartige Anschwellung. Eine ähnliche, abgestumpft pyramidal& Erhöhung des Hinterhauptsbeines liegt hinter der ' Nasengrube. Der Orbitalausschnitt am vordern Rande des hintern erwei- terten Oberkiefertheiles ‘ist ganz unscheinbar. Die Halswirbel verschmel- zen miteinander. Ihnen folgen 13 Rücken-, 16 Lenden- und etwa 30° Schwanzwirbel. Die Zahl der letztern lässt sich nicht genau angeben, da die letzten verkümmerten sich in der Schwanzflosse verstecken. Die gabel- förmigen Gelenkfortsätze beginnen erst am 6. Lendenwirbel und umfassen ' den vorher folgenden Dornfortsatz nicht. Von den 13 Rippenpaaren ge- lenken 7 an den Wirbelkörpern, und 6 (oder nur 5) sind wahre. Die Stücke des Sternums scheinen frühzeitig mit einander zu verwachsen und das vordere hat eine grosse Oeffnung. Das Schulterblatt ist nicht über- wiegend breit, Rabenschnabelfortsatz und Acromion fast gleich. Die Zahl der Zähne steigt bis auf 96, indem oben sowohl als unten jederseits 20 bis 24 vorhanden sind. Sie sind klein, comprimirt mit schnei= | dendem Rande und verengter Kronenbasis. Die Zunge ist weich, breit und platt, mit gezähneltem Rande verse- ). 9) Fr. Cuvier, Cetac. 171 tb 12 fig. 1. Schon bei den Schriftstellern vor Linne wird diese Art als Phocaena aufgeführt und dieser Name ist von Cüvier, der sie zum Typus der Gattung erhob, beibehalten worden. Bei Linne und den meisten spätern Zoologen heisst sie Delphinus phocaena. Man vergleiche über sie: Eichwald, j M&em. de l’Acad. imp. Petersbg. IX. 431; Bär, Isis 1826. 807; Tyson, Dublin philos. journ. 1826. fevr. 45, mag. 192; Lesson, Cetac. 251; Cuvier, oss. foss, Villb 124. 147. tb. 222. fig. 1. 2, v. Bär, nov. act. Leop. XVil.a 395. tb. 29; Stannius, Bericht | z00l. phys. Instit. Roslock 1840; Müllers Archiv 1841. S. 379. nn. Eu —_— oo 85 — Delphinodea. Phocaena. 97 ' hen. Der Körper des Zungenbeines sendet nach vorn einen starken Vor- sprung aus. Von den drei Mägen ist der erste dreieckig, mit der Spitze nach hinten gewandt und bedeutend grösser als der zweite. Der Darm misst die elffache Körperlänge und erscheint äusserlich nicht in Abtheilun- gen geschieden. Die Leber ist zweilappig, die Gallenblase fehlt, der Gal- lengang eng, die Milz in mehre nur durch Gefässe verbundene Lappen zerfallen und sehr klein. In den männlichen Genitalien fehlt die Samen- blase und die Cowper’schen Drüsen, aber die Prostata ist sehr gross, in ; den weiblichen vermisst man die Nymphen, aber die Clitoris hat eine be- trächtliche Grösse. Das Weibchen trägt 6 Monate und wirft ein Junges. Der gemeine Braunfisch nährt sich von Fischen, die er weit in die ‚ Flüsse hinauf verfolgt, wobei er sich in der Elbe schon bis Aken, in der ' Seine bis Paris verirrt hat. Im Meere bleibt er in der Nähe der Küste und ‚ geht nicht in die offne See. Er lebt gesellig in kleinern und grössern - Schaaren, ist sehr lebhaft und munter, schwimmt mit ausserordentlicher | | Schnelligkeit meist gegen den Wind, schnellt sich über den Wasserspiegel, begleitet die Schiffe meilenweit und hebt neugierig den Kopf über das Wasser und taucht schnell wieder unter. Sein Speck liefert ein sehr ge- schätztes Oel und sein Fleisch wird hie und da gern gegessen. Das Vaterland umfasst den ganzen nördlichen Atlantischen Ocean, an den Europäischen Küsten, in der Ost- und Nordsee, bis ins Mittelmeer hinab, an der Amerikanischen Seite bis New-York, nördlich geht er bis Grönland, wo er sich wenigstens im Sommer zahlreich versammelt. ig Ph. Heavisidi.!) Von der Grösse des Vorigen, aber sowohl äusser- ‚lich als im Skelet mehrfach verschieden. Die weisse Färbung der Unter- ‚seite beschränkt sich hier auf einen Fleck an der Kehle, einen schmalen Streifen hinter den Brustflossen und auf die Bauchgegend, von welcher ein ‚ähnlicher Seitenstreif, wie bei Ph. orca nur viel schmäler, ausgeht und in ‚deren Mittellinie ein schwarzer Längsstreifen liegt. Der Rachen ist weit ‚gespalten, die Brustflossen schmal, lang und abgerundet, die Rückenflosse breiter als hoch, mit hinterem geneigten Rande, die tief getheilten Lappen ‚der Schwanzflosse schmal und lang. | Der Schädel misst den vierten Theil der ganzen Skeletlänge, bei voriger ‚Art den fünften, sein Schnauzentheil ist an der Basis schmäler, vorn mehr zugespitzt, der Orbitalausschnitt des Oberkiefers tiefer, das Hinterhaupt breiter, als bei voriger, der Stirnhöcker sehr flach und niedrig, die Spritz- ‚löcher geräumiger, die Zwischenkiefer weiter nach hinten verlängert, der ‚ Unterkiefer schwächer. Die Zahl der Wirbel weicht nicht ab, allein die- ‚selben sind schwächer, die Rippen kürzer, das Schulterblatt bedeutend ‚schmäler, die Phalangen um die Hälfte kürzer. ; 1) Gray beschrieb die Art unter diesem Namen nach einem in London befind- lichen Exemplare, Spicil. zool. 1828. p. 2. tb. 2. fig. 6, während Cüvier nach einer ‚Zeichnung seinen Delphinus capensis Fa Regne anim: 1829. I. 289 und Fr. Cuvier, M Cetac. 1838. p. 158 den D. cephalorhynchus und nach einer neuen Abbildung von Quoy den nicht zu unterscheidenden D. hastalus ibid. 161. aufstellte. Rapp be- ‚= schreibt Cetac. 37. Tf. 3. ein Exemplar unter der Benennung D. hastatus und gibt ‚demselben oben 27, unten 25 Zähne, Schlegel untersuchte, Abhandl. I. 31. Tf. 3, „mfg. 1. 4. Tf. 4. fig. 6., zwei Skelete und zieht Gray’s Namen vor. Nach den ange- führten Daten hat letztrer die Priorität. Säugethiere. 7 98 Pinnata. Cetacea., Im Unterkiefer zählt man jederseits 23, im Oberkiefer 26 nicht com- primirte, nach innen gekrümmte Zähne. Nur in einigen Exemplaren vom Kap bekannt. Ph. melas?). Unterscheidet sich von vorigen Arten durch den schlan- kern Körperbau, die gewölbtere Stirn, den längern Schwanz, die längere und spitzere Brust- und Schwanzflosse, die einförmig schwarze Färbung, den relativ kleinern Schädel, die viel breitere, kürzere, flachere, vorn stark abgerundete Schnauze, die stark comprimirten, mit fast herzförmiger Krone versehenen Zähne, deren man überall nur 16 zählt. In der Wirbelsäule ist ein Rückenwirbel und 1 bis 2 Schwanzwirbel weniger vorhanden und der siebente Halswirbel trägt ein Rippenrudiment. Ganz eigenthümlich ist dieser Art der Mangel der Rückenflosse. Bewohnt die seichten schlammigen Küstenstrecken des japanischen | Meeres und liefert ein sehr geschätztes Oel. ze Ph. crassidens Owen). Ein im Torfmoore von Lincolnshire entdeck- tes Skelet theilt die Charactere von Ph. melas und Ph. orca. Die Zahn- kronen, 10 jederseits gleichen sehr der letzteren Art, ebenso die breiten Schläfengruben, aber Nasenbeine und Zwischenkiefer erinnern sehr an Ph. melas. Delphinus Cuv. Die eigentlichen Delphine haben eine von der Stirn scharf abgesetzte, schnabelförmige Schnauze, sehr zahlreiche Kegelzähne in beiden Kiefern, einen schlanken zierlichen Körperbau und erreichen nur mittlere Grösse. Ihre Farbe ist meist intensiv schwarz und weiss, selten einförmig. Der Schädel weicht von dem der Phocänen durch den verlängerten, schmalen, schnabelförmigen Schnauzentheil ab, auf dessen oberer Seite Zwi- schenkiefer und Oberkiefer gemeinlich gleich breit erscheinen und deren hin- teres Ende stets sehr asymmetriseh ist. Der übrige Schädel ist entsprechend schmäler. Die Unterkieferäste meist an der Spitze die obern überragend ver- binden sich in einer langen Symphyse. Die Zahl der Zähne ist variabel,.je- doch immer beträehtlicher als bei den Braunfischen. In der Wirbelsäule verwachsen die zwei ersten Halswirbel stets, die folgenden bisweilen. Die Zabl der Rückenwirbel schwankt zwischen 12 bis 15, die der Lendenwirbel ist um einige grösser, die der Schwanzwirbel bis um das Doppelte grösser. Nur die ersten Rippen gelenken zugleich am Wirbelkörper und den Querfort- sätzen, und weniger als die Hälfte verbindet sich mit dem Brustbein. Die Zehen sind schlank und die mittlern vielgliedrig. Die Lebensweise gleicht der der Braunfische, doch trifft man unter ihnen keine gefährlichen Räuber. Sie bewohnen die Meere beider Erdhälften und einige in sehr umfangsreichen Gränzen. Die Reste fossiler Arten sind zumeist in jüngern Tertiärgebilden abgelagert worden. Die Arten schliessen sich durch D. Eschrichti den Braunfischen an und sind nach ihrem äussern Habitus entweder Tümmler oder eigentliche Delphine. 2) Nur aus Schlegels Beschreibung und Abbildung in der Faun. japon. Mamm. 14. Tf. 25. 26. bekannt. — Schlegel vermuthet, dass der von Cüvier im Regne anim. I. 291. auf Dussumier’s Autorität erwähnte, aber nicht characterisirte Delphinapterus pho- caenoides vom Kap identisch sei. 3) Owen, Brit. foss. Mamm. 516 fig. 213. Delphinodea. Delphinus. 95 D. Esehrichti Schl.*) Das allein bekannte Skelet dieser Art misst 7 Fuss 4 Zoll, wovon 16 Zoll auf den Schädel kommen. Letzterer gleicht vielmehr den Arten der vorigen Gattung als den eigentlichen Delphinen. Sein Schnauzentheil ist relativ länger als bei dem gemeinen Braunfisch, nach vorn schmäler, mehr zugespitzt, stark comprimirt, die Zwischenkiefer oben nur wenig vorstehend, der hintere Kopftheil sehr gross, breit, rund, in der Stirngegend sehr hoch, das Oceiput sehr kurz, der hintere hervor- ragende Theil des Gaumens ziemlich breit, die seichte seitliche Aushöhlung schon hinter den Zähnen sich verlierend. Die Zähne richten sich etwas nach aussen, die obern zugleich nach vorn, sind lang und gross, mit scharfer etwas gekrümmter Spitze, dicht gedrängt, zu 33 bis 35. Das übrige Skelet ähnelt dem des gemeinen Delphin, ist aber kräftiger. Die zwei ersten Halswirbel sind diek und verwachsen, die folgenden sind niedrig und bleiben frei, dem siebenten fehlt der Querfortsatz. Den 15 Rippen- tragenden Rückenwirbeln folgen 32 Lenden- und 37 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt ist schmäler und viel höher als bei dem gemeinen Delphin, die Vorderarmknochen kürzer und gedrungener. An den Fär-Inseln. -a) Tursiones, Tümmler: grosse, kräftiegebaute Delphine mit sehr starken kegel- förmigen, wenig zahlreichen Zähnen. D. tursio Fabr.?5) Der gemeine Tümmler erreicht 10 bis 15 Fuss Länge, ist oben und auf den Seiten licht blaulich schwarz, unten rein weiss. Die convexe Stirn ist scharf vom Schnauzentheil abgesetzt, dieser schmal, gestreckt, an der Spitze stumpf abgerundet, mit vorstehendem Un- terkiefer. Das Auge liegt in gerader Linie hinter dem Mundwinkel. Die ‚ Brustflossen sind ganz nach unten gerückt, schmal und spitz. Die hohe nach hinten übergeneigte Rückenflosse steht etwas hinter der Körpermitte. Am Schädel treten die Zwischenkiefer mit beträchtlicher Breite hervor, 4) Schlegel, Abhandl. 1. 23. TI. 1. 2. fig. 4. Tf. Afig. 5. erhielt das Skelet von Eschrieht. — Die eigenthümliche Beschaffenheit des Schädels lässt keinen Zweifel ‚ an der specifisehen Selbständigkeit aufkommen, aber die ungeheure Anzahl der ‚ Wirbel ist verdächtig und fordert dringend zu weiterer Nachforschung der Art auf. Sie bildet nach dem Schädel das Bindeglied zwischen Phocaena und Delphinus. “5 Schon Schlegel ist geneigt den D. acutus Gray, Spicil. zool. I. 2. mit seiner Art zu identificiren und mir scheint auch der 8 Fuss lange an der Küste von Yarmouth gefangene Lagenorhynchus albirostris Gray, Ann. of nat. hist. XVII. 84 nicht ver- ‚ schieden zu sein. Nach der kurzen Beschreibung ist dieser Delphin oben schön schwarz, an der Schnauze und Unterseite röthlich weiss, stellenweise kreideweiss. ‚ Die schmalen Kiefer sind mässig verlängert und vor der Stirn eine Depression. , Oben zählt man 24, unten 23 kleine sehr scharfe Zähne. Wir haben hier also die Beschreibung des Thieres, dort die des Skeletes, beide nur in der Zahl der Zähne, die ohne Bedeutung ist, sich widersprechend. Ueber die wirkliche Identität oder ‚ Differenz kann nur die abermalige Untersuchung entscheiden. | 5) Der von Fabricius, Faun. Groenl. 49 auf den Nesarnack der Grönländer auf- © gestellte D. tursio ist erst durch Cuvier, oss. foss. VIllb 123. tb. 222 fig. 3. 4 und ‚ durch Schlegel, Abhandl. I. 25. Tf. 5 fie. 1. 2. Tf. 4. fig. 9 gründlicher untersucht worden. Hunter und Bonaterre lieferten Abbildungen, welche nach Wright und ‚ Schlegel nicht treu sind, daher wohl des letztern nach einem an der holländischen "Küste gestrandeten Exemplares entworfene Zeichnung das meiste Vertrauen ver- dient. Schlegel erkannte in dem D. truncatus Montagu Wern. Mem. Ill. 75. tb. 3. nur ein Exemplar dieser Art mit abgenutzten Zähnen und war auch geneigt die Rüppel’sche Art aus dem rothen Meere zu identificiren, wogegen jedoch die später , erschienene ausführliche Charakteristik spricht. | * z* 100 Pinnata. Cetacea. der rechte nach hinten viel breiter als der linke, die kleinen Nasenbeine jedoch nicht erreichend. Auf der untern Seite ist die Pflugschar an zwei Stellen sichtbar. Die Nackenfläche mässig gewölbt, der Unterkiefer hoch. Von den 7 Halswirbeln verwachsen die zwei .oder drei vordern. 14 Rippen- tragende Rückenwirbel, 16 Lenden- und 26 Schwanzwirbel. Die Zähne sind kegelförmig, etwas nach innen gebogen, stark, die obern nach hinten geneigt. Ihre Zahl beträgt 21 bis 24 jederseits. Bei ausgewachsenen Exemplaren nutzen sich die spitzen Zähne horizontal ab, bis auf den Kieferrand und dann alterniren die obern und untern nicht mehr, sondern decken einander. Die Lebensweise ist unbekannt. Das Vaterland erstreckt sich über den nördlichen atlantischen Ocean. An den französischen, holländischen und englischen Küsten ıst diese Art am häufigsten beobachtet worden, vielleicht geht sie bis Grönland und südlich bis ins Mittelmeer hinab. D. Abusalam Rüpp.°) Der Abu Salam der arabischen Schiffer hat 25 bis 27 Zähne jederseits, nur 12 Rippentragende Rückenwirbel, ‘etwas über dem Mundwinkel gelegene Augen mit. dunkelgrüner Iris, eine sehr umfangsreiche, horizontal verlängerte elliptische Schläfengegend und sehr abschüssige Stirnbeine. Die Oberseite und die Flossen sind dunkel meer- grün von Farbe. die Unterseite weiss fleischfarbig mit unregelmässig zer - streuten, kleinen, schwarzgrünen Flecken. Die ganze Länge des Thieres beträgt 6 Fuss. Bewohnt das rothe Meer und lebt in kleinen Familien beisammen. D. Bredaensis Fisch.?) Dieser 8 Fuss lange Tümmler hat einen sehr spitzigen Kopf mit ebenfalls vorstehendem Unterkiefer, aber mit nicht ab- gesetzter Stirne und einen schlanken von der Mitte nach vorn und nach hinten sich gleichmässig verjüngenden Körper. Das Colorit der ganzen Oberseite, Schnauze und Flossen ist dunkelbraun oder rauchschwarz, unten bräunlich- oder röthlich weiss. Am Schädel ist der Schnauzentheil viel langer und schmäler als bei den vorigen Arten, die Zwischenkiefer erreichen die Nasenbeine, beide sehr asymmetrisch, die Nackenfläche stark gewölbt. Die minder kräftigen Zähne sind zu 20 bis 24 jederseits vorhanden. Nur von den französischen und holländischen Küsten in wenigen Exemplaren bekannt geworden. D. Reinwardti Schleg.®) Nur in zwei Schädeln aus dem indischen Archipel bekannt. Diese sind schmäler und länger als bei variger Art, beson- ders der Schnauzentheil von der Basis an viel schmäler und stark com- primirt, die Nasenbeine ebenfalls schmäler, die Stirnbeine breiter hervor- tretend, der Gaumen nach hinten etwas seitlich abgerundet, aber nicht ausgehöhlt, die Symphyse des Unterkiefers ein Drittheil der Kieferlänge 6) Rüppel, Museum Senkenberg. 1842. 111. 140. Tf. 12. fig. 1—3. Der von Wieg- mann bei Schreber Tf. 369 abgebildeten Schädel des D.. hamatus Hempr. u. Ehrb. scheint mit dieser Art identisch zu sein, wie Schlegel bereits vermuthete. 7) Cüvier bildete zuerst den Schädel dieser Art ab, oss. foss. VIII. tb. 222 fie. 7. 8. unter dem Namen D. frontatus, erkannte aber alsbald aus einer von Breda ihm mitgetheilten Zeichnung, dass jener Schädel einer eigenthümlichen Art ange- hörte, die er nun D. rostratus nannte. Fischer, Synopsis 505 änderte diesen Namen in D. bredanensis um und Schlegel, Abhandl. I. 27. Tf. 4 fig. 8 vertauschle ihn mit D. planiceps. 8) Schlegel, Abhandl. I. 27. Tf. 3 fig. 2. 3. Tf. 4 fig. 7. Delphinodea. Delphinus. 101 einnehmend, die Zähne zu 24 bis 25 jederseits und merklich schwächer als bei den vorigen. D. coronatus Frem.?) Dieser Tümmler erreicht 30 bis 36 Fuss Länge bei 15 Fuss Umfang. Der Kopf ist relativ klein, die Stirn gewölbt, der Schnabel lang und spitz, der Unterkiefer den obern überragend. Unten sind 48 kleine spitzkegelförmige Zähne, oben nur, 30. Die Rückenflosse steht hinter der Körpermitte. _Das Colorit einförmig schwarz, aber auf der Stirn zwei gelbe concentrische Ringe, denen er den Namen verdankt, In Schaaren an Spitzbergen. b) Delphini genuini, eigentliche Delphine: von mittlerer Grösse, ebenmässigem Körperbau, mit schwachen zahlreichen Zähnen, schmaler langer Schnauze und zahlreichen Wirbeln. D. delphis Lin.!) Der gemeine Delphin wird- gewöhnlich 5 bis 6, höchstens 8 Fuss lang und unterscheidet sich von seinen nächsten Verwandten durch die mässige lange Schnauze, welche durch eine Wulst von der all- mählig ansteigenden Stirn geschieden ist. Die etwa 9 Zoll hohe Rücken- flosse mit vorderem convexen, hinterem leicht gebuchteten Rande liegt hinter der Mitte des Rückens. Die sensenförmigen Brustflossen sind etwas länger und enden stumpf. Der Schwanz ist oben und unten gekielt. Das Colorit der Oberseite und Flossen ist graülich schwarz, der Unterseite weiss, beide nicht geradlinig und scharf geschieden. Am Schädel erscheint der Schnauzentheil sehr schmal und: lang, der hirntragende Theil kurz und schmal; der linke Zwischenkiefer berührt das Nasenbein, das Ende des rechten dagegen wird vom Oberkiefer umfasst, der auch das Stirnbein fast ganz bedeckt. Die Hinterhauptsfläche schwach gewölbt, die Gondyli wenig hervortretend, an der untern Schädelfläche je- derseits nah am Zahnrande eine tiefe Hohlkehle, wodurch die Mitte kiel- arlig hervortritt. Der Unterkiefer ist in der hintern Hälfte sehr hoch und hat einen deutlichen Kron- und Eckfortsatz. Von den Halswirbeln ver- schmelzen Atlas und Epistropheus, die Dornfortsätze beider sind eben nicht kräftig und stehen ziemlich vertical. Die folgenden Halswirbel verwachsen ebenfalls (nach Cüvier) oder bleiben getrennt (nach Düvernoy), ihre Kör- per sind papierdünn, die Dornfortsätze fehlen, auch die obern (Querfort- sätze bis zum siebenten, an dem sie dünn und lang sind, die untern sind vorhanden. Cüvier zählt 13 Rippentragende Rückenwirbel und Duvernoy 14. 9) Bis jetzt erst von Freminville Bull. soc. philom. III. 69 beobachtet. 1) Der gemeine Delphin ist schon von den Alten vielfach beobachtet und in den Schriften des Aristoteles, Älian, Plinius u. A. geschildert worden. Von Linne, Syst. nat. Xll. 1. p. 108 erhielt er den allgemein anerkannten systematischen Namen. Ueber seine Naturgeschichte sind zu vergleichen: Cuvier, oss. foss. VIlIb 140. tb. 222. fig. 9. 10. tb. 224. fig. 21—29; Fr. Cuvier, Cetac. 123; Lesson, Cetac. 219; Lacepede, Cetac. 250. tb. 13 fig. 1; Schlegel, Abhandl. I. Tf. 4. fig. 2. Die von Pater Pernetty (Voy. aux iles Malouines I. 99. tb. 2. fig. 1) am Cap beobachteten Delphine mit schwarzgeflecktem Bauche sind von Desmarest, Mammalog. 513. zu einer besonderen Art, D, Pernetty (D. Pernettensis Blainv.), erhoben worden, doch sind die Unterschiede so flüchtig und ungenau angegeben, dass Desmarest selbst schon an der Selbständigkeit der Art zweifelt. Auch den ganz weissen D. chinensis bei Desmarest, I, c. 514 auf Osbeck, Voy. a la Chine I. 7 begründet, wird man als identisch betrachten dürfen. Den nah verwandten D. Thetyos im Mittelmeer hat Gervais, L’Instit. 1853. p. 86. noch nicht näher characterisirt. Den fossilen D. Dalio- num Laurillard dict. univers. d’hist. natur. IV. 634 zu unterscheiden ist schwierig, da die wenigen Fragmente aus den miocenen Schichten von Dax keine zuverläs- sige Bestimmung gestatten. 102 Pinnata. Cetacea. Die drei ersten Rippenpaare gelenken am Wirbelkörper und dem Querfort- satz, die übrigen nur mit letzterem. 6 Rippenpaare heften sich unmittel- bar an das aus 4 Stücken bestehende, grosse Sternum. Die Zahl der Lenden- und Schwanzwirbel beträgt 47, erstere mit besonders langen Quer- und hohen Dornfortsätzen. Das Schulterblatt ist breit, an der Aus- seite leicht concav, mit Andeutung einer Gräte, der Oberarm kurz und dick, oben mit sehr dickem Höcker, unten breit und flach, unbeweglich mit den Vorderarmknochen verbunden, diese kurz, flach, dicht aneinanderliegend, die Elle mit Andeutung eines Olecranon; im Carpus 7 Knochen und zwar 3 in der ersten und 4 in der zweiten Reihe. Von letztern scheint einer schon Metacarpus des Daumens zu sein, denn er ist verlängert und trägt eine ähnlich gestaltete Phalanx. Der Zeigefinger ist der längste von allen und neungliedrig, der dritte Finger 7gliedrig, der vierte Agliedrig, der fünfte rudimentär 2gliedrig. Die dünnen langen Beckenknochen liegen fast parallel. Die Zähne sind schlankkegelförmig, spitz, leicht nach innen gekrümmt, an Zahl sehr variabel, von 32 bis 53 jederseits schwankend. Von den weichen Theilen ist das relativ grosse, rundliche Gehirn zu erwähnen, die herzförmige Pupille der kleinen mit Lidern versehenen Augen, die etwas bewegliche, weiche Zunge mit gefranztem Rande und die vier Zitzen der Weibchen. Der Delphin lebt gesellig, treibt in grössern oder kleinern wohl ge- ordneten Schaaren, und ist in seiner muntern und lebhaften Laune und grossen Beweglichkeit der Possenreisser unter den Cetaceen. Er liebt die hohe See mehr als die Küsten und jagt Fische, Krabben und Sepien. Sein Speck wird wie von den andern Arten benutzt, das Fleisch gegessen, früher jedoch mehr als jetzt. i Das Vaterland dehnt sich über alle Meere der nördlichen Halbkugel aus. In den Grönländischen Gewässern, im nördlichen Stillen Ocean, an den Küsten von New-York, in allen Meeren an Europa ist der Delphin häufig, selbst amKap der guten Hoffnung ist er beobachtet worden. Scheint auch fossil vorzukommen im Meeressande von Montpellier, bei Pezenas und in den Falunen von Salles. D. pseudodelphis Wiegm.?2) Nur in zwei Schädeln des Berliner und Leidener Museums bekannt. Es fehlt denselben die Hohlkehle an der Gaumenseite, die Zähne des Oberkiefers sind etwas weniger gekrümmt und die Symphyse des Unterkiefers ist ein wenig länger als bei voriger Art. In der allgemeinen Configuration nähern sich diese Schädel mehr . dem der folgenden Art, aber die kürzere Schnauze, die grössere Anzahl mehr gedrängt stehender, schwächerer und kürzerer Zähne gestattet keine Verwechslung. Am Berliner Exemplare zählt man oben 40, unten 37 Zähne jederseits, im Leidener 42 bis 45. Die Herkunft beider Schädel ist unbekannt. D. eruciger d’Orb.?) Ein gedrungener, besonders in der vordern 2) Wiegmann bei Schreber Tf. 358; Schlegel Abhandl. I. 22; A. Wagner, Schreh. Saugeth, VII. 332. mit dieser Art ist die gleichnamige fossile nicht zu verwechseln, welche Gervais, Bull. acad. Montp. 1849 p. 11; Zool. et paleont. tb. 9. fig. 2. auf ee, DRSSIUEROBIR N Schädel aus der miocenen Molasse im Herault Dept. be- gründete 3) d’Orbigny, Voy. Amerique merid. 32. tb. 21. fig. 1—4. Schon Quoy und Delphinodea. Delphinus. 103 ' Körperhälfte sehr dicker Delphin mit kurzem Schnabel, von welchem die | gar nicht abgesetzte Stirne steil aufsteigt. Das Auge liegt hoch über dem Mundwinkel. Die Rückenflosse ist von sehr beträchtlicher Höhe fast wie bei dem Schwertfisch, die Brustflossen sind schmal, lang, zugespitzt, die Schwanzflosse breit und tief gelappt. Schnauze, Flossen und der Rücken schwarz, Bauch und Kehle weiss scharf abgegränzt und von der Kehle geht ein breiter weisser Streif aufwärts vor und über das Auge und läuft über die Seite bis an die Schwanzflosse, wodurch das Schwarz der Seite ‘ von dem des Rückens geschieden wird. Der Schädel ähnelt dem des ge- meinen Delphines, ist etwas breiter und kürzer, der Unterkiefer höher mit ' kleinerem Kronfortsatz. Oben 26 bis 29, unten 27 bis 28 schlank- und ‚ spitzkegelförmige Zähne. | Bewohnt die Gegend zwischen Kap Horn und Neuholland. | D. malayanus Less.*) Der malayanische Delphin erreicht die Grösse des gemeinen und stimmt auch im Habitus mit demselben überein. Die ‚ unterscheidenden Charactere liegen in dem dicken abgerundeten Kopfe, der ‚sehr gewölbten, stark abschüssigen Stirn, der starken Fuge an der Basis der dünnen gestreckten Schnauze, und in den weniger kräftigen, mehr von einander getrennten (36 bis 40) Zähnen. Die Farbe ist einförmig ‚grau. An den Seiten des Schwanzes tritt ein Kiel hervor, der vielleicht nur individuelle Eigenthümlichkeit ist. In der Jugend ist die Schnauze behaart. Der Schädel gleicht im hintern Theile ganz dem des gemeinen Del- ' phines, aber im Schnauzentheil ist er an der Wurzel breiter, in-der Mitte Gaimard, Zool. de !’Uranie tb. 2 fig. 3. 4 und Lesson, Zool. dela Coquille I. 178, tb. 9. fig. 3 (D. bivittatus) bilden diese Art ab. Doch verdient d’Orbigny’s Figur, ‚ der zugleich der Schädel beigefügt worden mehr Vertrauen. D. albigena Quoy et Gaimard, 1. c. 87. tb. 11. fig. 2. ebenfalls nur vom Schiffe aus gesehen scheint identisch zu sein. | 4) Lesson beschreibt, Zool. de l’expedit. dela Coquille 184. tab. 9. fie. 5 und ‚ Cetac. 209 diese Art nach einem zwischen Java und Borneo gefangenen Exemplare von 9 Fuss 11 Zoll Länge, 8 Zoll hohen Rücken-, 13 Zoll langer Brustflosse und ‚16 Zoll langen 13 Zoll breiten Kopfe. Ausserdem ist noch durch Schlegel, Ab- ‚ handl. I. 20 Tf. 1. 2 fig. 1. Tf. 4. fig. 3. ein anderthalbfüssiges junges Exemplar von Borneo, ein Schädel von Celebes und zwei andere von Java bekannt geworden. ' Schon G. Cüvier vermulhete, dass Dussumiers D. plumbeus in Fr. Cuvier, Mammif, IH. 57 und Cetac. 151. von Malabar mit der Lesson’schen Art identisch sein möchte und Schlegels Prüfung begründete diese Vermuthung. Letztrer vereinigt nun auch den D. capensis vom Kap bei Rapp, Cetac. 31. Tf.2., obwohl derselbe oben schwarz, ‚, am Bauche weiss ist, im Unterkiefer 29 bis 30, oben 22Zähne und auf dem Rücken ‚ gegen den Schwanz hin eine Leiste hat. Das Exemplar im Stuttgarter Museum ist 6 Fuss lang. Mit mehr Recht hat wohl Schlegel den D. dubius Cuvier, regne anim. 288 und oss. foss. VIlib 121, welcher an den französischen Küsten vorkömmt und 36 bis 37 Zähne jederseits hat, dem D. malayanus untergeordnet, da Cüvier’s An- ‚, gaben keinen wesentlichen und beachlenswerthen Unterschied enthalten. Fr. Cüvier ‚ identificirte mit dem D. dubius den vonDussumier am Kap entdeckten D. frontalis, ı der tief schwarz gefärbt ist, am Bauche weiss, vom Mundwinkel bis zur Brustflosse ‚ eine breite bleifarbene Binde trägt. Eudlıch hat Wiegmann noch einen D, loriger, Schreb. Tf. 362, abgebildet, der die Binde des D. dubius und einen bleifarbenen ‚ Unterkiefer hat und von Joh. Müller mit diesem identificirt worden ist. A. Wagner ‚ hält letztern aufrecht und die Lesson’sche Art als D. plumbeus. Die unzureichende ‚ Kenntniss dieser Arten veranlasst mich dieselben unter D. malayanus zusammen zu fassen, dessen Vaterland dann auch über die Küsten Africa’s, Frankreichs und selbst Hollands zu erweitern ist. . Nur ausführlichere und gründlichere Untersuchungen als ‚ die vorliegenden können eine Trennung rechtfertigen. 104 | Pinnata. Cetacea. schmäler, daher der ganzen Lange nach konisch zugespitzt. Auch ist der Vorsprung der Gaumenbeine breiter und die eigenthümlichen Hohlkehlen am Zahnrande fehlen, der Unterkiefer ist schwächer, seine Symphyse länger. Im indischen Archipel. D. coeruleoalbus Meyen.?) Unterscheidet sich von dem gemeinen Del- phin durch die platte längere Schnauze mit 48 bis 50 sehr spitzen nach Innen gebogenen Zähnen jederseits, durch die spitzeren, weniger ausge- schweiften Brust- und Rückenflossen und in der Färbung. Der Rücken, Stirn und Schnabel sind nämlich dunkelstahlblau, von der Rückenfinne läuft ein schmaler sehr dunkelblauer Streif nach vorn, vom Auge aus ein schmaler blauer über die Seiten nach dem Schwanze, die Brustflossen sind blaugrau und mit dem gefärbten Augenringe durch einen Streif verbunden, die Unterseite des Körpers blendend weiss. 5 An der Ostküste Südamerika’s in der Nähe des Rio dela Plata. D. superciliosus Less.*) Erreicht die Grösse der vorigen Arten und ist oben schwarz, an den Seiten und Bauch atlasweiss gefärbt, die Flossen braun, am Schwanze ein weisser Fleck, und eben solche von den Augen zur Stirn verlaufende Binde. Die Rückenflosse steht hinter der Körper- mitte. Die Zähne sind etwas stärker als die bei dem gemeinen Delphin und in den kürzern Kiefer haben oben nur 30, unten 29 Platz. Der Schädel weicht von den vorigen Arten besonders durch den gedrungenen Schnauzentheil ab, der um ein Drittheil hier kürzer ist; der übrige Kopf- theil ist kaum niedriger, etwas schmäler, ‘die Zwischenkiefer hinten weniger | aufgeworfen, in der Mitte ihrer Länge sanft eingedrückt, der Vorsprung der Gaumenbeine breit, der Unterkiefer kurz mit kurzer Symphyse. Das übrige Skelet dem des gemeinen Delphin- gleich, nur durch die Anwesen- heit zweier Vförmigen die Körper der letzten beiden Lendenwirbel umfas- senden Knochen unterschieden, daher diese Wirbel vielleicht schon zu den Schwanzwirbeln gezählt werden müssen. Bei Vandiemensland, Kap Horn, Vorgebirge der guten Hoffnung und an der Küste von Patagonien. D. novae Zelandiae Quoy?). Ein schlanker Delphin von 6 Fuss Länge mit cylindrischer, etwas verflachter und zugespitzter, matt weisser Schnauze und allmählig ansteigender Stirn, die auf der Mitte einen scharfen Vor- sprung bildet. Die sichelförmigen Brustflossen sind bleifarbig weiss, die | an der Spitze abgerundete Rückenflosse schwarz gerandet, in der Mitte weiss, von ihr läuft ein Kamm auf den schieferfarbenen Schwanz. Die 9) Meyen, Nov. act. Leopold. 1833. XVIb 609. tb. 43 fig. 2; A. Wagner, Schreb. Säugeth. VII. 336. Tf. 363. 364. 6) Lesson et Garnot, Zool. del’ exped. delaCoquille 181. tb. 9 fig. 2; Schlegel, Abhandl. 1. 22. Tf. 1. 2. fig. 3..Tf. 4. fig. 4. Schlegel findet den D. obscurus Gray, Spicileg. zoolog. tb. 2. fig. 2. 3 und Quoy et Gaimard, Voy. del’ Astrolabe, Mam- mif. tb. 28. identisch, da die Charactere bis auf ‚die etwas geringere und bedeu- lungslose Anzahl (24 bis 26) der Zähne nicht abweichen. A. Wagner erkennt jedoch in dem Schnauzentheil des Schädels eine grössere Aehnlichkeit mit Phocaena und führt unter dieser die Art selbständig auf. Ganz dieselbe Ansicht heilen Schlegel und Wagner hinsichtlich des D. Fitzroyi Waterhouse voy. of the Beagle Mamm. 25 tb. 10 an der Küste von Patagonien, doch räumt Wagner hier die grosse Aehnlich- keit mit D. obscurus ein. Wir können uns von der Differenz dieser Arten nicht über- zeugen und ordnen dieselben nach Schlegels Vorgange hier unter. . 7) Quoy et Gaimard, voy. del’ Astrolabe, Zool. 149. tb. 28. Bei Forster. Descr. anim. 279 als D. delphis aufgeführt. Delphinodea. Delphinus. 105 obere Köperseite ist bräunlich schwarz, der Bauch weiss. Vom Auge läuft eine breite isabellgelbe Binde sich verschmälernd unter die Rücken- flosse. Oben sind jederseits 43, unten 47 spitze kleine Zähne vorhanden. An Neuseeland, Neukaledonien und der Norfolkinsel. D. longirostris Gray®). Der langschnablige Delphin ist gestreckter als der ihm ähnliche gemeine, sein Schwanz länger, seine. Schnauze ebenfalls länger und spitziger, seine Stirn gewölbter, seine Rückenflosse höher. Die Oberseite und die Flossen sind schwarz, die Unterseite weiss. Der Schä- dei ist bei gleicher Länge merklich schwächer und zarter in seinen Thei- len, die Schnauze stärker deprimirt, mit geraderen Seiten, die Zwischen- kiefer stehen oben weniger hervor, das Hinterhaupt weniger gewölbt, der Vorsprung der Gaumenbeine viel breiter, die Hohlkehlen fehlen gänzlich. Die Zahl der Zähne beläuft sich jederseits auf 55 bis 60. Bewohnt die Meere an Japan, Malabar und am Kap. D. Blainvillei Gerv.?) Ein nur 4 Fuss langer Delphin mit langem dünnen Schnabel, allmählig aufsteigender Stirn, schmalen langen Brusiflos- sen, hoher Rücken- und tieflappiger Schwanzflosse. Der Mund ist gerad- linig, bis vor das Auge gespalten, vorn der Oberkiefer etwas überragend. Die obere Körperhälfte und die Flossen sind bläulich schwarz, die untere Hälfte weiss, ein scharfer weisser Streif läuft von der Stirn über die Seite bis auf den Schwanz. Der Schädel ist im Hirntheile abgerundet ohne Hinterhauptshöcker, der Jochbogen stark und dick wie bei Platanista, der Kiefertheil ebenfalls sehr dünn und lang, Ober- und Unterkiefer auf der Aussenseite mit langer tiefer Rinne, die Zähne klein, spitz, stark gekrümmt, 593 bis 54 jederseits oben und unten. In der äussern Gestalt entschieden deiphinartig, gleicht diese Art im hirntragenden Schädeltheil doch mehr den folgenden beiden Gattungen und hat dabei noch auffallende Eigenthüm- lichkeiten. i An der Küste von Patagonien und der Mündung des Platastromes. D. Renovi Laurill.!) Nur in einem Oberkieferfragment aus der mioce- nen Molasse im Orne Dept. bekannt. Nach demselben war der Schnauzen- theil an der Basis breit und verschmälerte sich dann plötzlich. 17 dicht gedrängte Zahnalveolen sind vorhanden, die vordern fehlen. Aber schon in der Gegend der hintersten Zähne steigen die Nasenhöhlen herab und hierdurch zeichnet sich die Art, von welcher das Fragment herrührt ganz besonders aus. D. macrogenius Laurill.?2) Eine ebenfalls fossile und nur in Unter- | 8) Gray, Spicil. zool. 1; Schlegel, Abhandl. I. 19. Tf. 1. 2. 4. fig. 1 und Faun. japon. mamm. 13. tb. 24.. Gray beschrieb die Art zuerst nach einem Schädel un- bekannter Herkunft und schied I. c. tb. 2 fig. 1. ein ausgestopftes Exemplar als D. capensis: die sorgfältigere Untersuchung lieferte Schlegel. 9) Gervais Bullet. Soc. philom. 1844 38 und d’Orbigny, Voy. Amerique merid. .| 31 tb. 23. vereinigt unter diesen Namen einen von Freminville bei Montevideo ge- | wonnenen Schädel und eine von d’Orbigny an der Patggonischen Küste entworfene | Zeichnung des Thieres. 1) Laurillard, Dict. univ. d’hist. nat. IV. 634. Cuvier bildet oss. foss. VIlIb 168. tb. 224. fig. 38 das Fragment ab, welches häufig als D. longirostris aufgeführt wird. ' Meine Fauna, Säugeth. 233. 2) Laurillard, 1.'c.; Gervais, Zool. et Pal. 152tb. 41., Cuvier, oss. foss. VIIIb 159 tb. 224. fig. 4. 5. 9. 10. 11; meine Fauna, Säugeth. 233. Gervais stellt auf ein Brose: Kieferfragment von Leognan. noch einen D, Bordae I, c. 153. tb. 41. Sg. 8. auf. . 106 Pinnata. Cetacea. kieferfragmenten von Dax und Leognan bekannte Art, die sich in der Zahnbildung votı allen ächten Delphinen entfernt und dem Inia des Ama- zonenstromes nähert und deshalb auch von Gervais vielleicht nicht mit Unrecht zu der eigenthümlichen Gattung Champsodelphis erhoben worden ist. Die Unterkiefersymphyse ist sehr schmal und lang wie bei der lang- schnäbligen Art und enthält im Fragment noch 8 Zähne, der unvollstän- dige Ast noch 10. Die Zähne sind kurz kegelförmig und besitzen hinten an der Basis einen kleinen stumpfen Ansatz. Die Spitze ist schwach rück- wärts gekrümmt, die Wurzel kurz und verdickt. D. leucoramphus Per.?) Der völlige Mangel der Rückenflosse und die nicht abgesetzte Stirn unterscheiden diesen Delphin von dem gemeinen. Sein Rücken ist dunkel bläulich schwarz, scharf davon abgegränzt die Seiten, Bauch und Schnauze weiss. Die weissen sichelförmigen Brust- flossen schwarz gerandet. Die Zähne zu 38 bis 40 jederseits weichen nicht ab. Das Naturell gleicht dem des gemeinen Delphines, mit dem dieser weisse auch in freundschaftlichem Verhältnisse zu leben scheint. Er nährt sich vorzüglich von Loliginen und hat ein sehr wohlschmeckendes Fleisch. 3) Peron, Voy. aux terres Australes I. 217. Bei Lacepede, Cetac. 317, Fr. Cuvier, 164. tb. 15 fig. 2 und Lesson, Zool. dela Coquille tb. 9. fig. 2. wird die Art als D. Peroni aufgeführt. Cuvier, oss. foss. VIllb 109 vermuthet, dass Commerson’s silberweisser Delphin der Magellansstrasse, welchen Lacepede, Cetac. 317 D. Commersoni nennt, wohl nur diese Art sein möchte. — Ueber den ähnlichen D. caloereensis Markoe, l’Instit. 1843. 384 aus Tertiärschichten in Maryland, der in der Zahl der Zähne und einigen Eigenthümlichkeiten des Schädels abweicht, wage ich kein Urtheil zu fällen. Ausser den oben angeführten Arten sind noch eine beträchtliche Anzahl an- derer benannt worden, aber die ungenügende Characteristik derselben veranlasst uns sie nur nachträglich hier zu erwähnen: 1) D. Chamissonis von Wiegmann bei Schreber Tf. 359 auf eine Abbildung Chamisso’s begründete Art. Nach Joh. Müller ist der Schädel mit D. frontatus Cuv. identisch. — 2) D. Santonicus Lesson, compl. Buffon X. 330 an der Mündung der Charente gefangen, dem D. frontatus ähnlich, aus der kurzen Beschreibung nicht wieder zu erkennen. — 3) D. maculatus Lesson, Zool. dela Coquille 183 in der Südsee vom Schiffe aus flüchtig beobachtet. — 4) D. velox Cuvier, Cetac. 194, fast 5 Fuss lang, ganz schwarz, jederseits 41 Zähne, zwischen Ceylon und dem Aequator gefangen. — 5) D. frenatus Cuvier, 1. c. tb. 10 | fig. 1. vom Kap, 4!/, Fuss lang, oben schwärzlich, unten weiss, auf den Wangen ©) eine dunkle Binde. — 6) D. Boryi Desmarest, Mammal 513. von Madagascar nach einer Zeichnung und kurzen Notiz von Bory de St. Vincent aufgestellt, unten mit bläulichen Flecken, die nach dem Tode verschwinden. — 7) D. lunatus Lesson, Zool. della Coquille 183. tb. 9. fig. 4 in der Bai von Conception häufig, ist 2 Fuss lang und hat vor der Rückenflosse einen braunen Halbmond. — 8) D. minimus “ Lesson, 1. c. 185 an den Salomonsinseln, braun, mit weissem Fleck an der Schnau- zenspitze, 2 Fuss lang. — 9) D. leucopleurus Rasch, Revue Zool. 1843. 369 in der Bucht von Christiania gefangen. Gray erkannte ihn in der Edinburger Sammlung | wieder und zieht ihn zu seiner Gattung Lagenorhynchus, wohin ausserdem L. albi- rostris, L. electra, L. asia, und L. acutus (-Eschrichti) gehören. In der Gattung Delphinus stellte Gray noch D. Eurynome, D. Metis, D. Cymodoce, D. Doris, D. Metis, D. Sty&, D. Euphrosyne, D. Janira, D. Sao, D. Forsteri, D. microps und für seine Gat- tung Steno mit dem Typus Sf. malayanus die Arten St. compressus, St. attenuatus, St. fuscus. Zool. voy.Erebus a Terror, Mamm. App. 46. dass diese Arten mit grosser Leichtfertigkeit entworfen sind, geht schon aus der doppelten Anwendung des Namens D. Metis, an eine kurzschnäblige und langschnäblige Art, hervor. Sie ver- dienen nicht mehr Beachtung als der D. niger mit weissgerandeter Brustflosse bei Lacepede, Mem. du mus. Ill., der weisse D. canadensis Duhamel, trait. p&eches II. tb. 10. fig. 4, der D. Bertini 1. c. fig. 3 mit zahnlosem Oberkiefer und die auf Täuschung beruhenden Arten mit 2 Rückenflossen. Delphinodea. Inia. Plätanista. 107 Sein Vaterland sind die Meere der südlichen Halbkügel. In zahlrei=- chen Schaaren treibt er am Südkap von Vandiemensland, bei Neu-Guinea, im indischen Ocean, an der Magellansstrasse. Inia d’Orb. Diese nur in einer Art bekannte Gattung ist von schlankem Körperbau, mit langen Brustflossen, sehr niedriger, höckerartigen Rückenflosse, tieflap- piger Schwanzflosse, mit stark von der Stirn abgesetzter, spitziger und sehr behaarter ‘Schnauze versehen. An Schädel fällt besonders die Länge der schnabelförmigen Kiefer, die beträchtliche Höhe des Stirnhöckers, der breite kräftige Jochfortsatz des Schläfenbeines, die grosse Schläfengrube, der breite und hohe Kronfortsatz des Unterkiefers auf. Die zahlreichen Zähne haben spitze, gekrümmte und kräftige Kronen mit nach Innen auffallend stark er- weiterter Basis, besonders die hintern. Die einzige Art J. amazonicus*), bewohnt den Amazonenstrom und dessen grössere Nebenflüsse bis an den Fuss der Kordilleren. Am liebsten hält der Boto oder Inia, wie die Bewohner der verschiedenen Provinzen ihn nennen, sich in den tiefen klaren Buchten des Stromes mit steinigem oder festem Ufer auf. Man sieht ihn in Rudeln beisammen, pfeilschnell davon schiessend, ' neugierig den Kopf und Vorderleib hervorhebend und schnell wieder untertauchend, oder plätschernd mit den Flossen spielend. Seine Nah- | rung besteht in kleinen Fischen und allerlei zufällig in den Strom ge- ‚ rathenen Früchten. | Er erreicht eine Länge von 7 bis 12 Fuss und ist oben, am Schwanze _ und den Brustflossen blassbläulich, in der ganzen untern Körperhälfte licht ‚ mit einem Stich ins Rosenfarbene. Doch finden sich Exemplare mit durch- gängig röthlichen oder schwärzlichen Tönen und auch gefleckte oder ge- streifte. Die Brustflosse misst etwa ein Fünftel der Körperlänge, die Rük- ' kenflosse steht hinter der Mitte und gleicht einem länglichen Kamme. Die "| Schnauze ist cylindrisch, mit krausen Haaren besetzt, der Mund bis unter die Augen gespalten und hier sanft herabgezogen. Im Oberkiefer stehen 66 bis 68 Zähne beiderseits, im untern 64 bis 66, alle runzlig oder ge- furcht, die letzten sind ‘ganz plump, x Platanista Guv. Eine höchst eigenthümliche Gattung, die nur durch den schlanken Kör- perbau, den langen on Schnabel und die niedrige leistenartige Rücken- ‚flosse der vorigen sich anschliesst, aber schon durch die abgestutzten, wellen- förmig ausgeschnittenen Brusflossen, durch die halbmondförmige, in der Mitte ‚nicht "getheilte Schwanzflosse, die aufwärts gebogene vorn verdickte Schnauze und das Sförmige Spritzloch leicht davon zu unterscheiden. Am Schädel ist der Schnauzentheil verlängert und sehr stark comprimirt, 4) Spix und Martius, Reise in Brasilien II. 1119 und 1133 erwähnten diese un Art als Delphinus amazonicus und bald darauf beschrieb sie d’Orbigny, nouv. annal. H Y du mus. III. 28. tb. 3; Voy. dans ’Amerique merid. IV. 30. tb. 22. als Inia bolivien- er sis. Wir nehmen sie als Typus einer besondern Gattung auf, für die Species hat Y aber der Name von Spix die Priorität. Der von Blainville im nouv. dict. d’hist. 2 nat. IX. 151. als D. Geoffroyensis, von Desmarest, Mammal. 512 als D. Geoflroyi i 1 aufgeführte Delphin von den Küsten Brasiliens fällt nach der Beschreibung ganz r mit Inia zusammen, und d’Orbigny hat durch die Vergleichung des Exemplares die g frappante Aehnlichkeit erkannt und auch Blainville sich davon überzeugt. 108 Pinnata. Cetacea. die Oberkiefer jederseits im hintern Theile mit. einer aufgerichteten grossen }y, Knochenwand, welche vor dem Spritzloch von beiden Seiten sich fast berüh- |, ren, die Augenhöhlen sehr klein, die Schläfengruben ebenfalls sehr umfangs- | jj reich, das Schläfenbein mit freiem sehr starkem Jochbogen, der schmale Un- 7, terkiefer schwach Sförmig gebogen, die Symphyse bis zum letzten Zahn 77, reichend. In der Wirbelsäule sind die Halswirbel frei, 12 Rückenwirbel 17, tragen Rippen, von denen 8 doppelt gelenken, dahinter 8 Lenden- und },, 20 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt sehr breit. I Einzige Art ist 4 Pl. gangeticus Cuv.°) Der Susuk der Inder wird 6 bis 7 oder wenig | ,; mehr Fuss lang, hat einen gerundeten vorn steil abfallenden Kopf, sehr kleine schwärzliche Augen, eine kantig erhöhte Fetthaut als Rückenflosse, Ai äusserlich sichtbare Zehen in den Flossen, und ist oben graulich schwarz, h unten graulich weiss gefärbt. Die etwas nach hinten gekrümmten Zähne |}, stehen zu dreissig in jedem Kieferaste. m Die Art bewohnt den Ganges, besonders die Arme seines Delta. Die mi Bewegungen sind langsam und träge, nur bei der Verfolgung der Beute 7;, schnell und behend. Der Speck liefert Thran, das Fleisch wird nur zum ki Köder benutzt. 'M Hyperoodon. he Die Arten dieser Gattung erreichen eine viel beträchtlichere Grösse als 1°" die vorigen und unterscheiden sich wesentlich. von denselben sogleich durch‘ Pi den Mangel der Zähne wenigstens im ausgewachsenen Alter. Ihr Körperbau ' # | ist sehr kräftig, gedrungen, Brust- und Rückenflosse sehr klein, Schwanzflosse R gross, der Mund sehr klein, nur bis zur Hälfte der Schnauzenlänge gespalten, |" das Skelet sehr kräftig, Wirbel und Rippen wenig zahlreich, Schädel (hei pn der vorigen Gattung, theils den ächten Delphinen sich anschliessend. ia Man kennt nur zwei Arten aus den europäischen Meeren. ge H. rostratum Wesm.®). Der Dögling ist gewöhnlich 20 bis 25, sel-]® tener bis 28 Fuss lang und gleichförmig schwarz über den ganzen Körper. |, N BE un al Bu Sad m be Bm nd en lo Fl a ST ee 5) Fr. Cuvier, Cetac. 22. tb. 8. fig. 2. tb. 18. und Lebeck, neue Schrift Berl. Ikı Naturf. Freunde 1801. I. 280. Tf. 2; Roxburgh, asiat. research. VII. 170 tb. Ze Cuvier, oss. foss. ViIb 128. tb. 223. fie. 8—10. Der Name Platanista ist von! Plinius entlehnt, der darunter den ep “des Ganges freilich von 4facher Grösse) begreift. r 8) Wesmael, nouv. mem. Acad. Brux. 1841. XII. 1.tb. 1.2. Vrolik, naturk. Verhdl. ' Holld. Maatsch. d. Wet, Haarlem 1847. V. 1. Die Synonymie der Gattung und Art! ist sehr reichhaltig. Der Name Hyperoodon rührt von 'Lacepede, Cetac. 319 her‘ E; und ist von Fr. Cuvier, Cetac. 241. tb. 9. fig. 1. 2. tb. 17. fig. 1, von G. Cuvier,' r oss, foss. VIIIb 185. tb. 225. fig. 19—21, von Lesson, Bell, Gray, Thompson u. A. Im beibehalten worden, aber schon 1811 von Iliger mit Uranodon, von Blainville mit) nis Heterodon, von Jacob mit Cetodiodon, von Haldeman mit Hypodon, von Eschricht endlich mit Chaenodelphinus vertauscht worden. Zu diesen Namen. kommen noch” pe Lacepede’s Anaracus, llligers Ancylodon und Wagler’s Nodus und Orca. Die Art beschrieb Hunter 1787 Trancact. philos. LXXVII. 447. tb. 19 unter der Benennung] —_ Delphinus bidentatus, Lacepede änderte dieselbe in D. diodon, Desmarest in D. Hun-) , ‚ teri, Schreber in D. bidens und D: edentulus, Lesson in H. honfloriensis, Rapp in Li ' D. Dalei um. Wesmael hat gegen alle diese den ältesten Namen wieder zur Gel- br tung gebracht. Chemnitz beschreibt nämlich, Beschäfftig. berlin. natur. Gesellsch.l "‘ 1779. IV. 183, ein am 26. Mai 1777 an Spitzbergen gefangenes theilweis von ihm nach Berlin gesandtes Exemplar als Balaena rostrata und wenn er das Thier auch gern aus der Klasse der Säugethiere verbannen wollte: so kann uns das nicht hindern seinen Artnamen beizubehalten. N E Vom kurzen schmalen Schnabel steigt der Kopf ohne Unterbrechung zur stark gewölbten Stirn auf. Der Unterkiefer überragt den obern etwas. Die kleinen Augen liegen weit hinter dem Mundwinkel und die Hörner des Spritzloches sind nach hinten gerichtet. Die Rückenflosse, am hintern Rande etwas ausgeschweift, erhebt sich im hintern Drittel der Körperlänge. Zähne sind äusserlich gar nicht sichtbar, sondern im Zahnfleisch verborgen und fallen frühzeitig aus. Gewöhnlich ist nur einer oder zwei vorn im Unterkiefer vorhanden, bei nicht ausgewachsenen Exemplaren noch einige mehr. Sie sind sehr klein, spitz, nach vorn geneigt, aber mit der Spitze rückwärts gekrümmt. - Am Schädel erhebt sich der Rand der Oberkiefer hinten wandartig, fällt aber schnell wieder ab und verlängert sich nach hinten, um hier mit dem Stirn- und Hinterhauptsbein nochmals senkrecht aufzusteigen. Auch die Zwischenkiefer nehmen Theil an dieser Occipitalerhöhung, vor welcher die Nasenöffnungen liegen. Der Jochfortsatz des Schläfenbeines ist kurz und stark, der Jochbogen dünn, die Augenhöhle wie bei dem Delphin, die - © Schläfengruben klein, die Gaumenfläche schwach gekielt, das Hinterhaupt höher als breit, die CGondyli gross, die Nackenfläche senkrecht, die Unter- ‚kiefersymphyse nicht länger als bei dem gemeinen Delphin... Die Halswir- bel verschmelzen zu einem Knochen mit sehr hohem und’ dicken Dornfort- © satz, nur der Bogen und Dorn des letzten bleibt getrennt. Die 9 Rücken- F wirbel tragen 5 wahre und 4 falsche Rippen und von diesen gelenken nur die letzten drei ausschliesslich mit den Querfortsätzen. Das Brustbein besteht aus 3 Stücken, ist vorn und hinten ausgerandet und auf der | 'Gränze des ersten und zweiten perforirt. Die Zahl der Lendenwirbel be- # stimmt Schlegel auf 9, nach Vrolik 10, Wesmael und Duvernoy auf 11, F Cüvier auf 12; hienach wird auch die Zahl der Schwanzwirbel auf 20, 19 und 17 festgestellt. Die 10 ersten Schwanzwirbel tragen untere Dornen. Das Schulterblatt ist dreiseitig, Von den weichen Theilen wäre nur folgen- ‚des beachtenswerth. Die Zunge, ganz am Unterkiefer angewachsen, ist 'rauh mit gezacktem Rande, die Lungen verlängert, hinten zugespitzt, von ‚den drei Mägen der erste der grösste, der dritte in 6 Fächer getheilt und ‚hinter dem Pylorus noch ein Blindsack, das Herz 2 Fuss lang und eben- ‚so breit. | Die Lebensweise des Döglings ist noch nicht bekannt. Nach den in ‚den Mägen vorgefundenen Nahrungssubstanzen nährt er sich von Fischen, 'Sepien und Holothurien, die er in bedeutenden Quantitäten vertilgt, denn bei einem Exemplare fand man Reste von etwa 1000 Thieren. Er bewohnt den nördlichen Atlantischen Ocean und wurde an den norwegischen, ‚dänischen, englischen, niederländischen Küsten, einmal sogar bei Korsika U beobachtet. Ä H. Dalei?). Erreicht nur die halbe Länge der vorigen Art und ist Delphinodea. Hyperoodon. 109 Ä 7) Blainville untersuchte ein 1825 bei Havre gestrandetes Exemplar von 15 Fuss "ELänge und nannte dasselbe Delphinus Dalei Nouv. Bull. des sc. 1825 Sept. 139. Eben dieses prüfte G. Cüvier später und schied es von Hyperoodon als D. microp- (Eterus Regne anim. I. 288; Fr. Cuvier, Cetac. 114. tb. 8. fig. 7. Neuerdings hat Schlegel den Physeter bidens Sowerby, brit. misc. 1806. V. tb. 1. — Delphinus So- werbyi Desmarest, Mammal. 521 und den Delphinus Desmaresti Risso, hist. nat. Europ. merid. III. 24. tb. 2. fig 3. als identisch nachgewiesen, indess sind doch ‚die Beschreibungen dieser so ungenügend, dass wir den Blainville’schen Namen 110 Pinnata. Cetacea. oben glänzend grau, unten etwas lichter gefärbt. Weiter unterscheidende Charactere sind die viel niedrigere Stirn, die kleinere Rückenflosse, die ova- len Brustflossen, die relativ grössern Augen, der grössere Mund, der völlige Mangel der Zähne; das mit seinen Hörnern nach vorn gerichtete Spritz- loch. Der Schädel hat bei Weitem nicht die höchst eigenthümliche Gestalt des Vorigen, sondern ist entschieden delphinartig, der Oberkiefer nicht bis auf das Hinterhaupt verlängert, sein äusserer Rand nieht zu einer Wand erhöht, der Schnauzentheil dagegen viel länger und schmäler. Die Zahl der Hals-, Rücken- und Lendenwirbel stimmt mit der des Dögling überein, aber die von Dumortier gezählten 11 Schwanzwirbel scheinen kaum die normale Zahl zu sein. Man kennt die Exemplare nur von den englischen und französischen Küsten und aus dem Mittelmeer. Berardius Duv. Der Schädel dieser Gattung zeichnet sich von Hyperoodon sogleich durch die Symmetrie der Ober- und Zwischenkiefer und der Nasenbeine aus. Der Oberkiefer erhebt sich hinten nicht wandartig, sondern nur zu einer dicken rauhen Kante und wird von dem breitern Zwischenkiefer zur Seite gedrängt. Die Nasenbeine werden vom Ober- und Zwischenkiefer begränzt, nehmen die höchste Stelle des Schädels ein und verbinden sich in der Mittellinie zu einem höckerartigen Vorsprunge, während sie bei Hyperoodon hier durch eine breite tiefe Furche von einander getrennt sind. Die Symphyse des Unterkiefers | nimmt nicht die halbe Länge der Aeste ein. Vorn trägt dieselbe jederseits vier dreiseitige comprimirte Zähne. Die einzige Art ist ) B. Arnusxi Duv.®). Das Thier misst. nach Arnoux’s Bericht 32 engl. Fuss in der Länge, ist bis auf einen graulichen Fleck in der Schamgegend einförmig schwarz und hat eine grosse Rückenflosse. An der Küste von Neuseeland. Ziphius Cuv. Cuvier begründete diese Gattung auf einen Schädel, der bei Fos entdeckt ' worden war, und vereinigte mit derselben noch zwei andere fossile Schädel- fragmente, so dass er der untergegangenen Gattung drei Arten zuschreiben konnte. Gervais hat nun neuerdings nachgewiesen, dass jener erste Schädel ' von einem noch gegenwärtig im Mittelmeere lebenden Thiere herrührt und ! da Cuvier’s systematische Bestimmung durch die Vergleichung mit diesem sich als vollkommen begründet ergeben hat, so ist nunmehr der Ziphius als eine noch lebende Gattung zu betrachten. Der Schädel läuft nach vorn in einen sich schnell zuspitzenden Kegel aus, der vom Ober- und Zwischenkiefer und von dem Vomer gebildet wird. | Letzterer ist in der Mittellinte sichtbar und die Zwischenkiefer sind viel‘) schmäler als die Oberkiefer. Der hintere Kopftheil ist sehr breit und in ho- noch vorziehen. Melville und Owen halten den D. Sowerbyi für das Männchen des | H. micropterus. Neuerdings hat Cocco im Wiegm. Archiv 1846. 104. Tf. 4. einen 15 Fuss langen Delphinus Philippii aus der Meerenge von Messina beschrieben, der wohl ohne Frage mit dieser Art identificirt werden kann. Gervais erhebt diese Art zum Typus seiner Gattung Mesoplodon und Duvernoy zur Gattung Mesodiodon. 8) Duvernoy, Ann. sc. nat. 1851. XV. 52. —_ eu m = Gm m mu ms cc ma oo mn. = ©, Delphinodea. Ziphius. 111 hem Grade asymmetrisch, in seiner Configuration, der beträchtlichen Erhö- hung des Hinterhauptes und der tiefen Einbuchtung vor der Stirngegend dem des Hyperoodon ganz ähnlich. Der Öberkieferrand erhebt sich wie bei der zweiten Art des Hyperoodon zu keiner hohen Wand, aber der Schädel ist in dieser Gegend beträchtlich breiter als dort. Der Unterkiefer ist im hintern Theile sehr hoch, wird schnell niedrig und biegt sich mit der sehr kurzen, vorn nicht zugespitzten Symphyse wieder aufwärts. Am vordersten Ende des Unterkiefers stehen zwei Zähne, kurz, dick, zugespitzt, kaum aus dem Zahn- fleische hervorragend. Auch oben fand Gervais am vordersten Ende des Schnabels zwei sehr kleine verkümmerte Zähne und dahinter im Zahnfleisch noch 8 bis 10 Zahnkerne. Vom übrigen Skelet sind die Halswirbel bekannt, die fünf ersten derselben sind in ein Stück verwachsen, die letzten beiden frei. 20 einzelne Lendenwirbel gleichen denen des Hyperoodon, dagegen ist das Schulterblatt an der vordern obern Ecke noch länger und schmäler. Z. cavirostris Cuv.°) Das Thier erreicht eine Länge von 20 bis 24 Fuss und bewohnt das Mittelmeer. Hieran schliessen sich noch einige nur ungenügend bekannte Formen, U deren systematische Stellung noch zweifelhaft ist. N Ziphius planirostris Cuv. !) aus tertiären Gebilden bei Antwerpen grün- det sich auf ein vordres Schädelfragment mit abgerundet vierkantigem Schnabel und sehr beträchtlicher Breite in der Augengegend. Ziphius lon- girostris Cuv.?) auf ein vielleicht von Anvers stammendes Fragment begrün- det,- dasselbe stellt einen Theil eines sehr langen und dünnen Schnabels dar, an welchem der Vomer oben in seiner ganzen Länge sichtbar ist. Arionius servatus Meyer °). Ein unvollständiger Schädel aus der Mo- lasse von Baltringen, mit glatter, horizontater, breiter Stirnfläche, nicht ab- gesetztem Schnauzentheil, mit einer von den Nasenlöchern nach vorn ver- laufenden breiten Rinne, mit spitzkegelförmigen, fast geraden, vorn und ‚ hinten gekanteten Zähnen. | Balaenodon nennt Owen n) eine Gattung, von der er fossile, in der 9) Cuvier, oss. foss. VIIb 234. tb. 228. fig. 3; Gervais, Zool. et Pal. 1. 159. tb. 38. fig. 1. 2; tb. 39. — Nach Letzterem kömmt die Art nicht fossil vor und ist ' mit ihr der Delphinus Desmaresti Risso und der D. Philippii Cocco identisch. Auch ‚ Gray’s Hyperoodon Doumeti will Gervais damit vereinigen. Der von Duvernoy, Ann. sc. nal. 1851. XV. 67. unterschiedene Hyperoodon Gervaisi lässt sich nach der ‚ Beschreibung nicht trennen. | 1) Cuvier, oss. foss. VIllb 243. tb. 228. fig. 7. Duvernoy betrachtet dieses Fragment als zur Bildung einer eigenthümlichen Gattung Choneziphius ausreichend, allein die von ihm aufgestellte Diagnose gibt keinen Character von generischer Be- ' deutung an. Ä 2) Cuvier, oss. foss. VIIib 245 tb. 228 fig. 9.10. Die Bestimmung dieses Frag- mentes unterliegt noch grösseren Schwierigkeiten als des vorigen, da es nur einen ‚0 Theil des Schnabels zeigt. Duvernoy hat dasselbe zur vierlen Art seines Mesodio- ©# don gemacht, obwohl die für die Gattung characteristischen Merkmale, nämlich zwei lE Kegelzähne und Symmetrie der Nasen- und Kieferbeine, nicht daran zu erkennen D sind. Zu dieser Gattung rechnet Duvernoy ausserdem M. Sowerbyi, M. micropterum B und M. densirostre. Unseres Erachtens nach können Reste, welche die wesent- ‚ lichen Charactere der Familie, Gattung und wohl gar der Art nicht erkennen las- sen, keinen Anspruch auf eine Einreihung in das System machen. Sie verdienen nur eine gelegentliche Erwähnung zu weiterer Nachforschung. 3) v. Meyer, Neue Jahrb. f. Mineral. 1842. S. 315; Jäger, Nov. act. Leop. Ä xxIıh 780. | % Owen, Brit. foss. Mamm. 536 fig. 226—229. Balaenodon physaloides, B. affı- don nis, B . definitus, B. emarginatus, B. gibbosus. — Von einem Balaenodon lentianus 112 Pinnata. Cetacea Structur von Physeter unterschiedenen Zähne untersuchte und darauf hin mehre Arten unterscheiden zu müssen glaubte. Delphinapterus Lacep. n Der Beluga oder Weissfisch nähert sich hinsichtlich der kurzen stum- pfen Schnauze den Braunfischen, in dem häufigen Mangel der obern Zähne sogar dem Pottfische, aber in der Abwesenheit der Rückenflosse, in dem - Verschwinden aller Zähne und einigen osteologischen Characteren schliesst er sich ebenso wohl dem Monodon an. Der Kopf ist relativ klein, der Mund mässig, der Rücken sehr gewölbt, die Brustflossen klein, oval, die Schwanz- flosse halbmondförmig mit spitzen Lappen. Der Körper ausgewachsener Exemplare ist einförmig weiss, bisweilen mit einem Stich ins Gelbliche oder Rosenrothe, in der Jugend bräunlich- oder bläulichgrau. Der Schädel hat ein fast geradliniges Profil mit wenig erhöhetem Hin- terhaupt, vor der Stirn nur sehr sanft eingesenkt. Der hintere Schädeltheil ist verlängert, die Oberkiefer verschmälert, der Jochfortsatz des Schläfenbei- nes stark, das Zygoma dünn und cylindrisch, der Unterkiefer sehr hoch, ohne deutlichen Kronfortsatz. Zähne trägt der Ober- und Unterkiefer jederseits 9 bis das Thier ausgewachsen ist, mit zunehmendem Alter fallen die obern häu- fig und bisweilen auch die untern aus. Alle sind gerade, stumpf, cylindrisch mit geringer Gompression. In der Wirbelsäule zählt man 7 freie Halswirbel mit längeren Körpern als bei allen vorigen Gattungen, 12 Rücken-, 9 Lenden- und 23 Schwanzwirbel, alle mit verhältnissmässig schwachen Quer- und Dorn- fortsätzen. Von den 12 Rippen erreichen 4 das Brustbein, 8 gelenken an )' den Wirbelkörpern, dis erste zugleich am Körper des siebenten Halswirbels. Die drei Stücke des Brustbeins verschmelzen im Alter. Die Phalangen sind kurz und gespreizt. D. leucas ) erreicht eine Länge von 12 bis 20 Fuss und bewohnt die Meere des hohen Nordens nicht über den 56. Breitegrad hinab. In Fami- lien von 10 Stück jagt er beständig nach Fischen und wird selbst seines Fleisches und Speckes wegen verfolgt. Das Weibchen wirft im Frühjahr meist nur ein Junges und pflegt dasselbe lange Zeit mit grosser Liebe. Vierte Familie. Monodonta. Einzige Gattung: Monodon Lin. Der Narwal schliesst sich den Delphinen enger an als diese den Wal- fischen und zeichnet sich ganz besonders durch sein völlig eigenthümliches Zahnsystem aus. Dasselbe besteht nämlich nur aus zwei Stosszähnen im Meyer bildet Ehrlich, geogn. Wandrgn. Tf. 2—3. 4. Schädelfragmente, Wirbel und einen Zahn aus dem Tertiärsande von Linz ab. j 5) Pallas, Reise Ill. 92. Tf. 79 u. Zoogr. I. 273. Tf. 31. Fr. Cuvier, Cetac. 199. Tf. 15. fig. 1 u. Tf. 16 versetzt den Weissfisch unter Phocaena und Lesson, Cetac. 191 erhebt ihn zur Gattnng Beluga, unter welchem Namen ihn auch Shaw, gen. z00l. IIb 515. tb. 232 u. Barclay a. Neil, Mem. Wern. soc. Ill. 371. tb. 17, Scoresby, arct. neg. 1. 500. tb. 14. aufführen. Wenn auch der Mangel der Rückenflosse, wovon Lacepede den Namen entlehnte, nicht der ausschliessliche Character der Gattung und streng genommen nicht mehr ganz passend ist: so finden wir darin noch kei- nen Grund den Namen Delphinapterus zu verwerfen. Cuvier, Oss. foss. VIllb 127. tb. 223. fig. 5. 6. untersuchte den Schädel. Monodonta, Monodon. 113 _ Oberkiefer, von denen der eine in der Regel verkümmert und bei ausge- wachsenen Exemplaren ganz verloren geht. Sie sind wagrecht in einer tie- fen Alveole an der äussersten Spitze des Oberkiefers (nicht Zwischenkiefers) ' befestigt, gerade, von sehr beträchtlicher Länge (6 bis 10 Fuss), innen weit- hin hohl und schraubenförmig wie ein Peitschenstiel von rechts nach links sewunden. Bei dem Männchen verkümmert gewöhnlich der rechte Stosszahn frühzeitig, bei dem Weibchen pflegen Beide in der Alveole zurückzubleiben. Der Schädel ist delphinartig, dem der Braunfische ähnlich, ın seiner ganzen . Länge im höchsten Grade asymmetrisch, selbst im Unterkiefer und zwar schon ' im fötalen Zustande, im Schnauzentheil überwieg* die linke, im Kopftheil die ' rechte Seite. Die Nackenfläche steht senkrecht, die Hinterhauptsgelenkhöcker ' sind sehr gross und stark gewölbt. Von den 7 Halswirbeln ist der Atlas frei, die drei folgenden nach Schlegel, in unserem Skelete die fünf folgenden ‚ verwachsen, der siebente sehr klein, nur der zweite mit Dornfortsatz verse- hen. Die 12 Rückenwirbel haben sehr niedrige Dornfortsätze. Schlegel ‚zählt 9 Lenden- und 26 Schwanzwirbel, an unserem Skelet unterscheide ich 9 Lenden- und nur 24 Schwanzwirbel, von denen die ersten 13 untere Dor- nen tragen. Die Wirbelsäule ist an unserem Skelet bis in die äusserste Schwanzspitze vollständig, daher hier zuverlässig zwei Wirbel weniger als bei ' Schlegels Exemplaren. Auch an den Lendenwirbeln sind die Dornfortsätze viel niedriger als bei den Delphinen, die Querfortsätze dagegen sehr lang und breit. Von den 12 Rippenpaaren verbinden sich 6 durch knöcherne Sterno- eostalstücke mit dem Brustbein, die letzten 4 Rippen gelenken nur an den ‚ Querfortsätzen und von ihnen ist die letzte ganz rudimentär. Das Sternum ist vorn und hinten winklig ausgeschnitten und vor der Mitte perforirt, das Schulterblatt sehr breit und niedrig, der Oberarm mit sehr verdickten obern Gelenk und unten flach, mit dem Vorderarmknochen unbeweglich verbunden, ‚ diese flach und der ganzen Länge nach getrennt, so lang als der Oberarm, im Karpus 7 Knochen, die Zehen 3-, 5-, 5-, 4- und 3gliedrig einschliesslich ‚des Mittelhandknochen. Der Körper ist plump, der Kopf klein und stumpf, der Mund klein, in dessen Winkel die kleinen Augen und über diesen das halbmondförmige Spritz- loch, statt der Rückenflosse eine niedrige Fettfalte, die Schwanzflosse gross, die Brustflosse mässig. Die einzige Art bewohnt das Eismeer bis in die Baffinsbay und Neu- ‚ sibirien. | M. monoceros Lin. 6). Erreicht eine Länge von 12 bis 16, vielleicht bis 20 Fuss und ist weiss mit bläulichschwarzen oder grauen Flecken, in ‚© der Jugend schieferfarben. Die Nahrung besteht ausschliesslich in Fischen ‚ und Sepien. Das unter der Haut über den ganzen Körper verbreitete, be- sonders auf dem Kopfe sehr dicke Fett liefert ein vortreffliches Oel. Die # Narwale leben in kleinen Gesellschaften und sind muntere und harm- ‚© lose Thiere. nn 5 6) Linne, syst. nat. XII. 1. p. 105; Camper, Cetac. Tf. 29—31; Cuvier, Oss. ‚® doss. VIIIb 147 tb. 223 fig. 7. Blumenbach, Abbild. naturh. Gegst. Tf. 44; Scoresby, 1® acc. of the arct, reg. I. 486; III. tb. 15. fig. 1. 2. die von Lacepede und Desmarest ‚ unterschiedenen Arten sind längst als identisch erkannt. Säugethiere. 8 114 Cetacea. Sirenia. II. Sirenia. Pflanzenfressende Cetaceen. Fünfte (einzige) Familie‘ Die Sirenen oder Seekühe unterscheiden sich von den ächten Walen sogleich durch den kleinen Kopf mit kurzer, dicker stumpfer Schnauze und wulstigen Lippen, durch die kurzen, über den ganzen Körper zerstreuten Bor- sten, durch die deutlicher gegliederten und daher beweglichern Brustflossen, die zwischen diesen gelegenen Zitzen, den Mangel eines Spritzapparates und endlich das entschieden 'herbivore Gebiss. Das Skelet zeichnet sich im Allgemeinen durch grössere Solidität aller einzelnen Knochen aus. Der Schädel läuft in eine kurze, stumpfe, abwärts gebogene Spitze aus. Die Hinterhaupfsfläche ist nur wenig geneigt und die starken Condyli rücken nach der untern Seite hinab. Die Scheitelbeine ver- schmelzen frühzeitig zu einer breiten Knochenplatte und vor ihnen liegen die Stirnbeine in ihrer ganzen Ausdehnung frei. Der Jochfortsatz des Schläfen- beines ist von ungeheurer Stärke, auch der Jochbogen stets sehr kräftig, Öber- und Zwischenkiefer niemals weit nach hinten verlängert*und erweitert, aber der Zwischenkiefer von sehr überwiegender Ausdehnung, der Unterkiefer verkürzt, hoch, mit deutlichem Kronfortsatz. In der Wirbelsäule bleiben die Halswirbel frei, haben entwickelte Dornfortsätze, die folgenden Wirbel sehr niedrige breite Dornen. Die Zahl der rippentragenden Wirbel steigt auf 17 und 18, die der Lendenwirbel auf höchstens drei, der Schwanzwirbel auf über 20. Die zahlreichen Rippen sind stark und gelenken bis auf die letzte an den Wirbelkörpern und den Querfortsätzen. Das Schulterblatt stellt ein schmales Halboval dar, mit deutlich entwickelter Gräte in der untern Hälfte seiner Länge. Die Glieder der Extremität alle beweglich; der Oberarm kurz ' mit sehr starkem obern Trochanter; die Unterarmknochen von derselben Länge, beide gleich stark, die Elle mit sehr entwickeltem Olecranon; 6 Car- palknochen in 2 Reihen, die Mittelliandknochen sehr schlank, mit verdickten ' Gelenkenden; der Daumen rudimentär, die andern vier Zehen dreigliedrig, die Phalangen schlank. Das Zahnsystem zeigt sehr verschiedene Grade der Entwicklung. Eck- zähne fehlen allgemein, die untern Schneidezähne verkümmern und fallen früh- | zeitig aus oder 'sie entwickeln sich zu ungeheuren heräbgebogenen Stosszäh- nen, zwei obere sind allgemein vorhanden, aber auch nur selten bleibend. Die Backzähne haben einen zweifachen Typus, bei einigen nämlich trägt die ' Krone starke Querjoche, bei andern stellen die Zähne nur Kauplatten dar. In demselben Gebiss sind alle von gleicher oder einander sehr ähnlicher Form, die Zahl jedoch nach den Gattungen sehr verschieden. | Dicke, bewegliche, mit starken Borsten besetzte Lippen schliessen den: Mund. Speicheldrüsen sind allgemein vorhanden und die Zunge ist länger und beweglicher als bei den leischfressenden CGetaceen. Die Speiseröhre i hat noch eine ansehnliche Weite und führt in einen einfacheren Magen als bei jenen. Bald ist er nämlich ein einfacher rundlicher Sack, bald ist er verlängert und durch eine tiefe Einschnürung in zwei Abtheilungen zerlegt, auch wohl mit blinden Anhängen versehen, überall aber mit sehr entwickel- ten Drüsen besetzt und mit glatter Innenfläche. Der Darmkanal misst die 14- bis 20- und noch mehrfache Körperlänge und hat nur bisweilen innere Falten. Die Trennung in einen längern Dünn- und kürzern Dickdarm ist TEE WETTEN. Zu Pu BT u, EEE —— (Tu —- u => > | Sirenia. Rytine. 115 überall deutlich, auch ein ansehnlicher einfacher oder zelliger Blinddarm stets vorhanden. Die Leber ist zwei- oder dreilappig, eine Gallenblase vorhanden oder nicht. Die Milz zerfällt nicht. Das Herz ist breiter als lang und tief gespalten, das eirunde Loch ge- schlossen; die Lungen von enormer Grösse und zweilappig, weitzellig; die ' Luftröhre nur in zwei Bronchien sich spaltend; der Kehlkopf nicht pyrami- dal erhöht und die Nase nicht in einen Spritzapparat umgestaltet; das Zwerg- fell ganz schief von vorn nach hinten und oben die Brusthöhle abgränzend. "Die äussere Körperhaut ist bei einer Gattung sehr dick, rauh und nackt, | bei den übrigen dünn, mit zerstreuten, den Schweinsborsten ähnlichen Bor- sten besetzt, "die sich in grösserer Stärke und Zahl an der sehr beweglichen, als Tast- und Greiforgan dienenden Oberlippe entwickeln. Die spaltenförmi- gen Nasenlöcher öffnen sich mehr weniger nach vorn. Die Augen haben ein ausgebildetes drittes Lid. Die Ohröffnung ist noch eben so “klein als bei fleischfressenden Cetaceen. Die ee ändert in ihrer Gestalt ab, ist .J aber niemals so tief gelappt als bei den vorigen. Das Colorit hat minder reine und intensive Farben. | Die Seekühe sind grosse und sehr grosse Thiere, von sehr friedlichem ‚ Character, die Meere aller Zonen bewohnend, viele von ihnen auch in die , Flüsse hinaufzehend. Ihre Nahrung besteht nur in Seetang und andern Was- serpflanzen, die sie an seichten Küsten auf die Brustflossen gestützt abweiden und in ungeheurer Menge verzehren. Wohl mögen sie die "Fabeln von See- ‚ Jungfern Kersnldesi hen. da ihr über das we gehobener Vorderleib in dem kurzen breiten Gesicht und den grossen halbkugligen Zitzen vorn an der Brust für eine lebhafte und ungebildete Phantasie viel Menschenähnliches ‚hat. In der Vorzeit existirten sie seit der mittlern Tertiärepoche in wenigen, von den lebenden sehr abweichenden Gattungen. Wir unterscheiden 3 lebende und 2 fossile Gattungen, in welchen der I Typus der ächten oder fleischfressenden Cetaceen mehr und mehr verschwin- ‚det und dem der Vielhufer sich nähert. Rytine Desm. Das Borkenthier hat seinen Namen von der sehr dicken, runzligen und ‚ harten Haut, welche aus senkrechten Röhrchen besteht und keine Borsten f oder Haare trägt. Der Kopf ist klein, kurz, nach vorn abschüssig, oben ‚I platt. Die weisse bewegliche Oberlippe ist mit langen Borsten besetzt, unter ‚ihr und ebenso unter der Unterlippe das Zahnfleisch zottig, wie mit Borsten f bekränzt. Die Nase öffnet sich vorn, die Augen nach hinten gerückt und klein, rund, ohne Wimpern, die Ohröffnung sehr klein. Die Brustflossen von einer sehr derben sehnigen Haut umgeben und, da der schwere Körper auf ıM] sie gestützt wird, vom Wurzelgelenk an verunstalte. Der Schwanz ist com- if! I primirt, gekielt und endet in eine halbmondförmige Flosse. öl Eigentliche Zähne fehlen oder wenn sie wirklich vorhanden sein sollten, en ‚ wären sie doch nur im frühesten Jugendzustande entwickelt, bei dem aus- gewachsenen Thiere ist keine Spur derselben beobachtet worden. Zum Kauen "f dienen vielmehr zwei unpaare am Gaumen und vor der Zunge gelegene Plat- ‘I ten. Dieselben sind viereckig, doppelt so lang als breit, an dem” einen Ende leicht bogenförmig, am andern..in einen stumpfen Fortsatz ausgezogen. Die 'F längsgestreiften Seitenflächen sind nach unten saumartig umgeschlagen, oben ‘J leistenartig gerandet. In der obern concaven Fläche verläuft eine mittlere 8* 116 Cetacea. Sirenia. Längsleiste, gegen welche 5 von den Seiten kommende höhere Querleisten spitzwinklig stossen. Die Zwischenräume dieser sind gefurcht und mit Ver- tiefungen dicht besetzt. Den Furchen entsprechen auf der concaven untern Fläche Erhabenheiten. Die innere Structur zeigt hornige, senkrechte, paral- lele Cylinder, von den obern Vertiefungen ausgehend, auch an der untern - Fläche geöffnet, hier leer, nach oben mit einer bröcklichen Masse erfüllt. Der Schädel gleicht in der Form der Hirnkapsel, in dem breiten Hin- terhaupt, in der weniger senkrechten, geräumigen, weiter nach oben reichen- den Schläfengrube, in den breiten Jochfortsätzen der Schläfenbeine, den breiten platten Jochbeinen, den durch eine knöcherne Wand von der Nasen- höhle gesonderten Schläfengruben und der Gestalt des Unterkiefers dem des Manatus, dagegen nähert er sich dem der Halicore in dem vordern Ende und unteren Rande des Jochfortsatzes und in dem abgestutzten vordern Ende des Unterkiefers. Eigenthümlich ist ihm der bis zur Symphyse dreieckige, scharfe, nach Innen gebogene, völlig zahnlose Alveolarrand des Unterkiefers und die weit nach hinten gerückte äussere Oeflnung des Unterkieferkanales. Die Zahl der Wirbel wird auf 7 Hals-, 18 Rücken- und 35 Lenden- und Schwanz- wirbel festzustellen sein. Die nach hinten gedrängte Zunge ist mil kurzen, rauhen Zotten besetzt, ° der Magen von sehr beträchtlicher Grösse, ohne blinde Anhänge, der Darm- kanal von 20%,facher Körperlänge, der Blinddarm gross, die Leber dreilappig, keine Gallenblase, das Herz auf ein Drittheil seiner Länge gespalten, die Lungen sehr lang und breit. Man kennt nur eine Art: R. Stelleri Desm.?) Das Thier erreichte 24 Fuss Körperlänge und ist schon im vorigen Jahrhundert ausgestorben. Unsere Kenntniss von demselben beschränkt sich auf die Mittheilungen Stellers, der im Jahre 1742 als Schiffbrüchiger 10 Monate lang auf der Beringsinsel verweilend Gelegenheit nahm, dieses merkwürdige Geschöpf sorgfältig zu untersuchen. Erst in neuerer Zeit sind wieder einige Skelettheile aufgefunden und von Brandt sehr genau verglichen worden. Obwohl Steller erzählt, dass das Thier so häufig sei, dass ganz Kamtschatka davon. leben könnte, ist doch schon im J. 1768 das letzte auf der Behringsinsel getödtet Wördeh und seitdem sah es Niemand wieder. Die nordische Seekuh lebte heerdenweise in der Nähe grosser Fluss- mündungen, mit der Fluth der Küste sich nähernd. Mit den Flossen gehen ) ° sie auf den sandigen Boden und weiden die Tange ab, die sie in unge- |, heuren Massen verschlingen. Sie sind dabei so ruhig und so wenig scheu, | dass man mit dem Kahne zwischen sie fahren und mit der Hand berühren kann. Auf der dicken Haut siedeln sich zahlreiche Parasiten an, welche ' die Möven absuchen, sobald das Thier den Rücken über das Wasser er- hebt. Angegriffen vertheidigen sie einander, freilich ohne Erfolg, da ihnen besondere Waffen fehlen. ib ann er ur ar 7) Desmarest, nouv. dict. XIX. 574; Brandt, M&m. de l’acad. Petersbg. 1833. I. 103; Bullet. de l’acad. Petersbg. 1845. 135. 167; 1847. 46; v. Baer, ibid. 1838. 646; Steller, nov. comment. Petrop. II. 294; Beschreibg. von sonderb. Meerth. 48; Pallas, Zoogr. 272. tb. 30 (die einzige, von Pallas selbst als ungenau bezeichnete Abbil- I dung); Schlegel, Abhandl. 14. Synonym sind Stellera, u: borealis, Manatug | ! orealis. Ei Sireniformia. Halicore. | 117 " Halicore 1llig. Der Dujong hat nicht die halbe Grösse des Borkenthieres, trägt ein aus zerstreuten, kurzen, dünnen Borsten bestehendes Haarkleid auf der glatten Haut- und in beiden Kiefern Schneide- und. Backzähne. Der kurze dicke Kopf mit den wulstigen, fleischigen Lippen und die halbmondförmige Schwanz- flosse nähern ihn dagegen der Rytine ebenso sehr, als sie ihn vom Laman- tin entfernen. Der Schädel zeichnet sich ganz besonders im vordern oder Schnauzen- theile aus. Hier ist nämlich der Zwischenkiefer ungeheuer aufgetrieben und stumpfwinklig. herabgebogen, der Unterkiefer von bedeutender Höhe, aber sehr kurz, ist gleichfalls im Symphysentheil abwärts gekrümmt. “Durch die Vergrösserung des Zwischenkiefers wird die breitovale Nasenhöhle nach oben und hinten, in die Mitte des Schädels geschoben. Oberkiefer, Nasenbeine, Thränenbeine sind sehr klein, auch die Stirnbeine verkürzt, deren Orbital- fortsätze dünn und rauh, der Jochbogen comprimirt, nach abwärts gebogen, # die Schläfengruben mit der Nasenhöhle communicirend, das Hinterhaupt schmal, mit schwachem Kamme, das Grundbein nicht mit dem Keilbein verwachsend. Die Körper der sieben Halswirbel sind sehr dünn. Nach Cuvier beträgt die Zahl der Rückenwirbel 18, nach allen Andern 19. An sie heften sich 4 wahre und 15 falsche Rippen jederseits, Von der neunten Rippe an geschieht ‚deren Gelenkung nicht mehr auf der Gränze zweier Wirbelkörper, sondern stets nur an einem. Die Zahl der Lenden- und Schwanzwirbel wird auf 28, 30 und öfter noch auf 33 angegeben. Drei derselben gehören der Len- dengegend an. Das Zahnsystem besteht aus Schneide- und Mahlzähnen. Erstere sind zu einem jederseits in der obern Reihe vorhanden: bei dem Weibchen un- regelmässig eylindrisch, kurz, der Länge nach gezähnelt, stumpf zugespitzt; bei dem Männchen viel stärker und grösser, fast dreiseilig, gekrümmt, mit meisselförmiger Spitze vorn und seitlich mit Schmelzschicht. Im Unterkiefer finden sich nur 4 Gruben jederseits, nur äusserst selten die eine oder andere noch mit einem verkümmerten Zähnchen. Fünf. Mahlzähne entwickeln sich = jederseits oben und unten, nach und hinter einander, daher .nie insgesammt in Thätigkeit, bei alten Thieren stets nur noch zwei. Sie nehmen von vorn nach hinten an Grösse zu, der erste rund die folgenden oval, der letzte viel länger als breit mit mittler Einschnürung, alle wurzellos und mit ebner oder ‚concaver Kaufläche, aussen mil einer sehr dicken Cämentschicht umhüllt, in der Mitte aus einem kleinen Kern von Knochendentine und darum aus Zahn- substanz bestehend, die Zellen der letztern Y,ooo Im Durchmesser. Die Innenseite der Wangen ist mit Haaren besetzt und die Zunge kurz, dünn, schmal, vorn mit knorpligen Stacheln dicht bekleidet. Auf der her- abgebogenen Symphyse des Unterkiefers liegt eine hornige Platte und ihr entspricht eine ähnliche hinter den obern Schneidezähnen, beide in viel ge- ringerer Entwicklung die Kauplatten des Borkenthieres darstellend. Die Ohr- speicheldrüsen sind sehr gross, der Magen in der Mitte völlig eingeschnürt ‚ und mit zwei blinden Anhängen versehen. Im linken kegelförmigen Zipfel # des Magens findet sich wie bei Rytine eine grosse Drüsenmasse. Der Blind- darm ist einfach und kurz; die Leber zweilappie, die Gallenblase vorhanden, "Milz und Nieren einfach; ebenso die Lungen; die Luftröhre von knöchernen Ringen gebildet; das Herz in der untern Hälfte gespalten; die Geni- z 118 Pinnata. (etacea. talien mit grosser Prostrata, die Eichel der Ruthe gespalten, der Uterus zweihörnig. H. cetacea 1llig.®2) Gewöhnlich nur 8 bis {0 Fuss lang, oben bläulich- oder bleigrau, unten weisslich, die Flossen nackt. Der Dee lebt gesellig, paarweise oder in kleinen Familien. Die Paarung geschieht im Februar und März und im November wirft das Weibchen ein Junges. Man ver- folgt sie wegen des Fleisches, Fettes, der Haut und der Wunder wirken- den Zähne. Der indische Archipel mit seinen zahlreichen Kanälen und seichten Buchten, auch das rothe Meer, früher vielleicht die ganze Ostküste Africas bis ans Kap nährt den Dujong. Manatus CGuv. Die auffallendsten generischen Eigenthümlichkeiten des Lamantin liegen in der völlig abgerundeten Schwanzflosse und in den zahlreichen querhöcke- rigen Backzähnen. Der Körper hat eine eiförmig oblonge Gestalt, oben convex, unten flacher, die Oberfläche mit sehr zerstreuten, nur an der Schnauze dichtern Borsten besetzt. Die dicke, abgestutzte Oberlippe, am Innenrande umge- schlagen, ist sehr beweglich und dient als Tastorgan, die Nasenlöcher sind halbmondförmig, die Ohröffnung erscheint als ein feiner Stich. An den Ze- hen der abgerundeten Brustflossen treten bisweilen einige kleine platte Nägel auf. . Der Schädel unterscheidet sich von dem des Dujong sogleich durch die nicht herabgebogene Schnauzenspitze, durch den minder aufgetriebenen Zwi- schenkiefer, den längeren und niedrigeren Unterkiefer, die weiter nach vorn gerückten und von den Schläfengruben geschiedenen Nasenlöcher, den viel höhern und stärkeren Jochbogen, die en von der Schläfengrube abge- gränzten Augenhöhlen, das fester eingekeilte und umschlossene Felsenbein, Halswirbel een nur 6 vorhanden zu sein, alle mit Ausnahme des Atlas sehr dünn, Rückenwirbel zählt man 15 bis 47. An den vierten Lenden- wirbel heften sich die verkümmerten Beckenknochen. Dahinter folgen noch 23 Schwanzwirbel. Die Rippen sind sämmtlich sehr lang und stark, ge- krümmt cylindrisch, nur die ersten beiden Paare unmittelbar mit dem Ster- num verbunden, die übrigen sind falsche. Das Schulterblatt ist breiter als bei dem Dujong, sein hintrer Rand weniger concav, der vordere mehr con- vex; Oberarm und Unterarm kürzer und kräftiger; in beiden Garpalreihen 6 Knochen; die Zehen wie beim Dujong. Das Zahnsystem besteht bei ausgewachsenen Thieren nur aus Backzäh- 8) Illiger, Abhandl. Berl. Acad. 1813. Lacepede wählte die malaische Benennung Dugung oder Dujong zum systematischen Namen und unter diesen ist das Thier auch meist beschrieben worden: Cuvier, Ann. du Mus. XII. tb. 19. fig. 6. 7; oss. foss. VIIIb 49. tb. 220. fig. 6. 7. tb. 221. fig. 1—4; Lesson, Cetac. 72; Home, Phi- los. Transact. 1820. 114. tb. 12—14. tb. 25—31. Man vergleiche ausserdem: Rapp, Cetac. 26. tb. 1; Blainville, Osteogr. Dujong. tb. 2. 4—6; ‘Owen, Ann. of nat. hist. II. 300; Odontogr. 364. tb. 92—95; Fr. Cuvier, Dents des Mammif. 238. tb. 97; Rüp- pel, Mus. Senkenb. I. 95. Tf. 6. — Owen unterscheidet (lukes, narr. of the surv. voy. II. 323) den neuholländischen Dujong als H. australis, weil derselbe oben und unten einen Zahn mehr entwickelt (in Allem 24, statt 20), ferner die obere Zahn- reihe mehr bogenförmig steht, der a gg Theil des Oberkiefers länger und das Schulterblatt relativ schmäler ist. Sireniformia. Manatus. 119 , nen. Untere Schneidezähne wurden nur im fötalen Alter beobachtet, ein Paar kleiner, spitzer, oberer bleiben noch lange nach der Geburt, gehen “dann verloren und auch die Alveolen schliessen sich. Die Zahl der Back- zahne variirt, weil sie von hinten nach vorn hervortreten und nie sämmtlich in Function sind. Gewöhnlich sind 7 bis 8 jederseits in Thätigkeit, davor | Rudimente älterer, dahinter in der Entwicklung begriffene, so dass die Reihe auf 10 bis 12 enthalten kann. Die obern haben einen quadratischen Um- fang, auf drei Wurzelästen zwei starke, durch eine tiefe Querfurche geschie- dene Querjoche, jedes aus drei verschmolzenen Höckern bestehend, welche bei weiterer Abnutzung nicht mehr zu unterscheiden sind. Vorn und hinten ‚ springt eine basale Schmelzwulst vor. Die untern Zähne sind schmäler, zwei- 4 wurzlig, hinten mit einem dritten accessorischen Querjoche. Die Cäment- ‚ schicht ist äusserst dünn. Ä Die dicke fleischige Zunge ist. ganz unbeweglich, sehr kurz. Vor ihr und ‚ am Rachengewölbe liegt ein den Kauplatten” der Rytine entsprechendes ‚ Polster. Am Magen ist der kleinere hintere Theil abgeschnürt, und sowohl an dem linken Theile, als an der Einschnürung finden sich blinde Anhänge, an ersterem die Drüsenmasse als Anhängsel. Der: Darmkanal erreicht 108 Fuss Länge bei zwei Zoll Weite des Dünn- und vier Zoll des Dickdar- mes. Der Blinddarm spaltet sich in zwei gleiche Aeste. Das Herz ist an ‘S der Spitze ausgeschnitten, ganz in Fett gehällt. Die nach hinten besonders ‚ verlängerten Lungen sind ungemein weitzellig. Die übrigen Eingeweide glei- ‚ chen denen der Halicore. | Auch die Lamantine lieben die Nähe der Küsten und gehen selbst in die grössern Flüsse weit hinauf. Ihre Nahrung besteht aus Seetang. Sie ‚ werden ihres wohlschmeckenden Fleisches, des Oeles und der Haut wegen gejagt. Das Vaterland erstreckt sich vom 19. Grad S. Br. bis zum 25. N. Br. ‚im Atlantischen Ocean, sowohl an der amerikanischen als afrikanischen Küste. | Die Zahl der Arten ist sehr gering und die Differenzen derselben noch 'E keineswegs mit befriedigender Sicherheit festgestellt. Während Büffon 4 un- terschied, reducirte Schlegel alle auf eine einzige und Andere glaubten zwei oder drei annehmen zu können. M. australis Til.?) Der Lamantin des Amazonenstromes erreicht eine Länge von 5 bis 9 Fuss und unterscheidet sich besonders im Skeletbau von der nordamerikanischen Art. Der Schädel ist nämlıch gestreckt, zumal der Schnauzentheil verschmälert und lang, der Unterkiefer verlängert und sehr niedrig, vorn wenig abgestutzt. Die Zahl der Rückenwirbel beträgt "16, doch ist die Rippe des letzten ganz rudimentär und wird häufig über- sehen. Dahinter folgen noch 26 Lenden- und Schwanzwirbel. Das Brust- bein verlängert sich vorn in einen Fortsatz und nimmt nur zwei Paare „® wahrer Rippen auf. Ä Bewohnt den Amazonenstrom, den Orinoko, Rio Meta, Apure u. a. grosse Flüsse in deren Nähe. Er wird seines wohlschmeckenden Fleisches ‚E und thranreichen Speckes wegen sehr verfolgt und ist bereits in mehren Flüssen ganz ausgerottet. 9) Tilesius, Jahrb. f. Naturgesch. 1. 23; Blainville, Osteogr. Manatus tb. 1; Wag- ner, Schreb. Säugeth. vi. 118; bei Fr. Cuvier, Cetac. 7. tb. 2. und G. Cuvier, 0ss. ‚ foss. tb. 220. fig. 1—3 wird die Art nach Desmarest als M. americanus aufgeführt. ‚ Vergl. auch Humboldt in Wiegm. Archiv IVa 1. Tf. 1 4120 Pinnata. Cetacea, M. latirostris Harl.t) Der Schädel dieser Art ist kurz und breit, der | zd Schnauzentheil auffallend verkürzt‘ und erhöht, die Nasengrube breit, das | um Jochbein schmal, das Stirnbein nach vorn, das Scheitelbein nach hinten de u abfallend, der Unterkiefer kurz, sehr hoch, vorn stark abgestutzt und her- arlik, abgebogen, am untern Rande ausgeschweift. Die Zahl der Rückenwirbel ! beläuft sich auf 17, die der Lenden- und Schwanzwirbel auf 27. Das | ja Brustbein ist sehr schmal, der Schwertfortsatz auffallend verlängert, die | Handhabe abgerundet und nicht in einen Fortsatz ausgezogen. . Die Zehen | ji: sind zuweilen mit kurzen Plattnägeln versehen. Die Länge des ganzen | jjm Thieres scheint 12 bis 16 Fuss zu erreichen. An den Küsten Florida’s und Jamaika’s, im Parimariboflusse und viel- leicht bis nach Cayenne verbreitet. M. senegalensis Desm. ?) Der afrikanische Lamantin wird nur 8Fuss lang, ist schwarzgrau gefärbt, hat kleine runde Augen mit dunkelblauer Iris und schwarzem Stern, eine cylindrische Schnauze, 4 braune Nägel an jeder Flosse. Der Schädel stimmt in allen wesentlichen Formverhältnissen mit dem der vorigen Art überein. Dagegen weicht die Wirbelsäule ab, denn es werden 7 Halswirbel, 16 bis 17 Rücken- und 25 Lenden- und Schwanzwirbel angegeben, deren Körper sämmtlich comprimirt, deren Quer- fortsätze schmaler sind. Die Rippen sind breiter und dünner. An der tropischen Küste des westlichen Afrika’s mit ihren Flussmün- dungen, in früherer Zeit vielleicht bis an das Kap verbreitet. 5 Iruls den } Sam lern der Entv dure die € Halitherium Kaup °). Diese ausgestorbene Gattung vereinigt mit besonderen Eigenthümlichkei- ten mehre Charactere des Lamantin und Dujong. Sie hat nur fünf Back- von , eine die Wil Stirn den hint j 1) Harlan, Journ. of Ihe acad. of nat. sc. Philad. IIIb 290; Blainville, Osteogr. Manatus 55. tb. 3; Wagner, Schreb. Saugeth. VII. 129. Schlegel, Abhandl. 1. 9. Tf. 5. fig. 3—6, vereinigt diese Art mit der vorigen, indem er die allein sicher be- kannten Differenzen des Schädels auf Rechnung verschiedener Alterszustände bringt, wovon man sich durch sorgfältige Prüfung der Angaben nicht überzeugen kann, ’ daher auch A. Wagner bereits entschieden gegen "diese Vereinigung aufgetreten ist. Freilich fehlen uns immer noch zuverlässige und genaue Beschreibungen des äussern Körperbaues und der anatomischen Verhältnisse, welche die im Schädel ausgesprochenen Unterschiede bestätigen. 2) Desmarest, Mammal. 508; Blainville, Osteogr. Manatus 56. lb. 3.5. 7; Cuvier, oss. foss. tb. 220. fig. 4. 5; Wagner, Schreb. Säugeth. V!l. 130. Tf. 380. 381. Auch diese Art bedarf noch der weitern Prüfung. Die Zahl der Zähne wird jederseits auf 10, wovon 7 in Aktivität sind, angegeben, während bei den amerikanischen nur 9 gezählt werden. Fossile Reste von Manatus sind noch nicht so zuverlässig bekannt, dass die Existenz besonderer Arten darauf begründet werden könnte. Harlan erwähnt im Journ. acad. Philad. IV. 32, durch Grösse ausgezeichnete Wirbel und Rippen aus den tertiären Schichten von Maryland. 3) Gueltard gibt Mem. 1. 7. tb. 6 u. 8, die erste Nachricht von dieser fossilen See- kuh und später hat Cuvier in’ den oss. foss. verschiedene Reste als einem fossilen Lamantin, den Hippopotamen u. Robben angehörig beschrieben. De Christol untersuchte die Reste abermals und theilte Cuviers Ansicht. In Deutschland wies zuerst Kaup in einer brieflichen Notiz vom 14. Mai 1838 Jahrb. f. Mineral. 1838. 319 bei Beschrei- bung eines Backzahnes von Flonheim auf den unterscheidenden Character von Hali- core hin und schlug unter Abbildung jenes Zahnes den Gattungsnamen Halytherium vor, indem er zugleich noch durch einen kleinern Zahn. zur Aufstellung der Gat- tung Pugmeodon sich veranlasst sah. Bald darauf am 18. Septbr. ejusd. a. ebd. S. 667. findet v. Meyer den Namen Halianassa für das Flonheimer fossile Cetaceum passend, mit welchem Christol’s Halicore Cuvieri, Cuvier’s Hippopotamus medius u. Sirenia. Halitherium. 121 zähne jederseits, aber mit ähnlichen in Querjoche geordneten Hügeln wie die vorige Gattung, und die hintern noch imit einem Ansatze, die obern dreis, die untern zweiwürzlig. Zwei obere Schneidezähne entwickeln sich stosszahn- artig, während unten nur fünf Alveolen jederseits beobachtet werden. Der Schädel ist dem des Dujong am ähnlichsten, doch um Vieles länger bei ziem- licher Breite im hirntragenden Theile, mit stark entwickelten Nasenbeinen, die Scheitelbeine um ein Drittheil länger als bei jenem, die Stirnbeine nicht mit einander verschmelzend, Jochbein, Jochfortsatz des Schläfenbeines und dieses selbst etwas schwächer, die Alveolen in dem nicht abweichend gestal- teten Zwischenkiefer minder weit nach oben eindringend, der Unterkiefer dem des Dujong ganz ähnlich. Die Arten verbreiten sıch in den mittlern und jüngern Tertiärgebilden Deutschlands, Frankreichs und Italiens. H. Serresi Gerv.*) Schädel- und andere Skelettheile dieser Art wur- den in dem jüngern Tertiärsande von Montpellier, Pezenas und Estres ge- sammelt. Ersterer unterscheidet sich von den folgenden durch die schmä- lern Scheitelbeine, die viel grösseren Nasenbeine. Im Gebiss zeichnet sich der lelzte obere Mahlzahn characteristisch aus durch die überwiegende Entwicklung seines vordern Höckerpaares und der letzte des Unterkiefers durch vier kleine warzenförmige Höcker hinter dem zweiten Hauptpaare, die obern Schneidezähne durch beträchtliche Grösse. H. fossile Gerv.°) Dieser Art schreibt Gervais ein Schädelfragment von Doue, ein Unterkieferstück von Angers, zwei Stücke vom Oberarm, einen Wirbel und eine Rippe des letztern Fundortes zu. Am Schädel ist die relativ geringere Länge des hirntragenden Theiles und die stärkere Wölbung des Profiles sowie die tief zwischen die Nasenbeine eingreifenden Stirnbeine characteristisch. Das Unterkieferfragment enthält noch die bei- den letzten abgenutzten Zähne, der letzte mit nur 3 warzenförmigen Höckern hinten. Der Humerus hat die grösste Aehnlichkeit mit dem des Dujong, ohne jedoch: identisch zu sein. Nach diesen Fragmenten übertraf die fossile Art. die Serresische an Grösse. H. dubius und v. Meyers eigener, bis dahin nirgends beschriebener Manatus Stu- deri gehören sollte. Erst im J. 1841 überzeygte sich de Christol Ann. sc. nat. XV. 307. durch eine neue Untersuchung von den generischen Eigenthümlichkeiten der früher von ihm geprüften Reste und führte für sie den Namen Metaxytherium ein. Später hat dann Blainville in seiner Osteographie unter Manatus und Gervais in Ann. sc. nat. 1846. V. u. Zool. et Pal. 142. die Gattung mit ihren Arten noch einer eründlichen Darstellung gewürdigt. Ueber die Benennung kann nach dieser histo- rischen Sachlage gar kein Zweifel sein. Kaups Halilherium ist der ä.teste Gatlungs- name zugleich hinlänglich begründet. Obwohl v. Meyer den spätern Namen Halia- nassa nirgends begründet hat und sich alsbald auch von der gleichen Bedeutung mit Halitherium überzeugte, zieht er denselben dennoch letztern vor und der sonst gewissenhaft prüfende Bronn folgt diesem Beispiele. — Kaup erwähnt in seiner Be- schreibung Jahrb. 1840. 674 auch eine Beckenhälfte, an welchem die unverkennbare Spur einer Pfanne für den Oberschenkel sich findet, die also auch auf die Existenz. von hintern Extremitäten führen würde. 4) Gervais, Zool. et Pal. 143. tb. 4. 5. 6 c. explic. Hierzu gehört de Christol’s Metaxytherium Cuvieri z. Th. 5) Gervais, Zool. et Pal. 143. Die Ueberreste sind beschrieben worden von: , Cuvier in den oss. foss. als Manatus fossilis VIllb 66. tb. 220. fig. 22. 23, als Hip- ‚ popotamus medius Il. 492. tb. 38. fig. 9, als Phoca fossilis VIlla 455. tb. 220 fig. 24—26 Morse fossile VIllb 457. 122 Pinnata. Cetacea. H. Beaumonti Gerv.®) Ein fast vollständiges Skelet aus der miocenen Molasse von Beaucaire im Gard Dept. soll mit den Fragmenten der vori- gen Art eine grössere Aehnlichkeit als mit denen der ersten haben, doch fehlt die specielle Beschreibung desselben noch. H. Guettardi Gerv. ?) Nähert sich dem Dujong noch mehr als die Reste von Montpellier, von der sie sich überdiess durch die geringere Grösse der obern Schneidezähne und die halbkreisförmig geordneten Warzenhöcker im hintern Theile des letzten untern Mahlzahnes unterscheidet. Die Reste wurden bei Etampes und Longjumeau entdeckt. Dinotherium Kaup. Eine ebenfalls nur auf die tertiäre Periode der Vorwelt beschränkte Gat- tung, deren Eigenthümlichkeiten auffallender hervortreten, als bei Halitherium. Der Schädel ist sehr breit und niedrig, nach vorn sich allmählig abdachend, aber nicht verschmälernd, sondern mit breitem Schnauzentheil, die Nacken- fläche stark geneigt, die Gelenkhöcker am Hinterhauptsloche hinaufgerückt, sehr convex und vorstehend, die Stirngegend auffallend breit und mit wulstig erhöheten Seitenrändern, Nasenbeine nicht erkennbar, Schläfengruben sehr gross, das Jochbein viel schwächer als bei den vorigen Gallungen, Oberkiefer dacharlig über die Zahnreihe vorragend. Der Unterkiefer gelenkt mit einem queren sehr kräftigen Condylus am Schädel, hat einen breiten aufsteigenden, aber niedrigen und sehr verlängerten horizontalen Ast und dieser krümmt sich vom ersten Backzahne an stark fast senkrecht abwärts. - Hier an der herabgebogenen Spitze ragen zwei mächtige Stosszähne nach unten, leicht nach hinten gekrümmt hervor. Im Oberkiefer fehlen Schneidezähne. Die Backzahnreihen bestehen jederseits aus 5 Mahlzähnen. Dieselben sind re- etangulär mit tief getrennten Querjochen auf der Krone. Der erste in der obern Reihe fällt zeitig aus. Die Querjoche sind leicht gekrümmt, nutzen sich schief ab. Der dritte Milchzahn und der dritte in der Reihe der bleı- 6) Gervais, Zool. et Pal. 144. Blainville erwähnt dieses Skelet als Metaxythe- rium Beaumonti Osteogr. Manatus 130. 7) Gervais, Zool. et Pal. 144. Bei Blainville, Osteogr. Manatus 108. tb. 11. als Manatus Guettardi aufgeführt. Ausser den oben angeführten Arten werden noch Reste verschiedener Fund- orte als specifisch eigenthümlich unter Halitherium versetzt. Gervais bildet a. a. Tf. 41. fig. 3. einen Zahn aus dem obern Grobkalk unweit Bordeaux ab und führt die drei von Cuvier einem Hippopotamus dubius zugewiesenen Zähne als H. dubium auf. Die Reste der Flonheimer und Aargauer Molasse bilden v. Meyer’s noch im- mer characterlose Halianassa Studeri. Ebenda und im Tertiärsande von Linz fin- det sich desselben H. Collini Jahrb. 1847. 189, von welcher Fitzinger schon 1842 einen Unterkiefer als Halitherium Christoli Länderk. ob der Enns c. tb. beschrieb. Endlich ist noch des Pontotherium oder Cheirotherium appeninum Bruno, Mem. Acad. Tor. 1839. 6.1. 162. tb. 1. 2. aus dem tertiären Mergel von Montiglio zu ge- denken, dessen Schädel auffallend mit Halitherium übereinstimmt, dessen Zahnbil- dung jedoch einige erhebliche Unterschiede bietet. Vergl. Blainville Osteogr. Mana- tus 108. tb. 8-10 und meine Fauna. Säugeth. 227—231. Hier mag auch Gervais’ Trachytherium Raulini Zool. et Pal. 145. tb. 41. fig. 2. erwähnt werden. Dasselbe beruht auf einem untern Mahlzahne aus dem Meeres- kalk der Reole im Gironde Dept. Die Krone ist dreihüglig, jeder Hügel aus zwei dicken stumpfen Höckern gebildet, zu denen noch ein siebenter unpaarer Höcker kömmt; die Wurzel ist zweiästig. Vielleicht, sagt Gervais, gehört in diese Gattung auch ein in der Molasse von Malta bei Blainville Osteogr. Sus tb.9. als Sus masto- dontoideus abgebildeter Zahn. Sirenia. Dinotherium. 123 benden Zähne hat drei Querjoche, alle übrigen nur zwei, der erste noch einen Längshügel am Aussenrande. Da von dem übrigen Skelet des Dinotherium keine Theile bekannt sind: - so lassen sich über die äussere Körperform des Thieres nur Vermuthungen anstellen. Die Ansicht, dass das Dinotherium ein Landbewohner gewesen sein möchte und demgemäss einen plumpen Körper und einen langen, die Stoss- zähne überragenden Rüssel hatte, findet im Schädelbau wenig Unterstützung. Dieser spricht allein schon durch die stark geneigte Hinterhauptsfläche, die stark deprimirte Form und das bedeutende Gewicht der vordern Stosszähne für einen beständigen Aufenthalt im Wasser. Auch bekundet der Schädelbau im Einzelnen eine grössere Verwandtschaft mit den Sirenen als mit den Pachy- dermen und der Schnauzentheil deutet vielmehr auf dicke wulstige Lippen als auf einen langen Rüssel. Das Zahnsystem zeigt allerdings eine über- raschende Aehnlichkeit mit dem des Tapırs, aber der Typus desselben kömmt bereits bei Manatus vor und in ähnlichem Verhältniss steht auch Halitherium zu Hippopotaınus. Der gewaltigen Stosszähne bediente sich das Thier zum Festhalten, wenn es am Ufer weidete, und die stark hervortretenden Gelenk- köpfe am Hinterhaupt gestattelen eine viel grössere Beweglichkeit des Kopfes als bei den übrigen Sirenen. Die für Halitherium schon wahrscheinliche Ent- wicklung hinterer Flossen ist auch für Dinotherium von Owen nachgewiesen worden ?). Nur eine Art ist hinlänglich begründet. D. giganteum Kaup.”) Der Schädel ist 34, Fuss lang und 2 Fuss breit, woraus sich die Länge des Thieres nach dem Massstabe der Sirenen auf etwa 20 Fuss berechnen lasst. Das einzige vollständige Exemplar wurde in den mitteltertiären Schichten bei Eppelsheim entdeckt und von zahlreichen andern Orten, so aus den Bohnerzen der Alp, bei Georgens- smünd, in Mähren, bei Wien, in. der Schweiz, im Gersdept., aus Griechen- land u. a., kennt man nur Zähne und Kieferfragmente, welche häufig zur Unterscheidung .mehrer Arten benutzt worden sind. 8) Bevor nicht der ganze Skeletbau des Dinotherium bekannt ist, wird bei den auffallenden Eigenthümlichkeiten, welche der Schädel von dem der Flossensäuge- thiere sowohl als der Hufthiere unterscheiden, die systematische Stellung immerhin zweifelhaft bleiben. Wahrscheinlich wird Dinotherium den Typus einer besondern ‚ Familie repräsentiren, doch nicht wie ich durch wiederholte Prüfung mich über- zeugt habe mit Zeuglodon und Toxodon zusammen, die ich in der Fauna, Säugeth. , 213 in der Familie der Amphitherien vereinigte. Ä 9) Cuvier, oss. foss. IN. 308. tb. 73. fig. 2. tb. 73. fig. 7. tb. 74. fig. 3. schrieb ' einzelne Zähne einem Tapirus giganteus zu und Kaup wiess zuerst nach Entdeckung des Schädels die generischen Eigenthümlichkeiten nach in seiner Descr. oss. foss. ' M. 1. tb. 1—5; Akten der Urwelt 15. Tf. 5—14; Beschreib. u. Abbild. des Schädels ' von Dinoth. gigant. Giessen 1843. Die Identität des D. Cwieri, D. secundariuu, D* medium, D. maximum sowie des D. bavaricum und D. proavum hat Kaup selbst schon nachgewiesen und nur noch die um die Hälfte kleinere, jedoch auch nur auf wenige Zähne begründete Art D. Koenigi in den Akten der Urwelt S. 50 beste- ' hen lassen. Wahrscheinlicher als diese Art ist jedoch die Existenz des D. indicum der Sivalikhügel und des D. australe Owen, Ann. mag. nat. hist. 1843. XI. 7. fig. 1-3. in Australien, dem auch ein- Oberschenkelfragment zugeschrieben wird. 124 Pinnata, Pinnipedia, Zweite Ordnung. Pinnipedia, Flossenfüsse Die Pinnipedier schliessen sich durch ihren gestreckten walzenförmigen Körper, den kleinen Kopf und die dicken wulstigen Lippen den Seekühen zunächst an, unterscheiden sich aber von denselben durch das dichte eng anliegende Haarkleid, durch den steten Besitz hinterer Flossenfüsse, durch die äusserlich unterscheidbaren und mit Nägeln bewaffneten Zehen in allen Flossen, den Mangel einer Schwanzflosse und den deutlich vom Rumpfe ab- gesetzten Kopf. Der Skeletbau im Allgemeinen zeichnet sich sogleich durch die vollstän- dige Entwicklung aller Glieder und durch das harmonische Verhältniss seiner verschiedenen Abtheilungen aus. Der kleine Schädel wird durch einen sehr beweglichen und relativ langen Hals vom Rumpfe geschieden, in diesem ste- hen Brust- und Lendengegend in keinem auffallenden Missverhältnisse mehr, durch das Auftreten eines vollständigen Beckens ist die Lendengegend nach hinten scharf abgegränzt und die Wirbelsäule läuft in einen kurzen Schwanz aus. Die Extremitäten, im Verhältniss zur Grösse und Länge des Körpers zwar noch kurz, sind doch in allen Gliedern, jedoch ehne Gegensälzlichkeit der entsprechenden vordern und hintern, vollständig entwickelt, die Füsse fünfzehig, die Zehen nie mehr als dreigliedrig. Der Schädel hat eine pyramidale oder prismatische Gestalt und der hirntragende Theil steht in ziemlich gleichem Verhältniss mit dem Gesichts- (heile. Die von hervorstehenden Kanten umgränzte Nackenfläche steigt senk- recht auf oder neigt nach hinten über. An ihrer Basis treten jederseits des grossen Hinterhauptsloches die beiden stark gewölbten Gondyli scharf abge- setzt hervor. Die meist starken Jochbögen stehen weit vom Schädel ab und an ihnen bleibt die Verbindungsnath der -Jochbeine bis ins höchste Alter sichtbar. Die Augenhöhlen sind sehr umfangsreich, nur durch einen kurzen Fortsatz des Jochbogens von der kleinen Schläfengrube abgegränzt. Die Ge- 7 lenkfläche für den Unterkiefer liegt quer und ist tief concav. Thränenbeine scheinen bisweilen ganz zu fehlen. Die Nasenbeine sind verlängert, platt, die Nasenhöhlen stets nach vorn geöffnet. Ober- und Zwischenkiefer tragen slets Zähne. Der Unterkiefer ist gestreckt, mit stark convexem Gelenkkopf und breitem Kronfortsatz versehen. Die Wirbelsäule erinnert hinsichtlich der einzelnen Wirbel schon sehr an die der carnivoren Raubthiere, doch sind die kurzen kräftigen Dornfort- sätze sämmtlich nach hinten gerichtet. Der Atlas hat breite Flügelfortsätze und keinen Dorn, der Epistropheus dagegen einen sehr entwickelten Dornfort- satz und nur sehr schwache Querfortsätze. Bei den folgenden Halswirbeln gleicht sich dieses Verhältniss aus. Die Zahl rippentragender Wirbel schwankt zwischen 14 und 15, die. der Lendenwirbel zwischen 5 und 6, beide mit kräftigen Dorn- und Gelenk-, aber nur mit kurzen Querfortsätzen. Das Kreuz- bein besteht aus 2 bis 4 Wirbeln, deren erweiterte Querfortsätze das Hüft- bein des Beckens tragen. Ihre Verschmelzung geht nie soweit, dass die Gränzen der einzelnen Wirbel spurlos verschwinden. Die Zahl der Schwanz- wirbel variirt von 9 bis 15 und darüber. Die .ersten derselben tragen noch kräftige obere Dornen, niemals untere, die Körper aller sind schlank cylin- drisch oder prismatisch. Der Thorax ist stark gewölbt, die Rippen daher sehr gebogen, am unlern Ende etwas erweitert oder verdickt, oben der ' Pinnata. Pinnipedia. 125 grössern- Mehrzahl nach doppelköpfig, die Zahl der wahren etwa doppelt so gross als der falschen, ihre Knorpel gegen das Brustbein hin gern verknöchernd. Das Brustbein besteht aus acht bis neun langen, eylindrischen, stets getrennt bleibenden Wirbelkörpern. Das Schulterblatt hat zum Theil noch die sehr beträchtliche Breite wie bei den Celaceen, aber es trägt eine in seiner gau- zen Länge entwickelte starke Gräte, die den Gelenkrand nicht überragt. Der Oberarm ist kurz und sehr kräftig, mit fast kugligem Gelenkkopf und sehr starker Deltaleiste. Die ebenfalls kurzen und dicken Knochen des Vorder- armes bleiben stets getrennt, der Radius nach unten stärker, der Gubitus nach oben mit besonders starkem Olecranen. Die Handwurzel zählt in der ersten Reihe gewöhnlich 4, in der zweiten 3. Knochen. Die cylindrischen Mittel- handknochen nehmen vom ersten bis zum fünften an Länge und Stärke ab, ebenso die 3 Phalangen der Zehen. "Das Becken ist gestreckt, nur dasHüft- bein stark, Scham- und Sitzbein schwächer. Der Oberschenkel ist kürzer als der Oberarm, aber gleichfalls sehr stark, mit kugligem Gelenkkopf und star- ken Trochanteren. Der Unterschenkel dagegen übertrifft den Vorderarm an Länge und seine nach unten verdickte Fibula bleibt stets von der starken kantigen Tibia getrennt. Das Sprungbein gelenkt mit beiden Knochen. Das Fersenbein hat einen kurzen kräftigen Hacken. Die Zehen sind länger als an den Vorderfüssen, ihr Grössenverhältniss unter einander abweichend und veränderlich. Im Zahnsystem sind stets Schneide-, Eck- und Backzähne vorhanden. Die Schneidezähne klein und einfach, oben meist mehr als unten, fallen zu- weilen mit dem Alter aus. Die Eckzähne sind stark kegelförmig, bei dem ' Walross die obern in lange Stosszähne verwandelt. Die Backzähne an Zahl verschieden sind einfach eylindrisch oder haben spitzzackige Kronen auf zwei Wurzelästen. Diesen auffallenden Unterschieden im festen Gerüst der Pinnipedier von den Uelaceen entsprechen nicht minder durchgreifende in den weichen Thei- len. Die Muskulatur der Wirbelsäule ist sehr kräftig, die der Extremitäten viel mehr entwickelt als bei jenen, denn auch Vorderarm und Hand haben ihre Muskeln, ebenso die hintern Gliedmassen. Die Zehen sind zwar durch eine Flossenhaut unbeweglich mit einander verbunden, aber die Flossen die- nen nicht mehr ausschliesslich zum Schwimmen, sondern auch zur Bewe- gung des Thieres auf dem Eise und dem Festlande. So ungeschickt auch diese Bewegungen erscheinen, so werden sie doch mit grosser Schnelligkeit und Kraft ausgeführt. Die Stelle der Schwanzilosse versehen beim Schwim- men die nach hinten gestreckten, z. Th. auch mit dem Schwanze verbunde- nen, hinteren Flossenfüsse. Vom Nervensystem gleicht der centrale Theil, das Gehirn, sehr dem der Getaceen. Die Windungen der Oberfläche sind stark, aber zugleich ziemlich symmetrisch. Das kleine Gehirn, ebenfalls vom grossen fast ganz bedeckt, zeichnet sich durch überwiegende Entwicklung seiner Seitenlappen aus, auch durch die Breite der Brücke. Die Hemisphären des grossen Gehirnes haben einen grössern Quer- als Längsdurchmesser; die quere Theilung derselben ist deutlich ausgesprochen. Die Seitenventrikel zeigen Spuren eines hinteren ‘Hornes, dagegen fehlt das Centrum semiovale Vieusseni und die sogenannten Protuberantiae natiformes. lm peripherischen Nervensystem verdient beson- ders der Nervus trigeminus mit seinen Aesten und der N. facialis Beachtung. ‘Der Riechnerv, niemals fehlend, entspringt mit einer beträchtlichen Anschwel- 126 | Pinnata. Pinnipedia. » lung am mittlern Lappen des Gehirnes und verdickt sich kolbenförmig an der Siebbeinplatte. Die Muscheln sind ungemein entwickelt, ebenso die äussern Nasenmuskeln. Im Bau der Augen ist die grosse Härte der Sklerotika, die Kleinheit des Glaskörpers, dıe grosse kuglige Linse, die kleine Thränendrüse erwähnenswerth. Im innern Gehörorgan zeichnet sich die Schnecke mit zwei Windungen, die Grösse des Vorhofes und die starken Gehörknöchelchen aus. Die äussere Gehöröffnung ist überall deutlich, bisweilen schon mit einer Muschel versehen. Die Zunge erhält nur schwache Nervenäste, trägt verschiedentlich entwickelte Geschmackswärzchen und ist übrigens glatt und an der Spitze getheilt. Am Eingange zum Respirationsorgan liegt der durch seinen sehr grossen Ringknorpel ausgezeichnete Kehlkopf, der einen freien Wrisbergischen Knorpel im Ligamentum aryepiglolticum besitzt. Die Luftröhre ist zwar wie bei den Cetaceen kurz und weit, aber ihre zahlreichen (70 und mehr) Ringe sind vollständig geschlossen und nur die letzten schieben ihre Enden über ein- ander. Sie theilt sich stets nur in zwei Bronchi, deren weitere Verzweigungen noch zarte Knorpelringe besitzen. Die beiden Lungenlappen bleiben meist ungetheilt, nur zuweilen zerfällt der rechte in zwei, die linke Lunge dagegen ist stets einfach. Das breite flachgedrückte Herz, die Erweiterung der Lungen- arterie an ihrem Ursprunge, die in zahlreiche Aeste mit büschelförmiger Anordnung sich auflösende Armarterie, die starken Venengeflechte in der Unterleibshöhle und einige andere Eigenthümlichkeiten des Gefässsystemes theilen die Flossenfüsser mit den Üetaceen. Das Verdauungsorgan weicht in mehrfacher Hinsicht wesentlich von dem der fleischfressenden Cetaceen ab. Die Speicheldrüsen sind schwach ent- wickelt, die Glaudula sublingualis fehlt ganz, die Parotis ist rudimentär und die Kieferdrüse klein. Die kurze und weite Speiseröhre mit einer sehr star- ken Muskelhaut führt in den stets einfachen Magen, der fast nur eine Erwei- terung derselben zu sein scheint, denn er ist sehr verlängert, eng, gerade, sein Blindsack unbedeutend, erst durch die Umbiegung in der Nähe des Pförtners hervorlretend. Der stets durch eine Pförtnerklappe vom Magen geschiedene Darm variirt in seiner Länge auffallend, von der 7- bis 28fachen Körperlänge. Der Dickdarm ist kurz, etwa um das Doppelte dicker als der Dünndarm, der Blinddarm sehr klein. Die Leber zerfällt in mehre Haupt- lappen und diese bisweilen wieder in zahlreiche Zipfel. Die Gallenblase ist allgemein vorhanden. Der Gallengang mündet in der Nähe des Pförtners in den Darm, erweitert sich aber vorher und nimmt noch den Ausführungsgang der Bauchspeieheldrüse auf, wenn sich derselbe nicht blos äusserlich anlegt. Die Mündung springt übrigens stark in den Zwölffingerdarm vor. Die Milz ist klein und gleichfalls zertheilt. Die Nieren haben eine traubenförmige Gestalt, aus zahlreichen, selbst über 100 Läppchen gebildet. Die walzenförmigen Hoden mit den grossen Neben- hoden liegen in der Leistengegend unter der Haut und sinken während der Brunstzeit in die Bauchhöhle zurück. Samenblase und Cowpersche Drüsen scheinen völlig zu fehlen, die Prostata ist sehr klein. Der Penis enthält häu- fig einen kleinen platten Knochen und endet in eine zugespitzte Eichel. Die weibliche Scheide öffnet sich gemeinschaftlich mit dem After, aber durch eine Wand von diesem getrennt in einen Sack. Sie führt in einen getheilten Ute- rus. Zitzen sind 2 oder seltener 4 vorhanden. Die Pinnipedier sind Säugethiere von mittler und selbst sehr bedeuten- Trichechoidea. Trichechus. | Be ;; der Grösse. Sie bewohnen die Meere aller Klimate, vorzüglich jedoch der kalten Zone. Ihre Nahrung besteht meist in Fischen und Krebsen, nur das Walross scheint auch vegetabilische Nahrung zu sich zu nehmen. Alle leben gesellig in grossen Schaaren, sind munter und lebhaft, nicht furchtsam. Sie verlassen meist nur um zu schlafen das Wasser und ruhen auf dem trocke- nen Ufer oder dem Eise, das sie aber bei drohender Gefahr eiligst verlassen. Ihre Ranzzeit fällt in den Herbst und im Frühjahr oder Sommer wirft das Weibchen ein, seltner zwei Junge. Man verfolgt sie ihres Fettes wegen, das Walross wegen der Stosszähne. Der Oelgehalt ihres Speckes ist gering, das Fleisch unbrauchbar. Die vorweltlichen Repräsentanten treten erst mit der jüngern Tertiärepoche auf und ihre sparsamen Reste deuten auf eine geringe Mannichfaltigkeit der Formen. Die ganze Ordnung umfasst nur drei an Gattungen arme Familien, von denen eine in ihrer Existenz auf die Vorwelt beschränkt ist. Sechste Familie. Trichechoidea. Einzige Gattung. Trichechus L. Der Familien-Character des Walrosses liegt in den langen Stosszähnen des Oberkiefers, in den verkümmernden Schneidezähnen, den einfachen cylin- drischen Backzähnen und in den grossen Flossenfüssen, deren Zehen mit kurzen Krallnägeln bewaffnet sind. Der Schädel ist kurz und dick, der Schnauzentheil durch die Entwick- lung der grossen Stosszähne ungeheuer aufgetrieben, stumpf, so hoch als der hirntragende Theil und nicht verschmälert. Der Zwischenkiefer ist vorn ' zwischen die Oberkiefer geschoben; die dahinter gelegenen Nasenbeine haben eine fast rectangulär vierseitige Gestalt; die Stirnbeine vorn erweilert stossen fast in gerader Querlinie an Oberkiefer und: Nasenbeine, verschmälern sich ‚ aber nach hinten und greifen hier zwischen die Scheitelbeine; der Jochbogen ' steht nicht weit vom Schädel ab, ist sehr stark und bildet einen relaliv ‚ hohen Fortsatz zur Abgränzung der Augenhöhle; der Zitzenfortsatz ist auf- fallend dick; die Gaumenfläche concav; die Gaumenbeine liegen weit hinter ‚ den Backzahnreihen, wodurch auch die hintern Nasenöffnungen hinter die ' Schädelmitte gerückt sind; das Grundbein ist gekielt; die knöcherne Wand in der Hirnhöhle zwischen grossem und kleinem Gehirn gehört ganz dem ' Scheitelbeine an, ist ungeheuer entwickelt und reicht bis zum vordern Ende ‚ des Felsenbeines. | Die Wirbelsäule besteht aus 7 sehr beweglichen Halswirbeln mit langen ‚ Dorn- und Querfortsätzen, aus 14 Rücken-, 6 Lenden-. 4 Kreuzbein- und ‚8 bis 9 Schwanzwirbeln. Die Dornen sind sehr kräftig, die der ersten Rücken- ‚wirbel auch ziemlich lang, die des Kreuzbeines in einen Kamm verschmel- ‚ zend, die Gelenkfortsätze stark, die Querfortsätze schwach, die Wirbelkörper kurz und dick. Der breite solid gebaute Thorax wird von 9 wahren und ‚5 falschen Rippen gebildet und aus neun. kurzen dicken Brustbeinkörpern. Das Schulterblatt ist verhältnissmässig schmal, an der obern Hinterecke nicht ‚erweitert, der Hinterrand fast gerade, der obere und vordere bogenförmig, ‚die Gräte sehr stark und die ganze Länge einnehmend. Der Oberarm ist ‚sehr stark, die beiden obern Höcker ansehnlich, die starke Deltaleiste bis an den untern Gelenkkopf hinabreichend. Der Cubitus lang und stark, der 128 Pinnata. Pinnipedia Radius nach unten um mehr als das Doppelte verdickt, die Mittelhandknochen nehmen vom ersten bis zum fünften an Länge und Dicke ab, ebenso dıe erste Phalanx der Finger, nicht die zweite, welche am Daumen kürzer ist als am zweiten und dritten Finger. Die kurzen Nagelphalangen hıaben oben eine Grube und in dieser einen kleinen Höcker, welcher die Kralle trägt. Im Becken ist das Hüftbein kurz, dick, auswärts gebogen, Scham- und Sitzbeine nach hinten verlängert. Der Oberschenkel misst nur die halbe Länge der Tibia, die sanft gebogen ist. Der Tarsus ist sehr kräftig. Im Mittelfuss hat der äussere und innere Knochen gleiche Länge, die drei mittlern ebenfalls gleichlangen sind etwas kürzer und schwächer. In demselben Verhältniss stehen die Phalangen der ersten Ordnung, aber die der zweiten nehmen vom Daumen nach aussen hin an Länge zu. Die Nagelphalangen sind stärker als an den Fingern und ihr Krallenzapfen viel länger und dicker. Das Zahnsystem ist ganz eigenthümlich. Die Zähne sind sämmtlich ein- wurzlig, ganz mit Schmelz überzogen und in der Zahl nach dem Alter sehr veränderlich. Vor und kurz nach der Geburt zählt man oben und unten 6 Schneidezähne. Von diesen fallen die untern frühzeitig aus und ihre Al- veolen schliessen sich völlig. Oben fällt auch das innerste Paar bald aus, demnächst die mittlern, und nur die beiden äussersten in ihrer Stellung die Reihe der Backzähne beginnend und oft wegen der übereinstimmenden Form auch zu diesen gezählt, bleiben über das mittlere Alter des Thieres hinaus. Die obern Eck- oder Stosszähne fehlen nie, sind schwach gekrümmt und comprimirt, mit seichten unbeständigen Längsfurchen. Im Unterkiefer wird der erste bleibende Zahn als Eckzahn gedeutet, weil er dicker, im Umfange mehr gerundet ist als die Backzähne und deren Querfurche nicht hat. Die obere Backzahnreihe zählt in der Jugend 5 Zähne von plump kegelförmiger Gestalt, die jedoch durch Abnutzung schief abgestumpft wird. Die beiden letzten kleinsten fallen zeitig aus, später auch wohl der drittletzte und dann liegen an der Innenseite des grossen Stosszahnes nur noch 2 und der äus- sere in Form übereinstimmende Schneidezahn. Im Unterkiefer sind nur 4 Backzähne jederseits vorhanden, von welchen der letzte kleinste sehr früh verschwindet. Die übrigen sind stärker comprimirt als der vor ihnen stehende Eckzahn und auf der abgeschliffenen Kaufläche von einer Querfurche durch- zogen, die aber bei weiterer Abnutzung sich ausgleicht. Die Formel für das f 4 (6—1)+1+(5—2) Zahnsystem ist demnach O2) Von den noch wenig bekannten Weichtheilen des Walrosses scheint der Magen einen ansehnlichern Blindsack zu haben als bei den Phoeinen und auch der Pförtnertheil länger zu sein. Die Länge des Darmes erreicht nür die siebenfache Körperlänge. Das Verhältniss zwischen Dünn- und Dickdarm stellt sich auf 7, 5: 1. Vier Zitzen liegen am Bauche. Die einzige, das nördliche Eismeer bewohnende Art ist Tr. rosmarus Lin.!) Das Walross erreicht bis 15 Fuss Länge und etwa 10 Fuss Umfang in der grössten Dicke des Rumpfes. Die Flossen- 1) Linne, Syst. nat. 1. 59; Schrebers Säugeth. I. 262; Wagners Suppl. VII. 84; Blumenbach, Abbild. 15; v. Bär, Beitr. z. Kenntn. d. russ. Reiches I. 51; Cuvier, oss. foss. VI. 107; VII. 449. tb. 219b. Die von Fremery nach der Beschaffenheit der Zähne unterschiedenen Arten, Tr. longidens und Tr. Cooki; sind längst als un- haltbar erkannt worden und auch die von Stannius auf Schädeldifferenzen begrün- dete Art, Tr. dubius, entbehrt noch der weitern Bestätigung. Trichechus. Phocina. 129 | füsse ragen etwa 2 Fuss lang aus dem Körper hervor, die hintern sind ‚ gerade nach hinten gestreckt und von sehr beträchtlicher Breite. Die Zehen, obwohl ganz in die Flossenhaut eingehüllt und weit von deren gezacktem ' Rande überragt, treten doch deutlich auf dieser hervor und sind mit einem kleinen Nagel bewaffnet. Die Haut ist etwa einen Zoll dick und oben mit kurzen straffen gelblichbraunen oder bräunlich grauen, unten mit hellern und weichern, in der Jugend ebenfalls weichen röthlichbraunen Haaren bekleidet. Die Schnurrhaare sind starke hohle Borsten, die in Querreihen geordnet abwärts gebogen sind. Ueber der Schnauzenspitze liegen die halbmondförmigen Nasenlöcher. Die Augen haben eine runde Pupille und ' dunkelbraune Iris. Die Ohröffnung, etwas höher als das Auge gelegen, | ist so weit als ein Federkiel dick. Eine dünne Lage Speck breitet sich | unter der Haut aus. | Das Walross lebt gesellig, in Heerden von über 100 Stück, erklimmt sehr behend die Eisberge, um auf dem Eise zu schlafen, und geht auch aufs Land, wo seine Bewegungen freilich sehr unbeholfen und ungeschickt sind, weil die Füsse zu kurz, der Körper zu schwer ist. Angegriffen ver- ' theidigen die Thiere einander mit grosser Aufopferung. Ihre Nahrung besteht in Pflanzen und kleinen Weichthieren des Meeres. Die Stimme ist ein kurzes ‚ abgebrochenes Gebrüll, dem Blöken eines Ochsen vergleichbar. Die Paarungs- zeit fällt in den Juni und das Weibchen gebiert im Spätwinter gewöhnlich ‚ein, seltener zwei Junge. Sie werden besonders ihrer Stosszähne wegen verfolgt, der Werth des Speckes ist gering, nur in der Beringsstrasse wird ‚ auch ihr Fleisch und Fell verwerthet. Der Fang geschieht meist mit Har- punen oder Lanzen. Die Aleuten erlegen auf der Halbinsel Aljaska 2- bis #5 4000 Stück, an andern Orten wird die Jagd weniger lebhaft betrieben. Der Verbreitungsbezirk theilt sich in einen östlichen und westlichen. ‚Der erstere umfasst das Beringsmeer, vom Kap Schelatzkoi bis an die Barrow-Spitze, an der amerikanischen Küste etwas weiter nach Süden herab als an der asiatischen und nördlich bis an den Rand der unzugäng- ‚lichen Eisfelder hinauf. Der westliche Bezirk hat seine östliche Gränze in der Mündung des Jenisey, der westliche am Petschoralande, von wo ein- zelne Walrosse ins weisse Meer, an die lappländische und norwegische ‚Küste verschlagen werden. Nowaja Semlja, Spitzbergen, die Bäreninsel ‚sind Haupttummelplätze, viel weniger die Ostküste Grönlands, die Baffins- bai und die Küste von Labrador. An einzelnen Orten erscheinen die Wal- rosse nur im Frühjahr oder Sommer, so dass es scheint, als unternehmen ‚sie regelmässige Wanderungen. Fossile Reste vom Walross sind an mehren Orten beobachtet wor- den, doch genügen dieselben nicht zur nähern systematischen Bestimmung. So erwähnt Zimmermann einen Schädel aus dem Lettenboden bei Hamburg und Harlan einen aus Virginien, die beide mit dem des lebenden Walros- ‚ses völlig übereinstimmen. Lyell gedenkt einiger Reste von der Südküste ‚Massachusets, die einer eigenthümlichen Art angehören sollen ?). Siebente Familie. Phocina. Das entschiedene Raubthiergebiss mit den meist sehr spitzzackigen Back- ‚“ zähnen, den kurz kegelförmigen Eckzähnen und in der Zahl veränderlichen - 2) Meine Fauna, Säugeth. 222. Säugethiere. ®) 130 Pinnata. Pinnipedia. Schneidezähnen unterscheidet die Seehunde sogleich von dem Walross. Ausser- ' dem haben sie kürzere Flossenfüsse, ein dichteres doppeltes Haarkleid und eine minder aufgetriebene Schnauze. Im Skelet weicht auffallend der Schädel von dem des Walrosses ab. Derselbe ist mehr weniger gestreckt, oben zwar ebenfalls abgeflacht, aber im Schnauzentheil verschmälert und fast zugespitzt, die Augenhöhlen sehr gross, nur durch eine schmale Wand von einander geschieden, die Jochbögen weit abstehend, die Nasenlöcher umfangsreich und ganz vorn gelegen, das Profil von der Stirn zur Schnauzenspitze mehr weniger abfallend. Die Nackenfläche steigt senkrecht oder übergeneigt auf, die Gelenkhöcker sind sehr stark, die Seiten der Hirnhöhle stark gewölbt. Im Basilartheile des Hinterhauptes fin- det sich häufig eine unregelmässige, meist ovale Oeffnung, die jedoch nur in- dividuelle Bedeutung hat ?). Der Jochfortsatz des Schläfenbeines ist sehr kräftig, gerade abstehend, mit tief concaver Gelenkfläche, auch im höchsten Alter nicht mit dem Jochbein verschmelzend; die Schläfengruben sind klein, die Stirnbeine verschmälert, noch mehr die Nasenbeine, die sich weit zwischen jene verlängern ; Thränenbeine fehlen %); der Unterkiefer mit breitem Kron- fortsatz, aber seine Massetergrube flach und nirgends scharf umgränzt. Der Bau des übrigen Skelets stimmt im Wesentlichen mit voriger Familie überem. Die Wirbelsäule enthält ausser den sieben sehr beweglichen Hals- ! wirbeln 14 bis 15 Rücken-, 5 Lenden-, 2 bis 4 wenig mit einander ver- wachsende Kreuz- und 12 bis 15 Schwanzwirbel, alle mit schlanken Körpern und kurzen kräftigen Fortsätzen. Die Rippen sind schmal und kanlig, am untern Ende sehr verdickt, zuweilen um eine unpaare überzählige vermehrt. Das Brustbein besteht aus 8 bis 9 schlankeylindrischen Körpern. In den vor- dern Extremitäten zeichnet sich das Schulterblatt durch Kürze und Breite, | die starke Erweiterung der obern Hinterecke und die geringe Entwicklung der Gräte aus. Der Oberarm besitzt das Foramen supracondyloideum. Der leicht gekrümmte Unterarm hat ein sehr starkes Olecranon an der Speiche, übri- gens ist er wallrossähnlich. Die Handwurzel zählt in der ersten Reihe 4, in der zweiten 3 Knochen. Die Finger nehmen vom Daumen zum kleinsten hin an Länge und Stärke ab, ihre Phalangen sind schlank und cylindrisch, das Nagelglied sehr lang, gerade und dreiseitig pyramidal. Im Becken stehen die kurzen kräftigen Hüftbeine rechtwinklig von der Wirbelsäule ab. Ober- und Unterschenkel weichen eben nicht von dem des Walrosses ab, nur ist letztrer ' merklich gekrümmt. Die Zehen sind alle von gleicher Länge, oder die äussern und innern verlängert, die mittlern verkürzt. Im Zahnsystem zeigen die Seehunde mannichfache Verschiedenheiten un- | ter einander, die für die Systematik von besonderem Interesse sind. Schneide- ' und Backzähne sind stets schärfer von einander geschieden als beim Walross und die Eckzähne entwickeln sich nie zu Stosszähnen. Die Zahl der Schneide- zähne ändert ab, meist oben mehr als unten, dort nicht über 6 und unter | 4, hier nur 2 oder höchstens 4. Sie sind comprimirt cylindrisch mit mehr weniger deutlich abgesetzten Kronen. Die kegelförmigen, zuweilen hakigen Eck- zähne sind mehr weniger schlank, auch wohl mit schneidenden Kanten ver- | sehen. Die Backzähne, gleichfalls an Zahl verschieden, sind spitzzackig, ein- | 3) Vergleiche meine Abhandlung über die Familie der Seehunde unter dem Artikel Phoca in Ersch und Grubers Encyclop. 3. Sect. XXIV. S. 284. 4) Nur an einem jungen Schädel der Phoca vitulina finde ich das rechte Thrä- | nenbein als deutlich abgesondertes Knochenstück vorhanden. a [ee > m o— Phoeina. | 131 fachkegelförmig und einwurzlig oder aus mehren Zacken in einer Reihe be- stehend und zweiwurzlig. Jene nehmen die vordere, diese die hintere Stelle ein. Bei einigen verdickt sich die Kronenbasis beträchtlich und trägt dann auch wohl einen kleinen innern Zacken, wodurch der Fleischzahn der carnı- voren Raubthiere angedeutet wird. Die glatte Zunge ist am Vorderrande nur durch einen seichten Einschnitt getheilt. Als Speicheldrüsen fungiren eine sehr kleine Kieferdrüse und eine kaum halb so grosse Ohrdrüse. Der Magen zeichnet sich durch noch geringere Ausbildung des Blindsackes, als dieselbe bei dem Walross beobachtet wird, aus. Die durchschnittliche Länge des Darmes erreicht die 1öfache Körper- länge, ihre Extreme aber liegen zwischen der 9- und 26fachen. Der Dick- darm misst nur den zehnten Theil dieser Dimensionen. Die Leber ist fünf- "und mehrlappig. Das Herz hat eine breite flachgedrückte Gestalt, das eirunde Loch ist geschlossen, der Aortenbogen nur in der Jugend mit einer Erwei- ‚terung, die Arteria brachialis in zahlreiche büschelförmig neben einander liegende Zweige aufgelöst, ebenso die Gefässe der hintern Extremität. Die starken Venengeflechte in der Unterleibshöhle erinnern noch an die Getaceen. ' Die untere Hohlvene wird von einer muskulösen Fortsetung des Zwergfells umkleidet; die Lungenarterie ist wie bei allen tauchenden Säugethieren an Ihrem Ursprunge erweitert. Im Iymphatischen Systeme drängen sich die Mesen- terialdrüsen haufenweise zusammen und aus ihnen tritt der einzige soge- nannte Ductus Rosenthalianus hervor, während der Ductus thoracicus doppelt ‚ist. Die traubenförmigen Nieren bestehen aus einer sehr veränderlichen An- # zahl kleiner Läppchen, die schon bei den Exemplaren ein und derselben Art ‚beträchtlich schwankt und daher für die Systematik keine Bedeutung hat. Die Eigenthümlichkeiten der Geschlechtsorgane sowie des Nervensystemes sind bereits bei der Characteristik der Ordnung erwähnt. Die Seehunde sind Meeresbewohner, nur wenige von ihnen steigen auch 4 in die Flüsse hinauf und halten sich in Binnenseen auf. Bei der schwim- ‚menden Bewegung im Wasser, die sie auf dem Bauche oder auf dem Rücken ‚liegend mit gleicher Behendigkeit ausführen, bedienen sie sich der Hinterfüsse ‚als Flossen und legen die Vorderfüsse eng an den Körper. Sobald sie aber ‚die Richtung ändern und Seitenbewegungen ausführen, rudern sie mit den Vorderfüssen. Sie sind sehr geschickte Schwimmer und in allen ihren Be- "wegungen äusserst lebhaft. Bald stecken sie neugierig den Kopf und Vorder- leib über den Wasserspiegel hervor, bald tauchen sie unter und heben die | Hinterfüsse empor. So unbeholfen auch der Körper mit den Gliedmassen ‚gestaltet zu sein scheint, so bewegen sie sich doch auch auf dem Lande ‚ziemlich schnell. Dabei heben und werfen sie den ganzen Vordertheil des " Körpers vorwärts, schlagen mit beiden nach Aussen gewandten Vordertatzen | „© auf den Boden, stützen sich dann auf diese und die Brust, indem sie zugleich „# den Rücken krümmen und den Hintertheil des Körpers vorwärts ziehen. In Ri | dieser Weise wandern sie Meilenweit vom Ufer ins Land hinein. Sie leben .& gesellig, schlafen in grossen Heerden am Strande, sonnen sich auf Eisschol- ‚len und Steinen und spielen mit einander. Ihre Nahrung besteht ausschliess- ‚lich in Fischen und Krebsen. Einige erreichen bis 20 Fuss Länge mit der ‚Dicke eines Ochsen, die meisten bleibt jedoch weit hinter diesen Dimen- ‚sionen zurück. Sie werfen nur ein, seltener zwei Junge im Frühjahr oder Sommer. Diese sind mit einem langen, weichen, seidenartigem Haar beklei- det, das sich früher oder später dunkler färbt und unter dem dichten straffen 132 Pinnata. Pinnipedia. Deckhaar versteckt. Ihr Naturell ist trotz der carnivoren Lebensweise mild, sie gewöhnen sich leicht an den Menschen und lassen sich zu allerhand Spässen abrichten. Ihre Felle bilden einen bedeutenden Handelsartikel und | werden zu Fussdecken, Jagdtaschen, Kofferbeschlägen u. dergl. verwandt. Weniger wichtig ist ihr Felt, unbrauchbar das Fleisch der meisten. Sie wer- den jährlich zu Millionen eingefangen, entweder im Schlafe überrascht und mit Keulen erschlagen oder mit harpunähnlichen Instrumenten verfolgt. Die einträglichsten Jagden finden auf den Kisfeldern um Neufoundland Statt, wo- hin zu diesem Zweke in jedem Frühjahr einige Hundert Schiffe aussegeln. Die Phocinen verbreiten sich zahlreich in den Meeren aller Klimate auf‘ beiden Erdhälften, doch meist mit generischen Eigenthümlichkeiten. In frü- hern Schöpfungsperioden scheinen sie ungleich seltner gewesen zu: sein, wenigstens sind bisjetzt erst einzelne sparsame Fossilreste von ihnen in‘ jüngern Tertiär- und diluvialen Schichten gefunden worden. Die Gattungen, früher unter Phoca vereinigt und erst später mehrfaclhı geschieden, lassen sich nach der Entwicklung des äussern Ohres und der‘ Bildung der Flossenfüsse in zwei Gruppen sondern und nach der Entwicklung des Zahnsystemes ziemlich scharf characterisiren °). ma a er a oa ee r—*-- Anoplotheridae. Hoplotherium. 243 Nesodon Owen. Das Zahnsystem dieser ebenfalls südamerikanischen Gattung zählt in jeder Reihe 3+1+4-+3. Die Schneidezähne haben schneidende, lange und leicht gekrümmte Kronen und hinten geschlossene Wurzeln. Die Eck- zähne sind klein und überragen die nächststehenden Lückzähne nicht. Die Kronen der obern Backzähne sind lang, comprimirt, an der Aussenseile ge- furcht, innen mit zwei mehr weniger complicirten, tief eindringenden, aufder Kau- fläche Schmelzinseln erzeugenden Falten. Die untern Backzähne sind lang gerade, comprimirt, aussen durch einen Längseinschnitt in zwei Lappen ge- theilt, innen mit einer nach hinten gewundenen Schmelzfalte. Die Kronen aller Zähne sind von gleicher Höhe und in ununterbrochene Reihe geordnet. Am Schädel ist der knöcherne Gaumen ganz und hinterwärts über die Back- zahnreihen hinaus verlängert; das Jochbein stark und tief, Augenhöhle und Schläfengrube breit in einander fliessend. Nach den in Patagonien gesammelten Resten werden vier Arten un- terschieden: N. imbricatus von Lamagrösse, N. Sullivanıi von Zebragrösse, N. ovinus nach dem vollständigen Schädel von der Grösse des Schafes, N. magnus nach einem einzigen untern Mahlzahne von den Dimensionen des Rhinoceros ?°). | Fünfte Familie. Anoplotheridae. Die Mitglieder dieser ebenfalls gänzlich ausgestorbenen Familie verbin- den in auffallender Weise die Gharactere der Pachydermen und Wiederkäuer, so dass also beide Hauptgruppen in frühern Schöpfungsperioden einander viel näher standen als gegenwärlig. Das Skelet zeigt schon die zierlichen und leichten Formen der Wiederkäuer, auch die Füsse haben nur zwei, höchstens drei Zehen, dagegen sind noch obere und untere Schneidezähne, Eck-, Lück- und Mahlzähne vorhanden, letztere mit paarigen, schon wieder- käuerähnlich gestalteten Höckern, und die Mittelhand- und Mittelfussknochen sind getrennt, nicht verschmolzen. Die Nasenbeine haben keinen Rüssel ge- tragen. Die Augen liegen tief, der hirntragende Schädeltheil ähnelt sehr den Schweinen und für eben diese Verwandschaft spricht auch noch die kräftige und selbständige Entwicklung der Elle, die Länge des Oberarmes, die Breite des Schulterblattes und Hüftbeines. Eigenthümlich ist den Anoplotheriden die auffallende Verlängerung des Schwanzes. Die Gattungen gehören vornämlich den ältern Tertiärgebilden an, zur Diluvialzeit schon waren sie sämmtlich von der Erdoberfläche verschwunden. Hoplotherium Laiz. Die Hoplatherien sind die kleinsten Pachydermen, nur von Kaninchen- grösse, und hal’en vierzehige Füsse, zwei mittlere grosse Zehen und sehr ' dünne schwache Afterklauen, und im Gebiss alle drei Zahnarten in geschlos- ‚ sener Reihe ohne Lücke. Das Zahnsystem zunächst betreffend sind in jeder Reihe 3+1+4+3 Zähne vorhanden. Die mittlern Schneidezähne der obern Reihe sind merk- 9) Owen, Ann. a. mag. nat. hist. 1853. April. 318; Zeitschr. f. ges. Naturw. 1853. 1. März 245. Wir keimen bisjetzt nur diese kurze Characteristik, welche von ' der Eigenthümlichkeit der Gattung überzeugt, aber zu einer näheren Einsicht in die Organisation derselben nicht genügt. 16* 244 Ungulata. Multungula. lich vergrössert, die beiden danebenstehenden nicht eigenthümlich. Der Eck- zahn hat eine kurz kegelförmige, comprimirte hakige Krone und ragt etwas über die Backzahnreihe hervor. Die beiden ersten Lückzähne sind zweiwur- zelig, der dritte dreiwurzelig, ihre Kronen scharfhöckerig und comprimirt, die des dritten mit besonderem Ansatze an der Innenseite, die des vierten aus zwei neben einander liegenden Vförmigen Höckern. Die Mahlzähne haben einen fast quadratischen, nur etwas breiteren als langen Umfang und beste- hen aus je zwei Paaren Vförmiger Höcker, so dass die Kaufläche ein dop- peltes W zeigt. Die Schneide- und Eckzähne des Unterkiefers bieten keine characteristischen Eigenthümlichkeiten. Der erste Lückzahn ist einwurzelig und scharf, die beiden folgenden zweiwurzelig, stumpfer und mit hinterem Höcker, die übrigen entsprechen denen der obern Reihe, sind jedoch ansehn- lich: schmäler. Der Schädel hat im Allgemeinen einige Aehnlichkeit mit dem des Moschus- thieres. Das Profil fällt von der hochgewölbten Stirn ziemlich steil herab, die Nasenbeine sind kurz und schmal, der Schnauzentheil überhaupt sehr verschmälert, die Augenhöhlen sehr gross und von den Schläfengruben ge- schieden, der Jochbogen stark und wenig abstehend, der Unterkiefer mit sehr hohem aufsteigendem Aste und übergeneigtem Kronfortsatz, im hinteren Eck- stück sehr stark erweitert. In der Wirbelsäule zählt Blainville 7 Hals-, 12 Rücken-, 5 Lenden-, 2 Kreuz- und 23 Schwanzwirbel und die Gliedmassen- knochen bezeichnet derselbe als wiederkäuerähnlich. Die Arten !) lassen sich nach den vorliegenden Angaben noch nicht scharf genug characterisiren und werden auch in verschiedener Zahl an- genommen. Ihre Ueberreste scheinen in den mittlern Tertiärschichten Frankreichs (Bourbonnais, Allier Dept., der Limagne, Clermont, Apt u.a. 0.) 1) Schon im Jahre 1833 erkannte Geoffroy St. Hilaire, Revue encyclop., einen Unterkiefer aus dem Indusienkalke der Auvergne als eigenthümlich und nannte ihn Anoplotherium laticurvatum, welches als Typus eines Subgenus Cyclognathus zu be- trachten sei. Auf diese kurze Notiz nahm Bravard keine Rücksicht, als er im J. 1835 in seiner monogr. de deux felis auf tertiäre Reste aus dem Puy de Dome die neue Gattung Cainotherium mit zwei nach der Form des hintern Unterkiefer- winkels unterschiedenen Arten C. commune und C. minimum aufstellte. Wiederum zwei Jahre später gab ohne alle Rücksicht auf die eben angeführten Bemerkungen v. Meyer, Jahrb. f. Mineral. 1837. 557. einem Unterkieferfragment aus der Molasse von Aarau den Namen Microtherium Renggeri. Da alle diese Gattungen und Arten theils zu oberflächlich, theils gar nicht characlerisirt waren: so hatten Laizer und Parieu volles Recht nach Beschreibung und Abbildung des Schädels und Zahnsys- temes aus einem Sandstein der Auvergne, Ann. sc. nat. 1838. X. 335. tb. 9. den neuen Galtungsnamen Oplotherium, richtiger Hoplotherium in Anwendung zu bringen, der als der erste genügend begründete beizubehalten ist. Auf die Form des Un- terkiefers unterschieden dieselben zwei Arten: H. laticurvatum und H. leptoynathum. Die generische Identität des Cyclognathus, Cainotherium, Microtherium und Hoplo- therium ist freilich unter sehr ungleichen Ansprüchen auf die Priorität grössten- theils von den genannten Autoren selbst eingeräumt worden, die der Arten ist nicht zu ermitteln. v. Meyer unterscheidet von der seinigen durch geringere Grösse noch ein ebenfalls nicht characterisirtes M. coneinnum von Weisenau: Bravard noch ein ©. medium und C. curonense. Pomel gibt in Compt. rend. acad. sc. Paris XXX. 17. eine Uebersicht der Arten unter Beifügung einer leider zu kurzen Diagnose. In derselben treffen wir noch ein C. elegans, C. metapius, C. gracile und einen fünf- ten Gallungsnamen Hyaegulus mit zwei Arten H. collotarsus und H. murinus, deren wahre Verwandtschaft zu den vorigen wir nicht ermitteln können. Ohne Verglei- chung der Original-Exemplare ist diese ganze Nomenclatur nicht zu berichtigen. Anoplotheridae. Chalicotherium. Dichodon. Anoplotherium. 245 gar nicht selten zu sein und sind auch bereits in Deutschland und der Schweiz nachgewiesen worden, Chalicotherium Kaup. Das Zahnsystem dieser Gallung, das einzig bekannte Organ derselben, entfernt sich in mehrfacher Hinsicht vom Typus der Anoplotheriden. Ein Schneidezahn besitzt auf seiner hintern Fläche einen grossen und zwei kleine Höcker. Der Eckzahn ist niedrig, comprimirt kegelförmig, vorn ein wenig ausgehöhlt. Die sechs Backzähne nehmen von vorn nach hinten an Grösse zu, sind ziemlich rechteckig und zeigen vorn und innen eine basale Ver- dickung. Die äussere Wand der Krone steigt schief nach innen auf und das von ihr gebildete Längsjoch liegt daher in der Mitte des Zahnes, während die beiden äussern Kanten dieser Wand sich senkrecht erheben, kegelförmig verjüngen und dadurch den Rücken des Joches in Zickzack bringen. Die Querjoche der innern Hälfte der Krone verkümmern; das vordere ist niedrig, nach innen und hinten ziehend, das hintere etwas höher, schmäler, schärfer. Die untern Backzähne zeichnen sich durch den starken einspringenden Winkel an der Aussenseite zwischen den beiden halbmondförmigen Prismen aus. Die Zähne zweier Arten, Ch. Goldfussi und Ch. antiguum ?) auf Thiere von Rhinocerotengrösse deutend, wurden in den mitteltertiären Schichten bei Eppelsheim gefunden. Dichodon Owen. Das Zahnsystem zählt nach dem bekannten Kieferfragment 3+1+4+3 ‚ Zähne in jeder Reihe ohne Lücke hinter einander. Die obern Schneidezähne sind sehr breit, comprimirt, etwas gebogen, mit scharfer Schneide; der Eck- ' zahn nur etwas breiter als der letzte Schneidezahn, seine Krone fast zwei- lappig, die Theilung auch an der Wurzel angedeutet. Der dritte Backzahn hat eine sehr breite, fast dreiseilige Krone mit zwei Höckern auf ebensoviel ' Wurzelästen, der vierte ist dicker, deutlich dreiseitig, dreihöckerig und drei- _ wurzelig, die folgenden haben eine zweihüglige Krone, jeder Hügel aus zwei ‚ spitzen Höckern bestehend, vierwurzelig. Die untern Schneidezähne sınd etwas kleiner als die obern, der Eckzahn schneidezahnähnlich, die ersten ‚ drei Backzähne comprimirt, schöeitlenib: zweiwurzelig, mit dreizackigen Kro- ' nen, der vierte dicker und dreihöckerig, die beiden folgenden mit zwei | Querhügeln aus je zwei Höckern bestehend, der letzte noch nicht bekannt. D. ceuspidatus ige ®) im tertiären Sande von Hordle in England, Anoplotherium Guv. Diese typische Gattung der Familie ist hinsichtlich ıhres Skeletes und Zahnbaues vollständig bekannt und zeigt die Vereinigung der Gharactere der Pachydermen und Wiederkäuer am deutlichsten. 2) Kaup, descr. oss. foss. Il. 30. tb. 7. fig. 3—10; Giebel, Fauna. Säugeth. 169. ' Blainville, Osteogr. Anoploth. Bl. hält diese Gattung für sehr fraglich und ist ge- | neigt, ihre Reste an Anthracotherium, Rhinoceros und Lophiodon zu vertheilen. | Gervais, Zool. et Pal. franc. 91. ordnet sie als Subgenus dem Anoplotherium unter, ‚indem er zugleich Lartets Anoplotherium grande Blainville, 12 66. 1b. 3. 42 von ' Sansans mit den Dimensionen des Rhinoceros als Art betrachtet. Kaup selbst glaubte auf sie auch das Cainotherium beziehen zu können, 3) Owen, Quarterl. journ. geol. 1848. p. 17. 246 Ungulata. Multungula. Der Schädel bietet im Einzelnen betrachtet eine grosse Aehnlichkeit mit dem der Wiederkäuer, aber seine mässig grossen Augenhöhlen sind durch keinen starken Jochbogenfortsatz von den langen weiten Schläfengruben ge- schieden und die Nasenbeine verlängern sich in inniger Verbindung mit dem Kiefer- und Zwischenkieferknochen fast bis zum vordern Schneidezahnrande. Die Gelenkfläche für den Unterkiefer ist völlig eben und wird hinten durch eine beträchtliche verticale Querleiste begränzt wie bei voriger Faınilie. Die Ohröffnung liegt ziemlich tief und die Grösse der Paukenhöhle deutet auf ein feines Gehör. Die Sagittalleiste ist hoch und scharf und die kleine Hinter- hauptsläche schmal, niedrig, nach oben breiter, durch eine scharfe Leiste senkrecht getheilt. Der hintere stets abgerundete Winkel des Unterkiefers ragt nach hinten etwas vor, der aufsteigende Ast ist breit und senkrecht, der Kronfo:tsatz nicht über den Condylus geneigt. Die Schneidezähne sind keilförmig mit einfacher oder zweilappiger Krone und die Eckzähne fast von derselben Gestalt. Von den rhinocerotischen Mahlzähnen zeigen die drei letzten obern auf der Krone drei starke Joche, eines der äussern Seite entlang, ein zweites vorn, das dritte in der Mitte, letzte beide an der Innenseite nach hinten umbiegend. Am freien Ende des vor- dern Querjoches steht noch eine kegelförmige Spitze. Die vier vordern Back- zähne sind comprimirt, oben von einem scharfen Rande umgeben, der sich aussen in eine schwache Spitze erhebt, die Mitte der Krone dagegen ist ver- tieft. Die untern Backzähne bestehen aus zwei hintereinander liegenden halb- mondförmigen Prismen, deren Hörner nach innen gerichtet sind. Sie haben anfangs scharfe Kanten, nutzen sich aber -zu ebenen Kauflächen ab. Der letzte hat übrigens noch ein drittes Sichelprisma. Das übrige Skelet zeichnet sich durch die lange, von kräftigen Wirbeln gebildete Lendengegend und durch den sehr langen Schwanz: aus. Das Schulterblatt hat wie beim Kameel ein sehr entwickeltes Acromion, ohne dass ein Schlüsselbein vorhanden wäre. Die Mittelfussknochen sind kurz, die Zehenphalangen kräftig, das Hufglied dreiseitig pyramidal, die Afterklauen schwach. Die Arten schwanken in der Grösse zwischen Schwein und Pferd. Ihre Ueberreste lagern im Pariser Becken, bei Apt, sparsam auch an einzelnen Tertiärlocalitäten Deutschlands, Englands und in den jüngern Tertiärschichten der Sivalikhügel. A. commune Cuv. *) Däs gemeine Anoplotherium erreichte die Grösse eines Esels, Sein Schädel hat eine langgestreckt kegelförmige Gestalt, die Wirbelsäule vermuthlich 15 rippentragende Wirbel und 22 sehr kräftige Schwanzwirbel. Die Vorderfüsse besitzen zwei starke Metacarpen und zwei aussere rudimentäre. A. secundarium Cuv.) war nur von der Grösse des Schweines und scheint kräftigere Füsse als voriges gehabt zu haben. A. posterogenium Cautl, 6) Das grösste Anoplotherium ist in Ober- 4) Cuvier, oss. loss. V. 425. c. tbb.; Blainville, Osteogr. Anoploth. 13; Giebel, Fauna. Säugeth. 162. — Pomel trennt davon ein A. Diwernoyi und unterscheidet weiter noch A. platypus, A. Laurillardi und A. Cuvieri, deren Diagnosen jedoch nicht von der Selbständigkeit überzeugen. L’Instit. 1851. 16. 8) Cuvier, oss. foss, V. 275. 285. 302. etc, c. tbb.; Blainville, Osteogr. Ano- ploth. 41; Giebel, Fauna. Säugelh. 163. 6) Cautley a. Falconer, Journ. Asiat. soc. Bengal. Dechr. 1835; später wurde Anoplotheridae. Xiphodon. Dichobune. 247 kieferfragmenten der Sivalikhügel bekannt und dem Chalicotherium so ähn- lich, dass Blainville es sogar diesem unterordnen wollte. Xiphodon Guv. Sehr schlanke Anoplotherien mit verlängertem Kopfe und langen dünnen Beinen. Die Mittelhand- und Fussknochen sind fast so lang als Unterarm und Unterschenkel. Es sind deren nur zwei vorhanden, indem die äussern völlig verkümmert, als kleine Griffelknochen auftreten Die beiden Zehen haben schlanke Phalangen und das Hufglied berührt mit der ganzen untern Seite den Boden. Die Zahnformel weicht nicht von Anoplotherium ab. Die Schneide- zähne sind scharf, die vordern Backzähne stark comprimirt, mit einfacher, höckeriger Schneide, die übrigen wiederkäuerähnlich aus halbmondförmigen Prismen gebildet, im Oberkiefer noch mit einem eng anliegenden Hügel an der Innenseite, der letzte obere nicht abweichend gebildet, der letzte untere mit accessorischem Prisma. Die Arten gehören ausschliesslich den älteren Tertiärgebilden an und hatten die Statur und wahrscheinlich auch die Lebensweise der Gazellen. X. gracile Cuv.?) Die Configuration des Schädels erinnert an die Gazelle, der hintere Winkel des Unterkiefers ist nicht erweitert, der auf- steigende Ast ziemlich schmal und wie beim Hirsch nach hinten gerich- tet; die Knochen der Gliedmassen auffallend schlank und dünn, der die Afterklauen darstellende Griffelknochen war äusserlich nicht sichtbar, Die drei vordern Backzähne in beiden Reihen stark comprimirt, verlängert, ohne seitliche Vorsprünge, mit ausgeschweiftem schneidendem Rande. Die klei- nen Eckzähne scharf dreikantig und schief, ebenso die äusseren Schneide- zähne, die mittlern der obern Reihe dagegen schaufelartig wie die untern der Wiederkäuer. Die Ueberreste sind nur aus dem Pariser Gyps und von Apt bekannt. Can“, X. gelyense Gerv. 8) gründet sich auf ein Kieferfragment von Mont- pellier und bedarf noch sehr der weitern Bestätigung. Dichobune Guv. Kleine und sehr kleine Anoplotherien, welche hinter der Grösse des Rehes zurückbleiben und dreizehige Füsse haben. Die äussere Zehe ist eine den Boden nicht berührende Afterklaue. Die Zahnformel gleicht der des Ano- plotherium. Die Mahlzähne bestehen aus paarigen Höckern und der letzte besitzt noch einen hinteren unpaaren Höcker. Die Arten lebten während der frühesten Tertiärepoche. D. cervinum Owen.) Nach einem Unterkiefer aus den eocenen Schichten der Insel Wight war diese Art dem Moschusthier auffallend ähn- lich. Ihre Backzähne sind jedoch breiter und der unpaare Höcker des n- ai A. sivalense genannt, worunter sie auch Blainville, Osteogr. Anoploth. 84. aufführt, 7) Cuvier, oss. foss. V. 428. c. Ibb.; Blainville, Osteogr. Anoploth. 45; Gervais, Zool. et Pal. franc. 90; Giebel, Fauna. Säugeth. 160. — Blainville betrachtet Dicho- bune obliquum Cuvier, oss. foss. V, 124. tb. 123. fie. 5. als Jugend dieser Art. 8) Gervais, Zool. et Pal. franc. 90. In der Erläuterung der citirten tb. 14. des Atlas finde ich diese Art nicht erwähnt. 9) Owen, Quart. journ. Yeol. 1846. II. 420. tb. 18. fig. 6.; Brit. foss. Mamm. 440. fig. 181. — Blainville, Osteogr. Anoploth. 70. hält diese Art für Moschus und findet nichts Pachydermenähnliches an ihr. 248 Ungulata. letzten ist durch eine tiefe Längsfurche getheilt. Der Kronfortsatz des Unterkiefers ist entschieden pachydermenartig. D. leporinum Cuv. !) Die drei ‘ersten Backzähne des Unterkiefers sind stark comprimirt, zweiwurzelig und dreihöckerig, die folgenden drei vierwurzelig und mit zwei Paaren stumpfer plumper Höcker, den Sichel- prismen der Wiederkäuer ähnlich, der letzte mit dem hintern unpaaren Höcker versehen. Das Thier war kaum grösser als ein Hase und seine Ueberreste birgt der Pariser Gyps. D. murinum Cuv.?) Diese Art hat noch nicht die halbe Grösse der vorigen, mit der sie das Vorkommen theilt, und unterscheidet sich auch durch spitzere stärker comprimirte, mehr wiederkäuerähnliche Zackenpaare der Backzähne und durch den verticalen aufsteigenden Ast des Unterkiefers, Vierte Ordnung. BISULCA, _ Wiederkäuer, In ihrer äussern Erscheinung sowohl als in ihrer gesammten Organi- sation unterscheiden sich die Wiederkäuer auffallend von den Vielhufern und zeigen auch unter einander nicht so erhebliche Differenzen als diese. Am Kopfe gewinnt die Stirngegend eine ansehnliche Breite und schmückt_ sich häufig mit Hörnern oder Geweihen, die Augen sind gross und lebhaft, die Ohren gross und aufgerichtet, die Nase stets verkürzt, dagegen die Lippen gross und sehr beweglich. Der Hals ist lang und sehr beweglich, der Rumpf comprimirt, bald länger bald kürzer, der Schwanz erreicht das Hackengelenk oder verkürzt sich sehr, die Beine sind besonders durch Verlängerung der nur aus einem Knochen bestehenden Mittelhand und des Mittelfusses hoch, die Füsse zweizehig, zuweilen mit Afterklauen. Den ganzen Körper bedeckt ein kurzes, dichtes, eng anliegendes Haarkleid, welches an einzelnen Stellen sich bisweilen ansehnlich verlängert. Die Dimensionen sind mittlere, grosse und sehr grosse. Zahn- und Skeletbau zeigen in der ganzen Ordnung eine grosse Ueber- einstimmung. Die Formel des Zahnsystems ist en Ri. Die 1) Cuvier, oss. foss. V. 429. c. tbb.; Blainville, Osteogr. Anoploth. 53.; Giebel, Fauna. Säugeth. 159. 2) Cuvier, oss. foss. V. 124. tb. 89. fig. 6.7. tb. 137. fie. 8.; Blainville, Osteogr. Anoplolh. 62.; Giebel, Fauna. Säugeth. 159. — Gervais unterscheidet noch zwei andere Arten, nämlich ein D. suillum Zool. et Pal. franc. 94. tb. 17. aus dem milt- lern Grobkalk, dessen Ueberreste zu fragmentfär sind, als dass man die speecifischen Charactere feststellen könnte, und ein D. Robertanum ibid. tb. 35. mit spitzeren Höckern als D. leporinum und etwas abweichend gestalteten Kronfortsatz des Unter- kiefers. Ausserdem mögen hier noch zwei sehr fragliche Gattungen erwähnt wer- den, welche Gervais ]. c. 92. aufstellt. Acotherulum von Apt hat vier paarige Höcker auf den obern Mahlzähnen und ist den Dichobunen ganz ähnlich. Bei Aphelotherium sind jene Höcker in je zwei schiefe Querjoche verschmolzen. Owen gründete auf einzelne Wirbel und Gliedmassenknochen aus Patagonien die eigenthümliche Gattung Macrauchenia.- Die Wirbel gleichen auffallend denen des Lama; Unterarm- und Unterschenkelknochen sind innig mit einander verbunden, der Fuss dagegen pachydermenähnlich, die drei Mittelhandknochen völlig getrennt und von gleicher Länge. Das Thier besass die Grösse des Rhinoceros. Voyage du Beagle 35. Bisulca. 249 Schneidezähne haben schaufelförmige Kronen mit scharfer Schneide, die nur selten vorhandenen obern eine eckzahnartige Gestalt. Eckzähne fehlen meist, oder sind nur oben, seltner in beiden Reihen vorhanden. Ihre Grösse und Gestalt variirt, gewöhnlich sind sie kegelförmig und von geringer Grösse, nur ausnahmsweise ragen sie aus dem Munde hervor. Die Backzähne, meist sechs in jeder Reihe, sind nach ein und demselben Typus gebildet, aus zwei Paaren halbmondförmiger Schmelzprismen. Die Convexität der Prismen ist in der obern Reihe nach innen, in der untern nach aussen gerichtet, dort pflegt das äussere, hier das innere Prisma jeden Paares das flachere zu sein. Die Zähne der obern Reihe sind stets breiter, fast quadratisch, während die untern schmäler, mehr rectangulär sind. Der erste Backzahn oben und un- ten verkümmert, der letzte dagegen besitzt noch ein hinteres unpaares Sichel- prisma. Die Kanten des flachen Prismas springen gern etwas vor, und ebenso erhebt sich die Mitte des convexern zu einem spitzen Höcker, der aber durch die Abnutzung verloren geht. Die für die Systematik bedeutungs- vollen Unterschiede in der eben bezeichneten Gestalt der Backzähne spielen innerhalb sehr enger Gränzen. Die Wölbung der Sichelprismen, die Krün.- mung und das Hervortreten ihrer Hörnerkanten, eine zwischen den convexen Prismen aufstrebende Leiste oder Höcker bedingt die beachtenswerthen Modi- ficationen. Im Milchgebiss finden sich bisweilen die Rudimente dreier obrer Schneidezähne im Zahnfleisch verborgen, auch unten nur drei Schneidezähne, dann die Eckzähne und nur vier Backzähne in jeder Reihe. Der Schädel hat im Allgemeinen eine gestreckte, nach der Schnauzen- spitze hin etwas verschmälerte Gestalt. Die breite Nackenfläche steigt ziem- lich senkrecht auf, ist vertieft und geht von einer meist starken Leiste über- ragt fast rechtwinklig in die obere und die Seitenflächen über. An der untern Fläche erscheint der hirntragende Theil auffallend verkürzt, indem die hintere Nasenöffnung weit nach hinten gerückt ist. Der Jochbogen bildet den breitesten Theil des Schädels. Die Zwischenkieferlöcher sind von enor- mer Grösse, der. Zwischenkiefer selbst schwach und klein. Die Nasenöffnung schief von hinten nach vorn herabsteigend hat gleichfalls einen sehr beträcht- lichen Umfang. Die Augenhöhlen sind äusserlich durch eine von dem Orbitalfortsatze des Stirnbeines und dem aufsteigenden Stirnfortsatze des Jochbeines gemeinschaftlich gebildete Knochenbrücke von den Schläfengruben geschieden, von oben gewöhnlich stark überwölbt, nach unten vom hintern Theile des Thränenbeines begränzt. Hinter den Augenhöhlen wölbt sich die obere Schädelfläche, hier zunächst mit der grössten Breite; vor denselben, wo Stirn-, Nasen-, Thränen- und Oberkieferbein zusammentreffen, findet sich sehr gewöhnlich eineLücke von verschiedenem Umfange. Die innere Schädel- höhle ıst von geringem Umfange, indem wie bei den Pachydermen auch hier innere mit dem Geruchsorgan in Verbindung stehende Höhlen die Knochen auftreiben. Am runden Hinterhauptsloche nähern sich die sehr convexen Gelenkhöcker bisweilen so auffallend, dass sie einander berühren, das Hinter- hauptsbein überhaupt ist klein, das hintere Keilbein kleiner als das vordere, die Gelenkfläche für den Unterkiefer platt und quer, von keinen Fortsätzen begränzt, die Scheitelbeine fast quadratisch oder verschmälert, das Zwischen- scheitelbein meist nur in der Jugend kenntlich, bald mit dem Hinterhaupt, bald mit dem Scheitelbein verschmelzend, die Stirnbeine durch die Knochen- fortsätze für Geweih oder Hörner ausgezeichnet und lange Zeit in der Mit- tellinie getrennt, das Oberkieferbein kurz und hoch, die Nasenbeine ziemlich 250 Ungulata. breit und lang, das Thränenbein sehr gross, nicht selten zur Aufnahme von Talgdrüsen stark vertieft, der Unterkiefer schlank, im Symphysentheil ver- engt, mit abgerundetem hinterem Winkel, hohem aufsteigendem Aste und schmalem nach hinten geneigtem Kronfortsalze. In der. Wirbelsäule zeichnen sich die Halswirbel durch die auffallende Länge, Schmalheit, Beweglichkeit und geringste Entwicklung der Dornfortsätze vor allen übrigen Säugethieren aus. Letztere erscheinen oft nur als schwache Leisten, denen ähnliche als untere Dornen an der untern Körperfläche der Wirbel entsprechen. Die vordern Gelenkflächen sind fast kuglig gewölbt, doch nicht allgemein. Der Atlas ist der breiteste, der Epistropheus der längste Halswirbel. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen 12 bis 15, meist zwischen 13 und 14, die der rippenlosen zwischen 4 bis 7, 4 jedoch nur ausnahmsweise. Der Gegensatz ist meist entschiedener ausgebil- det als bei den Pachydermen und der diaphragmatische Wirbel der elfte bis dreizehnte. Die Dornfortsätze sind von ansehnlicher Länge und Breite, die Körper kurz und dick, die Querfortsätze der Lendenwirbel von sehr ansehn- licher Länge, bisweilen die Verbindung der Wirbel unterstützend. Die Zahl der Kreuzwirbel variirt zwischen 3 bis 6, meist 4 oder 5 betragend. Das Kreuzbein ist schmal, der erste das Becken tragende Wirbel ansehnlich brei- ter als die folgenden, die Dornen aller sehr hoch, nicht selten in eine zu- sammenhängende Platte verschmolzen. Die Zahl der Schwanzwirbel ist am meisten veränderlich, von 6 bis 20, doch herrschen auch hier die mittlern Zahlen. Die Rippen verdienen wegen ihrer beträchtlichen Breite Beachtung. Das Schulterblatt ist mindestens doppelt so hoch als breit, nach unten stark verschmälert und ziemlich geradrandig, der obere Rand mit breiter Knorpel- platte, die Gräte unten am höchsten, vor der Mitte gelegen. Der Oberarm ist kurz, dick, etwas gewunden, meist mit starkem äusseren hakig verlänger- ten Rollhügel und unterer doppelter Rolle. Die Unterarmknochen verwach- sen innig mit einander, die dünne Elle ist zuweilen nur als Leiste an der hintern Seite des Radius kenntlich. Die Speiche hat eine ansehnliche Breite, das stark entwickelte Olecranon der Elle dagegen ist sehr comprimirt, die von beiden gebildete Humeralgelenkfläche fast halbkreisförmig. Die Hand- wurzel ist schmal und hoch, in der ersten Reihe gemeinlich aus vier, in der zweiten aus nur zwei Knochen gebildet. Das Becken ist schmal und ge- streckt, das Hüftbein wieder ziemlich breit, dreiseitig, die Pfanne ziemlich in der Mitte des Beckens gelegen. Der Oberschenkel ist dünner und länger als der Oberarm, sein grosser Trochanter sehr ansehnlich, der flach gewölbte Gelenkkopf ohne Hals, der drilte äussere Trochanter fehlt, die Knorren des untern Gelenkes stark, mit breiter Gelenkfläche für die schief dreiseitige Knie- scheibe. Das Schienbein zeichnet sich nur durch die gerade Gelenkfläche für die gerade Rolle des Sprungbeines aus. Die Fibula verkümmert zu einem kleinen am untern Theile des Schienbeines gelegenen Griffelknochen, zu dem bisweilen ein ähnlicher auch am obern Theile hinzukömmt. Das Sprungbein ist hoch und hat eine sehr vertiefte Rolle, das lange Fersenbein ist stark comprimirt, ausser beiden sind nur noch zwei bis drei Knochen in der Fuss- wurzel vorhanden. Mittelhand und Mittelfuss bestehen aus je einem starken verlängerten Knochen, der seine Vereinigung aus zweien deutlich erkennen lässt. Sein oberes Gelenk ist glatt, das unlere aus zwei völlig getrennten Köpfen für die beiden Zehen gebildet. Kleine Griffelknochen hinter dem - breiten Mittelknochen repräsentiren die Nebenzehen und verlängern sich bis- Bisulca. 251 weilen um durch Aufnahme der übrigen Glieder äusserlich sichtbare Alter- klauen zu bilden. Die Phalangen der Zehen sind stark, mehr weniger schlank, symmetrisch gegen einander, die Hufglieder dreiseitig pyramidal. Kleine Sesambeine fehlen nicht. Das Verdauungsorgan zeigt in seiner ganzen Ausdehnung mehrfache höchst beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Die Mundhöhle zunächst ist durch zahlreiche warzenartige Fortsätze, besonders an den Seitenwänden verunebnet, die Gaumenfläche jedoch nur durch die dichtstehenden queren Vorsprünge. Von den Lippenmuskeln ist der Mundschliesser klein, aber sehr dick, der Heber des Mundwinkels sehr dünn, der Jochmuskel viel länger und dicker mit sehr langer Sehne, die Niederzieher der Unterlippe nicht selbständig ent- wickelt, der Schlafmuskel meist klein und dick, der Masseter dagegen sehr gross und getheilt. Die Speicheldrüsen haben eine sehr ansehnliche Grösse, die Ohrspeicheldrüse die doppelte der Unterkieferdrüse, die Zungendrüse die geringste. Auch die Backen- und Lippendrüsen sind stark entwickelt. Die Zunge ist sehr lang, hinten dick und hoch, vorn dünner und mit klemen Wärzchen besetzt, die auf der hintern Hälfte viel grösser werden, zuweilen sind dieselben hart, hornig, verlängert. Das Gaumensegel hat meist keinen Zapfen. Die lange enge Speiseröhre wird von einer aus Spiralfasern beste- henden Muskelhaut umgeben und mündet in zwei Abtheilungen des sehr zu- sammengesetzten Magens. Der Pansen (rumen, ingluvies) oder erste Magen- sack ist der umfangsreichste von allen, die übrigen zusammen noch weıt an Volumen übertreffend, von Gestalt rundlich viereckig, durch einen Einschnitt in zwei Spitzen auslaufend, oben rechts mit einem ähnlichen schwächern Einschnitt. Im Innern trägt er dichte blattförmige weiche Falten von ver- schiedener Grösse. Vorn und rechts vom Pansen liegt der zweite Magen- sack, der sogenannte Netzmagen (reticulum, ollula), ein blosser Anhang jenes, in dem zugleich auch die Speiseröhre mündet. Seine innere Wandung ist durch starke Falten wie mit einem Netzwerk fünf- und sechsseitiger oder rundlicher Maschen bedeckt. Die Ränder der Falten sind zackig, der Boden der Zellen mit Zotten besetzt. Rechts oben und nach vorn folgt der dritte kleinste, der Blättermagen oder Psalter (omasus, psalterium). Er ist länglich rund, durch eine kleine Mündung mit vorıgem communicirend und mit der Speiseröhre ın Verbindung, indem eine durch zwei Falten gebildete Rinne die Speisen vor den ersten Mägen vorbei in den Psalter führt. Sein Inne- res ist mit sehr zahlreichen, hohen, zackigrandigen Falten ausgekleidet, die wie die Blätter eines Buches geordnet sind. Durch eine weite Mündung ge- langt man in den vierten oder Labmagen (abomasus), der wiederum etwas grösser und mit queren, schiefen, niedrigen und ganzrandigen Längsfalten ausge- kleidet ist. Von diesem Typus des Magens ‚weicht jedoch die Familie der Tylopoden insofern ab, als diese nur drei Magensäcke haben. Für die übri- gen Familien ist nur die Verschiedenheit in der Bekleidung der innern Wan- dungen beachtenswerth. Die Verdauung geschieht nun in der Weise, dass das frische Futter zuerst in den Pansen und aus diesem in den Netzmagen gelangt. Hier durchgeweicht geht es wieder durch die Speiseröhre in die Mundhöhle zurück, um zum zweiten Male gekauet zu werden. So verkleinert wird es mittelst. der Speiseröhrenrinne an den ersten beiden Mägen vorbei in den Blättermagen und aus diesem in den Labmagen geführt. Der Darm- kanal hat eine auffallend variirende Länge, denn bei einigen verhält sich die Körperlänge zur Darmlänge nur wie 1:12 oder 1:15, beim Stier dagegen 252 Ungulata. wie 1:22 und beim Schafe wie 1:28. Die Theilung in Dünn- und Dick- darm ist sehr deutlich. Erstrer windet sich vielfach, ist dünnhäutig und eng und mit kurzen Zotten ausgekleidet. Der Dickdarm windet einen zweiten Bogen nach vorn und dann nach hinten, indem er sich allmählig verengt. Seine innere Wandung ist glatt. Ein grosser weiter Blinddarm ohne innere Zellen fehlt niemals. Die Leber ist meist wenig gelappt, eine ansehnliche Gallenblase häufig vorhanden, die Bauchspeicheldrüse zweilappig, ihr Gang zuweilen in den Gallengang mündend, die Milz ansehnlich, sehr länglich und platt. Das Herz hat eine stumpfkegelförmige Gestalt und häufig Verknöche- rungen in der Scheidewand. Die Aorte theilt sich sogleich in den hinteren grossen und vorderen kleinen Stamm. Letzterer spaltet sich bald wieder in zwei Aeste, in die linke Schlüsselpulsader und den rechten viel grössern Ast, der den gemeinschaftlichen Stamm für die rechte und linke Kopfpulsader und für die rechte Schlüsselpulsader bildet. Die A. brachialis theilt sich in der Gegend des Ellenbogengelenkes, die Schenkelpulsader dagegen hoch oben am Schenkel. Die linke Lunge ist gar nicht gelappt oder in zwei Lappen getheilt, die rechte dagegen meist in vier, seltner in drei oder zwei. Bei der beträchtlichen Länge des Halses ist die Luftröhre auch von bedeutender Länge und obwohl von sehr breiten, doch auch von sehr zahlreichen übrigens fast vollständigen Knorpelringen gebildet. Die Zahl dersslben variirt von 50 bis über 100. Vor der Theilung der Luftröhre in die beiden Bronchien geht gemeinlich ein accessorischer Bronchus für die rechte Lunge ab. Das Mus- kelsystem bietet keine der ganzen Gruppe allgemeinen Eigenthümlichkeiten, die für uns beachtenswerth sind. Im Nervensystem zeichnet sich das wenig umfangsreiche Gehirn durch die zahlreichen Windungen aus, unter denen die grössern auf beiden Hemisphären symmetrisch sind. Die Sinnesorg ane sind erösstentheils sehr gut ausgebildet. Im Geruchsorgan ist der einfache Bau der Muscheln beachtenswerth, deren Blätter gewöhnlich noch vielfach durchbrochen sind. Das Jacobsonsche Organ ist besonders entwickelt. Die äussere Nase bietet in der Grösse und Form des Seplinarium und in der Gestalt der Nasen- löcher beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Die Augen sind verhältnissmässig gross, die halbmondförmige Nickhaut ohne Muskeln, der Augapfel stark ge- wölbt, der Sehnerv in der Achse desselben eintretend, an Stelle der Pigment- körnchen der Choroidea ein faseriges und gefässloses Tapetum, die Pupille quer, vom oberen Rande derselben bisweilen pigmentreiche Flocken herab- hängend, die Thränendrüsen wie beim Menschen. Die Ohrmuschel ist ver- hältnissmässig schmal und lang, stets aufgerichtet, sehr beweglich; der äussere Gehörgang knöchern, das innere Ohr zeigt einzelne, nicht allgemeine Eigen- thümlichkeiten. Von den in ihrer Gestalt etwas veränderlichen Nieren liegt die rechte gewöhnlich höher als die linke. Der Euter befindet sich in der Schamgegend und hat zwei oder vier Zitzen, jede von nur einem Ausfüh- rungsgange durchbohrt. Die Hoden hängen in einem besonderen Hoden- sacke. Die Zellkörper des langen Penis sind durch kein Septum geschieden, die Eichel meist glatt, die Vorhaut ‚mit eigenen Muskeln, die Samenblasen ım Innern zellig. Besond ere und auffallende, jedoch nicht allen Wiederkäuern gemeinsame, aber für die Systematik wichtige Eigenthümlichkeiten sind die Hörner und Klauendrüsen. Erstere sind Kortsätze der Stirnbeine und werden wenn sie einfach, bleibend und mit einem hornigen Ueberzuge bedeckt sind, Hörner Bisulca. 253 . im eigentlichen Sinne genannt, wenn sie dagegen aus solider Knochensubstanz ohne Ueberzug bestehen, sich verästeln und periodisch abgeworfen werden und neu hervorwachsen, so heissen sie Geweihe. Erstere pilegen beiden Geschlechtern gemeinschaftlich zuzukommen, verschwinden aber beim Weib- chen und auch beim Männchen unter dem Einflusse des Klimas und der Cultur, letztere sind meist nur eine Zierde der Männchen. Beide entstehen als kegelförmiger Auswuchs der Stirnbeine und bieten eine überraschende formelle Mannichfaltigkeit, deren Anwendung in der Systematik jedoch nur mit der grössten Vorsicht geschehen kann. — Die Klauendrüsen liegen als sackförmige, innen behaarte Einstülpungen der Gutis zwischen den obern Pha- langen der beiden Zehen. Die Secretion geschieht durch kleine, dicht ge- drängte, unter der innern Oberfläche gelegene Follikel. Wie die Stirnfort- sätze schon bei sehr nah verwandten Thieren auffallend abändern: so auch die An- und Abwesenheit der Klauendrüsen, indem dieselben bei einigen Gattungen allen Arten zukommen, bei andern dagegen einzelnen Arten be- stimmt fehlen. Vielleicht steht ihre Gegenwart mit der Form der Hufe im abhängigen Verhältnisse, doch reichen die vorliegenden Untersuchungen nicht aus, darüber ein allgemein gültiges Geselz aufzustellen. Bei den Wiederkäuern sind ohne Ausnahme nur zwei Zehen, die dritle und vierte, vollkommen entwickelt. Die Hufe derselben ändern in ihrer Form und Grösse auffallend ab. Von der stark verlängerten und verschmälerten Gestalt finden sich alle Zwischenstufen bis zu den breitern als langen. Die Sohle füllt die ganze untere Seite aus und berührt den Boden. Bei den in felsigen Gebirgsgegenden lebenden und gut kletiernden Arten steht der harte scharfe Rand etwas über die Sohle vor. Der Daumen fehlt gänzlich, von der zweiten und fünften Zehe ist wie schon erwähnt mindestens ein Rudi- ment im Skelet vorhanden oder sie erscheinen auch äusserlich als Afterklauen hinter den grossen Zehen. Wie diese variiren sie vielfach in Grösse und Gestalt. Das Haarkleid ist im Allgemeinen sehr dicht, kurz und eng anliegend, weich. Am Halse, dem Kinn, den Knien, der Schwanzspitze und den Buckeln des Rückens verlängert es sich bisweilen sehr bedeutend, seltner über den ganzen Körper. Dagegen wird es nie borstig, steif, höchstens straff, andrer- seits aber äusserst fein, wollig, kraus. Das Colorit bietet eine sehr mannich- faltige Skala, ändert bisweilen nach den verschiedenen Lebensaltern und Jahreszeiten ab und ist unter der Gultur ganz unbeständig geworden. Die Wiederkäuer nehmen ihre Nahrung ausschliesslich aus dem Pflanzen- reiche. Einige lieben weiche saftige Stoffe, Gras, Blätter, Kräuter, junge Triebe, mehlige Wurzeln, andere trockene und festere Substanzen, Körner, Flechten u. a. Sie leben gesellig oder paarweise, seltner einzeln, sind klug, vorsichtig und scheu, von sanftem gutmüthigem Naturell. Das Weibchen wirft ein, höchstens zwei Junge, die der Mutter sogleich nach der Geburt folgen. Gezähmt sind sie folgsam, geduldig und verständig, bedürfen nicht der strengen Aufsicht der meisten andern Hausthiere und begnügen sich in der Regel mit dem einfachsten Futter. Ihr Nutzen ist für die menschliche Oeconomie unberechenbar, indem sie als Zug- und Lastthiere dienen und Nahrung und Kleidung in reicher Fülle und Mannichfaltigkeit liefern. Im wilden Zustande bilden sie einen Hauptgegenstand des Jagdvergnügens, wel- ches bei einigen jedoch mit ebenso grossen Gefahren als bei ungleich stär- keren und wilderen Thieren verknüpft ist. 254 Ungulata. Bisulca. Sie erschienen zuerst auf der Erdoberfläche in der mittlern Epoche der Tertiärenperiode und auch in dieser nur sparsam mit beschränkter Ver- breitung. In der spätern Tertiärzeit wurden sie mannichfaltiger und reprä- sentirten schon die gegenwärtigen Typen. Während der Diluvialzeit nahmen sie ganz den heutigen Character an. Ihre generische Mannichfaltigkeit ist verhältnissmässig gering, die specifische dagegen meist sehr gross. Mit Aus- nahme von Australien verbreiten sie sich gegenwärtig durch alle Zonen und Länder mit ziemlich scharf hervortretenden Eigenthümlichkeiten. Afrika hat seine Giraffe, Kameel und zahlreichen Antilopen, aber keine eigentlichen Hivsche, die 'sich mit geographischen Eigenthümlichkeiten über die andern Welttheile verbreiten; Stiere und Böcke fehlen in Südamerika, welches Hirsche und Auchenien characterisiren; in der kalten Zone gehen ausgezeichnete Arten rings um die Erde herum. Die Eintheilung der Wiederkäuer in Familien und Gattungen ist bei der grossen Uebereinstimmung des innern Baues und der merkwürdigen Unbe- ständigkeit auffallender äusserer Charactere nicht geringen Schwierigkeiten unterworfen. Scharfe Gränzen lassen sich daher nur selten ziehen, die Ver- wandschaften sind vielfache und innige. Wir scheiden die ganze Ordnung zunächst in vier Familien: in Gavicornier, welche sich mit Bos an die plum- pen Pachydermen anreihen und mit Antilope zu der zweiten Familie, den Gervinen, überführen. Die dritte Familie oder die Camelopardaliden verei- nigen die Charactere jener beiden und die Tylopoden oder CGamelinen bilden unverkennbar das äusserste Glied der Reihe,gegen die Einhufer hin. Durch eine Auflösung der Gruppe in zahlreichere Familien wird der Werth dieser ein höchst ungleicharliger. Ziegen und Stiere z. B. sind in jeder Beziehung viel näher verwandt als Giraffen, Hirsche und Kameele. Mit demselben Recht als sie in besondere Familien getrennt, müsste auch Moschus von ÜCervus, Auchenia von Camelus gesondert werden. Sechste Familie. Cavicornia. Wiederkäuer von sehr verschiedener Statur und Grösse, aber stets mit 0+0+6 SE0+6 Zähnen, mit Afterklauen Hörnern, die nicht abgeworfen werden, mit und vierfachem Magen. Der Körperbau der Cavicornier geht von den plumpsten Gestalten, die überhaupt in der ganzen Ordnung vorkommen, in die zierlicheren und leich- teren über. Ebenso erscheint das Haarkleid in allen möglichen Modifica- tionen. Die Formen der Hufe und die Länge des Schwanzes variiren mehr- fach. Die Behaarung der Nasenspitze, die An- oder Abwesenheit der Thränen- gruben und eines Bartes gewährt ebenso wenig scharfe der ganzen Familie eigenthümliche Charactere. Als solche ist zunächt der vierfache Magen zu betrachten, der in andern Familien minder allgemein ist, ferner die stets deutlich entwickelten Afterklauen, die fast immer fehlenden Eckzähne und ganz besonders die Hörner. Die Hörner sind allen Mitgliedern der Familie gemein bis auf seltene in geschlechtlichen Verhältnissen oder der Gultur begründete Ausnahmen. Sie Sind von sehr veränderlicher Grösse und Gestalt, von wenigen Zoll bis zwei Fuss und mehr Länge, gerade, einfach gekrümmt, gewunden oder spiralig gedreht, glatt oder mit Querrunzeln und Wülsten, drehrund, oval, stark Cavicornia. Bos. 255 comprimirt oder kantig. Mit höchst seltenen Ausnahmen verdoppeln sie sich und sind zu vier vorhanden, ja selbst zu acht. Ihre Hornsubstanz zeigt mehr weniger deutlich sich umschliessende Schichten. Dieselbe überzieht den die Gestalt im Allgemeinen bestimmenden Knochenfortsatz des Slirnbeines oder den Kern des Hornes. Bei neugeborenen Thieren ist die Stelle der Hörner gewöhnlich nur durch einen Haarwirbel angedeutet, bald aber hebt sich die Warze, auf welcher derselbe steht, kegelförmig empor und überzieht sich mit Hornsubstanz. In dem Grade nun als der knöcherne Stirnzapfen sich ver- längert und vergrössert, wachsen von innen und unten her neue Hornschich- ten um denselben. Der Zapfen ist kein solider Knochen, sondern in grösse- rer oder geringerer Ausdehnung mit geräumigen Zellen oder Höhlen erfüllt, welche in unmittelbarer Verbindung mit den Höhlen zwischen den Wänden der Stirnbeine stehen. Ein Abwerfen, ein Wechsel der Hörner nach Art der Geweihe findet niemals Statt, doch beobachtet man eine freilich unbestimmte Periodieität im Wachsthum, welche sich in der Bildung der Runzeln, Quer- wülste oder Knoten zu erkennen gibt. ; Bei der grossen Harmonie im Skelet-, Zahnbau und der übrigen Organi- sation der ganzen Ordnung lassen sich für die einzelnen Familien keine er- heblichen Eigenthümlichkeiten anführen, dieselben sind für die einzelnen Gat- tungen sogar schwierig zu ermitteln. Wir müssen daher eine Characteristik der innern Organisation dieser Familie aufgeben. Die Mitglieder, meist reich und sehr reich an Arten, gehören vornäm- lich der alten Welt an und hier zeichnet sich Afrika durch die grösste Manmnichfaltigkeit aus, demnächst zählt Asien die meisten Repräsentanten, Europa nur wenige und Amerika die wenigsten. In frühern Perioden der Schöpfung waren bereits alle lebenden Gattungen, freilich durch eine ganz verschiedene Artenzahl und zwar erst seit der jüngern Tertiär- und der" Di- luvialepoche vertreten. Die Gattungen sind wegen ihres Artenreichthums in letztrer Zeit mehr- fach und unnatielich zerstückelt worden; unnatürlich, weil die vielen neuen Gattungen nur auf wenigen, zuweilen nur einem einzigen rein äusserlichen Character beruhen, der in der natürlichen Systematik wohl zur Gruppirung der Arten, aber nicht zur Scheidung von Gattungen Werth haben kann, für diese beanspruchen wir Eigenthümlichkeiten der innern Organisation. Wir behalten daher die ältern Gattungen in folgender Reihenfolge bei. Bos L. Die Stiere sind grosse, schwerfällige Wiederkäuer von robustem Körper- bau mit mehr weniger drehrunden, glatten, gebogenen oder gewundenen Hörnern, breiter Schnauze, aus einander stehenden Nasenlöchern, hängender Wamme am Halse, bis ans Hackengelenk reichenden und mit einer Quaste geschmücktem Schwanze, vier Zitzen, ohne Hufe an den Afterklauen und ohne Thränengruben. Schon der äussere Habitus deutet auf plumpe kräftige Formen im Skelet. Der Schädel hat meist eine ansehnlich breite Stirn und einen verlängerten. aber nur wenig verschmälerten Schnauzentheil. Das Profil fällt vom höch- sten in der Stirngegend gelegenen Puncte nach hinten ab und nach vorn meist nur sehr wenig oder gar nicht. Die runden hoch umrandeten Augen- höhlen stehen seitlich vor. Die Nasenbeine ragen nicht weit über das Niveau des ersten Backzahnes hinaus und begrenzen mit der freien Spitze die Nasen- 256 Ungulata. Bisulca. öffnung von oben. Vor und unter ihnen liegt der schwache zahnlose Zwischen- kiefer mit kleinem mittlern Einschnitt am Vorderrande Die Stirnzapfen wachsen seitlich und weit in der hintern Schädelgegend hervor, so dass bis- “ weilen sogar unmittelbar dahinter die Nackenfläche abfällt. Ihre seitliche Stellung deprimirt die Schläfengruben, die nur durch grössere Tiefe den ihnen nothwendigen räumlichen Umfang zu erstreben suchen. Die Nackenfläche ist niedrig und breit, concav, ohne stark hervortretende Leisten. Am Unter- kiefer ist nur die geringe Entwicklung des Kronfortsatzes und die Abrundung des hintern Winkels beachtenswerth. Da der Hals bei den Stieren am kür- zesten unter den Wiederkäuern ist: so zeigen auch die Halswirbel alle hier- von abhängigen Eigenthümlichkeiten. Sie sind kürzer als die der Antilopen, haben die längsten Dornfortsätze in der ganzen Gruppe, die zugleich sehr diek und nach vorn gerichtet sind; der Atlas ist kurz, mit wenig erweiterten Flügeln und kurzem höckerartigem Dornfortsatz versehen, der Epistropheus merklich länger, mit höherem Dorn, die übrigen mit sehr entwickelten Quer- fortsätzen. Der siebente Halswirbel trägt einen sehr hohen geraden Dorn- fortsatz. Die Zahl der Rippen schwankt zwischen 13 und 15. Der zwölfte bis vierzehnte Rückenwirbel ist der diaphragmatische. Die vor diesem lie- genden Wirbel haben enorm lange breite Dornfortsätze, welche bis zu ihm hin sich verkürzen. Die sechs bis sieben Lendenwirbel haben mässige, gleich hohe, breite Dornfortsätze und enorm lange horizontale oder nur sehr wenig geneigte Querfortsätze. Die vier bis fünf innig mit einander verschmelzenden Kreuzbeinwirbel tragen eine sehr dicke hohe Knochenplalte als vereinigte Dornfortsätze. Die bis auf 19 vermehrten Schwanzwirbel sind von verhält- nissmässig ansehnlicher Länge. Das Schulterblatt ist relativ lang und schmal, seine Gräte dem Vorderrande sehr genähert, unten am höchsten und in der Mitte mit verdicktem übergebogenem Rande. Der kurze dicke Oberarm zeichnet sich durch die sehr beträchtliche Entwicklung seines äusseren Roll- hügels aus, ingleichen auch der Oberschenkel. Die Skapulargelenkfläche des Humerus biegt sich stark nach hinten herab ist aber im Uebrigen flach. Die mit dem Radius verwachsende Elle nimmt am Handwurzelgelenk Theil. Im Becken ist das Hüftbein sehr breit und der Sitzbeinhöcker sehr stark ent- wickelt, am Oberschenkel die Gelenkfläche für die Kniescheibe auffallend asymmetrisch. Die Zehenglieder und zahlreichen Sesambeine bieten keine er- heblichen generischen Eigenthümlichkeiten, doch ist noch die Kürze und Dicke des Metacarpus und die viel schlankere und dünnere Gestalt des Metatarsus zu erwähnen. 1 Im Zahnsystem treten die Charactere wenig auffallend hervor. Die beiden innern Schneidezähne jeder Seite pflegen die grössten, der dritte elwas kleiner und der äusserste der kleinste zu sein. Ihre breiten schaufelförmigen Kro- nen mit scharf schneidenden Rändern können sich völlig abnutzen. Von den Backzähnen ist der erste rudimentär, auch der zweite noch klein und nicht so vollkommen entwickelt als die folgenden. Bei diesen treten die Kanten der flachen Prismen sehr stark hervor, auch ihre flache Seite wölbt sich ansehnlich.. Die Form der Gruben auf der Kaufläche ändert nach den Arten ab. Wo sich die convexen Prismen verbinden, oben an der Innen-, unten an der Aussenseite tritt eine Schmelzsäule hervor, meist innig mit der Krone verwachsen, seltener als runder Gylinder selbständig angelegt. Sie erzeugt auf der Kaufläche eine starke rundliche Schmelzfalte. Im Verdauungsorgan zeigt der Magen einige Eigenthümlichkeiten. Die Cavicornia. Bos. 257 Vorsprünge auf der innern Wandung des Pansens sind kleiner als bei den nächsten Verwandten, daher diese Fläche viel glatter, ebenso in der Haube und dem Psalter. Der Darmkanal verhält sich zur Körperlänge wie 1:22. Die Zotten im Dünndarm sind klein, von gleicher Grösse, nur im hintern Theile etwas dicker. Der rechte Leberlappen ist nach vorn tief getheilt. Die Gallenblase vorhanden. Ihr Gang mündet getrennt vom Bauchspeichel- gange in den Darm. Auf der Zunge erscheinen die vordern Warzen hart, hornartig, nach hinten gebogen. | Die Hörner zeichnen den Stier ganz besonders .aus. Sie sind glatt, rundlich oder comprimirt, niemals knotig oder kantig. Höchstens bilden sich am Grunde bei sehr alten Thieren Querrunzeln. Ihre Stellung seitlich über den Augen lässt bei den meisten die Stirn in ıhrer ganzen Breite frei, nur bei einigen schwellen sie an der Basis so ungeheuer an, dass sie in der ‚ Mitte der Stirn von beiden Seiten her sich berühren, also diesen Theil der Stirn ganz bedecken. Ihre Krümmung ist zwar stets ziemlich einfach, aber dennoch nach den Arten verschieden. Sie krümmen sich in verschiedenen Graden nach aussen und unten oder nach hinten und aufwärts, oder blos nach aussen und oben, oder endlich leierförmig. Bei gezähmten Stieren ändert die Grösse und Krümmung der Hörner vielfach ab, ja sie bleiben bis- weilen ganz in der Entwicklung zurück, worauf das rauhe kalte Klima in höher gelegenen Ländern besonders von Einfluss ist. — Das Haarkleid ist meist kurz und eng anliegend, nur in wenigen Fällen verlängert es sich zottig und mähnenartig an gewissen Stellen des Körpers. Die Stiere leben gesellig, in Heerden beisammen und lieben grasreiche Gegenden, fette Weiden. In kältern Ländern finden sie während des Winters unter dem Schnee nicht immer ausreichende Nahrung und sind dann bis- weilen zu grösseren Wanderungen nach dem Süden genöthigt. Ihr Naturell ist gutmüthig. Viele eilen scheu davon, wenn sie einen Feind wittern, aber angegriffen vertheidigen sie sich wüthend gegen Hunde und Jäger. In Heer- den leben sie friedlich, nur in der Brunstzeit kämpfen die Bullen unter ein- ander. Das Weibchen hat zwar vier Zitzen, pflegt aber doch in der Regel nur ein Kalb zu werfen, das ziemlich schnell wächst. Die gezähmten Arten gehören bekanntlich zu den unentbehrlichsten Hausthieren, die wilden sind Gegenstand einer sehr einträglichen Jagd. - Die lebenden Arten verbreiten sich gegenwärtig über die ganze Erde, nur Südamerika und Neuholland besitzt keine eigenthümlichen Arten, wohl aber die andern Welttheile. Die vorweltlichen Arten waren fast ausschliess- lich auf die Diluvialepoche beschränkt, doch schon zahlreich und in sehr umfangsreicher geographischer Verbreitung. Die natürliche Gruppirung der Arten geschieht nach der Beschaffenheit der Hörner und Stirn. a) Tauri: Stirn platt oder concav, länger als breit, Hörner an den hintern Seitenecken des Schädels stehend. B. taurus L.*) Das gemeine Rind ist ein allbekanntes, über die ganze Erde verbreitetes Hausthier, welches an wenigen Orten wieder verwildert 1) Linne, syst. nat. 203; Cuvier, oss. foss. VI. 220; Buffon, hist. nat. IV. 437; Walther, das Rindvieh (1817); v. Witte, Deutschl. Rindviehracen (1818); Gurlt, anat. Abbildg. der Haussäugeth. und vergl. Anat. der Haussäugeth.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V. 2. S. 1566; Brandt u. Ratzeburg, medicin. Zool. I. 63. ı. v. A. Säuzethiere. 17 258 Ungulata. Bisulca. ist. Seine specifischen Charactere liegen in den weit von einander ge- rückten drehrunden, nach aussen und oben gebogenen Hörnern von mässi- ger Länge, in dem Haarwirbel auf der Mitte der breiten platten Stirn und in dem gleichmässig langen Haarkleide über dem ganzen Körper. Der Kopf ist dick, breit und lang; die breite Stirn bisweilen etwas vertieft, am höchsten Punct mit einer Querwulst, an der die Hörner ent- springen. Diese sind glatt, glänzend, rund, bald länger bald kürzer, dicker oder dünner, aber nie im untern Theil auffallend verdickt. Sie wenden sich anfangs seitlich und etwas nach vorn, bleiben dann wagrecht und krümmen sich erst an der Spitze wieder, oder erheben sich und biegen den obern Theil gegen einander. Bisweilen fehlen sie ganz oder sitzen nur lose in der Haut vom Knochenkern abgelöst. Die dicke breite Schnauze hat einzelne Barthaare; die Oberlippe überragt die untere; die Nase ist breit, kahl, nackt, schwärzlich oder fleischroth; die Nasenlöcher weit; das Maul breit, wulstig aufgeworfen, beständig schlüpfrig; die Augen gross, weit von einander entfernt, rund hervorstehend mit langen Augenbrauen und bräunlicher Iris; die Ohren gross, breit, beweglich, innen weiss mit langen Haarbüscheln; der Hals kurz ünd dick, länger als der Kopf, ohne Maähne, beim Bullen kraus behaart und mit weiter hängender Wamme, Rücken in der Schulter- und Kreuzgegend etwas erhöht, übrigens gerade oder sanft eingebogen, bisweilen mit Fetthöcker über der Schulter; der Rumpf dick und breit; der Bauch hängend; Schwanz lang mit Quaste; der Euter in den Weichen, oft lang- und selbst starr behaart, an der hin- tern Seite die Haare nach oben gerichtet ?), mit vier Zitzen; der Hoden- sack lang behaart; die Beine kurz und stark; Hufe breit und kurz, After- klauen klein; das Fell dick und runzelig; das Unterhaar sehr sparsam oder sehr kurz; die Färbung geht vom reinen Schwarz durch Grau, Braun, Gelb in verschiedenen Tönen und häufig gescheckt in reines Weiss über, Das Skelet zeigt nur geringe specifische Eigenthümlichkeiten. Der Schädel ist verhältnissmässig lang und schmal; die Zwischenkiefer vorn fast viereckig, wenig schmäler als beim Büffel; Nasenbeine lang und schmal, mehr gewölbt als beim Auerochsen, weniger als beim Büffel; Stirnbeine schmal und flach, hinten in eine starke Querleiste erhöht, ihre Knochen- zapfen verhältnissmässig schwach; Orbitalränder sehr wenig hervortretend; Jochbögen schwach; Scheitelbeine klein; Hinterhauptsloch sehr gross; Unter- kieferäste schwach und etwas gebogen; Halswirbel hoch; rippentragende Wirbel 13, rippenlose 6, Kreuzwirbel 4. Die Zähne zeichnen sich durch die sehr starke Falte zwischen den convexen Sichelprismen und die sehr wenig gebogenen Gruben auf der Kaufläche aus. Letztere sind bei den obern Zähnen breit vierseitig mit ausgezogenen Ecken, auf den untern sehr schmal, kaum halbmondförmig, fast gerade, mit abgerundeten Ecken. Von den vier Mägen ist der Pansen am meisten abgerundet, innen mit vielen Einsackungen versehen und von einer mit ganz stumpfen, platt- gedrückten, schuppenartigen, zahllosen Warzen besetzten, sammetartigen Schleimhaut ausgekleidet. Die kleine Haube erscheint nur durch eine ge- 2) Diese mit nach oben gerichteten Haaren besetzte Stelle heisst der Milch- spiegel, nach dessen Umriss mit ziemlicher Genauigkeit die Milchergiebigkeit der Kühe sich bestimmen lässt. Guenon unterscheidet danach 8 Klassen mit je 8 Ordnungen im Milchertrage. Zeitschr. f. ges. Naturw. 1853. II. 102. Cavicornia. Bos. | 259 ringe Einschnürung vom Pansen getrennt. Ihre innere Fläche ist in viel- eckige Zellen getheilt, welche wieder durch Zwischenwände in kleinere Flächen geschieden werden, deren Ränder und Flächen überall mit sehr feinen Wärzchen besetzt sind. Die Mündung nach dem Psalter hin ist eng. In diesen führt zugleich die Schlundrinne, mit ihrem obern dicken Rande frei hineinragend. Die Blätterfalten im Psalter laufen zu etwa hun- dert, abwechselnd grösser und kleiner, ‘von einer Mündung zur andern, werden von der Gefäss- und Schleimhaut gebildet und sind mit vielen kleinen Drüschen besetzt, die an der Oeffnung der Haube grösser sind, Die weite Mündung in den Labmagen kann durch ein Paar faltenartige Klappen verengt werden. Der Labmagen selbst hat eine etwas birnförmige Gestalt und erreicht nicht die Grösse des Pansen. Seine innerste Haut ist in 20 bis 30 ziemlich dicke, weiche, blattartige, mit sehr feinen Wärzchen besetzte, verschlungene Vorsprünge gefaltet, welche halb schräg der Länge nach verlaufen und am Pförtnerende allmählig verschwinden. Hier bildet sich eine Art Schliessmuskel, an welchem das Duodenum beginnt. Der Blinddarm ist ohne Einschnürungen, ohne Bänder und Spitze und geht allmählig in den sehr langen Dickdarm über, der immer enger werdend in dem sehr kurzen Mastdarm endet. Die Gallenblase erscheint als ein aus drei Häuten zusammengesetzter birnförmiger Sack, der in den Blasen- gang ausläuft, welcher sich mit den Lebergallengängen verbindet und so den Ductus choledochus bildet. Die Bauchspeicheldrüse ist röthlichweiss, klein, ungetheilt und mündet nur mit einem Ausführungsgang in den Zwölf- fingerdarm. Die Milz ist ebenfalls klein, überall abgerundet und gleich breit; die Nieren länglich und platt, mit länglich runden Nebennieren. Jeder Harnleiter geht meist aus zwei grösseren Becken hervor. Die Harn- blase ist sehr gross, die Harnröhre ohne Harnschneller; die Hoden gross, die Samenleiter klein; die Samenbläschen gestreckt, lappig; Prostrata klein, dreieckig; die Cowperschen Drüsen sehr klein; dieRuthe unter dem Scham- bogen zusammengekrümmt; beim Weibchen der Kitzler klein, die Scheide sehr gross, der Uterus mit kurzem Körper, aber sehr langen, gewundenen, engen Hörnern, die Trompeten lang und gewunden, die Eierstöcke klein und platt. Die Placenta bildet mehre kleine Cotylen. Der halbkugelige Euter besteht aus zwei grossen, platt aneinander liegenden, durch eine sehnige Scheidewand getrennten Drüsen. Der gemeine Stier ist über die ganze Erde verbreitet, nach Norden , soweit hinauf als er noch ausreichende Nahrung findet und die Kälte er- tragen kann, wo er dann dem Rennthiere Platz macht. Sein ursprüng- ‚ liches Vaterland lässt sich nicht mehr ermitteln. Soweit die historischen ‚, Nachrichten ins Alterthum zurückreichen, berichten sie nur von zahmen ‚ Rindern und wilde werden nirgends erwähnt und sind nirgends gefunden ‚ worden. Doch verwildert das zahme Vieh leicht, sobald es der Aufsicht und ‘ Pflege entlassen wird; so in einigen Donaugegenden z.B. wo cs im Früh- , Jahr auf die Weide geführt, dann sich selbst überlassen und erst im Herbst ' wieder eingefangen wird. In Paraguay treiben sich ungeheure Heerden ' verwilderten Rindviehs umher, denen sich das zahme sogleich anschliesst, ' wenn es in deren Nähe und Weideplätze geräth. In diesem verwilderten ‚, Zustande ist das Rind scheu und flieht bei drohender Gefahr, in der Ge- | fahr selbst aber weiss es sich tapfer zu vertheidigen. Wird eine Heerde ‚ plötzlich von Wölfen, BEwen u Tigern überfallen: so ordnet sie sich Tg 260 Ungulata. Bisulca. , kreisförmig, die wehrlosen Kälber in die Mitte drängend und die stärkern nach aussen, die dann mit den Hörnern sich vertheidigen. Das zahme Vieh führt ein höchst einförmiges Leben, im Stall und auf der Weide, vor dem Pfiuge und vor dem Wagen ist sein Blick und Schritt derselbe. Wohlbe- hagen und Freude äussert es bisweilen durch Springen und Wedeln mit dem Schwanze, was um ihn her vorgeht, ‘kümmert ihn nicht. Nur wenn die Blitze zucken, der Donner rollt und der Regen in Strömen herabgiesst, verliert es sein Phlegma, die Gleichgültigkeit und Ruhe. Ein dumpfes Brüllen der Heerkuh ‚setzt die ganze Heerde -in Aufruhr, mit aufgeworfenen Schwänzen und dichtgeschlossenen Augen unter fürchterlichen Brüllen stiebt die Gesellschaft aus einander und Nichts vermag die ängstlich Fliehenden zusammenzuhalten. Gelingt es aber dem Hirten vor dem losbrechenden Ungewitter seine Heerde zusammenzutreiben: so stehen die Thiere zitternd beisammen und vertrauen ganz den Liebkosungen und Schmeichelreden ihres Wärters unler dem Toben des» Unwetters. Uebrigens weidet «die Heerde ruhig, willig den Anordnungen des Hirten und seines Hundes fol- gend. Mit dem Schwanze beständig die peinigenden Insecten vertreibend, grasen sie eine Zeitlang, ‘dann werfen sie sich zur Ruhe nieder, indem sie erst auf die Knieen fallen und dann den Hinterleib auf die linke Seite herablassen. Mit träg gebeugtem Kopfe und schwermüthigem Blick pflegen sie in dieser Lage das Geschäft des Wiederkäuens zu vollziehen. Das Rindvieh ist durch die Zucht und das Klima in zahlreiche Racen ausein- ander gegangen, die zwar nicht so auffallende Differenzen wie die Pferde- und Hunderacen bieten, aber in ihren extremen Formen immerhin noch sehr characteristische Eigenthümlichkeiten zeigen. Die Unterschiede treten oft schon in sehr engen geographischen Grenzen neben einander auf, in- dem höhere oder tiefere Lage des Gebietes, die Weide, rauhes oder mildes Klima, Pflege u. s. w. hier einen empfindlichen Einfluss üben. Es ist hier nicht der Ort, die zahllosen Racen zu characterisiren und zu verfolgen, doch müssen wir, um die Grenzen zu bezeichnen, innerhalb denen die Varietäten spielen, einige derselben erwähnen. Die ostfriesische Race hat einen kurzen Kopf mit verschmälertem Gesichtstheil, nach vorn und nur wenig nach aussen gebogene Hörner, aufrechte nach hinten stehende Ohren, einen anfangs schmalen Hals, langen breiten und starken Körper, sehr ho- hen Widerrist, geraden Rücken, niedriges Kreuz und meist rothe Farbe. Das oldenburger Rind unterscheidet sich davon durch den längern Kopf, durch mehr nach aussen gebogene Hörner mit nach innen geneigter Spitze, langen schmalen Hals, kurzen Körper, wenig erhöhten Widerrist, höheres Kreuz und meist schwarze Grundfarbe. Das schlesische Vieh ist kurzbei- nig, braunroth mit weisser Blässe; das tyroler zeichnet sich durch kurze Hörner, lange Haarbüschel in den Ohren, sehr lange Wamme und dunkel- rothbraune Farbe mit gelbfahlem Rücken- und Bauchstreif aus. Die Schweiz hat keinen allgemeinen Racentypus, sondern mehrere einzelne. Das schönste Rindvieh findet sich im Simmenthale. Es ist von sehr schönem Wuchs, mit kurzem dicken Kopf und rother, rothgelber oder schwarz- und weiss- fleckiger Farbe. Das viel kleinere Vieh in Grindelwald hat ebenfalls eine schöne Gestalt und kurze Gabelhörnchen;; das Entlibucher durchweg schwarz- braune Farbe mit breitem fahlen Rückenstrich und ein sanfteres Aussehn, das Appenzeller einen runden Leib, niedrige Füsse, kurzen Kopf, kurze Hörner und gleichfalls schwarzbraune Farbe. Bemerkenswerth ist aber, Cavicornia. Bos. 261 dass die in den höhern Alpengegenden lebenden Rinder bei Weitem nicht so auffallend vom Grundtypus abweichen, als die in nördlichen Ländern mit gleicher mittler Jahrestemperatur. In Frankreich werden besonders zwei Racen gepflegt, eine kleine oder mittelmässige mit kühnem Blick, starker Wamme, schwarzen oder graulichen Hörnern, dickem Fell und rau- hem Haar, und eine grosse mit sanfterem Blick, kleinem Kopf, kleinen Naslöchern und Ohren, weissen Hörnern, dünner Haut und wolligem Haar. Die romanische Race ist gross und blaugrau mit langen schönen geradauf- und etwas auswärts gekrümmten Hörnern. Die spanischen, türkischen, dänischen, russischen, polnischen, ungarischen, asiatischen u. s. w. Racen haben ‚all ihre besondern Eigenthümlichkeiten und danach verschiedenen Werth. Auf Island und im nördlichen Sibirien wird das Rind bei der dürftigen, schlechten Nahrung und andauernden Kälte klein, seine Hörner ver- kürzen sich und fehlen nicht selten ganz. — Eine ganz eigenthümliche, von mehren Zoologen auch als eigene Species betrachtete Race ist der über Indien, Persien, Arabien und einen grossen Theil Afrikas verbreitete Zebu. Seine Hörner sind klein und verkümmern auch wohl ganz, die Ohren lang, der Rücken gerade oder eingebogen, die Schulter mit einem oder zweien Fetthöckern bis zu 50 Pfund Schwere, die Beine schlank, das Haar weich und sehr kurz, die Farbe weiss oder grau, auch schwarz- und braungelfleckt. Die Pflege des Rindviehs ist nach den verschiedenen Gegenden eine sehr verschiedene. Ausser der Weide werden sie mit Heu, Klee, Kartof- feln, Rüben, Kohl, Hafer, Gerstenschrot u. s. w. gefüttert, auf Island bietet man ihnen auch Fische unter das Heu gemengt und Rasenstücke. Mit einigen der erwähnten Nahrungsmittel wird auch das Mastvieh gefüttert. Ein gemästeter Ochse wiegt durchschnittlich 5 bis & Centner; wenn das Gewicht auf 12, 16 und mehr Centner steigt: so sind das äusserst seltene Ausnahmen. Die Zeit des Rinderns fällt ins Frühjahr, auf April und Mai. Nach neun Monaten wirft die Kuh ein, seltener zwei Kälber. Diese erhal- ten im ersten Vierteljahr die 8 Schneidezähne. Nach dem ersten Jahr fallen dıe beiden mittlern aus, wenige Monate später die beiden nächsten und die übrigen erst im dritten Jahr. Ein gut gepflegter Stier versorgt 50 Kühe. Das Alter steigt auf 30 bis 40 Jahre, grössern Nutzen gewähren die Kühe indess nur bis zum zwölften Jahre. Je nach der Nahrung und dem Aufenthalte ist das Rindvieh vielen Krankheiten, dem Milzbrande, -der Klauen- seuche u. a. ausgesetzt. Milch, Butter, Käse, Fleisch, Talg, Leder liefert uns das Rindvieh in reichlicher Menge und von vortrefflicher Güte, ausser- dem wird es sehr häufig als Zugvieh benutzt und von den Hottentotten sogar die stärkeren Stiere zur Bewachung der Heerden und Dörfer ab- gerichtet. B. Banteng Raffl.?) Der javanische Stier ist von ansehnlicher Grösse, 3) Raffles, A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 517; B. leucoprymnos Quoy et Gaymard, voyage; B. sondaicus Müller et Schlegel, verhandel. nederl. Gesch. 1. 45. tb. 35—39; B. urus javanicus A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1593. — An letzte- rem Orte bestreitet A. Wagner noch die Selbständigkeit dieser Art. Die Verglei- chung des Skelets hat uns von den durchgreifenden Eigenthümlichkeiten hinläng- lich überzeugt und wir würden auch dann noch die Artrechte vertheidigen können, wenn es sich bestätigen sollte, dass die Hauskühe dem Banteng zur Belegung zu- getrieben werden, um deren Schlag zu verbessern. 262 Ungulata. ‚Bisulea. von schlankem Körperbau aber mit kräftigen Knochen, mit breiter flacher Stirn, grossen am Grunde schwach comprimirten Hörnern ohne Wamme, und mit sehr kurzem eng anliegendem Haarkleide. Der Kopf verschmälert sich nach vorn mässig; seine ebenso breite als lange Stirn ist sehr wenig gewölbt, fast flach; an ihrem Hinterrande er- heben sich die mächtigen Hörner, die in der untern Hälfte leicht compri- mirt, in der obern völlig abgerundet sind, sich nach aussen und oben, dann nach vorn und mit der Spitze wagrecht nach innen biegen, von dunkler Hornfarbe und am untern Theile stark geringelt sind. Ihre Länge beträgt nach der Krümmung gemessen 1Y, bis 2 Fuss, ihre Dicke an der Basis über vier Zoll Durchmesser. Die Augen sind klein, die Schnauze ebenfalls, beide Lippen mit ein halb- bis zollangen weissen Haaren be- setzt, die Nasenscheidewand bis auf den Lippenrand hinab nackt, zwischen den Hörnern ein schwacher Haarwirbel, die Ohren unmittelbar hinter den Hörnern, klein (7 Zoll lang), an der Innenseite des Innenrandes mit steifen weissen Haaren bekleidet; der Hals lang, ohne Wamme, ohne verlängerte Haare; der Rumpf stark, der Rücken in der Mitte etwas eingesenkt, der Widerrist höher als das Kreuz; der Schwanz etwa drei Fuss lang, dünn behaart, aber mit starker Quaste, deren Haare denen des Rossschweifes gleichen; die Beine hoch, die Füsse mit hornfarbenen hohen Hufen und kleinen Afterklauen. Die Färbung ist schwarzbraun, nach dem Rücken hin das Braun, nach unten hin das Schwarz vorherrschend, die Füsse vom Handwurzel- und Hackengelenk abwärts weiss, die After- und Gesässgegend ebenfalls weiss, am Grunde der Vorderbeine vorn eine Stelle mit weissen Haaren untermischt. Die Haare sind über dem ganzen Körper sehr kuuz, glänzend und enganliegend. Das eben beschriebene Männchen im hiesigen zoologischen Museum misst von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel 9 Fuss Länge, in der Schulterhöhe 4, und in der Kreuzgegend nur wenig über 4 Fuss. Die Vorderbeine sind etwas über zwei Fuss hoch. Die Vergleichung des im hiesigen Meckelschen Museum aufgestellten Skeletes mit denen vom gemeinen Rind, Büffel und Auerochs lässt folgende Unterschiede bemerkenswerth erscheinen. Der vordere Theil der Zwischen- kiefer ist sehr breit wie bei dem Büffel, bei dem Auerochs dagegen ganz verschmälert. Hinten verbinden sich bei dem Büffel und Rind die Zwischen- kiefer mit ihrem zugespitzten Ende mit dem Nasenbeine, bei dem Auer- ochsen erreichen sie dasselbe nicht, sondern enden weit vorher, bei dem Javanischen dagegen treten sie so eben an das Nasenbein heran und en- den breit abgestutzt. Die Nasenbeine sind breit und gewölbt wie beim Ur, schmal und hochgewölbt mit breiter Firste aber bei dem Stier und Büffel. Das Thränenbein berührt das Nasenbein bei dem gemeinen Stier und dem javanischen mit gleicher Breite, bei dem Büffel in geringerer Ausdehnung, bei dem Auerochs aber schiebt es noch einen langen Fortsatz nach vorn zwischen Nasen- und Kieferbein. Die Stirnbeine wölben sich bei dem Auerochsen und dem javanischen gleich sanft, bei dem Stier sind sie con- cav, bei dem Büffel hoch gewölbt. Die Stirn des javanischen und gemei- nen Rindes ist ebenso breit als lang. Die Ränder der Augenhöhlen treten bei dem Stier am wenigsten hervor, mehr beim Büffel, dann bei dem ja- vanischen und am stärksten bei dem Auerochsen. Bei letztern beiden sind sie zugleich sehr rauh. Die Stirnleiste zwischen den Hörnern stimmt bei der gemeinen und javanischen Art in ihrer Convexität überein. Die Schläfen- Cavicornia. Bos. 263 gruben sind bei dem javanischen und Auerochsen am engsten, etwas weiter bei dem Büffel, viel weiter bei dem Stier. Die Jochbögen bei dem java- nischen sehr stark, bei dem Ur auffallend schwach. Die Hinterhauptsfläche rundet sich nach oben ab. Der Unterkieferast ist gerade und schlank wie bei dem Auerochsen, ebenso die hintere Ecke winklig, beim Stier und Büffel dagegen abgerundet. Die Halswirbel der javanischen Art übertreffen an Stärke und Länge die der übrigen Arten und haben zugleich die längsten und dicksten Dorn- fortsätze und die am meisten entwickelten Querfortsätze. Bei dem Büffel finde ich sie am schwächsten, bei dem Stier elwas stärker, und der Auer- ochs steht dem javanischen zunächst. In der Länge des Dornes am sieben- ten Halswirbel aber übertrifft der Auerochs die übrigen, er misst 1 Fuss Länge, bei dem javanischen nur 5, bei dem Stier 4 und bei dem Büffel 3 Zoll. Die Dornen der Rückenwirbel beginnen bei dem javanischen und dem Auerochsen mit mehr denn Fusslänge, dort jedoch stärker und breiter als hier, bei dem Stier und Büffel sind sie kürzer und schmaler, bei letzterem verdünnen sie sich sogar nach oben auffallend. Sie nehmen nun schnell an Länge ab bis sie in den Lendenwirbeln gleichbleibende Länge _ erreichen, nämlich 3'/, Zoll bei 2 Zoll Breite in der Mitte und 3 Zoll am obern Rande, während sie bei B. urus 3 Zoll Länge und 2 Zoll gleiche Breite, bei dem Büffel 1}, Zoll Höhe und ebensoviel Breite und endlich bei dem gemeinen Rind grössere Breite als Höhe haben. Die (uerfortsätze sind von ansehnlicher Länge und Breite, sanft nach unten geneigt und am Vorderrande mit sehr breitem kurzem Fortsatz versehen, der bei dem Stier und Büffel schmal und lang, bei dem Auerochsen fast verkümmert ist, Der Dornkamm des Kreuzbeines überwiegt an Höhe und Stärke die übri- gen Arten, am auffallendsten den gemeinen Stier, viel weniger den Auer- ochsen. Schwanzwirbel zähle ich 19, die so schlank sind wie bei dem Stier, kürzer sind sie bei dem Büffel und Auerochsen. Die Rippen sind ebenfalls bei keiner Art so breit und stark als bei der javanischen. Das Schulterblatt misst 16", Zoll Länge und 10%, Zoll im obern Rande Breite, bei dem Stier sind diese Masse 13 und 7, bei dem Büffel 12!/, und 8, bei dem Auerochsen 18 und 10 Zoll. Die Gräte ist stärker als bei dem Auerochsen, alle übrigen Gliedmassenknochen kräftig und gedrungen, nur die Hufglieder klein und zierlich. Die Unterschiede in den Zahnformen sind ebenso erheblich als die für das Skelet bezeichneten. Obwohl an dem zur Vergleichung vorliegenden Exemplar die Zähne schon sehr weit abgeschliffen sind, lassen sie den- noch ihre Eigenthümlichkeiten erkennen. Die halbmondförmigen Gruben auf der Kaufläche der obern Backzähne sind stark gekrümmt mit lang aus- gezogenen Hörnern wie bei dem gemeinen Stier, aber ihre Schmelzränder sind fein und unregelmässig gefaltet, ähnlich wie es in viel höherem Grade bei Elasmotherium und einigen Pferden beobachtet wird. Bei dem Büffel sind diese Gruben nicht abgerundet sondern die Hörner fast winklig abge- setzt und bei dem Auerochs zwar zierlich gerundet, aber ihre Hörner ganz kurz.. Die accessorische Falte in der Mitte der Innenseite ist sehr stark und oft wiederum gefaltet, bei dem Auerochsen ist sie minder stark mit einfachem Rande, bei dem Stier sehr schmal und bei dem Büffel breit oval, indem hier auch an der Seite des Zahnes der Schmelzeylinder deutlich ab- gesetzt ist. Der Alveolarrand der Schneidezähne verhält sich wie bei dem 264 Ungulata. Bisulca. Stier, die Schneidezähne selbst nehmen wenig an. Grösse von innen nach aussen ab. Die untern Backzähne haben die tiefgebuchtete Innenseite vom Büffel, und nicht die fast flache vom Stier und Auerochs.. Auch ist wieder die Sichelgrube mit lang ausgezogenen Hörnern versehen und ihr Schmelz- saum hie und da gefaltet. Die Falte zwischen den Cylindern an der Aussen- seite ist schmal und sehr tief, mehr als bei dem Büffel und viel mehr als bei dem Auerochsen. Uebrigens sind die untern Zähne wie bei letzterem sehr dick, während sie beim Stier und Büffel merklich schmäler sind. Der Banteng bewohnt die Ebenen und gebirgigen Waldungen Java's und kömmt auch auf Borneo und Bali vor. B. primigenius Boj. *) Schädel, Zähne und andere Skelettheile aus Torfmooren und verschiedenen Diluvialgebilden Europa’s stimmen so auf- fallend mit den entsprechenden Theilen des Hausstieres überein, dass die specifische Differenz zwischen letzterem und dieser fossilen Art in Zweifel gezogen werden muss und der Ansicht, das zahme Rind stamme von dem diluvialen Stiere ab, lässt sich in Betracht des Skeletbaues beider kaum Etwas entgegensetzen. Der diluviale Stier hatte die Dimensionen der grössten und stärksten Racen des Hausstieres. Die Hornkerne seiner Stirnbeine sind von ansehn- licher Dicke, rund, anfangs nach aussen, dann etwas nach vorn und unten gebogen, während sie bei dem lebenden Stier normal sich nach oben und vorn biegen. Dieser einzige geringfügige Unterschied hat keine systema- tische Bedeutung. In den Grössenverhältnissen des Schädels liegen gleich- falls kleine Abweichungen, die sich im Vergleich zu den vielfachen Abän- derungen bei der lebenden Art als unerheblich herausstellen. Die Ueberreste finden sich an vielen Orten Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens u. a. und zwar in diluvialen Schichten sowohl als in ältern und jüngern Torflagern. Das Vorkommen in letztern macht es höchst wahrscheinlich, dass dieses Thier als der ursprüngliche wilde Stamm des zahmen Rindviehs erst während der gegenwärtigen Schöpfungsperiode aus- gestorben, vielleicht erst durch die Gultur des mittlern Europa vertilgt ist. B. gaurus Traill. ?) Der Gaur und Gayal auf den Gebirgen Indiens | ist eine unserem Hausthier sehr nah verwandte Art. Die Bildung des Kopfes weicht nicht ab. Die Hörner sind kurz, dick, etwas comprimirt fast drei- kantig, nach oben und vorn gekrümmt. Zwischen denselben steht ein Schopf weisser Haare, ein ähnlicher am Kinn als Bart, die Ohren sind 4) Bojanus, nov. act. Leop. XIIl.b 422. tb. 21. fie. 7. tb. 24, Cuvier, oss. foss. v1. 300. tb. 172, fig. 1—4; tb. 173. fig. 3.8; Giebel, Fauna. Säugelh. 152. — v. Meyer, nov. acla Leop. XVll. 152. tb. 12. fig. 12—14. begründet auf eine hintere Schädel- hälfte von Siena eine eigenthümliche Art, B. trochoceros. Sie unterscheidet sich durch grössere, mehr cylindrische Hornkerne, die weiter kreisförmig und an der Spitze herabgebogen sind, durch die breitere Stirn und die regelmässiger vier- eckige Oceipitallläche. Es sind vollständigere Ueberreste nöthig, bevor diese Art als hinlänglich begründet aufgenommen werden kann. i 9) Traill, Edinb. phil. journ. 1824. Octobr.; Smith, Griff. anim. Kingd. IV.; Hodg- ! son, journ. asiat. soc. Bengal. VI.a 223. tb. 16. 499. VIl.b 745. c. tb. Letztrer hat den Namen Bibos subhemachalus s. 'cavifrons vorgeschlagen. Viele Trennen von | dieser Art den B. frontalis Lamb. = B. gavaeus Roul. = B. frontalis Delessert, ’ rev. zool. 1839. 129. und H. Schlegel u. Müller, Verhandel. ov. natuurl. Gesch. ned. Bezitt. 195. Der einzige Unterschied liegt darin, dass am Schädel die hintere Stirn- | leiste nicht in gleich hohem Bogen sich hebt und die Wanmerteggl. Beide Unter- | schiede genügen nicht Arten darauf zu gründen. | Cavicornia. Bos. 265 breit und lang, die Augen klein, der Hals ziemlich schlank, die Wamme mässig bis unbedeutend, der Rücken hoch gewölbt, der gequastete Schwanz bis oder über das Hackengelenk hinabreichend, die Färbung braun oder bräunlich schwarz, die Füsse weiss, das Haar kurz und glatt. Der Gaur erreicht 10 Fuss Länge und 54, Fuss Schulterhöhe. Der Schädel ist massiver und mehr deprimirt als bei dem Rind. Die Breite der Stirn gleicht der Höhe oder der halben Länge des Schädels, die Stirn selbst tief concav, in einer starken halbkreisförmigen Leiste über der Basis der Hörner erhebend. Die Nackenfläche erhebt sich senkrecht und hat die Länge der Stirnfläche. Die Augenhöhlen treten viel stärker hervor und die Aeste des Unterkiefers sind gerader mit weniger erhabenen Ge- lenkfortsätzen als beim Rinde. Die Dornfortsätze der dreizehn rippentra- genden Wirbel von sehr ansehnlicher Länge und (von 14 Zoll) nur sehr allmählig sich verkürzend. Der Gaur lebt in dichten Wäldern gesellig in Haufen von 10 bis 30 Stück. Die unter der Leitung und Aufsicht einiger starken Bullen stehen. Morgens und Abends verlassen sie das kühle Dickicht und wandern in ein- facher Reihe hinter einander den Weideplätzen zu, wo sie sich zerstreuen und später wieder in geordneter Reihe fortziehen. Sie sind äusserst vor- sichtig, fliehen die drohende Gefahr, aber entfalten zum Kampfe herausge- fordert eine ungeheuere Kraft und Wuth. Sie zerreissen den Jäger mit den Hörnern und zertreten ihn mit den Füssen. Flüchtet derselbe auf einen Baum: so bleibt das verwundete Thier Rache schnaubend Tage lang davor, um den Gegner endlich zu vernichten. Allein der vorsichtige Jäger flüchtet sich mit Gewehr und Munition auf die natürliche Feste und weiss dem Wuth entbrannten Feinde die tödtliche Kugel beizubringen, oder er wird, da die Jagd nur von mehrern Schützen unternommen wird, von sei- ‘nen Gefährten vom Hungertode oder von dem ebenso gewissen durch die Hörner des Stiers befreiet. Die Begattungszeit fällt in Februar oder März und die Tragzeit scheint etwas länger zu sein als bei der Kuh. Die Stimme ist ganz verschieden von der des Ochsen, Büffel und Bison. Das Vaterland ist Indien. B. longifrons Owen °) Ein Schädelfragment aus dem irländischen Dilu- vium unterscheidet sich von Vorigen durch die Stellung der kurzen nach aussen und vorn gekrümmten Hörner am Rande des Hinterhauptes und durch die auffallende Länge des Stirnbeines. b) Bubali. Die Stirn gewj)lbt, kurz; die Hörner meist comprimirt, an den hintersten Ecken des Schädels stehend; die Nasenbeine verlängert, B. grunniens Lin.?) Der grunzende Ochse weicht seinem äussern Ansehen nach ziemlich auffallend von den vorigen und nächstfolgenden Arten ab. Ein langes, weiches, seidenglänzendes, meist schwarzes Haar- kleid bedeckt den ganzen Körper und lässt nur Gesicht und die zierlichen aber mit grossen Hufen und Afterklauen versehenen Füsse frei, während dagegen der Schwanz auffallend buschig behaart ist und fast bis auf den 6) Owen, brit. foss. mammal. 508. fig. 211. 212. 7) Linne, syst. nat. 99; Gmelin, nov. commen. Petrop. V. 339. tb. 7; Pallas, neue nord. Beitr. I, Tf. 1; Blumenbach, naturhist. Abbildg. Tf. 23; Cuvier, oss. foss. VI. 261. tR. 171. pg. 13.14; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1680. Tf. 299. — Bisonus poephagus Hodgson, Calcutt. journ. 1841. 217. 266 Ungulata. Bisulca. Boden hinabreicht. Die Stirn ist gewölbt und lockig behaart, die Nasen- löcher klein, rundlich, die Augen voll und gross, die Hörner noch rund und glatt, nach vorn und innen gekrümmt, die Ohren klein, unter den Hörnern stehend, Hals kurz, mit Mähne, ohne Wamme, über den Schultern ein hoher Buckel gewöhnlich mit weissem lockigem Haar bekleidet. Auch der buschige Schweif pflegt weiss zu sein. Hinsichtlich der Grösse, Statur und Farbe kommen wie bei dem gemeinen Rind mehrfache Spielarten vor. Die osteologischen Differenzen von den andern Arten sind zwar ge- ring, indess characteristisch genug die Selbständigkeit der Art zu bestätigen. Die Knochenkerne der Hörner sind rund und stehen an den Ecken des Oceipitalkammes. Die Stirn ist stärker gewölbt und kürzer als bei dem gemeinen Rind, die Augenhöhlen diesem ähnlich, die Schnauze wieder langer, aber die Nasenbeine nach oben ebenso breit, der Zwischenkiefer diese nicht erreichend. Die Zahl der Rippenpaare beläuft sich auf 14. Diese Art wird als Hausthier von den wandernden Tartarenstämmen in den hohen schneebedeckten Gebirgen zwischen Tibet und Bootan ge- pflegt. Ihre bedeutende Körperkraft ist bei dem gleichen Naturell des ge- meinen Rinds sehr gut bei dem Ackerbau und Transport grosser Lasten zu verwerthen. Ausserdem liefert sie eine sehr reichliche und fette Milch und ein geschätztes Haar. Der buschige Schweif wird als Fliegenwedel, als schöner Zierrath für Elephanten und Pferde, als Kriegspanier benutzt und steht in hohem Preise. In Tibet sägt man die Hörner ab. Im wilden oder verwilderten Zustande sind diess Thiere unbändig und wenn sie Junge haben sehr gefährlich. Ihre Stimme gleicht fast dem Grunzen des Schwei- nes. Sie baden sich sehr gern und schwimmen vortrefflich. Der Abscheu gegen rothe Farben ist bei ihnen so gross als bei den andern Arten. Ihre Bastarde mit dem gemeinen Rind sind vortrefflich. Der grunzende Stier verbreitet sich über Ladak, Tibet, das nördliche China, die Mongolei und erhebt sich im Himalaya bis zu 10 und 17000 Fuss Meereshöhe. B. bubalus Lin. ®) Der gemeine Büffel zeichnet sich durch seinen kurzen dieken Kopf mit sehr gewölbter Stirn, durch die comprimirten, 8) Linne, syst. nat. 99; Daubenton in Buffon, Hist. nat. XI. 284. tb. 25; Cuvier, oss. foss. VI. 247. tb. 170. fig. 11. 12., tb. 171. fig. 7—9; A. Wagner, Schreb. Säu- geth. V.b 1541. T£f. 300; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 76. ce. tb.; S. Müller, Verhandel. nederl. Gesch. Tf. 40. 41. — Gray und Roulin unterscheiden eine kurz- hörnige Art als B. brachyceros Ann. of nat. hist. II. 284. tb. 13; Dict. univers. d’hist. nat. Il. 767. Dieser Stier bewohnt die Wälder der Sierra Leone und der Sudan. Er hat die Grösse einer bretannischen Kuh, ist aber fleischiger, so sehr, dass man an Schultern und Lenden die Knochen nicht in ihrer Lage erkennt. Die Wamme fehlt völlig; der Schwanz ist kurz und gequastet. Die Stirn ist in der Länge stark, in der Quere schwach gekrümmt. Die Ohren unverhältnissmässig gross, in der Mitte sehr breit, nach oben stumpf zugespitzt, in der Ruhe das Ende nach aussen umgeschlagen, innen mit zwei Haarreihen, am Ende mit einem Pinsel beselzt, übrigens nackt. Die Hörner auffallend kurz, halbmondförmig nach aussen und oben, an der Wurzel dreikantig. Die Haut dick und bräunlichschwarz. Das Haarkleid auf dem Halse und Rücken äusserst dürftig. Die Aehnlichkeit mit dem Büffel ist hienach zu gross, als dass man eine specifische Verschiedenheit anneh- men könnte. Sundewall betrachtet jedoch diese Art als Jugendzustand von B. caffer. — Eine andere Varietät ist der Bos arni Pallas, neue nord. Beitr. VI. 251; Blumenbach, naturhist. Abbildg. Tf. 63; Cuvier, oss. foss. VI. 254. tb. 170. fig. 13., tb. 171. fig. 11. 12. Der büffelähnliche Schädel hat eine weniger gewölbte Stirn. einen viel breiteren Nasenrücken und Zwischenkiefer; die Hörner nach hinten ge- CGavicornia. Bos. 267 rundlich dreieckigen und halbmondförmig nach hinten gebogenen Hörner und durch die sparsame, grobe, meist schwarze Behaarung aus. Der Kopf ist breiter und kürzer als beim Hausthier: die Stirn gross und sehr gewölbt, fast so breit wie lang, zwischen den Hörnern mit langem Haarschopf geschmückt; die Augen klein, die Augenwimpern ein- zeln, am hintern Augenwinkel verlängert; die Nase breit und gewölbt, kahl und glänzend schwarz; die Oberlippe mit verlängerten steifen Haaren be- setzt; die breiten langen Ohren wagrecht oder hängend; die Hörner nah über den Augen entspringend, schwarz, am Grunde von mässiger Stärke, in der untern Hälfte quergeringelt und comprimirt, nach der Spitze hin rundlich und glatt; Hals kurz und dick, fast ohne Wamme; der Rücken vorn höher als hinten, etwas eingebogen; der Leib rund; der Schwanz ziemlich lang, kahl, mit Quaste; die Beine kurz und plump, die Füsse .mit _ grossen breiten Hufen und starken Afterklauen; der Euter klein, bei dem Männchen vier in eine Querreihe gestellte Zitzen vor dem Hodensacke; das Haar borstig, sehr sparsam, stellenweis ganz fehlend, die Haut dick, hart, grauschwarz und runzelig; die Färbung gewöhnlich schwarz, doch auch bräunlich, . rothbraun und bleigrau, in den seltensten Fällen weissfleckig oder. weiss. Am Schädel zeichnet sich die ebenso breite als lange Stirn durch ‘ihre gleichmässige beträchtliche Wölbung aus, so dass die comprimirten Horn - kerne seitlich hervortreten. Die Augenhöhlenränder stehen weit hervor. ' Vor ihnen verlängert sich der Schnauzentheil mehr als bei dem gemeinen ‚ Rind. Die Hornkerne biegen sich halbmondförmig, sind von vorn nach ‚ hinten comprimirt, am obern Rande stumpf, unten platt. Die Zwischen- ‚ kiefer sind vorn breiter, die Jochbögen stärker, die Scheitelbeine grösser ‚ als bei dem Hausthier. Die Zahl der Wirbel weicht von letztgenannter Art nicht ab, aber die Halswirbel sind etwas niedriger, die Dornen der Rücken- und Lendenwirbel schmäler, die vier letzten Rippen breiter, die Knochen der Gliedmassen gedrungener. Hinsichtlich der weichen Theile ist der kür- ' zere Darmkanal und besonders kürzere Blinddarm zu erwähnen. Im Psal- ter finden sich 40 grosse, ebenso viel mittlere und kleine Blätter, Die Leber ist relativ grösser als beim Hausrind. Die rechte Niere übertrifft die linke ansehnlich an Grösse. Die rechte Lunge ist zweilappig, die linke einfach. Die Papillen auf dem vordern Theil der Zunge sind zahlreich und weich; Hoden und Samenblasen sehr klein. | Das Naturell des zahmen und wilden Büffels unterscheidet sich nicht ‚vortheilhaft von dem unseres Rindes. Er behält unter allen Verhältnissen ‚seine Wildheit und Tücke, die sein Blick, seine Haltung, sein struppig be- haarter Kopf, sein tiefes erschütterndes Gebrüll verräth. Nur dem Hirten ‚und Führer folgt er langsam und träge, während er im Zorn sehr gewandt ‚und schnell ist. Der Anblick der rothen Farbe und des Feuers ver- ‚setzt ihn sogleich in eine aufgeregte Stimmung. Er liebt das Wasser u l richtet, und halbmondförmig seitwärts gekrümmt. Das Haarkleid ist schwarz, nur ‚zwischen den Hörnern steht ein kleiner Büschel langer rother Haare. . Cuvier, der ‚das vorhandene Material dieses. Thieres prüfte, fand. keinen beachtenswerthen Un- terschied vom Büffel und hält es nur für eine leichte Spielart desselben. Der Arnı ‚wird als Hausthier in gebirgigen Gegenden China’s und einigen angränzenden Län» dern gehalten und soll im freien Zustande sehr wild und böse sein. — Fossile Reste vom Büffel sind unseres Wissens noch nicht bekannt geworden. 268 Ungulata. Bisulca. zum Abkühlen und Vertreiben der Insecten ünd geht bei der Schwemme so tief, dass er nur die Nase zum Athmen über dem Wasserspiegel lässt und ganz mit Schlamm überzogen wieder herauskömmt. Er geht sogar mit der Ladung und vor dem Karren ins Wasser” und wälzt sich im Schlamme, wenn er nahe vorbei oder hindurch geführt wird. Eine Un- reinlichkeit, die seinem rohen Character ganz angemessen ist. Daher ge- deiht er auch nur in feuchten sumpfigen Gegenden. Der grössern Stärke und Kraft wegen wird er als Zugthier dem Ochsen viel vorgezogen, denn zwei Büffel sollen die Last für vier Pferde bewältigen. Dabei ist seine Leitung aber nicht leicht wie bei dem Ochsen, sie geschieht vielmehr mit- telst eines durch die Nase gelegten Ringes. Sein Fleisch ist ausgezeichnet und trotz des kleinen Euters gibt die Kuh in warmen Gegenden reichliche und fette Milch, aus der vortrefliche Butter und Käse bereitet werden. Im vierten Jahre ist die Kuh fortpflanzungsfähig. Nach zwölf Monaten wirft sie stets nur ein Kalb. Die Unterhaltung ist wenig kostspielig, denn Stroh von Bohnen, Erbsen, Hirse, auch Grummet und Salz reicht aus. Im freien Zustande lebt er heerdenweis beisammen und richtet durch seine Gefrässig- keit und Plumpheit oft grossen Schaden in den Pflanzungen an. Man jagt ihn deshalb und des Fleisches willen, dem man jedoch in Europa keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen kann. Die ursprüngliche ‚Heimath des Büffels ist Ostindien und die benach- barten Inseln, wo er noch am häufigsten wild angetroffen wird. Von da aus hat er sich über China, Tibet, Persien, Armenien, bis zum caspischen und schwarzen Meere hin, über Arabien, Syrien und das ganze nördliche Afrika verbreitet. Seit dem sechsten Jahrhundert ist er in Europa, zuerst in Italien, dann in Griechenland eingeführt. Die Versuche ihn in Deutschland | nutzbar zu machen sind gescheitert. } B. caffer Lin.?) Der capische Büffel ist von starkem plumpem Kör- 1: perbau und durch seine an der Basis auffallend verdickten grossen Hörner, | durch die grossen hängenden Ohren, die grosse Wamme und die langen 1‘ starren Haare characterisirt. Die Erweiterung der Hörner an ihrer Basis | ist so stark, dass sich dieselben in der Mitte der Stirn fast berühren. Sie i | wenden sich erst ab-, dann aufwärts nach hinten und krümmen sich mit |’ den Spitzen wieder etwas gegen einander. Sie sind schwarz, unten stark geknotet, gegen die Spitze glatt. Der dreiseitige Raum der Stirn vor ihnen trägt sparsame krause Haare. Die Augen liegen tief und nah vor den „f Hörnern, die fusslangen Ohren hängen hinter denselben herab. Der Leib ist gross und dick, die Füsse kurz und stark, der Schwanz bis auf einige ' Haare am Ende nackt; jederseits des Unterkiefers ein Bart von straffen Haaren; die Färbung meist dunkelbraun; die Haut bläulich purpurschwarz. ' Den Schädel zeichnen sogleich die ungeheuer starken Hornkerne aus. | Die Augenhöhlen mit ihren wenig erhöhten Rändern liegen nah davor. Der Schnauzentheil ist relativ kurz und breit. Ueber die übrigen Skelettheile ' sowie über das Zahnsystem fehlen uns nähere Angaben. Auch von den | weichen Theilen haben wir keine Kunde. Der capische Büffel steht seinem asiatischen Bruder in Stärke und Wildheit nicht nach. Beim Anblick der rothen Farbe und im Angriff mit | —_ u nn 9) Linne, syst. nat. 96; Sparrmann, Reise Vorgeb. 379. 435; Cuvier, oss. foss. VI. 267. tb. 170. fig. 14. 15; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1697. | Cavicornia, Bos, 269 der Schiesswaffe brüllt er fürchterlich, stampft und scharrt mit den Füssen und stürzt im eilenden Lauf kein Hinderniss achtend auf seinen Feind los, den er mit unbändiger Kraft und wilder Wuth vernichtet. Der Jäger kann sich nur retten, wenn er zu Pferde ist und in der Nähe eine Anhöhe hat, die das plumpe Thier nicht so leichtfüssig hinaufläuft. Die Zähmung ist wegen der Wildheit und Unbändigkeit noch nicht gelungen. Die Liebe zum Wasser und Schlamm theilt der capische Büffel mit dem asiatischen. Sein Nutzen ist aber ungleich geringer. Das grobe magere Fleisch isst nur der Hottentott gern. Die Haut liefert vortreffliche Riemen und Sohlen. Er lebt übrigens in grossen Heerden bis zu 80 Stück beisammen im dichte- sten Gebüsch, das er mit-den -gewaltigen- Hörnern leicht heilt. Das‘ Vaterland erstreckt sich über das südliche Afrika bis Guinea und Abyssinien. c) Uri: die, Stirn breiter als lang, gewölbt; die, Hörner rund und klein, nach vorn gerückt, aufwärts gekrümmt; das Haarkleid weich und lang. B: urus Lin.) Der Auerochse, der Riese der europäischen Land- thiere, der stärkste und wildeste seiner Gattung, trägt ein braunes dichtes | Haarkleid, welches im Winter wollig, filzig, dunkel, nur an Schultern und Hals blässer und mit weisslichen Haaren untermischt, im Sommer etwas kürzer, glatt anliegend und glänzend .dunkelbraun, an -den Backen, im Bart und Schwanz braunschwarz ist, Am Halse und Kopf verlängert sich das krause Haar bis zu Fusslänge, am Kinn zu einem stattlichen Bart, auf der Stirn kräuselt es sich, bildet auf dem Genick einen Kamm und am kurzen Schwanze eine (uaste. Der dicke Kopf wird von einem kurzen breiten Halse getragen. Die kleinen Augen blicken wild und lebhaft. Die Schnauze ist schmal und nur an der Mitte der Oberlippe und den Rändern der , Nasenlöcher unbehaart. Die kurzen rundkegelförmigen Hörner krümmen sich halbmondförmig nach oben, erst nach aussen dann nach innen gegen ‚ einander. Die Wamme fehlt gänzlich. Der Rumpf verkleinert sich nach ' hinten sehr ansehnlich. Obwohl die Vorderbeine viel kürzer als die hin- tern sind, liegt doch im Widerrist die grösste Höhe und von hier fällt der ‚ abschüssige- Rücken nach dem Kreuze hin stark ab. Die wichtigsten Eigenthümlichkeiten des Skeletes und Zahnbaues sind ‚ bereits oben bei der Vergleichung des B. Banteng hervorgehoben. Wir ' fügen hier nur noch hinzu, dass der Auerochs 14 Rippenpaare hat und seine Beine dünner und länger als beim Bäffel und Hausthier sind. Die ‚ weichen Theile stimmen nach Pallas im Wesentlichen mit denen des gemeinen ‚ Rindes überein. Bei einem zehn Fuss langen Stier hatte der Darmkanal 158 Fuss Länge, davon mass der Zwölffingerdarm etwa 3 Fuss, der Leerdarm 34, der Grimdarm 80, der Blinddarm 1Y/,, der enge Fettdarm 38 und der Mastdarm 2 Fuss. Die Ruthe war 4 Fuss 8 Zoll lang. Bei der einen {) Linne, syst. nat. 98; Daubenton in Buffon, hist. nat. XI. 284; Pallas, neue ‚ nord. Beitr. I. 7; Cuvier, oss. foss. VI. 220. tb. 170. fig. 1.2; Nordmann, voy. dans ‚la Russie merid. II. 59; Bos bison Smith A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1481. Tf. 295. Suppl. IV.. 515; v. Baer, Bullet. acad. Petersb. IV. 113; Pusch, Wiegm. Archiv 1840. 47: Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 62; Jarocky, der litthauische ‚ Auerochs (1830); Froriep’s Notizen 1849. IX. 209; Owen. Ann. a. mag. 1849. Octbr.; Nilson, ibid: Dechr. — Den Auerochsen für die Stammart des gemeinen Rindes zu halten lässt eine sorgfältige Prüfung der osteologischen Differenzen nicht zu. 270 Ungulata. Bisulca. untersuchten Kuh fand sich merkwürdiger Weise eine doppelte Gallenblase in einer gemeinschaftlichen äussern Hülle mit vier Gallengängen aus der Leber; die linke war jedoch kleiner und erschien mehr als ein blosser Anhang. Der Auerochs erreicht 6 Fuss Höhe und 10 Fuss Länge ohne den 3 Fuss langen Schwanz. Grössere Exemplare scheinen früher häufiger ge- wesen zu sein als jetzt. Der Polenkönig Sigmund soll einen so grossen Stier erlegt haben, dass drei Menschen zwischen den Hörnern sitzen konn- ten. Das Naturell des Ur ist wild, doch greift er nicht leicht Menschen an. Eine ganze von Treibern umringte und von Jägern mit blinden Schüs- sen empfangene Heerde brach sich ohne irgend eine Widersetzlichkeit zur Flucht durch und liess einige Kälber, auf die es abgesehen war, tunbe- kümmert im Stiche. Trotz seiner riesigen Kräfte kämpft er nicht so glück- lich gegen die Wölfe als der afrikanische und indische Büffel gegen die dortigen stärkern Raubthiere. Drei Wölfe bewältigen einen Stier, indem ihn einer von vorn beschäftigt und die andern unterdess von hinten zu vernichten suchen. Die Heerde flieht daher vor den nahenden Wölfen und lässt selbst die Jungen schutzlos. Ebenso gross als die Scheu des Auer vor dem Wolf ist, ist die der Pferde und Hausthiere vor jenem. Schon in weiter Entfernung wittern diese folgsamen Hausthiere den wilden Stier, werden ängstlich und unruhig, sträuben sich und stürzen sogar vor Schreck nieder. Dieser gegenseitige Abscheu geht so weit, dass selbst junge Kälber des Auerochsen nicht an einer gemeinen Kuh säugen. — Die Nahrung be- steht hauptsächlich aus Gräsern und Kräutern, aus Laub, Zweigen und Rinden junger Bäume, selbst aus Haidekraüt und Moos. Die Zeit des Rin- derns fällt im August. Im Mai wirft die Kuh ein Kalb, welches ein vol- les Jahr säugt und erst im sechsten Jahr ausgewachsen ist. Das Alter soll 40 Jahr erreichen. Da die Kühe nur alle drei Jahr trächtig werden: so geschieht die Vermehrung sehr langsam. Die ältern Stiere leben abgeson- dert von der Heerde und kämpfen gegen die jüngern, die nicht selten da- bei zu Grunde gehen. Die Stimme ist ein kreischendes Gebrüll, kein Grun- zen. Alte Stiere wiegen 12 bis 16 Centner, ihr Fleisch ist aber weniger schmackhaft als das der jüngern und der Kühe. Das Leder hat die dop- pelte Dicke des gemeinen Rindleders und ist so schwammig, dass es nur in gedrehten Riemen zu Strängen verbraucht werden kann. Früher durch die Wälder des mittlern Europa verbreitet, findet sich der Auerochs gegenwärtig nur noch in einem Walde Litthauens unter der sorgsamen Pflege der russischen Regierung, im südlichen asiatischen Russ- land, im Kaukasus und vielleicht in den Karpathen. Die ältern Nachrich- | über den Ur, Bison und Wisent haben kritische Untersuchungen über die # Frage veranlasst, ob neben dem Auerochsen früher noch eine zweite ähn- liche Art in den europäischen Wäldern existirte. Die gründlichsten For- schungen verschiedener Zoologen haben zu widersprechenden Resultaten geführt, und da das Material der Untersuchung für die Systematik von zu geringem Werth ist: so begnügen wir uns, hier daran erinnert zu haben. } B. priscus Boj.2) Wie der gemeine Stier einen Vertreter während | der Diluvialepoche bis zum Uebergange in die gegenwärtige Schöpfung hat, 2) Bojanus, nov. act. Leop. XIll.b 426; v. Meyer, ibid. XVII. tb. 8; Cuvier, oss. foss. VI. 282. tb. 173. fig.1., tb. 172. fig. 2. 4. 5; Pusch, Polens Pal. II. 565. Tf. 14. fig. 6; Giebel, Fauna. Säugeth. 153. Cavicornia. Bos. 271 . so auch der Auerochs, dessen diluviales Vorkommen gleichfalls so äusserst geringfügige Eigenthümlichkeiten bietet, dass die specifische Trennung be- gründetem Zweifel unterliegt. Die Vergleichung beider ergibt, dass der fossile Auer von kräftigerem Skeletbau, von ansehnlicherer Grösse war und besonders viel grössere und stärkere Hörner hatte als der lebende. Wenn man den Abbildungen fossiler Schädel trauen darf, könnte man noch die weniger verschmälerte Schnauze, die breiten Zwischenkiefer und Nasenbeine, die nach hinten stärker gewölbte Stirn und die nicht soweit nach vorn ge- rückten Hörner als characteristisch anführen. Die Reste lagern in denselben Verhältnissen als die des B. primige- nius, in ihrer geographischen Verbreitung aber ist das häufige Vorkommen im Norden, besonders in Sibirien sehr beachtenswerth. B. americanus Gmel.?) Der amerikanische Auerochs unterscheidet sich von dem europäischen hauptsächlich durch die kürzeren Füsse, den kürzeren Schwanz, den schmächtigeren Hinterleib, den starken Buckel über den Schultern und das an den vorderen Körpertheilen viel längere Haar- kleid. Ein hochaufstehender Schopf krauser Haare zwischen den Hörnern, ' der stattliche Bart, die lange zottige Mähne am Halse, das ebensolange Haar an der Brust und dem obern Theile der Vorderfüsse, die kleinen lebhaften Augen geben dem Thiere ein Furcht und Schrecken erregendes Ansehen und doch ist ihr Naturell nicht so wild und unbändig. Sie fliehen scheu und ängstlich, wenn sie Gefahr wittern und eilen blindlings davon, wenn sie angegriffen sind. Nur die alten Stiere setzen sich wüthend zur Wehr. Der Hinterleib trägt ein kurzes glänzendes sammetartiges Haarkleid und der sehr dünn behaarte Schwanz eine ansehnliche Quaste. Die kurzen schwar- zen Hörner verdünnen sich schnell nach oben und wenden sich erst nach aussen und dann nach oben. Die herrschende Farbe ist dunkelbraun. | Im Skelet sind die Differenzen zwischen dem europäischen und ame- ' rikanischen Auer gerade nicht sehr erheblich. Bei letzterem erscheint die ‘Stirn breiter; die Schläfengruben weiter, die Hornkerne kurz und dickkegel- ' förmig, die Augenhöhlenränder minder stark vorspringend, bei den Kühen kaum mehr als bei dem Hausstier. Es sind 15 Rippenpaare vorhanden. ‚ Ueber die weichen Theile ist uns nichts bekannt. Dieser Auerochs lebt in Heerden bis zu 20,000 Stück in offenen gras- reichen Ebenen, von denen er bei herannahender Gefahr in die Wälder entflieht. Die liebste Nahrung besteht in jungem Grase. Ausser der Brunst- , zeit, welche von Ende Juli bis Ende August fällt, sondern sich die Stiere # von den Kühen ab, nur einzelne bleiben zur Anführung und zum Schutze darunter. Im Winter kämpfen sie wüthend gegen einander und sind dann | | \ ı\ 3) Gmelin, Linn. syst. nat.; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 12. (1819), 32. (1829); Buffon, Suppl. II. 65. tb. 5; Cuvier, oss. foss. VI. 238. ib. 171. fig. 3—6; A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. V.b 1513. Tf. 296; Pr. v. Wied, Reise 1l. 23; Richardson, Isis ‚1832. 170; James, expedit. ebd. 1824. 267. — So wenig wir die Abstammung des gemeinen Rindes vom Auerochsen einräumen können, ebenso wenig scheint uns ‚ die schon von Büffon und Pallas aufgestellte Behauptung begründet, dass der nord- ‚ amerikanische Auerochs nur eine Spielart des europäischen sei, indem letztrer durch ‚Asien über das Eis nach Amerika eingewandert sei. Die äussern Unterschiede des ‚amerikanischen Aur sprechen für gleich erhebliche osteologische Eigenthümlich- ‚keiten, die sich bei speciellerer Vergleichung mit dem Skelete des europäischen ‚wohl nachweisen lassen werden und für uns schon wegen der um eins vermehr- | ‚ten Rippenpaare höchst wahrscheinlich sind. 272 Ungulata. Bisulca. auch für Jäger und Hunde gefährlich. Die Kühe werfen im April und be- halten das Kalb ein Jahr lang in ihrer Pflege. Sie laufen und schwimmen sehr gut, wälzen sich aber auch gern im Schlamm. Die Jagd geschieht am besten zu Pferde. Ihr Fleisch ist sehr kräftig und gesund, der Buckel auf den Schultern geschätzt, die Zunge ein Leckerbissen. Geräuchert hält sich das Fleisch einige Jahre und ist daher die beste Nahrung für Reisende. Das Fett soll entschieden schmackhafter sein als vom Hausochsen. Die Felle werden zu kostbaren Decken verarbeitet oder die der Kühe, weil sie weniger dick und schwer als die der Bullen sind, auch zu Leder. Die eigentliche Heimath sind die unermesslichen Ebenen am Mississipi, Missouri und deren Nebenflüssen, ebenso=in Mexiko und Californien. 'In späterer Zeit haben sie ihre Gränze nach Norden bis zum 69. Grade hin- aufgerückt, die östliche Gränze weiter vorgerückt in Westen jenseits des Felsengebirges sich angesiedelt, von wo sie sich immer weiter ausdehnen. In 'ungeheuren Schaaren bedecken sie die Ebenen und wandern weiter, wenn ihnen die Nahrung ausgeht oder die Rauhheit des Klima’s zu empfind- lich wird. Eine solche wandernde Heerde wurde beobachtet, als sie den eine englische Meile breiten Missouri durchschwamm. Obgleich die Stücke dicht neben einander schwammen, waren doch die letzten noch nicht im Wasser als die ersten schon am jenseitigen Ufer das Land bestiegen. B. bombifrons Harl.*) Eine der vorigen sehr ähnliche Art, deren Reste sich in diluvialen und jüngern Gebilden Nordamerika’s, besonders am Ohio finden. In der Form des Schädels und der Stellung der Hörner soll ihre specifische Selbständigkeit begründet sein. d) Oviboves: die stark abwärts und dann nach vorn gebogenen Hörner lassen auf der Mitte der Stirn nur eine sehr schmale Rinne zwischen sich; die Stirn platt; Nase und Schnauzenspitze be- haart; das Haarkleid zottig. B. moschatus Gmel.?) Der Bisamochse entfernt sich am weitesten vom Typus der ‚Gattung, um sich den folgenden anzureihen. Seine Statur gleicht der der kleinsten Race des zahmen Rindes, dabei hat er aber kurze und dicke Beine und sein Schwanz verkümmert zu einem lang behaarten |; Stummel. Der Kopf ist gross und breit, die Ohren dagegen kurz, die Augen mässig, die ganz behaarte Nase stumpf, das Maul sehr schmal. Die Basis der Hörner bedeckt Scheitel und Stirn, nur bei der Kuh bleibt auf der Mitte der Stirn ein schmaler behaarter Strich. Anfangs zusammenge- drückt runden sie sich gegen die Spitze hin ab. Sie biegen sich zwischen ! Ohr und Auge erst gerade abwärts, dann wenden sie sich unter letzterem |; nach vorn und mit der Spitze wieder nach oben und aussen. Die untere ' Hälfte ist rauh, das übrige glatt und schwarz. Die Hufe sind schmal. Am Halse, den Schultern, Rücken, Lenden, vor den Hörnern verlängert sich das Haar- kleid sehr beträchtlich, ist auch an dem übrigen Körper lang, nur an den | Beinen kurz. Gegen den Winter bildet sich unter dem langen Haar eine | feine dichte Grundwolle von aschgrauer Farbe, die im Sommer abgelegt | 4) Harlan, Faun. americ. 271; Wistar, Transact. Philad. n. ser. I. 379. tb. 11. fig. 11. 12; Giebel, Fauna. Säugeth. 154. 5) Gmelin, Linne, syst. nat.; Pennant, arct. Zool. I. 269; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 32; Buffon, Suppl. VI. tb. 5; Cuvier, oss. foss. VI. 269. tb. 171. fig. 15—17; Richardson, Isis 1832. 169; Hearne, Reise 1797. S. 132; Perry, journ. of a voy. 1821. 257. suppl. 1824. 189; A. Wagner, Schreb. Säugelh. V.b 1706. Tf. 302. | Cavicornia. Bos. 218 wird, aber freilich nur auf sehr kurze Zeit, indem das neue Winterkleid alsbald wieder hervortritt. Diese Wolle wäre sehr nützlich zu verarbeiten, wenn sie in reichlicher Menge gewonnen werden könnte. Die Färbung ist dunkelbraun, nach unten schwarzbraun; auf der Mitte des Rückens findet sich ein bräunlichweisser Fleck; Nasenende, Lippen und Kinn tragen kurze weisse Haare. Am Schädel ist die Stirn vollkommen glatt, die Schnauze ansehnlich verschmälert, die weit hervorstehenden Augenhöhlen unmittelbar vor der Basis der Hörner gelegen, die Nasenbeine breit und kurz, die Zwischen- kiefer lang und zugespitzt, mehr als bei irgend einer andern Art. Die Back- zähne sind relativ schmal, einfacher als sonst, auch ohne accessorische Falte zwischen den beiden convexen Prismen. Speciellere Untersuchungen über den innern Bau liegen noch nicht vor. Der Bisamochse lebt in Heerden von 20 bis 100 Stück in wüsten, steinigen und gebirgigen Gegenden, doch nicht fern von Wäldern. Am liebsten frisst er Gras, im Winter Flechten, Moose, Sprossen von Weiden und Fichten. Die Zeit des Rinderns fallt Ende August, des Kalbens Ende Mai. Trotz der Grösse und Plumpheit klettert er gut und läuft schnell. Gefährlich sind nur die verwundeten Stiere, sonst sind sie scheu und flüch- tig. Der Nutzen ist sehr gering. Das Fleisch schmeckt widerlich nach Bisam und ist nur von jungen Kühen und Kälbern geniessbar. Die Haut liefert gutes Schuhleder. Aus den langen zottigen Haaren verfertigen sich die Esquimos Perrücken. Bei diesem Volke gilt auch der frische Mist für eine Delicatesse. Das Vaterland sind die Steppen an der Hudsonsbai vom 60. Grade N.B. bis zur Melville-Insel, aber nicht auf Grönland. Die felsigen Gegen- den im Lande der Esquimos beherbergen die meisten Bisamochsen. Uebri- gens unternehmen auch sie Wanderungen wie der nordamerikanische Auer- ochs, gehen aber nie so weit südlich als dieser. B. Pallasi Dek.e) Am Schädel der diluvialen Bisamochsen ist der ‚, Schnauzentheil kürzer und dicker, fast vierseitig prismatisch; die Jochbö- ' gen dünn und schwach; die Hornkerne ebenfalls dünn und senkrecht her- ‚ abgebogen, die Basis derselben die ganze Stirn bedeckend und nur eine schmale tiefe Rinne in deren Mitte lassend; die Augenhöhlenränder stark ‚hervorragend und nach vorn gerichtet. Die Verbreitung dieser fossilen Art ist eine ungleich weitere als des \ lebenden Bisamochsen, denn sie erstreckt sich über Nordamerika, Sibirien bis ins mittlere Europa. Ein Schädel wurde in den diluvialen Schichten # bei Merseburg, andere an der Lena, am Ob, Tundra, am Mississippi u. a. = 0. gefunden. 6) Dekay, Ann. Lyc. New York Il. 280. tb. 6; Cuvier, oss. foss. VI. 311. tb. 173. “ 9. 10; Giebel, Fauna. Säugeth. 154; B. canaliculatus Fischer , Oryctogr. Moscou 1 116. tb. 3.b | Ausser den aufgezählten Arten werden noch andere aufgeführt, deren Characte- ‚ ristik jedoch zu ungenügend ist. So erwähnt Blyth, Ann. a. mag. IX. 62. einen B. atlantinıs vom Atlas und eine zweite namenlose mit flatternder Nackenmähne. ‚Hamilton Smith, Griff. anim. Kingd. nennt einen B. pegasus mit braunem Körper, weissen Füssen, langem Schwanz, schlaffen hängenden Ohren aus Congo und An- \"gola. — Der fossile B. velaunus Robert, Bull. sc. nat. Octobr. 1830 ist sehr fraglich und wird von Gervais zu B. primigenius gebracht, ebensö der B. giganteus und B. intermedius Croiz. — Nilsson, Ann. mag. nat. hist. 1849. Dechr. | Säugethiere. 18 274 Ungulata. Bisulca. Ovis L. Die Schafe sind von den Stieren durch ihre stets geringere Grösse, die hohen dünnen Beine, die ganz behaarte Nase, die zusammengedrückten spiral- gewundenen Hörner, Aurche den Besitz von Thränengruben ad Klauendrüsen sehr leicht zu unterscheiden. Viel näher aber ist ihre Verwandtschaft mit den Ziegen. Als durchgreifende Eigenthümlichkeiten für das Schaf gelten die ausgezeichneten Thränengruben, die flache und selbst etwas concave Stirn, die stete Compression der Hörner von vorn nach hinten, deren gleichmässige Querwülste, die nach hinten zugespitzten Hufe und der Mangel eines Bartes. Im Allgemeinen haben die Schafe einen schlanken Körperbau, einen schmächtigen Leib, dünne hohe Beine, einen sehr kurzen Schwanz, dünnen Hals, mässige Ohren und Augen, einen nach vorn stark verschmälerten Kopf mit gewölbtem Nasenrücken oder sogenannter Schafs- oder Ramsnase. Die Hörner fehlen besonders den Weibchen häufig. Diese haben gewöhnlich uur zwei Zitzen am Euter. Die Behaarung ist glatt, doppelt, bisweilen an ein- zelnen Stellen zottig und von veränderlicher” Länge und Farbe. Der Skeletbau” des Schafes nähert sich ebensowohl dem der Rinder als der Antilopen und Hirsche. Wie bei dem Stier fällt die höchste Wölbung des Schädels in die Stirngegend, aber es fehlt die Leiste zwischen den Hör- nern und Scheitel und Hinterhaupt treten stark abwärts geneigt frei hervor. Die Augenhöhlenränder springen nur in der hintern Hälfte besonders stark vor, in der vordern weniger. Die Nasenbeine sind relativ kurz und breit nach vorn schlank zugespitzt. Die Zwischenkiefer verbinden sich nicht mit denselben, auch der Oberkiefer nur auf eine mässige Strecke. Die Halswir- bel sind relativ kurz und mit ziemlich langen Dornfortsätzen versehen, von welchen der letzte noch entschieden nach vorn geneigt ist; die dreizehn rip- pentragenden Wirbel haben abgerundete Körper und schmale Dornen, die sechs folgenden rippenlosen sehr lange und schmale (uerfortsätze. Der zwölfte bis dreizehnte Wirbel ist der diaphragmatische. Die Zahl der Schwanz- wirbel ist grossen Schwankungen unterworfen, 12 bis 22, und bei einer cul- tivirten Race sinkt dieselbe sogar auf 4 und 3 hinab. Die Gräte des Schul- terblattes biegt sich nach vorn über und liegt ganz am Vorderrande. | Im Zahnsystem zeigen die Backzähne beachtenswerthe Unterschiede vom Stier. Die sichelförmigen Gruben auf der Kaufläche sind nämlich sehr schmal und ihre Endspitzen kaum ausgezogen. Das accessorische Prisma zwischen beiden convexen Sichelprismen fehlt völlig, also auch die von ihm auf der Kaufläche veranlasste Falte. Die flachen Sichelprismen haben stark vor- | springende Kanten und eine breite Convexität dazwischen. Die Lämmer be- sitzen schon bei der Geburt sämmtliche Milchschneidezähne. Vom zweiten Jahre an fallen alljährlich zwei aus und die bleibenden treten an deren Stelle, so dass im fünften Jahre alle Schneidezähne ersetzt sind. Von den drei hintern Mahlzähnen erscheint der erste hinter dem dritten Milchbackzahne in beiden Kiefern im sechsten Monat, der zweite am Ende des ersten Jahres. Im zweiten Jahre tritt dann der letzte hervor, zugleich beginnen die Milch- zähne auszufallen und werden durch bleibende ersetzt. | Von den Eigenthümlichkeiten der weichen Theile sind nur wenige als characteristisch hervorzuheben. Die Fortsätze und Blätter an den innern Wandungen der Mägen sind relativ grösser als beim Rind. Der Darmkanal verhält sich zur Körperlänge wie 28:1. Die innere Haut des Dünndarmes Cavicornia. Övis. 275 hat anfangs einen zelligen Bau und bildet erst in der hintern Hälfte kleine deutliche Zotten. Der Gallengang nimmt zwei Zoll weit von seiner Einsen- kung in den Darmkanal den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse auf. Die Nieren haben eine glatte Oberfläche und die männliche Ruthe ist in eine Spitze verlängert. \ Die Schafe leben in Rudeln oder Heerden beisammen und nähren sich von dürftiger Kost, im Sommer von frischem Gras und nahrhaften Alpen- kräutern, im Winter von Moosen, Flechten und was sie sonst vorfinden. Sie haben ein ziemlich lebhaftes Naturell, aber nur äusserst geringe Fähig- keiten, daher auch jede Heerde einem ältern Widder blindlings folgt. Nur dem zahmen Schafe fehlt jede Lebhaftigkeit, es ist stumpf und gleichgültig gegen äussere Eindrücke. Die wilden Arten lassen sich jung eingefangen leicht zähmen und behalten ihre Munterkeit, ja nehmen im Alter bisweilen ihre Wildheit wieder an und werden bösartig. Die Tragzeit dauert 20 bis 25 Wochen, und das Weibchen wirft dann ein oder zwei Lämmer, die ihm sogleich folgen. Die wilden Arten bewohnen gebirgige felsige Gegenden bis in die Nähe des ewigen Schnee’s, so im Himalaya bis zu 17000 Fuss Höhe. Ihre Jagd, die besonders des wohlschmeckenden Fleisches wegen betrieben wird, ist daher auch mit vielen Gefahren verknüpft sowohl des schwierigen Terrains wegen als auch wegen des feinen Gehöres und Geruches, mittelst dessen die Thiere den Jäger leicht wittern und sich dann in die unzugäng- lichsten Gegenden zurückziehen. Ueber die Existenz der Schafe in frühern Schöpfungsperioden liegen erst wenige und eben nicht zuverlässige Untersuchungen vor. Die täuschende Aehnlichkeit vieler Skelettheile mit den Ziegen und selbst den Antilopen er- schwert die systematische Bestimmung gar sehr. Mit Gewissheit kann man ihre Existenz nur in den jüngsten Gebilden, in den Knochenbreceien und einigen Geröllablagerungen annehmen. Gegenwärtig sind sie in dem zahmen Schaf über die ganze bewohnte Erde ausgebreitet, die wilden Arten verthei- len sich auf Nordamerika, Asien, Europa und einen Theil Afrika’s. Die Arten sind bei der Veränderlichkeit der Gestalt der Hörner, des Haarkleides und der Färbung sowie der grossen Uebereinstimmung in ihrer innern Organisation sehr schwierig zu unlerscheiden. Wir lassen nur die sicher gekannten zu. Ö. aries Lin.”) Das zahme Schaf hat einen pyramidalen Kopf mit breiter Stirn, vorragendem Scheitel und comprimirter mässig zugespitzter 7) Linne, syst. nat. ed. XII. I. 97; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. I. 355; Buffon, hist. nat. V, 1. tb. 1. 2; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 57; Schrebers Säugeth. Tf. 289. 294. — Ueber Racen, Zucht und Krankheiten etc. ist zu vergleichen: Germershausen, das. Ganze der Schafzucht 1818; Tessier, über die Schafzucht 1811; Petri, das Ganze der Schafzucht 1815; Elsner, veredelte Schafzucht 1828; Schmalz, Thierveredlungskunde; Culley, über Auswahl und Veredlung der vorzügl. Haus- thiere übers. von Daum 1804; Berthold, Isis 1840. 507; F. v. Tschudi, Thierleben der Alpenwelt 542; Walter, Wetterauer Annalen II.; Pallas, Spicil. XI.; v. Klobb, Abhandl. von den Hauptkrankheiten der Schafe 1790; Gurlt, Handb. der vergl. Ana- tomie der Haussäugeth. u. v. a. Wie bei dem Rind sind auch verschiedene Varietäten des Schafes als eigene Arten unter den Namen 0. recurvicauda, 0. longipes, O0. yuineensis, O0. steatopygos, 0. platyura, 0. strepsiceros. O. brachyura, 0. polycerata, O0. Polii u. a. betrachtet worden, während andrerseits das gemeine Schaf selbst nur als ein Bastard oder Abkömmling andrer wilden Arten dargestellt wird. Buffon und Pallas wollten be- sonders dem Schafe keine Artrechte zugestehen. Der Argali und Muflon gleichen 276 Ungulata. Bisulca. Schnauze. Die länglichen Nasenlöcher sind nach oben und hinten gerückt; der Rand der Oberlippe kahl, unter der Nase kahl und gefurcht, die Unter- lippe überragend; der versteckte Rand dieser gezähnelt; beide Lippen mit einzelnen Bartborsten; die Iris gelb- oder schwarzbraun; am vorderen Augenwinkel eine tiefe, klebrige Feuchtigkeit absondernde Grube, am hin- tern eine kleinere; die Zunge weich, mit einer Längsfurche: die Ohren länglich, aufrecht oder hängend. Die Hörner fehlen bisweilen oder ändern verschiedentlich ab. Sie liegen seitlich am Kopfe und sind spiralförmig gewunden oder blos sichelförmig, comprimirt oder dreikantig, stets ge- ringelt. Bisweilen kommen vier und mehr Hörner vor. Der Hals ist zu- sammengedrückt, der Rücken schlank, die Brust vorragend und kurz be- haart. Der Schwanz rundlich, beweglich, von sehr verschiedener Länge und mit oder ohne Fettpolster. Die Füsse mit mässigen Hufen und klei- nen Afterklauen. Der Hodensack tief herabhängend; vor den beiden Zitzen am Euter noch Spuren zweier anderer. Den Vorderkopf, die Ohren und Füsse bedeckt ein kurzes weiches enganliegendes Haarkleid, den übrigen Körper allermeist Wolle. Das gewöhnliche Colorit ist weiss, bisweilen ist es auch braun, schwarz und in diesen Tönen gefleckt. ! Da das Schaf über die ganze Erde verbreitet und einer verschiedenen CGultur, Nahrung, Klima und andern mannichfaltigen äussern Einflüssen un- terworfen ist: so hat es sich in zahlreiche Racen aufgelöst, von denen hier die wichtigsten hervorzuheben sind. Die langschwänzigen Racen sind meist von mittlerer Grösse, schöner Körpergestalt, mit reiner gewöhnlich weisser Wolle bekleidet. Ihr Schwanz ist dünn und seine (Quaste schlägt ans Hackengelenk. .Die Ohren stehen aufrecht und dem Weibchen pflegen die Hörner zu fehlen. Die feinste hieher gehörige Race bilden die spani- schen Schafe und zwar die Merinos. Sie messen etwa drei Fuss Länge, haben einen breiten Kopf, dicke seitlich spiralgewundene Hörner, einen breiten Hals, gedehnten Leib und gerundeten Bauch, Die Haut faltet sich am Halse, der Brust, den Seiten und am Schwanze. Die Beine sind kurz und stark, Stirn und Wange häufig mit Wolle bedeckt. Die reichliche Wolle ist fein, sanft, lockig, fettig, von mässiger Lange. Die Widder der Merinos werden schon seit längerer Zeit zur Veredlung anderer Racen be- nutzt, daher diese z. Th. schon ihre eigentlichen Charactere vermischt haben, wie die französischen u. a. Das deutsche Schaf ist schon früher durch andere Racen und später durch Merinos veredelt. Es hat ursprüng- lich röthlichen Kopf und Füsse die niedrig sind, meist keine Hörner, wohl- schmeckendes Fleisch, lange mehr weniger feine Wolle. Nach den ein- zelnen Gegenden variirt es wieder, so dass man schlesische, sächsische, hannöversche, mecklenburgische u. s. w. Schafe unterscheidet. Das beson- ders in der Lüneburger Haide heimische Haideschaf (Haideschnucke) ist klein und meist gehornt, mit lebhaftem Ansehen, schwarzem Gesicht und Beinen und langer grober Wolle. Das polnische Schaf hat hohe Beine, nämlich in anatomischer Hinsicht, in der Beschaffenheit der Höriuer und Haare, sowie im Naturell dem Schafe auffallend. Beide lassen sich auch leicht zähmen und der Muflon begaltet sich mit dem Schaf, ja das Lamm des letztern läuft blö- kend dem Muflonschafe nach und dieses schliesst sich freiwillig zu den Schafen. Dem Muflon fehlt nun zwar die Wolle, aber sein Haar soll sich wie diese verarbei- ten lassen. Die Verschiedenheit des Schwanzes liesse sich wohl durch die Zucht erklären. Ueber die osteologischen Differenzen fehlen aber ‚BOCH ausreichende Beobachtungen. Cavicornia. Ovis. 77T einen langen Hals, dünnen Leib, den Kopf bis hinter die Ohren ohne Wolle, überhaupt ziemlich grobe Wolle. Die englische, schottische, schwedische, dänische, friesische, türkische Race sind bereits mehr weniger vermischt. Das in Griechenland, Ungarn, Böhmen gezogene Zackelschaf, ©. strepsice- ros, zeichnet sich durch seine aufrecht schraubenförmig gewundenen Hörner aus und liefert grobe Wolle. In Guinea und am Senegal lebt ein sehr langbeini- ges Schaf mit Haarkleid ohne Wolle, mit stark gebogener Stirn, einfach gewun- denen Hörnern, hängenden Öhren, langem Schwanz, Mähne und Zotteln am Halse. Die Fettschwänze der Turkomanen, Kirgisen, Kalmucken, O. steatopyga, erreichen eine sehr ansehnliche Grösse, bis fünf Fuss Länge, und sind characterisirt durch zwei grosse nackte Fettklumpen unter dem kurzen nur drei Wirbel enthaltendem Schwanze. Ausserdem haben sie lange dünne Beine, einen dickeh Leib, Fleischtrotteln am Halse, hängende Ohren, eine stark aufwärts gebogene Schnauze und vorragende Unterkinnlade, in beiden Geschlechtern halbmondförmige Hörner und die Widder oft mit 3 bis 5 und sogar mit 6 bis 8 Hörnern, eine Abnormität, welche auch bei den nach Peru verpflanzten spanischen Schafen zur Regel geworden ist. Da- von unterscheiden sich die Breitlschwänze, OÖ. platyura, durch den sehr langen, am Grunde mit Fett gefütterten Schwanz, der eine wollige (uaste trägt. Sie sind von mittler Grösse und liefern durch Einnähen der Lämmer schöne bläulich graue krauswollige Lammfelle. Der Schwanz wird oft so schwer, dass ihn das Thier kaum schleppen kann. Zur Erleichterung bin- det man denselben auf ein mit Rädern versehenes Brett, so dass ihn das Schaf selbst fährt. In Persien, Syrien, am Caucasus und in einigen Ge- genden Afrika’s werden diese Breitschwänze gezogen. In Russland, Sibi- rien, Norwegen, Dänemark gibt es kurzschwänzige Schafe von unbedeuten- der Grösse, mit grober Wolle, meist ohne Hörner und sehr kurzem Schwanze ohne Fetthöcker. Die Eigenthümlichkeiten des Skeletes und der weichen Theile sind “nach dem zahmen Schaf in der Characteristik der Gattung angeführt worden. Kein anderes gezähmtes Thier lässt sich in so grosse Heerden ver- einigen und so leicht leiten als die Schafe. Sie folgen den Anordnungen des Hundes und blindlings den Bewegungen des Leithammels. Stürzt der- selbe durch Zufall oder Unvorsichtigkeit vom steilen Felsen in den Abgrund hinab, die Heerde folgt ihm ins Verderben nach. Wird die Heerde zur Schwemme geführt, so genügt es, den Leithammel in das Wasser zu wer- fen, mit Todesverachtendem Blick springen die Schafe nach. Grenzenlose Dummheit, Furchtsamkeit und Gleichgültigkeit sind die hervorragendsten Charactere. Jedes Geräusch erschreckt und treibt sie zur Flucht. Donner und Blitz setzt die ganze Heerde in Verwirrung und überrascht sie ein Schneegestöber im Hochgebirge: so legt sie sich auf den Boden und geht eher vor Frost und Hunger zu Grunde als dass sie ihre Stelle verlässt. Sie kennen keinen andern Zeitvertreib als Fressen, Wiederkäuen und der Ruhe pflegen. Ihre Bewegungen sind langsam, ihr Lauf kurz und gar nicht anhaltend. Ihr häufiges Blöken hat keine Bedeutung. Selbst die Brunst regt sie nur wenig auf und Liebe zu den Jungen äussern sie nur wenig. Der Ton der Schalmeien scheint sie, jedoch angenehm zu berühren, denn sie hören ihn gern. Der aufmerksame Hirt weiss auch viele individuelle Characterzüge von der grossen Zahl in seiner Heerde zu erzählen. Es sind stets dieselben Schafe, welche am Rande der Heerde weiden, welche 278 Ungulata. Bisulca. von den Früchten anliegender Aecker naschen und stehlen, und die strengen Befehle und Strafen des Hundes nicht achten. Die Lämmer verrathen durch Springen, Stossen und Spielen ein etwas lebhafteres Naturell als die Alten, aber schon nach dem ersten Lebensjahre stellt sich auch bei ihnen die bewundernswerthe Gleichgültigkeit und Ruhe ein. Bei einigen Racen, wie den Bergamasker Schafen, soll indess auch dieser jugendliche kurze Froh- sinn fehlen. Die Erhaltung der Schafheerden ist im Verhältniss ihres Nutzens wenig kostspielig und umständlich. Bei trockener Bergweide gedeihen sie vortrefflich. Im Gebirge lässt man sie den ganzen Sommer hindurch Fag und Nacht frei umherlaufen unter der Obhut des Hirten und seiner Hunde. In ebenen bebaueten Gegenden schliesst man sie des Nachts in Hürden ein theils der Sicherheit halber, theils des Düngers wegen. Während des Winters werden sie in grossen warmen Ställen mit Heu, Stroh, Klee, Rü- ben u. s. w. erhalten. Wasser zum Saufen ist ihnen unentbehrlich. Salz lieben sie sowohl auf der Weide als bei der Stallfütterung. Bei feuchter Weide usd in sumpfigen Gegenden gedeihen sie schlecht und kränkeln viel. Die Brunstzeit wird je nach den Umständen vom Juli bis November hervorgerufen und da die Tragzeit nur 20 bis 21 Wochen dauert, so lassen einige Heerdenbesitzer jährlich zweimal, andere in zwei Jahren dreimal lammen. Die Lämmer kommen am besten fort, wenn sie an der Mutter säugen und sich selbst entwöhnen. Das Alter bringen sie bis auf 15 Jahre, aber schon nach dem achten lässt die Nutzbarkeit sehr nach. Trotz der einfachen und regelmässigen Lebensweise sind sie vielen Krankheiten unterworfen, ‘wie der Lungenfäule, Klauenseuche, Räude, Pocken, Kolik, Durchfall, Drehkrankheit, Würmern u. v.a. Der grosse Nutzen der Schaf- zucht‘ist allgemein bekannt. Sie liefern Wolle, Leder, Fleisch, Talg, Milch, Butter, vortrefflichen Käse, Darmsaiten, Pelz, Dünger. Das Schaf ist gegenwärtig über die ganze Erde verbreitet, von den wärmsten Ländern am Aequator bis nach Island und Grönland hinauf. Da es schon von den ältesten Schriftstellern als Hausthier erwähnt wird: so ist seine ursprüngliche Heimath und etwaige Abstammung nicht mit Sicher- heit zu ermitteln. O. musimon Schreb. .) Der Muflon ist grösser als das gemeine Schaf, hochbeiniger, langhalsiger, mit stummelartigem Schwanze und dreikanti- 8) Schreber, Säugethiere Taf. 288; A. Wagner, ebd. V.a 1372; Buffon, hist. nat. xl. 376. tb. 29; Geoflroy et Fr. Cuvier, hist. nat. mammif. I. fig. 113; Cetti, Natur- gesch. Sardinien 142; Pallas, Zoogr. I. 230; Gmelin, Reise Russl. 486. Tf. 59; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 54. Tf. 9; Bonaparte, Iconograf. ital. nro. 9. Bei Linne, Capra ammon, bei Pallas Aegoceros musimon, bei den Franzosen Mouflon. — Bilyth, Ann. mag, nat. hist. 1841. VII. 251. tb. 5. fig. 9. stellt nach einer Zeich- nung und den Hörnern ein O0. Vignei auf. Die Hörner krümmen sich in einem Drei- viertelkreis ohne sich zu winden. Die Seitenkanten sind fast gleich entwickelt, der hintere Theil verschmälert sich schnell in eine scharfe Kante. Die Farbe soll roth- braun, der Unterleib weiss, die Beine braun mit weissem Ring über den Hufen. Am Vorderhalse hängt langes schwarzes Haar herab. Die Heimath ist Klein-Thibet. Das in dem Journ. asiat. soc. Calcutta 1840. 440. etwas abweichend beschriebene Wildschaf des Hindukusch-Gebirges, dessen Weibchen kleine Hörner besitzt, soll damit identisch sein; ebenso Blyths 0. ammonoides. — Den persischen Muflon hatte Gmelin a. a. O0. schon als eigene Art, 0. orientalis von dem sardinischen getrennt und darauf hin auch A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1385. Blyth, 1. c. untersuchte wieder neue Exemplare und führt sie als 0. Gmelini auf, aber die unterscheidenden Charactere sind doch zu geringfügig, denn die etwas abweichende Form der Hör- Cavicornia. Ovis. 279 gen stark rückwärts gebogenen Hörnern beim Männchen, ohne solche beim Weibchen. Kopf, Nase, Schnauze sind ganz schafähnlich, die Ohren mässig, auf- recht, zugespitzt und sehr beweglich, die Thränengruben nur angedeutet.‘ Die Hörner der Männchen haben eıne gelblichbraune Färbung und eine dreikantige Gestalt. Ihre breite vordere Fläche verläuft bogenförmig, ebenso die seitliche, während die innere und breiteste mehr eben und nur nach oben hin etwas ausgehöhlt ist. Der vordere äussere Winkel ist der stumpfste, der obere oder innere schärfer, der untere oder hintere am schärfsten. An der Basis auf der Mitte der Stirn nähern sie sich einander sehr. Von hier aus krümmen sie sich bogenförmig aus- und aufwärts, dann wieder abwärts und nach innen, mit der Spitze endlich nach oben. Von der Ba- sis bis in den mittlern Theil sind sie geringelt, die Ringe an der obern Kante knotig angeschwollen. Die Behaarung ist doppelt und zwar ein fei- nes gedrehtes wolliges, weisslichgraues Unterhaar und ein starres gedreh- tes Oberhaar. Nach der Krümmung der Hörner, der Färbung und allgemeinen Gestalt unterscheidet man den asiatischen und europäischen Muflon. Erstrer hat die oben angegebene Windung der Hörner und den schlanken leichten Kör- perbau desRehes. SeinKopf ist gelblichbraun mit Weiss melirt, die Augengegend, ein Strich neben der Nase, die Schnauzenspitze, Kinn, Ohren und ein Fleck am Vorderhals bräunlichweiss, der Hals gelbbraun mit Weiss und Braun melirt, ähnlich die Mitte der Körperseiten, die Schultern dagegen, Schenkel, Beine und Hinterrücken gelblichgraubraun mit Schwarz, Brust, Vorder- und Unterbach, Innenseite der Schenkel und Füsse weiss ‚mit brauner Bei- mischung, über der Brust und hinter den Vorderschenkeln ein schwarz- brauner Längsstreifen, Hufe bräunlichschwarz. Bei der europäischen Spielart krümmen sich die Enden der Hörner stark nach unten und die Spitzen nach vorn. Dabei ist ihr Habitus ge- drungener, Kopf und Hals dicker, Leib kürzer, Füsse kräftiger. Die Hufe sind kurz und graugelblich. Rücken, Hals, Schultern, Weichen, Schenkel im Sommer hellröthlichbraun mit einzelnen schwarzen Haaren. Vom Hinter- haupt bis zum Schwanz läuft ein dunkelröthlichbrauner Streifen; der Unter- hals bis zur Brust, obere Hälfte der Vorderbeine und der Schwanz schwärz- "lich, ebenso ein Streifen an der Bauchseite, ein Theil des Gesichts und ein von der Lippe zum Auge gezogener Strich; der vordere Gesichtstheil, . die Augengegend, Ohren, Unterbeine, Bauch, Hinterbacken und Schwanz weiss. Im Winter tritt das Braun zurück und Schwarz mehr hervor und die Halshaare werden mähnenartig. Die Jungen sind braun ohne Schwarz. Die Färbung ist jedoch weder bei dieser noch bei der asiatischen Varietät constant. Die innere Organisation soll von der des gemeinen Schafes gar nicht abweichen. Im Skelet fand Cetti nur die Schwanzwirbel verschieden, näm- lich 12 dünne, kurze, scharfrandige, während das Schaf 19 bis 20 hat, wenigstens bei der Mehrzahl seiner Racen. . Daubenton erwähnt nur, dass ner und die andere Färbung sind als locale und zufällige Eigenthümlichkeiten zu betrachten. Ebenso vermag ich das cypıiische Schaf, O0. eyprius, Blasius, Bericht Naturf. Braunschweig 1842. 90; O0. ophion Blyth, Ann. mag. 1841. VII. 254, nicht von Muflon zu unterscheiden, dass die Hörner nicht so robust und von der Basis aus allmählig sich krümmen verdient an einem Exemplare beobachtet wenig Berück- sichtigung. 280 Ungulata. Bisulca. die Stirn zwischen den Augen nicht consay ist. Nach seiner Zeichnung können nicht wohl 12 Schwanzwirbel vorhanden sein, aber die fünf Zeilen- lange Beschreibung sagt nichts darüber. Das mir zur Vergleichung zu Gebote stehende hat deren 13. Der zwölfte rippentragende Wirbel ist der diaphragmatische. Die Halswirbel sind breiter als lang, daher auch ihre Dornen sehr hoch. Die weichen Theile stimmen nach Cetti vollkommen mit dem Schaf überein, Daubenton hebt jedoch einige freilich nur gering- fügige Unterschiede hervor. So tritt die grosse Gonvexität des Pansens mehr hervor, die Fortsätze im Innern desselben sind sehr klein, die Maschen in der Haube und die Papillen an den Blättern des Psalters ebenfalls klei- ner als beim Schaf; Leber und Milz minder dick, die Gallenblase platter, das Herz relativ dicker. Alle übrigen Organe stimmen vollkommen überein. Der Muflon lebt in Heerden zu hundert Stück unter Anführung des ältesten und stärksten Widders. Das ausserordentlich feine Gehör und der scharfe Geruch lassen ihm jede Gefahr wittern und schon bei der geringsten flieht er scheu und ängstlich, stürzt sich von steilen Felsen ohne Gefahr hinunter und sucht in den unwegsamen zerrissenen Felsen- klüften Schutz gegen seine Verfolger. Trotz seiner sehr geringen Ausdauer im Laufen und Klettern ist die Jagd wegen des schwierigen Terrains den- noch gefährlich. Die Widder kämpfen bösartig mit einander, so dass von den Hörnerstössen die Felsen widerhallen. Die Nahrung besteht in Gras und Kräutern. Die Brunstzeit fällt in den October, die Lammzeit in den März. Der Muflon lässt sich sehr leicht zähmen und hat in der Gefangen- schaft noch ein sehr lebhaftes munteres Wesen, springt lustig umher und treibt viel Muthwillen, nascht in Gärten und Küche, zerstört Geschirr und andere zerbrechliche Gegenstände. Sein Nutzen ist ungleich geringer als der des Schafes. Milch liefert er nur sehr wenig (vier Stück täglich ein Mass), sein Fleisch aber ist sehr wohlschmeckend und sein Haarkleid ein vortrefllicher Pelz. Der Muflon bewohnt die gebirgigen felsigen Gegenden Corsika’s und Sardiniens, früher auch der Balearen und in Spanien, ferner der griechi- schen Inseln, Macedoniens, Serbiens, und die ceraunischen Gebirge in Persien. 0. argali Bodd.®) Der Argali hat die Grösse einer kleinen Hirsch- kuh, aber einen gedrungenern Bau, kürzeren Hals und kürzere Füsse etwa wie der asiatische Muflon. Männchen und Weibchen tragen grosse starke Hörner, die sich erst nach hinten, dann nach vorn wenden und in eine nach aussen und oben gerichtete Spitze auslaufen. Anfangs sehr stark berühren sie sich auf der Mitte der Stirn, sind comprimirt dreikantig, mit vielen (Querrunzeln, schmaler convexer Rückenfläche, concaver Innen- und anfangs ebener später ebenfalls concaver Aussenfläche. Bei den Weibchen sind die Hörner etwas kleiner, fast sichelförmig. Die Ohren erreichen nicht die Grösse derer des Schafes, haben inwendig vier nackte Längsfurchen und gegen einander geneigte haarige Ränder. Die Augen liegen sehr nah vor den Hörnern, besitzen nur auf dem obern Augenlied eine schwarze Wimper 9) Boddaessen; Desmarest, Mammal. I. 487: Tilesius, nov. act. Leopold. XlIl.a 287; Bojanus, ibid. 293; Pallas, Zoogr. I. 231; spicil. zool. fasc. XI. 3. tb. 1.:2; Reise durchs Russ. Reich IH. 231; Gmelin, Reise n. Sibirien I. 368; nov. comment. Petrop. IV. 388; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1349. Tf. 288; Brandt u. Ralze- burg, medic. Zool. I, 51. Synonym sind Aegoceros argali, Ovis ammon, O. fera sibirica. Cavicornia. Ovis. 281 und haben eine braune Iris. Die Thränengrube ist inwendig behaart und etwas tiefer als beim Schaf. Ueber den Augen und auf dem Jochbein ste - hen einige lange schwarze Haare. Die Nase ist niedergedrückt mit dicker schwarzer nackter Scheidewand und länglichen Nasenlöchern. Die Schnauze ist erhaben, die Lippen behaart, innerhalb ganz braun, bis zu den Schneide- zähnen mit Warzen, an den Backen mit Zottenhaaren, bis zum Munde mit einzelnen langen Haaren besetzt; der Gaumen mit 21 schwachen Runzeln. Der Hals ist mässig und rund; der Rumpf stark, fleischig, die kräftigen Füsse mit kleinen Afterklauen; der Schwanz sehr kurz, hoch eingesetzt, unten nackt. Das Haarkleid besteht aus einem starren gedrehten Grannen- und einem feinen gedrehten Wollhaar. Zwischen den Augen, auf dem Hin- terhaupt, an den Vorderbeinen liegen Haarwirbel. Die Kopf- und Hals- haare richten sich nach hinten, die Bauchhaare nach vorn. Im Sommer sind die Haare auffallend kurz, nur wenige Linien lang, an Rücken, Nacken und Unterhals graubraun, um den Schwanz ein gelblicher Fleck mit brau- nem Streifen, der Kopf grau, die Unterseite grauweiss. Der Winterpelz ist sehr viel länger und rauher, nur an der Schnauze und den Füssen kurz, am Halse zotlig herabhängend, die Schnauzenspitze weiss, zwischen Auge und Nase eine braune (uerlinie, Stirn grau, Kehle und Unterseite des Hal- ses grauweiss, Rücken und Nacken braungrau, an den Füssen braunschwarz, Innenseite der Schenkel schwarz, Unterleib grauweiss, Schwanz weiss. Diese Färbung ist indess nicht constant, sondern ändert individuell ab. Die Lämmer tragen ein graues krauses Haar. Der Schädel unterscheidet sich von dem des Schafes durch eigenthüm- liche Dimensionsverhältnisse, durch ein bedeutenderes Hinterhaupt, breitere Stirn, schmäleren Gaumen, an der Basis mehr genäherte Hörner, geräumi- gere Augenhöhlen und Choanen und durch ein grösseres Hinterhaupsloch. Der Argali lebt in Rudeln beisammen in Thälern, wo er sich von Alpenkräutern und Sträuchern nährt. Gegen den Winter hin ist er sehr fett und bezieht alsdann die höhern Bergspitzen, wo der Schnee vom Winde weggeweht wird und trockenes Gras, Moose und Flechten zu finden sind. ‚ Bei dieser dürftigen Kost magert er gegen das Frühjahr hin gewaltig ab. , Er springt sehr geschickt und ist in den felsigen Gebirgsgegenden schwer zu Jagen. Die Widder kämpfen häufig mit einander. Die Weibchen wer- fen im März ein oder zwei Lämmer. Die Haarung erfolgt im Mai. Die Läm- " mer lassen sich leicht zähmen. Das Fleisch ist sehr wohlschmeckend, der | Winterpelz wird zur Kleidung, die Hörner zu Löffeln, Trinkgefässen und andern Geräthschaften verwandt. | Die Heimath des Argali ist das mittlere und nördliche Asien, vom ‚ Irtisch bis zum Ochotskischen und Kamschatkischen Busen, in der grossen ‚ Tartarei bis nach Indien und China hin, nach der Kalmuckei, in Songarien, ‚ der Mongolei, am Baikal, an der Lena, auf den kurilischen und aleuti- ‚ schen Inseln. | 0. Burrhel Blyth !) Ein wildes Schaf von kleinem robustem Körper- 1) Blyth, Ann. a. mag. nat. hist. 1841. VII. 248. tb. 5. fig. 7. — Derselbe ge- denkt I. c. noch einer zweiten Art, 0. Nahoor, dessen Hörner grösser, am Grunde , dicker, dann schnell verschmälert, an der Rückenfläche platt, mit viel schärferer Leiste längs der Mitte versehen, scharfkantiger überhaupt sind. Die Heimath ist der nepalsche und thibetanische Himalaya. Eine dritte Art, 0. ceylindricornis 1. c. ‚ mit noch grössern Hörnern im Kaukasus beruht nur auf unvollständigen Hörnern, 982 Ungulata. Bisulca. bau mit schön dunkelkastanienbrauner Färbung, ziemlich langem rauhem Pelze, sehr kleinem Schwanze und mit rundlich gekanteten Hörnern, die sich ähnlich wie beim asiatischen Muflon krümmen. Das Weibchen ist noch unbekannt. Der Burrhel bewohnt die Gletscherregionen des Himalaya in 15000 bis 17000 Fuss Meereshöhe. | O. montana Geoffr.?) Das amerikanische oder Bergschaf ist von an- sehnlicher Grösse, hochbeinig, mit schmächtigem Leib, kleinem Kopfe, mässigen Ohren und sehr kurzem Schwanze. Die Hörner des Männchens sind sehr gross, ohne jedoch an der Basis zusammen zu stossen, krümmen sich zuerst rückwärts, dann nach unten, vorn und aufwärts, so dass sie einen ganzen Umgang machen. Unten sind sie dreikantig, die obere Seite quergefurcht. Das Weibchen trägt viel kleinere, fast gerade, nur schwach nach hinten und aussen geneigte Hörner. Die Färbung ist am Kopf, den Hinterbacken und den hintern Theilen des Unterleibes weiss, am übrigen Körper und Halse hellbraun, an den Vorderfüssen dunkler, am Schwanze dunkelbraun. Alte Widder werden im Winter fast ganz weiss. Dieses Schaf lebt in Rudeln bis zu 30 Stück auf den höchsten Berg- gipfeln, ist sehr wild und paart sich im December, worauf das Weibchen im Juni oder Juli wirft. Die Jagd ist sehr schwierig und gefährlich, da die Widder, welche die Rudel anführen, sehr aufmerksam sind und bei der leisesten Gefahr durch einen Pfiff warnen und die Thiere sich sogleich in die unzugänglichsten Felsenpartien zurückziehen, wo sie sich so ge- schickt und sicher bewegen wie die Gemsen. In Mexiko, Californien, am Felsengebirge bis zum 68. Grade N.B. O. tragelaphus Desm. ?) Das merkwürdigste, weil am meisten ziegen- ähnliche Schaf. Es fehlen ihm die Thränengruben und die characteristi- sche Schafsnase, dennoch schliesst es sich innig an die Schafe an durch den Mangel des Bartes, durch den Besitz der Klauendrüsen, die blökende Stimme, seinen Habitus und sein ganzes Betragen. Schon an der Stirn verlängern sich die Haare, am Halse zu einer Mähne und am obern Theile der Vorderbeine fast bis zur Fusslänge. Der kurze Schwanz ist gequastet, das Haarkleid am übrigen Körper kurz. Die Körperstatur gleicht der des gemeinen Schafes. Die Hörner sind im untern Theile fast vierkantig, je- doch ohne vorspringende Kanten, nach oben mehr zusammengedrückt, auf der Aussenseite mit tiefer Längsfurche. An der Basis sich fast berührend Euaaig ae ai BEE m mn yasni vis Via a 2) Geoffroy, Ann. du Museum 1. 351. tb. 60; A., Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1367. Tf. 294D; Richardson, Isis 1832. 168; Zool. voy. foss. Mamm. 66. c. tb.; Pr. v. Wied, Reise Nordam. 1. 549; Blyth, Ann. mag. nat. hist. VI. 197; Brandt, Berichi Naturf. Braunschweig 1841. 90. — Cuvier vermuthete, dass diese Art ein über das Eis nach Nordamerika ausgewanderter Argali sei, mit dem sie allerdings sehr über- einstimmt. Dennoch sind von ihr noch zwei besondere Arten geschieden: 0. cali- fornica Douglas, zool. journ. IV. 332 und 0. nivicola Eschscholtz,' zoolog. Atlas 1. Tf. 1. Letztere allerdings durch ihren Aufenthalt in Kamtschatka das nordameri- kanische mit dem sibirischen Vorkommen vermitlelnd. Die Unterschiede beider liegen in geringfügigen Eigenthümlichkeiten der Hörner, der Färbung und in eini- gen Grössenverhältnissen. 3) Desmarest, Mammal. 486; Sbaw ,' Zool. II.b tb. 202; Geoflroy, Egypte 23. 201. tb. 7. fig.2; Fr. Cuvier, dict. sc. nat. XXXIN. 209; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1388. Tf. 288.b Ogilby hat in seiner Monographie der Cavicornier Transact, z00l. soc. III. 33 das Mähnenschaf zu den Ziegen gestellt und Blyih, Ann. a. mag. nat. hist. 1841. VII. 257 die Untergattung Ammotragus darauf begründet. Cavicornia. Capra. 283 steigen sie anfangs gerade aufwärts, krümmen sich dann nach hinten und mit der Spitze nach innen. Das Colorit ist schön fahlroth, die Haarspitzen weiss, daher der Pelz etwas gesprenkelt; der Bauch und die innern und untern Seiten der Gliedmassen weiss; Rückenlinie und Vordertheil der Beine bräunlich, zwischen letztern ein länglicher schwarzer Fleck, In kleinern Familien wild in den Gebirgen Nordafrikas. Capra L. / Die Ziegen unterscheiden sich, wie oben schon angegeben wurde, von den Schafen durch ihren Bart am Kinn, durch den steten Mangel der Thrä- nengruben, durch die höckerartig aufsteigende Stirn, den geraden Nasenrücken, die stets seitlich comprimirten Hörner, deren starke Querhöcker und stete halbmondförmige Krümmung nach hinten, den sehr kurzen stels aufrecht ge- tragenen Schwanz, die seitlich betrachtet vierseitig trapezoidalen Hufe und den Mangel der Klauendrüsen. Im Allgemeinen haben die Ziegen einen kräftigen Körperbau, starke nicht sehr hohe Beine, einen gedrungenen Leib und kurzen dicken Hals. Die Hör- ner sind bei beiden Geschlechtern vorhanden, bei den Böcken gewöhnlich sehr gross und schwer, bei den Ziegen kleiner. Die Querwülste treten als dicke Knoten in ziemlich grosser Anzahl auf, und sind ringförmig oder nur einseitig ausgebildet. Von der einfachen halbmondförmigen Krümmung wei- chen einige Arten durch veränderte Richtung der Spitze ab. Die Ohren sind aufgerichtet, schmal, zugespitzt und sehr beweglich. Die Augen lebhaft; die Nasenscheidewand nackt; der Bart am Kinn von sehr verschiedener Länge ausnahmsweise fehlend. Das Weibchen hat zwei Zılzen am Euter, das Männ- chen ziemlich grosse Hoden. Das Haarkleid ist doppelt, nur bei einigen Arten fehlt im Sommer das feinere Wollhaar. Bei vielen Arten liegt es ziem- ' lich dicht an, bei einigen andern verlängert es sich an einzelnen Stellen oder ‚ über den ganzen Körper und hängt dann zottig herab. Die Färbung geht vom reinen Weiss durch Grau und Braun in Schwarz über. Im Skelet sind die Eigenthümlichkeiten dem Schafe gegenüber äusserst gering. Erwähnenswerth erscheint die grössere Kürze und Breite der Nasen- ' beine, die höhere Stirn, die schmälere und höhere Nackenfläche und eine ‚ lange schmale Spalte zwischen Thränen-, Stirn- und Nasenbein. In der Form ' der Backzähne lässt sich kein generischer Character finden. Die Schneide- ' zähne scheinen von innen nach aussen gleichmässiger an Grösse abzunehmen ‚ als es bei den Schafen gewöhnlich der Fall ist. An den Halswirbeln sind ' die Dornfortsätze relativ kürzer, aber der siebente wie beim Stier senkrecht und nicht nach vorn gerichtet. Von den 13 rippentragenden Wirbeln ist der ' zwölfte der diaphragmatische. Die sieben Lendenwirbel haben sehr breite ‚ niedrige Dornen und verhältnissmässig kurze Querfortsätze. Das Schulterblatt ‚ ist schmäler und länger als bei den Schafen. Die Zunge ist in der vordern ' Hälfte glatt, denn die sehr kleinen Papillen sird kaum sichtbar, aber in der Ä intern” Hälfte werden diese deutlicher. Am Gaumen zählt man zehn bis ‚ zwölf Querfurchen, die von einer mittlern Längsfurche durchschnitten werden. Von den vier Mägen zeichnet sich der Pansen durch die geringe Zahl und Kleinheit der Vorsprünge aus, der Psalter durch seine zehn“ grossen, ebensa ‚ viel mittlere und zwanzig kleine Lamellen aus. Die Gallenblase ist sehr ‚ gross. Das Zwergfell stärk; die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig. 284 Ungulata. Bisula. Die Ziegen sind sehr bewegliche, lebendige Thiere, die sich in den höhern Gebirgsgegenden fern von menschlichen Wohnungen aufhalten. In beständiger Bewegung und Unruhe, laufend und springend, treiben sie sich in kleinen Rudeln und Familien umher, jede Gefahr von fern witternd, fliehen sie in unzugängliche Gegenden, kühn und sicher von Fels zu Fels und in tiefe Abgründe springend. Nicht Feigheit treibt sie zur Flucht, denn ver- wundet kämpfen sie muthig. Ihre Jagd ist sehr schwierig und gefährlich. Auch die zahme Ziege hat das lebhafte muntere Wesen behalten und unter- scheidet sich dadurch auffallend vom Schaf. Die Nahrung besteht in Berg- weide und trocknem Futter, wobei die Ziegen aber hinsichtlich der Kräuter _ sehr wählerisch sind. Die Ranzzeit fällt gewöhnlich im Herbst und nach fünf Monaten wirft das Weibchen ein oder zwei muntre Lämmer. Ihr Alter bringen sie auf zwölf bis funfzehn Jahr. Der Nutzen ist ungleich geringer als der der Schafe; ihr Fleisch weniger schmackhaft, Milch, Käse und Butter nicht so nahrhaft. Das Fell wird gegerbt und von einigen zahmen Spielar- ten auch das Haarkleid verwerthet. Der eigenthümliche Bocksgeruch und der hohe Grad von Geilheit macht die Ziegen Vielen widerwärtig. Die Verbreitung der lebenden Arten erstreckt sich über die ganze alte Welt und mit einer Art auch über Nordamerika. Reste vorweltlicher Arten werden aus Europa und Asien aufgeführt. Nach der Beschaffenheit der Hörner ordnet man die Arten in zwei Gruppen, in ächte Ziegen und in Steinböcke. a) Ibex: die Hörner vorn breit, dreikantig und stark geknotet, C. ibex Lin. *) Der Steinbock der Alpen hat einen muskulösen, ge- drungenen Bau mit kühner und fester Haltung. Der Kopf ist verhältniss- mässig klein, beim Bocke kürzer mit mehr gewölbter und erhabener Stirn als bei der Steinziege, die Augen lebhaft glänzend, die Ohren kurz, weit hinten angesetzt. Die mehr denn 15 Pfund schweren Hörner des Bockes messen über zwei Fuss Länge, biegen sich halbmondförmig und mit mässi- ger Divergenz nach hinten, sind vierseilig mit abgerundeten Kanten, quer- runzlig und tragen auf der. obern oder vordern Seite 14 bis 20 starkkno- tige Wülste. Gegen die Spitze hin comprimiren sie sich mehr und mehr und zugleich werden die Knoten undeutlicher. Die Hörner des Weibchens erreichen nur halbe Fusslänge und sind wenig und schwach geknotet. Der Bart fehlt beiden Geschlechtern völlig sowohl im Winter- als im Sommer- kleide. Dafür sind aber beide Lippen weiss behaart. Nacken und Hals sind ausserordentlich kräftig und muskulös, ebenso die starksehnigen Schen- “kel, die ziemlich diekknochig und plump aussehen. Der Leib ist gedrungen und plump, der Schwanz nur wenige Zoll lang und mit einem kastanien- braunen Haarbüschel endend. Die Hufe sind schmal und hoch, an den Kanten scharf, unten rauh und stahlhart. Das Haarkleid ist sehr kurz und dicht anliegend, im Sommer einfach und röthlich grau, im Winter mit dich- tem Wollhaar, viel länger und grob, hellbraun. Ein ausgewachsener Bock wird 4%, Fuss lang und 24, Fuss hoch, die Steinziege bleibt kleiner und beinah um die Hälfte leichter. 4) Linne, syst. nat. 10. edit. 1. 68; Buffon, hist. nat. XII. 136. tb. 13.14; Höpf- ners Magaz. 1789. IV. 334. Tf. 1; Meissners Museum 1811. V. nro.1; Schinz, europ. Fauna. I. 86; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1208. Tf. 281.c; v. Tschudi, Tbier- leben der Alpenwelt 504. — Ibex alpinus Gervais, Zool. et Pal. franc. I. 73. Cavicornia. (apra. | 285 Specifische Eigenthümlichkeiten des Skeletes und der weichen Theile sind wir nicht im Stande anzuführen. Der Steinbock bewohnt die höhern Regionen der Alpen an ler Gränze des ewigen Schnees. Hier weidet er in kleinen Familien, steigt gegen Abend in die höchsten Wälder nieder und mit aufgehender Sonne wieder gegen die Schnee- und Eismeere auf, wo er sich den grössten Theil des Tages über ruhig und schlafend verhält. Bewohnten Gegenden nähert er sich auch während der Strenge des Winters nicht. Die alten Böcke son- dern sich von den Familien ab, führen ein einsames Leben und bleiben immer im höhern Felsenlabyrinth. Gegen Kälte sind sie unempfindlich, denn man sieht sie in schneidend kalten Stürmen auf vorragenden Fels- zinnen Stehend und unbeweglich ihr gefährliches Revier überschauend, wobei sie denn oft die Spitzen der Ohren erfrieren. Ihre leichten Bewe- gungen, ihre kühnen und sichern Sprünge sind wahrhaft staunenerregend. Ohne Anlauf setzen sie eine senkrechte Felsenwand von funfzehn Fuss ' hinauf und stürzen sich ebenso sicher in tiefere Abgründe hinab, doch nicht auf die Hörner, sondern auf die sicher haltenden Hufe. Auf schma- | len Vorsprüngen wissen sie ihren plumpen Leib fortzuschaffen, wie sie denn auch an Mauern aufklettern und auf schmalen Thürkanten mit Festig- keit stehen. Geruch und Gehör sind sehr scharf, auch die Augen gut. Wittern sie von fernher eine Gefahr, so entfliehen sie. Erblicken sie plötz- ‚lich den Jäger, so pfeifen sie überrascht und schauen denselben neugierig an, lassen ihn aber nicht zum Schuss kommen. Die Jagd ist höchst be- , schwerlich und gefährlich, jetzt um so mehr, da sich ihre Zahl so auffal- ‚ lend verringert und: sie ihren Aufenthalt in die unzugänglichsten Felsen- labyrinthe verlegt haben. Tage- und Wochenlang streift der Jäger mit der ‚ dürftigsten Kost versehen in den unzugänglichsten Höhen umher, über die gefährlichsten Abgründe klimmend und während des Nachts der erstarren- den Kälte ausgesetzt. Hat er endlich sein Wild erspäht und dessen Stand- ' quartier berechnet: so muss er über kaum passirbare Felsen und Eismeere ' es vorsichtig umgehen und von oben her zum Schuss zu kommen suchen. Bei den unausbleiblichen und grossen Gefahren pflegen zwei und drei Jäger gemeinschaftlich das Wild zu verfolgen. Aber der Lohn ihrer Mühen, wenn sie wirklich ihr Ziel erreichen, ist nur ein sehr geringer. Die Nah- rung der Steinböcke besteht in Artemisien, Riedgräsern und Mutternkräu- ‚tern, auch in jungen Sprossen von Weiden, Birken und Alpenrosen. Wie ‚alle Ziegen lecken auch sie gern Salz. Im Winter in die Hochwälder her- abziehend, suchen sie Knospen, Moose und Flechten. Sie böcken im Januar, wobei oft heftige Kämpfe der alten sonst den ganzen Tag pflegmatisch auf einem Felsenvorsprunge liegenden und nur die freie Aussicht geniessenden ‚Böcke vorfallen. Die Steinziege wirft nach fünf Monaten ein Lamm, wel- ches der Mutter gleich auf den schwierigsten Wegen folgt und mit vieler ‚Liebe geflegt, in Gefahren mit Aufopferung vertheidigt wird. Man hat ‚sechs alte Ziegen gesehen, die je mit ihrem Zicklein in der Schnauze die Flucht ergriffen. Im vierten Jahre sind sie ausgewachsen und sollen ihr ‚Alter auf dreissig Jahre bringen. Jung. eingefangen, was nur möglich ist, 'wenn die alte bei der Geburt oder -unmittelbar nach derselben überascht ‚wird, lassen sie sich mit Ziegenmilch aufziehen und leicht zähmen. Sie ‚ergötzen durch ihre possirliche Munterkeit. Aeltere Böcke werden wild, bösartig und gefährlich. Sie erzeugen mit der zahmen Ziege kräftige und 286 Ungulata. Bisulca. fruchtbare Bastarde. Ihr Nutzen ist sehr gering. Das Fleisch soll schmack- hafter sein als Hammelfleisch; das Fell verarbeiten die Weissgerber und aus den Hörnern werden kleinere Geräthschaften verfertigt. Früher in der ganzen Kette der Alpen zahlreich und vielleicht bis zum Ural hin verbreitet ist der Steinbock gegenwärtig auf die unzugäng- lichsten Alpenketten zwischen Wallis und Piemont und in die Hochgebirge Savoyens durch die übermässigen Verfolgungen zurückgedrängt. Im Kan- ton Glarus wurde der letzte im Jahre 1550 erlegt, am Gotthard vor hun- dert Jahren. In Salzburg und Tyrol erfreuten sie sich zwar des besondern Schutzes der Erzbischöfe, aber nur auch um deren Bedürfnisse zu befrie- digen, so dass sie daselbst schon vor mehr als einem Jahrhundert ausge- rottet sind. An verschiedenen Stellen in den Alpen sind ganz neuerdings Versuche begonnen, die Steinböcke wieder einzubürgern. Das Resultat dieser Pflege wird die Zeit bringen. C. hispanica Schimp. ?) Der spanische Steinbock unterscheidet sich sogleich von dem schweizerischen durch seine grossen, dicken, an der Ba- sis fast zusammenstossenden Hörner, welche vorn abgerundet und innen scharfkantig sind, vorn unregelmässige, in der Jugend deutliche, aber um Alter sich verwischende Querwülste haben und sich gerade auf der Stirn fast parallel erheben, dann aber plötzlich unter Beschreibung eines Bogens divergiren, um sich mit der Spitze wieder aufrichtend gegen die Achse zu wenden. Die Hörner des Weibchens sind klein und comprimirt. Der Bock trägt einen kleinen, schwarzen, abgestutzten Bart am Kinn; dem Weibchen \ fehlt derselbe völlig. Das Haarkleid ist kurz, ohne Wolle, falbbraun, unten und auf der Innenseite der Gliedmassen schmutzig weiss, am a ein schwarzer Fleck, der sich in einen langen Rückenstreifen auszieht, ein schwarzer Streifen die Bauchseiten begrenzend und der Vordertheil der” Beine ebenfalls schwarz. Ziemlich häufig in der Sierra Nevada und Sierra de Ronda. C. pyrenaica Schinz °). Der pyrenäische Steinbock hat den Habitus des schweizerischen, aber einen noch stärkern schwarzen Bart als der spa- nische und eigenthümlich gestaltete Hörner. Diese sind nämlich dick, vorn und aussen gewölbt, innen- platt und hinten in eine scharfe Kante zusam- mengedrückt, daher der Querschnitt birnförmig erscheint. Sie divergiren anfangs stark und drehen sich dann schraubenförmig ein- und abwärts, so dass die Innenseite. endlich nach aussen und die Vorderseite nach un- ten und innen gewandt ist. Sie tragen 10 bis 22 Knoten. Bei dem Weib- chen sind sie kurz, einfach gekrümmt, nach vorn und hinten abgeplattet und nur schwach gerippt. Das Sommerkleid ist sehr kurz, anliegend, röthlich oder bräunlich weiss, Stirn, Nasenkuppe und äussere Schenkel ' rothbraun, Backen braungrau, Vorderhals, Brust und Unterleib eisengrau. Im Winter ist die Farbe am Hinterhals und den Seiten bräunlich aschgrau, die Kopfseiten schwarzbraun, ein Rückenstreif, der Schwanz, Vor- derhals und Schenkel schwarz, die Unterseite weiss oder grau, die Ohren gelblich. Das Lamm ist röthlich, unten und an der Schnauze weiss, vorn an den Beinen braun mit weissem Fleck am Knie. Die Lehensart und das Naturell, soweit es bekannt, gleicht dem des Alpensteinbockes. 5) Schimper, Comptes rend. 1848. XXVI. 318; Revue zool. 1848. 90. 6) Schinz, allgem. schweizer. Denkschrift 1.9. Tf. 1. 2; Fr. Cuvier, mammif. IV. livr. 67; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 495. Cavicornia. Capra. 287 Der pyrenäische Steinbock ist auf französischem Gebiete bereits ganz ausgerottet und findet sich auch im spanischen Theil der Pyrenäen, wo er während des Winters die höhern Fichtenwälder besucht, nur noch sel- ten, so dass er voraussichtlich bald aussterben wird. ©. cebenmarum ?). Dieser fossile Steinbock beruht auf einzelnen Ske- lettheilen aus der Höhle von Mialet zwischen Alais und Auduze und soll dem pyrenäischen sehr nah verwandt sein. Dic Hörner divergiren schon von der Basis aus ziemlich stark und der Skeletbau, besonders die Glied- massen sind sehr kräftig. C. sibirica Pall.®) Der sibirische Steinbock hat zwar einen längern Leib als der schweizerische ist aber dennoch plumper gebauet, mit relativ grossem Kopfe, sehr dickem Halse und kurzen starken Schenkeln. Das Männchen trägt einen langen, das Weibchen einen kurzen Bart. Die langen schmächtigen Hörner krümmen sich in starkem Bogen nach hinten und biegen die Spitze hakig um. Sie haben einen breiten Rücken, sind hinten abgerundet und nicht gekielt, die Knoten bilden keine Wülste an den Sei- ten. Ihre Länge erreicht beinah drei Fuss, und dann haben sie 16 Kno- ten. Der ganze Körper, sowie auch .der Kopf ist mit einem sehr feinen weichen krausen Wollhaar bekleidet. Am Hinterhals verlängern sich grobe weisse Haare zu einer Art Mähne. Die Nasenkuppe ist schön braun, die kleinen Ohren und die Backen schmutzig weiss, der Kinn- und Backen- bart und die Gegend hinter den Hörnern braun, die Seiten des Halses braun und weiss gemischt, über den hintern Theil der Schulter zu den Beinen hinab ein breiter brauner Streifen, auch der Bauch braun, auf dem Rücken bis zum Schwanze ein schwarzbrauner Längsstrich, die Seiten isabell- farben. Mit zunehmendem Alter wird das Colorit dunkler. Die Lebens- weise gleicht der des schweizerischen Steinbocks. In den Gebirgen Sibiriens, der Tartarei und Kamtschatkas. C. caucasica Güld. ?) Auch der kaukasische Steinbock ähnelt dem ‘ schweizerischen sehr. Seine Hörner sind kürzer gebogen, am vordern ' Rande stumpf, im Querschnitt unregelmässig dreieckig, die Knoten der Vor- derseite paarweise einander genähert. Sie divergiren von der Basis an, nähern sich aber mit den Spitzen wieder. Das Weibchen hat fast gerade kurze runzlige Hörner. Das Colorit ist oben dunkelbraun mit schwarz- braunem Rückenstreif, unter der Brust weiss, an der Hinterseite der Ober- schenkel ein weisser Streif, der Kopf grau. Auf dem Kaukasus. | 7) Gervais trennt Ibex generisch von den ächten Ziegen und nennt daher diese Art Ibex cebennarum Zool. et Pal. franc. I. 73; I. tb. 10. fig. 1—8. Es ist sehr zu bedauern, dass Gervais seine Abbildungen nicht mit einer vergleichenden Be- schreibung begleitet hat. Wir wagen es nicht, eine solche nach den Figuren zu ‚ liefern und lassen vielmehr die specifische Selbständigkeit noch zweifelhaft, wie ‚ auch der andern in. Frankreich gefundenen aber noch nicht beschriebenen fossilen , Knochen dieser Gattung. 8) Pallas, Spicil. zool. fasc. Xll. 31. tb. 3. 5; Zoograph. I. 224. tb. 15. fig. 1. 2; Schinz, neue schweiz. Denkschr. 1. 9. Tf. 1. 2; Tilesius, Isis 1835. 873; A. Wagner, Schreb, Säugeth. V.a 1297. Suppl. IV. 490. Tf. 281. Diese Art wurde von Desma- ‚ rest, Fr. Cuvier u. A. für eine blosse Varietät des Alpensteinbockes gehalten. 9) Güldenstädt, Acta petropolit. 1779. I. 273. tb. 16. 17; Pallas, Zoogr. I. tb . 17. En Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1302. Tf._281.b; Nordmann, voy. Russie merid. 48. 288 Ungulata. Bisulca. C. Walie Rüpp. !) Der Walie zeichnet sich durch sein convexes Ge- sichtsprofil und einen länglichen kegelförmigen Höcker auf der Stirn aus. Die sehr dicken Hörner des Bockes sind vorn rechtwinklig, hinten abge- rundet und haben auf der vordern Innenkante acht bis neun starke Kno- ten. Das Kinn trägt einen kurzen Bart; die Pupille ist rhomboidisch ge- spalten; die Ohren klein, der Hals ziemlich lang, die kräftigen Beine hoch, der Schwanz ziemlich lang, mit kurzem Büschel. Die Haare um die Hörner und auf dem Nacken locken sich etwas, sonst sind sie überall kurz und anliegend. Die vordere und obere Seite des Kopfes, Nacken und Rücken sind schön kastanienbraun; die Nase, ein Streifen zwischen Augen und Ohren, Seiten des Halses, des Körpers und Bug umbrarothbraun, die untere Seite überall schmutzig weiss, die Vorderseite der Beine mit schwarzen Streifen; die Schwanzspitze schwarz; Iris hellbraun, Pupille dunkelblau. In den höchsten felsigen Gebirgen Abyssiniens an der Grenze des ewigen Schnees. C. Beden?). Der Beden hat schlanke, halbkreisförmige Hörner von ansehnlicher Länge, die an der Spitze nur etwas schwächer sich krümmen als bei dem sibirischen Steinbock. An der Basis sind sie vierkantig, dann werden sie dreikantig und gegen die Spitze hin comprimirt. Die Vorder- seite trägt 14 bis 16 starke ungleiche Knoten. Der Bart erreicht halbe Fusslänge und spitzt sich zu. Am Rücken verlängert sich das Haar in eine zwei Fuss lange Mähne, während sie am ganzen übrigen Körper kurz bleiben. Um die Augen stehen einzelne schwarze Borsten. Das Weibchen ist stets kleiner als der Bock, hat nur schwache, comprimirte, vorn leicht geknotete Hörner und keinen Bart. Das Winterkleid des Bockes ist braun, die Mähne dunkler, der Mundrand und der grösste Theil der untern Kinnlade sowie der Bart schwarzbraun, die Kehle weiss, vor den Augen ein dunkler Fleck, Ohren aussen fahl, innen weiss, Hinterhals und Brust dunkler braun, von letztrer Streifen an die Beine und zu den Körperseiten laufend, Beine weiss und dunkelbraun gemischt. Unter der Handwurzel ein schwarzbrauner Ring, Zehen weiss und die Hufe schwärzlich eingefasst. Im Sommer ist die Hauptfarbe gelblich braun, die Zeichnung dieselbe. Lebt Familienweise in felsigen Gebirgsgegenden Mittelägyptens,. Syriens und des steinigen Arabiens. Die meisten Exemplare werden am Sinai erlegt. C. Pallasi Schinz. ?) Von allen vorigen Arten unterscheidet sich dieser, 1) Rüppel, Abyssin. Wirbelth. 16. Tf. 6. 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1303. Tf. 281c; Schubert, Reise Morgenl. II. 354; Capra Jaela Griffith, anim. Kingd. IV.; €. arabica Rüppell, abyss. Wirbelth. 26; C. sinaitica Ehrenberg, symb. phys. tb. 18. — Hier mag des Himalaya Ibex Blyth, Proceed. zool. soc. VIll. 80 noch gedacht werden. Derselbe hat längere Hjrner als der schweizerische Steinbock, die weniger divergiren und die Krüm- mung des Beden haben. Bei 4, Fuss Länge besitzen die Hörner 26 Knoten. Das Colorit des Haarkleides soll sepiabraun sein und das Winterwollhaar wird höher geschätzt als das der Kaschimirziege. Der Aufenthalt beschränkt sich auf die Ge- birge von Kaschmir, besonders Klein-Tibet, wo jeden Winter bis gegen 200 Stück erlegt werden und dennoch ist kein einziges Exemplar in den Sammlungen Euro- pas! — A. Wagner bei andern Gelegenheiten die barbarischen Namen gewaltsam aus der systematischen Nomenclatur verdrängend führt hier einen solchen mit Aegoceros Skyn für diese fragliche Art ein, die nicht einmal hinlänglich bezeich- ee ist, indem er nur auf das Männchen sich bezieht und das Weibchen Damnah eisst, 3) Schinz, syst. Verzeichn. Säugeth. II. 459; Aegoceros Pallasi Rouiller, Bullet. 77 Cavicornia. Capra. 289 freilich nur in einem ausgestopften Exemplare bekannte Bock durch einige entschiedene Schafscharactere. So in der allgemeinen Bildung des Kopfes und Leibes und in der Form der Hufe. Die Schnauze ist etwas gekrümmt und convex. Die schwarzen mässig dicken Hörner biegen sich halbkreisförmig nach hinten und aussen, mit der Spitze nach oben und in- nen. An der Basis sind sie fast dreiseitig, in der Mitte rundlich, gegen die Spitze comprimirt. Innen und vorn zeigen sie acht tiefe stark gebo- gene Runzeln, die sich nach aussen und hinten verlieren, an der Rücken- seite eine mittlere breite Furche. Das Haarkleid ist ziemlich lang und weich, das Wollhaar zart und kastaniengelblich, der Bart kurz, der Schwanz unten behaart. Das Golorit ist kastanienbraun, dunkler und heller, die Vorderseite der Füsse und die Einfassung der Hufe schwarz. Ein anderes als Weibchen dieser Art betrachtetes Exemplar ist bartlos und mit kleinen nur leicht gekrümmten, regelmässig geknoteten Hörnern versehen. Auf den höhern Felsengipfeln im Kaukasus. b) Hircus: die Hörner comprimirt, vorn gekielt. C. Falconeri Hügel ®). Die Schraubenhornziege hat den Habitus des gemeinen Bockes, aber in der Gestalt ihrer Hörner eine sehr characteristi- sche Zierde. An der Basis dicht aneinander stehend richtet sich jedes Horn zuerst bogenförmig auf- und abwärts zur Bildung eines grossen Halbkrei- ses, dann wendet es sich nach innen und dreht die Spitze wieder nach aussen. Beide Hörner sind stark comprimirt, zweikanlig, nicht geknotet. Ihre Innenseite ist anfangs platt und wird nach oben concav, die äussere Seite ist convex. Die Oberfläche ist gerunzelt, die hintere scharfe Kante mit tiefen Kerben versehen. Dic Hörner erreichen mit der Krümmung über drei Fuss Länge. Das Haarkleid ist kurz, Jicht und grob, am Rücken eine Art kurzer Mähne bildend; der lange Bart geht in die sehr langen vom Vorderhalse bis zur Brust herabhängenden Haare über. Das Colorit ist schmutzig weiss mit brauner Schattirung an vielen Stellen, die einzel- nen Haare weisslich mit röthlichbrauner Spitze. Die Bauchseite ist lichter als die Rückenseite, Schnauze, Kinn, ein Ring an der Handwurzel und die Schienbeine kastanienbraun, Bart und Hörner schwarz. Nach den Jahres- zeiten ändert das Colorit ab. Lebt in Klein-Tibet und der höhern Gebirgsgegend zwischen Indus, Budukshan und dem Hindu Kusch. C. aegagrus Gmel.) Die Bezoarziege ist die eigentliche wilde Ziege, von der zahmen wesentlich nur dadurch unterschieden, dass sie nicht in 9 nat. Moscou 1841. 910. tb. 11. Da die Characteristik nur von einem ausgestopften #9 Exemplare entlehnt ist: so sind weitere Untersuchungen zur Bestätigung und Er- weiterung der obigen Angaben nöthig. Die Formen der einzelnen Körpertheile, die Dimensionen, Haarkleid und Colorit sind bei der Präparation so vielen gefähr- ‘U lichen Einflüssen ausgesetzt, dass darauf begründete Eigenthümlichkeiten stets von ı sehr zweifelhaftem Werth sind. Selbst die schafähnlichen Hufe dieser Art erregen Verdacht. 4) Schinz, syst. Verzeichn. Säugeth. II. 463; Aegoceros Falkoneri A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 496; Vigne, person. narrat. Guzni etc. 1840. 86. c. fig.; Blyth, "DE Proceed. zool. soc. VIII. 80. 5) Gmelin, Reise Russl. 1774. lil. 493; Pallas, Spicileg.1776. XI. 43. tb. 5; Zoo- graph. I. 226. tb. 16; A. Wagner, Schreb, Säugeth. V.a 1315. Tf. 282; Tilesius, Isis ‚ 1835. 881: Nordmann, voy. Russie merid. III. 57. Säugethiere. 19 290 Ungulata. Bisulea. zahlreiche Racen sich verläuft, sondern in ihren Eigenthümlichkeiten be- harrt. In der Natur gleicht sie sehr dem Alpensleinbock, von dem sie aber durch ihre ächten Ziegenhörner sich schon hinlänglich unterscheidet. Diese sind vorn scharf gekantet, hinten abgerundet, bis gegen die Spitze hin stark aber unregelmässig gerunzelt. Mit geringer Divergenz krümmen sie sich in weitem Bogen nach hinten, an der Spitze stärker und sich ein- ander nähernd. Beim Bock erreichen sie über zwei Fuss Länge, bei der Ziege bleiben sie sehr klein und schwach oder fehlen völlig. Der Kopf ist vorn schwarz, der lange Bart und die Kehle braun, der übrige Körper bräunlich oder röthlich grau, nach den Jahreszeiten etwas abändernd. Die Bezoarziege bewohnt die höchsten Felsenspitzen und ist ausserordentlich scheu und furchtsam, übrigens aber sehr lebhaft und flink. Ihre Jagd ist daher sehr beschwerlich. Den Namen hat sie von eigenthümlichen Con- cretionen erhalten, die sich in ihrem Magen bilden. Auf dem Kaukasus und Taurus, in Persien, sowie im Lande der Kir- gisen und Tartaren. C. hircus Lin. 6) Die zahme Ziege ist kleiner, viel magerer, und än- dert in der Gestalt der Hörner, im Haarkleide und dem Colorit vielfach ab. Letzteres geht von Weiss durch Braun ins Schwarze über und ist einfach oder gefleckt, Das Haar ist fein, an Kopf und Füssen kurz, am Körper von sehr verschiedener Länge. Die Hörner erreichen bei dem Bocke meist eine ansehnliche Länge, sind comprimirt, gekielt, gerunzelt, verschiedentlich gekrümmt. Bisweilen verkümmern sie in beiden Geschlechtern völlig, ver- mehren sich andrerseits aber auch auf vier. Ohren und Schnauze ändern gleichfalls nach den Racen ab, der kurze Schwanz nur sehr wenig. Die Ziege hat einen höchst caprieiösen Character. Ganz im Gegen- satz zum Schaf, dessen Nutzen sie zu ersetzen gehalten wird, aber doch lange nicht liefert, ist sie lebhaft, munter, neugierig, spielt gern, sucht Händel, springt und stösst. Ihr launenhaftes Wesen kehrt aber auch die entgegengesetzte Seite heraus, indem sie mürrisch, störrig, wild und bös- artig wird. Sie folgt nicht blindlings dem Leithammel, sondern geht ihren eigenen Weg, löst sich gern von der Heerde ab, um frei umher zu springen und zu naschen. Daher kann sie auch nicht in Heerden zu mehrern Hun- dert Stück zusammengehalten werden wie das Schaf, höchstens zu 40 bis 50 Stück. Der Aufenthalt im Stalle, in Ebenen oder im Gebirge, Nahrung, Klima und Pflege üben wie auf den äussern Körperbau so auch auf das Naturell einen Einfluss aus, doch verlieren sich die Hauptzüge des Charac- ters nie ganz. Die Ziege liebt ein mageres Futter, verschmäht Moos und trockene Flechten nicht, aber nascht auch gern junges Laub und zupft die Knospen von den Bäumen, wodurch sie den Waldungen sehr schädlich werden kann und in Gegenden mit strengen Forstgesetzen zur Waldweide gar nicht zugelassen wird. Die giftige Wolfsmilch und den Schierling ver- zehrt sie ohne Nachtheil mit grosser Begierde. Gegen Hitze, Regen und Thau ist sie weniger empfindlich als gegen Kälte und feuchten sumpfigen Boden. Ihr Stall muss trocken, warm und reinlich sein. Als Stallfütterung erhält sie Heu, Kohl, Rüben und alle Gemüseabfälle aus der Küche. Salz 6) Linne, syst. nat. 12. id. I. 94; Buffon, hist. nat. V. 59, tb. 8-11; XII. 152. tb. 20. 21; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.a 1318. Tf. 233—287; Fr. Cuvier, mam- mif. livr. 6. 18; v. Tschudi, Thierleben der Alpenw. 534; Desmarest, mammal. 482; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. I. 408. Cavicornia. Capra. 291 leckt sie gern und muss es auch von Zeit zu Zeit bei der freien Berg- weide erhalten. Die Bockzeit fällt in den Herbst und nach 21 Wochen wirft die Geis ein bis drei Zicklein, die 4 bis 5 Monate säugen. Die Nutz- barkeit erstreckt sich bis ins siebente Jahr, ihr Alter aber steigt auf zwölf. Die Ziegen sollen dem ärmeren Volke die Kuh oder die Schafheerde er- setzen. Bei guter Pflege liefern sie auch reichliche Milch, die besöoders schwächlichen und kranken Leuten sehr gut bekommt. Butter wird kaum gemacht, denn der Bocksgeruch und ihre sehr schnelle Verderbniss hindern eine einträgliche Verwerthung, dagegen stehen die Ziegenkäse einzelner Gegenden in sehr gutem Ruf. Das Fleisch wird gegessen, steht jedoch dem Schöpsenfleisch nach. Das Fell wird zu verschiedenen Ledersorten und zu Pergament verarbeitet. Das Haar ist nur von wenigen Racen - geschälzt. Die Abstammung der Hausziege von der Bezoarziege lässt sich nicht mit unzweifelhafter Gewissheit nachweisen, ebensowenig die ursprüngliche Heimath. Die Varietäten, in welehe die Ziege nach und nach aus einander gegangen ist, sind zwar nicht so zahlreich als bei den meisten andern Hausthieren, doch immerhin interessant genug, um wenigstens bei den wich- tigern derselben einen Augenblick zu verweilen. Die gemeinste und am weitesten verbreitete Race ist die bei uns ausschliesslich gepflegte und da- her auch allgemein bekannte Ziege. Sie unterliegt hinsichtlich der Hörner- bildung, der- Farbe, des Haarkleides und der Milchergiebigkeit mancherlei localen Einflüssen, die aber bei Weitem nicht so tief eingreifen als bei Schafen und Stieren. Bisweilen sind beide Geschlechter völlig hornlos. In Guinea und Congo kömmt eine sehr kleine kurzbeinige Race vor, deren kurze aufgerichtete Hörner sich mit der Spitze nach vorn biegen. Ihr Nasenrücken ist etwas concav, die Haare lang und grob, die Farbe schwarz, fahl oder weiss. Die buckelnasige Ziege Oberägyptens dagegen ist hoch- beinig, hat kurze gewundene Hörner, sehr lange hängende Ohren, eine niedergedrückte Nase mit aufgetriebener Kuppe, ein grobes rothbraunes Haarkleid und tiefherabhängende Euter. Die Nepauler Ziege besitzt eben- solche nur etwas breitere Ohren, spirale Hörner, einen sehr kurzen Bart, langen Schwanz und schwarze straffe Haare. Berühmt sind die Kasche- mir- und Angoraziegen. Erstere ist von mässiger Grösse und trägt ein langes feines weisses Haar, das fast bis zur Erde herabhängt ohne sich zu kräuseln. Das seidene Wollhaar wird zu den kostbaren Tibetshawls ' verwandt. Ihre Hörner sind spiralgewunden und die Ohren hängend. Sie ist nach Europa verpflanzt und gedeiht in einzelnen Gegenden, aber artet ' aus, die Wolle wird schlechter. Die Angoraziege windet ihre Hörner spiral- förmig nach aussen, und hat ein langes seidenartiges gelocktes Haar, wel- ches die Gameelwolle liefert. Sie wird um Angora in Kleinasien in grossen Heerden gehalten. Die dritte und langhaarigste Race ist die thibetanische, deren Haare bis 1!/, Fuss lang werden. Die vielhörnige Ziege endlich trägt vier bis acht Hörner, die nach allen Richtungen aus einander gehen. Die Ziege ist gegenwärtig fast überall verbreitet mit dem Schaf und ' Rind, doch meist weniger zahlreich als diese, da ihr Nutzen ungleich ge- ringer ist, ä C. ihazal Hodgs. ?) Die himalayaische Ziege hat einen kurzen ge- 7) Hodgson, asiat. research. Calcutta 1833. XVIl.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. > 19* 292 Ungulata. Bisulea. drungenen Leib, lange starke Gliedmassen, langen dünnen Hals, mässig grossen Kopf, schmale, aufrechte, aussen kurz behaarte, innen nackte Ohren, keinen Bart und einen kurzen Schwanz. Die Hörner winden einen Kreis nach hinten ohne sich zu drehen und sind unregelmässig gerunzelt, vorn scharf. Die Haare verlängern sich am Halse, über der Schulter und längs des Rückens, wo sie gescheitelt sind und wallend herabhängen. Das Colo- rit ist schiefergrau, an den Seiten mit Rostfarben vermischt, auf Stirn, Hals und Rücken roth- oder dunkelbraun, ebenso die Vorderseite der Beine, ein Strich zwischen Auge und Mundwinkel und ein Fleck an der Unter- lippe, dagegen Schnauze, Hufe und Hörner schwarz. Das Weibchen hat vier Zitzen. Bewohnt den nepalschen Theil des Himalaya. Antilope L. Die Antilopen sind allermeist von schlankem Körperbau mit hohen dün- nen Beinen, kurzem eng anliegendem Haarkleid, ohne Bart, mit veränder- licher Gestalt der Hörner, Hufe und des Schwanzes. Die alle vorigen Cavicornier weit übertreifende Mannichfaltigkeit der " Arten gründet sich theils auf den veränderlichen Habitus im Allgemeinen, ' theils auf die Hörner-, Huf- und Schwanzbildung und einige Modificationen des Haarkleides. Wir finden darin überraschende Wiederholungen des Typus der Ziegen, Rinder und der folgenden Familie, wodurch eine scharfe Charac- teristik der Gattung ungemein erschwert ist. Die schlanken zierlichen For- ! ‘men der Hirsche und Ziegen, die plumpern gedrungenen der Stiere, selbst |: die edlen des Pferdes stehen theils durch Gruppen, theils nur durch ein- zelne Arten hier neben einander. Das kurze Haarkleid verlängert sich aller- dings nur selten am Halse mähnenartig und auch wohl an einzelnen andern Stellen. Ebenso selten und nur ausnahmsweise trägt das Kinn den Ziegen- bart, womit zugleich auch der sonst kurze Schwanz in einen Schweif sich umwandelt. Die Hörner biegen sich gleichmässig in einfachen „bis dreifachen Bogen, oder die Spitze krümmt sich stark hinterwärts nach unten aber auch J. umgekehrt nach vorn. Ausserdem kommen leierförmige, spirale und andere Biegungen vor. Abweichend von den vorigen Gattungen ist das Auftreten j, ganz gerader Hörner, die Richtung derselben in der Längsachse des Kopfes oder doch nur wenig von dieser divergirend, die sehr genäherte Stellung auf der Stirn und der Mangel innerer Höhlen im knöchernen Hornzapfen. " Die Dicke und Länge der Hörner variirt sehr. Meist sind sie rund, doch V.a 1310. Tf. 281d; Blyth, Ann. mag. nat. hist. 1841. VII. 258. — Hodgson hat für 7 diese Art später wegen der vier Zitzen und der feuchten Muffel die Gattung He- mitragus aufgestellt und Ogilby einen Kemas hylocrius Proceed. zool. soc. 1837. 81. ‚von Malabar, der kleiner ist, dessen Hörner an den Spitzen stark divergiren; der | Pelz grob, kurz, kraus und purpurarlig chokoladenfarben. Vielleicht gehört dazu auch Blainville’s Aegagrus cossus, von Hamilton C. jamlahica Griff. anim. Kingd. V. 872 und von A. Wagner Aegoceros tubericornis Schreb. Säugeth. V.a 1314 genaunt. Bei ihr sind die Hörner ganz flach gedrückt und mit den Spitzen sehr stark gegen If einander geneigt, die vordere Kante mit sieben runden Knoten besetzt. Das Haar | ist noch länger, licht rehfarben mit braunen Stellen und einigen schwarzen Streifen. f Pomel gedenkt Compt. rend. 1844. XIX. 225. eines Oberkieferfragmentes aus dem Puy de Dome und begründet darauf C. Rozeti, welche mit der Hausziege bis auf sehr geringfügige und wie es mir scheint werthlose Unterschiede in den Zäh- nen übereinstimmt. an u 2 — u E-3 €— 2 Fr man 2 u — 3 Cavicornia. Antilope. 293 fehlt es auch keineswegs an kantigen, gekielten und comprimirten. Die Wachsthumsquerrunzeln sind sehr deutlich, die dicken Querwülste der Stein- böcke kommen niemals vor. In Bezug auf die Geschlechter fehlen Hörner dem Weibchen völlig, während bei andern Arten Männchen und Weibchen damit geziert sind. Als besondere Merkwürdigkeit verdient schon hier Be- achtung das einmalige normale Vorkommen von vier Hörnern und die ebenso normale Gablung der Spitze bei einer Art, der einzige Fall in der ganzen Familie der Cavicornier. Die Nasenspitze ist nackt ah behaart, nen, und Inguinalgruben fehlen oder sind vorhanden, die Hufe sind schmal, lang und niedrig oder kürzer, breiter und höher, Afterklauen verkümmern biswei- len. Das Weibehen hat 2, 4 oder ausnahmsweise 5 Zitzen am Euter. Die _ Tragzeit pflegt sechs Monate zu dauern. Die Eigenthümlichkeiten der innern Organisation lassen sich, da der grössere Theil der Arten nur erst im Balge Ron ist, für die Gattung im Ä Allgemeinen nicht angeben. Wir ziehen es bei der hier sehr gewagten | allgemeinerung der len Untersuchungen vor, lelztere Bei ee betref- fenden Arten mitzutheilen. Die Antilopen leben paarweise, in Familien oder Heerden in felsigen, gebirgigen oder offenen und ebenen Gegenden, wo sie von Gras, Alpenkräu- tern, Laub und Baumknospen sich nähren. Sie sind ungemein scheu und furchtsam, daher ihnen das feine Gehör und der gute Aermeh vortreffliche Dienste leisten. Die Munterkeit der Ziegen ohne deren Launen, die Neu- gierde und eine seltene Liebe zur Freiheit ist ihnen eigen. Dennoch lassen ‚sich einige ohne Mühe zähmen. Nutzen gewähren sie verhältnissmässig sehr wenig. Die Jagd wird daher auch meist aus blosser Leidenschaftlichkeit, wegen des in Ueberwindung grosser Beschwerden und Gefahren liegenden ‚ Reizes betrieben. Von einzelnen Arten ist das Fleisch sehr schmackhaft und ' das Fell liefert ein vortreffliches Leder. Die Arten treten in frühern Schöpfungsperioden nur sehr sparsam und seit der jüngern Tertiärzeit auf, merkwürdiger Weise aber zugleich in Bra- ' silien, während gegenwärtig ganz Südamerika keine einzige Art aufzuweisen hat. Ihre eigentliche Heimath ist vielmehr Asien und Afrika, Europa und Nordamerika haben nur sehr wenige aufzuweisen. Der Verbreitungsbezirk ‚scheint bei den meisten Arten sehr beschränkt zu sein. Da die Modificationen der Charactere nicht parallel neben einander fort- laufen, sondern scheinbar ohne allen innern Zusammenhang durch einander auftreten: so ist es äusserst schwierig die sehr grosse Zahl der Arten in ‚naürliche Gruppen zu ordnen. Die auf die allgemeine äussere Erscheinung begründete Eintheilung in hirschähnliche, ziegen-, stier- u. s. w. artige lässt sich nicht scharf characterisiren und in sich abgränzen. Das Vorkommen ‚der Thränengruben, die Beschaffenheit des Haarkleides und andere äussere ‚ Charactere scheiden wohl einzelne Gruppen aus, aber lassen die Verwandt- ‚schaft anderer zweifelhaft. Es scheint daher immer noch das grösste Ge- ‚ wicht auf die Bildung der Hörner gelegt und dieser die andern Eigenthüm- ‚lichkeiten zur schärfern Characteristik beigefügt werden zu müssen. Die vielen Versuche, welche zur Gruppirung der Arten vorliegen, mitzutheilen würde die Einsicht in die ganze Mannichfaltigkeit wenig erleichtern. Wir ordnen die Arten nach folgenden Characteren an einander, 294 Ungulata. Bisulca, A. Beide Geschlechter gehörnt. 1. Oryx: grosse gazellenartige Antilopen mit sehr langen, geraden oder einfach nach hinten gekrümmten Hörnern, ohne Thränen- und Inguinalgruben und mit vier Zitzen am Euter. a) Hörner sehr lang, wenig oder gar nicht gekrümmt; Schwanz stark ge- quastet. Oryx. A. ory& Pall.?) Der capische Gemsbock hat die stattliche Grösse des Hirsches und übertrifft denselben sogar noch etwas. Sein Hörner- schmuck zeichnet ihn vortrefflich aus. Fast schnurgrade steigen die schwarz- braunen Hörner von der Stirn, wo sie einander sehr genähert sind, nach hinten auf und divergiren wenig bis zur Spitze hin mit zwei bis drei Fuss Länge. Nur die Spitze senkt sich oft etwas aus der geraden Richtung herab. Das untre Drittheil ist stark geringelt, mit etwa 20 welligen Ringeln, die Spitze glatt und scharf. Die Hörner des Weibchens sind etwas klei- ner und schwächer. Die Hauptfarbe des Haarkleides ist aschgrau ins Bläu- liche oder Röthliche ziehend, die Haare kurz, straff, dichtanliegend, von der Mitte des Rückens bis auf den Hals nach vorn gerichtet, etwas verlängert und dunkelbraun. Ein Streifen braunschwarzer längerer Haare zieht von der Kehle herab und breitet sich auf der Brust aus, hinter derselben sich theilend und bis zu den Schenkeln verlaufend.. Bauch und Beine sind schmutzig weiss, letztere mit schwarzbraunem Streif, der Hinterrücken dun- kelbraun, das Gesicht weiss mit schwarzen Längs- und (Querbinden, die Nasenspitze kahl und schwarz, der langbehaarte, bis über das Hackenge- lenk hinabreichende Schwanz dunkelbraun mit schwarzer Spitze. Die Ohren sind hoch und zugespitzt; die Hufe sehr lang, die Afterhufe ebenso und spitzig, beide im Skelet verhältnissmässig klein. | Die Verbreitung beschränkt sich auf die Südspitze Afrikas und die ” Küste des rothen Meeres, wo dieser Gemsbock paarweise oder in kleinen Rudeln die offnen Gegenden durchstreift. Flüchtig und scheu vertheidigt ” er sich in der Gefahr gegen reissende Thiere und Jäger mit seinen spitzi- gen Hörnern muthig. Letztere weiss er als sehr gefährliche Waffe zu be- nutzen. Sein Fleisch ist sehr schmackhaft und seine Haut liefert. ein ge- schätztes Leder. A. leucoryx Pall.?) Die weisse Antilope unterscheidet sich vom ca- 8) Pallas, Spicil. zoolog. I. 14; XII. 16; Lichtenstein, Berlin. Magaz. VI. 159;, Sparrmanns Reise 514; Barrow, Reise I. 131; Lichtenstein, Reise II. 38; Fr. Euvier, dict. sc. nat. II. 237; Buffon, hist. nat. XU. 212. 272; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1177. Tf. 257; synonym ist A. bezoartica Pall. und Orya capensis Harris. und! Sunde- vall. Nach Harris soll das Weibchen nur zwei Zitzen haben, — Rüppell beschreibt in seinen neuen Wirbelth. Abyss. 14. Tf. 5 eine Art als A. beisa, welche nur im Colorit von A. oryx abweicht, in der Grösse und Natur, in den schnurgraden Hör- nern, dem Haarkleide, dem stark gebüschelten Schwanz, den langen Hufen, der Lebensweise, kurz in jeder andern Beziehung damit übereinstimmt. Die Haupt- farbe ist nämlich fahlgrau isabellfarben, die. schwarzbraunen Binden im Gesicht etwas anders gestaltet und die seitlichen Bauchstreifen nicht auf die Schenkel herablaufend. Wenn nun auch A. Wagner zu dieser unsrer Ansicht nach bedeu- tungslosen Unterschieden den Mangel eines borstigen Haarbesatzes am Kehlkopfe, der bei A. oryx nicht einmal allgemein zu sein scheint, hinzufügt; so. wird da- durch die Existenz der Art nicht fester begründet, Rüppell gibt die Verbreitung, an der ganzen Küste des rothen Meeres und vielleicht in Aegypten an. 9) Pallas, Spicil. zoolog. XM. 17. 61. tb. 3. fig. 1; Pennant, Hist. I. 76. tb. 12, Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1180. Tf. 256.b — Fr. Cuvier identificirt diese Art Cavicornia. Antilope. 295 pischen Gemsbock durch ihre breitere Schnauze, den kürzern dickeren Hals, den längern Schwanz, die höher hinauf geringelten (mit 26 bis 40 Ringeln) und säbelförmig gebogenen Hörner und das weisse Haarkleid, welches nur am Halse etwas rostfarben, in einem Flecken auf der Stirn und einem Backenstreifen mattbraun und in der Spitze der Schwanzquaste schwarz ist. Auch scheinen der Leib und die Beine kräftiger zu sein. Naturell und Lebensart sollen mit voriger Art übereinstimmen, doch fehlen darüber zuverlässige Beobachtungen. Lebt in Arabien, Persien und den obern Nilländern von Cordofan und Sennaar bis nach Aegypten. j A. gazella Pall.!) Der Algazel schliesst sich vorigen beiden Arten innig an, wird aber wegen seiner langen dünnen Hörner, deren Krümmung dem Abschnitte eines weiten Kreisbogens gleicht: und deren kleine Ringel nur am untern Drittheil auftreten, ferner wegen der schwach angedeuteten Thränengruben, der behaarten Schnauze und der feinen Haare getrennt. Die Farbe ist an Hals und Brust dunkel fahl, am Rücken und den Seiten hell fahl, am Bauche, den Füssen und Schwanz weiss, letztrer mit dunkel- brauner Quaste; Kopf weiss mit zwei dunkelbraunen Flecken von den Hör- nern über die Augen herunter und einem solchen auf der Stirn. Am Senegal. b) Hörner kürzer, in starkem Bogen gekrümmt; Schwanz mit dünnem Pinsel. Aegoceros. | A. leucophaea Pall.?) Die blaue Antilope hat die ansehnliche Grösse ‚ der vorigen Arten und unterscheidet sich sogleich durch ihr langes, feines, ‚ seidenartig glänzendes Haar, Die Hörner scheinen zwei Fuss Länge nicht ‚ mit dem capischen Gemsbock und in der That verlieren auch die angeführlen Un- ' terschiede viel, wenn man erwägt, dass sie nur auf zwei ällern Abbildungen beru- ‚ hen. Das Thier selbst ist von spätern Reisenden nicht wieder beobachtet. Dage- ‚, gen ist von Hemprich und Ehrenberg eine A. ensicornis symb. yhys. I. tb. 3. in . Nubien erkannt worden, die so sehr mit jener ältern Art übercinstimmt, dassLich- ‚ tenstein mit Recht beide vereinigt. Ihre Eigenthümlichkeiten liegen nämlich in der gelblichweissen Farbe und in vier mattbraunen Flecken und Streifen am Kopfe. Lichtenstein nimmt an, dass diese säbelhörnige Antilope als Geschenk oder in Kauf ‚ aus dem östlichen Afrika nach Asien übergeführt sei, da die Nachrichten von A. ‚ lerıcoryx nur auf gefangen gehaltene Exemplare sich beziehen. Rüppell widerspricht , zwar der Lichtenstein’schen Ansicht, aber ohne Gründe beizubringen und nennt die ‚ Ehrenbergsche Art A. algazella neue Wirbelth. 26. indem er zugleich erklärt, dass Smith in Griff. anim. Kingd. 189. ein von ihm erlegtes Exemplar als A. Tao aufführt. 1) Pallas, Spicil. zool. Xll. 17; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1182. Tf. 257.a; ‚ Fr. Cuvier, hist. nat. mammif. 1839. livr. 3. — Die Hörner dieser Art waren schon ‚ Aldrovand‘, Gessner und andern Alten bekannt, ohne dass’ man damals wusste, woher dieselben stammten. Man glaubte sie dem Bezoar liefernden Thiere zuschrei- ben zu müssen, daher auch die Benennung A. bezoartica für dieses angewandt ‚worden. Buffon bildet hist. nat. XI. 211. Tf. 33. fig. 1. 2 das Horn unter dem ‚ Namen Algazel ab und eben denselben hat auch Cuvier beibehalten als er das le- , bende Thier in Paris zeichnete und beschrieb. Rüppell erklärt dieses nun für ‚ identisch mit der ostafrikanischen säbelhörnigen Antilope. Die Frage über das verwandtschaftliche Verhältniss mit voriger Art kann mit den vorliegenden Beob- achtungen noch nicht entschieden werden. 2) Pallas, Spicil. zool. I. 6. XII. 12; Sparrmann, Reise 516; Lichtenstein, Reise Il. ‚ 121; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 168. tb. 20; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1185. , Tf. 278; A. equina Desmarest, mammal. 776; A. Wagner, Schreb. Säugelh. IV. 482; ‚ A. barbata Griff. anim. kingd. V. 813. — Das Weibchen soll’ nach Harris keine Hör- ‚, ner haben. Derselbe unterscheidet Transact. zool. soc. Il.c 213. tb. 39 und Wahl- 296 Ungulata. Bisulca. zu erreichen, sind in schönem Bogen gekrümmt, etwas comprimirt, in den zwei untern Drittheilen mit 20 bis 28 unregelmässigen Ringen besetzt. Die kahle Nasenspitze ist schwärzlich, das Gesicht vor den Augen schnell verschmälert, die Ohren lang und schmal, weissgrau mit bräunlich gemischt; der Hals mit kleiner, dünner, aufgerichteter Mähne, auch die Haare unter dem Halse verlängert, die Beine dünn, mit kleinen schwarzen Hufen. Die Hauptfarbe ist weissgrau mit bräunlicher und schwärzlicher Mischung, oben überall und an der Vorderseite der Beine dunkler; Oberlippe, Wangen, Unterkiefer, Kehle, Bauch, Innenseite der Beine und Zehen weiss, über je- dem Auge ein schwarzer Fleck, die untere Hälfte des Schwanzes weiss, der Pinsel mit grauen und schwärzlichen Haaren. Bei einem andern Exem- plar ist die Farbe im Allgemeinen gelblich mit russig Rostbraun gemischt, die dunklern Stellen etwas anders, der Schwanzpinsel schwarz. Die Art weidet am Vorgebirge der guten Hoffnung in kleinen Familien und ist jetzt ungemein selten. 2. Bubalus: grosse plumpe Antilopen mit spiralgewundenen Hörnern, mehr weniger hohem Widerrist und abschüssigem Rücken, kurzem Schwanz und 2 bis 4 Zitzen. a) Hörner lang, spiral; keine Thränen- und Inguinalgruben; vier Zitzen. A. addax Lichtst. ?) Die Schraubenantilope gleicht in Grösse und der plumpen Gestalt vielmehr einem Esel als Hirsch und zeichnet sich so- gleich durch ihre schraubenförmig gewundenen Hörner aus. Dieselben sind lang, stark, in den untern zwei Drittheilen mit etwa 36 schiefen, unregelmässigen Ringeln versehen, dann gerade, platt, glatt, jedes zwei Spiralumgänge windend. Das kurze grobe Haarkleid liegt dicht an. Auf der Stirn und an der Kehle sind die Haare verlängert. Die Färbung ist gelblichweiss mit bräunlichem Halse und noch dunklerem Kopfe. Ueber den Nasenrücken läuft ein weisser Querstreif und an den Augen sowie an der Oberlippe liegt ein weisser Fleck. Der Schädel ist schmal und hoch, die Nasenbeine vorn abgestutzt und nicht frei vorragend, zwischen Stirn-, Thränen-, Kiefer- und Nasenbein eine Lücke. Thränen- und In- guinalgruben fehlen. In den sandigen Steppen Nubiens, in Aegypten, Arabien in Rudeln und Heerden z. Th. sehr gemein. b) Hörner unregelmässig gewunden; Thränengruben klein; keine Inguinal- gruben; zwei Zitzen. A. bubalis Pall.*) Der plumpe Körperbau, der lange Kopf, der hohe ' berg, Archiv skandin. Beitr. 1845. 414 eine A. nigra, welche Laurillard nur für das Sommerkleid der A. leucophaea erklärt. Das Männchen ist intensiv glänzend schwarz mit dunkelbraunem Schimmer, ein schmutzig weisser Strich läuft vom Auge zum Munde, ebenso sind Wangen, Kinn und Kehle, die Ohren kastanienfarben mit schwarzer Spitze, Unterleib, Hinterkeulen und Innenseite der Schenkel rein weiss, die gehörnten Weibchen dunkelkastanienbraun ins Schwarze ziehend. 3) Lichtenstein, Abhandl. berl. Akad. 1824. 215. Tf. 2; Fr. Cuvier, mammif. IM. livr. 57. 58; Rüppell, zool, Atlas 19. Tf. 7; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 456. Tf. 276a; A. suturosa Otto, nov. act. Leop. Xll.b 521. tb. 48; A. gibbosa Savi, Isis 1832. 502; A. nasomaculata Blainville, Bull. soc. phil. 1816. 78; Isis 1819. Tf. 12; A. mytilopes Ham. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 204. Die Synonyme beruhen theils auf jugendlichen Exemplaren mit geraden oder schwach gebogenen Hörnern, theils auf geringen Farbendifferenzen. 4) Pallas, Spicil. zool. Xll. 16; Buffon, hist. nat. XII. 294. tb. 37. 38; Goldfuss, Cavicornia. Antilope. 297 Widerrist entfernen diese Art von dem Antilopentypus und nähern sie dem Rinde, daher sie auch in ihrer Heimath wildes Rind genannt wird. Sie wird etwas grösser als der Hirsch und ist gelblichrothbraun gefärbt bis auf die schwarzbraune Schwanzquaste. Der Kopf ist relativ sehr lang, die Stirn schmal, die Augen nach oben gerückt. Die dicken Hörner er- heben sich dicht neben einander, anfangs in sanften Bogen nach vorn und aussen, dann biegen sie sich plötzlich nach hinten und aussen. Bei Fuss Länge sind sie schon über einen halben Fuss dick an der Basis. Die Ringeln treten nur an der Innenseite stark hervor; an der äussern sind sie verwischt; von der plötzlichen Krümmung an ist die Oberfläche glatt. An den Thränenhöhlen stehen Haarbüschel, an der Schnauze einzelne Bor- sten. Die Gegend über den Schultern erhebt sich höckerartig und von da an fällt der Rücken nach hinten ab. Die Hufe sind lang und schwarz, die Afterhufe ziemlich gross. Der Schädel zeichnet sich schon durch seine auffallend schmale und lange Gestalt aus. Die kleinen Augenhöhlen sind durch einen weiten Zwischenraum von den plumpen Hörnern getrennt. Die sehr schmalen Nasenbeine greifen mit vereinter Spitze tief in die Stirn- beine ein und reichen vorn nur wenig frei hervor. Hier legen sich die Zwischenkiefer eine Strecke weit an. Im hintern Theile sind sie scharf begrenzt und keine Lücke neben ihnen vorhanden. In der Wirbelsäule neigen sich die langen Dornfortsätze des 7. Hals- und ersten Rückenwir- bels nach vorn. Der zwölfte rippentragende Wirbel ist der diaphragma- tische. Die Gräte des Schulterblättes -liegt weit vom Vorderrande entferi:t, Oberarm und Oberschenkel sind ziemlich stark gekrümmt, die Elle in der obern Hälfte von der Speiche getrennt. Die Kuhantilope bewohnt das nördliche Afrika, besonders die Wüste und bis Aegypten hinein. Sie hält sich in Heerden beisammen und ist flüchtig und scheu. Zum Kampfe steckt sie den Kopf zwischen die Vor- derbeine und stürzt sich dann auf den Feind los, um denselben durch Emporstossen des Kopfes mit den starken spitzen Hörnern gefährlich zu verwunden. Diese Vertheidigungsart ist den Antilopen überhaupt eigen, während die Ziegen mit dem Kopfe von oben nach unten stossen. Jung eingefangen lässt sich die Kuhantilope leicht zähmen und geht mit dem Rindvieh auf die Weide. A. caama Cuv.?) Die Ochsenantilope unterscheidet sich von voriger Art durch ihren noch längern und schmäleren Kopf und durch die schlan- keren Hörner, deren letzte nach hinten gerichtete Biegung winklig, wie gebrochen erscheint. Ueberdiess sind ihre zahlreichen Ringeln deutlicher, ‚ ihre Spitzen länger und schärfer, ihre ganze Richtung weniger seitlich. Die ' Augen sind gross, lebhaft und schwarz. Die Grundfarbe ist zimmtbraun, die Stirn schwarz und solche Streifen zu den Nasenlöchern hinabsendend, am innern Augenwinkel ein gelblichweisser Fleck, die Unterlippe, der vor- ' dere Theil des Vorderbugs, vordere Seite der Vorderbeine bis an die Hufe ' schwarz, ebenso die Aussenseite der Hinterbeine, ein Rückenstreif von den ' Ohren bis zum Schwanze schwarzbraun, der Bauch und die Innenseite der Schreb. Säugeth. V. 1171. T£f. 277b; Fr. Cuvier, mammif. Il. livr. 5L; Menagerie du ‚ Mus. 1803. tb.; Bubalis mauretanica Sundevall, Wiederk. 83. | 5) Cuvier, Menag. du Mus. 1803; Sparrmann, Reise 125. Tf. 11; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1174. Tf. 277; A. Wagner, ebd. IV. 169; A. Smith, Ilustr. 12. tb. 30; Harris, portraits II. 29. tb..7; Fr. Cuvier, dict, sc. nat. ll. 242. 298 - Ungulata. Bisulea. Beine weissgelb. Die Ohren innen weiss, die Thränenhöhlen mit Haarbürste, die Füsse schlank, Hufe und Afterklauen klein und schwarz, der Schwanz dünn, die Haare sehr fein, etwa Zolllang. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen und hat schwächere Hörner. Im südlichen Afrika in Schaaren bis zu einigen Hundert Stück. A. Lichtensteini Peters °). Der Kopf verschmälert und verlängert sich bis zur Missstaltung des Thieres. Die Hörner stehen viel weiter auseinan- der als vorhin, sind an der Basis sehr platt, doppelt so breit als dick, erst horizontal nach aussen und hinten sich biegend, dann nach oben und in- nen gekrümmt und zuletzt rechtwinklig nach hinten sich wendend. Nur an der Basis haben sie schwache Ringel und in der letzten Beuge einige Wülste. Die Thränengrube ist punctförmig und liegt frei. Die Nasenkuppe ist schmal und der äussere Rand der Nasenlöcher behaart; der Widerrist bucklig erhöht und der Rücken abschüssig; die Beine schlank, die Hufe spitz und hoch; die Afterklauen ziemlich gross; der Schwanz dünn behaart, unten nackt, mit langem, dünnem Büschel. Die Oberseite von den Hör- nern bis zur Schwanzwurzel ist glänzend zimmetbraun, von dem Röthlich- gelb der Seiten scharf abgesetzt, dieses nach unten in Isabellgelb über- gehend, Schnauzenrand und Vorderseite der Füsse schwarz, ebenso Hörner und Hufe; die Augen rothbraun. Am Schädel ragen die Hornkerne wie bei vorigen nach hinten über, aber die Augenhöhlen liegen vorn nicht so weit abgerückt. Auf der Grenze der Antlitzknochen findet sich keine Lücke. In den grasreichen Ebenen von Mossambique einzeln und schaaren- weise. A. lunata Smith ?) Der Kopf dieser Antilope ist ebenfalls sehr lang und stark comprimirt, die Lippen mit starken Borsten besetzt, der Wider- rist sehr hoch und der Rücken stark abschüssig, die Beine schlank, die Hufe lang und schmal, die ovalen Ohren sind wie vorhin innen mit Reihen langer Haare besetzt, auch die Thränengruben und der Schwanz wie bei voriger Art. Die Hörner erheben sich weit von einander getrennt, erst auf-, rück- und auswärts, dann wenden sie sich im sanftem Bogen nach innen und wenig nach unten. Sie sind stark, cylindrisch, mit 10 bis 12 Ringen versehen. Die Färbung ist tief schwärzlich braun, unten falb, vom Scheitel bis zur Nase ein dunkel bräunlichgrauer Streifen, ein ebensolcher oder schiefergrauer an der Aussenseite der Vorder- und Hinterbeine, die Augen licht bräunlichroth, die Muffle schwarz. Der Schädel ist etwas kür- zer als bei vorigen Arten und die Hornkerne nicht über die Nackenfläche hinausragend. In Afrika vom Lande der Beschuanen bis zum Wendekreise schaaren- weise in baumreichen und waldigen (regenden. 6) Peters, Säugelhiere 190. Tf. 43. 44. 7) Hamilt. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 352; Illustr. 13. tb. 31; Harris, por- traits II. 33. tb. 8; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 471. — Hier mögen noch zwei nur in Hörnern vom Senegal bekannte Arten Erwähnung finden, deren Verwandt- schaft und Selbständigkeit noch sehr fraglich ist. Die erste ist A. Koba Erxl. Buf- fon, hist. nat. XI. tb. 32. fie. 2 oder A. senegalensis Cuvier, dict. sc. nat, II. 235. Die Hörner krümmen sich wie bei jüngern Schraubenantilopen oder wie: bei. Gazel- len und haben 17 Ringeln. Ihre Grösse deutet auf ein Thier von Hirschgrösse. Die Hörner von A. Kob Erxl. Buffon, hist. nat. XI. ib. 32. fig. 1 krümmen sich ein- facher und haben nur sieben Ringeln, die an der innern: und vordern Fläche her- verireten. Cavicornia. Antilope. 299 3. Catoblepas: Antilopen mit Pferdestatur, mit Mähne und langem Schweif, mit nach vorn gerichteten Hörnern, kleinen Thränenbälgen und zweı Zitzen. A. gnu Zimmerm. $) Das Gnu gleicht in seiner äussern Erscheinung einem eselsgrossen Pferde mit Stierkopf. Die Hörner bedecken mit ihrer umfangsreichen Basis den obern Theil des Kopfes. Sie richten sich zuerst etwas nach aussen, dann mit zwei Drittheilen ihrer Länge schief nach vorn und unten und richten endlich die Spitze senkrecht nach oben. Anfangs rauh und rund comprimiren und glätten sie sich nach oben. Die Augen sind gross, dunkelbraun, ringsum mit steifen langen weissen Borsten um- kränzt, die in den Blick viel Wildheit bringen. Die sehr kleinen Thränen- bälge fasst ein Busch schwarzer Haare ein. Die Nasenlöcher sind halb- mondförmig, breit geschlitzt, die Schnauzenspitze schwarz, fast kahl, die Ohren kurz und mit kurzen dunkelbraunen Haaren bekleidet. Auf dem Nasenrücken richten sich verlängerte borstige Haare nach oben, an den Lippen stehen weisse Bartborsten und von der Unterlippe bis zur Kehle kurze weisse oder braunschwarze Barthaare. Der Hals ist kurz und stark und mit einer aufrechten schwarzen Mähne geziert, deren Grund weiss eingefasst ist. Auch an der Unterseite des Halses, der Brust und am Bauche verlängern sich die Haare etwas. Der Rücken ist seiner ganzen Länge nach breit und gerundet wie beim Pferde. Der vollkommene Pferdeschweif misst zwei Fuss Länge und trägt bräunlichweisse Haare. Die Farbe ist dunkelrostbraun. Junge Kälber sind bleich hellbraun, am Bauche weiss, aber die Mähne schon schwarz, der Bart grau. Das Weibchen bleibt in der Grösse etwas hinter dem Kalbe zurück. Der Schädel ist lang und schmal, die Hornzapfen an der Wurzel ungemein gross, zackig und rauh, weit die Hinterhauptsfläche überragend. Wie in der äussern Gestaltung spricht sich auch in der Lebensweise und dem Naturell eine Aehnlichkeit mit dem Pferde aus. Das Gnu ist das schnellste Thier in den südafrikanischen Ebenen und zeichnet sich durch Stärke, Muth und Ausdauer aus. Seine feine Nase und das scharfe Gesicht verrathen ihm Gefahren schon auf weite Entfernung. Dann flieht es im schnellen Galopp. Wird es aber verwundet: so stürzt es sich wüthend auf seinen Gegner los. Es lebt in Heerden beisammen und. lässt sich auch jung eingefangen nicht zähmen. In den Menagerien bleibt es im- mer wild. A. taurina Smith ®) Etwas grösser als das Gnu, im vordern Körper- theil ansehnlich stärker, der Widerrist. bucklig erhöht, der Hals stark und der Kopf sehr lang. Die Nase ist sonderbar adlerartig, mit ausserordent- lich groben schwarzgrauen Haaren bedeckt. Die Muffel ist breit, viereckig, schlotterig, nackt, mit weiten hängenden Naslöchern, die mit einer beweg- lichen Klappe versehen sind. Die schwarzen Hörner liegen horizontal auf ' der verlängerten Stirn und wenden ihre Spitzen nach oben und innen. ' Ihre Wurzel ist rauh. Auf der Länge des Halses bis hinter den Widerrist flattert eine glänzend schwarze krause Mähne. Am Kinn hängt ein krau- 8) Zimmermann, geogr. Gesch. 1. 102; Sparrmann, Reise 439; Fr. Cuvier, . mammif, 1820. livr. 16. tb. 15. 16; Buflon. hist. nat. suppl. VI. tb. 8. 9; Goldfuss, . Schreb. Säugeth. V. 1165. Tf. 280. 9) Ham. Smith, Ulustr. 16. tb.. 38; A. gorgon Griff. anim. kingd. IV. 371; Harris, portraits L 13:. tb. 4; A. Wagner,. Schreb. Säugeth. 1V.. 474. 300 Ungulata. Bisulca. ser borstiger schwarzer Bart, der sich bis zur Brust fortsetzt. Der Schweif ist schwarz. Die Augen, klein und schwarz, funkeln trotzig und wild. Unter jedem liegt eine grosse nackte Drüsengrube. Die Gliedmassen sind schlank und kräftig, die Hufe blauschwarz, klein und zugespitzt. Der dichte weiche Pelz ist im Allgemeinen dunkelaschgrau mit Braun unterlaufen und mit unbestimmt verticalen Streifen geschmückt. Am Arme liegen vier bis fünf horizontale Streifen. Grosse Heerden bewohnen die waldigen Gegenden Südafrika’s nord- wärts vom ÖOrangefluss. Bei drohender Gefahr fliehen sie nicht scheu, sondern greifen an, weichen aber nach dem ersten Angriffe mit schwingen- dem Schweif und die Ramsnase zwischen die Knie steckend. Dann halten sie in einiger Ferne wieder still und ordnen ihre Hörner in eine undurch- dringliche Fronte, bis ein neuer Angriff sie abermals in die Flucht treibt. 4. Bovina: plumpe Antilopen von Rinderstatur, mit kurzen starken kegelförmi- gen geraden Hörnern, ohne Thränengruben, mit vier Zitzen. a) Hörner gerade, ohne Kiel; keine Mähne; Hufe breit. Anoa. A. depressicornis Smith 1) Von untersetzter, kurzbeiniger, büffelähn- licher Gestalt zeichnet sich diese Antilope durch ihren dicken Kopf, die breite Stirn und die wenig vorspringende, breite, nackte Muffel aus. Ihre Hörner messen noch nicht einen Fuss Länge und sind dabei an der Basis schon über fünf Zoll dick, Sie sind ganz gerade, kaum divergirend, nach hinten gerichtet, an der Basis von vorn nach hinten zusammengedrückt und geringelt, nach oben schnell verdünnt, glatt und scharfspitzig, schwarz. Die Ohren sind von mässiger Grösse und schmal; der Hals kurz und dick. Die Vorderbeine krümmen sich etwas wie bei dem Ochsen und die Hufe sind sehr breit und hoch. Der Schwanz ist kurz, an der Wurzel dick, am Ende mit einem Büschel langer Haare versehen, deren Spitzen kaum das Hackengelenk erreichen. Die Farbe ändert individuell ab. Ein Männ- chen war hellbraun, oben dunkler, unten heller, die Beine chocoladenbraun, die Behaarung fein, spärlich, sehr kurz. Ein Weibchen mit dünnerem Schwanze und kurzbeiniger, war dagegen ganz schwarz, ein Junges braun und ein noch jüngeres Kalb lichter, ins Falbe ziehend. Bewohnt die Wälder von Celebes und hat ein sehr wildes Naturell. b) Hörner an der Spitze etwas gekrümmt, mit schraubenförmig gedrehtem Kiel; eine starke Mähne; Hufe verschmälert. Damalis. A. oreas Pall.?) Die Elennantilope übertrifft die Vorige an Grösse, 1) Ham. Smith, Griff. anim. ae IV. 293; Quoy et Gaimard, Ann. sc. ‚nat. 1829. XVII. 423. tb. 20; voy. Astrol. zool. I. 136. tb. 26. 2) Pallas, Spicil. zool. X. 17; Pen Reise I. 145. Tf. 3. fig. 1; Sparrmann, Reise 504; Lichtenstein, Reise I. 155. II. 39. 462; Buffon, hist. nat. XII, tb. 46.b fig. 3. 4; Goldfuss, Schreb. Säugelh. V. 1153. Tf. 256; A. Wagner, ebd. IV. 465; Harris, portraits 1. 23. tb. 6; Fr. Cuvier, diet. sc. nat. I. 244. — Smith scheidet davon ein Damalis canna Griff, anim. kined. IV. 357 auf geringe Unterschiede in den Hörnern, der Farbe u. s. w. Hach Harris beruht derselbe äuf einem nicht ganz ausgewachsenen Männchen. Auch Grays Boselaphus derbianus', Ann. mag. nat. hist, 1347. XX. 286 ist hier zu erwähnen. Der Hals, Vordertheil der Unterseite, Rücken- linie und ein Fleck an den Vorderbeinen ist schwarz, die Seiten mit 14 bis 15 schmalen, senkrechten weissen Linien geziert und der untere Theil des Halses mit. einem weissen Kragen versehen. Die Haut des Thieres war vom Gambia. Cavicornia. Antilope. 301 in der sie einem stattlichen Pferde gleichkömmt. Eine Mahne beginnt auf der Stirn und läuft bis auf die Schulterhöhe, welche beträchtlicher ist als vorhin. An der Brust trägt sie eine mit einem langen Haarschopf besetzte Wamme. Brust und Bug sind schwach, der Kopf ganz antilopenartig. Die anderthalb Fuss langen Hörner sind an der Wurzel sehr stark, bei Kälbern und dem Weibchen ganz gerade, bei dem Männchen mit der Spitze etwas nach vorn gebogen. Von der Basis bis zur Mitte sind sie gedreht und haben eine schraubenförmige Oberfläche, in der obern Hälfte aber verlau- fen die Hornfasern in gerader Richtung, die Spitze ist rund und glatt. Die Oberlippe ist etwas aufgetrieben, die Augen dunkelbraun, ihr oberes Lid mit kurzen Wimpern, die Ohren ziemlich lang und spitzig, die Zunge mit kleinen schwarzen, symmetrisch vertheilten Flecken besetzt, das Zahnfleisch schwarz gerandet, an der Kehle eine kropfartige Auftreibung, der Schwanz ganz ochsenähnlich. Das Haarkleid ist kurz, straff, glatt anliegend und so dünn, dass die Haut durchscheint. Diese ist dunkelgrau, während das Haar eine matt gelbbraune Färbung hat. Die Mähne, Schwanzquaste, Fes- seln und Hufe sind schwarz, der Bauch weiss, an den Knien der Vorder- beine ein dunkelbrauner Fleck. Das Männchen hat 6%/, Fuss Schulterhöhe und eine entsprechende Länge. Das Weibchen ist schmächtiger und klei- ner, mit dünnern Hörnern, ohne Wamme. Der Schädel ist massiv, die Stirn sehr breit und tief ausgehöhlt, das Thränenbein ungeheuer gross, zwischen den Antlitzknochen eine Lücke, der Zwischenkieferrand gerundet. Die Elennantilope lebt in kleinen Rudeln und Heerden bis zu dreissig Stück in den einsamen, dürren und ebenen Gegenden im Lande der Busch- männer und am Orangeflusse. Sie läuft ungemein schnell, doch mit wenig Ausdauer, so dass sie ein Pferd zu Tode hetzen kann. Ihre Nahrung ist die der Rinder und Schafe. Sie lässt sich leicht zähmen, ist dann sanft und gutmüthig und kann mit dem Zaume gelenkt werden. Das Fleisch schmeckt wie Rindfleisch, das Fett besser. Die Haut liefert gutes Sohlen- leder. Aus den Hörnern machen die Hottentotten Tabackspfeifen. 9. Caprina: kleine Antilopen von ziegenähnlicher Statur, mit kurzen, kegelför- migen und einfach gekrümmten Hörnern und kurzem Ziegenschwanz. a) Hörner stark nach hinten geneigt, schwach gekrümmt, unten geringelt; vier Zitzen. Nemorhadus. a) Mit Thränengruben. | A. sumatrensis Shaw.?) Die sumatrensische Antilope gleicht einer , sehr hochbeinigen Ziege von schwarzer Farbe mit weisser Mähne. Diese ‚ ist ziemlich lang und erstreckt sich von den Hörnern bis zum Widerrist. ‚ Auch die Unterseite des Kopfes und die Kehle trägt lange weisse Haare. ‚ Die Ohren sind von mässiger Länge und innen mit drei Längsreihen weisser ‚ Haare ausgekleidet. Der Schwanz ist sehr kurz, dünn, spitzig; die Hufe ‚ klein, hoch, schwarz. Die sechszölligen Hörner biegen sich in sanfter Krümmung nach hinten und haben etwa zwölf Ringeln. | Lebt in waldigen Gebirgsgegenden auf Sumatra und hat ein wildes Naturell. | ‚3) Shaw, gen. zool. I.b 354; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 27; S. Müller, ver- ‚ handl. nederl. overz. Bezitt. I. 45; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1158; A. Wagner, ‚ ebd. IV. 458; H. Smith, Griff. anim. kingd, IV. 277; A. interscapularis Goldf., A. Du- vauceli Smith. 302 Ungulata. Bisulca. A. bubalina Hodgs. *) Der Thar hat die Statur der vorigen Art, eine halb aufgerichtete Mähne längs des Halses und Widerristes, eine halbe etwas * über die Oberlippe verbreitete Muffel, grosse Thränengruben, einen kurzen, flachen, unten nackten Schwanz. Die Hörner sind geneigt, rund, einfach rückwärts gebogen, die Spitzen auswärts geneigt, in den untern zwei Drit- theilen mit 20 bis 30 Ringeln, an der Basis einander sehr genähert. Das Haarkleid ist straff und anliegend. Kopf, Hals und ganze Oberseite kohl- schwarz, an den Seiten mit dunkel Schieferroth gemischt, die Aussenseite der Beine fast rein Schieferroth und deren untrer Theil weisslich grau, die Innenseite schmutzig weiss; die Augen dunkel haselbraun. Das Kalb ist blasser und mit Grau gemischt, Bewohnt einzeln oder in Familien die steilen bewaldeten Gebirge in Nepal. A. erispa Temm.°) Die rauhe Antilope ist von sehr hoch- und dünn- beinigem Typus mit kurzem Kopfe, sehr grossen ovalen Ohren, dünnem Halse, kurzem gedrungenem Leib und einem ganz kurzen dünnen Ziegen- schwanz. Die Hörner nicht länger als die Ohren erheben sich auf. der Stirn weit von einander getrennt, divergiren bei ihrer Kürze stark und sind sehr sanft gekrümmt. An der Basis sind sie sehr dick und geringelt, dann verdünnen sie sich schnell und sind glatt. Die Thränengruben liegen frei, ohne Haarbüschel. Die Hufe sind lang und zugespitzt. Das Haarkleid ist grob, lang und gekräuselt, an den Wangen und zwischen den Hörnern etwas verlängert, weniger am Halse und Rücken, an den Beinen kurz, Das Oberhaar ist seidenglänzend weiss und braun. Schnauze, Stirn, Ohren und Füsse sind braungrau, die Mitte des Rückens und der Schwanz braun. Das Winterkleid ist dichter und länger, röthlichbraun. Am Schädel ver- schmälert sich das Hinterhaupt sehr und ebenso die Schnauzenspitze, die Augenhöhlenränder stehen nicht vor, keine Lücke auf der Grenze der Ant- litzknochen, die Nasenbeine kurz und breit, mit nach vorn weit vorragenden Spitzen, die Zwischenkiefer die Nasenbeine nicht erreichend. Bewohnt die höhern Gebirge der Inseln Nippon und Sikok und ist sehr selten. ß) Ohne Thränengruben, A. Goral Hardw. 6) Der Goral unterscheidet sich von Vorigen ausser durch den Mangel der Thränengruben durch den stark gebogenen Rücken, die auf der Stirn einander sehr genäherten, einfach sichelförmig gebogenen, mit der Spitze gegen einander geneigten, runden Hörner, welche in der untern Hälfte 16 bis 30 Ringeln tragen. Das Haarkleid ist kurz, ziemlich grob, am Hinterhalse einen schwachen Kamm bildend. Die Farbe der Ober- seite ist trüb falb und schwarz gesprenkelt, so auch die Seiten, der Unter- leib gelb, der Kopf mehr rostfalb, die Vorderhälfte des Nasenrückens schwarz- braun, Lippenspitze, Unterkiefer und Vorderhals weiss, an den Füssen ein schwarzer Streif, die Ohren innen weiss, der Schwanzpinsel schwarz. Das 4) Hodgson, Proceed. zool. soc. 1832. II. 12; A. thar Journ. asiat. soc. Bengal. V. 489; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 460. 5) Temminck, Fauna japon. 55. tb. 18. 19. 6) Hardwicke, Linn. transact. XIV. 518. tb. 14; Fr. Cuvier, mammif. IM. livr. 41; A. Wagner, Schreb. Säugelh. IV. 458. Cavieornia. Antilope. 303 Weibchen ist mehr graugelblich, die Jungen röthlicher, ohne Flecken. Es kommen auch kastanienbraune Männchen mit Flecken vor. In den mittlern und nördlichen Gebirgsketten von Nepal in zahlreichen Heerden, die ungemein scheu und flüchtig sind. b) Hörner wie vorhin, keine Inguinal- und Thränengruben, nur zwei Zitzen und mit sehr feinem Wollkleid. Haplocerus. A. lanigera Smith ?). Die Wollantilope entfernt sich von Vorigen in ihrem äussern Ansehen auffallend. Am Halse hängt eine dichte grobe lange Mähne, die sich längs des Rückens fortsetzt. Den ganzen übrigen Körper bedeckt ein äusserst feines langes Haar, feiner als die Merinowolle. Die Hörner haben einen elliptischen Querschnitt ohne Kante, im untern Drit- theil Querringeln und sind etwas rückwärts gebogen. Die Ohren sind schmal und spitz, Nasenspitze und Schnauze völlig behaart, Kopf ziemlich lang, Körper gestreckt, Beine niedrig und kräftig, Hufe kurz und dick Schwanz sehr kurz. Der Filz ist weiss. Lebt auf den höchsten Felsenspitzen des Felsengebirges in Nordamerika. b) Hörner gerade und senkrecht, mit hakig umgebogener Spitze. A. rupicapra Erxl.®) Die Gemse hat noch unverkennbare Aehnlich- keit mit der Ziege, aber der kürzere gedrängtere Körperbau, die längern Beine, der gestrecktere Hals, der stets gänzlich fehlende Bart, die kleinen schwarzen Hörner mit hakiger Spitze hindern doch schon die Verwechs- lung. Die Hörner stehen gerade über den Augen senkrecht empor, haben unten runzelige Ringeln und biegen sich mit der glatten Spitze kurz um. Hinter ihnen liegt eine Oeffnung in der Haut, die zu einer trocknen Höhle führt. Die Augen sind gross, röthlich und lebhaft, die Ohren fünf Zoll '-lang und innen mit weissen Haaren bekleidet. Die Hufe sind lang, scharf ' gerandet und zugespitzt, unten ausgehöhlt und aus einander stehend. Kopf, ' Bauch, Füsse tragen längere Haare, der Rücken kürzere, das Knie der Vor- ' derbeine einen starken Haarbüschel. Im Winter ist der Pelz sehr dicht. Das Frühlingscolorit ist licht, fast weisslich grau, im Sommer wird es reh- farben röthlichbraun, im Herbste dunkelt es allmählig, bis es im December schwärzlich braungrau oder gar kohlschwarz wird. Von jedem Auge läuft ein dunkelbrauner, breiter Strich nach der Schnauze. Weisse und gefleckte Spielarten sind selten. Das Weibchen unterscheidet sich durch etwas dün- nere Hörner und schmächtigeren Bau. Es hat vier Zitzen. Am Schädel sind die Nasenbeine kurz und breit wie bei Schaf und Ziege, greifen aber mit getrennten Spitzen in die Stirnbeine ein. Die Zwischen- kiefer erreichen die Nasenbeine nicht, sondern enden viel früher. Die Augen- 7) Hamilton Smith, Linn. transact. XIII. 28. tb. 4; Goldfuss, Schreb. Säugelh. V. ‚ 1246; A. Wagner, ebd. IV. 462; A. americana Desmarest, mammal. 478; Rupicapra americana Blainville, Bull. soc. philom. 1816. 73; die Art ist von Richardson zu Capra, von And. zu Ovis gestellt worden und Smith hat ihr noch zwei sehr zwei- felhafte zugefügt, nämlich A. mazama und A. Temmamazama. 8) Erxleben, syst. regn. anim. 268; Buffon, Hist. nat. XU. 136. 177. tb. 16; ‚ Perrault, mem. anim. I. 203. tb. 29; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1201. Tf. 279; ' Schinz, neue Denkschr. allgem. schweiz. Ges. 1.26: v. Tschudi, Thierleben d. Alpenw. 338. — Fossile Reste in der Knochenhöhle von Bize im Aude Dept. denen der Gemse täuschend ähnl'ch werden von M. d. Serres, Cav. de l’Aude 84. Tf. 5. einer Da, Christoli zugeschrieben. | 304 Ungulata. Bisulca. höhlen treten stark hervor. Eine Lücke in der Verbindung der Antlitzknochen ist nicht vorhanden. Die quere Naht zwischen Scheitel- und Stirnbeinen liegt hier wie bei allen Antilopen unmittelbar hinter der Basis der Hörner, wäh- rend sie bei Schaf und Ziege weit von den Hornkernen abgerückt ist. Das Zwickelbein ist schmal und hoch. Die hintere Nasenöffnung ist sehr hoch. Die obern Backzähne sind quadratisch, ohne den mittelständigen kleinen Cylinder, der letzte ohne hinteres accessorisches Prisma. Die Sichelgruben ihrer Kauflachen sind sehr schmal und deren Spitzen lang ausgezogen, fast winklig abgesetzt. Die untern Backzähne haben nur sehr kleine Sichelgruben und der letzte ein hinteres fünftes Prisma. Die Halswirbel sind von ansebn- licher Länge, ihre Dornen sehr kurz und ganz nach vorn geneigt, der des 6. und 7. Wirbels länger, letztrer senkrecht. Von den Wirbeln ist der elfte der diaphragmatische und ihm folgen bis zum Kreuzbein noch acht. Die Dornen aller sind ansehnlich breit, die Querfortsätze sehr breit und stark nach unten geneigt. Das Schulterblatt ist ein gleichwinkliges Dreieck, die Gräte sehr hoch und ganz vorn gelegen, Das Becken hat relativ breite Hüft- und starke Sitzbeine. Die Elle ist in der obern Hälfte durch eine Lücke von der Speiche geschieden, übrigens aber völlig mit derselben verwachsen. Die Knochen der hintern Extremitäten sind viel länger als der vordern. Die wahrenRippen in der untern Hälfte breit, die falschen sehr dünn. Die Gemse ist ein Bewohner der alpinen Region. Mit Tagesanbruch wei- det sie den Steinböcken entgegen an den Bergwänden hinunter, legt sich Vormittags gern an senkrechten Felsenvorsprüngen nieder, steigt dann Mit- tags wieder jweidend aufwärts und vollzieht in der Schattenseite rauher Schluchten die Wiederkäuung. Gegen Abend weidet sie gern in der Nähe der Gletscher und sucht zwischen Felsblöcken, Vorsprüngen, Grotten, in kleine Truppen versammelt, das Nachtlager. Wie im Herbst der Schnee die höhere Bergweide verhüllt, zieht sich die Gemse abwärts in die obern Wäl- der, die im Winter ihr Standquartier werden, indem die breitästigen Tannen unter ihren weitgestreckten Armen Schutz und dürftige Nahrung gewähren. Im Frühjahre eilt sie wieder in die obern Bezirke zurück. Sie weidet die den Ziegen unzugänglichen Grassplätze und Streifen ab und wird trotz der Dürftigkeit dieses Futters gegen den Winter hin ungemein fett. Im Winter selbst auf trockne Grashälmchen und Flechten beschränkt magert sie beträcht- lich ab. Salz und salzhaltige Felsen beleckt sie sehr gern. Ihr Naturell hat viel Anziehendes, besonders in der Munterkeit und Schlauheit. Die Be- wegungen und Sprünge, die Schnelligkeit, Kraft und Sicherheit, mit der sie über weite und tiefe Klüfte setzt, an steilen Gehängen die unscheinbarsten Rauhseiten unfehlbar zum sichern Schritt trifft, sind überraschend und wun- derbar. In Gesellschaft zu fünf, zwanzig, ja sechzig Stück übernimmt eine Wachtgemse, die Vorgeiss, die Wache Wittert dieselbe Gefahr: so fliehen auf einen Pfiff ihr alle übrigen nach. Gehör, Gesicht und Geruch, beson- ders letztrer ist sehr scharf. Erkennen sie die Gefahr nicht: so werden sie unruhig, rennen planlos hin und her, ohne eine sichere Flucht zu fin- den. Sobald sie aber den Jäger erspähen, schauen sie denselben einen Augenblick neugierig an und fliehen blitzesschnell in die unzugänglichsten Felsenlabyrinthe. Dabei setzen sie über 18 Fuss breite Klüfte und springen 24 Fuss tief hinab. Gelangen sie in blinder Flucht an schroffe Felszacken, die kein Vordringen gestatten, so springen sie muthig hinab und zer- schellen. Auch lassen sie sich an steilen Felswänden rutschend auf den Cavicornia. Antilope. 305 Hinterfüssen hinab. Alte Böcke leben einsiedlerisch und werden bis 30 Jahre alt. Während der Brunstzeit kämpfen sie wüthend gegen einander und nicht selten erliegt einer der Kämpfer. Die Geis trägt 20 Wochen und wirft Ende April ein, seltener zwei Junge unter einem trockenen, verbor- genen Felsenvorsprung. Sie säugt sechs Monate und länger die meckern- den Zicklein, die im Alter von zwölf Stunden schon der Mutter über Stock und Block folgen. Ganz jung eingefangen, lassen sie sich leicht zähmen und werden sehr zutraulich. Im dritten Monat brechen die Hörner her- vor. Zahm begatten sie sich mit der Hausziege. In ihrem Magen fin- det sich die früher berühmte Gemsenkugel, das ist haselnuss- bis hühnerei- grosse Ballen von dunkeln Wurzelfasern mit einer glänzenden wohlriechen- den Masse überzogen. Jetzt achtet man diese CGoncretionen nicht mehr. Benutzt wird das Fleisch, der Talg, die Haut und Hörner. Die Heimath der Gemse sind die Pyrenäen und besonders die Schweizer Alpen, ferner die baierischen, savoyischen, tyroler, östreichischen. Auch in den Abruzzen und in Griechenland, nach unsichern Angaben sogar im Kaukasus soll sie vorkommen. A. furcifer Smith °). Die Gabelgemse hat zwar den Habitus der ge- meinen Gemse, ist jedoch merklich grösser und besitzt in ihrer Hörnerbil- dung eine Eigenthümlichkeit, die sie nicht blos unter allen Antilopen, sondern allen Gavicorniern auszeichnet. Die etwa elfzölligen Hörner haben nämlich zwei Zoll vor der Spitze einen kurzen nach vorn gerichteten Ast, so dass also das Ende gablig ist. Bei vielen Böcken fehlt indess der vor- dere Zacken. Die Augen sind gross, die Öhren spitz, weisslich, am Rande röthlich; zwischen den Hörnern ein Haarbüschel; die Beine schlank; keine ' Thränengruben, keine Leistenbälge; keine Afterhufe. Gesicht und Nase . sind kastanienbraun, Hals und Beine aussen röthlichbraun; Lippen, Wangen, Füsse, Brust, Bauch und Kreuz weiss, Schwanz oben röthlichbraun, die starke Mähne am Halse dunkel umberfarben; das Winterkleid ist weiss. Der Pelz ist sehr dick, grob, glatt. | Bewohnt die Wiesen und buschigen Hügel an beiden Seiten des Fel- ı sengebirges in Rudeln zu zwölf Stück. Ihre Nahrung besteht in Gras und , Blättern, das Weibchen wirft im Juni und hat nur wenige Zoll lange Hör- ner. Der Nutzen ist äusserst gering. 6) Gazella: gazellenartige Antilopen mit geringelten leierförmigen Hörnern, mit Thränengruben, Leistenbälgen, langen spitzen Ohren, kleinen After- klauen und zwei Zitzen. a) Mit Kniebüschel. A. dorcas Pall. !) Die Gazelle ist ein schlankes zierliches Thier von der Grösse des Rehes. Ihre schwarzen siebenzölligen Hörner sind unten 9) Hamilton Smith, Linn. Transact. XII. 28. tb. 2; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. , 1247; A. Wagner, ebd. IV. 403. Tf. 279.a; Richardson, Fauna. 1. 261. tb. 21; Pr. v. -" Neuwied, Reise I. 403. 451. II. 84; A. americana Ord, Bullet. soc. philom. 1816. 80; ‚ A. palmata Smith, l. c. Diese Art bildet den Typus von Dieranocerus und Mazama. Im diluvialen Sande von Lecture im Gersdept. fanden sich schlanke gerade Horn- U kerne mit starkgabliger Spitze, welche Gervais, Zool. et Pal. franc. 78. tb. 23. fig. 4 , einer eigenthümlichen Art A. dichotoma zuschreibt. 1) Pallas, Spicil. zool. I. 11; Xi. 15; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1194. TE. 269— 271; Levrault, Mem. anim. übers. I. 109; Buffon, hist. nat. XII. 201; Lichten- , stein, Abhandl. Berl. Akad. 1824. 231. Tf. 5; Darstell. Tf. 5; Rüppell, abyss. Wir- Säugethiere, 20 306 Ungulata. Bisulca. geringelt, an der Spitze glatt, nach hinten gerichtet, dabei aber in sanftem Bogen nach aussen und mit der Spitze wieder nach innen und vorn ge- krümmt. Die Hörner des Weibchens sind dünner, erheben sich fast gerade von der Stirn und tragen etwa zwölf sehr schwache Ringeln, während das Männchen deren elf sehr starke hat, von denen nur die obern an der Hin- terseite schwach werden. Die Augen sind gross und lebhaft, die Ohren sehr gross, an der Spitze gerundet, der Hals dünn und lang, der Schwanz kurz, mit dünnem Büschel, die Beine hoch, vorn am Knie ein dunkelbrau- ner Büschel, die Hufe hoch und dreiseitig. Die Lippen, ein Ring um die Augen und ein Streifen an beiden Seiten des Nasenrückens sind weiss, der Nasenrücken selbst braun, ebenso ein Streif vom Auge zur Oberlippe, die Stirn dagegen hellgrau, Nacken, Rücken und äussere Seite der Beine hellbraun, Innenseite der Beine wie weiss, am Bauche jederseits ein dunkler Streif, der Schwanz braun, die Hufe schwarz. Dieses Colorit ändert indess nach Geschlecht, Alter und Jahreszeit mehr weniger ab. Am Schädel ver- schmälert sich die Schnauzenspitze sehr stark, dagegen sind die Nasenbeine sehr breit und kurz und von einer Lücke gegen Stirn-, Thränen- und Oberkieferbein hin begrenzt. Die Halswirbel sind relativ sehr lang, den- noch die Dornfortsätze der hintern hoch. Auch die dreizehn rippentragen- den Wirbel haben schmale hohe Dornfortsätze. Der elfte Wirbel scheint der diaphragmatische zu sein. Die Knochen der Gliedmassen sind sehr schlank und dünn. Der Magen wird von Perrault als höchst eigenthüm- lich geschildert, indem er nur aus zwei Hauptabschnitten bestehen soll. Der Blinddarm erreicht sieben Zoll Länge. Die Nieren sind rund, die rechte unter dem rechten Leberlappen gelegen, die linke unter der Spitze des Magens, die eine hoch über der andern. Die Leber besteht aus zwei grossen und zwei kleinen Lappen. DieMilz ist eirund und sehr dünn; die rechte Lunge vierlappig, die linke zweilappig; das Herz lang und spitzig; das Gehirn mit wenig Windungen. Die schon von Perrault und Daubenton untersuchten Leistendrüsen hat neuerdings Brandt einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen. Dicht neben den Zitzen findet sich nämlich eine halbmondförmige Spalte mit lippenartigem Saume, von wel- chem der innere nackt, der äussere mit weissen Haaren bekleidet ist. Die Körperhaut senkt sich durch diese Spalte in einen rundlichen Sack, dessen Innenfläche von der Haut aus zahlreiche Blutgefässe und Muskelfasern er- hält. Die Aussenfläche hat ein netzartiges, flach gekörntes Ansehen und ist mit einzelnen kurzen weichen Haaren bekleidet. Das Netzartige rührt von kleinen Drüsen her, welche ein weisses schmieriges Secret liefern. Die Gazelle bewohnt heerdenweise die Ebenen und ist ein scheues furchtsames Thier, das sich nur im äussersten Nothfall mit seinen Hörnern zur Wehr setzt. Viele fallen daher den grössern Raubthieren zur Beute und werden von Menschen gejagt wegen ihres schmackhaften Fleisches und des Felles. Sie lassen sich auch leicht zähmen und ergötzen durch ihre Munterkeit. Die Heimath erstreckt sich über das ganze nördliche Afrika und über Arabien. BEP belth. 24; Brandt. Bull. acad. Petersb. X. nro. 5; A. Corinna Zuvier, Menag. 1803; nouv. ann. d. mus. I. 409; Mammif. 1. livr. 1; H. livr. 36; A. Kevel Buflon, I. c. 204. Pallas u. A, — Hieher gehören noch A. Isidis Sundevall, Wiederk. €3, ferner A. Isabella Gray, Ann. a. mag. nat. hist. XVII, 214; A. rufifrons ibid. und A. laevipes Sundevall, Wiederk. 82. Cavicornia. -Antilope. 307 A. subgutturosa Güld. ?2) Die Kropfgazelle unterscheidet sich von der gemeinen auffallend nur durch den kropfartig hervorstehenden Kehlkopf des Männchens, der schon bei der Geburt in der Grösse einer Wallnuss hervorragt. Ausserdem ist sie etwas grösser und hat relaliv grössere Hör- ner, die ebenfalls schwarz, im untern Theile comprimirt, mit 14 bis 23 Ringeln versehen, an der Spitze rund sind. Das Gesicht ist gelblich, ein Fleck auf dem Nasenrücken bräunlich, ein Streif vom Nasenwinkel zu dem Augenwinkel weiss, die Lippen schwärzlich, die Ohren aussen weisslich- gelb, untere Seite des Halses und Innenseite der Beine gelblich weiss, Bauch, Weichen und After rein weiss, Rücken und vordre Seite der Beine graubraun, ein Streifen am Bauche jederseits weisslichgelb, die Kniebüschel weisslich und schwarz gestreift. Die Haare verlängern sich am Rücken etwas. Bei der Geburt ist das Kalb oben braungelb, unten rein weiss. Bewohnt heerdenweis die ebenen und hügligen Gegenden Vorderasiens, westlich bis Gonstantinopel, südlich bis Ispahan, östlich bis zur Bucharei. A. arabica Ehrbe. ?) -Auch die schwarznasige Gazelle steht der ge- meinen wieder sehr nah. Ihre Hörner sind sehr schlank, wenig geschweift, fast parallel, mit 14 bis 17 schiefen Ringeln versehen. Kopf, Hals, Rücken, Aussenseite der Gliedmassen sind trüb braungelb, die Beine etwas rost- roth, auf dem Nasenrücken ein grosser ovaler schwarzer Fleck, von der Basis der Hörner bis gegen die Nasenlöcher jederseits ein weisser Streif, ein länglicher Fleck unter dem Auge, Lippen, Kinn, Innenseite der Ohren, Brust, Bauch, Innenseite der Beine weiss, jederseits des Bauches ein brei- ter rostig schwarzbrauner Streif, Hörner, Hufe, Schwanz schwarz. Das Weibchen hat an der Spitze «stärker gebogene Hörner und nur sieben Ringeln. In Arabien, Persien, Indien. ri A. dama Cuv.*) Viel grösser als die Vorigen, dem Dammhirsch glei- chend, nur hochbeiniger, überhaupt schlank und zierlich mit langem Halse 2) Guldenstädt, Act. acad. Petrop. 1778. I. 251. ib. 9—12; Goldfuss, Schreb. Säugeth.. V. 1197. Tf. 270.b; A. Wagner, ebd. IV. 406. 3) Ehrenberg, Symb. phys. I. tb. 5; Lichtenstein, Darstell. Tf. 6; A. Wagner, | Schreb. Säugeth. IV. 407; A. cora Smith, Griff. anim. kingd. IV. 216; A. Benetti Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 1. 104; A. Cuvieri Ogilby, Ann. mag. nat. hist, 1840. v1. 510. Sundevali betrachtet A. arabica nur als Varietät von A. dorcas. 4) Cuvier, regne anim. I. 165; Lichtenstein, Abhandl. berl. Akad. 1824. 231. Tf. 5; Darstell. Tf. 3. 4; Ehrenberg, Symb. phys. I. Tf. 6; Rüppell. zvol. Allas 39. Tf. 14. 16; A. ruficollis H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 205; A. addra Bennet, ‘ Transact. zool. soc. l.a 7. Letztrer unterscheidet noch zwei Arten bloss nach der Färbung. Bei A. mhorr in Marocko ist die Farbe satt falb oder dunkelrothbraun ' tief an den Seiten herab und bis in die Nähe des Schwanzes, wo es von den Hüf- ten über die Schenkel bis zu den Hufen hinab einen schmalen Streifen und einen | ähnlichen an den Vorderbeinen zieht. Die Mittellinie des Gesichtes trägt einen ‚ röthlichgranen, weisslich eingefassten Strich, der an einen dunkelgrauen vom Auge ‚ zum Mundwinkel ziehenden anstösst. Vor und hinter dem Auge ein schwarzer Fleck; Kehlfleck, Innenseite der Beine und Unterleib weiss. A. nanguer vom Sene- ‚ gal ist am Hals, Rücken und der obern Seitenhälfte falbroth, ebenso ein Streifen ‚ an den Beinen, am übrigen Körper und der Kehle weiss, das auf den Keulen , zungenförmig in das Roth eingreift; ein brauner Streif vom Auge bis zur Schnauzen- ‚ spitze, neben den Hörnern ein schwärzlicher Fleck. Man vergleiche über beide , Bennet, Proceed. zool. soc. 1833. 1. 2; Transact. zool. soc. I. 1. tb. 1; Buffon. hist. | nat. XII. 213. tb. 32. fig. 3; tb. 34; Fr, Cuvier, mammif. IV. livr. 64; Rüppell, abyss, Wirbelth. 25; A. Wagner, Schreb. Säaugeth. IV. 410. Tf. 270.a — Ueber die Leisten- ' drüsen schreibt Brandt, Bull. acad. Petersb. X. nro, 95. 20° 308 Ungulata. Bisulca. und dünnen Beinen. Der Schwanz hat die Länge des Kopfes, ist sehr dünn, unten nackt, oben dünn behaart; die Hufe hoch, schmal, comprimirt, vorn zugespitzt. Die Büschel an den Knieen sind stark, die Haarspitzen gegen einander geneigt. Die Hörner des Männchens sind kräftig, stark ge- ringelt, gleich von der Wurzel an stark rückwärts und die glatten Spitzen fast hakig vor- und aufwärts gekrümmt. Die Ohren fast so lang als der Kopf, die Thränengruben klein. Das Weibchen hat schlankere, dünnere, schwächer geringelte und minder stark gekrümmte Hörner. Die Farbe ist rein weiss, mit blass rothbraunem Halse und Vorderrücken. Der Schwanz weiss mit graulichem Ende; Hufe und Hörner schwarz. Heerdenweise in den Steppen von Sennaar, Nubien und Kordofan. A. Sömmeringi Rüpp. °?) Kleiner als Vorige, mit anliegenden sammet- artigen Haaren, die auf der Stirn einen Wirbelschopf bilden und an den Knien breite Büschel. Die starken Hörner sind an den Seiten flach zuge- rundet, mit 16 bis 20 Ringeln, im ersten Drittel der Stirnfläche parallel aufsteigend, dann sich nach hinten und aussen wendend und mit der glat- ten Spitze wieder aufwärts nach innen gerichtet. Die Farbe ist oben und aussen sowie in der Mitte des Vorderhalses fahl isabell, die Unterseite und die innere der Gliedmassen und die Hinterkeulen scharf abgeschnitten schnee- weiss, Nasenrücken, Stirn und ein Wangenstreif russig schwarz, ein breites Band von dem Horn über die Augen zur Nasengegend weiss, ebenso Flecken am Auge, dem Ohr, Schnauze und Kinn, die Ohren mit schwarz gerandeter Spitze und innen weiss behaart, der Schwanz oben weiss mit schwarzer Spitze, unten schwarz und nackt. Hörner, Hufe und Leisten- gruben schwarz. 4 In buschigen Thälern längs der abyssinischen Küste familien- seltener heerdenweise. b) Ohne Kniebüschel. A. pygarga Pall.e) Von der Grösse der A. dama und mit glatt an- liegendem, seidenartig glänzendem, dunkelbraunem Haar. Die dunkelschwarz- braunen Hörner sind an der Wurzel etwas comprimirt und bis zum obern Drittheil mit zwölf starken Ringeln umgürtet. Ihre Spitze ist glatt und scharf. Von der Stirne steigen sie fast gerade auf, biegen sich dann sanft nach hinten und mit der Spitze wieder nach vorn. Den schwächern Hörnern des Weibchens fehlen die Ringeln fast ganz. Kopf, Hals, Vorder- theil der Schultern sind dunkelbraun, Stirn und Nasenrücken weiss, die Nasenlöcher schwarz, die Schnauze hellbraun, die Ohren innen kahl, aussen braun mit weissem Rand; das Kinn weiss und lang behaart, der Rücken grau überlaufen, Seiten und Hinterbacken fast in Schwarz übergehend; Bauch und Brust weiss, Beine bis zum Knie braun, ebenso ein Streifen bis auf die Zehen, übrigens weiss. Haarbüschel an den Knien fehlen. 5) Rüppell, zool. Atlas 49. Tf. 19; abyss. Wirbelth. 25. 6) Pallas, Spiecil. zool. I. 10. XI. 15: Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1187. Tf. 273; Harris, portraits 87. tb. 17; A. personata Woods, zool. journ. IV. 524. V. 2 ist Jugend- zustand. A. albifrons Harris, portraits 109. tb. 21; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 413. tb. 273.a ist nur durch das Colorit unterschieden; die Hörner grünlich weiss, die langen schmalen Ohren weiss, auf Schultern und Rücken ein grau bläulich weisser stark glasirter Sattel mit rosenfarbnem Anflug, eine breite braune Binde längs der Seiten, Hüfte und an den Beinen hinab. Cavicornia. Antilope. 309 Der Schwanz weiss mit dunkelbrauner Quaste. Das Colorit ändert indi- viduell ab. Im Innern Südafrika’s heerdenweis, in der Capkolonie bis auf den Distrikt Zwellendamm ausgerottet. A. euchore Forst. 7) Der Springbock erreicht nur 2!/, Fuss Höhe und hat leierförmig gekrümmte Hörner von nur sieben Zoll Länge, schwarz, mit 20 bis 40 Ringeln. Die grossen dunkelbraunen Augen sind mit langen schwarzen Wimpern eingefasst; die Ohren lang und spitzig, innen meist kahl oder mit langen weissen Haaren, aussen mit kurzen aschgrauen; die Nasenlöcher halbmondförmig, die Oberlippe gespalten und wie Unterlippe und Kinn kurz und grau behaart. Das feine dichte Haarkleid ist lebhaft zimmetbraun, der Kopf weiss mit dunkelbraunem Streif von den Hörnern bis zum Mundwinkel, einen Streifen am Halse, Brust, Bauch, Innen- und Hinterseite der Beine, Aftergegend weiss. Der Schwanz ist sehr dünn, unten kahl, oben weiss mit schwarzbrauner Spitze, auf dem Rücken ein weisser Streif; Hufe schwarz. Dieses Colorit ändert jedoch individuell ab. Lebt in Heerden von vielen Tausenden in den grassreichen Ebenen Südafrikas. Man jagt sie wegen des wohlschmeckenden Fleisches und wegen der Haut.. Dabei wird die Heerde umringt und dann die durch eine Oeffnung im Kreise fortlaufenden Thiere mit Lanzen erstochen. Sie springen sehr hoch und laufen so schnell, dass ein einzelnes Thier nicht eingeholt , werden kann. Uebrigens sind sie sehr sanften Naturells und lassen sich ' leicht zähmen. c) Mit Kniebüschel und einfach nach hinten gebogenen Hörnern. A. leptoceros Cuv.®) Im Körperbau mit den Gazellen übereinstim- mend, aber durch die parallelen, langen, dünnen, nur schwach rückwärts gekrümmten, fast bis zur Spitze geringelten Hörner sehr leicht davon zu unterscheiden. Eine Muffel fehlt, die Thränengruben sind sehr klein. Die Farbe ist sehr licht falb, an den Seiten von einer dunkeln Linie begrenzt, die untern Theile, ein Augenring, die Schnauze und Ohren weiss, der Schwanz dunkier als der Rücken und mit schwarzer Spitze. Sennaar. B. Nur die Männchen gehörnt. 7. Tragelaphus: Antilopen von mittlerer oder grosser Statur, mit spiral ge- wundenen, zusammengedrückten und gekielten Hörnern, ohne Thränengruben, mit Leistengruben und vier Zitzen. A. sylvatica Sparrm.?) Der Buschbock wird etwa drei Fuss hoch und trägt schwarze, dreikantige gewundene Hörner, deren Kanten spiral- förmig umlaufen. Sie sind an der Wurzel gerunzelt, gegen die scharfe 7) Forstr. Lichtenstein, berlin. Magaz. VI. 169; Buffon, hist. nat. suppl. VI. tb. ‚21; Sparrmann, Reise 397. Tf. 8; Barrow, Reise I. 130. 146; Lichtenstein, Reise 1. 525. 564. 580: Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1189. Tf. 272; Lichtenstein, Darstell. = T£. 7; Harris, portraits I. tb. 3; Smuts, mamm. cap. 72. | 8) Fr. Cuvier, mammif. IV. livr. 70; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 422. Ist ‚ vielleicht nur Varietät der A. dorcas. | 9) Sparrmann, act. Holm. 1780, II. 197. tb. 7; Reise 517; Barrow, Reise I. 171; ı Buffon, hist. nat. suppl. V. 35. V1.192; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1209. Tf. 257.b; | A. wei ebd. IV. 441; Harris, portraits 143. tb. 26. fig. 1; Smuts, mamm. ‚cap. 87. 310 Ungulata. Bisulca. ‚Spitze hin aber glatt polirt. Ihre Länge beträgt etwa zehn Zoll und dabei liegen sie mit der Stirn fast in einer Fläche, divergiren in der Mitte etwas mit der Richtung nach hinten, wenden aber die Spitze nach vorn. Die Ohren sind lang und zugespitzt; der Schwanz sechs Zoll lang und dicht behaart. Den Kopf bekleidet ein sehr kurzes feines Haar, den Körper ein längeres, ziegenähnliches, am Halse und Rücken eine kurze Mähne, auch am hintern Rande der Schenkel mehr verlängert, an den schlanken Beinen kurz. Das Colorit ist dunkelbraun, ein Theil der Brust und die Aussen- seite der Schenkel fast schwärzlich, das Gesicht russfarben, die Ohren aussen ebenso, innen grau, die Seitenränder der Oberlippe weiss sowie die Unterlippe und das Kinn bis gegen die Kehle hin, auf den Backen unter und hinter den Augen zwei grosse runde weisse Flecken, ein glei- cher .an der Kehle und eine weisse Querbinde an der Brust, auf den Len- den mit weissen kleinen Flecken. Das Weibchen ist lebhaft rothfalb, am Unterleib licht. Die Buschantilope lebt paarig in den waldigen Gegenden der Süd- und Südostküste von Afrika, in der Kapkolonie, dem Kafferlande und Mossambique besonders häufig. Nachts besuchen sie die Wein- und Kohl- gärten und wissen die ihnen gelegten Schlingen vorsichtig zu meiden. Sie laufen nicht schnell, setzen sich aber bei der Verfolgung mit Hunden heftig zur Wehr, indem sie ihre Hörner als eine kräftige Waffe verwenden. Ihre Stimme gleicht einem heiseren abgebrochenen Bellen. A. scripta Pall. !) Die bunte Antilope erreicht die Grösse des Damm- hirsches, hat schlanke Beine, grosse Ohren, einen kurzen Schwanz und starke Hörner von noch nicht Fusslänge, fast gerade, der Stirn parallel, mit den Spitzen nach vorn und aufwärts gerichtet, etwas zusammengedrückt und gewunden, an der Spitze glatt und kegelförmig. Das kurze glänzende Haar liegt glatt an. Die innere Fläche der Ohren ist fast kahl, der Schwanz langhaarig. Die herrschende kastanienbraune Farbe wird an Brust: und Bauch schwärzlich, ebenso in einem Rückenstreif, am untern Theil des Hal- ses dagegen, an den Wangen, Unterkiefer, an der Kehle, der Innenseite der Schenkel und den. Fersen weiss, auf der Stirn:und. dem hintern Nasen- rücken dunkelbraun, auf den Schultern in zwei grossen Flecken. weiss, ebenso in vielen kleinen auf den Lenden. Fünf bis sechs weisse Quer- streifen liegen auf dem Rücken von zwei Längsstreifen gekreuzt, Hörner und Hufe sind schwarz, Im mittlern Theil des westlichen Afrika in Heerden. A. decula Rüpp.?) Steht den vorigen beiden sehr nah, indem sie deren Character vereinigt. Ihre Länge erreicht über vier Fuss, ihre Höhe etwas über zwei. Die starken braunschwarzen Hörner sind an der Wurzel dreikantig, an der Spitze abgerundet, unten mit kürzerm vordern und länge- ren- hintern Kiele, die sich beide drehen. Sie steigen divergirend auf, wenden sich dann etwas nach vorn, darauf wenig nach hinten und mit den Spitzen wieder nach vorn. Im untern Theil zeigen sie wellige Quer- 1) Pallas, miscell. zool. 8; Spicil. zool. 1. 15. XI. 18; Buffon, hist. nat. XII. 305. 921. To, AU, A: Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1212. Tf. 258; Fr. Cuvier, mammif. Ill. livr. 56; IV. livr. 70. — Ham. Smilh, Griff. anim. Kingd. IV. 275 scheidet den Jugendzustand als A. phalerata specifisch: A. maculata Thunberg, Mem. acad. Pe- tersb. 11. 2) Rüppell, abyss. Wirbelth. II. Tf. 4. Cavicornia. Antilope. 311 linien. Die herrschende Earbe ist rothbraun mit grauen Haaren untermischt; der Nasenrücken und ein Scheitelfleck kastanienbraun; Lippen, zwei Flecken unter dem Auge, ein Streifen am vordern Augenwinkel und ein Ohrfleck weiss; der Hals graubraun, Nacken und Mähne dunkelkastanienbraun, auf den Seiten ein weisser Längsstreif, von welchem drei Querstreifen auf den Rücken gehen, tiefer an den Seiten eine Längsreihe weisser Flecken; Brust und Bauch schwarzgrau, Beine weiss und braun, der lange Schwanz mit schwarzbrauner Quaste. Die Haare liegen überall glatt an und verlängern sich nur auf dem Rücken vom Scheitel bis zur Schwanzwurzel bei dem Männchen etwas. Das Weibchen ist rehgelb mit kastanienbraunem Rücken- streif, das Kalb ähnlich, aber mit vier zum Rücken aufsteigenden Quer- streifen. Lebt paarweise in den buschigen Bergthälern Abyssiniens und nährt sich von kleinen zarten Blättern und Früchten. Ihre Brunstzeit fallt im Mai und im October wirft das Weibchen ein Junges. Sie läuft sehr gut und ist scheu. A. strepsiceros Pall.?) Der Kudu gleicht in Statur, Haltung, Grösse, Gang, in dem kurzen glatten Haarkleide und den schlanken Schenkeln dem Hirsche, aber in den grossen scharfkantigen Hörnern und dem am Halse fortgesetzten Barte der Ziege. Die Hörner erreichen drei Fuss Länge, sind blassgelb oder braun, glatt, in zwei Spiralgängen gedreht und scharfspitzig endend. Auf dem Halse und Rücken verlängern sich die Haare etwas, oben vom Halse unter dem Bauche hin. Die grossen schwarzen Augen blicken sehr lebhaft unter den starken schwarzen Wimpern. Das Colorit ist rostbraun mit weisser Zeichnung. Um die Augen zieht sich ein röth- licher Kreis, vom innern Augenwinkel ein weisser Streif auf den Nasen- rücken mit dem der andern Seite sich verbindend, unter dem Auge liegen zwei bis drei weisse Flecke, Lippen und Innenseite der langen breiten Ohren ebenfalls weiss, der sechszöllige Bart graulichbraun, an der Brust bisweilen weisse und schwarzbraune Stellen, Bauch und Innenseite der Beine weisslich oder weisslichgrau, ein weisser Rückenstreif, von welchem bis neun weisse Querstreifen auf den Seiten herablaufen, doch nicht con- stant. Der Fusslange Schwanz ist stark behaart, oben dunkelbraun, an den Seiten weisslich, mit schwarzer (uaste. Paarweise oder in kleinen Familien auf bewaldeten felsigen Bergen im südlichen Afrika, Guinea, Mossambique und Abyssinien. Die Nahrung besteht in Gras, Knospen und jungen Baumblättern. Der Lauf ist nicht anhaltend, daher der Kudu mit Hunden gehetzt wird, wobei das Männchen mit den Hörnern sich vertheidigt. Das Naturell ist sanft, die Zähmung leicht. 3) Pallas, miscell. zool, 9; Spicil. zool. I. 17. XI. 19; Sparrmann, Reise 54; Barrow, Reise 1.132; Lichtenstein, Reise II. 559; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1207. Tf. 267; Rüppell, abyss. Wirbelth. 25; Smuts, mamm. cap. 92. — Damalis capensis A. Smith, illustr. mamm. tb. 42. 43; Strepiceros excelsus Sundevall, Wiedeık. 71. Hier mag die sehr ungenügend bekannte A. doria Ogilby, proceed. zool. soc. IV. 121 = A. zebra Gray, Ann. a. mag. nat. hist. I, 27 von Sierra Leona erwähnt wer- den, welche schwarze Querbinden hat und an der Aussenseite der Gliedmassen graubraun ist. Auch A. eurycerus Ogilby l. c. unbekannter Heimath ist fraglich, ihre Hörner drehen sich nur einmal und liegen in der Flucht der Stirn. 312 Ungulata. Bisulca. 8. Antilope: gazellenartige Antilopen mit runden, spiralig gewundenen, geringel- ten Hörnern, mit Leistengruben und zwei Zitzen. a) Mit Thränengruben. A. cervicapra Pall.*) Hat den Habitus des Dammhirsches, ist aber kleiner, noch nicht drei Fuss hoch und mit abweichender Kopfbildung. Die schwarzen Hörner tragen mehr denn dreissig Ringeln, stehen aufrecht divergirend, winden drei und einen halben Spiralumgang und haben innen eine glatte, die Ringeln durchschneidende Längsfurche. Die Thränengruben sind gross, die Beine dünn und schlank, die vordern mit Kniebüschel, der Schwanz kurz und unten kahl. Die Haare sind hirschähnlich, im Nacken steif und breit, an Brust, Schultern und Steiss Nähte bildend. Das Colorit varürt. Bauch, Innenseite der Beine, Seiten und Schwanzspitze und Augen- ringe weiss, Ohren weiss gerandet und innen mit drei Reihen weisser Haare. Alte Männchen sind fast schwarz, Weibchen neigen sehr ins Graue, haben einen weissen Seitenstreifen, an der Thränengrube und am Klauen- gelenk einen schwarzen Fleck. Die Männchen sind braun und rostroth und verlieren allmählig ihren weissen Rückenstreif. In Vorderindien bis an den Indus treiben sich Heerden von 50 bis 60 Stück unter Anführung eines alten Männchens in offnen Gegenden scheu und flüchtig umher. Das Weibchen trägt neun Monate und das Junge wächst sehr langsam. Die Männchen bleiben auch in der Gefangen- schaft scheu und wild. A. guiturosa Pall.®) Die Kropfantilope hat einen starken gedrungenen Körperbau und erreicht etwa die Grösse des Dammhirsches. Höchst charac- teristisch ist die Grösse des Kehlkopfs, der mit zunehmendem Alter immer- mehr hervortritt und endlich einem starken Kropfe gleicht. Auch hat das Männchen einen Beutel ähnlich dem des Moschusthieres nur dass derselbe keine riechende Materie absondert. Die Hörner sind an der Wurzel mehr als Zolldick, etwas comprimirt und kaum Fusslang. Erst senkrecht aufstei- gend neigen sie sich dann divergirend rückwärts und nähern sich endlich mit ihren glatten scharfen Spitzen wieder. Sie tragen etwa 20 Ringeln, sind schmutzig grau und an der Spitze schwarz. Der Kopf ist relativ dick, die Nase aufgetrieben, Thränengruben klein, fast mit Haaren bedeckt, Ohren mässig gross, zugespitzt, statt der Kniebüschel nur einige längere Haare. Im Sommer sind die Haare kurz und anliegend, Rücken und Seiten grau- lich braun, Kopf und Hals etwas lichter, Kehle, Bauch, Innenseite der Beine und die Aftergegend weiss, der fünfzöllige Schwanz bläulich grau. Im Winter verlängert sich das Haar, wird rauher, grau. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen und kropflos. Diese Antilope liebt dürre sandige Steppen, von wo aus sie unbewal- dete bergige Gegenden besuchen kann. Wälder flieht sie ebenso sehr als Flüsse. Auf den Wanderungen folgt sie in einfacher Reihe dem Anführer des Zuges. Im Sommer lebt sie in Rudeln vereinigt, im Herbst und Winter 4) Pallas, Spicil. zool. I. 18. tb. 1. 2; XII. 19 (enthält zugleich die Anatomie) Buffon, hist. nat. Xll. 215. tb. 35. 36; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1214. Tf. 268; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 43. 44; Brandt u. Wiegmann, Abbild. u. Beschreib. merkw. Säugeth. 56. 69. 5) Pallas, Spicil. zool. XII. 14. 46. tb. 2. 3; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 170; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1221. tb. 275. N ee Ge: en eh en Cavicornia. Antilope, 313 in Heerden zu mehrern Tausend. Sie ist sehr scheu und furchtsam und zeigt viel Ausdauer im Lauf. Ihre Nahrung besteht in süssen Kräutern. Das Weibchen wirft Mitte Juni und das Junge lässt sich leicht zähmen. Das Fleisch wird gegessen, das Fell zu Kleidungsstücken verarbeitet und auch die Hörner verwerthet. In Daurien, der Mongolei und den Wüsten zwischen Tibet und China. A. melampus Lichtst. ©) Eine schöne, leicht gebaute, hochbeinige An- tilope von 6 Fuss Länge und drei Fuss Höhe und mit langen, schwarzen oder braunen, in winkliger Leierform gebogenen Hörnern, die grob ge- ringelt und gestreift, an der Spitze aber glatt sind. Die Ohren sind lang, schwarz gerandet und mit schwarzer Spitze. Der mehr denn Fusslange Schwanz ist zugespitzt, weiss mit dunkelbraunem Mittelstrich. Kopf, Rücken, Seiten, Vorderbeine und äussere Seite der Hinterschenkel sind rostroth oder tief falb, Bauch, Brust, Innenseite der Schenkel und Ohren, Augenbrauen und Oberlippe weiss, an Stelle der Afterhufe ein dunkler Fleck, ein ähn- licher zwischen den Hörnern, ein weisser vor dem Auge, ein brauner Rückenstreif, der sich an der Schwanzwurzel theilt und über die Keulen herabläuft. In bewaldeten Thälern und Bergabhängen des Landes der Betschuanen gesellig bis zu 20 Stück. | A. Saiga Pall.?) Die Steppenantilope erreicht die Grösse des Damm- | hirsches und zeichnet sich durch die eigenthümliche Kopfbildung von den ' Vorigen sehr characteristisch aus. Die Nase ragt nämlich über den Unter- ' kiefer hinaus, ist sehr beweglich und runzlig, auf dem Rücken durch eine Längsfurche getheilt und nach vorn schief abgestumpft. Die Nasenlöcher | sind weit und halbmondförmig. Die Nasenbeine nehmen an dieser Bildung keinen Theil, sie bleiben klein. Die Thränengruben sind sehr klein und abgerückt, die Augen gross, weit von einander gerückt, am Augenstern einige kleine Auswüchse, die Ohren kurz, breit, stumpf, stark behaart; der | Schwanz nur vierzöllig, mit-Büschel, unten nackt. Das Haar dicht, gerade, weich, am Nacken und Rücken etwas, an der Kehle mehr verlängert. Die Farbe ist am Kopf und Hals aschgrau, die Schultern, Rücken, Seiten und Hüften schmutzig weiss oder gelblichgrau, Bauch und Innenseite der Beine ' glänzend weiss, am Rücken ein dunkelbrauner Streif. Im Winter ist das ' Haarkleid länger, rauh und grau, beim Weibchen viel feiner. Die starken ‚ Hörner haben etwa 16 Ringeln, sind gelblich oder olivenfarben, glänzend, | fast wie bei der Gazelle gebogen, mit den Spitzen nach vorn und gegen einander. Es finden sich Exemplare mit drei und andere mit nur einem ‚ Horn. Am Schädel verschmelzen die Nasenbeine ganz mit den Stirn- 6) Lichtenstein, Berl. Magaz. VI. 167; Reise Il, 544. Tf. 4; Goldfuss, Schreb. ' Säugeth. V. 1229. Tf. 274; Smith. Griff. anim. Kingd. IV. 198; Harris, portraits II. 77. tb. 15; Smuts, mamm. cap. 74. | 7) Pallas, Spicil. zool. XII. 21; Gmelin, Reise Sibir. I. 212; Buffon, hist. nat. | xn. 198. tb. 22. fig. 2; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1216. Tf.276; A. Wagner, ebd. ‚ IV. 420; Brandt, Bull. acad. Petersb. X. nro. 5. Als noch zweifelhaft mögen hier erwähnt werden A. adenota H. Smith, Griff. ‚ anim. Kingd. IV. 233 und A. forfex ibid. 221 (— A. annulipes Gray, Ann. mag. nat. ‚ hist. X. 1842. p. 267.), beide aus Westafrika, deren Beschreibung die specifischen , Charactere nicht scharf genug erkennen lässt. Erstrer hat auf den Lenden einen ‚ kleinen Höcker, von welchem aus die Haare allseitig divergiren, die zweite trägt ‚lange hängende Haarbüschel an den Ohren. 314 'Ungulata. Bisulca. beinen und sind auffallend kurz. Hinter jedem Hornzapfen weg eine seichte tellerartige Vertiefung. Diese Antilope lebt gesellig und sammelt sich gegen den Herbst in Heerden zu mehrern Tausend Stück, um in südlichere wärmere Steppen za wandern, von wo sie im Frühling in kleineren Rudeln wieder abziehen. Sie halten sich an den Ufern der Flüsse auf, lieben das Salz und weiden rückwärts gehend. Ihre Scheu und Furcht wird nur durch den feinen Geruch unterstützt, daher in der Heerde auch alle sehr achtsam sind, und beim Schlafen mehre Männchen die Wache übernehmen. Ihr ungemein schneller Lauf ist nicht anhaltend. Im October kämpfen die Männchen um die Weibchen und der Sieger bewacht eifersüchtig die Braut. Das Weibchen wirft im Mai meist nur ein Junges, diess lässt sich leicht zäh- men und ist dann sehr zutraulich, die Alten dagegen verschmähen in der Gefangenschaft alle Nahrung. Man jagt sie im Herbst und Winter des Flei- sches, Felles und der Hörner wegen. In den Steppen von der polnischen Grenze bis an den Irtisch und Altai. b) Ohne Thränengruben. A. Hodgsoni Abel®). Während der Habitus dieser Antilope entschie- den gazellenartig ist, hat ihre Gesichts-Physiognomie in Beulen hinter den Nasenlöchern und einer ungewöhnlichen Menge von Haaren und Borsten um Mund und Nase etwas ganz Eigenthümliches. Hinter jedem Nasenloche liegt eine starke Anschwellung von der Grösse eines halben Hühnereies, behaart und rundlich, einen innen in der Nase sich öffnenden Sack dar- stellend. Ohren und Schwanz sind kurz. Der Pelz besteht aus einer reich- lichen feinen Unterwolle und einem zweizölligen, fast aufrechten, straffen Oberhaar. Kniebüschel fehlen, aber nicht die Leistengruben. Die Hufe sind hoch und breit; die Hörner sehr lang, zwischen den Augenhöhlen, schlank, aufrecht, sehr schwach leierförmig, fast gerade, erst vor- und aus- wärts geschweift, dann gegen die Spitze schnell nach innen gebogen, un- ten comprimirt mit 5 bis 20 Ringeln, Das Colorit ist blaugrau, oben mit röthlichfalbem Anflug, unten weiss, die Beine mit schwarzem Streif, Stirn und Nasenbeulen ebenfalls u Auf den kalten nackten Hochebenen Tibets und den nördlichen hima- layaischen Ketten in grossen Heerden beisammen. 9. Redunca: Antilopen von mittler oder grosser Statur, mit am Grunde geringel- ten, runden, mit der Spitze mehr weniger stark nach vorn ge- krümmten Hörnern, meist mit Thränengruben, mit vier Zitzen. a) Mit Thränengruben. a) Ohne Kniebüschel, A. redunca Pall.?) Eine hochbeinige Antilope von der Grösse der Hirschkuh, deren Hörner an der Basis dick und geringelt, anfangs nach 8) Abel, Edinb. journ. 1827. 163; Hodgson, proceed. zool. soc. 1. 52. I. 17; Ann. of nat. hist. I. 153; Smith, Griff, anim. kingd. IV. 196; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 421. 9) Pallas, Spicil. zool. 1. 8. XII. 13; Buffon, hist. nat. XI. 326. tb. 46; Goldfuss, Schreb. Säugelh. V. 1203. Tf. 265. — Diese Angaben sind sehr ungenügend und haben wir die Characteristik durch Rüppels A. bohor aus Abyssinien erweitert, die derselbe früher entschieden zu A. redunca stellte, vergl. Abyssin. ir eig 1. Tf, 7. fig. 1; Senkenb. Mus. Verz. 38. Cavicornia. Antilope. 315 hinten gerichtet, dann aber nach vorn gebogen und mit den Spitzen con- vergirend. Die Ohren sind ziemlich lang, die Nasenkuppe ist ganz nackt, die Nasenlöcher halbmondförmig, die Thränengruben äusserlich nicht sicht- bar, vor und unter der Basis der Ohren ein weisser kurzhaariger ‚Streif mit schwärzlichem rundem Fleck. Das Haar lang und weıch, zwischen den Ohren und vorn an der Basis des Halses gewirbelt, unter der Beuge der Vorderfüsse eine nackte Schwiele, der Schwanz kurz mit weichen Zottel- haaren dicht besetzt. Die Hufe sind schmal, länglich, scharf zugespitzt. In den Weichen liegen vier tiefe Inguinalgruben. Das Colorit ist röthlich gelb, die Wurzel jeden Haares aschgrau; Lippen, Kehle, Augenringe weiss- lich, Kopfprofil gelbbraun, Brust, Bauch, Innenseite der Beine weiss, an den Füssen ein schwarzbrauner Streifen, die Hörner leberbraun. Das Weibchen ist kleiner als das Männchen, Am Senegal und in Abyssinien gesellig bis zu beträchtlicher Meeres- höhe aufsteigend. | A. eleotragus Lichtst.!) Der Rietbock erreicht drei Fuss Höhe und ‚ hat kräftige schwarze Hörner, die anfangs schief rückwärts aufsteigen, von der Mitte an nach vorn und divergirend gebogen sind und mit den Spitzen wieder schwach convergiren. Bis zur Mitte ihrer Länge sind sie mit ‚etwa 10 Ringeln versehen und längsgefurcht, an der Spitze aber glatt. Die Nasenkuppe ist nackt, die Augen schön, die Ohren ziemlich lang, innen weiss, am Grunde mit einem kahlen Fleck, der Schwanz, lang, flach, mit langen weissen Haaren besetzt. Das Haar überhaupt straff, in der Mitte , des Rückens gewirbelt, ebenso auf dem Halse und Scheitel. Die Farbe ist aschgrau oder röthlich graubraun, unten weiss, etwas variirend. | Lebt im Schilf und Rohr in sumpfigen Gegenden, in der Nähe von ' Bächen und Quellen familienweise in der Kapkolonie. A. capreolus Lichtst. ?) Die Rehantilope trägt ein wolliges, gekräusel- ‚ tes dichtes Haarkleid über den ganzen sehr schmalen Körper. Die schwar- ‚, zen Hörner sind auffallend dünn, pfriemenförmig, unten geringelt, gerade, nur mit der scharfen Spitze schwach nach vorn gebogen, dicht über den Augen sich erhebend. Die Thränenhöhle gross, aber äusserlich nicht er- kennbar, die Thränendrüse, Rand der Nickhaut, Innere der Augenlider, ‚ Schnauze und Eichel sind glänzend schwarz. Die Farbe ist röthlichgrau | oder rostbraun, die Haare des Rückens an der Wurzel weiss, an der Spitze dunkelbraun, fast schwarz, die der Seiten zweimal abwechselnd weiss und ‚braun, am Bauche mit weisser Spitze, | € | 1) Lichtenstein, berlin. Magaz. VI. 173; Darstellungen Tf. 9; Buffon, hist. nat. | suppl. VI. 187. ib. 31. 32; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1225. Tf. 266; A. Wagner, ‚ ebd. IV. 426; Harris, portraits 151. tb. 27. fig. 2; Smuts, mamm. cap. 75. — A. ful- ‚vorufula Afzelius, nov. act. Upsal. VII. 289 soll sich nur durch dunkel gelblich- ‚röthliche Färbung und durch den Aufenthalt aufBergen unterscheiden. A. subellina ‚Afzelius I. c, 244 ist isabellfarben und wird von Sundevall, Wiederk. 70 in vier ‚Spielarten aufgelöst. Auch A. arundinacea Shaw, gen. Zool. I. tb. 193; A. Lalandi ‚ Desmarest, mammal. 462, A. acuticornis und A. grandicornis Blainville, journ, de ‚physique 1818. Aout müssen hier untergeordnet werden, bis sorgfältige Untersu- ‚chungen die specifische Differenz darthun. 2) Lichtenstein, berl. Magaz. VI, 174; Darstellungen Tf. 8: Sparrmann, Reise ‚ Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1232; A. Wagner, ebd. IV. 428; Harris, portraits 137. ‚tb. 25. fig. 1; Smuts, mammal. cap. 77; A. lanata Desmoulins, Dict. class. I. 445; ‚A. villosa H. Smith, Griff. aniım, kingd, IV. 241, 316 Ungulata. Bisulca. In kleinen Familien in den gebirgigen Gegenden der Kapcolonie, sehr flüchtig und scheu, aber jung eingefangen sehr leicht zähmbar. Das Fleisch ist schlechter als bei allen übrigen capischen Antilopen. A. defassa Rüpp. ?) Eine Antilope von der Grösse und dem massi- ven Körperbau der Kuh. Die Hörner sind gestreckt und stark, graubraun, mit etwa 18 Ringeln bis gegen die glatte Spitze hin, in der Mitte etwas nach aussen gebogen, mit der Spitze convergirend nach vorn gerichtet. Der ganze Kopf ist massiv, die Nasenkuppe nackt; Thränengruben scheinen zu fehlen; die Ohren ziemlich gross und breit, der Hals kurz, robust, die Hufe vorn gerundet, hinten breit, der Schwanz fast das Hackengelenk errei- reichend, mit Quaste. Das Weibchen hat vier Zitzen und keine Leisten- gruben. Das Haar ist straff, borstig, im Sommer nur halb so lang als im Winter, über der Schulter gewirbelt und von hier aus divergirend, bei dem Weibchen auch am Hinterhaupt gewirbelt, ebenso über der Nabelgegend. Die innere Fläche des Ohres ist mit langen weissen Haaren dicht bewach- sen. Das Maul, Kinn und ein Saum um die Nasenkuppe ist schmutzig grauweiss; ein schön weisser Fleck am Auge, ein gelbliches weisses Band von den Ohren bis zur Kehle; der Körper rothbraun mit Grau, unten dunkler grau; Ohren schwärzlich gerandet; Fessel und Hufe mit weisslichem Haar- saum. Schwanzquaste rauchgrau. Bewohnt die grassreichen Triften des westlichen Abyssinien in kleinen Familien, die auch südlich von Sennaar und in Kordofan getroffen werden. Ihr Gang ist schwerfällig, aber sie flieht ‘auch nicht scheu beim Anblick der Menschen. ß) Mit Kniebüscheln. A. scoparia Schreb. *) Eine im Habitus von voriger auffallend ab- weichende Art, deren schöne und zierliche Formen besonders hervortreten. Der Kopf ist klein und schmal, die Ohren gross, die Thränenfurche ge- krümmt, vertical, die Nasenkuppe nackt, die Vorderfüsse mit herabhängen- dem Kniebüschel, die Hufe vorn sehr schmal zusammengedrückt, der Schwanz kurz mit dichtbehaarter Quaste; die Hörner gerade über den Augen stehend, weit auseinander, fast aufrecht, erstschwach nach hinten, dann nach vorn geneigt, dünn, leicht comprimirt; an der Basis mit neun scharfen Ringeln. Das Colorit ist licht, zimmetbräunlich fuchsroth oder gelbbraun, Unterleib, Innen- und Hinterseite der Beine scharf begrenzt schneeweiss, ein Fleck an den Augen, Lippen, Kinn, Innenseite der Ohren weisslich, Ohrränder schwarz- braun, an der Basis der Ohren ein schwarzer Fleck, Hörner, Hufe, Nasen- kuppe schwarz. In offnen Gegenden der Kapcolonie wenig gesellig. A. montana Cretzschm. 5) Steht der vorigen sehr nah. Der Kopf 3) Rüppell, abyss. Wirbelth. 9. Tf. 3. A. singsing Gray, Ann. mag. nal. hist. 1846. XVII. 230. | 4) Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1244. Tf. 261; Lichtenstein, Darstell. Tf. 13; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 429; Smuts, mamm. cap. 78. A. melanura Bech- stein bei Pennant 642. Fr. Cuviers weibliche Ourelis vom Senegal, Mammif. II. livr. 60 hat keine Thränengruben, keine Kniebüschel, ist oben hellfalb, unten gelblich- weiss, mit einzelnen schwarzen Haaren. 5) Rüppell, zoolog. Atlas Il. Tf. 3; abyss. Wirbelth. 25; A. Wagner, Schreb. Säugeth, IV. 431. Cavicornia. Antilope. 317 spitzt sich stark zu, die Stirn ist breit, die Hörner gerade, nur an der Spitze sanft nach vorn gebogen, glatt bis auf einige undeutliche Ringel an der Basis, die Thränenfurche lang gekrümmt, die Nasenkuppe nackt, unter dem Öhre ein nackter, ovaler, schwarzer Fleck, Kniebüschel sehr klein, Schwanz ganz kurz, Afterklauen sehr klein. Junge Männchen haben Eck- zähne. Die Ober- und Aussenseite ist licht röthlich falb, das Weibchen mit glänzend schwarzbraunem Fleck auf dem Scheitel; Brust, Unterleib, Innenseite der Schenkel, Augengegend, Lippen, Unterkiefer weiss, Ohren mit schwarzbrauner Spitze, innen ‘mit langen weissen Haaren. Lebt paarweise auf den grasreichen buschigen Hochebenen Abyssiniens. A. hastata Peters 6). Aehnelt ebenfalls der A. scoparia sehr. Die spitzen Ohren sind nur um ein Drittheil kürzer als der Kopf, an ihrer _ Basis ein nackter Fleck, die Thränengruben bogenförmig gekrümmt, von vornher durch eine vorspringende Hautfalte verdeckt, die Nasenkuppe zwi- schen den Nasenlöchern nackt, der äussere Rand dieser behaart; der Hals auffallend schlank, der Schwanz sehr kurz und dick, die Kniebüschel tief am Metacarpus hinab fortgesetzt; die Hufe niedrig und spitz, nicht comprimirt, Afterhufe mittelgross; die Leistengruben tief, mit langen weissen Haaren eingefasst. Die Hörner fast parallel nach hinten gerichtet, gerade, nur an der Spitze ganz unbedeutend nach vorn geneigt, unten comprimirt, mit etwa acht Ringeln. Die Farbe der Oberseite ist gelbbraun, fein schwarz gesprenkelt, indem die Haare schwarze Spitzen haben, an den Seiten über- ‚ all blasser, Augenstreif, Innenseite der Ohren und Gliedmassen, Lippen, Kinn, Kehle, Brust, Bauch, Gesäss weiss, Mitte der Stirn und Ohrenrand dunkelbraun, Schwanz oben schwarzbraun, unten weiss. Am Schädel sind die Thränenbeine sehr gross, die Nasenbeine schmal, die Zwischenkiefer jene nicht erreichend, eine grosse Lücke auf der Grenze der Antlitzknochen. In den buschigen Ebenen von Mossambique. b) Ohne Thränengruben. A. ellipsiprymna Ogilb.”) Der Wasserbock hat eine kräftige Hirsch- gestalt und erreicht 7 Fuss Länge bei 4 Fuss Höhe. Die über zwei Fuss ‚ langen Hörner erheben sich über den Augen etwas nach hinten und sehr ' stark nach aussen gerichtet, in der obern Hälfte nach vorn und innen sich wendend, übrigens cylindrisch und bis gegen die Spitze mit 12 bis 25 ‚, Ringeln versehen, von bräunlicher Farbe. Die Ohren sind oval, innen reihenweis behaart, der Schwanz kurz behaart, mit Pinsel. Klauengruben und Inguinalgruben fehlen. Die Haare sind lang, wirr, am Halse verlängert. Die Farbe steht zwischen gelblich- und aschgrau, auf dem Rücken mit ı Rostbraun gemischt, die einzelnen Haare grau mit brauner Spitze; Aügen- I gegend, Oberlippe, Halsbinde weiss, Stirn und Nasenrücken dunkelbraun, vor der Schwanzwurzel eine breite weisse Binde. In Südafrika. an Flussufern zu 8 bis 12 Stück. A. unctuosa Laur.®) Gleicht sehr der vorigen Art, hat aber fast ge- ı rade, sehr schwach nach vorn eingebogene Hörner, lange gelblichbraune — 6) Peters, Säugeth. 188. Tf. 60—62. | 7) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1833. I. 97; A. Smith, Illustrat. nro. 12. tb. 28, 29; Harris, portraits 71. tb. 14; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 432. Tf. 278.a 8) Laurillard, Dict. univ. d’hist. nat. 1. 622; Roulin, Cuvier, iconogr, tb.9. fig. 2; "A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 434. 318 Ungulata. Bisulca. Haare, ein weisses Schnauzenende und schwarze Nasenlöcher, einen weissen Kehlkopf und keine weisse Binde an den Hinterbacken. Während des Winters soll die Haut eine unangenehm riechende schmierige Feuchtigkeit absondern, die in Tropfen von jedem Haare herabrinnt. Am Senegal. - 10. Tragulus: kleine Antilopen mit geraden, länglichkegelförmigen, sehr we- nig geringelten Hörnern, mit Thränengruben und stumınel- arligem Schwanze. A. oreotragus Forst. ”) Der Klippspringer vertritt in Afrika die Gemse der europäischen Alpen hinsichtlich seiner Lebensweise, seines Aufenthal- tes in steilen unzugänglichen Felsengegenden, seiner Fertigkeit im Klettern und Springen und der ziegenähnlichen Gestalt. Er hat einen stumpfen rundlichen Kopf, einen kurzen Hals, starke Knien und plumpe Läufe, wird kaum 2 Fuss hoch und etwas über 3 Fuss lang. Die Hörner sind gerade und stehen senkrecht auf dem horizontalen Kopfe, sind schwarz und am Grunde etwas geringelt. Die Ohren erreichen zwei Drittheile der Kopf- länge und sind zugespitzt. Die grossen Augen umgibt eine kahle Stelle, vor ihnen liegen die deutlichen Thränengruben. Der Schwanz ist nur ein kurzer Stummel. Die Hufe sind sehr hoch, an den Seiten platt gedrückt, klaffend, unten rund abgeschliffen, so dass die Spur zwei concave gerun- dete Eindrücke bildet. Die Farbe ist oben und aussen glänzend olivengelb und schwarzbraun gesprenkelt, die einzelnen Haare unten weisslich, dann dunkelkastanienbraun mit citrongelbem Ringe, an der äussersten Spitze schwarzbraun. Die Unterseite ist blasser, aber auch gesprenkelt, nur unten am Kopf und an der Innenseite der Beine einförmig rostgelb, die Lippen weisslich. Die Haare sind dick, elastisch, spiral gewunden, an der Spitze glatt. Das Fleisch ist geschätzt. Am Vorgebirge der guten Höffnung. A tragulus Forst.) Die Bockantilope erreicht Ziegengrösse und hat sechszöllige, schwarze, dünne, gerade, nur an der Spitze sehr schwach vorwärts geneigte, an der Wurzel sehr wenig geringelte Hörner. Die Ohren sind von der Länge des Kopfes, an der Spitze zugerundet und braun be- haart. Der Kopf ist klein und schmal, die Nasenkuppe nackt; der Schwanz ganz kurz. Das glatt anliegende Haar hat oben eine schön braunrothe Farbe mit graulichem Schimmer, an Brust, Bauch und den Seiten der Beine schmutzig weiss. Das Weibchen hat vier Zitzen. Bewohnt paar- oder familienweise die buschigen felsigen Gegenden der Kapkolonie und wird seines schmackhaften Fleisches wegen gejagt. A. melanotis Forst. *) Uebertrifft den Steinbock an Grösse und hat 9) Lichtenstein, berlin. Magaz. Vl. 175; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 183. tb. 29; Barrow, Reise I. 86; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1228. Tf. 259; A. Wagner, ebd. IV. 436; Lichtenstein, Darstell. Tf. 15; Smuts, Mamm. cap. 80; A. saltatrix ‚Bodd. Elenct. 141. 1) Lichtenstein, berlin. Magaz. VI. 176; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 185; Bar- row, Reise I. 138; Sparrmann, Reise 520; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1234; A. Wagner, ebd. IV. 437. Tf. 265.a; Lichtenstein, Darstell. Tf. 14; Smuts, mamm. cap. 81. A. rufescens, A. rupestris H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 248; Harris, portrails 137. tb. 25. fig. 2; A. pediotragus Alzel, nov. act. upsal. VII. 260; Smuts, mamm, cap. 849. A. campestris Thunberg, M&m. acad. Petersb. III. 313. 2) Afzelius, nov. act. Upsal. VII. 257; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 185; Sparr- U m m u E -—- Fe F— ee —— A — Cavicornia. Antilope. 319 kurze Hörner, die weit auseinander gerückt, gedrückt kegelförmig, mit der Spitze sanft nach vorn geneigt, an der Wurzel wenig geringelt, und schwarz sind. Die Ohren sind fast so lang als der Kopf, die Nasenkuppe nackt. Statt der Leistengruben ist nur eine nackte Hautstelle vorhanden. Die Farbe der Ober- und Aussenseite ist lebhaft und glänzend rostroth, vom Nacken an mit weissen Haaren untermischt, Unterseite und Innenseite der Beine hellrostgelb, die Ohren aussen schwarz, innen mit Reihen gelblich- weisser Haare, Augengegend, Nasenkuppe, Hufe schwarz. Der Schwanz bildet einen versteckten Stummel. Das Weibchen hat zwei Zitzen. Lebt paarweise in buschigen hügeligen Gegenden der Kapkolonie und wird gleichfalls seines Fleisches wegen gejagt. 11. Cephalolophus: Mittlere und kleine Antilopen mit kleinen geraden oder sehr sanft gekrümmten Hörnern, die nur am Grunde rauh sind, mit Thränengruben und vier Zitzen. a) Kleinste Antilopen mit stummelartigem Schwanz, runden Thränengruben ohne Spalt und mit behaarter Nasenkuppe. A. Hemprichana Ehrbg. ?) Eine der kleinsten und zierlichsten Antilopen mit gestrecktem Kopfe, flacher Stirn, sehr langen Ohren, die aussen kurz behaart, innen lange reihenweis geordnete Haare haben. Die Nasenkuppe ' ganz behaart, die Thränengrube tief rundlich, aber kein kahler Schlitz; die Beine ausserordentlich lang und dünn, die Hufe lang, schmal, zugespitzt, ' Afterhufe sehr klein; der Schwanz ein kurzbehaarter Stummel. Die Hör- ner klein, nach hinten geneigt und divergirend, mit der Spitze nach vorn strebend, an der Basis mit einer tiefen Kerbe, comprimirt, in der untern Hälfte der Aussenseite mit 10 bis 12 Halbringeln. An Stelle der sackartig eingesenkten Leistendrüsen findet sich nur ein haarloser Fleck. Die Haare straff, zwischen den Hörnern einen langen Schopf bildend. Das Colorit ist oben fuchsgelb und graulichweiss gesprenkelt, die einzelnen Haare in der untern Hälfte weisslich, in der obern schwarzrostbraun, mit lichtem ' Ringe vor der dunkeln Spitze; Nasenrücken und Stirn lebhaft fuchsroth, vor dem Schopf ein gescheckter Fleck, der bei alten Männchen verschwin- det, die Ohren schwärzlich gesäumt, ein breiter Streif über und unter den mann, Reise 281. 293; Barrow, Reise I. 36; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1235; A. Wagner, ebd. IV. 438. Tf. 266.a; Lichtenstein, Darstellungen Tf. 12; Harris, por- ‚trails 143. tb. 26. fie. 2; Smuts, mamm. cap. 82. A. grisea Smith, Griff. anim, 'kingd. IV. 250. — Hier mag noch die nur in dem Schädel bekannte Art aus Indien, A. subulata H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 198 erwähnt sein. 3) Ehrenberg, Symb. physic. I.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 455. Tf.260.c ‚A. saltiana Rüppell, zool. Atlas I. 55. Tf. 21; Ehrenberg, Symb. physie. I. tb. 8; Lichtenstein, Darstell. Tf. 16. Düben, Forhdl. scand. Naturf. 5 M. Kjöbh. 1847. 659 ‚beschreibt einen Nesofragus moschatus von der kleinen Koralleninsel Chapani bei Zangibar. Das Thier schliesst sich hier an. Seine dreizölligen Hörner sind nach "hinten und etwas nach innen, mit der Spitze nach vorn und aussen gerichtet und "haben 20 Ringeln. Die Thränengrube ist zurückgekrümmt und tief, die Ohren von ‚halber Kopflänge, der Schwanz mittelmässig. Rücken, obrer Hals, Scheitel und Stirn graubraun, die einzelnen Haare unten röthlich, dann grau und mit hellem Ringe vor der schwarzen Spitze; Seiten und Schenkel sind heller, Füsse blassrolh, ran. Brust, Bauch, Innenseite der Schenkel und Gesäss weiss, Ohren stahlgrau, Füsse hinten mit schwarzem Fleck, vorn mit solcher Linie. Der Scheitel ist glatt. Pesasch ist trocken und wegen des Moschusgeruches ungeniessbar. 320 Ungulata. Bisulca. Augen, Kinn, Kehle, Brust, Bauchmitte, Innenseite der Beine weiss, Hörner, Hufe, Thränengruben schwarz. In Abyssinien. A. spinigera Temm. *) Diese kleinste aller Antilopen wird nur Fuss- hoch und trägt zweizöllige, etwas convergirende, schwarze, glatte, glän- zende Hörner mit 2 bis 3 schwachen Ringeln an der Wurzel ohne Haar- büschel dazwischen. Ein kleiner Thränensack vor den Augen, aber kein Schlitz. Die Färbung der Oberseite ist dunkelrothbraun, an den Beinen lebhafter, am Unterkiefer, Brust, Bauch, Innenseite der Schenkel bräunlich- grau, Nase und Unterlippe schwarz, Nasenrücken und ein zu den Hörnern laufender Streifen lebhaft rothbraun. Paarweise in Guinea, von sanftem Naturell, ungemein lebhaft und beweglich. b) Antilopen von geringer und mittler Grösse mit nackter Nasenkuppe. a) Mit langem nacktem Streif vor den Augen und stehendem Scheitelschopf. A. mergens Blainv.°) Der Ducker erreicht die Grösse des Rehs und hat weit nach hinten gerückte Hörner, die klein, gerade, pfriemenförmig, divergirend und mit 6 bis 8Ringeln versehen sind. Zwischen ihnen steht ein grosser, rückwärts gerichteter Haarschopf. Die Ohren sind etwas länger als die Hörner und zugespitzt. Statt der Thränengruben findet sich vor den Augen ein gebogener nackter Streif, unter welchem eine Drüsenmasse liegt. Hufe und Afterhufe sind sehr klein, der Schwanz kurz, mit (Quaste. In den Weichen liegen zwei tiefe Inguinalgruben. Das Weibchen hat un- ter dem Haarschopf versteckte Hörner. Die Farbe ändert ab. Sie ist oben graulich olivenfarben, unten weiss oder beim Männchen dunkel gelbbraun, auf dem Rücken und den Keulen mit schwärzlich punctirtem Anfluge, bei dem Weibchen licht graubraun, auf dem Rücken gelblichweiss gesprenkelt. Beständiger ist der Schopf auf dem Scheitel fuchsroth mit schwarzen Haar- spitzen, der Streif von der Nasenspitze zur Stirn schwarzbraun oder schwarz, der Saum um die Hufe schwarz, ebenso der Fleck am Vorderknie und an der Ferse, die Spitze der Schwanzquaste weiss. Paarweise in buschigen Gegenden bedeutender Meereshöhe in Südafrika. A altıfrons Peters 6). Etwas kleiner als der Ducker, mit sehr con- vexer Stirn, mit nach innen gewandten Hörnerspitzen, ohne Leistengruben, 4) Temminck, Monogr. mammif. I. 30; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 457. A. pygmaea Pallas, Spicil. zool. XII. 18; Buffon, hist. nat. XII. tb. 43. fig. 2; Gold- fuss, Schreb. Säugeth. V. 1237. Tf. 260.b; Smith, Griff. anim. kingd. IV. 270. Früher zu Moschus gestellt. 5) Blainville, bull. soc. phil. 1827; Lichtenstein, Darstellungen Tf. 11; Smuts, mamm. cap. 84; Harris, portraits Ill. tb. 15; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 448. A. Burchelli und A. Ptox H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 262. A. nietitans Thun- berg, M&em. acad. Petersb. Ill. 312. A. Madoqua (nur durch sehr wenig kürzere Ohren und convexe Gesichtslinie unterschieden) Rüppell, abyssin. Wirbelth. 22. Tf. 7. fig. 2; H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 271; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 449; A. saltiana Blainville, bull. soc. philom. 1816. 79; Isis 1819. Tf. 12. fig. 5. 9; A. ocularis Peters, Säugeth. 186. Tf. 39. 41. fig. 1. Tf. 42. fig. 1 ist nur etwas klei- ner und schlanker und ändert im Colorit weder geschlechtlich noch nach den Jah- reszeiten ab. A. Campbelliae Gray, Ann. mag. nat. hist. 1846. XVIll. 164. 6) Peters, Säugeth. 184. Tf. 37.38. — Gray, Glean. menag. Knowsley Hall 1850. 9. Tf. 6 beschreibt einen Cephalophus coronatus, der durch ungeringeltes Haar, schwarzen Rücken und eine nackte Linie unter dem Auge verschieden ist. = met Cavicornia. Antilope. 321 mit glatten spitzen Hufen und mittelgrossen Afterklauen, im übrigen Bau nicht eigenthümlich. Die Farbe des Rückens ist glänzend bräunlich- oder goldgelb, an den Seiten blasser, an den Füssen isabellgelb; von der Nasen- spitze bis zur Stirn ein breiter schwarzbrauner Streif mit glänzend gold- gelbem Schimmer; die Haare des Stirnbüschels schwarz mit braungelbem Ringe vor der Spitze; die Seiten des Kopfes hell bräunlichgelb, über den Augen, ein Fleck hinter denselben und die Seiten der Schnauzenspitze weisslich; die Ohren innen mit langen schneeweissen Haaren, aussen mit kurzen schwarz und braun beringten; Kehle, Brust, Bauch, Innenseite der Gliedmassen weiss; der Schwanz oben schwarz, seitlich weiss; die Augen dunkelrothbraun. In buschigen Ebenen von Mossambique. A. grimmia Pall.?) Eine kleine, zierliche Antilope von nur 1!/, Fuss Höhe und 2!/, Fuss Länge, mit schönem Kopfe, schwarzer nackter Nasen- spitze, weiten halbmondförmigen Nasenlöchern und grossen braunen leb- haften Augen. Die dreizölligen schwarzen Hörner sind fein längsgefurcht, an der Basis mit vier Ringeln, an der Spitze comprimirt, ganz gerade und fast parallel. Die Ohren sind innen kahl, schwarz, mit drei Längsfurchen versehen; vor den Augen eine schwarze kahle Stelle mit einer schwieligen feuchten Furche; der Schwanz kurz, dünn, weiss, mit schwarzem Streifen; Afterklauen fehlen, die Haare steif und dicht anliegend. Die Färbung oben gelblichgrau, an den Seiten heller, Hals, Brust, Bauch weiss ins Gelbliche ziehend; an den Vorderfüssen ein schmaler schwarzer Streif, der Kopf graulich gelb, mit dunkel schwarzbraunem Gesichtsstreifen, die Mundrän- der schwarz. In Guinea, sehr furchtsam und scheu, aber leicht zähmbar. A. Friderici Laurill.$) Ebenfalls klein, aber mit dicken kegelförmigen etwas nach vorn gekrümmten Hörnern. Die Hauptfarbe ist falbbraun, auf der Oberseite des Kopfs und an der Schnauze dunkelbraun, von den Kopf- seiten durch eine weisse Linie getrennt, an den Körperseiten und unten sehr blass. Die nackte Linie auf den Wangen ist winklig gegen den Nasen- | rücken gerichtet. Das Weibchen soll kurze Hörner haben. Am Senegal. A. natalensis Smith ?). Von schlankem zierlichen Körperbau, mit langen dünnen Beinen, schlankem zugespitztem Kopfe, nacktem Hautstreif unter dem Auge, kahler Muffel, kurzen breiten Ohren, langen schmalen spitzen Hufen, schwach gequastetem unten kahlem Schwanze, starrem Scheitel- ‚ schopf, kurzen etwas rückwärts geneigten Hörnern. Die Farbe ist oben 7) Pallas, Spicil. zool. I. 38. tb. 3. 4; Buffon, hist. nat. XII. 307; Goldfuss, ‚ Schreb. Säugelh. IV. 1230. Tf. 260; A. Wagner, ebd. IV. 451; Fr. Cuvier, mammif. ‚ I. livr. 27. A. rufilatus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1846. XVIlt. 165. 8) Laurillard, dict. univ. d’hist. nat. I. 623; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. ‚ 454; A. pygmaea Fr. Cuvier, mammif. II. — Hier mögen noch erwähnt werden: ‚A. Maxwelli Smith, Griff. anim. kingd. IV. 267, ein Weibchen von Sierra Leone, ‚ schlank, mit langen Ohren, gestreckter Nase, unter dem Auge ein schwarzer Fleck, ‚ über demselben ein Strich, Hals, Rücken und Kreuz dunkelbraun. A. Philantomba ‘Smith, ibid. V. 855, ein Junges von ebenda, mit abgerundeten Ohren, langem Schlitz ‚ vor den Augen und dunkelgraubrauner Farbe. Gray identificirt diese Art mit A. Friderici. A. punetulatus Gray, Ann. a. mag. nat. hist. 1846. XVII. 165 mit gespren- keltem Pelz und gelb geringelten Haaren. 9) A. Smith, Illustrat. tb. 32; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 453. Säugethiere. 21 322 Ungulata. Bisulca. und aussen röthlich orangefarben, der Rücken und die Hinterseite mit bräunlichem Anfluge, Kopf, Hals und Unterleib licht fahlorange, der Schopf in der Mitte dunkel schwärzlichbraun, die Ohren innen trüb, aussen pur- purfarbenbraun, die Augen dunkelbraun. Um Port Natal. A. pygmaea Pall. !) Die Zwergantilope gleicht in vielfacher Hinsicht der Hemprichschen und einigen andern der vorigen Arten. Von jener unter- scheidet sie sich durch die kürzeren Beine und Ohren, die längern Hufe, die zweizolligen parallelen Hörner mit mehrern Ringeln und glatter Spitze. Die Farbe der obern Seite ist trüb rostbraun, an den Läufen fuchsroth, an den Seiten überall lichter mit schiefergrauem Schimmer, Kinn, Kehle, Innenseite der Ohren, Streif am Vorderhalse, Brust, Bauch, Schwanzspitze weiss, über dem Auge ein rostrother Streif. Die Weibchen sollen biswei- len sehr kurze Hörner haben. In waldigen Gegenden der Südostküste Afrika’s. ß) Antilopen von mitller Grösse mit deutlicher Thränengrube. A. sylvieultric Afz:?2) Die Buschantilope erreicht 5 Fuss Länge und 3 Fuss Höhe, hat einen eiförmigen Kopf, eine kegelförmige Schnauze, kur- zen rothbraunen Schopf zwischen den Hörnern, spitze, glatte, glänzende, kurzkegelförmige, gerade Hörner, ebensolange abgerundete Ohren, schlanke kastanienbraune Beine mit kleinen Afterklauen und gerundeten Hufen. Das Haarkleid ist weich, anliegend und glänzend, an den Keulen und im isabell- farbenen Rückenstreifen verlängert. Die Farbe ist dunkelbraun, in der After- gegend mit Grau gemischt, an der Kehle ocherfarben, Nasenrücken und Stirn kastanienbraun, Wange, Schnauze, Kinn schmutzig gelblichweiss, die Oeffnung der Thränenhöhlen dunkel. Lebt einsam in waldigen ebenen Gegenden der Sierra Leona und wird seines wohlschmeckenden Fleisches wegen gejagt. A. Ogilbyi Waterh.?) Von der Grösse der Vorigen, mit ebensolchen Hörnern in derselben weit nach hinten gerückten Stellung, mit breiten, etwas zugespitzten Ohren, und kurzem, glatten anliegenden Pelze. Das Colorit ist schön rostroth, an der Unterseite blasser, mit schwarzem Rücken- streif, schwärzlicher Schnauzenspitze, gelblichfalben Wangen und weisslicher Kehle und mit schwarzem Zeichen an der Vorderseite der Füsse. Auf der Insel Fernando Po. A. quadriscopa Smith. %) Niedriger als ein Rehbock, von dessen Länge, mit zugespitzter Schnauze, grossen langen Ohren mit zwei schwarzen Streifen innen, zierlichen Beinen, kleinen zugespitzten Hufen, kleiner Thrä- nenöffnung unter dem Auge, davor mit schmalem nacktem schwarzem Strich. Die Stirn ist lang behaart, falb und sepiagrau gemischt, die Hörner gerade, 1) Pallas, Spicil. zool. XII. 18; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1237; A. Wagner, ebd. IV. 452; Lichtenstein, Darstell. Tf. 16; Smuts, mamm. cap. 86; A. coerulea und A. perpusilla H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 268; Harris, portraits 143. tb. 26. fig. 3; A. monticola Thunberg, M&m. acad. Petersb. III. 315. 2) Alzelius, nov. act. Upsal. VII. 265. tb. 8. fig. 1; Goldfuss, Schreb. Säugeth. v. 446; H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 258. c. fig. Letztrer fügt als Varietät A. platous hinzu. 3) Waterhouse, ‚proceed. zool. soc. VI. 40; Ann. mag. nat. hist. 1843. xl. 57; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 446. 4) H, Smitl, Griff, anim. kingd. IV. 261; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 447. Cavicornia. Antilope. 323 divergirend, mit 6 bis 7 schwachen Ringeln an der Basis. An den Vor- derknien und an der Fussbeuge finden sich dunkelfarbige Haarbüschel. Das Colorit ist bräunlich gelbgrau, an den Seiten blasser, am Unterleib und den Hinterbacken mit dunkler Binde, Lippen, Brust, Bauch weiss. Am Senegal. y) Antilopen von ansehnlicher Grösse mit tiefen Thränengruben, sehr langem Schwanz und ohne Stirnschopf, aber mit Mähne. A. pieta Pall.?) Das Nylgau wird 4 Fuss hoch und trägt starke, nach vorn gebogene, fast dreikantige Hörner. Die Thränenhöhlen sind weit, Maul und Ohren breit, letztere an “er Innenseite mit schwarzen verticalen Streifen auf weissem Grunde. Die Mähne reicht bis auf die Schultern und steht aufrecht. An der Kehle findet sich ein Büschel langer bis auf die Wamme herabhängender Haare. Der Körper ist schiefergrau, die Schenkel bräunlich, an den Fesseln weisse Ringe. Der lange Ochsenschwanz endet mit einer schwarzen Quaste. Das Weibchen ist etwas kleiner, mehr rost- grau und wirft zwei Junge. Am langen schmalen Schädel sind die Nasen- beine sehr schmal und lang, die Zwischenkiefer legen sich mit einem brei- ten Ende daran; zwischen den Antlitzknochen eine Lücke; die Stirn flach; die weit von einander getrennten Hornkerne hinten flach und kantig, vorn convex; der Scheitel breit und flach, die Schläfengruben kantig begrenzend; der Occipitalrand stark, die Nackenfläche breit und senkrecht; die Augen- höhlenränder gar nicht vorstehend; die Backzähne mit stark entwickeltem Cylinder zwischen den Prismen, tief concaver Sichelgrube und der letzte untere mit hinterem accessorischen Prisma. Die Halswirbel sehr lang, der 3. bis 6. mit ganz unbedeutenden Dornen, der letzte mit hohem und stark nach vorn geneigtem Dorn. Der 12. Rückenwirbel ist der diaphragmatische, die Dornen aller schmal und lang, die Lendenwirbel mit sehr breiten Dor- nen und langen wagrechten Querfortsätzen. 5 Kreuz- und 16 Schwanz- wirbel. Die Extremitätenknochen wie bei der Gemse, die Hufe schmal und hoch. Der Nylgau ist durch das nördliche Indien verbreitet und hat ein wil- des Naturell, das sich besonders zur Brunstzeit äussert. In der Gefangen- schaft ist er sanft, und nimmt das Futter aus der Hand. Sein Geruch ist sehr fein. 12. Tetracerus: Antilopen mit 4 Hörnern, langem Thränengrubenschlitz, nackter Nasenkuppe, kurzem Schwanz und vier Zitzen. A. quadricornis Blainv. 6) Die vierhörnige Antilope hat die zierliche Gestalt des Rehes. Das vordere Hörnerpaar sitzt oberhalb des vordern 5) Pallas, Spicil. zool. XII. tb. 13; Hunter, philos. Transact. LXI. 170. tb. 5; Buffon, hist. nat. suppl. VI. 101. ib. 10. 11; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1159. Tf. 263; Wolf, Abbilde. H. 57. Tf. 16; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 46; Bennet, proceed. zool. soc. 1.37; A. tragocamelus Pallas, Miscell. z001.5; A. albipes Erxleben, mammal. 280; A. risia H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 363; Tragelaphus hippelaphus Ogilby, Lond. Edinb. philos. mag. XI. 473. — Obwohl das Nylgau nicht selten ist, sind die Angaben über das Gehörn des Weibchens doch widersprechend. Sunde- wall sah zwei gehörnte Weibchen, Ogilby und Andere dagegen nennen das Weib- ‚ chen ausdrücklich hornlos. Mir steht nur das Skelet eines männlichen Exemplares zur Vergleichung zu Gebote. | 6) Blainville, Bullet. soc. philom. 1816; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1243; A. Wagner, ebd. IV, 439; H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 256. c. u 2erkare Hard- 324 Ungulata. Bisulca. Augenwinkels, ist etwas rückwärts geneigt und bildet an der Basis einen kurzen, gedrückt walzigen und querrunzligen Stock, auf dem ein kurzer glatter Kegel aufsitzt. Das hintere Paar steht über dem hintern Augenwin- kel, ist in der untern Hälfte stark nach hinten geneigt, in der obern eben- -so sehr nach vorn gekrümmt, an der Basis comprimirt, geringelt, nach oben glatt und gerundet. Die Krümmung und Ringeln ändern mehrfach individuell ab. Die Ohren sind gross, abgerundet, die Thränengrube in einen langen, dem Nasenrücken parallelen Schlitz ausgezogen, die Nasen- kuppe breit, die Beine schlank, der Schwanz kurz. Das Haarkleid lang und straff. Die Farbe oben hräunlich falb, unten weiss, das Weibchen lichter. Lebt auf den bewaldeten Hügeln des westlichen Bengalen, Behar, Orissa und in Nepal und ist sehr hurtig und wild. Siebente Familie. Cervina, Die hirschartigen Wiederkäuer haben einen schlanken zierlichen Körper- bau und gleichen hierin den Antilopen. Da ferner Stirnfortsätze keineswegs allgemein vorhanden sind, auch Thränengruben und Klauendrüsen bald feh- len, bald ausgebildet sind: so wird es in vielen Fällen schwer, Hirsche und Antilopen durch ein sicheres Merkmal zu unterscheiden. Als solches bleibt nur eine Haarbürste, welche sich an der Innenseite der Hinterfüsse bei den Hirschen findet, den Antilopen aber durchweg fehlt. Wenn sie bei den Cer- vinen uns verlässt, entscheidet die Anwesenheit oberer Eckzähhe für dieselben, da diese bei Antilopen nicht vorkommen. Die Grössenverhältnisse der einzelnen Körpertheile erleiden bei den Cer- vinen keine auffallenden Veränderungen. Der Kopf verschmälert sich ziem- wicke, Transact. Linn. soc. 1825. XIV. 520. tb. 15. 16; Hill, ibid. XV. 501. tb. 20; Fr. Cuvier, mammif. III. livr. 44. Letztere Art sollte durch unwesentliche Eigen- thümlichkeiten der Hörnerform unterschieden sein. Ausser den bisher berücksichtigten Arten finden sich bei verschiedenen Schrift- stellern noch andere aufgeführt, deren Characteristik jedoch so ungenau, so kurz und flüchtig ist, dass sie im System nicht aufgenommen und in der Synonymie nirgends mit nur einiger Sicherheit untergebracht werden können. Einige davon mögen hier noch namhaft gemacht werden. A. lervia Pallas, Spicil. zool. XI. 12 mit Nacken- und Kniebüschel aus dem nördlichen Afrika. A. torticornis Hermann, observ. zool. 87 nur in einem spiral gedrehten Horne bekannt. A. Hazenna Isid. Geoffroy, Jacquem. voy. descr. coll. IV. 74 ein weibliches Exemplar aus Indien, A. Benetti sehr nah verwandt. — A. Cordieri Christol, Ann. sc. ind. midi France 1832. II. 20 (— A. recticornis M. de Serres, Cav. Lunelvieil 250) beruht auf Fossilresten aus dem Meeressande von Montpellier. Dieselben deuten auf eine Antilope von ansehnlicher Grösse der A. picla und auch A. senegalensis in mehrfacher Hinsicht ähnlich. A. clavata Gervais, Zool. et Pal. franc. I. 78 mitteltertiäre Reste von San- sans, welche an A. grimmia erinnern sollen. A. deperdita Gervais, ]l. c. tb. 12 ein fossiler Hornzapfen von Cucuron, dessen specifische Benennung in keiner Weise gerechtfertigt ist. A. major und A. minor Jäger, foss. Säugeth. Würtemb. I. 22. 72 beruhen auf Resten aus Würtemberg. A. maquinensis Lund, Ann. sc. nat. 1839. Xl. 222 die einzige Art Südamerika’s nach Knochen aus den brasilianischen Höhlen von der Statur der Ziege und mit einfach nach hinten gebogenen kurzen Hörnern. Lund führt von derselben Localität noch eine eigenthümliche Gattung Leptotherium mit zwei Arten, L. minus und L. major, mit schlankem zierlichem Skeletbau auf, doch fehlen ausreichende Angaben darüber. Aehnlich verhält es sich mit Dremo- Iherium Geoffroy, Revue encyclop. 1833. LIX. 82. 95 in zwei Arten Dr. Feignouxi und Dr. nanum, beruhend auf noch nicht beschriebenen Resten aus dem Süsswasser- kalke der Auvergne, Cervina. 325 lich schnell bis zur Schnauzenspitze. Die Augen sind gross und lebhaft, die oft vorhandenen Thränengruben deutlich ausgebildet, die Nasenkuppe meist nackt, die Ohren aufrecht, schmal, von mittler Länge, der Hals kräftig aber nicht dick und kurz, der Rumpf kurz, die Beine hoch, die Füsse mit sehr entwickelten Afterklauen, die Hufe schmal und spitz, der Schwanz meist sehr kurz, das Weibchen mit zwei oder vier Zitzen am Euter. Das Haar ist straff, kurz, dicht und liegt eng am Körper an. Die Stirnfortsätze fehlen entweder völlig oder nur dem Weibchen, seltner finden sie sich zugleich auch bei diesem. Sie bilden mehr weniger verästelte, nackte Geweihe von solider Knochensubstanz und werden periodisch abgeworfen, um sich neu zu bilden. Das Zahnsystem gleicht dem der Cavicornier, mit dem einzigen auffal- lenden Unterschiede, dass häufig obere Eckzähne und sogar von bedeutender Länge vorhanden sind. Die Schneidezähne haben breit schaufelförmige Kro- nen mit scharfer Schneide. Die Backzähne tragen statt des Schmelzeylinders zwischen den Sichelprismen nur an der Basis einen kurzen Kegelzapfen, der aber nicht einmal überall beobachtet wird. Die Sichelprismen, die Beschaf- fenheit ihrer Innen- und Aussenseite, die Sichelgrube zwischen ihnen gewäh- ren keine allgemeinen Eigenthümlichkeiten. Am Schädel reichen die Zwischenkiefer in der Regel bis an die Nasen- beine heran, diese sind relativ breit und gewölbt, neben sich meist eine grosse Lücke auf der Vereinigung der Antlitzknochen, die sehr grossen Thränenbeine gewöhnlich mit grossen Gruben, die Stirnbeine ihre starken Knochenfortsätze über den Augenhöhlen absendend, der Scheitel stark nach hinten abfallend, die Hinterhauptsfläche kantig umrandet, senkrecht oder nach hinten übergeneigt, die Unterkieferäste schlank, mit ansehnlichem Kron- und hervortretendem Winkelfortsatz. Die Wirbelsäule kräftig, der Hals mit kur- zen Wirbeln, deren Dornen kurz, Querfortsätze stark, die Rückenwirbel mit hohen breiten Dornen, die Lendenwirbel mit niedrigen breiten, die Quer- fortsätze der letztern stark geneigt, die Zahl der Schwanzwirbel gering, das Schulterblatt nicht sehr schmal, die Gräte desselben mässig, die Becken- knochen schlank, Extremitätenknochen meist schlank und zierlich. Die wei- chen Theile stimmen im Wesentlichen mit denen der vorigen Familie über- ein, doch fehlt es nicht an einzelnen auffallenden Eigenthümlichkeiten, so - wird bei einer Art der dritte Magen völlig vermisst, bei einer andern findet sich in der Nabelgegend eine Moschus liefernde Drüse u. s. w. Die Cervinen sind im Allgemeinen muntere und lebhafte Thiere, zugleich aber ungemein scheu und flüchtig. Sie bewohnen grasreiche Ebenen, mehr noch waldige Gebirgsgegenden bis zu bedeutenden Höhen hinauf. Ihre Nah- rung besteht in Gras, Kräutern, Laub, Flechten und Moos. Sie leben ein- zeln oder paarig, auch in kleinern und grössern Rudeln beisammen. Ihr Nutzen ist bei Weitem nicht so bedeutend für die menschliche Oeconomie | als der der Bovinen. Ausser dem Rennthiere, dem einzigen und unentbehr- lichsten Hausthiere des hohen Nordens, und dem Moschusthiere liefert kein Mitglied grossen Nutzen. Einige werden des schmackhaften Fleisches, des Felles, Talges und Geweihes wegen gejagt. Sie erscheinen bereits in der mittlern Epoche der tertiären Periode auf der Erdoberfläche und vermehren sich dann an Arten bis in die gegenwär- tige Schöpfung. Ihre geographische Verbreitung ist fast schränkin indem nur Australien ihrer entbehrt, übrigens alle Zonen bis zum höchsten Norden 326 Ungulata. Bisulca. Repräsentanten aufzuweisen haben. Ihre Sonderung in Gattungen ist wie bei den Bovinen in späterer Zeit über die natürlichen Grenzen hinaus verfolgt worden. Wir liefern hier keinen Glavis, in welchem jeder beliebige einzelne Character zur Feststellung von Gruppen und Galtungen geeignet ist, sondern bezwecken eine Einsicht in den natürlichen Zusammenhang der Gestalten und trennen daher nicht, was von der Natur vereinigt ist. Moschus L. Kleine und sehr kleine Wiederkäuer vom zierlichsten Körperbau, ohne Geweih, ohne Thränengruben, mit ganz verstümmeltem Schwanz, entwickelten Afterklauen, ohne Haarbürste an den Hinterfüssen und die Männchen mit langen hervorragenden Eckzähnen im Oberkiefer, die Weibchen mit zwei Zitzen. Der Schädel hat eine gestreckte dünne Gestalt, bald mit bald ohne Lücke vor der Vereinigungsstelle der Antlitzknochen, die Stirnbeine in der Mitte und oben gewölbt, die Scheitelbeine ebenfalls sehr gewölbt, die Schlä- fengruben kantig begrenzend, die Kanten in eine Scheitelleiste sich vereini- nigend, das Hinterhaupt hoch, seme Gondyli vorn fast zusammenstossend, die Unterkieferäste in der Symphyse nie mit einander verschmelzend. Ausser den 7 Halswirbeln finden sich 14 bis 15 rippentragende, 5 bis 6 rippenlose, 4 bis 5 Kreuz- und 13 Schwanzwirbel. Acht wahre Rippen. Sieben Wirbel im Brustbein, Becken gestreckt, der Griffelknochen der Afterzehen lang ‚und dünn, diese selbst dreigliedrig, die Fibula deutlich entwickelt, oben und un- ten mit der Tibia verwachsen, der Hackenfortsatz des Fersenbeines sehr an- sehnlich verlängert. Im Gebiss ändert das Grössenverhältniss der allein vorhandenen untern Schneidezähne specifisch ab. Die obern Eckzähne sind gleichfalls von sehr verschiedener Grösse, bald weit aus dem Maule hervorragend, hinten mit scharfer Kante und nach aussen sich wendend, bald viel kürzer, mit den Spitzen convergirend. Den Weibchen fehlen sie übrigens völlig, oder sind, wenn vorhanden, sehr rudimentär. Die weichen Theile bieten einzelne characteristische Unterschiede von den Antilopen und Hirschen, fast noch auffallender aber bei den Arten unter ' einander. Die Zunge ist schmal, mit feinen fadenförmigen und zerstreuten pilzförmigen Warzen besetzt, nirgends mit hornartigen Spitzen. Unter der Zunge und mit deren Rande parallel bildet die Schleimhaut jederseits eine Falte mit sägeförmig gezähntem Rande. Die Speicheldrüsen gross, die Magen verdienen in mehrfacher Hinsicht Beachtung, ihre Zahl (3 oder 4), Grösse und innere Structur gewährt erhebliche Unterschiede. Der Darmkanal ist kürzer als bei andern Wiederkäuern. Seine Gesammtlänge übertrifft die Kör- perlänge nur um das 8Ysfache. Er ist in seiner ganzen Länge von geringer Dicke, seine Häute zart, fast durchsichtig, die Schleimhaut des Dünndarmes mit spitzigen zerstreut stehenden Flocken sammetartig besetzt. Der Blind- darm kaum mehr als zwei Zoll lang. Die ungelappte Leber klein, die eiför- mige Gallenblase nicht unmittelbar an dieselbe angewachsen, der Ductus eysti- cus und hepaticus sehr lang, der Ausführungsgang des Pancreas in das Duo- denum gleich hinter dem Ductus choledochus mündend. Die Brustdrüse gross; das Herz nicht eigenthümlich gestaltet, ohne Knochen, aus dem Aortenbogen die Arteria anonyma und subclavia sinistra entspringend; die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig, die Einschnitte jedoch bisweilen so kurz, dass u a. wegen tee nme en meer ET m, a Bi rn u Fr ya Dt ., 7 EREEHEECEETE— a A — ni a EEE a I 7__ ad Cervina. Moschus. 327 die Lappentheilung kaum annehmbar ist; die Schilddrüse in zwei seitliche Lappen zerlegt; die Luftröhre aus 50 sehr unregelmässigen Knorpelringen bestehend wie bei andern Wiederkäuern mit einem vordern Bronchus für die rechte Lunge; die Nieren eirund, mit einer Nierenwarze im Innern, die Blase weit, eiförmig, die Hoden ebenso, von Bohnen- oder Wallnussgrösse, das Vas deferens dünn, sich allmählig erweiternd und an einer länglichen Hervorragung in der Harnröhre mündend, das als Samenblase oder als Pro- stata zu deutende hohle Organ länglich und etwas gewunden; die CGowper- schen Drüsen ansehnlich; die Ruthe mit nur einem Zellkörper ohne inneres Septum, in eine dünne stumpfe Eichel endend, aus welcher die fadenförmige Harnröhre hervorragt. Eigenthümliche Drüsen finden sich in der Nabelge- gend, am Schenkel, am Unterkiefer. Die Thiere leben getrennt, nur während der Brunstzeit gesellig, sind ungemein scheu und flüchtig, laufen und springen vortrefflich in den felsigen und bergigen Gegenden, die sie bis zu sehr bedeutenden Höhen hinauf be- wohnen. Ihr Nutzen ist bis auf den Moschus einer Art sehr gering. Ihre Verbreitung beschränkt sich auf die Tropen der Alten Welt mit nur einer Art auch in der gemässigten Zone. Sie lassen sich nach der Behaarung des Hinterfusses und einigen andern Characleren in drei Gruppen sondern. a) Moschus mit Moschusbeutel, sehr langen Eckzähnen und ganz behaarten Hinterfüssen. M. moschiferus L. ?) Das Moschusthier hat einen rehahnlichen Kopf mit kegelförmiger, beim Männchen dicker und stumpfer Schnauze. Die rundliche erhabene Nase mit dem unter ihr liegenden Theile der Oberlippe ist nackt und schwarz. Ein Streifen zieht sich von der Mitte der Lippe bis zum Zwischenraum der Nasenlöcher, diese sind halbmondförmig, nach vorn weit offen. Die Unterlippe hat einen fast kahlen, braunen und fein gerunzelten Rand, die Oberlippe ist behaart, bei dem Männchen an den Eckzähnen verlängert und ausgehöhlt, innen mit rundlichen und länglichen Warzen besetzt. Schon bei zweijährigen Männchen ragt der Eckzahn aus dem Maule hervor und wird bei alten Thieren bis drei Zoll lang. Er ist abwärts und etwas nach aussen gerichtet, leicht nach hinten gekrummt, hinten gekantet, vorn und aussen convex, scharf zugespitzt, mit langer bis zum Nasenbein reichender Wurzel. Am Gaumen zählt man 13 bis 14 Paare Runzeln, deren vordere warzig gekerbt sind. Auf der Schnauze ste- hen einzelne lange, braune, am Kinn weissliche Haare, über den Augen- brauen eine mit drei, auf dem Jochbein und an der Kehle eine mit zwei und auf der Ohrspeicheldrüse eine mit einer Borste besetzte Warze. Dem unteren Augenlide fehlen die Wimpern und der vordere Augenwinkel ist nackt. Die Nickhaut geht bis zur Hornhaut, die Regenbogenhaut ist grau- braun. Die ziemlich grossen Ohren bedeckt aussen ein sehr feines Haar, ihre Spitze ist schwarz, die Innenseite zottig, weiss, in der Mitte kahl und längsgefurcht. Der Hals kurz und dick, der Schwanz sehr kurz, dick, stumpfdreieckig, in der Jugend und bei dem Weibchen oben behaart und 2) Linne, Syst, nat. X. ed. I. 66; Pallas, Spicil. zool. Xlll.; Buffon, Hist. nat. xl. 361; suppl. VI. 221. tb. 29; Daubenton, Mem. acad. sc. Paris 1772. 221. tb. 7; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 944. Tf. 242; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. 1.41. Tf. 7. 8. M. chrysogaster, -M. leucogaster, M. saturatus Hodgson, journ. asiat. Soc. Bengal 1839. 202. 328 Ungulata. Bisulca. mit Wolle bekleidet, bei dem Männchen nackt, röthlich und mit einer rie- chenden Feuchtigkeit bedeckt. Der eirunde hängende Hodensack sparsam mit wolligem Haar bekleidet. Hinter dem Nabel liegt eine Hervorragung mit convergirenden Haaren. Es ist der Moschusbeutel, der dem Weibchen fehlt. Die Beine sind schlank, die hintern fleischiger und reichlicher be- haart. Die Hufe verlängert, sehr spitz, comprimirt dreieckig, weit sperrbar. Die Afterklauen stark, stumpf, den Boden berührend. Der Hinterrand der Hin- terfüsse mit schlaffhaariger Bürste. Die Haare sind lang, grob, brüchig, an der Basis dünn, in der Mitte breit, gedreht, an der Spitze gerade, dünn. Das Wollhaar fein und seidenartig. Das Colorit variürt sehr. Die Haar- spitzen meist glänzend schwarz mit grauem Ringe. Oberlippe, Kinn und Innenfläche der Ohren weisslich; Kopf und Nacken graubraun, an den Seiten mehr grau; auf dem Halse ein breiter weisser schwarz eingefasster Streifen mit schwarzer zur Kehle hin ziehender Binde; der Untertheil braunschwarz oder grau; Rücken, Seiten, Schenkel und Gliedmassen schwärz- lich, bei den Kälbern mit gelblichen oder grauen Flecken. Als besondere Varietäten kommen gelblichweisse Exemplare mit milchweissem Kopfe und Beinen vor, ebensolche mit grauer Beimischung und weissen Klauen, licht sepiabraune goldroth gesprenkelte. Die Grösse des Moschusthieres gleicht der eines halbjährigen Rehes. Der Moschusbeutel des Männchens liegt in der Mittellinie des Bauches zwischen Nabel und Ruthe und ist ein eirunder flach an den Bauch ange- drückter Sack von 21, Zoll Länge und 1", Breite und mit kleiner halb- mondförmiger Oeffnung nach aussen, die im Innern mit verworrenen feinen langen Haaren bekleidet ist. Der Beutel selbst besteht aus drei Häuten und einer doppelten Muskellage. Zwei sehr ausgezeichnete Muskelbänder, von den Weichen kommend, umgeben ihn kreisförmig. Unter ihnen um die Oeffnung herum liegen einzelne kleine längliche Drüsen. Darunter folgt eine Haut mit einigen Längsfalten und auf ihrer Innenseite zahlreiche Ma- schen von aderästig verlaufenden Falten gebildet, in welche sich die star- ken Gefässstämme einsenken. Es ist eigentlich eine modificirte Lederhaut. Sie bedeckt eine zweite weissliche, zarte, fast perlmutterglänzende, deren Oberfläche den Unregelmässigkeiten der obern Haut entspricht und deren Innenseite ähnliche Maschenbildung besitzt. Die dritte und innerste Haut ist die zarteste und lässt sich in zwei Schichten trennen. Ihre Aussen- fläche ist silberglänzend, ihre innere röthlich gelblich braun, mit sehr deut- lichen aderästigen Falten und dazwischen liegenden Grübchen. In jedem der letztern liegen zwei oder mehre rundliche Körperchen, bestehend aus einer äusserst feinen Haut und einer bräunlichen Masse, welche den Moschus abzusondern scheint, Der Schädel ist auf dem Hintertheil der Stirnbeine gewölbt, auf dem vordern eingedrückt, hat die Lücke an der Vereinigung der Antlitzknochen, getrennte Sehnervenlöcher, ein doppeltes Loch im Thränenbein; die mit der Trommelhöhle in Verbindung stehende Knochenblase ist äusserst klein, die Nasenbeine lang, schmal, nach vorn tief ausgeschnitten. Die Zahl der rippentragenden Wirbel wird auf 14, die der rippenlosen auf 6 angegeben. Die Schneidezähne sind von gleicher Form, schmal, nur sehr wenig von innen nach aussen an Grösse abnehmend. Eckzähne fehlen dem Weib- chen oder sind nur rudimentär. Der Magen ist viertheilig.. Am Ende des Dünndarmes befindet sich eine mit Drüsen besetzte Erweiterung. Die Lungen Gervina. Moschus. 329 sind deutlich gelappt. An der äussern Seite der Schenkel liegt eine aus Zellen bestehende Hautdrüse, welche eine grüne geruchlose Flüssigkeit absondert. Das Moschusthier nährt sich je nach seinem Aufenthaltsorte von Sumpf- pflanzen, von Blättern von Bärentrauben, Rhododendron, Preisselsbeeren und Flechten und bewohnt steile Felsen, kalte Bergthäler, bergige Nadelholz- waldungen und die Vorhöhen der Gletscher. Ungemein schüchtern flieht es den Menschen, läuft schnell über die grössten Schneefelder, springt sicher von steilen Höhen herab und weiss geschickt durch Seitenwege sich den Verfolgungen zu entziehen. Im November ist es sehr fett, dann beginnt die Brunstzeit, es rottet sich zu mehrern zusammen, die Männchen kämpfen wild um die Weibchen und diese werfen im Mai oder Juni ein bis zwei graubraune, blass gefleckte Junge, die schnell wachsen. Das Fleisch wird gegessen, das Fell dem Rehfelle vorgezogen und der Moschus bekanntlich in der Medicin verwandt. In den Hochgebirgen Hinterasiens, in Sibirien, China, Pegu, Arakan, Tibet, Cashmir. b) Meminna: mit kleinen Eckzähnen und grosser nackter Hautstelle unter dem Fersengelenk.. M. meminna Erxl.?) Der Meminna erreicht nicht die Grösse des Moschusthieres, hat einen gestreckten Kopf, kurze ovale Ohren, kurzen star- ken Hals, einen stummelartigen Schwanz und kleine, aber deutliche After- klauen. Auf der Oberseite ist er rostig braunroth und gelblich weiss ge- sprenkelt, indem die braunrothen Haare gelblichweisse Spitzen haben. An den Seiten des Kopfes und Halses wird. die Färbung lichter, vom Unter- kiefer bis an den Hals und an der Kehlseite bis zur Brust eine weisse Binde, eiine ebensolche vom Nacken über die Schulter bis zum Schenkel, wo sie aufwärts steigt, übrigens die Seiten unregelmässig gefleckt, die Unterseite gelblich weiss. Das Haarkleid anliegend. Die nackte Stelle aussen unter dem Fersengelenk fleischfarben. Das Schädeldach flach, die Lücke zwischen den Antlitzknochen sehr klein, im Alter wohl ganz ge- schlossen, das Thränenloch einfach. die Sehnervenlöcher vereinigt, der Paukenknochen gross, die innern Schneidezähne breit, die folgenden ganz schmal. Der Moschusbeutel fehlt dieser und allen folgenden Arten. In waldigen und felsigen Gebirgen auf CGeylon und in Dekan. c) Napu; mit nacktem schwieligem Hinterrande des Mittelfusses und langen Eckzähnen. M. pygmaeus L.*) Ein kleines zierliches Thierchen “mit sehr dünnen Beinen und nach hinten etwas verdicktem und erhöhetem Rumpfe, mit breitem 3) Erxleben, mammal. 322, Buffon, Hist. nat. suppl. Ill. 102. tb. 15; Goldfuss, , Schreb. Säugeth. V. 960. Tf. 243; A. Wagner, ebd. IV. 332; Sykes, Proceed. zool. ‚ soc. I. 104; Tikell, journ. Asiat. soc. Bengal I. 420. 4) Wenn auch. Linne’s M. pygmaeus Syst. nat. I. 92 so kurz diagnosirt ist, dass | sich die Art, ja kaum die Gattung mit Sicherheit nicht erkennen lässt: so hat die- ser Name doch durch Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 956 eine bestimmte Bedeutung erhalten, die sich nicht beseitigen lässt. Derselbe nimmt zugleich den M. javanicus Gmelin, syst. nat. I. 174; Pallas, spicil. zool. Xll. 18 auf, ‘welche Art bis auf die ‚ neueste Zeit von mehrern Autoren aufrecht erhalten wird, jedoch mit Aenderung ‚ des Namens in M. Kanchil Raffles, Transact. Linn. soc. XIII. 262; Fr. Cuvier, mam- | 330 Ungulata. Bisulca. Kopfe, schmaler Schnauze, grosser stumpfer kahler Nase, nackt umringten grossen Augen, erhöhtem Scheitel, kurzen ovalen, aussen schwärzlich be- haarten, innen fast nackten Ohren, kurzem Halse, sehr langen Hinterfüssen, tief gespaltenen Zehen, kurzem langhaarigem Schwanze, und mit deutlichen Afterklauen an allen Füssen. Das Haar ist eben nicht fein, anliegend, vorn am Halse und an den Keulen etwas verlängert, am Kinn auf einer Warze ein Büschel feiner Haare, einzelne über den Augen. Die Färbung der einzelnen Haare ist in der untern Hälfte weisslich, darüber dunkler, dann ringförmig pomeranzenfarben, an der Spitze schwarz. Die Körper- farbe ist oben röthlich gelbbraun, mit schwarzem Anfluge, oder kastanien- braun, an der untern Seite mehr weniger rein weiss. Der Scheitel schwarz, das Gesicht röthlichfalb, vom Unterkiefer bis zum Halse ein weisser Streif, am Halse ein ebensolcher, die Gliedmassen falb, aussen rostroth unten blass. Dieses Colorit ändert indess mehrfach ab. Die weissen Streifen verlaufen anders, ein schwarzer Streif zieht vom Auge zur Nase, unter dem Mund- winkel tritt ein brauner Fleck auf u. s. w. Am Schädel sind beide Augenhöhlen nur durch ein äusserst dünnes, fast durchsichtiges Knochenblatt getrennt, die Sehnervenlöcher vereinigt, keine Lücke zwischen den Antlitzknochen, das Loch im Thränenbein ein- fach, der Paukenknochen sehr gross. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 13 Schwanzwirbel. Der innere Schneidezahn hat eine sehr breite schaufelförmige Krone, die übrigen sind äusserst schmal. Das Männ- chen hat divergirende Eckzähne von Zolllänge mit scharfem Hinterrande, das Weibchen sehr kleine kegelförmige, Der Magen ist nur dreitheilig, indem der Psalter völlig fehlt. Der Pansen ist durch breite Falten in drei Beutel getheilt, innen mit gedrängten grossen platten Papillen besetzt. Der Netz- magen nicht eigenthümlich. Der Labmagen langgezogen, ohne Falten. Die Schleimhaut des Dünndarmes mit spitzigen Flocken besetzt, die drüsenreiche Erweiterung am Ende desselben nicht vorhanden. Die Lungen nur flach eingeschnitten, nicht gelappt. Am Unterkiefer unter der Haut beginnt vorn ein drüsiges Organ, das sich nach hinten fortsetzt und den Raum zwischen mif, IV. livr, 62; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 334. Tf. 245.c, indem die andere Art M. napu Fr. Cuvier, mammif. I. livr. 37; A. Wagner, Schreb. Säugelh. IV. 333 genannt wird. Der Eckzahn der letztern soll nämlich kurz und gerade, der des erstern lang und gekrümmt sein, das Weibchen jener vier Zitzen haben, deren Zahl bei Kamsil ich nirgends angegeben finde, und ausserdem das Colorit bei beiden verschieden sein. Der Unterschied des Eckzahnes ist nicht grösser als zwischen Männchen und Weibchen, der in der Färbung ebenfalls nur individuell, daher wir berechtigt zu seiw glauben, beide Arten zu vereinigen. Eine dritte Farbenart ist M. fulviventer Gray, Proceed. zool. soc. IV. 65, deren Unterleib falb ist mit vier weissen Strichen, die Streifen des Halses durch eine schmale Querbinde verbun- den und am Mundwinkel ein brauner Fleck. Desselben M. Stanleyanus 1. c. wird auch nur durch die Klarheit der Färbung, durch den Mangel des Nackenstreifes und der weissen Färbung des Unterleibes unterschieden. M. ecaudatus Sundevall, Wiederkäuer 63 von Ceylon und M. pelandoc Raflles, Linn. Transact. XIII. 263 von Sumatra werden gleichfalls als Farbenvarietäten hieher gehören. Zur Anatomie der Art hat Rapp, Wiegm. Arch. f. Naturgesch. 1843. IX. 43 schätzbare Beiträge geliefert. M. aquaticus Ogilby, Proceed. zool. soc. VII. 35. IX. 68 auf Sierra Leone hat fast die Grösse des Moschusthieres, ist gefleckt, übrigens dem M. pygmaeus gleich. Später hat Ogilby, Ann. mag. nat. hist. 1845. xVI. 350 die Gattung Hyaemoschus aul diese Art begründet, weil ihre Zwischenkiefer schmal, kurz, nicht über die Basıs der obern Eckzähne vorgeschoben sind. Cervina. (Cervus. 331 den Kieferästen einnimmt. Die Haut darüber ist nur mit einzelnen kurzen zerstreuten Haaren bekleidet und die ganze Stelle scharf begrenzt. Das Organ besteht aus einer Lage weisser dickwandiger Säcke, die sich nach aussen öffnen und eine fette Materie absondern. In Indien, auf Java, Sumatra, Borneo. M. Meyeri Goldf.5) Diese nur in einem fossilen Skelete bekannte Art hat einen kürzern und mehr gewölbten Schädel als vorige, stärkere Wirbel, kürzere und breitere Rippen, kürzere Schulter- und Beckenknochen und längere Oberschenkel. Die beiden ersten untern Milchzähne haben eine schneidende dreizackige Krone, der dritte theilt sich in drei Doppelpyra- miden von Sichelgestalt, der vierte hat zwei Doppelpyramiden mit Basal- wulst und mittlerem kleinerem Prisma. In der Braunkohle des Siebengebirges bei Rott. Cervus L. Die Hirsche unterscheiden sich von den Moschusthieren durch beträcht- lichere Grösse, durch den Besitz von Thränengruben, kleinen Afterklauen, bisweilen auch von Klauendrüsen und kurzen oberen Eckzähnen bei dem Männchen, durch Geweihe und durch eine Haarbürste an den Hinterfüssen. Die Geweihe, dieser zierende Schmuck aller Männchen, nur in den sel- tensten Fällen auch der Weibchen, sind wie früher hervorgehoben worden, paarige, knöcherne, nackte und verästelte Fortsätze der Stirnbeine, welche alljährlich abgeworfen uud neu erzeugt werden. Vor der Geburt des Hir- sches zeichnet sich die Stelle der Stirnbeine, auf welcher die Geweihe sich später erheben, durch frühzeitige und starke Verknöcherung aus. Im sechsten bis achten Monate nach der Geburt erst erhebt sich die äussere Decke der Stirnbeine an dieser Stelle und bildet einen Knochenzapfen, den sogenannten Rosenstock, der unwandelbar fest das ganze Leben hindurch bleibt und nicht abgeworfen wird. Seine Höhe und Dicke ist je nach den Arten sehr ver- schieden. Schon vor Ablauf des ersten Lebensjahres bildet sich als unmit- telbape Fortsetzung des Rosenstockes eine Stange, welche bis ans Ende des zweiten Jahres stehen bleibt, keine Zacken oder Aeste hat und zugespitzt ist. Dieser erste Spross des Rosenstocks heisst der Spiess und das Thier im zweiten Lebensjahre der Spiesser. In Krühjahr wird der Spiess über dem Rosenstocke abgeworfen und die Stange wächst von Neuem hervor und er- hält einen, bisweilen auch wohl zwei Zacken, Sprossen oder Zinken. Im Frühling des folgenden Jahres wiederholt sich dieser Vorgang, die Geweih- stange wird abgeworfen und die neu hervorschiessende vergrössert sich um einen Spross und so mit jedem nächsten Jahre. Die Zahl der Sprossen kann sich an jeder Stange bis auf zwölf erhöhen. Am Grunde jeder Stange befin- det sich eine ringförmige knotlige Wulst, die Rose, oft mit zahlreichen Kno- ten oder Perlen besetzt, zwischen denen die bildenden Blutgefässe für die Stange hindurch laufen. Das Abfallen des Geweihes wird durch eine im December bis Mai sich einstellende erhöhete Thätigkeit in den zum Rosen- stock verlaufenden Gefässzweigen eingeleitet. Das unter dem Perlenkranz der Rose gelegene Gefäss dringt in die Substanz der Geweihstange vor und löst 9) Goldfuss, nov. act. Leop. XXll.a 1. tb.1.2. — Das Skelet stammt von einem ‚ Jungen Thiere und gleicht.in der Grösse dem M. pygmaeus; obere Backzähne feh- len bis auf einen. — Eine andere fossile Art, M. bengalensis, wird von Pentland, Transact. zool. soc. II.b Ib. 45. fig. 1 aus Bengalen aufgeführt. 332 Ungulata. Bisulca. dieselbe vom Rosenstock ab. Das schwere Geweih wird, sobald es keinen festen Halt mehr hat, vom Hirsch absichtlich abgestossen oder fällt durch das eigene Gewicht ab. Dadurch entsteht eine Verletzung der Blutgefässe am Ende des Rosenstockes und eine kurze Blutung. Alsbald bildet sich ein Schorf auf der beschädigten Stelle und dieser trocknet nach etwa acht Tagen ab. Unter ihm zeigt sich eine halbkuglige, von der Haut des Rosenstockes überkleidete Erhabenheit. Diese wächst nun die behaarte Haut oder den Bast mit fortziehend schnell aus. Das Wachsthum dauert 10 bis 14 Wochen, während welcher das Geweih die volle Grösse und bis 30 Pfund Gewicht erhält. Die Substanz ist anfangs gallertartig und wird dann mit phosphor- und kohlensaurer Kalkerde gesätügt, bis die völlige Verknöcherung erreicht is. Im Juli oder August vertrocknen alsdann die Blutgefässe, deren stärkere auf der Oberfläche des Geweihes die Gefässrinnen zurücklassen, auch der Bast vertrocknet, reisst auf und wird an den Bäumen abgerieben. Der Hirsch fegt. So lange das Geweih mit Bast überzogen und weich ist, heisst der Hirsch Kolbenlirsch. Verletzt er das Geweih während dieser Zeit, so ent- stehen Missbildungen. Das gefegte Geweih ist anfangs weiss, wird aber bald gelb, braun und selbst schwarz, nur die Spitzen bleiben durch Weizen an den Bäumen und Stossen in die Erde weisslich und glatt. Nach der Fegung ist das Geweih todt. Sein periodisches Abwerfen und die Neubildung steht im innigsten Zusammenhange mit dem Geschlechtsleben. Im Winter und Frühling tritt eine erhöhte Lebensthätigkeit «ein, die sich nach Aussen hin geltend zu machen sucht. Das todte Geweih auf dem Rosenstocke hemmt diese Thätigkeil ungemein, es wird daher abgestossen und an seiner Stelle ein lebendiges erzeugt, das aber mit dem Verschwinden jener Thätigkeit auch wieder abstirbt. Werden Böcke mit vollkommen ausgebildetem Geweih castrirt, so behalten sie dasselbe zeitlebens unverändert. Ein Wechsel findet bei ihnen nicht mehr Statt. Ganz jung vor der Geweihbildung castrirt, er- halten sie nie ein Geweih. Das Haar auf der Haut des in der Bildung be- grilfenen Geweihes ist weich, licht gefärbt und abstehend, feucht. An den Wurzeln desselben liegen zahlreiche Haardrüsen, welche jene feuchte Schmiere absondern. Die Haut selbst ist hart, lederartig und von vielen starken Blut- gefässen durchzogen, von Arterien und Venen. Während erstere für die Hör- ner der Cavicornier aus der Arteria frontalis entspringen, nehmen sie hier für das Geweih ihren Ursprung ausschliesslich aus der Arteria temporalis ın einem starken Aste, der zum Rosenstock aufsteigt und sich alsbald in einen hintern starken und vordern schwachen Zweig theilt, welche unter der Rose, um diese jedoch erst ein Ringgefäss bildend, sich weiter auflösen und am Geweih verbreiten. Die Venen der Geweihhaut münden in die Vena tempo- ralis superficialis. Die Rosenstocks-Arterie wird von Nervenästen begleitet, welche vom Nervus facialis und trigeminus sich abzweigen und Fäden über die Rose hinaussenden, an dieser selbst kleine Anschwellungen bildend und in der Kolbenhaut parallel verlaufend. Unter der Haut liegt ein besonderes Periosteum, welches niemals verloren geht, sondern während des Fegens vollkommen verknöchert und dann die äusserste Schicht des reifen Geweihes bildet. Unter ihm besteht das Geweih aus Rinden- und Markmasse, die erst bei vorgerückter Verknöcherung sich unterscheiden. Die erstere ist dicker, fester und schwerer, je älter und grösser das Geweih ist, die Marksubstanz in den Enden und jüngern Theilen "überwiegend. Auf der Grenze beider lässt sich noch eine vermiltelnde Schicht unterscheiden. | | | Cervina. Cervus. 333 Die Gestalt des Geweihes verändert sich wie oben erwähnt mit den Jahren des Thieres. In der Regel erhält jede Stange alljährlich einen Zin- ken mehr. Doch gibt es viele Ausnahmen hiervon. Bei schlechter Nahrung findet meist keine Vermehrung der Zinken Statt, bei sehr guter und reich- licher dagegen bilden sich in einem Jahre wohl drei bis fünf und mehr Zinken auf einmal aus. Ja schon bei einem zweijährigen Hirsche erzielte man durch übermässige Fütterung ein zehnendiges Geweih. Daher zeigt die Zahl der Enden keineswegs das Alter des Hirsches mit Gewissheit an. So lange die Lebenskraft des Thieres zunimmt, vervollkommnet sich auch all- jährlich das Geweih. Schwinden die Kräfte mit zunehmendem Alter: so wird das Geweih zwar noch gewechselt, aber das neu gebildete gleicht in Grösse und Stärke ganz den frühern. In höherem Alter hört der Wechsel auf, das letzte Geweih bleibt unverändert stehen oder wenn noch ein Wechsel eintritt, schreitet das neue Geweih zurück, wird kürzer und schwächer ®). Die mit dem Alter des Individuums sich ändernde Gestalt des Gewei- hes, die leicht veranlassten Missbildungen, Hemmungen und Ueberwucherungen desselben geben diesem Organe einen höchst zweifelhaften Werth für die Systematik. Zahlreiche, nur auf Eigenthümlichkeiten in der Geweihbildung begründete Arten entbehren der Selbständigkeit oder sind mindestens noch sehr zweifelhaft und unsicher. Die wirklich typischen Differenzen der Geweihe laufen auch mit andern, für die Systematik wichtigen Characteren parallel und können daher sehr wohl zur Gruppirung der Arten benutzt werden. Als solche geben sich zu erkennen die schaufelförmige Gestalt, die viel- und rundästige, die beständig gabelförmige, die einfache unverästelte. Die Rich- tung der Stangen gegen den Schädel, die Richtung der Zinken gegen die Stange verdienen in gewisser Hinsicht ebenfalls Beachtung. Die einzelnen Zinken, Sprossen oder Enden sind schon von mehr untergeordnetem Werth, nur der erste oder sogenannte Augenspross und die beiden letzten liefern bisweilen brauchbare Charactere. Am Schädel des Hirsches findet sich die Lücke in der_Vereinigung der - Antlitzknochen wie es scheint ganz allgemein. Das Thränenbein hat eine Grube, weit und tief bei den Arten mit Thränenfurchen, unbedeutend bei | denen ohne solche. Das Loch über den Augenhöhlen ist doppelt oder drei- | fach, die Nasenbeine meist sehr gestreckt, die Zwischenkiefer an sie heran | reichend. Stirn und Scheitel ändern nach Alter, Geschlecht, Entwicklung der Geweihe ab. Im Gebiss nehmen die Schneidezähne je nach den Arten von ' innen nach aussen mehr oder weniger an Breite ab. Eckzähne, und zwar ‚ obere kommen bei den Männchen einiger Arten vor, bleiben aber mit nur ' einer Ausnahme sehr kurz und unbedeutend. Die Weichtheile bieten wenig allgemeine Eigenthümlichkeiten und wer- ' den wir bei den einzelnen Arten, von denen anatomische Untersuchungen vorliegen, dieselben berücksichtigen. Die Hirsche sind insgesammt muntere und lebhafte, aber zugleich furcht- ‚ same und flüchtige Thiere, die nur zur Brunstzeit keck und wild, selbst bös- arlig werden. Sie nähren sich von Gras, Laub, Knospen und jungen Trieben. ‚In der Jugend sind sie meist gefleckt, im Winter wechseln sie mit dem Pelz auch die Farbe. Das Weibchen hat zwar vier Zitzen am Euter, wirft aber 6) Ueber das Geweih der Hirsche vergleiche man Berthold, Beitr. z. Anat., Zool. u Physiol. 39. Tf. 2. fig. 9—12; Home, Lectures au compar. Anat. I. tb. 334 Ungulata. Bisulca. € meist nur ein Junges, das im zweiten bis dritten Jahre ausgewachsen ist. Des vortrefflichen Fleisches und Felles wegen werden die Hirsche überall gejagt, auch die Geweihe und der Talg werden verwendet. Als Hausthier bedient man sich nur des Renns, welches für die hochnordischen Gegenden in der That ein ganz unentbehrliches Geschöpf ist. Die Arten erschienen zuerst während der mittlern Tertiärepoche auf der Erdoberfläche und wie es scheint sogleich ziemlich zahlreich. Auch in der jüngern Tertiär- und der Diluvialzeit existirten sie fort. Leider sind erst die wenigsten dieser vorweltlichen Arten so vollständig aus ihren Ueberresten bekannt, dass über die verwandtschaftlichen Verhältnisse keine Zweifel mehr obwalten; sehr viele aber beruhen auf einzelnen Fragmenten, auf Zähnen, Geweihen, und deren Selbständigkeit müssen wir dahingestellt sein lassen. Gegenwärtig bewohnen die Hirsche fast die ganze Erdoberfläche, nur Austra- lien und Südafrika hat keine aufzuweisen. Die Arten ordnen sich, wie oben erwähnt, nach der Gestallung des Ge- weihes und einigen andern Characteren in folgende Gruppen: 1. Stylocerus: kleine Hirsche mit sehr kurzem unverzweigtem Geweih, sehr grossen Eckzähnen und grossen Thränengruben, aber ohne Haarbürste an den Hinterfüssen. C. Muntjac Zimm.”?) Der Muntjac erreicht die Grösse des Rehbockes und hat ein sehr einfaches Geweih, welches auf einem sehr hohen Rosen- stock steht und nur einen kurzen Augenspross absendet, sich anfangs etwas nach aussen und vorn, dann plötzlich und sehr stark nach hinten und in- nen biegt und so einen scharfspitzigen Haken bildet. Die Färbung ist oben schön goldfalb, an der Kruppe kastanien- oder zimmetbraun, die ein- zelnen Haare am Grunde weiss, darüber falb und braun geringelt, die Schnauze braun, eine Längslinie vorn über die Rosenstöcke ziehend, die Öhren aussen braun, innen weiss, jederseits der Brust ein weisser Fleck, Unterseite weiss, Gliedmassen aussen dunkelbraun, die Jungen gefleckt. Der Schädel ist gestreckt, die Zwischenkiefer schmal und kurz, der Unter- | kiefer mit sehr hohen und kaum nach hinten geneigtem Kronfortsatz, die obern Eckzähne sehr lang, gekrümmt. Lebt paarweise oder allein auf Borneo, Sumatra, Java, Banka in wal- | digen Gegenden von der Küste bis hoch ins Gebirge hinauf. C. stylocerus Wagn.®) Kleiner als vorige Art, das Geweih ebenfalls 7‘ auf sehr hohem Rosenstock, der sich in starker Kante nach vorn herab- | 7) Zimmermann, geogr. Gesch. I. 131; Horsfield, zool. research. nro.6. c. fig.; 7 Raffles, Linn. Transact. XII. 265; Cuvier, rech. oss. foss. VI. 102. tb. 164. fig. 49— ! 93., tb. 166. fie. 48; S. Müller, Verhandl. need. Bezitt. I. 44; A. Wagner, Schreb. ! Säugeth. IV. 395; C. moschatus Blainville, 'Bullet. soc. philom. 1816. p. 77 ‚beruht | auf einem Schädel mit erstem Geweih, das sehr kurz kegelförmig, einfach, ohne Rosenstock und ohne Perlen ist. C. subcornutus Blainville, 1. c. gleichfalls ein Schä- del ohne eine Spur von Eckzähnen, das Geweih we bei Muntjac. 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 392. Tf. 254.. Wir behalten vorläufig die- | sen Namen für die Art bei, welche die ältern Schriftsteller mit voriger als Muntjac vereinigten, so Buffon, hist. nat. suppl. ed. Allamand V. 41. tb. 17; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1099; Cuvier, oss. foss. VI. 99. — Es sind nun noch andere Arten von | den Muntjacs unterschieden worden, deren ungenügende Characteristik jedoch die | Selbständigkeit noch höchst zweifelhaft lässt. So der C. ratwa -Hodgson, asiat. re- | search. XVII. 139; Royle, illustr. Himal. mount. tb. 5. fig. 2 etwas grösser, schön | falbroth, Stirn und Gliedmassen dunkelbraun, übrigens wie C. stylocerus, in Nepal. | Cervina. Cervus. 335 zieht, seine Stangen nicht länger als dieser, dreizöllig, glatt, mit einem zapfenförmigen Augenspross über der Rose. In der Mitte der Stirn zwi- schen den Rosenstöcken erscheint die Haut weich, elastisch, gefaltet, in den Falten eine drüsige Substanz bergend, welche eine riechende Feuch- tigkeit absondert. Unter den schönen Augen liegen grosse tiefe Thränen- gruben. Mit der auffallend langen Zunge kann das Thier die Thränen- sruben und Augen reinigen. Die Ohren haben die Länge des Geweihes,. Die obern Eckzähne ragen etwas aus dem Maule hervor. Der Schwanz ist kurz und breit, unten weiss. Das kurze Haar ist in der untern Hälfte weiss, an der Spitze braun, daher das Colorit graubraun, am Halse und der Innenseite der Schenkel weiss, die Hufe schwarz, die Afterklauen kaum | sichtbar. Bei 2\/,Fuss Länge ist das Thier kam 1, Fuss hoch. In Indien weit verbreitet. 2. Subulo: kleine Hirsche mit einfachen Geweihstangen, kleinen oder fehlenden Eckzähnen, sehr kleinen Thränengruben und einem Haarpinsel an der Innenseite des Hackens. C. rufus Cuv.?) Der rothe Spiesshirsch hat die Grösse eines Reh- bockes, aber einen gestreckteren Bau. Das Geweih besteht nur aus den beiden einfachen, glatten, scharfspitzigen, etwas nach vorn gekrümmten Stangen ohne Augenspross und Zinken. Es wird in der ersten Hälfte des Decembers abgeworfen. Das Haarkleid ist glatt, anliegend und stark glän- zend, im hintern Gesichtstheil borstig und struppig, an den Ohren dünn. Die Farbe glänzend braunroth, am Kopfe das Braun, nach hinten das Roth vorherrschend, an der Unterseite rostgelb, an der Schnauzenspitze, Innen- seite der Vorderbeine und in den Weichen licht, ins Weissliche ziehend. Im Winter wird das Colorit dunkler, in der Jugend weissgefleckt. Etwas abweichende Färbungen kommen bisweilen vor. Die Schnauze ist spitzig, kleine Eckzähne bei dem Männchen vorhanden oder fehlend, die Nase nackt. Bewohnt die Wälder und dichten Gebüsche in ebenen und gebirgigen | Gegenden Guyanas, Brasiliens, Paraguay's und Peru’s. Er lebt einzeln oder , paarweise, niemals in Rudeln, hält sich Tags über im Gebüsch versteckt ; und geht erst Abends der Nahrung- nach, fällt auch des Nachts in nahe ‚ €. albipes Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 394, auf C. ratwa-Fr. Cuvier, mammif. IV. livr. 71 begründet, mit weisser Innenseite der Vorderbeine und Unterschenkel, "9 einigen schwarzen Strichen am Kopf, in der Jugend nicht gefleckt, um Bombay und Poonah. C. Reevesi Ogilby, Proceed. zool. soc. VI. 105 aus China hat einen etwas längern Kopf und Schwanz, im Colorit weniger Roth und mehr Blau, kein Weiss über den Hufen. C. melas Ogilby in Royle, illustrat. XI. p. 73 ist eine ganz schwarze Varietät. 9) Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. XlI. 485; G. Cuvier, oss. foss. VI. 109; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1130; A. Wagner, ebd. IV. 388; Lichtenstein, Darstell. Tf. 40; ' v. Tschudi, Fauna peruan. 239; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 471; Rengger, Paraguay 356; Pr. v. Neuwied, Beitr. II. 517; Azara, hist. nat. quadr. I. 82. — Schon G. Cu- vier vermuthete, dass diese Art vielleicht in zwei aufgelöst werden müsste und Smith, Grifiith anim. kingd. IV. 140 führte wirklich einen zweiten Namen (. sim- plicicornis ein, für welchen A. Wagner C. dolichurus anwandte. Die etwas beträcht- lichere Grösse, die Anwesenheit der Eckzähne und das wenig abweichende Colorit Sind jedoch nach Pucheran’s sorgfältigen Untersuchungen hier nicht als specifische Eigenthümlichkeiten zu betrachten. Pucheran beschreibt !. c. 491. tb, 30 einen C., rufinus von Quito, der kleiner ist als die kleine Varietät des C. rufus, statt der weissen Kehle desselben eine rothe und eine schwarze Schnauze und schwarze Füsse hat, an der Unterseite nur lichter, nicht weisslich ist. 336 Ungulata. Bisulca. Pflanzungen ein. Das Weibchen wirft meist nur ein Junges, seltener zwei, einige im December, andere im April. Das Junge folgt der Mutter und versteckt sich bei drohender Gefahr im Gebüsch. Sie sind ungemein scheu und vorsichtig, wenn sie den Wald verlassen, gehen sie nur schrittweise vorwärts und prüfen ängstlich das Terrain, wobei ihnen der scharfe Geruch und das feine Gehör gute Dienste leisten. Sie werden von grossen Raub- thieren verfolgt, da ihr schneller Lauf nicht ausdauernd ist. Ein guter Hund erreicht sie schon. Das Fleisch der Jungen ist wohlschmeckend, das der Alten trocken und hart. C. nemorivagus Cuv.!) Der braune Spiesshirsch ist von etwas plum- perem Bau und mit kürzeren Beinen als der rothe. Das Geweih besteht auch hier nur aus den beiden geraden, an der Basis verdickten, kurzen, glatten, scharfspitzigen Stangen und wird schon Mitte December abgewor- fen. Die Schnauzenspitze ist nackt, die Eckzähne fehlen, die Thränengru- ben kaum bemerklich, die Behaarung des Kopfes wie bei voriger Art. Die einzelnen Haare sind am Grunde weiss, darüber mit schwarzem, dann mit falbem Ringe und mit schwarzer Spitze versehen. Das Colorit graulich braun, die Unterseite des Kopfes, der Bauch, die Innenseite der Gliedmas- sen weisslich. Doch ist diese Färbung nicht constant und variürt mehr- fach. Die Jungen sind gefleckt. | Bewohnt Cayenne, Brasilien, Peru und Paraguay, sowohl die Ebenen als die Gebirge, ja er steigt in Peru bis, zu 16000 Fuss Meereshöhe em- por. Die Lebensweise ist dieselbe als bei dem rothen Spiesshirsche. Die Zähmung ist leicht. 3. Capreolus: kleine Hirsche mit kurzem Gabelgeweih, ohne Thränengruben und mit Haarbürsten an den Hinterfüssen wie alle folgenden Arten. C. capreolus L.?) Das Reh erreicht 34, Fuss Länge und etwas über 2 Fuss Höhe. Sein kurzer Kopf ist vorn dünn und abgestumpft, hinten 1) Fr. Cuvier, dict. sc. nat. VII. 485; G. Cuvier, oss. foss. VI. 111; Goldfuss, || Schreb. Säugeth. V. 1132; Lichtensein, Darstell. Tf. 21; v. Tschudi, Faun. peruan. 240; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 478; Rengger, Paraguay 359; Pr. v. Neuwied, Beitr. II. 596; C. simplieicornis A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 390. 2) Linne, syst. nat. 12. p. 94; Buffon, hist. nat. VI. 198. tb. 32. 33; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1104. Tf. 212; Cuvier, oss. foss. VI. 96. tb. 169. fig. 3740; Ni Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 29. 35; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 487; A. Wag- | ner, Schreb. Säugeth. IV. 386; Pockels, Müllers Archiv 1836. 183; Ziegler, Beobachtg. über d. Brunst etc. Hannover 1843; Wiegmann, Archiv 1835. II. 195; v. Ammon, I‘ Zeitschr. 1832. II. 198; E. Weber, Abhandlg. sächs. Gesellsch. Leipzig 1846. 420; Pucheran, Arch, d. Mus. Vi. 450; C. pygargus Pallas, Zoogr. rossic. I. 219. — Fos- | sile Ueberreste vom Reh finden sich in Torfmooren, Kuochenbreccien, Knochenhöh- ' len, in diluvialen und Süsswassergebilden verschiedener Gegenden Europas. Die- | selben vom lebenden Reh specifisch zu unterscheiden ist noch nicht gelungen, im) h Gegentheil sind völlig mit lebenden identische Reste gemeinschaftlich mit dem’ $ Mammut und diluvialen Rhinoceros in Deutschland, Frankreich und England gefun- den worden. Man bezeichnet diese als C. capreolus fossilis. Ein plattgedrücktes, | grösseres und breiteres Geweih aus der Höhle von Bize führt M. de Serres Cav. d’oss. de !’Ande 75. tb. 3. fig. 1 als C. Tournali auf. Croizets (C. cusanus Oss. foss. Puy de Döme tb. 8 von Cussac und Arde lässt sich nicht von dem lebenden unter-' scheiden. Auch die für Reste von Montpellier aufgeführten Arten beruhen auf kei-' nen entschiedenen Characteren so C. australis M. de Serres, C. Cawieri und C. To- lozani Christol, Ann. sc. et industr. du midi de la france 1832. II. 19, in den Ge-/ weihen so wenig als in den Zähnen. Dagegen dürfte C. solilhacus Robert, Ann.) soc. agric. du Puy 1829. tb. 2. fig. 1 aus dem Diluvium von Polignac schon durch! die riesige Grösse des Elenns ausgezeichnet eine eigenthümliche Art anzeigen. | Cervina. Cervus. 337 ansehnlich dicker, die Stirn gerade aufsteigend, die herzförmige Nase kahl und schwarz, die halbmondförmigen Nasenlöcher unten erweitert, die Lippen innen mit langen steifen schwärzlichen Borsten besetzt, die grossen läng- lichen Augen kahl und schwarz umrandet mit schwärzlichen Wimpern am obern Lide und vielen langen schwarzen Haaren in seiner Umgebung. Die innern Augenwinkel verlängern sich in einen seichten kahlen schwarzbrau- nen Kanal, an dessen Spitze unterwärts eine die Thränenhöhle darstellende aber ganz von Haaren bedeckte Vertiefung liegt. Die lanzettförmigen Ohren haben halbe Kopflänge und an der Spitze einen kleinen Pinsel. Das Geweih ist - etwas länger, die Rosenstöcke mit aufrecht stehenden Haaren ringsum be- wachsen, die Rose stark, die Stangen anfangs parallel, dann divergirend und über der Mitte gewöhnlich dreizinkig, auf der Oberfläche gefurcht, hinten geperlt. Der Leib verschmächtigt sich ‘nach hinten, der Schwanz ganz stummelartig versteckt, die Beine hoch und schlank, die Klauen schwarz, an der Spitze weisslich, die Afterklauen länglich, stumpf. Die mehrfach “abweichende Richtung der Haare veranlasst viele kleinere und grössere ı Nähte, so vor den Augen und Ohren, an der Brust, jederseits des Unter- ‚ leibes, an den Armen und Schenkeln, an den Läufen, auch mehre Haar- ‚ wirbel finden sich. Das Colorit ist zu Anfang des Winters graubräunlich gelb, schwärzlich gesprenkelt, die meisten Haare unten grau, darüber schwärz- ‚lich, dann graubräunlich gelb mit schwarzer Spitze. Auf dem Rücken dunkelt sich die Farbe, nach den Gliedmassen herab wird sie blasser; Nase und -Mund sind schwarzbraun, hinter der Nase jederseits ein solcher | Fleck und ein kleiner weisser Fleck auf der Oberlippe, der Kopf oben | weissgrau, die Stirn gelbbräunlich, beide schwärzlich gesprenkelt, das Kinn | weiss mit einzelnen längern gelbbraunlichen Haaren, auf der Kehle ein ‚ weisser Fleck mit Dunkelgrau, die Ohren aussen grau ins Bräunliche zie- hend, schwarzbraun gerandet, innen weisslich, der Hals oben schwarzbraun ‚mit gelbbräunlich melirt, unten weissgrau mit schwärzlich, die Brust weiss- # lich ins Gelbbräunliche ziehend, der Bauch gelbbräunlich, die Aftergegend 5 weisslich, die Haarbürste schwarzbraun oder dunkel aschgrau. Das Weib- chen hat in derselben Jahreszeit eine vorn weissliche Oberlippe, die Stirn weisslich, bräunlichgelb und dunkelbraun, ebenso die Backen mit Neigung ins Gelbbräunliche, die Ohrspitze schwarz, die Ohren aussen mıt Schwärz- lich gemengt, auf dem Halse einen schwarzbraunen undeutlich getüpfelten Strich, der sich auf dem Rücken verbreitert, Brust und Bauch gelbbräun- lich mit Grau vermischt, Aftergegend weiss. Der Rückenstreif fehlt jedoch bisweilen. Die Färbung des Sommerkleides hat bei beiden Geschlechtern ‚weniger Grau. Als Varietäten kommen dunkelbraune, schwarze, weisse und scheckige vor. Das Kalb ist auf gelblichem oder röthlichem Grunde " ‚gelblich oder weisslich gefleckt und gestreift. Das Reh liebt lichte Wälder trockener, hügliger und bergiger Gegen- ‚den in der Nähe offener Felder und sucht im Winter Schutz unter dichten @Gebüsch. Es lebt in Familien bei einander zu 2 bis 4, seltener bis zu 10 #Stück. Morgens und Abends gehen sie auf die Weide, im Frühling an #die Knospen und jungen Baumblätter, im Sommer an die zarten Gräser und Gewächse, im Winter an junge Baumzweige sich haltend. Helles kla- res. Wasser zum Trinken ist ihnen unentbehrlich. Die Brunstzeit fällt in den August, doch gelangt das Ei erst nach drei Monaten in den Uterus und beginnt die Entwicklung des Embryo daher erst im December. Im ‘ Säugethiere. 22 338 Ungulata. Bisulca. Mai, spätestens Juni wirft das Weibchen gewöhnlich zwei Junge an einem einsamen geschützten Orte im dichten Gebüsch oder hohem Grase. Nach zehn bis zwölf Tagen folgen die Kälber der Mutter, die sie bei Gefahren mit Aufopferung ihres Lebens vertheidigt. Sie säugen vier Monate lang. Im sechsten Monat oder später treiben bei dem Bocke die Spiesse hervor, welche im zweiten Jahre mit den Gabelstangen vertauscht werden. Der Abfall des Geweihes geschieht nach der Brunst, Ende Herbst oder Anfang Winters. Nach drei Monaten bildet sich das neue vollkommen aus. Miss- bildungen derselben sind gar nicht selten. Das Reh hat ein muntres, leb- haftes und freundliches Naturell, springt und läuft behend, ist scheu und vorsichtig und weiss sich bei der Verfolgung durch schnelles Laufen, durch Kreuz- und Querwege und in sichern Verstecken der Gefahr zu entziehen. Seine Stimme ist in der Brunstzeit ein helles, weitschallendes dreimaliges Bellen. Es lässt sich leicht zähmen und ist dann zutraulich, nur in der Brunstzeit wird es wild und selbst gefährlich. Sein Alter bringt es bis auf 16 Jahre. Man jagt es wegen des wohlschmeckenden Fleisches und wegen des Felles, das ein vortreffliches Leder liefert und Haare zu Polstern. Auch das Geweih wird verarbeitet. Ausser vom Menschen wird es von Wölfen, Füchsen, wilden Katzen verfolgt, von Insecten und deren Larven geplagt und ist verschiedenen und gefährlichen Krankheiten unterworfen. Das Vaterland erstreckt sich fast über ganz Europa, in den nördlichen Ländern ist es jedoch seltener, im grössern Theile Russlands fehlt es bereits, auch in Skandinavien und auf den britischen Inseln ist es dem Verschwin- den nah, im Süden wie in Italien und Griechenland findet es sich häufiger. 9 4. Elaphus: Edelhirsche mit grossem Geweih, dessen Aeste rund sind, mit nackter Nase und mit deutlichen Thränengruben. a) Das Geweih tief gegabelt, nur je zwei Zinken bildend. C. antisiensis d’Orb. ?) Der Andeshirsch ist von.mittler Grösse, mit grobem trockenem und brüchigem Haar bekleidet. Seine Stirn ist ziemlich gewölbt, seine Thränengruben gross, die Ohren lang, zugespitzt, aussen graubraun mit weissem Fleck an der Basis, verlängerten weissen Rand- | haaren, ein weisser Fleck an der Oberlippe, dahinter ein brauner. Das | Geweih gabelt sich schon zwei Zoll über der Rose. Der vordere Gabel- ' ast steigt nach vorn gerichtet steil auf, biegt sich dann nach hinten und mit der Spitze etwas nach innen. Der hintere Ast ist nach hinten ge- | richtet. Aus der Ferne betrachtet erscheint der Hirsch daher vierhörnig. Beide Geschlechter scheinen Eckzähne im Oberkiefer zu besitzen, das Männ- || chen hat sie bestimmt. Die Färbung der einzelnen Haare ist geringelt, unten weisslich, dann bräunlich, darüber dunkler, endlich gelblichweiss und | die Spitze tief braun; am Kopfe sind sie oben mehr weiss und an weiss- | gefärbten Körperstellen einförmig weiss. Die obere Körperseite ist braun mit gelblichweisser Sprenkelung, der Unterleib bräunlich, die übrigen Theile | weiss, nur auf dem Nasenrücken ein brauner Streif und die Aussenseite | der Füsse falb. N | Bewohnt in Rudeln, die unter Anführung eines grossen Männchens | stehen, die Cordilleren in Peru und Bolivia in den Höhen von 14—16000 Fuss. | u Ze ut hen a ut Te u en. we ı 5-3 3) d’Orbigny, voyage d. l’Amerique merid. 28. tb. 20. üg.1; v. Tschudi, Fauna | peruan. 241. Tf, 18; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 467. Cervina. Cervus, 339 Während der Tageszeit ruht er in felsigen Gegenden, Frühmorgens und Abends geht er auf die Weide. Um den Durst zu stillen steigt er in die Thäler und flacheren Gegenden hinab. Hier kann man ihn zu Pferde matt ‚ Jagen, da seinem schnellen Laufe die Ausdauer fehlt. Sein Geweih wech- selt er jährlich, aber das neue wächst sehr langsam. b) Das Geweih meist klein, die Stangen nach vorn gebogen, mit zwei Spros- sen und etwas geplattet. C. virginianus Gmel.*) Der virginische Hirsch steht dem Edelhirsch in der Grösse etwas nach, ist schmächtiger und hat eine spitzigere, dün- ' nere Schnauze. Sein Haarkleid ist weich und anliegend und bildet an der ' Innenseite des Fersengelenkes eine dicke Haarquaste, unter welcher eine Drüse versteckt ist. Die Thränenfurche ist sehr klein, Eckzähne fehlen, die Ohren von halber Kopflänge und gerundet. Das Geweih varirt in ' seinen Einzelnheiten vielfach, jedoch bleibt die Hauptform stets characte- | ristisch. Die runden Stangen krümmen sich in sehr starkem, nach vorn geöffnetem Bogen und tragen die Zinken mit Ausnahme des ersten an der hintern Seite. Der Augenspross allein steht auf der vordern Seite und ‚ steigt aufwärts, nicht in horizontaler Richtung. Die Stangen platten sich gern bei ältern Thieren ab, auch die Krümmung nimmt mit dem Alter zu. Der Spiess ist nur ganz unbedeutend gekrümmt, das zweite Geweih schon mehr, mıt kurzem Augenspross und Gabelende, das dritte erscheint stark gekrümmt und verlängert seine Enden, das folgende bildet an der convexen # Seite einen Zinken mehr und mit dem neuen Zinken bei dem nächsten 'B Wechsel ist die Zahl derselben begrenzt. Durch die weitern Wechsel ver- 'flacht sich -die Stange, einzelne Sprossen gabeln sich und in der Gegend der Rose wuchern starke Körner und Höcker hervor. Die Stangen sind übrigens bald sehr dünn, bald in eben dem Grade dick. Durch die un- bestimmte Gabelung der Zinken wird die Zahl der Enden vielfach geän- ' dert; die drei hintern Sprossen sind einfach und dann ist die niedrigste ' Zahl der Enden des ausgebildeten Geweihes vorhanden, die höchst beobach- ‚tete ergab zwei Enden am ersten Spross, drei am zweiten, eins am dritten und zwei an dem äussersten, also mit dem Ende des Augensprosses zu- sammen neun Enden. Auch der Augenspross gabelt sich bisweilen. Dieser ‚üppigen Entwicklung, dieser übermässigen Vervielfältigung der Enden ge- 'genüber ist die Verkümmerung des Geweihes merkwürdig. Bei vierjähri- ‚gen Individuen wurde bisweilen noch die einfache Stange ohne alle Sprossen | 4) Gmelin, Syst. natur. I. 179; Fr. Cuvier, mammif. livr. 2. 27. 48; G. Cuvier, W oss. foss. VI. 63. tb. 166. fig. 1—17. 43; Dekay, nat. hist. New York mammif. 113. tb. 28. fig. 1; Warden, hist. Etats Unies. V. 639; Harlan, Faun. americ. 239; Puche- ran, Arch. d. Mus. VI. 305. €. strongyloceros Goldfuss, Schreb. Säugcth. V. 1074; ‚C. ramosicornis Blainville, journ. phys. XCIV. 276. fig. 6; C. clavatus H. Smith, Grift. 'anim. kingd, IV. 132. tb. 6. fig. 4. — Ich wage es nicht den C. leucurus Douglas, Zool. journ. IV. 330; Richardson, Faun. americ. mammal. 258; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 375; Pucheran, Archiv d. Mus. VI. 322; €. macrurus Fischer, Synops. mamm. suppl. 415 als selbständige Art neben C. virginianus aufzuführen. Nach | Douglas kurzer Characteristik ist die Farbung abweichend, Kopf, Hals, Leib und Gliedmassen lichtgrau, im Sommer röthlichbraun. Im Geweih und der Körperge- stalt existiren keine Unterschiede, ausser dem verlängerten Schwanze. Er lebt während des Winters in Rudeln, im Frühjahr aber isoliren sich die Weibchen. Auch Pucheran’s C. similis Arch. d. Mus. VI. 357. tb. 26 bedarf noch gar sehr der Bestätigung, die angeführten Eigenthümlichkeiten scheinen uns zu, geringfügig 4 340 Ungulata. Bisulca. vorgefunden. Das Colorit ändert nicht blos mit den Jahreszeiten und dem Alter, sondern auch individuell ab. Im Sommer erscheint es schön falb ins Goldgelbe ziehend auf dem Rücken und an der Aussenseite der Glied- massen, etwas lichter am Halse und der Innenseite der Vorderbeine. Die einzelnen Haare sind falb, nur an der Wurzel weiss. Der Kopf ist grau- braun, die Stirn mehr roth, die Unterseite der Kiefer, ein Augenring, ein | Querstreif über jedem Nasenloche, Kehle, Bauch und Hinterbacken weiss, die Innenseite der Gliedmassen falbbraun, die aussen sehr kurz behaarten Ohren etwas graulich, innen weiss. Das dichte Winterkleid ist bisweilen nur minder lebhaft gefärbt, bisweilen graubraun mit falber Sprenkelung, die einzelnen Haare unten weisslich grau, darüber dunkler grau, dann falb } und an der Spitze schwarz; die Körperseiten minder dunkel, der Kopf dunkel graubraun, an den Seiten lichter und weisslich gesprenkelt, der Öhrrand schwärzlich, die Innenseite der Ohren mit langen weissen Haaren - bekleidet, die Flecken am Kopf wie im Sommer. Fast ganz weisse Exem- | plare kommen vor. Junge sind lebhaft falbbraun mit weissen Flecken. Am Schädel macht sich die verlängerte dünne Schnauze bemerklich, die Zwischenkiefer erreichen die Nasenbeine nicht, die Lücke auf der Vereini- gung der Antlitzknochen fast elliptisch. Bewohnt die waldigen Gegenden der Vereinten Staaten zwischen Loui- siana und Vermont und wird wegen des Fleisches und Felles vielfach ge- jagt. Das Haarkleid wechselt er im October und März oder April, im No- vember oder December tritt er in die Brunst und im Februar oder März | wirft er das Geweih ab. Das Weibchen trägt neun Monate und wirft im | August oder September. Gegen Schlangen soll dieser Hirsch mit grosser Kühnheit und viel Muth kämpfen und gewöhnlich siegreich. | C. mescicanus Gmel.?) Der mexikanische Hirsch hat ebenfalls einen | verlängerten Kopf und dünne Schnauze, ist aber kleiner als der virginische, ' hat ein noch kleineres Geweih, keine Flecken und Streifen am Kopfe und einen etwas kürzern Schwanz. Im ersten Jahr ist das Geweih ein ein-' facher Spiess, im zweiten eine Gabel ohne Augensprossen. Später bildet] sich ein solcher etwa zwei Zoll über der Rose, sehr kurz, nach innen und! oben gerichtet. Ueber denselben steigt die Stange schnell auf, windet sich! um sich selbst, anfangs rundlich, nach oben mehr abgeplattet und eine‘) Gabel bildend. Ein Zinken geht vorn ab und fast horizontal nach innen!) und vorn, der andere steigt in sanftem Bogen auf mit Neigung nach in-| nen und hinten. Die Stange ist im untern Theile stark gefurcht und vorn!) und aussen schön geperlt, nach oben wird sie glatt. Die Behaarung ist)! lang, weich, anliegend, glänzend ohne sichtliche Nähte und Wirbel, am!) Schwanze verlangert, das Colorit rostig graubraun mit feiner weisser Spren- kelung, die einzelnen Haare unten weisslich, oben mit schmalem rothbräun=| lichem, dann mit gelbweissem Ringe und schwarzbraunem Ringe; nach|| unten wird die Farbe lichter, am Bauche und der Innenseite der Beine] rein weiss, die Brust rostbräunlich. | Bewohnt die Gebirgswaldungen Mexiko’s. 5) Gmelin, Syst, nat. 1. 179; Buffon, hist, nat. VI. tb. 37; Goldfuss, Schreb.) Säugeth. V. 1122, Waener, ebenda IV, 378, 17, 291.8; Lichtenstein, Darstell. TH ; Pucheran, Arch. " Mus, VI. 362. ) Cervina. Cervus, 341 C. gymmotis Wiegm. 6) Der kahlöhrige Hirsch gleicht in der Statur dem Reh, nur ist er etwas gestreckter, sein Kopf länger und schmäler, die Ohren sind länglich eiförmig, nur aussen am Grunde kurz behaart, übrigens fast kahl, innen mit einzelnen weissen Härchen. Die Thränen- säcke bilden kleine Falten. Die Behaarung erscheint wie kurz geschoren, dicht anliegend, an der Innenseite der Ferse eine steife braune, mit ocker- gelben längern Haaren bedeckte kurze Bürste bildend. Das Geweih viel kleiner als bei dem mexikanischen Hirsch, die Stangen schon unten abge- flacht, schräg nach hinten und parallel aufsteigend, einen sehr kurzen nach ' innen gerichteten Augenspross absendend, sich dann krümmend geben sie | einen kurzen Zacken nach hinten ab und richten die Spitze nach innen | und vorn. Das Colorit ähnelt dem Winterkleide des virginischen Hirsches | und ändert nicht mit der Jahreszeit. Am Rücken und den Seiten des Hal- | ses ist es ein mit Rostgelb gestricheltes Grau, die einzelnen Haare unten | grau und vor der schwärzlichen Spitze hell ockergelb, an den Körperseiten ı wird die Farbe lebhaft ockergelb, an den Wangen weisslich grau, die ' Nasenspitze nackt und schwarz, daneben jederseits ein rein weisser drei- ı seitiger Fleck und hinter diesem ein grösserer dunkelbrauner, dem Unter- kiefer ähnlich gezeichnet, auf dem Nasenrücken ein schwarzbrauner Fleck, ‚ der sich gegen die Augen hin gabelt, die Ohren aussen schwärzlich grau, 4 innen mit dunkelbraunen Querstreifen, die Kehle rein weiss, die Brust mit i graubrauner Mitte und rostfarbenen Seiten, Unterleib weiss mit rostgelber # Beimischung, auch wohl mit zwei falben Streifen. Die Jungen sind gefleckt. | Lebt in Cayenne, in den tiefern Gegenden von Santa Fe de Bogota ‚und am Orinoko. | C. frontalis M’Clell. 7) Diese Art ist von der Grösse des Edelhirsches, von schlankem und zierlichem Bau. Die schwarzen Hufe sind lang und ‚spitz, der Schwanz sehr kurz, im längern Winterkleide ganz stummelartig erscheinend; das Haarkleid im Winter dicht und grob, am Halse verlängert und stärker, eine 5 bis 6 Zoll lange Mähne bildend, im Gesicht, an der ‚Schnauze, der Aussenseite der Ohren und den Gliedmassen kurz, am Unter- ‚leib lang und fein. Das Colorit ist im Sommer gelblichbraun, im Winter bräunlich grau wie auch Gesicht und Hals im Sommer, Unterleib, Innen- ‚seite der Gliedmassen und Unterkiefer weiss. Das Geweih ist gross, die ‚Stangen nach hinten und schief nach aussen, dann gebogen mit der Spitze nach vorn gerichtet, der Augenspross gerade nach vorn gewandt und nach oben, nicht selten gegabelt, nah am Ende ein zweiter Spross. Der Schädel ähnelt in vieler Hinsicht dem des C.hippelaphus, doch sind die Nasenbeine, Zwischenkiefer, die Schnauze überhaupt länger und mehr comprimirt, auch 6) Wiegmann, Abbildg. u. Beschreibg. merkw. Säugeth. Tf. 8; A. Wagner, Schreb. 'Säugeth. IV. 381. Tf. 247.ik; Pucheran, Archiv d. Mus. VI. 365. tb. 25. In der Gruppe des virginischen nnd mexikanischen Hirsches werden noch einige Arten unterschieden, deren Einreihung in das System noch erhebliche Be- (denken veranlasst. €. nemoralis H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 137. c. fig. aus ‚Virginien hat einen ziemlich runden Kopf, gestreckten Leib, 28 Zoll Schullterhöhe, die Geweihstangen mit senkrechtem Augenspiess und Gabelende, eine gelblich ‚braungraue Oberseite, weisse Unterseite und schwarzen Strich an den Beinen. Daubenton’s Cariacou Buffon, hist. nat. XII. 347. tb. 44 von Cayenne unterscheidet von C. nemoralis merklich nur durch den etwas längern Schwanz. 7) M’Clelland, Calcutta journ. nat. hist. 1842. Octbr. p. 401. tb. 3. 4; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 364. tb. 23. fig. 11; C. Iyratus Schinz, Synops. mammal. Ill. 395. ® 342 Ungulata. Bisulca. die Stirn ist schmal, die Thränengruben sehr gross, kleine Eckzähne in beiden Geschlechtern vorhanden. Bewohnt das Thal von Moneypore und Cochinchina und wechselt im Juni Geweih und Haarkleid, ersteres erreicht zwar im December die voll- kommene Grösse, aber erst im Februar und März die völlige Ausbildung. c) Geweih stark, mit Augenspross und sich gabelnder Stange, ausserdem mit nur noch zufälligen Sprossen. b C. macrotis Say.®) Der grossohrige Hirsch erreicht etwa drei Fuss Schulterhöhe, hat ein graulich weisses Gesicht und Nase, zwischen den Nasenlöchern einen braunen Fleck, der sich um diese herumzieht und bis an das Kinn verlängert; dieses und die Kehle sind weiss, die Stirn braun, Hals, Rücken, Seiten bräunlich grau, die einzelnen Haare sind hier bis ge- gen die Spitze dunkelbraun, dann mit blassgelblich braunem Ring und schwarzer Spitze; die Brust schwärzlichbraun und ein solcher Strich bis auf die Mitte des Bauches ziehend, dieser vorn fahl, hinten sowie die In- nenseite der Schenkel weiss, der Schwanz mit dunkelbraunem Wurzelfleck und schwarzer Spitze. Dieses Colorit ändert ab, es ist (wahrscheinlich im Sommerkleide) licht röthlichbraun oder fahl gelbroth. Die Geweihstangen krümmen sich etwas nach vorn, bilden einen kleinen innern Augenspross ‘und gabeln sich in der Mitte, jeder Gabelast nochmals sich gabelnd. Die - Ohren sind sehr lang, bis zur Gablung des Geweihes reichend, die Thränen- gruben gross. Lebt in den Ebenen des Missuri, Saskatschewan und des Columbia- flusses, tritt im September in die Brunst und wirft im März das Geweih | ab. Das Weibchen wirft ein oder zwei weissgefleckte Junge. C. campestris Cuv.°) Der Pampashirsch hat ein etwas graulich falbes Colorit, das nach den Seiten herab lichter wird, dunkler dagegen in der Mittellinie des Rückens und Halses, auf dem Scheitel. Der Schwanz ist oben bräunlich, unten und an der Spitze weiss, Kinn, Kehle, Innenseite der langen spitzen Ohren, Bauch und Innenseite der Gliedmassen ebenfalls weiss, wie auch ein Fleck an der Oberlippe und ein Ring um die Augen. Vom hintern Rande der Nasenlöcher dehnt sich ein braunrother Fleck schief nach der Oberlippe aus. Die einzelnen Haare sind am Rücken ge- ringelt und zwar an der Basis licht aschgrau, dann dunkler und vor der schwarzen Spitze ein rother Ring. Bei mehr rothgefärbten Individuen ver- kleinert sich das Schwarz der Spitze und der übrige Theil ist falbroth. ' Die Geweihstangen steigen nach hinten und divergirend auf, geben vorn den aufgerichteten Augensprossen ab und theilen sich oben in je zwei fast gleich lange Zinken, von denen einer nach vorn, der andere nach hinten gerichtet ist. Uebrigens ist die Oberfläche fast glatt und die Perlen der Rose wenig entwickelt. Im ersten Jahr ist das Geweih einfach, nach dem . 8) Say, Long Expedit. aux Montg. roch. II. 154; Cuvier, oss. foss. VI. 83. tb. 166. fig. 35; Harlan, Faun. americ. 243; Richardson, Faun. mammal. 254. ib. 20; Pr. v. Wied, Reise ins innere Nordamer. I. 404. U. 4; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 369; C. auritus Warden, descr. Etats-Unies V. 640. 9) Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. VII. 484; G. Cuvier, oss. foss. VI. 105. tb. 164. fig. 46—48; Pr. v. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 583; Lichtenstein, Darstellg. Tf. 19; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 369. Tf. 251.b; d’Orbigny, voy. Amer. merid. 28. tb. 20. fig. 2; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 459; C. leucogaster Goldfuss, Schreb. Säu- geth. V. 1127. Cervina. Gervus. 343 ersten Wechsel erhält es den Augensprossen und nach dem zweiten die Gabel. Mehr als drei Zinken sind abnorm, so eine abermalige Gabelung, welche an jedem Zinken vorkommen kann. Der Wechsel des Geweihs scheint an keine bestimmte Jahreszeit gebunden zu sein, doch werfen die Meisten das- selbe im August oder September. Die Brunstzeit fällt ins Frühjahr, die Weibchen werfen im October und November. Die Jungen sind mehr röth- lich als die Alten und gefleckt. Sie erreichen bis 4 Fuss Länge und 2 Fuss Höhe. Er lebt in den weiten offenen Ebenen Brasiliens bis zum Rio Negro im nördlichen Patagonien, einzeln, paarweise oder in kleinen Rudeln, und liegt am Tage im Grase versteckt, erst nach Sonnenuntergang und die Nacht hindurch ist er mobil. Geruch, Gehör und Gesicht sind vortrefflich ausgebildet. Sein Lauf ist sehr schnell und anhaltend, so dass, wenn er einen Vorsprung hat, das beste Pferd ihn nicht einholt. Angegriffen ver- ' theidigt er sich gegen Hunde und Menschen mit dem Geweih und den Vorderbeinen. Seine Liebe zu den Jungen ist sehr gross. Die Männchen geben einen eigenthümlichen und so starken Geruch von sich, dass man daran die Lagerstätte noch eine Viertelstunde nach Weggang des Thieres erkennen kann. Nach der Castration verliert sich derselbe. Das Fleisch der Jungen ist wohlschmeckend, das der Alten kaum geniessbar, die Haut vor- trefflich. C. paludosus Desm.!) Der Sumpfhirsch ist der grösste unter allen südamerikanischen Arten, denn er erreicht 6 Fuss Länge und 3!/, Fuss Höhe. Das Haarkleid ist fein und anliegend, bildet auf dem Widerrist einen Wirbel und am Fersengelenk unter einer kahlen Stelle einen Pinsel, Die Hauptfarbe ist fuchsroth, nach unten lichter, die Schnauzenspitze weiss mit schwarzem Querstreif über die Unterlippe, schwarzem Fleck jcderseits der schwarzen nackten Nasenkuppe, die Augen weiss umrandet, Unterkie- fer, Kehle, Innenseite der Ohren, Vorderseite der Unterschenkel weiss, da- gegen die Läufe, ein Streifen auf der Mitte der Brust und die Unterseite des Schwanzes schwarz. Den Weibchen fehlt der schwarze Bruststreifen und die Laufe sind schwärzlich braun. Im Sommer wird das Colorit lich- ter, blasser, das Haarkleid kürzer. Die Thränengruben sind sehr gross, der Schwanz von mässiger Länge, dick und buschig. Kleine und sehr hin- fällige Eekzähne kommen bei beiden Geschlechtern vor. Das Geweih ist stark, die normale Sprossenbildung gering; die Stangen divergirend und nach hinten aufsteigend, mit vorderem aufgerichtetem und etwas nach Innen gewandtem Augenspross, und nach oben sich gabelnd und hier der vordere Gabelast länger, nach vorn und innen gerichtet. Bisweilen gabelt sich der Augenspross und auch der obere vordere Zinken. Noch zahlreichere Enden gehören zu den seltenern Ausnahmen. Meist wird das Geweih in der Zeit von August bis November abgeworfen, einige wechseln jedoch im April und Mai und so tritt auch die Brunst verschieden ein. Das Weibchen trägt 8 bis 9 Monate und wirft nur ein Junges, das sich leicht zähmen lässt und 1) Desmarest, Mammal. 443; Prinz von Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 580; Cuvier, oss. foss. VI. 72; Lichtenstein, Darstelle. Tf. 17; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 367. Tf. 261.a fig. 2; d’Orbigny, voy. Amerique merid. 27; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 452; Rengger, Paraguay 344; Azara, Apunt. Hist. nat. Parag. I. 33. C. pa- lustris Desmoulins, Diet. class. Il. 379; C. dichotomus Nliger, Abhdlg. berlin. Akad. 1811. 117; C. comosus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 368. . 344 Ungulata. Bisulca. dann sehr zutraulich wird. Sie leben den grössten Theil des Jahres hin- durch zu drei bis fünf beisammen, halten sich in ebenen sumpfigen Ge- genden auf, die sie nur bei eintretender Ueberschwemmung mit höher gelegenen Feldern und Waldungen vertauschen. Des Tages über halten sie sich versteckt, erst nach Sonnenuntergang gehen sie auf die Weide. Ihre Jagd ist schwierig, da sie mittelst ihres sehr feinen Geruches und scharfen Gehöres den Feind schon in weiter Ferne wittern. Uebrigens ist auch ihr Nutzen äusserst gering. In Patagonien, Brasilien, der Argentinischen Republik, Paraguay und Bolivia. d) Geweih dünn und schlank, mit langem Augenspross und kurzem Spross oben an der Innenseite. C. porcinus Gmel.?) Der Schweinshirsch hat ein buschiges, eben nicht grobes Haarkleid und ein kastanienbraunes Colorit, welches unterhalb des Halses grau, an den Seiten herab, an den Vorderbeinen bis zum Laufe dunkler wird. Die Läufe sind bis auf einen hintern falben Streif dunkel- braun. Der Nasenrücken ist braun, zwischen den Augen ein falber Quer- streif, die Seiten des Kopfes sind weisslich fahlgrau. Die Thränengruben ziemlich gross, die breiten Ohren innen mit weissen Haaren, die Kehle wie die ganze Unterseite grau, der Schwanz mit weisser Quaste. Die einzelnen Haare des Rückens sind an der Basis grau, dann schwarz und falb ge- ringelt, mit schwarzer Spitze. Die Geweihstangen stehen auf ziemlich langen Rosenstöcken, richten sich nach hinten und aussen, mit der Spitze nach innen und hinten. Der Augenspross wendet sich anfangs nach vorn und aussen, mit der Spitze nach innen, der obere sehr kleine Zinken bil- det einen nach innen und hinten gekrümmten Haken. Der Körperbau ist gedrungen, die Beine kurz und dick. Lebt heerdenweise in Bengalen und wird seines Fleisches wegen als Hausthier gehalten. C. aaxcis Erxl.?) Der Axis gleicht im Allgemeinen sehr dem Damm- hirsche, hat jedoch einen nach vorn mehr verdünnten Kopf, grössere, eiför- mige Ohren, einen gestrecktern Leib und kürzere Füsse. Das Geweih ist dünn und schlank, die Stangen in der Mitte nach aussen gebogen, der ar u a nd. 2) Gmelin, syst. natur. I. 179; Goldfuss, Schreb. Säugelh. V. 1097; Cuvier, oss. foss. VI: 85. tb. 166. fig. 31; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 42. 43: -Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 426. tb. 28. — H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 120. c. fig. gründet auf ein Schädelfragment mit weisslichem Geweih einen (. pumilio, der noch keine speciellere Beachtung verdient. 3) Erxleben, mammal. 313; Buffon, hist. nat. XI. 397. tb. 38. 39; Goldfuss, Schreb. Säugeth. V. 1091. T£f. 280; Cuvier, oss. foss. VI. 74. tb. 166. fig. 24—28; Fr. Cuvier, mammif. 1. livr. 7. 8; Pennant, Syn. quadrup. 51; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 431. — Hodgson, Calcutta journ. 1841. 219. unterscheidet drei Arten: Awis major, A. minor, A. porcinus. Gervais begründete auf blosse Farbendifferenzen eines Menagerieexemplares, jedoch mit Zweifel, einen C. pseudaxis Voy. de la Bonite, zool. 64. tb. 12, den neuerdings Pucheran, Archiv d. Mus. VI. 416 durch die Stel- lung des obern Geweihsprossens an der Aussenseite der Stange zu bestätigen sucht. Ebenso verhält es sich mil C. nudipalpebra Ogilby, proceed. zool. soc. 1831. p. 136. Derselbe ist einförmig dunkelbraun, fast schwarz, sein Haarkleid rauh und grob, die Augenbrauen und ein grosser runder Fleck um jedes Auge nackt und schwarz. — (. dimorphus Hodgson, Ann. mag. nat. hist. 1844. XIV. 17 von Morung ist jung hell falbroth, alt schwärzlichbraun, am Kinn weiss, die Geweihstange in der Mitte etwas mehr gebogen als bei Axis, —: u u en — u Cervina. Cervus, 345 Augenspross sehr lang, der obere Spross an der Innenseite abgehend. Die Männchen in der Pariser Menagerie wechselten ihr Geweih in der Zeit von December bis Mai, die Weibchen haben fast in jedem Monat des Jahres geworfen. An der Unterlippe findet sich jederseits ein brauner Fleck, grössere hinter den Nasenlöchern und auf der Mitte der Schnauze mit be- sonderer Einfassung, Stirn, Scheitel und Hinterhaupt sind falb und braun, die Seiten des Kopfes gelblich und weisslich gemischt, die Ohren weisslich mit braunem Vorderrande, der Hals seitlich oben weiss, grau und röthlich ‚gemischt, unten und hinten, dann der Widerrist, Schultern, Rücken, Len- den, Körperseiten dunkelfalb, die Mitte des Rückens schwärzlich. Der falbe Grund ist mit weissen Flecken bald sparsam, bald dicht bestreut, an den Seiten ein weisser Längsstreif, die Füsse falb, Unterkiefer, Brust, Bauch weiss. In den Ebenen Ostindiens und den benachbarten Inseln. Lässt sich leicht zähmen und pflanzt sich in den europäischen Menagerien fort. e) Das Geweih wie vorhin, aber der obere Spross an der Aussen- oder Hin- terseite. C. hippelaphus Cuv.*) Der Mähnenhirsch erreicht 5 Fuss Länge und 3 Fuss Höhe und mehr. Sein Haarkleid ist grob, rauh, lang, borstig ab- stehend, die Haare glatt, am Halse mähnenartig verlängert, ebenso an den Wangen und längs der Mitte des Unterkiefers. Das Colorit ist dunkel- schwärzlich braun oder rostgelbbraun, an den Seiten herab lichter, der Vor- derhals und die Brust schmutzig hellgelblich mit dunkelrostbraunem Längs- streif auf der Brust, Innenseite der Ohren, Kinn und vordere Seiten der Oberlippe weisslich, an der Unterlippe ein kleiner verwischter brauner Fleck, Aussenseite der Vorderarme und Unterschenkel licht gelblichbraun, übrigens die Gliedmassen schmutzig weisslich, ebenso die Hinterbacken, die hintere Hälfte des Schwanzes schwarzbraun, unten falbbräunlich. Diese Färbung varürt jedoch etwas. Das Weibchen hat keine Mähne. Die sehr grossen Geweihstangen sind divergirend nach hinten gerichtet. Der Augenspross tritt unmittelbar über der Rose hervor, verlängert sich anfangs nach vorn und aussen, um sich dann nach hinten zu biegen. Der zweite Spross steht in der Mitte der Stange an der Aussenseite und ist aufwärts gerich- tet. Nur ausnahmsweise bildet sich noch ein dritter Spross. Bewohnt Sumatra, Java, Borneo, wahrscheinlich auch Indien, in Rudeln von 50 bis 100 Stück, besonders in offnen mit Alang bewachsenen Ge- genden. Das Fleisch ist sehr schmackhaft. C. Peronmi Cuv.°) Der Peronsche Hirsch ist kleiner als vorige Art, von dunkelbrauner Farbe, auf den Seiten röthlich gesprenkelt, nach unten 4) Cuvier, oss. foss. VI. 77. tb. 166. fig. 3[—34; Fr. Cuvier, mammif. Il. livr. 37; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 402: C. bengalensis Schintz, Synops. mammal. II. 390; C. russa S. Müller et Schlegel, Verhdl. neederl. Bez. I. 45. 57. tb. 43. 45; A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. IV. 357. Tf. 250.4; Axis Pennanti Gray, Catal. mammif. brit. Mus. 180; C. maximus Blainville, Journ. phys. XCIV. 265; 0. unicolor Schreber, Säugeth. V, 1095; Smith, Griff. anim. kingd. IV. 708. — Fossile Geweihe aus den Tertiär- schichten der Auvergne sind denen des hippelaphus auffallend ähnlich und von Croizet u. Jobert, oss. foss. Cerfs einem (. etuearium und (. pardinensis zugeschrie- ben worden. Auch deren (. arvernensis 1. c. ist sehr ähnlich. 5) Cuvier, oss. foss. 96. tb. 166. fig. 41; C. moluccensis Quoy et Gaimard, voy. Astrol. zool. I. 133. tb. 24. 25; C. russa moluccensis S. Müller et Schlegel, Verhdl. neederl. Bezitt. I. tb. 45. fig. 5. 6; A. Wagner, Schreb, Säugeth. VI. 361. 346 Ungulata. Bisulca.- lichter. Die Haare des Rückens sind platt, geschlängelt,” mit sehr dünner schwarzer Spitze, übrigens röthlichbraun, die der Seiten haben vor der schwarzen Spitze einen falben Ring und eine gelbliche Basis, dazwischen einen dunkelbraunen Ring. Die Farbe des Kopfes ist hellbraun, die Öberlippe röthlich, die einzelnen Haare sind an der Basis gelblich, dann braun, darüber ein röthlichweisser Ring, die Spitze schwarz. An den Seiten der Nase findet sich ein weisser Fleck, ein lichtfalber an der Lippe. Kehle und Unterseite des Halses sind weisslich grau, die Glied- massen röthlich. Die Geweihstangen sind gefurcht und geperlt, der Augen- spross über der Rose entspringend wendet sich nach aussen und vorn, der zweite Spross reicht ebenfalls nach vorn. Eckzähne sind wie bei vo- riger Art vorhanden. Lebt auf Timor, Buru, Amboina und den benachbarten Inseln. C. equinus Cuv.°) Der Wasserhirsch erreicht die beträchtliche Höhe von vier Fuss und trägt ein starkes Geweih mit aufrechten Augensprossen und kurzem Spross unter der Spitze an der Hinterseite. Die Gesichtslinie ist gerade, die Muffel schmal, die Thränenfurche von ansehnlicher Grösse, Eckzähne bei beiden Geschlechtern vorhanden, die Ohren hreit, zugespitzt, innen fast nackt, aussen weissgrau, die Haare am Halse eine Mähne bil- dend. Das Colorit ist dunkelbraungrau, Brust und Bauch dunkelaschfarben, fast schwarz, an den Hinterkeulen eine grosse lichtrostfarbene Stelle mit schwarzer Einfassung, der Schwanz schwarz, das Kinn weiss mit schwar- zem Fleck an der Unterlippe, Wangen und Augenkreis gelbbräunlich in Grau, Auf Sumatra und Borneo. C. Marianus Desm. ?) Der in nur einem schlechtconservirten Exem- plare bekannte, marianische Hirsch hat die Grösse des Rehbockes. Am Geweih steht der Augenspross fast senkrecht und trägt an seiner Basis einen kleinen dreilappigen Fortsatz. Der zweite Spross ist sehr hoch hin- auf gerückt und steht an der hintern und innern Seite der Stange, welche stark und mit markirten Furchen bedeckt ist. Eckzähne fehlen und am Schädel finden sich vor den Augenhöhlen zwei eigenthümliche längliche Erhabenheiten. Die Haare sind grob, gewellt, bräunlichgrau, an den Hinter- backen und am Schwanze weiss; Junge sind zimmetroth, ungefleckt. Auf den Marianen. C. Aristotelis Cuv.®) Der Saumer ist ein staltlicher Hirsch von ansehn- licher Grösse mit trockenem brüchigem straffem Haar, das sich am Halse 6) Cuvier, oss. foss. VI. 91. tb, 166. fig. 37. 38; Smith, Griff. anim. kingd. IV. 112. c. fig.; S. Müller u. Schlegel, Verhandl. neederl. Bezitt. I. 44. Tf. 42. 45; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 355. — Sal. Müller bildet a. a. 0. Tf. 44. 45 einen C. Kuhli von der zwischen Java und Borneo gelegenen Baviaans-Insel ab, der das Geweih dieser, das Colorit und die Schwanzform des C. hippelaphus hat, von beiden durch den Mangel der Eckzähne sich unterscheidet. — Ob C. lepidus Sundevall, Wiederkäuer 57 von Java hieher oder zu einer der folgenden Arten gehört, muss ich unentschieden lassen. 7) Desmarest, Mammal. 436; Cuvier, oss. foss. VI, 93. tb. 166. fig. 39. 40. 46; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 362. C. philippinus Fischer, Synops. 622. — Fr. Cuviers C. albipes Mammif. IV. livr. 65 lebte in der pariser Menagerie und hatte einen sanften und zutraulichen Character. Sein Colorit ist oben dunkel schwarz- braun, unten weiss und an den Füssen, über den Hufen und an den Läufen finden sich vier weisse Flecken, die ihn auszeichnen. 8) Cuvier, oss, foss. VI. 84. tb. 201. fig. 10; Duvaucel, asiat. research. XV. 157; / Cervina. Cervus, 347 mähnenartig verlängert. Die Farbe ist auf der obern Seite tief dunkel- braun und schwärzlich braun, die einzelnen Haare am Grunde weisslich, dann schwärzlich braun und bisweilen vor der Spitze mit einem sehr klei- nen falben Ringe, der an den Haaren auf dem Kreuz grösser und röthlich wird, wodurch auch im Colorit das Röthliche mehr hervortritt. Der Vor- derhals ist braungrau, Brust und Bauch schwärzlich, letztrer nach hinten weisslich, die Aussenseite der Gliedmassen braun, das Kinn röthlich weiss mit braunem Fleck, am innern Öhrrande ein Büschel weisslicher Haare, der Schwanz buschig und schwarz, die grossen Thränengruben mit rothen Haaren umgeben. Bei einem zweiten Exemplare war der röthliche Ring der einzelnen Haare grösser, diese selbst etwas länger, das Colorit mehr röthlich, der Schwanz minder schwarzbraun, die Ohren grösser, breiter, mit langen weissen Haaren an der Innenseite, aussen braun und kurzhaa- rig. Die Geweihstangen richten sich anfangs nach hinten, aussen und oben, dann krümmen sie sich nach innen und vorn; im obern Drittheil gabeln sie sich, der äussere Gabelast erscheint fast als Fortsetzung der Stange, der innere meist schwächere wendet sich nach innen und hinten. Der über der Rose entspringende Augenspross sitzt an der Vorderseite, wendet sich nach aussen vorn und oben, mit der Spitze etwas nach innen. Bis- weilen ist von der obern Gabel der innere Zinken sehr schwach entwickelt, bei andern Exemplaren wieder beide Aeste gleich stark. Die Oberfläche ist übrigens stets mit Furchen bedeckt. Schon nach dem ersten Wechsel scheint sich Augenspross und obere Gabel zu bilden, so dass später das Geweih nur an Länge und Stärke zunimmt. Der Wechsel findet in allen Monaten von März bis November Statt, und fast in jedem Monat des Jahres werfen die Weibchen. Die Jungen sind mehr weniger gefleckt, braunfalb mit dunklem Streife längs des Rückens. Lebt in Indien, an der Küste von Malabar und Coromandel in Ben- galen, Sylhet, Nepal, am Indus, auf Malacca, vielleicht auch auf Sumatra. In Gefangenschaft ist er überaus zutraulich. ©. Duvauceli Cuv.°) Die Geweihstangen dieser noch ungenügend be- kannten Art wenden sich nach oben und aussen, dann mit der Spitze nach innen und vorn, ähnlich wie bei dem virginischen Hirsch. Der Augenspross geht vorn von der Rose ab und verlängert sich nach vorn und oben. In der obern Hälfte bildet das Geweih zwei bis drei Zinken, die von der hintern Seite der Stangen abgehen und sich nach innen und oben wenden, Das Colorit soll rothbraun, bei dem Weibchen weisslich braun sein. Das Geweih wird im April geworfen. In Nepal. f) Geweih gross und stark, mehr als dreiendig, die untern Zinken nach vorn gebogen, ©. Wallichi Cuv.) Dieser Hirsch ist von gelblich graubrauner oder dunkel graubrauner Farbe, an der Schnauze, den Wangen, Umfang der Smith, Griff. anim. kingd. IV. 110; Pucheran, Archiv d. Mus. VI. 437. tb. 24. fig. 10—16. tb. 29; C. Leschenaulti Cuvier, oss. foss. VI. 90. tb. 201. fig. 9; Fr. Cuvier, mammif. IH. livr. 45; €. Malaccensis Fr. Cuvier, ibid. I. livr. 10. 9) Cuvier, oss. foss. VI. 90. tb. 201. fig. 6. 7. 8; Pucheran, Archiv d. Mus. I. 375; C. Bahrainja Hodgson, proceed. zool. soc. 1834. 99; C. elaphoides Hodgson, journ. asiat. soc. Bengal. IV. 648. tb. 53. fig. 4. ‚ 2) Cuvier, oss. foss. VI. 88; Fr. Cuvier, mammif. 11. livr. 39; Hodgson, journ. asiat. soc. 1840. 79; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 396. 348 Ungulata. Bisulca. Augen, an dem untern Theile und der Innenseite der Beine heller, Unterkiefer weiss, an der Unterlippe ein schwarzer Fleck, auf dem Hintertheil ein grosser rein weisser Fleck, der Schwanz sehr kurz und weiss, die Innen- seite der Ohren mit einzelnen weissen Haaren; die Körperhaare glatt und trocken, am Halse verlängert, am Kopfe und den Gliedmassen verkürzt. Die Geweihstangen divergiren anfangs sehr stark und richten ‚sich dann senkrecht empor. Ueber der Rose entspringen je zwei nach vorn gerich- tete Sprossen, darüber ein dritter etwas nach aussen gewandter, zuweilen noch ein vierter oder auch durch Gablung eines ein neuer. In Nepal und Sylhet. C. canadensis Briss.2) Der Wapiti erreicht fast 8 Fuss Länge und 5 Fuss Höhe und hat ganz den Habitus unseres Edelhirsches. An dem sehr grossen Geweih wendet sich der Augenspross horizontal auf der Stirn ent- lang. Die übrigen Sprossen vermehren sich alljahrlich und die bis 5 Fuss lange Stange endet zwei- oder dreizinkig. Das grösste bekannte Geweih ist zwanzigendig. Der Wechsel des Geweihes findet Ende Februar oder im März Statt. Die Brunstzeit fällt in den Herbst und das Weibchen wirft im Juli. Männchen und Weibchen sind im Sommer auf dem Rücken und den Seiten falbbraun, im Winter weisslich graü mit falbem Anfluge, Kopf, Hals und Beine dunkelbraun. Ein schwarzer Streif läuft von der Basis des Geweihes zum Mundwinkel, der Augenkreis ist braun. Das Haar ver- längert sich am Halse etwas. Eckzähne sind vorhanden. Die anatomischen Verhältnisse stimmen auffallend mit dem Edelhirsch überein. Perrault fand die Länge des Darmkanales 96 Fuss, die Milz rund und dünn, sechs Zoll gross, die Leber nicht gelappt, keine Gallenblase, die Nieren gross, die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig, das rundliche Herz mit Knochen. Lebt familienweise in Nordamerika bis zum 57. Grade nördlicher Breite, westwärls noch jenseits des Felsengebirges am Columbiaflusse; häufig am Saskatschewan und obern Missouri, südlich bis Virginien. C. elaphus L.°) Der Edelhirsch bleibt in der Grösse hinter dem Wa- piti zurück, denn er erreicht nur 2 Fuss Länge und 4 Fuss Höhe. Auch | — 2) Brisson, regne anim. 88; Buflon, hist. nat. VI. 164. tb.26; Schreber, Säugeth. V. 690; Cuvier, oss. foss. VI. 49. .tb. 164. fig. 13—22; Perrault, Abhandl. 1.3. T£f.1; Fr. Cuvier, mammif. 1. livr. 20; Harlan, Faun. americ. 236; Richardson, Faun. bor. americ. 261; Prinz v. Wied, Reise in d. innere Nordamer. II. 24. 84; Jardin, nat. lib. III. 156. tb. 9; Dekay, nat. hist. New York I. 118. tb. 28; Pucheran, Arch. d. Mus. VI. 386; C. strongyloceros Schreber, Säugeth. V. Tf. 247.f; A. Wagner, ebd. IV. 349; H. Smith, Griff. anim. kingd. IV. 96. (ib. 28; C. major Desmarest, mammal. 433; C. Wapiti Leach, journ. phys. LXXXV. 66; C. occidentalis Smith, Griff. anim. kingd. IV. 101. tb. 7. fig. 2. — Von seinem (. macropus in den Thälern von Maragnon sagt der Prinz von Wied nur, dass er die Statur des C. macrotis habe und durch sehr grosse und dicke Klauen characterisirt sei. — (. canadensis fossilis Harlan, Faun. americ. 245 beruht auf einem unvollständigen Schädel von ansehnlicher Grösse. 3) Linne, syst. nat. ed. 10. I. 67; Schreb. Säugeth. V. 996. Tf. 247.a—e; Pallas, Zoogr. I. 216; Buffon, hist. nat. VI. 63. tb. 9. 10. 12; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 35. Tf. 5. 6; Cuvier, oss. foss. VI. 44. (b. 164. fig. 1—12; Fr. Cuvier, mam- mif. 1. livr. 14; Ridinger, Abbild. jagdb. Thiere Tf. 4. 5; Bechsteim, Naturgesch. Deutschl. I. 453; Hartig, Lehrb. f. Jäger I. 123; 0. mediterrameus Blainville; C. cor- sicanus A. Wagner. — Fossile Reste des Edelhirsches werden von Cuvier, oss. foss. VI. 198; Goldfuss, nov. act. Leopold. X. 475. tb. 43; M. de Serres, Cav, de Lunelvieil; Kaup, Jahrb. f. Mineral. 1839. 168. 300; 1842. 2; 1846. 824; Owen, brit. foss. mamm. 472; Pusch, Jahrb. f. Mineral. 1842, 48. Tf. 2 beschrieben. Auf mehr weniger gering- fügige, individuelle und sehr unzuverlässige Eigenthümlichkeiten sind für diese 1 un ZB OA m Cervina. (ervus. 349 sein Geweih ist etwas kleiner, sein Colorit im Sommer braungelb, im Winter graubraun. Der pyramidale Kopf hat eine mittelmässige Grösse und lange flache Stirn, die Schnauze ist schmal und dünn, die Nase nackt, grösstentheils schwarz, die Nasenlöcher halbmondförmig, die Lippen braun, inwendig mit zugespitzten schwieligen Warzen, die Unterlippe hinter den Schneidezähnen am Rande gezähnelt, der Gaumen bräunlich, die Zunge glatt, die Augen gross, lebhaft, mit gelbbrauner Iris, die Thränengrube an- sehnlich, die Ohren ‘gross, eirund zugespitzt, sehr beweglich; der Hals schlank, Leib und Rücken langstreckig, an den Lenden etwas eingebogen, an den Keulen fleischig und abgerundet, die Beine schlank, die dreieckigen Hufe schwarz und glänzend, die Afterhufe klein, abgerundet, der Schwanz kurz; das Haarkleid trocken, starr, meist gedreht, am Halse mähnenartig, im Sommer kürzer und mehr anliegend als im Winter, das Wollhaar fein, seidenartig, aschgrau, das Oberhaar am Grunde aschgrau, an der Spitze bräunlich weiss oder schwarz, oder mit schwärzlich aschgrau, bräunlich weiss, schwarzbraun, schwarz, röthlich gelbbraun, gelbbraun oder mit braun- gelb oder bräunlich orange melirt. Der Hinterleib und die Innenseite der Keulen sind stets bräunlich weiss, Kreuz und Schwanz gelbbraun, auf dem Vorderkopfe und an den Füssen herrscht grau und weiss. Uebrigens aber erscheint das Sommerkleid gelbbraun oder röthlich gelbbraun, auf Rücken und Schenkeln mit Gelb, auf der Mähne mit Schwarz gemischt. Das Winter- kleid ist grau und röthlich gelbbraun auf Schwarz. Als Abnormitäten kom- men ganz weisse, silberfarbene, schwarzgraue, sehr dunkelgefärbte Hirsche mit verlängerter Mähne und gefleckte vor. Das Männchen übertrifft das Weibchen in der Grösse, hat einen stärker behaarten, feisteren Hals, mehr gerundete Keulen und einen edlern Anstand, und zeigt auch in der Fär- bung geringe Differenzen, sowie in der Behaarung. Das Kalb ist gelbroth mit Braun gemischt und hat auf dem Rücken, den ‘Seiten und Schenkeln rundliche weisse Flecke, bisweilen auf dem Rücken einen schwärzlichen Längsstreif, die Unterseite überall weisslich. Das Geweih bricht etwa im sechsten Monat nach der Geburt hervor, dann’ bilden sich bis in August die Spiesse aus. Nach dem ersten Wechsel entwickelt sich der Augen- spross und das Thier heisst Gabelhirsch. Vom dritten Jahre an nimmt das Geweih, wenn nicht dürftige Nahrung und rauhes Klima nachtheilig wirken, alljährlich an Grösse und Zahl der Enden zu. Vier Zinken pflegen dann an der Aussenseite der Stange zu stehen und nehmen an Länge und Stärke nach oben ab, drei bis vier treten am Ende der Stange auf und bilden die Krone. Zwölf- bis Sechzehnender sind vollständig ausgewach- sen. Bisweilen wachsen Höcker und Zapfen, überzählige Sprossen hervor und auf Mitzählung dieser beruht der Sechsundsechzig-Ender, den Friedrich 1. von Preussen 1696 im Amte Friedrichswalde erlegte. Andere Missbil- dungen, wie Verkürzung der Stangen, übermässige Verlängerung der Spros- sen, abnorme Richtung der Stangen oder Sprossen kommen vor. Der Wechsel des Geweihes geschieht von Ende Februar bis Anfang Mai, die Vollendung des neuen bis Juli und August, überhaupt in 10 bis 14 Wochen. Reste neue Namen in reichlicher Anzahl eingeführt worden, so: C. elaphus fossilis C. primigenius, (©. priscus, C. bresciensis, C. fossilis, ©. intermedius, C. coronatus, C. an- fiquus, 0. Destremiü, C. Rebouli, C. pseudovirginius, C. Dumasi, C. mediterraneus, C. costrizensis, C. dilwianus, wegen deren Literatur wir auf Giebel, Fauna. Säugeth. 141. ff, verweisen. 350 Ungulata. Bisulca. Das Skelet des Hirsches gewährt nur wenige, aber doch characteristische Eigenthümlichkeiten. Am Schädel legen sich die Zwischenkiefer mit brei- tem Ende an die Nasenbeine an, der vordere Rand dieser hat einen Ein- schnitt, die Lücke zwischen den Antlitzknochen ist relativ klein, am Reh- schädel sehr gross. Die Grube im Thränenbein auffallend tief, bei dem Reh sehr flach und breit, die Stirn ist etwas eingesenkt, zwischen den Rosen- stöcken schwach erhöht, der Scheitel breit und flach, der Rand des Oceiput sehr stark hervortretend. Die sehr kräftigen Halswirbel haben niedrige, ganz nach vorn geneigte Dornen, von denen auch der siebente klein und stark geneigt ist, während dieselben beim Reh länger und der siebente vertical steht. Der elfte Wirbel ist hier wie bei allen Arten, deren Skelet wir vergleichen konnten, der diaphragmatische, die Dornen vor demselben sind lang und stark, die der acht Lendenwirbel relativ hoch und sehr breit, bei dem Reh dagegen nehmen die Dornen der Rückenwirbel sehr allmählig an Länge ab, die der Lendenwirbel sind kurz und sehr breit; die Quer- fortsätze der Lendenwirbel sind beim männlichen Hirsch ganz horizontal, bei der Hirschkuh etwas nach unten geneigt, bei dem Reh sehr stark ab- wärts gerichtet. Die vier Kreuzwirbel bilden einen starken Dornenkamm. Schwanzwirbel sind neun (nach Brandt elf, nach Cuvier 16), bei dem Reh nur sechs vorhanden. Die Rippen sind verhältnissmässig stark gebogen, die mittlern unten sehr breit. Das Brustbein besteht aus sieben Wirbeln. Das Becken ist kurz und niedrig, das Schulterblatt unten sehr schmal, die Elle vollkommen ausgebildet, die Fibula fehlt und ebenso fehlen an unse- rem Skelet die Mittelhand- und Fussknochen der Afterklauen. Obere Eck- zähne sind vorhanden. An den Backzähnen’ finde ich bei einem Männchen keine Spur von kleinen Kegelzapfen zwischen den Sichelprismen, bei einer Hirschkuh aber an den hintern drei des Ober- und Unterkiefers solche Zapfen. Die Gallenblase fehlt. Der Hirsch lebt in kleinern oder grössern Rudeln, die aus weiblichen Thieren mit Spiessern, Gablern und Sechsendern unter Anführung eines alten Weibchens oder blos aus Männchen bestehen. Bergige Laubholzwal- dungen liebt er besonders und sucht lichte Stellen darin, die Nähe von Aeckern, in die er gern einfällt. Als Nahrung nimmt er Blätter, Blüthen, Früchte, Wurzeln, Getreide, Pilze, im Winter Flechten, Moos, Knospen, Rinde, Heu. In der Gefangenschaft frisst er gern Brod und kann auch an animalische Nahrung gewöhnt werden. Nach Salz ist er sehr begierig. Gewöhnlich weidet er in der Morgendämmerung und sucht sich dann ein ruhiges Plätzchen zum Wiederkäuen. Wasser zum Trinken und Baden kann er im heissen Sommer nicht gut entbehren, auch nicht während der Brunstzeit. Diese tritt Ende August oder Anfangs September ein, die Männ- chen sondern sich dann vom Rudel ab und suchen schreiend und brüllend die Weibchen auf, wühlen mit der Nase und dem Geweih in der Erde, schlagen gegen die Bäume, kämpfen wüthend mit einander wenn sie sich begegnen. Das Weibchen bleibt bei dem Sieger drei bis sechs Wochen lang. Die Begattung geschieht in den Frühstunden. Die Hirsche fressen wenig, magern ab und werden kraftlos. Dann tritt an die Stelle der Wild- heit wieder Scheu, Furcht, Sanftheit und Gutmüthigkeit, List und Neugierde, in der ibn sein gutes Gehör und sehr feiner Geruch unterstützt, Die Trag- zeit währt 40 Wochen. Im Mai oder Anfangs Juni wirft das Weibchen ein, seltener zwei oder gar drei Kälber in dichtes dunkles Gehölz auf ein Cervina. (Cervus. 351 Lager von Moos. Das Kalb folgt am dritten Tage der Mutter, später läuft es ihr voran. Es wächst sehr schnell, säugt bis die Mutter wieder träch- tig ist, wird nach anderthalb Jahren begattungsfähig, trennt sich aber erst nach dem dritten Jahre von der Mutter. Bis dahin vertheidigt und be- schützt die Mutter ihre Jungen. Ihr Alter bringen sie auf dreissig Jahre. Wölfe und Luchse verfolgen den Hirsch, Bremse, Läuse und Eingeweide- würmer plagen ihn. Sein grösster Feind aber ist der Mensch, der ihm überall nachstellt, auf dem Anstande oder in Treibjagden schiesst, oder in Netzen fängt, früher auch mit Hunden todthetzte. Ausser des blossen Jagd- vergnügens geschieht diese nachdrückliche Verfolgung wegen des vortreff- lichen Fleisches, wegen des Felles, der Haare, Geweihe, Klauen, des Talges u. s. w. Schädlich wird der Hirsch besonders den jungen Anpflanzungen in den Wäldern, den jungen Bäumen durch Abschälen der Rinde, und den ' nahliegenden Aeckern. ö Das Vaterland des Hirsches verbreitet sich über ganz Europa und in Asien bis zum Baikalsee und zur Lena. In ebenso weiter Verbreitung lebte er schon während der Diluvialzeit, aus welcher die Reste, Geweihe, Schä- delfragmente und Skelettheile in den Geröllen, Lehm- und Mergelablage- rungen des Flachlandes, in Spalten und Höhlen, in Breccien und Torfmoo- ren gar nicht selten gefunden werden. C. Sika Temm.* Der Sika bleibt um ein Drittheil kleiner als der Edelhirsch, hat fast gerade Geweihstangen mit vier Sprossen, von denen zwei nach vorn und oben gerichtet, der dritte obere sehr kleine nach in- nen gerichtet ist, einen weissen Schwanz und einen breiten schwärzlich braunen Streif, der vom Kopfe bis auf den Rücken zieht und hier allmählig verschwindet. Kinn und Innenseite der Ohren sind weisslich, das übrige Colorit minder röthlich und licht als beim Edelhirsch. Die Brunstzeit fällt in den October. Auf allen grössern Inseln um Japan zahlreich. V. Palmati mit schaufelförmigem Geweih. a) Platycerus: Geweihstangen unten rund mit zwei Sprossen, oben in eine lange Schaufel erweitert mit randlichen Sprossen; Nasen- kuppe nackt. C. dama L.) Der Dammhirsch hat im Allgemeinen den Habitus des '-Edelhirsches, ist jedoch kleiner und besitzt einen relativ kürzern Hals, kür- ‚ zere Ohren, einen längern Schwanz, kürzere Füsse und einen stärkeren Leib und auffallender noch unterscheidet ihn das Geweih. Jede Stange desselben ist in der unteren Hälfte leicht comprimirt cylindrisch mit einem ‚, nach vorn gerichteten Augenspross und einem in der Mitte der Länge seit- ' wärts stehenden oberen Zinken. Ueber diesem wird die Stange breiter ‚ und flacher, säbelförmig in mässiger Krümmung aufwärts steigend, ihre Höhlung der andern zukehrend und mit derselben fast parallel. Ihr vor- derer Rand ist gewöhnlich ganz und unzertheilt, hinten sendet sie zuerst ' einen längeren fast geraden Zinken ab und theilt sich dann mittelst flacher 4) Temminck, Faun. japon. 54. tb. 7. 5) Linne, syst. nat. 12. I. 93; Buffon, hist. nat. VI. 167. tb. 27—31; Schreber, Säugeth. V. 1079. T£f. 249.ab; Cuvier, oss. foss. VI. 55. tb. 164. fig. 23—35; Fr. Cuvier, mammif. I. livr, 11. 12, 13. 18; Bonaparte, iconogr. ital. tb. 6. 352 Ungulata. Bisulea. schräger Ausschnitte in mehre flache Zacken oder kurze Enden. Ganz oben stutzt sie sich oft quer ab und sendet auch hier einige kurze Zacken ab, wodurch die Schaufel eine handförmige Gestalt erhält. Zahl, Form und Richtung der Schaufelzacken ändern vielfach ab. Im ersten Jahre besteht das Geweih aus dem nach vorn gebogenen Spiess, nach dem ersten Wech- sel bildet es die beiden Sprossen und verflacht sich etwas am Ende, durch die folgenden Wechsel vergrössert sich die eben nur angedeutete Schaufel und bei sehr alten Thieren verkümmert dieselbe wieder. Im Sommer ist der obere Theil des Kopfes, Stirn, Ohren, Oberseite des Halses braunröth- lich, ebenso der Rücken und die Seiten, die äussern obern Theile der Füsse und die Schwanzspitze, dagegen die ganze Unterseite des Körpers nebst Kinn, Hals und Innenseite der Beine weiss, Mund und Auge schwärzlich braun gerandet; die zolllangen Haare des Rückens am Grunde weiss, in der Mitte rothbraun, an der Spite schwarz; die Oberseite des Schwanzes schwarz, ebenso zwei Striche in der Aftergegend. Im Winter wird die Oberseite des Kopfes, Halses, die Ohren bräunlich grau, Rücken und Seiten schwärzlich, die Unterseite überall dunkel aschgrau, bisweilen mit röthlichem Anfluge. Dieses Colorit ändert auffallend ab. Es kommen ganz weisse Spielarten vor, die im Sommer etwas ins Gelbliche spielen, ferner ganz schwarze, gescheckte mit grossen rothen Flecken auf weissem Grunde, oder mit gelbröthlichen, weissen und schwarzen Flecken, auch dunkel- braune ohne alle Flecken. Am Schädel gleichen die Zwischenkiefer und Nasenbeine denen des Edelhirsches, dagegen ist die Lücke sehr gross und die Grube im Thränenbein schmal und tief. Im Gebiss ist der mittlere Schneidezahn sehr breit, der 3. und 4. dagegen schmal und fast gleich gross. An den untern Backzähnen fehlt überall der kleine Zapfen zwischen den Sichelprismen, und die auf der Kaufläche befindlichen Sichelgruben sind sehr stark gebogen. Im Oberkiefer haben die drei letzten Backzähne, die breiter als lang sind, an der Innenseite einen kleinen Zapfen. Der Dammhirsch scheint ursprünglich nur in den mittelmeerischen Ländern heimisch gewesen zu sein, in Spanien, Sardinien, Italien, Griechen- land, Kleinasien und Tunis. Von hier aus wurde er über die Alpen ge- führt und in vielen Thiergärten Europa’s gehegt. Er liebt kleine mit Thä- lern wechselnde Anhöhen, wo er kurzes dichtes Gras und verschiedene Kräuter, auch Laub und Baumrinde ohne grosse Auswahl frisst. Nasse feuchte Gegenden meidet er und dehnt sein Revier überhaupt nicht weit aus, daher er auch in Thiergärten sich ganz wohl befindet. Den Winter hindurch lebt er in Rudeln und tritt im Schnee schmale Stiege aus, im Frühjahr sondern sich die alten Männchen ab und besuchen dıe nahgele- genen Felder, Anfang Sommers trennen sich auch die trächtigen Kühe, um an ruhigen Orten im Dickicht werfen zu können, im Herbst sammeln sie sich wieder in Rudel. Die Brunst tritt Mitte October ein, bei dürftiger Nahrung später. Die Begattung vollziehen sie gewöhnlich zur Nachtzeit. Mitte November endet die Brunst, während der die Männchen bisweilen mit einander kämpfen und ihre weithin tönende Stimme hören lassen. Nach acht Monaten wirft das Weibchen ein, seltener zwei Kälber in hohem Grase, die erst nach einigen Wochen mit auf die Weide gehen und gegen jede Gefahr von der Mutter vertheidigt und geschützt werden. Ihr Colorit weicht wenig von dem der Alten ab. Die Spiesse werden im Juni abge- worfen, der spätere Wechsel des Geweihes findet gemeinlich im Mai Statt, Cervina. Cervus. 353 Der Lauf des Damhirsches ist ein Trab und schnell, im gestreckten Galopp springt er über breite Gräben und hohe Wände, auch schwimmt er ge- schickt. Sein Alter bringt er auf 20 Jahre. Sein Nutzen und Schaden entspricht dem des Edelhirsches. C. somonensis Desm, 6) Der vorweltliche Damhirsch ist bis jetzt erst in seinem Geweih bekannt, welches einige characteristische Unterschiede von dem des lebenden zeigt. Es ist nämlich mindestens um ein Drittheil grösser, seine Stangen sind zwischen den beiden Sprossen abgeplattet, die Zacken der Schaufel sind regelmässig und die Rose sitzt unmittelbar auf dem Stirnbein auf, so dass ein eigentlicher Rosenstock fehlt. In den diluvialen Schichten bei Abbeville, Gergovia, Polignac, vielleicht auch in Deutschland. bh) Alces: Geweih sehr breit schaufelförmig mit langen Sprossen; Nasenkuppe behaart. C. alces L.?7) Der Elch oder das Elenn erreicht die stattliche Grösse von mehr denn acht Fuss Länge und fast 6 Fuss Schulterhöhe. Sein Kopf ist dick, plump, lang, vor den Augen verschmälert, nach der Schnauze zu auf- getrieben, die Stirn vor dem Geweih vertieft, dazwischen und dahinter erhöht; die Schnauze pferdeähnlich und behaart, die Nase breit, ebenfalls behaart mit grossen seitlichen gewundenen und vorn erweiterten Nasen- löchern, die Oberlippe sehr lang und dick, knorpelähnlich und fast vier- eckig, die Unterlippe weit überragend und in der Mitte mit sehr tiefer Längsfurche; die Mundwinkel und Wangen auf der Innenseite behaart; die Thränengrube unbedeutend; die Augen klein mit wagrechter Pupille und schwarzbrauner Iris; die Ohren länglich eirund zugespitzt; der Hals dick und kürzer als-der Kopf; der Vorderrücken beträchtlich erhöhet; der Leib kurz, vorn dick; der Schwanz stummelartig; die Beine hoch und stark, die Klauen gross und tief gespalten mit dreieckigen braunschwarzen Hufen, die Afterklauen schmal und kurz; vier Zitzen in den Weichen, der Hodensack lang und behaart. DasFell ist sehr dick und trägt ein kurzes feines braun- graues Unterhaar und ein starres, dickes, etwas gedrehtes Oberhaar, welches theils ganz schwarzbraun oder gelblichbraun, theils graubraun mit schwar- zen Spitzen, theils bräunlich weiss, oder am Grunde und unter der Spitze graubraun, in der Mitte und an der Spitze schwarzbraun ist. Das Colorit ändert mit den Jahreszeiten ab. Von Ende Juni bis September ist das 6) Desmarest, Mammal. 447; Cuvier, oss. foss. VI. 191. tb. 167. fig. 19. tb. 168. fig. 11; C. dama giganteus Laurillard, Dict. univ. d’hist. nat. X. 330; Giebel, Fauna. Säugeth. 146; C. dama polignacus Robert, Ann. soc. Agric. du Puy 1829. tb. 3. fie. 1. 7) Linne, syst. nat. 70. I. 66; Perrault, Mem. anim. 1. 179. tb. 25; Buffon, hist. nat. XII. 79. tb. 7—9. suppl. VII. tb. 80; v. Wangenheim, Schriflen naturf. Freunde. Berlin 1795. IV. 1; Schreber, Säugeth. V. 968. Tf. 246 ab ; Döbel, Jäger-Praxis I. 19; Bech- stein, Jagdwissenschaft I. 291; Cuvier, oss. foss. VI. 132. (ib. 165. fig. 22—29; Pal- las, Zoogr. ross. I. 201. tb. 14; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 34—39; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zoologie I. 30. Tf. 5; Wiegmann, merkwürd. Säugeth. Il. 98; A. Wagner, Münch. Abhdl. IV. 79; Harlan, Faun. americ. 229; Dekay, nat. hist. New York mammal. 115. Tf. 29. fig. 2. — Rouillier unterscheidet drei Arten von Elenn, indem er für die lebende den Namen Alces antiquorum, für einen Schädel aus einem See im Gourt Kostoma A. resupinatus und für einen zweiten Schädel unweit Moskau gefunden A. sabinus einführt. Bei letzterem entfernen sich die Geweihenden noch einmal so weit von einander als bei dem grössten lebenden Elenn. Denkschrift auf G. Fischers Jubiläum. Säuzethiere, 23 354 Ungulata. Bisulca. Maul bis über die Nasenlöcher gelbbraun, ein Augenring und die Innen- seite der Ohren aschgrau, der übrige Körper schwarzbraun, am Bauch und der Innenseite der Füsse licht aschgrau. Vom October bis März herrscht ein helleres Braun mit Grau, das von April an dunkler wird. Das Kalb ist ungefleckt, röthlich braun. Die Haare verlängern sich an den Wangen und Seiten des Halses und Körpers etwas, mehr noch an der Kehle, dem Nacken und Vorderrücken. Das Männchen ist grösser, plumper und mit stärkerer Mähne versehen als das Weibchen und erhält im dritten Jahre einen langbehaarten Auswuchs an der Kehle, der in späterem Alter wieder einschrumpft. Das Geweih steht auf sehr kurzem Rosenstock und seine fast rechtwinklig vom Kopfe abgehenden Stangen erweitern sich alsbald zu grossen Schaufeln. Die convexe Seite derselben ist nach aussen und etwas nach hinten gewandt, die concave nach vorn und innen, beide mit ader- astigen Gefässrinnen bedeckt. Von dem obern und vordern Rande der Schaufel gehen 4 bis 14 und mehr rundliche Sprossen ab. Das Kalb bil- det im ersten Jahre nur den Rosenstock, im zweiten wird es ein Spiesser, im dritten oder auch erst im vierten ein Gabelhirsch, bei dem nächsten Wechsel wird ein Sechsender und die Schaufelbildung beginnt, die in den folgenden Jahren an Grösse und Zahl der Sprossen fortschreitet. Bei guter Nahrung wird das Geweih im December oder Januar abgeworfen, bei schlechter erst im Februar oder März und die Spiesser werfen im April oder Mai. Vom Juni bis August wird gefegt, der Bast wird aber nicht verzehrt. Im Skelet machen sich einige erhebliche Eigenthümlichkeiten geltend, Die Zwischenkiefer sind sehr schmal und lang und erreichen die Nasen- beine bei Weitem noch nicht. Diese sind auffallend kürzer als bei allen übrigen Hirschen, relativ breit und am Vorderrande in der Mittellinie mit winkligem tiefem Einschnitt, während bei andern jedes Nasenbein für sich am Vorderrande eingeschnitten ist. Die Lücke ist sehr klein, die Grube im Thränenbein flach wie beim Reh. Die Stirn senkt sich vor dem Geweih tief ein, zwischen demselben erhebt sich die Stirnnaht bucklig, viel höher als bei dem Edelhirsch. Die kurzen Halswirbel tragen sehr lange und stark nach vorn geneigte Dornen und wenig entwickelte Querfortsätze. Von den folgenden Wirbeln ist der 11. der diaphragmatische, die Dornfortsätze an- fangs sehr lang, dann schnell sich verkürzend, so dass sie auf den acht Lendenwirbeln sogar niedriger als bei dem Edelhirsch sind. Das Becken ist im Verhältniss zur Grösse des Thieres auffallend klein, seine Knochen kurz und breit. Die Rippen wenig gebogen, die vordern in der untern Hälfte sehr breit. Die Extremitätenknochen sind lang und stark, die Elle vom Radius getrennt und vollkommen ausgebildet, die Fibula fehlt. Im Zahn- system zeichnen sich die Backzähne durch die sehr stark vorspringenden Kanten an den Seiten aus, die drei letzten obern durch tiefgebogene Sichel- gruben, die bei den untern viel flacher sind; der letzte oben hat einen sehr kleinen Zapfen zwischen den Prismen, die drei letzten unten einen sehr starken. Eckzähne fehlen. Von den weichen Theilen sind die kräf- tigen Hebemuskeln der Oberlippe zu erwähnen, ferner die Lunge, welche Pallas 8) vier-, Perrault ®) siebenlappig fand; die Leber ist nicht gelappt, 8) Zoogr. 205. 9) Abhandl, z. Naturgsch. I. 212, Cervina. Cervus. 355 sehr stark, platt, flach, die Gallenblase fehlt, der Krummdarm gegen das Ende noch einmal so dick als der Grimmdarm, die Zirbeldrüse sehr gross, kegel- förmig, die Geruchsnervenwurzeln sehr stark. Das Elenn hat das friedliche Naturell der Hirsche und wird ebenfalls zur Brunstzeit wild und gefährlich. Dabei ist es aber minder lebhaft und stupide. Wittert es’ mittelst des scharfen Gehöres oder Gesichtes Gefahr: so überzeugt es sich erst davon, bevor es flieht. Sein Gang ist schau- kelnder Trott und um im Gebüsch sich nicht mit dem Geweih zu ver- wickeln, hält es den Kopf wagrecht. Seine Nahrung nimmt es von den Schösslingen der Laub- und Nadelhölzer, von Sträuchern, Gras und Kräu- tern. Wegen der hohen Beine und des kurzen Halses wird ihm das Bücken sehr schwer und es hält sich daher lieber an die Zweige und Rinden junger Bäume. Feuchte Wälder mit fliessendem Wasser zieht es im Sommer vor. In Familien und Rudeln (zu höchstens 20 Stück) ver- einigt verlässt es nicht ohne Noth sein Revier. Während der Brunstzeit sondern sich die Männchen ab. Die Weibchen tragen neun Monate und werfen im Mai oder Juni ein bis drei Kälber, die schon nach wenigen Tagen der Mutter folgen und einige Monate saugen. Ihr Alter scheinen sie nicht auf 20 Jahre zu bringen. Nutzen und Schaden verhalten sich wie bei dem Edelhirsch. Bewohnt das nördliche Europa bis Preussen, Polen, Litthauen, Russ- land bis zum Kaukasus, Sibirien, die Tartarei, die Waldungen am Altai und Baikal, Nordamerika bis New York herab. Hier ist das Elenn schon aus mehrern Gegenden verdrängt, wie es früher auch über Deutschland und Frankreich verbreitet war. C. eurycerus Aldrov. !) Der Riesenhirsch hat seinen Namen von der überraschenden Grösse des Geweihes, dessen Stangen bis sieben Fuss Länge erreichen sollen und an den äussersten Enden sich 9 bis 14 Fuss von einander entfernen. Geweihe junger Thiere sind noch nicht »ekannt. Die Stangen sind anfangs cylindrisch und steigen in schiefer Richtung nach aussen, oben und vorn auf, krümmen sich etwas und erweitern sich dann in eine grosse Schaufel, deren Concavität nach oben und etwas nach hin- ten gerichtet ist. Die Grösse der Schaufel und die Zahl der von ihr aus- gehenden Sprossen ändert mehrfach ab. An der Stange eines Thieres von mitllerm Alter geht unmittelbar über der Rose der einfache nach vorn und oben gerichtete Augenspross ab und neun Sprossen von verschiedener Grösse stehen am Rande der Schaufel. Bei ältern Thieren gabelt sich der Augenspross. Trotz der beträchtlichen Grösse des Geweihes ist der Schä- del klein, kürzer sogar als der des Elenn, von dem er sich leicht unter- scheidet. Die Stirn ist nämlich nicht concay vor dem Geweih, sondern ‚flach, die Lücke zwischen den Antlitzknochen ist auffallend klein und weit von dieser gelrennt liegt die ansehnliche Thränengrube, die Nackenfläche ‚ steigt senkrecht auf, die Schläfengruben nähern sich oben einander, die | mm LU > 1) Hibbert, Edinb. journ. 1830. VII. 301; Giebel, Fauna. Säugeth. 145; C. platy- cerus altissimus Molyneux 1697. Transact. philos. XIX. 485; C. giganteus Blumenbach, Naturgsch. 1837. 725; Cuvier, oss. foss. VI. 143. tb. 167. fig. 1—9. tb. 168. fie. 1—4. tb. 169. fig. 1. 2; Pander u. d’Alton, Skelete d. Wiederk. T£. 5. fig. 6; Gold- ‚fuss, nov. act. Leopold. X.b 455. tb. 39—42; C. megacerus Hart, deser. skel. foss. Decr. 1825, C. hibernus Desmarest, Mammal. 446; C. islandicus Blainville, Journ. phys. XCIV. 261: Megacerus hibernicus Owen, brit. foss. Mamm. 444. fig. 182—192. 23° 356 Ungulata. Bisulca. Nasenbeine sind vorn abgestutzt und das Ende des Schnauzentheiles deutet auf keine Verlängerung der Öberlippe. Knochen, Schädel, Geweih und selbst ganze Skelete des Riesenhirsches sind in Irland häufig, in England, seltener in Frankreich, Deutschland, dem nördlichen Italien und Russland. Die Lagerstätten sind diluvial, öfter aber wie viele Torfmoore entschieden jünger und es ist gar nicht unwahrschein- lich, dass der Riesenhirsch erst in historischer Zeit ausgestorben ist. Gold- fuss deutet auf ihn den grimmen Schelch der Niebelungen und Hibbert glaubt seine Existenz in Irland noch im XI. Jahrhundert nachweisen zu können. c) Rangifer: Geweihe in beiden Geschlechtern, mit langen Stangen und klei- ner Schaufel am Ende; Nasenkuppe behaart; Eckzähne vor- handen. C. tarandus L.?) Das Renn ist wie das Elenn durch auffallende Eigenthümlichkeiten characterisirt und von allen übrigen Arten seiner Gat- tung daher leicht zu unterscheiden. Es erreicht bis sechs Fuss Länge und nah an vier Fuss Höhe. Der gestreckte Kopf verschmälert sich nach vorn nur mässig. An der dicken Nase öffnen sich die schrägen länglichen, unten erweiterten, dicht behaarten Nasenlöcher. Der Mund ist weit gespal- ten, die Oberlippe am Rande behaart, die Unterlippe mit einem kahlen, harten, sehr porösen schwärzlichen Saum eingefasst. Die grossen Augen treten sehr hervor und sind den Ohren viel näher gerückt als der Nase, ihr oberes Lid mit langen schwarzen Wimpern eingefasst, die Nickhaut sehr beweglich, über das ganze Auge sich wegziehend. Die Thränengrube ist schmal und gekrümmt. Die breite Stirn senkt sich hinter den Augen et- ‘ was ein, hebt sich aber zwischen dem Geweih. Dieses ist bei beiden Geschlechtern entwickelt, was bei keiner andern Art der Fall ist, wenn nicht den Riesenhirsch ausgenommen, wie man annehmen darf. Die Stangen wenden-sich anfangs nach hinten, dann nach oben und aussen und mit der Spitze nach vorn, unten rund cylindrisch oder leicht comprimirt, dann platt, der Augenspross theilt sich nicht selten handförmig und erreicht keine bedeutende Länge, in der Mitte der Stange geht nur ein kleiner Zacken nach hinten ab, das schaufelförmige Ende dagegen sendet mehre Sprossen ab. Im Einzeln variirt besonders bei den zahmen Rennthieren die Form, Zahl und Grösse der Sprossen so auffallend, dass eine specielle Beschrei- bung überflüssig ist. Die Ohren sind eiförmig, stumpf, nicht halb so lang als der Kopf. Der fast ganz wagrecht getragene Hals hat ziemlich die Länge des Kopfes, ist kräftig und zusammengedrückt, an der untern Seite lang behaart. Der Rücken fällt von den Schultern ab und verflacht sich 2) Linne, syst. nat. 12. I. 93; Buffon, hist. nat. XII. 79. tb. 10-—15; suppl. I. 132. tb. 18; Camper, Naturgesch. des Orang etc. und des Rennthieres S. 71. Tf. 8; v. Mellin, Schriften berl. naturf. Fr. I. 1. Tf. 2. 128. Tf. 5; Schreber, Säugeth. V. 1028. Tf. 248.a—e; Pallas, Zoogr. 1.206; Cuvier, oss. foss. VI. 125. tb. 165. fig. 1—18. tb. 166. fig. 7; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 31. IV. livr. 68. 69. 72; Nilsson, Faun. suec. I. 275; Blasius, Reise europ. Russland I. 262; Richardson, Zoogr. I. 238; De- kay, nat. hist. New York mamm. 121; C. Ross, Wiegmanns Archiv Il.a 188; A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. IV. 344; C. platyrhynchus Vrolık, nieuwe Verhandl, nederl. Instit. Amsterdam Il. 153 ist auf nicht stichhaltige Charactere unterschieden wor- den. — Agassiz will sowohl das amerikanische Renn als das Elenn von dem euro- päischen trennen, jenes als C. hastalis, dieses als C. lobatus Ann. mag. nat. hist. 1847. XX. 142. Cervina. Cervus. 357 nach hinten. Der Leib ist gestreckt, die Weichen eingezogen, der Schwanz kurz, flach, stark behaart und ausgestreckt. Die Beine sind kurz und stark, die Läufe dünn, die Klauen gross, breit, tief gespalten, die Afterklauen tief herabhängend. Das Haarkleid ist im Sommer dünn, kurz und anliegend, im Winter dicht, lang, mehr abstehend, wollig und brüchig. Das Weib- chen hat sechs Zitzen am Euter von denen aber nur vier Milch geben. Das Colorit ändert vielfach ab. Die sibirischen sind im Sommer dunkel- mausefarben, im Winter weisslich grau, die grönländischen im Sommer dunkelbräunlich, am Bauche weiss, im Winter weisslich. Die zahmen va- riiren ganz auffallend. Es gibt schwarze, schwarzbraune, braune, graue, weissliche, weisse mit schwarzen oder röthlichen Flecken u. a. Das Kalb ist einfarbig braun, ungefleckt, auf dem Rücken dunkler, nach unten röthlich. Am Schädel enden die Zwischenkiefer weit vor den Nasenbeinen und diese sind vorn sehr schmal, hinten stark erweitert, die Lücke neben ihnen sehr klein, die Thränengruben ebenfalls klein und nicht tief, die Stirn breit und sehr wenig concav, der Scheitel schmal, das Hinterhaupt hoch. Die Halswirbel haben sehr kurze Dornen und ganz nach unten gerichtete Quer- fortsätze. Die Dornen der Rückenwirbel sind bis zum elften oder diaphrag- matischen stark geneigt und schwach, die der Lendenwirbel kurz und breit, deren Querfortsätze kurz, schwach und abwärts geneigt. Schwanzwirbel sind zehn vorhanden. Das Becken ist schmal und schwach, die Rippen unten breit, das Schulterblatt dünn, Metacarpus und Metatarsus an der hin- tern Seite stark vertieft. Obere Eckzähne finden sich bei Männchen und Weibchen. - Die hintern obern Backzähne haben einen sehr kleinen Zapfen an der Innenseite und ihre Sichelgruben sind schwach gekrümmt. Unter der Haut des Halses findet sich bei dem Männchen ein häutiger breiter Sack, der mit dem Kehlkopfe in Verbindung steht. Die Luftröhre ist sehr weit, die Lungen gross, die Gallenblase fehlt. Das Rennthier ist schon seit den ältesten Zeiten gezähmt und wird in kleinern und grössern Heerden gehalten, die auf die Weide geführt wer- den. Im Sommer nähren sie sich von Gras und Kräutern aller Art, im Winter von Flechten, die sie unter dem Schnee vorscharren. Heu fressen sie nicht gern. Mit kaltem Gebirgswasser und im Winter mit Schnee stil- len sie ihren Durst. October und November fällt ihre Brunstzeit, die Be- gattung vollziehen sie zur Nachtzeit. Das Weibchen trägt 7 bis 8 Monat und wirft im Mai oder Juni ein, seltner zwei Kälber, die nach fünf Tagen ‚ der Mutter folgen und von dieser zärtlich behandelt werden. Die Geweihe ‚ brechen bald hervor und erreichen in der sechsten Woche schon einen halben Fuss Länge. Der Wechsel des Geweihes geschieht von Ende No- vember bis Januar, bei den Weibchen sobald sie geboren haben. Das Alter bringen sie auf etwa sechzehn Jahre. Der Lauf des Renns ist ungemein schnell und ausdauernd, im Trab, auch auf Schnee und Eis leicht und sicher. Auch schwimmt es sehr geschickt. Gegen Hunde und Wölfe ver- theidigt es sich mit den Vorderfüssen und dem Geweih. Seine Stimme ist ein Grunzen. Als Hausthier ist es den nördlichen Völkern unentbehrlich, es ist deren Zug-, Last- und Reitthier, liefert reichliche und sehr gute Milch, schmackhaftes Fleisch, Felle zu Kleidern und Betten, Material zu Zwirn, Stricken, Löffeln und andern Haus- sowie Jagdgeräthschaften. Alles wird ‚ von ihm benutzt. Bei so vielfachem Nutzen werden natürlich die wilden 358 Ungulata. Bisulca. Rennthiere nachdrücklich verfolgt, mit Bogen und Pfeil oder Schiessgewehr erlegt, in Schlingen gefangen, mit zahmen Rennthieren gelockt u. s. w, Auch im freien Naturleben hat das Renn einen gutmüthigen friedliebenden Character, so dass es wild eingefangen leicht gezähmt werden kann. Das Vaterland des Rennthieres ist der hohe Norden der alten und neuen Welt. Wo Pferd, Stier und Schaf nicht mehr gedeihen, da fühlt sich das Renn wohl und ersetzt dem Menschen jene Hausthiere . vollkommen. Auf Spitzbergen und Grönland bis zum 70. Grade hinauf, in Norwegen, Lappland, Finnland, im nördlichen Russland am Eismeere entlang bis Kamt- schatka, Nowaja Semlja, in Nordamerika in dem Gebiete des Polarmeeres und in den Pelzgegenden. Die südlich wohnenden Heerden ziehen mit Eintritt der warmen Jahreszeit von der Hitze und vielen Insecten geplagt dem höhern Norden zu und kehren erst gegen den Winter wieder zurück. Die zahmen Heerden werden Winter und Sommer auf die Weide geführt und sind auch auf Island heimisch. Versuche, das Renn in England, Preussen, Deutschland einzuführen, sind überall gescheitert. Die warmen Sommer sind ihm so unerträglich, dass es selbst unter der besten Pflege in Mena- serien und Thiergärten nicht ausdauert. Von acht aus Lappland abgeführ- ten Exemplaren z. B. gelangten nur zwei matt und entkräftet in Wien an. Hier schienen sie unter sorgsamer Pflege wieder zu erstarken, aber schon im ersten Frühjahr wurden sie wieder schwächer. Man führte sie auf die steierischen Alpen, wo das eine im Laufe des Sommers, das andere im folgenden Sommer starb. Klimatische Einflüsse äussern sich auch in dem eigentlichen Verbreitungsbezirk des Renn ziemlich energisch auf dessen Körper. So zeichnet es sich im Gouvt. Kasan durch beträchtliche Grösse aus, aber die Weibchen sollen hier niemals Geweihe bekommen, in Nord- amerika wird das in Wäldern lebende Renn gross, aber sein Geweih bleibt klein, während das der dürren Ebenen schwach und klein ist, aber ein sehr grosses Geweih trägt. Während der Diluvialzeit existirte das Renn bereits im mittlern und südlichen Europa, doch scheinen die Ueberreste desselben für eine speci- fische Verschiedenheit vom lebenden Renn zu sprechen. Die Entscheidung darüber ist jedoch bei den sehr vereinzelten Fossilresten und den viel- fachen Abänderungen der als Hausthier gehaltenen lebenden Art mit den grossten Schwierigkeiten verknüpft 3). Ungenügend bekannte und zweifelhafte Arten. Ausser den bereits beschriebenen Hirschen wird noch eine nicht ge- ringe Anzahl von Arten sowohl lebender als fossiler aufgeführt, unter denen einige wahrscheinlich bei vollständigerer Kenntniss als wirklich eigenthüm- liche sich ergeben werden, andere dagegen mit schon bekannten zu iden- tificiren sein möchten. Ausser Stande die Kenntniss dieser Arten zu er- weitern, müssen wir uns darauf beschränken, die vorhandenen Notizen zusammenzustellen. 3) Cuvier, oss. foss. VI. 180. tb. 166. fig. 3. 7. 9. 10. tb. 167. fig. 10—12. 14— 17. tb. 168. fig. 5—10; Giebel, Faun. Säugeth. 143; C. Guettardi Desmarest, Mam- mal. 447; C. tarandoides Bravard, Bullet. soc. 2601. 1846. 210; 0. leptoceros Eichwald, Bullet. nat. Moscou 1845. 234; 0. Bucklandi Owen, brit. foss. Mamm. 485. Die klei- neren zarten Geweihe, welche aus dem Sande von Etampes beschrieben worden, fanden sich auch in den Diluvialgebilden des Seveckenberges bei Quedlinburg. Cervina. Cervus, 359 ©. barbarus ist ein in Tunis vorkommender Hirsch von Bonnet ge- nannt worden, den Fraser in seiner Zoologia typica abbildet. Die Beschrei- bung ist noch nicht gegeben und liegt die Vermuthung nah, dass derselbe dem corsischen Hirsche sehr ähnlich, wenn nicht identisch ist. C. Pudu gründete Gray *) auf Molina’s Capra Pudu, welche kaum zwei Fuss lang ist, einen kurzen Kopf und kurzes Antlitz, mässige Thränen- sgruben, kleine obere Eckzähne und einen ganz stummelartigen Schwanz hat. Sie lebt auf den Cordilleren Chilis gemeinschaftlich mit ©. chilensis oder dem Equus bisulcus bei Molina, welche Art vielleicht nur Farben- varietät des C. antisiensis ist. C. savannarum ?) unterscheidet sich von €. virginianus durch viel geringere Grösse und dem entsprechend schwächeren, weniger entwickelten Geweih. C. leucotis®) erreicht die dreifache Grösse des europäischen Rehbockes, ist viel dunkler gefärbt als dieser, hat keinen über die Hüften sich aus- dehnenden weissen Fleck, längeres Oberhaar mit breiter gelblicher Binde an den Spitzen. Lebt in der Nähe des Port famine in der Magellanstrasse. Unter den fossilen Arten verdienen besonders die in tertiären Gebilden lagernden eine besondere Aufmerksamkeit. Ihre Reste bestehen leider nur in einzelnen Geweihen, Zahnen, Kieferfragmenten und Knochen, deren Zu- sammengehörigkeit noch keiner gründlichen Prüfung unterworfen worden. Kaup’) gründete auf Geweihe aus dem Mainzerbecken von Eppelsheim vier Arten. C. anoceros ist ein kurzes glattes Gabelgeweih auf dreikantigem Rosenstock, an €, muntjac erinnernd. C. dieranoceros ist grösser, an der vordern Seite der Stange tief gefurcht, an den Enden stumpf und höckrig, C. curtoceros beruht auf einem dem Edelhirsch ähnlichen Geweih, mit dünnem Augenspross, starker Biegung der Stange am zweiten Spross und halber Hinterseite derselben. Bei C., irigonoceros ist die Stange dreikantig, von Rehgrösse. Die Zähne und Kieferfragmente, welche ausser bei Georgens- gmünd noch bei Hohenhöven, Steinheim, Ulm, Hasslach, im Wienerbecken, 4) Gray, Hist. de Chile Mammif, tb. 9—11; Ann. sc. nat. 1846. V. 87; C. humi- lis Bennet, Zool. Proceed. 1831. 9) Cabanis und Schomburgk, Reisen in britisch Guiana Ill. 785. 6) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1850. V.224. — Die von Gervais unterschiedenen ‚ Arten C. spinosus und (. Goudoti, erstere auf ein von Cuvier dem virginischen Hirsche ‚ zugeschriebenes Geweih aus Cayenne, die andern auf ein Geweih aus Neu Granada begründet, sind als völlig zweifelhaft zu betrachten. Ann. sc. nat. 1846. V. 94. ‚ Dasselbe gilt von Gray’s C. punctulatus, C. auritus und C. superciliaris aus Brasilien ‚ Ann, mag. nat. hist. 1852. IX. 413. | 7) Karstens Archiv 1833. VI. 217. Tf. 4; Giebel, Fauna. Säugeth. 138. In sei- nem Descr. oss. foss. fügt Kaup zu diesen mitteltertiären Arten noch C. Bertholdi, ‚ C. nanus und C. Partschi, von denen die letztere nur die Dimensionen der kleinsten ‚ Antilope hatte. — Die gleichaltrigen Arten aus Frankreich sind nur durch einen kurzen Bericht von Lartet bekannt, der eine Vergleichung mit den deutschen Vor- , kommnissen nicht gestattet. Er führt sie Ann. sc. nat. 1837. VII. 118 unter folgen- ' den Namen von Sansans auf: C. grandis erreichte 5 Fuss 6 Zoll Höhe, die obern Mahlzähne mit einer innern Basalwulst; C. elegans ist etwas grösser als das Reh, ‚, zierlich und leicht gebaut; C. Larteti (Giebel, Fauna. Säugeth. 139) hat sehr kurze Beine und gedrungenen Bau; Eckzähne, pachydermenähnliche Backzähne; C. dicro- cerus nennt Gervais, Zool. et Pal. franc. I. 86 noch eine Lartetsche Art ohne nä- , here Bezeichnung und der C. pygmaeus Pictet, Pal. I. 297 — (. parvus Giebel, Faun. Säugeth. 139 bezieht sich auf Lartet’s kleinste Art von nur 12 bis 13 Zoll Höhe, die wahrscheinlich eine eigenthümliche Gattung bildet. 360 Ungulata. Bisulca. der Schweiz, Madrid u. a. O. gefunden worden sind, hat von Meyer ®) einer mehr dem Moschus als dem Hirsch sich anschliessenden eigenthüm- lichen Gattung, Palaeomeryx zugewiesen. Soweit genügende Beschreibungen und Abbildungen vorliegen, wird eine Art characterisirt durch die sehr ge- ringe Höhe ihrer Backzahnkronen, durch eine Wulst an der convexen Seite des vordern Sichelprisma’s, durch die sehr weite Sichelgrube mit breitem flachen Boden. Diese Art ist schon längst bekannt als CO, aurelianensis und zu ihr werden wohl einige der vorhin erwähnten Kaup’schen Geweihe gehören. Der andere miocene Typus hat Zahnkronen von normaler Höhe, mit schmalen, starkgebogenen, tiefen Sichelgruben, übrigens aber die Wulst jenes und dessen plumpen Kegelzapfen zwischen den Prismen. Er ist als O©. eminens beschrieben worden. Dorcatherium Kaup. Eine untergegangene, nur in wenigen Resten erst erkannte Gattung, deren ausgezeichnetster Character in der Anwesenheit von sieben Backzähnen liegt, welche bis auf die Unterkiefer-Symphyse vorgerückt sind, so dass die srosse allen übrigen Wiederkäuern allgemeine Lücke zwischen Schneide- und Backzähnen hier geschlossen ist. Die einzige auf einem Unterkieferast aus den mitteltertiären Schichten von Eppelsheim beruhende Art heisst D. Nawi °). Achte Familie. Camelopardalidae. Die höchst eigenthümliche Familie der Giraffen vereinigt in den zwei sie repräsentirenden Gattungen die beiden in der Ordnung der Wiederkäuer vorkommenden Extreme der schlankesten und plumpesten Körpergestalt bei riesenhaften Dimensionen und innigster Verwandtschaft der Organisation. Den - vorigen Familien, den Cervinen und Bovinen, nähert sie sich durch den gleichzeitigen Besitz von Hörnern und Geweih, durch den Mangel oberer Schneidezähne und durch die Aehnlichkeit des Zahnsystemes überhaupt. Das Missverhältniss zwischen den einzelnen Körpertheilen, der kleine schlanke Kopf, der ungeheuer lange aufrecht getragene Hals, der kurze dicke Rumpf und die hohen Beine der lebenden Gattung, andrerseits der sehr hohe und kurze Kopf und der plumpe Knochenbau des Sivatherium, finden sich in der 8) v. Meyer, knochen und Zähne von Georgensgmünd 97; die Arten von Palaeo- meryx sind auf unzureichende Fragmente, meist auf blosse Grössenverhältnisse und andere noch gar nicht begründet worden. Wir betrachten €. aurelianensis Cuvier, oss. foss. VI. 209. tb. 169. fig. 3—6 als wichtigste Art dieser ältesten Hirschgruppe und ordnen demselben vorläufig die deutschen Palaeomeryx unter: so P. Bojani, P. Nicoleti, P. medius, P. minor, P. pygmaeus, P. minimus, P. Scheuchzeri v. Meyer, 1. c. und Jahrb. f. Mineral. seit 1838 a. v. 0. Ob unter diesen Arten Zähne vom Typus des P. eminens v. Meyer. Palaeontogr. II. 78. T£f. 13. fig. 5 begriffen sind, lässt sich aus den Angaben nicht ermitteln. Man vergl. noch Jäger, foss. Säugeth. Würtemb. nebst dem Supplement, Würtemb. naturw. Jahresh, 1845. I. 152 und Giebel, Fauna. Säugeth. 136. Eine Anzahl Geweihe fraglicher Abstammung aus dem Puy de Dome wird von Croizet und Jobert, oss. foss. abgebildet als G. cusanus, C. ardeus, C. ramosus der Augenspross hoch über der Rose entspringend, C. issiodorensis mit zwei Sprossen und Gabelende, 0. Pierrieri, C. gergovianus u. v. a. 9) Kaup, oss. foss. V. 91. tb. 23. Als todtgeborne Arten existiren noch D. Gun- tianum aus der Molasse von Günzburg und D. vindobonense aus dem Wienerbecken, v. Meyer, Jahrb. f. Mineral. 1846. 471. Camelopardalidae. Camelopardalis. 361 ganzen Reihe der Wiederkäuer nicht wieder. Das grelle, gescheckte Colorit des Haarkleides, der Mangel der Thränengruben, Afterklauen und Klauendrüsen, die nicht gespaltene, behaarte Oberlippe, und die sehr bewegliche, lang aus- streckbare Zunge erscheinen als speciellere characteristische Eigenthümlich- keiten der Familie. Die Gattungen verbreiten sich über Afrika und das südliche Asien, dort eine lebende, hier eine vorweltliche. Die Zahl ihrer Arten scheint fast ein- fach zu sein. Camelopardalis Gmel. Die Giraffe ist das höchste Säugethier und wird ausser durch den langen Hals, die hohen Beine, den kurzen, dicken Rumpf mit sehr abschüssigem Rücken noch durch zwei eigenthümliche, frei auf der Naht der Stirn- und Schei- telbeine aufsitzende Knochenzapfen, die von der Haut überkleidet sind, charac- terisitt. Da nur eine Art vollständig bekannt ist, die zweite fossile nur auf einerm Unterkiefer beruht: so wenden wir uns sogleich zur speciellen Be- schreibung derselben. C. giraffa Gmel.!) Die Giraffe erreicht 15 bis 18 Fuss Höhe und ihr Rumpf nur 7 Fuss Länge. Dieser ist vorn im Brusttheil breit, stark, von ansehnlicher Dicke, verschmälert und verdünnt sich aber nach hinten schnell und auffallend. In eben dem Grade ist der Rücken abschüssig, so dass bei 10 Fuss Schulterhöhe die Höhe des Kreuzes kaum mehr als acht Fuss beträgt. Der Hals von etwa 6 Fuss Länge wird aufrecht getragen und verdünnt sich nach oben sehr beträchtlich. Der Kopf hinten ziemlich dick, verschmälert sich nach vorn ansehnlich. Die auf der Stirn hinter den Augen stehenden Hörner erreichen über einen halben Fuss Länge, sind kegelförmig mit stumpfer Spitze, nach hinten gerichtet, ganz von der Haut des Kopfes überzogen, kurz und steif behaart, an dJer Spitze mit einem Haarbüschel geschmückt. Sie kommen beiden Geschlechtern gemein- schaftlich zu. Auf dem Nasenrücken und in die Augengegend reichend liegt eine beträchtliche, früher als drittes Horn gedeutete Erhöhung, zwei ähnliche fleischige zwischen den Ohren und Hörnern. Die Ohren von beinah Fusslänge stehen aufrecht und sind zugespitzt, die lebhaften Augen weit geöffnet, deren Wimpern aus langen steifen Haaren gebildet, die Nasen- löcher schmal oval und willkührlich verschliessbar, der Mund klein, die behaarte Oberlippe die untere überragend und sehr beweglich. Die Beine sind zwar schlank, aber kräftig; an den Knien und auf der Mitte des Brust- beins finden sich vom Niederlegen und Liegen nackte Stellen. Die Hufe sind sehr gross und breitsohlig. Der Schwanz endet mit einer grossen Quaste, deren Spitze kaum das Hackengelenk erreicht. Die Haut hat eine ansehnliche Dicke und wird überall von einem kurzen anliegenden Haar- kleide bedeckt. Das Colorit desselben ist gelblichweiss mit zahlreichen un- regelmässigen, rundlichen, dreieckigen, rhomboidalen oder trapezoidalen 1) Gmelin, Linn. syst. nat. 12, 1. 182; Buffon, hist. nat. XII. 1. suppl. Il. 320. VN. 345; Sparrmann, Reise 531; Levaillant, Reise Il. 425. T£f. 8. 9; Lichtenstein, Reise I]. 451. 463; Goldfuss, Schreb. Saugeth. V. 1139. T£f. 255; Fr. Cuvier, mammif. IV. livr. 61; Rüppell, Atlas 23. Tf. 8. 9; Owen, Transact. zool. Soc. Il. 217. tb. 40— 45. 1ll. 21. tb. 1; Harris, portraits 48. tb. 11; d’Alton, nov. act. Leopold. XIl.a 332. S e ar Odontogr. Tf. 27. fig. 1. 5. 8; Pander u. d’Alton, Skelete der Wie- erk. Tf. 1.2. . 362 Ungulata. "Bisulca. braunen Flecken, welche bei dem Anblick des Thieres aus der Ferne als Hauptfarbe erscheinen. An den Hörnern sind die Haare hellbraun und an deren Büschel schwarz. Von hier läuft bis zur Schnauze ein breiter hell- brauner Fleck. Die Haare der Oberlippe sind kurz und steif, grau und braun, am Kinn mehr weisslich, die Augenwimpern schwarz, die obern zur Hälfte braun, übrigens der Kopf mit kleinen weissgrauen Flecken be- deckt, die Ohren graulich weiss behaart, die drei Zoll lange Halsmähne abwechselnd heller und dunkler, die Läufe ungefleckt, schmutzig weiss, die Hufe graulich schwarz, der Bauch weisslich, die Haare der Schwanzquaste straff, platt oder rund, bräunlich gelb und schwarz. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen und trägt hellere Flecken. Die Jungen sind den Alten gleich gefärbt, die männlichen dunkeln ihre Flecken allmäh- lig. Die Weibchen haben vier Zitzen, tragen 14 Monat und werfen nur ein Junges. Am Schädel fallen die sich ablösenden und keineswegs innig verwach- senen, sondern nur durch Synchondrose verbundenen Knochenzapfen auf der Kranznaht auf, welche bei dem Männchen an der Basis zusammen- stossen, bei dem Weibchen von einander getrennt sind, und die vor diesen befindliche Erhöhung auf der Naht beider Stirnbeine, an wel- cher die Nasenbeine noch Theil nehmen. Die Schläfengruben sind scharf umrandet, die Jochbögen kurz und stark, das Thränenbein in der Augen- höhle weit ausgebreitet, die cervinenartige Lücke zwischen den Antlitz- knochen sehr klein, die Nasenbeine schmal, hinten in der Mittellinie ge- trennt, vorn jedes mit einem spitzen Einschnitt, die Zwischenkiefer an dieselben hinanreichend mit breitem Ende, ‘vorn in der Mittellinie durch eine tiefe Lücke geschieden, der Unterkiefer sehr schlank und niedrig. Die Halswirbel übertreffen die aller übrigen Säugethiere ansehnlich an Länge und haben fast gar keine Dornen, nur der siebente trägt einen kurzen nach vorn geneigten Dorn. Die 14 rippentragenden Wirbel haben in der vordern Hälfte ungemein lange Dornen, die sich in der hintern Hälfte schnell verkürzen. Der funfzehnte Wirbel scheint der diaphragmatische zu sein und ihm folgen dann 4 Lenden-, 4 Kreuz- und 20 Schwanzwirbel. Die Rippen, 7 wahre und 7 falsche, sind ziemlich breit. Das Schulter- blatt sehr lang und schmal, das Becken breit, Oberarm und Oberschenkel gerade und kräftig, die Ulna vollkommen entwickelt. Rudimentäre Zehen- glieder fehlen. Im Zahnsystem sind die Schneidezähne durch ihre von dem mittlern zum äussern hin beträchtlich zunehmende Grösse characteristisch. Die beiden äussern haben die breiteste Krone, welche deutlich dreilappig ist. Durch eine sehr lange Lücke getrennt folgen die Backzähne. Der erste des Unterkiefers ist einfach, die beiden folgenden bestehen aus einer vor- dern grössern und hintern kleinen Hälfte, die drei letzten wie bei den Gervinen, jedoch mit sehr dicken convexen Sichelprismen und nur am dritt- letzten mit einem plumpen basalen Kegelzapfen. Die obern Backzähne breiter als lang haben stärker gekrümmte Sichelgruben, die drei vordern sind einfach, die drei hintern wie bei den Cervinen, Jeder mit einem basa- len Kegelzapfen. In den weichen Theilen ist zunächst die eigenthümliche Entwicklung, eylindrische Gestalt und grosse Beweglichkeit der Zunge characteristisch, deren Nerven in schönen Wellenlinien verlaufen, während die Muskeln und ‘ Gamelopardalidae. Sivatherium, 363 Gefässe, diese ausser ihrem grossen Kaliber, nichts Abweichendes bieten. Die Innenseite der Lippen bekleiden zahlreiche, dicht gedrängte, stark rück- “ wärts gekehrte spitze Wärzchen und auf der Gaumenfläche liegen 16 un- regelmässige Querrunzeln mit freiem gezähneltem Rande. Der Magen ge- währt keine erheblichen Eigenthümlichkeiten. Der Netzmagen hat die überaus flachen Zellen des Rennthieres, deren Ränder nur erhabene Linien darstel- len. Die dünnen Därme erreichen 91 Fuss Länge, die dicken 43, der Blinddarm nur wenig mehr als 2 Fuss. Die Leber ist klein, flach, einlappig, mit kleinem hintern Spiegelschen Fortsatze. Die Gallenblase war bei einem Weibchen auffallend gross und durch eine Längsscheidewand in zwei Säcke getheilt, bei zwei Männchen dagegen war keine Spur von der Gallenblase vorhanden, die Galle wurde vielmehr durch einen ziemlich weiten Leber- gang in das Duodenum geführt. Das Gehirn gleicht auffallend dem des Hirsches, die Geruchsnerven sind gross und enden in starke Knoten, der Sehnerv und das neunte Paar sind grösser als beim Hirsch, die Anfangs- stellen der Halsnerven ganz eigenthümlich. Ein Herzknochen ist vorhanden. Das Nackenband beginnt am Kreuzbein und erhält von jedem Lenden- und Rückenwirbel neue Portionen. Die Genitalien weichen nicht vom Typus der übrigen Wiederkäuer ab. Das Vaterland der Giraffe beginnt an den Grenzen der Kapkolonie und dehnt sich bis Nubien aus. Sie lebt in kleinen Familien und Gesellschaf- ten in waldigen und buschigen Ebenen, ist schüchtern, furchtsam und friedfertig und nährt sich von Gras und dem Laube des Giraffenbaumes. Ihr Lauf ist bei der Kürze des Rumpfes und der Höhe der Beine ein schwerlälliger Galopp unter beständiger Schwenkung des Halses von vorn nach hinten. Angegriffen vertheidigt sie sich durch Ausschlagen mit den Hinterbeinen. Ihres schmackhaften Fleisches, auch des Markes der Knochen und des Felles wegen wird sie gejagt, theils zu Pferde verfolgt mit der Schusswaffe, theils überrascht mit vergifteten Pfeilen erlegt. C. biturigum Duv.?) Diese fossile Art beruht nur auf einem Unter- kiefer, der in einer Thonschicht zweifelhaften Alters bei Issoudun gefunden ' wurde. Die Kieferäste sowohl als die darin erhaltenen Backzähne stimmen ' im Wesentlichen mit denen der lebenden Giraffe überein, sind jedoch ' minder dick, das accessorische Prisma des letzten Zahnes relativ kleiner, ‚ die Kieferäste kürzer, auch die Symphyse kürzer, jene dagegen dicker, Vielleicht gehört zu dieser Art auch der characteristische äussere Schneide- | zahn, welcher in der Schweizer Molasse entdeckt worden ist. Sivatherium Gautl. Fale. Die fossile Giraffe Indiens unterscheidet sich in der allgemeinen Con- ‚# figuration ihres Schädels auffallend von der afrikanischen, indem derselbe ‚ bei beträchtlicherer Grösse kürzer, höher und breiter ist, jederseits über den Augen einen rechtwinklig aufsteigenden knöchernen Hornzapfen und dahinter ‚ ein viel stärkeres ästiges Geweih trägt. Die einzige Art ist | S. giganteum Cautl. Falc. ?) An dem Schädel verlängern sich die Nasenbeine nach vorn und ragen frei über die Nasenhöhlen vor. Die — 2) Ann. sc. nat. 1844. I. 36. tb. 2. 3) Cautley a. Falconer, Asiat. research. 1830. XIX. 46; Fauna antiq. sival. IX. tb. 91. 92; Blainville, Compt. rend. 1837. 1. 71; Giebel, Fauna, Säugeth. 134; Odon- 364 Ungulata. Bisulca. kleinen tiefen Augenhöhlen liegen einen Fuss weit aus einander. Die über und hinter ihnen entspringenden Hornzapfen sind kurz, dick kegelförmig, auf der Oberfläche glatt und divergiren unter 45 Grad. Gleich dahinter stehen die starken dreiästigen Hörner. Die Stirnbeine sind breit und flach, nach oben etwas concav und steil aufsteigend. Die dicken Jochbögen sle- hen weit ab. Das Hinterhaupt ist sehr hoch, in zwei seitliche Flügel er- weitert, die Gelenkhöcker von sehr beträchtlicher Grösse. Der ganze Bau des Schädels deutet auf einen sehr kräftigen und kurzen Hals. Die sechs obern Backzähne sind breiter als lang wie bei der Giraffe, aber es fehlt den drei hintern der basale Kegelzapfen und der innere Schmelzrand der Sichelgruben ist unregelmässig gefaltet. Die Zahnreihen convergiren in Bogenlinie nach vorn. Die Ueberreste lagern in dem tertiären Sande der Sivalikhügel, Neunte Familie. Tylopoda. Die Familie der Tylopoden, die letzte in der Reihe der Wiederkäuer gegen die Einhufer hin, wird durch die Fussbildung und das Zahnsystem characterisirt. In letzterm weicht sie erheblich von den vorigen Familien ab durch den Besitz zweier oberer, in früher Jugend sogar vier bis sechs oberer Schneidezähne vor den Eckzänen und diesen ähnlich gestaltet. Die Zahl der untern Schneidezähne ist dem entsprechend um zwei verringert. Starke kegelförmige Eckzähne sind in beiden Kiefern vorhanden. Die Zahl der Backzähne ist veränderlich, um einen bis zwei geringer als bei den übri- gen Wiederkäuern und zwar stets in den untern Reihen einer weniger als oben. Der erste Backzahn rückt von der Reihe ab, steht unmittelbar hinter dem Eckzahn und nimmt die Gestalt dieses an, ist aber hinfällig. Stirnfort- sätze fehlen stets und ebenso die Afterklauen. Die Klauen selbst sind nicht immer gespalten, die Hufe klein und hinter ihnen eine schwielige Sohle. Uebrigens sind die Tylopoden Wiederkäuer von ansehnlicher oder mitller Grösse, langhalsig, mit gestrecktem Kopfe, behaarter und gespaltener Ober- lippe, mit nach hinten verengtem Rumpfe, vier Zitzen in den Weichen und langen zotligen Haaren. Der Schädel zieht sich nach vorn in eine schmale lange Schnauze aus, die breiten Zwischenkiefer legen sich an die Nasenbeine an, diese sind verkürzt, vorn schmal, hinten flügelartig erweitert, die Lücke zwischen den Antlitzknochen klein und meist mit zunehmendem Alter sich schliessend, die Augenhöhlenränder sehr hervortretend, die Jochbögen auffal- lend schwach, die Stämme des Hinterhauptes stark, der Kronfortsatz des Unterkiefers schmal und hoch. Die Halswirbel von sehr ansehnlicher Länge, fast ganz ohne Dornen aber mit starken Flügelfortsätzen der Processus Lrans- versi; die Dornfortsätze der Rückenwirbel sehr lang und breit, die der Len- | denwirbel sehr breit und niedrig, deren Querfortsätze lang und horizontal, die vier Kreuzwirbel mit getrennten Dornen, deren hintere beide sehr dick | sind, die Rippen in der untern Hälfte sehr breit; Schulterblatt und Hüftbein | breiter als bei allen vorigen Familien, Oberarm und Oberschenkel kräftig, Ulna völlig mit dem Radius verwachsen, Fibula und Afterklauen fehlen, die | Hufglieder auffallend klein. In den weichen Theilen verdient die Abwesen legung der erheblichen Unterschiede auftrat. Tylopoda. Auchenia. 365 heit des dritten Magens der vorigen Familien besonders hervorgehoben zu werden. Die Mitglieder erscheinen während Ausgang der tertiären Epoche in In- dien, in der Diluvialzeit in Südamerika und gegenwärtig sind sie über beide Continente zugleich und über Afrika verbreitet. An Arten sind sie arm, aber die wenigen lebenden Arten sind für den Menschen höchst nützliche Haus- thiere. Auchenia 1llig. Die südamerikanischen Tylopoden sind viel kleiner als die altweltlichen und weichen in ihrem äussern Körperbau mehrfach von diesen ab. Ihr Kopf ist verhältnissmässig gross, stark comprimirt, die Schnauze zugespitzt mit langer sehr beweglicher Oberlippe und die Ohren schmal zugespitzt und lang. Der dünne schlanke Hals wird wie bei der Giraffe aufrecht getragen. Der kurze Rumpf ist vorn sehr hoch, wird aber in den Weichen sehr dünn. Der kurze stark behaarte Schwanz wird beim Gehen aufrecht getragen. Die Beine sind hoch und sehr schlank, die Zehen getrennt. Das meist lange wollige Haarkleid erscheint in sehr veränderlichem Colorit. Im Zahnsystem sind die beiden obern Schneidezähne comprimirt, nach vorn breit und abgerundet, nach hinten schmal, die untern schaufelförmigen liegen horizontal. Die Eckzähne sind vorn breit, seitlich stark comprimirt und hinten gekantet. Unmittelbar hinter dem obern Eckzahne steht ein sehr kleiner, comprimirter, spitziger Backzahn, der im dritten. Monat nach der Geburt, also während des Säugens verloren geht; der erste bleibende Back- zahn ist einfach, der folgende aus einem Sichelprismenpaare, die drei folgen- den aus je zwei Sichelprismenpaaren gebildet nach dem Typus der übrigen Wiederkäuer. Im Unterkiefer fällt der erste Backzahn mit Aufhören des Säugens oder erst im zweiten Jahr aus. Der erste bleibende, doch biswei- len sehr verkümmerte, besteht aus zwei an der Innenseite verschmolzenen, aussen durch eine Furche getrennten Pfeilern, die folgenden weichen nicht vom gewöhnlichen Typus ab. Die Zahl der Backzähne ändert also nach den Alterszuständen von = durch - zu z um. Die Lippen sind auf der Innenseite von vorn bis zur Mitte glatt, hinten sowie die Innenseite der Backen mit kegelförmigen, spitzigen, zerstreuten, harten Warzen besetzt. Die schmale längliche Gaumenfläche ist vorn ganz platt und schwarz, zeigt noch vor den Eckzähnen die beiden ovalen, wulstig umrandeten Oeffnungen des Jacobsonschen Organes, hinter diesen folgen ab- gerundete kegelförmige weiche Warzen zu zwei und drei beisammen, dahinter © bis zur Backzahnreihe acht bis zehn in quere Bogenlinien geordnete Reihen ' weicher stumpfer Erhabenheiten und zwischen den vordern Backzähnen end- ‚ lieh einige Querfalten, die hintere Gaumenfläche ist glatt. Die sehr lange ' schmale Zunge bedecken vorn kleine sehr harte hornige Wärzchen, hinten ‚ grössere Höcker .und Papillen. Die Speicheldrüsen sind sehr vollkommen ‚ entwickelt. Den Pansen schnürt ein Muskel in eine vordere und hintere ' Hälfte ab, jene halbkugel- oder mützenförmig, innen mit neun oder mehrern ‚ parallelen Doppelreihen von Zellen, diese oval. Der Netzmagen ist fast rund- lich, der dritte Magen dickdarmartig, innen anfangs glatt, dann drüsenreich, darauf längsgefaltet, endlich netzförmig. Er entspricht dem vierten Magen der übrigen Wiederkäuer, deren dritter also fehlt. Die Länge des Darmkanales 366 Ungulata. Bisulca. beträgt 68 bis 90 Fuss, das 16fache der Körperlänge. Der kurze Blind- darm ist glatt und zottenlos, der Diekdarm zeigt nur Spuren von Längsfalten und keine deutlichen Zotten. Die dünne, platte Leber ist am hintern Rande gekerbt, die Gallenblase fehlt, der Lebergallengang nimmt den pancreatischen Gang auf und mündet mehr denn einen Fuss vom Pförtner entfernt in das Duodenum. Die Milz ist sehr verlängert, dünn, ungelappt, das Pancreas von ansehnlicher Dicke, vorn gespalten, hinten ebenfalls oder nur ausgerandet. Die Luftröhre besteht aus 70 bis 71 hinten geöffneten Knorpelringen und gibt vor der Theilung einen engen Bronchus für die rechte Lunge ab. Beide Lungen zeigen nur eine Andeultung von Theilung. Die Nieren sind bohnen- ähnlich mit glatter Oberfläche, die Harnblase oval oder birnförmig. Die Hoden liegen unter der Haut an der Basis der Ruthe, Samenblasen fehlen, die Prostata ist breit herzförmig. Im Zwerchfell findet sich an der Durch- gangsstelle der Speiseröhre ein Knochen. Klauendrüsen sind vorhanden ®). Am Schädel ist die kleine runde Lücke auf der Grenze der Antlitz- knochen beachtenswerth, die auffallende Erweiterung der Nasenbeine in ihrer hintern Hälfte sowie ihre vordere Ausrandung, die concave Stirn, der auf- fallend hohe und schmale Kronfortsatz des Unterkiefers, die beträchtliche Länge der Halswirbel mit leistenartigen Dornfortsätzen, die plötzliche Ver- kürzung des siebenten Halswirbels mit kurzem und breiten Dorn. Die Rücken- wirbel haben lange und stark geneigte Dornen. Der elfte Wirbel ist der diaphragmatische, ihm folgen sieben Lendenwirbel mit sehr breiten gleich hohen Dornen und schmalen langen horizontalen Querfortsätzen. Das Kreuz- bein scheint aus fünf Wirbeln zu bestehen. - Schwanzwirbel zähle ich zwölf. Fünf wahre und sieben falsche Rippen, alle in der untern Hälfte sehr breit, das Brustbein sechswirblig, das Schulterblatt sehr breit mit hoher vorn ge- legener Gräte, das Hüftbein breiter noch als bei dem Kameel, die Hufglieder relativ grösser, der Mittelfuss viel schwächer und kürzer als die Mittelhand. Die wilden Arten bewohnen während der nassen Jahreszeit vom October bis April die höchsten Kämrae und Rücken der Cordilleren, soweit dieselben mit Rasen bewachsen, da sie auf steinigem Boden und Eis nicht fortkommen; wenn in der heissen Jahreszeit vom Mai bis September die Höhen ausdör- ren, ziehen sie sich in die liefer gelegenen Punathäler herab, wo Quellen und Sümpfe die Vegetation erhalten. Sie weiden den ganzen Tag über, und be- suchen die Tränke nur Abends und Frühmorgens. Rudel von 6 bis 15 Weibchen stehen unter Anführung eines Männchens, das ihnen auf der Flucht folgt, auf drohende Gefahren durch Pfeifen oder Schreien aufmerksam macht. Die Männchen bilden Rudel von 20 bis 30 Stück ohne Aufsicht, ohne An- führung. Während der Brunstzeit kämpfen sie wild um die Weibchenrudel und der Sieger führt die errungenen Rudel bis zur nächsten Brunstzeit an, Die Brunst ist ungemein heftig und ermattet die Thiere beim Coitus bis zum Niederstürzen. Jedes Weibchen wirft im Februar ein Junges, das der Mutter sogleich folgt und sehr schnell und ausdauernd läuft. Sind die Jungen aus- gewachsen: so werden die Männchen weggebissen und müssen sich zu eignen Rudeln vereinigen oder an andere Rudel anschliessen. Jung eingefangen lassen sie sich zähmen, sind jedoch nicht alle gleich zutraulich, manche 4) Christen, de Lama observaliones nonnullas anatomicas Tübgen 1827; Brandt über den Bau der innern Weichtheile des Lama. Me&m. acad. Petersbg. 1845. IV. 1. Tf. 1—17. Tylopoda. Auchenia. 367 bleiben tückisch und wild. Eine merkwürdige Eigenthümlichkeit ist das Geifern dieser Thiere. Gereizt oder auch ohne Veranlassung speien sie das halbverdauete Futter aus. Sie werfen diese unangenehm riechende breiige Kräutermasse ihren Feinden sehr geschickt ins Gesicht, vertheidigen sich ausserdem durch Ausschlagen, Stossen mit dem Kopfe, mit ihren scharfen Eckzähnen und wissen durch schnellen ausdauernden Lauf den Verfolgern zu ‚ entgehen. Die zahmen Arten werden in Heerden gehalten, als Lastthiere be- ı nutzt, aber auch des Fleisches und noch mehr wegen der feinen Wolle gepflegt. | Ä Die Heimath sind die Hochebenen der Westküste Südamerika’s, auf der Kette der Anden in 13000 bis 16000 Fuss Meereshöhe, in kältern Zonen bis 8000 Fuss herab, tiefer gedeihen die Thiere nicht und die in die Ebene ' getriebenen zahmen erliegen hier gewöhnlich. Diluviale Arten sind aus den ‚brasilianischen Höhlen bekannt. v. Tschudi, der die Arten am sorgfältigsten untersucht und geprüft hat, nimmt deren vier an. Au. Lama Brandt) Das Lama hat einen schmalen und kurzen Kopf mit geradem Profil, behaarte Lippen und Innenseite der Ohren, die Ohren selbst kurz und mit abgerundeter Spitze. An der Brust ist eine Stelle mit kurzen steifen Haaren bekleidet, die bei ganz alten Thieren schwielig wird. ‚Eine ähnliche Stelle liegt an der Vorderseite des Handwurzelgelenkes und 'in der Mitte beider Seiten der Handwurzeln eine unbehaarte schwielige ‚Längsfurche. Die Sohlen sind gross, das Gesicht mit steifen anliegenden ‚ Haaren bekleidet; auf dem Scheitel vom obern Theile der Seiten des Hal- ‚ses beginnt die längere Behaarung, die an der untern Seite des Bauches ihr Maximum, über Fusslänge, erreicht. Die Schamgegend und die Läufe ‚sind kurz und steif behaart, die Unterseite des Schwanzes ebenfalls be- ‚haart. Das Colorit varirt: ganz weiss, ganz schwarz, aus beiden gemischt, ‚schwarz mit weissem Kopfe, weiss mit kleinen schwarzen Flecken, roth- ‚braun und weiss gefleckt, rauchbraun, dunkelbraun, gelbbraun, ocherfarben, gelblichroth, fuchsroth. | Das Lama wird zahm gehalten, als Lastthier gebraucht und mit 125 Pfund beladen. Es ist ein sehr ruhiges und friedliches Thier, mit wenigen Bedürfnissen. Seine Nahrung sucht es sich unterwegs selbst. Das Fleisch wird gegessen und die Wolle zu Kleidungsstücken verwendet. Sein wah- res Vaterland ist um den Gebirgsknoten von Ahangara, im nördlichen Peru verschwindet es schon. In der feuchten Jahreszeit gedeihet es bis zu 53000 Fuss Meereshöhe herab, tiefer verkümmert es. Au. huanaco Smith 6). Der Kopf des Huanaco ist ziemlich lang und stark, das Profil gewölbt, die Lippen schwach behaart, die Ohren lang und ‚Espitzig, Brust und Handwurzel ohne Schwielen, wohl aber die schwieligen Furchen des Lama an Hand- und Fusswurzel, die Sohlen grösser als beim Lama, Gesicht und Stirn kurz behaart, der Hals oben nur mit etwas länge- ‚Urem Haar, die Unterseite des Schwanzes fast nackt und der Schwanz kür- zer als vorhin. Stirn, Nasenrücken und Augenkreis sind schwärzlich, | 9) Brandt, Abbildg. u. Beschreib. merkw. Säugeth. I. Tf. 1.2; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1804; v. Tschudi, Faun. peruan. 221; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 31; Meyen, nov. act. Leop. XVI, 560; G. Cuvier, Menag. du museum 1803. ‚ _6) H. Smith, Griff. anim. kingd. VI, 55; Meyen, nov. act. Leop. XVI.b 552. tb. 40; 'Ur. Tschudi, Faun. peruan. 222. 368 Ungulata. Bisulca. Backen und ÖOhrgegend schwärzlich grau, die Lippen fast rein grau; In- nenseite der Ohren schwarzbraun; der Ohrsaum weisslich, Hals, Rücken, Aussenseite der Gliedmassen rothbraun, Mitte der Brust, Unterleib, After- gegend, Innenseite der Gliedmassen weisslich. Grösser als das Lama. Das Vaterland erstreckt sich vom Aequator bis nach Patagonien ab. In Peru, Chile und Bolivia wird das Huanaco gezähmt. Au. Paco Desm.?) Das Paco ist viel kleiner als vorige Arten, sein Kopf relativ langer und höher, die Ohren klein und etwas abgerundet, der Körper gestreckt, die Tarsen lang, die Sohlen breit und lang, der Schwanz kurz, die Lippen mit kleinen Härchen besetzt, Brust und Handwurzel ohne Schwielen, die Innenseite der Ohren fast ganz nackt, ebenso die Unterseite des Schwanzes. Die Behaarung ausser in Gesicht und den Extremitäten gleich lang, das Colorit meist weiss oder schwarz, oder aus beiden ge- scheckt, seltener braunscheckig oder ganz braun. Das Vaterland erstreckt sich nur vom mittlern Bolivia bis zum mitt- lern Peru und geht nicht unter 8000 Fuss Meereshöhe herab. Das Paco lebt herdenweis im halbwilden Zustande auf den Hochebenen und wird nach den Dörfern getrieben, um geschoren zu werden. Es ist sehr scheu und seine Widerspenstigkeit grenzt ans Unglaubliche, denn von der Heerde getrennt wirft es sich auf die Erde und ist durch kein Mittel zum Aufste- hen zu bewegen. Die Wolle ist ausserordentlich fein, lang und reichlich. Au. Vieunna Fisch. $) Ziemlich von der Grösse des Paco, mit schma- lem langen Kopf und nah an einander stehenden langen spitzigen Ohren. Der Hals sehr schlank, ebenso die Gliedmassen, der Körper aber kurz. Auf der Innenseite der Fusswurzel findet sich eine lange kahle Furche, welche eine blättrige kalkige Masse absondert. Keine Schwielen an der Brust und Fusswurzel. Die Sohlen sind klein, der Schwanz etwas länger als beim Paco. Die Lippen mit kurzen steifen silberweissen Härchen besetzt, die Behaarung des Gesichtes ist kurz, weich und ziemlich dicht, auf der Stirn etwas länger, mehr noch und gleich lang auf dem ganzen Oberkör- per, sehr weich, fein und dicht, an der Brust und dem obern Theile der )_ Gliedmassen viel länger und rauh, am Bauche kurz und steif, an den Glied- massen weich, an der Innenseite der Ohren spärlich und kurz, die Unter- seite, des Schwanzes fast nackt. Die Gesichtsfarbe ist gelblich weiss, die ). Kehle ganz weiss, die Stirn lebhafter, Augenkreis schwarzbraun, Ohren aussen schwärzlich, der Körper röthlich gelb, Unterseite des Halses und Innenseite der Gliedmassen ockerfarben, Brust und Bauch schmutzig weiss Verbreitet sich durch ganz Peru, den südlichen Theil der Republica del Ecuador bis in den mittlern Theil Bolivia’s, nicht leicht unter 13000 Fuss Meereshöhe. Die Weibchen hängen mit so grosser Liebe an dem Männchen, dass das ganze Rudel das angeschossene oder gefallene Männchen nicht verlässt und sich dem Tode preis gibt. | Die fossilen Arten aus den brasilianischen Knochenhöhlen sind noch nicht characterisirt worden ®). | 7) Desmarest, Mammal. 426; Fr. Cuvier, mammif. Il. livr. 33; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1805. Ti. 307.2; v. Tschudi, Faun, peruan. 223. 261; Buffon, Hist. nat. suppl. VI. 211. tb. 28. 8) Fischer, Synops. mammal. 457; v. Tschudi, Faun. peruan. 223; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1829; Meyen, nov. act. Leopold. XVI.b 573. 9) Lund, K. D. Vid. Selsk. 1845. p. 90 | Tylopoda. Camelus. 369 Camelus L. Die altweltlichen Tylopoden sind um ein Ansehnliches grösser als die Auchenien, haben einen oder zwei starke Rückenhöcker, tragen ihren langen Hals in starker Bogenkrümmung und besitzen einen Backzahn mehr in jeder Reihe. Das Zahnsystem weicht hinsichtlich seiner Formen nicht wesentlich von den Lamas ab, woll aber in dem Zahlenverhältniss. Im Zwischenkiefer sind ursprünglich drei Schneidezähne vorhanden, durch Lücken von einander ge- trennt, die vordern beiden klein und verkümmert, rudimentär, fallen mehr weniger frühzeitig aus und nur der letzte oder äussere bleibt vor dem Eck- zahne stehen, dem er in Gestalt ganz ähnlich wird, in der Grösse jedoch nicht erreicht. 1) Die sechs untern Schneidezähne liegen viel weniger hori- zontal als bei dem Lama und sind zugleich relativ dicker. Beide Eckzähne mit hintrer scharfer Verticalleiste, dick kegelförmig und leicht gekrümmt. Der erste Backzahn bald hinter den Eckzähnen und diesen sehr ähnlich, bis- weilen hinfällig. Die beiden folgenden der obern Reihe bestehen aus je einem, die drei hintern aus je zweien Sichelprismenpaaren, ihr Umfang ist ziemlich quadralisch, die Sichelgruben ihrer Kauflächen sehr eng und tief gebogen. Die Kanten treten an der Aussenseile eben nicht stark hervor. Die untern Backzähne ohne beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten, doch der letzte ohne jene vorspringende vordere Kante des Lama. Am Schädel ist der Schnauzentheil verlängert und sehr verschmälert, die breiten Zwischenkiefer an die Nasenbeine heranreichend, diese vorn schmal, nach hinten breiter, die Augenhöhlen stark hervortretend, die Jochbögen auffallend schwach. Die Lücke auf der Grenze der Antlitzknochen schliesst sich bei ausgewachsenen Tlieren. Die Halswirbel sind von sehr bedeuten- ‘der Länge, ohne Dornen, mit sehr starken, langen, herabhängenden Quer- fortsätzen. Die Dornen der Rückenwirbel von beträchtlicher Länge und Breite, die der Lendenwirbel breit und niedrig, die Querforlsätze der letztern sehr lang und wagrecht. Das vierwirblige Kreuzbein mit sehr kurzen, dicken, stumpfen, von einander getrennten Dornen. Schwanzwirbel zähle ich sieb- zehn. Die Rippen sind sehr breit, sieben wahre und fünf falsche. Das sechswirblige Brustbein verdickt sich nach hinten ungemein. Das Becken ist kurz mit relativ breitem Hüftbeine, auch das Schulterblatt breit, die Ex- tremitätenknochen lang und stark, der Cubitus mit dem Radius verschmolzen, Fibula fehlend, die Hufglieder auffallend klein, Knochen der Afterklauen nicht vorhanden. Die weichen Theile stimmen im Wesentlichen mit denen des Lama über- ein, die Eigenthümlichkeiten erwähnen wir bei den Arten. Das Haarkleid der Kameele ist licht gefärbt, wollig, ungleich, an einzel- nen Stellen verlängert. An den Ellenbogen, am Knie, Knöchel und an der Brust finden sich schwielige Stellen, welche schon bei Neugebornen zu er- kennen sind und auf die sich das Thier beim Niederlegen und Ruhen stützt. 1) Früher kannte man nur die beiden eckzahnartigen Schneidezähne im Zwischen- kiefer, bis A. Wagner die Existenz noch zweier anderer nachwiess. Von den vier Skeleten im Meckelschen Museum gehört das eine einem mit dem Milchgebiss ver- sehenen Camelus bactrianus, in welchem drei deutlich entwickelte Schneidezähne rechts und links zwei mit der Alveole des dritten beobachtet werden, so dass sich die ursprüngliche Zahl der obern Schneidezähne auf sechs feststellt. Vergl. meine Odontographie S. 69. Säugethiere. 24 370 Ungulata. Bisulca. Die Ohren sind verhältnissmässig klein, der Schwanz kurz, gequastet, die Klauen nicht gespalten. Die Brunstzeit fällt in Februar und März und das Weibchen wirft nach elf bis zwölf Monaten ein Junges, das erst nach eini- gen Tagen der Mutter folgt. Die Nahrung bestelit in Baumblättern, Gesträuch, harten trocknen Kräutern, Disteln, Heu, Flechten. Die Kameele erschienen am Ende der tertiären Periode auf der Erd- oberfläche und zwar in Indien. Gegenwärtig leben sie in zwei nur im gezähm- ten Zustande bekannten Arten ım nördlichen Afrika und südlichen Asien. Die specifischen Charactere treten deutlich hervor. C. dromedarius Erxl.?) Das Dromedar hat nur einen Höcker ziem- lich in der Mitte des Rückens, der niemals umschlägt, und erreicht im Widerrist eine Höhe von fünf bis sieben Fuss. Das weiche wollige Haar verlängert sich an der Kehle, vorn am Halse, im Nacken und auf dem Rückenhöcker. Der Schwanzbüschel hängt fast bis auf das Hackengelenk hinab. Das Colnrit ist röthlich grau, ın der Jugend weiss. In anatomischer Hinsicht ist zunächst zu erwähnen, dass der Dorn des siebenten Halswirbels sehr stark und. nach vorn geneigt ist.- Der zwölfte Wirbel ist der diaphragmatische und ihm folgen sieben Lenden- wirbel. Der Herzknochen besteht aus zwei Halbringen und liegt am Ur- sprunge der Aorte aus dem linken Ventrikel. Eigenthümlicher noch ist das Vor- kommen eines fast zollgrossen mandelförmigen Knochens in der Pars ten- dinea des Zwergfelles zwischen dem Foramen der Vena cava inferior und dem Durchgange des Oesophagus. Der Pansen ist innen glatt, ohne Zotten und Warzen, dagegen enthält er die sogenannten Wasserzellen. Diese liegen in geschlossenen Reihen neben einander, so dass 3, 4, 5, 6, 8, wovon 2 bis 4 kleiner, die andern grösser sind, auf einander folgen. Sie messen zwei bis drei Zoll Tiefe und werden von allen Häuten des Magens gebildet. Die innere Schleimhaut schlägt Falten oder Vorsprünge am Rande der Zellen, welche als Deckel zum Verschliessen dienen. Ebenso bildet die Muskelhaut am Eingange der Zellen sehr dicke und starke Faser- bündel, Sphinkteren. Im zweiten Magen finden sich ähnliche, aber viel kleinere Zellen. Der dritte Magen, dreifach grösser als der zweite, läng- licher, besitzt zahlreiche niedrige und ganz glatte Längsfalten. Der vierte, wiederum viel kleinere, ist ebenfalls innen mit Längsfalten ausgekleidet. Der Darm erreicht über 100 Fuss Länge, wovon auf den Dünndarm 30 Fuss kommen. Der Blinddarm misst zwei Fuss. Die Leber ist dreilappig, die Gallenblase fehlt, der Gallengang nimmt den Gang des Pancreas auf, ist ungemein eng, und senkt sich etwa acht Zoll hinter dem Pförtner in den Darm. Die Lungen sind nicht gelappt. Die Lungenvenen haben keine Klappen, dagegen finden sich in der Vena cava superior sehr ausgebildete, stets eine grössere und kleinere halbmondförmige neben einander, deren schiffförmige Gruben nach abwärts gegen den Thorax gerichtet sind. Der 2) Erxleben, Mamrmal. 218; Russel, Naturgesch. v. Aleppo Il. 32; Prosper Alpin Aegypt. IV. 233; Sanli, Ann. Mus. XVll. 320; Buffon, hist. nat. Xi. 211. Tf. 9—24; S. Cuvier, Menagerie du Mus. 1801: Fr. Cuvier, mammif. livr. 13. 28; A. Wagner, Schreb. Säugcth. V.b 1748. Tf. 303; Perrault, M&em. acad. 1. 55. tb. 7; Emmert, de Camelo dromedario Tubg. 1817; Richter, anat. Cameli Dromedarii Regiom. 1824; Mayer, Analekien II. 42; Pander u. d’Alton, Wiederk. Tf. 3; Jäger in Meckels Ar- chıv V. 113; Jackson, Boston journ. nat. hist. 1842. IV. 1; Greenlaw, Asiat, journ. Bengal, 1839. nro. 7. Tylopoda. Camelus. 3A dem Dromedar abgesprochene Nervus accessorius ist vorhanden und ver- läuft wie bei andern Wiederkäuern, nur ist er feiner und kürzer, reicht höchstens bis zum vierten Cervicalnerven herab. Während der Brunstzeit treibt das Dromedar eine Blase aus dem Rachen und zieht dieselbe wieder zurück. Sie erreicht einen Fuss im Durchmesser und hat folgenden Bau. Von der vorderen Grenze des Gaumensegels hängt eine Duplicatur der Schleimhaut herab, die jederseits in die vordern und hintern Gaumenbögen übergeht, nach vorn aber als freie Hautfalte auf die Zunge herabhängt. Die Oberfläche der Schleimhaut ist hier sehr drüsenreich und ein beson- derer Muskelapparat dient zur Bewegung des eigentlichen Organes. Am Hinterhaupt liegen vier Hautdrüsen, die eine braune Schmiere absondern. Die Schwielen, auf welche das Dromedar beim Niederlegen sich stützt, sind dichtes Zellgewebe mit der Haut und den unter ihnen liegenden Theilen verbunden. dGefässe, Fett und sehnige Fasern durchdringen dasselbe. Büschel von Fäden und einzelne Fäden lösen sich von der Oberfläche der Schwielen ab. Das Dromedar hat einen sehr sanften Character, ist friedliebend und geduldig, nur während der Brunstizeit aufgeregt, bissig und selbst wild. Die Araber behaupten sogar, dass es während dieser Zeit sich an denen räche, die es einmal beleidigt haben. In der Brunst fressen sie fast gar nichts und treiben fortwährend die beiden erwähnten grossen Hautblasen aus dem Maule. Der Begattungsact ist ein sehr umständlicher. Das Weib- chen trägt zwölf Monat und wirft ein zwei Fuss hohes Junges, das in acht Tagen schon drei Fuss hoch wird und ein Jahr säugt. Mit dem sech- sten oder siebenten Jahre ist es ausgewachsen und sein Alter bringt es auf 40 bis 50 Jahre. Auf zehn Stuten wird ein Hengst gehalten, die über- zähligen Männchen werden dagegen castrirt. Das Fleisch der Jungen gleicht dem Kalbfleisch und ist eine gewöhnliche Nahrung der Araber. Die Stute kann gemelkt werden, bis sie wieder trächtig ist, und die Milch wird zu Butter und Käse verwandt. Das Haar wird im Sommer geschoren und zu mancherlei Stoffen verarbeitet. Der Mist dient als Feuerungsmaterial und gibt bei dem Verbrennen ein Fett, aus dem man Ammoniak gewinnt. Im Alter von vier Jahren beginnt die Nutzbarkeit des Dromedars. Man lernt ihm das Niederlegen und Aufstehen und beladet es schon mit 700 und 800 Pfund, auch mit dem Sattel. Die Last wird später auf 1000 Pfund gesteigert, bei grösserer kann es nicht aufstehen. Der Schritt ist sehr weit und das Dromedar legt daher in einem Tage 20 bis 30 Wegstunden zurück. Schon in den ältesten Zeiten wird es nur als Hausthier erwähnt und ist stets in sehr grosser Anzahl gezogen vorzüglich in Arabien gehal- ten, wo es den ganzen Reichthum des Volkes bildet und wegen seiner Ge- nügsamkeit und dürftigen Kost selbst von den Aermern in mehrfacher Zahl gepflegt wird. Von Arabien aus ist es über Syrien, Babylonien, Aegypten, Abyssinien, in der Barbarei bis Senegambien verbreitet. C. bactrianus Erxl.?) Das Trampelthier unterscheidet sich vom Dro- dar durch den Besitz zweier Rückenhöcker, eines vordern auf dem Wider- Hl eince hintern vor der Kreuzgegend. Beide Höcker sind ziemlich hoch 3) Erxleben, .Mammal. 221; Buffon, hist nat. XI. tb. 22; G. Cuvier, Menagerie de Mus. 1; Fr. Cuvier, Mammifer. livr. 29; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 1773. Tf. 304; Walter Adam, Linn. Transact. XVl.c 325; Amman, Comment. petrop. X. 326 Wedel, Sıtzgsber. Wien. Akad. 1850. I. 398, 24 * 372 Ungulata. Bisulca. und da sie aus einer weichen, biegsamen, sehnig talgigen Masse bestehen, so wackeln sie bei jeder Körperbewegung und hängen auch nach einer Seite über, der vordere gewöhnlich früher als der hintere. Das weiche Haar verlängert sich sehr beträchtlich auf dem Scheitel, unten und oben am Halse, auf den Höckern, an den Vorderarmen und Schenkein und in der Schwanzquaste. Das Colorit ist dunkelbraun, im Sommer röthlich. Obwohl etwas grösser als das Dromedar sind die Beine des Trampelthie- res doch niedriger und kräftiger, der Schritt langsamer, auch die Schnauze dicker. In der Wirbelsäule ist der nach hinten gerichtete Dornfortsatz des siebenten Halswirbels zu beachten und ferner, dass schon der zehnte Rückenwirbel der diaphragmatische ist. Vor diesem haben die drei näch- sten Wirbel bereits senkrechte Dornfortsätze. Die zehn Lendenwirbel, Kreuzbein und Schwanzwirbel verhalten sıch wie bei dem Dromedar, dıe Hüftbeine dagegen sind etwas breiter, die hintere Hälfte des Brustbeines relativ dicker, der Cubitus in dem untern Theile von der Speiche abge- löst. Die Kehlblase, welche bei dem Dromedar während der Brunstzeit aus dem Maule getrieben wird, fehlt dem Trampelthier gänzlich, sein Gaumen- segel ist vielmehr einfach, dünn und sehr lang. An Stelle der Mandeln liegen zwei Reihen Drüsen mit sehr weiten, in die Rachenhöhle münden- den Ausführungsgängen. Pansen und Haube gehen so in einander über, dass sie nıır eine Magenabtheilung bilden, ebenso lassen sich Psalter und Lab- magen nur unvollkommen trennen. Die Gallenblase fehlt. Der Rerzknochen ist sehr stark, der Zwergfellknochen ein kleiner Ring um das Hohlvenen- loch. In der Schleimhaut der Nase und des Gaumens finden sich kleine Blutsäckchen von verschiedener Grösse und Gestalt. Die Hinterhauptsdrüse ist einfach, traubenförmig und etwa drei Zoll gross. Der vordere Fett- höcker sitzt über den Dornfortsätzen des 3. bis 9. Rückenwirbels, über denen zunächst ein sehr langer Zoll breiter Schleimbeutel liegt. Der Höcker selbst aus parallel neben einander gelagerten Fettschichten, die etwa Linien- dicke Blätter darstellen und insgesammt von einer fibrösen Kapsel umbhüllt werden. Der zweite Höcker ruht auf den Dornen des 2. bis 4. Lenden- - wirbels und hat denselben Bau. Das weisse Fett beider besteht aus grossen polyedrischen Zellen, die eine schmutzig bräunlichgelbe, molekuläre Masse einschliessen. Das Trampelthier dient gleichfalls seit den ältesten Zeiten als Haus- thier und ist verbreitet durch die Tartarei, Mongolei, in China, und geht bis zum Baikalsee hinauf, wo es sich während des Winters kümmer- lich von Weiden und Zwerebirken nährt. Vom Februar bis April wird es hitzig und die Hengste kämpfen mit einander. Beim Rauhen werden sie ganz nackt, die glatte schwarze Haut bedeckt sich mit einem mehligen Aus- schlag, unter welchem die jungen Haare hervorsprossen und in drei Mo- naten ihre normale Lange erreichen. Die Wolle ist sehr fein und geschätzt, das Fleisch der Jungen schmackhaft. C. sivalensis CF. *) Fossile Ueberreste in den Tertiärschichten _der öivalikhügel am Himalaya gehören einer dem Dromedar nah ver 4) Cautley a. Falconer, Asiat. research. XIX. 1. Faun. antiq. sival. tb. 86—90; Giebel, Fauna. Säugeth. 130. Odontographie Tf. 27. fig. 6. 10. — Die aus Europa aufgeführten Fossilreste vom Kameel sind sehr zweifelhaft. In die Familie der Tyfopoden gehört noch eine nur in einzelnen Zähnen aus e-oger-s zz 77. {0.0 me a Solidungula. 373 Arten. Der Schädel ist zwischen den Jochbögen viel weniger verengt als bei den lebenden Arten, die Jochbögen stärker, die hintern Stirnleisten treffen unter einem spitzern Winkel zur Pfeilnaht zusammen, die Augen- höhlen relativ grösser, die Unterkieferäste niedriger, mit sehr schmalem schlanken Symphysentheil, an den obern Backzähnen die innern Sichel- prismen sehr stark convex. Fünfte Ordnung. SOLIDUNGULA. Einhufer. Einzige Familie. Equidae. Die Einhufer sind eine scharf characterisirte Ordnung, welche im eigent- lichen Sinne den Mittelpunet im Kreise der Hufthiere bilden und in unserer der aufsteigenden Reihe folgenden Darsellung die zweile Hauptabtheilung der Säugelhiere abschliessen. Von mittler und anständiger Grösse ist ihre Gestalt schön, ihre Formen wohl proportionirt und kräflig: der Kopf mager, gestreckt, verlical getragen, die Augen gross und lebhaft, die Ohren gross, zugespitzt und sehr beweglich, der Hals stark, muskulös, mit Mähne und aufrecht getragen, der Leib gerundet fleischig, der Schwanz in einen Schweil verwandelt oder blos mit Endquaste, die Beine schlank und kräftig, die Füsse mit einem un- gespalteten, zierlich gestaltetem Hufe, das Haarkleid kurz und dicht anliegend. Das Zahnsystem besteht oben und unten aus den drei Zahnarten in gleicher und constanter Zahl: sechs in Bogenlinie geordnete Schneidezähne mit ebener Kaufläche und sehr characteristischer querovaler Grube in deren Mitte, kleine stumpfkegelförmige hakige Eckzähne, sechs lange vierseitig pris- malische Backzähne, unten aus je vier innig verschmolzenen Prismen oder _ Pieilern, oben aus ebenso vielen mit einem innern fünften Pfeiler bestehend und auf der Kaufläche vier gewundene Hauptschmelzfalten darstellend. Am gestreckten Schädel fällt ein Drittheil der Länge auf den hirntragenden und zwei Drittheile auf den Antlitztheil. Dieser verschmälert sich von der breiten flachen Stirn nach vorn. Die sehr langen Nasenbeine springen weit nach vorn als schmales freies Dach über die Nasenhöhle vor und erweitern sich nach hinten allmählig. Die langen Zwischenkiefer legen sich mit ıhrem brei- ten obern Ende an dieselben an. Der Kiefer tritt über der Backzahnreihe stark kantig vor. Das Thränenbein schiebt sich eng an das Nasenbein heran und lässt hier weder eine Lücke noch eine Annäherung des Slirn- und Sibirien bekannte Gattung, welche Bojanus, nov. act. acad. Leopold. XIl.a 265. tb. 21 als Merycotherium sibiricum beschreibt. Die Zähne gleichen denen des Ka- meeles so auffallend, dass Cuvier sie nicht generisch trennen wollte. — Eine an- dere Gattung wird von Leidy, Proc. acad. nat. sc. Philad. 1847. 322 als Poebrothe- rium Wilsoni beschrieben. Sie besass sechs Backzähne in geschlossener Reihe und davon abgerückt einen kleinen ersten, der aber nicht eckzahnartig ist, sondern dem ersten der geschlossenen Reihe gleicht. Uebrigens ähneln die Zahnformen mehr den Ziegen als den Kameelen. Das Schädelfragment selbst entscheidet über die Verwandtschaft nicht. Gemeinschaftlich mit diesen Resten fand Leidy noch Fragmente von Ober- und Unterkiefer einer Gattung, die er a. a. O. als Merycoido- don Culbertsoni aufführt und deren Character in einer basalen Schmelzwulst an der convexen Seite der Zähne liegt. 374 Ungulata. Solidungula. Kieferbeines zu. Die Augenhöhlen sind rings umschlossen und die Schläfen- gruben klein, die kurzen starken Jochbögen wenig abstehend. Der Hirntheil wölbt sich zierlich nach beiden Seiten und wird hinten von slark vortreten- den Occipitalleisten begrenzt, welche sich rückwärts über die Nackenfläche biegen. Mit zwei grossen sehr stark convexen Gelenkköpfen gelenkt der Schädel im Atlas. Die Unterkieferäste sind schmal und sehr hoch, ihre Gon- dyli stark und quer, der Kronfortsatz schmal und senkrecht aufsteigend. Die Halswirbel sind anfangs noch lang, verkürzen sich aber vom fünften an merk- lich. Sie tragen sehr niedrige leistenartige Dornfortsätze und stark beilför- mige Querfortsätze. Der sechzehnte Wirbel ist der diaphragmatische. Die Dornen gewinnen vom 4. bis zum 4. Wirbel schnell eine sehr ansehnliche Länge, dann verkürzen sie sich bis zum diaphragmatischen hin allmählig. Die Dornen der acht Lendenwirbel sind breit, gleich hoch und neigen sich mehr und mehr nach vorn. Die fünf Kreuzwirbel tragen hohe, einander ge- näherte Dornen. Die Zahl der Schwanzwirbel varürt und steigt bis 21. Die Rippen sind von mässiger Breite und Stärke, das Schulterblatt schmal _ mit nach vorn gerückter Gräte, die Beckenknochen schmal, Oberarm und Oberschenkel kräftig, letztrer mit drittem herabgerückten hakigen Trochanter, _Cubitus und Fibula in der untern Hälfte völlig verkümmert, in jedem Fusse nur ein Mittelhand- und Mittelfussknochen ohne trennende Längsrinne der Wiederkäuer, aber stets mit langem Griffelknochen jederseits, und nur eine Zehe mit breit halbmondförmigem Hufgliede und verschieden gestalteten Schambeinen. Im Verdauungsapparat verdient die enge Speiseröhre Beachtung, deren Mündung in den Magen mit einer Klappe versehen ist. Der Magen selbst ist ein einfacher ungetheilter, länglich rundlicher, verhältnissmässig kleiner Sack. Die Länge des Darmkanales verhält sich zur Körperlänge wie 8:1. Der Dickdarm ist um das Sechsfache dicker als der Dünndarm und von der dop- pelten Länge dieses. Der Blinddarm ist ungleich geräumiger als der Magen. Die innere Wandung des Dünndarmes bekleiden zahlreiche kurze Zotten und mehr denn hundert Peyerische Drüsen, die nach hinten an Zahl und Grösse zunehmen. Die Kaumuskeln sind verhältnissmässig schwächer als bei den Wiederkäuern, der Masseter minder deutlich in seine beiden Schichten ge- schieden, der Niederzieher des Unterkiefers zerfallen, die Speicheldrüsen ver- hältnissmässig klein, die Zungendrüse die kleinste, die Zunge glatt, hinten nur mit sehr wenigen Warzen besetzt, das Zungenbein mit grossem Körper und langen Hörnern, die eben nicht grosse Leber breiter als lang, zweilappig, jeder Lappen mit mehrern Einschnitten, keine Gallenblase, der Gallengang gemeinschaftlich mit dem pankreatischen wenige Zoll hinter dem Pförtner mündend, die Bauchspeicheldrüse zweilappig, die Milz relativ gross, länglich dreieckig und platt. Das Herz hat eine stumpfkegelförmige Gestalt, bei aus- gewachsenen Thieren keine Eustachische Klappe, statt des Knochens nur einen platten Knorpel. Wie bei den Wiederkäuern theilt sich die Aorte sogleich bei dem Ursprunge in den Truncus anonymus, welcher die beiden Carotiden und Schlüsselbeinarterien abgibt, und in den hintern Stamm für die Aorta abdominalis, die linke Schlüsselpulsader geht jedoch weit früher von der auf- steigenden Aorte ab als bei den Wiederkäuern mit Ausnahme des Kameeles. Die Anordnung der Arterien in der Hand und dem Fusse ist bei der An- wesenheit nur einer Zehe die einfachste; in der Theilung der Aeste mehrfach von den Wiederkäuern verschieden. Die lange und enge Luftröhre besteht Equidae. Hipparion. 375 aus etwa funfzig Ringen, von denen die letzten acht sich übereinander schie- ben. Die Lungen sind so gut wie ungelappt. Die Stute hal zwei Zitzen in den Weichen. Von den Gattungen dieser Familie gehören zwei der terliären Zeil an, die dritte tritt in der Diluvialepoche auf und lebt als die einzige noch gegen- wärtig in einigen Arten, die sich ausschliesslich von Vegetabilien nähren und trockene Gegenden mit guter Weide lieben. Hipparion Christ. Das Hipparion wird durch einige Eigenthümlichkeiten in den Formen der Zähne characterisirt. Der erste Backzahn der obern Reihe, der schon mit dem Milchgebiss verloren geht, ist ein einfaches Prisma mit halbmond- förmigem Querschnitt, dessen vorderer und L:inlerer Schmelzsaum auf der . Kaufläche in aus- und einspringenden Falten gewunden ist. Die sechs blei- ' benden Backzähne des Oberkiefers haben einen fast quadratischen Umfang. Ihr äusserer Schmelzsaum bildet in der Mitte der Innenseite eine Einbuch- tung mit ein oder zwei sehr kleinen vorspringenden Falten, welche bei weit vorgeschrittener Abnutzung verschwinden, und an der hintern Seile eine kleine bleibende Bucht, an der Aussenseite drei den verliealen Seitenkanten entsprechende Vorsprünge. Die beiden Schmelzinseln innerhalb der Kaufläche, welche die Sichelgruben der Widerkäuerzähne darstellen, sind an ihrem vor- dern und hintern Rande unregelmässig gefaltet. Ausserhalb des äussern Schmelzsaumes liegt in der Mitte der Innenseite noch eine freie, länglich- ovale Schmelzinsel, welche bei sehr weit vorgerückter Abnutzung mit der Kaufläche verschmilzt. An den untern Backzähnen ist von den beiden ge- wundenen Schmelzfalten auf der innern Hälfte der Kaulläche die hintere um die Hälfte kürzer als die vordere, die äussern convexen in der Mitte Lief getrennt. Ausserdem liegt an der vordern Aussenecke und -in der tiefen Bucht in der Mitte der Aussenseite noch eine freie rundliche Schmelzinsel. Das Skelet, nur in wenigen Extremitätenknochen bekannt, scheint nicht erlheb- lich von dem des Pferdes verschieden gewesen zu sein. Die drei von Gervais unterschiedenen Arten beruhen auf Resten aus dem Süsswasserrnergel von Gucuron im Vaucluse. H. prostylum Gerv. zeichnet sich durch den Besitz nur einer freien Schmelzinsel an der vordern Ausseneecke der untern Backzähne aus, A. mesosiylum Gerv. durch nur eine solche Insel in der mittlern Bucht der Aussenseite derselben Zähne und H. diplostylum Gerv. durch den Besitz jener beiden Inseln, an der Vorderecke sowohl als in der Mitte der Aussenseite °). | 1 Hippotherium Kaup. Das während der mittlern Tertiärepoche in Deutschland heimische Pferd besass kleine Afterklauen und neben der äussern Afterklaue der Vorderfüsse 5) Die Gattung Hipparion wurde zuerst von de Christol, Ann. sc. et industrie du mıdi de la France 1832. 11.25 aufgestellt und die Arten neuerdings von Gervais, Zool. et Pal. francaise ih. 19. c. explic. beschrieben und abgebildet, Ob letztere nach den oben angegebenen Characleren wirklich haltbar sein werden, scheint schon nach den vorliegenden wenigen Resten zweifelhaft, denn weder die mitt- lere noch die vordere freie Insel ist an allen Zähnen vorhanden; die mittlere löst sich bisweilen in zwei völlig getrennte Inseln auf. 376 Ungulata. Solidungula. im Skelet noch einen Griffelknochen als Andeutung einer vierten Zehe. Die sechs Schneidezähne haben verhältnissmässig breite Kronen und kleine schlanke Wurzeln und die Eckzähne sind von geringer Grösse. Die sechs obern Back- zähne gleichen in der Form und Selbständigkeit des innern accessorischen Pfeilers denen des Hipparion. Die freie Schmelzinsel, welche diesen Pfeiler auf der Kaufläche bildet, ist rund oder länglich oval und fliesst bisweilen mit der übrigen Kaufläche durch ein schmales Band zusammen. Die beiden Inseln innerhalb der Kaufläche sind sehr ungleich sichelförmig gestaltet, ihr Saum vielfach, tief und unregelmässig gefaltet, doch nicht ringsum, sondern bald bleibt die eine, bald die andere Seite einfach gebogen ‘ohne Falten. Der äussere Schmelzsaum der Kaufläche faltet sich ebenfalls vielfach in der Bucht an der Innenseite, der freien Insel gegenüber. Die untern Backzähne bieten wenig Eigenthümliches. Die freien Inseln an der Aussenseite bei Hipparion fehlen gänzlich, die Buchten der innern Falten sind im Allgemeinen tiefer und ebenso dringt die Falte von der Mitte der Aussenseite bis an den in- nern Schmelzsaum ein und zwar meist in schiefer Richtung, bei Hipparion in gerader. . Der Skeletbau ist zierlicher und a als bei dem Pferde. Die einzige Art ist H. gracile Kaup. 6) Ihre Reste lagern in den mittlern Tertiärgebilden des Mainzer Beckens, im Bohnerz der schwäbischen Alp und am Penteli- kon in Griechenland und deuten auf mittlere Pferdegrösse. Der Schädel ist im Antlitztheil sehr stark comprimirt, die Seiten vor den Augen im Öberkieferbein mit einer nach vorn ziehenden Einsenkung, im Unterkiefer die Massetergrube sehr vertieft; das Schulterblatt schmal und zierlich; am Oberschenkel die obern Trochanter verlängert; Fersen- und Sprungbein ganz denen des Pferdes gleich; die Griffelbeine mit vollkommen ausgebil- detem untern Gelenkkopf. Die Anwesenheit des äussern Griffelbeines neben der Afterklaue folgt aus der Gegenwart einer besondern Gelenkfläche an dessen oben bezeichnetem Mittelhandknochen. Equus L. Die einzige lebende Gattung der Familie unterscheidet sich von vorigen beiden durch den Zahnbau und die Füsse. Letztere. haben nur eine Zehe und keine Afterklauen, von diesen vielmehr nur einen dünnen Griffelknochen jederseits eng an dem Metacarpus und Melatarsus anliegend und äusserlich gar nicht sıchtbar. _Aeusserlich macht sich eine kleine hornige verdickte und nackte Stelle an der Innenseite über dem Handwurzelgelenk und unter dem Tarsus bemerklich. Die Backzähne der obern Reihe haben sämmtlich einen flachen Pfeiler in der Mitte der Innenseite, dessen Schmelzsaum auf der Kaufläche ohne Unterbrechung in den der übrigen Fläche übergeht, so dass er nur als Falte und nicht als freie Insel erscheint. Die sichelförmigen In- seln auf der Kaufläche sind von einem einfachen ungefalteten Schmelzsaum umrandet, der jedoch gar nicht selten einzelne unregelmässige Falten an der vordern oder zugleich and an der hintern Seite bildet, wie solche auch an der Innenseite der Kaufläche vorkommen. Die untern Backzähne haben 6) Kaup, nov. act. acad. Leop. 1835. XVILa 171. tb. 12.b; Quenstedt, Würtemb. naturw. Jabresh. 1850. 165. Tf. 3; A. Wagner, Abhdl. Münch. Akad. V.b 337. Tf. 9; Giebel, Fauna. Säugelh. 127; Odontographie Tf. 26. fig. 3. 4. — Anfangs der Gat- (ung Equus zugeschrieben und nach der Grösse in zwei Arten getheilt, wurden später die Reste von Kaup selbst auf eine Art zurückgeführt. Equidae. Equus. 377 niemals freie Inseln an der Aussenseite, wie dieselben Hipparion characteri- siren. Ihr äusserer Schmelzsaum bildet zwei flach convexe Bogen, ihr inne- rer wie bei vorigen Gattungen zwei in die Kaufläche eindringende und dazwischen zwei ausspringende Falten, welche durch die schiefe Verbindung der neben einander stehenden Schmelzpfeiler veranlasst werden. Der erste und letzte Zahn der obern und unteren Reihe ist wie auch vorhin dreiseitig prismalisch. Im Uebrigen sind die in der Characteristik der Familie ange- gebenen Eigenthümlichkeiten dieser Gattung entlehnt, daher wir uns sogleich zur Betrachtung der einzelnen Arten wenden können. E. caballus L.?) Das Pferd, als Hausthier bekanntlich über die ganze Erde verbreitet und nirgends mehr im ursprünglich wilden Zustande le- | bend, sondern nur verwildert in einigen Ländern vorkommend, zeichnet sich von seinen Verwandten durch die edle stolze Haltung, durch das Ebenmass seiner Glieder, durch Grösse, Kraft und Stärke und somit auch ' Nutzbarkeit aus. Durch die Zucht in zahlreiche Racen aufgelöst, schwan- ken seine äussern Charactere ebenso auffallend und wohl in noch höhe- ' rem Grade, als bei den wiederkäuenden und vielhufigen Hausthieren. Mehr | als diese von jeher ein Gegenstand des Luxus und Aufwandes der Begü- ' terten und Mächtigen ist die Veredlung der Körpergestalt des Pferdes mit ' grossem Erfolg betrieben worden. Die allgemeine Gestalt des Kopfes ist ‚ gerade, mit flacher Stirn und Nase von mittler Länge und mager, zugleich ' mit grossen feurigen Augen und schmalen kurzen und aufrecht stehenden Ohren. AndereKopfformen sind derRamskopf mit gebogener Nase und schmaler Krümmung der Stirn, der Schafskopf verlängert und mit stark gebogener Nase und Stirn, der Hechtkopf mit eingesenktem Nasenrücken, der Schweinskopf ‚ mit eingesenkter Stirn und Nase, mit abstehenden schlaffen Ohren und plumpen ' Ganaschen, der Ochsenkopf wie voriger aber mit unmässig breiter Stirn ‚und dicken Lippen, der Eselskopf gross und schwer mit stark vorspringeh- den Jochbögen und Kieferbeinen. Der Hals ändert in der Länge, Stärke und Fülle seiner Muskulatur ab. Von mässiger Länge und mager ist er schön und heisst Schwanenhals, wenn er sich sanft aus dem Widerrist ' erhebt und der obere Rand gegen den Kopf hin stark gebogen ist, Hirsch- hals dagegen wenn der obere Rand ein- und der. untere ausgebogen ist. ' Die fliegende Mähne trägt sehr viel zu der eigenthümlichen Physiognomie | des Pferdes bei. Ihr vorderster Theil fällt als Schopf über die Stirn herab, am Halse fallen die Haare nach beiden Seiten herab. Zu kurz oder ı übermässig lang ist sie nicht schön. Der Widerrist hat eine mässige Höhe, ist mit derbem Fleisch belegt und senkt sich allmählig zum Rücken ab, ‚ der mit dem Kreuz eine gerade Flucht bildet oder sanft eingebogen ist. Das Kreuz ist breit und flach, die Brust breit und gewölbt, der Bauch ge- ı rundet, nicht hängend, der Schwanz voll behaart und hoch getragen, die Füsse kräftig und hoch, doch bei manchen Racen kurz und dick, bei 7) Linne, syst. nat. I. 209; Bechstein, Naturgesch. Deustchl. I. 226; Buffon, Hist. nat. IV. 174; Cuvier, dict. sc. nat. VIII. 455; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 15; d’Alton, Naturgesch. des Pferdes. Weimar 1810; Sebald, Naturgesch. des Pfer- ‚ des. Ansb. 1815; Ridinger, Entwurf einiger Pferde; Gurlt, Handb. der vergl. Anat. der Haussäugethiere und dessen Atlas; Cuvier, oss. foss. III. 193. tb. 38—60; Rymet Jones, Todd Cyclop. XXXVI. 713; Quatrefages, Dict. univ. d’hist. nat. Ill. 476; H. Smith, nat. hist. of horse in the Naturalists libr. XI. (Equus varius, E. hippagrus); Giebel, Odontographie Tf. 26. fig. 1. 2. 5. 6. 8. 378 Ungulata. Solidungula. andern sehr fein, dünn, die Hufe hoch, abgerundet, schwarz oder grau, Daumenwarzen an Vorder- und Hinterbeinen. Als normale Dimensions- verhältnisse werden folgende angegeben: die Höhe des Widerristes gleich der Länge des Rumpfes, die Höhe im Kreuz etwas geringer, die Totallänge | des Kopfes *,, der Körperlänge, die Halslänge gleich der halben Körper- länge, Das Colorit des kurzen dichten Haarkleides ist einfach oder ge- mischt. Die rein weissen Pferde heissen Schimmel und zwar die milch- weissen mit röthlichem Maul und gelblichweissen Hufen Glanz- oder Atlasschimmel, die mit schwarzer Haut und ohne Glanz der Haare Milch- schimmel oder Silberschimmel. Bei den Isabellen und Falben sind die Haare gelb oder grau. Die rothfarbigen Pferde oder Füchse werden je nach dem Ton des Rothen und dem Glanze der Haare als Roth-, Gold-, Kupfer-, Brandfuchs u. s. w. unterschieden. Die braunen Pferde mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif spielen gleichfalls in verschiedenen Tönen. Die schwarzen Pferde oder Rappen haben bald mehr bald weniger glän- zende Haare. Unter den gemischten Farben heissen die weissen Mischungen Grau-, Roth-, Apfelschimmel u. s. w., die gefleckten theils Schecken, theils Tiger. Einzelne Flecken, z. B. ein weisser auf der Stirn wird Blässe, ein gleicher auf der Vorderlippe Schnippe genannt. Die dem Pferde von Natur eigenen Gangweisen sind der Schritt, Trab und Galopp, die minder vollkom- menen der Pass, Antritt und Mittelgalopp, durch Kunst hat man ihm noch andere, wie den spanischen Schritt, beigebracht. Die Stimme heisst Wie- hern und ist bei dem Hengst besonders kräftig und durchdringend, bei der Stute viel schwächer. Der Schlaf ist sehr kurz, nur wenige Stunden der Nacht genügen zur völligen Erholung ‘von der Arbeit des Tages und zur Kräftigung zu neuen Anstrengungen. Manche Pferde schlafen nur stehend, andere liegend, noch andere bald stehend bald liegend. Die Nah- rung besteht in Körnern der Getreidearten, vor Allem in Hafer und Gerste, doch auch in Roggen, Weizen, Buchweizen, Erbsen, Wicken, ferner in Heu und Grummet, auch in Klee, Esparsette und anderm Grünfutter. Der :Kör- nerfütterung wird gewöhnlich Stroh zu Hecksel zerschnitten beigemengt und regelmässig auch Heu einmal des Tages gereicht. Die tägliche Abfüt- terung geschieht Früh, -Mittags und gegen Abend und muss sowohl die Menge als die Güte des Futters zu der täglichen Dauer der Arbeitszeit und zu den Anstrengungen in einem richtigen Verhältniss stehen, wenn das Thier nicht ermüden und entkräftet werden soll. Tränke ist nach jeder Fütterung nöthig, und oft wird dem Wasser, das rein sein muss, noch Kleien oder Schrot beigemengt. Ueberhaupt verlangt das Pferd eine sorg- fältige Pflege, Im Angriff vertheidigt es sich durch Beissen oder Ausschla- gen mit den Hinterbeinen, wittert es die Gefahr in der Ferne, so sucht es | durch die Schnelligkeit im Laufen auszuweichen. Sein Character ist gulmüthig, seine Zuneigung gegen Wärter und Herrn um so grösser, je sorgfältiger es gepflegt und je sanfter es behandelt wird. Bei roher Behandlung wird es widerspenstig, störrig und selbst boshaft, wie es die meisten im ver- wilderten Zustande lebenden sind, die misstrauisch den Menschen fliehen und auch gezähmt nur selten die Gutmüthigkeit des im Hausstande gezo- genen zeigen. Das Gedächtniss ist vortrefflich, die Anhänglichkeit und Treue gegen den Menschen in einzelnen Fällen bewundernswerth, die Gelehrig- keit gross. Wie es die anstrengende Arbeit mit aller Kraft und Ausdauer zu vollbringen sucht: so bewährt es auch in Gefahren Muth und Kühnheit. Equidae. Equus, 379 Die Begattung der Hauspferde, das Beschälen, geschieht entweder in besondern Gestüten oder frei nach eigener Willkür. Die Stute trägt ge- wöhnlich elf Monate, bald auch einige Wochen mehr oder weniger. Sie fohlt im Liegen oder stehend, in der Regel nur ein Füllen, seltner Zwil- linge, die häufig nicht aufkommen. Das Füllen erhebt sich schon nach der ersten Viertelstunde und sucht das Euter. Es säugt 4 bis 5 Monate und wird dann abgewöhnt. Im dritten Jahre wird es zur Arbeit angelernt und die Hufe zugleich mit Eisen beschlagen. Die Castration wird im drit- ten oder vierten Jahre vorgenommen und häufig, weil der Wallach sanfter, williger und gelehriger ist als der Hengst. Bei der Geburt besitzt das Füllen drei Backzähne in jedem Kiefer, die sich von den spätern nur durch ge- ringere Breite unterscheiden. Vor dem ersten steht ein sehr kleiner, nur von einem einfachen Schmelzpfeiler gebildeter, sehr hinfälliger Nebenzahn. - Am Ende des ersten Jahres tritt ein vierter Backzahn, der erste bleibende, hervor, im zweiten Jahr der fünfte. Von den Schneidezähnen brechen die beiden mittlern, die sogenannten Zangen, schon mehre Tage nach der Geburt hervor, 4 bis 6 Wochen später die zweiten und nach 6 bis 9 Monaten die äussern. Nach dem zweiten Jahre findet der Zahnwechsel Statt. Zuerst fallen im Alter von 24/, bis 3 Jahren die mittlern Schneide- zähne aus, mit 3, bis 4 Jahren die zweiten und mit 41/, bis 5 Jahren die äussern. Die Eckzähne treten in unbestimmter Zeit vom zweiten bis fünften ‚ Jahre hervor, im Milchgebiss erscheinen sie einige Wochen nach der Geburt. Von den Backzähnen fällt der erste mit 2 bis 2Y, Jahren aus, ebenso der zweite und mit 3 bis 34, Jahren der dritte. Nach dem fünften, oft aber schon im vierten Jahre erscheint der letzte bleibende Backzahn und von ' nun an wird das Alter nach der Abnutzung der Schneidezähne bestimmt ®). Das Alter des Pferdes steigt in den meisten Fällen kaum über 20 Jahre, indem sie theils der übermässigen Anstrengung erliegen, theils als arbeits- "unfähig beseitigt werden. Das normale Alter scheint 40 Jahre zu sein und ' wird von solchen Pferden erreicht, die stets gut gepflegt, nicht über ihre ‚ Kräfte angestrengt sind und in spätern Jahren das Gnadenbrod erhalten. | Mit dem zwanzigsten Jahre schwinden die Kräfte, doch reichen sie zu leich- ' tern Arbeiten bis zum dreissigsten und selbst darüber hinaus. Funfzig Jahre alte Pferde gehören zu den grössten Seltenheiten. Eine nicht ge- ringe Anzahl verschiedener Krankheiten schwächen die Kräfte und verkür- zen die Lebenszeit. Unter diesen ist eine der gefährlichsten der Rotz, eine ; eachektische Krankheit mit bösartiger Verschwärung der Nasenschlei mhaut | und der benachbarten Lymphdrüsen, ansteckend und sehr schwer zu heilen. ' Eine andere gefährliche Krankheit ist der Koller. Er hat seinen Sitz im ' Gehirn und äussert sich als Dummkoller und als rasender Koller, Die sehr ‚ häufige, aber minder gefährliche Colik wird gewöhnlich durch Ueberfütte- rung oder durch schwer verdauliches Futter veranlasst und hat ihren Sitz im Darmkanal. Andere mehr oder minder gefährliche Krankheiten sind die Druse, die Rehe, die Mauke, der W urm, die Nackenbeule, Durchfall u. v.a. Die Behandlung der Krankheiten des Pferdes ist die hauptsächlichste Auf- ‚ gabe der Thierarzneikunde. Der vielseitige Nutzen der Pferde als Haus- thiere, ihre hohe Wichtigkeit für die menschliche Oeconomie, ihre Verwen- 8) Erdelgi, Grundlinien der Knochenlehre Wien 1820; Bojanus, nov. act. acad. Leop. XII.b 697. 380 Ungulata. Solidungula. dung im Kriege u. s. w. sind zu bekannt, als dass sie hier einer Schil- derung bedürfen. Die Racen der Pferde verdienen auch in zoologischer Hinsicht eine besondere Berücksichtigung, daher wir die wichtigsten derselben wenigstens kurz characterisiren und wegen weiterer Details auf die betreffende Lite- ratur verweisen °). Die asiatischen, wahrscheinlich die ältesten Pferde, sondern sich in zwei grosse Familien, die arabisch-persische und die mon- golisch-scythische, durch Verschiedenheit des Klima’s und der Nahrung be- gründet und durch die Pflege weiter ausgebildet. Die arabischen Pferde, die vorzüglichsten unter allen, haben einen kleinen, trocknen, meist abge- stumpften Kopf mit gerader, platter und breiter Stirn, grossen feurigen Augen, geradem Nasenrücken, weit geöffneten Nasenlöchern und ziemlich langen geraden Ohren. Ihr Hals ist oben dünn, lang und mager, die Mähne fein und schlicht; die Brust breit, der Leib lang und schmächtig, der Rücken stark, das Kreuz gerundet; der Schweif hochangesetzt, fein; die Extremitäten fein und kräftig, die Hufe hoch und hart; die Haut glän- zend mit kurzen Haaren bekleidet. Sie sind sanft und treu gegen ihren Herrn, ungemein lebhaft, feurig, entschlossen, muthig und sehr ausdauernd. Die persischen Pferde sind ihnen sehr ähnlich, aber grösser, ihr Hals schwanenartig, bei langsamem Gange niedrig getragen, die Brust, schmal, der Widerrist scharf, der Rücken weniger gerade und stark, das Kreuz lang. Der edelste Schlag von ihnen wird in den Provinzen Irak und Fars gezogen. Die tscherkassischen Pferde an der nördlichen Seite des Kauka- sus stammen ebenfalls von den arabischen ab und sind stärker, grösser, und meist Schimmel. Die kabardinischen und georgischen weichen wenig davon ab, die natolischen aber zeichnen sich durch Grösse, durch den dünnen Hals und schlanken Leib aus. Der Character der tartarischen Race liegt in der geringen Grösse, dem kleinen leichten Kopfe, langen Halse, starken Schenkeln und engen langen Hufen. Sie ist kräftig, schnell und“ | ausdauernd im Lauf, muthig und gelehrig. Die ungärischel und sieben- bürgischen Pferde stammen von ihr ab, wahrscheinlich auch die baschki- rischen, die minder schön sind, einen Schweinskopf, einen breiten kurzen Hals, ziemlich breite Brust, starkes Kreuz, Füsse, Mähne und Schweif ha- ben. Die kirgisischen Pferde unterscheiden sich durch mehr Hässlichkeit, durch den Schafskopf, die starken Ganaschen, den Hirschhals, die schmale Brust und geringe Körpergrösse. Die Mongolen und Kalmücken ziehen sehr viel Pferde, die erstern kleine und starke, schnellfüssige, letztere hoch- beinige, schwächere, ungemein flüchtige und wilde. Die indischen, suma- tranischen, japanischen, chinesischen Racen sind weder rein, noch sonst besonders ausgezeichnet. In Afrika werden grösstentheils vortreffliche Pferde vom Stamme der arabischen gezogen. Darunter sind die ägyptischen grösser als die Stammrace, minder schnell und ausdauernd, aber sehr ge- lehrig und gewandt, mit feinem trocknem etwas gebogenem Kopfe, dünnem und langem Halse und feinen Schenkeln. Die nubischen stehen den ara- 9) Kunz, Abbild. sämmtl. Pferderassen von d’Alton. Karlsruhe 1827; Erdelgi, Beschr. der Gestüte des östr. Kaiserstaates Wien 1827; Niebuhr, Beschr. von Ara- bien 161; Bennigsen, Gedanken über einige dem Officier der leichten Reiterei noth- wendige Kenntnisse. Wilna 1805; Brinken, Bemerk. über das engl. Pferd. Weimar 1827; Gayot, Allas stalistique de la production des chevaux en France. Paris 1850 ff.; Baumeister, würtemb. naturw. Jahresh. I. 184. u en Tan ee (a 7 Equidae. Equus, 381 bischen nicht an Schönheit nach und sind dabei stärker und kräftiger, grösser. Ihre regelmässigen Formen, ihre Gewandheit und Ausdauer, Ge- lehrigkeit und Anhänglichkeit machen sie zur geschätztesten Race Afrika’s. Die berberischen unterscheiden sich von den arabischen durch einen mehr runden und besser aufgesetzten Hals, feineren Kopf, dünne Mähne und schöne Füsse. Die europäischen Pferde laufen in zahlreiche Racen und Schläge auseinander. Die spanischen haben einen ziemlich grossen Kopf, mit gebogenem Nasenrücken, langen und niedrig angesetzten Ohren und feurigen Augen. Ihr Hals ist fleischig und mit voller feinhaariger Mähne geziert, Schultern und Brust breit, die Lenden stark, die Füsse schön, fast unbehaart, die Hufe eng. In England, wo die. Pferdezucht mit grösster Sorgfalt und Kunst betrieben wird, sind verschiedene und sehr gemischte Racen heimisch. Die braunen cleveländischen in Yorkshire sind gross und stark, vorzügliche Zugpferde, noch stärker die Suffolk-Punches, die meist Füchse sind und nicht schön gebaut. Die walliser und schottländer sind klein und ausdauernd. Durch Kreuzung der englischen Pferde mit arabi- schen sind die schmächtigen und feinfüssigen Renner gezogen, deren Schnelligkeit bekannt ist. In Deutschland geniessen dıe mecklenburger und holsteinischen den besten Ruf. Erstere sind schön gebaut, der Kopf von mittler Grösse, der Hals kurz und fleischig, die Mähne fein, Brust breit, Schultern stark, der Rücken etwas eingesenkt, die Gliedmassen wohl pro- portionirt. Dabei haben diese Pferde ein gemässigtes Temperament, viel Energie und Ausdauer, guten Willen und Anhänglichkeit und sind desshalb als Parade-, Reit-, Zug- und Kriegspferde gleich geschätzt. Das holsteiner Pferd hat einen schönen zierlichen Ramskopf, langen gewölbten Hals, breite Brust, lange Fesseln und platie Hufe. Ausserdem unterscheidet es sich ' aber von dem mecklenburger nicht vortheilhaft durch geringere Kraft und Ausdauer und grosse Neigung zu vielen Krankheiten. Die dänischen Pferde sind zwar nicht schön wegen ihres dicken Halses, ihrer grossen Schultern, sehr schmalen Kreuzes und langen Schweifes, aber doch vorzügliche Reit-, Kulsch- und Kriegspferde. Die holländischen zeichnen sich durch Grösse und Stärke aus, durch grossen Kopf, dicke Ganaschen, kurzen Hals und gedrungenen Leib. Unter den französischen sind die starken normänni- schen und die feinen limousinischen die besten. Die italienischen sind # unbändig und ungelehrig, aber schön gewachsen, gross und stark. Die türkischen schliessen sich den asiatischen Racen naher an. Die polnischen 1 haben wenig schöne Formen und kein gutmüthiges Temperament, auch die russischen sind nicht schön, aber in den meisten Schlägen sehr brauch- ' bar, die schwedischen und norwegischen klein und schöner gebaut, lebhaft ‚ und schnell. Amerika erhielt die Pferde erst von den Europäern und ob- ' wohl dieselben sich schnell über den ganzen Continent ausbreiteten, zeich- | nen sie sich doch durch keine hervorstechenden Eigenthümlichkeiten aus. Die paraguayschen sind eine sehr verschlechterte spanische Race, die chi- lesischen dagegen den schönen andalusischen gleich, die virginischen und nordamerikanischen überhaupt ähneln vielmehr den englischen und fran- zösischen. | In Ländergebieten mit sehr dünner Bevölkerung leben Heerden ver- ‚| wilderter Pferde !). Früher, noch zu Cetti’s Zeiten, waren auf Sardinien 1) Cetti, Naturgesch. von Sardinien 27; Gmelin, Reise I. 44; Pallas, Reise 1. 382 Ungulata. Solidungula. verwilderte von der arabischen und numidischen Race, die jeder Zähmung trotzten und darin zu Grunde gingen. Häufiger und noch gegenwärtig verbreiten sie sich im südöstlichen Theil des europäischen Russland und von hier bis zum japanischen Meere, meist in Heerden von 15 bis 20 Stück beisammen. Sie sind stark und kräftig, von geringer Grösse, mit relativ grossem Kopfe, langen Ohren, gebogener Stirn, buschiger Mähne, lebhaften feurigen Augen, langen Füssen und dichtem Haar. Jung einge- fangen lassen sie sich zähmen, ohne jedoch ihre Wildheit ganz abzulegen, die alten sind unbändig. In Afrika gibt es nur hie und da verwilderte‘ Pferde, dagegen haben sie sich in Amerika schnell und ungemein vermehrt. Zwischen dem Laplata und Rionegro treiben sich Heerden bis zu 10,000 Stück umher, welche nicht selten die auf der Weide frei grasenden zahmen entführen. Hinsichtlich ihrer Stärke und ihres Baues weichen sie von der dortigen zahmen Race nicht ab, auch lassen sie sich gut zähmen. Ihr Colorit ist braun, seltener schwarz. Man jagt Sie theils des Fleisches, theils des Felles wegen und in einigen Gegenden werden sie besonders wegen des Schadens verfolgt, den sie der Weide zufügen. Das Pferd existirte bereits während der Diluvialepoche, denn fast in allen Ländern Europa’s bergen die diluvialen Schichten Zähne und Knochen, welche keinen einzigen beachtenswerthen Unterschied von den entsprechen- den Theilen unseres Hauspferdes bieten 2). E. hemionus Pall.?) Der Dschiggetai oder Halbesel unterscheidet sich vom Pferde sogleich durch die geringere Grösse, durch den Mangel der hornigen Daumenwarzen an der Innenseite der Hinterfüsse, durch die | langen Ohren, den nur am Ende lang behaarten Schwanz und den dunklen Längsstreifen auf dem Rücken. Der Kopf ist relativ grösser als bei dem Pferde, höher und mehr zu- | sammengedrückt, die Stirn ganz flach und in einen schmalen Winkel zur | Schnauze herablaufend, die Ohren viel grösser, aufgerichtet, zugespitzt, 142; Azara, hist. nat. du Paraguay II. 296; Dapper, Afr. 20; Rengger, Naturgesch. 'E 334; Falkner, Beschreib. von Patagonien 53; Schlözer, Erdbeschreib. von Amerika : 1.233. 4 2) Cuvier, oss. foss. III. 212; Giebel, Fauna. Säugeth. 124. — Das diluviale | Pferd wird trotz seiner völligen Uebereinstimmung mit dem lebenden, wovon ich ! mich durch Vergleichung eines sehr reichen Materiales überzeugte, unter andern Namen aufgeführt: E. fossilis, E. adamiticus, E. priscus, E. brevirostris, E. pristinus, ' E. magnus, E. juvillaceus. Die fossilen Reste Amerıka’s, deren Vorkommen höchst ! interessant ist, da das lebende Pferd dort erst durch die Europäer eingeführt wurde, sind gleichfalls verschiedenen Arten zugeschrieben worden. Leidy unter- | scheidet die Zähne vom Mississipi durch beträchtliche Grösse, durch den dickern Schmelzsaum und die Faltelung dieses als E. americanus, Owen ein E. curvidens ' auf die Krümmung der Backzähne, Lund ein E. principalis, E. neogaeus und eine | zweifelhafte dritte Art. Viel wahrscheinlicher dürfte die specifische Differenz des E. plicidens aus der Höhle von Oreston sein, dessen Zähne dem Hippotherium | ähnlich gefältelte Schmelzfalten haben. Die Eigenthümlichkeiten des E. piscenensis von Pezenas, die geringere Grösse und schlankere Gestalt genügen noch nicht zur Aufnahme der Art. 3) Pallas, nov. comment. petropolit. XIX. 394. 167; Gmelin, Reise durch Sibi- | rien II. 107; Pallas, Reise Ill. 217; neue nord. Beitr. II. 1; A. Wagner. Schreb. } Säugeth. V.b 130. Tf. 311. — Der Kiang von den Hochebenen Tibets, E. polyodon, | E. Kiang ist nicht specifisch verschieden, vergl. Walker, Journ. asiat. soc. Bengal. | XVIl.b 1. tb. 1; Gray, Ann, mag. nat. hist. 1850. V. 140; Asinus hamar Ham. Smith, | the natur, libr. XI. | Equidae. Fquus. 383 innen mit langen krausen weisslichen Haaren bekleidet, braunschwarz ge- randet, die Augen von mittler Grösse, schräg gestellt, die Ränder der Augen- lider und ein dreieckiger Fleck am Augenwinkel schwärzlich und kahl, nur das obere Augenlid schwarz gewimpert, im Augenwinkel eine dicke weisse ausdehnbare Hautfalte; die Nasenlöcher weit, innen und am Rande schwärzlich, unter denselben jederseits der Knorpel warzenartig hervorra- send, dieLippen diek und schlaff, dünn behaart, schwärzlich gerandet, der Mundwinkel innen fein behaart, die Innenseite der Backen schwärzlich und feinwarzig; der Hals schlank und rundlich, die Mähne bis auf die Schultern laufend, weichhaarig und aufgerichtet, die Haare schwarz mit graugelben Spitzen; der Leib gestreckt, comprimirt, die Brust vorn kielförmig zusam- menlaufend, das Kreuz gerade, eckig; Schulter, Hüften und Schenkel mager; die Gliedmassen kräftig, lang und schlank; die Hufe sehr hart, trocken, - schwarz, klein und länglich; der Schwanz mit dünner rundlicher Rübe und neun Zoll langer schwarzer Quaste. Das Haarkleid ist im Winter ziemlich zottig und weich, aussen isabellgrau, am Grunde blass eisengrau, im Sommer viel kürzer, glatt. Die Schnauze ist weisslich, der Kopf ins Gelbe schies- send, der Hals fahlgelb, der Rücken fast ockergelb, die Seiten fahler und die Gliedmassen noch lichter.. Am Ende der Mähne beginnt ein brauner schwarzer Streifen, der über den Rücken bis auf den Schwanz läuft. Das Skelet stimmt auffallend mit dem des Pferdes überein. Pallas zählte 18 rippentragende und 5 Lendenwirbel, 7 Kreuz- und 18 Schwanz- wirbel, also einen Lendenwirbel weniger als bei dem Pferde nach der Rippenzählung. An der dreilappigen Leber ist der mittlere dreispaltig, der rechte der grösste, der Magen länglich, der Dünndarm 50 Fuss lang, der Blinddarm ungeheuer gross und zellig, die Nieren Faustgross, jede Lunge zweilappig und zwischen beiden ein Nebenlappen. Im Gebiss scheinen die Eckzähne beiden Geschlechtern oft zu fehlen, die Back- und Schneide- ' zähne weichen nicht von denen des Pferdes ab. Der Dschiggetai lebt in Heerden zu 20 Stück unter Anführung eines alten Hengstes. Er ist ungemein wachsam und flieht schnell, wenn er | ‚ Gefahr wittert, daher seine Jagd schwierig. Er liebt offene und trockene Gegenden mit nahrhaften Kräutern und kann das Wasser lange entbehren. Nützlich wird er nur durch sein schmackhaftes Fleisch und sein gutes ' Fell. Gezähmt wird er nicht, obwohl er nach angestellten Versuchen zum Reiten und Fahren tauglich ist und dabei nur sein launenhaftes und stör- Tiges Wesen unangenehm ist. Das Vaterland ist auf das östliche Mittelasien beschränkt, hauptsäch- 'D lich in der Monsolei, nördlich bis zur argunischen Steppe, westlich bis in die Nähe der Kirgisen, südlich bis China und Tibet. E. asınus L.*) Der wilde und zahme Esel bilden nur eine Art und sind beide schon seit den ältesten Zeiten bekannt. Erstrer hat einen hö- ‚ hern und grössern Kopf als der Dschiggetai, und zwar einen stark ge- ' krümmten Ramskopf, eine zwischen den Augen platte, über denselben — 4) Linne, syst. nat. XII. 100; Buffon, hist. nat. IV. 377. tb. 11—13; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 147. Tf. 312. 313; Pallas, neue nord. Beitr. II. 2. Tf.2; Natur- gesch. merkw. Thiere XI. 6; Dapper, Afrika 22; Molina, Naturgesch. von Chili 289; Azara, hist. nat. Paraguay Il. 340; Burkhardt, Reise in Syrien II. 1049; Lepsius, Briefe aus Aegypten 154; Gleanings from the Menagerie etc. Il. tb.53; Eversmann, Bullet, nat. Moscou 1840. Il. 54. 384 Ungulata. Solidungula. flachrund erhabene Stirn, sehr dicke, dicht mit steifen borstigen Haaren bekleidete Lippen, einen gelbbraunen Augenstern, keine Warzenerhöhung am Nasenknorpel. Die aufgerichtete Mähne beginnt zwischen den Ohren und läuft bis auf die Schultern, ihr Haar ist weich und wollig, 3 bis 4 Zoll lang. Die Schwanzquaste bildet ein straffes steifes Haar von Spannen- länge. Die Hufe sind beinah vollkommen rund, von starken dicken Run- zeln geringelt und an der Sohle tief concav. Das Winterhaar, seidenartig und weich, ähnelt sehr der Kameelwolle, das Sommerhaar ist ganz glatt, ebenfalls seidenglänzend und sanft, schlicht anliegend in der Richtung von vorn nach hinten, jedoch mit mehrern Nähten und Wirbeln. Das Colorit ist am grössten Theil des Leibes und an der Schnauze schön weiss mit Silberglanz, die Oberseite des Kopfes, die Seiten des Halses und Rumpfes blass isabellfarben. Von der schwarzbraunen Mähne läuft bis auf die Schwanzrübe ein fast kaffeebrauner Rückenstreif, der sich auf dem Kreuz ausbreitet und gegen den Schwanz hin zuspitzt, und im glatten Sommer- kleid mit dickem wogig gekräuseltem Haar ausgefüllt ist. Bei der Stute ist er ein einfacher schmaler Längsstrich, beim Hengst kreuzt ihn ein auf den Schultern liegender schmaler Querstrich, der bisweilen doppelt ıst. Ein weisses Längsband grenzt den Rückenstreif von der Seitenfarbe des Rumpfes ab. Die Ohrenspitze ist schwarz. Die Länge des Thieres von den Ohren | bis zum After beträgt 4° 10” 6°, die Schulterhöhe 4° 2 8“, die Kreuz- höhe 4° 6“ 6. Von den Eigenthümlichkeiten der innern Organisatıon ist F nur zu erwähnen, dass nach Pallas die Zahl der Schwanzwirbel sich auf | 16 beschränkt. Die Esel leben in Heerden unter Anführung eines alten } Hengstes wie die Pferde, von denen sie sich aber fern halten. Sie lieben " Salzlecken, Salzpflanzen, saflige Kräuter, saufen wenig. Ihr Lauf ist unge- mein schnell und sicher auf steinigen, rauhen und schmalen Pfaden. Das %: scharfe Gesicht und Gehör lässt sie Gefahren schon in weiter Ferne er- kennen, so dass sie in freien Steppen gar nicht gejagt werden können. Fi Das Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein. Die eingefangenen Füllen wer- den gezähmt und dienen as vortreffliche Reitesel. Die eigentliche Heimath u ist Persien und die Steppen der grossen Tartarei, von da aus wanderte | der Wildesel in die nächst gelegenen Länder und nach Afrika, in . Bio \ rika lebt er verwildert von eingeführten zahmen. Der zahme Esel 5) findet trotz seiner Brauchbarkeit als Hausthier gerade | die entgegengesetzte Pflege des Pferdes. Mit der schlechtesten, dürftigsten | Kost genährt wird er früh zu schwerer erdrückender Arbeit angehalten und dabei lieblos und hart behandelt. Sein Naturell, seine Fähigkeiten, | seine körperlichen Vorzüge sind dadurch bedeutend herabgedrückt worden. | Mit dem Pferde verglichen hat er einen grösseren und schwerern Kopf, viel längere und schlaffe Ohren, wulstigere herabhängende Lippen, einen dickern Hals mit kurzer Mähne, einen niedrigen Widerrist, schmalen Rücken, | hohe Hüften, viel schmälere Brust, mehr genäherte Beine, kleinere Hufe, | dickes Fell mit längerm Haar. Seine Farbe ist grau, nach unten und an der Schnauze weiss, der Untertheil der Füsse meist schwarz gebändert, : auf dem Rücken bis zur Schwanzquaste ein schwarzer Streif mit dem | 5) Bechstein, Naturgesch. Deutschl. I. 282; Cetti, Naturgesch. von Sardinien 42; | Kolb, Vorgeb. d. gut. Hoffnung 146; Jonnini, Voy. de l’Egypte Il. 353; Brugnone, | Zucht der Pferde, Esel und Maullhiere 186; v. Tschudi, Faun. peruan, 252. Equidae. Equus. | 385 queren Schulterstreif. Doch gibt es auch fahle, fuchsrothe, braune, schwarze, weisse und gefleckte Varietäten. Bei besserer Pflege ist der Körperbau zierlicher und höher, bei schlechter niedrig und plump. Die innere Orga- nisation stimmt mit dem Pferde und Dschiggetai überein. Die Stimme bei diesen beiden ein Wiehern, ist bei dem Esel ein widriges Schreien, Ianen genannt. Schlaf bedarf er noch weniger als das Pferd. Seine dürftige Nahrung besteht in Disteln, Schilf und Kleie, die der wilde Esel verschmäht. Zur Tränke verlangt er reines Wasser, Im Frühjahr tritt er in die Brunst und verliert während derselben seine Ruhe und sein Pflegma. Die Stute wirft nach 11 Monaten und einigen Tagen ein, seltner zwei Füllen, die munter, lustig und muthwillig wie die Wildesel sind. Sobald aber die schwere Arbeit unter magrer Kost und harter Behandlung beginnt, werden sie träge, stumpf, pflegmatisch und furchtsam, das empfindliche Gehör wird durch das beständige Gerausch im Hausstande abgestumpft, störriges Wesen folgt der vielen Schläge. Wie in Kraft und Stärke so steht der Esel dem Pferde auch in Gelehrigkeit und Fähigkeit weit nach. Dennoch ist er als Lastträger, in vielen Gegenden auch als Reitthier ein sehr nütz- liches Hausthier, seine Milch ist für schwächliche und kränkliche Menschen ein Heilmittel, sein Fell wird als Pergament und Leder verarbeitet, seine Haare zu Polstern, aber sein Fleisch ist, dem des Wildesels entgegen, ver- _ achtet. Trotz des Mangels einer besondern Pflege und Zucht ist er in zahlreiche Racen auseinander gegangen. Die arabische Race zeichnet sich auch hier vor allen übrigen aus, jedoch nur die zum Reiten dienende. ° Ihr zunächst kömmt die ägyptische. Beide haben einen zierlichen leich- ten Körperbau, schlanke Formen, Anstand in ihren Bewegungen, stolze Hal- ' tung und willigen Character, dabei viel Ausdauer und Kraft. In Europa gelten die griechischen, süditalienischen und spanischen für die besten, © diesseits der Alpen verlieren sie ihre Vorzüge und damit die Achtung und ı sind sogar zum Sinnbild der Dummheit und Faulheit geworden. Die afri- 9 kanischen sind im Allgemeinen besser, die südamerikanischen schon sehr ‚, ausgeartet, schwach, stumpf und klein, nur in wenigen Gegenden noch , kräftig, auch die nordamerikanischen sind ziemlich herunter gekommen. Pferd und Esel begatten sich im Hausstande, nicht im wilden Zustande, ‚ und erzeugen Maulesel und Maulthiere, jene der Pferdehengest und die Esels- ‚ stute, diese der Eselhengst und die Pferdestute. Das Maulthier erreicht ı9 ziemlich die Grösse seiner Mutter, gleicht derselben auch in der Kopfform, , den langen Ohren, dem an der Wurzel kahlen Schwanze, den trocknen Schenkeln und schmalen Hufen, Hals und Leib dagegen ähneln mehr dem # Pferde. Stimme und Farbe erhält es gleichfalls von der Eselin. Der Maul- ‚ esel hat einen dünnern und längern Kopf, kürzere Ohren, gröbere Schen- kel, einen ganz behaarten Schweif und wiehert. Das Maulthier ist weiter verbreitet, grösser, schöner, muntrer als der Maulesel, überhaupt ein sehr brauchbares Thier, geschätzter als der Esel selbst, ja in einzelnen Ländern Amerika’s drängt er sogar die Pferdezucht zurück. Von der fruchtbaren Belegung der Stuten dieser Bastarde, besonders durch Pferdehengste, sind mehre Beispiele bekannt. E. zebra L.°) Das Zebra unterscheidet sich sogleich durch sein ; Linne, syst. nat. XI. 101; Dappers Afrika 551; Kolbe, Vorzeb. d. gut. Hoffnung 146; Buffon, hist. nat. XII. 1. tb. 1. 2; Sparrmanns Reise 126. 210; Le Vaillants Säugcthiere, 25 386 Ungulata. Solidungula. auffallendes Colorit von vorigen Arten. Auf einer weissen, mit einem leich- ten Anfluge von Hellgelb gemischten Grundfarbe verlaufen dunkle Quer- bänder. Am Kopfe herrscht die Grundfarbe, das Schnauzenende ist schwarz- braun; über den Nasenrücken laufen schmale braunrothe Längsstreifen, die sich in einem fahlen Fleck über den Nasenlöchern verlieren. Um die Augen ziehen dunkle Linien herum und setzen sich gegen die Mitte des Oberkopfes fort, an den Seiten des Kopfes erweitern sie sich zu breiten Binden, theils einfachen, theils gabligen. Die Ohren sind innen weiss, aussen in der untern Hälfte schwarz und weiss gebändert, in der obern schwarz mit weisser Spitze. Am Halse und den Seiten des Rumpfes 'wer- den die schwarzbraunen Bänder breiter als ihre Zwischenräume. Am Halse laufen sie von der Mähne nach unten, häufig von beiden Seiten her ver- bunden, nur wenige kurze Streifen sind in der obern Hälfte eingeschoben, Die queren Rumpfbänder verschwinden gegen die weisse Bauchseite hin, hinten spalten sie sich meist und nehmen kürzere zwischen sich. Vom Widerrist läuft über den Rücken bis auf den Schwanz ein schwarzer Strich, und ein ähnlicher von der Brust in die Mittellinie des Unterleibes. An den Beinen liegen die Bänder horizontal. Die Schwanzquaste, die Hufe und die nur an den Vorderfüssen befindlichen Daumenwarzen sind schwarz. In der Gestalt ähnelt das Zebra dem Wildesel. Es hat die wulstige Schnauze, langen Ohren, den dickern Hals und Kuhschwanz, die kurze Mähne und die engen schmalen Hufe. Rücken und Kreuz ist mehr gerundet, pferde- | ähnlich. An der Kehle erweitert sich die Haut etwas und bildet eine kleine | Wamme. Die Totallänge des Körpers beträgt ziemlich 7 Fuss, Jie Höhe 4 Fuss. Die Zahl der Kreuzwirbel gibt Cuvier auf 6, die der Schwanz- ) wirbel auf 19 an. Das Zebra bewohnt die gebirgigen und sandigen Gegenden des süd- lichen Afrika vom 10. Grade nördlich bis ansKap. Es hält sich in Heer- den beisammen wie die Pferde und Esel. Seine Zähmbarkeit ist versucht | und gelungen, aber zum häuslichen Dienst scheint es sich nicht zu eignen, daher es auch nirgends gepflegt wird. 1 E. quagga Gmel.?) Das Quagga unterscheidet sich vom Zebra durch ! etwas geringere Grösse, durch einen minder gestreckten und zierlicheren Kopf mit kürzeren Ohren. Sein Körperbau gleicht im Allgemeinen mehr #: dem Pferde als dem Esel. Die Daumenwarzen fehlen an den Hinterfüssen. ) Der Schweif ist von mittler Länge, von der Wurzel an lang behaart, die Mäahne kurz und aufgerichtet, die Hufe schmal. Die Grundfarbe des Kopfes und Halses ist ein dunkles ins Schwarze ziehendes Braun auf dem Rücken, | den Seiten, Kreuz und Schenkeln ein helleres Braun, auf der Mitte der Schenkel noch lichter, in röthlichgrau geneigt. Unterleib, Füsse und Schwanz- haare sind schön weiss. Ueber Hals und Kopf laufen graulichweisse, ins Röthliche ziehende Streifen, auf der Stirn, den Schläfen und Nasenrücken | Reise I. 99. II. 324; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 198. Tf. 326; Gleanings from the Menagerie etc. II. tb. 56; Hippotigris zebra, H. antiguorum Ham. Smith, the na- tur. libr. XI; E. montanus Burchell, Trav. in $. Afr.; Smuts, mammal. cap. 64. | 7) Gmelin, Lin. syst. nat. 213; Sparrmanns Reise 127. 210. ff.; Cuvier, Menag. If d. Mus.; Lichtenstein, Reise I. 580. II. 267. ff.; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 30; A.’ Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 209. Tf. 317; Gleanings from the Menagerie etc. | tb. a Hippotigris isabellinus Ham. Smith, the natur. libr. XII; Smuts, mammal. ] cap. aa Equidae. Equus. 387 in der Längsrichtung, schmal und gedrängt, auf den Wangen quer, zwischen Augen und Mund dreieckig; der Umfang des Mundes ganz braun. Am Halse finden sich 10 Bänder, auf der Schulter 4, die sich verkürzen, am übrigen Körper treten keine weiter hervor, wohl aber ein schwärzlich brauner Streifen auf'der Mitte des Rückens von röthlich grauen Linien eingefasst. Die Unterschiede zwischen Hengst, Stute und Füllen sind un- bedeutend. Die Körperlänge beträgt sechs, die Schulterhöhe etwas unter vier Fuss. In anatomischer Hinsicht bietet das Quagga keine beachtens- werthen Eigenthümlichkeiten. Das Quagga bewohnt gleichfalls das südliche Afrika in Heerden zu 50 bis 100 Stück getrennt von den Zebraheerden. Es lässt sich leichter zäh- men als das Zebra, wird aber so wenig als dieses im Hausstande benutzt. E. Burchelli Fisch. ®) Das Tigerpferd ähnelt in der Gestalt vielmehr dem Quagga als dem Zebra. Kopf, Ohren, Mähne, Hals stimmen mit erste- rem überein, der nur am Ende gequastete Schwanz mit dem Zebra. Die hornigen Daumenwarzen finden sich nur an den Vorderfüssen. Der Hui ist weniger schmal und fein als bei dem Zebra. Die Grundfarbe der Stute ist an allen obern Theilen isabellfarben, unten überall weiss. Das Schnau- zenende ist schwarz. In der Gegend der Nasenlöcher entspringen 14 schwarze Streifen, von denen 7 auswärts gewendet sich mit ebensovielen von der Hohe des Kopfes rechtwinklig herabkommenden auf dem Nasen- rücken vereinigen, die andern schief längs der Wangen hinziehen und sich mit denen von der Unterseite des Unterkiefers heraufkommenden verbinden. Einer umringt das Auge. Das Ohr ist aussen weiss, am Ende schwarz. , Auf dem Halse verlaufen zehn breite schwarze Binden, zwischen die sich ' schmale braune einschieben. Beide setzen quer durch die gerade steife , Mähne durch. Die letzte Halsbinde spaltet sich unten sperrig zur Aufnahme ‚ drei bis vier anderer. Die 2 bis 3 ersten Rückenbinden sind etwas buch- tig, fast senkrecht herabsteigend, die letzten 4 bis 5 entspringen auf der Kruppe, verlaufen schief, um an den Seiten des Bauches zu enden, zwischen ‚ ihnen liegen schmale, minder dunkele. Längs der ganzen Mittellinie des Bauches, von der Brust bis zum After läuft eine schwarze Linie. Der Ä Schwanz ist weiss. Der dunkle Streifen in der Mittellinie des Rückens ‚ ist mit weissen Linien eingefasst. Der Hengst hat auf den Schenkeln zwei ‚9 Binden mehr und keine braunen Streifen dazwischen. Die Beine sind in ‚ beiden Geschlechtern einfarbig weiss bis auf eine bräunlich schwarze Linie. ‘0 Die Länge von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel beträgt 4 Fuss 8 Zoll, die Schulterhöhe 3 Fuss 4 Zoll. Ueber die Lebensweise ist nichts Näheres | bekannt. Bewohnt die Ebenen der Südspitze Afrika’s. E. namadicus Cautl. Falc.°) Der Schädel dieser fossilen Art ist im | hirntragenden Theile gestreckter als der des Hauspferdes, die Augenhöhlen ‚ stark deprimirt, der Gaumenausschnitt zwischen den letzten beiden Back- ‚ zähnen gelegen, der hintere Winkel des Unterkiefers stark hervortretend. 8) Fischer, Synops. mammal. 432; Smuts, mammal. cap. 65; E. zebra Burchell, trav. in S. Afr. I. 139; Asinus Burchelli Gray, Zool. journ. 1. 247. tb. 9; E. montanus Fr. Cuvier, mammif. livr. 55; E. festivus A. Wagner, Schreb. Säugeth. V.b 216. TE. 317.b; Suppl. IV. 227. Weshalb Wagner den ällern Namen E. Burchelli durch einen neuen ersetzt hat, ist nicht einzusehen. 9) Cautley a. Falconer, Fauna antiq. sival. tb. 81. fig. I—7. Een fig. 7.8. ff. | 2 388 Unguiculata. Das Zahnsystem stimmt mit dem des Hauspferdes überein. Die Ueberreste lagern in den tertiären Schichten der Sivalikhügel. E. sivalensis Cautl. Fale.!) Der Schädel ist im hirntragenden Theil verkürzt, die Stirnleisten convergiren sehr stark, die Augenhöhlen sind höher als lang, die Backzähne nach dem Typus derer des gemeinen Pfer- des, aber mit unregelmässiger feiner Fältelung der Schmelzfalten, die auch an den untern Backzähnen hervortritt. Die Ueberreste mit denen der vo- rigen Art gemeinschaftlich. C. UNGUICULATA. Nagelsäugethiere. Die dritte und letzte Hauptgruppe in der Klasse der Säugethiere wird durch die Krallen oder Plattnägel der letzten Zehenglieder characterisirt. Die Zahl der Zehen schwankt zwar zwischen zwei bis fünf, doch ist das Vorkommen von zweien und dreien sehr selten. Die Gliedmassen dienen nicht ausschliesslich zum Gehen oder Schwimmen sondern zugleich zum Graben, Klettern, Fliegen, als Greif- und selbst als Tastorgane. Diesen ver- schiedenen Functionen gemäss sind sie äusserst beweglich und leicht gebaut, hinsichtlich ihrer Länge, Stärke und der Ausbildung der Hände und Füsse aber mannichfalliger als bei den Huf- und Flossensäugethieren. Der Rumpf ist im Allgemeinen gestreckt, der Hals kurz und beweglich, der Kopf klein, Ohren und Schwanz von auffallend veränderlicher Grösse. Ein doppeltes Haarkleid, Grannen- und Wollhaar, bedeckt den Körper. Das Grannenhaar gelit bisweilen in Borsten, Stacheln oder Schilder über. Das Colorit variirt ungemein. Die Körpergrösse ist eine mittlere oder geringe und sinkt bis auf die kleinsten Dimensionen herab. Ihrer Nahrung nach sind die Nagelsäugethiere theils Pflanzen-, theils Fleischfresser oder Omnivoren. Die Pflanzenfresser wählen entweder weiche saflige Kräuter und Blätter, oder mehlreiche Früchte und Wurzeln, selbst 1 harte Früchte und Holz. Die Fleischfresser lieben z. Th. nur Würmer und ' Weichthiere, Insecten, z. Th. nur kaltblütige oder warmblütige Wirbelthiere, ! unter leiztern wiederum wählend. Die Omnivoren.. nehmen eine sehr ge- mischte Nahrung. Hiernach zeigt das Zahnsystem und der Verdauungsappa- rat die grössten Verschiedenheiten. Schneide- und Eckzähne sind nur bei den vollkommneren Gruppen allgemein vorhanden, den unvollkommnern feh- len zumal die Eckzähne häufig. Die Backzähne variiren in Gestalt, Zahl und Structur so auffallend als die Nahrung selbst. Nur einer kleinen Familie ' fehlen sämmtliche Zähne. Im Verdauungsapparat erscheint die Magenbildung verglichen mit der der Huf- und Flossensäugelhiere im Allgemeinen einfacher, —. Die Verff. unterscheiden noch ein E. palaeonus mit sehr schmaler Unterkiefersym- physe, mit starken Eckzähnen und in tief gekrümmten Bogen gestellten Schneide- zähnen. Das gemeinschaftlich mit diesen Resten vorkommende Hippolherium an- | telopinum ist in den Zahnformen nicht von dem europäischen H. gracile unter- | schieden, m de Vu 4 ) U (ED En 1) Cautley a. Falconer, Fauna antiq. sival. tb. 81. fig. 1—4. tb. 82. fig. 16. ff. | — Edendata. | 389 der Darm und die zu ihm gehörigen Drüsen bieten eine ebensogrosse Man- nichfaltigkeit. Die Sinnesorgane sind ziemlich gleichmässig und gut entwickelt. Das Skelet ist leichter und zierlicher gebaut als in den vorigen beiden Grup- pen, seine einzelnen Abtheilungen in ebenmässigeren Verhältniss zu einander. Am Schädel gewinnt der hirntragende Theil mehr und mehr an Umfang, die Kiefer verkleinern sich mit zunehmender Stärke ihrer Muskeln, welche die Vergrösserung des Kronfortsatzes am Unterkiefer, das Herabrücken des Con- dylus und den grössern Abstand der Jochbögen vom Schädel bedingen. Die Occipitalfläche neigt sich mehr und mehr nach hinten. Die Halswirbel sind von mittler oder geringer Länge und mit nur selten verkümmerten Fortsätzen versehen. Die Zahl der Lendenwirbel nähert sich der der Rückenwirbel mehr als in vorigen Gruppen. Das Schulterblatt ist breit, das Becken gestreckt, die Gliedmassenknochen meist schlank. Die Geschlechtsorgane zeigen manche - beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Die Zitzen liegen theıls in geringer Anzahl an der Brust und dann ist ein nur wenig gelheilter oder ungetheilter Uterus vorhanden und das Weibchen wirft nur ein oder zwei Junge, theils aber in grösserer Anzahl am Bauche oder zugleich auch an der Brust, der Uterus ist tief gablig und das Weibchen wirft mehr als ein Junges. Die Jungen sind allermeist nackt, blind, unbeholfen und bedürfen der sorgsamen Pflege der Alten, die ihnen auch in vollstem Maasse zu Theil wird. Die Nagelsäugethiere, die eigentlich typischen Repräsentanten der Säuge- (hierklasse, theilen sich wie früher schon angegeben worden, nach der Ent- wicklung ihres Zahnsystemes und demnächst nach ihrer Handbildung und den Geschlechtsorganen in sechs Ordnungen, die wir in aulsteigender Reihe verfolgen. Sechste Ordnung. EDENTATA. Zahnlose. Die Edentaten zeichnen sich sowohl in ihrem Körperbau als in ihrer Lebensweise auffallend von allen übrigen Nagelsäugethieren aus. Ihren Namen Edentaten erhielten sie von der höchst unvollkommnen Entwicklung des Zahn- systemes. Unter ihnen finden sich nämlich die einzigen Säugelhiere, denen jede Spur von Zähnen fehlt, und diejenigen von ihnen, welche Zähne haben, entbehren doch der Schneide- und Eckzähne, ihr ganzes Zahnsystem besteht nur aus einfachen, gleichgestalteten Backzähnen. Schneidezähne, d..h. im Zwischenkiefer stehende Zähne, fehlen zwar nicht ganz allgemein, aber wo sie vorkommen stimmen sie in Gestalt und Structur mit den Backzähnen überein. Umgekehrt verhält es sich mit den äusserst selten vorkommenden Eckzähnen, die durch nichts weiter als überwiegende Länge von den Back- zähnen sich unterscheiden. Die Backzähne selbst sind durch Lücken von einander getrennt, von einfach cylindrischer oder prismalischer Gestalt, am Wurzelende geöffnet durch eine mehr weniger tief eindringende Höhle, am obern Ende mit ebener, dachförmig erhöhter oder stark comprimirter Kau- fläche. Ihre Structur ist höchst einfach, indem sie nur aus Zahnsubstanz und Cäment, obne Schmelz bestehen, ja bei einer Familie nur aus faseriger Knorpelsubstanz, welche auf dem Kieferknochen aufliegt. Ihre Anzahl variirt von 2 bis 26 in jeder Reihe. 390 Unguiculata. Edentata. a In umgekehrtem Verhältniss zu der auffallend geringen Entwicklung des Zahnsystemes steht die Grösse und Stärke der Krallen. Dieselben sind ent- weder von sehr ansehnlicher Länge, stark gekrümmt und comprimirt und dienen zum Klettern, oder sie sind kürzer, breit und stark zum Graben und Scharren eingerichtet. Diesen Functionen entsprechend sind die Zehen kurz und kräftig, die Beine überhaupt sehr kurz oder verlängert. Auch der Kopf und Schwanz spielen zwischen zwei Extremen. Der Kopf ist nämlich bei Einigen ganz verkürzt, fast so hoch als lang, bei Andern verlängert, bis auf- fallend lang, walzenförmig. Der Schwanz bei jenen stummelarlig, auf wenige Wirbel beschränkt, verlängert sich bei diesen ungemein bis zur höchsten Wirbelzahl in der ganzen Säugethierklasse, nämlich 46. Die äussere Körperbedeckung entfaltet hier in den verhältnissmässig wenigen Mitgliedern eine grössere Mannichfaltigkeit als unter allen übrigen Säugelhieren insgesammt. Von dem dichten weichen Pelze geht sie durch das trockne, rauhe, struppige Haarkleid in Stacheln, Schuppen und feste Schilder über, die in so vollendeter Ausbildung keinen andern Säugethieren zu Theil geworden sind. Diesen auifallenden Eigenthümlichkeiten des Haut- skeletes gehen nicht geringere am innern Skelet parallel. Mangel des Zwischen- kiefers, Durchbrechung des Jochbogens, grosser absteigender Fortsatz an demselben, vollkommene Schnabelbildung der Kiefer, geringe Beweglichkeit der Halswirbel, sehr ansehnliche Zahlen rippentragender Wirbel, Verwach- sung aller Kreuzwirbel mit dem Becken, Auftreten falscher Rippen am vor- dern Eingange des Brustkastens, auffallend plattenförmige Erweiterung der Rippen, doppeltes Schlüsselbein, ungeheure Entwicklung einzelner Leisten und Fortsätze an den Gliedmassenknochen, Verringerung der Zehenglieder, Anwe- senheit besondrer Nagelscheiden sind einige der Eigenthümlichkeiten, welche z. Th. den Edentaten ausschliesslich zukommen. Allgemein vorhanden ist das Schlüsselbein. Der ganze Skeletlbau zeigt kräftige plumpe Formen und deutet auf langsame, unbeholfene Bewegungen. Im Verdauungsapparat ist die auffallende Entwicklung der Speicheldrüsen, das Vorkommen eines vogelarti- gen Kropfes, die wiederkäuerähnliche Theilung des Magens, dessen Drüsen reichthum, die geringe Länge des Dickdarmes, die verschiedene Ausbildung des Blinddarmes, im Gefässsystem die grossen Wundernetze, die Zerspaltung einiger Hauptarterienstämme, in den Genitalien der einfache Uterus und die geringe Zahl der Zitzen beachtenswerth. Die Edentaten sind theils Pflanzen-, theils Insectenfresser und leben auf Bäumen, frei auf dem Erdboden, wühlen sich unterirdische Gänge oder suchen im Wasser ihre Nahrung auf. In ihren Körperdimensionen gehen sie von dem Colossalen und Riesigen bis auf sehr geringe Grösse hinab. Sie sind ausschliessliche Tropenbewohner und scheiden sich so scharf in Familien und Gattungen, dass eben eine allgemeine Characteristik der ganzen Ordnung nur sehr dürftig ausfallen muss. Wir wenden uns daher auch sogleich zu den einzelnen Familien. Erste Familie. Monotremata. Eine so höchst eigenthümlich organisirte Familie, dass sie von einigen Zoologen zum Typus einer selbständigen fünften Klasse der Wirbelthiere er- hoben worden ist. Ihre äussern Charactere liegen in der zu einem Schnabel umgestalteten Schnauze, deren Kiefer nur von Haut bedeckt sind und keine a u et De [| u u o= an Ze ee ee "ee BED — | vo» Zar Ten —_— | else: ana a nur ne -—- u - A - u — Monotremata. 391 fleischigen Lippen tragen, ferner in den fünfzehigen Füssen mit verlängerten Krallen, in den sehr kleinen Augen und fehlenden Ohrmuscheln, in einem hornigen durchbohrten Sporn an den Hinterfüssen der Männchen, in dem kurzen flachen Schwanze, in der gemeinschaftlichen Kloake für After, Geni- talien- und Harnmündung, in den beiden auf der Bauchmitte liegenden, war- zenlosen Milchdrüsen des Weibchens. Das Haarkleid ıst dicht und weich oder in Stacheln verwandelt. Die Zähne fehlen völlig oder bestehen in hor- nigen dem Kiefer aufliegenden Platten. Von den innern Organen zeichnet sich zunächst das Skelet durch mehr- fache Eigenthümlichkeiten aus. Am Schädel verschwinden viele Nähte sehr früh und der hirntragende Theil erscheint als eine ungetheilte, aussen abge- rundete Kapsel ohne besondere Leisten und Kämme. Der Jochbogen ist geschlossen, aber ein besonderes Jochbein fehlt; ebenso ist das Thränenloch bei der Abwesenheit des Thränenbeines vorhanden. Der knöcherne Gaumen ist weit nach hinten gerückt, die Paukenhöhle nur von einem knöchernen _ Ringe und von keiner Blase umgrenzt. Der Gesichtswinkel schwankt von 20 bis 36 Grad. Die sieben Halswirbel sind kurz und mit sehr entwickelten Fortsätzen versehen. Die Zahl der rippentragenden Wirbel beläuft sich auf 16 bis 17, denen 2 bis 3 rippenlose folgen. Die Dornfortsätze aller sind von ziemlich gleicher Höhe und bis zu dem letzten stark nach hinten geneigt. Das Kreuzbein besteht nur aus zwei bis drei Wirbeln. Die Zahl der Schwanz- wirbel schwankt zwischen 13 bis 21. DieRippen sind schmal, schlank, eylindrisch, mit einfachem Gelenk an den Wirbeln eingelenkt. Für die sechs wahren Rippen gehen vom Brustbein knöcherne Sternalrippen ab, welche der Rippen- knorpel mit den Rippen verbindet. Das schmale Schulterblatt hat einen hin- tern concaven Rand und die Gräte im vordern Rande, seine Humeralgelenk- fläche ist getheilt. Die Schlüsselbeine sind doppelt; der Oberarm kräftig, kurz und stark gekrümmt, im Unterarm beide Knochen stark, zumal die Elle. Am Becken ist das Hüftbein sehr schmal, Sitz- und Schambein dage- gen grösser, am Vorderrande des letztern gelenkt mit breiter Basis der lange sogenannte Beutelknochen. Der Oberschenkel ist sehr kurz und breit, beide ' Unterschenkelknochen vollständig entwickelt, die Fibula sogar mit langem ‚ olecranonartigem Fortsatze. Hand- und Fusswurzel sind kurz und kräfüig, ' die verlängerten Nagelglieder der fünf Zehen deprimirt. Im Verdauungsappa- rat machen sich die grossen Speicheldrüsen und der einfache Magen bemerk- lich. Der Blinddarm ist kurz und der Mastdarm mündet in die Hinterseite der Gloake. Die Leber ist vierlappig, die Gallenblase ziemlich gross, die Milz zweilappig. Die Nieren haben eine platte Oberfläche und die Harnleiter münden unterhalb des Blasenhalses in den Canalis urogenitalis. In den männ- ‚ lichen Genitalien fehlen die Vorsteherdrüse und die Samenbläschen, die Hoden liegen in der Bauchhöhle und die Ruthe mit ihrer gespaltenen Eichel in einer Scheide innerhalb der Kloake. Der Uterus des Weibchens ist zweikammerig, ‚ eine eigentliche Scheide fehlt, die Milchdrüsen liegen unter der Haut auf der ‚, Mitte des Bauches und ihre feinen Ausführungsgänge münden frei auf der ' äussern Bauchhaut. Die Jungen werden nackt und mit weichem Schnabel geboren, der sie zum Säugen befähigt. Die Schnabelthiere sind nur aus gegenwärtiger Schöpfung und zwar nur von Neuholland und Vandiemensland bekannt. Ihre auffallenden Eigenthüm- lichkeiten werden noch immer sehr verschieden gedeutet in Bezug auf die Systematik. Der harte trockne Schnabel, die Kloake, Mangel der Warzen 392 Unguiculata. Edentata. auf den Milchdrüsen, das doppelte Schlüsselbein, die knöchernen Sternal- rippen und einige minder erhebliche Charactere nähern sie entschieden der Klasse der Vögel und deshalb ist es mehrfach versucht worden sie als be- sondere Klasse zwischen Vögel und Säugelhiere zu stellen. Allein die ge- sammte Organisation der Monotremen stimmt doch so sehr mit dem Typus der Säugethiere überein, dass eine Trennung von denselben unnatürlich ist. Jene Charactere sind nur einzelne, nicht einmal den Schnabelthieren ausschliess- lich eigen, und entfernen wahrlich dieselben nicht so weit z. B. von den Affen, als die Wale von diesen geschieden sind. Andere Systematiker verei- nigen die Monotremen mit den Beutelthieren wegen des Beutelknochens, des Mangels der Placenta und des Hirnbalkens, allein ungleich wichtigere Eigen- thümlichkeiten, so die höchst unvollkommene Entwicklung des Zahnsystemes, der Mangel eines Beutels, andere Unterschiede in den Genitalien, Hirn und Skeletbau entfernen sie doch von dem scharf begrenzten Typus der Beutel- thiere. Ihre Lebensweise, ihr Naturell, ihr Zahn- und Fussbau schliesst sie viel enger an die Edentaten als an die Marsupialien und ihrer ganzen übrigen Organisation nach bekunden sie sich als die unvollkommensten aller Nagel- säugelhiere, deren Reihe daher auch mit ihnen eröffnet werden muss. Ornithorhynchus Blumb. Das Schnabelthier wird characterisirt durch den breiten, flachen, enten- artigen Schnabel, dessen nackte hornige Haut an der Basis lappenarlig er- weitert ist und sich hier über die behaarte Kopfhaut legt, durch die Schwimm- haut zwischen den Zehen, die nach hinten gestreckten Hinterfüsse, den kur- zen flachen Ruderschwanz, das weiche dichte Haarkleid und durch die hornigen Zahnplatten auf den Kiefern. Der Leib ist dick und walzig und wird von sehr kurzen niediigen Beinen getragen. Da die Gattung nur in einer einzigen Art repräsenlirt ist: so übertragen wir die specielle Beschrei- bung auf diese. O. paradoxus Blumb. !) Das Schnabelthier erreicht von dem vordern ) Schnabelrande bis zur Schwanzspitze noch nicht zwei Fuss Länge, meist nur anderthalb Fuss. Den Schnabel bekleidet eine dicke fein punctirte Haut, die an den Rändern frei vorspringt und am Oberkiefer eine glatte empfindliche Lippe bildet. Das vordere Schnabelende ist breit und gerun- det, der Oberschnabel etwas länger und breiter als der untere. Die gru- bigen Nasenlöcher liegen auf der Oberseite vor der Schnabelmitte. Die Seitenränder des Unterschnabels sind mit queren, nach hinten an Grösse zunehmenden Lamellen, ähnlich wie bei den Enten, besetzt. Die freie Haut- falte am Grunde des Schnabels läuft rings um diesen herum. Die Augen “ 1) Blumenbach, Voigts Magazin 1800. II. 305. Tf. 41; Home, Philos. Transact. 1800. 432. tb. 18; 1802. 67. tb. 2; Meckel, Ornithorh. parad. descr. anatomica Lips. 1826; Bennet, Transact. zool. soc. I. 229. tb. 25; Owen, Monotremata in Cyclop. of Anat. a. Physiol. 1841. III. 368, Philos. Transact. 1834. 555. tb. 15. ff.; Transact. zool. soc. I. 221. tb. 32—34; Pander u. d’Allon, Skelete d. zahnlos. Th. Tt. 1. 2; Giebel, Odontogr. Tf. 25. fig. 4. 8; Waterhouse, Mammal. 25; A. Wagener, Schreb. Sängeth. IV. 262. TI. 63.b — Der älteste Name von Shaw, nat. mise. X. ib. 385. (1799) Platypus anatinus, den Waterhouse wieder aufgenommen, lassen wir als un- genügend begründet, fallen. Die Arten 0. fuscus und 0. rufus Peron, voy. de De- couv. 1. tb. 34; 0. brevirostris Ogilby, proceed. zool. soc. 1831. I. 150; 0. crispus, 0. laevis Macaıllıvray, Mem. of the Wern. Soc. 1832. VI. 127 sind längst als unhalt- bar nachgewiesen worden. Monotremata. Ornithorhynchus, 393 sind verhältnissmässig klein, nach oben gerichtet und von brauner Farbe, Ohrmuscheln fehlen ganz, aber die kleine Gehöröffnung kann willkürlich geschlossen werden. Der Kopf ist rundlich und nicht sehr scharf von dem kurzen Halse abgesetzt. Die kurzen Füsse sind fünfzehig, die Zehen von der mittlern zur innern und äussern nur wenig an Länge abnehmend, die vorderen mit langen, breiten, deprimirten, ziemlich geraden Nägeln be- kleidet und mit einer über diese hinausreichenden Schwimmhaut versehen. Bei dem Gehen auf dem Lande wird die Schwimmhaut zurückgeschlagen und dann sind die Nagelglieder freier. An den hintern Zehen ist die Schwimmhaut kürzer, die Nägel gekrümmt, comprimirt und spitz, länger als die vordern und frei von der Schwimmhaut. Das Männchen hat an der Innenseite den schon erwähnten durchhohrten hornigen Sporn, der sich nach hinten richtet, aufwärts gekrümmt und beweglich ist. Der breite flache Ruderschwanz ist mit starren Borsten bekleidet, die an der Unter- seite glatt angedrückt, an den Rändern und der Oberseite verlängert sind und abstehen. Der Pelz ist dicht und kurzhaarig, die Hinterzehen noch bekleidend, die Vorderzehen aber nackt lassend. Das graue Wollhaar ist sehr fein und weich, das Grannenhaar in der untern Hälfte ebenso, in der obern stärker, verflacht und glänzend. Das Colorit der Unterseite ist rost- farben in veränderiichen Tönen, die Oberseite tief braun bis schwärzlich, ‚, in der Jugend lichter. Unter dem innern Augenwinkel maächt sich in der Regel ein heller Fleck bemerklich. Der Schnabel ist oben trüb graulich ‚ schwarz, unten gefleckt und bei jungen Thieren weiss. | Als Zähne fungiren zwei flache bohnenförmige Hornplatten im Unter- ‚ und Oberkiefer. Sie liegen weit nach hinten, oben am hintern Ende des ' Oberkiefers. Ihr Rand ist etwas erhöht, an der Innenseite des obern Zah- ' nes wellig gebogen, die breite Kaufläche ist etwas vertieft, grubig, am untern Zahne durch eine Querleiste in zwei Hälften getheil, am obern ähnlich getheilt aber ausserdem noch mit einer vordern und hintern minder grossen Querleistee An der untern Seite zeigen die Zähne warzenartige Erhöhungen, welche in Grübchen des Kiefers hineinragen. Ihrer Structur nach bestehen die Zahne aus sehr feinen graden und senkrechten Röhr- ; chen. Weit vor diesem Backzahne liegt auf jedem Kieferaste noch ein langer schmaler Hornstreifen mit mittler Längskante, den man als Schneide- zahn deuten könnte. Am Schädel sind zunächst die weit von einander getrennten Zwischen- kiefer beachtenswerth. Sie geben dem Schnabel das Ansehen einer geöff- neten Kneipzange. Auch die Unterkieferäste treten am vordersten Ende wieder auseinander. Uebrigens bilden die Zwischenkiefer allein den vor- ; dern Theil des Schnabels. Die Nasenbeine sind schmal und lang, parallel- seitig, die Stirnbeine zwei kurze, breit dreiseitige Platten, die Scheitelbeine in eine längere- als breite Platte verschmolzen. Der Jochbogen wird allein vom Jochfortsatze des Oberkiefers und des Schläfenbeines gebildet. Die Augenhöhle ist nicht von der Schläfengrube geschieden. Das Hinterhaupt ‚besteht aus vier Stücken, das grosse Foramen setzt sich nach oben in ‚einen schmalen Schlitz fort, die Schuppe steigt als schmale vierseitige Platte zum Scheitelbein auf und ist vom Felsenbein durch eine grosse Spalte: geschieden, die Paukenhöhle sehr wenig entwickelt, der lange Unter- augenhöhlenkanal in drei Kanäle gespalten, die Unterkieferäste sehr niedrig und stark, ihr Condylus halbkuglig. Der Atlas ist von sehr ansehnlicher | 394 Unguiculata. Edentata. Grösse, breit, mit sehr entwickelten untern und obern Querfortsätzen und ohne Dorn. Der noch grössere Epistropheus trägt kurze nach hinten ge- richtete Querfostsätze, aus einem obern und untern Aste (Rippe) gebildet und auf ihnen ruht ein durch Knorpel verbundenes grosses viereckiges Knochenstück als Bogen und Dornfortsatz. Die übrigen Halswirbel haben sehr entwickelte Dornen. Die 17 rippentragenden Wirbel, von denen der elfte der diaphragmatische ist und die vier ersten sehr entwickelten Dornen haben, zeichnen sich durch sehr breite, ziemlich gleich lange und stark nach hinten geneigte Dornen und den Mangel der Querfortsätze aus. Letz- tere fehlen auch den beiden rippenlosen Lendenwirbeln, deren Dornen senkrecht stehen. Das Kreuzbein besteht aus zwei breiten Wirbeln. Die Zahl der Schwanzwirbel bestimmte Cuvier auf 18, Meckel und Owen auf 21. A. Wagner gibt in seiner Tabelle die Zahl der Kreuzwirbel auf drei, die der Schwanzwirbel auf 20, letztere im Text auf 21 an. Kreuzwirbel sind bestimmt nur 2% vorhanden, dagegen hat unser männliches Skelet deutlich 22, das weibliche 20 Schwanzwirbel, der letzte kleinste scheint meist übersehen zu sein. Die vordern haben sehr breite Querfortsätze und die meisten stark entwickelte untere Dornen. Die Rippen sind lang und schlank, die erste flach, die übrigen cylindrisch. Bei dem Mangel der Querfortsätze gelenken sie nur mit dem Kopfe an den Wirbelkörpern, das Capitulum ist frei, ohne Gelenk. Die ersten 6 Paare sind wahre Rippen, die sich durch ein Knorpelstück mit den knöchernen Sternalrippen ver- binden. Die Knorpel der falschen Rippen erweitern sich nach unten zu breiten Platten. Das Brustbein besteht aus vier Wirbeln, von denen der vordere ein sehr breites Manubrium bildet, welches die beiden ersten Rip- penpaare nebst dem Hakenschlüsselbein aufnimmt und am vordern Rande zwei sehr grosse Episternalknochen trägt. Das Schulterblatt hat eine breit säbelförmige, fast sichelförmige Gestalt. Die Gräte tritt als vorderer Rand auf und dieser selbst zieht sich als schwache Leiste an der Innenseite herab. Das eigentliche Schlüsselbein ist ein langer, comprimirter, leicht ge- krümmter Knochen und legt sich vorn an den Episternalknochen. Das zweite kürzere Schlüsselbein gelenkt mit dem Schulterblatt und dem Manu- brium. Der Oberarm ist kurz, stark gewunden, an beiden Enden sehr er- weitert durch die auffallende Entwicklung der Knorren und Leisten, der untere innere Knorren perforirt. Radius und Ulna berühren sich ihrer ganzen Länge nach innig. Das Olecranon ist sehr breit und lang, das Carpalgelenk beider Knochen verdickt. Die Handwurzel zählt in beiden Reihen je vier Knochen. Die Finger sind sämmtlich vollgliedrig, die Nagel- phalangen von überwiegender Länge. Am Becken ist das Hüftbein lang- lich dreieckig, der absteigende Sitzbeinast nach hinten in einen langen geraden Höcker ausgezogen. Auf dem dünnen schmalen Schambein ruht der starke Beutelknochen. Der Oberschenkel ist kurz, breit, flach, seine beiden Rollhügel fast gleich gross, sehr breit und platt, nach unten in starke Leisten auslaufend. Die Kniescheibe gross und stark. Das Schien- bein ist stark gekrümmt, nur in der untern Hälfte mit der geraden Fibula verbunden. Diese über das obere Gelenk hinaus in einen breiten, langen, starken, olecranonähnlichen Fortsatz ausgezogen. Der Tarsus besteht aus Kahnbein, Astragalus, Calcaneus, drei Keil- und doppeltem Würfelbein. Der Hackenfortsatz des Calcaneus ist eine kurze starke Anschwellung. Die Rolle des Sprungbeines gelenkt mit Tibia und Fibula und ist etwas schräg Monotremata. Ornithorhynchus. 395 Die fünf Zehen sind normal gebildet, etwas schlanker als die Finger, nur der Daumen sehr verkürzt und die Nagelphalangen schmal, gekrümmt. Die Metatarsen und Phalangen des Daumens und der kleinen Zehe der Hinter- füsse merklich dicker als die der drei mittlern Zehen. Auch das Muskelsystem zeigt einige beachtenswerthe Eigenthümlich- keiten. Der lange Rückenmuskel z. B. ist ganz vom Heilig- und Lenden- beinmuskel getrennt, aber völlig mit dem Dorn- und Halbdornmuskel ver- einigt. Der sehr lange und breite Splenius umgibt fast den ganzen Nacken und setzt sich oben blos an den Zitzenfortsatz. Der hintere gerade Kopf- muskel nimmt seinen Ursprung vom zweiten bis vierten Halswirbel und der vordere vom ganzen Vorderrande des Atlas. Die Rippenhalter, der kleine Brust- und Schlüsselbeinmuskel verschmelzen mit einander, der äussere schiefe Bauchmuskel setzt sich an alle Rippen bis zur zweiten und der gerade Bauchmuskel ist der längste am ganzen Körper, zugleich schmal und dick, vom Beutelknochen entspringend und bis zum Knorpel der ersten Rippe laufend. Der Kappmuskel zerfällt in zwei, ebenso der Schulterblatt- heber und einige andere Gliedmassenmuskeln. Das Gehirn ist verhältnissmässig klein, beide Hemisphären glatt, ohne Windungen, Balken und Septum lucidum fehlen, gestreifte Körper und Sehhügel sind klein, die vordere Commissur sehr gross, die hintere Abthei- lung der Vierhügel viel kleiner als die vordere, die trennende Quervertie- fung schwach, die Längsgrube ebenfalls schwach an der Nates, ganz feh- Ä lend an den Testes; das kleine Hirn nicht bedeckt, seine Hemisphären viel ‚ weniger entwickelt als der Wurmtheil, die Brücke klein; das Rückenmark , den ganzen Markcanal ausfüllend bis in das Kreuzbein, die Cauda equina ' nur wenig entwickelt. Der Riechnerv sehr gross, der Sehnerv klein, das ' verlängerte Mark breit und deprimirt, das fünfte Paar von sehr ansehn- ' licher Grösse. Die Augen schützt eine vom obern Rande der Augenhöhle abgehende Knorpelplatte, die Nickhaut ist sehr entwickelt, beide Augenlider vorhanden, die Sklerotica knorplig, die Cornea schlaff, die Retina sehr dick, die Linse sehr klein, eine Linie dick, vorn flach, hinten sehr convex, die Pupille kreisrund. Die halbeirkelförmigen Kanäle des Labyrinthes verhält- ‚ nissmässig klein, die Schnecke breit und niedrig. Die Lippen des Schnabelthieres sind breit und quer, werden in ihrer ganzen Ausdehnung durch einen starken, auf den Kiefern ruhenden Knor- pel gestützt und erhalten sehr grosse und zahlreiche Nerven und starke , Gefässe. Nur die Unterlippe trägt etwa 20 dicht gedrängte Querstreifen. ‚ Die Mundhaut ist vorn hart, fest und glatt, hinten weich, quergestreift und zottig, nach hinten öffnet sich in dieselbe jederseits eine zwei Zoll lange ‚ und sechs Linien weite Backentasche, die innen mit einer derben Haut aus- ‚ gefüttert, aussen von dem ansehnlichen Backen- und dem starken Haut- muskel bekleidet wird. Der weiche Gaumen ist in drei gefranzte Zipfel ‚gespalten. Die Unterkiefermuskeln sind kräftig. Die längliche grosse ‚Kieferspeicheldrüse ist ungelappt, die grössere Ohrspeicheldrüse dagegen ‚deutlich gelappt. Die sehr kurze Zunge bekleiden vorn grosse harte hor- ‚nige nach hinten gerichtete Stacheln, hinten lange weiche Zolten. Am Vorderrande des hintern breitern Theiles stehen zwei nach vorn gerichtete Spitze Zähne, zwischen denen bisweilen ein dritter kleinerer steht. Sie sind hornig und im Innern weich. Das Zungenbein und dessen Muskeln sind ansehnlich und kräftige. Der sehr einfache Magen ist länglich rund, nicht 396 Unguiculata. Edentata. gross, ohne Blindsack, beide Oeffnungen einander sehr genähert, die Pfört- nerklappe kaum bemerklich. Die Darmlänge gleicht der fünffachen Körper - länge, Dünn- und Dickdarm sind ziemlich gleich weit, durch keine Klappe geschieden, aber mit kleinem engen einfachen Blinddarm. Der Dünndarm ist mit zahlreichen Längsfalten ausgekleidet, welche gegen den, Dickdarm an Grösse und Zahl abnehmen und verschwinden. Auf der Grenze beider Darmabtheilungen öffnen sich reihenweis geordnete Drüsen. An der Mün- dung des Mastdarms in die Kloake liegt jederseits eine längliche Afterdrüse, die mit zwölf Oeffnungen in den Darm mündet. Leber und Milz sind an- sehnlich, letztere in zwei lange Lappen ausgezogen; der Gallengang vor seiner. Mündung in das Duodenum stark erweitert. Die Bauchspeicheldrüse dünn und viellappig. Im länglich runden Herzen ist die rechte venöse Klappe grösstentheils fleischig. im rechten Vorhof vier Klappen vorhanden. Die Blutkügelchen sind kreisrund. Von den Lungen ist die rechte die grössere, dreilappig, der mittlere Lappen allein von der Grösse der linken ungelappten. Die sehr weite Luftröhre besteht aus 15 sehr harten und hohen Knorpelringen. Ihre beiden Aeste sind halb so lang als der Stamm und aus ähnlichen Ringen gebildet, die bei dem Eintritt in die Lungen und überall in den- selben verknöchern. Am Kehlkopf sind der Schildknorpel, Kehldeckel und Stimmritze von ausserordentlicher Grösse. Die Eigenthümlichkeiten der Harn- und Geschlechtsorgane sind bereits erwähnt. Die Eichel des männ- lichen Penis ist mit vielen kleinen harten Stacheln besetzt und spaltet sich in zwei Lappen, deren jeder mit 3 bis. 4 grössern weichern Stacheln endigt. Jede Milchdrüse des Weibchens besteht aus gegen 200 walzigen blind endenden Läppchen, die gegen einen kleinen Hof in der Bauchhaut zusammenlaufen und in zarten Gängen enden. Zum Geschlechtsleben ge- hört noch die eigenthümliche Drüse für den Sporn des Männchens. Die- selbe liegt auf der Hinterseite des Schenkels, ist dreieckig oder bohnenförmig, von feinzelliger Structur, mit langem Ausführungsgang, der am Hintertheil des Fersenbeines sich blasig erweitert und von hier aus mit feinem Gange durch die Höhle des Spornes läuft und vor dessen Spitze in einem kleinen Schlitz mündet. Das Secret ist nicht giftig und scheint nur als Reizmittel für das Weibchen zu dienen. Auch des Spornes bedient sich das Männ- chen nicht zur Vertheidigung. Die Jungen werden nackt und blind geboren und haben einen weichen biegssamen kurzen Schnabel, dessen Ränder dick und fleischig sind, zugleich reicht die breite Zunge bis an den vordern Kieferrand. Hierin ist die Möglichkeit des Säugens gegeben, wie denn auch die Milch in den Milch- drüsen des Weibchens und die geronnene Milch im Magen der Jungen wirklich nachgewiesen ist, ‘so dass über diesen Cardinalcharacter der Säugelhiernatur nicht der geringste Zweifel mehr obwaltet. Die Eier sind im Uterus vorgefunden und entwickelt sich in diesem der Embryo. Die Schnabelthiere leben an Teichen und ruhigen Stellen an Flüssen, wo sie zwischen Wasserpflanzen an der Oberfläche herumschwimmen. Das leiseste Geräusch verscheucht sie auf lange Zeit. Sie tauchen fort- während unter und bleiben höchstens zwei Minuten auf der Oberfläche. An steilen Ufern bauen sie ihre bis 20 Fuss langen Höhlen mit einem Ein- gange über und einem unter dem Wasser. Im Innern erweitern sie die- selbe zur Anlegung eines Nestes aus trocknem Gras und Kräutern für die Monotremata. Echidna. 397 Jungen. Die Brunstzeit scheint in den September und Anfang Octobers zu fallen und die Tragzeit dauert wahrscheinlich sechs Wochen. Das Weibchen wirft meist zwei, überhaupt ein bis vier Junge. Es sind unter einander muntere und lebhafte Thiere, die gern spielen. Sie schlafen aus- gestreckt oder zusammengekugelt bald bei Tage bald zur Nachtzeit. Ihre Nahrung besteht in Insecten und kleinen Wasserthieren. Das Vaterland beschränkt sich auf Vandiemensland und Neusüdwallis. Echidna Cuv. Der Ameisenigel weicht in seiner äussern Erscheinung weit auffallender von dem Schnabelthier ab als nach seiner innern Organisation. Der Schnabel erscheint hier in walzenförmiger abgerundeter Gestalt, nur an dem vorderen Ende von dem kleinen Maule gespalten, während der breite Entenschnabel des Ornithorhynchus bis an den Grund klafft. Aus diesem kleinen Maule kann die sehr lange wurmförmige Zunge beliebig hervorgestossen werden. Zähne fehlen gänzlich, ebenso die Backentaschen. Die langen starken Nägel sind frei und die Zehen ohne Spur von Schwimmhaut; der Schwanz stum- melartig und der Körper statt des dritten weichen Haarkleides mit Borsten und Stacheln bekleidet. Der kleine gerundete Kopf geht nach vorn schnell in den langen dün- nen walzigen Schnabel über, der sich von der Basis bis zur Schnauzenspitze nur sehr wenig verdünnt und ganz von nackter Haut überkleidet ist. Das Maul ist nur ein kleiner Spalt, der nicht über die ganz nach vorn gerückten schmalen Nasenlöcher zurückreicht. Aufgeworfene nackte Hautlappen am Grunde des Schnabels fehlen. Die sehr kleinen Augen haben eine Nickhaut ‚ und die Ohröffnung bildet einen senkrechten Sförmigen Schlitz, welcher durch einen Borstenbesatz geschlossen werden kann. Der Gehörgang selbst ist auffallend lang und von knorpligen durch ein schmales Längsknorpelband verbundenen Halbringen unterstützt. Die Zunge ist sehr lang, dünn und be- weglich. Der Hals ist äusserlich nicht abgesetzt, vielmehr geht der Kopf scheinbar sogleich in den dicken plumpen Rumpf über. Die Gliedmassen sind stark, die Nägel der fünf Zehen sehr lang, an den Vorderfüssen fast = gerade, breit, oben flach gewölbt, unten platt, nicht zugespitzt, sondern breit ‚ gerundet, der mittlere der längste und von diesem die folgenden nach innen und aussen sich verkürzend; die Nägel der Hinterfüsse schmäler, gekrümmt, krallenartig, der des Daumens auffallend kurz, dick, zugerundet, der Daumen selbst ungemein verkürzt, der Nagel der zweiten Zehe dagegen von unge- ‚ heurer Länge, eine ausgebildete Kralle, die der drei folgenden Zehen verkür- zen sich allmählig. In der natürlichen Stellung erscheint der Hinterfuss ge- dreht, so dass die langen Krallen auf der Seite ruhen. Der Sporn des ‚ Männchens ist nach hinten und aufwärts gerichtet. Die Körperhaut ist unge- ‚ meın derb, das Stachelkleid beginnt hinter dem Kopfe, die Stacheln aufgerichtet mit Neigung nach hinten, jederseits des Schwanzstummels in zwei Strahlen- büschel geordnet. In der innern Structur der Stacheln erscheinen Rinden- und Marksubstanz vollkommen geschieden, die erstere ist von geringer Dicke, hornartig und höchst feinzellig, die letztere der Quere nach abgetheilt. Kopf, Unterseite und Beine sind behaart. Der Schädel hat die Gestalt einer gestreckten halben Birne und unter- ‚ scheidet sich von dem des Schnabelthieres auffallend nur in der Bildung des Schnauzentheiles. Die Zwischenkiefer sind nämlich am vordersten Rande “Br - 398 Unguiculata. Edentata. vereinigt und umgrenzen hier die Nasenhöhle allein, indem sie die Nasenbeine zurückdrängen. An der Unterseite greifen sie mit einem langen dünnen Fortsatz in den Oberkiefer ein. Der knöcherne Gaumen reicht bis hinter die Paukenknochen, die Gaumenbeine verschmelzen völlig mit dem Oberkiefer., Der Unterkiefer besteht aus zwei schwachen dünnen griffelartigen Aesten mit kleinem Höcker als Andeutung des Kronfortsatzes und schwachem Gelenk- fortsatz. Die Halswirbel erweitern sich nach unten und die beiden Wurzeln ihrer Querfortsätze sind durch eine grosse Gefässlücke getrennt. Ihre Dornen sind höher und breiter als bei Ornithorhynchus. Die 16 rippentragenden Wirbel haben falsche Querfortsätze, ihre Dornen sind breiter, höher und mehr aufgerichtet als bei dem Schnabelthiere und nehmen .an Grösse noch über die drei rippenlosen Wirbel bis zum Kreuzbein zu. Der zehnte Wirbel scheint der diaphragmatische zu sein. Das Kreuzbein besteht aus drei Wir- beln.. Von den 13 Schwanzwirbeln hat nur der erste sehr entwickelte Querfortsätze, an den folgenden werden dieselben mit den Dornen allmählig kleiner und erscheinen an den sechs letzten völlig verkümmert. Die Rippen sind sehr stark, die Knorpel und Sternalrippen wie bei Ornithorhynchus, doch die letzten beiden Sternalrippen schon plattenförmig erweitert; das Schulterblatt breiter, dicker und weniger gekrümmt, das hintere Schlüssel- bein und das Manubrium beträchtlich breiter, die Episternalknochen dagegen schmäler, der Oberarm breiter, die Elle mehr comprimirt, Mittelhandknochen und Fersenphalangen auffallend kürzer und stärker bis auf die sehr langen, breiten, flachen Nagelglieder. Die Beckenpfanne ist perforirt, die Schambein- fuge kurz, die Beutelknochen verlängert. Der Oberschenkel breit, mit sehr ungleichen Rollhügeln, die Tibia gerade, der Tarsus nur mit einem Würfel- bein, der Sporn des Männchens auf einem Sesambeine des Astragalus ruhend, die Zehen den vordern entsprechend, nur etwas schlanker. Das Gehirn hat deutliche Windungen, die grossen Hemisphären bedecken die Vierhügel, aber nicht das von Querfalten durchzogene kleine Hirn. Die Brücke ist wenig entwickelt. Die Basis des Hirnes zeichnet sich durch breite tiefe Aushöhlungen für die übermässig grossen Geruchsnerven aus. Die Nates sind ungemein gross, das verlängerte Mark breit und flach, das Rückenmark sehr kurz und dick, spitz endend schon vor der Mitte des Rückens; der Pferdeschweif von sehr ansehnlicher Länge. Das kleine Maul des Ameisenigels ist von keinen Lippen umrandet. Am hintern Gaumentheil stehen acht Querreihen dünner, horniger, mit den Spitzen nach hinten gerichteter Papillen. Die acht Zoll lange Zunge ist fast ganz frei, rundlich, vorn zugespitzt, hinten mit ungefähr 20 stumpfen hornigen Papillen, die denen des Gaumens entsprechen. Zurückgezogen wird die Zunge durch einen sehr langen, dünnen, vom Brustbein kommenden Muskel, ver- längert und vorgestossen durch einen diesen einschliessenden Ringmuskel. Von Speicheldrüsen sind die Unterkiefer und Zungendrüse vorhanden, jene von sehr beträchtlicher Grösse, deutlich gelappt, bis an das Schlüsselbein reichend. Der Magen ist länglich, quer, mit kleinem Blindsack und weit von einander getrennten Mündungen, innen mit 12 bis 15 Längsreihen harter dreieckiger Falten. Der Darm hat die siebenfache Körperlänge, der kurze Dickdarm ansehnlich erweitert, der Blinddarm eng und kurz, der Dünndarm innen mit feinen Zotten, die Drüsen in schwärzliche Haufen geordnet. Die Leber ist fünf- oder vierlappig, das dicke Pankreas nach hinten beträchtlich erweitert, getrennt vom Gallengang mündend, die Milz zweilappig. 4 Vermilinguia. 399 Das Gefässsystem zeigt im Bau des Herzens einige, eben nicht erheb- liche Eigenthümlichkeiten, auffallendere in der Vertheilung der Arterien. Die Luftröhre ist ziemlich eng, aus 22 Knorpelringen gebildet. Die Lungen sollen nicht von denen des Schnabelthieres abweichen, ebenso die Nieren mit den Uretren. Die Eichel am Penis des Männchens ist in vier warzenförmige Fort- sätze getheilt, deren jeder von einem Aste des Samenkanales durchbohrt wird. Im Uebrigen stimmen die Genitalien mit ÖOrnithorhynchus überein. Die Sporendrüse des Männchens liegt tiefer, in der Kniekehlengegend, ist glatt und von Erbsengrösse. Die Ameisenigel sind stumpfsinnige dumme Thiere, die Monate lang hungern können. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Ameisen und Ter- miten, die sie mit der langen wurmförmigen und klebrigen Zunge fangen. Mit ihren starken Klauen können sie schnell und geschickt graben. In Gefahr kugeln sie sich oder graben sich in den Sand. Uebrigens sind ihre Bewe- gungen langsam und schwerfällig. Man unterscheidet zwei Arten: E. hystric Cuv. 2) Der stachlige Ameisenigel wird etwa 17 Zoll lang und ist vom Nacken an über Rücken und Seiten mit starken Stacheln von schmutzig gelblichweisser Farbe mit schwarzen Spitzen bekleidet. Unter den Stacheln stehen sehr kurze Haare. Kopf, Unterseite und Gliedmassen tragen ein steifes borstiges Haar von schwarzbrauner Farbe. Die Art lebt in den gebirgigen Gegenden des südöstlichen Neuhollands. | E. setosa Cuv. ?) Der borstige Ameisenigel trägt starke rundliche glatte, in der Mitte mehr oder minder angeschwollene Stacheln und zwischen denselben weiche wollige Haare von russig kastanienbrauner Farbe mit ' fuchsigem Schimmer, welche an Länge die Stacheln zum Theil noch über- treffen. Kopf, Unterseite und Beine sind dicht mit mässiglangen Haaren be- ‚ kleidet, zwischen denen am Kopf und den Seiten straffe Borsten vertheilt ' sind, beide von lichterer Färbung als die Haare des Rückens, Das Vaterland ist Neusüdwallis und Vandiemensland. Zweite Familie. Vermilinguia. | Die Familie der Wurmzüngler oder Arneisenfresser schliesst sich hin- ‚ sichtlich der wurmförmigen vorstreckbaren Zunge, der völlig zahnlosen Kiefer ‚ und der kleinen Mundöflnung an Echidna an, unterscheidet sich von. dersel- ' ben aber durch den Mangel der Schnabelbildung, die Behaarung und Be- 2) Cuvier, regne anim. I. 235; Oss. foss. VII. 275. tb. 214; Leach, zool. mis- ‚ cell. Il. 96. tb. 90; Waterhouse, Marsup. 303. tb. 33; Owen, Monotremata in Todd’s , Cyclopaed. 1841; Ann. mag. nat. hist. 1846. XVII. 126; Meckel, Beitr. z. vergl. Anat. 164; Pander u. d’Alton, Skelete der Zahnlosen Tf. 3; Mayer, Wiegmanns Arch. ‚1849. XV. 83; Hyrtl, Sıtzgsber. Wien. Akad. 1852. VIII. 36 (Gefässsystem); Myrme- ‚ cophaga wculeata Shaw, Natur. miscell. 1792. Ill. tb. 109; Ornithorhynchus hystrix ‚ Home, philos. Transact. 1802. 348. tb. 10; Tachyglossus aculeatus Schreb. Säugeth. ‚ 1. Tf. 63.b; Tachyglossus hystrie A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 242; Echidna acu- | Be Naterhouse, Nat. hist. Mamm. I. 41; Echidna longiaculeata Tiedemann , Zoolog. | 3) Cuvier, regn. anim. I. 235; Owen, Monötremata in Todd’s Cyclop. II. 367; Waterhouse, Nat. hist. Mamm. I. 47. tb. 2. fig. 7—9; Eydoux et Laurent, voy. de la Favorite 159; Home, philos. Transact. 1802. 364. tb. 13; E. breviaculeata Tiede- , mann, Zoolog. 1. 592; Tachyglossus setosus A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 244. Tf. \-63.c. — Von den beiden Gattungsnamen wurde Echidna von Cuvier, tabl. element. ‚ 143 schon 1797, Tachyglossus erst 1811 von Illiger, Prodr. mammal. 14 eingeführt, , Erstrer ist daher allein gültig. - 400 Unguiculata. Edentata. schuppung, die vorn und hinten stark gekrümmten Grabkrallen und den ungemein langen Schwanz. Die Schnauze ist behaart, Ohrmuscheln sind vorhanden, aber keine gemeinschaftliche Kloake für After, Genitalien- und Harnmündung. Der Körper ist gestreckt. Hinsichtlich der anatomischen Verhältnisse zeigt sich neben auffallenden Eigenthümlichkeiten immer noch eine unverkennbare Annäherung an die Mo- notremen. Der Schädel ist gestreckt, im hirntragenden Theile abgerundet, im nicht abgesetzten Antlitztheil verlängert und nach vorn mehr weniger ver- dünnt und zugespitzt. Der Gesichtswinkel ist daher sehr klein. Auch ver- schwinden wie in voriger Familie die Nähte z. Th. sehr frühzeilig. Der Zwischenkiefer ist sehr klein und unbedeutend, der Oberkiefer sehr gross, mit leistenarlig vorspringendem Rande, die Nasenbeine schmal und lang, das Thränenbein fehlt bei einer Gattung, das Jochbein zwar allgemein vorhanden, aber nur rudimentär und der Jochbogen nicht geschlossen, die Stirnbeine von sehr beträchtlicher Grösse, die Scheitelbeine urspünglich in der Mitte mit deutlicher Naht, die CGondyli oceipitales stark und nicht sehr lang, das Hinterhauptsloch noch sehr umfangsreich und mit oberen Schlitz. Der Unter- kiefer besteht aus zwei langen schwachen Aesten, die vorn in der Symphyse das ganze Leben hindurch nur locker verbunden bleiben. Der Kronfortsatz fehlt. Die Halswirbel, länger als bei den Monotremen, Lragen sehr ansehn- liche Dornen und kräftige Querfortsätze. Die Dornen der Rücken- und Lendenwirbel sind sehr breite Platten von ziemlich gleicher Höhe und mit geringer Neigung nach hinten: Querfortsätze sind vorhanden. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen .14 bis 18, die der rippenlosen zwischen 2 bis 5. Das Kreuzbein besteht aus 3 bis 5 Wirbeln, deren hohe Dornen oft zu einem starken Kamm sich vereinigen. Die Zahl der Schwanz- wirbel steigt hier auf das Maximum in der ganzen Reihe der Säugelhiere, von 30 bis auf 46. Dieselben haben grösstentheils sehr entwickelte Fort- sätze und untere Bogenschenkel mit Dornen. Die Rippen sind von sehr an- sehnlicher Breite, plattenförmig, bisweilen mit den Rändern sich berührend. Knöcherne Sternalrippen fehlen, aber die Rippenknorpel selbst haben eine sehr grosse Neigung zur Verknöcherung. Das Brustbein ist schmal und nach hinten auffallend verlängert oder scheibenförmig erweitert. Das Schlüsselbein fehlt entweder gänzlich oder ist rudimentär oder ganz vollständig. Das Schulter- blatt ist von sehr beträchtlicher Breite mit langer starker ziemlich mittel- ständiger Gräte, mit der bisweilen eine zweite Gräte parallel läuft. Der Oberarm ist verhältnissmässig lang und stark mit sehr entwickelten Leisten und Trochanteren, aber nicht platt wie bei den Monotremen, doch unten mit derselben Perforation für den Mediannerven. Im Unterarm sind beide Knochen ihrer ganzen Länge nach von einander getrennt und sehr stark. Die Hand- wurzel zählt sieben Knochen. Fünf Mittelhandknochen tragen ebensoviele Zehen, beide von der Mitte nach innen und aussen beträchtlich an Grösse und Stärke abnehmend. Die Nagelphalangen sind nicht immer mit Krallen bewaffnet, dagegen die miltlern gefurcht oder gespalten, durch welche Spalte eine innere Scheidewand der Kralle hindurchseizt. Die Beckenknochen sind schmal, bisweilen auch die Sitzbeine noch mit dem Kreuzbein verbunden. ' Ein Beutelknochen fehlt hier und bei allen folgenden Edentaten. Der Ober- schenkel ist lang, gerade und stark, die Unterschenkelknochen getrennt, eben- falls gerade, die Fibula sehr schwach und kürzer als die Tibia, die Fusswurzel aus sieben Knochen gebildet, der Mittelfuss aus 5 Knochen gebildet, die fünf ’ ER EEE RER ER 1. 75% BE ae ca —] [-—! <> Fr _— u Se | ar Vermilinguia. Manis, 401 Zehen verhalten sich mit ihren Phalangen und Nägeln wie die Finger. An ' starken Knochen heftet sich eine sehr kräftige Muskulatur. Die lange Zunge besitzt nur zwei Papillae vallatae, das Zungenbein Lesteht blos aus dem Kör- ' per oder zugleich noch aus -kleinen vordern Hörnern. Die Speicheldrüsen sind von sehr bedeutender Grösse, der Gaumen glatt. An der engen Speise- | röhre befindet sich bisweilen ein Kropf. Der Magen ist einfach, an der lin- ken Seite mit einem Blindsack versehen, innen mit einer Drüsenhaut ausge- kleidet. Die Länge des Darmkanales schwankt von der 8- bis 3fachen . ' Körperlänge. Davon nimmt der Dickdarm nur einen sehr geringen Theil ein, der Blinddarm erscheint ganz verkümmert, die Leber ist gelappt, die Gallenblase vorhanden. Die Vermilinguier sind wahre Ameisenfresser, nur in einer afrikanischen | und einer südamerikanischen Gattung bekannt und die äussere Körperbedeckung auffallend von einander unterschieden. Manıs L. | Das Schuppenthier wird durch die grossen hornartigen Schuppen charac- ‚ terisirt, welche seinen ganzem Körper bis auf die Unterseite dachziegelartig ‚ bedecken. Der Körperbau ist gestreckt, der Schwanz sehr lang, die Vorder- und Hinterfüsse fünfzehig mit starken Grabkrallen. Die Schuppen fehlen nur an der Kehle, der Unterseite des Leibes und der Innenseite der Beine, an allen übrigen Körpertheilen treten sie auf. Auf dem Rücken sind sie am grössten, viel kleiner schon an den Beinen und am Ende des Schwanzes, am kleinsten auf der Stirn. Sie sind ungemein hart und am freien Rande scharf. Wenn sich das Thier kugelt, heben sich die Schuppen und die scharfen Ränder sichern es gegen die Angriffe anderer Thiere. Auch in gestrecktem Zustande kann es die Schuppen willkürlich ‚sträuben. Zwischen denselben und an den freien Theilen des Körpers stehen einzelne Haare. | Der Schädel der Schuppenthiere hat eine gestreckt kegelförmige Gestalt. ‚, Der Zwischenkiefer bildet das vorderste Ende des Schnauzentheiles und sen- det einen schmalen langen Fortsatz zwischen den Gaumentheil des Oberkie- ‚fers der rechten und linken Seite. Vom Öberkiefer nimmt nur der Joch- ‚fortsatz Theil an der Begrenzung der Augenhöhle. Das Jochbein fehlt meist völlig, das Thränenbein stets, ebenso der knöcherne Gehörgang. Die Zahl der rippentragenden Wirbel beträgt 14 bis 15, die der rippenlosen 5, der dreizehnte scheint der diaphragmalische zu sein: Die Dornfortsätze werden _ ‚vom sechsten an schon ansehnlich breit. Im Kreuzbein verbinden sich drei Wirbel. Die Zahl der Schwanzwirbel schwankt von 21 bis 46. Sie haben ‚bis auf die letzten untere Dornen und sehr entwickelte Fortsätze überhaupt. ‚Die Rippen sind sehr breit, ihre Knorpel verknöchern nach und nach voll- ‚ständig. Bisweilen findet eine Theilung der Rippenknorpel Statt. Der Schwert- fortsalz des Brustbeines theilt sich meist in zwei nach hinten verlängerte ‚Fortsätze, die zwischen Bauchmuskeln und Bauchfell liegen und zwischen sich selbst bisweilen noch besondere Knorpel aufnehmen. “An ihn befestigt sish ‚der grosse lange Zungenmuskel, der die Zunge zurückzieht. Das vordere # Brustbeinstück ist. schmal. Schlüsselbeine fehlen gänzlich. Das sehr breite, # unregelmässige Schulterblatt hat eine starke mittelständige Gräte. Die obern Trochanteren des Oberarmes sind niedrig, aber die Deltaleiste sehr stark. ‚Die Beckenknochen sehr stark, das Sitzbein mit den Querfortsälzen des drilten Säugethier». 402 Unguiculata. Edentata. Kreuzwirbels verbunden, die Schambeinfuge kurz, der Oberschenkel stark. Hand- und Fusswurzel sehr kräftig, die Nagelphalangen der drei mittlern Zehen mit gespaltner Spitze. Der sehr entwickelte Hautmuskel, mittelst dessen sich das 'Schuppenthier kugelt, erstreckt sich von der Schulter zum Becken, breitet sich über die Seiten und den Bauch aus, lässt aber den Rücken frei. Auf der Zunge liegen bisweilen zerstreute pilzförmige Warzen, dem bogenförmigen Zungenbein feh- len die Hörner. Die Lippenmuskeln sind stark und getrennt, der Schlaf- muskel auffallend klein, der Niederzieher des Unterkiefers gar nicht vorhanden. Die Ohr- und Kieferdrüse reichen bis zum Brustbein, beide von ziemlich gleicher Grösse. Die Mündung der engen Speiseröhre in den Magen ist bis- weilen mit einer halbmondförmigen Klappe versehen. An der rechten Magen- hälfte liegt ein Haufen linsenförmiger Drüsenkörper zwischen Muskelhaut und Zellgewebhaut. Die Länge des Darmkanales beträgt das Sechs- bis Achtfache der Körperlänge. Der sehr kurze Dickdarm ist vom Dünndarm nicht abge- grenzt. Letzterer ist mit sehr langen Zotten ausgekleidet. Die Leber ist vierlappig, der Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse weit hinter dem Gallen- gange mündend, das Pankreas selbst aus zwei schmalen langen Aesten be- stehend, die Milz sehr gross. Am Ende des Mastdarmes liegt jederseits ein Drüsenbeutel, der in den After mündet. Die Luftröhre besteht aus 19 bis 30 Knorpelringen. Die rechte Lunge ist fünflappig, die linke zweilappig. Die Hoden liegen ausserhalb der Bauchhöhle in der Leistengegend, ohne Skrotum, der Bauchfellkanal bleibt offen, doch nicht so weit, dass der Hoden zurücktreten kann. Die Eichel ist fast cylindrisch, stumpf, der Ruthenzell- ° körper mit fibröser Scheidewand. Zwei Milchdrüsen liegen an der Brust in der Achselgegend. Die Schuppenthiere gehen meist zur Nachtzeit ihrer Nahrung nach, die - vorzüglich in Ameisen und Termiten besteht. Mit ihren starken Grabkrallen wissen sie die Baue dieser Insekten zu zerstören und die Thiere selbst mit ° der auffallend langen und klebrigen Zunge zu fangen. Ihre Bewegungen sind langsam, ihr Character harmlos. Gegen Feinde können sie sich nur mit ihrem harten Schuppenkleide und dem Kuglungsvermögen schützen. Ihres essbaren Fleisches wegen werden sie verfolgt. Die zahlreichen auf das tropische Afrika und Südasien beschränkten Arten ordnen sich nach Sundevall in folgende Gruppen, 1) Der Schwanz ist viel länger als der Körper, verschmälert, die Vorderbeine borstig behaart und nur aussen an der Basis beschuppt, die Nägel stark comprimirt, der innere am kleinsten und zurückgeschoben, die Schuppen länglich und von fast parallelen Streifen durchzogen. M. macrura Erxl. *) Das langschwänzige Schuppenthier misst von der Schnauzenspitze bis zur Basis des Schwanzes 15 Zoll und der Schwanz fast doppelt so viel. Die Schuppen sind schwärzlich und gelblich gesäumt, am Körper länglich, am freien Theile nicht quer, dabei ziemlich ganz und 4) Erxleben, Mammal. 101; Buffon, hist. X. 180. tb. 35; M. tetradactyla Linne, syst. nat. I. 53; Schreber, Säugeth. 1. 212. Tf. 70; M. longicaudata Shaw, gen. zool. l.a 180. tb. 55; Sundevall, Stockh. vet. acad. Handl. 1842. 251; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 215; Pholidotus longicaudatus Brisson, regne anim. 31; M. africana Des- marest, Mamm. 376 hat nur 34 Schuppen in der Mittelreihe des Schwanzes, der die anderthalbfache Körperlänge besitzt; M. ceonyx Zehe mit gespaltenen Krallen wird von Sundevall für ein seiner Krallen beraubtes Exemplar gehalten. Vermilinguia. Manis. 403 ziemlich tief gestreift, mit einzackiger Spitze; am Schwanze breiter, am freien Theile etwas quer, die obern schwächer, die untern stärker gestreift. Die Schuppen der Körperseiten und der Hinterbeine sind lan- zettförmig und gekielt, zwei besonders grosse liegen hinter den Schultern. Die Mittelreihe zählt auf dem Kopfe 9, auf dem Rumpfe 14, auf dem Schwanze 42 bis 44 Schuppen. Die Stirn ist bis zur Mitte zwischen den Augen und der Nase beschuppt. Die Vorderbeine dicht mit schwarzen Borsten besetzt, nur aussen an der Basis beschuppt. Der Bauch ebenso behaart, doch auch ziemlich kahl. Die Schnauze verdünnt. Die Nägel zu- geschärft, an den Vorderfüssen der mittlere sehr gross, der vierte etwas länger als der zweite, der fünfte kürzer und dererste fast von den Haaren bedeckt, an den Hinterfüssen der zweite bis fünfte minder ungleich. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals- und 13 rippentragenden, 5 rip- ‚ penlosen, 3 Kreuz- und 46 Schwanzwirbeln. Letztere Zahl ist die höchste, welche überhaupt bei den Säugethieren vorkömmt. Das Brustbein spaltet sich hinten in zwei Aeste und von diesen gehen zwei knorplige dünne ' Streifen aus, die in der Unterleibswand bis zum Schambein reichen. Be- ' sondere Eigenthümlichkeiten der Weichtheile sind nicht bekannt. Ä Bewohnt die Sierra Leona, Guinea und am Senegal. M. trieuspis Sundev. ?) Diese Art ist etwas kleiner als vorige, einen Fuss lang mit anderthalb Fuss langem Schwanze. Die Schuppen sind düuner, graulich oder graugelblich, in der Mitte des Körpers in (19 bis) ‚ 21 Reihen, bei der langschwänzigen Art nur in elf Reihen; an der Spitze ‚ sind sie etwas eingeschnitten, wodurch sie, jedoch nicht alle, dreizackig | enden. Die Mittelreihe zählt auf dem Rumpfe 18 bis 20, auf dem Schwanze ‚38 Schuppen. Im Uebrigen bietet die Art keine Unterschiede von der ‚ vorigen. | In nur wenigen Exemplaren aus Guinea bekannt. 2) Schwanz von Körperlänge oder kürzer, die Vorderbeine aussen ganz beschuppt, der innere Nagel dem äussern fast gleich, nicht zurückgeschoben. a) Die Rückenschuppen in 17, bisweilen in 15 oder 19 Reihen, an den Seiten und den Hinlerfüssen gekielt, der Schwanz sehr schmal. M. javanica Desm. 6%) Das javanische Schuppenthier unterscheidet ‚ sich von vorigen Arten ausser durch die Gruppencharactere durch die —_—— 9) Sundevall, Stockh. vet, acad. handl. 1842. 252; A. Wagner, Schreb. Säugeth. ‚ IV. 217; Buffon, hist. nat. X. 193. tb. 96. fig. 4; M. multiscutata Gray, Ann. mag. nat. ‚ hist. 1844. Xlll. 70; Fraser, Zool. typica tb. mit 23 Schuppenreihen ist nicht spe- ‚ eitisch verschieden. Ebenso dürfte M. tridentata Focillon, Rev. zool. 1850. 465. ‚tb. 11. trotz des die Körperlänge nur um ein Fünftheil übertreffenden Schwanzes ‚ und des Dreizacks an allen Schuppen vorläufig noch mit dieser Art vereinigt blei- ben. Dieselbe ist von .der Küslfe von Mozambique, wird aber von Peters nicht ‚ erwähnt neben M. longicaudata. Rapp bildet sie in seinen Edentalen Tf. 2 ab und ‚ führt einige anatomische Eigenthünlichkeiten an, unter Andern eine klappenarlige ‚ Hervorragung am hintern Rande des langen knorpligen Gehörganges, den Mangel | der Klappe an der Cardia und des Drüsenbaulens in der hintern Magengegend. | 6) Desmarest, Mammal. 377 ; kapp, Edentaten 16. Tf.2. fie. a; Sundevall, Stockh. vet. acad. Handl. 1842. 254; 275; A. Wagner, Schreb. Säugelh. IV. 218. Tf. 69a. — , Vielleicht ist M. aspera Sundevall, l. c. 253 nur eine Varietät dieser Art. Das einzig bekannte Exemplar hat läneliche ganz gestreifte Schuppen, von denen die gekielten , sehr scharfe Kiele, keine abgerundeten, haben. Die mittlere Schuppenreihe zählt auf dem Kopfe 12, auf dem Rumpfe 23, auf dem Schwanze 32 rn Die hin- 404 | _ Umguiculata. Edentata. gestreckte, dünne und zugespitzte Schnauze und durch die anders gestal- teten Schuppen. Dieselben beginrien klein auf dem Kopfe, werden nach hinten immer grösser, bis sie auf dem Kreuze Zollbreite und mehr errei- chen. Von hier an nehmen sie auf dem Schwanze und nach den Glied- massen hinab wieder an Grösse ab. Sie sind am Grunde breit und runden sich hinten in einer stumpfen Spitze ab. Ihre Oberfläche ist längsgefurcht, die hintre Spitze glatt. Auf den 3 bis 4 untern Reihen an jeder Seite des Leibes sind sie verschmälert und in der Mitte längsgekielt, auch in der hintern Schwanzhälfte und auf der Aussenseite der hintern Gliedmassen tragen sie einen Längskiel. Auf dem Rücken sind sie in 17 Längsreihen geordnet, namlich in 8 jederseits und eine in der Mitte. An die unterste Reihe legen sich bisweilen noch einzelne Schuppen zur Bildung einer neun- ten Reihe an. Die Gesammitzahl .der Schuppen in der Mittelreihe steigt von 37 bis auf 60, von der höchsten Zahl kommen 11 auf den Kopf, 22 auf den Rumpf und 27 auf den Schwanz. Der Schwanz trägt nur 5 Längsreihen, am Ende nur 4. Unterseite des Kopfes, Halses, der Unter- leib, die Innenseite der Gliedmassen und die Sohlen sind nackt, nur mit einzelnen weisslichen kurzen Haaren bekleidet, auch zwischen den Schuppen treten einzelne Borsten hervor. Die Farbe der Schuppen ist ein dunkles | Braun. Von den sichelförmigen Krallen ist die mittlere die stärkste, die beiden seitlichen etwas schwächer und die beiden äussern sehr verkürzt. Der Schwanz ist vom Rumpfe deutlich abgesetzt und etwas kürzer als der Körper, denn dieser erreicht 2 Fuss Länge, der Schwanz nur 1l/, Fuss. Am Schädel führt ein grosses eiförmiges Loch zwischen Stirn- und Gaumenbein von der Augenhöhle in die Nasenhöhle. Der Unterkiefer trägt vorn an seinem obern Rande einen kleinen spitzigen zahnförmigen Fort- satz. Die Zahl der rippentragenden Wirbel beträgt 15, der rippenlosen fünf, der Schwanzwirbel 29. Von den 15 Rippen sind sieben falsche. Der siebente bis elfte Rippenknorpel ist getheiltl. Der hintere Knorpel am Brustbein ist gross und scheibenförmig. Das javanische Schuppenthier bewohnt Java, Sumatra, Borneo, CGelebes und die malayische Halbinsel. Es liebt waldige, gebirgige Gegenden, klet- tert auf Bäume, versteckt sich in deren Spalten und unter den Wurzeln, gräbt in lockern Boden und durchwühlt die Baue der Ameisen und Ter- miten, nährt sich aber auch von Würmern und Käfern. Sein Fleisch wird gegessen. M. Dalmanni Sundev. ?) Der Körper ist kurz, dick und niederge- drückt. Die Breite des Rückens misst %, der Länge und die Höhe gleicht der halben Breite. Der verschmälerte Schwanz hat die Länge des Körpers ohne den Kopf und die Totallänge des Thieres beträgt 24, Fuss. Die Schuppen sind breiter als bei den vorigen Arten, am freien Theil etwas quer, dreieckig abgerundet, gestreift, an der Spitze ziemlich weit glatt, tern seitlichen Krallen sind grösser als die vordern. Von Borneo. — M. Guy Focil- lon, Rev. zool. 1850. tb. 10 aus Afrika ist hellbraun, hat 26 Schuppenreihen und ganz geslreilte Schuppen mit stumpfer Spitze. 7) Sundevall, Stockh. vet. acad. Handl. 1842. 256. tb. 4. fie. 10; Dalman, Act. Stockh. 1749. 265. tb. 6; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 221; M. aurita Hodgson, Journ. Asiat. soc. Beng. V. 234 von Nepal ist etwas gestreckler, hat 23 Schuppen in der Mıttelreihe des Rückens und einem Schwanz, der um ein Drittheil kürzer als der Körper ist, Vermilinguia. Manis. 405 braun, auf dem Rumpfe mit einer gebogenen blassen Binde geziert, die Schwanzschuppen ohne Kiel, die Randschuppen des Schwanzes oben lan- zettförmig, die Seitenschuppen des Körpers und der Hinterfüsse schmäler, fast lanzettförmig, deutlich gekielt, die vordern der Schenkel und die über den Zehen oben ganz glatt. In der Mittelreihe liegen auf dem Kopfe 10, auf dem Rumpfe 20, auf dem Schwanze 18 bis 20 Schuppen. Der Kopf ist kegelformig, die Schnauze ziemlich spitz, fast bis zu den Nasenlöchern beschuppt. Die Ohrmuschel hat fast die Form des menschlichen Ohres und ist auch ausserhalb der Haut frei. Der Leib ist unten mit vielen angedrück- ten Borsten bekleidet und zwischen den Schuppen treten längere Borsten hervor. Die Krallen der Vorderfüsse sind sehr gross, sehr wenig gekrümmt, bei alten Thieren fast gerade, dreiseitig, die mittlere an den Vorderfüssen die grösste, stumpf, die vierte kleiner, die zweite noch kleiner, die innere - die kleinste; die der Hinterfüsse ganz gerade, die mittlern mehr als um das Doppelte kürzer als vorn. Bewohnt China, besonders die Gegend um Kanton. b) Schuppen in 11 bis 13 Reihen, am Körper und auf dem Schwanze sehr breit und quer, nirgends gekielt, der Schwanz am Grunde so dick als der Leib. | M. brachyura Erxl.®) Das kurzschwänzige Schuppenthier übertrifft ‚ alle vorigen Arten an Grösse und erreicht vier Fuss Länge, von denen nahezu die Hälfte der Schwanz einnimmt. Dieser ist am Grunde nur sehr ' wenig schmäler als der Leib. Die Schuppen des Leibes und des Schwan- zes sind von gleicher Breite, am freien Theile doppelt so breit als lang, gerundet, dreieckig und an der Spitze bis über die Hälfte glatt, in elf Längsreihen geordnet, zu denen bisweilen noch 2 oder 3 kleinere seitliche kommen. Die Mittelreihe zählt auf dem Kopfe 11, auf dem Rücken und Schwanze je 16 Schuppen. Die Schuppen sind nicht gekielt, ausser eini- ' gen vordern in den beiden untern Seitenreihen, über den Nägeln und an der Hitterseite der Hinterbeine, Der kleine kegelförmige Kopf hat eine ge- ‚ rade Gesichtslinie und ist fast bis zu den Nasenlöchern beschuppt. Das äussere Ohr ist nur unter und hinter der Oeffnung deutlich. Die vordern Krallen sind schwach gekrümmt, die mittlern an der Spitze breit, abge- stumpft, deprimirt, die übrigen an Grösse abnehmend; die hintern gekrümmt, abgerundet, die mittlern ansehnlich verlängert. Einzelne Borsten stehen zwischen den Schuppen. Das grosse eiförmige Loch an Stelle des Thränenkanales ist wie bei dem javanischen Schuppenthier gebildet. Die vom Oberkiefer zum Joch- fortsatz gehende Sehne verknöchert bisweilen und dann ist der Jochhogen ; geschlossen. Der Unterkiefer tragt vorn den kleinen zahnförmigen Fortsatz. Die Zahl der Wirbel wird auf 15 rippentragende, 5‘rippenlose, 4 Kreuz- und 26 Schwanzwirbel angegeben. DieLuftröhre besteht aus 30 Knorpel- ringen, die rechte Lunge ist fünflappig, die Milz von sehr ansehnlicher Grösse. 8) Erxleben, Mammal. 98; Cuvier, oss. foss. VIII. 189. tb. 209; Buffon, hist. nat. X. 180. tb. 34; M. pentadactyla Linne, syst. nat. XII. 51; M. macroura Desmarest, mammal. 376; M. laticaudata 1llızer, Denkschr. berl. Akad. 1815. 90; Sundevall, Stockh. vet. acad. handl. 1842. 253; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 222; Pennant, quadrup. II. 154; Shaw, een. Zool. I. 183; M. crassicaudata Geoffroy, catal. 213; Griffith. anim. kingd. 111, 307; Rapp, Edentaten 16; Cuvier, regn, anim. mammif, 406 Unguiculata. Edentata. Bewohnt Madras, Pondichery, Bengalen, Assam, die malayische Halb- insel, Ceylon. M. Temmincki Smuts 1). Der kurze dicke Kopf, der breite Rumpf und sehr breite Schwanz unterscheiden diese Art schon von der vorigen. Der Schwanz fast von der Körperlänge bewahrt seine grosse Breite bis gegen das Ende hin, wo er sich mässig verschmächtigt, abrundet und ab- stutzt. Die Schnauzenspitze ist schwarz, die Augen röthlichbraun, die Ohren rudimentär. Den Kopf bedecken ovale, deutlich dachziegelartige Schuppen, den Rücken sehr grosse, an der Wurzel fein längsgefurchte, an der Spitze glatte. Diese ordnen sich in 11 bis 13 Längsreihen, am Schwanze nur in 5 und hinten nur in 4, die Mittelreihe zählt auf dem Kopfe 9, dem Rücken 13, dem Schwanze 6 Schuppen, die 13 Randschuppen des Schwan- zes springen starkzackig vor. Auf der Unterseite des Schwanzes liegen zwei Reihen grosser Schuppen. Die Farbe der Schuppen ist blass gelb- a lichbraun, gegen die Spitze lichter, oft mit einem länglichen gelben Strich geziert. Die nackten Theile sind dunkelbräunlich gelb. Die Krallen an den Vorderfüssen sind stark gekrümmt und unten ausgehöhlt, die der Hin- )S terfüsse sehr kurz, platt, stark. An dem verkürzten Schädel gewinnen die Nasenbeine eine beträcht- lichere Breite, als bei allen übrigen Arten und sind relativ sehr kurz. In eben dem Masse erscheinen dıe Oberkiefer verkleinert. Die Zwischenkiefer 21 legen sich mit breitem Ende an die Nasenbeine an. Dem Unterkiefer fehlt 7 5 der zahnförmige Fortsatz. Die Halswirbel sind relativ sehr kurz, auch ihre Dornen verkürzt. Die Körper der zwölf rippentragenden Wirbel sind ver- "li schmälert, ebenso die der fünf rippenlosen, die sehr starke Querfortsätze tragen. Das Kreuzbein besteht aus drei sehr kräftigen Wirbeln, der Schwanz aus 24, von denen die drei letzten verwachsen sind. Die Gliedmassen- knochen sind sehr robust. Die lange Zunge wird am Grunde von einer Scheide umgeben, ist gegen das Ende hin abgeplattet, an der Spitze jeder- seits schräg von vorn und aussen nach hinten und innen eingeschnitten, so dass in der Mitte eine kleine runde Endplatte mit schmälerem Stiel ge- bildet wird. Die obere Fläche und die Seitenränder der Zunge sind von "\ feinen spitzigen Papillen bedeckt, die nach der Spitze hin deutlicher wer- den. Papillae vallatae fehlen. Das Zungenbein hat zweigliedrige obere Hörner und untere, letztere sowie das zweite Glied der obern knorplig. Die Luftröhre wird von 18 breiten Halbringen gebildet. Die rechte Lunge ist fünf-, die linke zweilappig. Das Herz ist gross, mit abgerundeter Spitze, welche von der überragenden linken Kanımer allein gebildet wird. Der Magen ist sehr dickwandig, darmförmig gebogen. Der Darm ganz einfach, ohne Blinddarm, erst im Mastdarm ansehnlich erweitert. Die Leber vier- lappig, mit grosser birnförmiger Gallenblase. Die Milz unregelmässig zungenförmig, das Pankreas langgestreckt, gelappt, die Nieren bohnenförmig, 9) Sinuts, mamm. cap. 54. tb. 3. fie. 5.6; Smith, Ilustr. S. Afr. mammal. tb. 7; Sundeval, Stockh. vet. acad. handl. 1842. 260.279. tb. 4. fig. 2—9; Pelers, Säugeth. Mossamb. 174. Tf. 32. fig. 8. — Hier mogen noch zwei ungenügend characlerisirte Arten von Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1849. XVI.b 1273 erwähnt werden: M. leptura, Schwanz von Körperlänge, unten anfangs mit Querreihen von 7, dann von 6 Schuppen bedeckt, die Randschuppen angedrückt. M. leucura hat ein weissliches Schwanzende vorn und hinten gleich entwickelte Krallen, deutliche Ohren, am Rumpfe 15 bis 17 Schuppenreihen, die untere gekielt, in Arracan und Sylhete, Vermilinguia. Myrmecophaga. 407 die Nebennieren unregelmässig dreieckig, abgerundet, die Harnblase sehr gross und diekwandig, die Hoden innerhalb der Bauchhöhle gelegen, platt, spindelförmig, die Samenblase gross, die Eichel cylindrisch, am verdickten Ende mit einfacher Querspalte, die Eierstöcke platt, oval, frei in einer Falte der Bauchhaut hängend, der Uterus in zwei Hörner getheilt, in welche die oben trichterförmig erweiterten Eileiter münden. Bewohnt Südafrika vom Kap bis Mossambique und Sennar. Nährt ‚ sich ausschliesslich von Ameisen, gräbt und klettert geschickt und kugelt | sich, wenn es angegriffen wird. Myrmecophaga L. | Die Ameisenbären unterscheiden sich von den Schuppenthieren durch ‚ ihr dichtes Haarkleid, den walzenförmigen Kopf mit grössern Ohren, den ‚ lang behaarten schlaffen oder kurz behaarten wickelnden Schwanz und die sehr grossen, eingeschlagenen, vorn an Zahl verringerten Krallen. Der Schädel verlängert sich im Antlitztheil beträchtlich, so dass die ‚ Schnauze und Nasenhöhle lang röhrenförmig wird. Der Zwischenkiefer ist ‚ sehr klein, verkümmert, vorn am Oberkiefer hängend und mit diesem. nur durch Knorpel verbunden. Die Verlängerung des Schnauzentheils wird vom Oberkiefer und den Nasenbeinen gebildet. Das Thränenbein ist vorhanden ‚ und der Thränenkanal mit doppelter Oeffnung versehen. Der Jochbogen ist geöffnet und das Jochbein beweglich mit dem Oberkiefer und Thrä- ' nenbein verbunden. Die Gaumenbeine verlängern sich auffallend nach hinten und wo sie enden stossen die Flügelfortsätze des Keilbeines in der Mittellinie zusammen, um die Gaumenöffnung noch weiter nach hinten ' zu schieben. Die verlängerten Stirnbeine greifen vorn in die Mittellinie der Nasenbeine ein, bei Manis umgekehrt. Ein rundes Loch unter dem obern ' Augenhöhlenrande führt in einen Kanal, der in der Schädelhöhle vor der ‚ Siebplatte des Siebbeines sich öffnet. Zwickelbeine kommen als individuelle ' Eigenthümlichkeiten vor. Der Kronfortsatz des Unterkiefers fehlt ganz oder ‚ ist nur schwach angedeutet, der Gondylus ist länglich. Die Halswirbel sind ' gestreckt, mit sehr entwickelten Querfortsätzen und breit dreiseitigen Dornen ' versehen. Die Rücken- und Lendenwirbel tragen sehr breite gleich hohe ‚ und etwas nach hinten geneigte Dornen, 15 bis 18 sind rippentragend, 2 ‚ bis 6 rippenlos. Kreuzwirbel sind 4 bis 6 vorhanden, bisweilen mit dem ‚ Sitzbein verbunden. Die Zahl der Schwanzwirbel schwankt zwischen 29 bis ‚40. Ihre Vförmigen Knochen setzen sich nach hinten nicht so weit fort als ' bei Manis. Die Rippen erreichen eine so überwiegende Breite, dass ihre “ Ränder sich decken und die Zwischenrippenräume verschwinden. Die Hand- ‚ habe des Brustbeines ist breit und schildförmig, der Schwertfortsatz ähnlich wie bei Manis. Das Schlüsselbein ist bald verkümmert, bald vollkommen ‚ entwickelt, fehlt bisweilen auch ganz. Das ungemein breite Schulterblatt trägt ‚in der hintern Hälfte noch eine zweite Gräte und bei einigen Arten findet sich vor der Haupigräte ein rundes Loch, indem der Rabenschnabelfortsatz ' mit dem Vorderrande sich verbindet. Der starke Oberarmknochen enthält nur eine Andeutung der Markhöhle. Beide Unterarmknochen sind sehr stark, ‚ ihrer ganzen Länge nach getrennt, auch die Handwurzel sehr kräftig, aus ‚ acht Knochen gebildet. Von den fünf Mittelhandknochen ist der mittlere, wie auch die Zehe desselben von sehr überwiegender Stärke. Die Zahl der ‚ Finger ist fünf, doch tragen nicht alle Krallen. Die Krallenphalangen sind 408 Unguiculata. Edentata. > an der Spitze tief gefurcht, an der Basis bisweilen mit starker knöcherner Scheide umgeben. Das Becken ist gestreckt. Die hintern Gliedmassen schlan- ker und schwächer als die vordern, der Oberschenkel platt, die Fusswurzel aus acht Knochen bestehend, das Fersenbein mit langem Fortsatz, fünf Mittel- fussknochen mit ebenso viel Zehen, deren Krallenphalangen viel kleiner als an den Fingern sind. Die Muskulatur, besonders der vordern Extremitäten, ist ungemein kräftig. Die sehr lange Zunge ist mit sehr spitzigen, hornartigen kleinen Stacheln bekleidet und wird von sehr langen Muskeln bewegt. Der Jochmuskel fehlt, der Schlafmuskel ist viel grösser als bei Manis, auch die Speicheldrüsen stär- ‘ker entwickelt, die Ohrspeicheldrüse bis über die zweite Rippe reichend, die ” Unterkieferdrüse vielfach gelappt und ebenfalls weit nach hinten ausgedehnt. Die Hardersche Drüse sehr ausehnlich, an der innern Fläche des dritten Augenlides mündend. Die Speiseröhre bisweilen mit kropfarliger Erweiterung. Der Magen eiförmig, innen glatt, weich, gegen den Pförtner hin längsgefallet. Die Länge des Darmkanales verhält sich zur Körperlänge wie 34), bis 7 zu 1. Der Blinddarm verschieden entwickelt, bisweilen doppelt. Der Dickdarm kurz und erweitert. Das Herz ist relativ sehr klein. Wundernetze sind an den Extremitäten vorhanden. Die Hoden liegen in der Bauchhöhle, die Ruthe ist stumpf zugespitzt, der Multermund des Uterus doppelt. Die Ameisenbären nähren sich von Ameisen, Termiten, auch von weichen Larven und wildem Honig. Die Ameisen fangen sie theils auf ihren Heer- strassen mit der klebrigen Zunge auf, theils durchwühlen sie ihre Baue. Den Tag verbringen sie grösstentheils schlafend,. während der Nachtzeit sind sie munter. Mit ihren starken Krallen vertheidigen sie sich gegen den stärksten Feind. Ihr Vaterland beschränkt sich auf das warme Südamerika, vom karaibischen Meere bis zum La Plata, westwärts der Cordilleren fehlen sie. M. jubata L.!) Der grosse Ameisenbar geht den übrigen seiner Gattung durch die ansehnlichsten Dimensionen voran. Er erreicht eine Totallänge von ungefähr sieben Fuss. Die langstreckige Gestalt tritt so- gleich im Kopfe sehr auffallend hervor. Dieser ist nämlich dünn und sehr verlängert, walzig, mit kurzer Behaarung, welche an der Nasenkuppe auf- hört, mit sehr kleiner Mundöffnung, mit relativ kleinen Ohren. Die Zehen sind bis zur Wurzel der sichelförmigen stark comprimirten Krallen verei- nigt. Diese selbst erreichen eine bedeutende Grösse an den Vorderfüssen und sind stets gegen die nackte Handsohle zurückgeschlagen, indem der Körper auf einer statt der fünften Zehe vorhandenen starken Schwiele des Aussenrandes ruht und von derselben beim Gehen getragen wird. An den Hinterfüssen sind die fünf Krallen kürzer und hier tritt die ganze Sohle auf. Ausser am Kopfe sind die Haare am ganzen Körper verlängert, bilden am Nacken und auf dern Rücken eine aufgerichtete Mähne, hängen an den Seiten desKörpers straff herab und bilden am Schwanze einen gewaltigen flatternden Schweif. Sie sind trocken, platt, mit einer Längsrinne versehen und starr. Ihre Farbe ist an der Aussenseite weisslichgelh, meist dunkelbraun oder schwarz geringelt; Hals, Rücken und Mähne schwarzbraun mit lichtgelblicher Sprenkelung, die 1) Linne, syst. nat. I. 52; Buffon, hist. nat. X. 141. tb. 29; Blumenbach, Ab- bildg. Tf. 82; Pr. v. Neuwied, Beitr. z. Naturgesch. 11.537; Rengger, Paraguay 300; Azara, Essais I. 89; Schomburgk, Ann. a. mag. n. hist. IV. 202; Cuvier, oss. foss. Da Eh 2—)5; Rapp, Edentaten 14 ff. Tf. 4.b; A. Wagner, Schreb. Säugeth. De en, ar, Bu 3A Wen Bu (VE Vermilinguia. Myrmecophaga. 409 sich nach hinten in der schwarzen Farbe der Aussenseite der Gliedmassen verliert; Unterleib und Unterhals schwarz, von letzterm ein breiter schwar- zer, mit weisslichen Linien eingefasster Streif ausgehend und über die Schultern bis hinter die Mitte des Rückgrates laufend; an den.Vorderfüssen eine schwarze Querbinde über der Handwurzel und eine zweite minder deutliche am Rande. des Haarbesatzes, an den Hinterfüssen eine minder deutliche weissliche; der Schweif dunkelbraun mit bräunlichgelber Spren- kelung. Der. Schädel unterscheidet sich von dem der folgenden Arten sogleich durch die auffallend gestreckte Gestalt aus. Die Oberkiefer und Nasenbeine sind sehr schmal und ungemein lang, letztere hinten durch einen schmalen spitzen Fortsatz der Stirnbeine geschieden; das Thränenbein nur wenig in der Augenhöhle erweitert, vor derselben niedrig und nach vorn ver- ‚ längert; die Pauke klein, die Schnecke aus zwei und einer halben Win- ' dung bestehend; die Gelenkgrube für den Unterkiefer flach; der lange ‚ dünne Unterkiefer nach vorn abwärts gekrümmt, ohne Spur von Kronfort- satz, mit nach hinten spitz ausgezogenem platten CGondylus und winklig ‚ vorspringender Hinterecke. 16 rippentragende und 2 rippenlose Wirbel, ‚ 6 Kreuzwirbel mit sehr hohem Dornenkamm (nach A. Wagner 3 Lenden- ‚ und 5 Kreuzwirbel) und 29 bis 32 Schwanzwirbel, diese anfangs stark ‚ comprimirt und bis zur Mitte des Schwanzes mit dem Rückenmarkskanal. ‚Der Querfortsatz des siebenten Halswirbels ist nicht perforirt. Die Ränder der Rippen decken sich in deren oberer Hälfte dachziegelartig. Der Schwert- fortsatz des Brustbeines stellt eine kleine unregelmässig vierseitige Platte ‚, dar. Die Brustwirbel bestehen in einem cylindrischen, innerhalb der Brust- ' höhle gelegenen Theile und einem äussern comprimirten. An beide Theile ‚legt sich der gespaltene verknöcherte Rippenknorpel an. Ein rudimentäres knorpliges Schlüsselbein ist vorhanden. Scham- und Sitzbein des Beckens ‚bleiben lange durch Knorpel verbunden. Die langen Gliedmassenknochen haben bei ausgewachsenen Thieren eine netzartige Oberfläche. Die Zunge kann anderthalb Fuss lang vorgestreckt werden. Sıe erhält ihre Nerven _ vom dritten Ast des Trigeminus und einen Zweig vom Hypoglossus, keinen ‚vom Glossopharyngeus. Die Speiseröhre mit Kropf. Zur Verschliessung ‚ des Pförtners dient eine dicke warzenförmige Hervorragung, die aus weissem ‚ sehr elastischem Gewebe besteht. Die Länge des Darmkanales verhält sich ‚zur Körperlänge nur wie 3, 8 zu 1. Der Dickdarm ist mehr als doppelt so breit wie der Dünndarm. Aus dem Bogen der Aorta entspringen nur. zwei Gefässstämme, deren erster sich in die rechte Schlüsselbeinarterie und ‚die beiden Carotiden theilt, deren zweiter die linke Schlüsselbeinarterie ‚bildet. Die Armschlagader gibt erst nach ihrem Durchgang durch das Loch ‚am innern Condylus des Humerus einen Büschel von Zweigen ab, und an ‚den hintern Extremitäten bildet sich erst an der Kniekehlenarterie ein 'Wundernetz. Der Kehldeckel hat einen sehr verwickelten Bau. Die Luft- ‚röhre besteht aus 25 Ringen. Die rechte Lunge ist viellappig, die linke ungetheilt oder zweilappig. Der grosse Ameisenbär bewohnt die einsamen und bewaldeten Gegen- den zwischen dem La Plata und dem karaibischen Meer und ist ein sehr ‚friedfertiges, träges Thier mit schwerfälligem Gang und unbeholfenem Lauf. ‚Er wird von den Negern und Indianern verfolgt und besonders Abends am Saume der Gebüsche überrascht und mit einem Stocke erschlagen, 410 Unguiculata. Edentata. bevor er sich mit seinen gewaltigen Krallen zur Wehre setzen kann. Er lebt einzeln, besteigt nie die Bäume, sondern wühlt am Boden die Baue der Ameisen und Termiten auf. Das Weibchen wirft nur ein Junges und trägt dasselbe eine Zeit lang auf dem Rücken mit sich herum. In der Ge- fangenschaft nährt er sich von kleingehacktem Fleisch und Milch. - M. tetradactyla L.?) Der mittlere Ameisenbär ist um mehr denn die Hälfte kleiner als der grosse, mit relativ kürzerem Kopfe, grösserem Maul, längeren Ohren und rundem Greifschwanz, dessen hintere Hälfte wirtelar- tig beschuppt und äusserst sparsam behaart ist. Auch die vordere Hälfte des Schwanzes ist nur mit kurzen Haaren dicht bekleidet, wie denn auch am ganzen Körper das Haarkleid kurz und starr ist. Die Füsse gleichen im Wesentlichen denen der grossen Art, aber die Färbung weicht ab und variirt mehrfach. Bei einigen ist der Leib mit einem schwarzen Kamisol bedeckt, indem Schwanzwurzel und Rumpf bis zur Mitte der Unterschenkel und gegen den Hinterrand der Schulter kohlschwarz ist, ein ebensolcher Streif läuft über die Schulter an den Hals, alles Uebrige ist licht fahlgelb oder gelblichweiss. Das Auge ist dunkel eingefasst mit nach vorn ver- längertem Fleck; der Schwanz an der Spitze dunkelaschgrau, in der Mitte weisslich mit dunkeln Flecken, die neugeborenen Jungen zimmetweisslich. Andere Spielarten sind einförmig schwarz oder einförmig gelb. Bei einer gelben Spielart findet sich jederseits ein schwarzer Streif vom Halse über die Schultern gegen das Kreuz hin. Noch andere sind fahlgelblichbraun, an den Seiten des Rumpfes etwas trüber, zuweilen mit einem lichten Rückenstreif. Bei diesen soll zugleich der Schwanz relativ länger und dessen behaarter Theil kürzer sein. In anatomischer Hinsicht stimmt der Tamandua sehr mit dem Yurumi oder grossen Ameisenbär überein. An seinem Schädel ist der Schnauzen- theil ansehnlich kürzer, der Oberkiefer höher, auch das Thränenbein viel höher und kürzer, zuweilen Zwickelbeine vorhanden. Die (uerfortsätze der beiden letzten Halswirbel sind nicht perforirt. Nach Cuvier 17 rippen- tragende und 3 rippenlosse nebst 6 Kreuz- und 32 Schwanzwirbel vor- handen, nach Rapp betragen diese Zahlen in eben der Reihenfolge 18, 5, 5, und 40, also sehr abweichende Angaben. Acht Rippen sind falsche, bei der grossen Art nur fünf. Der Schwertfortsatz des Brustbeines ist gross und scheibenförmig. Das Schlüsselbein fehlt gänzlich. Das vordere Horn des Zungenbeines verbindet sich an zwei Stellen mit dem Körper desselben, das hintere fehlt. Die Unterkieferdrüse ist von ausserordent- licher Grösse, bis an das Brustbein verlängert und in kleine Lappen ge- theilt, der Gaumen quergefurcht, der Darm die siebenfache Körperlänge messend, der Dickdarm etwa den elften Theil dieser Länge einnehmend, der Blinddarm durch eine kleine fast halbkuglige Hervorragung angedeutet. Der Schildknorpel des Kehlkopfes fast ganz verknöchert, die Lungen nicht 2) Linne, syst. nat. I. 52; Buffon, hist. nat. X. 144; Azara, Apunt. quadrup. 74; Rengger, Paraguay 307; Marcgraf, Brasilien 226; Prinz v. Neuwied, Beitr. zur Natur- gesch. 11. 539; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 206. Tf. 68; v. Tschudi, Fauna pe- ruan. 208; Pander u. d’Alton, Skelete der zahnlosen Th. Tf. 5, M. tamandua Des- marest, Mammal. 374; Cuvier, oss. foss. VIII. 123; Rapp, Edentaten 14 ff. Tf. 2.b; M. bivittata Desmarest, nouv. dict. Xll. 107; M. nigra Geoffroy, Catal. 217; M. ursina Griffith, anim. kingd. Il. 16; M. crispa Rüppel, Mus. Senkenb. Ill, 179, Vermilinguia. Myrmecophaga. 411 gelappt, nur mit schwachen Einschnitten versehen, nach dem Prinzen von Neuwied jeder Flügel jedoch dreilappig. Verbreitet sich über Guiana, Brasilien, Paraguay und Peru in Wäldern und auf Feldern, ist ebenfalls langsam und trag, klettert indess geschickt und läuft auch ziemlich behend. Ameisen und Termiten bilden fast aus- schliesslich die Nahrung. Das stark und unangenehm riechende Fleisch wird von den Indianern gegessen. M. didactyla L.?) Der kleinste und zweizehige Ameisenbär hat an den Vorderfüssen nur zwei Krallen, von denen die äussern sehr gross, an den Hinterfüssen vier. Der Schwanz ist ein Rollschwanz. Das Haarkleid ist kurz, weich und seidenartig glänzend, oben gelbgrau mit einem dunkeln rothbraunen Streifen längs des Rückens. Die einzelnen Haare sind in den untern zwei Drittheilen graubraun, darüber schwarz und die Spitze gelb- - braun. Gerinze Abänderungen des Colorites kommen vor. Der Kopf ist kürzer als bei vorigen beiden Arten, das Maul weiter geöffnet, die Ohren im Pelze. versteckt. Ausser dem Zitzenpaare an der Brust trägt das Weibchen noch ein zweites am Bauche. In anatomischer Beziehung weicht diese Art nicht minder erheblich von den vorigen ab als in den äussern Formen. Der Antlitztheil des Schädels ist nicht länger als der hirntragende. Die Nasenbeine kurz, nach hinten erweitert, die breiten Stirnbeine ohne vordern schmalen und spitzen Fortsatz, das Thränenbein klein und dreiseitig, die Flügeifortsätze des Keil- beines nicht in der Mittellinie vereinigt, sondern dieser Theil des Gaumens durch eine dicke fibröse Haut geschlossen. Das Jochbein sehr rudimentär und selbst fehlend. Der Unterkiefer mit spitzem Kron und langem Eck- fortsatz. 16 rippentragende, 2 rippenlose, 5 Kreuz- und 40 Schwanzwirbel. Von den 16 Rippen sind sieben falsche, ihre Knorpel verknöchern völlig, alle sind breiter als bei den vorigen Arten. Der Schwertfortsatz des acht- wirbligen Brustbeines ist sehr lang und schmal und dient zur Anheftung des schmalen Zungenbeinmuskels. Dem Schulterblatt fehlt das vordere | Loch, die hintere Gräte ist sehr schwach, das Schlüsselbein stark und völ- Jig ausgebildet, der Oberarm sehr dick und breit, die Unterarmknochen platt, innig an einander liegend, die Handwurzel aus sechs Knochen ge- | bildet nebst zwei verkümmerten in der vordern Reihe, fünf Mittelhandknochen, der zweite und dritte Finger vollständig, der vierte mit zwei, der äussere und innere nur mit einer rudimentären Zehe, die Beckenknochen schlank, die Schambeine durch Knorpel verbunden, die Sitzbeine nicht am Kreuz- bein haftend, der Oberschenkel fast dreimal so breit als dick, die Unterschenkelknochen von der Länge des Femur, die Fibula ziemlich stark, das Fersenbein mit kurzem Hackenfortsatz, ein innerer Fusswurzelknochen | überwiegend und schaufelförmig erweitert, fünf Metatarsen und ebensoviel Zehen. Das grosse Gehirn ist ohne, das kleine mit Querwindungen ver- sehen, der Unteraugenhöhlennerv auffallend klein, der häutige Gehörgang eng und kurz, die Paukenhöhle ansehnlich weit. Aus dem Aortenbogen treien drei Gefässstämme hervor, Arm- und Schenkelarterie bilden bereits _ Wundernetze. Am Kehlkopf verknöchern Ring- und Schildknorpel, die 3) Linne, syst. nat. I. 51; Buffon, hist. nat. X. 144. tb. 30—38; Blumenbach, Abbild. Tf. 22: Meckel, deutsch. Arch. V.1; Cuvicr, oss. foss. VIII. 197; Rapp, Eden- en: v. Tschudi, Fauna peruan, 209; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 211. 412 Unguiculata. Edentata. rechte Lunge ist vier-, die linke zweilappig. Unter der Furche auf den Wangen findet sich eine körnige elliptische Drüse mit mehrern Oeffnungen. Die Länge des Darmkanales wird auf die 5- und 3!/,fache Körperlänge angegeben. Zwei kleine, einander gegenüberstehende Blinddärme sind vor- handen. Die Schleimhaut des Dünndarmes dicht mit grossen platten Flocken bedeckt. Dünn- und Dickdarm durch eine kaum merkliche Klappe ge- schieden. Der kleine Ameisenbär erreicht nur Eichhörnchengrösse, lebt vorzüg- lich auf Bäumen und verbreitet sich über Guiana, Brasilien und Peru. Dritte Familie. Fodientia. Die Gräber besitzen die wurmförmige, wenn auch nicht so lang her- vorstreckbare Zunge der Ameisenfresser, eine ähnliche äussere Bedeckung, nämlich Haarkleid oder Panzer, einen gestreckten Kopf und meist fünf sehr | starke Nägel an den Füssen, dagegen unterscheiden sie sich von der vorigen Familie sogleich durch den stelen Besitz einfacher, meist sehr zahlreicher Backzähne, durch meist grosse aufrechte Ohren, durch die Breite der star- ken Grabkrallen, die Anwesenheit eines zweiten Zitzenpaares in den Weichen und die stets unterirdische Lebensweise. Die Zähne fehlen bis auf eine Ausnahme im Zwischenkiefer stets, die im Ober- und Unterkiefer stehenden Backzähne sind durch Lücken von ein- ander getrennt und variiren in der Zahl ungemein, nämlich von 4 bis 26 auf die Reihe. Gewöhnlich fallen die vordern kleinern mit zunehmendem Alter aus. Ihre Kauflächen sind eben, dachförmig oder comprimirt schnei- dend und ihrer Structur nach bestehen sie aus parallelen senkrechten Röhr- chen der Zahnsubstanz und einer äussern Gämentrinde. Am Schädel verdient die stete Verbindung des Zwischenkiefers mit dem Nasenbeine, die Anwesenheit eines einfach durchbohrten Thränenbeines, der vollständig geschlossene Jochbogen, die stark umkantete Hinterhaupsfläche, der breite hohe aulsteigende Ast des Unterkiefers mit langem Kronfortsatz Beach- tung. Die Halswirbel verschmelzen z. Th. mit einander. Die Dornen der Rücken- und Lendenwirbel sind von ansehnlicher und ziemlich gleicher Höhe, das Kreuzbein lang, mit starkem Dornenkamm, die Schwanzwirbel zahlreich und kräftig. Das Brustbein schmal, das Schlüsselbein vorhanden, das Schulter- blatt mit hoher Gräte, das Becken sehr gestreckt, die Schambeine schwach, Hüft- und Sitzbeine, zumal letztere, stark, die Gliedmassen krältig, mit star- ken Muskelansätzen, der Oberschenkel mit sehr entwickelten Trochanteren. Die Zunge kürzer als bei den Ameisenbären, die Speicheldrüsen im Allge- meinen weniger entwickelt, derMagen einfach, der Darm von 8- bis 16lacher Körperlänge, der Blinddarm fehlend, einfach oder doppelt vorhanden, Wunder- netze an den Gliedmassen. Die Mitglieder leben in selbstgegrabenen Höhlen und nähren sich von Insecten und Würmern. Stupide und langsam in ihren Bewegungen werden sie leicht gefangen. Sie verbreiten sich gegenwärtig nur über Afrika und Südamerika, scheinen aber bereits zur tertiären Zeit in Europa heimisch ge- wesen zu sein und waren während der Diluvialzeit in Südamerika durch z. Th. gigantische Gestalten repräsentirt, denen man keine unterirdische Lebens- weise zumulhen kann. Von mehrern Zoologen mit den Ameisenfressern in eine Familie vereinigt, Fodientia. Orycteropus. 413 obwohl ihre Lebensweise und Organisation hinlängliche Unterschiede zur Trennung bietet, führen wir die Gattungen in zwei Gruppen auf, die durch die äussere Körperbedeckung characterisirt werden. 1) Behaarte Grabthiere. Oryeteropus Geofir. Das Erdferkel hat einen plumpen dicken Leib, der sich im Halse stark verengt und in den langen schmächtigen Kopf mit dünner Schnauze nach hinten in einen kegelförmigen Schwanz von mässiger Länge übergeht. Die Schnauze ist walzig, vorn stumpf, das Maul viel grösser als bei den Ameisen- fressern, die Oberlippe die untere überragend, die Nasenlöcher am vordern abgestutzten Ende der Schnauze gelegen und mit einem Kranze dichtstehender ‚Haare umringt, die Augen weit nach hinten gerückt, die Ohren genähert, ' sehr schmal und lang, dünn, sehr spärlich behaart und aufrecht. Die Glied- ' massen sind kurz und relativ dünn, die vordern vierzehig, die Zehen nach . ‚ aussen an Länge abnehmend und mit sehr starken, fast geraden, unten plat- ‚ ten, an den’ Rändern schneidenden, hufarligen Nägeln bewaffnet. Die Hinter- ‚ füsse sind fünfzehig, die äussere und innere Zehe sehr verkürzt, die mittlere die längste, ihre Nägel grösser, breiter, flacher als die vordern. Die sehr feste und derbe Haut bekleidet ein straffes, an der Aussenseite spärliches, ‚ übrigens aber dichtes Haarkleid. Am Schädel haben Hirn- nnd Schnauzentheil ziemlich gleiche Länge, ‚ letztrer verschmälert sich stark nach vorn. Die kleinen Zwischenkiefer ver- binden sich mit den Nasenbeinen und diese erweitern sich nach hinten, stumpfwinklig in die Stirnbeine eingreifend. Der Oberkiefer ist hoch und lang, allein zahntragend. Die breiten gewölbten Stirnbeine stossen in querer ' Bogenlinie an die Scheitelbeine und bilden an der hintern Ecke jederseits einen spitzen vorspringenden Örbitalfortsatz. Das Thränenbein ist länger als ‚hoch, der Jochbogen vollständig geschlossen, dünn und schwach, nicht weit ‚abstehend. Die Scheitelbeine durch keine Mittelnaht getrennt, oben flach, ‚die Nackenfläche kantig abgesetzt, vertieal. Der sehr gestreckte Unterkiefer ‚hat einen breiten hohen aufsteigenden Ast mit abgerundetem Winkel, schma- ‚ len hohen Kronfortsatz und stark abgesetzten Gondylus, an der Aussenseite ‚des horizontalen Astes fünf Löcher hinter einander. Der Dorn des Epistro- pheus ragt über den dritten Halswirbel hinweg, dieser und die folgenden ‚tragen schmale hohe Dornen. Der Querfortsatz des siebenten ist nicht per- ‚forirt. 13 Rückenwirbel tragen Rippen, dann folgt der rippenlose diaphrag- matische und 7 Lendenwirbel. Die Dornen aller sind hoch und schmal, die ‚Antiklinie deutlich. _Die Lendenwirbel mit sehr breiten Querfortsätzen. Die ‚sechs Kreuzwirbel tragen einen ununterbrochenen Dornenkamm, die Quer- ‚fortsälze des sechsten verlängern sich, ohne das Sitzbein zu erreichen. ‚Schwanzwirbel werden 25 gezählt, von denen die Mehrzahl sehr lange untere ‚Vförmige Knochen und die ersten 12 noch den Kanal für das Rückenmark tragen. Die Rippen,.8 wahre und 5 falsche, sind sehr dünn und rund. Das ‚Brustbein ist schmal und platt, das Schlüsselbein vorhanden, das Schulterblatt ‚breit dreiseilig, mit mittelständiger sehr entwickelter Gräte und starkem Acromion, der Oberarm mit sehr starken Leisten und Rollhügeln, die Elle überwiegend stark, von dem nach oben sehr verdünnten Radius getrennt, ‚die Handwurzel aus acht Knochen bestehend, vier Mittelhandknochen mit ji | I} 414 Unguiculata. Edentata. ebensoviel Zehen, deren erste und letzte Phalanx sehr schlank sind, der Daumen fehlt. Am Becken das Hüftbein sehr breit: das Schambein dünn und schlank, das Sitzbein sehr breit mit obern Fortsatz, ein ähnlicher Fort- salz vor der Pfanne, das eiförmige Loch sehr gross; der Oberschenkel mit sehr entwickellem grossen und starken in die Mitte hinabgerückten dritten Trochanter, die dünne Fibula oben völlig mit der starken kantigen Tibia verwachsen, übrigens davon getrennt, 7 Fusswurzelknochen, das Fersenbein mit sehr langem Hackenfortsatz, 5 Metatarsen mit ebensoviel Zehen, alle schlanker als die Finger, nur die Nagelphalangen kleiner. Das Zahnsystem besteht nur aus Backzähnen in veränderlicher Anzahl je nach dem Alter und der Individualität des Thieres. Die höchst beobach- tete Zahl war 8 in jeder obern und 6 in jeder untern Reihe, Jene verringern sich bis auf 5, diese bis auf 4, wobei nicht selten die Zahl im Ober- und Unterkiefer gleich wird. Die hinfälligen sind die sehr verkleinerten vordern, die hintern 5 oben und 4 unten sind die constanten. Der letzte ist rund cylindrisch, die beiden vorhergehenden doppelt so gross, gleichsam aus zwei solchen verschmolzenen Gylindern gebildet, die vordern sehr klein stark com- primirt cylindrisch. Die ebenen Kauflächen sind danach rund, oval, und bei den grössern Zähnen bisquitförmig. Ihrer Structur nach bestehen die Zähne aus senkrechten parallelen, meist sechsseiligen, doch auch unregelmässigen Röhrchen, gebildet von radialen Strahlen der Zahnsubstanz, die von der cylindrischen Achse ausgehen. Die äussere Kruste der Zähne ist eine dünne Cämentrinde. Die Speicheldrüsen sind vollzählig vorhanden, denen der Ameisenbären zunächst ähnlich, doch ohne Blase am Ausführungsgange der zweilappigen Unterkieferdrüse, die Ohrdrüse klein und dünn, die Unterzungendrüse ein schmaler körniger Streifen. Die Zunge ist lang, schmal, plattgedrückt, riemen- förmig, sehr warzenreich. Die Schleimhaut des Magens bildet in der rechten Abtheilung viele netzartige Falten. Der Darm hat die sechzehnlache Körper- länge, nämlich 44 Fuss, wovon 8 auf den Dickdarm kommen. Der Blind- darm ist relativ sehr gross. Die Schleimhaut des Dünndarmes zeigt platt- gedrückte schmale Flocken. Die Leber ist tief dreilappig, die Gallenblase doppelt, ihr einfacher Ausführungsgang mündet etwa einen Zoll weit hinter dem Pförtner. Die Milz ist sehr schmal und lang. Am Kelilkopf fällt die eigenthümliche Gestalt des Schildknorpels auf. Die Luftröhre besteht aus 40 | Ringen. Die rechte Lunge ist vier-, die linke zweilappig. Der Uterus scheint nur nus zwei vereinigten Hörnern zu bestehen, in jedes führt ein besonderer 1 Muttermund. Das Gehirn hat Windungen. Zwei Zitzen liegen an der Brust und zwei in den Weichen. | Die Erdferkel leben im südlichen Afrika bis zum Senegal und obern Nil hinauf, halten sich Tags über in selbstgegrabenen Höhlen versteckt und näh- ren sich von Ameisen und Termiten. i 0. capensis Geoffr.*%) Das capische Erdferkel erreicht drei und einen | halben Fuss Körperlänge ohne den Schwanz. Sein Haarkleid ist auf der | Oberseite und dem Schwanze kurz, an den Beinen und dem Bauche ver- | — 4) E. Geoffroy, Bull. soc. philom. 1792. I. 102; Cuvier, oss. foss. VII. 253. tb. ° 213; Fr. Guvier, diet. ss. nat. XXXVI. 511. c. tb.; Smuts, mamm. cap. 52; Jäger, A analoım. Unters. des Orycl. cap. Stuttgart 1837; Rapp, Edentaten 23. Tf. 1.6; A. | Wagener, Schreb. Säugeth. IV. 193: Duvernoy, Ann. sc. nat. 1853. XIX. 182. tb. 9. >) 10; Owen, Odontogr. 319. Ih. 77. 78; Giebel, Odontoer. Tf. 25. fie. 8. | Fodientia. Orycteropus. 415 längert. Rücken und Seiten sind gelblichgrau mit röthlichem Anfluge, die Unterseite und der Kopf licht röthlichgelb, das Hintertheil, die Schwanz- wurzel und die Gliedmassen dunkelschwarzbraun. Der Schädel hat ein gerades Profil, Scheitel- und Stirnbeine sind ver- längert, das grosse Hinterhauptsloch rund, die Unterkieferäste schlank, der aufsteigende Ast besonders breit und hoch, Becken und hintere Gliedmassen gestreckt. Die sechs Kreuzwirbel verwachsen schon frühzeitig mit einan- der. Die zweite Zehe der Vorderfüsse die grösste. Die oben angegebenen Eigenthümlichkeiten der Weichtheile sind von dieser Art entlehnt. Das capische Erdferkel ist ein nächtliches, scheues und vorsichtiges Thier. Es erhebt sich ab und zu aufrecht auf die Hinterbeine, um sein (Gebiet zu übersehen. Mit den starken Grabklauen öffnet es die Baue der Ameisen und Termiten und fängt dieselben mit der klebrigen Zunge. Zum - Graben bedient es sich der vordern Klauen, der hintern zum Wegschaffen ' der Erde. Sein Fleisch ist sehr schmackhaft und seine Haut liefert ein starkes Leder. Sein Vaterland beschränkt sich auf die Kapkolonie. 0. aethiopieus Sundev. ?) Das äthiopische Erdferkel hat ein kurzes dünnes Haarkleid, aus welchem hinten und an dem Schwanze einige längere Haare hervorstehen, ferner ein blassgelbliches, auf dem Rücken des Männ- chens braunes Colorit. Der Schwanz ist ziemlich dicht und blass behaart. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen, überall blass gefärbt bis auf einige braune Haare an der Vorderseite der vordern und am Aussenrande der hintern Beine und hat vier Zitzen in den Weichen. Am Schädel erscheint die Basis des Schnauzentheiles gewölbt und die Schnauze selbst in der Mitte ihrer gerössern Länge merklich verdünnt, Scheitel- und Stirnbeine etwas verkürzt, das Profil der Nasenbeine gebogen, ' das grosse Hinterhauptsloch breiter als lang, sehr umfangsreich, der Unter- kiefer im horizontalen Ast hoch, im aufsteigenden niedrig und mit tiefer Massetergrube und kurzem Condylus, Becken und hintere Gliedmassen ver-- kürzt, das Kreuzbein nur fünfwirblig, die Wirbel spät verwachsend, die ‚ Querfortsätze der Schwanzwirbel schwach. Die hintern Backzähne stimmen in jeder Beziehung mit denen der capischen Art überein, die vordern da- ı gegen sind bei der äthiopischen Art zahlreicher und weniger hinfällig. | Im südlichen Nubien in der Nähe des weissen Nils. OÖ. senegalensis Less. ©) Die senegalsche Art hat eine noch convexere ‚ Profillinie als die äthiopische, die Nasenbeine in der vordern Hälfte mehr F deprimirt, ein sehr kräftiges Gebiss, in welchem der letzte Zahn der untern F Reihe deutlich aus zwei verschmolzenen Cylindern gebildet wird und die- selbe Grösse hat als der vorletzte. Im Oberkiefer sind vier vordere Mahl- | 9) Sundevall, Stockh. vet. acad. Handl. 1842. 236. tb. 3. fig. 1—5; A. Wagneı,, ı Schreb. Säugelh. IV. 195; Rapp, Edentaten 13; Duvernoy, Ann. sc. nat. 1853. XIX. 192. tb. 9. fig. 5. Sundevall führt als unterscheidenden Character dieser Art von © der capischen noch an, dass die erste Zehe des Vorderfusses die längste sei, nach , Duvernoy dagegen ist diese Zehe einschliesslich ihres Metacarpus bei der capischen Art die längste, nämlich 154 Millim., bei der äthiopischen nur 151 Millim., ohne Metacarpus ist allerdings das Verhältniss umgekehrt, nämlich bei der älhiopischen ‚ ein Millimeter, die zweite Zehe um 32 Millimeter länger als bei der capischen. 6) Lesson, spec. mammif. 284; Duvernoy, Ann. sc. nat. 1853. XIX. 192. tb. 9. fig. 5. Diese Art ist meist als blosse Varietät der capischen betrachtet worden, aber nach Duvernoy der äthiopischen näher verwandt und als selbständige Art aufrecht zu erhalten, 416 Unguiculata. Edentata. zähne vorhanden, der erste verkümmert, abgerückt, der zweite merklich grösser und cylindrisch, der dritte oval, der vierte stark cylindrisch mit völlig platter Kaufläche. Im Unterkiefer ist der erste Backzahn klein und schneidend, der zweite grösser, schief von vorn nach hinten abgerundet, die fünf hintern Backzähne nehmen einen relativ grössern Raum ein als bei der äthiopischen Art. Der horizontale Ast des .Unterkieferastes gleicht in der vordern Hälfte dem der capischen, in der hintern dem der äthiopi- schen Art. Der aufsteigende Ast hat eine tiefe Massetergrube, einen kräf- tigen Condvlus und einen relativ sehr breiten Kronfortsatz. Das Colorit ist hellgelb, mit goldgelbem Schimmer auf dem Kreuz. Am Senegal. Glossotherium Owen. Eine untergegangene Gattung, von welcher nur der hintere Schädeltheil aus der Banda orientale bekannt ist. Owen schliesst aus den Nerven- und Gefässkanälen, dass das Thier eine sehr entwickelte Zunge hatte und sich derselben wie die Ameisenfresser bediente, aus der Anheftungsstelle des Schläfenmuskels und aus der Stärke des Jochbogens, dass es Mahlzähne besass und also dem Erdferkel näher verwandt war als den Ameisenbären. Die einzige Art heisst Gl. Darwin Owen ?). 2) Gepanzerte Grabthiere. Chlamydophorus Harl. Diese höchst eigenthümliche Gattung bezitzt einen derben, lederartigen, ” wenig biegsamen Panzer, der aus Querreihen von je 15 bis 20 rechteckigen ” und rhomboidalen Schildchen besteht. Die Reihen sind durch häutige Fort- ° sätze von einander geschieden. Vom Scheitel an über den Rücken zählt man 24 Querreihen, dann biegt sich der Panzer plötzlich rechtwinklig herab, um noch fünf halbkreisförn ige Reihen zu bilden. Der Schwanz tritt aus " einer liefen Einkerbung des hintern Panzerrandes hervor und biegt sich unter den Bauch zurück. Er ist von vierzehn Platten umgeben, comprimirt und | am Ende spatelförmig erweitert. Die untern Ränder des Panzers mit seiden- artigem Haar dicht besetzt. Der kurze Kopf spitzt sich nach vorn schnell zu, wird auf dem Hinterhaupte von den ersten fünf Plattenreihen des Rückenpanzers bedeckt, davor liegt eine aus fünf Schildehen gebildete Reihe, welche fest am Schädel haftet, dann folgt eine Reihe von sechs Schildchen und nun bis zur Schnauzenspitze hin kleinere unregelmässige. Das gleich hinter dem Auge liegende äussere Ohr erscheint nur als randartige Erhöhung und wird wie das kleine Auge von den langen Haaren fast versteckt. Die Nasenlöcher ölfnen sich abwärts, der Mund ist klein und das Schnauzenende mit einem Knorpel versehen. Die vordern Gliedmassen sind kurz, plump und kräftig, dieZehen vereinigt, mit fünf starken, am Aussenrande geschärften Krallen, deren äussere am kürzesten und breitesten ist; die Hinterbeine sind schwächer mit langem schmalen Fusse, getrennten Zehen und kleinen plat- ten Nägeln. Der kurz kegelförmige Schädel verliert seine Nähte frühzeitig, hat einen gerundeten und geräumigen Hirntheil, ein ziemlich umfangsreiches Hinterhaupts- loch, an den Stirnbeinen zwei rundliche, auf- und vorwärts gerichtete, hohle 7) Owen, Voy. of the Beagle Mamm. 68. tb. 17. fig. 5. 16. tb. 18. Fodientia. Dasypus. 417 Fortsätze, von deren Basis jederseits eine Leiste nach der Schnauze läuft. Der Jochbogen ist geschlossen, hinten schmächtig, nach vorn sich erweiternd und mit kurzem absteigenden Fortsatz. Der äussere Gehörgang bildet einen langen knöchernen Cylinder, der bei seinem Ursprunge sich gleich um den Jochbogen herumbiegt und nach vorn sich wendend unmittelbar hinter dem Auge endet. Die Nasenbeine springen über den Zwischenkiefer vor. Der Unterkiefer spitzt sich nach vorn stark zu und hai einen rechtwinklig sich erhebenden aufsteigenden Ast ohne Winkelfortsatz, querem Condylus und klei- nen Kronfortsatz. Von den Halswirbeln verwachsen der dritte bis fünfte. Rippentragende Wirbel zählt elf, die drei rippenlosen haben kurze Dornen | und lange schiefe Fortsätze. Drei Kreuz- und 14 Schwanzwirbel, die vier ‚ letzten mit verlängerten (Querfortsätzen. Das breite Schulterblatt ist vorn ‚ am obern Rande stark ausgekerbt, am hintern abwärts in einen langen Fort- ‚ satz ausgezogen, die Gräte hoch, das Schlüsselbein vollständig, der Oberarm ‚ kurz und breit, die Speiche klein, das Olecranon ungemein verlängert, am ı Becken die Schambeinfuge geöffnet, Femur gross und stark, mit drittem ı Trochanter, Unterschenkelknochen oben getrennt, unten vereinigt. Acht cylin- ‚ drische Backzähne sind in jeder Reihe vorhanden. Die Speicheldrüsen sind ‚ sehr gross, die Zunge verlängert kegelförmig, mit Warzen besetzt. | Die einzige Art | Chl. truncatus Harl.®) lebt bei Mendoza in Chili, erreicht nur 5 bis ' 6 Zoll Länge und hält sich meist in unterirdischen selbstgegrabenen Höhlen auf. Dasypus L. Die Gürtelthiere werden characterisirt durch den gestreckten, in eine ‚ lange Schnauze ausgezogenen Kopf, die grossen Ohren, den langen starken ' Schwanz, die sehr starken Grabklauen und einen aus Schulter- und Kreuz- ‚ schild, zwischen beiden aus beweglichen Quergürteln gebildeten Panzer. Der Kopf ist oben von einem aus unregelmässigen Schildern gebildeten ‚ Panzer bedeckt, der bis auf die Schnauze reicht und vor den hohen breiten ‚ aufgerichteten lederartigen Ohrmuscheln endet. Die dünne Schnauze ist vorn abgestutzt und hier öffnen sich die kleinen Nasenlöcher, der Oberkiefer den ‚ untern überragend. Die Augen klein. Die Vorderfüsse sind vier- oder fünf- zehig, die hintern stets fünfzehig, die äussern Zehen klein und schwach, die , mittlern sehr stark, die Krallen lang, stark, scharfrandig, sehr wenig gekrümmt. ‚ die Beine kurz und kräftig, auf der vordern Seite mit kleinen Schildchen ‚ bekleidet. Der Rumpf gedrungen, walzenförmig. Schulter- und Kreuzschild | des Panzers besteht aus Querreihen vier- oder sechsseitiger Platten, zwischen die sich kleine unregelmässige einschieben. Die Gürtel werden aus länglich ‚ viereckigen Tafeln gebildet. Von ähnlichen Gürteln, aus zwei und mehr ‚ Querreihen von Platten zusammengesetzt, wird der Schwanz gepanzert. Der ' Nacken, die Schwanzwurzel, die Unterseite des Kopfes, Halses, Rumpfes und ‚ Hinterseite der Gliedmassen nur von der derben mit spärlichen Borsten be- ‚ setzten Haut bekleidet. | Der Schädel hat eine gestreckt kegelföürmige Gestalt. Der Zwischen- | 8) Harlan, Ann. New York Lyc. nat. hist. I. tb. 4; Zool. journ. I. 154. tb. 6; ‚ Oken’s Isis 1830. 424. Tf. 4; 926. Tf. 8, fig. 1—9; Yarrel, zool. journ. III. 544. tb. 16. 17; A. Wagner, Schreb. Säugeth, IV. 187. Tf. 76a. Säugethiere. 27 418 Unguiculata. Edentata. kiefer ist klein, oben von dem Nasenbein überragt und ganz mit diesem ver- bunden. Nur bei einer Art trägt er jederseits einen Schneidezahn. Die Nasenbeine sind schmal und lang, hinten in die Stirnbeine eingreifend, häufi- ger aber durch den Fortsatz dieser getheilt. Stirn- und Scheitelbeine sind breit, das Thränenbein von veränderlicher Grösse, der Jochbogen stark, mehr weniger weit abstehend, ohne absteigenden Fortsatz, der Gaumen breit, weit über die Backzahnreihen hinaus verlängert, die Hinterhauptsfläche breit und vierseitig, senkrecht, das Hinterhauptsloch ungemein gross und dadurch die starken CGondyli ganz seitlich stehend. Atlas und Epistropheus von sehr be- trächtlicher Grösse, die folgenden Halswirbel z. Th. oder sämmtlich mit ein- ander verwachsen. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt von 10 bis 12, die der rippenlosen von eins bis sechs, alle mit sehr langen breiten und nach hinten geneigten Dornen. Auf den Gelenkfortsätzen der hintern Wirbel erheben sich besondere aufgerichtete Fortsätze mit zunehmender Länge, bis zum Kreuzbein, welche zur Stütze des schweren Panzers dienen. Das Kreuzbein aus acht bis zwölf breiten Wirbeln mit zusammenhängendem Dornenkamm gebildet. Schwanzwirbel zählt man 16 bis 31. Die Rippen sind von sehr ansehnlicher Breite, ebenso ihre verknöchernden Knorpel. Das erste Stück des Brustbeines ist sehr breit und trägt jederseits ein accesso- risches Stück, übrigens das Brustbein schmal und lang. Das Schlüsselbein verbindet sich durch ein kurzes Ligament mit den eben erwähnten accessorischen Stücken. Das schmal dreiseitige Schulterblatt zeichnet sich durch eine sehr entwickelte Hauptgräte und eine z. Th. auf dem Hinterrande gelegene zweite Gräte aus, seine hintere obere Ecke ist lang ausgezogen. Die Gliedmassen- knochen sind sehr stark, Ulna viel stärker als Speiche, grösstentheils mit dieser verwachsen und mit enormem Olecranon. Zahl und Gestalt der Hand- wurzelknochen ändert specifisch ab, ebenso die der Metacarpen und Zehen. Das Becken sehr gestreckt, mit dicken Hüft- und Sitzbeinen, weiche an der Stütze des Panzers Theil nehmen, die Sitzbeine noch innig mit dem Kreuz- bein verbunden. Am Oberschenkel erhöht sich der äussere grosse Trochanter ungemein um die Last des Panzers zu stützen, und der dritte in der Mitte der Länge stehende Trochanter wird ebenfalls sehr gross und stark. Fibula | und Tibia verschmelzen an beiden Enden mit einander, bleiben in der Mitte aber weit getrennt. Von den sieben Tarsusknochen hat der Astragalus eine sehr breite Rolle, der Calcaneus einen langen Hackenfortsatz. Fünf Metatar- sen sind allgemein vorhanden und nehmen vom miltlern nach innen und aussen an Länge und Dicke ab. Ebenso verhalten sich die fünf Zehen. Das Zahnsystem ändert so sehr ab, dass die Eigenthümlichkeiten des- selben zur Vertheilung der Arten in Subgenera benutzt werden konnten. ' Von diesen zeichnet sich Dasypus im engern Sinne durch den Besitz eines Zahnes jederseits im Zwischenkiefer aus, der also Schneidezahn ist. Bei Ta- tusia sind die Backzähne cylindrisch, bei Priodon zu dünnen Platten com- ' primirt. Bei Letztern steigt die Anzahl aufs Höchste, nämlich auf 26 in der obern Reihe und 24 in der untern, wovon jedoch nicht selten mehre hin- fällig sind, die geringste Anzahl beträgt überhaupt acht in jeder Reihe, häufig ' pflegen aber die Zahlen in beiden Reihen nicht übereinzustimmen. Die Grösse ' nimmt von vorn nach hinten zu, bisweilen verkleinert sich der letzte oder auch die Paar letzten wieder. Die Kaufläche ist platt, dachförmig, oder fast schneidend. Ihrer Structur nach bestehen die Zähne aus einer centralen Achse sehr harter Zahnsubstanz, um dieselbe herum den grössten Theil des SE "an — st m dl — GG wa Vermilinguia. Dasypus. 419 Zahnes bildend gewöhnliche Dentine und aussen von einer dünnen Cäment- rinde umkleidet. Die Zunge kann zwar noch aus dem Maule herrörkeistreb werden, ist jedoch viel kürzer als bei allen vorigen Gattungen und dreikantig, zugespitzt, mit kleinen, zerstreuten, pilz- und fadenförmigen Warzen besetzt. Von den Speicheldrüsen ist die Unterkieferdrüse ausserordentlich gross, bis an das Brustbein reichend und mit einern besondern Behälter für den Speichel ver- sehen, die Ohrdrüse ist klein, die Unterzungendrüse sehr schmal. Der Gau- men quergefurcht, der Magen einfach, der Darm von der acht- bis elffachen Körperlänge, auf der Grenze des Dünn- und Dickdarmes eine Klappe, der Blinddarm ganz fehlend oder doppelt vorhanden, die Leber fünflappig, die Milz ziemlich gross. Wundernetze finden sich sowohl an den Extremitäten als an einigen andern Organen, meist an den von den Hauptstämmen der - Schlagader abgehenden Aesten. Die Luftröhre wird "aus 18 bis 22 Ringen gebildet, die Lunge gelappt, die rechte drei-, die linke zweilappig, der ein- fache Uterus mit einfachem Multermunde, Milchdrüsen meist nur zwei an der Brust, selten noch zwei in den Weichen und dennoch werfen die kleinen Arten bis zehn Junge. Die Gürtelthiere halten sich am Saum der Wälder, in kleinen Gebüschen und offnen Feldern auf. Mit ihren starken Krallen und kräftigen Extremitäten graben sie sich lange Gänge mit hinten erweiterter Kammer, in der sie ein- zeln sich aufhalten. Da ihnen das Graben sehr leicht wird: so wechseln sie die Höhlen oft und graben neue. Männchen und Weibchen suchen sich nur zur Paarungszeit auf. In bewohnten Gegenden verlassen sie ihre Höhlen zur Tageszeit nur selten, sondern gehen nur des Nachts ihrer Nahrung nach, in unbewohnten sind sie minder scheu und treiben sich auch am Tage raker! Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Insecten, deren Larven und in Wür- mern, ın der Gefangenschaft nehmen sie auch weiche Pflanzenstoffe. Ihr Gang ist langsam, in Gefahr schneller, doch so, dass sie ein Mensch stets einholen kann, wenn sie nicht durch schnelles Eingraben der Verfolgung sich entziehen, was in wenigen Minuten geschieht. Ein bei dem Eingraben beschäftigtes Thier am Schwanze aus seiner Höhle herauszuziehen ist nicht möglich, so ungeheuer ist die Muskelkraft des Tatu. Die Jungen verbergen die Weibchen in ihren Höhlen. Hinsichtlich des Stumpfsinnes und der Dumm- heit stehen sie mit den Ameisenfressern auf gleicher Stufe. Ihr Fleisch wird gegessen und soll von einigen Arten besonders schmackhaft sein. Ihr Vaterland erstreckt sich von Mexiko bis in die Nähe der Magellan- strasse hinab. In Brasilien finden sich ihre Reste auch in den Knochen- ‚ höhlen und während der tertiären Periode waren sie auch in Europa heimisch. | | Die Arten zu gruppiren sind wie bereits erwähnt die Eigenthümlichkeiten des Zahnsystemes gewählt worden, von Einigen auch die Zahl der Zehen, die Beschaffenheit der Krallen und die Anzahl der Panzergürtel, wonach 5 ' Subgenera unterschieden worden, während nach dem Zahnsystem allein nur ‚ 8 sich feststellen lassen, die wir aufnehmen. 1) Schneidezähne vorhanden, die Füsse fünfzehig, der Panzer mit sechs Gür- teln. Dasypus. D. sesccinctus L.?) Der borstige Tatu ist von plumpem, dickem und 9) Linne, syst. nat.. XIT. 54; Buffon, hist. nat. X. 209. tb. 42; Schreber, Säugeth. 2: 420 Unguiculata. Edentata. gedrungenem Körperbau. Der Kopf ist sehr dick, plump, gross, mit sehr breiter flacher Stirn, nach dem stumpfen Rüssel hin sich verschmälernd, der Stirnpanzer zwischen den Ohren stumpf, beinah gradlinig abgeschnitten und an den beiden Ecken gegen die Ohren hin etwas abgestulzt, aus un- regelmässig sechseckigen Schildern in unregelmässiger Ordnung gebildet, am obern Rande jedoch mit gefurchten vierseitigen Schildern. Die Obren stehen seitwärts, sind breit eiförmig, oben stark abgerundet, dick lederartig, mit kleinen Körnchen bedeckt. Das Auge ist klein, länglich, unterhalb des - selben einige Reihen kleiner Schildchen und eine Warze mit einem Büschel langer schwarzer Borsten, die Nasenkuppe stumpf, die rundlichen Nasen- löcher nach vorn geöffnet, die Zunge schmal, fleischig, zugespitzt, der Gaumen mit Querleisten. Hinter den Ohren liegt ein aus 8 vierseitigen Tafeln gebildetes Schild, der Schulterpanzer ist durch ein breites nacktes Feld davon getrennt, Mit seiner vordern Unterecke vor dem Öhre befestigt, hinten und unten ganzrandig, öben aus fünf unregelmässigen (Querreihen von Schildchen und einer hintern aus 35-regelmässigen länglichen Vier- ecken bestehenden Randreihe gebildet, an den Seiten schieben sich neue Querreihen ein, alle Schildchen mit zwei Längsfurchen versehen. Sechs breite völlig getrennte Gürtel folgen dem Schulterpanzer, ein siebenter ist nur an den Seiten frei, ihre Schildchen sind rectangulär, mit zwei Längs- furchen versehen, am Hinterrande von zwei weisslichen Borsten begrenzt. Der Kreuzpanzer mit gezacktem Rande, aus sehr regelmässigen Querreihen von länglichen fast. hexagonalen oder rundlich vierseitigen Schildchen ge- bildet, die beiden ersten derselben am Hinterrande jedes Schildchens mit zwei Borsten, die übrigen nur mit je einer. Der Schwanz trägt 21 bis 22 Panzerbinden, die vier ersten sind stark, beweglich, aus einer Reihe vier- eckiger Schildchen bestehend, die folgenden weniger regelmässig, zweireihig, alle Schildchen mit zwei oder drei Borsten am Hinterrande. Der Bauch hängt etwas, die Beine sind sehr dick und plump, die drei äussern Vor- derzehen mit langen Grabnägeln, die mittlere Zehe die längste und stärkste, die Hinterfüsse mit der ganzen Sohle auftretend, Zehen und Nägel kleiner, die mittlere und äussere weit nach hinten gerückt. Die Unterseite des Kopfes, Bauch und Füsse bekleidet eine starke Haut, welche mit Querrei- hen von flachen glatten rundlichen Warzen besetzt ist; alle Warzen an ihrem Unterrande mit meist zu je vieren schwärzlichen Zolllangen Borsten- haaren versehen. Der Panzer ist bräunlichgelb, oben graubräunlich schmutzig, die untern Theile blassbräunlich gelb, die Beine graubraun. Der Schneidezahn jederseits im Zwischenkiefer steht unmittelbar vor dessen Naht mit dem Oberkiefer und ist ovaleylindrisch. Seiner Stellung nach sind die beiden ersten verkleinerten Zähne des Unterkiefers gleichfalls als Schneidezähne zu deuten. In der obern Reihe folgen acht, in der untern ebensoviel Backzähne. Sie sind gleichfalls comprimirt cylindrisch, nehmen anfangs etwas an Grösse zu und vom drittletzten an wieder ab. Am Schädel greifen die Stirnbeine vorn mit einem spitzen Fortsatz in die Mittellinie der Nasenbeine ein und verbinden sich hinten durch eine gerade Quernaht mit den Scheitelbeinen. Die starken Jochbögen stehen ziemlich II. 218. T£. 71.b; Cuvier, oss. foss. VIM. 231. tb. 212. fig. 4—6; Owen, proceed: zool. soc. 1831. I. 154. II. 130; Rapp, Edentaten 7. ff.; D. gilvipes Nliger, Abhdl. berl. Akad. 1815; D, setosus Prinz von Wied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. Il. 520; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV, 173. — ut u Be 3 A rn m | u Vermilinguia. Dasypus. 421 ziemlich weit vom Schädel ab, das Thränenbein ist klein, der hintere Gaumenrand schmal und tief ausgerandet, das Felsenbein sehr umfangs- reich, die Occipitallläche breiter als hoch, der horizontale Ast des Unter- kiefers kurz und hoch, der hintere Winkel ansehnlich erweitert, der Kron- fortsatz sehr breit und hoch. Die erste Phalanx der drei äussern starken Finger ist nur halb so lang als die zweite. Am Oberschenkel fällt besonders die Grösse des dritten Trochanters auf. Rippentragende Wirbel sind zwölf vorhanden, rippenlose nur drei. Die breiten Rippen sind durch ein grosses vierseitiges Epiphysenstück mit ihren Knorpeln verbunden. Die Zahl der Schwanzwirbel beläuft sich auf 17. Der Ausführungsgang der Unterkiefer- drüse hat eine grosse Speichelblase. Der Blinddarm doppelt. Der borstige Tatu verlässt häufig am Tage seine Höhle und geht der Nahrung nach, die sowohl in Insecten als in Früchten, Blättern und weichen Wurzeln besteht, wodurch er auch den Pflanzungen schädlich wird. Trotz des unangenehm süsslichen Geruches wird das Fleisch bisweilen gegessen. Seine Heimath erstreckt sich über Paraguay, Brasilien und Guiana. 2) Keine Schneidezähne, nur cylindrische Backzähne, vier- oder fünfzehige Vorderfüsse, der Panzer mit 6 bis 12 Gürteln. Tatusia. a) Vorderfüsse vierzehig. D. novemcinctus L.!) Das langschwänzige Gürtelthier zeichnet sich durch seinen gestreckten Körper und sehr langen Schwanz aus. Der breite oben platte Kopf verschmälert sich nach vorn in einen dünnen Rüssel, Scheitel, Stirn und Basis des Rüssels bedeckt ein aus unregelmässig poly- gonalen Schildern bestehender Panzer. Die Augen sind sehr klein, die Ohren ziemlich gross, -breit oval, aussen und an der Basis mit kleinen weichen Schuppen bedeckt. Ein Nackenpanzer ist nicht vorhanden. Der Schulterpanzer wird aus 12 bis 20 Reihen grosser rundlicher Schilder ge- bildet, zwischen die sich kleine irreguläre zu je zwei bis drei einschieben, nach den Seiten herab werden die grossern länglich oval, und ın den randlichen Reihen ganz verlängert, zugleich verdrängen sie hier die kleinern völlig. Die hintere Querreihe sowie die erste des Kreuzpanzers ist den Gürteln ähnlich. Die Zahl der Gürtel ist gewöhnlich neun, doch kommen auch Exemplare mit acht und mit zehn vor. Sie bestehen aus länglich vierseitigen, vorn verschmälerten Schildern, in deren vordere Zwischen- räume sich je ein schmal dreiseitiges einschiebt. Der Kreuzpanzer ist dem Schulterpanzer gleich gebildet. Der die Rumpflange erreichende Schwanz ist in den vordern zwei Drittheilen seiner Länge mit Panzerringen umgür- tet, deren jeder aus drei Reihen zierlicher und regelmässiger Schilder 1) Linne, syst. nat. XII. 54° Marcgraf, Brasil. 235; Buffon, hist. nat. X. 215. tb. 37; Schreber, Säugeth. II. 224; Rengger, Paraguay 296; Cuvier. oss. foss. VIM. 235. tb. 211. fig. 2—5; Blumenbach, Abbildgen. 83; D. octocinctus Buffon, hist. nat. X. 212; Schreber, Säugeth. 222; D. peba Desmarest, Mammal. 368; Owen, proceed. zool. soc. 1831. I. 141; Rapp, Edentaten 8. Tf. 7; D. longicaudatus Prinz v. Wied,. ‚» Beitr. z. Naturgesch,. Brasil. I. 531. — Wir erwähnen hier Linne’s D. trieinctus von welchem Geoffroy behauptet, dass das von Seba u. A. beschriebene Exemplar künst- lich zusammengesetzt sei und der ächte brasilianische D. tricinctus von Azaras Tatu Mataco specifisch verschieden sei, den er Tolypeutes conurus nennt. Der Schwanz ist mit Knoten bedeckt, sehr kurz, der Schulterpanzer oben achtreihig, am Seitenrande gezackt, drei bewegliche Gürtel mit rechteckigen Schildern, der Kreuzpanzer mit 13 Reihen hexagonaler Schilder und sägezähnigem Rande. 422 Unguiculata. Edentata. zusammengesetzt ist. Das Schwanzende bedecken gestreckt sechsseitige und rautenförmige, Stark längsgekielte Schilder in alternirenden Reihen. Die Beine sind auf der Vorderseite mit kleinen weichen meist hexagonalen Schildchen in Querreihen bekleidet. Zwischen den Schildern ragen überall einzelne Borsten hervor, die auf allen nackten Theilen aus reihenweis ge- ordneten flachen Warzen zu je 3 bis 6 hervortreten. Vorn sowohl als hinten sind die beiden äussern Zehen verkleinert und weit nach hinten gerückt, die Nägel der mittlern vordern Zehen sehmal und lang, der hintern breit und kurz mit kantiger Wölbung. Der Panzer ist oben schwarz, wird aber durch Abreibung gelblich bis weiss. Die Körperlänge erreicht etwas über einen Fuss. Das Zahnsystem besteht aus acht rundlich ceylindrischen Backzähnen in jeder Reihe, zuweilen findet sich noch ein neunter ein, oder der erste ver- schwindet und reducirt die Zahl auf sieben. Die ersten und letzten sind kleiner als die mittlern. Ihre Kauflachen sind dachförmig. Am Schädel verbinden sich Nasen- und Stirnbeine in gerader Quernaht, der hintere Rand der Letztern dagegen ist eingebuchtet, das Thränenbein ist sehr gross, der Jochbogen wenig abstehend, der letzte Backzahn weit vor dem Gaumen- ausschnitt stehend, das Felsenbein klein, das Hinterhauptsloch sehr breit, ohne obern Einschnitt, der Unterkiefer schlank. Zehn rippentragende und fünf rippenlose Wirbel, neun Kreuz- und 31, nach Cuvier 21 Schwanz- wirbel. Die Hemisphären des grossen Gehirnes ohne Windungen, die Vier- hügel gross, das kleine Gehirn hinter dem grossen gelegen, die Schnecke aus zwei Windungen bestehend. Unter der Zungenspitze ragen zwei sehr kleine spitzige hornartige Stacheln hervor, die mit ihren freien Enden gegen einander gekehrt sind und als Zange fungiren beim Einfangen der Insecten. Die Unterkieferdrüse hat die dickwandige Speichelblase. Die Innenseite der Speiseröhre mit fast unsichtbaren Warzen dicht ausgekleidet, die Schleim- haut des Magens und Dünndarmes zottig, der Darmkanal von elffacher Körperlänge, der Dickdarm ungemein kurz, die Leber fünflappig, Wunder- netze an beiden Extremitäten, die Luftröhre aus 18 bis 22 Ringen beste- hend, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig, die Prostata zweilappig. Zwei Zitzen an der Brust und zwei in den Weichen. Diese Art ist in Brasilien, Paraguay und Guiana die gemeinste und be- wohnt sowohl die Wälder als die offenen Haiden, wo sie in sandigen Boden ihre Höhlen graben kann. Ihre Nahrung ist sowohl animalisch als vege- tabilisch, doch soll sie nicht wie die Vorige faulende Cadaver angreifen, weshalb ihr weisses fettes Fleisch allgemein geliebt wird. D. uroceras Lund ?). Das scheidenschwänzige Gürtelthier unterscheidet sich von voriger Art durch den kürzern Schwanz, der die Körperlänge nicht erreicht, durch den steten Besitz von acht beweglichen Panzergürteln und die aus einem einzigen Stück bestehende Hornscheide der Schwanz- spitze. Backzähne sind in jeder Reihe acht vorhanden. In Brasilien und Paraguay. D. hybridus Desm.?) Das kurzschwänzige Gürtelthier trägt nur sechs 2) Lund, Dansk. Vidensk. selsk. naturv. Afh. VI. 65. 225; Rapp, Edentaten 8; Burmeister, Zeitg. f. Zool. 1848. I. 199. 3) Desmarest, mammal. 368; Martin, Proceed. zool. soc. 1837. V. 13; Darwin, voy. of Beagle: I. 92; Azara, Essai I. 186; D. septemeinctus Schreb. Säugeth. I. 220: TE GG eG - u - - GE — GE) -— hi Vermilinguia. Dasypus. 423 bis sieben bewegliche Knochengürtel im Panzer, von denen man bei Embryo- nen schon fünf zählt. Die Knochentafeln des Schulter- und Kreuzpanzers sind rundlich und bilden hervorragende Warzen oder Knoten, welche von Knochenkörnern umgeben werden. Im Schulterpanzer werden oben 14, an dem Seitenrande 19 Schildreihen gezählt, in dem Kreuzpanzer 15. Die vier ersten Schwanzringe bestehen aus je drei Schilderreihen. Ueberall zwischen den Schildern drängen sich einzelne Haare hervor. Der Schwanz erreicht nur die halbe Körperlänge, diese kaum mehr als einen Fuss. Das Weibchen wirft im October 7 bis 12 Junge. In Paraguay und bis zum Rio negro im nördlichen Patagonien ver- breitet. b) Vorderfüsse fünfzehig. D. gymnurus 1lig. *) Das nacktschwänzige Gürtelthier ist von plum- pem gedrungenem Körperbau, mit kurzem breitem Kopfe, kleinen Augen, stumpfer Nase, breiten rundlichen Ohren. Die länglich zugespitzte Zunge kann einen Zoll lang aus dem Munde hervortreten. Stirn und Vorderkopf sind mit grossen sechseckigen irregulären Tafeln belegt. Unter dem Auge fehlen Tafeln oder Schilder, im Nacken stehen drei bewegliche Querbinden. Der Schulterpanzer besteht aus sieben Reihen länglicher Schilder, der be- wegliche Theil aus 13 Gürteln mit fast quadratischen Schildern, der Hüft- panzer aus 10 Schilderreihen. Die Schilder sind bräunlichgelb, mit doppel- ter Längsfurche und an der hintern Ecke eines jeden tritt eine Borste hervor. Der Schwanz ist rundp zugespitzt, mit einer nackten runzeligen rauhen Haut bekleidet und nur im letzten Drittheil an der Unterseite mit gelblichen rundlichen Schildchen bekleidet. Aehnliche Schildchen finden sich auch am Bauche und den Füssen und sind wie dort Borsten. Das Weibchen hat nur zwei Zitzen an der Brust. Die Nägel sind besonders an den Vorderfüssen von ansehnlicher Grösse. Der Körper erreicht etwa 1'/, Fuss Länge, der Schwanz einen halben Fuss. Am Schädel sind die Stirnbeine sehr gewölbt, der knöcherne Gaumen- rand nicht ausgeschnitten, weit nach hinten gerückt, die Flügelfortsätze sehr klein, hakenförmige Zähne stehen in Jeder Reihe acht, oben bisweilen neun. Dreizehn rippentragende Wirbel. Verbreitet sich über Peru, Brasilien, Paraguay und Guiana, gräbt vor- trefflich und soll den Leichen nachgehen. Wegen seines unangenehmen Geruches wird es nicht gegessen. D. villosus Desm. ?) Das braunzottige Gürtelthier bleibt kleiner als vorige Art, hat aber dieselbe Schwanzlänge. Die Schnauze ist spitz. Der Stirnpanzer besteht auslauter unregelmässigen, sehr rauhen, kleinen Schuppen, 4) Nliger, Olfers neue Bibl. wicht. Reisebeschreib. XV. 220; Prinz von Wied, Beitr. z. Naturgesch. Bras. II. 529; Rengger, Paraguay 290; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 171; Rapp, Edentaten 11; D. duodecimeinctus Schreber, Säugeth. II. 225. Tf. 75. 76. D. tatuay Desmarest, mammal. 369; v. Tschudi, Fauna peruan. 206; Kabassu Buffon, hist. nat. X. 218. 253. tb. 40; Cuvier, oss. foss. VlII. 233. tb. 212. fig. 7—9; D. unicinetus Linne, System. nat. XII. 53. — Man glaubt von dem nacktschwänzigen Gürtelthier zwei Arten unterscheiden zu können, eine mit völlig nacktem Schwanze, den Tatuay, und eine mit hinten und unten beschupptem Schwanze, den Kabassu. 5) Desmarest, mammal. 370; Griffith, anim. kingd. II. 292.c fig.; Fr. Cuvier, mammif. Il. livr. 6; Azara, Essai Il. 164; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 175. 424 Unguiculata. Edentata. die nach den Seiten hin vorspringende Spitzen haben. Der untere Rand des Hüftpanzers endet in scharfe starke Spitzen, die ihn wie eine Guirlande einfassen. Ganz ähnlich ist der untere Rand der Gürtel und des Schulter- panzers gebildet. Die Schilder sind rechteckig, mit zwei Längsfurchen ver- sehen. Die Seiten des Körpers sind reichlicher behaart als sonst, die Haare braun, auf dem Unterleibe dunkler, länger und dichter, auf dem Rücken kurz und spärlich, die Schuppen dunkel, an den Beinen röthlichbraun oder schmutzig orangefarben. Bewegliche Gürtel sind 6 bis 7 vorhanden, auch der Schwanz mit Schilderringen, hinten mit starken, rauhen Schuppen. 7 Acht Backzähne in jeder Reihe. Das Weibchen mit zwei Zitzen an der Brust. In den Pampas zwischen dem 35. bis 39. Breitengrade. D. minutus Desm. 6%) Das kleine Gürtelthier erreicht noch nicht Fuss- lange und sein Schwanz nur einige Zoll. Im Allgemeinen dem vorigen zunächst ähnlich zeichnet es sich durch spärliche kürzere Haare aus, durch die rechteckige Form aller Schilder im Schulterpanzer, in welchem die vier mittlen Reihen bei D. villosus abweichen. Den Schwanz bekleiden ring- förmig gestellte Schuppen. Die Schilder des Hüftpanzers simd aus vielen kleinen unregelmässigen Stücken zusammengesetzt und springen am Rande in zahnartigen Zacken vor. Die rechteckigen Schilder von einer starken und zweien schwachen Längsfurchen durchzogen. Das Colorit ist dunkel mit weisslichen Zwischenräumen. Die Heimath beginnt am 36. Breitengrade und geht bis zum 50. hinab. 3) Sehr zahlreiche stark comprimirte Backfhne, Füsse fünfzehig, Panzer mit 12 bis 13 beweglichen Gürteln. Priodontes. D. gigas Cuv.?) Das Riesengürtelthier erreicht drei Fuss Länge und sein Schwanz über anderthalb Fuss. Stirn und Scheitel bedecken sehr unregelmässige Knochentafeln. Der Schulterpanzer besteht aus zehn Schilder- reihen, zwischen die sich hinten an den Seiten noch eine Reihe einschiebt. Bewegliche Gürtel sind 12 bis 13 vorhanden. Der Hüftpanzer aus 16 bis 17 Reihen. Die schwärzlichen Schilder sind quadratisch oder rechteckig, auch fünf- und sechseckig, in den hintern Reihen des Hüftpanzers alter- niren sie. Den Schwanz bekleiden vierseitige und unregelmässige, in Quin- cunx geordnete Knochentafeln. Zwischen den Knochentafeln drängen sich überall kurze Borsten hervor. Die Ohren sind kurz, breit, stumpf, mit rundlichen flachen Knochenwärzchen bedeckt. An den fünfzehigen Vorder- füssen ist die mittlere Klaue von ungeheurer Grösse, stark comprimirt sichelförmig, spitz. Die Zehen der Hinterfüsse tragen sehr breite, flache,, fast hufförmige Nägel. Der Schädel ist im Verhältniss seiner Länge von ansehnlicher Breite, die Jochbögen abwärts, aber nicht so stark als bei vorigen Arten nach Aussen gebogen, das Thränenbein sehr umfangsreich. Am vordern Rande 6) Desmarest, mammal. 371; Darwin, voy. of Beagle I. 93; Azara, Essai 1. u 192; Fr. Cuvier, mammif. 1. livr. 10; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 177; D. pata- gonicus Desmarest, nouv. Dict. XXX. 491. 7) Cuvier, oss. foss. VII. 237. tb. 212. fig. 1—3; Prinz v. Wied, Beitr. z. Natur- gesch. Bras. Il. 516; Rapp, Edentaten 10. Tf. 4.b; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 169 ; Buffon, hist. nat. X. 256. tb. 41; Azara, Essais II. 132, D. giyanteus Geoffroy, catal, 207; Desmarest, mammal. 368. ER EHEERNEEBEIEEN nn n ee NEE ESON = an mn eu in Ein [u en —, mn rm € om u — u en — rc Vermilinguia. Dasypus, 425 des grossen Hinterhauptsloches befindet sich eine dritte quer verlängerte ' Gelenkfläche für den Zahnfortsatz des Epistropheus. Der Unterkiefer hat einen deutlich entwickelten Eckfortsatz, einen sehr kleinen Kronfortsatz und | einen länglichen Condylus. Von den Halswirbeln ist der Epistropheus von ‚, sehr überwiegender Grösse, mit dem dritten Wirbel völlig verschmolzen, der Dorn eine sehr grosse hohe Knochenplatte, die folgenden haben dage- gen fast gar keine Dornen. Auch der vierte verwächst noch mit dem Epistropheus, so dass auf den ersten Blick nur fünf Halswirbel überhaupt vorhanden zu sein scheinen. Zwölf Wirbel tragen Rippen, nach Rapp dreizehn. Ihre Dornen sind hoch, breit, sich berührend, nach hinten ge- richtet, die Querfortsätze sehr kurz, aber von den Gelenkfortsätzen erheben sich starke aufsteigende Fortsätze, dıe nach hinten so hoch werden, dass die letzten die Höhe der Dornen erreichen. Sie dienen zur Stütze “ des schweren Panzers. Der elfte Wirbel ist der diaphragmatische. Unser ' Skelet hat zwei rippenlose Wirbel, Rapp gibt nur einen an. Die zwölf Kreuzwirbel verschmelzen unter einander und mit dem Hüft- und Sitzbein ‚ völlig, ihr Dornenkamm hat eine platte breite Firste. Rapp zählt 24 Schwanz- ‚ wirbel, ebensoviel besitzt auch unser Skelet, doch fehlen hier augenschein- lich am Ende noch einige, so dass die wahre Zahl etwas höher ist. Sieb- zehn derselben tragen untere Vförmige Knochen. Die Querfortsätze aller sind an der Basis perforirt. Die Rippen sind sehr breit, ihre Knorpel verknöchern frühzeitig. Das Brustbein besteht aus sechs in der untern Hälfte sehr stark comprimirten Wirbeln mit breiter Handhabe und breitem Schwertfortsatz,. Das Schulterblatt ist verhältnissmässig schmal, sein Raben- schnabelfortsatz sehr stark, das Schlüsselbein vollständig entwickelt, der Oberarm stark gedreht, unten platt, die Elle sehr stark comprimirt, ihr Olecranon von rechts nach links sehr breit. Von den fünf Zehen ist die ‚ mittlere ungeheuer gross, besonders deren Krallenphalanx, welche sichel- ‚ förmig und stark comprimirt ist. Er hat wie die viel kleinere vierte Zehe nur zwei Phalangen. Ein langer Sehnenknochen liegt in der Handfläche. | Am Becken ist das Sitzbein sehr gross. Der Oberschenkel mit sehr hohem grossem Trochanter, der dritte äussere Trochanter ziemlich in der Mitte ı gelegen, Schien- und Wadenbein oben und unten innig verbunden, die Zehen normal, die Nagelphalangen sehr breit und platt. | Zähne sind in der obern Reihe 24 bis 26, in der untern 22 bis 24 vorhanden, wovon jedoch häufig mehre ausfallen. Unser Schädel hat in ‚ der einen untern Reihe 22, in der andern 18, in einer obern 13, in der andern 18. In der vordern Hälfte der Reihen sind die Zähne zu dünnen Platten comprimirt, nach hinten werden sie allmählig dicker, oval, rundlich _ eylindrisch. Die Compression schärft die Kaufläche zu einer Schneide und verticale Furchen kerben dieselbe. Die Breite der vordern plattenförmigen Zähne variirt sehr und einige scheinen aus. zweien verschmolzen zu sein, eine seitliche verticale Rinne deutet auf eine solche Verschmelzung. Ueber die weichen Theile liegen noch keine Untersuchungen vor. Das Riesenarmadill verbreitet sich über fast ganz Südamerika östlich ' der Anden, ist jedoch überall nur selten. Die Exemplare sind aus Guiana. Brasilien und Paraguay bekannt, die meisten werden von Surinam geliefert, Fossile Reste vom Gürtelthier fand Lund ®) in den Knochenhöhlen 8) Lund, Mem. Acad. Copenhag. 1841. VII. tb. 14; Giebel, Fauna. Säugeth, 107. 426 Unguiculata. Edentata. Brasiliens, und schreibt dieselben verschiedenen Arten zu. Eine derselben, D. punctatus, zeichnet sich durch die tief punctirten Schilder ihres Panzers aus, eine zweite, D. brevirostris, unterscheidet sich von dem lebenden neungürtligen nur durch die kürzere Schnauze, eine dritte ähnelt mehr dem lebenden nacktschwänzigen Tatu. In Europa haben tertiäre Gebilde Ueberreste geliefert, deren systema- tische Stellung noch nicht mit genügender Sicherheit ermittelt werden konnte. Die Zahnfragmente und Gliedmassenknochen von Sansans sind zur Gattung Macrotherium °) mit der Art M. giganteum erhoben worden. Ger- vais erinnert bei diesem Thier an den Orycteropus, doch finden wir mit diesem Thiere keine Aehnlichkeit. Oberarm und Oberschenkel stimmen vielmehr mit einigen kleinern Gürtelthieren überein, der Bau des Fusses gleicht mehr dem Riesengürtelthier als dem Orycteropus, von dem überdiess die Structur der Zähne noch wesentlich abweicht, / Euryodon Lund. Während bei dem lebenden Riesenarmadill die Zähne seitlich stark com- primirt sind, erscheinen sie bei Euryodon von vorn nach hinten comprimirt, jedoch nicht in so hohern Grade. Ihre Kaufläche ist dachförmig. Die ein- zige Art wurde in- den brasilianischen Knochenhöhlen entdeckt und erreichte die Grösse eines kleinen Schweines !). Heterodon Lund. Das Heterodon wird durch die ungleiche Grösse und Form der Zähne characterisirt. Der erste und letzte Zahn ist klein und kegelförmig, der vor- ı letzte und drittletzte grösser, oval im Querschnitt, der letzte herzförmig. Auch von dieser Gattung sind nur die Reste einer Art von Hasengrösse aus den Knochenhöhlen Brasiliens bekannt ?). . Glyptodon Owen. Das Glyptodon erreichte Rhinocerotengrösse und besass in jeder Reihe acht Backzähne, deren jeder comprimirt ist und auf der Innenseite sowohl als auf der äussern je zwei breite von der Kaufläche bis zum Wurzelende hinablaufende tiefe Rinnen hat, wodurch die Kaufläche dreitheilig erscheint. Ihre innere Structur weicht nicht von der der Tatuzähne ab. Am Jochbogen findet sich der absteigende Ast, der für die folgende Familie characteristisch ist. Am Oberarm fehlt am innern untern Knorren die Perforation, welche bei allen übrigen Gürtelthieren vorkömmt. Der Radius ist ganz armadillen- arlig, ebenso die Zehenphalangen, die Nagelphalangen jedoch relativ kürzer und dicker, mehr hufartig, der Hinterfuss von ganz eigenthümlichem Bau. Der Panzer besteht aus hexagonalen Platten, welche in gezähnten Nähten verbunden sind. 9) Lartet, Compt. rend. IV. 90; Ann. sc. nat. 1837. VII. 120; Cuvier, oss. foss. ? vi. 475; Blainville, Osteogr. Edent.; Gervais, Zool. et Pal. franc. 135. tb. 43; Gie- bel, Fauna. Säugeth. 105. — Panzerfragmente aus dem Wiener Becken werden als Psephophorus polygonus v. Meyer, Bronns Jahrb. 1847. 579 aufgeführt, allein der Nachweis, dass sie einen systematischen Namen verdienen, fehlt noch. 1) Lund, Acad. Copenhag. VIII.; Giebel, Fauna. Säugeth. 106. 2) Lund, Acad. Copenhag. VIII; Giebel, Fauna. Säugeth. 106. Gravigrada. Megatherium. ArT Die best bekannte Art ist Gl. clavipes Owen ?), von der mehre Skelet- ' theile, Zähne und Panzer gefunden worden sind. Eine zweite Art, Gl. reticulatus Owen, unterscheidet sich durch netzförmige Rinnen auf der Oberfläche der Panzerplatten, eine dritte, @/. tuberculatus Owen, durch ' Höcker auf denselben und eine vierte, Gl. ornatus Owen, durch geringere ' Grösse. Die Reste aller lagern in der Gegend von Buenos Ayres, die der drei letzten bestehen jedoch nur in Panzerfragmenten. Chlamydotherium Lund. Dem Glyptodon nah verwandt, jedoch durch das Zahnsystem verschie- den. Im Öberkiefer sind je acht, im Unterkiefer je neun Zähne vorhanden, dort die ersten zwei, hier die ersten drei Schneidezähne. Diese sind cylin- ' drisch, mehr weniger nierenförmig im Querschnitt, die Backzähne dagegen ' grösser, comprimirt, an den Seiten mit verlicalen Rinnen versehen, auf der Kaufläche mit zwei Erhöhungen. Panzer und Skelet ähneln zumeist dem zottigen und borstigen Gürtelthiere, die Füsse jedoch mehr dem neun- ‚ gürtligen. | Von den beiden aus den brasilianischen. Höhlen bekannten Arten er- ‚ reichte Chl. gigas Rhinocerotengrösse und Chl. Humboldti Lund *) Tapir- . grösse, Vierte Familie. Gravigrada. Die während der Diluvialzeit über Amerika verbreitete Familie der Me- ' gatherien oder Riesenfaulthiere umfasst Edentaten von gigantischen Dimen- ‚ sionen und plumpem Knochenbau, entschiedene Pflanzenfresser, die aber nicht ' wie die heutigen Faulthiere auf Bäumen lebten, sondern an den Boden ge- ' fesselt waren. Von der vorigen Familie unterscheiden sich diese Riesen der Vorwelt leicht durch ihren viel kürzeren Schädel, durch die geringere Anzahl cylin- ‚ drischer Zähne in beiden Kiefern, durch einen stets vorhandenen absteigenden Ast am Jochbogen, durch einen freier beweglichen Hals, auffallend plumpe Gliedmassen, zumal die hintern, durch sehr bewegliche Vorderarmknochen, oft verschmolzene Unterschenkelknochen, kurze Füsse mit langen von einer knöchernen Scheide umhüllten Nagelphalangen. An den Vorderfüssen sind 4 bis 5, an den Hinterfüssen 3 bis 4 Zehen vorhanden. Die äussere Körper- ‚ bedeckung war ein Haarkleid. Die einzelnen Gattungen vereinigen in sich ‚ Charactere der vorigen Famlien und der folgenden zugleich mit besondern Eigenthümlichkeiten. Der Bau der Füsse und das Gebiss unterscheiden sie unter einander am leichtesten, doch fehlt es auch im übrigen Skeletbau nicht ‚ an generischen Differenzen. 83) Owen, Descript. catal. roy. coll. surg. 1845; Quart. ourn. geol. I. 257; Joh. , Müller, Bericht. berl. Acad. 1846. 179; d’Alton, Panzerfragm. Berlin. 1834; Giebel, Fauna. Säugeth. 1i0; Odontographie 62. Tf. 25. fie. 11. — Die von Lund, Acad. Copenhag. VIII. tb. 1. 11. 14. 15, für Reste aus den Knochenhöhlen Brasiliens in '| drei Arten aufgestellte Gattung Hoplophorus minor, H. euphractus, H. Sellowi fällt mit '' Glyptodon zusammen. 4) Lund, Acad. Copenhag. VIN. tb. 1. 2. 12. 13—14; Giebel, Fauna. Säugeth. 108; Odontogr. 62. — Lund erwähnt I. c. noch ein Pachytherium magnum von Ochsen- ı Grösse und plumperem Knochenbau als das Chlamydotherium. 428 . Unguiculata. Edentata. Megatherium Guv. Das Megatherium hat fünf Backzähne im Ober- und vier im Unterkiefer mit dachförmiger Kaufläche, vorn vier und hinten drei Zehen, die beiden äussern verkümmert, grosse Krallnägel, zumal am mittlern Finger stark und comprimirt. Der kurze Schädel verschmälert sich von der Mitte nach vorn und hin- ten, das vordere Schnauzenende tritt durch Verlängerung des porösen Zwischen- kiefers und des Symphysentheils des Unterkiefers etwas vor, die Stirnleisten vereinigen sich nach hinten, um auf dem Scheitel wieder aus einander zu treten, die kurzen innig verwachsenen Nasenbeine senden an der vordern Seitenecke einen kleinen nach aussen gerichteten Fortsatz ab, der Jochbogen " ist ungeheuer stark und weit abstehend, vorn steigt er mit einem breiten Fortsatz senkrecht bis über den Alveolarrand des Unterkiefers herab, die Schläfengruben sind sehr umfangsreich, die Hinterhauptsgelenkköpfe stark ge- wölbt, die Nackenfläche nach vorn geneigt, der Unterkiefer mit tief herabge- bogenem Unterrande, stark vortretendem hintern Winkel und hoch aufsteigen- dem Kronfortsatz. Die Backzähne sind vierseitig prismatisch, tief in ihren Alveolen befestigt, am Wurzelende mit trichterförmiger Höhle, auf der Kau- fläche mit doppelter querdachförmiger Erhöhung. Von den 7 Halswirbeln ist merkwürdiger Weise der Epistropheus der kürzeste, der Atlas dagegen viel länger, die drei letzten Dornen nehmen auffallend an Länge zu. Die Brust- und Lendenwirbel sind sehr stark, 16 tragen Rippen und 3 sind rip- penlos, die breiten Dornen sind schon von dem vierten an von gleicher 1" Länge und stark nach hinten geneigt. FünfKreuzwirbel verwachsen mit dem Becken. Die Schwanzwirbel sind sehr kräftig, mit starken untern Dornen." Die Rippen sind breit, stark und ziemlich gebogen, das Brustbein eylindrisch, unten gekiell, aus drei Theilen zusammengesetzt, die vordern Gliedmassen kaum merklich länger als die hintern, das Schulterblatt trapezoidal, mit run- fi dem Loch in der vordern Hälfte, mit nach hinten gerückter starker Gräte } und vereiniglem Rabenschnabelfortsatz und Acromion, das Schlüsselbein stark, ' Sförmig gekrümmt, der Oberarm oben schmal und dick, unten sehr breit, ohne Perforation des innern Knorrens, die Speiche frei beweglich an der ) breiten Elle, deren Olecranon kurz, der Carpus aus sechs starken Knochen Mi gebildet, vier kurze dicke Mittelhandknochen, der Daumen aus zwei rund- i lichen Phalangen ohne Nagel bestehend, die Phalangen der drei andern Finger sehr kurz, ihre Nagelglieder aber sehr lang und dick, zum grössern Theile - von einer knöchernen Scheide eingehüllt. In den hintern Gliedmassen ist das Becken von sehr bedeutender Grösse, das Hüftbein rechtwinklig gegen ' die Wirbelsäule gerichtet, mit sehr rauhen Rändern, der Oberschenkel kaum ) doppelt so lang als breit, und dreimal dieker und breiter als bei dem gröss- ' ten Elephanten, die Unterschenkelknochen in eben dem Grade stark, oben ! und unten völlig verschmolzen, kurz, das Fersenbein sehr dick mit langem Hackenfortsatz, das Sprungbein mit Tibia und Fibula gelenkend, der Mittel- fuss viel kürzer als die Mittelhand, die ersten Phalangen der Zehen platten- f förmig, die Nagelglieder wieder sehr vergrössert und mit knöcherner Scheide. 'f Die einzig bekannte Art ist M. Cwvieri®) Das Riesenthier erreichte eine Länge von 14 Fuss und | nn terre nn nn nn 5) Desmarest, Mammalogie 365; Cuvier, oss. foss. VIII, 331. tb. 217; Buckland, | Gravigrada. Megalonyx. 429 eine Höhe von 8 Fuss und war ein plumper Landbewohner. Die Beschaf- ' fenheit des vordern Kopftheiles spricht für grosse bewegliche Lippen, die, beweglichen Unterarmknochen und der starke Schultergürtel für einen nicht , zum Gehen bestimmten Gebrauch der Vorderfüsse, doch nicht zum Klettern, denn dazu ist der ganze Körper zu plump, colossal und schwer, auch nicht zum Graben, denn die starken Krallen sind höchstens zum Scharren einge- richtet, die ungeheuere Stärke der hintern Gliedmassen macht es vielmehr wahrscheinlich, dass sich das Megatherium auf die Hinterbeine erhob, mit den Vorderfüssen die Zweige der Bäume herabbog und mit den beweglichen Lippen das Laub abriss. Vielleicht scharrte es auch mit den starken Kral- len weiche Wurzeln aus dem lockeren Boden. Das Vaterland des Megatherium erstreckte sich vom 40. Grade N. Br. bis zum 40. Grade S. Br. in Amerika, wo sich theils ganze Skelete, theils einzelne Knochen in diluvialen Schichten nicht selten finden. Das erste ' Skelet wurde im Jahre 1789 in der Nähe von Buenos Ayres entdeckt, ein ' zweites bei Lima, dann in Paraguay, Venezuela u. a. v. a. O. Nord- und | Südamerikas. Megalonysc Jeffers. Die Gattung gleicht in der Zahl der Zähne dem Megatherium, aber die Form derselben ist comprimirt, oval eylindrisch, mit concaver Kaufläche. Der ebenfalls colossale Skeletbau zeichnet sich durch verhältnissmässig grössere Stärke seines hintern Theiles aus. Die Vorderfüsse sind etwas länger, die Hinterfüsse kürzer, beide Unterschenkelknochen getrennt, der Schwanz den ‚ Boden berührend und sehr stark. Lebensweise und Verbreitung stimmen mit der des Megatheriums überein. | | M. Jeffersoni Cuv.°) Diese Art scheint etwa acht Fuss Länge und fünf Fuss Höhe erreicht zu haben. Ihre fünf Mittelhandknochen haben an ‚ der unteren Gelenkfläche einen vorspringenden Kiel, sind sehr dick und ‚ unregelmässig gestaltet, nur der des Zeigefingers schlank und mit flacher ‚ untrer Gelenkfläche die kürzerist als dick und breit, fast scheibenartig, die zweite in der Mitte ihrer vordern Gelenkrolle getheilt zur Aufnahme eines 'Kieles am folgenden Gliede. Die Nagelglieder von ungleicher Grösse, ihre hintere Gelenkfläche mit einer Leiste und von oben stark überwölbt, nur am Zeigefinger befindet sich eine vollständige knöcherne Nagelscheide. | In Virginien, Kentucky, Brasilien bis zur Magellansstrasse hinab sind ‚ die Reste einzeln zerstreut. Geol. a. Mineral. tb. 5; Pander u. d’Alton, das Riesenfaulthier. Bonn 1821; Owen, ‚ descript. Skeleton etc. London 1842; Giebel, Fauna. Säugeth. 111; Owen, Odontogr. tb. 83. — Lund bildet die Zähne einer wahrscheinlich zweiten Art, M. Laurillardi F in Acad. Copenhag. IX. 143. tb. 35. fig. 5. 6. ab. | 6) Cuvier, oss. foss. VIII. 310. tb. 216; Jefferson, Transact. philos. Philad. 1797. F IV. 246. 530. tb. 1. 2; Owen, descr. Skeleton etc. Lond. 1842; foss. Mammal. of Beagle 99; Lund, Acad. Copenhag. VIll. tb. 16. fig. 8-10; tb. 17. fig. 4; Giebel, Fauna. Säugeth. 116. — Harlans M. laqueatus Journ. of the Acad. Philad. VI. 269. tb. 12—14 ist nach Beschreibung und Abbildung nicht verschieden. Lund’s M. gracilis Acad. Copenhag. VIII. tb. 17. fig. 3 aus den brasilischen Höhlen ist von zar- terem Skeletbau und von Ochsengrösse. Derselbe erwähnt noch ein M. Kaupi ohne Characteristik. | 430 Unguiculata. Edentata. Mylodon Owen. Die Mylodonten haben den plumpen Skeletbau der Vorigen, weichen aber . ‘ N ; RR . in den einzelnen Formen und im Gebiss mehrfach ab. Die y von einander getrennten Backzähne beginnen in der obern Reihe mit einem fast elliptischen, dann folgt ein elliptischer und die drei hintern sind dreiseitig prismatisch mit breiter Verticalrinne an der Innenseite; in der untern Reihe ist der erste elliptisch, der zweite abgerundet vierseitig prismatisch, ebenso der vorletzte, nur relativ kürzer und breiter, der vierte sehr länglich elliptisch, in der Mitte stark eingezogen. Die Kaufläche aller ist flach. Am Schädel erscheint die Schnauze stumpfer und dicker als bei Megatherium, Nasenbeine und Zwischen- kiefer nicht so eigenthümlich gestaltet, der untere Rand der Unterkiefers nicht bogenförmig erweitert. Die Gliedmassen sind von gleicher Länge, die vor- dern fünf-, die hintern vierzehig, die beiden äussern Zehen ohne Nägel, die andern mit sehr grossen halbkegelförmigen Krallenphalangen. Beide Unter- schenkelknochen sind getrennt von einander, der Oberschenkel relativ länger als dick, das Fersenbein sehr lang und dick, das Sprungbein vorn und oben mit ebener Fläche. Die Dornfortsätze der Wirbel nehmen von vorn nach hinten an Länge ab, in eben dem Masse die Wirbelkörper aber an Grösse zu. Der Schwanz besteht aus zahlreichen, sehr kräftigen Wirbeln und ist ein Stemmschwanz, der den Boden berührt. Ueberhaupt nehmen die Skelettheile nach hinten ansehnlich an Stärke und Kraft zu. Die Arten verbreiteten sich während der Diluvialepoche über Nord- und Südamerika. Man unterscheidet deren drei. 1 M. Darwini Owen ?) ist nur nach einem Unterkiefer bekannt, der sich | durch die lange und schmale Symphyse auszeichnet. Der zweite Back- zahn ist fast elliptisch, die Einschnürung des letzten an der Innenseite stärker als an der äussern und dort durch eine winklige Rinne veranlasst, der vorletzte Zahn hat nur an der Innenseite eine verticale Rinne. | In dem südlichen Theile Südamerikas. M. Harlani Owen ®). Die Unterkiefersymphyse des Harlanschen My- lodon ist kurz und breit, der zweite Backzahn vierseitig, der letzte an der Aussenseite mit zwei breiten seichten Verticalrinnen, an der Innenseite mit ! einer winklig vertieften. Der Oberarm erscheint viel kräftiger als bei dem ! folgenden, sein oberer Gelenkkopf mit getheilter Gelenkfläche, Speiche und ! Elle kurz und dick, letztere mit sehr langem Ellenbogenfortsatz, die untere ' Gelenkfläche des Schienbeines oval und tief, zur Aufnahme des halbkug- | ligen Kopfes des Astragalus. In den Höhlen Kentuckys, im Oregongebiete und Missouri. ! M. robustus Owen ?). Die am vollständigsten bekannte Art von elf Fuss Länge einschliesslich des drei Fuss langen Schwanzes. Das eigen- | thümliche Verhältniss der einzelnen Körpergegenden fällt sehr auf. Die! Wirbelsäule ist nicht so lang als bei dem Flusspferde und dabei das Becken | breiter und höher als bei dem Elephanten. Oberarm und Oberschenkel | — an u A a nn — 1 0 0 u 3 en 7) Owen, foss. mammals of Beagle 63; Giebel, Fauna. Säugeth, 118; Odontogr. ! Gi. Ti, 125. Agl6: 8) Owen, Descript. Skelet. London 1842; Giebel, Fauna. Säugeth. 118; Oryetero- | therium missuriense Harlan, Americ. philos. soc. 1841. novbr. | 9) Owen, descript, Skeleton etc. London 14842; Ann. sc. nat. 1843. XIX. ba Giebel, Fauna. Säugeth. 119; Oenotherium Lund, Vid. Selsk. 1845. 57. | Fer. Se men _o — EEE —_—— engen; Tardigrada. 431 _ merklich länger als Unterarm und Unterschenkel. Der Fuss rechtwinklig mit dem Unterschenkel gelenkend, das Fersenbein den Boden berührend, der Gang also plantigrad, die Zehen kurz und dick. Der sehr kräftige Schwanz diente dem schweren Körper zur Stütze, wenn sich das Thier auf die Hinterbeine erhob. Das Kreuzbein verwächst nach vorn mit den Len- denwirbeln. Die Rippen in 13 Paaren vorhanden sind stark und breit, das Brustbein kurz, seine Wirbel getrennt, das Schulterblatt breit, mit fast mittelständiger Gräte, der Oberarm mit sehr entwickelten Leisten und Käm- men und freier Beweglichkeit, die Elle sehr stark, die Vorderfüsse breit und dick, ihre innern Zehen mit starken Krallen, die äussern kürzern mit kleinern, der Hals kurz und kräftig, sehr beweglich. Der Schädel hat nur die Grösse des Ochsenschädels. Der erste obere Backzahn hat einen abge- rundet dreiseitigen Umfang, der zweite einen länglich elliptischen, die übri- gen einen dreiseitigen; in der untern Reihe der erste einen ovalen, der zweite einen dreiseitigen mit concaver Innenseite, der dritte einen fast quadratischen, der letzte einen länglichen, gekrümmten, an der Innenseite tief concaven. Im Gebiete des La Plata. Scehdotherium Owen. Das Scelidotherium schliesst sich den Mylodonten ziemlich eng an. Seine ‚ Backzähne sind durch gleichmässige Zwischenräume von einander getrennt, ‚während bei Mylodon der erste stets weiter abgerückt ist; zugleich sind hier die ersten beiden relativ grösser und der letzte der kleinste, alle mehr weni- ger unregelmässig dreiseilig prismalisch, aber die drei hintern länger als dick, unten nur der erste und letzte auffallend schmal und lang, bei den übrigen der Querdurchmesser überwiegend. Die Unterschenkelknochen sind getrennt, der Astragalus vorn mit zwei Gruben, der Galcaneus lang und dick, die Krallenglieder gross und halbkegelförmig, die übrigen Skeletformen plump und massig. . Die Arten bevölkerten während der Diluvialepoche Südamerika, sind aber noch nicht in genügender Vollständigkeit und Sicherheit bekannt. Owen nannte eine derselben Sc. leptocephalum !) und stellte einige von Lund für Megatherien gehaltene Arten daneben. Von diesen hatte Sec. Bucklandi die Grösse des Megalonyx, Sc. Cuvieri Ochsengrösse und Se. minutum war nicht viel grösser .als ein Schwein. Fünfte Familie. Tardigrada. Die Faulthiere, um Vieles kleiner als die Mitglieder der vorigen Familie, unterscheiden sich sogleich durch ihre viel längeren und dünneren Gliedmässen, den verkümmerten, stummelartigen Schwanz, den längern Hals und die nur 1) Owen, foss. mammal. Beagle 73; Lund, Acad. Copenhag. VIM. tb. 3. 4, 16. — Wahrscheinlich wird auch Lund’s Gattung Platyonyx mit den drei Arten Pl. Agassizi, Pl. Blainvillei, Pl. Bronguiarti 1. ce. IX. 145. 197. 206. mit Scelidotherium zu vereini- gen sein, denn sie unterscheidet sich nur durch plattere, nicht comprimirte Nagel- phalangen. Desselben Coelodon maquinense mit nur 3 Backzähnen und von Tapir- grösse und Sphenodon mit 4 kegelförmigen Backzähnen und von der Grösse des Schweines bedürfen noch der weiteren Prüfung, bevor ihre Selbständigkeit aner- kannt werden kann, 432 Unguiculata. Edentata. drei- oder zweizehigen Füsse mit auffallend langen, nach innen geschlagenen Krallen. Ihr Kopf ist kurz, gerundet, affenähnlich, die Ohrmuscheln verkürzt und im Pelze verborgen; die vordern Gliedmassen länger als die hintern, der Schwanz bei einigen äusserlich gar nicht sichtbar, die Krallen sichelförmig gekrümmt und stark comprimirt, zwei Zitzen an der Brust, die Haare lang, grob, wie dürres Heu, von grauer Farbe, in der Jugend weich und glänzend. In osteologischer Hinsicht gewähren die Faulthiere einzelne höchst charac- teristische Eigenthümlichkeiten. Der Schädel ist kurz, abgerundet, der Antlitz- theil besonders verkürzt, die Zwischenkiefer sehr klein, nicht mit dem Nasen- bein verbunden und meist durch Naht vom Oberkiefer getrennt, die Nasen- beine kurz und breit, nach hinten erweitert, das Thränenbein klein, mit einfacher Oeffnung des Thränenkanales. Das Jochbein mit grossem abstei- genden, spitzendenden Fortsatz, aber vom Jochfortsatz des Schläfenbeines getrennt, so dass der Bogen nicht geschlossen ist, die Stirnbeine sehr um- fangsreich und gewölbt, die Schädeldecke nach hinten abfallend, das Flügelbein blasenförmig aufgetrieben; die Unterkieferäste in der Symphyse frühzeitig mit einander verwachsend, mit sehr entwickeltem Eckfortsatz und breitem Kron- fortsatz. Die Zahl der Halswirbel vermehrt sich bei einigen auf neun, aus- nahmsweise sogar auf zehn. Die Dornen derselben sind breit, allermeist zugespitzt, die Querfortsätze kurz und breit. Die Zahl rippentragender Wirbel steigt von 14 auf 24, das Maximum bei den Säugethieren, die der rippen- losen beträgt nur 3 bis 4. - Der mittlere scheint der diaphragmatische zu sein. Die breiten niedrigen Dornfortsätze aller sind nach hinten gerichtet und die Antiklinie daher völlig aufgehoben. Das Kreuzbein besteht aus 7 Wirbeln mit wenig entwickelten Dornen, der Schwanz nur aus 5 bis 9. Die Rippen sind noch von ansehnlicher Breite. Im Brustbein zählt man 8 bis 13 Wirbel, der Schwertknorpel fehlt. Das Schulterblatt ist von ansehnlicher Breite und sehr schief, der vordere und obere Rand einen Bogen darstellend, der Hinter- ' rand gerade, die Gräte fast miltelständig mit sehr langem Acromion. Das ! Schlüsselbein dünn und schwach, mit dem Brustbein durch ein Ligament verbunden. Oberarm und Unterarm von sehr bedeutender Länge, ohne Mark- i höhle, Speiche und Elle getrennt, letztere ohne Ellenbogenfortsatz. Die Hand- wurzel besteht aus 6 bis 7 Knochen. Mittelhandknochen sind 2 oder 3 | vorhanden, ausserdem noch ein rudimentärer innerer und äusserer. Die 2 oder 3 Finger sind dreigliedrig, doch verwächst die erste sehr kurze Pha- lanx schon frühzeitig mit dem Metacarpus, die zweite ist sehr lang und schlank, ! die dritte die längste, gekrümmt, comprimirt, scharf zugespitzt, mit kurzer ) Basalscheide. Das Becken ist sehr umfangsreich, die Hüftbeine breit und | niedrig, die Schambeinfuge lange Zeit durch Knorpel geschlossen, der später ! verknöchert; der Oberschenkel ohne Ligamentum teres, Tibia und Fibula } getrennt und dünn. Letztere gelenkt in einer Grube des Astragalus, wodurch } die Beweglichkeit des Fusses sehr beschränkt wird. Der Calcaneus hat einen ) langen, stark comprimirten Hackenfortsatz. Von den 5 Metatarsen verküm- | mert die innere und äussere und beide tragen keine Zehen, die mittleren } Zehen verhalten sich wie die Finger. Das Zahnsystem besteht aus fünf eylindrischen Backzähnen in jeder Reihe, | im Unterkiefer meist nur aus vier. Der erste nimmt bisweilen eine eckzahn- | artige Gestalt an. Ihre Grösse und ihr runder, ovaler Umfang varürt. Die Faulthiere haben nur schwache Lippenmuskeln, dagegen einen sehr | I a Fr By - 5 e- 2 TR Tardigrada. Bradypus. 433 grossen Schlafmuskel, starken Masseter und sehr starken und langen Nieder- zieher des Unterkiefers. Die Zunge ist kurz, schmal und dick oder breit, spatelförmig, mit zwei Papillae vallatae, pilzförmigen Warzen am Rande und feinen fadenförmigen auf der Oberfläche. Die Speicheldrüsen sind klein und der Magen ganz abweichend von dem der vorigen Familien gebildet. Er ist länglich, halbmondförmig, ın eine rechte und linke Hälfte zerfällt, zwischen welchen die enge Speiseröhre sich einsenkt. Die rechte kleinere Hälfte ist darmähnlich und macht drei grosse Windungen, die linke grössere durch dicke muskulöse Falten in drei abgerundete Abitheilungen geschieden. Die Pförtnerklappe fehlt. Der Darmkanal misst die sechs- bis achtfache Körper- länge. Der Blinddarm fehlt. Die Leber ist auffallend klein, ebenso die Milz. Auch das Herz ist sehr klein, stumpf. Aus dem Bogen der Aorta entspringen '_ bald drei, bald nur zwei Gefässstämme. Wundernetze bildet der Hauptstamm der Schlagader der vordern und hintern Gliedmassen und einige andere Ar- terien. Die Luftröhre erreicht bisweilen eine enorme Länge und windet sich in der Brusthöhle. Das Gehirn ist klein, mit wenig Windungen versehen. Die Nebenniere entfernt sich weit von der Niere. Die Harnblase ist gross, die Hoden hinter derselben gelegen, die Ruthe sehr klein, gespalten, ihr Zell- ‚ körper mit Scheidewand, der Uterus mit doppeltem Muttermunde. Das Weib- chen wirft nur ein Junges. Dis Faulthiere leben beständig auf Bäumen in den Urwäldern des tro- pischen Südamerika und zehren von deren Laub. Sie sind höchst unbe- holfene, wehrlose, stumpfe Thiere, die den Verfolgungen. erliegen und mit der Lichtung der Wälder sich mehr und mehr verringern. Es werden nur zwei ' Gattungen unterschieden. Bradypus 1. Die dreizehigen Faulthiere haben an den Vorder- und Hinterfüssen drei | lange Sichelkrallen, einen kurzen, deutlich sichtbaren Schwanz und in beiden Kiefern den ersten Zahn verkleinert, alle Zähne mit hoch umrandeten con- ' eaven Kauflächen. Am Schädel bleibt der sehr kleine, in der Mittellinie nicht getheilte 9. Zwischenkiefer sehr lange vom Oberkiefer getrennt, die Nasenbeine sind relativ ‚ sehr kurz, das Jochbein steigt nach oben, die Flügelbeine treten stark vor und sind dünn, das Keilbein klein, die Stirnzellen gross. Uebrigens ver; E wachsen die Nähte der einzelnen Knochen frühzeitig mit einander. Der Unter- kiefer ist vorn abgestumpft. In der Wirbelsäule findet sich hier die für die ‚ Säugethiere einzige Vermehrung der Halswirbel auf acht bis zelın. Die über- ‚ zähligen Halswirbel sind meist als vordere Rückenwirbel gedeutet, weil an ‚ ihren Querfortsätzen rudimentäre Rippen beobachtet wurden. Doch fehlen dieselben nach einigen Beobachtern gänzlich, ausserdem befestigen sich die IE musculi scaleni an diese Querfortsätze und die zwischen dem achten und ı" neunten Halswirbel, zwischen diesem und dem ersten Brustwirbel hervor- 5 tretenden Spinalnerven gehören entschieden den Geryicalnerven an, der Quer- ıf) fortsatz des achten Wirbels ist noch perforirt und getheilt, und diese Ver- ‚ hältnisse geben den überzähligen Wirbeln die Bedeutung wahrer Halswirbel. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen 14 bis 16, der rippenlosen zwischen 3 und 4, des Kreuzbeines zwischen 5 und 6, des Schwanzes zwischen 9 und 11. Die Dornfortsätze sind breit und niedrig, ' sämmtlich nach hinten gerichtet, die Querfortsätze nehmen nach hinten an Säugethiere. 28 434 Unguiculata. Edentata. Breite zu. Von den Rippen sind 5 bis 6 Paar falsche, die Knorpel aller verknöchern mit zunehmendem Alter. Das Brustbein ist achtwirblig. Das Schlüsselbein sehr dünn. Die vordern Extremitäten berühren bei aufrechter Stellung des Thieres noch den Boden. Ihre Knochen dünn und lang. In der Handwurzel fehlt das Erbsenbein, sie besitzt in beiden Reihen nur je drei Knochen. Die drei Mittelhandknochen verwachsen frühzeitig an ihrem Carpalende mit einander und der äussere und innere erscheinen als unbe- wegliche Fortsätze. Die drei Finger haben bei ausgewachsenen Thieren nur zwei Phalangen, ebenso die Zehen. Von den fünf Zähnen in beiden Reihen fällt der erste des Unterkiefers schon sehr zeitig aus. Der erste bleibende Zahn ist in beiden Kiefern der kleinste, oben rundlich cylindrisch oder leicht comprimirt, unten von vorn nach hinten zusammengedrückt, der zweite obere ist der stärkste, fast rundlich dreiseitig, die drei folgenden merklich kleiner, rundlich eylindrisch, im Unterkiefer grösser, der letzte überwiegend, comprimirt und rundlich vierseilig. Die Zunge ist dick, schmal und kurz. Der erste Magen hat einen sehr beträchtlichen Umfang und lässt seine drei Abtheilungen äusserlich durch tiefe Furchen erkennen. Seine innere Wandung bildet ein dickes Pflaster- epithelium, ohne warzenförmige Hervorragungen. Der schmale darmförmige Magen hat tiefe durch breite Hautfalten gebildete Höhlen, sechs von Y, bis | 3 Zoll Tiefe. Eine Rinne führt von dem Ende der Speiseröhre in einen sehr kleinen Magen, . dessen Ausgang gegen die rechte Seite gerichtet ist. Derselbe hängt an der Cardia mit dem grossen Magen zusammen, ist hufeisen- förmig gekrümmt und durch eine innere Querfalte in zwei Abtheilungen ge- schieden. Der Darm hat nach Cuvier die 3Y/,fache, nach Rapp die 6"/,fache ” Körperlänge. Die Leber ist ungleich dreilappig, die Galtenblase fehlt. Die } Hemisphären des grossen Gehirnes haben drei symmetrische Hauptwindungen, das kleine Gehirn liegt hinter denselben und ist nur durch eine flache Ver- tiefung getheil. Aus dem Aortenbogen treten drei, ausnahmsweise nur zwei | Gefässstämme hervor. Die Luftröhre besteht aus 80 fast vollständigen Knor- pelringen. Stimmritzenbänder fehlen. Die Lungen sind nicht gelappt. Die Ruthe ist an der untern Seite der Länge nach gespalten, die Harnröhre öffnet | sich an deren Wurzel. | Die Faulthiere sind die langsamsten, unbeholfensten Säugethiere, wenn ) sie sich auf ebner Erde bewegen sollen. Ihre übermässig verlängerten Vorder- ! gliedmassen, der eigenthümliche Bau der hintern, die Verwachsung vieler Fussknochen, die langen nach Innen eingeschlagenen Krallen machen sie zum | Laufen ganz unfähig, zum Gehen sehr ungeschickt. Sie klettern besser, aber | auch langsam. Tagelang hängen sıe mit. ihren langen Krallen an den Aesten } und lassen selbst angeschossen nicht los. Sie nähren sich von Baumblättern, und da in den Urwäldern die Zweige der Bäume in einander greifen: so sind sıe kaum jemals genöthigt auf den Boden herabzusteigen, sondern führen ein | vollkommenes Baumleben. Sie ertragen den Hunger lange und haben ein | zähes Leben. Das Junge hängt auf dem Rücken der Mutter bis es sich selbst! forthelfen und nähren kann. | Die Artdifferenzen der Faulthiere sind eben nicht erheblich, daher früher | auch nur eine Art überhaupt angenommen wurde. Gegenwärtig werden vier! mit Bestimmtheit unterschieden. | u Fan ee A ge ne nl Be nie > ae > Tardigrada. Bradypus. 435 Br. ceueulliger Wagl.!) Das Kaputzenfaulthier erreicht zwei Fuss Länge und ist durch einen schwarzen Rückenstrich und einen seitlichen schiefer- blauen Halstreif ausgezeichnet. Das Gesicht und die Kehle ist mit kurzen gelblichen Haaren dünn bekleidet und ringsum von starren weisslichen Haaren eingefasst, welche Einfassung auf dem Vorderhalse sich herabzieht und auf der Brust sich auskeilt. Das Auge ist schmal und dunkel umran- det. Der Gesichtskranz wird von einer grossen Kaputze umgeben, welche Kopf, Nacken und Vorderrücken bedeckt; über die Schultern in einem schmalen Streifen sich vorwärts zieht und den Halsfleck umsäumt, an des- sen Keil auf der Vorderbrust sie sich zusammenzieht. Ihr Haar ist lang, glatt, grob und dürr und von dunkel chocoladenbrauner Farbe. Die Ober- seite des Körpers bekleiden lange grobe, brüchige, weissliche und schmutzig bräunliche Haare, die Unterseite dunklere, graulich braune. Der schwarz- braune Rückenstreif beginnt am Widerrist und verliert sich auf der Kruppe. Vorn ist er jederseits von einem grossen lebhaft orangerothen Fleck um= | geben und selbst glänzend schwarz, kurz, glatt anliegend, doch sind die ' Flecke nicht allgemein vorhanden. Die Krallen sind gelblich weiss. Am Schädel erscheint die Schnauze etwas gestreckt, die Stirn sehr ‚ wenig gewölbt, die Flügelfortsätze nicht blasenförmig aufgetrieben, am Unterkiefer der Eckfortsatz sehr stark, die vordere Spitze etwas ausgezogen. Halswirbel zählt man neun, an einem Skelet fand Rapp sogar zehn. Rippen- tragende Wirbel sind 14, rippenlose 4, Kreuzwirbel 7 und Schwanzwirbel 9 vorhanden. Fünf Rippenpaare sind falsche. Das Schlüsselbein ist so dünn, dass es bei der Präparation leicht verloren geht. Der innere Knor- ren des Humerus ist nicht perforirt. Die specifischen Eigenthümlichkeiten ‚ der Zähne und weichen Theile sind noch nicht constatirt. Die Heimath ist auf den nordöstlichen Theil von Südamerika beschränkt. Br. tridactylus Cuv.?) Das dreizehige Faulthier oder der Ai, unter 1 welchem einst alle Arten begriffen wurden, hat eine blass röthlichgraue # oder licht graubräunliche Farbe mit leichtem schieferfarbigem Anfluge, auf dem Kopfe, Vorderhalse, Schultern und dem Unterleibe mit einzelnen weissen Ü Haaren gelichtet, jederseits der Rückenlinie mit zwei Reihen unbestimmter ı weisser Flecken, die Rückenlinie selbst graubraun, die Stirn mit weisser oder gelblichweisser Binde, die sich auf den Wangen auskeilt, die Augen dunkelbraun umringelt, der Ring einen Streifen nach hinten auf die Wangen E senkend, die Krallen hellgelb. Das Junge hat die Farbe der Mutter bis ‚auf die fehlenden Flecken und Streifen. In anatömischer Hinsicht stimmt das gemeine Faulthier mit dem Kaputzen- faulthier sehr überein und da beide Arten von den Anatomen nicht geschieden worden, so lässt sich nicht mit genügender Gewissheit ermitteln, auf welche 1) Wagler, Isis 1831. 605; Rapp, Edentaten 5. Tf. 3. fig. 1; A. Wagner, Schreb. in Säugeth. IV. 145; Giebel, Odontogr. 60. Tf. 25. fig. 1; Buffon, hist. nat. XIII. 34. 62. “tb. 5. 6; Br. tridactylus autor; Acheus ustus Lesson, spec. mammif. 271; Br. gularis Rüppell, Mus. Senkenb. III. 338. Tf. 11; Arctopithecus marmoratus und A. Blainvillei ‚Gray, Proceed. zool. soc. 1849. 2) Cuvier, regne anim. I. 225; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. Bras. I. 482. TI. 5; Brants, Tardigrada 8. ib. 2. fig. 4—6; Cuvier, oss. foss. VIII. 140. tb. 205; Blainville, Osteoer. Bradypus 19. c. tb.; Linng, syst. nat. 12.1.50; Br. pallidus A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV, 143; Arctopithecus flaceidus Gray, Ann. mag. nat, hist, 1850. V. 225. 28 * 436 | Unguiculata. Edentata. der beiden Arten sich die einzelnen Angaben beziehen. Unser Skelet hat einen Dorsolumbalwirbel mehr als vorige Art. Bewohnt die Ostküste Brasiliens bis nach Rio Janeiro hinab. Br. torquatus Olf. 3) Das Kragenfaulthier übertrifft den Ai an Grösse und hat einen dicken schweren Körper, kleinen Kopf und Arme fast von Körperlange. Im Colorit zeichnet es sich aus durch einen Fleck langer, sanfter, schlichter, kohlenschwarzer Haare, . welche wie ein Halstuch den Nacken, die Oberseite des Halses und zuweilen den Vorderrücken noch be- decken. Das klägliche Gesicht ist von dichten krausen, rostbräunlichen Haaren bekleidet, ohne Augenring und ohne Stirnbinde. Die Nase ist schwärzlich, dıe Augen klein und halbgeöffnet, die Ohren im Pelze versteckt. Scheitel, Schläfen und Hals tragen lange Haare von gelblich rostrother grau- ' braun gemischter Farbe; der Körper lange glatte Haare von graubrauner | und gelblich weisser Mischung, darunter ein kurzes dunkel graubraunes Wollhaar, am Bauche und den Füssen ein kürzeres mehr rothbraunes Haar. ] Die Farbentöne des Weibchens weichen etwas ab und sind auch bei dem ° Männchen nicht ganz constant. So kann z. B. der Halskragen als ein schwarzes Halsband erscheinen. Den Jungen fehlt die schwarze Zeichnung ganz. Die Krallen sind bräunlich grau. Am Schädel erscheint die Stirn mehr gewölbt als bei den vorigen Arten, die Nasenbeine greifen tiefwinklig in die Stirnbeine ein, diese etwas ı I in die Scheitelbeine, der Zwischenkiefer fehlt, das Thränenbein ist sehr klein, die Flügelbeine blasig aufgetrieben, der absteigende Ast des Joch- beines schief und zugespitzt, der Kronfortsatz des Unterkiefers sehr breit, der Eckfortsatz stumpf und gerundet, der Vorderrand stumpf. Halswirbel” sind acht vorhanden. Der innere Knorren des Oberarmes ist perforirt. Die Zähne haben einen mehr unregelmässigen Umfang als bei den vorigen Arten. Die weichen Theile scheinen keine beachtenswerthen Eigenthüm- ]; lichkeiten zu bieten. Die Wundernetze sind von Hyrtl untersucht worden. Bewohnt das ganze östliche Brasilien und Peru. 4 Br. infuscatus Wagl.*) Diese vierte, jüngst erkannte Art ist auf dem | Scheitel, Nacken und den Schultern rauchbraun in dunkelbraun, am Rücken ebenso aber zugleich mit vielen unregelmässigen, schmutzig weissen Flecken besetzt, und in der Mittellinie mit schwarzem Längsstreifen, jederseits des- sen am Widerrist ein rothgelber Fleck liegt. Die Aussenseite der Glied- ' massen ist schwärzlich braun, mit einer regelmässigen Längsreihe schmutzig " gelber Flecken und kleiner weisslicher Flecken daneben; Innenseite der Gliedmassen, Brust und Bauch rostbraun in Graubraun und fein gespren- " kelt. Das Gesicht gelblich weiss, die Augen mit dunkelbraunem bis schwar- || zem Ring, von dem sich eine breite Binde abwärts gegen den Unterkiefer- || winkel zieht, welcher bisweilen von einem schmalen röthlich braunen ) Stirnbande gekreuzt wird. Die Krallen sind gelbbraun. Dieses Colorit ) — an er En rn Z Senne rn = #9 a en fen Fee Su I E- - nn 7 3) Olfers, bibl. Reisebeschr. XV. 218; Temminck, ann. gen. sc. phys. VI. 212. | tb. 91; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. Bras. II. 489. Tf. 4: Brants, Tardigrada | 10. tb. 2. fig. 1—3; Cuvier, oss. foss. VI. 137. fl.; Blainville, Osteogr. Bradypus | 27; v. Tschudi, Faun. peruan. 201; Rapp, Edentaten 5 ff.; Hyrtl, Wien. Sitzgsber. | 1848. 130; Choloepus torguatus Wliger, prodrom. 109; Br. cerinitus und Br. affinis | Gray, Ann, mag. nat. hist. 1850. V. 225. | 4) Wagler, Isis 1831. 611; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 148; v. Tschudi, ' Faun. perwan. 201; Rapp, Edentaten 6. | Tartigrada. Choloepus. 437 ändert ab. In früher Jugend fehlt der orangengelbe Fleck auf dem Wider- rist. In osteologischer Beziehung ist zu erwähnen, dass 15 Wirbel Rippen | tragen und zwar 8 Paare wahrer und 7 Paare falscher, drei rippenlose Lendenwirbel, die Dornen sind sehr kurz und verschwinden nach hinten ı völlig, Schwanzwirbel zähle ich nur acht. Am Schulterblatt ist das Loch in der vordern Grube nicht geschlossen, sondern es durchbricht den Rand, ebenso ist die Brücke von der Grätenecke und dem Acromion nicht ge- schlossen, das Schlüsselbein durch ein Ligament mit dem Brustbein ver- bunden, -der Oberarm unten flach ohne Perforation, Unterarm und Unter- schenkelknochen weit von einander abstehend, auf dem obern Gelenk der -Fibula liegt ein kugliger Sehnenknochen von ansehnlicher Grösse, das Hüft- bein sehr breit und völlig mit dem Kreuzbein verschmolzen, die kurze Schambeinfuge nicht durch Knorpel geschlossen, das Hackenbein stark com- primirt, die Glieder der Hinterfüsse viel kräftiger als die vordern, übrigens ' wie bei den vorigen Arten. | Bewohnt das nordwestliche Brasilien und Peru. Choloepus 1llig. Der Unau hat an den Vorderfüssen nur zwei Sichelkrallen, einen äusser- lich nicht sichtbaren Schwanz, langes Haar ohne Wollhaar und die ersten Zähne eckzahnartig gestaltet. An dem gestreckten Schädel ist der grosse Zwischenkiefer in der Mittel- linie getheilt und mit dem Oberkiefer innig verbunden. Vor den Nasenbeinen liegt ein kleines unpaares os praenasale. Das stark gewölbte Stirnbein bildet ‚ einen ‚stumpfen Postorbitalfortsatz und einen ähnlichen das horizontale Joch- ' bein. Das Flügelbein ist blasenförmig aufgetrieben. Der Unterkiefer ist ge- ‚ streckt, vorn zugespitzt, der Kronfortsatz breit, der Eckfortsatz stumpf. Es sind nur 7 Halswirbel mit sehr hohen und breiten Dornen, deren 3. bis 6. ' nach vorn geneigt sind, vorhanden, dagegen 23 und ausnahmsweise 24 rippen- ' tragende, 3 rippenlose Wirbel mit sehr niedrigen vom 4. an stark nach ' hinten geneigten Dornen, die aber vom 15. an völlig verkümmern, während die Bögen ansehnlich an Breite zunehmen, 7 Kreuz- und 5 bis 6 Schwanz- wirbel, an unserem Skelet zähle ich acht sehr breite flache Kreuz- und sechs Schwanzwirbel. Von den breiten Rippen sind 12 wahre und 11 falsche. Das Brustbein besteht aus 13 sehr schmalen Wirbeln ohne Schwertfortsatz. Das Schlüsselbein verbindet sich mit demselben durch ein Band nach Rapp und unserem Skelet, unmittelbar dagegen nach Wagner. Das Schulterblatt ‚ist länglich; der Oberarm stark mit sehr entwickelter Deltaleiste und grosser ' Perforation am innern Knorren; die Unterarmknochen im untern Drittheil ' an einanderliegend; die Handwurzel mit sieben Knochen; die Mittelhand mit zwei vollkommenen und zwei verkümmerten Knochen; die erste Phalanx beider Finger auffallend kurz, die zweite und die Nagelphalanx sehr lang. Am Becken verbinden sich die Schambeine unmittelbar, nicht durch Knorpel. Das Waden- bein hemmt die Bewegung des Fusses weniger als bei Bradypus. Neben den drei vollkommenen Mittelfussknochen liegen zwei rudimentäre. Die drei Zehen wie die Finger. Der erste Backzahn jeder Reihe ist in einen grossen, spilzigen, drei- kantigen Eckzahn umgewandelt, doch der obere vor dem untern herabsteigend. Die folgenden Zähne nehmen nach hinten an Grösse ab, sind comprimirt cylindrisch, mehr weniger regelmässig oval im Querschnitt und mit quer A438 Unguiculata. Glires. dachförmigen Kauflächen versehen; der letzte kleinste ist fast rund eylindrisch und seine Kaufläche ziemlich horizontal und einfach. Die Zunge erweitert sich gegen die Spitze spatelförmig. Der erste Magen ist sehr geräumig, der hornförmige Anhang kurz und stumpf, ohne innere Taschen und ohne Scheidewand. Der Darm misst fast die neunfache Körper- länge, 177 Zoll, wovon 22 auf den Dickdarm kommen. Die Luftröhre be- -steht nur aus 32 Knorpelbögen. Im Uebrigen weicht Gholoepus nicht erheb- lich von Bradypus ab. er Die Lebensweise der einzigen Art gleicht der der ächten Faulthiere, doch sind die Bewegungen etwas behender und geschickter. Ch. didactiylus NMlig°). Das Haarkleid des Unau ist auf dem Rücken sehr lang und schlicht, am Kreuze entgegengesträubt, gegen das Gesicht hin sehr kurz, die Vorderschnauze nackt, nur mit einzelnen Härchen be- setzt. Das Colorit ist graubraun, an der Innenseite der Gliedmassen am ' dunkelsten, auf der Oberseite die Haarspitzen schmutzig gelblich weiss, die starken Sichelkrallen bläulich grau. In Guiana und Surinam. Siebente Ordnung. GLIRES. Die Nager bilden einen völlig in sich abgeschlossenen Kreis kleiner und sehr kleiner Nagelsäugethiere, characterisirt durch zwei Nagzähne oben und unten statt der Schneidezähne, steten Mangel der Eckzähne und durch eine geringe Anzahl von Backzähnen in geschlossener Reihe und von demselben Typus in beiden Kiefern. | Der äussere Körperbau ändert vielfach ab. Bald ist der Körper schlank, gestreckt, bald kurz gedrungen, meist walzig, seltener comprimirt oder depri- mirt, immer niedrig auf.den Beinen. Der Kopf bewegt sich auf einem kur- zen, dicken Halse und spitzt sich nach vorn mehr weniger zu. Die Augen ' sind gross und treten gewöhnlich stark hervor. Die Ohrmuschel geht durch ° alle Formen und Grössen hindurch, ebenso der Schwanz. Die Gliedmassen sind von gleicher Länge oder die hintern länger und ansehnlich stärker als die vordern, die Vorderfüsse sind meist vier-, die hintern fünfzehig, doch kommen auch dreizehige vor. Die Zehen sind mit mehr weniger slarken Krallen oder Nägeln bewaffnet, bisweilen auch mit Schwimmhäuten versehen. Das Haarkleid wechselt vom feinsten Seidenhaar durch grobes und straffes ' mit Borsten und starken Stacheln. Immer ist es dicht und meist von gleicher Länge, höchstens an den Öhrspitzen pinselartig verlängert und am Schwanze buschig. Zitzen liegen zahlreiche am Bauche, das Weibchen wirft viel Junge, ' die bei einigen nackt und blind, bei andern behaart und sehend geboren ' werden. Viele werfen mehr als einmal des Jahres. Das Zahnsystem hat in den Nagzähnen einen ausgezeichneten Character. Dieselben sind bogenförmig gekrümmt, die obern stets stärker als die untern ' 5) Nliger, prodrom. 109; Rapp, Edentaten 4. Tf.3. fig.2. 3, A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 158; Cuvier, oss. foss. VIII. 145, tb. 207; Blainville, Osteogr. Bradypus l. c. tb.; Brants, Tardigrada 12. tb. 1; Giebel, Odontogr. 60. Tf. 25. fig.2; Bradypus ' didactylus Linne, syst, nat. 12. I. 51. Glires. 1 439 und. ihre Alveolen ziehen sich unter den Backzahnreihen fort. Ihr Wurzel- ende ist geöffnet und ihr Wachsthum unbegrenzt, so dass sie in dem Grade nachwachsen, in welchem sie an der Schneide sich abnutzen und wenn die Abnutzung durch zufällige Zerstörung des entgegengesetzten Zahnes unter- brochen wird: so wächst der andere Zahn in weitem Sichelbogen aus dem Maule hervor. Die Schneide ist breit- oder spitzmeisselförmig. Der Umfang der Nagzähne drei- oder vierkantig, nur die vordere Seite mit Schmelz be- deckt, bald flach, bald gewölbt, glatt oder gefurcht, weiss oder gefärbt und zwar gelb oder roth. Aechte Schneidezähe besitzen nur die Leporinen im Zwischenkiefer unmittelbar hinter den Nagzähnen. Nach einer weiten Lücke folgen die Backzähne in geschlossener Reihe, der Zahl nach von zwei bis sechs schwankend, in beiden Kiefern gleich viel, oder oben je einen mehr. Sie sind mit geschlossenen Wurzeln und schmelzhöckerigen Kronen versehen bei allen die harte Substanzen, Körner und harte Früchte geniessen, oder wurzellos, aus einfachen Lamellen oder gewundenen Schmelzfalten bestehend bei denen, die von weicheren Substanzen sich nähren. Die Höcker sowohl als die Lamellen und Falten gewähren in ihrer Anordnung systematische Charactere. $ Am Schädel tritt im Allgemeinen der Hirntheil gegen den Antlitztheil sehr zurück; die Gestalt ist länglich und meist gleichmässig deprimirt, die Hinterhauptsfläche steil, scharfkantig umgrenzt, das Hinterhauptsloch umfangs- reich mit seitlich stehenden Gelenkhöckern, die obere Schädelfläche platt oder nur mässig gewölbt, die Nasenbeine schmal und lang, Augenhöhle und Schläfen- grube vereinigt, höchstens durch einen kurzen Orbitalfortsatz geschieden, der Jochbogen stets geschlossen, nicht weit abstehend, seine vordere Basis häufig, zumal bei den amerikanischen Nagern perforirt, am obern Augenhöhlenrande ein Superciliarbein. Der Unterkiefer meist kräftig, mit sehr entwickeltem Eckfortsatz, der Kronfortsatz fehlt oder ist schmal und lang, der hochgelegene Condylus lang oder quer, mehr weniger convex. Die Zahl der Halswirbel ist die normale. Der Atlas meist von ansehnlicher Grösse, der Dorn des Epi- stropheus sehr gross, nach hinten gerichtet, die übrigen hinsichtlich der Grösse ihrer Körper und der Entwicklung ihrer Fortsätze variabel. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen 12 bis 16, die der rippenlosen zwischen 5 und 7, so jedoch, dass die Zahl beider meist 19,. seltener 17, 18 oder 20 beträgt. Kreuzwirbel zählt man drei bis vier, ausnahmsweise bis sechs, dagegen schwankt die Zahl der Schwanzwirbel zwischen 6 bis 32. Die Antiklinie der Dornfortsätze und das Diaphragma ist meist deutlich ausgebildet. Der diaphragmatische Wirbel liegt in der Mitte oder um einen hinter der Mitte der Dorsolumbalreihe. Die Dornen sind von mittlerer Länge und ihre Neigung mässig. Die rippenlosen Wirbel tragen meist lange nach vorn ge- richtete Querfortsätze. Das Kreuzbein ist schmal und lang, zuweilen nach hinten gar nicht verschmälert, seine hintern Querfortsätze breit, seine Dornen meist selbständig, nicht in einen Kamm verschmolzen. Die Rippen sind im Allgemeinen schmal und dünn, das Brustbein schmal und lang, auch das Schulterblatt schmal, gestreckt, mit sehr entwickelter Gräte und bisweilen lang ausgezogener Grätenecke. Das Schlüsselbein findet sich bei den vielfach verschiedenen Functionen der vordern Gliedmassen in allen Graden der Ent- wicklung. Der Oberarm ist schlank und gedrungen, mit mehr weniger ent- wickelten Knorren und Leisten; oft perforirter Olecranongrube und bisweilen mit Perforation an der Innenseite des untern Gelenkes. Die Vorderarmknochen 440 Unguiculata. Glires. sind schlank, bald innig mil einander verbunden, bald ihrer ganzen Länge nach getrennt. Das Becken ist gestreckt, die Hüftbeine ziemlich breit; der Oberschenkel bald schlank, bald gedrungen und dann mit starken Rollhügeln, die Unterschenkelknochen allermeist unten völlig verwachsen. Hand- und Fusswurzel vielknochig, die Zehenglieder gestreckt, die Nagelphalangen kurz. Ganz abweichend von den Edentaten haben die Nager fleischige, mit Schnurren besetzte meist sehr bewegliche Lippen, aber je nach ihrer Nahrung sehr verschiedentlich entwickelte Kaumuskeln. An der Innenseite, hisweilen an der Aussenseite der Backen Öffnen sich bei einigen besondere Säcke, die sogenannten Backentaschen, welche sich bis in die Schultergegend ausdehnen und zum Einsammeln der Nahrungsmittel dienen. Ein von den Fortsätzen der Lendenwirbel herkommender Muskel zieht die Tasche zurück, wenn sie gefüllt werden soll, während die Ausleerung durch den Druck der Vorder- pfoten geschieht. Die Speicheldrüsen sind im Allgemeinen sehr stark ent- wickelt, am auffallendsten bei dem Biber, die Zunge ansehnlich, länglich, platt und weich, das Zungenbein mit grossen hintern Hörnern. Die enge Speiseröhre verlängert sich häufig noch eine Strecke hinter dem Zwergfell, bevor sie in den Magen mündet. Der Magen ist einfach, ınehr weniger länglichrund, bisweilen durch Einschnürung in zwei oder unvollkommen in drei Abschnitte getheilt, bietet jedoch im Einzelnen manche beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten sowohl in der Form als in der Structur. Die Länge des Darmkanales schwankt zwischen der fünf- bis siebzehnfachen Körperlänge. Seine Theilung in Dünn- und Dickdarm ist deutlich durch eine Klappe und einen ansehnlichen Blinddarm. Beide sind von gleicher Länge bis zur Ver- kürzung des Dickdarmes auf den fünften Theil des Dünndarmes. Letzterer pflegt im Innern lange Zotten zu haben und mehr weniger Drüsenhaufen, der Dickdarm dagegen ist häufiger glatt, seltener mit Zotten, Falten oder Streifen versehen. Der Blinddarm, nur äusserst selten ganz fehlend, ändert in Länge, Weite, innerer Structur mehrfach ab, selbst schon bei Arten derselben Gat- tung, sehr oft überwiegt er an Umfang den Magen ansehnlich. Die Leber ist ziemlich gross, stets tief gelappt, drei- bis siebenlappig, der Lebergang gewöhnlich gleich hinter dem Pförtner mündend. Die Gallenblase fehlt häufig. Die Bauchspeicheldrüse ist ansehnlich, von veränderlicher Form, die Milz länglich und allermeist einfach. Das Gefässsystem bietet keine allgemeinen Eigenthümlichkeiten. Die lange und enge Luftröhre besteht aus sehr unvoll- ständigen, aber harten Ringen zu 20 bis 50, die Bronchien verästeln sich nirgends sehr fein. Die Lungen haben allgemein eine relativ sehr geringe Grösse, die linke ist meist sehr verschieden von der rechten. Im centralen Nervensystem verdient die geringe Ausdehnung der Hemisphären des grossen Gehirnes und deren meist schwache Windungen Beachtung, auch die ansehn- liche Grösse der gestreiften Körper, das zwar schwach entwickelte, aber doch vorhandene corpus callosum und septum pellucidum. Die Sinnesorgane sind gleichmässiger und vollkommener entwickelt als bei den Edentaten. Die Nieren haben eine platte Oberfläche und nur eine Papille, die Harnleiter münden häufig in die Rückenwand der Blase oder gar in den Fundus. Der Eierstock der Weibchen ist meist traubig, bisweilen durch Einschnürung in zwei Hälften getheilt. Die beiden Eileiter gehen jeder für sich in einen Fruchthälter von darmförmiger Gestalt über. Jeder Fruchthälter mündet für sich in der langen Scheide, nur bei einigen vereinigen sich beide in einen kleinen Gebärmutterkörper. Die Zahl der Zitzen schwankt zwischen 2 bis 14. Glires. 441 Die Hoden liegen gewöhnlich in der Leistengegend unter der Haut, seltner in einem besondern Hodensacke. Eichel und Ruthe sind einfach, die Form der erstern oft durch den Ruthenknochen bestimmt, die Ruthe mit Schuppen, Warzen, Haaren oder Häkchen bekleidet. Samenblasen sind allgemein vorhanden. Die Lebensweise der Nager ist eine höchst mannichfaltige. _Man trifft sie auf Bäumen, im Gebüsch, auf freiem Felde, in selbst gegrabenen Höhlen, in Felsenspalten, hohlen Bäumen und im Wasser. Sie klettern, laufen, graben, schwimmen sehr geschickt, sind meist muntere und lebhafte Thierchen, die paarweise, in Familien und selbst schaarenweise beisammen leben, gern mit einander spielen, aber vorsichtig bei jeder Gefahr sind und wenn sie solche wittern, eiligst ın ihr Versteck fliehen oder durch schnellen Lauf sich ent- fernen. Ihre Nahrung nehmen sie wie oben schon angedeutet, vorzüglich aus dem Pflanzenreiche, Früchte aller Art, Blätter, Kraut, Gras, mehlreiche Wur- zeln, selbst Holz, einige suchen zugleich thierische Stoffe und sind entschiedene Omnivoren. Ueber die ganze Erde verbreitet und in gebirgigen Gegenden bis zur Grenze des ewigen Schnee’s hinaufgehend, finden sie in gemässigten und kalten Gegenden nicht zu allen Jahreszeiten geeignete und ausreichende Nahrung. Unfähig grosse Wanderungen zu unternehmen, tragen Viele Vor- räthe während der Erntezeit in ihre unterirdischen Kammern ein und ver- senken sich mit Eintritt der kalten Jahreszeit in Winterschlaf. Erst wenn die belebende Frühlingssonne aufgeht, erwachen sie aus dem tiefen Schlum- mer und zehren dann von den eingesammelten Vorräthen oder suchen die dürftige Nahrung auf. Im Frühling beginnt auch ihr Geschlechtsleben, sie begatten sich und schon nach wenigen Wochen wirft das Weibchen die Jungen, die es pflegt bis sie selbst ihre Nahrung sich suchen können. Mehre werfen im Laufe des Sommers zwei-, dreimal und noch öfters, so dass die Vermehrung bisweilen eine staunenerregende ist und die Thiere eine wahre Landplage werden. Für die menschliche Oeconomie sind sie im Allgemeinen mehr schädlich als nützlich und werden aus beiden Rücksichten energisch verfolgt. Der Nutzen besteht hauptsächlich in dem Pelzwerk einiger “und dem gesunden und schmackhaften Fleische. Wegen ihres possierlichen Wesens werden Kaninchen, Meerschweinchen, Eichhörnchen und andere in Gefangen- schaft gehalten. Nachtheilig werden sie besonders bei massenhafter Vermeh- rung den Früchten der Felder, den Wiesen, den Kornkammern und Speise- vorräthen, durch Unterwühlen zerstören sie den Boden und die Gebäude, auch zernagen sie das Hausgeräth und einige greifen sogar das Hausvieh an. Ausser dem Menschen treten ihrer schrankenlosen Vermehrung Raubthiere aller Art nachdrücklich entgegen, ja manche Raubthiere sind fast ausschliess- lich auf Nager angewiessen. Auch widerwärtige Naturereignisse, Missärnte, harte und feuchte Sommer, sehr strenge und anhaltende Winter, Ueberschwem- mungen, hemmen die übermässige Vermehrung. "Die ersten Nager erscheinen auf der Erdoberfläche schon im Anfang der tertiären Periode, doch an Individuen wie an Arten und Gattungen sehr sparsam. In der miltlern und jüngern Epoche dieser Periode werden sie zahlreicher und mannichfaltiger, noch mehr endlich während der Diluvialzeit, wo sie bereits den gegenwärtigen Character zeigen. Eine natürliche Eintheilung und Anordnung der Familien ist bei den vielfachen Schwankungen der äussern Charactere und bei dem Mangel hervor- stechender Differenzen in der innern Organisation mit den grössten Schwierig- 442 Unguiculata. Glires. keiten verknüpft. Zahlreiche Versuche nach den verschiedensten Prinzipien sind bis auf die neueste Zeit veröffentlicht worden; sie alle beweisen die innige Verwandtschaft der einzelnen Familien und Gattungen unter einander und zugleich die Unzulässigkeit der linearen Anordnung. Da eine solche aber in der descriptiven Zoologie gar nicht zu umgehen: so werden wir die ver- schiedenen Beziehungen der Familien und Gattungen zu einander überall an- deuten, um auf diese Weise die Einsicht in die grosse Mannichfaltigkeit zu gewinnen, welche durch die Gruppirung nach einem einzelnen oder einigen Characteren nicht erzielt werden könnte. Sechste Familie. Leporina. Die Familie der Hasen zeichnet sich allein unter allen Nagern durch den Besitz zweier ächten Schneidezähne hinter den obern Nagzähnen aus. Dieselben sind klein, vierseitig, mit stumpfer Schneide. Die Nagzähne haben eine breite flache Vorderseite, welche an den obern durch eine markirte Rinne getheilt ist. Die Backzähne, oben fünf oder sechs, unten fünf, sind lamellırt, von jenen der erste etwas verkleinert, die mittlern gleich, der letzte ein cylin- drisches Stümpfchen, von diesen der erste etwas vergrössert, der letzte aus zwei Gylindern bestehend. Jeder Zahn ist aus zwei Querlamellen gebildet, die in der Mitte innig mit einander verschmelzen und nur in der Querleiste auf der Kaufläche und der Rinne an jeder Seite ihre Grenze verrathen., Am Schädel erscheint der knöcherne Gaumen nur als eine schmale Knochen- brücke, welche noch nicht den dritten Theil der Schädellänge einnimmt, die Basis des Zygoma einfach oder siebförmig perforirt, die Superciliarbeine meist stark: das Zwickelbein gross; der Unterkiefer hoch, sehr flach, mit stark erweiter- tem Eckfortsatz und horizontaler Symphyse. Die Halswirbel sind relativ schmal und lang, die Querfortsätze sehr entwickelt, die Dornen dagegen niedrig. Der elfte rippentragende Wirbel ist der diaphragmatische. Die neun demselben folgenden haben sehr starke Körper und lange Querfortsätze, die drei ersten rippenlosen zeichnen sich merkwürdig durch den Besitz langer untrer Dornen aus. Das schmale lange Kreuzbein besteht aus 2 bis 4 Wir- beln und der Schwanz aus 12 bis 20. Zwölf Paare dünner Rippen bilden den Brustkasten. Das Schulterblatt ist schmal und lang, mit sehr verlängerter sich rechtwinklig nach hinten biegender Grätenecke; das ' Schlüsselbein rudi- mentär; der Oberarm schlank, mit perforirter Olecranongrube; Speiche und Klle ihrer ganzen Länge nach innig an einander liegend. Die Handwurzel besteht aus acht Knochen und von den fünf Fingern ist der Daumen sehr verkürzt. Am Becken ist die Schambeinfuge ziemlich lang; der Oberschenkel sehr schlank; die Fibula in der untern Hälfte mit der Tibia völlig verschmol- zen; die Fusswurzel- aus sechs Knochen bestehend; das Fersenbein lang; nur vier Zehen mit sehr kleinem Daumenrudiment im Mittelfuss. Von den Speicheldrüsen ist die Unterkieferdrüse fast so gross als die Oberkieferdrüse, die Zungendrüse nur halb so gross und eine sehr bedeu- tende Drüse liegt noch unten in der Augenhöhle und mündet hinter der Backzahnreihe in die Mundhöhle. Die Zunge hat in der hintern Hälfte einen trocknen glatten fast knorpelarligen Vorsprung. Die Speiseröhre ist kurz, der Magen ganz einfach. dünnhäutig, verlängert. Der Darm misst die 10- bis 12fache Körperlänge, der Diekdarm die halbe Länge des Dünndarmes, die innere Fläche des erstern ist gezollet. Der Blinddarm ist von sehr an- Leporina. Lepus, 443 sehnlicher Grösse, im letzten Sechstel seiner Länge plötzlich verengt und sehr drüsenreich, vorn dünnhäutig mit grosser Spiralklappe. Die Ränder der Leberlappen sind gezackt, eine Gallenblase vorhanden. Die Leporinen sind im Allgemeinen grosse Nager mit meist verlängerten Hinterbeinen, vorn fünf, hinten vier Zehen, sehr kurzem oder fehlendem Schwanz und sehr verlängerten behaarten Ohren, grossen Augen, dicken sehr beweglichen Lippen und weichem glattem Pelze. Die Weibchen haben ge- wöhnlich fünf Zitzenpaare, wovon zwei auf der Brust, drei am Bauche liegen. Sie werfen mehre Junge. Ihre Nahrung besteht in safligen Kräutern und Wurzeln, in frischem und trocknem Gras, auch in Körnern und weichen Früchten. Sie leben auf offnen Feldern oder in Höhlen, theils selbst gegra- benen, theils natürlichen, sind ungemein scheu und retten sich bei Gefahren, die sie durch ihr scharfes Gesicht und ihr feines Gehör wittern, durch schnelle Flucht. Sie werden ihres Pelzes und Fleisches wegen gejagt, auch von Raubthieren vielfach verfolgt. Die Familie begreift nur zwei Gallungen, die bereits während der Dilu- vialepoche existirten und gegenwärtig über die ganze nördliche Erdhälfte ver- breitet sind und die eine auch auf der südlichen einige Repräsentanten auf- zuweisen hat. Ihre Arten sind schwierig von einander zu unterscheiden und viele nur durch leichte Farbendifferenzen ungenügend characterisirt worden. Lepus L. Die Gattungscharactere des Hasen liegen in den verlängerten Ohren, welche ungefähr Kopfeslänge haben, in den die Vorderbeine fast um das Doppelte an Länge übertreffenden Hinterbeinen, dem kurzen aufgerichteten Schwanze und in dem sehr verkürzten Daumen der Vorderfüsse. Der Schädel ist ziemlich hoch, hinten verschmälert, die Augenhöhlen gross mit sehr ansehnlichem Superciliarbein, die Wangengegend siebförmig durchlöchert, Jochbein und Oberkiefer sehr frühzeitig mit einander verschmel- zend, die beiden Sehlöcher in eins vereinigt, der Gehörgang röhrenförmig vortretend, der Unterkiefer mit sehr erweitertem Fortsatz, sehr hohem schma- lem Gelenkfortsatz und kleinem Kronfortsatz. Das Kreuzbein vierwirblig, die Zahl der Schwanzwirbel veränderlich. Die obern Zahnreihen bestehen aus je sechs Backzähnen. Die wenigen Eigenthümlichkeiten der weichen Theile werden bei den Arten angeführt. Die Hasen verbreiten sich über die ganze Erde mit Ausnahme von Neu- holland. Von den zahlreich unterschiedenen Arten dürften folgende die am zuverlässigsten begründeten sein. L. timidus L. 6) Der gemeine Hase hat sehr nah beisammen stehende Ohren von mehr als Kopflänge und mit schwarzem Ende, einen oben 6) Linne, syst. nat. XII. I. 160; Buffon, hist. nat. VI. 246. ib. 38;- Schreber, Säugeth. IV. 865. Tf. 233; Bechstein, Naturgsch. Deutschl. 1092; Fr. Cuvier, mammif. U. livr. 23, G. Cuvier, oss. foss. VII. 46. 202. fig. 20; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 75; Giebel, Odontogr. 59. Tf. 24. fig. 2cd; Berthold, Isis 1825. 220. 446; L. europaeus Pallas, Glir. 30. — Die fossilen, zumal die diluvialen und altalluvialen Reste werden als L. diluvianus aufgeführt, Cuvier, oss. foss. VIN. 207; Giebel, Fauna. Säugeth. 101. An den zahlreichen von mir untersuchten Resten ganz entschieden diluvialen Alters vom Seveckenberge bei Quedlinburg fand ich Unterschiede, die nicht mit Sicherheit als specifische gedeutet werden können. Die Reste aus der Knochen- breccie des Sudmerberges bei Goslar stimmen vollkommen überein. Die französischen Paläontologen, cf, Gervais, Zool. et Pal. franc. 29, halten die dortigen diluvialen Reste - 444 Unguiculata. Glires. schwarzen unten weissen Schwanz, einen weisslichen Wollpelz, dunkel- braune Haarspitzen, einen weissen Streifen hinter dem Auge und 17 Quer- falten im Gaumen. Seine Länge beträgt etwa zwei Fuss, der Schwanz misst über drei Zoll, die Ohren ungefähr fünf Zoll, und die Hinterbeine die halbe Körperlänge. Der comprimirte Kopf ist vorn wegen der dicken Lippen noch ziem- lich breit, das Maul klein, die Nase breit und behaart, die Nasenlöcher halbmondförmig, die Stirn schmal, die Schnurren lang und stark, weiss oder schwarz oder beides zugleich, die Augen gelblich mit schwarzem Stern, die Augenlider kurz und schwarz gewimpert, die langen Ohren oder Löffel halb eiförmig, gefaltet, der Hals kurz, der Leib dick, das Haarkleid am Kopfe kurz, am Leibe lang und wollig. Die Farbe des Kopfes ist bräunlich gelb mit dunkelbraunen Haarspitzen gesprenkelt, auf der Strn zuweilen ein weissliches Fleckchen, von der Nasenspitze zum vordern Augenwinkel eine weissliche Binde, über den Augen fleckig, unter densel- ben rostbraun, die Augen selbst mit weisslichem Ringe, der vordere Theil der Ohren bräunlich gelb mit dunkelbraun, der hintere rein gelbbräunlich, dann weiss, die Spitze schwarz, das Kinn weiss, der Hals oben hellbraun mit weiss überlaufen, an den Seiten dunkler, unten ohne weisse Haarspitzen, ebenso die Aussenseite der Vorderbeine, die innere viel heller, die Sohlen weisslich. Der Rücken vorn hellbraun, nach hinten mit weissgrau gemengt, die Schenkel mehr braun, die Unterseite des Körpers weiss. Das Colorit im Allgemeinen ist bald heller, bald dunkler, oft ins Röthliche spielend, sehr selten ganz schwarz. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männ- chen oder Rammler durch einen längern und dünneren Kopf, durch spitzere weiter aus einander gehaltene Ohren, schmälere Schultergegend und durch grössere mehr abgerundete Excremente, Am Schädel verlängern sich die Superciliarfortsätze der Stirnbeine nach vorn und hinten, die Stirnbeine selbst nehmen vorn in einem Einschnitte das hintere Ende der Nasenbeine auf, die hintere Naht der Stirnbeine mit für specifisch eigenthümlich, und Croizet unterscheidet sogar noch einen L. issio- dorensis und L. neschersensis aus. den vulcanischen Alluvionen der Auvergne, die aber beide bisjetzt nur nominell existiren. Auch die lebende Art ist mehrfach auf- gelöst worden. So trennt Schimper einen französischen L. campicola, und einen andalusischen L. granatensis, deren Characteristik aber noch nicht bekannt ist. Den Hasen auf Sardinien bezeichnet A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 77 als L. me- diterraneus, weil er um ein Drittheil kleiner ist, etwas längere Ohren und schmäch- tigere Gliedmassen hat, auch im Colorit sehr wenig differirt. Diese aus dem Ver- gleich weniger Exemplare gewonnenen Differenzen können keine selbständige Ari begründen. Ob Genes L. meridionalis aus Italien, Spanien und Frankreich, dessen Beschreibung ich nicht auffinden kann, hiemit übereinstimmt, sagt A. Wagener nicht. Der gemeine russische Hase wird von Nilsson, Skandin. Faun. 1820. I. 224 als L. medius, von Pallas, glires 5 und Zoogr. ross. I. 147, als L. hybridus, von Blasius, Versamml: Nalurf. Braunschweig 1842. 89 als L. aqwilonius aufgeführt, weil sein bräunliches Sommerkleid im Winter mehr weisslich wird und der Schwanz nur 13 bis 14 Wirbel hat. Letztere Zahl ändert wie in unserer Beschreibung angegeben auch bei dem deutschen Hasen schon um vier ab und verliert daher die sysfema- lische Bedeutung. Das Sommerkleid des L. medius weicht gar nicht vom Lypischen L. timidus ab. das Winterkleid ıst nur stärker entwickelt, durch alle Zwischenstufen mit dem des L. timidus innig verbunden, wie v. Middendorf, Bull. Acad. Petersburg 1851. IX. 219 ausführlich nachgewiesen. Pallas hielt diesen L. medius für einen Baslard von L. timidus und L. variabilis. Der von Ehrenberg, Symb. physie. I. unterschiedene L. caspicus ist so ungenügend characterisirt, dass er nicht vom L. timidus getrennt werden kann. Leporina. Lepus. 445 den Scheitelbeinen ist tief gezackt, das Grundbein verwächst nie mit dem Keilbein, der Oberkiefer ist vor Absendung des starken Jochfortsatzes sieb- förmig durchlöchert, der Zwischenkiefer sendet einen Fortsatz bis zum Stirnbein hinauf. Die Halswirbel tragen kleine, bis zum sechsten mehr senkrechte Dornen, der Atlas mit grossen starken Flügelfortsätzen. 12 Rückenwirbel tragen Rippen, der elfte ist der diaphragmatische, die folgen- den und die rippenlosen haben untere lange Dornen und sehr lange ge- neigte Querfortsätze, sowie sehr ansehnliche schiefe Fortsätze. Die Zahl der Schwanzwirbel variirt, Berthold gibt 16 an, Cuvier 20, soviel zähle auch ich an einem Skelet. Die Rippen sind scharfkantig, das Brustbein siebenwirblig. Das Schlüsselbein verbindet sich durch Knorpel mit dem Brustbein und Acromion. Der Oberarm ist kurz und kräftig, mit obern halbkugligem Gelenkkopf. In der Handwurzel liegen acht Knochen. Der Oberschenkel ist merklich kürzer als die Tibia, mit welcher die Fibula in “ihrer untern Hälfte verschmilzt. Die Fusswurzel besteht ausser dem Sprung- und Fersenbeine noch aus drei Knochen. Die Zehenknochen sind schlank, an der Unterseite ihrer Gelenke mit paarigen Sesambeinen versehen. Der Darmkanal misst fast mehr als die elffache Körperlänge. Die Milz ist dünn und lang, die Gallenblase klein, ihr Ausführungsgang in den fast kuglig erweiterten Anfang des Duodenums mündend, der pankreatische Gang mündet viel weiter nach hinten. Die Harnblase ist sehr umfangsreich, ebenso die Hoden, der Penis mit einfachem Corpus cavernosum und cylindrischer Eichel, der zweihörnige Uterus darmförmig, die Glitoris lang und dick. Die rechte Lunge besteht aus vier, die linke aus zwei Lappen, die Luft- röhre bis zu ihrer Theilung aus 42. bis 44 hinten geöffneten Knorpelringen, der rechte Bronchus theilt sich in drei, der linke in zwei Aeste. Die Wände der linken Herzkammer sind bis zehn Mal so dick als die der rechten. Der Aortenbogen gibt drei Aeste ab. Die Muskeln der Lippen, Nase und Ohren sind sehr kräftig. Die vorn breite und abgerundete Zunge bekleiden zahlreiche nach vorn gerichtete Papillen. Am Gaumen liegen 17 Querfalten, von welchen die drei letzten getheilt sind. Das Gehör ist sehr fein. Die Schnecke macht vier Windungen. Die Pupille ist vollkommen rund, die Linse sehr convex, der Glaskörper gross. Der Hase lebt auf der Oberfläche, nicht in Höhlen, scharrt sich ein Lager im Sommer an schattigen Orten, im Winter an sonnigen, vor den rauhen Nordwinden geschützten. Je nach seinem Aufenthalte wird er als Berg-, Feld- Wald -, oder Sumpfhase unterschieden. Der Berghase pflegt der grössere zu sein, hat einen dunkeln und dichten Pelz und sehr schmackhaftes gesundes Fleisch, der Feldhase ist lichter gefärbt und übertrifft die andern im schnellen Lauf, der Sumpfhase dagegen ist träg und lang- sam, sein Fleisch am wenigsten geschätzt. In der Nahrung ist der Hase nicht sehr wählerisch, er frisst junges Getreide, Gras, Kohl, verschiedene Kräuter, Wurzeln, Körner,- Baumblätter und Rinde junger Bäume, in der Noth sogar den Koth von Pferden und Kühen. Bei saftigem Futter bedarf er des Wassers nicht, bei trocknem säuft er gern. Bei Tage ruht er meist in seinem Lager, die Vorderfüsse dicht an den Kopf gestreckt. Er schläft viel, mit offenen Augen und sehr leise. Aufgeschreckt flieht er am liebsten bergan, aber nicht sehr weit, um bald wieder zum Lager zurückkehren zu können. Der schnelle Lauf ist seine einzige Rettung in Gefahren und zu- weilen List, indem er sich in Hecken, Gräben oder verlassenen Fuchs- und 446 Unguiculata. Glires. Dachshöhlen versteckt, auch durch das Wasser geht. Geruch und Gehör sind am schärfsten ausgebildet. Glaubt er sich dem Feinde entronnen: so setzt er sich auf die Hinterbeine und späht nach allen Seiten um sich. Wehrlos und gutmüthig greift er niemals an und setzt sich auch nicht zur Wehr. Gewöhnlich lässt er keinen Laut hören, nur in der Angst schnaubt er und in Todesgefahr schreit er heftig. Beide Geschlechter sind sehr geil. In gelinden Wintern begatten sie sich schon im Januar, doch geht dieser Wurf bei eintretender Kälte im Februar oder März unter. Vor der Begattung jagt der Rammler sich mit der Häsin herum. Das Weibchen trägt 30 bis 31 Tage, wirft im März gewöhnlich 1 bis 2, beim zweiten Satz im Mai oder Juni 3 bis 6, beim dritten im Juli ebenso vıel, bei dem nicht immer vorkommenden vierten wieder nur 1 oder 2 Junge. Die Jungen des ersten Wurfes sind schon nach sechs Monaten zur Begattung reif. Das Weibchen wirft die sehend gebornen Jungen in ein flaches mit Haaren und Gras ausgepolstertes Nest, vor dem Rammler versteckt. Sie säugt dieselben drei Wochen, dann müssen sie sich selbst ernähren, wo- bei sie aber eine Zeitlang noch zusammenbleiben und munter und lustig mit einander spielen. Die Häsin lässt sich gleich wieder belegen. Das Alter bringt der Hase auf 7 bis 8 Jahre, doch nicht in unseren Gegenden, wo jung und alt von Menschen und Raubthieren systematisch verfolgt wird. Auch von Würmern und mancherlei Krankheiten werden diese gutmüthigen Thiere vielfach geplagt. Der gemeine Hase verbreitet sich durch das ganze südliche und mitt- lere Europa östlich bis an den Kaukasus ünd an den Ural, nördlich bis an die schottischen Gebirge, in Russland bis an den Ladoga- und Onega- see, in Schweden und Norwegen fehlt er ganz. Während der Diluvialzeit scheint er denselben umfangsreichen Verbreitungsbezirk gehabt zu haben. L. variabılıs Pall.”) Der veränderliche Hase unterscheidet sich von dem gemeinen Hasen durch stets geringere Grösse, durch kürzere Ohren, welche angedrückt an den Kopf die Schnauzenspitze nicht oder höchstens kaum -erreichen, durch etwas längere Hintergliedmassen, merklich kürzeren Schwanz und durch sein eigentümliches Colorit. Der Schwanz ist nämlich oben wie 7) Pallas, Glires 30. tb. 4; Schreber, Säugeth. IV. 885. Tf. 235, Bechstein, Naturgsch. Deutschl. 1112; v. Middendorf, Bullet. Acad. Petersb. 1851. IX. 226; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 79. — Wie die gemeine Art ist auch diese in mehre Arten aufgelöst worden. Den in den Schweizer Alpen vorkommenden Hasen scheidet Schimper als L. alpinus ab, doch sind die Gründe dieser Trennung noch nicht bekannt. In Irland wird der verän- derliche Hase im Winter nicht weiss, daher ihn Thompson, Transact. voy. irish acad. 1839. XVII. 260 als L. hibernicus unterscheidet, umgekehrt wird er im höch- sten Norden im Sommer nicht braun, sondern bleibt das ganze Jahr hindurch weiss und soll deshalb L. glacialis heissen. Leach in Ross’ voy., Sabins in Append. Parry’s first voy. 188 und Bachmann, journ. acad. Philadelph. VIl. 285. VII.76 neh- men diesen durch den höchsten Norden Amerika’s verbreiteten Polarhasen als selbständige Art an. Er erreicht die Grösse des gemeinen Hasen und liefert einen sehr feinen Pelz und sehr schmackhaftes Fleisch. Nilsson und Sundevall, Scandin. faun. 1832._tb. 22 und Arch. skandin. Beitr. 1845. I. 172 nehmen für Skandinavien zwei Arten, L. borealis und L. canescens, an, erstrer wird im Winter ganz weiss bis auf die schwarze Ohrenspilze, letztrer blaugrau, indem die untere Hälfte der Haare schiefergrau, deren Mitte schmutzig rothbraun und die Spitze weiss ist. Diese letztere Färbung kann nur als eine unvollkommene Verwandlung des Som- mercolorits in das sonst reinweisse Winterkleid betrachtet werden, wie denn in der That auch bereits von den Jungen eines einzigen Paares einige ein weisses, die andern ein blarıgraues Colorit im Winter angenommen haben. ui Ti ut Leporina. Lepus. 44T unten weiss, ausnahmsweise oben etwas rauchfarben, kein weisser Streif hinter den Augen, das Gesicht grauröthlich, der Scheitel braun, der Umfang der Augen schwarz mit schmalem weissem Ringe, das Schwarz der Ohr- spitze inwendig und auf der Rückseite gleichweit herabgehend, der Nacken graulichbraun oder gelblich grau, der Rücken braun oder röthlich mit einem Strich in Grau, die Seiten ins Graue ziehend, Brust und Bauch weiss, der Hals braun. Im Winter wird das Colorit rein weiss bis auf die schwarzen Öhrspitzen und gelblichen Pfoten. Die anatomischen Unterschiede sind noch nicht mit genügender Schärfe festgestellt worden. Am Schädel greifen die Stirnbeine in der Mittellinie mit einem langen spitzwinkligem Fortsatz zwischen die Nasenbeine ein, bei dem gemeinen Hasen dagegen mit einem sehr kurzen und stumpfen, ebenso greift jedes Nasenbein für sich spitzwinklig in einen Ausschnitt des Stirn- beines ein, bei dem gemeinen Hasen endet jedes Nasenbein stumpfrandig. Die Zahl der Schwanzwirbel beträgt 14. Der veränderliche Hase hält sich gern in Waldungen, seltner in offe- nen Gegenden auf und läuft nicht so schnell als der gemeine. Von Hunden verfolgt, sucht er durch häufige Rückgänge sich zu retten und entfernt sich gar nicht weit vom Lager. Sein Fleisch ist wenig schmackhaft, steht sogar dem Kaninchenfleische nach, auch filzt sich sein Haar sehr schlecht, daher der Pelz mindestens viermal geringer als der des gemeinen Hasen bezahlt wird, Das Vaterland erstreckt sich über Irland und Schottland, Schweden und Norwegen, das nördliche und mittlere Russland bis nach Litthauen, Charkow und Orenburg hinab, über Sibirien, Kamtschatka und Grönland. In den bayerischen, schweizer und tyroler Alpen, in den-Pyrenäen und im Kaukasus ist der veränderliche Hase ein Bewohner der alpinen Region, steigt bis zur Schneegrenze und höher (8000 Fuss Meereshöhe). hinauf, weidet aber auch tief in die Thäler hinab. L. tolaı Pall.®) Der Tolai steht in Grösse und Habitus zwischen dem gemeinen und veränderlichen Hasen in der Mitte. Sein Kopf ist langer und schmäler, die Schnauze relativ dicker, die Oberlippe nur bis an die Zahnwurzel gespalten und mit nacktem faltigen weichen Zwischenläppchen, die Nase breit, gewölbt, weiss, die Schnurren stark, schwarz, mit weisser Spitze, in sechs Reihen stehend, die Ohren kürzer als bei dem gemeinen, länger als bei dem veränderlichen Hasen, nur am äussern Rande nach der Spitze hin schwarz, die Gliedmassen dünn, die vordern kürzer als bei dem gemeinen, die hintern kürzer als bei dem veränderlichen, der Schwanz länger als bei letzterem; Kopf und Rücken blassgrau mit braunem Anfluge das Granenhaar mit schwarzer Spitze oder schwarz mit weisser Spitze, der Schwanz oben mit einem länglich schwarzem Flecke. Der Winterpelz ist nur etwas lichter gefärbt als der Sommerpelz, beide von sehr geringem Werth. Hält sich am liebsten unter niedrigem Gesträuch von Robinien und 8) Pallas, glires 30; Schreber, Säugeth. IV. 878. Tf. 234; Lichtenstein, Ever- manns Reise 118;. Waterhouse, Mammal. II. 48. Der von Hodgson, Journ. asiat. soc. Beng. IX. 153 als L. oiostolus, von Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1842. VI. 226 als L. tibetanus beschriebene Hase aus Klein Tibet bis in die Schneeregion des Himalaya hinauf mag mit dem Tolai vereinigt bleiben, da er nur durch sehr ge- Tingfügier Farbendiflerenzen unterschieden wird, 448 Unguiculata. Glires. Weiden auf, von denen er sich auch nährt. Verfolgt läuft er gerade aus und sucht in Felsenklüften oder fremden Höhlen Schutz. Sein Vaterland ist Daurien und die Mongolei bis nach Indien abwärts. L. macrotis Hodgs. ?) Der grossöhrige Hase ist gleichfalls etwas kleiner als der gemeine und hat Ohren, welche an den Kopf gedrückt die Schnauzen- spitze um zwei Zoll überragen. Sein Colorit ist zimmetroth oder bräun- lichroth, auf der Oberseite reichlich mit Schwarz gemischt, welches auf dem Halse, der Brust und den Gliedmassen fehlt. Die einzelnen Haare sind meist an der Wurzel bläulichgrau, darüber schwarz, dann roth mit schwar- zer Spitze, die Wollhaare grosstentheils weiss mit röthlicher Spitze. Mund- rand, Augenkreis und eine Linie von der Nase zu den Augen weiss, ebenso die Basis der Ohren rückwärts und ein Streif von hier nach den Schul- tern, die Ohren oben schwarz gerandet, der Schwanz unten weiss, oben von der Farbe des Rückens, blassroth, die Schnurren halb schwarz, halb weiss, Auf den Vörbergen des Himalaya und der daran grenzenden Ganges- ebene. L. nigricollis Cuv. ) Der schwarzhalsige Hase hat Ohren von Kopf- länge, mit dunkelbrauner Spitze, weisslichen Rändern und weissem Fleck hinten an der Wurzel. Der Oberkopf und Rücken ist falb, erstrer schwarz gesprenkelt, letztrer schwarz gewellt. Widerrist, Schultern, Leibesseiten und Kreuz lichter, letzteres mehr grau statt röthlich, die ganze Unterseite weiss, von der Schnauze durch die Augen bis gegen das Ohr zieht ein weisser Streif, Hinterkopf und Hinterhals braunschwarz, die Beine rothgelb- lich, innen weisslich, der Schwanz oben rostbraun, unten weiss, bisweilen oben schwarz oder russbräunlich. Das Colorit ist bald lebhafter, bald matter, lichter oder das Schwarz vorwiegender. Verbreitet sich über Vorderindien, Java, Japan und Mauritius. L aegyptius Geoffr.?) Der afrikanische Hase erreicht nicht die Grösse des gemeinen europäischen. Seine Ohren sind um ein fünftel bis ein drittel länger als der Kopf, innen und hinten fast nackt, der Rand der Spitze schwarz, mit grossem schwarzen Fleck an der Aussenseite. Der Rücken ist rehartig und schwarz gefleckt, der Nacken zimmetgelblich mit zwei weisslichen Flecken an der Öhrwurzel, der Hals fahl, die Unterseite weiss, eine weisse Binde von der Schnauze durch die Augen bis zu den Ohren, der Schwanz oben schwarz unten weiss. Die einzelnen Haare sind an der Wurzel graulich, in der Mitte schwarzbraun, darüber weisslich fahlgelb, an der Spitze schwarz. Der Winterpelz ist etwas lichter. Die Farbenvarietäten sind nicht sehr markirt, die Haarspitzen bisweilen grau oder roth, das | 9) Hodgson, Journ. asiat. soc. Beng. IX. 153; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 86. — Geoflroy’s L. ruficaudatus Dict. class. IX. 381 aus Bengalen, Pondichery und auf Isle de France stimmt bis auf mehr Schwarz an der Ohrenspitze überein. Waterhouse, Mammalia II. 74. | 1) Fr. Cuvier, dict. sc. nat. XXVI. 307; Boyle, illustr. Himalay. XI. 68; A. Wagner, ' Schreb. Säugeth. IV. 88. Tf. 233 f.; L. melanuchen Temminck, dict. Jap. 13. 2) Geoffroy, Descript, de l’Egypte Mammif. tb. 6; Ehrenberg, symb. phys. II. tb. 15; L. arabicus, L. sinaiticus, L. syriacus, L. habessinicus, L. aethiopicus Ehren- berg, 1. c.; L. isabellinus Rüppell, Atlas 72. Tf. 20; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 9%. Tf. 233.b sind sämmtlich nur leichte Farbenvarietaten, wie denn auch noch eine genaue anatomische Untersuchung zur Feststellung des verwandtschaftlichen Ver- hältnisses dieser Art zur europäischen sehr zu wünschen ist, Leporini. Lepus. 449 Schwarz und Weiss an den Ohren etwas verwischt, auch tritt das Schwarz ' zurück und der Grundton wird gelblich. Im östlichen Afrika über Abyssinien, Nubien, Aegypten, auch über | Syrien und einen Theil Arabiens verbreitet. L. capensis L.?) Der südafrikanische Hase weicht in Grösse, Gestalt und Länge der Ohren nicht von Vorigen ab und ist bisjetzt erst durch die , Färbung characterisirt. Dieselbe ist vorherrschend grau mit Neigung ins Gelbliche, schwarz gesprenkelt und gewellt. Ein Augenstreif, Spitze der Oberlippe, Unterkiefer, Unterleib, Innenseite der Beine, oft auch ein Stirn- fleck weiss, Hinterhals und Hinterkopf gelblich rostroth, die Ohren fast nackt, weiss gerandet, mit schwarzer Spitze. Bei einer Spielart tritt das Grau zurück und Gelbroth wird herrschend, | Am Cap und ostwärts bis Mozambique hinauf sowohl in ebenen als ' in bergigen Gegenden. L. americanus Erxl. *) Der amerikanische Hase erreicht die Grösse | des gemeinen europäischen, aber seine Ohren sind kürzer als der Kopf, ı sein Sommerpelz ist oben röthlichbraun, unten weiss, der Winterpelz weiss und zwar die einzelnen Haare an der Wurzel blau, dann gelblichfahl und an der Spitze weiss, die Ohren oben schwärzlichbraun gerandet, der Schwanz ganz weiss. Bewohnt das östliche Nordamerika bis zum Felsengebirge und nörd- lich bis zum 64. Breitengrade. L campestris Bachm. °) Der Prairienhase bleibt kaum hinter dem Vorigen an Grösse zurück und hat etwas längere Ohren mit breiter schwar- zer Spitze und aussen darunter mit breitem falbem Streifen. Im Sommer ist er oben bleifarben, im Winter nicht vollständig weiss, die einzelnen Haare am Grunde und der Spitze weiss, dazwischen mit lichtbraunem Ringe. Die Schnurren fast sämmtlich weiss, bei dem vorigen schwarz. | Bewohnt die Prairien west- und ostwärts der Felsengebirge. Ä L. callotis Wagl.e) Dem Vorigen an Grösse gleich, die Ohren viel länger als der Kopf mit langbehaarten weissgesäumten Rändern; die Ober- —— 3) Linne, syst. nat. 78; Schreber, Säugelh. IV. 898; Smuts, mamm. cap. 51; Waterhouse, Mammal. II. 95; L. saxatilis Cuvier, dict. sc. nat. XXVI. 709; Water- house, 1. c. 92. tb. 1. fig. 1; L. rufinucha Smith, zool. journ. IV. 440; L. ochropus, L. fumigatus A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 97. T£f. 2331; L. longicaudatus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1837. I. 586. — Geoffroys L. crassicaudatus Guerins Magaz. zool. 1832. tb. 9 mit langhaarigem, bräunlichrothem bis dunkelbraunem Schwanze von Port Natal und Rüppels L. melanurus mit dunkelrauchschwarzem Schwanze aus der Capkolonie, beide mit Ohren von Kopflänge bedürfen noch sehr der weitern Unter- suchung. Geofiroy’s L. arenarius dict. class. hist. nat. IX. 383 ist vielleicht nur Jugendzustand des L. capensis. 4) Erxleben, syst. mammal. 330, Bachman, Journ. acad. Philad. VII. 403. VIII. 76; Dekay, nat. hist. New York I. 95. tb. 26. fig. 9; L. virginianus Harlan, Faun. | americ. 196. | 5) Bachman, journ. acad. Philad. VI. 349. VIII. 80; L. virginianus Richardson, Faun. bor. americ. 224. 6) Wagler, nat. Syst. Amphib. 23; Isis 1831. 511; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 106. Tf. 233.e; L. nigricaudatus Bennet, Proceed. zool. soc. I. 41; Bachman, journ. acad. Philad. VII. 84. — Bachman hat die nordamerikantschen Hasen mit vieler Sorgfalt untersucht und ausser den oben angeführten Arten noch mehre andere unterschieden. Allein die wenigen Exemplare die ihm zu Gebote standen, trocken und ausgestopft, begründen die Arten nicht sicher. Die geringen Unter- schiede in den Grössenverhältnissen können auf Rechnung des Ausstopfers kom- Säugethiere. 450 Unguiculata. Glires. seite des Körpers lichtbräunlich fahlgelb und schwarz gesprenkelt bis zur Mitte des Kreuzes, wo weissliche Färbung plölzlich eintritt mit einer schwar- zen bis auf den Schwanz laufenden Binde, der Nacken schwarz, bisweilen mit falbem Mittelstreif, die Unterseite weiss. Dieses Colorit ist nicht con- stant, sondern variirt mehrfach sowohl in den Tönen der Grundfarbe als in dem Auftreten einzelner Flecken und Streifen. In Mexico. L. brasiliensis L.?) Der brasilianische Hase. erreicht nur wenig mehr als Fusslänge, hat einen auffallend kurzen Schwanz und Ohren kürzer als der Kopf. Die Farbung ist oben fahlgelb und schwarz gewellt, oft röth- men und sind z. Th. schon an sich ohne Bedeutung. Nicht anders verhält es sich mit der Färbung. Wir führen dessen der weitern und vor allem der anatomischen - Untersuchung noch sehr bedürftigen Arten hier als fraglich kurz an. L. longicau- datus auf einem Exemplar aus Texas, nach Gray von Magellansland beruhend, oben schwärzlichbraun, unten schneeweiss, Ohren mit schwarzer Spitze, weiss gerandet, übrigens rothbraun, der Schwanz länger als der Kopf, oben schwarz, unten weiss. Gray nennt die Hauptfarbe graubraun, schwarz gescheckt, unten blasser. L. califor- nicus ebenfalls nur in einem von Bachmann und Gray verschieden geschilderten Exemplare aus Californien bekannt, nach Bachman oben schwarz und blass gelblich- braun gesprenkelt, nach Gray schwarz und grau gesprenkelt, die Seiten roth, schwarz gescheckt, der Unterleib ‚weiss, die Ohren an der Spitze schwarz nnd schwarz ge- randet, der lange Schwanz oben schwarz, unten roth, nach Bachman gelblichbraun. L. Richardsoni nach zwei Exemplaren aus Californien, das eine im Sommerpelz oben licht sprenkelig grau, der Nacken schmutzig bräunlich grau, ebenso der Hals und die Gliedmassen, die Ohren auf der Rückseite weiss mit schwarzer Spitze, Unterleib weiss, Schwanz oben schwarz, unten blass bräunlichgelb, Schnurren halb schwarz, halb weiss; das Winterexemplar oben schwarz und blassbraun gespren- ”) kelt. L. Townsend: nach einem Exemplar westwärts vom Felsengebirge, von schmäch- tigem Körperbau, mit langen Gliedmassen, oben grau mit licht gelblichem Anfluge, unten rein weiss, die Ohren an der Spitze schwarz, übrigens weiss, der Schwanz mit schwarzem Rückenstreif, übrigens weiss, lebt in buschigen Ebenen und wird viel gejagt. L. palustris unterscheidet sich von allen vorigen bestimmt durch die ziemlich kleinen Augen, den sehr kurzen Schwanz, die einen Zoll weniger als die Kopflänge messenden Ohren, ist oben gelblichbraun, unten grau, im Winter dunkler, lebt in sumpfigen Gegenden Südkarolina’s, Georgiens und Südflorida’s und schwimmt vortrefflich. Gray’s L. Douglasi angeblich aus Californien ist gelblich, schwarz ge- scheckt, unten weiss. L. aquaticus im Staate Alabama und Mississippi hat langen Kopf, lange Ohren, Füsse und Schwanz, ist unten weiss, oben bräunlichgelb, im Winter fast kohlschwarz, lebt wie L. palusris. L. nanus (Schreber, Säugeth. IV. 881; L. americanus Desmarest, mammal. 351; L. sylvaticus Bachman, 1. c. 403) ist nach Bachman oben gelblichbraun, an der Aussenseite der Beine röthlich, unten weiss, im Winter oben heller, Ohren kürzer als der Kopf, in Wäldern und offenen Feldern von Florida bis zur Hudsonsbay. L. artemisiacus ist oben grau, aus weiss und schwarz gesprenkelt, unten weiss, Nacken und Gliedmassen blass rostfarben, Ohren | an der Spitze schwarz gesäumt und die Spitze selbst weiss, lebt westwärts der Felsengebirge. Vielleicht gehört hiezu L, Bachmani Waterhouse, Ann. mag. nat. hist, II. 343. Endlich der Zwerghase, L. Nuttalli im Gebiete des Columbiastromes, von halber Fusslänge, mit breiten abgerundeten Ohren und oben hellgelb und dunkel- || braun gemischt, unten lichtgelblich grau. Auch L. Benneti Gray, Voy. of Sulphur. 35. tb. 14 ist hier noch zu erwähnen. Diese grosse Anzahl von Arten dürfte sich nach Prüfung einer hinlänglichen Anzahl von Exemplaren verschiedenen Alters und | Geschlechtes sowie aus verschiedenen Jahreszeiten und mit Vergleichung der ana- | tomischen Verhältnisse auf mindestens drei reduciren. 7) Linne, Syst. nat. XI. I. 78; Prinz v. Wied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. Il. | 450; Rengger, Paraguay 247; v. Tschudi, Faun. peruan. 198; Tapiti Azara, Essais % Il. 57, Buffon, hist. nat. XV. 162. — Lund fand in den Höhlen Brasiliens zahlreiche | Knochenreste einer dieser lebenden sehr nah verwandten Art, deren Eigenthüm- | lichkeiten aber noch nicht bekannt sind. Pe ie a _ u Leporini. Lepus, 451 lich gelb und dunkelbraun, auf dem Scheitel etwas heller, an den Seiten mehr in graulich- und bräunlichgelb ziehend, Bauch und Innenseite der ' Gliedmassen weisslich, die Ohren innen weisslich, aussen braun behaart, Spitze der Oberlippe und der Unterkiefer weiss und von hier aus ein ‚, weisses Band zum Halse ziehend, der Augenring weisslich, der Schwanz von der Farbe des Rückens. | Verbreitet sich über den grössten Theil Südamerika’s, doch nirgends zahlreich, meist in Kräutern versteckt. L. cuniculus L.®) Das wilde und zahme Kaninchen ist stets merklich kleiner als der gemeine Hase, hat kürzere, die Schnauzenspitze nicht er- reichende Ohren und viel kürzere Hinterbeine. Die Färbung ist bei dem wilden constanter als bei dem zahmen. Das erstere ist auf dem Kopfe -bräunlich mit schwarz gemengt, mit weisslichem Augenring, der sich nach ' vorn und hinten in eine weisse Binde auszieht, die Lippen weisslich, die Ohren vorn bräunlich, hinten grau, an der Spitze schwarz, der Hals oben ' rothbräunlich, an den Seiten heller, Rücken und Seiten bräunlich mit Schwarz ‚ melirt, nach hinten grau, die Unterseite weiss, der Schwanz unten weiss, oben schwarz mit braun. Das zahme Kaninchen ist bei guter Pflege ge- ‚, wöhnlich etwas grösser und robuster als das wilde. Seine Farbe sehr veränderlich. Rein schwarze und rein weisse, letztere mit rothen Augen, sind nicht selten. Rein weisse Abarten vom gemeinen Hasen sind noch nicht bekannt. Schwarz und weiss gefleckte, braune, gelbliche in sehr veränderlichen Zeichnungen kommen neben einander vor. Ein rein weisser Bock und einförmig schwarzes Weibchen, die ich mit Meerschweinchen in einen Stall setzte, zeugten fuchsrothe und graue Junge mit weissem Hals- band und weisser Blässe. Der fuchsrothe Pelz mischte sich im zweiten ‚Jahre mit Grau, der graue mit Gelb. Bei den spätern Sätzen des ersten ' Paares waren stets graue und rothe Junge mit schwarz und weiss gefleck- ten gemengt, die grauen und rothen indess weniger rein als bei dem ersten Wurf, und trotz der reichen Vermehrung hat sich in drei Jahren nicht ein rein weisses und nur zwei rein schwarze eingefunden, dagegen weiss, ' grau, schwarz, braun, roth so vielfach gemischt, dass sich ein Grundton des Colorites nicht angeben lässt. Die innen nackten, hinten sehr dünn behaarten, an der Spitze abgerundeten Ohren sind etwas länger als der Kopf, gewöhnlich an einander gelegt, nur beim Horchen gespreizt, die Nase fast in beständiger Bewegung, die Schnurren kurz und dünn, meist weiss, der Schwanz aufwärts gekrümmt, oben meist von der Farbe des Rückens, ' unten heller oder weiss, die Füsse kräftig mit langen Krallen, da dieselben nicht abgenutzt werden, die Sohlen lang und dicht behaart. Das Männchen ist in allen Theilen stärker als das Weibchen. Besondere Varietäten sind das silberfarbene und das seidenhaarige angorische Kaninchen. | Die anatomischen Eigenthümlichkeiten des Kaninchens sind sehr ge- ringfügig, von denen des Hasen nicht erheblich verschieden. Die Lungen Ä merklich kleiner, die Leber dagegen grösser, der Darmkanal bei dem wilden 8) Linne, syst. nat. I. 77, Buffon, hist. nat. VI. 303. tb. 50—57; Schreber, Säugeth. IV. 891; Berthold, Isis 1825. 220 ff.; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 1120; ‚ Waterhouse, Mammal. II. 64. — Aus einigen Knochenhöhlen des mittlern Europa’s werden auch fossile Ueberreste vom Kaninchen angeführt, über deren Verhältniss zu den lebenden die Ansichten getheilt sind. Die meisten dieser Knochen stim- men jedoch mit denen des: lebenden Kaninchens überein. 99° 452 m Unguiculata. Glires. ungefähr von der elffachen, bei dem zahmen nur von wenig mehr als der neun- fachen Körperlänge. Auffallender dagegen ist der physiologische Unterschied der jungen Kaninchen von den jungen Hasen. Sie werden nämlich nackt und blind geboren und öffnen erst am neunten Tage nach der Geburt ihre Augen. Die Fruchtbarkeit der Kaninchen übertrifft die der Hasen noch ansehnlich. Sie werfen bis zehnmal des Jahres, gewöhnlich 3 bis 9 Junge, die das Weibchen vor dem Männchen verstecken muss, damit sie dieses nicht todt beisst, was freilich häufig geschieht. Die Kaninchen leben wild in selbstgegrabenen Höhlen oder Felsen- löchern, den zahmen macht man künstliche Höhlen in ihren Ställen, damit sie den Boden nicht aufwühlen. Es sind possierliche und muntere Thiere, die gern mit einander spielen, bei jedem Geräusch neugierig umhersehen und wenn sie Gefahr ahnen, schnell in ihre Höhlen eilen. Mit den Hasen begatten sie sich nicht, alle Versuche dazu bleiben erfolglos. Die Nahrung besteht in Gras, Kräutern, Getreide, Baumblättern, die zahmen fressen alle ]_ Abfälle aus der Küche, auch Fleisch und saufen gern Milch. Zur Ausfütterung des Nestes für die Jungen rupft sich das Weibchen die Haare aus. Erst nach 14 Tagen führt es die Jungen aus, die dann auch vom Männchen geleckt und geputzt werden. Ihr Alter bringen sie auf acht Jahre. Fleisch und Pelz sind von geringerem Werthe als bei dem Hasen. Das Kaninchen stammt aus Spanien, wurde von hier nach Italien und Frankreich eingeführt, später nach Deutschland, England, Schweden, Russland. und Amerika. Weder in kalten noch in heissen Gegenden gedeiht es, die wärmern Gegenden der gemässigten Zone sagen ihm am meisten zu. ' L. hispidus Pears.®) Erreicht nur 15 Zoll Länge, die Ohren viel kürzer als der Kopf, der Pelz rauh und struppig, oben schwärzlich und gelbbraun gezeichnet, unten heller, weisslich, der Schwanz oben röthlich. ) Der Kopf ist relativ gross, die Augen klein, die Ohren beinah um zwei Zoll ' kürzer als der Kopf, ebenso der Schwanz, die Gliedmassen schwach, die hintern nur wenig länger als die vordern. Das Grannenhaar ist steif und | barsch, das Wollhaar weich, ebenso die Behaarung des Schwanzes. Am 4: Schädel ist der knöcherne Gaumen länger und breiter als bei andern Arten, die Nasenbeine breit und kurz, das Jochbein doppelt so lang als ' sonst, der Supraorbitalfortsatz weit nach vorn ausgezogen, die Zähne ) sehr breit. Bewohnt Assam. | L. brachyurus Temm.!) Der japanische Hase hat Kaninchengrösse, ' kurze Ohren, sehr kurzen Schwanz und rothbraune Färbung, oben dunkel, \ unten röthlich weiss, an der Kehle weiss. Der Pelz ist kurz und weich. Am Schädel fällt die geringe Grösse der Supraorbitalfortsätze auf. Das | Zahnsystem stimmt mit dem des gemeinen Hasen überein. | In Japan. 9) Pearson, Bengal sport. magaz. 1843. 131; Hodgson, journ. asiat. soc. 1849. | XVI. 572. tb. 14; Waterhouse, Mammal. ll. 78; Carpolagus hispidus Blyth, journ. || asiat. soc. 1845. XIl. 247. — Gray’s L. sinensis Illustr. of Ind. Zool. aus China ist N von derselben Grösse, aber die Ohren sind von Kopflänge, die Farbe röthlich, W ! oben dunkel, unten weiss; der Pelz straff. | 1) Temminck, Faun. japon, tb. 11; Waterhouse, Mammal. II. 69. Leporini. Lagomys, 453 Lagomys Guv. Die Pfeifhasen sind kleine Hasen mit kurzen Ohren, kaum verlängerten Hinterbeinen, ohne sichtbaren Schwanz und mit nur fünf Backzähnen in | jeder Reihe. | Der Schädel ist merklich niedriger als der Hasenschädel, im hintern Theile breiter und im vordern schmäler, das Hinterhaupt viel höher als breiter. Die Superciliarfortsätze der Stirnbeine fehlen ganz, dagegen läuft von dem hintern Ende der Jochbeine ein langer Fortsatz nach hinten, der fast bis zur Gehöröffnung reicht. Statt der siebförmigen Durchlöcherung des Öberkiefers findet sich nur eine grosse, z. Th. von einem besonderen Knochen- plättchen geschlossene Oeffnung. Am Unterkiefer ist der horizontale Ast ' niedriger als bei dem Hasen, der aufsteigende Ast ansehnlich breiter und ‚ senkrechter, der Winkelfortsatz schärfer abgesetzt, der Kronfortsatz ganz ver- kümmert, das Kinnloch unter dem letzten Backzahne dem Unterrande ge- nähert. Das übrige Skelet weicht weniger von dem des Hasen ab, auffallend nur durch die Kürze des Schwanzes, die kürzeren hinlern Gliedmassen und durch die vollständigen Schlüsselbeine. Im Gebiss sind die obern Nagezähne von beträchtlicher Breite und ge- ringer Dicke, mit tiefer Rinne, welche die Schneide in zwei Spitzen theilt, die untern Nagzähne sind kleiner, ziemlich stark gekrümmt. Die Backzähne zeichnen sich durch die tiefen Rinnen auf der Innen- und Aussenseite aus, so dass die Lamellen nicht so innig als beim Hasen verbunden sind. Der fünfte obere Backzahn hat noch eine schwächere zweite Seitenrinne und dem letzten unteren fehlt der kleine hintere Cylinder des Hasen. In den weichen Theilen zeichnet sich der Magen durch Theilung mittelst einer innern Falte aus. Der sehr lange Blinddarm ist ringförmig abgeschnürt und endet in einen drüsigen wurmförmigen Anhang. Auf der Grenze des Dünn- und Dickdarmes befindet sich noch ein wurmförmiger Blindsack. Blind- und Dickdarm sind mit langen Zotten ausgekleidet. In der Lebensweise gleichen die Pfeifhasen ziemlich den Vorigen. In gebirgigen waldigen Gegenden suchen sie Felsenritzen auf oder graben selbst in den lockeren Boden eine eben nicht tiefe Höhle mit zwei oder mehr Ausgängen. Besonders tummeln sie sich nach Sonnenuntergang ausserhalb der Höhlen umher und lassen ihren wiederholten durchdringenden Pfiff hören. Von ihren Höhlen entfernen sie sich nicht weit, da sie weder sehr schnell ‚ noch mit Ausdauer laufen. Gefangen sind sie sogleich zahm. Ihre Nahrung besteht in Gras, saftigen Kräutern, Blättern und die meisten tragen für den Winter offene Vorrathshaufen in der Nähe ihrer Höhlen zusammen. Die Pfeifhasen sind gegenwärtig nur auf die nördliche Erdhälfte beschränkt, wo sie in wenig zahlreichen Arten die 'kältern und höhern Gebirgsregionen bewohnen. Einzelne Fossilreste sind aus europäischen Diluvialgebilden und -Tertiärschichten bekannt. m | L. alpinus Cuv.?) Der Alpen-Pfeifhase erreicht noch nicht einen Fuss Länge und hat eine wilde Physiognomie. Der Kopf ist schmal, die Lippen von mässiger Dicke, die Nase fein und braun behaart, nur in der 2) Cuvier, regne anim. I. 219; oss. loss. VI. 397. tb. 175. fig. 3; Waterhouse, Mamınal. II. 15; Lepus alpinus Pallas, Glires 52. tb. 2; Reise russ. Reich II, 701. tb. A; Schreber, Säugeth. IV. 911. Tf. 238. Die Angabe A, Wagner’s von dem Vor- kommen dieser Art im Himalaya beruht auf Verwechslung mit L. Roylei Ogilby. “- 454 Unguiculata. Glires. Mitte nackt, die in sechs Reihen stehenden Schnurren ziemlich lang und schwarz, die kleinen schwarzen Augen in der Mitte zwischen Nase und Ohren gelegen, die Ohren gross, rund, halb nackt, schwarz mit weissem Rande, der Leib gedrungen, der Schwanz einem Fetthöcker gleichend, die Sohlen der Füsse ganz mit dichter schwarzer Wolle bekleidet, zwei Paar Zitzen am Bauche und ein Paar an der Brust. Der lange weiche Pelz ist an Kopf und Rücken gelb mit schwarzer Sprenkelung, bald mehr röthlich bald mehr bräunlich, an den Seiten und hinten fehlen die schwarzen Haare, unten und an den Gliedmassen ockergelb, an der Kehle grau. Die einzel- nen Haare am Grunde dunkelblaugrau, darüber weisslich, an der Spitze einige schwarz, andere den gelben Grundton tragend. Am Schädel fällt die breite Stirngegend, die kleinen Augenhöhlen, die breite Gaumenöff- nung auf. Der Alpen-Pfeifhase bewohnt rauhe, waldige, grasreiche und feuchte Gebirgsgegenden, wo er in natürlichen Felsenspalten oder in selbstgegra- benen Höhlen, einzeln oder in Gesellschaft haust. Bei trübem und regnigem Wetter läuft er den ganzen Tag umher und lässt sein durchdringendes scharfes Pfeifen ertönen, an heiteren Tagen hält er sich versteckt bis gegen Abend. Für den Winter trägt er Gras und Kräuter in Haufen zusammen in der Nähe seiner Höhle, zu denen er dann Gänge unter dem Schnee hin gräbt. Diese Vorräthe werden von Menschen und Vieh aufgesucht, der Hase selbst von Mustelinen verfolgt. Bewohnt die alpinen Gegenden Sibiriens ostwärts vom Irtisch bis nach Kamtschatka. - L. corsicanus Bourd. ?) In der Knochenbreccie auf Corsica wurde ' ein Schädel entdeckt, der sich nur durch etwas ansehnlichere Grösse, grössere Augenhöhlen, kräftigeren Fortsatz am Jochbeine von dem Schädel der vorigen Art unterscheidet und daher wahrscheinlich einer eigenthüm- lichen Art angehört. | L. ogotona Cuv.*) Der Sandhase erreicht nicht ganz die Grösse des alpinen und trägt einen langen weichen Pelz von blassgrauer mit Braun gemischter Farbe. Die Gliedmassen sind aussen gelblich weiss, die hintern bis an die Fersen sowie die Aftergegend gelb, die Sohlen wollig und grau- | weiss, über der Nase ein gelber Fleck, das Maul weiss, die Schnurren | meist weiss, die Augen gross und braun, die Ohren länglich oval, etwas | zugespitzt, am Rande blass behaart, innen nackt und braun, an den Vorder- || pfoten der Daumen kurz und abstehend, der Schwanz ganz fehlend. Der |; Schädel ist kürzer als der der alpinen Art, in der Stirngegend gewölbt, die Oeffnung im Oberkiefer grösser, die Nagezähne stärker. | Bewohnt die felsigen und sandigen subalpinen Gegenden um den Bai- |) kalsee, in Daurien, der mongolischen Wüste bis nach China hin. Seine Höhlen versieht er mit mehren Eingängen, gräbt aber überhaupt nicht | tief. Für den Winter häuft er ebenfalls Vorrathshaufen auf. Meist streift er Abends und Nachts umher und lässt sein zischendes Pfeifen des Mor- gens hören. Iltisse, Hermeline und Raubvögel stellen ihm vielfach nach. ) 3) Bourdet, Mem. soc. Linn. Paris IV. 52; Cuvier, oss. foss. VI. 397; tb. 175. fie. 4—b; Giebel, Fauna. Säugeth. 99. 4) Cuvier, regne anim. 219; oss. foss. VI. 397. tb. 175. fig. 1. 2; Waterhouse, | Sa II. 17; Lepus ogotona Pallas, Glires 64. tb, 3; Schreber, Säugeth. IV. 915. | Leporini. Lagomys. 455 Anfangs April begattet er sich und nach wenigen Wochen wirft das Weibchen. L. sardus Wagn.°) Zahlreiche Fossilreste in der Knochenbreccie von Cagliari deuten auf die Existenz einer kleinen, der vorigen zunächst ähn- lichen Art, welche in dem völligen Mangel des Kronfortsatzes am Unter- ' kiefer schon einen ausgezeichneten Character besitzt. Andere Unterschiede werden nicht angegeben. L. pusillus Desm. $) Der Zwerghase ist kleiner als die Vorigen, von nur halber Fusslänge. Sein Kopf ist gestreckt, stark behaart, die Nase fast: ganz behaart, die Schnurren in fünf Reihen geordnet, die untern weiss, die Augen klein und dunkelbraungelb, die Ohren rund und kurz, breit | und weiss gerandet, übrigens braun, die Sohlen dicht und dunkelbraun ‚ behaart, die dünnen Krallen im Pelze versteckt, der Pelz weich und glatt, das Colorit braun, oben mit Schwarz gemischt, die einzelnen Haare am Grunde grau, dann gelbbraun, an der Spitze schwarz, am Kopfe dunkel- grau, die Unterseite grau. Der Schädel ist in der Stirngegend breiter als bei dem alpinen, mehr deprimirt als bei dem Sandhasen, die Nasenbeine hir.ten breiter als bei beiden Arten, die Oeffnung im Öberkiefer gross. Lebt in grasreichen Thälern und schattigen buschigen Hügeln, wo er in weichem Boden seine Höhlen gräbt und von Blüthen, Laub und Rinde wilder Aepfel, Birnen, Robinien sich nährt, Sie sind sanft und ruhig, ge- fangen gleich zahm, laufen weder weit noch schnell, schlafen wenig und mit offenen Augen in gestreckter Lage. Die Heimath beschränkt sich auf die südlich der Wolga gelegenen Gegenden, den Ural bis zum Ob. L. hyperboreus Wagn.?) Der Polarpfeifhase ist der kleinste seiner Gattung, nur fünf Zoll lang, hat einen gestreckten, an den Seiten gelblichen, an Kehle und Unterkiefer weisslichen Kopf, sehr lange, schwärzliche Schnur- ren, gerundete Ohren mit schwachem Winkel und weisser Einfassung. An den Füssen findet sich unter dem Nagel eine nackte, den andern Pfeif- hasen fehlende Warze, die Sohlen sind filzig behaart, die Füsse weisslich. Der Pelz ist weich, sehr dicht und kurz, auf dem Scheitel rostfarben, auf dem Rücken graubräunlich, an den Seiten rostfarben, unten gelblichweiss. Im nordöstlichen Sibirien. L. princeps Richds. ®) Der amerikanische Pfeifhase zeichnet sich durch seinen kurzen und breiten Kopf mit grossen runden Ohren und durch seinen mausartigen weichen Pelz aus. An der Wurzel jeder Kralle besitzt er einen grossen kahlen schwarzen Höcker. Die Haare sind graulich 9) R. Wagner, fossile Insectenfr. Nager, Vögel 766. Tf. 1. fig. 5—23; Giebel, Odontogr. 59. Tf. 24. fig. 2. — Nach Desnoyers finden sich Reste einer ebenfalls ‚dem L. ogotona ähnlichen Art in der Breccie von Montmorency bei Paris. 6) Desmarest, Mammal. 353; Waterhouse, Mammal. II. 19; Lepus pusillus Pallas, Glires 37. tb. 1; Schreber, Säugeth. IV. 906. Tf. 237. — Owen gründet auf Schädel- fragmente aus der Höhle von Kent einen L. spelaeus, brit. foss. Mamm. 213, wel- cher sich nur durch geringfügige Eigenthümlichkeiten von dieser Art unterscheidet. Desnoyers erwähnt eine ähnliche Art aus der Breccie von Montmorency. Die Reste von Alais und aus der Auvergne sind nicht näher characterisirt. Den früher auf Lagomys gedeuteten Humerus aus der Höhle von Mialet hat Pictet neuerdings als vom Kaninchen stammend erkannt. 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 121; Pallas, Zoogr. 1. 152. 8) Richardson. Faun. boreal. americ, 227. tb. 19; Waterhouse, Mammal. 1t. 28. 456 Unguiculata. Glires. schwarz, gegen die Spitze gelblichbraun oder weiss, auf dem Rücken schwarz gespitz. Auf. dem Hinterrücken herrscht Schwarz mit Braun gemischt, auf den Schultern und den Seiten gelblichbraun, an der Unter- seite rauchgrau. Die Ohren sind wie gewöhnlich weiss gerandet, die Fuss- sohlen dunkelbraun. Von der Grösse des Zwerghasen unterscheidet er sich von diesem doch ausser durch das Colorit schon durch die grössern Ohren. Bewohnt das Felsengebirge vom 52. bis 60. Grade und hält sich unter Steinhaufen auf. Sein schrillendes Pfeifen ertönt besonders nach Sonnen- untergang. L. nepalensis Hodgs. °) Der nepalsche Pfeifhase, von der Grösse des vorigen, hat breite gerundete fast nackte Ohren, die innen bräunlich sind und aussen an der Wurzel einen blassen Fleck tragen. Die Schnurren sind auffallend lang und stark, die obern Nagzähne tief gefurcht. Der weiche Zolllange Pelz ist innen blauschwarz, äusserlich dunkelbraunroth, hinten schwarz mit blassroth gesprenkelt, unten blassbraunroth. Der Schädel ähnelt zumeist dem des Zwerghasen, ist in der Stirngegend breiter, die Nasenbeine etwas länger und vorn so breit als hinten, auch in der Gau- menfläche eigenthümlich. L. oeningensis Meyer !). Im tertiären Süsswassermergel von Oeningen sind zwei Skelete gefunden, welche zwar die generischen Charactere von Lagomys deutlich zeigen, deren specifische Eigenthümlichkeiten aber wegen der ungenügenden Erhaltung der einzelnen Knochen nicht mit befriedigender Sicherheit ermittelt worden sind. 1 L. Meyeri Meyer?). Von dieser zweiten Art des Oeninger Mergels ’) wird angegeben, dass der letzte Zahn im Unterkiefer deutlich aus drei Lamellen zusammengesetzt sei und die Verticalrinnen an der Innen- und Aussenseite der oberen Zähne schwächer seien als bei den untern. Titanomys Meyer. Eine in ihrer Existenz noch sehr fragliche Gattung, begründet auf ein- zelne Kieferfragmente aus mittlern Tertiärgebilden. Der Unterkiefer scheint einen sehr entwickelten Winkelforisatz gehabt zu haben, aber gar keinen Kronfortsatz. Das Kinnloch liegt unter dem ersten Backzahne, ganz dem | Unterrande genähert. Die I,amellen der vier Backzähne sind sehr dick, kantig, unregelmässig vier- bis sechsseitig, meist durch tiefe Seitenrinnen von einander geschieden. Die hintere Lamelle pflegt merklich kleiner als die vordere zu sein. | Man unterscheidet zwei Arten ®), beide nicht grösser als die kleinsten 9) Hodgson, Journ. asiat. soc. Beng. 1841. X. 854; Waterhouse, Mammal. tb. 24. Gray’s L. rufescens Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 266 aus Kabul unterscheidet sich durch die blasse Färbung mit rothem Anflug. Auch L. Hodgsoni Blyth, Journ. asiat. soc. Beng. 1841. X. 816. c. tb. hat einen vorherrschend rothen Ton in der Färbung, übrigens nichts Eigenthümliches und L. Boylei Ogilby, lllustr. Himalay mount. 69. | tb. 4 in 11500 Fuss Höhe am Himalaya hat einen graulichbraunen Pelz, unten | gelblichweiss. Die Unterschiede am Schädel sind zu geringfügig, um erwähnt ° zu werden. | 1) v. Meyer, z. Faun. d. Vorw. Oeningen 6. TI. 2. fig. 1. Tf. 3. fig. 1; Anoema | oeningensis Cuvier, oss. foss. VII. 119. tb. 204. fig. 18. | ) v. Meyer, z. Faun. d. Vorw. Oeningen 7. Tf. 2. fig. 2. 3. 3) v. Meyer, Bronn’s Jahrh. 1843. 390 stellte diese Gattung mit der Art T. vise- Cavini. 457 Pfeifhasen, in Deutschland von Weisenau, in Frankreich im Iudusienkalk von St. Gerand le Puy (Allier Dept.) Siebente Familie. Cavini. Die Familie der Cavinen begreift kleine und sehr grosse Nager, welche wie die Leporinen grosse Ohren und einen sehr kurzen oder äusserlich gar nicht sichtbaren Schwanz haben, sich aber von diesen sogleich und auffallend durch die kurzen breiten fast hufartigen Nägel (daher auch Subungulaten ge- nannt), die nackten Sohlen, die meist ungefurchten Nagzähne und die eigen- thümliche Structur ihrer nur vier Backzähne in jedem Kiefer unterscheiden. Das Zahnsystem zunächst betreffend sind vier Backzähne in jeder Reihe vorhanden und zwar entweder lamellirte oder gefaltete. Erstere pflegen aus je zwei meist dreiseitigen bisweilen herzförmigen Lamellen, an der breitern Seite mit einander verbunden, zu bestehen und sind von ungefähr gleicher Grösse. Bei diesen sind auch die Nagzähne vorn glatt, flach oder convex, weiss oder gefärbt. Oder aber der letzte Zahn setzt sich aus sehr zahl- reichen meist einfachen schmalen Lamellen zusammen und dann haben die Nagzähne auf der Vorderseite eine Rinne. Die gefalteten Backzähne sind wieder von fast gleicher Grösse, etwas rundlich, und ihr Schmelzsaum dringt in mehrfachen und einfachen Falten in die Zahnsubstanz ein, welche Falten bei weiterer Abnutzung als freie Schmelzinseln auf der Kaufläche erscheinen. Diese haben vorn gefärbte und glatte Nagzähne. Am Schädel ist allgemein die Basis des Jochfortsatzes am Oberkiefer mit einer grossen Oeffnung für den Masseter perforirt, der Schnauzentheil sehr schmal, die Zahnreihen nach vorn stark convergirend, daher die Gaumen- fläche ganz verschmälert, aber nie so weit geöffnet als bei den Leporinen, Superciliarfortsätze an den Stirnbeinen fehlen. Am Unterkiefer ist der Eck- fortsatz sehr stark verlängert, dagegen fehlt häufig der Kronfortsatz völlig. In der Wirbelsäule zählt man meist 19 Dorsolumbalwirbel, 4 Kreuz- und 6 bis 10 Schwanzwirbel. Der ganze Skeletbau ist kräftig, bisweilen plump. In den weichen Theilen ist der Magen stets einfach und dünnhäutig, der Darmkanal sehr lang, der Blinddarm wieder sehr gross und die äussern Genitalien in mancher Beziehung eigenthümlich. Die Zahl der Zitzen schwankt zwischen 2 bis 12. Das Haarkleid ist nicht so weich als bei den Leporinen, bisweilen sogar borstig und sparsam. Die Ohren viel kürzer als in voriger Familie, aber in eben dem Grade breiter, meist spärlich behaart oder nackt. Auch der Schwanzstummel ist oft nackt. Die Vorderfüsse haben gewöhnlich vier, die hintern drei Zehen, ausnahmsweise kommen fünfzehige Hinterfüsse vor. Die Gattungen sind auf Südamerika beschränkt, wo sie schon während der Diluvialepoche existirten. Sie bewohnen buschige und waldige Gegenden, auch die Nähe der Flüsse und Seen, in welche einige hineingehen, während andere in Felsenritzen, unter Steinen oder in Höhlen wohnen. Sie sind noviensis von Weisenau ohne ausreichende Characteristik auf und Gervais bildete in seiner Zool. et Pal. franc. tb. 36. fig. 1. 2 diese und eine zweite Art, T. trilobus mit drei Lamellen am letzten untern Backzahn ab. Ueber beide Arten vergl. Giebel, ‚Odontogr. 59. Tf. 23. fig. 18. 20. Croizet’s Marcuinomys und Bravards Platyodon aus den miocenen Schichten der Limagne sowie Lartet’s Layomys sansansensis von Sansans werden wahrscheinlich dieser Gattung zugehören. Ueber alle sind noch ausführliche Untersuchungen zu erwarten. 458 Unguiculata. Glires. muntern und lebhaften Naturells, besonders Abends und Morgens lebendig, am Tage oft sich versteckend. Ihre Nahrung ist vegetabilisch. Nach der Beschaffenheit der Backzähne ordnen sich die Cavinen in zwei Gruppen. 1) Gattungen mit lamellirten Backzähnen. Cavia Kl. Die Meerschweinchen, die kleinsten Mitglieder ihrer Familie, schliessen sich im Habitus, sowie durch ihren ziemlich weichen Pelz, die grossen run- den Ohren, den Mangel des Schwanzes und durch die noch gebogenen, ver- hältnissmässig schmalen Nägel den Pfeifhasen zunächst an. Durch die nicht gespaltene Oberlippe, die langen nackten Sohlen und nur vier Zehen an den Vorder-, drei an den Hinterfüssen zeichnen sie sich indess schon äusserlich aus, noch mehr durch das Gebiss und den innern Bau überhaupt. Die Nagezähne sind schmal und dick, auf der Vorderseite glatt und convex. Die vier Backzähne in jeder Reihe gleichen einander in Form und Grösse. Sie bestehen aus einer vordern einfachen und einer hintern herz- förmigen Lamelle, beide oben an der Aussenseite mit einander verbunden und mit dem hintern Ausschnitt, unten Verbindung und Ausschnitt an der Inennseite. Der Schädel besitzt in der tiefen Augenhöhlenbuchtung der Stirnbeine und die dünnen scharf vortretenden Orbitalränder derselben einen ausgezeich- neten Character. Die Oeffnung im Oberkiefer für die vordere Portion des Masseters ist sehr gross, breiter als hoch, der Jochbogen stark, der hintere Ausschnitt des Gaumens an den dritten Backzahn reichend, der Körper des Keilbeines breit, das Hinterhauptsloch sehr umfangsreich, die Occipitallläche so breit als hoch, schwach nach hinten geneigt, der Hirntheil oben ziemlich abgerundet. Am Unterkiefer fehlt der Kronfortsatz völlig, dagegen ist der Eckfortsatz lang ausgezogen, der Gelenkfortsatz breit und von mässiger Höhe, der horizontale Ast sehr stark, der Symphysentheil schwach. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 13 rippentragenden, 6 rippenlosen, 4 Kreuz- und 6 (nach Freuler nur 5) Schwanzwirbeln. Der vorletzte rippentragende ist der diaphragmatische. Hinter demselben bleiben die Dornen klein und ganz nach | vorn geneigt, dagegen nehmen die Querfortsätze ansehnlich an Breite zu. Das Schulterblatt ist fast gleichschenklig dreiseitig mit mittelständiger Gräte, beide Unterarmknochen gleich stark, innig aneinander liegend, das Becken schmal und gestreckt, der Oberschenkel mit sehr entwickeltem grossen Trochanter, übrigens platt, Fibula sehr schwach, die Hinterfüsse merklich länger als die vordern. Im Verdauungsapparat ist der Magen einfach und dünnhäutig, der Darmkanal von der zwölffachen Körperlänge, die Peyerschen Drüsen sehr wenig entwickelt. Die Speicheldrüsen sind sehr gross, der Gaumen glatt, der Blinddarm von bedeutendem Umfange und zellig, am Ende des Mastdarmes ein Paar Drüsen gelegen jedoch nur bei dem Männchen, die grosse Leber roth und siebenlappig; Gallen- und pankreatischer Gang | münden getrennt in den Darm. Die Nieren sind rundlich, die Harnblase klein; die Hoden sehr gross, in der Bauchhöhle gelegen, die Ruthe mit ein- - fachem Zellkörper und kleinem Knochen. Die rechte Lunge ist vier-, die linke dreilappig, das Herz sehr gross und rundlich. | Die Meerschweine sind muntere lebhafte Thiere, die sich meist in buschigen | - Cavini. Cavia. 459 Gegenden und an den Rändern der Waldungen gesellig aufhalten und nur zum Theil flache Höhlen graben. Abends und Morgens sind sie am lebhaf- testen. Ihre Nahrung besteht in Gras, saftigen Kräutern und Blättern. Ihre Stimme ist ein Grunzen. Das Weibchen wirft mehrmals jährlich ein bis zwei sehende und behaarte Junge, die schon mehrere Stunden nach der Geburt umherlaufen. Das Vaterland erstreckt sich über einen grossen Theil Südamerika’s. C. aperea Eırxl. *%) Der Aperea ist oben und an den Seiten schwarz- braun und falb gesprenkelt, die einzelnen Haare in der untern Hälfte licht- grau, dann schwarz und mit licht falber Spitze, die untere Körperseite ist schmutzig gelblichgrau, die Krallen hornbraun, die Schnurren schwärzlich, z. Th. mit weisser Spitze. Auf dem Rücken pflegt das Schwärzliche vor- zuherrschen, an den Seiten steht dasselbe mit dem Gelb in ziemlich gleichem Verhältniss. Im Allgemeinen lässt sich das Colorit als tief braun mit leich- tem grauem Anfluge betrachten. Die Haare an den Ohren sind grössten- theils schmutzig gelb, an den Füssen mit gelb und dunkel gemischt. Die Lunge ist dreilappig, die grosse Leber jederseits vierlappig. Das Vaterland des Aperea erstreckt sich über ganz Brasilien durch Paraguay bis zum 35. Grade hinab. Er lebt gesellig besonders in feuchten Gegenden am Saume der Wälder zwischen stachligen Bromelien. In trock- nen Gegenden gräbt er sich Höhlen. Früh Morgens geht er der Nahrung nach, die in Gräsern besteht. Sein Betragen gleicht übrigens ganz dem des zahmen Meerschweinchens, auch wird er bisweilen zahm gehalten. wobei aber seine Farbe nicht abändert. Das Weibchen wirft nur einmal des Jahres und nie mehr als zwei Junge. Er wird zehn Zoll lang. C. cobayu Marcgr.°) Das gemeine Meerschweinchen ist nur in ge- zahmten Zustande bekannt und überall verbreitet. In seiner Lebensweise sowohl als im Habitus gleicht es so sehr dem Aperea, dass dieser häufig ' als die wilde Stammart betrachtet worden ist, indess fehlt immer noch eine ' sorgfältige Vergleichung des anatomischen Baues beider, durch welche die Frage erledigt würde. Der Kopf verschmälert sich nach vorn stark. Die Schnauze ist kurz und abgerundet, das Maul klein, die Oberlippe etwas gespalten, die Nase vorn nackt, mit queren fast halbmondförmigen Nasenlöchern, die Schnurren von halber Kopflänge, meist weiss, seltner schwarz, vorn über dem Auge und hinter demselben einige längere steifere; die Ohren viel breiter als lang, gerundet, nackt, bei dem Weibchen grösser als bei dem Männchen, die Augen stark gewölbt, schwarz oder schwarzbraun, der Hals kurz, der 4) Erxleben, syst. mammal. 348; Schreber, Säugeth. IV. 616; Fr. Cuvier, Mam- mif. livr. 48; Prinz v. Wied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. I. 462; Rengger, Paraguay 274; Buffon, hist. nat. XV. 160; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 58. Tf. 173.A fig. 3; Waterhouse, Mammal. II. 185. — Waglers €. fulgida Isis 1831. 512 und Lunds C. rufescens Dansk. vidensk. selsk. VIII. 282 mit etwas verlängerten Haaren am Hinter- haupt und Steiss, auf dem Rücken schön rostig fahlroth mit Schwarz gesprenkelt, an den Seiten und unten rostig ockerfarben und mit schwarzrandigen Ohren, ist nur als Varietät zu betrachten. 9) Marcgraf, Brasil. 224; Schreber, Säugeth. IV. 617. Tf. 173; Buffon, hist. nat. VII, 1. tb. 1; Freules, monogr. Caviae porcelli. Göttg. 1820; Schultz, observat. in Porcelli s. Caviae cobayae hist. nat. Berl. 1829; Waterhouse, Mammal. II. 191; Bischof, Entwicklungsgesch, d. Meerschweinchens. Giessen 1853; Giebel, Odontogr. 58. Ti. 24, fig. 5. 460 Unguiculata. Glires. Leib gedrungen, der Schwanz warzenförmig im Pelze versteckt, die hintern Gliedmassen länger als die vordern, jene mit vier, diese drei comprimirten gebogenen Nägeln, also wirklichen Krallen, die Sohlen völlig nackt, schwarz oder fleischfarben. Nur zwei Zitzen in den Weichen. Der Pelz dicht, am Kopfe und Beinen kürzer als am Körper, etwas hart anzufühlen. Das Colorit ist rein weiss, schwarz und gelbbraun, unregelmässig über den Körper vertheilt, bisweilen fehlt das Schwarz, sehr selten das Weiss, wel- ches sowohl als das Gelbbraun oft überwiegen. Einfarbige Meerschweine sind mir nicht bekannt. Die anatomischen Eigenthümlichkeiten sind bei Characteristik der Gattung erwähnt. Die Entwicklungsgeschichte bietet nach Bischofs Untersuchungen einige höchst interessante Eigenthümlichkeiten, Das Mcerschwein ist ein muntres possierliches Thierchen, lebhaft in seinen Bewegungen, gegen seinen Herrn sehr zutraulich, gegen Fremde scheu und ängstlich, bei jedem Geräusch stutzend und horchend. Bei sorgfältiger Pflege, im reinlichen und gegen Kälte geschützten Stall oder Zimmer, mit abwechselndem Futter, Brod, Abfällen aus der Küche, Gras, Heu, Disteln, Mohrrüben, Salat, Kartoffeln, Kleien, Milch gedeiht es vortreff- lich und vermehrt sich schnell. Das Weibchen wirft jährlich zwei-, aus- nahmsweise dreimal ein bis vier Junge drei Wochen nach der Begattung. Die Jungen sind behaart, sehend und laufen bald umher, werden jedoch von der Mutter geschützt und gepflegt, damit sie das Männchen nicht todt beisst, was indess oft genug geschieht. Mehr als vier Junge werden nur ausnahmsweise geworfen, so bis acht, von. denen die Mehrzahl dann aber todt ist und gewöhnlich auch die Mutter bei der Geburt unterliegt. Die Jungen sind nach sechs Monaten fortpflanzungsfähig. Beim Laufen heben sie den Körper nur wenig über den Boden, springen aber oft im Ueber- 7 muth hoch auf. Ihr Schlaf ist kurz und leicht. Hungrig und unzufrieden grunzen sie stark, die Behaglichkeit geben sie durch ein leises Knurren zu erkennen. Sie waschen die Füsse mit der Zunge und putzen dann das Gesicht, kratzen sich auch mit den Hinterpfoten besonders an den nackten Öhren. Ihr Fleisch hat keinen besonders angenehmen Geschmack. Die constanten Unterschiede des Meerschweinchens vom Aperea, welche als specifische Differenzen gelten sind die weniger gebogenen obern Nag- zähne, die bei derselben Breite längeren Backzähne, der hinten schmälere und flachere Schädel, die nicht spitz sondern stumpf gegen die Stirnbeine endenden Nasenbeine, das höhere Hinterhauptsloch und der höhere Unter- kiefer, endlich die constant abweichende Färbung. Das Meerschweinchen kömmt nur bei trocknem und warmen Aufenthalt fort, der Aperea liebt feuchte Gegenden und erträgt die Kälte. Beide begatten sich nicht mit einander. Wenn nun auch einige, zumal die den Schädel betreffenden Eigenthümlichkeiten bei einer Vergleichung reichhaltigen Materiales nicht stichhaltig erscheinen: so ist damit doch die Identität beider Arten noch nicht nachgewiesen. Wie sich die übrige innere Organisation beider ver- hält, ist wie erwähnt noch nicht bekannt. Die ursprüngliche Heimath des Meerschweinchens ist Brasilien, von wo aus es in andere Länder und Welttheile eingeführt worden ist. C. Cuttleri Benn. 6) Von dem einzig bekannten Exemplar dieser Art 6) Bennet, proceed. zool. soc. 1834. II. 191; Waterhouse, Mammal. M. 192. hält diese Art für eine blosse Farbenvarietät des Aperea. Ob er Recht hat, kön- nen erst weitere Beobachtungen entscheiden. Cavini. Kerodon. 461 weis man nur, dass es auf dem Rücken schwarz, an den Seiten und am Bauche mit einem braunen Anfluge versehen ist, dass die Ohren ziemlich gross, weit ausgebreitet, behaart sind, zwischen denselben die Haare an- sehnlich verlängert und auf der Wange die Haare strahlig auseinander laufen, der Schädel endlich breit und flach ist. Scheint aus Peru zu stammen. C. leucopyga Brandt”). Das weisssteissige Meerschweinchen erreicht elf Zoll Länge und hat einen längeren Kopf als der Aperea, dagegen klei- nere Ohren, einen rauhen Pelz, dessen Färbung oben aus Grau, Braun- schwarz und Gelb gemischt, unten und in der Aftergegend weiss oder gelblichweiss ist. Die einzelnen Rückenhaare sind am Grunde bräunlich- grau, in der Mitte bräunlichschwarz, darüber bräunlich- oder weisslichgelb, ' an der Spitze schwarzbraun oder schwarz. Aus der gemischten Färbung des Rückens tritt bisweilen ein Ton überwiegend hervor. In Brasilien und Peru. C. aperoides Lund 8). Eine fossile Art aus den Knochenhöhlen von Minas Geraes, deren vordere Backzahnlamellen etwas dicker und deren Rinne an der Innenseite der Backzähne markirter ist als bei der entsprechen- den lebenden Art. Kerodon Guv. Die Arten dieser Gattung stehen den ächten CGavien so nah, dass sie von einigen Mastozoologen nur als Subgenus von Cavia getrennt werden. Indess liegen die Differenzen gerade in dem Zahnbau und der Zehenbildung, welch’ beide Organe für die generische Bestimmung der Nager von grosser Bedeutung sind, daher wir die Gattung selbständig aufführen. Die Backzähne bestehen aus je zwei Lamellen, welche von gleicher ‚ Grösse und beträchtlich dicker als bei Gavia sind. Ihre vordere und hintere ‘ Schmelzwand ist convex, während bei Gavia nur die eine convex, die andere ' flach oder etwas concav ist. Die beide Lamellen trennende Lücke dringt ‚ meist bis an den äussern Schmelzsaum der obern und den innern der untern Zähne ein und enthält gar kein Cäment. Die tiefe Einbuchtung des Schmelz- saumes, welche der einen grössern Lamelle bei Cavia die herzförmige Gestalt der Kaufläche verleiht, fehlt gänzlich oder ist sehr schwach an beiden La- mellen angedeutet. Die zweite Lamelle des letzten obern Backzahnes ist ver- ‚ kleinert und die vordere des ersten untern mit einem besonderen Anhange ‚ versehen. Die Vorderseite der Nagzähne ist häufig gelb gefärbt. | Die Zehen der Kerodonten enden mit verdickten Ballen und sind mit ; sehr kurzen, breiten, längs der Mitte gekielten und schnell zugespitzten Nägeln und nicht mit verlängerten comprimirten Krallen bewaffnet. Die Arten bewohnen vorzüglich felsige und sandige Gegenden Südame- rika’s und gleichen in ihrem Betragen und der Lebensweise den Meer- , schweinchen. K. rüupestris Wagn. °) Der gemeine Moko übertrifft den Aperea etwas 7) Brandt, M&m. acad. Petersb. 1835. I. 437. tb. 16; C. obscura Lichtenstein, Verz. Doubl. 3; C. nigricans A. Wagner, Schreb. Säugeth. Iv. 64; €. Azarae Derselb. 2 Doublettenverz.: C. Cuttleri v. Tschudi, Faun. peruan. 195. Letztere drei sind nur sehr leichte Farbenvarietäten, C. Cuttleri zugleich etwas grösser. 8) Lund, Dansk. Vidensk. Selsk. VIII. tb. 25. he. 16. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 69. Tf. 173.A fig. 1; Waterhouse, Mammal - 462 Unguiculata. Glires. an Grösse, , ist gestreckter, schlanker und niedriger auf den Beinen. Der schmale gestreckte Kopf ist auf der Stirn stark abgeflacht und nach der Nase hin nur sehr wenig verschmälert. Am Oberkiefer steht jederseits ein Büschel langer schwarzer Bartborsten. Die kleine Ohrmuschel steigt vorn mit einer Spitze auf, randet sich dahinter etwas aus und rundet sich nach hinten zu. Die kurzen zierlichen Vorderfüsse tragen auf allen vier Zehen kurze die Ballen nicht überlängende Kuppnägel, die mittlere Zehe ist die längste. Die hintern Zehen sind ansehnlich länger und der Fuss berührt bis zur Ferse den Boden. Der Pelz ist kurz, dicht, glatt, weich und glänzend. Die Farbe der Oberseite ist graulich gelb mit schwarzer Sprenkelung, Schnauze, Kopfseiten, Ohren und ein Längsstreif hinter den- selben, die Füsse rostig ockergelb, Hinterseite der Unter- und Oberschenkel nebst Aftergegend lebhaft rostroth, die Kehle weiss, der Vorderhals mit gelbem Anflug, die Unterseite mit schwächerem gelbem Anfluge. Die Iris gelblichbraun. Der Schädel unterscheidet sich von dem der Meerschweinchen durch die gestrecktere Gestalt, die grössere Breite der Stirngegend und die kür- zeren Jochbögen. Die Backzähne sind relativ kleiner. Die Ruthe des Männ- chens ist inwendig mit zwei harten glatten Knochenstacheln versehen, die Eichel aussen mit kleinen knorpelartigen weisslichen Knöpfchen rauh be- deckt und an der Seite mit einer stachligen Knochenplatte. Der Magen ist gross, weit, dünnhäutig, gekrümmt, die Nieren ebenfalls gross. Bewohnt die felsigen und steinigen Gegenden Brasiliens in der Nähe der Flüsse und ist besonders des Abends und Morgens sehr lebhaft, läuft sehr schnell und geschickt zwischen und über Felsblöcken, hält sich wäh- rend der Tageshitze versteckt unter Gebüsch und Steinen und wirft ein bis zwei Junge in Felsenhöhlen. Sein Fleisch wird gegessen. K. saxatılis Lund !) unterscheidet sich in der Schädelbildung von voriger Art. Der mittlere Einschnitt am oberen Augenhöhlenrande fehlt, ebenso der starke Vorsprung am Vorderrande des Schläfenbeinjochfortsatzes. Die Backzähne stehen ganz quer gegen die Längsachse des Schädels, bei voriger Art schief. Die Heimath der Art ist die Provinz Minas. K. flavidens?). Der braune Moko ist etwas kleiner als der gemeine und unterscheidet sich sogleich durch den Mangel der aufsteigenden Ohr- spitze und der Ausrandung. Uebrigens sind die Ohren auch relativ kürzer und innen blass braungelb behaart; vor denselben je drei lange Borsten. Die Haare der Oberseite sind in der untern Hälfte blass bräunlich grau, in der Mitte bräunlich falb, an der äussersten Spitze braunschwarz, aus- nahmsweise der ganzen Länge nach weiss, an der untern Körperseite da- gegen nur am Grunde blassbräunlich grau, dann weiss mit leichtem gelbem Anfluge. Lippen und Nasenspitze sind mit kurzen weisslichen Haaren be- kleidet, an der Kehle ein kleiner runder weisser Fleck mit Haarwirbel, die Schnurren blassbraun, die unteren lichter. Die obern Backzähne haben an der Aussenseite eine sanfte mittlere Einbuchtung, die drei hintern des Il. 164; K. moco Cuvier, Dents des mammif, 151; Cavia rupestris Prinz z. Wied, Beifr. z. Naturgesch. Brasil. Il. 466; K. sciureus Geoffroy, dict. class. hist, nat. IX. 120. 1) Lund, Dansk. vidensk. Selsk. VIII. 285. tb. 25. fig. 18. 2) Cavia flavidens Brandt, Mem. acad. Petersb, 1835. I. 439. tb. 17; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 61; Waterhouse, Mamm. Il. 171; d’Orbigny, voy. Amerique merid. 26, tb. 18. fig. 6. 7. Cavini. Kerodon. 463 Unterkiefers eine schiefe tiefe Falte an der Innenseite der zweiten Lamelle. In Brasilien, Bolivia. K. Spisci ?). Diese Art hat eine grauliche Färbung, aus weisslichgelb und braun gesprenkelt. Die Unterseite, Aftergegend und ein Fleck an der Innenseite der Vorderfüsse ist weisslich. Von den Augen läuft ein ver- loschener etwas braun gesprenkelter weisslicher Fleck zum Ohr, dessen Innenseite weisslich behaart ist und hinter welchem jederseits ein schmaler länglicher das Hinterhaupt an den Seiten einfassender weisslicher Fleck | verläuft. Die Schnurren sind weisslich mit bräunlichen Spitzen oder ganz bräunlich. Der Schädel ist kleiner als der des Meerschweinchens, das Profil convex, die Nasenbeine länger, der Gaumen breiter u. s. w. In Brasilien. K. australis®). Der australische Moko ist etwas kleiner als das ge- meine Meerschweinchen und hat einen graulichgelben weichen Pelz mit ' schwarzer Sprenkelung, der an der Unterseite weisslich wird. Die Schnur- ‚, ren sind länger als der Kopf und schwarz. Der Kopf ist kurz, die Ohren ' sehr klein, die Füsse dagegen lang, die Vorderzehen mit langen Krallnägeln ‚ wie die ächten Meerschweine, die hintern mit kürzeren. Junge Thiere sind einförmig grau. Am Schädel ist der Schnauzentheil sehr schmal, die Knö- chernen Gehörblasen von sehr beträchtlichem Umfange, die Oeffnung im Öberkiefer dreiseitig,. Die Nagezähne sind vorn weiss, während sie bei allen vorigen vorn gelb gefärbt sind. Die obern Backzähne haben an der Aussenseite eine sanfte Bucht, der letzte einen starken hinteren . Anhang, die Lamellen der untern Backzähne sind fast vierseitig und auch auf der Innenseite durch eine tiefe Rinne getheilt. Lebt familienweise in sandigen buschigen Gegenden, gräbt tiefe Höhlen ' und nährt sich von Körnern, Früchten und jungen Sprossen. Das Weib- chen wirft mehrmals jährlich zwei Junge. Am Rio Negro in Patagonien. | K. boliviensis ?). Der bolivische Moko hat die Grösse des vorigen, ‚ aber orangengelbe Nagzähne und einen grauen Pelz mit sehr matt gelbem ‚ Anfluge, an der Kehle und dem Bauche weiss, an den Füssen weisslich. ‚ Letztere sind überdiess relativ kürzer, der Kopf länger, die Ohren grösser, die Nagzähne breiter. Der Schädel ist beträchtlich kleiner als bei dem gemeinen Meerschweinchen, das Profil wenig convex, die Stirngegend schmal, die Nasenbeine ebenfalls schmal, die obern Backzähne mit zwei kleinen Falten an der Aussenseite, die hintere Lamelle des letzten grösser als die ‚ vordere. In höhern Gebirgsgegenden Bolivia’s. | K. bilobidens Lund ®). Diese fossile Art der brasilischen Knochenhöh- ‚ len ist im Zahnbau der Vorigen zunächst verwandt. Der Anhang am letzten ‚ obern Backzahn ist jedoch entschieden kleiner. | 3) Cavia Spixi Wagler, Isis 1831. 512; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 62. Tf. ‚ 173.a fig. 2; Waterhouse, Mammal. II. 173. | 4) Cavia australis Geoffroy, Magaz. de zool. 1833. IU. tb, 12; d’Orbigny, Voy. Ameriy. merid. 26. tb. 18. fig. 1—4; Waterhouse, Mammal. II. 180. tb. 3. fig. 2: Kerodon Kingi Bennet, proceed. zool. soc. 1835. Il. 190; Waterhouse, Voy. of Beagle 88. | 9) Cavia boliviensis Waterhouse, Mammal. II. 175; Galea musteloides Meyen, nov. ı act. Leopold. XVI.b 298 ist ein sehr zweifelhaftes Thier. 6) Lund, Dansk. vidensk. Selsk. VI. tb. 21. fig. 6. tb. 25. fig. 17. — d’Orbigny, voy. Ameriq. merid. Pal. 142 erwähnt Reste eines X. antiguum, die jedoch zu un- genügend sind, als dass sie eine zuverlässige Bestimmung gestatteten. 464 Unguiculata. Glires, Dolichotis Desm. Durch die hohen Beine, die langen Ohren, den kurzen aufwärts ge- krümmten Schwanz und die zur Hälfte behaarten Sohlen unterscheidet sich Dolichotis äusserlich ziemlich auffallend von den vorigen Gattungen. Hinsichtlich der Schädelbildung nähert sich Dolichotis am meisten dem gemeinen Moko, auffallend zumal der Unterkiefer in der weniger hervortre- tenden Kante an der Aussenseite unter den Backzahnreihen und dem kleine- ren Winkelfortsatz. Die Backzähne bestehen aus je zwei gleichgrossen, tief- getrennten Lamellen mit einer starken mittlern Falte oben an der äussern unten an der innern Seite, der letzte im Oberkiefer und der erste im Unter- kiefer tragen noch einen accessorischen Anhang. Die Nagzähne sind klein, kurz. 12 Wirbel tragen Rippen, 7 sind rippenlos, 4 im Kreuzbein und 10 im Schwanze. Die einzige bekannte Art ist D. patagonica Wagn.?). Der scheue und flüchtige Mara bewohnt die trockenen Steppengegenden Südamerika’s von dem 33. bis 48. Grade hinab. Er erreicht 2!/, Fuss Körperlänge und mehr als einen Fuss Schulterhöhe. Sein Kopf ist hasenähnlich, doch mehr comprimirt, die Schnurren sind lang und schwarz, die Ohren hoch und schmal behaart, am hintern Rande etwas ausgeschnitten, die Beine schlank und hoch, vorn vier- hinten drei- zehig, die Nägel stark und spitz, der Schwanz kurz, steif, hart, nackt und aufwärts gekrümmt. Der dichte rauhe Pelz ist oben grau mit schwarzer und schmutzig gelblichweisser Sprenkelung, an den Seiten zimmetfarben, unten weiss, auf dem Kreuz schwärzlich mit breiter weisser Querbinde, die Füsse braun und roth. Die Körpergrösse, die langen Ohren und langen Beine sowie der kurze Schwanz geben dem Dolichotis mehr den Habitus des Hasen als der Meer- schweine, und diese Aehnlichkeit ist auch in einzelnen Merkmalen des Schädels, z. B. der tiefen Ausrandung der Gaumenfläche ausgesprochen, doch sind die wesentlichen Charactere entschieden cavinisch., Das Weib- chen hat zwei Paar Zitzen und wirft zwei Junge. Das Fleisch ist gekocht weiss, wird gegessen, obwohl es dürr und wenig schmackhaft ist. Der Mara geht am Tage seiner Nahrung nach und gräbt sich selbst Höhlen oder bezieht die der Viscacha. | Hydrochoerus L. Der plumpe gedrungene Körperbau, die sehr kleinen Ohren, die unge- spaltene Oberlippe, der fehlende Schwanz, die kurzen Schwimmhäute zwischen den Zehen, die starken hufartigen Nägel an denselben, das anliegende borstige Haarkleid und das höchst eigenthümliche Zahnsystem zeichnen das Wasser- schwein in der Familie der Cavinen sehr characteristisch aus. Von den vier obern Backzähnen ist der letzte so lang als die drei vorderen und besteht aus zwölf Querlamellen, von welchen die erste Vför- mig, alle übrigen einfach und dünn sind, die letzte verkleinert. Die drei ersten Backzähne haben je zwei schief Vförmige Lamellen. Im Unterkiefer ,— nenne 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 66; Waterhouse, Mammal. II. 158. tb. 3. fig. 1; Giebel, Odontogr. 59. Tf.23. fig. 15; Cavia patagonica Shaw, gener. Zool. Il.a 226. Ib. 165; Pennant, hist. quadrup. II. 363; Azara, Essais I. 51; von Desmarest zu Dasyprocla, von Lesson zu Chloromys gestellt. m 4 Be Gavini, Hydrochoerus. ; 465 ist das Grössenverhältniss der einzelnen Zähne minder auffallend verschieden. Der’ erste besteht aus drei Vförmigen Lamellen, der zweite aus ebenso vielen, nur dass die dritte die umgekehrte Stellung hat, der dritte Zahn aus einer ‘ vordern und hintern Vförmigen Lamelle in entgegengesetzter Stellung und zweien einfachen dazwischen, der vierte endlich aus sechs einfachen Lamellen. Die Nagzähne sind von geringer Dicke, aber ansehnlicher Breite und haben _ auf der Vorderseite eine sehr breite flache Rinne. Der Schädel ist oben flach, das Profil fast geradlinig, nur gegen die | Hinterhauptsfläche etwas gesenkt, die Nasenbeine sehr breit, ziemlich paral- U lelseitig, der Jochbogen tief herabgezogen, die knöchernen Gehörblasen ver- hältnissmässig klein, dagegen der processus mastoideus ungemein entwickelt, die Gaumenfläche sehr lang und breit, ihr hinterer Ausschnitt schmal und ' klein und an das hintere Ende der Zahnreihen zurückgeschoben. Der Unter- kiefer mit sehr breiterh stunpfen Eckfortsatz und niedrigem aufsteigenden Ast. In der Wirbelsäule zählt man 13 rippentragende und 6 rippenlose ' Wirbel, der elfte ist der diaphragmatische, das Kreuzbein besteht nur aus vier Wirbeln, der Schwanz zählt 8. Der Dorn des ersten Rückenwirbels fast-so lang als der zweite, die Lendenwirbel an der untern Seite stark ge- ‚ kantet, das Brustbein vorn stark comprimirt, hinten deprimirt, 6 wahre, 7 falsche Rippenpaare. Von den weichen Theilen werden keine erheblichen Eigenthümlichkeiten angegeben. Der Dünndarm hat die dreifache Länge des Dickdarmes, After und Harnmündung von einer Hautfalte umgeben, die Eichel ‚ist glatt, das Weibchen mit zwölf Zitzen an Brust und Bauch; wirft ein bis vier Junge. Man kennt nur eine Art. H. capybara Erxl.®) Das Wasserschwein oder der Capybara ist der grösste aller Nager, vier Fuss lang. Es hat einen breiten flachen Kopf mit sehr stumpfer Schnauze, kleinen Augen und kurzen breiten, ausgeran- deten Ohren. Die Füsse sind kurz und breit, mit nackten Sohlen und kurzer Schwimmhaut zwischen den Zehen. Der Schwanz erscheint als ' kleiner horniger Höcker. Ein spärliches langborstiges Haarkleid bedeckt , den Körper. Das Colorit ist einförmig dunkelbraun, bisweilen etwas _ lichter. Das Wasserschwein lebt paarweise oder in grössern Gesellschaften bis zu 100 Stück, in sumpfigen Gegenden an Flüssen und Seen vom Ori- noko bis zum La Plata. Während der Hitze des Tages verbirgt es sich im Schlamm. Es ist still und stumpfsinnig, lässt sich sehr nah kommen, ‚ läuft schlecht, aber schwimmt und taucht desto geschickter, daher es sich ' bei Gefahren stets ins Wasser flüchtet. Seine Nahrung besteht fast aus- | schliesslich in Blättern. Das Fleisch wird gegessen. | Lund fand in den Knochenhöhlen Brasiliens Reste des lebenden Wasser- ‚ schweines und andere, welche die Existenz einer zweiten Art andeuten, , die er H. sulcidens nennt. 8) Erxleben, mammal. 193; Prinz von Wied, Beitr. z. Naturgesch. Bras. II. 475; | Rengger, Paraguay 268; Darwin, voy. Beagle mamm. 91; A. Wagner, Schreb. Säugeth. ı IV. 56. Tf. 174; Waterhouse, Mamm. II. 201. tb. 5. fig. 2; v. Tschudi, Faun. peruan. , 194; Cuvier, oss, foss. VII. 78. tb. 202. fig. 17; Giebel, Odontogr. 58. Tf. 24. fig. 10; ) Owen, Proceed. zool. soc. 1834. II. 9; Morgan, Linn. soc. transact. 1833, XVI. 3, HI B Dr tb. 27—30; Cabiai Buffon, hist. nat. X. 348. tb. 49. 50. Azara, Essais | Säugethiere, Ä | 30 466 Unguiculata. Glires. 2) Gattungen mit schmelzfaltigen Backzähnen. Coelogenys Cuv. Gavinen von Hasengrösse und hochbeinig, mit kurzem stumpfen Kopfe, grossen Augen, kleinen Ohren, Backentaschen, stummelartigem Schwanze, fünfzehigen Vorder- und Hinterfüssen und borstigem dünnen anliegenden Haarkleide. Von den vier schmelzfaltigen Backzähnen zeichnen sich die drei ersten obern durch eine kurze, die Mitte der Kaufläche nicht erreichende mittlere Falte an der Innenseite und durch drei bis vier von aussen gegen den Innen- rand vordringende Falten aus, die sich bald zu schmalen Querinseln ab- schliessen. Am vierten obern Backzahne alternirt eine tiefe innere Falte mit einer ebensolchen äussern, der noch drei kleinere folgen. Von den untern Zähnen ist jeder durch eine nicht mittelständige kurze Falte an der Aussen- seite getheilt, an der Innenseite durch drei sehr tiefe, die sich gleichfalls frühzeitig zu Inseln abschliessen. Die Nagzähne sind an der stark gewölbten Vorderseite bräunlich gefärbt. Nach sehr weit vorgeschrittener Abnutzung verschwinden alle Schmelzinseln auf den Kauflächen der Backzähne, die übri- gens hinsichtlich der Grösse einander ziemlich gleich sind. Der Schädel des Paca hat ein ganz eigenthümliches Ansehen, indem | sich der Jochbogen zu einem hohen, ovalen, stark gewölbten Schilde mit netzartig rauher grubiger Oberfläche, wenigstens bei alten Thieren, erweitert. Drei Viertheile dieses Schildes bildet der Jochfortsatz des Oberkiefers, dessen hinterer Rand sich umschlägt und dadurch eine nach vorn erweiterte Höhle’ für die Backentaschen bildet. Das Unteraugenhöhlenloch erscheint als lang- gezogener Kanal. Die Nasenbeine sind kurz und breit, die Stirnbeine dage- gen sehr lang, mit warzig rauher Oberfläche, besonders ‚bei alten Exemplaren ° und wie die Scheitelbeine an unserem jungen Schädel mit einer strahlig ge- ' streiften höckerartigen Erhöhung. Der Unterkiefer ist niedrig, mit wenig ' entwickeltem Eckfortsatz und kleinem Kronfortsatze. In der Wirbelsäule tragen 13 Wirbel Rippen, 6 sind rippenlos, 5 bilden das Kreuzbein und 9 7 ı liegen im Schwanze. Der 13. Wirbel ist der diaphragmatische. Die Hals- ' wirbel sehr kurz, der Epistropheus nicht länger als der breite Atlas. Der Dorn des 2. Rückenwirbels der längste, alle folgenden stark nach hinten ge- | neigt, die der Lendenwirbel ebenso sehr nach vorn, deren Querfortsätze kurz, breit, ganz abwärts geneigt. Schulterblatt oblong mit fast mittelständiger || Gräte, deren Ecke wie bei Gavia erweitert. Schlüsselbein lang und dünn, ' 7 wahre, 6 falsche Rippenpaare, Oberarm comprimirt, Femur dick und stark, | Elle stärker als die Speiche, Fibula fadenförmig, Calcaneus sehr lang und ' comprimirt. Die Vorder- und Hinterfüsse haben fünf normalgliedrige Zehen, von welchen der vordere Daumen äusserlich nur als Stummel mit sehr kur- zem Nagel erscheint. Die Nägel sind übrigens stumpf und gewölbt, die vor- f dern viel kürzer als die hinteren. Backentaschen sind vorhanden, die Speichel- drüsen klein, der Magen einfach und birnförmig, der Darm von zwölffacher ! Körperlänge, der Dünndarm von etwas mehr als doppelter Länge des Dick- |) darmes, der Blinddarm weit, lang, kegelförmig, die Zunge schmal und lang | mit punktartigen Papillen. Die Hoden liegen unter der Haut, die lange Ruthe | hat eine etwas schaufelförmige stachelige Kichel mit seitlichen gezähntrandigen | Knochenplatten, im Innern mit einem "Zolllangen Knochen. Der Körper des x Cavini. Dasyprocta. 467 Uterus ist kuglig, die Hörner kurz, an der Scheide zwei kegelförmige Knorpel. Ein Paar Zitzen an der Brust und ein zweites Paar in den Weichen. Die Haut ist sehr weich, dünn, dehnbar. Die einzige lebende Art ist C. paca Rengg.°) Der Paca wird etwas über zwei Fuss lang und einen Fuss hoch und trägt einen kurzen borstigen braunen Pelz. Das Colo- rit geht von Gelbbraun bis in Schwarzbraun über, bisweilen oben röthlich - braun, mit weissen, länglich oder kreisrunden Flecken auf dem Rücken und den Seiten in Längsreihen, Brust und Bauch gelblich weiss, die Füsse dunkler. Die Sohlen sind nackt. Die Oberlippe ist gespalten, die breite Nase schwärzlich, die braunen und weissen Schnurren lang, am Jochbogen eine nackte Längsfalte, hinter den grossen braunen Augen ein Büschel N Borsten, die kleinen Ohren gerundet. Der Paca gräbt sich Höhlen mit drei Ausgängen in der Nähe der Flüsse, in denen er sich einzeln den Tag über versteckt hält. Seiner Nah- rung geht er des Nachts nach. In Gefahr rettet er sich auch ins Wasser. Indess setzt er sich beim Angriff zur Wehr. Man fangt ihn wegen seines wohlschmeckenden Fleisches in Schlagfallen oder jagt ihn mit dem Schiess- gewehr. Er lasst sich zähmen und wird dann zutraulich. Das Weibchen wirft ein bis zwei Junge. Das Vaterland erstreckt sich über Guiana, Brasilien, Paraguay und Peru. Auf einen Schädel aus den brasilianischen Knochenhöhlen mit glattem Stirn- und Jochbein und kleinerm mehr auswärts gewandten Knochenschilde gründet Lund eine zweite Art, C. laticeps und auf Reste eines grösseren Exemplares eine dritte, C. major ?). | Dasyprocta Mlig. Die Agutis sind von hasenähnlicher Statur, doch hochbeiniger und unter- scheiden sich vom Paca durch den zumal nach vorn stark comprimirten Kopf, die kleinen runden Ohren, den nackten Schwanzstummel, die vierzehi- gen Vorder- und doppelt so langen und starken dreizehigen Hinterfüsse, den nach hinten besonders am Steisse sehr verlängerten steifen Pelz und durch den Mangel der Backentaschen. Am Schädel erscheinen die Nasenbeine viel länger und relativ schmäler als bei dem Paca, der Jochbogen wenig herabgebogen und sehr schwach, kurz, die flachen Stirnbeine mit kurzem Orbitalfortsat2, die Schuppe des Schläfenbeines nicht nach hinten erweitert. Der Epistropheus trägt einen sehr starken, nach hinten überragenden Dorn. Der dritte Halswirbel einen sehr kurzen, die folgenden nehmen merklich an Länge zu. Die Querfortsätze des vierten bis sechsten Halswirbels gabeln sich, der des siebenten ist ein- fach und an der Basis nicht perforirt. 13 Wirbel tragen Rippen, davon ist der elfte der diaphragmatische. Die Antiklinie der Dornfortsätze ist sehr 9) Rengger, Paraguay 252; Prinz von Wied, Beitr. z. Naturgesch. v. Brasil. Il. 454; Buffon, hist. nat. X. 269. tb. 43; Azara, Essais H. 20; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 52; Waterhouse, Mammal. II, 364; Cuvier, oss. foss. VIll. 41. tb. 202. fig. 11; Grant, mem. Wern. soc. VI. 133; Martin, Ann. mag. nal. hist. I. 380; Gie- bel, Odontogr. 58. Tf. 24. fig. 17; C. fulvus Fr. Cuvier, Ann. Mus. X. 207. tb. 9. fie. .2; v. Tschudi, Faun. peruan. 192; C. subniger Fr. Cuvier, Ann. Mus. X. 206. tb. 9. fie. 3. 4; Osteopera platycephala Harlan, Faun. americ. 126. 1) Lund, acad. Copenh, 1841. VII, 250. tb. 20. fig. 1. En 468 Unguiculata. Glires. deutlich. Der Dorn des ersten Rückenwirbels ıst nur halb so hoch als der des zweiten, die folgenden ebenfalls lang und dünn, nach hinten geneigt bis zum senkrechten des diaphragmatischen, die Dornen der acht Lendenwirbel nehmen an Stärke und Länge zu und sind sämmtlich stark nach vorn ge- neigt. Die Querfortsätze dieser sind dünn, breit, ganz abwärts ge- neigt. Das nach hinten sehr verschmälerte Kreuzbein bilden vier verwachsene_ Wirbel mit breiten hohen Dornen. Schwanzwirbel zähle ich an drei Skeleten elf, Cuvier und Wagner nur 9, Waterhouse 10, aber 5 Kreuzwirbel. Unter- halb des 5. bis 10. Schwanzwirbels treten untere Dornen auf, während bei dem Paca keine Spur davon sich zeigt. Das schmalhalsige oblonge Schulter- blatt gleicht sehr dem des Paca, die Grätenecke ist wieder breit und hakig erweitert, ebenso das Becken wie bei allen vorigen schmal und sehr lang. 9 wahre und 4 falsche Rippenpaare. Die Gliedmassenknochen schlank. Der Oberarm comprimirt und mit perforirter Olecranongrube, Elle und Speiche ziemlich gleich stark, erstere sehr flach, Ober- und Unterschenkel wie bei dem Paca, aber die Kniescheibe sehr lang und keulenförmig. An den Vorder- füssen ist der Daumen vollständig aber auffallend dünn, bei dem Paca sehr verkürzt, die Mittelzehe die längste, die beiden anliegenden kürzer und gleich lang, bei dem Paca dagegen die vierte etwas kürzer als die mitlle und die zweite und fünfte gleich lang. Die geraden vorn gerundeten Nägel sind an den vordern Zehen weniger comprimirt als an den hintern, wo sie doppelt so gross sind. Die Nagzähne sind von beträchtlicher Dicke, vorn fast flach und glatt, die obern roth, die untern gelb gefärbt. Die vier rundlich vierseitigen Back- zähne haben wie bei dem Paca in der obern Reihe eine innere, in der un- teren eine äussere kurze und an der entgegengesetzten Seite drei bis vier unregelmässige Falten, welche sich in Folge der Abnutzung zu Inseln isoliren und endlich ganz verschwinden. Der Verdauungsapparat stimmt im Wesentlichen mit dem des Paca überein, nur erreicht hier der Darm die siebzehnfache Körperlänge und der ausserordentlich grosse Blinddarm ist durch zwei sehnige Bänder abgeschnürt. Die Gallenblase hat eine birnförmige Gestalt und neben dem After findet sich jederseits ein in denselben mündender Sack. Die Ruthe des Männchens enthält einen Knochen, die Eichel ist mit harten Papillen besetzt und trägt jederseits ein gezähntes Knochenplättchen, die Hoden liegen unter der Haut. Das Weibchen hat meist drei Zitzenpaare, wirft aber nur 2 bis 3 Junge. Die Agutis bewohnen meist paarweise waldige Ebenen, Thäler und Ge- birge bis zu 6000 Fuss Meereshöhe, wo sie sich am Tage in selbstgegrabenen Höhlen versteckt halten, früh Morgens und Abends ihrer in Blättern, Früch- ten und Wurzeln bestehenden Nahrung nachgehen. Sie sind ungemein scheu und flüchtig und werden ihres wohlschmeckenden Fleisches wegen gejagt. Ihr Vaterland ist das tropische Südamerika, wo sie auch fossil vorkommen. D. Aguti Desm. ?2) Der gemeine Aguti wird kaum mehr als anderthalb Fuss lang und ist in der vorderen Körperhälfte citrongelb mit schwarzer 2) Desmarest, Mammal. 357; Fr. Cuvier, mammif. livr. 3; Diet. sc. nat. VI. 19; G. Cuvier, oss. foss. VIII. 39. tb. 202. fie. 10, Giebel, Odontogr. 58. Tf. 24. fig. 23; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. Bras. II, 459; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV, 42. Tf. 172.a; Waterhouse, Mammal. II. 376; v. Tschudi, Faun. peruan. 189; Owen, ee soc. 1831. I. 75; R. Jones, ibid. 1834. U. 82; Buflon, hist. nat. VII. 375. . 50—54. Cavini. Dasyprocta. 469 Sprenkelung, auf dem Hinterrücken, wo sich der Pelz verlängert, intensiv rostroth oder glänzend citrongelb. Die einzelnen Haare sind am Grunde grau, darüber schwarz und rostroth geringelt, auf dem Hinterrücken fehlen ‚die schwarzen Ringe und der Grund ist weisslich. Die Unterseite ist gelb- lich, die Mitte des Bauches weiss, die Ohren lichtbraun bis röthlich, die Füsse schwarzbraun, der sehr kurze Schwanz nackt und schwärzlich. Die Heimath ist Guiana und das nördliche Brasilien, wo das Thier besön- ders die wärmeren Thäler liebt. Sein Lauf ist hüpfend und schnell, die Stimme ein kurzer sehr lauter Pfiff. Jung eingefangen wird der Aguti sehr zahm und zutraulich, leckt die Hände, beisst nicht, obwohl er sich nicht gern aufnehmen lässt. Gereizt straubt er die borstigen Haare und stampft mit den Hinterfüssen. Er schläft wenig und mit offenen Augen, sitzend oder liegend, grunzt und schnurrt bisweilen. Man füttert ihn mit Brod, Körnern, Früchten, Salat, Kohl und Blättern. Seines weissen Fleisches wegen verfolgt man ihn, indem man ihm Fallen stellt, auf dem Anstande schiesst oder mit Hunden hetzt. D. Azarae Lichtst. 3) Gleicht in Gestalt, Grösse und grössern Theils auch der Färbung dem gemeinen Aguti, unterscheidet sich aber dadurch, dass das bis auf vier Zoll verlängerte Haar des Hinterrückens dem des Vorderrückens gleichfarbig ist, meist sogar blasser, lichtgelb mit markirter Sprenkelung. Die einzelnen Haare sind schwarz und gelb geringelt, die Schnurren lang, steif und schwarz, die Sohlen nackt, glatt und schwarz, die Krallen dunkelbraun, die Nagzähne sind safranfarben, die Öhren aussen fast kahl, innen dünn citrongelb behaart. Bewohnt Paraguay, Bolivia und das südliche Brasilien. D. croconota Wagl.*) Der weisszähnige Aguti zeichnet sich durch die weisse Vorderseite seiner Nagzähne aus, ist stets kleiner als vorige beide, doch nur sehr wenig, hat kürzere Hinterfüsse mit merklich kürzeren Nägeln. Die gelbe Färbung zieht durchgängig ins Rothe, der Vorderkörper ist an den Seiten schwarz und citrongelb, auf dem Rücken schwarz und pome- ranzenroth gesprenkelt, der Hinterrücken feurig safranroth ohne Sprenke- lung, der Vorderhals gelblich, die schmale Unterseite weiss, die Füsse schwarz und schmutzig falb gesprenkelt. Am Amazonenstrom. D. cristata Desm. ®) Diese Art ist noch kleiner als ‘die vorige und mit ‚ehr langen Haaren bekleidet die vorherrschend schwarz und zurücktretend 3) Lichtenstein, Verzeichn. Doubl. 1823. 3; A.. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 39; Waterhouse, Mammal. II. 387; Chloromys acouti Rengger, Paraguay 259; D. punctata Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 264; Voy. Sulphur. II. 36. tb. 15; D. caudata Lund, k. Dansk. vid. Selk. VI. 297 ist etwas grösser, mit etwas längerem Schwanze und auf dem Hinterrücken grau, am Bauche schwefelgelb. 4) Wagler, Isis 1831. 618; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 44. Tf. 172.b; Water- house, Mamm. Il. 378. 9) Desmarest,. Mammal. 358; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 52; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 44; Waterhouse, Mammal. Il. 381; Cavia cristata Geoffroy, catal. 165. — v. Tschudi, Faun. peruan. 190. Tf. 16 beschreibt D, variegaia aus Peru, oben schwarz, an den Seiten gelblich gesprenkelt. die einzelnen Haare in der untern Hälfte schie- fergrau, in der obern glänzend schwarz mit schmalem gelbem Ringe, Mund, Nasen- spitze und Unterkiefer rauchbraun in Silbergrau, Unterseite gelblich, in der Mittel- linie weiss, der Schwanz kurz, nackt, schwarz, der Darm von achtzehnfacher Kör- perlänge, der Blinddarm weit und blasenförmig , die linke Lunge zwei-, die rechte dreilappig. — A. Wagner’s D. nigricans Schreb. Säugeth. IV. 46 aus dem nördlichen Brasilien ist viel grösser, spärlich behaart, in der Färbung nicht wesentlich unter» 470 Unguiculata. Glires. roth geringelt sind, auf dem Kreuze aber bis auf ein oder zwei falbe Ringe ganz schwarz sind. Der Bauch ist nur wenig heller als der Rücken, die Füsse schwarz. Von dem gemeinen Aguti unterscheidet sie sich noch durch die längere Schnauze, die kleineren Ohren, den verlängerten schwarzen Haarkamm auf dem Hinterkopfe und Nacken. Das allgemeine Colorit zieht jedoch bisweilen in Braun und Rostfarben. In Surinam. D. prymnolopha Wagl.®) Der geschopfte Aguti wird etwa anderthalb Fuss lang und ist durch die sehr verlängerten schwarzen Haare am Hinter- kopf und längs des Rückens characterisirt. Uebrigens ist die Oberseite schwarz mit goldgelber, licht rostgelber oder kastanienbrauner Sprenkelung, die einzelnen Haare am Grunde gelb, an der Spitze schwarz; Kinn, Mund- winkel und Unterkiefer weiss, die Unterseite goldgelb, in der Mittellinie weiss, die grossen Ohren fleischfarben mit schwarzem Rande, die Füsse schwarz, bisweilen gelb gesprenkelt. In Guiana. D. Acuchy Desm. ?) Der Acuschi ist von Kaninchengrösse, schlank und zart gebaut, mit zwei Zolllangem, dünn und weiss behaartem Schwanze, der ihn sogleich von allen vorigen Arten unterscheidet. Die Färbung des Pelzes ist kastanienbraun, die einzelnen Haare schwarz mit zwei oder drei braunen Ringen, die Unterseite hellroth oder goldgelb, die Beine mit orange- rothem Anfluge, die Füsse schwärzlich gesprenkelt; die Ohren fleischfarben, spärlich behaart, hinter denselben ein gelber Fleck. Uebrigens variirt die Hauptfarbe, indem auch oben rein schwarze Exemplare vorkommen, Das Weibchen hat vier Zitzenpaare. In der Wirbelsäule zählt Owen 13 rippen- tragende, 7 rippenlose, 4 Kreuz- und 16 Schwanzwirbel. Die Schlüssel- beine sind klein. Auch der Schädel bietet einige Unterschiede von dem des Aguti. Auf St. Lucia und Grenada, in Guiana und dem nördlichen Bra- silien. schieden, die Farbe der einzelnen Haare veränderlich. Gray’s D. nigra Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 264; Voy. Sulphur. II. tb. 16 und Wagler’s D. fuliginosa Isis 1832. 1220 sind damit vollkommen identisch. Wenn all diese Arten mit D. cristata zu- sammenfallen, wie "es mir wahrscheinlich ist, würde dessen Vaterland von Guyana bis Peru sich erstrecken. 6) Wagler, Isis 1831. 619; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 46. Tf. 172.c; Waterhouse, Mamm. II. 380. 7) Desmarest, Mammal. II. 358; A. Wagner, Schreb. Säugelth. IV. 48. Tf. 171.b; Waterhouse, Mammal. II. 391; Owen, Proceed. zool. soc. 1831. I. 75; Bell, ibid. 6; Buffon, hist. nat. XV. 158. suppl. Ill. 211. tb. 36; Cavia acuchy Erxleben, Mammal. 394; Schreber, Säugeth. IV. 612; Shaw, gen. zool. Il.a 27. tb. 126; D. leptura A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 49 vom Rio Negro ist prächtig rostroth, oben schwarz gesprenkelt, unten mit Gelb gemischt, am Schwanze mit einzelnen röthlichen Haa- ren und weissem Pinsel, die Nagzähne gelb. D. ewilis Wagler, Isis 1831. 621 vom Amazonenstrom ist ein junger Acuschy nach Waterhouse. D. leporina Gray, hist. Mamm. brit. Mus. gehört nach Waterhouse gleichfalls hieher. Desselben D. albida Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 264 von St. Vincent in Westindien beruht auf einem schlecht erhaltenen Exemplare mit weisslich grauem Pelze. Lund unterscheidet nach Resten aus den brasilianischen Knochenhöhlen zwei fossile Arten, D. capreolus von Rehgrösse und eine seiner D. caudata zunächst ver- wandten Art. Die sehr fraglichen Reste aus den belgischen Höhlen bei Schmerling, Oss, foss, II. 115 nennt Pomel Diabroticus Schmerlingi Bibl. univers. IX. 167. Hystrices. 471 Achte Familie. Hystrices. Die Stachelschweine sind grosse Nager mit Stachel- oder Borstenkleide, ' dickem Kopfe, kleinen Ohren, gedrungenem Leibe, sehr verschiedentlich ent- ' wickeltem Schwanze, ziemlich gleich langen Beinen mit vier oder fünf Zehen und nackten Sohlen. Die Schnauze ist kurz und stumpf, die Oberlippe ge- spalten oder weit ausgeschnitten, die Augen klein, der Hals kurz, der Schwanz ‚ ebenfalls kurz oder auffallend verlängert und als Greiforgan dienend, die , Zehen vorn und hinten 5 oder 4 oder vorn 4 und hinten 5, mit stark ge- ‚ krümmten Krallen oder kurzen breiten Nägeln versehen, das Weibchen mit 2 oder 3 Zitzenpaaren, wovon eines auf der Brust. Die Stacheln stehen in geradlinigen Reihen oder quincuncialisch geordnet und haben nur spärliche ‚ Haare zwischen sich. | An dem kurzen hohen Schädel fällt das kleine Thränenbein auf, welches ' keinen Theil an der Bildung des Thränenkanales hat. Den Stirnbeinen fehlt ‚ ein Orbitalfortsatz und ist der Schädel in der Stirngegend nicht eingezogen, ‚ vielmehr hier meist am breitesten. Die Oeifnung im Oberkiefer ist ungemein ‚ weit, die Nasenbeine breit, der Jochbogen stark, nicht herabgezogen, sondern gerade und horizontal, der schmale fast gleich breite Gaumen zwischen den ‚ letzten Backzähnen ausgeschnitten, die Hinterhauptsfläche nach hinten über- | geneigt, der Unterkiefer mit ganz stumpfem oder dornarlig ausgezogenem , Eckfortsatz und kleinem aber deutlichen Kronfortsatz. In der Wirbelsäule ‚ zählt man 14 bis 16 rippentragende, 5 rippenlose, 3 bis 4 Kreuz- und 12 bis 30 Schwanzwirbel. Die Rippen sind schwach, das Schlüsselbein erreicht das Brustbein nicht. ‘ | Die Nagzähne sind auf der Vorderseite glatt, stets ohne Rinne und aller- meist gefärbt. Vier Backzähne stehen in jeder Reihe. Sie sind von gleicher ' oder ziemlich gleicher Grösse, schmelzfaltig, mit mehr weniger ausgebildeten Wurzeln. Die Anordnung der Schmelzfalten folgt dem Typus des Paca und Aguti. Die Reihen siehen parallel oder convergiren nach vorn um sehr | wenig. Von den weichen Theilen verdient die mit stachelärtigen Schuppen be- kleidete Zunge Erwähnung, die geringe Grösse des Schlafmuskels und Masse- ‚, ters, die überwiegende Grösse der Kieferdrüsen gegen die Ohrspeicheldrüsen, die schwache Einschnürung des Magens, der sehr lange und enge Blinddarm, die bisweilen fehlende Gatlenblase, die zweilappige Bauchspeicheldrüse, der ‚ weite und grosse Kehlkopf, die aus 45 bis 44 Halsringen bestehende Luft- ‚ röhre, die ungleich gelappten und mit zahlreichen Einschnitten versehenen Lungen. Die Lebensweise der Stachelschweine ist verschieden, indem einige sich auf Bäumen aufhalten und sehr geschickt klettern, andere unterirdisch unter Baumwurzeln oder in selbstgegrabenen Höhlen leben. Ihre Nahrung besteht vornämlich in Wurzeln und Früchten und Blättern. Sie sind träge und stumpf- sinnige, nächtliche Thiere, die gereizt ihr Stachelkleid sträuben. Ihre Ver- breitung erstreckt sich über Asien, Afrika und Amerika. Durch ihr steifes Haarkleid und die Zahnbildung schliessen sie sich den Pacas und Agutis und somit den Cavinen eng an, und werden sie bisweilen auch mit denselben in eine grössere Familie vereinigt, indess unterscheiden sie sich doch in der Zahnbildung, der sehr abweichenden Entwicklung des Schwanzes, durch die Eigenthümlichkeit des Schädelbaues und andere Cha- 472 | Unguiculata. - Glires. ractere so auffallend, dass sie als eigene Familie von denselben getrennt werden müssen. Bi Die Gattungen ordnen sich in zwei Gruppen, in altweltliche oder Gräber und in neuweltliche oder Kletterer, jene unter Hystrix, diese unter Gerco- labes vereinigt. 1) Philodendrae. kletternde Stachelschweine. Chaetomys Gray. Diese Galtung besitzt einen rattenähnlichen beschuppten und mit kurzen Borsten bekleideten Greifschwanz, der kaum um ein Drittheil kürzer ist als der Körper und seine nackte Greifspitze nach oben einrollt. Dieser ist ge- drungen und dicht mit kurzen wellig gebogenen Stacheln bekleidet, welche nach hinten länger und dünner, borstenartig werden. Der Kopf spitzt sich schnell zur Schnauze zu und trägt kurze dichte Stacheln, in welche sich die Ohren verstecken. Die Sohlen der Füsse sind nackt und warzig, die Zehen ziemlich gleich lang, die Krallen stark comprimirt und gekrümmt. Die Nagzähne sind ziemlich so breit als dick und auf der Vorderseite leicht gewölbt. Die Mahlzähne dagegen haben verhältnissmässig lange und schmale Kauflächen und wenig entwickelte Wurzeln. Die oberen bestehen aus je einer vordern und hintern Vförmigen und einer einfachen geraden mittlern Falte. Die untern zeigen je eine äussere und zwei innere Falten. Der Schädel hat ein sanft convexes Profil und zeichnet sich durch die sehr beträchtliche Höckerausdehnung des Jochbogens aus, wodurch er sich mehr als alle vorigen .an den Paca anschliesst. Auch bildet das Stirnbein ” einen Orbitalfortsatz, so dass die Augenhöhle ınehr als bei den übrigen Hystri- cinen von der Schläfengrube getrennt ist. Die Gaumenfläche ist schmal und ” lang, der knöcherne Gehörgang röhrig vorstehend. Die obern Leisten der Schläfengruben convergiren nach hinten nur sehr wenig. Die Nasenbeine sind etwa um ein Drittel länger als ihre gemeinschaftliche Breite. Man kennt nur eine Art. | Ch. subspinosus Gray ®). Erreicht anderthalb Fuss Länge ohne den elf Zolllangen Schwanz. Den kleinen Kopf, den kurzen Hals, Schultern und Rücken bekleiden kurze, dicke, blassgelbliche und weisslichgraue Stacheln, die vom Kopfe nach hinten allmählich an Länge zunehmen, so dass sie auf den Schultern schon über Zolllang und fein wellig gebogen sind. Weiter nach hinten werden sie noch länger, zugleich aber dünner, stark borstenartig und mehr gewellt, legen sich dicht an den Körper an und erscheinen gelblich graubraun mit Weissgrau gemischt und gefleckt. Am Unterkiefer und den Backen neigen sie sich ins Röthlichbraune. Den After umgeben gelbliche Borsten und ebensolche bekleiden die, ganze untere Seite, auch die Innenseite der Beine. Die Schwanzwurzel ist in drittehalb Zoll langen Borsten versteckt, übrigens nur sehr kurz und dünn beborstet, so dass die Schuppen deutlich sichtbar sind. Die Schnurren sind fein, schwarz und sehr lang. An der Innenseite der vierzehigen Hinterfüsse 8) Gray, Proceed, zool. soc. 1843. 21; Voy. Sulphur I. 36. tb. 18. fig. 1—6; Waterhouse, Mamm. II. 402. tb.18. fig. 1. tb. 21. fig. 1; Giebel, Odontogr. 57. Tf. 24. fig. 20; Hystrix subspinosa Lichtenstein, Kuhl Beitr. 71; Prinz z. Wied, Beitr. z. \ Naturgesch. Bras. Il. 440; Plactrochoerus Moricandi Pictet, Revue zool. 1843. 225; \ Hystrie tortilis Olfers, neue bibl. Reisebeschr. XV. 211. Hystrices. Cercolabes. 473 befindet sich ein breiter Kletterballen. Die Krallen sind lang und stark, die Nagzähne röthlich gelb. Cercolabes Brandt. Diese an Arten reiche Gattung unterscheidet sich von Voriger durch die geraden nicht wellig gebogenen Stacheln, welche nur am Bauche oder auch am übrigen Körper in Borsten übergehen, durch den längeren nur im hintern Theile beschuppten Greifschwanz, die etwas grösseren Ohren, die Configuration des Schädels und durch die Zahnbildung. Der Körperbau im Allgemeinen ist ziemlich schlank, der Kopf klein und an der kurzen Schnauze abgestumpft, dıe Oberlippe nicht gespalten, vielmehr nur ausgerandet und ganz behaart, die Nasenlöcher einander genähert und rundlich, die Zunge glatt, die kleinen Augen mit runder Pupille. Das Weib- chen mit vier Zitzen, wovon zwei an der Brust liegen. Die Vorderfüsse vierzehig mit Daumenwarze, die Hinterfüsse mit benageltem Daumenstummel; die Sohlen mit netzartiger Beschuppung bekleidet, die sichelförmigen Krallen lang und spitz. Der verhältnissmässig kurze und breite Schädel zeichnet sich merkwür- dig durch die hochgewölbte Stirngegend, in welcher’ zugleich die grösste Breite liegt. Orbitalfortsätze an den Stirnbeinen sind nur durch einen schwachen Vorsprung angedeutet. Der Jochbogen nimmt von vorn nach hinten ansehnlich an Höhe ab. Der knöcherne Gehörgang ragt gar nicht oder kaum etwas hervor. Die knöcherne Gehörblase erscheint in die Länge gezogen und schmal. Die Oeffnung im Oberkiefer ist sehr umfangsreich, die Gaumenfläche nach vorn etwas verschmälert, zwischen den letzten Backzähnen breitbognig ausgerandet. Im übrigen Skelet ist besonders der Bau der Hinterfüsse beachtenswerth. Tibia und Fibula berühren sich nur an beiden Gelenkenden. Die Rolle des Astragalus ist ganz nach Innen gerichtet, das Fersenbein stark, neben ersterem liegen noch zwei überzählige Knochen, von welchen der randliche gross und beilförmig, mit dem verschmälerten Stiel an seinem Nachbar gelenkend. Von den Zehen des Vorderfusses sind die beiden mittlern ziemlich gleich lang, die beiden andern ebenfalls, aber kürzer als jene. Die obern Backzähne haben eine kurze etwas nach vorn gerichtete Innen- falte und dieser gegenüber von der Aussenseite eindringend eine tiefere, davor und dahinter eine grosse elliptische oder halbelliptische Insel als Rest zweier entsprechender Falten. Die untern Backzähne haben dieselbe Zeich- nung in entgegengesetzter Anordnung. Die Nagzähne sind bräunlich gelb gefärbt. Die zahlreichen fast ausschliesslich auf Südamerika beschränkten Arten ordnen sich nach der Beschaffenheit ihres Stachelkleides in zwei Untergattungen. a) Synetheres. Der ganze Körper ist mit Stacheln bekleidet bis auf den Bauch und die Innenseite der Beine, welche mit Borsten bedeckt sind. Die Stacheln erreichen wenige Linien bis einige Zoll Länge, sind gerade, scharfspitzig, höchstens eine Linie breit. Am Kopfe sind sie am kürzesten, auf dem Rücken am längsten, bisweilen auch gekrümmt. Der Schädel ist zwischen den Augenhöhlen ungeheuer aufgetrieben, an welcher Erhöhung auch die Nasenbeine Theil nehmen, Ara Unguiculata. Glires. C. prehensilis Brdt.?2) Die Stacheln beginnen gleich hinter der Nasen- kuppe, bedecken Kopf und Körper, die obere Schwanzhäfte, die Beine aussen bis zum Wurzelgelenk herab. Sie sind drehrund, an der Wurzel etwas ver- dünnt und weiss, in der Mitte schwarz, an der kurzen feinen Spitze wieder weiss, Auf dem Rücken erreichen sie über vier Zoll Länge. Den Unter- leib und die Unterseite des Schwanzes bedecken kurze stachelartige Borsten. Das letzte Schwanzdrittel ist haarlos und mit kleinen Wirtelschuppen be- kleidet. Die Schnurren sind sehr lang und schwarz. Zwischen den Stacheln stehen einzelne kürzere Haare zerstreut, die an den Armen borstig, ver- längert, etwas hervorragen. Der Schwanz hat fast Körperlänge, welche anderthalb Fuss betragt, bisweilen etwas mehr. Der Schädel erhält durch die hochgewölbte Stirn- und hintere Antlitzgegend ein höchst merkwürdiges Ansehen, ist kurz und breit, die Nasenbeine im vordern Theile ganz de- primirt und dahinter sehr steil zu den Stirnbeinen aufsteigend, welche zu den Scheitelbeinen wie diese zum Hinterhaupt wieder abwärts fallen. Uebrigens sind die Nasenbeine kurz und sehr breit und greifen tief bog- nig in die Stirnbeine ein. Diese verkürzen sich dadurch in der Mitte auf- fallend, erhalten dafür aber eine sehr beträchtliche Breite. Der Jochbogen ist hoch und gerade, die knöchernen Gehörblasen ziemlich gross, weit aus einander gerückt, die Hinterhauptsfläche übergeneigt, die Backzahnreihen fast ganz parallel, der Unterkiefer mit sehr verlängertem Eckfortsatz. Die Wirbelsäule zählt 16 rippentragende, 5 rippenlose, 3 Kreuz- und 30 Schwanz- wirbel. Der Magen hat einen mützenförmigen, stark nach rechts umge- bogenen, kleinen Blindsack und ist gar nicht eingeschnürt. Der Blinddarm ist auffallend lang, fünfmal eng gewunden, im Innern ohne Zellen. Die Gallenblase fehlt. Der Cuandu bewohnt die Wälder Guiana’s, Brasiliens und Bolivia’s und klettert langsam mit Hülfe seines Greifschwanzes. Er nährt sich von Früch- ten, schläft fast den ganzen Tag und streicht in der Nacht herum. Seine Stimme ist grunzend. Das weisse wohlschmeckende Fleisch wird häufig gegessen. C. platycentrotus Brdt.?) Das einzig bekannte Exemplar dieser Art im Petersburger Museum ohne Bezeichnung des Vaterlandes aufgestellt, unterscheidet sich vom Cuandu durch die Gestalt seiner Stacheln. Die- selben sind nämlich nur selten rund, vielmehr an der Vorderseite von der Basis bis zur Mitte oder bis zur Spitze längsgefurcht, breit, andere sind comprimirt, wenig oder gar nicht gefurcht, Ausserdem sind die Nagzähne stärker, die Krallen kürzer, der Schwanz mit kurzen Borsten dicht besetzt, so dass die Wirtelschuppen nicht so deutlich hervortreten. 2) Brandt, M&em. acad. Petersbg. 1835. I. 395. tb. 9. fig. 5—8; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 30; Waterhouse, Mammal. II. 410; Hystrix prehensilis Linne, syst. nat. XII. 76; Schreber, Säugeth. IV. 603. tb. 168; Symetheres prehensilis Fr. Guvier, mem. du Mus. IX. 427. tb. 20. fig. 3. 4; Pennant, Synops. Quadr. 264. tb. 24. fig. 1, Buffon, Hist. nat. suppl. VIl. 305. Ib. 78. — Gray trennt Ann. a. mag. nat. hist. 1850. V. 380 €. boliviensis von dieser Artab. Dieselbe ist weniger schwarz gescheckt, die Stacheln weiss mit schmalem schwarzbraunem Ringe an der Spitze, Schwanz und Unterleib weiss, die Schnurren dick und schwarz, an der Basis weiss, die obern Nagzähne mit deutlicher Längsrinne, der Schädel grösser, über den Augen- höhlen breiter, die Backzähne kleiner. Desselben C. tricolor 1. c. ist viel schwärzer gefärbt, einige Seitenstacheln mit gelben Spitzen. 3) Brandt, Me&m. acad. St. Petersbg. i835. 1. 399. tb. 2, — u a u Dad u u rt u En m Er Hystrices. Cercolabes. 475 Fossile Reste von Synetheren erkannte Lund *®) in den Knochenhöhlen Brasiliens und unterschied dieselben als $. magna und S. dubia von den lebenden Arten. Die im british Museum vorhandenen Unterkieferäste des C. fossilis®) aus den Höhlen von Minas Geraes sind um ein Drittheil ‚ grösser als die des Cuandu, stimmen aber in der Form ganz mit demsel- _ ben überein. Auch die darin befindlichen Zähne zeigen ausser der abwei - chenden Grösse keinen Unterschied. b) Sphiggurus. Die ganze Unterseite des Körpers ist behaart, die Nase kurz und ‚ stumpf, der Schädel in der Stirngegend nicht aufgetrieben, Nasenbeine und ' Stirnbeine vielmehr ein fast gradliniges horizontales Profil bildend. C. villosus Waterh. ?) Der Cuiy ist von gedrungenem Körperbau, mit rundlichem Kopfe, stumpf abgeschnittener Schnauze, ganz vorn gele- ' genen rundlichen Nasenlöchern, wenig gespaltener Oberlippe, kleinen Augen mit schön hellbrauner Iris, halbkreisförmigen dünnen, fein, gelblich und ' wollig behaarten Ohren; mit starken kurzen muskulösen vierzehigen Kletter- füssen, deren beide Mittelzehen etwas länger als die äussern sind, an der Innenseite ein Daumenballen mit Warze. Die Stacheln beginnen auf der ‚ Schnauze, stehen dicht gedrängt um die Augen, verlängern sich auf dem Rücken mehr und mehr bis zu anderthalb Zoll Länge und sind glatt, rund eylindrisch, fein zugespitz. Lange weiche und feine Haare verstecken das Stachelkleid fast ganz, die Unterseite des Körpers ist überall kürzer ' behaart und ohne Stacheln. Der Schwanz ist am Grunde weich behaart, | übrigens aber mit kurzen stechenden spitzen Borsten besetzt und in der ' letzten Hälfte der Oberseite mit Wirtelschuppen. Lange starke comprimirte Krallen bewaffnen die Zehen. Die Stacheln sind an der Wurzel schön schwefel- oder citrongelb, nach oben blasser, dann dunkelbraun und die ‚Spitze licht röthlichbraun oder orangefarben. Die langen Haare der Ober- seite sind rostbraun mit langen glänzend lichtgelben Spitzen, die auf der Unterseite und der Innenseite der Beine etwas trüber werden. Die kurzen 4) Lund, Acad. Copenh. VII. 250. 59) Waterhouse, Mammal. 11. 436. 7) Waterhouse, Mammal. II. 427, tb. 21. fig. 2; Sphiggurus villosus Fr. Cuvier, mem. du Mus. IX. 434; Cercolabes insidiosus Brandt, mem. acad. Petersb. 1835. 1. 407. tb. 4.-tb. 9. fig. 10; Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 31. Tf. 148.a; Giebel, Odon- togr. 97; Hystrix insidiosus Kuhl, Beitr. z. Zool. 1820. 71; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. Il. 434; Sphiggurus variegatus Gray, brit. Mus.; Sph. spinosus Rengger, Paraguay 240; Fr. Cuvier, mem. du Mus. IX. 433. tb. 20. fig. 5—7. — Die Farbe der Stacheln, zumal in ihrer obern Hälfte variirt etwas und hierauf sind mit Hülfe einiger andern zweifelhaften Eigenthümlichkeiten die erwähnten Synonyme begründet. Auch Brandt’s C. affinis mem. acad. Petersb. IX. 412. tb. 5 dürfte nur eine dunkelbraun gefärbte Abänderung sein. Ihre Stacheln sind an der Spitze braun oder braunschwarz, selten orangefarben, die Rückenhaare graulich und schwärz- lich braun, die Haare an den Seiten und unten graulich braun mit licht graulich fahlen Spitzen. Der Schädel hat nach hinten verschmälerte Nasenbeine, längere Stirnbeine und sich nach hinten ganz verdünnende Jochbögen. Desselben C. nigri- cans 1. c. 403. tb. 3, den er mit Kuhl’s Hystrix nycthemera Beitr. 71 identificirt, hat Stäacheln, die in der untern Hälfte weiss, über der Mitte schwarz, an der Spitze bräunlich orangefarben, seltener weiss oder schwarz sind. Die starren schwarzen - Haare verdecken die Stacheln nicht ganz, ihre Spitzen sind bräunlich oder falb, die Unterseite des Schwanzes ist strohfarben. Der Schädel weicht nur durch die etwas schmälern Stirnbeine und den breitern Scheidel ab. E2 476 Unguiculata. Glires. Haare der Füsse lichtbräunlich gelb, die des Schwanzes in der ersten Hälfte der Oberseite schwarzbraun, mit langen fahlröthlichen Spitzen, die Unterseite dunkel rostbraunroth, die Borsten des Schwanzes fast schwarz; die Schnur- ren schwärzlich, die Nagzähne lebhaft safranfarben. Die Totallänge des Thieres beträgt etwa zwei Fuss, wovon der Schwanz nicht die Hälfte einnimmt. Der Schädel unterscheidet sich ausser durch das fast geradlinige Profil der vordern zwei Drittheile von dem des C. prehensilis durch die kürzern schmälern minder tief bognig in die Stirnbeine eingreifenden Nasenbeine, die längern Stirnbeine, die fast geradlinige Quernaht derselben mit den Scheitelbeinen, der niedrigeren Jochbogen, die breitere Brücke über der Oeffnung im Öberkiefer, die schmäleren Gehörblasen, die nach vorn mehr convergirenden Backzahnreihen, die viel weiter nach vorn gerückten Fora- mina incisiva und den stärkern Eckfortsatz des Unterkiefers. Die Art bewohnt das südliche Brasilien und Paraguay, lebt beständig auf Bäumen, von deren Früchten sie sich nährt, ist übrigens in ihren Be- wegungen ebenfalls langsam und riecht sehr stark und unangenehm aus | den Afterdrüsen, weshalb auch das Fleisch von den Europäern gar nicht gegessen wird. | C. pallidus Waterh, $) Wird nur etwas über anderthalb Fuss lang, wovon der Schwanz mindestens ein Drittheil einnimmt. Der Pelz ist weich ) und sanft mit seidenartigem Glanz und, von blasser Farbe. Die Haare sind meist einfarbig von der Wurzel bis zur Spitze, hellbraun oder röthlich gelb mit leichtem braunem Anfluge, nach unten mehr rein braun, an den |. Füssen und der Schnauze dunkelbraun. Die kurzen Stacheln des Kopfes sind meist rein weiss mit dunkler Spitze, die übrigen Stacheln an der ? Wurzel schwefelgelb, die Schnurren schwarz. Die Oberseite der vordern Schwanzhälfte bekleiden schlanke Stacheln und lange feine Haare von | bräunlich schwarzer Farbe. In Westindien. C. melanurus Natt.?) Bei dem langschwänzigen Cuy erreicht der Schwanz | die Körperlänge von beinah anderthalb Fuss. Die Haare sind länger als bei dem €. villosus, steif und borstenartig, in der untern Hälfte schwarz- | braun, in der obern zeisig- oder schwefelgelb. Die Stacheln sind lebhafter schwefelgelb, an der Spitze einfarbig dunkelbraun. Den Schwanz beklei- } den starre steife schwarze Borsten bis zur Spitze, an der Wirtelschuppen RR liegen. Die Füsse sind schwarzbraun oder schwarz behaart. lm nördlichen Brasilien. 1 C. bicolor !) Diese Art besitzt zahlreiche lange dünne Spürhaare, sehr | kleine Ohren und einen ebenso langen Schwanz als die vorige. Auf der 1 Stirne stehen spärliche kurze Stacheln, um den Augen weichere, auf der ) Nase und Oberlippe nur steife Haare. Vom Nacken bis auf die Mitte des } Rückens werden die Stacheln allmählig bis über drei Zoll lang, dann nach | dem Schwanze hin viel kürzer, auf dessen letztem Drittel sie ganz ver- | schwinden. An den Beinen herab werden sie ebenfalls kürzer und gehen | 8) Waterhouse, Mammal. II. 436. Die Art beruht auf zwei noch nicht ausge- | wachsenen Exemplaren und bedarf noch der weitern Bestätigung. | 9) A Wagner, Schreb. Säugelh. IV. 34; Waterhouse, Mammal. II. 425. 1) Sphiggurus bicolor v. Tschudi, Faun. peruan. 186. Tf. 15. Waterhouse, Mamm, II. 417 identificirt diese Art mit Kuhls Hystrix nycihemera, | Hystrices. Erethizon. 477 ' am Wurzelgelenk in borstenähnliche Haare über. Die Zehen sind spärlich behaart. Nur auf dem hintern Theile des Körpers findet sich ‘zwischen den Stacheln kurzes gekräuseltes gelblichbraunes Wollhaar. Die lose in der Haut haftende Wurzel der Stacheln ist schwach, spitz und abgebogen, | die Stacheln selbst nach oben und unten verdünnt, unten hell, oben dunkel, ' die untere Hälfte schwefelgelb, darüber hellbraun, gegen die Spitze hin schwärzlich braun, im hintern Körpertheile herrscht das grelle Schwefelgelb vor, nur die Spitze ist schwarzbraun. Kehle, Brust, Bauch, Innenseite der Gliedmassen bekleiden sparsame, nur Y, Zoll lange Haare, mit dünnen weichen Stacheln untermischt, den Schwanz kurze Borsten. Das allgemeine Colorit erscheint vorn glänzend schwarzbraun, unten schwefelgelb mit schwarzen Flammen, an den Seiten schwarzbraun, unten heller, fast weiss- ‚lich braun, in der Aftergegend röthlich braun, an der Schwanzspitze röthlich J schwarz; die Nagzähne hell orangegelb. In Peru. C. novae hispaniae Waterh.?) Der mexikanische Cercolabes erreicht fast drei Fuss Länge, wovon der Schwanz mehr als ein Drittheil einnimmt, Die Schnauze ist mit kurzen, steifen, schwarzen Haaren sparsam bekleidet ı und trägt zahlreiche lange Schnurren. Die Stacheln sind über den ganzen Körper strohgelb oder gelblich weiss mit schwarzer Spitze, von gleicher Dicke bis zur kurzen Spitze, die rauh und scharf sich anfühlt und mit abwärts gerichteten Widerhaken versehen ist. Nach unten und auf dem Schwanze gehen die Stacheln in steife Borsten über, welche dieselbe Farbe behalten. Die Haare stehen sehr dicht, sind lang, glänzend, sehr weich, ‚leicht gekräuselt, auf der obern Seite am Grunde rothbraun, darüber schwarz- braun oder schwarz, auf der Unterseite heller, mit Borsten gemischt. Die Unterseite des Schwanzes trägt schwarze steife Borsten, die kurze Spitze ‚ Schuppen. An der Ostküste Mexiko’s. | Erethizon Guv. | Das Borstenschwein zeichnet sich sogleich durch seinen plumpen Körper- bau mit kurzen vierzeligen Vorder- und fünfzehigen Hinterfüssen und durch den kurzen bis zur Spitze dicht behaarten Schwanz aus, der weder greift noch wickelt. Der Kopf ist kurz, dick und stumpf, die Oberlippe ganz be- ‚ haart, wenig gespalten, die kleinen Nasenlöcher fast halbmondförmig mit häu- iger Klappe, die Augen klein und glänzend, die Ohren klein und kurz, ver- ‚steckt, an den kurzen Vorderfüssen keine Spur eines Daumens, die Sohlen ‚nackt, mit kleinen netzförmigen Warzen, die Krallen lang und stark. Den ganzen Körper bedeckt ein dicker Pelz, der auf dem Rücken bis vier Zoll lang wird, an der Unterseite und Spitze des Schwanzes in stehende Borsten ‚sich verwandelt, auf der ganzen Oberseite aber viele Stacheln bis drei Zoll ‚Länge verbirg. Am Schädel verlängern sich die Nasenbeine nach hinten ‚und greifen tief in die Stirnbeine ein, deren Kanten nach hinten convergiren ‚und auf den Scheitelbeinen zu einem Pfeilkamme zusammentreten. Der Joch- bogen wird nach hinten sehr niedrig und steht weit vom Schädel ab. Die 2) Waterhouse, Mammal. Il. 422; Hystrix novae hispaniae Brisson, regne anim. 27; H. mezicana Shaw, se zool. IL.a 8; C. Liebmanni Reinhardt, Wiegm. Archiv ı 1844. X. 241. 478 Unguioulata. Glires,. Gehörblasen sind klein und die Backzahnreihen convergiren stark nach vorn. Der Unterkiefer trägt einen grossen Kronfortsatz und kleinen Eckfortsatz. Die einzige Art ist E. dorsatum Cuv.?) Das canadische Stachelschwein wird drei Fuss lang, wovon der Schwanz kaum mehr als den fünften Theil einnimmt. Die Haare der Oberlippe sind matt gelblichbraun, die der Wangen und Stirn leberbraun mit einigen schwarzen und weissen untermischt, die des Rumpfes lang, matt leberbraun, auf der Oberseite und den Hüften ver- längert, ganz schwarz oder ganz weiss oder an der Wurzel schwarz und an der Spitze weiss, dazwischen vom Scheitel her bis auf das Kreuz theils ganz weisse, theils an der Spitze weisse, runde, spindelförmige Stacheln. Der Unterhals und Unterleib ist braun behaart, der Schwanz braun, am Rande und der Spitze schmutzig weiss, oben mit vielen kleinen Stacheln, die Füsse braun, aussen mit einzelnen weissen Haaren. Die Gallenblase fehlt, Bewohnt Nordamerika vom 37. bis zum 67. Breitengrade, hält sich in Wäldern auf, frisst die Rinde von Lärchen und Tannen, auch Weidenknospen und obwohl plump, ohne Greifschwanz und mit kurzen Füssen lebt es doch meist auf Bäumen. Bei Annäherung des Menschen schreit es wie ein Kind. Das Weibchen wirft gewöhnlich zwei, seltner drei oder vier | Junge in einen hohlen Baum. Das Fleisch wird von den Indianern für | schmackhaft gehalten. 2) Philogaeae. Grabende Stachelschweine. Die eigentlichen Stachelschweine bewohnen die Alte Welt, klettern gar | nicht auf Bäume, sondern leben an oder unter der Erde, haben kurze starke Grabklauen, einen sehr kurzen Schwanz und einwurzlige Backzähne, Hystrix L. Das Stachelschwein ist von kurzem gedrungenem Körperbau, mit mässi- } gem Kopfe, stumpf kegelförmiger Schnauze, tief und breit gespaltener Ober- Iıppe, spaltenförmigen Nasenlöchern, rundlichen aufgerichteten Ohren, kurzem in dem Stachelkleide verstecktem Schwanze, vierzehigen Vorder- und fünf- | zehigen Hinterfüssen, an erstern mit kleiner Daumenwarze, mit nackten und | glatten Sohlen und Zehenballen. Den Kopf und Nacken bekleiden lange | Borsten, die auf den Schultern und Rücken allmählig in ungeheuer lange starke Stacheln bis Fusslänge übergehen und einen beweglichen Mähnenkamm | bilden. Die Unterseite bedecken kurze straffe Borsten. | Der Schädel ist mehr weniger gestreckt, die Nasenbeine von sehr an- | sehnlicher Länge, bisweilen auch von beträchtlicher Breite, die Stirnbeine ) in gleichem Grade verkürzt, der Scheitel mit starker Sagittalleiste, die Jöch- | bögen kurz und stark, die Gehörblasen klein, der Unterkiefer ohne verlängerten | 3) Fr. Cuvier, m&m. du Mus. IX. 412. tb. 20. fig. 1. 2. 8; Brandt, mem. acad. | Petersbg. 1835. I. 387. tb. 9. fie. 1. 2. 3; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 27. Tf.i 169; Waterhouse, Mammal. II. 438; Hystrix dorsata Linne, syst. nat. XI. 76; Schre- ' ber, Säugeth. IV. 605; H. pilosus Calesby, Carol. App. 30; H. hudsonius Brisson, regn. anım. 182; H. pilosus Richardson, Faun. bor, americ. 214; Urson Buffon, Hist. nat. | XII. 426. tb. 55; Brandt unterscheidet 1. c. 416. tb.1 ein E. epixanthum dessen ver-) längerte Haare niemals weisse, vielmehr bräunlich fahle Spitzen haben und dessen Stacheln an der Spitze braunschwarz oder schwarz sind, Hystrices. Hystrix. 479 Eckfortsatz. Die Halswirbel sind kurz, der Epistropheus mit sehr hohem Dorn, der über die folgenden beiden Wirbel hinwegragt, die folgenden mit nur sehr kurzen Dornen, der fünfte und sechste mit grossen beilförmigen Aesten an den Querfortsätzen. Die Dorsolumbalreihe besteht, wenigstens bei H. cristatus, von dem allein uns mehre Skelete zur Untersuchung zu Gebote stehen, aus 10 Rückenwirbeln, dem diaphragmatischen und 8 Lendenwirbeln. Der Dorn des ersten Rückenwirbels ist halb so lang als der zweite, welcher der längste, alle bis zum diaphragmatischen stark geneigt und kürzer werdend; die Dornen der Lendenwirbel sehr niedrig und breit, deren Querfortsätze horizontal, sehr breit und lang. Im Kreuzbein befinden sich vier gleich breite verwachsene Wirbel mit geraden breiten gleich hohen Dornen, im Schwanz 42 Wirbel, von welchen der dritte bis neunte untere Dornstücke und alle sehr entwickelte Querfortsätze tragen. Acht flache wahre Rippen und sechs dicke runde falsche, an einem Skelet noch ein rudimentäres 15. Paar, das den übrigen fehlt. Das Brustbein ist siebenwirblig, das Schulterblatt trape- zisch mit sehr entwickelter Gräte und erweiterter Grätenecke, das Schlüssel- bein mil dieser und dem Sternum durch Bänder vesbunden, der Oberarm mit sehr starker Deltaleiste, grossem äussern Trochanter, unten breit und mit ganz durchbrochenen Olecranongruben, Ulna und Radius sehr stark, ein- ander gleich, Daumen auffallend schwach, aber vollgliedrig, die Krallen lang, das Becken schmal und lang, Oberschenkel sehr stark, Kniescheibe dick, Tibia sehr stark, Fibula schwach und ganz getrennt, fünf hintere Zehen, die innere ebenfalls kurz, die andern stärker und kürzer als die Finger mit halb so langen Krallen. Die obern Nagzähne viel dicker als breit, einen ganzen Halbkreis dar- stellend. Die Backzahnreihen fast parallel stehend, der letzte Zahn sich merklich verkleinernd, die Schmelzfalten verlaufen sehr unregelmässig auf der Kaufläche und schliessen sich sehr frühzeilig zu elliplischen Inseln ab, bevor die Abnutzung weit vorgeschritten ist. Der Masseter ist schwach, die Kieferdrüsen mehr als doppelt so gross wie die Ohrspeicheldrüsen, die Zunge mit mehren harten zahnartigen Körper- chen bekleidet, der Magen rechts in drei Abtheilungen eingeschnürt, mit geradem grossen Blindsack, der Dickdarm im drei grossen Windungen neben _ einander liegend, der Dünndarm etwas mehr als doppelt so lang, innen mit starken Zotten ausgekleidet, mit zwölf Drüsenhaufen, der Blinddarm relativ kurz, von. der Länge des Magens, die Gallenblase vorhanden aber klein, die Bauchspeicheldrüse zweilappig, deren Gang sehr weit hinter dem Pförtner mündend, die Milz meist einfach. Die lange Luftröhre besteht aus 43 bis 44 Ringen, im hintern Theil um das Doppelte erweitert, so jedoch, dass die sonst sich schliessenden Ringe weit von einander stehen. Die rechte Lunge sechs-, die linke fünflappig nach Cuvier, nach Meckel jederseits zwei Haupt- lappen, der obere wieder in zwei, der untere in drei getheilt und die ganze Oberfläche mit zahlreichen Einschnitten. Die Leber theilt sich in sieben Lappen. Die Blase ist sehr umfangsreich. Die langen schmalen Hoden liegen in einem nicht freien Hodensacke und haben grosse Samenblasen. Die Cli- toris der Weibchen enthält einen Knorpel. Das Stachelschwein gräbt Höhlen mit einem Eingange und mehrern Kammern und nährt sich von Wurzeln und Früchten, % es besonders zur Nachtzeit aufsucht, indem es am Tage meist ruht. Im Frühjahr wirft es 480 Unguiculata. Glires. zwei bis vier Junge, die sich leicht zähmen lassen, doch immer scheu und furchtsam bleiben. Das Fleisch wird gegessen. Die wenigen Arten verbreiten sich gegenwärtig ‘durch Afrika, das süd- liche Europa und südliche Asien mit den angrenzenden Inseln. Fossilreste kennt man aus jüngern Tertiärschichten und Dihwvialgebilden. a) Arten mit langer Borstenmähne auf dem Kopfe und Nacken. H. cristata L.*) Das gemeine Stachelschwein hat nur wenige Haare an der kurzen stumpfen Schnauze und Nase. Die dicke Oberlippe ist fast bis an die Nasenlöcher gespalten und mit einigen Reihen langer glänzender u schwarzer Schnurren besetzt. Die kleinen Augen sind schwarz, auf einer Warze über und hinter denselben stehen mehre Borsten. Die breiten kur- zen ovalen, etwas menschenähnlichen Ohren sind an den Kopf angedrückt, der Hals kurz und dick, der Rücken platt, der Schwanz ein kegelförmiger Stummel, die Beine kurz und dick, die Vorderfüsse mit Daumenwarze. Die Haut des Kopfes ist warzig und schmutzig fleischfarben, grau behaart, die Backen mit schwarzen glänzenden comprimirten und langen Borsten bekleidet. Längs des Halses steht ein aus starken hinterwärts gebogenen grauen und weissen sehr langen Borsten gebildete Mähne welche willkürlich aufgerichtet und gelegt werden kann. Auf den Schultern beginnen die Stacheln, welche von ansehnlicher Länge und Stärke, Federkielen gleich, glatt, scharf zugespitzt, schwarz und weiss geringelt, an den Seiten und Schultern, auf dem Kreuz kürzer als auf dem Rücken und gleichfalls rund und dünner, auf dem Rücken viel länger und fein gefurcht sind. Der Schwanz trägt abgestutzte gestielte hohle Stacheln. Zwischen den Stacheln stehen graue Haare.. Unterseite und Beine sind mit Borsten bekleidet. Die langen Borstenhaare des Hinterkopfes und Nackens meist mit langen weissen Spitzen, die langen Rückenstacheln mit kurzen weissen Spitzen, die kurzen Stacheln des Kreuzes schwarzbraun mit weisser Wurzel und bisweilen. ebensolcher Spitze. Der Schädel zeichnet sich durch die auffallend hohe Wölbung der Antlitzgegend aus und die enorme Grösse der Nasenbeine, welche mehr als die halbe Länge des Schädels bei entsprechender Breite einnehmen, hinten in breitem Bogen die Stirnbeine zurückschieben, so dass diese einen sichelmondförmigen Umfang erhalten. Die übrigen Skelettheile und die weichen Theile sind im Gattungscharacter von dieser Art entlehnt worden. Die Schmelzinseln der Backzähne variiren sehr, indem sich die vom Rande in die Kaufläche eindringenden drei bis vier Falten schnell ablösen in Folge der Abnutzung und dann in elliptische, langgezogene, rundliche, unregelmässige Inseln sich theilen und diese nicht selten wiederum in 4) Linne, syst. nat. XII. 76; Schreber, Säugeth. IV. 599. Tf. 167. 166; Fr. Cuvier, Mem. du Mus. IX. 424. tb. 20. fig. 1. 2; Mammif. livr. 34; Brandt, mem. acad. Pe- tersbg. 1835. I. 371. tb. 6. fig. 1. 4. 5. 6. 7. tb. 8. fig. 1. 2; A, Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 17; Waterhouse, Mammal. II. 448; Cuvier, oss. foss. VII. 35. tb. 202. fig. 9; Fr. Cuvier, Dents d. mammif. tb. 67; Owen, Odontogr. tb. 105. fig. 13; Giebel, Odontogr. 57. Tf. 24. fig. 16; Acanthion Cuvieri Gray, Proceed. Zool. soc. 1847. June Ann. a. mag. nal. hist. 1847. XX. 353. 1848. I. 246. — Gervais begründet aüf einen Zahn aus den Alluvionen von Issoire, Zool. et Pal. franc. tb. 48. fig. 11 eine neue Art, H. refossa, die nur durch die Anzahl von 7 Schmelzinseln sich auszeichnet, wie wir sie auch bei der lebenden Art beobachten. Croizet hatte dieselbe sogar zu einem Hystricotherium erhoben. \ I Hystrices. Hystrix. 481 kleinere Inseln zerlegen. Einen systematischen Werth darf man diesen wechselnden Zeichnungen nicht beilegen. Das gemeine Stachelschwein bewohnt unterirdische Gänge mit meh- rern Kesseln, die es gewöhnlich nur Nachts verlässt. Angegriffen beisst es nicht, sondern zieht sich vielmehr kuglig zusammen, sträubt mit Geräusch seine Stacheln auf, stampft mit den Füssen auf den Boden und grunzt wie ein Schwein, Ein Schlag auf den Kopf tödtet es sogleich. Gezähmt nagt es im Hause alles Holzwerk an und wird dadurch ein unangenehmer Gast. Man nährt es mit Brod, Kohl, Obst und andern Gartengewächsen, wovon es sehr fett und schwer wird. Das Fleisch soll einige Tage geräuchert sehr schmackhaft sein. Die Stacheln werden zu Pinselstielen benutzt. Die Heimath erstreckt sich über Italien, Sicilien, Spanien und das ganze nördliche Afrika. H. hirsutirostris Brdt.®) Hat ganz den Habitus des gemeinen Stachel- schweines, unterscheidet sich aber durch die dicht behaarte Schnauze und Nase, die platten und breiten kurzen Stacheln an der Schulter und den Seiten, sowie auf dem Kreuz, die Kannelirung der langen Rückenstacheln, durch die grosse Breite der Stachelkiele am Schwanzende, die grössere Länge des Borstenkammes und der Rückenstacheln. Die Borstenhaare der Mähne haben fast sämmtlich braune Spitzen, die langen Rückenstacheln sehr lange weisse Spitzen, die kurzen Stacheln des Kreuzes sind der gan- zen Länge nach weiss, Der Schädel ist viel weniger gewölbt als bei voriger Art, die Nasen- beine ungleich schmäler und kürzer, fast parallelseitig, die Stirnbeine in eben dem Grade länger, der Zwischenkiefer breiter. Das Zahnsystem bie- tet keinen wesentlichen Unterschied. Vom übrigen Skelet erwähnt nur Waterhouse, dass er an einem Exemplar von Nepal acht Halswirbel zählt, der Querfortsatz des achten perforirt wie die vorhergehenden. Rippentra- gende Wirbel gibt er 15, bei H. cristata 14 an, rippenlose bei beiden 4. In Syrien, Persien, Afghanistan, Nepal und Hindostan. H. Africae australis Pet.6) Das südafrikanische Stachelschwein steht dem gemeinen noch näher als die vorige Art, wie denn alledrei auch erst neuerdings unterschieden worden sind. Die Schnauze ist wiederum nur dünn behaart, die Schnurren schwarz, die dicksten am Grunde weisslich braun. Der Rand der Augen und das ganze Gesicht sparsam mit platten oder längs der äussern Fläche einfach gefurchten Borsten hekleidet; die Stachelborsten des Halses platt, auf der äusseren Fläche convexer, schwach längsgefurcht, meist einfarbig braun, zum Theil am Grunde weiss, ebenso die Borsten am Bauche und der Schulter schwarzbraun, nur wenige weiss- spitzig; die längsten Mähnenborsten erreichen 19'/, Zoll, sind schwarzbraun mit langen weissen Enden, andere ganz weiss oder mit einem weissen Ringe. Einige dünnere Stacheln werden über zwei Fuss lang, sind ent- weder schwarzbraun mit weissen Ringen und weisser kurzer Spitze, am Grunde weiss oder schwarz, oder an der untern Hälfte schwarzbraun mit 9) Brandt, mem. acad. Petersb. 1835. I. 375. tb. 10. fig. 3—6; A. Wagner, 'Schreb. Säugeth. IV. 17; Waterhouse, Mammal. II. 454. tb. 20. fig. 2; H. eristata u. H. leucurus Gray, Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 350; Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 1. 103. — Cautley u. Falconer erwähnen fossile Reste aus den Tertiärschich- ten des Himalaya, ohne nähere Angaben. 6) Peters, Säugeth. Mossamb. 170. Tf. 32, fie. 6. 7. Säugethiere, 31 482 Unguiculata. Glires. weissen Ringen, in der obern rein weiss. Die meisten Stacheln sind am Grunde weiss, darüber weiss geringelt oder ganz braunschwarz, die kleinen Kreuzstacheln einfach schwarzbraun oder zugleich weissspitzig. Die Stacheln sind längsgefurcht, am Ende mehr weniger zweischneidig. Platte braun- schwarze Stachelborsten bekleiden die Gliedmassen und verdecken die Krallen. Der Schädel hat im Allgemeinen die gewölbte Form des gemeinen, aber einen viel stärkeren Jochfortsatz des Oberkiefers, im obern Theil viel kürzere Schläfengruben, im hirntragenden Theile breiter, die Nasenbeine zwar gross und breit, doch nicht über den vordern Rand der Augenhöhlen hinausragend, daher die Stirnbeine in der Mitte doppelt so lang als bei H. ceristata, die Zwischenkiefer hinten sehr schmal. Die Nagzähne sind ungcfärbt. 14 Wirbel tragen Rippen, 5 sind rippenlos, 3 bilden das Kreuz- bein und 13 den Schwanz. Die Leber ist sechslappig, die Gallenblase fehlt, der Magen von bohnenförmiger Gestalt. In Südafrika. b) Arten ohne Mähne. H. javanıca Cuv.?) Der Mangel der Borstenmähne auf dem Kopfe und Halse unterscheidet diese Art sogleich von den vorigen. Statt dersel- ben sind die Borsten kurz, verlängern sich allmählig erst auf der vordern Hälfte des Rumpfes, wo sie wie an den Seiten in platte, fein zugespitzte, auf der Aussenfläche von einer tiefen Rinne durchzogene Stacheln über- gehen, die nach hinten rundlich oder kantig, sehr hart und fest, meist nur drei Zoll lang werden. Zwischen den Stacheln stehen nur einzelne Borsten. Die Schnurren sind sehr lang und steif. Die hohlen Stachelkiele am Ende des Schwanzes sind sehr kurz und schmal. Die Ohren relativ lang und hinten stark ausgeschnitten, Nasenkuppe und Lippen dicht behaart. Die Borsten und platten Stacheln sind mehr oder minder dunkel kastanienbraun, einige hintere mit weissen Spitzen, um die Kehle wie vorhin ein weisser Halskragen, die längern kantigen Stacheln dunkelbraun, am Grunde und meist auch an der Spitze licht gelblich weiss, die Hohlkiele des Schwanzes weisslich, die Füsse dunkelbraun. Das Colorit ist daher im Allgemeinen dnnkel saftbraun, nach hinten weiss gescheckt. Die Nagzähne lebhaft safran- farben. Das Thier bleibt etwas kleiner als vorige. Der Schädel ist schmal, gestreckt, sehr wenig gewölbt, die Nasenbeine parallelseitig, schmal, kurz, hinten fast geradlinig abgestutzt, weit vor den Augenhöhlen endend, die Stirnbeine lang und sehr breit, die Jochbögen mässig. Die Zähne und das Skelet scheinen keine erheblichen Eigenthüm- lichkeiten zu bieten. In Java, Sumatra und Borneo, paarweise in langen unterirdischen Gängen mit doppeltem Ausgange. 7) Waterhouse, Mammal. II. 465. tb. 20. fig. 4; Giebel, Odontogr. 57. Tf. 24. fie. 22 (Milchgebiss); Acanthion javanicum Fr. Cuvier, mem. du Mus. IX. 425. tb. 20. fig. 3. 4; v. d. Hoeven, nov. act. Bonn. XIX.a 182. tb. 19. fig. 4; H. torquata und H. ecaudata v. d. Hoeven, Tydschr, 1836. II. 110; H. fasciculata Müller, Verhdl. nederl. Bezitt, 1. 36; H. brevissima A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 20; Acanthion Flemmingi Gray, Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 354 ist nach Waterhouse ein Ba- stard von der javanischen und gemeinen Art. Es hat 14 rippentragende, 4 rippen- lose, 5 Kreuz- und 15 Schwanzwirbel. Hystrices. Atherura. 483 H. Hodgsoni Gray ®) Das nepalsche Stachelschwein gleicht in der Grösse, dem Mangel der Mähne und dem Colorit im Allgemeinen dem java - nischen, unterscheidet sich aber schon durch die vierkantigen Stacheln mit langer dünner Spitze und tiefer Längsfurche an der Aussenseite, Sparsame Haare stehen zwischen den Stacheln und bekleiden die Schnauze und sehr dicht die Füsse. Einzelne dünne und biegsame Stacheln erreichen bis zehn Zoll Länge, sind zum Theil ganz weiss oder in der Mitte mit einem schwar- zen Ringe versehen. Von den kurzen starken Stacheln sind einige in der untern Hälfte weiss, in der obern schwarz, andere weiss mit sehr breitem schwarzen Ringe an der Spitze, die Stacheln an der Unterseite des Schwan- zes und die hohlen Schafte an dessen Ende ganz weiss. Der weisse Hals- kragen ist sehr undeutlich, die Ohren klein. Am sehr wenig gewölbten Schädel greifen die ziemlich breiten Nasen- beine breitbognig zwischen den Augenhöhlen in die Stirnbeine ein, diese verkürzen sich daher, doch bei Weitem nicht so sehr als bei der gemeinen Art.. Der Zwischenkiefer ist vorn sehr breit und verschmälert sich nach hinten mehr als bei irgend einer andern Art. Der Jochbogen ist schwach, die Scheitellinie verlängert, der Gaumen schmal, die Backzähne fast rund. In Nepal sehr häufig, Atherura Guv. Diese Gattung begreift die Stachelschweine, deren Schwanz fast die Körperlänge erreicht, statt der Stacheln oder Borsten mit Schuppen beklei- det ist und am Ende eine Quaste horniger flacher Plättchen trägt. Im All- gemeinen sind sie von geringerer Körpergrösse als die ächten Stachelschweine, haben kurze nackte Ohren, vierzehige Vorderfüsse mit kleiner Daumenwarze und fünfzehige Hinterfüsse und kurze Stacheln von eigenthümlicher Gestalt. Der Schädel ist schmal und gestreckt, das Profil zwischen den Augen- höhlen geradlinig oder leicht eingebogen, die Nasenbeine schmal und kurz, kaum so weit als der sehr breite, nach hinten stark verschmälerte Zwischen- kiefer zurückreichend, der Jochbogen ziemlich stark, die Backzahnreihen pa- rallel, die Zähne gerundet, mit. den tiefen und zahlreichen Falten der vorigen Gattung oder mit wenigeren. Im Uebrigen scheinen die wenigen Arten mit Hystrix übereinzustimmen. A. fasciculala Shaw °). Das gequastete Stachelschwein wird etwa anderthalb Fuss lang und mit dem Schwanze wenig mehr als zwei Fuss. Sein Colorit ist im Allgemeinen gelblichbraun mit dunkelbraunen Rücken- flecken, die Stacheln sind an der Wurzel braunweiss und werden nach oben dunkler, an der Spitze schwarz zumal die Rückenstacheln. Aehnlich sind die dazwischen stehenden Borsten gefärbt. Die Ohren sind halboval, hinten etwas ausgerandet und mit dünnen braunen Haaren spärlich be- kleidet. Die Schnurren sind sehr lang, stark, braun, die Schnauze dicht behaart, die kurzen Füsse fünfzehig, doch der vordere Daumen auffallend verkürzt mit kleinem runden Nagel, der hintere länger mit deutlicher Kralle, die Sohlen nackt. Die Stacheln sind flach, unten am breitesten, oben 8) Gray, Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 352; Waterhouse, Mammal. II. 461. tb. 20. fig. 3; H. alophus Hodgson, Journ. Asiat. soc. Bengal. 1847. 772. tb. 32. 9) Shaw, gen. Zool. Il.a 124; Buffon, hist. nat. suppl. VIl. 303. tb. 77; Water- Be zen 11. 470; H. macroura Gervais, voy. de la Bonite Mammif. 60. tb. 11. 8. 4-6. 3 484 Unguiculata. Glires. scharfspitzig, bei einem Zoll Länge haben sie unten eine Linie Breite. An der untern Seite werden sie kleiner und schwächer, Die auf dem Rücken dazwischen stehenden Borsten erreichen wohl drei Zoll Länge. Der Schwanz ist nur an der Wurzel mit Stacheln bekleidet, übrigens mit rautenförmigen läangsgestreiften Schuppen und am Ende mit einer Quaste langer platter Haare, die wie Pergamentstreifen von 3 bis 4 Zoll Länge aussehen. In der Wirbelsäule finden sich 16 rippentragende, 5 rippenlose, 4 Kreuz- und 22 Schwanzwirbel. In Siam und der malayischen Halbinsel. A. macroura Waterh. !) Das langschwänzige Stachelschwein wird etwas grösser als vorige Art, fast Y, Fuss länger und besitzt längere Stacheln zumal auf dem Hinterrücken, wo sie fünf bis sechs Zoll erreichen und von einzelnen Borsten noch um zwei Zoll überragt werden. Die streifenartigen Haare an der Schwanzspitze erscheinen abwechselnd eingeschnürt und erweitert und sind drei bis vier Zoll lang. Die Schnurren werden sieben Zoll lang. Bei einem jungen Exemplare sind die Stacheln vierkantig, die dazwischen stehenden Borsten ganz weiss, erstere am Grunde weiss, übri- gens dunkelbraun, einige an den Seiten des Körpers in der untern Hälfte weiss und mit kurzer weisser Spitze. Die Unterseite des Körpers ist schmutzig gelblichweiss. Das vordere Drittheil des Schwanzes trägt Stacheln. Auch der Schädel bietet einige Differenzen von voriger Art. Wahrscheinlich auf Sumatra. A. africana Gray ?). Kleiner als vorige beide, der Schwanz ein Vier- theil bis ein Drittheil der Totallänge einnehmend. Die Stacheln erreichen meist nur anderthalb Zoll Lange bei anderthalb Linie Breite, sind flach, längsgefurcht, sehr scharfspitzig mit Widerhäkchen an der Spitze. Auf dem Hinterrücken werden sie beinah vier Zoll lang und sind gerundet, von längern Stachelborsten überragt. Die Stacheln sind an der Wurzel schmutzig weiss, übrigens braun bis braunschwarz, an den Seiten einige mit weisser Spitze. Die Unterseite ist bräunlich weiss, die Schwanzquaste weiss, die sehr langen Schnurren braun mit weisser Wurzel. Der Schädel zeigt einige, doch nicht sehr auffallende Unterschiede. Auf Fernando Po und der Sierra Leona. Theridomys Jourd. Diese vorweltliche Gattung gründet sich auf einzelne Zähne und Zahn- reihen, die den Typus der Hystrieinen unverkennbar darstellen, ja zum Theil Hystrix selbst gleichen , andern Theils jedoch den Echinomyinen der folgen- den Familie und weiter hinaus noch den Chinchilliden sich anschliessen. Sie alle in einer Gattung vereinigt zu lassen wird nach vollständigerer Kenntniss der Ueberreste nicht mehr möglich sein. Wir führen die Arten hier auf: Th. lembronica Gerv. ?) von Issoire hat vier ziemlich gleich grosse mn m am nn mn m 1) Waterhouse, Mammal. Il. 472. tb. 18. fig. 6; Giebel, Odontogr. 57. Tf. 24. fig.9; Hystrix macroura Linne, syst. nat. XX. 77; Schreber, Säugeth. IV. 607. Tf. 170; H. fasciculata Gray, Illustr. Ind. Zool. II. tb.15; Porcus aculeatus Seba, thesaurus I. 84. tb. 52. fig. 1. 2) Gray, Ann. a. mag. nat. hist, 1842. X. 261. 1847. XX. 355; Waterhouse, Mam- mal. II. 476. tb. 18. fig. 5; A. fasciculata Bennet, gard. a. menag. zool. soc. I. 179. i 3) Gervais, Zool, et Pal. fr. tb. 47. fig. 13; Giebel, Odontogr. 57. Tf. 22. ig. 18. Hystrices. Anomalurus. 485 Backzähne, deren obere eine sehr tief und schief eindringende innere Schmelzfalte haben, während ihre vier äussern Falten bereits zu ebenso viel Inseln abgeschlossen erscheinen; von diesen ist die vorletzte die längste und am stärksten gekrümmte, die letzte die kleinste, kürzeste. Die Reihen vergiren nach hinten. Bei den vier untern Backzähnen schliessen sich die beiden hintern innern Falten nicht zu Inseln ab, die beiden vordern gleichen den beiden hintern der obern. Der Jochbogen steht weit vom Schädel ab, seine vordere Basis weit durchbrochen, der Unterkieferast hoch. Th. Blainvillei Gerv.*) Den vier unteren Backzähnen fehlt die kleinste Insel und ihre Innenseite ist flach gedrückt, übrigens gleichen sie ganz den vorigen. Ebenfalls aus den Süsswassermergeln von Issoire. Th. aquatilis Gerv.5) Ein Unterkieferfragment von Ronzon, dessen Zahne eine kürzere äussere Falte und wie vorige nur drei innere Falten haben, von welchen die mittlere die kürzeste und geöffnet bleibt, während die vordere und hintere tiefere sich frühzeitig zu Inseln ablösen. Hier ist der Echinomyinentypus schon deutlicher ausgebildet. Anomalurus Waterh. Eine höchst eigenthümliche Gattung, welche als Bindeglied der Hystri- einen, Pterosciuren und Myoxinen eigentlich zum Typus einer selbständigen Familie erhoben zu werden verdient. In der äussern Gestaltung gleicht sie Pteromys, dessen Flatterhaut sie zwischen den Gliedmassen hat, unterscheidet sich nur durch starke Krallen und einige dicke hornige Schuppen vorn an der Unterseite des Schwanzes. Auch die Schenkel sind durch eine Spann- haut verbunden, aus welcher der lange Schwanz frei hervorragt. Der Pelz ist weich. Das Zahnsystem ist nun ganz hystricinenarlig. Die vier Back- zähne-jeder Reihe sind von gleicher Grösse. Die untern haben eiue kurze, breite und schiefe Falte in der Mitte der Aussenseite und je vier quere lange Inseln aus den von aussen eindringenden Falten entstanden. Bei den obern Backzähnen erscheint die einfache innere Falte nur noch als schwache Buch- tung, die vier äussern Falten ebenfalls als schmale lange Querinseln. Die Nagzähne sind vorn glatt und gelb. Auch der Schädel entfernt sich weit von den Sciurinen, um sich den Hystricinen zu nähern. Den Stirnbeinen fehlt der Postorbitalfortsatz und das Loch im Oberkieferjochfortsatz gleicht dem bei Sphiggurus. Das Schädeldach ist breit und flach, die Augenhöhlen sehr gross, der Jochbogen niedrig, die Gehörblasen gross, die Gaumengegend schmal, der hintere Wınkel des Unterkiefers sehr stark, jedoch völlig stumpf. Die Wirbelsäule zählt 7 Hals-, 13 rippentragende, 9 rippenlose, 4 Kreuz- und 31 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt mit grossem breiten Acromion und einem eigenthümlichen Fortsatz an der Unterseite vor der Gelenkfläche, Schlüssel- beine sehr entwickelt, Oberarm mit starker Deltaleiste und untrer seitlicher Perforation, Unterarmknochen ihrer ganzen Länge nach getrennt, Elle mit grossem Olecranon, fünfFinger, Becken gestreckt, Femur mit grossem dritten Trochanter, Unterschenkelknochen getrennt, fünf Zehen. Männchen mit grossem Ruthenknochen. — 4) Gervais, Zool. et Pal. fr. 47. fig. 18; Giebel, Odontogr. 97. Taf. 22. fig. 6. Die von Bravard und Gervais hiemit vereinigte obere Zahnreihe ist von ganz an- derem Typus. 5) Gervais, Zool. et Pal. fr. tb. 47. fig. 19; Giebel, Odontogr. 97, Auch hiervon müssen tiervais Tab. 46. fig. 6. 7 getrennt werden 486 Unguiculata. Glires. Man unterscheidet zwei Arten: A. Fraser: Waterh. 6) von Fernando Po und A. Pelei Tem.?) von der Nordküste Afrika’s. Neunte Familie. Muriformes. Die Mitglieder dieser Familie gleichen m der äussern Erscheinung den Ratten, in Körperbau und allgemeiner Färbung, in den kurzen, breiten, abge- rundeten, sehr spärlich behaarten Ohren, den kurzen vorn vierzehigen Pfoten mit verkümmerten Daumen und den meist langen beschuppteu und spärlich, selten buschig behaarten Schwanz. Ihr Pelz ist bei einigen Mitgliedern weich, bei andern straff und borstig, bei noch andern stachlig. Die Stacheln platten sich über dem Grunde mit plötzlicher Erweiterung völlig ab und ziehen sich in lange scharfe Spitzen aus, ihre Ränder biegen sich nach einer Seite um, die daher längsgefurcht erscheint. Lange starke Schnurren sind allgemein vorhanden. Die Krallen sind stark und gross, nur ausnahmsweise stumpf, die Länge des Schwanzes variirt, steigt aber bis über Körperlänge. Das Gebiss besteht allermeist aus vier wurzellosen oder gewurzelten Back- zähnen in jeder Reihe mit ein bis drei Schmelzfalten jederseits, so jedoch, dass die eine Seile stels nur eine, die entgegengesetzte eine oder mehre hat, selten fehlen alle Falten und die Zähne sind einseitig gebuchtet. Bei vielen lösen sich einzelne Falten bei weit vorgerückter Abnutzung als freie Schmelz- inseln ab. Die Nagzähne sind vorn glatt, nur ausnahmsweise die obern ge- furcht, meist gefärbt. Der Schädel zeichnet sich durch die breite flache Stirn- gegend aus, die geraden Vorder- und Hinterränder der Stirnbeine, die unge- heuer weite Oeffnung im Jochfortsatz des Oberkiefers für einen Theil des Masseters, die beträchtliche Grösse der knöchernen Gehörblase, des Zitzen- fortsatzes und Hinterhauptsloches. Am Unterkiefer erscheint der Kronfortsatz nur als kleiner Vorsprung, dagegen zieht sich der hintere Winkelfortsatz in einen langen Dorn aus. In der Wirbelsäule hat der Atlas gewöhnlich gut entwickelte Flügel, der Epistropheus einen oft bis über beide folgende Wirbel reichenden Dornfortsatz, die übrigen Halswirbel ohne Dornen, ebenso oder nur mit unbedeutendem der erste Rückenwirbel, der zweite Rückenwirbel dagegen mit dem längsten und stärksten Dorn, der auf seinem verdickten Ende noch ein bewegliches Knöchelchen trägt. Der 11. oder 12. Wirbel ist der diaphragmatische, ihm folgen 7 bis 9 Lendenwirbel, 3 bis 4 Kreuzwirbel und die Zahl der Schwanzwirbel steigt bis auf 43. Rippen pflegen 12, 13, seltener mehr Paare vorhanden zu sein. Kräftige Schlüsselbeine fehlen nie- mals und die Gräte des Schulterblattes zieht sich in ein langes Akromion aus. Das Becken ist schmal und gestreckt, der Oberarm oft mit starker Deltaleiste und der Oberschenkel mit grossem dritten Trochanter, Unterarm- und Unter- schenkelknochen beide vollkommen entwickelt und nicht verschmelzend. Ueber die weichen Theile liegen erst von wenigen Galtungen Untersuchungen vor. Die Hoden stecken bald in der Bauchhöhle, bald liegen sie ausserhalb derselben. Die Zitzen der Weibchen pflegen hoch an den Seiten des Kör- pers zu liegen, zuweilen ein Paar in den Weichen. Die Leber ist einlappig, der Blinddarm sehr gross. 6) Walerhoause, Procced. zool. soc. 1842. 124; Pteromys derbianus Gray, Ann, mag. nat. hist. 1842. 262. 1) Gervais, Ann. sc. nat. 1895. 3%X7 2227 10.13. Muriformes. Myopotamus. 487 Die Muriformen sind scheue furchtsame Thiere, die in selbstgegrabenen Höhlen oder auf Bäumen leben, einige gehen auch ins Wasser. Sie nähren sich von Wurzeln und Früchten. Einige werden ihres Pelzes, andere ihres schmackhaften Fleisches wegen nachgestellt, doch ist der Nutzen im Allgemei- nen gering. I. Echimyina. Backzähne an der einen Seite mehrfaltig, an der andern stets einfaltig, Haarkleid stachlig, borstig, straff, nur aus- nahmsweise weich. 1. Hydrophila. Wasserbewohner mit fünfzehigen Füssen und grossen Schwimm- häuten zwischen den hintern Zehen und mit 'Woll- und Borsten- haaren. Myopotamus Geoffr. Der Schweifbiber hat den Habitus des gemeinen Bibers, das Gebiss desselben, keine gespaltene Oberlippe, kurze gerundete Ohren, kurze fünf- zehige Beine mit starken Krallen und grossen Schwimmhäuten zwischen den hintern Zehen, einen runden wirtelförmig geschuppten Schwanz und einen diehten Wollpelz mit verlängerten Borstenliaaren. Das Gebiss zeichnet sich aus durch sehr grosse, stärke und breite Nag- zähne mit glatter bräunlichrother Vorderseite und durch vier gleichmässig an Grösse zunehmende Backzähne in jeder Reihe, von denen die obern an der Innenseite eine schief von hinten nach vorn etwa bis zur Mitte der Kaufläche eindringende Falte und an der Aussenseite drei ähnliche Falten haben, welche bei vorgerückter Abnutzung zu länglichen gekrümmten Schmelzinseln sich abschliessen. Die Unterkieferzähne sind ebenso nur im entgegengesetzten Sinne, an der Aussenseite die eine, au der Innenseite die drei eindringenden Schmelzfalten. Oben wie unten dringen die Falten bis zur Mitte der Kau- fläche ein, ohne von beiden Seiten her tief in einander zu greifen. Die dritte Falte pflegt die tiefste zu sein. Die Wurzelbildung ist nicht vollständig und kann nach Waterhouse als halbwurzlig bezeichnet werden. Die grosse Uebereinstimmung des Zahnsystemes mit dem Biber geht nicht auf das Skelet über, dessen Formen sich weit von jenem entfernen, um sich denen von Echimys und Capromys zu nähern. Das Schädeldach liegt fast horizontal, nur in der Stirngegend sehr sanft erhöht, die Nasen- beine fast in ihrer ganzen Länge gleichbreit, hinten gerade abgestumpft, das Loch im Oberkieferjochfortsatz fast so gross als die Augenhöhle, hinterer Gaumenausschnitt bis zwischen die Mitte des letzten Backzahnes reichend, Felsenbein sehr gross, Processus mastoideus sehr stark, lang und gekrümmt, Hinterhauptsloch von enormem Umfange, der Jochbogen ist stark und hoch, die Gaumengegend uach vorn ansehnlich verschmälert, die Backzahnreihen hier fast zusammentreffend, die Hinterhauptsfläche übergeneigt, der Kronfort- salz des Unterkiefers ganz unbedeutend, dagegen der Eckfortsatz sehr lang und stark, nach aussen gerichtet, der Symphysentheil kurz, der untere Rand ganz nach aussen geworfen, so dass die hintere Hälfte des Kieferastes gedreht erscheint. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 13 Rücken-, 6 Lenden-, 4 Kreuz- und 26 Schwanzwirbeln. Der Atlas mit schmalen langen Flügeln, der kurze Epistropheus mit einem niedrigen, aber enorm langen, bis über ‚den fünften Wirbel reichenden Dorn, die übrigen Halswirbel ohne Dornen, 488 Unguiculata. Glires. nur der letzte mit einem kleinen Höcker, die Querfortsätze dagegen stark und nach unten und hinten gerichtet. Der erste Rückenwirbel ebenfalls noch mit einem ganz niedrigen Dorn, der zweite dagegen mit dem längsten und stärksten senkrecht stehenden, am verdickten Ende gespaltenen Dorn, der dritte wieder mit viel kürzern, die folgenden mehr nach hinten geneigt, vom achten an breiter werdend mit erweitertem stumpfen Ende, der elfte Wirbel ist der diaphragmatische, also in Wahrheit 10 Rücken- und 8 Lendenwirbel. Diese mit verlängerten schiefen Fortsätzen, vom dritten an mit schnell an Länge und Breite zunehmenden plattenförmigen, schief vor und abwärts ge- richteten Querfortsätzen. Von den 4 Kreuzwirbeln verwachsen nur drei inniger mit einander, der vierte bleibt getrennt, alle sind gleich breit, mit breiten getrennten Dornen, deren erster nach vorn geneigt ist, die folgenden senk- recht stehen. 26 Schwanzwirbel, die Querfortsätze der drei ersten noch im Becken liegenden bis an die Sitzbeine verlängert, doch durch die sehr brei- ten Gelenkfortsätze und die verkümmerlten Dornen von den Kreuzwirbeln ge- schieden, vom fünften an verwandeln sich die (uerfortsätze in seitliche die ganze Wirbellänge einnehmende Platten, die allmählig verkümmern. 7 wahre und 5 falsche breite platte Rippen jederseits, das Brustbein fünfwirblig, das Schlüsselbein stark, wenig gekrümmt, das. Schulterblatt sehr, breit, an der vordern obern Ecke stark abgestumpft, mit vor der Mitte gelegener Gräte, aus deren Mitte sich ein nach vorn reichendes Acromion mit plattenförmigem Ende erhebt; Oberarm stark und kantig, mit hakiger Deltaleiste und perfo- rirter Olecranongrube, Unterarmknochen gleich stark, kantig, innig an einan- . der liegend, Olecranon verdickt, fünf vollständige Finger; Becken sehr gestreckt, zumal die Hüftbeine sehr lang und stark dreikanlig, Oberschenkel gerade mit verdicktem grossen Trochanter, warzenförmigem kleinen, und ohne dritten wie bei dem Biber, Tibia dick, kanlig, stark gekrümmt, Fibula am Tarsus- gelenk theilnehmend, nur im untern Drittel innig an der Tibia liegend, Astra- galus mit schiefer Rolle, fünfZehen doppelt so lang und stark als die Finger. In der Handwurzel liegen in der ersten Reihe das Erbsenbein, keilförmige Bein und das vereinigte Kahn-Mondbein, in der zweiten das kleine dreiseitige, das grosse, Lrapezförmige, Mondbein und Hakenbein. In der Fusswurzel sind Galcaneus und Astragalus von ansehnlicher Grösse. Von den weichen Thei- len ist die längliche Gestalt des Magens, die sehr beträchtliche Erweiterung im Anfange des Duodenum, der grosse widderhornähnliche Blinddarm, die srosse Schlinge im Anfang des Dickdarmes und eine am Ende des Mast- darmes befindliche, wallnussgrosse, in den After mündende Drüse zu erwäh- nen. Die vier Zitzenpaare liegen hoch oben an den Seiten des Körpers und nicht am Bauche und sind ganz im dichten Wollhaar versteckt. - Der Darm- kanal hat die 16fache Körperlänge, die Leber ist dreilappig. { Man kennt nur eine südamerikanische Art: i M. coypus Geoflr.®) Der Coypu erreicht nicht ganz die Grösse des Bibers und bekleidet sich mit einem sehr dichten weichen Wollhaar, das — 8) Geoffroy, Ann. d. Museum 1805. VI. 81; Darwin, voy. Beagle Zool. I. 78; Fahraeus, vetensk. akad. Handl. Stockh. 1841. 222; Isis 1842. 375; Christy, Proc. zool. 1835. III. 147; Martin, ibid. 173; Lereboullet, Mem. soc. hist. nat. Strasbg. 1843. Ill.c; A. Wagner, Schreb. Saugeth. IV. 9; Waterhouse, Mamm. Il. 297. tb. 15. fig. 1., tb. 16. fig. 1; Giebel, Odontogr. 56. Taf. 23. fig. 24; Mus coypus Molina, Saggio sulla Stor. Nat. Chili 1782. 287; Mus castoroides Barrow, Linn. Transact. 1812. xl. 168; Hydromys coypus Desmarest, Mammal. 296; Potamys coypu Desmarest, dict. Muriformes. Capromys. 489 am Grunde trübgrau, nach aussen schmutzig röthlichbraun oder mehr we- niger braungelb ist. Die längern Borstenhaare sind in der untern Hälfte dunkelbraun, in der obern licht rostgelblich. Ober- und Unterlippe und Nasenspitze sind mit weissen Haaren besetzt, die Vorderfüsse dunkelbraun, Fusssohlen, Krallen und Ohren schwarz, die längern Bartborsten theils ganz weisslich, theils mit dunkleren Enden, die borstigen Schwanzhaare schmutzig = bräunlich gelb. Der Ton dieses Colorites ändert etwas ab. Von den langen © Hinterzehen sind vier durch eine bis an die Krallen reichende Schwimm- haut verbunden, die äussere Zehe ist frei. Der Schwanz erreicht fast die Länge des Körpers und ist wie der Rattenschwanz mit Schuppen wirtel- förmig bekleidet. Ä Der Coypu lebt paarweise an Flussufern, in denen er 3 bis & Fuss ' tiefe und halb so breite Höhlen gräbt, in welchen das Weibchen 4 bis 6 ‚ Junge wirft. Er schwimmt und taucht vortreffllich und nährt sieh von ' Wasserpflanzen. Sein Pelz wird zur Anfertigung von Hüten verwandt und wur- ; den im J. 1831 allein aus den Häfen von Buenos Ayres und Montevideo ' nahe an 430,000 Felle nach England verschifft. | Bewohnt Südamerika von der Südgrenze Brasiliens und von Paraguay ı an nach Patagonien hinab, häufig besonders im Gebiete des Laplata. ‚2. Geophila. Leben in selbstgegrabenen Erdhöhlen oder auf Bäumen, Füsse vier- meist aber fünfzehig, olıne Schwimmhäute, mit BAER Stacheln oder Borsten, selten mit ganz weichem Pelze. a) Nagzäahne vorn glatt, ungefurcht. «) Haarkleid weich, ohne Borsten; Schwanz beschuppt, nackt, Füsse fünfzehig. ao) Backzähne mit queren Schmelzfalten. Capromys Desm. | Die Ferkelratten haben einen kurzen gedrungenen Raltenkörper mit kur- zen kräftigen Gliedmassen, ziemlich kurze gerundete, fast nackte Ohren, mässige Augen, fünfzehige Füsse, einen rudimentären vorderen Daumen mit ‚ Plattnagel, und einem runden, zugespitzten, wirtelförmig beschuppten, übri- ' gens fast ganz nackten Schwanz. Ihr Haarkleid ist dicht und rauh. Die Nagzähne sind vorn convex, glatt und licht gelblich gefärbt, die un- tern sehr stark comprimirt, die obern weniger. Die vier Backzähne jeder ‚ Reihe sind von ziemlich gleicher Grösse, wurzellos, die obern mit je zwei ' äussern und einer innern, die untern mit je zwei innern und einer äussern ‚ Falte, durch welche die eine Hälfte eines jeden Zahnes in drei am Rande , zugespitzte Lappen und die andere in zwei breitere und minder zugespitzte ‚ Lappen getheilt wird. In den beiden vordern obern Backzähnen richten sich die Falten schief nach hinten, bei den letzten beiden sind sie der Querachse ' parallel, bei allen untern sämmtlich nach vorn gerichtet. Die unpaare Falte dringt überall zwischen die beiden längern der entgegengeselzten Seite vor und von diesen ist oben stets die hintere die längere, die vordere nicht über die Mitte der Kaufläche hinausreichend, bei den untern Zähnen umgekehrt. sc. nat. XLIV. 491; Myopotamus bonariensis Rengger, Paraguay 237; Mastonotus Pope- lairi Wesmael, Bull. acad. Brux. 1841. II. 61; Guillinomys chilensis Lesson, nouv. tabl. regne anim. 126. E 490 Unguiculata. Glires. Das fast ganz platte Schädeldach ist seiner Länge nach fasl gleich breit, clie Augenhöhlen ziemlich vollständig umschlossen, der Jochbogen stark und breit, die Oeffnung im Oberkiefer sehr umfangsreich, das Thränenbein klein, die Paukenknochen sehr entwickelt, der Zitzenfortsatz gross und stark wie bei dem Coypu, dem auch der Unterkiefer gleich, nur höher mit hakigem Kronfortsatz, die Nasenbeine vorn nur wenig erweitert, hinten quer abge- slumpft, hinterer Gaumenausschnitt, Verschmälerung der Gaumenfläche, Grösse des Foramen occeipitale magnum wie bei Goypu. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 16 rippentragenden, 7 rippenlosen, 4 Kreuz- und wahrscheinlich 22 Schwanzwirbeln. Der Atlas hat grössere Flügel als bei dem Coypu, der Epistropheus einen höhern aber fast ebenso langen Dorn, die folgenden Wirbel mit niedrigen deutlich entwickelten Dornen; der Dorn des dritten Rückenwirbels nicht kürzer als der des zweiten. Der elfte Wirbel ist der diaphragmatische, die Dornen der Lendenwirbel breit und hoch, die der | Kreuzwirbel getrennt, die vordern Schwanzwirbel gleichfalls mit untern Bogen- rudimenten. 16 Rippenpaare. Schlüsselbein .und Schulterblatt wie bei Goypu. die Hüftbeine relativ kürzer, Oberarm und Oberschenkel jenem sehr ähnlich, die Olecranongrube nicht perforirt, Unterarm- und Unterschenkelknochen völlig getrennt, Hinterzehen minder auffallend vergrössert. Die weichen Theile zei- gen die nächste Aehnlichkeit mit den Cavinen; die Leber in unzählige, wink- lige Läppchen getheilt und zu grössern Lappen vereinigt; die Hoden in der Bauchhöhle gelegen, mit sehr grossen fetligen Fortsätzen. Das Weibchen mit 2 Zitzen an der Brust und 2 am Bauche. Die Ferkelratten sind furchtsame Thiere von Kaninchengrösse oder kleiner, die in Gebüschen und auf Bäumen leben, behend und geschickt klettern und dabei den Schwanz zu Hülfe nehmen. Sie lassen sich zähmen und ihr Fleisch wird trotz des unangenehmen Geschmackes und starken Geruches gegessen. Ihre Heimath sind einige der grössern Antillen. C. pelorides Wath.®?) Der Schwanz ist kürzer als der Körper, das | Haarkleid lang und sehr rauh, die Haare braun mit gelblichem Ringe vor | der kurzen schwarzen Spitze, auf,dem Kreuze rostbraun, an Brust und 1 Bauch feiner, schmutzig braungrau, Kinn, Kehle und Vorderbrust rein weiss | oder weisslich, ebenso die Zehen, die sparsamen Haare des Schwanzes | braun, die Krallen schwarz, die Iris braun, die Ohren schwärzlich mit ein- zelnen weissen Haaren. Das Thier erreicht eine Länge von 1, bis 2 Fuss, wovon ziemlich ein Drittheil auf den Schwanz kömmt, | Auf Cuba und St. Domingo. i C. prehensilis Poepp. !) Hat eine weichere Behaarung als vorige Art, ovale, aussen nackte, innen behaarte Ohren. Die Farbe des Rückens ist eine Mischung von Grau und Rostfarben, die Haare an der Wurzel schwarz und weich, in der Mitte grau, an der Spitze rostfarben und steif, der Nacken || 9) Waterhouse, Mammal. II. 287. tb. 12. 13. fig. 1. tb. 14; Giebel, Odontogr, | 99; Isodon pilorides Say, journ. acad. nat. sc. Philad. 1822. 11. 333.c tb.; Capromys \ Fournieri Desmarest, Mem. hist. nat. Paris I. 43. tb. 1; Diet. class. hist. nat. fasc, " 3. nro. 1. 14; Zool. journ. I. 81. tb. 1. 227; IV. 269; V, 179; Owen, proceed. zool, | soc. 1832. II. 68. 100; Okens Isis 1535. 381; Ramon de la Sagra, Cuba, mammif, | 11. ib. 3. 4. 6. 7; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 322. \ 1) Poeppig, Journ. acad. nat. sc. Philad. 1824. IV. I. 11; Ramon de la Sagra, || Cuba mammif. 12. tb. 5. 8. fig.2.3; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 324; Water- | house, Mammal. ll. 292; Giebel, Odontogr. 55. Taf. 24. fig. 1; C. Poeyi Guerin, mag, | 2001. 1834. cl. I. tb. 15. | * Muriformes, (Capromys. Plagiodontia. Echinomys. 491 gelblich, Stirn, Wangen und Unterhals gelblich weiss, Brust und Bauch weiss, mit dunklem Streif jederseits, Schwanzgegend nackt, Schnauze schwarz, die Zehen mit kurzen weissen Haaren besetzt, die Schnurren weiss oder braun, der Schwanz fast von Körperlänge, an der Wurzel rostfarben, die Haut grau, die Spitze oben nackt, bisweilen mit starren langen Haaren be- setzt. Im Gebiss sind die Falten der Backzähne länger als bei voriger Art, Nur auf Cuba, ßß) Backzähne mit diagonalen Schmelzfalten. Plagiodontia Cuv. | Die Hausferkelratte hat ganz den Habitus von Gapromys, einen etwas ' gedrungenern Leib, kleinere Ohren, dickeren Schwanz und grössere Krallen. An den fünfzehigen Füssen sind vorn die beiden mittlern Zehen von gleicher .& Länge, die beiden auliegenden kürzer und ebenfalls gleich lang, hinten die ' drei mittlern ziemlich gleich lang. Der Schwanz ist völlig haarlos, nur mit ‚ sehr kleinen fünfseitigen Schuppen bedeckt und dient nieht als Greifschwanz. Die vier Backzähne jeder Reihe nehmen nach hinten etwas an Grösse ‚© ab. Auf der Kaufläche der obern dringt von der vordern Aussenecke eine Falte tief nach hinten ein und eine ähnliche läuft von der hintern Innenecke nach vorn. In gleicher Anordnung bieten die untern Kauflächen je eine äussere kurze und zwei sehr tiefe innere Falten. Das Profil des Schädels ist nach vorn mehr convex als bei Gapromys, die Oeffnung in der Basis des Jochfortsatzes kleiner, seine äussere Brücke breiter, der Jochbogen niedriger und weiter abstehend, der Kron- und Eckfortsatz des Unterkiefers stärker. ' Das Skelet und die weichen Theile sind nicht bekannt. Ä Die einzige Art Pl. aedium Guv.?) lebt auf Domingo in Häusern versteckt, nährt sich von © Wurzeln und Früchten und wird ihres schmackhaften Fleisches wegen ver- folgt. Sie erreicht einen Fuss Länge mit fünf Zoll langem Schwanze. Der, ' Pelz ist hellbraun, nach unten ins Gelbliche übergehend, auf den obern Theilen sind die Haare grau mit fahler Spitze, gemischt mit längern, stei= fen, schwarzen Haaren, unten sind sie meist ganz hellgelb, einzelne längere weiss. Ohren und Pfoten fleischfarben, Krallen gelblich, Schwanz blei- farben. ß) Haarkleid mit platten Stacheln oder Borsten, Schwanz dünn behaart, meist mit Pinsel; Füsse fünfzehig. 70) Schwanz von Körperlänge. Echinomys Desm. | Die typischen Stachelratten gleichen in Grösse und Habitus den Ratten, ‚haben grosse, spitzovale, nackte Ohren, eine zugespitzte Schnauze, einen be- h schuppten und nur sehr spärlich behaarten Schwanz von Körperlänge, ungleich lange Zehen und derbe platte Stacheln statt der Grannenhaare auf der Öber- seite des Körpers. Die vier Mahlzähne sind nach dem Typus der vorigen gebildet. Jeder - 2) Fr. Cuvier, Ann. sc, nat. 2. ser. 1836. VI. 347. tb. 13; Giebel, Odontogr. 56. Taf. 23. fig. 23. — A. Wagner, Schreb, ‘Säugeth. III. 325 vereinigt diese Gattung mit Capromys. 492 Unguiculata. Glires obere Mahlzahn wird durch eine von der Innenseite tief eindringende Falte in eine vordere kleinere und grössere hintere Hälfte getheilt. In der hintern Hälfte dringen zwei Falten von aussen in die Kauflächen ein, die sich jedoch bald zu freien Schmelzinseln vom Rande ablösen. Im Unterkiefer ıst das Verhältniss umgekehrt: die tief eindringende theilende Falte kömmt von aussen und in der vordern grössern Häifte dringt nur eine Falte von innen herein, ausser am ersten, wo zwei eindringen. Uebrigens nehmen die Backzähne nach hinten ein wenig an Grösse ab, wenigstens ist der letzte merklich kleiner als der erste, auch convergiren die Zahnreihen nach vorn nicht sehr stark. Die Nagzähne bieten nichts Eigenthümliches. Am Schädel fällt die Profillinie gegen die stark übergeneigte Hinter- hauptsfläche stark abwärts. Die Nasenbeine sind im mittlern Theile schwach erweitert, stossen aber mit stumpfen Enden an die Stirnbeine. Das Loch ım Oberkiefer ist sehr gross, seine Brücke schmal, der Jochbogen etwas herab- gebogen, das Hinterhauptsloch von ansehnlichem Umfange und die Pauken- knochen sehr gross, die Zitzenfortsätze sehr lang, von mässiger Stärke. Der Unterkiefer mit langen starken Eckfortsätzen. Die Wirbelsäule zählt 7 Hals-, 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 35 Schwanzwirbel. Die Hals- wirbel bieten keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten. Der elfte rippen- tragende ist der diaphragmatische. Die Dornen der Rückenwirbel weniger |; nach hinten geneigt als bei den vorigen Gattungen, dagegen die der Lenden- wirbel viel stärker nack vorn geneigt, die der Kreuzwirbel mit einander ver- | schmolzen, ein Theil der Schwanzwirbel mit untern Bogenrudimenten. Das Schulterblatt ist an der vordern Ecke nicht abgestumpft, sein Vorderrand convex, Gräte und Acromion wie bei vorigen, das Becken merklich kürzer, der Oberarm mit kleiner Anschwellung für den Deltamuskel, die Elle stärker als die Speiche, das Hakenbein sehr gross, die Tibia minder gekrümmt und li kantig als vorhin, die Hinterzehen viel grösser als die vordern. Von den weichen Theilen ist Nichts bekannt. fi Die Stacheln auf der Oberseite des Körpers sind an der Wurzel ver- ! engt, in ihrer ganzen Länge platt gedrückt, mit umgebogenen Rändern und |i schlank zugespitzt. Die Schnurren sind steif und meist von ansehnlicher Länge. Die Schwanzspitze ist büschelförmig behaart. | Die Arten hewohnen die nördlichen Länder Südamerika’s und sind in 1 ihrer Lebensweise noch nicht beobachtet. E. cayennensis Desm. ?) Die cayennische Stachelratte wird neun Zoll ) lang und ebenso lang ist ihr Schwanz, dessen Spitze mit einem weissen " 3) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. X. 59; Mammal. 292; Geoffroy, mag. zool. 1840. 13. 52; Pictet, M&m. Geneve IX. 145. tb. I—4; Waterhouse, Mammal. Il, 334. | tb. 19. fig. 2; E. setosus (Jugend) Desmarest, nouv. dic. X. 59; Lonchares myosurus ' Lichtenstein, Berlin. Abh. X. 1818. 192. Tf. 1. fig. 2; Burmeister, Säugeth. Brasil. ' 200; Mus spinosus Lichtenstein, Darstellg. VII. Tf. 36. fig. 1; E. leptosoma Brants, Geslacht der Muizen 150; A. Wagner, Schrebers Säugelh. Ill. 341; Mus cinnamomeus | Lichtenstein, Darstellg. VII. Taf. 36. fig. 2; Loncheres anomala Kuhl, Beitr. z. Zool. | 72; E. longicaudatus Rengger, Paraguay 236; Loncheres elegans Lund, Brasil. Dyrev. Ill. 245. tb. 28. fig. 8. — A. Wagner, Schreb. Säugeth, Ill. 343 unterscheidet noch | einen E. fuliyinosus durch dunklere Färbung ohne Rostrotlh an den durch schmälere ? Rückenstacheln und weichere biegsame auf denLeibesseiten und dem Kreuz, durch | etwas reichlichere Behaarung des Schwanzes und geringe Farben -Eigenthümlich- ee alles Differenzen, die zur Begründung einer selbständigen Art nicht aus- ? reichen. I Muriformes. Echinomys. 493 Haarpinsel geziert ist. Ihre Oberseite ist graulichbraun bis rothbraun, an den Seiten wird das Colorit lichter und lebhafter, an der Unterseite rein und abgeschnitten weiss. Diese Färbung wechselt jedoch nach dem Alter. Junge Thiere haben mehr Grau auf der Oberseite, nur weiche Haare, auf | dem Rücken plattgedrückte und biegsame und einen schwachen Schwanz- pinsel. Die Stacheln bilden sich auf dem Rücken zuerst aus, spater an den Seiten, auf dem Kreuz und auf den Schenkeln. Die Spitzen der | Stacheln verlieren alle Biegsamkeit. Den Schwanz bekleiden Schuppenringe, ‚© erst in seinem letzten Drittel kommen Haare zum Vorschein. Die Charäac- ' teristick des Skeletes ist in der Beschreibung der Gattung gegeben. Bewohnt Guiana und Brasilien, wo sie Tags über in hohem Grase oder in Erdlöchern sich versteckt hält, gern in der Nähe von Teichen im ' Schilf sich aufhält und geht Nachts ihrer Nahrung nach, die besonders in .E Maiskörnern besteht und die sie von-den Maisstauden herabholt. E. albispinus Geoflr.*%) Die weissstachlige Stachelratte trägt auch auf dem Kopfe und Halse, tief an den Leibesseiten hinab und hinten bis an "0 die Wurzel des Schwanzes starre starke Stacheln mit wenig Haaren unter- -Ü mengt. Ihr schuppiger Schwanz ist sehr spärlieh, erst gegen das Ende -E hin deutlicher behaart. Die ovalen Ohren sind nackt. Die Rückenstacheln sind an der Wurzel graulich, an der Spitze schwarz, die Haare dazwischen ‘9 roth, die Selten- und Schenkelstacheln weiss, einige mit hellgrauen Spitzen, der Unterleib und der grösste Theil der Füsse rein weiss, der Schwanz an der Wurzelhälfte schwärzlich, in der Endhälfte weisslich. Das Thier etwa 7 Zoll lang, sein Schwanz noch nicht 6 Zoll. Auf der Insel Deos bei Bahia und dem nächst gelegenen Festlande. E.hispidus Desm.°) Diese Art hat die Grösse der weissstacheligen mit etwas längerem Schwanze, ihre Stacheln aber gleichen denen der cayennischen und erstrecken sich vom Hinterkopfe bis zum Schwanze mit nur wenigen, ‚ihnen gleichfarbigen Haaren untermengt- Auf dem Kopfe, den Wangen und dem obern Theile der Gliedmassen stehen weichere Stacheln mit reich- ‚licheren Haaren. Die kurzen abgerundeten Ohren sind am Rande mit langen dünnen Haaren besetzt, der Schwanz mit dunkelbraunen spärlichen, ' die sich an der Spitze zu einem schwachen Pinsel anhäufen. Die Stacheln ı# sind in der untern Hälfte weisslich, darüber graulich violett, an der Spitze ‚lebhaft falb, die Oberseite des Kopfes und die Oberlippe braun, die Wangen 'falb, die Schnurren wie bei den vorigen schwarz, die Unterseite durch all- mähliges Hellerwerden lichtfalb bis weisslich, Unterlippe und Unterhals fast weiss, Innenseite der Beine und die Krallen weiss, die Aussenseite der Beine oben braun, nach unten falb. Lebt in der Provinz Bahia. E. inermis Pict. 6) Entfernt sich noch weiter vom Typus der Gattung '" als vorige Art, indem ihr eigentliche Stacheln fehlen, doch haben die wei- f chen Grannenhaare noch die plattgedrückte Form mit den umgeschlagenen Rändern wie die Stacheln. Sie sind am Grunde grau, darüber braun, dann lichtgelb und an der Spitze tief braun. Die Seiten des Gesichtes bekleiden "©. 4) Geoffroy, mag. zool. 1840. 33. 56. tb. 26. 29. fig. 1-3; Ann. sc. nat. 1838. 2. ser. X. 125. & er mag. zool. 1840. 9. 35. 54. tb. 27. fig. 4—6; Pictet, Mem, Geneve 6) Pictet, Mem. Geneve X. 33. tb. 9. 10. fig. 1-8, 494 Unguiculata. Glires. weiche, weiss und braun geringelte Haare, über den Augen ein weisser Strich, die Schnurren sehr lang, die obern schwarz, die untern weiss, die Kehle grau, ebenso die Zehen, die Unterseite gelblich weiss, die Haare des Schwanzes reichlicher als bei allen vorigen und schwarz, kein Pinsel am Ende des Schwanzes. Die Zähne weichen durch kürzere breitere Schmelz- falten von vorigen ab, die eine dringt in der Mitte, die beiden ihr ent- gegengesetzten in gleichen Abständen in die Kaufläche vor, alle sind ge- rade, doch kömmt ein Theil dieser Eigenthümlichkeiten auf Rechnung der weit vorgerückten Abnutzung des beobachteten Exemplares. Die Körper- länge beträgt 10 Zoll, die des Schwanzes 12 Zoll. Bewohnt Bahia. E. antricola Waterh. ) Durch den Mangel steifer Stacheln, die reich- liche und lange Behaarung des Schwanzes und die sehr kurzen Falten der rundlichen Backzähne ist diese Stachelratte mit der vorigen zunächst ver- wandt, doch genügt schon der viel kürzere Schwanz, die relativ grössern, nach oben verschmälerten, am Hinterrande tief eingebuchteten Ohren und die völlig behaarte, dieke und breite Nase sie zu unterscheiden. Ihr Colo- rit ist oben gelblich grau, unten bei dem Männchen weisslich, bei dem Weibchen gelblich, der Schwanz gegen die Spitze hin dunkler, schwarz- braun, unten am Grunde weissgrau wie die Zehen, über dem Auge ein weisslicher Fleck. Die starke Oberlippe ist nur am Rande gespalten, mit langen, starken, schwarzen und weissen .Schuppen besetzt. Die Rücken- haare sind bleigrau mit schwarzbrauner Spitze und gelblichem Ringe, die stärksten Grannenhaare flachgedrückt mit Längsfurche, ganz schwarz, barsch. Die Zehen weisslich behaart, die Krallen hell horngrau, die Aussenseite der | Beine und der Handrücken grau, die Innenseite weisslich oder gelblich, 'J! Bauch, Brust, Kehle, Kinn und Lippen weiss, bei dem Weibchen mehr |]: gelblich. Dieses mit einem Paar Zitzen hinter der Achselgrube und einem zweiten Paar an der Seite vor den Schenkeln. Die Zahnreihen laufen parallel, die Backzähne nach hinten sehr wenig an Grösse zunehmend, ihre Falten sehr kurz, oben die beiden vorderen Zähne aussen mit zwei, innen mit einer Falte, die beiden hintern aussen mit drei, die untern aussen mit einer, der vordere innere mit drei, die übrigen mit zwei Falten. Das Skelet bietet keine erheblichen Eigen- thümlichkeiten. Lebt in den Höhlen des Kalksteingebirges von Minas Geraes uud frisst ausser Vegetabilien auch Insecten. ßß) Der Schwanz von noch nicht halber Körperlänge. Mesomys Wagn. Schliesst sich der vorigen Gattung durch die Stachelbekleidung und die völlige Identität des Zahnsystemes an, hat aber den gedrungenen Körperbau 7) Waterhouse, Mammal. II. 350; Nelomys antricola Lund, Danske Videnskab. VII. 246. tb. 22. 23; Burmeister, Säugeth. Brasil. 202; Isothrix pachyurus Wagner, Wiegm. Arch. 1845. 1. 146; Isothrix erassicaudus Wagner, Münch. Abhdl. V. 291. — Durch E. inermis ist diese Art hinsichtlich der Form ihrer Grannenhaare, der Backzähne, der Beschaffenheit des Schwanzes und Configuration des Schädels so innig mit den typischen Echinomyen verbunden, dass die generische Trennung uns unzu- lässig und auch die Vereinigung mit Isothrix unnatürlich erscheint. ui en mu u ee u ee m > u, = A =; Muriformes. Mesomys. 495 des Hamsters, einen breiten dicken Kopf, scharfe spitze Grabkrallen und ' einen kurzen Schwanz mit dichter kurzer anliegender Behaarung. Die fast | den ganzen Körper bekleidenden Stacheln sind steif und stechend, am Grunde haarfein, dann schnell erweitert und platt und in eine haarförmige Spitze ' auslaufend, an den Rändern verdickt. Zwischen diesen Stacheln stehen feine steife Borsten, die an den Seiten des Körpers mit dem Schwächerwerden der Stacheln abnehmen, aber nur an der Kehle, dem Vorderhalse und in den | Weichen ganz fehlen. Die Pfoten sind gedrungen und kräftig, die vordern -D mit sehr kleinen, kurz benagelten Daumen, die Mittelzehe die längste, die zweite etwas länger als die vierte, die hintern nicht breiter mit nackter Sohle ' bis zum Hacken, mit sch'ankeren, weniger gebogenen Krallen. | Der Schädel ist sehr kurz und dick mit breitem kurzem Schnauzentheile. ' Die Dorsolumbalwirbelreihe besteht aus 11+1-+ 8 Wirbeln. Der Dorn des zweiten Rückenwirbels trägt ein auch bei Habrocoma vorkommendes | pyramidales Knöchelchen. Die Lendenwirbel haben kleine schwache Dornen. 4 Kreuz- und 23 Schwanzwirbel, 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare, das Brustbein fünfwirblig, mit sehr grossem hexagonalen Manubrium. Die Öle- ‚ eranongrube des Oberarmes perforirt, der Oberschenkel ohne dritten Trochanter. ‚ Das Weibchen hat zwei Zitzen in den Weichen und zwei an den Seiten des Körpers. ' Ausser in der Brunstzeit ist die Vulva durch eine Schmiere z. Th. verschlossen. Die einzige Art ist | M. spinosus Burm. ®) Das Thier erreicht 10 Zoll und der Schwanz noch nicht die hatbe Körperlänge. Seine Schnauze ist kurz und breit, bis ‚8 an die Nasenlöcher heran behaart, die fleischigen Lippen mit feinen kurzen wenigen Schnurren, die nicht über die Backen hinausreichen. Das Auge ist ziemlich klein, das Ohr relativ gross, abgerundet, am Hinterrande aus - ' geschweift und fein behaart. Die Färbung des Rückens ist ein schönes Dunkelrothbraun aus hellern und dunklern Sprenkpunkten bestehend, an den Seiten heller, röthlicher, am Bauch hellrothgelbbraun, der Schwanz dicht mit kurzen anliegenden Haaren besetzt. Haare und Stacheln am Grunde weiss, darüber graulich, dann schwarzbraun, mit rothgelbem Ringe ' vor der braunen Spitze. Lebt in unterirdischen, gewundenen, 5 bis 6 Fuss langen Gängen, die 8) Burmeister, Säugeth. Brasil. 205; Echimys spinosus Desmarest, Mammal. 291; Rengger, Paraguay 234; Loncheres rufa Lichtenstein, Berlin. Abhandl. 1818. 192; Azara, Essai Quadr. Parag. Il. 73. — A. Waener, Münch. Abhandl. V. 293 gründete ‚ die Gattung Mesomys auf ein schwanzloses Exemplar, M. ecaudatus, das auch Water- house, Mammal. Il. 331 aufnahm, nach Reinhardt, Vedensk. Meddel. I. 7. 111 dage- gen ist der Schwanz durch die Thätigkeit der Saudflöhe verloren gegangen und diese schwanzlose Ratte mit dem Espinoso Azara’s idenlisch. Für Desmarest’s Be- nennung E. spinosus hatte A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 346, auch Waterhouse, Mammal. Il. 342 wegen der leichten Verwechslung (!) mit setosus die Benennung E. brachyurus vorgeschlagen. Wenn schon früher wegen der Einziehung des seto- sus und der in keiner Weise gerechtfertigten Verwechslung dieser Vorschlag nicht ‚ annelimbar war: so ist er es jetzt bei der Versetzung in eine andere Gattung noch um so weniger. — Burmeister a. a. O. weist noch auf die Aehnlichkeit des Hypu- ı daeus guiva Brandt, Mem. St. Petersbg. VI. ser. IL.; Hist. nat. I. 432. tb. 14 von Ypanema in St. Paulo hin, der dieselbe Stachelbekleidung und denselben kurzen Schwanz hat, aber etwas grösser zu sein scheint und eine rein weisse Bauchmitte | hat. Haare und Rückenstacheln sind am Grunde weisslich, dann schwarzbraun, zuletzt rothbraun, die der Seiten heller, röthlichgelb. Schädel und Gebiss, welche ‚N die generische und specifische Identität mit M. spinosus ausser Zweifel setzen, ‚sind jedoch noch nicht bekannt. * 496 Unguiculata. Glires. zu einem kleinen Kessel führen und hält sich während der Tageszeit versteckt. ; y) Haarkleid sehr weich, ohne Borsten; Schwanz behaart; Vorderfüsse vierzehig. oa) Die obern Backzähne 8förmieg. Habrocoma Waterh. Durch den weichen langhaarıgen Pelz und die vierzehigen Vorderfüsse weicht die Seidenmaus auffallend von den Stachelratten ab, schliesst sich jedoch durch die Falten ihrer Backzähne und die Formen des Skeletes an dieselben innig an, so dass sie als das eigentliche Verbindungsglied zwischen den Echinomyinen und Octodontinen zu betrachten ist. Die Nagezälne sind schmal und schwach, an der Vorderseite glatt und orangegelb. Die Backzahnreihen divergiren etwas nach hinten. Die vier un- tern Backzähne haben eine breitere äussere schief von hinten nach vorn ein- dringende Falte und zwei solche innere. Diese Falten sind so breit, dass sie die Kauflächen je zwei äussere und drei innere schmale Zacken zerlegen. Von diesem Echinomyinentypus weichen die obern Backzähne ab. Jeder der- selben wird durch eine innere und eine äussere correspondirende Falte ge- theilt, so dass die Kaufläche eine undeutliche &förmige Gestalt erhält, nur der letzte Zahn hat noch einen hintern Ansatz. Diese Faltenbildung charac- terisirt den Typus der Octodontinen. Der Schädel ist schmal und gestreckt, besonders im Schnauzentheil ver- längert. Die langen schmalen Nasenbeine greifen stumpfwinklig in die Stirn- beine ein, diese in die Scheitelbeine, das Loch im Oberkiefer ist noch sehr umfangreich. Die knöchernen Gehörblasen sind ungeheuer gross und treten in der Mittellinie nah zusammen, der hintere Gaumenausschnitt reicht bis zwischen die vorletzten Backzähne. Der Kronfortsatz am- Unterkiefer bildet | nur einen schwachen Vorsprung, dagegen verlängert sich der hintere Winkel- | fortsatz so bedeutend als bei den vorigen Gattungen. Die hintern Hals- wirbel haben kurze ringförmige Gestalt. Der Atlas mit kleinem höckerartigen obern und sehr langen untern Dorn, die Flügelfortsätze mit weiter Perfo-" ration. Der Dorn des Epistropheus bedeckt den dritten ganz dornenlosen |, Wirbel, auch die folgenden sind sämmtlich dorvenlos, ihre Querfortsätze da- gegen lang und abwärts geneigt. Der elfte rippentragende Wirbel ist der ' diaphragmatische, hinter welchem elf Lendenwirbel folgen. Dem ersten Rücken- wirbel fehlt der Dorn fast ganz, der zweite dagegen trägt einen sehr hohen und starken mit verdickter und gelheilter Spitze, auf welcher beweglich noch ein Knöchelchen aufsitzt, der Dorn des dritten ist nur halb so hoch als der | zweite. Die Lendenwirbel nehmen an Länge ansehnlich zu, ebenso ihre Dor- nen und Querfortsätze. Drei verwachsene Kreuzwirbel und 26 Schwanzwir- ' bel an vorliegendem Skelet, von diesen die fünf ersten mil sehr breiten | | langen Querfortsätzen, der zweite bis siebzelinte mit untern Bogenrudimenten. ' Acht wahre und ebenso viel falsche Rippen, das Brustbein sechswirblig, das Schulterblatt an der obern Vorderecke stark abgeschnitten, die Gräte wie bei | vorigen Gatlungen, der Oberarm mit flügelarlig erweiterter Deltaleiste, die | Unterarmknochen innig an einander liegend, das Becken schmal und lang, }) « die Hüftbeine kantig, am ersten Kreuzwirbel allein haftend, der Oberschenkel | mit leistenartigem dritten Trochanter, Fibula sehr dünn. Die Anatomie der ' weichen Theile ist nicht bekannt. Muriformes. Habrocoma. Dactylomys. 49% Von der äussern Gestaltung ist noch zu erwähnen, dass die Oberlippe gespalten, mit zahlreichen langen Schnurren besetzt, die Ohren gross, häutig und fast nackt sind, die Füsse schwach, vorn die beiden Mittelzehen gleich lang, hinten die Innenzehe ansehnlich verkürzt, die Krallen schwach, compri- mirt und sichelförmig, fast ganz in Haaren versteckt, die Sohlen schmal, nackt und warzig, der Schwanz an der Wurzel verdickt. Man kennt nur zwei Arten, welche Chili bewohnen. H. Bennetti Waterh. ”) Bennett's Seidenmaus erreicht etwa neun Zoll Länge und ihr Schwanz etwas mehr als die halbe Körperlänge. Die Ohren sind nur wenig kürzer als der Kopf, rund. Das Colorit ist graulich oder bräunlich gelb, oben lebhaft, unten ins Weissliche übergehend, die einzel- nen Haare in der untern Hälfte dunkelbleigrau, darüber ockergelb, an den Spitzen.schwarz, einige ganz schwarz, an den Seiten des Körpers fehlen die er Spitzen, die Schnurren theils weiss, theils schwarz oder weiss- lich mit schwarzem Grundtheile, die Füsse weisslich, die Krallen ebenfalls, die Sohlen licht fleischfarben, der Schwanz oben bräunlich gelb und schwarz- braun melirt, an der Spitze einfarbig schwarzbraun, unten weisslich. Der Pelz ist lang und ungemein weich. nz H. Cwvieri Waterh. }) Wird nur sechs Zoll lang mit fast halb so langem Schwanze. Ihre grossen Ohren sind hinten deutlich ausgerandet ‚und mit langen äusserst feinen Haaren bekleidet. Das Colorit ist grau, schwach mit Gelb überlaufen, an der Unterseite graulich weiss, die Füsse schmutzig weiss, der Schwanz dunkel, unten an der Wurzel blasser. Alle Haare am Grunde grau, die Schnurren zahlreich und sehr lang, die näch- sten am Munde weiss, die andern am Grunde schwarz, dann graulich. Die Zähne sind relativ kleiner als bei voriger Art, ihre Falten bei Weitem nicht so breit und viel unregelmässiger. ßß) Alle Backzähne mit Vförmiger Schmelzfalte. Dactylomys Geoffr. Die Fingermaus hat einen schlanken gestreckten Rattenkörper mit wei- chem Pelz, niedrigem schmalen Kopf, sehr kleine den Scheitel nicht- über- ragende Ohren, langen starken, beschuppten, schwach und fein behaarten Schwanz, vierzehige Vorderfüsse mit kurzen dicken Nägeln, längere fünfzehige Hinterfüsse mit schlanken spitzen Krallen an den drei mittlern Zehen. Die Nagzähne sind vorn convex, glatt und gelb; die vier Backzähne gleich gross, die obern aus je zwei Vförmigen Lamellen gebildet, im Unter- kiefer die drei hintern aus einer vordern Vförmigen und einer hintern ein- fachen schmalen Lamelle bestehend, der erste dagegen besitzt zwei innere und eine äussere kürzere Falte und am Vorderrande einen cyl'indrischen An- satz. Die Zahnreihen nach hinten stark divergirend. Durch diesen Typus 9) Waterhouse, Proceed. z001.»1837. 31; Voy. of’ Beagle. Mammal. 85. tb. 28; Mammal. II. 248. tb. 7. fig. 2., tb. 8. fig. 1; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 314; Münch. Abhandl. V. 320; H. helvina A. Wagner, Wiegm. Arch. 1842. 1.7. — Die osteologischen Details habe ich in der Zeitschr. f. ges. Naturw. 1854. Ill. 464 ge- geben und auf einige Differenzen mit Waterhöuse’s und A. Wagner’s Angaben hin- gewiesen. 1) Waterhouse, Proceed. zool. 1837. 32; Voy. of Beagle, Mammal. 86. tb. 29; Mammal. II. 251; Giebel, Odontogr. 53. Taf. 24. fig. 6. Säugethiere, 32 ‚498 Unguiculata. Glires. der Backzähne verbindet Dactylomys die Echimyinen mit den CGavinen. Die Configuration des Schädels hebt indess diese Verbindung wieder auf. Die übrige Anatomie ist unbekannt. | Die beiden bekannten Arten leben in Brasilien und Guiana. D. typus Geoffr. 2) Die typische Fingermaus wird einen Fuss lang und ihr Schwanz noch einige Zoll länger. Ihre sehr kurzen Ohren sind abge- rundet und halboval, die Oberlippe nur schwach ausgerandet, die Vorder- füsse mit unbedeutender Daumenwarze versehen, die Mittelzehen viel länger als die seitlichen, die äussern am kürzesten, die Nägel kurz und comprimirt, doch mit breiter gewölbter Firste, die Hinterzehen mit grössern Krallen. Der Schwanz ist nnr an der Wurzel behaart, übrigens wirtelförmig be- schuppt und nackt. Das Haarkleid des Körpers ist grob, aber nicht stach- lig, sein Colorit am Rücken fahlgelb mit etwas Schwarz gesprenkelt, die Hinterseite der Schenkel und der After roströthlich, die Unterseite weiss- lich, der Kopf licht bräunlich weiss, der Nacken dunkelbraun, die Iris hellumbrabraun, die Augenringe bräunlich fleischfarben, die Ohren schwärz- lich braun, an der Wurzel gelblich, Nasenkuppe und Lippenränder ocker- gelblich, die Schnurren an der Wurzel weiss, übrigens braun, die Füsse licht gelb und schwärzlich gesprenkelt, die Sohlen gelbbräunlich; die einzel- nen Rüekenhaare meist schwarz mit gelben Ringen vor der Spitze, die der Seite mit viel mehr Gelb. Der Schwanz ist braun mit weisser Spitze. Am Rio Negro, klettert an Bäumen. D. amblyonyx Wagn. ?) Die breitkrallige Fingerratte ist etwas kleiner als die typische, mit relativ ebenso langem Schwanze, dessen Spitze mit einem braunhaarigen Pinsel geschmückt ist. Die kurzen, graulich fleisch- farbenen Ohren sind an der Aussenseite schwach gebuchtet und am dicken rothen Rande mit Härchen besetzt. Die Schnurren sind sehr lang und schwarz. Die Nägel der Vorderzehen erweitern sich spatelförmig, sind flach gewölbt und stumpf zugespitzt, die der 4. und 5. Hinterzehe ebenso. Die Schwanzwurzel ist dicht behaart, weiterhin wird die Behaarung spär- licher bis zum Endpinsel. Die Oberseite des Körpers färbt sich olivenbraun mit schwarzer Sprenkelung, die Unterseite schön ockergelb, doch die ein- zelnen Haare schieferschwarz mit olivenbraunen Spitzen, einzelne ganz schwarz, die untern am Grunde lichter. Der Kopf oben mit rostfarbenem Anflug und mit Grau gemischt, Kinn und ÖOberlippe weisslich, Kehle und Brust ockergelb, die Füsse schmutzig weiss mit dunkler Sprenkelung, die Sohlen licht fleischfarben, die Nägel hellgelblich. Das Weibchen wirft ein Junges. Lebt in der Provinz St. Paulo auf Bäumen, klettert sehr geschickt und trägt für den Winter in Baumhöhlen Vorräthe von Samen und Früch- ten ein. 2) Geoflroy, Ann. sc. nat. 1838. 2. ser. X. 126; mag. zool. 1840. 27. 47. tb. 20. 28. fig. 1—3; Waterhouse, Mammal. II. 311; A, Wagner, Münch. Abhandl. 1850. V. 302; Giebel, Odontogr. 55. Taf. 23. fig. 9. 11; Echimys dactylinus Desmarest, Mam- mal. 291; Fr. Cuvier, nouv. Ann. d. Mus. I. 450. tb. 18. fig. 3., tb. 19. fig. 5. 6. 3) A. Wagner, Münch. Abhandl. 1850. V. 304; Burmeister, Säugeth. Brasil. 190. — Die von Deville, Rev. zool. 1852. 353. tb. 15. 16 aufgestellte Gattung Lasiuromys mit der einzigen Art L. villosus von $S. Paulo am obern Amazonensirom wird als Bindeglied von Dactylomys, dessen weichen Pelz sie hat, und Echinomys, dessen Zahnbildung sie besitzt, bezeichnet, Muriformes, (Cercomys. Carterodon. 499 m) Backzähne mit drei-freien Schmelzinseln und einer randlichen Falte. Cercomys Üuv. Diese Galtung gleicht in der äussern Erscheinung auffallend der Wander- ralle, doch hat sie eine Ramsnase, grössere Ohren, dicke Lippen mit langen, über die Backen hinausreichenden Schnurren und grosse Augen. Ihr Pelz ist dicht und weich mit einzelnen derben Grannenhaaren. Die vierzehigen Vorderfüsse haben spitze Krallen und eine benagelte Daumenwarze. Der Schwanz ist ein ächter Ratlenschwanz. Die Backzähne zeigen den ächten Echinomyentypus. Sie sind abgerun- det, gleich oder fast gleich gross, oben mit einer tiefen Schmelzfalte an der Innenseite und dreien an der äussern, unten die Falten in entgegengesetzter Anordnung. Die drei Falten der einen Seile schliessen sich jedoch schon frühzeitig zu unregelmässig elliplischen Schmelzinseln ab und werden dadurch Myopotamus ähnlich. Am Schädel ist die Kleinheit des Zitzenfortsatzes und die Kürze des hintern Winkels am Unterkiefer sehr characteristisch. Man kennt nur eine Art aus der Provinz Minas. ©. cunicularius Cuv.*) Die Ramsratte misst etwa einen halben Fuss Länge und ihr Schwanz etwas mehr. Der dicke kräftige Schwanz ist mit spärlichen kurzen Haaren besetzt. Der Pelz gelbbraun, die einzelnen Haare am Grunde schwarzgrau, am Ende gelblich, an Bauch und Kehle weisslich grau, die Schnurren braun, die Ohren braun, halb behaart, die Krallen weisslich. b) Obere Nagzähne an der Vorderseite längsgefurcht. «) Mit einer Furche. Carterodon Waterh. Diese Gattung entfernt sich am weitesten von den ächten Echinomyen, denn ihre beiden obern Nagezähne sind gefurcht, wie die untern vorn schön gebräunt, diese längs der Mitte schwach gekantet, die vier ziemlich gleich grossen Backzähne in früher Jugend vor der Abnutzung mit zwei ganzen und einer halben schiefen Querwulst, in Folge der Abnutzung die obere mit einer liefen innern und zwei kürzern äussern Falten, die später zu Inseln sich ab- schliessen, die untern mit denselben Falten in entgegengesetzter Ordnung. Der Kopf ist dick und plump, die Nase ziemlich breit, völlig behaart, nur um die Nasenlöcher herum nackt, die dick aufgeworfenen Lippen mit mässig langen Schnurren, die Augen nicht sehr gross, die Ohren fast so breit wie hoch, aus dem Pelze hervorragend, ziemlich dicht behaart. Der Rumpf gedrungen, die Pfoten kurz, besonders die hintern, die Zehen mit schwach gekrümmten ziemlich langen Krallen, der Daumen mit kleiner Horn- kuppe, alle Zehen am Grunde durch eine deutliche Spannhaut verbunden. Der Schwanz erreicht nicht die halbe Körperlänge, ist ziemlich lang behaart, darunter beschuppt. Das Weibchen hat ein Zitzenpaar in den Weichen und zwei Paare an den Körperseiten. Die einzige, anfangs nur in Knochenresten bekannte Art ist 4) Fr. Cuvier, Mammif. II. tb. 60; nouv. Ann d. Mus. I. 449. tb. 18. fie. 1, tb. 19, fie. 1. 2; Waterhouse, Mammal. II. 305. tb. 16. fie. 2; Giebel, Odontogr. 56. Fal.23, fie. 7. 32* 500 Unguiculata. Glires. C. sulcidens Waterh.?) Wird etwa zehn Zoll lang, ihr Schwanz nur drei Zoll, das weiche Haarkleid ist auf dem Rücken mit längerem flachen, sehr fein zugespitzten, nicht stechenden, lanzettförmigen Grannenhaaren untermischt, die Haare sind am Grunde dunkelgrau, dann braun und an der Spitze schwarz, die weicheren Haare mit einem breiten rothgelben Ringe vor der Spitze. Die Körperseiten sind heller und von einem dotter- gelben Streifen begrenzt, der von dem weissen Bauche scharf abgegrenzt, auf der Brust aber von beiden Seiten her sich vereinigt. Die Beine sind heller graugelblich, die Pfoten weissgrau, die Zehenspitzen lang behaart, der Schwanz oben schwarz, unten weisslich. Junge Thiere sind matter ge- färbt, haben minder zahlreiche Grannenhaare und etwas getrübte gelbgraue Streifen. Bewohnt die lichten Gampos des Innern von Minas geraes und hält sich Tags über in seinem Bau auf, der in einer kleinen, nur Fuss tiefen, mit Gras und Blättern ausgefüllten Höhle besteht. Erst in der Dämmerung und des Nachts kömmt er hervor und wird dann von der brasilianischen Schleiereule verfolgt. ß) Obere Nagzähne mit drei Furchen. Aulacodus Temm. Mit dem Borstenferkel schliesst die Reihe-der Echinomyinen ab. Dasselbe gleicht im äussern Habitus nicht nur dem Coypu, den es in der alten Welt repräsentirt, sondern auch in einigen innern Gharacteren. Dabei bietet es jedoch noch so erhebliche Eigenthümlichkeiten, dass es eben an das Ende der ganzen Reihe zu verweisen ist. Das Zahnsystem zunächst betreffend ist die sehr ansehnliche Breite der Nagezähne und die drei tiefen, auf der innern Hälfte der Vorderseite gele- genen Rinnen der obern sehr characteristisch. Die untern Nagzähne haben eine glatte Vorderseite. Die in der Grösse ziemlich gleichen Backzähne sind vierseitig, dickschmelzig, die obern mit kurzer breiter Falte an der Innen- und zweien tiefen an der Aussenseite, die untern mit entgegengesetzter Zeich- nung, nur der erste mit drei innern Falten. Die Falten dringen schief in die Kaufläche ein. Der Schädel ist sehr breit, kurz und hoch, die Nasenbeine nach hinten breiter und gradlinig vor den Stirnbeinen abgeschnitten, wie diese vor den Scheitelbeinen, die Fortsätze des Oberkiefers dagegen tief in die Slirnbeine eingreifend. Die Hinterhauptskämme treten stark hervor, die Oefinung im Öberkiefer ist sehr gross, die Jochbögen vorn von ansehnlicher Höhe, die Gehörblasen gross, der Zitzenfortsatz sehr lang und stark, der hintere Winkel- fortsatz der hohen Unterkieferäste kurz und stumpf. Die Halswirbel mit sehr hohen Dornen, die bis zum dritten Rückenwirbel an Länge zunehmen. Der zwölfte rippentragende Wirbel ist der diaphragmatische, ihm folgen sieben Lendenwirbel mit sehr starken kurzen Fortsätzen, 3 Kreuzwirbel mit getrenn- ten Dornen und 24 Schwanzwirbel in der vordern Gegend mit untern Dornen. 13 Rippenpaare; das Brustbein sechswirblig, die vordere obere Ecke des 5) Waterhouse, Mammal. II. 351. tb. 16. fig. 7; Reinhardt, Videnskab. Meddel. 1851. 22; Giebel, Odontogr. Taf. 23. fig. 6; Burmeister, Brasil. Säugelh. 209; Echi- mys s. Nelomys suleidens Lund, Brasil. Dyrev. I. 52. II, 99. II. 246; Aulacodus Tem- minki Lund, Forts. Bermärk, tb, IV. 63. De Wim Me Te iz ° Muriformes. Aulacodus. Loncheres. 501 des Schulterblattes abgerundet, dessen Gräte miltelständig, Oberarm mit star- kem Deltakamm, Elle sehr stark, Becken gestreckt, Femur ohne dritten Trochanter, Fibula stark. Die mehrlappige Leber ist mit einer birnförmigen Gallenblase versehen. Der einfache Magen hat einen sehr grossen linken Blind- sack und geht in einen anfangs erweiterten Dünndarm über, der mehr als die vierfache Körperlänge misst, während der ungeheure Blinddarm fast die halbe, der Dickdarm die dreifache Körperlänge hat. Die Hoden liegen ausser- halb der Bauchhöhle und die Ruthe endigt mit einer weıchen, runzlig gespal- tenen Eichel. Der Uterus ist in zwei lange Hörner getheilt, deren jedes drei Fötus ernährt. Die Placenta ist einfach. Die Zitzen liegen hoch an den Seiten des Körpers, jederseits drei. Der Körperbau ist kräftig, gedrungen, der Kopf klein, die Schnauze kurz und breit, die Ohren klein, nackt; halbkreisförroig, die Füsse kurz und vier- zehig, die vordern mit platt benageltem Daumenrudiment, die Krallen sichel- förmig, stark, oben gerundet, die Hinterfüsse auch mit verkümmerter äusse- rer Zehe. Der dünne Schwanz erreicht nicht die halbe Körperlänge und ist dünn behaart. Die ganze Behaarung besteht aus platten, stachelähnlichen Borsten mit biegsamen haarähnlichen Spitzen. Die einzige Art ist Au. Swinderanus Temm. 6) Wird 20 Zoll lang ohne den 8Zoll langen oder noch kürzeren Schwanz. Die Haare sind bei jungen Thieren gelb- lich und dunkelbraun geringelt, bei alten am Grunde aschgrau, in der Mitte dunkel, an der Spitze schwarz, die meisten jedoch mit bräunlich gelbem Ring vor der Spitze. Kinn und Oberlippe sind weisslich, die Brust schmutzig gelblich, der Unterleib bräunlich gelb mit graubrauner Sprenkelung. Die Ohren mit gelblich weissen Haaren bekleidet, die Schnurren weiss und schwarz. Das Borstenferkel bewohnt das südliche Afrika und macht sich in ebenen Gegenden ein Nest aus Stroh im Grase oder auf dem Sande, aber. gräbt keine Höhlen. Vorzüglich liebt es die Bambus- und Zuckerrohr- pflanzungen und verursacht diesen und den Getreidefeldern bisweilen grossen Schaden. Seines zarten wohlschmeckenden Fleisches wegen wird es mit Hunden gejagt oder in Netzen gefangen. | II. Octodontina. Backzähne völlig getheilt oder mit nur einer Falte jeder- seits oder auch nur einseitig gebuchtet; Haarkleid mit nur einer Ausnahme weich. 1) Loncheridae. Backzähne völlig getheilt, Stachelkleid, Schwanz sehr lang. Loncheres 1. Die Lanzenratte hat unter allen Muriformen das ausgebildetste Stachel- kleid, dessen Stacheln platt, längsgefurcht und schlank zugespitzt sind wie bei den Echinomyen. Ihre kurzen dicken Ohren ragen nicht über den Scheitel hinaus. Die Oberlippe ist gespalten und mit zahlreichen langen, starken Schnurren besetzt. Die Gliedmassen sind kurz und kräftig, die Zehen kurz 6) Temminck, Monogr. Mammif. I. 248. tb. 25; Bennett, Proceed. zool. soc. 1830. l. 111; Waterhouse, Mammal. II. 356. tb. 16. fig. 2; Peters, Säugeth. 138; Giebel, Odontogr. 56. Taf. 24. fig. 13. 502 Unguieulata. Glires. und dick, die Vorderfüsse vierzehig, mit einer Daumenwarze, die einen kleinen Plattnagel trägt; die Hinterfüsse fünfzehig, die dritte und vierte Zehe genau gleich lang. Der Schwanz erreicht die Körperlänge oder nur ein Geringes weniger und ist beschuppt, theils nackt, theils dünn und spärlich behaart. Die Nagzähne sind ziemlich schmal, vorn convex ohne Rinnen und nur wenig gebräunt oder ganz weiss. Die vier Backzähne stehen parallelreihig und haben einen länglich ovalen Umfang. Die obern haben eine mittlere die Kaufläche ganz theilende Falte, aus der Verschmelzung einer innern und mitt- lern äussern entstanden, jede Hälfte hat eine äussere Falte und erscheint da- her Uförmig gefaltet. Bei sehr weit vorgerückter Abnutzung verbinden sich beide Hälften der Kaufläche durch eine Brücke am Innenrande oder in der Mitte und die äussern Falten schliessen sich zu Inseln ab. Am vierten Back- zahn ist bisweilen die hintere Hälfte abermals von einer queren Falte voll- kommen getheilt. Die untern Backzähne haben eine äussere und zwei innere schiefe Falten, nur der erste ist schmäler und länger, in der Jugend aus drei völlig getrennten Abtheilungen bestehend, deren vordere dreiseilige eine cen- trale Grube und deren hintere Vförmig ist. Alle Zähne haben im Alter Wur- zeln, die obern eine grosse an der Innenseite und zwei kleine äussere Aeste, die untern zwei kleine vordere und eine grosse hintere, der erste zwei oder drei Aeste hinter einander. Der Schädel ist überall sehr scharfkantig und dünnwandig, die breiten Stirnbeine mit fast geradliniger, vorspringender Orbitalkante, das Jochbein breit, die Oeflnung in der vordern Basis des Jochbogens gross halbkreisför- mig, die Gehörblasen stark, der Zitzenfortsatz lang und breit, der hintere Winkelfortsatz des Unterkiefers verlängert und spitz. Die Dorsolumbalwirbel- reihe besteht aus 14 rippentragenden, 7 rippenlosen, 3 Kreuz- und 40 bis 43 Schwanzwirbeln. Der Oberarm ohne Perforation und Kanal am untern Gelenk. Das Männchen hat eine starke Hodensackanschwellung, das Weibchen ein Zitzenpaar an den Seiten des Leibes und ein Paar in den Weichen. Die Arten bewohnen das mittlere Südamerika und sind nach ihrer Lebens- weise noch nicht genügend beobachtet. Sie ordnen sich in folgende Gruppen: f) Mit Stachelkleid. a) Mit behaartem Schwanz. L. eristatus Waterh.”) Die Kammlanzenratie wird etwa einen Fuss lang und hat einen ebenso langen Schwanz. Die ganze Oberseite ihres Körpers bekleiden steife Stacheln, die breitesten derselben stehen auf dem Kreuz, nach vorn und an den Seiten werden sie schmäler, am Bauch, der Brust, Kehle und an den Beinen gehen sie in Borsten über, auch der Kopf ist nur mit weichen flachen Borstenhaaren bekleidet, der Schwanz anfangs mit Stacheln, dann mit Haaren, die sich gegen die Spitze hin sehr ver- läangern. Der Kopf ist schwarzbraun, Nasenkuppe, Mitte der Oberlippe, Mundrand und ein Streif über die Stirn bis zum Hinterkopf weiss, die 7) Waterhouse, Mammal. (I. 316. tb. 17. fig. 2; Burmeister, Säugeth. Brasil. 195; A. Wagner, Schreb. Säugelh. III. 332; Echimys cristätus Desmarest, Mammal. 192; Nelomys cristatus u. N. paleaceus Geoflroy, mag. zool. 1840. 49. tb. 21. 28; Loncheres paleacea Lichtenstein, Berlin. Abhandl. 1818. 191. Tf. 1. fig. 1; L. chrysurus Lichten- stein, ebd. Letzterer Name bezieht sich auf ein durch Alkohol verfärbtes Exemplar und L. paleacea auf ganz geringfügige Farbendifferenzen. Muriformes. Loncheres. 503 langen Schnurren schwarz oder weiss; der Körper kaffeebraun, langs des Rückens dunkler, an den Seiten herab heller, am Bauch und den Beinen gelblich; die Stacheln des Hinterrückens gewöhnlich mit schönem roth- braunem Ring vor der Spitze und ebensolchen Haaren zwischen sich; der Schwanz anfangs dunkel bis schwarz, die Endhälfte rein weiss, die Füsse dunkelbraun, die Nägel horngraubraun. Die Borsten auf dem Scheitel ver- langern sich sehr und überragen den Nacken. Bewohnt Guayana und Para in Brasilien. L. Blainvillei Wagn. ®) Die Blainvillesche Lanzenratte ist oben schön rothfalb mit schwarzer Sprenkelung, die auf den blasseren Leibesseiten fehlt; die Unterseite ist rein weiss, ebenso einige Stacheln vor und unter den Ohren, die Aussenseite der Beine wie der Rücken, die Schnurren glän- zend schwarz, lang und straff, die Krallen weisslich, der Schwanz schwarz. Die schwärzlichen Rückenstacheln haben pomeranzenrothe Spitzen, die Borstenhaare dazwischen sind in ihrer grössern Hälfte röthlich falb; die Seitenstacheln an der Wurzel grauweiss, schwärzlich in der Mitte, gelb an der Spitze. Die kleinen Ohren sind am Hinterrande leicht gebuchtet und sehr fein behaart. Der Schwanz erreicht nicht ganz die Körperlänge, ist an der Wurzel mit Stacheln bekleidet, dann mit kurzen fest anliegenden Haaren, die an der Spitze einen Pinsel bilden. In Bahia. b) Mit beschupptem, fast nacktem Schwanze. L. armatus Wagn. ?) Die bewaffnete Lanzenratte erreicht nicht ganz die Grösse der vorigen, höchstens 9 Zoll Länge und der Schwanz weniger. Dabei ist sie schlanker gebaut, der Kopf dünner, die Schnauze vorragend 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 334. Taf. 192.a; Waterhouse, Mammal. Il. 319; Nelomys Blainvillei Jourdan, Ann. sc. nat. 1837. VI. 371; Geoflroy, mag. zool. 1840. 41. 49. tb. 22. 28. fig. 10—12. — A. Wagner, Münch. Abhandl. 1850. V. 295. unterscheidet einen L. grandis vom obern Amazonenstrom, der in Grösse und den Formverhältnissen übereinstimmt, oben aber licht pomeranzenförmig und schwarz gesprenkelt ist, unten strohgelb mit fast einfarbigen Haaren, am Halse gelb mit bräunlicher Trübung, oben auf dem Kopfe und Halse mehr schwarz. Desselben L. nigrispina von San Paulo ist oben glänzend bräunlich falb und schwarz gespren- kelt, unten blassgelblich, am Unterkiefer weisslich, die Schnurren und Iris schwarz - braun, die Ohren dunkelröthlich grau, die Zehen gelblichweiss, die Krallen lichi hornfarben, die Stacheln in der untern Hälfte licht, in der obern schwarz, von den langen Borstenhaaren grösstentheils verdeckt, diese am Grunde weisslich, dann dunkler, endlich falb, bisweilen mit schwarzer Spitze. Der Schwanz erreicht nicht die Körper- länge und seine lichtbraunen Haare bilden keinen Pinsel. Endlich beschreibt A. Wagner noch einen L. wnicolor Rüpp. mit rostbräunlich fein behaarten Ohren, braunen Schnurren, dünnem beschuppten und lang behaarten Schwanz, ohne eigentliche Stacheln, vielmehr mit steifen nur zum Theil platten Haaren, oben licht rostbräun- lich, unten lichter, am Kinn schmutzig weiss. Diese Differenzen, für jede Art nur an je einem ausgestopften Exemplare beobachtet, reichen bei Weitem nicht aus zur Begründung der specifischen Selbständigkeit. Wir ordnen sie dem L. Blain- villei unter, da die drei von demselben beschriebenen Exemplare fast ebenso er- hebliche Eigenthümlichkeiten unter einander zeigen und jene sehr wohl als sexuelle, als Alters- und Jahreszeitenunterschiede sich erklären lassen. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IN. 335; Waterhouse, Mammal. II. 321; Bur- meister, Säugeth. Brasil. 196; Nelomys armatus Geoflroy, Ann. sc. nat. 1838. X. 125; mag. zool. 1840. 12. 42. 5l; Mus hispidus Lichtenstein, Darstellg. Taf. 35. fig. 2; Phyllomys brasiliensis Lund, Brasil. Dyrev. Ill. 243, tb. 21. fig. 12. 13; Reinhardt, Videnskab. Meddel. 1849. VII. 113; Giebel, Odontogr. Taf. 24. tig. 15. H 504 Unguiculata. Glires. und abgerundet, dicht und fein behaart, nur die Ränder der Nasenlöcher nackt, die Oberlippe stark und bauchig gewölbt, mit langen Schnurren dicht besetzt, die Augen ziemlich gross, die Ohren am Hinterrande stark ausge- buchtet, ihre abgernndete Spitze bis zum Scheitel reichend; Stirn, Scheitel, Nacken und Vorderrücken mit flachen lanzettförmigen Stachelborsten besetzt, die nach dem Kreuze hin dichter werden und auch die Schwanzwurzel noch bekleiden, zwischen ihnen feinere schmälere Borsten und ganz feine Haare, die Stacheln einfarbig braun, am Grunde matter, weisslich, an der Spitze dunkler, die des Hinterrückens mit schön rothgelbem Ringe; die Seiten des Körpers einfarbig braun, unten allmählig heller, bei dem Männ- chen ins Isabellfarbene übergehend, bei dem Weibchen mehr 'graugelb; die Beine aussen braun, innen gelblich und spärlich behaart, die Zehen weisslich, die Krallen hellgelbgrau. Der Schwanz gleicht völlig einem Rattenschwanze, mit rautenförmigen Schuppen bekleidet und dazwischen dünn und kurz, gegen das Ende hin dichter und länger behaart, oben schwarzbraun, unten gelblich graubraun. Die Nagzähne bei den vorigen gefärbt, hier rein weiss. Lebt in Brasilien auf Bäumen, auf denen es aus locker in einander gefügten Blättern sein Nest baut. | L. obscurus Wagn.!) Die dunkelfarbige Lanzenratte ist von robustem Körperbau, kleiner als vorige und der Schwanz von Körperlänge. Die Nase und völlig gespaltene Oberlippe reichen weit über die Unterlippe hinaus, die sehr breiten Ohren sind fast nackt, die zahlreichen Schnurren sehr lang, die Gliedmassen kurz und kräftig mit breiten dicken Pfoten, kurzen Zehen und kurzen starken Krallen. Der Schwanz ist dick, an der Wurzel dicht behaart, dann wirtelförmig beschuppt mit dünnen spärlichen Haaren. Die ganze Oberseite des Körpers bekleiden platte gefurehte Stachel- haare mit zwischenstehenden Borsten, die an die Unterseite und Füsse hinabgehen. Das Colorit ist oben dunkelbraun und gelblich melirt von den gelblichen Spitzen der Haare, unten schmutzig gelb, die Krallen bräunlich, die Nagzähne weiss oder hellgelb. Der Schwanz hat nur 33 Wirbel und Rippenpaare zahlt A. Wagner 13, Burmeister 14, nebst 7 rippenlosen Len- denwirbeln. In Brasilien. L. macrura Wagn.?) Die langschwänzige Lanzenratte wird beinah Fuss lang und fast ebensoviel misst der Schwanz. Die Borsten überwiegen 1) A. Wagner, Münch. Abhandl. II. 196. Taf. 2. fig. 5—12; Schreb. Säugeth. IIt, 336; Burmeister, Säugeth. Brasil. 199. — Geoffroy beschreibt (Desmarest, Mammal. 292; magaz. zool. 1840.41. 50. 1b. 24; L. didelphoides Waterhouse, Mammel. Il. 322) einen Echimys s. Nelomys didelphoides von derselben Grösse, aber oflenbar noch ein Junges Thier, das oben röthlichbraun mit gelber Tüpfelung, unten weisslich ist. Nach Waterhouse, der das Exemplar untersuchte, lässt sich die specifische Selb- ständigkeit desselben nicht feststellen. Geoffroy stellte ausserdem noch einen Nelo- mys semivillosus Ann. sc. nat. 1838. X. 125; magaz. zool. 1840. 42. 50. tb. 23. 28. fie. 7—9 (Loncheres semivillosus A. Wagner, Schreb. Säugeth. IN. 328; Waterhouse, Mammal. 11.324) auf, der den L. didelphoides in vieler Beziehung sehr ähnlich ist. Die Stacheln sind in der untern Hälfte hornfarben, dann schwarz mit gelber Spilze, die vordern meist in der ganzen obern Hälfte schwärzlich, der Kopf von der Leibes- farbe, nur die Nasenseiten graulich falb, der schuppige Schwanz mit falben rück- wärts gerichteteten Haaren bekleidet. 2) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 299. — Auch diese Art bedarf noch sehr der weitern Bestätigung. Sie beruht auf nur einem jungen weiblichen Exemplar. Muriformes. Loncheres. Ctenomys. 505 die Stacheln beträchtlich und bedecken dieselben fast ganz, ihre Endhälfte ist in der Regel ganz schwarz, höchst selten mit kurzer falber Spitze. Die Haare sind: schwarz mit gelben Spitzen, auf dem Rücken mehr falb, an den Seiten mehr lichtgelb. Die Unterseite ist schmutzig gelbgrau, die Schnauze roströthlich und schwarzgesprenkelt. Die Behaarung des Schwan- zes ist sehr spärlich, weisslich, die Krallen licht hornfarben. Von Borba. 2) Mit weichem Pelz und behaartem Schwanz. L. pietus Waterh.?) Die bunte Lanzenratte wird zehn Zoll lang, ihr Schwanz zwölf. Der Kopf ist dick, die Stirn mässig gewölbt, die Augen mässig, die Ohren rundlich, so lang als breit, die Pfoten stark mit scharf- spitzigen Krallen und der lange dicke Schwanz mit grossen Schuppen be- kleidet, die aber unter ‘langen dichten Haaren versteckt sind. Die Vorder- füsse sind vierzehig, nur die äussere ausehnlich verkürzt, der Daumen ganz rudimentär mit kleinem runden Nagel, die Hinterfüsse fünfzehig, mit star- ken Krallen, die Mittelzehe die längste. Stacheln fehlen völlig, das Haar- kleid ist weich und in dieser Hinsicht vertritt die Art unter Loncheres die stachellose Art unter Echinomys. Die langen Haare des Kopfes, Halses und Nackens sind am Grunde braun, übrigens weiss, ebenso weiss ist die untere Hälfte der Seiten und der Unterleib scharf abgeschnitten von dem Braun des Rückens. Der Schwanz ist oben an der Wurzel braunroth, ' unten weiss, dann braun bis gegen die Spitze, die weiss und gelblich ist. Die obern Backzähne bestehen aus je zwei vollständig getrennten U förmi- gen Falten, der hintere aus nur einer solchen mit einer einfachen vordern ' und hintern, die untern haben eine äussere und zwei innere Falten, der . erste auch den characteristischen vordern Ansatz. Am Schädel greifen die Nasenbeine etwas in die Stirnbeine ein und die Oberkiefer reichen nicht ' weiter als diese zurück, die Jochbögen sind hoch, der Unterkiefer mit ent- ' wickeltem Kronfortsatz und kurzem dornförmigen Eckfortsatz. Von Bahia. ; 2) Psammoryctidae. Die Backzähne höchstens mit einer Falte jederseits, die nie- mais völlig heilt; das Haarkleid stels weich; der Sclıwanz höchstens von Körperlänge, meist ansehnlich kürzer. a) Ctenomyes. Backzähne z. Th. oder alle mit einseitiger Buchtung. a) Füsse fünfzehig. ax) Backzähne nur einseitig gebuchtet. Ctenomys Blainv. Diese Gattung ähnelt wie alle Psammoryctinen in der äussern Erschei- nung mehr den Wühlmäusen a's den Ratten und diess tritt besonders auch Die Länge des Schwanzes, der Stacheln und deren Anzahl und Färbung variirt ' individuell und bedarf daher der Stülze zuverlässigerer Charactere. | 3) Waterhouse, Mammal. Il. 327; Nelomys pielus Pictet, Notices s. 1]. Anim. aouv. ‚ 11. 29. ib. 7. 8. — Waterhouse behält für diese Art die Wagnersche Gattung Iso- ‚ thrix als Subgenus bei und ordnet derselben die Wagner’schen Arten unter. So wenig als bei Echinomys können wir hier den Stacheln eine generische Bedeutung zuschreiben, da alle übrigen Charactere vollkommen übereinstimmen. 506 Unguieulata. Glires. in der Breite und Flachheit des Kopfes und der Schnauze hervor. Die Nasen- kuppe ist fast nackt, nur mit einem höchst feinem Anflug von Haaren be- deckt, die Augen klein, ebenso die Ohren, die jedoch noch aus dem Pelze hervorragen. Der Schwanz erreicht höchstens ein Drittheil der Körperlänge, ist an der Wurzel sehr dick, gegen die Spitze hin zusammengedrückt be- schuppt, spärlich behaart. Die fünf Zehen haben einen langen, gebogenen, steifen Borstenbesatz über den Krallen, einen ähnlichen die Sohlenränder, die Sohlen selbst aber sind nackt. Die äussere Zehe ist verkürzt, wie der Dau- men, die drei mittlern fast von gleicher Länge. Die vordern Krallen über- treffen die hintern ansehnlich an Grösse, sind am Grunde verbunden, die hintern ganz frei. Das Haarkleid ist weich, auf dem Kopfe sehr kurz, am Körper etwas länger, überall glatt anliegend, mit sparsamen feinen Grannen- haaren. Die Nagzähne sind breit, platt und braun oder tief orangefarben, nur bei einer Art weiss. Die vier Backzähne jeder Reihe stimmen in der Ge- stalt überein, nehmen nach hinten an Grösse ab und sind an einer Seite gebuchtet. Diese Bucht befindet sich bei den obern an der Aussenseite und verschmälert den Zahn nach hinten stark, bei den untern dagegen an der Innenseite und die Verschmälerung geht nach vorn. Alle Backzähne sind wurzellos. Das Schädeldach ist schmal, die Jochbögen weit abstehend und | stark, vor ihnen der Antlitztheil verengt, die Gehörblasen gross, nicht genä- hert, der. schmale hintere Gaumenausschnitt zwischen den vorletzten Back- zähnen, die Foramina incisiva auffallend klein, die Hinterhauptsgelenkhöcker stark vortretend. Das übrige Skelet und die weichen Theile sind unbekannt. Die Kammmäuse leben in unterirdischen Höhlen, die sie nach Art der Maul- würfe aufwerfen und selten verlassen. Bei drohender Gefahr ziehen sie sich schnell in dieselben zurück. Wo sie häufig sind, hört man ihre Stimme besonders bei Nacht auch unter der Erde. Sie verbreiten sich durch Brasilien westwärts nach Bolivia und südlich bis zur Magellansstrasse hinab. Ct. brasiliensis Bl.) Die brasilianische Kammratte erreicht etwa zwölf Zoll Länge wovon drei auf den Schwanz fallen. Das Colorit ist ein- förmig und etwas glänzend bräunlich rostfalb, auf der Oberseite mit feiner schwarzer Sprenkelung und einer ins Schwärzlichbraune fallenden unbe- stimmt begrenzten Binde von der Mitte des Oberkopfes über den Rücken bis aufs Kreuz; die Unterseite ohne alles Schwarz, lichtrostfalb mit einigen weissen unbestimmten Flecken. Die einzelnen Rückenhaare sind in der untern Hälfte schieferfarben, die der Unterseite einfarbig; die Schnurren weiss, die Nagzähne lebhaft safranroth; die Krallen weisslich hornfarben, die Zehen schmutzig weiss, die Sohlen lichtfleischfarben, der Schwanz mit dunkel- oder hellröthlichbraunen Haaren besetzt. Diese Färbung ändert jedoch nach Jahreszeit und Alter etwas ab. Das Weibchen hat zwei Zitzen in den Weichen. In Brasilien, Paraguay, La Plata und Bolivien. 4) Blainville, Bullet. soc. philom. 1826.-April. 62; Ann. sc. nat. X. 97; Eydoux, voy. Favorite Il. 21. Ib. 8. fig. 2; Darwin, voy. Beagle 79; d’Orbigny, Voy. Amerig. merid. tb. 17; Waterhouse, Mammal. Il. 273. tb. 8. fig. 6; (Ct. Nattereri) A. Wagner, Wiegm. Archiv 1848. I. 72; Giebel, Odontogr. 53. Taf. 20. fig. 13, Ct. torquatus Lich- tenstein, Darstellg. Taf. 31. fig. 1. — Die Abäuderungen dieser Art nach der geo- graphischen Verbreitung beschreibt Waterhouse a. a. O — ao oo co .. 5 —ı Muriformes. Ctenomys. 507 Ct. boliwiensis Waterh.?) Von der Grösse der vorigen zeichnet sich diese Art aus durch merklichere Breite der Nagzähne, durch die längeren Krallen an den Vorderzehen, durch die ansehnlichere Erweiterung des Schnauzentheiles am Schädel, die vorn breiteren Nasenbeine, die kleineren Gehörblasen, die breiteren Backzähne. Die Haare der obern Körperseite sind an der Wurzel dunkel schiefergrau, die Seiten des Rumpfes röthlich- braun, der Rücken dunkler, hinter den Ohren bis auf die Seiten herab ein lichter Streifen, die Schnurren schmutzig weiss. Die Haare des Schwanzes verlängern sich gegen die Spitze hin und sind schmutzig weiss. In Bolivia. | * Ct. leucodon Waterh. 6) Die Nagzähne sind weiss oder gelblich weiss und beschreiben ein kleineres Segment eines grösseren Kreises in ihrer Krümmung als bei allen übrigen Arten. Sie reichen nach hinten über den zweiten Backzalın, bei den andern Arten nur über den ersten. Die Krallen der Vorderzehen sind kleiner und schlanker als sonst. Die Haare des gan- zen Körpers haben eine dunkel schiefergraue Wurzel. Die Oberseite ist braun mit leichtem grauem Anfluge, an den Seiten nur wenig lichter mit hlassrothem Anfluge. Der Schwanz ist oben graulichbraun, unten schmutzig- weiss, in der Endhälfte oben und unten mit verlängerten Haaren, Die Körperlänge beträgt acht Zoll, die des Schwanzes etwas mehr als zwei Zoll. In Bolivia südlich vom Titicacasee. Ct. magellanicus Benn. ?) Die magellanische Kammmaus ist oben bräun- lichgrau, gelb angeflogen und etwas schwarz gesprenkelt; die einzelnen Haare am Grunde schmutzig bleifarbig, an den Spitzen blassbräunlich asch- farben; die Spitzen der längeren schwarz, Der Unterleib ist viel heller, ohne Schwarz, Kinn und Vorderhals blass falb, Füsse und Schwanz weiss. Am Schädel erscheint der Schnauzentheil gar nicht erweitert, schmal, die Nasenbeine nicht in die Stirnbeine greifend, nach hinten ansehnlich ver- schmälert und früher endend als die Oberkiefer, die Jochbögen weniger abstehend als bei den andern Arten, der hintere Eckfortsatz des Unterkie- fers kürzer, die Backzähne merklich schmäler. Am Kap Gregory an der Magellansstrasse. STE ESSSEEEESSSEBERESEERE nee 9) Waterhouse, Mammal. II. 278. — A. Wagner’s (ft. opimus Wiegmann’s Archiv 1848. 75. stimmt im Wesentlichen mit dieser Art überein. Die Behaarung ist ausserordentlich reichlich, lang, locker und matt, schmutzig weisslich gelb, oben dunkel falbbraun und schwarz bespritzelt, die Schnurren meist weiss, die vordern schwarz, die Krallen braun mit dunklern Flecken, die Haut des Schwanzes und der , Oberseite der Füsse beinah schwarz. Die Behaarung des Schwanzes schmutzig ' gelblich, oben mit dunkelbraunem Längsstreif. Der Schädel nähert sich nach A. Wagner vielmehr dem der magellanischen Art und weicht von Waterhouse’s Anga- ben ab und dennoch will derselbe diese bolivische Art und seinen Ct. Nattereri mit ı €t. brasiliensis identificiren, seinen Ct. opimus dagegen dem Ct. leucodon enger | anschliessen. 6) Waterhouse, Mammal. II. 281. 7) Bennet, Transact. zool. soc. II. 84. tb. 17; Waterhouse, Mammal. 11, 283. tb. 9. fig. 2. tb. 8. fig. 5. Fossilreste von Ctenomys wurden in Südamerika entdeckt, Darwin, voy. Beagle. Mamm. 109. tb. 32. fig. 6—11 gedenkt eines Schädelfragmentes vom Monte Her- moso, dessen obere Backzähne tiefer als bei der brasilianischen Art gebuchtet sind. Auch d’Orbigny, voy. Amerig. merid. tb. 9. fig. 7. 8. gedenkt eines Unterkiefer- fragmentes, 508 Unguiculata. Glires. ßß) Obere Backzähne einseitig gebuchtet, untere jederseits mit Falte. Petromys Sm. Die Eileen hat einen kleineren Kopf als die Kammratten, aber grössere völlig abgerundete Ohren, deren Rand mit längern feinen Härchen beselzt ist, grosse Augen, zahlreiche, sehr lange und steife Schnurren und eine abgerundete Nase mit nackter schwarzer Kuppe. Die kurzen Beine sind fünfzehig, die Zehen sehr kurz, die beiden mittlern nur wenig länger als die seitlichen, die Daumen sehr kurz, auch die Krallen kurz und wenig gekrümmt und die Sohlen nackt» Der lange dünne Schwanz ist dicht mit starren Haa- ren besetzt, die gegen das Ende hin einen Büschel bilden, Uebrigens ist der Pelz ziemlich lang, dicht und weich. | Die stark gekrümmten Nagzähne sind vorn etwas convex, glatt, schwach und kurz. Die vier Backzähne jeder Reihe zeigen vor der Abnutzung Quer- leisten, wenn dieselbe aber vorgeschritten ist, hat die Kaufläche der obern eine tiefe von innen eindringende Falte, die der.untern dagegen, eine von aussen und eine von innen eindringende Falte, letztre schmäler als erstre und wahrscheinlich bei sehr alten Thieren verschwindend. Uebrigens sind die Backzähne gewurzelt und schief vierseitig, der letzte bei Weitem nicht so sehr verkleinert als bei Ctenomys. Der Schädel ist stark deprimirt, mit breitem flachem Dach, die Orbitalränder der Stirnbeine weit über die Augen- höhlen vortretend, die Oeffnung im Öberkiefer weit und hoch, der Schnau- zentheil ungemein verschmälert, der Jochbogen anfangs sehr hoch, dann plötz- lich erniedrigt, weit abstehend, die Gehörblasen enorm, kuglig, doch einander nicht sehr genähert, der hintere Gaumenausschnitt weit hinter dem letzten Backzahn gelegen, die Zahnreihen parallel, einander genähert, die Foramina incisiva sehr gross; der Unterkiefer mit sehr Kleinden Erönfortdaien mässig hervortretendem Gelenkfortsatz und spitzem Winkelfortsatz. Von den weichen Theilen ist der Magen oval und etwas eingeschnürt, der Blinddarm lang und ebenfalls eingeschnürt. | Die einzige Art bewohnt Südafrika. P. ypicus Sm. ®) Erreicht nur 7'/, Zoll Länge und der Schwanz etwas mehr als halb soviel. Die Farbe des Rückens ist rostgelblich braun mit schwarzer Sprenkelung, auf Kopf, Hals und Schultern mehr graulich gelb mit dichterer schwarzer Sprenkelung, am Unterleib licht gelblich braun, die Haare in der untern Hälfte licht aschgrau, in der obern gelb mit einem oder zwei schmalen schwärzlichen Ringen. Die Oberseite der Zehen und Füsse ist rostgelb, die nackten Sohlen und Krallen schwarz, ebenso die Schnurren und der Schwanz ausser an der Wurzel glänzend pechschwarz oder braunschwarz. Bewohnt die felsigen Hügel an der Mündung des Orangeflusses, wo sie zwischen den Steinen sich verbirgt und an Senecioarten ihre Weide hat. Octodon Benn. Die Octodonten haben einen etwas grössern Kopf als die Felsen- ratte, höhere und schmälere Ohren mit deutlicher gebuchtetem Hinterrande, 8) Smith, Illustr. zool. South. Afric. tb. 20. 21; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 352; Waterhouse, Mammal. I. 308. tb. 17. fig. 1; Giebel, Odontogr. 55. Taf. 23. 8. 3. Muriformes. Octodon. 509 grössern Augen und ebenso lange Schnurren. An den fünfzehigen Vorder- füssen ist die dritte und vierte Zehe ziemlich gleich lang, die seitlichen etwas kürzer, hinten die drei mitllern fast gleich und viel länger als die äussern. Der vordere Daumen ist mit einem glatten Nagel, die übrigen Zehen mit schwach gekrümmten spitzen Krallen bewaffnet. Der Schwanz erreicht über halbe Körperlänge, ist schuppig geringelt, behaart und am Ende mit einem Büschel geschmückt. Die Nagzähne sind mässig breit und vorn convex; die vier untern Back- zähne gleich gross, durch eine tiefere innere und ihr entgegenstehende kür- zere äussere Falte 8förmig gestaltet, so jedoch, dass die beiden Theile brei- ter als lang sind. An den obern Zähnen ist die innere Falte ganz unbedeutend und die hintere Hälfte des Zahnes schmäler als die vordere. Der Schädel ist wiederum ansehnlich breit, nach vorn und ganz besonders im Schnauzen- theil sehr verschmälert, die Stirnbeine stumpfwinklig in die Scheitelbeine ein- greifend, die nach hinten sich verschmälernden Nasenbeine stumpf endend vor den Öberkieferenden, das Loch in diesen sehr weit und die Jochbögen wieder weit abstehend. Die wenigen Arten bewohnen Chili, Peru und Bolivia. O. degus Waterh. ?) Der Degus wird etwas über sechs Zoll lang und sein Schwanz erreicht Zweidrittel der Körperlänge. Oberseits ist er bräun- lich grau mit vielen unbestimmt schwärzlichen Flecken, an der Unterseite trübgrau mit etwas Braun gemischt, dunkler an Brust ‚und Nacken, heller und fast weiss unter der Schwanzwurzel, der Schwanz selbst schwarz, die Öhren dichter mit einigen steifen Haaren vorn an der Wurzel und einigen weisslichen dichter gestellten an der Innenseite, die Schnurren theils weiss, theils schwarz, die Beine graulich mit brauner Mischung, die Pfoten hell- ' grau, die Krallen schwarz. Die einzelnen Rückenhaare haben einen licht | bräunlich gelben Ring vor der dunklen Spitze, die längern Grannenhaare schwarzspitzig, auf den Hüften weissspitzig, die seitlichen Haare ohne dunkle Spitzen, bräunlich gelb, die untern mit heilgelben Spitzen. Lange steife | weisse Haare stehen an den Krallen der Hinterfüsse. Von den vier Zitzen- | paaren des Weibchens stehen die drei vordern an den Seiten des Rumpfes. Die Art ist in Chili sehr gemein und weidet sorglos bei Tage zu nicht geringem Nachtheil der Felder. Gestört eilt sie mit aufgerichtetem Schwanze ı in ihre Höhle. Für den Winter trägt sie reiche Vorräthe ein. Auch klet- ‚tert sie geschickt im Buschwerk umher. In den sterilen Gegenden Co quimbos führt sie ein klägliches Dasein zwischen Steinen und Chinchilla- ' höhlen und nährt sich von Kräutern, Wurzeln und Rinde. Das Weibchen wirft zweimal im Jahre vier bis sechs Junge. | O. Bridgesi Waterh. ') Unterscheidet sich von voriger durch wenig ' beträchtlichere Grösse, relaliv etwas längeren Schwanz mit weniger ausge- ‚U bildetem Büschel und durch kleinere Ohren. Das Colorit ist dunkler, zum Ä 9) Waterhouse, Mammal. II. 253. tb. 11. fig. 2; Giebel, Odontogr. 53; Sciurus U degus Molina, Sagg. Stor. nat. Chile (1782) 303. 342; Octodon Cummingi Transact. zoo]. soc. ll. 81. tb. 16; Martin, proceed. zool. soc. IV. 70; Darwin, voy. Beagle 82; Dendrobius deyus Meyen, act. Leopold. 1833. XV. 601. tb. 44; Octodon pallidus A. Wagner, Wiegm. Arch. 1845. I. 33 (weisse Spielart). — v. Tschudi, Fauna Peruan, #1. Taf. 12 fand in Peru in 9000 Fuss Meereshöhe bei dem Dorfe San Juan de Matıcanas eine Varietät dieser Art, die sich durch abweichendes Colorit auszeichnet. {) Waterhouse, Mammal. I. 259, tb. 8. fig. 3. 510 Unguiculata. Glires Braunen geneigt, mit viel Schwarz auf der Oberseite, die einzelnen Haare mit bräunlich gelbem Ringe. Der Pelz ist dicht und sehr lang mit zahl- reichen schwarzspitzigen Grannenhaaren, die Haare am Grunde schiefergrau ; an den Körperseiten tritt die gelbe Färbung mehr hervor; Brust und Innen- seite der Beine sind weiss, die Pfoten graulich weiss, der Schwanz oben ganz schwarz, unten weiss. Die Ohren fein behaart, die Krallen bräunlich .hornfarben, kürzer als bei voriger. Der Schädel ist grösser, zwischen den Augenhöhlen schmäler, der Jochbogen relativ niedriger, die Nasenbeine _ länger und schmäler, der Gaumen zwischen den vordern Backzähnen schmä- ler, sein hintrer Ausschnitt zwischen den drittletzten Backzähnen gelegen, der Unterkiefer mit breiterem Kronfortsatz; die obern Backzähne breiter, ihre innere Falte entschieden tiefer, auch die untern Backzähne breiter. In Chili. O. gliroides d’Orb.?) Diese Art wird besonders durch die geringere Länge ihrer Backzähne, die schiefere Lage der Falten derselben und die mehr dreiseitige Form der obern vom Degu unterschieden, dem sie in den Körperformen gleicht. Der letzte untere Backzahn hat einen kommaförmigen Umfane. Bewohnt die Höhen der bolivischen Anden. r E 3 x ß) Füsse vierzehig und nur Backzähne. Ctenodactylus Gray. Diese merkwürdig abweichende Gattung hat im Aeussern den Habitus des Lemmings, einen untersetzten schwerfälligen Körper, einen dicken Kopf mit stumpfer Schnauze, sehr kurze rundliche, kaum über den Pelz hervor- ragende Ohren mit dichter äusserer, und innerer randlicher Behaarung. Die Augen sind mässig, aber die Schnurren ungemein lang, steif, borstig; die Gliedmassen stark, die hintern länger als die vordern, die Hinterfüsse sehr lang, die Sohlen nackt. Vorder- und Hinterfüsse haben hier allein in der ganzen Familie nur je vier Zehen, die beiden mittlern etwas länger als die seitlichen, die äussere etwas kürzer als die innere, die Krallen kurz und unter den Zehenborsten versteckt. Die hintere Innenzehe ist eigenthümlich: unmittelbar über dem kurzen gekrümmten Nagel liegt eine Querreihe von hornigen Spitzen, die einen kammartigen Apparat bilden; über diesen finden sich eine zweite Reihe von steifen weissen Borsten, und endlich eine dritte Reihe von Borsten, welche viel länger und biegsamer sind; die anliegende Zehe hat zwei kleine fleischige Höcker über dem Nagel, die von einer untern kurzen und obern langen Borstenreihe ohne Hornspitzen bedeckt sind. Der Schwanz ist ein kurzer Stummel mit langen Borsten bekleidet. Der Pelz ist sehr dicht, weich und sanft. Die Zehenborsten krümmen sich über die Krallen herab. | Die Nagezähne sind schwach und besonders schmal, stark gekrümmt, ” vorn convex, die untern spitz. Jede Reihe hat nur drei Backzähne. Die obern sind länglich und schmal, aussen gebuchtet, innen ganzrandig; die ! untern nach hinten an Länge zunehmend, 8förmig, beide Hälften quer ellip- tisch, die vordern am Vorderrande schwach gebuchtet. | Der Schädel ist im hirntragenden Theile sehr breit, besonders mit ! 2) d’Orbieny, Voy. Amer. merid, tb. 16. Muriformes. Ctenodactylus. Schizodon. 511 ' grossem Zwischenscheitelbein. Die Oeflnung im Oberkiefer weit, die Gehör- blasen gross, der Unterkiefer olme Kronfortsatz, mit langem Eckfortsatz und sehr niedrig gelegenem Gelenkkopf. Die Lungen bestehen jederseits aus einem | grossen und zwei kleinen Lappen, die Leber auf der rechten Seite aus zwei ‚ kleinen und einem grossen Lappen, auf der linken aus zwei gleich grossen. ‚ Die Gallenblase ist gross. Dem Magen fehlen die Einschnürungen. Der ı Dünndarm misst mehr als die dreifache Körperlänge, der Dickdarm fast die ' sechsfache, der Blinddarm beinah die halbe. Letztrer ist in zahlreiche Zellen / abgetheilt. Die einzige Art bewohnt das nördliche Afrika. | Ct. Massoni Gray ?) Das Thier erreicht etwa sechs Zoll Länge und ' der Schwanz misst nur einen halben Zoll. Seine ganze Oberseite ist blass ‘ fahlgelb mit feiner schwarzer Sprenkelung, die Seiten lichter, der Unterleib ‚ weisslich ‚mit Gelb überlaufen. Die Haare am Grunde schieferschwarz, die ‚ falben des Rückens mit schwarzen Spitzen, die Füsse gelblich weiss; Schnurren, nackte Innenseite der Ohren, Sohlen und Krallen schwarz, die Ohren aussen gelblich weiss behaart und ihr Rand schwarz gesäumt; die # langen Borsten am Schwanzstummel licht fast gelb und schwärzlich. Die Nagezähne weiss. Um Tripolis. b) Schizodontes. Alle Backzähne 8förmig. Schizodon Waterh. Die Körpergestalt erinnert, wieder an die Hypudäen, doch ist hier Kopf = und Schnauze nicht so breit, die Ohren sind von mässiger Grösse und hin- ‚ ten ausgerandet, der kurze Schwanz mit sehr kurzen Haaren gleichmässig ‚ bekleidet, ohne Büschel, die fünfzehigen Füsse mit langen Krallen, die Schnur- = ren kurz. Die Nagzähne sind stark, breit und vorn convex. Jeder Backzahn wird ' durch eine innere und äussere Falte in zwei gleiche, querovale Hälften ge- ‚ theilt, nur am letzten jeder Reihe ist die hintere Hälfte ansehnlich verkleinert. = Die Seiten sind jedoch mehr winklig als abgerundet. Der Schädel ist schmal, im Schnauzentheil verkürzt, die Gehörblasen klein, weit von einander gerückt, der hintere Gaumenausschnitt zwischen den vorletzten Backzähnen, die Zahn- reihen nach vorn stark convergirend, die Foramina incisiva schmal, der Unter- _ kiefer mit kleinem, deutlichen Kronfortsatz, sein Unterrand stark nach aussen ‚ erweitert. Das übrige Skelet und die weichen Theile sind nicht bekannt. | Bewohnt in einer Art die Westseite der südlichen Anden. Sch. fuscus Waterh.*) Das Colorit gleicht im Allgemeinen dem der ‘© Wanderratte, nur ist es etwas dunkler, der Pelz weicher und glatter, am ' Grunde überall dunkel schiefergrau, am Unterleibe die Haare mit licht- oder © braungelben Spitzen, oben schwarzspitzig mit gelbbraunem Ringe, an den ‚ Seiten mehr gelbbraun, die Grannenhaare des Rückens schwarzspitzig, an den Seiten mit schmutzigweissen Spitzen, einzelne auf dem Schenkel breit @ gelblichweiss geringelt und schwarzspitzig; die Ohren sind fein und 3) Gray, Spicil. zool. ib. 10; Yarrell, Proceed. zool. 1830. I. 48; A. Wagner, Schreb. Säugeth, III. 356. 4) Waterhouse, Mammal. Il. 265. tb. 8. fig. 4, tb. 11. fig. 2; Giebel, Odontogr, 53. 512 Unguiculata. Glires. schmutzigweiss behaart, vorn an der Aussenseite dunkelbraun; die Schnur- ren an der Wurzel schwarz, übrigens weiss; die Pfoten dunkelbraun mit graulichweisser Sprenkelung, die langen Borsten an den Krallen weiss, der Schwanz dunkelbraun. Das Thier erreicht neun Zoll Länge, der Schwanz etwa zwei Zoll. Bewohnt unter dem 75° S. Br. die Anden in 5000 bis 7000 Fuss’ Meereshöhe an grasreichen Ufern der Bergflüsse, in denen es seine Höhlen anlegt und Wintervorräthe einträgt. Am Tage hält es sich versteckt und geht nur zur Nachtzeit der Nahrung nach. Spalacopus Wagl. Der Cucurrito hal einen verhältnissmässig grossen Kopf, stumpfe Schnauze, kleine nackte, schiefovale und hinten gebuchtete Ohren, grosse Augen und kurze Schnurren. Sein Pelz ist fein und weich. Die starken Beine sind fünfzehig, die dritte Zehe am längsten, der sehr kurze Vorderdaumen platt benagelt, die übrigen Zehen mit comprimirten, gekrümmten spitzen Krallen. Die Sohlen haben sechs nackte Höcker und jeder derselben eine hornige Warze. Der Schwanz, länger als die Hinterfüsse, an der Wurzel dick, rund, ist wirtelförmig geschuppt und überall mit kurzen, straffen Haaren besetzt. Die Nagzähne sind breit und stark, vorn convex und lichtgelb. Die vier Backzähne jeder Reihe nehmen nach hinten an Grösse ab, sind deprimirt Sförmig, der vordere und hintere Rand fast gerade, die äussere und innere Falte ziemlich gleich, beide sehr kurz. Der Schädel ist gewölbt, nach der Schnauzenspitze hin stark verschmälert; die schmalen Nasenbeine spitzen sich nach hinten ganz zu und greifen tief in die Stirnbeine ein, der Hinterrand dieser ist weitbognig, die Oeffnung im Oberkiefer klein, .der Jochbogen hoch, die Gehörblasen klein, der Unterkiefer mit kurzem Eckfortsatz. Der Magen ist oval mit ziemlich grossem Blindsack, der Blinddarm länger, zugespitzt, doch nicht so weit als der Magen. Die einzige Art bewohnt Chili. Sp. Poeppigi Wagl.°) Das ganze Thier ist schwarz, nur die Schnur- ren weisslich; der Pelz am Grunde grau, aussen bisweilen mit einem braunen Anfluge. Das Thier erreicht sechs Zoll Länge, der Schwanz beinah zwei Zoll. Bewohnt die Sandhügel an der nördlichen Küste Chili’s und nährt sich von den knolligen Wurzeln der Oxaliden und den Zwiebeln der Lilien- gewächse. Nur Nachts verlässt er seine Höhle, von deren Neste zahlreiche Gänge nach aussen führen. Er knurrt fast wie ein Meerschwein und kämpft gern. Den Rücken hält er beim Sitzen sowohl als Laufen stets gekrümmt, | Zehnte Familie. Chinchillidae. Diese kleine Familie begreift südamerikanische und eine tertiäre euro- päische Gattung, deren Körperbau vielmehr Aehnlichkeit mit den Kaninchen 5) Wagler, Isis 1832. 1219; Waterhouse, Mammal. II. 269. tb. 9. fig. 1; Giebel, Odontogr. 53. Taf. 22. fig. 2; Poephagomys ater Cuvier, Ann. sc. nat. 1834. I. 321. Ib. 13; Waterhouse, Voy. Beagle 82; Eydoux, voy. Favorite I. 17. tb. 7; Psammoryc- tes noctivagus Poeppig, Wiegm. Archiv 1835. I. 252; Reise in Chili I. 166; Mus cya- nus Molina, Sagg. Stor, nal. Chile 248. | Chinchillidae. Lagostomus. 513 als mit den Ratten hat. Der lange buschige Schwanz erinnert noch an ‚ einige Muriformen, während die Ohren durchweg viel grösser, breit und ab- -# gerundet sind. An den Lippen stehen sehr lange steife Schnurren. Die Füsse sind 4/3, 4/4 oder 5/4zehig. Der Pelz ist bei allen Mitgliedern dicht, reich- ‚lich, sehr fein und ungemein weich, seidenarlig, das Colorit grau und weiss \ mit Schwarz, Braun und Gelblich. | Die Nagzähne sind vorn glatt. Die Backzähne bestehen aus queren La- mellen wie bei den Leporinen und zwar aus je zwei gleichen oder aus drei ‚ und selbst vieren, von welchen dann bei den obern Backzähnen die hintere, ' bei den untern die vordere kleiner ist. Der Schädel ist gestreckt, hinten ‚ sehr breit, im Schnauzentheil sehr verschmälert, die Jochbögen stehen weit ab, ihre vordere Basis mit sehr weiter Veffnung, die Gehörblasen sehr gross, ' die Backzahnreihen stark nach hinten divergirend, der Unterkiefer mit starkem I# hintern Winkelfortsatz. Die Halswirbel mit gleich hohen Dornen, der ‚ Epistropheus mit höherem, aber nicht nach hinten verlängertem Dorn, die Dornen der Rückenwirbel bis zum dritten an Länge zunehmend. Der elfte rippentragende Wirbel ist der diaphragmatische. Ihn folgen 8 Lenden-, ‘2 Kreuz- und über 20 Schwanzwirbel. Schulterblatt und Becken sehr schmal ‚ und gestreckt, Schlüsselbeine stark, Oberarm mit mässiger Deltaleiste, Un- |, terarm-. und Unterschenkelknochen selbständig ausgebildet, der Magen hat (@ keine Einschnürungen, der Blinddarm ändert in der Grösse ab. :# Die Thiere leben gesellig in selbst gegrabenen oder natürlichen Höhlen und Felsenspalten und nähren sich von Gras, Wurzeln und Körnern. Ihr Fleisch wird gegessen und ihr Pelz ist hochgeschätzt. Sie verbreiten sich ' durch Paraguay, Chili, Peru und Bolivia, die fossilen sind nur aus Frank- ‚ reich bekannt. Lagostomus Brook. | Der Kaninchenhabitus tritt in der äussern Erscheinung des Viscacha noch nicht ganz entschieden hervor, der kleinere Kopf, die breiten Ohren, -9 die hohen Beine und der lange buschige Schwanz weichen erheblich ab. Die Vorderfüsse sind vier-, die hintern dreizehig, die mittlere Zehe die längste, die vordern mit kurzen, weichhaarig umkleideten Nägeln, hinten besonders die Mittelzehe mit einem stärkern, sehr langen, geraden, oben covexen, un- ten concaven Nagel, der von einer Bürste sehr steifer, dicht gedrängter Haare umgeben ist. Die Fusssohlen sind vorn behaart, in ihrer ganzen hin- tern Hälfte nackt und schwielig, die Handsohlen fast ganz nackt. Die Ohren ı von mässiger Grösse sind häulig, fast nackt, am Hinterrande gebuchtet und stumpf zugespitzt; die Oberlippe gespalten, die Schnurren lang, der Schwanz ein Dritttheil der Körperlänge messend, der Pelz reichlich. Die vier Backzähne einer jeden Reihe bestehen aus je zwei queren La- mellen mit Ausnahme des letzten obern, der dreiblättrig und der grösste der Reihe ist. Alle sind vierseitig, schief, breiter als lang, die Lamellen "I gleich stark, die untern etwas breiter, alle tief im Kiefer steckend, gekrümmt, die Reihen nach hinten stark divergirend. Die Nagzähne fast ebenso breit als dick, an der vordern Schmelzfläche undeutlich gestreift, nach hinten bis über den letzten Backzahn reichend. Der Schädel ist im hirntragenden Theile breit und verschmälert sich bis zum zugespitzten Schnauzenende, die Joch- bögen stehen weit ab, die Gehörblasen sind klein, der hintere Gaumenaus- schnitt zwischen den letzten Backzähnen, die Foramina incisiva sehr kurz Säugethiere. 514 Unguiculata. Glires. und schmal; der Unterkiefer mit sehr kleinem, hinter dem letzten Backzahne liegenden Kronfortsatz und starkem Winkelfortsatz. Unter den weichen Thei- len zeichnet sich der Blinddarm durch mässige Länge aus. Die Scheide des Weibchens ist durch eine Längswand von dem Muttermunde her in zwei Kanäle getheilt. Die Zitzen liegen ganz seitlich an Brust und Bauch. | Die einzige Art ist F L. trichodactylus Brook. 6) Das gemeine Feldviscacha bewohnt die Pam- pas von Buenos Ayres und Paraguay. Es lebt gesellig und gräbt sich "’ weitläufige Höhlen, die den Boden so unsicher machen, dass die Pferde oft einbrechen und auch die Pflanzungen davon leiden. Das Weibchen wirft | zwei bis vier Junge. Das Fleisch wird gegessen, der Pelz ist wenig geachtet. Der Rücken ist gleichmässig mit grauen und diese bedeckenden schwar- zen Haaren besetzt, der Kopf grau mit nur wenig schwarzen Haaren und eine breite weisse Binde bedeckt den Öbertheil der Schnauze und Wangen. Die Seiten sind ebenfalls grau, aber die ganze Unterseite weiss, der Schwanz schmutzig weiss und braun gescheckt, mit einem braunen Büschel, die Schnurren theils weiss, theils schwarz. Die Ohren haben halbe Kopflänge und eine äusserst feine Behaarung, die nur am Rande dichter wird; die Schnauze ist sehr stumpf. Die Farbenvarietäten zeichnen sich durch mehr weniger Braun auf dem Rücken und an den Seiten, auch wohl durch schön gelbe Unterseite aus. Körperlänge etwa 20 Zoll, der Schwanz 7 Zoll. Lagidium Meyen. Die alpinen Viscachen unterscheiden sich durch die viel grösseren Ohren, i den körperlangen und auf der ganzen Oberseite buschig behaarten Schwanz, die ungeheuer langen Schnurren, die vierzehigen Füsse und den sehr weichen | Pelz äusserlich schon leicht von der vorigen Gattung. Von den vier Hinter- zehen ist die äussere die kürzeste, die miltlere der drei andern die längste, ihre Krallen sind sehr klein und unter den Haaren versteckt. i Die vier Backzähne jeder Reihe bestehen aus je drei queren Lamellen ° und zwar ist bei den obern die dritte Lamelle verkleinert, bei den untern die erste, die andern beiden sind gleich breit. Dabei sind die Zähne schief], vierseitig und die Reihen divergiren stark nach hinten. Die Nagzähne sind ) vorn weiss. Arm Schädel ist der Schnauzentheil schmäler, länger und nach vorn nicht zugespitzt wie bei Lagostomus, die Jochbögen stehen weiter ab, die Gehörblasen sind ansehnlich grösser, der hintere Gaumenausschnitt zwischen den vorletzten Backzähnen gelegen, die Foramina incisiva sehr viel länger. ) Die Arten bewohnen die Hochgebirge des westlichen Südamerika. | L. Cwvieri Wagn.?) Das Thier hat Kaninchengrösse und Gestalt. Die 6) Brookes, Transact. Linn. soc. XVI. 95. tb. 9; Lesson, Illusir. Zool. tb. 8; if Bennet, Transact. zool. soc. I. 60; Owen, Proceed. zool. soc. VII. 175; Waterhouse, | Mammal. II. 212. tb. 5. fig. 1; Giebel, Odontogr. 55. Taf. 24. fig. 11; Callomys vis- |) caccia Geoflroy, Ann. sc. nat. 1830. XXI. 201; Lagostomus viscacha Meyen, act. Leo- | pold. XVI. 584; Dipus maximus Desmarest, 'Mammal. 315; Azara, Essai hist. nat. } Quadr. Il. 41. Molina’s Viscacha ist von Gay, Hist. Chile. Mammif. 92. tb. 5 als } Lagotis criniger characterisirt worden. | 7) A. Wagne:, Schreb. Säugeth. III. 306; Waterhouse, Mammal. il. 222. tb. | fig. 1; Lagotis Cuvieri Bennet, Transact. zool. soc. I. 46. (b. 4; Lagidium Peruanum | Meyen, act. Leopold. XVI.b 578; v. Tschudi, Faun. peruan. 164; Callomys aur eus | | Geöffroy, Ann, sc, nat. 1830. XXI. 291, Chinchillidae. Lagidium. Chinchilla. 515 drei Zoll langen und ein Zoll breiten Ohren rollen den äussern Rand ein, schlagen den hintern etwas um und runden die Spitze breit ab. Ihre Aussenseite ist spärlich behaart, die innere noch weniger, dagegen der Rand mehr und länger. Die schwarzen Schnurren reichen bis über die Schulter. Die Zehen sind kurz, die Krallen klein, versteckt, die hinteren grösser und mehr gekrümmt. Das Haarkleid ist ausserordentlich weich, in der hintern Körpergegend länger als in der vordern; die Haare bis gegen die Spitze hin dunkel, diese schmutzig weiss mit Gelblichbraun gemischt, einzelne längere Haare ganz schwarz und hienach das allgemeine Colorit ein gesprenkeltes Aschgrau, an den Seiten und Hüften ins Gelblichbraune fallend. Der Körperlange Schwanz ist unten und an den Seiten kurz be- haart, dort bräunlich schwarz, hier schwarz und weiss, oben mit weissen und schwarzen, langen, straffen, aufrichtbaren Haaren, der Endbüschel ganz schwarz. Lebt auf den Hochebenen des südlichen Peru und Bolivia’s in mehr denn 12—13000 Fuss Meereshöhe, am häufigsten unter der Grenze des ewigen Schnees. Sein Fleisch wird gegessen und sein Pelz ist sehr geschätzt. L. pallipes Wagen. ®) Steht der vorigen Art auffallend nah, pflegt | ‚ jedoch nicht ganz dessen Grösse zu erreichen und hat relativ kürzere Ohren, indem dieselben nur 2/, der Kopflänge erreichen. Die Behaarung ist merk- lich kürzer (nur Y, bis 3, Zoll), das Colorit im Allgemeinen dasselbe, aschgrau mit gelblicher Beimischung. Längs der Rückenmitte herrschen die schwarzspitzigen Haare so sehr vor, dass sie einen dunklen Streifen bilden; die einzelnen Haare sind an der Wurzel dunkel und nicht braun; die ganze , Unterseite erscheint blassfahlgelblich, nach vorn lichter und an den Seiten ‚ ziemlich scharf von dem obern Grau abgesetzt, an den Pfoten ins Weiss- ‚ liche übergehend; die buschigen Haare des Schwanzes dunkel rostfarben, , am Grunde schwarzbraun. Es kommen jedoch auch ganz schwarze Spiel- ‚ arten vor. Bewohnt das nördliche Peru und Ecuador in 12—-16000 Fuss Meeres- höhe zwischen kahlen Felsen, an der Ostseite der chilischen Anden in nur 4—5000 Fuss Höhe. Es lebt gesellig, ist munter und flink, und nährt sich von Gras, trocknen Wurzeln und Moos. Seines Felles und Fleisches wegen wird es verfolgt und auch von Raubthieren gejagt. Chinchilla Benn. Die Chinchillen weichen durch den dickeren Kopf, die sehr grossen brei- ten gerundeten Ohren, die fünfzehigen Vorder- und vierzehigen Hinterfüsse und den langen, ungemein weichen und seidenhaarigen Pelz schon äusserlich von den Viscachen ab. Das Gebiss stimmt wesentlich mit dem des Lagidium überein. Die unbe- #9 deutenden Differenzen liegen im ersten obern Backzahn, dessen erste Lamelle kleiner als bei voriger Gattung ist und wie die zweite fast gerade, während beide dort bognig erscheinen, und im ersten untern Backzahne, dessen zwei erste Lamellen durch eine randliche Brücke verbunden sind. Ueberdiess scheinen die untern Backzähne relativ breiter zu sein und ihre Reihen weniger ı stark zu divergiren. Auch die Nagezähne sind etwas breiter. Der Schädel 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 308; v. Tschudi, Faun. Peruan. 165; Water- house, Mammal. II. 228; Lagotis pallipes Bennet, Transact, zool. soc. I. 331. tb. 42, 33* 516 Unguiculata. Glires. ist in dem hirntragenden Theile viel breiter, in der Stirngegend aber mehr verengt, im Schnauzentheile kürzer und breiter. Die Nasenbeine stossen mit geradem Querrande gegen die Stirnbeine. Die Gehörblasen sind sehr viel grösser, trelen in der Mittellinie ganz nah zusammen, das Hinterhauptsloch breiter. Der Unterkiefer mit kleinerem Krontortsatz, aber mit viel längerem hintern Eckfortsatz. Der Epistropheus mit schmälerem und höherem Dorn. Die Dornen der Rückenwirbel nehmen hier wie bei Lagidium bis zum dritten an Länge zu, sind dann gleich lang und verkürzen sich erst auf den letzten wieder bis gegen den elften, welcher der diaphragmatische ist. Lendenwirbel sind bei beiden Gattungen 8, Kreuzwirbel 2, Schwanzwirbel bei Lagidium 27, bei Chinchilla 23 vorhanden. Bei Letzterer sind die Lendenwirbel viel schlan- ker, ihre Dornen dünner, ihre Querfortsätze kürzer und breiter. Lagidium hat 12, Chinchilla 13 Rippenpaare. Das Schulterblatt ist bei beiden schlank uud schmal, vorn oben abgerundet, die hintere obere Ecke bei Chinchilla * mehr ausgezogen als bei Lagidium, das Olecranon der Elle kürzer und dicker, die Finger viel schwächer, das Becken bei beiden lang und schwach, das eirunde Loch bei Chinchilla länger, Fibula bei beiden vollständig entwickelt, der Fuss noch einmal so lang und stark als die Hand. Lagidium hat einen quercylindrischen, Chinchilla einen querbeutelförmigen Magen, beide ohne Ein- schnürung. Die übrigen Weichtheile bieten minder erhebliche Differenzen. Auch. die Chinchillen bewohnen die gebirgigen Gegenden Peru’s und Chili’s, steigen jedoch nicht über 12000 Fuss Meereshöhe hinauf. Tags über halten sie sich meist versteckt in natürlichen Höhlen, zwischen Steinen und in Felsklüften, die sie sich wohnlich einrichten. Erst nach Sonnenuntergang und Nachts gehen sie der Nahrung nach. Man trifft sie beständig in grossen Gesellschaften beisammen. Ihr feiner seidenartiger Pelz bildet einen wichtigen Handelsartikel. Sie werden leicht zahm und wegen ihres angenehmen Wesens auch in Häusern gehalten. Ch. lanigera Benn.?) Wird noch nicht einen Fuss lang und der ) buschige Schwanz erreicht mehr als die Hälfte der Körperlänge. Die Schnauze ist ein wenig zugespitzt, die Augen sehr gross, auch die Ohren gross, ebenso breit als lang, abgerundet, mit langen, äusserst feinen Haaren be- kleidet. Der Pelz ist dicht und ungemein weich, auf dem Rücken °/, Zoll lang, auf den hintern Theilen und an den Seiten einen Zoll und mehr, oben licht aschgrau oder graulichweiss mit dunkler bis schwarzer Spren- kelung, unten und an den Füssen weiss mit matt graulichem oder gelb - lichem Anfluge. Die langen Schnurren sind weiss und schwarz. Die ver- längerten Haare auf der obern Seite des Schwanzes sind am Grunde und an der Spitze schmutzig weiss, in der Mitte braunschwarz, die Seiten des Schwanzes schmutzig weiss, die Unterseite braun. Bewohnt die Anden in Chili, Bolivia und Peru. Ch. chinchilla *). Grösser als vorige Art, über einen Fuss lang, der Schwanz jedoch nur von einem Drittheil der Körperlänge, die Ohren länglıch 9) Bennett, Transact. zool. soc. I. 59. tb. 5. 7; Waterhouse, mammal. Ii. 236. €. fig.; v. Tschudi, Faun.:peruan. 168; Cricetus !aniger Desmarest, Mammal. 313; Callomys laniger Geoffroy, Ann. sc. nat. 1830. XXI. 291; Mus laniger Molina, Stor. nat. Chili 267; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 64. 1) Eriomys chinchilla Lichtenstein, Darstellg. Tf.28; A. Wagner, Schreb. Säugeth- II. 302; Lagostomus laniger Waglex, Isis 1831. 614; Goldfuss, Atlas Taf. 290. fig. 1; Chinchilla brevicaudata Waterhouse, Mammal. II. 241. Chinchillidae. Archaeomys. Spalacini. 517 und am Ende abgerundet; der gleichmässig feine und weiche Pelz auf dem Rücken und an den Seiten über Zoll lang; die Haare an der Wurzel tief blaugrau, dann mit breitem weissem Ringe und dunkelgrauer Spitze; danach das allgemeine Colorit silberfarben mit dunklerm Anflug, Unterseite und Füsse rein weiss, der Schwanz oben mit zwei dunklen Binden. In Peru. Archaeomys Laiz. Par. Eine nur in Schädelfragmenten und dem Zahnsystem bekannte. fossile Gattung, welche zwischen den Chinchillen und Viscachen die Mitte zu halten scheint. Der Schädel gleicht mehr den Lagostomen als den Chinchillen, das Gebiss dagegen ist vom Typus der letztern. Die vier obern Backzähne beste- hen aus denselben, nur etwas dickern drei und selbst aus vier Lamellen, und bei den untern ist nur die- erste Lamelle etwas grösser, alle Lamellen sind gleichmässig und schwach gekrümmt, die Nagzähne stark und breit. Die Arten lagern in den Süsswassermergeln von Issoire. A. chinchilloides Gerv. ?) Die Backzähne bestehen aus je drei Lamellen. -A. Laurillardi Gerv.°?) Jeder Backzahn wird von drei gleichen Lamel- len gebildet, die etwas schmäler als bei voriger Art sind und aus einer vierten, welche kaum die halbe Breite des Zahnes einnimmt und der Kau- fläche eine abgerundet trapezoidale Gestalt gibt. Eifte Familie. Spalacini. Die Spalacinen oder Blindmolle unterscheiden sich von den vorigen Fa- milien besonders durch ihren walzenförmigen Rumpf, den wenig abgesetzten dicken, platten Kopf mit stumpfer Schnauze, aus welcher die grossen, viel weniger gekrümmten Nagzähne meist weit hervorstehen. Sie bedienen sich dieser zum Graben ihrer unterirdischen Gänge, dazu aber auch der nackten .hartknorpligen Nase und der Vorderpfoten, welche daher gewöhnlich auch grösser und stärker sind als die Hinterpfoten, beide fünfzehig. Die Augen sind sehr klein und bei der typischen Gattung sogar ganz vom Fell über- zogen, das Thier daher völlig blind. Auch die Ohrmuschein fehlen gänzlich oder erscheinen nur als schwache Falten, selten aus dem Pelze hervorragend. Der Schwanz ist sehr kurz, doch nur ausnahmsweise nackt, gewöhnlich strahlig.- behaart. Der Pelz ist kurz und weich. Die Nagzähne sind sehr gross, breit, nach hinten über die Backzahn- reihen hinaus verlängert, vorn glatt oder gefurcht, weiss oder gefärbt. Die Backzahnreihen liegen parallel und zählen je drei bis sechs Zähne, doch oben und unten gleichviel, von gleicher oder wenig verschiedener Grösse. Auf der Kaufläche sind sie querfaltig oder nur mit seitlichen Falten, einfach oder gar aus Prismen gebildet, so- dass sie an Chinchillinen, Schizodonten, Cte- 2) Gervais, Zool. et Pal. franc. 28. tb. 47. fig. 13. 14; Giebel, Odontogr. 55. Tf. 22. fig. 20. 22; Arch. arvernensis Laizer et Parieu, Compt. rend. 1839. VII. 206; Giebel, Fauna d. Vorw. Säugeth. 93. — Höchst wahrscheinlich wird die von Ger- vais 1. c. fig. 17 abgebildete Zahnreihe des Theridomys Blainvillei hieher gehören und darf nicht bei Theridomys verbleiben. Bravard gründete auf sie die Gattung Blainvillemys. 3) Gervais, Zool. et Pal. franc. tb. 47. fig. 15. 16. c. explic. — Bravard erhebt _ auch diese Art zum Typus einer besonderen Gatlung Cuvierimys. 518 | Unguiculata. Glires. nomyen und Murinen erinnern. Am Schädel ist besonders der sehr weite Abstand der Jochbögen, .die kleine Oeffnaung im Oberkieferjochfortsatz, die schmalen Nasen-, Stirn- und Scheitelbeine, die starken Leisten des Hinter- haupts characteristisch. Der hintere Winkel des Unterkiefers ist erweitert und abgerundet, der Unterrand des Kiefers stark nach aussen erweitert. 12 bis 14 "rippentragende, 5 bis 6 rippenlose, 2 bis 5 Kreuz- und 5 bis 13 Schwanzwirbel, der elfte rippentragende scheint der diaphragmatische zu sein. Das Schlüsselbein ist kräftig und der Oberarm breit und stark. Der Magen ist wenig oder gar nicht eingeschnürt, aber mit inneren Falten, der Blind- darm sehr gross, zellig, spiral gewunden, die linke Lunge meist einfach, die ‚lappige Leber bisweilen ohne Gallenblase, drei Zitzenpaare an der Brust und in den Weichen. | Die Blindmolle gehören wesentlich der alten Welt an und leben in selbst- gegrabenen Höhlen. Ihre Nahrung besteht in Wurzeln und Früchten, seltner fressen sie auch Insecten. Nutzbringend sind sie gar nicht, wohl aber Einige durch ihre grossarligen Gräbereien “schädlich. 3 1. Backzähne 3 querfaltig, Nagzähne ohne Rinne, Schwanz nackt. a) Mit Ohrmuscheln und vorderem verkümmerten Daumen. Rhizomys Gray. Plump gebauete Ratten mit sehr kurzen, abgerundeten, nackten Ohren, kleinen Augen, vorstehender Nase, kurzen Schnurren, kurzen kräftigen Beinen vorn mit vier fast gleich grossen Zehen und benageltem Daumen hinten mit fünf Zehen, überall mit kurzen comprimirten Krallen, endlich mit dickem nackten Schwanze von halber Körperlänge. Die drei Backzähne einer jeden Reihe bestehen aus je drei spitzen Quer- falten und sind abgerundet. Sie sind von ziemlich gleicher Grösse, unten der erste nach vorn ganz verschmälert und die Reihen parallel. Die breiten und sehr dicken Nagzähne sind vorn braun oder gelb und glatt. Der Schädel zeichnet sich durch die ungemein weit abstehenden Jochbögen von allen übri- gen Nagern aus und gleicht hierin dem ausgebildetsten "Carnivorenschädel, daher auch das Thier dicke aufgetriebene Backen hat. Die breite flache Stirn zieht sich nach hinten in eine Sagittalleiste zusammen und die kantig abgesetzte Hinterhauptsfläche fällt senkrecht ab. Die Nasenbeine verschmälern sich stark nach hinten und enden gleichzeitig mit dem Oberkiefer. Die Fo- ramina ineisiva sind sehr klein nd En der hintere Gaumenausschnitt am Ende der Backzahnreihen gelegen und sehr breit, die Gehörblasen klein, weit von einander gelrennt, mil röhrig vorspringender Gehöröffnung, der starke Unterkiefer mit hohem Kronfortsatz, hintrer abgerundeter Ecke, und grosser Massetergrube, in welcher vor dem Gondylus eine Auftreibung durch die Alveole des Nagzahnes veranlasst beginnt. Die Hirnhöhle ist sehr klein und das grosse Unteraugenhöhlenloch ganz nach oben gerückt. Das übrige Skelet und die Weichtheile sind unbekannt. Die wenigen Arten bewohnen das südliche Asien und die angrenzenden Theile Afrikas. Rh. sumatrensis Gray #). Das Thier erreicht etwa anderthalb Fuss 4) Gray, Proceed, zool, soc, 1830, I. 95; Mus sumatrensis Raflles, Linn. Trans- | ” Spalacini. Rhizomys. | | 519 Länge und sein Schwanz noch nicht einen halben Fuss. Der Kopf ist ' kurz, fast so breit als lang, die kleinen Augen nach oben gerückt, die Nasenlöcher einander sehr genähert, die Oberlippe mit starken Schnurren. Der Pelz ist kurz und weich, die Farbe an den Wangen weisslich, der ' Kopf röthlich, der Scheitel mit einem grossen schwärzlich braunen Fleck, auf welchem eine weisshaarige Binde zur Stirn verläuft, auf der Mitte des ; Rückens hin einige braune, grau geringelte Haare, alle übrigen Haare weisslichgrau und braun und gelblich geringelt, der Bürzel mit grauen Haaren .dünn besetzt, die untern Gegenden noch dünner behaart, der ' Schwanz braun, | Bewohnt Malakka. Rh. splendens Wagn.°?) Der Felfel erreicht etwa zehn Zoll Länge, sein Schwanz nur drittehalb Zoll. Der Pelz ist sehr zart und weich, beinah einförmig zimmetfarben mit dem schönsten Goldglanze spiegelnd, der aber ' im Tode verschwindet. Die Haare sind an der Wurzel rauchgrau, welche ' Farbe sich in der Nasengegend an Kehle, Brust und Bauch vordrängt, der Schwanz ebenfalls rauchgrau, an der Spitze bald roth, bald weiss. Ein- zelne weisse, steife Haare befinden sich an der Wurzel der hellhornfarbigen Nägel, die Iris ist dunkelbraun. Die jungen Thiere einförmig dunkel- blaugrau. Lebt in Abyssinien in Erdhöhlen, die er mit grosser Schnelligkeit gräbt und nährt sich nur von Vegetabilien. Nachts verbirgt er sich im Bau. Rh. macrocephalus Rüpp. 6) Von Kaninchengrösse mit noch nicht zweizölligem Schwanze. Der Kopf ist kurz, plump, abgerundet, die Nase nicht vorstehend, die Schnurren kurz, eben nicht straff, die Augen sehr klein, die Ohren wenig hervorragend, der Hals kurz und dick, die Pfoten viel kleiner als bei vorigen, die Zehen mit kurzen, kräftigen, weissgrauen Nägeln. Die Behaarung ist ziemlich lang, dicht, ungemein zart, die Ober- seite sehr schön röthlich braun mit prachtvollem seidenartigem ins Metal- lische spielendem Glanze, langs der Mitte des Oberkopfes und Rückens mehr dunkelbraun, die Haare am Grunde dunkel blaugrau, am obern Augen- act. XII. 258; Spalax javanus Cuvier, regne anim. I. 11; !Nyetocleptes dekan Tem- hg Monogr. Mammif. II, 42. tb. 33; Rhizomys dekan A. Wagner, Schreb. Söugeth. IT. s Gray bildet Illustr. Ind. Zool. II. tb. 16 eine Art aus China, Rh. sinensis einför- mig hell aschgrau, ab, von welcher Cumming ein Exemplar auf Malakka erhielt, dessen Schwanz ein Drittheil der Körperlänge hat. Das Thier gräbt unter Bambus- wurzeln und hat sehr kleine schwarze Augen. Diese Angaben genügen noch nicht, die specitische Selbständigkeit anzuerkennen; Rüppell identificirt diese Art ohne Weiteres mit der von Malakka. — Auch Hodgson Asiat. journ. Calcıtt. 1841. 57 be- schreibt eine Art aus Nepal, Rh. badius, fettglänzend rothbraun, innen dunkelschie- ferfarben, an der Schnauzenkuppe, Ohren, Pfoten, Genitalregion nackt und fleisch- farben weiss, mit kurzen abgestutzten unter dem Pelze verborgenen Ohren von 8“ Länge, Schwanz von 2,“ Das Thier gräbt nicht, sondern lebt oberflächlich. — Eine dritte ungenügend characterisirte Art ist Gray’s Rh. minor Ann. mag. nat. hist. 1842. X.266 aus Indien oder Cochinchina, mit langem schön seidenartigem, grauem Pelz, die Haare mit braunen Spitzen, die Schnurren braun, Kopfseiten merklich brau- ner, Schwanz nackt, nur 6'/,“ lang, der Schwanz 1?/,". 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 368; Bathyergus (Tachyoryctes) splendens Rüppell, abyss. Wirbelth. I. 36. Taf. 12; Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1841. VIM. 83. tb. 2. fig. 3. 6) Rüppell, Museum Senkenbg. It. 97. Tf. 8. fig.2., T£.10. fig. 2; Giebel, Odon- togr. 39. Tf. 23. fig. 2. 520 Unguiculata. Glires. rande ein kurzer Büschel schwarzer Haare, die untere Körperseite schmutzig gelbgrau, der Schwanz oben dunkelbraun, kurz behaart. Die Nagzähne sind vorn honiggelb. Die Backzähne runden sich mehr ab als bei vorigen Arten und haben keine seitlichen Rinnen. Ihre kurzen Reihen divergiren etwas nach hinten. Am Schädel die Nasenbeine mit randlichem Eindruck, . nach hinten zugespitzt, die Stirnbeine mit plötzlich eingezogenen Orbital- rändern, das Unteraugenhöhlenloch gross, die Hinterhauptsfläche nach vorn - geneigt, die Gehörblasen einander genähert, der schmale hintere Gaumen- ausschnitt zwischen den letzten Backzähnen, die Foramina incisiva ganz unbedeutend. 13 rippentragende, 8 rippenlose, 4 Kreuz- und 15 Schwanz- wirbel, während Rh. splendens 12 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 17 Schwanzwirbel hat. Am Querfortsatz des sechsten Halswirbels befindet sich ein starkes breites Rippenrudiment. Das Weibchen ist viel kleiner als das Männchen und hat sechs Zitzen, zwei in der Achselhöhle und vier in den Weichen. { 2 Lebt auf Wiesentriften in Schoa in Erdgängen, die es mit vieler Schnel- ligkeit gräbt. b) Ohne Ohrmuscheln, Daumen nicht rudimentär. Heterocephalus Rüpp. Diese abyssinische Gattung zeichnet sich durch die fast völlige Haar- losigkeit am ganzen Körper vor allen Nagern aus und soll diese Unbehaart- heit hier eine ganz allgemeine und nicht in der Erhaltung des einzigen be- schriebenen Exemplares bedingt sein. Von der vorigen Gattung unterscheidet sie sich weiter durch den Mangel der Ohrmuscheln, die mehr vorstehende spitze Nase, die dünnern fünfzehigen Beine, deren Mittelzehe die längste, die beiden äussern sehr verkürzt. Der Schwanz misst etwa den vierten Theil der Körperlänge. Die Nagzähne sind wiederum stark, vorn etwas convex und weiss. Die Backzahnreihen liegen parallel. Jeder Backzahn ist ein Cylinder, auf der Kaufläche aus je zwei Querleisten, der erste unten und oben aus je drei zugleich mit kleinen seitlich anliegenden Inseln. Der Schädel hat die sehr weit abstehenden, doch minder bognigen und starken Jochbögen der Wnrzel- gräber, eine ziemlich grosse Oefinung in dessen vorderer Basis, die Orbital- ränder des Stirnbeines laufen nach hinten aus einander und bilden keine Sagitlalleiste, die nach hinten verschmälerten Nasenbeine springen stumpf gegen die Stirnbeine vor über die Oberkiefer hinaus, die Hinterhauptsfläche ist etwas übergeneigt, die Gehörblasen sehr klein, ohne röhrenförmige Oefl- nung, der schmale hintere Gaumenausschnilt am Ende der Zahnreihen gebo- gen, die Foramina incisiva sehr schmal und lang, der Unterkiefer wie vorhin nur mit schlankerem Symphysentheil. Die einzige Art ist. H. glaber Rüpp.?’) Wird 4 Zoll lang, der Schwanz 1 Zoll 3 Linien. Die Nasenspitze ragt über die Oberlippe hervor, die Nasenlöcher und die wimperlosen Augen sind sehr klein, die Ohrmuschel aus einer pesigpirten —em [02 7) Rüppell, Museum Senkenbeg. Ill. 99. Tf. 8. fig. 1., Tf. 10. fig. 3; Giebel, Odon- togr. 54. Tf. 22, ig. 9. — Es bedarf diese merkwürdige Gattung noch der weilern Untersuchung zur Feststellung ihrer Verwandtschaft. Spalacini. Spalax. 521 kleinen Fleischwarze bestehend, die Schwanzrübe etwas keilförmig, die Körperhaut nackt und glatt, nur hie und da einzelne drei Linien lange weissliche Haare, das Colorit schmutzig gelbbraun, die kurzen Nägel gerun- det, unten ausgehöhlt, hellgrau, der seitliche Rand der Fusssohlen und Ze- hen mit einer Reihe steifer Haare besetzt. Bewohnt die Wiesenthäler in Schoa, südlich von Abyssinien, in Erdhöhlen. 3 2) Backzähne 3 mit je einer äussern und innern Falte, Nagzähne ohne Rinne. a) Ohne Ohren, ohne Schwanz, völlig blind. Spalax Pall. Der Blindmoll hat eine maulwurfsartige Gestalt mit grossem, den Rumpf an Dicke übertreffenden Kopfe, ohne Ohren und Schwanz und von Fell überzogenen, äusserlich daher nicht sichtbaren Augen; die Beine sind kurz, aber die Pfoten breit mit starken Zehen und sehr kurzen Krallen. Die Nagzähne sind vorn platt, glatt, weiss oder licht gelblich und breit. Die drei Backzähne nehmen nach hinten etwas an Grösse ab, und sind cy- lindrisch. . Die beiden ersten obern besitzen eine kurze nach vorn gerichtete Falte an der Innenseite und eine an der Aussenseite, welche auf der Mitte der Kaufläche sich nach vorn und hinten ausdehnt. Am ersten Zahne findet sich noch vor dieser eine kleine Falte; der letzte rund cylindrische Zahn hat nur die äussere nach innen sich erweiternde Falte. Die unteren Zähne sind ebenso nur entgegengesetzt gestaltet. Der Schädel zeichnet sich durch die enorme Breite der schief nach vorn geneigten Hinterhauptsfläche mit beiderseits flügelartigem Vorsprunge aus. Die Schläfenbeine entwickeln sich auf Kosten der Scheitelbeine sehr ansehn- lich, so dass auch das Zwischenbein gar nicht sichtlich ist. Die Stirnbeine ziehen sich in der Augengegend etwas zusammen, erweitern sich dann wieder zur Breite des Schnauzentheiles. Die Nasenbeine verschmälern sich nach ‚hinten. Das Unteraugenhöhlenloch ist mässig, oval, vorn mit einer Einbuch- tung, die Foramina incisiva klein. Am Unterkiefergelenkkopf findet sich aussen ein dicker kolbiger Fortsatz, der aufsteigende Ast ist breit, ‚der hin- tere Winkel abgerundet, der Kronfortsatz mässig. Die Wirbel sind breit, das Manubrium des Brustbeines gross, längsgekielt, die erste Rippe breit. Schlüsselbein lang und dünn, Schulterblatt sehr lang, schmal, mit starker Gräte und weit vorspringendem Acromion, die Extremitäten kurz und kräftig, der Oberarm sehr breit, die vordere Leiste mit grossem hakigen Vorsprunge, Unterarmknochen innig aneinander liegend, Elle mit starkem Olecranon, Mit- telhand und Finger kurz; das Becken mit Schmalem eiförmigen Loch, die hintern Extremitäten schwächer als die vordern, Fibula unten mit der Tibia verwachsen, Mittelfuss verlängert. Der Blinddarm ist enorm gross, in 14 blasige Zellen abgetheilt, die linke Lunge einlappig, die rechte drei- bis vier- lappig, der sehr kleine Augapfel unter .dem Felle versteckt. Die Arten bewohnen das östliche Europa und angrenzende Asien. Sph. typhlus Pall.?) Der kleine Blindmoll hat jederseits des breiten 8) Pallas, Zoogr. 1.159; Glires 76. 154. tb. 8; Schreber, Säugeth. IV. 718. TE. 206; Nordmann, Demidoff Voy. Zool. I, 32. tb. 2; Giebel, Odontogr. 52. Taf. 23. fig. 16; 522 | Unguiculata. Glires. Kopfes einen dicken, von der breiten Nase nach den Schläfen laufenden und von einer Haarnaht geschärften Hautrand. Die Schnurren sind kurz und fein. Ohrmuscheln fehlen gänzlich. Der Hals ist sehr kurz und un- beweglich, der Körper walzig, hinten stark zugerundet, ohne Schwanz, die Füsse kurz; die Fusssohlen sind an den Vorderfüssen hinterwärts beson- ders an der Innenseite mit langen Haaren eingefasst, die Hintersohlen rings- herum mit langen abwärtsgebogenen. Die Zehen der Vorderfüsse sind meist kahl, die Nägel kurz, flach, breit und stumpf, der Daumen fast nur aus dem Nagel bestehend. Das Haar ist dicht, weich, gelbbräunlich mit hervorschimmerndem Aschgrau, der Kopf weissgrau nach hinten bräunlich, Maul, Kinn, Füsse schmutzigweiss, der Bauch dunkelaschgrau, hinten mit weissem Längsstrich. Die Körperlänge betragt acht Zoll. Der Blindmoll gräbt unter dem Rasen in schwarzem Erdboden weite Röhren mit einem Haupt- und mehrern Nebengängen, deren Ausgänge mit Erdhaufen bedeckt sind. Seine Nahrung besteht in Wurzeln. Obwohl völlig blind kömmt er doch häufig des Morgens, zur Zeit der Paarung aueh am Tage an die Oberfläche. Gehör und Gefühl sind sehr fein. In Gefahr vertheidigt er sich durch Beissen. Im Winter gräbt er tiefere Gänge und macht ein Lager von feinen weichen Wurzeln darin. Das Weibchen wirft zwei bis vier Junge. In Neurussland, in der Moldau, Bessarabien, Ungarn, Griechenland, Sp. Pallası Nordm. °) Im Colorit der vorigen Art sehr ähnlich, etwas lichter, auf dem Rücken und den Seiten mit mehr falbem Ton, an der Unterseite nicht aschgrau, das Weissliche an der Stirn nicht immer ganz deutlich. Dagegen ist die Statur untersetzter, die Schnauze breiter und stumpfer, der Schädel winkeliger, die Hinterhauptsfläche steiler abfallend, die Backzähne ohne seitliche Falten, in der Mitte der Kaufläche ein ovaler Höcker. Im Gouv. Ekaterinoslav, am Terek und in Ungarn, b) Ohren eine blosse Hautfalte, Schwanz kurz und nackt, Augen klein. Sıplmeus Bris. Der Zokor gleicht im Habitus dem Mollemming, nur ist der Leib etwas gedrückter, der Kopf platter, der Schwanz kurz und nackt. Die sehr breite stumpfe Nase ragt etwas über die obern Nagzähne hinaus, die Augen sind wieder klein, mit dicken runzligen feinhaarigen Augenlidern, die Ohrmuscheln nur ein kurzer, abgestutzter, hinten längerer Rand um die Gehöröffnung, die Vorderpfoten stark, ihre drei mittlern Zehen mit sehr langen Sichelkrallen, die beiden seitlichen mit kurzen Nägeln, der des Daumens fast zweizähnig; die Hinterfüsse schwächer, die äussere Zehe die kürzeste, die innere etwas grösser, die zweite die längste; der Pelz weich. Aspalax typhlus Desmarest, Mammal. 322. Nordmann unterscheidet zwei Varietäten nach den gelben und weissen Nagzähnen. 9) Nordmann, Bullet. acad. Petersb. 1839. V. 200; Voy. Demidoff. zool. I. 32. tb. 1. — Nach Keyserling und Blasius, europ. Wirbelth. VI. 31 hat Nordmann diese Art später zum Typus der Gattung Ommatosteryus erhoben wegen der abweichen- den Gestalt der Backzähne, während neuerdings kessler, Bull. nat. Moscou 1851. 127 nach Untersuchung von etwa 20 Schädeln alle Differenzen nur für individuell erklärt und die Art mit Sp. typhlus identificirt. Spalaeini, Siphneus, Bathyergus. 523 Das Gebiss zeigt keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten, ist ganz Spalaxähnlich, nur die Nagzähne merklich schmäler. Der Schädel erweitert sich nach hinten beträchtlich und hat eine grosse nach vorn geneigte Hinter- hauptsfläche. Der Magen ist gross, weiter und kürzer als bei dem Mollem- ming, in der Pylorusgegend mit einer dicken Ringfalte, der Blinddarm gross, zellig, an der Spitze kaum verdünnt und spiral gewunden, die Leber sieben- lappig, mit Gallenblase, die rechte Lunge vierlappig, die linke klein und ein- fach, das Herz kurz oval, sehr stumpf. Die einzige Art bewohnt die Gegend am altaischen Gebirgszuge. S. aspalax Brts.!) Wird über acht Zoll lang und der Schwanz fast zwei Zoll. Die Farbe der Oberseite ist gelbgraulich, unten weissgrau, auf dem Scheitel gelber bisweilen mit länglichem weissen Fleck. | Nährt sich von Zwiebeln und Wurzelwerk und gräbt lange Maul- wurfsgänge unter dem Rasen und in festem Sande mit den Vorderpfoten und starkem Nasenknorpel. 4—6 Sale 3. Backzähne 7, mit oder ohne Falten, Nagzähne glatt oder mit Rinne, Schwanz stummelmässig. ! a EL IRR 5, | a) Backzähne 7 mit verschwindender Falte an der Innen- und Aussenseite, ohne Ohren. a) Obere Nagzähne mit Rinne, Bathyergus 1. | Der Sandgräber hat ebenfalls einen dicken maulwurfsartigen Körper und ‚ breiten stumpfen Kopf, ohne Ohrmuschel, mit sehr kleinen Augen und brei- ‚ ter knorpliger Nasenkuppe, sehr langen und ganz steifen Schnurren, kurze Beine mit fünfzehigen Pfoten, die vordern Daumen kurz mit kleinem gekrümm- ' ten Nagel, der Zeigefinger am längsten, die übrigen gradweise stark ver- ‚ kürzt, die Krallen stark comprimirt und sehr lang, an den Hinterfüssen die Mittelzehe am längsten, alle mit kürzeren, breiteren, stark gewölbten Nägeln, einen stummelartigen Schwanz mit strahlig gestellter dichter Behaa- rung, endlich einen dichten, ungemein weichen und feinen Pelz. Die Nagzähne sind sehr stark, schwach gekrümmt, weit vorragend, vorn flach, weiss, die obern mit einer tiefen Längsrinne, die untern mil einer ‚ sehr flachen, breiten, nicht immer gleichdeutlichen Rinne. Die vier Backzähne ' jeder Reihe breiter als lang, nach hinten an Grösse zunehmend. Die obern ‚ werden durch eine äussere kurze und innere tiefe Falte in eine breite vor- ‚ dere und schmälere längere hintere Hälfte getheilt. . Die untern haben die ‚ umgekehrte Zeichnung. Bei vorschreitender Abnutzung verschwinden die ' Falten und die Kaufläche ist einfach. In den weichen Theilen erscheint der Blinddarm. verhältnissmässig kurz und zellig. Der Grimmdarm beginnt mit einem weiten Sack, bildet dann eine starke lange Schlinge, behält in dieser ‚ ganzen Ausdehnung eine ansehnliche Weite und abgeschnürte Wandungen, erst nach der zweiten Beugung zieht er sich zusammen. Die einzige Art ist B. suwillus Wagn.?) Erreicht Fusslänge mit zweizölligem platten Schwanz, 1) Brants, muiz. 20; Müs aspalax Pallas, Glires 165. tb. 10; Schreber, Säugeth. IV. 716. Tf. 205; Lemmus zokor Desmarest, Mammal. 288. 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 394; Giebel, Odontogr. 52. Tf. 23. fig. 14; - 524 Unguiculata. Glires. Das Colorit ist oben weisslich mit Gelblich überlaufen, an den Seiten und unten weissgrau. Die Fusssohlen sind rings mit steifen langen Haaren eingefasst, mit ebensolchen der Schwanz bekleidet, Bewohnt die Küstengegenden des Caps, wo er in den Dünen und Sandhügeln seine Gänge gräbt und Haufen aufwirft. Seine Nahrung be- 1 steht in Wurzeln und Zwiebeln. Er läuft unbeholfen, gräbt aber sehr schnell, ist bissig und wird gegessen. ß) Nagzähne ohne Rinne. Georychus ll. Die Erdgräber gleichen im Habitus der vorigen Gattung, haben aber sehr kurze und schwache Krallen und schwache Schnurren. An den Vorder- pfoten ist die zweite Zehe die längste, die dritte nur wenig kürzer, die übri- gen viel kürzer, an den hintern die dritte etwas länger als die zweite, die ünfte die kürzeste. Die Krallen der Hinterfüsse sind etwas slärker als die der vordern. Die Nagzähne sind glatt, sehr gross und stark, die Backzähne, vier in jeder Reihe, sind rundlich oder elliptisch, jederseits mit einer Falte, welche wie vorhin bei weit vorgeschrittener Abnutzung verschwindet. Der Schädel hat ein bogenförmiges Profil, eine senkrechte Hinterhauptsfläche, langgestreck- ten Schnauzentheil, sehr kleine spaltenförrmige Foramina incisiva; der kurze | hintere Gaumenausschnitt weit hinter den Zahnreihen gelegen, die Gehörbla- sen flach, weit getrennt von einander. Am Unterkiefer ıst der hintere Winkel sehr gross, gerundet, der CGondylus sehr dick, der Kronfortsatz unbedeutend. Der Blinddarm ist viel länger als bei dem Sandmoll und gleich weit, der Grimmdarm anfangs nicht erweitert, später fast verengt und spiralig ge- wunden. | Die Arten sind gleichfalls auf das südliche Afrika beschränkt. G. capensis Wiegm. ?) Der Bläsmoll hat einen abgerundeten Kopf, eine breite, stumpfe, nackte Nase, kurze weissliche und längere bräunliche Schnurren, sehr kleine Augen, statt der Ohrmuscheln nur einen kleinen behaarten Hautrand hinten an der Gehöröffnung, einen sehr kurzen stumpfen Schwanz mit langem weissen Haarpinsel, kurze kräftige Beine, Die Farbe ” ist an der Schnauze weiss, dahinter schwarzbraun, mit einem kleinen weissen Fleck um jedes Auge und einen grössern um das Ohr, auf dem Halse und Rücken bräunlich mit durchschimmerndem Grau, an den Seiten blässer, unten schmutzig “weiss, ebenso die Füsse. Das Thier wird bis acht Zoll lang. u Am Gap. Richtet durch seine Gänge in Feldern und Gärten oft grossen Schaden an. Pander u. d’Alton, Skelete der Nager II. tb. 3; Mus suillus Schreber, Säugeth. IV. 715. Tf. 204.b, Mus maritimus Gmelin XII. 140; Bathyergus maritimus Desmarest, an al Smuts, mammal. cap. 48; Orycterus maritimus Cuvier, dents marmmilf. . tb. 64. 3) Wiegmann, Archiv 1835. I. 337; Waterhouse, Ann. mag. nal. hist. 1841. VII. (b. 2. fig. 2; A. Wagner, Schreb. Saugeth. Il. 371; Giebel, Odontogr. 52. Taf. 23. fig. 12; Mus capensis Pallas, glires 76. 172. tb. 7; Schreber, Säugeth. IV. 713. Tf. 7 204; Bathyergus capensis Smuts, mammal, cap. 49: Bathyergus Buffoni Fr. Cuvier, | Ann. sc. nat. 1834. I. 196. 1 Spalaeini. Georychus. Heliophobius. . 525 G. hottentottus Less. *) Der hottentottische Erdgräber erreicht nicht die Grösse des Bläsmoll, hat auf der Nase einen Längskamm von Haaren, nackte Sohlen, oben auf den Pfoten steife Haare und überhaupt einen sehr weichen und feinen Pelz. Die Farbe ist auf der Oberseite licht bräunlich gelb mit schönem Sammetglanze, an den Seiten heller, unten weisslich gelb, die einzelnen Haare dunkelschieferschwarz mit gelben oder bräunlichen Spitzen. Der Schwanz ist bräunlichgelb. Die Falten der Backzähne sind kurz und verwandeln sich schon zeitig in blosse Kerben, die obern nehmen gleichmässig an Grösse ab, die untern bis auf den letzten von ziemlich gleicher Grösse, die Nagzähne in weitem ' Bogen gekrümmt, die obern mit sehr flacher undeutlicher Rinne. Bei’ dem Bläsmoll dagegen ist diese Rinne sehr tief und scharf, der erste obere Backzahn nicht der grösste und die Falten aller tiefer. ‚Am Cap. G. damarensis Wagn.) Steht seiner Grösse nach zwischen vorigen beiden, ist oben und unten einförmig röthlich braun, mit grossem unregel- mässig viereckigem Fleck am Hinterhaupt und einem zweiten jederseits unter dem Ohre, beide am Vorderhalse zusammentreffend. Der Schwanz ein starker flacher Stummel mit grobem röthlich braunem Haar. In Damara. 6 er ie \ b) Backzähne 7, nur die hintern mit Falten, die vordern einfach. Heliophobius Pet. Gleicht in der äussern Erscheinung ganz den Erdgräbern bis auf das Grössenverhältniss der hintern Zehen, von denen wie bei den vordern die zweite die längste ist, Der Kopf ist rundlich, die Schnauze kurz, von oben ' nach unten breit und schief abgestutzt, die Nasenkuppe breit und nackt, die ' -obern Nagzähne frei hervorragend, der Mund klein und rund, die Schnurren ' zahlreich und schwach, die kleinen Augen mit wulstigen Augenlidern und run- der Pupille. Der Pelz ist weich und seidenarlig glänzend, die Beine sehr kurz, die Pfoten oben sparsam mit starren Haaren besetzt, die Sohlen nackt mit randlicher Bürste. Alle Zehen tragen kurze schwache meist ziemlich ab- geschliffene Krallen und sind am Grunde durch kurze Schwimmhäute ver- bunden. Den Schwanz bekleiden steife Borstenhaare. | Die Nagzähne sind vorn glatt und weiss. Die Zahl der oberen Back- zähne beläuft sich jederseits auf sechs, doch sind meist nur fünf entwickelt. 4) Lesson, Hist. nat. Mammif. IV. 524; Duperrey, voy. aut. d. monde I. 166. tb. 2; Cuvier, regne anim. 1..211; Giebel, Odontogr. 52. (b. 23. fig. 4; Bathyergus Ludwigi Smith, zool. journ. 439; G. holosericeus A. Wagner, Schrebers Säugelh. Il. 373. — Letztrer behauptet 1. c. 370 in der Characteristik der Gattung zwar, dass das Gebiss keine specifischen Differenzen biete, aber schon |. c. 374 gibt er für seinen G. holosericeus an, dass die Form der Backzähne von G. capensis abweiche und bezeichnet diese Unterschiede in einer Anmerkung specıeller. Die Differenzen im Colorit des G. hottenlottus und G. holosericeus sind individuell. Lessons nur 41/, Zoll langes Exemplar — die Wagnerschen fast siebenzöllig — ist graubraun, aber ebenfalls ohne weisse Flecken am Kopf. Auch Brants Bathyergus coecutiens muiz 37 (Wiesmann, Smuts, A. Wagner) gehört nach Peters als junges Exemplar bestimmt hieher. 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 373; Bathyergus damarensis Ogilby, Proceed. zool. soc. VI. 5, 526 Unguiculata. Glires. Die drei ersten allmählig an Grösse zunehmend sind einfach quer oval, der vierte grössere herzförmig durch eine innere Schmelzfalte, der fünfte unregel- mässig bisquilförmig, ebenso der sechste. Die untern Nagzähne reichen bis zum Gondylus. Von den sechs untern Backzähnen sind die drei vordern kleiner, einfach queroval, die hintern drei mit innerer und äusserer Falte, die hintere Hälfte schmäler als die vordere. Der Schädel unterscheidet sich von dem des Georychus durch die spal- tenförmige Oeffinung im Öberkieferjochfortsatz und durch die tiefe breite hintere Gaumenspalte. Die Foramina incisiva sind linienförmig, die Gaumen- beine sehr klein, nur vorn durch eine schmale Brücke verbunden. Die Wir- belsäule besteht aus 7 Hals-, 12 rippentragenden, 6 oder 5 rippenlosen, d Kreuz-, 9 Schwanzwirbeln. Das Brustbein fünfwirblig und 6 Rippenpaare aufnehmend, das Schulterblatt mit grossem Acromion, der Oberarm kurz und breit, in der Mitte der vordern äussern Fläche mit einem sehr langen Plat- tenfortsatz, unten nicht perforirt, die Handwurzel mit zwei Reihen von je vier Knochen, Oberschenkel sehr kurz, Unterschenkelknochen in der untern Hälfte verschmolzen, die Fusswurzel siebenknochig. Von den weichen Theilen ist der Magen gestreckt bohnenförmig, innen gefaltet, durch eine grössere Falte getheilt, der Dünndarm anfangs blindsackartig erweitert, der Blinddarm sehr weit mit dünnem wurmförmigen Ende, der Dickdarm nach hinten um die Hälfte verengt, die Leber dreilappig mit kleiner rundlicher Gallenblase, die Milz klein, platt und schmal, Pancreas dünn und verzweigt, die Nieren bohnenförmig ungelappt, die Harnblase birnförmig, dickhäutig, die Eileiter des Weibehens sehr fein und geschlängelt. Ein Zitzenpaar in, ein zweites hinter den Achselgruben, ein drittes in den Weichen. Die Hoden innerhalb der Bauchhöhle gelegen, die Ruthe kurz und weich. Jede Lunge vierlappig Die einzige Art ist H. argenteocinereus Pet. 6) Das Thier erreicht nicht ganz die Grösse des Blässmolls und ist lebend einförmig silbergrau, an den nackten Theilen des Gesichtes und der Füsse wie an den Nägeln schmutzig gelblichweiss. Die borstigen Haare der Pfoten und des Schwanzes sind schmutzig weiss, die Iris gelblich weiss. Trockne Bälge werden graugelblich oder bräun- lich gelblich. Das Weibchen wirft bis sieben Junge. Lebt in ebenen Gegenden von Mossambique wie der Maulwurf und bohrt seine Erdlöcher ausserordentlich schnell mit Hülfe seiner weit abste- henden Nagzähne. Frisst auch Insecten. 5 kun c) Backzähne 7, ohne Falten, mit seitlicher Leiste. Haplodon Richds. Der Sewellel hat einen kurzen dicken Kaninchenähnlichen Leib, einen flachen breiten Kopf, eine gebogene stumpfe Nase, kleine Augen, kurze, ab- gerundete, dicht behaarte Ohren, kurze starke Beine, nackte Sohlen, kurz fünfzehige Pfoten, die Zehen ganz getrennt und vorn die mittlere die längste, die vorderen Krallen sehr lang, stark comprimirt, nur wenig gekrümmt, der Schwanz sehr kurz und unter dem Pelze versteckt. Das Weibchen hat sechs Zilzen, das vordere Paar zwischen den Vorderbeinen gelegen. Die starken Nagzähne sind glatt. Die obern Backzahnreihen zählen je 6) Peters, Säugeth. 140. Tf. 31. fig. 2., Tf. 35. fig. 2; Giebel, Odontogr. 52. » Spalatini. Haplodon. Ellobius. De fünf, die untern je vier Zähne, alle einfach mit ebener Kaufläche. Der erste oben ist klein, cylindrisch, zugespitzt, an der innern Ecke des zweiten gele- gen. Längs der Aussenseite der obern und längs der innern der untern ver- läuft eine vorspringende Leiste. Der zweite obere und erste untere sind die grössten. Der Schädel trägt die Familiencharactere. Die einzige Art ist H. leporinus Richds. ?) Bewohnt das westliche Nordamerika am Cow- lidiske, einem nördlichen Zuflusse des Columbia. Ihr Pelz besteht aus kurzen, dichten mit längeren untermengten Haaren. Der Rücken ist kasta- nienbraun, dunkel durch viele schwärzliche Haare, der Unterleib graulich oder nelkenbraun, die kurz behaarte Nase fast von der Farbe des Rückens, die Lippen weisslich, am Vorderhalse ein grosser, rein weisser Fleck, die sehr langen Schnurren theils schwarz, theils weiss, die Nagzähne gelb, die Krallen weiss. 3 NAH e i : 4) Backzähne 3 aus dreiseitigen, in eine Wurzel verschmelzenden Prismen ge- bildet, Nagzähne ohne Rinne, Ohren klein, Schwanz kurz und behaart. Ellobius Fisch. Der Kopf ist von dem walzenförmigen Rumpfe gar nicht abgesetzt, die Schnauze stumpf und gerundet, gespalten und behaart, die Schnurren kaum von Kopflänge, die Augen grösser als bei allen vorigen, die Stirn gewölbt, die Füsse fünfzehig, der vordere Daumen nur eine Warze mit Nagel, der zweite Finger nur wenig kürzer als der dritte längste, die andern wieder kürzer, hinten die Mittelzehe etwas länger als die anliegenden und die innerste etwas länger als die äussern, die Krallen sämmtlich kurz, gekrümmt und zu- geschärft. Die Nagzähne sind lang und flach, ungefurcht, Backzähne zählt jede Reihe nach Pallas nur drei, die vordern die grössten, jeder aus dreiseitigen Prismen gebildet, die sich am untern Ende in eine einzige Wurzel mit hohler Falte zusammenziehen. Der Schädel gleicht hinsichtlich der allgemeinen Configu- ration dem des Eichhörnchens sehr nah. Der Schnauzentheil ist jedoch schmal und die Nagzähne viel weniger gebogen. Die Oeffnung im Jochfort- satz spaltenförmig aber ohne vorgezogenen Rand wie bei Heliophobius, der Jochbogen schwach. Der Unterkiefer mit grossem spitzem Kronfortsatz und sehr kurzem spitzem Winkelfortsatz; die vordern Extremitäten stärker als die hintern, die Schlüsselbeine lang und kräftig. In der Wirbelsäule liegen 13 rippentragende, 6 rippenlose, 2 Kreuz- und 13 Schwanzwirbel. 7 wahre Rippenpaare. Der Magen ist in der Mitte eingeschnürt, der Blinddarm spiral gewunden, die Leber ungleich siebenlappig, ohne Gallenblase, die rechte Lunge vierlappig, die linke ungetheilt. Die Hoden des Männchens treten im Herbst in die Bauchhöhle zurück. Die Arten bewohnen Russland bis nach Sibirien hinauf. E. talpinus. Fisch. ®2) Der Mollemming ist oben schwärzlich braun, in 7) Richardson, Fauna americ. I. 211. Tf. 18.c fig. 7—14; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 396; Anisonyx rufa Rafinesque, americ. monthl. mag. 1817. 45; Arcto- mys rufa Harlan, Fauna 308. h 8) Fischer, Zoognosie III. 72; Mus talpinus Pallas, Glires, 176. tb. 11.a, tb. 17. fig. 3. 4.5; Schreber, Säugeth. IV. 711. Tf.203; Chtonoergus talpinus Nordmann, voy. Demidoff, II. 37; Kayserling ‘und Blasius, Wirbelth. 32. 528 Unguiculata. Glires der Mitte des Rückens dunkler, auf den Backen gelblich, am Kinn weiss, unten und an den Pfoten graulich. Doch kommen auch matt schwarze, dunkelbraune und hellere, gelbliche Varietäten vor. Wird etwa vier Zoll lang, der Schwanz noch nicht einen halben Zoll. Bewohnt das südliche und östliche Neurussland nördlich bis zum 55. Grade, häufig in der Krimm und den Steppen um Astrachan, in ebenen Gegenden sowohl in trocknen und sterilen als in Feldern und Gärten. Er lebt einzeln, Tags über in seiner’Höhle, die er bis zehn Fuss tief gräbt und an den Ausgängen hie und da mit kleinen Maulwurfshügeln aufwirft. Den Tag bringt er mit Graben hin und verstopft gegen Abend die Oeffnung der Höhle mit Erde. Die Begattungszeit fällt in April und das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge. Während des Winters bleibt er munter. E. luteus Wagn. ®) Hat grössere Augen als vorige Art, sehr kleine, unter dem Pelze versteckte Ohren, die bei voriger noch hervorragen; der Schwanz sehr kurz mit weissen Haaren zugespitzt. Die Vorder- und Hinter- gliedmassen fast gleichlang, sehr kurz, die Sohlen dicht mit weissen Haaren bewachsen, die Krallen ziemlich lang, spitz und ganz weiss. Das Colorit ist gelb oder hell lehmfarben, unten sehr blass, nur die Haare des Rückens mit braunen Spitzen, der Pelz sehr weich, dicht und langhaarig, die langen Schnurren weiss und schwarz. Die innere Organisation unbekannt. Am Aralsee in sandigen Gegenden Gänge unter Baumwurzeln grabend. Zwölfte Famiile. Sciurospalacini. Die Mitglieder dieser Familie verbinden die Spalacinen mit den Eich- hörnchen und zwar so, dass sie keiner von beiden untergeordnet werden können. In der äussern Gestalt gleichen sie den Sandgräbern, doch ist der dicke Kopf im Schnauzentheil mehr zugespitzt, die Augen grösser, aber die Ohrmuscheln wiederum nur eine Hautfalte. Sie haben fünfzehige Pfoten mit starken Sichelkrallen und nackten Sohlen, die vordern noch einmal so lang als die hintern, die Mittelzehe die längste, am vordern Handgelenk mit einem schwieligen Knorren. Der Schwanz ist meist viel kürzer als die halbe Kör- perlänge. Ein erheblicher Unterschied von den Spalacinen liegt in der An- wesenheit der Backentaschen. Auf jeder Seite des Vordertheiles der Wangen befindet sich ein grosser Längsschlitz, von der Höhe der Nasenspitze schief auf den Unterkiefer hinab. Dieser führt in eine geräumige, bis gegen die Schultern hin reichende, innen mit feinen weissen Härchen ausgekleidete Tasche, welche auch herausgestülpt und in äusserliche vor den Wangen her- abhängende Säcke verwandelt werden können. Die langen starken Nagzähne sind vorn lebhaft orangegelb und glatt oder die obern mil einer, auch zweien Rinnen versehen. Die vier wurzel- losen Backzähne jeder Reihe sind schmal elliptisch mit einfacher vertiefier Kaufläche, die obern nach hinten, die untern nach vorn geneigt, der erste obere besteht jedoch aus zwei queren elliplischen Platten, daher. seine Kau- fläche gedrückt 8förmig erscheint, der letzte obere ist rund cylindrisch, der erste untere ist gleichfalls doppelt, aber seine vordere Hälfte rund cylindrisch. Der Schädel ist breit und kräftig, zwischen den Augenhöhlen stark eingezogen, 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 364; Georychus luteus Eversmann, Bull. nat. Moscou 1840, 25. tb. 2. Sciurospalacini. Geomys. 529 die sehr starken Jochbögen weit abstehend und niedergebogen, das Loch im Öberkiefer klein; die Foramina ineisiva spaltenförmig; der Unterkiefer kurz und kräftig, mit breit angeschwollenen Seitentheilen, einer tiefen weiten Grube seitwärls der letzten Backzähne, langem Kronfortsatze und nach aussen ge- bogenem Winkelfortsatz. Uebriges Skelet und Weichtheile unbekannt, Die Mitglieder bewohnen sandige Gegenden Nordamerika’s, wo sie sich Höhlen graben und von Eicheln, Nüssen, Wurzeln nähren, die sie in ihren Backentaschen in die Höhlen schleppen. Sommers werfen sie Maulwurfs- hügel auf, während des Winters halten sie sich versteckt. In ihrer Organi- sation sind sie einander so nah verwandt, dass sie nur eine Gattung bilden, deren Arten höchstens in Untergattungen gruppirt werden können. Geomys Richds. | Kleine plumpe dickköpfige Nager von höchstens Fusslänge, meist aber kleiner und kurzbeinig mit den oben angegebenen Characteren. Sie gruppiren sich nach der Beschaffenheit der Nagzähne in zwei Gruppen. 1) Saccophorus. Obere Nagzähne mit Liefer mittler Rinne. G. bursarius Richds. ?) Der Goffer erreicht die Grösse des Hamsters und trägt einen dichten, weichen und feinen Pelz. An den Seiten des Oberkiefers stehen mehre Reihen feiner weisser Borsten, ähnliche einzelne über und neben den Augen. Die Mittelhand ist kurz und die Zehen lassen äusserlich nur ein Glied erkennen, da das andere schon in der Kralle ver- ‚ steckt ist. Die Kralle der Mittelzehe ist die längste, die andern kürzer, alle bognig gekrümmt, scharf, durchsichtig. An den hintern Pfoten ist ' die Mittelzehe die längste, dann folgen die 2., 4., der Daumen und die | äussere kürzeste, ihre Krallen stark, mässig gekrümmt, stumpf. Das Co- lorit ist am Grunde der Haare tiefblaugrau, an den Spitzen auf dem Rücken röthlichbraun, auf der Bauchseite gelbgrau, die Härchen des Schwanzes und die Krallen sind weiss. Die obern Nagzähne haben eine mittlere tiefe Birne und neben dem Innenrande eine zweite, schmälere und seichte. Ihre Vorderseite ist braungelb. Die Backzähne bieten keine specifischen Eigenthümlichkeiten. In Canada. G. mescicanus. ?) Von schwerfälligem Körperbau auf niedrigen Beinen, mit grossem Kopfe, kleinen Augen, kurzen schwachen Schnurren, rand- ' faltigen Ohren. Die Mittelzehe ist wiederum die längste, doch hinten die | 1) Richardson, Fauna 1. 203; Bechey’s voy. zool. 9; Mus bursarius Shaw, Linn. | Transact. V. 237. tb. 8; Gener. zool. Il.a 100. ib. 138; G. cinereus Rafinesque, ame- ' rie. monthl. mag. 1817. 45; Ascomys canadensis Lichtenstein, Berlin. Abhandl. 1825. 13; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 383; Giebel, Odontogr. 53. Taf. 23. fig. 8; Saccophorus bursarius 'Kuhl, Beitr. 66; Eydoux, voy. Favorite zool. I. 23; Cricetus bursarius Desmarest, Mammal. 312. — Die Gatlung betreffend muss. der Rafines- que’sche Name Geomys mit der Richardson’schen Erweiterung als der älteste allen übrigen vorgezogen werden. Die Species ist zwar von Shaw nicht genügend cha- ‚ racterisirt worden, doch stimmt dieselbe mit der später von Lichtenstein ausführ- licher beschriebenen soweit überein, dass über die Identität kein Zweifel herrscht, daher auch jenes Namen aufrecht zu erhalten. — Ueber @. Drummondi Richardson, Rep. brit. Assoc. V. 150. 157 mit denselben Nagzähnen lässt sich ohne nähere An- gaben nichts entscheiden. 2) Ascomys mexicanus Brants, muiz. 27; Eydoux, voy.Favorite zool. 1.b 23. tb. 8; fig. 5. 6; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 384; Giebel, Odontogr. 53 Säugethiere, 530 Unguiculata. Glires. vierte nur wenig kürzer. Der Schwanz ist kurz, walzig und ganz dünn behaart, der Pelz kurz und ziemlich glatt anliegend, die Farbe der Ober- seite glänzend schwarzbraun mit starkem braunen Schimmer, die der Unter- seite schiefergrau, Füsse und Schwanz. schmutzig weisslich hornfarben. Den starken langen Nagzähnen fehlt die seichte schwache Rinne am In- 4 nenrande. Ihre Vorderseite ist lebhaft orangegelb. Wird fast grösser als vorige Art. In Mexiko, den Maisfeldern schädlich. 2) Thomomys. Die obern Nagzähne ohne mittlere Rinne. G. rufescens ?) Von maulwurfsartigem Körperbau mit abgerundetem Kopfe, dichtem sanften Pelze mit starker Grundwolle und mit kurzem fein- behaartem Schwanze. Die Oberseite ist graubraun, etwas röthlichbraun und dunkel graubraun gemischt, die einzelnen Haare an der Wurzel dunkel 4 aschgrau, an der Spitze röthlichbraun; die Unterseite überall fahl weisslich grau oder schmutzig weisslich, die Haarwurzeln aschgrau, die Nasenkuppe 4 hell karminroth, Sohlen und Krallen hell fleischroth, Schnurren und Schwanz weisslich. Häufig in den Prairien des obern Mississipi bis zum Felsengebirge. Graben weitläufige winklige Gänge mit Maulwurfshügeln. Bei warmem Wetter 4 kommen sie an die Oberfläche. Die Jungen saugen sich an den Zitzen fest und werden so von der Mutter umhergeschleppt. G. bulbivorus Richds. *) Hat eine verticale Mundspalte mit weiss be - haarten Lippen. Der Schwanz ist rund und dünn mit blassbraunen Haa- ren besetzt, der Pelz kurz, oben zwischen Kastanien- und Gelblichbraun, 1 auf dem Scheitel dunkler, Unterkiefer, Innenseite der Taschen und After- 4 gegend weiss, jederseits der Mundspalte oben ein rhomboidaler lederbrauner Fleck. Die Nagzähne vollkommen glatt. Wird elf Zoll lang. An den Ufern des Columbiaflusses. : G. umbrinus Richds. ?) _Der Kopf ist gross, mit breiter stumpfer Nase, die Backentaschen schmutzig fahlbräunlich und aussen mit sehr kurzen weisslichen Haaren besetzt, der Schwanz von Kopfeslänge, graulich weiss und dicht behaart, der Pelz weich und glänzend, die Haare schwärzlich grau, ihre Spitzen auf der obern Körperseite rein umbrabraun, an den Seiten kastanienbraun, der Unterleib blassgrau mit bräunlichem Anflug, die Mundseiten dunkelbraun mit einigen weissen Haaren, Kinn, Vorderhals, Pfoten und Krallen weiss. Nagzähne völlig glatt. Körperlänge sieben Zoll. Im südwestlichen Louisiana. G. talpoides Richds. 6) Von der Grösse der vorigen Art, doch mit 3) Thomomys rufescens Pr. v. Wied, act. Leopold. XIX.a 377; Oryctomys Bottae j Eydoux, voy. Favorite zool. I.b 23. tb. 8. fig. 4; Ascomys rufescens A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 387. 4) Richardson, voy. Beechey. z00l. 13; Fauna I. 206. tb. 18.b; Ascomys bulbivorus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 388. 3) Richardson, Fauna I. 302; Ascomys umbrinus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 389. 6) Richardson, Fauna 1. 204; Ascomys talpoides A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 390. — Die völlig rudimentäre fünfte Zehe lässt auf generische Eigenthümlichkeiten schliessen, die zu einer Untersuchung des Gebisses und Schädels auffordern. — G, borealis Richardson, Rep. brit, Assoc. V. 150 ist eine todtgeborne Art mit holz- | braunem Rücken, Ab Ann Zn ner namee . >, ars merke Er u a ee u u un u en. ae Murini. 531 kleinerem Kopfe und an der Vorderseite der obern Nagzähne eine feine dem Innenrande genäherte Furche. Die Backentaschen sind aussen mit Haaren von der Rückenfarbe, unten und am Hinterrande mit weissen be- setzt. An Kopf und Rumpf ist der feine Pelz graulich schwarz mit schwachem bräunlichen Schimmer, Kinn, Vorderhals und Schwanz weiss, die Füsse vierzehig mit völlig rudimentärer fünfter Zehe. An der Hudsonsbay. @. Douglasi Richds.”) Noch kleiner als vorige mit etwas längerem Schwanz und grossem deprimirten Kopf, aber mit derselben feinen Furche | an den orangefarbenen Nagzähnen, zugleich mit einer ähnlichen neben dem ‚ Aussenrande der untern Nagzähne. Die Schnurren sind kurz und weich. Die grossen, blass hellbräunlichen, fast nackten Backentaschen hängen in ' Form des Daumens eines Handschuhs an den Seiten des Kopfes herab. ‚ Die vordern Krallen sind ziemlich so lang als die Zehen selbst. Der be- haarte stumpfe Schwanz hat halbe Körperlänge. Der kurze weiche dichte ‚ Pelz ist oben einförmig russbraun, unten etwas lichter, am Kopfe schwärz- lich, an Füssen und Schwanz weiss. An der Mündung des Golumbiaflusses. Dreizehnte Familie. Murini. Die mannichfaltigste, an Gattungen und Arten reichste Familie der gan- ' zen Ordnung, über den ganzen Erdboden verbreitet, begreift nur kleine und ' die kleinsten Nager mit allermeist spitzer Schnauze, grossen Augen, grossen ' breiten Ohren, langem nackten oder behaarten Schwanze, zierlichen Beinen, ' schmalen feinen Pfoten mit fünf Zehen, jedoch häufig sehr verkümmertem 2 Daumen, mit spitzen Krallen und nackten Sohlen und kurzem weichen Pelz. | Diese äussere Gestaltung bietet aber mehrfache Annäherungen an andere Typen ‚ und entfernt sich daher auch mehr weniger von dem ächten Murinentypus. So wird das Grannenhaar stachelig und solche Mitglieder schliessen die Fa- milie an die Stachelmäuse an; die Zehen der Hinterfüsse verbinden sich durch Schwimmhäute, die Ohren und Beine verkürzen sich um den Biber zu re- präsentiren; der Schwanz behaart sich, der Kopf wird dick, die Schnauze stumpf wie bei den Arvicolinen, die noch oft ganz in diese Familie aufge- nommen werden; der Schwanz behaart sich buschig und der ganze Habitus , seiurinisch. Dieser Mannichfaltigkeit in der äussern Erscheinung geht die Bildung des Gebisses parallel. Im Allgemeinen sind jedoch die Nagzähne schmal, ‚ von vorn nach hinten dicker als im seitlichen Durchmesser mit scharfmeissel- ' förmiger Schneide oder zumal die untern scharfspitzig. Ihre Vorderseite ist ‚ glatt, gewölbt, weiss oder gefärbt, oder durch eine markirte Längsrinne ge- ' theilt. Die normale Zahl der Backzähne beträgt drei in jeder Reihe von vorn nach hinten an Grösse abnehmend. Ausnahmsweise sinkt dieselbe auf zwei herab, oder steigt auf vier. In ihrer Structur zeigen sie einen zweifach verschiedenen Typus. Der normale und häufigere ist der schmelzhöckerige mit getrennten Wurzeln. Zwei oder drei paralle'e Höckerreihen bilden die 7) Richardson, Fauna 1. 200. tb. 18.c fig. 1—6; Voy. Beechey. Zool. 12; Ascomys Dougylasi A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 392. — G. Townsendi Richardson, Voy. Beechey Zool. 12 derselben Localität wird ungenügend durch einen holzbraunen Rücken und etwas kürzern Schwanz unterschieden, 24 * 532 | Unguiculata. Glires. Krone und abgenutzt eine ebene öder concave Kaufläche. Bei andern ent- stehen durch Abnutzung quere Falten oder blos seitliche Kerben, bei noch andern ist eine entschiedene Lamellenstructur vorhanden. Der Schädel ist im Allgemeinen gestreckt, schmal, die Stirngegend ge- wöhnlich nicht breiter als der Schnauzentheil, der Scheitel flach von eben- falls mässiger Breite, das Hinterhaupt nie von so beträchtlicher Breite a!s bei mehrern der vorigen Familien, die Jochbögen schwach und dünn, der Öberkieferjochfortsatz mit nur schmaler, spaltenförmiger Oeffnung, die Gehör- blasen aufgetrieben, von mässigem Umfange, die Backzahnreihen parallel, die Foramina incisiva schmal, spaltenförmig, das Hinterhauptsloch sehr umfangs- reich, die Zitzenfortsätze mässig oder klein. Der Unterkiefer mit hakigem Kron- und ähnlichem hintern Eckfortsatz. In der Wirbelsäule zählt man ausser den 7 Halswirbeln 12 oder 13 rippentragende, 6 seltner 7 rippen- lose, 2, 3 meist aber 4 Kreuz- und 10 bis 36 Schwanzwirbel. Das Dia- ‚ phragma oder die Antiklinie fällt auf ‘den 10. oder 11. rippentragenden Wirbel. Allgemein zeichnet sich der zweite Rückenwirbel durch überwiegende Länge seines Dornfortsatzes aus, auf dessen erweitertem Ende ein bewegliches Knöchelchen aufsitzt, wie solches schon bei den Muriniformen beobachtet wurde. Die Unterschenkelknochen verwachsen in der untern Hälfte völlig mit einander. Bei einigen Gattungen kommen Backentaschen vor und zwar Sso- wohl in die Mundhöhle sich öffnende als äussere. Der Magen ist walzig, gar nicht oder deutlich eingeschnürt, der Darm von gleicher Weite oder in seinen verschiedenen Abtheilungen von verschiedener Weite. Der Blinddarm ist immer gross, ja er erreicht in einzelnen Fällen die vierfache Grösse des Magens. Die Genitalien sind sehr entwickelt, die Fruchtbarkeit und Vermeh- rung daher auch sehr ansehnlich. } Die Mäuse verbreiten sich über die ganze Erde und führen allermeist eine versteckte unterirdische Lebensweise in selbstgegrabenen Höhlen, in Ritzen, Spalten u. s. w. Ihre Nahrung ist vegetabilisch, meist Körner und Früchte, doch auch weiche vegetabilische Substanzen und einige führen eine omnivore Lebensweise. | Die Familie sondert sich in die typischen Mäuse und die vermittelnden Gestalten, theils an die vorigen theils an die folgenden Familien sich an- schliessend. Hienach unterscheiden wir fünf Gruppen. I. Sminthi. Die Repräsentanten der Stachelmäuse haben die ‘Gestalt und Füsse der typischen Mäuse, keine gespaltene Oberlippe, grosse Ohren, einen langen sehr kurz und dünn behaarten Schwanz und drei Backzähne in jeder oder in der obern Reihe vier, anfangs mit Höckern, später flach mit seitlichen Schmelzkerben. Das Grannenhaar wird steif. Die beiden hieher gehörigen Gattungen sind durch die Beschaffenheit des Haarkleides und die Zahl der Zähne unterschieden. > 3 : i 1) Backzähne 3; Oberseite mit platten Stacheln. Acomys Geoffr. Kleine Mäuse mit dem Stachelkleide der ächten Echinomyinen. Die rin- nenförmigen Stacheln bekleiden die ganze Oberseite oder beginnen erst auf dem Rücken und verbreiten sich von da mit zunehmender Länge über das Murini. Acomys. 533 ‚Kreuz und sparsam noch auf den Schenkeln. An der untern Seite ist das ‚ Grannenhaar gleichfalls durch platte Borsten ersetzt oder weich was sonst. ‘ Das Wollhaar ist überall weich und lang, sehr reichlich bei geringerer Ent- wicklung der Stacheln, sehr spärlich bei grösserer. Der Schwanz hat unge- fähr Körperlänge, ist geringelt und sehr sparsam mit kurzen dünnen Borsten bekleidet. Die Ohren sind gross, besonders breit, spärlich und kurz behaart, die Schnurren sehr lang, die Füsse ganz wie bei den Mäusen, die Nase weit über die Schnauze vorragend. Die Nagzähne sind schmal und vorn glatt. Die drei Backzähne nehmen ‚; nach hinten merklich an Grösse ab. Bei vorgeschrittener Abnutzung erscheint ' die Kaufläche der unlern durch eine gerade Querfalte in zwei Felder abge- theilt, im Oberkiefer besitzt der erste zwei, die beiden folgenden je eine ' kurze schiefe Falte an der Aussenseite. Der Schädel ist sehr gestreckt, mit schmalem, zugespitztem Schnauzentheile, in ihrer Länge fast gleichbreiten und gleichzeitig mit dem Öberkiefer endenden Nasenbeinen, die Jochbögen dünn ‚ und zart, die Oberkieferöffnung verhältnissmässig gross, der Kronfortsatz am ‚ "Unterkiefer sehr klein, der Winkelfortsatz breit und stumpf. Die Wirbelsäule zählt 7 Hals-, 13 rippentragende, 6 rippenlose, 5 Kreuz- und 24 (25) Schwanz- -wirbel. Die Weichtheile sind unbekannt. | Die Arten bewohnen das westliche Afrika und südöstliche Asien. A. perchal®). Erreicht Fusslänge und fast ebenso viel der Schwanz, der nackt ist. Der Pelz besteht fast ganz aus platten, rinnenförmigen Borsten- haaren, deren einige schwarz, andere grau, noch andere grau mit schwar- . zen Spilzen sind, das allgemeine Colörit "daher schmutzig schwärzlich braun, auf dem Rücken dunkler, die Pfoten reiner braun, die Schnurren lang und ‚ schwarz. | Lebt in Indien nach Art unserer Ratten und wird gegessen. A. spinosissimus Pet.?) Von der Grösse der gemeinen Landmaus, mit ı spitzer Schnauze, die weit über das Maul hervorragt und mit feinen über die Ohren hinaus verlängerten dunkelbraunen Schnurren besetzt ist. Die Augen sind von mässiger Grösse und den Ohren vielmehr als der Schnauzen- spitze genähert, die Ohren selbst abgerundet, breit und niedrig, nach dem Rande hin fein und dicht behaart, Die breiten rinnenförmigen Stachelhaare beginnen bereits von der Schnauze und nehmen bis zur Kreuzgegend all- mählig an Länge zu, verkürzen sich dann schnell wieder bis zum Schwanz. ‚ Ebenso sind sie an den Seiten des Kopfes, Körpers, des Oberarmes, Ober- ‚ und Unterschenkels beschaffen. Am Bauche sind sie dagegen schmäler, nur borstig. Nur sehr sparsames Wollhaar findet sich dazwischen. Die benagelte Daumenwarze ist kaum länger als die Schwielen der Hand. Die Länge der Zehen verhält sich wie bei Mus. Der Schwanz ist nur sehr wenig kürzer als .der Körper mit ungefähr 160 Ringeln bekleidet. ‘Die Farbe des Oberkopfes und Rückens ist dunkel rostbraun, die Körperseiten und Gliedmassen heller, Schnauzenspitze, Lippen, Kehle, Kinn, Unterseite 8) Mus perchal Shaw, gen. zool. Il.a 58; Fr. Cuvier, Mammal. livr. 61; Buffon, | suppl. VII. 276. tb. 69; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 416. 9) Peters, Säugeth. 160. Tf. 34. fig. 1., Tf. 35. fig. 10; Giebel, Odontogr. 50. Taf. 21. fig. 6. — Die Gattung Acomys wurde von Geoflroy für die cahirische Art_ aufgestellt uud ist von Peters aufgenommen worden, während A. Wagner sie nicht von Mus trennen will. Die Differenzen sind erheblich genug die Stachelmäuse als besondere Gattung anzuerkennen. 534 Unguieulata. Glires. und Pfoten grau mit schmutzig olivenfarbenem Anflug, die Ohren schwarz ‚mit rostbraunen Härchen, Sohlen und Nägel schwarz, alle Haare und Stacheln einfarbig, der Schwanz schwarz, unten längs der Mitte weiss, die ' Nagzähne vorn gelb. Sehr selten in Mossambique, in ihrer Lebensweise noch nicht beo- bachtet. A. cahirinus Geoffr. !) Die cahirische Stachelmaus hat die Grösse unserer Hausmaus, ist aber dicker, mit grösseren Ohren und längeren Bart- borsten versehen. Von voriger Art unterscheidet sie sich durch ihr Stachel- kleid. Erst von der Mitte des Rückens an treten nämlich die platten ge- furchten Stacheln auf und werden um die Schwanzwurzel am gedrängte- sten und längsten; auf den Schenkeln stehen noch einzelne zerstreut. Der fast körperlange Schwanz ist gleichfalls mit spärlichen kurzen Borsten be- setzt. Junge Thiere sind vom Scheitel bis Mittelrücken einfach grau, an den übrigen Theilen.bräunlich, alte vorn graubraun, mit griesen Stacheln, unten grau- und silberweiss. Häufig in Aegypten. A. dimidiatus 2). Hat wie vorige die Grösse und den Habitus unserer Hausmaus, doch eine gestrecktere Schnauze und grössere Ohren, die langer als breit und fast ganz nackt sind, nur aussen und am Innenrande mit ganz kurzen weissen wenig bemerkbaren Härchen. Die Schnurren erreichen eine beträchtliche Länge, der Schwanz die Körperlänge bei ziemlicher Dicke, mit schmalen Schuppenringeln und kurzen weissen Härchen. Die Behaa- rung ist reichlich, lang und weich, auf dem Hinterrücken platte gefurchte, scharfspitzige, ziemlich steife Borstenstacheln. Das Colorit ist oberhalb röth- lich fahlgelb, auf der Stirn und an den Borstenstacheln mit schieferfarbe- nem Anfluge; die einzelnen Stacheln graulich weiss, am Ende mit schma- lem, gelblichen schwarz zugespitztem Ringe, andere mit lichtgraulichen Spitzen; die ganze Unterseite, die Beine und ein Streif um die hintere Ohrwurzel herum ist rein weiss, die Schnurren theils schwarz mit weissen Enden, theils ganz weiss, der Schwanz oben glänzend dunkelbraun, unten lichter, die Ohren bräunlich, die Nagzähne gelblich. Bewohnt Aegypten, Nubien und das peträische Arabien. A. russalus ?). Von voriger durch kleinere, schmälere Ohren unter- schieden, die aussen und innen dicht mit gelblich weissen Härchen besetzt sind, ferner durch die bereits im Nacken beginnenden Stacheln und durch die pechschwarzen Sohlen. Die Stacheln sind weiss, erst gegen die schwarze Spitze hin fahlgelb, daher der Rücken lichtröthlich fahlgelb mit schwarzen Punkten, Kopf und Seiten blasser, unten schmutzig graulich gelb; die Ohren schwarz, die Schnurren dunkel, die Pfoten oben gelblich weiss, der Schwanz dünn. Am Sinai. 1) Geoffroy, Ann. sc. nat. 1838. X. 126; Mus cahirinus Desmarest, Mammal. 309; Lichtenstein, Darstellg. Tf. 37. fig. 1; Rüppell, Atlas Abyss. Tf. 13. fig. b. 2) Mus dimidiatus Rüppell, Abyss. Atlas 37. Tf. 13. fig. a; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 440; Mus megalotis Lichtenstein, Darstellg. Tf. 37. fig, 2; Mus hispidus Brants, Muiz. 154. 3) Mus russatus A. Wagner, Münchn. Abhandl. Il. 195. Tf. 5. fig. 2. Murini. Acomys. Sminthus. 535 A. platythris *). Der Kopf ziemlich flach, die Schnauze etwas ver- längert und zugespitzt, die Ohren abgerundet mit schwacher Spitze, nackt und häutig, der Schwanz in eine feine Spitze auslaufend; die Haare der Aussen- seite an der Wurzel hellgrau, die längern schwarz mit Braun gemischt, die platten Stacheln weiss und durchsichtig mit dunklem Rande und schwarzer Spitze, die ganze Unterseite bis zu den Krallen hinab gelblich oder schmutzig weiss, die Schnurren schwarz mit weisser Spitze, über die Ohren hinaus- reichend, der Schwanz einförmig olivengrau, oben etwas dunkler. Bewohnt Dekan. 4 | 2) Backzähne 3; Pelz weich oder borstig. Sminthus Nath. | Die Streifmäuse unterscheiden sich von voriger Gattung durch etwas '- kürzere, zugespitzte und besser behaarte Ohren, durch die in zwei Längs- ‚ reihen geordnete Schnurren, den dicht mit kurzen weichen Härchen besetzten langen Schwanz und den weichen Pelz. Die obern Backzahnreihen zählen je vier Zähne, indem ein kleiner vor- derer vor den an Grösse abnehmenden auftritt, die unlern nur je drei. Sie haben anfangs stumpfhöckerige Kronen, späler einen vielfach buchtigen Schmelz- saum um die ebene Kaufläche. Skelet und weiche Theile sind nur wenig bekannt. Die Arten bewohnen das östliche Europa und angrenzende Nordasien. Sm. loriger Nath.?) Wird nur drittehalb Zoll lang mit ebenso langem Schwanze. Die Ohren erreichen angedrückt das Auge und die Haare an den Hinterfüssen krümmen sich um die Sohlen herab. Die Oberseite des Körpers ist gelbbräunlich, mit feiner schwarzer Sprenkelung und schwar- zem Rückenstreif von lichterer Färbung begrenzt, die untere Hälfte der Seiten einförmig rostgelb, nach dem Bauche hin in licht rostgelblich über- gehend. Alle Haare in der untern Hälfte schieferschwarz, die Spitzen falb, die Rückenhaare ganz schwarz oder schwarzspitzig, die Ohren falbhaarig mit dunkelbraunem Fleck, Füsse und Nägel weisslich, der Schwanz oben braun, unten glänzend weisslich, die Schnurren sehr fein und silberweiss, die Nagzähne gelb, In der Krimm und Bucharei. Sm. betulinus Nilss. 6) Bei der Birkmaus ist der Schwanz merklich länger als der Körper, nämlich ebenso viel über 3 Zoll als der Körper über 2 Zoll. Die Schnauze ist spitzig, die Ohren braun mit dünn behaar- ter Spitze und eingerolltem Vorderrande, die Zehen lang und zart, der vor- dere Daumenstummel mit rundem Nagel, der Schwanz mit etwa 200 Schup- penringeln. Das Colorit der Oberseite ist rostbraun, grau gesprenkelt durch schwarze, an der Spitze weisse Borstenhaare, und mit schwarzem Rücken- 4) Mus platythrix Bennett, Proceed. zool. 1. 1831. 121; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 443; Laggada plalythrix Gray, Lond. magaz. 1837. 586. v) Nathusius, Wiegm. Archiv 1840. I. 330; Nordmann, Voy. Demidoff. IH. 49. tb. 3; Sm. Nordmanni Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 38; Mus lineatus Lichtenstein, Eversm. Reise 123. 6) Nilsson, Bonap. osserv. zool. 1842. 13; Mus betulinus Pallas, Glires 333. tb. 22. fig. 1; Schreber, Säugeth. IV. 664; Düben, vetensk. acad. Handl. 1840. 175. 536 Unguiculata. Glires. streif, Unterseite und Füsse graulich weiss, mit gelbbraunem Seitenstrich, Schwanz oben dunkelgrau, unten graulich weiss. Hält sich in dünnen Birkengehölzen auf und nährt sich von Gesäme. Sie klettert geschickt an Stengeln und starken Gräsern empor, wird leicht zahm, kann aber nicht viel Kälte ertragen und verschläft den Winter in Baumlöchern. Ihr Vaterland erstreckt sich von Schweden ostwärts bis zum Jenisei und südlich bis zur Ischimsteppe im asiatischen Russland. Sm. vagus Wagn.?) Unterscheidet sich von voriger Art durch etwas stumpfere Schnauze, durch die ovalen, fast kahlen Ohren, den hellgrauen, schwarz gewässerten Rücken mit demselben schwarzen Längsstreif. Das Weibchen hat 2 Zitzen an der Brust, 4 am Bauche und 2 in den Weichen. Der Schädel dieser und der vorigen gleicht dem der Hausmaus, nur ist die Gegend zwischen den Augenhöhlen doppelt so breit, davor concav, die Jochbögen vorn breit. 12 Wirbel tragen Rippen, die 6 folgenden keine, 2 Kreuz- und 35 Schwanzwirbel. Die rechte Lunge ist vierlappig, die linke ungetheilt, der Magen einfach, nierenförmig, der Blinddarm wurm- förmig, die Leber viellappig mit Gallenblase. Vom Ural bis zum Jenisei verbreitet, auf freien und mit Birken bestan- denen Steppen. Tags über unter Steinen, Baumsläammen und in Mäuse- löchern versteckt, Abends munter. Nährt sich von Gesäme und verschläft den Winter. I. Mures. Die typischen Mäuse haben einen gestreckten Körper mit kleinem nach vorn zugespitziem Kopfe, mässige bis grosse Ohren, gespaltene Oberlippe, langen bis sehr langen Schwanz, mit kurzer Behaarung oder nacktschuppig, fünfzehige Pfoten und ein weiches Haarkleid. Die Nagzähne sind schmal und schwach, nur ausnahmsweise gefurcht. Die Beschaffenheit der drei Back- zähne in jeder Reihe scheidet die Mäuse in 2 Hauptgruppen. 1) Sigmodontes. Backzähne anfangs mit je zwei Höckerreihen, später mit äussern und- innern Falten. a) Nagzähne mit Rinne. Reithrodon Waterh. Diese Gattung. hat einen untersetzten, Wühlmausähnlichen Körperbau, einen grossen Kopf mit gewölbter Stirn, grosse Augen, aber nur mittelmässige und behaarte Ohren. Die Füsse sind fünfzehig, jedoch der vordere Daumen nur stummelartig, die Zehen dicht behaart,. selbst die Sohlen der Hinterfüsse zum Theil, alle Nägel klein und schwach. Der Schwanz erreicht höchstens die halbe Körperlänge und ist beschuppt und dünn behaart. Die Nagzähne sind vorn gelb gefärbt und die obern vorn neben dem Aussenrande mit einer Längsrinne versehen. Die Backzähne sind anfangs höckerig und wurzellos, später gewurzelt und faltig, indem die Thäler und Rinnen zwischen den früherh Höckern auf der abgenutzten Kaufläche als Falten auftreten. Der erste obere hat aussen und innen je zwei Falten, die beiden folgenden in zwei äussere und eine innere, im Unterkiefer der erste 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 610; Mus vagus Pallas, Glires 327. tb. 22. fig. 2., tb. 25. fig. 12. 13; Schreber, Säugeth, IV. 663. Murini. Sigmodon. 537 drei jederseits, der zweite zwei, der dritte eine. Der Schädel unterscheidet sich von Mus durch Kürze und. Breite, die Stirngegend zwischen den Augen- höhlen etwas schmäler, der Kronfortsatz des Unterkiefers merklich kleiner, der Gelenkfortsatz schmäler, der Hinterrand des Kiefers tiefer ausgeschnitten. Die wenigen Arten bewohnen die östliche Hälfte der Südspitze Amerika’s. Rh. euniculoides Waterh. ®) Die ramsköpfige Furchenmaus erreicht sechs Zoll Länge und halb so viel ihr Schwanz. Das Profil des Kopfes krümmt sich so stark wie bei jungen Kaninchen. Die Ohren sind von mässiger Grösse und gelb behaart, hinter -ihnen ein gelblichweisser Fleck. Die Hinter- füsse sind verlängert, der Pelz lang und sehr weich. Die Farbe der Ober- seite ist graulich braun mit reichlicher gelber Beimischung, die Leibesseiten graulich mit gelbem Ton, die Unterseite gelblichweiss; die einzelnen Rücken- haare am Grunde grau, dann breit gelb mit dunkler Spitze, die längeren schwarz, die der Unterseite grau mit blassgelben Spitzen; die sehr langen und zahlreichen Schnurren am Grunde schwarz, an der Spitze graulich; Füsse und Steiss weiss; der Schwanz oben braun, unten weiss. An der patagonischen Küste. Rh. typicus Waterh.?) Dunkler gefärbt als vorige, mit viel grössern Ohren und kürzeren Hinterfüssen. Der Pelz ist von mässiger Länge, auf dem Kopfe schwärzlich, auf der Oberseite braun, auf den Wangen und Leibesseiten schön gelb, an der Unterseite hellgelb, im Uebrigen vorigem ähnlich. An den beiden vordern Zähnen des Unterkiefers dringen die alternirenden Falten tiefer ein. In den offenen grasigen Savannen bei Maldonado. Rh. chinchilloides Waterh. !) Etwas kleiner als vorige, mit kleinen Öhren, mässigen Hinterfüssen, langem und ungemein weichem Pelz. Die Oberseite ist aschbraun, Wangen und Seiten zart gelb, Unterseite rahm- farben, alle Haare am Grunde dunkelgrau, die des Rückens vor der brau- nen Spitze sehr blassgelb, die längeren mit schwarzer Spitze; die Schnur- ren theils weisslich, theils schwarz mit graulicher Spitze. Der Schwanz ziemlich dicht behaart, doch die Schuppen noch sichtbar, oben schwärz- lich braun, unten weiss; die Füsse weiss. An dem ersten untern Back- zahn isolirt sich die vordere Falte, am letzten obern die hintere, An der Südküste der Magellansstrasse. h) Nagzähne glatt. a) Nordamerikaner., Sigmodon Say. Die Schlingmaus ähnelt im äussern Ansehen sehr der Wasserralte, ihr ‚ Körper ist untersetzt, der Kopf dick, die Schnauze abgerundet, die gespal- tene Oberlippe behaart, nur die schmale Nasenkuppe nackt, die Schnurren kurz und schwach, die Ohren mitlelmässig, gerundet, mit feinen kurzen Här- chen besetzt, der vordere Daumen ein benagelter Stummel,. die Krallen 8) Waterhouse, Voy. Beagle. Mammal. 69. ib. 26.. tb. 33. fig. 2., tb. 34. fig. 21; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 547; Giebel, Odontogr. 48. Taf. 24. fig. 7. — R. Lecontei Leconte, Proc. acad. Philad. 1853. Octbr. 413 aus Georgia wird nur 2!/, Zoll PR; der Schwanz 2 Zoll. 9) Waterhouse, Voy. Beagle. Mammal. 71. tb. 34. fie. 40; Giebel, Odontogr. 48, 1) Waterhouse, Voy. Beagle. Mammal. 72. tb. 27. 34. fig. 20; Giebel, Odontogr. 48. 538 Unguiculata. Glires. schwach, der Schwanz über halbe Körperlänge, mit kurzen steifen Härchen bekleidet, der Pelz reichlich und ziemlich weich. Die gelben Nagzähne sind comprimirt, vorn gewölbt, die untern schief abgeschnitten. Von den gewurzelten Backzähnen hat der vordere jederseits zwei, die beiden andern nur je eine alternirende Randfalte. Der mitlere Zahn erhält dadurch eine gedrückt Sförmige Kaufläche, der hintere ist hin- ten mehr gerundet. Der erste untere‘ hat jederseits drei elliptische abwech- selnde Schlingen, die andern beiden wie oben. Die einzige Art ist S. hispicum Say.?) Wird sechs Zoll lang und ist oben bräunlich gelb mit schwarzer Sprenkelung, alle Haare am Grunde dunkel schieferfarben, die obern mit braunlich gelber Spitze, dazwischen längere ganz schwarze, die auf den Körperseiten gleichfalls gelbspitzig sind; die Unterseite scharf abgeschnitten graulich weiss; die Lippenränder weisslich, die Schnurren schwärzlich, meist mit lichtern Spitzen, die Ohren wie der Rücken, die Pfoten schmutzig bräunlich gelb, der Schwanz oben dunkelbraun, unten schmutzig gelblich weiss. Häufig in Ostflorida. Neoloma Say. Die Bilchratte ähnelt in ihrer äussern Erscheinung der Wanderratte bis aul den dichtbehaarten etwas über halbe Körperlänge erreichenden Schwanz. Sie hat lange Schnurren und grosse längliche fast nackte Ohren, an den Vorderfüssen eine kurze Daumenwarze mit kleinem Nagel, übrigens kurze Krallen. Ihr Pelz ist sehr weich und lang. Die Nagzähne sind vorn gelblich. Die gewurzelten Backzähne haben tief eindringende Falten, die sich bei weiterer Abnutzung verkürzen, auf den obern Kauflächen von beiden Seiten her alterniren, auf den untern einander fast gegenüberstehen. Die beiden ersten des Unterkiefers sind von ziemlich gleicher Grösse. N. floridana Say?) Wird fast zehn Zoll lang, der Schwanz etwas über die halbe Körperlänge und dicht mit kurzen Haaren besetzt, oben schwarzbraun, unten weiss, die Schuppenringe nicht sichtbar, die Ohren haben nur gegen die Ränder hin einen feinen Haaranflug. Die Oberseite des Körpers ist bräunlich gelb mit schwarzer Sprenkelung, die Haare schie- fergrau mit bräunlich gelben oder schwarzen Spitzen, Unterseite und Füsse weiss mit leichtem gelblichem Anfluge. Die vordern Schnurren sind weiss, die hintern schwarz. Der erste obere Backzahn hat aussen zwei, innen eine Falte, die beiden folgenden jederseits eine, doch der letzte mehr ver- schoben, der erste untere jederseits zwei, ebenso der zweite, der dritte mit nur je einer. In Ostflorida. 2) Say a. Ord, Journ. Philad. IV.b 253; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 556; Arvicola hortensis Harlan, Faun. americ. 138. — Des Letztern Arvicola ferrugineus Ann. of philos. 1826. XII. 238 soll sich durch kürzere und breitere obere Back- zähne unterscheiden, ebenso durch zierlichere Vorderbeine, doch sind diese Diffe- renzen So geringfügig, dass man ihnen keinen Werth beilegen kann. Lesson führt dieses Thier als Sigmodon Harlani auf. 3) Say a. Ord, Journ. -Philad. IV.b 345. tb. 21; Zool. Journ. II. 294. tb. 10; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 559; Arvicola floridana Harlan, Faun. americ; Griffith, anim. kingd. V. 551. III. 160. c. fig. Murini. Neotoma. Hesperomys. 939 N. Drummondi Richds.*) Von der Grösse der vorigen mit merklich längerem Schwanz, der bei jüngern Thieren kurz und dicht behaart, bei ältern mit einem Büschel versehen ist. Die grossen ovalen Ohren sind aussen kurz schwärzlich grau behaart, mit schmalem weissen Rande. Die Schnurren sind viel länger als der Kopf. Die dicht behaarten Vorderfüsse haben vier fast gleich lange Zehen und eine kleine Daumenschwiele mit angedrücktem Nagel, kurze gekrümmte spitze und weisse Krallen. Die Oberseite des Körpers ist hell gelblichbraun mit schwarzer Mischung, die schwarzen Haare häufiger an den Seiten der Haare und längs der Mitte . des Kopfes und Rückens, Unterseite und Füsse rein weiss, der Schwanz | an der Wurzel wie der Rücken, dann dunkel bleigrau, unten weiss. Der ‚ erste obere Backzahn hat jederseits drei Falten, die andern beiden aussen je zwei, innen je eine, der erste untere aussen zwei, innen drei, der mitt- lere jederseits zwei, der dritte eine. Bewohnt das Felsengebirge und die Ufer des Mississippi, Tags über in Felsenspalten versteckt, Nachts mobil und besonders den Pelzhändlern gefährlich. ß) Südamerikaner, Hesperomys Waterh. Die Scharrmäuse haben gewöhnlich den Habitus der ächten Mäuse, nur einige ähneln mehr den Wühlmäusen. Ihr Körper ist gestreckt, der Kopf läuft spitz zu, die Augen sind ziemlich gross, die Ohren mittelmässig und fein behaart. An den fünfzehigen Füssen hat der vordere rudimentäre Daumen einen kleinen Plattnagel, seltener eine Kralle. Der Schwanz ist von verän- derlicher Länge, bald nackt und schuppig, bald dicht behaart. Die Nagzähne sind schmal, gefärbt und glatt. Die Backzähne sind el- was länger und schmäler als bei den ächten Mäusen. Ihre Krone besteht vor der Abnutzung aus zwei Reihen hochkegelförmiger, durch niedrige Quer- firsten mit einander verbundener Höcker. Der erste hat gewöhnlich drei, der zweite zwei Höcker in jeder Reihe und der dritte überhaupt nur zwei Höcker oder noch einen dritten unpaaren am Hinterrande. Zwischen den Firsten ziehen sich scharfe gebogene Furchen, die Schmelzfalten hin und zwar an den obern Zähnen auf der Aussenseite tiefere, mit der Spitze nach hinten gewandte, an den untern umgekehrt die innern tiefern mit der Spitze nach vorn; die Falten auf der entgegengesetzten Seite sind kürzer, breiter und rechtwinklig gegen die Längsachse des Zahnes gerichtet. Ein kleiner acces- sorischer Höcker, im Oberkiefer deutlicher als im Unterkiefer, liegt vorn neben der Oeffnung der Falten. Nutzen sich die Höcker und Firsten ab, so entsteht eine ebene von einer stumpfeckig zikzackigen Schmelzlinie eingefasste Kaufläche, bei weiterer Abreibung erscheinen auch die accessorischen Höcker an derselben, die Falten verkürzen und verengen sich, schliessen sich end- ‚lich als Inseln von dem dann blos noch gewundenen oder gekerbten Rande ab. So ändert mit dem Alter des Thiers die Zahl und Form der Schmelz- falten auf der Kaufläche ab. Eigentlich hat auch jeder Höcker der Back- 4) Richardson, Fauna I. 137: Pıinz von Neuwied, Reise in Nordamerika I. 365 ; en Schreb. Säugeth, Ill. 560; Myoxus Drummondi Richardson, zool. journ, 540 Unguiculata. Glires. zähne seinen eigenen Wurzelast, gewöhnlich aber verschmelzen die beiden vordern Aeste des ersten obern Zahnes in einen, hinter welchem zwei äussere und ein innerer Ast stehen, der mittlere Zahn hat aussen zwei und innen einen Ast, der dritte ebenso viele. Im Unterkiefer hat der erste einen grossen vordern und hintern Wurzelast und dazwischen zwei kleinere, die andern beiden nur je zwei. Von der Beschaffenheit des äusseren Baues verdient noch hervorgehoben zu werden, dass die Oberlippe im Ganzen etwas dicker, fleischiger und die Nasengegend breiter zu sein pflegt als bei Mus. Ihre Spalte ist verflachter und reicht gewöhnlich nicht ganz bis an die Nase hinauf, auch ist sie in der untern Hälfte durch eine nackte Hautfalte in der Tiefe geschlossen. Der Pelz ist immer weich, die langen zerstreuten Grannenhaare nicht straff oder steif, bald mehr bald weniger entwickelt. Der Schwanz erreicht Körper- länge und mehr, sinkt aber bei Andern wieder auf die Hälfte dieser Länge zurück. Die Vorderfüsse sind immer viel kleiner als die hintern. Von den fünf Sohlenballen liegt vorn der grösste hinten am Aussenrande der Hand- wurzel, der zweite entspricht dem Daumen, der dritte gehört dem kleinen Finger, der vierte steht unter dem Anfange des Zeigefingers, und der fünfte gehört dem Mittel- und Ringfinger gemeinschaftlich an. Auf der hintern Sohle finden sich drei ähnliche Ballen am Anfange der Zehen, der vierte liegt unter. der grossen Zehe, der fünfte an -der Aussenkante der Sohle. Ein sechster an Grösse sehr veränderlicher, ja selbst fehlender Ballen befindet sich am Innenrande des Fusses vor dem Daumenballen. Die Arten bewohnen Amerika und besonders das südliche. In ihrer noch sehr wenig beobachteten Lebensweise gleichen sie theils unsern ächten Mäusen, theils den Arvicolinen. Ihre Differenzen gehen aber so vielfach in einander über, dass sich die sehr beträchtliche Artenzahl nicht in scharf characterisirte Gruppen sondern lassen. Doch zeichnen sich einige Typen unter ihnen aus und ihnen reihen sich die übrigen mehr weniger innig an. 1. Holochilus. Rattenartige Scharrmäuse von lebhaft rostrother, rothgelber seltener rothbrauner Farbe, mit breiter dicker Schnauze, unten durch Haut- falle geschlossenen Oberlippenspalte und breiten flachen Nagzähnen. Die Backzähne sind sehr gross, breit, der dritte obere ebensolang oder länger als der zweite, die Höcker klein, die Falten gerade, sehr eng, durch breite Bogen getrennt, fast gegenständig und sich berührend. Der Schädel kräftig, mit kurzem breitem Schnauzentheil, sehr schmaler Stirn und leistenartig aufgeworfenen Orbitalrändern. Der Pelz sehr weich mit kurzen sparsamen Grannen, der Schwanz lang und stark, spärlich behaart; Vorderpfoten klein, die hinlern stark, die Sohlenballen klein, der Hacken stark behaart. H. brasiliensis Waterh.?). Von der Grösse und Gestaltung der Wan- derrattie, mit ungemein weichem und zarten, seidenartig wolligem Pelz, in welchem überall etwas straffere Grannenhaare zerstreut sind. Die Schnauze ist bis zu den Nasenlöchern behaart, auf dem Rücken die Haare kamm- arlig gegen einander gerichtet, die kleinen z. Th. unter dem Pelze ver- steckten Ohren überall dicht und weich behaart, am Vorderrande ein nach innen gewandter längerer Haarsaum. Der Rücken braun, die Seiten all- 9) Waterhouse, Voy. Beagle zool. 58. tb. 19. 33. Fig. 3. 12; Mus brasiliensis Desmarest, Dict. sc. nat. XLIV. 483; Mus vulpinus Lichtenslein, Darstellg. Taf. 38. Fig. 2.; Brants, muiz. 137; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 554; Holochilus brasi- liensis A. Wagner, ebd. 551; H. vulpinus Burmeister, Säugelh. Brasil. 163. Murini. Hesperomys. 941 mählig heller, etwas gewellt, dunkler scheckig, von den Backen bis zum Schenkel rothgelb, die Unterseite ziemlich scharf abgesetzt rein weiss, die Pfoten oben graugelb, Zehenspitzen und Krallen weiss, die nackten Sohlen fleischfarben ; Schwanz deutlich schuppig, behaart, oben braun unten weiss- lich. Die einzelnen Haare am Grunde schiefergrau, darüber gelbroth, die des Rückens schwarzbraunspitzig. Die Oberlippe dicht und weisslich be- haart, die mässig langen feinen Schnurren braun, die untern weisslich. ‚ Die breiten Nagzähne rothgelb, der mittle Backzahn der kürzeste, der erste ‚ im Oberkiefer mit jederseits zwei alternirenden Falten, der zweite aussen mit zwei, innen mit einer Falte, der dritte ebenso nur noch mit hintrer accessorischer Falle, der erste im Unterkiefer aussen mit zwei, innen mit drei Falten und vordrer 8förmiger Insel, der mittlere innen mit zwei, aussen mit einer 'Falte, der dritte mit je einer, und zwar die äussere länger und tiefer, die innere schief nach vorn gerichtet. Die Vorderpfoten sehr klein, der Daumen kurz, die Aussenzehe nur wenig länger, die dritte und vierte gleich lang. Die Hinterpfoten lang und kräftig, die drei mittlern Zehen fast gleich, der Daumen etwas kürzer als die Aussenzehe. Die Krallen schlank, scharf, spitz, wenig gebogen, die des vordern Daumens kuppig. Wird 9 Zoll lang, der Schwanz 7 Zoll. Ä Im südlichen Brasilien bis an die Grenzen von Patagonien. H. robustus Burm. 6). Von der Grösse der vorigen, kräftig gebauet; der nicht eben langhaarige, sehr weiche glänzende Pelz nur auf dem Kreuz von feinen Grannenhaaren überragt. Die Farbe des Rückens von der Nase bis zum Schwanz lebhaft gelbbraun, an den Seiten herab reiner goldgelb, an den Bauchseiten blassgoldgelb, in der Bauchmitte weissgelb, an der Aussenseite der Beine und auf den Backen mattbraun, die Pfoten oben graubraun, Zehenspitzen und Nägel weisslich, von der Nase bis zum Scheitel fast kastanienbraun, Lippen, Kehle und Brust weissgrau, die langen Schnur- ren am Grunde schwarz, gegen das Ende weisslich, das breit gerundete Ohr innen und aussen röthlichbraun, der lange kräftige Schwanz mit roth- braunem, auf der Oberseite kammförmigen Borstenkleid. Die Rumpfhaare am Grunde schiefergrau, dann klar goldgelb oder rothbraun mit feiner schwarzbrauner Spitze, die langen Grannen ganz braun. Der kräftige Schädel mit starken leistenartigen Orbitalrändern und schlanker spitzer Schnauze, mit nach hinten verlängerten zugespitzten Nasenbeinen. Im Ge- biss ist der dritte obere Backzahn schon etwas kleiner als der zweite, der erste obere hat zwei tief gebogene äussere Falten und vor jeder eine kleine quere Insel, an der Innenseite zwei kürzere breitere Falten, der zweite aussen zwei tiefe Fallen mit kleiner Insel, dazwischen nur eine Innenfalte, der dritte nur mit Inseln; der erste untere aussen zwei, innen drei Falten mit vordrer Insel, der zweite aussen eine; innen zwei zu Inseln abge- schlossene Falten, der dritte ebenso, Von Bahia. H. squamipes Burm. 7). Erreicht nicht ganz die Grösse der vorigen, ist viel zierlicher gebaut, der Hausratte ähnlich, oben hellröthlich zimmet- i © Burmeister, Säugeth. Brasil. 164; Mus brasiliensis Pictet, not. anim. nouv. 33. tb. 12 — 14. 7) Burmeister, Säugeth. Brasil. 165; Mus squamipes Brants, muiz. 138; Holochi- lus sciureus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 553; Holochilus anguya Brandt, Mem, acad, Petersbg. 1835. 430, tb. 13; H. canellinus A. Wagner a. a. O0. 552. 542 Unguiculata. Glires. braun mit grauer Beimischung, an den Seiten ockergelbgrau oder braun- grau, am Bauch bei sehr alten Thieren hell isabellfarben, besonders in der Schenkelfuge, an der Unterlippe, Kehle und Brust weiss, von der Schnau- zenspitze bis zum Ohr ein zimmetfarbener graugemischter Streif, der im Nacken mit der Rückenfarbe sich vereinigt; der Nasenrücken mit sehr deut- lichem Kamm, die Backen mehr grau; die Ohren vorn mit etwas verlän- gertem röthlichen Haar, hinten und am Umfange fein behaart; die Schnurren rothbraun, einige untere weiss; die Vorderpfoten oben rothbraun, die Hin- terpfoten mehr grau, Zehen weiss oder hellgelb, Krallen weisslich mit grau- lichem Fleck in der Mitte, oben mit langen weissen Haaren bedeckt. Die einzelnen Haare am Grunde hellschiefergrau, dann blassgelb bis zur roth- braunem Spitze. Der körperlange Schwanz ist sehr fein beschuppt und kurz behaart, oben von der Rücken-, unten von der Bauchfarbe. Die sparsamen längern Grannenhaare des Rumpfes sehr fein, zart, dunkler braun gefärbt; die Sohlen fleischfarben, stark chagrinirt, die Zehen sehr deutlich geringelt. Bei St. Francisco und St. Paulo. | H. physodes Wagn.®). Noch kleiner als vorige, mit ebenso langem Schwanz, sehr zierlich und fein gebauet. Das Haarkleid weich, kurz, knapp anliegend. Der Rücken von der Schnauze bis zum Schwanz hellrothgelb- braun, ÖOberlippe und Halsseiten weiss, Beine aussen ganz zimmtroth, innen weiss wie die Pfoten und Zehen. Die einzelnen Haare am Grunde schön bleigrau, mit zimmetrother oder weisser Spitze, einzelne Rücken- haare braunspitzig. Die Ohren gross, bauchig gewölbt, abgerundet, innen nackt, am Rande behaart, rothbraun, mit weissem Fleck vor der Spitze, Schnurren fein, braun, die untern weiss. Die Vorderpfoten zierlich und schmal, mit ganz rudimentären Daumen, sehr kleiner Aussenzehe und sehr ungleichen starken mittlern Zehen; die Hinterpfoten etwas breiter, lang- zehig, die drei mittlern Zehen fast gleich lang. Die Sohlen nackt, fleisch- farben. Der Schwanz sehr dünn, höchst fein beschuppt, schwach behaart wenig gefärbt. Von St. Paulo. 2. Calomys. Kleiner als vorige und zierlicher gebauet, mit langem sehr wei- chen, fuchsartigen Pelze. Maul und Schnauze wie bei Holochilus, nur etwas zarter. Der letzte Backzahn merklich kleiner als der mittlere, die kurzen Falten breiter, die tiefen mehr gebogen mit kleiner höckertragender Neben- falle. Am Schädel die Orbitalränder mit erhabener Randleiste. Hinterpfoten und Schwanz erreichen hier die grösste Länge. Die Ohren gross. Das Co- lorit lebhaft rothbrann oder gelbbraun, der Bauch rein .weiss oder hellgelb. a) Schwanz ungefähr von Körperlänge. H. anguya Wagn.°). Die Anguyamaus wird etwa sechs Zoll lang und ihr Schwanz etwas mehr. Die Schnauze ist zugespitzt, vorn nackt, 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 535; Burmeister, Säugeth. Brasil. 167; Mus physodes Lichtenstein, Darstellg. Taf. 34. Fig. 1; Brants, muiz. 139; Holochilus leuco- gaster Brandt, Mem. acad. Petersbg. 1835. 428. tb. 12; A. Wagner, Schreb. Säuge- thiere Il. 552; Hesperomys russatus A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 312; Mus my- stacalis und M. vulpinus Lund, Blik p. Bras. Dyrev. Ill. 279. Die unterschiedenen Arten beruhen auf geringen Differenzen in den Grössenverhältnissen, der Farbe und l.änge des Pelzes. Ohne Kenntniss anderer Organe ist es nicht möglich sie scharf von einander zu sondern. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IM. 534; Burmeister, Säugelh. Brasil. 169; Mus anguya Desmarest, Mammal. 486; Brants, muiz. 141; Rengger, Paraguay, 229; Pic- Murini. Hesperomys. 543 die Nasenspitze fleischfarben, die Schnurren zahlreich, oben schwarzbraun, unten weiss, die Ohren breit abgerundet, innen fein am Umfange behaart, die Augen hervortretend; die Vorderpfoten vierzehig, mit sehr kurzer Aussen- zehe und völlig verkümmerten Daumen, die Hinterpfote fünfzehig, innere und äussere Zehe ganz nach hinten gerückt. Die obern Körpertheile zim- metbraun, die einzelnen Haare am Grunde grau und weisslich, die Unter- seite weisslich. Lebt paarweise in unterirdischen Gängen eines steinigen mit Gebüsch bestandenen Boden. In Paraguay und Brasilien. | H. laticeps Burm.!). Ganz vom Habitus der vorigen Art, jedoch etwas ' kleiner, mit kürzerem Schwanz, grösseren Ohren und hellerem Colorit. Der Vorderkopf weissgrau mit vielen schwarzen Haaren gemischt, der Rücken hellgelbgrau, die einzelnen Haare mit gelben und schwarzen Spitzen und die langen schwarzen Grannen mit feiner weisser Spitze; die Kehle weiss, die Seiten gegen die Backen hin isabellgelb, die Brust gelblich, nach hinten graulich, Bauch weiss, nach aussen gelblich; Schwanz ziemlich ‘dicht be haart, oben braun, unten gelblich; Ohren gross, breit, abgerundet, grau- schwarz behaart, innen mit gelblichen Haarspitzen; die Schnurren fein, über das Ohr hinausreichend, meist schwarzbraun mit weisslicher Spitze; Lippen und Pfoten weiss; Nagzähne vorn hellgelb. Bei Lagoa santa. H. pyrrhorhinus Wagn.?). Der Schwanz erreicht nahezu die doppelte Länge des nur 4%, Zoll langen Rumpfes. Der reichliche Pelz ist weich und fein, oben schwärzlich und gelblich gemischt, die Nasenspitze bis halb zum Auge hin hell rostroth, etwas heller die grossen abgerundeten fein behaarten Ohren; die Schnurren schwarz, über die Ohren hinausreichend; der Pelz nach der Schwanzwurzel hin hellrostroth, an der Unterseite weiss; der Schwanz fein geschuppt, spärlich mit kurzen weisslichen Haaren be- setzt. Von den obern Backzähnen hat der erste einen vordern unpaaren Höcker und zwei jederseits dahinter, der zweite zwei alternirende, der dritte jederseits nur einen; die untern ebenso, nur schmäler und der letzte weniger dreiseitig, Die Daumenwarze der Vorderpfoten mit kleinem Kupp- nagel, die beiden Mittelfinger die längsten; der hintere Daumen mit Kralle, die drei innern Zehen ziemlich gleich. Das Weibchen hat drei Zitzenpaare an Brust und Bauch. Im Sertong vor Bahia. Bewohnt die niedern trocknen Catingawälder und Carascogebüsche. H. eliurus Wagn. °?). Vom Habitus der vorigen, doch noch zierlicher und kleiner, oben dunkelrothgelbbraun, die einzelnen Haare am Grunde ‘ tet, not. anim. nouv. 61. tb. 15; H. leucodactylus A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 312. Beruht auf alten schön gefärbten Exemplaren. Auch desselben H. concolor l. c. 311 mit nur einfarbigen Haaren aus dem nordwestlichen Brasilien wage ich nicht zu trennen. 1) Burmeister, Säugelh. Brasil. 171; Mus laticeps Lund, Blik p. Bras. Dyrev. II. 279; Hesperomys subflavus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 534; wahrscheinlich ge- hört hieher noch Mus cephalotes Desmarest, Mammal. 305 von nur 4 Zoll: Länge, heller grau, rothbraun melirt, unten weiss. 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 531; Mus pyrrhorhinus Prinz von Wied, Beitr. II. 418. Taf. 2. Fig. 3. 4; Abbildg.. Fig. 27. 3) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 307; Burmeister, Säugeth. Brasil. 173; Mus longicaudus Lund, Blik p. Bras. Dyrev, Ill. 279 — A. Wagners H. pygmaeus 1. c. 309 544 Unguiculata. Glires. schiefergrau, an der Spitze goldgelb, rothgelb öder schwarzbraun ; die Schnauze bis gegen die Augen mehr grau, der Lippenrand weisslich, die dichten starken Schnurren schwarz, mit weisslicher Spitze, über das Ohr hinausreichend; Hals und Seiten lebhaft gelb, mehr orangefarben, Aussen- seite der Beine grau gelbbraun, Unterseite hell weissgrau; die Pfoten sehr schwach behaart, weisslich; die grossen Ohren dunkelbraun, die Nagzähne blassgelb; der sehr dünne Schwanz bräunlich, oben dunkler, kurz und schwach behaart. Bei Neufreiburg und Lagoa santa. H. typus *) Erreicht nur wenig über drei Zoll Länge, der Schwanz et- was mehr. Der lange weiche Pelz ist oben blassbräunlich gelb, unten rein weiss, die obern Haare am Grunde grau, dann ockerig, an der Spitze braun, die längern Grannen bräunlich; die Pfoten weiss behaart; die sehr grossen etwas zugespitzten Ohren fleischfarben, innen gelblich, aussen weiss behaart; der Schwanz oben braun, unten fleischfarben, kurz behaart, die sehr kurzen Schnurren schwarz mit graulichen Spitzen. Der vordere Daumen wie vorhin mit kurzem Kuppnagel. Die Sohlen behaart. Die Höcker der untern Backzähne stehen etwas schiefer als die obern, der letzte obere Backzahn nur dreihöckerig. Der Schädel mit vorstehenden, parallelseitigen Nasenbeinen, schwachen Jochbögen, grossen Gehörblasen und langen schmalen Foramina incisiva. Der Magen kurz, eingeschnürt, Cardia und Pylorus neben einander liegend, der Blinddarm ebenso weit und fast doppelt so lang, Dünn- .und Dickdarm von gleicher Weite, Bahia Blanca und Buenos Ayres. H. longicaudatus Waterh. ?), Der Schwanz erreicht fast die doppelte Körperlänge. Der Pelz ist weich, glatt und reichlich, die Haare an der Wurzel dunkelaschgrau, die obern an der Spitze blassroth oder schwarz, die untern weissspitzig; das Gesicht mit kurzen, falb und schwarz melirten Haaren, die-Lippen weiss, die Schnurren ungemein lang, schwärz mit sil- berweisser Spitze, die Ohren von mässiger Grösse, aussen schwarz und mit kurzen weisslichen Haaren spärlich bekleidet; der Rücken falb mit schwarzer Mischung, die Seiten rein falb; der Schwanz schuppig, kurz behaart; die Zehen weiss. Wird ohne Schwanz drei Zoll lang. Lebt in Chili auf Bäumen. H. flavescens Waterh. 6). Etwas grösser als vorige und der Schwanz nur wenig länger als der Körper. Die mässigen Ohren sind ziemlich be- haart, die Sohlen lang und nackt. Die Oberseite ist hellbräunlich gelb, auf dem Rücken dunkler, die Unterseite gelblich weiss, die einzelnen Haare am Grunde dunkel bleifarben, auf dem Rücken gelbspitzig mit schwärzlichen Grannen, die Pfoten weiss behaart; der Schwanz oben braun unten weisslich Am La Plata. von St. Paulo scheint ein junges Thier und wahrscheinlich von dieser Art zu sein. Die angeführten Farben- und Grössendifferenzen wenigstens sprechen sehr dafür, andere Unterschiede werden nicht angeführt. 4) Eligmodontia typus Fr. Cuvier, Ann. sc. nat. 1837. VII. 168. tb. 5; Giebel, Odontogr. 51. Taf. 23. Fig. 10, Mus elegans Waterhouse, Voy, Beagle. mammal. 41. (ib. 12. 34. Fig. 2; Hesperomys elegans A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 525; Mus longitarsis Rengger, Paraguay 232; Mus nigripes Desmarest, Mammal. 490. 5) Waterhouse, Voy. Beagle, mammal. 39. tb. 11. 34 Fig. 1; Mus longicaudatus Bennet, Proceed. Zool. soc, 1832. II. 2. 6) Waterliouse, Voy. Beagle, mammal. 46. tb. 13. 34. Fig. 5. SE Pe” ac co a nn ee. TE A "Murini. Hesperomys. 545 | H. magellanicus Waterh. ?). Wiederum etwas grösser mit körperlan- ' gem Schwanz. Der Pelz ist sehr lang und nicht besonders weich, oben dunkelbraun, die Haare grau mit gelblichbraunen Spitzen, die Grannen | schwarz; die Unterseite graulichweiss mit schwach gelblichem Anfluge; die | Haare an den Ohren schwärzlich mit gelblicher Spitze, die Pfoten bräunlich, ' Körperlänge vier Zoll. | Am Port Famine in der Magellansstrasse. b) Schwanz viel kürzer als der Körper. | H. orobius Wagn.®). Schlank und zierlich gebaut, von 5 Zoll Körper- | länge mit etwas mehr als halb solangem Schwanze. Der Kopf sanft ge- ı wölbt, die Ohren breit, abgerundet, stark vortretend, fein behaart; der | Pelz des Rumpfes ungemein feinhaarig; der Schwanz fein und anliegend behaart, die Schuppen nur wenig sichtbar; ‘die Pfoten dicht behaart, die Sohlen nackt und braun. Die Rückenfarbe braungraugelb, die a Haare am Grunde schiefergrau mit schön hellgelbem schwarzspitzigen Ende; ‚ nach den Seiten herab mehr gelb, am Bauche gelbgrauweiss, Kinn, Kehle, ‚ Hals rein hellgrau mit gelblichem Saum, die Ränder der Oberlippe grau- | lieh, die Schnurren am Grunde schwärzlich, am Ende weisslich, bis zum ‚ Ohr reichend; der Schwanz oben schwarzbraun, unten weissgrau. Neufreiburg. H. escpulsus Gieb. °). Hat den kurzen dichten feinen Pelz der vorigen ' Art, aber der Schwanz erreicht noch nicht die halbe Körperlänge. Die am Grunde schiefergrauen Rückenhaare sind vor der weisslichen oder braunen ‚ Spitze röthlich lehmgelb, die längern sehr feinen Grannen vor der weiss- ‚lichen Spitze rothbraun. Die Oberlippe ist weiss, die Schnurren ebenso oder bräunlich, die sehr grosse Ohrmuschel vorn behaart, am Rande fein ; gewimpert, sonst nackt, hinten am Grunde ein weisser Fleck; Kehle, Brust, ‚ Bauch weisslich oder isabellgelb; Vorderpfoten weiss, die hintern oben ' gelblich, die Sohlen fleischfarben. Der erste obere Backzahn hat jederseits zwei alternirende Falten, der zweite eime mittelsländige innere und zwei ‚ äussere, der dritte eine kleine äussere, hintere und innere. Die äussern ‘Falten sind stark nach hinten gekrümmt und umschliessen kleine Inseln. | Die untern Zähne ebenso mit entgegengesetzter Zeichnung. Die untern Nag- zähne so breit als die obern. Am Schädel sind die Leisten der Orbital- ‚ ränder sehr scharf, Stirn und Scheitel flach. |‘. Lagoa santa. | 7) Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 47. tb. 14. 34. Fig. 6; Mus magelianice ‚ Bennet, Proceed. zool. soc. Ill. 191. | 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 533; Burmeister, Säugeth. Brasil. 174; Mus | auritus Pictel, not. anim. nouv. 70. tb. 18; A..Wagners H. brachyurus Münchn. Ab- ‚ handl. V. 313 aus dem südlichen Brasilien mit olivenfarbigem Anfluge bedarf noch sehr der weiltern Untersuchung. | 9) Giebel, Odontogr. 0. Taf. 21. Fig. 7; Burmeister, Säugeth. Brasil. 175; Mus ewpulsus Lund, Blik. p. Brasil. Dyrev. Ill. 280. — Azara’s La Laucha (Quadrup. 11. 96; Desmarcst, Mammal. 306) steht nach Burmeister sehr nah, ist aber zu ungenügend | characterisirt. H. bimaculatus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 43. tb. 12, 34. Fig. 3. vom La Plata hat einen etwas längern Schwanz, schwarze Grannen mit graulichen Spitzen, blass fleischfarben u weiss behaarte Füsse und Schwanz. — ‚ Hier ist auch Mus gracilipes Waterhouse, 1. c. 45. tb. 11. 34. Fig. 4. (H. gracilipes A. Wagner Schreb. Säugeth. III. 527) von BahiaBlanca zu erwähnen. Sie wird kaum 3 Zoll lang, der Schwanz halb so viel. Ihre Sohlen sind behaart, die Zehenballen Säugelhiere. 546 Unguiculata. Glires. H. lasiurus Burm. Ü). Der Pelz ist sehr langhaarig mit vielen langen, höchst feinen Grannen. Die Haare dunkelschiefergrau, mit schwarzbrauner Spitze; andere dunkelgoldgelb und weissspitzig, die Grannen mit schwarz- weissem Ende, die obern Schnurren schwarzbraun, die untern weisslich, bis ans Ohr reichend. Das Ohr ziemlich klein, breit abgerundet am Vor- derrande stark behaart, die Haare gelbspitzig. Die Kehle weissgelb, die Brust mehr graulich, der Bauch gelb, der After mit goldgelbem Ring, die Pfoten oben grau, die Zehenspitzen weiss, die Sohlen schwarzbraun, der Schwanz oben schwarz unten gelb. Der Schädel ist an der Schnauze spitzer, zwischen den Augenhöhlen breiter und auf Stirn und Scheitel viel gewölbter als bei voriger Art, die obern Nagzähne kürzer, die untern länger und schmäler, der Jochbogen viel feiner, die schmalen Gaumenflügel ganz ° abweichend. Wird 4 Zoll lang, der Schwanz 2%, Zoll. Lagoa santa. H. lasiotis Burm. 2). Eine sehr zierliche Maus von nur drei Zoll Länge mit etwa zolllangeem Schwanze. Die Schnauze ist kurz, ziemlich dick, die Augen gross, die Schnurren bis ans Ohr reichend, die Ohren sehr gross, kurz behaart, am Vorderrande mit längeren, schwarzbraunen, gelbspitzigen ° Haaren. Der sehr zarte und feine Pelz am Grunde dunkelschiefergrau, mit lehmgelben oder schwarzbraunen Haarspitzen, die untere Seite silberweiss, j die Pfoten gelblichgrau, die Zehen weiss. Der Schwanz oben dieht mit anliegenden schwarzen Haaren, unten mit kürzeren weisslichen besetzt. Der Schädel hat scharfe leistenartige Orbitalränder, eine kurze Schnauze, eine sehr breite, wenig eewölbte Hirnukapsel. Die Nagzähne sind stark, die Backzähne mit sehr hohen Höckern. Laeoa Santa. H. leucopus Waen.?) Die nordische Scharrmaus wird vier Zoll lang, mit halb solangem Schwanze. Ihre Schnauze spitzt sich zu und ihre theils schwarzen, theils weissen Schnurren sind länger als der Kopf. Die grossen elliptischen Ohren bekleidet ein kurzes, anliezendes Haar. Die Sohlen der langen Hinterfüsse sind nackt und der Schwanz so dicht mit kurzen an- liegenden Harchen besetzt, dass die Schuppen kaum sichtbar sind. Der selır feine kurze Pelz ist oben schön rostbraun, an den Seiten lichter, gelblichbraun, die Wangen noch heller, ins Röthliche ziehend, die Unter- seite und Pfoten scharf abgesetzt weiss, der Schwanz oben dunkelbraun, | unten weisslich. Bewohnt Nordamerika von der Hudsonsbay herab, in Häusern sowohl | als Garten und Feldern, wo sie bisweilen grossen Schaden anrichtet. nackt, die Ohren dicht behaart, der Schwanz dünn und rein weiss. Die Oberseite blass gelblichgrau, die Haare falb, mıt dunkler Spitze, die Graunen schwarz, Schnauze, Unterseite, Pfoten weiss — Pictets M. maseculipes Hol. 67. tb. 20. hat einen kurzen weichen Pelz oben mit grauen, gelbspitzigen, unten mit rein weissen Haaren, der Schwanz nur elwas kürzer als der Körper. 1) Burmeister, Säugelh. Brasil. 176; Mus lasiurus Lund, Blik paa Brasil. Dyrev. | 111.280. — An diese Art erinnert Mus cinnamomeus Pictet, not. 64. tb. 19. mit reich- liche weichen langen Pelz, dessen Haarspilzen rothgelb sind. 11. 280 3) A. Wagner, Schreb. Säugeth. IN. 528; Mus Teucopus Rafinesque, americ. monthl. magaz. 1818. 44, Harlan, faun. amerıc. 151; Richardson. faun. borealiameric. T. 152; Leconte, Proc. acad, Philad. 1853. Octbr. 412. Mus agrarius Godmann, nat. hist. II. 2) Burmeister, Säugeth. Brasil. 177; Mus lasiotis Lund, Blik paa Brasil. Dyrev. isdn Se u u ei Mi = Murini. Hesperomys. 547 H. fuliginosus Wagn.*). Das dunkle Colorit und die kurzen Ohren und kurzen Füsse zeichnen diese Art aus. Die Ohren sind dicht behaart, die Schnurren fein und kurz, die Sohlen nackt. Die Oberseite ist rostfalb mit reichlicher schwarzer Sprenkelung und glänzend olivenbraunem Anfluge; die Unterseite trüb rostgelblich; die Haare schieferschwarz bis gegen die Spitze; Ohren und Füsse braun; der Schwanz schuppig, mit feinen kurzen Härchen, oben schwärzlich, unten trüblehmgelblich. Körperlänge 4 Zoll, der Schwanz 1", Zoll. St. Paulo. 3) Habrothrix. Die Schnauze ist fein und spitz und mit kurzen spärlichen Schnurren besetzt, die Augen viel kleiner als bei vorigen, die Ohren breiter als hoch; Pfoten und Schwanz kurz, letztrer mit kurzer, dichter und anlie- gender Behaarung; der Hacken kurz, dick und meist nackt, die Ballen deut- lich abgesetzt und dunkel gefärbt. In den Backzähnen die Schmelzfalten kurz und breit, der letzte obere sehr klein, fast kreisrund, die untern Schneidezähne sehr fein und zierlich. Der Schädel schmäler und gestreckter als bei. vorigen Arten, mit abgerundeten Orbitalrändern, viel längerer schmä- lerer Schnauze und kürzeren, weniger stark gebogenem Jochbogen. H. auritus Wagn. °). Die grossöhrige Scharrmaus übertrifft unsere Hausmaus etwas an Grösse und unterscheidet sich durch einen entschieden kürzeren Schwanz und den röthlichen Anflug des Colorites. Ihr feiner, weicher, kurzer Pelz ist am Grunde dunkelgrau, darüber röthlich braun- gelb, die derberen Grannen schwarzbraun. Die Schnauze erscheint am reinsten rothbraun, ebenso Kehle, Stirn und Mitte des Rückens, an den Seiten wird diese Farbe blasser, gegen den Hinterrücken dunkler, brauner, am Bauche gelbgrau. Die feinen weichen Schnurren reichen nicht über das Ohr hinaus, sind braun mit weisser Spitze, die untern ganz weiss. Die grossen bauchig gewölbten Ohren sind abgerundet, innen am Umfange behaart, aussen nur am Vorderrande; die Haare fast zimmetfarben. Die zarten Pfoten sind weisslich grau, die vordern gelblich, die Sohlen fleisch- farben, die Ballen darin schwarzbraun ; der kurz geringelte Schwanz fein mit blassbraunen, unten helleren sehr kurzen. Härchen besetzt; die Krallen weiss. Körperlänge 4 Zoll, der Schwanz etwas weniger. Im waldigen Küstengebiete zwischen Rio Janeiro und Bahia. H. arviceuloides Wagn. ®). Der Schwanz erreicht die halbe Körperlänge, ist dünn und dicht mit kurzen feinen anliegenden Borsten besetzt, oben schwarzgrau, unten weisslich. Die spitzige Schnauze trägt kurze feine braune Schnurren. Die mässigen Ohren bekleiden vorn und am Saume 88; Mus sylvaticus Forster, Transact. philos. LXII. 3830. — Mus noveboracensis S. Long- champs, Micromamm. 67 soll sich durch kürzern, zweizeilig behaarten Schwanz, dickern Kopf und kürzere Beine unterscheiden, ist aber vielleicht kein Hesperomys. 4) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 314. — Desselben H. caniventris mit dichter behaartem Schwanz, mit blass graugelblicher Unterseite und schmutzig weisslichen Füssen bedarf noch der weiteren Untersuchung. 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 532; Burmeister, Säugeth. Brasil. 179; Mus auritus Desmarest, Mammal. 306; Lichtenstein, Darstellg. Taf. 34. fig. 2; Orejon Azara, Quadrup. Il. 83; Mus callosus Rengger, Paraguay 231; Mus pyrrhogaster Wa- terhouse ist ein rothbäuchiges Männchen. Desselben Hesperomys boliviensis Ann. mag. nat. hist. 1846. XVII. 485 ist 5° lang, der Schwanz über 3° und im Colorit etwas verschieden. 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 519; Burmeister, Säugeth. Brasil. 180; Mus Renggeri Pictet, Notice anim. nouv. 76. tb. 21—23. — Waterhouse stellte einen 35* 548 Unguiculata. Glires. dichte gelbspitzige Haare. Der weiche Pelz ist am Grunde dunkel blei- grau, die Haare mit kurzem gelbem Ringe vor der schwarzen Spitze, einige mit hellerer Spitze, die feinen Grannen schwarz mit weisser Spitze. Das Colorit von der Nase bis zum Schwanz gleichmässig, längs der Mitte am dunkelsten, an den Seiten lichter, mit klarer Sprenkelung; Unterseite vom Kinn bis zum After gelbgrau, die Haare mit breiter isabellfarbener Spitze; die Pfoten reiner grau, die Zehen nur an der Spitze etwas weisslich. Der Schädel etwas flacher als bei der Gruppe Calomys, die Schnauze dicker, die Backzähne breiter, der Gaumen sehr viel kleiner. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 3 Zoll. Bei Neufreiburg. H. nigrita Wagn. ?). Kleiner als vorige Art, mit viel kürzerem Schwanze. Das Colorit der Oberseite ist dunkelrostbraun, die einzelnen Haare hie und da mit goldgelben Spitzen, am Grunde schiefergrau. Die Schnauze ist fein und spitz und ihre blassbraunen Schnurren erreichen das Ohr nicht, die- ses ist niedrig, gerundet mit dichtem Haarsaum; die Pfoten graubraun; der Schwanz dicht und fein behaart, oben schwarz. Körperlänge 4, Zoll, Schwanz bis 2 Zoll. Von Rio Janeiro. H. micropus Wagn. ®). Von untersetztem Körperbau mit ziemlich klei- nen Ohren, die wie der Schwanz dicht behaart sind. Die Vorderfüsse sind klein, der Pelz sehr lang und nicht besonders weich. Die obere Seite hat ein braunes Colorit, die Seiten ein grauliches mit schwacher gelber Wäs- serung, die Unterseite ein ebensolches mit schwach gelbem Anfluge. Die einzelnen Rückenhaare sind am Grunde dunkelgrau und gegen die dunkle Spitze hin bräunlich gelb, die Grannen düster schwarz, die Haare der Un- terseite «dunkelgrau mit gelblich weissen Spitzen, die Schnurren schwarz, mit graulichen Spitzen, die Nagzähne blassgelb, die Ohren gelblich behaart, die Füsse schmulzig weiss, der Schwanz oben dunkelbraun, unten schmutzig weiss. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 3%, Zoll. Von Santa Cruz in Patagonien. Mus olivaceus, später M. Renygeri Voy. Beagle 51. tb. 15. fig. 1. von Valparaiso und Coquimbo auf, der kleiner, langhaariger ist und grössere gelbe Sprengpunkte hat. Diese Differenzen genügen indess nicht die Art aufrecht zu erhalten. 7) A. Wagner, Schreb. Säugelh. III. 523; Burmeister, Säugeth. Brasil. 181; Mus nigrita Lichtenstein, Darstellg. Taf. 35. fig. 1. — Waterhouse’s Mus canescens Voy. Beagle. mammal. 54. Taf. 33. fig. 5. aus Patagonien hat einen relatıv längern. Schwanz, ein graues Colorit mit blassgelbem Anflnge, an der Unterseile weiss. Desselben Mus xanthorinus 1. c. 53. tb. 17. fig. 1. von der Südspitze des Feuerlandes hat denselben kurzen Schwanz, aber ein ebenfalls graues Colorit mit gelber Wäs- serung, die Seiten mehr gelb und die Unterseite weiss, die obern Haare mit brei- tem, schön gelbem Ringe vor der dunkeln Spitze, die Schnurren weiss, der Schwanz oben schwarz, an den Seiten gelb, unten weisslich. 8) A. Wagner, Schreb. Säugelh. Ill. 520; Mus micropus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 61. tb.20. 34. fig. 9. — Des letztern M. obscurus ]. c. tb. 15. fig. 2. tb. 34. fig. 9., der sehr häufig in Gärten und unter Hecken am La Plata vorkömmt, ist etwas kleiner und hat dunkelbraune Ohren und Füsse, Ferner dessen M. arenicola l. c. 48. tb. 13. 34. fig.7. in derselben Gegend auf Sandhügeln, ist oben tief braun, an den Seiten mit sehr schwachem gelblichen Anfluge, unten schmutzig grau, mit schwarzen Grannen, an den Ohren gelblich und bräunlich dicht behaart, die Schnur- ren bräunlich. Murini. Hesperomys. 549 H. galapagoensis Wagn. °). Wird ebenfalls sechs Zoll lang und ihr Schwanz erreicht nahezu dieselbe Länge. Die Ohren sind spärlicher be- haart als vorhin, der Pelz aber ebenso beschaffen. Das Colorit der Ober- seite bräunlich, eine Mischung schwarzer und blassgelber Haare, an den Seiten das Gelbe vorherrschend, die Unterseite weiss mit sehr schwachem gelben Anfluge; die Schnurren schwarz; die Ohren innen gelb, aussen dunkel; die Farbe des Schwanzes wie vorhin. Häufig auf der Chatamsinsel im Galapagosarchipel. H. longipilis Wagn.!). Erreicht nur fünf Zoll Länge mit viel kürzerem'’ Schwanze und sehr langem weichen Pelze. Die Schnauze läuft sehr spitz aus und die langen Krallen krümmen sich nur wenig. Das Colorit ist oben grau mit gelber Wässerung, unten blassgrau oder graulich weiss, die ein- zelnen Rückenhaare am Grunde grau und mit breitem gelben Ring vor der dunkeln Spitze; die Schnurren dunkel mit lichten Spitzen; die Ohren dicht behaart, innen gelblich; die Füsse braun; der Schwanz oben braunschwarz, unten schmutzig. weiss. Bei Coquimbo in Chili, 4) Scapteromys. Der Pelz ist lang und weich; Ohren und Schwanz mässig und dicht behaart; der Vorderdaumen mit deutlicher Kralle, die übrigen Zehen mıt langen, wenig gekrümmten, zum Graben geeigneten Krallen; die Backzähne mit sehr tief eindringenden Schmelzfalten, der erste untere mit 2 äussern und 3 innern, der mıttle mit einer äussern und 2innern, ebenso der dritte. H. tumidus Wagn.?). Von untersetztem Körperbau, mit grossem Kopfe, und braunem Colorit des Rückens, graulichem mit gelben Anfluge an den Seiten und weissem an der Unterseite. Die Rückenhaare sind am Grunde dunkel schieferfarben, vor der schwarzen Spitze gelb, die Bauchhaare grau mit langer weisser Spitze; die Grannen der Oberseite schwarz, ebenso die Schnurren. Die Schnauze oben schwärzlich, unten weiss, die Ohren innen aschbraun, aussen dunkel; der Schwanz mit schwärzlichen, unten an der Basis weisslichen Haaren besetzt. Körperlänge etwa 7 Zoll, Schwanz über 5 Zoll. Von Maldonado am La Plata. 5) Oxymyceterus. Die auffallend lange, spitze, rüsselförmig vorragende Schnauze ist ein ausgezeichneter Character. Das Haarkleid ist kurz mit spärlichen, feinen, wenig vorragenden Grannen; der Schwanz fein, zierlich, kurz und anliegend behaart; die Ohren gross, breit, abgerundet, stärker be- haart; die Augen klein; die Schnurren kurz; die Krallen lang, stark, wenig gekrümmt, der Vorderdaumen mit scharfer spitzer Kralle; der Hacken kurz, unten nackt. Der Schädel noch schlanker als bei Habrothrix, die Nasen- beine sehr. verlängert, vorstehend, die Oeffnung im Jochfortsatz klein. Die 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 517; Mus galapagoensis Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 65. tb. 24. 33. fig. 8. tb. 34. fig. 14. 1) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 518; A longipilis Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 59. "tb. 33. fie. 6. Bridges, Ann. mag. nat. hist. 1844. XIV. 53. 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 516; Mus tumidus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 57. tb. 18. 34. fig. 17. — Lichtenstein bildet einen Mus tomentosus Darstellg. Taf. 33. fig. 1. vom Uruguay ab von 11 Zoll Länge mit 6 Zoll langem Schwanze, breiten runden dicht behaarten Ohren, kurzen Hinterfüssen und ganz ünschein- baren Schnurren. Die Farbe ist glänzend schwarzgrau. Da Schädel und Gebiss unbekannt sind, bleibt die Stellung völlig zweifelhaft, 950 Unguiculata. Glires. Backzähne mit kurzen weiten Falten, der mittle jederseits mit nur einer Falte, der letzte obere ohne Falte; die Nagzähne dünn und fein. Die Stirn- gegend breit, die Hirnkapsel klein und niedrig. H. rufus Wagen. ?). Von der Grösse der Wasserratte, jedoch schlanker gebaut, mit viel spitzerer Schnauze, die fast bis zur nackten Nasenscheide- wand gespalten ist. Der Pelz oben dunkel schwarzbraun mit rothgelben Spritzpunkten, am Grunde schieferschwarz, die Haarspitzen braun oder rothgelb, die Grannen schwarz. Das Colorit nach unten lichter, am Bauch rothgelb überflogen, die Kehle mehr grau, die Aftergegend fast roth; alte Männchen unten blasser; die Pfoten oben braun, die Sohlen schwarz, die Krallen hell hornbraun, der Schwanz schwarzbraungrau. Körperlänge 6 Zoll, der Schwanz 4 Zoll. Lebt in Erdlöchern waldiger Gegenden bei Neufreiburg, am ganzen Küstenstrich entlang und in Paraguay. H. nasutus Wagn.*.. Wird nur fünf Zoll lang, der Schwanz nicht drei Zoll; die Schnauze sehr lang und spitz, die Ohren klein und dicht behaart, der Pelz mittellang und schwach glänzend, gelblich braun, an den Seiten gelb, unten blassgelb, Kinn, Vorderhals und Brust weisslich; die Haare am Grunde dunkel schieferfarben, die obern mit breitem gold- gelben Ringe vor der schwarzen Spitze, die untern weissspitzig, die Gran- nen bräunlich schwarz, die Ohren innen mit gelben und schwarzen Haaren bekleidet, die Pfoten braun, der.Schwanz oben dunkelbraun, unten blass- braun behaart. Von Maldonado am La Plata in buschigen Gegenden. H. hispidus °). Hat die Grössenverhältnisse von H. rufus. Die Rücken- haare sind am Grunde grau, in der Mitte braun, an der Spitze lebhaft roth, die Kopfhaare straf, auf der Nase einen braunen Kamm bildend, keine verlängerten Grannen auf dem Rücken; die Nasenspitze weisslich, die Unterlippe weiss, am Kinn ein weisser Strich; die Unterseite graulich braun, die Pfoten braun, die Krallen mit braunem Fleck; der Schwanz mit breiten Schuppenringeln und spärlichen schwarzen Borstenhaaren. Von den schmalen langen Backzähnen hat der erste jederseits zwei fast gegen- ständige kurze schiefe Falten, der zweite je eine, ebenso der letzte untere, der letzte obere ist rund cylindrisch, faltenlos. Von Bahia. 6) Phyllotis. Der Pelz ist weich und sanft, die Vorderbeine sehr klein und zart, die Hacken mässig lang, die Sohlen nackt, der Schwanz von mässiger Länge und ziemlich dicht behaart, die Ohren sehr gross und behaart. Die Falten der Backzähne dringen tief ein und theilen die kaufläche in quere, etwas raulenförmige bisweilen dreiekige Lappen; der erste obere mit jeder- seits zwei Falten, die beiden folgenden mit je einer, der erste untere innen mit drei, aussen mit zwei Falten. 3) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 540; Burmeister, Säugeth. Brasil. 183; Mus rufus Desmarest, mammal. 487; Rengger, Paraguay 230; H. rostellatus A. Wagner, a. a. 0. 514. Taf. 2022; Hypudaeus dasytrichos Prinz zu Wied, Beitr. II. 425. ist Jugendzustand. — Eine identische oder wenigstens sehr nahe stehende Art ist H. fossorius Lund, Blik Brasil. Dyrev. Ill. 276. aus den brasilianischen Knochen- höhlen, deren Oberarm eine sehr starke .Deltaleiste hat. 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 514; Mus nasutus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 56. tb. 17. fig. 2; tb. 33. fig. 7; tb. 34. fie. 10. 9) Oxymyeterus hispidus Pictet, Not. anim. nouv. 37. tb. 10. 11. fig. 9— 14. Murini. Hesperomys. 951 H. Darwini Wagn. ®). Von robustem Körperbau, mit ungewöhnlich | grossen, fein behaarten Ohren und kleinen Füssen. Der Pelz ist sehr lang, ; die Schnurren zahlreich und sehr lang; das Colorit oben blass zimmet- ı gelb, an den Seiten schöner gelb, an der Unterseite und den Füssen rein | weiss, auf dem Kopfe graulich; . die Schnurren schwärzlich mit grauen ' Spitzen; die Rückenhaare am Grunde grau, vor der bräunlichen Spitze mit ‚ breitem blass zimmtgelbem Ringe, die untern Haare dunkelgrau mit weissen Spitzen. Körperlänge 6 Zoll, der Schwanz fast 5 Zoll. Bei Coquimbo in Chili an trocknen steinigen Plätzen. H. griseoflavus Wagn.?) Die grossen Ohren sind sehr spärlich innen ' mit feinen bräunlich gelben Härchen besetzt, aussen nur am Vorderrande mit längeren dunkeln; der Schwanz sehr spärlich behaart, an der Spitze ' mit kleinem Pinsel. Das Colorit der Oberseite graulich mit bräunlich gelb ‚ überlaufen, an den Seiten blassgelb, unten und an den Füssen rein weiss; die Rückenhaare am Grunde dunkelgrau, vor der bräunlichen Spitze blass- bräunlichgelb, die Grannen braun, die untern Haare weissspitzig, die am Vorderhals ganz weiss. Körperlänge beinah 7 Zoll, Schwanz 54, Zoll. Am Rio negro im nördlichen Patagonien auf sandigem Boden. H. xanthopygus Wagen. ®) Die Ohren sind dichter behaart, der Schwanz mit mässig langen Haaren, die gegen die Spitze länger werden, die Schnur- ren zahlreich, lang, schwärzlich mit weisslichen Spitzen; der Pelz sehr lang und sehr weich, blassgelb, am Rücken bräunlich, unten weiss, Brust und Bauch mit schwach gelblichem Anfluge; die Rückenhaare am Grunde grau, vor der bräunlichen Spitze blassgelb, die Grannen. braun; der Schwanz oben braun, unten rein weiss. Körperlänge 5 Zoll, der Schwanz fast 4 Zoll. Bei Santa Cruz in Patagonien in buschigen grasigen Gegenden. 6) A. Wagner, Schreh. Sängelh. III. 537 Mus Darwini Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 64. tb. 23. 34. fig. 17. 7) A. Wagener, Schreb. Säugelh. III. 538; Mus griseoflavus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 62. tb. 21. 34. fie. 15. 8) A. Wagner, Schreb. Säugelh. Ill. 538; Mus zanthopygus Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 63. tb. 22. 34. fie. 16. Ausser den schon gelegentlich angeführten Arten zweifelhafter Stellung sind noch folgende der weitern Untersuchung nedürftige Arten zu erwähnen: Mus palu- stris Harlan, Sillim. americ. journ. XXXI. 385, Leconte, Proceed. acad. Philad. 1853. Octbr. 410; Arvicola oryzivora Bachmann, Quadrup. Ill. 214 aus den Sümpfen von New Jersey ist von gestrecktem Körperbau, oben rosibraun, unlen graulich weiss, die Füsse klein, der Schwanz von Körperlänge mit Pinsel, die obern Nagzähne pechbraun, die untern weiss. — Mus principalis Lund, Blik paa Brasil. Dyrev. Ill. 276 zeichnet sich nach den Knochen aus den brasilischen Höhlen durch schr be- trächtliche Grösse aus: Desselben M. agquaticus hat einen dicken Kopf mit niediigen Ohren, Schwanz von Körperlänge, Pelz weich und dicht, oben gelb graubraun, unten ockergelb, Zehen mit Schwimmhäuten. — Oxymycterus scalops Gay, hist. Chile. Mammif. 108. ib. 6. fig. 3 von 5° Länge mit 2” langem Schwanze ist oben dunkel zimmetbraun, unten dun\elgrau. — Mus peruvianus Peale, Unit. II. expl. Mammal. ist oben gelblichbraun, unlen und an den Füssen weiss, am Schwanz blass fleisch- farben von über Körperlänge. — Mus californicus Gambel, Proc. acad. Philad. IV. 78. ist dunkelgrau, oben mil hellbraunem Anfluge, an den Seiten falb, unten weiss, Schwanz länger als der Körper, borstig behaart. — Hesperomys gossypinus Leconte, Proc. acad. Philad. 1853. Octbr. 411 aus Georgia hat einen grossen Kopf, lange dunkle Nase, weisse Lippen, grosse Augen und Ohren, Schwanz über halbe Körper- länge und das Colorit graubraun. Dessen H. campestris von Neu Läsarea ist dem vorigen sehr ähnlıch und auch A. sonoraensis schliesst sich sehr eng an, 992 Unguiculata. Glires. 2) Rattini. Die Backzähne tragen in Höcker getheilte Querwülste, deren Zahl vom ersten bis zum dritten Zahne wie die Grösse dieser selbst abnimmt. Nag- zähne allermeist glatt. a) Typische Mäuse. Ohne Backentaschen, der schuppig geringelte lange Schwanz spärlich behaart oder nackt, Querwülste der 3 Backzähne. in je drei Höcker getheilt. o) Alle Querwülste der Backzähne dreihöckerig, der miltle Höcker der grösste. Mus L. Die typischen Mäuse sind characterisirt durch die zugespilzte bis an den nackten Saum der Nasenlöcher behaarte Schnauze, die breite gespaltene Oberlippe, die in fünf Längsreihen geordneten meist langen und starken Schnurren, die grossen, runden, tiefschwarzen Augen, die frei aus dem Pelze hervorragenden Ohren, den Mangel der Backentaschen, den langen und sehr langen, mit herzförmig quadratischen Schuppen und spärlichen steifen Här- chen bekleideten Schwanz und durch die dünn behaarten zierlichen Pfoten, welche vorn vierzehig mit Daumenwarze, mit vier kleinen Sohlenballen, dreien unter den vier Zehen und einem aussen an der Handwurzel, hinten aber viel länger, fünfzehig sind, die mittlere Zehe die grösste, die Sohlenballen grösser, nebst einem sechsten am Innenrande der Sohle, dies selbst nackt, alle Nägel kurz, etwas comprimirt, mässig gekrümmt, spitz, am Grunde mit steifem Borstenbesatz. Der Pelz besteht aus kurzem wolligem Grundhaar und längern steifen Grannen oder Stichelhaaren, welche unter der Loupe abge- plattet und gefurcht erscheinen wie die Stacheln der Echinomyen. Das Colo- rit pflegt eine Mischung aus weissgelben und schwarzbraunen Tönen zu sein. Diese äussern Charactere schliessen jedoch Mus so eng an Hesperomys an, dass sie häufig zu einer scharfen Sonderung beider nicht ausreichen. Dage- gen gewährt das Zahnsystem mehr durchgreifende Eigenthümlichkeiten. Die drei Backzähne jeder Reihe sind verhältnissmässig grösser, zumal die oberen entschieden breiter. Jeder derselben hat bei jungen Thieren in Höcker getheilte Querwülste, deren Thäler in Folge der Abnutzung als seit- liche Kerben oder eindringende Schmelzfalten auftreten, welche stets gegen- ständig sind, und niemals alterniren. Der erste Backzahn der obern Reihe trägt drei ziemlich stark bogenförmig gekrümmte Querwülste, deren vorderer zwei in je drei Höcker getheilt sind, während dem dritten der sonst immer kleinste innere Höcker fehlt. Von den drei Querwülsten des zweiten Back- zahnes besteht die erste nur aus einem, dem inneren Höcker, die zweite aus dreien, die dritte aus zweien. Der dritte viel kleinere Zahn unterscheidet sich nur durch die geringere Grösse der Höcker. Die untern Backzähne sind relativ schmäler, ihre Querwülste nur zweihöckerig, der erste Zahn länger als der entsprechende obere, mit einer accessorischen vierten und einhöckerigen Wulst, der zweite dreiwulstig, der dritte zweiwulstig, die hin- tere Wulst ebenfalls einhöckerig, doch gross.‘ Die Falten der abgenutzten Zähne ergeben sich aus der Anordnung der Höcker. ' Die Nagzähne pflegen glatt und gelb gefärbt zu sein. Der Schädel ist gestreckt, in der Augengegend nur wenig eingezogen, oben flach, die Oeffnung im vordern Jochfortsatz nach unten spaltenförmig verengt, der Jochbogen dünn, abwärts gebogen, die Foramina ineisiva sehr a Murini. Mus. 553 lang und schmal, am Unterkiefer Kron-, Gelenk- und Winkelfortsatz sehr aus- gezogen. Der Atlas hat einen zitzenförmigen obern und unteren Dorn und kurze breite Flügel, der Epistropheus einen breiten, hohen nach hinten nicht übergeneigten Dorn, die übrigen Halswirbel ohne alle Dornen und mit nach hinten gerichteten horizontalen Querfortsätzen. Auch der erste Rückenwirbel ist dornlos, der zweite wie immer mit sehr hohem Dorn, die folgenden sieben mit halb so hohen und stark nach hinten geneigten. Der zehnte rippentra- gende Wirbel ist der diaphragmatische. Ihm folgen noch 8 bis 9 Lendenwirbel mit sehr niedrigen breiten Dornen und schwachen nach unten und vorn geneig- ten Querfortsätzen. Von den vier Kreuzwirbeln pflegen die zwei ersten das Becken zu tragen. Ihre Dornen vereinigen sich zu einem Kamme. Die Zahl der Schwanzwirbel ist gross oder sehr gross. Das Brustbein sechswirblig, die Rippen 12—14 Paare, kantig und wenig gebogen. Die vordere Ecke des Schulterblattes abgestumpft, die hintere ausgezogen, die Gräte mittelständig und sehr hoch, Becken sehr gestreckt und schmal, Oberarm und Oberschen- kel oben aussen mit sehr entwickelten Kamme, Unterarm stark, Kniescheibe dick, Tibia stark, dreikantig und gebogen. Der Magen ist schwach einge- schnürt, der Blinddarm immer sehr gross, bald weiter, bald länger als der Magen, zuweilen auch abgeschnürt, der Dickdarm verengt sich schnell und windet sich spiral, die Gallenblase fehlt bisweilen, die Milz ist sehr gross. Das Männchen hat eine kurze dicke Ruthenscheide und eine starke Anschwel- lung für die Hoden unter dem After, das Weibchen 6 Zitzen am Bauch und 4 an der Brust. Die Mäuse leben ohne Ausnahme in unterirdischen selbstgegrabenen Höhlen, in Feldern, Wäldern, Gärten und Häusern, nicht auf feuchten nassen Wiesen, denn sie sind meist wasserscheu. Ihre Nahrung bestelıt in harten Pflanzen- und Thierstoffen, in Samen, Wurzeln, trocknem Fleisch, Brod u. s. w. Durch ihre Wühlerei, Gefrässigkeit und massenhafte Vermehrung, in den Häu- sern besonders noch durch das Zernagen von Brettern, Büchern, Kleidungs- stücken u. s. w. sind sie gefährliche Gäste, die sich keines Freundes rühmen können. Menschen und Raubthiere aller Art verfolgen sie energisch und dennoch vermehren sie sich an einzelnen Orten und zu gewissen Zeiten in Staunen erregender Menge. Ihr Vaterland erstreckt sich gegenwärtig über die ganze Erde, scheint aber ursprünglich auf die alte Welt beschränkt gewesen zu sein, von den meisten amerikanischen Arten leidet es wenigstens keinen Zweifel, dass sie eingeführt sind. Die ungeheure Artenzahl lässt sich am Besten noch nach der geographischen Verbreitung übersichtlich ordnen. Ueber die fossilen Vor- kommnisse liegen noch keine ausreichenden und zuverlässigen Beobach- tungen vor. a) Europäisch - sibirische Arten. a) Ratten. M. decumanus Pall.?) Die Wanderratte hat einen gestreckten Kopf, eine dünne Schnauze, grosse hervorstehende Augen, über jedem derselben 9) Pallas, Glires 91; Buffon, Hist. nat. VIll. 206. tb. 27; Schreber, Säugeth. IV. 695. Tf. 178; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 944; Richardson, Fauna. 1. 141; Waterhouse, Voy. Beagle. mamm. 31; (dessen M. maurus p. 33 von Maldonado ist nur eine Spielart mit dunkelpurpurbraunem Rücken); Smuts, Mamm. cap. 35; Bur- 594 Unguiculata. Glires. drei lange Borsten, schwarze über kopflange Schnurren, an der Basis ver- engte, oben halbkreisförmig abgerundete Ohren von 4, Kopflänge. Der Schwanz ist etwas kürzer als der Körper und mit 200 und einigen Schup- penwirteln bekleidet. Das Colorit ist graulich gelbbraun, längs der Rücken- mitte am dunkelsten, mehr braun, an den Seiten mehr gelb und etwas ins Röthliche spielend, tiefer hinab heller gelbgrau, an der Unterseite grau, Kinn, Kehle und ein Theil der Oberlippe weiss; die Pfoten grau, Ohren und Schwanz etwas dunkler. Der Grund des Pelzes ist grau, die Spitzen der Haare gelb, rothgelb, braun, schwarz oder weiss. Auf der obern Seite stehen lange, steife, gefurchte und ganz schwarze Stichelhaare.. Zehen- spitzen und Krallen sind weiss. Die Ohren tragen innen einige lange Grannenhaare, übrigens nur höchst feine und spärliche Haare. Die kurzen Borsten zwischen den groben Schuppenringeln des Schwanzes verlängern sich nach hinten etwas. Junge Thiere sind mehr grau, Die Querfalten des Gaumens sind durch eine Längsfurche getheilt. Im -Gebiss ist der dritte Backzahn des Unterkiefers durch die Breite seines hintern Höckers characteristisch,h am Schädel das Zwischenscheitel- bein, dessen seitliche Spitzen schräg nach hinten und aussen gerichtet sind. Wirbelsäule mit 7 Hals-, 9 Rücken-, dem diaphragmatischen, 9 Lenden- 4 Kreuz- und 25 Schwanzwirbeln (nach Andern 29), 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare. Die Wanderratte nährt sich von allerhand vegetabilischen Substanzen, liebt aber auch Fleisch und benagt trockne thierische Stoffe. Sie frisst sogar Mäuse und verschont andere Ratten nicht. Sie ist bissig und kühn, besonders das Männchen, welches stets etwas grösser ist als das Weibchen. Im Vertrauen auf ihre Kraft greift sie Hühner, Gänse und junge Lämmer an, ja ihre Frechheit geht so weit, dass sie selbst lebende Mastschweine anfrisst, dabei jedoch auch den Koth in den Abtritten nicht verschmäht. Sie gräbt ihre Gänge in Feldern, Gärten und Häusern, besonders gern in der Nähe des Wassers, da sie vortrefflich schwimmt und auch auf Fische Jagd macht. Mühlen, Gerbereien, Kloaken und Abzugsgraben, Abdeckereien sind ihre liebsten Aufenthaltsorte. Ihre Gefrässigkeit und wühlerische Lebens- weise an schmutzigen und unheimlichen Orten machen sie zu einem wider- wärtigen und sehr schädlichen Thiere. Dabei vermehrt sie sich schnell ins Ungeheure, denn das Weibchen wirft zwei bis dreimal im Jahre ein Dutzend Junge. Ein Beispiel von ihrer furchtbaren Menge gibt eine Ab- deckerei bei Paris, wo sie nach officiellen Berichten oft in einer Nacht bis 35 Pferdecadaver bis auf die Knochen verzehrten und hier in einem ein- zigen Schlachthause während eines Monates zu mehr denn 16000 Stück erschlagen wurden. Die in Städten und bewohnten Orten sich aufhalten- den Ratten sind den ganzen Winter hindurch thätig, die in den Feldern tragen sich Vorräthe für den Winter ein, schlafen aber nicht, sondern kommen bei gutem Wetter immer hervor. Nur durch eine systematische Verfolgung werden ihrer Vermehrung Schranken gesetzt. Unter den Raub- meister, Säugelh. Brasil. 153; Giebel, Odontogr. 47. Tf. 21. fig. 1.3. — Thompson’s M. hibernicus Proceed. zool. soc. V 52 aus Irland hat einen schwarzen Rücken, einen etwas kürzeren Schwanz, kürzere und besser behaarte Ohren, einen weiche- ren Pelz, und unter der Brust einen langen weichen Fleck. M. javanus Hermann, observ. 63 ist bestimmt die über Java, Sumatra etc. verbreitete Wanderratte, Murini. Mus. 555 | thieren sind Wiesel und Frettchen ihre grössten Feinde, Katzen haben nicht | gern mit ihnen zu thun. Nach Pallas Berichten ist die ursprüngliche Heimat der Wanderratte | das wärmere Mittelasien, von wo sie erst im Jahre 1727 in grossen Schaa- ren über die Wolga setzte, Russland bevölkerte und über ganz Europa ; sich ausdehnte, Mit den Schiffen wurde sie um 1775 nach Nordamerika ; übergeführt, wusste sich dann auch in Südamerika und den anliegenden ı Inseln einzubürgern, auch am Cap der guten Hoffnung festzusetzen, so dass sie jetzt ein wahrer Kosmopolit ist. Andere Ratten weichen ihr und ver- schwinden, je mehr sie an Terrain gewinnt, M. tectorum Sav. ?) Die Dachratte erreicht nicht ganz die Grösse der Wanderratte und hat einen viel wecicheren, lichter gelblich grau und weni- ger braungefärbten, am Bauche entschieden gelben Pelz und grössere Ohren von .bräunlicher Fleischfarbe. Der Schwanz ist etwas länger als der Kör- per, feiner beschuppt mit 220 bis 240 Ringeln und besonders gegen das Ende hin stärker behaart. An der Gaumenfläche liegen 7 Querrunzeln, 2 vor, 5 zwischen den Zähnen, letztere gezackt und die drei ersten von ihnen mit einer Vförmigen Biegung in der Mitte. Die Rückenhaare sind am Grunde grau und vor der schwärzlichen Spitze mit röthlichgelbem Ring versehen; die steifen langen Grannen schwärzlich. An den Seiten tritt das Röthlichgelbe mehr hervor und unterhalb verschwinden die schwar- zen Haarspitzen gänzlich. Die Schnauze ist bräunlich, die Stirn mehr grau- lich, die Augen mit dunklem Ringe umgeben, die langen starken Schnurren schwarz, die Pfoten grau mit weisslichen Zehenspitzen, der Schwanz düster braungrau. Am dritten untern Backzahne ist der hintere Höcker nur halb so breit als der vorhergehende, am Schädel die seitlichen Spitzen des Zwischenscheitelbeines schräg nach vorn gerichtet. Körperlänge 7 bis 8 Zoll, Schwanz 8 bis 9 Zoll. Die Heimath ist Aegypten und Nubien, von wo die Dachratte sich nach der arabischen Westküste und nach Italien und der Provence verbreitete und auch nach Brasilien verschleppt wurde. Ueberall hält sie sich zwischen dem Holzwerk in den Häusern, besonders an den Dachsparren auf, wovon sie auch den Namen Dachratte trägt. M. rattus L.?) Die Hausratte unterscheidet sich von der Wanderratte durch geringere Grösse, schlankeren Körperbau, viel längeren Schwanz, grössere Ohren, spitzigeren Kopf und durch den Mangel der längern Gran-. 1) Savi, nnov. giornale de Lett. 1825; Bonaparte, Faun. ital. fasc. 3.16; A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. 11]. 405; Burmeister, Säugelh. Brasil. 154; M. alexandrinus Geoffroy, Descr. de l’Egypte tb. 5. fig. 1; Selys Longchamps, mieromammal. 54; Rüppell, Mus. Senkenb. Ill. 106; M. flaviventris Brants, muiz. 108; M. seiosus Lund, Blik paa Brasil. Dyrev. III. 277. Bennett’s M. latipes Proceed. zool. soc. Ill. 89 in Kleinasien hat nur einen etwas längeren Schwanz, viel dunklere Färbung und einen sehr langen weichen Pelz. 2) Linne, Xll. 83; Pallas, Glires 93, Schreber, Säugeth. IV. 647. Tf. 179; Bech- stein; Naturgesch. Deutschl. 931; Richardson, Fauna I. 140; Nordmann, Voy. Demi- doff. Ill. 45; A. Wagener, Schreb. Säugeth. III. 407; Buffon, Hist. nat. VI. 278; Dau- benton, tb. 284. fie. 37. 38; Giebel, Odontogr. 47; M. insularis Waterhouse, Voy. Beagle. mammal. 35 (von. der Ascensionsinsel). M. islandicus Thienemann, natur- hist. Bemerkg. 1. 153 grenzt das untere weissgelblich von den Seiten ab und hat einen gelben Brustfleck. Von den 8 Kreuzwirbeln gehören 4 zum Schwanze, der dann 30 Wirbel zählt. — Lartet gedenkt dreier fossiler Ratten in den Süsswasser- gebilden von Sansans ohne nähere Angabe; Pomel zwei dergleichen von Clermont. 556 Unguiculata. Glires. nen auf dem Rücken. Ueber den grossen Augen steht nur je eine lange und kurze Borste; die breiten, dünn behaarten, grauröthlichen Ohren haben halbe Kopflänge und der dünn und kurze behaarte Schwanz wird von 250 Schuppenringeln bekleidet. Die Daumenwarze der Vorderpfoten trägt einen ° platten Nagel. Das Haar der Oberseite ist schwärzlich, das untere asch- grau. Die Gaumenfalten sind weder getheilt noch warzig, sondern glatt. Der hintere Höcker des letzten untern Backzahnes hat noch nicht die halbe Breite des vorhergehenden, und die seitlichen Spitzen des Zwischenscheitel- beines sind schräg nach vorn gerichtet. Körperlänge 7 Zoll, der Schwanz 8 Zol. Die Hausratte ist ziemlich über ganz Europa verbreitet, doch an vielen Örten von der Wanderratte schon ganz verdrängt. Sie geht nach Persien und Indien hinein, auch in Afrika und Nordamerika ist sie heimisch, ja nach Einigen soll sie erst von Amerika nach Europa gekommen sein, was jedoch sehr wenig wahrscheinlich ist. Sie ist ein wahrer Vielfrass auf den Getreideböden, in den Speisekammern, im Keller, stielt junge Tauben und Kaninchen und schleppt emsig reiche Vorräthe in ihre Höhlen. Ihre eigene Art verschont sie nicht, denn nach den heftigen Kämpfen, die sie unter einander aufführen, verzehrt der Sieger den gefallenen Gegner. Das Weib- chen wirft einige Male im Jahre 5 bis 6 Junge, säugt dieselben eine kurze Zeit und trägt ihnen Nahrung zu. In Gefahren vertheidigt sie dieselben kühn und hartnäckig. Weisse mit rothen Augen kommen hin und wieder vor, seltener graue und weissfleckige. In engem Neste mit ihren langen weichen Schwänzen verwickelte Junge haben die Fabel vom Rattenkönige veranlasst. M. leucogaster Pict. ?) Die weissbäuchige Ratte ist in allen Theilen kleiner als die vorigen Arten, mit weicherem sanfterem Pelz und rein weissem Bauche. Die Schnauze und Backen sind weissgrau, Oberkopf und Mittelrücken braun, die straffen Grannen sparsam und fein, die Rückenhaare am Grunde grau, dann falb und schwarz zugespitzt, die Seiten des Rumpfes mehr grau, scharf vom reinen Weiss der Unterseite abgesetzt, die Füsse fleischfarben mit kurzer weisser, oben jedoch fast schwarzer Behaarung; die Krallen weisslich; die Schnurren schwarz, der Schwanz fein geringelt. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz ebensoviel. In der Nähe von Genf in Häusern und Kellern und in Brasilien bei Neufreiburg, M. caraco Pall.*?) Durch den schmalen, ungemein verlängerten Kopf mit stumpfkegelförmiger Schnauze, kurzen zahlreichen Schnurren, kleinen Augen und grossen, ovalen, etwas zugespitzten Ohren zeichnet sich der Caraco auffallend von allen übrigen Ratten aus. Der Leib ist gedrungen und der Schwanz kürzer als der Körper, sehr dick, an der Wurzel dicht behaart, übrigens mit 150 Schuppenringeln bekleidet, zwischen denen spär- lich weiche Härchen stehen. Die Pfoten sind kahl, fast schuppig, die vor- dern mit nagelloser Daumenwarze, alle Zehen durch eine Hautfalte verbun - den, die Krallen klein und spitzig, Der Pelz ist weich, auf dem Rücken “| dunkelbraun mit Grau gemischt, unten weisslich mit Neigung zum Grauen, 3) Pictet, M&em. soc. d’hist. nat. Geneve 1841. IX. 153. c. fig.; Burmeister, Säugeth. Brasil. 154. A 4) Pallas, Glires 91. 335. tb. 23; Schreber, Säugeth. IV. 643. Tf. 177. Murini. Mus. 557 ‚ der Schwanz oben dunkelbraun. Die Innenseite der Ohren ist kahl. Die | Backzähne sind schwächer als bei der Wanderratte, die Nagzähne sehr ‚ wenig gefärbt. Die Wirbelsäule hat 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 27 Schwanzwirbel. Das Weibchen mit 8 Zitzen. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz etwas über 4 Zoll. | Bewohnt das östliche Sibirien und China, wo er in der Nähe des Wassers und in den Häusern seine Höhlen gräbt. Er schwimmt besser ı als die Wanderratte. ß) Mäuse. M. musculus L.°) Die allgemein bekannte Hausmaus ist auch ausser der viel geringern Grösse leicht von den Ratten zu unterscheiden durch ; die halb durchsichtigen, mit den feinsten schwarzen Haaren spärlich | bekleideten Ohren von halber Kopflänge, durch die schwärzlichen Schnur- | ren von Kopfeslänge, durch eine feine Borste über jedem Auge und auf | den Backen, den fast körperlangen Schwanz mit gegen 200 Schuppen- |, ringeln, die klein und dünn benagelte Daumenwarze und die oben gelblich- ı graue, mit Schwarz überlaufene, unten lichtgraue Färbung. Der hintere | Backzahn der obern Reihe ist relativ kleiner als bei der Ratte, am ersten der innere Höcker der vordern Querwulst weiter nach hinten gerückt fast ‚ neben dem grossen Mittelhöcker der zweiten Wulst und deren Innenhöcker ‚ neben der dritten Wulst. Am Schädel das Zwischenscheitelbein seitlich schräg abgestutzt, die Occipitalleisten nicht hervorstehend, und auch die ‚ Orbitalleisten ganz unbedeutend. Die Wirbelsäule mit 13 rippentragenden, 6 rippenlosen, 3 Kreuz- und 30 Schwanzwirbeln (nach Cuvier mit 12 rip- , pentragenden und 4 Kreuzwirbeln) der zehnte ist der diaphragmatische, | 6 Paare wahrer, 7 falscher Rippen, die vordre Ecke des Schulterblattes gar nicht abgestumpft, der Radius schwächer als die Ulna. Als besondere Spielarten kommen sowohl ganz schwarze als ganz weisse Mäuse, viel seltener weissfleckige, graufleckige, erbsengelbe vor. Die Hausmaus hat Nichts von dem bissigen, boshaften, gefrässigen Naturell der Ratte, sie ist im Gegentheil ungemein scheu und furchtsam und hat in ihrem Betragen viel Possierliches und Unterhaltendes. Ihre Furcht macht sie sehr aufmerksam, auf den Hinterbeinen sitzend achtet sie auf jedes Geräusch und späht ängstlich umher. Weiss sie sich von Ge- fahr frei, so wird sie zutraulich. Man kann sie daher leicht zähmen. Trotz ihres zierlichen Baues und netten Betragens ist sie fast ebenso verachtel als die Ratte, wohl nur wegen ihrer versteckten Lebensweise und des ent- stellenden Schwanzes. Ihr Appetit ist sehr veränderlich, die liebste Nah- rung vertauscht sie alsbald mit andrer, wenn sie reichlichen Vorrath und Auswahl hat. Dabei schleppt sie emsig Vorräthe zusammen, mehr aus blosser Geschäftigkeit als aus Vorsorge für schlechte Zeiten. Schädlich wird sie durch ihr Zernagen und durch die sehr starke Vermehrung unter gün- stigen Verhältnissen. Das Weibchen wirft Sommer und Winter hindurch je 9 bis 6 Junge, die schon nach 14 Tagen für sich selbst sorgen und reichliche Nachkommenschaft liefern. In allen Winkeln bewohnter Orte 5) Linne, XII. 83; Pallas, Glires 95; Schreber, Säugeth. IV. 654. Tf. 181; Bech- stein, Naturgesch. Deutschl. 952; Buffon, Hist. nat. VII. 309. tb. 39; Suppl. II. 181. tb. 30. VIt. 312. tb. 40; Giebel, Odontogr. 47. Tf. 21. fig. 2; M. brevirostris Water- house, Proceed. zool. soc. V. 119. 558 Unguiculata. Glires siedelt sie sich an und wandert in Gärten und Felder, wenn sie in den Häusern keine ausreichende Nahrung findet aus dem Felde auch wieder in die Gebäude zurück. Winterschlaf hält sie nicht, doch wird sie bei strenger Kälte ruhig. Raubthiere aller Art, Katzen, Füchse, Hunde, Wie- sel, Falken, Schlangen u. s. w. stellen ihnen nach und der Mensch legt Gift, Fallen und sucht sie auf alle Weise zu vertilgen, aber dennoch lässt sie sich nicht ausrotten. Ihre ursprüngliche Heimath scheint Europa und das mittlere Asien gewesen zu sein, von wo aus sie sich fast über die ganze bewohnte Erde verbreitet hat. Das Vorkommen entschieden diluvialer Reste ist nirgends mit genügender Sicherheit nachgewiesen worden. M. hortulanus Nordm. 6) Die Gartenmaus steht der Hausmaus sehr nah. Ihre breiten Ohren haben nicht die halbe Kopflänge und sind mit feinen Härchen angeflogen. Der Schwanz ist um ein Viertheil kürzer als der Rumpf und mit 140 Schuppenringeln bekleidet, übrigens mehr behaart als bei der Hausmaus. Die Sohle an der Ferse über ein Drittheil ihrer Länge behaart. Die Oberseite des Körpers ist röthlich braun, über: die Seiten herab an den Unterleib schmutzig fahlgelb, der Unterkiefer graulich weiss; die Haare am Grunde dunkel schieferfarben, einzelne Rückenhaare ganz schwarz; die Füsse licht braun, dieZehen weiss behaart, die Nägel weiss- lich, der Schwanz oben bräunlich, an den Seiten und unten graulich weiss. Die Schnurren zahlreich, bis an die Ohrspitze reichend und meist schwarz, die kürzeren silberweiss. Am Schädel ist das Zwischenscheitelbein seitlich gerade abgeschnitten, fast rechteckig, vorn ohne weit vorstehende Spitze. Bei Odessa im botanischen Garten. ß M. sylwaticus L.?) Die Waldmaus hat einen grössern Kopf, kürzere und stärkere Schnauze, mehr gebogene Nase, grössere Augen und Ohren, längere und stärkere Hinterfüsse als die Hausmaus. Die obern Schnurren schwarz und kürzer als der Kopf, die untern länger und grösstentheils weisslich. Ueber jedem Auge eine Borste. Die Ohren länglich, schwärz- lich, innen und aussen mit gelben und schwarzen Härchen dünn besetzt. Der Schwanz so lang als der Körper oder etwas länger, seltener ein wenig kürzer, oben schwärzlich, unten weiss, Die Farbe des Rückens ist gelb- bräunlich, in der Mitte etwas dunkler, die Haare am Grunde schwarzgrau, an der Spitze gelblich, die zahlreichen längern in der Rückenmitte schwarz- spitzig; die untere Körperseite weiss, auf der Brust ein länglicher gelb- bräunlicher Fleck; die Vorderbeine aussen gelblich, die Hinterbeine über den Fersen schwärzlich, die Pfoten glanzend weiss, die Daumenwarze mit rundlichem Nagel, die Krallen kurz und weiss. Am Schädel das Zwischen- scheitelbein jedoch nicht stark verschmälert, in schlanke Spitzen auslau- fend. Wird bis 4 Zoll lang. Bewohnt Felder, Wälder und Gärten, zieht aber im Herbst in die Scheunen und Gebäude ein, in denen sie Jedoch nie einen ständigen Wohn- sitz nimmt. Sie gräbt ellentiefe Gänge mit zwei Kammern, eine zur Woh- nung, die andere zum Vorrath, der in Getreide und Sämereien, in Nüssen, Eıcheln und Bucheckern besteht. Doch frisst sie auch kleine Vögel, an- 6) Nordmann, Voy. Demidoff. III. 45. tb. 3; Wiegmanns Archiv 1840. VI. 330. 7) Linne, Xll. 84; Pallas, Glires 94; Schreber, Säugelh. IV. 651. Tf. 180; Bech- stein, Naturgesch. Deutschl. 963; Buffon, Hist. nat. VIl, 325. 334. tb. 41. 42; M. flavi- collis Melchior, Wiegm. Archiv 1836. I. 78. Murini. Mus. 559 dere Mäuse und selbst ihres Gleichen. Das Weibchen wirft mehrmals des Jahres je 10 bis 12 Junge. In manchen Jahren ist daher ihre Vermehrung ganz ungeheuer. Durch ganz Europa und einen Theil Sibiriens verbreitet, fossil auch in den Knochenbreccien auf Corsica, M. agrarius Pall. ®) Die Brandmaus hat einen schlankern, zierlichern und zarteren Körperbau als die Hausmaus, einen schmälern, platteren Kopf, spitzere Schnauze mit vier Reihen schwärzlicher Bartborsten, kleinere, mehr behaarte Ohren. Ueber jedem Auge steht eine lange Borste. Der Pelz ist fein und weich, auf dem Rücken rothgelb mit dunkelbraunen Grannen, in dessen Mitte ein schwarzer Längsstreif, an den Seiten herab blasser, unten und an den Pfoten weiss, über den Fersen ein dunkelbrauner Ring. Der Schwanz hat nur *°/, der Körperlange, ist dünn und dichter behaart als bei der Hausmaus, mit nur 90 Ringeln. Am Schädel ist das Zwischen- scheitelbein seitlich schrag abgeschnitten, die scharfen Spitzen schräg nach hinten gerichtet, das Skelet dem der Hausmaus gleich, die rechte Lunge vierlappig, die linke ungetheilt, die Leber dreilappig, ohne Gallenblase, der Magen weit und nierenförmig, der Blinddarm über Zoll lang. Auf Ackerfeldern in Deutschland und mittlern Russland bis Sibirien hinein, in manchen Jahren ungemein häufig. Nach Pallas Erzahlung im J. 1763 um Kasan so häufig, dass sie den Leuten das Brod vom Tische weg und aus der Hand frass. M. minutus Pall.”) Die Zwergmaus erreicht nur die halbe Grösse der Hausmaus. Ihre Schnauze ist ziemlich spitzig, oben mit starkem Haar- kamm und braun, an den Mundwinkeln blass, die dunkeln, grauspitzigen Schnurren sehr zart, in fünf Reihen gestellt; über und unter jedem Auge eine Warze mit Borsten; die Ohren kurz, nur von 4, Kopfeslänge, abge- rundet, zur Hälfte im Pelze versteckt; der Schwanz fast von Körperlänge mit 130 Ringeln, ziemlich behaart, oben braun, unten grau; der vordere Daumen nur eine breit und stumpf benagelte Warze. Die Oberseite ist fuchsgelb mit Braun überlaufen, an den Seiten blasser, unten graulich weiss, die Pfoten gelblich oder bräunlich. Am Schädel das Zwischenscheitelbein seitlich breit abgerundet, das Skelet wie bei der Hausmaus, der Magen weit, der Blinddarm von Zolllänge, kreisförmig gekrümmt mit wurmförmi- gem Ende, die Leber siebenlappig, ohne Gallenblase; das Weibchen mit acht Zitzen an Brust und Bauch. 8) Pallas, Glires 95. 341. tb. 24.a; Schreber, Säugeth. IV. 658. Tf. 182; Bech- stein, Naturgesch. Deutschl. 973; Nordmann, Voy. Deinidoff IH. 47. 9) Pallas, Glires 96. 345. tb.24.b; Schreber, Säugeth. IV. 660. Tf. 183; Gloger, Nov. acta Leopold. XIV. 358. tb. 23; Nordmann, Voy. Demidoff. Ill. 47; M. messorius Shaw, gener. zool. Il.a 62; Montagu, Linn. Transact. Vil. 247; M. soricinus, M. par- vulus, M. pendulinus Hermann, observ. zool. 1! 57; M. campestris Fr. Cuvier, Mam- mif. I. lıvr. 33;.M. pratensis Ockskay, Nov. act. Leopold. XV.b 243. M. Wagneri Eversmann, Bull. nat. Mosc. 1848. I. 191. tb. 1. fig. 2 von der untern Wolga ist noch kleiner, oben graulich braun, unten scharf abgesetzt weiss, der Schwanz kür- zer als der Körper. — Dehne beschreibt einen Micromys agilis (Kleınmaus, neues Säugethier der Fauna von Dresden. 1841. c. 16), über deren Verwandtschaft sich bei der völligen Unkenntniss des Gebisses und Schädels kein Urtheil fällen lasst. Ihr körperlanger Schwanz ıst mit 170—180 Ringeln bekleidet, und dünn behaart, Die Ohren wie bei M. minutus, zur Hälfte im Pelz versteckt, innen und aussen dıcht behaart, Schnurren von Kopfeslänge, Hınterfüsse lang. Pelz oberhalb ockerfarbig mit Grau gemischt, unten bleichgelb. Die Augen sehr klein. Der Schwanz aufrollbar. 560 Unguiculata. Glires. Durch das mittlere Europa bis nach Sibirien verbreitet. Sie lebt wie die Brandmaus im Sommer in Wäldern ‘und Feldern, im Winter in den Häusern. Ihr kugliges aus Halmen und Blättern gebauetes Nest hängt sie frei an Stengeln auf und wirft darin 8 bis 9 Junge. b) Asiatische Arten. a) Ratten. M. giganteus Hartw.). Die Riesenratte hat eine gerundete Nase, ver- kürzten Unterkiefer, sehr breite Nagzähne, nackte, grosse, ovale, stark ab- gerundete Ohren mit etwas einwärts gekehrten Rändern. Ihr dicker und sehr gekrümmter Leib ist oben stark und schwarz behaart, unten graulich, die Beine und Zehen schwarz. Die starken Krallen sind von mässiger Länge. Die Vorderpfoten haben ein Daumenrudiment mit stumpfer Kralle. Der Schwanz ist dünn behaart und an der nackten Spitze abweichend ge- färbt, mit zahlreichen undeutlichen Ringeln bekleidet. Die Körperlange 13 Zoll und mehr, ebenso viel der Schwanz. Bewohnt trockene Gegenden in der Nähe menschlicher Wohnungen, gräbt tiefe Gänge und frisst allerlei Sämereien, aber auch Geflügel. Ihr Biss soll sehr gefährlich sein, doch wird ihr Fleisch gegessen, An der Küste von Coromandel, Mysore, in Bengalen und Vandie- mensland. M. setifer Horsf.?). Die Borstenratte ähnelt im Habitus zumeist der Wanderratte, doch ist sie etwas kräftiger gebauet. Ihre Augen sind klein, die Ohren gross, gerundet und fast nackt, die ODerlippe tief gespalten, die Nagzähne stark und röthlichbraun, die Schenkel auffallend robust, die Krallen schwach gekrümmt und stumpf. Den Schwanz bekleiden sehr zahlreiche Schuppenringel, zwischen denen nur sehr sparsam kurze Härchen, zu 2 und 3 beisammen stehend sich zeigen. Zahlreiche Borsten treten hinter dem Nacken aus dem kurzen Wollhaar hervor, häufen sich nach hinten mehr und mehr zugleich mit zunehmender Länge und Stärke, so dass sie über der Kruppe eine lockere Decke bilden, die beträchtlich über den Leib hinausragt. Die Borsten sind rund, nicht glatt und gefurcht. Das Colorit ist oben dunkelbraun, unten graulich, die einzelnen Haare am Grunde grau, an der Spitze dunkel. Die Körperlänge 8 Zoll. Auf Java, Borneo, Sumatra, an Waldsäumer und Flussufern. M. rufescens Gray ?). Die indische Hausratte hat einen blassbraunen, unten gelblich grauen Pelz, der am Grunde bleifarben und von zahlreichen dünnen braunen Borsten überragt wird. Diese sind mit einer tiefen Mittel- furche versehen und enden in eine schwarze Haarspitze. Der Pelz am Kinn und der Unterseite ist weicher, mit weisslichen dünnen Borsten ver- sehen. Den Schwanz bekleiden sehr kleine viereckige Schuppen und kurze Härchen. Die Füsse sind braun, die Krallen weiss und von weissen Haaren bedeckt. Die Körperlänge 6%, Zoll, der Schwanz beinah 6 Zoll. In Indien, nn nn — 1) Hardwicke, Linn. Transact. VII. 306. tb. 18; Waterbouse, Ann. mag. nat. hist. 1839. 274. tb. 34; A. Wagner, Schreb. Säugelh. Ill. 417; M. malabaricus Shaw, gen. zool. 1la 54. 2) Horsfield, zool. resaarch. nro 8 c. fig.; A. Wagner, Schreb. Säugelh. III. 418. 3) Gray, Loud. magaz. 1837. 585. Murini. Mus. 561 F, M. Kok Gray *). Unterscheidet sich von voriger Art sogleich durch den | viel kürzern Schwanz. Im Colorit ist Kinn und Unterseite graulich, die Füsse blassbraun, die Stirn mit einigen silberfarbenen Haaren. Die braun- spitzigen längeren Haare sind spindelförmig, platt, Jängsgefurcht, schwarz, oft mit einer fast gipfelständigen schwarzen Binde. Der rudimentäre Vor- derdaumen trägt eine kurze dicke Kralle, die übrigen Krallen sind kegel- förmig und gekrümmt. Die drei Mittelzehen sind die längsten und einan- der gleich, die kleine Zehe fast dem Daumen gleich. Der Schwanz dick und geschuppt, mit spärlichen Haaren. Die Körperlänge 94, Zoll, Schwanz nur 4, Zoll. In Indien. M. Hardwicki Gray °). Ist der vorigen Art sehr ähnlich, aber der nackte schuppige Schwanz von Körperlänge, der Schädel breiter, stärker und grösser, die Nagzähne doppelt so breit, vorn flach und gelb. Die Oberseite gelbbraun, die Rückenhaare bleifarben mit tiefgelbbraunen oder dunkelbraunen Spitzen, einige besonders am Kreuz viel länger und borsten- artig; Wangen und Seiten merklich blasser; Kinn und untere Theile mit kurzen bleifarbenen weissspitzigen Haaren. In Indien. ß) Mäuse. M. oleraceus Benn. °) Die Kohlmaus ist oben dicht mit ziemlich langen glatten Haaren von licht kastanienbrauner Farbe bekleidet, unten mit fast weissen, gelblich angeflogenen, ebenso an den Wangen und um den Mund herum. An der Schnauze, den Pfoten und Schwanze sind die Haare sehr kurz. Die Krallen weiss und klein; die Ohren sehr gross, oben abgerundet und fast ganz nackt; die Schnauze kurz und stumpf; die Schnurren zahlreich, lang, einige schwarz, andere silbern oder hell kasta- nienfarben. Körperlänge nahezu 3 Zoll, Schwanz über 4 Zoll. Bewohnt Dekan. Ihr aus Grasblättern gebildeles Nest legt sie in Kohl- ständen an. M. praetexctus Lichtst.”) Hat einen gestreckten zierlichen Körper, sehr vorragende Nase, ovale, nackte, schwärzliche Ohren und einen sehr } 2 Gray, Loud. magaz, 1837. 585; Arvicola indica Gray, Illustr. Ind. zool. 1. tb. 11. 5) Gray, Loud. magaz. 1837. 585; Ann. a. magaz. nat. hist. 1842. X. 264. Wegen der Grösse der Nagzähne und der Kürze des Schwanzes erhebt Gray diese Art zur Gattung Nesokia, der wir die Aufnahme versagen müssen. 6) Bennet, Proceed. zool. soc. 1832. II. 121. Von Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 264. zum Typus der Gattung Vandeleuria erhoben. 7) Brants, Muiz. 125. — Noch weniger sicher als diese Art characterisirt sind einige von Gray l.c. eingeführte, die wir nicht in das System aufzunehmen wagen. M. asiaticus nämlich ist blass braun, schwärzlich gescheckt, unten grau, Schwanz von Körperlänge mit kurzen angedrückten schwarzen Haaren, die gegen die Spitze hin länger werden. M. booduga ist mausefarben, braunscheckig, mit blassen dünnen gefurchten schwarzspitzigen Borsten und mit behaarten Ohren, von nur 2 Zoll Länge, mit ebenso langem Schwanz. M Ellioti hat einen blassbraunen Pelz mit kurzen schwarzen Spitzen, obere Nagzähne vorn gefurcht. M. meltada mit sehr weichem, mäusefarbenen schwarzscheckigen Pelz, in welchem lange braune schwarz- spitzige Grannen stehen, der Schwanz kürzer als der Körper. Blyths indische M. fulvi- doventris und M. albidoventris Journ. asiat. soc. Beng. 1852. 351. sind noch zu un- genügend characterisirt, ebenso M. aequicaudatis, M. caudatior, M. darjilingensis Hodg- son, Ann. mag, nat. hist. 1849, Ill, 203 und führt derselbe schon 1. c. 1845. XV. Säugethiere, 36 ° 562 Unguiculata. Glires. kurzen anliegenden Pelz. Die Farbe der obern Seite ist von der der un- tern durch einen röthlichen Streif geschieden. Die Zehen sind weiss, der Schwanz beiderseits dunkel, nackt, geringelt. Körperlänge 3 Zoll, Schwanz 22, Zoll. In Arabien und Syrien. c) Afrikanische Arten. a) Ratten. M. variegatus Lichtst. ®) Von kräftigem Körperbau, mit weichem dün- nen Pelz, ohne straffe Grannen, mit ziemlich grossen, gerundeten, fein und kurz behaarten Ohren, kurzen breiten Füssen, stummelartigem benagelten vorderen Daumen. Der Schwanz erreicht kaum mehr als die halbe Körper- länge und ist mit starren kurzen Borsten ziemlich dicht besetzt. Das Co- lorit ist bräunlichfahlgelb, schwarz melirt, an der Unterseite graulichweiss, die Seiten der Nase und der Anflug der Ohren ockerfarben, die Schnur- ren schwarz, die Füsse oben fahl gesprenkelt, die Krallen bräunlich, der Schwanz oben schwarz, unten bräunlichfahlgelb. Körperlänge 8 Zoll, Schwanz 4, Zoll. Ist die gemeine Feldratte in Aegypten und Nubien, kömmt aber auch in Abyssinien und Arabien vor. M. fallac Pet.) Etwas kleiner, aber von ähnlichem robustem Bau 266 nicht weniger als 11 Ratten und 7 Mäuse aus Nepal mit ungenügenden Diag- nosen ein. M. nemorivagus 12 mit 9“ langem Schwanz, Gebirgsbewohner, dunkel gefärbt, oben braunschwarz. M. brunneus 9° mit ebenso langem Schwanz, gemein in Häusern, oben rostbraun, unten weisslich, mit langen, nicht steifen Grannen. M. brunneusculus der vorigen sehr ähnlich, Schwanz etwas länger. M.rattoides Tyg“ mit 8%, zölligem Schwanz, oben schwärzlich braun. M. niviventer 5'/,‘, Schwanz 6“, oben schwärzlich braun mit Röthlich, unten rein weiss. M.pietoris 7°, Schwanz 4!/,'‘ dunkelbraun mit röthlichem Anfluge, mit schwarzen Grannen. M.nitidus 612“, Schwanz 7'/,‘ oben dunkelbraun, unten dunkelgrau. M. myothrix 6“, Schwanz 3%/,, Pelz sanft, kurz, licht gefärbt. M. hydrophilus 3'/,‘, Schwanz 2°/,“, an Ufern, mit kleinen Ohren, feinem Pelz, oben dunkelbrarn, unten weiss. M. macropus Ta“, Schwanz 6“, der Wasserratte ähnlich, mit grössern Pfoten und feinem Pelz, oben schwarz, unten grau. M. horeites 4, Schwanz 2Y/,‘, oben schmutzig braun, unten schmutzig weiss, sonst nicht eigenthümlich (!!). M. cervicolor 3/,“, Schwanz 3“, gemeine Feldmaus. M. strophiatus 3, Schwanz 2Y,'‘. M. dumeticola 3“, Schwanz 4“, oben rehfarben, unten weiss. M. dubius 2'/,;", Schwauz 2%,“, in und ausser den Häusern, oben dunkelbraun, unten heller. M. homourus 3'/,, Schwanz ebenso, Colorit der Wanderratte. M. urbanus 2°/,“, Schwanz 3°/,“, vielleicht der ausgewach- sene M. dubius. M. povensis 2‘, Schwanz 3“, mit dem Colorit von M. dumeticola. Was die Wissenschaft mit solchen Diagnosen soll, begreifen wir nicht. 8) Brants, muiz. 102; Rüppell, Mus. Senkenb. III. 102; A. Wagner, Schrebers Säugth. III. 423 (früher M. discolor) ; Geoffroy, descr. de l’Egypte. mammif. tb.5. fig. 2; M. nilo- ticus Geoffroy, mag. zool. 1840. 5. 45. tb. 29. fig. 7—9 lässt sich durch keinen be- achtenswerthen Character unterscheiden. — Sundevall, K. V. acad. Handl. 1842. 217 gründet auf diese Art die Gattung Isomys, weil bei ihr die hintern seitlichen Zehen gleich lang sind und der hintere Höcker an den ersten beiden obern Backzähnen fehlt. Als zweite Art fügt er /. testicularis hinzu von Bahr el Abiad von 5 Zoll Länge mit 4 Zoll langem Schwanz oben graugelblich, unten weisslich. 9) Peters, Säugeth. 157, Tf. 33. fig. 3., Tf. 35. fig. 9. — Da das vorliegende Material nicht ausreicht, die zahlreichen Arten mit nur einiger Sicherheit in Unter- gallungen zu gruppiren: so nehme ich auch für diese Art den von Peters einge- führten Gattungsnamen Pelomys nicht auf. Murini. Mus, 563 als vorige Art, die Schnauze ist an der Spitze abgerundet, gebogen, mit kurzen steifen Bürstenhaaren bekleidet; die Schnurren schwach und kurz, die Augen gross, die Ohren z, Th. dicht behaart; das Haarkleid hart und feinborstig; die Vorderpfoten mit drei langen stark bekrallten Fingern, der mittle der längste, der Daumen kurz, der fünfte Finger mit Kuppnagel, auch hinten die äussere und innere Zehe sehr verkürzt; der Schwanz mit etwa 170 Ringeln und sparsam mit Borsten bekleidet. Die Oberseite ist abwechselnd schwarz und grünlichbraun oder gelbbraun, die Seiten blasser, der Bauch schmutzig weissgrau oder gelblichweiss, auf dem Rücken ein schwarzer Längsstreif; die einzelnen Haare am Rande schieferschwarz, vor der schwarzen Spitze mit einem braunen Ringe. Am Schädel ist der Gau- men auffallend verschmälert, die obern Nagzähne neben der Mitte mit einer tiefen Längsfurche, die Backzähne sehr breit. 12 rippentragende, 8 rippen - lose, 4 Kreuz- und 26 Schwanzwirbel; die Leber viellappig mit Gallen- blase, die linke Lunge einfach, die rechte vierlappig. Das Weibchen hat 8 Zitzen. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 5 Zoll. In Mossambique. M. abyssinicus Rüpp.!) Die abyssinische Feldratte hat einen etwas kürzeren Schwanz, und mehr comprimirte Krallen als vorige. Ihr zarter Pelz ist dunkelschwarzbraun, die Haarspitze oben rostroth ins Grünliche spielend, an der untern Körperseite schmutzig isabellfarben. Der behaarte Schwanz ist oben dunkelbraun, unten rostroth, die Krallen schwarz. Die paarigen schief ovalen Höcker der Backzähne sind durch eine mittle Längs- furche getrennt. Die Nagzähne vorn honigfarben. 12 rippentragende, 7 rippenlose, 4 Kreuz- und 21 Schwanzwirbel. Der halbmondförmig gebo- gene Magen hat an der convexen Seite 7 bıs 8 Einschnürungen, der Blind- darm enorm, die Leber dreilappig, die linke Lunge zwei-, die rechte dreilappig. In Abyssinien in Erdhöhlen auf Aeckern in 10,000 Fuss Meereshöhe. M. albipes Rüpp. ?) Die weissfüssige Ratte unterscheidet sich von vori- ger durch den die Körperlänge übertreffenden Schwanz und durch die mittelmässigen zugerundeten Ohren. Ihre Behaarung ist sehr dicht und zart, ohne verlängerte Grannen, am Grunde dunkelaschgrau, die obere Hälfte der Haare braungelb mit schwärzlichen Spitzen, Nasenspitze, Lippen, Unterseite und Füsse weiss, Die Schnurren an der Wurzel schwarz, an der Spitze hellgrau. Körperlänge 54, Zoll, der Schwanz ziemlich 6 Zoll. Ist die sehr gefrässige Hausratte in Abyssinien und Nubien, M. leucosternum Rüpp. ?)- Von der Grösse der vorigen, aber mit viel kürzerem Schwanze und mit verlängerten Grannen in dem ebenso zarten 1) Rüppell, Mus. Senkenbeg. III. 104. Tf. 7. fig. 1; Giebel, Odontogr. 48. Tf. 22. fig. 5. Trotz ihrer grossen äussern Aehnlichkeit mit voriger Art nehme ich diese als selbständig auf, da von jener das Gebiss nach Geoffroy’s M. niloticus entschie- den mäuseartig ist, bei dieser dagegen dasselbe zur Begründung eines Subgenus genügen würde. \ 2) Rüppell, Mus. Senkenbg. Il. 107. T£. 6. fig. 2. — A. Wagners M. fuscirostris Wiegm. Arch. 1845. XI. 149 hat einen viel kürzeren Schwanz und keine weisse Nasenspitze. 3) Rüppell, Mus. Senkenbg. III. 108. Tf. 7. fig. 2. — A. Wagner, Wiegm. Arch. 1845. Xl. 149 unterscheidet von dieser Art M. limbatus aus Sennaar durch den Mangel von Roth, die kürzeren Schnurren und die gelbe Binde zwischen beiden 6* 564 Unguiculata. Glires. Pelze. Der kleinschuppige Schwanz ist dicht mit kurzen straffen Harchen bekleidet, die auf der Oberseite dunkelbraun, unten hellgrau gefärbt sind. Die Schnurren reichen weit über die Ohren hinaus, die obern braun, die untern grau. Auf der Brust liegt ein grosser, schneeweisser, eckiger Fleck. Die Haare an der Wurzel aschgrau, die obern am Ende graubraun in roth- grau, Kehle und untere Körperseite hell aschgrau, die Zehen gelblichweiss. Körperlänge etwas über 5 Zoll, der Schwanz 3°/, Zoll. In Abyssinien in Häusern, nicht häufig. M. dombeensis Rüppl.*) Hat einen vorn mehr abgestutzten, kurz- schnäuzigen Kopf, mässige, niedrige und breite Ohren; die Schnurren kaum an dieselben reichend, auf der Nasenspitze ein dunkelbrauner Haarbüschel. Die Behaarung ist straff und gleichmässig lang, der Schwanz mit sehr kleinen”Härchen besetzt, die Krallen der Hinterzehen ziemlich stark. Die Haare am Grunde dunkelblaugrau, in der Mitte rostfarben, an der Spitze schwarzbraun, seltener rostroth; Nasenkuppe und Lippengegend gelblich- weiss, Hals und Bauch schmutzig aschgrau, Schwanz oben dunkelbraun, unten verwaschen rostroth. Körperlänge 41), Zoll, Schwanz etwas über 5 Zoll. | ß) Mäuse. M. imberbis Rüpp. ?) Diese sehr kurzschwänzige Maus hat statt der Schnurren einen ganz kurzen Haarbüschel an der Schnauze. Ihr Kopf ist kurz, die rundlichen Ohren mässig, der Pelz dicht, weich, gleichhaarig, der Schwanz kurz und dicht behaart; die Haare am Grunde dunkelblaugrau, ° die obern mit dunkelgelbbraunen, die unterh mit isabellfarbenen Spitzen, der Schwanz oben dunkelbraun, unten gelblich grau. Körperlänge 5 Zoll, Schwanz noch nicht 2 Zoll. In Abyssinien in Feldern und Wiesen. M. orientalis Cretz. 6) Diese nur zwei Zoll lange Maus mit viel länge- rem Schwanze lebt in den Häusern durch das ganze nordöstliche Afrika. Ihre Rückenhaare sind an der Wurzel dunkelaschgrau und haben einen schmutziggelben Ring vor der sehr kurzen schwarzen Spitze. Der Unter- leib ist ockerfarben ins Röthliche ziehend, der Schwanz oben dunkel, unten heller. Die Jungen sind schwarzblau. M. dolichurus Smuts ?). Eine zierliche nette Maus mit mittellangem sehr weichem Pelze von gesättigt brauner, mit Gelb untermischter Farbe, Hauptfarben. Dessen M. maculatus 1. c. 1848. XIV. 186 ist oben falbbraun mit viel schwarzer Sprenkelung, hat kurze braun behaarte Ohren, dünne weissliche Füsse und der Schwanz ist einen Zoll kürzer als der Körper. 4) Rüppell, Mus. Senkenbg. II. 109. Tf. 6. fig. 3. 5) Rüppell, Mus. Senkenbg. III. 110. Tf. 6. fie. 4. — Brants M. gentilis muiz. 126 aus Aegypten und Nubien wird nur wenig grösser, auch der Schwanz relativ etwas länger, aber der Schwanz ist ziemlich nackt und schwärzlich. M. Hayi von Marokko und M. Allani Waterhouse, Lond. Edinb. phil. mag. 1838. 597 von Fernando Po sind todtgeborene Arten, von erstrer wird nur gesagt, dass sie merklich grösser als die Hausmaus sei, von letztrer dass sie dunkler gefärbt sei und kleinere deut- lich behaarte ®hren habe. Auch dessen asialische M. Abotti mit relativ längerem OWEN grösseren Ohren und schlankeren Tarsen ist zu ungenügend charac- erisırt. 6) Cretzschmar in Rüppell’s zool. Atlas 76, Tf. 30. fig. a. 7) Smuts, Mammal. capens. 38, tb. 2. BZ ee nn = 222 Murini. Mus, 565 die an den Seiten frischer, an der Unterseite schön lichtgelb wird. Ueber jedem Auge liegt ein schwarzer Fleck. Die Schnurren sind ziemlich lang und schwarz. Die rundlichen breiten Ohren kurz und spärlich behaart. Der lange Schwanz wie bei der Hausratte, doch an der Spitze dichter borstig. Körperlänge 4%, Zoll, Schwanz 54, Zoll. Schädel und Gebiss stimmen vollkommen mit der Hausmaus überein. Am Kap. M. barbarus L. ®) Die berberische Maus ist gelblichbraun oder röth- lich lehmgelb, auf dem Kopfe schwarz gesprenkelt, mit schwarzem Längs- streif vom Scheitel bis zur Schwanzwurzel und fünf ähnlichen Streifen längs der Seiten. Die ganze Unterseite ist rein weiss, die mässigen Ohren dünn und gelbröthlich behaart, die Schnurren schwarz mit weisslichen Spitzen, die kurzen rauhen Haare des schuppigen Schwanzes oben schwärz- lich, unten lehmfarben, die dünnen spitzigen Krallen dunkelbraun. An den Vorderpfoten die drei mittlen Zehen ziemlich gross, die äussern und innern rudimentär, diese an den Hinterpfoten nur wenig grösser. Die Körperlänge etwa 4 Zoll, der Schwanz mehr. In Algerien. M. lineatus Cuv.°) Die Striemenmaus hat im Habitus, Schädel und Gebiss nichts Eigenthümliches. Ihr Pelz ist etwas rauh, die obern Haare platt ge- SEES, 8) Linne, syst. nat. I. 2; Schreber, Säugeth. IV. 666; Wagner, ebd, Ill. 433; Bennett, Gard. menag. 1. 29; Journ. zool. IV. 472. c. fig. 9) Fr. Cuvier, Mammif. livr. 61. M. pumilio Brants, muiz. 103; Smuts, mamm. cap. 36. — Obwohl A. Wagner Lichtenstein’s M. lineatus nicht anerkennt, der Name also ungültig ist, verwirft er doch die Cuviersche Benennung und führt unberech- tigt dafür M. vittatus Schreb. Säugeth. Ill. 435 ein. Ob Sparrmanns M. pumilio k. vedensk. Handl. 1784. 339. tb. 6; Schreber, Säugeth. IV. Tf. 182b mit der Cuvier- schen Art identisch ist, muss dahingestellt bleiben. Sundevall erklärt das Sparr- mannsche Originalexemplar für den Jugendzustand von M. lineatus. Sie wird als viel kleiner bezeichnet, mit schwarzem Nackenfleck, in welchem die Rückenslreifen zusammentreffen, mit lichtem Fleck um Auge und Nase und fast nacktem lichten Schwanz. Desmarest glaubt sie nach Untersuchung des Gebisses eines anderen Exemplares zu Arvicola stellen zu müssen, dem Cuvier aber widerspricht. — Hier mögen noch einige nicht ausreichend begründete Arten eıwähnt werden. M. mo- destus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 432. Tf. 181e vom Kap wird elwa 3 Zoll lang, der Schwanz merklich kürzer und unterscheidet sich von M. minutus durch weit grössere fast nackte Ohren, ist oben bräunlich fahlgelb, schwarz gespritzelt, unten licht ockergelblich, Zehen und Kralien weisslich, die kurzen Schwanzhärchen oben braun und lichter. Desselben M. silaceus 1. c. fig.2 ebenda erreicht fast 5 Zoll Länge, der Schwanz nur 3 Zoll (nach der Massangabe, nach der Beschreibung von Körperlänge), sehr fein geschuppt und kurz behaart, der Kopf gestreckt, die Ohren gross und häutig, die Füsse kurz, die Oberseite ockerbräunlich, die untere schmutzig weiss mit gelblichem Anfluge. zwischen den Rückenhaaren längere schwarze Gran- nen. Dessen M. muscardinus \. c. ist von derselben Grösse, mit ziemlich grossen und fast nackten Ohren, schmächtigen weissen Füssen, ziemlich dicht behaarten, oben braunem, unten weisslichen Schwanze, bräunlich fahlgelber, schwarz gespren- kelter Oberseite und scharf abgesetzter schneeweisser Unterseite. Lichtensteins M. colonus Brants, muiz. 124 von der Algoabay hat einen dicken untersetzten Kör- per, kurzen dicken Kopf und Hals, nackte ovale mittelmässige Ohren, fast nackten weisslichen Schwanz, graue und röthlichbraun überlaufene Oberseite und weisse Unterseite; Körper und Schwanz etwas je über 4 Zoll. M. minutoides S. Longchamps, micromam. 74 vom Cap hat einen etwas längeren Schwanz als M. minutus, Smiths, M natalensis Wlustr. Zool. S. Afr. tb. 47. fig. 2 ist am Bauche roströthlich weiss, am Schwanze mit umbrabrauner, an der Innenseite der Ohren mit lohfarbenen Haaren bekleidet. Desselben M. dorsalis 1. c. tb. 46 von 4 Zoll Länge mit 4'/, Zoll langem Schwanz ist oben röthlich braun mit dunklem Rückenstreif, unten rostig weiss. 566 | Unguiculata. Glires. drückt und schwach ausgehöhlt, die Farbe graulich fahlgelb, an den Seiten herab nach unten gelblich oder weisslich. Ueber den Rücken verlaufen vier schwarze Längsstreifen, durch falbe oder weissliche Zwischenräume getrennt; die einzelnen Rückenhaare am Grunde dunkel schieferfarben, oben falb, oft schwarzspitzig. Die mässigen rundlichen Ohren dünn, innen rost- roth behaart, hinten mit schwarzem Fleck. Die Schnurren schwärzlich, mit etwas lichteren Spitzen, die Pfoten aussen fahlgelblich oder weisslich, die Krallen dunkelbraun, der gegen das Ende hin dichter behaarte Schwanz oben schwarz, unten fahlgelblich. Am Schädel ist das Zwischenscheitelbein schmal dreiseitig, Körperlänge 4 Zoll, der Schwanz ebensoviel. Am Cap. M. microdon Pet.!) Erinnert in Ansehen, Grösse und Colorit an die Waldmaus. Die spitze Schnauze ist mit fünf Reihen feiner bis an die Ohren reichender schwarzbrauner, hellspitziger Schnurren besetzt und an der Spitze mit einer Bürste. Die mässigen Ohren sind fast nackt, die Krallen kurz und versteckt, der vordere Daumenstummel mit Kuppnagel. Die Haare am Grunde schieferfarben mit breitem, braungelben Ring vor der schwarzen Spitze, die seitlichen mit braungelben Spitzen, die untern weissspitzig; die schwärzlichen Ohren aussen mit braunen und weissen, innen nur mit weissen kurzen Härchen bekleidet, die Krallen gelblichweiss, die obern Nagzähne dunkelgelb. Die beiden hintern Backzähne sind kaum so lang als der erste, die vordern innern Höcker der obern sehr unbe- deutend. Die Wirbelsäule mit 13 rippentragenden, 6 rippenlosen, A Kreuz- und 28 Schwanzwirbeln. Der Magen bohnenförmig, der Blinddarm gross, Das Weibchen mit 8 bis 10 Zitzenpaaren. ‚Körperlänge etwa 4 Zoll, der Schwanz ebenso viel. Nistet in hohlen Baumstämmen oder in Erdhöhlen mit mehreren Aus- gängen, Familienweise beisammen, in Mossambique. M. arborarius Pet.?) Die Baummaus unterscheidet sich von der vo- rigen durch den viel längeren, mit breitern Schuppenringeln und etwas längeren Haaren bekleideten Schwanz, durch die einfarbig weissen Haare der Bauchseite und durch stärkere, ockergelb gefärbte Haare an der Innen- seite der Ohren. Die Haare an den obern Körperseiten sind starr, platt und breit. Das Grössenverhaltniss der Backzähne ist wie gewöhnlich. Den ersten beiden obern Backzähnen fehlt wie allen afrikanischen Mäusen der dritte innere Höcker, der bei den Europäern deutlich entwickelt ist. 12 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 36 Schwanzwirbel. Der Blind- darm um die Hälfte grösser als vorhin. Das Weibchen mit nur drei Zitzen- paaren. Körperlänge 4 Zoll, der Schwanz beinah 6 Zoll. In Mossambique. M. minimus Pet.?) Der Körper erreicht nur 2 Zoll Länge und der Schwanz etwa 2/, derselben. Die Schnauze ist sehr spitz und dicht behaart, M. lehocla 1. c. hat weisse Augenringe, grosse fast nackte Ohren und einen körper- langen Schwanz. 1) Peters, Säugeth. 149. Tf. 36. fig. 1., Tf. 35. fig. 5. 6; Giebel, Odontogr. 48. 77 21:.02:'203>21. = 2 Peters, Säugeth. 152. Tf. 35. fig. 7., Tf. 36. fig. 2; Giebel, .Odontogr. 48. ad 19: 3) Peters, Säugeth. 153. Tf. 33. fie. 2., Tf. 35. fie. 8; Giebel, Odontogr. 48. TR: 21. 88722. Murini. Mus. 567 die Schnurren äusserst fein, bis ans Ohr reichend, die obern dunkelbraun mit hellen Spitzen, die untern weiss; die rundlichen Ohren äusserst kurz und fein, bräunlich behaart, fleischfarben. Das Colorit ist oben ockergelb mit schwarz gemengt, die meisten Haare mit braungelbem Ring vor der schwarzen Spitze, an den Seiten glänzend ockergelb, die Haare mit braun- gelben Spitzen, an den untern Theilen rein weıss, Die Härchen des Schwanzes oben schwarz oder braun, unten weiss, die Krallen gelblich weiss. Am Schädel hat das Zwischenscheitelbein zwei sehr lange spitze Seitenwinkel, die Zwischenkiefer sind länger und niedriger als bei M. minu- tus. Der erste Backzahn um die Halfte länger als die beiden hintern, doch mit nur zwei Höckern an der Innenseite, der letzte sehr kleine mit fünf Höckerchen. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 21 Schwanz- wirbel. Das Weibchen mit 4 bis 5 Zitzenpaaren, In Mossambique in fruchtbaren Feldern, sehr gefrässig. d) Neuholländische Arten. M. fuscipes Waterh.*) Von untersetztem Körperbau mit langem wei- chem Pelz. Das Colorit ist oben und an den Seiten schwärzlich braun mit grauer Beimischung, unten graulich weiss, die Rückenhaare dunkelgrau, vor der schwärzlichen Spitze mit bräunlich gelbem Ringe, die längern Gran- nen schwarz. Die Ohren mit spärlichen bräunlich grauen Haaren beklei- det, die Füsse braun, der Schwanz schwarz mit kurzen Borsten; die obern Nagzähne orangenfarben. Körperlänge 6"/, Zoll, Schwanz wenig mehr als 4 Zoll. Am König Georgs Sund. M. Gouldi Waterh.°) Kleiner als vorige, mit grossen und schwach zugespitzten Ohren, schlanken Hinterfüssen und langem weichen Pelze. 4) Waterhouse, Voy. Beagle. mamm. 66. tb. 25. — Gray’s M. lutreola Grey’s journ. exped. Austral. II. nro. 84 im östlichen und südlichen Australien ist oben schwarz und gelblich gesprenkelt, an den Seiten gelblich grau, 7 Zoll lang, der Schwanz 4 Zoll. Desselben M. Greyi 1. c. I. nro. 85 aus Südaustralien hat einen braunen, an den Seiten gelblich braunen Pelz. Beide Arten können nach den dürftigen Angaben nicht von M. fuscipes geschieden werden. 5) Waterhouse, Voy. Beagle. mamm. tb. 34. fig. 18. — Gray diagnosirt in Grey’s journ. exped. Austral. I. nro. 86. M. adelaidensis von 3 Zoll Länge mit ebenso langem Schwanze als braun, unten blassgraubraun, oben mit längern schwarzspitzi- gen Haaren und mit blassgelben Nagzähnen. Er führt ausserdem M. platurus und M. Hovelli auf. Ferner diagnosirt er in Ann. a. mag. nat. hist. 1843. X. 405 noch 3 Neuholländer: M. penicillatus von 7 Zoll Länge, mit etwas längerem Schwanze, graubraun, unten gelblichweiss, Ohren hinten ausgerandet, der Schwanz am Ende mit langen schwarzen Haaren; M. hirsutus von 10 Zoll Länge mit 13 Zoll langem Schwanze, straffhaarig, oben bräunlich mit zahlreich schwarzen Haaren, Schwanz schwarzhaarig ebenfalls mit Pinsel; M. delicatulus von 2%/, Zoll Länge und etwas kürzerem Schwanz, oben hell braungelb, an den Seiten gelolich, unten weiss. Den M. vellerosus I. c. 1847. XIX. 351 nennt er viel grösser als M. fuscipes und mit viel längerem blasseren Pelz. Auch Waterhouse unterscheidet in Ann. mag. nat. hist. 1843. XII. 134 noch zwei Neuholländer: M. castaneus 2%,, Zoll lang, Schwanz 3 Zoll, kastanienbraun, unten lichter; M. novae hollandiae 3 Zoll lang, Schwanz nur 2 Zoll, oben aschgrau mit gelblichem Anfluge, unten weiss. — Später unterschied Gould, Ann. mag. nat. hist. 1845. XVI. 425 noch 3 australische Arten: M. lineolatus mit langem weichen, oben braungrauen, unten graulich weissen Pelz, von 5‘ Länge mit 4,“ langem Schwanz; M. gracilicaudatus mit elwas kürzerem Schwanz, oben graulich braun, unten weiss; M. alboeinereus 4 lang, mit 13!%“ langem Schwanze, oben grau mit braunem Anflug, unten weiss, 568 | | Unguiculata. Glires. Die Oberseite ist blass ockergelb, auf dem Rücken mit langen schwarzen Haaren gesprenkelt, die ganze Unterseite und die Füsse weiss. Die Rücken- haare am Grunde dunkel bleifarben, vor der dunkeln Spitze blassockerig, die untern Haare weissspitzig,. Die Ohren braun, spärlich mit gelblichen Härchen besetzt; die Schnurren lang und braun, die obern Nagzähne leb- haft orange, die untern gelb, die Krallen weiss, der Schwanz oben bräun- lich, unten weisslich. Körperlänge 42, Zoll, Schwanz 3U, Zoll. In Neusüdwales, ß) Die Querwülste der Backzähne nur z. Th. in drei Höcker getheilt, daher die innere Längsreihe der Höcker unvollständig. Steatomys Pet. Die Fettmäuse sind in ihrer äussern Erscheinung nicht wesentlich von Mus verschieden. Im Allgerneinen haben sie einen plumperen Körperbau, kürzere Gliedmassen, einen kurzen feiner geringelten und dichter behaarten Schwanz, längere vordere Krallen und stärker behaarte Ohren. Erheblicher sind die Unterschiede im Gebiss. Die obern Nagzähne sind an der äussern Kante so abgerundet, dass der Querschnitt beider halbkreistörmig erscheint. Eine tiefe Längsfurche läuft aussen neben der Mitte hin. Die untern Nagzähne sind schmäler, vorn convex und glatt. Von den obern Backzähnen ist der erste beträchtlich län- ger als die andern zusammen und trägt drei gebogene Querwülste, von welchen nur die mittlere dreihöckerig, die andern beiden zweihöckerig sind. Der zweite obere hat zwei Querwülste, eine vordere dreihöckerige und eine hintere zweihöckerige, ausserdem vorn aussen einen kleinen Höcker. Der dritte obere sehr kleine besteht aus einem vordern äussern Höcker und einer Querwulst bestehend aus einem grössern innern und kleinen äussern Höcker. Die untern Backzähne gleichen Mus, nur dass der dritte nur eine Querwulst hat. Die Zahnreihen divergiren sehr nach vorn. Am Schädel ist die Oeffnung im Jochfortsatz grösser als bei Mus, nach unten nicht verengt, der Jochfortsatz selbst schmäler, der ganze Schädel flacher. Das übrige Skelet stimmt mit Mus überein. Bei dem Weibchen durchbohrt die Harn- röhre die hervorragende Clitoris nahe vor der gefalteten Geschlechtsöffnung. Fünf Zitzenpaare sind vorhanden. Unter der Haut und im Bauche sammeln sich grosse Feitmassen an. Die Arten leben auf Getreidefeldern in selbst gegrabenen Höhlen mit einem Ausgang. Man kennt sie nur aus Südafrika. St. edulis Pet. ©) Hat eine ziemlich kurze und spitze Schnauze mit Hier mögen die lodtgeborenen Micromys (non Dehne, Lesson, Aymard) ornatus u. Lithomys parvidens v. Meyer, Bronns Jahrb. 1846. 475 aus den Tertiärschichten von Weisenau zur Warnung für Namengeber angeführt werden. Auch die beiden Unter- kiefer aus den Süsswassermergeln von Ronzon, Micromys minutus und M. aniciensis Aymard, Ann. soc. agr. Puy. Xll. 244. Mus Aymardi Gervais, Zool. Pal. fr. 25 gewähren keine ausreichenden Charactere. Mus gerandianus Gervais, 1. c. tb. 46. fig. 3; Giebel, Odontogr. 48. Tf. 22. fig. 23 aus dem Indusienkalk im Allier Dept. ist keine ächte Maus. Ihre drei untern Backzähne sind gleich gross, paarig vierhöckerig, der erste vorn mit einem unpaa- ren Höcker, der zweite zwischen den ersten beiden Höckern mit einem kleinen Nebenhöcker. Das ist entschieden mäusewidrig. Auch der Unterkiefer weicht ab. N n ae Säugeth. 163. Tf. 34. fig. 2., Tf. 35. fig. 11; Giebel, Odontogr. 49. > 0 AN: | Murini. Steatomys. Pseudomys. 569 sehr feinen bis an die Ohren reichenden oben braunen, unten weissen Schnurren, Das Auge ist klein, die Ohren mässig und gerundet, aussen dicht behaart. Die Behaarung des Körpers ziemlich kurz. Die Vorderzehen mit schmächtigen, die hintern mit viel kürzern Krallen bewäffnet, vorn die Mittelzehe die längste, die äussern sehr verkürzt. Der Schwanz erreicht halbe Körperlänge, doch auch mehr oder weniger, ist sehr fein geringelt mit etwas über 100 Ringeln und mit kurzen feinen, oben gelbbraunen, unten weissen Härchen ziemlich. dicht besetzt. Die Oberseite ist dunkel rostbraun, etwas graulich, an den Seiten in ockerbraun übergehend, an der ganzen Unterseite rein weiss. Die Ohren fleischfarben mit dunkelrost- braunen Haaren. Die einzelnen Rückenhaare am Grunde blaugrau, vor der schwarzen Spitze mit breitem braunen Ringe. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 20 Schwanzwirbel, das Brustbein sechswirblig. Die Zunge sammetartig mit gleichmässig feinen Wärzcheu bedeckt, der bohnenförmige Magen mit theilender Querfalte, der Darm sehr kurz, der Blinddarm kleiner als der Magen; die gelappte Leber mit Gallenblase. Körperlänge 3 Zoll. In Mossambique in Getreidefeldern. Im April und Mai ist sie am fettesten, wird dann eingefangen und gegessen. Y St. Krebsi Pet.”) Unterscheidet sich von der vorigen durch viel längere Ohren und viel weicheres, feineres und längeres Haar. Rücken und Seiten sind glänzend ockergelb, die Rückenmitte schwarz angelaufen, die Unterseite weiss, die Füsse mit braungelbem Anfluge, die Krallen gelb- lich weiss, der Schwanz oben ockergelb und weiss; die einzelnen Haare am Grunde dunkel blaugrau, die obern mit einfach ockergelber Spitze oder mit solchem Ringe und schwarzspıtzig. Das Weibchen mit drei Zitzen- paaren. Körperlänge beinah 4 Zoll, der Schwanz halbsoviel. In Südafrika. Pseudomys Gray. Die Trugmaus gleicht äusserlich der Wasserratte, ist aber nach dem Gebiss eine echte Maus. Jeder vordere Backzahn des Unterkiefers ist jedoch viel mehr comprimirt und länger als bei Mus, der erste obere und letzte . untere hat aussen nur eine Falte. Die Nagzähne sind glatt. Der Schädel gleicht dem der Ratte. Der rudimentäre Vorderdaumen ist benagelt, vorn die 2. und 3., hinten die drei mittlern Zehen fast gleich lang. Die Kral- len klein. Die einzige Art ist Ps. australis Gr.®). Von etwa 5 Zoll Länge, mit 3 Zoll langen Schwanz; ihr Pelz ist weich, anliegend, dicht, oben schwärzlich braun und schwachgrau gesprenkelt, unten röthlich aschfarben. Die dünnen Schnurren reichen über die Ohren hinaus. . Bewohnt den morastigen sandigen Boden von Neusüdwales. Dendromys Sm. Die Baummäuse haben den Habitus der echten Mäuse, einen zugespitz- ten Kopf, gespaltene Oberlippe, ziemlich lange ovale Ohren mit dünnem Haaranfluge und zweien Falten innen an der Wurzel. Die Schnurren erreichen m — m om 7) Peters, Säugeth. 163: Tf. 36.123. 8) Gray, Proceed. zool. soc. 1832. II. 39. 570 | Unguiculata. Glires. Kopfeslänge. Die Vorderpfoten haben nur drei Zehen und eine Daumenwarze, die hintern sind fünfzehig, die Zehen ziemlich lang, dünn und frei, ihre Sichel- krallen sehr kurz und spitz. Der Schwanz ist dünn, schuppig geringelt, spärlich mit kurzen Härchen besetzt. Die Behaarung ist lang und reichlich. Die obern Nagzähne sind mit einer tiefen Längsfurche versehen, die un- tern schwach. Von den obern Backzähnen ist der erste doppelt so lang als der zweite, in der Mitte erweitert, mit drei Höckerpaaren, die Höcker durch eine Längsfurche geschieden, ein kleiner innerer Höcker liegt zwischen den hintern beiden, und ein ganz unbedeutender zwischen den ersten beiden Paa- ren. Der zweite obere Backzahn mit zwei Höckerpaaren, der dritte mit einem. Die Zähne des Unterkiefers von demselben Typus. Am Schädel die Oeffnung im Jochfortsatz grösser als bei Mus, die Foramina incisiva weiter. Die Arten bewohnen Südafrika. D. mesomelas Lichtst.?) Die Oberseite ist rostfalb mit schwarzem Rückenstreif, die Unterseite weiss, an einzelnen Stellen zart rostgelblich überlaufen; die Haare am Grunde dunkel schieferfarben, an den Spitzen falb, die längern Grannen schwarzspitzig; die Schnurren schwärzlich mit lichteren Spitzen; die Ohren rostgelb behaart; die Füsse gelblich weiss, die Krallen weisslich; die Nagzähne gelb; der fein behaarte Schwanz oben trüb braun , unten schmutzig weisslich. Körperlänge 3W, Zoll, Schwanz 4 Zoll. Am Cap auf Bäumen und Gebüschen. D. melanotis Sm. !) Ist robuster gebaut, kurzschwänziger, der Schwanz auf der Oberseite ziemlich dicht und trübbraun behaart, auf der untern spärlich und schmutzig weiss. An den Hinterpfoten ist der Daumen und die äussere Zehe nagellos. Die obern Nagzähne mit tiefer Längsrinne und und ockergelb. Die Oberseite des Körpers aschgrau mit deutlichem rost- farbenem Anfluge und schwarzem Rückenstreif, die Unterseite graulich weiss. Die Schnurren schwärzlich, mit schmutzig weisslichen Spitzen; vor dem Auge ein schwarzer Fleck; die Ohren braun, unter jedem ein kleiner weisser Büschel. Am Cap. Akodon Meyen. Diese Gattung hat den Habitus der ächten Mäuse, jedoch ganz im Pelze versteckte Ohren und andere Backzähne. Der erste obere Backzahn trägt nämlich drei Höckerpaare, von denen das erste am kleinsten, der zweite zwei, der dritte drei Höcker, der erste untere hat noch einen siebenten Höcker, der zweite drei Paare, der dritte wie oben. Die einzige Art ist A. boliviense Meyen *). Lange schwarze Grannen überragen das gelb- graue Haarkleid, die Schnurren sind blond, die Fusssohlen schwarz; die Ohren innen sehr stark behaart; der Schwanz schuppig geringell, sehr fein 9) Brants, Muiz. 123; Smuts, mamm. cap. 40; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 464; D, typicus Smith, Ilustr. zool. S. Afr. Ib. 34. fig. 1; D. pumilio A. Wagner, Wiegm. Arch. 1841. VII, 135. 1) Smith, lllustr. zool. S. Afr. tb. 34. fig. 2. 2) Meyen, nov, act. acad. Leop. XVl.b 600. tb. 43. fig. 1; Giebel, Odontogr. 48, Murini. Drymomys. Saccomys. Perognathus. 5711 behaart, oben schwarz, unten gelbgrau. Körperlänge eines jungen Exem- plares etwa zwei Zoll, Schwanz über 1 Zoll. Auf der Hochebene in Peru in 14,000 Fuss Meereshöhe. Drymomys Tsch. Auch diese Gattung gleicht äusserlich den ächten Mäusen, weicht aber durch das Gebiss ab. Der erste Backzahn nämlich besteht aus drei, der zweite aus zwei Höckerpaaren und der dritte sehr verkleinerte dreiseitige hat einen dreihöckerig erhöheten Rand. Die ersten beiden Zähne des Oberkie- fers tagern an der Innenseite noch höckerig gelheilte Pfeiler. Die obern Nag- zähne sind vorn glatt, aber seitlich mit einer deutlichen Furche versehen, die untern abgerundet und stark zugespitzt. D. parvulus Tsch. ®) bewohnt Peru. b) Sackmäuse. Mit Backentaschen, Schwanz veränderlich, die Höcker der 3 bis 4 Backzähne paarig oder unbeslimmt zu dreien in jeder Querreihe. 4 2 x «) Mit äusserlichen Backentaschen und 7 Backzähnen. Backenmäuse. aa) Obere Nagzähne glatt. Saccomys Guv. Die Sackmaus hat den Habitus der ächten Mäuse, einen dicken Kopt und langen dünnen Schwanz mit kleinen Schuppenringeln und kurzen steifen Härchen. Die Gliedmassen sind schlank und fünfzehig, die mittlere Zehe am längsten, der vordere Daumen nur eingliedrig, mit Platinagel, die Krallen kurz und comprimirt. Die Ohren sind hoch und oval, die Oberlippe mit Längsfurche, die Schnurren lang. Der Pelz ist fein und ziemlich lang. Auf jeder Seite des Mundes befindet sich äusserlich eine lange und schmale, weit nach unten verlängerte Oeffnung, welche in die Backentaschen führt. Die Nagzähne sind vorn glatt. Die vier Backzähne jeder Reihe werden nach hinten kleiner. Der erste obere hat aussen eine Falte und dahinter einen Schmelzring, die folgenden haben eine durchgehende Querfurche; der erste untere ist noch einmal so gross als die andern, und hat innen eine Falte, die übrigen haben eine vordere dreiseitige Partie und eine hintere schmal elliptische. Die einzige Art ist. S. anthophilus Cuv.*) Ist oben licht fahlbraun, an den Backentaschen und Beinen noch lichter, an der Schnauzenspitze, der Unterseite und dem Schwanze röthlich weiss, Körperlänge noch nicht 2 Zoll, Schwanz 2. Zoll. In Nordamerika. Bß) Obere Nagzähne gefurcht. Perognathus Wied. Ebenfalls vom Habitus einer kleinen Hausmaus, dickköpfig, mit kürzeren Ohren und Vorderbeinen. An jeder Seite des Unterkiefers befindet sich eine 3) v. Tschudi, Fanna peruan. 178; Giebel, Odontogr. 50. Tf. 22. fig. 8. 4) Fr. Cuvier, Mem. du mus, X. 419. tb. 26; Dents des mammif. 186. tb. 74, 572 s Unguiculata. Glires. halbmondförmige Längsspalte als Oeffnung der Backentaschen, die sich bis gegen die Schulter ausdehnen und innen mit kurzen, feinen, weissen Haaren bekleidet sind. Die Pfoten sind kurz und schmal, vierzehig mit benagelter Daumenwarze, übrigens mit kurzen, comprimirten, spitzen Krallen. Der Pelz ist fein und dicht, der Schwanz lang, schuppig, geringelt und mit Borsten besetzt. Die obern Nagzähne haben vorn eıne tiefe Längsfurche. Die vier an Grösse abnehmenden Backzähne jeder Reihe tragen Kegelhöcker, der erste einen vordern, zwei seitliche und einen hintern, die beiden folgenden je sechs in zwei Querreihen, der letzte zwei Paare. Im Unterkiefer hat der erste vier paarig geordnete und einen kleinen vordern, die andern gleichen den obern. Die einzige Art ist P. fasciatus Wied °). Ist oben bräunlich olivengrau, die einzelnen Haare am Grunde olivengrau, an der Spitze gelblich und schwärzlich ; die Unterseite ist rein weiss durch einen hell rostrothen Streifen begränzt. Nase und Lippen scheinen fleischroth durch die weissliche Behaarung; der Schwanz ist röthlich grau. Körperlänge AY, Zoll, Schwanz 2 Zoll. Im Gebüsch an den Ufern des obern Missuri, in Erdhöhlen, unter Wurzeln u. s. w. Trägt Wintervorräthe ein. BE 3 i ß. Mit inneren Backentaschen, und Z Backzähnen. Hamster. Saccostomus Pet. Die Backenmaus vereinigt in auffallenderer Weise als vorige Gattungen die Charactere der Mäuse und Hamster. Ihr’ kurzer ungeringelter Schwanz ist hamsterartig, die Pfoten und Krallen sind wie bei den Mäusen. Die in- nern Backentaschen reichen nur bis unter die Ohren. Die Nagzähne sind glatt. Die Backzähne tragen wenige und sehr schwache Höcker, der erste drei, die folgenden beiden je zwei Querwülste. Auch das Skelet gleicht in den zierlichen Formen der Gliedmassen mehr den Mäusen als den Hamstern. Der Magen ist durch eine innere Falte getheilt, der Blinddarm sehr gross, der Darm selbst kurz, die wenig lappige Leber ohne Gallenblase. Die Arten bewohnen Mossambique. S. lapidarius Pet. ®). Hat eine breite stumpfe Schnauze, gespaltene Öberlippe und behaarte Nasenkuppe. Die feinen Schnurren reichen bis zur Mitte der Ohren, die obern sind dunkelbraun, die’untern weiss. Die fleisch- farbenen Ohren sind mässig, abgerundet, am innern Rande dunkelbraun und weiss, vorn aussen schwarzbraun und stärker behaart. Die Zehen kurz und dick, mit kurzen Krallen bewaffnet; der Schwanz spärlich be- haart, ohne deutliche Ringel. Der Pelz ist dicht und mässig lang, oben braungrau, die einzelnen Haare am Grunde schieferfarben, an der Spitze braungrau oder mit solchem Ringe und -schwarzspitzig, die Unterseite schneeweiss oder gelblichweiss. -Die Nagzähne gelb. Der Schädel nähert sich durch den höhern Jochbogen und das kleine Zwischenscheitelbein dem von CGricetomys, durch die Länge der Foramina incisiva mehr Mus. 13 rippen- — 000000 nn 5) Prinz Neuwied, nov. act. acad. Leopold XIXa 369. tb. 34; Giebel, Odonto- graphie 49. Taf. 22. fig. 1. 6) Peters, Säugeth. 167. Taf. 34. fig. 3. Taf. 35. fig. 12; Giebel, Odontogr. 49, Taf, 21, 88.5, Murini. Cricetomys. 573 tragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 17 Schwanzwirbel. Das Brustbein ist sechswirblig mit 7 Rippenpaaren. Die Zunge ist mit feinen Papillen gleichmässig besetzt. Die rechte Lunge vierlappig, die linke einfach, Kör- perlänge etwas über 4 Zoll, Schwanz 1'/, Zoll. f S. fuscus Pet.?) Ist kleiner, mit spitzerer Schnauze und dichter be- haarten Ohren. Die Oberseite, Schnurren und Ohren sind dunkel rost- braun, die Unterseite grau, die Krallen schwarz, der Schwanz oben dunkel- braun, unten grau. Am Schädel das Scheitelbein nicht wie bei voriger sehr convex, sondern ziemlich flach und in zwei sehr spitze seitliche Winkel ausgezogen. Körperlänge 3 Zoll, Schwanz 1 Zoll. Cricetomys Waterh. In andrer Weise als vorige Gattung bildet diese ein Mittelglied zwischen den Mäusen und Hamstern. Sie hat einen langen schuppig geringelten Mause- schwanz, ebenso ähnliche Füsse und den zugespitzten Kopf. Die grossen innern Backentaschen verhalten sich dagegen wie bei dem Hamster. Die breiten und sehr starken Nagzähne haben vorn neben dem Aussen- rande eine schwache Längsfurche. Der erste Backzahn besteht aus drei starken Querwülsten mit undeutlicher Höckertheilung, mit zweien Nebenhöckern an der Innenseite und einem an der hintern Aussenecke; die beiden folgen- den einander ziemlich gleichen Zähne haben je zwei starke Querwülste und verkümmerte Nebenhöcker. Die einzige sicher bekannte Art ist Cr. gambianus Wath. ®). Das Thier erreicht eine für seine Familie riesenhafte Grösse. Seine relativ kleinen Ohren sind dünn und bräunlich behaart, die langen starken Schnurren schwarzbraun; der Pelz ziemlich weich, oben licht holzbraun, mit dunklerem Saftbraun schattirt, an den Seiten lichter braun, unten weisslich, ebenso an den Pfoten, die Krallen licht hornfarben. Den Schwanz bekleiden seiner ganzen Länge nach an- liegende Härchen, unter welchen die Schuppenringel sichtbar sind; in der Wurzelhälfte ist er dunkelrothbraun, in der Endhälfte weiss. Die Back- zahnreihen liegen parallel und weit von einander. Der Schädel ist breit, die hohen Jochbeine weit abstehend, die Nasenbeine nach hinten sehr ver- schmälert, die Scheitelbeine mit seitlicher Erweiterung, das Zwischenschei- telbein dreiseitig, die knöchernen Gehörblasen klein, die Foramina incisiva kurz spaltenförmig. Das Weibchen hat acht Zitzenpaare. Körperlänge 12 bis 16 Zoll, der Schwanz 12 bis 15 Zoll. Lebt in langen selbst gegrabenen Gängen in Feldern, siedelt sich aber auch in Häusern an und ist sehr schädlich. In Senegambien und Mos- sambique. @) Peters, Sauseth. 168. Tal. 39. he. 13, Tal. 36. fie. 1. 8) Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. VI. 221; Rüppell, Mus. Senkenbe. Il. 114. Taf. 9. 10. fig. 1. A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 453; Giebel, Odontogr. 49. Taf. 22. fig. 4 — A. Wagner |]. c. zieht hieher auch Cricetus myoides Gappes, zool. journ. V. 204. tb. 10. aus Oberkanada. Dieser Hamster erreicht noch nicht 4 Zoll Länge, sein Schwanz etwas weniger, der Kopf ist spitz, die Backzähne mit meh- rern kleinen stumpfen Höckern und gewundenen Schmelzleisten, die Nase spitz und vorspringend, die Augen gross, die Ohren gross und oval, die Backentaschen bis unter das Ohr reichend, der Schwanz geschuppt und behaart, die Grannen ganz schwarz, die übrigen Haare gelblich- oder röthlichbraun zugespitzt, die Unter- seite rein weiss. Das Thier klettert geschickt, bewohnt Baumlöcher und trägt für den Winter einen reichen Körnervorrath ein. Siedelt sich auch in Scheunen an. 574 Unguiculata. Glires . Cricetus Pall. Die Hamster sind sehr plumpe dicke Mäuse mit sehr kurzem dünnhaari- gem Schwanze, mässigen Ohren und Augen, kurzen Gliedmassen, vierzehigen Vorderfüssen mit Daumenwarze, fünfzehigen Hinterfüssen und sehr grossen innern Backentaschen. Die Nagzähne sind ziemlich stark, vorn glatt, etwas convex, die obern gelb, die untern weiss. Die drei Backzähne jeder Reihe bestehen aus queren Höckerpaaren und zwar der erste grösste aus drei Paaren, von denen das erste etwas verkleinert, der zweite aus zwei gleichen, der dritte kleinste aus zweien, von denen das hintere wiederum verkleinert. Mit dem Typus der Mäuse verglichen stellt jedes Höckerpaar eine Querwulst dar, welche durch eine scharfe mittle Längsfurche getheilt ist. Die die Paare trennenden Quer- thäler sind in der Mitte des Zahnes seicht, so dass bei weit vorgeschrittener Abnutzung die ebene Kaufläche jederseits zwei, resp. eine randliche Falte besitzt. Als Rudiment des dritten seitlichen Höckers könnte man als den elwas vorspringenden basalen Schmelzsaum betrachten. Bei der Ratte divergiren die Backzahnreihen sehr schwach nach hinten, bei dem Hamster in gleichem Grade nach vorn. Der Schädel selbst unterscheidet sich von dem der Ratte durch den kürzern und breitern Schnauzentheil, die Orbitalränder sind nicht leistenartig aufgeworfen, divergiren nicht, sondern laufen parallel auf den Stirnbeinen aus, der Scheitel ist viel schmäler und platt, das Zwischenschei- telbein sehr viel kleiner, die Hinterhauptsleisten stärker, die Oeffnung im Jochfortsatz schmal spaltenförmig, die Foramina incisiva merklich länger, die knöchernen Gehörblasen ansehnlich grösser. Der Schädel der vorigen Gat- tung unterscheidet sich durch seinen längern Schnauzentheil, die vorn über- ragenden, nach hinten weiter greifenden Nasenbeine, die sehr viel kleineren Foramina incisiva, die divergirenden Orbitalleisten, das grössere Zwischen- scheitelbein etc. Der Atlas ist viel kürzer, der Dorn des Epistropheus nie- driger, die übrigen Halswirbel haben zwar nur sehr kleine, doch deutliche Dornen, die übrige Wirbelsäule besteht aus 9 Rücken-, dem diaphragmati- schen, 9 Lenden-, 4 Kreuz- und 15 Schwanzwirbeln. Dem verlängerten Dorn des zweiten Rückenwirbels fehlt der bewegliche Knochenaufsatz, die Dornen der folgenden Rückenwirbel sind kürzer als bei der Ratte, die der Lendenwirbel ansehnlich breiter, deren (Querfortsätze viel kürzer, die Dornen der Kreuzwirbel, ebenso deren gleich lange Querfortsätze zu einem Kamm verwachsen. 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare; die Schlüsselbeine von mässiger Stärke, die vordere Ecke des Schulterblattes völlig bis zur Gräte abgeschnitten, diese sehr hoch und schief, das Becken kurz, niedrig, schwach, nur am ersten Kreuzwirbel haftend, die Gliedmassen wie bei der Ratte, doch die Unterarmknochen stärker und die hintern Zehen nur sehr wenig grösser als die vordern. Die Backentaschen reichen bis gegen die mittlere Gegend der Brusthöhle und werden durch einen eigenen sehr langen und starken, vom Dornfortsatz des zweiten Lendenwirbels entspringenden Muske! zurückgezogen. Der Schlaf- muskel ist sehr breit, dick und fast senkrecht, der Masseter in zwei ziem- lich gleiche Theile zerfällt. Die Ohrspeicheldrüse fast doppelt so gross als die Kieferdrüse, vor ihr auf dem Masseter eine ansehnliche Nebendrüse. Der Magen ist sehr verlängert, seine linke Hälfte doppelt so gross als die rechte, beide durch die innere Structur verschieden. Der Darm hat etwa die sechs- Murini. (ricetus. 575 fache Körperlänge, der Dünndarm mit starken inneren Zotten, der Blinddarm lang und soweit als der Magen, die Gallenblase fehlt. Die Genitalien sehr stark entwickelt. Die Hamster graben sich in Getreidefeldern tiefe Höhlen mit mehrern Ausgängen und mehrern Kammern, in denen sie Wintervorräthe in reich- licher Menge aufspeichern. Mit Eintritt der kalten Jahreszeit verfallen sie in den Winterschlaf. Es sind sehr muntere, bewegliche, aber auch sehr bis- sige Thiere, die sich bei jedem Angriff heftig zur Wehr setzen. Ihre Heimath ist das gemässigte Europa und Asien. Cr. frumentarius Pall.®). Der gemeine Hamster hat einen dicken, kur- zen und stumpfen Kopf, kleine Augen, rundliche, dünne, fast nackte Ohren, lange, schwarze, z. Th. weissspitzige, unten ganz weisse Schnurren, zwei schwarze Borsten über jedem Auge und eine auf jedem Backen. Der Nabel ist kahl und eine haarige Höhle in seiner Mitte sondert eine Schmiere ab. Am Ende des Rückens läuft an jeder Hüfte ein langer schmaler nur mit kurzen schmutzig braunen Borsten bekleideter Fleck. Die Daumenwarze der Vorderfüsse mit rundlichem Nagel. Das Colorit ändert ab. Gewöhn- lich ist die Schnauzenspitze weiss, die Backen blassgelb, die Nase bis hinter die Augen ein Fleck unter denselben, ein Streif um die Ohren fuchs- gelb, ebenso die Behaarung der Ohren, deren Rand weiss. Stirn und Rücken hasenfarben, d. h. dieHaare am Grunde grau, oben gelblich oder schwarz- spitzig, die Grannen z. Th. ganz schwarz; jederseits in der Schultergegend zwei gelblich weisse Flecken, ein ähnlicher auf dem Knie und drei hinten; die Unterseite des Körpers schwarz, Gegend um den Schwanz und Aussen- seite der Schenkel fuchsgelb, die Füsse weiss. Ausserdem kommen auch ganz schwarze vor, schwarze mit einzelnen weissen Stellen, weisse mit schwarzen Flecken, ganz weisse und gelbliche. Die Körperlänge 10 Zoll, der langhaarige Schwanz etwa 2!/, Zoll. Der Hamster bewohnt einzelne Gegenden des mittlern und südlichen Deutschlands, Polen, Ungarn, das südliche und mittlere Russland und Si- birien bis zum Ob. In trockener Dammerde gräbt er seine senkrechten und schrägen Röhren ein, und weitet in deren Grunde die Kammern aus. Die kleinste derselben ist die Wohnkammer, bis fünf grössere, seitlich oder tiefer gelegene dienen als Vorrathskammern. Die schräge Röhre ist der Ausgang, die senkrechte der Eingang. Beide werden im Winter verstopft. Die Kammer für die Niederkunft des Weibchens hat keine Vorrathskam- mern in ihrer Umgebung, einen schrägen Ausgang und zwei bis acht senkrechte Eingänge. In den Wohnkammern ist ein Lager aus feinen wei- chen Stroh gemacht, und die Vorräthe werden auf gröberem Stroh aufge- häuft. In jedem Baue wohnt nur ein Hamster. Im Frühjahr verlässt er denselben und gräbt einen neuen, dann ist die Paarungszeit und Männchen und Weibchen leben während dieser gesellig. Im Sommer frisst er aller- lei grüne Kräuter, die er auch in die Wohnkammer schleppt, später lebt 9) Pallas, Zoogr. I. 161; Nordmann, Voy. Demidoff. III. 42; Giebel, Odontogr. 47. Tal. 21. fig. 3. 7; Cricetus vulgarus Desmarest, Mammal. 309; Mus cricetus Linne Xi. 82; Pallas, Glires 83; Schreber Säugeth. IV. 695. Taf. 198ab; Bechstein, Natur- geschichte Deutschl. I. 1005; Buffon, hist. nat. XIll. 117. tb. 14; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 8; Sulzer, Naturgesch. des Hamsters, Göttg. 1774. Fossile Reste des ge- meinen Hamsters sind in der Knochenbreccie von Montmorency beobachtet worden, minder sicher an andern Orten, 576 Unguiculata. Glires. er bloss von Körnern, Getreide, Bohnen, Erbsen, Wicken etc, Er sammelt unter den vorhandenen die besten Körner in den Backentaschen, schleppt sie in Kammern, streift mit den Vorderpfoten die Taschen aus und packt die gereinigten Körner fest auf einander. Die verschiedenen Sorten werden besonders aufgehäuft. Doch soll der Hamster auch Käfer, Mäuse und kleine Vögel fressen, worüber ich keine Beobachtungen habe. Am thätigsten ist er morgens vor Sonnenaufgang, und Abends nach demselben. In diesen Tageszeiten fing sie mein Hund im hohen Sommer am nördlichen. Harz- rande zu hunderten, während ich am hellen Tagen nie einen ausserhalb seiner Höhle fand. Er putzt sich gern mit den Vorderpfoten sitzend auf den Hinterbeinen wie beim Fressen. Angegriffen setzt sich der Hamster dem überlegensten Feinde, Hunden und Menschen, zur Wehr und beisst sehr scharf. In Todesgefahr schreiet er kreischend, sonst knurrt er und ist eingesperrt ein sehr unruhiger Gesellschafter zumal des Nachts. Im Kampfe unter einander frisst der Sieger den Gefallenen auf. Im October zieht er sich in seine Höhle zurück und zelırt von den Vorräthen, bis die Kälte ihn in den Schlaf versenkt, während dessen er erstarrt, eingekrümmt auf der Seite liegt. Warme Frühlingstage wecken ihn auf, er zehrt von den noch vorhandenem Vorrathe, öffnet an schönen März- und Apriltagen den Ausgang seiner Höhle und sucht nun schon nach frischen Pflanzen. Das Männchen sucht das Weibchen auf und bleibt bis zur Belegung bei demselben, dann aber meiden sie sich wieder. Das Weibchen wirft nach höchstens vier Wochen 6 bis 9 (aber niemals zwei Dutzend wie viele Hamstergräber versichern ) nackte und blinde Junge, die es an acht Zitzen säugt und die schon nach drei Wochen für sich selbst sorgen. Das Weib- chen wirft übrigens mehr als einmal im Laufe des Sommers. Das Alter scheint der Hamster auf acht Jahre bringen zu können. Sein Fleisch wird in einigen Gegenden gegessen, doch von Hunden und Katzen verschmäht. Sein Pelz dient als Futter unter der Kleidung. Dagegen kann er aber bei starker Vermehrung sehr schädlich werden. Der heftigen Verfolgung seitens der Menschen und zahlreicher Raubthiere setzen derselben jedoch Schranken. Cr. arenarius Pall.!). Der Sandhamster ist viel kleiner als der ge- meine, hat einen relativ grössern Kopf und eine spitzigere Schnauze mit über kopflangen Schnurren. Der Leib ist kurz und der Schwanz dünn behaart; die Fusssohlen zwischen den Schwielen mit feinem Haar bekleidet, Der Pelz sehr fein, oben weissgrau, unten an den Beinen und dem Schwanze weiss. Der Magen wie bei dem gemeinen Hamster getheilt, der Blinddarm sehr weit, zellig, gekrümmt, die Leber sechslappig, die rechte Lunge drei- lappig. Das Skelet bietet nach Pallas nichts Beachtenswerthes. Körper- länge 3%, Zoll, Schwanz 10 Linien. Auf der sandigen Steppe der Baraba am Irtisch, auch an der Wolga, am Ural und in der Krimm. Lebt wie der gemeine Hamster. Or. phaeus Pall. ?2). Der Reishamster erreicht kaum die Grösse des vori- gen, hat eine stumpfere Schnauze, keinen Nagel an der Daumenwarze und nackte Fusssohlen. Das Golorit ist hellgrau, doch etwas dunkler als vor- hin, mit schwarzen Grannen, an den Ohren und ein Strich auf dem Schwanze 1) Pallas, Zoogr. I. 162; Glires. 265. tb. 16a; Schreber, Säugeth. IV. 707. Tf. 199. 2) Pallas, Zoogr.1. 163; Glires. 263. tb. 15a; Schreber, Säugeth. IV. 708. Tf. 200; Eversmann, Reise 122. 4 Murini. Cricetus. 577 bräunlich, Bauch und Füsse weiss; die langen Schnurren schwarz mit grauen Spitzen. Die anatomischen Verhältnisse stimmen mit vorigem überein, doch gibt Pallas nur 6 rippenlose Lenden- und 2 Kreuzwirbel an. Körperlänge 34, Zoll, Schwanz 9 Linien. Bewohnt die Steppen an der Wolga und dem Kaspischen Meere bis nach Persien hinein. Or. songarus Pall.?). Hat die stumpfe Schnauze des vorigen, aber die Bartborsten sind kürzer als der Kopf und die Ohren länger, der Schwanz dick, stumpf, behaart, die Daumenwarze ebenfalls ohne Nagel, die Sohlen dicht behaart, der Pelz oben grau mit schwärzlichem Längsstrich, an den Seiten mit grossen weisslichen braun eingefassten Flecken, die Unterseite, Füsse und Schwanzspitze weiss. Die Backentaschen sind einen Zoll weit. Nur 12 Rippenpaare, 6 rippenlose Lenden-, 3 Kreuz- und 10 Schwanz- wirbel, im Uebrigen den vorigen Arten gleich. Körperlänge 3 Zoll, Schwanz 4 Linien. In Sibirien um den Irtisch. Legt seinen Bau in sandigem Boden an, Jung eingefangen wird er sehr zahm und fett. Cr. furunculus Pall.*). Der Obhamster gleicht bis auf die sehr geringe Grösse dem Sandhamster, hat dessen spitzige Schnauze und grosse ovale Ohren, die oberwärts dünn, schwarzhaarig, mit weissem Rande versehen sind. Der Schwanz ist dünn, spitzig, oben schwärzlich; die Daumenwarze mit einem Nagel versehen. Der Pelz ist bräunlich gelb, mit schwärzlichem Rückenstreif, unten weiss. Innere Organisation unbekannt. Körperlänge 3 Zoll, Schwanz gegen einen Zoll. Um den Ob und in Daurien. Cr. accedula Brants °). Etwas grösser als vorige, mit stumpfer Schnauze, mässigen Schnurren, ziemlich grossen Augen, ovalen, hinten ausgeschweiften Ohren, kurzem dickem Leibe und kurzen Füssen. Ueber der Fusswurzel liegt eine Warze mit sechs weissen Borsten. Der Schwanz ist kurz, fein geringelt, dicht behaart. Die Schnauze ist weiss, die Ohren bräunlich, der Rücken gelblichgrau mit einzelnen braunen Haaren, die Unterseite und die Füsse weissgrau. Das Weibchen mit drei Zitzenpaaren. Körperlänge fast A Zoll, Schwanz 8 Linien. Am Ural und an der Wolga. Cr. nigricans Brdt. 6). Wird über fünf Zoll lang und hat einen grossen schwarzen Fleck vor der Brust und einen andern hinter dem Ohre. Der Pelz ist licht rostfarben, auf dem Rücken schwärzlich, am Bauche schwärz- lich und weisslich. Der Schwanz nicht länger als die längsten Rückenhaare. Im Kaukasus und den Gebirgen Abasiens. Cr. auratus Wath.?) Der Goldhamster ist etwas kleiner als der ge- meine, mit längerem Schwanze und sein mässig langer, sehr weicher, sei- denglänzender Pelz ist oben und an den Seiten tief goldgelb; die Rücken- haare mit bräunlichen Spitzen, die Unterseite weiss mit schwach gelb- lichem Anfluge, Füsse und Schwanz weiss. Die Ohren von mässiger Grösse, 3) Pallas, Zoogr. I. 162; Glires. 269. tb. 16b; Schreb., Säugeth. IV. 709. Tf. 201. 4) Pallas, Zoogr. I. 163; Glires. 273. tb. 15a; Schreb., Säugeth. IV. 710. Tf. 202. 9) Brants, muiz. 160; Mus accedula Pallas, Glires 257. tb. 18a; Schreb., Säugelh. IV. 695. Taf. 197; Mus migratorius Pallas, Reise II. 703. 6) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. I. 42; Nordmann, Voy. Demidoff. III, 42. 7) Waterhouse, Ann. a. mag. nat. hist, 1839. VI. 277. tb. 35. — Säugethiere. 578 Unguiculata. Glires. aussen dunkel goldfarben, innen weisslich behaart. Die Schnurren schwarz und weiss. Am Schädel die Oeffnung im Jochfortsatze freier geöffnet. Kör- perlänge 7, Zoll, Schwanz 5 Zoll. Von Aleppo. Cr. fuscatus Brdt.®). Der Pelz länger und rauher als bei dem gemei- nen Hamster, röthlich und schwärzlichbraun, am hintern Theil des Kreuzes, der Lenden und am Schwanze lichter, etwas gelblich; Schnauzenspitze, Lippen, Kinn, Kehle, Pfoten, Schwanzspitze weiss; die langen Schnurren braun, die kurzen mit weisser Wurzel; die Krallen weisslich; die Nagzähne bräunlich orangefalb. Körperlänge 1 Zoll, Schwanz 2 Linien. Unbekannter Heimat. | 2 3 2 3) Hydromyes. Mit nur 7 Backzähnen mit Querwülsten, und mit Schwimmhäuten zwischen den hintern Zehen. Hydromys Geoffr. Die Schwimmratte hat einen langgestreckten Körper mit kurzen Beinen, eine stumpfe Schnauze mit starken, kopflangen Schnurren, kleine abgerundete, mit feinen Härchen beflogene Ohren und fünfzehige Füsse. Die vordern Zehen und die Daumenwarze sind völlig frei, die hintern dagegen durch eine, nur die äussere Zehe ziemlich freilassende Schwimmhaut verbunden. Die Sohlen der Hinterfüsse sind breit und nackt, die Krallen sichelförmig, die hintern viel länger und stärker als die vordern. Der körperlange Schwanz ist gerundet, zugespitzt, mit starren anliegenden Haaren dicht bedeckt. Der Pelz mit hervorlretenden Grannen. Die Nagzähne bieten nichts Eigenthümliches. Die Zahl der Backzähne sinkt auf das Minimum von zwei herab. Der erste obere ist dreimal grösser als der zweite und besteht aus drei unregelmässig ovalen, napfförmig ver- tieften Partien. Der zweite hat nur ein verschobenes Oval mit einem Ansatz an der vordern Innenecke. Im Unterkiefer ist der erste Zahn nur doppelt so gross als der zweite, jeder aus zwei Querovalen bestehend. Die Ovale stellen die ursprünglichen Querwülste dar. | Die Art bewohnt Neuholland und Vandiemensland. H. chrysogaster Geoflr. ?). Ist oben glänzend schwarzbraun mit falber Scheckung, an den Seiten und unten schön orangefalb. Die reichlichen u 8) Brandt, Mem. acad. Petersbe. 1835. 1. 435. tb. 15. Ist eine sehr fragliche Art und bedarf ebenso wie die Pallas’schen Arten einer erneuerten, auf reichliches Material sich stützenden Untersuchung. — Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 48. fig. 6. 7; Giebel, Odontogr. 48. Taf. 23. fig. 25. stellt die untere Zahnreihe eines Mus gergo- vianus aus den Mergeln der Limagne, dessen Backzähne ebenso wie die von Mus gerandianus viel mehr hamsterartig als mäuseartig sind. Sie bestehen nämlich nur aus je zwei Paaren gleich grosser Kegelhöcker, der erste vorn mit einem unpaaren accessorischen Höcker. — Mit diesen Arten gehört ohne Zweifel Lartets Gattung Cricetodon aus den Tertiärschichten von Sansans zusammen. Dieselbe soll 3 Arten umfassen Cr. sansansense, Cr. minus und Cr. medium Gervais, Zoo]. Pal. fr. tb. 44. fig. 21—26; Giebel, Odontogr. 47. Taf. 22. fig. 11. 18. 19. Die untern Backzähne nehmen nach hinten an Grösse ab, bestehen aus je zwei Höckerpaaren, der erste noch mit kleiner vordrer Querwulst, die Höcker eines Paares viel weiter als bei dem Hamster aus einander gerückt. Der Oberarm mit perforirter Olecranongrube und seitlicher Brücke. 9) Geoffroy, Ann. d. Mus. VI. 88. tb. 36. fig. A; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 400; H. leucogaster Geoffroy, 1. c. 89, tb. 36. fig. BCD. Fr. Cuvier, Diet, sc. Murini. Phloeomys. Hapalotis. 579 Wollhaare sind lichtgrau, die obern Grannen theils ganz schwarz, theils in der obern Hälfte goldgelb, mit oder ohne schwarze Spitze; die untern anfangs licht graulich, in der Endhälfte schön rostfalb. Die Füsse sind mit kurzen, dicht anliegenden, dunkelbraunen Härchen bekleidet, der Schwanz mit schwarzen, am Ende mit weisslichen anliegenden Borstenhaaren. Kör- perlänge 13 Zoll, Schwanz 10, Zoll. 4) Sciuriformes. Mit 5 querwulstigen Backzähnen, freien Zehen und langem buschig behaarten Schwanz. Phloeomys Wath. Die Borkenratte vertritt mit der Küllenmaus den Eichhorntypus in der Familie der Murinen. Sie hat eine plumpe Eichhorngestalt mit dünnerem, runden Schwanze von ansehnlicher Länge und mit langer, grober, dichter Behaarung. Ihre Oberlippe ist gespalten, doch grösstentheils durch eine Haut geschlossen, die Schnurren lang, die eben nicht grossen Ohren aussen mit langen, steifen, pinselarlig hervorragenden Haaren bekleidet; die Füsse fünf- zehig, der rudimentäre Vorderdaumen mit Platinagel, die Krallen der übrigen Zehen sichelförmig, die hinteren noch einmal so stark als die vordern; die drei miltlern Zehen wenig an Länge verschieden, die Sohlen völlig nackt, der Pelz mit steifen Grannen. Das Gebiss ist entschieden mäusearlig. Die Nagzähne sind ziemlich breit und eben nicht dick. Von den Backzähnen besteht der erste obere aus drei, die beiden andern aus je zwei (Querwulsten, der erste untere aus vier ungleichen, der zweite aus zwei gleichen mit einem dritten accessorischen, der dritte aus zwei einfachen. Der Schädel unterscheidet sich durch mehr ovale Form von dem: der gemeinen Ratte, der Hinterhaupttheil ist beträcht- lich zusammengezogen, die Gegend zwischen den Augenhöhlen breit, die Stirnbeine sich erweiternd und mit den Schläfenbeinen zur Bildung eines deut- lichen hintern Orbitalfortsatzes vereinigt, das Zwischenscheitelbein rund. Die einzige Art bewohnt die Philippinen. Phl. Cummingi Wath. !). Die Wollhaare sind am Grunde bräunlich, dann graugelblich, die Grannen schwarz mit gelblichen Spitzen, welche an den Körperseiten breiter werden, daher diese heller, der Rücken fast schwarz; der Schwanz und die sehr grossen breiten Pfoten fuchsig schwarz, die Obren russschwarz, die Krallen hornfarben, die Nagzähne wachsgelb und stark. Körperlänge 14, Zoll, Schwanz 10 Zoll. Auf der Insel Luzon. Nährt sich von Baumrinde. Hapalotis Lichtst. Die Küllenmaus hat eine etwas zugespitzte Schnauze mit gespaltener Oberlippe, weit vorragender und ganz behaarter Nasenspitze und sehr langen starken Schnurren. Ihre langen Ohren verschmälern sich gegen die abge- rundete Spitze hin, sind dünn, auf der Aussenseite und am Innenrande mit feinen Härchen ‚bekleidet. An den fünfzehigen Füssen trägt der Vorderdau- nat. XXIT 248. c. fig.; Giebel, Odontogr. 46. Taf. 21. fig. 13. Meriones apicalis Kuhl, Beitr. 70. Die weissbäuchige Art hat einen nicht so feinen Peiz, braunen Rücken und weissen Bauch. Die Farbendifferenz reicht bei der Idendität der übrigen auch das Gebiss begreifenden Charactere nicht zur BR Trennung hin. 1) Waterhouse, Proceed. zool. soc. VII. 107; gi Schreb. Säugeth. III. 456. 37* 580 Unguiculata. Glires. men nur einen kleinen stumpfen Nagel, die mittlern Zehen sind von ziem- lich gleicher Länge, die Tarsen verlängert, die Krallen kurz und sichelförmig, die Sohlen breit und nackt. Der lange dünne Schwanz ist mit weichen Haaren bekleidet, welche gegen die Spitze hin einen Pinsel bilden. Die Nagzähne sind schmal, glatt und safrangelb. Von den drei an Grösse abnehmenden Backzähnen ist der erste obere in drei elliplische Quer- wülste getheilt, jede in zwei ungleiche Höcker geschieden, der zweite in zwei ebensolche Querwülste mit einem inneren accessorischen Höcker, der dritte gleicht dem zweiten bis auf die Verkleinerung seiner hintern Hälfte. Im Unterkiefer hat der erste drei ungleiche, unvollkommen getheilte Querwülste. Am Schädel sind die Foramina incisiva sehr gross und der Kronfortsatz des Unterkiefers verkümmert. Die Arten bewohnen Neuholland. H. albipes Lichtst. ?). Ist mit weichem, feinen, am Grunde dunkel- grauen, an der Spitze mäusefahlem Haar von mässiger Länge bekleidet. Die Oberseite erscheint gleichmässig graubraun, die Unterseite und Füsse rein weiss. An den Vorderpfoten liegt ein fast vierseitiger kastanienbrauner Fleck. Der Schwanz ist oben dunkelbraun, unten um die Pinselspitze weiss. Körperlänge 10 Zoll, Schwanz fast ebensolang. Das Thier führt einen grossen Haufen von Reisern auf, in dessen Mitte es sein kleines Nest anlegt. H. Mitchelli Gray ?). Hat den Habitus der Springmäuse, grosse Augen und sehr grosse, an der Wurzel breite Ohren, kleine Vorderbeine mit ru- dimentärem Daumen, lange Hinterbeine mit sehr verlängerten Tarsen und mittlern Zehen. Der körperlange Schwanz ist an der Wurzel schuppig und kurzhaarig, am Ende lang behaart. Der Pelz ist sehr weich und ziem- lich lang, oben bräunlich gelb mit feiner schwarzer Sprenkelung, an den Seiten gelblich, unten und an den Füssen weiss. Der Schwanz oben schwarz, unten weiss. Körperlänge 54, Zoll, Schwanz ebenso. Vierzehnte Familie. Merionides. Die Familie der Rennmäuse schliesst sich im äussern Habitus den ächten Mäusen innig an. An der zugespitzten Schnauze ist die Oberlippe mehr we- niger tief gespalten, die Ohren sind sehr gross, spärlich oder dicht behaart, die Füsse fünfzehig, der vordere Daumen kurz, der Schwanz dicht behaart, bisweilen mit Pinsel und ohne Schuppenringel. Der innere weiche Pelz ist oben licht braun oder gelblich gefärbt, unten weiss in verschiedenen Tönen. Die Nagzähne sind meist gefurcht, blos die obern, oder: zugleich auch die untern, seltner beide glatt. Die drei Backzähne jeder Reihe nehmen mit einer Ausnahme an Grösse ab und bestehen aus quer elliptischen oder rauten- förmigen Lamellen, der erste meist aus drei, der zweite aus zwei, ebenso der dritte oder nur aus einer. Letztrer vergrössert sich jedoch bei einer Gattung sehr beträchtlich. Der Schädel hat leistenförmige Orbitalränder und grosse Gehörblasen. Der zehnte rippentragende Wirbel ist der diaphragma- 2) Lichtenstein, Darstellg. Taf. 29; A. Wagner, Schreb. Säugetlh. II. 458; Co- nilurus constructor Ogilby, Linn. Transact. XVII. 125. 3) Gray in Grey’s journ. exped. Austr. II. nro 90; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 460; Dipus Mitchelli Ogilby, Transact. Linn. XVilI. 129. und Gray führt 1. c. noch eine todtgeborene Art, H. Gouldi aus Westaustralien auf. Merionides. Meriones. 581 tische. Im Uebrigen bietet weder das Skelet noch die weichen Theile er- hebliche Eigenthümlichkeiten. Die Mitglieder gehören ausschliesslich der alten Welt an und besonders Afrika, demnächst dem südlichen Asien und südöstlichen Europa. Sie leben in selbstgegrabenen Höhlen und sind meist nächtliche Thiere. Meriones 1. Die typischen Rennmäuse variiren in der Grösse wie Ratten und Mäuse, doch schwankt die Länge ihres Schwanzes viel weniger, indem derselbe meist Körperlänge oder diese doch nahezu erreicht. Auch ist er allgemein mit kurzen Haaren dicht bekleidet, welche am Ende einen Pinsel bilden. Die Schnauze spitzt sich zu und die Oberlippe ist leicht eingeschnitten, nicht ganz gespalten wie bei den Mäusen, sie ist auch behaart ebensowie die Nase Die Ohren sind ziemlich lang, abgerundet und spärlich behaart. An den fünfzehigen Vorderfüssen ist der Daumen knrz und die mittlere Zehe etwas länger als die beiden anliegenden; der Mittelfuss merklich verlängert; die Kral- len stärker als bei den Mäusen. Der Pelz wie bei diesen. Die Nagzähne haben allermeist eine Rinne, seltner sind sie glatt, ge- wöhnlich schmal und gefärbt. Die drei Backzähne jeder Reihe nehmen nach hinten merklich an Grösse ab und bestehen aus elliptischen oder rhombischen Lamellen und zwar der erste aus dreien, der zweite aus zweien, der drilte unten aus einer, im Oberkiefer noch mit einer verkümmerten zweiten. Die erste Lamelle des ersten unlern Backzahnes ist häufig rund cylindrisch, mit kleiner Schmelzinsel auf der Kaufläche, die entsprechende des obern nur verdickt, ohne Zusatz. Der Schädel ähnelt sehr dem Rattenschädel, ist hinten erweitert und gerundet, vom Anfang der Stirnbeine an sich verschmä- lernd, der Jochbogen schwach, die Paukenknochen ziemlich gross, einander sehr genähert, die Orbitalränder leistenartig erhöht, nach hinten stark divergi- rend, das Zwischenscheitelbein vorn gerade, nach hinten verschmälert, die Foramina incisiva lang und schmal spaltenförmig; der Unterkiefer mit sehr kleinem Kronfortsatz und breiten starken Winkelfortsatz. Die Wirbelsäule zählt 7 Hals-, 12 seltener 13 rippentragende, 7 seltener 6 rippenlose 4 Kreuz- und 20 bis 31 Schwanzwirbel. Der Oberarm hat an der Aussenseite einen grossen flügelförmigen Fortsatz, Speiche und Elle verwachsen im untern Theile, die Mittelhandknochen sind völlig getrennt, die Mittelfussknochen da- gegen am obern Ende verwachsen. Die Speiseröhre senkt sich ziemlich in die Mitte des länglichen Magens ein, der Darmkanal behält in seiner ganzen Länge ziemlich gleiche Weite, der Blinddarm ziemlich dick, nicht spiral gewunden. Die Rennmäuse bewohnen Afrika und Asien, besonders in sandigen Ge- genden, wo sie mit Leichtigkeit ihre unterirdischen Gänge wühlen können. Tags über halten sie sich in denselben verborgen, kommen aber in der Dämmerung hervor. Sie laufen ungemein hurtig. a) Nagzähne mit Längsfurche. «) Backzähne mit elliptischen Lamellen. M. taeniurus Wagn. *). Diese Art erreicht eine ansehnliche Grösse und hat sehr grosse, gerundete, nackte, nur an den Rändern fein behaarte 4) A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 471. — Der Gatlungsname Meriones wurde von Fr. Cuvier durch Gerbillus ersetzt, den Einige auch aufgenommen haben, wäh- rend Andere einzelne Arten zur Gattung Dipus brachten. 582 Unguiculata. Glires. Ohren, zahlreiche, weiche, über das Ohr hinausreichende Schnurren, ver- längerte schmale Hinterfüsse mit nackten Sohlen und einen langen, dicht behaarten, am Ende gepinselten Schwanz. Das Colorit der Oberseite ist bräunlich fahlgelb mit schwarzer Sprenkelung, die Unterseite und Füsse weiss. Die längern Schnurren sind schwarz mit lichten Spitzen, die Sohlen lichtbräunlich, die Krallen dunkelbraun, der Schwanz schwarzbraun und oben und unten mit einem licht rostgelblichweissen Längsstreif. Gebiss und andere Organe unbekannt. Körperlänge gegen 9 Zoll, Schwanz über 7 Zoll. In Syrien. M. indicus Hardw.°). Die indische Rennmaus ist merklich kleiner als vorige Art. Ihre grossen Ohren sind innen am hintern Rande und aussen am vordern mit ganz feinen, weissen oder gelblichen Härchen beflogen. Die Hinterfüsse sind gestreckt, schmächtig, die drei mittlern Zehen wenig an Länge verschieden, die beiden äussern sehr verkürzt, zurückgerückt. Der körperlange Schwanz endet mit einem schwachen Pinsel. Die Farbe der Oberseite ist gesättigt rostig braunfalb oder dunkelbraun mit etwas Schwarz gesprenkelt, an den Seiten lichter und in das Weiss der Unter- seite übergehend. Die Rückenhaare sind am Grunde dunkelschieferfarben, darüber rostfalb und zum Theil schwarzspitzig. Ein Streif über dem Auge, ein Fleck hinter jedem Ohr und die Füsse sind weisslich, der Schwanz oben rostgelblich mit Schwarz melirt, die lange Spitze fuchsig braun. Der Schädel gestreckt, zwischen den Augenhöhlen stark eingezogen, der letzte Backzahn oben und unten mit hintern Ansatz, die erste Lamelle des ersten Backzahnes klein, unten mit vorderem Ansatz, alle Lamellen sehr dick. Körperlänge bis 7 Zoll, der Schwanz ebeusolang. Bewohnt die obern Provinzen von Hindostan, besonders zahlreich in Getreidefeldern und diesen sehr nachtheilig. M. Cuvieri Wath. 6). Das Colorit der Oberseite ist sehr hell zimmet- gelb, die Haare an der Wurzel grau, die ganze Unterseite, die Füsse und Wangen weiss. Der mehr denn körperlange Schwanz oben bräunlich, unten schmutzig weiss, der Pinsel schwärzlich. Die schwärzlichen Ohren sparsam mit weissen Haaren besetzt, die Schnurren schwarz, nur einige weiss. Der Tarsus sehr verlängert. Körperlänge 7 Zoll, Schwanz 8 Zoll. In Indien. M. robustus Rüpp. ?). Das rauhe Haar ist am Grunde dunkelgrau, an der Spitze ockerbraun, an den Körperseiten lichter, die Schnurren, ganze Unterseite und Pfoten schmutzig weiss, der rauh- und kurzhaarige Schwanz braun mit dunklem Büschel, die nackten Ohren etwas zugespitzt, die Krallen gelb, das Auge blauschwarz. Körperlange 6Y, Zoll, Schwanz 51/, Zoll. In Kordofan. M. pyramidum Wagn. ®). Die Pyramidenrennmaus ist oben braun, unten weiss, ebenso der Schwanz, dessen Pinsel längere schwärzliche Haare ent- 5) Hardwick, Linn. Transact. VIII. 279. tb. 7; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. en is Mammif. I. livr. 40; Transact. zool. soc. Ib. 143. tb. 25. g. 15 — 19. 6) Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1838. II. 467. — Die Art steht der vorigen so auffallend nah, dass die Trennung noch der Bestätigung bedarf. 7) Rüppell, Atlas 75. Taf. 29. Fig. 6. 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 475; Gerbillus pyramidum Fr. Cuvier, Trans act. zool. soc, 1. 141. tb. 25. fig. 6—9. M. murinus Sundevall, k, vet. acad. Handl. 1842. 217. Merionides. Meriones. 583. hält. Der Schädel hinten breit, im Schnauzentheil gestreckt, die Gehör- blasen länglich und sehr gross, die Lamellen des zweiten obern Backzahnes inniger verbunden, sonst das Gebiss mit folgender Art übereinstimmend. Körperlänge 5 Zoll, der Schwanz wenig mehr. In Aegypten. M. pygargus Wagn.?). Die ganze Oberseite ist schön lichtfalb, die Seiten blasser, die untern Theile und die Wangen schön weiss, ein weisser Fleck über dem Auge und hinter dem Ohre; der kurzhaarige Schwanz oben falb, unten weiss, mit langem doppelfarbigem Pinsel. Die Lamelle des letzten obern Backzahnes mit hintern Ansatz, die vordere des ersten quer- elliptisch, die beiden andern schmal bisquitförmig, die vordern des ersten untern dreiseitig, der letzte Zahn ohne Ansatz; die Gehörblasen gross oval, der Unterkiefer mit spitzem Winkelfortsätz, Schnauzentheil des Schädels sehr kurz. Körperlänge 5!/, Zoll, Schwanz 6 Zoll. Am Senegal, in Aegypten und Nubien. M. Burtoni Wagn.!). Von der Physiognomie des Siebenschläfers, von unterseizter Gestalt, mit sehr grossen Augen und grossen nackten ovalen fleischfarbenen Ohren, langen, meist schwarzen Schnurren. Der rudimen- täare Vorderdaumen hat einen Plattnagel, der dicke schuppige und kurz- haarige Schwanz ist oben bräunlich, unten weiss. Die Oberseite ist braun, die Seiten gelbfalb, die untern Theile rein weiss. Der Schädel mit ganz schmalem Schnauzentheil, mit plattenförmigem Fortsatz an der Jochfortsatz- öffnung, trapezoidalem Zwischenscheitelbein und sehr grossen, einander ganz genährten Gehörblasen. Die erste Lamelle des vordern Backzahnes ist schmal und dick dreiseilig, die zweite bisquitförmig, der letzte Back- zahn ohne Ansatz. DerBlinddarm fast doppelt solang als der Magen, doch nicht so weit, Dünn- und Dickdarm ziemlich gleich weit. Körperlänge 4 Zoll, Schwanz 3 Zoll, Bewohnt Darfur und nährt sich von vegetabilischen und animalischen Stoffen. M. africanus?). Hat einen gestreckten Kopf mit grossen Augen und grossen, aussen fein behaarten Ohren, gestreckte, schwachgekrümmte braune Krallen und einen kurzen, dicht behaarten, oben braunen unten weisslichen Schwanz ohne Pinsel, Die Farbe ist oben dunkelbraun, an den Seiten falb, unten und die Pfoten weiss, die Schnurren schwarz. Am Schädel das Zwischenscheitelbein sechsseitig, die Stirngegend sehr schmal, Gehör- blasen schmal "und hoch aufgetrieben, die zweite Lamelle des zweiten obern Backzahnes und der dritte Backzahn mit hinterm Ansatz, die vordere La- melle des ersten obern schmal elliptisch, die vordere des ersten untern fast 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 475; Gerbillus pygargus Fr. Cuvier, Transact. zool. soc. Il, 142. tb. 25. fig. 10—14; 6. aegyptius Cuvier, 1. c. fig. 1—5; Meriones gerbillus Rüppell, Atlas 77. tb.30. fig.6; Dipus gerbillus Olivier, voy. IM. 157. tb. 28. fig. ABC; M. venustus Sundevall, k. vet. acad. Handl. 1842. 217. — M. longicaudus A. Wagner, a.a. 0. 477 hat einen etwas längern Schwanz und M. dasyurus a.a.0. 478 einen körperlangen Schwanz (3°) und ist oben blass fahlgelb mit schwarzer Sprenkelung. 1) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 478; Gerbillus Burtoni Fr. Cuvier, Transact. 2001. soc. UI. 145. tb. 22. 23. 2) Meriones Schlegeli Smuts, mammal. cap. 41. tb. 1. 3. fig. 1—95; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 480; Gerbillus afer Gray, spicil. zool. 10; Fr. Cuvier, Transact. z00l. soc. Il. 143. tb. 26. fig. 5. 9; Smilh, Illustr. S. Afr. XV. tb. 395. % 584 Unguiculata. Glires. hufeisenförmig, der letzte untere Backzahn sehr klein. Körperlänge 6'/, Zoll, Schwanz 5, Zoll. Am Cap der guten Hoffnung, zahlreich auf offenen grasigen Plätzen, einzeln in Höhlen. M. montanus Wagn. 2). Von der Grösse der vorigen, aber robuster, mit kurzem Kopfe, mässig langen, ovalen, aussen braunbehaarten Ohren und mit kürzeren Zehen. Die obern Theile sind gelblichbraun mit dunkel- brauner Sprenkelung, die untern gelblich weiss, die Pfoten aschgrau, die Krallen blassgelb, die Augen dunkel röthlichbraun, die obern Nagzähne orange, die untern weiss. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 5 Zoll. Auf den grasigen Hügeln nördlich vom Orangefluss. M. leucogaster Pet. *). Mit langer, stumpfer und abgerundeter Schnauze, vorn unbehaarter Nasenkuppe; die starken Schnurren kaum über das Ohr hinausreichend, die oberen schwarzbraun, die unteren weiss; die Augen gross und hervorstehend, mit dunkelbrauner Iris; die Ohren länglich oval, viel länger als breit, am Hinterrande sehr schwach ausgeschnitten, fast nackt, nur gegen den Rand hin mit braunen und weissen Härchen besetzt. Der Körper robust; die vordern Krallen länger und stärker comprimirt als die hintern. Der Schwanz ist bei ausgewachsenen Exemplaren etwas kürzer, bei jungen etwas länger als der Körper, mit kurzen ziemlich starren Haaren bekleidet, durch welche die Ringel noch zu erkennen sind. Der Pelz ist auf der obern Seite ockerfarben, braungelb, schwärzlich angelaufen, indem die blaugrauen Haare vor der schwarzen Spitze einen breiten braungelben’ Ring haben; an den Seiten lichter, unten überall schneeweiss, der Schwanz oben dunkelbraun, unten weiss, die Krallen gelblich weiss. Die Nagzähne sind viel breiter als bei M. afer und ihre Längsfurche ist dem äussern Rande mehr genähert. Am Schädel ist der Schnauzentheil etwas breiter als bei jener Art und die Gehörtrommeln merklich grösser, auch ist ein besondrer Supraorbitalknochen vorhanden. Die Wirbelsäule zählt 12 rippentragende, 7 rippenlose, 4 Kreuz- und 30 Schwanzwirbel. Die 3) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 481; Gerbillus montanus Smith, Ilustr. S. Afr. XV. tb. 36. fig. 1. tb. 37. 4) Peters, Säugeth. 145. Taf. 33. fig. 1. Taf. 35. fig. 4; Giebel, Odontogr. 50. Taf. 23. fig. 21. 22. — Ausser den bereits erwähnten z. Th. noch ungenügend be- kannten und selbst zweifelhaften Arten sind noch folgende einer nähern Bestäti- gung bedürfende aufzuführen: M. caffer Lichtst. A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 482 aus Südafrika, mit sehr langen ovalen Ohren, robusten Füssen, ungepinselten, nicht körperlangem Schwanz, oben rostbraunlichfalb mit schwarzer Spritzelung, unten weiss, 4” lang, Schwanz 3“. — M. tenuis Smith, Illustr. S. Afr. XV. tb. 36. fig. 2, tb. 37. in Südafrika, schlank, mit kleinem zugespitztem Kopfe, grossen Augen, dünnem, kurz und dicht behaartem Schwanze, der lange, weiche Pelz oben Jicht röthlich orange mit leberbrauner Sprenkelung, unten rein weiss, die Krallen blass holzbraun, 4 lang, Schwanz 4Y,“. — M. brevicaudatus Fr. Cuvier, Transact. zool. soc. II. 144. tb. 26. fig. 10—13; Gerbillus auricularis Smith, Illustr. S. Afr. XI. tb. 26. am Orangefluss, mit sehr kleinen fast haarlosen Ohren, starkem, kurz behaartem Schwanze, oben ockergelb, mit dunkelbraunen Haarspitzen, unten rein weiss, gegen 9“ lang, Schwanz über 3“. Der Schädel hinten breit, die Gehörblasen enorm gross, der Unterkiefer hoch, die schmalen Backzahnlamellen ohne Ansalz. — M. ota- rius Fr. Cuvier, Transact. zool. soc. II. 144. tb. 26. fig. 14—18 in Ostindien, mit kurzem Schwanze und kurzen Ohren, oben falb mit grau gemischt, unten weiss. Der Schädel gestreckter als bei voriger, der Unterkiefer niedriger, die Backzahn- lamellen dick, die letzte ohne Ansatz. 3 lang, Schwanz 1%”. — M. binotatus und M. rufescens Lichtst. sind todigeboren. Merionides. Meriones, 585 Zunge ist mit sehr feinen Papillen bedeckt, der Magen bildet einen grossen linken Blindsack und ist im Innern durch eine Falte getheilt, der Blinddarm enorm gross und hufeisenförmig gekrümmt, die Leber mit zwei Haupt- und mehrern Nebenlappen mit Gallenblase, die Milz ziemlich gross, zungenför- mig, Pancreas dünn und verzweigt, die Nieren bohnenförmig, die männ- lichen Genitalien ausserordentlich gross, der Uterus in zwei sehr lange Hör- ner getheilt, drei Paar Zitzen, die rechte Lunge vierlappig, die linke ein- fach. Körperlänge 6 Zoll. In Mossambique. ß) Backzahnlamellen rhombisch. M. robustus Wagn. °). Von robustem Körperbau, mit langen Schnurren, ziemlich grossen Augen, hohen, nackten, ovalen Ohren, ziemlich kurzen Zehen, vorderem stummelartigen, breit und flach benagelten Daumen, nackten warzigen vordern Sohlen und z. Th, dünn behaarten hintern Sohlen, schwachen und stark comprimirten Krallen und dickem, dünnhaarigem Schwanze. Die Färbung ist oben bräunlich falb, an den Seiten lichter, unten gelblich weiss, der Schwanz licht bräunlich, unten länger, die helleren Haare an der Spitze schwarz, die Krallen licht gelblich, die obern Schnurren schwärzlich, die untern weiss. Körperlänge gegen 6 Zoll, Schwanz etwas über 5 Zoll, In Algier. M. opimus Lichtst. 6). Von der Grösse der vorigen Art, oben sehr licht fahlgelb mit schwachem röthlichen Anfluge und vielen schwarzen Haar- spitzen, Seiten und Füsse licht ockergelb, Unterseite gelblich weiss, Krallen schwarzbraun, der Schwanz dicht behaart, mit schwacher Quaste, oben röthlich falb mit einzelnen schwarzen Haaren, unten ockergelb, die zahl- reichen starken Schnurren theils weiss, theils schwarz. Die obern Nag- zähne vorn mit zwei Furchen. Körperlänge 54, Zoll, Schwanz ebensolang. Im südöstlichen Russland. M. melanurus Rüpp.”). Von untersetztem Bau, mit weichem Pelz, mässig grossen, fein und gelblich weiss behaarten Ohren, ziemlich dicken, dicht behaartem und gepinseltem Schwanze. Die zahlreichen Schnurren sind lang, stark‘, weiss oder dunkelbraun mit weissen Spitzen. Das Colorit oben einförmig licht isabellgelb, an den Seiten seidenartig weiss mit zartem gelblichen Anfluge, unten weiss, hinter den Augen und Ohren nicht sehr scharfe weisse Flecken, der Schwanz mit fuchsig schwarzer Quaste. Die gelben obern Nagzähne nur mit einer Furche, am Schädel das Zwischen- scheitelbein verhältnissmässig schmal. Körperlänge 5 Zoll, Schwanz eben- solang. In sandigen Gegenden Nordafrikas und im peträischen Arabien. 9) A. Wagner in M. Wagners Algier Ill. 35; Gerbillus Shawi Duvernoy, Mem. Strassbg. 1842. 111. 22. tb. 1. fig. 4. tb. 2. fig. 10—18. — A. Wagner hat Schreb. Säugelh. Ill. 486. diese Art und die folgenden mit gefurchten Nagzähnen und rau- tenförmigen Backzahnlamellen zur Gatlung Rhombomys erhoben, der wir bei der übrigens völligen Uebereinstimmuug mit Meriones als zu einseitig begründet die Aufnahme versagen müssen. 6) Lichtenstein, Eversmanns Reise 112; M. tamaricinus Eversmann, Bull. nat. Moscou 1841. 48; Rhombomys pallidus A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 488. — Me- riones crassus Sundwall, k. vet. acad. Handl. 1842. 217 hat einen kürzeren Schwanz. 7) Rüppell, Mus. Senkenbg. III. 95. Taf. 7. fig. 3; M. Iybicus Lichtenstein, Verz. 5; Rhombomys melanurus A. Wagner, Schreb. Sängeth. III. 490. 986 | Unguiculata. Glires. M. tamaricinus Kuhl 8). Mit länglichem Kopf, dünn behaarter, stumpfer und gewölbter Nase, langen schwarzen grauspitzigen Schnurren, grossen braunen Augen, ansehnlichen, ovalen, halbnackten Ohren, starken Füssen und gepinseltem aber nicht geringeltem Schwanze. Das Colorit ist oben gelblich grau, an den Seiten blasser, nach hinten bräunlich, über den Augen und hinter den Ohren mit weisslichem Fleck, die Unterseite weiss, der Schwanzpinsel braun, die hintern Sohlen braun behaart, die Pfoten oben weiss. 12 rippentragende, 7 rippenlose und 4 Kreuzwirbel. Die rechte Lunge vierlappig, die linke einfach. Der Magen geräumig, der Blinddarm sehr gross, die Leber siebenlappig mit Gallenblase, Samenblasen sehr gross. Körperlänge 6'/, Zoll, Schwanz 5, Zoll. In den ebenen und niedrigen Gegenden am kaspischen Meere. M. meridianus Lichtst. ?). Die gestreckte Schnauze ist stumpf, mit sechs bis sieben Reihen oben schwarzer, unten weisser Schnurren besetzt, die Augen gross, die drei mittlern Zehen einander ziemlich gleich, der Schwanz dünn behaart, deutlich geringelt. Das Colorit ist röthlich grau- gelb, unten weiss, an der Kehle und Brust gelblich, mit braunrothem Längs- streif, der Schwanz rothgelb; die Sohlen weiss behaart. Am Schädel der Schnauzentheil sehr‘schmal und kantig, der Jochfortsatz sehr breit und stark, am kantig vorstehenden Orbitalrande ein Supraorbitalknochen, die Gehörtrommeln auffallend gross. 12 rippentragende und 7 rippenlose, 4 Kreuz- und etwa 20 Schwanzwirbel. Das vierwirblige- Brustbein mit starkem gekielten Manubrium und sehr langem Schwertfortsatz, Gliedmassen- knochen schwach. Der Magen mit innerer Falte, Blinddarm sehr lang und weit, halbkreisförmig gebogen, kaum sich verengernd, Länge wie gewöhn- lich. Körperlänge 4 Zoll, Schwanz etwas weniger. In den Steppen am kaspischen Meere. M. lacernatus Rüpp.). Das straffe, etwas rauhe Haarkleid ist am Kopf, Hinterhals und Vorderrücken rostig braun und blassgelb gesprenkelt, die dunkelrostbraunen Haare mit strohgelben Spitzen, auf dem Hinterrücken und an der Unterseite bräunlich rostfarben mit lichtgelber Mischung, die rostrothen Haare mit lichtgelben Spitzen, an den Hüften etwas dunkler, am Kinn schmutzig weiss, auf den Pfoten lehmgelb, die Nägel’hornbraun, die Schnurren schwärzlich mit lichtern Spitzen und weisslich, die dichten steifen Härchen des Schwanzes oben schwärzlich, an den Seiten lehmgelblich. unten schmutzig weisslich. Die obern Nagzähne wie bei voriger Art mit mittler Längsrinne; der vordere Daumen nur an dem kurzen spitzen Nagel er- kennbar, hinten die drei mittlern Zehen fast gleich lang, ebenso die äussern. Körperlänge 64, Zoll, Schwanz gegen 6 Zoll. In Abyssinien in Erdhöhlen. 8) Kuhl, Beitr. 69; Mus tamaricinus Pallas, Glires 322. ib. 19; Schreber, Säugeth IV. 859. Taf. 232; Rhombomys tamaricinus A. Wagner, ebda Ill. 491. 9) Lichtenstein, Eversmann Reise 122; Eversmann, Bullet. nat. Moscou 1840. 93; Mus meridianus Pallas, Reise II. 702; Mus longipes Pallas, Glires 314. tb. 18b; Schreber, Säugelh, IV. 856. Taf. 231. — Eversmann |. c. 1848. I. 192 unterscheidet noch fraglich einen kleineren M. fulvus, der oben lebhaft rothgelb, unten einfarbig weiss ist und weisse Krallen hat. 1) Rüppel, Museum Senkenbg. Ill. 96. Taf. 6. fig. 1; Rhombomys lacernatus A, Wag- ner, Schreb. Säugeth. III, 493. Merionides. Meriones. 587 b) Nagzähne glatt; Backzahnlamellen rautenförmig. M. obesus?). Die feiste Sandratte hat die Grösse der Wanderratte und kleine, aussen ganz, innen nur am Rande dünn behaarte Ohren. Das Co- lorit ist oben röthlich isabell, schwarz gesprenkelt, an den Seiten und unten lichtgelb, die gelblich weissen, fein schwarz gestrichelten Wangen scharf begrenzt, Oberlippe und Halsseiten röthlich falb, die Schnurren theils ganz schwarz, theils weissspitzig oder ganz weiss, die Ohren. hellgelblich, die Pfoten licht ockerfarben mit schwarzbraunen Krallen, der ganz behaarte Schwanz graulich fahlgelb mit einzelnen schwarzen Haarspitzen und ganz schwarzen Haaren und mit schwarzer (uaste. Die glatten Nagzähne sind blassgelb. Von den obern Backzähnen besteht der erste aus drei, der mittlere aus zwei schmalen Rautenlamellen, der letzte aus einer mit rund- lichem Ansatze, im Unterkiefer der erste Backzahn wie oben nur die vor- dere Raute fast regulär und scharfwinklig, der letzte aus einer Lamelle be- stelend. Der Schädel sehr gestreckt, zwischen den Augenhöhlen stark eingezogen, mit aufgeworfenem Orbitalrand, das Zwischenscheitelbein breiter als lang, vorn halbmondförmig gebuchtet; der Schnauzentheil sehr schmal, die Gehörtrommeln ungeheuer gross, der Unterkiefer mit breitem, spitz nach oben ausgezogenem Winkelfortsatz. In der Wirbelsäule zählt man 9 Rücken-, den diaphragmatischen, 9 Lenden-, 4 Kreuz- und 22 Schwanz- wirbel. Der zweite Rückenwirbel mit sehr langem, die folgenden mit sehr kurzen Dornen, die Lenden- und Kreuzwirbel mit sehr niedrigen und breiten Dornen, die vordere Ecke des Schulterblattes abgerundet, die Gräte fast mittelständig, in der Mitte den Acromionfortsatz aussendend, Oberarm mit starker Deltaleiste, Unterarm schlank, Becken gestreckt, Fibula schon vor der Mitte mit der Tibia verwachsen, Füsse doppelt so lang als die Hände. Der Magen bohnenförmig, der Blinddarm viermal grösser als dieser, der Dünndarm drei Linien weit, der Dickdarm nur eine, die Leber fünflappig, die Milz schmal und zungenförmig. Körperlänge etwas über 7 Zoll, der Schwanz gegen 5 Zoll. Nährt sich von Gras und Sämereien und bewohnt die sandigen Ge- genden um Alexandrien. Mystromys Wagn. Die Löffelmäuse gleichen im äussern Habitus den Mäusen, haben jedoch einen grösseren Kopf und sehr grosse, breite gerundete Ohren mit zum Theil lang und buschig behaarter Aussenseite. Die Oberlippe ist nur ausgeschnit- ten, nicht vollständig gespalten; die Schnurren erreichen Kopfeslänge. Die Pfoten gleichen denen der Mäuse. Der Schwanz ist dicht und kurz behaart, ohne Pinsel, die Behaarung des Körpers lang und weich. Die obern Nagzähne sind glatt oder gefurcht. Die Backzähne bestehen von vorn nach hinten aus drei, zwei und einer Lamelle, letztere mit Ansatz, die erste Lamelle des ersten Zahnes vergrössert, die übrigen einfach quer 2) Psammomys obesus Rüppell, Atlas 58. Taf. 22. 23; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 495. Die Gattung Psammomys gründet sich lediglich auf die Abwesenheit der Rinne an den obern Nagzähnen, ist daher unzulässig. — A. Wagner, Wiegm. Archiv 1848, 183. beschreibt einen Meriones myosurus aus Syrien mit glatten Nagzähnen, zwei Lamellen am hintern Backzahn, ächtem Rattenschwanz, kleinen‘ovalen nackten Ohren, feinen Schnurren, oben licht rostig falb, unten weisslich gelb, Schwanz braun, Nägel weiss, 588 Unguiculata. Glires. oder in der Mittellinie etwas gebrochen. Am Schädel zeichnen sich die Paukenknochen durch geringe Grösse von voriger Gattung aus. Die Arten bewohnen das südliche Afrika. a) Obere Nagzähne mit seichter breiter Rinne. M. albicaudatus ?). Ist oben holzbraun mit Grau überlaufen und mit Umbrabraun bespritzt, die Unterseite trübgrau, die Nasenkuppe fleischfarben, Kinn und Lippen weiss, Nagzähne ockergelb, Schnurren theils schwarz, theils silberweiss, Augen schön dunkelbraun, Ohren innen fleischfarben mit dunkelbraunen Randhaaren, die Pfoten braun mit grauem Anfluge, der Schwanz rostig weiss. Körperlänge gegen 6 Zoll, Schwanz 2 Zoll. Nördlich vom Orangefluss, während der Tageszeit in Höhlen versteckt. M. typieus *). Istoben blass rothbraun mit schwacher schwarzer Spren- kelung, unten und an den Beinen schmutzig weiss, an den Wangen blass- falb, in der Mitte der Schnauze dunkelbläulich. schwarz gesprenkelt. Die sehr grossen etwas zugespitzten Ohren kurz, aussen bräunlich schwarz, innen weisslich behaart. Der Schwanz mit sehr kurzen, röthlich weissen ” Härchen bekleidet. Die langen feinen Schnurren theils weiss, theils schwarz. Die obern Nagzähne gelblich, die untern weiss. Körperlänge 4 Zoll, Schwanz 1, Zoll. Am Cap. b) Obere Nagzähne glatt. M. lanuginosus ?) Die ganze Oberseite ist licht bräunlichgrau mit Schwarz melirt, die Unterseite graulich weiss, alleHaare am Grunde schiefer- schwarz, oben licht bräunlichgrau mit schwarzen Spitzen, die untern weiss- spitzig, die Pfoten mit lichtgelblichem Anflug, die vordern Schnurren weiss, die hintern schwarz. Körperlänge 5 Zoll, Schwanz etwas über 2 Zoll. Im Kaffernlande. Otomys „Guv. Die Elfenmaus hat gleichfalls den Habitus der typischen Mäuse, aber viel grössere, zumal breite, fast kreisförmige Ohren, die beiderseits mit an- gedrückten Haaren bekleidet sind und nur am Grunde der Rückenseite buschig werden. Der Kopf ist zugespitzt und die Schnauze ganz behaart, die Ober- lippe gespalten und die Schnurren kurz und dünn. Die Pfoten haben je fünf kurze Zehen, von denen die drei mittlern nur wenig an Länge verschieden sind;der vordere Daumen beträchtlich verkürzt und mit kleinem Nagel ver- sehen ist; die Krallen sind kurz und die Sohlen nur längs der Mitte nackt. 3) Otomys albicaudatus Smith, Illustr. S. Afr. XIV. tb. 32; Malacothrix albicaudata A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 498. Smiths Gattungsname für diese und die fol- gende Art war bereits früher von Fr. Cuvier an die folgende Gattung vergeben, daher A. Wagner denselben, obwohl auch den Cuvier’schen Namen nicht anerken- nend, in Malacothrix umänderle. Da jedoch nur die seichte Rinne der obern Nag- zähne als Gattungscharacter geltend gemacht wird: so halten wir die Trennung von Mystromys für nicht gerechtfertigt. 4) Otomys typicus Smith, S. Afr. quart. journ. 1834. I. 148; Malacothrix typica A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 498. 9) Euryotis lanuginosa Lichtenstein, Verzeichn. 1842. 10; Mystromys albipes A. Wagner, Schreb. Säugeth. 111. 500. Tf. 176.a Merionides. Otomys. 589 Der Schwanz erreicht die halbe Körperlänge, ist wirtelförmig geschuppt und zugleich dicht und kurz behaart. Nach diesen äussern Gharacteren würde die Elfenmaus nicht generissh von der Löffelmaus geschieden werden können, doch werden dieselben von erheblichen innern Eigenthümlichkeiten unterstützt. Die gefärbten Nagzähne haben vorn ein oder auch zwei Längsfurchen, doch sind die untern bisweilen ungefurcht. Die drei Backzähne jeder Reihe weichen schon durch ihr Grössenverhältniss von allen vorigen characteristisch ab. Oben ist nämlich der letzte der grösste, der mittlere der kleinste, unten der erste der grösste, die andern beiden gleich oder der letzte kleiner als der mittlere. Ihre parallelen, etwas bogenförmigen Lamellen sind nur durch seitliche Rinnen geschieden, sonst innig verbunden. Der erste obere Back- zahn hat drei Lamellen, der zweite zwei, der dritte drei, vier oder gar sieben, der vordere untere drei bis vier, der zweite zwei, der letzte zwei bis drei. Die vordere Lamelle des ersten Backzahnes hat einen herzförmigen (Quer- schnitt. Das Skelet und die weichen Theile stimmen auffallend mit denen der Mäuse überein. Die Arten bewohnen das südliche Afrika, wo sie in sändigem Boden } ihre Höhlen graben. O. bisulcatus Cuv. 6) Die dunkle Elfenratte hat sehr grosse halbrunde Ohren, einen kurzen spärlich behaarten Schwanz und einen langen weichen Pelz. Das Colorit ist oben bräunlich falb mit schwarzer Sprenkelung, bei ältern Thieren eine Mischung aus Orangeroth und Schwärzlichbraun, unten schmutzig graugelblich, an der Schnauzenspitze licht braunlichfalb, die Schnurren schwärzlich mit lichteren Spitzen, die Pfoten dunkelbraun mit einzelnen weissen Härchen, die Nägel braun mit lichten Spitzen, der Schwanz oben fuchsigbraun, unten schmutzig weisslich. Die Nagzähne haben eine tiefe Längsfurche, die obern ziemlich in der Mitte, die untern mehr dem Aussenrande genähert. Der erste obere Backzahn besteht aus 3, der zweite aus 2, der dritte aus 7 Lamellen, unten der erste aus 4, die folgenden aus je zwei. Körperlänge 8"/, Zoll, Schwanz kaum halb so lang. Bewohnt die Südspitze Afrikas. O0. Brantsi?). Hat kürzere Ohren als alle übrigen Arten und der Schwanz ist dichter und länger behaart, so dass die Schuppenringel ver- ‘ steckt sind. Die Farbe der Oberseite ist licht bräunlichfalb und schwarz gesprenkelt, unten schmutzig gelblich weiss, Pfoten und Schwanz ocker- gelb, letztrer mit schwarzem Streif, die Krallen dunkelbraun. Die untern Nagzähne ohne deutliche Furche, der dritte obere Backzahn mit 4 Lamel- len, der erste untere mit drei. Körperlänge gegen 7 Zoll, Schwanz etwa halb so lang. In den trocknen Gegenden an der Mündung des Orangeflusses. O. unisuleatus Cuv.®) Der Pelz ist oben licht fahlgelblich mit länge- ren schwarzen Haaren gemischt, unten gelblich weiss, an den Pfoten hell- 6) Fr. Cuvier, Mammif. livr. 60; Euryotis irrorata Lichtenstein, Darstellg. Tf. 30; Brants, muiz. 94. c. fig.; Smith, Illustr. S. Afr. nro. 10. tb. 22. 25. fig. 1; A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. Ill. 502; Giebel, Odontogr. 49. Tf. 21. fig. 9. — Obwohl Cu- vier’s Gatlungsname älter ist als Brants Euryotis wird letzterer doch meist vorge- zogen, eine nicht zu rechtfertigende Verletzung des Prioritätsrechtes. ? ui Euryolka Brantsi Smith, lllustr. S. Afr. X. tb. 24; A. Wagner, Schreb. Säugelh. 8) Fr. Cuvier, Mammif. livr. 60; Euryotis unisulcala Smith, Wlustr. S. Afr. X. tb. 23; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 508. 590 Unguiculata. Glires. ockerig, an den grossen Ohren lichter, am Schwanze oben schwarzbraun, unten gelblich weiss. Die obern Nagzähne haben eine dem Aussenrande genäherte Längsfurche, die untern sind glatt. Der hintere obere Backzahn besteht aus 4, der erste untere aus 3 Lamellen. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz halb so lang. In trocknen Gegenden der Gapkolonie. . O. rufifrons Rüpp.°) Von schlankem Körperbau, mit mittelmässigen und dicht behaarten Ohren, schmächligen Füssen, schwachen Krallen, dünn behaarten, schwach und dunkelbraun gepinseltem Schwanze und kurzen feinen Schnurren. Der weiche dünnhaarige Pelz ist oben schmutzig licht rostgelb, an den Seiten graulichgelb, unten blassgelbgrau; die Krallen dunkel- braun. Die obern Nagzähne haben eine starke äussere und feine innere Furche, die untern nur eine seichte, der letzte obere Backzahn mit 4, der erste untere mit 3 Lamellen. Körperlänge gegen 6 Zoll, Schwanz nur etwas über 2 Zoll. Am Cap. Fünfzehnte Familie. Dipodidae. Die Springmäuse sind Nager von meist mittler Grösse, durch die Ver- dickung des Rumpfes in seiner hintern Hälfte und die auffallende Verlänge- rung der hintern Gliedmassen bei gleich starker Verkürzung der vordern sehr scharf characterisirt. Der Kopf ist dick, die Schnauze zugespitzt, mit selır langen bisweilen selbst körperlangen starken Schnurren, die Augen gross und lebhaft, die löffelförmigen Ohren von ganzer bis %/, Kopfeslänge, der Hals sehr kurz, dick und unbeweglich, die sehr kleinen Vorderpfoten fünf- zehig, die ungemein verlängerten Hinterfüsse dreizehig oder mit ein auch zwei Afterzehen; der Schwanz von Körperlänge, bald etwas länger, bald etwas kürzer, gemeinlich mit Endquaste, die oft eigenthümlich gefärbt ist. Der Pelz ist lang und sehr übereinstimmend gefärbt. Die Nagzähne sind bei einigen platt, bei andern oben gefurcht. - Die normale Zahl der Backzähne beträgt für jede Reihe drei, die nach hinten an Grösse abnehmen, in frühester Jugend Höcker tragen, abgenutzt jeder- seits ein bis zwei eindringende Falten zeigen. Nicht selten findet sich oben oder unten oder vor beiden Reihen noch ein gewöhnlich nur stummelhafter Zahn. Der Schädel ist im hirntragenden Theile von sehr beträchtlicher Breite, Stirn- und Scheitelbeine so breit oder breiter als lang, die Gehör- blasen ungeheuer aufgetrieben, die Nasenbeine dagegen sehr schmal, der Oberkieferjochfortsatz mit weiter Oeffnung und breiter Brücke über dersel- ben, der Unterkiefer mit breitem stumpfen, oft perforirten Winkelfortsatz. Der Atlas stark, der Epistropheus mit sämmtlichen folgenden Halswirbeln meist zu einem Stück verwachsen. Die elf bis zwölf Rückenwirbel mit sehr kurzen oder mässigen Dornen, der diaphragmatische Wirbel deutlich aus- gebildet, 7 bis 8 Lendenwirbel mit langen Dornen und Querfortsätzen. Die 3 bis 4 Kreuzwirbel wenig mit einander verwachsen, die Schwanzwirbel sehr lang, ungefähr 30 an Zahl. Schlüsselbein vollständig ausgebildet, Schulter- .. 9 Rüppell, Verz. Mus. Senkbg. 1. 28; Euryotis rufifrons A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 507. — Des Letztern Euryotis pallida a. a. O. unterscheidet sich nur 1 etwas steiferes und gröberes Haar, kräftigern Bau und geringfügige Farben- ifferenzen, Dipodidae. Dipus. 591 blatt zierlich dreiseitig mit mässiger Gräte, Oberarm mit hakenförmigem Del- loidfortsatz. Die Mittelfussknochen verschmelzen bei einigen in einem ein- zigen sehr langen Knochen, an welchem nur die untern Gelenkköpfe getrennt bleiben, bei andern ist diese Verschmelzung minder vollkommen, bei noch andern die Knochen wie gewöhnlich beweglich und einzeln. Die Mitglieder leben sämmtlich in selbst gegrabenen Höhlen und führen eine nächtliche Lebensweise. Sie bewegen sich hüpfend und springend, bis- weilen in ganz ungeheuren Sätzen, sind munter und lebhaft und sehr beweg- lich. Ihre Nahrung besteht in weichen Pflanzenstoffen. Meist ruhen sie im Winter. Einige haben äussere Backentaschen. Sie bewohnen das südöstliche Europa, das angrenzende Afrika und Asien, wenige auch Nord- und Mittelamerika. Die fossilen Vorkommnisse bedür- fen noch der weitern Bestättigung. Man könnte die Gattungen nach der Verwachsung und Trennung der Mittelfussknochen, .nach der Zahl und Entwickelung der hintern Zehen und nach der Zahl der Backzähne gruppiren, wenn nicht ihre geringe Anzahl den Ueberblick sogleich ergäbe. Dipus 1. Die typischen Springmäuse sind im äussern Habitus sowohl als in ihrer innern Organisation ausgezeichnet characterisirt. An dem breiten Kopfe fällt sogleich die kurze, stumpfe Schnauze auf, die flache Stirn, die sehr grossen lebhaften Augen, die langen, ungemein dünn behaarten, durchscheinenden Ohren, die weiten, in ansehnlichem Umfange nackten Nasenlöcher und die zahlreichen, oft ganz ungeheuer langen Schnurren, deren mittlere stets weiss sind. Der Hals ist ungemein kurz; die Vorderfüsse ganz verkürzt. Letztere zieht das Thier beim Springen ganz an den Leib heran und versteckt sie fast ganz im Pelze. Sie haben stets vier Zehen mit Krallen und eine bena- gelte oder nagellose Daumenwarze. Die Krallen sind von mässiger Länge, gekrümmt und scharf. Die Hinterfüsse haben wohl die sechsfache Länge der vordern, welches Missverhältniss besonders auf der Verlängerung des Oberschenkels und des einfachen Mittelfussknochens beruht. An letzteren ge- lenken drei Zehen, die mittlere etwas länger als die seitlichen, jede mit gera- der pfriemenförmiger Kralle, welche rechtwinklig auf das Nagelglied eingelenkt ist und so beim Springen nicht hinderlich ist. Die Unterseite der Zehen be- kleidet ein steifes Borstenhaar, das nach hinten länger wird. Der Leib ver- dickt sich nach hinten stark, zumal in der Beckengegend, wo die grossen Spring- und Schwanzmuskeln enispringen. Der Schwanz ist von sehr an- sehnlicher Länge, nur selten kürzer als der Leib, gegen das Ende hin ge- wöhnlich zweizeilig behaart und sehr beweglich. Ein ungemein weicher, seidenarliger Pelz bekleidet den Körper, auf dem Rücken am Grunde blau- grau, dann isabellfarben, an den Spitzen schwarz oder dunkelbraun, an der untern Leibesseite weiss, mit seitlichem hellen Streifen, an der Schwanz- spitze weiss und davor ein dunkelbraunes Band. Die Nagzähne sind schmal, zugespitzt und weiss, die obern haben eine mittlere Längsrinne. Die drei Backzähne jeder Reihe nehmen nach hinten an Grösse ab, sind länger als breit und gewurzelt. Ihre Kauflächen sind 8förmig durch eine breite Verticalrinne an jeder Seite des Zahnes, im Un- terkiefer hat jedoch der zweite Zahn an der Aussenseite zwei solcher Rin- nen, der dritte nur eine äussere, keine an der Innenseite. 592 Unguiculata. Glires Am Schädel zeichnet sich der Hirntheil durch enorme Breite aus, die Paukenknochen sind ungeheuer blasig aufgetrieben, die Oeffnung im vordern Jochfortsatz sehr umfangsreich von einer breiten nach vorn gewandten Knochenbrücke überwölbt, zu deren Bildung der Jochbogen selbst einen F ortsatz aufwärts sendet, der Schnauzentheil schmal und gestreckt, der Unter- kiefer schmal und niedrig, der Gelenkfortsatz etwas eingebogen, der eckige, spitze Winkelfortsatz nicht durchbohrt; die Halswirbel sind sehr kurz und breit, ausser dem Epistropheus dornenlos, unbeweglich unter einander fest verwachsen. 12 oder 13 Wirbel tragen Rippen, 7 oder 6 sind rippenlos; der dreizehnte ist der diaphragmatische, Die Rückenwirbel haben ganz un- bedeutende Dornen, die nach hinten sehr verlängerten Lendenwirbel dagegen sehr lange und auch lange Querfortsätze. Drei bis vier breite Wirbel bilden das Kreuzbein und 25 bis 31 den Schwanz, deren vordere gablige Dornfort- sätze und sehr entwickelte Querfortsätze haben, aber schon vor der Mitte des Schwanzes verkümmern beide. Das Schulterblatt ist schmal, vorn nicht oder nur sehr wenig abgestumpft, nach hinten oben ausgezogen, mit vor der Mitte gelegener Gräte; das Schlüsselbein ist lang und dünn, der Oberarm sehr kurz und gekrümmt, oben mit flügelartigem Fortsatz für den Deltoideus und mit perforirter Olecranongrube. Der Unterarm etwas länger, beide Knochen unten innig verbunden, das Brustbein vier- bis sechswirblig, mit 7 Paaren wahrer Rippen, das Becken gestreckt, der Oberschenkel lang, mit stark vortretenden Trochanteren, das Schienbein lang, oben stark dreikantig, die Fibula nur bis zur halben Länge jenes frei, der Calcaneus gestreckt, der einzige Mittelfussknochen ungemein lang, mit drei Gelenkköpfen für die Zehen, deren erstes Glied sehr lang ist. Am untern Ende des Schienbeines sind bereits alle Muskeln in Sehnen ausgezogen und am Fusse ist kein Muskel fleischig, die Zehenbeuger gehen von einer am Fersenbein entspringenden Sehne aus. Der Magen ist länglich oval, fast nierenförmig, der Blinddarm doppelt so gross, in drei Spiralwindungen gelegt, die Leber dreitheilig sieben- lappig, mit ovaler Gallenblase, Pancreas zweitheilig, die linke Lunge klein und ungelheilt, die rechte vierlappig, die Schamöffnung dicht am After, die Cow- perschen Drüsen jede auf sich selbst gekrümmt ähnlich den Samenbläschen, das Weibchen mit vier Zitzenpaaren, einem in der Achselgegend, einem an der Brust und zweien in den Weichen. Die Springmäuse graben sich unterirdische Wohnungen mit Fallloch und Ausgang und Kammern wie der Hamster. Während sie sich im Bau aufhal- ten, verstopfen sie die Zugänge. Eine dritte Röhre führt nicht ganz nach aussen, sondern dient als Fluchtweg, wenn das Thier im Bau verfolgt wird, wo es dann aus jener Röhre hervorbrechend entflieht. Tags über hält es sich im Bau versteckt, ist aber des Nachts desto lebendiger. Wintervorrath trägt es nicht ein, fällt vielmehr bei feuchtem und kaltem Wetter in Schlaf, besonders scheint es die Feuchtigkeit nicht ertragen zu können. Seine Nah- rung besteht in dem Kraul salziger Steppengewächse und in Liliaceen. Die Gewandtheit und Ausdauer im Springen ist bewundernswerth. Jeder Sprung beträgt mehre Körperlängen und kann bis auf 20 derselben gesteigert wer- den. Ein wohl dressirter Windhund gebraucht in einem umschlossenen Raume eine Viertelstunde bevor er einer Springmaus habhaft wırd. Das Vaterland erstreckt sich über die Steppen Mittelasiens durch das südliche Russland nach dem nördlichen Afrika. Die Arten sind sicher fast nur durch die Grössenverhältnisse der einzelnen Körpertheile zu unterscheiden. ' die Zahl der Falten aller Zähne hinweisend. Dipodidae. Dipus. 593 D. sagitta Schreb. !) Die Jerboa wird 6 Zoll lang, ihre Ohren errei- chen halbe Kopfeslänge, der Schwanz fast der Körperlänge gleich, mit “nicht ganz deutlicher Pfeilzeichnung, die Spitze einen Zoll lang weiss, da- vor einen Zoll lang schwarz, die Zehen fast gleich lang; das Colorit grau- gelb, auf dem Hinterrücken dunkler. Die Bartborsten stehen auf der wul- stigen Schnauze in sieben Reihen, die längsten haben jedoch noch nicht halbe Körperlänge, zwei Borsten über jedem Auge, eine am Backen. Der Daumen hat einen starken, sehr stumpfen Nagel. Die Nagzähne sind: vorn gelb. Im Oberkiefer findet sich vorn ein kleiner einfacher Zahn, die drei folgenden sind an der Aussenseite fast dreifaltig durch Auftreten einer unbedeutenden vordern Falte, an der Innen- seite zweifaltig, der erste untere Backzahn ist aussen zwei-, innen drei-' faltig, der zweite jederseits dreifaltig, der dritte aussen zweifaltig, innen _faltenlos. Am Schädel bildet der Jochfortsatz des Schläfenbeines eine hori- zontale Platte, das Zwischenscheitelbein ist ziemlich so breit als lang, die Nasenbeine hinten concav, von den scharfen Leisten der Zwischenkiefer eingefasst, der Gaumenausschnitt weit hinter den Backzahnreihen. Pallas gibt 12 rippentragende und 25 Schwanzwirbel an, A. Wagner 29 Schwanz- wirbel, beide 4 Kreuzwirbel, unser Skelet hat 11 Rücken-, den diaphrag- matischen, 7 Lenden-, nur 3 völlig getrennte Kreuz- und 31 Schwanz- wirbel, wonach jene Angaben wohl zu berichtigen sind. Der Atlas ist ein starker freier Wirbel, die folgenden Halswirbel völlig mit einander verwach- sen, nur an der Unterseite die Theilung durch Querleisten angedeutet. Die Rückenwirbel werden nach hinten länger und schmäler, erst die letzten zwei haben aufgerichtete kurze Dornen, die vordern sind fast dornenlos, die Lendenwirbel sind sehr lang, ebenso ihre Fortsätze sehr lang, die vier ersten Schwanzwirbel liegen noch zwischen den Sitzbeinen, vom sechsten ‚, an sind sie plötzlich um das Doppelte länger; die vordere Ecke des Schulter- blattes schwach abgestumpft, die niedrige Gräte ganz nach vorn gerückt, das Schlüsselbein stark; 7: wahre und 5 falsche Paare breiter Rippen; das Brustbein sechswirblig; Elle stärker als der Radius; das Hakenhein sehr gross; Becken schwach und langgestreckt, Oberschenkel schlank, gekrümmt, mit grossen Trochanteren, der Calcaneus mit besonderem Sehnenhaken. Bewohnt die Steppen zwischen Don und Wolga, die südlichen Steppen am Irtisch, die ganze Songarei und Mongolei und jenseits des Baikals be- sonders weichen sandigen Boden. D. lagopus Lichtst.?2) Die Leibeslänge beträgt 6 Zoll, die breiten ge- ' rundeten Ohren messen nur 4, der Kopflänge, die Schwanzrübe etwas über 5 Zoll, ihr Büschel 2 Zoll, mit schwacher Pfeilzeichnung an der Ober- seite, die Spitze 3, Zoll schneeweiss, vor derselben 1'/, Zoll mattbraun ; die Zehen sehr lang gestreckt, von gleicher Länge, an der Unterseite mit ' sehr langen weissen Borsten bewachsen, auch die Unterseite der Tarsen 1) Schreber, Säugethiere IV. 849. Tf. 229; Pallas, Zoogr. I. 181; Lichtenstein, Springmäuse 19; Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. XVII. 470; Buffon, Hist. nat. suppl. VI. | 259. tb. 39. 40; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844. II. 218; Mus sagitta Pallas, ' Glires 306. tb. 21..26. 2) Lichtenstein, Springmäuse 20. Taf. 5; Eversmanns Reise 121; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844. II. 218. — Letztrer beschränkt den Galtungsbegriff Dipus auf diese und die vorige Art auf den kleinen vordern Backzahn der obern Reihe und 38 Säugethiere, 594 Unguieulata. Glires. weiss; das Colorit sehr hell, fast rein isabell, nur auf dem Hinterrücken mit einigen schwarzen Wellenlinien von den dunklern Haarspitzen; der weisse Keulenstreif sehr breit und blendend weiss; die längsten Schnurren fast von Körperlänge. In den Steppen am Aralsee. D. aegyptius Lichtst. ?). Die ägyptische Springmaus hat 6!/, Zoll Leibes- länge, Ohren von 23 Kopfeslänge, oval, aussen mit zarten falben Härchen, innen mit noch kürzeren und feineren weisslichen angeflogen; der Schwanz mit dem Büschel fast 8 Zoll, mit deutlicher Pfeilzeichnung, die Spitze 1 Zoll weiss, davor 1Y, Zoll schwarz; die Zehen von fast gleicher Länge, un- terwärts mit langem Borstenhaar besetzt, welches gegen die Zehenspitzen hin weiss, an deren Wurzel und auf der Sohle dunkelbraun ist; die Ober- seite der Zehen und Läufe weiss, von dem sich ein schmaler weisser Längsstreif über die Vorderseite des Unterschenkels hinzieht. Der Rücken ist isabellgelb mit schwarzer Sprenkelung, die Unterseite und der grosse Keulenstrich weiss. Im Oberkiefer fehlt der kleine vordere Mahlzahn, die drei an Grösse abnehmenden sind etwas schief 8förmig, im Unterkiefer der erste ebenso nur unregelmässiger, der zweite mit zwei äussern und einer innern ein- dringenden Falte, der dritte nur mit äusserer Falte. Im nördlichen Arabien, Unterägypten, Tripolis und den benachbarten Gegenden. D. hirtipes Lichtst.*%) Die rauhfüssige Springmaus hat 5 Zoll Leibes- länge, mässige schmale Ohren von etwas über halber Kopflänge, Schwanz viel länger als der Körper mit deutlicher Pfeilzeichnung oben und unten, die weisse Spitze °%/, Zoll, davor 1!/; Zoll braun, die Zehen mässig lang, die mittle am längsten, die Borsten an deren Unterseite schmutzig weiss, besonders lang unter dem Nagelgliede; die Unterseite der Tarsen mit einer schmalen braunen Längslinie; das CGolorit matt gelbgrau mit dunklen Wel- lenlinien auf der ganzen Rückenseite, von denen auch der Keulenstreif nicht rein ist; die längsten Schnurren reichen bis an die Schwanzwurzel. Am obern Nil und an der Westküste Arabiens. D. telum Lichtst. °?) Erreicht wenig über 5 Zoll Körperlänge, der — 3) Lichtenstein, Springmäuse 19; Darstellg. Taf. 22; M. Wagner’s Algier III. 60; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IV. 279; Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1839. VI. 186. c. fig.; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844. II. 215; Giebel, Odontogr. 54. Taf. 22. fig. 19; Turner, Ann. mag. nat. hist. 1850. V. 137; Mus aegyptius Hasselquist, Acta Holm. 1752. XIV. 123. tb. 4. fig. 1; Dipus bipes Lichtenstein, Verzeichn. 3; Pander u. d’Alton, Nageth. Taf. 7; Dipus gerboa Olivier, bullet. soc. philom. nro. 40; Desmarest, mammal. 316; Pennant, Hist. Quadrup. II. 427; Edwards, glean. I. tb. 219; Buffon, Hist. nat. XII. 141. — Duvernoy gibt in den Mem. soc. hist. nat. Strassbg. III. die sehr detaillirte Monographie eines D. mauritanicus, der grösser, stärker und dunkler gefärbt ist, und eine mehr abgestutzte Schnauze und kleinere Ohren hat als die ägyptische Art . 4) Lichtenstein, Springmäuse 20. Tf. 4; Darstellg. Tf. 24; Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1839. Ill. 186. c. fig.; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844 11. 216. — A. Wagner unterscheidet Münchn. Akad. Abhdl. II. 214: Tf. 4. fig. 2 nach einem defecten Exemplare vom Sinai einen D. macrotarsus mit längeren Läufen und leb- hafterer Färbung, zweifelt jedoch an der Selbständigkeit der Art. Zweifelhafte de- fecte Exemplare verdienen keinen systematischen Namen. 5) Lichtenstein, Springmäuse 20. Tf. 2: Eversmanns Reise 120; Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 47. — Brandt vereinigt diese Art mit Alactaga halticus trotz der auffallenden unten angegebenen Differenzen. | | Dipodidae. Alactaga. - 595 Schwanz nahe an 6 Zoll und ist ohne alle Pfeilzeichnung, nur seine Seiten- haare sind schwarzspitzig. Die gerundeten breiten Ohren haben noch nicht ı/, der Kopflänge. Die Mittelzehe ist etwas länger als die seitlichen. Das Colorit ist gelblich aschgrau mit vielen schwarzen Haarspitzen, die vordere Hälfte des Schwanzes und die Aussenseiten der Unterschenkel isabellfarben ohne schwarze Sprenkelung, die Hinterseite der Tarsen und das Borsten- haar der Zehenwurzel braun. In der kirgisischen Steppe und am östlichen Ufer des kaspischen Meeres, Alactaga Cuv. In der äussern Erscheinung, selbst im Colorit und der Lebensweise ganz mit dem typischen Dipus übereinstimmend bieten die von Fr. Guvier unter Alactaga begriffenen Springer doch im Zahn-, Schädel- und Fussbau so erhebliche Differenzen, dass ihre generische Trennung naturgemäss ist. Die Hinterfüsse haben nämlich eine äussere und innere Afterzehe an besondern Mittelfussknochen, sind also fünfzehig mit drei Mittelfussknochen. Die Nag- zähne sind vorn glatt. In den obern nach vorn etwas divergirenden Back- zahnreihen findet sich vorn wieder ein kleines Stümpfchen. Der zweite und grösste der Reihe hat aussen zwei, innen eine eindringende Falte, der dritte ebenso, der letzte innen einfach gerundet, aussen mit einer Falte. In den untern Reihen sind die ersten beiden einander ziemlich gleich,” der dritte merklich kleiner, der erste hat aussen zwei, innen drei etwas gekrümmte Falten, der zweite jederseits zwei, der dritte aussen eine und innen zwei un- gleiche. Der Schädel ist im hintern Theile schmäler und mehr gerundet als bei Dipus, die Stirnbeine schmäler und in der Mitte deprimirt, die Brücke des vordern Jochfortsatzes viel schmäler, die Paukenknochen minder aufge- blasen. Der Schwanz ist mit kurzen und dicht anliegenden straffen Haaren bekleidet und mit zweizeiligem Endbüschel versehen, dessen Spitze weiss und davor schwarz ist. Die hieher gehörigen Arten haben das Vaterland der vorigen. A. tetradactylus Brdt. 6) Dieser Art fehlt noch die innere Afterzehe an den Hinterfüssen, die daher nur vierzehig sind. Die Mittelzehe ist an- sehnlich länger als die ihr anliegenden, die Zehenballen ungemein stark und hoch, nur schwach von den Zehenborsten bedeckt, die ganze Sohle dunkel gefärbt. Die breiten Ohren von ganzer Kopflänge, der Schwanz von Leibeslänge (d'/; Zoll). Das Colorit ist auf dem Mittelrücken gelbgrau mit viel Schwarz untermischt, die fast reine Isabellfarbe der Seiten setzt sich ziemlich scharf in einer von den Ohren bis fast zur Schwanzwurzel reichenden geraden Linie von der,dunklern des Mittelrückens ab. In der Pfeilzeichnung des Schwanzbüschels misst das Schwarz °/, Zoll und eben- soviel das Weisse. In der libyschen Wüste. A. jaculus Brdt.?) Diese und die folgenden Arten haben an den Hinter- 6) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 220; Dipus tetradactylus Lichtenstein, Springmäuse 21. Tf. 3; Darstellg. Taf. 23; Bruce, Travels V. 121; D. abyssinicus Meyer, zool. Entdeck. 82; Seirtetes tetradactylus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 291. — Letztrer führt ohne genügenden Grund für Cuvier’s Alactaga den Namen Scirteies ein und Brandt gründet auf diese Art das Subgenus Scirlomys. 7) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 220; Dipus m. jaculus Pallas, 596 Unguiculata. Glires. füssen die innere und äussere Afterzehe, dagegen sind hier wie bei voriger die Ohren von ganzer Kopfeslänge und der Schwanz von anderthalb Lei - beslängen, welche selbst 7 Zoll beträgt. Die Pfeilzeichnung des Schwanz- büschels ist sehr entwickelt und gesättigt, die weisse Spitze 1 bis 1'/, Zoll lang, das schwarze Band davor 2 Zoll. Der Hinterfuss hat eine schwärz- liche Sohle, seine Mittelzehe ist länger als die seitlichen, die Zehenballen deutlich, die Zehenborsten schwach; das Colorit graugelb, die Seiten der Schenkel hellgelb. Nach Pallas sind 13 rippentragende, 6 rippenlose, A Kreuz- und 31 Schwanzwirbel vorhanden. Diese Art kömmt noch in zwei merklich abweichenden Varietäten vor. Die eine derselben wird grösser, bis 9 Zoll lang, aber ihr Schwanz ist ansehnlich kürzer, nur wenig über Leibeslänge messend, auch die Ohren erreichen kaum Kopflänge und sind weissspitzig; das graugelbe Colorit neigt zum Olivenfarbigen. Die andere Spielart hat die Grösse der typischen Form, aber merklich kürzere Ohren, fast nur von halber Kopf- länge und der Schwanz sogar kürzer als der Leib, mit sehr breiter Quaste, deren Schwarz 1Y, Zoll, deren Weiss 1 Zoll breit ist; die Zehenballen sind von sehr langen Borsten überwachsen; im Colorit fällt die Schwärze der Schnauze auf. | Die typische Form bewohnt die Krimm und die Steppen zwischen der Donau und dem Don bis in die grosse Tartarei, die kurzöhrige Spielart wurde in der Gegend von Barnaul am Ob, im Nordwesten des Altai ent- deckt und die Zwischenform an den südlichen Gehängen des Ural. A. acontion Brdt.®) Erreicht nur die halbe Grösse der vorigen, näm- lich 44, Zoll Körperlänge, die Ohren 2/, der Kopflänge, der Schwanz wenig Glires 275. 292. tb. 20. 25; Zoogr. I. 187; Schreb. Säugeth. IV. 842. Tf. 218; Lich- tenstein, Springmäuse 21; Cuniculus pumilio saliens Georg Gmelin, comm. acad. Pe- trop. 1755. 351. tb. 11; Gott. Gmelin Reise d. Russl. 1770. I. 26. Tf.2; Mus saliens Haym, Thesaur. brit. Il. 149. tb. 17; Dipus alactaga Olivier, Bnllet. soc. philom. nro. 50; Scirtetes jaculus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 285. — Die kurzöhrige Spiel- art ist Dipus spiculum Lichtenstein, Springmäuse 22. Taf. 7; Scirtetes spiculum A. Wagner Schreb. Säugeth. III. 285; die Zwischenform: Dipus decumanus Lichtenstein, l. c. Taf. 6. Scirtetes decumanus A. Wagner, 1. c. 284. Zu letzterer gehört noch Dipus vezxillarius Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 42; Seirtetes vexillarius A. Wagner, 1. c. 286 mit langem Schwanze und sehr langem Büschel an demselben, aber mit Ohren von halber bis über Kopflänge. Brandt hat einige 20 Exemplare sorgfältig untersucht und sich von dem Schwanken der Charactere und der spe- cifischen Identität dieser verschiedenen Formen überzeugt. Auch A. Wagners Scir- tetes aulacotis von der Westküste Arabiens I. c. 287 u. Münchn. Abhandl. III. 211. Tf. 4. fig. 1 lässt sich nur als Spielart betrachten. Ihre Ohren haben 2/, Kopflänge und an der Innenseite starke Längsrippen am Rande weiss, der Schwanz ist etwas länger als der Körper und der Fuss relativ kürzer. 8) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 223; Dipus acontion Pallas, Zoogr. 1. 182; Glires 284. 295; Schreber, Säugeth. IV. 844; Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 47; Dipus pygmaeus llliger, Abhandl. Berlin. Akad. 1811. 19. 24; Lichtenstein, Springmäuse 23. Tf. 3; Darstellg. Taf. 26; Dipus minutus Blainville, nouv. dict. hist. natur. XII. 127; Desmarest, mammal. 318; Seirtetes acontion A. Wagner, Schreb. Säugelh. III. 289. — Gray unterscheidet Ann. magaz. nat. hist. 1842. X. 262 einen A. indicus von Candahar bei Quella wegen des gelblichen Colorites, der gelben Schwanzquaste mit schwarzen Spitzen und wegen kleiner Gruben an den Zehen- ballen. Eher dürfte Eversmann’s Dipus saltator Bullet. natur. Moscou 1848. 1. 188. tb. 1. fie. 1 vom Altai eine selbständige Art sein. Ihr Schwanzbüschel ist in der obern Hälfte schwarz, in der untern weiss, die Ohren von Kopfeslänge, das Thier merklich grösser als acontion, Dipodidae. Alactaga. 597 mehr als der Körper, mit deutlicher Pfeilzeichnung, Y, Zoll Weiss an der Spitze, davor 1 Zoll Schwarz. Die Mittelzehe ragt ansehnlich über die seitlichen hinaus, die Zehenborsten sind sehr kurz. Das Colorit ist fahl- gelb und schwarz gemischt, die Ohren an der Spitze rostfarbig und dünn behaart. In der kirgisischen Steppe. A. elater Brdt.°) Von der Grösse der vorigen Art mit kopflangen Ohren und der Schwanz merklich länger als der Körper, mit bestimmter Pfeilzeichnung, die weisse Spitze 11, Zoll, davor 1 Zoll dunkelbraun und noch ein weisser Ring. Die Mittelzehe ist ansehnlich verlängert. die Zehen- borsten sehr unbedeutend; die Farbe lebhaft graugelb und der Keulenstreif sehr breit. Das verwandtschaftliche Verhältniss zu voriger Art ist ein so inniges, dass sich vielleicht noch die Identität beider herausstellen wird. In der kirgisischen Steppe. A. arundinis Cuv. ') Der Schilfspringer wird 5 Zoll lang mit ebenso langem Schwanze und zolllangen Ohren. Die ganze Oberseite ist schön graufalb, die Seiten und der Schwanz gelb, der Büschel des letztern mit schwarzbrauner Pfeilzeichnung, Unterseite, Wangen, Innenseite der Glieder und Schenkelseiten weiss, die Schnurren lang und braun. In der Baibarei. A. platyurus 2). Dieser plattschwänzige Springer unterscheidet sich von den vorigen auffallend durch seinen nur an der Wurzel runden, dann lan- zettförmig abgeplatteten Schwanz mit breitem Knorpelrand der Schwanz- gräte. Er erreicht nicht ganz die Körperlänge (3°, Zoll) und endet in ein zweitheiliges Büschelchen dunkelbrauner Haare. Die Füsse sind zierlich und dünn, die Zehen sehr kurz, die mittlere die längste, mit starken Spring- ballen fast ohne Borsten. Die Ohren messen %, der Kopflänge, sind zu- gespitzt, aussen schwach braungelblich behaart, innen weisslich. . Die Schnurren sind kurz und schwarz. Lippen, Kinn und Innenseite der Pfoten weiss, Kehle, Brust und Bauch isabellfarben mit graulicher Mischung, die Oberseite braungelblich mit grauer und schwarzer Beimischung, Im Gebiss sind die beiden vordern obern Backzähne ziemlich gleich gross, aussen mit zwei, innen mit einer eindringenden Falte, die dritte nur mit äusserer Falte. In der untern Reihe ist der erste merklich grösser als der zweite, aussen und innen mit zwei gegenständigen Falten, vorn wink- lig, der zweite aussen mit einer, innen mit zwei Falten, der letzte kleinste aussen und innen mit je einer nicht gegenständigen Falte. Der Schädel im Allgemeinen schmäler als bei den vorigen Arten, in der Stirngegend weniger convex als bei A. jaculus, mehr deprimirt als bei A. acontion, 9) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 224; Dipus elater Lichtenstein, Spring- Er Taf. 9; Darstellg. Taf. 27; Seirtetes elater A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. Ä 1) Fr. Cuvier, Transact. zool. soc. II. 134; Shaw, voyage I. 321; Seirtetes arun- dinis A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 291. 2) Dipus Iplatyurus Lichtenstein, Springmäuse 23. Taf. 10; Darstellg. Taf. 27; Eversmanns Reise 121; Scirtetes platyurus A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 290; Platycercomys platyurus Brandt, Bullet. acad. ‚Petersbg. 1844. 227. Besonders die platte Form des Schwanzes veranlasste Brandt diese Art generisch zu trennen. — Fischer erwähnt in den nouv. mem. nat. Moscou 1829. I. 281. tb. 19, fig. 6-10 Skelettheile aus einem graulichen Mergel der grossen Tartarei, deren Zehen etwas länger, deren Laufknochen etwas kürzer als bei dieser breitschwänzigen Art ist. 598 Ungwiculata. Glires. der Hintertheil schmaler, mehr abschüssig, Unterkiefer mit sehr grosser Massetergrube. Am Flusse Kuwar Darja in der 'Nähe des Aralsee's. A. halticus ?). Bei A1/, Zoll Körperlänge misst der runde Schwanz 5 Zoll und die abgerundeten Ohren ®/, der Kopflänge. Quaste und Pfeilzeichnung sind nicht sehr deutlich ausgebildet, nur die äusserste Spitze ist weiss. Die Mittel- zehe ist nur wenig länger als die anliegenden, die Zehenballen sehr gross. Die längern Haare des Schwanzes haben isabellfarbene Wurzeln und schwarze Spitzen. Rücken und Seiten sind unrein isabellfarben mit reichlicher brauner und schwarzer Beimischung, der weisse Schenkelfleck nur auf der hintern Seite deutlich. Von den obern Backzähnen hat der erste zwei äussere und eine innere Falte, die beiden folgenden jederseits eine, unten die ersten beiden jeder- seits zwei, der dritte innen zwei kleine Kerben, aussen eine Falte, Bewohnt die kirgisische Steppe und Sibirien. Jaculus Wagl. Mehr als die vorigen Gattungen unter einander unterscheidet sich diese von beiden. Sie hat einen schmalen Kopf, eine behaarte Nasenspitze, klei- nen zurückgestellten Mund, mässige Ohren, kurze doch noch über kopflange Schnurren und ganz auffallend vergrösserte Hinterbeine. Die Vorderpfoten sind vierzehig mit einer Daumenwarze, die hintern fünfzehig und ganz ab- weichend von vorigen Gattungen, jede Zehe mit ihrem eigenen Mittelfuss- knochen. Die drei mittlern Zehen sind ‚wiederum viel grösser als die äussern; die Sohlen nackt. Die Krallen kurz und schmal, der Vorderdaumen mit flachem Nagel. Der sehr lange Schwanz verdünnt sich allmählig, ist schuppig, dünn und kurz behaart, ohne Endquaste. Die obern Nagzähne haben eine vordere Längsrinne. Von den vier Backzähnen der obern Reihe ist der erste ein kleiner Stumpf, die folgenden nehmen an Grösse ab. Der zweite grösste hat an der Innenseite eine schief und tief nach vorn eindringende Falte, gegen diese an der Aussenseite eine breit dreiseitige, in welcher eine freie Insel liegt, und dahinter eine zweite, halbkreisförmig nach hinten gebogene. Der zweite hat zwei sichelförmige Gruben hinter einander und an der Aussenseite zwei Falten, die vordere ebenfalls mit Insel, die Kaufläche des vierten besteht aus zwei in einander geschobenen, nach aussen geöffneten Halbkreisen. Im Unterkiefer besitzt der erste sehr grosse einen vordern abgelösten dreilappigen und einen hintern querelliplischen Ansatz, der miltlere Theil hat zwei innere tiefe Falten, der zweite ist ganz ähnlich, nur der vordere Ansatz querelliptisch, der hintere an der Innenseite mit dem mittlern Theil zusammenhängend, der dritte ist Sförmig, vorn mit querer Insel. Der Schädel zeigt eine Annäherung an die Schläfer. Man kennt mit Sicherheit nur eine amerikanische Art, welche wie Dipus ungemein beweglich ist, in weiten Sprüngen hüpft, sich Höhlen gräbt und in Winterschlaf verfällt. Berlin. Akad. 1811. 17. 19; Lichtenstein, Springmäuse 22; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 213; Dipus brachyurus Blainville, nouv. dict. hist, nat. XI. 126; Desmarest, Mammal. 318; Scirtetes halticus A. Wagner, Schreb. Säugelh. III. 288. — Brandt erhebt diese Art wegen der eigenthümlichen Anordnung der Zahnfalten zum Typus des Subgenus Halticus. Dass er mit derselben unrechtmässiger Weise Dipus telum identificirt, ist oben erwähnt worden. Dipodidae. Macrocolus. Jaculus. 599 J. lubradorius Wagn. *) Der nordische Hüpfer erreicht 4 bis 5 Zoll ' Körperlänge, der Schwanz etwas mehr. Der Pelz ist kürzer und minder ' fein als bei der Feldmaus, oben dunkel leberbraun mit etwas bräunlich- gelber Mischung, an den Seiten bräunlichgelb mit schwacher schwarzer Sprenkelung, an der Unterseite weiss, am Winterpelz reicht die dunkle ' Rückenfarbe bis an das untere Weiss. Die Ohren sind hinten und innen gegen den Rand mit kurzen schwarzen Haaren bekleidet, zwischen denen einige gelbe stehen, die Füsse oben mit graulichen. Der Schwanz ist oben dunkelbraun, unten weisslich. | Gemein in den Pelzgegenden nördlich bis zum Sklavensee und höher hinauf. Macrocolus Wagn. Der Bilchspringer hat einen grossen und breiten Kopf, der nach vorn plötzlich in eine zugespitzte Schnauze übergeht, eine ungespaltene Oberlippe, sehr lange Schnurren, nackte Nasenkuppe, mässig grosse Augen, kleine rund- liche, innen und am äussern Rande schwach behaarte Ohren. Die Vorder- beine sind fünfzehig, ihr Daumen sehr kurz mit kleinem Plattnagel, die übri- gen Finger mit langen Sichelkrallen, unten warzig, die sehr langen Hinterbeine vierzehig, die Zehen mit etwas stärkern und kürzeren Sichelkrallen. Der Schwanz ausserordentlich lang, dicht mit kurzen Haaren bekleidet, die gegen das Ende einen schwachen Pinsel bilden. Die Nagzähne sind vorn röthlichgelb, die obern mit Längsfurche. Die vier Backzähne jeder Reihe sind unregelmässig elliptisch, an der Mitte der Vorderseite meist etwas in eine Spitze ausgezogen, unten der erste mehr viereckig und beiderseits etwas ausgeschnitten, alle von vorn nach hinten etwas an Grösse abnehmend. Der Schädel ist im hintern Theil ungeheuer breit, nach vorn sehr stark verschmälert, die Oeffnung im vordern Jochfort- satz ist nach unten geöffnet, Scheitel- und Stirnbeine sehr breit. Die Wirbel- säule zählt 12 rippentragende, 9 rippenlose, 4 Kreuz- und 32 Schwanzwirbel. Acht Rippenpaare sind wahre. Die vordere Ecke des Schulterblattes ist nicht abgestumpft, die hintere spitzwinklig ausgezogen, die Gräle fast mittel- ständig, die Unterarmknochen unten verschmolzen, der Oberschenkel mit drit- tem äusseren Trochanter, die vier Mittelfussknochen mit einander verwachsen. Weichtheile unbekannt. Die einzige Art stammt aus Mexico. M. halticus Wagn.) Wird AV, Zoll lang, der Schwanz 6, Zoll. Das Colorit ist oben bräunlich fahlgelb mit feiner schwarzer Sprenkelung, 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 294. Tf. 231.b; Meriones labradorius Richard- son, Fauna bor. I. 144, tb.-7; Fr. Cuvier, Dents Mammif. 187. tb. 75; Mus labrado- rius Sabine, Frankl. Journ. 661; Gerbillus labradorius Harlan, Fauna 157. — Den Gattungsnamen betreffend ist der Waglersche (Syst. der Amphibien 23) der pas- sendste, da der von Cuvier gewählte schon früher von Illiger anderweitig verwandt war. Die Nordamerikaner unterscheiden noch andere Arten, die theils wirklich mit obiger identisch, theils zu ungenügend charäcterisirt sind. So nimmt Rafinesque deren 3, nämlich Gerbillus soricinus, 6. leonurus und G. megalops americ. monthl. magaz. 1818. 446; prec. dec. semiol. 14; Lesson, mammal. 257; ferner Harlan den Meriones microcephalus proceed. zool. soc. VII. 1; Lesson den M. canadensis man. 258 und Geoffroy St. Hilaire den M, nemoralis dict. class. VII. 323 an. 9) A. Wagner, Wiegm. Archiv 1846. 172; Münchn. Abhandl. V. Tf. 7. — Nach einem Weingeistexempläre aufgestellt lässt sich das Verhältniss dieser Gattung zu 600 Unguiculata. Glires. an den Seiten ins Isabellfarbige ziehend, unten weiss. Der Pelz ist sehr lang und weich, die Schnurren schwarz, die Krallen licht hornfarben. Dipodomys Gray. Diese merkwürdige, noch nicht hinlänglich bekannte und darum ın ihrer Stellung unsichere Galtung besitzt grosse, aussen an den Wangen sich öff- nende Backentaschen. Der Pelz ist weichhaarig, der Kopf von mässiger Grösse, Ohren und Augen ziemlich gross, Vorderbeine kurz, Hintertarsen lang und dünn, Hinterfüsse sehr lang, Sohlen behaart, vorn fünf, hinten vier Zehen; der Schwanz viel länger als der Rumpf, kurz behaart, mit Pinsel. Die obern Nagzähne sind gefurcht, vier Backzähne in jeder Reihe, Skelet unbekannt. Die Arten sind amerikanisch. D. Phillipii Gray ®) Das Colorit ist graubraun, mit längern schwarzen Haaren , die Seiten sandfarben, die Seiten der Nase, ein Fleck an der Ohr- wurzel, eine Binde über die Schenkel und die Unterseite weiss; die Nase, ein Fleck am Grunde der langen schwarzen Schnurren und an der Schwanz- wurzel schwarz; der Schwanz schwarzbraun, jederseits mit weisser Binde und mit weisser Spitze. Der Penis endet in einen langen Stachel. Der Körper misst 5 Zoll, der Schwanz über 6 Zoll. In Mexiko. .D. agılis Gamb.?) Die Farbe ist oben gelblichbraun mit dunkler Mischung, unten rein weiss. Der Kopf ist gestreckt, von den Ohren in eine scharfe Spitze auslaufend, die Ohren fast rund, spärlich behaart, die Augen gross, dunkelbraun, Vorder- und Hinterfüsse vierzehig mit Rudiment einer fünften Zehe, der Schwanz sehr lang, gequastet. Körperlänge etwa HiZioll Bewohnt die Weinberge und Felder Oberkaliforniens, wo er sehr aus- gedehnte Gänge gräbt. Pedetes 1. Der Springhase hat wie Jaculus getrennte Mittelfussknochen und vier- zehige Hinterfüsse, auch ist das Missverhältniss zwischen den vordern und hintern Gliedmassen nicht so auffallend als bei Dipus. Die fünfzehigen Vor- derpfoten haben lange Sichelkrallen, die Hinterzehen fast hufartige, starke, dreiseitig pyramidale Nägel mit horizontaler ausgehöhlter Unterseite, die Mittel- den ebenfalls ungenügend bekannten Jaculusarten nicht feststellen. Wagners Ab- bildung des Skeletes richtet die Dornfortsätze aller Rückenwirbel nach vorn, was in natura nicht der Fall sein dürfte, Antiklinie und diaphragmatische Wirbel sind daher nach der Zeichnung nicht zu bestimmen. 6) Gray, Ann. magaz. nat. hist. 1841. VII. 521. Peale beschreibt in der Unit. St. expedit. Mammal. 52. tb. 13. fig. 2 nach einem jungen Exemplare aus dem Oregongebiele einen Cricetodipus parvus. Kopf und Rumpf sind fast gleich gross, an jenem grosse äussere Backentaschen und kleine rundliche Ohren, die kurzen Vorderfüsse sind vierzehig und mit platt bena- geltem Daumen, die langen Hinterfüsse fünfzehig, der Schwanz lang, sich allmählig verdünnend, mit kurzen weichen Haaren bekleidet, die obern Nagzähne längsge- furcht, die dırei Backzähne im noch nicht abgenutzten Zustande mit je6 rundlichen Höckern. Die Farbe ist oben sepiabraun, unten weiss, an den Wangen mit dunkler Linie. Die Körperlänge fast 2 Zoll, der Schwanz etwas mehr. Im Unterkiefer fin- det sich vorn das Rudiment eines vierten Backzahnes, vielleicht der Rest des ersten Milchzahnes. 7) Gambel, Proceed. acad. nat. sc. Philad. 1848. IV. 57. | Dipodidae. Pedetes 601 zehe viel länger als die beiden seitlichen, die äussere kürzeste kaum den Boden berührend. Der Schwanz ist dicht mit langen Haaren bekleidet, die auf der Unterseite etwas zweizeilig geordnet sind. Der Pelz überhaupt ist langhaarig und reichlich. Die Nagzähne sind sehr kurz, breit, vorn flach und glatt. Die vier Backzähne jeder Reihe sind gleich gross und übereinstimmend gebildet, näm- lich die obern mit einer tief eindringenden äussern, die unlern mil einer ebensolchen innern Falte, welche die Kaufläche in zwei Hälften theilt. Am Schädel ist die Oeflnung im Jochfortsatz gross, die Gehörblase sehr ausge- dehnt, der Schnauzentheil breiter als bei Dipus, der Hirntheil gestreckter, die Stirnbeine lang und breit mit hervortretenden Orbitalrändern, die Nasen- beine sehr convex, der Gaumen schmal und kurz, sein hinterer Ausschnitt in der Mitte der Backzahnreihen gelegen; der Unterkiefer stark, mit langem flachen Gelenkfortsatz, rudimentärem Kron- und abgerundetem Winkelfort- satz. In der Wirbelsäule liegen 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 30 (32?) Schwanzwirbel. Am Schulterblatt erscheint der Vorderrand tief ausgebuchtet, das Schlüsselbein ist lang und stark, der Oberarm kurz und dick, mit perforirtem inneren Knorren, Unterarmknochen stark und völlig getrennt, auch der Oberschenkel kräftig mit auffallend hohem äussern Trochanter, die Tibia ungemein stark, die Fibula dagegen ganz dünn, die Fusswurzel lang, der an den Vorderfüssen vollkommene Daumen ist hinten nur durch einen am Mittelfuss befindlichen Knochenfortsatz vertreten. Von den weichen Theilen ist der birnförmige Magen, der sehr lange und enge Darm und der kurze breite Blinddarm zu erwähnen. Die einzige Art bewohnt das südliche Afrika. P. caffer Il.?) Der gemeine Springhase ist oben rostbräunlich fahl- gelb, auf dem Rücken mit vielen schwarzen Haarspitzen ; das Kreuz und die Oberseite des Schwanzes mit rosligem Anflug, letztrer in der Endhälfte schwarz, die Unterseite weiss, die Krallen gelblich hornfarben. Der kleine Kopf ist comprimirt und zugespitzt, die hintere Nasengegend kahl, die Augen gross und hervorstehend, die Ohren ovallanzettlich, kürzer als der Kopf, die Schnurren länger, der Hals kurz und dick; das Weibchen mit zwei Zitzenpaaren an der Brust. Der Springhase nährt sich von Gras und Getreide, in der Gefangen- schaft frisst er auch Kohl, Salat, Brodt. Tags über pflegt er in seiner selbstgegrabenen Höhle zu schlafen und nur des Nachts der Nahrung nach- % 1) Nliger, prodrom. 82; Smuts, mamm. cap. 47; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 298; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 232; Giebel, Odontogr. 54. Tf. 23. fig. 5; Mus caffer Pallas, Glires 87; Dipus caffer Schreber, Säugeth. IV. 854. Tf. 230; Pedetes capensis Desmarest, Mammal. 325; Helamys capensis Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 59; Buffon, Hist. nat. suppl. VI. 260. 268. tb. 15. Jäger bildet foss. Säugeth. Würtb. I. 17. T£. 3. fig. 41—51 mehre Backzähne aus dem Bohnerz von Melchingen und Salmendingen ab und begründet darauf die Gattung Dipoides. Es haben dieselben ein bis zwei seitliche Falten, welche bei einigen die Kaufläche theilen, so dass die Zähne aus zwei Lamellen bestehen. Das Wurzelende ist abgerieben, doch scheint es, als wären getrennte Wurzeläste gar nicht vorhanden gewesen, in welchem Falle auch die Zähne gar nicht von Thieren dieser Familie herrühren würden, wie es mir am wahrscheinlichsten ist. Doch lässt sich ohne grössere Schädelfragmente die Herkunft dieser Zähne ur mit Sicherheit bestimmen. 602 Unguiculata. Glires. zugehen. In der kalten Jahreszeit erstarrt er. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge. Er wird ganz zahm. Am Gap der guten Hoffnung. Sechzehnte F'amilie. Arvicolini. Die Arvicolinen schliessen sich in mehrfacher Hinsicht den Murinen so eng an, dass sie meist denselben ganz untergeordnet werden. Die Differen- zen sind jedoch bei näherer Vergleichung so durchgreifende und zum Theil erhebliche, dass es natürlicher erscheint, sie als besondere Familie darzu- stellen. In der äussern Erscheinung zunächst unterscheiden sie sich von den Murinen durch den plumperen Körperbau überhaupt, durch den dickeren Kopf mit stumpfer Schnauze und ganz versteckten oder nur wenig aus dem Pelze hervorragenden Ohren. Der Schwanz erreicht höchstens 2, der Kör- perlänge, sehr oft ist er kürzer, dabei ist er gleichmässig mit kurzen Haaren bekleidet, doch auch schuppig geringelt. Die Pfoten gleichen denen der Mäuse, die Krallen pflegen jedoch stärker zu sein. Die Sohlen sind bei Einigen nackt, bei Andern behaart, oft auch Schwimmborsten an den Füssen vorhanden. Der Pelz ist dem der Mäuse gleich. Das Gebiss weicht wesentlich von dem der Mäuse ab. Die drei Back- zähne jeder Reihe nehmen nach hinten an Grösse ab und bestehen aus ınehrern Lamellen, die in der Mitte gebrochen sind, daher man sie auch als aus dreiseiligen, alternirenden Prismen gebildet betrachtet. Als lamellirte Zähne sind sie wurzellos, nur ausnahmsweise bilden einige im Alter Wur- zeläste. Die Nagzähne sind vorn gelb, die obern bei Einigen gefurcht, bei Ändern glatt. Der Schädel ist leicht von dem der Mäuse zu unterscheiden durch den breiten Hirntheil, die plötzliche Verengerung zwischen den Augenhöhlen, die stumpfere Schnauze, den weiteren Eingang in die Oefinung des Oberkiefer- jochfortsatzes, den kürzeren und weiter abstehenden Jochbogen. Der Dorn des zweiten Rückenwirbels ist nicht überwiegend verlängert. Von den weichen Theilen ist der stark eingeschnürte Magen, der grosse, zellige Blinddarm, das spiralig gewundene Colon und die sehr entwickelten Genitalien zu erwähnen. Die wenigen Gattungen bewohnen die nördliche Erdhälfte und zwar deren gemässigte und kalte Zone, in Ebenen sowohl als in Gebirgen bis zur Grenze des ewigen Schnees. Sie leben unterirdisch nach Art der ächten Mäuse, nähren sich aber vorherrschend von vegetabilischen Stoffen und schei- nen nur aus Noth zu animalischen ihre Zuflucht zu nehmen. Winterschlaf ist nicht allgemein. Myodes Pall. Die generell characteristischen Eigenthümlichkeiten der Lemminge liegen in der dichten Bedeckung der Fusssohlen mit starren Haaren, in dem nur '/io der Körperlänge messenden, der Länge der hintern Sohle nicht gleich- kömmenden Schwanze und in dem aus 4 bis 5 alternirenden Prismen gebil- deten letzten Backzahne. Die Ohren sind ganz im Pelze versteckt oder ra- gen nur sehr wenig hervor. Die stumpfe Nasenkuppe ist behaart, ausnahms- weise nackt. Die Füsse fünfzehig mit grossen Krallen, oft an Vorder- und Hinterfüssen verschieden, der vordere Daumen sehr selten nagellos. Der | | | | | Arvicolini. Myodis. 603 Pelz weich, von veränderlicher Länge, meist unrein gefärbt, bei den hoch- nordischen Bewohnern im Winter weiss. Das Skelet bietet ausser in der Veränderlichkeit der Wirbelzahlen keine erheblichen Eigenthümlichkeiten. Die Lemminge bewohnen den Norden der Alten Welt und Amerikas und sind durch ihre Wanderungen, die sie bei übermässiger Vermehrung und vor Eintritt heftiger Winter unternehmen und in geradliniger Richtung über Berg und Thal, See’n und Flüsse in ungeheuren Schaaren ausführen, längst bekannt. Fossilreste von ihnen sind noch nirgends gefunden worden. Die Arten sind übrigens von sehr übereinstimmenden Bau und schwierig von einander zu unterscheiden. M. lemmus Pall.?) Der gemeine Lemming hat einen eiförmigen ab- gerundeten Kopf mit behaarter Nase, bis an diese gespaltene, seitlich auf- getriebene Lippen, kurze, nicht die Länge des Kopfes erreichende Schnur- ren, kleine Augen und zwei Borsten über denselben, sehr kurze, rundliche, im Pelze versteckte Ohren mit innerem verdickten Rande zur Verschliessung des Gehörganges. Der Hals ist kurz, der Leib gedrungen, die Beine kurz und stark; die Männchen haben grössere Krallen als die Weibchen, vorn sehr lange, comprimirte, gekrümmte, von ungleicher Länge, hinten kürzere. Der sehr kurze Schwanz ist dick, stumpf, mit dichten anliegenden Haaren bekleidet. Der Pelz ist lang, gelb gefärbt, braun gewässert mit schwarzen Flecken, an den Seiten des Kopfes, der Kehle und an der Bauchseite weiss, von der Nase zur Stirn zieht ein dunkelrostbrauner Fleck, ein gleicher durchs Auge zum Ohr, zwischen den Ohren eine falbe Querbinde, dahinter ein grosser schwarzer Fleck, Schwanz und Pfoten gelb. Körperlänge 5 Zoll und darüber. Die dreiseitigen vorn gelblichen Nagzähne beider Kiefer haben vorn eine breite flache Rinne. Von den drei Backzähnen der obern Reihe beste- hen die ersten beiden aus je drei, der letzte grössere aus vier, in der un- tern Reihe jeder aus drei queren dreiseitigen Prismen, deren grössere convexe Seite oben die vordere, unten die hintere ist. Ihre Verbindung ist so, dass die trennenden Seitenrinnen aussen und innen alterniren. Die Wirbelsäule besteht aus 12 rippentragenden, 6 rippenlosen, 4 Kreuz- und 11 Schwanzwirbeln. 7 Rippenpaare sind wahre; das Brustbein ist vier- wirblig, die Knochen der vordern Gliedmassen sehr kräftig. Der Magen mit einer Falte, ohne äussere Einschnürung, der Blinddarm klein und zellig, der Dickdarm z. Th. spiralig gewunden, die Leber vierlappig, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig, der Penis mit einem Knochen. 9) Pallas, zoogr. I. 173; Glires 186. tb. 12.a 27. fig. 17 (9); Schreber, Säugeth. IV. 687. Tf. 195.a; Pander u. d’Alton, Skelete der Nager Tf. 9.ab; Sundevall, k. vetensk. akad. handl. 1840. 24. tb. 1. fig. 4; Retzius, ibid. 1839. 120. tb. 1. fig. 7. 8; Müllers Archiv 1841. 403; Rathke, Schrift. natf. Ges. Danzig 1842. 1; Giebel, Odontogr. 52. Tf. 24. fig. 21; Lemmus norvegicus Desmarest, mammal. 287; Martins, rev. zool. 1840. 193. — Liljeborg unterscheidet im Arch. skandin. Beitr. 1845. 1. 144; Wegelin, ebd. 1850. Il. 327 einen M. schisticolor, der aschgrau ist und einen grossen rolhbraunen Fleck auf dem hintern Theil des Rückens hat, auch sind die Vorderkrallen nicht grösser als die hintern und an der breiten platten und zwei- spitzigen Klaue des vordern Daumens ist die vordere Spitze am breitesten, bei der gemeinen Art dagegen die hintere. Da andere Eigenthümlichkeiten nicht angegeben werden, das Gebiss gar keinen Unterschied zeigt und die Paarung mit dem Lem- ming sehr ia ist; so können wir dieser Art die Selbständigkeit noch nicht zugestehen. 604 Unguieulata. Glires. Der Lemmig bewohnt die Gebirge Skandinaviens, gesellig in Erdhöhlen. Seine Nahrung besteht in allerlei Gewächsen, namentlich Wurzelwerk. Den Winter verschläft er theilweise, läuft aber auch unter dem Schnee herum und wühlt sich Gänge in demselben. Er läuft nicht sehr behend und schnell und ist sehr bissiger Natur. Das Weibchen wirft mehremals des Jahres 5 bis 6 blinde Junge. Findet eine starke Vermehrung statt oder tritt Fultermangel ein: so versammeln sich die Lemminge in grossen Schaa- ren und ziehen geraden Weges von dem Gebirge in die Ebene hinab. Nur unüberwindlichen Hindernissen weicht der Zug aus und wendet sich schnurstracks zum Meere, in welchem die nicht von Raubthieren unterwegs schon vertilgten ihren Tod finden. Die sich von den Hauptzügen entfer- nen und in der Ebene verbleiben, kehren im nächsten Sommer wieder ins Gebirge zurück. M. obensis Brts. !) Der Pestruschka ist kleiner als der gemeine Lem- ming, nur etwa 4 Zoll lang, hat kürzere Klauen und einen kürzeren Pelz, der bräunlich gelb ist mit schwarzer Sprenkelung, an den Seiten heller gelb, unten rostgelb, an der Kehle weiss, mit braunem Längsstrich auf dem Scheitel_und gleichem durch Auge und Ohr. Andere Eigenthümlichkeiten sind nicht bekannt. Geht nicht über den 74. Grad hinauf, aber zu beiden Seiten des Ural bis zu dessen südlichen Verzweigungen hinab, in niedrigen und waldigen Flächen. M. torquatus Pall.?2) Die Uralmaus gleicht in der Grösse der kleinen Feldmaus. Ihre versteckten Ohren sind an der Spitze rothbraun behaart, die kräftigen Beine sehr stark behaart, der Pelz sehr weich und glatt, auf dem Rücken roth und gelblich oder blass gelblich und rothbraun gemischt und fast gewässert, mitten auf dem Rücken dunkler, an den Seiten blasser, unten schmutzig weiss, die Nase schwarz behaart und einen dunkelbrau- nen Streif zur Stirn sendend, die Füsse weisslich und braun gemischt, die Sohlen weiss, hinter jedem Ohr ein weisslicher Fleck, der Schwanz braun mit einem Büschel weisser steifer Borsten an der Spitze. Die Nagzähne weiss. Die übrigen Formverhältnisse stimmen mit dem gemeinen Lemming überein. Bewohnt den nördlichen waldlosen Theil des Ural und die weiten Moräste gegen das Eismeer hin, wo sie ebenfalls wandert. M. lagurus Pall, 3). Die Schwertelmaus wird noch nicht 4 Zoll lang und hat einen kleinen Kopf, runde, glatte, kahle, fast ganz versteckte Ohren, sehr kurze Beine, die vordern mit nagelloser Daumenwarze und einen langen sehr weichen, glatten Pelz; oben blass grau mit dunkelbrauner 1) Brants, muiz. 55; v. Middendorff, Bullet. acad. Petersbg. 1844. Ill. :289. Sibirische Reise Il. 2; Mus lemmus var. sibirica, obensis, lapponica Pallas, Glires 201. 205; Zoogr. I. 173. — Nach Brants und v. Middendorff sind mit dieser Art identisch Hypudaeus migratorius Lichtenstein, Eversm. Reise 123; Arvicola helvolus Richardson, Fauna I. 128 und Georychys luteus Eversmann, welch lelztere wir S. 528 als selbsländige Art aufzuführen uns veranlasst sahen. Wagners M. albigularis Schreb. Säugeth. Ill. 602 ist ohne Bedenken hier unterzuordnen. 2) Pallas, Zoogr. I. 173; Glires 206. tb. 11.b; Schreber, Säugeth. IV. 686. Taf. 194. Ri IR Zoogr. I. 176; Glires 210. tb. 13.a; Schreber, Säugeth. IV. 684. af. ; Arvicolini. Arvicola. ..) Mischung, von der Stirn über den Rücken bis zum Schwanze ein schwarzer Streif, Brust, Bauch und Beine schmutzig weiss, die Schnurren grau. Die Nagzähne sind gelblich. 13 rippentragende, 7 rippenlose, 2 Kreuz- und 7 Schwanzwirbel. Der Magen mit dicker innerer Falte, der grosse Blind- darm zellig und spiral gewunden. Bewohnt die Steppen um den Jaik, Jenisey und Irtisch, wo sie in den sandigen Boden ihre Höhle mit besonderem Ein- und Ausgang gräbt. Sie ist sehr bissig und soll selbst ihres Gleichen fressen. Im Winter schläft sie. Bisweilen wandert sie in grossen Schaaren von einer Steppe zur andern. Das Weibchen riecht während der Begattungszeit stark nach Bisam und wirft 5 bis 6 Junge. M. hudsonius Wagn.*). Der arctische Lemming misst etwa 5 Zoll Länge. An seinen Vorderpfoten sind die beiden Mittelzehen ziemlich gleich lang, deren Krallen sehr gross, comprimirt, hoch, an der sehr stumpfen Kuppe mit Querfurche, das Daumenrudiment nagellos. Die schwärzlich grauen Haare des Rückens haben weisse, dunkelbraune und schwarze Spitzen, an den Ohren, den Körperseiten und der Brust herrscht das licht Rostfarbene, der Bauch ist graulichweiss mit rostigem Anfluge, die Füsse sind mit langen weissen Haaren bekleidet. Das Winterkleid ist weiss. Die Farbe des Sommerpelzes variirt jedoch ziemlich erheblich, bisweilen ist der Rücken dunkelgraulichbraun mit schwarzem Streif, die Unterseite gelblich grau, die Nase schwarz behaart, die Schnurren theils schwarz, theils weiss. Verbreitet sich von der Ostküste des weissen Meeres durch Sibirien und Nordamerika bis an die äussersten Grenzen des Festlandes hinauf und nicht in die Waldregion hinab. M. trimueronatus Wagn.°). Diese Art gleicht in der Grösse der ge- meinen, hat eine stumpfe Nase mit kurzer nackter Spitze, versteckte Ohren, die Vorderzehen unten nackt, mit mässig grossen starken Krallen, die ab- und auswärts gebogen, oben convex, nicht comprimirt und unten breiter ausgefurcht sind, der Daumen fast nur aus einem starken Nagel bestehend, an dessen stumpfem Ende drei Spitzen stehen, die Hinterzehen länger, mit ebensolchen, nur schmächtigeren mehr comprimirten Krallen. Die Farbe des Kopfes, Oberhalses und der Schultern ist ein gemischtes Röthlichgrau, an den Seiten röthlichorange, Kinn, Hals und Unterleib grau mit einge- mengten orangefarbenen Haaren, der sehr kurze Schwanz oben schwarz, unten graulichweiss, die Vorderpfoten oben dunkelnelkenbraun, hinten mit längern weissen Haaren besetzt, die Schnurren ganz weiss oder am Ende bräunlich. Bewohnt Nordamerika vom 65. Grade aufwärts. Arvieola Lacp. Die Feld- oder Wühlmäuse gleichen den Lemmingen in den sie von den Mäusen unterscheidenden Characteren, nämlich in den sehr kurzen Ohren 4) Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 604; v. Middendorff, Bullet. acad. Petersbe. 1844. Il. 290; Sibirische Reise II. 2; Mus hudsonius Pallas, Glires. 209; Forster, Transact, phil. LXMl. 379; Schreber, Säugeth. IV. 691. Tf. 196; Pennant, arkt. zool. l. 132; Lemmus hudsonius Desmarest, mammal. 289; Sabine, Parr. roy. suppl. 185; ı Franklin’s journ. 661; Arvicola hudsonius Richardson, Fauna I. 132; Ross, voy. North | West passage 1835; A. groenlandicus Richardson, 1. c. 134; Mus groenlandicus Traill, Scoresb. Green]. 41. | 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 603; Arvicola trimucronatus Richardson, ‚ Fauna I. 130. 606 Unguiculata. Glires. und dem kurzen dicht behaarten Schwanze. Erstere sind dureh einen an der Basis des Aussenrandes befindlichen Lappen ganz oder theilweise ver- schliessbar. Die obern .Nagzähne sind stärker als die untern, vorn stark gewölbt. Die drei nach hinten an Grösse abnehmenden Backzähne jeder Reihe unter- scheiden sich von voriger Art durch die schmälern, deutlicher ziezacförmig geordneten Prismen und deren Anzahl, welche hier specifische Differenzen bieten. Das erste und letzte Prismenpaar pflegt durch ein einfaches Prisma gebildet zu werden. Der Schädel bietet besonders im Zwischenscheitelbein beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Man zählt 13, seltner 14 rippentra- gende Wirbel, meist 6 rippenlose, ausnahmsweise 5 oder 7, 3 Kreuz- und 13 bis 24 Schwanzwirbel. Der Magen ist von eigenthümlicher Bildung, der Blinddarm gross, zellig und meist spiralgewunden. Die sehr zahlreichen Arten bewohnen die gemässigle und kalte Zone der nördlichen Erdhälfte in Niederungen sowohl als bis zur Schnee- und Eisregion hinauf. Ueberall graben sie sich ihre Wohnungen, einzelne sehr künstliche mit Vorralhskammern. Ueber das Vorkommen in früheren Schöpfungsperioden liegen noch keine befriedigenden Untersuchungen vor. 1) Europäisch -asialische Arten. a) Der erste untere Backzahn mit 7 Prismen, aussen 4-, innen 5kantig. Haar- streifen an der Innenseite der äussern Ohrenbasis, a) Waldmäuse. Der zweite untere Backzahn mit 3 Prismen, jederseils dreikantig. A. rutilus Desm. °). Aehnelt in der äussern Erscheinung sehr der kleinen Feldmaus, hat eine stumpfe sehr haarige Schnauze mit kopflangen Schnurren, kleine Augen, kahle, nur an der wenig aus dem Pelze hervor- ragenden Spitze roth behaarte Ohren und einen kurzen, dicken, dicht be- haarten Schwanz. Die Oberseite ist schön rothgelb gefärbt, gemischt mit den bräunlichen Spitzen der längern Haare, an der Schnauze und den Seiten des Körpers mehr gelb mit bräunlicher Mischung, unten weiss, ebenso die reichlich behaarten Pfoten, der Schwanz oben mit dunkelbraunem Streif, an den Seiten gelblich, unten weiss. Das Weibchen hat zwei Zitzenpaare am Bauche. Körperlänge 3Y, Zoll, Schwanz wenig über 1 Zoll. Im Gebiss hat diese Art mit der folgenden gemein die Form des zwei- ten oberen Backzahnes, der aussen 3, innen 2 grössere Kanten hat; von jenen 3Kanten ist die vorderste ausserste viel kleiner als die andern. Der Schädel ist kurz und gewölbt, die Ansatzstelle des Masseters nicht kantig begränzt, der Jochbogen weit abstehend, die Gegend zwischen den Augen- höhlen verhältnissmässig breit. In der Wirbelsäule 13 rippentragende, 6 rip- penlose, 3Kreuz- und 16 Schwanzwirbel, das Brustbein sechswirblig. Der Magen verhältnissmässig sehr gross, mit dünner Falte, der Blinddarm etwas spiralig, die Gallenblase klein. Bewohnt die waldigen Gegenden Schwedens, Finnlands, des nördlichen Russland, Sibiriens bis Kamtschatka und die benachbarten Inseln, gräbt 6) Desmarest, Mammal. 284. S. Longchamps, Micromamm. 119; Sundevall, k. vet. acad. Handl. 1840. 19. 27. tb. 1. fig. 2; Mus rutilus Pallas, Glires 246. ib. 14b; Schreber, Säugeth. IV. 672. Tf. 188. — Die Gattung betreffend führte Lacepede / Arvicolini. Arvicola. 607 wenig und sucht lieber die Gänge andrer Mäuse auf, hohle Bäume, Ge- treidehaufen und geht auch in die Häuser. Den Winter über bleibt sie munter, 7 A. glareolus Sundev.”). Die Röthelmaus hat die Grösse der vorigen, aber einen etwas längern Schwanz. Die Ohren ragen deutlich aus dem Pelze hervor. Die Farbe der Oberseite ist rostroth oder rothbraun, nach den Jahreszeiten mehr minder lebhaft, die längern Haarspitzen schwärzlich, Unterseite und Füsse scharf abgesetzt weiss, der Schwanz oben schwärz- lich, unten gelblich weiss, an der Basis kurzhaarig. Die Backzähne sind nur in der Jugend wurzellos, im Alter zweiwurz- lig, das vordere Prisma des ersten untern aussen nach hinten ausgedehnt und mit dem folgenden verschmolzen, der Zahn aussen und innen fünf- kantig, der dritte obere aussen 5-, innen 4kantig. Am Schädel ist das Zwischenscheitelbein jederseits in eine nach aussen vorstehende Spitze ver- schmälert, das Hinterhauptsloch ebenso hoch als breit. Bewohnt das mittlere Europa, Dänemark, Schweden, Finnland und an der Wolga; meist an Zäunen und Waldsaumen in der Nähe der Bäche. A. Nageri®). Diese kräftige Alpenmaus ist auf dem Rücken lebhaft rothbraun, an den Seiten mäusegrau, unten hell aschgrau. Die breiten ab- gerundeten Ohren sind fast im Pelze versteckt. Die Schnurren grau, die Krallen schwach. Der mittelmässige Schwanz ist oben schwärzlich, unten weisslich und kurz behaart, die Pfoten oben dunkelgrau, unten heller. Körperlänge 4, Zoll, Schwanz 2 Zoll. Im Ursernthal am Gotthardt sehr selten in einer Sennhütte beobachtet. ß) Erdratten. Der zweite untere Backzahn mit 5 Prismen, jederseits dreikantig. A. amphibius Desm. °). Die gemeine Wasserratte variirt vielfach und ist dennoch häufig in mehre Arten unterschieden worden. Sie hat im All- gemeinen eine kurze und sehr dicke Schnauze mit mässig langen Schnurren, länglich runde Ohren mit behaartem Rande, durch einen runden Deckel verschliessbar, fast ganz im Pelze versteckt, der Schwanz hat ungefähr die halbe Körperlänge. Die kurzen Vorderbeine sind dünn behaart und haben auf der kurzen Daumenwarze einen kleinen rundlichen Nagel, weder vorn noch hinten Schwimmhäute, wie der Name vermuthen lässt. Das lange gerade nicht weiche Haar ist an der Wurzel schwärzlich grau, das straffere 1798 den Namen Arvicola ein und erst 1811 Nliger die Benennung Hypudaeus, da- her ersterer beibehalten werden muss um so mehr als letztrer nicht scharf genug bestimmt war. 7) Sundevall, k. vet, acad. Handl. 1840. 16. 28. tb. 1. fig. 3; Mus rutilus var. Pallas, nov. spec. 247; Mus glareolus Schreber, Säugeth. IV. 680. Tf. 190; Hypudaeus hercynicus Mehlis, Isis 1831. 874. Tf. 7. fig. 8; A. rubidus u. A. rufescens S. Long- champ, Micromamm. 112. tb. 3. fig. 5; camp. de Liege tb. 4; A. riparia Yarrell, proceed. zool. 1832. 109; Jenyns, Ann. magaz. nat. hist. 1841. VII. 274; A. pratensis Bell, brit. quadrup: 330; Macgillivray, brit. quadrup. 271.tb. 29; Hypudaeus glareolus A. Wagner, Schreb. Säugelh. 11. 582. Tf. 190b. 191a. 8) Hypudaeus Nageri Schinz, Verzeichn. I. 237; v. Tschudi in Giebels Weltall 1854. nro. 3. S. 21. 9) Beaansete Mammal. 180; S. Longchamps, Micromamm. 88. tb. 1. fie. 1. 3. tb. 2. fie. 1. 2; Macgillivray, brit. quadrup. 260. tb. 28; Sundevall k. vet. acad. handl. 1840. 27; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 33; Mus amphibius L. Schreber, Säugeth. IV. 668. Taf. 136; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 980; Buffon, Hist. natur. VII. 348, tb, 44—46. 63; Hypudaeus amphibius Brants, muiz. 88; A. Wagner, Schreb. 608 Unguieulata. Glires. mit schwärzlichen Spitzen, das feinere auf dem Rücken nussbraun, an den Seiten gelbbraun, unten weissgrau. Die Haare des Schwanzes grau und schwarzbraun melirt. Körperlänge 6, Zoll und mehr, Schwanz 3 Zoll. Am dritten obern Backzahn ist das letzte Prisma nach innen convex gerundet, der Zahn selbst aussen 4-, innen 3kantig; die drei innern Kanten des mittlern oberen Backzahnes gleich gross und scharfwinklig. Am Schädel ist das Zwischenscheitelbein jederseits nach hinten und aussen in eine über seine hintere Kante hinaus verlängerte Spitze ausgezogen, das Hinterhaupts- loch höher als breit. In der Wirbelsäule liegen 13 rippentragende, 6 rip- penlose, 3 (oder 4 nach Cuvier) Kreuz- und 23 (nach Cuvier 24) Schwanz- wirbel. Der Magen ist zweilheilig, der Pförtnertheil aus drei Beuteln ge- bildet, deren grösster dieckwandig und drüsenreich; die Speiseröhre setzt im Gardiasack eine wiederkäuerähnliche Rinne fort. Die Wasserratte verbreitet sich durch ganz Europa und im nördlichen Asien bis an das Eismeer. Sie liebt den Aufenthalt an Seen, Teichen, Flüssen, Sümpfen, an deren steilen Ufern, auch Aecker, Gärten- und Wiesen mit feuchtem lehmigen Boden, wo sie ohne grosse Mühe ihre Löcher gräbt und Wurzeln sucht. Verfolgt, sucht sie sich gewöhnlich im Wasser zu verstecken. Sie ist übrigens sehr bissig und setzt sich zur Wehr. Das Weibchen riecht während der Begattungszeit nach Moschus und wirft im April bis 8 Junge. Sie ist in Gärten und Wasserdämmen oft schädlich. Ihr Fleisch wird in manchen Gegenden gegessen, auch der Pelz verarbeitet. Fossilreste der gemeinen Wasserratte sind aus den Höhlen von Kirk- dale und aus den Breccien des Mittelmeeres bekannt. Säugeth. Ill. 566; Giebel, Odontogr. 51. Taf. 22. fig. 17; Retzius, Müllers Archiv 1841. 403; Lemmus aquaticus Fr. Cuvier, dict. sc. nat. VI. 306; Brachyurus amphibius Fischer, Zoogr. Ill. 58; Microtus amphibius Schrank, Faun. boic. I. 31; Arvicola ater Macgillivray, Transact. Werner, soc. VI. 424. — Selys Lonchamps beschränkt a. a.0. den Character der Wasserratte auf die schwärzliche Farbe des über halbe Körper- länge messenden Schwanzes, auf das Colorit oben erd- oder rostbraun mil schwar- zer Mischung, an den Seiten röthlich, unten dunkelgrau, am Bauch mit Roth über- laufen, der Schwanz mit 110 Ringeln. Davon unterscheidet er A. monticola |]. c. tb. 1. fig. 6. tb. 2. fig. 3. von den Pyrenäen, durch den lichtgrauen etwas kürzern Schwanz, den weichern Pelz oben gelblich grau, an den Seiten blassgelblich, unten weisslich grau, nirgends mit schwarzen Haaren; ferner Il. c. 93. tb. 1. fig. 4. 3. tb. 2. fig. 4; A. destructor nach Savi, giorn. Letterat. 1839. nro. 102 (== A. Musig- nani S. Longch. revue zool. 1839; A. terrestris Bonaparte, Faun. ital. VII.) in dem nördlichen Italien, dessen Oberseite gelblichbraun mit Grau gemischt, die Seiten lichter, Hals und Brust weisslich grau, Bauch grau, schwach gelblich angeflogen, Schwanz oben mit kurzen starren schwärzlichen Haaren, unten mit weisslich grauen, auf dem Rücken mit längern schwarzen Haaren, 4 Zitzen am Bauche und 4 an der Brust. Ausserdem unterschied schon Linne, Faun. suec. II. 11. einen Mus terrestris —= Arvicola terrestris Schinz, europ. Fauna I. 59. S. Longchamps |. c. 97. tb. 1. fig. 6. tb. 2. fig. 6; Lemmus Fr. Cuvier, mammif. Il. livr. 48; Buffon, hist. natur. suppl. VII. tb. 70; A. argentoratensis Desmarest, mammal. 281), im Elsass und den Alpen. Die Art soll kleiner sein, ihr Schwanz eben braun, unten blasser, über der Körperlänge messend, Pelz oben bramn mit gelber Mischung, an den Seiten gelblich, am Bauch grau mit gelblichem Anfluge. Mit diesen Differenzen sind noch nicht alle Farbenvarieläten erschöpft, es kommen Exemplare mit ganz schwarzem Rücken etc. vor. Indess bietet auch das Skelet Verschiedenheiten, die sehr wohl zu berücksichtigen sind und zu einer neuen Prüfung:des gesammten Maleriales auf- fordern. Die Zahl der Schwanzwirbel wird auf 18, 20, 22, 23, 24 angegeben. Für den A. amphibius lässt S. Longchamps die Orbitalränder in der Stirnnaht zusam- mentreffen und gibt die Jochbögen wenig stark an, vorn ausgerandet, hinten einen Arvicolini. Arvicola. 609 H. ratticeps Bls.!). Die rattenköpfige Feldmaus erreicht nicht ganz die Grösse der gemeinen Wasserratte und hat einen schlankeren Kopf; die _ Ohren sind fast von halber Kopfeslänge und treten mit dem Rande frei hervor. Die Gehöröffnung ist fast ganz verschliessbar. Der Schwanz er- ‚ reicht mehr als 4, der Körperlänge. Das Colorit ist oben dunkelbraun mit roströthlichem Anfluge, die Unterseite scharf abgesetzt grau weiss, die ' Pfoten schwärzlich grau, der Schwanz oben schwarzbraun, unten weisslich, die Schnurren schwarzbraun, die längern mit weissen Spitzen. Von den obern Backzähnen hat der letzte sechs Prismen, deren letztes nach aussen und innen eine scharfe Längsleiste zeigt. Am Schädel ist das Zwischenscheitelbein jederseits in eine schräg nach hinten gerichtete, hinter der Mitte der Länge auslaufende Spitze ausgezogen. Die Wirbelsäule zählt 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 15 Schwanzwirbel. Im Gouvernement Wologda auf Aeckern. A. alpinus ?). Ist etwas grösser als die gemeine Feldmaus, mit reich- lichem Pelz, ziemlich grossen, behaarten, nur zur Hälfte verschliessbaren, ‚ frei hervorragenden Ohren, mit zahlreichen sehr langen, schwarzen und weissen Schnurren, der Schwanz über Y, der Körperlange messend, mit kleinem Pinsel, oben dunkelbraun, unten graulich weiss. Die Haare des ı Rückens im grössten Theil ihrer Länge dunkel schieferschwarz, die der ' Unterseite nur an der Wurzel, die Spitzen der obern lichtfalb oder schwarz, die der seitlichen falbbräunlich, die der untern weiss, die Nägel weisslich mit rothem Fleck. Körperlänge 4?/, Zoll, Schwanz 2 Zoll, Im Gebiss hat der letzte obere Backzahn jederseits drei Prismen und einen hintern Ansatz. Die Zacken aller Zähne sind sehr ungleich, die ın- nern Prismen viel kleiner als die äussern. Der Schädel ist im Hirntheil breiter als bei den verwandten Arten. In der Wirbelsäule liegen 13 rip- pentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 18 Schwanzwirbel. Der Darm- kanal hat die sechsfache Körperlänge, der Magen mit doppelter Einschnü- rung, der Blinddarm sehr dick und gewunden, die Leber fünflappig. Bewohnt die höhern Regionen in den Alpen, über 5000 Fuss Meeres- höhe und bis zu 12,000 Fuss aufsteigend. ee re Tess zz, SS Se ' stumpfen Winkel bildend. Bei A. monticola ist der Schädel viel grösser, die Or- ' bitalränder treffen in einer Leiste zusammen, die Jochbögen sind sehr stark, vorn ‚sehr ausgerandel; bei A. destructor ist der Schädel gestreckter, die Orbitalränder | treffen nicht zusammen, die starken Jochbögen vorn fast ohne Ausrandung, hinten einen rechten Winkel bildend: auch bei A. terrestris treffen die Orbitalränder nicht zusammen. Diese Differenzen verlieren ihre Bedeutung dadurch, dass Savi und ' Wagener den Schädel des A. terrestris ganz mit A. amphibius übereinstimmend und 'in einem Balg von A. amphibius den Schädel eines A. terrestris fanden. — Die meisten der in Höhlen gefundenen Fossilreste scheinen alluvialen Alters zu sein. Die in meiner Fauna. Säugeth. 88. aufgeführten Hypudaeus spelaeus und H. breceien- ‚sis sind ächte Wasserralten. 1) Keyserling und Blasius, Bullet. acad. Petersbg. 1842. IX. 33; Mem. acad. ‚ Petersbg. 1841. IV. 319; Hypudaeus ratticeps A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 573; Lemmus medius Nilsson u. Sundevall, Archiv scandin. Beitr. I. 146 11. 180. Ä 2) Hypudaeus alpinus A. Waener, Schreb. Säugeth. Ill. 576. Tf. 191b; Hypudaeus nivalis Martins, revue zool. 1842 331; Ann. sc. nat. 1843. XIX. 87. tb. 5. 1847. vi. 193; H. nivicola Schinz, synops. mammal. II. 240; Actes soc. helvet. Geneve 1846. ı 72; Arvicola leucurus u. A. Lebruni Gerbe, revue zool. 1852. 257; Hypudaeus petro- | phälus Wagen. hat am dritten Prisma des 2. obern Backzahnes vorn eine Einbuchtung, 'im Uebrigen völlig identisch, Säugelhiere. 39 610 Unguiculata. Glires. b) Der erste untere Backzahn mit 9 Prismen, aussen fünf-, innen sechskantig. a) Feldmäuse. Der zweite obere Backzahn mit 4 Prismen, aussen zwei-, innen dreikantig. aa) Das Ohr zwischen der Basis des Aussenrandes und der inneren Ohr- öffnung nackt. A. arvalis S.Lgch.°). Die gemeine Feldmaus ist ein zierliches Thierchen von 34, bis 4 Zoll Körperlänge mit zolllangem dünn behaartem Schwanze, Ihre runden Ohren ragen nur wenig aus dem Pelze hervor und haben nur einen kleinen, den Gehörgang nicht ganz verschliessenden Deckel. Das Daumenrudiment der Vorderpfoten ist sehr klein. Das Colorit ist am Rücken mäusegrau bis dunkel schwarzgrau mit gelbrothem Anfluge, an der Unter- seite graulich, nicht scharf begrenzt; die Aftergegend weiss, die Füsse weissgrau, der Schwanz hell und einfarbig. Selten kommen auch schwarze, weisse und gefleckte Spielarten vor. Die Nagzähne sind vorn hochgelb. Das letzte Prismenpaar des ersten untern Backzahnes ist gegenständig, zu einer Lamelle verschmolzen. Im Oberkiefer hat der letzte Backzahn innen A, aussen 3 nach vorn gerückte Prismen und hinten eine schwache Leiste. Am Schädel ist das Zwischen- scheitelbein seitlich abgestutzt, in der Mitte am breitesten. In der Wirbel- säule liegen 13 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 15 bis 18 Schwanzwirbel. Die Feldmaus bewohnt Felder, Wiesen, Gärten und Gebüsche, nistet gern an Ufern, obwohl sie nicht in das Wasser geht, auch in Häusern findet man sie nicht. Zu ihrer Höhle führen gewöhnlich zwei schräge, ge- bogene, daumendicke Röhren. Die Wohnkammer, 1 bis 2 Fuss tief ist faustgross, mit weichen Grashalmen ausgepolstert. Das Weibchen wirft einige Male des Jahres 8 bis 12 Junge. Die Nahrung besteht in Körnern, Nüssen, Eicheln, die sie auch als Vorrath einträgt. In einzelnen Gegen- den vermehrt sie sich bisweilen in ganz ungeheurer Menge und wird dann zur Landplage. So wird das Jalır 1822 als ein sehr mäusereiches erwähnt, wo nach Lenz im Bezirk von Zabern binnen 14 Tagen 1,570,000 Stück eingefangen wurden. Auch der heisse Sommer von 1842 war ihrer Ver- mehrung günstig. In ungeheurer Menge wurden sie in diesem Jahr (1854) bei Halle vertilgt. Bei übermässiger Vermehrung sind sie zu Wanderungen 3) Selys Longchamps, camp. Liege 8; micromamm. 105. tb. 3. fig. 3; Faun belg. I. 34. tb. 2. fig. 5; Jenyns, Ann. magaz. nat. hist. 1841. VII. 269; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 34; Isis 1831. Tf. 7. fig. 8; Mus arvalis Pallas, Glires 79; Schreber, Säugeth. IV. 680. Tf. 191; Buffon, Hist. natur. VII. 369. tb. 47. 48; Mus gregarius Linne Xll. 1. 84; Microtus gregarius Schrank, Faun. boic. I. 11. 32; Arvi- cola vulgaris Desmarest, mammal. 282; Hypudaeus arvalis Brants, muiz 82; A. Wag- ner, Schreb. Säugelh. II. 579; A.-agrestis Jenyns, brit. quadrup. 33; Bell, brit. quadrup. 325; -4. arvensis Schinz, europ. Fauna. I. 60; Lemmus pratensis Baillon, mem. soc. mul. Abbeville 1834; Hypudaeus rufescentefuscus Schinz, Verzeichn. Säu- geth. II. 240; A. cunicularius Selys Longchamps, revue zool. 1847. 305; A. fulvus u. A. subterraneus, A. duodecimcostatus Selys Longchamps, micromamm. 99. 102. tb. 3. Von den letztern dreien ist die zweite eine graue Spielart, die erste eine gelbliche mit gewaltsam verstümmelten Ohren, die dritte mit nur 12 rippentragenden Wir- beln bei 6 rippenlosen. Die fossilen Reste der gemeinen Feldmaus finden sich in diluvialen Schichten, in Höhlen, Spalten und Knochenbreccien, scheinen jedoch meist alluvialen Alters zu sein. Giebel, Fauna. Säugth. 88, 89 Arvieolini. Arvicola. 611 ' genöthigt. Ausser von Menschen werden sie von Raubthieren aller Art ver- folgt und sie scheinen auch unter einander keine grosse Freundschaft zu halten. Ich fing diesen Herbst einige ein, setzte zwei davon Abends in | eine Schachtel, in der sie ein paar Stunden laut spectakelten, dann ruhig | waren. Als ich des Morgens die Schachtel öffnete war die eine halb ver- ‚ zehrt, die andere aber ebenfalls todt und zeigte die deutlichen Spuren ei- nes heftigen Kampfes. Bei der grossen Häufigkeit konnte ich einige Wochen hindurch meinem Fuchse täglich reichliche Mahlzeiten von 30 bis 40 Stück ‚ liefern. Das Vaterland erstreckt sich über ganz Europa bis nach Sibirien hin- ein. In den Alpen steigt sie bis zu 6000 Fuss Meereshöhe empor. | A. Savii S.Lgch.*). Die italienische Feldmaus unterscheidet sich von | der gemeinen durch kürzere, behaarte Ohren und 14 Rippenpaare. Der ' Schwanz ist etwas kürzer als Y,; der Körperlänge, oben bräunlich, unten | weisslich. Der Pelz ist oben braungrau, unten aschgrau; die Pfoten hell- ‚, grau. Das Weibchen mit 4 Zitzenpaaren am Bauch und in den Weichen. | In Italien ganz wie die gemeine Art lebend. A. alliarıus Less. °). Die Knoblauchmaus hat breite, fast kahle Ohren ' von halber Kopfeslänge und ganz verschliessbar. Die Schnurren sind sehr lang; der Kopf ziemlich spitzig; die vordere Daumenwarze klein; der , Schwanz von !/, Körperlänge und sehr dicht behaart, weiss und oben mit braunem Streif. Der weiche Pelz ist auf dem Rücken grau mit gelblich- ' braun überlaufen, an den Seiten weisslich grau, unten und die Pfoten ‚ weisslich. Körperlänge 4 Zoll. Der Schädel ähnelt sehr dem der A, ruti- ‚ lus, nur länger mit breiterer Stirn. 15 Schwanzwirbel, die übrigen Wirbel ‚ wie bei der gemeinen Art. Der Magen zweihöhlig, die Gallenblase sehr klein. In Sibirien; nährt sich von den Zwiebeln des Knoblauchs. | A. saccatılis Desm. ©). Die Klippmaus hat einen länglichen spitzen Kopf, kurze schwärzliche Schnurren, lange, ovale, am Rande behaarte, dunkel- braune Ohren, eine dunkelbraune, weiss eingefasste Schnauze. Der Pelz ist auf dem Rücken dunkelbraun mit gelblichem Anfluge, dieser an den ‚ Seiten herrschend, unten weissgrau, die Pfoten schwärzlich, der Schwanz ‚ oben braun, unten weiss, dünn behaart, von mehr als U, der Körperlänge. In den östlichen Sibirien, jenseits des Baikal in felsigen Gebirgen. | A. oeconomus Desm. ?). Die Wurzelmaus ist etwas grösser als die ge- ‚ meine Feldmaus, hat aber einen kleineren kürzeren Kopf, kleinere Augen, — | 4) Selys Longchamps, micromamm. 100; Pecchioli, Isis 1843. 688; Hypudaeus ı Saviü A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 581. Schon der Prinz von Musignano iden- , tificirte diese Art mit der gemeinen Feldmaus und in der That reicht auch die ‚ Diagnose zur Unterscheidung nicht aus. Das 14. Rippenpaar ist völlig bedeutungs- ‚ los, da die Dorsolumbalwirbelreihe hier wie vorhin 19 Wirbel zählt. Wir nehmen ‚ sie auf Blasius Autorität auf, die sich wohl auf genauere Prüfung stützt. A. incertus ‚ Selys Longchamps, revue zool. 1843 ist nicht eigenthümlich. | 5) Lesson, mammal. 281; Mus alliarius Pallas, Glires 252. tb. 14c. 17. fig. 22; , Schreber, Säugeth. IV. 671. Tf. 187; Hypudaeus alliarius autor. | 6) Desmarest, Mammal. 283. tb. 68. fig. 8; Mus saxatilis Pallas, Glires 256. tb. 23b; Schreber, Säugeth. IV. 667. Tf. 185; Hypudaeus saxatilis autor. 7) Desmarest, Mammal. 283; Keyserling u. Blasius, M&m,. acad. Petersbe. 1841. 331. Mus oeconomus Pallas, Glires 225. tb. 14a. 17. fig. 16—19; Schreber, Säugeth, ‚ IV. 675. Tf. 190; Aypudaeus oeconomus autor. | 39* 612 Unguiculata. Glires. kürzere versteckte Ohren. Der Schwanz noch nicht Y, der Körperlänge messend ist dünn behaart, mit 60 Ringeln bekleidet, oben braun, unten “weiss; der vordere Daumen mit Nagel; der Pelz oben gelb mit schwarz überlaufen, unten weissgrau. Pallas bezeichnet die hintern Backzähne als dreifurchig, die mittlern als zweifurchig, die vordern nur mit einer Furche versehen. Der Schädel ist zwischen den Augenhöhlen viel breiter als bei der gemeinen Feldmaus, convex, der Schnauzentheil kürzer. Rippentragende Wirbel zählt derselbe 14, rippenlose 6, 2 Kreuz- und 13 Schwanzwirbel. Die 2 Dorsolum- balwirbel liessen sich auf die Normalzahl 19 reduciren, wenn man den letzten zum Kreuzbein zählen dürfte. Der Magen dreitheilig, der Blinddarm weit, zellig, spiral,. kürzer als bei den nächsten Verwandten, die Leber vierlappig, die Gallenblase klein und cylindrisch. Das Weibchen an der Scheide mit zwei Drüsen, die eine nach Moschus riechende Flüssigkeit ab- sondern, das Männchen mit ebensolchen kleinern am Präputium. Verbreitet sich vom Irtisch bis zum östlichen Ocean, nördlich bis zum Eismeer. Sie liebt feuchte Niederungen und Thäler, wo sie unter dem Rasen sich ein rundes Nest von Fuss Durchmesser mit mehrern schrägen Aus- gängen aushöhlt. Sie kleidet dasselbe mit weichem Gras aus, gräbt 3—4 seitliche Vorrathskeller von noch grösserer Ausdehnung, in denen sie sauber gereinigte Wurzeln aufhäuft für den Winter. Sie gräbt die Wurzeln aus, reinigt sie sehr sorgfältig, beisst sie in 3 Zoll lange Stücke und schleppt sie in ihre Keller, bis sie etwa 10 Pfund Vorrath hat. Im Sommer nährt sie sich von Kräutern und Beeren. Die Begattung geschieht im Frühjahr, das Weibchen wirft 2 bis 3 Junge, doch mehrmals des Jahres. Sie wan- dert in grossen Haufen, geradlinig, über Flüsse und Seen hinweg. Die sibirischen Völker und wilden Schweine suchen die Vorräthe auf. A. socialis Desm. ®). Die Tulpenmaus ist wieder etwas grösser als vorige, hat weisse Ohren und Füsse, einen kürzern Schwanz und dickeren Kopf, eine stumpfe Schnauze, sehr fleischige Lippen, ziemlich lange Schnur- ren, über den Augen und an der Kehle eine doppelte Borste. Die ovalen Ohren laufen unterwärts trichterförmig zu und sind am Rande behaart. Die vordere Daumenwarze ist benagelt. Die Nase ist dunkelbraun, der Rücken blassgelblich mit braunem Anfluge, die Seiten blässer, der Schwanz weiss, der Pelz sehr weich. Der Schädel ähnelt sehr dem der Hausmaus. Die Wirbelsäule zählt 13 rippentragende, 5 rippenlose, 3 Kreuz-, 14 Schwanz- wirbel. Der Magen weit, innen glatt, mit Falte, der Blinddarm weit, zellig, spiral; die rechte Lunge vierlappig, die linke zweilappig, das Herz von Erbsen-, die Blase von Bohnengrösse, die Nieren sehr ungleich. Am Gau- men 3Falten vor den Backzähnen, 5 schwächere, unterbrochene zwischen denselben. Am kaspischen Meere bis nach Persien, besonders in trocknen sandi- gen Gegenden, paar- oder familienweise das tief gelegene Nest bewohnend. Nährt sich von Wurzeln, Kräutern und der gemeinen Tulpenzwiebel. 8) Desmarest, Mammal. 285. tb. 69. fig. 3; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 34; Mus socialis Pallas, Glires 218. tb 13b. 17. fig. 14. 15; Schreber, Säugeth. IV. 682. Tf. 192; Arastrachanensis Desmarest 1. c. 285; Hypudaeus soeialis autor. — Der Hypudaeus syriacus Brants, muiz. 92 aus Syrien hat ziemlich behaarte, hervorragende Ohren, graue Füsse und einen ziemlich nackten, oben schwärzlichen Schwanz von '/, Körperlänge, welche selbst 3 Zoll beträgt. Hypudaeus einerascens A. Wagner, Mu ie Arvicolini. Arvicola. 613 A. gregalis Desm, °). Die Zwiebelmaus wird 3 bis 4 Zoll lang, unter- scheidet sich von voriger durch dünnere Lippen, grössere Ohren mit braun- behaarten Spitzen, einen diekern Schwanz mit 40 Ringeln und längern Haaren. Das straffe Haarkleid ist oben blassgelbbräunlich, in der Mitte schwärzlich überlaufen, an den Seiten blässer, unten schmutzig weiss. Die starken Pfoten kahl und braun. Die obern Nagzähne haben eine seichte Furche, der erste untere Nagzahn nur 8 Prismen. Die Wirbelsäule hat 13 rippentragende, 6 rippenlose, 2 Kreuz- und 14 Schwanzwirbel. Im Uebrigen stimmt die innere Organisation sehr mit A. oeconomus überein. Bewohnt das östliche Sibirien jenseits des Obs in hohen gebirgigen Gegenden, gräbt dicht unter dem Rasen ein sehr geräumiges Nest mit vielen Ausgängen und besondern Vorrathskammern, in denen sie Zwiebeln auf- ‘ häuft, welche ihr von den Tungusen gestohlen werden. A. Roylei Gray *). Dieses nur 3V/, Zoll lange Thierchen mit Zoll langem Schwanze ist oben rothgrau, unten grau, seine Haare am Grunde dunkel bleifarben, an der Spitze grau, auf dem Rücken roth. Die Ohren sind mässig gerundet, behaart. Der erste untere Backzahn vorn mit grossem rhombischen Prisma und 3 äussern, 4 innern Prismen, die beiden folgen- den jederseits mit 3 gleichen Prismen; der erste obere Backzahn mit jeder- seits 3 Prismen, der zweite mit 3 äussern und 2 innern, der dritte mit ' jederseits dreien und einem hintern Ansatz. In Kaschmir. ßß) Ein Streifen langer Haare an der Basis des Ohres zwischen dem Aussenrande und der innern Ohröffnung. A. campestris Bls.?2). Die Landmaus gleicht in Grösse und Färbung der gemeinen Feldmaus, ist oben dunkel braungrau, unten grauweiss, der Schwanz von Y, Körperlänge und zweifarbig. Der dritte obere Backzahn. hat aussen 5, innen 4 Kanten, bei der gemeinen Feldmaus und ihren Ver- wandten aussen nur 4 Kanten. Körperlänge 3", Zoll, der Schwanz elwas über 1 Zoll, Bis jetzt nur aus dem Braunschweigschen bekannt. ß) Erdmäuse. Der zweite obere Backzahn mit 5 Prismen, aussen und innen drei- kantig. Der Haarstreifen am Ohr wie bei voriger Art. A. agrestis S. Lgch. ?). Die Ackermaus ist grösser als die gemeine Feldmaus, etwas über 4 Zoll lang, der Schwanz 1?/, Zoll. Ihre ziemlich grossen Ohren ragen aus dem Pelze hervor und sind schwärzlich mit brau- ner Behaarung. Auch die Augen sind gross und vorstehend. Der Schwanz Wiegm. Archiv 1848. XIV. 184. aus Syrien hat einen sehr wenig kürzeren Schwanz mit feinen Härchen beflogen, einen weichen Pelz oben licht aschgrau mit bräun- lichgelb, unten rein weiss. 9) Desmarest, Mammal. 284; Mus gregalis Pallas, Glires 238. tb. 17. fig. 20; Schreber, Säugeth. IV. 674. Tf. 189; Hypudaeus gregalis autor. 1) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 265. 2) Blasius, Büllet. Münchn. Akad. 1853. 258. 3) Selys Longchamps, Faun. belg. 35. tb.3; Mus agrestis Linne, Faun. suec. ll. 11; Arvicola vulgaris Desmarest, Mammal. 282; A. arvalis Sundevall, k. vet. acad. Handl. 1840. 27. tb. 1. fig. 1; Hypudaeus agrestis autor.; Lemmus A. insularis Nilsson, Arch. skandin. Beitr. I. 146; A. neglectus Jenyns, Ann. nat. hist. 1841. VII. 270 un- terscheidet sich nur durch kürzern Schwanz, kürzere Ohren und weisse Bauchfarbe. k 614 Unguiculata. Glires. oben schwärzlich, unten hellgrau behaart und mit Pinsel und 65 Ringeln. Das Colorit der Oberseite ist erdbraun mit dunkel rostfarbener Mischung, an der Unterseite einförmig grau, die Pfoten mit kurzen, glatten, licht- grauen Härchen bekleidet. Das Weibchen mit 4 Zitzen an der Brust und 4 am Bauche. Bewohnt Schweden, vielleicht auch Belgien. 2) Amerikanische Arten. A. riparius Ord. %. Die Ufermaus hat einen dicken Kopf, stumpfe Nase, mittelmässige, ovale, fast ganz im Pelze versteckte Ohren, einen flachen, dünn und kurz behaarten, schwach gepinselten Schwanz. Das Daumenrudiment der kurzen Vorderfüsse trägt einen kleinen Nagel; alle Krallen sind klein und weiss, die hintern etwas länger als die vordern. Der nicht sehr feine Pelz ist auf dem Rücken trüb dunkelbraun, eine Mi- schung von Gelblichbraun mit Schwarz, die Wurzel der Haare schwärzlich grau; die Unterseite bläulich grau, Rand der Oberlippe, Kinn und Füsse schmutzig weiss, der Schwanz oben dunkelbraun, unten weisslich. Der erste obere Backzahn mit einem vorderen, 2 äussern und 2 innern Pris- men, der zweite mit 4, der dritte mit 5 Prismen, unten der erste mit 6, der zweite mit 5, der dritte mit 3 Prismen. Körperlänge 7 Zoll, Schwanz 2 Zoll oder kürzer. Am Fusse des Felsengebirges; lebt ganz wie die gemeine Wasserratte. A. anthognathus Leach. °). Die gelbwangige Feldmaus hat den Ha- bitus der Wasserratte, relativ grosse Ohren, die innen spärlich, aussen dicht behaart sind. Die schwarzen Schnurren erreichen Kopfeslänge. Die Füsse sind kurz behaart, die vorderen nacktsohlig und mit kurzem, sehr schwach benagelten Daumen, die zweite Zehe die längste, die Krallen klein, hinten die drei mitilern Zehen ziemlich gleich lang, die Sohlen zur Hälfte behaart. ° Der Schwanz dicht behaart, oben bräunlich schwarz, unten weisslich. Das weiche Haar ist am Grunde graulich schwarz, auf dem Rücken an der Spitze gelblichbraun oder schwarz, an den Seiten lichter, unten silbergrau, was an zwei grossen Flecken vor den Schultern in schwärzlichgrau über- geht. Längs der Nasenmitte verläuft ein schwärzlich brauner Strich, vom Mund zu den Augen ein röthlich brauner; die Füsse aussen dunkelbraun, innen weisslich. Körperlänge bis 8 Zoll, Schwanz 1Y, Zoll. Hält sich an den Ufern der See’n und Flüsse auf torfigem Boden und in Wäldern auf, wo sie lange Gänge gräbt, besonders häufig am Felsen- gebirge. A. pennsylvanicus Ord ®). Diese Art vertritt die gemeine europäische Feldmaus in Nordamerika und ist vielleicht gar nur eine wenig veränderte 4) Ord, journ. acad. Philad. IV.305; Richardson, Fauna 1.120; Le Conte, Proc. acad. Philad. 1853. VI. 406. — A. Wagner’s Hypudaeus ochrogaster Schreb. Säugeth. Il. 592 mit licht ockergelblichem Unterleibe bietet keine zur specifischen Trennung ausreichenden Differenzen. 9) Leach, zool. miscell. I. 60. tb. 26; Richardson, Fauna I. 122; Le Conte ver- einigt diese Art mit A. pennsylvanicus und A. noveboracensis. 6) Ord in Harlan’s Fauna 145; Richardson, Fauna 1. 124; Mus leucopus Peale, Unit. 11. explor. Mamm. 52. — Le Conte beschreibt Ann. Lyc. New-York Ill. 132. tb. 2. einen Psammomys pinetorum (— Hypudaeus pinetorum A. Wagner, Schreber Säugelh. II. 590.) aus den Fichtenwäldern von Georgien, der bis auf den etwas kürzern Schwanz nicht von der pennsylvanischen Art zu unterscheiden ist. Nach Arvicolini, Arvicola. 615 Spielart derselben. Sie hat einen grossen Kopf, ovale, kurz und dünn behaarte, im Pelz versteckte Ohren, einen cylindrischen, dicht und kurz behaarten Schwanz. Die vorderen Sohlen sind nackt, die Zehen oben kurz behaart, mit 5 kleinen schwieligen Höckern, einen für die beiden mittlern Zehen, je einen für die seitlichen und den Daumen, einen für die Hand, die beiden Mittelzehen sind die längsten, die Krallen schwach und spitz, die hintern Zehen länger. Das feine lange Haar ist am Grunde bläulich oder schwärzlich grau, oben mäusebraun gespitzt, um die Ohren herum schwach röthlichbraun, unten hellgrau. Verbreitet sich vom grossen Bärensee bis Kanada und südlich hinab, vermehrt sich schnell, ist in Gärten sehr schädlich und siedelt sich auch in Scheunen und Häusern an. A. noveborucensis Richds. ?). Die spitznasige Feldmaus ist von robu- stem Körperbau, aber hat eine dünne, spitze, etwas vorspringende Nase, die sie von andern Arten auszeichnet. Die abgerundeten Ohren ragen aus dem Pelze hervor. Der Schwanz ist kurz behaart und zeigt deutlich die Ringeln. Die Krallen sind schwach und comprimirt, ein sehr kleiner Nagel vertritt den vordern Daumen. Die Rückenhaare sind bis an die Spitze graulichschwarz, an dieser röthlichbraun und schwarz; unter dem Ohr ein dunkelrother Fleck, der Bauch gelblich grau, die Füsse dunkelgrau, der Schwanz oben leberbraun, unten graulichweiss. Körperlänge 4 Zoll, Schwanz fast 1%, Zoll. Bewohnt die trockenen Gegenden des Felsengebirges. A. borealis Richds. 8$). Unterscheidet sich von voriger Art durch den kleineren, rundern Kopf, den minder verlängerten Oberkiefer, die kürzern Ohren und den kürzeren Schwanz, der dicht behaart ist und die Ringeln nicht erkennen lässt. Der Nagel des vordern Daumes ist gross, beiderseits convex, mit kleiner stumpfer Spitze, an die ähnliche Form der Lemminge erinnernd. Der Pelz ist sehr lang, oben am Grunde schwärzlich grau, an den Spitzen gelblich oder kastanienbraun, auch schwarz, an der Unterseite bleigrau; unter den Ohren ein rother Fleck, der Schwanz oben nelken- braun, unten weiss, die Beine braun, an den Zehen mit einigen weissen Haaren. Körperlänge 4"), Zoll, Schwanz 1 Zoll. Am grossen Bärensee. Le Conte gleichen die obern Backzähne denen der gemeinen Feldmaus, der erste mit 5, der zweite mit 4, der dritte mit 3 Prismen, der erste untere hat 6 Prismen und einen vordern Ansatz, der zweite 5, der dritte 3 Prismen und nach der An- ordnung dieser Prismen dürfte Le Conte’s Aufrechterhallung seines A. pinetorum ge- rechtfertigt sein. Dagegen ist dessen A. apella Proceed. acad. Philad. 1853. VI. 405 aus Pennsylvanien bis auf den sehr kurzen Schwanz nicht BETSCHLEHETE Derselbe identificirt den A. pennsylvanicus mit der Ufermaus. 7) Richardson, Fauna 1. 126; Lemmus noveboracensis Rafinesque, Ann, nat. hist. 1820. 11.- Sehr nah steht oder vielleicht gar identisch ist A. nasulus Bachmann, Journ. Philad. VII. 60. 295 mit dunkelrostbraunem, unten schmutzig gelblichgrauem Pelze von fast 6°“ Länge mit 1” langem Schwanze. Le Conte, Proceed. acad. Philad. 1853. VI. 407 identificirt die Art wirklich und zieht hieher auch A. palustris Harlan, Faun. americ. 136 8) Richardson, Fauna I. 127; Le Conte, Proceed. acad. Philad. 1853. VI. 408. Als ungenügend bekannte, mehr weniger zweifelhafte Arten sind noch folgende zu erwähnen: A. rubricatus Richardson, zool. Beechey’s voy. 7 an der Behrings- strasse_im Torfboden, in Färbung und Grösse dem A. oeconomus ähnlich, sonst eigenthümlich. — Brachyurus Blumenbachi Fischer, zoogn. Ill. 61. vom Senegal, von 616 Unguiculata. Glires. Fiber Guv. Die Zibethratten sind grosse Wasserratten mit stumpfer Schnauze, mit kurzen behaarten Ohren, breiten Hinterfüssen, welche an den Seiten derZehen und des Mittelfusses mit langen Schwimmhaaren besetzt sind, und mit nur an der Wurzel cylindrischem, übrigens comprimirten, zweischneidigen, be- schuppten, kurz und anliegend behaartem Schwanze. Die Zehen sind mit ziemlich starken Krallen bewaffnet. Das Weibchen hat drei Zitzenpaare am Bauche. Die Nagzähne sind sehr gross und stark, vorn glatt und gefärbt. Der erste obere Backzahn besteht aus einem vorderen dreiseitigen, zweien äussern und innern Prismen, der zweite ebenso bis auf das einzige innere Prisma, der dritte wie der erste, jedoch das zweite innere Prisma ansehnlich ver- grössert. Der erste untere Backzahn mit vorderem und hinterm Prisma, da- zwischen 3 äussere und 4 innere, die beiden folgenden jederseits mit zwei und einem hintern Prisma. Schädel, Skelet und weiche Theile bieten keine erheblichen Unterschiede von den Arvicolen. Man kennt nur eine, in Nordamerika heimische Art: F. zibethicus Cuv. °?). Der Ondatra wird einen Fuss lang und sein biberähnlicher Schwanz ist nur wenig kürzer. Die Augen sind gross, die der Grösse des A. rutilus, mit grösseren Ohren, mit Schwanzbüschel und ohne Daumen am hintern Nagel. — Hypudaeus leucogaster Pr. v. Neuwied, Reise Il. 98. am Missouri hat höckerige Backzähne und scheint zu den Murinen zu gehören. — A. montanus Peale, Unit. 11. explor. mammal. 44. in Californien, Ohren fast ver- steckt, Pelz oben braun und schwarz gemischt, unten bleifarben, Körper elwa 4'/,‘, Schwanz 11%. A. occidentalis Peale, 1. c. 46. tb. 11. fig. 1. im Oregon, Ohren versteckt, Schwanz kurz behaart, comprimirt, Colorit oben schön braun, unten licht bleifarben, Zähne wie bei der Ufermaus, Körper 4“, Schwanz 2". A. califor- nicus Peale, 1. c. 46. tb. 11. fig. 2. von San Francisco, kräftiger als vorige, mit gröberem und lichterem Pelz, rundem Schwanz. Der erste untere Backzahn mit 8Prismen, einem vordern und hintern und 3paarigen dazwischen, oben der erste am zweiten innern Prisma mit scharfem Anhang, ebenso am zweiten. — A. rufes- cens Dekay, Nat. hist. New-York I. 2. oben hell röthlich braun, unten schieferfarben, Körper 3“, Schwanz 2“ und A. oneida ]. c. oben umberbraun, unten dunkelasch- grau, Daumenkralle dreieckig, Hinterfüsse sehr lang. Schwanz oben schwarz, unten schwärzlich, Lippen weiss, Ohren klein, rund, behaart, Länge 5“, Schwanz 11%”. — A. Townsendi Bachmann, Journ. Philad. VIlt. 60. 295 am Columbiaflusse ist oben bleifarben mit dunkelbraun, unten aschgrau, Füsse und Krallen braun, Ohren gross, etwas vorragend, Körper 6, Schwanz 21,“. A. scalopsoides Bachmann ]. c. in New-York, vom Habitus der Ufermaus, mit kurzem sehr weichen Pelz, oben licht- braun, unten abgeschnitten hellgrau, Körper 4, Schwanz kaum 1". — A. edax Le Conte, Proceed. acad. Philad. 1853. VI. 405. in Californien von robustem Bau, mit kurzem dicken Kopf, runden behaarten Ohren, oben braun mit schwarz, unten grau, Länge 51/,“, Schwanz 11%“. 4A. austerus Le Conte, ]. c. in Wisconsin, oben braun mit schwarz, unten dunkel schiefergrau, Ohren vorstehend, aussen behaart, Schwanz dicht behaart, Länge 5Y,“, Schwanz 11;”. Von fossilen Arvicolen sind noch die Kiefer der Knochenbreccie bei Goslar zu erwähnen, deren erstrer untrer Zahn aussen 6, innen 5, deren andere beide jeder- seits 3 Prismen besitzen. Die Neigung der Prismen gegen einander ist eine ver- schiedene und deutet auf 2 Arten. Giebel, Jahresber. nalurw. Verein. Halle 1851. IV. 243. Wahrscheinlich gehören auch einzelne von Gervais zu* Theridomys ge- zählte Reste zu Arvicola. 9) Cuvier, regne anim. 1. 205; Desmarest, Mammal. 279; Sabine, Frankl. journ. 659; Richardson, Fauna I. 115; Pander u. d’Alton, Skelet: der Nager; Giebel, Odon- togr. 54. Tf. 24. fig. 3; Mus zibethicus Schreber, Säugeth. IV. 638. Tf. 176; Buffon, Hist. natur. X. 1. 14. tb. 1. CGastorini. Castor. 617 kurzen Ohren innen und aussen behaart, die Vorderpfoten mit kurzem Daumen, die hintern mit fünf freien Zehen, diese und die ganze Sohle mit straffen weissen Haaren eingefasst; der sehr weiche Pelz oben und an den Seiten schwarzbraun, unten grau, am Bauche rothbraun. Auch schwarze und weisse Abänderungen kommen vor. Durch ganz Nordamerika verbreitet baut der Ondatra seine Wohnung an den Ufern der Seen, Flüsse und Bäche, wo das Wasser ruhig fliesst, Sein Haus gleicht einem runden Backofen, ist zwei Fuss weit, sehr dick- wandig aus Binsen und Erde aufgeführt, mit zwei Etagen für den wech- selnden Wasserstand, mit einem Eingange unter und über dem Wasser und mit seitlichen Röhren. Den Winter hindurch leben sie gesellig in einem Hause beisammen, nach der Begattung laufen die Männchen den ganzen Sommer frei umher. So vortrefflich sie schwimmen, so wacklig laufen sie auf dem Lande. Während des Sommers fressen sie Kräuter und Früchte, im Winter graben sie nach Wurzeln. Das Weibchen wirft jähr- lich einigemale 3 bis 6 Junge. Diese lassen sich zähmen, und sind dann gutmüthig und zutraulich. Schaden verursacht der Ondatra nur wenn er sich an Deichen und Dämmen anbaut und diese durchwühlt, dagegen wird er seines Pelzes wegen heftig verfolgt, denn England erhält jährlich zwi- schen 4- bis 500,000 Felle. Siebzehnte Familie. Castorini. Die Familie der Biber schliesst sich dem Ondatra im äussern Habitus und damit den Arvicolinen überhaupt innig an, andrerseits hat sie aber auch zumal im Gebiss eine unverkennbar sehr nahe Verwandtschaft mit dem Schweif- biber in der Familie der Muriformen. Beide Gattungen sind auch oft mit dem Biber vereinigt, doch stehen sie nach der Gesammtheit ihrer Eigen- Ihümlichkeiten jenen Familien entschieden näher und der Biber repräsentirt daher allein eine Familie. Castor L. Die generischen Eigenthümlichkeiten des Bibers liegen in den kurzen fünfzehigen Füssen vorn mit freien, hinten mit durch Schwimmhaut verbun- denen Zehen, in dem doppelten Nagel der zweiten hintern Zehe, dem hori- zonlal flachen, schuppigen, fast haarlosem Schwanze, der dicken stumpfen Schnauze, den sehr kleinen Augen und in dem kurzen seidenähnlichen Pelze mit sparsamen langen’ starren Grannen. Das Gebiss stimmt wesentlich mit Myopotamus überein. Die sehr grossen und starken, weit nach hinten reichenden Nagzähne sind vorn flach. glatt, safrangelb, im Querschnitt fast dreieckig, mit meisselförmiger Schneide, weit aus dem Kiefer hervorragend. Die vier Backzähne jeder Reihe sind von fast gleicher Grösse, nur der letzte verkleinert. Die obern haben an der Innen- seite eine mittlere schief eindringende Falte, an der Aussenseite drei tiefere gewundene, ungleiche, die letzte am ehesten zu einer Insel sich abschliessend. In der untern Reihe hat das umgekehrte Verhältniss Statt, an der Aussen- seite eine, an der Innenseite drei Falten, der erste Zahn etwas unregelmässig. Der Schädel erinnert in der Form der Nasen-, Stirn-, Scheitel-, des Zwischenscheitelbeines und der Schuppe des Schläfenbeines an die Wasser- ratte. Die Unterfläche des Gehörganges hat einen starken Längskamm, die hochliegenden Jochbögen stehen weit ab und sind breit im Grundbeine des 618 Unguiculata. Glires. Hinterhauptes eine tiefe Grube. Der Gondylus des Unterkiefers ist breit, der vordere Jochfortsatz nicht perforirt, oval, der Kronfortsatz gut entwickelt, der hintere Winkel breit und abgerundet. Die Halswirbel haben deutlich ent- wickelte senkrechte Dornen, der Dorn des Epistropheus bis zum vierten . Wirbel reichend. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 9+ 1 + 9 Wirbeln, die Rückenwirbel mit hohen, nur wenig bis zum diaphragmatischen an Länge ab- nehmenden Dornen, die Lendenwirbel mit sehr breiten, gleich hohen Dornen. 4 Kreuz- und 24—28 Schwanzwirbel, jene mit breiten getrennten Dornen, diese vom sechsten an dornenlos, dagegen mit untern Bogenrudimenten vom 3. bis zum 14., und mit anfangs sehr starken Querfortsätzen !). Das Brust- bein fünfwirblig, der Schwertfortsatz eine breite Knorpelplatte, 7 wahre und 7 falsche Rippenpaare, das Schlüsselbein stark, das Schulterblatt schmal mit niedriger Gräte, der Oberarm kräftig, sehr breit, mit grosser Deltaleiste, Elle stärker als die Speiche, mit sehr grossem Olecranon, 9 Knochen in der Handwurzel, das Becken kräftig, der Oberschenkel mit hochaufragendem grossen Trochanler und starkem dritten, das Schienbein stark dreikantig, die Fibula nur am untern Gelenk stark, oben mit nach aussen gerichteten Haken, _ 9 Knochen in der Fusswurzel, Fersenbein stark, die Hinterzehen grösser als die vordern. Die Kaumuskeln sehr stark, die Speicheldrüsen auflallend ent- wickelt, wenigstens die Ohrspeicheldrüse; am Magenmunde eine Drüsengruppe mit mehr als 60 Mündungen, der Magen selbst eingeschnürt, das Duodenum am Pförtner erweitert, die dünnen Därme 18 Fuss lang, der Blinddarm un- geheuer gross, die Leber 4- bis 7 lappig, mit Gallenblase, die Milz lang und schmal, die Nieren platt, die Harnleiter ziemlich tief an der Blase mün- dend, kein Hodensack, die Ruthe mit keulenförmigem Knochen und sehr langer Eichel, im Präputium und der weiblichen Scheide besondere Oelsäcke von birnförmiger Gestalt. Unter der Haut liegt ein weit ausgebreiteter Muskel. Die Muskulatur der Hinterschenkel und des Schwanzes sehr ausgebildet und sehr kräftig, das Zwerchfell stark und sehnig, die Luftröhre mit geschlosse- nen Ringen, die Lungen beide dreilappig oder die rechte einfach, das eilör- mige Loch im Herzen offen oder geschlossen, das Gehirn klein, ohne Win- dungen, Geruchsnerven sehr stark, Sehnerven sehr gross. Am Vorhautskanal und der Scheide unter dem Fell liegen die eigenthümlichen Castorsäcke, zwei gesonderte oder vereinigte Säcke, eirund oder birnförmig, bis 4 Zoll lang, aussen höckerig oder gefaltet, bestehend aus einer Muskelschicht und zahl- reichen Drüsenhaufen, darunter eine sehr dicke gefässreiche Haut, dann eine schleimhautartige mit vielen Windungen und Lappen, zu innerst ein sehr feines Gewebe. In dem innern Raum des Sackes sammelt sich das Bibergeil an, das schon den alten Griechen und Römern bekannt war und noch gegen- wärlig ein geschätztes Arzneimittel ist. Es wirkt beruhigend und krampfstillend. Nur eine lebende, auch fossil vorkommende Art ist bekannt: 1) Die Wirbelzahlen werden sehr verschieden angegeben. Die obige Zählung ist an 7 Skeleten des Meckelschen Museums angestellt. Für die Unterscheidung der Rücken- und Lendenwirbel nach den Rippen geben die meisten Autoren 14 rip- pentragende oder Rücken-, und 5 rippenlose oder Lendenwirbel an, also unsere Gesammtzahl 19. Daubenton dagegen zählt 15 Rw. und nur 4 Lw., ebenso Hegse und Tiedemann, Bonn bei 14 Rw. aber 6 Lw. was jedenfalls irrthümlich und der- selbe gibt nur 3 Kreuzwirbel an wie Wiedemann und Tiedemann, umgekehrt Dau- benton 5. Die Zahl der Schwanzwirbel beträgt nach Daubenton und Brandt 24, nach Bonn 25, nach Wiedemann 27, nach Kulmus, Cuvier und A. Wagner 28. Von unsern 7 Skeleten haben 2 nur 13 Rippenpaare, alle 4 vereinigte Kreuzwirbel, 2 im Schwanze 26, fünf 27 Wirbel. Cf, Zeitschr. f. ges. Naturw. 1854 Dechr. Castorini. Castor. 619 C. fiber L.?2) Der Biber ist eins der grössten Nagethiere, bis 3 Fuss lang, mit halb so langem oder kürzerem Schwanz. Der Kopf ist rundlich ' dreieckig, auf der Nase convex, oben platt, die dicke Schnauze mit zahl- | . reichen kurzen dicken Schnurren besetzt, die Nase breit, und kahl mit grossen Nasenlöchern, das Maul gross, die Zunge dick mit runden Wärz- chen, die Augen mit senkrechter Pupille, dunkelbrauner Iris und Nickhaut, die abgerundeten behaarten Ohren nur wenig hervorragend, der Hals kurz und sehr dick, der Körper untersetzt mit hängendem Bauch und hoch ge- krümmten Rücken, nach hinten allmählig in den Schwanz übergehend, die- ser an der Warzel behaart, am platten Theil mit graubraunen, schillernden, fünf- und sechseckigen Schuppen bekleidet, zwischen denen einzelne kleine Härchen stehen. Die schwärzliche Schwimmhaut zwischen den hintern Zehen reicht bis an die Nagelwurzel. Die Nägel sind lang, schmal und spitz. Der zweite Nagel an der zweiten Hinterzehe ist flach, fast viereckig und liegt nach unten und innen vom Hauptnagel. Der feine Pelz ist asch- grau bis silbergrau, die Spitzen des Grannenhaares weiss, grau, gelb, braun und schwarz. Das allgemeine Colorit variirt vielfach, es kommen sogar ganz schwarze und ganz weisse Spielarten vor, die meisten sind rehbraun, nach hinten mehr röthlich, andere rothfahlolivenbraun, oder strohgelb, noch andere weiss, röthlich und grau gefleckt. Der Biber bewohnt die gemässigte und kalte Zone der nördlichen Erdhälfte etwa vom 67. Grade abwärts bis zum 33. In Europa ist er in vielen Gegen- den verdrängt, er fehlt in England, findet sich in Frankreich nur noch sparsam an der Rhone, in Deutschland sehr vereinzelt, in Norwegen und Schweden, Polen und Russland dagegen häufiger, ebenso in Sibirien, der Tartarei und am caspischen Meere, nicht am schwarzen, nicht in Italien; in Amerika vom Ohio und Mississippi nordwärts bis zum 68. Grade. Die Häufigkeit 2) Linne, syst. nat. XIII. 124; Schreber. Säugeth. IV. 623. Tf. 175; Fr. Cuvier, diet. sc. nat. VII. 244. c.fig.; Mammif. U, livr. 51; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 90; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 13. Tf. 3; Perrault, Mem. hist. nat. anim. I. 36. tb. 19; Pallas, zoogr. 142; Bonn, anat. castoris Lugd. bat. 1806; Buffon, Hist. nat. VII. tb. 36; Gottwaldt, über den Biber. Nürnberg 1782; Giebel, Odontogr. 56. Tf. 23. fig. 3. — C. fiber americanus Pennant, arct. zool. 1.98; Cartwright. journ. Ill. 13; Godmann, nat. hist. IH. 21; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 6; Prinz v. Neuwied, Reise Nordamer. 1. 447; Il. 54. 88; C. canadensis Kuhl, Beitr. 64. — Der amerika- nische Biher ist von Einigen für specifisch verschieden vom europäischen gehalten, doch sind die Differenzen zu geringfügig, um die Trennung zu rechtfertigen. Im Allgemeinen ist der amerikanische etwas kleiner, das Profil seines Schädels etwas convex, Jochbögen, Leisten und Kämme des Schädels weniger stark > Die fossi- len Reste vom Biber sind verschiedenen Arten zuertheilt worden, indess hat die sorgfältige Prüfung ergeben, dass alle im aufgeschwemmien Lande, in Knochenhöh- len und Torfmooren gesammelten Reste nicht specifisch von der lebenden Art zu trennen sind. Ein Theil derselben wird auch geradezu unter (. fiber fossilis be- griffen, worüber man vergl. Cuvier, oss. foss. V.a 55. tb. 3. fig. 1. 24; Goldfuss, Nov. act. acad. Leop. Xl.b 488. tb. 57. fig. 4, Deveze, Montagne de Boulade 76. tb. 19. fig. 14; Giebel, Zeitschr. f. ges. Naturw. 1854. IV. ferner Trogontherium Wer- neri Fischer, Mem. soc. nalur. Moscou II. 250; C. Werneri Cuvier, oss. foss. V,a 60 von den Ufern des Rostoffsees ist von Eigenbrodt, Buliet. natur. Moscou 1848. IV. 992 bestimmt als der in historischer Zeit in jener Gegend verschwundene lebende Biber nachgewiesen worden. Nicht anders verhält es sich mit Münsters C. spelaeus im Neuen Jahrb. f. Mineral. 1833. 326 und mit €. issiodorensis Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 48. fig. 13 von Issoire. Desselben Myopotfamus sansansensis tb. 48. fig. 1—3 möchte nach den beiden bekannten Zähnen wohl ein Biber sein, dessen Stellung zweifelhaft bleibt. , 620 Unguiculata. Glires. ergibt sich aus der Anzahl der jährlich in Handel kommenden- Felle, so lieferte Kanada im Jahre 1788 mehr als 170,000 Stück, Quebeck im Jahre 1808 noch 127,000 Stück und 1827 wurden in London 50,000 Stück eingeführt. Sein liebster Aufenthalt sind einsame, stille, dicht bewaldete und wasserreiche Gegenden, wo er familienweise oder in Republiken von eini- gen hundert Stück sich anbaut. An seichtem, langsam fliessenden Wasser in den Buchten der Ufer führt er seine Burgen auf. Um den Wasserstand vor seiner Burg zu regeln, führt er zunächst einen festen und starken Damm aus Pfählen, Steinen und Erde auf. Die Burg selbst erhält einen festen Grund von Pfählen, auf welchem die Wände senkrecht aufgeführt und ein rundes Dach darüber gewölbt, dann das Ganze mit Erde dicht ausgeknetet und überzogen wird. Im Innern theilt er die Wohnung in drei Geschosse, eines unter dem Niveau des Wassers, eines in der Höhe des Wasserspiegels und das dritte über demselben. Wenn mehre Familien beisammen sind, besteht die Burg aus mehrern Gemächern neben einander. In jedes führen zwei Eingänge, einer, nicht immer vorhanden, vom Ufer und einer vom Wasser her. Der Umfang der Burg richtet sich nach der Zahl seiner Bewohner. In den grössten von 30 Fuss Umfang, 8 und mehr Fuss Höhe woh- nen d bis 6 Paare, einzelne Paare bauen kleinere, ganz vereinzelte, zumal in unruhigen gestörten Gegenden bauen gar nicht, sondern begnügen sich mit einer blossen Höhle. Die Pfähle und sein: Bauholz überhaupt wählt er von weichen Laubhölzern, von Pappeln, Weiden, Espen, Birken u. dergl. Seine sehr starken und scharf meisselförmigen Nagzähne befähigen ihn an- sehnliche Bäume zu fällen, die Aeste glatt abzuschneiden und den Stamm in ellenlange Stücke zu zertheilen, die er mit den Vorderfüssen oder in der Schnauze tragend, ziehend oder schiebend auf vorher gebahnten Wegen an den Ort ihrer Bestimmung schafft. Die nöthige Erde scharrt er mit den Vorderfüssen zusammen und trägt sie zwischen diesen und dem Kopfe fort. Die Arbeiten werden gemeinschaftlich und zwar des Nachts ausge- führt, am Tage ruht die Gesellschaft im Baue auf einem mit Gras ausge- füttertem Lager, je nach dem Wasserstande in einem höhern oder tiefern Geschosse. Die Nahrung besteht in der Rinde grüner Espen, Weiden, Bir- ken, Eschen, Magnolien und einigen Krautern, von denen er im Herbst die für den Winter nöthigen Vorräthe zusammenträgt. Beim Fressen sitzt er auf den Hinterbeinen und bedient sich der Vorderpfoten wie das Eichhörn- chen. Seine Wohnung hält er sehr reinlich. Auf dem Lande sind seine Bewegungen nicht sehr schnell und geschickt, obwohl er im Nothfall hurtig davon läuft, dagegen schwimmt er sehr geschickt und taucht sehr gut. Schlafend liegt er auf dem Bauche oder Rücken, selten auf der Seite. Das Weibchen wirft im März oder später, nach Einigen erst im Juni 2 bis 4 blinde Junge, die es mit 4 Zitzen auf der Brust nährt. Während dieser Zeit halten sich die Männer wenig in der Burg auf. Die Jungen lassen sich leicht zähmen und werden sehr gutmüthig, alte werden nie zahm. Man fängt ihn in Netzen, Reusen, Stangeneisen, Fallen oder mit Hunden. Sein Fleisch ist nicht schmackhaft, sondern thranig, nur die Hinterpfoten und der Schwanz gelten als Leckerbissen. Sein Pelz wird mehrfach ver- arbeitet und ist geschätzt, auch das Fett wird in Apotheken gebraucht, besonders aber das Bibergeil, welches von den europäischen allgemein für besser als von den amerikanischen gehalten wird. > Myoxini. 621 C. viciacensis Gerv.?) Diese fossile Art erreichte nur die halbe Grösse der lebenden, hat mehr cylindrische Backzahne mit einer vordern innern und hintern äussern Falte, vorn mit.einer, hinten mit zwei Inseln, der Schädel schmäler. In den untern miocänen Schichten des Allier Depts. C. Jaegeri Kaup ®). Ebenfalls nur in sparsamen Fossilresten bekannt, in der Zahnbildung weiter als vorige von der lebenden Art sich entfer- nend. Nur eine innere und äussere Falte dringen schief in die Kaufläche bis an die entgegengesetzte Seite vor und Schmelzinseln fehlen gänzlich oder verschwinden frühzeitig, die obern drei, die untern zweiwurzlig. In mitteltertiären Gebilden. Achtzehnte Familie. Myoxini. Die Schläfer bilden eine kleine Familie, welche von den vorigen ziem- lich auffallend verschieden sind, in der äussern Erscheinung vielmehr Aehn- lichkeit mit den Eichkätzchen haben, in der innern Organisation aber so viele Eigenthümlichkeiten besitzen, dass sie mit diesen nicht vereinigt werden können. Sie sind im Allgemeinen kleine Nager von zierlichem Körperbau mit sehr grossen Ohren, langem, dicht oder auch buschig behaartem Schwanze und langem weichem Pelze. Die Vorderfüsse sind vierzehig und mit nack- tem oder benageltem Daumenrudiment, die hintern fünfzehig. Die Nagzähne sind vorn gelb, breit, flach gewölbt und glatt, im Quer- schnitt dreiseilig. Die vier Backzähne jeder Reihe haben völlig getrennte Wurzeläste und höckerartige Querleisten auf der Krone. Der Schädel gleicht in der allgemeinen Configuration mehr dem der Mäuse als der Eichhörnchen, ist im vordern Theil stark verschmälert, ohne hintere Orbitalfortsätze und mit grosser Oefinung im Jochfortsatz des Oberkiefers. Das Zwischenscheitel- bein ist überwiegend in der Quere ausgedehnt, die Paukenknochen gross, die Foramina incisiva schmal und lang, die Unterkieferäste stark divergirend. Die Wirbelsäule zählt sehr übereinstimmend 13 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 22 bis 25 Schwanzwirbel. Der zehnte rippentragende ist der diaphragmatische. In den weichen Theilen fällt die Abwesenheit des Blind- darms allgemein auf, ‚minder allgemein ist eine Drüsenanhäufung vorn im Magen, Die Schläfer bewohnen die Alte Welt und sind muntere bewegliche Thier- chen, die sich von Früchten, Nüssen und andern Sämereien nähren, den Winter hindurch schlafen. Die meisten halten sich am Tage versteckt und sind des Nachts mobil. Ihr liebster Aufenthalt sind Wälder und Gärten, wo sie in Baumstämrnen und lockerem Boden ihre Nester bauen. In der Vorwelt existirten sie seit der miocänen Epoche. 3) Gervais, Zool. Pal. fr. 22; Giebel, Odontogr. 56. Tf. 20. fig. 14; Steneofiber Geoffroy, Revue encyclop. 1833; Pomel, Bullet. soc. geol. I. IV. 380. tb. 4. fig. 6. — Sehr nah steht, wenn nicht gar identisch ist C. subpyrenaicus Gervais, Zool, Pal. fr. tb. 48. fig, 5 ein einzelner Zahn von Simorre. 4) Kaup, Bronn’s Jahrb. 1839. 316; Okens Isis 1832. 994. Tf. 26. fig. 1—4 (Chalicomys Jaegeri, Chelodus !ypus, Aulacodon typus); Giebel, Fauna. Säugeth. 84. — v. Meyer, Bronns Jahrb. 1838. 414; 1846. 474 führt noch C. Eseri und C. minutus aus dem Süsswasserkalk von Ulm an und Gervais, Zool. Pal. fr. 22. tb. 1. fie. 13 C. sigmodus von Montpellier, doch bedarf es vollständigerer Reste um über den Werth dieser Arlen zu entscheiden. 622 Unguiculata. Glires. Glis Gesn. Der Siebenschläfer oder Billich ist durch seine mittelmässigen Ohren, den buschig behaarten, unten zweizeiligen Schwanz, insbesondere aber durch die Formen seiner Backzähne characterisirt. Von diesen hat nämlich der erste der obern Reihe zwei die Querwülste trennende Doppelfalten, die fol- genden je drei solcher Falten, deren Nebenfalte gewöhnlich nicht bis an den Innenrand vordringt und zuweilen mit ihrer Hauptfalte eine Yförmige Figur bildet. Im Unterkiefer ist auch der erste Zahn schon dreifaltig, die andern den obern entsprechend. Der erste Zahn ist verkleinert. Am Schädel greifen die Stirnbeine mit einem langen spitzen Winkel in die Scheitelbeine ein; die Schläfenbeine sind sehr lang, hinten geradwinklig, vorn schief; das Zwischen- scheitelbein breit dreiseitig. Die Halswirbel dornenlos, die Rückenwirbel mit kurzen dünnen Dornen, die Lendenwirbel mit ganz niedrigen, plaltenförmigen und mit kurzen ganz abwärts geneigten Querfortsätzen, die Kreuzwirbel mit breiten getrennten Dornen, der erste Schwanzwirbel mit sehr breitem Quer- fortsatz. Die Zahl der Wirbel beträgt 9 Rücken-, den diaphragmatischen, 9 Lenden-, 3 Kreuz- und 22, nach Andern 24 oder 25 Schwanzwirbel. 7 wahre, 6 falsche Rippenpaare, Schulterblatt schmal, vorn abgerundet, mit sehr starker Deltaleiste, Becken dünn und schwach, Oberschenkel schlank, mit sehr starkem innern Trochanter, Fibula unten mit der Tibia verschmolzen, Ulna und Radius getrennt. Man kennt drei fossile und nur eine lebende Art. Gl. vulgaris Kl.?) Der gemeine Siebenschläfer wird 5 bis 6 Zoll lang und ziemlich ebenso viel erreicht sein Schwanz. Der Kopf spitzt sich nach vorn zu, ist oben flach, hinten gewölbt; die kleine Nase kahl, die Augen gross, schwarz und hervorstehend, die Schnurren schwärzlich, fein, länger als der Kopf; über jedem Auge und auf dem Backen zwei Borsten; die Ohren kurz abgerundet, dünn behaart, der Hals kurz und dick, der Leib dick, die Beine kurz mit scharfen weissen Krallen. Das Colorit ist auf dem Rücken mehr weniger bräunlich grau mit Schwarz überlaufen, glänzend, vorn an der Schnauze grau oder bräunlich, die Oberlippen graubraun, um die Augen ein schwärzlicher Ring, die Ohren aussen braun, die Vorder- pfoten oben weiss, die hintern bräunlich grau, ebenso die Schwanzhaare, Backen, Kehle, Hals, Bauch fast milchweiss. Die Töne dieser Farben än- dern sich jedoch individuell ab. Der liebste Aufenthalt des Siebenschläfers sind Waldungen und Obst- gärten, trockne und selbst felsige Gegenden, wo er sich Tags über in Klüften und hohlen Bäumen verbergen und auf seinem von Moos zuberei- teten Nest schlafen kann; vom Abend bis zum Morgen ist er munter, geht seiner Nahrung nach und läuft hurtig von Ast zu Ast. Süsses, saftiges Obst zieht er Allem vor, nimmt aber auch Nüsse, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, auch junge Vögel, die er aus dem Neste stiehlt. Er klettert und springt sehr geschickt, ist im Kampfe dreist und verwegen und hat beson- ders an Wieseln, Iltissen und Mardern grosse Feinde. Er lebt paarweise, ranzt im Frühjahr und das Weibchen wirft 4 bis 5 nackte Junge. Im 5) Klein, Quadrup. 56; Giebel, Odontogr. 46. Tf. 24. fig. 13; Myozus glis Pal- las, Glires. 48; Schreber, Säugeth. IV. 825. Tf. 225; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 1053; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 30; Buffon, hist. nat. Vllt. 158. th. 24. Myoxini. Glis. Muscardinus 623 Herbst verbirgt er sich in hohlen Bäumen und tiefen Felsenlöchern, kugelt sich zusammen und schläft bei eintretender Kälte ein. Bei gelindem Wetter wacht er und zehrt von den wenigen Vorräthen, die er eingetragen hat. Jung eingefangen wird er zahm, hat jedoch nichts von den possierlichen Manieren des Eichhörnchens. In Italien wurde er schon zu den Zeiten der alten Römer gemästet und gegessen. Bewohnt das südliche und gemässigte Europa bis zur Wolga und nach Georgien. Gl. sansansens Gieb. 6%) Diese Art beruht auf untern und obern Back- zähnen der mitteltertiären Schichten von Sansans. Dieselben unterscheiden sich durch mehr unregelmässige, z. Th. zahlreichere Falten von den leben- ' den, auch ist der erste Zahn relativ kleiner. GI. spelaeus ?). Ein fast vollständiges Skelet aus dem Gyps des Mont- martre bei Paris hat die Grösse der Haselmaus, auch ganz ähnliche Skelet- formen, aber das Zahnsystem stimmt vollkommen mit dem des lebenden Siebenschläfers überein. Gl. Cuvieri®). Ein Unterkiefer aus dem Gypse des Montmatre von einem viel grösseren Thiere als voriges Skelet ist in der Zahnbildung eigen- thümlich. Die Kaufläche der Backzähne zeigt innen vier nicht ganz regel- mässige Schmelzleisten, aussen eine fast zusammenhängende höckerige Furche. Muscardinus Guv. Die Haselmaus unterscheidet sich von dem Siebenschläfer durch den kürzer behaarten Schwanz, die rundlichen behaarten anliegenden Ohren, den völlig verkümmerten vorderen Daumen und die sehr verkürzte krallenlose innere Zehe der Hinterfüsse. Die Backzähne bilden selır lange Reihen und haben grade, regelmässige Querfalten. Oben ist der zweite viel länger als breit, mit 5 Querfalten, der dritte kürzer ebensoviel Falten und mit vorsprin- gendem vorderen und hinteren Rande, der letzte kleinste 4 bis 5 Falten. Die untern haben sechs Querleisten. Am Schädel ist der hintere Rand der Stirn- beine bognig, die Schläfenbeine vorn erweitert, der Unterkiefer im hintern Winkel perforirt. Die beiden lebenden Arten sind M. avellanarius.?) Die kleine Haselmaus erreicht nur 3 Zoll Länge, ihr Schwanz etwas weniger. Der Kopf ist breit, das Gesicht platt, die Schnauze spitz, die Schnurren schwarz mit weisser Spitze und länger als der Kopf, die Augen gross und hervorstehend; die Krallen klein, scharf- 6) Giebel, Odontogr. 46. Tf. 21. fig. 4. 8. 10. th. 18; Myoxus sansansensis Ger- vais, Zool. Pal. franc. 23. tb. 44. 7) Myoxus spelaeus Fischer, Synops. mammal. 311; M. parisiensis Cuvier, 0ss. foss. I. 297. tb. 68, fig. 5. 6; Giebel, Fauna. Säugeth. 81. 8) Myoxwus Cuvieri Giebel, Fauna. Säugelh. 81; Cuvier, oss. foss. 111. 300. tb. 68, fig. 7. — Fischer beschreibt Mem. soc. nat. Moscou I. 281. tb. 19. fig. 11—13; Il. 287. tb. 20. fig. 1—3 den Schädel eines M. fossilis, der ausser der beträchtlicheren Grösse durch gefurchte Nagzähne sich auszeichnet. 9) Mus avellanarius Linne, Faun. succ. 12; Pallas, Glires 89; Myoxus muscardinus Schreb. Säugeth. IV. 835. Tf. 227; Buflön, Hist. natur. VII. 193. tb. 26; Bechstein, Naturgesch, Deutschl. 1069; Fr. Cuvier, nouv. ann. du mus. |. tb. 16. fi2. 3, til fig. 5. 6; Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1839. It. 185; v. Tschudi, Thierleb. der —— 183; Myoxus avellanarius Desmarest, Mammal. 295; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr 624 Unguiculata. Glires. spitzig, weiss. Der Pelz ist gelblichhraun, auf Rücken und Kopf etwas dunkler, an den Ohren und Seiten heller, der Schwanz an der Spitze mit viel Schwarz, unten blass, der Bauch ganz licht, Kehle und Brust weiss, Lebt einzeln oder paarweis in Gebüschen, auf Hasel- und andern Stauden, auf denen sie aus Stengeln, Gras, Blättern und Moos ihr Nest baut. Am Tage schläft sie, des Nachts ist sie mobil. Ihre Nahrung be- steht in Nüssen und trocknen Früchten, von denen sie unter Baumstäm- men Wintervorräthe anlegt, denn sie schläft nur bei eintretender Kälte, Furchtsam und scheu in der freien Natur ist die Haselmaus auch gezähmt ein gulmüthiges, doch wenig unterhaltendes Thierchen. Das Weibchen wirft drei bis vier Junge im August. Bewohnt das gemässigte und nördliche Europa. M. elegans Y). Die zierliche Haselmaus wird 5 Zoll lang und ihr buschig behaarter Schwanz nur 2 Zoll. Die nackten Ohren sind kurz, bisweilen im Pelz versteckt. Das Colorit ist graulich rostbraun mit dunklem Rücken- streif, die Schnurren schwarz mit braunen Spitzen. In Japan. Eliomys Wagn. Die Lötfelbilche zeichnen sich in der äussern Erscheinung von vorigen beiden Gattungen durch die viel grösseren Ohren, den überall gleichmässig, nur an der Spitze länger und zweizeilig behaarten Schwanz und die kürze- ren, schwächeren Füsse aus. Ihre Backzähne sind sehr klein, zum Unter- schiede von Vorigen breiter als lang. D'e obern theilt eine durchgehende Querfurche in zwei Hälften, deren jede in Folge der Abnutzung wieder eine Querrinne erhält, so dass also vier schwach gebogene (Querleisten vorhanden sind. In der unteren Reihe ist der erste Zahn dreiseitig mit dreizackiger Kaufläche, der letzte ebenfalls verkleinert; jeder durch zwei Querfurchen in drei parallele, schwach gekrümmte Falten getheil. Am Schädel greifen die Stirnbeine spitzwinklig in die Scheitelbeine, welche sehr breit sind; die Schläfen- beine sind vorn sehr erweitert, die Paukenknochen von ansehnlicher Grösse, der hintere Winkel des Unterkiefers perforirt. Dje Arten bewohnen den grössten Theil des gemässigten Europa und am Sinai. E. nitela?). Der Gartenschläfer erreicht bis 4, Zoll Länge, sein Schwanz etwas weniger. Von der Oberlippe zieht ein schwarzer Streif mit Erweiterung über das Auge zum vordern Rande des Ohres, hinter diesem ein zweiter nach unten und vorn mit jenem sich vereinigend. Die grossen Ohren sind aussen graulich gelb, am vordern Rande unten weiss; Schnauze und Stirn gelbroth, Scheitel, Hals und Rücken gelbroth mit grauer und schwärzlicher Mischung, die Seiten grau, Kehle, Brust, Bauch, Füsse weiss mit einem Stich in Gelblich und Grau, der Schwanz gegen die Spitze hin schwärzlich mit weissgrauer Einfassung. Lebt in Gärten von saftigem Obst, Nüssen und Gesämen sich nährend. 1) Myoxus elegans v. Siebold, Fauna jap. 52. tb. 16. fig. 2. 2) Myoxus nitela Pallas, Glires. 88; Schreber, Säugeth. IV. 833. Tf. 226; Bech- stein, Naturgesch. Deutschl. 1060; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 40; Dents d. mam- mif. 164. tb. 58; Buffon, hist. nat. VIII. 181. tb. 24. 25; Mus quercinus Linne, sysl. re dryas Schreb. Säugeth. IV. 831. Tf. 215.b; Tysenhaus, revue zool. Myoxini. Eliomys. Graphiurus. 625 Sein Nest bereitet er aus Moos und dürrem Gras in Mauern, hohlen Bäu- men oder Erdlöchern, trägt im Herbst einen kleinen Vorrath ein und er- starrt bei eintretender Kälte. Er ist sehr bissigen boshaften Naturells und lässt sich nicht zähmen, Das Weibchen wirft im Sommer 5 bis 6 Junge. Das Vaterland erstreckt sich über Frankreich, Deutschland, die Schweiz und Polen, in den Alpen bis 5000 Fuss aufsteigend. Ä E. melanurus Wagn. 3) Der schwarzschwänzige Schläfer hat die Grösse des Gartenschläfers, doch einen merklich kürzern Schwanz, der an ‘der Wurzel bräunlichweiss, übrigens tief schwarz ist. Der Leib ist dick, ‚die sehr grossen Ohren innen nackt, nur an den Rändern fein behaart, aussen dichter mit kurzen feinen Härchen besetzt, licht bräunlich; die Schnurren sehr lang, schwarz mit langen weissen Spitzen. Der Pelz ist ‘sehr weich, langhaarig, ungemein dicht; alle Haare in der untern Hälfte 'schieferschwarz, in der obern Hälfte auf dem Rücken weiss mit hellbräun- ‚lichen Spitzen, unten weiss. Die Füsse mit lichtbräunlichem Anflug. Von ‘den Schnurren läuft um die Augen herum ein schwarzer Streif gegen den 'untern Ohrenrand, wo er sich ausbreitet und hinter dem Ohre endet. In Erdhöhlen am Sinai. | | E. orobinus %). Hat eine spitze Schnauze, zahlreiche sehr lange schwarze Schnurren mit lichten Spitzen und kürzere, weissliche, grosse, 'gerundete, nur am Rande fein behaarte Ohren, einen völlig rudimentären 'Vorderdaumen, nackte Sohlen und einen gleichmässig behaarten Schwanz. ‚Die Oberseite ist bräunlich fahlgelb, in der Mitte dunkler, die Unterseite ‚scharf abgesetzt gelblich weiss, die Augen mit schwarzem Ring, die Krallen weisslich, der Schwanz bräunlicl mit graulich weiss, die obern Nagzähne honiggelb, die untern weisslich, die Backzähne klein und kurz, die obern mit stark vorgezogenem Aussenrande, in der Mitte gekerbt. Körperlänge A Zoll. Im Sennar. | Graphiurus Cuv. | Die Pinselbilche haben grosse gerundete Ohren, die sie der Länge nach ‚einrollen können. An ihren Vorderpfoten sind die vier Zehen fast gleich ‚lang und das Daumenrudiment trägt einen platten Nagel. Der kurze sehr eischige Schwanz ist dicht, an der Spitze pinselförmig behaart. Der Pelz ist sehr. weich. Die Backzähne zeichnen sich durch auffallende Kleinheit aus. ‚entbehren der Querfalten gänzlich oder haben siebenschläferartige. Am Schädel ‚stossen die fast so breiten als langen Stirnbeine geradlinig oder breitbognig ‚an die Scheitelbeine, diese bilden” ein mehr weniger regelmässiges Parallelo- 'gram, die Schläfenbeine vorn schiefrandig, die Pauken nicht sehr gross, der ‚Jochbogen herabgerückt. Der Darmkanal ist sehr dick, der Magen gross. Die wenigen Arten bewohnen das südliche Afrika. Gr. capensis Cuv.°) Der capische Pinselbilch ist oben dunkel braun- ‚grau, unten röthlich weissgrau, die Schnauzenspitze, untere Seite des Kopfes ee ee EP ET | 3) M. nitedula Pallas, zoogr. 1.179 ist etwas kleiner, mit kürzern Ohren, etwas kürzeren Hinterfüssen, zweizeilig behaartem Schwanz, oben schwärzlich gelbbraun, ‚unten lichter, mit mehr rothem Körpercolorit und kürzerem Augenstrich. 4) A. Wagner, Wiegm. Arch, 1848. 182. | 9) Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 60; Nouv. ann. d. mus. I. 443. tb. 16. fig. 1; ‚tb. 17. fig. 3. 4; Giebel, Odontogr. 46. Taf. 21. fig. 11; Smith, Illustr. S. Afr. XV. 40 Säugethiere. 626 Unguiculata. Glires. und die Pfoten röthlichweiss, von den Augen bis unter das Ohr eine braun- schwarze Binde, der Schwanz etwas kürzer als der Körper oben braungrau und weisslich melirt, unten graubraun, an der Spitze röthlich weiss. Der erste Backzahn beider Kiefer ist sehr verkleinert und rund, der letzte untere kreisrund, die übrigen abgerundet vierseitig, den untern fehlen alle Falten, sie haben concave Kauflächen, die obern haben einen wulstigen Innenrand und schwache (Querwülste, die sich bald abnutzen. Körperlänge 54, Zoll. Am Gap und der Westküste Afrika’s bis zum Senegal. Gr. murinus Gieb. 6) Das Weiss der Lippen, Kehle, Brust, Pfoten und des Schwanzes wird mit dem Alter mehr weniger röthlich rostbraun, alle Haare sind am Grunde grauschwarz, die des Rückens und der Seiten vor der hellgrauen Spitze braun oder bräunlich grau, die Haare des Schwanzes einfarbig rostbraun oder mit weissen Spitzen, die obern Schnurren schwarz oder braun, die untern bräunlich weiss oder weiss. Der erste Backzahn nicht so sehr verkleinert als bei voriger Art, der letzte untere vierseitig. Am Schädel sind die Stirnbeine länger als breit, hinten bognig gerandet,. die Pauken ziemlich gross, die Jochbögen weit abstehend, der Unterkiefer- winkel nicht perforirt. In der Wirbelsäule 13 rippentragende, 6 rippen- lose, 3 Kreuz- und 26 Schwanzwirbel. | In waldigen Gegenden Südafrika’s. Neunzehnte Familie. Sciurini. Die Familie der Hörnchen zeigt eine grössere Mannichfaltigkeit als die letztbetrachteten Familien, sowohl in der äussern Gestaltung der Mitglieder als in deren Lebensweise, doch sind die extremsten Formen von dem zierlichen behenden Eichhörnchen bis zum plumpen Murmelthier durch allmählige Ueber- gänge vermittelt und durch grosse Uebereinstimmung in der innern Organi- sation zu einer Familie verbunden. Ihr Körper trägt ein weiches oder sehr weiches, oft langes Haarkleid, die Augen sind gross, vorstehend, die Ohren verschieden, die Vorderpfoten vierzehig mit Daumenrudiment, die hintern. fünf- zehig, der Schwanz kurz bis zur Körperlänge, immer dicht, oft buschig behaart. Backzähne sind mit wenigen Ausnahmen oben 5, unten 4 vorhanden, der erste obere sehr verkleinert, einfach, hinfällig, die übrigen 3- und Awurzlig, die schief vier- oder dreiseiligen Kronen mit einigen Querwülsten, die sich meist abnutzen. Der Schädel hat eine breite tlache Stirn mit grossen Orbitalfortsätzen, ein schmales oder spaltenförmiges Unteraugenhöhlenloch, der Unterkieferwinkel abgerundet, nach Innen gebogen. In der Wirbelsäule liegen meist 12 rippentragende und 7 rippenlose Wirbel, und zwar 9+1+9 für die Dorsolumbalreihe. 3 Kreuz- und 16—25 Schwanzwirbel, vollkommene | ee u eu ae en u a ee Ib. 39. Myoxus Cattoiri Fr. Cuvier, diet. sc. nat. XXVII. 123. — Gr. elegans Ogilby, proceed. zool, soc. VI. 5 ist oben reiner und tiefer aschgrau, am Kinn, Vorderhals und Wangen mit rein weissem Fleck, an der Unterseite grau, an den Pfoten weiss, | ein weisser Streif vom Hals zur Schulter, ein schwarzer vom Mundwinkel durch das Auge zum Ohr, der Schwanz oben rein weiss, unten rein schwarz. 6) Giebel, Odontogr. 46. Taf. 22. fig. 12; Myoxus murinus Desmarest, Mammal. 942; Smuts, mamm. cap. 34; Peters, Säugeth. 136. Taf. 35. fig. 1; Myoxus erythro- bronchus Smith, zool. journ! IV. 438; A. Wagner, Schreb. Säugeth. IN. 273; Myozus ER: Cuvier, mammif. I. livr, 37; Myowus cinerascens Rüppell, Mus. Senkbg. . 136. N | I a7 | n Sciurini. Arctomys. 627 Schlüsselbeine, Unterarm- und Unterschenkelknochen getrennt. Der Magen ‚ist einfach, der Blinddarm von veränderlicher Grösse , die Gallenblase , vorhanden. | Die Mitglieder leben theils auf Bäumen, theils am Boden in selbstgegra- benen Höhlen, Ihre Nahrung besteht in Nasson verschiedenen an ni | Sämereien. Die meisten un Winterschlaf. Ihre generischen Differenzen treten entschieden hervor. | Sie verbreiten sich über die ganze Erde, nur aus Neuholland kennt man sie noch nicht. In der Vorwelt erschienen sie mit Eintritt der miocänen ' Epoche. Arctomys Cuv. | Die Murmelthiere sind die plumpesten und ruhigsten Mitglieder der ‚ Sciurinenfamilie. Ihr grosser abgerundeter Kopf, die kurzen Ohren, der sehr kurze Schwanz und dicke Rumpf unterscheiden sie schon äusserlich von den folgenden Gattungen. Die Nagzähne sind ziemlich stark, breit und dick, ihre vordere flach convexe Fläche meist längsgestreift, gefurcht oder glatt. Backzähne zählt ‚ man oben 5, unten 4, der erste obere etwas verkleinert, mit deutlichem , Höcker auf der wulstigen Kronenbasis, die folgenden nach innen verschmä- lert, fast dreiseitig, der letzte unregelmässig, die Querleisten aller vor der ‚ Abnutzung stark, die untern schief vierseitig, vierwurzlig, .die obern dreiwurz- ‚ dig. Der Schädel zeichnet sich durch Verschmälerung der Scheitel- und Stirn- beine und Verlängerung der Nasenbeine aus. Letztere verbreitern sich nach ' vorn und die Stirnbeine tragen weit: abstehende dreiseitige Orbitalfortsätze, der vordere Jochfortsatz nicht perforirt, der Jochbogen dünn, die Gehörblasen klein und flach, der hintere Gaumenausschnitt hinter den Zahnreihen gelegen, ' der hintere Winkel des Unterkiefers abgerundet und nach Innen gebogen. Der Epistropheus mit senkrechtem grossen Dorn, die folgenden Halswirbel ' dornenlos, die Dornen der 9 Bückenwirbel er sich gegen den | diaphragmatischen hin stark und werden in gleichem Grade kürzer, ni. Len- ‘ denwirbel mit sehr niedrigen und sehr breiten Dornen und kurzen breiten Querfortsätzen. 4 Kreuz- und 22 Schwanzwirbel, die 8 ersten Schwanz- ' wirbel mit sehr entwickelten Querfortsätzen, bis zum 14. untere Elemente. 7 wahre, 5 falsche Rippenpaare, das Brustbein 6wirblig, Schlüsselbein platt ‚ und stark, Schulterblatt an der vordern Ecke stark abgestumpft, mit fast miltelständiger sehr hoher Gräte, Oberarm platt, gewunden, kantig, über dem untern innern Knorren mit Knochenbrücke, Speiche und Elle gleich stark, völlig getrennt, Olecranon sehr stark, die beiden mittlern Finger gleich lang, das Becken schmal und gestreckt, kräfig mit enorm grossem eirun- den Loch, Oberschenkel ganz myoxinisch, oben mit hakigen Trochanteren, Tibia stark dreikantig, gekrümmt, Fibula dünn, platt, nur unten innig anlie- gend, nicht verwachsen, Calcaneus stark, die Mittelzehe die längste. Von den weichen Theilen ist zu erwähnen, dass der Magen einfach, der Blinddarm gross und zellig ist. Backentaschen fehlen, höchstens findet sich eine An- deutung derselben in einer schwachen Falte oder in einer Vertiefung im Trompetermuskel. Die Weibchen haben 4 oder 5 Zilzenpaare. Die Murmelthiere verbreiten sich durch das mittlere Europa, nördliche Asien und Nordamerika. Sie führen eine unterirdische Lebensweise und schlafen den Winter hindurch. Sie existirten bereits während der Diluvialepoche. 40* 628 Unguiculata. Glires. A. marmotta L.?) Das Alpenmurmelthier wird etwas über .1 Fuss lang, der Schwanz '/, Fuss. Seine dicke und stumpfe Schnauze ist mit einem starken Schnurrbarte besetzt, die Oberlippe gespalten, der Kopf dick und glatt, die rundlichen kleinen Ohren beinah ganz im Pelze versteckt, die Klauen stark und schwarz, der Schwanz dicht behaart und dunkelfar- big, die Sohlen nackt, der Pelz sehr dicht, oben schwärzlich mit grauer und weisslicher Mischung, nach hinten röthlichbraun, unten gelbroth mit grauer und schwarzer Mischung. Die Nagzähne sind gefärbt und glatt oder gestreift, bisweilen gefurcht. Der erste untere Backzahn hat eine convexe Vorderseite. Der Skeletbau dieser Art ist im Gattungscharacter beschrieben. Der Magen ist verlängert, der Darm fast von gleicher Dicke in seiner ganzen Länge, die Leber fünf- lappig, mit fast kugliger Gallenblase, Pancreas zweilappig, die linke Lunge einfach, die rechte vierlappig, am Gaumen 12 bis 13 unregelmässige Quer- runzeln, das Gehirn ohne Windungen, statt deren mit Grübchen, Das Weibchen mit 2 Zitzenpaaren auf der Brust und 3 am Bauche. Das Murmelthier bewohnt die höhern Alpen und Karpathen bis über 8000 Fuss Höhe hinauf und siedelt sich selbst auf Felseninseln in Glet- schern an, wenn dieselben ihm nur dürftige Nahrung gewähren. Diese besteht in verschiedenen Alpenkräutern und auch in Gras. In der Gefangen- schaft wird es mit Kohl, Wurzeln und Früchten gefüttert. Fressend sitzt es auf den Hinterbeinen wie die Schläfer und Eichhörnchen. Im Sommer verlässt es bei Sonnenschein seine Höhle und spielt gern mit den Jungen, mit scharfem Auge, Ohr und Geruch auf jede Gefahr achtend und bei Ein- tritt einer solchen mit warnendem Pfiff für die Genossen schnell in die Höhle entfliehend. Daher ist es auch schwer einzufangen, durch stunden- langes Aufpassen vor der Höhle, in Schlagfallen oder im Winter durch Ausgraben. Es wird den Murmelthieren ernstlich nachgestellt, wegen des geräuchert sehr wohlschmeckenden Fleisches, des als Arzneimittel dienenden Fettes, des Pelzes u. s. w. Die Alpenbewohner betrachten sie auch als Wetterpropheten in ihrem Betragen. Im Sommer wohnen sie einzeln oder paarweise in besonderen Höhlen, zu denen 3 bis 2 fusslange Eingänge führen. Die Paarung scheint im April Statt zu finden und das Weibchen wirft nach sechs Wochen 2 bis 4 Junge, die bis zum nächsten Sommer bei den Alten bleiben. Gegen den Herbst hin graben sie tiefer am Berg- abhange herab die Winterwohnung, etwa 4 Fuss unter dem Rasen, geräu- mig für ganze Familien von 5 bis 15 Stück. Die engen Eingänge der- selben werden mit Heu verstopft, von innen her noch mit Erde und Steinen verrammelt. Die Höhle selbst ist gewöhnlich eirund, backofenförmig, mit dürrem Heu ausgefüttert, dass sie bereits im August abbeissen jund in grossen Haufen trocknen. Eingerollt liegt die ganze Familie während der 7) Schreber, Säugeth. IV. 722. Tf. 207; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 1027; Cuvier, M&m. du Mus. IX. tb. 14; Buffon, Hist. natur. VIll. 219. tb. 28—30; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 9; v. Tschudi, Thierleb. Alpenw. 496. — Skeleltheile aus dem Diluvium von Aachen, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, weichen gar nicht vom Alpenmurmelthier ab. Auch bei Köstrich u. a. Orten wurden Ueberreste gesammelt. A. arvernensis Gervais, Zool. et Pal. fr. tb. 48. fig. 8; Giebel, Odon- togr. 45. Tf. 20. fig. 12 aus den vulcanischen Alluvionen der Auvergne ist durch nichts als geringe Grössendifferenzen von der lebenden Art verschieden und ebenso ist A. primigenia Kaup, oss. foss. III. tb. 25. fig. 1. 2; Gervais, l. c. tb. 46. fig. 10—12; Giebel, 1. c. tb. 20. fig. 2. 5 bestimmt dieselbe Art. | | | | - Seiurini. Arctomys. 629 7 bis 8 Monate in tiefem Schlaf. Ihre Athemzüge sind während der gan- zen Zeit nicht so zahlreich als im wachen Zustande in zwei Tagen. Ob- wohl sie auch im Sommer des Nachts ruhen und am Tage beschäftigt sind, hat man doch ihre Wanderung von den höhern Sommerwohnungen in die tiefern Winterhöhlen noch nicht beobachtet. Sie haben übrigens einen sanften Character und beissen und kratzen nur in Gefahr. Schon während der Diluvialepoche bewohnte das Murmelthier das mittlere Europa, wie aufgefundene Fossilreste darthun. A. bobac Pall.8) Der Bobac wird ansehnlich grösser als das Alpenmurmel- thier, aber hat stets einen kürzeren Schwanz. Sein Kopf ist oben platt, glatthaa- rig und bräunlich, die Schnauze nicht weiss, sondern dunkelbraun, die dicken Backen blassgelblich, Nase und Mund schwarz, dieSchnurren kurz und schwarz, borstentragende Warzen über den Augen, auf den Backen, an der Kehle, die kleinen Augen mit braunem Stern, die kleinen dicken Ohren gelblich weiss behaart. Der Pelz ist ziemlich straff und nicht dicht, die kürzern Rücken- haare gelblich, die längern schwarz oder dunkelbraun mit blassgelber Spitze, Unterseite gelbbräunlich, der Schwanz dicht behaart, an der Wurzel gelb- braun, in der Mitte schwärzlich, an der Spitze schwarz. Es kommen weisse und schwarze Exemplare vor. Gebiss und Schädel bieten kaum beachtenswerthe Differenzen von vori- ger Art. Die weissen Nagzähne sind vorn gestreift, der erste untere Nag- zahn mit gerader Vorderseite. Der Oesophagus mit innern Längsfalten, der einfache Magen ziemlich muskulös, der Blinddarm sehr weit, zellig, die Leber dreilappig, die Gallenblase kuglig, die Lungen klein, die linke ein- fach, die rechte dreilappig, die Genitalien klein. Der Bobac bewohnt die gebirgigen Gegenden von Polen und Galizien durch Russland und Sibirien bis nach Kamtschatka. In der Lebensweise gleicht er auffallend dem Murmelthiere der Alpen, lasst sich ebenfalls zäh- men und wird aus denselben Gründen gejagt. A. monax Desm.?) Der Monax hat eine spitzere Schnauze als die vorigen Arten, bläulichgraue Backen, schwarze Augen, einen langhaarigen schwärzlichen Schwanz von halber Körperlänge, schwarze Füsse mit langen spitzigen Krallen. Der Pelz ist am Rücken dunkelbraun, an den Seiten und Bauche heller bis rotbbraun. In der Jugend ist das Colorit auf dem 8) Pallas, Zoogr. I. 155: Glires 111. tb. 5. 9. fig. 1—5; Schreber, Säugeth. IV. 738. Tf. 209; Buffon, Hist. natur. XII. 136. ib. 18; Eversmann, Bullet. natur. Mos- cou 1840. 27; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 9. — Die in Russland vorkommen- menden diluvialen Reste des A. spelaeus Fischer, Mem. natur. Moscou IIf. 1834. 381 scheinen weniger mit dem Bobac übereinzustimmen als diess bei dem Alpenmur- melthier der Fall war. 9) Desmarest, mammal. 328; Schreber, Säugeth. IV. 738. Tf.208; Harlan, Fauna I. 58; Richardson, Fauna I. 153; Fr. Cuvier, Mammif, II. livr. 47; Pr. Neuwied, Reise Nordamer. 1. 62; A. pruinosus L. Gmelin, XII. 144; Richardson, zool. journ. 1828. 918; Fauna I. 150; A. empetra Desmarest, re: 399; Schreber, 1. e. 743. Tat. 210; Harlan, l. c. 160; Richardson, |. ce. 1. 147. tb. 95 A. melanopus Kuhl, Beitr. 64; A. caligatus Eschscholz, 200]. Atlas 2. TI 6; Richardson, zool. voy. Beechey 2: 12° Letztere Art scheint eine blosse Farbenvarietät zu sein, ebenso A. flaviventer Bach- mann, Journ. Philad. VIlI.b 309. — Brandt glaubt Bullet. acad. Petersbg. 1814 I. 364, dass das Murmelthier Kamtschatka’s trotz seiner frappanten Aehnlichkeit mit Monax wahrscheinlich specifisch, A. camtschatica, getrennt werden müsse. Eine an- dere fragliche Art am Altai führt derselbe als A. baibacina auf, 630 Unguiculata. Glires. Rücken mehr rothbräunlich, im Alter mit Weissgrau gemischt. Wird 2 Fuss lang. Innere Organisation unbekannt. Bewohnt die Vereinigten Staaten Nordamerika’s und hält seinen Win- terschlaf in hohlen Bäumen. A. brachyurus Harl.!) Das kurzschwänzige Murmelthier wird etwa 1'/; Fuss lang und sein Schwanz erreicht noch nicht 3 Zoll Länge und ist nur an den Seiten dicht behaart, daher flach und oval. Die kurzen Ohren sind stumpf zugespitzt, die Iris dunkelrussbraun, die Schnurren lang und schwarz, an den Vorderpfoten beide innere Zehen sehr verkürzt und mit stumpfen Nägeln besetzt. Das Golorit der Oberseite ist braungrau mit schwachem ziegelrothen Anflug, die längern Haare mit röthlich weissen Spitzen, die Unterseite hell ziegelroth, Nase und Augen dunkler, der Schwanz oben fuchsroth, an den Rändern weiss, unten eisengrau. Innere Organisation unbekannt. Lebt in den Ebenen des Columbiaflusses gesellig zu 10 bis 12 Stück in einer Höhle. Sie werfen vor der Höhle einen ahnsehnlichen Erd- wall auf. A. ludovieianus Ord ?) Der Prairienhund hat einen grossen Kopf mit kurzen abgestutzten Ohren und mässigen Schnurren, kurz behaarte Pfoten mit langen schwarzen Nägeln, auch am Vorderdaumen einen konischen Nagel und nach einigen Beobachtern innere Backentaschen. Die Farbe ist oben licht röthlichbraun mit einigen grauen und schwarzen Haaren unter- mengt, unten schmufzig weiss, der kurze Schwanz an der Spitze braun gebändert. Grösse der vorigen Art mit nur wenig längerem Schwanze. An den Ufern des Missouri. Lebt wie vorige Art, pfeift aber nicht, sonder warnt durch ein hundeähnliches Bellen, daher sein Name. A. caudatus Geoffr. ?) Der Schwanz hat 2, der Körperlänge und diese gleicht dem des Alpenmurmelthieres. Der Pelz ist oben schwärzlich, un- ten falb, die Nagzähne weiss, die Schwanzspitze schwarz. In dem 12000 Fuss hohen Thale des Gombur. Plesiarctomys Brav. Obwohl nur in einem einzigen fragmentären Unterkiefer bekannt, ist doch die generische Trennung dieser Gattung von den Murmelthieren nicht in Zweifel zu ziehen. Die vier Backzähne nehmen vom ersten bis zum dritten an Grösse zu und der vierte ist wieder etwas kleiner als der dritte. Der erste hat einen trapezoidalen Umfang, die beiden folgenden einen abgerundet gleichvierseiligen, doch minder schief als bei den Murmelthieren und der letzte rundet sich hinten ganz ab. Im Innenrande eines jeden sind deutlich zwei Höcker zu erkennen, welche durch Querwülste mit zwei äussern Höckern verbunden zu sein scheinen. 1) Harlan, Fauna 304; Richardson, Fauna l. 151; Anisonyx brachyura Rafinesque, amer. monthl. magaz. 1817. 45; Lewis a. Clark, trav. Ill. 35. 2) Ord, Guthrie’s geogr. 1815. I. 302; Richardson, Fauna I. 154; Pr. v. Neu- wied, Reise Nordamer. 1.365; A. latrans Harlan, Fauna 306; Cynomys socialis et griseus Rafinesque, americ. monthl, magaz. 1817. 45; Monax missuriensis Warden, Unit. Stat. 2./228. 3) Isid. Geoffroy, Jacquemonts voy. Inde 66. tb. 5. — Ich kann nicht entschei- den wie sich zu dieser Art A, fataricus Jameson, l’Instit. 1847. 384 verhält. Seiurini. Spermophilus. 631 Pl. Gervaisi Brav. *) aus dem Süsswasserkalk von Apt hatte die Grösse des Alpenmurmelthieres. Spermophilus Cuv. Die Ziesel haben einen schlankerern zierlichern Körperbau von stets _ geringeren Dimensionen als die Murmelthiere, keine runde, wie diese, sondern eine längliche Pupille und vollkommen ausgebildete innere Backentaschen. ' Damit sind die auffallendsten Differenzen von den Murmelthieren erschöpft. Die Grösse und Form der Ohren variirt, ebenso die Länge des Schwanzes, welche bisweilen halbe Körperlänge übertrifft. Die Zehen und Krallen sind zierlicher. Das Gebiss bietet keine einzige erhebliche Differenz. Der erste ‚ obere Backzahn ist ein sehr kleiner runder Stumpf, die folgenden nach innen verschmälert, fast dreiseitig oder rhombisch, mit zwei Querwülsten gegen den ; innern wulstigen Rand; die untern mehr weniger schief vier- und gleichseitig, ' mit zwei deutlichen äussern Höckern, meist sehr abgenutzl. Der Schädel ‚ ist im Allgemeinen etwas gestreckter, mit mehr convexem Profil, mehr gewölb- ‚ ter Schläfengegend, minder bognig abstehendem Jochbogen. Die Wirbelzahlen ' sind wie bei Aretomys, nur der Schwanzwirbel meist einige weniger, der ; Skeletbau überhaupt zierlicher. Die weichen Theile wenig eigenthümlich, doch ' der grosse Blinddarm innen nicht zellig. Ä Die Ziesel graben unterirdische Höhlen, halten in denselben Winterschlaf und führen überhaupt eine ähnliche Lebensweise wie die Murmelthiere, die sie auch hinsichtlich ihrer geographischen Verbreitung begleiten. Ihre Reprä- senlanten in frühern Schöpfungsperioden sind noch nicht genügend bekannt. | Die Zahl der Arten ist sehr beträchtlich, doch sind dieselben z. Th. ‚ noch sehr ungenügend bekannt. Wir ordnen sie nach Brandt’s Untersuchungen in folgende Gruppen. 1) Colobotis. Die Ohren sehr kurz, nur eine Hautfalte bildend; der erste obere Backzahn rund oder vierseitig, die 3 folgenden dreiseitig mit hohen nach innen convergirenden Querwülsten. . Europa, Asien und Nordamerika. a) Sohlen ausgewachsener Thiere der ganzen Länge nach nackt, Schwanz kurz oder mässig. a) Kein heller Ring um die Augen. | Sp. fulvus Bl.?) Der falbe Ziesel ist am Kopf einfarbig weisslich rostgelb, auf dem Rücken hell rostgelb mit einigen dunkelbraunen und , schwarzen Haarspitzen, an der Kehle und ganzen Unterseite rostfarben oder ‚ weisslich, die langen Schwanzhaare in der Mitte schwarz mit röthlicher Wurzel und weisslicher Spitze. Die Schnurren mässig und schwarz; ' Pfoten und Krallen schwarz. Bei jüngern Exemplaren ist die ganze Fuss- ‚‚sohle dicht behaart, die Rückenfarbe fein gesprenkelt goldgelb, an den Seiten ‚ heller, am Bauche weiss, Scheitel und Stirn graubraun, von sattgelbem ı 4) Bravard, not. oss. foss. Debruge 1850; Gervais. Zool. Pal. fr. tb. 46. fig. 13 8. Eexpl. | 9) Keyserling und Blasius, Wirbelth. 42; Lichtenstein, Eversm. Reise 119; ‚ Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 33; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. ll. 366; A. leptodactylus Lichtenstein, Darstellg. Tf. 32. fig. 1; A. turcomanus Eich- ‚ wald, Reise I. 305. 472. Der etwas kleinere Sp. concolor Geoffroy, zool. voy. Betan- ' ger 151. tb.8 aus. Persien bietet keine Eigenthümlichkeiten von specifischer Bedeu- , tung, nur geringe Differenzen im Colorit, 632 Unguiculata. Glires. Streif begrenzt, mit schwarzem Streif von der Lippe bis zum Auge. Kör- perlänge 14 Zoll, Schwanz 4 Zoll. Bewohnt die Steppen vom südlichen Ural, meist einzeln, läuft sehr schnell und gräbt fast senkrechte Röhren. Sp. rufescens Bl.) Der nordische Ziesel hat einen lichtrostrothen Kopf mit rothbraunem Fleck über und unter jedem Auge und unter dem Ohre und mit braungrauer Längsbinde von der Schnauze bis zum Scheitel. Die Oberseite des Körpers ist röthlichbraun mit rostgelblichen Tropfen, der Schwanz ohne dunkle Endbinde, die untern Haare einfarbig, die obern roströthlich mit gelbweisser Spitze gemischt mit schwarzbraunen. Körper- länge 11 Zoll, Schwanz 3 Zoll. Bewohnt die Gegenden am Ural zwischen dem 49. und 60. Grade N. B. und ist ein sehr muntres und geselliges Thierchen. Die Eingänge zu seinem Neste gräbt es nicht senkrecht, sondern sehr schräg ein unter etwa 60 Grad. ß) Ein weisser oder überhaupt lichter Ring um die Augen. Sp. erythrogenys Brdt.?”) Der rothwangige Ziesel wird 13 Zoll lang mit 3 Zoll langem Schwanz, der lang und zweizeilig, weissspitzig behaart, oben rostfarben mit Schwarz und Weiss gemischt, an den Seiten mehr weiss, unten rein rostroth ist. Das Colorit ist auf dem Kopfe und Vorder- rücken eine Mischung von Grau, Schwarz, Gelbbräunlich und Weiss, auf dem Rücken ebenso mit queren schmutzig gelbweissen Wolken, unter und über den Augen und über den Ohren ein rostrother dreiseitiger Fleck, Kinn, Kehle und Hals bis zur Brust weiss, die Körperseiten lichter als der Rücken mit schwarzen Haaren gemischt, der Bauch blass, die Krallen schwarz. Zwischen dem Ob und Irtisch und am Balchaschsee. Sp. brevicauda Brdt.®) Der kurzschwänzige Ziesel bleibt kleiner als alle vorige, denn er erreicht höchstens 10 Zoll und sein Schwanz nur 14, Zoll. Der Kopf ist bei ausgewachsenen Exemplaren roströthlich mit sehr schwacher schwarzer Beimischung. Die Rückenhaare sind an der Wurzel schwärzlich, darüber weiss, an der Spitze schwarz oder weiss und schwarz geringelt. Der rostfarbene Fleck über den Augen ist in der Jugend deutlicher umgrenzt als im Alter, der Wangenfleck mit schwärzlichen Haa - ren gemischt und oft verwischt; Lippen, Kinn, Kehle weiss, die Körper- seiten schmutzig weisslich oder gelblich rostfarben mit wenig schwarzer Beimischung, der Bauch lichter; der Schwanz mit anliegenden kurzen Haaren, oben von der Rückenfarbe, unten roströthlich mit weissen Haarspitzen. In den südlich den Altai begrenzenden Gegenden. 6) Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 42; Brandt, Bullet. acad.Petersbg. 1844. II. 367; A. undulatus Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 35; A. eitillus « Schreber, Säugeth. IV. 748. Tf. 211.a; Pallas, Glires 126. tb. 6. 7) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 367. 8) Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. 11. 369; Sp. mugosarius Eversmann, Bullet. natur. Moscou 1840. 38. — Brandt 1. c. 378 unterscheidet fraglich einen Sp. intermedius, welcher diese mit der vorigen Art vermittelt. Bei Prüfung der Eigenthümlichkeiten aller drei Arten wird man versucht, diese in eine Species zu vereinigen und jedenfalls ist eine sorgfältige Vergleichung der innern Organisations- verhältnisse noch nöthig, bevor die Arten als genügend begründet gelten können, Sciurini. Spermophilus. 633 Sp. mugosaricus Bl.) Steht der vorigen Art zum Verwechseln nah, Ihr ebenso langer Schwanz ist kurz und anliegend behaart, einfarbig, ohne schwarze Spitze, rund, die Haare roströthlich mit rostweisslicher Spitze. Die rostgelbe Oberseite hat keine geringelten Haare, die Unterseite ist rost- weisslich gelb, Kehle und Vorderhals weiss, der Augenring, ein Streif zwischen Auge und Nase, Gegend zwischen Auge und Ohr und die Pfoten röthlich aschgrau; die Daumenwarze ohne Nagel. Lebt einzeln an den Abhängen der mugosarskischen Berge in der Kirgisen-Steppe. Sp. musicus Menetr. ) Der zwitschernde Ziesel erreicht die Grösse der vorigen beiden, aber sein Schwanz bis 2 Zoll Länge. Die Rückenhaare sind am Grunde schwärzlich, dann grünlich gelb und an der Spitze dunkel, die Körperseiten gelb mit grünlichem Anfluge, der Bauch lichter. Der platte Schwanz ist mit gelben, langen und straffen Haaren, gegen die Spitze hin zweizeilig, bekleidet. _Mund, Augenring und Pfoten sind schmutzig weiss, die Krallen schwarz. Bewohnt die höhern Regionen des Kaukasus in der Nähe des ewigen Schnees in nicht sehr tiefen Höhlen mit doppeltem Ausgange. Seine Stimme ist zwitschernd. b) Die Sohlen ausgewachsener Thiere am Hacken behaart, die Ohren sehr kurz, etwas breiter als bei vorigen, der Schwanz länger. Sp. Parryi Richds. ?2) Der Steinziesel hat bei 14 Zoll Körperlänge einen Schwanz von 4!/, Zoll und nur 2 Linien hohe Ohren. Die grossen Backentaschen öffnen sich vor den Backzähnen. Der Körper ist dick, die Pfoten oben behaart, unten nackt, der Daumen sehr klein mit kurzem, convexen und abgerundeten Nagel, der Schwanz platt, an der Spitze abge- rundet, mit Neigung zur Zweizeiligkeit, oben grau mit brauner und schwar- zer Mischung in der Mitte, dann mit schwarzem Saum und schmalem bräun- lich weissem Rande, unten einförmig bräunlichroth bis zur schwarzen Spitze. Das Wollhaar des Körpers ist an der Wurzel dunkelrauchgrau, in der Mitte blassgrau, an der Spitze gelblichgrau, die Grannenhaare weissspitzig oder lang schwarzspitzig, beide Flecken bildend; die Unterseite ist eine Mittel- farbe zwischen bräunlichroth und bräunlich orange.- Von dieser typischen Form mit der angegebenen Färbung weichen einzelne Exemplare, die kleiner sind, mit kürzerem Kopf, längerem Schwanz, schwächeren Krallen, mehr ovalen höheren Ohren, mit braunem Rückenstreif, mit schwarzen und weissen Haaren zwischen Ohr und Auge, hinten licht bräunlich roth. An- dere haben unter dem Auge einen dunkelkastanienfarbenen Fleck. Bewohnt die steinigen und sandigen Gegenden an der Küste von Cur- chill an der Hudsonsbai bis zur Melville’s Insel und zur Behringsstrasse hinauf. In Kamtschatka entdeckte schon Steller diesen Ziesel. Er lebt gesellig und stellt gewöhnlich eine Wache auf der Höhe des Sandhügels auf, welchen die Gesellschaft bewohnt. Bei herannahender Gefahr warnt 9) Keyserling.u. Blasius, Wirbelth. 42; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844. II. 370; Arctomys mugosaricus Lichtenstein, Eversm. Reise 119; Darstellg. Tf. 32. fig. 8. 1) Menetries, catal. rais. zool. 21; Brandt, Bullet. acad. Petersb. 1844. II. 371; Citillus zanthoprymnus Bennet, Proceed. zool. 1835. IV. 90. 2) Richardson, Fauna bor. americ. I. 158. tb. 10; Parry’s sec. voy. app. 316; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 372. 634 Unguiculata. Glires. dieselbe durch einen schnarrenden Ton. Das Weibchen wirft etwa 7 Junge. Sp. Eversmanni Brdt.?) Diese Art bleibt kleiner als vorige, höch- stens 12 Zoll lang, aber ihr Schwanz erreicht bis 6 Zoll, die Schnauze ist grau- oder schwarzbraun, das Gesicht und der Vorderrücken schwarz, mit weisslichem und rostfarbenem Anfluge, nach hinten wird dieser Anflug wellig. Die einzelnen Haare sind am Grunde schwarz, dann weiss oder rostfarben, an der Spitze schwarz, einige ganz schwarz, Lippen, Kinn und Kehle weiss, Seiten des Kopfes und Körpers und der Bauch lebhaft rost- farben. Der zweizeilige Schwanz oben mit der Farbe des Rückens, unten mit Schwarz und Weiss gemischt. Auch hiervon kommen Varietäten vor. Im altaischen Gebirge bei Kokotan, an den Ufern des Argut. c) Die Sohlen ausgewachsener Thiere von der Zehenwurzel an behaart, die Ohren kurz, der Schwanz von Y, bis Y/, Körperlänge. Sp. guttatus Temm.®) Der geperlte Ziesel wird 8Zoll lang mit zwei- zölligem Schwanze. Das Colorit des Rückens ist eine Mischung von Schwarz und Rostfarben mit viereckigen rein weissen oder gelblichen Flecken in unregelmässigen Reihen. Die Augen mit weisslichem Ring, von dem ein Streifen zum Öhre zieht. Ueber und unter dem Auge ein rostfarbener Fleck; die Seiten des Kopfes weisslich, nach hinten mit einzelnen schwar- zen Haaren; Lippen, Kinn und Kehle weiss, die Körperseiten nach unten rostgelb, die Unterseite weissgelb, der Schwanz gelbbraun. Eine Spielart zeichnet sich durch einen grossen schwarzen Fleck an Brust und Bauch aus. Verbreitet sich durch Volhynien, Bessarabien, vom Don bis zur Wolga und tritt jenseits der Lena wieder auf. Ja Richardson fand einen geperl- ten Ziesel an den westlichen Gehängen des Felsgebirges, den er nicht von dem europäischen unterscheiden konnte, und nach der Beschreibung in der äussern Erscheinung keine Differenzen bietet. h | Sp. eitillus Bl.) Der gemeine Ziesel erreicht 8 bis 10 Zoll Länge, sein Schwanz 3 Zoll. Er hat einen dicken Kopf, eine schwärzliche oben fein behaarte Nase, gespaltene Oberlippe, platte Stirn uud Scheitel, schwarze 3) Brandt, Bullet acad. Petersbg. 1844. 11. 375; Arctomys ultaicus Eversmann, Add. zoogr. Pallas II. 3. — Pallas jakutischer Ziesel (Glires 124; Sp. jacutensis Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 378) gleicht dieser Art so auffallend, dass man ihn nach der sehr dürftigen Characteristik nicht als eigenthümliche Art be- trachten kann. 4) Temminck, Monogr. mamm. I. p. XXVII; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. I. 375; Richardson, Faun. bor. americ. I. 162; zool. Becheys voy. 12; Mus ponticus Plinius, hist. nalur. VIII. 41; Aelianus, hist. anim. VI. 41; Buffon, hist. nat. suppl. It. 191. tb. 31; Güldenstädt, nov. comm. Petropol. XIV.a 389. tb. 7; Pallas, ibid. 561. tb. 21. fig. 2; Glires 123. tb. 6.b; Zoogr. I. 158; Schreber, Säugeth. IV. 748, Tf. 211.b; Nordmann, voy. Demidoff. I. tb. 3; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 45; Sp. guttulatus Schinz, Verzeichn. II. 70, obwohl Schinz in seinen Diagnosen keinen spe- cifischen Unterschied angibt, hielt er es doch für nöthig, den europäischen länger bekannten Perlziesel durch einen neuen Namen von dem amerikanischen zu unter- scheiden. Brandt unterscheidet 1. c. 379 eine Varietät fraglich als selbständige Art, Sp. leucostictus und ebenso fraglich eine zweite als Sp. dauricus. 5) Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 43; Brandt, Bullet. acad. Petersbg. 1844. II. 376; Fr. Cuvier, Dents mammif. tb. 55; Mus eitillus Pallas, Glires 119. tb. 6; Linne, syst. 80; Buffon, Hist. nat. XXI. 144; Schreber, Säugeth. IV. 746. Taf. 211.ab; Cuni- culus germanicus Brisson, Quadrup. 147; Sp. undulatus Temminck, Monogr. Mammal. I. p. XXVI. Sciurini. Spermophilus. 635 noch nicht kopflange Schnurren, grosse hervorstehende schwarze Augen, statt der Ohren nur dicke behaarte Wülste, am Daumen einen kegelförmi- gen Nagel, übrigens vorn und hinten grosse schwarze und spitzige Krallen, einen zweizeilig behaarten Schwanz und einen weichen, glatten Pelz. Die Oberseite ist graurostgelb mit Braun gemischt und wollig, die Haare ge- ringelt, die Unterseite dunkelrostgelb, Brust und Vorderpfoten roströthlich, um die Augen ein weisser oder schmutzig gelber Ring, Lippen, Kinn, Kehle weiss, die Haare des Schwanzes an der Wurzel gelbröthlich in der Mitte braunschwarz, an der Spitze gelbweisslich. Der Ziesel liebt offne und trockene Gegenden mit Graswuchs auf leh- migen Boden, obwohl er auch auf dürren, sandigen und steinigen sich anbaut. Jeder bewohnt seine eigene Höhle, die das Weibchen etwas tiefer gräbt als das Männchen. Mehre Gänge führen von verschiedenen Seiten in die Höhle, doch dient nur einer als gewöhnlicher Aus- und Eingang. Gegen den Winter hin werden alle verstopft und der Bewohner schläft, Die Ziesel nähren sich von Getreide, Beeren, zarten Kräutern und Wurzeln, verschmähen aber auch Mäuse und kleine Vögel nicht. Im Frühjahr kom- men sie völlig abgemagert hervor, laufen jedoch nur an warmen Tagen umher, bei feuchten und kalten schlafen sie in der Höhle. Sie sind sehr munter und lebhaft und spielen viel mit einander, werden auch sehr schnell zahm. Ihre Stimme ist ein scharfer Pfiff. Sie ranzen im März und April, nach vier Wochen wirft das Weibchen 3 bis 8 nackte blinde Junge. Das Vaterland des gemeinen Ziesels erstreckt sich über Böhmen, Schle- sien, Polen, Oestreich und Ungarn. Sein Vorkommen in Russland und Sibirien, welches seit Pallas allgemein angenommen wird, stellt Brandt in Abrede. Sp. superciliosus Kp.°) Diese Art ist in zahlreichen Ueberresten aus diluvialen Schichten Deutschlands und Frankreichs und aus Knochenbrec- cien bekannt. Sie steht dem gemeinen Ziesel sehr nah. Ihr erster untrer Backzahn ist mehr gerundet, die folgenden relativ länger und schmäler. Die obern Backzähne sind mit Ausnahme des ersien ganz dreiseitig, innen kaum gerundet, wodurch eine Annäherung an die amerikanischen Ziesel gegeben. Sp. Franklini Richds. ?7) Der franklinsche Ziesel hat bei 10 bis 11 Zoll Länge einen fast die halbe Körperlänge übertreffenden Schwanz mit langen Haaren, welche graulichweiss, mit 3 bis 4 schwarzen Ringen und weisser Spitze versehen sind. Breiten sich diese Haare zweizeilig aus, so entste- hen Längsstreifen, legen sie sich aber an, so mischen sich die Farben. Dabei sind Ober- und Unterseite gleichfarben. Das Colorit des Rückens ist blassbräunlich oder fahlgelb und schwarz gewässert, das Gelblich wird an den Seiten herab grau und die ganze Unterseite ist graulichweiss; die 6) Kaup, oss. foss. tb. 25. fig. 3-6; Gervais, Zool. Pal. fr. 19; Desnoyers, Bul- let. soc. geol. 1842. XIll. 295; Giebel, Odontogr. Tf. 20. fig. 10. — v. Meyer, Neues Jahrb. 1846. 474 erwähnt noch einen Sp. speciosus aus den mitteltertiären Schichten von Weisenau, dessen obere Backzähne an der Innenseite stumpfer gerundet sind und daher wohl eher zur Abtheilung Otospermophilus gehören, worüber die Be- schreibung keinen Aufschluss gibt. Desselben Lithomys 1. c. ist todtgeboren. 7) Richardson, Faun. bor. americ. I. 168. tb. 12; A. Wagner, Schreb. Säugeth. N. 244. Tf. 210.a; Giebel, Odontogr. 46. Tf. 20. fie. 16; Arctomys Franklini Sabine, Transact. Linn. soc. XII. 19. 636 Unguiculata. Glires. Oberseite des Kopfes schwarz und weiss gesprenkelt, die Augenlider weiss, die Schnurren schwarz; die Ohren stark vorragend, gerundet und dicht mit anliegenden graulichweissen und schwarzen Haaren besetzt; Nasen- und Lippenränder hell fleischfarben; die Beine aussen schwarz und weiss- lich melirt; die Krallen von mässiger Länge, schwarz mit lichter Spitze. Das Gebiss unterscheidet sich von dem des gemeinen Ziesels beson- ders durch die sehr regelmässige Form des letzten obern und untern Back- zahnes. Der untere hat einen gleich vierseitigen geschobenen Umriss wie die drei vordern, bei dem gemeinen Ziesel dagegen erweitert sich die hin- tere Seite ansehnlich und so, dass seine Aussenseite nur halb so lang als die innere ist. Der letzte obere trägt zwei gegen den Innenrand conver- girende Querwülste und ist dreiseitig wie die drei mittlern, bei der gemei- nen Art hat auch dieser Zahn eine starke hintere Erweiterung und seine Wülste liegen fast parallel; der erste untere Zahn ist bei Sp. Franklini etwas länger als breit, bei dem gemeinen Ziesel breiter als lang. Der 2. und 3. untere sind gleich gross, bei dem gemeinen Ziesel der 2. kürzer als der dritte. In Nordamerika, in der Gegend von Garltonhouse. Sp. Hoodi Richds. ®#) Der Leoparden-Ziesel wird kaum 8 Zoll lang, sein Schwanz hat halbe Körperlänge. Seine Schnauze ist mehr gebogen als bei voriger Art, die Ohren viel kürzer, nur ein niedriger Saum. Die Färbung des Rückens ist dunkel rostbraun, mit schwarzen Haaren gemischt und mit acht hellgelblichen Längsbinden abwechselnd mit fünf Reihen gelb- licher vierseitiger Flecken. Der Kopf ist rostbraun und gelblichweiss ge- scheckt; Augenring, Lippen, Unterkiefer, Hals und Pfoten weisslich, Leibes- seiten und Bauch ockergelb, die Krallen sehwärzlich mit hellen Spitzen, die Schwanzhaare an der Wurzel bräunlichgelb, in der Mitte schwarz, an der Spitze licht gelblich. Bewohnt die offenen Ebenen am Saskatschewan, um Fort Union am Missouri u. a. OÖ. Er wirft keine Erdhügel vor seinen Höhlen auf, in de- nen er sich vom October bis April versteckt hält, Sp. Richardsoni Wagn.°) Hat eine stumpfe Nase, kleine nur eine Linie hohe Ohren, schwarze Schnurren kürzer als der Kopf, nackte, nur unter dem Hacken behaarte Sohlen, an den Vorderpfoten die 2. und 4. Zehe gleich lang, die mittlere länger, hinten die drei mittlern Zehen fast gleich lang. Das Colorit ist gelblichbraun ins Graue ziehend mit schwar- zen Haaren gemengt, an den Seiten mehr gelblichgrau, unten blassroth mit gelblichgrau, Hinterbacken und Unterseite des Schwanzes röthlich, letztrer flach, zweizeilig, oben dunkler als der Rücken, in der Mitte schwarz und 8) Richardson, Faun. bor. americ. I. 177. tb. 14; Pr. v. Wied, Reise Nord- amerika I. 449; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 251. Tf. 210.c; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 46; Arctomys Hoodi Sabine, Transact. Linn. soc. XIII. 590; Seiurus tredecim- lineatus Mitchill, medic. reposit. 1821. nro. 2. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 243. Tf. 210.b; Arctomys Richardsoni Sabine, Transact. Linn. soc. XIII. 589. tb. 28; Richardson, Faun. bor. americ. I. 164. tb. 11. — Hieran schliesst sich Sp. Townsendi Bachmann, Journ. Philad. VIII. 319. von fast 9“ Länge, Schwanz 1'/,“, oben bräunlich grau, die Haare am Grunde schwarz, dann silbergrau, darüber dunkelbraun mit gelblichweisser Spitze, die Haare der Unterseite schwarz mit grauen Spitzen, der Schwanz unten braun, in den Prairien von Wallamalla. Sciurini. Spermophilus. 637 rostbraun marmorirt, der Saum rostig, gegen die Spitze weiss; die Krallen braunschwarz. Körperlänge fast 10 Zoll, Schwanz U, derselben. In den grasigen Ebenen zwischen den nördlichen und südlichen Armen des Saskatschewan. 2) Otospermophilus. Ohren von Y, Kopflänge, Schwanz lang, Sohlen behaart, die obern Backzähne vierseitig, innen gerundet, ihre Querwülste niedrig, fast parallel, der vordere länger als der hintere, der erste Zahn kegelförmig. Nur Nordamerikaner. Sp. Beechei Richds. !). Hat die Grösse, Farbe und Schwanz des frank- linischen Ziesels, aber kurz behaarte Ohren von etwas über Y, Kopflänge. Die Nase ist stumpf, die Backentaschen mässig, der Schwanz zweizeilig. Das Colorit des Rückens ist ein Gemisch von Schwärzlichbraun und sehr blass Holzbraun oder Bräunlichweiss, letztere kleine unbestimmte Flecken bildend, die Haare selbst sind an der grössern Wurzelhälfte bräunlich schwarz. Die obere Hälfte der Wangen ist grau, die untere sowie die Lippen, Unterseite des Körpers und Beine sehr blassbräunlichgelb; der Kopf gelblichbraun, vom Hinterkopf bis zum Rücken ein dunkelbrauner, weissgesprenkelter Streif; der Schwanz mit drei bräunlich weissen und zwei bräunlich schwarzen Streifen. Körperlänge 11 Zoll, Schwanz 6!, Zoll. Bewohnt die sandigen Gehänge und trocknen Ebenen um St. Francisco und Monterei in Californien. Sp. Douglasi Richds. ?). Hat kleinere Ohren als vorige Art, über die Hälfte behaarte Sohlen und beinah 14 Zoll Körperlänge mit halb solangem Schwanze. Die Haare sind bräunlich schwarz und vor der schwarzen Spitze bräunlich weiss. Die Oberseite des Kopfes ist grau, mit schwachem brau- nen Anfluge, die Ohren dunkelbraun, innen blasser; Oberhals und Vorder- rücken grau, in der Mitte des Rückens ein schwarzer Streif, der Hinter- rücken bräunlich weiss mit vielen kleinen queren unregelmässigen schwarzen Flecken, Unterseite und Beine schmutzig weiss, Kehle mit bräunlichem An- fluge, die langen Schwanzhaare an der Wurzel weiss oder bräunlich weiss, dann schwarz und weiss geringelt und weiss gespitzt, Schnurren und Krallen schwarz. An den Ufern des Columbiaflusses. h Sp. macrurus Benn. ®?). Der langschwänzige Ziesel hat bei 11!/, Zoll Körperlänge einen 8'/, Zoll langen Schwanz von schwarz und weisser Farbe. Der Kopf ist schwarz mit sparsamen weissen Haaren, die Augenlider rein ' weiss, Lippen und Kinn rostfarben, Körperrücken und Seiten schwarz mit weissen gewellten unterbrochenen Querbinden, oben mehr schwarz, an den , Seiten mehr weiss, die Unterseite bräunlich schwarz. | In Californien. | 1) Richardson, Faun. bor. americ. I. 170. tb. 12b; A. Wagner, Schreb. Säugeth. ' UI. 245. Tf. 210e. Das Gebiss dieser Art stimmt mit Sp. Richardsoni überein, und ' danach würden beide zu derselben Gruppe gehören und obwohl auch von der ver- ' schiedenen Behaarung der Sohlen noch keineswegs nachgewiesen, dass dieselbe ' in allen Jahreszeiten constant ist, so habe ich doch Brandt’s Gruppirung der Arten , unverändert aufgenommen, da es mir an Material fehlt, die vielen Lücken in der ' Characteristik der zahlreichen Arten auszufüllen und eine zuverlässiger begründete Gruppirung an die Stelle der Brandtschen zu setzen. 2) Richardson, Faun. bor. americ. I. 172. Nur in einem Fell bekannt. 3) Bennett, Proceed. zool. soc. 1833. I. 41. — 638 Unguiculata. Glires. Sp. lateralis Richds. *). Bei 8%, Zoll Körperlänge erreicht der Schwanz etwa 4 Zoll und ist flach, zweizeilig, oben schwarz mit bräunlichweissen Haaren gemischt, unten gelblich braun mit schwarzer und bräunlichweisser Einfassung. Die Rückenhaare sind an der Wurzel dunkel, dann blassrauch- grau, darüber braun, an der Spitze weiss und dunkel haarbraun. Hinter jedem Ohre beginnt ein gelblichweisser Streif, der an den Seiten hin bis zur Hüfte verläuft, mit breitem bräunlichschwarzen Saume eingefasst. Unter- seite und Beine schmutzig gelblichweiss mit braunem Anfluge, Wangen, Halsseiten und Aussenseite der Beine kastanienfarben, der Scheitel braun mit etwas grau, der Augenring weiss, die Ohren mit braunen Rändern, Öberlippe und Kinn weiss. Lebt in den Wäldern des Felsengebirges. Sp. mexicanus Wagn.°). Der mexikanische Ziesel wird 10 Zoll lang und sein Schwanz misst halbsoviel. Die vordere Daumenwarze hat einen kräftigen Nagel, die übrigen Zehen lange gestreckte Krallen, der hintere Daumen nur wenig kürzer als die Aussenzehe und die Sohle behaart. Die kurzen groben Haare liegen dicht an. Die Farbe des Rückens ist lebhaft gelbbraun, auf dem Kopfe in graubraune übergehend, am Körper jeder- seits sechs Längsreihen weisser Flecken, deren jeder hinten von einem schmalen schwarzen Rande begrenzt wird. Der Augenring, die Unterkiefer- seiten, Vorderhals und Mitte der Bauchseite rein weiss, Pfoten und ÄAussen- seite der Ohren isabellfarben, die Schwanzhaare abwechselnd schwarz und schmutzig weiss geringelt, wodurch je nach der Haltung Querbinden oder Längsstreifen entstehen. In der Gegend von Toluca in Mexiko. Tamias 1. ° Die Backenhörnchen schliessen sich durch den Besitz von Backentaschen und ihre unterirdische Lebensweise in selbst gegrabenen Höhlen den Zieseln an, in allem Uebrigen aber sind sie ächte Eichhörnchen. Ihre Ohren sind rundlich, die Augen vorstehend, die Füsse fünfzehig, der Schwanz etwas kürzer als der Körper, dünn behaart, der Pelz kurz und nicht sehr weich, das Colorit des Rückens mit markirten Längstreifen. Die wenigen Arten be- wohnen Nordamerika, Sibirien und das östliche Europa. 4) Richardson, Faun. bor. americ. I. 174. tb. 13; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il, 252. Tf. 214b; Seiurus lateralis Say, Long’s exped. II. 235. 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 250; Citillus mezxicanus Lichtenstein, Dar- stelle. Tf. 31. fig. 2. — Zu dieser Art scheint als Jugendzustand zu gehören Beu- nets Sp. spilosoma Proceed. zool. soc. 1833. I. 40 von 51/,“ Länge mit 3 Zoll langem Schwanze, aus Californien, fast ohrenlos, braunroth, mit schwarzer Binde vor der weissen Schwanzspitze, Ungenügend bekannt tınd in ihrer systematischen Stellung zweifelhaft sind: Sp. Clarki Bachmann, Lond. magaz. 1839. 390; Sciurus Clarki Griffith, anim. kingd. 11. 89. e. fie. vom Missouri, oben silbergrau, an Schultern, Seiten, Unterleibe und Hinterbeinen weiss mit ockerigem Anfluge, Ohren kurz und gerundet, Schwanz flach und ausgebreitet. — Sp. grammurus Bachmann, 1. c. Sciurus grammurus Say, Long’s exped. Il. 72 in Felsspalten des Felsengebirges, 11“ lang mit 9“ langem Schwanze, grau, rostfarben gesprenkelt, Schultern, Nacken und Augenring weiss- lich, die Haare hart, platt, oben gefurcht, am Grunde bleifarben oder schwärzlich, darüber weiss oder rostfarben, an der Spitze bräunlich, der Schwanz weisslich mit 3 schwärzlichen Streifen. — Seiurus rubrolineatus Desmarest, Mammal 333 und Arctomys vigil Thunberg, Mem. acad., Petersbg. Ill. 509 sind zu dürftig characteri- Seiurini. Tamias. 639 T. striatus Bls.°). Das gestreifte Backenhörnchen hat einen länglichen Kopf mit komischer Schnauze, etwas vorstehender, rundlicher und fein be- haarter Nase, feine schwarze Schnurren von nicht Kopfeslänge, einzelne Borsten über dem Auge, auf den Backen und an der Kehle, grosse schwarze vorstehende Augen, kurze, länglich runde Ohren innen mit sehr kurzen graugelben Haaren aussen mit schwärzlichen und weisslichen. Die vordere stumpfe Daumenwarze trägt ein Hornplättchen. Die Sohlen sind nackt. Der Schwanz lässt durch die dünne zweizeilige Behaarung die geringelte Haut erkennen. Das Haarkleid ist kurz und gerade nicht fein. Das Colorit ist am Kopfe, Halse und den Leibesseiten gelblich mit längern schwarzen weissspitzigen Haaren, an den Seiten des Kopfes liegen blasse und braune Streifen, der Rücken trägt 5 schwarze Längsstreifen. Die Unterseite ist graulich weiss, der Schwanz oben schwärzlich, unten gelblich. Körper- länge 5, Zoll, Schwanz 4 Zoll. Die Art bewohnt waldige Gegenden, wo sie unter Baumwurzeln ihre Höhlen gräbt. Diese liegen flach und bestehen aus einer Wohn- und ei- nigen Vorrathskammern. Letztre füllen sie mit Vorräthen für den Winter, den sie mit einigen Unterbrechungen verschlafen. Ihre Nahrung besteht in verschiedenen Sämereien, besonders Nüssen und Körnern. Sie lassen sich zähmen, werden aber nie zutraulich, sondern bleiben furchtsam und bissig. Man fängt sie in Fallen oder schiesst sie mit Pfeilen des eben nicht geachteten Pelzes wegen. Ihr Vaterland erstreckt sich vom Ural durch das ganze bewaldete Si- birien bis an den Ochotzkischen Meerbusen und den Anadyr, wo die Wal dungen aufhören. T. Lysteri Richds. ?). -Der Hacki steht der vorigen Art so auffallend nah, dass die ältern Zoologen beide vereinigten und die specifische Tren- nung auch jetzt noch nicht mit überzeugender Gewissheit nachgewiesen worden ist. Der Kopf des Hacki ist merklich schmäler, im Schnauzentheil mehr verlängert, Die Backentaschen reichen bis hinter die Ohren. Von der Nase bis zum Hinterhaupt sind die Haare an der Wurzel grau, darüber schwarz, und vor der schwarzen Spitze lichtbraun. Der vordere und hin- tere Augenwinkel ist fast kahl und schwärzlich, die Ränder der Augenlider weiss, die Wangen bis zu den Ohren dunkelbraun, von den Augen bis zu den Ohren ein hellbrauner Streifen mit weisslichem Saum, vom Scheitel längs der Mitte des Rückens hin ein schmaler schwarzer Streifen anfangs hellbraun gesäumt, jederseits daneben zwei breitere durch weissliche ge- trennte Längsstreifen, an den Hinterbeinen mehr rein braun; die Schwanz- 'sirt. — Sp. annulatus Bachmann, Journ. Philad. VIlI. 6. 319. von 8° Länge mit 9° langem Schwanz, oben röthlichbraun mit schwarzer Sprenkelung, unten weiss, am Schwanz mit 17 bis 20 schwarzen Ringen. 6) Keyserling und Blasius, Wirbelth. 43; Sceiurus striatus Linne XI. 1. 87; Pal- las, Glires 378; Schreber, Säugeth. IV. 790; Gmelin, nov. comm. Petropol. V. 344. tb. 9. — Pallas unterscheidet in der Zoograph. I. 189 nach Fellen vom Uthflusse einen Sc. ufhensis wegen seiner glänzend schwarzen Farbe mit etwas kleinern Ohren und kürzerem Schwanze. Da die Rückenstreifen und alle Formverhältnisse nicht abweichen, so kann dieses Thier nur als schwarze Spielart der gestreiften be- trachtet werden. 7) Richardson, Fauna bor. americ. 1. 181. tb. 15; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 232. Tf. 214c; Sciurus striatus L. Schreber, Säugeth. IV. 791. Tf. 219; Loschyn Naturforsch. XXIM. 59. Tf. 4. 5; Pr. v. Wied, Reise Nordamer. I. 27; Tamias ameri- cana Kuhl, Beitr. 69. 640 Unguiculata. Glires. haare am Grunde hellbräunlich, dann schwärz, an der Spitze weiss; Kehle, Brust und Bauch weisslich. Der Schwanz ist etwas kürzer als bei voriger Art. Verbreitet sich vom mexicanischen Meerbusen bis zum 50. Grade n.B. hinauf. Lebt ebenfalls in Wäldern, gräbt sich aber tiefere Höhlen, in denen er die Vorräthe sorgfältig und reichlich nach Art der Hamster aufhäuft. Dem Mais- und Weizenfeldern wird er dadurch besonders schädlich. T. quadrwittatus Richds. ®). Das vierstreifige Backenhörnchen hat halbovale stumpfe Ohren und einen sehr langen schmalen Schwanz. Der Kopf ist oben dunkelhaarbraun mit einigen grauen Flecken, jederseits von der Nase bis zum Ohr ein weisser Streif, darunter ein weisser, und noch- mals ein schwarzer und weisser, auf dem Rücken ein schwarzer, ein brei- terer von der Schulter bis zur Hüfte, und ein dritter an der Leibesseite, zwischen den Streifen graulichweiss mit röthlichbrauner Mischung, die Unter- seite blassrauchgrau, die obern Schwanzhaare an der Wurzel und Spitze lichtholzbraun, in der Mitte schwärzlichbraun, die Unterseite des Schwanzes röthlichbraun mit zwei schwarzen Linien. Körperlänge 5%, Zoll, Schwanz etwas über 4 Zoll. Bewohnt die waldigen Districte Nordamerikas, am Sklavensee, Felsen gebirge und andere Gegenden. Pteromys Guv. Während durch den Mangel der Backentaschen die Flughörnchen von Tamias sich entfernen und den Eichhörnchen gleichen, unterscheiden sie sich von beiden auffallend durch eine Flatterhaut oder einen Fallschirm, der zwi- schen den vordern und hintern Gliedmassen zu beiden Seiten des Leibes ausgespannt ist. Diese derbe Haut, auf der Rückenseite dicht, auf der Bauch- seite dünn oder spärlich behaart, befähigt die Flughörnchen von höhern Aesten auf niedere sich sicher und leicht herabzulassen. Sie führen ein wahres Baum- leben und weichen auch darin von den vorigen erheblich ab. An der Hand- wurzel befindet sich ein knöcherner Sporn, der das vordere Ende des Fall- schirmes stützt. Der Schwanz ist rund oder zweizeilig behaart und mit dieser Differenz läuft eine andere in der Beschaffenheit der Backzähne parallel, so dass darauf Untergattungen begründet werden konnten. Die Taguane oder Pteromys im engern Sinn begreifen nämlich die grössern Arten mit rundem Schwanz. Von ihren obern Backzähnen ist der erste ein kleiner nach innen gerückter Stift, die folgenden sind nach innen verschmälert und abgerundet, haben zwei von aussen eindringende Falten, dazwischen kleine Inseln. Die untern Zähne werden von einer innern und äussern Falte getheilt und haben zahlreichere Schmelzinseln. Die Nagzähne sind gelblichbraun und convex. Am Schädel sind die Orbitalfortsätze von sehr beträchtlicher Grösse. Die andere Gruppe, Sciuropterus begreift die Arten mit flachem zweizeilig be- haartem Schwanze und mit dem Gebiss der ächten Eichhörnchen.‘ Das Skelet hat 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 18 bis 19 Schwanzwirbel. Die Flughörnchen gehören der nördlichen Erdhälfte an und führen eine nächtliche Lebensweise. Tags über halten sie sich in ihren Nestern in hohlen Bäumen versteckt, wo sie auch den Winter verschlafen, doch nicht in un- Richardson, Fauna bor. americ. I. 184. tb. 16; Sciurus quadrivittatus Say Long’s exped. II. 349. — Gray bildet in der Zool. voy. Sulphur tb. 12. fig. 1 noch einen T, Hindsi ab. Sciurini. Pteromys. 641 unterbrochenem festen Winterschlaf. Ihre Nahrung besteht in Früchten, Kör- nern und jungen Trieben. 1) Pteromys. Pt. elegans Müll. ?). Das zierliche Flughörnehen oder der Boluk er- reicht Fusslänge mit 15 Zoll langem Schwanze und zeichnet sich besonders durch den schwarz und grau marmorirten Rücken aus. Die braunrothe Farbe des Kopfes wird an Stirn und Wangen weisslich. Hinterhaupt, Nacken ‚ı und Rücken sind mit schwarzen und lichtgrauen Haaren bekleidet, die ' Gliedmassen und Oberseite mit schön rothbraunen, der dicke rundliche ; Schwanz mit russschwarzen, die Unterseite mit lichtgelblichrothen. Die ‚ Ohren sind kurz und dünn behaart, die Schnauzenspitze weiss, Schnurren ' und Augenringe schwarz, die Augen braun. Der zweite obere Backzahn ‚ hat im hintern Lappen eine, die andern Zähne zwei runde Schmelzinseln ‚ und eine ähnliche an der Innenseite; der erste untere hat in beiden Hälften | zwei sehr kleine Inseln, der zweite in der hintern drei, der dritte sieben, ‚ ebensoviele der vierte zugleich mit zwei äussern Falten. | Bewohnt die bergigen Gegenden Javas, Tags über in hohlen Bäumen ‚ schlafend. ° | Pt. nitidus Desm. !). Das rothe Flughörnchen ist oben glänzend dunkel ‚ kastanienroth mit schwarz gemischt, unten schön licht rost- oder orange- ‚ roth; die Ohren aussen dunkelrostroth und in der untern Hälfte lang be- ‚ haart, Pfoten und Schnurren glänzend schwarz, Krallen braun mit lichten ‚ Spitzen, der Schwanz dunkel rothbraun oder schön goldroth mit schwarz gemischt. Körperlänge 1'/, Fuss, Schwanz 1?/, Fuss. Auf Java, Sumatra und Borneo. | Pt. petaurista Cuv.?) Der Taguan hat einen verhältnissmässig kleinen Kopf, eine spitzige Schnauze, schwarze steife Schnurren, Borsten über dem ‚ Auge und auf dem Backen, kleine, spitzige, sehr kurz und fein behaarte ‚ Ohren. Die Flughaut ist in der Mitte sehr dünn, die Schenkel hinten mit Falte, die Krallen schwarz, die der innern Hinterzehe die grösste. Die | Öhren sind hellbraun, Kopf und Rücken schwarz, einzelne Haare mit weiss- ‚ grauen Spitzen, die Flughaut schwarz mit kastanienbraunem Randhaar, die 9) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. I. 35. 56; Giebel, Odontogr. 45. Taf. 20. fe. 7. — Geoffroy in Jacquemont’s voy. Ind. Mammifer. 62. tb. 4 unterscheidet ‚ einen Pf. inornatus aus dem Thale von Sind in 8000 Fuss Meereshöhe als schwärz- ‚ lichgrau mit weisser Spritzelung, unten weiss, mit rölhlichgrauem, nur an der © Spitze schwarzen Schwanze. 1) Desmarest, Mammal. 392; Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. I. 35; Gray, Illustr. ‚ Ind. zool. Il. tb. 17; Pennant, Hist. quadrup. 417. tb. 44; Schreber, Säugeth. Taf. ı 224ac. Wie diese Art bedürfen auch folgende nur auf Farbendifferenzen begrün- ' dete noch der weitern Untersuchung. Pf. Leachi Gray, Lond. mag. 1837. 584 mit ' sehr weichem Pelz, grau und schwarz gesprenkelt, unten weiss; Rückenhaare blei- ' farben mit grauer Binde vor der schwarzen Spitze, Ohren, Nase, Augenring, Pfoten schwärzlich, Schwanz grau, oben schwärzlich, 11“ lang, Körper von Fusslänge. — ‚ Pt. melanotus Gray. c. hell rothbraun, unten blass, in Nepal. — Pt. albiventer Gray, | Illustr. Ind. zool. I. tb. 18 röthlichbraun, gesprenkelt, mit Binde auf der Nase, Unterleib röthlichweiss, in Nepal. — Pt. leucogenys Temminck, monogr. I. p. XAVI. ' und Pf. momoga Temminck, tijdschr. V.286 von Java verdienen noch keine weitere ‚ Berücksichtigung. Pf. punetatus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1846. XVII. 211 aus ' Malakka ist hell braunroth mit weissen Flecken auf dem Rücken. | 2) Fr. Cuvier, Dents mammif. 163. tb. 57; Giebel, Odontogr. 45; Buffon, Hist. natur. suppl. III. 150. tb. 21.ab; VII. tb. 67; Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. 1. 36; . Seiurus petaurista Pallas, miscell. 54. tb. 6; Schreber, Säugeth. IV. 819. Tf. 214b. Säugelhiere. 41 642 Unguiculata. Glires Unterseite schmutzig weissgrau, die Zehen schwarz, ebenso der Schwanz, jedoch an der Wurzel mit Weissgrau überlaufen. Im Gebiss hat zum Unter- schiede von Pt. elegans der zweite obere Backzahn einen hintern dreifal- tigen Schmelzrand und keine Insel, der dritte eine hintere grosse Insel nebst Falte, ebenso die beiden letzten, unten der zweite und dritte mit sehr kur- zer innerer und zwei sehr breiten äussern Falten nebst 5 bis 6 unregel- mässigen Inseln, der letzte ohne innere Falle mit 9 Inseln. Körperlänge fast zwei Fuss, der Schwanz etwas kürzer. Bewohnt Malabar, Malakka und Siam und ist ein furchtsames, dabei aber wildes und bissiges Thier, das sich kaum zähmen lässt. 2) Sciuropterus. Pt. volans Bls.?) Das gemeine Flughörnchen hat eine breite, tief gefurchte und kurz behaarte Nase, kurze Schnauze, daher auch einen stumpfen rundlichen Kopf. Die schwarzen Schnurren sind länger als der Kopf, die schwarzen Augen gross und vorstehend, die Ohren kurz, rund- lich, dünn und spärlich behaart, an beiden Seiten des Halses eine schlaffe Hautfalte, eine ähnliche zwischen den Hinterschenkeln und dem Schwanze. Die Flughaut bildet an den Vorderpfoten ein kleines Läppchen. Unten am Arm gegen die Handwurzel hin liegt eine Warze mit zehn Haaren. Die Daumenwarze ist gross, die Sohlen behaart, die Klauen weisslich, der Schwanz kürzer als der Körper, breit und lang behaart. Der sehr dichte und weiche Pelz ist auf dem Rücken weisslichgrau, die Haare an der Wurzel braun, die Unterseite weiss, die Seiten des Halses und der Rand der Flughaut graubraun, der Schwanz blassgrau mit schwarzen Haarspitzen. Körperlänge 6 Zoll, Dieses Flughörnchen bewohnt vorzüglich Birkenwälder und baut sich in hohlen Baumstämmen ein Nest aus zartem Moos. Es lebt einzeln, am Tage versteckt, mit der Dämmerung munter, läuft am Boden sehr unge- schickt, klettert aber vortrefflich und wirft sich von den höchsten Aesten auf tiefere hinab. Seine Nahrung, die in jungen Trieben und Kätzchen der Birken und in Knospen von Fichten besteht, verzehrt es wie alle Hörnchen sitzend. Bei gelindem Winterwetter ist es mobil. Im Schmerz lässt es einen pfeifenden, im Zorn einen brummenden Ton hören. Es ist übrigens sehr reizbar und bissig. Das Weibchen wirft im Mai 2 bis 4 nackte Junge, die wohl 14 Tage blind bleiben. Im nördlichen und östlichen Europa und Sibirien, nicht über die Lena hinaus. Pt. sabrinus Richds. *) Von der Grösse des gemeinen Eichhörnchens, mit rundem stumpfem Kopfe, beiderseits behaarten Ohren, kleinen dicht behaarten Pfoten, langem dichten und weichen Pelz. Die Flughaut dehnt 3) Keyserling u. Blasius, Wirbelth. p. XII. — Seiurus rotans Linne, syst. XII. 1. 88; Schreber, Säugeth. III. 813. Tf. 223; Pallas, Glires 355; Blumenbach, Abbild. Tf. 71; Sciuropterus sibiricus Geoffroy, Dict. class. XIV. 132; Pf. sibiricus Desmarest, | er Sk 342; Buffon, Hist. natur. X. 95; Pf. vulgaris A. Wagner, Schreb. Säugeth. . In. ß 4) Richardson, Fauna bor. americ. I. 193;. A. Wagner, Schreb. Säugeth, III. 228; Sciurus sabrinus Shaw, Zool. I.a 157. — Pf. alpinıs Richardson, 1. c. 195. tb. 18 vom Felsengebirge hat einen nur wenig längeren Schwanz, grössern Kopf und Gliedmassen, kleinen rundlichen Lappen vorn an der Flughaut, ist oben gelblich- braun, unten graulichweiss, der Schwanz oben schwärzlichbraun, unten blasser. Sciurini, Pteromys. 643 sich wie bei voriger Art auch über den Arm an dem Halse aus. Der Schwanz ist unten flach, selbst etwas concav. Das Colorit ist oben licht fahlbraunlich, an den Seiten der Flughaut schwarz marmorirt, die Haare dunkelschiefer- oder braunschwarz mit langen gelbbräunlichen Spitzen; die Unterseite weiss, hie und da mit gelblichem Anfluge, dıe Haare am Grunde schieferschwarz, an der Spitze weiss; der Schwanz trüb ocker- gelblich mit vielen schwarzen Haarspitzen, unten lichter, die obern Haare über der schieferschwarzen Wurzel weisslich, dann ockergelb oder noch mit schwarzer Spitze. Körperlänge 8 Zoll, Schwanz etwas über 5 Zoll. Am Severnfluss, dem Huronsee und der Jamesbai. Pt. volucella Desm.°?) Das virginische Eichhörnchen wird nur 5 Zoll lang mit Azölligem Schwanze. Sein Kopf ist dick, die Augen sehr gross, schwarz und vorstehend, die Ohren rundlich, durchscheinend, spärlich be- haart, bräunlich aschgrau, die schwarzen Schnurren länger als der Kopf, der Hals kurz, der Schwanz platt. Der Pelz ist sehr weich und fein, oben gelbbräunlich mit grau, auf dem Schwanze aschgrau mit bräunlichem An- fluge, an den Seiten des Halses lichter, an den Pfoten silberweiss, am Rande der Flughaut mit schwarzem und weissem Streif, um die Augen ein schwärz- lich grauer Ring, an der ganzen Unterseite weiss. Lebt gesellig in den Wäldern des gemässigten und warmen Nord- amerika und nährt sich von Früchten, Nüssen, Körnern, Knospen von Fichten und Buchen, die es nur des Nachts aufsucht, denn den Tag über schläft es. Das für grössere Gesellschaften gemeinschaftliche Nest wird in hohlen Bäumen aus Blättern angelegt. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge, die sehr zahm werden. Mit gestreckten Gliedmassen spannt es seine Flug- haut und schwingt sich 30 Fuss und höher herab, jedoch wie alle Flug- hörnchen nur in gerader Linie und nur abwärts. Pt. sagitta Desm. °) Das Pfeilhörnchen unterscheidet sich von vorigen Arten durch den Mangel der seitlichen Halsfalte, indem seine Flughaut erst hinter dem Arme beginnt. Sein Schwanz ist vollkommen platt, vollkommen zweizeilig behaart und am Ende abgerundet, rostig kastanienbraun mit ' wenig weisslich. Die langen starken Schnurren sind schwarz mit brauner Spitze. Die kleinen Ohren mit abgerundeter Spitze bekleidet ein höchst ' feines braunes Haar. Die Rückenhaare sind an der Wurzelhälfte schiefer- ' schwärzlich, darüber dunkelbraun mit lichtgelblich brauner Spitze, die nach ‚ den Seiten hin graulich wird; das Randhaar der Flughaut dunkelbraun, die ganze Unterseite weiss, die Vorderpfoten braun, die hintern weiss, die 5) Desmarest, Mammal. 343: Yarrell, Proceed. zeol. soc. 1831. I. 38; Fr. Cuvier, Mammif. 1. livr. 8; Buffon, Hist. natur. X. 102. tb. 21—24; Sciurus volucella Pallas, ‚ Glires 353; Schreber, Säugeth. IV. 803. Tf. 222. 222b. 6) Desmarest, Mammal. 342; Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. I. 105; Pteromys lepidus Horsfield, zool. research. nro. 5. c. fig.; A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 226. Tf. 224d. —- Des Letztern Pf. aurantiacus 1. c. 225 gründet sich auf einen Balg, dem die Backenborsten fehlen, der oben orangenroth, hie und da schwarz gescheckt ist und auch an der Unterseite der Flughaut auf eine Strecke braun ist, ' sonst aber keine Differenz bietet. Pf. genibarbis Horsfield ]. c. nro. 4 hat lange Wangenborsten, der dichte weiche Pelz ist oben grau mit bräunlichem Anfluge, auch die Pfoten grau. Auch Pf. Horsfieldi Waterhouse, Proceed. zool. soc. V.87 mit etwas grösseren Ohren, mehr buschigem Schwanz, röthlichgelbem Rande der Flug- haut, dunkelbrauner Ober- und gelblichweisser Unterseite kann ohne Bedenken hier | untergeordnet werden, 41* 644 Unguiculata. Glires. Krallen licht hornfarben, die Sohlen gelblich. Körperlänge bis 9 Zoll, Schwanz etwa 6 Zoll. Bewohnt die Waldungen Java's. Pt. fimbriatus Gray ?”). Das gewimperte Flughörnchen trägt einen langen weichen Pelz von grauer Farbe mit schwarzer Sprenkelung. Die obern Haare sind bleifarben, verflacht, blassbraun mit schwarzer Spitze, das Ge- sicht weisslich, der Augenring schwarz, die Schnurren sehr lang und schwarz, Kinn und Unterseite weiss, der breite zugespitzte Schwanz falb mit schwar- zen Haarspitzen an der Wurzel und mit schwarzem Ende, die Pfoten breit, der Hinterfuss am Aussenrande mit breitem Haarbüschel, seine Sohle mit kleinem länglichen Höcker in der Mitte der Aussenseite. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz fast ebenso lang. In Indien. Sciurus L. Die Eichkätzchen sind zierlich und leicht gebaute Nager mit langem, dicht behaartem, oft buschigem und zweizeiligem Schwanze, grossen hervor- stehenden Augen, sehr grossen bis sehr kleinen, breiten. bisweilen gepinsel- ten Ohren und allermeist weichem, nur bei wenigen afrikanischen Arten borstigem Haarkleide. Das Colorit ist roth, weiss und schwarz, rein sowohl als in den verschiedensten Tönen und Mischungen, schon bei Individuen der- selben Art auffallend variirend. Die Vorderpfoten haben einen rudimentären, meist schwach benagelten Daumen, die Zehen überhaupt lange comprimirte und gekrümmte Krallen. Am Schädel überwiegt der hirntragende Theil die Antlitzgegend, Scheitel- und Stirnbeine haben eine ansehnliche Breite, letztere mit nach hinten ge- richteten Orbitalfortsätzen, die Nasenbeine kurz, vorn erweitert und stark gewölbt, der Oberkieferjochfortsatz geschlossen, die Foramina ineisiva schmal, Kronen- und Gelenkfortsatz am Unterkiefer ziemlich gleich hoch. Die Hals- wirbel sind dornenlos. 9 Rückenwirbel, der diaphragmatische und 9 Lenden-, 3 Kreuz- und 23—32, meist 25 Schwanzwirbel. Rücken- und Lendenwirbe! mit sehr kurzen Dornen, letztere mit ganz abwärts geneigten Querfortsätzen, Kreuzwirbel mit schmalen hohen Dornen, die vordern Schwanzwirbel mit breiten Quer- und untern Dornfortsätzen. Rippenpaare gewöhnlich 8 wahre und 3 bis 4 falsche. Das Schulterblatt vorn abgerundet, mit mittelständiger sehr hoher Gräte, Schlüsselbein stark, der schlanke Oberarm mit starker Deltaleiste, Speiche und Elle getrennt, Becken niedrig und kräftig, Ober- schenkel schlank, Fibula vollständig aber dünn, vorn 4, hinten 5 vollstän- dige Zehen. Die Nagzähne sind vorn glatt, allermeist gefärbt, stark comprimirt. Die obern Backzahnreihen zählen fünf Zähne, davon ist der erste ein blosser Stift, der bei vielen Arten völlig fehlt, bei wenigen durch einen blossen vor- springenden Höcker am eigentlich zweiten Zahne vertreten ist. Die Kaufläche ‚trägt zwei Querwülste, die gegen den wulstigen Innenrand hin convergiren. Die vier untern Backzähne pflegen eine concave Kaufläche mit höckerarlig 7) Gray, Loud. magaz. 1837. 584. — Derselbe diagnosirt 1. c. noch ein Pt. Turnbulli unterschieden durch kürzern schwärzlichen Pelz, dessen Haare vor der Spitze einen weissen Ring haben, durch schmälern und etwas kürzern Schwanz, kleine Pfoten, spärliche Wimperung der hintern und mangelndem Höcker auf der Sohle. Sciurini. Sciurus. 645 erhöhten Ecken zu haben. Von den Speicheldrüsen überwiegt die Ohrdrüse sehr beträchtlich die andern. Der Magen ist einfach und dünnhäulig, der Dünndarm hat im Anfange lange Zotten, der Dickdarın bildet drei grosse Windungen, der Blinddarm ist klein, ohne Zellen, die Leber mit Gallen- blase, der Penis mit kleinen Knochen in der Eichel, die Hoden bisweilen enorm gross in freiem Hodensack, die Weibchen mit 2 bis 4 Zitzenpaaren. Die Eichhörnchen treten bereits in der eocänen Epoche auf und verbrei- ten sich gegenwärtig über die nördliche und südliche Erdhälfte mit Ausnahme Australiens. Sie leben allermeist auf Bäumen und nähren sich von Nüssen, Eıcheln und Sämereien, von denen sie auch Vorräthe für den Winter ein- tragen, den sie nicht alle verschlafen. Die sehr zahlreichen Arten sind noch so wenig scharf unterschieden und im Colorirt so auffallend variable, dass wir glauben, die nachstehend aufgeführten 60 Arten werden sich bei einer sorgfältigen Prüfung ihrer innern Organisationsverhältnisse fast auf die Hälfte redueiren und leider wird auf blosse Farbendifferenzen die Artenzahl noch fortwährend in unverantwortlicher Weise gesteigert. $) Nordische Arten. a) Mit buschig behaartem Schwanze. a) Schwanz von Körperlänge oder länger. aa) Die Haare nicht farbig zgeringelt. Sc. vulgaris L.8) Das gemeine Eichhorn hat einen comprimirten Kopf mit etwas erhabenem Scheitel, mit stark zurückgezogener und gespaltener Oberlippe, sehr kurzer Unterlippe, grossen schwarzen weiss geringten Augen, langen schwarzen Schnurren, gepinselten grossen Ohren. Der lange Schwanz ist buschig und zweizeilig behaart. Das gewöhnliche Colorit ist rothgelb, an der Unterseite weiss, doch kommen dunkelbraune und schwarze nicht gar Selten vor, sehr selten aber weisse, schwarz- und weissscheckige. Die rothen ändern häufig im Winterpelze durch Aufnahme von Grau ihr Colorit. Die einzelnen Haare sind an der Wurzel grau, an der Spitze von der herrschenden Farbe. Die Nagzähne sind sehr stark comprimirt, vorn braungelb und flach convex. Die untern Backzähne nehmen an Grösse zu, oben der erste ein blosser Stift, die vier andern gleich mit sehr markirten Querwülsten und innerer Randwulst. Die Wirbelsäule besteht aus der oben angegebenen normalen Wirbelzahl, im Schwanz sind nach Guvier und unsern Skeleten 25, nach A. Wagner sind 24 Wirbel vorhanden. Körperlänge 8 bis 9 Zoll, Schwanz ebenso lang. Das Eichhörnchen bewohnt die Waldungen ganz Europas und Sibi- riens, in den höchsten Baumgipfeln schnell und geschickt von Ast zu Ast hüpfend und wenig am Boden sich aufhaltend. Es baut zwischen die Aeste sein rundes Nest aus Reisig und Moos. Nüsse, Bucheckern, Eicheln u. s. w. sind seine liebste Nahrung, in Noth auch Knospen, Rinden, Obst. 8) Linne, syst. nal. XI. 1. 86; Schreber, Säugelh. Il. 757. Tf. 212; Bechslein, Naturgesch. Deutschl. 1075; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 22. 24; Buffon, Hist. nat. . VI. 253. Ib. 32—35; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 15; Se. varius Pallas, Zoogr. I. 183; Sc. niger Erxleben, Mammal. 415; Se. albus Id. ibid.; Sc. alpinus Fr. Cuvier, l. c. livr. 24; Se. italicus Bonaparte, Fauna ital. fasc. 23. — Die fossilen von der lebenden Art nicht specifisch verschiedenen Reste erwähnen Schmerling, oss. foss. II. 99. tb. 20. fig. 1 und Gr. Münster, Petrefet. Bayreuth 87. 646 Unguiculata. Glires. Von der besten Waare trägt es Wintervorräthe in Baumlöcher ein oder vergräbt solche. Die Begattung findet im März oder April Statt und nach A Wochen wirft das Weibchen 3 bis 4 Junge, die sehr zahm werden und durch ihr muntres Wesen und ihre leichten Bewegungen sehr ergötzen, aber zugleich auch durch ihre Wuth, alles Holzwerk zu benagen, sehr un- angenehme Gäste sind. Sc. niger L.?) Das schwarze Eichhörnchen, wohl zu unterscheiden von den schwarzen Spielarten verschiedener anderer Arten, erreicht die ansehnliche Körperlänge von 13 Zoll mit ebenso langem Schwanze. Seine Ohren sind dicht behaart, ohne einen Pinsel zu haben. Der weiche Pelz ist im Sommer und Winter glänzend schwarz, nur an der Unterseite finden sich einzelne weisse Haare. Der erste obere Backzahn fällt frühzeitig aus, so dass nur 4 vorhanden sind. Die Verbreitung lässt sich wegen der Verwechslung mit andern Arten nicht genau angeben, man kennt Exemplare von New York, dem Erie- und obern See. Sc. carolinensis Gm. !) Das karolinische Eichhorn ist von ziemlich plumpem Körperbau mit schmalem Schwanze und behält den ersten obern Backzahn, der überdiess von ansehnlicher Grösse ist. Die fast dreieckigen Ohren sind nicht dicht behaart und die Haare überragen den Rand nicht. Nase, Wangen, Augengegend sind licht rothgrau, die Rückenhaare am Grunde dunkel bleifarben, dann schmal schwarz, mit brauner oder schwarzer Spitze, daher das Colorit dunkel ockerfarben. Bisweilen läuft eine hellere braune Linie längs der Seiten hin; die Füsse sind hellgrau, die Unterseite weiss, der Schwanz anfangs gelblichbraun, dann schwarz mit weissem Saume. Die Färbung ändert im Allgemeinen wenig ab. Körperlänge 9, Zoll, Schwanz ebenso lang. Bewohnt die südlichen Vereinten Staaten. Sc. tecanus Bachm. 2) Das Texanische Eichhorn ist oben schwarz und gelb gemischt, unten tief gelb, an der Innenseite der Beine weisslich; die Vorderbeine aussen schön gelb, Nase und Lippen bräunlich, die Schwanz- haare schön rostgelb an der Wurzel, dann schwarz und mit gelber Spitze. Die Ohren sehr gross. Körperlänge 13V, Zoll, Schwanz 15 Zoll. In Texas, Louisiana und Mexiko. ßß) Die Haare farbig geringelt. Sc. capıstriatus Bosc ?). Das Fuchs-Eichhorn, durch seine Grösse unter den Amerikanern ausgezeichnet, variirt in der Färbung mehrfach. 9) Linne, syst. nat. X. I. 86; Schreber, Säugeth. IV. 789; Richardson, Fauna bor. americ. I. 192; Bachman, Loud. mag. 1839. 335; A. Wagner, Schreb. Säugeth. If. 172. Die unter dieser Art gehenden Abbildungen sind schwarze Spielarten anderer. 1) Gmelin, Linn. syst. nat. I. 148; Bachman, Loud. mag. 1839. 330; Schreber, Säugeth. IV. 779; Buffon, Hist. nat. X. 223. tb. 25; Bosc, Journ. d’hist. nat. II. 96. tb. 29; Fr. Cuvier, Mammif. TI. livr. 11. 2) Bachman, Loud. mag. 1839. 154. 3) Bosc, Ann. du mus. 1]. 82; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 48. 55; Bachman, Loud. mag. Ill. 117; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 4; Sc. cinereus Schreber, Säugelh. IV. Tf. 213.b; Sc. niger Catesby, Carolin. II. 73. c: fig.; Schreber, 1. c. Tf. 215. 215.a; Fr. Cuvier, ]. c. livr. 27; Bachman, 1. c. 118. 119; Se. rufiventer Murtrie, Translat. of Cuvier I. app. 433. Auch Desmarest, Mammal. 333 diagnosirt einen Sciurini. Sciurus. 647 | Es ist von robustem Bau, mit abgerundeten, dünn behaarten Ohren, breitem | zweizeiligen Schwanze und mit sehr grobem Pelze. Nase und Ohren sind immer weiss. Stirn und Wangen bräunlich schwarz, die Rückenhaare an der Wurzel dunkel bleifarben, darüber breit grau, dann schwarz und an der Spitze weiss, einzelne Haare schwarz; die Unterseite und Pfoten weiss, die Schwanzhaare weiss mit schwarzem Ringe vor der Spitze. Bei einer Spielart mengt sich am Rücken viel Gelb ein, die Schwanzhaare sind gelb mit schwarzweisser Spitze; eine andere ist oben und unten schwarz; eine ‚ dritte am Kopf, dem Unterleibe und an den Schenkeln schwarz, am Rücken und Schwanze dunkelgrau; eine vierle am Rücken rostig bräunlichschwarz, unten licht rostfarben, am Schwanz schwarz und roth geringelt. Einige dieser Spielarten scheinen sich constant fortzupflanzen. Der erste obere Backzahn ist durch einen kleinen Höcker am zweiten vertreten und bei allen Backzähnen bildet der vordere und hintere Rand eine schmale Leiste. ' Körperlänge bis 15 Zoll, Schwanz 18 Zoll. Bewohnt die Vereinten Staaten nördlich bis Virginien. besonders in Nadelwäldern mit Eichen und ranzt im December und Januar, worauf das Weibchen im März oder April wirft. | Sc. cinereus L.*) Das Katzen-Eichhorn hält die Mitte zwischen vori- ' gem und folgendem, von jenem unterschieden durch die nicht weissen Ohren und Nase und durch feineren Pelz, von diesem durch nur vier obere Backzähne und minder weichen Pelz. _Der Körper ist schwerfällig, die Beine kurz und stark, der Schwanz nicht so deutlich zweizeilig wie vorhin. Die Farbe geht von rein weiss durch grau in schwarz, so viel- fach, dass kaum zwei Exemplare einander gleichen. Die graue Abände- rung ist die gewöhnlichste. Sie hat licht gelblichbraune Wangen, ebenso ist die Innenseite der Ohren, deren wollige Aussenseite hellgrau mit rost- braunem Saume, die Schnurren schwarz und weiss, die Unterseite weiss, die Rückenhaare an der Wurzel dunkelgrau, darüber licht aschgrau, dann schwarz mit ‘weisser Spitze; die Schwanzhaare an der Wurzel schmutzig weiss, dann schwarz und weiss in doppeltem Wechsel. Die weissen Spiel- arten behalten die schwarzen Augen. Zu diesen wie zu den schwarzen kommen alle Töne vor. Körperlänge 11 Zoll, Schwanz 124, Zoll. Gemein in den Eichenwäldern Pennsylvaniens, sonst selten. Sc. rufiventer auf ein nicht mehr vorhandenes nordamerikanisches Exemplar, von der Grösse des gemeinen Eichhornes, röthlichbraun und schwarz gesprenkelt, unten rein roth, der buschige Schwanz an der Wurzel braun, an der Spitze falb. ‚ Sc. Adolphei Lesson, tabl. regne anim. 112 von Nicaragua wird hieher gehören. | 4) Linne, syst. nat. XII. 86; Schreber, Säugelh. IV. 766; Bachman, Loud. mag. 1839. 111. 159. — Vielleicht gehört Gray’s Sc. dorsalis Proceed. zool. soc. 1849. 138. tb. 7 von Caraccas als weisse Spielart mit bräunlichschwarzem Rückenstreif hie- ‚her. Sc. fossor Peale, Unit. St. exped. Mammal. 51. tb. 14 aus dem Oregongebiete ist oben grau, unten weiss, das Rückenhaar am Grunde dunkel bleifarben, dann , schwarz mit weisser Binde, die Schwanzhaare grau mit schwarzem Ring und ı weisser Spitze, Nagzähne dunkel orange , Körper 14“, Schwanz 16‘, gräbt Höhlen. ‚Der nur in einem Exemplar bekannte Sc. magnicaudatus Harlan, Faun. 170; Sc. ma- erurus Say, Long’s exped. I. 115; Sc. ludovieianus Curtis im Museum zu Philadelphia ist oben und an den Seiten grau und schwarz gemischt, die Haare am Grunde bleifarben schwarz, dann blass zimmelfarben, schwarz und vor der langen schwar- zen Spitze grau, die langen Ohren hinten lichtrostfarben, der Augenring blass rost- farben, der Mund schwarz gerandet, die Unterseite blass rostfarben, der Schwanz wenig kürzer als bei Sc, cinereus. l 648 | Unguiculata. Glires. Se. leucotis Gapp ®). Das weissöhrige Eichhorn besitzt den kleinen ersten obern Backzahn. Seine Ohren sind aussen und innen dicht behaart, die Haare nur wenig den Rand überragend. Das Colorit variirt wiederum mehrfach, doch sind zwei Abänderungen am häufigsten. Von diesen hat die graue eine gelblichbraune Nase, ebensolche Wangen, Augenring, Aussen- seite der Füsse und Seitenstreif, die Ohren hinten schmutzig weiss und braun gerandet, auf dem Rücken häufig einen braunen Streif, Hals, Seiten und Hüften hellgrau, die einzelnen Haare an der Wurzel dunkelgrau, da- rüber hell umber, dann schmal schwarz vor der weissen Spitze, manche Haare ganz schwarz, die ganze Unterseite weiss, die Schwanzhaare an der Wurzel hellgelblich braun, mit 3 schwarzen Streifen, deren äusserster am breitesten und weiss eingefasst ist. Die schwarze Abänderung, oft mit der grauen in demselben Neste beisammen, ist oben dunkelbräunlich schwarz, unten etwas heller, im Sommer minder schwarz; Rücken, Seiten und Schwanz undeutllich gelb gespritzelt. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz 13 Zoll. Verbreitet sich von den nördlichen Gebirgen Virginiens bis an die Hudsonsbai und ist ein sehr muntres lebhaftes Thier, das bisweilen in grossen Schaaren aus den fernen nordischen Gegenden nach Osten wan- dert und grossen Schaden verursacht. Es wirft im März 4 bis 6 Junge und wird häufig gezähmt. Sc. subauratus Bachm. ®#) Das gewässerte Eichhörnchen ist von schlankem Körperbau mit breitem Schwanze, oben grau mit gelber Wässe- rung, die einzelnen Haare an der Wurzel schiefergrau, dann breit gelb, schwarz und gegen die Spitze gelblichweiss geringelt; die Seiten des Ge- sichtes, Halses, Unterseite und Pfoten tief goldgelb, nur die Haare an den Wangen und Halsseiten schwarz und weiss geringelt; die Ohren beiderseits goldgelb; die Schwanzhaare an der Wurzel schwarz, übrigens licht rost- gelb und dreimal schwarz geringelt, die Unterseite hell rostgelb; die Schnur- ren schwarz. In der obern Zahnreihe fehlt der erste kleine Backzahn. Körperlänge 10", Zoll, Schwanz 12 Zoll. Um New Orleans. Sc. variegatus Erxl.”) Diese langohrige Art ist oben und an den Seiten schwarz mit licht bräunlichgelber Mischung, die.Haare mit beiden Farben geringelt, am Kopfe mehr schwarz, die ganze Unterseite rostroth, die Ohren schwarz behaart, die Schnurren und Pfoten pechschwarz, die Krallen dunkelbraun mit hellen Spitzen, die Nagzähue lebhaft safranfarben. Diese Färbung ändert jedoch ab. Das Schwarz der Oberseite mischt sich mit Roth und Weiss, die Pfoten werden weiss, die Unterseite feuriger. Auch kommen schwarzgraue und rostfarbene Pfoten vor, graulichweisser Unterleib und andere Abänderungen. Körperlänge bis 12 Zoll, Schwanz etwas länger. e 9) Gapper, Zool. journ. V. 206. tb. 11; Bachman, Lond. mag. 1839. III. 220; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 160; Sc. carolinensis Godman, nat. hist. II. 133; Pennant, Hist. quadrup. 410. tb. 43. fig. 3; Sc. virginianus Brisson, Quadrup. 6) Bachman, l.oud. magaz. 1839. III. 155; Sc. rufiventer Schinz, Verzeichn. II. 6. 7) Erxleben, Mammal. 421; Buffon, Hist. nat. XI. 109. tb. 13; Schreber, Säugeth. Iv. 789. Tf. 218; Wiegmann, Archiv Ill. 2. 166; Sc. albipes A. Wagner, Münchn. Abhdl. II. 105; Sc. varius A. Wagner, Schreb. Säugelh. IM. 168. Tf. 213.d; Sc. hypo- pyrrhus Wagler, Isis 1831. 510; A. Wagner, I. c. 167. Tf. 213c. Seiurini, Sciurus. 649 \ Lebt in den höhern Fichtenwäldern Mexikos vereinzelt und gleicht im Betragen der gemeinen Art. Sc. nigrescens Benn.®) Das schwärzliche Eichhorn ist vorherrschend schwarz, am Leibe, Scheitel und Beinen schwach mit Grau gesprenkelt, an den Halsseiten, der Schamgegend, Aussenseite der Schenkel und Kreuz blassgelb gesprenkelt, an Wangen, Kinn und der Unterseite grau; die dicht behaarten Ohren hinten grau, der Schenkel hinten schwarz; die Schwanz- haare an der Wurzel schwarz, darüber grau, dann breit schwarz vor der breiten weissen Spitze; die Füsse schwarz, die Zehen weiss gesprenkelt; die Schnurren schwarz von Kopfeslänge; die Rückenhaare an der Wurzel bleischwarz, dann grauschwarz und an der Spitze weissgrau. Körperlänge etwa 12 Zoll, Schwanz 15 Zoll. In Kalifornien. Sc. Colliaei Richds. °) Das Colorit ist oben schwarz und licht gelb- lichbraun gesprenkelt, an der Schnauze und unten weiss, die Haare an der Wurzel grau, die obern mit langer schwarzer Spitze und breit fahl ge- ringelt; die Schnauzenspitze braun, die Wangen graulich, die Ohren klein und dicht behaart, innen gelblich, aussen vorn schwarz und gelb gespren- kelt, hinten weisslich, Pfoten weiss, Schnurren von Kopfeslänge und schwarz, Schwanz stark behaart, die Haare graulichweiss, dreimal schwarz geringelt. Körperlänge 11’/, Zoll, Schwanz fast ebensolang. In Kalifornien. Sc. Auduboni Bachm. !) Schlank gebaut, die dreieckigen Ohren kurz und ohne Pinsel, die schwarzen Schnurren bis zu den Schultern reichend, der Rückenpelz sehr grob und schwarz und glänzend, die Beine und Pfo- ten ebenso mit schwachbräunlichem Anfluge, viele Haare gelblichweiss ge- ringelt, die Unterseite bräunlich, Kinn schwarz mit kurzer weisslicher Spitze, der Schwanz schwarz, seine Haare von unten gesehen gelb geringelt. Grösse wie vorhin. In Louisiana. ß) Schwanz kürzer als der Körper. Sc. syriacus Ehb.?2) Das syrische Eichhorn hat einen breiten zwei- zeiligen Schwanz, zugespitzte, dünn behaarte und ungepinselte Ohren, 1 Zitzenpaar an der Brust, 2 am Bauche und 1 in den Weichen. Der 8) Bennet, Proceed. zool. soc. 1833. I. 41, Bachman, Loud. mag. 1839. 111. 334. 9) Richardson, zool. Beechey voy. 8. “ 1. Bachrnann, Journ. Philad. VIN. 310 diagnosirt einen Sc. mustelinus aus Californien als oben glänzend schwarz, am Bauche ins Braune ziehend, der Pelz kurz und weich; einen Se. ferrugineiventris mit länge- rem Schwanze, oben hellgrau, Schultern röthlichbraun, Bauch lichtroth; Se. molli- pilosus mit kürzerem Schwanze, oben dunkelbraun, an den Seiten roth, unten grau; Sc. occidentalis mit viel längerem Schwanze, langem weichen Pelze, oben schwarz, an den Seiten braunschwarz. Alle bedürfen einer sorgfältigen Prüfung. 1) Bachman, Loud. magaz. 1839. II. 378. 2) Ehrenberg, Symbol. phys. dec. I. tb. 8. — A. Wagner, Schreb. Säugelh, II. 155 beschreibt einen Se. russafus aus der Türkei mit denselben Formverhältnissen, aber oben schwarz mit weisser Sprerkelung und röthlicher Beimischung oder rost- braun und weiss gesprenkelt, ist also wohl blosse Farbenvarietät. Schreber, Säugelh. IV. 781. Tf. 215.c schildert das Colorit eines Se. anomalus aus Georgien in Asien, der bei sorgfältiger Prüfung wahrscheinlich für die Ehrenberg’sche "Art eingeselzt werden muss, denn die von Ehrenberg hervorgehobenen Differenzen scheinen keine specifische Bedeutung zu haben. Pallas nennt ihn Sc. caucasicus. Zoogr. I. 186. 650 Unguiculata, Glires. Sommerpelz ist auf dem Kopfe röthlich, die Ohren falb mit lichtröthlichem Rande, der Rücken bräunlich grau, Kreuz und Schenkel dunkler grau mit weiss und schwarz geringelten und schwarzspitzigen Haaren, Pfoten, Seiten und Oberseite des Schwanzes rostroth, Unterseite falb; der Schwanz oben mit schwarzem und weisslichem Rande, unten graulichfalb mit schwarzem Saume, die Nagzähne rostfarben. Der Winterpelz hat einen rothen Rücken, Körperlänge 9%), Zoll, Schwanz fast 7 Zoll. In Syrien und der Türkei, Sc. aurogaster Cuv. ?) Das goldbäuchige Eichhorn ist oben grau, bis- weilen gelbgesprenkelt, unten tief rostroth, orange- oder prächtig goldroth. Die obern Haare haben nämlich eine schwarze Wurzel und Spitze und eine weisse Mitte; um die dicht behaarten Ohren, im Nacken und auf den Schultern wird das Colorit falb. Der Schwanz ist grau, seine Haare schwarz und weiss, einzelne falb mit schwarzem Ring vor der weissen Spitze. Die Genitalgegend ist grau. Die Iris braun. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz 10 Zoll. In Kalifornien und Mexiko, Sc. socialis Wagn. *) Das gesellige Eichhorn, vom Habitus des Se. variegatus, trägt einen sehr feinen weichen Pelz, dessen einzelne Haare hell ockergelb, schwärzlich und weiss sind. Die Schnauze ist schwarz und lichtgelb, Scheitel, Ohren und Nacken lebhaft rostgelb, der Rücken weiss und schwarz gesprenkelt mit lichtgelbem Schimmer, die Unterseite mehr rostroth, schwarz und weiss eingefasst. Am Hintergruude der Ohren steht ein Büschel schneeweisser Haare; der Augenring hell; die Schnurren schwarz; die Nagzähne licht gelblich; die Seiten des Kopfes weisslich; die Pfoten oben weisslich, die Krallen dunkel hornfarben. Körperlänge 84), Zoll, Schwanz etwas kürzer. In den wärmern Strichen von Tehuantepec. Sc. Bottae Less. °) Hat spitze Ohren mit dünnem Pinsel und sehr kur- zen Haaren an der Innenseite. Hand- und Fusssohlen sind nackt. Der Pelz ist etwas rauh, die einzelnen Haare weiss, braun, weissfahl und roth; die Unterseite hell fahl ins Weissliche ziehend, der Scheitel roth, Wangen und Halsseiten grau, Rücken und Seiten licht fahlroth mit schwarzer Spren- kelung, der Schwanz fahl und braun, die Ohren oben schwarz. Körper- länge 9Y, Zoll, Schwanz 64, Zoll, In Kalifornien. b) Mit schmalem flachen Schwanze kürzer als der Körper. Nordamerikaner. Sc. fuliginosus Bachm. 6$) Das Russ-Eichhorn hat einen kurzen brei- ten Kopf, kurze gerundete und dünn behaarte Ohren und fünf obere Back- zähne. Das Colorit der Oberseite und der Pfoten ist schwarz und unbe- stimmt bräunlichgelb gesprenkelt; die Haare der Unterseite bräunlich orange 3) Cuvier, Mammif. II. livr. 50; Bachman, Loud. mag. 1839. III. 158; Sc. Philadei Lesson, tabl. regne anim. 112. — Der Name aurogaster sollte von Rechtswegen in chrysogaster verändert werden. 4) A. Wagner, Münchn. Abhandl, Il. 504. Tf. 5; Schreb. Säugeth. II. 171. 5) Lesson, cent. zool. 221. tb. 76. 6) Bachman, Loud. mag. 1839. 111. 380. Seiurini. Seiurus, 651 und schwarz geringelt, an der Wurzel graulichweiss, der Schwanz oben schwarz, unten braun. Körperlänge 10 Zoll, Schwanz 8Y, Zoll. In niedern sumpfigen Gegenden am Mississippi. Sc. Douglasi Bachm. 7) Hat nur vier obere Backzäbne und einen weichen glänzenden Pelz, dessen Rückenhaare grösstentheils bleifarben, mit Bräunlichgrau betüpfelt, einzelne hellfarbiger sind; der Schwanz von der Rückenfarbe, nur am Ende schwarz mit hellbrauner Tüpfelung; Unter- seite und Pfoten hell lederfarben, durch eine schwarze Linie von der Rückenfarbe getrennt; die Haare an den Ohren, einen schwachen Pinsel bildend sind dunkelbraun oder schwarz. Körperlänge 84, Zoll, Schwanz 64, Zoll, In den Nadelwäldern am Columbiaflusse. Sc. hudsonius Pall.®) Dieses zierliche Eichhörnchen gleicht in mehr- facher Beziehung dem gemeinen europäischen. Sein Kopf trägt schwarze Haare mit gelbbräunlichen Ringeln, auf dem Scheitel mehr braune, an den Lippen ins Graue fallend. Die schwarzen Schnurren sind länger als der Kopf, die Augen schön weiss umringt, die Ohren kurz und rundlich, aussen mit schwarzen und bräunlichen Haaren, hinten mit braunen bekleidet, ohne Pinsel. Hinter jedem Ohr liegt ein hellbrauner Fleck. Der Rücken ist schön hellbraun schwarz überlaufen, an den Seiten herab gelblichbraun, unten weissgelblich mit grau, dıe Pfoten hellbraun, an den Leibesseiten ein schwarzer Streif; der Schwanz oben schön hellbraun mit bräunlich weissgelbem Rande, unten bräunlich gelb und schwarz geflammt, vor dem Ende oft eine breite schwarze Binde, das Ende selbst licht röthlich gelb. Die Nagzähne selbst sind lebhaft orangeroth. Der Hodensack gross und hängend. Körperlänge 8 Zoll, Schwanz 64, Zoll. Bewohnt die Vereinten Staaten nördlich bis zur Grenze der Weiss- tannenwälder. Gräbt Höhlen unter Baumwurzeln mit 4 bis 5 Eingängen, trägt grosse Vorräthe von Nüssen und Coniferenzapfen ein, da es den ganzen Winter munter bleibt. Sc. Richardsoni Bachm. ®). Dieses kleinste nordamerikanische Eich- horn hat weniger rothbraun auf dem Rücken, ein schwarzes Schwanzende und fast weisse Nagzähne. Sein breiter Kopf trägt kurze Ohren. Der Pelz — 7) Bachman, Loud. mag. 1839. II. 381: | 8) Pallas, Glires 377, Schreber, Säugeth. IV. 777. Tf. 214; Pennant, act. zool. | 1. 116; Forster, Transact. phil. LXN. 378; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 46. 69; , Richardson, Faun. bor. americ. I. 187. tb. 17; Bachman, Loud. mag. 1839. III. 383. Ä 9) Bachmann, Loud. mag. 1839. Ill. 385; Sc. hudsonius var. ß. Richardson, Faun. bor. americ. I. 190. — Mit dieser Art ist nicht Gray’s ungenügend characterisirter | Sc. Richardsoni Ann. mag. nat. hist. X; Sc. Boothiae Zool. voy. Sulphur I. 34. tb. 13. ' Dig. 1. und Sc. fuscovariegatus Schinz, Verzeichn. Il. 15 von der Hondurasbay zu ver- wechseln. Derselbe ist schwarzbraun gescheckt, unten weiss, die Schwanzhaare ‚ weissspitzig, die Pfoten schwarz. Dagegen steht der Sc. Belcheri Gray |. c. tb. 12. fig. 2. aus Columbien sehr nah, ist schwarz, fein hellgelb gespritzelt, Augenring ı und Unterseite orange, Pfoten dunkelrothbraun, an den Seiten ein schwarzer Streif, ' Ohren schwach gepinselt, der flache Schwanz schwarz und roth gefleckt mit weissen ‚ Haarspitzen, Körper 7Y/,“, Schwanz 41,“. Desselben Sc. griseocaudatus 1. c. ib. 13. ' fig. 2. tb. 18. fig. 7. 12. von der Westküste Amerikas soll sich von allen Amerika- ı nern durch die deutliche schwarze und weisse Färbung der Oberseite des Schwanzes ı mit gelb und schwarz geringelten Haaren unterscheiden. Sc. splendidus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 263 unbekannter Heimath ist hellroth, unten rein weiss, | an schwarzem Haarbüschel an den Schläfen, etwas nackten Ohren und hellrothem ı Schwanze, 652 | Unguiculata. Glires. ist auf dem Rücken dunkel bleifarben, mit rostbrauner und schwarzer Tüpfelung, an den Füssen aussen rotb, an der Unterseite rauchgrau, eben- so der Augenring und ein Fleck auf der Nase; die Schwanzhaare schwarz mit hellrothen Spitzen, das Schwanzende schwarz mit spärlicher röthlicher Tüpfelung; an den Leibesseiten eine schwarze Linie. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 5 Zoll. An den Ufern des Columbiaflusses. Sc. lanuginosus Bachm. ®). Gleicht in der Bildung desKopfes und der Öhren den Zieseln, im übrigen Körperbau aber ist es ein ächtes Eichhorn. Die Ohren stehen weit rückwärts, sind sehr kurz, oval, dicht behaart; die vordern Sohlen nur theilweise behaart, die hintern dicht mit kurzen weichen Haaren bekleidet. Der Pelz sehr weich und wollig; die Ruckenhaare weiss- grau, an der Spitze tiefgelb geringelt und schwarz getüpfelt, die Seiten- haare rahmfarben geringelt; die Hinterfüsse oben schwarz und rahmfarben gesprenkelt; der Augenring weiss, vor den Ohren ein weisser Fleck, Nase, Wangen, Unterseite rein weiss; der Schwanz schwarz, bräunlich a und weiss. Körperlänge etwa 8 Zoll, Schwanz 6 Zoll. Im nordwestlichen Nordamerika. 2) Südamerikanische Arten. Ohren ungepinselt. a) Klein, mit schmalem cylindrischen Schwanze. Sc. aestuans L.?). Diese gemeine brasilianische Art ist kleiner als die gemeine europäische und hat viel kürzere ungepinselte Ohren. Ihr weicher ziemlich kurzer Pelz ist gelblich braungrau, die einzelnen Haare am Grunde schwarz dunkelschiefergrau, dann schwarzbraun mit ein oder zwei breiten gelben Ringen. Die Nasenspitze ist rothgelb, Lippen und Kinn hell weissgelb, die Schnurren schwarz, die Ohren röthlich, Kehle und Hals rein weiss, Brust und Bauch röthlich gelb, Pfoten grau, der lang- haarige schwach zweizeilige Schwanz mit undeutlichen gelblichen und schwärzlichen Binden. Die Augen gross, mit dunkler Iris und gelblichem Ring, die Ohren oval, abgerundet, die Sohlen bis zum Hacken nackt. Die Männchen mit grossem, grau behaartem Hodensack, die Weibchen mit 4 Zitzenpaaren. Die Nagzähne vorn braun, die 4 Backzähne abgerundet vier- seitig, mit in Höcker- getheilten Querwülsten. Körperlänge 8 Zoll, Schwanz fast ebensolang. 1) Bachmann, Loud. mag. 1839. 111. 387. — Nordamerikanische Arten sehr zweifel- hafter Verwandtschaft sind Se. Lewisi Griffith, anim. kingd. Ill. 190.c. fig. am Missuri, oben ockergrau, unten rein ockerfarben, mil kurzen runden weit rückwärts stehen- den Ohren, schwarzen Augen mit grauem Ringe, weissen Oberlippen, sehr langen Schnurren, sehr dickem buschigen Schwanze mit 7 schwarzen und 6b weissen Binden. Sc. annulatus Desmarest, Mammal. 338 mit ziemlich grossen ovalen Ohren und ziem- lich grauer Ober-, rein weisser Unterseite, übrigens dem vorigen gleich. Schinz, Verzeichn. II. 14. schreibt Se. Pi see 2) Linne, syst. nat. XU. 1. 88; Schreber, Säugeth. IV. 787; Pr. v. Neuwied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. N. 430. ec. fie.; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 261. tb. 65; Sc. brasiliensis Brisson Macroxus aestuans Fr. Cuvier, Diet. sc. nat. X. 248. — Eine | auffallend kleine, von spätern Beobachtern nicht erkannte Art ist Sc. pusillus Des- ımarest, Mammal. 337. tb. 77. fig. 1; Buflon 1. c. 263. tb. 46. aus Guiana, 4%, Zoll ' lang, Schwanz 3%, Zoll, Körper, Beine und Schwanz olivenfarben und grau ge- sprenkelt, Brust und Bauch mausgrau mit rolher Beimischung, die Schwanzhaare | braun und fahl melirt. | Seiurini. Seiurus. 653 In den Wäldern Brasiliens und Guianas, in seinem Betragen dem euro- päischen gleich. Sc. gilvigularis Wagn. °). Das gelbkeblige Eichhörnchen gleicht dem vorigen bis auf den beträchtlich schmälern Schwanz und das Colorit. Die obere und äussere Seite erscheint fein schwarz und orangeroth gesprenkelt, indem die einzelnen Haare mit beiden Farben geringelt sind, die Unter- seite rostfalb, Kinn, Unterkiefer und Kehle hell rostig ockerfarben, nach der Brust hin lebhaft orangeroth, am Bauche getrübt, indem die grauen Haarwurzeln durchschimmern. Die weisse Längslinie in der Bauchmitte der vorigen Art fehlt. Der Schwanz ist schwarz und rostig ockerfarben ge- sprenkelt. Die Iris dunkelbraun, die nackte Nase und Ohren hellbraun- grau, die Schnurren schwarz, die Nagzähne satt safranroth, die Krallen braun mit lichtern Spitzen, der Hodensack gross und hängend. Körper- länge 8 Zoll, Schwanz fast 9 Zoll. An der Mündung des Rio Madeiro in den Amazonen Strom. b) Grosse, mit sehr buschig behaartem Schwanze. Sc. Langsdorffi Brdt.*2). Vom Habitus des Vorigen, mit längerem grö- beren Pelz, ziemlich grossen, abgerundeten und kurz behaarten Ohren, langen schwarzen Schnurren. Die obern Seiten der Schnauze, die Kopfes- seiten rostroth, Kehle, Brust, Bauch rostgelb, am Halse ein weisser Fleck, Rücken kastanienbraun, schwarz gesprenkelt, Schwanz rostroth. Doch ist dieses Colorit nicht beständig. Der Rücken wird brennend fuchsroth, die Unterseite licht rostgelblich, der Schwanz mit reichlicher schwarzer Bei- mischung, oder der Rücken schwarz mit Brandgelb marmorirt, der Unter- leib weiss. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz etwa ebensolang. In Brasilien. Se. variegatoides Oglb.°). Dünne, kurz und roth behaarte Ohren mit schmalem schwarzen Saume; auf der Oberseite gesprenkelt und wellig ge- fleckt, die langen Schwanzhaare schwarz mit weissen Spitzen, viele mit gelblichgrauen Wurzeln, Unterseite und Beine hell gelblichroth. Körper- länge 10 Zoll, Schwanz 11 Zoll. An der Westküste Südamerikas. 3) A. Warner, Münchn. Abhandl. 1850. V. 283. — Pucheran beschreibt in der Revue zool. 1845. 336. zwei selır nah stehende Arten von Santa fe de Bogota, näm- lich Se. rufoniger mit schwarzer Rückenlinie, rolhen Seiten, gelber Brust, grauem Kinn und Unterleib und mit rothen schwarz geringelten Schwanzhaaren; Sc. chry- surus kleiner, mit sehr kurzen Ohren, oben dunkler als Sc. aestuans, der Schwanz rund, z. Th. goldroth. 4) Brandt, Mem. acad. Pelersb. 1855. 425. tb. 11; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 183. Mit nicht genügender Sicherheit ist davon unterschieden Sc. dimidiatus Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1840. VI. 304. mit sehr kurzem straffen Pelze, kürzerem cylindrischen, tief rosligem Schwanze, zugespitzten, goldgelb behaarten Ohren, auf dem Rücken eisengrau mit rostigem Anflug, unten gelb, an den Seiten des Kopfes und Halses goldgelb, eine licht rostfarbene Linie an den Leibesseiten. Auch Sc. variabilis Geoflroy, Etud. zool. I. tb. 4. bedarf noch der nähern Prüfung, hat kurze abgerundete rolhe Ohren, einen groben kurzen anliegenden Pelz, einen langhaarigen zweizeiligen Schwanz; unten rein weiss, scharf abgesetzt vom obern Schwarz mit rother Sprenkelung oder Roth mit schwarzer Sprenkelung. 9) Ogilby, Ann. mag. nat. hist. 1840. V. 63; Sc. stramineus Eydoux, Zool. voy. Bonite 37. tb. 9. in Peru hat dieselben Grössenverhältnisse, einen kurzen Pelz, dessen Haare am Grunde schwärzlich an der Spitze strohgelb sind, schwarze Pfoten und Ohren ohne Pinsel und blassgelbe Unterseite. 654 | Unguiculata. Glires. Sc. igniventris Wagn. ®). Ist der Langsdorffschen Art sehr ähnlich und kömmt in einer rothen und einer schwarzen Spielart vor. Erstere hat schwarze Rückenhaare mit kurzen räthlich- oder graugelben Spitzen; der Kopf oben rostfarben mit schwarzer Sprenkelung; die Unterseite schön rost- roth; der buschig zweizeilige Schwanz oben schön rostroth mit schwarzem Wurzelfleck, unten in der Mitte schwarz und beiderseits rostroth; die ein- zelnen Haare schwarz, roth geringelt und rothspitzig. Bei der andern Spiel- art versteckt sich die rothe Sprenkelung und sie erscheint einförmig glänzend schwarz; die Iris dunkelbraun, die Nagzähne rothgelb, die Innenseite des Öhres und Unterseite der Pfoten schwärzlich braun, die Krallen schwarz mit weisser Spitze. Körperlänge fast 12 Zoll, Schwanz 13 Zoll. Am Rio Negro. Sc. tricolor Tsch.?). Das dreifarbige Eichhorn ist oben schwarz, unten schmutzig gelblich weiss, an der Aussenseite der Hinterbeine ockergelb- braun mit schwarz oder hell ockergelb geringelten Haaren; der Schwanz anfangs schwarz mit braunen oder gelbbraun geringelten Haaren gemischt, die übrigen Haare schwarz mit hell fuchsrothen Spitzen. Eine Abänderung ist unten rostgelb, die obern Haare schwarz mit breitem rothgelben Ringe, der Schwanz anfangs ganz schwarz, dann rothgelb. Bei einer andern er- scheint die schwarze Oberseite brandgelb gesprenkelt, die Unterseite scharf abgesetzt graulich weiss. Dem Weibchen schreibt man 3 und 4 Zitzen- paare zu. Körperlänge 12"/, Zoll, Schwanz 134, Zoll. In den feuchten Waldungen des nordöstlichen Peru und angrenzenden Brasiliens. 3) Indische Arten. a) Grosse, ohne Seitenslreifen, mit sehr langem stark zweizeiligen langhaari- gen Schwanze, sehr breitern kräftigen Schädel, kurzer breiter gewölbter Schnauze und nur 4 Backzähnen in jeder Reihe. Sc. bicolor Sparrm. ®). Der Jelarang variirt in der Färbung. Bei einer Abänderung ist die ganze Unterseite lichtbraun mit fuchsroth, die obere schwarz, die halbzölligen spitzigen Ohren kurz und schwarz behaart, die langen Schnurren schwarz. In Indien und Cochinchina ist die Art meist oben schwarz, unten goldgelb, auf Java oft oben mit kastanienbraunen oder gelben Haaren gemischt, oder gar einförmig isabeligelb, unten blass- gelb. Die Nagzähne sind sehr stark und die Backzähne halten die Mitte zwischen denen von Sc. capistriatus und Sc. setosus. Körperlänge bis 15 Zoll, Schwanz etwas länger. 6) A. Wagner, Münchn. Abhandl. 1850. V. 275. — Desselben Se. pyrrhoventer l. c. 277. von der Mündung des Rio Madeiro in den Amazonenstrom hat dieselbe Grösse und denselben Habitus, ist oben und aussen lebhaft rostroth, nach vorn mehr goldfalb oder pomeranzenroth, nach hinten feurigroth, unten weisslich- oder ockergelb scharf abgesetzt; die obern Haare mit schwarz gesprenkelt; die Pfoten feurig oder licht roth, die Nagzähne lebhaft roth, die Ohren rostroth, die Krallen ‘ bräunlich, der Schwanz rostroth, gegen das Ende gelblich, unten mit schwarzem Fleck. 7) v. Tschudi, Fauna peruan. 156. Tf. 11; A. Wagner, Münchn.“Abhandl. 1850. V. 229. 8) Sparrman, Götheb. Wet. samh. handl. I. 70; Schreber, Säugeth. IV. 781. Tf. 216. 216a; Horsfield, zool. research. VIII. c. fig; Müller, Verhand. neder!. Bezitt. 10; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 1; Sc. giganteus M’Clelland, Proceed. zool. DORLHR 150; Sc. auriventer Geoffroy, Etud. zool. I. tb. 5; Guerin, mag. zool. II, 1. tb, 9, Seiurini, Sciurus 655 In den Wäldern Vorder- und Hinterindiens, auf Java und Sumatra. Sc. indieus Erxl.°). Das durch riesige Grösse ausgezeichnete indische Eichhorn trägt einen langen reichlichen Pelz und an den kurzen Ohren einen langen Pinsel. Der Daumenstummel der vordern Pfoten ist wie bei voriger und der folgenden Art mit einem kleinen runden Nagel besetzt. Das Colorit ist nicht constant. Einige haben eine glänzend schwarze Ober- seite mit rostrothem Mittelrücken, rostrothem Kopf und Ohren und ocker- gelbe Unterseite; andre sind oben schön kastanienfarben, unten röthlich- weiss, noch andere haben schwarze Schwanzhaare mit weissen Spitzen. Schwanzwirbel werden 32 angegeben. Körperlänge 16 Zoll, Schwanz ebensolang. Bewohnt Indien, die malabarische Küste, Malakka, Ceylon und Suma- tra. Es liebt besonders die Milch der Kokosnüsse, nährt sich aber haupt- sächlich von Früchten und wird leicht zahm. Seine Stimme ist durch- dringend. Sc. Lechenaulti Desm. '). Von der Grösse des vorigen trägt diese Art jedoch an den kurzen Ohren keine Pinsel und gleicht darin dem Se. bicolor. Die Farbe ändert mehr als bei andern indischen Arten. Es gibt blassgelbe und dunkelbraune, einförmige oder gefleckte, doch die Haare ® nicht geringelt, vorn fahle, hinten schwärzliche mit weisser Punctirung. Die Unterseite ist überall weiss und am Kopfe fehlt nie grau. | Gemein auf Sumatra und Java. Sc. ephippium Müll. 2). Der Mengkas erreicht nicht ganz die Grösse , der vorigen, aber sein Schwanz ist länger, das Colorit heller und der Pelz mit geringelten Haaren. Auf dem Kopfe, Halse und Rücken haben die ‚ braunen Haare röthlichgelbe Ringe, die nach hinten verschwinden. Die # Schwanzhaare sind fahlgelb, an der Spitze dunkelbraun; an der Schulter | und am Oberschenkel sind die Haare an der Wurzel graubraun, an der ' Spitze gelblich, mit einzelnen braunen Ringen. Der Unterleib ist lichtgelb, © bisweilen röthlich oder mehr weiss; die Nägel braun mit hornweissen ' Spitzen; die sehr langen Schnurren schwarz; die Ohren aussen dicht und ‚ röthlich behaart. Körperlänge 13 Zoll, Schwanz 18 Zoll. | In den Waldungen auf Borneo. b) Arten mittler Grösse, gewöhnlich mit Längsstreifen an den Leibesseiten, Schwanz länger als derKörper, dicht und undeutlich zweizeilig behaart, oben 5 Backzähne. | Sc. hippurus Geoffr. ?). Das rossschweifige Eichhorn ist oben roth mit schwarzer Spritzelung, an den Seiten der Gliedmassen und des Halses 9) Erxleben, syst. Mammal. 420; Schreber, Säugeth. IV. 786; Sonner, voy. I. 139. tb.. 87; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 254. tb. 62; Pennant, Hist. quadrup. II. ‚141; Shaw, gener. zool. Il. 127. tb. 146; Sc. macrurus Erxleben 1]. c.; Schreber, a. ı a. 0. 783. Tf. 217; Gray, lllustr. ind. zool. Il. tb. 19; Pennant, ind. zool. 1. tb. 1; ' Sc. ceylanensis Bodd. elench. 117; Sc. Elphinstoni Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 1. 103; Sc. maximus Desmarest, Mammal. 334;. Schreber, a. a. 0. 784. T£. 217b; Hors- field, zool. research. VII. 69; Sc. malabaricus Schinz, Verzeichn. 1. 32. | 1) Desmarest, Mammal. 375; Horsfield, zool. research. VII. 12; Sc. hypoleucus Horsfield, 1. c. 14; Sc. albiceps Desmarest, nouv. dict. hist. nat. X. 105; Griffith, anim. kingd. III. 180. c. fig.; Sc. humeralis Coulon, M&em. Neuchätel 1. 122. — Se. affinis Raffles, Linn. Transact. XIII. 259 ist oben aschgrau, unten fast weiss, beides durch einen röthlich braunen Streif geschieden, ändert aber durch dunkelbraune und hellgelbe Spielarten so ab, dass die Grenze gegen Sc. Leschenaulti fällt, 2) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. Heft 10. 3) Geoffroy, Etud. zool. I. tb. 6; Müller, Verhdl. nederl. Bezitt nro. 10; M’Clel- de x 656 Unguiculata. Glires. dunkelgrau mit weisser Sprenkelung, die Unterseite schön kastanienroth ; der Schwanz unregelmässig zweizeilig mit langen schwarzen, pferdeschweif- ähnlichen Haaren bekleidet. Körperlänge 9 Zoll, der Schwanz 10 Zoll. Auf Java, Sumatra, Kanton und in Assam. Se. rubriventer Müll. 2). Unterscheidet sich von voriger Art durch grössere, viel starker mit schwarzen Haaren bekleidete, gepinselte Ohren und die rothen Pfoten. ‘Die Schwanzhaare sind schwarz, gegen die Spitze hin mit breitem rothbraunen Ringe. Auf CGelebes. Sc. Prevosti Desm. °). Die kurzen dünn behaarten Ohren und der lange eylindrische Schwanz zeichnet diese Art von den vorigen aus. Ihre ver- schiedenen Farben schneiden scharf gegen einander ab. Die Oberseite ist - glänzend schwarz, die Unterseite prächtig rostroth, beide durch eine breite weisse, schwach gelblich angeflogene Längsbinde von einander geschieden, die nach vorn sich ausbreitet und an der Schnauzenspitze endet, hinten an den Beinen hinab bis zur Fusswurzel reicht. Ihre Haare haben vorn und hinten schwarze Wurzeln, an den Leibesseiten sind sie einfarbig weiss. Die Hinterfüsse sind licht roth, der Schwanz glänzend schwarz, an der Spitze fahlbräunlich; die Schnurren schwarz, einige mit röthlichen Spitzen; die Krallen dunkel hornbraun. Körperlänge fast 11 Zoll, Schwanz etwas über 9 Zoll. Auf Sumatra, Borneo, Malakka, Siam. Sc. Plantani Lj.®). Eine in der Färbung sehr variirende Art, in der Grösse kaum der gemeinen europäischen gleichkommend, mit kurzen und kurz behaarten Ohren und mässig langem glatt anliegenden Pelze. Die obere und äussere Seite ist bei einigen bräunlich fahlgelb und schwarz- braun gesprenkelt, die Unterseite aschgrau, bisweilen weisslich überflogen, Ober- und Unterseite durch einen schwarzen Längsstreifen getrennt, der oben mitunter fahl gesäumt ist; die Schwanzhaare sind fahl und schwarz lant, Proceed. zool. soc. VII. 151; Sc. castaneoventris Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 263. Letztrer diagnosirt I. c. noch Sc. rufoniger aus Indien, Sc. rufogaster aus Malakka, Sc. atrodorsalis und Sc. caniceps von Butan, alle nur nach dem Colorit. 4) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. Heft 10. 5) Desmarest, Mammal. 335; Sc. Rafflesi Horsfield, Zool. journ. IV. 113. tb. 4; Se. rufogularis Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 263. Die Färbung variirt hier wie bei den andern Arten und eine solche Abänderung zugleich mit etwas buschige- rem Schwanze ist Sc. redimitus Boon Mesch, n. Verhandl. neder!. Inst. Wet. H. 241. c. fig. 6) Ljungh, k. vet. acad. Handl. 1801. XXI. 99. tb. 1; A. Wagner, Schreber Säugeth. II. 217c; Se. nigrovittatus Horsfield, zool. research. VII. 2; Müller, Verhdl. nederl. Bezilt. 10; Se. vittatus Raffles, Linn. Transact. XII. 259; Sc. biviftatus und Sc. bilineatus Desmarest, Mammal. 336. 343; Sc. griseiventer, Sc. flavimanus und Se. pygerythrus Geoffroy, Etud. zool. I. 3. 4. 5; Zool. Belanger 145— 148; Fr. Cuvier, mammif. II. livr. 33; Sc. ginginianus Kuhl, Beitr. 67; Sc. notatus Boddard, elench. 1. 119. — Hodgson diagnosirt im Journ. asiat. soc. Bengal. 1836. V. 232. 2 Arten, deren Selbständigkeit nicht genügend begründet ist. Sc. Lokrial ist oben braun mit gelb gesprenkelt, die Haare schwarz mit falben Ringeln, an den Seiten ein gelb- licher Streif, Ohren fast nackt, 8“ lang. Sc. lokrioides hellgrau, mit gelblichem An- fluge, unten silbergrau, die Ohren zugespitzt. Auch Horsfield’s Sc. affinis zool. re- search. VII. 8. oben fahlbraun mit grauem Anfluge, durch feine Querbinden ge- scheckt, unten grau, mit röthlichbraunem Seitenstreif, steht sehr nah. Desselben Sc. tenuis oben dunkel fahlgelb und schwärzlichbraun gesprenkelt, an den Seiten falb, unten blassgelblichgrau, ist vielleicht Jugendzustand. Ueber die Identität dieser Arten und über Se. subflaviventris und Sc. assamensis spricht sich Horsfield im Catal. Mammal. 1851. 153. aus. Seiurini. Sciurus. 657 geringelt, die Schwanzspitze vorherrschend schwarz. Der schwarze Seiten- streif verschwindet, nur der fahle bleibt, die Unterseite wird lichter oder weiss, auch bräunlich oder röthlich angeflogen, selbst roth. Auf Java, Sumatra, Borneo, Kanton, Malakka, besonders auf Kokos- palmen. Sc. leucomus Müll. ?). Gleicht in Grösse und Form dem vorigen; die Öhren innen mit bräunlichen, aussen mit langen schwarzen pinselbildenden Haaren bekleidet; die Oberseite und die äussere der Gliedmassen oliven- braun, die Haare meist mit rostgelben Ringen und z. Th. schwarzspitzig; der Schwanz mit diesen drei Farben gescheckt; hinter den Ohren ein grosser weisser Fleck; die Unterseite rostfarben ins rothbraun ziehend. Auf Celebes. Sc. Finlaysoni Horsf. 8). Der runde Kopf und Leib gelblich weiss, die grossen flachen Öhren ungepinselt, die Iris dunkelbraun, die Schnurren lang und schwarz, der Schwanz buschig mit einzelnen schwarzen Haaren, die Fusssohlen schwarz, Augen schwarz. Körperlänge 7 Zoll, Schwanz ebensolang. Auf den Sichanginseln im Golf von Siam. Sc. palmarum Briss. ?). Das Palmen-Eichhorn hat einen zugespitzten kraushaarigen Kopf, kurze und breite Ohren, sehr lange braune Schnurren, auf der sehr kleinen Daumenwarze einen rundlichen zarten Nagel. Der Kopf ist hellbraun, der Rücken dunkelbraun mit längern weissspitzigen ‚ Haaren und drei- weissen Längsstreifen, die Unterseite weiss, an den ' Schenkeln ein brauner Fleck, der langhaarige Schwanz braun mit einigen ‚ weissspitzigen Haaren. Bei Einigen ist die Unterseite grau und selbst rost- ‚ roth, auch theilt sich der untere Längsstreif und es sind deren fünf statt ' drei, der Rücken wird schwärzlich und seine Streifen gelblich, ja ganz ‚ schwarz. ohne Streifen, oder ganz weiss mit rotlhen Augen. Körperlänge | 7a Zoll, Schwanz ebensolang oder etwas kürzer. Lebt auf Palmbäumen in Indien und gleicht im Betragen ganz dem ‚= gemeinen europäischen Eichhorn. | Sc. modestus Müll. !). Erinnert lebhaft an Sc. Plantani, doch fehlt ihm ‚ der lichte Seitenstreif völlig, die Haare der obern Seite sind an der Wurzel 7) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. 10. 8) Horsfield, zool. research. VII. 7; Buffon, Hist. natur. suppl. VII. 256. | 9) Brisson, Hist. quadrup. 156; Schreber, Säugeth. IV. 802. Tf. 220; Buffon, Hist. nat. X. 126. tb. 26; Horsfield, zool. research. VII. 6; Lesson, Illustr. zool. 43; Griffith, anim. kingd. III. 184. c. fig.; Sc. penicillatus Leach, zool. miscell. 6. 137. ‚ib. 1; Se. tristriatus Waterhoause, Ann. mag. nat. hist. 1839. V. 64; Sc. kelaarti, Sc. ‚ Brodiei Layard Ann. mag. nat. hist. 1852. IX. 335. — Sc. Delesserti Gervais, l.Instit. ‚1846. 171. von den Nilgherries hat einen weichen olivenbraunen Pelz, die Haare am Grunde braun, darüber fein schwärzlich und blassgelb geringelt, drei braune | Längsstreifen, unten schmutzig gelblich gewässert, nur 4", Zoll lang, der Schwanz | 9 Zoll. — Se. Clellandi Horsfield, Proceed. zool. soc. 1839. V1l.152 in Bengalen und ‚, Assam ist ohne Schwanz noch nicht 5 lang, oben braun, leicht fahl gesprenkelt, mit schwarzer Rückenlinie, neben welcher eine dunkelbraune rothgelb gesäumte ‚ verläuft nach vorn .bis gegen die Augen; die Unterseite gelbgrau, der Schwanz , eylindrisch, die kurzen Ohren schwarz mit wolligem schneeweissen Büschel. | 1) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. 10. Tf. 14. — Derselbe diagnosirt a. a. 0. ı noch einen Sc. murinus als etwas kleiner, mit etwas kürzerem Schwanz, minder behaarten Ohren, ‚mehr einförmiger Färbung, welche oben weissgrau, die Haare ‚ mit weisslichgelben Spitzen, unten aschgrau ist. Sehr fraglich ist Se. ferrugineus , Fr. Cuvier, Mammif., II. livr. 59. (— Se. keraudreni Lesson, cent. zool. 11. tb, 1. Säugethiere, 658 Unguieulata, Glires. grau, in der Mitte schwärzlich, an der Spitze fahlgelb; die Aussenseite der Gliedmassen ins rothgelbe ziehend, der Unterleib gelblich grau; die licht- gelblichen Haare des Schwanzes mit breiten schwarzen Ringen, die vor- dern zugleich weissspitzig; die Leibesseiten gelblich olivenbraun; die Schnur- ren schwarz, die Nägel braun mit weissen Spitzen. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz etwas länger. In den gebirgigen Waldungen Sumatras und Borneos. c) Sehr kleine Arten, deren Schwanz kürzer als der Körper, undeutlich zweizeilig. Sc. escilis Müll.2). Dieses kleinste aller Eichhörnchen ist oben braun, an Kopf und Schultern mehr minder gelblichbraun, auf dem Hinterrücken mit einzelnen längeren schwarzen Haaren, am Unterleibe schmutzig weiss- lich grau; die Schwanzhaare unten schwarz mit rostgelben Spitzen, die nach vorn rostroth werden. Der buschige Schwanz ist unregelmässig zwei- zeilig, längs der Unterseite rothgelb; die Augen und Nägel braun. Körper- länge nur 2, Zoll, Schwanz 2%!/, Zoll. In den bergigen Gegenden auf Borneo und Sumatra. Sc. melanotis Schl. 3). Das schwarzöhrige Eichhörnchen übertrifft die Hausmaus nicht an Grösse, hat kurze Ohren, einen dünnen, cylindrischen Schwanz und weichen Pelz. Die Oberseite ist rostgelb, olivenbräunlich überlaufen und fein schwärzlich bespritzelt, die Unterseite licht gelblich ; alle Haare an der Wurzel schieferschwarz, an der Oberseite viel lange ganz schwarze. Von der Nasenkuppe läuft ein gelblichweisser Streif unter dem Auge und ÖOhre hinweg, der zwischen Nase und Auge schwarz gesäumt ist. Die Ohren sind innen bräunlich fahl, aussen schwarz, die Schwanz- haare an der Wurzel schwarz, dann roströthlich, "und vor der gelblichen Spitze schwarz geringelt; die Krallen dunkelbraun. Körperlänge 3 Zoll, Schwanz etwas kürzer, In den Wäldern auf Borneo, Java, Sumatra. d) Arten mittler Grösse, Schwanz kürzer als der Körper, Schnauze mehr minder verlängert, oben 5 Backzähne, Färbung düsler, meist an der Erde lebend. Se. insignis Cuv.*). Der Lary steht dem Sc. Plantani sehr nah, ist oben rostroth mit schwarzer Sprenkelung, indem die schwarzen Haare in der Mitte rostroth sind. Der Kopf erscheint falb und schwarz gesprenkelt, an Hals und Leibesseiten schön rostroth mit weniger schwarz; auf dem Rücken drei schwarze Längsstreifen; die Unterseite weiss; an den Wangen ein undeutlicher roströthlicher Längsstreif; die Ohren kurz bräunlich be- haart; dieSchwanzhaare schwarz und roströthlich geringelt, viele mit licht- in den Waldungen Pegus von 8/,“ Länge mit 10“ langem Schwanze, dessen Spitze weiss, während alles Uebrige dunkelbraunroth; und ebenso Sc. philippinensis Water- house, Ann. mag. nat. hist. 1839. V. auf den philippinischen Inseln, 64,“ lang, Schwanz 6!/,“ oben tief braun, die Haare rostfarben und schwarz, die Schwanz- haare schwarz mit 2 licht rostigen Ringeln, die Unterseite graulich weiss mit schwarzgelb, die Pfoten schwarz. 2) Müller, v. d. Hoeven’s Tijdschr. V. 148; Verhandl. nederl. Bezitt. 10. Tf. 15. fig. 4—6. 3) Schlegel, Physion. serpens 229; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 207; Müller, Verhandl, nederl. Bezitt. 10. T£f. 15. fie. 1—4. 4) Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 34; Horsfield, zool. research. V. c. fig. Sciurini, Seiurus. 659 gelblicher oder weisslicher Spitze. Körperlänge 7Y, Zoll, Schwanz eben- solang oder etwas kürzer. Auf Java und Sumatra. Hält sich am Boden auf. Sc. laticaudatus Müll.?) Die ansehnliche Länge des Kopfes zeichnet diese Art besonders aus. Ihr Pelz ist braun, ohne Rückenstreifen, ihr Schwanz kurz, etwas flach, schwarz und weiss, der Unterleib licht weiss- lich, die Ohren wie vorhin ungepinselt, im Uebrigen dem Lary gleich. Auf Borneo, 4) Afrikaner mit ungepinsellen Ohren und a) weichem Pelz. &) Der Schwanz viel länger als der Körper. Sc. madagascariensis Shaw °). Das madagaskarische Eichhorn trägt einen langen Pelz, der oben dunkelschwarz ist, an Brust und Unterhals gelblichweiss, am Bauch braun mit gelb gemischt. Der Schwanz ist schmal und schwarz. Körperlänge 13 Zoll, Schwanz 18 Zoll. Bewohnt Madagaskar. Sc. multicolor Rüpp. ?). Die Oberseite ist rostroth, die Haare mit meh- rern braunschwarzen Ringen und einige weissspitzig; die Unterseite isa- bellfarben, gegen die Bauchmitte weiss, die Augen mit gelbweissem Ringe, ebenso der Mund, die Schnurren schwarz, die Nagzähne honiggelb, die Krallen hornbraun; vier Zitzen in den Weichen. Körperlänge 8’/, Zoll, Schwanz über 10 Zoll. Auf Bäumen des abyssinischen Küstengebirges. Sc. mutabilis Pet. ®). Das veränderliche Eichhorn hat ziemlich kurze, rundlich dreieckige Ohren, mit flach ausgeschnittenem Hinterrande und kurz behaart, feine kurze schwarze Schnurren und einen runden sehr langen Schwanz. Der weiche Pelz ist oben schwarz und bräunlichgelb gesprenkelt, auf dem Scheitel, Nacken und der Rückmitte glänzend braunschwarz, unten rostbraun, gelblich gestrichelt, an der Innenseite der Arme und der Vorder- brust gelblichweiss; die Pfoten schwarz und weiss gestrichelt, der Schwanz schwarz, gelblichweiss gebändert und gestrichelt, an der Spitze rostroth; die Iris dunkelbraun. Die einzelnen obern Haare mit gelbem Ringe vor der Spitze, zuweilen tiefer mit einem zweiten Ringe, die untern dunkel- braun, ebenso geringelt, die des Schwanzes weiss geringelt. Der Schädel zwischen den Augenhöhlen etwas eingedrückt abgeplattet, die Nasenbeine ‚ nicht nach hinten verlängert, oben fünf Backzähne, der zweite dreiseitig, _ im Unterkiefer der erste verkleinert, die Nagzähne honiggelb. Das Weibchen mit einem Paar Zitzen an der Brust und zweien am Bauche. Körperlänge etwa 7 Zoll, Schwanz 11 Zoll. In Mossambique. ß) Schwanz von Körperlänge oder kürzer. Sc. flavivittis Pet.°). Die Ohren kurz, rundlich dreieckig, kurz und dicht behaart, die vorspringenden Augen mit dunkelbrauner Iris und gelb- > 5) Müller, Verhandl. nederl. Bezitt. tb. 15. 6) Shaw, gener. zool. Il. 128; Buffon, Hist. natur. suppl. Vil. 256. tb. 63. 7) Rüppell, abyssin. Wirbelthiere 38. Tf. 13. | 8) Peters, Säugeth. 131. Tf. 30. 32. fig. 2. 9) Peters, Säugeth. 128. Tf. 29. 32. fig. 1. 12 - 660 Unguiculata. Glires. lichweissem, zwei Streifen zum Ohre schickenden Ringe, die Handsohlen nackt mit fünf glatten Schwielen, die beiden Mittelfinger. gleich lang, eben- so die beiden äussern, die Daumenwarze mit plattem weichen Nagel, die nackten Fusssoblen mit sechs Schwielen, der Schwanz schwach zweizeilig, oben braungelb und schwarz gebändert, unten weiss und rothgelb. Der weiche Pelz ist oben rostbraun mit feinen dunkeln Querbinden, von der Schulter bis zur Hüfte läuft ein hellgelber Längsstreif; die Seiten blasser als der Rücken, gelb mit schwarzen Ziczaclinien, die Unterseite weiss; die obern Haare am Grunde schwarz, gelbbraun geringt, die weissen des Bauches einfarbig; die Nagzähne vorn orangefarben; fünf obere Backzähne; 12 rip- pentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 29 Schwanzwirbel, der Magen mit weitem Blindsack, der Blinddarm sehr weit, die Leber dreilappig mit birnförmiger Gallenblase, Pancreas unregelmässig lappig verzweigt, die Ruthe mit zugespitzter Eichel, die Hoden sehr gross, das Weibchen mit einem Zitzenpaar an der Brust und zweien am Bauche. Körperlänge 7 Zoll, Schwanz 6 Zoll, In Mossambique. Sc. erythrogenys Waterh. 1). Das rothwangige Eichhorn hat hell rost- rothe Wangen und eine rein weisse Unterseite, die langen weichen Rücken- haare sind schwarz, gegen die Spitze breit rostgelb geringelt. Auf den Schultern ein kleiner blasser Fleck. Der kurze nicht sehr buschige Schwanz oben schwarz mit weisser Mischung. Körperlänge 84, Zoll, Schwanz 6'/, Zoll. Auf Fernando Po. Sc. palliatus Pet. 2). Vom Habitus der vorigen Art; oben schwarz, gelb und rostbraun gesprenkelt oder mit undeutlichen schwarzwellenförmi- gen Querbinden, Unterseite und Pfoten, Ohren und Schnauze rostroth; die einzelnen obern Haare schwarz, mit breitem gelben, rostbraunen oder rost- rothen Ringe vor der schwarzen Spitze, viele des Schwanzes gelb- oder rothspitzig. Der flache Schädel zwischen den Augenhöhlen nicht einge- drückt, der zweite obere Backzahn breiter als lang, vierseitig, die Nag- zähne braungelb. Körperlänge 7 Zoll, Schwanz 5 Zoll. In Mossambique. Sc. gambianus Osgilb. 3). Ohren sehr kurz und gerundet, der Schwanz cylindrisch, kurz behaart mit schwarzen und hell graulichbraunen Binden; die Oberseite einfarbig mausbraun mit schwachem gelb röthlichem Anfluge und grauer Sprenkelung, die Haare schwarz und gelblichweiss geringelt; die Unterseite schmutzig weiss, der erste obere Backzahn durch einen kleinen Höcker vorn am zweiten ersetzt, und die innere Randwulst aller Backzähne in zwei Höcker getheilt. Körperlänge 9'/, Zoll, Schwanz ebensolang. Am Gambia. Sc. cepapi Sm.*). Der Cepapi hat kurze stumpfe Ohren mit ausge- schnittenem Rande und einen platten, schmalen, schwach zweizeiligen strafl- haarigen Schwanz. Die ganze Oberseite ist hell ockergelb und bräunlich- schwarz gesprenkelt, die Haare an der Wurzel bräunlich schwarz, dann 1) Waterhouse, Proceed. zool. 1842. 129. 2) Peters, Säugeth. 134. Tf. 31. fig. 1. Tf. 32. fie. 3. 3) Ogilby, Proceed. zool. soc. II. 103; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 17. 4) Smith, Illustr. zool. S. Afr. U. tb. 5; Peters, Säugeth. 136. Tf. 32. fie. 4; Se. supereiliaris A. Wagner, Schreb. Säugelh. Il. 212. Sciurini, Sceiurus. 661 ockergelb, einige mit schwärzlichbraunen Spitzen; die Oberlippe, ein Strich über dem Auge, die Unterseite weiss, bisweilen mit gelblichem Anfluge, die Ohren vorn gelblich, hinten schmutzig weiss. Körperlänge fast 8 Zoll, Schwanz 7 Zoll. In Südafrika. Sc. getulus L.°). Stirn und Schnauze gewölbt, der Schwanz dicht und lang behaart; die Oberseite röthlich grau, an den Seiten blasser, auf dem Rücken vier gelbliche Längsstreifen, die Unterseite weiss, der Schwanz quer gebändert, Augenring weiss. Körperlänge 5 Zoll, Schwanz ebensolang. An den westlichen Küsten der Barbarei. Sc. Stangeri Waterh. 6). Der sehr lange Schwanz ist weiss und schwarz geringelt, das Haar der obern Theile gekräust, der Bauch fast nackt, eben- so die Seiten des Gesichts und die Brust, das Haar borstig, schwarz, breit weissgelb und rostgelb geringelt, die Brust weiss, die Bauchhaare gelblich, weiss und schwarz geringelt, der buschige Schwanz mit schwarzen, weiss geringelten Haaren, die Ohren mittelmässig und abgerundet. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz 15 Zoll. Auf Fernando Po. Sc. rufobrachiatus Waterh. ?). Die Behaarung mittelmässig, minder borstig, oben schwarz und gelb gemischt, unten rostrothgelb, die Schenkel unten rostroth, der Schwanz lang, nicht sehr buschig, schwarz und weiss geringelt, die Ohren klein, die Nagzähne mit schwacher Längsfurche. Kör- perlänge 8'/, Zoll, Schwanz 10%, Zoll. Auf Fernando Po. b) Mit borstigem Haarkleide, die Borsten flach, oben mit Längsfurche. Sc. leucoumbrinus Rüpp. ®). Der Sabera hat die Borstenhaare, kleinen halbrunden Ohren, den zweizeiligen Schwanz, und nur zwei Zilzenpaare und den enorm grossen Hodensack mit den folgenden Arten gemein, welche alle in Erdlöchern nisten, doch auch auf Bäume klettern. Sein Leib ist ge- streckt, die Ohren hinten ausgerandet, die Krallen sehr lang, stark com- primirt; die Behaarung spärlich, die obern Haare kurz, nach hinten länger, an der Wurzel platt, starr und anliegend, mit Längsfurche. Die Oberseite ist falb, die Unterseite und der Augenring weiss, an den Seiten ein weisser Längsstreif; die Schwanzhaare an der Wurzel lichtfalb, darüber ein schmaler weisser Ring und ein breiter dunkelkastanienbrauner vor der weisslichen oder gelblichen Spitze, die Ohren innen weisslich, aussen lichtfalb. Körper- länge 10%, Zoll, Schwanz 9'/, Zoll. In Kordofan, Senaar und Abyssinien häufig. 5) Linne, syst. XII. 1. 87; Schreber, Säugeth. IV. 806. Tf. 221; Buffon, Hist. nat. X. 126. tb. 27. 6) Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1842. 127. 7) Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1842. 128. 8) Rüppell, abyssin. Wirbelthiere 37; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 213; Sc. setosus Schreber, Säugelh. IV. Tf. 218a. — Ehrenberg fasst alleBorsteneichhörn- chen unter dem Subgenus Xerus, Lesson unter Spermosciurus zusammen und letzt- rer führt drei ungenügend characlerisirte Arten vom Senegal auf; Sc. marabutus 14“ lang, Schwanz 10, Ohren nackt, Kopf sehr verlängert, oben bräunlich fahl, unten weiss; Sc. simplex 10° lang, Schwanz 8“, oben grau unten weisslich; Se. prestigialor von der Grösse der gemeinen Art, bräunlich roth und schwarz gespren- kelt, mit weissem Seitenstreif, unten weiss, die Haare dünn, rauh und brüchig. 662 Unguiculata. Glires. Sc. setosus Forst. °®). Gleicht dem vorigen bis auf die fast mangeln- den Ohren und einige Differenzen am Schädel. Die Nagzähne sind weiss, nur vier obere Backzähne, von aussen dringt eine tiefe Schmelzfalte ein und die abgenutzten Querwülste erscheinen als kürzere Falten davor und dahinter. Am Cap. Sc. erythropus Cuv.!) Zeichnet sich aus durch den langen Kopf, die lange und einförmige Krümmung der Schnauze und die auffallend kur- zen Ohren. Das Colorit ist oben fahl in grünlichbraun neigend, die Seiten mit mehr grün, die Unterseite weiss, auf den Seiten ein weisser Längs- streif, der Augenring ebenfalls weiss, die Schnauzenspitze violett, die Ohren nackt, fleischfarben, der Schwanz oben grau, unten fahl; die obern Haare falb und schwarz geringelt, die Schwanzhaare schwarz und weiss geringelt. Schwanzwirbel sollen nur 22 vorhanden sein. Körperlänge 8", Zoll, Schwanz 8 Zoll. In Senegambien und Bornu. Sc. pyrrhopus Cuv. ?) Mit kurzem Kopf und ebenso kurzen Ohren, zweizeiligem Schwanz und nagellosem Daumenrudiment. Die Oberseite ist grünlich gefärbt, mit schwarz und gelb geringelten Haaren, die Seiten lich- ter mit weissem Längsstreif, die Unterseite weiss mit lichtrothem Anfluge, der Schwanz dunkelgrau, die Nagzähne gelb, die Krallen fleischfarben. Körperlänge kaum 8 Zoll, Schwanz 9 Zoll. Auf Fernando Po. Sc. rutilus Cretz.?) Der Schillu hat halbkreisförmige, dreimal breitere als hohe Ohren mit sehr spärlicher Behaarung, sehr kurze Krallen und nur zwei Zitzenpaare in den Weichen. Die Haare sind roth, mit weisser, sehr selten mit schwarzer Spitze, die Schwanzhaare weiss, in der Mitte mit drei rothen Binden. Das Colorit ist oben rothbräunlich, sehr fein weiss ge- 9) Smuts, mammal. cap. 33; Giebel, Odontogr. 45. Tf. 20. fig. 18; Sc. Levail- lanti Kuhl, Beitr. 67; Sc. albovittatus Desmarest, Mammal. 338. 1) Fr. Cuvier, Mammif. IV. livr. 62. — A. Wagner’s Sc. praetextus Schreb. Säugelh. 111.216 unbekannter Heimat ist oben schmutzig bräunlichgelb und schwarz gesprenkelt, an den Seiten heller mit dem weissen Streif, unten graulichweiss, die weissen Schwanzhaare mit einigen schwarzen Ringen. 2) Fr. Cuvier, Mammif. IV. livr. 66. — Kuhls Se. congicus Beitr. 66 in Congo hat unter dem weissen Seitenstreif noch einen schwarzen, übrigens nichts Charac- teristisches. 3) Cretzschmar, Rüppels Atlas 59. Tf.24; Ehrenberg, Symbol. phys. I. tb. 9. — Vielleicht gar nicht zu Sciurus gehörend ist Sc. ocularis Smith, zool. journ. IV. 439 von der Plattenbergsbai zu betrachten, oben graublau, unten weiss, Kehle rostroth, Seiten des Kopfes mit schwarzem Querstreif, Schwanz zweizeilig, buschig, oben grau, unten schwärzlich, 34,“ lang, Körper 4“. Die fossilen, von den lebenden abweichenden Sciurusarten sind noch nicht so speciell beschrieben, auch nicht in ausreichenden Resten bekannt, dass wir sie in die Reihe der lebenden aufnehmen könnten. Wir müssen uns damit begnügen, die Vorkommnisse namhaft zu machen. d’Orbigny erkannte einen Nagzahn im Thon von Maudon, dessen systematische Bestimmung kein sonderliches Vertrauen ver- dient, Gervais, Zool. Pal. 49, — Die von Cuvier, oss. foss. V. 548 im Gyps des Montmarlre gefundenen Reste lassen die nähere Verwandtschaft zweifelhaft. Die im miocänen Kalk der Auvergne entdeckten Reste schreibt Pomel einem Sec. Feig- nouzi Laurillard, dict. d’Orbe. Xl. 206 zu, doch kennen wir die Art-Charactere nicht, ebenso wenig die von Lartet's Sc. sansansensis, Sc. Gervaisanus und Sc. minutus von Sansans. Sc. priscus Giebel, Faun. Säugeth. 82 beruht auf Resten aus dem Dilu- vium von Quedlinburg und war doppelt grösser als die gemeine europäische Art. Chiromyini. Chiromys. \ 663 sprenkelt, unten und an den Füssen weiss; der Kopf dunkler als der Rücken, der Mund weiss, die schwärzlichen Ohren weisslich behaart mit weisslichem Ring, der Schwanz rothbraun, weiss gescheckt und weiss ge- randet. Körperlänge nahe an 10 Zoll, Schwanz ebensolang, An der abyssinischen Küste auf Felsen und niedrigen Gebüschen und in Erdlöchern nistend. Zwanzigste Familie. Chiromyini. Chiromys Cuv. Der Kreis der typischen Nager schliesst mit den Sciurinen bereits ab und die noch anzureihende Familie geht mit ihrem einzigen Repräsentanten, dem Fingerbilch, soweit über den Gruppentypus hinaus, dass es zweifelhaft bleibt, ob sie hier oder unter ihrer andern Verwandschalt, den Halbaffen, ihre natürliche Stelle hat. Wir schliessen sie den Nagern an, und können uns dabei nur auf die Unbekanntschaft mit ihrer innern Organisation stützen, nach deren Erforschung erst das Verhältniss zu den Nagern und Halbaffen sich feststellen lassen wird. Der Fingerbilch hat einen dieken, gerundeten, hinten besonders sehr breiten Kopf mit kurzer, ziemlich spitzer Schnauze, ungespaltener Oberlippe, endständigen Nasenlöchern, fast ganz nach vorn gerichteten sehr grossen Augen und grossen, sehr hohen Ohren. Das Gesicht ist mit sehr kurzen Haaren und einigen Büscheln langer starrer Haare bekleide. Der kurze dicke Rumpf trägt ein weiches Wollhaar und ein grobes buschiges Grannen- haar, mit welchem auch der lange Schwanz besetzt ist. Die Vorderglied- massen, kürzer als die hintern, haben eine kleine innen nackte Hand, deren kleiner Daumen sehr dick und ziemlich frei beweglich ist. Von den übrigen sehr langen Fingern ist der vierte der längste, der Mittelfinger aber unge- ' mein dünn und ganz nackt. Die Nägel aller breit. Die hintern Pfoten sind wahre Hände, ihr sehr dieker Daumen am Ende erweitert, mit plaltem Nagel und vollkommen gegensetzbar; die übrigen Zehen schlank, die zweite mit etwas verlängerten Nagel. So entschieden die eben angeführten äussern Formverhältnisse die nächste Verwandtschaft mil den Halbaffen bekunden: so unverkennbar glirinenartig ist aber auch das Gebiss. Es sind zwei Nagzähne vorhanden, die obern ‚ stark und sehr schmal, vorn abgerundet, innen schief abgeschnitten, minder senkrecht aus den Alveolen hervorragend als bei den Nagern überhaupt; die ' untern stärker comprimirt, spitz endend, vorn convex, nach hinten bis in ' den Kronfortsatz sich erstreckend. Von den vier obern Backzähnen ist der ' erste kleinste ein einfacher stumpfer Höcker, der zweite grösste und der ‚ dritte haben unregelmässig rundliche Kronen mit abgenutzter Kaufläche, der ‚ letzte ist wieder kleiner. Im Unterkiefer sind nur drei vorhanden, der mittle der grösste, der letzte der kleinste. Der grosse gewölbte Schädel hat eine sehr geräumige Hirnhöhle, eine stark gewölbte Hinterhauptsfläche, kurzen Antlitztheil, sehr grosse Augenhöh- ‚ len, sehr starke Jochbögen und Zwischenkiefer, die breit mit den Nasen- ' und Stirnbeinen zusammenstossen. Elle und Speiche sind vollkommen ge- trennt, die Handwurzel mit 9 Knochen. Das übrige Skelet und die weichen Theile unbekannt. Das einzige Exemplar von Madagaskar begründet die Art 664 Unguiculata. Marsupialia. Ch. madagascarensis Desm. *) Hat Katzengrösse, etwa 1, Fuss Länge mit ebenso langem Schwanz. Die feine weiche Wolle des Pelzes ist falbweiss, das straffe Grannenhaar braun, an den Gliedmassen mit röth- lichem Ton. Gesicht und Unterseite sind weiss, die Augen röthlich, die Ohren schwarz, die Nagzähne weiss, die Hände schwarzlich, die starren Schwanzhaare schwärzlichbraun. Führt eine nächtliche Lebensweise und nährt sich von Insecten und Würmern. Trägheit und Sanftheit sind die hervorragendsten Züge seines Naturells. Achte Ordnung, MARSUPIALIA. Die Beutelthiere bilden das Bindeglied zwischen den unvollkommenern und den vollkommenen Nagelsäugethieren und wiederholen daher wie alle Uebergangstypen in sich die Eigenthümlichkeiten der beiden Gruppen, die sie verbinden wollen. Die Beutelthiere sind Nager oder Raubthiere, von beiden nur scharf geschieden durch einen ihnen ganz eigenthümlichen physio- logischen Character, nämlich die regelmässigen Frübgeburten. Diese Eigen- thümlichkeit greift indess nicht wesentlich bestimmend in die Organisation. der Beutelthiere ein, indem sie nur die Fortpflanzungsorgane berührt, in allen übrigen Bildungsverhältnissen bewahren sie die Nager- und Raubthierver- wandtschaft und hierdurch ist ihre Stelle in ‘der Stufenleiter der Säugethiere bestimmt, nicht aber durch jenen physiologischen Character, welcher sie als eine allen übrigen Säugethieren gleichartig gegenüberstehende Abtheilung der ganzen Klasse erscheinen lässt. Im Allgemeinen sind die Beutelthiere Säugethiere von geringer bis höch- stens mittler Grösse, mit weichem anliegendem Pelz, langem oder sehr langem Schwanze, mit nach vorn verlängertem und zugespitzten Kopfe, aufgerichle- ten ziemlich grossen Ohren, mit gedrungenem Körper und zierlichen schwachen Pfoten. Die Grösse und Stärke der Beine ist verschieden, ebenso die Zahl der Zehen. Vom Skelet ist zunächst der Schädel allgemein sehr gestreckt, mit rela- tiv kleinem Hirntheil, nicht abgesetztem, sehr verlängertem und zugespitztem Antlitztbeil und mit von den Schläfengruben nicht abgegrenzten Augenhöhlen. Bei den carnivoren Beutelthieren treten Leisten und Kämme, überhaupt die Muskelansätze markirt hervor, während bei den kleinen insectenfressenden und herbivoren die Schädelformen mehr abgerundet und glatt sind. Die platte Hinterhauptsfläche steht senkrecht oder neigt sich nach hinten etwas über; die obere Schädelseite varıirt sehr nach den verschiedenen Gruppen. Die Jochbögen sind immer vollständig. Die Theile des Occiput bleiben länger von einander getrennt als bei den Nagern, Schläfenbein, Schuppe und Felsen- bein verschmelzen fast niemals mit einander, das Paukenbein bleibt bei meh- 4) Desmarest, Mammal. 106; Sceiurus madagascariensis Linne, Gmel. I. 152; Sonner, voy. II. 142. ib. 58; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 268. tb. 68; Blainville, Osteogr. Ill. ib. 5; Lemur psilodactylus Schreber, Säugeth. 1. Tf. 38.d; Shaw, gener, z00l. 1. 109. tb. 34; Daubentonia Geoflroy, soc. phil. nro. 28. Marsupialia, ‚669 rern Galtungen unvollständig, seine Höhle communicirt b'sweilen mil grossen Zellen im Jochfortsatze, die Gelenkfläche an diesem für den Unterkiefer bald flach, bald concav, je nach dem von der Nahrungsweise abhängigen Zahn- bau. Der Scheitel ist glatt oder die Scheitelbeine treten zu einer Sagittal- leiste zusammen, die Stirnbeine gestreckt, mit grossen innern Höhlen, die Thränenbeine von veränderlicher Grösse, die Nasenbeine bei einigen schmal und lang, bei andern kurz und breit, meist aber im hintern Theile erweitert. Am Unterkiefer pflegt der hintere Winkel in einen nach innen gerichteten ' Fortsatz ausgezogen zu sein. In der Halsgegend sind constant 7 Wirbel vorhanden, nur einmal, bei Perameles, mit nicht anchylosirten Rippenrudi- ' menten, aber gewöhnlich mit sehr entwickelten Dornen und Querfortsätzen. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen 12 bis 15, meist zählt man 13, der elfte oder ein früherer pflegt der diaphragmatische zu sein; rippenlose Wirbel 4 bis 7, meist 6. Fast allgemein beträgt die Dorso- ' lumbalwirbelzahl 19. Ihre Fortsätze sind verschiedentlich entwickelt, doch nie sehr bedeutend. Kreuzwirbel kommen 2 bis 7 vor, doch tragen nie mehr als drei das Becken, auch ist bisweilen die Grenze gegen den Schwanz hin nicht scharf ausgebildet. Die Zahl der Schwanzwirbel variirt ven 20 ' bis 36. Häufig tragen dieselben untere Bogenrudimente. Rippenpaare pflegen 13 vorhanden zu sein, nur bei einigen mehr oder weniger. Das erste Paar ' ist in der Regel das kürzeste und breiteste, ausnahmsweise eines der mittlern. ‚ Das Brustbein ist meist sechs-, seltener fünf- oder vierwirblig, das Manubrium ' dreiseitig oder rhomboidal, bisweilen gekielt. Schlüsselbeine fehlen nur bei ' Perameles, die stärksten und längsten ‚hat der Wombat, die schwächsten und ‚ kürzesten das Riesenkänguruh. Das Schulterblatt variirt in Form, Stärke und Grösse, sowie die Lage und Form seiner Gräte, doch ist es allgemein ziem- ‚ lich breit und die Gräte sehr entwickelt. Der Oberarm ist bald über dem ‚ Innern Gondylus perforirt, bald nicht, die obern Höcker und die Deltaleiste mehr weniger entwickelt. Die Unterarmknochen bleiben stets von einander getrennt und frei beweglich, das Olecranon ist allgemein gross und stark. Die Handwurzel und Finger bieten nichts Bemerkenswerthes, ausser dass bei einigen die mittlern Nagelglieder gespalten sind. Das Becken pflegt stark zu sein und trägt allgemein vorn auf dem Schambeine zwei sogenannte Beutel- ' knochen, welche nicht wie der Name vermuthen lässt zur Stütze des Beutels dienen, sondern Verknöcherungen in der Sehne des äussern schiefen Bauch- muskels darstellen. Die Hüftbeine sind höchstens am vordern Rande erwei- ‚ tert, ihnen entsprechend die Sitzbeine am hintern, die Schambeinfuge stets ' geschlossen, das eirunde Loch sehr umfangsreich, Der Oberschenkel ist ge- ' rade, schlank, cylindrisch, mit halbkugligem Kopfe auf kurzem Halse, bis- ' weilen ohne Grube für das Ligamentum teres. Die Tibia ist Yang, stark und ' kantig, die Fibula stets vollständig, nur bei wenigen am untern Ende innig mit dem Schienbein verbunden, selten sehr stark. Fusswurzel und Zehen ‚ ohne besondere Eigenthümlichkeiten. Bei einigen Gattungen verkürzen sich die vordern Gliedmassen in ähnlich auffallendem Grade gegen die hintern ' wie bei den Dipoidinen unter den Nagern. Im Gebiss und Verdauungsapparat spricht sich der Gegensatz der her- ' bivoren und carnivoren Lebensweise entschieden aus. Die carnivoren Beutel- thiere haben allgemein Schneide-, Eck- und Backzähne, letztere mehr weniger spitzzackig, der Form nach in hintere und vordere geschieden; die pflanzen- fressenden haben weniger Schneidezähne, bisweilen noch ächte Nagzähne, 666 Unguiculata. Marsupialia. keine Eckzähne oder nur einige obere und untere, quadratische Backzähne mit meist durch Abnutzung verschwindenden Querleisten, nur selten ein- fachere vordere Backzähne. Die Mundhöhle bietet nichts Auffallendes. Die Speicheldrüsen sind bei den Pflanzenfressern ansehnlich grösser als bei den Fleischfressern. Die Speiseröhre ist innen glatt oder fein längsgefaltet, nur bei dem virginischen Opossum im hintern Theil mit einigen Querfalten. Der Magen bald einfach, bald mit Einschnürung, auch wohl mit einer Drüsen- anhäufung in der Gardiagegend wie bei dem Biber, oder aber völlig getheilt und darmähnlieh mit innern Taschen. Der Darmkanal ebenso veränderlich in der Länge und Structur seiner Abtheilungen, der Blinddarm fehlend oder vorhanden und von veränderlicher Grösse ; die Leber mehrlappig, mit Gallen- blase, das Pancreas gross, die Milz platt und dünn. Die Muskulatur ändert mit der Lebensweise zumal in den Bewegungsorganen ziemlich auffallend ab. Hier mag nur erwähnt werden, dass sehr häufig der lange Zehenbeuger sich fleischig an das Wadenbein befestigt und Knie- und Knöchelgelenk eine rota- torische Bewegung gestalten. Diese Eigenthümlichkeit fehlt jedoch den Beutel- thieren mit sehr verlängerten Hinterbeinen. Am Gehirn fällt die Abwesenheit des Corpus callosum, des Septum pellucidum und seines Ventrikels auf. Das grosse Gehirn ist relativ klein und hat wenig oder gar keine Windungen, von den Vierhügeln die vordern überwiegend in die Länge, die hintern in die Quere ausgedehnt, der Riechnerv sehr dick, im Uebrigen die Sinnes- organe nicht ausgezeichnet durch allgemeine Eigenthümlichkeiten. Die Luft- röhre wird aus zwanzig und einigen Ringen gebildet, die bisweilen wie bei einer Phalangista vollständig, hinten geschlossen sind. Die Lungen einfach oder gelappt; der Kehlkopf meist mit sehr grosser Epiglotfis; die Nieren einfach, mit glatter Oberfläche. Die Geschlechtsorgane der Beutelthiere weichen in mehrfacher Hinsicht von denen aller übrigen Säugethiere eigenthümlich ab. Die Ruthe der Männ- chen liegt in einer Kloake und wird von deren Schliessmuskel umgeben. Ihre Eichel ist einfach bei den Gattungen, welche nur ein Junges zur Welt bringen, bei andern dagegen zwei- oder vierlappig oder gar völlig getheilt, häufig auch mit feinen rückwärts gerichteten Papillen, bei Phascolomys mit hornartigen Stacheln besetzt. Die Harnröhre erweitert sich stark gleich nach ihrem Austritt aus der Blase, nimmt dann die Samenleiter auf und in der Ruthe entlang laufend mündet sie einfach unter der Spitze der Eichel oder im Grunde deren Lappen oder theilt sich für beide Hälften der gespaltenen Eichel. Das Corpus cavernosum urelhrae beginnt paarig wie auch bei der Wasserratte, so dass ein doppelter Bulbus urethrae entsteht, doch vereinigen sich beide bald und umgeben die Harnröhre, bei dem Känguruh verschmel- zen sie auch mit denen des Penis zu einem eylindrischen Körper. Die Gow- perschen Drüsen sind meist in dreifacher Zahl jederseits vorhanden, dagegen fehlen die Samenblasen. Die Ruthe ist übrigens im schlaffen Zustande nach hinten gerichtet und der lange, durch kein Septum getheilte Hodensack liegt vor ihr. Die weiblichen Genitalien bestehen aus zwei Eierstöcken, zwei Tuben, zwei Uteri und zwei Scheiden, aber nur einer Klitoris. Die Eierstöcke sind klein und einfach oder gross und traubig, am grössten und complicir- testen überhaupt unter allen Säugethieren bei dem Wombat. Sie sind in die erweiterten Mündungen der Tuben eingebettet, deren Rand vielfach gefal- tet und gefimbert ist. Jeder Eileiter erweitert sich zu emem besondern Uterus, welcher mit einer Hervorragung für sich in eine der beiden Scheiden Marsupialia.. 667 mündet. Die Scheiden bilden einen, innerlich durch ein Septum getheilten Sack. Von dem Anfange desselben geht jederseits ein benkelartig gewun- dener, anfangs auf- und dann abwärts steigender Scheidenkanal aus, der endlich in den Canalis urogenitalis einmündet. Die in deren Mündung gele- gene Ülitoris ist wie die männliche Ruthe einfach oder gespalten. Im Uterus bildet sich für den Embryo keine Placenta und darauf gründet sich die Ein- theilung der Säugethiere in Mammalia implacentalia und M. placentalia. Das Chorion ist glatt, auffallend dünn und zeigt keine Spur von Gefässen, die Allantois bleibt klein und hängt frei vom Nabel herab ohne eine Verbindung ] mit dem Chorion einzugehen. Die in ihrer Zahl veränderlichen Zitzen liegen am Bauche, eingeschlossen von ein Paar seitlichen Hautfalten, häufiger aber ‚in einer wirklichen Tasche oder dem Beutel. Der noch nicht reife Embryo ‚wird aus dem Uterus durch die Scheidenhenkel ausgeführt und auf eine noch "nicht bekannte Weise in den Beutel gebracht. Er ist nackt, blind, ohne After und mit noch stummelartigen Gliedmassen versehen, saugt sich fest an der langen meist keulenförmigen Warze und wächst in der nächsten Zeit nur in der Grösse beträchtlich. Dann aber bildet er sich schnell aus und ver- lässt zeitweise den Beutel. Später sucht er nur noch bei drohender Gefahr "Schutz im Beutel oder lässt sich auf dem Rücken der Mutter fortschleppen. Die Zahl der Jungen schwankt zwischen eins bis vierzehn. | In ihrer Lebensweise zeigen die Beutelthiere eine sehr grosse Mannich- faltigkeit. Die herbivoren nähren sich von Blättern, Wurzeln oder Früchten, die carnivoren theils von Insecten und Würmern, theils von Wirbelthieren, zumal von Vögeln und kleinen Säugethieren, nur die grössten und stärksten ‚greifen Schafe an. Sie sind meist nächtliche Thiere, die am Tage in ihren | Verstecken schlafen und Abends oder Nachts ihren Geschäften nachgehen. Die Mehrzahl liebt waldige und buschige Gegenden, nur wenige offenes Terrain. Einige sind geschickte Kleiterer und halten sich beständig auf Bäumen auf, andere hüpfen und springen, noch andere graben sich unter- irdische Höhlen oder leben in Flüssen. Im Allgemeinen sind sie für die menschliche Kultur weder von erheblichem Nutzen noch von grossem Schaden. ‚Ihr Naturell ist theils gutmüthig und sanft, theils aber bissig und bösartig. | Die Beutelthiere gelten nach den bisherigen Untersuchungen für die | ältesten Säugelhiere auf der Erdoberfläche. Sie erschienen bereits mit in- ‚sectenfressenden Gattungen‘ während der Epoche des braunen Jura. Aus 'tiefern Schichten sind keine zuverlässigen Säugethierreste bekannt. Mit Ein- ‚tritt der tertiären Periode waren sie schon zahlreicher, doch wie in der jurassisehen Epoche nur im mittlern Europa, in Frankreich und England. Schon mit der Diluvialepoche sind sie aus Europa verschwunden und auf Ihre gegenwärtige Heimath, auf Neuholland und Südamerika beschränkt. Der grossen Mannichfaltigkeit in der Lebensweise entsprechen ebenso ‚erhebliche Differenzen in der Organisation, daher die Gruppen, Familien und Gattungen der Beutelthiere sich ungleich leichter und strenger von einander sondern als diess bei den Nagern der Fall war. Den hervorstechendsten Unterschied bildet zunächst die carnivore und herbivore Lebensweise, welche die Trennung der ganzen Ordnung in zwei gleichwerthige Gruppen bedingt, ‚von welchen die letztere den Nagern, die erstere den Raubthieren sich enger _ ‚| anschliesst. Die pflanzenfressenden Beutelthiere leben theils von Wurzeln, ‚| theils von Blättern, theils von Früchten und hienach sondern sie sich in drei Familien, in Rhizophagen, Poephagen und Carpophagen, die Nleischfressenden 668 Unguiculata. Marsupialia. scheiden sich in Insectenfresser oder Entomophagen und in ächle Garnivoren oder Sarcophagen. 2. Phytophaga. Pflanzenfressende Beutelthiere. Die pflanzenfressenden Beutelthiere haben im Allgemeinen starke und grosse Schneidezähne, stets nur 2 untere sehr grosse horizontal gestellte, oben 2 bis 6 kleinere und senkrecht stehende. Schwache Eckzähne sind vorhanden oder fehlen im Unter- oder in beiden Kiefern. Lückzähne sind nur bei Einigen vorhanden, die Backzähne überall vierseitig mit stumpfen bis flachen Kronen. Der Magen ist z. Th. sehr eigenthümlich und am Darm ein langer Blinddarm vorhanden. Ihre Nahrung nehmen sie nur aus dem Pflanzenreiche. Ihr Vaterland beschränkt sich auf Australien und die Mollucken. Einundzwanzigste Familie. Rhizophaga. In den Mitgliedern dieser Familie spricht sich der Nagertypus noch ganz entschieden aus, sie sind Nager mit Beutelknochen und Beutel. Ihr Gebiss besteht daher aus 2 oberen und unteren Nagzähnen, die sehr stark, elwas gekrümmt, im Querschnitt dreieckig elliptisch sind und auf der Innenseite eine Grube haben, und aus 5 wurzellosen, langen, gekrümmten Backzähnen in jeder Reihe. Der erste derselben ist ein kleiner ovaler Lückzahn, die übrigen werden von je zwei dreiseitigen Prismen gebildet, welche in der untern Reihe an der Innen-, in der obern an der Aussenseite mit einander verbunden sind also an die Gavinen und verwandte Formen erinnern. In ihrer äussern Erscheinung sind diese Beutelthiere ungemein plump und schwerfällig, mit einem dichten ziemlich langen und groben Pelze beklei- det. Der grosse platte Kopf trägt mittellange, spitze, beiderseits behaarte Ohren und kleine weit auseinander stehende Augen. Die Oberlippe‘ ist ge- spalten, die breite Nasenkuppe nackt, die Gliedmassen kurz, die vordern und hintern von ziemlich gleicher Länge, die Füsse fünfzehig mit ziemlich langen starken Sichelkrallen, nur der rudimentäre Hinterdaumen nagellos, die Zehen zum grössern Theile mit einander verwachsen, die Sohlen breit und nackt, der Schwanz ein kleiner fast nackter Stummel. Der Schädel ist relativ sehr breit, oben flach, mit weit von einander getrennten, parallel zur Hinterhaupsleiste verlaufenden Schläfenleisten, mit kurzem flachen Schnauzentheil. Die einzelnen Schädelknochen sind dick und solide; die Nasenbeine kurz, nach hinten auffallend erweitert, stumpfwinklig gegen die Stirnbeine vordringend, diese nach hinten verschmälert, die Zwischen- kiefer auffallend breit, die Oberkiefer mit langem schmalen obern Fortsatz, der die Zwischenkiefer von den Stirnbeinen trennt; die hintere Gaumenöff- nung gross und oval, ganz in den Gaumenbeinen gelegen; die Jochbögen sehr stark, am Boden der Augenhöhlen flach vorstehend, die Schläfengruben gross, die Paukenbeine cylindrisch, die Schuppe des Schläfenbeines sehr ent- wickelt, dessen Jochfortsatz breit und platt, mit leicht concaver Gelenkfläche; am Unterkiefer der Kronfortsatz sehr hoch, der Condylus sehr breit und platt, der Winkel stärker entwickelt als bei andern Beutelthieren , kahnförmig nach innen und aussen erweitert, ebenso die Kinnsymphyse sehr umfangs- reich. Der Körper des Atlas bleibt permanent knorplig, dessen Querfort- sälze stark; die Querfortsätze der übrigen Halswirbel mit grosser: Oeffnung Getn Van Mn A Hr en Ve an CV 7 — = —— — gm 7 rn Bm m Rhizophaga. Phascolomys. 669 ' in der Basis, der Epistropheus mit sehr hohem und breitem Dorn, die fol- genden Dornen sehr kurz. Am Querfortsatz des sechsten Halswirbels befin- det sich unten ein besonderer Fortsatz. 15 Wirbel tragen Rippen, 4 sind rippenlos, doch ist die 15. Rippe nur ein unbedeutendes Rudiment. Die Dornen sind vom ersten an sehr lang und ganz niedergedrückt, erst vom 9. an heben sie sich mehr und der 16. steht senkrecht wie die folgenden, daher kein antiklinischer Wirbel, doch scheint der 13. der diaphragmatische zu sein. ‘Die Lendenwirbel tragen horizontale breite Querforlsätze. Das Kreuzbein zählt nach QCuvier 7, der Schwanz 9 Wirbel, nach Owen jenes 3, ' dieser 12. An unserem Skelet sind 6 Wirbel zum Kreuzbein vereinigt und 42 Schwanzwirbel vorhanden, also mehr als bei Guvier und Owen. Die ' Querfortsätze dieser 6 Kreuzwirbel sind gleich und sehr lang und flach, ' die ersten 4 an den Enden verschmolzen, die hintern 2 etwas nach hinten gerichtet und ebenso mit ihren Enden verschmolzen. Die Querfortsätze der ' Schwanzwirbel verkürzen sich auffallend schnell, untere Dornen oder Bögen ' fehlen. 6 wahre, 9 falsche Rippenpaare, das Brustbein vierwirblig. das ' Schulterblatt länglich vierseitig, die sehr hohe Gräte fast diagonal mit lang ausgezogenem flachen Acromion und sehr grossem Rabenschnabelfortsatz, die Schlüsselbeine sehr lang und stark, der Oberarm mit sehr entwickel- ‚ter Deltaleiste, die bis über die Mitte hinabreicht, der untere Gelenktheil platt, an der Innenseite mit Knochenbrücke und die Olecranongrube per- ‚ forirt, Unterarmknochen sehr kräftig, gleich stark, Elle mit grossem Ole- ‚ eranon, die Handwurzel mit 9 Knochen nach Owen, an unserem Skelet nur 7, das Becken gestreckt und stark, Hüftbeine platt, vorn sehr er- ‚ weitert, Sitzbeinhöcker stark, Beutelknochen lang und platt, der Oberschen- kel ohne Bandgrube und mit leistenarligem dritten Trochanter, Fibula stark und völlig von der Tibia getrennt, oben mit einem starken Sesambeine. ' Kniescheibe fehlt, Tibia stark comprimirt, die vordern Zehen kräftig und stark, die hintern schwächer, nur die äussere nicht, welche überhaupt die stärkste ist. In den weichen Theilen tritt eine unverkenrbare Aehnlichkeit # mit dem Biber hervor. Der Masseter ist einfach, ohne Spur einer Theilung, ‚ der Magen einfach, in der Cardiagegend mit einem grossen ovalen flachen Drüsenhaufen mit etwa 30 Oeffnungen, der Blinddarm sehr kurz, aber weit, ' mit wurmförmigem Anhange, der Grimmdarm durch zwei Längsbänder in | grosse Zellen abgetheilt, mit einem zweiten kleinen Blinddarm, die Leber zweilappig, der rechte Lappen getheilt, die Lungen einfach; die Ruthe mit vierlappiger Eichel, die Eierstöcke traubig. Ä Die Familie ist nur in einer neuholländischen Gattung mit zwei lebenden ‚ und einer fossilen Art bekannt. Phascolomys Geoffr. | Die Wombats sind Beutelthiere von Dachsgrösse und leben in bergigen und ebenen waldigen Gegenden, wo sie sich Höhlen graben. Sie führen eine ‚| nächtliche Lebensweise, sind träg und schwerfällig, aber leicht zähmbar. 4 Ihre Gattungscharactere sind oben angegeben. Ä Die Arten sind: Ph. fossor Sev.!) Der Wombat erreicht höchstens drei Fuss Länge ‚| und trägt einen bräunlichen, ins Gelbliche oder Graue fallenden, an der | 1) Sevastianof, mem. acad. Petersb. 1809. 444; Geoffroy, ann. d. mus. Il. 369; | A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 132; Waterhouse, Mamm. I. 246; Owen, Marsup, 670 Unguiculata. Marsupialia. Unterseite weisslichen Pelz. Die Ohren sind innen weisslich, aussen rost- bräunlich behaart, die Zehen rostbraun, die Krallen lichtbraun, die Schnur- ren schwarz, der Schwanzstummel fast nackt. Die Nahrung besteht in Wurzeln und Gras. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge. Das Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein. Das Vaterland ist Neusüdwales, Vandiemensland und die Inseln der Bassstrasse. Ph. latifrons Ow.?) Diese Art ist nur in einem Schädel aus dem südlichen Australien bekannt. Derselbe unterscheidet sich von voriger Art durch geringere Grösse bei ansehnlicherer Breite, höhere Zwischenkiefer, breitere Gaumengegend, sehr viel breitere Nasen- und Stirnbeine, sehr markirte Orbitalleisten und Orbitalfortsätze, durch nicht begrenzte, auf den Scheitel hin sich ausdehnende Schläfengruben. Die obern Nagzähne sind vorn breiter als dick, bei voriger Art dagegen dicker als breit, zugleich hier merklich breiter als die untern, bei voriger untere und obere fast gleich; vorn längsgestreift, im Querschnitt halboval, die untern schmäler, dreiseitig, vorn flach; der erste untere Backzahn relativ grösser, der letzte kleiner; der Unterkiefer kürzer. Ph. Mitchell Ow.?) Die Fossilreste dieser Art wurden in den Höhlen im Wellingtonthale entdeckt und bestehen in Schädel und Unterkiefer. Die Backzahnkronen sind im Vergleich mit dem lebenden Wombat länger als breit, der erste Backzahn grösser, mehr prismatisch, die obern Nagzähne weniger comprimirt, ebenso die untern. Die Art übertraf die gemeine etwas an Grösse. Zweiundzwanzigste Familie. Poephaga. Die an Mitgliedern mannichfaltigere Familie unterscheidet sich von der vorigen sogleich durch die auffallende Verlängerung der hintern Gliedmassen - und ebenso auffallende Verkürzung der vordern. Jene sind zugleich sehr stark und kräftig, diese schwach. Der Schwanz ist lang bis sehr lang und an der Wurzel ansehnlich verdickt. Die Vorderpfoten sind fünfzehig und mit starken Sichelkrallen versehen, an den "hintern die zweite und dritte Zehe bis zur Wurzel der Krallen mit einander verwachsen, die vierte und fünfte verlängert und alle mit sehr starken, hufartigen Nägeln, der Daumen fehlend. Die Oberlippe ist gespalten, die Schnurren kurz und sparsam. Im Gebiss fehlen nur die untern Eckzähne beständig, obere schwache sind bisweilen vorhanden. Schneidezähne kommen oben constant 3 jeder- seits, unten 1 vor. Die obern sind breit und dünn, die beiden mittlern an der Basis getrennt, mit den Spitzen convergirend, die folgenden stehen da- hinter und sind von veränderlicher Grösse; die untern sind stark, lang, horizontal gestellt, vorn convex. Der erste Backzahn pflegt stark compri- mirt zu sein und an der langen Schneide gekerbt, die vier folgenden bestehen in Todd’s Cyclop; Proceed. zool. soc. IV. 49; VI. 120; Home, Transact. phil. 1808. 304; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 4. 6. 7; Amblotis Illiger, prodr. 78; Ph. wom- batus Leach, zool. misc. U. 101. tb. 96 ; Guerin, iconogr. tb. 22. fig. 4; Gunn, ann. mag. nat. hist. 1838. 1. 103; Ph. fusca Desmarest, nouv. dict. XXV. 500. th. 44; Ph. Bassii l,esson, Mamm. 219; Ph. w'sinus Gray, List mamm. 95. | 2) Owen, Proceed. zool. soc. 1845; Waterhouse, Mammal. I. 252. 3) Owen, Mitchell’s expedit. Interior Austral. 368. tb. 48. Poephaga. Macropus. 671 aus je vier Höckern, die sich zu je zwei Querjochen vereinigen. Am Schädel ist der Schnauzentheil mehr weniger verschmälert, der Jochbogen hoch plattenförmig, die Gaumenbeine häufig durchbrochen, die Foramina incisiva sehr klein, der Unterkiefer mit langer starker Symphyse, erweitertem Unter- rande und tief eingesenkter Massetergrube. Der Körper des Atlas bleibt knorplig. die Halswirbel mit sehr breiten niedrigen Dornen, die Rückenwirbel mit langen schmalen, die Lendenwirbel mit breiten Dornen. Das Kreuzbein zweiwirblig, die Schwanzwirbel mit untern Elementen. Die hintern Extre- mitäten auffallend verlängert, die vierte Zehe auffallend vergrössert, die Nagel- glieder sehr stark. In den weichen Theilen ist der darmartige zellige Magen und der grosse Blinddarm besonders beachtenswerth. Die Weibchen haben 4 Zitzen in der Tasche, werfen aber gewöhnlich nur ein Junges. Die wenigen, aber sehr artenreichen Gattungen kommen lebend und fossil in Neuholland vor. Sie nähren sich ausschliesslich von weichen Pflanzen- theilen und sind gutmüthigen Naturells, scheu und furchtsam. Macropus Shaw. Die Känguruhs sind die riesigsten Beutelthiere mit auffallend verlänger- ten, sehr starken und kräftigen Hinterbeinen zum Springen und mehr weni- ger langem, meist sich verdünnenden, seltener eylindrischen, behaarten Schwanze, auf welchen sich das Thier auf den Hinterbeinen sitzend stützt. Der Pelz ist reichlich und dicht, die Ohren mässig oder gross, spitz und behaart, die Nasenkuppe nackt. An den Hinterfüssen verwachsen die sehr verkleinerten zweite und dritte Zehe mit einander, die vierte ist die grösste, die fünfte etwas kleiner. Die Schneiden der obern Schneidezähne liegen in gleichem Niveau, der zweite ist der kleinste, die beiden mittlern die stärksten, der hintere oder dritte der breiteste und mit 1 oder 2 scharfen Rinnen versehen, die schwächer auch auf den andern vorkommen. Die untern Schneidezähne sind dreiseitig, zugespitzt. Nur bisweilen finden sich sehr kleine Eckzähne im Oberkiefer, allermeist fehlen dieselben völlig. Die Backzahnreihen beginnen mit einem kleinen Lückzahn, der bald früher bald später verloren geht. Er ist stark comprimirt und hat eine lange gekerbte Schneide. Die vier folgenden Back- zähne sind oblong, mit je zwei scharfen Querwülsten, die nicht selten durch eine Längsleiste verbunden sind. Am Schädel ist der Schnauzentheil schlank und schmal, das Profil flach convex, die schwachen Schläfenleisten einander genähert, die Hinter- hauptsleisten schwach, die Hinterhauptsfläche fast rechtwinklig gegen die ; Scheitelfläche gestellt. Die schmalen Nasenbeine erweitern sich nach hinten # nur sehr wenig und stossen geradlinig gegen die Stirnbeine oder greifen ‚ etwas in dieselben. Die Stirnbeine verschmälern sich nach hinten, ja bis- weilen laufen sie in einen spitzen Winkel auf der Mittellinie der breiten ‚ Scheitelbeine aus, welche nur eine schwache Sagittalleiste bilden. Die Joch- 4 bögen sind besonders in der hintern Hälfte hoch und plattenförmig, die ‚ Thränenbeine gross. Die kleinen Foramina incisiva liegen ganz im Zwischen- J kiefer, der knöcherne Gaumen ist concav und zwischen oder hinter den 9 Zahnreihen mit zwei bald kleinern bald grössern Oeffnungen versehen; die Flügelfortsätze sind sehr gross, ebenso die Felsenzitzenbeine. Der knöcherne ' Gehörgang richtet sich nach oben und rückwärts. Der Unterkiefer erweitert ‚ sich unter dem Kronfortsatz sehr ansehnlich und die Massetergrube senkt 672 Unguiculata. Marsupialia. sich tief ein. Die Querfortsätze des Atlas und Epistropheus sind stark, er- stere nicht perforirt, der Allaskörper knorplig. 13 Wirbel tragen 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare, 6 Wirbel sind rippenlos, der elfte oder zwölfte ist der diaphragmatische. Zwei schwache Wirbel tragen das Becken. Die Zahl der Schwanzwirbel beläuft sich auf 22 bis 24, alle schlank, stark und mit untern Bogenrudimenten versehen fast bis ans Ende. Die Rippen sind bis an das untere flache Ende gerundet oder kanlig. Das Schulterblatt ist oben abge- rundet, die Schlüsselbeine sehr schwach und kurz, die Knochen der Vorder- gliedmassen denen des Wombat ähnlich, das Hüftbein prismatisch, das eirunde Loch sehr gross, der Sitzbeinhöcker stark nach aussen gerichtet, die Knie- scheibe sehr klein, die Tibia oben prismatisch, comprimirt, unten eylindrisch, die Fibula sehr dünn. Die Muskulatur der hintern Gliedmassen ist ungemein kräfig und in mehrfacher Hinsicht eigenthümlich, auch das Gehirn mannich- fach eigenthümlich,. Der Oesophagus senkt sich erst eine ansehnliche Strecke hinter dem Zwerchfell in den Magen. Dieser ist sehr lang und zellig, sein linkes Ende zweitheilig, die Anorduung und Zahl der Zellen nach den Arten verschieden. Ein Wiederkäuen findet Statt. Der Blinddarm ist sehr lang, ‘die Leber sehr klein, dagegen die Ohrspeicheldrüse ansehnlich, die Lungen einfach oder getheilt, bis vierlappig, die Eichel der Ruthe einfach, die Eier- stöcke klein, einfach, mit glatter Oberfläche. Das Weibchen trägt mehre Wochen und wirft nur ein Junges, obwohl es 4 Zitzen in der nach vorn geöffneten Tasche hat. Die Känguruh verbreiten sich von Vandiemensland über Neuholland bis nach Neu-Guinea und existirten hier bereits während der Diluvialepoche. Sie leben auf dem Boden, graben nicht und klettern nicht. In der Ruhe sitzen sie auf den Hinterbeinen und stützen den Körper zugleich auf den Schwanz. Ihre Bewegungen sind hüpfend und springend, wobei sie den langen Schwanz gerade ausstrecken. Trotz der grossen Verkürzung der vordern Extremitäten laufen sie jedoch auch auf allen Vieren. So gutmüthiger Natur sie auch sind: so dreist und heflig vertheidigen sie sich in Gefahr, wobei sie mit ihrem kräftigen Schwanze gewaltige Schläge austheilen und mit den starken Nägeln gefährlich verwunden. Man jagt sie ihres schmackhaften Fleisches wegen. Sie nähren sich nur von vegetabilischer Kost, in der Gefangenschaft fressen sie aber auch Fleisch. Obwohl sie auf guter Weide zahlreich beisammen sind, führen sie doch eigentlich kein geselliges Leben. Die sehr zahlreichen Arten sind zum Theil schwierig von einander zu unterscheiden, doch sind die meisten schon sehr sorgfältig untersucht und lassen sıch dieselben nach der Beschaffenheit des Schwanzes, des Pelzes, der Schneidezähne und einigen anderen Characteren in natürliche Gruppen ordnen. a) Mit kegelförmigem Schwanze. 1. Macropus. Die Muffel behaart mit schmaler nackter Linie über den Nasen- löchern und kleinem nackten Fleck vorn; keine Eckzähne; die obern Schneide- zähne ziemlich gleich lang, der hintere mindestens ebenso breit als die vordern beiden zusammen und mit zwei Furchen in seiner vordern Hälfte. M. giganteus Shaw %). Das Riesenkänguruh, auf Cooks erster Reise 1770 in Neusüdwales entdeckt, erreicht ohne den 2", Fuss langen Schwanz a Shaw, natur, miscell. 1791. tb. 33; Fr. Cuvier, mammif. IM. livr. 55; Schre- ber, Säugeth. 11. 552. TI. 51; Hawkesworlh, account IN. 174. tb. 51; Phillips, voy. Poephaga. Macropus. 673 etwa 5 Fuss Körperlänge, doch ist das Weibchen stets kleiner als das Männchen. Der Kopf ist klein und zugespitzt, die Nasenlöcher ziemlich gross, die Augen klein, die Ohren gross, zugespitzt, aussen russbraun, in- nen weiss behaart. Der lange Schwanz verdünnt sich von der sehr dicken Basis allmählig bis zur Spitze. Der Pelz ist von mässiger Länge und weich, die einzelnen Haare etwas gewellt und wollig; das Golorit oben graubraun, am Halse lichter, auf dem Rücken dunkler, an den Seiten wiederum lich- ter und unten weisslich, die einzelnen Haare überall mit braungrauer Wur- zel, die an der Aussenseite der Ohren vor der braunen Spitze weisslich- braun, die Lippen graulich mit weisslichen Haaren, am Kinn ein brauner Streif, die Vorderbeine weisslichgrau, mit schwarzen Zehen, die Hinterfüsse bräunlichweiss mit schwarzen oder bräunlichschwarzen Zehen, der Schwanz mit straffen anliegenden schwarzen Haaren gegen das Ende hin. Es gibt auch bräunlichweisse und weisse Spielarten, solche mit dunkler Schnauze, mit weiss eingefassten Ohren und andern Farbenänderungen. Die Backzähne tragen schiefe Querwülste, die durch eine mittlere Längs- leiste verbunden sind. Der zweite Schneidezahn ist kleiner als der erste, seine Schneide jedoch ebenso breit. Am Schädel sind die Nasenbeine fast gleich breit und stossen hinten geradrandig an die Stirnbeine, während diese sich nach hinten auffallend verschmälern und fast spitz enden. Die Schläfenleisten treten zu einem Sagittalkamm zusammen. Die Hinterhaupts- flache ist senkrecht. Der Jochbogen hoch plattenförmig, der Boden der Augenhöhlen nach hinten erweitert, der breite concave Gaumen hinten von zwei sehr kleinen Löchern durchbrochen, die Zitzenfortsätze ungeheuer lang, der Unterkieferrand viel weniger erweitert als beim Wombat, aber die Massetergrube tiefer eingesenkt. Der Dorn des Epistropheus niedrig, die folgenden Halswirbeldornen sehr breit und niedrig, die Querfortsätze schwach, ganz nach hinten gerichtet. Ich zähle 11 Rücken-, den diaphragmatischen und 8 Lendenwirbel. Die Rückenwirbel tragen lange dünne Dornen, die Lendenwirbel sehr breite und gerade, letztere sehr schmale kurze hakig nach vorn gebogene Querfortsätze. 2 Kreuzwirbel tragen das Becken und der Schwanz hat 22 Wirbel meist mit untern Bögen. 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare. Schulterblatt vorn und oben abgerundet, Gräte vor der Mitte und niedrig, Schlüsselbein klein, Sförmig, Brustbein sechswirblig, Oberarm mit niedriger dicker Deltaleiste, unten innen mit Knochenbrücke, die Olecranongrube nicht perforirt, Unterarmknochen ganz platt, Hüftbeine schmal, stark dreikantig, Sitzhöcker nicht erweitert, das eiförmige Loch sehr gross, Beutelknochen klein und schwach, Femur stark, Kniescheibe vorhanden, Tibia stark comprimirt, Fibula grösstentheils innig anliegend, die vordern Zehen sehr kräftig mit grossen Nägeln, die beiden innern hin- tern gegen die enorm grosse fast verkümmert, doch ganz ausgebildet. Der Oesophagus setzt sich hinter dem Zwerchfell noch 5 Zoll lang fort, bevor 105. tb. 10; White, voy. 272. tb. 54; Waterhouse, Mammal. I. 62. c. fig.; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 14.ab; M. major Shaw, gen. zool. I. 505. tb. 15; Gray, Lond. mag. 1837. 582; Gunn, ann. mag. 1838. I. 404; Owen, Marsupialia in Todds Cyclop; Gould, Macrop. tb. 1. Kangurus labiatus Desmarest, Mammal. 273; Halma- turus griseofuscus u. labiatus Godfuss, Isis1819. 267; H. giganteus A. Wagner, Schreb. Saugeth. III. 108; Macropus ocydromus, M. melanops, M. fuliginosus Gould, ann. mag. nat, hist. 1842. X. 1; Proceed. zool. soc. 1842. X. 10; Macrop. 11, ib, 1; Waterhouse, Mammal. I. 71. 73, Säugethiere, 43 SZ Unguiculata. Marsupialia. er in den Magen tritt. Dieser hat nach der Krümmung gemessen 31/, Fuss Länge und besitzt in der rechten Hälfte zwei Längsreihen von Drüsenhau- fen und drei Längsmuskelbänder. An Zahl der Zellen übertrifft er die andern Arten. Ausser der allen Arten zukommenden von der Cardia aus- gehenden Falte findet sich hier noch eine zweite jener parallele Falte zur Bildung eines Kanales, durch welche das wiedergekäuelte Futter in den mittlern Theil des Magens geführt wird. Bei einem 3 Fuss grossen Thiere misst der Darm 32 Fuss Länge, wovon 22 Fuss auf den Dünndarm, 9 Fuss auf den Dickdarm und 1?/, Fuss auf den Blinddarm kommen. Die rechte Lunge ist dreilappig, die linke ungetheilt. Das Riesenkänguruh bewohnt Neusüdwales, das südliche und westliche Australien und Vandiemensland. Es liebt begraste und buschige Ebenen und hüglige Gegenden, wo es reichliche Weide findet. Während der Tages- hitze sucht es Schutz unter Gebüsch und in hohem Gestrüpp. Auf die Hinterbeine und den Schwanz gestützt sitzt es mit etwas vorwärts geneig- tem Körper, richtet sich bei dem geringsten Geräusch auf und späht mit seinen scharfen Sinnen die Gefahr aus, um scheu und furchtsam zu ent- fliehen in ungeheuren Sätzen. Es ist der grösste Bewohner Neuhollands und bildet daselbst das Hochwild wie bei uns Hirsche und Rehe. Gewöhn- lich jagt man es mit besonders abgerichteten Hunden, denen es in kurzer Zeit erliegt. Man findet es in Heerden oder Rudeln beisammen, die ge- wöhnlich von einem alten Männchen angeführt werden. M. atlas Ow.°) Diese fossile Art übertraf das lebende Riesenkän- guruh noch um ein Drittheil an Grösse und zeichnet sich aus durch die ansehnliche Grösse des ersten Backzahnes,. hinsichtlich dessen sie Hypsi- prymnus näher steht als Macropus. Auch haben die übrigen Backzähne höhere und schärfere Querwülste ähnlich wie bei jenen, sind breiter und kürzer als bei voriger Art, die verbindende Längsleiste undeutlich. Schädelfragmente, Unterkiefer und Bruchstück eines rechten Oberar- mes fanden sich in den Höhlen des Wellingtonthales und den Anschwem- mungen des Gondamine im Westen der Moretonbay. M. Titan Ow.°) Von der Grösse der vorigen Art steht diese durch Form und Grösse ihres ersten Backzahnes doch dem lebenden Riesenkän- guruh näher. Die verbindende Längsfalte zwischen den Querwülsten ist sehr ausgebildet. Kieferfragmente und Beinknochen wurden mit vorigen _gemeinschaft- lich entdeckt. M. goliath Ow.”?) Ein Oberkieferfragment vom Darling mit relativ breiteren Zähnen als beim Riesenkänguruh gab Veranlassung zur Aufstel- lung dieser Art. 2. Onychogalea. Muffel bis an den Rand der Nasenlöcher behaart; der dritte Schneidezahn ebenso breit oder schmäler als einer der ersten beiden, mit nur einer Furche; sehr kleine obere Eckzähne; Körper schlank, Vorderfüsse klein, Tarsen und Schwanz lang und schlank, letztrer mil horniger Spitze; der Pelz kurz. M. unguifer Gould 8). Das nagelschwänzige Känguruh erreicht kaum mehr als 2 Fuss Länge und ebenso lang wird sein’ Schwanz. Es ist von ee en a 9) Owen, Mitchell’s Journ. II. 365. tb. 47. fig. 1; Odontogr. tb. 101. fie. 3. 5. 6) Owen, Mitchell’s Journ. II. 365. Ib. 47. fie. 3; Odontogr. tb. 101. fig. 1:2 7) Waterhouse, Mammal. I. 59. 8) Gould, Procced. zool. soc, 1840. VII. 93; Macropod. I. tb. 4, Poephaga. Macropus. 675 zierlichem schlanken Bau, hat mässig lange zugespitzte Ohren und an der Schwanzspitze einen hornigen Auswuchs. Sein sehr kurzer Pelz ist oben blassröthlichockerfarben, unten weisslich, am Kopf, Gliedmassen und Schwanz weiss; von der Mitte des Rückens bis auf die Schwanzwurzel läuft ein brauner Streifen. Den Schwanz bekleiden kurze anliegende weisse Haare, gegen die Spitze hin ein schwarzer Strich längerer Haare, unten braun- schwarze. Am Schenkel findet sich eine quere weisse Binde. Der erste Schneidezahn ist der breiteste, die beiden andern fast gleich breit, der dritte mit einer schiefen Furche. Die Tarsen sind sehr lang und schlank. Das einzig bekannte Exemplar wurde von der Nordwestküste Austra- liens eingesandt. M. frenatus Gould.) Erreicht nur 1%, bis 2 Fuss Körperlänge und besitzt einen etwas kürzeren Schwanz. Der kurze weiche Pelz ist grau, mit feiner schwarzer und weisser Sprenkelung, an der Bauch- und der Innenseite der Beine weiss, an den Wangen ein weisser Streif, darunter ein dunkler, die mässig grossen zugespitzten Ohren grau mit schwarzer Spitze, innen weiss behaart; Schnauze schwärzlich; zwei weisse Streifen laufen vom Scheitel zur Schulter und krümmen sich hier abwärts, der Raum dazwischen ist am Kopfe schwarz, auf dem Halse bräunlichschwarz; die Halsseiten ockergelb überlaufen, Arme und Läufe weiss, die Pfoten dunkel; der Schwanz im obern Enddrittel schwarz, die Spitze mit verlängerten Haaren und hor- nigem Höcker, die untere Seite gelblichweiss. Das Weibchen ist viel kleiner als das Männchen. Bewohnt die niedern Hügelreihen am Mokai in Neusüdwales. M. lunatus Gould. }) Diese westaustralische Art wird etwa 1, Fuss lang und ihr Schwanz einen Fuss. Der weiche kurze Pelz ist oben asch- grau mit feiner dunkler und gelblichweisser Sprenkelung, unten grauweiss; die Augen blass rostfarben umringt; hinter der Wurzel der vordern Glied- massen ein weisser Bogen, die Ohren lang und schmal, schwarz gefranzt, der Schwanz mit einem kurzen schwarzen Haarkamm an der Spitze, welche _ einen hornigen Kegelhöcker trägt; die kleinen Vorderpfoten braun oder . schmutzig weiss, ebenso die Tarsen, die Zehen braun, Bewohnt die Gegenden am Swanriver. 3. Lagorchestes. Muffel sammetarlig behaart; der dritte Schneidezahn verkleinert mit kurzer mittler Furche; Läufe und Klauen schlank, die kleinen Vorderpfoten mit kleinen scharfspitzigen Nägeln. M. leporoides Gould. ?2) Das Hasenkängurulı ist ein zierliches nettes Thierchen von der Grösse und der Färbung des gemeinen Hasen. Sein Kopf ist verkürzt, die Ohren von mässiger Länge und zugespitzt, innen mit reichlichen. langen weissen Haaren bekleidei, aussen mit kleinen schwarzen und weissen; die Oberlippe weiss, die Schnauzenspitze völlig mit feinen braunen Haaren bekieidet. Die Läufe und Nägel sind schlank, die Vorder- beine sehr klein und zierlich, mit schlanken Krallen. Der Schwanz misst etwa 2/; der Körperlänge. Die langen weichen Haare sind am Grunde 9) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. VII. 92; Macropod. I. tb. 3; Waterhouse, Mammal. 1. 77. 1) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. 93; Waterhouse, Mammal. I. 79. 2) Gould, Proceed, zool. soc. 1840. 93; Macropod. 1. tb. 12; Waterhouse, Mam- mal. I. 82. tb. 5. fig. 17; Giebel, Odontogr. 43, Tf. 19. fig. 1a. 43” 076 Unguiculata. Marsupialia. schwarz, darüber röthlichbraun und vor der schwarzen Spitze rostweiss, an Brust und Bauch grau und darüber rostgrauweiss; am Unterschenkel ein dunkler Fleck, die Läufe fein braun gesprenkelt, die kurzen Schwanz- haare schwarz und weiss, unten bräunlichweiss, der erste obere Schneide- zahn ist der grösste, der dritte der kleinste; hinter diesem ein kleiner schlanker Eckzahn. Am Schädel sind die Nasenbeine hinten etwas erwei- tert und gerade abgestumpft, die Stirnbeine nach hinten etwas verschmä- lert und stumpf geendigt, der Schnauzentheil stark verschmälert. Bewohnt die grasreichen offenen Ebenen des südlichen Australiens und lebt isolirt. M. conspicillatus Wath. ?) Ebenfalls in Grösse und Colorit dem ge- meinen Hasen gleich, mit langem lockerem Pelz, dessen obere Haare schwarz mit rostigweissen Spitzen sind, an den Seiten des Körpers blass bräunlich- rostig, unten bräunlichweiss mit einfarbigen Haaren; ein undeutlicher weiss- licher Streifen liegt quer auf den Hüften; Vorderfüsse und Läufe braun- weiss, ihre Haare mit schwarzen Wurzeln, die Pfoten schwärzlich gespren- kelt; der Schwanz spärlich mit schwarzen Haaren bekleidet; die Öhren sehr kurz, an der Spitze verschmälert, innen weiss, aussen dunkel und weiss behaart; um jedes Auge ein lebhaft rostrother Fleck, die Seiten der Schnauze weisslich, die Spitze schwarz. Somit unterscheidet sich. diese Art beson- ders durch die viel kürzeren Ohren, den Augenfleck, die stumpfere Schnauze, die breiteren nackten Ränder der Nasenlöcher, die etwas grössern Vorder- beine ohne Fleck von der vorigen. Der erste Schneidezahn ist der grösste, der dritte merklich breiter als der zweite und mit schiefer Rinne. Auf der Barrows-Insel an der Nordwestküste Australiens. M. fasciatus Wath. *) Das gebänderte Känguruh wird höchstens 1!/, Fuss lang und hat einen fusslangen Schwanz. Die mässigen zugespitzten Ohren sind innen mit langen weissen Haaren bekleidet, aussen mit kurzen und fein bräunlichschwarz und weiss gesprenkelt; die sehr kleinen Vorderfüsse schmutzig rostfarben, die Läufe rostigweiss mit schwärzlicher Spritzelung, die Zehen blassbraun; die kurzanliegenden Schwanzhaare braungrau, die untern Haare länger und bräunlichweiss, am Ende oben ein schwarzer Haarkamm; die Muffel völlig behaart bis auf den schmalen Rand der Nasen- löcher. Der sehr lange und weiche Pelz ist graulich mit schwarzer, weisser und rostiger Beimischung, letztere besonders um die Augen; auf dem Rücken liegen zahlreiche (bis 15) schmale schwarze oder bräunlich- rothe, etwas unregelmässige und nicht immer scharf begrenzte (Querstreifen durch rostfarben und weisslich getrennt; die Unterseite des Körpers ist schmutzigweiss mit grauem Anfluge. Von den obern Schneidezähnen ist der erste der schwächste, der zweite sehr breit und dick, der dritte bei gleicher Dicke etwas schmäler. Eckzähne fehlen. Der erste Backzahn com- primirt mit Kerben. Bewohnt das westliche Australien, Inseln und Festland, in dichtem n = Waterliouse, Mamm. 1. 85; Lagorchestes conspieillatus Gould, Macropod. 1. ). u 4) Waterhouse, Mamm. 1. 87. tb. 4. fig. 2., tb. 5. fig. 4; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 2a; Kangurus fasciatus Peron et Lesueur, voy. Austral. I. 114. tb. 27; Halmaturus elegans Cuvier, vegne anim. 1.187; H. fasciatus Goldfuss, Isis 1819. 269; Beltongia fasciata Gould, Macropod. Il.; Lagorchestes albipilus Gould, Ann. magaz. nat, hist. 1842, X. 2; Giebel, Odontogr; 43, Tf. 19. fie. 3, Poephaga. Macropus, ? 677 Mimosengebüsch, in welchem es seine Gänge anlegt und bei seiner grossen Furchtsamkeit sichere Zuflucht findet. M. hirsutus Wath.?) Das rothhaarige Hasenkänguruh hat die Grösse des vorigen. Sein langer Pelz ist minder weich, oben grau mit rothbraun und weiss gespritzelt, an den Seiten und den Beinen hell rostfarben, Kehle, Brust und Mitte des Bauches rostigweiss, der Scheitel grau, Oberlippe weiss, die Ohren breit, abgerundet, innen lang- und weisshaarig, aussen rostgelb und schwarz gesprenkelt, der Schwanz kurz und steif behaart, an der Basis schwarz und rostfarben gesprenkelt. dann oben braunschwarz, unten blassrostig bis zur nacktschuppigen Spitze. Die einzelnen Rückenhaare sind an der Wurzel schwarz, darüber bräunlich rostfarben, vor der schwarzen Spitze mit breitem weissen Ringe; die Bauchhaare mit aschgrauer Wurzel. Der erste obere Schneidezahn viel breiter als die andern, der zweite auch grösser als der dritte, welcher sehr kurz ist und eine schiefe Furche hat. Auch der zweite hat eine Furche, doch wie es scheint nicht allgemein. Der Eckzahn sehr klein. Bewohnt das westliche Australien, 4. Halmaturus. Die Muflel vorn ganz kahl. a) Arten von sehr beträchtlicher Grösse. M. antilopinus Wath.) Das Antilopenkänguruh erreicht etwa 4'/, Fuss Körperlänge und sein Schwanz 3 Fuss. Das Weibchen bleibt ansehnlich kleiner und hat eine etwas längere, minder steife und straffe Behaarung als das Männchen, Dieses ist oben glänzend rostroth, an den Seiten und unten blass rostgelb, an den Pfoten schwarz, am Schwanze rostfarben, gegen die Spitze hin dunkel, an der Innenseite der Ohren blass. Das Weibchen ist braun, oben graulich mit rostigem Anfluge und auf dem Rücken schwärzlich gesprenkelt, unten rostigweiss, die Vorderpfoten braun mit schwarzen Haaren an der Wurzel der Nägel, die hintern schwärzlich gesprenkelt, Brust, Kinn, Oberlippe schmutzig gelbweiss, die Schnauze oben bräunlich. Am Schädel ist die sehr grosse Ausdehnung der Nasenhöhle characteristisch, übrigens ist der Schädel kürzer als beim Riesenkänguruh, im Schnauzentheil allmählig verschmälert, die Nasenbeine kürzer, die Stirn- beine mehr concav, nach hinten stark verschmälert, die Schläfenleisten ver- einigen sich zu einer Sagitalleiste, die Gaumengegend tief concav, die Gaumenöffnungen auf der Kiefergaumenbeinnaht gelegen und sehr klein. Der erste obere Schneidezahn etwas breiter als der zweite, welcher nur halb so breit ist als der dritte, dieser mit einer starken Furche vor der Mitte und eine zweite in derselben. Die Vorderbeine sind kräftig, ihre 5) Waterhouse, Mammal. 1. 92. tb. 5. fig. 5; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 2b; Lagorchestes hirsutus Gould, Proceed. zool. soc. 1844. 32. 6) Waterhouse, Mammal. I. 95. tb. 5. fig. 15; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 12c; Osphrantes antilopinus Gould, Proceed. zool. soc. 1841. IX. 80; Macropod. II. tb. 7. Wegen der grossen Nasenhöhlen schied Gould diese Art als Osphrantes generisch aus. Die Gattung Halmaturus wurde von Hlliger ohne Rücksicht auf die ältere Macropus für Linne’s Didelphys gigantea aufgestellt und wird unrechtmässiger Weise von einigen Mastozoologen noch jetzt dem Macropus vorgezogen, deren Syno- nyme daher auch keine besondere Berücksichtigung verdienen. Als Subgenus ist Halmaturus hier in der von Gould und Waterhouse festgestellten Bedeutung aufge- nommen worden, 678 Unguiculata. Marsupialia. Zehen mit starken Nägeln, hinten die mitllere Zehe überwiegend ver- grösserl. Im nördlichen Australien. M. robustus Gould.”) Von dem Riesenkänguruh unterscheidet sich das Felsenkänguruh durch kürzere Läufe und grössere stärkere Vorder- gliedmassen. Seine Körperlänge beträgt etwas über 4 Fuss, der Schwanz misst nahezu 3 Fuss. Der Pelz ist kurz und straff, bei dem Männchen von tief schiefergrauer Farbe, oben mit bräunlichem Anfluge, unten blasser, am Kinn mit schwarzem Fleck; die Ohren innen weiss, aussen braun, die Pfoten schwarz; bei dem stets kleineren Weibchen silbergrau mit purpur- nem Anfluge auf dem Rücken, unten weiss, an den Vorderfüssen braun mit schwärzlichen Zehen, an den hintern lichter mit braunschwarzen Zehen. An der Schnauze verläuft eine weisse Linie, auch die Unterlippe ist weiss, der Schwanz oben braun, unten nur blasser. Die Rückenhaare sind am Grunde hellschiefergrau, dann bräunlich und an der Spitze rost- farben. Der Schädel gleicht im Allgemeinen dem des Riesenkänguruhs und die Differenzen bestättigen die Verwandschaft mit voriger Art. Die Sagitalleiste ist sehr entwickelt. Lebt gesellig in Rudeln auf den Bergen im Innern von Neusüdwales, wo es ungemein schnell über Stein und Fels davon läuft. Angegriffen vertheidigt es sich gut durch Beissen und gewaltige Schläge. M. rufus Waterh.®) Das rothe Känguruh erreicht 9 Fuss Körper- länge, sein Schwanz 3 Fuss. Das Weibchen bleibt jedoch merklich hinter diesen Dimensionen zurück. Sein weicher wolliger kurzer Pelz ist oben glänzend .rostroth, an den Seiten des Kopfes graulich, an Kinn und Schnauze weiss mit kleinem schwarzen Fleck und einem solchen grössern über dem Mundwinkel; die Ohren ziemlich gross, innen weiss, aussen graulich, an der Spitze mit schwarzen Haaren, die kräftigen Beine und Nägel weiss, die Zehen schwärzlich. Das Weibchen hat schlankere Glied- massen als das Männchen, relativ kleinere Vorderbeine, ein lichtgraues Co- lorit und weisse Unterseite und Beine. Der Schädel unterscheidet sich von dem des Riesenkänguruh durch den geringern Abstand der Jochbögen, den schmälern Raum zwischen den Augenhöhlen, die im hintern Theile mehr concaven Stirnbeine und das mehr hervortretende Thränenbein. Die Nasen- beine sind länger und hinten breiter, das Gaumenbein gar nicht oder nur sehr schwach perforirt, am Unterkiefer der aufsteigende Ast sehr hoch. Die Schneidezähne sind sehr klein, der erste breiter als der zweite und dieser etwas schmäler als der dritte, der eine mittlere unbedeutende Falte hat. Der erste Backzahn nutzt sich sehr frühzeitig ab. Bewohnt grasreiche Thäler und buschige Ebenen gemeinschaftlich mit dem Riesenkänguruh. ß) Arten von mittler Grösse. M. agilis Waterh.?) Das behende Känguruh wird drei Fuss gross 7) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. VII. 92; Waterhouse, Mammal. I. 100. tb. 7; Petrogale robusta Gould, Macropod. 1. tb. 5. 8) Waterhouse, Mammal. I. 104. ib. 5. fig. 3; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 49. fig. 14c; Kangurus rufus Desmarest, Mammal. suppl. 541; Kangurus laniger Gaymard, ur Fe phil. 1823. 138; voy. Urania 65. Ib. 9; Maeropus laniger Gould, Macropod. . ); » 9) Waterhouse, Mammal. I. 108. tb. 5. fig. 13; Giebel, Odontogr. 43. Taf. 19. Poephaga. Macropus. 679 mit fast ebenso langem Schwanze und trägt einen kurzen straffen glatt anlie- genden Pelz von bräunlichgelber Farbe, auf dem Rücken schwarz gespritzelt, unten weiss, an den Pfoten bräunlichweiss, am Schwanze weisslich mit mittlerm gelblichen Streif und dunkler Spitze. Die Muffel ist weniger nackt als bei vorigen Arten. Ueber jedem Auge liegt ein weisslichgelber Fleck, Scheitel und Nacken sind bräunlich, hinter jedem Ohr ein weisslicher Fleck, die Ohren aussen gelblich mit schwarzem Rande, innen weiss behaart. Die starken Zehen der kräftigen Vorderbeine sind mit grossen Nägeln be- waffnet, die Pfoten bräunlichweiss. Der Schädel hat mit M. Bennetti ver- slichen einen längern und schmälern Antlitztheil, längere, breitere, in der Mitte weniger contrahirte Nasenbeine, sehr grosse Gaumenlöcher, und grössere Zähne. Der dritte obere Schneidezahn ist viel breiter und hat eine Falte vor der Mitte, der erste Backzahn mit zwei äussern Falten. Ist durch ganz Nordaustralien verbreitet und ein ungemein flinkes Thier. M. Parryi Benn. !) Parry’s Känguruh ist oben silbergrau, unten weiss, an der Schnauzenspitze schwarz, auf dem Kopfe mäusegrau. Vom Mundwinkel zum Auge läuft eine weisse Binde, darunter eine graue, die sich bis auf den Hals fortsetzt. Die Lippen tragen weisse und schwarze Haare, das Kinn einen breiten weissen Fleck; die Ohren sind innen und aussen mit spärlichen weissen Haaren bekleidet, an der Spitze schwärzlich, hinten an der Basis mit einem Büschel langer schwarzer Haare. Die Haare des Schwanzes sind kurz und steif, graulichweiss, unten gegen das Ende hin länger und schwarz, an der Spitze schwarz. Der Schädel gleicht sehr dem von M. Bennetti, hat aber einen längern Schnauzentheil, längere pa- rallelseitige Nasenbeine, am dritten Schneidezahne eine mittlere Falte, einen sehr kleinen ersten Backzahn. Körperlänge fast 3 Fuss, Schwanz ziemlich “ ebensolang. In Neusüdwales. M. irma Waterh.?) Diese Art erreicht nicht ganz die Grösse der vori- gen, hat auch einen relativ etwas kürzeren Schwanz. Ihr Körperbau ist zierlich und nett. Das Colorit ist grau, unten blasser mit gelblichem An- fluge, Kopf und Schnauze grau oder braun, Wangen und Lippen gelblich- weiss, unter dem Kinn ein schwarzer Fleck, Hinterkopf und Aussenseite der Ohren fast schwarz, letztere an der Wurzel mit gelblichen Haaren, innen gelb mit oberem schwarzen Rande, die Pfoten braun und schwarz, fig. 12a; Halmaturus agilis u, H. binoe Gould, Proceed. zool. soe. 1842. IX. 81., X. 98; Macropod. Il. tb. 5; Jacquinot, voy. Pole Sud tb. 19. — Gould diagnosirt in den Proceed. zool. soc. 1841. IX. 81 einen M. isabellinus nach einem unvollständigen Felle von der Barrow-Insel. Derselbe ist kurz und weich behaart, röthlich, an Brust und Unlerseite weiss mit gelblich, der Schwanz fast von Körperlänge, die Pfoten braun, Körperlänge etwa 3 Fuss. 1) Bennet, Proceed. zool. soc. 1834. 151; Transact. zool. soc. I. 275. tb. 37; Waterhouse, Mammal, I. 113; Gould, Macropod. Il.; M. elegans Lambert, Linn. Trans- act. VIll. 381. tb. 16. 2) Waterhouse, Mammal. I. 117; Halmaturus irma Jourdan, Ann. sc. nat. 1837. VI. 371; H. manicatus Gould, Macropod. Il. tb. 9. — Gray unterscheidet List Mam- mal. brit. Mus. 90; Waterhouse, Mammal. I. 122 einen M. Greyi aus dem südlichen Australien. Sein Schwanz ist gleichmässig mit etwas längern und weichern blass- grauen Haaren gleichmössig behaart, ohne Kamm. Die Oberseite ist hellgraubraun mit gelblichem Anfluge, die Unterseite hellgelb, die Zehen schwarz, an den Wangen ein breiter schwarzer Fleck, die Brust graulich, Schnauzenspitze schwarz. 680 | Unguiculata. Marsupialia. der Schwanz grau mit schwarzer Spitze und in der Endhälfte mit obern und untern schwarzen Haarkamm. Die einzelnen Rückenhaare sind an der Wurzel grau, darüber blass rostgelb und vor der schwarzen Spitze mit breitem weissen Ring. An dem Halse und den Körperseiten überwiegt das Gelb an den einzelnen Haaren, noch mehr am Unterleibe; die Schwanz- haare schwarz und weiss. Der erste Schneidezahn gleicht dem dritten an Breite, welcher eine tiefe Falte nahe der Mitte hat. Häufig am Schwanenflusse. M. ruficollis Less. ?) Das rothhalsige Känguruh wird etwas über 3 Fuss lang und sein Schwanz erreicht kaum mehr als 2 Fuss Länge. Sein Colorit ist blass röthlichgrau. Die Rückenhaare haben eine bräunlich- graue Wurzel, färben sich dann blassrostroth und tragen vor der Spitze einen breiten weissen Ring. Augengegend, Hals, Schultern und Vorder- beine sind blass rostfarben mit weisser Spritzelung, die untern Theile weisslich mit hellrostgrauem Anfluge, die einzelnen Haare an der. Wurzel grau, in der Mitte hell rostfarben, an der Spitze weiss. Der Kopf hat die Farbe des Körpers, nur der Scheitel dunkler, die Schnauze bräunlich, die Oberlippe weiss, das Kinn mit braunem Fleck, die Ohren innen weiss behaart mit schwarzem Rande, aussen mit bräunlichschwarzer Spitze, die Vorderpfoten braun mit weisser Spritzelung, die Zehen schwarzbraun, die Hinterbeine blassroth, die Läufe braun mit weisser Mitte, die Zehen dunkel- braun, die Haare an der Wurzel der Nägel lichter, die Haare des Schwan- zes weiss und schwarz, die Schwanzspitze schwarz. Das Weibchen ist am Halse, den Schultern und Körperseiten mehr gelblichrostfarben, unten rein weiss, auf dem Rücken weiss gesprenkelt, auf dem Schwanze schmutzig graulichweiss, an dessen Unterseite schmutzig gelblichweiss. Eine lang- haarige Varietät ist tiefer grau gefärbt, an den Ohren, Halse und Schul- tern mehr roth, unten grauweiss, am Schwanze hellgrau mit schwarzer Spitze. Bewohnt Newsüdwales und Vandiemensland. M. ualabatus Less. *) Das schwarzschwänzige Känguruh trägt einen mässig langen, eben nicht weichen und ziemlich glatten Pelz von tiefbrau- ner Farbe mit röthlicher Beimischung an den hintern Körpertheilen, an Pfoten und Schwanz ganz schwarz, unten rostgelb. Die einzelnen Haare der Oberseite an der Wurzel meist schwarz, dann rostfarben und schwarz geringelt; der Kopf ist graulich, Scheitel, Nacken und Ohrengegend rost- roth, Wangenfleck gelb, die Schnauze schwarz, ebenso der Augenring, das Kinn weiss, die Ohren innen tief gelb, aussen schwärzlich, die Brust gold- gelb, die Haare am Bauche mit grauen Wurzeln, hinter den Vorderbeinen - 3) Lesson, Manuel Mammal. 228; Waterhouse, Mammal. I. 125. tb. 5. fig. 9; Kangurus ruficollis Desmarest, Mammal. 274; Halmaturus elegans Gray, Catal. Mammal. 89; Halmaturus ruficollis Gould, Macropod. I. tb. 2; Kangurus rufogriseus Desmarest, nouv. diet. hist. nat. XVII. 36; Halmaturus griseorufus Goldfuss, Isis 1819. 267; Ma- cropus Bennetti Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1837. V. 103; Giebel, Odontogr. 43. TL, 19. fig. 16a; M. fruticus Ogilby, Ann. magaz. nat. hist. 1838. I. 219; Halm. uala- batus Gray, Mag. nat. hist. 1837. 1. 583; Halm. Bennetti Gould, Macropod. I. tb. 7; H. leptonyx A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 116. 4) Lesson, Manuel Mammal. 227; Zool. voy. Coq. I. 161. 167; Waterhouse, Mam- mal. I. 136; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 11e; Kangurus Bruni Desmarest, Mam- ae nahe Lessoni Loud. mag. 1837. 1.583; K.nemoralis A, Wagner, Schreb. Saugelh. II, 114. Poephaga. Macropus. 681 ein breiter schwarzer Fleck, der schwarze Schwanz mit weisser Spritze- lung, unten bräunlich, sein Haar lang und steif. Das Weibchen ist lichter, graulich. Der Schädel ist schmal und gestreckt, die Nasenbeine sehr con- vex, in der Mitte verengt, nach hinten wenig erweitert, die hintern Gaumen- löcher sehr klein, dagegen das Hinterhauptsloch sehr gross, der erste Back- zahn ungewöhnlich gross. Körperlänge nicht ganz 3 Fuss, Schwanz etwas über 2 Fuss. Lebt überall in buschigen Gegenden von Neusüdwales. y) Arten von geringer Grösse. M. Eugenit Less. ?) Diese Art erreicht nur 22 Zoll Körperlänge, der Schwanz etwas über 1 Fuss. Ihr sehr weicher Pelz ist graubraun, an den Schultern mit rostiger Mischung, ebenso auf dem Halse, Kopfe und den Vorderfüssen, an der Unterseite scharf abgesetzt weisslich; der Schwanz unten weiss ins röthliche, oben graubraun; die Rückenhaare grau an der Wurzel, dann braun- und weissgeringelt und braungespitzt, die des Halses statt braun rostig. Dieses Colorit ist jedoch nicht constant. Es gibt Männ- chen von rostbrauner Farbe mit schwarzer Sprenkelung, unten weiss, an der Brust gelblich, mit rostigem Augenringe, grauen schwarzspitzigen Ohren und grauem Schwanze. Andere sind aschgrau mit röthlichem Anfluge, auf dem Schwanze mit schwarzem Strich. Die Unterseite erscheint bisweilen graulich. Bewohnt das westliche Australien. M. Thetidis Waterh. 6%) Auch diese Art trägt einen langen weichen Pelz oben von braungrauer, unten von weisser Farbe. Das Männchen ist auf dem Halse und den Schultern lebhaft rostfarben, auf dem Hinterrücken rostigbraun mit schwarzer und weisslicher Sprenkelung, an den Seiten rostfarben mit Weiss, unten und an den Füssen weiss, an der Aussenseite der Hinterbeine rostig, Vorderarme aschgrau, die Läufe braun, der Schwanz mit kurzen steifen Haaren, oben schwarz mit weiss, unten gelblichweiss, der Kopf blass rostfarben mit schwarz, die Schnauze blassbraun, die Ober- lippe weiss, die Ohren innen weiss, aussen grau. Die Vorderbeine sind relativ gross und stark, die hintern kurz; die Haare des Halses nach vorn gerichtet. Die kleinern Weibchen haben schlankere und schwächere Vor- derbeine, einen weicheren, lockerern Pelz und hellere frischere Färbung. Das Vorderende der Schnauze ist nackt. Der zweite obere Schneidezahn ist breiter als der erste und der dritte der grösste, mit Falte hinter der Mitte. Der Schädel ähnelt sehr der vorigen Art, die hintern Gaumenlöcher grösser, der erste Backzahn kleiner. Körperlänge 26 Zoll, Schwanz fast 19 Zoll. In Neusüdwales. M. dorsalis Wath.?) Trägt einen mässig langen etwas groben Pelz 5) Lesson, Manuel Mammal. 227; Waterhouse, Mammal. I. 140; Kangurus Euge- nii Desmarest, nouv. dict. hist. nat. XVll. 38; Halmaturus dama u. H. gracilis Gould, Proceed. zool. soc. 1844. 32. 103. 6) Waterhouse, Mammal. 1. 144. tb. 2. fig. 2; Giebel, Odonlogr. 43. Tf. 19. fig. lab; Halmaturus Thetidis Fr. Cuvier, Mammif. tb. 56; Gould, Macropod. I. tb. 6; Thylogale Eugenü Gray, Loud. mag. 1837. I. 583; Halmaturus nuchalis A. Wagner, Schreb. Säugeth.: II. 128. 7) Waterhouse. Mammal. I. 152. tb. 5. fig. 14 ; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fie. 12b; Halmaturus dorsalis Gould, Macropod. I, tb. 8; Gray, Loud. magaz. 1837. 1. 583. 682 Unguiculata. Marsupialia. von vorherrschend bräunlichgrauer Farbe mit rother Mischung, vom Schei- (el bis zu den Schultern und die Vorderbeine glanzend rostroth, Kinn, Brust und Bauch weiss, hier die Haare auch an der Wurzel weiss. Von den Schultern längs dem Rücken läuft ein schwarzer Streif, von der Ober- lippe bis unter das Auge ein weisslicher; die Ohren innen weisslich be- haart, aussen an der Basis rostiggrau, gegen die Spitze hin schwärzlich, die Zehen bräunlichschwarz, der Schwanz oben grau, unten schmutzig gelblich, spärlich mit kurzen steifen Haaren bekleidet. Der erste obere Schneidezahn ist fast doppelt so breit als der zweite und der dritte der breiteste mit mittler Falte. Die grössten Männchen erreichen 21, Fuss mit 2 Fuss langem Schwanze, doch sind die meisten kleiner. In Neusüdwales. M. derbianus Wath. ®) Der lange und weiche Pelz ist grau mit rost- farbenem Anfluge, auf dem Oberhalse, dem Hinterrücken, den Keulen und der Schwanzwurzel rostroth, die untern Theile schmutzigweiss mit rost- gelbem Anfluge, Vorderfüsse und Läufe blassrostfarben mit feiner schwärz- licher Spritzelung, der Schwanz mit kurzen oben grauen, unten schmutzig weissen Haaren bekleidet, vom Scheitel auf dem Halse entlang ein schwar- zer Streif. Die einzelnen Rückenhaare sind an der Wurzel grau, dann schwärzlich, rostfarben, weiss und schwarz. Die Oberlippe weisslich, die Ohren aussen schwärzlich, innen weiss. Andere Exemplare sind braun- lichgrau, auf dem Rücken schwarz und weiss gesprenkelt, an den Seiten und Schenkeln mit rostfarben, auf dem Halse, Schultern und Vorderbeinen lebhafter rostfarben, unten grauweiss mit gelblichem Ton an der Brust, der Schwanz schwarz mit weisslicher Sprerkelung, ganz schwarzer Spitze und schmutzigweisser Unterseite. Erreicht 2 Fuss Körperlänge, der Schwanz bis 1'/, Fuss. Im westlichen Australien, besonders am Schwanenflusse. M. Billardieri Wath. ?) Das rothbäuchige Känguruh zeichnet sich von den vorigen aus durch seine kurzen runden Ohren, den langen weichen Pelz oben von tiefbrauner, unten von rostrother Farbe, die gleiche Breite der beiden ersten Schneidezähne und die ganz hinten gelegene Kerbe am dritten. Lippen und Kinn sind gelblichweiss, die Füsse braun, die Zehen schwarzbraun, die Unterseite des Schwanzes bräunlichgelb. Die Rücken- haare an der Wurzel braungrau und vor der braunschwarzen Spitze bräun- lichweiss geringelt. Die Ohren innen gelblichweiss, aussen von der Farbe des Kopfes. Körperlänge bis 2 Fuss, Schwanz etwas über 1 Fuss. Auf Vandiemensland. " 8) Waterhouse, Mammal. I. 154. tb. 5. fig.6; Halmaturus derbianus Gray, Loud. magaz. 1837. I. 533; Gould, Macropod. I. tb. 11; H. Houtmanni Gould, Proceed. z00l. soc. 1844. 31. — Letztrer diagnosirt in Gray’s list of Mammal. brit. Mus. 91 noch einen Halmaturus parma von röthlichbrauner Farbe mit weisslicher und schwar- zer Sprilzelung, unten schmutzig rostweiss, von Neusüdwales. Nach Waterhouse steht die Art zwischen M, dorsalis und M. derbianus, doch sind die Farbendiffe- renzen und die abweichende Grösse der Schneidezähne zu geringfügig, um die Art schon als genügend begründet betrachten zu können. 9) Walerhouse, Mammal. 1. 159. (tb. 5. fie. 11; Gould, Macropod. 1.; Giebel, Odon- toer. 43. TE. 19. fie. 166; Kangurus Billardieri Desmarest,‘Mammal, 452; M. rufiven- ter Ogilby, Proceed. 2001. so6. 1838. 23; Thylogale Tasmanei Gray, Ann. magaz. nat. hist, 1838, 108; Halmaturus brachytarsus A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 121. Poephaga. _ Macropus. 683 M. brachyurus Wath.!) Das kurzschwänzige Känguruh hat die Ohren der vorigen, doch sind dieselben innen dicht rostgelb behaart, aussen rothbraun. Sehr characteristisch ist ihr Rattenschwanz, der dünn, kurz, spärlich mit steifen Härchen besetzt, und mit kleinen schwärzlichen Schup- pen deutlich geringelt ist. Die Rückenhaare sind an der Wurzel grau und breit gelblich geringelt vor der schwarzen Spitze, die längern Grannen meist ganz schwarz, an den seitlichen Haaren der gelbe Ring blasser, die Spitze. bräunlich, die untern Haare grau und sehr blassgelb, die Füsse mit kur- zen dunkelbraunen Haaren bekleidet. Am Schädel fällt die Kürze und Kegelgestalt des Schnauzentheiles auf, die Nasenbeine erweitern sich nach hinten nur wenig und die Stirnbeine laufen nach hinten spitz aus. Der zweite obere Schneidezahn ist der kleinste, der dritte wie bei voriger Art. Der erste Backzahn gross. Körperlänge bis 18 Zoll, Schwanz noch nicht 8 Zoll. In den Gegenden am König Georgs Sund, b) Mit cylindrischem Schwanze. 6. Heteropus. Känguruhs mit nackter Muffel, kurzen kräftigen, dichtbehaarten Hinterbeinen, kleinen Nägeln und cylindrischem langhaarigen Schwanze, Bewohner felsiger Gegenden. M. penicillatus Gray ?). Das gepinselte Känguruh ist von gedrunge- nem kräftigen Körperbau, etwas über 2 Fuss lang, mit 2 Fuss langem Schwanze, der mit langen, straffen, schwarzen, gegen das Ende hin buschi- gen Haaren bekleidet ist. Der lange Pelz ist tief purpurgrau, Kinn und Brust weiss, Körperseiten russbraun, nach hinten schwarz, Unterleib braun oder gelblich, Wangenstreif graulichweiss, Ohren innen blassgelb, aussen schwarz mit gelbem Rande, die Füsse schwarz. Der zweite Schneidezahn ist der kleinste, der erste und dritte einander gleich, letztrer mit hintrer Kerbe. Der erste Backzahn grösser als der zweite. In felsigen Gegenden Neusüdwales. Ist ein nächtliches Thier, stützt sitzend den Körper nicht auf den Schwanz, sondern schlägt denselben unter. M. lateralis Wath.?) Der mässig lange weiche Pelz ist braungrau, am Kopf und den vordern Körpertheilen mit. rostgelber Mischung, an den Wangen ein weisser und breiter schwärzlicher Streif, vom Scheitel auf dem Halse entlang ein schwarzer Streif, an den Körperseiten ein breiter braun- lichsehwarzer Streif, oben von einem schmalen weissen begleitet, die Bauch- mitte blass ledergelb, die Füsse braunschwarz, die buschige Endhälfte des Schwanzes schwarz, die Ohren aussen schwarz mit bräunlichweisser Basis, innen schmutzigweiss. Die Nägel der mittlern und äussern Zehe kurz kegel- förmig. Am Schädel ist die Gegend zwischen den Augenhöhlen sehr con- 1) Waterhouse, Mammal. I. 162. tb. 5. fig. 16; Kangurus brachyurus Quoy et Gaimard, voy. Astrolabe Zool. I. 114. tb. 19; Thylogale brevicaudatus Gray, Catal. Mammal.- 2) Griffith, anim. kingd. V. 527; Waterhouse, Mammal, 1. 167. tb. 1. 5. fig. 10; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 16b; Petrogale penicillata Gray, Loud. mag. 1837. 1. 583; Gould, Macropod. Il. tb. 11; Heteropus albogularis Jourdan, Ann. sc. nat. 1837. VII. 368. 3) Waterhouse, Mammal, I. 172; Petrogale lateralis Gould, Macropod. II. tb. 9. 684 Unguiculata. Marsupialia. cav, die Nasenbeine nach hinten sehr breit, die Gaumenlöcher gross. Körperlänge 2 Fuss, Schwanz 1", Fuss. Im Schwanenfluss-District. N M. inornatus Wath.*) Von der Grösse der vorigen, doch leicht zu unterscheiden durch den Mangel der Seitenstreifen und die blassere Aussen- seite der Ohren. Das Colorit ist grau, an den Seiten lichter, unter den Augen eine undeutliche helle Linie, am Ellbogen ein dunkelrother Fleck, unten graulichweiss mit röthlich, Ohren innen dunkelbraun gerandet, End- hälfte des Schwanzes schwarz. An der Nordküste Australiens, M. brachyolis Gould ®) Trägt einen kurzen dicht anliegenden Pelz oben von aschbrauner Farbe mit purpurrothem Anfluge, an den Seiten blassgrau, unten schmutzig gelblichweiss, am Kopf blassbraun mit weiss- lichem Wangenfleck, am Hinterhaupt eine undeutliche dunkle Linie; die kurzen zugespitzten Ohren innen hell, aussen dunkel behaart, ein russ- schwarzer Fleck hinter den Vorderbeinen, die Wurzelhälfte des Schwanzes grau, die buschige Endhälfte mit schwarzen ;ssteifen Haaren. Körperlänge 21 Zoll, Schwanz 161), Zoll. Bewohnt die Nordwestküste Australiens. M. concinnus Wath. 6) Das röthliche Felsenkänguruh hat einen mässig langen und ziemlich weichen Pelz von glänzend rostrother Farbe, auf dem Rücken mit weisser und röthlichschwarzer Sprenkelung, unten gelblichweiss, an den Körperseiten blassrostfarben, die Vorderfüsse weisslich, die Läufe bräunlichweiss, der Schwanzbüschel weisslich mit Schwarz, der Kopf oben blass aschgrau, mit rostigem Augenringe, die schmalen spitzigen Ohren aussen bräunlich. Die Rückenhaare an der Wurzel grau, dann glänzend rostroth und vor der tief rostbraunen Spitze breit weiss, die Bauchhaare an der Wurzelhälfte grau, übrigens gelblichweiss. Der erste obere Schneide- zahn ist der grösste, der dritte hat eine tiefe Falte hinter der Mitte. Der Schnauzentheil des Schädels kurz, die Nasenbeine nach hinten erweitert, die Stirnbeine zwischen den Augenhöhlen flach. Körperlänge etwa 14 Zoll, Schwanz 10 Zoll, An der Nordwestküste Australiens. | M. Bruni Fisch. ”) Bruns Känguruh wird characterisirt durch den sehr gestreckten schmalen Kopf mit kurzen rundlichen Ohren und den sehr kurzen weichen Pelz von bräunlichgrauer Farbe mit gelber Beimischung und unten schmutzig gelb. Die Rückenhaare bilden hinter den Schultern einen Wirbel. Die weichen Haare des buschigen Schwanzes sind oben braun, unten braunweiss. Durch den Besitz eines Eckzahnes und die Grösse des ersten Backzahnes entfernt sich diese Art sehr von der vorigen und nähert sich Hypsiprymnus, doch spricht gegen diese Verwandtschaft 4) Waterhouse, Mammal. I. 175; Petrogale inornata Gould, Macropod. Il. tb. 10. 9) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. VII. 126; Macropod. I. tb. 6; Waterhouse, Mammal. I. 176. 6) Waterhouse, Mammal. 1, 177; Petrogale concinna Gould, Proceed. zool. soc. 1842. 57. 7%) Fischer, Synops. Mammal. 283; Waterhouse, Mammal. 1.180; Didelphys Bruni Schreber, Säugeth. Il. 551. Tf. 153; D. asiatica Pallas, act. acad. Petropol. 1777. U. 229. Ib. 9. fig. 4. 5; Macropus veterum \,esson, Manuel Mammal. 227; Hypsiprymnus Bruni Müller, Z008. Ind. Archip. IV. tb. 21—24. GG _Poephaga. Dendrolagus. 685 entschieden der Schädelbau. Die obern Schneidezähne sind sehr klein, der dritte ohne Falte. Körperlänge 29 Zoll, Schwanz 18 Zoll. In Neu-Guinea. Dendrolagus Müll. Diese Gattung begreift Känguruhs mit grossen und kräftigen vordern Gliedmassen, mit nur wenig vergrösserten hintern, selır grossen gekrümmten spitzen Krallen vorn, comprimirten und gekrümınten an den hintern Haupt- zehen. Ihre Muffel ist kurz behaart, der Schwanz cylindrisch, lang und buschig. Am Schädel ist der Raum zwischen den Augenhöhlen breit, die kurzen Nasenbeine in der Mitte verengt, der Jochbogen niedrig, die Gaumen- beine meist nicht durchbrochen, die drei obern Nagzähne von ziemlich glei- cher Grösse, der dritte ohne Falle, ein kleiner oberer Eckzahn, der erste Backzahn gross, Femur und Tibia fast von gleicher Länge. In den weichen Theilen zeigt sich eine überraschende Aehnlichkeit mit dem Riesenkänguruh. Die beiden bekannten Arten bewohnen Neu-Guinea und klettern, wobei ihnen ihre kräftigen Vorderbeine mit den starken Krallen vortreffliche Dienste leisten. D. ursinus Müll. ®) Von kräftigem gedrungenem Körperbau mit sehr langem Schwanze, kurz kegelförmigem Kopfe, kurzen Ohren und langem, dichtem, glänzend schwarzem Pelze. Der Schwanz ıst mit langen straffen schwarzen, an der Wurzel bräunlichen Haaren bekleidet, die langen Haare an der Ohrspitze braun, die übrigen schwarz, das Gesicht und die untern Körpertheile braun, Augenring und Schnauze dunkler, die Wangen gelblich, die Haare der Muffel sehr fein. Die hintern Zehen von nicht so auffallend verschiedener Grösse wie bei den ächten Känguruhs. Körperlänge 20 Zoll, Schwanz beinah 2% Fuss. D. inusius Müll.®) Ist etwas grösser als vorige, mit relativ kürzerm Schwanze und längerem, strafferem Pelze, längerer Schnauze und Läufen und mit minder dicht behaarten Ohren. Das Colorit der Oberseite ist tiefbraun, die einzelnen Haare mit blassbraunen fast weissen Spitzen, die der Unterseite weissspitzig, in der Mitte blassbraun, an der Wurzel heller, die Körperseiten blassbraun, die Ohren innen braun, aussen dunkel, die Füsse bräunlichweiss. Der Schädel breiter als bei voriger Art, der Jochbogen tiefer, die Schneidezähne grösser, der Femur bei voriger Art länger als die Tibia, hier kürzer. Die Zunge lang, schmal, glatt, mit drei im Dreieck stehenden Papillen an der Wurzel, das Riesenkänguruh mit nur einer, der Oesophagus mit markirten Bündeln von Längsmuskelfasern, der Magen länger als der Körper, zellig, mit innern eine Rınne bildenden Falten, der Blinddarm sehr kurz, die Leber klein, zweilappig, Gallenblase gross, der Scheidenkanal innen fein längsgefaltet, das Gehirn ohne Windungen. Kör- perlänge 24/, Fuss, Schwanz etwas über 2 Fuss. Hypsiprymnus 1. Die Känguruhratten zeigen in der äussern Erscheinung eine sehr grosse Aehnlichkeit mit. den ächten Känguruhs, eine so grosse, dass nach ihr allein eine generische Trennung nicht gerechtfertigt wäre. Sie sind im Allgemeinen 8) Müller, Zoog. Ind. Archip. IV. tb. 19. 22—24; Gould, Macropod. H. tb. 11; Waterhouse, Mammal. I. 185. tb. 1. 9) Müller, Zoog. Ind. Archip. IV. ib. 20. 22—24; Gould, Macropod, ll. tb. 12; Owen, Ann. mag. nat. hist. 1854. Dechr. 448. 686 Unguiculata. Marsupialia. von geringer Grösse, aber von gedrungenem Körperbau auch in der vordern Hälfte. Die vordern Extremitäten sind sehr klein und schwach, die drei mittlern Zehen relativ länger als beim Kängnruh, ‘die beiden äussern kleiner, die Nägel solider, mehr comprimirt, oben breiter. Die Oberlippe ist gespal- ten, die Ohren klein und gerundet. Der Schwanz niemals von Körperlänge, doch nur ausnahmsweise auf die Hälfte derselben verkürzt. Der Pelz meist ziemlich lang und weiss, doch öfter rauh und zotüg als glatt anliegend. Die Zahnformel stimmt bis auf die constant vorhandenen obern Eck- zähne mit der von Macropus überein, nämlich oben 3+1+(1+4), unten 1+0+ (1 + 4). Die mittlern obern Schneidezähne sind die grössten, länger als die beiden hintern und scharf zugespitzt. Der Eckzahn ist com- primirt, gerade und kurz. Der erste Backzahn hat eine völlig comprımirte Krone mit fein gekerbter, scharfer Schneide und dichten seitlichen Vertical- falten. Die übrigen Backzähne tragen je vier, zu zwei Querjochen vereinigte scharfe Höckerpaare, der letzte sehr verkleinerte jedoch nur zwei vordere und einen hintern Höcker. Die untern Schneidezähne sind scharf dreikantig zu- gespitzt, die Backzähne den obern entsprechend. Am Schädel erscheint der Schnauzentheil stets stärker comprimirt und spitzer als bei Macropus. Die Nasenbeine erweitern sich nach hinten bald mehr bald weniger, die Stirnbeine haben stets eine sehr beträchtliche Breite, nach hinten eher erweitert als verschmälert, die Scheitelbeine in demselben Masse verkleinert, die Stirnleisten zu keinem Pfeilkamme zusammentretend, die Jochbögen nicht sehr abstehend, niedrig, Augen- und Schläfenhöhlen von mässigem Umfange, der Scheitel gewölbt, die Flügelbeine wenig entwickelt, die Gaumenbeine perforirt oder geschlossen,- die von den grossen Flügeln des Keilbeines gebildeten Gehörblasen sehr umfangsreich, die Unterkieferäste schlank und niedrig. Der Körper des Atlas knorplig. Die Halswirbel über- haupt sehr kurz, mit schmalen hohen Dornen, der sechste an der Unterseite des (Juerfortsatzes mit einem beilförmigen Fortsatz. 10 Rückenwirbel mit sehr hohen dünnen Dornen, die sich bald verkürzen und erweitern. Der 11. ist der diaphragmatische, 8 Lendenwirbel mit hohen und starken Dornen, und abwärts nach vorn geneigten Querfortsätzen, 2 Kreuz- und 23 bis 24 Schwanzwirbel, letztre bi zum fünften mit sehr breiten Querfortsätzen, alle aber dornenlos und mit‘ untern Bogenelementen. Brustbein 6wirblig, 8 wahre und 8 falsche Rippenpaare nach unserem Skelet, nach Andern nur 12 Rippen- paare, Schlüsselbein stark gekrümmt, Schulterblatt schief vierseitig, mit fast dliagonaler Gräte, Oberarm“ gedreht mit sehr dicker starker Deltaleiste und spitzem Fortsalz an der unter äussern Leiste, mit innerer Knochenbrücke und perforirter Olecranongrube, Speiche flach, über der Mitte gekrümmt, Klle stark mit sehr starkem Oleeranon, Phalangen der Zehen stärker als die Metacarpen, Becken und Beutelknochen ganz känguruhähnlich , Oberschenkel mit kantig herabziehendem grossen aner Be Kniescheibe; Fibula in den untern 2), ihrer Länge” innig an der Tibia anliegend, Zehen känguruh- ähnlich. Von den weichen Theilen verdient Beachtung die ungeheuer grosse Parolis, der nur in der linken enorm grossen Hälfte“ zellige, in der rechten nicht eigenthümlich gebildete Magen, der kurze Blinddarm, der geringe Um- lang des Düodenums: Die Klee, Lunge ist einfach, die rechte mit 2 bis 3 liefen Kinschnitten. Die übrigen Organe stinnmen im Wesentlichen mit dem Känguruh überein. Die Arten gehören Neuholland an und ordnen sich in folgende Gruppen. = Poephaga. Hypsiprymnus, 687 1. Mullel völlig behaart, die Kaumenbeine nicht perforirt, die Läufe lang. H. rufescens Wath. !) Die röthliche Känguruhratte erreicht 20 Zoll Körperlänge und ihr Schwanz 16 Zoll. Der lange, weiche und lockere Pelz ist mit läangern straffen Grannen reichlich gemischt, von lebhaft rost- rother, unten weisser Farbe. Die Grannen sind am freien Theile weiss und vor der schwarzen Spitze rostroth geringelt, die kurzen Haare an der Wurzel grau, darüber lebhaft rostroth, die der Unterseite unrein weiss; die dichten Haare unter dem Auge weiss, rotlh und schwarz, die Oberseite der Schnauze bräunlich, die Ohren an der Innenseite mit langen weiss- lichen, am Rande mit rostfarbenen Haaren bekleidet, an der Aussenseite mit dichten langen schwarzen, am Rande mit kurzen und weisslichen, die Vorderbeine weisslich, die hintern braun, der Schwanz schmutzig weiss, oben dunkel, am Ende mit längern Haaren, jedoch nicht buschig. Der Schädel zeichnet sich durch ansehnliche Breite mit sehr kurzem und dicken Antlitztheil aus. Die nach hinten allmählig erweiterten Nasenbeine stossen quergradlinig an die Stirnbeine und diese haben eine beträchtliche Breite und Länge. Den breiten vierseitigen Gaumenbeinen fehlen die sonst all- gemeinen Oeffnungen. Der dritte obere Schneidezahn ist der breiteste und mit mittler Kerbe versehen, der isolirt stehende Eckzahn halb so breit und stumpf, der erste Backzahn von ansehnlicher Länge. Ist sehr häufig in Neusüdwales besonders auf steinigen, mit Busch- werk und Gras bewachsenen Hügeln, am Tage meist in seinem Lager ru- hend. Seine Nahrung besteht in Gras und Wurzeln. 2. Bettongia. Muffel nackt; Läufe lang; der Schwanz oben mit einem buschigen Endkamm und altermeist Greifschwanz, Fibula unten mit der Tibia verwachsen. H. cuniculus Og.?) Diese Art trägt einen mässig langen und weichen Pelz oben von graubrauner, unten schmutzig weisser Farbe. Die einzel- nen Rückenhaare sind vor der dunkeln Spitze breit schmutzig rostweiss ge- ringelt und an der Wurzel grau. Die Ohren sind innen mit hellgelblichen, aussen dichter mit hellbraunen Haaren bekleidet, die Füsse ganz lichtbraun oder bräunlichweiss, der Schwanz oben braun, unten bräunlichweiss, die längern Kammhaare braunschwarz. Der Schädel ist etwas schmäler als bei voriger Art, mit merklich längerem Schnauzentheil, die Stirnbeine rela- tiv breiter und kürzer, der dritte obere Schneidezahn merklich schmäler, ohne Kerbe, der erste Schneidezahn stärker, der Eckzahn schlanker, der erste Backzahn sehr lang mit zehn Falten jederseits. Körperlänge kaum 1!/, Fuss, Schwanz wenig über 1 Fuss. Auf Vandiemensland besonders auf sandigen und steinigen, mit dichtem Gebüsch bestandenem Boden. H. Grayti Gould. ?) Grays Känguruhratte hat die Grösse und den 1) Waterhouse, Mammal, I. 196. tb. 10. fig. 1; Bettongia rufescens Gray, Loud. magaz. 1837. I. 584; H. melanotis Gould, Macropod. II.; Ogilby, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 62. 2) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 63; Waterhouse, Mammal. I. 200. tb. 10. fig. 2; Giebel, Odontogr. 43. Tf. 19. fig. 13a; Bettongia setosa Gray, Loud. mag. 1837. I. 584; B. cuniculus Gould, Macropod. I. tb. 14. 3) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. VIII. 178; Waterhouse, Mammal. I. 203. tb. 10. fig. 3; H. Lesueuri Quoy u. Gaimard, voy, Coquille, 688 Unguiculata. Marsupialia. Pelz der vorigen Art, ist oben bräunlichgrau mit weisser und schwärzlicher Sprenkelung, unten schmutzig weiss. Die Ohren aussen mit langen bräun- lichweissen und braunspitzigen, innen mit kürzern lichtgelben, am Rande mit braunen Haaren bekleidet, die Füsse hellbraun, der Schwanz mit an- liegenden, oben röthlichbraunen, unten schmutzig weissen Haaren, am Ende mit ganz weissen. Die einzelnen Rückenhaare grau an der Wurzel, dann bräunlichweiss und vor der schwarzen Spitze schwach rostroth, die Bauch- haare blassgrau an der Wurzel, übrigens schmutzig weiss, die Brusthaare einförmig weiss. Am Schädel der Schnauzentheil viel schmäler als bei vorigen Arten, besonders die Stirnbeine sehr schmal und hinten abgerun- det, die Stirnleisten nach hinten näher zusammenlaufend, der Eckzahn kurz und stark, der erste Backzahn so lang als die folgenden beiden zusammen. Im westlichen und südlichen Australien. H. Gaimardi Wath.*) Eine kleine zierliche Känguruhratte mit fast körperlangem Schwanze und langem weichen Pelze von graubrauner mit rostgelb gemischter Farbe der Oberseite und weisser. mit gelbem Anfluge der Unterseite, die Ohren innen gelb, die Füsse sehr lichtbraun, der Schwanz oben braun, unten heller, der lange Haarkamm dunkelbraun, an der Spitze weiss. Die langen Grannen des Rückenpelzes vor der schwarzen Spitze weiss geringelt. Am Schädel der Schnauzentheil wie bei H. cuniculus, doch die Nasenbeine nach hinten mehr erweitert, die Stirnbeine relativ breiter, die Jochbögen weniger abstehend, der zweite Schneidezahn mit zwei Kerben, der dritte breiter, der erste Backzahn sehr kurz. Die Zahl der Wirbel beträgt nach Waterhouse 13 rippentragende, 6 rippenlose, 2 Kreuz- und 24 Schwanzwirbel. In Neusüdwales und dem südlichen Australien. H. penicillatus Wath.®) Ebenfalls nur wenig über einen Fuss lang und mit nur etwas kürzerem Schwanze und mässig langem, weichen Pelze oben von graubrauner Farbe mit schwarzer und weisser Sprenkelung, unten schmutzig weiss mit gelbem Anfluge, die Ohren innen gelb, aussen bräunlichweiss mit braungelbem Rande, der Schwanz braun und rostweiss gesprenkelt, im Enddrittel mit langen buschigen schwarzen Haaren, unten mit anliegenden, steifen, blassbraunen. Es kommen auch dunklere Abarlen vor. Der Schädel ist merklich schmäler als bei den vorigen Arten, zumal der Schnauzentheil sehr gestreckt, die Nasenbeine sehr schmal, die Stirn- beine wie bei H. Grayi, die Jochbögen sehr wenig abstehend, der hintere Gaumenausschnitt am Rande des zweiten Backzahnes, die Foramina inci- siva sehr klein, die Backzahnreihen nach hinten convergirend, der erste Schneidezahn sehr gross, die folgenden beiden auffallend klein, der Eckzahn breit, mit hinterem basalen Ansatz, der erste Backzahn sehr gross. In Neusüdwales. | 4) Waterhouse, Mammal. I. 207. tb. 10. fig. 4; Kangurus Gaimardi Desmarest, Mammal. Suppl. 542; MH. albus Quoy et Gaimard, Voy. Uranie Zool. 62. tb. 10; Kan- gurus lepturus Quoy et Gaimard, Bullet. soc. nat. 1824. I. 271; H. Phillippi u. H. formosus Ogilby, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 62; H. minor Cuvier, regne anim. 1. 155 ; Owen, Marsup. in Todd’s Cyclop.; Giebel, Odontogr. 43. 9) Waterhouse, Mammal. I. 212. tb. 6. fie. 3., tb. 7; Bettongia penicillata Gray, l.oud. magaz. 1837. 1. 584; Gould, Macropod. 1. tb. 14; H. murinus Ogilby, Pro- cced. zool. soc. 1838. Vi. 63; IH. setosus Waterhouse, Catal. Mammal. zool. soc. _. MH. Ogilbyi Waterhouse, Marsup, 185; Bettongia Gouldi Gray, List Mammmal. brit. MUS, ” AIRENENEN® - Pr & ni 2 2 7 => —_., m > a en u co Poephaga. Hypsiprymnus. 689 H. campestris Wath. 6%) Die Feldkänguruhratte zeichnet sich durch ihren kurzen runden Kopf mit ebensolchen Ohren, den langen weichen Pelz und den Rattenschwanz aus. Die Oberseite ist licht ockergelb mit schwarzer,Sprenkelung, die Haare an der Wurzel grau, darüber gelb, dann schwärzlich, breit gelbweiss vor der schwarzen Spitze; die Unterseite blassleder- gelb, die Haare der Brust an der Wurzel grau, übrigens gelblich, die des Bauches einfarbig; die Oberlippe weiss, die nackte Muffel breit, die Ohren innen gelbweiss, aussen braun mit weisser Basis, die Vorderbeine gelblich, die hintern sehr langen rostigweiss, der schlanke Schwanz ist oben und an ‚ den Seiten spärlich mit kurzen Härchen bekleidet und zeigt deutliche ; Schuppenringel, unten dagegen ist sein Haar dichter und starrer, braun- | weiss, Der Schädel unterscheidet sich leicht von andern Arten durch Kürze ‚ und Breite, der Schnauzentheil besonders sehr breit und kurz, die Nasen- ‚ beine breiter als bei irgend einer andern Art, hinten bognig gegen die ' Stirnbeine stossend, diese nach hinten sehr verschmälert, fast flach, die ' Gehörblasen klein, der hintere Gaumenrand tief ausgebuchtet, zwischen ‚ den ersten Backzähnen gelegen, die Unterkieferäste kurz und hoch, der ‚ erste Schneidezahn sehr gross, der zweite ganz ungewähnlich klein, der ' dritte ebenfalls klein, der Eckzahn sehr klein, der erste Backzahn kurz, ‚ aussen eingedrückt, mit nur 3 bis 4 Falten, sein hintrer Anhang dagegen ' gross und stark, der letzte Backzahn relativ gross. Körperlänge etwa 19 ‚ Zoll, der Schwanz 13 Zoll. }: | Im südlichen Australien. 3. Potorous. Muffel nackt, Körperbau gedrungen, Hinterbeine verkürzt, Kopf ver- längert und zugespitzt, Schwanz spärlich, kurz und steif behaart, schuppig, die Backzähne relaliv klein, der erste Schneidezahn sehr lang, Fibula und Tibia völlig getrennt. | H. murinus 11.7) Die typische Känguruhratte unterscheidet sich von | allen vorigen Arten leicht durch den langen Kopf, die kurzen Läufe und den ächten Rattenschwanz. Ihr langer lockerer Pelz hat einen schwachen ' Glanz, fühlt sich aber rauh an, ist oben dunkelbraun mit schwarzer und blassbräunlichgelber Beimischung, indem die längern Haare schwarzspitzig, ' die kurzen lichtgelbspitzig sind, die Unterseite dagegen hat eine schmutzig ' gelblichweisse Farbe. Alle Haare haben tiefgraue Wurzeln. Die kurzen rundlichen Ohren sind innen schmutzigweiss behaart, aussen von der Farbe des Kopfes. Die Füsse braun, die Muffel weit herum nackt. An dem langgestreckten Schädel sind die langen schmalen Nasenbeine, die sehr | breiten, nach hinten sich erweiternden Stirnbeine, die kurzen Scheitelbeine, ‚ die stark convergirenden Stirnleisten, die niedrigen, wenig abstehenden ‚ Jochbögen, die kleinen Augenhöhlen, die kleinen Gehörblasen, der zwischen den vorletzten Backzähnen gelegene Gaumenausschnitt des sehr breiten Gaumens characteristisch. Die Backzahnreihen sind fast parallel, die Back- zähne schmal und lang, der Eckzahn mässig, die beiden hintern Schneide- | 6) Waterhouse, Mammal. I. 221. tb. 6. fig. 2; Bettongia campestris Gould, Pro- ‚ ceed. zool. soc. 1843. X!. 81. >%) Nlliger, Prodr. syst. Mamm. 79; Waterhouse, Mammal. I. 224 tb. 8. fig. 2.3; ' White, Journ. voy.. New S. Wales 286. c. tb.; Macropus minor Shaw, gen. Zool. I.b 513. tb. 116; Potorous murinus Desmarest, Mammal. 271; H. setosus und H. myosuris ‚ Ogilby, Proceed. zool. soc. 1831. I. 149; 1835. VI. 62; H. apicalis Gould, Nat. hist. ‚ Austral. III. Säugethiere. 44 690 Unguiculata. Marsupialia. zähne sehr kurz, dagegen der erste ungemein lang, der erste Backzahn nur wenig länger als der zweite. Körperlänge bis 11/, Fuss, Schwanz 10 Zoll. In Neusüdwales und Vandiemensland. H. Gilberti Gould. 8) Diese Art steht der vorigen in ihrer äussern Erscheinung sehr nah, Kopf und Schwanz sind jedoch etwas kürzer, der Pelz rauher, mehr mit gelblich oder rostigweiss gesprenkelt auf tief grau- braunem Grunde, die Haare an der Wurzel schiefergrau dann rostbraun, die reichlich beigemengten längern Haare in der äussern Hälfte erst weiss, dann gelblichrostfarben und schwarz, einzelne ganz schwarz. Die Unter- seite ist schmutzigweiss, die Ohren dicht braun behaart mit schwarzem Rande, die Füsse braun. Am Schädel ist der Schnauzentheil etwas breiter als bei voriger Art, die Stirnbeine länger, die Nasenhöhlen weiter, der erste Backzahn grösser und weniger gekerbt. Körperlänge 15 Zoll, Schwanz 8%, Zoll. | Am König Georgssund, H. platyops Gould. ?) Die breitköpfige Känguruhratte unterscheidet sich schon durch den kurzen breiten Kopf und die nur vorn nackte Muffel von vorigen beiden. Ihr sehr langer und weicher Pelz ist oben graubraun mit weisser Sprenkelung, unten bräunlichweiss, die Rückenhaare an der Wurzel grau, dann gelblichbraun, darauf breit weiss und schwarz, die Bauchhaare an der Wurzel blassgrau, dann trüb weiss; die Füsse schmutzig weiss und bräunlich gesprenkelt. Die kurzen runden Ohren aussen. mit langen, braunen und weissen Haaren, innen mit schmutzig weissen. Die obern Schneidezähne sehr klein. Körperlänge 1 Fuss, Schwanz etwas über 4, Fuss. Im westlichen Australien. Diprotodon Owen. Diese Gattung beruht auf Ueberresten aus dem Wellingtonthale, den Alluvionen am Condamine River im Westen der Moretonbay. So weit die Charactere bekannt sind, schliesst sich dieselbe innig an die typischen Kän- guruh an mit mehr Hinneigung zu dem Wombat als zu Hypsiprymnus. Die Schneidezähne des Unterkiefers sind von sehr ansehnlicher Grösse, daher auch von ihnen der Name, Diprotodon, entlehnt. Die drei vordern Back- zähıne nehmen an Grösse zu, die beiden hintern sind einander gleich, mit Ausnahme des ersten alle länger als breit, mit sehr hohen fast tapirähnlichen Querjochen versehen, fast ohne Spur verbindender Längsleisten, aber mit vorderer und hinterer starker Leiste, die dem Känguruh fehlt. Der Symphy- senlheil des Unterkiefers ist lang und stark, der hintere Winkel wie bei voriger. Die einzige Art ist D. australis Ow. !) Von Rhinocerotengrösse. Der Schneidezahn ist 1'/, Zoll dick und 1 Zoll breit, der letzte Backzahn 13/, Zoll lang und 1'/, Zoll breit auf der Krone. —. 8) Gould, Proceed. zool. soc. 1841. IX. 14; Macropod. I. tb. 15; Waterhouse, Mammal. I. 229. tb. 8. fig. 1. (früber H. micropus). 9) Gould, Proceed. zool. soc. 1844. XIIl. 103; Waterhouse, Mammal. I, 231. | er Owen in Mitchell’s three Expedit. Austral. ll. 362; Waterhouse, Mammal. gu u en u - ae ne an ni Poephaga. Nototherium. Carpophasa. 691 Nototherium Owen. Auch diese Gallung beruht nur auf wenigen Ueberresten aus den Ab- lagerungen am Gondaminer. Die fragmentären Unterkiefer lassen die Abwesen- heit von Schneidezähnen vermulhen und zeigen nur vier Backzähne. Hin- sichtlich der Körpergrösse steht diese Galtung der vorigen nicht nach. Owen unterscheidet zwei Arten. N. inerme Ow.?) Die vier untern Backzähne nehmen nach hinten an Grösse zu, jeder hat zwei starke lange kegelförmige Wurzeläste, ihre Kronen sind unbekannt. Ein wahrscheinlich dazu gehöriges Sprungbein von 42/, Zoll Länge und 3Y, Zoll Breite zeigt neben erheblichen Eigen- thümlichkeiten die nächste Aehnlichkeit mit dem des -Wombat. N. Mitchell Ow.?) Der Unterkieferast ist merklich höher und rela- tiv dicker als bei voriger Art und der letzte Backzahn steht an der Basis des Kronfortsatzes. Dreiundzwanzigste Familie. Carpophaga. Die fruchtfressenden Beutelthiere bieten mehrfache und sehr auffallende Differenzen von den Känguruhs. Sie sind durchweg kleine und sehr kleine Beuller, die nur ausnahmsweise zwei Fuss gross werden, öfter aber unter Fussgrösse hinabsinken. Ihre vordern und hintern Gliedmassen sind von gleicher und normaler Länge, die vordern fünfzehig und die gleichen Zehen mit comprimirten gekrümmten Krallen; die hintern ebenfalls fünfzehig, aber die innere Zehe vergrössert, ein nagelloser gegensetzbarer Daumen, die zweile und,,dritte mit einander verbunden. Der Schwanz fehlt ausnahmsweise ganz, meist ist er sehr lang, oft ein Greifschwanz, in der Behaarung sehr verschie- den. Der Kopf ıst im Allgemeinen kurz, die Oberlippe gespalten, die Muffel nackt. Die Weibchen haben 2 oder 4 Zitzen in einer Tasche. Die Schneidezähne gleichen in Zahl und Bildung zumeist denen von Hypsiprymnus, indem der erste obere überwiegend der grösste ist, und die grossen unlern noch fast horizontal liegen. Der untere Eckzahn fehlt oft oder ist, wenn vorhanden, nur klein, auch der allgemein vorhandene obere ‚ pflegt keine besondere Grösse zu erreichen. In den Backzähnen spricht sich ' durch das Auftreten kleiner Lückzähne, 1 bis 3 in jeder Reihe, bereits eine ' Annäherung zu den folgenden Familien aus. Diese Lückzähne bleiben indess unbedeutende Stumpfe, die selbst in einer Reihe vorhanden, in der andern # sogar fehlen können. Aechte Backzähne zählt jede Reihe 4, seltener nur 3, | | mit quadratischen oder comprimirten Kronen, welche je zwei Querjoche oder nur drei Höcker tragen, die sich mehr weniger schnell abnulzen. | Der Schädel ist im hirntragenden Theile sehr breit, zwischen den Augen- ' höhlen stark eingezogen, im Antlitzthe:l verkürzt. Die Theile des Hinterhaupts verschmelzen mit einander. Auch hier ist die knöcherne Gehörblase vom ' grossen Flügel des Keilbeines gebildet, das Felsenbein sehr klein, mit dem ı Zitzenbein vereinigt. Gehörzellen befinden sich wie beim Känguruh im Joch- fortsatz des Schläfenbeines, die Gelenkfläche dieses ist platt, die Nasenbeine erweitern sich noch allgemein nach hinten, die Gaumenbeine sehr ausgedehnt. 2) Owen, rep. brit. assoc. 1844. 231; Catal. foss. rem. Mus. coll. Surg. 314. Waterhouse, Mammal. I. 237. 44* 692 Unguiculata. Marsupialia. Die Basis der Querfortsätze des siebenten Halswirbels ist meist nicht per- forirt, die Dornen aller Halswirbel wenig entwickelt oder fehlend, nur der des Epistropheus ansehnlich. 13 oder nur 12 Wirbel tragen Rippen, für letztern Fall gibt Owen den 13. als den diaphragmatischen an, ich halte allgemein den 11. dafür, hier 7, dort 6 rippenlose. Die Querfortsätze der letztern sind kurz und nicht hakig. Zwei Kreuzwirbel tragen: das Becken, ausnahmsweise nimmt (bei Phalangista Gooki) auch der letzte Lendenwirbel theil. Die Zahl der Schwanzwirbel steigt bis 30. Das Brustbein ist 5- oder meist 6wirblig, das Schulterblatt breit mit abgestumpfter Ecke, das Schlüssel- bein sehr stark, der Oberarm mit sehr entwickelter Deltaleiste und Knochen- brücke über dem innern Condylus, das Becken stark, die Beutelknochen gross, die Fibula selbständig, von der comprimirten Tibia abstehend, das Fussgelenk locker und sehr frei. Das Gehirn ohne Windungen, das kleine Gehirn jederseits mit halbkugligem Anhang in einer besonderen Grube des Felsenbeines. Backentaschen besitzt nur ein Mitglied. Der Oesophagus tritt unmittelbar hinter dem Zwerchfell in den Magen, dieser ist einfach, nicht zellig, bisweilen drüsenreich, der Blinddarm von enormer Länge, mit innern Längsfalten und steht mit dem einfachen Magen daher im directen Gegensatz zu den Känguruhs, der Darm von veränderlicher Länge, die rechte Lunge fast allgemein dreilappig, die linke zweilappig. Die Phalanger sind geschickte Kletterer und halten sich allermeist auf Bäumen auf, von deren Blättern, Knospen und besonders Früchten sie ihre Nahrung wählen. Sie sind nächtliche Thiere, Tags über zwischen den Aesten oder in hohlen Bäumstämmen versteckt, mit eintretender Dämmerung erst kommen sie hervor. Die Meisten sind gerade nicht sehr behend und lebhaft. nur die kleinern flink und hurtig. Ihr Vaterland beschränkt sich auf Neu- holland und die benachbarten Inseln, wo auch bereits Spuren vorweltlicher Repräsentanten aufgefunden worden sind. Die drei hierhergehörigen Gattungen sind in ihrer äussern Erscheinung sehr leicht von einander zu unterscheiden, indem Phascolarctos ungeschwänzt ist und von den langgeschwänzten Gattungen Petaurus eine Flatterhaut an den Körperseiten und Phalangista keine solche Hautfalten hat. Phascolarctos Blainv. Der Koala, nur in einer einzigen Art aus Neusüdwales bekannt, ist von gedrungenem unterseiztem Bau. Am dicken Kopfe ist der Antlitztheil sehr verkürzt, die Muffel nackt und die grossen zugespitzten Ohren lang und buschig behaart. Der Schwanz fehlt. Die Pfoten, vorn und hinten fünfzehig sind ganz zum Klettern eingerichtet, wahre Greilfüsse; an den vordern die beiden innern Zehen nämlich den drei andern entgegensetzbar, von letztern die mittlere die längste, die Nägel aller lang, gekrümmt und comprimirt, an den Hinterfüssen ein starker, nagelloser, gegensetzbarer Daumen, die 2. und 3. Zehe vereinigt und sehr klein, die beiden andern länger und doppelt so stark. Den ganzen Körper bekleidet ein ziemlich langer, dichter, weicher und wolliger Pelz. | Von den drei obern Schneidezähnen ist der erste der grösste, grösser und stärker als der untere, die beiden hintern klein und stumpf; auch der Eckzahn klein; der erste Backzahn oder einzige Lückzahn comprimirt, scharf, an der Innenseite parallel gestreift; die vier Mahlzähne tragen je vier drei- Carpophaga. Phascolarctos. 693 kantige scharfe Höcker, die sich allmählig abnutzen, die untern nur mehr comprimirt als die obern. | Der Schädel hat eine länglich vierseitige Gestalt, ausgezeichnet charac- terisirt durch die Kürze und Breite des Schnauzentheiles; die Nasenbeine kürzer und breiter als bei irgend einem andern Beutelthiere, hinten gerade abgestulzt, die Stirn in der Mitte eingesenkt, die knöchernen Gehörblasen comprimirt und sehr gross, die Gaumenbeine sehr gross hinten mit umfangs- reichen vierseitigen Oeffnungen, die Foramina incisiva sehr klein, die Joch- bögen hoch und plattenförmig, der hintere Unterkieferrand nicht nach innen erweilert, die Massetergrube nur hinten kantig begrenzt, nach unten flach auslaufend und gar nicht eingesenkt, der Zitzenfortsatz sehr lang und das Thränenbein fast gar nicht aus der Augenhöhle hervortretend. An dem star- ken Atlas ist der Körper völlig verknöchert, die Flügelfortsätze breit, der Epistropheus trägt einen hohen und breiten Dorn, die folgenden Halswirbel gleich hohe und schmale Dornen, der siebente einen doppelt so hohen, die Basis aller Querfortsätze perforirt. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 10 | Rücken-, dem diaphragmatischen und 8 Lendenwirbeln. Die Dornen sind vom 7. an gleich hoch, sehr breit und dick, auf den Lendenwirbeln allmäh- lig wieder breiter und höher, die Querfortsätze der letztern ganz flach, hori- zontal und etwas nach vorn gerichtet. Drei Kreuzwirbel mit verwachsenen Querfortsätzen und getrennten Dornen, doch nur 2 tragen das Becken; 7 Schwanzwirbel mit dicken Dornen, schnell sich verkürzenden Querfortsätzen und ohne Spur unterer Elemente. Das Sternum ist fünfwirblig. Unser Ske- let besitzt 6 wahre und 5 falsche Rippenpaare, keine Spur eines 12. Paares. ; Schlüsselbeine sehr stark, flach, und Sförmig; Schulterblatt schmal und ' schlank, an der vordern obern Ecke abgestumpft, die Gräte vor der Mitte, ' sehr hoch, mit breitem nach vorn sich niederbiegenden Acromion; Oberarm ; mit sehr hohem Deltakamm und sehr starker Leiste unten an der Aussen- seite, unteres Gelenkende ganz platt, ohne Olecranongrube, nicht perforirt; Unterarm stark, beide Knochen völlig getrennt; Hüftbeine flach, mehr abge- ' rundet als kantig, Sitzbeinhöcker schwach, das eiförmige Loch fast kreisrund; | Beutelknochen sehr lang; Femur merklich länger als Tibia, ohne Kämme und Leisten; keine Kniescheibe; Schienbein stark, comprimirt, vorn über der ‚ Mitte mit starkem Höcker; das Pfeifenbein völlig abstehend, mit sehr ver- ‚ dickten Enden. Vorn die 1. 2. und 5. Zehe ziemlich gleich stark, die 3. und 4. länger und stärker, hinten der Daumen sehr stark, die 2. und 3. Zehe gleich und sehr schwach, die 4. und 5. doppelt so stark und einander ziemlich gleich. Von den weichen Theilen ist zu beachten die ansehnliche ‚ Grösse der Parotis, die grosse Drüse in der Cardiagegend des Magens, der ‚ über Körperlange Blinddarm mit seiner spiraligen Windung und dem dünnen _ wurmförmigen Ende, der sehr grosse Dickdarm, die viellappige Leber, die ' hohe Lage der rechten Niere, die ansehnliche Grösse der Cowperschen Drü- ' sen, die Spaltung der Eichel und Theilung der Harnröhre. | | Ph. cinereus Gray. °?) Der Koala erreicht etwas über 2 Fuss Länge ‚ und sein dichter wolliger Pelz hat eine bräunlichaschgraue Färbung, auf ee Die ran a ty Sal an, m a na Eee 3) Gray, List Mamm. brit. Museum 87; Waterhouse, Mammal. I. 259. tb. 9. fig. 2; Lipurus cinereus Goldfuss, Isis 1819. 271; Ph. fuscus Desmarest, Mammal. 276; Owen, Odontogr. tb. 100. fig. 6; Ph. Flindersi Lesson, Manuel Mammal. 221; Koala Home, Philos. Transact. 1808. 304; Desmarest, nouv. dict. XVII. 110. tb. 22, fig. 4; Owen, Todd’s Cyclop. Marsupialia; Martin, Proceed. zool. soc. 1837. IV, 109. 694 Unguiculata. Marsupialia. dem Hinterrücken schmutzig gelblichweiss, unten schmutzig weiss, an der Innenseite der Hinterbeine bräunlich rostfarben. Die buschig behaarten Ohren sind innen weiss, aussen grau, die Muffel und nackten Sohlen schwarz. In den Wäldern Neusüdwales’ paarweise, das Junge auf dem Rücken der Mutter, schnell und geschickt kletternd, den Tag über versteckt. Phalangista Guv. Die Kusus unterscheiden sich vom Koala durch minder plumpe Formen, spitzere und längere Schnauze mit langen Schnurren, kleinere Ohren und auffallend durch ihren sehr langen Greifschwanz, der ganz behaart oder in der hintern Hälfte kahl ist. An den fünfzehigen Füssen ist vorn die Mittel- zehe etwas länger als die zweite und vierte, die innere kürzer als die äussere, hinten der gegensetzbare Daumen mit Plattnagel, die zweite und dritte Zehe gleichlang und verbunden, die vierte die längste und die äussere nur etwas kürzer. Der weiche krause Pelz ist mit längern steifen Grannen gemischt. Die Zahl der Schneide- und Eckzähne stimmt mit der des Koala über- ein, von erstern die beiden vordern oben gegen einander gerichtet, etwas gekrümmt und schmal, die seitlichen kleiner, die untern um das Doppelte grösser, meisselförmig, vorn gewölbt, aussen scharfkantig. Der Eckzahn des Oberkiefers ist klein und comprimirt kegelförmig, der untere ein einfacher unbedeutender Stummel, den man auch als ersten Lückzahn deuten kann. Oben finden sich 1 bis 3 Lückzähne, von denen die ersten beiden klein und unbedeutend, einfach sind, daher auch nicht selten fehlen, der dritte dagegen, die zusammenhängende Reihe beginnend, ist den folgenden ähnlich oder com- primirt schneidend. Im Unterkiefer ist dieser dritte meist einzige Lückzahn zweiwurzlig, comprimirt, mit Haupt- und Nebenhöcker. Die vier Mahlzähne sind oben quadratisch, unten oblong, der letzte verkleinert, jeder mit zwei scharfen Querjochen, deren Ecken spitzzackig hervorstehen, sich aber abnutzen. Am Schädel ist zwar der Schnauzentheil kurz, doch nicht in dem Grade als beim Koala, die Nasenbeine verschmälern sich nach vorn stark, die Stirn- beine dagegen nach hinten bis zur Zuspitzung. Die Thränenbeine treten merklich aus den Augenhöhlen hervor, die Stirn ist eingesenkt, die Jochbo- gen plattenförmig wie beim Koala, der Gaumen breit mit weiten Oeffnungen, die Stirnleisten laufen nach hinten zusammen, und die kuöchernen Gehör- blasen ganz flach zum auffallenden Unterschiede vom Koala, ebenso auffallend der untere Rand des Unterkiefers hinten plattenförmig nach innen erweitert. Der Atlas ist vollständig verknöchert, mit kleinen Flügeln versehen, der Epi- stropheus mil grossem Dorn, dagegen die folgenden Halswirbel- fast ganz dornenlos, die Basis ihrer Querfortsätze perforirt, nur am 7. nicht, dagegen der 6. wieder mit unterem beilförmigen Fortsatz am Querfortsalz. Die Dor- solumbalreihe besteht aus 10 Rücken-, dem diaphragmatischen und 8 Lenden- wirbeln. Ihre Dornfortsätze sind anfangs sehr dünn und schwach, dann kürzer und sehr breit, auf den Lendenwirbeln senkrecht und hoch, deren Querfort- salze ganz unbedeutend, nicht hakig. 2 Kreuzwirbel und 24 bis 31 Schwanz- wirbel, welche vom dritten an untere Elemente besitzen. Das Brustbein ist sechswirblig. 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare, alle schwach und platt. Die Schlüsselbeine stark und sehr gekrümmt, das Schulterblatt an der vor- dern obern Ecke schief abgestutzt, die Gräte sehr hoch und vor der Mitte. gelegen, ‘mit sehr breitem und dünnen Acromion. Die Gliedmassenknochen Carpophaga. Phalangista. 695 bieten wesentlich dieselben Formen als beim Koala. Der einfache Magen ohne Drüsenhaufen, der Darm sehr lang, der Blinddarm von doppelter Körper- länge, der Gallengang vor seiner Mündung erweitert und drüsig, die Knorpel- ringe der Luftröhre grösstentheils vollständig geschlossen, die Lungen wie beim Koala, die Ruhe rückwärts verlängert, mit weiter schlaffer Vorhaut und grossen Drüsen, die Eichel zweilappig, die weiblichen Genitalien ganz känguruhähnlich. Das Vaterland der Phalangier erstreckt sich von den molluckischen In- seln über Neuguinea und Neuirland nach Neuholland und Vandiemensland. Es sind träge nächtliche Thiere mit ruhigem stumpfen Naturell, meist auf Bäumen in den Waldungen zusammen gerollt, kleiternd oder mit dem Schwanze aufgehängt, stinkend, aber dennoch von den. Eingebornen heftig verfolgt und als Leckerbissen gegessen. Die zahlreichen Arten ordnen sich nach der Beschaffenheit des Schwan- zes, der Ohren, Augen, der Zahnformel und der Pfoten in vier Gruppen. 1. Cuscus. Der Schwanz nur in der Wurzelgegend behaart, die Endhälfte nackt und warzig, die Ohren kurz, die Pupille vertical, der Pelz dicht, mehr weniger wollig, Grösse der Hauskatze, auf den Inseln des indischen Archipelagus. a) Ohren innen und aussen behaart, im Pelze versteckt. Ph. ursina Temm. *) Der Bärenkusu hat etwa die Grösse der wilden Katze und einen körperlangen Schwanz, welcher oben über die halbe Länge behaart und am nackten Theil rauh und runzlig ist. Der krause Pelz ist reichlich und rauh, in ihm verstecken sich die kurzen, beiderseits dicht behaarten Ohren. Das Colorit ist schwarz mit licht fahlgelber Spren- kelung, die schwarzen Wollhaare mit fahlgelben Spitzen, die Rückengran- nen ganz schwarz, andere ebenfalls fahlspitzig, Gesicht, Unterseite des Kör- pers und Schwanz ockergelblich, die Ohren gelblichroth, die nackten Theile schwarz. Junge Thiere sind dunkelbraun, unten gelblich. Die sehr grossen Krallen schwarz oder bräunlich. Im OÖberkiefer ist von den Lückzähnen nur der dritte zweiwurzlige vorhanden, der Eckzahn stark Der Schädel mit kurzem, nicht stark abgesetztem Schnauzentheil, die Nasenbeine in der Mitte verengt, die Stirngegend stark eingezogen, die Stirnleisten schnell zusammenlaufend, die Jochbögen hoch, der Gaumenausschnitt zwischen den drittletzten Backzähnen. Die Halswirbel mit hohen Dornen, Rücken- und Lendenwirbel mit sehr breiten, letztere mit grossen schiefen Fortsätzen, 31 Schwanzwirbel. Bewohnt die dichten Waldungen des südlichen Theiles von Gelebes. Ph. chrysorrhos Temm. °) Unterscheidet sich von voriger Art durch etwas geringere Grösse und viel kürzeren Schwanz, der etwa die halbe Körperlänge misst. Auch der Pelz ist viel kürzer, oben und aussen schwärz- lich aschgrau, auf dem Hinterrücken der Oberseite des in 2/, seiner Länge behaarten Schwanzes goldgelb, Unterseite des Halses und die Brust schön weiss, ebenso die Bauchmitte und neben dieser jederseits ein schwarzes _ Band, der Hinterbauch und die Unterseite des Schwanzes weisslich, Geni- talgegend und Beutel röthlich, die Füsse hellroth, Nase, Krallen und der 4) Temminck, Monogr. Mammif. I. 10. tb. 1. fig. 1—3., tb. 2. fig. 1—5. tb. 4; Waterhouse, Mammal. I. 267; Giebel, Odonlogr. 42. 5) Temminck, Monogr. Mammif. I. 12. tb. 1. fig. 4—6. 696 | Unguiculata. Marsupialia. nackte Schwanztheil gelb, die Ohrbüschel weisslich. Am Schädel der Schnauzentheil stärker abgesetzt als bei voriger Art, die Stirngegend höher, die Nasenbeine nach vorn viel schmäler, hinten spitzwinklig in die Stirn- beine eingreifend, Jochbögen höher, der Eckzahn schlanker, oben ein eck- zahnartiger Lückzahn und ein zweiter zweiwurzliger, im Unterkiefer zwei sehr kleine und ein dritter grosser kegelförmiger Lückzahn, Auf Amboina. Ph. maculata 'Desm. 6) Der gefleckte Kusu erreicht ebenfalls 2 Fuss Körperlänge, aber sein Schwanz über 1!/, Fuss. Der kurze dichte wollige Pelz ändert in der Färbung mehrfach ab. Im Alter ist er weiss mit gelb- lichem Anfluge und mit rundlichen schwarzen Flecken, die auf der Aussen- seite der Beine verschwimmen -und rothbraun werden; Gesicht und Stirn lebhaft gelb, die nackten Theile röthlich. Bei jüngern Thieren sind die Flecken lichter, in früher Jugend grau. Das dichte Haar des Gesichtes er- scheint auch wohl rostgelb, die Ohren weiss, Kinn, Brust und Bauch stets rein weiss, ohne Flecken, die Füsse rostfarben, der Schwanz weiss, nicht immer gefleckt, die Krallen gelblich. Die Zähne wie bei voriger Art, auch der Schädel sehr ähnlich, der Gaumen schmäler, die Foramina incisiva kleiner, der Unterkiefer höher, der Blinddarm weit und von Körperlänge. In den Wäldern auf Amboina, Banda, Waygiou und Neu Guinea, dumm und träge, mit stupider Physiognomie, beständig an Pfoten und Schwanz leckend. | b) Ohren innen nackt, den Pelz überragend. Ph. orientalis Waterh.?) Der Kapul wird bis 3Fuss lang einschliess- lich des über 1 Fuss langen Schwanzes und unterscheidet sich von den vorigen Arten sehr leicht durch die oben bezeichneten freien und innen nackten Ohren. Der kurze dichte weiche Pelz der Männchen ist schon in der Jugend weiss (seltener blass rostbraun) und bewahrt dieses Colorit, nur durch eine Neigung zum Gelblichen mit dem Alter ändernd. Die Weib- chen dagegen haben einen dunkeln, gewöhnlich kastanienbraunen, von der Stirn längs des Rückens zur Schwanzwurzel verlaufenden Streif, ihr. übriger Pelz geht vom Fahlbraunen ins Nussbraune und Braungraue über, in der Jugend aber ist er roth' oder röthlich mit grauem oder weisslichem Anfluge, unten stets weiss und lichtgrau gewässert, die Beutelgegend rostfarben, der nackte Schwanztheil in der Jugend weisslich, im Alter gelblich. Am Schädel ist der Schnauzentheil stark abgesetzt, die sehr hohen Stirnleisten sehr bald zu einem Pfeilkamm vereinigt, die Nasenbeine nach hinten sehr 6) Desmarest, Mammal. 266; Temminck, Monogr. Mammif. I. 14. tb. 3. fig. 1—6; Quoy et Gaimard, voy. Uranie Zool. 59. tb. 7; Waterhouse, Mammal. I. 274. c. fig.; Giebel, Odontogr. 42; Buffon, hist. nat. XIII. tb. 11j Ph. papuensis Desmarest, 1. c. suppl. 541; Ph. Quoyi Quoy et Gaimard, voy. Uranie Zool. 58. tb. 6; Cuscus macu- latus Lesson, voy. Coquille Zool. I. 156. tb. 5. — Des Letzteren C. macrurus wird reich 14° lang, der Schwanz fast 19“, im Uebrigen ganz dem jungen Gefleckten 7) Waterhouse, Mammal. I. 279. c. fig.; Didelphis orientalis Pallas, Miscell. zool. 99; Schreber, Säugeth. II. 550; Buffon, Hist. nat. XIII. 92. tb. 10; Ph. rufa u. Ph. alba Geoffroy, Catal. Museum; Desmarest, Mammal. 266; Cuscus albus Lesson, voy. Coquille Zool. 1. 158. tb. 6; Ph. cavifrons Temminck, Monogr. Mammif. I. 17. tb. 1. ig. 7—9,, tb. 2. fig. 7—10; Quoy et Gaimard, voy. Astrolabe I. 104. tb. 17. 18; : Giebel, Odontogr. 42. Tf, 18. fig. 1. Carpophaga. Phalangista, 697 wenig erweitert, spitzwinklig in die Stirnbeine greifend, die Jochbögen sehr hoch, der vordere Rand der sehr weiten Gaumenlöcher zwischen den ersten ächten Mahlzähnen gelegen, der obere Eckzahn stark kegelförmig, dahinter zwei kleine, ein eckzahnartiger und ein stummelhafter, und der grosse com- primirte Lückzahn, der zweite Schneidezahn der grösste, der dritte ganz unbedeutend, unten 3 stummelartige isolirte Lückzähne, wenigstens in der Jugend, dann erst der dicke zweiwurzlige, alle ächten Mahlzähne sehr breit. Bewohnt Amboina, Banda, Timor und Neu Irland. 2. Trichosurus. Der Schwanz dicht behaart bis auf einen nackten Längsstreif an der Unterseite, die Ohren lang und frei, die Pupille rund, der lange Pelz eben nicht dicht, auf Neuholland und Vandiemensland. Ph. vulpina Desm. ®) Der Fuchskusu ist von Katzengrösse und mehr gestrecktem Körperbau als vorige Arten, mit langen etwas zugespitzten Ohren und buschig behaartem Schwanz von etwa Rumpfeslänge. Die schwärzliche Schnauze ist zugespitzt, die Oberlippe weit gespalten, die nackte Muffel weisslich fleischfarben. Die zahlreichen langen Schnurren schwarz, die Ohren innen nackt, bräunlich, aussen nur am Rande nackt, übrigens weiss und schwarz behaart, die Augen mit schwärzlichen Haaren eingefasst. Der dichte und krause Pelz trägt nur sparsame Grannen und ist oben bräunlichgrau in verschiedenen Tönen, am Halse und der Brust gewöhnlich rostroth, an der Unterseite licht ockergelb, an den Füssen gelb- lichweiss, den Zehen bräunlich, die nackten Sohlen fleischfarben, der Busch des Schwanzes schwarz, die Beutelgegend des Weibchens rostroth. Dieses Colorit variirt etwas. Es gibt Exemplare mit röthlichem Rücken, rostrothen Seiten und gelber Unterseite, ferner licht rostfarbige, licht aschgraue mit schwarzen Grannen, braunschwarze mit fahlbrauner Unterseite, rostrothe mit schwarzem Rücken und selbst ganz weisse. Von den obern Schneide- zähnen der zweite der breiteste und mit seichter Rinne, der Eckzahn stumpf- kegelförmig, ein ebensolcher nur halb so grosser erster und ein sehr star- ker zweiter Lückzahn, die vier ächten Mahlzähne mit ziemlich hohen Querjochen. Die untern Schneidezähne sehr gross und stark, dahinter ein eckzahnartiger Stumpf, dann der starke Lückzahn und die 4 Mahlzähne. 21 Schwanzwirbel. Ist gemein auf Vandiemensland und in Neuholland. Während des 8) Desmarest, Mammal. 267; Temminck, Monogr. Mammif. I. 5; Waterhouse, Mammal. I. 284. tb. 9. fig. 1; Owen, Marsup. Todd’s Cyclopaed;; Giebel, Odontogr. 42. TI. 18. fig. 9. 11; Didelphys vulpina Shaw, general zool. 1.b 503; D. lemurina Shaw, 1. c. 487. tb. 110; Ph. fuliginosa Ogilby, Proceed. zool. soc. 1831. I. 135; Ph. melanura, Ph. felina, Ph. Bougainvillei A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 76. 81. 82; Ph. Cooki Cuvier, Mammif, IM. livr. 45; Philip, voy. Botanybay 150. tb. 16; White, journ. voy. New South Wales 1790. 280. c. tb.; Gunn, ann. nat. hist. I, 102. Diese Synonymie ordnete Walerhouse a. a.0. Doch scheint auch Ogilbys Ph. xan- thopus Proceed. zool. soc. 1831. T. 135. (— Ph. hypoleucus A. Wagner, Schreb. Säugeth. neues Suppl. 273) nach dem einzigen Exemplare unbekannter Herkunft als blosse Farbenvarietät untergeordnet werden zu müssen. Es ist oben bläulich aschfarben, mit schwarzem Anflug, mit schwarzem Längsstreif auf dem Rücken, an den Seiten etwas gelblichweiss gesprenkelt, unten weiss, mit schwach gelblichem Anftuge, Füsse weisslich, Kopf dunkelnussbraun. Der Schädel weicht nicht ab. — In den Höhlen des Wellingtonthales fand Mitchell Schädelfragmente, welche nach Owen zunächst an den Fuchskusu erinnern, doch eine nähere Bestimmung nicht gestatten. 698 | Unguiculata. Marsupialia. Taees schläft er in hohlen Bäumen, mit einbrechender Dämmerung kömmt er hervor und klettert eilig und geschickt von Ast zu Ast, Laub und Früchte verzehrend. Ph. canina Oglb.°) Der Hundskusu hat die Grösse und den Habitus der vorigen, doch relativ kürzer, abgerundete Ohren, die aussen duukel kaffeebraun behaart sind. Der Schwanz ist ungemein buschig, von Rumpfeslänge, schwarz, an der äussersten Spitze und dem Enddrittel der Unterseite nackt. Der lange dichte wollige Pelz ist oben grau, unten weiss mit gelblichem Anfluge, Schnauze, Augenring und Pfoten schwärzlich. Kör- perlänge etwa 2 Fuss, Schwanz 13 Zoll. Im Innern von Neusüdwales. 3. Pseudochirus. Der Schwanz mit kurzen anliegenden Haaren bekleidet, nur unten am Ende nackt, Ohren kurz und gerundet, an den Vorderfüssen ‘die beiden innern Zehen gegensetzbar, im Oberkiefer mit 6 Zähnen. Ph. Cooki Desm. *) Cookskusu erreicht nur etwas über Fusslänge ohne den fusslangen Schwanz. Die breiten kurzen gerundeten Ohren sind innen sehr spärlich und fein behaart, aussen dicht und filzig. Der Schwanz verdünnt sich allmählig und ist nur an der Wurzel weich behaart, übrigens mit kurzen steifen Haaren bekleidet, die in der Mitte schwarz, an der Spitze weiss sind. Der kurze weiche Pelz ist oben blassrostgrau, am Kopf, den Seiten und der Unterseite des Schwanzes rostgelb, an Kinn, Brust und Bauch weiss oder gelblichweiss, an der Basis der Ohren ein kleiner weisser Fleck, die Schnauze schwärzlich, die Füsse licht rostfarben. Diese Färbung ist jedoch nicht constant, sie geht auf dem Rücken in schwarz, braun und röthlich über und variirt auch an den Seiten und den Pfoten. An den Hinterfüssen ist auch die dritte Zehe z. Th. mit der zweiten verbunden. Der vordere obere Schneidezahn viel länger als bei Ph. vulpina, die beiden andern gleich gross, der Eckzahn sehr klein, ein einfacher und ein zwei- wurzliger Lückzahn, die Mahlzähne quadratisch, unten nur der grosse zwei- wurzlige Lückzahn, die vier Mahlzähne sehr schmal und lang. Am knöchernen Gaumen die Oeffnungen von enormer Weite. Der letzte Len- denwirbel verbindet sich mit dem Kreuzbein; der Oberarm ohne Brücke über dem innern Condylus. Bewohnt Neusüdwales, Ph. canescens Wath.?2) Wird nur einen Fuss lang mit ziemlich ebenso langem Schwanze, von voriger Art besonders unterschieden durch die Pfoten, indem an den vordern die beiden innern Zehen den andern noch entschie- dener gegensetzbar sind und an den hintern der Daumen völlig nach hin- ten gerichtet. Der Pelz ist oben graubraun, unten unrein weiss, auf dem JE nis ae a Ar a er a er Va . 9 Ogilby, Proceed. zool. soc. 1836. I. 191; Waterhouse, Mammal. I. 296. Nur ın einem Balge bekannt. 1) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. XXV. 478; Mammal. 268; Temminck, Mo- noer. Mammif, I. 7; Lesson, Ann. sc. nat. XVI. 282. tb. 12; Waterhouse, Mammal. I. 299. c. fie.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 79. Tf. 155.b; neues Suppl. 277; Giebel, Odontogr. 42. Tf. 18. fig. 2; Ph. viverrina Ogilby, Proceed. zool. soc. 1837. Sr 131; Ph. Banksi Gray, Ann. nat. hist. 1838. I. 107; Ph. incana Schinz, Verzeichn. Se Yanıe Pennant, Hist. quadrup. 11. 301; Shaw, general zool. I.b 504; Hawkesby, 2) Waterl . j 2 Diprhanee, Mammal. I. 305 nach Humbron et Jacquinot, voy. Pole Süd Carpophaga. Phalangista. 699 Kopfe mit breitem dunkeln Streif, die Krallen gelb, die Ohren relativ sehr klein. Am Schädel fehlen die Löcher in den Gaumenbeinen. Heimath unbekannt. Ph. nudicaudata Gould ?). Von der Grösse des vorigen, mit merklich kürzerem Schwanze, ungemein kurzen gerundeten Ohren, kurzem, sehr dichten Pelze, oben bräunlichgrau, unten scharf begrenzt blassfalblich, die Schwanzwurzel dicht behaart, der übrige Schwanz nackt und wie die Soh- len fleischfarben. Am Cap York an der nördlichsten Spitze Neuhollands. 4. Dromicia. Der Schwanz mit kurzen anliegenden Haaren bekleidet, nur unten an der Spitze nackt, die Ohren von mittler Grösse, fast nackt, gerunzelt und hängend, die Zehen mit kleinen Nägeln, oben 3-++3, unten 4 + 3 Backzähne, Grösse sehr gering. Ph. nana Desm. ®%) Ein zierliches, nettes, munteres und harmloses Thierchen vom Habitus der Haselmaus und nur wenig grösser. Der Kopf ist breit, nach vorn zugespitzt, die kleinen Nasenlöcher halbkreisförmig, die Lippen weiss mit schwarzen Schnurren, die Augen sehr gross, vorragend, schwarz, die Ohren von ansehnlicher Grösse, völlig nackt, mäusefarben, der Rumpf breit und flach, der Pelz sehr weich und dicht, von röthlich- grauer Farbe, unten minder dicht, lichtgelblich grau, nach der Brust und den Seiten hin mehr gelb, Brust und Hals fahl, der Augenring schwärzlich, an der Basis der Ohren vorn ein dunkler Ring, hinten ein weisser Fleck. Die Breite des Leibes wird besonders durch eine seitliche auch an den Beinen herabziehende Hautfalte veranlasst, welche die Flatterhaut der fol- genden Gattung andeutet. Der Schwanz hat ziemlich Körperlänge und ist an der Wurzel sehr breit und dick, dann sich verdünnend, behaart bis an das Ende der Unterseite, ganz zum Greifen eingerichtet. Alle nackten Theile erscheinen fleischfarben. Die Färbung variirt eben nicht erheblich, bald unten licht rostbraun, bald weiss, gegen die Brust hin dunkler und trüb, die Rückenhaare mit russbräunlichen Spitzen ohne röthliche Beimischung, Das Weibchen hat 4 Zitzen in der Tasche. Die vordern Schneidezähne des Oberkiefers grösser und länger als bei den vorigen Arten, die beiden hintern dagegen sehr klein, die Eckzähne mässig, hinter der Intermaxıllar- naht gelegen, ihr folgen zwei kleine isolirte Lückzähne, dann der compri- mirte, zweiwurzlige, kegelförmige, der erste Mahlzahn ist der grösste, der dritte der kleinste, die untern Schneidezähne lang und spitzig, dahinter 3 bis 4 kleine Lückzähne. Am Schädel ist der Hirntheil überwiegend gross, der Gaumen mit 4 Oeffnungen, der Unterkiefer schlank, der hintere Win- kel spitzig ausgezogen, die Krallen der Zehen meist versteckt. Körper- länge höchstens 4 Zoll, Schwanz 34, Zoll. Auf Vandiemensland. Ph. concinna Wath.°) Zierlich und kleiner als die Haselmaus, von voriger Art besonders durch den an der Basis nicht verdickten und relativ kürzeren Schwanz unterschieden; der sehr weiche Pelz oben rostbraun 3) Gould. Ann. mag. nat. hist. 1850. VI. 139. 1) Desmarest, Mammal. 268; Waterhouse, Mammal. I. 309; Ph. giiriformis Bell, Transact. Linn. soc. XVl. 121. tb. 13; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Ill. 82; Dromi- cia gliriformis Gray, List Mammal. brit. Mus. 85; Gould, Mammal. Austral. 1. tb. 8. 5) Waterhouse, Mammal. I. 314. tb. 11. fig. 2; Dromicia concinna Gould, Mam- mals Austral. I. tb. 9. 700 | Unguiculata. Marsupialia. oder grau mit rostfarbener Mischung, unten und an den Füssen weiss, vor den Augen ein dunkler Fleck, der Schwanz mit kleinen bräunlichen Härchen bekleidet. Körperlänge höchstens 3Y, Zoll, Schwanz 3 Zoll. Am Schwanenflussdistrict und im südlichen Australien. Ph. Neili Wath. 6) Die kleinste Art ihrer Gattung, nur 2 Zoll und wenig mehr lang, der Schwanz 2!/, Zoll, oben hell blaugrau, auf dem Rücken stahlgrau, unten weiss, vor den Augen ein schwarzer Fleck. Die Schädelknochen sehr dünn, die Schläfenleisten undeutlich, die knöchernen Gehörblasen gross, der Jochfortsatz des Schläfenbeines durch innere Luft- zellen sehr erweitert, die hintern Gaumenlöcher doppelt, ein Paar oblonge und dahinter ein Paar runde, Von König Georgssund. Petaurus Shaw. Die Flugbeutler unterscheiden sich leicht von voriger Gattung durch die behaarte Flug- oder Flatterhaut an den Seiten des Rumpfes zwischen den vordern und hinlern Gliedmassen nach Art der Flugeichhörnchen und durch den ganz behaarten, nicht greifenden Schwanz. In ihrer äussern Erscheinung überhaupt haben die Flugbeutler viel Aehn- lichkeit mit den Flughörnchen. Ihr Pelz ist sehr weich und fein, ihre Schnauze zugespitzi, die Augen gross und vorstehend, die Ohren aufrecht, gross und zugespilzt, der sehr lange Schwanz buschig, bisweilen auch zweizeilig be- haart. Keine Art erreicht 2 Fuss Körperlänge, die meisten noch nicht halb soviel. Das Gebiss verhält sich im Wesentlichen. wie bei Phalangista. Die Zahl der ächten Mahlzähne schwankt zwischen 3 und 4, jeder mit 3 oder 4 scharfen Höckern. Lückzähne sind 1 bis 4 in jeder Reihe, unmittelbar ein- ander folgend oder isolirt, klein kegelförmig einwurzlig und comprimirt, höckerig, zweiwurzlig. Der untere Eckzahn fehlt häufig. Am Schädel ist der Antlitztheil relativ kurz, der Schnauzentheil meist stark abgesetzt, die Stirnleisten nach hinten nicht vereinigt, die knöchernen Gehörblasen gross mit sehr grossen Zellen im Jochfortsatz, die Stirn flach oder concav. Die Basis des Querfortsätzes am siebenten Halswirbel perforirt, der Atlas völlig verknöchert, der Epistropheus mit grossem Dorn. 12 Wirbel tragen Rippen, 7 sind rippenlos, 2 tragen das Becken, doch verwächst mit diesen bisweilen noch einer, 20 bis 28 bilden den Schwanz, von den Rippen die mittlern die breitesten, alle flach, das Brustbein fünfwirblig, das Schulterblatt ungleichseitig dreiseitig, die innere Brücke am untern Gelenk des Humerus oft durchbrochen, die Deltaleiste stark, die schlanken Unterarmknochen an einander: liegend, im Carpus das Erbsenbein sehr lang, das Becken auffallend klein, der obere Gelenkkopf des Femur ohne Hals zwischen beiden fast gleich grossen Trochanteren gelegen, Fibula frei beweglich, oben mit grossem Sesambein, das Gehirn ohne alle Windungen, der Darm kurz, die übrigen Organe ohne besondere Eigen- Ihümlichkeiten. Die Flugbeutler sind auf Neu Guinea und Neuholland beschränkt, wo sie auf Bäumen nach Art der Kusus leben. Nach Beschaffenheit ihres Ge- Fire der Ohren, Flughaut und des Schwanzes ordnen sie sich in folgende ruppen. man mans ne u eng nn rm, 6) Waterhouse, Mammal. I. 315. Carpophaga. Petaurus. 701 1. Petaurista. Ohren breit, kurz, rund und dicht behaart, Zehen der Vorderfüsse fast gleich lang, Flughaut nur bis zum Ellbogen reichend, oben 7, unten 6 Backzähne in ununterbrochener Reihe. P. taguunoides Desm.?) Der grosse Flugbeutler erreicht 20 Zoll Körperlänge und sein Schwanz bald etwas mehr, bald weniger. An dem kleinen Kopfe fällt die Kürze und Zuspitzung der Schnauze, die grossen Augen, die sehr breiten, aussen dicht behaarten Ohren auf. Der Pelz ist sehr lang und weich, am Schwanze buschig. Die vorn nur bis an den Ellbogen reichende Flughaut erstreckt sich hinten bis an die Wurzel des Daumens. Die Oberseite pflegt bräunlichschwarz zu sein, der Kopf mehr bräunlich, die Flughaut weisslich gesprenkelt, Schnauze, Kinn, Pfoten schwarz, Unterseite schmutzig weiss, der Schwanz schwarz oder bräunlichschwarz, an der Wurzel blasser, an der Unterseite gelblich. Es gibt ganz weisse und weisse mit grauer oder schwärzlicher Mischung. Die obern Schneide- zähne wie vorhin hinter einander, vorn in der Mitte durch eine Lücke ge- trennt, der dritte der kleinste und nur ebenso gross der Eckzahn. Der erste Lückzahn isolirt, klein, einfach kegelförmig, die beiden folgenden zwei- wurzlig, comprimirt über der dicken Basis, der eine zwei , der folgende dreihöckerig, die ächten Mahlzähne länger als breit, vierhöckerig, der letzte dreihöckerig. Die untern Schneidezähne sehr gross, an der Basis cylindrisch, scharfspitzig, dahinter bisweilen ein kleines Stümpfchen, vielleicht als Eck- zahn, der erste Lückzahn mit accessorischem Höcker, die Mahlzähne etwas schmäler als die obern, der letzte vierhöckerig; der Schädel ist relativ klein, die Jochbögen wenig abstehend, zwischen den Augenhöhlen stark verengt und oben tief concav (bei allen folgenden Arten flach), der Gaumen hinten tief ausgerandet, die Nasenbeine kurz. Die Zehen mit grossen, gekrümmten Krallen, die Rippen sehr stark, das Brustbein fünfwirblig. In Neusüdwales. 2. Belideus. Ohren lang und nackt, die beiden äussern Vorderzehen lang, die zweile und dritte verkürzt, der Daumen noch kürzer, die Flughaul bis zu den Zehen hinabreichend, der Schwanz buschig, oben 7, unten 8 Backzähne. P. australis Shaw ®) Der gelbbäuchige Flugbeutler ist um Vieles kleiner als voriger, hat aber einen langern Schwanz, und länglich ovale Ohren mit spärlicher Behaarung. Der Pelz ist lang und weich, oben meist graulich mit bräunlichgelber Mischung, an der Schnauze und um die Augen schwärzlich, die Ohren schwarz, längs des Rückens bis zur Schwanzwurzel ein breiter schwärzlicher Streif, die Flughaut düster mit gelblichem Rande, Brust und Bauch gelb, der Schwanz schwarz mit bräunlichgelb, hinter jedem Auge ein lichter Fleck. Diese Farben spielen jedoch in verschiedenen Tönen. Der Rückenstreif ist bisweilen schmal, auch Seitenstreifen stellen sich ein, das Braun wird lebhafter, ebenso das untere Gelb. 28 Schwanz- 7) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. XXV. 400; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 86. Tf. 144.b; Waterhouse, Mammal. I. 322. c. fig.; Owen, Todd’s Cyclopaed. Mar- supialia; Giebel, Odontogr. 42. Tf. 18. fig. 3; Didelphys Petaurus Shaw, gen. zool. I.b 496. tb. 112; Phillip, voy. 279. tb. 5; Petaurista taguanoides u. P. Peroni Desmarest, Mammal. 269. 8) Shaw, natur. miscell. 1791. tb. 60; Waterhouse, Mammalia I. 327; Didelphys petaurus Shaw, general zool. I.b 496. tb. 112; D. macrura Shaw, zool. New Holland 1. 33. tb. 12; Petaurus flaviventer Desmarest, mammal. 269; Gould, Mammal, Austral. I. tb. 3; Giebel, Odontogr. 42. Tf. 18. fig. 4. 702 Unguiculala. Marsupialia. wirbel, die mittleren Rippen die breitesten, der Oberarm mit sehr starker Deltaleiste. Körperlänge 14 Zoll, Schwanz 19 Zoll. Gemein in den Wäldern von Neusüdwales, nur während der Nacht- zeit munter und eilig von Ast zu Ast sich schwingend. P. sciureus Desm. ?) Höchstens 9 Zoll lang, mit 10 Zoll langem un- gemein buschigem Schwanze, mässig grossen, bräunlich fleischfarbenen und dunkeln spitzigen Ohren, sehr grossen, schwarz umringten Augen. Der ungemein weiche Pelz ist aschgrau mit schwarzem Streif von der Nasen- spitze über den Rücken bis zur Schwanzwurzel, am Rande der Flughaut weiss, an Kinn, Brust und Bauch weiss, am Schwanz schwarz, unter dem Auge ein schwarzer Fleck, die Zehen weiss behaart. 20 Schwanzwirbel, die Brücke über dem innern Condylus des Humerus durchbrochen, die Deltaleiste sehr stark. Gemein in den Wäldern von Neusüdwales. P. breviceps Wath. ) Der kurzköpfige Flugbeutler misst nur einen Fuss mit ebenso langem Schwanz und zeichnet sich besonders aus durch die Kürze des Kopfes, die mässigen, grossentheils nackten, schwarz und weissen Ohren, den cylindrischen, wenig buschigen, aschgrauen und schwarz- spitzigen Schwanz. Die obern Theile des Körpers sind aschgrau, der schwarze Rückenstreif wie bei voriger Art, die Flughaut oben schwärzlich mit weissem Rande, die Vorderpfoten schwarz, die hintern dunkelgrau, die Unterseite überall weiss. Das Gebiss stimmt im Wesentlichen mit dem der vorigen beiden Arten überein. Die vordern obern Schneidezähne sehr gross, doch hier und bei voriger schmaler als bei P. australis, der zweit® kleiner als der dritte, der Eckzahn comprimirt, spitz und scharfkantig, der erste Lückzahn von ähnlicher Gestalt, zweiwurzlig, mit Andeutung eines vordern und hinteren Höckers, der zweite klein, kurz, comprimirt, mit vorderem Höckeransatz, der dritte verdickt sich nach hinten, der erste ächte Mahlzahn ansehnlich grösser als die folgenden, die an Grösse abnehmen, jeder mit 4 abgerundeten Höckern, der letzte mit drei. Die untern Schneide- zähne lang, comprimirt, spitz, dahinter 4 kleine Lückzähne, deren vierter erst zweiwurzlig, die Mahlzähne alle vierhöckerig. In Newsüdwales. 3. Acrobata. Ohren mässig, aussen fein behaart, die breite Flughaut nur bis zur Handwurzel hinabreichend, der Schwanz zweizeilig behaart, oben 6, unten 7 Backzähne, wovon nur 3 ächte Mahlzähne. P. pygmaeus Desm.?) Dieser zierliche Flugbeutler wird nur 3Y, Zoll lang, und sein Schwanz erreicht noch nicht 3 Zoll. Er trägt einen kurzen weichen Pelz, oben von graubrauner, unten gelblichweisser Farbe. Die 9) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. XXV. 403; Gould, Mammal. Austral. I. 264; Waterhouse, Mammal. I. 331. c. fig.; Phillips, voy. bot. bay 151. tb. 17; Didelphys sciurea Shaw, zool. New Holland IV. 29. tb. 11. 1) Waterhouse, Mammal. 1. 334. — Gould unterscheidet Proceed. zool. soc. 1842 X. 11 einen Belideus ariel aus dem nördlichen Australien von Port Essington, der dieselben Grössenverhältnisse hat und nur getrennt wird durch die blassere Fär- bung oben und die gelbe Unterseite, die lichtgelblichen Pfoten und den blassgel- ben Rand der Flughaut. .2) Desmarest, nouv. dict. hist, nat. XXV. 405; Waterhouse, Mammal. I. 339; Dal OA 42. Tf. 18. fie. 5; Didelphys pygmaea Shaw, Zool. New Holland I. « W. 2, Entomophaga. 703 Augen sind schwärzlich umringt, die Ohren abgerundet, vorn dunkel, hin- ten weisslich, die zahlreichen langen Schnurren schwärzlichbraun, der Schwanz oben braungrau, unten lichter. Die Schädelknochen sind dünn und durchscheinend, der Hirntheil von überwiegender Grösse, das grosse Hinterhauptsloch sehr weit, der Gaumen unvollständig, ähnlich den Vögeln, der Eckfortsatz des Unterkiefers lang und spitz ausgezogen, nach innen gewandt. Die vordern obern Schneidezähne ansehnlich breit, dıe beiden folgenden viel kleiner, der mittlere der kleinste, der Eckzahn stärker als bei allen vorigen Beutelthieren, die drei Backzähne mit vorderm und hin- term Basalhöcker, alle zweiwurzlig, die drei Mahlzähne an Grösse abneh- mend, der letzte dreihöckerig, unten 2 kleine einfache Lückzähne und 2 zweiwurzlige hochkegelförmige mit hinterem Basalhöcker, die 3 Mahlzähne vierhöckerig. In Newsüdwales, besonders häufig am Port Jakson. Tl. Sarcophaga. Fleischfressende Beutelthiere. Die fleischfressenden Beutelthiere haben kleine, meisselförmige Schneide- zähne in grosser Zahl, oben 8 bis 10, unten 6 bis 8, stets starke kegel- förmige Eckzähne in beiden Kiefern, gewöhnlich 3 comprimirt kegelförmige Lückzähne und 4 mehr weniger scharfhöckrige Mahlzähne. Ihr Magen ist stets einfach und keiner oder nur ein unbedeutender Blinddarm vorhanden. Sie nähren sich theils von Insecten, theils von Wirbelthieren und bewohnen Amerika und Neuholland. Vierundzwanzigste Familie. Entomophaga. Die Beutelratten sind kleine und sehr kleine Beutelthiere, höchstens von Katzengrösse und bis auf die Dimensionen kleiner Mäuse herabsinkend. Ihre Schnauze ist mehr weniger zugespitzt, Augen und Ohren gross bis sehr gross, der Schwanz von sehr veränderlicher Länge, die Gliedmassen meist von nur wenig verschiedener Länge und die Pfoten fünfzehig, der Daumen bisweilen gegenseizbar. Den Weibchen einiger fehlt die Tasche, bei andern ist sie vorhanden und häufiger nach hinten als nach vorn geöffnet. Die Zahl der Zitzen ist veränderlich, doch meist ansehnlich. In der Zahnbildung tritt der Raubthiercharacter entschieden hervor, ob- wohl die Nahrung noch keinesweges ausschliesslich thierisch ist. _ Dieselbe besteht in Insecten, kleinen Amphibien und Vögeln und besonders deren Eiern, doch auch in Gesäme. Die Zahl der Zähne ist sehr beträchtlich, oben mit wenigen Ausnahmen 5+1+(3+4) und unen A+1+(+4). Die Schneidezähne bald kleiner, bald grösser, stumpfer oder schärfer, oben die beiden mittlern meist vergrössert, die Eckzähne ziemlich entwickelt, die Back- zähne mehr weniger spitz und scharfzackig, die Lückzähne zweiwurzlig, stark comprimirt, mit spitzen Hauptzacken und kleinen Basalhöckern, die obern Backzähne dreiwurzlig und dreiseitig, seltener vierseilig, die untern länger als breit, mit mittlerm scharfen Hauptzacken. Der Schädel ist meist sehr ge- streckt, mit ziemlich starken Leisten und Kämmen versehen, der Gaumen durchbrochen, .die Unterkieferäste schlank. Die Halswirbel mit sehr ent- wickelten Dornen, 13 rippentragende, 6 (5) rippenlose, 1 bis 3 Kreuz- und 18 bis 34 Schwanzwirbel. Der Oberarm oft mit perforirter Olecranongrube 704 Unguiculata. Marsupialia. und unterer innerer Knochenbrücke, die Unterarm- und Unterschenkelknochen getrennt. Von den weichen Theilen ist der stets einfache Magen und der kleine Blinddarm zu erwähnen. Die Beutelratten leben theils auf Bäumen, theils am Boden und in Erd- löchern. Sie verbreiten sich über Amerika und Neuholland, während der tertiären Epoche auch in Europa. Ihre generischen Differenzen treten ziem- lich markirt hervor. Tarsıpes Gerv. Diese Gattung weicht merkwürdig von dem Familientypus ab, theils ganz eigenthümlich, theils den Phalangisten sich annähernd und so die Sar- kophagen mit den Phytophagen verbindend. In der Körpergrösse übertrifft sie die kleinsten Phalangisten nicht, hat eine schlanke zugespitzte Schnauze, eine nackte Muffel, kleines Maul und eine lange, dünne, zugespilzte, wurm- förmige Zunge, grosse vorstehende Augen und Ohren und einen sehr langen Rattenschwanz. Ihre Hinterbeine sind wenig länger als die vorderen, diese mit fünf kleinen, schwach benagelten Zehen, von den hintern der Daumen gegensetzbar, verlängert, nagellos, die zweite und dritte verkürzt, vereinigt mit spitzigem aufrecht stehenden Nagel, die vierte um das doppelte länger und wie die viel kürzere fünfte schuppig benagelt. Das Weibchen hat 4 Zitzen in einer ausgebildeten Tasche. Das höchst eigenthümliche Gebiss besteht oben aus 2+1 +4 Zähnen, unten aus 1 +0 +3. Die Backzähne sind sehr klein, stumpf, einspitzig, durch Lücken von einander getrennt und so hinfällig, dass oft gar keiner vorhanden ist. Der nur oben vorhandene Eckzahn ist stärker und nicht hin- fällig, wenigstens bisjetzt stets beobachtet. Die kleinen obern Schneidezähne sind wiederum sehr hinfällig und fehlen daher häufig, die untern dagegen sind sehr verlängert, stark comprimirt, messerförmig, zugespitzt und horizontal im Kiefer gelegen, sie fehlen niemals. Der Schädel ist im Verhältniss zum Körper von sehr bedeutender Grösse, aber seine Knochen papierdünn und durchscheinend. Der Schnauzentheil überwiegend verlängert und zugespitzt, der Hirntheil nur ein Drittheil der Totallänge einnehmend, kuglig und glatt, ohne Leisten und Kämme, das Zwischenscheitelbein sehr gross, die Stirnbeine klein, zwischen den Augenhöhlen stark verengt, das Thränenbein von mässi- ger Grösse und perforirt, der Jochbogen zart und kurz, die Nasenbeine ver- längert, nach hinten erweitert, die knöchernen Gehörblasen sehr gross, der Gaumen concav, hinten durchbrochen, die Unterkieferäste schmal, dünn und gerade, ohne Kron- und Winkelfortsatz. Der Körper des Atlas knorplig, der Epistropheus mit mässigem Dorn, der 3. bis 8. Halswirbel dornenlos, der 7. mit kleinem Dorn, 13 Wirbel tragen Rippen, alle mit dünnen Dornen, die bis zum 8. geneigt, dann bis zum Kreuzbein senkrecht stehen, 5 rippen- lose Lendenwirbel mit kurzen Fortsätzen, 3 Kreuzwirbel tragen das Becken, 34 Schwanzwirbel, z. Th. mit untern Elementen, das Brustbein sechswirblig, das Schulterblatt mit sehr hoher hinter der Mitte gelegener Gräte und langem fadenförmigen Acromion, oblong mit schmalem Halse, Schlüsselbein lang und dünn, der Oberarm schlank mit sturnpfer Deltaleiste, unten ohne Perforation, mit starker äusserer Leiste, Unterarmknochen sehr nah an einander liegend, Olecranon gross, das Becken schlank, die Beutelknochen klein, der Ober- schenkel mit kurzhalsigem Gelenkkopf, Kniescheibe vorhanden, Fibula nur am untern Ende an der Tibia anliegend, Tibia stark comprimirt, die Füsse Entomophaga. Tarsipes. Cheironectes. 705 ' phalangistenähnlich. Der Magen klein und einfach, sehr dünnwandig, der Darm kurz, Blinddarm nur 8 Linien lang. | Die einzig bekannte Art bewohnt die Westküste Australiens. T. rostratus Gerv.?) Erreicht nur 3U, Zoll Körperlänge mit etwas längerem Schwanze, der mit kleinen steifen Härchen bekleidet und schup- pig geringelt ist. Das kurze anliegende straffe Haarkleid ist grau, oben mehr weniger rostig, unten gelb, vom Scheitel über den Rücken zur Schwanz- wurzel läuft ein schwarzer Streif, an den Körperseiten ein rostbrauner; die zahlreichen Schnurren schwarz, die dünnen Härchen der abgerundeten ' Ohren innen gelblich, aussen dunkel; bisweilen erscheint die Unterseite des Körpers weiss, die Seiten gelblich. Das Männchen ist etwas kleiner als das Weibchen. | Der Tait verbreitet sich vom Schwanenfluss bis König Georgssund ' und führt eine nächtliche Lebensweise. Er klettert geschickt und bedient sich dabei seines Greifschwanzes. Seine Nahrung scheint in Honig zu bestehen, den er mit seiner langen wurmförmigen Zunge aus den Blüthen holt, mehr noch in Fliegen, Motten und andern weichen Insecten. Er wird sehr leicht zahm und zutraulich, Cheironectes 1. | Dieses einzige wasserbewohnende Beutelthier zeichnet sich von den äch- ten Beutelratten hauptsächlich nur durch den Bau seiner Füsse aus. Die Vorder- und Hinterfüsse sind” fünfzehig, die vordern Zehen mit kleinen sehwachen kurzen Krallen, welche so in die Ballen eingesenkt sind, dass sie den Boden nicht berühren, der Daumen ist verlängert und hinter ihm befin- ' det sich gleichsam als sechste Zehe ein knöcherner Fortsatz, der von der Verlängerung des Fersenbeines herrührt. Die Hinterfüsse sind merklich grösser und die Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Ihre Krallen stark, lang und sichelförmig. Der Kopf ist merklich kleiner als bei voriger Gattung, doch die Schnauze noch sehr zugespitzt, die Augen mässig, die Ohren gross, ' oval und kahl, der Schwanz sehr lang, nur an der Wurzel kurz und dicht ' behaart, übrigens mit rhombischen Schüppchen bekleidet. Der Pelz ist kurz, ' dicht und wollig. Das Weibchen hat einen vollständigen Beutel, das Männ- chen einen dicht und filzig behaarten Hodensack. Die Zahnbildung gleicht sehr der von Didelphys. Die beiden mittlern obern Schneidezähne sind länger als die seitlichen, die untern breiter. Der erste kleine Lückzahn steht in beiden Kiefern unmittelbar hinter dem Eck- ' zahn, ist aber wie der zweite kegelförmig und zweiwurzlig. Von den drei | ‚ächten Backzähnen ist der erste obere länger als breit, mit vier scharfen ı Zacken, der zweite ist grösser und breiter, der dritte klein. Die untern Backzähne sind schmäler, mit mittlerm Haupthöcker und vorderem und hin- ' 'terem Nebenhöcker. So bei jungen Thieren,- ausgewachsene dagegen haben in jeder Reihe 3 Lück- und 4 Backzähne, den Eckzahn, oben 5, unten 4 Schneidezähne. Von der innern Organisation ist nur bekannt, dass der Schwanz 30 Wirbel hat, die Handwurzel aus 8, die Fusswurzel aus 7 Knochen besteht, das Erbsenbein lang kegelförmig ausgezogen ist, 7 wahre, 6- falsche 3) Gervais, magaz. zool. 1841. tb. 35—37; Gould, Mammal. Austral. tb. 1. fig.1; Waterhouse, Mammal. I. 345. tb. 11. fig. 1; Giebel, Odontogr. 41; T, Spenserae Gray, Ann. magaz. nat. hist. 1842. IX. 40. Säugethiere, 45 706 Unguiculata. Marsupialia. Rippenpaare, das Brustbein nur vierwirblig, das Schlüsselbein sehr dünn und lang, am Oberarm unten die innere Knochenbrücke vorhanden ist. Der Schwimmbeutler bewohnt in nur einer Art Brasilien und Guiana in der Nähe von Flüssen und Bächen, aus denen er seine Nahrung, Fische, Krebse und andere Wasserbewohner holt. Ch. minimus *%). Erreicht etwa einen Fuss Länge und ebensoviel der Schwanz. Der weiche, glatte, anliegende Pelz enthält zerstreute, längere und derbere Grannen. Die sehr langen und starken Schnurren sind grössten- theils weiss, die obern schwarz, die grossen Ohren sehr fein behaart, fast nackt. Das schön aschgraue Colorit des Rückens ist scharf abgesetzt von dem reinen Weiss der ganzen Unterseite. Sechs schwarze breite Quer- binden liegen auf dem grauen Grunde und zwar eine im Gesicht, eine auf dem Scheitel, eine an den Vorderbeinen, die vierte auf dem Aücken, die fünfte auf der Lendengegend, die sechste am Kreuz. Eine schwarze Längs- linie in der Mitte des Rückens verbindet sie. Ohren und Schwanz sind schwarz, die Schwanzspitze fleischfarben, die Pfoten oben hellbraun, die Sohlen dunkelbraun, die Nase schwarz, die Iris dunkelbraun. Das Weib- chen wirft 5 Junge. Didelphys L. Die Beutelralten haben ganz den Habitus der gemeinen Ratten, einen elwas gestreckten Körper auf niedrigen Beinen, einen sehr zugespitzten Kopf mit starken Schnurren und grossen, abgeruhdeten, nackten oder nur sehr fein behaarten Ohren, nackte Nase mit halbrunden Nasenlöchern und einen beschupplen Schwanz von geringer bis ansehnlicher Länge. Letztrer ist drehrund, kräftig, stels eingekrümmt, nur an der Wurzel behaart, weiterhin ' zwischen den rautenförmigen Schüppchen mit mehr weniger spärlichen Haa- ren. Von den fünf vorderen Zehen ist die mittlere die längste, die andern paarig kürzer, jede mit einem breiten runden Ballen endend, der den feinen spitzen nicht überragenden Nagel trägt. Die hintern Zehen sind viel länger, der Daumen frei abgesetzt, sehr breit, mit grossem kreisrunden Endballen und nagellos, die andern schlanker, mit scharfer, spitzer Kralle, die vier Sohlenballen schwächer als vorn. Der Pelz besteht aus weichem gekräusel- ten Wollhaar und längeren starren Grannen. Die Weibchen haben eine vollkommene Tasche oder nur seitliche Bauchfalten und zahlreiche (9 bis 13, eine in der Mitte der übrigen kreisförmig gestellten) Zitzen. : | Die obere Zahnreihe besteht aus 5+1+(3 +4), die untere aus 4+1+(6+4). Von den obern Schneidezähnen pflegt der erste verlängert zu sein und durch eine Lücke von den übrigen getrennt, doch sind alle klein, cylindrisch, die untern von fast gleicher Grösse oder etwas abnehmend. Die ' Eckzähne sind lang, stark gekrümmt und comprimirt, die obern länger, oft init hintrer Kante. Die Lückzähne tragen einfach kegelförmige Kronen auf zwei Wurzelästen, der erste isolirt und sehr klein, der dritte dick und wie schon der zweite mit kleinem Basalhöcker. Die obern Mahlzähne sind drei-, 4) Lutra minima nt geogr. Gesch. II. 317; Boddaert, elenchus J. 165; Buffon, Hist. nalffr. suppl. Ill. 159. tb. 22; Lutra sarcovienna Shaw, general Z00l. 1.b 447; Chironectes varieyatus Nliger, Abhdl. Berlin. Acad. 1811. 107; Prodr. syst. Mammal. 76; A. Wägner, Münchn. Abhdl. V. 157; Fr. Cuvier, dents mammif. 75; Owen, Odonlogr. 381; Waterhouse, Mammal. I. 532. tb. 17. fig. 1; Ch. yapok Desmarest, Mammal. 261; Ogilby, Proceed. zool. soc. IV. 56; Didelphys palmata Fischer, Synops. Mammal. 266; Burmeister, Säugeth. Brasil, 133. Entomophaga. Didelphys. 707 die untern zweiwurzlig, jene dreiseitig, aussen mit zwei Haupthöckern und kleinem hintern Nebenhöcker, innen mit je zwei sehr ungleichen Höckern, der erste und letzte Zahn kleiner als die mittlern; die untern mit je drei vordern Zacken und zweien hintern kleinen Höckern. Wenn die Jungen den Beutel verlassen haben sie die sehr kleinen Milcheckzähne und oben 4, unten 5 Milchbackzähne. Der Schädel der Beutelratten ist langgestreckt und schmal, in der Augen- höhlengegend sehr verengt, oft ohne Orbitalfortsätze, der Hirntheil sehr klein, der Pfeilkamm bei den grössern Arten sehr stark, das H'nterhaupt sehr niedrig und kantig, der Jochbogen hoch, die schmalen langen Nasenbeine spitzwinklig in die Stirnbeine eingreifend, die Verbindungsnaht dieser mit dem Alter ver- schwindend, die Gaumenbeine hinten mehrfach perforirt, der hintere Winkel des Unterkiefers spilz ausgezogen. Die Halswirbel mit sehr hohen und dicken Dornen, die Basis des Querforlsalzes am siebenten nicht perlorirt. Rippentragende Wirbel sind 13 vorhanden, 6 rippenlos, 2 irn Kreuzbein und 25 bis 31 im Schwanze. 7 wahre, 6 falsche Rippenpaare. Das Manubrium des Brust- beines comprimirt und verlängert. Der Oesophagus tritt eine kurze Strecke hinter dem Zwergfell in den Magen und enthält im untern Theil bisweilen Querfalten. Der einfache Magen ist querelliptisch, der Blinddarm sehr kleiu, die Leber dreilappig mit Neben- lappen, Pancreas und Milz gross, die rechte Lunge zwei- oder dreilappig, die linke zweilappig oder ungetheilt, die Eichel des Penis tief zweilappig, die Scheide der Weibchen faltenlos, die Glitoris gespalten, das Gehirn ohne Windungen, die Wurzel des Riechnerv stark verdickt. Die Begattnngszeit fällt in den Winter und die Weibchen scheinen kaum drei Wochen zu tragen. Die unbeholfenen, nackten und blinden Jungen bringt die Mutter gleich nach der Geburt mit ihrer Schnauze in den Beutel, wo sie sich an den Zitzen fest ansaugen und hängen bleiben bis sie ausgetragen sind. Die Zitze schwillt keineswegs im Munde des Jungen knopfförmig an. Bei den Arten mit blossen Hautfalten schwellen diese schon während der Trächtigkeit bedeutend an und legen sich zu einer Tasche zusammen. Die. Beutelratten erreichen höchstens Katzengrösse, viele haben nur die Dimensionen der gemeinen Ratten und selbst geringere. Sie sind nächtliche Thiere und ruhen bei Tage in ihren Verstecken. Des Nachts streifen sie umher und jagen Geflügel, Amphibien und grosse Insecten, so dass sie theils den Schaden unsrer Marder, theils den Nutzen unsrer Igel haben. Zu ihrem Aufenthalt wählen sie Wälder und buschige Gegenden, klettern aber trotz ihres freien Daumens und des einrollbaren Schwanzes gerade nicht behend. Man fängt sie theils in Fallen, theils setzt man ihnen Brantwein vor, den sie lieben, und betrunken werden sie leicht überrumpelt. Die Arten verbreiten sich über Süd- und Nordamerika und sind bereits in sehr beträchtlicher Anzahl unterschieden worden, freilich nicht alle mit genügender Sicherheit. Nach der Beschaffenheit des Beutels, Pelzes und des Schwanzes ordnen sie sich in folgende Gruppen. 1. Bauchtasche vollkommen und weit. a) Der Pelz mit sehr langen starren Grannen, a) Die Grannen schwarz. D. cancrivora Gm.®) Diese grösste brasilianische Beutelratte, von 9) Gmelin, Linn. syst. I. 108; A. Wagner, Schreb. Säugeth. III. 41; Waterhouse, 457 708 Unguiculata. Marsupialia. 1'/; Fuss Körperlänge mit 15 Zoll langem Schwanze, zeichnet sich durch seine über 3 Zoll langen tief schwarzbraunen Stachelhaare von den folgen- den Arten aus. An der Wurzel sind diese steifen Grannen hell, schmutzig gelblichweiss wie das feine weiche und lockere Wollhaar, welches in der Mitte ochergelb und an der Spitze ebenfalls dunkelbraun. An den Seiten herab. tritt das Schwarz mehr zurück und der Bauch ist bräunlichgelb bis gelblichweiss. Das kürzere Kopfhaar ist schwarzbraun, über dem Auge und bis zum Ohr hinziehend ein gelblicher Fleck, die Ohren schwarz, die Nase braun, die Pfoten schwarz, die Wurzelhälfte des Schwanzes schwarz, die Endhälfte weisslich. Die Jungen haben, obwohl ihnen die Stachelhaare noch fehlen, die Färbung der Alten. Der Schädel ist sehr gestreckt und schmal, stark verengt in der Augenhöhlengegend, Stirn- und Jochbeine mit kleinem Orbitalfortsatz, die Gehörblasen sehr klein, der Gaumen jederseits mit einer spaltenförmigen und zwei ovalen Oefinungen, die Foramina in- cisiva spaltenförmig und bognig; die Dornen des 2. bis 6. Halswirbels bil- den einen sehr hohen und starken Knochenkamm, der 7.Dorn kürzer und schmäler, die Rückendornen anfangs hoch mit breiten Basen, vom 8. an wieder niedriger und die ganze Länge des Wirbels einnehmend, so dass sie bis zum Kreuzbein hin wieder einen Kamm bilden, die 31 Schwanz- wirbel lang, vom 4. an mit untern Dornen, die Ecken des Schulterblattes völlig abgerundet, die Gräte mittelständig mit sehr breitem Akromion, das Schlüsselbein stark gekrümmt, die Gliedmassenknochen sehr schlank. Der Krabbenbeutler verbreitet sich durch Brasilien und Guiana, klettert auf Bäumen und läuft am Boden umher, besonders in der Nähe von Sümpfen, die ihm Krabben liefern, ausserdem stellt er aber auch den Hühnern und Tauben nach, deren Eier er sehr liebt, frisst auch Reptilien und Insecten. Die Indianer essen sein Fleisch. ß) Die Grannen weissspitzig oder ganz weiss. aa) Die Ohren schwarz. D. virginiana Shaw ®). Die virginische Beutelratte übertrifft die vo- rige noch an Grösse, indem sie nahezu 2 Fuss Körperlänge erreicht, hat jedoch einen relativ kürzeren Schwanz. Das sehr lange, weiche und lockere Wollhaar ist schmutzig gelblichweiss mit schwarzen oder braunen Spitzen, die längern Grannen dagegen weissspitzig. Unterseite und Kopf sind weiss, nur stellenweise mit leichtem rostigen Anfluge, von der Stirn bis zum Nacken ein undeutlicher Streif, der Augenring dunkelbraun, die grossen Öhren schwarz mit gelblicher oder weisser Spitze, die Beine dunkelbraun, der Schwanz in der Wurzelhälfte schwarz, dann weiss. Es kommen ganz weisse Exemplare vor mit schwarzen Ohren und braunem Augenfleck. Der Schädel ist stark, die Gegend zwischen den Augenhöhlen wenig ver- Mammal. I. 473; Giebel, Odontogr. 41; Burmeister, Säugeth. Brasil. 129; D. marsu- pialis Linne, syst. nat. 1. 71; Schreber, Säugeth. III. 536. Tf. 145, Temminck, Mo- nogr. Mammif. I. 32. tb. 5; Buffon, Hist. nat. suppl. Ill. 272. tb. 54; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 31. 6) Shaw, gener. zool. I.b 473. tb. 107; Waterhouse, Mammal. I, 465; Owen, Todd’s Cyclop. Marsupial. fig. 116. 118 (Gehirn); Deslongchamps, Mem. soc. Linn. Normandie 1842. VII. 37; Geoffroy, Ann. sc. nat. 1824. II. 121; Giebel, Odontogr. 41. TI. 17. fig. 12; Opossum Pennant, synops. Quadrup. 204. tb. 31. fig. 1; Buflon, Hist. natur, suppl. VIl. 240. 242. ib. 33. 34; Fr. Cuvier, Mammif. 1. livr. 8. 16; D. marsupialis Schreber, Säugeth. II. Tf. 145. Entomophaga. Didelphys. . 109 engt, der Pfeilkamm stark und hoch, Stirnbeine mit Orbitalhöcker, Joch- bogen gekrümmt, Nasenbeine nach hinten mehr erweitert, die Theile des Hinterhauptes noch im vorgerückten Alter nicht verwachsen, ebenso die Knochen der Schläfengegend, der Dorn des Epistropheus ungemein hoch, Schwanzwirbel 22, Gebiss nicht eigenthümlich. Der Oesophagus hinten mit innern Querfalten. Das Weibchen wirft 12 bis 16 Junge nach 14tägi- ger Tragzeit. Bewohnt Mexiko und die südlichen Provinzen der Vereinten Staaten und stellt besonders den Vögeln und ihren Eiern nach. D. californica Benn.?) Die californische Beutelratte hat ganz schwarze Ohren. Ihr Pelz ist schwarz oder braunschwarz, am Grunde schmutzig weiss, die längeren Grannen weiss, der Kopf braun mit dunklem Stirn- streif, im Uebrigen der vorigen Art gleich. Körperlänge 17 Zoll, Schwanz 14 Zoll. Bewohnt Californien und Mexiko. D. breviceps Benn.®) Unterscheidet sich leicht durch den kürzeren Kopf von vorigen Arten; das lange weiche Wollhaar ist, wiederum am Grunde weiss, übrigens schwarz, die längern Grannen ganz weiss, der Kopf braun, von den Augen bis zu den Ohren ein schwarzer Streif, da- runter ein weisser Fleck, die Ohren schwarz mit weisser Spitze, die Beine schwarz, der Schwanz wie vorhin. Körperlänge 14 Zoll, Schwanz 12 Zoll. In Californien. D. aurita Wied.?) Die langöhrige Beutelratte ist durch ihre grossen, fast scheibenförmigen, einfarbig. schwarzbraunen, ganz nackten, warzig chagrinirten Ohren characterisirt. Die nackte Nase ist fleischroth, das Ge- sicht gelblich, die Lippen rein weiss und mit langen schwarzen Schnurren. Vom Nasengrunde zieht sich ein brauner Streif zum Hinterkopf und ein ähn- licher läuft von der weissen Oberlippe durch das Auge zum Öhre hin; die Kehle ist bräunlich, Vorderhals und Bauch gelblich, am Unterhalse ein weisser Fleck, der Nacken braun, an den Körperseiten mit gelbem Schein unter Braun, die Beine braun. Die besonders am Hinterrücken und Kreuz sehr reichlichen langen Stachelhaare sind rein weiss, am Vorderrücken sind einige schwarzbraun, andere mit weisser Binde vor der Spitze In der Jugend haben auch die hintern Grannen grösstentheils braune Färbung. Der Schwanz schwarz, in der Endhälfte weiss. Das Weibchen hat 9 Zitzen. Körperlänge 22 Zoll, Schwanz 14 Zoll. Lebt in Wäldern und Gebüschen Brasiliens und besucht auch die Ge- höfte, um Eier und Geflügel zu stehlen. ßß) Die Ohren weiss oder grau. D. Azarae Tem. !) Die Azara’sche Beutelratte ist der vorigen sehr — 7) Bennet, Proceed. zool. soc. 1833. I. 40; Waterhouse, Mammal. I. 476; D. prui- nosa A. Wagner, Wiegm. Archiv 1842. VIll. 358. 8) Bennet, Proceed. zool. soc. 1833. I. 40; Waterhouse, Mammal, I. 478. 9) Prinz Max zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. ll. 395; Burmeister, Säugeth. Bra- siliens 130. 1) Temminck, Monogr. Mammif. I. 30; Waterhouse, Mammal. I. 470. tb. 18. fig. 2; Martin, Proceed. zool. soc. 1834. U. 101; Giebel, Odontogr. 41. Tf. 17. fig. 10; Micour& premier Azara, Quadrup. Parag. I. 244; D. leucotis A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 127. — Diese Art ist trotz der angeführten Differenzen mehrfach mit D. aurila verwechselt worden. 710 | Unguiculata. Marsupialia. ahnlich, wird jedoch nur 14, Fuss lang mit ebenso langem Schwanze und hat noch ziemlich grosse, ovale und ganz weisse oder nur am Grunde schwarze Ohren. Kopf und Hals sind weiss, zwischen den Augen beginnt ein schwarzer Streif und läuft mit zunehmender Breite auf den Hinterkopf, der Seitenstreif beginnt vor den Augen und läuft bis zu den Ohren. Die sehr langen Schnurren sınd z. Th. weiss, z. Th. schwarz. Die Brust gelb- lich oder rostbraun, der Bauch schmutzig braungrau, das weiche lockere Wollhaar der obern Theile am Grunde schmutzig gelblichweiss, aussen schwarz, doch leuchtet die helle Grundfarbe auf dem Rücken etwas, an den Seiten stark durch. Die langen und zahlreichen Grannen sind rein weiss, die Beine schwarz. Gebiss nicht eigenthümlich. Diese wie die vo- rigen Arten verbreiten einen durchdringend unangenehmen Geruch. Das Weibchen wirft nach 25 Tagen mehre Junge, die nur Y, Zoll lang sind. Sie bleiben fast 2 Monate lang in dem Beutel. Bewohnt Brasilien, Paraguay, Bolivia, sowohl buschige als offene “Ge- genden und liebt besonders das Blut frischer Vögel und deren Eier. D. albiventris Lund ?). Die weissbäuchige Beutelratte bleibt kleiner als alle vorigen, nur fusslang mit etwas kürzerem Schwanze und hat einen rein weissen Bauch und weisslich fleischfarbene, am Grunde schwarze Ohren. Die feinen zarten Wollhaare sind weisslich ‘mit dunkelbrauner Spitze, die langen Grannen grösstentheils ganz weiss, nur die im Nacken und ein- zelne an den Beinen und der Schwanzwurzel schwarz. Der Kopf bis über die Ohren hinaus rein weiss, ein schwarzer Streif von der Stirn bis zum Nacken, ein grauer von der Oberlippe durch das Auge zum Ohr. Die nackte Nase fleischfarben,, die langen Schnurren schwarz, ebenso die Pfoten. Die Schwanzwurzel buschig behaart, die Endhälfte weisslich fleischfarben, In den offenen Gegenden von Minas Geraes. b) Der Pelz kurz und weich, ohne lange starre Grannen. D. quiea Tem. ?) Der Quica trägt ein kurzes straff anliegendes Haar- kleid, dessen längere Grannen nicht besonders hervorstechen. Sein Colo- rit ist oben braungrau schwach silberweiss gewellt durch die weissspitzigen Grannen, an den untern Theilen gelblichweiss, in den Weichen schön gelb, und der Hodensack röthlichgelb; die Stirn dunkel bis schwarz, über jedem Auge ein grosser weisser Fleck, die nackte Nase fleischroth, die Ohren dunkelgrau, die langen Schnurren schwarz, die spärlich behaarten Pfoten oben grau, die Zehen weisslich, unten fleischfarben, der Schwanz am Grunde stark behaart, dann feinborstig, bis über die Mitte hinaus dunkel schwarz- grau, dann weisslich fleischfarben. Das Weibchen ist auf dem Rücken dunkelbraun, am Bauche rostfarben, auf der obern Kopfseite schwärzlich mit drei grossen weissen Flecken. Die Jungen mehr braun als die Alten. Körperlänge bis 14 Zoll, Schwanz ebensolang. In Brasilien, Guiana und Surinam. D. nudieaudata Desm.*) Die nacktschwänzige Beutelratte hat die Grösse | 2) Lund, k. danske vid. selsk. Afh, VIl. 236; Burmeister, Säugeth. Brasil. 132; CGariqueya Marcgraf, Brasil. 222; D. poeeilotis A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 126. ... 9) Temminck, Monogr. Mammif. I, 36; Waterhouse, Mammal. 1.480; Burmeister, Saugelh. Brasil. 136, 4) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. IX. 424; Waterhouse, Mammal. I. 482; Ranzani, novı comm. Bonon. 1834. 1. 183; D. myosurus Temminck, Monogr. Mammif. I. 48; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. Il. 400. Entomophaga. Didelphys. it und Schwanzlänge des Quica und trägt einen sehr kurzen dichten wolligen Pelz, der an den obern Körperseiten graubraun mit rothgelven Haarspitzen gemischt, an den untern gelblichweiss ist. Scheitel und Stirn sind schwarz- braun, Nase und Ohrgegend graubraun, die grossen ziemlich nackten Ohren, die Augen schwarzbraun umringt und darüber ein hell rothgelbes Fleck- chen, die Füsse etwas glänzend fahl graubraunlich, der Schwanz graubraun, am Ende weisslich. Der Schädel unterscheidet sich von dem des (uica durch relativ geringere Grösse, durch stärkere Erweiterung der Nasenbeine nach hinten, durch nur 4 statt $ Gaumenlöcher, deren,erstes Paar über- diess viel kleiner. In Brasilien und Guiana, D. opossum L.?) Das Opossum erreicht noch nicht einen Fuss Länge und hat wiederum einen körperlangen Schwanz. Sein kurzer Pelz ist auf den obern Theilen rostgelb, unten gelblichweiss, am Kopfe ziemlich lebhaft roströthlich mit weissem Fleck über jedem Auge und einem ähnlichen da- hinter, Die Ohren sind oval und nackt, die Unterseite des Kopfes weiss, der Schwanz bisweilen etwas länger als der Körper ist weiter behaart als bei vorigen Arten, braun mit weisser Spitze, Das Weibchen ist etwas grösser als das Männchen. Häufig in Guiana, selten in Brasilien. D. philander L.°) Der Faras zeichnet sich durch die Kürze des Kopfes, die stumpfe Schnauze, den tiefen Einschnitt zwischen den Nasenlöchern und den den Körper an Länge übertreffenden, an der Wurzel lang be- haarten Schwanz aus. Die weissen Flecke über den Augen fehlen, dage- gen läuft ein brauner Längsstreif von der Nase zum Hinterkopf und jeder- seits ein ähnlicher von der weisslichen Schnauze durch das Auge. Der Rücken ist gelblich rostfarben, die Seiten rostgeib, der Grund des Pelzes- aber grau, die ganze Unterseite lichtgelb, die Füsse sparsam und blass behaart, der nackte Schwanztheil erst braun, dann braun und gelblichweiss gefleckt, an der Spitze gelblichweiss; die langen Schnurren braun. Der Zungenrand mit einigen Reihen fleischiger Franzen, bei dem Opossum mit nur einer Reihe. Körperlänge bis 11 Zoll, Schwanz etwas länger. Bewohnt Guiana. 2. Weibchen mit blossen seitlichen Bauchfalten statt der Tasche; der Pelz wollig und weich. a) Der Schwanz länger als der Körper und auf der Oberseite bis zur Mitte behaart. D. derbiana Waterh. ?) Diese Art steht dem Faras zunächst, ist nur 5) Linne, syst. natur, XU. I. 72; Schreber, Säugeth. Ill. 537. Tf. 146.ab; Tem- minck, Monogr. Mammif. I. 41; Waterhouse, Mammal. I. 485; Buffon, Hist. nat. X. 279. tb. 45. 46. 6) Linne, syst. natur. XII. 1. 72; Schreber, Säugeth. ll. 541. Tf. 147; Temminck, Mouogr. Mammif. I. 43. tb. 6; Waterhouse, Mammal. I. 487; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 130; Cayopollin Buffon, Hist. nat. X. 350. tb. 55. — A. Wagner unter- scheidet |. c. 134 einen D. dichrura durch geringere Grösse, mit körperlangem Schwanz und schwarzen Flecken nur auf dessen Oberseite, Differenzen, welche bei der übrigen Identität eine selbständige Species nicht begründen, denn die Schwanz- länge variirt nicht blos bei D. Philander (beim Weibchen kürzer, beim Männchen länger als der Körper), sondern auch bei andern Arten und schwarze Flecke statt brauner auf dem: schuppigen Schwanzlheile sind etwas ganz zufälliges. 7) Waterhouse, Natural. Librar. Xl. 97. tb. 2; Mainmal. I. 495; D. ornatus v, Tschudi, Fauna peruan. | | \ | I 712 Unguiculata. Marsupialia. wenig grösser, mit merklich längerem Schwanze und überdiess durch einen silbergrauen Rückenstreif und weisse Vorder-, dunkle Hinterbeine, sowie durch mehr gedrungenem Körperbau unterschieden. Der mässig lange Pelz der obern Körpertheile ist lichtbräunlich rostfarben, die ganze Unterseite schmutzig weiss, der Kopf bräunlichgrau mit braunem rein hell- grau eingefasstem Streif von der Schnauzenspitze bis zu den Ohren, die Augengegend braun, der Rand der Oberlippe weiss, die mässig grossen Ohren nackt und hellfarbig, der graue Rückenstreif beginnt zwischen den Schultern und erreicht die Schwanzwurzel nicht, ein zweiter blassgrauer Streif liegt an der Seite desLeibes und ein dritter auf den Hinterschenkeln ; die Behaarung auf der Oberseite des Schwanzes ist trüb braun, auf der Unterseite schmutzig weiss, der nackte Schwanztheil hellbraun mit dunkel- braunen Flecken. Körperlänge etwa 13 Zoll, Schwanz 17 Zoll. Bewohnt Peru. D. lanigera Desm. ®) Die wollige Beutelratte unterscheidet sich von den vorigen Arten besonders durch ihren längern weichen und wolligen Pelz von lichtbrauner Farbe, welche an den Seiten herab noch heller wird und an der Unterseite in weisslich übergeht, um die Augen herum, an der Aussenseite des Halses und der Beine aber ins röthlichbraune. Von der Schnauze bis zum Scheitel verläuft ein schwarzer Streif und längs der Unterlippe ein feiner weisser Saum. Die etwas schlaffen Ohren sind veil- chenblau. Die Behaarung des Schwanzes bedeckt ?/, der Oberseite, und etwa nur ein Drittel der Unterseite, das nackte Enddrittel ist weisslich. Uebrigens ist der Schwanz abweichend von allen vorigen Arten dreikantig durch Hervortreten der kräftig entwickelten Quer- und Dornfortsätze seiner Wirbel. Männchen und Weibchen stimmen in der Färbung überein. Kör- perlänge nahezu 9 Zoll, Schwanz 13, Zoll. In Paraguay. b) Der Schwanz ungefähr von Körperlänge und nur an der Wurzel kurz behaart. D. affinis Wagn. °) Diese Beutelratte unterscheidet sich vom Faras fast nur durch den Mangel einer Tasche bei dem Weibchen, statt deren die Bauchfalten vorhanden sind. Ihre Färbung ist auf der Oberseite rost- braunröthlich, an den Seiten heller, unten schön Jichtgelblich, die Rücken- haare am Grunde grau, dann rostfarbig, an der Spitze lichter und glän- zend. Die Kopfstreifen wie bei D. philander. Die Ohren am Grunde der Hinterseite mit gelblicher Wolle besetzt, übrigens nackt; der nackte Schwanz- theil dunkelbraun und überall weisslich fleischfarben gefleckt. Körperlänge 9 Zoll, Schwanz 10 Zoll. Im westlichen Brasilien. D. cinerea Tem.) Die graue Beutelratte trägt einen kurzen, dichten, 8) Desmarest, Mammal. 258; Rengger, Säugeth. Paraguay 225; Micoure laineux Azara, essai hist. nat. quadr. I. 275. — A, Wagner trennt in den Münchn. Abhandl. V. 141 auf ein männliches Exemplar von Barra do Rio negro eine D.ochropus, weil dieselbe einen noch mehr wollartigen Pelz, mit dichtern langen Grannen hat, oben licht roslig zimmetröthlich, an den Beinen lichtgrau, an dem behaarten Schwanz- theil licht roströthlich mit bräunlicher Beimischung, am nackten Theil stellenweise elwas fleckig ist. Im Uebrigen aber stimmt das Exemplar mit der D. lanigera vollkommen überein. 9) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 136. 1) Termminck, Monogr. Mammif. I. 46; Prinz Max zu Wied, Beitr. z. Naturgsch. Entomophaga. Didelphys. 713 sehr weichen und feinen Pelz, dessen obere Haare am Grunde aschgrau, an der Spitze röthlich sind, während die Unterseite des Körpers schön isabellgelb ist. Die Oberseite des Kopfes ist dunkelgrau, der Augenring schwarz, die Ohren gross, nackt, schwarzgrau, an der Basis etwas ver- engt, die Pfoten ziemlich hellweissgrau, die Sohlen fleischfarben, der Schwanz am Grunde dicht behaart, zur Hälfte schwarz, dann weisslich fleischfarben, die langen Schnurren fein und schwarz. Die Färbung variirt etwas, die Spitzen der Rückenhaare erscheinen schwärzlich, die vordere Schwanzhälfte braun, die Weibchen zumal an den Ohren und Wangen gelblich, an der Unterseite schmutzig weiss, die Zitzengegend rostig, der Augenstreif schmal und verschwimmend. Körperlänge 7!/, Zoll, der Schwanz bis 10 Zoll, doch meist kürzer. Lebt in Brasilien und ist sehr raubgierigen Naturells. Jagt besonders nach Geflügel, dem es das Blut aussaugt. Sein Geruch ist höchst widerlich. D. dorsigera L.?) Diese überall mit ihren Jungen auf dem Rücken abgebildete Art wird etwa 6 Zoll lang mit nahezu 8 Zoll langem sehr dünnen Schwanze, der ziemlich weithin behaart und einfarbig braun ist. Die Haare sind am Grunde dunkelgrau, an der Spitze graubraun oder bräun- lichfalb, die Augen in einem dunkelbraunen Fleck gelegen, Nasenrücken und Stirn gelblichweiss. Da das Weibchen keine Tasche hat, so trägt es die Jungen, sobald sie die Zitzen verlassen können, auf dem Rücken, wo sie sich mit ihren Schwänzen an dem zurückgeschlagenen der Mutter fest- halten. Darauf bezieht sich der Linne’sche Name. In Surinam. D. murina L.°?) Die mäuseartige Beutelratte trägt einen sehr weichen und sanften Pelz, oben röthlich braungrau, unten, an Nase, Lippen und Pfoten gelblichweiss. Der schwarze Augenring erweitert sich nach vorn I. 406; Waterhouse, Mammal. I. 501; — Auffallend nah steht dieser Art D. incana - Lund, k. dansk. vid. selsk. VII. 236 von Minas geraes, nur 4“ lang, mit 5 langeın Schwanze, oben grau, unten weiss, mit schwarzgrauem Augenstreif, auch an der Wurzel nacktem, hellbraunen, dann weisslichen Schwanze. Von derselben Grösse ist D. grisea Desmarest, dict. sc. nat. XLVII. 293; Azara, essai quadrup. Parag. I. 290 (Micoure quatriöme) aus Paraguay mit kurzem, weichen, mäusegrauen, unten schmutzig weissen Pelz und doppeltem, schwarz und weissem Augenring. Frag- lich unterscheidet Waterhouse 1. c. 505 noch eine dritte Art. Sie alle bedürfen noch sehr der Bestätigung. 2) Linne, syst. nat. XU. I. 72; Schreber, Säugeth. II. 546. Tf. 150; Temminck, Monogr. Mammif. I. 48. 3) Linne, syst. nat. XII. 1. 72; Schreber, Säugeth. II. 545. Tf. 149; Temminck, Monogr. Mammif. I. 50; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 411; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 144; Buffon, hist. nat. X. 335. tb. 52. 53. A. Wagners D. macrotarsus]. c. 145 wird durch grössere Ohren, längere und stärkere Hinterfüsse, desselben D. microtarsus 1. c. 147 durch zierlichere Hinterpfoten, mehr röthliche Färbung und sparsame kurze Härchen an der Unterseite des Schwanzes unterschieden. Die Grössendifferenzen der Hinterhand bewegen sich um °/, Zoll, während Waterhouse für D. murina schon viel grössere Differenzen angibt. Auch in der Grösse der Ohren gibt Wagner nur Y, Zoll an, Waterhouse für seine Exemplare der D. murina bei sehr wenig verschiedener Körpergrösse aber 1Zoll. Wer übrigens Reihen von Exemplaren misst, wird solche Unterschiede überall finden, sie sind in diesen Gren- zen noch natürliche, bedeutungslos, auch wenn sie nicht vom Ausstopfer gemacht sind. — Auf den dünnern flachern Schädel ohne Scheitelkamm, z. Th. ohne Orbi- talecken und einen kleinen vierten Nebenhöcker in der äussern Höckerreihe der obern Kauzähne gründet Burmeister für diese und einige nachfolgende Arten die Untergatlung. Grymaeomys. 714 Unguiculata. Marsupialia. zu einem Fleck, die langen steifen Schnurren sind schwarzbraun, die grossen klaren Ohren bräunlich fleischfarben, ebenso der Schwanz, der nur an der Wurzel dicht behaart und an der Unterseite fast weiss ist. Das Weibchen hat 9 Zitzen. Körperlänge gewöhnlich etwas über 5 Zoll, der Schwanz etwa 6 Zoll oder wenig mehr. Bewohnt Guiana, Brasilien, Peru und Mexiko und nährt sich von klei- nen Vögeln und Insecten. D. Cuvieri Fisch. *) Cuviers Beutelratte ist nur in einem fragmentären Skelet aus dem tertiären Pariser Gyps bekannt und gleicht dasselbe in der Grösse sowohl als in den einzelnen Formen des Zahnsystemes, Unterkiefers und der übrigen Theile zunächst den entsprechenden der vorigen Art, Die Differenzen beruhen nur auf relativen Grössenverhältnissen, indem Schädel und Schulterblatt und Oberarm des fossilen etwas grösser, Unter- arm, Ober- und Unterschenkel in gleichem Grade kürzer, die Beutelknochen viel kleiner als bei D. murina sind. D. affinis Gerv.5) Gleicht der vorigen Art in der Grösse und der breit dreiseitigen Form der obern Backzähne. Der vordere und hintere Rand derselben erhebt sich zwischen den äussern und innern Höckern scharfzackig. Der dritte Lückzahn ist grösser als der zweite, abweichend von D. murina, auch der Eckzahn und letzte Mahlzahn relativ stärker. Aus den Braunkohlen von Apt. D. agılis Burm. 6) Erreicht nur wenig über 3 Zoll Körperlänge mit etwas längerem Schwanze, der oben bräunlich fleischfarben, unten weiss- lich fleischfarben und fast ganz mit dicht anliegenden kurzen Härchen be- kleidet ist. Die Körperformen sind zierlich und schlank, die obern Theile röthlich braungrau, die Haare am Grunde bleigrau, Rippen, Kinn, Kehle, Vorderhals weisslich, die Haare ohne Grau, Unterseite röthlich weissgelb, am Grunde schiefergrau, der schwarze Augenring hinten ebensoweit als vorn, die obern Schnurren schwarz, die untern weiss, die Ohren bräunlich fleischfarben. Bewohnt die Provinz Minas Geraes,. D. noctivaga Tsch.?) Der lange weiche Pelz der obern Theile ist graulichbraun mit schwärzlicher Beimischung, die Körperseiten röthlichgelb, die untern Theile gelblichweiss, auf der Oberseite des Kopfes ein hellgel- ber Längsstreif; der Augenring schwarzbraun, die Ohrgegend röthlichgelb, ebenso die Brust; der Schwanz nur ganz am Grunde behaart, übrigens nackt und rothbraun, die nackten Ohren röthlich, die Füsse hellbraun, die Zehen weisslichgelb, die Sohlen fleischfarben. Körperlänge nahe an 7 Zoll, Schwanz etwas länger. In den Wäldern Peru’s. D. impavida Tsch. 8) Der Schwanz ist merklich kürzer als der Körper, En a nd ee ke DEE ee RT En < eT RERER rE 4) Fischer, Synops. mammal. 268; Cuvier, oss. foss. V. 518. tb. 152. — Aus derselben Ablagerung erwähnt Gervais Zool. et Pal. fr. 133 eine .D. Laurillardi, welche um die Hälfte kleiner ist, der Cubitus z. B. nur {1 mm. lang, D. Cuvieri 25 mm.. Doch gibt Gervais keine nähere Beschreibung. 9) Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 45. fig. 4—6. c. explic. EN ie Söugelh. Brasil. 139; D. elegans Lund, fort. Bemerk. Bras. Dyrv. 342. 15. 7) v. Tschudi, Fauna peruan. 148. tb. 8. 8) v. Tschudi, Fauna peruan. 149. tb. 9. Entomophaga. Didelphys. : graubraun und mit silberweissen Härchen zwischen den Schuppen. Die obern Körpertheile röthlichbraun mit Schwarz, die Seiten röthlichgelb, die Unterseite weiss; der schwarze Augenring läuft in einem Streif zur Schnauze hinaus. Körperlänge 6'/, Zoll, Schwanz 5, Zoll. In Peru. Liebt mehr Früchte als thierische Nahrung. Tags über in Erdlöchern und unter Baumwurzeln versteckt geht diese Beutelratte wie die übrigen nur des Nachts ihrer Nahrung nach, ist aber so dumm und stupide, dass sie sich mit Händen ergreifen lässt. D. pusilla Desm. °) Das kleine Opossum trägt einen kurzen weichen Pelz, der an den obern Körpertheilen mausgrau, unten weisslich ist. Der Augen- ring schwarz und schmal, nach vorn etwas breiter, über dem Auge ein weisslicher Fleck und zwischen beiden ein dunkleres Dreieck, unter dem Auge ein gelblichweisser Fleck, der Schwanz etwas heller als der Körper und wie die Ohren sehr spärlich behaart. Körperlänge 3, Zoll, Schwanz etwas länger. In Paraguay und Brasilien. D. elegans Wath.!) Das zierliche Opossum zeichnet sich durch seinen kleinen Kopf mit sehr spitziger Schnauze, grossen Augen und sehr grossen Ohren, durch zierliche Pfoten und etwa körperlangen, anfangs ziemlich verdickten Schwanz aus. Sein langer und sehr weicher Pelz ist oben schön gelblichgrau mit schwarzem oder braunem Anfluge auf dem Rücken, unten weiss, die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel dunkel schiefergrau, dann aschgrau oder gelblich geringelt und an der Spitze rostschwarz, die Spitzen der seitlichen Haare gelb, die untern einfarbig reinweiss. Die Ohren sind graulichbraun, die Füsse weiss, der Schwanz mit kleinen an- liegenden Härchen spärlich besetzt. Körperlänge bis 5Y, Zoll, Schwanz bis 5 Zoll, meist kürzer. Das Weibchen kleiner als das Männchen. In bewaldeter und felsiger Gebirgsgegend Chilis von Insectenlarven sich nährend. D. arvernersis Croiz.?) Diese fossile Art beruht auf einem einzigen Unterkieferast aus dem Süsswasserkalk von Issoire in der Auvergne. Der- selbe ist bei der gleichen Grösse mit D. elegans kräftiger, sein Eckzahn merklich grösser, aber die ersten Lückzähne ohne vorderen Nehenhöcker und die Hauptzacken der Backzähne höher, der letzte sechszackig. D. Blainvillei Croiz.?) Ein mit vorigem gemeinschaftlich gefundener Unterkieferast, ansehnlicher grösser und in seinen Formen dem der D. ele- gans gleich, eben diese Uebereinstimmung zeigen auch die Mahlzähne. Von den Lück-, Eck- und Schneidezähnen sind nur Abdrücke im Gestein 9) Desmarest, Mammal. 261; Waterhouse, Mammal. I. 514; Micoure sixieme Azara, essai quadrup. Parag. I. 304. 1) Waterhouse, Voy. Beagle Zool. 95. tb. 31; Mammal. 1. 515. tb. 16. fig. 1; Bridges, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 427; D. hortensis Reid, Proceed. zool. soc. 1837. V. 4; Thylamys elegans Gray, List Mammal. brit. Mus. 101. — Cabanis diag- nosirt in Schomburgks Reise in brit. Guiana ll. 778 eine D. musculus vom obern Pomeroon von 3%,” Körperlänge, mit 3%,“ langem Schwanze, die Rückenhaare schiefergrau an der Wurzel, rostbraun an der Spitze, die untere Körperseite gelb- lichweiss, von der Nase durch die Augen ein dunkler Strich, die Ohren schwärz- lich, innen mit gelber Basis, der Schwanz nur an der Wurzel behaart, sonst nackt. 2) Croizet, Echo du monde; Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 45. fie. 1. 3) Croizet, Echo du monde; Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 45. fig. 2. 716 Unguiculata. Marsupialia. vorhanden, daher die nähere Verwandschaft sich noch nicht feststel- len lässt. D. Bertrandi Gerv.*) Auch diese Unterkiefer aus den Süsswasser- mergeln von Ronzon bei Puy en Velay zeichnen sich durch die schlanken Hauptzacken und kleinen aber scharfen Nebenzacken aller Backzähne aus. Der Eckzahn ist dünn und schlank, der Kieferast von der Grösse des D. elegans, doch schlanker und zierlicher. D. parva Gerv.°) Das Kieferfragment aus den Braunkohlen von Apt stammt von einer sehr kleinen zierlichen Beutelratte, ist sehr schlank und dünn, mit lang ausgezogenem Winkelfortsatz und der hintere Höcker des letzten Backzahnes stumpf und abstehend wie bei den grössten Arten. c) Der Schwanz von halber Körperlänge, gleichmässig fein und dicht behaart, wenig greifend; Ohren klein. D. tristriata Kuhl. 6) Die dreistreifige Beutelratte trägt einen ungemein zarten und weichen Pelz, der am Grunde schiefergrau, dann schwarzbraun, an der Spitze hell zimmetroth bis dottergelb, an der Unterseite des Kör- pers rothgelb bis weisslich. Vom Scheitel oder schon von der Nase bis zum Schwanze läuft ein-schwacher dunkler Streif, daneben an der Seite des Rumpfes von den Ohren bis zur Schwanzwurzel ein matterer. In dem Rückenstreif herrschen die schwarzen Grannen vor, Der Augenring hell gelbroth, die Pfoten dunkel braungrau, die Ohren braun, die Schnurren schwarz, der Schwanz oben braungrau, unten schön rothgelb. Körper- länge etwas über 4 Zoll, Schwanz nur 2 Zoll. In Brasilien. PR D. tricolor Desm. ?) Die dreifarbige Beutelratte hat einen viel grössern Kopf als die vorigen, einen Schwanz von halber Körperlänge und einen sehr kurzen Pelz, der oben schwarz mit weisser Sprenkelung, an den Seiten tief rostroth, unten rein weiss ist. Die Haare sind überall an der Wurzel grau, die des Rückens mit weissem Ring vor der schwarzen Spitze. Die Ohren schwarz, der Schwanz an der Wurzel verdickt, an der Wurzel- hälfte oben dicht behaart, übrigens mit spärlichen schwarzen Härchen be- setzt. Körperlänge 5Y, Zoll, Schwanz 22/, Zoll. In Guiana. D. brachyura Schreb. ®) Die kurzschwänzige Beutelratte zeichnet sich ebenfalls durch die beträchtliche Grösse des Kopfes und zugleich der 4) Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 45. fie. 8. 9; D. elegans Aymard, Ann. soc. Puy 1848. Xll. 248. XV. 83. Letzirer gründet für diese Art auf die Grösse des dritten Lückzahnes, auf den zweizackigen innern Höcker des letzten Backzahnes und den slumpfen Eckfortsatz des Unterkiefers die Gattung Peratherium, zu deren Anerken- nung jedoch noch vollständigere Skelettheile nöthig sind. Desselben D, crassa ist von robusterem Skeletbau, D. minuta um die Hälfte kleiner. v) Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 45. fig. 3. Derselbe erwähnt auch eine D. antiqua nach einem ungenügenden Unterkieferfragmente von Apt. 6) Kuhl, Beitr. 63; Waterhouse, Mammal. I. 518: Burmeister, Säugelh. Brasil. 140 ; Sorex brasiliensis Erxleben, List animal. 127: Pennant, Synops. Quadrup. 309; Mus araneus Marcgraf, Hist. nat. Brasil. 229; Buffon, Hist, nat. XV. 160. 7) Desmarest, nouv. dict. hist. nat. IX. 429; Temminck, monogr. Mammif. I. 52; Waterhouse, Mammal. 1. 520; D. brachyura Pallas, act. petropol. 1780. 11.235. tb. 5; Touan Buflon, Hist. nat. suppl. VII. 252. tb. 61. . 8) Schreber, Säugeth. II. 548. Tf. 151; Temminck, Monogr. Mammif. I. 53; Waterhouse, Voy. Beagle Mammal. 97. tb. 22; Mammal. 1. 522. tb. 16. fig. 2. — Waterhouse unterscheidet an letzterem Orte noch eine D. Hunteri nach einem Spiritusexemplare, mit braunschwarzem Rücken und blassbrauner Unterseite. Entomophaga. Didelphys. 717 Eckzähne aus, dagegen erreicht ihr Schwanz kaum mehr als ein Dritthoil _ der Körperlänge. Ihr kurzer dichter Pelz ist an den obern Körpertheilen aschgrau, seitlich herab rostgelb und an den untern Theilen nur blasser. Die sehr kurzen Ohren sind mit kleinen gelblichen Haaren bekleidet. Der Schwanz trägt nur an der Wurzel dichtere Behaarung, übrigens spärliche kurze steife Härchen, die Unterseite ist gegen die Spitze hin völlig nackt. An den obern Theilen tritt bisweilen eine gelbliche Beimischung auf, ebenso fällt die Unterseite ins Weisse, der aschgraue Rücken erscheint schwarz gesprenkelt. Die Seiten der sehr langen Schnauze sind braun, die Pfoten | . gelblich oder weiss. Körperlänge 6/, Zoll, Schwanz 2"/, Zoll. Bewohnt Guiana und Brasilien. D. domestica Wagn.?) Die Hausbeutelratte ist der vorigen Art sehr ähnlich, hat aber grössere nackte Ohren und einen dicken, nur wenig sich verdünnenden Schwanz ohne merkliche Beschuppung und mit kurzen fei- nen anliegenden Härchen beflogen, die an der Unterseite weisslich, oben schwärzlich sind. Die Männchen haben einen sehr grossen schwarzen, ‘ dicht mit weisslichen Härchen bewachsenen Hodensack. Der kurze, glatt anliegende Pelz ist oben schwarz und schmutzig gelb gesprenkelt, an den Seiten herab graulichgelb und an der Unterseite schmutzig gelb, am Unter- kiefer trüb weisslich. Die Haare sind überall an der Wurzel grau, auf dem Rücken und Kopfe viele schwarzspitzig. Augenring und Streifen am Kopfe fehlen. Die schwarzen Schnurren haben z. Th. helle Spitzen. Kör- perlänge 7 Zoll, Schwanz 2, Zoll. In der Provinz Mato grosso, häufig in Wohnungen. D. glirina Wagn. !) Die Bilchbeutelratte unterscheidet sich von vorigen Arten durch den kurzen Kopf, die kurzen Schnurren und Beine und nack- ten Ohren sowie den sich stark verdünnenden, mit feinen Schuppenringen und zarten anliegenden Härchen bekleideten Schwanz. Der grosse kuglige Hodensack ist wie bei der Hausbeutelratte. Der Pelz der Oberseite ist schwarzgrau mit feiner lichtgrauer Sprenkelung, an den Seiten roströthlich, unten blass graugelblich. Alle Haare an der Wurzel schiefergrau, die des Rückens dann schwarzbraun mit licht graulichgelben Spitzen, die der Seiten mit roströthlichen, die untern mit hellgelben Spitzen. Die Wangen fallen ins trüb rostgelbliche, der Vorderhals mit ockergelbem Anfluge, der behaarte Theil des Schwanzes roströthlich, der nackte oben schwärzlichbraun, unten lichtbräunlich. Körperlänge 6 Zoll, Schwanz 2'/, Zoll. Am Marmore. D. unistriata Wagn. ?) Etwas kleiner als vorige, von gestrecktem Körper- bau und niedrig auf den Beinen, mit kurzem dickem Kopfe, gefurchter Nasenkuppe, kurzen feinen Schnurren, sehr kleinen, halbrundlichen, unten ausgeschnittenen, sehr fein behaarten Ohren. Die Vorderfüsse kräftiger als die hintern, der Schwanz mit abstehenden Härchen ziemlich dicht besetzt, an der Wurzel nicht verdickt, an der Spitze eingekrümmt. Der sehr kurze Pelz ist oben rostbraunroth mit feiner weisslicher Sprenkelung, an den Seiten und unten licht roströthlich, von der Rückenfarbe scharf abgesetzt. Vom Widerrist zur Schwanzwurzel läuft ein schmaler dunkel rostbraun- rother Streif. Die Kopf- und Rückenhaare an der Wurzel grau, dann gelblich mit rostbraunrothen Spitzen, die untern einfarbig. Der Schwanz 9) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 153. — 1) A. Wagner, a. a. O0. 150. 2) A. Wagner, a. a. 0. 148. 718 Unguiculata. Marsupialia. en dunkel rostbraun, unten schmutzig rostgelb, der schwarze Hodensack rostgelblich behaart. Körperlänge 5Y, Zoll, Schwanz 2'/, Zoll. Im südlichen Brasilien. d) Der Schwanz nur wenig kürzer als der Körper, an der Wurzel sehr verdickt. D. velutina Wagn. ?) Die Sammetbeutelratte hat einen zugespitzten Kopf, kurze schwache Schnurren, ziemlich grosse, ovale, nackte, schwarze Ohren, kleine zierliche, weissliche Pfoten. Der an der Wurzel verdickte Schwanz verdünnt sich allmählig, zeigt keine merkliche Beschuppung, aber kurze fest angeklebte Härchen, oben fetlig russbraun, unten lichter. Der glatte, ziemlich lange, sammetweiche Pelz ist oben fein braunschwarz und licht gelbbräunlich gesprenkelt, an den Seiten und dem Unterleibe hell isabellgelb, an den Rumpfesseiten eine verwischte, licht roströthliche Binde, die am Halse lebhafter und breiter wird, der Vorderhals rostig, Kehle und Unterkiefer gelblichweiss. Die Haare dunkel schieferblauschwarz, auf der Oberseite mit bräunlichgelben und schwarzbraunen Spitzen, auf der Unter- seite mit gelben; der Augenring schwarz; der hellfarbige Hodensack mit weisslichen Zottenhaaren besetzt. Körperlänge fast 4 Zoll, Schwanz 3 Zoll. Im südlichen Brasilien. D. crassicaudata Desm. *) Die dieckschwänzige Beutelratte übertrifft die vorigen Arten sehr beträchtlich an Grösse und unterscheidet sich von allen durch den auffallend verdickten Schwanz, der bei dem Weibchen merk- lich kürzer als bei dem Männchen und mit wenig abstehenden Härchen besetzt ist. Die kleinen Ohren sind mit kurzen Härchen dünn bekleidet, die Pfoten sehr kurz. Das straffe anliegende Haarkleid variirt in der Fär- bung. Es ist an den obern Körpertheilen gelblichbraun, an den untern schmutzig gelb; die kurze stumpfe Schnauze und der Augenring dunkel- braun, Kinn und Schnauzenspitze weisslich, die Ohren aussen bräunlich, innen gelb mit braunem Rande, der Schwanz schwarz mit weisser Spitze. Die Rückenhaare an der Wurzel grau, dann ockergelb und an der Spitze gelblichbraun, die untern Haare mit schmutzig gelben Spitzen. Bisweilen ist das Colorit blassgelb mit braunem Anfluge auf dem Rücken, Schnauze und Augenring reiner braun, die Unterseite strohgelb, oder die obern Theile braunroth, die untern röthlichgrau. Körperlänge 13 Zoll, Schwanz 12 Zoll, bei dem Weibchen 91), Zoll. In Brasilien und Paraguay. — 3) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 155; Burmeister, Säugeth. Brasil. 142. 4) Desmarest, Mammal. 527; Rengger, Säugeth. Paraguay 226; Waterhouse, voy. Beagle Mammal. 94. tb. 30; Mammal. I. 497; D. mustelina Geoflroy, Collect. Par. Museum. In den Brasilischen Knockenhöhlen sammelte Lund zahlreiche Ueberreste von Beutelratten, welche den lebenden D. aurita, D. albiventris, D. incana, D. elegans, D. pusilla und D. myosurus entsprechen, ohne jedoch identisch zu sein. Eine Cha- Facteristik der einzelnen Reste fehlt noch. Auf einen Mahlzahn gründet derselbe noch eine besondere Gallung von der Grösse des Jaguars, die er anfänglich Thyla- en nannte. — Auch in England, im eocenen Sande von Kyson, wurde ein Dplysaahn gefunden, den Owen als D. Colchesteri brit. foss. Mammal. 71. fig. 22 schreibt. — Quenstedt erwähnt Neues Jahrb. 1840. 688 vermulhungsweise einen SE AMROHEN Didelphys, aber das fünfwirblige Kreuzbein spricht gegen jede Deu- „ung auf diese Gattung. Die in Aussicht gestellte nähere Bestimmung nach den Zähnen ist noch nicht gegeben worden. Entomophaga. Perameles. 119 Perameles Geoflr. Die Bandikuts unterscheiden sich von den Beutelratten sogleich durch ihre ansehnlich verlängerten Hinterbeine und die ganz abweichende Zehenbil- dung. Von den fünf vordern Zehen ist nämlich die innere und äussere zu einer kleinen, nach hinten gerichteten, flach benagelten oder nagellosen Warze verkümmert, die drei mittlern gross und frei, an den Hinterfüssen ist der Daumen verkümmert oder fehlt ganz, die zweite und dritte Zehe bis an den Nagel verwachsen, die vierte die grösste und die fünfte wieder kleiner, bis- weilen ebenfalls verkümmert. Der Schwanz ist gewöhnlich von geringer Länge und kurz behaart, nur ausnahmsweise sehr lang und buschig. Der schlanke Kopf spitzt sicb im Schnauzentheil stark zu, die Muffel ist nackt, die seitlichen Nasenlöcher durch eine tiefe Grube getrennt und die Oberlippe etwas gespalten. Die Ohren sind allermeist von mässiger Grösse, abnorm in Gemeinschaft mit dem Schwanze. Die Krallen der ausgebildeten Zehen sind gross und stark, vorn mehr sichelförmig, hinten gerade. Die Sohlen nackt. Die Tasche des Weibchens ist nach hinten geöffnet und in ihr liegen acht Zitzen, der Hodensack des Männchens hängend. Die Zahnformel stimmt bis auf nur 3 untere Schneidezähne mit Didel- phys überein. Die beiden mittlern obern Schneidezähne sind durch eine schmale Lücke getrennt, die kleinsten und stumpf, die 3 folgenden hinter einander geordnet, stark comprimirt mit langer Schneide, der letzte eckzahn- artig; die untern nehmen nach hinten an Grösse ab, der letzte bisweilen mit einem Nebenzacken. Der isolirt stehende Eckzahn ist klein und scharfspitzig, die Lückzähne mit sehr comprimirten scharfspitzigen Kronen und mehr weni- ger deutlichen Nebenhöckern; die obern Backzähne fast quadratisch, aussen zwei mittlere tiefgelheilte” spitze Haupthöcker mit vorderem und hinterem Nebenhöcker, nach innen jedes äussere Höckerpaar in einen einfachen Höcker vereinigt, der letzte Zahn ansehnlich verkleinert; die untern Backzähne mit 4 scharfkantigen spitzen Höckern, die zu je zweien in ein Querjoch vereinigt sind. Der Schädel ist gestreckt und schmal, mit ungemein schwachen Joch- bögen, im Hirn- und Antlitztheil ziemlich gleichlang, das grosse Hin!erhaupts- loch nach oben erweitert, das Tympanum halbkreisförmig, der Gehörgang etwas nach hinten gerichtet, die Unterkiefergelenkfläche in der Quere: convex, von vorn nach hinten concav, die Nasenbeine sehr lang und ungemein schmal, der Gaumen weit durchbrochen, die Foramina incisiva schmal spaltenförmig, der Unterkiefer mit sehr langem Eckfortsatz. Am Atlas der Körper knorplig, die Dornen der Halswirbel an Länge zunehmend, die Querfortsätze der Lenden- wirbel schief nach vorn gekrümmt, ein Kreuzwirbel mit kurzem dicken Dorn, 18 bis 23 Schwanzwirbel, Schlüsselbeine fehlen, die Ölecranongrube des Oberarmes perforirt, die Nagelphalangen der 3 mitllern Finger und der beiden äussern Zehen gespalten, die Darmbeine breit und flach, die Kniescheibe vorhanden, die Tibia im obern Theile prismatisch, unten eylindrisch, die Fibula unten bisweilen völlig verwachsen. Das kleine Gehirn jederseits mit halbkugligem Fortsatz. Der Hammer im innern Ohr mit eigenthümlichem hakigen Fortsalz, die Zunge sehr lang, die queren Gaumenrunzeln zahlreicher als bei den übrigen Beutelthieren, der Magen einfach, der Blinddarm von mässiger Grösse, die Knorpelringe der Luftröhre hinten offen, die Lunge wie bei Didelphys, ebenso die Genitalien, die Spermatozoen mit einem Fädchen an der Basis ihres länglichen comprimirten Kopfes. 720 Unguiculata. Marsupialia. _ Die Bandikuts bewohnen Australien und nähren sich sowohl von Vege- tabilien als von Insecten. Ihre starken Krallen befähigen sie zum Höhlen- graben und ihre verlängerten Hinterbeine zum Hüpfen und Springen. In letztrer Hinsicht erinnern sie an die Känguruhs, mit denen sie auch einzelne überraschende Aehnlichkeiten in der innern Organisation zeigen. Die grössten Arten erreichen 1!/, Fuss Körperlänge, die meisten sind kleiner, ungefähr einen Fuss lang. Die Arten sind minder zahlreich als die der Beutelratien und zeigen mit Ausnahme einer abnormen viel Uebereinstimmendes im Bau und der äussern Erscheinung überhaupt. Fossile Repräsentanten sind nicht bekannt. 1. Macrotis. Ohren auffallend gross, Schwanz lang und buschig, der hintere Dau- men fehlend, die Tasche des Weibchens nach vorn geöffnet. P. lagotis Reid ®). Der Kaninchenbandikut zeichnet sich merkwürdig von seinen nächsten Verwandten und unter den Beutelthieren überhaupt aus durch seine sehr langen Ohren, welche die Länge des Kopfes haben, der aber selbst sehr lang, im Schnauzentheil rüsselförmig ist. Der Schwanz misst etwas über halbe Körperlänge, ist an der Wurzel wie der Körper behaart, dann aber werden sie straff und länger, an der Unterseite nur wenig, an der obern aber bis 24, Zoll und mehr, die Schwanzspitze ist nackt. Die Wurzelhälfte des Schwanzes ist schwarz, die Endhälfte weiss, Die Muffel und ihre Umgebung ist nackt, die Augen verhältnissmässig sehr klein, die Schnurren von mässiger Länge und schwarz, die Ohren an der Basis cylindrisch, dann schlank oval und zugespitzt, äusserst fein, blass und spärlich behaart. Der Pelz ist sehr lang und ungemein weich, an den obern Theilen schön grau, an den Seiten herab’ blassröthlich, unten weiss; die untern Haare einfarbig, die obern an der Wurzel blassgrau, in der Mitte weisslich, an der Spitze schwärzlich, die Vorderpfoten weiss, die hin- tern Sohlen mit langen schwarzen Haaren bekleidet. Am Schädel fällt der verlängerte zugespitzte Schnauzentheil auf, die Jochbögen stehen ziemlich weit ab, die Gegend zwischen den Augenhöhlen stark verengt, die Schläfen- gruben weit, der Scheitelkamm schwach, die sehr langen schmalen Nasen- beine hinten nur wenig erweitert, die Foramina incisiva linienförmig, der Gaumen weit durchbrochen in der Mitte, vom zweiten Lückzahn bis zum vorletzten Backzahn und in der Nähe des hintern Randes noch mit meh- rern kleinen Löchern, die sehr grossen knöchernen Gehörblasen von den Flügeln des Keilbeines und z. Th. von den Felsenbeinen gebildet, die Unter- kieferäste niedrig und lang, ihr Kronfortsatz mässig, der Winkelfortsatz gleichschenklig dreiseitig, am Oberarm die Olecranongrube perforirt und die Brücke über dem innern Condylus vorhanden. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 1 Kreuz- und 23 Schwanzwirbel. Der hintere obere Schneide- zahn steht isolirt, der Eckzahn ist grösser als bei den folgenden, die Mahlzähne schief vierseitig, breiter als lang, der letzte verkleinert. Körper- länge 1'/, Fuss. Im Schwanenflussdistriet, paarweise in begras’ten Gegenden lebend. Es nährt sich von Insecten, besonders deren grossen Larven, die es aus dem lockern Boden scharrt. a a 7 ee el ni ln 5 Ve a ee h 5) Reid, Proceed. zool. soc. 1836. IV. 129; Waterhouse, Mammal. I. 360. tb. 13. ig. 1; Owen, Todd s Cyclop. Marsup. 18. fig. 96; Giebel, Odontogr. 40. TI, 18. fig. 6. 8; Perogalea lagotis Gould, Mamm. Austral. I, tb. 12. Entomophaga. Perameles. 721 2. Perameles. Ohren und Schwanz viel kürzer, auch die Beine kürzer, die Hinter- pfoten mit rudimentären Daumen, der weiche Wollpelz mit steifen platten ge- furchten Grannen, der Schwanz sehr kurz und anliegend behaart', die Tasche des Weibchens nach hinten geöflnet. P. macrura Gould 6%) Der dickschwänzige Bandikut trägt einen mässig langen rauhen Pelz, der oben schwarz und gelb gesprenkelt ist, an den Seiten vorherrschend gelb, unten gelb oder gelblichweiss; der: Schwanz spärlich mit steifen Härchen bekleidet, oben schwarz, unten bräunlichweiss, die Ohren von mässiger Grösse, mit geradem Hinterrand, kurz behaart, innen gelb, aussen dunkel. Körperlänge 16 Zoll, Schwanz 7 Zoll. Im nördlichen Australien, besonders am Port Essington. P. obesula Geoflr.”) Der kurzschnäuzige Bandikut trägt einen sehr straffen Pelz, dessen zahlreiche spitze flache Grannen an der Wurzel grau- lichweiss und vor der schwarzen Spitze breit ochergelb geringelt sind, an . der Unterseite aber gelblichweiss mit meist rein weisser Wurzel; das weiche Wollhaar des Rückens ist grau, das der Unterseite weiss. Die kurzen Haare an der stumpfen Schnauze sind einförmig dunkelbraun, Lippen, Kinn und Brust weisslich, die Schnurren fein und wenig zahlreich, die Ohren sehr klein und ziemlich dicht mit kurzen Härchen bekleidet, innen , gelb mit bräunlichkem Rande, aussen dunkel; die Vorderpfoten weisslich, die Läufe schmutzig weiss mit gelblicher und schwarzer Sprenkelung, die kurzen Härchen des Schwanzes schwarz und gelb. Das Gelb des Rückens neigt bisweilen zum Orange, die Unterseite auch wohl schmutzig gelbweiss, die Hinterbeine blassrostbraun. Der Schädel zeichnet sich durch Kürze und Breite des Schnauzentheiles aus, durch kleinere Gaumenlöcher, sehr kurze Foramina ineisiva, die grossen Gaumenlöcher: vom dritten Lückzahn bis zum zweiten Mahlzahn reichend, der letzte obere Schneidezahn weniger abgerückt als sonst. Körperlänge bis 15 Zoll, der Schwanz 5 Zoll. Das Vaterland erstreckt sich von ee en über das südliche und westliche Australien und Neusüdwales. P. nasuta Geoffr. ®) Der langnasige Beuteldachs hat die längste Schnauze unter den ächten Bandikuts. Die Nasenkuppe springt weit über die Unter- lippe vor. Die Ohren sind an der Wurzel sehr breit, verschmälern sich aber schnell, sind sehr kurz behaart, innen weiss, aussen dunkel mit blass- _ braunem Rande. Die kurzen steifen Haare des Schwanzes sind oben bräunlich, unten schmutzig weiss. Das Colorit der Oberseite ist bräunlich- ' falb und schwarz gesprenkelt, die einzelnen Haare in der untern Hälfte grau, darüber schwarz und einzelne mit bräunlichfalber Spitze, die flache | Unterseite dieser Haare lichtgrau, einzelne jedoch ganz schwarz. An den Körperseiten wird die Färbung lichter, unten schmutzig gelblichweiss. Das EEE 6) Gould, Proceed. zool. soc. 1842. X. 41; Waterhouse, Mammal. 1. 366. 7) Geoffrov, Aun. du Mus. IV. 64. tb. 45; Waterhouse, Mammal, I. 368; Giebel, Odontogr. 40. Tf. 18. fig. 7; Didelphys obesula Shaw, natur. miscell. Vill. ib. 298; lsoodon obesula Desmarest, nouv. dict. hist. nat. XVl. 409; P. fuseiventer und P. affi- nis ,ray, List. mammal. brit. mus. u. app. Grey s Journ. Il. 407. | 8) Geoffroy, Ann. d. Mus. IV. 62. tb. 44; Waterhouse, Mammal. I. 374; A. Wag- ı ner, Schreb. Säugeth. Ill. 58; Giebel, Ödontogr. 40; P. Lawsoni Quoy u. Gaimard, ' voy. Uranie Zool. 57. 711. — Quoy u. Gaymard diagnosiren in der voy. Uranie 56. ' tb. 5 einen P. Bougainvillei aus dem westlichen Australien von nur 6 Zoll Länge, oben rostfarben, unten rostgrau. Er scheint Jugendzustand dieser oder einer nah verwandten Art zu sein. Säugethiere, N A 6 122 Unguiculata. Marsupialia. Wollhaar ist graulich, am Bauche lichter und ganz unter den Grannen ver- steckt. Die Eckzähne sind verhältnissmässig stark. Körperlänge 16 Zoll, Schwanz 5 Zoll. Bewohnt Neusüdwales. P. Gunni Gray ?) In Grösse und Habitus der vorigen Art gleich, doch leicht zu unterscheiden durch vier weisse Streifen auf dunklem Grunde der hintern Rumpfeshälfte. Die minder rauhen Rückenhaare sind grau an der Wurzel, dann schwarz und ochergelb, die Körperseiten blasser, indem das Schwarz zurücktritt, die Unterseite rein weiss, ebenso Füsse und Schwanz, letztrer mit schwarzem Fleck oben auf der Wurzel. Die Schnauze ist ver- längert, die Ohren wie vorhin, innen mit sehr kleinen lichtgelben Härchen, aussen mit gelben und weissen. Der hintere obere Schneidezahn ist nicht abgerückt. Körperlänge 16 Zoll, Schwanz 4 Zoll. Auf Vandiemensland. P. fasciata Gray !). Der weissstreifige Beuteldachs hat grössere, an dder Basis sehr breite und dann stark verschmälerte Ohren als die vorigen, mit sehr kurzen anliegenden Härchen bekleidet, innen gelblichweiss, aussen blassrostgelb, mit orangefarbenem Fleck an der Wurzel. Die Haare der Bauchseite sind einförmig weiss, die des Rückens blassgrau .an der Wurzel und vor der schwarzen Spitze rostgelb, das Wollhaar ist reichlicher an der obern als der untern Seite, der Schwanz oben schwärzlich. Die Rumpf- streifen sind gelbweiss. Körperlänge 12 Zoll, Schwanz 4 Zoll. Im südlichen Australien. P. myosurus Wagn.?) Der gesattelte Bandikut hat seinen Namen von einem grossen dunkeln fast kreisrunden Fleck auf dem Rücken. Das Woll- haar ist ungemein reichlich besonders auf dem Hinterrücken und von weiss- lichgrauer Farbe, die platten steifen Grannen graulichweiss an der Wurzel und rostgelb an der Spitze, einzelne schwarzspitzig, an der Bauchseite die Haare einförmig weiss zum Gelblichen geneigt, ebenso die Beine und der Schwanz, die kleinen Härchen der Oberseite des letztern gelblich und schwarz; die Ohren lang, an der Wurzel breit, dann plötzlich verschmälert, - hinten etwas ausgerandet, an der Innenseite blassgelb behaart, aussen sehr fein und gelbhaarig, vor ihnen ein grosser glänzend rostgelber oder orange- farbener Fleck, auf ihrer Mitte ein breiter dunkler Querstreif. Die Seiten des Körpers haben einen schön bräunlichrothen Teint, in der Lendengegend eine dunkle Binde. Der Schädel ist gestreckt, mit schmalem Schnauzen- theil, dünnem Jochbogen, der schlanke Unterkiefer mit niedrigem Kronfort- satz, die Zahne durch weite Lücken getrennt und klein, an den obern Mahlzähnen der innere hintere Höcker kleiner als der vordere. Körper- länge 11 Zoll, Schwanz 31/, Zoll. Bewohnt die CGolonie am Schwanenfluss, in dichten Gebüschen, wo er sich so zu verstecken weiss, dass ihm schwer beizukommen. Er nährt sich von Insecten und Gesäme und legt sein Nest in Löchern und Erd- höhlen an. 9) Gray, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 1; Waterhouse, Mammal. I. 376; Giebel, Odonlogr. 40. 1) Gray in Grey’s Journ. Il. 407; Waterhouse, Mammal. I. 379. 2) A. Wagner, a Säugeth. T£. 155.2; Gould, Mammal. Austral. I. tb. 2; Waterhouse, Mammal. . 381; P. arenaria Gould, Proceed. zool. soc. 1844. Xll. 104. ’ Entomophaga. Choeropus. Creatophaga. : 223 P. Doreyanus Quoy ?). Der kegelförmige Kopf läuft in eine lange ziemlich dicke Schnauze aus, hat kleine Augen mit linearer Pupille und grosse etwas abgerundete Ohren. Die Gliedmassen sind kurz und kräftig, an den Vorderpfoten die innere und äussere Zehe nagellos. Der rauhe Pelz ist oben rostigbraun und zwar die Grannen schwärzlichbraun, das feine Wollhaar goldigrostfarben, die Körperseiten blasser und die Unterseite lichtgelblich; die nackten Ohren gelblich, der Schwanz spärlich mit kurzen steifen Härchen besetzt. In dem einzig bekannten Schädel finden sich nur 4 obere Schneidezähne jederseits. In Neu-Guinea. Choeropus Og. Der Stutzbeutler steht auf sehr dünnen hohen Beinen, deren vordere nur zwei kurze und gleich lange Zehen mit kurzen comprimirten Nägeln haben, während hinten nur eine grosse Zehe vorhanden ist, an welcher die andern verkleinerlen liegen, die äussere auf eine blosse Warze reducirt ist, Die Schnauze ist sehr lang und dünn, die Augen klein, dagegen die Ohren sehr gross. Die 5 obern Schneidezähne stehen in ununterbrochener Reihe und sind stark kegelförmig, die untern breiter und stumpf, der letzte gekerbt. Die Eckzähne sind stark comprimirt kegelförmig, der erste obere Lückzahn eckzahnarlig, die beiden folgenden dreizackig, die Mahlzähne aus je zwei dreiseiligen Prismen bestehend. Der Schädel ist kurz, im Hirntheil breit, im Schnauzentheil schmal und lang. Die Tasche des Weibchens öffnet sich nach hinten. Man kennt nur eine Art aus dem südlichen Australien. Ch. ecaudatus Og.*) Erreicht 11 Zoll Körperlänge mit noch nicht halbsolangem Schwanze und trägt einen langen, lockern, weichen Pelz, der auf der Oberseite braungrau, unten weiss oder gelblichweiss ist. Die sehr grossen Ohren sind kurz und rostgelb behaart, gegen die Spitze hin schwarz, die Vorderpfoten weisslich, die hintern blassroth, ihre grosse Zehe schmutzig weiss, der kurz behaarte Schwanz oben schwarz, an der Spitze und Unter- seite bräunlichweiss. Das Grannenhaar ist bei weitem nicht so steif als bei dem Bandikut. Die Nahrung besteht in Insecten und Vegetabilien. Fünfundzwanzigste Familie. Creatophaga. Diese Familie begreift die eigentlich raubgierigen Beutelthiere, deren äusserer: und innerer Bau daher auch mehr als die vorige Familie an die typischen Raubthiere sich anschliesst. Sie erreichen mit seltenen Ausnahmen keine besondere Grösse, meist nur 1 bis 1!/; Fuss Länge, mit behaarlem Schwanze von veränderlicher Länge, mit vorn fünf-, hinten vierzehigen Füssen oder mit verkümmerten hinteren Daumen, Ohren und Augen sind von ver- änderlicher Grösse, so auch der Körperbau bald gestreckt, bald gedrungen und kräflig. Das Gebiss besteht oben aus 4 +41 + (2—3) +4, unten au 3+1+ ——— 3) Quoy et Gaimard, Voy. Astrolabe Zool. I. 100. tb. 16. fig. 1—5. 4) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1838. IX.25; Ch. castanotis Gray, Ann. mag. nal. 9 hist. 1842. IX. 42; Gould, Mammal. Austral. I; Waterhouse, Mammal. I. 391. tb. 13. m - fig. 2; Owen, Todd’s Cyclop. Marsup.; Giebel, Odontogr. 40. 6 | | ! 46* 724 Unguiculata. Marsupialia. (2—6) + (4—6) Zähnen. Die Schneidezähne klein, bald schärfer, bald stumpfer, die Eckzähne stets stark, spilzig, nicht selten scharfkanlig, die Lückzähne zweiwurzlig, mit comprimirtem Hauptzacken und mehr weniger entwickelten Nebenzacken, die obern Mahlzähne dreiseitig, scharfhöckerig, die untern viel schmäler, mit Haupt- und Nebenzacken. Der Schädel in der Augenhöhlengegend stark verengt, mit kräfligen weitabstehenden Jochbögen, schmalem Schnauzentheil, sehr kleinen Foramina incisiva, mehr weniger durchbrochenem Gaumen und meist kleinen Gehörblasen. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 2 bis 4 Kreuz- und 20 bis 25 Schwanzwirbel. Die übrigen Skelettheile denen der vorigen Familie sehr ähnlich. Der Magen ist einfach, der Blinddarın fehlt, der Darm selbst kurz und weit, die Parotis kleiner als die Unterkieferdrüse, die Leber sehr gross. Die Weibchen haben bald eine Tasche, bald nicht. | Die Gattungen bewohnen gegenwärtig nur Neuholland, aber als älteste Säugethiere schon in der Juraepoche Europa. Die kleinern nähren sich von Insecten, die grössern von warmblütigen Wirbelthieren und die grössten wer- den sogar den Schafheerden gefährlich. Myrmecobius Wath. Der Spitzbeutler hat einen kleinen deprimirten Kopf mit sehr verlängerter spitzer Schnauze, nackter Muffel, seitlichen Nasenlöchern, kleinen Augen und mässig grossen, schmalen und spitzen Ohren. Die Vorderbeine sind kurz und kräftig, fün’zehig mit nackten Sohlen und comprimirten gekrümmten Krallen, die Hinterbeine etwas länger, nur vierzehig mit starken Krallen und grösstentheils nackten Sohlen. Der lange Schwanz ist von der Wurzel bis zur Spitze gleichmässig buschig behaart. Das Weibchen hat keine Tasche und 8 in einen Kreis geordnete Zitzen. Die obere Zahnreihe besteht aus 4+1+3- 5, die untere auu3+1+ 3+6 Zähnen. Die kleinen Schneidezähne stehen getrennt von einander und sind stumpf eckzahnarlig, die obern einander ziemlich gleich, unten die beiden mittlern ansehnlich vergrössert, nagezahnähnlich. Die Eckzähne sind kurz und stark comprimirt. Die Lückzähne tragen scharfspitzige Kronen auf zwei Wurzelästen, der dritte mit kleinen spitzen Basalzacken. Der erste noch comprimirte Backzahn hat zwei niedrige stumpfe Höcker, die folgenden der obern Reihe erhalten dazu einen innern Höcker, die letzten verkleinern sich etwas, die untern bestehen nach innen aus je zwei Paaren stumpfkegelför- miger Höcker, denen aussen stumpfe Ansätze entsprechen. Der Schädel hat seine grösste Breite zwischen den Augenhöhlen, welche hinten durch sehr entwickelte Orbitalfortsätze der Stirnbeine abgegrenzt sind. Die Schnauze spitzt sich sehr schnell zu. Die Nasenbeine erweitern sich daher nach hinten sehr beträchtlich, auch die Stirnbeine sind sehr breit, das Zwischenscheitelbein gross und dreiseitig, die Gaumenbeine nicht durchbrochen, die Foramina incisiva sehr klein, die Gehörblasen gross und kuglig, vom Keilbeinflügel gebildet, das Hinterhauptsloch sehr umfangsreich, der Jochbogen hoch plattenförmig, der Unterkieferast sehr lang und niedrig, der Kronfort- satz schmal und hoch, der Condylus quer und flach, der Winkelfortsatz ver- längert und stumpf endend. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 23 oder 24 Schwanzwirbel. Der Körper des Atlas verknöchert, die Dornen der Halswirbel klein, die Rückenwirbel mit mnässig langen Dornen, die Rippen schlank, das Sternum 6wirblig, die Lendenwirbel mit sehr entwickelten (Juerfortsätzen, Greatophaga. Myrmecobius. Thylacotherium. 7125 ebenso auch die ersten Schwanzwirbel, der Oberarm kurz und stark, mit sehr grosser Deltaleiste, über dem innern Gondylus mit knöcherner Brücke, Unterarm- und Unterschenkelknochen innig an einander liegend. Weichtheile unbekannt. Die einzig bekannte Art bewohnt das westliche und südliche Australien. M. fasciatus Wath.?) Der Spitzbeutler gleicht in der Grösse etwa dem gemeinen Eichkätzchen, ist von ziemlich gestrecktem Körperbau, niedrig auf den Beinen, mit mässig langem, ziemlich rauhen Pelz bekleidet, dessen längere Grannen stark hervortreten. Kopf und Vorderrücken sind glän- zend rostfarben mit feiner weisser Sprenkelung, der Hinterrücken schwarz mit 6 bis 8 weissen Querbinden, die ganze Unterseite gelblichweiss bis weiss. Ein schwarzer Strich beginnt vor dem Auge und läuft bis zum ÖOhre, mit heller Einfassung; die wenigen und kurzen Schnurren sind schwarz, die schmalen Ohren kurz behaart, innen rostgelb, aussen schwarz mit röthlich, die Pfoten licht rostfarben. Der fast körperlange Schwanz sehr buschig, doch etwas flach behaart, die Haare an der Wurzel rostroth, dann schwarz mit weisser Spitze. Bei jungen Thieren treten die weissen Rückenstreifen weniger markirt auf, die Haare des Schwanzes sind kürzer und gelb. Auch die Alten variiren elwas, bald sind sie heller, bald dunkler. Das Weibchen wirft 7 Junge. Die Nahrung besteht hauptsächlich in Insecten. - Thylacotherium Owen. Diese Gattung begreift mit der folgenden die ältesten. Säugethiere auf der Erdoberfläche, indem ıhre Ueberreste, Unterkiefer, in den Schichten des braunen Jura, bei Stonesfield entdeckt worden sind und aus ältern Gebilden gleich zuverlässige Spuren von Säugelhieren noch nicht vorliegen. Dieses Vorkommen in secundären Schichten hat anfangs widersprechende Deutungen veranlasst bis Owen die insectivore Beutelthiernatur an den Kiefern und Zahn- bau unwiderleglich nachwies und auch aus theoretischen Gründen sich das Auftreten gerade insectivorer Beutelthiere in so frühen Zeiten als das Natur- gemässeste. nachweisen lässt. Das Thylacotherium besitzt die grösste Zahl der Zähne. unter allen Beutelthieren, nämlich 3+1+6-+6 in der untern Reihe, welche allein bekannt ist. Die Lückzähne sind theils zwei-, theils dreizackig, die ächten Backzähne fünfzackig, ein Zacken voran, die andern paarig dahinter, dabei sind ihre Wurzeln dreimal so lang als die Kronen hoch. Der Unterkiefer hat einen convexen Gelenkkopf, einen spitzen Kronfortsatz und nur wenig ausge- zogenen Winkel. Die Thiere waren etwa von Rattengrösse. Owen ®) unterscheidet nach den beiden aufgefundenen Unterkiefern zwei Arten, Th. Prevosti und Th. Broderipi, letztere mit schlankerem und zarterem Kiefer als erstere. 5) Waterhouse, Transact. zool. soc. Il.b 149. tb. 27.28; Mammal. I. 396. tb. 14. fig. 1; Gould, Mammal. Austral. I. tb. 10; Giebel, Odontogr. 40. Tf. 17. fig. 2; M. diemensis Gray, List Mammal. brit. mus. 100. 6) Owen, Transact. zool. soc. 2. ser. VI. 47. tb. 5. 6; Giebel, Fauna. Säugeth. 75; Didelphys Prevosti Cuvier, oss. foss. X. 197; Amphigonus Prevosti Agassiz, l’Instit. 1538. 277; Amphitherium Blainville, Compt. rend. 1838. II. 417. 734. 749; Giebel, Odontogr. 39. Tf. 17. fig. IT. 726 Unguiculata, Marsupialia. Phascolotherium Brod. Dem vorıgen sehr nah verwandt, doch schon in der Zahl der Zähne unterschieden, die untere Reihe zählt nämlich 4+1+3+4 Zähne. Die Schneidezähne sind wie bei Myrmecobius durch Höcker von einander getrennt, die Backzähne fünfzackig. Das Thier war etwas grösser als die Thyla- cotherien. Ph. Bucklandi Ow.?) Mit voriger gemeinschaftlich in den Stones- fielder Juraschiefern abgelagert. Phascologale Tem. Die Beutelbilche erreichen niemals einen Fuss Länge, die meisten nur einige Zoll, und ihr gewöhnlich kurz oder auch buschig behaarter Schwanz noch weniger. Ihr Kopf spitzt sich in der Schnauze schnell zu, die Muffel ist nackt, die Nasenlöcher seitlich, die Ohren ziemlich gross, an der Basis breit, hinten meist etwas ausgerandet, die Augen ziemlich gross, die Beine kurz mit kleinen fünfzehigen Pfoten, deren Krallen gekrümmt, comprimirt und spitz sind, der hintere Daumen nagellos. Die Weibchen einiger Arten mit, die andern ohne Tasche, alle mit 8 in einen Kreis geordneten Zitzen. Die oberen Zahnreihen bestehen aus 4+1+3+4, die untern aus 3+1+3-+4 Zähnen. Die beiden miltlern obern Schneidezähne sind an- sehnlich vergrössert, lang, dick, rund, zugespitzt und mit den Spitzen gegen einander geneigt, die seitlichen viel kleiner und einander gleich, die untern nach aussen an Grösse abnehmend; die Eckzähne schlank, von mässiger Grösse, die spitzkegellörmigen Lückzähne vorn und hinten mit kleinem Basal- höcker, im Unterkiefer der dritte der kleinste, die obern Mahlzähne mit drei- seiligen Kronen, welche drei äussere, zwei miltle und einen innern Höcker tragen, die untern comprimirt, mit Haupt- und Nebenzacken. Der Schädel ist niedrig und gestreckt, mit kurzer, stumpf zugespitzter Schnauze, sehr weit abstehenden Jochbögen, mässig verengt zwischen den Augenhöhlen, ohne Leisten und Kämme, die Nasenbeine nach hinten breiter werdend, Stirnbeine breit, quer an den Scheitelkämmen abschneidend, kein Orbitalfortsatz am Slirnbein, ein zitzenförmiger am Jochbogen, der Gaumen mit zwei grossen ovalen Löchern, Gehörblasen kuglig, Unterkieferäste schlank, mit sehr langem nach innen gerichteten Winkelfortsatz. Das Gehivn ohne Windungen, glatt, der Oesophagus ohne innere Querfalten, in die Mitte der kleinen Curvatur des Magens mündend, dieser in der rechten Hälfte sehr ver- kleinert, der Darm fast von dreifacher Körperlänge. Die Beutelbilche bewohnen ausschliesslich Australien, wo sie sich auf Bäumen aufhalten und von Insecten nähren. Ihre Lebensweise und Gewohn- heiten sind noch nicht sorgfältig beobachtet worden.. Die zahlreichen Arten ordnen sich nach der Beschaffenheit des Schwanzes in zwei Gruppen. 1. Phascologale. Die Endhälfte des Schwanzes ist lang und buschig behaart; die miltlern Schneidezähne verlängert. | Ph. penieillata Tem.®) Der buschschwänzige Beutelbilch gleicht in der Grösse ziemlich dem gemeinen Eichhörnchen (9” Körperlänge, 8” der Creatophaga. Phascologale. 727 Schwanz). Sein langer weicher Pelz ist an den obern Körpertheilen grau, an den untern weiss oder gelblichweiss. Der Augenring ist schwarz und über demselben liegt ein heller Fleck, die Mitte der Stirn und des Schei- tels dunkelt, die spärlichen kurzen Haare der langen, abgerundeten Ohren grau, die Rückenhaare schwarzspitzig, die Beine blass graubraun, die Zehen weiss. Die oben angeführten anatomischen Eigenthümlichkeiten sind dieser Art entlehnt. Verbreitet sich über Neusüdwales, das südliche und westliche Neu- holland. Sein Nest baut er in hohle Baumstämme. Ph. calura Gould. °) Ein zierliches und nettes Thierchen von nur 5” Länge mit ebenso langem Schwanze. Die rüsselförmige Schnauze ist stark beschnurrt, die Augen und Ohren verhältnissmässig gross. Im Colo- rit gleicht das Thier der vorigen Art, doch ist die sehr kurz behaarte Wurzelhälfte des Schwanzes glänzend rostfarben, die langen Haare des Busches schwarz. Vor den Augen liegt ein schwarzer Fleck, unter den- selben ein weisslicher, die Härchen am innern Ohrrande sind schwarz, am äussern braun. Der Schädel differirt von vorigen in einigen Grössenver- hältnissen. Am Wilhelmsflusse in Westaustralien. 2. Antechinus. Der Schwanz gleichmässig und sehr kurz behaart; die vorderen Schneidezähne nicht verlängert. a) Füsse kurz und breit, Ohren klein. Ph. melas Müll. }) Der schwarze Beutelbilch gleicht in der Grösse der Hausratte und trägt einen kurzen weichen, oben schwarzen, unlen licht rostschwarzen Pelz. Die etwas höhern als breiten Ohren sind sehr dünn, kurz und schwarz behaart, der Schwanz oben dichter als unten be- haart, die Augen braun, der dritte obere Lückzahn der kleinste. Bewohnt Neu-Guinea. Ph. Swainsoni Gould.?2) Eine der grössten Arten, von 7‘ Körper- länge mit 4” langem Schwanze. Ihr langer weicher Pelz ist am Grunde tief grau, auf dem Rücken dunkelbraun mit feiner rostbrauner Sprenkelung, unten ‘graugelblich, die kleinen anliegenden Schwanzhaare dunkelbraun, unten etwas heller. Der Schädel zeichnet sich durch Schmalheit und Länge aus, ist oben merkwürdig, flach, breitstirnig, die vordern obern Schneide- zähne verkleinert, der dritte obere Lückzahn von der Grösse des zweiten, der dritte untere kleiner als sein Vorgänger. Auf Vandiemensland. Ph. apicalis Gray ?) Erreicht nahezu die Grösse der vorigen Art und trägt an der Spitze des ebenfalls höchstens vierzölligen Schwanzes einen kleinen schwarzen Pinsel. Uebrigens ist der ganze Schwanz etwas lang- haariger als bei den nächsten Verwandten. Die Rückenhaare haben dunkel- I. tb. 6; Giebel, Odontogr. 39. Tf. 17. fig. 4; Owen, Todd’s Cyclop. Marsup; Water- house, Maimmal. 1.407; Didelphys penicillata Shaw, gen. zool. I.b 502. tb. 113. fig. 1; Dasyurus penicillatus u. D. tafa Geoffroy, Ann. du Mus. Ill. 361. 9) Gould, Mamm. Austr. I. tb. 7; Waterhouse, Mammal. 1. 409. tb. 14. fig. 2. 1) Sal. Müller, Verhdl. neederl. Bezitt. zool. tb. 25. fig. 1—3. 2) Waterhouse, Mammal. I. 411. 3) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. IX. 518; Gould, Mamm. Austral. I. tb. 11; Waterhouse, Mammal. I. 413. 728 | Unguiculata. Marsupialia. graue Wurzeln, eine gelblichbraune Mitte und einen weissen oder rostig- weissen Ring vor der schwarzen Spitze, auf dem Hinterrücken wird das Weiss durch Rostgelb ersetzt. Die Haare der Unterseite sind gelblichweiss, die Sohlen warzig. Am Schwanenfluss und König Georgssund. Das Weibchen hat neben den Zitzen eine schwache Hautfalte, deren lange Haare die säugenden Jungen bedecken. | Ph. flavipes Wath. *) „Der gelbe Beutelbilch wird nur wenig über 5” lang, der Schwanz nur 3”. Sein mässig langer und weicher Pelz ist am Grunde tief grau, aussen schwärzlich mit gelber Sprenkelung, an den Seiten rostgelb oder ocherfarben, unten licht rostgelb, Kinn und Brust weisslich, der Schwanz schwarz, an der Wurzel gelb gesprenkelt, unten rostgelb, die Sohlen quer gestreift. Der Schädel sehr kurz und breit, oben ganz platt, die Foramina.incisiva sehr klein. In Neusüdwales und dem südlichen Australien. Ph. leucogaster Gray.) Der weissbäuchige Beutelbilch bleibt etwas kleiner als vorige, hat aber noch einen dreizölligen Schwanz. Im Habitus gleicht er ganz der vorigen Art. Die vordern Körpertheile sind bräunlich- grau, die hintern rein braun, die Füsse bräunlichweiss, der Schwanz oben braun, unten lichter, an der Spitze dunkel. An der Unterseite und den Seiten fehlt die rostgelbe Beimischung. Der Schädel zeigt keine bemer- kenswerthen Differenzen. . Im westlichen Australien. Ph. maculata Gould. ©) Diese Art trägt einen kurzen dicht anliegenden Pelz, der öben dunkel schwärzlichbraun mit feiner gelblichbrauner Spren- kelung, unten dunkel bräunlichschiefergrau mit in Längsreihen geordneten weissen Flecken und am Vorderhalse mit weissem Längsstreif versehen ist. In Gebüschen an der Moretonbay. Ph. minutissima Gould. ?) Der kleinste aller Beutelbilche misst nur 2?/;" und hat einen ebenso langen Schwanz. Sein kurzer, dicht anliegen- der Pelz ist oben graulichbraun, unten blasser, am Kinn und Kehle blass- falblich, am Unterleib licht graufalblich. Bewohnt die Ostküste Neuhollands an der Moretonbay. b) Füsse schlank und zierlich, Ohren länger, Schnauze spitzer. Ph. albipes Wath.8) Der weissfüssige Beutelbilch besitzt einen sehr weichen Pelz, der am Grunde schiefergrau ist, in den Rückenhaaren vor —_ 4) Waterhouse, Mammal. I. 415; Ph. vufogaster Gray, Grey’s Journ. 407; Ante- chinus Stuarti McLeay, Ann. magaz. nat. hist. VIII. 242. 338. 9) Gray, Grey’s Journ. 407; Waterhouse, Mamrmnal. I. 417. Wird bei weiterer Untersuchung sich wahrscheinlich als gleich mit Ph. flavipes ergeben. Noch viel wahrscheinlicher ist diess von Ph minima Temminck, Monogr. Mammif. 1.59, früher von Geoflroy, Ann. d. mus. III. 362 als Dasyurus minimus, von Gray in Grey’s journ. ll. 406 als Ph. affinis aufgeführt. Dieses Thierchen misst beinah 4” mit 2,“ langem Schwanze, hat relativ kleinere Ohren und- grössere Pfoten, ist oben braun mit rostgelb, unten blassfahlgelb. Gray’s Ph. affınis misst 5,” Länge. 6) Gould, Maınm. Austral. IT. 7) Gould, Mamm. Austral. IV. . 8) Waterhouse, Mammal. I. 421. — Gray unterscheidet Ann. mag. 1842. X. 261 eine Ph. leucopus von Vandiemensland, im Allgemeinen etwas dunkler gefärbt und mit oben schwarzem Schwanze, sonst gar nicht eigenlhümlich. | % Creatophaga. Phascologale, Dasyurus. 729 der schwarzen Spitze hellgelb, in den Bauchhaaren äusserlich weiss ist. Der Augenring ist schwarz, die grossen Ohren sehr fein und blass behaart und die sehr kurzen Härchen des Schwanzes unten schmutzig weiss, oben theils schwarz, theils gelbweiss. Die weissen Füsse sind an den nackten Theilen warzig. Der kleine Schädel ist minder platt als bei vorigen Arten und sein Gaumen mit doppelten Löchern versehen. Im südlichen Australien. Ph. murina Wath.°) Eine nur 3” lange Art mit etwas kürzerem . Schwanze und von der vorigen besonders unterschieden durch den einfar- big weissen Schwanz und die fast ganz behaarte Unterseite der Läufe, an denen nur ein schmaler nackter und warziger Streif bleibt. An der Unter- seite jeder Zehe liegen zwei Längsreihen kleiner Warzen. Der sehr weiche Pelz ist oben aschgrau, unten und an den Füssen weiss, der Augenring wiederum schwarz, die Ohren vorn bräunlich. In Neusüdwales. c) Der Schwanz an der Wurzel verdickt, Podabrus. Ph. macrura Gould. !) Die Verdickung des Schwanzes ändert indi- viduell ab und scheint bei dem Weibchen minder auffallend zu sein als bei dem Männchen. Der weiche Pelz ist auf dem Rücken aschgrau mit schwarzer Mitte, unten und an den Füssen weiss, die kurzen Haare der obern Schwanzseite theils schwarz, theils gelb, -.die untern schmutzig weiss, die der Schwanzspitze ganz schwarz, -die mässig grossen Ohren innen weisslich, aussen dunke! behaart, der Augenring schwarz. Körperlänge 4", Schwanz 3". In Neusüdwales. Ph. crassicaudata Gould. ?) Der dickschwänzige Beutelbilch steht dem Vorigen sehr nah, trägt einen langen, dichten und ungemein weichen Pelz, oben grau mit gelb, an den Seiten schön gelb, unten weiss; die Rücken- haare vor der schwarzen Spitze gelb, die seitlichen gelbspitzig, die untern weissspitzig, alle an der Wurzel grau. Die grossen Ohren sind hinten ‚ leicht ausgerandet und etwas zugespitzt, schwärzlich mit fleischfarbenem ‚Fleck, fein und spärlich behaart, der Augenring schwarz und nach vorn erweitert, der kurze Schwanz weiss. Körperlänge nahezu 4”, der Schwanz nicht ganz 2”. Im westlichen und südlichen Australien, Dasyurus Geoffr. Die Dasyuren sind entschiedene Fleischfresser und schliessen sich auch in ihrem Habitus enger an die carnivoren Raubthiere an als irgend eine der vorigen Gattungen, so in dem gestreckten aber noch kräftigem Körperbau, in der kegelförmigen Schnauze mit ziemlich langen Schnurren und nackter ' Nasenkuppe, den mässig grossen Augen und Ohren und den völlig getrenn- ‚ ten Zehen. Ihre Körperlänge schwankt zwischen ein bis zwei Fuss und der gut behaarte Schwanz pflegt etwas kürzer zu sein. Die Zehen sind von — 1 9) Waterhouse, Mammal. I. 425. 1) Gould, Proceed. zool. soc. 1845; Walerhouse, Mammal. I. 426. — Wahr- scheinlich gehört hieher auch Ph. virginiae Terragon, rev. zool. 1847. 177. 2) Gould, Proceed. zool. soc. 1844. XII. 105; Mamm. Austral. I. tb. 5; Water- house, Mammal. I. 428. tb. 15. fig. 2. 730 Unguiculata. Marsupialia. ziemlich gleicher Länge, vorn die mittlere etwas verlängert, die innere ein wenig kürzer als die äussere, hinten der Daumen rudimentär, eine blosse Warze oder gar ganz fehlend; dieKrallen kräftig, spitz und sichelförmig, die Sohlen nackt, die Männchen mit grossem, hängenden Hodensack. Die Zahnformel unterscheidet sich durch nur zwei Lückzähne von der der Phascologale, also oben 41 +(2 +4), unten 3+1+(2+%). Die Schneidezähne sind in der Mitte durch eine schmale Lücke oder gar nicht getrennt, die obern von gleicher Grösse und etwas kleiner als die unlern; die Eckzähne sehr schlank, gekrümmt; die obern vorn flach, die untern in tiefe Gruben des Zwischenkiefers eingreifend. Die beiden zweiwurzligen, stark comprimirten Lückzähne vorn und hinten mit schwachem Basalhöcker, Die 3 ersten obern Mahlzähne schief dreiseitig mit je 3 äussern und 2 innern kantigen Höckern und einem innern niedrigen Ansatz, der letzte Mahlzahn quer dreihöckerig; der erste untere mit vorderem Hauptzacken und zwei kleinen hintern Höckern, die folgenden haben einen vordern kleinen, einen äusseren Hauptzacken mit spitzem Innenhöcker und zwei niedrige querge- stellte scharfkantige Höcker hinten. Der Schädel besitzt alle entschiedenen carnivoren Eigenthümlichkeiten in der äusseren Configuration: der hohe Pfeilkamm, die stark vortretenden Occi- pitalleisten, die mehr weniger starken Orbitalfortsätze an den Stirnbeinen und Jochbögen, die bisweilen sehr weit abstehenden Jochbögen, die starke Ver- engung in der Augenhöhlengegend, die nach hinten übergeneigte Occipitalfläche, die kaum über den Alveolarrand erhöhete Lage des Unterkiefercondylus, die markirte Massetergrube und der breit aufsteigende Kronfortsatz. Die Nasen- beine erweitern sich nur sehr wenig nach hinten, der Gaumen ist weit durch- brochen, die Gehörblasen klein und stark gewölbt. Die Basis des Querfort- satzes am 7. Halswirbel ist nicht perforirt, der Dorn des Epistropheus sehr gross, der 9. rippentragende Wirbel der diaphragmatische, 2 bis 3 anchy- losirte Kreuzwirbel, 25 Schwanzwirbel, die Handhabe des Sternums verlängert und comprimirt, die Gräte des Schulterblattes übergebogen, über dem Con- dylus des Oberarmes keine Knochenbrücke, die Deltaleiste desselben stark, plötzlich endend, die Kniescheibe breit, die Tibia stark comprimirt, die Fibula völlig getrennt, oben ein Sesambein tragend. Das Gehirn ist bei der klei- nern Art glatt, bei den srössern sind die Windungen schwach angedeutet, die Zunge mit kleinen rückwärts gerichteten Papillen, Oesophagus und Magen nicht eigenthümlich, der Darm von A- bis 5facher Körperlänge, die Leber sehr gross, schwach getheilt, die Knorpelringe der Luftröhre (23 bei D. imacrurus) sind hinten geöffnet, die rechte Lunge dreilappig, die linke einfach, die Övarien elliptisch und platt, am After zwei Drüsen. Die Rauhbeutler bewohnen seit der Diluvialepoche Neuholland und näh- ren sich sowohl von lebenden Thieren als von Aas. Abgesehen von letzte- rem können sie hinsichtlich ihrer Lebensweise und Gewohnheiten als neuhol- ländische Marder betrachtet werden. Nach dem Körperbau im Allgemeinen, der Länge des Schwanzes und der Beschaffenheit des Daumens können die Arten in drei Gruppen geordnet werden. 1. Dasyurus. Körperbau schlank, der Schwanz lang, der hintere Daumen klein und nagellos. D. hallucatus Gould. ®) Diese Art unterscheidet sich von ihren nächsten 3) Gould, Proceed,. zool. soc. 1842. X. AL: Waterhouse, Mammal. I. 434. c. fig. Greatophaga. Dasyurs. 731 Verwandten durch geringere Grösse, dunkles Colorit, rauhen Pelz und re- lativ lange unten grubige Hinterzehen. Das Colorit der obern Theile ist dunkelbraun in schwärzlich mit gelblicher Sprenkelung und zahlreichen unregelmässigen weissen Flecken, die auch an die Seiten herabgehen; die Unterseite ist weiss mit gelblich, die Körperseiten und ein Fleck über dem Auge graulich, die Ohren blass fleischfarben, sehr dünn und spärlich be- haart. Den cylindrischen Schwanz bekleiden lange, aber nicht buschige, straffe Haare, an der Wurzel bräunlich, dann schwarz gesprenkelt und die Schwanzspitze ganz schwarz; die Füsse bräunlich. Körperlänge 12”, Schwanz 10”. -Im nördlichen Australien. D. Geoffroyi Gould.) Steht der vorigen Art sehr nah, erreicht 16” Körperlänge mit fusslangem Schwanz, der Pelz ist weicher, an den obern Theilen graulich mit gelbem Anfluge und schwarzer Sprenkelung, zugleich mit denselben weissen Flecken der vorigen Art, der Kopf meist mehr grau als andere Theile, die Schnauze bräunlich, vor den Augen ein dunkler Fleck, die Olıren dunkelbraun, aussen mit kleinen schwärzlichbraunen Här- chen bekleidet, innen mit schwarzen und grauen, am Rande bräunlichen; die untere Körperseite weiss; der Schwanz an der Wurzel gelblich mit schwarzer Haarspitze, im Enddrittel ganz schwarz. In Neusüdwales, dem südlichen und westlichen Australien. D. maculatus Gray.°?) Uebertrifft die vorigen Arten ansehnlich an Grösse, bis 2’ lang mit 20” langem Schwanz, der mit ziemlich langen rauhen Haaren bekleidet und gefleckt ist. Der Pelz fühlt sich rauh an, ist kurz und variirt von sehr tiefem Braun zu Rothbraun, am Kopf lichter als am Rücken und gelblich, an den untern Körpertheilen schmutzig gelb, Oberlippe, Kinn und Brust rein gelb, die kurzen Ohren innen mit gelbli- chen, aussen mit braunen Härchen. Die weissen Flecken des Körpers ändern in Grösse und Form vielfach ab, fehlen am Kopfe gewöhnlich, sind aber am Schwanze gross und wenig zahlreich. Das Weibchen hat sechs in einen Kreis geordnete Zitzen. Auf Vandiemensland. 2. Körper und Schwanz wie bei vorigen, der hintere Daumen fehlt. D. viverrinus Geoffr. 6) Ausser durch den Mangel des -hintern Dau- mens unterscheidet sich der Zibethrauhbeutler durch den buschig behaar- ten Schwanz, den langen weichen Pelz und das dunkle Colorit von den vorigen Arten. Die Färbung variirt jedoch, indem die obern Körpertheile bald grau, bald braunschwarz bis schwarz sind, die untern bräunlich oder weiss. Der Pelz ist am Grunde überall grau. Die weissen Flecken ändern 4) Gould, Proceed. zool. soc. 1840. VIII. 151; Waterhouse, Mammal. I. 437. 9) Gray, list. Mamm. brit. Mus. 98; Waterhouse, Mammal. 1.439; Viverra macu- lata Shaw, gen. zool. I.b 433; Phillips, voy. bot. bay 276; Dasyarus macrurus Geoffroy, Ann. Mus: Ill. 358; Peron u. Lesueur, voy. austral. tb. 33; Owen, Proceed. zool. soc. 1835. III. 7; Giebel, Odontoer. 39. Tf. 17. fig. 1. 3. 6) Geoffroy, Ann. Mus. Ill. 359; Temminck, Monogr. Mammif. I. 71. tb. 7. fig. 1—8; Waterhouse, Maınmal. I. 442; Didelphys viverrina Shaw, gen, zool, I.b 491. tb. 111; Phillips, :voy. bot. bay 147. tb. 15; White, Journ. voy. 1790. 285. c. tb. — D. Maugei Geoffroy, I. c. 360 ist eıne gelblichgraue Spielart, deren Rückenhaare an der Wurzel blassgrau und vor der schwarzen Spitze hellgelb sind. Ihr Schädel bei Temminck I. c. und das Gebiss bei Giebel, Odontogr. 39. Tf. 17. fig. 8. 132 Unguiculata. Marsupialia. in Grösse und Form ab, sind am Kopfe klein; die Ohren von mässiger Grösse, etwas zugespitzt, mit kurzen schwarzen Härchen bekleidet, ihre Haut licht fleischfarben, wie auch die nackte Nasenspitze und die Fuss- sohlen, welch letztere zugleich warzig sind. Der hintere Daumen fehlt, im Skelet ist er nur durch einen rudimentären Knochen vertreten, wäh- rend bei den vorigen Arten zwei Phalangen vorhanden sind. Körperlänge 15“, Schwanz 9". In Neusüdwales und Vandiemensland, 3. Sarcophilus. Körper plump, Schwanz kurz und dick, hintrer Daumen fehlend. D. ursinus Geoffr.”) Der Devil oder bärenartige Rauhbeutler hat einen gedrungenen, untersetzten, bärenartigen Körperbau, einen kurzen breiten Kopf, starke Schnurren, kleine Augen, kurze, sehr breite Ohren und einen dicken Schwanz von halber Körperlänge und mit Endnagel. Der grobe Pelz ist schwarz, am Kopfe, den untern Körpertheilen und dem Schwanze braunschwarz, mit weisser Querbinde über Brust und Arme und einer zweiten über Kreuz und Schenkel. Die Zahnreihen sind geschlossen, keine Lücken zwischen den Lückzähnen wie bei vorigen Arten, die Lück- zähne so dick als lang, dreiseitig, nicht comprimirt; der vordere Höcker der Mahlzähne sehr viel kleiner als der hintere, der innere Ansatz mehr nach vorn gerückt, daher die Zähne nach hinten verschmälert, der letzte obere quer elliptisch, an den untern die vordern und hintern Höcker ver- kleinert, die innern verkümmert; die Eckzähne sehr stark. Der Schädel zeichnet sich von den vorigen Arten aus- durch Kürze und Breite des Schnauzentheiles, die enorme Breite zwischen den Jochbögen, bedingt durch die sehr grossen Schläfenmuskeln, durch die starken Kronen und Leisten, die geringe Grösse des hirntragenden Theiles. Die Nasenbeine greifen tief in die Stirnbeine ein, diese haben starke Orbitalfortsätze und springen spitzwinklig gegen die Scheitelbeine vor. An der Handhabe des Brust- beines befindet sich ein Schlüsselbeinfortsatz. Die Zunge ist platt und lang, vorn gerade abgeschnitten mit 5 bis 7 Papillae vallatae, die Speise- röhre sehr derb und dickwandig, der Magen am Fundus mit vorspringen- den Langsfalten, die nach dem Pförtner hin verschwinden, die rechte Lunge vierlappig, die linke ungetheilt, die Klitoris klein und doppelt gespalten, der kleine Beutel mit 4 Zitzen, After und Geschlechtsöffnung gemeinschaft- lich mündend. Körperlänge bis %, Schwanz 1‘. Bewohnt Vandiemensland und jagt besonders Geflügel, daher auch den Hühnerhöfen sehr gefährlich, beim Fressen sitzt er aufrecht und nimmt die Vorderpfoten zu Hülfe. Das Weibchen trägt die Jungen lange mit sich herum, die sich schwer zähmen lassen und auch in der Gefangenschaft sehr unverträglich bleiben. Das Fleisch wird gegessen und soll dem Kalb- lleisch ähnlich schmecken. Man legt ihnen Fallen und jagt sie mit Hunden. D. laniarius Owen. ®) In den Höhlen des Wellingtonthales wurden R %) Geoffroy, Ann. Mus. XV. 305; Temminck, Monogr. Mammif. I. 69. tb.8; Owen, Todd’s Cyclop. Marsup.; Giebel, Odontogr. 79. Tf. 17. fig. 6; Waterhouse, Mammal. I. 448. c. fig. Didelphys ursina Harris, Linn. Transact. IX. 176. tb. 19. fig.2; Sarco- philus Cuvier, Mammif, IL. livr. 70; Mayer, Zeilg. f. Zool. etc. I. 181; Vrolik, Tijdschr. voor wisinat. wel. IV. 153; Diabolus ursinus Gray, List. Marnm. brit. Mus. 97; Gunn, Ann, mag. nat. hist. I. 101. 8) Owen, Mitchell’s east Austral. II. 363. Creatophaga. Thylacinus. 133 Kieferfragmente entdeckt, welche einer der vorigen nah verwandten, doch beträchtlich grösseren Art angehören. Die Zähne zeigen ausser den ab- weichenden Grössenverhältnissen keine erheblichen Differenzen. Thylacınus Tem. Während in der vorigen Gattung der :Habitus der Zibetthiere und des Dachses unverkennbar hervortrat, gleicht diese in ihrer äussern Erscheinung auffallend den CGaninen und wie diese die Viverrinen, in eben dem Grade übertrifft auch Thylacinus die Dasyuren an Körpergrösse. Die Form des Kopfes, die stark abgesetzte Schnauze, die Augen und aufrecht stehenden Ohren, der gestreckte Leib und der aufrecht getragene Schwanz gleichen ganz entschieden dem Hunde. Die Gliedmassen jedoch sind verhältnissmässig kurz, aber noch keineswegs etwa in dem Grade wie bei Dachshunden. Die Ohren weichen durch ihre beiderseitige Behaarung, noch mehr aber durch ihre Form von den Dasyurenohren ab, indem sie am Grunde auffallend breit und dann sich plötzlich verschmälern und stumpf zuspitzen. Der Schwanz hat etwa halbe Körperlänge mit verdickter Wurzel und der kurzen Be- haarung des Körpers, gegen das Ende hin bildet sich jedoch an der Unterseite ein starker Haarkamm. Die Pfoten sind dick, die Krallen kurz und stark. Die Zahnformel verhält sich wie bei Phascologale, nämlich oben 4+1+ (3+4), unten 3+1+(3+4). Die in einen Halbkreis geordneten Schneide- zähne sind in der Mitte durch eine Lücke getrennt, cylindrisch, die obern grösser als die untern, der äussere obere der grösste von allen. Die Eck- zähne sind kräftig und stark, spitz und gekantet, die untern wiederum in eine Grube des Zwischenkiefers greifend. Die Lückzähne sind zweiwurzlig, stark comprimirt, kegelförmig, ohne Basalhöcker, nur mit hinten vorspringen- der Basalwulst. Die obern Mahlzähne nehmen an Grösse zu, bis zum vier- ten stark verkleinerten, sind ungleich dreiseitig, jeder aussen mit einem mitt- lern Haupthöcker und kleinerem Höcker davor und dahinter, innen mil einem stumpfen Höcker; die untern Mahlzähne comprimirt dreihöckerig. Der Schädel gleicht in der allgemeinen Configuration sehr dem Hunde- schädel. Der Schnauzentheil ist sehr schmal, die Jochbögen stehen unge- heuer weit ab, die Stirnbeine breit mit dieken Orbitalhöckern, der Hirntheil sehr klein mit starken Leisten und Kämmen, die Nasenbeine schmal, zackig in die Stirnbeine eingreifend, die Foramina incisiva klein und schmal, der Gaumen durchbrochen, doch minder weit als bei Dasyurus, die Gehörblasen klein, wenig gewölbt und wie meist bei den Beutelthieren von den Flügeln des Keilbeines gebildet. Der Unterkiefer schlank wie bei dem Hunde, nur mit breiterem Gondylus und viel mehr verlängertem nach innen gerichteten Winkelfortsatz. Vom übrigen Skelet wird nur erwähnt, dass der Oberarm die knöcherne Brücke unten über dem innern Condylus besitzt. Der Beulel- knochen ist knorplig faserig, das Weibchen hat einen wirklichen Beutel mit 4 Zitzen. Der Darm von dreifacher Körperlänge. Der Beuteiwolf, nur in einer fossilen und einer lebenden neuholländi- schen Art bekannt, ist das grösste fleischfressende Beutelthier. Er lebt in gebirgigen Gegenden, in Felsenhöhlen versteckt und scheint besonders nach Känguruhs und kleineren Thieren, aber auch nach Schafen zu jagen, ist aber übrigens ein stupides und Llräges Thier. 734 Unguiculata. Ferae. Th. eynocephalus Fisch. ®) Der lebende Beutelwolf erreicht 3 Fuss und mehr Körperlänge mit 1'/‘ langem Schwanze und bei 1'/,‘ Schulter- höhe. Der kurze locker anliegende Pelz ist graubraun und trägl auf dem Rücken etwa 12 bis 14 schwarze Querbinden, die nach hinten länger und breiter werden. Die Rückenhaare sind am Grunde dunkelbraun und vor der dunkeln Spitze gelblichbraun, die Bauchhaare blassbraun an der Wur- zel und dann bräunlichweiss. Der Kopf ist hellfarbig, die Augengegend weisslich, am vordern Augenwinkel ein dunkler Fleck, über dem Auge ein solcher Strich, die Krallen braun, ebenso der Schwanz, doch unten blasser, nur der Haarkamm schwärzlich. Auf Vandiemensland. Th. spelaeus Owen. t) Nach den Ueberresten aus den Höhlen des Wellingtonthales unterscheidet sich der fossile Beutelwolf von dem lebenden durch höhere Unterkieferäste und durch den Besitz eines kleinen innern Zackens am Hauptzacken des vorletzten untern Backzahnes, worin eine grössere Annäherung an Dasyurus liegt als bei der lebenden Art. Neunte Ordnung. FERA. Raubthiere. Die Raubthiere bilden eine in der äussern Erscheinung zwar noch man- nichfaltige, aber in ihrer inneren Organisalion und Lebensweise sehr über- einstiimmende und scharf characlerisirte Ordnung. Sie sind grosse bis sehr kleine und selbst kleinste Säugelhiere, meist von gestrecktem, schlanken Körperbau, der nur in den äussersten Gliedern plump und ‘unbeholfen er- scheint. Der Pelz ist kurz, dicht und weich, bisweilen lang, zotlig, straff, ja auch borstig und stachlig. Die Gliedmassen sind vorherrschend zum Gehen und Laufen bestimmt, und haben kräftige, vier- oder fünfzehige Pfoten mit starken Krallen. Grosse Beweglichkeit der einzelnen Glieder befähigt sie zum Klettern, gewaltige Muskelkrafi zum Springen, Schwimmhäute zwischen den Zehen zum Schwimmen, Verkürzung mit entsprechender Verdickung zum Graben bei solchen, die eine beständige unterirdische Lebensweise führen. Beim Gange treten sie entweder nur mit den. Zehen oder mit dem ganzen Fusse auf und sind also digitigrad oder plantigrad. Der Schwanz ist von sehr veränderlicher Länge und Behaarung. Die Sinnesorgane, Geruch, Ge- schmack, Gesicht und Gehör, allgemein scharf und ziemlich gleichmässig ent- wickelt. Die Nase verlängert sich bei einzelnen rüsselförmig und enthält dann auch wohl besondere Knorpel und Knöchelchen, wenn sie zugleich zum Wüh- len dient. Die Männchen haben meist eine äusserlich am Bauche angeheftete, nach vorn gerichtete Ruthe mit einfacher Eichel und oft mit Ruthenknochen 3) Fischer, Synops. Mamm. 270; Waterhouse, Mnmmal. I. 456. tb. 17. fig. 2., tb. 21. fig. 3; Giebel, Odontogr. 38. Tf. 18. fig. 10; Gunn, Ann. mag. nat, hist. 1851. VII. 338; Didelphys cynocephala Parris. Transact. Linn. soc. 1807. IX. 174. tb. 19; Dasyurus cynocephalus Geoffroy, Ann. Mus. XV. 304; Th. Harrisi Temminck, Monogr. Mammif, 1. 63. tb. 7. fig. 1—4; Owen, Proceed. zool. soc. 1843. 148; Peracyon cyno- cephalus Gray, list. Mamm. brit. Mus. 97. 1) Owen, Mitchell’s east Austral. I, tb. 31. fig, 7 Ferae. 735 und einen hängenden Hodensack, die Weibchen zahlreiche Zitzen am Bauch und z. Th. auch an der Brust und werfen gewöhnlich zahlreiche blinde und nackte Junge, die jedoch bald das Nest verlassen und nach kurzer Pflege und Unterricht selbst für ihr Fortkommen sorgen. Das Zahnsystem besteht in jeder Reihe aus Schneide-, Eck-, Lück- und Backzähnen. Die Schneidezähne, 1 bis 4 jederseits, meist 3, pflegen klein und meisselförmig zu sein, die Eckzähne dagegen sind allgemein stark, rund oder cumprimirt kegelförmig, scharf zugespilzt, bisweilen mit verlicaler schar- fer Kante, mehr weniger gekrümmt. Die Lückzähne tragen auf einem oder meist zwei Wurzelästen einen comprimirten scharfen Hauptzacken mit mehr weniger entwickelten basalen oder Nebenzacken. Die Backzähne verrathen Lebensweise und Naturell durch ihre Zacken- und Höckerform und durch deren Anordnung auf das Bestimmteste. In ihnen sind die Familien-, Grup- pen-, Gatlungs- und meist auch Artcharactere scharf ausgeprägt. Hier sei nur bemerkt, dass sie von übereinstimmend spitzzackigen oder stumpfhöcke- rigen oder aber von beiden Typen zugleich sind. Das Skelet zeigt leichte und zierliche, dabei aber kräftige Formen. Der Schädel ist gestreckt, Antlitz- und Hirntheil in ebenmässigem Verhältniss zu einander, letztrer mit sehr starken Kämmen und Leisten, die Jochbögen stark und gewöhnlich weit vom Schädel abstehend, daher die Schläfengruben weit, auch die Augenhöhlen gross, die Nasenbeine schmal und lang, die Stirnbeine mit Orbitalhöckern, die Stirnleisten zu einem Pfeilkamme zusammenlaufend, die Hinterhauptsfläche vertical oder nach hinten übergeneigt, die Condyli oc- cipitales stark gewölbt, die Gehörblasen aufgetrieben, aber nicht übermässig gross, die Gaumenbeine nicht durchbrochen, die Foramina incisiva klein. Die Unterkieferäste sind schlank, kräftig,.mit breitem nach hinten geneigtem Kronfortsatz, markirter Massetergrube, quer eylindrischem, im Niveau der Zahnreihe gelegenen Gondylus und mit vorspringendem Winkel. Der Atlas hat Flügelfortsätze, der Epistropheus einen hohen und starken Dorn, die übrigen Halswirbel mässige kräftige Fortsätze, die Rückenwirbel schlanke nach hinten geneigte Dornen, der diaphragmatische Wirbel stets ausgezeichnet, die Lendenwirbel mit starken eben nicht langen Fortsätzen, die Kreuzbeinwirbel völlig verwachsend, die Schwanzwirbel veränderlich. Die Gliedmassenknochen nach der Lebensweise abändernd. Die Kiefermuskeln stark, der Magen ein- fach, der Darm von mässiger Länge oder kurz ohne oder nur mit sehr klei- nem Blinddarm, in der Aftergegend häufig eigenthümliche Drüsen. Die Raubthiere verbreiten sich gegenwärtig über die ganze Erde und erschienen bereits in der eocenen Epoche, aus der sie mit höchst characte- ristischen Gestalten durch die folgenden Tertiärepochen hindurchgehen und bereits in der Diluvialzeit ihren heutigen Character erhalten. Ihre Nahrung wählen sie hauptsächtich aus dem Thierreiche, von warmblütigen, kaltblütigen Wirbelthieren oder von wirbellosen Thieren oder von allen zugleich. Einige lieben neben der thierischen Nahrung auch vegetabilische, sind wahre Omni- voren. Die verschiedene Nahrung bedingt das Wesen ihrer Organisation, daher die Raubihiere nach derselben in drei sehr natürliche Gruppen, in die Omnivoren, Garnivoren und Insectivoren sich sondern. I. Ferae omnivorae. Bärenartige Raubthiere. Die omnivoren oder bärenartigen Raubthiere sind sehr grosse bis kleine Raubthiere von plumpem, gedrungenen Körperbau mit fünfzehigen Füssen 736 "Unguiculata. Ferae. und plantigrad. Sie haben stets drei Schneidezähne jederseits oben und unten, einen starken dickkegelförmigen Eckzahn, 2 bis 3 Lückzähne, einen kleinen wenig ausgebildeten Fleischzahn und 2 bis 3 stumpfhöckerige Kau- zähne. Sie werden durch zwei Familien repräsentirt. Sechsundzwanzigste F'amilie. Ursinae. Ausser den oben angegebenen Gruppencharacteren zeichnen sich die Bären insbesondere noch aus durch den gestreckten Kopf mit verlängerter Schnauze, durch die kurzen Ohren und relativ kleinen Augen, die mässig hohen Gliedmassen, die nackten den Boden beim Gehen ganz berührenden Sohlen. die grossen, gebogenen, unbeweglichen, an der Spitze oft abgenutz- ten Krallen. Ihr Gang ist schleppend; sie können sich aufrichten und auf den Hinterbeinen stehen, einige auch geschickt klettern. Das Zahnsystem zeichnet sich durch relativ grosse Schneidezähne mit oft gelappten Kronen aus, durch starke, meist mit Kanten oder Leisten ver- sehene Eckzähne, durch einfach kegelförmige Lückzähne ohne oder mit nur unbedeutenden Nebenhöckern. Der Fleischzahn kömmt noch nicht zur typi- schen Ausbildung. Er fehlt einigen Gatlungen völlig, bei andern ist er ein starker Lückzahn mit innerem Höcker oder wird durch Vergrösserung dieses Höckers den quergestelllen Kauzähnen ähnlich. Die Kauzähne sind stumpf- höckerig, im Unterkiefer stets länger als breit, im Oberkiefer häufig quer vierseilig. . Am Schädel ist der Hirntheil gestreckt, der Schnauzentheil bald länger bald ganz verkürzt, die Stirn durch mehr weniger entwickelte Orbital- fortsätze breit, die starken Jochbögen meist weit abstehend, Scheitel- und Occipitalkämme stark entwickelt, der Gaumenausschnitt weit hinter den Zahn- reihen gelegen; der Unterkiefer kräftig mit hohem Kronfortsatz und etwas ausgezogenem Winkel. Die Halswirbel sind kurz und stark, der Atlas mit breiten Flügelfortsätzen, der Epistropheus mit hohem Dorn, die folgenden Halsdornen schwach. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 19 bis 21 Wirbeln, von welchen der 12. bis 14. der diaphragmatische und 14 oder 15 Rippen tragen, das Kreuzbein 3- bis öwirblig, breit, ohne oder mit sehr kleinen Dornen, 7 bis 34 Schwanzwirbel. Die Brustbeinwirbel kurz, das Schulter- blatt sehr breit, Schlüsselbeine fehlen, der Oberarm stark, mit langer sehr entwickelter Deltaleiste, unten breit und platt, die Elle oft von der Stärke der Speiche, höchstens mit verkümmertem Olecranon, sonst vollkommen, das jecken kurz und kräftig, der Oberschenkel stark, gerade, mit schwachen Trochanteren, die Tibia dreikantig, die Fibula schwach aber stets frei, der Astragalus mit schiefer Rolle, stets 5 Zehen von nur sehr wenig verschie- dener Grösse. Die Zunge glatt, der Magen stets einfach, Dünn- und Dick- darm wenig geschieden, kein Blinddarm. Leber und Lungen gelappt. Die wlhe mit Sförmigem Knochen. Die Gattungen erscheinen erst am Ende der tertiären Periode, vermeh- ren sich in der Diluvialepoche und noch mehr in der gegenwärtigen Schöpfung, wo sie die ganze nördliche Halbkugel und Südamerika bewohnen. Sie sind alle omnivor, doch lieben einige mehr animale, andere mehr vegetabilische Nahrung. Viele zehren den Winter hindurch von ihrem Fette. Ihr Naturell ıst mild. Von besonderem Nutzen ist nur ihr Pelz. Ursinae. Ursus. 737 Ursus L. Diese typische Gattung der Ursinenfamilie begreift die riesigsten und zahlreichsten Omnivoren. Die Grösse zeichnet alle Arten aus, während die Carnivoren von gleicher Grösse stets in ihrer Gattung zugleich auch kleine und sehr kleine Arten aufzuweisen haben. Der schwerfällige Körperbau, die plumpen Gliedmassen, die kurze Schnauze, breite Stirn, kleinen Augen und kleinen Ohren, der sehr kurze Schwanz, die nackten Tatzen mit kräftigen Krallen und der lockere dichte Pelz characterisiren die äussere Erscheinung des Bären. Im Zahnsystem fallen die grossen deutlich gelappten Schneidezähne, die dickkegelförmigen, hinten mit einer verlicalen Leiste versehenen Eckzähne, die grossentheils verkümmernden Lückzähne, die sehr wenig entwickelten Fleischzähne und die (oben 2, unten 3) grossen, verlängerten unregelmässig stumpfhöckerigen Mahlzähne auf. Der Fleischzahn erscheint hier in seiner schwächsten Entwicklung, gleichsam nur als verdickter Lückzahn mit stumpfem Höcker an der Innenseite. Er ist der vierte der Backzahnreihe und trennt schon hier wie in seiner vollendetsten Entwicklung bei den typischen Garni- voren die Lückzähne von den stumpfhöckerigen Kauzähnen. Die specifischen Differenzen im Gebiss sind wie die im Skelet äusserst geringfügig. Das Skelet im Allgemeinen bietet plumpe und kräftige Formen, deren Gelenke jedoch eine grosse und freie Beweglichkeit gestatten. Der Schädel ähnelt unter allen Raubthieren keinem mehr als dem des Hundes und die- sem ziemlich auffallend. Er ist gestreckt, besonders im Hirntheil, der Ant- litztheil verkürzt; die Zwischenkiefer reichen bis zu den spitz nach vorn verlängerten Stirnbeinen hinauf und trennen die Oberkiefer von den Nasen- beinen, und diese beiden enden in ziemlich gleichem Niveau an den Stirn- beinen. Das Thränenbein ist klein, die Stirnbeine breit, stumpf an den Scheitelbeinen endend, je nach dem Alter des Individuums höher gewölbt, die Orbitalhöcker stark vorspringend, die Stirnleisten bald schnell, bald weiter nach hinten zum starken Scheitelkamme zusammenlaufend, die Jochbögen stark und weit vom Schädel abstehend, mit sehr entwickelten Orbitalhöckern, die Augenhöhlen klein, der Unterkiefer kräftig mit breitem Kronfortsatz und ausgezogenem Winkelfortsatz. Die Dorsolumbalwirbelreihe besteht aus 12 Rücken-, dem diaphragmatischen und 7 Lendenwirbeln, das Kreuzbein aus 3 bis 4, der Schwanz aus 7 bis 13 Wirbeln %). Von den weichen Theilen ist die relativ sehr geringe Grösse des Schläfen- muskels characteristisch, ebenso die des Masseters; die Zunge ist sehr glatt 1) Die Wirbelzahlen werden verschiedentlich angegeben. Cuvier gibt dem ge- meinen Bär (14+6)+3+9==39, A. Wagner (14+6)+5+7==39, also 5 ver- wachsene Kreuzwirbel; ich zähle an 2 Skeleten 13+1-+7 in der Dorsolumbal- reihe, also 21 und 5+8 und 6-+ 9 Kreuzschwanzwirbel, davon hat ein Skelet 15, das andere 14 Rippenpaare, an einem dritten und vierten je (2+1+N)+5+9, also 20 Dorsolumbalwirbel. Dem U. americanus gibt Cuvier (14+6)+4-+ 10, un- sere 2 Skelete haben (1? +1 +N)+5-+9, wo also die Gesammtzahl mit Cuvier übereinstimmt. Dem U. labiatus gibt derselbe (15+5)+4-+ 11, dem U. maritimus (14+6)+3+ 13. Nach Pallas hat der Eisbär (14+6)+4+9, also ein Rippenpaar weniger und 2 Schwanzwirbel weniger als bei Cuvier. Ich zähle an 2 Skeleten 12 +1+ND)+5 +11, das eine mit 14, das andere mit 15 Rippenpaaren. Ausser- , dem besitzt das Meckelsche Museum noch das Skelet eines Bären aus der Volk- marschen Menagerie mit (12 +1+6)+5 +? Wirbeln. Säugethiere. 47 738 Unguiculata. Ferae omnivorae. und weich, mit kurzen dieht gestellten Zotten und vielen knopfförmigen War- zen besetzt, der Rückwärtszieher des Zungenbemes sehr stark und einbäuchig ; die Fasern der Oesophagalmuskelhaut spiralig gewunden, die Längsfasern bis zum Magen hinabreichend; der Magen länglich, mit grossem Blindsack und schwach abgeschnürten Pförtnertheil‘ der Darm von 8facher Körperlänge; die Leber fünflappig, die Milz sehr klein. Die rechte Lunge ist drei-, die linke zweilappig, die Luftröhre aus 30 bis 32 sehr unvollständigen Ringen gebildet, ihre Aeste sehr weit, gleich beim Eintritt in die Lungen die Knorpel- ringe verlierend; an der hintern Wand des Pharynx ein in 2 Säcke getheil- ter Beutel ohne Muskelfasern nur von der Schleimhaut gebildet; die Nieren traubenförmig oder wie Perrault sagt lannenzapfenförmig, weil die 56 Renculi. polyedrisch sind. Der Penis mit Sförmigem Knochen; das Weibchen mit 6 Zitzen. ‘Die Bären erscheinen zuerst am Ende der tertiären Zeit auf der Erd- oberfläche sehr sparsam, zahlreich dann besonders an Individuen während dder Diluvialzeit. Gegenwärtig verbreiten sie sich in mehreren Arten über Nord- und Südamerika, Asien und Europa. Sie lieben die Einsamkeit, wählen gern Höhlen, Felsengrotten. hohle Baumstämme zu ihrer Wohnung, die‘ sie während der kalten Jahreszeit wenig verlassen. Ihre Nahrung be- steht in safiigen Pflanzensubstanzen und allerhand Thieren, in Honig und Eiern, doch greifen die meisten nur aus Nolh grössere Thiere an. Ihr Natu- reil ist sanft und gutmüthig, nur gereizt werden sie wild und durch ihre Muskelkraft unbändig. Ihre Bewegungen sind meist langsam, doch können sie auch schnell laufen und sehr behend und geschickt klettern. Den Winter verschlafen sie, ohne zu erstarren. Das Weibchen trägt 6 bis 8 Monate und wirft 2 bis 3 Junge. Noch mehr als in der äussern Erscheinung stimmen die Arten in ihrer innern Organisation überein, wodurch besonders die Unterscheidung der fossilen Arten sehr schwierig wird. Folgende dürfen als sicher begründet betrachtet werden. U. arvernensis Croiz.2) Der unvollständige Schädel dieser Art nebst den wenigen ihr zugeschriebenen Gliedmassenknochen wurde in den jüng- sten Tertiärschichten bei Puy de Dome entdeckt und zeichnet sich aus durch die Schmalheit und Länge seines Schnauzentheiles, durch die fast flache Stirn und die comprimirten, mit verticaler Leiste versehenen Eck- zähne aus. In der Grösse übertraf dieser älteste aller Bären den braunen der Alpen nicht. U. spelaeus Rosenm. ?) Der Höhlenbar der Diluvialepoche scheint noch unseren riesigen Eisbär merklich an Grösse übertroffen zu haben. 2) Croizet et Jobert, oss. foss. I. 188. tb. 1. fig. 3. 4; Blainville, Osteogr. Ours 63. tb. 14. 17; Giebel, Fauna Säugeth. 67; U. minimus Deveze et Bouillet, Montg. Boulade 75. tb. 13. fig. 1.2. — Gervais, Zool. Pal. fr. 107. tb. 8. fig. 1 gründet auf einen einzigen letzten Mahlzahn des Unterkiefers, ähnlich in Form und Grösse dem des U. malayanus, aus dem Meeressande von Montpellier seinen U. minutus, dessen Existenz erst durch andere Ueberreste bestätigt werden muss. . 3) Rosenmüller, oss. foss. VII. 243. ff.; Blainville, Osteogr. Ours 53; Giebel, Fauna. Säugelh. 67; Odontogr. 38. Tf. 15. — Die sehr reichhaltige Literatur und Synonymie des Höhlenbären ist in meiner Fauna d. Vorw. a. a. 0. nachzusehen, von letztrer mögen hier nur namentlich aufgeführt werden: U. giganteus Schmerl, U. fornicatus Schmerl, U. Pittorri Serr, U. metopoleianus Serr, U. metoposcairnus Serr, U. neschersensis Croiz, U. dentifrieius Meyer, U. ferreojurassicus Jaeg. Dazu kommt Ursinae. ÜUrsus. | 739 Seine Lückzähne fielen mit zunehmendem Alter sämmtlich aus und die Mahlzähne nutzten sich völlig ab, woraus auf eine viel grössere Raubgier und Gefrässigkeit als bei den lebenden Arten zu schliessen. Die Eckzähne sind stark und rund kegelförmig, im längern Wurzeltheil etwas compri- mir. Am Schädel fällt besonders die nach vorn steil abschüssige Stirn- gegend auf, auf deren Höhe zumal bei alten Thieren zwei starke Höcker aufgetrieben sind. Die Stirnleisten treten sehr schnell zu dem hohen Pfeilkamme zusammen. Die übrigen Skelettheile zeigen ausser den eigen- thümlichen Grössenverhältnissen wenig abweichende Formen. Die Ueberreste des Höhlenbärs sind in den Knochenhöhlen des mitt- lern Europa sehr gemein, aber auch im Dıluviam des Flachlandes und in den Knochenbreccien werden sie hin und wieder beobachtet. Der grossen Häufigkeit wegen waren sie denn auch schon den ältern Schriftstellern über Petrefaktlen, so dem Anselm Boötius, Agricola, Kircher, Kundmann u. A. bekannt. Ihre Bärennatur scheint Bruckmann zuerst erkannt zu haben. U. arctos L.*) Der gemeine oder- braune Bär hat eine kegelförmige, vorn abgestutzte Schnauze, eine gewölbte Stirn, platten Scheitel, kleine Augen mit schief gespaltenen Augenlidern und runder Pupille, kleine rund- liche Ohren, am Rande der Unterlippe 18 Zacken. Der Kopf wird auf einem kurzeu und dicken Halse getragen, der Leib ist dick mit gewölbtem, gegen die Schultern schwach gesenkten Rücken, der Schwanz sehr kurz, die Beine stark, von mässiger Länge, die Tatzen kurz, die vordern Krallen länger als die hintern. Der zottige Pelz, nach welchem das Thier auch Zottelbär genannt wird, besteht aus langem weichen Wollhaar und länge- ren harten glänzenden Grannenhaar; um das Gesicht herum, am Bauche und hinten an den Beinen ist das Haar verlängert, an der Schnauze ver- kürzt. Das Colorit variirt von braun durch gelbbraun und rothbraun zu schwärzlich, wird ganz schwarz, oder schwarz mit weissem Anfluge, schwarz und weissschäckig oder ganz weiss. Die braune und schwarze Varietät sind constant, die andern seltener und zufällig. Der schwarze Bär bleibt immer etwas kleiner als der braune, ist gutmüthigeren Nalurells und liebt noch U. arctoideus Blumb. mit minder steil abschüssigerer, flacherer Stirn, schmä- lerem Schädel, längerer Schnauze, längeren Augenhöhlen, schmälerem, unten gerad- randigen Unterkiefer, welche Differenzen v. Middendorf, Verhandl. Petersb. mine- ral. Ges. 1851. 7—100 auch an ein und derselben lebenden Art beobachtete. Auch U. leodiensis Schmerl. darf nach letzterem nicht specifisch getrennt werden. Ausser den angeführten Autoren haben sich besondere Verdienste um die Kenntniss des Höhlenbären und seiner Varietäten erworben Goldfuss, A. Wagner und Owen. 4) Linne, syst. nat. I. 69; Buffon, hist. nat. VIII. 248. tb. 31—35; Schreber, Säugeth. III. 502. Tf. 139. 140; Perräult, M&em. acad. Ill. 81. tb. 9.10; Pallas, Zoogr. I. 64; Cuvier, oss. foss. VII. 178. ff.; Blainville, Osteogr. Ours; Fr. Cuvier, Mammif. III. livr. 7. 42. 45; Richardson, Faun. americ. I. 21; v. Middendorf, Sibir. Reise II. 4—67; Pelersb. mineral. Verhandl. 1851. 7—113; Grasenik, Osteologia Ursini gene- ris diss. Halae 1852; U. priscus Goldfuss, nov. Act. Leop. X.b 259. tb. 20; Cuvier, oss. foss. VII. 265; Owen, Ann. mag. nat. hist. 2. ser. V. 235; Giebel, Fauna, Säugeth. 69. — Die Varietäten werden als Ü. pyrenaicus, U. collaris fuscus, U. albus, U. niger, U. longirostris, U. norwegicus, U. cadaverinus Evers, U. fornicarius Eversm., U. falci- ger elc. aufgeführt. U. isabellinus Horsfield, Linn. Transact. XXV. und U. syriacus Ehrenberg, syımb. phys. I. vom Libanon, dem Himalaya und in den Gebirgen von Nepaul fällt mit der kaukasischen Abart zusammen. Den nepalschen Bär U. babella Horsf. trennt Gräy, Ann. mag. nat. hist. 1850. VI. 230 wegen der kürzern Hinter- füsse, der sehr grossen buschigen Ohren, des breiteren Kopfes und der kürzeren Schnauze. 31 * 740 Unguiculata. Ferae omnivorae. mehr Pflanzennahrung, der braune wilder, raubgieriger. Das Weibchen hat 4 Zitzen an der Brust, zwei in den Weichen. Das Zahnsystem unterscheidet sich von dem des Höhlenbären weniger durch die Form der einzelnen Zähne als vielmehr durch deren Grössen- verhältnisse. Bei den grössten gemeinen Bären ist der zweite und dritte obere Backzahn kaum so gross als bei den kleinsten Höhlenbären. Auch die untern Mahlzähne, obwohl in der absoluten Grösse mehr schwankend, bieten ein ähnliches Verhältniss Die Lückzähne sind vollzählig nur nach dem Zahnwechsel, bis ins zweite Jahr, später finden sich höchstens nur auf einer Seite noch drei. Gewöhnlich fällt der mittlere Lückzahn zeitig aus oder erscheint im bleibenden Gebiss gar nicht, dagegen fehlt der erste im Unterkiefer niemals, und im Öberkiefer ist der letzte constant vor- handen, ein völliges Verschwinden aller Lückzähne wie bei dem Höhlen- bär ist bei dem braunen niemals beobachtet worden. Auch pflegt der Raum der Lückzähne hier kürzer zu sein als bei voriger Art, doch schwankt dieses Verhältniss mit dem Alter erheblich. Am Schädel schwankt die Abschüssigkeit der Stirn innerhalb sehr weiter Grenzen, bleibt jedoch selbst in ihrem extremsten Grade noch hinter der geringsten des Höhlenbären zurück. Sie ist bedingt durch die inneren Höhlen des Stirnbeines, welche bisweilen in die Scheitelbeine und sogar bis in das Hinterhaupt fortsetzen. Eine senkrechte Knochenplatte trennt die Höhlen des rechten Stirnbeines von denen des lınken und ihr ent- spricht die mittlere Längseinsenkung auf der Oberfläche der Stirn, deren Tiefe wiederum auffallend abändert, die sogar ganz abgeflacht sein kann. Wie man nun hoch- und flachstirnige Schädel unterscheiden kann, so auch breit- und schmalstirnige, bei welchen der Winkel, unter dem die Stirnleisten im Scheitelkamme zusammentreffen, um das Doppelte seiner Grösse schwankt und zwar nicht blos mit zunehmendem Alter wie bei allen Raubthieren, sondern auch bei Exemplaren gleichen Alters, Ein se- xueller Unterschied liegt hierin ebenso wenig als in allen übrigen Form- differenzen des Schädels. Die Flügel des Atlas sind ziemlich lang, der Dorn des Epistropheus sehr hoch, die folgenden Halsdornen nach vorn geneigt, die Dornen der Rückenwirbel lang und stark, das Schulterblatt sehr breit, Oberarm am unteren Gelenk sehr breit, Vorderarmknochen ziem- lich schlank, Zehen gestreckt. Der gemeine Bär verbreitet sich durch die ganze nördliche gemässigte Zone, nördlich bis an die äussersten Grenzen der Waldvegetation hinauf- gehend hier die Ebenen bewohnend, südlich bis zum 40. und 30. Grade NB. je nach den Ausläufern der Gebirge hinabsteigend, im nordwestlichen Afrika, in Syrien, den Verzweigungen des Himalaya und an der Nordwest- küste Amerikas gegen den 30. Breitengrad hin wird er noch getroffen. Er war aber auch ein Zeitgenosse des Höhlenbären, denn seine diluvialen Reste wurden in den fränkischen und belgischen Höhlen mit jenen ge- meinschaftlich gefunden. Ebenso beweisen die Reste in ‘den Torfmooren Englands und Schonens, dass er schon in vorhistorischer Zeit diese Lande bewohnte, Bei so umfangsreicher zeitlicher und räumlicher Existenz wird das vielfache Variiren nicht überraschen. Ausser den oben angeführten Farbendifferenzen lassen sich auch nach der Bildung des Schädels ver- schiedene Spielarten aufführen: ‘so die gemeine, normale, von welcher sich die südliche im Kaukasus, Syrien u. s. w, durch geringere Grösse und Ursinae. Ürsus. 741 geringere Breite des Schädels unterscheidet und der kamtschadalische, der durch Nordwestamerika, an der Ostküste Sibiriens bis in die Mandschurei und auf den japanischen Inseln verbreitet ist, durch grossen Wuchs, grössere Breite aller Schädeltheile, Hochstirnigkeit, Höhe der Jochbögen und des Unterkiefers sich auszeichnet. Der diluviale Schädel dagegen hat eine ganz flache Stirn, sehr weit abstehende Jochbögen, einen breiten Hirnkasten, starke Orbitalfortsätze. Aus den deutschen Wäldern ist der Bär verdrängt, in den bewaldeten Gebirgen Polens, Ungarns, Griechenlands, in mehrern Theilen (auch den bayerischen) der Alpen, in den Pyrenäen wird er noch getroffen. Die Nahrung des Bären besteht in allerlei Wurzelwerk, in saftigen Stängeln, Beeren, wildem Obst, Getreide, Blättern, Kraut, aber auch in Fleisch. Er jagt Pferde, Rinder, Schafe, Hirsche, überfällt die stärkern von hinten, beisst sich ein und lässt sie verbluten. Was er nicht gleich verzehren kann, schleppt er fort oder verscharrt er. Auch Ameisenhaufen wühlt er auf, und lässt die Thierchen an seiner Zunge sammeln um sie zu verschlingen. Nach Honig ist er besonders gierig. Im Kampfe ver- traut er nur auf seine Stärke; obwohl seine Sinne fein und scharf sind, fehlt ihm doch List, Tücke, Falschheit. Auf den Hinterbeinen geht er auf seinen Feind los, schlägt ihn mit der Tatze nieder oder zerdrückt ihn um- armend. Seine gewöhnlichen Bewegungen sind langsam, dennoch kann er einen Menschen im Laufe einhohlen und sehr behend auf Bäume klettern. Den Winter über verschläft er in seiner Höhle und verlässt dieselbe nur von Geräusch aufgeschreckt oder endlich von heftigem Hunger geplagt, den er dann mit jungem Gras, Gemüse, Wurzeln, Beeren und dgl. stillt. Doch pflegt das Fett, welches er im Herbst ansammelt, gewöhnlich lange Zeit vorzuhalten. Männchen und Weibchen leben getrennt von einander, jeder für sich, nur während der Brunstzeit bleiben sie beisammen und haben einander sehr lieb. Erst im fünften Jahre ihres Alters begatten sie sich und zwar im Mai oder Juni ganz nach Art der Schweine, dann wirft die Bärin im Januar oder Februar das erste Mal ein, später 2 bis 3 Junge, die nur Rattengrösse haben, blind, unbeholfen und fahlgelb mit weissem Halsbande sind. Nach 4 Wochen öffnen sich die Augen und zolllange Wollhaare bekleiden das schon auf die doppelte Grösse herangewachsene Junge. Die Mutter verlässt die Höhle nur um zu saufen, sonst pflegt sie die Jungen zärtlich und vertheidigt sie muthig gegen Meister Petz, der grossen Appetit zeigt, die Kinder zu verzehren. Nach 4 Monaten saugen diese nicht mehr, haben etwa die Grösse eines Pudels erreicht und sind nun ungemein possierliche Thiere, die beständig mit einander spielen. Ihre Farbe wird allmählig braun und schwarz. Bis zur nächsten Brunstzeit bleibt die Familie zusammen, dann aber trennen sich die Jungen um ihren eigenen Hausstand zu begründen. Im Juli werfen sie den langen zottigen Winterpelz ab und legen das kurze Sommerkleid an, welches im Herbst sich wieder verlängert. Ihr Alter scheinen sie auf 0 Jahre zu bringen, und noch im 31. Jahre warf in Bern eine Bärin ein Junges. Im Februar häuten sich die Sohlen und dieser Process macht den Bär auf einige Tage zum Gehen unfähig. Die Bärenjagd ist, da sich das angegriffene Thier wüthend vertheidigt, gefährlich, aber auch reich an ergötzlichen Geschich- ten. Man benutzt die Felle, isst das Fleisch, die Tatzen als Delicatesse und benutzt das Fett als Heilmittel. Jung eingefangen wird der Bär leicht 742 Unguiculata. Ferae omnivorae. zahm, gewöhnt sich an den Menschen, lernt tanzen und allerlei Kunst- stücke. Dabei wird er mit 4 bis 6 Pfund Brod täglich ohne alle Fleisch- nahrung fett. U. ferox Lew. 5) Der Griselbär hat den Habitus des gemeinen, ist am Kopfe kurz behaart, am Rumpfe länger, zumal an Schultern, Kehle und Bauch. Seine breite flache Stirn liegt fast in gleicher Flucht mit der Nase. Die Ohren sind kurz und der Schwanz viel kürzer, ganz versteckt, die Krallen dagegen sehr lang und stark gekrümmt, sehr wenig nach der Spitze hin verschmälert, meisselförmig. Die Haare sind dunkelbraun mit blasseren Spitzen, im Sommer an den Körperseiten lichter, am Kopfe mit Grau, an der Schnauze blass. Die Iris röthlichbraun, die Krallen weiss. Es kommen auch lichtgraue Spielarten vor, ebenso schwärzlichbraune. Körperlänge bis 8 Fuss, der gemeine nur 5 Fuss. Der Schädel unterscheidet sich von dem des braunen Bären durch grössere Kürze und durch die Wölbung der hintern Hälfte der Nasenbeine. Bewohnt die Rocky-Mountains und die östlich von diesen gelegenen Ebenen, nördlich bis zum 61. Grade, südlich bis Mexiko, aber auch auf den japanischen Inseln. Er lebt mehr von animalischer als vegetabilischer Kost und hat ein sehr grimmiges Naturell, greift Pferde, Hirsche und Men- schen an, wird aber in Japan eingefangen und gemästet. Die alten Männ- chen scheinen den Winter nicht zu verschlafen. ; U. americanus Pall.®) Der schwarze amerikanische Bär zeichnet sich durch den schmäleren Kopf, die spitzigere, gar nicht von der Stirn abge- setzte Schnauze, die weiter von einander abstehenden Ohren, die kürzeren Sohlen und die unter den Haaren versteckten Krallen aus. Seine Haare sind straff, glatt und weich, lang, nur wie gewöhnlich an der Schnauze kurz. Der Schwanz tritt deutlich hervor. Das Colorit des Rumpfes ist slänzend schwarz, der Nasenrücken ebenfalls schwarz oder dunkelbraun, die Seiten der Schnauze fahlgelb, ein ähnlicher Fleck häufig vor den Augen, die Krallen schwarz. Als besondere Abänderungen kommen Exemplare vor mit weissen Lippenrändern, weissen Streifen auf der Brust, auch wohl auf dem Scheitel mit weissem Fleck, selbst ganz fahle. Die Jungen sind licht- grau. Der Schädel ist verhältnissmässig kurz und dick, die Jochbögen wenig abstehend, die Stirn breit und völlig flach, die Orbitalfortsätze kurz und schwach, die Frontalleisten erst sehr weit hinten zusammenlaufend, der hintere Gaumenausschnitt mehr nach vorn gerückt; die Atlasflügel kurz und breit, der 3. Halswirbel dornenlos, der 4. bis 6. Dorn gleich lang, schmal und dünn, die Rückendornen kurz, schmal und etwas gebogen, die Dornen der Lendenwirbel niedrig, breit und senkrecht, ihre Querfortsätze bis zum drittletzten an Länge und Breite zunehmend, dann schmäler, Kreuz- wirbel ohne Dornen. Sternum 8wirblig. Lebt in den waldigen Districten von Karolina bis zum Eismeer hinauf >) Lewis a. Clark, voy. I. 284. sqq. III. 25. 268; Richardson, Faun. americ. I. 29. c. fig.; Prinz v. Wied, Reise I. 488. 909; Blainville, Osteogr. Ours; U. cinereus Desmarest, Mammal. 165; U. einerascens Griffith, anim. kingd. II. 299. ec. ie.; U. horribilis Say, Long’s exped. II. 244. — Blainville bildet a. a.0. das Skelet ab und findet dasselbe identisch mit dem des braunen Bären, wobei es freilich nicht ausser Zweifel ist, dass er den ächten U, ferox hat. 6) Pallas, spicil. XIV. tb. 1; Cuvier, oss. foss. VII. 187; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr, 14; Wolf, Abbild. I. 34. Tf. 7; Richardson, Fauna americ. I, 14. Ursinae. Ursus. 743 und vom Atlantischen bis Stillen Ocean. Seine Nahrung besteht haupt- sächlich in Beeren, Wurzeln und Honig und wenn diese fehlen in Insec- ten und Wirbelthieren. Sein Naturell ist mild wie das des gemeinen Bären. Er schläft im Winter und begattet sich im September, wonach das Weib- chen im Januar bis 5 Junge wirft. Er wird am nachdrücklichsien verfolgt und liefert die meisten Felle auf den Markt. U. maritimus L.?) Der Eisbär unterscheidet sich von den vorigen Arten durch den gestreckteren Rumpf auf niedrigeren Beinen, viel längern Hals, den schmälern Kopf mit geradem Profil, die weiter geöffneten Nasen- löcher, den kleineren Rachen, die geringere Zackenzahl an den Lippen, die wimperlosen Augenlider, die flache Stirn, die sehr kleinen, länglich runden Ohren, die längern und breitern, z. Th. weichbehaarten Sohlen, Sein kurzer dicker Schwanz ragt kaum aus dem Pelze hervor; dieser ist kurz, glatt und glänzend, nur an den Hintertheilen, am Bauche und den Gliedmassen etwas länger. Das Colorit ist weiss mit gelblicher Beimischung, die nackte Nasenkuppe, ein Ring um die Augen, die Lippenränder, Zunge und Krallen schwarz. Farbendifferenzen wurden noch nicht beobachtet. Erreicht die Grösse des Grieselbären, nämlich 8° Körperlänge und wenig mehr. Der Schädel mit sehr breiter, in der Mitte concaver Stirn, sehr grossen Orbilalhöckern, sehr weit abstehenden Jochbögen, starken Leisten und Kämmen; die Atlasflügel sehr lang, der Dorn des Epistropheus hinten sehr breit, die beiden folgenden Dornen sehr kurz, die nächsten länger, schmal, nach vorn gerichtet, die Querfortsätze mit sehr breiten beilförmigen Anhängen; die Rückendornen dick und breit, erst vom 8. an sich verkür- zend, die Lendendornen sehr breit und senkrecht; die Sternalwirbel kurz und dick; Schulterblatt sehr breit, der vordere Rand unten sehr erweitert, der hintere Rand oben desgleichen; die Gräte diagonal; Oberarm stark, die starke Deltaleiste tief hinabgehend; Radius und Ulna gleich stark; das Becken schmal und gestreckt, die Hüftbeine breit, die Schambeinfuge lang, das eiförmige Loch sehr gross; die Fibula dünn und kantig, die Astragalusrolle flach, der Calcaneus kurz; die Zehen etwas schwächer als die Finger. Der Eisbär bewohnt den höchsten Norden zumal Amerika’s bis über den 82.B.Grad hinaus südwärts an den Küsten der Hudsonsbai und Labra- dors bis zum 55. Grade herab. Auf Grönland ist er häufig, ebenso auf Spitzbergen, Nova Zembla und der Nordküste Sibiriens, nach Island, Nor- wegen und Kamtschatka wird er bisweilen verschlagen. Einen diluvialen Schädel fand man bei Hamburg. Das Naturell ist das des gemeinen Bären, die Nahrung besteht in Fischen, Vögeln und ihren Eiern, in Seehunden, auch in Leichen von Wal- rossen und Walfischen, weniger in Wurzeln und Vegetabilien überhaupt. Die Bewegungen sind langsam und träge, im Wasser geschickt und aus- dauernd. Die Stimme ist tiefer als die der gemeinen Art, mehr brüllend. Weit von den Meeresküsten entfernt sich der Eisbär nicht. Das Weibchen sucht im Herbst nach der Begattung ein geschütztes Winterlager, auf wel- chem es bis in den März ruht. Dann wirft es zwei Junge. Die Männ- chen schlafen nicht, sondern streifen den ganzen Winter umher. 7) Linne, syst. nat. I. 70, Schreber, Säugeth. II. 513 Tf. 141; Buffon, hist. nat. XV. 128. suppl. Ill. 200. tb. 34; Blumenbach, Abbild. Tf. 33; Cuvier, oss. foss. VIl. 206. tb. 181. 182; Blainville, Osteogr. Ours; Giebel, Odontogr. 37. Tf. 15. fig. 1; U, marinus Pallas, spicil. XIV. tb. 1; U. albus Ross, voy. append. 44. 199. c. fie. 744 Unguiculata. Ferae omnivorae. U. labiatus Blainv.®) Der Lippenbär entfernt sich allein merklich von den typischen Arten. Sein Nasenknorpel nämlich erweitert sich vorn zu einer flachen, leicht beweglichen Platte, ebenso beweglich, vorstreckbar, einziehbar und umschläglich sind die grossen Lippen. Die Ohren sind sehr gross und überdiess noch mit grossen herabhängenden Haarbüscheln versehen. Die Krallen,: zumal die vorderen, sind» sehr lang, stark gekrümmt, comprimirt, licht hornfarben. Den ganzen Körper bekleidet ein dichter langer grober Pelz, der am Kopf und Halse sich ansehnlich verlängert. an der Schnauze jedoch ganz kurz ist. Das Colorit ist schwarz, nur die Schnauze, bisweilen auch die Zehen weiss; vor der Brust eine hufeisenförmige Binde. Körperlänge 5 Fuss. Die Schneidezähne fallen in der Regei frühzeitig aus und deshalb wur- den die zuerst beschriebenen Exemplare für bärenartige Faulthiere erklärt. In der Jugend sind diese Zähne vollständig, zunächt fallen die äusseren obern, dann die mittlern, zuletzt die des Unterkiefers aus. Der Schädel zeichnet sich durch den sehr kurzen Schnauzentheil, die hochgewölbte Stirn, die kurzen und höheren Unterkiefer aus. Der Lippenbär bewohnt «das Festland Ostindiens, besonders die Ge- birge von Sylhed, Nepal und Dekan. Er nährt sich hauptsächlich von Vege- tabilien und wühlt die Ameisen- und Termitennester auf, bläst mit Gewalt den Schutt weg, und zieht die Thiere mit der Zunge ein. Auch Vogel- eier liebt er. Da er sehr gelehrig ist, wird er häufig abgerichtet und zur Belustigung des Volkes umhergeführt. U. matayanus Rafll. ®) Der malayische Bär ist von gestrecktem Körper- bau, mit grossem abgerundeten Kopfe, sehr breiter etwas abgesetzter Stirn, wenig hervorragenden, abgestutzten Ohren, kurzer Schnauze, breiter stumpfer Nase mit seitlicher Kerbe. Von der schlaffen fleischigen Oberlippe kann ein kurzer Fortsatz vorgestreckt werden. Die kleine Unterlippe wird z. Th. von der obern verdeckt. Die Krallen sind sehr lang, stark gekrümmt, comprimirt, oben abgerundet, unten ausgehöhlt, nach der Spitze hin wenig verschmalert. Der kurze glatte Pelz ist am Hinterkopfe und Halse etwas verlängert. Bis auf die Schnauze, welche bald roth, bald rostfarben, gelb- lichbraun oder dunkelgrau gefärbt ist, hat der Pelz eine glänzend schwarze Farbe. Auf der Brust liegt ein weisser oder orangener, herz- oder Uför- miger Fleck. Die Krallen sind licht hornfarben, die Iris violett. Körper- länge 4'. Das Vaterland erstreckt sich über Nepal, Hinterindien, Borneo, Sumatra, Gelebes. Wird sehr leicht zahm und zieht die vegetabilische Nahrung der animalischen vor. U. libetanus Cuv.!) Der Körperbau dieser Art ist gedrungen, Hals 8) Blainville, Bullet. soc. phil. 1817; Ost&ogr. Ours; Desmarest, Mammal. 166; Sykes, ‚Proceed. zool. soc. 1831. I. 100; Cuvier, oss. foss. VI. 194; Fr. Cuvier, Mammif. I. Jivr. 39. I. livr. 46; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 148. Bradypus ursinus Shaw, gen. zool. I. 159. ib. 47; Prochilus ursinus lliger, Prodr. 109; U. longirostris Tiedemann, Abhandl. vermeintl. bärart. Faulth. 1820; Reichenbach, nov. acl. Leop. Xlil.a 323. tb. 15. 9) Raffles, Transact. Linn. soc. XIII. 254; Horsfield, zool. research. IV. c. fig.; (uvier, 0ss. foss. Vll. 198; Fr. Cuvier, Mammif, IH. livr. 47; Helarctos euryspilus llorsfield, zool. journ. II. 221. tb. 7. | 1) Cuvier, oss. foss. VIT. 199; Fr. Cuvier, Mammif. IN. livr. 41; Owen, Proceed. ‚001. soc. 1831. 1. 176; Blainville, Osteogr. Ours. — A. Wagner, Schreb. Säugeth. IT. Ursinae. Ursus. Procyon. 745 und Gliedmassen stark, die Krallen schwach, nur halb so lang als bei vorigen beiden, die Stirn fast in einer Flucht mit der Nase, die Nase hunde- ähnlich, die Ohren sehr gross. Das Haar ist etwas kürzer als bei dem Lippenbär und schwarz; die Oberschnauze stets schwarz mit leichtem röthlichen Anfluge am Rande der Lippen, der Unterkiefer unterhalb weiss und auf der Brust liegt ein weisser Gabelfleck, dessen Stiel sich nach hinten auf den Bauch zieht, während die sehr sperrigen Aeste die ganze Brust einnehmen. Der Stiel fehlt jedoch bisweilen. Der Rücken ist ab- weichend von andern Bären etwas abschüssig nach hinten. Uebrigens steht diese Art in der Mitte zwischen vorigen beiden. In den Gebirgen von Nepal, Sylhet und Japan. U. ornatus Cuv.2) Der südamerikanische Bär gleicht im Allgemeinen unserem braunen, hat eine kurze, stark von der Stirn abgesetzte Schnauze und ein glattes glänzend schwarzes Haarkleid. Die Schnauze ist schmutzig fahl und über die Augen ziehen zwei bogenförmige fahle Bänder, welche zwischen den Augen zusammentreffen; Wangen, Unterkiefer, Unterhals und Brust sind weiss Erreicht 4‘ Körperlänge. Der Schädel gleicht nach Blainville auffallend dem des malayischen Bären. Bewohnt die südamerikanischen Andes, von wo er aus Chili und Ca- racas bekannt ist. Procyon Storr. Die Waschbären sind von viel geringerer Grösse als die ächten Bären, von minder plumpem Körperbau, mit dünneren und höheren Gliedmassen, langem Schwanze und drei Zitzenpaaren am Bauche. Der hinten sehr breite Kopf spitzt sich in eine kurze Schnauze zu, die grossen Augen liegen nah bei einander, dagegen die ebenfalls grossen ovalen Ohren weit aus einander. Die Sohlen sind völlig nackt, beim Gehen berührt die Sohle den Boden nicht, nur beim Stehen, die fünf Zehen mit mässig starken, comprimirten Krallen. Die Schneidezähne haben wiederum breite deutlich gelappte Kronen, die untern von ziemlich gleicher Grösse, oben der äussere beträchtlich grösser; die Eckzähne lang, stark und gekantet. Die Kronen der drei Lückzähne ‚ jeder Reihe haben starke Basen, der dritte einen hintern, bisweilen auch ' einen innern Nebenhöcker. Der obere Fleischzahn mit zwei äusseren und inneren Höckern, der untere mit drei vordern Höckern und innen einen breiten Ansatz mil erhöhtem Rande. Die beiden obern Mahlzähne querge- stellt, nach innen etwas verschmälert, der erste mit zwei äusseren und einem starken inneren Höcker, neben welchem zwei kleinere liegen, der letzte Zahn ebenso, nur kleiner; die beiden untern Mahlzähne viel länger als breit, mit innerer und äusserer Höckerreihe, die einzelnen Höcker von verschiedener Grösse und Gestalt. Der Schädel ähnelt sehr dem Dachsschädel, ist in den Scheitelbeinen gewölbt, in der Stirn flach, zwischen den Augenhöhlen stark verengt, im Schnauzentheil verkürzt, überhaupt ist er kurz und durch die dünnen weit abstehenden Jochbögen breit, die Orbitalfortsätze an den Stirn- und Joch- 144. Tf. 141.dd verwirfi den Cuvier'scheu Namen als unpassend und setzt dafür U. torquatus. Wie. viel nach Ländernamen gebildete Speciesbenennungen müssten aus dem System verbannt werden, weil sie unpassend sind! Das Unpassende im Namen kann nicht die Vermehrung der Synonymie rechtfertigen. 2) Fr. Cuvier, Mammif. III. livr. 50: Blainville, Osteogr. Ours. 746 Unguiculata. Ferae omnivorae. beinen sehr schwach entwickelt, der Scheitelkamm sehr schwach und lang, die Hinterhauptsleisten stark, die Paukenknochen gross und comprimirt, der Kronfortsatz des Unterkiefers höher und stärker nach hinten geneigt als bei Ursus, die horizontalen Aeste weit aus einander- stehend, die Massetergrube sehr tief. Der Atlas mit langen schmalen Flügeln, der Dorn des Epistropheus nach vorn und hinten sehr verlängert und niedrig, am 3. Halswirbel kein Dorn, die Dornen des 4. bis 6. gleich hoch, dünn und schwach, der 7. höher, die Beilfortsätze der Querfortsätze klein; 11 Rückenwirbel mit wenig an Länge abnehmenden Dornen, deren hintere stark geneigt sind, der 12. Wirbel der diaphragmalische, 8 Lendenwirbel mit sehr niedrigen breiten ganz nach vorn geneigten Dornen und sehr breiten kurzen vorwärts gerich- teten Querfortsälzen; 4 verschmolzene Kreuzwirbel, von denen nur der erste einen kleinen Dorn trägt, und 17 dornenlose Schwanzwirbel, wovon die 5 ersten Querfortsätze, der 3. bis 5. untere Elemente tragen, die Körper der folgenden sich schnell verlängern. (Cuvier gibt 14 +7 Dorsolumbalwirbel und 3+ 17 Sacrocaudalwirbel an, also dort einen mehr, hier einen weniger als unsere schönen Skelete zeigen). Das Brustbein achtwirblig; 9 wahre, 5 falsche fast rundeylindrische Rippen: Schulterblatt ganz schief; der vordere Rand ın der Mitte erweitert, der obere sehr schräg, der hintere nicht erwei- tert, gerade, die Gräte diagonal, ihr oberer Rand vorn mil herabgebogenem Fortsatz; der Oberarm gedreht, die Deltaleiste nur bis zur Mitte hinabreichend; Speiche und Elle gleich stark, eng an einander liegend, Olecranon fast feh- lend; Hüftbeine schmal und dick; Schambeinfuge kurz; Oberschenkel sehr stark, Unterschenkel schlank. . Von den weichen Theilen ist zu beachten der einbäuchige, sehr schwache, kurze und dünne Niederzieher des Unterkiefers, die die Kieferdrüse um das Sechsfache an Grösse übertreffende Ohrspeicheldrüse, die kleine Zungen- und Augenhöhlendrüse, die selır starken untern Backendrüsen, der rundliche Magen mit sehr grossem Blindsack, die kleinen Zotten im Dünndarm, die wenigen (2—-3) und kleinen Peyerschen Drüsen, die achtlappige Leaer, die grosse zweitheilige Bauchspeicheldrüse, die sehr kleine Milz. Die sehr enge Luft- röhre besteht aus 35 unvollständigen Knorpelringen und diese lelztern kom- men noch tief in die Lunge hinein vor. Die rechte Lunge ist 4-, die linke 2lappig. Der Ringknorpel am Kehlkopf nicht durchbrochen, die beiden Seiten- taschen in letzterem völlig getrennt. Der Ruthenknochen stark Sförmig gekrümmt. Die Waschbären bewohnen ausschliesslich Amerika, von Paraguay bis zu den Pelzgegenden hinauf. Sie waren daselbst schon während der Diluvial- epoche vertreten, gegenwärtig in einigen Arten. Diese führen eine nächt- liche Lebensweise und nähren sich sowohl von vegetabilischen als animali- schen*Substanzen. Pr. priscus LC.?) Zähne und Phalangen aus einer mit Thon er- füllten Felsenspalte im Staate Illinois bezeichnen die Existenz dieser dem gemeinen Waschbär sehr nah verwandten fossilen Art. Pr. lotor Desm. #) Der gemeine Waschbär trägt einen gelblichgrauen Pelz mit schwarzer Beimischung, dessen Grannenhaar am Grunde braun, 3) Le Conte, Sillim. americ. journ. 1848. V. 106. 4) Desmarest, Mammal. 168; Richardson , Faun. bor. americ. I. 36; Wiegmann, Archiv 1837. I11. 356; Blainville, Osteogr. Petit Ours; Giebel, Odontogr. 36 TI. 14. fig. 11. 12; Ursus lotor Linne, syst. nat. I. 70: Schreber, Säugeth. Ill. 521. Tf. 143; Raton Buflon, Hist. nat. VIN. 337. tb. 43— 46; Fr. Cuvier, Mammif, ]. livr. 2, — Ursinae. Procyon. 747 in der Mitte graugelblich und darüber schwarz ist, wodurch auf dem Rücken und Körperseiten das Schwarz vorherrschend wird. Nur am Vorder- arm sind die Grannen einfarbig gelblich weissgrau, ebenso ein Busch in der Ohrgegend, der hinter dem Ohre von einem braunschwarzen Flecken begrenzt wird. Das Wollhaar ist graubraun, ein Streif von der Nasenspitze zur Stirn und der Augenfleck schwarzbraun, eine Binde über den Augen, die Seiten der Schnauze und das Kinn gelblichweiss, die Vorderbeine und alle Pfoten bräunlich gelbgrau, die langen Haare über dem Wurzelgelenk tief dunkelbraun. Der Schwanz, von etwa halber Körperlänge, ist bis zur Spitze gleichförmig dick, locker behaart, graugelb mit schwarzbrauner Spitze und sechs solchen Querringeln. Die Schnauze ist ziemlich spitz, die ver- kehrt eiförmigen Ohren von halber Kopfeslänge, die Nase etwas vorstehend, die grossen Augen grünlich, die Schnurren weisslich, die Sohlen und Kral- len schwarz. Körperlänge 2‘, Schwanz kaum 1‘. Das Gebiss zeichnet sich von den andrer Arten aus durch die relativ kleinen Schneidezähne, die grösseren und stärkeren Eckzähne, die sehr dickbasigen Lückzähne, die schmälern untern Mahlzähne und den diesen ganz ähnlichen Fleischzahn, dessen Form also weit von dem carnivoren Fleischzahn abweicht. Schädel, Skelet und weiche Theile dieser Art sind dem Gattungscharacter zu Grunde gelegt. Bewohnt die Vereinigten Staaten Nordamerika’s nach Norden bis in die südlichen Theile der Pelzgegenden. Er nährt sich von jungen Mais- ähren, von Zuckerrohr, Aepfeln, Kastanien, Weintrauben und ist. sehr be- gierig nach Vogeleiern. Tags über hält er sich meist in hohlen Baum- stämmen versteckt, und den Winter lässt er sich oft mehre Tage hinter einander nicht sehen, ohne jedoch andauernd zu schlafen. Sein Gang ist schief und lahm, mit gesenktem Kopfe und gewölbten Rücken, doch hüpft er auch leicht, geht aufrecht, klettert geschickt und behend wie Meister Petz. Das Weibchen wirft im Mai 2 bis 3 Junge. Man hetzt ihn mit Hunden oder legt ihm Fallen und Schlingen. Sein Fleisch wird gegessen, der Pelz zu Mänteln, Muffen und Hüten verarbeitet. Er lässt sich leicht zähmen und wird daher oft in Häusern gehalten. Ausser mit Brod, Fleisch, Suppe füttert man ihn mit Eiern, Milch und Süssigkeiten, auch mit Mäusen, Maulwürfen, Würmern und Mollusken. Fressend sitzt er auf den Hinterbeinen und bedient sich der vorderen als Hände. Trockne und blutige Speise taucht er vorher ins Wasser und reibt sie waschend zwischen den Vorderpfoten. Wagler, Isis 1831. 514 und Wiegmann, Archiv 1837. I. 367; A. Wagner, Schreb. Säugelh, I. 157. Tf. 143.a unterscheiden nach 2 jungen Exemplaren von 11,‘ Kör- perlänge und mit 7° langem Schwanze aus Mexiko einen Pr. Hernandesi, der mehr längliche Ohren, einen nach der Spitze hin sich verdünnenden, an der Wurzel lang behaarten Schwanz mit 5 bis 6 an der Unterseite unterbrochenen schwarzen Ringeln, braune Krallen und kurze braune Haare an den Füssen hat. Seine Ohren- ränder, die Binde über den Augen, die Seiten der Schnauze und das Kinn sind schneeweiss; das Wollhaar schmutzig rötlhlichbraun, die Grannen oben graulich oder gelblichweiss und schwarz melirt, in der Mille weiss. Diese Differenzen von Pr. lotor könnten auf Rechnung des Jugendzustandes und auf locale Abänderung ge- setzl werden. Auch Gray’s Pr. niveus Loud. magaz. 1837. I. 580 aus Texas, mit weichem weissen Pelz und einfarbigem Schwanze scheint keine selbständige Art, sondern ein schon von Brisson (Meles alba) beobachteter Albino zu sein. Desselben Pr. psora Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 261 und Voy. Sulphur 32. tb. 11. 17 aus Kalifornien scheint keine selbständige Art zu sein, der nur 3“ lange Schwanz ist vielleicht verstümmelt. 748 Unguiculata. Ferae omnivorae. Immer bleibt er sehr empfindlich und eigensinnig und rächt Neckereien mit Beissen. Pr. brachyurus Wiegm. ®). Der kurzschwänzige Waschbär unter- scheidet sich von dem gemeinen durch seine kürzere, dickere, stumpfere, flachere Schnauze und den um die Hälfte kürzeren, dichter und dicht an- liegenden behaarten Schwanz, der hell ockergelblich, mit 6 engen, an der gelblichweissen Unterseite unterbrochenen Ringeln umgeben ist. Die Färbung des Körpers ist weisslichgrau mit schwarzbraun melirt, auf dem Vorder- rücken ins gelblichgraue, auf dem Hinterrücken ins schwarzbraune fallend, die Grannen des Rückens in der Mitte weissgrau, an der Spitze schwarz- braun, die der Unterseite einfarbig weiss, die Pfoten hell weissgrau. Das übrige Colorit wie bei dem gemeinen Waschbär. Körperlänge 1°/,‘ Schwanz 5". Nur in einem Balge unbekannter Herkunft bekannt. Pr. obscurus Wiegm. 6) Der dunkle Waschbär hat eine kürzere Schnauze und kürzere ovale Ohren als der gemeine und sein cylindrischer Schwanz ist dicht behaart, oben von der Farbe des Rückens mit einzelnen langen fuchsrothen Haaren, unten graubraun mit A schwarzen Ringeln und schwar- zer Spitze. Die Beine sind dünner und zierlicher, die hintern Sohlen schmäler, der Hacken behaart. Der Körper ist oberhalb einfach dunkel- braun, auf Hinterkopf, Nacken, Schulter und Vorderrücken mehr Schwarz- braun, nach hinten ins Kastanienbraune fallend. Die Grannen des Rückens einfarbig schwarzbraun oder kastanienbraun mit sehr lebhaftem Glanze, das Wollhaar dicht und graubraun, die Innenseite der Ohren und deren oberer Aussenrand weisslich behaart, der Streif über den Augen gelbbräun- lich grau, der Mittelstreif auf der Schnauze und der Augenfleck schwarz- braun, die Beine dunkelbraun, die Pfoten hellbräunlich grau. Körperlänge 2' 1“, Schwanz 9, Ein Balg unbekannter Heimath. Pr. cancrworus Desm. ?) Der südamerikanische Waschbär oder Guassini ist hochbeiniger als der gemeine, hat viel kürzere Ohren, kürzere mehr ab- genutzte Krallen und sehr schwach behaarte Pfoten. Sein kurzes dichtes Haarkleid liegt an, der graue Wollpelz ist wenig entwickelt, die Grannen kurz und starr. Vorderarme und Unterschenkel sind dunkelbraun, die Pfoten bräunlichgrau, Kopf und Nacken greis mit Schwarz gemischt, der Umkreis des Mundes weisslich, von der Stirn über das Auge zur Wange hin eine weisse Binde. bisweilen ein weisser Fleck hinter dem Auge, der Augenfleek klein und schwarzbraun, der Schwanz an der Wurzel von der Rückenfarbe, dann mit 4—9 schwarzen, durch gelblich weissgraue getrenn- ten Ringen und schwarzer Spitze, Kehle und Oberbrust weisslich, der Bauch gelblichgrau. Körperlänge 2‘, Schwanz etwas über 1‘. Der Schädel ist grösser als am gemeinen Waschbär, die Stirn breiter, die Schnauze etwas kürzer. Die äussern obern Schneidezähne sind dick, Bl arg Archiv 1837. Ill. 369; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 156. . 2.6 6) Wiegmann, Archiv 1837. IH. 370; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 159. Taf. 143.d Bedarf noch sehr der weiteren Untersuchung. ..D) Desmarest, Mammal. 169; Prinz Max z. Wied, Beitr. II. 301; Rengger, Para- euay 113; Wiegmann, Archiv 1837. III. 371; Giebel, Odontogr. 36. Tf. 14. fig. 7; Burmeister, Säugeth. Brasil. 115; Raton crabier Buffon, hist. nat. suppl. VI. 236. Ib. 32; Azara, essai I, 327. Ursinae. Nasua. 749 fast kegelförmig und scharfrandig, die Lückzähne mit schärfer entwickelten Basalhöckern, die obern Kauzähne nach innen verschmälert, die untern etwas breiter als bei Pr. lotor. Im Milchgebiss nur 4 Backzähne, nämlich 9 Lück- und 2 Kauzähne, von letztern der erste mit 2 äussern und einem inneren Zacken, der zweite wie sein Ersatzzahn. Nach dem Wechsel der Schneidezähne kömmt der fünfte, zuletzt auch der sechste Backzahn her- vor. Der Ersatzeckzahn bricht zuletzt hervor. Bewohnt das Küstengebiet Brasiliens, Paraguay und Guiana, besonders in der Nähe grosser Strommündungen, wo Manglegebüsche wuchern und Krebse sich in reichlicher Menge zur Nahrung finden. Auch klettert er auf Bäume nach Vögeln und deren Eiern und jagt kleine Säugethiere, frisst indess auch Früchte und sehr gern Zuckerrohr. Nasua Storr. Die Rüsselbären oder Cuatis unterscheiden sich von den Waschbären leicht durch den schlankeren Körperbau, durch den langen spitzen Kopf, den sehr langen Schwanz und die niedrigen Beine mit breiten Talzen. Der schlanke Kopf verlängert sich in der Nase rüsselförmig weit über den Mund hinaus mit scharfkantig aufgeworfenen Rändern; die klaren Augen sind von mässiger Grösse, die Ohren sehr kurz und abgerundet, auch der Hals sehr kurz, der dicht behaarte Schwanz von Körperlänge, die Beine kurz und kräftig, die fünf fast ihrer ganzen Länge nach verwachsenen Zehen mit langen, sanft gebogenen, spitzen Krallen, die breiten nackten Sohlen bis zum Hacken rei- chend. Der weiche dichte Pelz bestelt aus einem zarten und reichlichen Wollhaar und dünnen nicht sehr langen Grannen. Im Gesicht und an den Pfoten ist das Haar verkürzt. Das Weibchen hat 3 oder 4 Zilzenpaare am Bauche, das Männchen einen freien Hodensack vor dem Alfter. Das Zahnsystem simmt im Wesentlichen mit dem des Waschbären über- ein, die Differenzen sind zwar deutlich, doch geringfügig. Der äussere obere Schneidezahn ist merklich kleiner und von den andern beiden abgerückt; die Eckzähne sind stark comprimirt, viel dünner als bei voriger Gattung, vorn und hinten mil schneidender Kante. Die Lückzähne sind ebenfalls dünner, niedriger, scharfkantiger, ihr Basalhöcker viel niedriger, doch der dritte obere hinten mit starkem inneren Höcker, der letzte obere Backzahn dreiseilig, die 5 beiden vorletzten trapezoidal, die unteren schmäler als bei den Waschbären. Das Milchgebiss unterscheidet sich durch die relativ grössere Stärke der ‚ miltllern Schneidezähne in beiden Kiefern, durch grössere Schärfe der Back- zähne; der erste Kauzahn ist dreiseitig, dem Fleischzahn der Otter ähnlich, der zweite fünfzackie. Der Schädel ist um Vieles länger und schmäler als bei den Waschbären, dennoch die Stirn relativ breiter, der Scheitelkamm und die Occipitalleisten ' stärker, aber die Orbitalfortsätze ebenfalls unbedeutend, die Nasenbeine vorn nur schwach ausgerandet, bei den Waschbären sehr tief winklig, die Näsen- beine selbst schmäler, kantig gegen die Zwischenkiefer stossend, die Joch- bögen stark, die Gehörblasen viel kleiner, kugelig und nicht comprimirt, der Kronfortsatz des Unterkiefers merklich niedriger. Der Dorn des Epistropheus ansehnlich höher, doch an den Ecken minder ausgezogen, daher auch der 3. „# Halswirbel schon einen hohen Dorn trägt, die folgenden Dornen sehr dünn, „#4 der 7. merklich höher, an den (Querfortsätzen des 6. Halswirbels enorme ‚ # beilförmige Fortsätze, der 7. ohne solche wie beim Waschbär. Die kräftige 750 Unguiculata. Ferae omnivorae. Dorsolumbalreihe besteht aus 11 +1+8 Wirbeln. Die 11 Rückenwirbel (ragen hohe und starke Dornen, welche vom 5. an stark nach hinten neigen, die Dornen der 8 Lendenwirbel sind sehr niedrig und breit, ganz nach vorn geneigt, die Querfortsätze breit und kurz, ebenfalls nach vorn gerichtet, nur der letzte rechtwinklig abstehend. 3 Kreuzwirbel mit sehr dünnen breiten und hohen Dornen. Schwanzwirbel zähle ich jan einem Skelet 21 ,2am an- dern 22, beide vollständig, A. Wagner gibt 23 an; der 2. bis 5. mit unte- rem Bogen und langem Dorn, die untern Elemente bis zum 16. deutlich, obere Dornen fehlen gänzlich, vom 1 bis 7. breite Querfortsätze, die Körper der folgenden sehr verlängert und prismatisch.%. Das Sternum Ywirblig, 10 wahre und 4 falsche Rippenpaare, die Rippen flach. Die vordern Gliedmassen kürzer und kräftiger als bei dem Waschbär, die hintlern schwächer. Das Schulterblatt ganz von Procyon abweichend, nämlich etwas schief oblong, der vordere, obere und hintere Rand fast gerade, die sehr hohe Gräte dia- gonal; der Oberarm stark und unten sehr breit durch die plaltenartig erwei- terte äussere Kante, die Brücke für den Nervus medianus sehr stark, der innere Knorren auffallend stark; Radius breit und flach, die Elle eine auffal- lend breite und dünne Platte mit hohem starken Olecranon; Hüft- und Sitz- beine sehr dünn und breit; Tibia schwach gekrümmt, die weit abstehende Fibula sehr unregelmässig kantig; die Rolle des Astragalus flach und schief, der Galcaneus lang und stark eomprimirt; die Zehen elwas länger und stär- ker als die Finger. In dem Verdauungsapparate zeichnet sich der Jochmuskel durch seine Stärke aus, der Schlafmuskel ist in gleichem Grade schwach, auch der Mas- seler schwach, der Niederzieher des Unterkiefers wie bei dem Waschbär, die Ohrspeicheldrüse nur doppelt so gross wıe die Unterkieferdrüse, die Zungen- drüse relativ gross. Magen und Darm wie bei dem Waschbär, die Leber siebenlappig; die Luftröhre sehr eng, jede Lunge zweilappig, die rechte mit zwei kleinen Anhängen, im Kehlkopf fehlt die vordere Seitentasche. Der Ruthenknochen ist fein und zierlich. Die Coatis bewohnen das östliche Südamerika bis Paraguay hinab und wie es scheint schon seit der Diluvialepoche. Sie leben einzeln oder gesel- lig in Wäldern, jagen nach kleinen Säugethieren und Vögeln, wühlen den Boden auf nach Insecten und Würmern und klettern geschickt auf Bäume nach Früchten. Das Weibchen wirft 4 bis 5 Junge im October an einen versteckten ‘Ort. Nach dieser Zeit werden sie sehr fett. Ihres Fleisches und Pelzes wegen werden sie vielfach verfolgt. N. socialis Wied.®) Der gesellige Coati trägt einen rothbraunen oder graubraunen, bisweilen röthlich gelbbraunen Pelz, dessen Wollhaar ein- farbig graulich, dessen Grannen zur Hälfte dunkler mit einem weissen oder gelblichen Ringe vor der Spitze. Der Rücken ist am dunkelsten, die Seiten werden allmählich heller, der Bauch gelblichgrau, Schnauze und Pfoten sehr ER te ee rt re nn 8) Prinz zu Neuwied, Beitr. z. Naturgesch. Brasil. II. 283; Rengger, Paraguay 2 Giebel, Odontogr. 36. Tf. 14. fig. 1[—3; Pander u. d’Alton, Skelete der Raubth. 4 6; 7 d. Hoeven, nov. acl. Leopold. XIX.a tb. 30. fig. 1; Burmeister, Säugeth. 5 ee; 0; Viverra nasua, narica, quasje Linne, syst. nat. I. 64; N. rufa, N. fusca »esmarest, Mammal. 170; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 1; Coati Buffon, hist. nat. VIll. 358. tb. 48. — v. Tschudr’s weissschnäuzige Art mit einfarbigem Schwanze, N. leu- corhynchus Faun. peruan. aus dem Innern Brasiliens kann nur als Farbenvarietät betrachtet werden. Ursinae. Nasua. Gercoleptes. 751 dunkel, bald roth- bald schwarzbraun, die Augengegend und Backen heller, Nasenrücken, Lippen, Kehle weisslich graugelb, der Schwanz mit 8 bis 10 schwarzen oder dunkelbraunen Ringen und dunkler Spitze. Bisweilen fehlen diese Ringe, oder ihre Zwischenräume sind weiss, auch glänzend schwarze Exemplare kommen vor. Körperlänge 11/g‘, Schwanz ebensolang. Lebt in Paraguay, Brasilien und Guiana gesellig bis zu 20 Stück in den grossen Waldungen beisammen, Tags über umherstreifend, grunzend und emsig nach Früchten, Vogeleiern, Insecten u. s. w. suchend, auf dem Boden galoppirend mit hoch aufgerichtetem Schwanz, gewandt die höchsten Aeste erkletternd und dann wieder an faulem Ho!ze schnobernd oder den Boden aufwühlend. Wird auf einen Trupp zwischen den Aesten gefeuert, so stürzt sich die ganze Gesellschaft, jeder zusammengekugelt vom Baume herab. In der Gefangenschaft bleibt der Coati widerspenstig und eigen- sinnig, selbst jung eingefangen wird er nicht zutraulich und lässt sich zu Nichts abrichten. N. solitaria Wied.) Der einsame Coati hat dasselbe graue Wollhaar als der vorige, die Grannen im Gesichte sind grösstentheils schwarz. Ueber, hinter und unter dem Auge liegt ein kleiner runder, graulichweisser Fleck. Der helle Streif auf der Nase fehlt stets; die schwarze Unterlippe an der Spitze weiss. Auf dem Kopfe, Nacken, Rücken und an den Seiten sind die Grannen an der Wurzel grau in der Mitte braun, dann citronengelb, an den untern Theilen in der Endhälfte röthlich gelb. Am Schwanze wech- seln 7 bräunlich gelbe mit ebenso vielen schwärzlich braunen Ringen, auch die Schwanzspitze ist braun, Pfoten und nackte Nase schwarz. Körper- länge 2’, Schwanz nur wenig kürzer. Die untern Eckzähne viel grösser als die oberen, sehr spitzig, etwas rückwärts gekrümmt, dreikantig, der 4. obere Backzahn mit 2 grossen Zacken und ?2 kleinen Höckern, der 5. mit 4 gleichen, der 6. mit 3 gleichen Höckern, die untern Lückzähne ein- zackig, der 4. Zahn mit einem grossen und 2 kleinen Höckern. Cercoleptes Il. ‚Der Wickelbär zeichnet sich durch den Besitz eines langen Greifschwanzes unter allen Ursinen characteristisch aus. Im Habitus gleicht er noch melır den Mardern als der Goati den Viverren und der Waschbär den Caninen. Der Körper ist sehr gestreckt, doch plump, ganz niedrig auf den Beinen, der Kopf ungemein kurz, zugleich dick, die Schnauze sehr kurz, die Augen mässig, die Ohren klein und halboval, die fünf Zehen halb verwachsen, die Sohlen nackt, die gekrümmten Krallen stark comprimirt. Der kurz behaarte 9) Prinz zu Neuwied, Beıtr. z. Naturgesch. Brasil. I. 292; Rengger, Paraguay 109. — Ob das einzige Exemplar aus Guiana, auf welches v. Tschudi in s. Fauna peruan. die Art N. viitata mit ganz schwarzem Kopfe und solchem Rückenstreif eründet, hieher oder zu voriger Art zu stellen ist, wage ich nicht zu entscheiden, dagegen dürfte dessen N. montana 1. c. tb. 5 aus der höchsten Gegend der peru- anischen Waldregion bei späterer Vergleichung der inneren Organisation sich als selbständige Art ergeben. Sie hat ein graues Gesicht, keine Augenflecken, einen schwarzen Fleck hinter den Ohren und einen geringelten Schwanz, der etwas kür- zer als der Körper ist. Die Fossilreste von Nasua aus den brasilianischen Höhlen bezeichnete Lund anfangs als Ursus brasiliensis, später bestimmte er sie als Nasua ursina und glaubte noch eine zweite Art unterscheiden zu können. Eine Beschreibung ist uns nicht bekannt geworden. Kgl. vid. Selsk. 1845. 57. 752 Unguiculata. Ferae omnivorae. Schwanz erreicht etwas über Körperlänge und dient beim Klettern als Greif- schwanz. Der Pelz ist weich und dicht. Das Weibchen hat nur 2 Zitzen am Bauche. Das Zahnsystem unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von dem der vorigen Gattungen. Die ziemlich grossen Schneidezähne vergrössern sich vom mittlern zum äussern, unten ist dagegen der äussere der kleinste. Die Eckzähne sind sehr gross, stark gekanlet und comprimirt, die beiden ersten Backzähne dickkegelförmig, ohne Nebenhöcker, aber mit inneren Kanten, der drilte obere ist quer, mit starkem Aussenhöcker und einem stumpfen Ansatze, der- selbe im Unterkiefer hat einen vordern stumpfen Kegelhöcker und verdickt sich nach hinten beträchtlich, die beiden obern Kauzähne sind quadratisch, die unlern oblong. Der Schädel ist im Schnauzentheil ganz auffallend verkürzt, marderartig, im Hirntheil entsprechend verlängert, das Profil von der Nase bis zum Occi- pitalkamm bildet einen convexen ungleichschenkligen Bogen, dessen höchste Wölbung in der Stirnscheitelnaht liegt. Die Orbitalfortsätze sind sehr schwach, eigentliche Stirnleisten fehlen und der Scheitel ist breit und flach convex *). Die Nasenbeine sind sehr kurz, die Augenhöhlen ungemein weit, die sehr schwachen Jochbögen nicht sehr abstehend, die Gehörblasen ganz flach wie bei Ursus; die Unterkieferäste sehr verkürzt aber hoch, der Kronfortsatz schmal, der Winkel schwach vorspringend und abgerundet. Der Atlas mit sehr kurzen und breiten Flügeln, der Dorn des Epistropheus hoch, nach vorn übergeneigt, hin- ten verticalrandig. Der 3. Halswirbel ohne Dorn, der 4. bis 6. mit gleichen, kleinen rückwärts geneigten, der 7. mit viel ‘höherem und stärkeren Dorn; die beilförmigen Anhänge an den Querfortsätzen fehlen so gut wie ganz. Die Dor- solumbalreihe besteht aus 11 +1 + 8 Wirbeln. Die Dornen der 11 Rücken- wirbel gleichen dem 7. Halsdorn, werden nach hinten nur breiter und mehr geneigt, die Dornen der Lendenwirbel sind sehr niedrig, breit und ganz nach vorn geneigt, ihre Querfortsätze sehr kurz, breit und ebenfalls nach vorn ge- richtet. 3 Kreuzwirbel mit hohen breiten Dornen. Von den 28 Schwanzwir- beln haben die 3 ersten kleine obere Dornen; der 1. bis 3. deutlich ent- wickelte Querfortsätze, die 5 ersten vollkommene untere Bögen mit Dornen. Das Sternum besteht aus 10° sehr kurzen Wirbeln. 10 wahre und 4 falsche Rippenpaare, alle Rippen kurz, sehr breit und stark gekrümmt. Das Schul- terblatt sehr unregelmässig und breit, der Vorderrand nach oben ungemein erweitert, der obere Rand bognig, die hintere obere Ecke ausgezogen, der Hinterrand gerade, die Gräte fast mittelständig; der Oberarm stark ge- dreht, ohne markirte Deltaleiste, unten platt, mit Brücke für den Nervus medianus, die Elle stärker als die Speiche, comprimirt, mit starkem ho- hen Olecranon, der Radius nach unten verdickt. Das Becken sehr kurz, die Hüftbeine schmal und dick; die Tibia stark, leicht gekrümmt, die Fibula gerundet, oben gebogen, die Rolle des Astragalus tief und schief, der Cal- caneus kurz und stark; das erste Fingerglied länger und stärker als der Me- I) Die mittlere Naht der Scheitelbeine hebt sich etwas kantig und deshalb glaubt A. Wagner, Cuvier habe nur einen jungen Schädel vor sich gehabt, wenn er behauptet, die Schläfenleisten vereinigen sich nicht. Letztres ist auch bei un- serem Schädel der Fall und möchte bei A. Wagner’s uraltem wohl nur in Folge einer Verkennung der Schläfenleisten falsch aufgefasst sein. Wo die Schläfenleisten v. völlig ausgewachsenen Alter noch soweit von einander entfernt sind wie hier, jann nie mehr eine Vereinigung, selbst nicht im Uralter, eintreten. Dei (WED u 39 — (m mag Ursinae. Cercoleptes. Arctitis. 753 tacarpus; die Zehenglieder länger als die Fingerglieder. Die weichen Theile bieten wenig erhebliche Differenzen von denen des Wasch- und Rüsselbären. Die lange glatte Zunge hat 7 wallförmige Warzen, der Magen ist länglich, im Pförtnertheile verkürzt, die Zotten im Dünndarm sehr klein. Man kennt nur eine Art, welche das warme Amerika bewohnt. C. caudiwolvulus Il.*) Der Wickelbär trägt einen dichten weichen und glänzenden Pelz von veränderlicher Farbe. Bei einer Abänderung ist die Ober- und Aussenseite lichtgelb mit leichtem röthlichen Anfluge und schwarz gewimmert mit deutlicheren Wellenlinien auf dem Kopfe und im Nacken; vom Hinterkopfe längs des Rückens bis zur Schwanzwurzel läuft ein breiter Streif. Die Rückenhaare sind gelb mit kurzen schwarzbraunen Spitzen; die Pfoten oben dunkelbraun, Wangen, Kehle und Hals roströthlich, Unterleib sehr blassröthlich mit dunkel rostbraunem Strich in der Mitte, der Schwanz dunkler als der Rücken, in der Endhälfte dunkelbraun, die behaarten Ohren aussen dunkler als innen, die Krallen weisslich. Eine andere Varietät ist oben und aussen rothbraun, unten lebhaft roth, an den Pfoten und Schwanze ganz braun. Bei beiden Färbungen ändert der Ton wieder ver- schiedentlich ab. Körperlänge 1Y,‘, der Schwanz 1Ys'. Bewohnt Mexiko, Neu-Granada, Guiana und die Gegenden am Rionegro. Seine Nahrung besteht in Früchten, Eiern, kleinen Vögeln und Säugethieren, besonders liebt er den Honig. Am Tage verhält er sich meist ruhig, nach Sonnenuntergang aber wird er lebhaft, klettert eilig von Ast zu Ast und sucht Nahrung. In Gefangenschaft wird er sehr zutraulich und ergötzt durch sein muntres, gefälliges Wesen, das dem des Eichhörnchens sehr ähnlich ist. Arctitis Temm. Der Binturong ist von gestrecktem, viverrinischen Körperbau mit langer weicher Behaarung, dickem Kopfe, kurzer spitziger Schnauze und behonders gekennzeichnet durch die lang gepinselten Ohren und den langen, langhaari- gen, dicken, zum Rollen und Greifen gleich geschickten Schwanz. Die Beine sind kurz und kräftig, die Pfoten kurz und breit mit starken Krallen, die Sohlen völlig nackt. Das Zahnsystem schliesst sich eng an Cercoleptes an. Die obern Schnei- dezähne sind merklich kleiner, die untern grösser, von innen nach aussen an Grösse zunehmend, die zwei Lückzähne dicker, die beiden folgenden des Oberkiefers einander gleich, rundlich, mit unregelmässiger Grnbe in der Mitte der Kaufläche, der letzte ein kleiner Kornzahn; im Unterkiefer der dritte # gleichfalls rundlich, der vierte ganz wie bei Cercoleptes, der letzte sehr klein. Der Schädel ist in der Mitte gewölbt, in der Stirngegend sehr breit, ohne | hervortretende Örbitalfortsätze, ohne Stirnleisten und Scheitelkamm, mit 1) Nlliger, Prodr. syst. 127; Schomburgk, Ann. mag. nat. hist. 1840. VI. 29; A, Wagner, Schreb. Säugeth. II. 170; Blainville, Osteogr. Petits Ours; Owen, Proceed. ' zool. soc. 1833. IH. 121; Odontogr. tb. 129. fig. 17; Giebel, Odontogr. 36. Tf. 16. fig. 6; Viverra caudivolvula Pallas, Spieil. XIV. 26; Schreber, Säugeth. Ill. 453. Taf. '# 125.b; Potto Buffon, Hist. nat. suppl. III. 245. tb. 50.51; Desmarest, Mammal. 171; ' v. Humboldt, observ. zool. I. 349; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 21; Pennant, syn. quadr. ll. 138. tb. 65; C. megalotus und C. brachyotus Martin, Proceed. zool. soc. ı 1834, IV. 83. Letztere beide Arten sind auf die verschiedene Breite der Ohren an ‚ ausgestopften Exemplaren und auf Farbendifferenzen begründet, * ) | Säugethiere, 48 754 Unguiculata. Ferae omnivorae. schwachen Jochbögen, sehr kurzem Schnauzentheil, weıl vor dem hintern Rande der Oberkiefer endenden Nasenbeinen, mit grossen Paukenknochen. Die Unterkieferäste niedrig; der Epistropheus mit sehr hohem, wie vorhin nur nach vorn überragenden Dorn, die folgenden Halsdornen an Länge zu- nehmend und breit. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 11 + 1 +8 Wirbeln, ihnen folgen 3 Kreuz- 34 Schwanzwirbel, letztere anfangs mit untern Ele- menten. 14 Wirbel tragen Rippen; das Schulterblatt ist oblong, mit diago- naler Gräte, der Oberarm schlank und wie die übrigen Gliedmassenknochen sehr Gercoleptes ähnlich. Die einzig bekannte Art bewohnt Indien. A. binturong Temm.?) Mit Ausnahme des Gesichtes und der Sohlen ist der ganze Körper mit einem dichten schwarzen Pelze bekleidet. Die grossen schwarzen Augen treten sehr hervor, die kurzen abgerundeten Ohren sind weiss gerandet und mit einem Büschel schwarzer Haare gepinselt, das Gesicht mit einem Borstenkranze eingefasst; die Beine kurz behaart und bräunlich. Das Weibchen ist stets minder schwarz, seine Haarspitzen grau- lich, die Stirn weisslich, der Schwanz dünner, die Schnurren theils weiss; theils schwarz mit weissen Spitzen, die Haare der Pfoten zur Hälfte weiss. Bei jungen Exemplaren sind die Haarspitzen gelblich oder röthlichgrau. Körperlänge 2Y,‘, der Schwanz ziemlich ebensolang. Das Vaterland erstreckt sich über Sumatra, Java, Malakka, Butan und Nepal. Schüchtern und furchtsam geht der Binturong nur Nachts seiner . Nahrung nach, die in Früchten, Eiern, kleinen Vögeln u. s. w. besteht. Seine Bewegungen sind langsam und beim Klettern weiss er den Schwanz geschickt zu benutzen. Den Tag über schläft er. Er wird leicht zahm. Arlurus Guv. Der Panda erscheint wegen seines längern, zugleich sehr dichten und weichen Pelzes plumper als der Binturong, der lang behaarte Kopf sehr kurz, fast katzenartig, die Schnanze ist sehr kurz und breit, die Ohren grösser als bei voriger Gallung, breit und ohne Pinsel. Der lange Schwanz ist schlaff und buschig behaart, daher sehr diek, die niedrigen Beine haben behaarte Sohlen und kurze Zehen mit stark comprimirten, gekrümmten, spitzen, halb einziehbaren Krallen. Die Schneidezähne bieten nichts Bemerkenswerthes. Die oberen Eckzähne sind kegelförmig und gerade, die untern etwas gekrümmt, beide mit zwei Verticalfurchen. Die in geschlossenen Reihen stehenden Back- zähne nehmen oben bis zum 4. an Grösse zu; der erste ist einspitzig, der 2. hat aussen 3, in der Mitte 2 und innen einen Zacken, der 3. ebensolche nur stärkere Zacken, der 4. am Innenrande 3 Zacken, der 5. endlich ist schmäler; im Unterkiefer trägt schon der erste einen kleinen Nebenzacken, der 2. einen solchen vorn und hinten, der 3. drei grössere Zacken und einen kleinen innern Höcker, der 4. fünf Zacken und ebensoviele der letzte. 15 rippentragende, 5 rippenlose, 3 Kreuz- und ‘18 Schwanzwirbel, das Brustbein 7wirblig; das Weibchen mit A Zitzenpaaren. Die einzige Art bewohnt Indien. BR IE a Br a PR MEI ir Bee # Re Ta neh MOREaL. Aa) 11. 308. tb. 62; A. Wagner, Schreb. Säugeth. re er : ern 14. 15; Giebel, Odontogr. 37; Blainville, Osteogr. ; g Rallles, Transact. Linn. soc. XliI. 253; Ictides ater Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 44: I albifrons und P zuvi _. ‚di 44; 1. aradoxurus aweus Fr. Cuvier, Mem. mus. IX. 44. 47,%b. 4; Mammif. 1. c.; Valenciennes, Ann. sc. nat. IV. 57. tb. 1. Arctocyoninae. Agriotherium. 755 Ai. fulgens Cuv.®) Der Pelz der obern Körpertheile ist lebhaft und glänzend dunkelrostroth, auf dem Rücken durch gelbe Haarspitzen mit goldgelbem Anfluge, an der Unterseite und den Beinen glänzend schwarz; an der Aussen- und Vorderseite der Vorderbeine eine dunkel kastanienrothe Binde; Scheitel und Stirn lichtgelb; die langen Wangenhaare weiss, hinten rostgelblich, unter den Augen zum Mundwinkel herab eine rostrothe Binde, das Kinn weiss, die Ohren aussen dunkelroth, innen weiss behaart, der Schwanz fuchsroth, mit unbestimmten hellen Ringeln. Körperlänge 12/3’, der Schwanz 1‘. Lebt im Himalaya in 7000 bis 13000 Fuss Höhe ‚zwischen Nepal und den Schneegebirgen an Flüssen, klettert gern und jagt nach Vögeln und kleinen Säugethieren, scheint doch aber auch Früchte zu fressen. Siebenundzwanzigste Familie. Arctocyoninae. Bevor die Ursinen als typische Omnivoren auf der Erdoberfläche er- schienen, war diese Gruppe der Raubthiere durch eine Familie repräsentirt, deren Character in der Benennung Bärenhunde ausgedrückt ist. Sie haben nämlich den plumpen, schwerfälligen Knochenbau und plantigraden Gang der Ursinen, zugleich aber einen vollkommen entwickelten Fleischzahn und hinter demselben caninenartige Kauzähne. Die Gattungen gehören vornämlich den früheren Tertiärepochen an, in deren Siraten sie in Deutschland und Frankreich, in jüngern Tertiärschichten auch in Indien gefunden werden. Die Arten erreichten zum Theil die Dimen- sionen der grössten Bären. Agriotherium Wagn. Diese weitest verbreitete Gattung schliesst sich in ihrem Schädelbau zu- nächst den ächten Bären an, lässt aber auch in diesem sehr characteristische Eigenthümlichkeiten erkennen, so das meist in drei Oeffnungen getheilte und über dem Fleischzahn liegende Unteraugenhöhlenloch, der gleich hinter dem Ende der Backzahnreihen liegende Gaumenausschnitt u. s. w. Im Verhältniss zur Grösse des Thieres ist der Schädel kurz und dick. Das am vollständigsten bekannte Zahnsystem hat oben 2, unten 3 Lückzähne, den Fleischzahn und in jeder Reihe 2 Kauzähne. Die Lückzähne sind einwurzlig, in ihren For- men denen des südamerikanischen Bären am ähnlichsten, nur dicker. Der obere Fleischzahn hat die Grösse der Kauzähne und wird gebildet von einem kleinen vordern, einem mittlern Haupt- und einem hinteren niedrigen Zacken. An der Innenseite des Hauptzackens steht ein sehr starker comprimirt kegel- förmiger Innenhöcker mit eigenem Wurzelaste. Der erste obere Kauzahn trägt zwei äussere, sehr starke und zwei innere etwas kleinere Höcker, sein Umfang ist vierseitig nach innen etwas verschmälert. Am zweiten Kauzahne sind die innern Höcker grösser, daher keine Verschmälerung der Krone nach innen. Die Höcker beider Kauzähne sind mehr weniger kantig. Die übereinstimmende Grösse dieser beiden Zähne nähert unsere Gattung zumeist dem malayischen Bären. Der Fleischzahn des Unterkiefers besteht aus einem 3) Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 50; Hardwicke, Transact. Linn. soc. XV. 161. tb. 2; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 177; Ai. ochraceus Hodgson, Journ. asiat. Bengal. 1849. XVI.b 1115. XVIL.b 475. 573. tb. 31. | ala 48* 756 Unguiculata. Ferae omnivorae. comprimirten Hauptzacken mit vorderem hinteren basalen Zacken, die beiden schmalen und langen Kauzähne aus je einem vordern und hinteren starken Höcker. Die Eckzähne beider Kiefer sind sehr dick kegelförmig, ohne Kanten und Leisten, die Schneidezähne gross und rninder deutlich gelappt als bei Ursus. Die Arten lagern in den mittlern Tertiärschichten Frankreichs und den jüngern Indiens. Die grössten derselben scheinen den Höhlenbären noch an Grösse übertroffen zu haben. A. sivalense Wagn.*) Die Ueberreste dieser Art, darunter ein ziem- lich vollständiger Schädel wurden in den durch Gautley und Falconer berühmt gewordenen Schichten der Sivalikhügel am Himalaya entdeckt. Die obern Lückzähne fallen wie bei dem Höhlenbären aus, so dass bei alten Exem- plaren nur der Fleisch- und die beiden Kauzähne vorhanden sind. Am Fleischzahn ist der hintere Zacken dicker als der mittlere oder Hauptzacken, die untern Backzähne sind sehr stark comprimirt. A. hemicyon ?). Das Kieferfragment dieser Art stammt aus den mio- cänen Schichten von Sansans und deutet auf etwas geringere Grösse des Thieres, als das indische hatte. Der letzte obere Kauzahn ist viel kleiner als der vorletzte, und dieser nach innen mehr verschmälert als bei voriger Art; auf beiden sind die innern Höcker zu einer kerbigen Leiste verschmol- zen. Der obere nur in seinen Wurzelästen noch erhaltene Fleischzahn scheint nicht oder nur wenig von dem indischen verschieden gewesen zu sein. A. insigne ®). Die einwurzligen Lückzähne fallen nicht aus, der Fleischzahn ist dünner als bei der indischen Art, dessen innerer Höcker kleiner, der zweite Kauzahn nur sehr wenig kleiner als der erste, die hohe aus den verschmolzenen innern Höckern entstandene Längsleiste sehr stark wie bei voriger Art, die sich schon genügend durch die geringe Grösse des letzten Kauzahnes unterscheidet. Zahlreiche Zähne und einen fragmentären Schädel liefert der tertiäre Meeressand von Montpellier. 4) A. Wagner, Münchn. gel. Anz. 1837. V. 335; Ursus sivalensis Cautley et Fal- coner, Asiat. research. XIX. 1 (früher wohl Amyxodon); Amphiarctos s. Sivalarctos sivalensis Blainville, Osteogr. ours 68; Petits ours 96. 114; Hyaenarctos sivalensis Caulley a. Falconer, Owen Odontogr. tb. 131; Giebel, Odontogr. 37. Tf. 16. fig. 7. — A. Wagner’s Benennung Agriotherium ist als die älteste allen übrigen vorzuziehen, und mit Unrecht wird dem Hyaenarctos allgemeiner Beifall geschenkt. Die Familie betreffend schied ich dieselbe in meiner Fauna d. Vorw. Säugeth. 60 zuerst als Arctotheria von den Ursinen aus, nahm jedoch Meles und Gulo wegen des gedrunge- nen Körperbaues und des plantigraden Ganges darin auf. Beide haben jedoch eine viel grössere, im Zahnsystem ganz entschieden ausgesprochene Verwandt- schaft mit den Mustelinen und mit dieser Aenderung des Umfanges der Familie scheint mir auch die Vertauschung des Namens Arctotheria mit Arctocyoninae noth- wendig. Andere Paläontologen lassen sie mit den Ursinen vereinigt und machen diese durch Aufnahme noch anderer Gattungen wie Hyaenodon, Meles etc. zu einer en Raubthierfamilien gegenüber völlig unbestimmten und unbestimmbaren ruppe. 9) Hyaenarctos hemicyon Gervais, Bullet. soc. 860]. 1853. X. 154. tb. 4. fie. 2; Hemicyon sansansensis Lartet, not. s.]. colline de Sansans 16. — Gervais unterschei- det l. c. tb. 4. fig. 3 eine andere Art aus gleichaltrigen Schichten von Alcoy in Spanien auf ein Oberkieferfragment. Der Fleischzahn desselben hat einen ungleich stärkern innern Höcker und der vordere Rand des ersten Kauzahnes erweitert sich nach innen. 6) Hyaenarctos insignis Gervais, Ann. sc. nat, 1853. XX. 234. tb. 12, Arctocyoninae. Palaeocyon. Amphicyon 157 Palaeocyon Blainv. Der Schädel dieser Gattung ist deprimirt, mit kurzem, schmalen und stumpfen Schnauzentheil, breiter Stirn, starkem Scheitelkamm und kräftigen sehr weit abstehenden Jochbögen. Die wahrscheinlich dazu gehörigen Extre- mitätenknochen sind kurz und plump, dachsartig, der Oberarm mit sehr stark entwickelter Deltaleiste. Nur die obern Zahnreihen sind bekannt; der Eck- zahn dick und rund kegelförmig, die drei Lückzähne bärenartig, der Fleisch- zahn aus zwei äussern und einem innern Kegelzacken, alle von gleicher Grösse, bestehend, von den drei Kauzähnen ist der mittlere der gröste, der letzte der kleinste, dieser rundlich dreiseitig, die beiden ersten vierseitig, viel breiter als lang, aussen mit zwei Höckern, innen mit starker Wulst. Die einzige Art P. primaevus Blainv. ?) Lagert in einem Süsswassersandsteine bei La Fere im Aisne Dept., welcher der frühesten eocänen Zeit angehört. Das Thier erreichte die Grösse des Wolfes und scheint nach der Depression des Schädels, der Kleinheit des Hirntheils, der starken Deltaleiste ein Wasserbewohner gewesen zu sein. Amphicyon Lart. Riesige Bärenhunde von kräftigem plumpen Skeletbau, mit gestrecktem Schädel und plantigraden Gang. Das Zahnsystem dagegen bietet wiederum caninenartige Formen. Die Eckzähne sind sehr stark, nur wenig comprimirt, innen platt und hinten mit schneidender Kante, die bisweilen sogar fein ge- zähnelt ist. Der erste Lückzahn ist klein und comprimirt, der obere wie der untere Fleischzahn ganz entschieden caninisch, der obere mit schiefem Hauptzacken, der den kleinen innern Höcker trägt, und mit niedrigem hintern Zacken, der untere mit zwei Zacken, deren zweiter den innern Zitzenhöcker besitzt und hintern stumpfen Anhang. Doch sind diese Fleischzähne merklich dicker als bei den Hunden. Hinter ihnen folgen in beiden Kiefern drei schnell an Grösse abnehmende Kauzähne, deren Kronen wiederum mit denen von Ganis übereinstimmen. Der Schädel ist kurz, der Oberarm mit der knöchernen Brücke für den Nervus medianus wie bei den kleinen Bären, die Vorderarmknochen ganz bärenartig und die Füsse fünfzehig, der Schwanz jang und stark. Die Arten, deren schon zahlreiche unterschieden worden sind, leider nur auf sehr wenige und zum Theil fragliche Reste, gehören ausschliesslich der miocänen Epoche an. A. giganteus Laur.®) Diese Art zeichnet sich durch riesenhafte Grösse aus und beruht auf Kieferfragmenten und einzelnen Zähnen von Sansans, Auch, Avaray und Chevilly. 7) Blainville, Osteogr. Petits Ours 73. tb. 13; Gervais, Zool. Pal. fr. 108; Giebel, Fauna. Säugeth. 62; Odontogr. 37. Tf. 13. fig. 8. Blainville nannte diese Gattung anfangs Arctocyon. 8) Laurillard, Diet. univ. d’hist. nat. Il. 567; Canis giganteus Cuvier, oss. foss. VII. 481. tb. 193. fie 20. 21; Amphicyon major Blainville, Osteogr. Petits Ours 78. tb. 14. 15; Giebel, Odontogr. 28. Tf. 13. fig. 2. 3; A. minor Blainville, I. c. 91. tb. 16 ist nur kleiner und dessen Vorkommen von Dijoin bestimmt Gervais, Zool. Pal. fr. 112 als A. Blainvillei ohne weitere Angaben. Vielleicht gehört hiezu auch A. le- manensis Pomel, Bullet. soc. geol. 2. ser. Iv. 379. 758 Unguiculata. Ferae carnivorae. A. elaverensis Gerv. °) Characterisirt durch den gestreckteren Schädel und die viel geringere Grösse. Oberarm und Oberschenkel messen nur etwa 7‘ Länge; die detaillirte Beschreibung ist noch nicht bekannt. Die Reste lagern bei Bourbonnais im Allier Dept. A. brevirostris Pict. 1) Eine sehr kleine Art mit verkürztem Schnauzen- theil von Clermont im Puy de Döme. II. Ferae carnivorae. Fleischfressende Baubthiere. Die fleischfressenden Raubthiere varıiren in den Grössenverhältnissen mehr als die Omnivoren, sind durchweg von schlankerem und leichteren Körperbau mit vier oder fünfzehigen Füssen und meist digitigradem Gange. Ihr Gebiss unter- scheidet sich von dem der Omnivoren durch die vollkommenere Entwicklung des Fleischzahnes und die dieser parallelgehenden Verkümmerung der Kau- zähne bis zum völligen Verschwinden. Sie nähren sich allgemein von Wirbel- thieren und gehen nur mit seltener Ausnahme an andere Nahrung. Ihre Verbreitung über die Erdoberfläche ist eine ganz allgemeine, ja einzelne Gattungen und sogar Arten sind Kosmopoliten. Sie gliedern sich in 5 ziem- lich umfangsreiche Familien. Achtundzwanzigste Familie. Mustelinae. In den Mustelinen geht der omnivore Raubthiertypus in den carnivoren über, daher die grössere Polymorphie bei ihnen als bei den folgenden Fa- milien. Allgemeiner Körperbau, Zahnsystem, Fussbildung schwanken in wei- tern Gränzen als sonst unter den Carnivoren, dennoch lassen sich allgemeine Familiencharaclere nachweisen. Im Allgemeinen sind sie kleine Raubthiere von sehr gestrecktem Körperbau auf niedrigen Beinen mit vier- oder fünf- zehigen Füssen, mit eigenthümlichen Drüsen am After, die eine mehr weniger starkriechende Substanz absondern. Die Schneidezähne pflegen vom ersten zum dritten an Grösse zuzunehmen; 9) Gervais, Zool. Pal. franc. 112; A. gracilis Pomel, Bullet. soc. g6&ol. 2. ser. IV. 379; Cynelos Jourdan. 1) Pictet, Paleont. 2. ed. I. 195; Canis brevirostris Croizet, Bullet. soc. g&ol. IV. 25; Wiebel, Fauna. Säugeth. 46. — Gervais, Zool. Pal. fr. 108. tb. 11 gründet auf einen Unterkiefer von Alais ohne Zähne nur mit den Alveolen die Gattung Tylodon mit der Art T. Hombresi, deren Stellung nicht sicher zu bestimmen ist, am ehesten noch an dieser Stelle unter Amphicyon untergebracht werden kann.. Die deutschen Arten beruhen auf so ungenügenden Fragmenten, dass ihre Untersuchung für die Syste- matik ohne Interesse ist. So beschreibt Kaup einen Unterkiefer mit dem charac- teristischen Fleischzahn und einem grossen Kauzahn aus dem Mainzer Becken als Gulo diaphorus Karsten’s Archiv V. 151. Tf. 2. fig. 1. 2. Meyer’s todtgebornem A. in- termedius schreibt Plieninger, Würtemb. Jahresh. 1849. V. 216. Tf. 1. fig 8. einen ersten obern Kauzahn von Kirchberg und Jäger, Nov. act. Leopold. XXIl.b 820. tb. 72. fig. 22. 23 einen zweiten obern Kauzahn von Ulm. Plieninger ]. c. gründet zu- gleich noch auf einen obern Fleischzahn einen A. Eseri, den auch Jäger 1. c. fig. 21 abbildet. Völlig unbekannt ist noch v. Meyer’s A. dominans Bronn’s Jahrb. 1843. 388, obwohl zahlreiche Reste bei Weisenau vorkommen. Ob Kaup’s dreizackiger Backzahn und der Eckzahn mit feingezähnelter Kante von Eppelsheim, als Agnothe- rium Oss. [oss. Darmstadt II. 28. tb. 1. fig. 3, 4 hieher oder wo sonst hin gehört, lasst sich nicht ermitteln. Jäger’s Eckzahnfragment 1. c. 788. Ti. 69. fig. 26—28 als Lycotherium aufgeführt, verdient keine weitere Beachtung; ebenso wenig die ug aarren Harpagodon und Acanthodon v. Meyer, Neues Jahrb. 1837. 675; _Mustelinae. Meles. 759 die Eckzähne sind lang und stark, wenig comprimirt, doch häufig mit schneidenden Kanten; die Lückzähne scharfspitzig, mit mehr weniger entwickel- ten Basalhöckern. Der untere Fleischzahn entwickelt nur zwei Hauptzacken, der kleine innere Höcker verkümmert, dagegen nimmt der hintere stumpfe Anhang an Grösse zu. Der obere Fleischzahn hat einen Hauptzacken, dahinter einen kleineren und innen einen kleinen Höcker, der sich bei vielen zu einem grossen stumpfen Anhange ausdehnt. Ein kleiner bis überwiegend grosser Kauzahn ist in jedem Kiefer vorhanden und seine Entwicklung mit der des Fleischzahnes im umgekehrten Verhältniss verräth auf das Entschiedenste die Lebensweise und den Character der Gattung überhaupt. Der Schädel ist im Hirntheil gestreckt wie bei den Omnivoren, doch stets mehr deprimirt und mit nicht sehr starken Kämmen und Leisten, der Schnauzentheil dagegen ist auffallend verkürzt. Die breite Stirn fällt sehr sanft nach vorn ab. Die Orbitalfortsätze sind mässig, die Jochbögen eben nicht stark, und nicht weit abstehend, das Unteraugenhöhlenloch ziemlich gross, die Paukenknochen hochgewölbt, die Gelenkfläche für den Unterkiefer- condylus von hin'en her überwölbt. Am Unterkiefer die Massetergrube tief. Der Atlas mit grossen eckigen Flügeln, der Epistropheus mit nach hinten und vorn sehr überragendem Dorn, die Dornen der Rückenwirbel stark und sehr allmählich an Länge abnehmend, der 11. oder 12. rippentragende Wirbel der diaphragmatische, ihm folgen 8 oder 9 Lendenwirbel mit sehr niedrigen breiten nach vorn gerichteten Dornen und breiten ebenfalls nach vorn ge- richteten Querfortzätzen. 3 ziemlich gleich breite Wirbel verwachsen zum Kreuzbein und 12 bis 26 bilden den Schwanz. Das Schulterblatt ist breit mit hoher Gräte, Schlüsselbeine finde ich nirgends, der Oberarm ist gedreht und hat unten die Brücke für den Nervus medianus, Radius und Ulna ziemlich gleich stark, das Olecranon kurz und sehr dick, das Becken ebenfalls kurz, die Fibula vollkommen aber dünn, die Rolle des Astragalus wie bei allen Carnivoren schief. Im Verdauungsapparat verdient der sehr starke Masseter, die grossen Ohrspeicheldrüsen, die platte zugespitzte deutlich mit Warzen be- setzte Zunge, die sehr enge Speiseröhre, der längliche Magen mit ansehn- lichem Blindsack, der Darm von 4- bis 9facher Körperlänge, der stets fehlende Blinddarm, die langen Zotten des Dünndarms, die vier- bis siebenlappige Leber, die sehr grosse Bauchspeicheldrüse beachtet zu werden. Die Gattungen treten sparsam zuerst in der Tertiärzeit auf, bleiben auch in der Diluvialepoche noch vereinzelt, erst in der gegenwärtigen Schöpfung entfallen sie ihren grossen Formenreichthum mit der Verbreitung durch alle Klimate. Ihrer Stellung gemäss als Uebergangsglied zwischen Omnivoren und Carnivoren leben einzelne noch von gemischter Nahrung und sind milderen Naturells, andere dagegen sind sehr grimmige und gierige Raublhiere. Mit dieser schwankenden Lebensweise stimmt auch der allgemeine Habitus und der Fussbau überein. Sie sind theils Sohlen- theils Zehengänger und haben ganz nackte, halbnackte oder völlig behaarte Sohlen. Die meisten sind Nachtthiere. Sie ordnen sich in folgende Gruppen. 1. Taxoides. Die Dachse sind plumpe kurzbeinige Mustelinen mit starken Grab- krallen und überwiegend grossem Kauzahne nebst kleinem Fleischzahne mit grossem stumpfen Ansatze. Meles Storv. Der Dachs hat einen so plumpen und gedrungenen Köperbau, ist so ganz Sohlengänger, und so ganz omnivor, dass er lange Zeit und von 760 Unguiculata. Ferae carnivorae. einigen Zoologen noch gegenwärtig zu den Bären gestelll wird, dennoch zeigt er im Zahn: und Skeletbau sowie in der Organisation seiner weichen Theile die Familiencharactere der Mustelinen ganz entschieden und gehört naturgemäss in keine andere als in diese Familie, Ausser dem gedrungenen Körperbau characterisiren die äussere Erscheinung des Dachses die rüsselförmig zugespitzte Schnauze mit vorstehender Nase, die kleinen Augen und ebenfalls kleinen, doch sichtbaren Ohren, die nackten Sohlen, die sehr langen und starken Grabkrallen der Vorderfüsse, der kurze behaarte Schwanz und der dichte grobe Pelz. Das Weibchen hat 2 Zitzen an der Brust und 4 am Bauche. Zwischen After und Schwanz führt eine Querspalte in eine Tasche, deren Wände mit linsengrossen Drüsen besetzt sind, welche eine ölige stark ‘riechende Feuchtigkeit absondern. Die Schneidezähne sind relativ gross, aussen gekerbt oder gefurcht, die obern deutlicher als die untern; die Eckzähne sind vorn und hinten ge- kantet, die untern hakıg, die obern gerade und länger. In der obern Backzahn- reihe stehen 2 zweiwurzlige Lückzähne mit comprimirten hochkegelförmigen Kronen ohne Nebenhöcker eng an den Eckzahn heran gedrängt. Der erste, ein kleiner Stift, fällt nämlich frühzeitig aus. Ebenso auch in der untern Reihe, wo die 3 bleibenden Lückzähne an Grösse zunehmen und ihre spitz- zackigen Kronen an der Basis mehr verdicken. Der obere Fleischzahn besteht aus einem Hauptzacken und einem sehr grossen innern Ansatze, dessen hintrer Rand sich zackig erhebt. Am untern Fleischzahne sind die 3 vordern Höcker von gleicher Grösse, dick und stumpf, der stumpfe An- hang überwiegt in seiner Ausdehnung. Der obere Kauzahn hat eine enorme Grösse, im Aussenrande 3 Höcker, einen mittlern zackigen Kamm und einen scharfen Innenrand. Der untere Kauzahn isı rundlich mit erhabenem Rande. Der Schädel bietet ausser den sehr starken Kämmen, die ihn den ‚Bären annähern, keinen systematisch wichtigen Unterschied von dem Muste- linentypus. Der Unterkiefer wird in seinem Gelenke gehalten durch Ver- grössernng der hintern Wand desselben. Der knöcherne Gehörgang ist aus- gebildet. "Der dritte Halswirbel trägt einen ganz unbedeutenden Dorn, der 4. bis 6. gleich hohe, der 7. einen etwas höhern, alle Halswirbel kurze Querfortsätze mit enormen beilförmigen Anhängen ausser am 7. Die Dorso- lumbalreihe besteht aus 11 +1+ 8 Wirbeln; die Dornen dar Rückenwirbel sehr lang, breit und stark, nach hinten sich wenig verkürzend aber merklich breiter werdend, der Dorn des diaphragmatischen schmal und niedrig, die folgenden ebenfalls sehr niedrig, aber zugleich sehr dick und nach vorn geneigt, 3 Kreuzwirbel mit breiten hohen Dornen. Unsere Skelete haben 17 Schwanzwirbel, Cuvier zählt 18, A. Wagner 19. Sie sind bis zum 6. breit und flach, mit breiten Querfortsätzen , dann verlieren sie diese und ver- längern sich ansehnlich. Das Brustbein neunwirblig, 10 wahre, 5 falsche Rippenpaare, die Rippen sehr dick und schwach gebogen. Das Schulterblatt ganz ursinisch, oblong mit sehr hoher diagonaler Gräte; der Oberarm kräftig, mit tief nach vorn hinablaufender Deltaleiste: die Elle flach, die Speiche nach unten verdickt; das Becken sehr breit und flach mit breiten concaven Hüftbeinen; der Oberschenkel mit grossem äussern Trochanter; Tibia stark comprimirt: Fibula dünn; Fersenbein sehr dick; Metatarsus länger als der Metacarpus, die Phalangen der Zehen und Finger einander gleich. Der Masseter ist relativ schwach, die Zungendrüsen ansehnlich, die "Zunge sehr glatt und weich, die Längsfasern der Speiseröhre bis zum Magen hinab- Mustelinae, Meles. 761 reichend, der Darm von achtfacher Körperlänge, 5 bis 6 Peyersche Drüsen- haufen, die Leber siebenlappig, zehnmal grösser als die Milz, die Luftröhre aus 46 Ringen gebildet, die nicht in die Lungen fortsetzen, die rechte Lunge vier- die linke zweilappig, der Ringknorpel des Kehlkopfes nicht durch- brochen, der Kehldeckel sehr gross und spitz, die Stimmritze weit, die Seitentaschen in zwei Verlängerungen ausgedehnt. Der Dachs bewohnt in nur 2 Arten die nördliche gemässigte Zone, eine in der alten Welt, die andere in Amerika. M. vulgaris Desm.?) Der gemeine Dachs trägt ein langes borsten- - artiges Haarkleid, aus welchem die länglich runden Ohren nur sehr wenig hervorragen. Das Colorit desselben ist am Kopfe weiss, mit schwarzem Streif jederseits der Schnauze, der breiter werdend über die Augen und weiss behaarten Ohren hinwegläuft. Der Rücken ist weissgrau und schwarz melirt, die einzelnen Haare an der Wurzel meist gelblich, in der Mitte schwarz, an der Spitze weissgrau. An den Körperseiten und am Schwanze stelit sich eine röthliche Beimischung ein; Unterseite und Füsse schwarz- braun. Körperlänge über 2‘. Die anatomischen Eigenthümlichkeiten sind oben angegeben. Das Vaterland erstreckt sich über Europa und Asien, Der Dachs lebt einsam in selbstgegrabenen Höhlen an stillen bewaldeten Orten. Zum Kessel hinab führen 2 bis 8 schräge Röhren zum Ein- und Ausgehen. ‚ Den Tag über schläft er in der Höhle und geht nur des Nachts seiner ' Nahrung nach. Dieselbe besteht in Wurzeln, Eicheln, Obst, Insecten, Honig, Eiern und jungen Vögeln. Obwohl er nicht viel frisst, wird er ' doch im Herbst ungemein fett und füttert dann seine Höhle mit Laub aus, um den Winter nach Art der Bären zu verschlafen, wobei er sich zu- sammenrollt und den Kopf zwischen die Hinterbeine steckt. Trägheit, Furcht, Missmuth und Stupidität zeichnen sein Naturell aus. Doch liebt er die Reinlichkeit so sehr, dass er den Bau verlässt, sobald der neckische Reinike denselben verstänkert, um eben den brummigen Bewohner zu ‚ vertreiben. Auch in der Gefangenschaft verliert sich das scheue mürrische ' Wesen nicht. Das Weibchen wirft im Januar oder Februar 3 bis 5 blinde ' Junge nach der Paarung im November. Nachgestellt wird dem Dachs seines reichlichen Fettes wegen. | M. labradorius Sab. ?) Der amerikanische Dachs erreicht nicht ganz | 2) Desmarest, Mammif. 173; Giebel, Odontogr. 35. Tf. 12. fig. 14; Ursus Meles L. Schreber, Säugeth. III, 516. Tf. 142; Meles taxus Pallas, Zoogr. I. 70; Buffon, Hist. nat. VII. 104. tb. 7—10; Fr. Cuvier, Mammif. 11. livr. 36; v. Tschudi, Thierleb. ‚ Alpenw. 291; Wiegmanns Archiv Ill. 160. Tazxidea, leucurus Hodgson, Ann. a. mag. nat. hist. 1847. XX. 435; Journ. asiat. soc. Bengal. 1849. XVI.b 763. tb. 30; Tem- ‚ mincks M. japonica Faun. japon. 32 unterscheidet sich nur durch den Mangel der ‚ dunkeln Kopfstreifen, Schädel und Zahnbildung stimmt vollkommen überein. — In den Knochenhöhlen Europa’s kommen Ueberreste vom Dachse vor, die als M. ante- ‚ diluvianus Schmerling, oss. foss. I. 159; M. antiquus Münster, bayrth. Petref. 87; Owen, ' brit. foss. Mamm. 109. fig. 37 aufgeführt werden, aber wahrscheinlich doch mit der ‚ lebenden Art zu identificiren sind. Ein von mir untersuchter Schädel aus der Sund- © wicher Höhle (Neues Jahrb. 1849. 67) unterschied sich durch die längere Schnauze, ‚ die beträchtlichere Breite hinter den Orbitalfortsätzen und grössere Breite der ' Oceipitalfläche. Die als M. Morreni Laurillard, dict. hist. nat. d’Orb. II. 593 aufge- ı führten Reste von Cigly sind mir nicht näher bekannt. 3) Sabine, Frankl. journ. 649; Richardson, Faun. americ. 1. 37. tb. 2; d’Alton, Skelete der Raubth. Tf.7; Waterhouse, Proceed. zool. soc. VI. 153; Transact. zool. 762 Unguiculata. Ferae carnivorae. die Grösse des europäischen, hat eine dickere Schnauze und kürzeren Schwanz und trägt ein längeres, feineres Haarkleid von anderer Färbung, Das Colorit des Rückens ist nämlich fleckig grau, die einzelnen Haare an der Wurzel braun und vor der weissen Spitze mit einem schmalen schwar- zen Ringe. Auf dem Kopfe findet sich nur ein mittler schmaler, von der Nase gegen den Rücken verlaufender Streif mit dunkler Einfassung, welcher nicht durch das Ohr geht, aber um das Auge einen Ring bildet. Auf den Wangen liegt ein brauner Fleck, übrigens sind diese wie die Kehle und - der ganze Unterleib weiss; die Beine dunkelbraun, die Krallen licht horn- farben. Die Abänderungen in der Farbe sind geringfügig. Am Schädel dehnt sich die Occipitalgegend viel mehr als bei dem euro- päischen aus, so dass auch in ihr der höchste Punct des Profiles liegt. Die Gegend zwischen den Augenhöhlen verengt sich stark, die Scheitelleiste ist schwach, die Paukenknochen gross, die Unterkiefergelenkfläche hinten weniger überwölbt; der Kronfortsatz mit steiler aufsteigendem Vorderrande und spitzer. Der obere Fleischzahn ist so gross als der Kauzahn und bildet ein rechtwinkliges Dreieck, innen mit grossem Höcker, der Kauzahn ist auch fast dreieckig mit kleinen Höckern, der untere Fleischzahn dagegen kleiner als bei dem europäischen, ebenso der untere Kauzahn. Bewohnt die Prairien um das Felsengebirge, zahlreich die vom Mis- souri bewässerten Ebenen, die Ufer des Saskatchewan und Redriver, ob Pennsylvanien und Labrador ist neuerdings nicht bestätigt. Naturell und Lebensweise ist ganz wie hei dem europäischen Dachs. Mydaus Guv. Der Stinkdachs hat den plumpen untersetzten Körperbau und die kurzen Beine des gemeinen Dachses, aber eine spitzere, doch länger rüsselförmige Schnauze, kürzere im Pelz versteckte Ohren, verwachsene Zehen und die vordern Krallen doppelt so lang als die hintern. Der Schwanz ist von der- selben Länge oder viel kürzer, der Körper dicht, nur an der Unterseite spärlich behaart. Neben dem Mastdarm liegen zwei sehr grosse, innen runzlige Analsäcke, jeder mit besonderem, mit. Ringmuskel versehenem Aus- führungsgange in den Darm. Das Weibchen mit 4 Zitzen an der Brust und 2 in den Weichen. Die untern Schneidezähne sind von ziemlich gleicher Grösse, von den obern der äussere nur wenig vergrössert, die Eckzähne stark, von den 2 obern, 3 untern Lückzähnen der erste ein kleiner Stummel, die andern sehr dick kegelförmig ohne deutlich entwickelte Nebenhöcker; der obere Fleisch- zahn mit scharfem dünnen Hauptzacken und sehr breitem innern Ansatz, der untere mit scharfhöckrigem Rande; der obere Kauzahn fast von der Grösse des Fleischzahnes, mit dickem inneren Höcker ohne mittle Leiste, der untere sehr klein und rundlich. Der Schädel ist sehr gestreckt und spitzig, die Orbitalfortsätze schwach, die Jochbögen schmal und ‘gerade. Die Wirbel- zahlen sind wie bei dem gemeinen Dachs, nur im Schwanze anders. Man unterscheidet 2 Arten, welche das südliche Asien bewohnen. M. meliceps Cuv. *%) Der Teladu zeichnet sich durch seinen lang be- EL VE RS EVER EIG EROE EEEESUEE I BERN BEER REES EEE ned ar un ern. soc. 1841. I. 343; Okens Isis 1845. 547; Ursus taxus Schreber, Säugeth. II. 520. Mt. 142.b, Buflon, Hist. nat. suppl. III. 242. tb. 49; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 45; Ursitawus inauritus Modgson, cale. journ. 1841. 213. 4) Fr. Cuvier, Mammif. 1. livr. 27; Horsfield, zool. research. nro. 2. tb. 3; Mustelinae. Mydaus, Mephitis. 763 haarten Schwanzstummel aus. Sein Colorit ist dunkel kastanienbraun, am _ Unterleib etwas lichter, am Hinterhaupt und Nacken weiss mit lichtgelb- lichem Anfluge, auf dem Rücken entlang ein weisslicher Streif, die Krallen weisslich hornfarben. Schwanzwirbel 12. Körperlänge wenig über 1‘, der Schwanz %', Er bewohnt die Gebirge Java’s in 7000 Fuss Meereshöhe, wo noch - Kornfelder eultivirt werden. Er wühlt sich Höhlen von 6‘ Länge, in deren Kessel er den Tag verschläft, des Nachts aber streift er umher und scharrt sich Würmer, Insecten und deren Larven aus dem Boden. Verfolgt spritzt er die stinkende Flüssigkeit aus den Afterdrüsen, die sehr penetrant ist. ' Indess lauft er nur langsam und ist daher ohne andere Waffen leicht zu fangen. Sein Fleisch wird gegessen. Jung eingefangen wird er zahm und ‚ belästigt nicht durch Gestank. Das Weibchen wirft 2 bis 3 Junge. | M. collaris Gray.?) Der Balisaur erreicht nur einen Fuss Körper- länge und hat einen fast ebensolangen Schwanz. Sein Pelz ist rauh, dicht ' und lang, die Kopfhaare kurz, der Bauch fast nackt, der Schwanz mit spär- ‚ lichen langen und starren Haaren besetzt. Die Haare sind gelblichweiss mit schwarzen Spitzen, die Schnauze fleischfarben, die Kehle gelb, an den ‚ Seiten des Kopfes je zwei schwarze Binden, die breitern durch das Auge und um das Ohr zur Schulter hin ziehend, Vorderfüsse und Hinterfüsse , schwarz. | Bewohnt die Gebirge zwischen Butan und Hindostan. Mephitis Guv. Die Stinkthiere unterscheiden sich äusserlich von dem Dachse durch den ' gestreckleren Leib, den langen Schwanz, der buschig, zweizeilig behaart ist, ‚ durch die kleinern Pfoten mit bisweilen nur halbnackten Sohlen, den digili- ' graden Gang und die schwarze Färbung mit weissen Längsstreifen. Die zu- gespitzte Schnauze mit nackter Nase, die kurzen gerundeten Ohren, die ' kleinen lebhaften Augen, die niedrigen Beine, die 5 verbundenen Zehen, die ' langen starken Grabkrallen und die nackten oder halbnackten Sohlen bekunden ‚ sie als Dachse. Sie tragen ein langes und straffes Haarkleid. | Auch das Zahnsystem ist entschieden dachsarlig: die Schneidezähne nicht ' eigenthümlich, die Eckzähne kurz und kräftig; Lückzähne oben 2, unten 3, oben bisweilen nur mit einem dicken, der obere Fleischzahn nicht eigen- thümlich, am untern der stumpfe Anhang von veränderlicher Grösse, der ' obere Kauzahn wiederum überwiegend gross, mit stark wulstig aufgeworfenen ' Innenrande, der untere klein und rundlich. | Der Schädel ist in der Augenhöhlengegend nur sehr wenig verengt, die Orbitalfortsätze unbedeutend oder fehlend, die Jochbögen dünn und ziemlich gerade. Die Gliedmassenknochen sind schlanker als beim Dachs, der Ober- arm ohne vollständige Brücke für den Nervus medianus. 15 Wirbel tragen Rippen, 6 sind rippenlos, 3 Kreuz- und 22 bis 24 Schwanzwirbel. Die Stinkdrüsen sind von ansehnlicher Grösse und öffnen sich in den Mastdarm; ' .von einem besondern Muskel umhüllt können sie ihr Sekret bis in einige ‚ Entfernung fortspritzen. Der Gestank desselben ist betäubend penetrant und Blainville, Osteogr. Martes; Giebel, Odontogr. 34. Tf. 13. fig. 4; Mephitis javanensis Desmarest, Mammal. 187; Raffles, Linn. Transact. XIll. 251. 5) Gray, Ind. Zool, I. tb. 6. 7; Arctonyx collaris Fr. Cuvier, Mammif. IN. livr. 51. 764 Unguiculata. Ferae carnivorae. haftet monatelang an Kleidern und dergl. Bei älteren Thieren und bei Männchen pflegt er stärker zu sein als bei jüngern und bei Weibchen, auch während der Begattungszeit steigert er sich. Genauere anatomische Unter- | suchungen der Stinkthiere fehlen uns leider noch völlig. Das Vaterland erstreckt sich über Nord- und Südamerika. Die Lebens- weise ist eine nächtliche. Zur Wohnung wählen die Stinkthiere hohle Bäume, Felsenspalten und Erdhöhlen. Ihre Bewegungen sind meist hüpfend und ihre Nahrung besteht in Würmern, Insecten, Amphibien, Vögeln und Säugethieren, doch fressen sie auch Beeren und Wurzeln. Ungereizt öffnen sie ihre Stink- drüsen nicht. Schon während der Diluvialzeit scheinen sie in Brasilien existirt zu haben, doch sind die bisjetzt daselbst entdeckten Ueberreste noch nicht beschrieben worden, daher das verwandtschaftliche Verhältniss zu den lebenden noch völlig unbekannt. Die zahlreich unterschiedenen Arten ordnet Lichtenstein in 2 Gruppen. a) Thiosmus. Die untern Schneidezähne aussen mit Längsfurche, oben nur 3 Backzähne, der obere Kauzahn und der stumpfe Anhang des untern Fleisch- zahns sehr gross, die Schnauze rüsselförmig vorgestreckt, die Nasenlöcher nach unten und vorn geöffnet, die schmalmuschligen Ohren dicht anliegend, } die Sohlen breit und völlig nackt. 1 M. mapwurito Licht. 6) Der Mapurito hat einen kleinen runden Kopf, ! mit langer platter stumpfer Schnauze, kleinen runden dicht neben einander stehenden Nasenlöchern, drei Reihen kurzer Schnurren, kleinen schief ge- ' spaltenen dunkelbraunen Augen. Der Schwanz ist etwa von halber Körper- länge, sehr langhaarig und wird gerade getragen. Der Pelz ist schwarz, ! eine schneeweisse Binde beginnt auf der Stirn und läuft sich verschmälernd längs des Rückens hin auf dessen Mitte sie verschwindet. Die Schwanz- spitze ist ebenfalls weisslich. Am Schädel fällt der Scheitel nach hinten steiler ab als sonst, die Orbitalfortsätze kurz und stumpf, die Jochbögen | sehr schwach und sehr wenig abstehend, nicht rückwärts gekrümmt. ' Körperlänge 20“. | Lebt auf den Gebirgen Neu-Granada’s und Peru’s und gräbt tiefe Baue, | Ä in denen er sich am Tage versteckt hält. Des Nachts läuft er hurtig um- | her und sucht nach Würmern und Insecten. M. leuconota Lichtst.”) Von Fuchsgrösse, gestrecktem Körperbau mit 'f kurzer dichtanliegender Behaarung. Der weisse Streif beginnt spitz auf ]# der Stirn, läuft längs des Rückens und Schwanzes bis zu dessen Spitze fort. Die Länge des Schwanzes gleicht wiederum der halben des Körpers. | In Mexico. | M. mesoleuca Licht. $) Trägt ein reichliches glänzendes und tiefge- | färbtes Haarkleid und zeichnet sich durch den Verlauf der weissen Binde | von vorigen aus. Dieselbe beginnt sehr breit auf dem Scheitel, verschmä- | lert sich auf der Kruppe, um auf dem Schwanze wieder breiter zu werden 6) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 270; v. Tschudi, Fauna peruan. 113; Viverra putorius Mutis, Abhandl. schwed. Akad. 1769. 68; V. mapurito Gmelin. ' 7) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 271; Darstellg. Tf. 44. fig. 1. 8) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 271; Darstellg. Tf. 44. fig. 2; M. nasuta Bennet, Proceed. zool. soc. 1833. 39. Mustelinae. Mephitis. 7165 ‚N und diesen ganz weiss zu färben. Körperlänge etwa 20, der Schwanz halb so lang. ' In Mexico. | M. chilensis Licht.?) Das Haarkleid ist lang und glänzend braun- N schwarz. Die weisse Binde beginnt auf dem Scheitel bognig, theilt sich im Nacken in zwei breite Aeste, die nach hinten schmäler werden und 'J auf dem Kreuze enden. Der Schwanz ist nur an der Wurzel schwarz, übrigens weiss. Grösse des Vorigen. In Chili und Peru bis über 14,000 Fuss Meereshöhe hinauf. M. suffocans Licht. !) Das dichte lange Haar ist dunkel schwarzbraun, ' an der Schnauze fast graubraun. Die weisse Binde beginnt auf der Stirn, theilt sich auf dem Scheitel in zwei schmale Aeste, die sich erst vor der ' Schwanzspitze verlieren. Bei ältern Thieren verschwinden die Streifen auf dem Schwanze ganz, zuweilen noch früher und rücken auch näher an '" einander. Körperlänge 18, der Schwanz 8, | Bewohnt die offenen Triften Brasiliens und Paraguay’s und sucht des ." Nachts kleine Wirbelthiere und Insecten auf. | M. patagonica Licht. ?2) Kieiner als alle vorigen, nur 1‘ lang und der ‚Schwanz ebenso lang. Die Streifen sind in der Mitte des Leibes am brei- ‚testen (1) und zugleich am weitesten (1Y/,‘) von einander entfernt. An der Magellansstrasse und in Patagonien, M. casianeus d’Orb.?) Erreicht nur 9“ Länge mit 5‘ langem Schwanze, .. hat einen breiten Kopf, kurze und breite Ohren, einen reichlichen und .. langen Pelz von hell kastanienbrauner Farbe. Der weisse Streif läuft von der Seite des Halses bis gegen die Schenkel, darüber ist das Braun heller, ' darunter dunkler. Die sehr buschigen Schwanzhaare sind an der Wurzel ., weiss, im Enddrittel von der Rückenfarbe, der Kopf sehr dunkel. | In den südlichen Gegenden Südamerika’s. gen l 9) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 272; Buffon, Hist. nat. suppl. VI. 233. tb.57; Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. Mammif. tb. 35. — A. Wagner, Schreb. Säugeth. ‚I. 192; v. Tschudi, Faun. peruan. 114 ändert den Namen in M. furcata um, weil ‚noch eine andere Art in Chili existirt. Warum wurden aus demselben Grunde nicht ‚ auch die europaeus, americanus, die kleinen, grossen etc. etc. umgeändert? Diese ‚zweite Art, M. Molinae Lichtenstein, a. a. ©. hat einen schwarzen Schwanz und ihr \ Streif besteht aus länglich ovalen Flecken. Seit Molina ist sie nicht wieder beob- | 1) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 276; Darstellg. Tf. 48. fig. 1; Gulo ‚suffocans Wlliger, Abhandl. berlin. Akad. 1811. 109. 121. Azara, Quadrup. I. 187. — ‚Nach der allein bekannten Diagnose ist Gulo quitensis Humb. — Moquitensis Lichten- ‚stein, a. a. 0. aus den subalpinen Gegenden um Quito nicht zu unterscheiden. — -/Die von Lund erkannte fossile Art in den brasilianischen Knochenhöhlen ist noch ‚nicht beschrieben worden. | 2) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 275; Conepatus Humboldti Gray, Loud. magaz. I. 581. — Lichtenstein trennt a. a. 0. ebenso v. Tschudi, Fauna peruan. ‚115 von dieser Art eine M. amazonica, die bei derselben Körperlänge eineu etwas ‚kürzeren Schwanz, schmälere Streifen von gleichbleibender Breite und weiter von ‚einander getrennt, hat. Sie kömmt am Amazonenstrom vor. — Gumilla, Orinoc. ‚[ill. 1. 276 gedenkt einer Art von der Mündung des Apuro in den Orinoko, M. Gu- | millae Lichtenstein, a. a. 0., deren Leib schwarz und weiss geädert ist. Sie wurde seitdem nicht wieder beobachtet. 3) d’Orbigny, Voy. Amer. merid. 21. tb. 12. 13. fig. 2; Giebel, Odontogr. 35. ME 13. fig. 7. 1.8 PH 766 Unguiculata., Ferae carnivorae. b) Mephitis. Oben 4 Backzähne; der untere Fleischzahn mit kleinerem stumpfen Anhang; die Nase minder vorstehend, mit seitlichen Nasenlöchern, die Ohren grösser und hervorragend, die Pfoten schmal, die Sohlen halb nackt oder behaart. a) Die Sohlen behaart. M. mesomelas Licht.*) Dieses Stinkthier ist von Katzengrösse mit einem Schwanze von halber Körperlänge und ausser durch die ganze Be- haarung der Sohlen und Zehenballen noch durch die zierlichen Läufe und die ungewöhnlich kurzen Vorderkrallen ausgezeichnet. Der Pelz besteht aus einem sehr feinen und dichten braungrauen Wollhaar und langen glänzend kohlenschwarzen Grannen. Längs des Nasenrückens und der Stirn verläuft ein schmaler weisser Streif, ein andrer beginnt im Nacken gleich sehr breit, theilt sich alsbald in zwei schmälere, die auf den Seiten des Schwanzes breiter werden. Endspitze und Oberseite des Schwanzes sind wie die Mittellinie des Rückens rein schwarz. Am Missouri, in Louisiana, Pennsylvanien, Indiana, Illinois. 4 ß) Die Sohlen halbnackt. # M. macrura Licht?) Bei dem langschwänzigen Stinkthier übertrifft der Schwanz (18°) den Körper (14) an Länge. Der Pelz ist glänzend russschwarz, das Wollhaar minder dicht und fein als bei voriger Art. Wie vorhin verläuft über Nasenrücken und Stirn ein schmaler weisser Streif und ein breiter beginnt im Nacken und zieht mit gleicher Breite über Rücken und die Öberseite des Schwanzes fort, doch mischen sich schon auf dem Hinterrücken schwarze Haare ein. Die Schwanzspitze ist rein weiss. Von der Kehle zur Brust läuft ein weisser Streif. Bisweilen wie es scheint bei jüngern Thieren tritt an den Leibesseiten noch ein zweiter Streif auf. Bewohnt die Gebirgsgegenden nordwestlich von der Stadt Mexiko. M. villata Licht. 6) Unterscheidet sich von voriger Art durch einen jederseits des Halses hinter den Ohren schmal beginnenden weissen Streif, der auf den Schenkeln die grösste Breite gewinnt und dann durch schwarze Haare unterbrochen unter der Schwanzwurzel endet. Der Schwanz ist, ausser eines kurzen Streifen an der Wurzel und der weissen Spitze, schwarz. | In den südwestlichen Küstenstrecken Mexiko's. F M. chinga Tied. ?) Die Chinga trägt ein langes glänzend schwarzes 4) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 276; Darstellg. Tf. 45. fig. 2; Pr. zu Wied, Reise Nordamerika I. 250; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 57. 9) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 277. Darstelle. Tf. 46; M. mexicana Ü Gray, Loud. magaz. 1. 581. — Diese Art deutet unverkennbar an, dass die bloss auf die Form und den Verlauf der weissen Streifen begründeten Arten bei Unter- suchung zahlreicherer Exemplare und der innern Organisation eine gewaltige Re- duction erfahren werden. Die durch Alter, Geschlecht und Jahreszeiten bedingten Farbendifferenzen und Länge und Dichtigkeit des Pelzes sowie die Behaarung der Sohlen, welche bei Mustela selbst mit den Jahreszeiten ändert, sind hinsichtlich ihrer systematischen Bedeutung noch zu wenig erforscht. Bei mangelndem Mate- rial zur eigenen Untersuchung habe ich Lichtensteins Darstellung aufgenommen. 6) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 278; Darstellg. Tf. 47; M. varians Gray, Loud. mag. 1. 581. 7) Tiedemann, Zool. I. 361; Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 287; Dar- stellg. Tf. 45. fig. 1; Giebel, Odontogr. 35. Tf. 13. fig. 10; Viverra mephitis Linne,' Bu u Ne u Mustelinae. Mephitis. Helictis. 767 Haarkleid. Der weisse Streif beginnt schmal auf der Nase, erweitert sich auf der Stirn und theilt sich auf der Mitte des Rückens in zwei breite Aeste, die sich auf dem Schwanze wieder vereinigen, oder schon auf dem Kreuze zusammenfliessen. Weisse Flecke treten an den Seiten, der Brust und dem Bauche auf, wie denn auch die Vertheilung von weiss und schwarz am Schwanze variirt. Körperlänge 15, der Schwanz 7“. Häufig in den Wäldern am Saskatschewan. M. zorilla Licht. $) Die Zorilla wird 14“ lang mit 9 bis 11‘‘ langem Schwanze, der lang und etwas zweizeilig behaart ist. Auf der Nase liegt ein breiter ovaler Fleck; vom Scheitel laufen zwei schmale Streifen bis zur Schwanzwurzel, andere von der Augengegend zur Brust, von hier in die Weichen; auf dem Schenkel liegen Flecke. Die Vertheilung der Streifen und Flecken ändert jedoch etwas ab, so zeigt sich auf der Stirn ein drei- seitiger Fleck, ein andrer vor dem Ohr. Am Missouri und in Neucalifornien. Heliclis Gray. Das Spitzfrett hat noch den gestreckten Körper mit niedrigen Beinen wie die Vorigen, nackte Sohlen und vorn viel stärkere Grabkrallen als hinten, ferner den zugespitzten Kopf mit vorstehender nackter Nasenkuppe, die sehr kurzen Ohren und einen langen sehr buschig behaarten Schwanz. Wenn so die äussere Erscheinung keine generischen Eigenthümlichkeiten bietet: so ge- währt solche das Zahnsystem. Die kleinen Schneidezähne sind von gleicher Grösse, die Eckzähne stark und schlank. Der erste Lückzahn erscheint als unbedeutender Stift, die beiden folgenden obern sind stark und kegelförmig, nach hinten verdickt, die folgenden drei untern grösser und besonders an der Basis sehr dick. Der obere Fleischzahn besteht aus einem sehr dicken Hauptzacken nebst vorderem und hinteren Basalhöcker und zweien innern dicken stumpfen Höckern. Die drei Hauptzacken des untern Fleischzahnes überwiegen den stumpfen Anhang beträchtlich, der obere Kauzahn ist quer rhombisch, vierhöckerig und kleiner als der Fleischzahn, der untere klein und rundlich. Der Schädel ist mehr dem der Mustelen als der Stinkthiere ähnlich, von beiden unterschieden durch den Verlauf der Schläfenleisten, welche nach hinten divergiren, zu einem Scheitelkamme also nicht zusammen- treten. Die übrige innere Organisation ist noch unbekannt, ebenso die Lebensweise. Die wenigen Arten bewohnen das südliche Asien. H. personata Wagn.°) Das buschige Spitzfrett trägt ein ziemlich langes syst. nat. X. 1. 44; Chinche Buffon, Hist. nat. XIII. 287. tb. 39; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 28; M. americana Richardson, Fauna I. 59. 8) Lichtenstein, Abhandl. berlin. Akad. 1836. 281. Tf. 2. fig. 2; Viverra zorilla Schreber, Säugeth. Ill. 445. Tf. 12. fig. 123; Buffon, Hist. nat. XIlf. 289. tb. 41; M. interrupta Raffınesque, Ann. nat. hist. 3; Lichtenstein, 1. c. T£.1. fig. 2. Tf.2. fig.1; M. bicolor Gray Loud. magaz. I. 581. Jäger bildet foss. Säugeth. Würtemb. Il. 78. T£f. 10. fig. 7. 8. ein. Schädel- fragment aus dem Süsswasserkalk von Steinheim ab und gründet darauf ein Paleomephitis steinheimensis, doch gestattet dasselbe keine zuverlässige Bestimmung. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 205; Giebel, Odongr. 34. Tf. 13. fig. 1.; Melogale personata Geoffroy, Voy. Belanger. Zool. 129. tb. 5. — Gray beschreibt Proceed. zool. soc. 1831. I. 94. nach einem Felle aus China eine H. moschata mit an der Wurzel grauen, an der Spitze silberweissen Rückenhaaren, am Bauche mit weissen. 768 Unguiculata. Ferae carnivorae. Haarkleid von röthlichgrauer, mit weiss gespritzelter Farbe. Die Oberseite des Kopfes ist braun, mit schwacher rother Wässerung, zwischen den Augen liegt ein grosser dreieckiger weisser Fleck, Lippen, Wangen und Kehige- gend sind weiss mit wenigen braunen Haaren vermischt. Vom Scheitel läuft ein schmaler weisser Streif bis auf den Hinterrücken, von der hrau- nen, allmählig lichter werdenden Kopffarbe begleitet; die Körperseiten fallen ins Weinröthliche mit weissen Spitzen. Die Haare an der Schwanzwurzel sind graulichbraun mit weisser Spitze, am Schwanzende weisslich; die Schnurren rothbraun, die Krallen weisslich, die Sohlen schwärzlich, Schnauze und Ohren fleischfarben. Das Zahnsystem ist oben characterisirt. Körper- länge etwa 1‘, der aufrecht getragene Buschschwanz etwas kürzer, Bewohnt Pegu und nährt sich von kleinen Säugethieren, Vögeln und Inseclen. F H. orientalis Wagn.!) Das lange, dichte, rauhe Haarkleid ist röthlich- braun mit grauem Anfluge, an der Schnauze, den Wangen, einem Flecke zwischen den Augen, an den Rändern der Ohren, einen Längsstreif des Rückens und an der Unterseite weiss mit lichtgelblichem Anfluge. Der Schwanz hat die Farbe des Rückens aber eine gelblichweisse Spitze. Die Krallen weisslich. Körperlänge bis 16‘, der Schwanz 6‘. Das mir allein bekannte Milchgebiss hat innen scharfkantige Eckzähne, nur einen Innen- höcker am obern Fleischzahn und einen dreiseitigen obern Kauzahn, unten zweilappige Schneidezähne, dicke stummelartige Eckzähne, der Fleischzahn mit kleinem Innenhöcker und kleinem Anhange. Lebt in den Gebirgen des westlichen Java’s. 2. Mellivorae. Der obere Fleischzahn trägt seinen Innenhöcker nicht in der Mitte sondern vorn, der obere Kauzahn ist sehr breit und kurz; die Sohlen nackt die Zehen mit Grabkrallen, doch können diese Thiere auch klettern. Ratelus Guv. Der Ratel gleicht in der äussern Erscheinung ganz dem Dachse, hat einen kurzen Schwanz, statt der Ohrmuschel nur einen erhabenen Rand um die Ohröffnung und einen langen rauhen Pelz. Das Zahnsystem zeichnet sich, merkwürdig für die ganze Familie, durch den Mangel des untern Kauzahnes aus. Die Fleischzähne und der obere Kauzahn gleichen denen der Iltisse. Lückzähne sind oben 2, unten 3 vorhanden. Der Schädel unterscheidet sich von dem der Iltisse durch die etwas längere Schnauze, die schwächeren Orbitalfortsätze und den breiteren, niedrigeren Kronfortsatz. Das Skelet bietet noch ziemlich kräftige gedrungene Formen. 15 Wirbel tragen Rippen, 4 sind rippenlos, 6 bis 7 liegen im Kreuzbein und 15 im Schwanze Der Oberarm hat eine perforirte Olecranongrube und die knöcherne Brücke für den Nervus medianus. Die Afterdrüsen sind vorhanden, indess der Geruch ihres Secretes Genen niünsetnneninnneni heinen e ar tlr EFR } 1) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 205; Giebel, Odontogr. 34; Gulo orientalis Zool. research. II. c. fig.; Cuvier, oss. foss. VII. 499; Mydaus macrurus Temminck, Monogr, Mammif. 1. AX.; Melogale fusca Geoflroy, magaz. zool. 1835. I. tb. 16. — Hodgson, Asiat. journ. Cale. V. 237. VI.b 560 beschreibt einen Gulo nipalensis von Nepal als 16“ lang, mit 9 langem Schwanze, oben erdbraun, unten, am Rande der Oberlippe und in der Endhälfte des Schwanzes gelblich, mit weissem Streif vom Nacken bis zu den Hüften, mit weisser über die Wangen fortsetzender Stirn- binde und reichlichem weichen Haarkleid. Mustelinae. Ratelus. Galictis. 769 viel weniger penetrant als bei den Stinkthieren. Die Zunge ist rauh durch scharfe rückwärts gerichtete Stachelwarzen. Das Weibchen hat 4 Zitzen. Die beiden bekannten Arten bewohnen das südliche Asien und Africa und führen eine nächtliche Lebensweise. Ausser von Honig nähren sie sich von Vögeln und kleinen Säugethieren, graben sehr geschickt und schnell und klettern unbeholfen, obwohl häufig. R. capensis Cuv.?) Der capische Ratel ist oben aschgrau, am Kopfe und unten schwarzbraun. Von der Stirn zieht sich ein hellgrauer oder weisser mit einzelnen braunen Haaren gemischter Streif bis zur Schwanz- wurzel. Auf dem Rücken erweitert sich derseibe schabrackenähnlich. Die vordern Krallen sind um Vieles grösser als die hinteren. Körperlänge 2‘, der Schwanz {'. Bewohnt Afrika vom Kap bis Sennar hinauf und nährt sich von Honig, Geflügel, jagt aber auch Ratten, Hasen und frisst Eidechsen und Schildkröten. R. indicus Burt.?) Der indische Ratel ist ebenfalls von niedrigem ge- streckten Körperbau, hat sehr kleine Augen und sehr dick aufgetriebene Sohlenballen. Sein langer, lockerer und rauher Pelz ist von der Stirn längs des Rückens, hier die Schabracke bildend, bis auf den Schwanz matt aschgrau, an den untern Theilen, der Schwanzspitze, in der OÖhren- und Augengegend schwarz. Die Aftergegend ist nackt und sackförmig an- geschwollen. Körperlänge 21/,', der Schwanz Yy'. Bewohnt Ostindien, besonders die Gegenden zwischen dem Ganges und Dschumna. Galictis Bell. Die Uronen sind schlanke Mustelinen vom Habitus der Marder, mit kurzen Beinen, nuch ganz nackten Sohlen, kurzem Haarkleid und gerade nicht buschigen Schwanze. Der Kopf ist ziemlich dick, hinten breit, in der Schnauze nur wenig vorgezogen; die Ohren niedrig und abgerundet, die Zehen z. Th. verbunden, die vordern Krallen sehr wenig grösser als die hintern, keine Grabkrallen. Die Afterdrüsen sondern eine stark nach Moschus riechende Feuchtigkeit ab. ; Die obern äussern Schneidezähne sind gross und eckzahnartig, der untere innere sehr klein; die Eckzähne sehr stark; der erste Luckzahn ein kleiner, kurzer, dicker Kegel und hinfällig, der zweite obere und der zweite und dritle untere zweiwurzlig, dreieckig, mit verdickter Basis; der obere Fleisch- zahn mit starkem Innenhöcker etwas vor dem äussern Hauptzacken; der untere mit kleinem innern Zacken und kurzem Ansatz. Am Schädel treten die Stirnleisten schnell zu einem sehr hohen Pfeilkamme zusammen, die Stirn ist breit, die Orbitalfortsätze stark; über dem grossen Unteraugenhöhlenloch liegt eine breite markirte Grube; die obern Eckzahnalveolen stehen stark vor; die Jochbögen sind hoch und weit abstehend, die Paukenknochen hochgewölbt, 2) Cuvier, regne anim, I. 142. 3 edit. Mammif. tb. 33. fig. 4; Fr. Cuvier, Dents des mammif. 83; Viverra capensis Schreber, Säugelh. Ill. 450. Tf. 125; Sparrmann, K. vet. akad. Handl. 1777. 49. tb. 4; Meles mellivora Thunberg, M&m, acad. !etersb. II. 107; Gulo capensis Desmarest, Mammal. 176; Smuts, Mamm. cap. 10. 3) Burton, Proceed. zool. soc. 1835. IV. 113; Ursus indicus Shaw, gen. zool. I. 470; Hardwick, Transact. Linn. soc. IX. 115; Pennant, Quadrup. 216; Ratelus melli- vorus Bennet, Zool. gard. 13. c. fig.; Ursitaxus inauritus Hodgson, asiat, research. 1836. XIX. 60. tb. 8. Säugethiere. 49 | 770 Unguiculata. Ferae carnivorae. der knöcherne Gehörgang sehr verkürzt, der hintere Gaumenausschnitt sehr tief, die Foramina incisiva sehr klein und rundlich, das Unterkiefergelenk vorn und hinten weit überwölbt; die Unterkieferäste stark, mit breitem hohen Kronfortsatz, sehr tiefer Massetergrube und erweitertem platten Winkelfortsatz. Die beiden Arten bewohnen Brasilien, wo sie in Gebüschen sich auf- halten und nach kleinen Säugethieren urd Vögeln jagen, denen sie zuerst das Blut aussaugen, bevor sie das Fleisch verzehren. Die eine liebt begierig den Honig. Sie klettern übrigens sehr geschickt. Schon während der Diluvial- epoche waren sie in Brasilien vertreten. G. barbara Wagn.*) Die Hyrare ist von brauner Farbe; die einzelnen Haare am Grunde hell, gelblich, in der Endhälfte braun, die Spitzen der Grannen am Kopf, Nacken, Kehle und Vorderbrust breit weiss, daher diese Theile grau erscheinen, auch auf dem Rücken einzelne weissliche Haarspitzen, dagegen der Bauch, die Beine und Schwanzspitze schwarz- braun; am Unterhalse ein weisser Fleck oder ein bis zur Schulter ziehen- der Streif. Das Auge ist schwarz, mit runder Pupille, die scharfen Krallen lichtbräunlich, die Sohlen schwarzbraun. Das Weiss des Pelzes neigt sich bisweilen ins Gelbliche und es gibt selbst ganz weisse Spielarten, deren Wollhaar und Grannen gelb, letztere mit weissen Spitzen und nur am Gesicht und den Pfoten mit braunen Ringen vor derselben. In Peru erscheint das allgemeine Colorit schwarz , auf der Brust ein schwefelgelber Fleck, Kopf, Kehle und Oberseite der vordern Gliedmassen braunroth. Körperlänge bis 2‘, der Schwanz 115‘. Lebt in Paraguay, Brasilien, Guiana und Peru ganz nach Art unserer Marder. Hält sich Tags über in hohlen Bäumen und Klüften auf, würgt des Nachts Geflügel und hasenartige Thiere, um ihnen das Blut auszusaugen, greift sogar Rehe an. Das Weibchen wirft 3 bis 4 Junge. Gezähmt frisst sie Eier, Brodt und gekochtes Fleisch. G. vittata Bell.) Der Grison ist kleiner als die Hyrare, gedrungener, mit kürzerem Schwanz und dünnerem mehr anliegenden Haarkleid. Gesicht, Backen, Kehle, Vorderhals, Bauch und Beine sind schwarzbraun, die kurzen steifen Grannen der Stirn und Backen schön stahlblau glänzend, darüber eine hell ockergelbe Binde, die sich bis zur Schulter hinzieht, der übrige Pelz gelbgrau, die Grannen mit breiter gelber Spitze, die Schwanzspitze völlig gelb, ebenso die kleinen Ohren, Sohlen und Nasenkuppe schwarz. Körper- länge 11/5‘, der Schwanz 8". 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 214. Tf. 143.b; Giebel, Odontogr. 34. Tf. 12. fig. 11; Mustela barbata Linne, syst. nat. XII. I. 67; Pr. zu Wied, Beitr. II. 310; v. Tschudi, Fauna peruan. 107; Gulo barbarus Rengger, Paraguay 119; G. canescens Lichtenstein, Dubl. 4; Viverra poliocephala Traill, Mem. Wern. soc. IIl. 440. tb. 23; Galera s. Laira Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 55. Azara, essai I. 197; voy. tb. 2; Buffon, Bist. nat. suppl. VII. 250. tb. 60. — Die fossile, von Lund erkannte, aber noch nicht beschriebene Art der brasilianischen Knochenhöhlen soll der Hyrare zunächst verwandt sein. 9) Bell, Transact. zool. soc. II. 203. tb. 35; Martin, Proceed. zool. soc. 1838. I. 140; Giebel, Odontogr. 34. Tf.12. fig.5.6; Burmeister, Säugeth. Brasil. 109; Viverra vitlata Schreber, Säugelh. III. 447. Tf. 124; Grison Allamand. Buffon, Hist. nat. XV. 65. tb. 8. suppl. 111. 170. tb. 23; Fr. Cuvier, Mammif. 1. livr. 4; Azara, essai I. 190; Gulo vittatus Desmarest, Mammal. 175; Rengger, Paraguay 126; Ursus brasiliensis Thun- berg, mem. acad. Pelersbg. VI. 401. ib. 13; Lutra vittata Traill, Mem. Wern. soc. Ill. 437. Ib. 19; Galictis Allamandi Bell, l.c. 204. tb. 37. Letztere Art unterscheidet Bell nach einem Balge, an welchem das Gelbliche des Grison rein weiss, das Schwärzlich- braune schwarz ist. x Mustelinae. Galictis. Rhabdogale. yar | Im Zahnsystem sind die einzelnen Formen feiner, scharfzackiger, der obere Kauzahn breiter, der erste Lückzahn hinfälliger. In der Wirbelsäule finden sich 15 rippentragende, 5 rippenlose, 3 Kreuz- und 15 bis 17 Schwanzwirbel. Der Hodensack ist sehr gross, die Ruthe lang und dünn, in weiter Scheide und mit Knochen. Das Weibchen nach Einigen mit 8, nach Andern mit 6 Zitzen. Verbreitet sich ‘über Guiana, Brasilien, Paraguay und Patagonien. 3. Martoides. Die typischen Marder haben einen stark comprimirten scharfzackigen obern Fleischzahn mit sehr kleinem ınnern ganz vorn stehenden Höcker, am untern Fleischzahn nur einen kleinen Innenzacken und kleinen stumpfen Ansatz; die Sohlen sind wenigstens in der kallen Jahreszeit behaart, der Gang mehr weniger plantigrad. Rhabdogale Wiegm. Der Bandiltiss gleicht in seiner äussern Erscheinung, in der Lebensweise, durch den Besitz starker Grabkrallen an den Vorderfüssen und durch den penetranten Gestank, den er verbreiten kann, ganz und gar den Stinkthieren. Seine Sohlen sind bis zu den Zehenballen behaart. Dagegen stimmt der innere Bau, zumal das Zahnsystem und der Schädel ebenso entschieden mit Mustela überein. Die 2 obern und 3 untern Lückzähne unterscheiden sich nur durch dickere Basen ihrer niedrigeren Kegelzacken, der obere Kauzahn durch relativ grössere Breite mit 3 äusseren und 2 inneren Höckern. Am Schädel sind starke Orbitalfortsätze vorhanden, die Paukenknochen sehr auf- getrieben und länglich, der Schnauzentheil schmächlig, der Jochbogen aufwärts gekrümmt. Das übrige Skelet ist nach Guvier iltissähnlich, nach Lichtenstein nähert es sich mehr den Stinkthieren. 15, bisweilen 16 Wirbel tragen Rippen, 5 oder 4 sind rippenlos, 3 Kreuz- und 24 Schwanzwirbel. Die Leber ist dreilappig mit grosser Gallenblase; die Zunge mit kleinen feinen Wärzchen besetzt. Das Weibchen mit 6 Zitzen am Bauche. Die einzige Art verbreitet sich weit über Afrika, hält sich am Tage in Erdlöchern, unter Gebüsch, in Bäumen und Felsenklüften auf, und stellt des Nachts den Mäusen, Vögeln, deren Eiern, aber auch den Amphibien und In- secten nach. | Rh. zorilla Wiegm. 6) Der Bandiltiss trägt einen schwarzen Pelz mit weisser (Querbinde zwischen den Ohren, von welcher vier weisse Streifen 6) Wieemann, Archiv 1838. IV. 267. 278; Giebel, Odontogr. 34; Viverra zorilla Thunberg, M&m. acad, Petersbg. Ill. 106; V. striata Shaw, gen. zool. I.b 287. tb. 94; Mustela zorilla Cuvier, regn. anim. I. 144; Smuts, Mamım. cap. 12; Rüppell, neue Wirbelth. 35; Mephitis zorilla Lichtenstein, Darstellg. Tf. 48. fig.2, Mephitis africana Lichtenstein, Abhandl. berl. Akad. 1836. 248. Tf. 1. fig. 3; Rhabdogale mustelina A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 219. Ti: 133.a; Mephitis libyca Ehrenberg, Symbol. physic. Il. K. — Geofiroy wollte die Exemplare vom Senegal wegen der grossern Ausdehnung der weissen Streifen specifisch von den capischen trennen und Wixg- mann vermuthete nach Schädeldiffereuzen sogar die Existenz dreier Arten. Er fand einen jungen libyschen Schädel grösser als einen alten capischen und mit breiteren ‚kräftligeren Jochbögen versehen, einen dritien ebenfalls kleinen Schädel mit stark entwickelten Orbitalfortsätzen. Die Verwechslung des Bandiltisses mit dem nordamerikanischen Slinklhier ist längst beseiligt und bedarf es daher nicht des neuen von A. Wagner a. a. O. eingeführten Namens. Uebrigens geben die vielfachen Farbendifferenzen dieses afrikanischen Stinkthieres einen Fingerzeig für den systematischen Werth der weissen Streifen bei den amerikanischen Stink- thieren, bei denen er sehr überschätzt wird. 19* 712 Unguiculata. Ferae carnivorae. sich erweiternd nach hinten verlaufen, jederseits auf den Schenkeln dann sich vereinigen und einfach bis zur Schwanzwurzel fortsetzen. Zwischen den Augen und jederseits zwischen Ohr und Auge liegt ein weisser Fieck, alle drei Flecken bisweilen zusammenfliessend; die Lippen weiss eingefasst; die Haare des Schwanzes. weiss mit schwarzen Wurzeln, die Schwanzspitze oft ganz weiss; die Krallen weisslich. Farbenvarietäten sind mehrfach beobachtet worden. So werden bisweilen die weissen Längsstreifen über- wiegend breit und der schwarze Grund tritt zurück; die Scheitelbinde fehlt und die Streifen beginnen erst im Nacken, oder es schieben sich auf der Mitte des Rückens noch zwei schmale Streifen ein. Körperlänge 13“, Schwanz nur wenig kürzer. Bewohnt ganz Afrika und Kleinasien. Mustela L. Die Marder zeichnen sich durch den sehr gestreckten und leichten Körperbau, die kurzen Beine mit grossentheils behaarten Sohlen, den kleinen platten Kopf mit kurzer spitzer Schnauze und rundlichen, kurzen, aber stets frei hervorragenden Ohren und die getrennten Zehen mit spitzen kleinen Krallen aus. Die Länge und Behaarung des Schwanzes ändert vielfach ab. Ihre am Mastdarme gelegenen Drüsensäcke sondern eine widerlich riechende aber nicht betäubende Feuchtigkeit ab. Von den kleinen Schneidezähnen sind die beiden innern ziemlich gleich gross, der äussere ansehnlich grösser, ihre Kronen deutlich gelappt. Die Eckzähne stark kegelförmig und gekantet. Der erste Lückzahn sehr klein und einwurzlig; ihm folgen aber noch ein oder zwei Lückzähne mit breitem stark comprimirten Kegel ohne Nebenhöcker, unten stets einer mehr und alle mit vorn und hinten mehr vortretender Basalwulst. Am obern Fleischzahn verkümmert der vordere Zacken, der hintere ist niedrig, der Hauptzacken da- gegen hoch und scharf, der innere Höcker sehr klein und etwas abgeschnürt; am untern sind die beiden vordern Zacken gross und scharf, der kleine innere obere Kauzahn ist quer oblong, aussen zweihöckerig, innen mit einer Falte und wulstigem Rande, der untere rundlich, oval, undeutlich zweihöckerig. Wie das Zahnsystem nur sehr geringfügige, bisweilen gar keine speci- fische Differenzen erkennen lässt, so hat auch der Schädel und Skeletbau sehr übereinstimmende Formen. Der Schädel ist im Hirntheil sehr gestreckt und deprimirt, der Scheitelkamm stets, doch nie so stark als beim Dachs entwickelt, Lambdaleisten relativ grösser, die Occipitalfläche senkrecht oder nur wenig nach hinten übergeneigt, die Verengung in der Stirngegend sehr schwach, die Orbitalfortsätze stark entwickelt, die Stirn sehr breit und etwas gewölbt, die Augenhöhlen umfangsreich, die Jochbögen sehr schwach, stark aufwärts gekrümmt, das Unteraugenhöhlenloch gross, der Schnauzentheil sehr kurz, stumpf und dick; die Paukenknochen flach gewölbt, länglich, das breite Keilbein mit mittler Längsleiste, der knöcherne Gehörgang ganz fehlend oder sehr kurz, der hintere Gaumenausschnitt sehr tief, der Condylus des Unter- kiefers von hinten umfasst und frei hängend, im Niveau des Alveolarrandes gelegen, der Kronfortsatz senkrecht aufsteigend, nicht geneigt, sich zuspitzend, die Maässetergrube tief, der Eckfortsatz klein und schwach. Der Atlas mit breiten, schiefen, oben gekanteten, kurzen Flügeln, der Dorn des Epistro- pheus nach vorn und hinten überstehend, die folgenden Dornen bis zum 6 sehr niedrig und senkrecht, der des 7. viel höher, stärker, aber gleichfalls Mustelinae. Mustela. 773 senkrecht, die Querfortsätze lang, ganz nach hinten gerichtet mit sehr grossen Beilfortsätzen. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 10 +1 +9 Wirbeln. Die Rückenwirbel verkürzen sich bis zum diaphragmatischen, und die Lenden- wirbel nehmen sehr schnell an Länge zu. Die Rückendornen sind breit und lang, schnell sich verkürzend und stark neigend, der Dorn des diaphrag- matischen verkümmert, die Lendendornen auffallend kurz und breit, ganz nach vorn geneigt, die Querfortsätze der ‘Lendenwirbel sehr breit, abwärts und nach vorn geneigt. 3 fast gleich breite Kreuzwirbel mit kleinen Dornen und 15 bis 23 Schwanzwirbel, deren vordere untere Elemente haben. 14 bis 16 Paare dicker sehr schmaler Rippen. Das Brustbein neunwirblig. Das Schulterblatt mit erweitertem bognigen Vorderrande, mit aufgeworfenem geraden Hinterraude und hinter der Mitte gelegener Gräte. Der Oberarm schlank, gedreht, mit tiefer Olecranongrube und Brücke für den Nervus me- dianus, Radius unten verdickt, Ulna mit kurzem starken Ölecranon, das Becken mit sehr schmalen Knochen, das eiförmige Loch sehr gross, der Oberschenkel stark, auch die Fibula relativ stark, die Tibia wenig kantig, die schiefe Astragalusrolle ziemlich flach, der Fuss merklich länger als die Hand. Von den Kaumuskeln zeichnet sich der Schlafmuskel durch geringe Grösse, der Masseter durch ansehnliche Stärke aus; die Ohrspeicheldrüse hat die doppelie Grösse der Unterkieferdrüse. Die Zunge ist sehr frei beweglich, fein zugespitzt und mit Wärzchen bekleidet; die Speiseröhre eng, der Magen länglich, mit sehr ansehnlichem Blindsack, der Darm von etwa vierfacher Körperlänge, die Peyerschen Drüsen zahlreich; die Leber fünf- bis sechslappig, Pancreas sehr ansehnlich. Die Marder erscheinen mit Eintritt der miocänen Tertiärepoche sogleich zahlreich auf der Erdoberfläche und gehen durch die pliocäne und diluviale Epoche in die Gegenwart über, wo sie in grösster Mannigfaltigkeit über die ganze Erde mit Ausnahme Neuhollands sich verbreiten. Sie sind sehr grimmige und blutgierige Feinde, die den kleinern Säugethieren und dem Geflügel nach- gehen und alles erwürgen, um das Blut auszusaugen. Dabei führen sie eine heimliche nächtliche Lebensweise, durchstreifen die Wälder, Gebüsche, die Felder und Gehöfte das ganze Jahr hindurch. Sie sind daher sehr schädliche Raubthiere und werden nachdrücklich verfolgt. Sie liefern einen geschätzten Pelz. Die zahlreichen Arten sind nach der Zahl und Beschaffenheit der Zähne in verschiedene Gattungen vertheilt worden. Die Differenzen sind jedoch so relativ, so ganz bedeutungslos für die Gesammt-Organisation, dass wir ihnen nur die Bedeutung von Untergattungen zugestehen können. a) Martes. Die ächten Marder haben oben 3, unten 4 Lückzähne und einen kleinen Zitzenhöcker am zweiten Hauptzacken des untern Fleischzahnes. M. canadensis Erxl.”) Der canadische Marder ist eine der grössten Arten seiner Gattung, von 2%‘ Länge, mit 16‘ langem Schwanze. Er ist characterisirt durch die lange spitze Schnauze und die grosse Breite des Hinterkopfes.. Die Haare verlängern sich an den hinteren Köpertheilen ansehnlich und der lange Schwanz spitzt sich allmählig zu. Die Krallen 7) Erxleben. syst. Mammal. 455; Schreber, Säugeth. III. 492. Tf. 134; Richard- son, Fauna 1. 52; Martin, Proceed. zool. soc. 1833. I. 97; Giebel, Odontogr. 36. Tf. 12. fig. 1; M. Pennanti Erxleben, 1. c. 470; Sabine, Frankl. journ. I. 651; Pekan Buffon, Hist. nat. XIII. 304. tb. 42; Fr. Cuvier. mammif. Il,; Fisher Pennant, arct. zool. I, 82. 774 Unguiculata. Ferae carnivorae. sind stark und weisslich hornfarben. Die Haare der obern Körpertheile sind an der Wurzel lichtbräunlich, in der Mitte hellbräunlich gelb, an der Spitze schwarzbraun, woraus eine melirte Färbung entsteht, in der nach hinten die braunschwarze mehr hervortritt, welche dann den Schwanz, die Beine und die Mitte des Bauches beherrscht. Die Schnauze ist dunkelroth- braun, die behaarten Ohren weisslich gerandet, bisweilen an der Kehle oder Brust ein weisser Fleck, die Schnurren schwärzlich. Weisse Abände- rungen werden jedoch sehr selten beobachtet. Das Gebiss unterscheidet sich von dem unseres gemeinen Marders durch Verlängerung der Zähne und entwickelte Nebenhöcker am 3. und 4. untern Lückzahne. | Das Vaterland erstreckt sich von Pennsylvanien bis zum grossen Sklavensee, vom atlantischen bis zum stillen Meere. Die Lebensweise gleicht ganz der unseres Marders. Er liefert jährlich zahlreiche Felle auf den Markt. M. flavigula Bodd. ®) Der Kusiar steht der vorigen Art nicht nach an Grösse und hat einen fast körperlangen, cylindrischen, lang behaarten Schwanz. DerLeib ist sehr gestreckt und der Kopf deprimirt kegelförmieg, die Pupille rund, die langen Krallen stark gekrümmt. Nach der Färbung scheinen zwei Abänderungen constant zu sein. Das Colorit der einen Varie- tät ist auf der Oberseite des Kopfes und Halses, am Hinterleib, den Glied- massen und Schwanze tief glänzend schwarz, am Kinn und Unterkiefer rein weiss, am Unterhalse hellgelb, am Rücken und Unterleib einförmig braun. Das tiefe Schwarz erscheint häufig auch als braunschwarz, der Vorderhals bald hellgelb, bald orange- oder lohfarben. Die Jahreszeit soll keine Differenz bedingen. Die lichte Varietät ist am Kopfe, Halse, den Beinen, Schwanz und Hinterkörper ebenfalls schwarz, am Rumpfe, Unter- leibe, und Vorderhalse sandgelb mit schwachem Schimmer, Kehle und Unter- kiefer rein weiss. Bewohnt die waldigen Gebirge von Nepal, die Vorberge des Himalaya, Java und Sumatra, überall die warmen Thäler liebend. M. martes L.°) Der Edelmarder, auch Baum- oder Buchmarder ge- nannt, hat einen relativ kurzen Kopf und lange Beine. Das Dunkelbraune der Schnauze zieht sich um die Nase herum ins Fahle, gegen Stirn und 8) Boddaert, Elench. 88; Bennet, zool. garden I. 225; Shore, zool. journ, V. nro. 18. p. 271. tb. 24. suppl.; M. Hardwicki Horsfield, Zool. journ. IV. 239. tb. 8; Sal. Müller, Verhdl. need. Bezitt. I. 30; Viverra quadricolor Shaw, gen. zool. I.b 429; Pennant, Quadrup. II. 52; M. Henrici Westermann, Bijdr. Dierk. 13. 9) Linne, syst. nat. XI. 1.67; Schreber, Säugeth. III. 475. Tf. 130; Buffon, Hist. nat. VII. 186. tb. 22; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. I. 769; Bennett, Zool. gar- dens I. 229; Richardson, Fauna I. 51: Bonaparte, Iconogr. fasc. IV. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 62; Barkow, nov. act. Leopold. 1843. XX.b 660; Giebel, Fauna d. Vorw. Säugeth, 56: Odontogr. 33; Blainville, Osteogr. Martes; Martes abie- fum Ray, Syn. 200; Bell, brit, quadrup. 174. — Kuhl, Beitr. 74 diagnosirt eine M. leucopus aus Kanada nur durch weisse Pfoten von dem gemeinen Marder unter- schieden. Es wird derselbe sein, deu Griffith, anim. kingd. II. 207. c. fig. als M. leucotis aufführt. Ebenso zeichnet sich M. vulpina Rafinesque, Sillim. journ. I. 82. vom Missuri aus durch 3 grosse gelbe Flecke an der Kehle, Hals, Brust und Bauch durch einen weissen Fleck im Nacken und weisse Schwanzspitze aus. M. huro Di; BL: Dict. sc. nat. XXIX. 256 aus Oberkanada ist eine hellgelbliche Spielart. er astanienrolhe M. rufa Geoffroy, nouv. dict. hist. nat. XIX. 214 mit gelbgeringel- en Haaren und unbekannter Heimäth ist noch sehr zweifelhaft, nicht minder Hum- b oldt’s M. sinuensis rech. zool. I, 348 aus Columbien von schwarzgrauer Farbe mit zugespitzten Ohren. Mustelinae. Mustela. 715 Backen hin ins Bräunliche, das in einem Streifen unter das Ohr fortsetzt. Die Ohren sind weiss gesäumt. Jede Oberlippe trägt 4 Reihen dunkler sehr langer Schnurren; ein dunkelbrauner Fleck vor und hinter dem Auge einzelne Borsten, ein anderer hinter dem Mundwinkel, auch am Kinn und der Kehle stehen gelbliche Borsten. Kehle und Hals sind gelb, die Woll- haare des Vorderrückens weissgrau, die des Hinterrückens und der Körper- seiten gelblich, die Grannen schön glänzend braun, der Bauch fast ebenso, zwischen den Hinterbeinen ein brandgelber Fleck mit dunkler Einfassung; der Schwanz dunkelbraun, die Beine schwarzbraun. Die Töne dieser Farben ändern nur wenig durch heller und dunkler werden ab. Die Sohlen sind behaart, nur an den Zehenspitzen nackte Ballen. Die Körperlänge 1Ys‘, der Schwanz nicht ganz 1‘. Im Gebiss ist der erste Lückzahn beider Kiefer hinfällig, die folgen- den im Unterkiefer merklich dicker und hier der 4. mit deutlichem hintern Nebenhöcker; am obern Fleischzahn der Innenhöcker sehr klein, ebenso der innere Zitzenhöcker am untern, der stumpfe Ansatz des letztern !/, der Kronenlänge einnehmend. Der Schädel in der Stirngegend schwach verengt und nach vorn sanft abfallend, die sehr dünnen Jochbögen aufwärts ge- bogen,. oben fast horizontal. Die Paukenknochen sehr flach gewölbt und klein, der knöcherne Gehörgang entwickelt. Der Dorn des 6. Halswirbels hat ein stark querverdicktes Ende, die Lendendornen sind ziemlich hoch und schmal, die Querfortsätze der Lendenwirbel lang, nach vorn gekrümmt und zugleich abwärts gerichtet, die Rippen schwach, das Schulterblatt schmal. Schwanzwirbel zähle ich 19. Sie verlieren vom 6. an ihre Fort- sätze und werden lang und prismatisch. Der Darmkanal hat fast die fünf- fache Körperlänge, Pankreas ziemlich gross. Das Vaterland des Edelmarders erstreckt sich über die waldigen Gegen- den der ganzen gemässigten nördlichen Erdhälfte; vonNorwegen und Schweden: bis zum Mittelmeere hinab, in Sibirien, an den Quellen des Jenisey und im nördlichen China, in Nordamerika bis zur Waldgrenze, dem 68° hinauf und südlich bis Neu-England. Er wählt besonders gern dichte Nadel- und Laubwälder zu seinem Aufenhalt, wo er sich Tags über in hohlen Bäumen versteckt hält, wo er Eichhörnchen, Mäuse, Vögel und Eier, für Nothfälle auch Beeren, Obst und Honig findet. Im Winter treibt ihn die Noth in bewohnte Gehöfte, wo er in Hühner-, Tauben- und Kaninchenställen grosse Verwüstungen anrichtet. Verfolgt flüchtet er sich von Baum zu Baum, bis er ein Versteck findet. Die Ranzzeit fällt in Februar und 9 Wochen später wirft das Weibchen in einen hohlen Baum 4 bis 8 blinde Junge, die sich leicht zähmen lassen. Man schiesst sie oder legt ihnen Fallen theils ihres Schadens wegen, noch mehr aber wegen des sehr geschätzten Pelzes. Auch in den Knochenhöhlen Deutschlands, Frankreichs, Belgiens und Englands sowie in den Diluvialschichten bei Gent, Odessa u. a. OÖ. finden sich Knochenreste, welche mit grosser Bestimmtheit die Existenz des Edel- marders schon während der Diluvialepoche darthun. M. Foina Erxl.!) Der Stein- oder Hausmarder ist etwas kleiner als 1) Erxieben, syst. mammal. 458; Buffon, Hist. nat. VII. 161. tb. 18—21; Schre- ber, Säugeth. Ill. 472. Tf. 129; Bechstein, Naturgesch. 1. 755; Blainville, Osteogr. Martes; ‘Giebel, Odontogr. 33. Tf. 12. fig. 3. — Auch von dieser Art werden hier und da diluviale Reste erwähnt, 776 Unguiculata. Ferae carnivorae. der Edelmarder, niedriger auf den Beinen, hat einen langern Kopf und einen kürzeren, weniger feinen Pelz. Der kurze Hals ist fast so dick als der Kopf, der Leib nicht viel dicker, der Schwanz lang behaart. Sohlen und Zehen mit nackten Schwielen, erstere im Winter mit Wollhaaren be- kleidet. Die Färbung des Kopfes ist röthlichbraun, das Wollhaar des Körpers aschfarben, ebenso die Wurzeläste der Grannen, die Mitte dieser kastanienbraun, die Spitzen schwarz, Kehle, Hals und Vorderbrust weiss, der Bauch dunkelbraun, Beine und Schwanz schwarzbraun. Das Zahn- system zeigt keinen wesentlichen Unterschied von voriger Art. Am Schädel vereinigen sich die Stirnleisten später zur Pfeilnaht als bei M. martes, der Schädel selbst ist minder gestreckt, mehr aufgetrieben, die Schnauze dicker und kürzer, die Nasenöffnung breiter, die Nasenbeine stark von der Stirn abgesetzt, die Stirnbeine breiter, bauchig gewölbt, die Jochbögen höher hinauf gebogen. Die Zahl der Schwanzwirbel beträgt 23 (Daubentons Zahl 17 ist wohl zu niedrige), die der rippentragenden Wirbel 15. Der Magen ist sehr gross, der Darm etwas länger als bei dem Edelmarder, die Leber fünflappig, die Nieren fast cylindrisch, das Herz rund, die rechte Lunge vier- die linke zweilappig. Körperlänge 16, der Schwanz 8". Der Steinmarder verbreitet sich über fast ganz Europa und einen grossen Theil Asiens. Zu seinem Aufenhalte wählt er Felsenspalten, Stein- haufen, altes Gemäuer, Scheunen und Ställe. Mäuse, Maulwürfe, Vögel, Frösche, Kaninchen und Hasen bilden hauptsächlich seine Nahrung, sehr gern besucht er auch die Hühner- und Taubenställe, frisst gern Eier und selbst Obst. Obwohl in Gehöften ein sehr gefährlicher Gast, ist er doch nicht so blutgierig als der Edelmarder, Seine Losung riecht wie von jenem stark nach Bisam. Die Ranzzeit fällt in Februar, zum zweiten Male in Sommer, die Tragzeit dauert ebenfalls 9 Wochen. Die 3 bis 8 blinden “Jungen werden in ein Nest von Moos, Heu oder Federn geworfen. Sie lassen sich zähmen und sind dann sehr muntere und possirliche Thiere, Wenn sie älter werden suchen sie sich jedoch frei zu machen. Völlig weisse mit rothen Augen scheinen in manchen Gegenden nicht selten vor- zukommen, am Harze traf ich solche nie, obwohl ich alljährlich alte und zahlreiche Junge in ihrem Neste einfing. Der Winterpelz ist geschätzt, doch minder werthvoll als der des Baummarders. M. zibellina L.?) Der Zobel gleicht in der Gestalt zumeist dem Baum- maärder, doch ist der Kopf etwas gestreckter, die Ohren grösser, der Pelz länger und glänzender, die Beine reichlicher behaart, der Schwanz kürzer als die ausgestreckten Hinterbeine, bei vorigen beiden dagegen länger. Die kleinen Krallen verstecken sich im Pelze. Unter den Zehenspitzen finden sich stets nackte Schwielen, die im Winter sehr klein “werden und sich ganz unter weichen, dichten, langen Wollhaaren verstecken. Eben- solche Haare bekleiden auch im Winter die Sohlen. Das Colorit ändert mehrfach ab. Das Wollhaar ist aschgrau mit gelblichem Ton, die Grannen schwarzbraun, ins Röthliche oder Gelbliche spielend, an den Spitzen oft r 2) Linne, syst. nat. XIT. I. 68; Buffon, Hist. nat. XI. 309; J. G. Gmelin, Reise I. 391. II. 40; nov. comment. Petropol. 1754. V. 330. tb. 6; Schreber, Säugeth. III. 478. Tf. 136; Pallas, Spicil. zool. XIV. 59. tb. 3. fig. 2; Zoogr. I. 83. tb. 6; Müller, russ, Gesch. Ill. 495; Blainville, Osteogr. Martes. — Karelin vermuthet im Bullet. nal. Moscou 1841. 572, dass der Zobel von Altai. specifisch eigenthümlich sei wegen des weit gestreckteren Körpers und der gelblichen Flecken am Halse. Mustelinae. Mustela. vi ‚ weiss oder grau. Die schönen Felle vom Jenisei sind am Leibe fast ein- farbig, auf dem Rücken schwärzlich, an den Halsseiten röthlich kastanien- farben, auf dem Kopfe bräunlichgrau, an den Wangen grau, an der | Schnauze schwarz und grau gemischt, die Ohren grauweisslich oder licht- braun mit blassem Rande. Bisweilen ist der Hals unten röthlich oder schön rothgelb. Andere sind schwarz mit braunem Wollhaar und röthlich gelben | Unterhalse. Selten sind rothgelbe und weisse Zobel. Der Schwanz hat ' nur 16 Wirbel. Körperlänge 16“, Schwanz 8“. Der Zobel verbreitet sich gegenwärtig von Kamtschatka bis zum Ural, | früher wahrscheinlich auch diesseits des Ural. Gebirgige Wälder und felsige Gegenden wählt er zum Aufenthalt und jagt des Nachts nach Eichhörnchen, | Hasen, Wieseln, Vögeln. Im Herbst frisst er auch Beeren. Er ist un- | gemein munter, behend, verschlagen, doch auch gezähmt noch bissig, Knurrt | und grunzt wenn er gereizt wird. Unrath und Harn riechen widerlich. | Die Ranzzeit fällt in den Januar und das Weibchen wirft im März oder | April 3 bis 5 Junge. Die Jagd wird wegen des geschätzten Pelzes syste- | matisch betrieben. Die Jäger versammeln sich ausgerüstet mit Nahrungs- | mitteln und Waffen begleitet von Hunden und ziehen längs der Flüsse in die fernen Wälder. Fallen oder Netze werden vor die Baumlöcher gestellt und die Zobel herausgetrieben. Entwischen sie: so werden sie von den ‚ Hunden verfolgt und mit Pfeilen oder Flinten geschossen. Erst wenn der _ Frühling hereinbricht, versammeln sich die Jägercorps wieder an einem ‚, allgemeinen Sammelplatze und kehren in die Heimat zurück. Eine bestimmte Anzahl von Bälgen wird an die Kirche und Krone abgeliefert. Die feinsten / Pelze liefern die Gegenden am Ud, Nertschinsk und Baikal, es sind die schwärzesten. Die werthvollsten werden an Ort und Slelle das Paar mit 80 Rubel bezahlt. Die schlechtern werden gefärbt. M. melampus Wag.°?) Der schwarzfüssige Marder ist fahlgelb, auf ‚ dem Rücken und den Seiten mit roströthlich überlaufen, am ‚Schwanz | lichter, am Unterhals und der Brust noch heller, am Kopf gelblich weiss, , die Schnauze dunkelbraun, der Augenfleck noch dunkler, Ohren weiss ge- | randet, ein Fleck jederseits der Schnauzenspitze und die Krallen weisslich. ‚ Der Sommerpelz ist dünn und kurz, mehr röthlichbraun, die Füsse fast | schwarz, Gesicht und Kopf schwärzlichbraun, die Unterseite gelblich. | Grösse der vorigen Art, doch der Schwanz etwas kürzer. In Japan. M. genettoides Blainv.*) Ein in den miocänen Schichten von San- ' sans gefundener Unterkiefer . deutet auf eine den Steinmarder etwas an , Grösse übertreffende Art, die sich durch die weit von einander entfernten ' Kinnlöcher characteristisch von allen vorigen unterscheidet. | M. elongata Gerv.°?) Ebenfalls nur in einem Unterkieferaste und ‚ zwar aus den pliocänen Schichten von Montpellier bekannt. Derselbe ist | 3) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 229; Temminck, Fauna japon. 32. tb. 7. | fig. 3. 4. Letztrer beschreibt nach einem unvollständigen Felle noch einen M. | brachyura. | 4) Blainville, Osteogr. Martes 61. 5) Gervais, Zool. Pal. fr. 118. tb. 22. fig. 2.— Der Unterkiefer dieser Art weicht . so sehr von der gewöhnlichen Marderform ab, dass man eine generische Differenz ‚ vermuthen möchte. Gervais unterscheidet noch andre Arten, doch auf so unvoll- 718 Unguiculata. Ferae carnivorae. von sehr gestreckter Form und während bei den vorigen Arten der vor- dere Rand des Kronfortsatzes sehr steil aufsteigt, erhebt er sich hier ganz allmählig und die sonst bis unter den Kauzahn reichende Massetergrube bleibt weit hinter demselben. Die drei zweiwurzligen Lückzähne haben gleich hohe Kegelzacken, der Fleischzahn einen verkleinerten vordern Zacken, sehr grossen innern am zweiten Hauptzacken und dicken aber sehr kurzen stumpfen Anhang. b) Plesiogale. Die ungenügend bekannten fossilen Arten dieser Gruppe haben die Zahl der Lückzähne der ächten Marder, aber die Formen der Iltisse. Die Schläfenleisten laufen fast parallel, ohne zu einem Scheitelkamme sich zu vereinigen, zum Hinterhaupt. M. angustifrons Gerv.°) Der Hirntheil des Schädels ist gestreckt und mehr gewölbt als bei den Iltissen, dagegen die Gegend hinter den stark entwickelten Orbitalfortsätzen noch mehr als bei den Mardern ein- gezogen, die Jochbögen weiter als bei beiden vom Schädel abstehend. Der Unterkiefer sehr gestreckt, die beiden letzten Lückzahne mit deutlich entwickeltem hintern Nebenhöcker, der Fleischzahn ohne innern Höcker am zweiten Hauptzacken und mit sehr kurzem stumpfen Anhang. In den miocänen Schichten im Allier Dept. M. sectoria Gerv ”) Der obere -Kauzahn ist nach aussen sehr er- weitert und am Vorderrande mit schneidender Leiste versehen und der untere Kauzahn hat eine comprimirte fast schneidende Krone. Das Schädel- fragment und ein Unterkiefer wurden in dem Süsswasserkalk der Limagne entdeckt. ständige Kieferfragmente, dass die verwandischaftlichen Verhältnisse nicht mit systematischer Schärfe festgestellt werden können. So M. taxodon. c. tb. 23. fig. 1. Giebel, Odontogr. 33. Tf. 13. fig. 15. (Taxodon sansansensis Lart.) von Sansans, die Lückzähne wie gewöhnlich an Grösse zunehmend, der 4. hinten stark verdickt, der Fleischzahn mit sehr verkleinertem vordern Zacken; M. hydrocyon |. c. fig. 2. Giebel, a. a. 0. Tf. 14. fig. 4. 5. (Hydrocyon sansansensis Lart.) viel grösser als voriger, mit denselben Lückzähnen, der innere Zacken am zweiten Hauptzacken des Fleischzahnes mehr entwickelt; M. incerta 1. c. tb. 23. fig. 3; Giebel, a. a. 0. Tf. 14. fig. 8. 9 nur auf einem untern Fleischzahne beruhend scheint nach der Form und dem Grössenverhältniss der drei Zacken eher einer riesigen, pantergrossen Viverra als einer Mustela anzugehören und wird fraglich auch als Thalassictis incerta aufgeführt. M. zorilloides Lartet, not. s. 1. coll. Sansans p. 17 ist eine unbeschrie- bene, als sehr zweifelhaft bezeichnete Art. . 6) Gervais, Zool. Pal. fr. 119. tb. 28. fig. 1. 2; Giebel, Odontogr. 33. Tf. 13. fig. 14; Plesiogale angustifrons Pomel, Bullet. sac. g6ol. 1846. IV. 385. tb. 4. fig. 3; Plesiogale Pomeli Laurillard, Dict. univ. d’Orb. X. 268; M. plesietis Blainville, Osteogr. Martes 64. tb. 14. — Der Unterkieferast enthält nur 3 zweiwurzlige Lückzähne. Dasselbe ist der Fall bei dem Unterkiefer aus den gleichaltrigen Schichten, welchen bervais |. c. Ib. 28. fig. 4 einer M. minuta zuschreibt. Dieselbe gleicht bis auf den sehr stumpfen Kronfortsatz und die grössere Länge dem des gemeinen Wiesels, der allein erhaltene Fleischzahn weicht nicht von diesem ab. Der fragmentäre . ‚nterkiefer von M. ardea Bravard. Gervais, 1. c. tb. 27. fig. 5; M. Iutroides Pomel, I. c. 205 aus den pliocänen Schichten der Auvergne gehört seinem Fleischzahne nach hieher. ist aber zu jeder nähern Bestimmung zu ungenügend. Die beiden Unterkiefer, auf welche Pomel 1. c. die Gattung Plesiogale gründete als Pl. elegans besitzen die normale Zahl von 4 Lückzähnen. 7) Gervais, Zool. et Pal. fr. explic, tb. 28, Mustelinae. Mustela. 7179 c) Plesictis. Diese ebenfalls vorweltliche Gruppe sehr ungenügend bekannter Arten ist characterisirt durch den obern schief dreiseitigen Kauzahn, durch den viclhöckerigen Rand des stumpfen Ansatzes am untern Fleischzahn, durch die getrennten Schläfenleisten und die vierseitige Hinterhauptsfläche. M. plesietis LP. ®) Der allein bekannte Schädel aus dem Süsswasser- kalk im Puy de Döme deutet auf ein Thier von der Grösse des Frettchens, Der 1. obere Lückzahn ist ein einwurzliger Stift, die beiden folgenden zweiwurzlig mit niedrigern und breiten Kegelzacken, der Fleischzahn mit grossem scharfspitzigen Hauptzacken und dicken innern Höcker, der Kau- zahn ganz nach innen verschmälert. d) Putorius. Die Iltisse und Wiesel haben oben nur 2, unten 3 Lückzähne, einen relativ kürzeren und breitern Kauzahn als die Marder, keine Nebenhöcker an den Lückzähnen und keinen innern Zacken am untern Fleischzahn. M. putorius L. ?) Der Iltiss unterscheidet sich vom Marder sogleich durch den dickern Kopf, die spitzigere Schnauze und den kürzeren Schwanz. Das Gesicht ist zwischen der Nase und den Augen kastanienbraun; von der Oberlippe gegen die Augen zieht ein weisser Fleck, der mit dem weissen Kinn nach unten sich verbindet, von dem Mundwinkel zu den Ohren läuft und von diesen eine mondförmige Binde auf die Stirn sendet. Die längern Schnurren sind schwarzbraun, die kürzern weiss, die Ohren bräunlich mit weisser Einfassung. Das Wollhaar des Rumpfes ist lichtgelb, die Grannen dunkel kastanienbraun, die Mitte des Rückens, der Schwanz und die Beine sind fast schwarzbraun, die Seiten lichter, der Vorderhals und die Brust ebenfalls dunkel. Schwanzwirbel nach Daubenton 16, der Darm länger als bei den Mardern, die Leber länglicher, der Hodensack grösser, im Uebrigen dem Marder gleich. Körperlänge 1!/,‘, der Schwanz !/g’. Dieses hässliche stinkende Thier bewohnt ganz Europa mit Ausnahme der nördlichsten Gegenden und Asien von der grossen Tartarei und Nepal bis Kamtschatka, aber nicht Sibirien. Ställe, Scheunen, altes Gemäuer, hohle Bäume und Klippen wählt es zu seinen Verstecken für die Tageszeit, jagt aber des Nachts nach Geflügel und deren Eiern, nach Hasen, Kanin- chen, Hamstern und Mäusen, sucht nach Fröschen und Fischen und labt sich auch gern an Honig. Seine Würglust ist sehr gross. Was der Ratz nicht auf der Stelle verzehren kann, schleppt er fort, oder wenn er gute Beute hat begnügt er sich mit dem Ausfressen des Gehirnes. Er ist keck 8) Laizer et Parieu, magaz. zool. 1839. tb. 5; Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 28. fig. 3; Giebel, Odontogr. 33. Tf. 13. fig. 9; Blainville, Osteogr. Martes 62. tb. 14; Plesictis Pomel, Bullet. soc. g&ol. 1846. IV. 379. — Letztrer unterscheidet noch eine Pl. Croizeti 1. c. tb. 4. fie. 4 und vermuthet noch eine dritte Art dieser Gruppe. Hier mag auch die mit 2 Arten todtgeborne Gattung Palaeogale, P. pulchella, P. secunda v. Meyer, Bronn’s Jahrb. 1846. 474 aus den mitteltertiären Schichten von Weisenau erwähnt werden. 9) Linne, syst. nat. XM. I. 167; Schreber, Säugeth. Ill. 485. Tf. 131; Buffon, Hist. nat. VII. 129. tb. 23. 24; Pallas, Zoogr. I. 87; Bechstein, Naturgesch. I. 479; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 34; Blainville, Osteogr. Martes; Giebel, Odontogr. 33; M. itatsi Temminck, Fauna japon. 37. tb. 7. fig. 1.2. — Weisse Varietäten sind äusserst selten. Das abnorme Vorkommen eines zweiten obern Kauzahnes sowie das Milchgebiss habe ich a. a. O0. beschrieben. — In vielen knochenhöhlen und auch in Breccien sind Ueberreste eines Iltisses gefunden worden, der als Putorius antiquus aufgeführt wird, doch fehlen überzeugende Beweise für die specifische Differenz von der lebenden Art, Giebel, Fauna. Säugeth. 57. 780 | Unguiculata. Ferae carnivorae. und kühn und stellt sich in Gefahr seinen Verfolgern muthig zur Gegen- wehr. Die Ranzzeit fällt in Februar und ist Veranlassung zu heftigen Kämpfen. Das Weibchen trägt 8 bis 9 Wochen und wirftin ein verstecktes Nest 4 bis 6 Junge, die bis in den Herbst unter dem Schutze der Mutter stehen. Seines grossen Schadens wegen wird er verfolgt, doch rettet ihn bisweilen sein überaus zähes Leben aus der Falle, indem er das gefangene Bein sich selbst abbeisst. Mit Ersäufen und Hängen ist er schwer zu tödten. Sein Pelz ist nur im December und Januar zu verwerthen, wegen des anhaltenden Geruches jedoch wenig geschätzt. M. furo L.!) Das Frettchen ist nur in gezähmten Zustande bekannt und scheint ursprünglich die braune Farbe des Iltisses gehabt zu haben, wenigstens gedenkt Buffon solcher, die sich dann durch den schmälern Kopf, die spitzigere Schnauze und den gestrecktern Körper vom Iltiss unter- scheiden. Die jetzt allenthalben von den Jägern gehaltenen Frettchen sind blassgelb mit weiss überlaufen und haben rothe Augen. Sie sind also Albinos, die sich constant fortpflanzen und deren Stammrasse ausgestorben ist. Sie für verkümmerte Albinos der Illisse zu halten, dafür fehlen that- sächliche Beweise. Die Dornen des 3. bis 7. Halswirbels sind sehr niedrig und breit. Die 4 ersten Rückendornen schmal, senkrecht und gleich lang, die folgenden sich schnell verkürzend und neigend, die Dornen der Lenden- wirbel völlig verkürzt, deren (Querfortsätze ebenfalls sehr kurz, zugleich sehr breit und ganz nach vorn gerichtet. Ich zähle 21 Schwanzwirbel, bei dem Iltiss nur 19, das Brustbein ist nur Qwirblig und Rippen 9 wahre und 5 falsche, während Daubenton zum Unterschiede vom Iltiss 15 Paare angiebt. Die Grösse ist die der vorigen Art. Als ursprüngliche Heimath bezeichnet Shaw die Barbarei. Die Ueber- siedlung nach Spanien erzählen Strabo und Plinius. Sie geschah um der ungeheuren Vermehrung der Kaninchen daselbst Einhalt zu thun. Von da verbreitete es sich weiter über Europa. Noch gegenwärtig muss es während des Winters in einer Kammer gehalten werden, da es der Kälte erliegen würde. Man füttert es mit Milch, Semmel, Brodt und etwas Fleisch, gibt ihm bisweilen auch einen Vogel oder ein Kaninchen. Das Weibchen wirft zweimal des Jahres nach 6 Wochen Tragzeit 3 bis 6 blinde Junge. Zur Jagd bindet man ihnen eine Schelle um den Hals und lässt sie in die Kaninchenbaue laufen, deren Bewohner sie heraustreiben. Diese Art der Jagd heisst frettieren. Das Frettchen begattet sich auch mit dem Iltiss und bringt davon fruchtbare Junge. ee M. sarmatica Pall.2) Der Tigeriltiss unterscheidet sich von dem ge- meinen durch den schmälern Kopf, längern Leib, längern Schwanz, grössere Vorderkrallen und kürzeren Pelz. Der Kopf ist schwarzbraun, Oberlippe und Kinn weiss; auf der Stirn eine quere weisse Binde, die unter den Ohren fast zur Kehle hinabgeht; die Ohren grösstentheils weiss, zwischen beiden ein weisser Fleck, jederseits des Halses bis zur Schulter ein weisser Streifen, der Rumpf hell kastanienbraun, über den Schultern ein querer weisser Streif, auf dem Hinterkörper unbestimmte gelbe Flecken, der ne FE WERRERDENEEEEENSENERER OR 1) Linne, syst. nat. XI. 1. 68; Schreber, Säugeth. III. 488. Tf. 133; Buffon, Hist. nat. Yl. 209. ib. 25—28; Bechstein, Naturgesch. I. 791; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 22; Giebel, Odontogr. 33, Tf, 12. fig. 8; Blainville, Osleoyr. Martes. 2) Pallas, Reise I. n Smiail, ln EETIRETENT ä un. äßo, ıt tn ise I. 453; Spicil. zool. XIV. 79. tb. 4. fig. 1; Schreber, Säugeth. Mustelinae. Mustela. Ss Vorderhals schwarzbraun, Brust, Bauch und Beine noch dunkler, an der Schwanzwurzel ein Paar gelbe Flecke, der Schwanz selbst gelbgrau mit schwarzbrauner Spitze. 16 oder gar 17 Wirbel tragen Rippen, wovon jedoch wie gewöhnlich nur 9 wahre sind. Körperlänge etwas über 1’, Schwanz Ya‘. Bewohnt die Steppen zwischen der Wolga und dem Don, westlich bis Volhynien und in die Bukowina, weiter bis an den Kaukasus und das caspische Meer. Er ist sehr gefrässig und nährt sich von Hamstern, Mäusen, Hasen und Geflügel. Hält sich am Tage in eigenen oder fremden Bauen versteckt. Die Weibchen, mit 8 Zitzen versehen tragen 8 Wochen und werfen 4 bis 8 Junge. Das Pelzwerk ist nicht geschätzt. M. sibirica Pall.?) Der Kulon gleicht in der Grösse dem Tigeriltiss, im Habitus dem Hermelin, nur durch längere Füsse und langern Schwanz unterschieden. Die Schnauze ist schwarz, die Nase weiss, gegen die Augen hin fleckig; an der Kehle bisweilen weisse Flecke, der Rumpf hochrothgelb, nach unten lichter, die Fusssohlen dicht und silbergrau behaart, der Schwanz langhaarig und intensiver als der Leib gefärbt. 14 Wirbel tragen Rippen und 20 liegen im Schwanz. In den bewaldeten Gegenden Sibiriens vom Jenisei bis zum Ocean ein gemeines und sehr gefrässiges Thier, das auch die Vorrathskammern der Bauern nicht unbesucht lässt. M. erminea L.*) Das Hermelin oder grosse Wiesel wird etwa 10‘ lang mit 4“ langem Schwanze ist in nördlichen Gegenden im Sommerpelze 3) Pallas, Reise II. 701; Spicil. zool. XIV. 89. tb. 4. fig. 2; Zoogr. I. 90. tb. 7; Schreber, Säugeth. II. 495. Tf. 135b. Als bioss nach dem Colorit unterschiedene Arten mögen hier noch folgende erwähnt werden: M. nudipes Fr. Cuvier, Mammif. ll. livr. 32. mit sehr reichlicher schön goldgelber, nur am Kopfe und der Schwanzspitze gelblichweisser Behaarung, die untere Seite der Zehen nackt, die hintere Sohlenhälfte behaart, auf Sumatra und Borneo. — M. alpina Gebler, Mem. natur. Moscou VI. 213. etwas kleiner als der Illıss, mit buschigem Schwanz, der Winterpelz am Grunde grau, aussen gelb- lich, an der Unterseite blassgelb, Mund und Kinn weiss, der Sommerpelz kürzer und graulichgelb, im Alta. — M. auriventer Hodgson, Journ. asiat. Bengal. 183). Dechr., oben schön dunkelbraun, unten goldgelb, am Kopfe weiss, in Nepal. — M. calotus Hodgson, Calcut. journ. nat. hist. 1841. 221 hell schieferblau, unbestimmt grau gefleckt, an Ohren, Schwanz und Beinen schwärzlich, unten rein weiss, der Schwanz fast von Körperlänge, am Himalaya und in Tibet. Gehört wohl in eine andre Gattung. — M. subhemachalana Hodgson, journ. asiat. Bengal VI. b 563. hell- braun, auf dem Rücken dunkler, Gesicht schwarzbraun. Lippenränder grau, vorn am Halse ein weisser Streif und einige Flecken, Pelz glänzend und weich, in Ne- pal. — M. Horsfieldi Gray, Ann. mag. nat. hist. 1843. Xl. 118 von Butan, dunkel schwärzlichbraun, unten etwas heller, Kinn und Unterlippe weiss, Schwanz schwärz- lich, von halber Körperlänge. — M. Hodysoni Gray |, c. vom Hımalaya gelblichbraun, unten blasser, Kopf dunkler, Gesicht, Kinn und Vorderhals weiss gescheckt, Schwanz buschig von über halber Körperlänge. — M. zanthogenys Gray l. c. aus Kalifornien, hell’ kastanienbraun, unten goldgelb, Kinn, ein Fleck am Mundwinkel und Pfoten weiss, ein Fleck unter dem Ohre gelblichweiss, Schwanzspitze schwarz. 4) Linne, syst, nat. XII. I. 68, Schreber, Säugeth. Ill. 496. Tf. 137.ab; Buffon, Hist. nat. VII. 240. tb. 29. 30. 31; Bechstein, Naturgesch. I. 797; Gmelin, Reise ll. 192. Tf[. 23; Pallas, Zoogr. I. 90; Parry’s first voy. suppl. 285; second voy. app. 294; Richardson, Fauna I. 46. — Ch. L. Bonaparte, Loud. magaz. Il. 37 scheidet das amerikanische Hermelin in 2 Arten, M. Richardsoni und M. longicauda und in der Faun. italic. fasc. 22 noch in einer dritten, M. Cicognani specifisch von dem europäischen ab, ohne Beweise für diese Trennung beizubringen. Die amerikani- schen Zoologen erklären sich für die Identität, nur Dekay, Nat. hist. New York I. 34 782 Unguiculata. Ferae carnivorae. oben schwärzlichbraun, in wärmern Gegenden lichtbraun in röthlich, unten weiss und an der Schwanzspitze schwarz, im Winterpelze ganz weiss nur mit schwarzer Schwanzspitze. 14 Wirbel tragen Rippen und 19 liegen im Schwanze. Das Hermelin verbreitet sich von Frankreich und Deutschland bis Lappland und das nördliche Russland, in Asien von Persien bis Kamt- schatka, in Nordamerika von den Vereinten Staaten bis hoch nach Norden hinauf. Zum Aufenthalte wählt es Felsenklüfte, hohle Bäume und Gehöfte. Naturell und Lebensweise sind ganz wie bei dem gemeinen Wiesel. Die Ranzzeit fällt in März und das Weibchen wirft nach 5 Wochen 3 bis 8 Junge. Der Farbenwechsel im Herbst und Frühjahr tritt je nach dem Klima und der dürftigern oder reichlichern Nahrung bald früher bald später ein, Der Pelz war früher sehr geschätzt, so sehr, dass in Russland die prächtigen Schwänze nur von der kaiserlichen Familie getragen werden durften. M. vulgaris Erxl.?) In seiner äussern Erscheinung unterscheidet sich das kleine oder gemeine Wiesel nur durch die geringere Grösse, indem es gewöhnlich 6‘, höchstens 7!/,' Körperlänge und 2‘ Schwanzlänge hat. Der Kopf ist schmal und dick, die nackte braune Nase etwas vorstehend, die Näsenlöcher an den Seiten verschmälert, die feinen braunen Schnurren von Kopfeslänge, die breiten dicht behaarten Ohren anliegend, der Hals ziemlich Jang und dick, der Rumpf wie bei allen Wieseln sehr lang ge- streckt, die Beine sehr niedrig, die scharfspitzigen Krallen nicht aus den Haaren hervorragend, Jie Sohlen behaart, die Zehenballen nackt, der Schwanz cylindrisch, lang behaart, der Pelz kurz und weich. Die Farbe ist bald dunkler, bald heller braun, die Oberlippe, die ganze Unterseite und die Pfoten weiss; bisweilen zieht sich das Braun an den Beinen herab bis auf die Pfoten. In den nördlichen Ländern wird das Colorit im Sep- tember bis November weiss und an der Schwanzspitze treten schwarze Haare auf, in den gemässigten Ländern findet der Farbenwechsel nicht regelmässig Statt, indem im Winter sowohl weisse als braune angetroffen werden und selbst im Sommer auch noch weisse vorkommen. Die Zähne sind ungemein scharf und spitzzackig. Der obere äussere will eine grössere als Putorius noveboracensis und eine kleinere als M. pusilla, diese wahrscheinlich die M. fusca Bachm. aufrecht erhalten. M. javanica Seba Thesaur. I. 77. tb. 48. fig. 4 M. (leucogenis Schinz) ist eine sehr fragliche Form mit weissen Wangen und weissem Halbkreis vor den Augen, aber nicht von Java. Ebenso ver- hält es sich mit M. brasiliensis Sebastianow, Mem. acad. Petersbg. IV. 356. tb. 4; von welcher d’Orbigny, Amer. merid. tb. 13. fig. 3 den Schädel ohne Beschreibung abbildet; mit M. cuja Molina, Chili 272 und M. quigqui Gmelin, Linne Xıill. 99; Pöp- pig, Froriep’s Notizen XXVll. 217. . 9) Erxleben, Syn. mamm. 474; Schreber, Säugelh. III. 498. Tf. 138; Buffon, Hist. nat. Vil. 225. tb. 29. fig. 1; Bechstein, Naturgesch. I. 812; Blainville, Osteogr. Martes; M. nivalis Linne, syst. nat. XI. I. 69; M. gale Pallas, Zoogr. I. 94. — Fossıl- reste vom Wiesel sind in verschiedenen Knochenhöhlen Frankreichs, Belgiens und Englands gefunden worden. Cetli unterscheidet das Hermelin Sardiniens als Boccamele Hist. Sard. quadrup. I. 211. tb. 9. M. boccamela Bechstein, Naturgesch. I. 819; Bonaparte, Fauna ital. fasc. 22. c. fig. specifisch, weil es 8%," lang mit fast 4“ langem Schwanze, oben niedergedrücktem, breiten Kopfe, grossen Augen versehen, auf dem Kopfe kastanien- braun mit elwas metallischem Schimmer, am Schwanze lang und stark behaart ist und sogleich sehr zahm und zutraulich wird. Mustelinae. Mustela. 183 Schneidezahn doppelt so gross als die innern beiden, unten der erste kleiner als die beiden andern; die Eckzähne sehr lang, scharf und gekantet; am zweiten obern Lückzahn verdickt sich die Basis am lıintern Rande fast höckerartig, der innere Höcker des obern Fleischzahnes ist sehr klein,. dem untern Fleischzahne fehlt der innere Höcker und sein kleiner hintrer Ansatz ist schneidend, der obere Kauzahn in der Mitte etwas verengt, der untere nur ein sehr feiner Kornzahn. Der Schädel ist gestreckt, in der Jugend breiter und deprimirt, ausgewachsen mit feiner Sagitalleiste, die Hinter- hauptsfläche breit, die Stirn breit und convex, mit ziemlich entwickelten Orbitalfortsätzen, die Jochbögen kurz, zart, stark aufwärts gekrümmt, die Augenhöhlen gross, der Schnauzentheil ungemein verkürzt, die Pauken- knochen sehr langund breit, aber nicht hoch aufgetrieben, kein knöcherner Gehörgang wie bei allen Iltiissen und Wieseln zum Unterschiede von den . Mardern ,; der Unterkiefer kurz und kräftig. Der Atlas gross, der 3. bis 6. ‚ Halswirbel mit verkümmerten Dornen, der erste Rückendorn sehr breit und senkrecht, die beiden folgenden ebenso breit, aber geneigt, die übrigen schmäler, sich verkürzend und mehr neigend, die Lendenwirbel verhältniss- mässig kurz und mit sehr kurzen Fortsätzen. 15 Schwanzwirbel. 9 wahre, 5 falsche Rippenpaare ; das Schulterblatt sehr breit, schief dreiseitig, der Oberarm schlank, ohne markirte Deltaleiste; Hüftbeine sehr schmal, das eiförmige Loch rund und sehr gross, der Calcaneus stark comprimirt, die Füsse länger als die Hände. Das Wiesel verbreitet sich durch ganz Europa vom Mittelmeere bis Lappland, ist aus Persien wie aus Sibirien bekannt, und wird in Aegypten zur Vertilgung der Ratten und Mäuse in den Häusern gehalten. Es hält sich in Häusern, hohlen Bäumen, zwischen Steinen auf. Nützlich wird es durch Vertilgung der Mäuse, Ratten, Maulwürfe und Eidechsen, sehr schäd- lich aber auch durch seine Gier auf Hühner, Tauben, Kaninchen, ja es ist kühn genug dem Hasen ins Genick zu springen und sich so fest ein- zubeissen, dass er sich verblutet. Es ist ein muntres und sehr bewegliches Thierchen; schnüffelt in allen Winkeln und Löchern umher, klettert ge- schickt. Es ranzt im März, trägt 5 Wochen und wirft 5 bis 8 Junge in ein Nest von Gras und Moos. Bei drohender Gefahr schleppt es die Jungen fort. Diese werden sehr zahm und ergötzen durch ihr munteres Betragen. M. fusca Bachm. €) Das nordamerikanische Wiesel steht in der Grösse zwischen dem gemeinen und dem Hermelin, sein Schwanz ist kürzer als bei diesem und länger als bei jenem, am Ende schwarz, der Pelz kurz und weich, oben braun, unten rein weiss und zwar in weiterer Aus- dehnung als bei dem europäischen. Körperlänge 9“, der Schwanz 3, Bewohnt Nordamerika von der Hudsonsbai bis Südkarolina und gleicht in Naturell und Lebensweise dem gemeinen Wiesel. M. frenata Lichtst. 7) Das gezäumte Wiesel hat die Grösse des Her- melins mit längerem Schwanze und schmäleren längeren Ohren. Sein 6) Bachmann, Journ. Philad. VII.b 288. — Die Art ist lange Zeit mit dem euro- päischen Wiesel identificirt worden und scheint Bonaparte sie zuerst als M. Cicog- nani gelrennt zu haben, dann erklärte sich auch Richardson für die Trennung und Bachmann wies sie unter obigem Namen wirklich nach. Doch ist eine weitere Prüfung noch wünschenswerth. 7) Lichtenstein, Darstellg. Tf. 42; Bachmann, Journ. Philad. VIlI.b 288. 784 Unguiculata. Ferae omnivorae. Colorit ist lebhaft rothbraun, an der Unterseite weiss und zwar an der Kehle und Brust rein, nach hinten mit ockergelb überflogen. Schnauze, Scheitel und Ohren sind schwarz, ein herzförmiger Fleck auf der Stirn und ein grösserer zwischen Auge und Ohr weiss, die Schwanzspitze schwarz. Körperlänge fast 1‘, der Schwanz 7. In Mexiko mit der Lebensweise des gemeinen Wiesels. M. agilis Tsch.®) Von sehr schlankem Körperbau mit kleinem sehr zugespitzten Kopfe, kurzen und kurz und dicht behaarten Schwanze; oben röthlichgrau; die Haare an der Wurzel grau, dann graugelb, an der Spitze röthlichbraun; die Schnauze dunkelbraun oder mit weiss gesäumter Ober- lippe, Kehle, Brust und Bauch weisslichgrau, die Füsse dunkel, fast kastanienbraun, der Schwanz mit dunkler Spitze, die Ohren aussen dunkel- braun, innen weisslich. Körperlänge 10‘, Schwanz 4“, Das peruanische Wiesel lebt auf kalten, öden Hochebenen der Cor- dilleren an sonnigen Steinhaufen zu 8 bis 12 Stück beisammen, ist un- gemein behend und scheu. Gezähmt ist es nur gegen seinen Herrn zutraulich und lässt sich mit Gemüse, Fleisch und Milch erhalten. M. afrıcana Desm. ®) Das afrikanische Wiesel zeichnet sich durch die grosse behaarte Spannhaut zwischen den stark behaarten Zehen aus, ist schön licht rostfalb, Unterkiefer falb gefleckt auf weissem Grunde, Vorder- hals und Brust weiss, der Schwanz am Ende dunkelrostroth, längs der Bauchmitte ein brauner Streif. Körperlänge 10“, Schwanz 5. In Aegypten. M. lutreola L.*) Der Nörz verbindet die Marder mit den Öttern durch seine breite flache Schnauze, die sehr niedrigen rundlichen Ohren und die mehr als halbe kurz behaarte Spannhaut zwischen den Zehen. Der Kopf ziemlich platt, die Augen klein, länglich und schwarz, der Hals so dick wic der Kopf, der Leib nach hinten dicker, die Vorderbeine etwas länger als die hintern, der Schwanz wie bei dem Wiesel. Das Colorit ist schön kastanienbraun, am Bauche heller, an den Füssen dunkler, am Schwanze schwarzbraun. Die Lippenränder sind weiss, die Kehle ebenfalls. Der nordamerikanische Nörz, auch Vison oder Mink genannt, soll sich nach eini- gen Beobachtern durch weniger Weiss am Kopfe auszeichnen. Körperlänge 1‘, der Schwanz 5". Gebiss und Schädel sind ganz entschieden wieselartig. 14 rippen- tragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 19 Schwanzwirbel. Der Nörz bewohnt das nördliche und nordöstliche Europa bis an den Ural, südlich bis Schlesien und Gallizien, ferner die ganze Breite von Nord- amerika bis Karolina und Pennsylvanien hinab. Er läuft schnell, klettert sehr geschickt und schwimmt vortrefflich. Am liebsten wählt er zu seinem 8) v. Tschudi, Fauna peruan. 110. re, Mammal. 179; M. subpalmata Sundevall, k. vet. acad. Handl. ; 1. ‚Ling, Syst. nat. XII. I, 66; Schreber, Säugeth. III. 454. Tf. 127; Viverra lu- aloe Spicil. zool. XIV. 46. tb. 21; Zoogr. I. 80; Lutra lutreola Shaw, Gen. as1 a ar ‚HoBen; nov. act. Leop. XII. 901; Lutra minor Erxleben syst. mamm. HN Sg "On ELTSBON, Quadrup. 178; Richardson, Fauna I. 48; Pr. zu Wied, Bl. 2l2: Bulfon, Hist. nat. XIIl. 304. tb. 43, M. Iutreocephala Harlan, Fauna 65. wohl kein andrer Unterschied als die geringere Ausdehnung der weissen Farbe . Schnauze nachgewiesen werden kann, ist dennoch der Mink öfter specifisch europäischen Nörz geschieden worden. Mustelinae. Icticyon. Gulo. 185 Aufenhalte bewaldete Ufer der Gebirgsbäche, wo er Höhlen ünter Baum- wurzeln anlegen kann und Krebse, Fische und Frösche findet. Der Bisam- geruch aus seinen Afterdrüsen ist nicht sehr stark. Das Weibchen wirft im Frühjahr 7 Junge. Ungemein scheu und vorsichtig, ist er schwer zu fangen. Man fängt ihn mit Hunden oder in Tellereisen im Winter des Pelzes wegen, der schlechten Zobelpelzen gleich geachtet wird. Ictieyon Lund. Der Waldhund ist eine die Marder mit den Caninen vermittelnde Gat- tung, von gedrungenem kräftigen Körperbau, breitem Rücken, kurzen starken Beinen, kurzem Schwanz und langhaarigem Pelz. Der Kopf ist dick, die Schnauze kurz, breit, stark vorgezogen, die Ohren kurz und gerundet, die Vorderpfoten fünf-, die hintern nur vierzehig, die Zehen mit breiter Spann- haut. Im Gebiss sind die untern Eckzähue sehr gross, höher und spitzer als die obern; die Backzähne haben schlanke Zacken; der erste Lückzahn ist einfach, die beiden folgenden mit je einem Nebenhöcker, der obere Fleischzahn sehr kurz mit sehr kleinem Innenhöcker, der im Milchgebiss fehlt, der untere Fleischzahn mit vergrössertem zweiten Zacken, der obere Kauzahn nach innen stark verschmälert, der untere sehr klein. Der Schädel besitzt alle entschiedenen Mardercharactere. 14 Wirbel tragen Rippen, 6 sind rippenlos, 3 im Kreuz und 13 im Schwanze. Man kennt nur eine Art. J. venaticus Lund. ?2) Der Pelz ist auf dem Rücken verlängert, einfarbig braun, am Kopfe, dem Nacken und Schultern rothgelb. Körperlänge über 2', der Schwanz 5". In Brasilien in dichten Gebüschen, ungemein scheu und misstrauisch, gräbt viel und nährt sich von Geflügel. Gulo Storr. Der Vielfrass hat den plumpen gedrungenen Körperbau .der Dachse und ist plantigrad. Die längliche Schnauze, die kleine Nase, die kurzen abgerun- deten Ohren, der dicke und kurze Hals, der gewölbte Rücken, die kurzen kräftigen Beine mit fünfzehigen Pfoten, und der sehr kurze, gerade aus- gestreckt getragene Schwanz characterisiren seine äussere Erscheinung. Ge- biss und Skeletbau sind ganz entschieden mustelinisch. Die obern Schneide- zähne gleichen Mustela, die untern sind von fast übereinstimmender Grösse. Die grossen Eckzähne stark gekantet, die Lückzähne sehr dick, ohne deutliche Nebenhöcker, oben 3, unten 4, der erste sehr klein und einwurzlig; am obern Fleischzahn der vordere Höcker verkümmert, der innere deutlich ent- wickelt; der untere aus zwei grossen und dicken Zacken mit sehr kleinem stumpfen Anhange bestehend; der Kauzahn nicht von Mustela abweichend. Der Schädel ist schmal und gestreckt, die Hinterhauptsfläche senkrecht, der Scheitelkamm deutlich entwickelt, die Stirn breit und sanft abfallend, die Schnauze etwas länger als bei Mustela, doch immer noch kurz und breit, die Jochbögen ungemein weit vom Schädel abstehend. 15 oder 16 Wirbel tragen Rippen, Soder 4 sindrippenlos, 4 im Kreuzbein und 12 bis 14 im Schwanze 2) Lund, Blik paa Brasil. Dyreverd. V. 64. tb. 41; Melictis Beski Schinz, Revue zool. 1848. 177. Scheint auch fossil vorzukommen. Säugethiere. Gig e 786 Unguiculata. Ferae carnivorae. (nicht 18 wie A. Wagner angibt). Die innere Organisation scheint seit Pallas nicht wieder untersucht worden zu sein. Es sind zwei Arten, eine diluviale und eine lebende, bekannt. G. arcticus Desm. ?) Der nordische Vielfrass trägt 4 Reihen langer Schnurren auf der Oberlippe, hat kleine Augen mit braunem oder schwarzem Stern, über demselben fünf starke Borsten und an den Zehen lange weisse Krallen. Das Haar des Gesichtes ist kurz und glänzend schwarzbraun, zwischen Augen und Ohren weisslich mit braun gemischt, auf dem Körper länger und kastanienbraun, auf den Seiten etwas heller, auf dem Rücken ein schwarzbrauner fast herzförmiger Fleck, der sich bis zur Schwanzwurzel auszieht, an den Seiten läuft ein gelblicher Streif entlang; Brust und Bauch sind schwarzbraun, unter dem Kinn und an der Brust kleine weisse Flecke. Der Ton der einzelnen Farben ändert etwas ab. Körperlänge 2!/,', der Schwanz etwa 8". Der Vielfrass bewohnt das nördliche Europa, Sibirien und Nordamerika, Nach ältern Berichten soll er auch in Deutschland hie und da beobachtet sein. Er nährt sich von kleinen Säugethieren, Vögeln und Beeren. Er liebt besonders waldige gebirgige Gegenden fern von bewohnten Orten, schläft am Tage und streift des Nachts in seinem Revier umher. Die Ranzzeit fallt in Herbst oder Anfang des Winters und im Frühjahr wirft das Weibchen 2 bis 3 Junge an einen sehr versteckten Ort. Diese lassen sich sehr leicht zähmen und sind dann zutraulich, munter und possierlich. Der Pelz ist lang und rauh, daher wenig geschätzt. Die wunderlichen Fabeln mit welchen die ersten Nachrichten über den Vielfrass von Michovius und Olaus Magnus geschmückt sind, scheinen nur in dem Namen ihren Grund zu haben und doch rührt das Viel[frass] vom schwedischen Fjaell, d. h. Felsen, her. G. spelaeus Goldf.*) Der Höhlenvielfrass der Diluvialzeit unterscheidet sich von dem lebenden durch merklich weiter vom Schädel abstehende Jochbögen, durch seine relativ kürzere Schnauze, breiteres Antlitz, flachere Stirn, tiefer absteigende vordere Spitzen der Nasenbeine, die früher zu dem hohen Scheitelkamme zusammenlaufenden Stirnleisten, die stärkere Verengung hinter den Orbitalfortsätzen, die breitere Occipitalfläche, die Zähne grösser, stumpfkantiger, die Massetergrube tiefer. Die Ueberreste wurden in der Gaylenreuther, Sundwicher und den Lütticher Höhlen entdeckt. 4. Lutrinae. Die Oltern sind wasserbewohnende Mustelinen, in der äussern Er- scheinung den Mardern ähnlich, mit Schwimmhaut zwischen den Zehen, im Gebiss den Dachsen ähnlich, mit sehr grossem stumpfen Ansatz an beiden Fleischzähnen und sehr grossem obern Kauzahn. Lutra Storr. Die Öttern sind die grössten Mitglieder der Mustelinenfamilie, durch den sehr gestreckten Körper mit kurzen Beinen, den dicken flachen Kopf, die he nsichenie ehe, Slgahan ı 72 ERS a 9, Sen 3) Desmarest, Manımal. 174; Cuvier, oss. foss. VII. 502; Mustela gulo und Ursus luscus Linn, syst. nat. XI. 1 67. 71; Schreber, Säugeth. II. 525. Tf. 140; Buffon, Hist, nat. AI, 278. suppl. II. 240. tb. 48; Lindwall, schwed. Abhandl. 1773. 208. T1.7.8; Gulo borealis Nilsson, illum. fig. skand. faun. 94; Blainville, Ost&eogr. Martes; Giebel, Odontogr. 33. Tf. 12. fig. 13; Meles Gulo Pallas, Spicil. zool. XIV. 25. tb. 2; Zoogr. l, 73: Gulo luscus Richardson, Fauna I, 41; Wolverene Pennant, Quadrup. II. 8. th. 8. R; > ‚Goldfuss, nov. act. Leopold. IX. 311. tb. 8; Umgebgen. v. Muggendorf 282. vil Be 3; Schmerling, oss. foss. II. 167. tb. 34. fig. 16. 17; Cuvier, oss. foss. - 900. tb. 193. fig. 22—24; Giebel, Fauna. Säugeth. 61; Bronn’s Jahrb. 1849. 65. Mustelinae, Lutra, | 787 breite stumpfe Schnauze, die nach vorn gerückten Augen, die kurzen rund- lichen Ohren, die mehr weniger vollständige Schwimmhaut zwischen den Zehen, den langen zugespitzten Schwanz und das kurze straffe und glatte, glänzende Haar in ihrer äussern Erscheinung ausgezeichnet. Die Schneidezähne haben kleine gelappte Kronen; die Eckzähne sind sehr lang und stark; die drei Lückzähne jeder Reihe mit sehr dicker Basis und schlanken Zacken, der erste obere klein und hinfällig, die übrigen zwei- wurzlig. Der obere Fleischzahn gleicht durch seinen grossen slumplen An- satz an der Innenseite dem von Mephitis, der untere ebenso auffallend dem des Dachses; der obere Kauzahn hat die Grösse des Fleischzahnes und trägt aussen zwei Höcker, der untere jst relativ grösser als bei allen vorigen. Der Skeletbau gleicht dagegen vielmehr den Mardern als den Dachsen. Der Schädel ist völlig deprimirt, im Hirntheil in die Breite ausgedehnt, mit fast nach vorn geneigter Occipitallläche und schwachem Scheitelkamm, sehr stark verengt in der Stirngegend, mit weit abstehenden Jochbögen, flachen Pauken- knochen, sehr kurzem Schnauzentheil und sehr hohem graden Kronfortsatz am Unterkiefer. Der Atlas hat sehr schmale Flügel, der Dorn des Epistro- pheus wie bei Mustela, die folgenden Halswirbel mit breiten und gleich hohen Dornen, nur der siebente länger, die Querfortsätze sehr lang und ganz nach hinten gerichtet, der beilförmige Anhang nur am sechsten sehr gross. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 11 +1 +8 Wirbeln, die Rückendornen breit und dünn, die dersten gleich lang und senkrecht, die folgenden kürzer und geneigt, die Lendendornen selır breit, allmählıg höher und nach vorn ge- neigt, die Querfortsätze breit, allmählig länger, abwärts und nach vorn ge- richtet. 3 gleichbreite Kreuzwirbel. 22 bis 26 Schwanzwirbel, die bis zum 8. breite Querfortsätze und bis zum 9. untere Elemente tragen. Das Sternum neunwirblig. 10 wahre, 4 falsche Rippenpaare, wie bei allen Wasserbewohnern die Rippen am untern Ende erweitert. Das Schulterblatt am Vorderrande auffallend erweitert, mit aufgerichtetem Hinterrande, linterständiger sehr hoher Gräte, die sich vorn in einen langen Stachelfortsatz auszieht. Der Oberarın stark comprimirt und gedreht, unten mit der Brücke für den Nervus medıianus. Das Becken gestreckt und schmal, die Hüftbeine sehr schmal, die Sitzbeine breit, der Fuss länger als die Hand. Die weichen Theile summen ın gleich überraschender Weise mit denen der Marder überein. Jederseils des Mast- darmes liegt eine Stinkdrüse, die am Rande des Alters nach aussen mündet. Die Schamöffnung des Weibchens zeigt eine Tlörmige Spalte. 4 Zitzen. kein hängender Hodensack, aber ein Ruthenknochen. Die Ottern erscheinen sparsam bereits in der miocänen Tertiärepoche, bleiben ebenso vereinzelt in der pliocänen und diluvialen, in der Gegenwart dagegen verbreiten sie sich in grosser Artmannichlaltigkeit über die ganze Erde mit Ausnahme Neuhollands. Sie bewohnen Flüsse und Seen, schwimmen vortrefflich und laufen trotz ihrer kurzen Beine ziemlich schnell. Entweder graben sie sich am Ufer eine kleine Höhle oder beziehen verlassene Baue in der Nähe desselben. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Fischen, ausserdem in Wasserratten, Fröschen und Krebsen. Das Weibchen wirft nur wenige Junge. a) Die Zehen fast gleich, mit ganzer Schwimmhaut und starken Krallen. L. vulgaris Erxl.?) Die gemeine Fischotter hat einen plumpen Kopf 3) Erxleben, syst. mamm. 448; Schreber, Säugeth. III. 457. Tf. 126.a; Buffon, Hist. nat. Vil. 134, tb. 11—16; Perrault, M&m. acad. I, 150. Tl. 21. 22; Bechstein, | 50* 188 i Unguiculata. Ferae carnivorae. mit stumpfer Schnauze, deren dicke Lippen mit mehren Reihen starker Schnurren besetzt sind, von welchen die unteren und hinteren die grössten sind, die der Unterlippe klein und sparsam. Andere Borsten stehen über dem Auge, auf den Backen und an der Kehle. Die Nase ist stumpf und breit, nicht vorragend, ‘die Augen klein, die Ohren ganz kurz und ab- gerundet, der Hals kurz und dick, der Schwanz von halber Körperlänge und spitz auslaufend, die vorderen Krallen länger und spitzer als die hin- tern. Der kurze steife Pelz ändert in der Färbung ab. Gewöhnlich er- scheint er oben hell röthlichbraun, am Bauche mit weiss überlaufen, an den Wangen, Unterkiefer, Vorderhals und Brust ins graulichweisse fallend. Die braune Farbe dunkelt bisweilen bis zum schwarzen, die helle am Vorder- halse breitet sich mehr weniger aus. Körperlänge 2 bis 3°. Der obere äussere Schneidezahn ist ansehnlich vergrössert, die Eckzähne sehr lang und stark, an der Innenseite mit schneidenden Leisten, die Lück- zähne mit spitzen Kegelzacken und scharfen Kanten, der obere Fleischzahn mit sehr breitem stumpfen innern Ansatz, der grosse schiefvierseitige Kau- zahn vierhöckerig, der untere Kauzahn breiter als lang. Schädel und Skelet sind oben characterisirt. A. Wagner gibt 23, Daubenton 25, Cuvier frag- lich 20 Schwanzwirbel an. An unsern zahlreichen Skeleten zähle ich meist 25, wenige haben 24 und 26, wobei ich hier wie immer die Reihe der Wirbel nur dann als vollständig betrachte, wenn der letzte Wirbel zu- gespitzt oder ein blosser Knochenkern ist. Die Nieren sind traubig, aus etwa 10 Nierchen gebildet; die Clitoris der Weibchen mit einem Knochen. Das Vaterland der gemeinen Fischotter erstreckt sich von Schottland, Norwegen und Schweden bis ans Mittelmeer hinab, über das nördliche Afrika und über Asien von Persien, Indien, Japan bis Kamtschatka. An Re ni nz eu, Naturgesch. I. 821; Fr. Cuvier, Mammif. 11. livr. 23; Cuvier, oss. foss. VII. 33; Blain- ville, Osteogr. Martes; Giebel, Odonlogr. 35. Tf. 12. fig. 12; Bonaparte, Fauna ital. fasc. 7; Viverra lutra Pallas, Zoogr. I. 79. — Bei der weiten geographischen Ver- breilung fehlt es nicht an mancherlei Abänderungen, welche zu sehr überschätzt, die Trennung in mehre Arten veranlassten. Folgende mögen erwälnt werden: L. poensis Waterhouse, Proceed. zool. soc. VI. 60 von Fernando Po, heller als unsere, schon gelblichbraun, Gesicht und Hals tief goldgelb mit bräunlichem Anfluge. L. nair Fr. Cuvier, dict. sc. nat. XXVII. 247 von Pondicherry, dunkel kastanienbraun, Kopf, Hals, Kinn und Kehle röthlichweiss, über und unter den Augen ein röthlich- brauner Fleck, die Unterseite röthlichweiss. L. indica Gray, Loud. magaz. 1837. 1. 350 von Bombay, blassbraun und weiss gespritzelt. L. chinensis Gray, l. c. aus China, blassbraun, Ohrspitzen, Lippen, Wangen, Kinn, Vorderhals, Unterseite blassgelb. Hodgson, Ann. nat. hist. IV. 28 unterscheidet 7 Arten in Nepal. L. tarayensis, Schwanz von 2/, Körperlänge, Farbe oben hell umbra, unten und an den Pfoten gelblichweiss, der Schwanz dunkel; L. monticola, Schwanz etwas länger, Haar länger und rauh, oben dunkler, unten schmulzig grau; L.indigitata, Leib mehr wurmförmig, Schwanz von halber Körperlänge, Zehen sehr kurz, Farbe noch dunkler als vorhin, unten blass röthlich; L. aurobrumnea, Leib noch gestreckter, Schwanz kürzer als 2% Körperlänge, Zehen und Kralleı normal, Pelz lang, oben frisch kastanienbraun, unten goldigroth. Die andern 3 Arten sind noch nicht diagnosirt. L. roensis Ogilby, Proceed. zool. 1834. III. aus Irland ist oben und unten fast schwarz. Cuviers L. barang Diet. sc. nat. XXVII. von Java und Sumatra trägt einen rauhen, schmutzig und graulich umberbraunen Pelz, der an der Unterseite blasser, an Wangen, Kehle und Vorderhals bräunlichgrau ist, Körperlänge nur 12/4‘, der Schwanz 8“. Geoffroy unterscheidet im Diet. class. X. 519 noch eine L. perspicillata. Ueber den Werth ee runen Arten müssen weitere Untersuchungen entscheiden. — Fossil- ji europäischen Art werden aus Höhlen und Bohnerzen erwähnt als L. an- qua Meyer, L. furreojurrassica Jaeg. Mustelinae, Lutra. 789 allen grössern Süsswassern trifft man sie. Ihr Revier dehnt sie stunden- und meilenweit aus, doch nie weit von den Ufern ab. Meist geht sie des Nachts auf Raub aus und hält sich am Tage versteckt, ist furchtsam und schlau, riecht, hört und sieht sehr scharf, ist wild und bissig, aber doch zu zähmen. Sie lebt hauptsächlich von Fischen, deren kleinere sie ganz verzehrt, während sie von grössern Kopf und Rückgrat liegen lässt; in ihrer Mordlust beisst sie mehr todt als sie fressen kann. Im Winter geht sie unter das Eis. Ausser an andere Thiere wie Krebse, Frösche, geht sie in Nothfällen auch an Pflanzen. Sie ranzt im Winter und wirft nach etwa 9 Wochen 3 bis 4 Junge. Des bedeutenden Schadens wegen, den sie der Fischerei zufügt, wird sie nachdrücklich verfolgt, in Tellereisen gefangen oder geschossen. Ihr Fleisch, obwohl nicht wohlschmeckend wird doch gegessen, der Pelz zu Verbrämungen und Muffen verarbeitet. L. canadensis Sab. 6) Die nordamerikanische Fischotter steht der ge- meinen so auffallend nah, dass sie meist für identisch gehalten wird, wohl aber mit Unrecht. Sie ist im Allgemeinen merklich grösser, hat einen kürzeren Schwanz, im Sommer einen sehr kurzen fast schwarzen Pelz, im Winter einen längern schön röthlichbraunen mit einem grauen Fleck unter den Augeu. Der Pelz ist überhaupt etwas feiner und glänzender, der Schädel relativ breiter und kürzer, am obern Fleischzahn erweitert sich der innere stumpfe Ansatz in der ganzen Länge des Zahnes, der Kauzahn hat die Grösse des Fleischzahnes, der untere dritte Lückzahn besitzt einen hintern äussern Höcker, der stumpfe Anhang des Fleischzahnes ist überwiegend gross. Die Heimath bilden die Zuflüsse des Polarmeeres, der Mississippi, Mis- suri, Wabasch mit ihren Nebenflüssen. Die Lebensweise und das Naturell sind ganz wie bei der europäischen Fischotter. Ihr Pelz wird vielmehr in den Handel gebracht, England allein erhält jährlich mehr als 8000 Felle. L. brasiliensis Cuv.?) Auch die brasilianische Fischotter gleicht im Habitus der europäischen, ist aber wiederum grösser und mit nackter Nasen- kuppe versehen. Die Nasenlöcher öffnen sich seitlich und sind durch eine herabhängende Klappe verschliessbar, die Ohren klein und rund, Backen und Lippen mit starken gelblichen Schnurren besetzt, die Pfoten breit mit starken Krallen, der Schwanz breit und flachgedrückt, stark behaart, der 6) Sabine, Franklin’s journ. 653; Griffith, anim. kingd. 11. 135, c. fig.; Richard- son, Fauna I. 57; Pr. zu Neuwied, Reise I. 211; Giebel, Odontogr. 35; Lutra brasi- liensis Harlan, Fauna 72. — L. laxatina Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. XXVII. 242 aus Südkarolina hat an der Wurzel rein schwarzbraunes langes Haar, dessen Spitzen am Unterleibe röthlichbraun, oben schwärzlichbraun, ein mehr gerades Schädel- profil und breiteren Antlitztheil. Desselben L. insularis l.c. von Trinidad wird als kurz- und sehr glatthaarig, licht kastanienbraun, unten gelblichweiss characterisirt und die L. enudris ]. c. als oben hellbraun, unten blasser, an Kehle und Wangen fast weiss. L. californica Gray, Loud. mag. 1837. 1.350 dunkelbraun mit einzelnen weissen Spitzen, unten blassbraun. Diese nur als blosse Varietäten zu betrach- tende Arten könnten bei tieferer Kenntniss vielleicht den unmittelbaren Uebergang zur europäischen Art darthun. 7) Fr. Cuvier, Diet. sc. nat. XXVII. 244; Pr. zu Neuwied, Beiträge II. 320; Bur- meister, Säugeth. Brasil. 113. — Gray fasst Ann. mag. nat. hist. 1843. X1. 113 unter dem einheimischen Namen Lontra diese und die canadensische Otter wegen der behaarten Muffel und der halbnackten Sohlen in eine Untergattung zusammen. Vielleicht gehört Molina’s Mustela felina hieher. — A. Wagner’s L. solitaria Wiegm. Archiv 1843. I. 358 von Ypanama unterscheidet sich durch die nackte Nasenkuppe und ist oben kastanienbraun, unten schmulig weiss, der Schwanz allmählig zuge- spitzt. Weitere Auskunft gibt die dürftige Diagnose nicht. 790 Unguiculata. Ferae carnivorae. Pelz kurz und weich von schön brauner Farbe mit stark glänzenden Gran- nen, an der Unterlippe weisslich, von ihr bis zur Brust hinab zwei weisse oder gelbliche Flecken, die Sohlen fast ganz nackt. Im Oberkiefer fehlt häufig der erste Lückzahn, der zweite ist schon dreieckig, der Rand des innern stumpfen Anhanges am obern Fleischzahn gekerbt, der obere Kau- zahn nur */, so lang als der Fleischzahn, der untere Kauzahn klein, kreis- rund, fein höckerig. Das Milchgebiss zählt in jeder Reihe nur 3 kleine Backzähne. Das Weibchen hat 4 Zitzen am Bauch, das Männchen einen dicken zweitheiligen Hodensack und eine schlanke Ruthe mit walzen[örmi- gen sanft gebogenen Knochen. Der Schädel ist hinten breiter und runder gewölht als bei der europäischen Art, die Stirn minder platt, die Schnauze etwas kürzer, der Jochfortsatz des Schläfenbeines schmäler. Die Lunge ist sechs-, dieLeber siebenlappig, der Magen gekrümmt, der Darm von vier- facher Körperlänge. Körperlänge 3°, Schwanz fast 2%. In Brasilien häufig an Flüssen und Gebirgsbächen, gesellig, nur an be- wohnten Orten einzeln. Schon von ferne verrathen sie sich durch ihr Pfeifen, Schnauben und Schnarchen. Sie steigen Beute machend den Strom hinauf, oder lassen sich vom Wasser abwärts treiben. . Die Fische verzehren sie gern am Ufer. Jung eingefangen werden sie sehr zahm. L. chilensis Benn. ®) Die chilesische Fischotter trägt ein abstehendes, wie geschorenes mässiges langes, rauhes Haar von tiefbrauner Farbe und mit einzelnen weissen oder überwiegend lichtgelblich braunen Spitzen, an der Unterseite etwas heller. An den Wangen, Kinn und Kehle ist das Colorit blasser, an den Füssen dunkler. In der Jugend fehlen die lichten Haar- spitzen. Die Nasenkuppe ist nackt, die hintern Sohlen halb behaart. Der Vorderrand der Unterlippe nackt, die Schnurren gelblich. Das Wollhaar graulich kastanienbraun. Körperlänge 245‘, Schwanz 15‘. In Chili und Peru, nährt sich hauptsächlich von Krebsen an der Meeresküste und liefert zahlreiche Felle auf den englischen Markt. L. paranensis Reng, ®) Steht der brasilianischen Otter sehr nah. Die dichten Haare stehen fast senkrecht auf der Haut und sind glänzend dunkel- braun. An der Kehle liegt ein heller viereckiger Fleck, in der Jugend bräunlichroth, dann röthlichgelb, später gelblichweiss. Die Scheidewand der Nasenlöcher, die Augenlider, Unterseite der Zehen und Schwimmhaut sind nackt, letztere sehr dick und gross, der deprimirte Schwanz am Ende abgerundet. Körperlänge 2°, Schwanz 1Y,'. In Paraguay. L. montana Tsch.!) Die Bergotter hat eine kleine, nackte, hinten ab- gerundete schwarze Nasenkuppe und eine ganz behaarte Unterlippe. Der Körper ist oben schwarzbraun mit rothbraunen Schattirungen, der Unter- leib schwärzlich, Gesicht, Kehle und Lippen braun, die Füsse schwarz, die Sohlen zu zwei Drittheilen nackt und schwarz. Der Schwanz abgerundet. 3) Bennett, Proceed. zool. soc. 1832. I. 1; Waterhouse, Zool. Beagle I. 22. — A. Wagner, Schreb. Säugeth. 11. 261 scheidet einen solchen Balg mit kürzern Füssen und Zehen als L. brachydactyla, vereiniet ihn aber später mitL.chilensis. v. Tschudi, Fauna peruan. 119 bezeichnet die Sohlen als ganz nackt und überzeugte sich, dass der Schädel, auf welchen Gervais, Zool. Bonite 15. tb.3. fig. 4—6 die L. peruviensis gründet, mit der chilischen identisch ist, 9) Rengger, Paraguay 128, 1) v. Tschudi, Fauna peruan, 120. | | 15 Mustelinae. Lutra. 791 Das Wollhaar glänzend schwarz, die Grannen schwarzbraun mit röthlich- brauner Spitze. Körperlänge 14,‘ Schwanz fast 1‘. Lebt in 9000 Fuss Meereshöhe auf der Binnencordillera Peru’s, ist aber in diesem Jahrhundert bereits sehr selten geworden. L. platensis Wath.?) Der Pelz ist kurz, anliegend und dunkelbraun, unten blasser, am Halse noch heller, an der Schnauzenspitze und dem Kinn schmutzig gelblichweiss, der Schwanz an der Wurzel verdickt und allmählig zugespitzt, mit anliegenden, seitlich verlängerten Haaren, Nasen- kuppe nackt, Sohlen halbnackt. Körperlänge 2!/;', Schwanz 1!/4‘. Am Platastrom in einem Exemplare gefangen. L. maculicollis Licht. ?) Die gefleckte Otter hat die Pfoten und Krallen der europäischen, eine nackte Nasenkuppe, halbkreisförmige Ohren und ein kurzes glatt anliegendes Haar. Die allgemeine Färbung ist tief kastanienbraun, beide Lippen aber weiss, im Kinnwinkel ein zweischenkliger mattbrauner Fleck, kleinere Flecke stehen auf dem weissen Vorderhalse und fliessen auf der Brust zusammen, am Knie ein runder weisser Fleck, der Rand der Ohren hell. Das Wollhaar ist dicht und grau. An der Spitze des Unter- kiefers liegt ein fast kahler halbkreisförmiger Fleck. Vom Schädel und Ge- biss werden keine specifischen Eigenthümlichkeiten angegeben. Körper- länge 2‘, Schwanz 1‘. Im Kafferlande am östlichen Abhange der Bambusberge. L. Bravardi Pom.*) Nur in einem Oberkiefer mit der Zahnreihe aus den Bimssteinalluvionen des Perrier in der Auvergne bekannt. Der 2. und 3. Lückzahn sind stärker als bei der gemeinen lebenden Art, mit dickerer Basis; der stumpfe innere Ansatz am Fleischzahne verschmälert sich nach innen völlig, so dass die Zahnkrone einen gleichschenklig dreiseitigen Umfang hat. Der Kauzahn ist schief vierseitig, kürzer als der Fleischzahn, mit dicker Basalwulst. Das Fragment deutet auf ein die lebende euro- päische Art nur wenig übertreffendes Thier. L. Valletoni Geoffr.?°) Die wenigen Ueberreste dieser Art aus dem miocänen Süsswasserkalk der Auvergne und wahrscheinlich auch des Mainzer Beckens deuten eine generische Differenz an. Der letzte untere Lückzahn trägt vorn und hinten einen Nebenhöcker. Am Fleischzahn ist der zweite äussere Zacken sehr hoch und der hintere stumpfe Anhang sehr verkürzt, der Kauzahn klein, in der obern Reihe besitzt der .dritte Lückzahn eine sehr verdickte Basis, der Fleischzahn einen mittelständigen sehr breiten stumpfen Ansatz und der Kauzahn einen schief dreiseitigen Umfang, So 2) Waterhouse, Zool. Beagle 21. tb. 35. fig. 4. 3) Lichtenstein, Wiegmanns Archiv 1835. I. 89. Tf. 2. fig. 1. 4) Pomel, Bullet. soc. 2&ol. 1843. XIV. 168. tb. 3. fig. 1.2; Giebel, Fauna Säugeth.. 59; L. elermontensis Blainville, Osteogr. Martes 59. tb. 14; L. elaveris Croizet. 5) Geoffroy, Revue encycl. LIX. 88. (Potamotherium); Giebel, Odontogr. 35. Tf. 13. fig. 13., Tf. 14. fig. 6; Lutrietis Pomel, Bullet. soc. geol. 2 ser. IV. 380. tb. 4. fig. 5; Lutra clermontensis Blainville, Osteogr. Martes tb. 14. partim; Potamophilus Valletoni Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 22 c. explic.; Stephanodon mombachensis v. Meyer, Bronn’s Jahrb. 1847. 143. — Blainville, Osteogr. Martes tb. 14 gründet auf ein Unter- kieferfragment von Sansans noch eine ZL. dubia. Nordmann scheidet aufReste aus dem miocänen Meeresgebilde Bessarabiens die Gattung Thalassictis als Th. robusta mit 4 Lück-, 1 Fleisch- und 1 Kauzahn im Unterkiefer und Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 23. fig. 3 gedenkt eines Fleischzahnes als Th. incerta von Sansans, der vielmehr einer Hyäne als einem marderartigen Thiere angehört. 792 Unguiculata. Ferae carnivorae. dass die Vorderinnenseite die längste ist. Eine kleine Alveole hinter dem- selben deutet noch auf einen Kornzahn. b) Die Zehen mit sehr kurzer Schwimmhaut, grösstentheils frei, die mittlern Zehen sehr verlängert, die Krallen sehr kurz und selbst fehlend. 4ony«. L. inunguis Cuv. 6) Die krallenlose Fischotter hat zwischen den vor- dern Zehen nur eine ganz kurze Spannhaut, und auch zwischen den hin- tern nur eine sehr kleine Schwimmhaut. Die Zehen sind kurz und dick, die Sohlen breit, die Krallen fehlen vorn gänzlich, hinten an den äussern Zehen, während die 3 mittlern nur ein kleines rundliches und plattes Nagelrudiment besitzen und diese Krallenbildung zeichnet schon die jungen Exemplare aus. Der Pelz ist fein und kurz, oben dunkel kastanienbraun, unten heller, an den Beinen sehr dunkel, an Wangen und Vorderhals so wie die Schnurren weisslich, zwischen den Nasenlöchern und Augen ein brauner Fleck. Das -Wollhaar ist graulich mit braunen Spitzen. Im Ge- biss zeichnet sich der obere Kauzahn durch ansehnliche Breite aus. 15 Wirbel tragen Rippen, 5 sind rippenlos, 3 im Kreuz, 22 im Schwanze. Körperlänge bis 3‘, der Schwanz 1?/;‘. Bewohnt die grossen salzigen Sümpfe ‘an der Küste des Kaplandes, wo Fische und Krebse reichliche Nahrung und dichtes Rohr und Gebüsch sichere Schlupfwinkel bieten. L. leptony& Horsf.”) Die kurzkrallige Fischotter unterscheidet sich von der gemeinen europäischen durch die der Schnauzenspitze näher gerückten Öhren, den spitzig zulaufenden in der Endhälfte deprimirten Schwanz und die eigenthümliche Fussbildung. Die Zehen sind nämlich nur mit einer kurzen Spannhaut versehen und die 3. und 4. an allen Füssen im ersten Gliede mit einander verbunden. Die an allen Zehen vorhandenen Krallen sind so klein, dass sie die Ballen nicht überragen. Sie sind übrigens stark comprimirt und spitz. Der ziemlich lange, rauhe und lockere Pelz ist glän- zend rothbraun, an der Unterseite lichter und wie gewöhnlich ohne Glanz, Wangen und Vorderhals gelblichweiss, von der Nase zum Auge ein brauner Streif, die Krallen weisslich. Körperlänge 2‘, der Schwanz 1‘. Bewohnt die grössern Flüsse auf Java, Sumatra und Borneo. Pterura Gray. Die Saumotter zeichnet sich aus durch ihren grossen deprimirten Kopf mit kahler Nasenkuppe, kleinere Augen und Ohren, und noch mehr durch die sehr breiten fünfzehigen Füsse mit ganzen Schwimmhäuten. Die Vorder- füsse gleichen hinsichtlich der Länge der Zehen denen der europäischen Art, an den Hinterfüsen dagegen nehmen die Zehen von der äussern zur innern wie bei den Meerottern an Länge ab. Alle sind mit langen spitzen Krallen bewaffnet. Der lange cylindrische Schwanz hat jederseits eine saumartige schwach zackigrandige Erweiterung. Im Gebiss sind oben die 4 mittlern 6) Fr. Cuvier, Diet. sc. nat. XXVII. 247; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 264; L. eapensis Cuvier, regne anim. I. 148; Aonyx Delalandi Lesson, manuel 157. 7) Horsfield, Zool. research. VII. c. fig.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 265; das Milchgebiss ist in meiner Odontogr. 35. Tf. 12. fig. 10 beschrieben und abge- bildet, — Es scheint auf Sumatra, Borneo und Java noch eine zweite Art vorzu- kommen, doch lassen die bisherigen Angaben nur Varietäten erkennen. Gray, Loud. mag. 1837. 1. 580 nennt eine L, Horsfieldi und Horsfield a, a. 0. eine L. simung. Mustelinae. Pterura. Enhydris. 793 Schneidezähne breit, gleich, lanzettartig, die äussern klein und kegelförmig; die Eckzähne lang. Die einzige Art Pt. Sambachi Gray ®) trägt einen weichen leberbraunen Pelz mit hellem Augenring, gelben Lippen, Kinn und Hals, mit braunen Flecken an letz- terem. Körperlänge 1Yy', Schwanz 1‘. Demerara. Enhydrıs Flemm. Ihrer äussern Erscheinung nach ist die Seeotter eine robbenähnliche Fischotter. An ihrem kurzen dicken rundlichen Kopfe ragt die stumpfe nackte Nase nicht vor, die dicken Oberlippen tragen drei Reihen sehr starker Schnurren, vor und über jedem Auge eine ähnliche Borste, die Augen gross, die Ohren ganz tief herabgerückt mit cylindrischer Wurzel, welche in einen stumpfen Zipfel ausläuft, der Hals sehr kurz und dick, der Leib walzig. An den Vorderfüssen sind die Zehen ungemein verkürzt, durch eine schwielige, unterhalb nackte Haut verbunden. Die 3. und 4. Zehe ganz verwachsen mit gemeinschaftlichem Ballen; die Krallen klein, schwach gekrümmt, aufgerichtet. An den Hinterfüssen nehmen die Zehen von der äussern zur innern an Länge ab, alle sind durch eine ganze Schwimmhaut verbunden, die Sohle behaart, die Krallen etwas über die Zehenspitzen vorragend. Die Hinterbeine nach hinten gerichtet. Der Schwanz ist kurz, dick, deprimirt, schnell zugespitzt und dicht behaart. Der Pelz besteht aus einem sehr feinen, etwas spiraligen Wollhaar und längern steifen Grannen. Von den sechs untern Schneidezähnen pflegt der äussere jederzeit bei alten Thieren auszufallen. Die Eckzähne sind schlanker als bei Lutra. Der erste obere Lückzahn sehr klein, der zweite dickkegelförmig mit hintrer Basalfalte, die drei untern allmählich sehr verdickt. Der obere Fleischzahn viel breiter als lang, erinnert an den ersten Kauzahn der Hunde, hat aussen zwei halbkuglige und innen einen sehr dicken Kegelhöcker, der untere Fleisch- zahn ist sehr kurz und dick, unregelmässig fünfhöckerig. Der obere Kauzahn quereiförmig, unregelmässig höckrig, der untere viel kleiner. Der Schädel trägt die entschiedenen Charactere der Fischottern, nur ist er im Schnauzentheil kürzer und breiter, mit grösserer Nasenöffnung, kurzem breiten knöchernen Gaumen, der Kronfortsatz sehr hoch und schmal. 13 oder 14 Wirbel tragen Rippen, 6 oder 7 sind rippenlos, 3 Kreuz- und 21 Schwanzwirbel. Die Gliedmassenknochen sind kurz, der Oberarm, Speiche und Elle weit von einander abstehend, das Becken lang und schmal, die Hüftbeine sehr verdickt und von der Wirbelsäule abgebogen, Femur kurz und dick mit kugligem Gelenkkopf ohne Grube für das Ligamentum teres, Unter- schenkel verlängert, der Ruthenknochen stark. Die Zunge hat weiche Papil- len; der Pförtner der Cardia gerade gegenüber gelegen, der Darmkanal von zwölffacher Körperlänge, die Leber fünflappig, Pancreas getheilt, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig, ‚kein freier Hodensack, keine Afterdrüsen, wie sie die vorigen Gatlungen besitzen. Die einzige Art ist 8) Gray, Loud. magaz. 1837. 1. 580; Ann. magaz. nat. hist. Il. 286. tb. 14 (fälschlich Pferonura); Wiegmann, Archiv 1838. IV.b 392. Tf. 10. 794 Unguiculata. Ferae carnivorae. E. marina Flem.°) Die Seeotter erreicht 3 bis 4° Länge, ihr Schwanz bis 1‘. Im Alter von einigen Monaten trägt sie ein langes grobes weisses Haar, welches die feine braune Wolle versteckt. Dann fallen die langen Haare aus und der Pelz wird schwärzlich. Im ausgewachsenen Alter ist derselbe dicht, gagatschwarz mit dünner weisser Sprenkelung. Mit zu- nehmendem Alter wird das Colorit dunkelbraun. Die weissen Spitzen des Grannenhaares nehmen bisweilen so überhand, dass das Thier silberweiss erscheint. Das Vaterland sind die Inseln und Küsten des grossen Oceanes zwischen Asien und Nordamerika, an der asialischen Seite vom 45. bis 60°, an der amerikanischen von dem 30. bis 62°. Seit 100 Jahren ist jedoch die Seeotter wegen der grossartigen Verfolgungen schon an vielen Orten ganz ausgerottet. Sie nährt sich von Fischen, Krebsen, Weichthieren und Meeres- pflanzen. Trotz der kurzen Beine läuft sie schnell, hält sich jedoch mehr im Wasser als auf dem Lande auf. Hier legt sie sich schlafen, nachdem sie das Wasser abgeschüttelt und mit den Vorderpfoten sich geputzt hat. Sie schwimmt bald auf dem Rücken, bald auf dem Bauche, hebt sich senkrecht empor und taucht schnell unter. Ungemein scheu und furchtsam stösst sie beim Anblick ihres Feindes ein ängstliches Zischen aus, und liegt dann demüthig da. Uebrigens ist sie munter und lebhaft, verträgt sich mit den ihrigen, spielt gern und Männchen und Weibchen halten treu und fest an einander. Dieser innigen Liebe zufolge begatten sie sich zu jeder Jahres- zeit und das Weibchen wirft nach 8 oder 9 Monaten ein, selten mehre sehende Junge aufs Land, die mit grosser Liebe gepflegt werden. Neunundzwanzigste Familie. Viverrinae. . Die Viverrinen sind kleine bewegliche Carnivoren mit gestreckten, zumal im Schnauzentheile verlängerten Kopfe, kleinen Augen, veränderlichen Ohren, mit dünnem runden Leibe auf noch sehr niedrigeren oder etwas höheren Beinen, mit langem, meist hängenden Schwanze und gewöhnlich fünf Zehen an allen Füssen, deren scharfe Krallen sie zurückziehen können. Sie sind be ara RR BE HD HERE. EAN . 9) Flemming, phil. zool. II. 187; Griffith, anim. kingd. II. 316. c. fig.; Lichten- stein, Darstellg. Tf. 49. 50; Eversmann’s Reise 19. Tf 11. 12; A. Wagner, Schreb. Säugelh. It. 274; Wiegmanns Archiv 1849.49; Cook, voy. north hemisph, II. tb. 43; Home, Phil. Transact. 1796. 385. tb. 8-10; Martin, Proceed. zool. soc. IV. 59; Owen, Odontogr. ib. 128. fie. 12; Giebel, Odontogr. 36; Lutra marina Steller, nov. act. Petropol. Il.b 367. tb. 26; Schreber, Säugeth. Ill. 465. Tf. 128; Mustela lutris Linne; Phoca lutris Pallas, Zoogr. I. 100; Enhydris Stelleri Fischer, Synops. mamm. 129. Zur Familie der Mustelinen scheinen noch einige höchst ungenügende Gattungen zu gehören, die hier am Schlusse noch erwähnt sein mögen. Hodgson, journ. asiat. soc. Bengal. VI.b 561 characterisirt eine Urva cancrivora aus den Thälern Nepals: mit dem Gebiss von Herpestes, dem Habiltus von diesem und Gulo, fast wurmförmig; Schnauze gestreckt, zugeschärft, beweglich, Zehen mit grosser Spannhaut, Sohlen nackt, Gestank verbreitende Afterdrüsen, 6 Zitzen, oben rothgelblich eisengrau, ae dunkelbraun , jederseits des Halses ein weisser Streif, Körperlänge 18%, Fe 14 re d’Orbieny bildet in s. voy. Amerique merid. tb. 13. fig. 4 den - ade! einer Mustela patagonica s. Lyncodon vom Rionegro ab, dessen Grösse zwischen ıss und Hermelin steht und nur 3 Backzähne in jeder Reihe hat, oben 1 Lück-, Behr. I Kauzahn, unten 2 Lück- und 1 Fleischzahn, der Schädel selbst ist nustelinisch. — Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 27. fig. 9. c. expl. gibt ein Unterkiefer- fragme dem Saas i r - 2 F Rent aus dem Süsswassermergel als Putoriodus, die Lückzähne grösser als bei orius, der Fleischzahn ohne stumpfen Ansatz. Viverrinae. 795 allermeist digitigrad und haben daher behaarte Sohlen. Die stinkenden After- drüsen der Mustelinen sind auch bei den Viverrinen noch allgemein vor- handen, ausserdem aber in der After- und Genitalgegend noch andere, eigen- thümliche Absonderungsdrüsen. Das Zahnsystem weicht durch schärfere und spitzzackigere Formen, noch mehr durch die Anwesenheit zweier Kauzähne im Oberkiefer von dem der Mustelinen ab. Die kleinen Schneidezähne pflegen von innen nach aussen etwas an Grösse zuzunehmen. Die Eckzähne sind schlank, wenig gekrümmt, comprimirt, oft mit schneidender Kante versehen, die obern lang und dünn, die untern kurz und dick. Die Lückzähne tragen auf einer verdickten Basis einen stark comprimirten, schlanken und scharfspitzigen Hauptkegel, der hintere oft mit einem vordern und zweien hintern Nebenzacken. Am obern Fleischzahn verkümmert der vordere und hintere Zacken mehr weniger, der mittlere ist gross und schief, der Innenhöcker stark entwickelt. Der untere Fleischzahn hat drei scharfe Vorderzacken und einen stumpfen, scharf umran- deten Ansatz von veränderlicher Grösse. Die beiden obern Kauzähne sind sehr breit und kurz, aussen deutlich zweihöckerig, innen oft nur hochrandig, der untere vierseitig, oder rundlich, stumpfhöckerig oder scharfrandig. Der Schädel ist gestreckt, die Seiten des Hirnkastens gewölbt, im Schnauzen- theil schmal und schlank, die Orbitalfortsätze sehr entwickelt, die Stirnleisten schnell zum Scheitelkamme sich vereinigend, die Jochbögen schwach, der Unterkiefer schlank mit breitem Kronfortsatz; die Halswirbel gestreckt, der Epistropheus mit vorn und hinten überragendem Dorn, der 6. Halswirbel mit sehr grossen Beilfortsätzen. 10 +1 +9 Dorsolumbalwirbel, die Fortsätze der Lendenwirbel sehr breit und kurz, ganz nach vorn gerichtet; 3 Kreuz- wirbel, 20 bis 34 Schwanzwirbel, die ersten mit untern Elementen. Das Sternum 7- bis Ywirblig, 13 bis 15 Rippenpaare, das Schulterblatt am Vorderrande erweitert mil mässiger Gräte, der Oberarm schlank, ohne mar- kirte Deltaleiste aber mit knöcherner Brücke für den Nervus medianus und oft mit perforirter Olecranongrube, das Becken klein mit schmalen Hüftbeinen, Oberschenkel gerade und gerundet, Unterarm- und Unterschenkelknochen völlig von einander getrennt. Die Ohrspeicheldrüse kleiner als bei den Muste- linen, nicht grösser als die Unterkieferdrüse, die Zunge mit zahlreichen Horn- spitzen besetzt, der Oesophagus sehr eng, ihre Spiralfasern nicht über die Mitte der Länge hinabreichend, der Magen länglich und weit, der Darm von 3- bis 6facher Körperlänge, die Peyerschen Drüsen klein, ein kleiner Blind- darm vorhanden, die Leber viellappig, die Milz sehr klein, die Luftröhre sehr lang mit fast vollständigen Knorpelringen, die Bronchien sehr weit, die Knorpelringe tief in die Lungen eindringend, die rechte Lunge vier-, die linke zwei- oder dreilappig. Die Viverrinen sind allermeist räuberische und sehr blutgierige Thiere, die von kleinen Säugethieren und Vögeln, Eiern, Amphibien und wirbellosen Thieren sich nähren, nur ausnahmsweise vegetabilische Kost nehmen. Sie führen eine nächtliche Lebensweise, klettern und laufen sehr geschickt. Zum Aufenthalt wählen sie hohle Bäume, Felsenritzen oder Verstecke im Gebüsch. Die Gattungen erscheinen bereits während der miocänen Tertiärepoche auf der Erdoberfläche, erreichen jedoch überhaupt in der Vorwelt noch keine besondere Mannichfaltigkeit. Ihre Fossilreste sind vielmehr die sparsamsten und unvollständigsten unter denen aller Raubthiere. In der gegenwärtigen Schöpfung dagegen enthalten sie einen grossen Formenreichthum und zwar 796 Unguiculata. Ferae carnivorae. unter viel beschränkteren geographischen Verhältnissen als die Mustelinen. Mit Ausnahme einer nordamerikanischen Gattung gehören sie ausschliesslich der Alten Welt an und hier besonders Afrika und dem südlichen Asien. Europa hat nur in seinen mittelmeerischen Ländern zwei Repräsentanten aufzuweisen. Die zahlreichen Gattungen in natürliche Gruppen zu sondern ist nach dem gegenwärligen -Stande unsrer Kenntniss nicht möglich. Ihre Charactere laufen so vielfach in und durch einander, dass Gruppenbestimmende nicht angegeben werden können. Die Zahl der Lückzähne, die der Zehen, die Behaarung der Sohlen, Form und Grösse der Ohren, Länge und Behaarung des Schwanzes ändern abweichend von den Verwandschaftsverhältnissen. Wir ordnen daher die Gattungen nach letzteren an einander. 1. Krallen zurückziehbar. Cynogale Gray. Der Mampalon ist von gedrungenem Körperbau mit kurzen Beinen, ver- längerten Kopfe, nackten, plantigraden Sohlen, fünf zur Hälfte verbundenen Zehen mit starken gebogenen Krallen, langen cylindrischen Schwanze und mit weichem. krausen Pelze zwischen dem starren Grannenhaar. Die °/, Lück- zähne sind schneidend und scharfspitzig, der erste einfach, die beiden fol- genden mit zwei kleinen hintern Nebenzacken, der vierte unlere noch mit zwei vordern Nebenzacken, der obere Fleischzahn rundlich dreiseilig, aussen mit drei deutlich geschiedenen Zacken, der Rand des innern stumpfen An- satzes dreihöckrig, die beiden Kauzähne ganz abgerundet, anssen zwei- innen mehrhöckrig, der untere Fleischzahn sehr dick, stumpf mit scharfzackigem Rande, der Kauzahn etwas kleiner mit scharfhöckrigem Rande. So sind also nur die Lückzähne von entschiedenem Viverrinentypus, Fleisch- und Kauzähne schliessen sich mehr an den omnivoren Typus an als bei irgend einem andern Viverrinen. Der Schödel ist gestreckt, der Scheitel nach hinten sanft abfal- lend, die Orbitalfortsätze schwach, die Jochbögen hoch, der Unterkiefer mit breiten, etwas nach hinten geneigtem Kronfortsatz. Die Zunge ist mit horni- gen Papillen besetzt, der Blinddarm sechs Linien lang. Die einzige Art ist C. Bennetti Gray. !) Der bärtige Mampalon trägt an der Oberlippe einen starken Bart von langen steifen gelblichweissen Borsten, hinter und über demselben dünnere braune Borsten, zwei Bündel langer weisslicher auf den Wangen und einzelne am Kinn. Die Augen sind braun, die Nase schwarz, Oberlippe, Kinn und ein Fleck über dem Auge gelblichweiss, die Ohren stark abgerundet, innen fast kahl, ausserdem mit kurzen schwärzlichen Haaren bekleidet. Das Wollhaar des Körpers fahl gelblichbraun, die feinen Grannen in der Mitte gelblichweiss, an der Spitze schwarz. Kehle und Unterlippe schwarzbraun, am Bauche einzelne lange weissspilzige Haare, die Beine innen dunkelbraun, aussen schwarzbraun. Körperlänge fast 2% Schwanz 1/,'. . Lebt an Gewässern auf Sumatra und Borneo, klettert aber auch und nährt sich von Fischen, Krebsen, Mäusen, Vögeln und Früchten. ERS OEREENEEEEERREGE ERENReee 1) Gray, Proceed. zoolg. soc. 1836. 86; Loud. magaz. 1837. 579. Giebel, Odon- togr. 31. Tf. 11. fig. 2; Lamictis carcharias Blainville, Ann. sc. nat. 1837. VI. 279. % = Osteogr. Civetles; Potamophilus barbatus Müller, Verhandl. need. Bezitt. I. Viverrinae. Paradoxurus. 19T Paradoxurus Cuv. Die Roller haben die spitze Schnauze, abgerundeten Ohren, die fünf- zeliigen Füsse, nackten Sohlen und den plantigraden Gang mit voriger Gat- tung gemein, auch nur einen etwas weniger gedrungenen Körperbau, aber halb einziehbare, scharfe Krallen und einen sehr langen, meist einrollbaren Schwanz. Das Gebiss zeichnet sich durch kurze und plumpe Formen aus. Die Eckzähne sind breit, flach, jederseits mit ein oder zwei Längsfurchen ver- sehen. Die Lückzähne haben mit Ausnahme des ersten sehr kleine Kegel- zacken auf verdickten Basen, die an der Innenseite besonders wulstig sind. Nebenzackeu fehlen. Der vierte untere Lückzahn verdickt sich am hintern Rande sehr ansehnlich. Der obere Fleischzahn hat einen vorderen starken Hauptizacken, einen kleinern dahinter und einen breiten stumpfen Ansatz innen, der untere drei vordere niedrigere Zacken und einen sehr grossen stumpfen Anhang mit gezacktem Rande. Die beiden obern Kauzähne sind quer und stumpfhöckrig, der untere ziemlich gross und rundlich. Der Schädel ist gestreckt, hinter den scharfen Orbitalfortsätzen meist stark verengt; die Stirn sanft gegen die Nase hin abfallend, die Stirnleisten schnell zur Bildung eines starken Scheitelkammes zusammentrelend; die Joch- bögen weit abstehend, aufwärts gebogen, die Nasenbeine weit vor den Frontal- fortsätzen der Oberkiefer endend, das Unteraugenhöhlenloch ziemlich gross, die Paukenknochen hoch gewölbt, die Unterkieferäste schlank, der Kronfort- satz breit und hoch. Der Epistropheus mit sehr hohem und langen Dorn, die folgenden Halsdornen breit und niedrig, die beilförmigen Fortsätze sehr entwickelt, 10 Rückenwirbel mit langen ziemlich breiten Dornen, der dia- phragmatische mit sehr kurzem breiten senkrechten Dorn, 9 Lendenwirbel mit sehr kurzen, breiten und ganz nach vorn geneigten Dornen und kurzen zugespitzten Querfortsätzen, 3 hochdornige Kreuzwirbel und 28 bis 38 Schwanzwirbel, die etwas bis zum sechsten untern Elemente tragen. 13 oder 14 Rippenpaare, das Sternum achtwirblig, das Schulterblatt schmal trapezoidal, der obere Rand sehr schief, die Gräte hoch und diagonal, das Becken kurz, die Hüftbeine schmal und dick, die Gliedmassenknochen schlank, der.Daumen lang und stark. Die Zunge mit rauhen Wärzchen bekleidet und mit 3 bis 5 kelchförmigen Warzen. Der Blinddarm von Zolllänge. Die Drüsen neben dem Mastdarme münden durch einen kurzen Gang jederseits neben dem After. Die Ruthe ohne Knochen, Prostrata sehr gross, Samenblasen fehlend, Eichel mit rückwärts gerichteten hornigen Häckchen besetzt. Zwischen Hodensack und Präputium findet sich eine nackte weisse Stelle, auf welcher zwei seit- liche Falten in einem Spalt eine schmale flache fein behaarte Längswulst begrenzen. Die Innenseite der Falten ist sehr drüsenreich und eine Öhrenschmalz ähnliche Substanz absondernd, die einen heftigen Gestank verbreitet. Die Arten bewohnen ausschliesslich das südliche Asien und den in- dischen Archipel und führen eine nächtliche Lebensweise. Sie klettern viel und sehr geschickt, fressen kleine Säugelhiere, Vögel und Eier, aber auch Früchte. Die Zahl der Arten ist übermässig vervielfältigt und viele sehr unge- ‚ nügend characterisirt, daher die Sichtung und Gruppirung sehr schwierig. 798 Unguiculata. Ferae carnivorae. a) Colorit des Körpers ohne Streifen und Flecken. a) Ohren nackt. P. leucopus Ogilb. 2) Den gedrungenen Körper bekleidet ein kurzer dichter feiner Pelz. Die halbkreisförmigen Ohren sind nackt und schwarz, die Nasenkuppe schmal und schwarz, die Schnurren lang und schwarz. Das Colorit des Kopfes, der obern Theile und der an der Wurzel verdickten, all- mählig zugespitzten Schwanzes lichtbraun mit schwarzspitzigen Grannen, am Halse etwas lichter als an Kopf und Schultern, das Gesicht schwarz, in der Augengegend licht aschgrau, die Unterseite und Schwanzspitze weiss, die Pfoten mit den einziehbaren Krallen rein weiss. Körperlänge etwa 16, Schwanz etwas kürzer. } Das einzig bekannte Exemplar wurde in England, von Ostindien ein- geführt, lebend beobachtet; es schlief am Tage und war des Nachts sehr lebendig. Den Schwanz rollte es nicht, sondern krümmte ihn nur horizon- tal S förmig. ß) Ohren behaart. P. larvatus Gray. ?) Der Larvenroller hat den Habitus eines einjähri- gen Fuchses. Sein Kopf ist gestreckt, die Schnauze lang und spitzig, der Schwanz an der Wurzel verdickt, allmählig zugespitzt, einrollbar, die grossen Ohren abgerundet, die Zehen mit grosser Spannhant, die Sohlen z. Th. den Boden berührend, die weissen Krallen zur Hälfte einziehbar. Der reichliche dichte Pelz ist von mässiger Länge, die Grannen das Woll- haar verbergend. Der Kopf ist grossentheils schwarz, Wangen, Unterkiefer, Kehle und Hals grau, ein weisser Streif läuft von der nackten Nasenspitze über die Stirn zum Hinterkopf, ein andrer bogniger liegt unter den Augen, ein dritter grauer zieht von den Augen zu den schwarzen Ohren. Der Körper er- scheint gelblichgrau, das Wollhaar ist grau, die Grannen an der Wurzel grau, an der Spitze gelblich, die Schwanzspitze und Beine schwarz, die Unterseite gelblichweiss, die Schnurren weiss mit braunen Spitzen. Dieses Colorit ändert ab, die Körperfarbe wird erdbraun oder hell fahlbraun mit vielen schwarzspilzigen Grannen. Der Schädel zeichnet sich merkwürdig aus, indem abweichend von allen übrigen Arten die Schläfenleisten nicht zur Bildung eines Scheitelkammes zusammentreten. Die Orbitalfortsätze sind breit und stumpf, der Jochbogen hoch hinauf gebogen, die Pauken- blasen flach gewölbt, der Kronfortsatz des Unterkiefercondylus hoch über dem Alveolarrande gelegen. Schneide- und Lückzähne klein und dick, der Fleischzahn etwas grösser als der erste Kauzahn. Bei alten Thieren fallen die Kauzähne bisweilen aus. Bewohnt die niedrigen Ketten des Himalaya, am häufigsten in Nepal. Lässt sich in der Gefangenschaft mit Reis und Früchten ernähren. 2) Ogilby, Zool. journ. IV. 300. tb. 35. suppl. 3) Gray, Illustrat. indian, zool. I, tb. 11 (früher Viverra larvata und Paguma larvata); Ternminck, Monogr. Mammal. II. 329. tb. 65. fig. 1—3; Gulo larvatus Grif- fit, anim. kingd. Il. 281. c. fig.; P. laniger u. P.nipalensis Hodgson, asiat. research. XIX.a 76; P. Grayi Bennet, Proceed. zool. soc. 1835. IV. 118. — Bei P. nipalensis sind nach Hodgson die Grannen an der Wurzel dunkel schieferfarben, in der Mitte rothgelb, an der Spitze schwarz, die Unterseite rein rothgelb, die Schnurren halb weiss, halb schwarz. Viverrinae, Paradoxurus, 199 P. philippensis Og.*%) Das bräunlichgelbe Colorit mit goldglänzendem Schimmer zeichnet den philippinischen Roller aus. Kinn, Brust und Bauch sind gelblichgrau, Scheitel, Wangen, Ohren und Vorderhals kaffeebraun, auf der Stirn ein grauer Streif; die Ohren rund und stark behaart, der lange Schwanz röthlichbraun, die Beine kaffeebraun; der Pelz kurz, fein und weich, am Grunde goldfarben, an den feinen Spitzen silbergrau, auf dem Rücken braun. Auf den Philippinen. P. leucomystax Gray, ) Der weissbärtige Roller hat einen sehr weichen, wolligen, fast überall gleichlangen Pelz mit rauhen glänzenden Haarspitzen, kurze runde Ohren und lange weisse Schnurren. In der Jugend ist das Colo- rit kaffeebraun, an den Füssen dunkler, unten grau, Gesicht und Schwanzspitze weiss, im ausgewachsenen Alter variirt das Colorit. Das Wollhaar ist überall weisslichgelb, Scheitel, Ohren, Hals, Schultern, Aussenseite der Beine und Schwanzmitte glänzend schwarz, Stirn, Wangen, Kinn schwärzlichbraun, zwischen Auge und Ohr zur Stirn hinaufreichend ein gelblichweisser Fleck, Unterseite röthlich. Schwanzende weiss. Bei andern dehnt sich der weisse Wangenfleck weit aus, das Wollhaar ist röthlich, die weisse Schwanzspitze viel kürzer und bei andern noch anders. Der Schädel ähnelt dem des Musang, doch laufen die Stirnleisten später zusammen, die Jochbögen stehen weniger ab, sind höher gekrümmt, der Scheitelkamm ist niedriger, die Ge- gend zwischen den Augenhöhlen weniger verengt, der Kronfortsatz merklich schmäler, der letzte Kauzahn in beiden Kiefern kleiner, der äussere Schneide- zahn doppelt so gross als der erste innere, der erste Lückzahn hinfällig. Körperlänge 20°, Schwanz fast ebensolang. Auf Sumatra und Borneo. P. bondar Gray.®) Der Bondar wird durch die Kleinheit seines Kopfes, die grossen, innen und am äusseren Rande nackten Ohren und den sehr dichten, grösstentheils wolligen, nur mit einzelnen langen schwarzen Gran- nen durchsetzten Pelz characterisirt. Letztrer ist lang und weich, am Grunde grau, übrigens gelblichweiss. Die Grannen stehen nur im Nacken, auf dem Rücken und Schwanze dichter, übrigens sind sie sehr spärlich. Schwanzspitze und Beine sind schwarzbraun oder ganz schwarz. Nacken, Rücken und Kreuz dunkler als der übrige Körper; Schnauze und Augen- gegend weiss oder grau, auf der Schnauze und auf den Wangen ein brauner Streifen, die Stirn grau, die innere Basis der Ohren weisslich, die Schnurren kaffeebraun. Der Schädel hinter den spitzigen Orbitalfortsätzen auffallend stark zusammengezogen, die Stirnleisten schnell zum Pfeilkamme zusammen- 4) Ogilby, Zool. journ. IV. 300; Temminck, Monogr. Mammal. II. 339; Ambliodon Jourdan, Ann. sc. nat. 1837. VIll. 372; P. Jourdani Gray, Loud. mag. 1837. 1. 579. — Horsfield erwähnt aus Tenasserim einen P. leucotis mit langem weichen Pelz, oben falb mit röthlichbraun, unten lichter, mit weissem Stirnstrich und hellgelblichen Ohren. 5) Gray, Loud. magaz. 1837. 1.579; Temminck, Monogr., Mammal. Il. 325. tb. 64. fig. 4—6; Müller, Verhandl. neederl. Bezitt.; Giebel, Odontogr. 32. Ganz zweifelhaft ist P. prehensilis von Blainville auf eine Zeichnung Hamiltons gegründet, Gray, In- dian zool. tb. 9. 6) Gray, Illustr. Ind. Zool. Il.; Temminck, Monogr. Mammal. II. 332. tb. 65. fig. 4—6; Viverra bondar Desmarest, Mammal. 210; Blainville, Ann. sc. nat. 1837. VII, 274; aa Gray, l. c. Il. tb. 13; P. hirsutus Hodgson, Asiat. research. Galcutta XIX.a 72. 800 Unguiculata. Ferae carnivorae. laufend, die Jochbögen schwach und sehr wenig aufwärts gebogen, der Kronfortsatz von mässiger Breite. Körperlänge 18‘, Schwanz 16“. In Indien besonders in den Waldungen zwischen Saharum und Delhi. Hält sich in hohlen Bäumen auf, klettert vortrefflich, geht auf den Sohlen, und nährt sich von kleinen Säugethieren, Vögeln, Schlangen und Früchten. b) Das Colorit des Körpers mit Streifen und Flecken. P. typus Cuv. ?) Der Palmroller ist von schlankem Körperbau mit etwas stumpfer Schnauze, grossen runden, am hinteren Rande einge- schnittenen, innen warzigen, aussen fast nackten Ohren, und mit halb plantigradem Gange. Die Behaarung ist reichlich und dicht, das Colorit gelblichschwarz. Jederseits des Rückens verlaufen drei Längsreihen schwarzer Flecken und einzelne minder deutliche Flecken liegen auf den Schultern und Schenkeln. Der Kopf ist schwarz, gegen die Schnauze hin blasser, unter und über dem Auge ein weisser Fleck, vom Augenwinkel zum Öhre ein schwarzer Strich, die Ohren innen schwarz gerandet, in der Mitte fleischfarben, aussen schwarz mit weissem Rande, die Schnurren, Beine und Endhälfte des Schwanzes schwarz. Letztrer einrollbar, die Krallen nach Cuvier ganz, nach Temminck halb einziehbar. Der Schädel ist sehr breit, das Profil des Antlitztheiles fast gerade, .die mittlere Längsdepression der Nasenbeine bis zur Stirn hinaufreichend und sehr tief, die Zähne relativ klein, nur der letzte obere Kauzahn grösser als bei andern Arten. Die Geschlechtsorgane sind sehr stark entwickelt, die Prostrata gross und gelappt, ebenso die Cowperschen Drüsen, welche halb so dick als die Hoden sind, der Penisknochen scheint zu fehlen, denn die Ruthe ist in ihrer ganzen Länge sehr biegsam, die Eichel cylindrisch mit kleiner Kegel- spitze und hornigen rückwärts gerichteten Stacheln. Die Drüsensäckchen auf der Oberfläche der Ruthe öffnen sich in zahlreichen Oeffnungen unter den nackten Falten der characteristischen Spalte. Körperlänge eiwa 2%, Schwanz wenig kürzer. Bewohnt Pondicherry und Bengalen. P. musanga Gray.®) Der Musang ist kleiner als der Palmroller und hat einen kürzeren, gröbern, rauhen Pelz mit minder reichen Grannen- haaren und von sehr veränderlicher Färbung. Constant ist ein weisser oder grauer, von der Stirn bis zu den Ohren laufender Streif, der etwas 7) Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 24; Ogilby, zool. journ. IV. 103; Temminck, Monogr. Mammal. 1. 315; Blainville, Osteogr. Civeltes; Giebel, Odontogr. 31. Tf. 11. fig. 13, Turner, Ann. mag. nat. hist. 1850. V. 157; Genette de France Buffon, hist. nat. suppl. VII. tb. 58; Viverra hermaphrodita Schreber, Säugelh. IV. 426; Platyschista Pallasi Otto, nov. act. Leopold. XVll. 1071. tb. 72.73; Viverra nigra Desinaresit, Mam- mif. 208; P. felinus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 349; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 71 bildet einen P. Nubiae aus Nubien ab, den A. Wagner für identisch mit sei- nem P. felinus erklärt. Mu 8) Gray, Proceed. zool. soc. 1832. I. 66; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 344; ” Temminck, Monogr. Mammif. Il. 317. ib. 64. fig. 1—3; Blainville, Osteogr. Civeltes; Giebel, Odontogr. 32; Viverra musanga Raflles, Transact. Linn. soc. XIII. 452; Hors- field, zool. research. I.; Viverra fasciata Desmarest, Mammal. 209. — Gray hat hier wie überall mit bewundernswerther Leichtfertigkeit die Arten vervielfältigt, denn sein P. dubius, P. musangoides, T. Pallasi, P. Crossi, P. quinguelineatus, P. derbyanus nn Ind. zool. u. Loud. magaz. 1837 sind blosse Farbenspielerei, der P. Zebra jleibt fraglich. Eine solche unverantwortliche Speciesmacherei verdient keine weitere Berücksichtigung in der Wissenschaft. Viverrinae. Paradoxurus, 801 gekrümmt die sundaische Benennung Boelan (Halbmond, Sichel) veranlasste. Die allgemeine Körperfarbe ist bei einer Varietät gelblich mit schwarzen Haarspitzen und einzelnen ganz schwarzen Haaren. Ueber den Rücken laufen undeutliche schwarze Längsstreifen und auf den Seiten einige Reihen ver- mischter schwarzer Flecken, der Unterleib ist heller, der Kopf ist schwarz- braun, die Stirnbinde bisweilen an die Kehle hinab verlängert, unter dem Auge und an der Schnauzenspitze ein gelblich weisser Fleck, die Ohren aussen behaart, am Rande nackt, die Schnurren schwarz, die Beine schwarz- braun, der Schwanz ‚schwarz. Bisweilen sind die Rückenstreifen undeut- lich, die Flecken fehlen, selbst auch die Streifen. Bei einer andern Varie- tät ist die Schwanzspitze weiss. Der Vorderhals erscheint weisslich. Der Bauch grau bei schwarzen Beinen und Ohren. Noch andere Exemplare haben einen ocherbraunen Pelz mit braunen Haarspitzen, 6 schwarze Rücken- streifen und runde Seitenflecke, Schwanz und Beine schwärzlichbraun, Hals und Unterseite schwärzlichbraun mit grauen Spitzen. Auch hell aschgraue mit schwarzen oder braunen Rückenstreifen und grossen und kleinen Seiten- flecken, hellbraunen Beinen und schwärzlichbraunem Gesicht kommen vor, ferner röthlicher Rücken mit 5 schmalen schwarzen. Streifen, schwarzen Schwanze mit weisser Spitze u. a. Die schlanken Eckzähne haben aussen und innen verticale Rinnen, keine Leisten, der erste obere Lückzahn ist hinfällig, die beiden folgenden mit von der verdickten Basis aufsteigenden Leisten, am obern Fleischzahne der Haupthöcker dick und niedrig, der hintere klein, der erste Kauzahn kaum breiter als lang, der zweite oval. Der Schädel mit sehr starkem Pfeilkamm, die Stirnleisten unmittelbar hinter den spitzen Orbitalfortsätzen sich vereinigend, hier der Schädel stark verengt, die Jochbögen weit abstehend und breit, der Kronfortsatz des Unterkielers auffallend breit. Körperlänge 16°, Schwanz meist etwas kürzer, selten ein wenig länger. Auf Java, Sumatra, Borneo, Timor, Malakka und Siam in den Wal- dungen des Flachlandes. Schläft am Tage auf Bäumen und geht des Nachts seiner Nahrung nach, die in verschiedenen Früchten, kleinen Säugethieren und Vögeln besteht. Verfolgt stürzt er sich von den Aesten herab und flieht. Er ist bissig und vertheidigt sich muthig gegen Hunde. Das Weib- chen wirft im Januar oder Februar 2 bis 3 Junge. Den Kaffeepflanzungen wird er bisweilen sehr schädlich. P. trivirgatus Gray.?) Ein kleines Thier mit körperlangem oder langern Schwanze, breiten, kurzen, halbkreisförmigen, innen nackten, aussen spärlich behaarten Ohren, plantigrad, mit grossen, halbeinziehbaren, weissen Krallen. Der kurze, rauhe Pelz variirt in der Färbung, trägt jedoch con- stant drei Rückenstreifen Alle obern Theile erscheinen aschgrau mit leichtem silberfarbenen Schimmer, die Rückenstreifen schmal und schwarz, Kopf, Wangen und vordere Schwanzhälfte schwarzgrau, Schnauze, Augengegend, Pfoten und Endhälfte des Schwanzes schwarz, Kinn, Vorderhals und Bauch graulichweiss, die sehr langen Schnurren schwarz. Bei einer andern Varietät erscheint die ganze Oberseite lichtkaffeebraun; nur einzelne Haar- spitzen silberfarben, die Rückenstreifen schwarzbraun, Augengegend und Schnauze tiefbraun, die Unterseite gelblichweiss, die Endhälfte des Schwanzes 9) Gray, Proceed. zool, soc. 1832. i. 68; Temminck, Monogr. Mammal. II. 333. tb. 8. 58, 1: Säugethiere. 51 Be 5 Unguiculata. Ferae carnivorae. weisslich, die Schnurren rein weiss. Das allgemeine Golorit wird auch röthlichweiss, der Schwanz gelblichbraun, die Rückenstreifen tiefbraun. Junge Thiere haben eine weisse Binde im Gesicht. Der Schädel ist gestreckt, die Jochbögen sehr schwach, ziemlich stark aufwärts gekrümmt, die Orbital- fortsätze sehr lang und spitz, fast den Höcker des Jochbogens erreichend, die beiden obern Kauzähne klein und von wenig verschiedener Grösse, stumpfhöckerig. Körperlänge 16, Schwanz etwas kürzer oder länger. Auf Java und Sumatra in gebirgigen Wäldern von 3000 Fuss Meereshöhe. P. binotata Temm.!) Der fleckige Roller ist von der Grösse der Haus- katze, mit kleinem Kopfe, kurzer Schnauze, sehr langen Schnurren, kurzen halbkreisförmigen Ohren, mehr als körperlangen Schwanze und einen hellen Fleck auf jeder Schulter. Die Behaarung ist sehr reichlich, kurz und glalt, das Wollhaar von den längern dichteren Grannen versteckt. Alle Haare an der Wurzel bläulich aschgrau, die Grannen chocoladenbraun mit röthlichem Teint, an der Spitze röthlichgelb, woraus ein zwischen röthlichbraun und gelblich schwankendes Colorit entsteht. Auf dem Halse liegt ein schwarzer Längsstreif, begleitet von kleinen Flecken, Schultern, Rücken, Seiten und Schenkel sind mit grossen und kleinen schwarzen Flecken überdeckt, der markirte röthlichgelbe Schulterfleck wird nur von Grannenhaaren gebildet, die Bauchseite ist hell röthlichgelb, Kopf, Hals und Beine röthlichbraun mit gelb, die Pfoten lichtbraun, der dicke lange Schwanz braun, oben mit schwarzen Halbringeln, an der Spitze tiefbraun, die Schnurren schwarz, die kurzen Krallen gelblich. Manche Exemplare haben braunspitzige Gran- nen, Sparsamere ovale statt runde Flecke und von gleicher Grösse, weniger Ringeln am Schwanze und eine rothe Schwanzspitze; bei noch andern ver- schwimmen die schwarzen Flecke. Der Schädel zeichnet sich durch sehr entwickelte Occipitalleisten, durch einen starken Scheitelkamm, grosse Ver- engung hinter den spitzen Orbitalfortsätzen, sehr nach oben gekrümmten Jochbogen und ganz entschieden mustelinischen Kronfortsatz am Unterkiefer aus. Der letzte Kauzahn ist sehr klein, ein blosser Kornzahn, die Back- zähne übrigens scharfzackig und aufein sehr raubgieriges Naturell deutend. Bewohnt das Festland Indiens. Cryptoprocta Benn. Das Beutelfrett hat einen gestreckten Körger, kräftige Gliedmassen, lange Schnurren, ungewöhnlich grosse Ohren, einen eylindrischen gleichförmig be- haarten Schwanz, nackte Fusssohlen, fünf ganz verbundene Zehen mit voll- kommen zurückziehbaren Krallen. Die nackte Falte zwischen After und Genitalien fehlt, dagegen ist eine den After umgebende Tasche vorhanden. Das einzig bekannte jugendliche Exemplar von Madagaskar heisst Cr. ferox Benn.?) Der Pelz ist kurz, glatt und weich, lichtbräunlich roth, die Haare braun und strohfarben geringelt, an der Unterseite lichter, mehr einformig. Die Ohren behaart. Körperlänge 13, Schwanz 11“. Bassaris Lichtst. Dieser einzige Repräsentant der Viverrinen in Amerika ist von gestreck- tem, marderähnlichen Körperbau mit kurzem zugespitzten Kopfe, ziemlich a. De ST A i 1) Temminck, Monogr. Mammal. I. 336. tb. 65. fig. 7—9; Viverra binotata u. aradowurus Hamiltoni Gray, Proceed. zool. soc. 1832. I. 67; Illustr. Indian. Zool. 1. Ib. 10; P. amnulatus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 353. 2) Bennett, Transact. zool. soc. I.b 137. tb. 14. Viverrinae. Bassaris. Viverra. 803 grossen Augen, langen, ovalen, vorragenden Ohren und fünfzehigen Füssen. Die Sohlen sind behaart, die Zehenballen aber nackt und sehr dick, die kurzen Krallen zur Hälfte einziehbar, der körperlange Schwanz buschig behaart. Der Schädel ähnelt dem der Marder, ist kurz und gedrungen, im Hirntheil breit und gewölbt, im Schnauzentheil stark, die Jochbögen nach -oben gekrümmt, die Orbitalfortsätze schwach. Das Gebiss zeichnet sich aus durch einen doppelten Höcker an der Innenseite des obern Fleischzahnes, durch Dicke des unteren Fleischzahnes, beträchtliche Grösse des untern Kauzahnes. Nur die untern Lückzähne haben einen hintern Nebenzacken, die obern sind schlank und spitzkegelförmig, der untere äussere Schneidezahn sehr klein. Die übrige Organisation ist noch unbekannt. Das Katzenfrett bewohnt die gemässigten Gegenden Neuspaniens, wo es in steinigen Gegenden in der Nähe der Maisfelder häufig beobachtet wird. Es jagt während der Nachtzeit meist Nagelhiere, stiehlt aber auch Haus- geflügel. B. astuta Lichtst. ?) Die: Oberseite ist blass und schmutzig gelblich- grau mit schwarzer Beimengung, nach unten lichter und an der Unterseite licht weisslichgelb. Die Grannen der Oberseite haben lange schwarze Spitzen oder sind ganz schwarz. Die Ohren dünn weisslichbehaart mit dunkelbraunem Fleck aussen an der Wurzel; vor den Ohren, über und unter den Augen gelblichweisse Flecken. Rand der Öberlippe und Kinn ebenfalls gelblich- weiss, der Augenkreis dunkelbraun, der Schwanz mit schwarzen und weissen Ringeln. Körperlänge 15°, der Schwanz nur wenig kürzer. Viverra 1. Der Character der Zibethkatze liegt in dem leichten, gestreckten Körper- bau, den fünfzehigen Füssen mit ganz oder grösstentheils behaarten Sohlen, den freien Zehen, mit halbzurückziehbaren Krallen, der spitzigen Schnauze, den stumpfen Ohren, der scharfwarzigen Zunge, dem langen nicht rollbaren Schwanze, der fleckigen Zeichnung und in der eigenthümlichen Drüsentasche zwischen After und Genitalien. Am Schädel fällt der gestreckte schmale Schnauzentheil, die schwachen Orbitalfortsätze, der wenig entwickelte Scheitelkamm, die viel stärkern Occi- pitalleisten, die schwächlichen Jochbögen und die sehr aufgetriebenen Pauken characteristisch auf. Die Halswirbel tragen sehr niedrige und breite Dornen, ziemlich entwickelte beilförmige Fortsätze. Die ersten Rückendornen sind schmal und fast senkrecht, die folgenden sehr breit und geneigt, die Fort- sätze der Lendenwirbel sehr kurz, breit und ganz nach vorn gerichtet, die 3 Kreuzwirbel gleichbreit, 20 bis 29 Schwanzwirbel, der Oberarm mit per- forirter Olecranongrube und knöcherner Brücke für den Nervus medianus. Das Gehirn mit wenigen und langen Windungen, die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig, die Speicheldrüsen gross, die Leber 5- bis 7lappig. Zwischen After und Genitälien eine Spalte, welche in eine mehr weniger liefe und weile Tasche führt, an deren Wänden die das eigenthümliche Zibeth absondernden Drüsensäcke liegen. Die männliche Ruthe mit Knochen. Die Eckzähne sind schlank und schwach comprimirt, bisweilen. mit schwacher schneidender Leiste; oben 3, unten 4 zweiwurzlige Lückzähne, 3) Lichtenstein, Darstellg. Tf. 43; Blainville, Osteogr. Civettes; Giebel, Odontogr. ‚31. Tf. 11. fig. 10. 804 Unguiculata. Ferae carnivorae. stark comprimirt, lang und spitzzackig, der erste sehr klein, die folgenden mit einem mehr weniger entwickelten hintern Nebenzacken; der obere Fleisch- zahn vierzackig, der vordere Zacken klein, der zweite der grösste, auch der innere scharf, der untere Fleischzahn scharf dreizackig mit zweizackigem stumpfen Anhang, der erste obere Kauzahn schief dreiseitig, innen stumpf, aussen scharf höckerig, der zweite drei- oder vierseilig, mit scharfen Rändern, der untere Kauzahın klein und deutlich vierhöckerig. Die Zibethkatzen treten zuerst in der miocänen Tertiärepoche in Europa auf, scheinen nach minder zuverlässigen Resten auch in den nächstfolgenden Epochen existirt zu haben und entfalten mit Eintritt der gegenwärtigen Ord- nung einen grossen besonders über Asien und Afrika, spärlich auch das süd- liche Europa berührenden Artenreichthum. Ihre Lebensart gleicht ganz der der Marder. Sie jagen besonders während der Nachtzeit kleine Säugethiere und Vögel, klettern behend von Ast zu Ast um Vogelnester aufzusuchen, stehlen listig das Hausgeflügel, und fressen nur in grosser Noth Wurzeln und Früchte. So räuberisch und bissig sie auch sind, so lassen sich einige wenig- stens doch auch zähmen. Der Zibeth einiger Arten ist heilkräflig und ge- schätzt. | Die Arten haben entweder völlig behaarte Sohlen nur nackte Zehenballen oder einen nackten Längsstreif in der Mitte der Sohlen. a) Mit behaarten Sohlen. V. civetta Schreb. *) Die Civetta oder afrikanische Zibethkatze hat einen hundeähnlichen Kopf mit relativ stumpfer, dicker gewölbter Schnauze, langen braunen Schnurren, grossen seitlichen Nasenlöchern, wilden schiefen Augen, kurzen rundlichen behaarten Ohren, Der Hals ist kräftig, der Rücken nach hinten erhöht, derLeib kurz, die Gliedmassen kurz und dünn, die Krallen halbmondförmig, der Schwanz buschig behaart, das Weibchen mit nur 4 Zitzen am Bauche. Der Pelz besteht aus einem langen straffen, längs des Rückens eine starke Mähne bildenden Grannenhaar und einem reichlichen Wollhaar. Die Grundfarbe ist schmutzig gelblichweiss, die Schnauzenspitze weiss, vor den Augen und Ohren jederseits ein kaffee- brauner Fleck, ein ähnlicher dunkler an der Kehle. Von den Ohren laufen jederseits zwei parallele russbraune Binden nach unten und vereinigen sich mit dem Kehlfleck; der Körper ist mit russbraunen Flecken bedeckt, welche auf den Schultern und Schenkeln regelmässiger geordnet sind, als am Leibe; die Rückenmähne am Grunde und dem Rande russbraun, in der Mitte eichel- braun und russfleckig, der Schwanz russbraun, an der Wurzel mit 3 bis 4 weissen Flecken, die Beine schwärzlichbraun, die Krallen weisslich. Körperlänge 2%/,', der Schwanz 1!/,. Das Gebiss zeichnet sich durch scharfe Zacken, ansehnliche Grösse des innern Zackens am obern Fleischzahne und durch Stärke der Kauzähne aus. Skelet wenig eigenthümlich., 13 bis 14 Wirbel tragen Rippen. 22 Schwanzwirbel, von denen die 7 ersten noch deutliche Fortsätze haben. Der Darmkanal 9° lang und fast gleichweit, der Blinddarm 1% lang, der Bin nn BE N ba Eee a Er 4) Schreber, Säugeth. III. 418. Tf. 111; Perrault, M&m. acad. Paris I. 155; Buf- fon, Hist. nat. IX. 299. tb. 34. 35; G. Cuvier, Menagerie d. Mus. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. II.; Brandt u. Ratzeburg, medic. Zool. I. 6. Tf. 1. fig. 2; Pander u. d’Alton, ar Raubth. Tf. 4; Blainville, Osteogr. Civettes; Giebel, Odontogr. 29. Tf. 11. Viverrinae. Viverra. 805 Dünndarm sehr drüsenreich, die Milz sehr gross, die Ruthe mit kleinem breiten, vorn zum Durchgange der Harnröhre gespaltenen Knochen. In die Zibethtasche führt eine zolllange von seitlichen Hautwülsten gebildete Spalte mit kurzen dünnen Haaren besetzt. Die Tasche ist in der Mitte dreieckig, an beiden Enden halbmondförmig, im Grunde durch einen Vorsprung ab- getheilt, jederseits desselben findet sich eine rundliche Oeffnung, welche in einen taubeneigrossen Drüsensack führt, an dessen Wänden zahlreiche Oeffnungen liegen. Die unter diesen gelegene Drüsenmasse erscheint auf der Oberfläche gewunden und besteht aus zahlreichen, rundlichen oder birpförmigen Säckchen, gebildet von sehr gefässreichem Zellgewebe, der ganze Drüsensack in eine zellige, weisse, feste Haut gehüllt und von einem sehr starken halbmondförmigen Muskel umgeben. . Ein andrer haselnuss- grosser Drüsensack liegt jederseits des Mastdarmes, besteht aus einer sehnenähnlichen weissen Haut und einer bräunlichen Drüsenmasse, deren ätzende, wie ranziges Fett riechende Flüssigkeit durch eine Oeffnung jeder- seits des Afters ausgeführt wird. Der Zibeth ist eine eigenthümliche fettige Substanz, flüssig wie geläuterter Honig, in der Ferne moschusartig riechend, in der Nähe ammoniakalisch, von bitterem Geschmack, frisch weiss, später gelb und endlich braun aussehend. | Das Vaterland der Civette bilden die trocknen und gebirgigen Gegenden ‚, Afrikas vom 31° N. B. bis zum 25° S. B., an vielen Orten jedoch wegen der Zibethgewinnung eingeführt und gepflegt. Der Zibeth wird theils an den Bäumen gesammelt, wo ihn die Thiere bei reichlicher Absonderung ab- streifen, theils wird er aus der Zibethtasche des Thieres selbst entnommen. , Sein Gebrauch wirkt erregend auf das Nervensystem, erhitzend auf das ' Blut, krampfstillend und schweisstreibend. Den besten Zibeth liefert Guinea. ‚ Die Verfälschungen geschehen mit Honig, ranzigem Fett, Butter, Rindsgalle ‚u. s.w. ja man erkünstelt ihn auch wohl aus Schweinefett, Honig, Muskatöl, Moschus u. dgl. V. Zibetha L.°) Die ächte Zibethkatze unterscheidet sich von der Ci- vette durch die spitzere Schnauze, mehr vorstehende Nase, den eingesenkten Nasenrücken, die grösseren Ohren, kürzere Rückenmähne, längern Schwanz, spärliches Wollhaar und kürzere Grannen. Die Zunge ist dünn, abgerundet, mit kleinen runden Papillen und scharfen hornigen rückwärts gerichteten Warzen besetzt, die Iris bräunlich, die Pupille senkrecht, die Ohren aussen braun behaart, der Hals schlank, der Leib gestreckt, die Gliedmassen dünn, an der Innenseite der Vorderfüsse über der Tatze eine Warze, der Daumen abgerückt, der Schwanz dünn und lang, Das Weibchen mit 2 Zitzen an der Brust und 4 bis 6 am Bauche. Das kurze weiche krause Wollhaar ist aschgrau, die Grannen weich, bräunlichweiss oder zugleich schwarz- spitzig, auch russbraun, schwarz oder pechschwarz oder auch an der Wurzel aschgrau in der Mitte weiss, mit brauner, schwarzer oder weisser Spitze. Die Grundfarbe ist eine bräunlichweisse, an einzelnen Stellen lichter, 5) Linne, syst. nat. Xll. 1. 65; Schreber, Säugeth. IIi. 420. Tf. 112; A. Wagner, ebd. II. 282; Fr. Cuvier, Mammif. Il.; Brandt u. Ratzeburg, medicin, Zool. 1. 2. Tt.1. fig. 1. Tf. 2; Blainville, Osteogr. Civettes; Giebel, Odontogr. 29. Tf. 11. fig. 1; Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1849. XVIl.a 344; V. fangalunga Gray, Proceed. zool. soc. 1833. Il. 63; V. undulata Gray, Spicil. zool. II. tb. 8; lllustr. Indian. Zool. II. tb. 5; V. orientalis s. melanura M’Clelland, Calcutta Journal 1841. I. 56; Hodgson, ibid. Il. ‚ 47; V. bengalensis Gray, Illustr. Indian. Zool. I. tb. 4. 806 Unguiculata. Ferae carnivorae. an andern dunkler. Die Nase schwarz, die Schnurren weiss und braun; Schultern, Seiten und Schenkel mit schwarzen, länglichen oder rundlichen (kleineren als bei der Civette) Flecken, in Bänder geordnet selten verwischt und undeutlich, besetzt; zwei parallele Binden gehen vom Nacken zur Schulter und biegen dann winklig zum Halse herab, längs des Rückens bis zur Schwanzwurzel zwei pechschwarze Streifen; vom dunkeln Schwanz- streif' gehen 6 bis 10 Halbringe nach unten; Kinn und Kehle bräunlich. Körperlänge 2Y,', der Schwanz 1Yy'. Die Eckzähne sind schlanker als bei der Civette, die Backzähne mit niedrigeren, mehr comprimirten Zacken, mit kleineren Nebenzacken, der obere Fleischzahn mit viel kleinerem Innenhöcker, der letzte obere Kau- zahn abgerundet. Der Schädel mit breiterem Hirntheil, stärkerem Scheitel- kamm, mehr gekrümmten Jochbögen, flacherer Stirn. 22 Schwanzwirbel, 13 Rippenpaare. Die Leber vierlappig, einzelne Lappen wiederum getheilt, Pancreas kurz, dick, ungetheilt, der Magen länglich mit kleinem Blindsack, ° der Kitzler und die Ruthe nach hinten gerichtet. After- und Zibethdrüsen wie bei voriger Art. Bewohnt Indien und die benachbarten Inseln, ebenfalls in vielen Ge- genden des Zibethes wegen gehalten und als Hausthier auch in der Fär- bung variirend. Die Lebensweise ist ganz die der Civette. Das Weibchen ” wirft 4 bis 6 Junge in einen hohlen Baum. Den gefangen gehaltenen nimmt man wöchentlich zwei bis drei Mal je ein Quentchen Zibeth mittelst ” eines Löffelchens aus der durch sanften Druck vorgestülpten Zibethtasche. V. indica Geoflr. 6) Die Rasse ist kleiner als vorige beide, von ge- strecktem zierlichen Körperbau, mit schmalem feınen Kopfe, grossen, rund- lichen, nah beisammenstehenden Ohren. Das bräunlichgraue Wollhaar ist | unter den ziemlich rauhen Grannen versteckt. Die Grundfarbe ist graulich- gelb mit brauner oder schwarzer Beimengung; die einzelnen Haare dunkel ” miteinem gelhlichen Ringe von sehr veränderlicher Breite. Von der Schulter ” bis zur Schwanzwurzel verlaufen acht parallele schwarzbraune Streifen, an ” den Seiten des Leibes Reihen mehr wenig deutlicher Flecken, an jeder ” Seite des Halses ein schwarzer Längsstreif, an der Unterseite des Halses ” dunkle Querbinden, die Unterseite des Körpers lichter, am vordern Augen- winkel und hinter der Ohrwurzel ein schwarzer Fleck; die Beine dunkel- 5 braun; der Schwanz lichtgraugelb mit 7 bis 8 schwarzen Ringeln. Körper- | länge 2’, Schwanz 1‘. Auf Java, Sumatra, den Philippinen, dem Festlande Indiens und in China. 4 V. Boiei Müll. ?) Die spitznasige Zibethkatze ist oben gelblichgrau, unten lichter, schmutzig ockergelb, an den Beinen und Pfoten gelblichbraun. Ueber den Rücken laufen fünf schwarzbraune Querbinden, an den Seiten ” herabreichend, jederseits des Halses von den Ohren bis zu den Schultern ” . 6) Desmarest, Mammal. 210; Gervais, Magaz. zool. 1835. 10. tb. 19; Voyage” Favorite 10. tb. 6; Owen, Odontogr. 480. tb. 126. fig. 1—3; V.rasse Horsfield, zool. research. VI. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. IH. livr. 63; Campbell, Asiat. research. Galcutta XIX. 85; V. pallida Gray, Illustr. ind. zool. I. tb. 6; Viverrula indica Hodg- son, Asiat. journ. Calc. 11.47. Vielleicht gehört hieher V. fasciata Schreber, Säugeth. Ti. 114.b; Buffon, hist, nat. suppl. VII. 231. tb. 56. M H Müller, Tijdschr. naturl. geschied. V. I. 144, Verhandl, neederl. Bezitt. 121. a . 7 Viverrinae. Viverra. . 807 zwei ebensolche Streifen, auf der Schulter durch Querflecke vereinigt, eine schwarzbraune Linie geht über die Mitte des Kopfes in den Nacken, eine ähnliche von der Nase durch die Augen unter die Ohren; die vordere ‚Schwanzhälfte schwarzbraun, die Krallen weisslich. Der Kopf ist sehr lang und zugespitzt, die Nase besonders verlängert. Die Grössenverhältnisse fast wie bei voriger Art. Nur in einem Exemplare von Borneo beobachtet. V. linsang Hardw. ®) Der Linsang ist von ungemein gestrecktem Körperbau mit sehr spitzigem Kopfe und körperlangen cylindrischen Schwanze, von einem weichen und feinen Pelze bekleidet, gelblichweiss mit schwarz- braunen Flecken und Binden ohne regelmässige Anordnung. Vier Quer- binden liegen auf dem Rücken. Hinter '!dem Auge enispringt ein Streif, der als Fleckenreihe über die Schulter an den Seiten des Leibes sich fort- setzt, die Beine aussen gefleckt, der Schwanz mit 7 ganzen Ringeln und gelblich weissem Ende. Die Iris braun, die Pupille rund. Die Eckzähne schlank, die Backzähne mit starken Nebenzacken, schon der erste obere Lückzahn mit scharfem hintern Zacken, die beiden folgenden haben deren zwei, die untern ausserdem noch einen vordern, am obern Fleischzahn die beiden vordern und der hintere Zacken getheilt, am untern der innere Zacken überwiegend entwickelt, der stumpfe Anhang verkümmert, der Rand der Kauzähne scharfzackig, doch pflegt oben nur ein Kauzahn vorzukommen. Der Schädel zeichnet sich durch die Dünnheit seiner Knochen aus, durch die sehr wenig entwickelten Leisten und Kämme, den weit abstehenden dünnen Jochbogen, die stumpfen Orbitalfortsätze, dass grosse Unteraugen- höhlenloch. Körperlänge 1!/,‘, der Schwanz 1‘. Bewohnt die Waldungen auf Java, Sumatra und Siam. b) Die Sohlen mit nacktem Längsstreif. V. fossa Schreb. ®) Die Fossane hat die Grösse und Gestalt der Ge- nette oder ächten Ginsterkatze. Auf der oben fahlen, unten gelblichweissen Grundfarbe finden sich rothbraune Flecken, die auf dem Rücken 4 Längs- streifen bilden, an den Seiten in 3 Reihen geordnet sind und auch den Hals und den Schenkel noch bedecken. Der Schwanz ist mit schmalen, 8) Hardwick, Transact. Linn. soc. XIII. 235. tb. 24; Blainville, Ost&eogr. Civettes; V. gracilis Desmarest, Mammal. 539; Prionodon gracilis Horsfield, zool. research. 1. c. fig.; Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1843. X1. 529; Giebel, Odont. 30. T£f. 11. fig. 14; Linsang gracilis Müller, Verhdl. neederl. Bezitt. 1. 28. — Die generische Trennung dieser Art als Prionodon beruht auf dem Mangel des letzten obern Kauzahnes und der mehr scharfzackigen Form der Backzähne, im Uebrigen ist das Gebiss und noch mehr der Schädel wesentlich viverrisch, letztrer mit nur geringen Annäherungen an Paradoxurus.. Der Zibethapparat ist leider noch nicht untersucht. Hodgson’s Prionodon pardicator Journ. asiat. Calcut. 1841. II. 57 von orangefalber Grundfarbe mit schwarzen Flecken in 8 Quer- und 7 Längsreihen in den Vorhöhen des Hima- laya ist ohne Zweifel identisch. Dagegen dürfte sich V. abyssinica Rüppel, Wirbelth. Abyss. 33. Tf. 11. bei weiterer Untersuchung wohl noch als eigenthümlich heraus- stellen. Sie ist grau isabellfarben, unten weissgrau, an der Schnauze weiss, die Schnurren weiss und schwarz, auf dem Rücken ein schwarzer Streif, daneben 2 gekrümmte, an den Halsseiten und Schenkeln schwarze Flecke, der Schwanz mit 9 schwarzen Ringeln und schwarzer Spitze, längs des Rückens keine Mähne, die Zibethtaschenspalte yförmig. 9) Schreber, Säugeth. III. 424. Tf. 114; Buffon, Hist. nat. XI. 163. tb. 20. 808 Unguiculata. Ferae carnivorae. röthlichen Halbringeln geziert, welche die Unterseite nicht erreichen. Körper- länge 17“, der Schwanz 8/g". In einem Balge von Madagascar bekannt. V. genetta L.!) Die Genette oder Ginsterkatze wird durch den sehr gestreckten Körperbau, die lange spitze Schnauze, die niedrigen Beine und den sehr langen Schwanz characterisirt. Die Farbe der Oberseite ist fahl- erau, bald mehr gelblich, bald mehr grau; längs jeder Körperseite verlaufen 3 bis 4 Reihen meist länglicher Flecken, welche schwarz und in ihrer Mitte röthlichgelb melirt sind. Die ganze Unterseite ist lichtgrau, die Schnauze dunkelbraun mit lichterem Streif, unter und über dem Auge ein weisser Fleck, auch die Spitze des Oberkiefers weiss, die Unterlippe braun gesäumt; die grossen Ohren innen nur mit randlicher Behaarung, aussen mit dunkel- braunem Wurzelfleck; über den Halsrücken verlaufen zwei Paar Längsstreifen; der Schwanz mit 8 bis 10 Paar abwechselnd schwarzen und weisslichen Ringeln und mit schwarzer Spitze. Die Form der Flecken, die Zahl ihrer Längs- reihen ändern ab: die Flecken werden eckig, der rothe Ton ihrer Mitte frischer und überwiegend, die Zeichnung des Kopfes minder markirt, die Schwanzspitze weiss. Körperlänge 20“, der Schwanz 16“. Im Gebiss sind die Nebenhöcker der Lückzähne wenig oder gar nicht entwickelt, der hintere Zacken des obern Fleischzahnes schwach getheilt, der stumpfe Anhang des untern Fleischzahnes sehr klein, dessen vorderer Zacken gross, die obern Kauzähne sehr kurz und breit, der letzte aus 3 Höckern neben einander bestehend, die Eckzähne sehr schlank. Die Hals- wirbel ziemlich gestreckt, die Flügel des Atlas kurz und breit, der niedrige Dorn des Epistropheus nach vorn und hinten sehr verlängert, die beiden folgenden Dornen sehr kurz, der 5. bis 7. länger, dünn und schmal, die Querfortsätze sehr kurz, nur der 5. und 6. mit grossen Beilfortsätzen; die Rückendornen anfangs senkrecht, dann sich neigend und verkürzend, die Lendendornen kurz und breit, deren Querfortsätze sehr breit und nach vorn gekrümmt, die Dornen der 3 Kreuzwirbel sehr breit und nach vorn gerichtet. Schwanzwirbel constant 29, deren vier erste horizontale Quer- fortsätze und 6 erste untere Elemente haben. Das Sternum 7wirblig mit cylindrischem Manubrium und Schwertfortsatz. 10 wahre, 3 falsche Rippen- paare, alle schmal und dick, die Scapula mit bognig erweitertem Vorder- rande und mittelständiger mässiger Gräte. Unterarmknochen gleich stark und schwach gebogen, das Becken klein und schwach mit sehr grossem eiförmigen Loch, die Tibia in der obern Hälfte stark comprimirt, die Zehen länger als die Finger. Das Vaterland der Ginsterkatze erstreckt sich vom südlichen Frankreich durch die Pyrenäen und Spanien über ganz Afrika. Sie hält sich besonders in buschigen und bewaldeten Gegenden an Bächen und Flüssen auf und 1) Linne, syst. nat, XII. 1. 65; Schreber, Säugeth. Ill. 423. Tf. 113; A. Wagner, ebd. 11.290; Cuvier, Menagerie d. Mus. c. fig.; Rüppell, abyss. Wirbelth. 32.; Buffon, Hist. nat. IX. 343. tb. 36—40; suppl. VII. tb. 58; Blainville, Osteogr. Civettes; Gie- bel, Odontogr. 29. Tf. 11. fig. 5; Creboullet, Mem. hist. nat. Strassbg. II. 7: Genetta pardina Geoflroy, magaz. zool. 1832 tb.8; Fr. Cuvier, Mammif. 111. livr. 66: Genetta senegalensis Fr. Cuvier, 1. c. II, livr. 35; Genetta capensis Fr. Cuvier, 1. c. livr. 1; V, maculata Gray, Spicil. zool. I. tb.9; V. tigrina Schreb. Säugeth. III. 425. Tf. 115; V. felina Thunberg, vet. acad. Handl. XXXII. 166. tb. 7; V. malaccensis Sonnerat, soc. voy. tb. 89; Genetta poensis Walerhouse, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 59; Ge- netta Richardsoni Thomson, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 204. Viverrinae. Galidictis Herpestes. ‘ 809 nährt sich von kleinen Säugethieren und Vögeln. In den Häusern wird sie hie und da zum Mausen gehalten. Die ihr zugeschriebenen Fossilreste aus Knochenhöhlen sind sehr fraglich. c) Fossile Arten. V. antiqua Bl.?) Zwei Kieferfragmente aus den miocänen Schichten im Allier Dept. deuten auf ein Thier von der Grösse der Ginsterkatze, mit der auch die obern Backzähne die nächste Aehnlichkeit zeigen, denn dem letzten Lückzahne fehlen die Nebenzacken, der innere Höcker des Fleisch- zahnes ist relativ dicker, der erste Kauzahn etwas grösser, der zweite eben- falls dreihöckerig. V. sansansensis Lart.?) Das Unterkieferfragment von Sansans gehört einer alle vorigen an Grösse übertreffenden Art. Die Lückzähne haben deutlich entwickelte Nebenhöcker und der Fleischzahn einen sehr kleinen stumpfen Anhang. Galidictis Geoffr. Diese noch ungenügend bekannte Gattung wird characterisirt durch kurze und breite Ohren, fünfzehige Füsse mit nackten Sohlen und halb zurück- ziehbaren spitzen Krallen, durch die sehr dicken, roth geringelten Eckzähne, die in eine nach vorn concave Reihe geordneten obern Schneidezähne, durch den breiten stumpfen Schnauzentheil des Schädels, die sehr weit abstehenden Jochbögen und die lange Unterkiefersymphyse. Die Zahl und Form der Zähne verhält sich wie bei den Viverren. G. striata Geoflr.%) Das Streiffrett ist weisslichbraun, jederseits mit 5 schwarzen Streifen, an Kopf, Vorderhalse und Bauche blass weisslichgrau, an den Gliedmassen bräunlich, am Schwanze weiss. Körperlänge etwas über 1’, der Schwanz fast ebensolang. Auf Madagaskar. 2. Krallen unbeweglich. Herpestes ll. Die Mangusten gleichen den Zibethkatzen in dem langgestreckten Körper- bau, den niedrigen Beinen und digitigraden Füssen, den getrennten, nur an der Wurzel schwach verbundenen Zehen, den nackten oder zum Theil be- haarten Sohlen. Doch haben nicht alle Arten 5 Zehen, einige an den Hinter- füssen nur 4; an den Vorderfüssen ist die 3. und 4. Zehe am längsten, die 2) Blainville, Osteogr. Civeties 69. tb. 13; Giebel, Odontogr. 29. Tf.13. fig. 5. — Pomel unterscheidet Bullet. soc. geol. 1846. III. 366 davon eine V. primaeva nach Resten von Bourbonnais durch geringere Grösse und durch den einwurzligen un- tern Kauzahn. 3) Lartet, not. Sansans 18; Gervais, Zool. et Pal. fr. tb. 22. fig. 1. — V. incerta und V. simorrensis l. c. sind noch ganz ungenügend bekannte Arten. Jägers V. mo- lassica beruht auf einem Phokazahne und V. ferreojurassica auf einer generisch abso- lut unbestimmbaren Eckzahnkrone. _ » 4) Geoffroy, Guerin’s magaz. zool. 1839. 32. ib. 18 (früher Mustela striata) — Gray, Ann. mag. nat. hist. 1848. II. 210 unterscheidet eine 6. viffata mit schmälern etwas anders gestelllen Streifen und am Schwanze nicht abweichend von dem Rücken gefärbt, undeutlich schwarz und weiss gefleckt. Leider geben die Diag- nosen beider Arten keinen befriedigenden Aufschluss über das verwandtschaftliche Verhältniss. 810 | Unguiculata. Ferae carnivorae, 2. und 5. kürzer und der Daumen ganz verkürzt; an den Hinterfüssen der Daumen noch kürzer oder fehlend. Zwischen After und Genitalien ist kein eigenthümlicher Drüsenapparat vorhanden. Aber der After öffnet sich in einer Drüsentasche, in welcher zu hinterst die sogenannten Afterdrüsen, vorn zahl- reiche andere Drüsenbälge münden. Die langen starren Haare sind geringelt. Das Gebiss unterscheidet sich von dem der Viverren durch häufige Ver- kümmerung des ersten Lückzahnes, durch beträchtlichere Dicke der folgen- den, durch Entwickelung eines Innenhöckers am dritten obern. Nebenhöcker sind allermeist entwickelt. Am obern Fleischzahne verdickt sich der innere Höcker auf Kosten des Hauptzackens, am untern steht der innere Zacken gerade nicht schief neben dem zweiten und der hintere stumpfe Anhang ist breit. Der erste obere Kauzahn ist sehr breit, schief und dreiseitig, stumpf- dreihöckerig, der zweite ganz quer, undeutlich dreihöckerig, der untere fast quadratisch. Auch der Skeletbau ist dem der Viverrinen sehr ähnlich. Der Schädel mit kürzerem Schnauzentheil, convexer Stirn, sehr langen oft mit denen der Jochbögen verbundenen Orbitalfortsätzen, fast kreisrunden Augen- höhlen, sehr kleinem Unteraugenhöhlenloch, die Pauken vorn flach und grubig, im hintern Theile hoch aufgetrieben. Die Halswirbel tragen sehr dicke, breite und kurze Dornen, die Querfortsätze des 4. bis 6. mit beilförmigen Fortsätzen. Von den 10 Rückenwirbeln haben die 6 ersten sehr schmale, die 4 andern sehr breite Dornen, die Fortsätze der 9 Lendenwirbel sind auffallend breit. 3 gleich breite Kreuzwirbel, 22 bis 29 Schwanzwirbel, vom 3. an mit untern Elementen. 13 bis 15 Paare breiter und starker Rippen, der Oberarm kräftig und kantig, Ulna und Radius innig an einander liegend, die Hüftbeine schmal, die Schambeinfuge sehr kurz, das eiförmige Loch klein und dreiseitig. Die Öhrspeicheldrüse nicht grösser als die Unterkieferdrüse, die Zunge besonders vorn mit zahlreichen und ansehnlichen Hornspitzen besetzt, der Darm nur von dreifacher Körperlänge, besonders der Dünndarm kurz, die Peyersshen Drüsen klein, der Blinddarm klein und umgebogen. Die Mangusten haben dasselbe Vaterland wie die Viverren, nämlich das südliche Asien, Afrika \und einen Theil des südlichen Europa. Sie jagen meist bei Tage kleine Vögel, suchen deren Nester auf, fangen Mäuse und fressen auch Insecten. Ihre Stimme ist ein scharfes eintöniges Pfeifen. Trotz ihrer Blutdürstigkeit lassen sie sich doch zähmen und werden dann sehr zu- traulich.. Ueber ihr Vorkommen in frühern Schöpfungsperioden liegen erst sehr dürflige Beobachtungen vor. Die zahlreichen Arten lassen sich nach der An- und Abwesenheit des hintern Daumens, der Behaarung der Sohlen, der Entwickelung der Kauzähne, der Behaarung der Schwanzspitze übersichtlich ordnen. Doch gehen diese Differenzen zu sehr durch einander unabhängig von andern wesentlichen Charac- teren, so dass ihnen eine generische Bedeutung wie es von Geoffroy u. A. geschehen nicht beigelegt werden kann. a) Füsse fünfzehig. Herpestes. #) Schwanz mit Endquaste, Sohlen nackt. H. ichneumon Wagn.®) Die Pharaonsratte ist von ungemein schmäch- tigem Körperbau, mit kurzen abgerundeten Ohren, deutlicher Schwanzquaste 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 298; Viverra ichneumon Linne, syst. nat. Xi. I. 63; Schreb. Säugeth. IU. 427. Tf. 115.b; Geoflroy, Menagerie du Mus. 1. 319. c. fig.; Mangouste Buflon, Hist, nat. suppl. II. tb. 26; Fr. Cuvier, Mammif. 1. livr. 5; Viverrinae. Herpestes. 811 und nackten Sohlen. Das dichte Wollhaar ist rostgelblich, überall unter den langen rauhen Grannen versteckt. Diese sind schwarz und gelblich- weiss geringelt, und zwar überwiegt an Kopf und Rücken das Schwarz, an den Seiten und unten das Gelbliche; Beine und Schwanzquaste sind fast schwarz, die Krallen dunkelbraun. Zuweilen tritt an den Beinen, dem Kinn und der Kehle ein brauner Anflug hervor, oder das allgemeine Colorit ist mehr grau, indem die schwarzen Haare weiss geringelt sind, das Woll- haar rostroth oder auch lehmfarben; bei den südafrikanischen Exemplaren erhält die Oberseite einen grünlichen Schimmer. Körperlange 1Y,'‘, der Schwanz ziemlich gleich lang. Die innere Organisation dieser Art ist der Characteristik der Gattung zu Grunde gelegt. Man zählt 28 bis 29 Schwanz- wirbel und 10 wahre und 3 bis 4 falsche Rippenpaare. Die Pharaonsratte verbreitet sich durch das nördliche, östliche und südliche Afrika. Furchtsam und misstrauisch wagt sie sich selten ins Freie, schleicht schnuppernd in Gräben und Furchen fort, tritt aber ihren Feinden kühn mit gesträubtem Haar und brummend entgegen, erwürgt Katzen und Marder, die ihr auf der Jagd in den Weg kommen. Ihre Nahrung be- steht in allerhand Mäusen, Geflügel, Schlangen, Eidechsen und Fröschen, in Insecten und Würmern, in Eiern als Leckerbissen, seltner in Vege- tabilien. Durch Vertilgung besonders der Krocodileier wird der Ichneumon nützlich und genoss schon deshalb bei den alten Aegyptern die höchste Vereh- rung, wurde nach Herodots Erzählung einbalsamirt und begraben. Aus dieser Verehrung mögen denn auch die mancherlei Fabeln entstanden sein, mit welchem seine Geschichte durchwebt ist; so dass es den Krocodilen in den offnen Rachen krieche und die Gedärme ausfresse, dass es im Kampfe gegen die Schlangen seine Kameraden zu Hülfe rufe, oder vorher im Schlamme wälze und an der Sonne trockne um sich den Feinden un- kenntlich zu machen u. s. w. Trotz seiner Furchtsamkeit und seines bissigen Wesens lässt sich der Ichneumon leicht zähmen, wird dann sanft und folgt seinem Herrn wie der Hund. Dabei bleibt es in beständiger Bewegung, schnuppert überall umher und reinigt in kurzer Zeit das Haus von Ratten und Mäusen. Es liebt die Reinlichkeit, säuft schlappend wie der Hund und hebt auch beim Harnen das eine Bein auf. Männchen und Weibchen sind nur während der Paarungszeit im Januar freundlich gegen einander. H. ornatus Pet. 6) Von ebenfalls sehr gestrecktem Körperbau, mit spitzer Schnauze und vorragender nackter Nasenkuppe, mit runder Pupille, . Diet. sc. nat. XXIX. 56; Blainville, Osteogr. Civettes; Ichneumon Pharaonis Geofiroy, Mem. instit. Egypte, hist. nat. II. 139; Herpestes Pharaonis Desmarest, Mammal. 213; M. Wagner's Algier Ill. 29. Tf.4; Herpestes numidicus Fr. Cuvier, Mammif. IH. livr. 68; H. caffer Lichtenstein, Verz. Säugeth. 1835. 5; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 301. Tf. 116c. Bevor nicht andere als blosse leichte Farbendifferenzen nachgewiesen werden, kann weder H. numidicus aus Algier mit seinem grauen Teint, noch H. caffer von der Südspitze Afrika’s mit seinem grünlichen Schimmer specifisch getrennt werden, um so weniger da alle Formverhältnisse, auch Schädel und Gebiss vollkommen über- einstimmen. Selbst A. Wagners a. a. 0. 301. H. thysanurus nach einem unvollstän- digen Felle aus Kaschmir ist unzulässig. Der Schwanz desselben ist anfangs buschig behaart, vor der Quaste verdünnt; das Haar braunschwarz, an der Spitze rothbraun, die längern Grannen mit 4 dunkeln und 4 lichten Ringen, an den Füssen einfarbig dunkel braunschwarz, die Schwanzquaste glänzend pechschwarz. A. Bennetti Gray, Loud. mag. X. 578 von Madagascar ist eine undeutbare Art. 6) Peters, Säugeth. Mossamb. 117. Tf. 26. 812 Unguiculata. Ferae carnivorae. sehr breiten, kurzen, abgerundeten, innen dichter als aussen behaarten Ohren und mit nur schwacher, pechschwarzer Schwanzquaste. Das Colorit ist schmutzig grünlich braungelb mit braunschwarzen, wellenförmigen Qer- linien; die Oberseite des Kopfes schwarz mit schmutzig gelber Punctirung, Rand der Oberlippe, Unterlippe und Kinn schmutzig weiss, die Iris feuer- roth, die ganze Unterseite schmutzig gelb; die Grannen schwarz und gelb-. lich geringelt, am Rücken mit schwarzen, an den Seiten meist mit gelb- lichen Spitzen, viele Rückenhaare vor der schwarzen Spitze rostroth, das dichte Wollhaar lehmfarben, am Grunde schmutzig braungrau. Das Weib- chen mit 6 Zitzen am Bauche. Der Schädel hinter den langen Orbitalfort- sätzen ziemlich stark verengt, ohne Scheitelkamm, mit dünnen fast gar nicht aufwärts gekrümmten Jochbögen, kurzen Nasenbeinen, breiten Kron- fortsatz und langen Eckfortsatz des Unterkiefers.. Körperlänge 10‘, der Schwanz 9". In Mossambique, sehr wild und unzähmbar. ß) Der Schwanz ohne Quaste, zugespitzt. aa) Afrikanische Arten. H. badius Sm. 7) Die Fuchsmanguste hat in der hintern Körperhälfte und am Schwanze verlängerte anliegende Haare, und sehr kurze, hinten fast nackte Ohren. Das Colorit ist oben lichtbraunroth, unten heller, das Schwanzende glänzend schwarz, am Kopf, Nacken, den Gliedmassen und Schwanze der Ton dunkler, an den obern Körpertheilen etwas dunkelgelb und schwarz gesprenkelt, die Schnurren schwarz, die Augen roth, die Krallen dunkel hornfarben. Die Jungen haben einen röthlichen Anflug über den ganzen Leib. Körperlänge 1‘, der Schwanz ebensolang. Im südlichen Afrika. H. Galera Desm. ®) Der Vansire ist von viel robusterem Körperbau als die vorigen Arten, hat ovale kurze fast anliegende Ohren, eine reichliche, starre und geringelte Behaarung, nackte Sohlen, nur an der Wurzel der Hinterzehen eine kurze Spannhaut, das Colorit ist gesättigt dunkelbraun mit gelblicher Punctirung. Das Gebiss zeigt sehr dicke und kräftige Formen. Die Eckzähne lang und stark. Der erste Lückzahn in beiden Kiefern meist fehlend, die obern mit innen sehr stark verdickter Basis und ohne Neben- höcker, die untern ebenfalls sehr dick, aber mit deutlich entwickelten Nebenhöckern; der obere Fleischzahn mit starkem mittlern Hauptzacken und grossem stumpfen Innenhöcker, der untere sehr dick, mit kleinem innern Zacken und sehr kurzen stumpfen Anhang, der letzte obere Kauzahn sehr 7) Smith, Illustr. Zool. South Afr. Il. tb. 4; Gray, Proceed. zool. soc. 1849, 11; Peters, Säugeth. Mossamb. 119. — Ob Desmarest’s H. ruber Mammal. 213 identisch ist, lässt sich nicht ermitteln. Ihr Schwanz ist etwas kürzer, die Haare des Rückens und der Seiten dunkelroth und fahlroth gesprenkelt, Unterhals und Brust rothgelb, der Bauch dunkler, die Haare des Schwanzes einförmig roth, Vaterland unbekannt. Temminck, Esq. zool. Mammif. zieht hieher als identisch H. punctatus Gray und Cynictis melanura Martin, Lond. Edinb. phil. mag. IX. 509. 5) Desmarest, Mammal. 212; tb. 80. fig. 3; Mustela galera Erxleben, Mammal. 453; Schreber, Säugeth. III. 493. TE. 135; Vansire Buffon, Hist. nat. XIII. 167. tb. 21; Ichneumon galera und Ichneumon major Geoflroy, Mem. Inst. Egypte, Hist. nat. 11. 138; Atilax vansire Fr. Cuvier, Mammif. UI. livr. 54; H. paludinosus Cuvier, regne anim. I. 158; Smuts, mamm. cap. 21; Blainville, Osteogr. Civettes; Giebel, Odontogr. 30. Tf. 11. ig. 6; Mangusta urinatrix Smith, Zool. journ. IV. 437; H. atilax A. Wagner, Schreb. Säugeth. II, 305. Viverrinae. Herpestes. 813 kurz und breit, der untere gross und vierseitig: der Schädel breit, mit weit abstehendem Jochbogen. 237 Schwanzwirbel, 14 Rippenpaare. Die Aftertasche bildet eine nackte ovale Scheibe mit zahlreichen Poren, darunter 2 grössere neben dem After; jede Pore führt in eine erbsengrosse Drüse, die grössere in je eine gestielte haselnussgrosse Drüse. In der Scheide des Weibchens findet sich hinter der kurzen Glitoris jederseits eine kleine Spalte, in welche eine eigenthümliche Drüse ihr Secret ergiesst. Die Eichel an der Ruthe des Männchens scheint aus zwei Halbkugeln gebildet. Körper- länge 1Y/,‘, der Schwanz 1‘. Im südlichen Afrika und auf Madagascar. H. leucurns Ehrb. ?) Die weissschwänzige Manguste unterscheidet sich von den vorigen Arten sogleich durch ihre bis zu den Zehenwurzeln dicht behaarten Sohlen. Ihr Colorit ist licht gelblichgrau und braun oder schwarz gesprenkelt, an der Unterseite heller, der Schwanz weiss und schwarz ge- fieckt, in der Endhälfte vorherrschend weiss, die Spitze ganz weiss, die Füsse schwarzbraun. Die einzelnen Haare licht gelblichgrau oder weiss mit 3 bis 4 braunen oder schwarzen Ringen, die mittlern Schwanzhaare mit‘ nur einem schwarzen Ring; dass Wollhaar licht lehmgelblich mit dunkler Wurzel. Die beiden obern Kauzähne sind fast von gleicher Grösse, Körper- länge etwa 1%‘, der Schwanz 1!/,'. In Nubien und am Senegal. H. gracilis Rüpp. ') Von zierlichem, schlanken Körperbau mit ziemlich stumpfer Schnauze und sehr langen Schwanze. Die Fusssohlen sind nur im mittlern Theile nackt. Die Grundfarbe des Kopfes, Oberkörpers, der Füsse und des Schwanzes ist gelbgrau, die Haare mit dunkelbraunen Ringen und Endspitzen, wodurch sich quer über den Rücken undeutliche Wellen- linien abzeichnen; das Schwanzende schwarz, Kehle, Hals und Bauch röthlichgrau, die Iris hellbraun, die Krallen hornfarben. Der Schädel ist hinter den bis zu den Jochbögen herabsteigenden Orbitalfortsätzen nur schwach verengt, die Jochbogen horizontal, nicht aufwärts gekrümmt, die Scheitelleiste nur gegen die Hinterhauptsleiste hervortretend, die Nasenbeine weit hinaufsteigend, die Gehörblasen stark aufgetrieben. 14 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 25 Schwanzwirbel. Körperlänge 11“, Schwanz 13“. Bewohnt in den buschigen Gegenden der abyssinischen Küste Erdhöhlen. H. sanguineus Rüpp. ?2) Von dem zierlichen Bau der vorigen mit ebenso- langem Schwanz, der jedoch länger behaart, mit mehr vorstehender Nase, mit nur im hintern Drittheil behaarten, übrigens nackten Sohlen. Die Haare des Ober- kopfes hellgrau, jedes Haar in der Mitte mif schwärzlichem Ring, Nacken, Rücken und Körperseiten roth isabellfarben, die Haare kastanienbraun ge- ringelt, die hintern z. Th. schwarzgespitzt, Kehle, Vorderhals und Bauch weisslich, Vorderfüsse isabellfarben, Hinterfüsse mehr röthlicch, die reich- 9) Ehrenberg, symbol. phys. II. tb. 12; H. albicaudatus Smith, South Afr. quar- terl. journ. 1834. 11.115; H. albicaudus Cuvier, regn. -anim. 4. 158; Ichneumonia albes- cens Geofiroy, magaz. zool. 1839. I. 13; Ann. sc. nat. 1837. Vlll. 259. Diese Cuvier- sche Art wird als westafrikanische von der nubischen geschieden, doch sind die Farbendifferenzen so wenig erheblich, dass sie allein diese Trennung nicht ent- schuldigen. {) Rüppell, abyss. Wirbelth. 29. Tf. 8. fig. 2., Tf. 10. fig. 2. 2) Rüppell, abyss. Wirbelth. 27. Tf. 8. fig. 1., Tf. 10. fe. 3. — Gray’s H. ochra- ceus Ann. mag. nat. hist. 1849. IV. 376 scheint sich nur durch die schwarze Schwanz- spitze zu unterscheiden. 814 Unguiculata. Ferae carnivorae. liche Behaarung des Schwanzes von rothgelber Grundfarbe, jedes Haar mit % bis 3 dunkelgrauen Ringen, die Schwanzspitze rostroth. Die Iris hell- braun, dıe Krallen hornfarben. Der Schädel breiter als voriger, zumal im Schnauzentheil, in der Mitte gar nicht verengt, der Scheitelkamm ganz fehlend, der obere Oceipitalrand ausgeschweift, der zarte Jochbogen stark aufwärts gekrümmt, die Pauken flach. Die Zunge vorn mit feinen hornigen Stacheln bekleidet, jede Lunge vierlappig, die Leber siebenlappig, der Darm beinah von vierfacher Körperlänge. Das Weibchen mit 4 Zitzen am Bauch. 15 rippentragende, 5 rippenlose, 3 Kreuz- und 22 Schwanzwirbel. Körper- länge 11“, der Schwanz 12“. In Kordofan. H. mutgigella Rüpp. ?) Hat ganz den Habitus der vorigen, einen etwas kürzeren Schwanz und einen nackten Streif an den behaarten Sohlen. Das Colorit ist einförmig schwarzbraun oder am Halse, Körper und den Beinen durch rothbraune Spitzen und Ringel an den einzelnen Haaren gesprenkelt. Oberkopf, Nacken, Rückenmitte und Schwanzende sind constant glänzend schwarz, die Krallen dunkelbraun. Der Schädel hinter den Orbitalfortsätzen sehr stark verengt, die Stirnleisten schnell zu einem starken Scheitelkamme zusammentretend, der in der Occipitalleiste verspringt, der zarte Jochbogen fast horizontal, die Gehörblasen mässig aufgetrieben, der Kronfortsatz des Unterkiefers klein, der Winkelfortsatz stark. Körperlänge 13°, der Schwanz 11“, In Abyssinien in der Nähe bewohnter Gehöfte, von denen es Geflügel und Eier stehlen kann. H. fasciatus Desm. *%) Die gebänderte Manguste ist etwas kräftiger gebaut als vorige, mit diekerem Kopf und stumpfer Schnauze, viel kürzerem Schwanze und sehr grossen Krallen. Die Grundfarbe ist fahlgrau, die einzel- nen Haare schwarz und weiss oder schwarz, weiss und fahl geringelt. Auf dem Kopfe und Halse theilen sich die weissen Ringel mit den schwarzen, auf dem Rücken, Schultern, Schenkeln und Schwanze mit den fahlen, auf dem Rücken so regelmässig, dass sie abwechselnd schwarze und fahle Querbinden bilden, 9 bis 15 Paare. Die schwarzen Binden sind bisweilen dunkelbraun. Unterseite und Schnauze sind gelb oder rostroth, erstere auch wohl mit weissem Mittelstreif, die Schwanzspitze schwarz. Der Schädel mit etwas schmälerem Schnauzentheil als voriger, weniger stark hinter den Örbitalfortsätzen verengt, mit grössern Augenhöhlen, längern etwas ge- krümmten Jochbögen, viel höher aufgetriebenen Paukenblasen und höheren Unterkieferästen. Körperlänge 12“, der Schwanz 6“. \ Bewohnt die Gegenden am Gambia, Abyssinien, Mossambique und die Südspitze Afrikas. H. undulatus Pet.?) Die gewellte Manguste erreicht nicht die Grösse der gebänderten, hat dicht behaarte Ohren, spärlich schwache Schnurren, völlig nackte Handsohlen und nur in der Mitte nackte Fusssohlen und lange starke Vorderkrallen. Das Colorit der Oberseite ist gelbroth und schwarz gewellt, Schnauzenspitze, Ohren und die ganze Unterseite glänzend gelb- oder rost- 3) Rüppell, abyss. Wirbelth. 29. Tf. 9. fie. 1., 7.10: BB.20; 4) Desmarest, Dict. sc. nat. XXIX. 58; Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. II. 102; Fr. Cuvier, Mammif. III. livr. 64; Viverra ichneumon Schreber, Säugeth. 111. 430. Tf. 11. fig. 116; Buflon, Hist. nat. Xll. 150. tb. 19; H. zebra Rüppell, abyss. Wirbelth. 30. TI. 9. fig. 2., TI. 10. fig. 1; Ichneumon taenianotus A. Smith, Afric. Zool. 1834, 114. 9) Peters, Säugeth. Mossambique 114. Tf. 25. Viverrinae. Herpestes. . 815 roth; die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel schwarzbraun, die langen steifen Grannen schwarz und gelb geringelt, die feinen Wollhaare rostroth mit schwarzbrauner Spitze, die Bauchhaare einfarbig rostroth, an der Brust einzelne Haare schwarz geringelt, die obern Schwanzhaare schwarz und rost- roth geringelt, die untern einförmig rostroth. Die Iris feurig rothbraun. Der erste einfache Lückzahn fehlt wie häufig auch bei voriger Art. Der zweite obere trägt einen vordern und hintern Ansatz, der dritte einen innern spitzen Höcker, der Fleischzahn- mit scharfen innern Zacken, der letzte Kauzahn nur wenig kleiner als sein Vorgänger, unten der Kauzahn gross, der Fleisch- zahn verhältnissmässig klein. Im Milchgebiss ist oben 1 Lückzahn, der Fleischzahn und 1 Kauzahn vorhanden, unten 2 Lück- und der Fleischzahn. Am Schädel ist der Schnauzentheil kürzer als bei voriger Art, die Augen- höhlen kleiner, der Scheitelkamm schwächer, die Orbitalfortsätze nicht bis zum Jochbogen herabreichend, dieser mehr horizontal, die Oceipitalfläche steiler übergeneigt. 13 Wirbel tragen Rippen, 7 sind rippenlos, 3 Kreuz- und 25 Schwanzwirbel, das Sternum 7wirblig mit 9 wahren Rippen. Die Zunge vorn mit Hornstacheln, hinten mit zottigen Warzen und 3 Papillae vallatae; am Gaumen 9bognige Querwülste. Körperlänge 9%, der Schwanz 7". Bewohnt Mossambique und lässt sich leicht zähmen zur Vertilgung der Ratten und Mäuse, wird aber durch ihr Scharren und Graben lästig. Sie liebt die Eier leidenschaftlich und wirft dieselben, um sie zu zerbrechen, mit den Vorderpfoten durch die Hinterbeine gegen die Wand. H. gambianus Ogilb.®) Die gambianische Manguste ist oben grau und braun gesprenkelt, am Kopf, Nacken und Schultern lichter, am Hinter- rücken stark mit roth gemischt, Unterhals blass silberbraun, Brust und Bauch roth, die Pfoten schwarz, von den Ohren bis zu den Schultern zieht ein dunkelbrauner Streif, der Schwanz mit schwarzer Mischung und schwarzer Spitze. Die Eckzähne von mässiger Grösse, der erste Lückzahn wie bei voriger fehlend, der Fleischzahn ebenfalls klein. Körperlänge 17‘, der Schwanz 9“. In Gambia in Westafrika. H. pulverulentus Wagn. ?) Kleiner als vorige, mit völlig behaarten Sohlen und etwas buschig behaartem Schwanze. Die Haare schwarzbraun und gelblichweiss geringelt, die Pfoten dunkelbraun, Das Wollhaar ist lehmgelblich. Körperlänge 12“, der Schwanz ? Am Kap. ßß) Europäische Arten. H. Widdringtoni Gray.®) Dieser einzige Repräsentant der Mangusten in Europa schliesst sich dem Ichneumon zunächst an, trägt einen sehr kurzen, schwarz und weiss gesprenkelten Pelz, dessen verlängerte Rücken- haare schwarz mit 3 breiten weissen Ringen und sehr kurzer bräunlicher Spitze. Nase, Füsse und Schwanzende schwärzlich, das Wollhaar weich und rothbraun, die Haare im Gesicht kurz und anliegend, die Ohren mit kurzen, weichen, fein geringelten Haaren bekleidet, Vorderhals und Unter- leib nackt. Körperlänge 22“, Schwanz 20“. In der Sierra Morena in Spanien. 6) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. 11. 102. 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1I. 318. Tf. 116.ee. 8) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. IX. 50. 816 Unguiculata. Ferae carnivorae. yy) Asiatische Arten. H. vitticollis Benn. °) Die gezäumte Manguste zeichnet sich durch ihr meist einförmiges graues oder rothes Colorit mit schwarzem Längsstreif auf jeder Halsseite aus. Doch scheinen auch gesprenkelte Exemplare vor- zukommen. Der Schwanz an der Wurzel roth, an der Spitze schwarz. Der erste Lückzahn ist einfach, die beiden folgenden im Oberkiefer mit | kleinem Nebenzacken hinten und vorn, der erste obere Kauzahn doppelt so breit als lang, im Unterkiefer ein kleiner Fleischzahn und zwei Kauzähne wie bei keiner andern Art. Körperlänge 22“, Schwanz 15. Bewohnt die südlichen Theile Indiens, Bombay, Madras u. s. w. H. javanicus Geoffr.!) Die javanische Manguste ist schwarz und braun melirt, die Schnauze schwärzlich, der Rücken dunkler, die Haare an den Beinen und am Kopf einfach braun oder schwärzlich, die des Körpers mit kurzen gelblichen Ringen. Der erste einwurzlige Lückzahn ist constant vorhanden, die beiden folgenden schlank, comprimirt, der dritte obere mit starkem innern Basalhöcker, der erste obere Kauzahn nach innen stark verschmaälert, am untern Fleischzahn der Innenzacken sehr klein. Körperlänge 1‘, der Schwanz 8". ; Auf Java und Sumatra. ; H. auropunctatus Hodgs. ?) Einförmig gesättigt olivenbraun und gold- gelb gesprenkelt, indem jedes Haar fünffach schwarz und goldgelb geringelt ist; Wangen mehr weniger rostig; Pelz sehr kurz und weich, der Schwanz lang behaart, von der Wurzel an verdünnt, die nackten Sohlen und Lippen fleischbraun, die Iris bräunlichgelb, die Pupille länglich und etwas quer. Das Zahnsystem stimmt vollkommen mit der javanischen Art überein. Die Grösse gering, der Schwanz kürzer als der Körper. In Nepal. H. fuscus Waterh. ?) Diese grösste indische Art zeichnet sich durch ihren fast körperlangen buschig behaarten Schwanz aus. Ihre Rückenhaare sind an der Wurzel graubraun, dann blassbraun, in der Endhälfte schwarz mit 2 bis 4 gelblichen oder weissen Ringen, das allgemeine Colorit dunkel- braun, die Kehle röthlichgelb, die Pfoten schwärzlich, die enorm grossen Krallen braun. Körperlänge 18“, der Schwanz ebensolang, Im südlichen Indien. H. griseus Og.*) Mit ebenfalls körperlangem, allmählig zugespitztem 9) Bennett, Proceed. zool. soc. 1835. II. 67; Ogilby, ibid. 103. 1) Desmarest, Mammal. 212; Geoffroy, Hist. nat. Egypte Il. 137; Horsfield, zoo]. research, V. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 25; Müller, Verhandl. I. 28; Blain- ville, Ost&ogr. Civeltes; Giebel, Odontogr. 30. Tf. 12. fig. 2. 2) Hodgson, Journ. asiat. soc. Bengal. V. 235. 3) Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 55; H. Smithi Gray, Loud. mag. X. 378; H. rubiginosus Kelaart, H. Ellioti Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1852. XX. 102. 1853. XXI. 581. Letztere ist blos Jugendzustand. 4) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. II. 101; Desmarest, Mammal. 212; Mangusta malaccensis Fr. Cuvier, Mammif.; M. nyula, M. nipalensis Hodgson, Journ. asiat. soc. Beng. V. 236. VI. 563; Biyth, ibid. 1852. XX. 162; H. pallidus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 311. Tf. 116.8; H. semilorquatus Gray, Ann. magaz. nat. hist. 1846. XVIll. 211 von Borneo hat einen kürzern Schwanz mit dunklem Ringe vor der gelben Spitze. H. brachyurus Gray Loud. magaz. X. 578 ist sehr ungenügend characterisirt. — Der Name H. griseus ist mehrfach auch auf eine afrikanische Art bezogen wor- den. Ueberdiess bedürfen alle diese asialischen Arten noch gar sehr einer sorg- © fältigen Untersuchung, die blossen Farbendifferenzen lassen bei der völligen Iden- lität des Gebisses grosse Zweifel an dieser Vervielfältigung der Arten. # Viverrinae. Herpestes. 817 Schwanze, von rothbrauner Farbe mit lichtgelblicher Sprenkelung, an den Ohren, im Gesichte und an den Beinen weniger gesprenkelt, an der Unter- seite hellgelblich, der Schwanz gleichfarbig; der jugendliche Pelz dunkler. Körperlänge 17“. | In Indien weit verbreitet, grabend und kletternd. b) Hinterfüsse vierzehig. Cynictis. H. penicillatus Cuv. 5) Die Fuchsmanguste hat einen gestreckten Körper- bau, feine Gliedmassen, einen ausgezeichnet buschigen, breiten, zweizeiligen zugespitzten Schwanz, kurzen Kopf und stark vorragende, bognig abgerundete, behaarte Ohren. Lange schwarze Schnurren stehen auf der Oberlippe, den Wangen und über den Augen. Das dichte Wollhaar ist licht roströthlich mit schieferschwarzer Wurzel, die Grannen des Kopfes, Halses und der Leibes- seiten sind schwarz und weiss oder fahlgelb geringelt, so dass hier das Lichte vorherrscht und dunkel gesprenkelt ist, die des Rückens mit schön roth- gelben Ringen; Unterseite und Beine fahlgelb, Unterkiefer, Kehle und Saum der Oberlippe weisslich; die Ohren aussen tief purpurschwarz oder röthlich- braun, innen bräunlich und weisslich gesprenkelt, die Nasenkuppe schwarz, die Iris roth, der Schwanz seitlich mit schwarzem Längsstreif und gelblich- weissem Saume, an der Spitze weiss oder lichtgelblich, die Krallen schwarz- braun. Die obern Eckzähne sind sehr schlank, die untern stark hakig ge- krümmt, beide vorn und hinten gekantet, der erste einwurzlige Lückzahn auffallend klein, der zweite mit schlanker Krone auf wulstiger Basis, der dritte obere mit sehr stark entwickeltem innern Höcker, der obere Fleisch- zahn mit breitem Innenhöcker, der letzte obere Kauzahn veränderlich, der untere sehr gross, vorn zweihöckerig, hinten scharfrandig. Körperlänge 15“, der Schwanz 10“. Bewohnt die Südspitze Afrikas und nährt sich von Mäusen, Vögeln, ‚ Insecten. Bleibt auch in der Gefangenschaft sehr wild und bissig. | H. Steedmanni. ®) Ganz vom Habitus der vorigen, etwas grösser, die ‚ Ohren innen nackt, die Haare anliegend, am Schwanze lang und buschig, ‚ hellroth über den ganzen Leib, Kopf und Gliedmassen dunkel, an Wangen, Hals, Leibesseiten und Schwanz mit silbergrau gemischt, Rücken, Brust, ' Bauch und Beine einförmig roth, der Fuchsschwanz mit an der Wurzel ‚, sandrothen, in derMitte dunkelbraunen, an der Spitze grauen Haaren, die Schwanzspitze weiss. Körperlänge 14/,‘, Schwanz 1‘. . Am Cap in nur einem Exemplare bekannt. c) Alle Füsse vierzehig. Bdeogale. H. crassicauda.?) Die dickschwänzige Manguste nähert sich in Grösse und Gestalt dem Vansire. Ihre spitze Schnauze ragt lang über das weit gespaltene Maul hervor und die nackte Nasenkuppe ist durch eine unbe- haarte Furche mit der Oberlippe verbunden. Die Pupille ist elliptisch hori- an nn nn 2 stjtsrsrrrrert 11er rt rss jr nn 5) Cuvier, regne anim. 1. 158; Smuts, Mammal. cap. 20; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 11. 320. Tf. 116.d; Cynictis Ogilbyi, €. leptura Smith, Illustr. Zool. South Alric. 1. tb. 16. 17; 9. Levaillanti Smith, Zool. journ. IV. 437; C. penicillatus Ogilby, Transact. zool. soc. I. 29; Giebel, Odontogr. 30. Tf. 11. fig. 9; Ichneumonia albescens Geofiroy, Guerin, magaz. zool. 1839. tb. 12. 6) Cynictis Steedmanni Ogilby, Transact. zool. soc. I. 29. tb. 3. 7) Bdeogale crassicauda Peters, Säugeth. Mossamb. 120. T£f. 27. Säugethiere. 592 818 Unguiculata. Ferae carnivorae. zontal, die abgerundeten Ohren innen sparsam, aussen dicht behaart. Das weiche Wollhaar ist reichlich, die langen Grannen spärlich. Weder vorn noch hinten zeigt sich die Spur eines Daumens, die Handsohlen sind nackt, die Fusssohlen zur Hälfte dicht behaart, die hintern Krallen länger als die vordern. Die Schnauze ist graubraun, die feinen Schnurren schwarzbraun, die Kopfhaare braun und weiss geringelt mit schwarzer Spitze, die Haare am Kinn, der Kehle und dem Vorderhalse braunschwarz oder zugleich weiss geringelt mit dunkler Spitze, die Grannen des Rumpfes schwarz und weiss geringelt, einzelne ganz schwarz, das Wollhaar aschgrau mit dunklern Spitzen, Brust und Bauch mit vielen schwarzen Grannen, die Füsse schwarzbraun, die Schwanzhaare an der Wurzel weiss, dann grau, wiederum weiss, und schwarz, die Schwanzspitze schwarz. Die obern Lückzähne mit sehr dickem Innenhöcker, der Fleischzahn dreiseitig mit so starkem Innenhöcker, dass die Vorderseite der äussern gleich lang, der Umfang der Krone rechtwinklig dreiseitig ist, der letzte Kauzahn halb so dick aber ebenso breit als sein Vorgänger, im Unterkiefer aussen der Fleischzahn mit zwei, innen mit drei stumpfen Zacken, der Kauzahn sehr gross. Der Schädel mit starkem Schnauzentheil, langen dünnen Orbitalfortsätzen, hinter denselben stark eingezogen, der Scheitelkamm schwach, die Jochbögen hoch, fast horizontal, der Kronfortsatz des Unterkiefers zugespitzt. 14 rippentragende, 6 rippen- lose, 3 Kreuz- und 24 Schwanzwirbel, das Sternum &wirblig mit 9 wahren Rippen, der Oberarm mit perforirtem Olecranon und Brücke über dem innern Condylus, Handwurzel mit 7 Knochen, die beiden mittlern Finger verlängert. Die Zunge vorn mit grossen Hornstacheln, der Magen darmförmig, in Hufeisenform gekrümmt, die Leber dreilappig mit Gallen- blase, Pancreas gross und gelappt, die Nieren bohnenförmig, die Ruthe mit kleinem Knochen, die Luftröhre mit 42 bis 47 halben Knorpelringen, Die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig. Körperlänge 15“, Schwanz 11‘. In Mossambique. H. puisa.®) Der buschige Schwanz ist etwas kürzer, die Glied- massen feiner. Die Schnauze ist braun, die Schnurren schwarzbraun, einige mit weisser Wurzel, die Kopfhaare braun und vor der dunkelbraunen Spitze gelb geringelt, ebenso an Kehle und Hals. Die Grannen des Rumpfes schwarzbraun und gelb beringt vor der schwarzen Spitze, das Wollhaar schmutzig gelbbraun mit dunkler Spitze, die Pfoten schwarzbraun, ebenso die Schwanzspitze. Der Schädel grösser als bei voriger Art, mit mehr ab- stehenden und niedrigeren Jochbögen, der Kronfortsatz des Unterkiefers stumpf, der Schnauzentheil breit. Körperlänge 19, Schwanz 9. In Mossambique. d) Fossile Mangusten. Ueberreste vorweltlicher Arten sind bereits an mehren, besonders ter- tiären Lagerstätten gefunden worden, doch in so sehr fragmentären Zu- Stande, dass die verwandschaftlichen Verhältnisse mit den lebenden Arten sich nicht feststellen lassen. So wird ein Unterkieferfragment aus den Braunkohlen von Soisonnais von Blainville °) als Palaeonictis gigantea auf- geführt. Die riesige, den Hyänen gleichkommende Grösse, die sehr starken ee EEE WE I: GEDITEB 8) Bdeogale puisa Peters, Säugeth. Mossamb. 124. Tf. 28. 9) Blainville, Osteogr. Civettes 76, tb. 13. Viverrinae, Rhyzaena. 819 Nebenzacken der Lückzähne, die geringe Grösse des Fleischzahnes im Ver- hältniss zu jenen, der sehr kleine stumpfe Anhang desselben, der grosse scharf dreihöckerige Kauzahn zeichnen diesen Rest aus. Andere Unter- kieferfragmente aus den miocänen Schichten von St. Grand in der Auvergne führt Pomel !) als Soricictis elegans und S. leptorhyncha oder Amphich- neumon an, doch ist es nicht möglich aus den Angaben eine befriedigende An- sicht über die generischen und specifischen Eigenthümlichkeiten zu gewinnen. Rhyzaena Ill. Das Schnarrthier schliesst sich durch seine vierzehigen Füsse den Bdeo- galen an und ist ebenso hochbeinig, unterscheidet sich aber sogleich durch den minder buschig behaarten allmählig zugespitzten Schwanz, den planti- graden Gang und die spitzere Schnauze mit längerer, weit über die Unterlippe vorspringender, sehr beweglicher Nase, an deren nackter furchenloser Kuppe die Nasenlöcher sich seitlich öffnen. Die beiden mittlern Zehen sind ver- längert, die vordern Krallen viel länger und stärker als die hintern, die Sohlen ganz nackt. Der Pelz wie bei den Mangusten. Die Backzahnreihen haben oben nur 2, unten 3 Lückzähne mit schlan- ken Hauptzacken auf verdickter Basis und nur am dritten untern mit deut- lichen Nebenhöckern. Am obern Fleischzahne erweitert sich der Innenhöcker zu einem stumpfen Ansatze wie bei Bdeogale, mit welcher auch die beiden Kauzähne übereinstimmen. Der untere Fleischzahn hat schmale scharfe Zacken und einen grossen stumpfen Anhang, der grosse Kauzahn ist scharfhöckerig. Im Milchgebiss findet sich oben 1, unten 2 Lückzähne, der Innenhöcker des obern Fleischzahnes ist klein und mittelständig, ebenso der stumpfe Anhang des untern Fleischzahnes sehr klein, beide obern Kauzähne gleich gross, der untere Kauzahn fehlend. Der Schädel unterscheidet sich von Herpestes durch mehr gerundeten und erweiterten Hirnkasten, durch schwächere Jochbögen, völlige Schliessung des Augenringes. 14 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 20 Schwanzwirbel. Die rauhen Warzen der Zunge in drei Gruppen geordnet. Das Weibchen jederseits der Harnröhre mit kleinen Drüsen- säcken und grösseren Drüsensäcken neben dem After, dieser selbst mit äusserer Falle. Die einzige Art bewohnt Afrika. | Rh. tetradactyla 111.2) Das Schnarrthier erreicht einen Fuss Länge mit Y/, Fuss langem Schwanze. Schnauzenspitze, Augenring und Olıren schwarz, Lippen, Kinn und Backen weisslich, Scheitel, Hals und Rücken weiss mit brauner, gelblicher und schwarzer Beimischung, Unterseite gelblich, das Schwanzende schwarz; die Grannen sind schwarz und weiss geringelt, schwarzspitzig, das Wollhaar gelblichbraun. . Das Vaterland erstreckt sich vom Tschadsee bis ans Cap. Ist gut- müthigen Naturells, gezähmt sehr zutraulich, liebt besonders Fische und Eier, gräbt viel und schnell, riecht widerwärtig. 1) Gervais, Zool. et Pal. fr. explic. tb. 28. 2) Illiger, Prodr. syst. 134; Blainville, Osteogr. Civettes; Owen, Proceed. zool. soc. 1832. 39; Giebel, Odontogr. 31. Tf. 11. fig. 11., Tf. 12. fig. 7. 9; Viverra suri- cata Erxleben, syst. mammal. 448; Viverra tetradactyla Schreber, Säugeth. 11l. 434. Tf. 117. 117.b; Suricate Buffon, Hist. nat. XII. 72. tb. 8; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 22; Suricata capensis Desmarest, mammal. 214; Ryzaena capensis Smuts, mam- mal. cap. 22. 52* 820 Unguiculata. Ferae carnivorae. Crossarchus Cuv. In ihrer äussern Erscheinung gleicht die Rüsselmanguste in der Bildung der Schnauze, der Aftertasche und dem plantigraden Gange dem Schnarr- thier, in der Zahl der Zehen aber und hinsichtlich der Genitalien Herpestes. Die Körpergestalt ist gedrungen, der Kopf gerundet, die Schnauze zugespilzt rüsselförmig, sehr beweglich, die Ohren klein, gerundet, mit zwei über- einander liegenden Läppchen, die Augen mit runder Pupille und drittem un- vollkommenen Lide, die vorstreckbare Zunge in der Milte mit hornigen, am Rande mit weichen Warzen bekleidet. Kein freier Hodensack, die Aftertasche durch einen Sphincter verschliessbar, eine schmierige sehr stinkende Substanz absondernd, kleine eigenthümliche Drüsen münden äusserlich am Afterrande. Im Gebiss sind wiederum nur 2 obere, 3 untere Lückzähe vorhanden, der zweite obere mit starkem Innenhöcker, der dritte untere sehr dick mit kräftigem hintern Nebenhöcker, am obern Fleischzahn der Innenhöcker sehr erweitert, am untern die drei vordern Zacken gross; die Kauzähne wie bei Rhyzaena. Die Leber dreilappig mit grosser kugliger Gallenblase, der Magen sehr muskulös mit Längsstreifen, der Darm etwa von vierfacher Körper- länge, der Dickdarm sehr kurz, der Blinddarm- von Zolllänge und zugespilzt, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig, das Herz stumpfspitzig, dick, 'rundlich, die Luftröhre mit 38 Knorpelringen. Die einzige Art ist Or. obseurus Cuv.?) Mitrauhem Pelz, dessen lange Grannen das Woll- haar fast ganz verstecken. Einfarbig braun, der Kopf blasser, die Vorder- theile gelblich. Körperlänge 1‘, Schwanz 7". An der Westküste Afrikas. Ist von sanftem Naturell, gezähmt so zu- traulich wie der Hund und liebt die Reinlichkeit. Die Nahrung ist ani- malisch. Galidia Geoffr. Die Galidie schliesst sich sehr innig an Herpestes an. Ihre Schnauze ist fein und verlängert, die Nasenkuppe stark vorspringend, die Ohren ab- weichend von allen vorigen, höher als breit, die Sohlen nackt, die Zehen rei, an den Vorderfüssen die mittle die längste, dann folgt die 4., die 2., die viel kürzere äussere und zuletzt der Daumen, an den Hinterfüssen die 3. und 4. gleichlang und viel länger als die innern; der lange stark behaarte Schwanz cylindrisch. Im Gebiss scheint der erste untere Lückzahn constant zu fehlen, oben nicht immer. Die obern Eckzähne sind flach, comprimirt und gerade, die untern dreiseitig und gekrümmt. Der Schädel ist hinter der Orbitalgegend sehr stark eingezogen, die Nasenbeine treffen nicht zugespitzt sondern breit gestumpft an die Stirnbeine. Die Heimath ist Madagaskar. G. elegans Geoffr.*) Die zierliche Galidie ist auf dem Kopfe röthlich- 3) Fr. Cuvier, Mammif. III. livr. 47; Martin, Proceed. zool. soc. 1834. I. 113; Blainville, Osteogr. Civettes; Giebel, Odontogr. 31. Tf. 11. fig. 8. — A. Wagner be- zeichnet Schreb. Säugeth. Il. 329 einen Cr. rubiginosus nach einem Balge aus Osl- indien als rostroth mit langer schwarzer Schwanzspitze, schwarzen Füssen, zwei glänzend schwarzen Flecken am Halse und schwarzbraunen gelblich gesprenkelten Oberkopfe, von 16“ Körperlänge und fusslangem Schwanze. 15 4) Geoflroy, magaz. zool. 1839. 27. 37. tb. 14. 17. Derselbe scheidet auf tb. > u. 16 noch G. concolor mit gesprenkeltem Rücken und ohne schwarze Ringel Caninae. 821 braun, bald sehr dunkel, bald ins graue ziehend, stets falb, weisslich und schwarz gesprenkelt, an der Unterseite meist bis zur Brust hin gelblich- oder röthlichgrau. Der Leib ist dunkel kastanienroth nach unten ins Schwarzliche übergehend, oder aber die Oberseite wie der Kopf gespren- kelt, durch helle Ringelung der Haare. Die Ohren sind kurz behaart, am Rande und innen gelblichweiss, der Schwanz dunkel kastanienbraun mit einigen schwarzen Ringen oder nur schwarz gesprenkelt. Schnurren und Krallen schwärzlich. Körperlänge 15“, der Schwanz 12“ oder kürzer. Dreissigste Familie. Caninae. Die CGaninen übertreffen die Viverrinen und Mustelinen an Grösse und sind kräftiger gebaut, vollkommen digitigrad, an den Vorderfüssen normal fünf-, an den hintern vierzehig, mit zwar starken, aber stets stumpfspitzigen nicht zurückziehbaren Krallen. Ausserdem zeichnen sie sich von jenen noch aus durch die glatte und sehr fleischige Zunge, die grossen Augen und Ohren und die sehr zahlreichen Zitzen an Brust und Bauch. Der Schwanz meist lang- oft buschig behaart varırt in der Länge, verkürzt sich aber niemals stummelhaft. | Das Zahnsystem zeigt gewöhnlich relativ grosse Schneidezähne in flache Bogenlinien geordnet, die obern grösser als die untern, die Kronen gelappt, die äussern stark vergrössert, fast eckzahnartig.. Die Eckzähne sind sehr schlank, etwas gekrümmt und stark comprimirt, ohne scharfe Leisten. Die normale Zahl der Lückzähne beträgt oben 3, unten 4: der erste einfach, sehr klein, die folgenden zweiwurzlig mit stark comprimirten Hauptzacken und stets einem oder zwei hintern Nebenhöckern. Am obern Fleischzahne ver- kümmert der vordere Zacken, der innere Höcker bleibt stets sehr klein, der Hauptzacken dagegen ist sehr stark und schief. Der untere Fleischzahn trägt am zweiten grössten Zacken innen und hinten einen kleinen Zitzenhöcker, sein stumpfer Anhang ist klein, meist in seiner Länge das Mittel zwischen den vordern beiden Zacken haltend. Der erste obere Kauzahn ist ein sehr breiter vierseitiger Zahn "aussen mit zwei, innen mit ungleichen Höckern, dreiwurzlig, der zweite von ähnlicher Form, aber ansehnlich kleiner, in minderem Grade, wenn noch ein dritter vorhanden. Im Unterkiefer sind ebenfalls 2, ausnahmsweise 3 Kauzähne vorhanden, stumpfhöckerig, abge- rundet, länger als breit, der letzte ein kleiner Kornzahn. Von dieser nor- malen Beschaffenheit des Zahnsystems kommen sowohl generische als beach- tenswerthe individuelle Abweichungen vor. Der Schädel ist gestreckt, in der Mitte etwas verengt, mit starken Hinter- hauptsleisten, mässigem, stumpfen Scheitelkamm, weit abstehenden zierlich aufwärts gekrümmten Jochbögen, breiten stumpfen Orbitalhöckern, neben den die Stirn mehr . weniger convex ist, mit verdünntem, meist deutlich abge- setzten Schnauzentheil, die Nasenbeine schmal, bald kürzer bald länger als die Frontalfortsätze des Oberkiefers, der Zwischenkiefer spitz auslaufend, ohne je die Stirnbeine zu erreichen; die Pauken gewölbt, länglich, die Unterkiefer- am Schwanze und 6. olivacea mit grünlich schimmerndem Pelze. Da von innern Eigenthümlichkeiten nur die etwas abweichende Grösse des letzten Kauzahnes her- vorgehoben wird: so bedarf es der Prüfung weiterer Exemplare, bevor die speci- fische Selbständigkeit anerkannt wird. 822 Unguiculata. Ferae carnivorae. äste schlank und niedrig. Der Atlas mit breiten, meist abgerundeten Flügeln, an der Basis des Vorderrandes tief ausgeschnitten, statt eines geschlossenen Kanales, der Epistropheus mit niedrigem, nur nach vorn weil vorgezogenen Dorn, dessen hinterer Rand senkrecht und stark erweitert ist, die folgenden Halsdornen sehr kurz und breit, erst der 7. länger. Die Dorsolumbalreihe zählt constant 10 +1 + 9 Wirbel. Die Rückerdornen sind relativ breit und verkürzen sich schnell bis zum diaphragmatischen, der nur einen kleinen spitzen Zacken trägt, die Lendendornen erhöhen sich ziemlich, sind breit und nach vorn geneigt, die Querfortsätze lang, abwärts und stark nach vorn ge- richte. Von den 3 gleich breiten und sehr kurzen Kreuzwirbeln mit ver- schmolzenen Dornen tragen die beiden ersten das Becken. 18 bis 22 Schwanz- wirbel, deren erste wie bei allen Thieren mit sehr beweglichem Schwanze sehr kurz mit zierlichen Fortsätzen, jedoch ohne Dornen, mit untern Ele- menten, die hintern bis um das Vierfache länger, cylindrisch sind. Das Brustbein 6wirblig, mit ceylindrischem Manubrium und Schwertfortsatz. 9 wahre und 4 falsche Rippenpaare, die erstern in der obern Hälfte sehr dick, in der untern breit und flach. Das Schlüsselbein vorhanden aber nur rudi- mentär. Das Schulterblatt schmal mit bognigem Vorderrande, abgerundeter Vorderecke und geradem verdickten Hinterrande, diagonaler, hoher Gräte und nur schwach erweitertem Acromion. Oberarm mehr weniger schlank, mit schwacher rauher Deltaleiste, schwachen Knorren, sehr häufig perforirter Olecranongrube, stets ohne Spur von Brücke für den Nervus medianus; die Elle nach unten sehr verdünnt, oben mit kurzem aber sehr dickem Ole- cranon, Speiche breit und ziemlich flach, die Handwurzel mit 7 Knochen; das Becken kurz und breit, besonders in den Hüftbeinen, auch die Sitzbeine sehr breit, mit verdicktem Hinterrande, Femur mit starkem grossen Trochanter, nach unten verdickt und hinten auf beiden CGondylus einen kleinen Sesam- knochen, die Kniescheibe länglich oval, sehr dick, die Tibia oben stark kantig, sehr comprimirt, unten walzig, Fibula sehr dünn, kantig, in der untern Hälfte eng an die Tibia angedrückt, doch nie völlig verschmolzen, Calcaneus lang und stark, Astragalus mit sehr schiefer und tief concaver Rolle, der Fuss länger als die Hand, die Krallenphalangen mit basaler Knochenscheide. Die Muskeln der Nase und Oberlippe sehr entwickelt, der Schlafmuskel und Masseter schwächer wenigstens merklich im Verhältniss zu den Hyänen und Katzen; die Unterkieferdrüse doppelt so gross als die gelappte Ohrspeichel- drüse, die Zungendrüse fast fehlend, die Backendrüse stark, der Oesophagus merklich weiter als bei Viverrinen und Mustelinen, der Magen rundlich mit grossem Blindsack, der Darm von 4- bis Sfacher Körperlänge, der Dünn- darm mit langen Zotten, die Peyerschen Drüsen gross und zahlreich, mit 16 bis 30 Oeffnungen, der Blinddarm relativ lang, vom Dickdarm abgeschnürt und gewunden, drüsenreich; die Leber 5- bis Slappig, mit Gallenblase, Pan- creas mit zwei Ausführungsgängen, die Milz von sehr veränderlicher Grösse, die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig, die Luftröhre mit etwa 40 Knorpel- rıngen, die Ringe der Bronchien sparsam und sehr weich, der Kehlkopf sehr hart und fest, der Kehldeckel mit sehr starkem Vorwärtszieher, das Herz stumpf gerundet, das Männchen mit freiem Hodensack, die Hoden klein und rundlich, die Nebenhoden sehr gross, keine Samenblasen, die Prostata gross und rund, die Ruthe mit Knochen, der Uterus mit langen geraden Hörnern. Kleine unbedeutende Drüsen in der Aftergegend. Die unter dem Namen der Viole beim Fuchse bekannte Drüse kömmt auch bei den Wölfen auf der Caninae. Otocyon. Cynodon. 823 Schwanzwurzel vor, dort eine compacte Drüsenmasse, hier eine in kleine Drüsensäcke zertheilte. Die Caninen gehören zu den ältesten Garnivoren auf der Erdoberfläche, denn sie erscheinen bereits in eocänen Gebilden, sind während der ganzen Tertiärzeil und noch mehr in der Diluvialepoche wenigstens in Europa weil verbreitete Raubthiere. Gegenwärtig verbreiten sie sich über die ganze be- wohnte Erde. Sie sind von Naturell die gutmüthigsten Carnivoren, minder räuberisch und blutgierig als Katzen, Viverren und Marder, fressen z. Th. auch Aas und vegetabilische Substanzen. Sie leben allermeist in selbst ge- grabenen Höhlen, gesellig oder einzeln, und jagen in sehr weiten Revieren, manche am Tage, andre des Nachts. Otocyon Lichtst. Der Löffelhund gleicht in seiner äussern Erscheinung einem Fuchse, nur etwas hochbeiniger, mit kürzerer Schnauze und ganz enorm grossen Ohren. Merkwürdig abweichend von dieser typischen äussern Gestaltung ist das Zahn- system in seiner ganz entschieden omnivoren Bildung. Der obere äussere Schneidezahn ist abgerückt, die Eckzähne sehr kurz und breit, die Lückzähne, oben 3, unten 4, mit schmal und hoch kegelförmigen Kronen, die obern ohne Nebenzacken, unten nur der 3. und 4. mit kleinen Nebenzacken. Der kleine obere Fleischzahn mit vorderem Hauptzacken, dahinter mit Doppel- höcker und innen mit sehr grossem stumpfen Höcker, der die Krone drei- seitig gestaltet. Der untere Fleischzahn durch Verdickung des innern Zackens auf Kosten der beiden äussern oder nun vielmehr vordern mahlzahnähnlich. Oben wie unten je drei Kauzähne, die obern nur sehr wenig an Grösse ab- nehmend, entschieden caninisch, die untern vierhöckerig, nur der letzte sehr verkleinert, rundlich, zweihöckerig. Der Skeletbau stimmt wieder mit dem der Hunde überein, doch sind 15 Rippenpaare vorhanden. Die einzige Art ist O. megalotis. ®) Etwas kleiner als der Fuchs, aber hochbeiniger, mit kleinerem dicken Kopfe, kurzschnäuzig und durch die dem Kopfe an Grösse gleichkommenden, aufrechten und etwas schwankenden Ohren ausgezeichnet characterisirt. Der Pelz ist gelblichgrau, auf dem Rücken, an den Pfoten und buschigem Schwanze etwas dunkler, an der Unterseite weisslich, die Ohren aussen grau, weiss gerandet und schwarz gespitzt, der Kopf grau mit schwarzem Nasenrücken. Bewohnt das Gap. Cynodon Aym. Während die vorige Gattung durch ihr Zahnsystem die Caninen mit den Omnivoren, welche selbst durch die Bärenhunde zur Verknüpfung dieses inni- gen Verwandschaftsverhältnisses ihrerseits viel beitragen, enger verbindet, schliesst das Gynodon die Familie der Hunde an die Viverrinen und zwar während einer Schöpfungsepoche, in welcher Garnivoren und Omnivoren noch nicht so scharf gesondert, in sich nicht so schruff und so mannichfaltig zer- splittert waren als gegenwärtig, sondern noch eine einzige Familie bildeten. 5) Canis megalotis Cuvier, rech. oss. foss. VII. 478; Blainville, Osteogr. Canis; Giebel, Odontogr. 28. Tf. 9. fig. 16; Smuts, Mamm. cap. 15; Canis Lalandi Desmou- lins, Dict. class. IV. 18. c. fig.; Megalotis Lalandi Smith, Griff. anim. kingd. II. 372; Otocyon caffer Wiegmann, 1838. IV.a 290; Agriodus H. Smith, natur. librar. XX. X. 824 Unguiculata. Ferae omnivorae. pP Das Cynodon hat die Zahnformal von Ganis, nämlıch in der obern Reihe 3+1+2, in der unteren 4+41-+ 2 Backzähne, die Formen der einzelnen Zähne dagegen und besonders des Fleischzahnes sind viverrinisch. Die Lück- zähne haben schlankspitzige scharfe Kronen ohne Nebenzacken oder mit einem kleinen hintern, der obere Fleischzahn ist durch Grösse des innern Höckers schief dreiseilig, der untere mit grossem scharfen innern Zacken neben dem zweiten oder Hauptzacken und kleinem scharfrandigen Anhang, die beiden obern Kauzähne schief vierseitig oder nach innen ganz verschmälert, die beiden untern wie bei Ganis. Schädel und andere Skelettheile sind leider noch nicht bekannt, um diese auf die Aehnlichkeit des Zahnsystemes begründete Stellung der Gattung zu bestätigen. Die sehr fragmentären Ueberreste lagern in den eocänen und ältern mio- cänen Tertiärgebilden Frankreichs. C. parisiense. 6) Der Schädel ist sehr schmal und gestreckt, von der Configuration des Viverrenschädels, doch die Nasenbeine länger, die Schläfen- leisten erst sehr spät zum Scheitelkamme sich vereinigend, der Schnauzen- theil kurz und schmächtig, die Jochbögen zierlich aufwärts gekrümmt, die Lückzähne ziemlich dick mit kleinem hintern Zacken, der obere Fleischzahn mit sehr breitem Innenhöcker, die beiden Kauzähne schief vierseitig, innen etwas gerundet, der untere Fleischzahn mit sehr scharfen divergirenden Zacken. Der wahrscheinlich dazu gehörige CGubitus von der Form der Hundselle. } Die Ueberreste lagern im Pariser Gyps und den eocänen Braunkohlen bei Apt. G. palustre Aym.”?) Der obere Fleischzahn ist relativ grösser, sein Innenhöcker kleiner, der erste obere Kauzahn etwas schmäler und länger, innen völlig abgerundet, der zweite kleiner deutlich vierseitig, am untern Fleischzahne die Zacken relativ kleiner als vorhin. Grösse eines kleinen Fuchses. In den Süsswassermergeln von Puy. C. velaunum Aym.®) Der innere Zacken des Fleischzahnes nur etwas grösser als bei Canis, am obern Fleischzahn der Hauptzacken überwiegend, die untern Lückzähne ohne hintern Nebenzacken, der zweite obere Kau- zahn ganz rundlich. In den untermiocänen Süsswassermergeln von Puy. 6) Viverra parisiensis Cuvier, oss. foss. V. 496. tb. 149. fie. 8., tb. 150. fie. 5. 6. 7., tb. 151. fig. 12; Blainville, Osleogr. Civettes 61. tb. 13; Canis viverroides Blain- ville, 1. c. Canis 109; Giebel, Odontogr. Tf. 10. fig. 3; Cyotherium Aymard, ann. soc. agric. Puy 1848. XI. 115. — Die Unterkieferfragmente von Apt mit vollständigen Zahnreihen , welche Gervais als Cynodon lacustre Zool. Pal. fr. tb. 25. fie. 1. 2; Giebel, Odontogr. 28. Tf. 10. fie. 10. 14 aufführt, stimmen nach der Abbildung voll- kommen mit dem €. viverroides überein, die dürftige Beschreibung hebt keine Differenz hervor. 7) Aymard, Ann. soc. agric. Puy 1848. XII. 113; Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 26. fig. 1. 4; Giebel, Odontogr. 28. Tf. 10. fig. 12. 17.b; Cymodietis palustris Bravard, not, 0ss. foss. Debruge 1850. 5. u: Aymard, Ann. Soc. agric. Puy 1848. XII. 244; Gervais, Zool. Pal. fr. tb. 26. lig. 2. 3; Giebel, Odontogr. 28. Tf. 10. fig. 11. 17a. — Aymard, 1. c. begründet noch auf einen 4. Lückzahn und cinen Kauzahn derselben Lagerstälte einen Elocyon mar- 'rides, dessen Verwandschaftsverhältniss jedoch völlig unbestimmt bleibt. . Caninae. Canis. 825 Canıs L. Die typische Gattung der Hunde zeigt den oben angegebenen Familien- character am reinsten, die gestreckte Schnauze, die mässig grossen spitzen Ohren, den eingezogenen Bauch, die fünfzehigen hinten allermeist nur vier- zehigen Pfoten mit stumpfen unbeweglichen Krallen, die hohen Beine, die schlanken Eckzähne ohne Leisten, die oben 3, unten 4 Lückzähne mit kleinen Nebenzacken, den untern Fleischzahn mit innern Zitzenzacken, den obern mit verkümmerten Vorderzacken und sehr kleinem Innenhöcker, die beiden stumpf- höckerigen Kauzähne in jeder Reihe. Skelet und weiche Theile sind oben nur nach dieser Gattung characterisirt. ! Die Hunde scheinen schon während der eocänen Epoche existirt zu haben und treten bereits m der Diluvialzeit mit den heutigen sehr ähnlichen und gar identischen Arten auf. Zahlreich verbreiten sie sich gegenwärtig über die ganze Erde selbst über das sonst .dürfig mit Säugethieren ausgestattete Neuholland. Ihre Arten variiren aber in ganz überraschender Mannichfaltig- keit, ja die Rassen gehen weiter aus einander als sonst die verschiedenen Arten einer Gattung, als verschiedene Gattungen einer Familie und selbst in der äussern Erscheinung und der allgemeinen Tracht des Skeletes mehr als sonst die Familien der Garnivoren. Selbstverständlich ist bei so unbeschränkter Wandelbarkeit der Formen der Systematiker völlig ausser Stande irgend scharfe Grenzen zu ziehen, um so mehr da er ohne alle historische Nach- weise über die allmähliche Heranbildung constanter Rassentypen aus den wechselnden Formen ist. Auf die Untersuchung dieser allein gestützt ist er zur Annahme einer gleichzeitigen ursprünglichen Entstehung der extremsten Rassentypen genöthigt und nur die durch fruchtbare Vermischung vielfach in und durch einander verlaufenden Bastardformen halten ihn ab, hier nach den‘ sonst allgemeinen Gesetzen specifische und generische Grenzen zu ziehen. Eben diese in dem ganzen Thierreiche beispiellose Beweglichkeit der Formen getragen von- einer fast unbegrenzten Fügsamkeit des Naturells, in die ver- schiedenartigsten Lebensweisen, unter die extremsten klimatischen geographi- schen Verhältnisse nöthigen uns allen nur auf äussere Formdifferenzen, auf flüchtige Beobachtung ohne tiefergreifende Untersuchungen begründeten Arten die specifische Selbständigkeit so lange abzusprechen bis in diesem Wechsel und dieser Mannichfaltigkeit die sonst allgemein gültigen Begriffe von Gattung und Art zur vollen Geltung gebracht sein werden. Die Arten scheiden sich, einzelne Rassenbildungen ausgenommen, in die beiden grossen Grupper der Wölfe und Füchse, jene die grössern mit kurzem Schwanze, allermeist scharfen Leisten und Kämmen am Schädel, kurzem Antlitz mit runder Pupille, diese die kleinern mit längerem und buschig be- haarten Schwanze, mit elliptischer Pupille, gerundetem Hirnkasten des Schädels und verlängerter Schnauze begreifend. Die Füchse verbinden sich durch eine Uebergangsform mit den Viverren und Mardern und in gleicher Weise die Wölfe mit den Hyänen, beide Bindeglieder können naturgemäss als beson- dere Gruppen neben den Füchsen und Wölfen aufgeführt werden. Die Füchse der nördlichen Erdhälfte scheiden sich durch die Form ihrer Orbital- höcker und Pupille von den brasilianischen oder Schakalfüchsen, minder scharf sondern sich die Wölfe in eigentliche Wölfe und in Schakale, wenig- stens lässt sich für diese keine durchgreifende Differenz in der Schädelbildung nachweisen. 826 Unguiculata. Ferae carnivorae. a) Nyetereutes. Viverrenhunde. C. viverrinus Temm.) Der Viverrenhund ist von gestrecktem Bau auf sehr niedrigen kräftigen Beinen, mit gestrecktem Kopfe, zumal ver- längerter, fuchsähnlicher Schnauze, niedrigen, breiten, aufrechten Ohren, aufrecht getragenen sehr buschigen Schwanze. Der Winterpelz ist unge- mein dicht, lang und wollig, gelblichgrau, an den Seiten des Gesichtes schwarz, die braunen Schnurren auf weissem Grunde, Stirn und Schläfen- gegend weisslich, die weisslichen Ohren mit braun gefilztem Rande, Kinn und Vorderhals braun mit gelblichem Halsbande, Nacken, Rücken und Schwanz mit langen, gelblichen, schwarzspitzigen Grannen, der Endbüschel des Schwanzes schwarz, Leibesseiten gelblich, Brust und Bauch braun, die Beine schwarzbraun. Der Sommerpelz ungemein dünn, ohne Wollhaar, verwachsen röthlich und schwarz. Der Schädel ist fuchsähnlich, gestreckt, mit auffallend langen und starken Orbitalfortsätzen, mit erst hinter dem Scheitel zu einem stumpfen Scheitelkamme vereinigten markirten Schläfen- leisten, hohen stark aufwärts gekrümmten Jochbögen, ganz allmählig ver- schmälerten, wenig über den Oberkieferrand hinauf verlängerten Nasen- beinen, deren vordere Seitenecke etwas über den Intermaxillarrand vor- springt, Breite zwischen den Jochbögen der halben Schädellänge gleich, der horizontale Ast des Unterkiefers nach vorn stark an Höhe abnehmend, der Winkelfortsatz breit und stumpf. Die obern Lückzähne ohne Nebenhöcker, der 4. untere mit drei kleinen hintern Höckern, der obere Fleischzahn mit vordern Ansatz, sehr wenig kürzer als beide Kauzähne, der erste dieser aussen länger als breit, nach innen verschmälert, der zweite rhombisch, der untere Fleischzahn mit grossem stumpfen Anhang, um U, länger als beide Kauzähne, der äussere Schneidezahn nur wenig vergrössert. Körper- länge 1'/,‘, der Schwanz Yy‘. Der Tanuki ist der gemeinste Hund auf den japonischen Inseln. Er hält sich in gebirgigen Wäldern auf, gräbt sich Höhlen oder versteckt sich in Felsenspalten und hohlen Bäumen, nur im Winter streicht er in die offenen Felder und bewohnten Gegenden. Mit einbrechender Nacht kömmt er her- vor und sucht Wurzeln und Früchte, jagt aber nicht nach andern Thieren. Die Japanesen essen sein Fleisch und verarbeiten den Pelz. C. procyonoides Gray.!) Der Hatsimon hat eine spitzere Schnauze und einen kürzern minder grossbuschigen Schwanz als der Tanuki. Breite halbkreisförmige, brillenartige schwarze Streifen in der Augengegend charac- terisiren auffallend die Gesichtszeichnung. Wangen und Gliedmassen sind dunkel chocoladenbraun, der Körper graubraun mit schwarzen Haarspitzen, der Schwanz blassbraun mit weissen Haarspitzen. Innere Organisation un- bekannt. Körperlänge nahezn 2%, Schwanz kaum !z‘. Bewohnt China und Japan, nährt sich von Früchten und klettert ge- schickt auf Bäume. Sein Fleisch soll sehr schmackhaft sein. b) Vulpes. Füchse. a) Füchse der nördlichen Erdhälfte. Vulpes. C. vulpes L. 2) Der gemeine Fuchs wird characterisirt durch seinen breiten Kopf mit schlank zugespitzter Schnauze, platter, ganz allmählig zur 9) Temminck, Tijdschr. V.285: A. Wagner, Schreb. Säugeth. II, 438; ; Nyetereutes viwerrinus Temminck, Fauna japon. 40. tb. 8. I) Gray, Illustr. Indian. zool. II. tb. 1; Temminck, Faun. japon. 2) Linne, syst. nat. XII. I. 59: Schreber, Säugeth. Ill. 354. Tf. 00. 9; Buffon, Caninae. Canis. | 827 ; Nasenspitze abfallender Stirn schief geöffneten, im Dunkeln schön funkeln- den Augen, ziemlich grossen, aufrechten, zugespitzten Ohren, durch den dichten Pelz, den langen, hängenden, dick cylindrischen Schwanz und die hohen dünnen Beine. Sein Colorit variirt vielfach. Die Körperlänge be- trägt durchschnittlich 2‘, die Höhe 1° und die Länge des Schwanzes eben- falls 1°. Bei der sehr umfangsreichen geographischen Verbreitung variirt der Fuchs vielfach, doch noch nicht in dem Grade als der Haushund, die Diffe- renzen sind mehr äusserliche und oberflächliche. Schon bei uns unter- scheidet man den Birkfuchs, Rothfuchs,. Brandfuchs, Gelbfuchs, Edelfuchs, Bisamfuchs, Kreuzfuchs, Silberfuchs. Die eigenthümliche, fuchsrothe Farbe unseres gemeinsten Fuchses ist ein gelbbraun, welches auf der Stirn, den Schultern, dem Hinterrücken und Schenkeln fein weiss gesprenkelt ist, Lippen, Backen und Kehle sind weiss, ebenso ein Streif an den Beinen hinab, Brust und Bauch aschgrau, die Weichen weissgrau, die Öhrenspitzen und Füsse schwarz, der Schwanz aussen gelbröthlich, mit wenig schwarz, innen bräunlich weissgelb, an der Spitze weiss. Die besonders in Sibirien und Lappland häufig vorkommenden Kreuzfüchse haben ein schwarzes Rücken und Schultern bedeckendes Kreuz. Bisweilen färbt sich Brust uud Bauch braun oder schwärzlich, seltner ist der Bauch und die Beine schwarz und weiss gescheckt und die Endhälfte des Schwanzes weiss. Auch ein- förmig gelbe, rein weisse und rein schwarze Füchse kommen vor, ferner weisse mit einzelnen schwarzen Haaren, mit falben Ohren und Pfoten, auch mit rothen Flecken; halbschwarze, die an den Seiten weisse und graue Haare und eine weisse Schwanzspitze haben. Der Brandfuchs hat reichere schwarze Beimischung, ist am Schenkel mehr weiss mit schwarzem Anfluge, an Brust und Bauch aschgrau bis schwarz, an der Oberseite des Schwanzes dunkelbraun, an der untern weissgrau, mit schwarzer Schwanzspitze. Der schwarzbäuchige Fuchs Italiens ist fahlroth, sein Wollhaar an der Wurzel Hist. nat. VIl. 75. tb. 4—6; Bechstein, Naturgesch. 1. 624; Ridinger, jagdb. Thiere T[. 14; wilde Th. T£f. 23; kleine Th. Tf. 74. 75; Pallas, Zoogr.I. 45; A. Wagner, Schreb. Säugth. Il. 405; v. Middendorf, Sibir. Reise I.b 71; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 21; v. Tschudi, Thierleb. Alpenw. 387, Blainville, Osteogr. Canis; M. de Serres, Edinb. new phil. journ. 1835. XIX. 244; Hyrtl, medicin. Jahrb. 1838. XV. 389; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 10. fig. 1. 2; C. alopex Linne; Vulpes cerucigera Brisson, regne anim. 240; V. cruciata, V. alba Pallas, I. c. 47; V. nigra Scheffer, Lappland 340; V. montana Pearson, asiat. journ. Bengal. V. 313; C. melanogaster Bonaparte, Fauna ital. I. c. fig.; C. niloticus Desmarest, Mammif. 204; Rüppell, zool. Atlas 41. Tf. 15; Ehrenberg, symbol. phys. II. c. fig. C. anubis, C. vulpecula Ehrenbersg, 1. c.; C. chrysurus u. C. Hodgsoni Gray, Loud. magaz. 1837. 1. 577; C. melanotus Pallas, Zoogr. 1.44; C. flavescens Gray, Ann. mag. nat. hist. 1843. XI. 118; Blyth, journ. asiat. Bengal. 1853. 581; C. fulvus Des- marest, Mammal. 203; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 50; Richardson, Fauna I. 91. tb. 6; Prinz z. Wied, Reise Nordamer. II. 86.89; C. decussatus Desmarest, 1. c. 203; C. argentatus Desmarest, 1. c.; Zoolog. garden 221. 223. c. figg.; C. virginianus Schreber, Säugeth. Ill. 361. Tf. 92.b; Dekay, nat. hist. New York 1.45; Vulpes macrura Baird, Stainsb. explor. 309; Vulpes utah Bachmann, Proceed. Philad. — Alle diese Synonyme bezeichnen die oben angeführten Farbendifferenzen, zu denen noch die verschiedene Körpergrösse, bald spitzere bald stumpfere Schnauze, kleine oder grössere Ohren, kürzerer oder längerer Schwanz hinzukommen. Theils sind die Differenzen gar zu geringfügig, theils durch unmittelbare Uebergänge direct ver- bunden oder nur in dem leicht wechselnden klimatischen und geographischen Einflusse bedingt. — Die Fossilreste werden als C. vulpes fossilis, C. vulpes spelaeus und Vulpes spelaeus aufgeführt: Cuvier, oss. foss. VII. 471; Blainville, Osteogr. Canis; Owen, brit. foss. Mamm. 134; Giebel, Fauna. Säugeth. 49. 828 Unguiculata. Ferae carnivorae. dunkelgrau, an der Spitze fahlroth, die Grannen an der Wurzel schwarz, dann breit weisslich und an der Spitze ebenfalls fahlroth, Mund, Wangen und Kinn weiss, Schnauze röthlich, Augengegend schwarz, ganze Unter- seite schwarz mit weissliichem Anflug, Hinterseite der Ohren schwarz, ebenso die Vorderpfoten, die Schwanzhaare mit weissen und schwarzen Spitzen, Unterseite des Schwanzes mit schwarzem Längsstreif, Schwanz- spitze weiss. Im Sommerpelze sind die schwarzen Stellen weiss, der Rücken dunkler, die Seiten röthlicher. Uebrigens ist der Schädel etwas grösser, die Ohren kürzer. An diese Spielart schliesst sich der Nilfuchs an, dessen Winterpelz grau fahlroth mit breitem fahlröthlichen Rückenstreif, an der ganzen Unterseite braunschwarz, an den Lippen weiss, im Mund- winkel schwarz ist. Oder der Pelz ist fuchsroth, unten aschgrau ins bläulichviolette spielend mit weisser Schwanzspitze. Der Karakan der Kir- gisen und im Kaukasus hat einen groben Pelz von Wolfsfarbe, aussen grau mit längern schwarzen Haaren gemischt, von den bräunlichen Schultern bis zum schwarzspitzigen Schwanze mit gelblicher Binde, vomKinn bis zum Nabel mit braunem Streif, am Bauch graulichweiss. Der goldschwänzige Fuchs Indiens ist blass fuchsfarben mit schwarzspitzigen steifen weissen Haaren gescheckt, unten weiss, mit blassgelbem dunkelbraunspitzigen Schwanze. Der Himalayasche Kreuzfuchs wird als vorn und oben roth, nach hinten grau geschildert, mit aussen sammetschwarzen Ohren, weisser Oberlippe, weissem Streif vom Mundwinkel dem Halse entlang bis zu den Schultern, mit schwarzer Kehle, graurothem Nasenrücken und Scheitel, hell- fahlen Körperseiten, dunkelrothen Streif längs des Rückens und Schwanzes von einem queren Schulterstreif gekreuzt. mit schwarzer Brust und licht- falben Bauch, schwarz gewässerten weissspitzigen, sehr buschigen Schwanze. Der amerikanische Rothfuchs trägt einen langen sehr feinen Pelz, hat eine kürzere dickere Schnauze als unser gemeiner, kürzere Ohren und melhır zottig behaarte Beine. Die Oberseite ist lebhaft goldig fahlroth, auf dem Kopfe weiss melirt, an der Schnauze, Kehle und Brust weiss, am Unter- leib lichtgelblich, an der Ohrwurzel röthlich, am Schwanze unten dunkler als oben, an der Spitze weiss. Zuweilen ist der Hals dunkelgrau. Auch in Amerika gibt es Kreuzfüchse und Silberfüchse, deren Pelz sehr hoch geschätzt ist, ausserdem eine langschwänzige Spielart am grossen Salzsee, in ua eine silbergraue mit schwarzer Schnauze u. a. Das Gebiss des Fuchses zeichnet sich durch tief gefurchte Schneide- zähne, sehr lange dünne Eckzähne, durch den Mangel hintrer Nebenzacken am lau comprimirten Hauptzacken der Lückzähne, den grossen stumpfen Anhang und starken innern Zitzenhöcker des untern Fleischzahnes aus. Der obere Fleischzahn ist stets merklich kürzer als die beiden Kauzähne, doch nicht in dem Grade als der untere länger ist als die ihm folgenden Kauzähne; der zweite obere Kauzahn ist etwas mehr als halbsolang wie der erste, der untere erste ziemlich halbsolang als der Fleischzahn. Im Allgemeinen unterscheidet sich der Fuchsschädel von dem des Haushundes durch seine sehr gestreckte Gestalt mit sehr wenig von der Stirn abgesetzter Schnauze. Nur in den extremsten Formen verläuft bei Fuchs und Hund das Profil des Schädels in gleich sanft gebogener Linie, in diesem Falle unterscheidet den Fuchs aber stets noch die längere und dünnere Schnauze. Der Hirnkasten ist seitlich stark gewölbt, hinter den Orbitalfortsätzen die Verengung stärker als jemals bei den Hunden, dage- Caninae. Canis. | 829 scn ist die Bildung der Stirngegend und die Form der Orbitalfortsätze bei einigen Hunderassen absolut dieselbe als bei dem Fuchs. Die Nasenbeine verschmälern sich allermeist schnell und greifen niemals merklich über die Oberkieferenden hinaus, die Jochbögen sind stets zierlicher als bei gleich grossen Hunden, stark aufwärts gekrümmt, die Paukenknochen Jlänglich oval, höher aufgetrieben als bei dem Hunde, die Gehöröffnung stets viel weiter, der Körper des Keilbeines nach vorn in der Mitte kantig erhöht, ‚ bei dem Hunde stets flach, ebenso beim Fuchs die Foramina incisiva stets _ viel länger und schmaler. Das übrige Skelet bietet durchweg zierlichere und schlankere Formen als bei dem Hunde, schmälere Wirbelfortsätze und Rippen, schwächere Leisten und Kanten. 20 bis 24 Schwanzwirbel. Das Naturell und die Lebensweise des Fuchses hat neuerdings v. Tschudi meisterhaft gezeichnet. Eleganter als seine Vettern, Wolf und Hund, in Tracht und Gattung, feiner, vorsichtiger, berechnender, behender, ela- stischer, von grossem Gedächtniss- und Ortssinne, erfinderisch, geduldig, entschlossen, gleich gewandt im Springen, ‚Schleichen, Kriechen und Schwimmen, scheint Meister Reinecke alle Requisite des vollendeten Strauch- diebes in sich zu vereinigen und macht wenn man seinen genialen Humor, seine blasirte Nonchalance hinzunimmt, den angenehmen Eindruck eines abgerundeten Virtuosen in seiner Art. Seine Verschlagenheit, seine Lieblings- , nahrung, seine Jagdweisen, die Organisation seiner Augen ist mehr die der Katze als des Hundes, so dass er beide zu vermitteln scheint. Wenig- ' stens besitzt er fast alle Laster beider Arten und überhaupt einen bewun- | dernswerthen Universalismus des Talentes verbunden mit einer so ausge- , zeichneten Organısation des Körpers, dass er in dieser Beziehung fast selbst ‘ den Haushund übertrifft. | Zum Aufenthalt wählt der Fuchs Erdhöhlen. Nur wenn er nicht fer- | tige Höhlen vorfindet, die er wohnlich einrichten kann, lässt er sich zur eigenen Arbeit herab. Am liebsten bezieht er Dachshöhlen. Der Kessel ‚ wird geraumig und tief angelegt und mit Kreuzgängen oder nur einfachen Fluchtröhren versehen. Den Tag verbringt er in der Höhle, nur bei gutem , Wetter kömmt er hervor, um sich zu sonnen und sein Revier zu überschauen, Mit Einbruch der Abenddämmerung bis zum Aufgang der Morgensonne ist er thatig, jagt, stiehlt und treibt seine Neckereien und Possen. Sein Appetit ‚ ist höchst mannichfaltig: saftige Erd- und Baumfrüchte und Trauben bilden die vegetabilische Kost, junge Rehe, Gemsen, Lämmer, Hasen, Kaninchen, ' Geflügel mancherlei Art liebt er als höheres Wildpret, Mäuse, Frösche, ‚ Eidechsen, Fische wählt er nur in Ermangelung jener, tritt auch hierin Mangel ein, so fängt er Insecten, Krebse und andere Thiere. Wo Stärke und Kraft ihn verlässt, oder nicht angebracht ist, da erreicht er durch List seinen Zweck. Kann er den gekugelten Stacheligel nicht aus einander zerren: so begiesst er ihn mit seinen stinkenden Urin, der den Gefangenen wehrlos macht. Dem scheuen und aufmerksameu Murmelthiere weiss er durch unverdrossene Lauer den Rückweg abzuschneiden. Aas greift er begierig an, wenn andre Nahrung ausgeht. Sein Schlaf ist tief und fest. Geruch, Gehör und Gesicht sind sehr scharf. Verfolgt von guten Hunden, die ihm in Laufe einholen, sucht er auf Irrwegen zu verschwinden, wenn er die Höhle nicht erreichen kann. Im Frühjahr 9 Wochen nach der Ranzzeit wirft die Füchsin 5 bis 9 blinde Junge in ihrem Baue und be- wacht dieselben mit aller mütterlicher Sorgfalt. Nach einigen Wochen führt 830 Unguiculata. Ferae carnivorae. sie die mit gelber Wolle bekleideten überaus niedlichen Jungen vor die Höhle und trägt ihnen kleine Thiere allerlei Art zu, und ertheilt ihnen den Unterricht im Jagen. Nach mehrern Wochen in halbwüchsiger Grösse be- geben sie sich bereits allein auf die Jagd. Im Herbst verlassen sie die mütterliche Wohnung und gründen ihren eignen Hausstand. Schon im ersten Jahre werden sie brünstig und bellen mit heller Stimme durch Thal und Feld. Die Vermehrung der Füchse ist enorm trotz der allseitigen ener- gischen Verfolgung, der sie wegen ihres Schadens an der Jagd, wegen ihres Pelzes, hie und da auch wegen des Fettes und Fleisches ausgesetzt sind. Man schiesst sie auf dem Anstande, verfolgt sie mit Hunden oder legt ihnen Fallen. Letztern entgehen sie jedoch oft durch ihre Lebens- zähigkeit, indem sie das eingeklemmte Bein abnagen und dreibeinig ihr humoristisches Leben fortführen, oder gar durch List, indem sie sich todt stellen und bei Seite geworfen im günstigen Augenblick entwischen. Jung eingefangen werden sie ganz zahm und ergötzen durch ihre Schlauheit und listigen Ränke, lassen sich mit allen Abfällen aus der Küche unterhalten und belästigen nur durch ihren unerträglichen Gestank. Ohne weitere Dressur ganz aus freien Antriebe reichte mein jung eingefangener Fuchs die Pfote, lässt sich streicheln und auf den Arm nehmen und spielt gern mit Hund und Katze gemeinschaftlich, nur beim Fressen duldet er keine Ge- sellschaft. Sein spitzbübisches Wesen legt er aber trotz der grössten Pflege nicht ab und selbst der ganz sicher verwahrte Käfig schützt nicht vor seinen Diebstählen, denn hier streut er noch Brodt vor das Gitter und lockt damit Hühner, Tauben, Sperlinge u. a. herbei und zieht dann die sorglos Krümlein Suchenden in den Käfig. Er frisst sehr viel, mit 2 grossen Kaninchen täglich ist sein Appetit noch nicht gestillt, doch bleibt er auch bei kärg- licher Nahrung, bei einem Teller Gemüse täglich ruhig, die Freundschaft mit dem Hunde hält er nur in der Gefangenschaft, in der Freiheit sind beide die unversöhnlichsten Feinde, der Hund verfolgt Reinecken mit ganz unerbittlicher Wuth. Nur die gesteigerte Geilheit beider versöhnt sie auf wenige Augenblicke, der Fuchs sucht die Hündin, seltner der Hund die Füchsin auf. Die Bastarde dieser Vermischung sind fruchtbar. Die Toll- wuth herrscht unter den Füchsen ebenso sehr als unter den Hunden und ebenso die Räude, Darrsucht und Wurmplage. Das Vaterland des Fuchses erstreckt sich über ganz Europa, das nörd- liche Afrika, ganz Asien und Nordamerika. Ueberall ist er in Naturell und Lebensweise, in Körperbau derselbe, nur Pelz und Farbe ändert ab. Und schon während der Diluvialepoche war er als ganz derselbe über den grössten Theil Europas verbreitet, denn ganz entschieden diluviale Ueber- reste sind in mehrern Knochenhöhlen, Knochenbreccien und andern Diluvialgebilden aufgefunden worden. Dass einzelne dieser Reste auf eiwas ansehnlichere Körpergrösse, auf- schlankere Pfoten deuten hat neben den zahlreichen völlig identischen und bei der selbst um einen Fuss schwankenden Grösse des lebenden Fuchses keinen systematischen Werth. | ©. corsac L. ?) Der Korsac unterscheidet sich von dem gemeinen | Fuchs durch etwas geringere Körpergrösse, kürzern und straffern Pelz, 3) Linne, syst. nat. XI. I. 223, Schreber, Säugeth. II. 359. T£. 91.b; Buffon, Hist, nat, suppl. III. 17; Pallas, neue nordische Beitr. I. 29; Zoogr. 41. tb. 4; Tile- X sus, nov, act. Leopold, XI.b 400. tb. 49; C. vulpes indieus Hodgson, asiat. research. Caninae. Canis, | 831 schmächtigere Schnauze, spitzere viel grössere Ohren und etwas längeren sehr buschigen Schwanz. Die Farbe des Rückens ist röthlichgrau, die ein- zelnen Haare hräunlichroth und vor der Spitze graulichweiss; die Seiten sind fahlgelblich, die Mitte der ganzen Unterseite vom Kinn bis zum After ist weiss oder hellgelb; die Ohren aussen am Grunde graulichfahl, gegen die Spitze graulichweiss, innen ganz weiss; die Beine vorn falb, gegen die Zehen weisslich, die Sohlen dicht mit hellen Haaren bekleidet, der Schwanz oben grau mit schwarzen Haaren gemengt, unten lichtgelb, an der Spitze schwarz. Der Winterpelz pflegt mehr lichtgrau und weisslich zu sein. Zu- weilen herrscht auch auf dem Rücken das Graue vor und ist nur leicht rostig angeflogen. In südlicheren Ländern wird das Colorit allgemein heller und diese Aenderung hat Veranlassung zur specifischen Trennung gegeben. Der afrikanische Korsac oder Blässfuchs ist nur eilwas hochbeiniger als der asiatische, am ganzen Körper blassröthlich strohgelb, auf dem Kopfe mit weissen, auf dem Rücken mit schwarzen und weissen Haaren gemischt, am Halse ein blassgelbes Halsband. Eine weich- fast seidenhaarige Varietät bildet ler afrikanische Sabbar, dessen seitliches Wollhaar schmutzig isabellfarben, auf dem Rücken grau ist; die Rückengrannen haben einen weissen Ring vor der glänzend kastanienbraunen Spitze, die übrigen Haare sind schwarz- und weissspitzig, einzelne ganz schwarz, die obern Schwanzhaare schwarz, die untern isabellfarben, die Unterseite licht isabellfarben, an der Brust ein dunkler Ring, die Lippen weiss, die Ohren graulich mit gelbem wolligen Saume. Auch weisse Schwanzspitzen kommen vor. Körperlänge 20", der Schwanz 12. Der Korsac gleicht in Naturell und Lebensweise, soweit dieselbe aus Pallas’ Beobachtungen bekannt ist, ganz dem gemeinem Fuchse, nur scheint er besser laufen zu können, ist scheuer und wilder, wird selbst jung ein- gefangen nicht ordentlich zahm indem er sich höchstens von seinem Wärter streicheln lässt. Die Kirgisen lieferten zu Pallas’ Zeiten jährlich 40- bis 50000 Felle nach Russland. Das Vaterland erstreckt sich von der Wolga und dem Kaspischen Meere durch ganz Mittelasien bis zum Baikalsee, südlich nach Indien hinab und von hier westlich an den Sinai, Kordofan, Dongola und Darfur. C. zerda Zimm. *%) Der Zerdo oder Fennack ist die kleinste Art der ganzen Gattung, zeichnet sich aber durch die grössten Ohren merkwürdig von allen andern aus. Dieselben haben Kopfeslänge und sind etwas mehr als halbsobreit, am Innenrande lang behaart. Der breite Kopf spitzt sich sehr schnell zur Schnauze zu. Die Augen sind gross und haben abweichend XVII. 237. c. fig.; C. benyalensis ray, Mlustr. Indian. Zool. Il.tb.2; C. kokree Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 101; €. pallidus Rüppell, Zoolog. Atlas 33. Tf. 11; C. fame- licus Rüppell, 1. c. 15. Tf. 5; C. sabbar Ehrenberg, Symbol. phys.Il.; Vulpes dorsalis Gray, Proceed. zool. soc. V. 132. 4) Zimmermann, geogr. Geschichte Thierr. Il. 247; Rüppell, zoolog. Atlas 5. “ Tf. 2, Blainville, Osteogr. Canis; Giebel, Odontogr. 27; C. cerdo Linne, syst. nat. XI. 75; Leukart, Isis 1825. 211. 1828. 296; Vulpes minimus zaarensis Skiöldebrand, k. vet. acad. handl. 1777. 265. tb. 6; Fennec Bruce, travels V. 128. tb. 28; Viverra aurita Blumenbach, Handbuch X. 95; Megalotis cerdo Nliger, Prodr. syst. 131; Fen- necus Brucei Desmarest, Mammal. 235; Megalotis Brucei Griffith, anim. kingd. V. 390. Obwohl durch Rüppell und Cretzschmar die vielfachen Irrthümer über diese Art schon seit 1826 beseitigt sind: so wird sie dennoch in neuern Lehrbüchern mit Otocyon verwechselt. 832 Unguiculata. Ferae carnivorae. von andern Füchsen eine runde Pupille, die Fusssohlen dicht und wollig behaart, die Krallen stark und fast gerade. Der Pelz ist sehr weich und strohgelb, auf dem Rücken mit weissen und schwarzen Haaren gemischt, unten weisslich, über dem Auge ein weisser Fleck, vor demselben ein dunkler Streif, Seiten der Schnauze und das Kinn weiss, der lange sehr buschige Schwanz dunkel, fast ockerfarben, in der Nähe der Wurzel mit schwarzem Fleck und mit schwarzer Spitze. Körperlänge bis 15“, der Schwanz über 8%. Das Gebiss des Zerdo unterscheidet sich von dem des gemeinen Fuchses durch breitere Schneidezähne, breitere Kronenbasis der untern Lückzähne, durch die fast gleiche Grösse der beiden Hauptzacken des obern Fleisch- zahnes, dessen stärkeren Innenhöcker und durch den höhern mehr scharf- kantigen untern Fleischzahn. Der Fenneck bewohnt die Sandwüsten von Ambukol und Korti bis zur ägyptischen Grenze hin. Von seiner Lebensweise ist noch nichts weiter bekannt, als dass er seine Höhlen selbst gräbt. C. lagopus L.?) Der Stein-, Eis- oder Polarfuchs hat kürzere Beine als die vorigen Arten, auch eine stumpfere, dickere Schnauze, sehr kurze und breite Ohren und eine sehr reichliche Behaarung. Sein Colorit ändert ab. Die Isländischen Eisfüchse tragen in frühester Jugend ein weiches Wollhaar von schmutzig graubrauner Farbe, die im Gesicht und am Bauch weiss wird. Im ersten Herbst erhalten sie lange glänzende Grannen von der- selben Farbe, im Winter bekleiden sie sich mit einem längeren weichen Unterhaar, das an der Wurzel grau, übrigens braun, weiss oder grau ist. Dieses Colorit kömmt auch bei allen folgenden Haarwechseln wieder. Die asiatischen Eisfüchse sind rein weiss, bisweilen mit längeren braunen Grannen auf dem Rücken und schwarzer Schwanzspitze, im Sommer dagegen schmutzigbraun. Indess kommen auch im Winter bleifarbig braune Ab- anderungen vor, auch röthlichbraune. Bisweilen stellen sich auf dem Kopfe viel weisse Haare ein, die Schnauze wird ganz braun, die Füsse weiss. Stets sind die Ohren, ein Schulterfleck und die Kehle dunkelbraun, die Sohlen weisszottig. Sehr selten sind schwarzbraune Sommerpelze. Die amerikanischen Eisfüchse tragen ebenfalls einen reinweissen Winterpelz, bisweilen mit gelblichem Anfluge, die Schwanzspitze ist schwarz, die Schnurren weiss oder braun. Der kürzere Sommerpelz ist am Rücken und den Seiten braun, unten weiss, am Kopf braun mit weiss gemischt, der Schwanz oben bräunlich, unten und an der Spitze weiss. Auch unter ihnen kommen braunschwarze, auf Grönland bläulichschwarze Abänderungen vor. Kreuzfüchse sind häufig im halb erwachsenen Alter. Körperlänge 2%‘, der Schwanz 1‘. 9) Linne, syst. nat. XI. 1.59; Schreber, Säugeth. Ill. 362. Tf. 93; Pallas, Zoogr. l. 51. ib. 5; Tilesius, nov. act. Leopold. Xl,b 375. tb. 47; v. Baer, Bullet. acad. | Petersb. 1841. IX. 89; Beitr. z. Kenntn. russ. Reiches 1. 309; Steller, Reise Kamt- schatka 10; v. Middendorf, Sibirische Reise IL,b 73; Sabine, Parr, first voy. supp!. 187; Richardson, ibid. soc. voy. 299 u. Fauna bor. americ. I. 83; Thienemann, nalurbist. Bemerk. l.; Isatis Gmelin, nov. com. Petrop. V. 358. — Letztern (. isatis unterscheidet Thienemann a. a. O. specifisch vom Eisfuchs durch die gelben oder grunen, Stall braunen Augen, durch weniger Reihen Schnurren (5 statt 8), durch eiförmig zugespilzte Ohren, durch 3 Kreuz- und 17 Schwanzwirbel (statt 2 und 21). Doch sind diese Differenzen nicht hinlänglich begründet. Caninae, Canis. 833 Im Gebiss ist characteristisch die, beiden Kauzähnen gleichkommende Länge des obern Fleischzahnes und die sehr geringe Grösse des untern Kornzahnes. Der erste obere Kauzahn fast doppelt so breit als lang, der obere 3. und untere 3. und 4. Lückzahn mit hinterm Nebenhöcker. Der Schädel zumal im Schnauzentheile kürzer und mehr gedrungen als beim Fuchs, hinter den stets stumpferen Orbitalfortsätzen wenig verengt, die Schläfenleisten viel weniger markirt, Occipitalleisten schwächer, Jochbögen . weniger abstehend, stärker aufwärts gekrümmt, ohne Spur von Orbital- höckern, Zwischenkiefer merklich kürzer, über dem Vorderrande .des 2. Lückzahnes endend, beim Fuchs über dessen Hinterrande oder später, Nasenbeine stets etwas vor dem Frontalrande des Oberkiefers endend, bei dem Fuchse weiter hinaufreichend, selten von gleicher Länge mit dem Kieferrande. Der Dorn des Epistropheus höher, nach hinten überragend, beim Fuchs senkrecht abfallend, die folgenden Halsdornen merklich länger, der 7. gleich %/,; der Höhe des 1. Rückendornes, die Lendendornen merk- lich breiter, die Querfortsätze der Lendenwirbel breiter, länger und fast horizontal abstehend, 3 Kreuz- und: ganz bestimmt nur 19 — nach Wagner 20 Schwanzwirbel, die Querfortsätze der 5 ersten viel länger, breiter, weniger nach hinten gerichtet, Schulterblatt in der untern Hälfte merklich schmäler erst jenseits der Mitte am breitesten, das Acromion gar nicht erweitert, die Olecranongrube perforirt. Der Polarfuchs bewohnt die ganze nördliche Polarzone, Island, Spitz- bergen, die Skandinavischen Schneegebirge bis an die Südküste des finni- schen Meerbusens streichend, Asien bis zum 60° südwärts, die Behrings- und aleutischen Inseln und ganz Nordamerika bis zum 50° hinab; überall die unbewaldeten und trocknen Plätze aufsuchend. Er ist häufiger und viel fruchtbarer als der gemeine Fuchs, soll 12 und selbst mehr Junge werfen. Seine Ranzzeit fälllı Ende März und Anfangs April. Er gräbt tiefe enge Höhlen mit 6 bis 10 Ausgängen und füttert den Kessel mit Moos aus. Seine Hauptnahrung besteht inNagern, Mäusen und Hasen, und in Geflügel besonders Gänsen und Enten. Seltner gräbt er nach Wurzeln. Seines vor- trefllichen Pelzes wegen wird er überall energisch verfolgt und von seiner ungeheuren Häufigkeit gibt die Lieferung einer einzigen Stadt, Mangasea am Jenisei nördlich von Tobolsk einen Beleg, indem dieselbe in manchen Jahren 40000 Felle liefert. Von der Behrings- und Kupferinsel bezog die russisch- amerikanische Compagnie von 1798 bis 1822 über 50000 Felle und die kleine Insel St. Paul gibt jährlich 1500 Felle Ertrag. Auf der erstern Insel stahlen die Eisfüchse der schiflbrüchigen Mannschaft Berings nicht blos die Lebensmittel, sondern Lederwerk, Kleidung, ja sie rissen den Schlafenden die Sohlen von den Stiefeln. C. einereoargenteus Schreb. 6%) Der Grisfuchs hat eine kurze Schnauze, kleine Augen, hohe zugespitzte Ohren und geringere Körpergrösse als der gemeine. Sein Colorit ist sehr characleristisch. Auf dem Rücken und an 6) Schreber, Säugeth. II. 360. Tf. 92; A. Wagner, ebd. II. 436; Sabine, Frank- lin’s journ. 658; Richardson, Fauna I. 98; Giebel, Odontogr. 27; C.velox Say, James expedit. II. 339; Vulpes tricolor Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 23. — Prinz von Wied, Reise Nordamerika I. 95 scheidet den C. velox specifisch, weil er kleiner, auf der Oberseite fahl röthlichgelb, unten weisslich, am Schwanze dem Körper gleichfarbig, nur an der Spitze schwarz, in den Prairien des obern Missuri bis zum Felsen- gebirge. Säugethiere. 53 834 Unguiculata. Ferae carnivorae. den Seiten schwarz und weiss gesprenkelt, die schwarzen Haare mit weissem Ringe und das dichte Wollhaar graulich, an den Seiten gelblich. Diese | Sprenkelung zieht nach vorn über den Nacken bis auf die Stirn und wird von einem fahl rostfarbigem am Halse erweiterten Saume eingefasst. Die Unterseite ist weiss, die Ohren aussen fuchsroth, innen weisslich, die Iris rothbraun, der Schwanz oben schwarz unten lehmgelb. Korperlänge 20°, Schwanz 15%. Am Schädel verlaufen die Schläfenleisten parallel nach hinten und ver- einigen sich nicht, der Fleischzahn ist kaum breiter als der erste Kauzahn; das Skelet zeigt eine ganz überraschende Aehnlichkeit der einzelnen Formen mit dem gemeinen Fuchse. Die einzigen beachtenswerthen Differenzen sind die sehr schiefrandigen Flügel des Atlas, der völlige Mangel des Dornes am dritten Halswirbel, die relativ breitern Rücken- und Lendendornen, die . viel längern und stärker abwärts geneigten (uerfortsätze der Lendenwirbel, die mehr gekrümmte Speiche, und die in der untern Hälfte breitere Elle. Die Olecranongrube perforirt. 20 Schwanzwirbel. Bewohnt die Prairien des Saskatchevan, Missuri und Columbiaflusses bis nach Indiana uud Mexiko hinab. Gräbt seine Höhle selbst und ist ungemein scheu und flüchtig. ; S ß) Füchse Südamerika’s. Lycalopex. C. Azarae Wied.?’) Der brasilianische Fuchs ist etwas kleiner als der unsrige, doch kräftiger gebaut, mit runder Pupille, im Colorit ebenfalls variirend, doch minder auffallend. Der Kopf ist oben grau, die einzelnen Haare an der Wurzel hell, mit weisslicher Binde in der Mitte, am Ende 7) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 338; Abbildgen Tf. 23; Rengger, Saugelh. Paraguay 143; Waterhouse, Zool. voy. Beagle I. 14. tb. 7; Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 427; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 434. Tf. 92.a; v. Tschudi, Fauna peruan. 121; Blainville, Osteogr. Canis; Burmeister, Säugeth. Brasil. 96; C. brasi- liensis, C- fulvicaudus, C. vetulus Lund, Blik paa bras. Dyrev. 10. tb. 42. fig. 1—3; 20. tb. 40. tb. 42. fig. 4.5. tb. 43. fig. 4. 5; C. melanostomus, C. melampus A. Wagner, Wiegm. Archiv 1843. 358; 1846. II. 147. — Die Unterordnung der verschiedenen Arten ist auf v. Tschudi’s Untersuchung von mehr denn 1000 lebenden und todten Exemplaren geschehen, bei der sich herausstellte, dass der südamerikanische Fuchs ebenso auffallend individuell und mit der Jahreszeit abändert als der gemeine Fuchs, dass das Cölorit vom einfarbig lief schwarzbraun durch rothbraun, rostroth, gelblichgrau, silbergrau zu rein weiss übergeht. Damit fallen die erheblichsten Differenzen, welche Lund und A. Wagner zur Trennung benutzten. In seiner letzten Miltheilung vereinigt A. Wagner C. brasiliensis, C. melanostomus, Aguarachay Azar, C Azarae Rengg. in eine Art, zu der er C. melampus fraglich als Abänderung stellt, ferner den C. Azarae Wied und Waterh. mit C. vetulus Ld., den €. fulvicaudus hält er als dritte Art aufrecht. Burmeister dagegen nimmt nur 2 Arten an, den C. Azarae, wozu er den C. brasiliensis, C. ımelanostomus und €. melampus, und den. vetulus, zu welchem er C. fulvicaudus zieht. Den C,. brasiliensis Fr. Cuvier, Mammif. IV. livr. 69 ordnet er fraglich dem C. Azarae unter. Vielleicht gehört auch Martins C, fulvipes Proceed. zool. soc. 1837. IV. 11; Waterhouse, Zool. voy. Beagle I. 12. tb. 6 von der Insel Chiloe hierher. Sein Schwanz ist erst gegen das Ende hin sehr buschig behaart, das Colorit sehr dunkel, die Rückenhaare dunkelbraun Mit weissem Ringe vor der schwarzen Spilze, die Seitenhaare grau, dann blassbraun und vor der schwarzen Spitze weiss, auf dem Kopfe wird der Ton rostig, Schnauze und Kinn sind russbraun, Kinnspitze, Rand der Oberlippe und der Unterhals weiss, die Aussenseite der Ohren und die Halsseiten röthlich kastanienfarben, der Unterleib braun, die Weichen schmutzigweiss, die Haare des Schwanzes braun und vor der schwarzen Spitze ‚weiss, die Vorderbeine aussen braun, innen und die Füsse . bräunlich fahlröthlich. Caninae, Canis, 835 schwarz, die kürzeren Haare der Nase dunkler, fast einfarbig braun, die Nasenspitze wie bei allen Füchsen schwarz, ‘die Seiten des Kopfes etwas heller als der Scheitel, mit gelblichem Ton, der Augenring hellgelblich, vom Auge bis zum Ohr eine dunkle Binde, Unterseite des Kopfes schmutzig ockergelb, die Aussenseite des Ohres vorn dunkel gelbbraun, die Innenseite weisslich, der Rand isabellfarben behaart, über dem Ohr ein ockergelber Fleck, die Mitte der obern Seite vom Nacken bis zur Schwanzspitze schwarz, die Rückenhaare jedoch am Grunde blass und mit weisslichem Ringe, die Körperseiten dunkelgrau aus schwarz und weiss gesprenkelt, die Unterseite schmutzig isabellgelb, die Vorderbeine aussen gelbbraun, mit schwarz- braunem Längsstreif, die Pfoten braun, der Unterschenkel ebenfalls braun. Die leichten Abänderungen sind am Bauche weiss, an den Beinen röthlich. Junge Exemplare erscheinen im Allgemeinen dunkler gefärbt als alte, auch der Winterpelz dunkler als der Sommerpelz. Doch findet man auch in dem- selben Wurf schon helle und dunkle beisammen. Weiter entfernt sich da- gegen die kurzhaarige Spielart (C. vetulus), welche zarter und zierlicher ge- baut, von schlankerem Aussehen ist. Ihre Oberseite wird als blassgelblich grau, die Unterseite als schön isabellgelb beschrieben. Das leicht gekräu- selte Wollhaar ist am Grunde grau, darüber trübröthlich, am Ende ocker- gelb, die steifen Grannen wie vorhin, die kurzen Haare der Nase braun- lich, mit brauner Spitze, der Rand der Augenlider und ein kleiner Fleck vor den Augen schwärzlich, die Iris braun, die Unterseite des Kopfes dunkel- braun, die Spitze des Kinns weissgrau, die Kehle weiss, die ovalen Ohren wie vorhin, die Seiten des Halses fallen ins Gelbe, die des Rumpfes sind isabellfarben, vom Kreuze über die Schultern an den Vorderbeinen hinab grau, die Pfoten isabellgelb, mit braunem Fleck auf der Mitte, der Schwanz mit schwarzbraunem mondförmigen Querfleck hinter der Wurzel und mit schwarzer Spitze. Zuweilen ist die Oberseite weissgrau, der Schwanz unten rothgelb, die Pfoten dunkler gesäumt, Körperlänge 2‘ bis 2’ 5, der Schwanz bis 14“, Der Schädel des brasilianischen Fuchses unterscheidet sich von allen vorigen Arten durch die stark gewölbten und ganz abwärts gebogenen Orbitalfortsätze des Stirnbeines, während dieselben bei den vorigen auf der obern Fläche eingedrückt sind und horizontal stehen. Bei dem uns vor- liegenden Schädel mit dem Zahnwechsel, von dem wir nicht wissen ob er von dem ächten C. Azarae oder dem C. vetulus stammt, ist der Schnauzen- theil noch sehr kurz, die äussersten Spitzen der Zwischenkiefer und Stirn- beine nähern sich einander vielmehr, als an allen übrigen und bekannten Schädeln, die Nasenbeine reichen nicht über die Frontalfortsätze des Ober- kiefers hinaus, was bei dem ausgewachsenen C. Azarae der Fall ist, die Schläfenleisten laufen erst am Occipitalrande zusammen, die Gehörblasen sind auffallend ‘stark aufgetrieben, die Jochbögen sehr wenig abstehend und sehr schwach aufwärts gekrümmt. Das Gebiss besteht im Oberkiefer jeder- seits aus 3 relativ grossen Schneidezähne, deren äusserer durch seinen Er- satzzahn eben verdrängt wird. Auch neben dem feinen zierlichen Eckzahne tritt der stärkere bleibende schon hervor, der erste Lückzahn ist sehr dick, mit hintrer Kante, der zweite zweiwurzlige sehr dünn, sein Ersatzzahn bricht hervor, dann folgt der kleine Fleisch- und erste Kauzahn, unter jenem der dritte bleibende Lückzahnu, unter diesem der bleibende Fleisch- zahn hervorbrechend. Dahinter ist bereits der erste bleibende Kauzahn, 53* 836 Unguiculata. Ferae carnivorae. doppelt grösser als sein ebenbezeichneter Vorgänger vollständig entwickelt und der ebenfalls grosse zweite Kauzahn hebt sich über den Alveolarrand hervor. Im Unterkiefer sind die Milchschneidezähne abgeschlossen, der bleibende Eckzahn bricht hervor, der erste dicke Lückzahn wie oben, dann noch zwei sehr dünne feine Milchbackzähne, unter denen die bleibenden hervor- brechen, der Michfleischzahn, dahinter vollständig entwickelt der doppelt grössere, übrigens ganz gleich gestaltete bleibende Fleischzahn und der hervorbrechende erste Kauzahn. Das Vaterland erstreckt sich über ganz Südamerika, vom atlantischen bis zum grossen Ocean, vom Aequator bis zur Südspitze Patagoniens. In der Küstenregion hält sich dieser Fuchs besonders in der Nähe der Wein- und Baumwollenplantagen und auf den Lomos auf, in der höhern Waldregion wird er seltner. Er liebt das gemässigte und kalte Klima und zieht sich während der heissen Monate nach der Sierraregion zurück. Seine höchste Grenze liegt in 16000 Fuss Meereshöhe. Er vermehrt sich ungemein und ist da- her ein sehr schädliches Raubthier, in manchen Gegenden eine wahre Landplage. Er jagt nach Tauben, jungen Rehen, Vicunnas, Lämmern etc. Dabei schleppt er wie der unsrige allerhand Spielzeug für seine Jungen in die Höhle, v. Tschudi fand in einer Höhle ein Stück Steigbügel, einen Sporn und ein Messer. Jung eingefangen wird er leicht zahm und beträgt sich wie der unsrige. C. protalopex Ld.®) Diese Art vertrat die vorige während der Dilu- vialzeit in Brasilien, wo gegenwärlig ihre Ueberreste in den Knochenhöhlen vorkommen. Ihre untern Lückzähne haben sehr niedrige Hauptzacken mit gross höckerartig erweiterter hinterer Basis. Der untere Fleischzahn zeichnet sich durch die beträchtliche Grösse seines hintern stumpfen An- hanges aus. C. magellanicus Gray.°) Der magellanische Fuchs übertrifft unsern gemeinen an Grösse, ist kräftiger gebaut, mit stärkeren Gliedmassen, kleine- ren Ohren und mehr buschigem Schwanz. Der Pelz ist lang, dicht und locker, das Wollhaar lang und reichlich. Der Rücken ist schwarz und weiss gescheckt, die einzelnen Haare an der Wurzel grau, dann breit lichtbraunlich und vor der schwarzen Spitze weiss; die Seiten blasser als der Rücken, indem dem breitern weissen Ringe ein schön gelbbrauner vor der schwarzen Haarspitze folgt; die Kopfhaare weiss und fahlgelb geringelt vor der schwarzen Spitze, Unterhals, Brust und Unterleib schmutziggelb, das Kinn bräunlich, die Aussenseite der Beine und Ohren schön fahl oder gelblich rostfarben, die Pfoten heller, der Schwanz oben rostigweiss, in der Mitte blassrostig, an der Spitze schwarz, unten einfarbig rostigweiss. Körperlänge 2!/,‘, der Schwanz fast 11. « Bewohnt die Magellansstrasse. Bin, Erbe en, nn Bash Aust galerie in 8) Lund, Mem. acad. Copenh. VII.; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 10. fig. 8d; Blain- ville, Osteogr. Canis, Fi Lund erwähnt noch eine zweite fossile Art, die dem C. fulvicaudus sehr ahnlich sein soll, und eine dritte, C. robustior, welche grösser und kräfliger als der Urfuchs ist. — d’Orbigny gedenkt in s. voy. Amer. merid. Paleont. 141. Ib. 9. fig. 5 das Kieferfragment eines sehr kleinen Fuchses von den Ufern des arana, dem er mit Recht den Namen C. incertus beilegt, noch besser aber namen- los hätte lassen sollen. % 2 Gray, Loud. magaz. nat. hist. 1837. 1.578; Waterhouse, Zool. voy. Beagle 1. ‚Ib. 5; Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. T£. 27: Vulpes griseus Gray |. c. Caninae. Canis. 837 y) Füchse der Tertiärepoche. Galecynus. C. palustris Meyer. !) Der tertiäre Fuchs unterscheidet sich von allen lebenden Arten durch seine kürzern Zahnreihen, durch geringere Grösse des ersten Lückzahnes, durch ansehnlichere Grösse des dritten und vierten, durch den Besitz eines vorderen Nebenzackens an diesen Zähnen, durch viverrinenähnliche Kauzähne und durch kräftigere Pfoten. Das Skelet wurde im tertiären Schiefer Oeningens entdeckt. c) Lupus. Wölfe. C. cancrivorus Desm. ?) Der Carasissi gleicht in Grösse und Gestalt noch sehr dem Fuchse, doch ist sein Pelz minder reichlich und besonders der nur wenig unter die Ferse hinabreichende Schwanz sehr kurzhaarig. Die mässigen Ohren sind etwas zugespitzt, aussen kurz, am Innenrande lang behaart, der Pelz fahlgrau und schwarz melirt, die einzelnen Haare gelblich oder weisslich und schwarz geringelt mit schwarzer Spitze, die Nase und ein Streif am Auge dunkelbraun, Spitze der Oberlippe und Kinn schmutzig weisslich, Hals- und Leibesseiten licht lehmgelblich, Unterseite noch heller bis gelblichweiss, die Pfoten schwarzbraun, der Schwanz mit viel schwarz und schwarzer Spitze. Körperlänge 2’, Schwanz 11“. Von den Lückzähnen hat nur der vierte untere einen kleinen hintern Nebenhöcker und die Kauzähne überwiegen an Länge sehr ansehnlich den Fleischzahn, dessen hinterer Zacken unbedeutend ist, wie auch der vordere am untern Fleischzahn, die untern Kauzähne sind sehr gross. Bewohnt Guiana und lebt gesellig. Er jagt besonders Geflügel und Nagethiere, lässt sich zähmen und zur Jagd abrichten. So fanden ihn die Spanier auf den Antillen als Hausthier vor, seitdem ist er dort verschwunden. Jetzt wird er zur Verbesserung der Indianerhunde durch Kreuzung beuuit die Bastarde sind ausgezeichnete Jagdhunde. C. antarcticus Sh.?) Ansehnlich grösser und kräftiger als der Fuchs mit wolfsähnlichem Kopf und Schwanz. Der Pelz ist mässig lang, das Wollhaar blassbraun mit gelblichen Spitzen, die Grannen an der Wurzel braun und vor der schwarzen Spitze weiss, die Haare an Brust und Unter- leib blassgelblich, an der Wurzel graulichweiss, an der Spitze schwarz, der _ hintere Theil des Bauches schmutzigweiss, die Kopfhaare schwarz und fahlgelb melirt, Kinn bräunlich, Unterhals weiss, Ohrgegend rothgelb, die Beine fahl, die Schwanzspitze weiss, davor schwarz. Körperlänge 3°, der Schwanz 1‘. Auf den Falklandsinseln in selbst gegrabenen Höhlen. C. jubatus Desm.*) Der brasilianische Wolf gleicht in Grösse und Habitus dem europäischen, doch etwas schwächlicher gebauet, höher auf 1) v. Meyer, z. Fauna d. Vorwelt. Oeningen 4. Tf. 1, Giebel, Fauna. Säugeth. 47, C. vulpes communis Mantell, Transact. zool. soc. 2 ser. 11l. 283. tb. 33. 34; Blain- ville, Osteogr. Canis. Owen, Quart. journ. geol. 1847. III. 55 erhebt diese Art als Galecynus oeningensis zu einem eigenen Genus, die Eizenthümlichkeiten sind indess nicht erheblicher als sie auch unter den lebenden Arten beobachtet werden. 2) Desmarest, Mammal. 199; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 146. tb. 38; Blain- ville, Osteogr. Canis; Schomburegk, Ann. magaz. nat. hist. 1838. IV. 430; A. Wagner, Schreb. Säugeth. ll. 403; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 9. fig. 7. 3) Shaw, gen. zool. I.b 331; Waterhouse, Zool. voy. Beagle I. 7. tb. 4. 4) Desmarest, Mammif. 198; Rengger, Paraguay 138; Sykes, Proceed. zool. soc. 838 Unguiculata, Ferae carnivorae. den Beinen, mit etwas kürzeren Schwanz und spitzerer Schnauze. Die rauhen glanzlosen Haare bilden im Nacken und längs des Rückens eine Mähne, an den Leibesseiten werden sie kürzer. Ihre Farbe ist ein zimmetrothbraun, nach unten heller, am Bauche gelblich, die Haare der Mähne rostroth mit langer glänzend schwarzer Spitze, die Schnauze schwarzbraun oder roth- braun, die nackte Nase schwarz, Kehle und Innenseite der Ohren weiss- gelb, die Aussenseite der letzteren rothbraun, im Nacken ein grosser schwarzbrauner Fleck, die Pfoten vorn schwarz, hinten braun, der Schwanz oben rothbraun, unten gelblich. Körperlänge 4!/,', der Schwanz 1Y,', Höhe ?. Das Gebiss unterscheidet sich von dem unseres Wolfes durch kleinere Schneidezähne, viel schwächere flachere Eckzähne, kleinere mehr getrennte Lückzähne, sehr grosse den Fleischzahn überwiegende Kauzähne, sehr grossen stumpfen Anhang des unteren Fleischzahnes. Am Schädel ist der Schnauzentheil dünner und gestreckter, die Stirn flacher und breiter, die Jochbögen dünner, Gaumen und Unterkiefer sehr schmal. Das Vaterland erstreckt sich über Brasilien, Paraguay und das nörd- liche Patagonien. Das Naturell ist viel milder als bei dem europäischen Wolf. Scheu und furchtsam flieht er die Nähe der Menschen, nährt sich nur von kleinern Säugethieren und mehr noch von Baumfrüchten nament- lich des Solanum Iycocarpum. Sein starkes Geheul während der Ranzzeit im Herbst lautet wie A-qua-a. Sein Fleisch wird in Brasilien gegessen und soll schmackhaft sein. ©. latrans Say.°) Der Prairienwolf ist oben grau mit schwarz und matt braunroth oder zimmetfarben gescheckt, die längern Rückenhaare und die der Seiten an der Wurzel dunkelgrau, dann zimmetfarben und an der Spitze grau oder schwarz, die an der Spitze abgerundeten Ohren hinten zimmetbraun, ebenso die Schnauze, die Nase mit grau überflogen, die Iris gelb, die Leibesseiten mit verwaschenen Bändern, über den Gliedmassen schwarz, diese selbst aussen zimmetbraun, über der Handwurzel eine breite schwarze Linie, der Unterleib weiss, der Schwanz buschig, grau und zimmetbraun gescheckt, oben an der Wurzel und an der Spitze schwarz. Die Abänderungen haben kein zimmetbraun, sind grau mit schwarz, der Strich über der Handwurzel fehlt, oder die Rückenhaare sind theils ganz weiss, theils schwarzspitzig, die ganze Unterseite weiss oder licht gelblichweiss, noch andre sind gelblichbraun auf dem Kopfe und Rücken mit ocker- farbener Beimischung, an der Schnauze rothbraun mit weisslich. Die Schnauze ändert in Länge und Dicke etwas ab, ebenso die Behaarung des Schwanzes. Körperlänge bis über 3°, der Schwanz 16’. Der Prairienwolf ist am häufigsten in den Ebenen am Missuri und VI. 111; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 381; Wiegmanns Arch. 1843. IX. 358; Bur- ıneister, Säugeth. Brasıl. 94; C. campestris Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. I. 334; Chrysocyon H. Smith, natur, libr. IX. X. 9) Say, Janus exped. rokymount. 332; Okens Isis 1824. II. 250; Richardson, Fauna 1. 73. ib. 4; Prinz Paul Würtb. Reise 313. 337, Prinz zu Wied, Reise Nord- amer. Il. 96. c. fig.; Lewis a. Clarke, trav. I. 102. ff., III. 28. 238; A. Wagner, Schreb. Saugelh. II. 397; C. ochropus Escholtz, zool. Allas III. 2. Tf. 11; Gray, voy. Sulphur. 32. tb. 10; €. frustor Woodhouse, Journ. acad. nat. sc. Philad. II.b 87. — Trotz der grossen aussern Aehnlichkeit mit dem Wolfe soll der Schädel entschieden Schakal- FL sein. Leider fehlen nähere Angaben über Zahn- und Skeletbau noch gänz- ich und ist daher das Verhältniss zum gemeinen Wolf noch sehr fraglich. Caninae. Canis. 839 Saskatschewan und in Californien, minder häufig am Columbia. Nördlich geht er bis zum 55°, südlich bis Mexiko hinab. Er lebt in Rudeln beisammen, ist sehr dreist, jagt Hirsche, bellt ganz hundeähnlich, erst mit klaffenden Tönen und dann gedehnt schreiend. C. lupus L. 6) Der gemeine Wolf gleicht einem grossen, hochbeinigen, magern Hunde mit hängendem Schwanze. Sein dieker Kopf spitzt in der gestreckten Schnauze zu, die breite flache Stirn fällt ziemlich steil zu dieser ab, die Augen schief und funkelnd, die Ohren kurz und stets aufgerichtet, der Hals kräftig, die Beine dürr und lang, die Pfoten schmäler als bei dem Hunde, der langhaarige Schwanz auf die Hacken herabhängend, der Bauch eingezogen. Die Färbung variirt in ebenso hohem Grade als bei dem Fuchse. Ge- meinlich ist der europäische Wolf hellgrau und schwärzlich melirt, an der Schnauze bräunlich und schwärzlich mit weisslicher Oberlippe, an der Aussenseite der Ohren schwarzbraun, an deren Basis gelbbraun, im Nacken ebenso mit schwarzer Schattirung, auf dem Rücken gelblichgrau mit braun und schwarz, die Seiten grau, die Kehle weisslich, Hals und Brust bräunlich- grau mit schwarz, der Bauch licht gelbbräunlich, die Weichen weissgrau, die Vorderbeine aussen mit dunkelm Streif. Der Grundton ist bald mehr, bald weniger gelblich. Die Flecke und Mischungen verlieren sich und der Pelz wird zumal in nördlicheren Ländern weiss oder aber wie öfter im südlichen Europa vorkömmt schwarz. Nicht minder mannichfaltig ändert der nordamerikanische Wolf ab. Der graue ist auch hier der gemeinste, sein Pelz ist grau- und weisshaarig, längs des Rückens dunkler, bisweilen mit verwaschenen Flecken. Die weisse Abänderung gehört ebenfalls dem Norden an, die schwarze dem Süden, zwischen beiden bewegt sich die bräunliche, die russfarbige und die gefleckte. In Mexiko gibt es röthlich- graue, mit weisser Schnauze und weissen Pfoten. Körperlänge bis 4', Höhe 2,5‘, Schwanz 1!/,‘. Das Zahnsystem zeigt kräftige und scharfe Formen. Die Eckzähne sind 6) Linne, syst. nat. XII. I. 58; Schreber, Säugeth. III. 346. Tf. 81. 88; Buffon, Hist. nat. VII. 39. tb. 1; Ridinger, jagdb. Thiere Tf. 8; wilde Thiere Tf. 21; Bech- stein, Naturgesch. 1. 608; Fr. Cuvier, Mammif. Il. livr. 24; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 366; Pallas, neue nord. Beitr. V., Sabine, Frankl. journ. 654; Schnater. Transact. philos. soc. 1787. LXXVlI. 253; M. de Serres, Edinb. new phil. journ. 1835, XIX. 244, Jäger, Meckels Archiv V. 102; Blainville, Osteogr. Canis; Giebel, Odontogr. 26. Tf. 9. fig. 10; Lupus albus Pallas, zoograph. 37; C. Iycaon Schreber, 1. c. Ill. 353; Fr. Cuvier, 1. c. IV, livr. 63; C. lupus occidentalis Richardson, Fauna 60; Lupus yri- seus u. L. albus Richardson, |. c. 66; Cook, third voy. II, 293; Lewis a. Clarke, trav. I. 206. 283; Lupus stictus, L. nubilus, L. ater Richardson, 1. c. 68. 70. tb. 3; Say, Long’s expeld. I. 333; Griffith, anim. kingd. Il. 348. c. fig.; Lupus brunneus Griffith, ]. ce. II. 348; Pr. zu Wied, Reise Nordam. 1. 210, — (. variabilis Prinz zu Wied, Reise Nordamer. II. 85. 95 am obern Missuri wird durch etwas geringere Grösse, kürzere dickere Schnauze, etwas kürzere Ohren und den Mangel der dun- keln Streifen an den Beinen specifisch geschieden, ebenso von Townsend, Journ. acad. Philad. 1851. 11. 75 ein Lupus gigas mit schwarzem Rücken, Beinen und Schwanze, grauer Unterseite, übrigens rostbraunem Pelze. Der C. alpinus Pallas, Zoograph. I. 34 aud Sibirien und bei Gebier, Mem. natur. Moscou Ill. 535 vom Altaj ist kleiner, mit mehr buschigem Schwanz, zuweilen fuchsroth mit weissem Bauche, ‘oder häufiger gelblichgrau in röthlich, die Grannen schwarzspitzig. v. Middendorf, sibir. Reise I.b 71 konnte keine sichere Auskunft über diesen Alpenwolf erhalten Le er wie jene amerikanischen nur als Varietät des gemeinen betrachtet werden. 8410 Unguiculata. Ferae carnivorae. stark, die obern schlanker als die untern, die Lückzähne ausgenommen der erste mit stark entwickeltem Nebenzacken am Hinterrande, der obere Fleisch- zahn mit mässigem Innenhöcker, so lang als beide Kauzähne am Aussen- rande, am untern Fleischzahne der vordere Zacken hoch und schmal, der innere Zitzenhöcker sehr klein, der stumpfe Anhang kurz, die Höcker der Kauzähne stark und scharf. Bei dem indischen und canadischen Wolf sind die Kauzähne im Verhältniss zum Fleischzahne etwa um ein Sechstheil grösser. | Das Skelet des Wolfes steht denen des grösseren Jagdhundes und des Neufundländers zunächst. Die Vergleichung ergibt folgendes. Zwischen- kiefer, Stirn und Scheitelkamm gleichen einander vollkommen, die Augen- höhlen des Wolfes sind etwas kleiner, die Jochbögen merklich niedriger und viel weniger aufwärts gekrümmt, der Vorderrand der Nasenbeine minder tief ausgebuchtet und die seitlichen Vorderecken nicht über den Intermaxil- larrand vorspringend, die Nasenbeine selbst nach hinten viel schneller ver- schmälert, merklich über den Frontalrand des Oberkiefers hinausreichend, der Scheitelkamm viel weiter nach hinten überragend, die Hinterhauptsfläche in der obern Hälfte merklich verschmälert, die Paukenknochen höher ge- wölbt, der Gaumen schmäler, die Foramina incisiva ansehnlich länger und schmäler, der Winkelfortsatz des Unterkiefers stets breiter, stärker com- primirt und minder gekrümmt. Die Atlasflügel viel schmäler, sehr schief- randig, die Halswirbel kürzer, der Epistropheus mit mehr abstehendem Querfortsatz, der dritte Halswirbel mit höherer Dornenleiste, der 7. Hals- dorn nur halb so hoch als der erste Rückendorn, der Dorn des 2. Rücken- wirbels mit viel mehr verdicktem Ende, die folgenden Dornen schmäler, der Dorn des diaphragmatischen Wirbels kleiner, von den 19 Schwanz- wirbeln der 1. und 2. kleiner und zierlicher, alle folgenden dünner, die wahren Rippen in der untern Hälfe merklich schmäler, dagegen die erste falsche am untern Ende sehr beträchtlich verdickt, die Gräte des Schulter- blattes niedriger, das rudimentäre Schlüsselbein stark, die Deltaleiste nur als rauher Streif vorhanden, während sie bei dem Hunde starkkanlig ist und plötzlich endet, der Oberarm zierlicher und schlanker, mit völlig durch- brochener Olecranongrube, die bei den Hunden geschlossen oder höchstens eng perforirt ist, der Unterarm schwächer und weniger gebogen, der 4. Finger der längste, der 2. und 5. gleich viel kürzer, bei dem Hunde der 3. und 4. gleich lang, der 2. etwas länger als der 5., der Daumen bei beiden von der Länge des anliegenden Metacarpus. Das Becken bei dem. Wolf schwächer, die Hinterbeine zierlicher, der Calcaneus dünner. Der Wolf ist ein Raubthier mit sehr gemeinem, hässlichen Naturell, ein furchtsamer tölpischer Räuber, sehr gefrässig und gierig, dabei höchst unangenehm stinkend. Er stiehlt heimlich unter dem Schutze der Nacht oder wenn er einen überlegenen Feind angreift, nur truppweise. Erst wenn der Hunger ihn treibt wagt er sich in die Nähe menschlicher Woh- nungen und fällt selbst den Menschen an. Findet er keine lebendige Beute: so sucht er Aas, scharrt die Leichnahme aus dem Boden und hält es nicht unter seiner Würde Ratten und Mäuse, Eidechsen und Schlangen zu fressen oder Fische aus dem Wasser zu holen. Sein unersättlicher Appetit treibt ihn viele Meilen weit, Nächte lang lungert er umher und dann ist weder der listige Fuchs noch der starke Kettenhund vor ihm sicher. Während des Sommers jagt er allein, erst im Herbst und Winter rottet er sich zu- Caninae. Canis 811 sammen und fällt mit der Uebermacht Hirsche, Stiere und Pferde an. Seine kräftigen Halsmuskeln befähigen ihn mit einem Schafe oder Rehe im Rachen davon zulaufen. Geruch und Gehör sind am schärfsten entwickelt. Die Stimme ist ein widriges Geheul. Die Ranzzeit fällt in den Winter und nach 9 Wochen wirft die Wölfin in einen erweiterten Fuchs- oder Dachs- bau 5 bis 9 Junge, die sie zärtlich pflegt und ängstlich bewacht. Das Alter scheinen sie auf 15 Jahre zu bringen. Die Zähmung wird nie voll- kommen, wenn der Wolf auch seine Wildheit ablegt, Anhänglichkeit zeigt er nie und weiss jede Gelegenheit zum Entwischen zu benutzen. Mit dem Hunde lebt er in Todfeindschaft, wo beide einander begegnen, kämpfen sie aufLeben und Tod, der Wolf frisst den Besiegten auf, der Hund als Sieger verlässt den zerrissenen Wolf, der von seines Gleichen aufgesucht und gierig verzehrt wird. Trotz dieser Feindschaft zeugen Wolf und Hund fruchtbare Bastarde. Das Vaterland des Wolfes erstreckt sich über die nördliche Halbkugel. In Nordamerika ist er von Mexiko und Florida bis an die nördlichsten Küsten des Eismeeres hinauf überall zu finden, dann im mittlern Asien und Sibirien, in ganz Russland, Polen und Ungarn, in den östreichischen und Schweizeralpen, in den Pyrenäen und südlichen Frankreich; auf Island fehlt er, in England und Deutschland ist er der Cultur gewichen, doch verirrt er sich zuweilen aus den Nachbarländern auf seinen Streifzügen noch weit nach Deutschland hinein. C. spelaeus Goldf. ?) Der diluviale oder Höhlenwolf kann als der Urahn des gemeinen lebenden betrachtet werden, so auffallend ähnlich ist der Skeletbau beider. Der obere erste Kauzahn ist relativ breiter und nach innen verschmälert, mit dem zweiten zusammen etwas kleiner als der Fleischzahn, der untere Fleischzahn mit etwas grösserem Vorderzacken und grösserem stumpfen Anhange. Uebrigens sind alle Zahnformen kräftiger und plumper. Auch am Schädel sind alle Leisten und Kämme stärker ent- wickelt. Die Ueberreste finden sich sehr weit verbreitet in den diluvialen Ab- lagerungen, den Knochenhöhlen und Knochenbreccien Europas. C. hodopylax Temm. 8) Der japanische Wolf oder Jamainu hat kürzere kräftigere Gliedmassen als der gemeine und eine längere, windhundähnliche Schnauze. Seine Behaarung ist kurz und glatt, nur am Schwanze lang und buschig. Die einzelnen Haare sind grau, längs desRückens mit langen schwarzen Spitzen, übrigens mit kürzeren schwärzlichen Spitzen, die Lippen weisslich, die Aussenseite der Ohren röthlichbraun, auch die Gliedmassen mit rothem 7) Goldfuss, nov. act. acad. Leopold. XI.b. 451. tb. 4. 5; Umgeb. Muggendf. 281. Tf. 4; Cuvier, oss. foss. Vll. 465. tb. 199. fig. 2—4; Owen, brit. foss. Mammal. 123. fig. 45—50; Schmerling, oss. foss. Il. tb. 2—4; Giebel, Fauna. Säugeth. 48; Okens Isis 1847; Odontogr. 26. Tf. 9. fig. 2—9; Blainville, Osteogr. Canis; C. spelaeus minor A. Wagner, Okens Isis 1829. 986. 8) Temminck, Fauna japon. 38. tb. 9. — Ob der C. pallipes Sykes, Proceed. Zool. soc. 1831. I. 101 in:den offenen steinigen Ebenen von Dukhun mit dem ge- meinen oder japanischen Wolf zu vereinigen sei, lässt sich aus den Angaben nicht ermitteln. Er hat einen gestreckten Kopf mit spitzer Schnauze, zwischen den Nasen- löchern eine Grube, schiefe Augen mit gelblich lichtbrauner Iris, schmale kleine Ohren, einen dünnbuschigen. Schwanz und einen röthlichweissen oder weisslich- braunen Pelz, der am Rücken schwarz und rostfarben gesprenkelt, an der Schwanz- spitze schwarz ist. | 842 Unguiculata. Ferae carnivorae. und braunem Anfluge. Am Skelet tritt besonders die geringere Länge der einzelnen Gliedmassenknochen characteristisch hervor. Körperlänge 23/,‘, Schulterhöhe 1Y,‘, der Schwanz 1‘. Lebt gesellig in waldigen Gebirgsgegenden Japans. C. familiaris L.?) Der Haushund unterscheidet sich von den Füchsen ausser durch die runde Pupille durch die stark abgesetzte dickere Schnauze und von den Wölfen nur durch den aufrecht getragenen, nach oben ein- gerollten Schwanz. Weitere durchgreifende Unterschiede der äussern Er- scheinung lassen sich bei der ganz unübersehbaren Rassenmannichfaltigkeit des Haushundes nicht angeben. Die Abänderungen betreffen hier wie bei keinem andern Thier in der That die Totalität der äussern Charactere. Der Pelz ist glatt, kraus oder gelockt, fein, grob oder straff, locker, rauh, struppig oder glatt anliegend, gleichmässig oder an einzelnen Körpertheilen verlängert oder verkürzt, reichlich und dicht oder spärlich bis zur völligen Nacktheit. Die Farbe ist einförmig oder gescheckt, gefleckt, gesprenkelt, verwaschen, rein weiss, schwarz, grau, gelb, braun, roth in allen Mischungen, Tönen und Zeichnungen. Die Grösse schwankt zwischen Extremen, wie solche nicht nur zwischen allen übrigen Arten der Gattung Canis nicht beobachtet wird, sondern nicht einmal in irgend einer andern Raubthier- familie vorkommen. Die kleinste Hunderasse ist noch nicht so gross und schwer als der Kopf der grössten. In gleichem Grade variirt auch der Habitus kurz, gedrungen, kräftig bis schlank, zierlich, mager, dürr, hoch- beinig oder kurzbeinig. Mehr weniger unabhängig von der allgemeinen Gestalt ändern die einzelnen Körpertheile ab. Der Kopf ist kurz und dick oder langgestreckt; die Schnauze spitz oder stumpf; die Nase ganz oder gespalten; die Ohren gross oder klein, spitz oder gerundet, aufrecht oder halb bis ganz herabhängend, nackt oder behaart; der Hals muskulös oder mager; der Schwanz länger oder kürzer, dünn und anliegend oder lang und buschig- behaart, mehr weniger aufgerollt bald nach rechts bald nach links; der Rücken breit und flach oder der Grat vorstehend, der Bauch stark oder schwach eingezogen; die Beine gerade oder gekrümmt; die Pfoten dick und breit, oder schmal und zierlich, die Krallen kurz und gerade oder lang und stark gekrümmt; die Zehen frei oder mit kurzer bis sehr grosser schwimmhautähnlicher Spannhaut; die Pfoten mit oder ohne Afterklaue, die aus einer Warze mit Kralle besteht, ja an den Hinterfüssen findet sich abweichend von allen übrigen Arten der Gattung bei einigen Varietäten ein normal ausgebildeter Daumen! Dieser Mannichfaltigkeit in der äussern Erscheinung entspricht eine gleiche im Skeletbau. Die normale Zahnformel ändert durch Verschwinden oder Ausbleiben des ersten Lückzahnes und letzten Kauzahnes ab und zwar 9) Linne, syst. nat. XII. I. 56; Schreber, Säugeth. IN. 318. Tf. 87; Buffon, Hist. nat. V. 185. tb. 25—52; Naturgeschichte der Hunde nach ihren verschied. Arten. Augsb. 1790; Bechstein, Naturgesch. I. 544; Ridingers Thiere und Hunde; Walther, der Hund und seine Rassen 1817; Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. VIII. 532; Ann. d. mus. XVIn. 333; Mammif.; J. D. Hannon, faire l’histoire naturelle du chien domestique Brux. 1846; E. Blaze, histoire du chien chez tous les peuples du monde etc. Paris 1843; v. Tschudi, Faun. peruan. 247; Temminck, Faun. japon. 36. tb. 10; v. Tschudi, Thierleben d. Alpenw. 553: Blainville, Osteogr. Canis; Gurlt, vergl. Anatom. d. Haus- thiere; M. de Serres, Edinb. new phil. journ. 1835. XIX. 244; C. dingo Shaw, gen. 200. I.b 277. tb. 76; Fr. Cuvi d> hack Wirbelth. 1. 39. ib. 14. r. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 53; C. sinensis Rüppell, abyss ‚Caninae. Canis. 813 findet diess besonders im Unterkiefer Statt. In kurzen Kiefern drängen sich die Backzähne gewaltsam zusammen, einzelne verunstalten sich, in langen stehen sie geräumlich hinter einander. Der obere Fleischzahn ist bald etwas länger als die beiden Kauzähne (doch nicht mehr als 4 Milli- meter) so bei einem Pudel und kleineren Jagdhunden, meist aber kürzer (bis um 5 Millimeter). Der untere Fleischzahn ist mehr als um !/, länger als die beiden Kauzähne, doch nimmt der hintere stumpfe Anhang gewöhn- lich die halbe Länge des Zahnes ein. Der Schädel ist im Allgemeinen gestreckt und der Antlitztheil überwiegt ansehnlich den Hirntheil. Bei dem Mops und andern sehr kurzschnäuzigen Rassen dagegen ist das Verhältniss umgekehrt, der Hirntheil überwiegt ganz ungeheuer das Antlitz. Der Scheitelkamm tritt gewöhnlich erst in der Nähe des Occiput hervor, doch bei der Dogge, dem Neufundländer und einigen Jagdhunden laufen die Orbitalleisten sehr schnell, unter 40 bis 50% zu einem scharfen und hohen Scheitelkamme zusammen, dann treten auch die Seitenwandungen der Hirnhöhle weniger gewölbt hervor. Bei den kleineren mopsartigen Rassen aber wölbt sich der Hirnkasten kuglig, die Schläfen- leisten nähern sich einander erst am Occiput und es verschwindet jede Spur eines Scheitelkammes, selbst auch die Schlafenleisten, der „Schädel ist vollkommen glatt, mit gewölbtem oder breiten und flachen Scheitel, Die Jochbögen stehen bei kleinen und grösseren Rassen bald weiter, bald enger vom Schädel ab, so dass die grösste Breite zwischen denselben von der halben Totallänge des Schädels bis zu °, derselben schwankt. Die Stirn ist bei sehr entwickeltem Scheitelkamme in der Mitte concav, am auffallendsten bei der Dogge, bei denen ohne Scheitelkamm breit, flach oder selbst hoch gewölbt. Mit dieser Wölbung verkleinern sich die Orbital- fortsätze bis zum völligen Verschwinden und in gleichem Grade verkürzen sich die Augenhöhlen, werden kreisrund und sogar höher als lang, zugleich im Verhältniss zum Schädel immer grösser, so dass die Rassen mit kür- zester Schnauze die höchsten und grössten Augenhöhlen haben. Die Nasen- beine sind allgemein sehr schmal, convex, flach bis tief concav, bald nach hinten allmählig sich zuspitzend, bald ohne Verschmälerung plötzlich endend also paralellseitig, dort gestreckt dreiseitig, allermeist nicht über den Frontalrand des Oberkiefers hinausreichend, nur bei der Dogge, dem Neu-. fundländer und einigen Jagdhunden länger. Die Länge, Breite und Höhe des Schnauzentheiles 'ist ungemein variabel und ihr entsprechend auch die Länge und Breite der Gaumengegend. Diese letztere ist in ihrer grössten Breite der Länge gleich, im andern Extrem beträgt die Länge mehr als die dreifache grösste Breite. Die Gehörblasen sind bei den kleinen Rassen im Allgemeinen höher aufgetriehen als bei den grossen. Bei der Dogge ist ein äusserer Gehörgang als knöcherner Halbkanal vorhanden, der bei Neu- fundländern und Jagdhunden verkümmert und bei kleinen Hunden spurlos fehlt. Die Unterkieferäste sind bald schlanker, bald höher, am stärksten finde ich sie bei der Dogge. Das übrige Skelet ändert in einzelnen Formen. mannichfach ab. Am .auffallendsten ist der Dachs durch die sehr starke kräftige Lendengegend der Wirbelsäule, durch das weite starke Becken, die sehr hohe Gräte der Skapula, die dicken und gekrümmten Knochen der Gliedmassen. Die Dornen der Halswirbel variiren in Länge und Stärke, ebenso die Rücken- und Lendendornen, die Rippen in Dicke und Krüm- mung, Schulterblatt und Becken in der Breite, die Deltaleiste des Ober- 844 Unguiculata. Ferae carnivorae. armes sehr stark bis völlig fehlend, die Olecranongrube allermeist ge- schlossen oder nur schwach perforirt, die Zehen von veränderlicher Länge und Stärke. Der Daumen der Hinterfüsse reicht in den wenigen Fällen, wo er entwickelt ist, bis ans Ende der ersten Phalanx der 2. Zehe, während der vordere Daumen nicht über den Metacarpus des 2. Fingers hinausreicht, oft noch kürzer als dieser ist. Die Zahl der Schwanzwirbel finde ich 8, 15, 19 und bei den meisten 20, letztere darf als die normale betrachtet werden. Die angeführten äusseren und osteologischen Differenzen sind durch so zahlreiche Uehergänge mit einander verbunden, dass die Rassen nirgends scharf gegen einander abgesondert werden können. Ausserdem hat fast jede Rasse wieder ihren eigenen Formenkreis, so dass nur die markirten Typen derselben sich fixiren lassen. Wie weit auch die weichen Theile nach den Rassen differiren, ist uns nicht bekannt, das uns zugängliche Material in dieser Hinsicht zu prüfen ist einer günstigeren Zeit vorbehalten. Die zeitliche Entwickelung der Rassen, ihr ‚Entstehen, ihre Dauer, ihr Ver- schwinden, auch darüber vermögen wir nicht Näheres anzugeben. Dass zahlreiche Rassen im Alterthume nicht bekannt waren, geht wohl aus den griechischen und römischen Schritstellern zur Genüge hervor. Es deutet ‚auf verschiedene geographische Begrenzung. Nur die wichtigsten und allgemein verbreiteten Rassen mögen hier namentlich aufgezählt werden: 1) Haushunde. a. Hofhunde: G@ f. domesticus Schäferhund, C. f. pomeranus Spitz oder Pommer, C. f. sibiricus sibirischer Hund, C. f. ıslandieus Isländer, C. f. villaticus Kettenhund, C. f. laniarıus Fleischerhund, C. f. aprinus Saufinder, C. f. suillus Saurüden, ©. f. mo- lossus Bullenbeiser, C. f. palmatus Doppelnase mit Schwimmhäuten an allen Füssen, ©. f. anglicus Dogge; b. Stubenhunde: C. f. fricator Mops, ©. f. hybridus Bastardmops, C©. f. aquaticus Pudel, C. f. extrarius Seidenhund; C. f. brevipilis Wachtelhund, €. f. gryphus Pinscher; c. Schosshunde: C. f. melitaeus Bologneser, C. f. leoninus Löwenhund, C. f. variegatus Harlekin, C. f. aegypticus nackter oder türkischer Hund. 2) Jagdhunde. a. gewöhn- liche: O. f. sagaxc der gemeine Jagdhund, C. f. terrae novae Neufundländer, C. f. gallicus Parforcehund, C. f. venaticus Spürhund, ©. f. scoticus S. sanguimarius Schweisshund, ©. f. avieularius Hühnerhund, C. f. danicus dänischer Blendling, ©. f. platyurus Otternhund mit plattem Schwanze, ©. f. vertagus Dachshund; b. Windspiele: C. f. grajus gemeiner Windhund, C. f. italicus kleiner Windhund, C. f. hibernicus grosser Windhund, C. f- cursorius Curshund. Ausser diesen Rassen verdienen noch folgende mehr locale Abänderungen besondere Erwähnung: C. f. luparius Wolfshund in den Pyrenäen und Alpen früher zur Wolfs- und Bärenjagd gehalten; ©. f. borealis Baffingsbai- oder Esquimohund dient den Esquimos zur Jagd, als Last- und Zugthier und bellt nicht; C. otahitensis otahaitischer Hund auf Neuseeland, den Gesellschafts- und Sandwichsinseln; C. f. spartanus Spar- taner, der Jagd- und Hirtenhund der alten Griechen; C. f. albanus Albaneser, der grösste aller Hunde; ©. f. calabrius Calabreser, in Italien Hirtenhund; ©. f. gibbosus Buckelhund in Mexiko; ©. f. sancti Bernhardi grosser St. Bernhardshund, auf den Alpenpässen zum Aufsuchen verunglückter Wandrer abgerichtet, dem völligen Aussterben erlegen. Die Gesammtzahl der Rassen mit ihren mehr weniger constanten Zwischenformen beläuft sich auf weit über hundert. Viele derselben andern unter klimatischen Einflüssen nur Caninae. Canis. 815 sehr wenig ab, während andere ihre Eigenthümlichkeiten bei veränderter Lebensweise und Aufenthalt verlieren. Wilde Hunde kommen hier und da vor oline andere auffallende Eigen- thümlichkeiten als eben die Wildheit. Sie sind daher auch nur jenen zah- men Rassen gleichzustellen. Unter diesen ist der Dingo Neuhollands zu erwähnen. Derselbe gleicht in Grösse dem Schäferhunde, ist stark und kräftig auf den Beinen, der breite Kopf mit spitzer Schnauze, kurzen spitzen aufrechten Ohren, der Schwanz ziemlich lang und buschig, der Pelz lang, straff und dicht, oben falb, an den Seiten blasser, unten weiss. Er lebt theils frei theils in Gesellschaft der wilden Neuholländer. Ein sehr ähn- licher Hund, Nippon, bewohnt die japanischen Inseln. Der abyssinische Hund, C. simensis, ebenfalls von der Grösse eines starken Schäferhundes ist schlank gebaut, Schnauze und Ohren fuchsähnlich, ebenso der dick- . buschig behaarte Schwanz, der Rücken und die Seiten braunroth, die Unterseite weiss, die Endhälfte des Schwanzes schwarz. Er lebt gesellig in den Bergen Abyssiniens und jagt Schafe und kleines Wild. _ Diese wilden Hunde sind mit weniger Recht als viele der oben auf- geführten zahmen als selbstständige Arten ‚aufgeführt worden, mit weniger Recht, weil sie in ihrer äusseren Erscheinung unter einander und von den nächst ähnlichen zahmen viel weniger abweichen als z. B. Windspiel, Bulldogge, Dachs und Isländer. Sind nun jene Rassen wirklich nur Ab- änderungen ein und derselben Art oder sind sie ursprünglich verschiedene Arten? v. Tschudi hat zuerst mit Entschiedenheit die specifische Differenz zweier ursprünglich amerikanischen Hunde ausgesprochen und wir stimmen ihm vollkommen bei, dass die markirtesten Rassen des Haushundes ent- schieden differente Arten bilden. Den einzigen Grund, den man gegen die specitische Differenz vorführt, ist die fruchtbare Vermischung aller Rassen. - Sie widerlegt aber die Annahme keinesweges. Die verschiedenen Rassen begatten sich fruchtbar und zeugen fruchtbare Bastarde mit anderen Arten ihres Geschlechtes, wir haben fruchtbare Bastardbildung unter Marderarten und Wiederkäuern. Bei den Hundearten treffen wir die fruchtbare Ver- mischung in höchster Potenz, weil auch ihre Lebensweise, ihr Naturell das fügsamste, ihre physischen Anlagen die bildsamsten unter allen Thieren überhaupt sind. Und spricht nicht viel entschiedener und nachdrücklicher für eine specifische Trennung, als die fruchtbare Bastardzeugung für Ver- einigung, die beispiellose Formenmannichfaltigkeit, die ganz überraschend auffallenden äusseren Eigenthümlichkeiten und die extremen Formverhält- nisse im Schädel- und Skeletbau, welche weit über die Artgrenzen anderer Gattungen, selbst über die Familiengrenzen der Raubthiere hinausgehen! Und hat die Natur nicht selbst auch innerhalb der Hunderassen der frucht- baren Bastarderzeugung eine Grenze gezogen durch die physische Un- möglichkeit einer Begattung zwischen der grössten und kleinsten Rasse! Auch die gegenseitige Antipathie fehlt nicht, denn die kleinen Hunde verkriechen sich furchtsam zitternd und ängstlich wimmernd vor den Riesen ihres Ge- schlechtes. Ist nicht trotz gewisser gemeinsamer Züge die Physionomie, das Naturell, die Lebensweise, die Stimme einzelner Rassen auffallend ver- schieden genug, um Speciesdifferenzen zu characterisiren. Die Abneigung des Dingo und des Punahirtenhundes gegen europäische Rassen und deren Herren ist ganz ebensogross als die Feindschaft dieser gegen Fuchs und Wolf. - Der grönländische Hund nährt sich fast ausschliesslich von Fischen 8416 Unguiculata. Ferae carnivorae. wie der südseeinsulanische nur von Vegetabilien und viele unserer Fleischer- hunde nur von den Abfällen im Schlachthause. Entschieden vegetabilische Nahrung neben ebenso entschiedener animalischer und omnivorer Lebens- weise. Die Wandelbarkeit der Formen hat ihre Grenzen. Cultur und Zucht werden nie Bastarde oder Rassen mit einer Zehe mehr oder weniger, mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen und ohne solche, mit kuglig gewölbten kamm- und leistenlosen Schädel und mit stark comprimirten durch hohe Leisten und starke Kämme markirten Schädel, die um das dreifache in ihrem Längenbreitenverhältniss ändern, hervorbringen, das sind ursprün- liche, beharrliche und starre Formen, Urformen der Schöpfung. Die Arten festzustellen, von welchem die zahlreichen Hunderassen ausgegangen sind, ist nach den vorliegenden Untersuchungen auch nicht annähernd möglich. Weder ist die Anatomie der einzelnen Rassen, da die thierärztlichen Unter- suchungen die Systematik gänzlich ignoriren, auch nur einigermassen be- friedigend bekannt, noch liegen directe Beobachtungen über die Formver- änderungen der Skelettheile durch Bastardirung vor und die Geschichte der hassen ist in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt. v. Tschudi’s Unter- suchungen haben 2 Hundearten als ursprünglich in Amerika heimisch nach- gewiesen. Den nackten bei uns als ägyptischer oder türkischer Hund /C. f. aegypticus) bekannten Hund, C. caraibicus Less. fand Columbus bei seiner Ankunft auf den westindischen Inseln vor, Cortez in Mejico und Pizarro in Peru. Sein haarloser Körper ist sehr empfindlich gegen Kälte, nur in warmen Küstenstrichen gedeiht er. Den C, ingae mit: kleinem Kopfe, scharf zugespitzter Schnauze, kleinen spitzigen Ohren, untersetzten Körper, nie- drigen Beinen, langen und rauhen dichten Pelze von dunkel ockergelber Farbe mit schwarzer Schattirung traf v. Tschudi in den lange Zeit vor der europäischen Einwanderung angelegten Gräbern der alten Peruaner als Mu- mien und in einzelnen Schädeln und in historischen Ueberlieferungen aus den frühern Zeiten der Incas. Diese Art bewacht noch heute die Indianer- hütten der Sierra und die Heerden der Puna. Ihr tückischer und falscher Blick, ihre Wildheit, ihre Tollkühnheit überlegenen Feinden gegenüber zeichnet sie sehr characteristisch aus. Unter unseren Rassen dürfen wir den grossen Neufundländer, den Windhund, den Jagdhund, den Pudel, die Dogge, den Mops, Spitz, Dachs, u. andere characteristische Typen gewiss als differente Species betrachten. Mit dieser Betrachtung fallen die Fragen, von welchen wilden Arten der Gattung Canis die Haushunde als Bastarde abstammen, von welcher wilden Art sie gezähmte und gezüchtete Abkömmlinge sein, von selbst weg. Sie konnten nur von denen aufgeworfen werden, welche die systematische Bedeutung der äusseren und inneren Formdifferenzen der sogenannten Rassen gar nicht geprüft oder völlig verkannt hatten. Auch die Unter- suchung des ursprünglichen Vaterlandes der angeblichen Stammart musste deshalb bisher fruchtos bleiben. Wie der Inca- und caraibische Hund dem südlichen und mittleren Amerika eigenthümlich angehört, so wird auch Nordamerika seine eigenen Hundearten gehabt haben, wie der Dingo Neu- holland ursprünglich angehört, so werden auch die übrigen Welttheile der östlichen Halbkugel ihre besonderen Stammarten gehabt haben. due" An aaa erreichen die physischen Anlagen den höchsten N “ er Vol endung, dessen überhaupt das Thier fähig ist. Die List und Schlauheit des Fuchses, die Klugheit des Elephanten, die Treue des Pferdes, Caninae, Canis. | 8417 die Menschenähnlichkeit des Affen sind bewundernswerth, der Hund aber vereinigt alle Vorzüge in sich und lässt damit jedes andere Thier weit hinter sich. Gerade die Universalität seines Talentes und seines Genies, um bei Ermangelung eines geeigneten Terminus diese Ausdrücke zu gebrauchen, erheben ihn auf die höchste Stufe. Wer ihn in seinem Verkehre mit steten und mit unbekannten Genossen auf der Strasse und offnen Plätzen, als Wächter des Hauses, als Hüter der Heerde, als Zugthier vor dem Wagen, als freiwilligen oder dressirten Jäger, sein Betragen in der Küche und Stube beobachtete, wer die. Ausbrüche seiner Phantasie, die Befriedigung seiner Leidenschaften und Neigungen, sein Gedächtniss, seinen Ortssinn, seine Besonnenheit in kritischen und gefährlichen Lagen, seine Fügsamkeit und Biegsamkeit in die verschiedenartigsten Lebensverhältnisse mit Auf- merksamkeit verfolgte, der wird die grosse Bildungsfähigkeit seiner Anlagen, die wohl berechnete Ueberlegung, die Bedachtsamkeit und Klugheit, die Intelligenz nicht mehr auf blinden Instinct setzen, womit man so gern die Gesammtheit der geistigen Fähigkeiten der Thiere bezeichnet. Mangel des Selbstbewusstseines und dessen Ausdruckes, einer wohl articulirten Sprache ist die einzige und allerdings noch ungeheure Kluft, welche den Hund geistig vom Menschen scheidet. Mit der bewundernswerthen Bildungsfähigkeit seiner physischen An- lagen verbindet der Hund die unerschütterlichste Treue und Anhänglichkeit an den Menschen. Er gehört ganz seinem Herren, opfert ihm zu Liebe seine ganze Individualität. Er gehorcht den Befehlen, erkennt in Mienen und Blicken seines Herren Wünsche, unterzieht sich bereitwillig den schwer- sten Arbeiten, stürzt sich muthig in Lebensgefahr, folgt überall freudig und gern. Strafe, harte Behandlung, dürftige und schlechte Kost erschüttern seine Aubanelichkeit und Diensttreue nicht. Sein hündisches Schwanzwedeln und seine Speichelleckerei sind sprüchwörtlich geworden, aber man ver- gesse nicht, dass der Hund dieser Kriecherei und Erniedrigung nur seinem Herrn und Wohlthäter gegenüber sich schuldig macht; gegen diesen wedelnd und kriechend weist er sofort dem eintretenden Fremden die Zähne und ist sich jeden Augenblick seiner Stellung bewusst. So ist der Hund das geschätzteste Hausthier, der treueste Begleiter des Menschen in Leid und Freude. Sein Nutzen und Schaden, seine Lebensweise, seine Pflege für die Jungen, seine Krankheiten, kurz seine ganze Naturgeschichte muss einem Jeden bekannt sein. Hier genügt es seine Stellung zu bezeichnen, die ihm dieNatur angewiesen. Wie der Haushund wieder verwildern und menschenscheu werden kann, wie er in einzelnen Arten oder Rassen noch im freien völlig wilden Zustande lebt, also auch jetzt noch unabhängig vom Menschen existirt: so war er bereits vor der. Existenz der Menschen ein freier Bewohner der Erdoberfläche während der Diluvialepoche. In den diluvialen Ablagerungen, Knochenhöhlen. und Breccien des mittleren und südlichen Europa finden sich Ueberreste, welche nur mit einzelnen Arten des Haushundes verglichen werden können. Die wirkliche Identität zu entscheiden, dazu genügen die bisher untersuchten Fragmente nicht, obwohl dieselbe von einzelnen Palä- ontologen als unzweifelhaft angenommen wird und damit den zahlreichen Arten eine diluviale Stammart geschaffen ist. Wir lassen hier die diluvialen Reste unter C. familiarıs fossilis °) vereinigt. 1) M. de Serres, Mem. du mus. XVII. 339. tb.17. fig. 1—7; Blainville, Osteogr. Canis 131; Giebel, Fauna. Säugeth. 47; C. brevirostris Croizet, Bullet, soc. geol, IV. 818 Unguiculata. Ferae carnivorae. C. megamastoides Pom. ?) Ein Unterkieferfragment aus den pliocänen Tertiärschichten von Issoire gibt sich durch die sehr ansehnliche Breite des Kronfortsatzes und die stark convexe Erweiterung des unteren Kieferrandes unter dem Kronfortsatz als specifisch eigenthümlich zu erkennen. C. aureus L.?) Der Schakal theilt die Charactere von Fuchs, Wolf und Hund. Er ist hochbeinig von kräftigem Körperbau, die Schnauze stark von der Stirn abgesetzt, spitzer als beim Wolf, stumpfer als beim Fuchs, mit vorstehender Nase, schwarzen Lippen, glatter Zunge, 6 Reihen Schnur- ren auf der Öberlippe, die Pupille rund, die Augen klein, die grossen Ohren aufrecht und zugespitzt, der Schwanz buschig behaart, hangend, nur bis zur Ferse reichend, der vordere Daumen hoch hinauf gerückt, mit hakigen Krallen und den Boden nicht berührend, die Behaarung lang und rauh, die Färbung im Algemeinen braungelb mit schwarz gemischt, unten gelblichweiss. Das Weibchen mit 8 Zitzen. Körperlänge 2'/;', Schulter- höhe 1Y,', Schwanz 10. Wie die vorigen Arten variirt auch der Schakal in seiner äusseren Er- scheinung mannichfaltig. In Europa unterscheidet man den dalmatischen und griechischen Schakal. "Ersterer ist wolfsgrau, an Kopf, Ohren und Beinen rostroth, die Rückenhaare fast gelblichweiss und schwarz geringelt, die Öhren dicht behaart, die Schnurren pechschwarz, Lippen und Kehle weiss- lich, die Beine rostfarben, der Schwanz dunkler als der Rücken. Der griechische Schakal hat reichlichere schwarze Haare auf dem Rücken und Schwanze, auf dem Scheitel, am Halse und den Beinen ist er goldroth, an der Oberlippe, der Innenseite der Ohren und unten überall weiss. Die. gemeinste im vorderen und mittleren Asien heimische Abänderung ist oben fahlgelb auf dem Rücken mit viel schwarz, unten gelblichweiss, die Pfoten bräunlichfahl, die Schwanzspitze schwarz, die Rückenhaare am Grunde weiss und schwarz und vor der schwarzen Spitze fahl, die Ohren aussen braun. Zuweilen Nacken und Rücken graugelblich und schwarz gewellt, unten gelbroth. Aussenseite der Beine lebhafter rolh, oder aber der Rücken und Schwanz goldgelb bis fuchsroth. Der syrische Schakal trägt eine schwärz- liche Rückenbinde, ist an Kopf, Ohren und Beinen roth, unten weisslich. Bei dem indischen schneidet die gelblichgraue Farbe an den Körperseiten scharf ab, das ganze Colorit ist schmutzig. Am ägyptischen Schakal ist der Schwanz zu ?2/; seiner Länge schwarz, doch nicht immer auch auf der unteren Seite, sein Wollhaar rothbraun, am Kopf und den Ohren weisse, 25; Blainville, Ostöogr. Canis 122. tb. 13; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 9. fig. 12—14; 6. issiodorensis Croizet, 1. c.; Blainville, I. c.; Giebel, l. c. Tf. 10. fig. 8.bc; €. ne- schersensis Croizet, Blainville l. c.; Giebel, 1. c. Tf. 10. fig. 16.ab; €. propagotor Kaup, Okens Isis 1834. 535; C. juvillaceus, C. medius Bravard, monogr. deux Felis 13. 2) Pomel, Bullet. soc. geol. 1843. XIV. 40. tb. 1. fig. 4. 3) Linne, syst. nat. Xll. I. 59; Schreber, Säugeth. Ill. 365. Tf. 94; A. Wagner, ebd. 11.383; Buffon, Hist. nat. XII. 255; Gmelin, Reise Russl. 11. 80. Tf. 13; Gülden- städt, nov. comm. Petrop. XX. 449. tb. 11; Pallas, Zoogr. 1. 39. tb. 3; Tilesius, nov. act. acad. Leopold. XI.» 389. tb. 48; Cuvier, oss. foss. VII. 81. tb. 177. fig. 19—21; Blainville, Osleogr. Canis; Giebel, Odontogr. 27. Tf.9. fig. 17; C. dalmatinus Fitzinger, Isis 1830; Geoflroy, exped. sc. Moree 15.24. tb. 1.b; C. syriacus, C. lupaster Ehren- berg, ‚symbol. phys. 11. tb. 16; C. indieus Hodgson, Asiat. research. XVII. 237. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 2; C. anthus, C. variegatus Rüppell, zoolog. Atlas 44. Ti. 17; 31. Tf. 17; Fr. Cuvier, 1. c. livr. 17. 63, C. algirensis Geoffroy, l. c. 22; C. mesomelas Schreber, Säugeth. Il. 370. Tf. 95; C. adustus Sundevall, k. vet. acad. Forh. 1846. 121; Peters, Säugeth. Mossamb. 125. ie a a a a green Caninae. Canis. 849 bräunliche und schwarze Haare. Eben diese Färbung hat der schmäch- tigere und zierlichere senegalische Schakal, dessen Männchen jedoch auch im Körperbau nicht von dem ägyptischen abweicht. Der algirische scheint einen feineren Pelz zu tragen, ist oben gelbgrau mit sehr ausgedehnter schwarzer Melirung, unten lichtfahl, auf dem Scheitel graulichfahl mit schwarzer Tüpfelung. Die gescheckte nubische Abänderung hat längs des Halses und Rückens eine Art schwarze und gelbgescheckte Mähne und schmutzig weisse Unterseite, auch grössere Ohren als die übrigen. Letztere zugleich mıt etwas längerem Schwanze zeichnen den kapischen Schakal aus, dessen Pelz oben licht ockerröthlich, unten mehr minder rein weiss ist und eine schwarz und weiss gescheckte Schabrake trägt. Davon unterscheidet sich der Caffernschakal durch aussen dunkelbraune Ohren und weisse Schwanzspitze. Das Zahnsystem zeigt die zierlichen schlanken Formen des Fuchses. Die oberen und unteren Lückzähne haben hintere Nebenzacken, der obere Fleischzahn ist etwas kürzer als die beiden Kauzähne, deren erster nach innen sich stark verschmälert. Auch der Schädel ist fuchsähnlich, doch durch einzelne Eigenthümlichkeiten leicht zu unterscheiden. Sein Schnauzen- theil ist merklich kürzer, die Nasenbeine nach hinten mehr verlängert, die Nasalfortsätze des Stirnbeines wie bei den brasilianischen Schakalfüchsen bis zur Spitze des Intermaxillare reichend, die Foramina incisiva kurz und breit wie beim Hunde, die Jochbögen hoch, die Paukenblasen stark auf- getrieben, die Hinterhauptsfläche nach oben sehr verschmälert. Die Wirbel- zahl der des Fuchses gleich. Der Schakal gräbt keine Höhlen, sondern hält sich am Tage im Ge- birge, im Gebüsch und anderen Schlupfwinkeln verborgen und streift mit einbrechender Nacht durch die Felder bis in die Gehöfte, Dörfer und Städte, meist in Rudeln und grösseren Gesellschaften. Er läuft ungemein schnell und greift seine Beute muthig an. Menschen fällter nur in grosser Noth an, doch soll er Kinder weniger schonen. Er stiehlt das kleine Vieh und Geflügel vom Hofe, Esswaaren aus den Vorrathskammern und selbst Lederwerk und Kleidungsstücke. Doch frisst er auch Obst und Wurzeln und liebt wie der Hund das Aas umsomehr jemehr es stinkt. Seine Stimme ist ein widerliches von Bellen unterbrochenes Geheul. Die Ranzzeit fällt in den Frühling und das Weibchen wirft 5 bis 8 Junge, die gezähmt zu- traulicher und schmeichelhafter werden als der Fuchs. Ja die halbzahmen ägyptischen Hunde scheinen wirkliche Schakale zu sein. Das Vaterland des Schakals beschränkt sich auf die alte Welt, von einigen mittelmeerischeu Inseln ist er durch ganz Afrika, das südliche und mittlere Asien verbreitet. C. primaevus Hodgs. *) Der Kopf des Buansu ist von mässiger Länge und breit, die Schnauze breiter und kürzer als beim Schakal, die Ohren 4) Hodgson, Asiat. research. XVIll. 221. c.fig.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 376; Blainville, Osteogr. Canis; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 9. fig. 1; C. dukhunensis Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 100; 1833. 133; Transact. Troy. asiat. soc. I. 3. — Der sehr wilde, bösartige und unzähmbare C. rutilans Müller, Verhandl. neederl. Bezitt. I. 27. — C. javanicus Cuvier, Dict. sc. nät. VIII. 557; C. sumatrensis Hard- wick, Transact. Linn. soc. XIll.a 235. tb. 23) aufJava, Sumatra und Borneo ist ganz dieselbe Art, nur durch weniger spitze Ohren, frischeres rostroth und die fuchs- braune mit schwarz gemischte Schnauze unterschieden. Säugethiere, | 54 850 Unguiculata. Ferae carnivorae. grösser, breit, aufrecht, spitz und behaart, die Pupille rund, der Leib comprimirt mit eingezogenem Bauch, die Gliedmassen lang und stark, die Pfoten lang behaart, der Schwanz dickbuschig bis zur Ferse reichend, hängend; der reichliche Pelz an allen oberen und seitlichen Theilen dunkel rostroth, am Rücken schwarz gesprenkelt, die einzelnen Haare an der Wurzel weisslich, schwarz, tiefrostfarben und schwarz geringelt, die ganze Unterseite, Lippen und Pfoten gelblich mit ungeringelten Haaren, Schnurren, Wangen, Kinn röthlich, Iris rothbraun, Krallen schwarz, der Schwanz an der Wurzel blass rostfarben und schwärzlich geringelt, in der Endhälfte schwarz. Die Hündin ist kleiner, blasser, weniger gesprenkelt auf dem Rücken. Körperlänge 21/,', Schulterhöhe 1°/,‘, Schwanz 1!/s‘. Das Zahnsystem weist auf ein entschieden raubgierigeres Naturell als bei den vorigen Arten. Der obere Fleischzahn überwiegt nämlich an Grösse sehr beträchtlich die beiden Kauzähne, deren zweiter auffallend verkleinert ist. In der unteren Reihe fehlt der letzte Kauzahn. Der Buansu bewohnt die mittleren Regionen Nepals, wandert aber noch ziemlich weit nördlich und südlich hinab und findet sich in dem Vindhya, Ghabs, Nilgiris, Kayhabergen bis nach der Küste von Koromandel. Er versteckt sich in den dichtesten Wäldern, ruht in Schlupfwinkeln und Felsenspalten und raubt Tag und Nacht in Rudeln zu 6 bis 10 Stück. Er stinkt wie der Schakal und Fuchs. Das Weibchen wirft im Februar 2 bis 4 Junge, die sich schwerer zähmen lassen als Schakal und Fuchs, Vege- tabilische Kost verschmähen sie. d) Hyänenhunde. Lycaon. ©. pietus Desm. ?) Der buntscheckige Hund zeichnet sich durch seine Hyänenphysionomie und das auffallend buntscheckige Colorit aus. Sein Kopf ist sehr stark und dick, die Schnauze stumpf und breit, schwarz wie das Gesicht bis zu den Augen, auf den Lippen einige weisse Haare, Stirn, Scheitel, Nacken und Oberhals hell ockerfarben ins röthliche ziehend, von der Nase läuft über den Scheitel zum Halse ein schwarzer Streif. An den Seiten und unterhalb des Halses einige Haarnähle, bald weiss, bald ocker- farben mit schwarzer Einfassung. Rumpf und Beine sind unregelmässig weiss, schwarz und ockerfarben gefleckt, die weissen und ockerfarbenen Flecken meist schwarz eingefasst, bisweilen aber auch das Schwarz über- wiegend. Die Ohren sind sehr gross und hängend, aussen schwarz, die Iris braun, der Schwanz an der Wurzel ockerfarben, dann mit schwarzem Ringe und in der buschigen Endhälfte weiss, er reicht etwas über die 9) Desmarest, Mammal. 538; Fr. Cuvier, Dict. sc. nat. XXIl. 229; Rüppell, zool. Atlas 35. Tf. 12; Blainville, Osteogr. Canis; Giebel, Odontogr. 27. Tf. 9. fig. 15; Hyaena picta Temminck, Ann. gen. sc. phys. 1820. III. 54. tb. 35; Hyaena venatica nn trav. Int. S. Afr. I. 456. II. 222. c.fig.; C. tricolor Griffith, anim. kingd. I. . 6. IR, ‚ Cuvier gedenkt in den oss. foss. V. 486 eines Unterkieferfragmentes aus dem Pariser Gypse, der allgemein als C. parisiensis aufgeführt wird. Blainville hält den- selben für identisch mit der lebenden Art C. lagopus und Gervais widerspricht dieser Deutung. Das Fragment mit nur einem Lückzahn ist jedoch zu ungenügend, um ırgend genügende Auskunft über die artliche Verwandtschaft zu geben. Noch fraglicher ist der Metacarpus derselben Lagerstätte, welcher zur Aufstellung des 6. gypsorum l. c. 514 geführt hat. Beide Reste beweisen nicht mehr, als dass be- reits während der eocänen Tertiärepoche Caninen existirten. Caninae. Protocyon, Speothos. 851 Ferse hinab. Der Pelz ist dünn, ohne Wollhaar, bei alten Thieren und zur Zeit des Haarwechsels ist die schwarze Haut fast nackt. Die Füsse sind überall nur vierzehig, doch findet sich an den vordereren ein kleiner Metacarpusknochen für den Daumen. Jederseits des Afters liegt eine Stink- drüse. Die Zähne sind stark und kräftig, der obere Fleischzahn mit höcker- artiger Basalwulst vor dem Hauptzacken, nicht grösser als die Kauzähne, deren erster sehr gross, nach innen etwas verschmälert ist, der zweite viel kleiner, quer vierseitig, der vierte untere Lückzahn mit kleinem Vor- deren und dreien hintern Nebenzacken, mit sehr kurzem aber dicken stumpfen Anhange, der erste untere Kauzahn sehr gross, der zweite ein kleiner Kornzahn. Körperlänge über 3‘, Schulterhöhe fast 2‘, der Schwanz 11/,'. Bewohnt das östliche Afrika von Kordofan bis zum Cap gesellig ın Rudeln, jagt nach Antılopen und kleineren Säugethieren und greift selbst Menschen an. Protocyon. Diese Gattung begreift vorweltliche Hunde von kräftigem gedrungenem Körperbau auf niedrigen Beinen und von raubgierigerem Naturell, denn es fehlt ihrem unteren Fleischzahne der innere Zitzenhöcker und der hintere stumpfe Anhang ist ein einfacher Höcker, wodurch dieser Zahn dem ent- sprechenden der Hyänen ähnlich wird. Im Uebrigen schliessen sich die Arten, soweit sie bekannt sind, dem CGanis jubatus zunächst. Die Ueberreste lagern in den Knochenhöhlen Brasiliens und deuten auf zwei Arten. Pr. troglodytes®) von der Grösse des Wolfes und Pr. validus °) von etwas geringerer Grösse und kräftigerem Knochenbau. Speothos Lund. Ebenfalls vorweltliche sehr raubgierige Hunde mit kurzer Schnauze, sehr langen Eckzähnen, grossen scharfzackigen Lückzähnen ohne Nebenhöcker und mit nur einem obern Kauzahn, der nicht länger als der hintere Zacken des Fleischzahnes ist. Die einzige Art der brasilianischen Knochenhöhlen ist Sp. pacivorus Ld.”) Von der Grösse des Fuchses, aber von viel_ kräftigerem Bau, mit kürzeren Beinen und Schwanze. 6) Palaeocyon troglodytes u. P. validus Lund, k. Danske vid. selsk. Forhdl. 1842; Giebel, Fauna. Säugeth. 50. — Der von Lund eingeführte Gattungsname Palaeocyon musste durch einen neuen ersetzt werden, da derselbe von Blainville für einen Bärenhund angewandt worden. 7) Lund, k. danske vid. selsk. Forhdl. 1843. tb. 19. fig. 1. 2; Giebel, Fauna Säugeth.. 51; Odontogr. 27. Tf. 10. fig. 8. Höchst wahrscheinlich ist dieser vorweltliche Speothos mit dem von Gray, Ann. mag. nat. hist. 1846. XVII. 293 beschriebenen noch in Brasilien lebenden Cyna : licus melanogaster identisch. Auch diesem fehlt der zweite Kauzahn, der obere Fleischzahn mit arn Vorderrande erweiterter Basalwulst, aber der Kauzahn soll von ansehnlicher Grösse, quer oblong und dreihöckerig sein und diese Angabe hält uns ab die Identität beider Gattungen bestimmt auszusprechen. Der untere Kau- zahn ist klein und rundlich. Der Kopf ist gross, die Beine kurz und kräftig, vorn 9-, hinten 4zehig, mit langen scharfspitzigen Krallen, der Schwanz kurz und buschig. Der Pelz ist falb, Gesicht und Rücken etwas schwärzlich, gescheckt, die ganze Unterseite, Beine und Schwanz schwarz, Körperlänge 26°, Schwanz 5“. Gray ' nimmt wie gewöhnlich auf andrer Arbeiten gar keine Rücksicht und hat daher auch 54* 852 Unguiculata. Ferae carnivorae. Hyaenodon Lz. Pr. Eine der merkwürdigsten Uebergangsformen, welche überhaupt in der ganzen Säugethierreihe bekannt geworden, höchst merkwürdig dadurch, dass sie die Zahnformen der zu vermittelnden Typen nicht zu neuen Formen ver- schmilzt, sondern neben einander besitzt. Ihr Zahnsystem besteht nämlich aus Beutelthier-, Hunde- und Hyänenzähnen. Diese drei Typen sind in so eigenthümlicher Weise in einer Gatlung vereinigt, dass deren Stellung den Systematiker in grosse Verlegenheit setzt. Ganz unnatürlich verweist sie Pictet in seine umfangsreiche Ursinenfamilie. Die Verwandtschaft mit den Beutel- thieren beschränkt sich auf die übereinstimmende Form der 4 letzten obern Backzähne mit Dasyurus, die mit den Hyänen und Hunden auf die Aehnlich- keit mit den untern Back- und allen Lück-, Eck- und Schneidezähnen. Die Existenz der Art fällt in die eocäne und miocäne Tertiärepoche, während welcher Hyänen noch gar nicht existirten, der Gegensatz zwischen CGaninen und Felinen noch nicht ausgeprägt, die Caninen selbst noch nicht von den übrigen Raubithieren scharf gesondert waren und in Frankreich mit insec- tivoren Beutelthieren gemeinschaftlich lebten. . Wir betrachten das Hyänodon als einen Prototypus der Caninen und Hyäninen, der daher auch auf der Grenze dieser beiden Familien seine natürlichste Stelle findet. Die Schneidezähne jeder Reihe sind entschieden caninisch, die Eckzähne schlank und schwach gekrümmt, durch ihre Dicke hyänenähnlich. Die ersten 3 Backzähne der untern Reihe sind zweiwurzlige Lückzähne mit den Kronen der Hundelückzähne, nur dicker, doch nicht ganz so dick als bei den Hyänen. Der’ vierte Backzahn gleicht dem zweiten untern der gestreiften Hyäne; der fünfte ist um die Hälfte niedriger mit sehr dickem plumpen Haupikegel und vorderem und hinterem Basalhöcker. Am sechsten bildet sich der vordere Basalhöcker zu einem hohen Zacken aus und der hintere fehlt, der siebente endlich ist ein scharf zweizackiger felinischer Fleischzahn, der vordere Zacken nur halb so lang als der hintere. Die Deutung der untern Zahnreihe ergibt also 4 Lück-, 2 fleischzahnähnliche Lück- und 1 ächten Fleischzahn. Im Oberkiefer zählt man ebenfalls 3 zweiwurzlige Lückzähne mit innen stark verdickter Basis, die 3 folgenden haben einen hochkegelförmigen Hauptzacken und einen hintern an Grösse zunehmenden zweiten Zacken, an der Innenseite einen ebenfalls an Grösse zunehmenden stumpfen Ansatz, der sie dasyuren- ähnlich macht. Ein kleiner querer Kauzahn scheint die Reihe geschlossen zu haben. Die Kiefer sind schlank und dünn wie bei den Hunden, die Gesichts- knochen, besonders die Nasenbeine, die Umgebung der Augenhöhlen und auch der Gaumen sind sehr entwickelt. Die starken Stirnleisten vereinigen sich alsbald zu einem hohen Scheitelkamme. Die übrigen Skeleitheile sind sehr ungenügend bekannt und können z. Th. nur fraglich hieher gezogen werden. Erst wenn auch sie hinlänglich bekannt sind, werden sichere Schlüsse auf die Lebensweise gezogen werden können. Die bis jetzt unterschiedenen Arten sind folgende. ie a eat an ae ee a ie Vergleichung mit dem Speothos unterlassen. Zugleich erhebt er hier die bei- en Arten C. sumalrensis und C. alpinus, deren specifische Selbständigkeit wir nicht anerkennen konnten, zur Galtung Cuon mit oben 2, unten einem Kauzahne. i Lund erwähnt a. a. O. noch einzelne fossile Zähne einer eigenthümlichen Gat- ng Abathmodon, welcher der Innenhöcker am obern Fleischzahne fehlt. Caninae. Hyaenodon. Hyaeninae. 853 H. dasyuroides. ?) Die spärlichen Reste dieser Art aus dem Pariser Gypse erinnern in den beiden vorletzten obern Backzähnen an die Dasyuren. Die beiden scharfen Zacken derselben sind schief gegeneinander geneigt; an der Basis des vorderen vorn ein kleiner scharfer Höcker und an der Innenseite ein dreiseitig prismatischer Ansatz. Der zweite ist etwas grösser. Der Schädel ist ın der Gaumengegend und zwischen den Jochbögen sehr breit. H. parisiensis Laurill.®2) Der sehr fragmentäre Schädel zeichnet sich durch die sehr weit nach hinten gerückte Gaumenöffnung, Kürze und Schmalheit des Hirnkastens, starken Scheitelkamm und ungemein weit ab- stehende Jochbögen aus. Von den stark kegelförmigen Lückzahnen haben die beiden ersten obern keine Nebenhöcker, der dritte einen starken hintern, der vierle ebensolchen und eine vordere Basalwulst, unten der zweite und dritte je einen hintern. Der Eckzahn ist schlank und schwach gekrümmt, und nebst den 2 ersten Lückzähnen isolirt. Ebenfalls im Pariser Gyps. H. Requieni Gerv.°) Die Unterkieferäste sind von sehr beträchtlicher Höhe, die Lückzähne mit sehr dickem Nebenhöcker, der hintere Zacken der oberen letzten Backzähne sehr breit, der untere letzte Fleischzahn mit vorderem sehr breiten Zacken. Ein derselben Art zugewiesener zierlicher Oberarm hat eine .perforirte Olecranongrube und die Brücke für den Nervus medianus. | Die Ueberreste finden sich im Süsswasserkalk bei Apt und Alais. H. leptorhynchns Lz. Par.!) Der vollständig bekannte Unterkieferast ist sehr schlank, viel schlanker als bei gleich grossen Hunden, mit sehr langem Symphysentheil, der Condylus unter dem Niveau der Zahnreihe gelegen, die 2 ersten Lückzähne mit sehr niedrigen Kegelkronen ohne Nebenhöcker, der dritte mit solchem, ebenso der vierte viel höhere und stärkere, der 5. und 6. Zahn sehr klein und dick, der Fleischzahn nicht eigenthümlich. In den untermiocänen Schichten von Cournan und Puy. H. brachyrhynchus Blainv.?2) Die Kiefer sind kürzer, kräftiger als bei voriger Art, die Zähne gedrängter, scharfzackiger mit dickeren Basen, Ein fast vollständiger Schädel von Rabastein an den Ufern des Tarn. Einunddreissigste Familie. Hyaeninae. Die Hyänen bilden das vermittelnde Glied zwischen Ganinen und Felinen und vereinigen die Gharactere dieser beiden Familien in einer so sehr gleich- mässigen und augenfälligen Weise, dass sie keiner derselben untergeordnet, 7) Pterodon dasyuroides Blainville, ann. fr. etc. anat. phys. 1839. 111.23; Pf. pa- risiensis Blainville, Ost&eogr. Subursus 48. tb. 12. 8) Laurillard, Dict. univ. hist. nat. VI. 768; Carnassier Cuvier, oss. foss. tb. 150. fig. 2—4; Taxotherium parisiense Blainville, Osteogr. Subursus 55. tb. 12; Pferodon Cuvieri Pomel, Bullet. soc. geol. 1846. IV. 392. 9) Gervais, Zool. Pal. fr. 129. tb. 11. 12. 15. 25; Giebel, Odontogr. 24. Tf. 10. fig. 9—7. 9. 15. 19. — Gervais’ H. minor 1. c. tb. 25. fig.9 beruht auf einem Unter- kieferfragment von Alais, dessen Kieferast niedriger und kleiner ist. 1) Laizer et Parieu, Ann. sc. nat. 1839. XI. 27. tb. 2; Blainville, Osteogr. Sub- ursus 204; Canis 111. tb. 17; Giebel, Fauna. Säugeth. 44; Odontogr. 24. Tf. 10, fig. 13. 18; Pterodon leptorhynchus Pomel, Bullet. soc. geol. 1846. IV. 392, 2) Blainville, Osteogr. Canis 113. tb. 17; Giebel, Fauna. Säugeth. 44; Odontogr. Tf. 10. fig. 4; Pterodon brachyrhynchus Pomel, Bullet. soc. g&ol. 1846. IV. 392, 854 Unguiculata. Ferae carnivorae. sondern als eine gleichwerthige Familie dazwischen gestellt werden müssen. Eben diese Verschmelzung der Charactere zweier Familien kennzeichnet die Hyänen in ihrer äussern Erscheinung ebenso ausgezeichnet als in ihrer in- nern Organisation. Sie sind grosse Raubthiere von kräftigem Bau, ihr Kopf kurz und dick, mit abgesetzter dicker und stumpfer Schnauze, starken Schnur- ren, kleinen Augen, ziemlich grossen aufrechten und zugespitzten Ohren, der Hals sehr stark, der Rücken abschüssig, die hintern Gliedmassen kürzer als die vordern, alle vierzehig, ohne Daumen, nur mit einer Ausnahme vorn fünfzehig, der Schwanz buschig behaart und bis an das Halsgelenk reichend. Sie tragen einen langen lockern und rauhen Pelz, der auf dem Halse und längs des Rückens eine Mähne bildet. Ihr Zahnsystem zeigt mit einer merkwürdig abweichenden Ausnahme sehr kräftige Formen, ziemlich grosse, schwach gelappte Schneidezähne, starke wenig gekrümmte Eckzähne mit schneidenden Leisten; der erste obere Lückzahn einfach, die beiden folgenden zweiwurzlig, viel grösser, sehr stark kegelförmig, etwas nach hinten geneigt, mit dicken Nebenhöckern und star- ker Basalwulst, die drei unteren zweiwurzlig, ebenfalls sehr stark und mit Nebenhöckern. Der obere Fleischzahn scharf dreizackig mit kleinem stumpfen Innenhöcker am vorderen Zacken; der untere zweizackig mit vorn und hinten vortretender Basalwulst nach dem Typus der Katzen oder mit hinterem stumpfen Anhang und innerem Zitzenhöcker nach dem Typus der Caninen. Diese Diffe- renz spricht sich auch in der Entwickelung der Kauzähne aus, nämlich der Felinentypus durch Mangel der unteren Kauzähne und statt der oberen nur ein kleiner Kornzahn, der Caninentypus durch einen oberen queren Kauzahn. Das anomale Gebiss besteht in den Backzahnreihen aus einfachen stumpfar- tigen, nicht in Lück-, Fleisch- und Kauzahn geschiedenen Zähnen. Der Schädel zeichnet sich durch starke Leisten und Kämme, weit abstehende kräftige Jochbögen, kleinen comprimirten Hirnkasten, breiten stumpfen Schnauzentheil, breite Stirn mit kurzen starken Orbitalfortsätzen aus. Auch der Unterkiefer ist kräftig, sein Condylus im Niveau des Alveolarrandes ge- legen. Die Halswirbel sind kurz mit sehr starken Fortsätzen. Der Atlas mit viel grösseren Flügeln als Canis und Felis, auch der Dorn des Epistropheus und die beilförmigen Anhänge der Querfortsätze grösser. Die Dorsolumbal- reihe zählt 12 +17 Wirbel ebenfalls mit starken Fortsätzen, die Dornen der Rückenwirbel sehr lang und dick, die der Lendenwirbel breit und hoch. Die Querfortsätze der letzteren breit und horizontal nach vorn gebogen, das Kreuzbein nach hinten stark verschmälert mit niedrigen Dornen, die ersten Schwanzwirbel mit sehr entwickelten Querfortsätzen. 9 Paare wahrer und 6 falscher sehr starker Rippen, 6 dicke Sternalwirbel nebst schmalem Manu- brium und Schwertfortsatz, das Schulterblatt mit winklig erweiterlem Vorder- rande und sehr hoher etwas vor der Mitte gelegener Gräte, der Oberarm stark, etwas gedreht, mit rauher Deltaleiste und perforirter Olecranongrube, Unterarm sehr kräftig, schwach gekrümmt, beide Knochen innig aneinander liegend, das Becken sehr schwach und kurz, die Hüftbeine besonders kurz, aber breit, der Oberschenkel schlank und schwach, Tibia stark und drei- kantig, die sehr dünne Fibula unten innig anliegend, die Knochen des Fusses schwächer als die der Hand. Der Schlafmuskel und Masseter, beide sehr gross, sind scharf von ein- ander geschieden, die rundliche Unterkieferdrüse doppelt so gross als die gelappte Ohrspeicheldrüse, die Zunge mit kleinen hornartigen Warzen und Hyaeninae. Hyaena. 855 wenig zahlreichen Papillae vallatae; die Speiseröhre sehr weit, der Magen mit sehr grossem Blindsack, der Darm von neunfacher Körperlänge, der Dünn- darm mit sehr langen Zotten, etwa 12 Peyersche Drüsenhaufen, der Blind- darm relativ sehr lang, nur etwas kürzer als bei den Hunden, die Leber sechslappig; die Luftröhre sehr eng, mit harlen, an den hinteren Enden sich übereinanderlegenden Knorpelringen, deren Zahl von 45 bis über 50 steigt; die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig, der Kehlkopf länglich, ._ fast knöchern. Kein Ruthenknochen. Sehr grosse. Afterdrüsen. Die Hyänen sind ausschliessliche Bewohner der Alten Welt, wo sie seil der miocänen Epoche in Europa sehr gemeine Raubthiere waren, am ge- meinsten während der Diluvialepoche. Mit Eintritt der gegenwärtigen Ordnung ziehen sie sich auf Afrika zurück. Sie sind furchtsame, ebenso gefrässige als muthlose Räuber, die grössere Säugethiere anfallen und Aas fressen. Hyaena Storr. Der eben bezeichnete Familiencharacter ist dieser Galtung entlehnt worden und wenden wir uns sogleich zu den einzelnen Arten. a) Mit grossem bleibenden Kauzahn im Oberkiefer. H. striata Zimm. ?) Die gestreifte Hyäne trägt einen rauhen, straffen, ziemlich langhaarigen Pelz von weissgrauer bisweilen etwas ins gelbliche ziehender Farbe, dessen Mähnenhaare meist schwarze Spitzen haben. Auch an den Seiten und an den Beinen und Schwanze bilden schwarze Haar- spitzen mehr weniger scharf markirte schwarze (uerstreifen; der Kopf ist dunkler, die Schnauze bräunlichschwarz. Bisweilen dehnt sich das Schwarz über den ganzen Vorderhals aus und langs der Halsseiten verläuft ein schwarzbrauner Längsstreifen, der Schwanz ist öfter einfarbig als gestreift. Die Ohren sind sehr gross, aufrecht und fast nackt, der Kopf dick, die Schnauze dünn. Das Weibchen hat 4 Zitzen am Bauche. Körperlänge 3‘ oder etwas mehr. Die Zähne tragen verhältnissmässig schlanke, spitzige Kronen. Der untere Fleischzahn besitzt am hinteren Rande einen kleinen, aber deutlich entwickelten stumpfen Anhang und an der Innenseite des zweiten Zackens einen ähnlichen Zitzenhöcker als die Hunde. Die drei Zacken des oberen Fleischzahnes sind von gleicher Breite. An dem hinteren Rande dieses Zahnes nach innen steht ein querer dreiwurzliger Kauzahn, der niemals fehlt. Im Michgebiss sind nur 3 schmale scharfzackige Backzähne vorhanden; in der obern Reihe ein zweiwurzliger Lückzahn, der Fleischzahn mit kleine- rem vorderen Zacken und mittelständigen Innenhöcker und der dreiwurzlige Kauzahn, in der unteren Reihe 2 zweiwurzlige stark comprimirte Lückzähne und der Fleischzahn mit grösserem hinteren Anhang. Der Schädel mit relativ langer und schmaler Schnauze, mit ziemlich stark abfallendem Profil, die Stirn gewölbt, mit langen Örbitalfortsätzen, die Jochbögen schwach, der Hirnkasten sehr eng, der Scheitelkamm enorm 3) Zimmermann, geogr. Gesch. Il. 256; Cuvier, Menag. Mus. c. fig.:oss. foss. vi. 190. 191; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 10; Blainville, Osteogr. Hyaena; Giebel, Okens Isis 1845. 492; Odontogr. 23. Tf. 8. fig. 12. 13; Canis hyaena Linne, syst. nat. XII. I 58; Schreber, Säugeth. III. 371. T£. 96; Pallas, Zoogr. I. 32; Buffon, Hist. nat. IX. 268. tb. 25—30; suppl. ll. tb. 46; H. vulgaris Desmarest, Mammal. 215; Wagner, Algier III. 46. Tf. 5 856 Unguiculata. Ferae carnivorae. hoch, weit nach hinten überragend, der Kronfortsatz breit und steil auf- steigend, die Rückendornen niedriger und breiter als bei den folgenden, 4 völlig verschmolzene Kreuzwirbel und 22 Schwanzwirbel, das dünne Schulterblatt mit abgerundeten Winkeln, die Gliedmassenknochen schlanker und zierlicher als bei den folgenden. Die gestreifte Hyäne bewohnt Nordafrika und das angrenzende südliche Asien. In Afrika scheint sie südwärts nicht über den 17° N.Br. hinabzu- gehen, in Asien findet sie ihre nördliche Grenze am Kaukasus, den wal- digen Gebirgen von Ghilan und Mahanderan bis zum Altai, nach Osten bis Vorderindien. Sie jagt unter dem Schutze der Nacht auf Esel, Schafe, Ziegen u. a. Thiere, und sucht wenn diese fehlen Aas und Leichen auf. Sie dringt bis in die Dörfer und auf Kirchhöfe vor und ist in manchen Gegenden ein sehr schädliches und gefürchtetes Raubthier. Sie wird jetzt häufig in Mena- gerien herumgeführt und ihre Dressur gelingt viel besser als die der ge- fleckten. Der Thierbändiger Charles setzt sich mit seinen 4 gestreiften Hyänen zu Tische und trotz ihres Hungers dürfen dieselben nur auf Kom- mando Fleischstücken nehmen, die sie sich willig wiederholt aus dem Rachen ziehen lassen. Dann lässt er noch Löwen, Jaguar und Panther mit ihnen zusammen und diese feindseligsten, grimmigsten Räuber spielen mit einander. H. prisca Serr.*) Die gestreifte Hyäne der Diluvialepoche unterscheidet sich von der lebenden durch ihren grösseren Schädel und kräftigeres Gebiss, durch weitere Nasenhöhlen, kleinere Augenhöhlen, und den grösseren Zitzenzacken am unteren Fleischzahn sowie durch. niedrigere Zahnkronen überhaupt. In den Lunevieiller Knochenhöhlen. H. brunnea Thunb. ®) Der Strandwolf trägt eine viel längere rauhere und breitere, zu beiden Seiten herabhängende Rückenmähne, die am Grunde weisslichgrau, übrigens schwärzlichbraun ist. Auch die übrige Behaarung ist länger als bei der gestreiften Hyäne und einförmig dunkelbraun, bis auf einige braune und weisse, gewässerte Querbinden an den Beinen, der Kopf ist dunkelbraun und grau, die Stirn schwarz mit weisser und röthlich- brauner Sprenkelung, die Ohren innen und aussen röthlichweiss und fein behaart, die Iris dunkelbraun, die Pupille bald oval, bald linear, die langen schwarzen Schnurren in 4 Reihen geordnet, der buschige Schwanz schwarz mit wenig weiss. In der Jugend sind die seitlichen Querbinden deutlicher, der Pelz überhaupt etwas kürzer. Grösse der gestreiften Hyäne. Der obere Fleischzahn und Kauzahn gleichen denen der gestreiften Hyäne, dagegen der untere Fleischzahn dem der gefleckten Art, indem ihm der innere Zitzenzacken fehlt und nur eine kleine Kerbe seine Ablösung vom zweiten Zacken andeutet. Diese Vereinigung beider Artcharactere im ‚4 M. de Serres, M&em. du Mus. XVII. 278. tb. 24. fie. 1—3., tb. 25. fig. 1-3; Blainville, Osteogr. Hyaena; Giebel, Okens Isis 1845. 502; Fauna. Säugeth. 41; Odontogr. 24. Tf. 8. fig. 1.2; H. montispessulana u. H. perrierensis Croizet et Joberl, 088. foss. Puy 169. tb. 1. 2; H. brevirostris Gervais, Zool. Pal. fr. 122. — Das von Jäger erwähnte Vorkommen dieser Art im Bohnerz von Kolbingen beruht auf völlig zweifelhaften Resten. 9) Thunberg, Svensk akad. Handl. 1820. I. tb. 2; A. Wagner, Abhandl. Münchn. ae Iil.c 609. c. tb.: Giebel, Odontogr. 24. Tf. 8. fig. 14; H. villosa A. Smith, ONUBBEL. Linn. soc. XV.b 461. tb.19; H. fusca Geoffroy, dict. class. VIII. 444. c. fig.; verin, magaz. zool. 1835. I. tb. 17; Smuls, Mamm. cap. 24. Hyaeninae. Hyaena. 857 Gebiss geht auch auf den Schädel über: der Hirntheil gleicht der gestreiften, der Gesichtstheil der gefleckten Hyäne, Stirn- und Nasenbeine sehr breit, der Jochbogen stark. Der Strandwolf bewohnt das Kap und besonders die Küstenregionen. In Naturell und Lebensweise stimmt er mit der gefleckten Hyäne überein. H. hipparionum Gerv.) Diese älteste aller Arten ist nur in einem Oberkieferfragment bekannt, dessen Zähne die specifischen Eigenthümlich- keiten deutlich verrathen. Der dritte Zacken des oberen Fleischzahnes wird durch eine tiefe mittlere Bucht fast zweilappig und der innere Höcker ist verhältnissmässig sehr klein. Der Kauzahn dreiseitig prismatisch und viel grösser als bei allen übrigen Arten, mit scharfem Innenrande und stumpfen Aussenhöcker. Die Lückzähne mit nach innen ungemein verdickter Basal- wulst und stark comprimirten Nebenhöckern. Die Schnauze scheint sehr kurz gewesen zu sein und das Thier die Grösse der lebenden Arten nicht erreicht zu haben. In den pliocänen Süsswassergebilden bei Curucon im Vaucluse. b) Mit hinfälligem Kornzahn im Oberkiefer, H. crocuta Zimm.?) Die gefleckte oder capische Hyäne, auch Tiger- wolf genannt, unterscheidet sich von den vorigen durch kräftigeren, ro- busteren Körperbau und durch den gefleckten Pelz. Die Grundfarbe ist weisslichgrau ins Fahle ziehend, auf derselben liegen an den Seiten und Schenkeln braune Flecken; auf der Schulter verfliessen die Flecken und ziehen auf dem Halse entlang; der Kopf ist braun gegen die Wangen und röthlich gegen den Scheitel, die Pfoten weisslich, der Schwanz braun ge- ringelt, am Ende schwarz. Dieses Colorit ist jedoch nicht constant, die graue Grundfarbe nimmt bisweilen einen röthlichen Ton an, die Unterseite wird weisslich, die schwärzlichen Flecken minder scharf begrenzt, die Hinterfüsse schwärzlich, der Kopf röthlich. Der Pelz ist überhaupt kürzer als bei den vorigen. Körperlänge 3Ug‘. Das Gebiss zeigt kräftige und starke Formen. Am oberen Fleischzahne dehnt sich der hintere Zacken auf Kosten der beiden vorderen aus, der erste ist der kürzeste. Der untere Fleischzahn besteht aus zwei gleich grossen Zacken mit starker Basalwulst, welche am hinteren Rande etwas höckerarlig vorspringt, ohne jedoch einen stumpfen Anhang zu bilden, der innere Zitzenhöcker fehlt gänzlich. Dadurch ist dieser Zahn dem der Feli- nen ebenso ähnlich, als der der vorigen Arten den Caninen und dasselbe ist mit dem oberen Kauzahne der Fall, der hier auf einen unscheinbaren und bisweilen selbst fehlenden Kornzahn reducirt ist. Am Schädel ist der Schnauzentheil kurz, breit und etwas aufgetrieben, die Stirn nur wenig abfallend, fast flach, die Augenhöhlen nicht wulstig umrandet, die Jochbögen dick und stark, die Seiten des Hirnkastens stark gewölbt, der Unterkiefer 6) Gervais, Zool. Pal. fr. 121. tb. 12. fig. 1; Giebel, Odontogr. 24. Tf. 8. 52.18: 25. 7) Zimmermann, geogr. Gesch. Il. 256; Sparrmanns Reise 36. 153; Le Vaillant, #03, sec. 11399. tb. .9. IM. 72; Lichtenstein, Reise .1..91.,.1l. 21; Goldfuss, nov. act. acad. Leop. Xll. tb. 55; Cuvier, oss. foss. VII. 311. tb. 190. 191; Giebel, Okens Isis 1845. 491 ; Odontogr. 23. Tf. 8. fie. 10; Blainville, Osteogr. Hyaena; Canis cro- cuta Erxleben, syst. mammal. 578; H. maculata Thunberg, mem. acad. Petersb. ll. 303; Fr: Cuvier, Mammif. I. livr. 9; H. capensis Desmarest, Mammal. 216. 858 Unguiculata. Ferae carnivorae. kurz und kräftig, mit schmalem spitzendenden Kronforisatz. Am Atlas sind die Flügel kleiner als bei vorigen, die Querfortsätze der Halswirbel kleiner, die Rücken- und Lendendornen dagegen länger und breiter, das Kreuzbein 3wirblig und nur 20 Schwanzwirbel, die Sternalwirbel stärker comprimirt, die Rippen in der unteren Hälfte ansehnlich breiter, das Schulterblatt mit schärferen Winkeln, die Unterarmknochen inniger mit einander verbunden, Die gefleckte Hyäne bewohnt das südliche Afrika vom Cap bis zum Senegal und Abyssinien hinauf. In letzterem Lande geht sie in den Ge- birgen bis 12000 Fuss Meereshöhe. Während der Tageszeit hält sie sich meist in ihren Schlupfwinkeln verborgen, des Nachts streifen sie einzeln oder in kleinen Rudeln umher und stehlen lieber hinterlistig von den Heerden und Gehöften als dass sie grössere Thiere in offenem Kampfe an- greifen. An Rinder wagen sie sich nur, wenn dieselben die Heerde ver- loren und scheu und ängstlich umherirren. Obwohl sie mit ihren kräftigen Kiefer- und Handmuskeln ein Schaf laufend fortschleppen, und mit ihren Zähnen die stärksten Knochen zermalmen, wagen sie doch den Kampf mit den Hunden nicht und unterliegen den Angriffen derselben oft. Sie lieben das Aas und scharren die nicht tief vergrabenen Leichen aus. H. spelaea Goldf.®) Die Höhlenhyäne ist von noch kräftigerem, stärke- ren Knochenbau als die gestreifte, hat am Schädel einen relativ kleineren Hirnkasten, einen kurzen und breiten Rachen, grosse Nasen- und Augen- höhlen, etwas gewölbte Stirnbeine, sehr weit abstehnde Jochbögen, ein von hinten her überwölbtes Unterkiefergelenk, in welchem der Unterkiefer wie bei dem Dachse ohne Bänder und Muskeln hängt, sehr hohen und starken Scheitelkamm. Die Zähne zeichnen sich durch starke Kegel aus, der erste obere Lückzahn klein und hinfällig, der dritte obere mit scharfen Leisten, am oberen Fleischzahn der vordere Zacken und innere Höcker verkleinert, der kleine Kornzahn meist ganz fehlend, vielleicht gar nicht zur Entwicke- lung kommend. Der Epistropheus mit sehr hohem und starken Dorn, das vierwirblige Kreuzbein mit sehr schwachen Dornenzacken, die Schwanz- wirbel kurz und dick, der Oberarm kurz und dick, die Elle mit sehr ver- dicktem Olecranon, der Oberschenkel hinten mit rauher Leiste, die Pfoten lang und schmal. Die Höhlenhyäne war während der Diluvialzeit eines der gemeinsten Raubthiere im mittleren Europa, wo ihre Knochen in den Höhlen und an- geschwemmten Diluvialboden sehr häufig gefunden werden. Ihr Schädel deutet auf mehr entwickelte Sinnesorgane und ihr kräftigerer Knochenbau lässt vermuthen, dass sie wilder, muthiger und kühner als die lebenden Arten war. Ihre meist sehr weit abgenutzten Zähne sprechen nicht bloss für sehr grosse Gefrässigkeit, sondern auch für grössere Liebe zu Knochen als zu frischem Blut und Fleisch. 8) Goldfuss, nov. act. acad. Leop. XI.b 456. ıb. 56. fig. 1—3., XIV.a 1. tb. 1-3; Owen, brit. foss. Mammal. 138. fig. 54—61; Giebel, Okens Isis 1845. 494. 1848; Fauna. Säugeth. 40; Odontogr. 23. Tf. 8. fig.5 9. 15—17; Blainville, Osteogr. Hyaena; H. crocuta fossilis Cuvier, oss. foss. VII. 334. ib. 191. 192. 194; H. spelaea major Gold- fuss, I. c. tb. 57. fig. 3; H. intermedia Serres, M&m. du Mus. XVII. 278. tb. 24. fig. 4—7; H. arvernensis u. H. dubia Croizet u. Jobert, oss. foss. Puy 178. ib. 1—4; H. gigantea Holl, Petrefk. 36. Obwohl ich die völlige Unhaltbarkeit der aufgeführ- ten synonymischen Arten schon 1845 nachgewiesen habe, führen Gervais, Pictet u. A. dieselben dennoch als selbständige Arten auf, ohne auch nur den geringsten neuen Beweis dafür beizubringen, Hyaeninae. Proteles. Felinae. 859 Proteles Geoffr. Der Erdwolf gleicht in seiner äusseren Erscheinung auffallend der ge- streiften Hyäne, hat dieselbe Rückenmähne, denselben abschüssigen Rücken, buschigen Schwanz und hohen Vorderbeine, nur die Schnauze ist gestreckter und spitziger, die Ohren etwas grösser, spärlich und kurz behaart und die Vorderpfoten mit einem kurzen Daumen versehen, der jedoch beim Gehen den Boden nicht berührt. Noch auffallender als die Anwesenheit des Daumens und ganz abnorm ist das Zahnsystem gebildet, für welches in der ganzen Reihe der carnivoren Raubthiere kein Analogon sich findet. In jeder Backzahn- reihe sind nur 4 Zähne vorhanden, alle klein, comprimirt, nur stumpf kegel- förmige Stümpfchen darstellend, der dritte untere völlig platt, mit erweiterter Basis und jederseits der Hauptspitze mit einem kleinen Zacken. Die oberen durch weitere und gleich grosse Lücken von einander getrennt als die unteren. Die Schneidezähne sind kurz, die Eckzähne schlank, comprimirt, mit hinterer Leiste. Auch der Schädel weicht von der Hyäne ab und nähert sich viel- mehr dem des Waschbären. Der Scheitelkamm fehlt gänzlich, die Gegend zwischen den Schläfenleisten ist platt, die Stirnbeine in der Mitte erweitert, mit breitem langen Orbitalfortsatz, der Schnauzentheil lang und ziemlich gleich breit, der knöcherne Gaumen nach hinten verlängert, die Paukenknochen ungeheuer aufgetrieben, mehr als bei allen übrigen Carnivoren. Das übrige 'Skelet trägt merkwürdiger Weise die entschiedenen Hyänencharactere. Die einzige Art ist Pr. Lalandi Geoffr.?) Der Pelz besteht aus einer weichen Wolle und langen starren Grannen, welche vom Hinterkopf längs des Rückens bis zur Schwanzwurzel eine hohe Mähne bilden und den Schwanz buschig gestalten. Nasenkuppe und Nasenrücken sind nackt, die Seiten der Schnauze sehr kurz behaart, die Schnurren sehr lang und stark, die Krallen comprimirt. Die Färbung ist blassgelblich mit schwarzen Seitenstreifen, Kopf und Mähne schwarz mit gelblicher Mischung, Schnauze, Kinn und Augenring dunkel- braun, Ohren innen gelblichweiss, aussen dunkelbraun, die Unterseite weisslichgelb, die Endhälfte des Schwanzes schwarz. Körperlänge 24,‘, der Schwanz 1’. Der Erdwolf bewohnt das südliche Afrika, besonders das Kaffernland. Er führt eine nächtliche Lebensweise, gräbt sich unterirdische Höhlen und Jagt besonders Lämmer und Schafe. Sein schwaches Gebiss befähigt ihn nicht zum Angriff starker und grosser Thiere. Zweiunddreissigste Familie. Felinae. Die Felinen stellen den Raubthiertypus am reinsten und vollkommensten dar und repräsentiren als solche auclı den Säugethiertypus in seiner vollen- detsten Gestalt, denn in den Fledermäusen und Affen geht der Klassentypus über seine Grenzen hinaus und bildet in diesen eben deshalb Zerrgestalten. Bei dieser typischen Vollkommenheit stimmen die Mitglieder unter einander vielmehr als in den anderen carnivoren Familien überein. — 9) Geoffroy, Mem. du Mus. XI. 370. tb. 20; Ann. sc. nat. 1837. VI. 252; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 455. tb. 96.a; Blainville, Ana. franc. etr. 1837. tb. 9. fig. 3; Pr. cristata Steedmann, wand, II.; Viverra hyaenoides Desmarest, Mammal. 538. 860 Unguiculata. Ferae carnivorae. Die äussere Erscheinung aller Felinen characterisirt der kuglige Kopf mit dem kürzesten Gesicht unter allen Raubthieren. Das kleine Maul führt in einen breiten Rachen, die kurze nackte Nasenspitze ragt nicht nach vorn über und jede Öberlippe, die fleischiger ist als bei den vorigen Familien, trägt mehre Reihen straffer Schnurren. Die Augen sind gross und- weit geöffnet, die Ohren eher klein als gross, aufgerichtet, mehr weniger zugespitzt. Ernst und Selbstvertrauen bald mit Stolz, bald mit Falschheit und Tücke gepaart verräth sich in der Katzenphysionomie. Ein kräftiger muskulöser Hals trägt den Kopf und der gestreckte, seitlich comprimirte Rumpf mit sehr schwach eingezogenen Bauche ruht horizontal auf den mässig hohen, kräftigen Glied- massen, an deren dicken und breiten Pfoten die scharfen spitzen Krallen in der Ruhe allermeist eingezogen und daher nicht sichtbar sind. Die Vorder- pfoten sind fünf-, die hinteren vierzehig, doch berührt der vordere Daumen den Boden nicht, ebensowenig sind die zurückgezogenen Krallen in der Spur sichtbar. Der Schwanz ist lang, bald nur den Boden erreichend, bald länger und wird stets hängend über den Boden getragen. Das Haarkleid liegt glatt und dicht an, ist am ganzen Körper von ziemlich gleicher Länge, nur ein- zelne Mitglieder haben eine Mähne, Ohrpinsel,, Bart und Schwanzquaste. Die Färbung ist nur sehr selten einfach und einförmig, meist zwei- oder drei- farbig: die Grundfarbe gelb oder durch Mischung grau, am Bauche heller, und mit verschiedentlichen Flecken oder Querstreifen gezeichnet. Den harmonischen Verhältnissen der äusseren Körperformen entspricht ein ebenmässiger Skeletbau, dessen einzelne Formen zierlich und schlank, doch grosse Beweglichkeit und Muskelkraft verrathen. Die allgemeine Con- figuration des Schädels ähnelt zunächst der Hyäne durch das kurze breite und stumpfe Gesicht mit der breiten, sanft zur Nase abfallenden Stirn. Die grossen runden Augenhöhlen treten mit ihrer Umrandung stark hervor und sind hinten durch lange Orbitalfortsätze von den Schläfengruben geschieden. Vorn öffnet sich das weite runde Unteraugenhöhlenloch und die breiten Nasen- beine ziehen sich bald über den Frontalrand des Oberkiefers fort, bald enden sie vor diesen. Die Jochbögen treten in gleichmässigem Bogen sehr weit vom Schädel ab. Der Atlas ist länger als bei Hunden und Hyänen, aber seine Flügel kürzer, der niedrige Dorn des Epistropheus hinten viel breiter und mit überragendem Stachelfortsatz statt des Doppelhöckers bei den vori- gen, der 3. Halswirbel dornenlos, der 4. bis 6. mit gleich hohen, der 7. mit höherem Dorn, die Querfortsätze mit sehr grossen beilförmigen Anhängen; ın der Dorsolumbalreihe 10 +1-+9 Wirbel mit kräftigen Fortsätzen, 2, meist 3 Kreuzwirbel, 15 bis 29 Schwanzwirbel, deren erste Querfortsätze und Markkanal, deren folgende dann untere Elemente haben; 9 Paare wahrer und 4 falscher, schmaler und sehr dicker Rippen, 8 Sternalwirbel, Schlüssel- beine rudimentär, Schulterblatt vorn weit bognig, an der oberen Ecke ab- gerundet, mit geradem stark aufgeworfenem Hinterrande und hoher fast miltelständiger Gräte, der Oberarm kräftig, mit rauher Deltaleiste, grossem dicken Knorren am oberen Gelenk, unten sehr breit, mit Brücke für den Nervus medianus, Elle sehr stark und ihrer ganzen Länge nach frei, Hand- wurzel siebenknochig, das Becken ungemein kurz und eng, mit auffallend schmalen Hüftbeinen, aber starkem Sitzhöcker, der Oberschenkel gerade mil verdicktem äusseren Trochanter und Sesambeinen hinten auf den unteren SELLER BIO, Kniescheibe breit und flach, Tibia stark, Fibula sehr dünn, 8 Ireı, am unteren Gelenk sehr stark erweitert, Fusswurzel siebenknochig, Felinae. | 861 der Fuss länger als die Hand. Das zweite Glied der Zehen ist etwas ge- bogen oder ausgeschweift, das Krallenglied aufgerichtet mit grosser knöcher- nen Scheide an der Basis für die Krallen durch zwei elastische Bänder auf- recht erhalten, denen zum Ausschlagen der Krallen die Sehnen des Flexoris digitorum perforantis entgegenwirken. Die Schneidezähne sind relativ kleiner als bei den vorigen Familien, doch deutlich gelappt. Die Eckzähne bilden grosse, starke, nur schwach ge- krümmte Kegel mit vorderer und hinterer scharfer Verticalleiste, welche von seichten Rinnen begleitet wird. Die oberen Backzahnreihen zählen stets nur je 4, die unteren je 3 Zähne. Die Kauzähne sind auf einen kleinen einfachen Kornzahn reducirt, wie bei der Höhlen- und gefleckten Hyäne, der ebenfalls als völlig bedeutungslos nicht selten zeitig verloren geht oder gar ausbleibt. In vollständigster Ausbildung ist seine kleine Krone quer dreihöckerig. Beide Fleischzähne bestehen nur ‘aus den Hauptzacken und zwar der untere aus zwei scharfrandigen ohne vortretende Basalwulst, ohne inneren Zitzenhöcker, der obere aus einem kleinen vorderen, einen miltlleren hochspitzigen und einem hinteren niedrigen scharfrandigen, der stumpfe Innenhöcker verkümmert zu einem unbedeutenden warzigen Vorsprunge auf besonderem Wurzelaste. Die beiden Lückzähne sind stark comprimirt, spitz und mit scharfen Rändern, der zweite allermeist mit zwei scharfen hinteren Nebenzacken und einem grösseren vorderen, der erste ebenso nur kleiner oder mit einem hinteren Nebenzacken und kleinem vorderen. Der erste obere ist einwurzlig, kleiner und fehlt ausnahmsweise auch ganz. Im Milchgebiss erscheinen zuerst die Schneidezähne vollzählig und dann die Eckzälıne, diesen folgen die Fleisch- zähne, dann ein unterer Lückzahn, endlich oben der Kauzalın und der ein- fache Lückzahn. Der zweite Lückzahn fehlt im Milchgebiss. Die Schneide- zähne sind ungelappt, die Eckzähne ungefurcht, der innere Höcker des oberen Fleischzahnes am zweiten, statt am ersten Zacken, der untere Fleischzahn mit innerem Zitzenhöcker und hinterer Basalwulst also ganz hyäninen- und caninenarlig, der obere Kauzahn sehr gross mit vier Höckern auf drei Wurzelästen. Die Zunge ist minder dick und fleischig als bei den Hunden, besonders aber durch ihren Stachelbesatz ausgezeichnet. Derselbe besteht aus feinen, hornigen, nach hinten gerichteten, auf krausen Warzen befestigten Stacheln. Papillae vallatae sind 4 bis 6 vorhanden. Der Schlafmuskel ist sehr gross und dick, in zwei Schichten zerfallen, ganz ebenso der starke Masseter. Die Unterkieferdrüse kleiner als die Ohrspeicheldrüse, die Speiseröhre wie bei den Hunden, der Magen länglich, ohne grossen Blindsack, mit kleinem engen Pförtnertheil. Der Darm erreicht die 3- bis 5fache Körperlänge, der Blind- darm sehr kurz, die Peyerschen Drüsen nicht zahlreich; jederseits des Afters zwei Drüsen enthaltende Blindsäcke, die Leber 6- bis 7lappig mit grosser Gallenblase, die Milz lang, schmal und zungenförmig, Pancreas noch länger und schmäler; die Luftröhre aus 40 bis 50 nicht sehr festen Knorpel- ringen gebildet, die Bronchien sehr weit, mit kleinen spärlichen Knorpel- ringen, die rechte Lunge 4-, die linke 2lappig; die Samenblasen fehlen, die Eichel der männlichen Ruthe mit Stacheln, die Ruthe mit einem Knochen. Das Weibchen mit nur 4 Zitzen am Bauche oder zugleich noch 4 an der Brust. Die wenigen Gattungen verbreiten sich, wenigstens die typische, gegen- wärtig über die ganze Erde mit Ausnahme Neuhollands und einiger. Insel- 862 Unguiculata. Ferae carnivorae. gebiete. Sie erschienen zuerst während der miocänen Epoche auf der Erd- oberfläche und hier zugleich mit ganz eigenthümlichen Gestalten. Als die typisch vollkommensten Raubthiere nähren sie sich ausschliesslich von Fleisch und Blut warmblütliger Wirbelthiere, die sie hinterlistig erjagen oder mit über- legener Kraft offen angreifen. Todtes Vieh, Aas und vegetabilische Nahrung verschmähen sie. Pseudaelurus Gerv. Eine nur in sehr dürftigen Ueberresten aus den miocänen Schichten von Sansans bekannte Gattung, welche sich durch den Besitz eines ersten einfachen unteren Lückzahnes also überhaupt dreier Lückzähne im Unterkiefer sowie durch eine hintere Basalwulst am unteren Fleischzahn von den übrigen Mit- gliedern der Familie characteristisch unterscheidet. Die einzige Art, Ps. quadridentautus Gerv. !), glich in Grösse und Habitus dem Panther. Machairodus Kaup. Diese ebenfalls den früheren Schöpfungsepochen angehörige Gattung ist höchst eigenthümlich characterisirt durch die ganz enorme Grösse und ab- weichende Gestalt ihrer oberen Eckzähne. Hinsichtlich der Grösse übertreffen diese Eckzähne die aller übrigen Raubthiere sehr beträchtlich. Sie sind stark comprimirt, flach messerförmig, zweischneidig, der vordere und hintere schneidende Rand häufig noch fein sägezähnig gekerbt. Die unteren Eckzähne dagegen sind sehr klein und übertreffen den äusseren grossen Schneidezahn nicht erheblich. Bisweilen erweitert sich der Unterkiefersymphysenrand stark nach unten. Uebrigens weicht weder das Zahnsystem noch der Schädel merklich vom Felinentypus ab. Die Arten existirten während der miocänen, pliocänen und diluvialen Epoche und erreichten meist eine sehr beträchtliche Grösse. Sie sind leider nur in höchst unvollständigen Fragmenten bekannt, daher auch ihre Charac- teristik und gegenseitige Abgrenzung noch in wenig befriedigender Weise fest- gestellt werden kann. M. palmidens Blainv.?2) Die Eckzähne sind relativ kleiner als bei anderen Arten und die Zacken der unteren Backzähne tiefer getheilt. Das Thier erreichte etwa die Grösse des Panthers. In den miocänen Schichten von Sansans. M. primaevus Leid. ?) Das Schädelfragment deutet auf ein etwas kleineres Thier als vorige Art und hat viele Aehnlichkeit mit dem Panther, doch ist das Unteraugenhöhlenloch viel grösser, der Schnauzentheil mehr deprimirt, der Gesichtstheil breiter, der Kronfortsatz des Unterkiefers kürzer, mehr gekrümmt. Die oberen Schneidezähne sind verhältnissmässig sehr 1) Gervais, Zool. Pal. fr. 127, Felis quadridentatus s. teiraodon Blainville, Osteogr. Felis. 155. tb. 15. 16. 2) Blainville, Ost6ogr. Felis 157. tb. 17. — Man trennt jetzt allgemein von die- ser Art specifisch die schon früher von Kaup, oss. foss. Darmstadt. II. 24. tb. 1. fg. 9 beschriebene Art, M. cultridens von Eppelsheim als Felis machairodus und Pomel, Bullet. soc. g6ol. 2 ser. II. 366 unterscheidet davon noch M. brevidens aus den untermiocänen Schichten der Auvergne. Ohne Vergleichung der Originalexemplare lässt sich über den Werth dieser Arten nicht entscheiden. 3) Leydy, ant, fauna Nebrasca 95. tb. 18. Felinae. Cynailurus. | 863 gross, der obere Eckzahn schmal und kurz, mit gekerbter Schneide, der erste einfache Lückzahn isolirt, die Krone des zweiten kurz und klein mit vorderem und hinterem Nebenzacken, der Kornzahn quer wie bei der Hauskatze, am unteren Fleischzahne ein entwickelter hinterer Zacken. In den angeblich eocänen, wahrscheinlicher miocänen Schichten von ' . Nebraska. | M. cultridens Gerv. *) Uebertrifft den Panther an Grösse und zeichnet ' sich durch die gestreckte Form des Schädels, die weniger überwölbte ‚- Unterkiefergelenkfläche, längeren Zitzenfortsatz, stärkeren Scheitelkamm und Ocecipitalleisten, breiteren Zwischenkiefer und Nasenbeine aus. Die oberen Eckzähne enorm lang, bei geschlossenem Maule unter das Kinn hinabreichend, die unteren dagegen sehr kurz, die Knochen der vorderen Gliedmassen schlank und zierlich. In den pliocänen Schichten der Auvergne. M. latidens Owen.°) Die Breite und Kürze des Eckzahnes mit seinen stark crenulirten Rändern und starker Basalwulst zeichnet diese Art aus der Knochenhöhle von Kent und aus dem Diluvium von Puy aus. M. neogaea Ld.°) Die brasilianische Art hat in ihrem Schädelbau Aehnlichkeit mit den Hyänen, aber die enorm langen oberen Eckzähne mit schneidend scharfen Rändern verweisen sie zur Gattung Machairodus, In den Knochenhöhlen Brasiliens. Cynailurus Wagl. Der Gepard weicht durch seine langgestreckte sehr hochbeinige Gestalt von den typischen Felinen ab und nähert sich darin mehr den Hunden, ob- wohl schon der kleine sehr kuglige Kopf und der sehr lange, hängend ge- tragene Schwanz die Katzennatur deutlich verrathen. Diese spricht sich ganz entschieden im Gebiss aus, zugleich mit abweichenden Eigenthümlichkeiten. Die Eckzähne sind comprimirt, ohne Längsfurchen, der unmittelbar dahinter stehende erste obere Lückzahn nur ein sehr kleiner Kornzahn, der zweite dagegen und die beiden unteren sehr gross, mit tief getrenntem vorderen und beiden hinteren scharfen und grossen Nebenzacken, die Hauptzacken weniger schief als bei den Katzen. Dem oberen Fleischzahne fehlt der Innen- höcker ganz, der Kornzahn quer. Der Schädel weicht vom Katzentypus auf- fallend gleich durch sein convex bogniges Profil ab, welches vor der Höhe der Stirn nach vorn und hinten gleich steil abfällt. Der Scheitelkamm fehlt, ‚ dieStirn ist sehr breit und gewölbt, die Orbitalhöcker ganz unbedeutend, die Augenhöhlen enorm weit, die Schnauze sehr breit und kurz, die breiten Nasenbeine, kürzer als der Frontalfortsatz des Oberkiefers, die Jochbögen sehr wenig abstehend, die Pauken kuglig aufgetrieben, der knöcherne Gaumen sehr 4) Gervais, Zool. Pal. fr. 126; Ursus etruscus u. U. cultridens Cuvier, oss. foss. VI. 306; Ursus eultridens arvernensis u. Felis megantereon Croizet et Jobert, oss. foss. Puy 192. tb. 1. fig. 5. (Steneodon, Cultridens); Felis megantereon et F. cultridens Bravard, Monogr. felis 141. tb. 3; Blainville, Ost&ogr. Felis 129. tb. 17; Pomel, Bullet. soc. geol. 1842. XIV. 29. tb. 1. Aymard gründet auf nicht näher bekannte Ueber- ° reste die grössere Art M. Sainzetti und Gervais gedenkt noch eines M. maritimus von Montpellier. 5) Owen, brit. foss. mammal. 179. c. fig.; Gervais, Zool. Pal. fr. 126. c. fig.; Felis cultridens Blainville, Osteogr. Felis 142. tb. 17. 6) Lund, k. danske vid. selsk. Afh. 1842. IX. 121. (Hyaena neogaea, Smilodon \ populator) ; Felis smilodon Blainville, Osteogr. Felis tb. 20. 864 Unguiculata. Ferae carnivorae. breit, der Kronfortsatz des Unterkiefers ansehnlich verschmälert und ganz nach hinten gerichtet. Die Flügel des Atlas kürzer als bei Hunden und Katzen, der Dorn des Epistropheus den ersteren ähnlicher, die beiden folgen- den Halswirbel mit blossen Dornleisten, die letzten drei mit sehr kurzen Dornen, die Querfortsätze aller kurz und mit grossen beilförmigen Anhängen, die Rückendornen sehr schmal und kürzer als bei den Hunden, die 5 ersten Lendendornen breit und hoch, die 4 letzten sehr viel schmäler, die Quer- fortsätze der Lendenwirbel sehr schmal und lang, nach vorn gekrümmt, 3 fast gleichbreite Kreuzwirbel, 24 Schwanzwirbel, die vorderen Rippen in der unteren Hälfte sehr breit, das Schulterblatt verhältnissmässig sehr schmal, mit auffallend hoher Gräte, das Becken ungemein eng, die Knochen der Glied- massen sehr schlank, der Oberarm ohne markirte Deltaleiste, dagegen dringt der sehr weite Kanal für den Nervus medianus weniger randlich ein und hat daher eine auffallend dicke Brücke, das Olecranon der Elle stark comprimirt, die Knochen des Fusses viel länger als die der Hand. Der Oesophagus ist weit und seine anfangs spiral geordneten Muskel- bänder verlaufen nach unten, wo er quer gerunzelt ist, in der äussern Schicht der Länge nach, in der innern in der Quere. Der Magen enger und läng- licher als bei den Katzen, der Darmkanal 10 Fuss lang, wovon 8 auf den Dünn-, 2 auf den Dickdarm kommen, der Blinddarm nur 1Y, Zoll lang und einfach. Die Gallenblase ist vollständig vom Peritonäum eingehüllt und der Ductus cyslicus windet sich bevor er mit dem D. hepaticus sich ver- bindet. Die Leber gleicht ganz der der Katzen, ebenso das Pankreas; die rechte Lunge dreilappig, mit einem unpaaren Lappen, die linke dreilappig; die Luftröhre mit 41 Knorpelringen, die Genitalien nicht eigenthümlich. Die Zunge trägt vorn im milllern Theile den Stachelbesatz, die Windungen des Gehirnes denen des Löwen ähnlich. Die Pupille ist rund und die kurzen stumpfen Krallen sind auch zurückgezogen sichtbar. Die beiden Arten bewohnen Afrika und Asien und zeichnen sich durch ihr sanftes und mildes Naturell von den Katzen aus, daher sie auch leicht zähmbar sind und sich zur Jagd abrichten lassen. C. guittata.”) Der afrikanische Gepard ist von schlanker Gestalt und besitzt nur eine kurze Nackenmähne. Die Grundfarbe seines Pelzes ist fast orange, an den Seiten reiner gelb, unten ganz weiss und ungefleckt. Die. Ober- und Aussenseite des Körpers bedecken zahlreiche schwarze, hell umrandete Flecken, die an den Beinen rund, am Rumpfe nach hinten spitz ausgezogen, auf der Stirn sehr klein sind. Die Schnauze ist oben gelblich- weiss, unten rein weiss, vom Mundwinkel bis zum Auge ein schwarzer Streif, die Ohren aussen an der Basis schwarz, darüber graulich, innen weiss behaart, der Schwanz oben fahlgelblich, unten weiss, schwarz ge- fleckt, gegen das Ende schwarz geringelt, an der Spitze weiss. Von der Grösse eines stattlichen Jagdhundes. Bewohnt Afrika von Abyssinien und dem Senegal nach Süden hinab. an nn ST I BE) HERE eh BE RE BE MEI 7) Giebel, Odontogr. 22. Tf. 6. fig. 4; Felis guttata Herrmann, observat. Zool. I. 38; Schreber, Säugelh. If. Tf. 105.b; Duvernoy, M&m. soc. hist. nat. Strassbg. Il.a 7; Landseer, sketches c. fig.; Pennant, Hist. Quadr. I. 264. tb. 30; Felis jubata Temminck, Monogr. Mammal. 1. 89; Fr. Cuvier, Mammif. II. livr. 30; Jardine, Mamm. Il. 197. ib. 15; Owen, Transact. zool. soc. I.b 129; Smuts, Mammal. cap. 26; Felis venatica Grifüth, anim. kingd. Belinasys; Felis: 865 €. jubata.®) Der asiatische Gepard ist von gedrungenerem Körperbau, etwas niedriger auf den Beinen, mit hellerer, sehr licht gelblichgrauer Grund- farbe, die schwarzen oder braunen Flecken auf dem Rücken dicht gedrängt, fast zusammen fliessend, auch der weisse Bauch gefleckt, der Schwanz gegen das Ende hin schwarz und weiss geringelt, die Spitze schwarz, die Mähne langhaariger. Grösse der vorigen Art. In Indien und vielleicht tiefer in das innere Asien hinein. Felis L. Der Typus der ächten Katzen ist in der Hauskatze und den grössern in jeder Menagerie vorkommenden Arten hinlänglich bekannt. Die Glied- massen sind kürzer und kräftiger und mehr gewinkelt als beim Gepard, der Bauch nur sehr wenig eingezogen, die Krallen vollkommen beweglich und im Zustande der Ruhe nicht sichtbar, die Pfoten breit und dick. Das Haar- kleid ist bald länger, bald kürzer, ziemlich weich und glatt anliegend, aus- nahmsweise bildet es eine Mähne am Halse, einen kurzen Bart, Büschel an den Ohren und der Schwanzspilze. Die starken Schnurren stehen auf der Oberlippe in 4 bis 8 Reihen geordnet. Das Colorit ist einfarbig oder ge- fleckt, gestreift, indess auch im erstern Falle die einzelnen Haare verschieden gefärbt, so dass einfarbige Arten im strengsten Sinne nicht vorkommen. Die häufigsten Farben sind gelb, schwarz und weiss, bald mehr weniger mit einander gemischt, bald gesondert. Das Skelet und die weichen Theile sind im Familiencharacier geschildert. Die Existenz der“ Katzen während der eocänen Epoche ist noch nicht durch zuverlässige Ueberreste nachgewiesen worden, dagegen treten uns schon in der mioeänen Epoche einige sehr characteristische Arten entgegen, deren Mannichfaltigkeit sich in der pliocänen und diluvialen Zeit steigert zugleich mit weiterer geographischer Verbreitung. In der gegenwärtigen Schöpfung verbreiten sich die sehr zahlreichen Arten über die ganze Erde durch alle Klimate. Die grössern gehören der warmen und gemässigten, die klei- nern dieser und der kalten Zone an. Die grösste Mannichfaltigkeit fällt auf Asien, demnächst besitzt Amerika die zahlreichern, Afrika weniger und Europa die wenigsten. Sie lieben alle schattige Waldungen, die ihnen Wild liefern. Hier jagen sie einzeln, in bestimmten Revieren, schlagen ihre Beute mit den Tatzen nieder und tödten sie durch einen Biss in den Hals, denn nur selbst gejagte Thiere verzehren sie, zuvor an deren frischen Blut sich begierig sätli- gend. Die grössern Arten greifen im Vertrauen auf ihre Kraft muthig und kühn an, sobald sie eines siegreichen Erfolges gewiss sind, die kleinern er- setzen die fehlende Kraft durch Hinterlist, Falschheit und Tücke. Nur während der Brunstzeit suchen sie sich paarweise auf, und das Weibchen wirft 3 bis 5 Junge, die bei einigen behaart und sehend, bei anderen blind und nackt geboren werden. Jung eingefangen lassen sich auch die wildesten Arten zähmen, der Tiger indess viel weniger als der Löwe. Mit zunehmendem Alter pflegt ihre Widheit wieder zu erwachen und das Zutrauen zu dem Wärter zu schwinden. Die Arten sondern sich in folgende Gruppen. 8) Felis jubata Schreber, Säugeth. Ill. 392. Tf. 103; Duvernoy, Mem. hist. nat, Strassbeg. Il.a 8. Säugethiere. bh) 866 Unguiculata. Ferae carnivorae. a) Leoninae. Das Männchen mit Mähne, Colorit einförmig. F. leo L.?) Der Löwe zeichnet sich unter den anderen grössten Katzenarten aus durch sein sehr kurzes steifes dicht anliegendes Rumpf- haar mit einförmigem Colorit, durch die Schwanzquaste bei beiden Ge- schlechtern und eine lange Halsmähne bei dem Männchen. Uebrigens ist der Rumpf verhältnissmässig kurz, der Bauch eingezogen, der Kopf dick, das Gesicht breit, bei dem Weibchen der Kopf und besonders die Schnauze schmäler, die Augen klein mit runder Pupille, 6 bis 8 Reihen brauner und weisser Schnurren auf der dicken fleischigen Oberlippe, ein kurzer Bart am Kinn. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen durch die lange Mähne am Halse, die bisweilen weiter über den Vorderleib sich erstreckt. An der Spitze der Schwanzrübe in der Quaste verborgen steckt ein hor- niger kegelförmiger Nagel. Das allgemeine Colorit ist gelb, bald mehr ins röthliche und braune, bald ins graue ziehend. Die Schwanzspitze und die Ohren an der Basis der Aussenseite schwarz. Je nach dem Vaterlande variirt der Löwe etwas. Der berberische Löwe ist von ansehnlicher Grösse, das Männchen mit kurzen falbbraunen Haaren bekleidet, die einzeln falb mit schwärzlicher Spitze oder ganz schwarz sind, Brust, Schultern, Vorder- theil des Kopfes, Vorderrücken, Bauchmitte, Ellbogen und selbst noch der Vordertheil der Schenkel sehr lang behaart, am längsten die Halsseiten und der Kopf. Zuweilen treten auf der lichteren Unterseite schwache dunklere Flecken auf. Der senegalische Löwe hat eine kürzere minder dichte Mähne, die sich nicht an den Bauch fortsetzt. Der persische ist lichter gefärbt, blass isabellfarben, die-buschige Mähne mit langen Flechten aus schwarzen und braunen Haaren, kleiner als vorige beiden. Die kürzeste Mähne und geringste Grösse hat der Guzeratische Löwe, zugleich aber auch die grösste Schwanzquaste. Das Gebiss bietet nur sehr geringfügige Differenzen, zum Unterschiede vom Tiger ist der Kornzahn grösser, die Backzähne stärker. Am Schädel der Hirntheil grösser, die Oceipitalleisten weniger entwickelt, ebenso der Scheitelkamm, die Jochbögen weniger abstehend; die Orbitalhöcker stärker, die Stirn breiter und tief concav, die Nasenbeine breiter und vor dem Oberkieferrande endend, das Unteraugenhöhlenloch viel grösser, der Rand des Unterkiefers breiter. Uebrigens unterscheidet sich der männliche Schädel sehr erheblich von dem weiblichen, denn er ist in allen Theilen breiter, seine Pauken kleiner, Jochbögen stärker, Orbitalfortsätze viel dicker, Stirn und Schnauze auffallend breiter, Infraorbitalloch rund, bei der Löwin oval. Die Atlasflügel sind stark, der Dorn des Epistropheus niedriger als bei dem Tiger, hinten minder weit überragend, der (Querfortsatz dagegen breiler, die beilförmigen Anhänge an den folgenden Querfortsätzen wieder kleiner, der Dorn des diaphragmatischen Wirbels viel höher, die Dornen der Lenden- wirbel niedriger, deren Querfortsätze breiter, kürzer, weniger gekrümmt, 9) Linn, syst. nat. XI. I. 60; Schreber, Säugeth. II. 375. TI. 97.abc; A. Wag- ner, ebd. II. 460; Buflon, Hist. nat. IX. 1. tb. 1—8; Cuvier, Menagerie du Mus. c. Ib. ; 0s$, foss. VII. 441. tb. 195. fig. 1—4; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 9. 11. 12.13; Blainville, Osleogr. Felis; Pander u. d’Alton, Skelete der Raubthiere Tf. 1; Tem- minck, Monogr. Mammal. I. 84; Giebel, Odontogr. 21. Tf.6. fig. 1. 2; Smee, Trans- ken 200l. soc. 1835. I. 165. tb. 25; Kolbe, Reise Vorgebge 1719. 154; Sparrmann, eise 360; Levaillant, voyage I. 341; Barrow, Reisen 160. 481; Lichtenstein, Reisen II. 47. 121. 293; Olivier, voy. en Perse IV. 391. Felinae. Felis. 867 der dritte Kreuzwirbel frei, 25 Schwanzwirbel an unserem männlichen und weiblichen Skelet, nach Anderen 26 und 27, die 7 bis 8 ersten mit Mark- kanal, bis zum 10. unteren Elemente; die Rippen schwächer als beim Tiger. Die Gliedmassenknochen bei der Löwin schlank und dünn, bei dem Löwen kräftiger, gedrungener. Der Darm von dreifacher Körperlänge, der Blind- darm 2%/,' lang. | Das Vaterland des Löwen erstreckt sich über ganz Afrika und das südwestliche Asien. Früher bewohnte er auch Griechenland und Macedo- nien, ist jetzt auch schon aus Aegypten, Nubien und am Kap verdrängt, in Asien hat er noch Persien und Guzurate inne, streift bisweilen nech bis an die bengalische Grenze, in Hinterindien und China ist er nie ge- troffen. Der König der Thiere hat wie in seiner Gestalt so auch in seinem Naturell edle Züge, Grossmuth, Kraft, Selbstvertrauen, Muth characterisiren dieselbe. Er jagt nicht aus Mordlust wie der Tiger, sondern nur um seinen Hunger zu stillen, stürzt sich nicht blindlings auf jeden Feind, in jede Gefahr los wie der Panther, sondern erwägt die Grösse der Gefahr und zieht in der Furcht besiegt zu werden grossmüthig ab, ihm fehlt die Tücke und Hinterlist des Luchses, die Falschheit der kleineren Katzen. Von seinem Leben, seiner Grössmuth, seiner Feigheit, seiner Jagd u.’ s. w. werden schon seit den ältesten Zeiten übertriebene Beispiele und Fabeln erzählt. Den Menschen greift er nur von Hunger getrieben an, doch fürchtet er die geistige Ueberlegenheit, die sich in dem scharfen unverwandten Blick und der ruhigen festen Haltung des Ueberraschten ausspricht. Das Weib- chen trägt 108 Tage und wirft etwa 3 sehende Junge mit schwarzen Streifen über Rücken und Schwanz und geflecktem Kopfe und Beinen. Mähne und Schwanzquaste bilden sich erst später, b) Tigrinae. Ohne Mähne, mit längerem weichen Haarkleid, gestreift. F. tigris L.!) Der Tiger übertrifft den Löwen in Grösse etwas, hat einen robusteren Körperbau, einen mehr gestreckten Rumpf, einen gar nicht eingezogenen Bauch, kürzere Beine und kürzeren Hals, minder vierschrö- tigen Kopf mit schmäleren Ohren und einen kürzeren gleichmässig behaar- ten Schwanz, endlich einen kurzen dichten Backenbart und Kinnbart, beide bei dem Männchen stärker als bei dem Weibchen. Sein Haarkleid ist über- haupt länger und weicher, in der Grundfarbe der oberen schön orange unten überall und an den Backen mehr weniger rein weiss. Der Mund- winkel ist schwarz, die nackte Nasenkuppe fleischfarben oder schwarz, die Ohren hinten schwarz mit weissem Fleck. Auf dem Kopfe und den Schultern liegen wenige schmale schwarze Querstreifen, ebensolche auf dem Kreuz und den Schenkeln, am Rumpfe selbst und noch mehr am Bauche ° breite, den Schwanz ziert etwa ein Dutzend breite schwarze Ringe. Am Skelet sind ausser den bei dem Löwen angeführten Differenzen für den Schädel die starke Entwickelung der Kämme und Leisten sowie die weit über den Frontalrand der Kiefer hinaus reichenden Nasenbeine 1) Linne, syst. nat. XII. 1. 61; Schreber, Säugeth. III. 381. Tf. 98. 98.a; Buffon, Hist nat. IX. 129. tb. 9. 10; Pallas, Zoogr. 15; Cuvier, oss. foss. Vll. 441. tb. 195. fig. 5. 6., tb. 196. fig. 1. 2; Fr. Cuvier, Mammif. I. livr. 19; Blainville, Osteogr. Felis; Temminck, Monogr. Mammal. 1.88; Ehrenberg, Ann. sc. nat. XXI. 387; Sykes, Proceed. zool. soc. 1831. 102; Bontius, India orient. 1658. 52. c. fig.; Ritter, Asien IV.b 689. 55* 868 Unguiculata. Ferae carnivorae. und das schmale Infraorbitalloch characteristisch. Die Atlasflügel sind breit, der Dorn des Epistropheus deprimirt und ganz über den dritten Wirbel ausgezogen, der 4. bis 6. Halswirbel mit gleich hohen und breiten nach vorn gerichteten Dornen, der 7. mit höherem schmalen, die beilförmigen Anhänge gross), die Rückendornen breit und dick, der 1. bis 3. senkrecht, die folgenden stark geneigt, der des diaphragmatischen Wirbels verkümmert, die Dornen der Lendenwirbel sehr breit und schnell an Höhe zunehmend, deren Querfortsätze schmal, etwas abwarts und ganz nach vorn gekrümmt, drei völlig verwachsene Kreuzwirbel, 25 Schwanzwirbel, die 8 ersten mit Markkanal, bis zum 10. untere Elemente. Die Rippen mit stark verdickten Enden, die ersten sehr breit und schwach gekrümmt, Oberarm lang und stark, Ulna und Radius stark cöomprimirt, Becken sehr schmal und gestreckt, starkknochig, Femur ganz gerade, mit äusserer Kante, nur auf dem äusseren Condylus mit einem Schamknochen, bei Löwe auch auf dem inneren, am oberen Ende der Tibia und Fibula ebenfalls Sesamknochen, jene sehr schlank, dreikantig, diese sehr dünn, scharfkantig, die Rolle des Astragalus sehr schief, Fuss- und Handglieder gleich kräftig. Die Cardia weiter vom Pylo- rus entfernt als beim Löwen. £ Die Heimat des Tigers ist Asien vom 8° S.Br. bis zum 53° N.Br., besonders aber das südöstliche Asien. Westlich reicht sie bis an den Süd- rand des östlichen Kaukasus, in Osten bis an den grossen Ocean, südlich über Java und Sumatra, nördlich bis Sibirien, wo Barnaul am Obi nnd Irkutzk an der Lena dıe Grenzpuncte bilden. In Indien ist er in einzelnen Gegenden besonders zahlreich, so das in einer Provinz allein in den Jahren 1825 bis 1829 1032 Stück erlegt wurden und die bengalische Regierung hatte bei 10 Rupien Schussgeld für jeden Tiger bereits im Jahre 1803 ein Kapital von 30000 Lstr. ausgezahlt, damit aber auch das blutgierige Unge- heuer für den Verkehr im Lande so ziemlich unschädlich gemacht. In an- deren Provinzen herrscht der Tiger noch zum Schrecken des Menschen. Seine unersältliche Mordgier und seine unbändige Kraft machen ihn in der That zum gefährlichsten, gefürchtelsten Nachbarn. Während der Tageszeit ruht er in dichter Waldung, nach Sonnenuntergang streift er umher und lauert im Gebüsch, Schilf und anderen Verstecken auf Beute. Blindlings und tollkühn stürtzt er sich auf Kamele, Stiere, Menschen, Zahl und Ueber- macht nicht fürchtend. Er streift bis in die Dörfer und holt die Kinder weg, da er Menschenfleisch allem anderen vorzieht. Nur den Kampf mit den Elephanten scheut er, dessen Stosszähne und Rüsselkraft er nicht über- windet. Verscheuchen lässt er sich nur durch Feuer. An den Haupt- verkehrstrassen lauert er regelmässig den Posten, Reisenden und Heerden auf und wartet nicht auf Nachzügler und Einzelne, sondern holt seine Beute aus dem Haufen. Obwohl die Postboten von Guzurate von Lanzenträgern, lärmschlagenden Trommlern und Fackeltragern durch die Wälder geleitet werden, kam es nach Forbes Bericht doch vor, dass am Gumeahstrome binnen 14 Tagen die Briefträger fast regelmässig zerrissen wurden, ja in einer Nacht wurden von Forbes’ Corps drei Schildwachen von Tigern ge- fressen. Wie andere Katzen lebt auch der Tiger einzeln, das Weibchen trägt 14 Wochen. Die Jungen lassen sich soweit zähmen, dass sie den Befehlen und Drohungen des Wärters gehorchen, sich niederlegen und auch wohl an Beinen oder an dem Schwanze zerren lassen, doch erwacht die natürliche Wildheit mit zunehmendem Alter. Merkwürdig ist, dass der Tiger Felinae. Felis. 869 und Löwe in Gefangenschaft sich begatten und die Tigerin sehr streifige Bastarde wirft. j F. spelaea Goldf.?) Der Höhlentiger, fälschlich Höhlenlöwe genannt, besass denselben kräftigen, robusten Knochenbau als der lebende Tiger, ja er übertraf diesen noch an Grösse und Stärke. Der Schädel in der Länge der Nasenbeine und dem Profil dem Tiger ähnlich, zeichnet sich aus durch die breite und flache Stirn, die geringe Breite in der Schläfengegend, die kräftigen hohen Jochbögen und den unter dem Alveolarrande stehen- den Gelenkkopf des Unterkiefers. Der erste obere Lückzahn scheint regel- mässig zu fehlen. Die Basalhöcker der Lückzähne überhaupt sind stark, die Kronen niedrig und kräftig, der mittlere Hauptzacken am oberen Fleisch- zahne relativ klein, der untere Eckzahn stark gekrümmt. Der Höhlentiger bewohnte während der Diluvialepoche das mittlere Europa, doch bei Weitem nicht so zahlreich wie der Höhlenbär und die Höhlenhyäne. Seine Ueberreste finden sich bei Quedlinburg und Egeln, in der Baumanns-, Lahnthaler-, Gaylenreuther, Sundwicher, Lünviller und Kirkdaler Höhle sowie in den sandigen Ablagerungen der Auvergne. F. eristata C.F.°?) Früher noch als der Höhlentiger schon während der pliocanen Epoche existirte ein Tiger in Asien, der seine Uebereste in Tertiärschichten der Sivalikhügel ablagerte. Im Gebiss gleicht derselbe ganz dem lebenden Tiger, aber schon die viel stärker entwickelten Oceipitalleisten zeichnen seinen Schädel aus, noch mehr der verkürzte Hirntheil, die sehr steil zur Nase abfallende Stirn, die kurzen stumpfen Orbitalfortsätze, die beträchtliche Höhe des Oceiput, die stark gekrümmten Jochbögen. F. aphanısta Kaup.*) Dieser älteste, miocäne Tiger, von welchem nur untere Backzähne aus dem tertiären Sande von Eppelsheim bekannt sind, stand zwar in Grösse und Kraft seinen Nachfolgern, den vorigen Arten nicht nach, jedenfalls aber sehr an Raubgier und Mordlust. Dafür spricht die ansehnliche Grösse des ersten Lückzahnes, die beträchtliche Stärke der mit Basalwulst umgürteten Nebenhöcker, die verhältnissmässig niedrigen und starken Hauptzacken, der etwas verkleinerte vordere Zacken des Fleischzahnes und die sehr verdickte Basalwulst des letzteren. F. macroscelis Temm.) Der Nebelparder gleicht in seinem lang ge- streckten Rumpfe, den kräftigen niedrigen Beinen, dem kleinen sehr stumpfen Kopfe mit kurzen gerundeten Ohren und dem langen weichen Pelze dem Tiger, ist jedoch um ein Drittheil bis die Hälfte kleiner und durch den 2) Goldfuss, Nov. act. acad. Leop. X.b 489. tb. 45; Umgebg. von Muggendf. 277. Tf. 5; Cuvier, oss. foss. WI. 453. tb. 198. fie. 4. 5; Blainville, Osteogr. Felis. tb. 15. 18; M. de Serres, Cav. Lunelviel 101. 107. tb. 7. 8; Giebel, Fauna. Säugeth. 36; Odontogr. 22. Ti. 6. fie. 5. 9., T£. 7. fig. 12; Okens Isis 1848; Zeitschr. f. zes. Naturw. 1854. IV. 295. Tf.6; F. pardinensis u. F. arvernensis Croizet, oss. foss. 201. 203. Ib. 4. fie. 5., tb. 5. fiz.3.4. — Obwohl dieser Höhlentiger in Schädel-, Skelet- und Zahnbau eine ganz entschiedene Verwandschaft mit dem Tiger hat und vom Löwen sich weiter entfernt als der lebende Tiger: so wird er doch auch in der neuesten Zeit noch von Gervais, Pictet, Quenstedt u. A. fälschlich als Höhlenlöwe aufgeführt. 3) Cautley and Falconer, Asiatic research. NIX.a 135. tb. 21. 4) Kaup, Karstens Archiv V. 152. Tf. 2. fig. 3—5; Giebel, Fauna. Säugeth. 35; Odontogr. 22, Tf. 7. fig. 10. 5) Temminck, Monogr. Mammal. I. 102; Horsfield, Zool. journ. I. 542. tb. 21; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. livr. 50; Blyth, Asiat. journ. Bengal. 1853. XXII. 591; F. nebulosa Griffith, anim. kingd. II. 449. c.fig.; F. macrosceloides Hodgson, |. c. 870 Unguiculata. Ferae carnivorae. körperlangen Schwanz unterschieden. Die Grundfarbe seines Pelzes ist weisslichgrau, ins asch- oder bräunlichgrau, bisweilen auch ins gelbliche oder röthliche ziehend, an den unteren Theilen ins lohfarbene. Die Mund- ränder sind schwarz gesäumt, die Ohren aussen schwarz mit grauem Fleck, Kopf, Füsse und Unterleib mit vollen schwarzen, rundlichen oder ge- krümmten Flecken und Streifen, jederseits des Halses verlaufen 3 unregel- mässige Längsbinden, 2 ähnliche längs des Rückens bis auf den Schwanz, schmälere an Seiten des Kopfes, auf der Schulter, den Leibesseiten und Hüften liegen unregelmässige winklige gesäumte grosse Flecken, ebensolche auf dem Schwanze. Körperlänge 3°, der Schwanz 21/g‘. Bewohnt Siam, Sumatra und Borneo. c) Pardinae. Grossäugige Katzen mit runder Pupille und mit gesäumten oder vollen Flecken, die bisweilen in Streifen zusammenfliessen. a) Amerikanische Arten. Uncinae. F. onca L.®) Der Jaguar schliesst sich dem Tiger zunächst an, ja er ist bei etwa um ein Drittheil geringerer Grösse noch robuster und kraftiger gebaut, besonders durch den plumperen Kopf, die stumpfere dickere Schnauze und den kürzeren nur den Boden berührenden Schwanz unterschieden. Seine Behaarung ist kurz, weich, anliegend, nur an der Innenseite der Ohren und am Bauche etwas verlängert. Die Grundfarbe ist gewöhnlich rein und schön rothgelb, bisweilen ins bräunliche oder graue spielend, an der Unterseite heller bis rein weiss. Auf dem gelben Grunde liegen kleine runde schwarze Flecken, welche am Kopfe, auf dem Halse und Rücken unordentliche Längsreihen bilden, an den Seiten und auf den Lenden in kleine Kreise mit einem Mittelfleck geordnet sind. In diesen Kreisen ist die Grundfarbe gewöhnlich dunkler. An den Beinen lösen sich die Kreise nach unten in Halbkreise und endlich in die einzelnen Tüpfel auf und an dem Schwanze bilden sie Querbinden, dann Ringel bis zur schwarzen Spitze. An den unteren Theilen sind die Flecken spärlicher, grösser, unregel- mässig. Die Längsreihen des Rückens fliessen stellenweise auch wohl zu- sammen. Der Mundwinkel und die Hinterseite der Ohren ist schwarz, die Innenseite der letzteren weiss, das Gesicht dicht gefleckt. Als besondere Varietät kommt eine graulichweisse Grundfarbe mit nur sehr schwach schimmernden Flecken vor, seltener eine kastanienbraune und schwarze mit lleckigem Schimmer. Im Allgemeinen sind die Weibchen heller als die Männchen und die Jungen noch heller, in frühester Jugend fast weiss mit längern Haaren und ganz unregelmässig geordneten Flecken. Körperlänge 4'/,‘, der Schwanz %, Schulterhöhe 24,‘ und mehr. Der Schädel unterscheidet sich von dem des Tigers durch seine Kürze, die mehr gewölbte Stirn, die längern Orbitalfortsätze, eine Convexität hinter denselben. Schwanzwirbel sind 19 vorhanden. Bade en = N Ben En a Be Ber 2, rultlt, 15 EaE mE E RR 1296, syst. nat. XI. I. 61; Azara, essai I. 144; voy. 258. tb. 9; Marcgraf, ee c. fig.; Cuvier, oss. foss. VI. 381. 441. tb. 196. tig. 3. 4; Blainville, nA Fr. Cuvier, Mammif. I. 17. 1. 29. IV. 66. 68; Temminck, Monogr. a . 136; Prinz z. Wied, Beitr. II. 344; Reise II. 238. 248. Tf. 7; v. Tschudi, tin ee. 126; d’Orbigny, voy. Amer. merid. 21: Rengger, Paraguay 156; Mar- Buffon z00l. soc. 1832. Il. 7; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 474; Panthera Be, tb. 12. 15—17; Schreber, Säugelh. Tf. 99; Tigris mezicana den brasili hes,. 498. — Ueberreste einer sehr nah verwandten Art fand Lund in siianischen Knochenhöhlen, doch sind dieselben nicht beschrieben. Felinae. Felis. 871 Die Heimat des Jaguars, in Brasilien Unze genannt, erstreckt sich von Mexiko und dem südwestlichen Theile der Vereinten Staaten nach Südamerika hinab bis zum Parana, Paraguay und Uruguay. Hier zwischen dem 27. bis 34° Breite wird er am grössten und stärksten, steigt aber nur bis zu 3500’ Meereshöhe aufwärts. Die Brasilianer unterscheiden nach der Färbung vier Arten. Zum Aufenthalt wählt die Unze am liebsten be- waldete Flussufer und den Saum der Waldungen, auch reich beschilftes Moorland. Während der Dämmerung und des Nachts geht sie auf Raub. Junges Hornvieh, Hirsche, Pferde, Maulthiere, grössere Nagethiere und Vögel, selbst Fische sind ihre Nahrung. Den grössern Thieren reisst sie den Hals auf, kleinere tödtet sie durch einen Biss in den Nacken. An der gemachten Beute sättigt sie sich und lässt den Rest liegen; Aas berührt sie nicht. Dem Menschen wird sie selten gefährlich, nur in einzelnen Ge- genden wo sie durch den Verkehr minder scheu ist, greift sie aus Noth den Menschen an und soll dann nach einmaligem Genusse das Menschen- fleisch besonders lieben. So in Peru, wo sie in manchen Waldthälern wie der Tiger die Einwolıner decimirte und endlich nöthigte die Dörfer zu verlassen. Feuer und Wasser scheut sie nicht, ja sieschwimmt gut und klettert auch. Die Brunstzeit fällt in den August und September, dann erschallt ihr wieder- holtes Hu fürchterlich weit hin. Das Weibchen wirft 1 bis 3 Junge in dichtes Gebüsch, die sich zähmen: lassen, meist aber schon mit dem Zahn- wechsel wieder wild und tückisch werden. Die Jagd ist sehr gefährlich, indem die verwundete Unze wüthend auf den Jäger losstürzt. Hunde über- wältigen sie nicht. F. mitis Cuv.?) Viel kleiner als der Jaguar, doch von demselben robusten Körperbau, nur durch den kleinern Kopf und kürzeren Schwanz unterschieden. Auch das Colorit ist sehr ähnlich, der Grundton mehr gelb- lich als röthlich und mit grauem Anflug, an der Unterseite wie ein Flecken über dem Auge und die Backen rein weiss. Auf dem Kopfe, Rücken, am Schwanze und unten an den Beinen liegen einfache schwarze Tüpfel, bald lang gezogen, bald rund, in Reifen geordnet; die Ohren innen weiss, aussen schwarz mit weissem oder gelbem Fleck, an den Seiten des Kopfes zwei schwarze, unter der Kehle ein brauner Streif, die Endhälfte des Schwanzes mit schwarzen Binden und einigen Ringeln vor der Spitze. Die Jungen haben ein struppiges, streifig geflecktes Haarkleid, nur mit Flecken- reihen auf Stirn und Schulter, nur halb umrandeten Rumpfflecken. Sowohl der Ton der Grundfarbe als die Beschaffenheit der Flecken und Streifen ändert ab. Körperlänge 21/,‘, der Schwanz 1‘, Schulterhöhe 1Yz‘. Der Mbaracaya bewohnt das nördliche Patagonien, Paraguay und Bra- silien, ist scheu und furchtsam und jagt Nager und grösseres Geflügel während der Nacht. Das Weibchen wirft 2 bis 3 Junge, die sehr zahm werden. F. macrura Wied. ®) Die langschwänzige Tigerkatze ist viel kleiner 7) Fr. Cuvier, Mammif. 1. 18; Temminck, Monogr. Mammal. I. 149; Burmeister, Säugeth. Brasil. 86; F. brasiliensis Fr. Cuvier, 1. c. Ill. 58; F. pardalis Pr. z. Wied, Beitr. II. 361; Rengger, Paraguay 191. A. Wagner, der sonst die von Cuvier ein- geführten barbarischen Namen durch neue ersetzt, verwirft für diese Art, Schreb. Säugeth. II. 492, den ächt lateinischen Namen von Cuvier, um einen barbarischen F. maracaya an dessen Stelle zu setzen. Inconsequenz in den Gesetzen der Nomen- clatur führt zur grössten Verwirrung der Synonymie. 8) Prinz zu Wied, Beitr. II. 371; Abbildgn. Tf. 22; Rengger, Paraguay 262; 872 Unguiculata. Ferae carnivorae. als vorige Art, nur wenig grösser als die Hauskatze und besonders durch ihren längern Schwanz, den kleinen Kopf mit grossen Augen, längere eiför- mig abgerundete Ohren und stark gekrümmte weissliche Krallen unterschie- den. Der Augenstern ist gelbbraun und die Pupille nur zusammengezogen elliptisch schmal, weit offen fast kreisrund. Die Grundfarbe ist röthlich braungrau, an den Seiten heller, unten weiss. Wie bei voriger laufen über die Wangen zwei zackige (uerstreifen, an die sich der Kehlstreif anschliesst. Auch die Streifen vom Auge zum Ohr mit punctirtem Zwischen- raum sind vorhanden, und die 5 Nackenstreifen. Längs des Rückens laufen 3 Reihen schwarzbrauner länglicher Flecken, an den Seiten und Schultern 2 bis 3 Reihen fahlgelber schwarz gesäumter Flecken, an den Beinen lie- gen volle schwarze Flecken und Striche, vor der Brust ein Halbring, der Schwanz mit 11 Ringen. Körperlänge 2%, Schwanz 1‘, Schulterhöhe 10“. In den Wäldern Brasiliens. Am Tage hält sich die Waldkatze ver- steckt in hohlen Bäumen, Erdklüften oder Erdhöhlen, des Nachts jagt sie Nagethiere und Vögel oder stiehlt auch Federvieh aus den Gehöften. Ihres schönen Felles wegen wird sie viel verfolgt. F. pardalis L.°?) Der Ocelot oder die Pardelkatze, auch Tigerkatze genannt, erreicht bis 3° Länge bei 1!/,‘ Schulterhöhe und der Schwanz etwas über 1‘. Ihre Grundfarbe ist bräunlichgrau bis röthlichgelb, unten weiss. Vom Auge zum Ohr läuft ein schwarzer Streif, die Oberseite des Kopfes ist klein getupft. Auf den Wangen liegen wiederum (Querstreifen, von denen der Kehlstreif abgeht. Ueber den Nacken verlaufen Längsstrei- fen, meist vier, längs des Rückens eine Reihe schmaler schwarzer Flecken, von grösseren begleitet, an den Seiten gekrümmte Längsreihen breiter bandförmiger Flecken mit schwarzem Saum und punctirter Mitte, Unterleib und Beine sind mit schwarzen vollen Flecken bedeckt, ebenso der Schwanz, an dem sie in Ringe übergehen. Dieses Colorit ändert jedoch mannichfach ab. Die schwarzen Längsstreifen des Nackens sind durch breitere fahle Streifen in acht getheilt, breite unterbrochene Streifen ziehen den Seiten entlang. Bei andern sind die Streifen in Flecken zertheilt, die Flecken mehr röthlichgelb mit schwarzem Saum ohne Punctirung, auf den Wangen ein breiter schwarzer Fleck. Noch andere sind am Unterleibe schwarz gestreift und anders. Der Darmkanal hat etwas über dreifache Körperlänge, der Blinddarm 11/,. In Peru, im nördlichen Brasilien, Guiana, Columbien, Mexico, Loui- siana und am Arkansas. Ihre Elevationsgrenze gibt v. Tschudi für Peru auf 9000° Meereshöhe an. Lebt von Nagethieren und Vögeln und ist feig und scheu. Kaskbel atn Brenner Sach bag sea klima Me v. Tschudi, Fauna peruan. 127; Temminck, Monogr. Mammif. I. 147; Burmeister, Säugeth. Brasil. 87; F. elegans Lesson, Cent. Zool. 69. tb. 21; F. Wiedi Schinz, Cu- vıers Thierr. I. 235. — Auch von dieser Art fand Lund Ueberreste in den brasi- lianischen Knochenhöhlen 9) Linne, syst. nat. XI. I. 62; Schreber, Säugeth. II. 390. Tf. 103; A. Wagner, ebd. II. 496; Buffon, Hist. nat. XII. 239, tb. 35, 36; Cuvier, oss. foss. VII. 416; Blainville, Osteogr. Felis; Temminck, Monogr. I. 144; v. Tschudi, Fauna peruan. 129, F. armillata Fr. Cuvier, Mammif. IV. 65; F. Griffithi Jardine, mamm. II. 206. De a rer Griffith, anim. kingd. I. 478. c. fig. — Ob F. pardaloides Bruno, >42. 257 hieher oder wie Pictet meint zu F. macrura gehört, lässt sich ohne sergleichung der Exemplare nicht entscheiden. — Ueberreste dieser oder einer nah verwandten Art bergen nach Lund die brasilianischen Knochenhöhlen. Felinae. Felis. 873 F. tigrina Schreb. ’) Der Marguay erreicht nur die Grösse der Haus- katze und ist oben und an den Seiten fahlgelb, unten weiss. Auf den Wangen liegen wie vorhin 2 Streifen, 2 andere ziehen vom Augenwinkel über den Kopf ins Genick, wo sich neue einschieben, so dass im Nacken 6 hinziehen, die unten in breitere Flecken enden. An der Kehle stehen 2 schwarze Tupfen, bisweilen vereinigt, vor der Brust ein breiter Halbring. Die Ohren wie gewöhnlich schwarz mit weissem Fleck. In der Mitte des Rückens ein unterbrochener Streif, jederseits daneben eine Reihe voller Flecken, deren viele ein helles Centrum haben, darunter 4 bis 5 Reihen grösserer länglicher Flecken, auf den Schultern ein Winkelstreif, Beine und Unterleib gefleckt. Körperlänge 20“, Schwanz 11“. In Brasilien und Guiana. F. Pajeros Desm.?) Die Pampaskatze lässt sich mit unserer wilden Katze zunächst vergleichen, ist jedoch von mehr untersetzter Gestalt, hat einen kleineren Kopf und kürzeren Schwanz und trägt einen viel längeren, fast zottigen Pelz, dessen Haare am Hinterrücken 4Y,‘‘ messen. Die Fär- bung ist blass gelblichgrau mit zahlreichen unregelmässigen gelben oder braunen Binden, die vom Rücken aus schief längs der Leibesseiten ver- laufen; die einzelnen Haare an der Wurzel braun, dann gelb mit schwarzer Spitze, die des Hinterrückens an der Wurzel schwarz, die Seiten grau, dann gelblichweiss und vor der schwarzen Spitze weiss. Von den Augen laufen jederseits 2 gelbe oder zimmetfarbene Streifen über die Wangen herab, vereinigen sich unten und umfassen die Kehle; Schnauzenspitze, Kinn, Augenflecke und Unterleib sind weiss: ein schwarzer Streifen liegt vor der Brust und zieht über die Beine, zwei andere darüber, an den Vorderbeinen 3, an den hinteren 5 breite schwarze Binden; die Füsse sind gelblich, der Unterleib unregelmässig schwarz gefleckt, die mässig grossen Ohren innen weisslich, aussen schwarz gespitzt, der etwas buschige Schwanz von der Rückenfarbe. Körperlänge etwa 2‘, Schwanz kaum 1‘. Verbreitet sich von Patagonien bis zur Magellansstrasse hinab, vor- züglich gemein an den Ufern des Rio negro, in waldigen unbewohnten Gegenden. F. Geoffroyi Gerv. ?) Etwas kleiner als vorige, mit längerem Schwanze, kürzerem Pelze und gefleckt. Ihre Grundfarbe ist dunkelgelb, unten weiss- lichgrau, von der Nase zum Auge läuft ein schwarzer Streif, über die Wangen zwei Streifen, die Umgebung des Auges weiss, auf der Stirn beginnen Längs- reihen von Flecken, die auf dem Halse in Streifen zusammenfliessen, Rücken und Seiten sind mit unregelmässigen rundlichen schwarzen Flecken bedeckt, die vorn und hinten an den Beinen herab in Reihen sich ordnen und z. Th. in Streifen übergehen, ebenso bilden sie hinter der Schwanzwurzel etwa elf Ringe. Die.Ohren haben auf der Aussenseite einen grossen weissen Fleck. Der Schädel zeichnet sich durch den sehr kurzen Schnauzentheil aus, durch die über den Oberkiefer hinaus verlängerten Nasenbeine, die sehr schmalen spitzen Orbitalfortsätze des Stirnbeines, die viel breiteren des 1) Schreber, Säugeth. Ill. 396. Tf. 106; A. Wagner, ebd. 11. 500; Buffon, Hist. nat. XIll. 248. tb. 38; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. 56; Temminck, Monogr. Mammal. I. 152. 2) Desmarest, Mammal. 231; Waterhouse, voy. Beagle Zool. I. 18. tb. 9; Gay, Hist. Chili 69. fig. 4; Gervais, voy. Bonite zool. I. 34. tb. 7. fig. 1. 2; magaz. zool mammif. 1844. tb. 20; Azara, essai I. 179. u, Gervais in , voy. Amer. merid. 21. tb. 13. fig. 1. tb. 14. 874 Unguiculata. Ferae carnivorae. Jochbogens und die stark aufgetriebenen Pauken. Der erste obere Lück- zahn ist ganz unbedeutend, der zweite sehr schlankzackig mit 2 hinteren Nebenhöckern, der vordere Zacken des Fleischzahnes getheilt, der Kornzahn klein, quer vierseitig, die beiden unteren Lückzahne mit einem vorderen und zweien hinteren Nebenzacken, am Fleischzahn der vordere Zacken nur halb so lang als der hintere. Körperlänge 1!/,‘, der Schwanz 1‘. Bewohnt die Pampas von Buenos Ayres bis zum 44.0 S.Br. F. colocolo Sm. *) Von der Grösse der Pampaskatze mit auffallend flachem breiten Kopfe, grossen runden Ohren, schmächtigen Leib und starken Gliedmassen. Der Kopf, Schultern, Seiten und untere Theile sind weiss, Nacken und Rücken weisslichgrau, letzterer mit schwarzen, falb gerandeten Längsstrichen, gegen die Schultern und Schenkel mit falben Strichen, an der Seite der Schnauze ein schwarzer Strich, die Nase und Innenseite der Ohren nackt, der Schwanz mit schwarzen Halbringen und schwarzspitzig, die Beine tief dunkelgrau. Im Inneren von Guiana. ß) Arten der Alten Welt, F. marmorata Mart. 5) Die marmorirte Katze schliesst sich den vori- gen in Grösse und Habitus an, hat kurze, abgerundete Ohren, aussen silber- grau mit schwarzem Saum, innen rostgelb und einen ziemlich buschigen Schwanz. Das Colorit ist lehmgelb mit leicht röthlichem Anfluge, die Unter- seite lichter bis weiss. Von der Stirn laufen über Scheitel und Nacken zwei schwarze Längsstreifen, die sich vereinigen und einfach über den Rücken ziehen, hinten aber wieder sich theilen, andere gewundene Streifen ziehen schief vom Rücken gegen den Bauch, Flecken bildend; auf der Schulter liegt ein Hufeisenflecken, auf den Gliedmassen schwarze runde Tüpfel, am Unterleibe 3 Reihen dunkelbrauner runder Flecken, unter dem Halse Querbinden, über und unter dem Auge ein heller Fleck, auf den Wangen zwei schwarze Streifen; der Schwanz ist graulich rostgelb, un- deutlich geringelt. Körperlänge 11/,', Schwanz 1‘. Auf Java. F. irbis Ehrb. 6) Der Irbis erreicht Pardergrösse und trägt einen dichten langen Pelz mit gekrausten, am Grunde wolligen Haaren, die am Bauche weich und schlaff sind. Die Grundfarbe ist weisslichgrau mit leichtem gelb- lichen Anfluge, auf dem Rücken dunkler, an der Unterseite weiss, überall mit schwarzen Flecken gescheckt. Auf dem Kopfe sind diese- Flecken klein und voll, am Halse grösser, ringförmig, noch grösser am Rumpfe und hier bestehen sie aus einem Tüpfelringe mit dunkler Mitte. Auf dem Kreuze liegt eine schwarze Linie, nach unten werden die Flecken wieder voll, auf dem Schwanze matt schwarz. Die kurzen stumpfen Ohren sind am Grunde und der Spitze schwarz, in der Mitte weiss, der Rand der Schnauze schwarz, 4) H. Smith, Griff. anim. kingd. II. 479. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. 49; F. strigilata A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 546. 9) Martin, Proceed. zool. soc. IV. 107; A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 490; ne. nn. journ. Bengal. 1852. XXI. 591; F. Diardi Jardine, Mammal. Il. 221. 6) Ehrenberg, Ann. sc. nat. XXl. 394; Müller, Sammlg. Il. 607; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 486; F. uncia Buffon, Hist. nat. IX. 151. tb. 13; Schreber, Säu- geth. 111. 386. Tf. 100; F. pardus Pallas, Zoogr. 1. 17. - nn — 4 i Felinae, Felis. 875 die Schnurren theils weiss, theils schwarz, in vier Reihen geordnet. Körper- länge 4‘, der Schwanz 3‘. % Bewohnt das mittlere Asien bis nach Sibirien hinein, an den Quellen des Jenisei und am Baikalsee nicht selten, häufiger zwischen dem Uth und Amur. F. pardus L.?) Der Leopard oder Parder ist etwa um ein Drittheil kleiner als der Tiger, zierlicher gebaut, mit längerem Schwanze, sehr kurzen Ohren und kurzen, dichten, glatt anliegendem Haarkleide. Die Grundfarbe ist mehr weniger hell und lebhaftorangegelb, unten überall weiss, der Kopf schwarz punctirt, längs des Rückens zwei Reihen einfacher schwarzer Puncte, jeder- seits daneben bis gegen den Bauch hin 6 bis 10 Reihen runder Flecken, welche aus einem Tüpfelringe und dunkel orangener Mitte, zuweilen mit centralem Tüpfel bestehen, die Ohren hinten schwarz mit weissem Fleck, der Schwanz gefleckt, am Ende schwarz geringelt, die Beine ebenfalls mit vollen schwarzen Flecken; die Schnurren meist weiss, in 4 Reihen, die Mundwinkel schwarz. Die Abänderungen mit weniger Fleckenreihen am Rumpfe werden als Parder von den mit zahlreicheren als den Leoparden unterschieden, die grössten als Panther. Die Grösse variirt und unabhängig von dieser kommen dunkelbraune bis schwarze Varietäten vor, bei denen die Flecken nur schwach durchschimmern. Auch die Grösse der Flecken und ihre reihenweise Anordnung ändert verschiedentlich ab, ohne dass die wesentlichen Charactere Verschiedenheiten bieten, Körperlänge bis 4‘, der Schwanz 2—3. Der Schädel hat ein sehr convexes Profil, eine breite flache Stirn, lange horizontale, nicht wie bei Löwe und Tiger herabgebogene Orbitalfortsätze, sehr schlanke und lange Orbitalfortsätze am Jochbogen, grosse, stark auf- getriebene Pauken. Die Nasenbeine enden in gleichem Niveau mit dem Ober- kiefer. Die Schläfenleisten laufen an unserem Schädel erst gegen das Hinter- haupt zusammen, daher der Scheitel schmal und flach, die Wände der Hırn- höhle stark gewölbt, bei anderen vereinigen sie sich schnell zu einem Scheitelkamme, der jedoch viel schwächer ist als bei Löwe und Tiger. Der Atlas hat nur dünne Flügel, der Epistropheus einen hohen, aber nicht nach hinten ausgezogenen Dorn, die übrigen Halswirbel denen des Löwen zu- nächst ähnlich, ebenso die Rückenwirbel, der Dorn des diaphragmatischen 7) Linne, syst. nat. Xll. 61; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 11. 479; Giebel, Odon- togr. 21. Tf. 6. fig.3; F. leopardus Schreber, Säugeth. IN. 387. T£f. 101. 101.b; Kolbe, Vorgebirge 1719. S. 156; Hodgson, Proceed. zool. soc. 1834. Ill. 97; Temminck, Mammal. I. 92; Fr. Cuvier, Mammif. I. 20; F. panthera s. Panthere Buflon, Hist. nat. IX. 151. tb. 11. 14; Palias, Zoogr. I. 18; Shaw, voyages 1743. ı. 315; Lichtenstein, Reise Il. 571; Levaillant, voy. I. 32. 54; Delamethrie, journ. phys. 1788. XXXIll. 49. tb. 2; Cuvier, oss. foss. VII. 442. tb. 196. fig. 5. 6; Blainville, Osteogr. Felis; Fr. Cuvier, Mammif. IV. 65. 67; M. Wagner, Algier ll. 55. Tf.4; F. chalybeata Schreber, l. c. 101.c; Duvernoy, Mem. soc. hist. nat. Strassbg. II. 4; F. miur Ehrenberg, symb. phys. II. tb. 17; F. pardus Temminck, Monogr. mammal. I. 99; F. melas Peron, Desmar. Mammal. 223; Fr. Cuvier, Mammif. Ill. 49; Schreber, Säugelth. Tf. 101.a; Riman Kumbang Raflles, Transact. Linn. soc. Xlll. 250; F. variegata A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 483; F. antiquorum Griffith, anim. kingd. Il. 466. c. fig.; F. Charletoni Gray, Ann. mag. nat. hist. 1846. XVII. 211; F. Ogilbyi Hodgson, F. benga- lensis Hodgson, F. chinensis Gray, F. nepalensis Horsfield, Leopardus Ellioti, L. Hors- fieldi Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X.260; Blyth, Asiat. journ. Bengal. 1849. XV. 865. 879. XVII. 84. 249; Horsfield, zool. journ. IV. 382. tb. 39. suppl. Lund gedenkt eines F. protopanther nebst einer F.ezilis in den brasilianischen Knochenhöhlen ohne nähere Angaben über das verwandschaftliche Verhältniss. 876 Unguiculata. Ferae carnivorae. Wirbels wie bei dem Tiger verkümmert, die Querfortsätze der Lendenwirbel gekrümmt, 3 gleich breite Kreuzwirbel. Die Zahl der Schwanzwirbel va- riirt, der Panther soll 22, der Leopard 24, der Parder 28 haben, unsere Skelete haben 25, 26 und 27 und liegt hierin keinesweges ein specifischer Unterschied, wie wir bei Arten anderer Gattungen des Oefteren nachge- wiesen haben. Die 8 ersten Schwanzwirbel haben einen Markkanal, der %. bis 11. untere Elemente; die Rippen sind sehr schmal und dick, die hohe Gräte des Schulterblattes vorn stark herabgebogen, auf dem äusseren Condylus des Femur und am oberen Gelenk der Tibia und der Fibula Sesambeine, die Tibia gekrümmt, die Fibula in der Mitte säbelförmig er- weitert. Der Darm von beinah fünffacher Körperlänge und der Blinddarm über 3‘ lang. Der Leopard verbreitet sich über ganz Afrika und das südwestliche Asien, hier bis an den Kaukasus, an den Aralsee, Dekan. Sein Naturell ist minder wild als das des Jaguar und Tiger. Er jagt Antilopen, Rehe und Schafe, stiehlt gern von den Heerden und Gehöften und greift den Menschen nur im äussersten Nothfall an. Am liebsten hälter sich in dichtem Gebüsch auf und überfällt seine Beute plötzlich aus dem Hinterhalte. Man jagt ihn des schönen Felles wegen, auch soll sein Fleisch sehr schmack- haft sein. Einige starke Hunde bewältigen ihn, wenn er sich nicht durch Flucht retten kann. Schon während der Diluvialepoche verbreitete sich der Leopard über das mittlere Europa, wenigstens sprechen die der F. antiqua ®) zugeschrie- benen Reste für keine specifische Differenz. Dieselben unterscheiden sich von den entsprechenden Theilen des heutigen Leoparden nicht mehr, als dessen Varietäten unter einander, sind indess noch zu fragmentär, als dass man das Verwandtschaftsverhältniss danach schon genügend feststellen könnte. d) Unicolores. Einfarbige Katzen mit runder Pupille. F. concolor L.?) Der Cujuar ist nächst dem Jaguar die grösste süd- amerikanische Katze, schlanker und zierlicher gebaut als jener, hochbeiniger, mit kleinerem Kopfe, mit weichem, am Bauche etwas verlängerten Pelze. Die Grundfarbe ist hellröthlich gelbgrau, auf dem Rücken dunkler, am Bauche gelblich, an der Brust, Kehle und Innenseite der Beine weiss, die Schwanz- spitze schwarzbraun, ebenso die Aussenseite der Ohren, diese jedoch mit gelbem Fleck, die einzelnen Rumpfhaare rothgelb mit schwarzbrauner Spitze, die Lippen mit kurzen feinen weissen Haaren und langen weissen Schnurren, 8) Cuvier, oss. foss. VII. 453. tb. 198. fie. 4. 5; Blainville, Osteogr. Felis; M. de Serres, Cavern. Luneviel 112. tb. 9. fie. 1—6; Giebel, Fauna. Säugeth. 35; Odon- togr. 22. Tf. 7. fig. 11; Gervais, Zool. Pal. fr. 124. — F. issiodorensis und F. brevi- rostris Croizet et Jobert, oss. foss. Puy 196. tb. 3. 4. 5 aus den pliocänen Schich- ten der Auvergne werden von Gervais zwar dem Luchs genähert, doch finde ich sıe nicht erheblich vom Leoparden verschieden. Besser wird sich bei vollständi- geren Resten Kaups F. antediluviana Karstens Archiv V. 157. Tf. 2. fig. 9. 10; oss. loss. Darmstadt, II. tb. 2 unterscheiden lassen, die wenigen bis jetzt bekannten Zähne begründen ihre Existenz noch nicht hinlänglich. 9) Linne, mant. 522. tb. 2; Schreber, Säugeth. I. 394. Tf. 104; Buffon, Hist. nat. IX. 216. tb. 19. 20; Azara, essai I. 333; Pennant, Quadrup. I. 290. tb. 58; Fr. Cuvier, Mammif. I. 6; Prinz zu Wied, Beitr. II. 358; Rengger, Paraguay 181; Schom- burgk, Ann. nat. hist. IV. 325; Martin, Proceed. zool. soc. 1833. I. 120; Blainville, Osteogr. Felis; v. Tschudi, Fauna peruan. 125; d’Orbigny, voy. Amer. merid. 21; F. discolor Schreber, a, a. 0. Tf. 104.b; F. puma Shaw, gen. zool. I.b 358. tb. 89. Felinae. Felis. 877 vor dem Auge ein schwarzbrauner Fleck, die Gegend über und hinter den Augen weiss, die Iris. gelbbraungrau, die Pupille gross und weit. Bisweilen fehlen die Augenflecke, der Kopf ist grau, oder aber auch der ganze Pelz grau, die Brust und Kehle gelblichweiss, der Bauch röthlichweiss. In frü- hester Jugend ist der Pelz weiss mit verwaschenen Flecken. Körperlänge 3U,‘, Schulterhöhe und Schwanz je %. In den weichen Theilen fällt die geringe Grösse des Larynx auf; der plötzlich erweiterte Magen zieht sich in einen langen Pförtnertheil aus und hat innere Längsfalten, der Darm ist 144,‘ lang, wovon 12‘ auf den Dünn- darm kommen, der Blinddarm 2‘, die 3 Leberlappen wiederum getheilt, die Gallenblase unregelmässig contrahirt, Pancreas platt, Milz zungenförmig, die rechte Lunge 3-, die linke zweilappig. Der Cuguar verbreitet sich durch ganz Südamerika vom nördlichen Patagonien an aufwärts bis nach Mexico und in die Vereinten Staaten, in den heissesten Urwäldern bis zur Grenze des ewigen Schnee’s hinauf- streichend. Am liebsten bewohnt er den Saum der Wälder, schläft den Tag über und geht mit einbrechender Dämmerung auf Raub aus. Kälber, Schafe, Ziegen und kleinere Säugethiere und Geflügel sind seinen Verfol- gungen ausgesetzt und unter ihnen richtet er grosse Verwüstungen an, indem er bei ausreichendem Vorrath nur das Blut saugt und das Fleisch liegen lässt. In seiner Mordlust soll er bis 50 Schafe in einer Nacht er- würgen. Mit frischem Blut gesättigt überlässt er sich am nächsten Schlup!- winkel dem Schlafe. Trotz dieser unersättlichen Mordgier ist er scheu und furchtsam und flieht vor Pferden, Hunden und Menschen. Nur wenn ihm die Flucht abgeschnitten wird setzt er sich zur Wehr. Das Weibchen trägt 3 Monate und wirft 2 bis 3 Junge, die sich leicht zähmen lassen. Die Indianer essen sein. Fleisch, sein Pelz wird zu Pferdedecken verwendet. F. eyra Desm.!) DerEyra gleicht im Habitus ganz dem Cuguar, nur noch etwas gestreckter und mit breiterem Kopfe, von viel geringerer Grösse. Seine Färbung ist hellgelbroth, am Bauche blasser, der Schwanz einfarbig, ‚ die weisse Oberlippe mit steifen Schnurren, die Iris graugelbbraun, Körper- ' länge 1Y,', Schulterhöhe 10“, Schwanz 1‘. ' ... Bewohnt Südamerika von Paraguay bis Guiana und hat ein sehr raub- , gieriges Naturell. I’. Yaguarandı Desm.?) In Grösse und Gestalt dem Eyra gleich, mit kleinem Kopfe, kurzen abgerundeten Ohren, dunkelbrauner Iris und kurzer ‚ Behaarung. Die Färbung ist schwarzbraungrau, die einzelnen Haare an der ' Wurzel lichtaschgrau, vor der dunkelbraunen Spitze schwarz; Lippen und ' Pfoten heller, grau, die Schnurren braun. Die Haare sind bisweilen auch schwarz und gelblich oder weiss geringelt, ihre Spitzen grau. Das allge- ; meine Colorit auch schwarz mit braungelber Melirung, der Schwanz oben schwarz oder nur mit schwarzer Spitze, die Ohren aussen schwarz, innen weiss. Die grössten Exemplare messen 24/,' Körperlänge und 1?/,‘ Schwanz- länge. 1) Desmarest, Mammal. 231; Prinz zu Wied, Beitr. Il. 381; Rengger, Paraguay 208; Azara, essai I. 177; F. unicolor Traill, Mem. Wern. soc. ll. 170. tb. 10. 2) Desmarest, Mammal. 230; Prinz zu Wied, Beitr. Il. 379; Rengger, Paraguay 203; Waterhouse, voy. Beagle zool. 1. 16. tb. 8; v. Tschudi, Faun. peruan. 130; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 542. Tf. 103.b; Azara, essai 1. 171. tb.10; F, Dar- wini Martin, proceed. zool, soc. V. 4. 878 Unguiculata. Ferae carnivorae. Die Heimath erstreckt sich von Paraguay durch ganz Südamerika bis Mexico hinauf, in Peru bis zu 12000‘ Meereshöhe aufsteigend. Das Naturell ist minder wild als das des Eyra, die Nahrung besteht in Geflügel und kleinen Säugethieren., c) Servalinae. Einfach gefleckte oder getüpfelte Katzen mit runder Pupille und kurzem Schwanze. F. serval Schreb. ?) Der Serval gleicht in Grösse und Habitus dem Fuchse und zeichnet sich aus durch den kleinen Kopf mit grossen zuge- spitzten Ohren und einen nur bis zum Hacken hinabreichenden Schwanz. Der dichte lange Pelz ist oben hellfahlgelb, oft mit einem Stich in grau oder röthlich, an der ganzen Unterseite rein weiss. Vom Hinterkopf über den Hals ziehen vier schwarze divergirende Streifen, die nach hinten neue zwischen sich nehmen und in längliche Flecken zerfallen; die Seiten be- decken einfache schwarze Flecken, die an den Beinen hinab zum Theil Querbinden bilden, und am Schwanze etwa 7 bis 8 Ringe; die Schwanz- spitze ist schwarz, die Wangen kleinfleckig, an der Kehle und dem Unter- halse ein schmaler Streifen. Körperlänge bis 3‘, der Schwanz 1‘. Der Serval bewohnt das südliche und westliche Afrika, hält sich in Gebüschen versteckt und jagt Hasen, junge Antilopen, Lämmer und Geflügel. Von sehr mildem Naturell lässt er sich sehr leicht zähmen, ist dann zu- traulich, folgt seinem Herrn und beträgt sich ‚überhaupt wie die Hauskatze. F. viverrina Benn. *) Die Taraikatze erreicht nur die Grösse unserer wilden Katze und ist kurzbeiniger als der Serval, mit kleineren Ohren. Ihr Colorit ist tief gelblichgrau, die einzelnen Haare an der Wurzel dunkel, in _ der Mitte gelblich, an der Spitze schwarz, die untere Körperseite rein weiss. Längs des Rückens laufen 4 Reihen schwarzer Flecke, die nach vorn auf der Stirn zu Streifen zusammenfliessen, über die Wangen 2 Streifen, von denen eine Kehlbinde abgeht, das Ohr hinten schwarz mit hellem Fleck, an den Körperseiten rundliche Flecken in A bis5 Reihen, auf dem Bauche grössere ohne Ordnung, an den Beinen Querstreifen, der Schwanz mit 8 bis 9 Ringel, die an der Unterseite unterbrochen sind. Körperlänge 21/5‘, der Schwanz 10“. Bewohnt Indien, besonders die Himalayagegenden. F. minulta Temm.°) Der Kueruck gleicht sehr der Hauskatze, ist je- doch kleiner mit kürzerem Schwanze und kurzen gerundeten Ohren. Der 3) Schreber, Säugeth. III. 407. Tf. 108; Buffon, Hist. nat. XIII. 233. tb. 33; Kolbe, Reise Vorgeb. 154; Forster, Transact. phil. soc. 1781. LXXI. 1. tb. 1; Sparrmann, Reise 146. 534; Perrault, M&m. acad. Ill. 108. ib. 13. 14; Cuvier, Menag. du Mus. Il. tb. 1; Fr. Cuvier, Mammif. livr. 1; Blainville, Osteogr. Felis; Wiebel, Odontogr. 21. Tf. 17. fig. 3, Smuts, Mamm. cap. 28; F. capensis Hiller, cimel. phys. tb. 39; F. galeopardus Desmarest, Mammal. 227; F. senegalensis Lesson, Nlustr. zool. tb. 61. 4) Bennett, Proceed. zool. soc. 1833. I. 68; Gray, indian. zool.1l. tb. 4; Fraaser, 2001. typic; F. himalayana Jardine, Mammal. II. 230. tb. 24; F. viverriceps Hodgson, Journ. asiat. soc. Bengal. V. 232. — Eine lebend in London gehaltene, jetzt im Leidener Museum befindliche Katze angeblich von den Küsten Chili’s oder Peru’s stammend beschreibt Temminck, Monogr. mammal. I. 140 als F. celidogaster , Grif- fiih, anim. kingd. II. 473. c. fig. als F. chalybeata. Sie hat einen sehr kurzen glatten mausfarbenen Pelz mit chocoladebraunen Flecken, kleine auf den Wangen und Lippen, 6 bis 7 Reihen halbkreisförmiger Binden auf der Brust, symmetrische grosse runde Flecken am Bauche, einen dunkelbraunen hellgefleckten Schwanz. 9) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 130; Fr. Cuvier, Marmmif. livr. 8; Jardine, Felinae. Felis. 879 Pelz ist oben rothbraungrau, unten weiss, mit dunkel kastanienbraunen Flecken geziert, auf dem Scheitel und Halse mit 4 gebogenen schwarzen Längslinien, die sich nach hinten in Flecken auflösen, neben der Nase ein weisser, an den Backen zwei kurze schwarze, um die Kehle ein brauner Streif, die Ohren aussen braun mit weissem Fleck, der dunkle Schwanz undeutlich geringelt oder gefleckt, die Flecken des Bauches in drei Reihen geordnet. Der Ton der Grundfarbe sowohl als Zahl, Form und Anordnung der Flecken ändern etwas ab. Körperlänge 16‘, der Schwanz 8". Auf Java, Borneo, Sumatra, Malacca, in Siam und Bengalen, am Tage in hohlen Bäumen versteckt, Nachts Geflügel jagend und sehr wilden Naturells. f) Lynces. Luchse, durch gepinselle Ohren, Kürze des Schwanzes und hoch- beinige Gestalt ausgezeichnet, F. cervaria Temm.*) ber Silberluchs erreicht die Grösse des Wolfes und trägt einen ausnehmend langen und weichen Pelz, einen deutlichen Backenbart, aber nur kurze, bisweilen selbst fehlende Öhrpinsel. Seine Schnauze ist gestreckt und der Schwanz sehr kurz. Die Rückenhaare sind an der Wurzel hellgrau, in der Mitte schön hellroth und an der Spitze silberweiss, woraus eine glänzend röthlichgraue Färbung entsteht. Länglich runde schwarze Flecken bedecken den Körper, die Innenseite der Beine ist ungefleckt und der Unterleib weiss, der Backenbart weisslich mit grossem schwarzen Fleck, um die Augen ein schwarzer Kreis, dahinter ein solcher Halbkreis, davor ein Fleck, die Schnurren weiss, an der Aussenseite der . Ohren eine schwarze Wickelbinde, der Schwanz an der Wurzel gefleckt, in der Endhälfte schwarz. Halbwüchsige Exemplare sind schmutzig gelb- lichweiss mit schwarzbraun gesäumten Binden, die Flecken unregelmässiger. Bisweilen ist bei Alten die Grundfarbe silbergrau, auf dem Rücken liegen zwei Längsstriche, die Flecken werden undeutlich, die Ohrpinsel aber lang. Körperlänge 32/3‘, Schulterhöhe 2"/,‘, Schwanz 9". Der Silberluchs bewohnt das nördliche Europa und Asien: Norwegen, Schweden, das nördliche Russland, Sibirien und am Kaukasus. Er ist trotz seiner Grösse scheu und furchtsam, flüchtig vor Hunden und Menschen. Er halt sich in Waldungen auf und lauert in den Aesten der Bäume auf Rennthiere, Hirsche und Rehe, auf Füchse, Hasen und Auerhühner und ist eben nicht gefrässig. Mammal. It. 215. tb. 18. 19; Burmeister, Ersch u. Grub. Encycl. XLIlI. Felis; F, ja- vanensis Horsfield, Zool. research. I. c. fig.; F. sumatrana Horsfield, 1. c.; F, undata Desinarest, Mammal. 230; Raffles, Transact. Linn. soc. Xlll. 249. — Als blosse Farbenabänderung gehört hıeher noch F. rubiginosa Geoffroy, voy. Belanger 140. tb. 6 von Pondicherry. Ihre Wangenstreifen sind röthlıch, die Ohren nur an der Spitze schwärzlich, die Flecken des Rumpfes rostroth, nach unten schwarzbraun, am Unterleibe in Querreihen geordnet, die Vorderpfoten fahlgrau, die hintern und der ungefleckte Schwanz röthlich. Vielleicht ist auch Müllers F. megalotis Verhdl. nederl. Bezitt. I. 54 von Timor mit höher gestellten Ohren und etwas längerem flachen Schwanze nur eine blosse Varietät, ihre Grundfarbe ıst fahlgelb mit schwärz- licher Marmorirung. Eine dritte Art sehr zweifelhafter Verwandtschaft ist Vigors | F. Temmincki Zool. journ. IV. 451. tb. 22 von Sumatra, einförmig rothbraun, unten | weisslich, ' 6) Temminck, Monogr. Mammal. I. 106; Nilsson, Illum. fig. skand. Faun. I.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 316; F. Iynxz Pallas, Zoogr. 28; F.viryata Nilsson, l.c, 880 Unguiculata. Ferae carnivorae. F. borealis Temminck. ?) Der Polarluchs trägt einen etwas kürzeren, minder reichen Pelz als der Silberluchs, hat einen kürzeren Schwanz von noch nicht Kopfeslänge, sehr lange Ohrpinsel und keine fleckige Zeichnung. Die Rückenhaare sind dunkelbraun mit grau und braun geringelter Spitze, die der Seiten an der Wurzel grau, in der Mitte röthlich, an der Spitze weisslich, die allgemeine Färbung ist daher grau, auf dem Rücken braun-, am Bauche röthlichweiss gewellt, der Unterleib und die Innenseite der Beine sind schmutzigweiss, die Ohren schwarz gesäumt, der Backenbart mit schwarzem Fleck, die Schnurren schwarz und weiss, der Schwanz röthlichweiss gewellt mit schwarzer Spitze. Körperlänge selten bis 3‘, der Schwanz !,'. In Nordamerika, nördlich von den grossen See’n und östlich vom Felsengebirge, in waldigen Gegenden. Liefert jährlich viele tausende Felle in den Handel, die jedoch weniger geschätzt sind als die europäischen. F. Iyn& L.®) Der gemeine Luchs unterscheidet sich von den vori- gen beiden durch geringere Grösse, sebr lange Ohrpinsel, längeren Schwanz, den einfarbig rothbraunen Rumpf und die deutlichen Flecken an den Beinen und den Bauchseiten. Das Colorit variirt etwas. Der Rücken und die Seiten sind gewöhnlich roströthlich, nach unten heller, die rothe Farbe fleckig und an den Beinen in braun- oder schwarzrothen Flecken ausgeschieden, die ganze Unterseite ist rein weiss, nur am Bauche einige verwischte Flecken, die Oberseite des Kopfes blass, der Augenring weiss, auf den Wangen einige dunkle Streifen und Tupfen, die Schnurren braun und weiss, die Ohren innen weiss, aussen mit hellem Fleck unter der schwarzen ge- pinselten Spitze, der Schwanz mit dunkeln Wellenlinien und schwarzem - Ende. Die röthliche Rumpffarbe erscheint bisweilen gelblich, auch gehen deutliche Flecken vom Bauche an den Rumpfesseiten hin, oder die Rumpf- farbe ist weisslich mit brauner Wellung, die Flecken völlig verwischt. Körperlänge 3‘, Schwanz Yz'. Der Luchs bewohnt die gebirgigen Waldungen des mitlleren Europa, besonders die Alpen, Karpathen, in Polen und Russland. In England fehlt er, in Deutschland ist er auf die Grenzgebirge zurückgedrängt, in Frank- reich auf die Pyrenäen, auch in den Schweizeralpen zeigt er sich nur noch spärlich. Er ist sehr blutgierigen Naturells, überfällt hinterlistig das Hoch- wild, streift weit umher, raubt an Schaf- und Ziegenheerden, frisst auch Hasen, Mäuse und Waldhühner. Verwundet greift er wild den Jäger an und bewaltigt durch List und Gewandheit die Hunde. Er ranzt im Januar und Februar und nach 9 Wochen wirft das Weibchen 2 bis 4 blinde weisse Junge an einen sehr versteckten Ort. Diese lassen sich zähmen, sind aber schwer einzufangen und daher in Menagerien auch äusserst selten. Der Pelz ist sehr geschätzt und in manchen Gegenden wird auch das Fleisch als sehr schmackhaft gerühmt, 7) Temminck, Monogr. Mammal. I. 109; Burmeister, Ersch u. Grub. Encycl. XL. 425; F. canadensis Buffon, Hist. nat. Suppl. Ill. 299. tb. 44; Desmarest, Mam- mal. 224; Richardson, Fauna 1. 101; Jardine, Mammal. II. 259. c. fig. 8) Linne, syst. nat. XII. I. 62; Schreber, Säugeth. II. 408. Tf. 109; A. Wagner, ebd. 11.512; Buffon, Hist. nat. IX. 231. tb. 21—23; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. I. 678; L. Schenk, Luchsarten. Dorpat 1848; Blainville, Osteogr. Felis; F. Iyncuta Nilsson, Skand. faun., I. 3; F. kattlo Schrank, Faun. boic. + Felinae. Felis. 881 F. pardina Temm.°) Der Pardelluchs zeichnet sich durch die Kürze seines Pelzes, den sehr grossen Backenbart, den langen Schwanz und eben- falls lange Ohrpinsel und die vielfleckige Färbung aus. Die Farbe des Rumpfes ist lebhaft glänzend roth, der ganze Rumpf mit länglichen schwarzen Flecken besetzt, der Backenbart in der oberen Hälfte fahl und schwarz, in der unteren weiss, die Ohrpinsel und Ohren schwarz mit grauem Fleck, auf dem Halse schwarze Längsstreifen, die Unterseite und Lippen weiss, der Schwanz fahl, gefleckt, mit schwarzem Ende. Körperlänge 21/,', der Schwanz 5, Im südlichen Europa besonders Portugal und Spanien, Sardinien, Sici- lien, Griechenland und die Türkei. F. rufa Güldst. 1) Der Rothluchs wird nicht grösser als ein Fuchs und ist oben graubraun oder röthlichgrau, unten überall rein weiss, auch die Oberlippe, Backen und ein Fleck vor den Augen ist weiss, von brau- nen Linien oder Flecken unterbrochen, die Ränder der Augenlider schwarz, die Öhren aussen schwarz mit weissem Fleck und kurzem Pinsel, die Beine braun punctirt, am Vorderarme innen eine schwarze Querbinde, der Schwanz sehr dünn und vor der weissen Spitze mit grossem schwarzen Fleck, im Backenbart ebenfalls ein schwarzer Fleck. Das Wollhaar ist hellröthlich, die Grannen im Winter grau und schwarz geringelt mit weisser Spitze, im Sommer kürzer und ohne weisse Spitze. Körperlänge 24,', der Schwanz. 5“. In Nordamerika von den grossen See’n bis Mexiko. Liefert viel Felle in den Handel. F. caracal Güld.?) Der Caracal ist ein sehr schlank gebauter und hochbeiniger Luchs, durch längere Ohren mit sehr langem Pinsel von den vorigen verschieden. Seine Grundfarbe ist ein schönes lebhaftes braun- roth, an der Kehle und am Bauche ins Weisse ziehend; an der Oberlippe liegt ein grosser schwarzer Fleck, auf welchem die weissen Schnurren stehen; vom Nasenrande zum Auge zieht ein schwarzer Streif, die Ohren sind hinten schwarz, die Haare ihres Pinsels schwarz und weiss. Junge Exemplare sind gefleckt. Körperlänge 2%‘, Schwanz 10“. Bewohnt ganz Afrika, Vorderasien und Indien. Geht des Nachts auf Raub aus und wird in Indien zur Hasen- und Kaninchenjagd abgerichtet. F. chaus Güld.?) Wie vorige Art schlank gebaut und hochbeinig, mit reichlicher Behaarung, zumal sehr dichtem und weichen Wollhaar, aber mit 9) Temminck, Monogr. Mammal. 1.116; Sykes, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 113. 1) Güldenstädt, nov. comment. Petropol. XX. 499; Schreber, Säugeth. III. 412. Tf, 109.b; Fr. Cuvier, Mammif. III. livr. 58; Richardson, Fauna I. 103; Pennant, synops. quadrup. 188. tb. 19. fig. 1; F. maculata Horsfield u. Vigors; F. fusciata, F. montanus, F. floridanus, F. aureus Rafinesque, Americ. mouthl. magaz. 1817. 46; Desmarest, Mammal. 225; Chat ä ventre tachete Fr. Cuvier, Mammif. III. 54. 2) Güldenstädt, nov. comm. acad. Petrop. XX. 500; Buffon, Hist. nat. IX. 262. tb. 24; Schreber, Säugeth. Ill. 413. Tf. 110; Temminck, Monogr. Mammal. 1. 118; Fr. Cuvier, Mammif. II. 37; Smuts, mammal. cap. 29; Wagner, Algier Ill. 62. Tf. 4. — Temminck führt a. a. 0. 251 eine F. chrysothrie unbekannter Heimath auf, die sehr nah steht, wenn nicht gar identisch ist. Sie ist oben lebhaft braunroth, längs der Seiten mit kleinen dunklen Flecken besetzt, unten röthlichweiss mit grossen und kleinen kastanienbraunen Flecken, an der Aussenseite der Ohren schwarz, an den Gliedmassen goldroth. i 3) Güldenstädt, nov. comm. acad. Petrop. XX. 493. tb. 14; Schreber, Säugeth. I. 714. T£. 110.b; Temminck, Monogr. Mammal. I. 121; N Atlas 13. Säugethiere. 882 Unguiculata. Ferae carnivorae. nur sehr kleinem Ohrpinsel, der mehr blos eine Endbürste darstellt, und mit sehr kurzem Schwanz. Das allgemeine Colorit ist gelbgrau, und zwar das Wollhaar ockergelb, die Grannen am Grunde ebenso, in der Mitte mit schwarzbraunem Ring, an der Spitze graugelb oder weiss oder selbst schwarz, von der Nase bis zum Auge läuft ein schwarzer Streif, die Lippen- ränder sind schwarz mit weisser Einfassung, über und unter dem Auge ein weisser Fleck, die Schnurren weiss und schwarz, die Ohren aussen graubraun mit schwarzer Spitze, die Unterseite hell ockergelb bis weisslich, die Beine mit dunkeln Querbinden, der Schwanz graulich, in der Endhälfte schwarz und weiss geringelt. Körperlänge 2’, der Schwanz 8". - Das Vaterland der Kirmyschak bilden die sumpfigen bewaldeten Ge- genden am kaspischen Meere und Aralsee, in Persien, Aegypten, Nubien und Abyssinien. Hat das Naturell der wilden Katze, jagt Nachts Vögel und Nagethiere, auch Fische, und lässt sich zähmen. F. caligata Temm. *) Der gestiefelte Luchs unterscheidet sich von dem vorigen durch längeren Schwanz und nähert sich überhaupt der wilden Katze auffallend. An den langen zugespitzten Ohren trägt er den kleinen bürstenähnlichen Pinsel. Das Colorit variirt. Die Männchen sind stets dunkler, meist bläulichgrau und aschgrau melirt und schwärzlich ge- wellt, die Weibchen blasser, fahlgelblich, licht röthlich gewellt, die Jungen schwarz gebändert. Die Unterseite ist röthlichweiss, oder licht ockergelb- lich, die Kehle zuweilen weiss, die Schnauze weisslich oder fahl, auf den Wangen häufig zwei röthliche oder schwärzliche Binden, die Ohren aussen lebhaft roth, innen weiss mit schwarzem Pinsel, an den Beinen schwarze mit dem Alter sich verwischende Querstreifen, Hinterseite der Pfoten schwarz, die Endhälfte des Schwanzes weiss und schwarz geringelt. Die Körperfarbe variirt von fahlgrau, röthlichgrau, schwärzlichbraun in schwarz. Körper- länge 2’, der Schwanz 1‘. Bewohnt die Gebirgswälder des westlichen Afrikas vom Gap bis Aegyp- ten, in Vorderasien und Indien. g) Cati. Katzen vom Typus der Hauskatze, klein, langgeschwänzt, ohne Ohrpinsel, mit spaltenförmiger Pupille und gebänderter Zeichnung. F. manul Pall.?) Der Manul übertrifft den Fuchs an Grösse, hat. stär- kere ünd höhere Beine als die wilde Katze, kurze breite abgerundete Ohren und einen buschigen, walzigen, langen Schwanz. Das Colorit ist weisslich- gelb mit braunen Haaren untermischt, der Scheitel fein schwarz gefleckt, unter dem Auge eine Längslinie, quer über den Wangen zwei schwarze Streifen, die Ohren aussen gelblich, die Iris röthlichgelb mit länglich schiefer Tf. 4; Fr. Cuvier, Mammif. III. 56; F. catolım& Pallas, Zoogr. I. 23. Tf. 2: F. bubalis Ehrenberg, symb. phys. dec.2: F. Rüppelli Brandt, Bull. nat. Moscou 1832. IV. 209. — Wahrscheinlich erstreckt sich das Vaterland dieser Art weiter nach Asien hinein, wie es Blylhs Bemerkungen über F. Huttoni in Indien und Ceylon Journ. asiat. soc. Bengal 1853. XXI. 581 vermuthen lassen, Desselben F, isabellina 1. e. XVI. 1178 gehört ebenfalls hieher oder zu Caracal. 4) Temminck, Monogr. Mammal. I. 123; Fr. Cuvier, Mammif. IN. 55; Smuts, DrRueN: cap. 80; F. Iybieus Olivier, voy. Egypte tb. 41; F. obscura und F, caffra ee ertadl.BR0: in Cuvier, Mammif. III. 56; F. nigripes Burchell, travels PN! [R dg: & \ nei gson, ourn. asiat. soc. Bengal. V.233; F. Jacquemonti Geoflroy, 5) Pallas, Reise III. 692; Zoogr. 20. tb. 7. Felinae, Felis. ‚883 Pupille, die Schnurren in vier Reihen, meist weiss, der Schwanz vor dem schwarzen Ende geringelt. 20 Schwanzwirbel und im Öberkiefer nur 2 Backzähne. Körperlänge 19, Schwanz 10. Lebt in den offenen felsigen Gegenden der tartarischen und mongo- lischen Steppen nach Art der wilden Katze. F. torguata Cuv.°) Die Ringelkatze gleicht in der Grösse der Haus- katze, ihr Schwanz hat halbe Körperlänge, die Haare sind an der Wurzel grau, in der Mitte hellfahl, an der Spitze weiss und schwarz geringelt, die Grundfarbe daher lichtgrau, auf derselben liegen braune Flecken, auf den Wangen zwei (Querstreifen, unter der Kehle ein Halbring, ein tieferer vor der Brust, auf dem Kopfe vier Streifen paraleller Flecken, von denen drei längs des Rückens zum Schwanze laufen. Von den Schultern steigen Flecken herab, die sich an der Brust vereinigen, auch auf den Seiten liegen drei grosse Flecken, kleinere dahinter, an den Gliedmassen Querbinden, die “ Unterseite ist weiss mit kleinen schwarzen Flecken besetzt. Der Schwanz ist mit fünf Halbringen geziert, am Ende schwarz, die Ohren aussen fahl oder schwarzbraun. In Nepal und Bengalen. F. maniculata Rüpp.?) Die kleinpfötige Katze gleicht der Hauskatze in ihrer äusseren Erscheinung so auffallend, dass sie als die Stammart der- selben betrachtet wird. Ihr Wollhaar ist schmulzig ockerfarben, auf dem Rücken dunkler, die Grannen schwarzbraun und schmutzigweiss geringelt, so dass die allgemeine Färbung graulichgelb erscheint. Lippenränder und Nase sind schwarz, die Schnurren glänzend weiss mit brauner Wurzel, Nasenrücken dunkel ockerfarben, Iris feuriggelb; von der Nase zum inneren Augenwinkel zieht ein dunkelbrauner Streif von einem weissen begleitet, die Ohren aussen grau, innen weiss; auf dem Scheitel 8 schmale, schwarze, gewellte Linien, Wangen, Kehle und Vorderhals glänzend weiss, auf den Wangen zwei ockergelbe Streifen, zwei solche Ringe am Halse, Brust und Bauch schmutzigweiss mit gelben Flecken und Streifen, längs des Rückens ein dunkler Streif, das Schwanzende mit zwei schwarzen Ringeln, die Glied- massen mit schwärzlichen Querstreifen, die Sohlen glänzend schwarz. Bewohnt die felsigen und buschigen Gegenden Nubiens. F. domestica Briss.°) Die Hauskatze, so allgemein bekannt als der Hund, variirt in Grösse, Habitus, Körperformen, Pelz und Färbung ungleich weniger, ja weniger als fast jedes andere gemeine Hausthier. Ihre Charac- 6) Fr. Cuvier, Mammif, II. 54; Temminck, Monogr. Mammif. I. 255; Sykes, Pro- ceed. zool. soc. 1831. I. 102. 7) Rüppell, zool. Atlas I. Tf. 1. — Die grosse Aehnlichkeit dieser Art mit un- serer Hauskatze in der äussern Erscheinung ist noch kein ausreichender Grund, sie für die Stammart derselben zu halten, sie könnte ebenso gut eine verwilderte Hauskatze sein. Eine Vergleichung der auatomischen Verhältnisse ist unbedingt nohwendig, bevor über die Identität beider entschieden werden kann, unsers Wissens sind aber nur Bälge von der F. maniculata bisjetzt bekannt. Die von Geoffroy in Jacquemonts Voyage 56 unterschiedene F. Iybica zeichnet sich durch nichts weiter als ein dichteres Wollhaar aus und ebenso ist Grays F. pulchella Loud. mag. 1837. 1. 577 aus Aegypten identisch. 8) Brisson, Quadrup. 191; Buffon, Hist. nat. VI. tb. 2—4; Schreber, Säugeth, II. 397. Tf. 107.b; Bechstein, Naturgesch. 641; Versuch einer Katzengeschichte. Leipzig 1772; Gurlt, vergleich. Anatomie der Hausth.; Blainville, Osteogr. Felis; Giebel, Odontogr. 21. Tf. 7. fig. 3; Strauss-Dürckheim, Anat. descript. et compar, du Chat. Paris 1846. | | 56* 881 Unguiculata. Ferae carnivorae. tere sind leicht zu erkennen. Der rundliche oben platte Kopf, die sehr kurze abgerundete Schnauze mit dem kleinen Maul und sehr beweglichen dickenLippen, die kahle eckige Nase mit mittler Furche, die grossen Augen mit schmal spaltenförmiger Pupille, die sich fast bis zur Kreisform erweitern kann, die dicken Backen und dreieckigen, oben gerundeten Ohren, der runde Hals, comprimirte, gleich dicke Leib, der sehr bewegliche Schwanz, die niedrigen Beine mit den kleinen runden und dicken Pfoten. Der Pelz pflegt kurz und weich zu sein, nur bei der angorischen Katze wird er lang und seidenartig, weiss, gelblich oder grau, bei der Cartheuserkatze wollig und bläulichgrau, bei der spanischen zeichnet er sich nur durch schöne hochgelbe Färbung mit weissen und schwarzen Flecken aus. Die häufig- sten Farben sind weiss, schwarz, grau, gelb und braun, einförmig, ge- fleckt, gestreift oder nur gewellt, doch haben auch die rein weissen Katzen einzelne schwarze Haare und ebenso die tief braunschwarzen einzelne weisse, Die Körpergrösse variirt nicht mehr als bei anderen Arten überhaupt. Die Katze ist ein allgemein über die ganze Erde verbreitetes Hausthier, das nur in den kältesten Landern wie Grönland und Lappland und in be- deutenden Meereshöhen nicht ausdauern kann. Ihr Naturell, ihre Wildheit, Gefrässigkeit, Gier, Tücke und Falschheit sind so wenig fügsam, dass sie eigentlich nur als vagabondirendes Hausthier betrachtet werden kann. Sie ist in jeder Hinsicht das gerade Gegentheil des Hundes. Während dieser sich als integrirender Theil des Hausstandes betrachtet, in alle Verhältnisse sogleich fügt und dem Menschen ganz und gar hingibt, hält sich die Katze nur aus Eigennutz im Hause auf, sie wartet auf Milch und andere Genüsse, sucht Näschereien, will sich schmeicheln und liebkosen lassen, ist aber sehr empfindlich gegen alles was ihr nicht gefällt, stets zur Gegenwehr mit den spitzen Krallen und scharfen Zähnen bereit, kann nie ihre Falschheit und Tücke verbergen, jagt nebenbei auf Böden, in Scheuren, Ställen und Gärten nach Mäusen, Ratten und kleinen Vögeln, um ihre Raubgier zu stillen, die in ihrer ganzen Grässlichkeit hervortritt, wenn der Aufenhalt im Hause die Begierden nicht zur Genüge befriedigt, jaes sind Beispiele bekannt, dass Katzen Säuglinge angegriffen und getödtet haben. Von besonderen psychischen Anlagen ist nicht die Rede, ganz im Gegentheil zu dem Hunde, die Lust zum Spielen und die Geschicklichkeit im Mäusefangen ist alles, was sie für die Pflege und gute Abwartung bietet. Sie liebt die Wärme, spinnt in wohlbehaglicher Ruhe, miaut wenn sie besondere Verlangen hat, und pfaucht im Zorn mit aufgesperrtem Rachen, schreit und heult ganz kläglich und widerlich während der Brunstzeit. Wegen ihres hässlichen Characters hat denn auch der Hund ein sehr wachsames Auge auf sie, wenn er durch Erziehung mit ihr verbunden ist, sonst ist er ein erklärter Feind des ganzen Geschlechtes, verfolgt sie überall, bei jedem Angriffe, dem sie sich nicht durch Flucht entziehen kann, macht sieeinen Buckel, pfaucht, und Setzt sich mit Krallen, Gebiss und stinkendem Harn, den sie dem Hunde ins Gesicht spritzt, zur Gegenwehr. Die Ranzzeit fällt ins Frühjahr und in Sommer, die Mieze sucht den Kater auf und reizt ihn, nur des aa An Geschrei und hefligen Kämpfen. Das Weibchen A nfle in 4 ha Wochen 4 bis 6 blinde Junge an einen versteckten Ort ar ai: Ben sorgfältig, während der Kater bisweilen seinen Appetit at höch ie Jungen spielen sehr gern mit einander. Ihr Alter scheinen chstens 18 Jahre zu bringen, in welchem Alter der Hund erst a a 2 SE N Felinae. Felis. 8835 ein Greis wird, um bei guter Pflege noch mehre Jahre sein stumpfes mürrisches Leben zu geniesen. Die Katze war bereits bei den alten Aegyp- tern Hausthier und hoch geschätzt und hat erst mit der fortschreitenden Kultur sich allmählich über die ganze Erde verbreitet. F. catus L.?) Die wilde Katze ist ansehnlich grösser als die Haus- katze, und trägt einen längeren feineren Pelz von gelbgrauer Grundfarbe, jedes Haar mit zwei weissen und zwei schwarzen Ringen. Auf den Backen liegen zwei dunkle Streifen, von der Stirn zum Nacken laufen vier schwarze Längslinien, auf den Schultern drei Streifen, längs des Rückens eine Reihe schwarzer Flecken, von welchen verwaschene (uerbinden abgehen, am Schwanzende und an den Beinen ebenfalls Querbinden. Als beachtenswerthe Differenzen von der Hauskatze sind noch hervorzuheben der kürzere und dickere Leib und der kürzere, gleich dicke, stumpfendende Schwanz. Die gewöhnliche Körperlange 2’, der Schwanz 1‘, doch sollen auch 3‘ lange Exemplare vorkommen. | Der Schädel bietet ausser der beträchtlicheren Grösse keinen Unter- schied von dem der Hauskatze, das Gebiss nur in der geringeren Grösse des Kornzahnes. Der Atlas ist lang, seine Flügel sehr kurz, der Dorn des Epistropheus niedrig, nach vorn und hinten verlängert, der 3. Halswirbel dornenlos, der 4. bis 6. mit gleich hohen, der 7. mit viel höherem Dorn, alle Querfortsätze schwach, aber mit grossen Beilanhängen, die sehr langen Rückendornen in der oberen Hälfte vierkanlig und knopfförmig geendet, die Lendenwirbel ungemein stark mit sehr breiten Fortsätzen, 3 Kreuz- und 21 (an unseren Skeleten, nach anderen 23 oder 24) Schwanzwirbel, von denen die 5 ersten Querfortsätze haben, die Rippen sehr schmal, das Schulterblatt mit sehr hoher Gräte, das Becken breit. Der Darm von drei- facher, bei der Hauskatze von fünffacher Körperlänge, Die wilde Katze bewohnt die Waldungen des gemässigsten Europa und angrenzenden Asiens, ist sehr wilden Naturells, fast unzähmbar und greift verwundet selbst den Jäger an. Sie jägt nach jungen Rehen, Hasen, Hamstern, Mäusen, Vögeln und Fischen und stiehlt auch das Federvieh aus den Gehöften. An den meisten Orten ist sie selten, hält sich in den dich- testem Gebüsch versteckt, in Baumhöhlen, Felsspalten, Dachs- und Fuchs- löchern die Wohnung aufschlagend. Hinsichtlich der Ranz- und Tragzeit verhält sie sich wie die Hauskatze. F. moormensis Hodgs. !) Die Mormikatze gleicht in der Grösse unserer wilden Art, ist jedoch minder kräftig gebaut, mit breiterem Kopfe, flacherer Stirn und sich etwas verdünnendem Schwanze. Das Colorit der oberen Theile ist einförmig dunkelbraunroth, die Unterseite blasser, die Aussenseite der Ohren und die Schwanzspitze schwarz, die Schnurren schwarz mit gelblichweisser Spiße, die Beine mit einigen Querbinden, auf den Wangen 9) Linne, syst. nat. XII. 1. 62; Buffon, Hist. nat. VI. I. tb. 1; Schreber, Säugeth. 111. 397. T£. 107.a; Pallas, Zoogr. 1.25; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 648; Ridinger, kleine Thiere Tf. 80. 81; Brehm, Isis 1829. 639; Jäger, würtb. Jahresh. 1848. 1. 65; Blainville, Osteogr. Felis. — Dass die wilde Katze nicht Stammart der Hauskatze ist, bedarf bei der gegenwärtigen Kenntniss der Differenzen beider keiner Wider- legung mehr. 1) Hodgson, Proceed. zool. soc. 182. Il. 10. — Nur in einem einzigen Exem- plare bekannt, könnte dasselbe für eine verwilderte Hauskatze gehalten werden, - wenn nicht die ansehnlichere Grösse Bedenken dagegen erregte. 886 Unguiculata. Ferae insectivorae. drei gelbliche, schwarz gesäumte Querstreifen, unter den Augen ein gelb- lichweisser Fleck, die Nase fleischfarben, die Krallen schwarz, Körper- länge 2!/,‘, der Schwanz 1Y,. k In Nepal. F. planiceps Vig.?) Die Hechtkatze hat den Habitus der Marder, eine breite deprimirte Schnauze, kurze gerundete Ohren und einen sehr kurzen Schwanz. Die Färbung ist rothbraun und zwar die einzelnen Haare an der Wurzel rothbraun, dann braun mit weisser Spitze, die Unterseite des Körpers weiss, auf der Oberseite des Kopfes zwei helle Streifen, die Ohren aussen schwarzbraun mit hellem Fleck. Körperlänge 18“, Schwanz 5. Auf Sumatra und Borneo. ITl. Ferae insectivorae. IAmsectenfressende Raubthiere. Die Insectenfresser sind sehr kleine und selbst die kleinsten Säugethiere mit veränderlicher Zahl der Schneidezähne, ohne Fleisch- und ächte Mahl- zähne, statt deren mit spitzzackigen breiten Backzähnen hinter den compri- mirten, meist scharfspitzigen Lückzähnen. Sie haben nackte Sohlen, eine lange oft rüsselförmige Schnauze, sehr wenig ausgebildetes Gesicht und Gehör, nur ausnahmsweise einen kleinen Blinddarm, dagegen sehr starke kräftige Schlüsselbeine. Sie leben allermeist unterirdisch, nähren sich von Insecten, 2) Vigor, zool. journ. III. 449. tb. 12; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 541; Giebel, Odontogr. 21. Tf. 7. fig. 4. Ausser den aufgeführten Arten werden noch einige vorweltliche und lebende aufgeführt, deren Characteristik jedoch noch ungenügend, deren Verwandtschaft und systematische Stellung daher noch zweifelhaft ist. Gray führt in den Ann. mag. nat. hist. 1838. I. 27. 1840. IV. 450 und in Loud. magaz. 1837. 1.577 folgende Arten auf. 1) F. neglecta von Sierra Leone, 3‘ lang, Schwanz 15”, Pelz sehr kurz, bräunlichgrau mit kleinen schwärzlichen Flecken, unten weiss mit grösseren Flecken und Streifen. 2) F. servalina nach einem ganz verstümmelten Felle von ebenda, serva- öhnlich mit kleinern Flecken und wohl wirklich zu Serval gehörig. 3) F, chinensis aus China vom Typus der F. minuta, gelblichgrau mit kleinen, ungleichen schwar- zen Flecken, am Kopf und Nacken mit Strichen. 4) F. inconspicua aus Nepal, grau, schwarz und weiss, mit bräunlichen Streifen. 5) F. rutila Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1843. XII. 58 von SierraLeone, 3° lang, Schwanz fast 1‘, oben rostfarben, an den Seiten undeutlich gefleckt, unten weisslich mit rölhlichschwarzen Flecken, der Schwanz oben dunkelroth, unten blasser, ungefleckt. 6) F. melanura Ball, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 286; Fraaser, zool. typ. 26 schlank gebaut, die Vorder- beine mit schwarzen Längsstreifen, die hintern gefleckt, längs der Seiten drei Streifen, der Schwanz undeutlich geringelt und schwarzspilzig, der Rücken schwärz- lich » die Kehle weiss und gefleckt, an der Brust ein grosser Fleck. — Aus den brasilianischen Knochenhöhlen erwähnt Lund Ueberreste mehrer noch nicht näher characterisirter Arten. R, Wagner beschreibt in Wiegm. Argpiv 1835. II. 96 einen Unterkiefer aus der Knochenhöhle von Rabenstein als F. minuta (non Temm.) klei- ner als die Hauskatze. Aus den belgischen Höhlen wird von Schmerling oss. foss. ao unge I. 88. tb. 18 eine dem Luchs ähnliche, von Blainville fälschlich damit ic en icirte F, enghioliensis erwähnt. Sie weicht in der Form des Fleischzahnes ab, wäh- Ban ne F. Iyneina aus der Gaylenreuther Höhle keine beachtenswerthe Diffe- er So Er bietet, und noch weniger eigenthümlich scheint der einzige Zahn u er Owen, brit. foss. Mamm. fig. 66 aus dem Redcrag von Newbourn. pelligy ge = auf eın Kieferfragment aus den pliocänen Schichten von Mont- a aht... u; ristoli Zool. Pal. fr. 124. tb. 8. fig.2, welche dem Serval auffallend ehl, Ueber Bravards langschnäuzige F. leptorhina (== F. leptorhyncha) und die todtgeborenen F, elata juvi ioch ö ' . o und F. i keine Auskunft te nd F. juvillacea aus miocänen Schichten können wir | | | Talpinae. Chrysochloris, 887 verraihen wenig psychische Anlagen, aber eine sehr grosse Gefrässigkeit und Raubgier. Ihre Sonderung in Familien ist ziemlich scharf. Dreiunddreissigste Familie. Talpinae. Die Mullwürfe zeichnen sich durch höchst auffallende Eigenthümlichkeiten ihres äusseren und inneren Baues von ihren Verwandten aus. Ihr gestreckter walzenförmiger Körper trägt auf einem kurzen dicken Halse den kleinen Kopf ohne sichtbare Ohrmuscheln und mit gar nicht hervortretenden Augen, aber mit langer rüsselförmiger Schnauze. Die Gliedmassen sind ganz verkürzt und erst vom Wurzelgelenk an frei und die Pfoten in sehr breite, schaufelförmige Grabpfoten verwandelt. Der Schwanz ist sehr kurz oder fehlt auch wohl ganz. Ihren Körper bekleidet ein kurzer, sehr femer und weicher Pelz. Die scharf schneidenden bald grösseren bald kleineren Schneidezähne ändern in der Zahl ab und zwar sind oben 2, oder meist 3, unten 2 bis 4 vorhanden. Die Eckzähne fehlen oder sind zweiwurzlig mit sehr scharfspitzigen und scharfkanligen Kronen. Die 3 bis 4 Lückzähne sind stark comprimirt und bestehen aus einem hohen sehr spitzen Hauptzacken mit kleinem Neben- zacken oder bloss vorspringender Basalwulst. Die ächten Backzähne lassen sich als zusammengesetzt betrachten aus dreiseiligen scharfkantigen Prismen, deren Kanten sich auf der Kaufläche als scharfe Zacken erheben. Die Schädel- knochen sind ungemein dünn, der Schädel selbst sehr gestreckt, deprimirt, ohne scharfe Leisten und Kanten, vielrmehr platt. Die Mulle bewohnen gegenwärtig die gemässigste Zone beider Erdhälften in unterirdischen Höhlen, die sie selbst graben. Sie waren bereits vor Be- ginn der tertiären Periode auf der Erdoberfläche vertreten und sind daher nächst den Beutelthieren die ältesten Säugethiere überhaupt, indem schon in der dritten jurassischen Epoche eine Gattung existirte. In späteren Epochen fehlen sie nicht und ganz besonders wurden ihre Ueberreste bisher in mio- cänen Schichten gefunden, viel seltener in pliocänen und diluvialen. Da sie ihre Nahrung, meist Würmer und Insectenlarven, durch unterirdische Wühle- reien aufsuchen, so sind sie überhaupt lichtscheue, stumpfsinnige Thiere und durch grosse Gefrässigkeit ausgezeichnet. Wenn ihnen mit Eintritt der kälte- ren Jahreszeit die Nahrung ausgeht, fallen sie in Winterschlaf. Chrysochloris Guv. Der Goldmull hat ganz die walzenförmige Gestalt. und den kurzen weichen Pelz des gemeinen Maulwurfs, unterscheidet sich aber sogleich durch den gänzlichen Mangel des Schwanzes, und anders gebildete Pfoten. Die Vorder- pfoten haben nämlich nur drei Krallen, von denen die äussere die längste, sehr breit und sichelförmig gekrümmt ist, die mittlere und innere ist ver- kürzt und beide können in eine Aushöhlung jener grossen aufgenommen werden. Die Hinterfüsse sind fünfzehig, mit kraeh Kralldn; nach aussen und innen sich verkürzend. Aeussere Ohrmuscheln fehlen gänzlich und das Auge “ist verdeckt. Die kurze zugespi'zte Schnauze endet mit einem nackten Knorpel zum Wühlen. Die weiche Behaarung schimmert in schönem Metallglanze. Das Gebiss ist höchst characteristisch. Die Zähne sind durch kleine Lücken von einander getrennt, in jeder Reihe 10 hinter einander. Der erste gleicht in beiden Kiefern einem starken einwurzligen Eckzahne, die beiden folgenden sind um die Hälfte kleiner, aber ebenfalls eckzahnartig. Da sie im. 888 Unguiculata. . Ferae insectivorae. Zwischenkiefer stehen, müssen sie als Schneidezähne gedeutet werden, der vierte obere ist klein, comprimirt dreizackig und steht auf der Naht des Zwischen- und Oberkiefers, also in seiner Stellung Eckzahn, in seiner Form Lückzahn. Die 6 folgenden nehmen an Grösse zu und dann ab, sind viel breiter als lang, bilden gleichsam quere Platten mit zwei breiten Zacken aussen und einem höheren innen; die unteren Backzähne zeigen die umge- kehrte Anordnung der Zacken. | Der Schädel ist kürzer als bei dem gemeinen Maulwurf, im Hirntheil höher und breiter. Eine schmale Querleiste, die bis zur Ohröffnung herab- läuft, scheidet das Occiput vom Vorderkopfe, von ihrer Endigung beginnt mit breiter Basis der zarte stabförmige Jochbogen, dessen vordere Basis von dem Infraorbitalloch durchbrochen ist. Die Pauke ist gross und comprimirt, bisweilen mit einer kugligen in die Schläfengrube vorspringender Blase com- municirend. Der Zwischenkiefer endet vorn jederseits mit einem hakigen Vorsprung, der Unterkiefer ohne Kronfortsatz, aber mit sehr breitem Winkel- fortsatz; der Atlas nur ein sehr schmaler Ring ohne Flügel, der Epistropheus frei, die folgenden Wirbel ohne Dornen, ihre Bögen viel breiter als bei Talpa; 19 bis 20 Wirbel tragen Rippen, 3 bis 4 sind rippenlos, 10 bis 12 liegen in der Kreuz- und Sshwanzgegend, wovon nur 3 der ersteren angehören. Die langen Rückendornen liegen völlig auf einander und da auch die breiten Lendendornen ganz nach hinten geneigt sind, so fehlt die Antiklinie völlig. Die erste Rippe bildet eine enorm breite Platte. Das Manubrium des Brust- beines ist sehr stark, unten mit vorspringendem hohen Kiel, nach den Seiten flügelförmig erweitert. Dahinter folgen 7 bis 8 kleine vierseitige Wirbelkörper und zuletzt der längliche Schwertfortsatz mit breitem halbmondförmigen Knorpelblatt. Die Schlüsselbeine sind sehr lang und dünn, also gerade der Bildung hei Talpa entgegengesetzt, das Schulterblatt lang, aber breiter als bei dem gemeinen Maulwurf, die viel höhere Gräte mit besonderem Fortsatz neben dem Acromion. Der Oberarm sehr stark, besonders breit, gedreht, über dem inneren Gondylus mit Brücke, unter derselben mit sehr langem nach innen gerichteten Fortsalz, die Elle mit sehr langem als hackiger Fort- satz nach innen gerichteten Olecranon, neben ihr ein vom inneren Condylus des Humerus bis zur Handwurzel hinabsteigender Knochen, den Guvier als modificirtes Erbsenbein deutet, Peters aber für den Sehnenknochen des Flexor digitorum profundus hält. Am Daumen und zweiten Finger ist der Mittel- handknochen und die Krallenphalanx deutlich entwickelt, letztere am zweiten gespalten, der dritte Finger besteht fast nur aus dem grossen gebogenen und lief gespaltenen Nagelgliede, in seine Höhlung legt sich das lange dreiseitige Nagelglied des äusseren Fingers. Die hinteren Gliedmassen sind schwach, am Becken die Hüftbeine paralell, keine Schambeinfuge, das ovale Loch klein und schmal, der Oberschenkel mit mittelständigem grossen dritten Trochanter, die Fibula in der unteren Hälfte mit der Tibia verwachsen, die Füsse fünfzehig. Die Arten bewohnen das südliche Afrika und führen dieselbe Lebensweise als unser Maulwurf, Chr. inaurata Wagn.?) Von der Grösse des Maulwurfs, aber an- sehnlich dicker, mit kleinerem Kopfe und kurzer breiter nackter Nase. Der 562. A sener, Schreb. Säugeth. II. 132; Talpa inaurata Schreber, Säugeth. IH. mal. 156: F siafica Linne, syst. nat. XII. 1. 73; Chr. capensis Desmarest, Mam- Bella d Cuvier, Dict. sc. nat. IX. 159. Atl.; Smuts, Mamm. cap. 10; Meckel, « 2. vergl. Anat. I. 91; Pander u. d’Alton, Skelete Tf. 5; Blainville, ‚Osteogr.- Talpinae, Chrysochloris. 889 Pelz ist dunkelbraun mit schönem grünen und kupferfarbigen Schiller; die Augengegend und Streif zum Mundwinkel hin matt braungelb, die Kehl- gegend grünlich.. Der Grund des Pelzes ist schieferfarben, die Krallen licht hornfarben. Körperlänge 5". Häufig in der Nähe der Capstadt. Chr. obtusirostris Pet.*) Etwas kleiner als vorige Art, mit stumpfer und sehr breiter Schnauze, deren nackte lederhäutige Nase doppelt so breit wie lang ist, oben mit wulstiger Falte, unten platt, mit bogenförmigen Nasenlöchern an der Basis, deren jedes durch vier vorspringende Läppchen sternförmig wird; das Auge ganz unter der behaarten Haut versteckt, das Maul winklig. Die Hand vierfingerig; die Haare an der Schnauze, den : Händen und Füssen kurz und anliegend, am Körper etwas strafler. Die Schnurren fein. Das Colorit ist dunkelbraun mit grünem, goldigen oder kupferigen Metallglanze, Lippen und Seiten des Kopfes sowie Kinn und Kehle gelblichweiss, die Nase bräunlichgelb, Sohlen und Nägel schmutziggelb. Körperlänge 4", Dem Schädel fehlt die blasige Auftreibung in der Schläfengrube, welche den ungemein vergrösserten Kopf des Gehörhammers enthält. Der mittlere Schnauzentheil ist breit und der Jochbogen sehr niedrig, Die Foramina incisiva liegen ganz im Zwischenkiefer. Der erste Schneidezahn ist nach hinten und innen gerichtet, mit lappenartigem stumpfen Vorsprunge, der , zweite um \, kleiner und hinten mit rundlichem Nebenzacken, der dritte ' kleinste am breiten Ende mit vorderer langer und hinlerer kurzer Spitze. , Der erste obere ‚Lückzahn dreikantig, der zweite und die folgenden viel breiter, der 3. bis 5. mit einem vierten Zacken am Innenrande, der 4. der | grösste, der 5. der kleinste, der 6, bildet eine schief von vorn und aussen ‚ nach innen und hinten gerichtete Lamelle mit 3 Zacken. Im Unterkiefer ‚ ist der erste Schneidezahn schräg nach vorn gerichtet, schmal und klein, zweilappig, der 2. beträchtlich grösser, eckzahnartig mit hinterem Neben- zacken, der 3 ähnlich, nur halb so gross, der 4. den Eckzahn reprasentirende mehr aufgerichtet, die 5 folgenden dreikantig mit langem äusseren Zacken ‚ und 2 kurzen inneren. Das Skelet zarter gebaut als bei voriger Art. 19 Insectivores; Giebel, Odontogr. 16. Tf. 5. fig. 1. — A. Wagner unterscheidet a. a. 0. auf ein Skelet hin eine Chr. affinis, weil ihr Schädel länger und schmächtiger ist, die blasige Auftreibung in der Schläfengrube -fehlt, oben 8, unten 7 Backzähne ' vorkommen und 20 statt 19 Rippenpaare vorhanden sind. Lichtenstein, Darstellg. Tf. 41. fig. 2 characterisirt eine Chr. holosericea von derselben Grösse, mehr ge- streckter Gestalt, zumal gestreckterer Schnauze und braungelber Behaarung mit grünlichem Schimmer, ebenso breiter als langer nackter Nasenkuppe. Ein einziges Exemplar von geringerer Grösse mit sehr spitziger Schnauze, viel längerer als breiter nackter Nase, prächtig röthlicher Kastanienfarbe und schönem Kupferschim- mer, nur im Gesicht jederseits weiss, an Unterkiefer und Kehle lichtgraulich, führt | A. Wagner a. a. OÖ. als Chr. albirostris auf und als Chr. rutilans ein zweites ebenso ' kleines (3Y,‘), schön glänzend kastanienbraunrothes ohne Metallschirmmer, an den Wangen und Unterkiefer schmutzig weisslich, mit sehr grossen Grabkrallen. Weder | die Färbung, noch die Grösse und Weite der nackten Lederhaut an der Nase und die Grösse der Krallen reichen an einem oder wenigen ausgestopflen Exemplaren beobachtet zur Characteristik selbständiger Arten hin. Smilhs Chr. hottentotta Zool. | journ. IV. 436 wird gar nicht abweichend diagnosirt und Ogilby’s Chr. damarensis Ann. mag. nat. hist. 1838. II. 146 hat in den gelblichweissen Wangen und Unter- ‘ seite des Kopfes und dem braunen, silberglänzenden Colorit des Körpers keinen ‚ specifisch eigenthümlichen Character. | 4) Peters, Säugeth. Mossamb. 70. Tf. 18. fig. 1., Tf. 22. fig. 18—23. 890 | Unguiculata. Ferae insectivorae. rippentragende, 4 rippenlose, 3 Kreuz- und 8 Schwanzwirbel. In der ersten Reihe der Handwurzel liegen das Kahn-, halbmondförmige und dreiseitige Bein, in der zweiten allein das Os capitatum und Os hamatum, die mul- tangula fehlen als selbständige Knochen. Die Reihe der Mittelhandknochen ist vollständig, und zwar 4; der 1. und 2. Finger haben je 2 Phalangen, der 3. und 4. nur je eine. Die fünf Zehen der Hinterfüsse haben nur je 2 Phalangen. Die Zunge bekleiden feine schuppenartige Papillen und grössere knopfförmige, an der Basis stehen 3 Papillä vallatä, dahinter lange zottige, Der Gaumen hat 7 bognige Querfalten. Die Luftröhre hat 27 Halb- ringe, die rechte Lunge 3, die linke 2 Lappen, der Magen einfach, der Darm 13‘ lang ohne Blinddarm, ohne Grenze zwischen Dünn- und Dick- darm, die Milz platt, Pankreas dünn und gelappt, die Leber viellappig, Gallenblase gross und rund, die Nieren einfach, bohnenförmig. die Harn- blase sehr gross, dünnhäutig, die länglich runden Hoden unter den Nieren gelegen, die Samenblase sehr gross, die Ruthe ausnehmend klein mit glatter Eichel. Die weibliche Scheide öffnet sich in die Kloake, nur ein Paar warzenlose Milchdrüsen an der Brust. Der.Augapfel ist nur Y, Millimeter dick und die ihn bedeckende Kopfhaut 1 Millimeter. Bewohnt die ebenen Gegenden in Mossambique und nährt sich haupt- sächlich von Käfern. Chr. villosa Sm.) Diese Art ist von untersetzter gedrungener Gestalt und mit einem sehr langen straffen Pelze bekleidet, der oben schimmernd gelblichbraun und schwach dunkelbraun gesprenkelt; unten gelblichbraun, anLippen und Kinn und einem Streifen vom Mundwinkel zu den Halsseiten gelblichweiss ist, Die ziemlich verlängerte Schnauze ist an der Spitze halb- bogenförmig, oben verflacht, die äussere Kralle der Vorderfüsse ist stark und sehr gekrümmt, die hinteren Krallen lang, dünn und schwach gebogen. Körperlänge 5, Am Port Natal, Condylura Il. Die Sternmulle haben ganz den Habitus des gemeinen Maulwurf, unter- scheiden sich aber merkwürdig durch die zahlreichen, spitzen und beweglichen Knorpelfortsätze, welche kreisförmig die Nasenlöcher umgeben. Diese liegen an der vorderen Spitze des Rüssels. Die Ohrmuscheln fehlen, die Augen sind sehr klein, die Pfoten fünfzehig, die vorderen breit mit starken Krallen, die hinteren viel schmäler mit kurzen Krallen, beide oben beschuppt und nur mil einigen Härchen bedeckt, der Schwanz sehr lang, geschuppt und kurz behaart, der Pelz weich und fein. Die obere Zahnreihe enthält 3 Schneide-, 3 Lück- und 4 Backzähne, die untere 2 Schneide-, 5 Lück- und 3 Back- zähne. Der erste obere Schneidezahn ist sehr breit, löffelförmig, der zweite lang und eckzahnähnlich mit 2 Basalhöckern, der dritte sehr klein, einfach kegelförmig, die unteren sehr klein, platt, geneigt, löffelförmig, die oberen Lückzähne isolirt, kegelförmig mit vorderen und hinteren Nebenzacken, unten der 1. grösste dreispitzig, der 2. nur kleiner, der 3. vierspitzig, der 4. und 9. ebenso aber dicker, die ächten Backzähne aus 2 dreikantigen und drei- spitzigen Prismen oben innen, unten aussen mit kantigem Ansatz bestehend. u 2 un dh Bol \erala- water ik 9) Smith, South. Afr. journ. 1833. I. 81; Illustr. S. Afr. V. tb. 9. .. u amt en En ae nn Talpinae. Condylura. Talpa. | 891 Der Schädel besonders durch die eigenthümliche Gestaltung der Schnauzen- spitze ausgezeichnet. Die wenigen Arten bewohnen Nordamerika und leben nach Art unseres Maulwurfes. | C. macrura Harl.6) Der kurze dicke Leib verschmächtigt sich nach hinten, der Kopf ist verhältnissmässig sehr gross und die Nase ziemlich dick, vorn nackt, oben mit einer Furche, vorn abgestutzt und mit 17 Knorpelfortsätzen umgeben. An der Seite der Nase stehen einige Schnurren, Die Handsohlen sind mit warziger Haut bekleidet, seitlich mit langen weissen Haaren, die Zehen sehr kurz, gleich lang, mit hexagonalen Schuppen be- legt, die Krallen fast gerade, oben convex, unten flach; an den hinteren Pfoten fehlt der seitliche Haarbesatz. Der Schwanz ist an der Wurzel ver- dünnt, dann plötzlich sehr dick und allmählich sich wieder verdünnend und mit einem kleinen Pinsel endend; seine Schuppen treten unter den kurzen Härchen deutlich hervor. Der feine glänzende und lange Pelz ist auf dem Rücken dunkel umbrabraun, am Bauche blass leberbraun, am Grunde schwärzlichgrau, der Schwanz oben schwarz, unten braun, die Krallen weiss. Körperlänge 41/,", der Schwanz 3/4". An den Ufern des Columbiaflusses. Cr. longicaudatus Desm, ?) Von gedrungenem Körperbau, mit 18 Strahlen am knorpligen Nasensaum und 2 kürzeren zweispaltigen unter den Tasenlöchern, der dünne Schwanz verdünnt sich allmählig, Der Pelz ist weich, kurz, bräunlichschwarz, am Grunde bläulichschwarz. Körperlänge bis 5“, der Schwanz 3%. In New York und am oberen See. Talpa L. Der Maulwurf hat den gedrungenen walzenförmigen Körper der vorigen Gattungen, welcher ohne verdünnten Hals nach vorn in den Kopf übergeht und erst in der rüsselförmigen Schnauze sich verdünnt. Diese endet stumpf und nackt. Die Augen sind im Pelze versteckt, sehr klein, fast in der Mitte zwischen Nasenspitze und Ohröffnung gelegen, letztere von einem ebenfalls nicht frei sichtbaren Saume umgeben. Die sehr breiten Vorderpfoten stehen gleich hinter dem Kopfe und kehren ihre nackten Sohlen auswärts, die hin- teren Pfoten sind schmal, gestreckt, rattenartig. Die Zehen liegen parallel 6) Harlan, Fauna 39; Richardson, Fauna I. 284. tb. 24; Rhinaster macrurus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 115. Tf. 146.a 7) Desmarest, Mammal. 158; Harlan, Fauna 38; Richardson, Fauna I. 13; Pen- nant, Hist. Quadrup. 11. 232. tb. 90. fig. 2; arct. zool. I. 140; Talpa longicaudata Erxleben, syst. mammal. 118; Rhinaster longicaudatus A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 116. — Die Zahl der Nasenknorpel und die Länge des Schwanzes scheint indi- viduell abzuändern, daher Linne’s Sorex cristatus — (C. cristata Desmarest |. c. u. Rhinaster cristata A. Wagner a. a. O. nicht specifisch unterschieden werden kann, Nach Pennant ist dieselbe schwarzbraun und 3°,“ lang mit etwas über zolllangem Schwanze. Desmarest gibt ihr 20 Nasenknorpel, die beiden mittlern obern und 4 -untern an der Basis verbunden, 16 Schwanzwirbel, grauschwarzes Colorit, 4 Körper- länge, Schwanz 1°/,“, nach Richardson ist die Färbung umbra- und kastanienbraun, die Länge 51/4“, der Schwanz 2!/,“. Das Münchner Exemplar ist schieferschwarz mit lichtbräunlichem Anfluge, hat 16 Knorpelstrahlen, oben 2 kleinere, unten 2 zweispaltige und ist beinah 4 lang, der Schwanz fast 2”. Harris C. prasinata Boston journ. 1825 ist prächtig smaragdfarben, mit 22 Nasenknorpeln, von New Jersey. 892 Unguiculata. Ferae insectivorae. neben einander, die mittle ist die längste, die seitlichen ällmählig kürzer. Der Schwanz ist kurz, der Pelz ungemein fein, weich, kurz und dicht. Die 3 oberen Schneidezähne nehmen von innen nach aussen an Grösse ab und sind schmal mit scharfer Schneide, die 4 unteren schmäler, fast gleich gross. Die Eckzähne, nach A. Wagner im Intermaxillare stehend, sind in beiden Kiefern sehr gross und zweiwurzlig, die oberen doppelt so lang wie die unteren, hinten mit schneidender Kante, innen mit Leiste und Rinne, die unteren breit, nur hinten scharfkantig; von den 4 oberen Lückzähnen die 3 ersten‘\einfach, comprimirt, spitz kegelförmig, zweiwurzlig, der 4. dicker grösser, mit innerem Ansatz auf eigenem Wurzelaste, die 3 unteren mit mehr verdickter Basalwulst; die 3 Backzähne jeder Reihe aus je 3 dreikantigen Prismen mit scharfspitzigen Zacken bestehend, der letzte verkleinert. Der Schädel ist walzig, nach vorn allmählig verdünnt, der Jochbogen fadenförmig, das obere Hinterhauptsbein in die Scheitelbeine vorgreifend, Augen- und Schläfenhöhle gar nicht von einander geschieden, die Gesichts- knochen schon frühzeitig völlig mit einander verschmelzend, die Unterseite des Schädels flach, das Hinterhauptsloch sehr gross, der Unterkiefer sehr ge- streckt. Der Atlas lang, mit breiten in der Mitte perforirten Flügeln, der Epistropheus mit den beiden folgenden Wirbeln verwachsen, ihr gemein- schaftlicher Dorn eine sehr hohe Knochenplatte, der 5. bis 7. Halswirbel mit dünn fadenförmigen Bögen. Den 10 Rückenwirbeln fehlen dıe Dornen, der diaphragmatische hat einen kleinen senkrechten, die 9 Lendenwirbel anfangs lange und starke, ganz nach vorn geneigte, dann kürzere und breitere, die 9 Kreuzwirbel sind schmal und lang, mit sehr hohem Dornenkamm, 12 Schwanzwirbel ohne Fortsätze. Nach Anderen zählt die Wirbelsäule 13 oder 14 rippentragende und 6 oder 5 rippenlose, also nur 19 Dorsolumbalwirbel, 9 Kreuz- und nur 11 Schwanzwirbel. 9 wahre und 4 falsche Rippenpaare, alle in der unteren Hälfte sehr breit. Die vergrösserte Handhabe des Brust- beines mit einer enormen Spina, das Schulterblatt ein sehr langer, schmaler, dreikantiger Knochen, das Schlüsselbein dieker und breiter als lang und mit dem oberen Kopfe des Humerus gelenkend, dieser sehr breit, an beiden Enden jederseits mit hakigen Fortsätzen, die Elle stark dreikantig, mit sehr erweitertem Olecranon, Speiche stark, im Carpus A und 6 Knochen, und an der Radialseite noch ein starker sichelförmiger Knochen, Metacarpus und Zehenglieder sehr kurz und dick, die Krallenglieder sehr lang und gefurcht; das Becken lang und schmal, unten bis auf eine sehr kurze Symphyse unter- halb der Pfannen geöffnet, das ovale Loch lang und dreiseitig, die Tibia ge- krümmt, in der unteren Hälfte völlig mit der Fibula verschmolzen. Die Kiefermuskeln ungemein stark und kräftig, die Ohrspeicheldrüse vom Ohr bis zum Schulterblatt reichend, nicht gelappt, die gelappte runde Kieferdrüse halb so gross, die Zunge sehr glatt und weich, der Oesophagus weit in die Bauch- höhle hinabreichend, in die Mitte des dünnhäutigen Magens sich einsenkend, der gleichweite ungetheilte Darm von etwa achtfacher Körperlänge, mit inneren Längsfalten und ohne Spur von Zotten, die Leber sechslappig, die rechte Lunge 4- oder 5lappig, die linke 1- oder 2lappig. Die Clitoris ist von der Harnröhre durchbohrt, die Ruthe mit Knochenkern, die Genitalien ausserhalb des Beckens mündend; 2 Zitzen an der Brust, 4 am Bauche, 2 in den Weichen. Der Maulwurf bewohnt gegenwärtig in nur einer Art Europa, Asien und Nordamerika und war bereits in der Diluvialepoche vorhanden, eine zweite Talpinae. Talpa. | 893: ist auf Japan beschränkt, während eine dritte in der miocänen Zeit die Gattung repräsenlirte. | | T. europaea L.®) Der gemeine Maulwurf trägt gewöhnlich einen schwarzgrauen Pelz, aus welchem die fleischfarbene Rüsselspitze, die durch einen kleinen inneren Knochenkern gestützt ist, und die fleischfarbenen Pfoten grell hervorragen. Die Schnurren sind fein und kurz, der Schwanz . vonnur Y, der-Körperlänge und locker behaart. Als zufällige Abänderungen kommen rein weisse, weisse mit goldglänzendem Schimmer, graue, gelbe und gescheckte vor. Ä Der Maulwurf verbreitet sich über ganz Europa, das nördliche Afrika, ' über einen grossen Theil Asiens und ist hie und da auch in Nordamerika beobachtet worden und hat Ueberreste in verschiedenen Knochenhöhlen und diluvialen Gebilden des mittleren Europa abgelagert. Er lebt unter- irdisch auf Wiesen, Aengern und in Gärten, gräbt fortwährend mit seinem Rüssel und schaufelförmigen Vorderpfoten horizontale Gänge in der lockeren Dammerde, bei trockenem Wetter tiefere, bei feuchtem mehr oberflächliche und wirft von Zeit zu Zeit grosse Erdhügel auf. So arbeitend sucht er emsig nach Würmern und Insectenlarven, deren er bei seiner staunens- werthen Gefrässigkeit grosse Mengen vertilgt, und wird dadurch zu einem der nützlichsten Thiere. Einen Theil dieses Nutzens hebt er jedoch selbst durch seine Wühlerei wieder auf, indem er die Pflanzenwurzeln zerstört, ' den Wiesenboden uneben macht und das Abmähen erschwert. Man stellt ihm daher nach meist mit Fallen. Das Weibchen wirft im Sommer 4 bis 5 nackte und blinde Junge in einen mit Moos und Blättern ausgefütterten Kessel unter einem grösseren Erdhaufen, von dem mehrere Fluchtröhren ausgehen. Bei Ueberschwemmungen zieht sich der Maulwurf an höher ge- legene Orte zurück oder ersäuft. Ueber seine Gefrässigkeit liegen über- raschende Beispiele vor. Einen Frosch oder Sperling verzehrt er grössten- theils zu einer Mahlzeit und schon nach wenigen Stunden stellt sich der Appetit wieder ein. Er greift die zu ihm gesperrten Thiere muthig an, reisst ihnen den Bauch auf und frisst zuerst die Eingeweide heraus. Dabei säuft er begierig Wasser. Auch seines Gleichen verschont er nicht, wenn ihn der Hunger quält, den er nicht länger als 12 Stunden ertragen kann. Für den Winter schleppt er Vorräthe von Regenwürmern zusammen, die er in Stücke zerbeisst, damit sie nicht entfliehen. Seine völlig verkürzten 8) Linne, syst. nat. XII. I. 73; Buffon, Hist. nat. VIII. 81. Tf. 12—15; Schreber, Säugeth. 111. 558. Tf. 156; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 846; de la Faille, Hist. nat. Taupe 1770 (Uebersetzg. 1778); Harlan, Fauna 43; Floureus, M&m. Museum XV. 193; Seger, Miscell. nat. cur. I. 2.114; Borrichius, Barthol. epist. cent. Ill. 92; Muralto, excertt. med. 1688. 536; Bruce, Linn. Transact. Ill. 5; Breton, Bullet. soc. philom. 1815. 97; Jacobs, Talpae europ. anatome. Jenae 1816; Blainville, Osteogr. Insectivores; Meckel, Beitr. z. vergl. Anat. I. 132. Tf. 7. fig. 23527: Treviranus, beobacht. Zool. Physiol. 1.423: 7% 19. fig. 113; Carus, Erläutgstfi. 1.; Koch, de Talp. europ. Königsbe. 1826; Giebel, Odontogr. 16. TI. 5. fig. 3. — Savi, Mem. sopra le Talpa Pisa 1822 und Bonaparte, Fauna ital. trennen den italienischen Maulwurf als F. coeca specifisch, weil dessen kleine Augen von einer sehr feinen nackten Haut überzogen, doch behauptet Geoffroy eine sehr feine Spalte darin beobachtet zu haben. Die Grösse der mittlern SchneideZähbne variirt auch bei der gemeinen Art individuell. Da andere Differenzen nicht bestehen, so ist die Art nicht von der gemeinen zu trennen. Die diluvialen Reste wurden in den deutschen, belgischen und französischen Höhlen gefunden und werden, obwohl sie keine beachtenswer- then Eigenthümlichkeiten bieten als T. fossilis aufgeführt. :894 Unguiculata. ' Ferae insectivorae. Beine machen ihn unfähig auf ebenen Boden zu laufen und man kann ihn daher leicht ergreifen, wenn er sich nicht sogleich einwühlen kann, In der Schnelligkeit des Wühlens aber steht er keinem anderen Wühler nach, T. Wogura Temm.®) Der japanische Maulwurf ist etwas kleiner und minder kräftig als der europäische, hat einen längeren, dünneren, cylin- drischen Rüssel mit kleinen fast vereinigten Nasenlöchern und einen kürzeren dünneren Schwanz. Der kurze ungemein weiche Pelz ist am Grunde grau, äusserlich braun, an den Seiten heller, von eben dieser Farbe sind die Pfoten und der nackte Rüssel. Die Jungen haben schon dieselbe Farbe. Als zufällige Abänderungen kommen ebenfalls isabellgelbe und gelblichweisse vor. Ein auffallender Unterchied vom europäischen Maulwurf liegt in der Zahl der unteren Schneidezähne, welche constant 3 beträgt, Körperlänge 71/,", Schwanz 8%. Auf allen japanischen Inseln häufig und ganz nach Art des unsrigen lebend. T. minuta Blainv.!) Der allein bekannte Oberarm dieser Art aus den miocänen Schichten von Sansans ist um die Hälfte kleiner und relativ schmäler als der der gemeinen Art. i Dimylus Meyer. Die noch sehr ungenügend bekannte Gattung der miocänen Epoche wird von dem Maulwurf unterschieden durch nur ein Kinnloch im Kiefer und den Besitz nur zweier ächter Backzähue. Die einzige Art D. paradoxus Meyer ?) lagert in den miocänen Tertiärschichten bei Weisenau. | Gootrypus Pom. Eu Eine ebenfalls erst höchst dürftig characterisirte Gattung der tertiären Periode, welche im Zahnsystem mit dem gemeinen Maulwurf übereinzustimmen scheint, im Bau des Oberarmes dagegen mit Gondylura. Die spärlichen Ueber- reste werden an zwei Arten vertheilt. G. acutidens Pom.®) Ist kleiner als unser Maulwurf, die unteren Lückzähne sehr stark, der erste und zweite einander fast gleich. C. antiquus Pom. #2) Mit kleineren Lückzähnen im Unterkiefer, von denen der erste sehr verkleinert ist, und mit einander gleichen, bei vori- ger Art ungleichen Fortsätzen an der Innenseite des Oberarmes. Von der Grösse des Maulwurfs. In den miocänen Süsswassermergeln der Auvergne. Hyporyssus Pom. Im Zahnsystem gleicht diese miocäne Gattung der vorigen bis auf die dem zweiten Lückzahne gleiche Grösse des Eckzahnes und die Anwesenheit 9) Temminck, Faun. japon. 19. tb. 4. fig. 15. 1) Blainville, Osteogr. Insectivores 97. tb. 71. — Auch in den miocänen Schich- ten von Weisenau kommen Armknochen von der halben Grösse der lebenden Art und Kiefer von nur etwas geringerer Grösse als die gr lebenden. Sie werden einer T. brachychir v. Meyer, Jahrb. f. Miner. 1846, 473. zugeschrieben, scheinen aber mit der französischen identisch zu sein. 2) v. Meyer, Jahrb. f. Mineral. 1846. 473. 3) Pomel, Biblioth. univers, Geneve 1848. IX. 160. 4) Pomel, Biblioth, univers, Geneve 1848. IX. 160; Talpa antigua und T. acuti- dentata Blainville, Oslöogr. Inseclivores 97. tb, 11. Talpinae. Palaeospalax. Scalops. 895 von nur 3 Schneidezähnen, deren äusserer eckzahnartig, deren mittlere kürzer sind. Schlüsselben und Oberarm dagegen gleichen der Gattung Scalops. Hieher nur H. telluris Pom.°) aus den miocänen Schichten von Sansans, etwas kleiner als der Maulwurf. Palaeospalax Ow. | Der einzig bekannte Unterkiefer dieser Gattung ist maulwurfähnlich und | hat 3 gleiche plumpe Lückzähne und an den 3 ebenfalls gleichen hinteren ‚ Backzähnen in der äusseren Rinne einen kleinen basalen Höcker. | P. magnus Ow.°) Der Unterkiefer wurde in einem wahrscheinlich diluvialen Torflager bei Ostend in Norfolk entdeckt und deutet auf ein Thier etwas grösser als der Maulwurf. Scalops Desm. Die Wassermulle gleichen in ihrem Körperbau ganz dem typischen Mull, nur durch die zugespitzte Sorex-ännliche Schnauze sich unterscheidend, das Gebiss dagegen weicht wesentlich ab und ähnelt vielmehr Condylura. Der erste obere Zahn ist nämlich ein sehr grosser Schneidezahn, der zweite viel kleiner, zweizackig, der dritte wieder gross und einfach, der vierte diesem ‚ ähnlich, die folgenden 3 sind dreizackige Lückzähne und die letzten 3 ächte ' breite Backzähne mit je 4 äusseren und 2 inneren spitzen Zacken. Im Unter- ‚ kiefer verkümmert der erste Schneidezahn und der zweite gleicht dem grossen ‚ oberen, dann folgt eine den dritten oberen entsprechende Lücke, die 3 Lück- ‚ zähne sind einfache, die 3 ächten Backzähne doppelt dreiseitige Prismen mit scharfen Zacken. Die einzige sicher bekannte Art ist Sc. aquaticus Wagn.?”) Die nackte verdünnte Schnauze des Wasser- 5) Pomel, Biblioth. univers. Gen&ve 1848. IX. 161. — Derselbe gründet a. a. 0. auf einen einzigen Oberarm aus unbekannten Tertiärschichten noch eine eigen- thümliche Gattung und Art Galeospalax mygaloides. Der Knochen ist schlank wie bei Mygale, aber flach, nicht gekrümmt und oben mit dem Schlüsselbein gelen- kend wie bei dem Maulwurf. 6) Owen, brit. foss. Mammal. 25. Tf. 12. 13. 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 104; Blainville, Osteogr. Insectivores; Owen, Odontogr. tb. 110; Giebel, Odontogr. 16. Tf. 5. fig. 2; Sorex aquaticus Linne, syst. nat. Xll. I. 74; Schreber, Säugeth. III. 566. Tf. 158; Scalops canadensis Desma- rest, Mammal. 155; Richardson, Fauna I.9; Godman, nat. hist. 1. 84. tb. 5. fig. 3. — Die Amerikaner unterscheiden mehre Arten, doch reichen die mitgetheilten Diag- nosen nicht zur Begründung der Selbständigkeit hin. Bei Harlans Sc. pensylvanica Fauna 33 berühren sich die Backzähne und haben schwach gezähnelte Kronen, oben 13 in jeder Reihe, unten 10. Bachmanns Sc. Townsendi Journ. acad. Philad. 1839. VIli. I. am Felsengebirge soll ebenfalls im Zahnbau verschieden sein und hat vom Kinn der Unterseite entlang bis zum Schwanze eine weisse Linie, im Gesicht einen weissen Streif. Desselben Sc. Breweri am Ohio ist oben schwarz, unten bräunlich, schmalpfotig, flachschwänzig, mit seitenständigen Nasenlöchern; Sc. argentatus in Mexico und Texas hat schwarzblau und weiss geringelte, braunspitzige Haare, weisslich und lichtbraun geringelte am Bauche, daher oben silbergrau, unten blei- farben, die Nasenlöcher auf der Oberseite der Schnauze; Sc. latimanus von ebenda trägt einen längeren lockeren, matt dunkelbraungrauen Pelz, mit nacktem Schwanze und sehr grossen Pfoten; Sc. aeneus Cassin, Proceed. acad. Philad. 1852. VI. 299 vom Oregon ist kleiner und durch schwarze Krallen ausgezeichnet. — Als völlig undeutbar mag hier der maulwurfsähnliche Eckzahn von Illinois erwähnt werden, auf welchen Leconte sein Anomodon Snyderi Sillim. americ. journ. 1848, V. 106 gründet. 896 Unguiculata. Ferae insectivorae. mulls ist oben ihrer ganzen, unten ihrer halben Länge nach von einer Furche durchzogen, die Augen sehr klein und versteckt, ihr Spalt nicht weiter als ein Menschenhaar dick. Die Pfoten gleichen ganz denen des gemeinen Maulwurfes und sind oben spärlich mit anliegenden Härchen be- kleidet, der Schwanz kurz behaart. Der Pelz ist bräunlichschwarz, am Grunde graulichschwarz, im Gesicht mit kastanienbraunem Anfluge, am Schwanze und auf den Pfoten weiss. Es gibt auch hellbraune, röthliche und silberglänzende Abänderungen. Körperlänge 74a‘, Schwanz 114g". Bewohnt Nordamerika in weiter Verbreitung und lebt in der Nahe der Gewässer nach Art unseres Maulwurfs. Spalacotherium Ow. Lange vor Beginn der tertiären Periode, schon während der dritten Juraepoche waren die Insecten fressenden Raubthiere durch eine Gattung der Talpinen vertreten, welche im Gebiss entschiedene Aehnlichkeit mit Chryso- chloris hat, im Uebrigen sich den -Soricinen etwas nähert. Der Unterkiefer- ast ist sehr schlank und niedrig, die scharf dreikantigen Zahnkronen haben eine schwache Basalwulst, einen scharfspitzigen Hauptzacken, vor und hinter demselben, nach innen gerückt einen dünneren scharfen Nebenzacken; ihre kurze Wurzel ist zweiästig. Die vier letzten Zähne nehmen an Grösse merklich ab, der Schneidezahn ist sehr klein, dick und stumpf kegelförmig, der Eck- zahn viel grösser, schwach gekrümmt, comprimirt kegelförmig und scharf- spitzig, schon die beiden ersten Lückzähne sind zweiwurzlig und mit den Nebenzacken versehen, der siebente Backzahn der grösste. Sp. tricuspidens Ow.®) Die zolllangen Unterkieferäste wurden in den Insectenreichen Purbeckschichten der Durdlestone-Bai entdeckt. Urotrichus Temm. Diese Galtung vermittelt die Talpinen mit den Soricinen, indem sie den walzenförmigen Körper, den kurzen Schwanz, die allein freien starken Pfoten, die mangelnden Ohren und Augen und den nackten Rüssel mit dem Maul- wurf, die Länge und Feinheit der Schnauze aber und noch mehr das Gebiss mit den Spitzmäusen gemein hat: Die Vorderpfoten haben 5 starke Grab- klauen, sind jedoch minder breit als bei dem Maulwurf, die Hinterfüsse ähneln mehr denen der Spitzmäuse. Der schlanke Kopf läuft in einen langen, nackten, aus zwei verschmolzenen Cylindern gebildeten Rüssel aus, an dessen Spitze seitlich die Nasenlöcher liegen, welche oval spaltenförmig sind und durch randliche Wülste beliebig geöffnet und geschlossen werden können. Der dicke schuppige Schwanz ist mit langen buschigen Haaren bekleidet, der Pelz überall dicht, fein und weich. In der oberen Zahnreihe findet sich nur ein sehr grosser, stark drei- kantiger, gerader Schneidezahn, hinter demselben ein kurz kegelförmiger Eck- zahn, dann 4 kleine, allmählig an Grösse zunehmende Lückzähne, die 4 ächten Backzähne haben je 2 äussere und einen inneren Zacken. Im Unter- kiefer ist ebenfalls jederseits nur ein sehr grosser spitzkegelförmiger Schneidezahn vorhanden, kein Eckzahn, drei kleine gleiche und ein vierter doppelt grösse- rer Lückzahn und 3 ächte scharfzackige Backzähne. Der Schädel unterscheidet 8) Owen, Quarterl, journ. geol. 1854. X. 426. c. ügg.; Zeitschr. f. ges. ' wiss. 1854. a erl. journ. geol. 1854. X. 426. c. ügg.; Zeitschr. f. ges. Natur BE Talpinae, Urotrichus. Soricinae. Sorex, 897 ‚sich durch die markirte Scheitelleiste und den dünnen Schnauzentheil von dem des Maulwurfes. Die kräftigen Wirbel tragen mit Ausnahme des Epistropheus nur wenig entwickelte Fortsätze. Das Schulterblatt ist sehr lang, schmal dreiseitig, mit hoher Gräte, das Schlüsselbein sehr lang und stark, der Ober- arm lang und stark, breiter als bei der Spitzmaus, der Unterarmknochen matıleunishhnlich, flach und schwach, die Hand ganz wie bei Talpa, aber ohne den seitlichen Sichelknochen am CGarpus, das Becken und der sehr kurze Oberschenkel wie bei dem Maulwurf, die Tibia dagegen viel länger, der Fuss gestreckt. Die einzige Art bewohnt die gebirgigen Gegenden Japans. U. talpoides Temm. °) Der a es ne erreicht nur 32/, u Länge und sein Schwanz 1‘. Rüssel und Pfoten sind bräunlich feischfarben mit sehr spärlichen Härchen besetzt, der Pelz tief dunkelbraun, am Grunde schwärzlich, an der Unterseite bisweilen etwas blasser, bei jungen Exem- plaren oben hellbraun, unten bläulichbraun. Er gräbt horizontale Gänge unter der Erde ohne Hügel aufzuwerfen, hält sich jedoch nur in gebirgigen Gegenden auf, nicht in ebenen wie der Maulwurf. Vierunddreissigste Familie. Soricinae. Diese umfangsreichste Familie der Inseetivoren begreift die typischen Re- präsentanten der Insectenfresser, von vorigen durch normale Fussbildung, von den folgenden durch ihr weiches Haarkleid unterschieden, überhaupt von sehr geringer und geringster Säugelhiergrösse, mit rüsselförmiger Schnauze, frei sichtbaren Augen und Ohrmuscheln, fünfzehigen Füssen und langen Schwanze. Der Schädel ist im Schnauzentheile gestreckt, hinten breit, die Jochbögen bisweilen fehlend, die Pauken stark aufgetrieben oder unvollständig, der Gaumen zuweilen durchbrochen. 12 bis 14 Rippenpaare, 6 bis 8 rippenlose Wirbel, 3 bis 5 Kreuz-, 14 bis 28 Schwanzwirbel, der Oberarm meist mit unterer Brücke. Unterarmknochen getrennt oder verwachsen, Fibula stets verwachsen, Schlüsselbeine dünn, Schambeinfuge geschlossen. 2 bis 3 Schneidezähne in jeder Reihe, oft gekerbt, keine wahren Eckzähne, 3 bis 5 Lück- und 3 bis 4 ächte 4- oder 5zackige Backzähne. Der Magen einfach, der Blinddarm fehlend oder sehr gross, die Ruthe lang, einige mit Zitzen auch am Halse, eigenthümliche Drüsen an den Rumpfesseiten oder an der Schwanzwurzel. Die Gattungen erschienen schon während der miocänen Epoche und ver- breiten sich gegenwärtig über die alte Welt, nur eine auch über Nordamerika. Es sind theils sehr bissige und gefrässige, theils sehr sanfte und milde Thierchen. Ihre Nahrung besteht in Insecten, Würmern und Mollusken. Sie halten sich im oder in der Nähe des Wassers, einige auch in offenen Ebenen, bergigen und steinigen Gegenden auf, jene in Erdlöchern, diese in Felsen- ritzen und unter Steinen wohnend. Sorex CGuv. Die Spitzmäuse haben in ihrer äusseren Erscheinung die grösste Aehnlich- keit mit den Mäusen, aber schon die breiten kurzen oft versteckten Ohren, der lange Rüssel und der kürzere dichter behaarte Schwanz unterscheidet sie. Ihr kurzer weicher Pelz ist am Grunde grau, auf dem Rücken grau, schwärz- '9) Temminck, Fauna japon. 22. tb. 4. fig. 6—11. Säugethiere. 57 898 Unguiculata. Ferae insectivorae. lich, bräunlich; röthlich, am Bauche heller oder weiss. Der Schädel ist ge- streckt, schmal, mit schwacher Leiste längs der Mitte der Stirn- und Scheitel- beine, die Lambdaleisten bisweilen stark entwickelt, das Jochbein fehlend, die Pauke unten geöffnet, das Schläfenbein mit eigenthümlichen Fortsatz für das Unterkiefergelenk, dieses auch am Unterkiefer mit einem correspondiren- den Fortsatz, an der Innenseite des Kronfortsatzes eine tiefe dreiseitige Grube. Das Schulterblatt schmal mit sehr hoher Gräte, der Oberarm mit Brücke für den Nervus medianus, die Elle stärker als die Speiche, der Oberschenkel mit kleinem dritten Trochanter, die Fibula schon in der Mitte der Tibia ver- wachsen. 13 bis 14 rippentragende, 5 bis 8 rippenlose, 3 bis 5 Kreuz- und 14 bis 19 Schwanzwirbel. Im Gebiss fallen sogleich die sehr starken Schneidezähne auf, von denen besonders die oberen hakig, mit besonderem Ansatz versehen sind. Ihre An- zahl schwankt. Eckzähne fehlen und eng an die Schneidezähne schliessen sich gleich die Lückzähne an. Jene zu 1 bis 3 jederseits vorhanden, sind oben durch eine Lücke von einander getrennt, unten schief nach vorn ge- neigt. Lückzähne zählt jede obere Reihe 3 bis 5, an Grösse ab- oder zu- nehmend, einfach und klein, eckzahnähnlich, scharfspitzig. Oben folgen 4 ächte Backzähne, deren erster aussen dreizackig, innen mit einem Ansatze ver- sehen ist, die beiden folgenden grössten vierseilig, breiter als lang, aussen mit zwei schmalen dreiseitigen Prismen, innen mit einem gekerbten Ansatlze, der letzte klein, verkümmert. Von den dicken untern Lückzähnen ist der zweite grösser als der erste, beide mit Vorderzacken versehen, die 3 ächten Back- zähne an Grösse abnehmend und zwar die beiden ersten fünfzackig, der letzte vierzackig. Der Magen hat bald einen kurzen, bald sehr gestreckten Pförtner- theil, der Blinddarm fehlt, die Leber ist fünflappig mit Gallenblase versehen, die rechte Lunge vier-, die linke einlappig. Die Hoden und Samenblasen, zur Brunstzeit sehr angeschwollen, liegen in der Bauchhöhle, die äusseren männlichen Genitalien nur durch die Anwesenheit der Ruthe von der weib- lichen unterschieden, der Uterus zweihörnig, das Weibchen mit 6 bis 10 Zitzen am Bauche. Die Augen sind noch verkümmert wie bei dem Maulwurf, der Sehnerv, die bewegenden Muskeln und deren Nerven fehlen, der Aug- apfel ist auf einen kleinen schwarzen Punct reducirt. Die Ohrmuschel da- gegen ist deutlich ausgebildet, innen mit zwei zum Verschliessen der Gehör- öffnung dienenden Läppchen versehen, die Muschel selbst einrollbar. Ein eigenthümlicher Drüsenapparat liegt an den Rumpfesseiten den Vorderbeinen genähert, bei dem Männchen während der Brunstzeit sehr stark entwickelt, bei Weibchen und Jungen sehr schwach oder fehlend, äusserlich durch eine Wulst bemerkbar. Die Drüse selbst unter der Haut gelegen, aus einem ellipischen Kerne und vielen kleinen Drüsenpuncten bestehend. Die Spitzmäuse sind über die ganze alte Welt und Nordamerika ver- breitet. Sie sind nächtliche, unterirdisch lebende Thiere, die sich in weichem Boden selbst Wohnungen wühlen, in hartem aber Mäuselöcher und Maul- wurfsgänge beziehen. Trotz ihrer sehr geringen Grösse sind sie sehr raub- gierig und kühn, um ihre grosse Gefrässigkeit zu stillen. Meist fressen sie Insecten und Würmer, bewältigen aber auch kleine Wirbelthiere und fressen selbst grössere an. Winterschlaf halten sie nicht. Die Jungen werden nackt und blind geboren. In früheren Schöpfungsperioden erscheinen sie zuerst mil einigen Arten in der miocänen Epoche und gehen ohne auffallende Form- differenzen durch die Diluvialepoche in die Gegenwart über. EEE En ze Sorieinae. Sorex, 899 Die zahlreichen Arten lassen sich nach Zahl und Beschaffenheit der Zähne und einigen äusseren Characteren in mehre Gruppen ordnen, die indess keine generische Bedeutung haben. 1. Crossopus. Mit 4 obern Lückzähnen; die untern Schneidezähne mit ungekerbter, gefärbler Spitze; die Füsse mil Schwimmhaaren. S. fodiens Pall.?) Die gemeine Wasserspitzmaus hat einen gestreckten Kopf mit dünner Schnauze, zahlreichen Schnurren auch auf den Backen und über den Augen und rundliche, Kkahle, unter dem Pelze versteckte Ohren. Die Sohlen und Zehen sind beiderseits mit straffen weissen Schwimm- borsten besetzt, die Beine ziemlich lang, der Schwanz kürzer als der Körper, an der Wurzel vierkantig, am Ende comprimirt, an der Unterseite mit einer Längsfurche versehen, die mit dichteren, an Länge zunehmenden, am Ende einen Pinsel bildenden Haaren besetzt ist, im Uebrigen ist der Schwanz spärlich und fein behaart, so dass seine Schuppen deutlich sicht- bar sind. Das Colorit ist auf der Oberseite glänzend schwarz meist ins bräunliche spielend, unten weiss oder weissgrau, an der Kehle ins gelb- liche ziehend, bisweilen an der Brust und am Schwanze ein schwärzlicher Fleck, hinter dem Auge ein kleiner weisser Fleck. Die unteren Schneide- zähne sind ganz- und scharfrandig und von den 4 oberen Lückzähnen die ersten 3 fast gleich, der vierte sehr klein. 13 rippentragende, 6 rippen- lose, 3 Kreuz- und 19 Schwanzwirbel. Körperlänge 3 4°“, der Schwanz Yu Bu Die Heimat erstreckt sich über den grössten Theil Europas, durch ganz Sibirien und in Nordamerika von der Hudsonsbay bis zum Felsen- gebirge, fossil in der sardinischen Knochenbreceie, in den diluvialen Spalten bei Paris und in dem Süsswassergebilde bei Norfolk. Ihren Wohnort wählt die Wasserspitzmaus an Teichen, Bächen und Quellen, wo sie am Tage in ihrem Loche sich versteckt hält, aber Morgens und Abends schwimmend nach Wasserinsecten, Würmern, Krebsen und kleinen Fischen jagt und selbst grossen Karpfen Gehirn und Augen ausfrisst. 1) Schreber, Säugeth. 571. Tf, 161; Bechstein, Naturgesch. I. 394; Buffon, Hist. nat. VIll. 64. tb. 11; Daubenton, Mem. acad. 1756. 211. tb. 5. fig. 2; Selys Long- champs, Micromammal. 24; S. Daubentoni Erxleben, syst. Mammal. 124; Geofiroy, Ann. d. mus. XVII. 176; S. hydrophilus Pallas, Zoogr. 1. 130; S. carinatus u. S. con- strietus Hermann, Observat. 46; S. amphibius, S. natans, S. stagnatilis, S. riwalis Brehm, Ornis Il. 25. 38. 44. 47; Okens Isis 1830. 1128; Crossopus fodiens, Cr. stagna- tilis, Cr. musculus, Cr. psilurus Wagler, Isis 1832. 54. 275; S. nigripes Melchior, danske Patti. 68; Nathusius, Wıegm. Arch. Il.a 77; Amphisorex Pennanti u. Crossopus Daubentoni Gray, Proceed. zool. soc. V. 125. 126; Amphisorex Linneana Gray, Ann. mag. nat. hist. Il. 287; Hydrosorex carinatus Duvernoy, M&m. Strassb. II. 3. suppl. 4. 11. 1. 17, S. Hermanni Duvernoy, ]. c. I.a 23. tb. 1. fig. 1; Il.c suppl. 4; Magaz. 2001. 1842. tb. 51. — Die Fossilreste erwähnt Cuvier aus den sardinischen Knochen- breccien, Desnoyers aus den Spalten und Breccien um Paris, Owen aus den Süss- wasserschichten von Norfolk. Als blosse Spielart der S. fodiens ist zu betrachten S. ciliatus Sowerby, brit. Misc. 1806. tb. 49. (— S. remifer, S. collaris, S. lineatus Geoffroy, M&m. d. Mus. XVII. 181; Amphisorex eiliatus Gray, Proceed. zool. soc. V. 125.) Sie hat bisweilen einen weissen Fleck an den Ohren, eine graulichschwarze Unterseite, an der Brust und Mitte des Unterleibes einen gelblichen Anflug. Das nordamerikanische Vorkommen wird von Richardson, Fauna bor. americ. 5 als spe- eifisch eigenthümlich geschieden, obwohl die Beschreibung keine Artdifferenzen an- führt; S. palustris hat ebenfalls verkürzte Ohrmuscheln, einen schwach vıerkanligen Schwanz mit kleinem Pinsel, Schwimmhaar an den Füssen, oben schwarze, unten aschgräue Färbung, kurz sie ‚gleicht der europäischen. © 900 Unguiculata. Ferae insectivorae. 4% Amphisorex. Mit 5 obern Lückzähnen; die untern Schneidezähne mit gekerbter Schneide und gefärbter Spitze; keine Schwimmhaare, kein Schwanzpinsel. S. vulgaris L.?2) Die gemeine Spitzmaus, durch die eben angeführten Gruppencharactere von der vorigen Art unterschieden, variirt mehrfach. Allgemeine Charactere sind noch die etwas aus dem Pelze hervorragenden Ohren, die sehr kurzen Härchen an den Pfoten, der fast gleich dicke, dicht mit sehr kurzen feinen Härchen bekleidete Schwanz. Das Colorit ist oben schön rothbraun durch dunkelkastanienbraun bis glänzend schwarz, an den Seiten stets lichter bräunlich, unten graulichweiss mit bräunlichem Anfluge; dieLippen weisslich, die langen Schnurren schwärzlich, die Pfoten bräunlich, der Schwanz oben dunkelbraun, unten bräunlichgelb. 14 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz: und 17 Schwanzwirbel. Körperlänge 24,“, der Schwanz 1' 8%, Gemein in Europa vom nördlichen Italien bis nach Schweden hinauf, Sie hält sich zwischen Steinen, in Mäuselöchern und in Gebäuden auf und nährt sich von Insecten und Würmern. S. alpinus Schz.?) Die Alpenspitzmaus unterscheidet sich von vori- gen Arten durch den längeren, deutlich vierkantigen Schwanz mit kurzen Haaren an beiden unteren Kanten, die völlig in dem sehr feinen, weichen, langen filzigen Pelze versteckten Ohren und die sehr fein und kurz be- haarten Füsse. Die Färbung ist dunkel schieferfarhen, unten lichter als oben, an den Pfoten weissgelblich, die Schnurren weisslich. Die Schneide- zähne sind weiss mit orangenfarbener Spitze. Körperlänge fast 3°, Schwanz etwas über 2, Bewohnt die Ufer der Reuss am Gotthardt besonders das Ursernthal in 8000 bis 6000 Fuss Meereshöhe. S. pygmaeus Pall. *) Die Zwergspitzmaus ist sehr klein, schmächtig gebaut, mit schmalem gestreckten Kopfe, sehr feinen Rüssel, langen Schnurren, etwas vorragenden nackten Ohren. Die Pfoten sehr klein, mit dünnen Zehen, der Schwanz sehr lang, rund, an der Wurzel eingeschnürt und dann verdickt, überall sehr fein und dicht behaart, jedoch so dass die Ringel deutlich bleiben. Das Colorit ist dunkel bräunlichgrau mit Gold- schimmer, nach unten in weissgrau übergehend, am Kinn weiss, die Ohren 2) Linne, Mus. Adolph. 10; Nathusius, Wiegm. Arch. IV.a45; A. Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 56; L. araneus Linne, Faun. suecic. I. 24; Nilsson, illumin. fig. 16. 32; 5. tetragonurus Hermann, tab. affın. 79; Observat. 48; Schreber, Säugeth. Ill. Tf. 159.b; Geoffroy, Ann. du Mus. XVII. 177; Selys Longchamps, Micromm. 18; S. fodiens, 5. eremita, S. cunicularis Bechstein, Naturgesch. II. 756; getr. Abbild. II. 22; 8. concinnus, 5. rhinolophus, S. melanodon Wagler, Isis 1832. 54; $S. labiosus Jenyns, Ann, nat. hist. II. 326; Amphisorex tetragonurus Duvernoy, M&m. hist. nat. Strassbg. 11. 19. tb. 1. fig. 2; S. castaneus, S. hibernicus und S. rusticus Jenyns, Ann. mag. nat, hist. I. 424. VII. 263; S. constrictus Geoffroy 1. c. 3) Schinz bei Fröbel u. Heer Mittheil.; europ. Fauna 27; v. Tschudi in Giebels 8. Nr. 1. 5; Amphisorex alpinus Duvernoy, Mem. hist. nat, Strassbg. Il.a suppl. 4, 4) Pallas, Zoogr. 1. 134. tb. 10. fig. 4; Reise 11. 664; Gloger, nov. act. Leopold. XlIl.b 479. tb. 25; Nathusius, Wiegm. Archiv IV.a 46; A. Wagner, Schreb. Säugeth. a Duvernoy, magaz. zool. 1842. tb. 48; L. minutus Linne, syst. nat. XII. -I. 74; Een eneR, Säugelh. 11. 578. Tf. 161.b; S. exilis Gmelin bei Linne I. 115; R. minimus »eoffroy, Ann. d. Mus. XVII. 186; S. pumilio Wagler, Isis 1832, 54. 1218; S. coeeu- ei Frau nov. act. Petrop. Ill. 285; S. pumilus Nilsson, Archiv skandinav. . 5 J, Soricinae. Sorex. 901 bräunlich fleischfarben. Wirbelzahlen wie bei der gemeinen Art, jedoch nur 14 Schwanzwirbel. Körperlänge höchstens 2, der Schwanz 1‘ 3“, Im nördlichen Afrika, Deutschland, Russland bis Sibirien hinein, über- all in der Nähe des Wassers, in feuchten Gebüschen, unter Baumwurzeln nistend. S. talpoides Gapp.°) Durch den kurzen Rüssel, den kegelförmigen Antlitztheil des Kopfes, die breite Nase, die sehr kleinen, von einer nackten Haut umgebenen Augen, die kurzen, behaarten, im Pelze versteckten Ohren und den sehr kurzen runden, beschuppten und behaarten Schwanz, von den nächst verwandten Arten verschieden. Die Vorderfüsse haben starke Krallen und nur an der Aussenseite der Mittelhand kurze Wimpern. Der Pelz ist bläulichgrau, nur die Haarspitzen braun, die Unterseite heller, die Pfoten hellbraun. Körperlänge 4", Schwanz 1“. In moorigen Gegenden Oberkanada’s. S. Forsteri Richard. 6%) Dieses kleinste amerikanische Säugethier gleicht unserer gemeinen Spitzmaus sehr, hat unter dem Pelze versteckte Ohren und einen vierkantigen, in der Mitte verdickten, am Ende schwach gepin- selten Schwanz. Die Färbung ist auf der Oberseite graulichbraun oder nelkenbraun, unten schmutzig gelblichbraun, auch die Pfoten gelblichbraun. Körperlänge 2 3“, der Schwanz 1 3%. In Nordamerika von der Behringsstrasse südlich durch die Vereinigten Staaten. 3. Crocidura. Mit 3 bis 4 oberen Lückzähnen, ungekerbten und ungefärbten unteren Schneidezähnen, mit einzelnen längeren strafferen Haaren am Schwanzende. a) Mit 3 kleinen Lückzähnen. S. araneus Schreb. ”) Die gewimperte Spitzmaus hat grössere Ohren als alle vorigen und einen dicht behaarten Schwanz mit einzelnen längeren abstehenden Haaren wie alle Mitglieder dieser Gruppe. Die Färbung ist schmutzigrostbraun, nach unten in weisslichgrau übergehend, die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel dunkelgrau, an der Spitze braun bald ins graue bald ins rothe ziehend. Der Schwanz von der Farbe des Rückens, 9) Gapper, zool. journ. V. 202. tb. 8; S. brevicauda Say, Long’s expedit. I. 164; Corsira talpoides Gray, Proceed. zool. soc. V. 124; S. brachycaudus Harlan, Fauna 29. — Duvernoy erhebt diese Art zum Typus der Abtheilung Brachysorex mit gefärbten Zahnspitzen, an den obern Schneidezähnen mit nur einem Ansätze, an den untern mit 2 bis 3 Zacken und mit 4 bis 5 Lückzähnen und fügt noch $. Harlani Magaz. zool. 1842. tb. 53 hinzu, ohne dieselbe sicher von der folgenden Art trennen zu können. 6) Richardson. Zool. journ. 111. 516; Fauna 6; Gapper, Zool. journ. V.202. tb.7; Corsira Forsteri Gray,” Proceed. zool. journ. V. 124; Otisorex platyrrhinus Dekay. nat. hist. New York I. 22. — Say’s S. parvus in Long’s expedit. 1.163 (== S. Richard- soni Bachmann. Journ. Philad.) unterscheidet sich nur durch den kürzern cylindri- schen Schwanz, Geoffroy’s S. personatus Guerin, magaz. zool. 1839. tb. 14 durch die schwärzlichbraune Schnauze. 7) Schreber, Säugeth. Ill. 573. Tf. 160; Hermann, tab. affıin. 79; Bechstein, ge-‘ mein. Naturgesch. I. 388; Geoffroy, Ann. de Mus. XVll. 169; Duvernoy, Mem. hist. nat. Strassb. II.a 15. Il.c suppl. 2; Daubenton, Mem. acad. 1756. 211. tb. 5. fig. 2; Buffon, Hist. nat. VIII. 60. tb. 10. fig. 1; Crocidura moschata, Cr. major. Cr. rufa, Cr. poliogastra Wagler, Isis 1832. 54. 275. 1218; Sorex pachyurus Küster, Isis 1835. 76; Orocidura aranea Selys Longchamps, Micromm. 34; 8. inodorus Savi, Or. Hedenborgi, Or. sericeus Sundevall, k. vet. acad. Handl. 1842. 174. 902 | Unguiculata. Ferae insectivorae. die fein und kurz behaarten Pfoten weisslich, die Nägel wie gewöhnlich lichthornfarben. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 17 Schwanzwirbel. Körperlänge gewöhnlich 3”, der Schwanz 11,". Verbreitet sich über das mittlere und südliche Europa und einen Theil Nordafrikas. Sie hält sich in Ställen und Scheunen, unter Mist- und Stein- haufen auf, auch am Wasser und nährt sich vorzüglich von Insecten und Abfällen. Das Weibchen wirft zweimal im Jahre 5 bis 6 Junge. Diluvial- reste wurden in den Lütticher Höhlen, bei Paris und Norfolk beobachtet. S. leucodon Herm, ®) - Die grossen Ohren und dichte Behaarung des Schwanzes hat diese Art mit der vorigen gemein, doch erreicht ihr Schwanz nicht halbe Körperlänge, der Rücken ist röthlichbraun bıs russschwarz mit bräunlichem Schimmer, die Unterseite scharf abgeschnitten weiss. Körper- länge 3“, der Schwanz kaum mehr als 1. In Frankreich, Deutschland bis nach Russland hinein, S. etruscus Sav. ?) Die toskanische Spitzmaus hat relativ grössere Ohren und einen längeren und dickeren Schwanz als vorige. Die Färbung ist hellbräunlich oder röthlichgrau, nach unten hellgrau, Rüsselspitze und Pfoten fleischfarben, letztere mit weisslichen Härchen, der Schwanz oben bräunlich, unten lichter, die längeren Haare weisslich. 16 Schwanzwirbel. Körperlänge 1Y,", der Schwanz 1‘ oder etwas kürzer. Bewohnt das mittelmeerische Gebiet, Toskana, die Krimm, Algier. Sie hält sich unter Laub, Baumwurzeln, in hohlen Stämmen und Misthaufen auf, wo sie Insecten zur Nahrung findet. S. cyaneus Duv. !) Die dünne lange Schnauze endet mit einer schwarzen Muffel und trägt zahlreiche lange Schnurren, die Ohren sind gross und nackt, der Schwanz dünn, sehr lang, das Colorit schieferblaugrau, unten lichter, Schädel und Gebiss wie bei $. araneus. Körperlänge 3Yz", Schwanz 2, Am Elephanten-Flusse in Südafrika. S. hirtus.?2) Die fein und kurz behaarten Ohren ragen frei aus dem Pelze hervor, die Nasenkuppe ist tief gespalten, die Nasenlöcher seitlich ge- öffnet, die Haare auf dem Rücken des Rüssels eine Bürste bildend, der Pelz kurz, etwas rauh anzufühlen, der Schwanz an der Wurzel sehr dick, dann sich allmählig verdünnend, die Färbung der Oberseite zimmetbraun, bei dem Männchen heller als bei dem Weibchen, an den Seiten des Rüssels HH ne Ne In EEE EN U EIER VORNE . 8) Hermann, tab. affin. 79; observat. 49; Zimmermann, geogr. Gesch. II. 382; Schreber, Säugeth. Ill. 159.d; Duvernoy, Mem. hist. nat. Strassb. U.a 12; Magaz. z00l. 1842. ib. 39; S. Güldenstaedti Pallas, Zoogr. ross. 1. 132. tb. 9. fig. 1; Croci- dura leucodon Wagler, Isis 1832. 275. ou), Savi, nuov. giorn. de letterati I. 60. ib. 5; Crocidura etrusca Wagler, Isis 1832. 275; Nathusius, Wiegm. Archiv IV. 45; S$. suaveolens Pallas, Zoogr. t. 133; Rathke, Me&m. acad. Petersb. III. 295. — Blainville’s S. gracilis Ann. sc. nat. 1838. X. 120 vom Cap wird als sehr ähnlich, mit comprimirtem Schwanze, bezeichnet, oben dunkel kastanienbraun, unlen eraulich, Schwanz und Pfoten hellbraun. S. madagascariensis Coqnerel, ibid. IX. 193. tb. 11, bräunlichgrau, oben dunkler, Ohren gross, Schwanz dünn. F A Buioruny, Mem. hist, nat. Strassb. Il.c suppl. 2; Magaz. zool. 1842. tb. 40. et A ABER 5. infumatus Schreb. Säugeth. II. 76 vom Cap ist oben glänzend Kia Irr en Seiten grau, am Bauche weisslich, der Schwanz dünn und vier- Het ‚sollroys 8. viarius Zool. Belanger 127 vom Senegal ist oben graulichroth, en ichtgrau, der Schwanz anfangs comprimirt, dann cylindrisch. 2) Crocidura hirta Peters, Säugeth. Mossamb. 78. T£. 18. fig. 2. Soricinae, Sorex. 903 bis zum Auge ein dunkler Streif, die Schnurren braun mit weisser Spitze, die ganze Unterseite gelblichgrau, die Pfoten weiss mit bräunlichem Schim- mer, Nasenkuppe schwarzbraun, Nägel schmutzigweiss. Körperlänge 3, Schwanz 2, Der erste obere Schneidezahn ist breit und comprimirt, hinten mit zwei ungleichen Zacken versehen, der zweite breitspitzig, der dritte ebenso, aber nur halb so gross, der erste Lückzahn von derselben Grösse und Ge- stalt, der zweite viel grösser an der Kronenbasis unregelmässig viereckig, vorn aussen mit breiter dreizackiger Schneide, der dritte mit vorderem kleinen und hinterem grossen V, dessen 5 Zacken scharf und hoch sind, der folgende Backzahn kleiner, mit 3 äusseren, 2 mittleren Zacken. und 2 inneren Höckern, der letzte dreiseitig, fünfhöckerig. Der erste untere Schneidezahn sehr lang, einfach, glatt, ohne Nebenzacken, der zweite kaum U, so lang, länglich vierseitig, der dritte dem zweiten oberen Schneide- zahne gleich, die beiden folgenden Backzähne schmäler als die entsprechen- den oberen, fünfzackig, der nächstfolgende der grössere, der letzte vier- höckerig. Die Wirbelzahl variabel; 14 rippentragende, 5 oder 6 rippen- lose, 4 Kreuz- und 18 oder 19 Schwanzwirbel. Die Zunge mit sehr feinen rückwärts gerichteten stachligen Papillen besetzt, an der Basis jederseits mit einer grossen wallförmigen Warze, der 18‘ lange Magen mit tiefem Blindsack, der Darm einfach, 5,‘' lang, die Leber fünf- bis sechslappig, mit birnförmiger Gallenblase, die Milz sehr gross, Pancreas aus 2 langen Lappen gebildet, dieNieren bohnenförmig, einfach, die Hoden in der Bauch- höhle gelegen, das Vas deferens vor seinem Ende drüsig verdickt, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig. In Mossambique. S. sacralis.?) Mit kürzeren, innen mehr behaarten Ohren als vorige, mit weicherem Pelz, oben blass bräunlichgelb, zimmetfarben, auf dem Kreuze mit dunkelbraunem Fleck, an der Unterseite weissgrau, die Pfoten rein weiss, das Haar am Grunde schiefergrau, die Schnurren an der Wurzel braun, übrigens weisslich. 14 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 17 Schwanzwirbel, die weichen Theile wie bei voriger Art, Körperlänge 2\/g', der Schwanz 113". In Mossambique. S. canescens.*) Mit schmäleren Ohren als vorige Arten, am Rande der Helix und der Klappen bewimpert, die nackte Nasenkuppe tief zweispaltig, die Schnurren fein und zahlreich, weiss mit dunkelbrauner Wurzel, der Schwanz anfangs sehr dick, der Pelz fein und weich, am Grunde schiefer- grau, oben dunkelbraungrau, unten weisslichgrau, am Kinn bräunlichgelb, die Vorderpfoten weissgrau, die hinteren blassbräunlich, der Schwanz heller braun als der Körper. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 18 Schwanzwirbel, die übrigen anatomischen Verhältnisse wie bei vorigen Arten. Körgerlänge 3“, der Schwanz 1?/,". In Mossambique. S. annellatus.°) Die Ohren gross, kurz behaart, am Rande der Klappen mit längeren steifen Haaren, der Pelz lang und rauh anzufühlen, an den — 3) Crocidura sacralis Peters, Säugeth. Mossamb. 82. Tf. 18. fig. 3. 4) Crocidura canescens Peters, Säugelh. Mossamb. 83. Tf. 18. fig. 4. 9) Crocidura amnellata Peters, Säugeth. Mossamb, 85. Tf. 18, fe. d. - 904 | Unguiculata. Ferae insectivorae. Körperseiten ein länglicher, kurz behaarter Streif, auf welchem die Seiten- drüsen münden, die Nägel der Zehen länger als die der Finger, die Haare an der Wurzel schieferfarben, in der Mitte weisslich, an der Spitze dunkel zimmetbraun, die Bauchhaare mit gelblichweissen oder silbergrauen Spitzen, der Schwanz oben braun, unten schmutzigweiss, Das Gebiss wie bei vorigen, 14 rippentragende, 5 oder 6 rippenlose, 4 Kreuz- und 18 Schwanzwirbel, die weichen Theile ohne beachtenswerthe Eigenthümlich- keiten. Körperlänge 31/5", Schwanz 2". In Mossambique., S. cinnamomeus Lichtst. 6) Unterscheidet sich von voriger durch be- trächtlichere Grösse, kürzeren Schwanz und minder deutlich beringelte Haare. Die Ohren sind fast in dem langen Pelze versteckt, die Färbung oben zimmetbraun, unten silbergrau, beide Farben ziemlich scharf abge- schnitten. Die Jungen mit sehr weichem, langen, wolligen Haar. Der Schwanz von mässiger Dicke, rund, dicht mit anliegenden Haaren bekleidet. Körperlänge 51/5‘, der Schwanz 2. Bewohnt die waldigen Gegenden an der Küste des Kaffernlandes. S. herpestes Duv.”) Wird durch den dünnen kurzen vierkantigen Schwanz und die aus grau und braun melirte Rückenfarbe characterisirt. Die grauen Haare sind theils einfarbig, theils braunspitzig, der Unterleib graulichweiss. Am Kap. S. crassieaudus Ehrb.®) Die Mumienspitzmaus zeichnet sich durch den an der Wurzel sehr verdickten Schwanz aus, hateinen kurzen, dichten, etwas filzigen Pelz und grosse freie Ohren. ‚Die Färbung ist einförmig und trüb silbergrau, nach unten kaum heller. Körperlänge 5'/,“‘, der Schwanz 22/4. ‘In Aegypten und Arabien, von den alten Aegyptern einbalsamirt und den Leichen beigelegt. S. murinus L.?) Der Kopf ist gestreckt, die Lippen angeschwollen, die Ohren gross und frei, mit sehr schwachem Haaranflug, die Pfoten sehr dünn und spärlich behaart, der Schwanz von Rumpfeslänge, abgerundet, an der Wurzel sehr verdickt, allmählig sich zuspitzend, sehr fein beschuppt und äusserst kurz und spärlich behaart, mit einzelnen langen Haaren be- setzt. Das Colorit ist oben dunkelbraun bis schwarz, unten hell, die nackten Lippen, Ohren und Pfoten hellbräunlich fleischfarben. Zuweilen kommen ganz weisse Spielarten vor. Körperlänge etwas über 4“, der Schwanz 2/3“. Auf Java und Japan. 6) Lichtenstein, Darstellg. Tf.39; S. varius Smuts, Mammal. cap. 108. — Wahr- scheinlich ist $. flavescens Geoffroy, Mem. d. Museum XVI. 126; Magaz. zool. tb. 13; Smith, Illustr. Zool. S. Afr. tb. 45 aus dem Kaflernlande identisch, sıe hat längere Schwanzhaare und freiere Ohren. 7) Duvernoy, Magaz. zool. 1842. tb. 42. 43. 8) Lichtenstein, Darstellg. Tf. 40. fig. 1; Duvernoy, Mem. hist. nat. Strassb. Il.c suppl. 3; Magaz. Zool. 1842; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 75; Sumcus sacer Ehrenberg, symb. phys. IL.; S. religiosus Geoffroy, dict. class. Xl. 323; S. myosurus Geoflroy, Mem. d. mus. XVII. 185. tb. 3. fie. 2. 3. 9) Linne, syst. nat. XI. I. 74; Schreber, Säugeth. III. 576; Geoffroy, voy. Be- langer. 2001.124; S. myosurus Pallas, act. acad. Petropol. 1781 b 337. tb. &; Geoffroy, Ann. d. Museum XXIl. 185. tb. 3. fig. 2. 3; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 72. — 5. Griffithi Horsfield, Catal. Mamm. 134 aus Afghanistan ist einförmig dunkelschwärz- lichbraun mit kurzem feinen weichen Pelz, S. niger von Madras schwarz. Soricinae. Sorex. ! 905 b) Mit 4 kleinen Lückzähnen. S. indieus Geoflr. t) Die indische Spilzmaus gehört zu den grössten Arten mit sehr kurzem Schwanze, der ziemlich dick, abgerundet, allmählig zugespitzt ist, Die grossen Ohren ragen frei aus dem Pelze hervor. Der Pelz ist grau, oben mit roth oder braun, unten hell. Körperlänge bis 543”, der Schwanz bis 3. Bewohnt Indien, Bengalen, Aegypten, Isle de France. 4. Diplomesodon. Mit nur 2 obern ächten Backzähnen. S. pulchellus Lichtst. 2) Die zierliche Spitzmaus hat grosse freie Ohren 1) Geoffroy, Ann. d. Mus. XVII. 18; Mem. d. Museum I. 309. tb. 15. fig. 1; Fr. Guvier, Mammif. I. 11; Rüppell, Museum Senkenb. Ill. 133, $. Sonnerati Geoflroy, M&em. d. Museum XV. 132; S. giganteus Geoffroy, l. c. 137. tb. 4. fig. 3; Buflon, Hist. nat. suppl. VII. 281. tb. 71; S. capensis Geoflroy, Ann. de Museum XVII. 184; S. serpentarius Geoflroy, voy. Belanger zool. 119; S. nemorivagus und $. soccatus Hodgson, Ann. magaz. nat. hist. 1845. XV. 269; S. francicus Schinz, Synopsis Mam- mal. 273; S. giganteus und S. Perrotteti Duvernoy, Magaz. zool. 1842. tb. 45. 47. — Wahrscheinlich fällt die Mumienspitzmaus mit der indischen zusammen, wie denn überhaupt die südasiatischen und die afrikanischen Arten noch sehr der genauern Untersuchung bedürfen. Die geringen Differenzen im Colorit, in der Länge des Schwanzes und der Grösse der Ohren berechtigen noch nicht zur Aufstellung be- sonderer Arten, um so weniger, da sie meist nur an einem oder einigen wenigen Exemplaren beobachtet worden. Ausser den angeführten Arten sind noch folgende als ungenügend bekannt und fraglich zu erwähnen: 1) S. tenwis S. Müller, Verhandl. I. 50 von Timor, 24,“ lang, Schwanz 2”, oben graulichbraun, unten braungrau, der Schwanz mit kurzen, glatt anliegenden, nur hinten längeren Haaren. 2) S. himalayicus aus der Gruppe Crossopus Gray, Ann. magaz. nat. hist. 1843. X. 261 ist schieferschwarz, mit längeren an den Seiten und dem Kreuze weiss zugespitzien Haaren, am Vorderhalse und Unterleibe rostbraun, der Schwanz geschuppt, oben mit anliegenden dunkelbraunen, unten mit verlängerten starren weisslichen Haaren, Zähne weiss, Körperlänge 5Y/,, Schwanz 3“. 3) Corsira nigrescens Gray, 1. c. aus Indien, schwärzlich bleifarben mit Roth gewässert, unten blass ınit mehr Roth, Ohren versteckt, Schneidezähne braunspitzig, Körperlänge 31%, Schwanz 1%“. Keiaart trennt hiervon Corsira Newesa Ellia auf Ceylon, Ann. magaz. nat. hist. 1851. vll. 340. 4) S. fulvaster Sundevall, k. vet. acad. Handl. 1842. 174 ist blass grau- gelb, unten graulichweiss, oben mit 3Lückzähnen, deren 2. und 3. einander gleich sind, der Schwanz von halber Körperlänge. 5) $. poensis Fraaser, Arn. mag. nat. hist. 1843. XII. 436 von Fernando Po, zu Crocidura gehörig, oben falb, unten grau, mit schwarzen Pfoten, kleinen Ohren, Körperlänge 3%/,“, Schwanz fast 2“. 6) S. mariquensis Smith, Illustr. S. Afr. nro. 22 ebenfalls zu Crocidura gehörig, oben bräunlichroth, unten heller mit perlgrauem Anfluge, Körperlänge 31,“, Schwanz fast 2“. Temminck unterscheidet in der Fauna japon. 23. tb. 5 S. platycephalus, S. umbrinus und S. Ezi-Nezumi, wovon lelztere beide wohl nur eine Art bilden, erstere zur Gruppe Crocidura gehört. 2) Lichtenstein, Darstellg. Tf. 40. fig. 2; Brandt, Lehmanns Reise 299. Die fossilen Ueberreste von Spitzmäusen sind noch sehr ungenügend bekannt. Die ältesten derselben werden aus miocänen Schichten erwähnt, so ein Unterkiefer aus der Auvergne, den Blainville nicht von S. araneus unterscheidet. Pomel grün- det auf einen andern Kieferast derselben Localitäl S.brachygnathus, der kürzer und kräftiger als bei S. flavescens ist, und auf andere Reste eine sehr kleine Art mit ungemein feinen Beinen. Die Ueberreste im Mainzer Becken sollen nach v. Meyer einen S. pusillus andeuten, die von Sansans nach Lartet einen $. sansansensis, S. Prevostanus, S. Desnoyersanus, die Eigenthümlichkeiten sind nicht bekannt. Auf die abweichende Stellung der untern Schneidezähne bei 5 Lückzähnen und sehr kurz- zackigen Backzähnen des oben erwähnten Kiefers der Auvergne stellt Pomel die Gattung Mysarachne mit M. Pieteti auf und auf einen andern Kiefer mit 6 Lückzäh- nen die Gattung Plesiosorex mit Pl. talpoides, den Blainville als Erinaceus soricinoidos aufführt. Vergl. Blainville, Osteogr. Insectivores; Giebel, Fauna. Säugeth. 30; Pomel, Biblioth. univ. Geneve 1848. IX. 163. 906 Unguiculata. Ferae insectivorae. und einen schneeweissen Pelz, auf welchem vom Nasenrücken über den Kopf dem Rücken entlang bis zur Schwanzwurzel ein breiter schiefergrauer Streifen hervortritt. Körperlänge 2, Schwanz 9%, In der kirgisischen Steppe. Solenodon Brdt. In der äusseren Erscheinung gleicht diese Gattung den ächten Spitz- mäusen, von denen sie generisch unterschieden ist durch den dünnen, runden, langen, an der Spitze nackten Rüssel mit seitlichen Nasenlöchern, durch die grossen runden fast kahlen Ohren ohne innere Klappen und den langen, nackten, schuppigen Schwanz. Ihre Augen sind klein, ihr Pelz am Rücken etwas ver- längert. Der Schädel ist gestreckt, ohne Jochbein, ohne knöcherne Paüke, mit breitem hohen Kronfortsatz des Unterkiefers. Der Rüssel wird durch einen Knochenkern gestützt. 3 Schneidezähne in jeder Reihe, der mittle obere sehr gross, dreiseilig, scharfspitzig, die beiden seitlichen durch eine Lücke getrennt, klein, einspitzig, unten der vordere sehr klein, der zweite gross, kegelförmig, mit Längsrinne, der dritte kurz kegelförmig. Die 3 oberen und unteren Lückzähne comprimirt kegelförmig, aussen mit 2 Basalhöckern, der dritte mit einem solchen dritten, die 4 oberen Backzähne sehr breit, aussen mit 2, in der Mitte mit 1, innen mit 2 Zacken, die 4 unteren vierzackig. Die einzige Art ist S. paradoscus Brdt. 3) Gesicht, Scheitel und Vorderrücken sind braun- schwarz, Hinterrücken und Schenkel schwarzbraun, die Seiten des Kopfes und der Hals hellbraun mit rostroth und grau gemischt, Unterseite und Pfoten fahlbräunlich, an der Brust hell rostroth, der beschuppte Schwanz bis zur Mitte grau, dann weisslich. Körperlänge fast 1’, der Schwanz etwas kürzer. Auf St. Domingo. Myogale Cuv. Der Bisamrüssler ist von gedrungenerem Körperbau als die Spitzmäuse, niedriger auf den Beinen, mit Schwimmhäuten an den fünfzehigen Füssen, und langem schuppig geringelten Ruderschwanz, aber ohne Ohrmuscheln und besonders durch den langen dünnen, aus zwei verschmolzenen Cylindern be- stehenden, knorpligen Rüssel ausgezeichnet. Von den drei oberen Schneide- zähnen ist wie bei Solenodon der erste gross, dreiseitig, scharfspitzig, die beiden anderen klein, die unteren ebenfalls klein, schmal vierseilig, die 4 Lückzähne klein und einzackig, die 4 Backzähne denen der Spitzmäuse ähn- lich. Am Schädel ist ein vollständiger Jochbogen vorhanden, das Hinterhaupt aufgeschwollen, aber mit überragendem blattartigen dreispitzigen Fortsatz, über jedem Condylus durchbrochen, die aufgetriebenen pyramidalen Felsen- beine vorn einander berührend, die Foramina incisiva sehr gross, die Ober- kiefer neben dem Gaumenbeine durchbrochen, das Unterkiefergelenk mit zwei Fortsätzen. In der Wirbelsäule liegen 13 rippentragende, 6 rippenlose, 5 Kreuz- und 27 Schwanzwirbel. Die Gliedmassen kräftiger als bei der Spitz- maus, das lange schmale Schulterblatt mit doppelter Gräte, deren innere zwei besondere Fortsätze, wovon der untere sehr lang ist, besitzt; die — 9) Brandt, Möm. acad. Petersb, 6. ser. II. I. tb. 1. 2; Owen, Odontogr. tb. 111; Giebel, Odontogr. 17. Sorieinae, Myogale. 907 Schlüsselbeine stark, der kräftige kurze Oberarm unten mit der knöchernen Brücke, die Mittelhand sehr kurz, die ersten Zehenglieder länger, die zweiten verkürzt, der Oberschenkel sehr kurz und mässig, flach, mit breitem dritten Trochanter, das Schienbein sehr lang, die Fibula mit demselben verwachsen, der Tarsus an der Innenseite mit einem überzähligen Knochen, die Meta- tarsen lang, schief gewunden und gekrümmt, vom inneren zum äusseren an Länge zunehmend, die zweiten Phalangen sehr verkürzt. Das Becken geöffnet. Magen und Darm nicht eigenthümlich. Die Leber mit einem grossen linken, einen grösseren mittleren und dreien rechten Lappen, die rechte Lunge 4-, die linke einlappig; die untere Hohlader unterhalb der Nierenvenen mit doppel- ter sackartiger Erweiterung; die Eichel der Ruthe mit hornigen gezähnelten Erhabenheiten besetzt, die Glitoris lang und cylindrisch, von der Harnröhre durchbohrt, das Weibchen mit 4 Zitzenpaaren. Der Rüssel wird durch 2 grössere und 3 kleinere Muskel jederseits bewegt. Unter der Schwanzwurzel liegt eine 2° grosse Moschusdrüse von schmal pyramidaler Gestalt aus 20 bis 40 Säckchen bestehend, deren jedes einen oberen bauchigen und einen un- teren schmalen Theil hat und in deren dreischichtiger Wandung die mittlere Schicht feine Drüsenschläuche enthält. Ihr Secret riecht sehr stark. Die beiden Arten gehören dem südlichen Europa: an. M. moschata Brdt.*) Der Wuchuchol ist kürzer und platter als die Spitzmaus, grösser als der Hamster, der Kopf auf kurzem Halse sitzend, mit sehr beweglichem, nach unten gebogenem, fast kahlen Rüssel, die Nasenlöcher durch eine innere Warze halb geschlossen, die weisslichen Schnurren in 12 Reihen geordnet bis nach den Augen hin, die Lippen Neischig und schlaff, die Augen sehr klein, auf einem weissen Flecke ge- legen, die Ohröffnung dicht mit Haaren bekleidet, der Pelz aus sehr weichem Wollhaar und glatten Grannen bestehend, oben rothbraun, unten weisslich aschgrau mit Silberglanz, die Pfoten kahl, auf der Oberseite fein geschuppt, unten chagrinirt, am äusseren Rande mit Schwimmborsten, der Schwanz an der Wurzel etwas eingeschnürt, dann walzig und in der Endhälfte com- primirt, zweischneidig, zwischen den Schuppenringeln mit spärlichen Här- chen. Körperlänge 8'/,', der Schwanz 7". Bewohnt das südöstliche Russland zwischen Don und Wolga, meist an See’n, in deren hohe Ufer er vom Wasser aus seine Höhlen gräbt. Er nährt sich von Würmern, die er mit dem Rüssel im weichen Schlamm leicht aufspürt. Wie alle Insectivoren ist er sehr gefrässig und bissig. Verfolgt wird er besonders vom Hecht und Wels. Sein Pelz wird zur Ver- brämung und zu Hutfilzen verarbeitet. M. pyrenaica Geoffr.*) Der pyrenäische Bisamrüssler ist um die Hälfte kleiner, mit längerem Schwanze, der an der Wurzel nicht einge- 4) Brandt, Wiegm. Archiv Il.a 176; Nov. act. acad. Leopold. XVIIl.a 241. tb. 10; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 97; Sorex moschata Pallas, Reise I. 156; act. acad. Petropol. 1787. I. 215. ib. 3—5; Zoogr. I. 128. tb. 8; Schreber, Säugeth. II. 567. Tf. 159; Castor moschatus Linne, syst. nat. Xll. I. 79; M. moscovitica Desmarest, Mammal. 154. 9) Geoffroy, Ann. d. Museum XVII. 193. tb. 4. fig. 1—4; Mem. d. Museum I. tb. 15. fig. 10—12. — Einen Oberarm aus den miocänen Schichten von Sansans hält Blainville, Osteogr. Inseclivores für nicht verschieden von dieser lebenden Art, während Lartet ‘denselben als M. sansansensis, Pomel als M. antiqua aufführt. Ein zweiter Oberarm aus den miocänen Schichten der Auvergne ist nach Pomel, Bi- blioth. univers. 1848. IX. 162; Bullet. soc. geol, 1944. 1. 593 kleiner, mit nach innen 908 | Unguiculata. Ferae insectivorae. schnürt, sondern eylindrisch und erst am Ende comprimirt ist, am unteren Ende bilden die weissen Härchen zwischen den Quirlschuppen einen Kamm. Der Pelz ist oben kastanienbraun, an den Seiten braungrau, am Bauche silbergrau, Schnurren und Haarkamm an den Seiten des Rüssels weisslich, kein weisser Ohrfleck, den der Wuchuchul hat, die Vorderpfoten oben bräunlich behaart, die hinteren nackt, beschuppt, der Schwanz dunkelbraun mit weisslichen Härchen. Körperlänge 5“, der Schwanz ebenso lang. Bewohnt die Gewässer am Fusse der Pyrenäen. Macroscelides Sm. Der Rohrrüssler hat einen dünnen rohrartigen Rüssel, feiner und länger als der Bisamrüssler, mit dünnem Haaranflug, mit Haarkamm an der Wurzel, aber an der Spitze ganz nackt, grosse Augen und abgerundete, frei vor- ragende, mit innerem Läppchen versehene Ohren, lange Schnurren, einen kurzen dicken Rumpf und auffallend verlängerten Hinterbeinen, welche ihm Dipus viel ähnlicher machen als irgend einem Raubthier. Doch sind die Vorderbeine nicht verkürzt, ihre 3 Mittelzehen gleich lang, der Daumen weit hinauf gerückt, die hinteren Pfoten mit 5 kurzen feinen Zehen, alle gleich lang, nur der Daumen hoch hinaufgerückt, die Krallen sehr kurz, schwach scharf und stark gekrümmt. Der Schwanz allermeist etwas kürzer als der Körper, dünn, kurz behaart, der Pelz sehr weich, dicht und reichlich. Der Schädel mit langem dünnen, scharf vom Hirntheil abgesetzien Schnauzentheil, der Hirntheil kurz und breit, die Hinterhauptsschuppe ge- wölbt, der Jochbogen stark, weit abgebogen, die Pauken hoch aufgetrieben, der knöcherne Gaumen von 5 Paar Löchern durchbrochen, am Unterkiefer Kronen- und Gelenkfortsatz von fast gleicher Höhe. 12 bis 13 rippentragende, 7 rippenlose, 2 bis 3 Kreuz- und 25 bis 28 Schwanzwirbel. Das Brustbein sehr lang und breit, 5 bis 7wirblig, mit schmalem Manubrium, -das Schulter- blatt länglich dreiseitig, igelähnlich, mit mittelständiger Gräte, der Oberarm stark, gerade, mit unterer Knochenbrücke, die Elle mit grossem Olecranon, aber grösstentheils mit der starken Speiche verwachsen, die Phalangen der Finger normal, das Becken gross, breit, mit langen schmalen Hüftbeinen und mit am Vorderrande zusammenstossenden Schambeinen, der Oberschenkel gerade, mit Nlügelförmigem dritten Trochanter, Tibia sehr lang, oben dünn, blattarlig, Fibula verwachsen; Galcaneus lang, Metatarsus sehr lang. Die 3 Schneidezähne jeder Reihe igelartig, dünn, cylindrisch, stumpf zugespitzt, der erste vergrössert; die 3 oberen Lückzähne zweiwurzlig, der erste einfach, die beiden anderen zweizackig, die 2 ersten unten einwurzlig, dahinter 2 zweiwurzlige mit vorderem und hinterem Basalzacken, von den 4 oberen Back- zähnen der erste und letzte verkleinert, unten nur 3, ihre Gestalt igelähnlich. Die sehr grosse Zunge hat hinten 3 kegelförmige Warzen. Der Magen ist länglich, dickrandig, der Darm mit sehr langem weiten Blinddarm, von 7 facher Körperlänge, die rechte Lunge 4-, die linke 3lappig, die Leber 5lappig, die Clitoris klein, die Hoden unter den Nieren gelegen, Samenblasen gross, die Ruthe sehr lang und fadenförmig. Unter der Schwanzwurzel liegt eine Drüse aus flaschenförmigen Schläuchen bestehend. gerückter Deltaleiste versehen und am Unterkiefer der Winkelfortsatz sehr ent- wickelt, der Kronfortsatz stark gekrümmt. Darauf gründet sich M. arvernensis, später M. najadum. Soricinae. Macroscelides. | 909 Die Arten bewohnen Afrika und nähren sich von Insecten, die sie springend haschen. Sie halten sich an sonnigen Plätzen auf, wo sie unter Steinen und in Felsenritzen sich verstecken können. Scheu und flüchtig ent- gehen sie den Verfolgungen. Sie sind friedlichen Naturells. 1. Macroscelides. Mit fünfzehigen Füssen. M. typieus Sm. 6) Der gemeine Rohrrüssler ist von untersetziem Körperbau, sein Kopf hinten breit, die Augen gross, fast in der Mitte zwischen Rüsselwurzel und Ohren gelegen, der Rüssel ziemlich gleich dick, die Ohren kurz, schlaff, so breit als hoch, gerundet, mit schwachem Aus- schnitt, aussen und innen dicht behaart, mit einem Büschel langer weisser Haare vor dem Eingang, der hintere Daumen weit zurückgerückt. Die Farbe der Oberseite ist braun bald heller bald dunkler, bisweilen mit roth ge- mischt, aber auch mausgrau, am Grunde schieferschwarz, die Unterseite weiss, rein oder mit gelblichem Anfluge, die Pfoten rein weiss, die Ohren innen weiss, der Rüssel rostbraun mit röthlichbraunem Strich von der Wurzel gegen die Stirn, an der Spitze röthlichschwarz. Der Schädel ist sehr kurz, im Hirntheile auffallend breit. Körperlänge 5“, Schwanz Ag", Rüssel /g". Bewohnt die offenen trockenen Ebenen der Kapkolonie und die waldi- gen Gegenden der Ostküste des Kaffernlandes. Auf den Hinterbeinen sitzend sonnt er sich und späht aufmerksam nach Insecten und flieht bei Gefahr eiligst in seine Höhle. M. rupestris Sm.?”) Von robustem Bau, mit an der Wurzel stark ver- dicktem Rüssel, die Augen den Ohren genähert, diese aufrecht, ziemlich lang, oval, innen mässig behaart, aussen fast nackt, der hintere Daumen wenig zurückgerückt, der Schwanz sich verdünnend und dicht mit kurzen Haaren besetzt, der Pelz anliegend, bräunlichgelb mit einzelnen schwarzen Haaren, Oberlippe, Augenring, Unterseite weiss mit leichtem gelben An- fluge, Pfoten gelblichweiss, Nacken und ein Fleck hinter der Ohrwurzel licht rothgelb, die Ohren aussen gelbbraun und schmutzigweiss, mit schwarzem Längsstrich, der Schwanz gelblichbraun, oben mit schwarz ge- mischt. Körperlänge 6“, Schwanz 5", In felsigen Gegenden Südafrikas in Felsenspalten und Steinhaufen. M. Intufi Sm.®) Der Intufi ist von schmächtigerem Bau als vorige, aber mit ebenfalls an der Wurzel sehr verdicktem Rüssel und den Ohren genäherten Augen, die Ohren selbst sind aufrecht, lang, über der breiten Wurzel stark verschmälert, am Aussenrande mit starkem Ausschnitt, der hintere Daumen nur wenig abgerückt. Die Oberseite gelb mit schwarz ge- mischt bei dem Männchen heller und glänzender als bei dem Weibchen, Oberlippe, Augenring und Unterseite weiss, hie und da mit gelblichem An- 6) A. Smith, zool. journ. IV. 435; Ilustr. Zool. S. Afr. VI. tb. 10; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 86; Rhinomys jaculus Lichtenstein, Darstellg. Tf. 38. 7) A. Smith, proceed. zool. soc. 1830. I. 11; Nlustr. Zool. S. Afr. VI. tb. 11.15. fig. 2; M. iypus Geoflroy, Ann. sc. nat. 1829. XVI. 165; Lesson, Cent. zool. 51. tb. 12; M. Alexandri Ogilby, Ann. mag. nat. hist. 1838. 11. 146. 8) A. Smith, Illustr. Zool. S. Afr. VI. tb. 12. 15. fig. 3; Peters, Säugeth. Mos- samb. 90. — Smith unterscheidet ]. c. tb. 14 einen M. Edwardsi vom Elephanten- flusse durch weiter abgerückten hintern Daumen, schmälere minder tief gerandete Ohren, lichtgelbbraune Oberseite, aschgraue blassfahl überlaufene Seiten und licht rothem Fleck an der Ohrwurzel, 910 Unguiculata. Ferae insectivorae fluge, die Beine blass rostigweiss, die Ohren aussen gelb behaart, innen spärlich und weiss. Die Wirbelzahl gleicht der der folgenden Art, im Milchgebiss finden sich in jeder Reihe 3 einspitzige Schneidezähne, 1 Eck- zahn, 3 Lück- und 1 ächter Backzahn. Die Ruthe tritt gleich hinter dem Nabel am Bauche hervor. Körperlänge 51/,”, Schwanz 4. In Mossambique häufig in ebenen Gegenden im Grase und Gebüsch. Verfolgt entflieht er auf den Zehenspitzen mit grosser Schnelligkeit. M. fuscus Pet.?) Der an der Wurzel breite Rüssel verdünnt sich plötzlich und die Längsfurche seiner Unterseite setzt sich jederseits in die innere Fläche der Oberlippe fort. Die nackte Nasenkuppe wird durch eine schmale senkrechte Furche getheilt, die nierenförmigen Nasenlöcher öffnen sich schräg nach vorn und aussen. Die Schnurren sind sehr lang, die Augen der Wurzel des Rüssels genähert, mit weiter runder Pupille, die Ohren dreieckig abgerundet. mit schwachem Ausschnitt, aussen nackt, die Sohlen der Hand mit 5 Schwielen versehen, beschuppt, der 3. und 4. Finger gleich lang, der 2. und 5. kürzer, die hinteren Zehen gleich lang nur der Daumen zurückgerückt. Der Schwanz rund, allmählig verdünnt, fein geringelt, ziemlich dıcht und kurz behaart. Der Pelz fein und weich, Aftergegend, Basis des Schwanzes und mittler Theil des Unterschenkels nackt. Die Oberseite dunkler nussbraun mit schwarz gemischt, die Bauch- seite graubraun mit olivengrünem Schimmer, Ohren, Lippen, Nasenkuppe, Schnurren, Sohlen, Nägel schwarz, die Iris braunschwarz, der Schwanz oben schwarz, unten dunkelbraun. Körperlänge 4“, der Schwanz 3a". Der Schädel von voriger Art unterschieden durch geringere Breite des Hirntheiles und der Jochbögen, aber wie jene im Unterkiefer mit einem kleinen hinteren Backzahn mehr, der dritte obere Backzahn doppelt so lang wie breit mit 4 äusseren und 3 inneren Höckern. 13 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 26 Schwanzwirbel, das Brustbein 6wirblig mit 7 wahren Rippenpaaren. Am weichen Gaumen 10 Querfalten, die lange Zunge mit feinen schuppigen Papillen dicht bedeckt, dazwischen mit grösse- ren knopfförmigen Warzen, an der Basis mit 3 Papillae vallatae. Der weite Magen bohnenförmig gestaltet, der Blinddarm 14,“ lang, die Leber vier- lappig; das Weibchen mit je einem Zitzenpaar am Halse, an der Brust und am Bauche, ohne Schwanzdrüse. In Mossambique. M. brachyrhynchus Sm.) Der kurzrüsslige Rohrrüssler ist von der Grösse des vorigen hat auch den überzähligen unteren Backzahn, aber unterscheidet sich durch den kurzen an der Wurzel etwas verdickten Rüssel, die den Ohren mehr genäherten Augen und die zwischen röthlichorange und gelblichbraun spielende Farbe der Oberseite. Die Körperseiten sind bräunlichorange, Oberlippe, Augenring und Unterseite weiss; der Rüssel rostigweiss, oben mit schwärzlichbrauner Linie, die Ohren gelblichweiss, die Beine rostigweiss. In offenen Ebenen südlich vom Wendekreise des Steinbocks. M. Rozeti Duv. 2) Der nordafrikanische Rohrrüssler hat einen am 9) Peters, Säugeth. Mossamb. 87. T£f. 19. 22. fig. 13—17. 1) A. Smith, Ilustr, Zool. S. Afr. VI. tb. 13. 15. fig. 4. — Ogilby’s M. melanotis ist grösser, mit schwarzen Ohren und blass röthlichbrauner Brust. . 2) Duvernoy, Möm. hist. nat. Strassb. I.b 1. 23. tb. 1. 2. III. 50; M. Wagner, Wiegm. Arch. I. 58; Algier II. 9. 72. Tf. 1. 2; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 93. Sorieinae, Rhynchocyon. 911 Grunde schieferschwärzlichen, äusserlich licht fahlbraunen Pelz, dessen Rückenhaare z, Th. schwärzliche Spitzen haben. Die ganze Unterseite ist scharf abgesetzt rein weiss, der schwarze Rüssel und die schwärzlichen Pfoten mit weisslichem Anfluge, die Schnurren meist schwarz, die Krallen dunkelbraun, der hintere Daumen weit abgerückt, der Schwanz schwarz, dicht mit kurzen Haaren besetzt. Körperlange 4“, Schwanz etwas länger. In der Gegend vom Oran auf steinigen Bergen. 1. Petrodomus. Mit vierzehigen Hinterfüssen. M. tetradactylus.?) Der vierzehige Rohrrüssler hat einen langen, an der Wurzel breiten, in der Endhälfte walzigen Rüssel mit sehr kurzer dichter Behaarung. Die Schleimhaut der Unterlippe ist am ganzen Rande gezackt, die der Oberlippe sägezähnig; der weiche Gaumen mit 10 dicken Querfalten versehen; die Schnurren lang und stark, in 5 Reihen geordnet, die Augen gross, mit weiter runder Pupille, die Ohren lang und breit, fast eiförmig,- oben ausgebuchtet, innen und aussen grösstentheils nackt; der Körper robust, weich und lang behaart; die Finger mit hornigen Halbringen, die hinteren Gliedmassen fast doppelt so lang wie die vorderen, der hintere Daumen fehlt ganz, der Schwanz an der Wurzel nackt und ungeringelt, übrigens geringelt und behaart. Die Farbe der oberen Theile ist rostbraun mit schwarz gemengt, die Seiten gelbgrau, nach unten ockergelb, Lippen, Ohrwurzel und die ganze Unterseite schneeweiss, auf der Oberseite des Rüssels eine schwarze linienförmige Haarbürste, die Augenringe weiss, Körperlänge 8“, der Schwanz 6“. Von den 3 oberen Schneidezähnen ist der erste fast senkrecht nach unten gerichtet, lang und dünn, der zweite kaum halb so gross, der dritte zweiwurzlig, comprimirt mit scharfem Absatz, von eben dieser Gestalt und Grösse sind die beiden ersten Lückzähne, der dritte schon mit 2 inneren Höckern, die 3 ächten Backzähne vierhöckerig; die unteren Schneidezähne einwurzlig und zweilappig, hinter ihnen ein Eckzahn, 3 an Grösse zu- nehmende Lückzähne und 3 Backzähne mit je 2 äusseren und 2 inneren Höckern. Am Schädel sind die Foramina incisiva schmal und lang. 13 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 25 Schwanzwirbel, der Dorn des Epistropheus breit und comprimirt, die Querfortsätze der Lendenwirbel sehr lang und breit. Der Oberarm unten mit knöcherner Brücke und perforirter Olecranongrube, die Elle mit der Speiche verwachsen, die Hand- wurzel elfknochig, das Becken mit langer Schambeinfuge, die Fibula ver- kümmert, die Fusswurzel siebenknochig, vom Daumen ein Rudiment vor- handen. Der Blinddarm fast 2“ lang, die männliche Ruthe endigt faden- förmig mit 3 Spitzen, das Weibchen mit einem Paar Zitzen am Halse und einem zweiten an der Brust. In Mossambique in steinigen und felsigen Gegenden. Rhynchocyon Pet. Das Rüsselhündchen hat den langen Rüssel, die verlängerten Hinterbeine und den geringelten Rattenschwanz der Rohrrüssler, nähert sich aber durch das straffe Haarkleid, die Gestalt und Grösse der Krallen den Mangusten. _— 3) Petrodomus tetradactylus Peters, Säugeth. Mossamb. 92. Tf. 20.22. fig. 8—12., Tits. Ak 912 Unguiculata. Ferae insectivorae. Die Längsfurche an der Unterseite des Rüssels ist behaart und hängt nicht mit der Schleimhaut der Oberlippe zusammen. Die Nasenlöcher öffnen sich an der nackten Rüsselspitze, jederseits mit einem sichelförmigen Schlitz. An den Vorderbeinen sind die drei mitllen Finger lang, der mittle der längste, der Aussenfinger kurz und zweigliedrig, der Daumen fehlt vorn sowohl als hinten, die 4 hinteren Zehen dreigliedrig, die Sohlen nackt. Das Weibchen hat 2 Zitzenpaare am Bauche. Im Zahnsystem ist der Mangel oberer Schneidezähne bei ausgewachsenen Exemplaren characteristisch, in früher Jugend scheinen deren 3 vorhanden zu sein. Der obere Eckzahn ist lang, spitz, comprimirt, vorn und hinten schneidend, beiderseits flach gekielt, zweiwurzlig. Ihm folgt ein sehr kurzer zweiwurzliger Lückzahn mit hinterem Ansatz, dann ein zweiter grösserer und der dritte mit längster Basis unter allen. Die beiden ächten Backzähne haben je 2 äussere und zwei innere stumpfe Höcker, der letzte Backzahn ist ver- kleinert, dreiseitig, aussen mit 2, innen mit 1 Höcker. In der unteren Reihe stehen 3 einwurzlige zweilappige Schneidezähne und ein einfacher Eckzahn, 3 zweiwurzlige Lückzähne mit vorderem und hinterem Ansatz, der erste ächte Backzahn mit 3 äusseren stumpfen und 3 inneren spitzen Höckern, der zweite mit je 2 solchen Höckern, der dritte verkleinert. Am Schädel sind die Zwischenkiefer kurz und breit, die Foramina incisiva linear, der knöcherne Gaumen nicht perforirt, die Nasenbeine schmal und lang, das Thränenbein breit hervortretend, das Jochbein sehr breit, unten mit einer Crista, die Stirn- beine ungemein lang und breit mit scharfen Orbitalrändern, das Oceiput schief abschüssig, der knöcherne Gehörgang lang, durch 3 accessorische Knöchel- chen vergrössert. 10 Rücken-, der diaphragmatische und 10 Lendenwirbel, 3 Kreuz- und 28 Schwanzwirbel. Der Epistropheus mit sehr grossem Dorn, die Rückendornen sehr schmal und lang, die Lendendornen breit und stark nach vorn geneigt, die Queifortsätze der letzteren auffallend breite Platten. 13 Paare sehr breiter Rippen, das Brustben öwirblig, das Schlüsselbein dünn und schmal, das Schulterblatt mit gabligem Acromion und spitz aus- gezogener Hinterecke, der Oberarm mit knöcherner Brücke und perforirter Olecranongrube, Ulna und Radius getrennt, erstere mit sehr langem Olecranon, Garpus Iknochig, das Becken sehr breit und platt, Femur lang und stark, mit drittem Trochanter, die Fibula in der unteren Hälfte vollständig ver- wachsen, der Tarsus 7knochig. Die Speicheldrüsen sehr entwickelt, am Magen liegt Pförtner und Cardia dicht beisammen, der Dickdarm viel weiter als der Dünndarm, gewunden, der Blinddarm ebensoweit, 24,‘ lang, die Leber dreilappig, das Pancreas lappig verzweigt, die Nieren platt eiförmig. Der eine Rand der platten verschmälerten Eichel des Penis sägezähnig gezackt und mit einer fadenförmigen Spitze versehen, der diekwandige Uterus herz- förmig. Die Luftröhre aus 21 _Knorpelringen gebildet, die rechte Lunge 4-, die linke 2lappig. - Die einzige Art ist Rh. Cirnei Pet.*) Das gefleckte Rüsselhündchen erreicht fast die Grösse des Steinmarders. Sein langer beweglicher Rüssel ist an der Wurzel doppelt so breit wie hoch, walzig, kurz behaart, an der nackten Spitze mit Längsfurche, die Schnurren schwach, zweireihig, die Augen gross, vorspringend, mit weiter rundlicher Pupille, die Öhren dreieckig abgerundet, — — 4) Peters, Säugeth. Mossamb. 100. Tf. 11—24. Sorieinae. Cladobates. | 913 am hinteren Rande ausgeschnitten, kurz behaart, die Behaarung des Körpers dicht und steif, an der Unterseite dünn; die drei langen starken Finger mit gekrümmten Grabnägeln, die hinteren Nägel grösser; der Schwanz allmählig verdünnt, geringelt, mit kurzen anliegenden Haaren. Das allgemeine Colorit ist verwaschen braungelb oder rostrothgelb mit schwarzen Ziezaclinien ge- zeichnet, die Ohren und der hintere Theil der Oberschenkel glänzend rost- roth. An den Seiten des Rumpfes sechs Längsreihen schön kastanienbrauner Flecken. Die Unterseite ist schmutzig rostrothgelb, die Pfoten dunkelbraun, der Schwanz oben schwarz, unten gelbgrau. Körperlänge 11“, Schwanz 8". In Mossambique in Erdhöhlen lebend, zur Nachtzeit nach Insecten suchend. Lässt sich leicht zähmen. Cladobates Cuv. « Die Spitzhörnchen können ihrer äusseren Erscheinung nach als insecten- fressende Eichhörnchen betrachtet werden. Ihr Kopf spitzt sich in eine lange Schnauze mit nackter stumpfer Spitze zu, die Augen sind gross und vor- springend, die Schnurren kurz, die Ohren länglich abgerundet und frei, die Gliedmassen normal, alle fünfzehig mit nackten Sohlen, die Zehen getrennt mit kurzen Sichelkrallen, der Schwanz sehr lang, buschig zweizeilig behaart, der Pelz dicht und weich. Das Weibchen mit 4 Zitzen am Bauche. Die beiden oberen Schneidezähne sind durch eine mittle Lücke getrennt, gross, walzig, senkrecht gestellt, die 3 unteren jederseits fast horizontal, der äussere verkürzt. Der Eckzahn ist kürzer als die Schneidezähne, der obere schwach gekrümmt, der untere verdickt, die 3 oberen Lückzähne einfach mit erweiterter Kronenbasis, die beiden unteren veränderlich, die 4 wahren Backzähne 2- bis Szackig, der erste und letzte verkleinert. Der Schädel hat in der Augen- und Schläfengegend seine grösste Breite und ist im Schnauzen- theil sehr verdünnt. Die Augenhöhle wird hinten durch eine dünne Leiste ab- gegrenzt, der einzige Fall dieser Art unter den Insectivoren. Das Jochbein in der Mitte perforirt, die Pauken gross, der Unterkiefer sehr lang und schmal, mit hohem Kronfortsatz. In der Wirbelsäule liegen 13 rippentragende, 6 bis 7 rippenlose, 2 bis 3 Kreuz- und 25 oder 26 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt ist breit, Fibula ganz getrennt, das Becken geschlossen, das Schlüsselbein lang, der Oberarm mit knöcherner Brücke, der Oberschenkel mit grossem dritten Trochanter. Die Arten bewohnen den indischen Archipel und Hinterindien und leben nach Art der Eichhörnchen auf Bäumen. Sıe nähren sich von Insecten, die sie theils auf den Bäumen, theils am Boden suchen. a) Schwanz rund, schwach behaart. - Cl. murinus Wagn. °) Dieses kleinste Spitzhörnchen zeichnet sich durch einen fast runden, wenig behaarten Schwanz von Körperlänge vor den übrigen Arten aus. Die Haare sind an der Unterseite desselben verkürzt, an den Seiten und oben länger und an der Spitze bilden sie einen kleinen Pinsel. Auch die Schnauze ist schmäler, spitziger und länger als bei den folgenden, der Pelz überhaupt kürzer, oben gelblichbraun, nach vorn _—_ 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. Suppl. V. 524; Hylogalea murina S. Müller, Verhandl. I. 167. tb. 26. fig. 5., tb. 27. fie. 17. 18 Säugethiere, 98 914 Unguiculata. Ferae insectivorae. olivenfarben, nach hinten und auf dem Schwanze rothbraun, unten weiss- lich. Körperlänge 4‘, der Schwanz ebensolang. An der Westküste von Borneo. b) Schwanz buschig zweizeilig. Cl. tana Wagn. °) Die Tana übertrifft vorige Art um mehr als die doppelte Grösse, hat aber gleichfalls eine sehr lange und spitze Schnauze, auf welcher die Nase, mit einem $pitzen Winkel ausläuft. Die Krallen sind gross, an den Vorderpfoten sehr lang. Die oberen Theile sind dunkelbraun, ins schwarze ziehend, die unteren braun mit röthlichem Anfluge, die einzeln oberen Haare grau und dunkelbraun geringelt, Kopf und Schnauze schwärz- lich mit. grau gemischt, die Kehle röthlichgrau, das Hinterhaupt mit dunkler Querbinde, auf dem Rücken ein dunkelbrauner Längsstrich. Körperlänge 10“, der Schwanz 8". ‚ o Auf Sumatra und Borneo. | | Cl. ferrugineus Wag.?) Die Nase ist hinten durch eine senkrechte Linie begrenzt, die Krallen mässig, die vorderen nicht verlängert, die äussere Hinterzehe kürzer als die zweite; Rücken und Seiten rostbraun, der Bauch weisslich oder weissgrau. Körperlänge 8, der Schwanz 5“. Auf Sumatra, Java, Borneo. Cl. Ellioti Wagn.®) Gleicht in der Grösse der Tana, unterscheidet sich aber durch blasseren weniger weichen Pelz, minder buschigen Schwanz, kleinere Zähne, kürzeren Kopf. Die oberen Theile sind blass röthlichbraun mit dunkler Beimischung, nach hinten ohne schwarze Sprenkelung, an den: Seiten und unten gelblich, Kinn und Brust gelblichweiss, die Pfoten gelb, der Schwanz rothbraun. Der Schädel kleiner, kürzer, mit breiterem Schnauzentheil als vorige Art, die Nasenbeine kurz, nach hinten erweitert. Körperlänge fast 8°, der Schwanz 9“. Bewohnt die östlichen Ghats, Cl. javanicus Wagn.”) Das javanische Spitzhörnchen hat gleichfalls eine kurze Schnauze, die Augen in der Mitte zwischen Ohren und Schnauzen- spitze gelegen und die äussere Hinterzehe länger als die zweite. Die oberen und seitlichen Theile sind olivenfarben oder glänzend schwarzbraun mit fahlgelber feiner Spritzelung, die Unterseite licht ockergelb. Körperlänge 6“, Schwanz ebensolang oder etwas länger. Auf Java, Sumatra, Borneo. 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 40; Giebel, Odontogr. 18. Tf. 5. fig. 17; Tupaia tana Raffles, Transact. Linn. soc. Xllt. 257; Horsfield, Zool. research. I. c. fig.; Hylogalea tana S. Müller, Verhandl. I. 159; CI. speciosus A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 43. OA Wagner, Schreb. Säugeth. Il. 41; Giebel, Odontogr. 18. Tf. 5. fig. 18; Tupaja ferruginea Raflles, Transact. Linn. soc. XII. 256; Horsfield, Zool. research. Ill. fig. C. D. M. N.; Sorex glis Diard, Asiat. research 1822, XIV. 471. tb. 9; Fr. Cuvier, Mammif. I1. 36; Hylogalea ferruginea Müller, Verhandl. I. 163. tb. 26. fig. 3., tb. 27. fig. 710, 8) A, Wagner, Schrehb. Säugeth. Suppl. V. 526; Tupaja Ellioti Waterhouse, Ann. mag. nat, hist. 1850. VI. 135. „...) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 44; Giebel, Odontogr. 18. T£. 5. fig. 16; Tupaja Javanıca Horsfield, zool. research. MI. c. fig.; Fr. Cuvier, Mammif. I. 35; Hylogalea javanica S. Müller, Verhandl. I. 165. ib. 26. fig. 4., tb. 27. fig. 11—16. Sorieinae, Ptilocerus. Hylomys. Gymnura. 915 Cl. Belanyeri Wagn.!) Das peguanische Spitzhörnchen unterscheidet sich von dem javanischen durch die feinere längere Schnauze und ist oben roth mit schwarz gesprenkelt, unten fahlgelb, ebenso ein Schulterfleck. Der Schwanz mit schwarzem Ende. Körperlänge 7‘, der Schwanz ebensolang. Pegu. Ptilocerceus Gray. Spitzhörnchen mit langem Rattenschwanz. Der Schwanz ist nämlich schuppig geringelt und nur am Ende jederseits mit starren Haaren eingefasst. Das Zahnsystem besteht in der oberen Reihe aus 2 Schneide- und 7 Back-, in der unteren aus 3 Schneide- und 7 Backzähnen. Die grosse Oeffnung in der Mitte des Jochbogens der Spitzhörnchen ısf hier zu einem kleinen runden Loche geworden. Die einzige Art ist Pt. Lowi Gr.?) Schwärzlichbraun, fein gelblich gesprenkelt, an der Unterseite gelblich, der Schwanz schwarz mit weisser Endfahne. Körper- länge 54,'", Schwanz 642". Auf Borneo. Hylomyys Müll. Die Waldmaus schliesst sich ebenfalls den Spitzhörnchen an und unter- scheidet sich durch den kahlen Schwanz und die fast nackten abgerundeten Ohren. Ihr Schädel ist oben flach, mit fast geradlinigem Profil, die Augen- höhlen hinten nicht von der Schläfengrube abgegrenzt, die Oeffnung im Joch- bogen ein feiner Spalt. Schneidezähne sind 3 in jeder Reihe vorhanden, die mittleren länger und grösser als die äusseren; Backzähne 4 +4 in jeder Reihe. | Die Art ist H. suillus Müll. 3) Oben dunkelgelbbraun, in roth ziehend, die Haare an der Wurzel grau, in der Mitte gelbroth, an der Spitze schwarz, die unteren Theile hellgelbbraun, die zahlreichen Schnurren lang und schwarz. Totallänge 3Yz". Auf Java und Sumatra. Gymnura Horsf. Die Spitzratte hat den Habitus der Ratten, besonders deren langen runden, nackten, schuppigen Schwanz, aber den gestreckten Kopf der Spitzhörnchen ' mit langer, dünner, weit vorragender Schnauze, an deren Ende sich die Nasenlöcher seitlich öffnen; die Schnurren sind lang, die Augen klein, die Ohren wenig vorragend, rundlich und nackt, die Zunge gross und. ziemlich. glatt. Der Körper ist gedrungen, mit weichem Wollhaar und langen borstigen Grannen bekleidet, die Pfoten dünn behaart, fünfzehig, die Krallen schmal, sehr spitzig und einziehbar. Jede Zahnreihe besteht aus S+1 +4+4 Zähnen, die Schneidezähne durch Lücken getrennt, die oberen inneren gross mit abgerundeter Spitze, die beiden anderen eckzahnartig, der dritte grösser als der zweite, unten die ersten verkleinert, der Eckzahn stark kegelförmig, 1) A. Wagner, Schreb, Säugeth. II. 42; Tupaja peguana Geoffroy, Zool. voy. Be- langer 105. tb. 4; Blyih, journ. Asiat. soc. Bengal. 1849. XVIL.a 84. 2) Gray, Proceed. zool. soc. 1848. 23. tb. 2, 3) Müller, Verhandel. I. 50. 153. tb. 26. 98” 916 Unguiculata. Ferae insectivorae. die Lückzähne einfach und stark comprimirt, die ächten Backzähne quadra- tisch, vierhöckerig, nur der letzte dreihöckerig. Die einzige Art ist | G. Rafflesi Horsf.*2) Rumpf und Gliedmassen sind schwarz, Kopf und Hals dagegen weiss, nur am Hinterkopf einzelne schwarze Haare und über den Augen ein schwarzer Längsstreif, der Schwanz anfangs schwarz, in der Endhälfte weiss. Körperlänge 14°, der Schwanz 101,". Auf Sumatra und Malakka. Eupleres Doy. Der Falanruck hat einen niedrigen, gestreckten, mustelinenähnlichen Körperbau, eine verlängerte dünne Schnauze, an deren nackter Spitze. die Nasenlöcher sich öffnen, grosse Augen und mässige dreiseitige Ohren, einen dicken Hals und sehr dicken, dicht behaarten Schwanz, fünfzehige Füsse mit scharfspitzigen halbzurückziehbaren Krallen und einen dichten Pelz. Die Schneidezähne sind klein und kurz mit scharfer Schneide, die 4 unteren breiter als die 3 oberen, die isolirten Eckzähne sehr stark und hakig ge- krümmt, der 1. obere Lückzahn von derselben Gestalt, der 2. zweiwurzlig mit vorderem und hinterem Nebenzacken, der 3. dreiwurzlig und doppelt so gross, unten schon der 2. Lückzahn doppelt so gross als der einfache erste; der 1. obere Backzahn fünfzackig, am 2. der innere Zacken viel grösser, der 3. unbekannt, die 3 unteren dem zweiten Lückzahne ähnlich nur scharfzackiger und mit innerem Höcker. Am Schädel fällt die Schwäche der Kiefer und Jochbögen auf, der Mangel einer gesonderten Schläfengrube und der Orbital- höcker. Eu. Goudoti Doy.°?) Mit dunkelbraunem Grannenhaar und gelblichem Wollhaar, an der Unterseite heller, an der Kehle weissgrau. Körperlänge - 91/,'', der Schwanz 52". Auf Madagaskar. Fünfunddreissigste Familie. Aculeatae. Die Mitglieder dieser Familie zeichnen sich allgemein durch ihr Stachel- kleid auf den oberen Körpertheilen aus, während sie auf den unteren mit Borsten oder weichen Haaren bekleidet sind. Die Stacheln sind weich und biegsam oder hart, steif, kegelförmig und in ihrer feineren Structur ver- schieden. Der Körperbau ist plump, niedrig auf den Beinen, mit meist sehr kurzem oder gar fehlenden Schwanze, aber freien Ohren und kurzer rüssel- förmiger Schnauze. Ihre Füsse sind fünfzehig, nur ausnahmsweise vierzehig. Die Zahl der Schneidezähne schwankt zwischen 2 bis 3, unten meist 3, ächte Eckzähne sind nur ausnahmsweise vorhanden, Lückzähne 1 bis 4, ächte Backzähne 3 bis 5 mit 3 bis 5 Höckern. Skelet und weiche Theile ähneln anfangs noch den Soricinen, bei den typischen Gattungen weichen sie aber in einzelnen Organen, z.B. den Genitalien erheblich ab. , Die Familie erscheint mit ihrem typischen Repräsentanten schon in der mıocänen Tertiärepoche und verbreitet sich gegenwärtig über Europa, Afrika un ne ER Mr 4) Horsfield, Zool. journ. 111. 246. tb. 8; Giebel, Odontogr. 18. Tf. 5. fig. 4; Viverra gymnura Raflles, Transact. Linn. soc. XII. 271. 9) Doyere, Ann. sc. nat. 1835. IV. 281. tb. 8; Giebel, Odontogr. 18. Tf. 11. fig. 12. Aculeatae. Centetes. 917 und Asien. Ihr Naturell ist minder raubgierig als das der vorigen Familien. Die Nahrung besteht in wirbellosen Thieren und kleineren Wirbelthieren, auch in Aas und Früchten. In kälteren Gegenden halten sie Winterschlaf. Die generischen Unterschiede treten im Stachelkleide und Gebiss characteristisch hervor. s Centetes 1ll. Der Borstenigel schliesst sich durch den gestreckten Kopf mit rüssel- förmiger Schnauze den Soricinen zunächst an, ist jedoch plumper gebaut, niedrig auf den Beinen, mit mässigen Augen und Ohren, fünfzehigen Füssen mit starken Krallen, ohne Schwanz und mit dichtlem Borstenkleide bedeckt. Die2 oberen und 3 unteren Schneidezähne sind scharf und von ziemlich gleicher Grösse, der Eckzahn ungeheuer gross, comprimirt, scharfkantig, sehr spitz und gekrümmt, der zweiwurzlige erste Lückzahn comprimirt kegelförmig, der 2. obere ist dreizackig und wie die 3 folgenden mit dreiästiger Wurzel, der letzte und die 5 unteren Backzähne zweiwurzlig, Der Schädel ist ge- streckt kegelförmig, das Hinterhaupt überagend oben mit ungemein hoher Leiste, mit hohem Scheitelkamm, das Jochbein fehlt, die Nasenbeine sehr lang und breit, im Zwischenkiefer eine Grube für den unteren Eckzahn, der Kronfortsatz des Unterkiefers sehr breit. Das Schulterblatt ist viel breiter als bei dem gemeinen Igel, am hinteren Rande ausgeschnitten, die Schlüssel- beine lönger und stark gebogen, der Oberarm an den Gelenkenden apsehnlich breiter, unten mit knöcherner Brücke, das Hüftbein kürzer, der Oberschenkel viel schlanker, die Fibula völlig getrennt, die Knochen des Carpus und Tar- sus breiter und dünner, der Atlas mit grossen Flügeln, der hintere Halswirbel dornenlos, die ersten Rückenwirbel dagegen mit sehr langen Dornen, die Querfortsätze der Lendenwirbel kleiner. 14 bis 15 rippentragende, 5 bis 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 9 bis 10 Schwanzwirbel. Die Arten bewohnen Madagaskar und graben sich während der heissen Jahreszeit ein. Sie lieben die Nähe des Wassers, wälzen sich gern im Schlamm und sollen 18 Junge werfen. Ihr fettes Fleisch wird gegessen. C. ecaudatus 11.6) Der Tanrec hat einen schweinsartigen Habitus, einen sehr grossen Kopf, mässige, hinten ausgebuchtete kahle Ohren und keinen äusserlich sichtbaren Schwanz. Der Körper ist dicht bekleidet mit Stacheln, Borsten und Haaren Die halbzölligen Stacheln bilden einen Schopf am Hinterhaupt und stehen im Nacken, an den Halsseiten und auf den Schultern, an den Rumpfesseiten werden sie länger, dünner und bieg- sam, auf dem Rücken gehen sie in zweizöllige Borsten über, die auch am Steiss stehen. Die ganze Unterseite und die Beine sind behaart, die Pfoten dünn und spärlich, die Schnauzenspitze ist nackt, die Schnurren sehr lang. Die Farbe ist hellgelb, die Stacheln und Borsten mit schwarzbraunem Ring vor der Spitze, die Rückenhaare bräunlich, einzelne weiss. Körper- länge 10“. Auf Madagaskar und Isle de France. 6) Illieer, Prodr. Mammal. 125; Buffon, Hist. nat. XII. 438. tb.56; Meckel, Beitr. z. vergl. Anat. I. 34. Tf. 4; A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 34; Geoffroy, magaz. Zool. 1839. I. 30; Blainville, Osteogr. Insectivores; Giebel, Odontogr. 19. Tf. 5. fig. 10; Erinaceus ecaudatus Schreber, Säugeth. III. 584. Tf, 165; C. setosus Desmarest, Mammal. 161; C. variegatus Gray, Loud. magaz. 1837. I. 581; C. armatus Geoffroy, Ann. sc. nat. 1837. VII. 60; magaz. zool. 1839. 1. 17. 31. tb. 2. 918 | Unguiculata. Ferae insectivorae. C. semispinosus Cuv.?) Von der Gestalt des Tanrec, aber nur von Maulwurfsgrösse, mit sehr langer Schnauze und den Ohren mehr genäherten Augen. Zwischen den kurzen Stacheln stehen überall Haare. Der Rücken ist schwarzbraun mit drei gelblichweissen Längsbinden, von denen die mittlere vom After bis zur Schnauzc reicht, Unterleib und Füsse gelblich- weiss. Körperlänge 5“. Auf Madagaskar. Ericulus Geoffr. Der Tendrak unterscheidet sich vom Tanrec durch den kürzeren Kopf mit. spitzerer Schnauze, durch einen kurzen mit Stacheln bekleideten Schwanz- stummel und durch das kurze Stachelkleid ohne Haare auf dem Rumpfe. Kopf, Unterseite und Beine sind kurz behaart. Essind nur 2 Schneidezähne in jeder Reihe vorhanden, keine Eckzähne, 2 Lück- und 5 Backzähne, letztere sehr breit, oben mit 2 äusseren und einem inneren Höcker, unten umgekehrt. Der Schädel ähnelt vielmekr dem der ächten Igel als dem Tanrec, der Joch- bogen fehlt. Bi : | | E. setosus Blainv.®) Die Stacheln sind an der Wurzel weisslich, übrigens braun, einzelne wieder mit weisser Spitze, die Haare röthlich- weiss. Körperlänge 6“. Auf Madagaskar, Echinogale Wag. Diese Gattung schliesst sich noch enger an den Igel an als vorige, indem sie in der Bildung der Schnauze, Ohren, des Schwanzes, der Füsse und des Stachelkleides mit demselben übereinstimm', aber im Zahnsystem generische Unterschiede zeigt. Die beiden oberen Scheidezähne sind wie vor- hin durch Lücken getrennt, der erste gross, fast eylindrisch, der zweite klein, dahinter gestellt, der isolirte Eckzahn von ähnlicher Gestalt aber stärker und mit schwacher hinterer Kerbe, der erste Lückzahn klein und einfach, die drei folgenden Backzähne breit, mit 2 äusseren und einem inneren Höcker, der letzte einer queren Platte gleichend. Im Unterkiefer 2 kleine isolirle, schief nach vorn gerichtete Schneidezähne, dahinter 3 grosse Kegelzähne, dann durch eine Lücke getrennt 4 Backzähne, kleiner als die oberen, mit je 2 äusseren und einem inneren Höcker. Der Schädel ıst flacher und schmäler als bei dem Igel, im Schnauzentheil kürzer, die Oeffnungen im Gaumen klein. 15 rippentragende, 7 rippenlose, 2 Kreuz- und 8 Schwanzwirbel, 8 wahre und 7 falsche Rippenpaare, das Becken sehr schmal, die Schambeine vorn gelrennt. a a I nl bahn > ie Klar 177 ER Tre VIBRTEAT ARSEREE TR RER BEE DEN BEE 7) Cuvier, regne anim. I. 125; Buffon, Hist. nat. suppl. III. 214. tb. 37; Erina- ceus ecaudatus Schreber, Säugeth. III. 165.a; Erinaceus madagascariensis Shaw, gen. z00l. l.b 458; Setiger variegatus Geoffroy, Nouv. dicltion. XXXlI. 54. — Wurde an- fangs für das Junge vom Tanrec gehalten, welches ebenfalls. gestreift ıst. ‚Auf ein Kieferfragment aus den miocänen Schichten der Auvergne gründet Blainville Osteogr. Insectivores 106 einen C. antiquus, während Pomel darin eine Beutelratte erkennen will. 8) Blainville, Ann. sc. nat. 1838. X. 121; Buffon, Hist. nat. XII. 438. tb. 57; Meckel, Beitr. z. vergl. Anat. I. 34. Tf. 4, fig. 2; Giebel, Odontogr. 19. Tf. 5. fig.9; en setosus Schreber, Säugeth. Ill. 583. Tf. 164; Centetes spinosus Desmarest, WER 162. — Geoflroy, magaz. zool. 1839. 1.25. 33. tb. 3.4 unterscheidet einen ‚riculus nigrescens mit schwarzspitzigen Stacheln, der aber im jebrigen nicht ’ abweicht. Aculeatae. Erinaceus. 919 E. Telfairi Wagn.°) Die Ohren sind von mässiger Grösse, abgerundet, innen und aussen mit spärlichen weissen Härchen bekleidet, die Oberseite des Kopfes gelblich behaart, Schnurren und Unterseite des Körpers schmutzigweiss, die Stacheln an der Wurzel gelblichweiss, übrigens kastanienbraun, der Schwanz kaum sichtbar. Der Daumen der Vorderfüsse klein, am Carpus sitzend, die Krallen schwach und gekrümmt. Körper- länge 5. Auf Madagaskar. Erinaceus L. Die Igel zeichnen sich durch ihr vollkommenes Kugelungsvermögen von den vorigen Gattungen characteristisch aus, in der Gestalt durch die Kleinheit des Kopfes mit kurzer spitziger Schnauze, durch die mässigen bis grossen Ohren, die kurzen Beine und starken Krallen. Der. Schwanz ist ein kurzer Stnmmel oder fehlt äusserlich ganz. Den Rumpf bekleiden harte spitze Stacheln von nahezu gleicher Länge, den Unterleib, Vorderhals, Kopf und Beine borstige oder . Haare. In der oberen Reihe stehen 3 2 0+4-+3, in der unteren 3 +0 7 2 +3 Zähne. Die Schneidezähne sind sehr ungleich, oben die mittlen weit von einander getrennt, scharfspitzig, unten die mittlen stark comprimirt mit meisselförmiger Krone. Der 2. obere sehr klein, unten dicker als der erste, stumpf, der 2, obere kurz kegelförmig, mit erweiterter Basis, unten stumpfer. An sie schliessen sich die Lückzähne unmittelbar an, oben die 3 ersten den Schneidezähnen ähnlich, an Grösse merklich abnehmend, der 4. mit grossem äusseren spitzen Hauptzacken, mit vorderem und hinterem Basalhöcker und zweien kleinen Innenhöckern, unten gleicht der 1. Lückzahn dem äusseren Schneidezahn, der zweite den hinteren Backzähnen. Diese nehmen an Grösse ab, die 2 ersten oberen mit zwei Paaren scharfer Höcker und vorspringenden äusseren Ecken, die unteren noch mit einem fünften vorderen Höcker, der letzte auffallend verkleinert. oben 2- unten dreihöckerig. Der Schädel ist kürzer als bei irgend einem anderen Insectivoren, der Schnauzentheil besonders kurz, die Nasenöffnung weit, die Stirn in der Mitte vertieft, eine feine Scheitelleiste, starke Lambdaleiste, Augen- und Schläfen- gruben nicht geschieden, der Jochbogen stark, die Pauken unvollständig, der (Gaumen durchlöchert, hinter den Zahnreihen mit einer Querleiste, die Fora- mina incisiva sehr klein, der Unterkiefer mit hohem Kron- und breitem Eck- fortsatz. Der Atlas mit kleinem Dorn und kurzen Flügeln, der Epistropheus mit grossem Dorn; 13 +1-+ 9 Dorsolumbalwirbel mit sehr breiten und niedrigen Dornen, die Dornen der Lendenwirbel senkrecht und sehr dick, deren Gelenkfortsätze hoch, aber die Querfortsätze verkümmert, 3 Kreuz- und 14 Schwanzwirbel, das Brustbein mit breitem Manubrium, nach hinten die Sternal- wirbel breiter, die Rippen breit und stark, 8 wahre, 7 falsche Paare, die Schlüsselbeine lang und stark, das Schulterblatt breit, mit winklig erweitertem Vorderrande, und mittelständiger sehr hoher Gräte, der Oberarm kräftig, unten ohne Perforation und ohne Brücke, Unterarmknochen stark, innig an- einander liegend, die Elle mit langem Olecranon, das Becken schmal und gestreckt, die Schambeinfuge geöffnet, der Oberschenkel platt und kanlig, 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 30; Echinops Telfairi Martin, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 17; Transact. zool. soc. II. 249. tb. 46. 920 Unguiculata. Ferae insectivorae. ohne dritten äusseren Trochanter, die Fibula in der unteren Hälfte verwachsen, der Fuss viel länger als die Hand. Sehr characteristisch ist der das Kuge- lungsvermögen bedingende Hautmuskel. Derselbe zerfällt in die Hauptmasse, welche als sogenannte Kappe die Rückseite des Halses und des Rumpfes be- deckt, in die Bauchportion, ‚welche den Bauch, die Rumpfesseiten und den oberen Theil der Gliedmassen umgibt und in vorderen und hinteren Nieder- zieher. Oberlippenheber und Jochmuskel sind sehr stark, die Zunge glatt und weich, der Blindsack des Magens enorm gross, der Darm von sechs- facher Körperlänge, die Leber achtlappig, der Herzbeutel ausserordentlich dünn, die rechte Lunge vier-, die linke ein- bis dreilappig. Die Genitalien zeichnen sich durch 3 Paar lappige Schläuche bei dem Männchen (Samen- blasen, Prostata, Cowpersche Drüsen) aus, das Weibchen hat 5 Zitzenpaare von der Achsel bis zu den Weichen. Die Igel treten zuerst in der miocänen Epoche im mittleren Europa auf, gehen durch die Diluvialzeil in die Gegenwart über und verbreiten sich nun über die ganze Alte Welt. Sie nähren sich von Schnecken, Insecten, Fröschen, Schlangen, Mäusen und Früchten und sind, da sie viel schädliche Thiere verlilgen, für die menschliche Oeconomie nützlich. Gegen den Herbst hin werden sie sehr fett und versinken in Winterschlaf. Sie sind harmlose, possierliche Thiere, am Tage ruhig, des Nachts munter. a) Mit einfach gefurchten Stacheln und borstigen Bauchhaaren. a) Mit fünfzehigen Hinterfüssen. E. europaeus L.!) Der gemeine Igel, auch Schweinigel genannt, hat einen spitzigen vorn gekerbten Rüssel, an jedem Nasenloche einen kurzen gefalteten Hautkamm, ein sehr weit gespaltenes Maul, wenige kurze Schnurren, breite kurze behaarte Ohren und kleine schwarze Augen. Der Kopf ist weisslich rothgelb gefärbt, die Seiten der Nase und die Oberlippe dunkel- braun, hinter dem Auge ein weisser Fleck, das Haar am Halse und Bauche lichtrothgelb bis graulich und weissgrau, die Stacheln gelblich weissgrau, in der Mitte und an der Spitze dunkelbraun. Die Oberfläche der Stacheln ist fein längsgefurcht, jeder Stachel mit 24 bis 25 Furchen, durch gewölbte Leisten getrennt, nach der Spitze schmäler werdend und verschwindend. Offene Zellen in netzförmiger Anordnung bedecken die ganze Oberfläche und ein zweites feineres Netz überzieht diese. Das Innere zeigt eine mit grossen Zellen erfüllte Markröhre von zwei Scheiden eingehüllt, deren äussere fest und hornig ist. Schon vor der Geburt ist der junge Igel mit weichen Stachelspitzen bekleidet. Körperlänge 10‘, .der Schwanz aum 1. Der Igel bewohnt ganz Enropa bis zum Ural, Tags über in Hecken, m en ne a Te RE Be VERF TAn R AR ua RA N FERNEN EB EFF EE EEE 1) Linne, syst. nat. XI. I. 75; Schreber, Säugeth. IN. 580. Tf. 162; Bechstein, Naturgesch. Deutschl. 888; Lenz, gemeinnütz. Naturgesch. 1. 72; Buffon, Hist. nat. vn, 28. tb. 6-9; Perrault, Mem. acad. Ill. 41; Cuvier, Anat. compar. Ill.; Himly, Zusammenkugeln des Igels. Braunschw. 1801; Wetter, Erinacei europaei anat. Göt- 1818; Seubert, Symbol. ad anat. Erinac. Bonn 1841; Carus, Erläuterungstafeln Be ; Barkow, disquisit. neurolog. Lipsiae 1836; Meckel, Beitr. z. vergl. Anat. 1. 34; Fun, Osleogr. Insectivores; Giebel, Odontogr. 19. Tf. 5. fig. 8. — In verschie- u norhenhöhlen und diluvialen Ablagerungen finden sich Reste eines E. fossi- Br che nicht von der gemeinen Art abweichen. Der E. major Pomel, Biblioth. Er: Geneve 1348. IX. 164 aus dem Diluvium der Auvergne etwas grösser und mit 'geren Gliedmassen lässt sich zunächst nicht specifisch trennen. | Aculeatae. Erinaceus. 921 Zäunen, unter Steinhaufen, in Ställen und Scheuren versteckt, des Abends und Nachts seiner Nahrung nachgehend, die in allerlei Gewürm, in kleinen Amphibien, Vögeln, Mäusen und Aas besteht. Das Weibchen wirft zwei- mal imJahre 4 bis 8 weisse Junge in ein Nest von Moos. Furchtsam und scheu kugelt er sich zusammen, wenn er der Gefahr nicht durch Flucht sich entziehen kann, und schützt sich durch seine scharfspitzigen Stacheln, nur der schlaue Reinecke weiss ihn mit seinem stinkenden Harn zum Auf- rollen zu bringen. Man hält ihn zum Wegfangen der Mäuse in Gebäuden und Scheuren und nährt ihn dann mit Brodt, Obst und Fleisch. Er frisst giftige Schlangen und lässt sich auch ohne Gefahr von denselben beissen. Dass er aber überhaupt giftfest sei, ist eine Fabel. Um mich davon zu überzeugen gab ich vor längeren Jahren einem trächtigen Weibchen im Marchandschen Laboratorium eine allerdings nicht kleine Dosis frisch präpa- rirter Blausäure und nach einigen Zuckungen verschied es. Auf die Färbung des Blutes blieb die Blausäure ohne Einfluss. E. concolor Mart.?) Der stachelstirnige Igel erreicht nicht ganz die Grösse des gemeinen und sein Stachelkleid reicht bis auf die Stirn über die Augen. Die Farbe der Stacheln ist mahagonibraun, in der unteren Hälfte schwarz, an’ der Spitze gelblichbraun. Die Ohren sind kurz und ab- gerundet, vorihnen und auf der Stirn ein weisser Fleck, die Brust schmutzig- weiss, die Seiten der Schnauze und der Bauch schwärzlich oder umbrabraun; der Fuss länger als bei unserer Art. Körperlänge noch nicht 9". Bewohnt Kleinasien. E. frontalis Sm. 3) Der Körper ist breiter als bei vorigen, die Ohren von mässiger Länge und dünn behaart, das Stachelkleid schon auf der Stirn beginnend, die Stacheln bis 1!/,‘ lang, das Haar starr und straff, der Schwanz dünn, die Beine sehr lang, die Zehen kurz mit stumpfen schwach gekrümmten Krallen; Kopf, Hals- und Leibesseiten schwärzlichbraun mit einzelnen graulichweissen Haaren, Stirn und Ohrgegend rein weiss, Vorder- hals, Brust und Bauch schmutzigweiss, die Stacheln weiss, in der Mitte purpurfarben geringelt, die Spitze bisweilen lichtbraun, der Schwanz schwarz. Körperlänge 7Y,', Schwanz Yg''. An der Südspitze Afrikas, in Naturell und Lebensweise dem euro- paischen gleich. ß) Mit vierzehigen Hinterfüssen. E. albiventris Wagn.*) Durch viel geringere Grösse, zierlichere Ge- stalt, dünnere Beine von dem europäischen Igel unterschieden, mit mässigen Öhren, kurzem Schwanze, sehr kurzen Zehen mit breiten und gewölbten Krallen. Das Stachelkleid beginnt auf der Stirn vor den Ohren, den Stacheln fehlt das grosse Zellennetz auf der Oberfläche, die Markhöhle ist eng, ihre Farbe ist weiss mit schmutzig rothbräunlichem Ringe in der Mitte, die Borsten rein weiss. Körperlänge IYg". In Indien, E. Pruneri Wag. ?) Ebenfalls dünnbeinig mit kurzen Zehen und Krallen 2) Martin, Proceed. zool. soc. 1837. V. 102. — Brand, Bullet. acad. Petersbg. I. 32 unterscheidet einen E. hypomelas mit sehr langen Ohren. 3) Smith, Illustr. Zool. S. Afr. II. tb. 3. 9) A. Wagner, Schreb. Säugelh. II. 22. 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. II. 23; E. heterodactylus Sundevall, Sv. vetk. akad. Handl. 1841. j 922 Unguiculata. Ferae insectivorae. und wie voriger ohne hinteren Daumen. Die Stacheln reichen bis vor die Augen, sind kurz, einfach und fein gefurcht, ebenfalls ohne grosses Zellen- netz, mit engster Markröhre und dichtsten Wandungen, ihre Farbe weiss- lich, in der Mitte mit schwarzbraunem Ringe und bisweilen solcher Spitze, das borstige Haar schmutzig weisslich. Körperlänge 7. In Aegypten und Sennaar, b) Mit gefurchten und warzigen Stacheln und mit weichem Bauchhaar. ‚ E. auritus Pall.6) Durch die grossen, ovalen, am Rande. etwas um- gebogenen Ohren sehr leicht von dem gemeinen Igel zu unterscheiden. Auch die Augen sind grösser, die Schnauze länger, der Rüssel vorn tief - ©] gekerbt, die Schnurren in 4 Reihen geordnet, braun, die hinteren sehr lang, die Füsse länger und dünner, der Schwanz kurz kegelförmig, ge- ringelt, dunkelbraun, das Haar weich und weiss, am Kopfe schmultziggrau. Die Stacheln haben 20 bis 22 Furchen und die convexen Leistehen zwischen denselben sind mit feinen Warzen besetzt, die in zwiefacher Spirale ge- ordnet sind,. die Scheidewände in ihrer Markhöhle bald enger bald weiter, schief gegen die Achse gerichtet, bei jungen Thieren hell gefärbt, bei alten oben schwarz, unten bräunlichgrau. Körperlänge 94,5", Schwanz 1“. Im südlichen Russland, der grossen Tartarei und Sibirien. E. aethiopicus Ehrb.”) Der äthiopische Igel gleicht in der Stellung der Stacheln, in der weichen Behaarung an Seiten und Unterleib, in den dünnen und langen Beinen dem vorigen, aber seine Ohren sind eben nicht viel grösser als bei dem europäischen, aussen dünn, innen sehr dicht behaart, auch der kurze Schwanz dicht behaart. Pie Stacheln haben nur 16 bis 18 Längsfurchen und die Wärzchen auf den Zwischenleisten sind mit einem eigenen wulstig erhabenen Hofe eingefasst, in regelmässigen Abständen ge- ordnet, ihre Markröhre wird durch dicke, rechtwinklig gegen die Achse ge- richteten, in regelmässigen Zwischenräumen folgende Scheidewände getheilt. Das Stachelkleid beginnt zwischen den Ohren; die Farbe der Stacheln ist sehr hell, weiss mit schwachem gelblichen Anfluge, oben mit einem schmalen bräunlichen Ringe; die Schnauze braun, das Kinn weiss, Stirn, Innenseite der Ohren, Hals- und Rumpfesseiten und Unterleib weiss, Hinterbauch, Steiss, Schwanz und Beine braun. Körperlänge 7'/,', Schwanz 2/3“. In den Wüsten von Dongola. E. libycus Ehrb.®) Kleiner als der europäische und der grossohrige Igel, oberhalb schwarzbraun, die Stacheln schwarzbraun und gelb gefleckt, 6) Pallas, nov. comment. acad. Petropol. XIV. 573. tb. 21. fig. 4; Zooer. 1. 138; Gmelin, comment. Petropol. XIV. 519. tb. 16; Schreber, Säugelh. II. 582. TI. 163. 7) Ehrenberg, symbol. phys. II. k; E. aegyptius Geoffroy, Deser. Egypte Mammif. 737. tb. 5. fig. 3. A. Wagener, Schreb. Säugeth. U. 24 nennt diese Art E. brachy- dactylus, weil leicht noch eine zweite Art in demselben Lande aufgefunden werden könnte. E. platyotis Sundevall, Sv. velks. akad. Handl. 1841 unterscheidet sich nur durch etwas grössere Ohren und etwas längere Stacheln. . 8) Ehrenberg, symbol. phys. I.k — E. algirus Duvernoy. Mem. hist. nat. Strassbg. III. 4 von Algier hat weisse Stacheln mit braunem Ringe und hellbrauner Spitze, Yr en Bauchhaar weiss, der Hinterbauch und die Vorderbeine dunkelgrau schwärzlich. „Der weitern Untersuchung bedarf noch E. Grayi Bennet, Proceed, zool. Soc. 1832. 1. 124 vom Himalaya mit gelblichweissen schwarz geringelten Stacheln, der Kopf ist braun mit weissen Haaren gemischt, die Ohren kurz und weisslich behaart, Kinn und Unterkiefer weiss, Unterleib blasshraun, 6“ lang. Davon unterscheidet N; Chiroptera. 923 an der Spitze gelblich, die unteren Körpertheile gelblich, hinten weisslich, vorn roströthlich, der Kopf braun, die Ohren klein und schmal. Die Stacheln haben 24 bis 26 Längsfurchen, die Wärzchen ihrer Zwischenleisten ohne Hof unregelmässig geordnet, die Scheidewände in der Markhöhle gerade oder geknickt. In der libyschen Wüste. c) Vorweltliche Arten. E. arvernensis Blainv. °) Die Ueberreste aus den untermiocänen Schichten der Auverene gehören einem Igel, der um 1, kleiner als der lebende europäische ist und durch einen Lückzahn mehr und die einfachere Form des letzten Backzahnes sich unterscheidet. E. nanus Aym.*t) Ein Kieferfragment aus den miocänen Schichten von Puy zeichnet sich durch den vierhöckerigen letzten unteren Backzahn und die vordere Verlängerung des Kieferastes aus. Ein fraglich dazu ge- höriges Oberkieferfragment zeigt 4 Lück- und 3 Backzähne, Zehnte Ordnung. CHIROPTERA., Die Chiropteren als fliegende Säugethiere entfernen sich in ihrem Körper- bau vom allgemeinen Säugethiertypus ebenso weit wie die Pinnaten als 'die entschiedenen Wasserbewohner. Dort vergrösserte sich das Körpervolumen ganz ungeheuer und die Gliedmassen verkümmerten, weil der ständige Aufent- halt im Wasser die Bewegungen ungemein erleichtert, die ständige freie Be- wegung in der Luft dagegen nöthigt zu einer Verkleinerung des Körpers und zur enormen Vergrösserung der in Flugorgane umgestalteten Gliedmassen. Die Chiropteren sind daher sehr kleine Säugethiere mit weichem Pelz und auffallend verlängerten Vordergliedmassen, welche eine grosse Flug- oder Flatterhaut spannen. Diese nur z. Th. behaarte weiche Haut dehnt sich zwischen den Fingern von der Handwurzel her aus und reicht an den Seiten des Körpers entlang bis an die hinteren Extremitäten, zwischen denen sie sich oft selbst noch den Schwanz einschliessend ausbreitet. Mit der auflallen- den Verlängerung der Finger gehen mit Ausnahme des Daumens die Nägel verloren, während die hinteren Zehen die normale Bildung beibehalten. Mit sich Gray’s E. collaris Wlustr. indian. zool. I. tb.8 durch ein weisses Halsband und stark ausgebuchtete spitze Ohren und E. nudiventris Horsfield, catal. Mammif. East ind. Comp. 136 von Madras durch geringere Grösse, gestrecktere Form und dunklere Färbung der Stacheln. E.spatangus Bennet ]. c. ebenfalls vom Himalaya, nur 3%, lang hat parallel gestellte Stacheln, die in der Wurzelhälfte weiss, in der Endhälfte bläulichschwarz sind, einige der Seiten mit schmalem gelblichen Ringe, das Haar dunkelbraun, nur an Ohren und Kinn weiss, die Schnurren sehr lang und braun, 9) Blainville, Ost&eogr. Insectivores 102. tb. 11; Amphechinus arvernensis Aymard, ann. soc. Puy 1849. XIV. 110. 1) Aymard, Ann. soc. Puy 1848. XII, 244; Tetracus nanus Aymard, 1. c. 1850. XIX. 105. — Auf Reste aus den miocänen Schichten von Sansans gründet Lartet, not. s. ]. coll. Sansans 2 Arten, E. sansansensis u. E. dubius, auf solche von Weisenau v. Meyer, Neues Jahrb. 1846. 474 einen E. priscus, alle 3 sind todtgeboren. 924 Unguiculata. Chiroptera. der fliegenden und meist zugleich nächtlichen Lebensweise steht weiter die höhere Entwickelurg der Sinnesorgane, ganz besonders des Tast- und Gehör- organes im Zusammenhange. Die Flughaut selbst ist weich, zart, empfindlich und diess in noch höherem Grade die sehr grossen Ohrmuscheln. Eigen- thümlich sind zarthäutige blattförmige Fortsätze auf der Nase. Der Kopf ist bald kürzer, bald gestreckter, die Augen sehr gross und hervortretend bis sehr klein, der Hals stets verkürzt, der Schwanz von veränderlicher Länge. Die Männchen haben zum Unterschiede von allen vorigen Ordnungen eine hängende Ruthe und die Weibchen nur 1 oder 2 Zitzenpaare in der Brust- oder Achselgegend. Das Zahnsystem characterisirt sich durch grosse Veränderlichkeit in dem Zahlenverhältniss bis auf die Arten hinab und auch innerhalb des herbivoren und inseclivoren Typus durch formelle Mannichfaltigkeit. Im Allgemeinen sind alle Zahnarten vorhanden: bis 3 allermeist sehr kleine Schneidezähne in jeder Reihe, bald oben, bald unten die grössere Anzahl, grosse stark kegelförmige, mehr weniger gekrümmte Eckzähne, kleine einfache comprimirte Lückzähne zu 1 bis 3, und 2 bis5 meist breite spitzzackige oder stumpfhöckerige Back- zähne. Der Schädel wie das ganze Skelet ist zart und leicht gebaut. Leisten und Kämme meist scharf entwickelt, Hirn- und Gesichtstheil gewöhnlich deutlich geschieden, der Jochbogen vollständig, das grosse Hinterhauptsloch sehr weit, die Gelenkhöcker flach, Augenhöhle und Schläfengrube niemals vollständig geschieden, die Zwischenkiefer sehr veränderlich und selbst fehlend. Die Wirbel sind im Allgemeinen sehr breit und kurz und ohne oder nur mit mässig entwickelten Dornfortsätzen versehen. Die Zahl der Halswirbel ist normal, die der rippentragenden schwankt nur zwischen 11 bis 13, die der rippenlosen zwischen 3 bis 6, die der Kreuzwirbel dagegen zwischen 2 bis 9 und der Schwanzwirbel zwischen 2 bis 16. Die Rippen sind sehr lang und breit, der Brustkasten weit, das Brustbein breit, besonders in der Handhabe ansehnlich erweitert und mit einer an die Spina der Vögel erinnernden mehr weniger entwickelten Leiste, das Schulterblatt sehr gross mit hohen Leisten und Kanten, aber gewöhnlich nur niedriger Gräte und sehr stark vorspringen- den Acromion und Coracoideum, das Schlüsselbein ungemein lang, stark und gekrümmt, auch Ober- und Unterarm von enormer Länge, jener mit starker Deltaleiste, grossen Rollhügeln und halbkugligen oberen Gelenkkopf, dieser nur aus der Speiche gebildet, indem die Ulna allermeist bis auf das Olecranon verkümmert. Die kurze Handwurzel besteht aus 2 und 4 Knöchelchen in beiden Reihen, der Daumen ist kurz und normal, die andern Finger von enormer Länge und mit ein bis drei Phalangen, der Zeigefinger am veränder- lichsten. Die Hüftbeine sind schmal und gestreckt, die Schambeinfuge wie bei den Vögeln geöffnet, die Sitzbeine oft erweitert und mit den ersten Schwanzwirbeln verwachsen, der Oberschenkel fast gerade und dünn, ‘der obere Gelenkkopf in der Achse des Knochens liegend, die Fibula am oberen Gelenk von der Tibia abgelöst und fein auslaufend, die Kniescheibe bisweilen fehlend, der Galcaneus oft spornartig ausgezogen, die fünf Zehen ziemlich gleich lang, normal, mit starken Krallen. Die Muskulatur zeigt wegen der eigenthümlichen Bewegungen viele und sehr merkwürdige Differenzen vom all- gemeinen Säugelhiertypus. So geht der Kappenmuskel meist nur von den 11 ersten Rückenwirbeln und setzt sich an den Anfang der Schultergräte, ein besonderer Längsmuskel kömmt von der Hinterhauptsleiste und verbindet sich mil dem grossen Brustmuskel, der Rautenmuskel ist sehr stark und völlig Entomophasa. 925 ungetheilt, der grosse Sägemuskel deutlich getheilt, der Oberarmheber ganz mit dem Brustmuskel verwachsen, der grosse Brustmuskel ausserordentlich ' stark, weit grösser als alle übrigen zusammen, in mehre Schichten zerfallen, ' der Hakenarmmuskel dagegen verkümmert, der lange Beuger des Vorderarmes zweiköpfig, der kurze Beuger sehr lang und dünn, die Beuger und Strecker der Hand mit sehr langen Sehnen. Für den Verdauungsapparat ist das bis- weilige Vorkommen grosser innerer Backentaschen beachtenswerth, ferner die ansehnliche Stärke der Kaumuskeln, zumal des Schlafmuskels und Masseters, die grosse, lange und freie Zunge, die lange und enge Speiseröhre, der ein- fache ziemlich rundliche, bei den Fruchtfressern quer schlauchförmige Magen, der Darm von 2- bis Tfacher Körperlänge und von gleicher Weite, ohne Blinddarm, die gelappte Leber mit Gallenblase, die schmale längliche Milz, die ansehnliche Bauchspeicheldrüse. Das Gehirn hat fast platte Hemisphären, das kleine Gehirn und die Vierhügel liegen frei. Die fruchtfressenden Fleder- mäuse haben einen zweihörnigen, die übrigen einen einfachen Uterus, die Ruthe einen Knochen. Die Fledermäuse gehören vornämlich den wärmeren Klimaten an, schon in der gemässigten Zone vermindert sich ihre Mannichfaltigkeit beträchtlich und keine einzige reicht in die Polarzone hinein. Sie führen meist eine nächtliche Lebensweise, nähren sıch von Früchten, von Insecten und selbst vom Blut warmblütiger Rückgratthiere. In kälteren Klimaten fallen sie in Winterschlaf. Zum Aufenthalt wählen sie hohle Bäume, Felsenritzen und Höhlen, altes Gemäuer und unbewohnte Gebäude, wo sie hängend ruhen. Gehend bewegen sie sich sehr unbeholfen und ungeschickt, die Flügel zu- sammenfallend und den Vorderkörper auf die Handwurzel stützend, doch kommen einige ziemlich schnell von der Stelle. Die Weibchen werfen 1 bis 2 Junge, die sie an den Brüsten säugend mit sich herumtragen, bis sie sich selbst ernähren können. In früheren -Schöpfungsepochen waren sie weit weniger mannichfaltig als gegenwärtig, doch schon seit der eocänen Epoche vertreten. Nach ihrer Lebensweise und gesammten Organisation scheiden sich die Fledermäuse in zwei Gruppen, in insectenfressende und in fruchtfressende, zu denen eine dritte den Typus mit den Affen vermittelnde in dem Pelz- flatterer hinzukömmt. I. Entomophaga. Die insectivoren Fledermäuse sind hauptsächlich durch ihr Zahnsystem characterisirt. Dasselbe besteht aus 3 oder 4 ächten Backzähnen, deren jeder aus 2 dreikanligen Prismen mit zackig erhöhten Ecken gebildet wird. Die Lückzähne (1 bis 3) sind klein, spitz kegelförmig, oft mit basalen Er- weiterungen oder Höckern. Die Eckzähne sehr stark, die oberen Schneide- zähne gross, 1 oder 2, die unteren klein, oft mit gekerbter Schneide und sehr gewöhnlich mehr als oben. Die Nase ist stumpf, häufig mit einem oder einigen häutigblattförmigen Aufsätzen versehen, die Ohren gross allermeist mit klappenförmigem Tragus. Von den vorderen Zehen trägt nur der Daumen eine Kralle. Der Schwanz und die Schenkelflughaut sind sehr veränderlich in ihrer Ausbildung. Die Gruppe umfasst drei Familien. 926 Unguiculata. Chiroptera. Sechsunddreissigste Familie. Gymnorhina. Die Mitglieder dieser Familie sind kleine Fledermäuse mit dickem Kopfe, stumpfer Schnauze, bisweilen röhrigen Nasenlöchern und gespallener Ober- lippe, und mit grossen bis enorm grossen Ohren mit ansehnlicher Klappe. Der Daumen ist frei oder z. Th. eingehüllt, der Schwanz kurz und von der Schenkelflughaut überragt, oder länger als diese. Die Zahnformel ist sehr veränderlich, oben meist 2, seltner 3, 1 oder gar kein Schneidezahn, unten meist 2 oder 3, seltner nur 1, mit gekerbter Schneide, die Eckzähne sind stets sehr stark. Oben finden sich 2, seltner 1 oder 3 Lückzähne, unten meist 2, ausnahmsweise 3. Die Zahl der ächten Backzähne beträgt constant 3, von denen der letzte verkleinert ist. Der Schädel ist kurz und dick, in der Augengegend verengt, meist ohne Orbitalfortsätze, mit vorn getrennten 7wischenkiefern. 11 bis 13 rippentragende, 5 bis 6 rippenlose, 4 bis 9 Kreuz- und 2 bis 10 Schwanzwirbel. Der 3., 4. und 5. Finger haben stets nur je 2 knöcherne Phalangen, der Zeigefinger verkümmert bis auf eine theilweis verknöcherte Sehne an seinem Metacarpus. Die Gattungen sind über die ganze Erde verbreitet, der Mehrzahl nach jedoch auf die wärmeren Klimate beschränkt, ın früheren Schöpfungsperioden nur sehr dürftig vertreten. Sie führen eine gesellige Lebensweise und sind sehr gefrässig. Ihre Unterschiede liegen hauptsächlich im Gebiss, in dem Schwanze und einigen anderen Formverhältnissen. 1) Vespertilionea. Die typischen Fledermäuse haben einen völlig freien Daumen und eine den Schwanz ganz oder bis gegen die Spitze einschliessende Schenkelflughaut. Furia Cuv. Die Furie ist eine kleine Fledermaus mit sehr abgestutzter, starr be- haarter Schnauze, an deren Ende die Nasenlöcher von einer Wulst umgeben liegen. Ihre grossen Ohren sind mil einer aus drei ins Kreuz gestellten Spitzen bestehenden Klappe versehen. Sie hat oben jederseits 2 gleich grosse scharfspitzige Schneidezähne, unten je 3 kreisförmig gestellte dreispitzige; die Eckzähne besitzen vorn und hinten einen spitzen Ansatz, die unteren kleiner und mehr ceylindrisch als die oberen, die 2 oberen und 3 unteren Lückzähne und 3 ächten Backzähne jeder Reihe weichen nicht eigenthümlich ab. Am Schädel erheben sich Stlirn- und Scheitelbeine fast unter einem rechten Winkel über die Nasenbeine und der aufsteigende Ast des Unterkiefers ist sehr gross. Die einzige Art ist F. horrens Cuv.?) Der weiche Pelz ist von einfarbig schwarzbrauner Farbe und die ganzen Lippen oben mit 4 bis 5, unten mit 8 weissen Warzen besetzt. Körperlänge 1Y,', Flugweite 6. In Guyana. Nycticejus Raf. Die Schwirrmaus unterscheidet sich von Vespertilio hanptsächlich durch das Gebiss, indem sie nur in der Jugend oben 2, unten 3, ausgewachsen oben 1, unten 3 Schneidezähne hat und zwar sind die oberen sehr gross, 2) Fr, Cuvier, Mm. d. Museum XV. 150. tb. 9. Gymnorhina. Nycticejus. 927 . kegelförmig und eckzahnartig. Die Eckzähne haben starke Kronen. Der erste obere Backzahn ist nur wenig kleiner als die beiden folgenden, der vierte und letzte zwar nur halb so gross, dennoch viel grösser als bei Vesperlilio. Der erste untere Lückzahn ist sehr klein, der zweite viel grösser mit einfachem starken Hauptzacken, an den 3 ächten Backzähnen ist das vordere Prisma viel grösser als das hintere. Am Schädel ist der Schnauzentheil sehr breit, der rudimentäre Zwischenkiefer seiner ganzen Länge nach am Oberkiefer be- festigt, die Gegend zwischen den Jochbögen stark eingezogen, das Oceiput sehr breit und gewölbt, mit starker Leiste versehen. Am Kopfe fällt wieder- um die stumpfe Schnauze auf und die kurzen weit von einander entfernten Ohren mit kurzer stumpfer Klappe. Die zahlreichen Arten verbreiten sich über Afrıka, Asien und Amerika. a) Afrikanische Arten. N. planirostris Pet. ?) Mit breiter sehr platter Schnauze, die Nasen- löcher ganz am vorderen Rande der Oberlippe mündend, die Ohren von > Kopfeslänge, eiförmig, hinten flach ausgeschnitten, vorn mit einem Lappen, der weiche Gaumen mit 7 Querfalten, der Körper überall dicht behaart, die sehr grossen Flughäule an den Seiten des Körpers dicht be- haart, übrigens auf der Rückenseite nackt, an der Bauchseite leicht wollig behaart auf der Halshaut und längs des ganzen Vorderarmes bis zum 4. Finger, der Metacarpus des Daumens nach aussen von der Flughaut um- fasst, die beiden letzten Schwanzglieder frei, Schenkelflughaut grösstentheils nackt; die Farbe des Rückens dunkel olıvenbraun, des Bauches weiss mit gelblichem Anfluge, Flughäute und Ohren dunkler braun. Der Schädel nicht eigenthümlich, die W förmige Schimelzfalte der oberen Backzähne sehr un- deutlich mit nur 4 Zacken, der erste obere Backzahn ist Lückzahn. 12 rippentragende, 5 rippenlose, 5 Kreuz- und 10 Schwanzwirbel, der Brust- beinkiel sehr niedrig. Die’ vordere Hälfte der Zunge mit kleinen, spitzigen Papillen, die in der Mitte 2- bis 3spitzig sind, hinten 2 Papillae vallatae, der Magen bohnenförmig, der Darm 34a‘ lang, die Leber mit einem grossen Einschitte, die Milz platt, die Ruthe weich und häutig, die Luftröhre mit 18 Knorpelringen, die Lungen einlappig. Körperlänge 2!/,“, Schwanz 2“, Flugweite 121/,". In Mossambique. N. viridis Pet.*) Die grüne Schwirrmaus hat eine breite, dicke wulstige Schnauze, ovale Ohren von halber Kopfeslänge, schwach behaarte, warzig drüsige Schnauze und Kinn, auf dem Rücken nackte Flughäute, einen ganz in der Schenkelhaut steckenden Schwanz. Die Rückseite ist schön dunkel olivengrün, die Bauchseite grünlichgelb, Flughäute und Ohren braunschwarz. 11 rippentragende, 4 rippenlose, 5 Kreuz- und 9 Schwanzwirbel, die Luft- röhre mit 24 Knorpelringen, übrigens der vorigen Art gleich. Körperlänge 2", Schwanz 1Y,', Flugweite 10Y,'. | In Mossambique. N. Dingani.?) Unterscheidet sich von vorigen durch breitere als lange Ohren, näher beisammen stehende Nasenlöcher, dickere Schnauze und ‚3) Peters, Säugeth. Mossamb. 65. Tf. 17. fig. 1. 4) Peters, Säugeth. Mossamb. 67. Tf. 17. fig. 2. 5) Scotophilus Dingani Smith, illustr. zool. S. Afr. tb. 53. — Vielleicht gehört ‚ hierher auch Vesperugo Dingani Sundevall, kgl. vet. akad. Forhdl. 1846. III. 119. 928 | Unguiculata. Chiroptera. Lippen, nur bis an die Fusswurzel herabgehende Flughäute, zweilappige — bei vorigen dreilappige — untere Schneidezähne und viel längeren Vorderarm. i In Südafrika. N. nigrita Tem.) Die hundköpfige Schwirrmaus wird characterisirt durch oval dreiseitige Ohren von nur !/,; Kopfeslänge mit kurzer stumpfer Klappe, durch die breite dicke Schnauze, die langen nicht warzigen Lippen und die freie Schwanzspitze. Der Pelz ist oben fahlbraun, unten fahlgrau, die Häute schwärzlich. Körperlänge 4, Schwanz 3‘, Flugweite 1Yy‘. Am Senegal. N. leucogaster Rüpp.?) Ist der grünen Schwirrmaus zunächst verwandt; die Ohren von halber Kopfeslänge, abgerundet, mit schmaler Klappe, die Schenkelflughaut bis an die Zehen hinabreichend, die Oberseite braun, die Bauchseite weiss, Flughaut braun mit röthlichem Anfluge, Gesicht und Wangen fleischroth. Körperlänge 21a‘, Schwanz 1!/‘, Flugweite 10%,. Bewohnt Kordofan. und hält sich in den Höhlen der Adansonia auf. N. borbonicus Temm. ®) Mit kurzem breiten Kopfe, stumpfer Schnauze, sehr entfernten, dreieckigen Ohren, die kaum höher als der Kopf sind, deren Klappe lang und blattförmig ist; die Schwanzspitze frei, die Flug- häule nackt; die Rückenseite lebhaft roth mit gelblichen Haarwurzeln, Bauchseite rein weiss mit schwach röthlichem Anfluge. Körperlange 3, ° Schwanz 145‘, Flugweite 13”. Auf der Insel Bourbon. b) Asiatische Arten. N. Heathi Horsf.°) Mit deprimirtem, oben fast flachen, seillich com- primirten Kopfe, breiter stumpfer Schnauze, klein gespaltenem Munde, be- haarten Lippen; die langlichen abgerundeten Ohren kürzer als der Kopf mit linearer kurzer Klappe; die Behaarung überall dicht, die Rückenseite | dunkelbraun mit röthlichem Anfluge, die Unterseite graulichfahl. Totallänge ° 6“, Flugweite 18". Um Kalkutta und Madras. fi N. Temmincki Horst. !) Kleiner als vorige, mit sehr entfernten, breiten, ” abgerundeten Ohren mit länglicher Klappe; die Behaarung kurz und dicht, die Unterseite der Flughaut seitlich dünn behaart, der Daumen völlig frei, die Schenkelflughaut bis an die Zehen reichend, der Schwanz ganz ein- geschlossen; das Golorit sehr veränderlich, oben lebhaft kastanienfarben, ° unten schön roth, oder oben glänzend olivenbraun, unten gelblich braun- grau, bei noch anderen oben glänzend rothbraun, unten weisslich mit röthlich, oder oben braun gescheckt, unten weiss und roth gefleckt, junge oben schmutzig olivenfarben, unten fahlroth. Körperlänge 2!/,", Schwanz 7 2", Flugweite 124," ._ 6) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 147. tb. 47. fig. 1. 2; Buffon, Hist. nat. X. ® 82. tb. 18; Vespertilio nigrita Schreber, Säugelh. I. 171. Tf. 58; Geoffroy, Ann. d. Museum VIll. 201. tb. 46. 7) Rüppell, Allas 71. Tf. 28. 8) Teınminck, Monogr. Mammal. I. 153. tb. 47. fig. 7; Vespertilio borbonicus ” Geollroy, Ann. du Mus. Vlll. 201. tb. 46. 9) Horstield, Proceed. zool. soc. 1831. 1. 113. 1) Horsfield, Zool. research, VII. tb. 1; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 149. tb. 47. ig. 36. Gymnorhina. Nycticejus. 929 Auf Java, Borneo, Sumatra, Banda, Timor, in grossen Gesellschaften ' mit einbrechender Dämmerung flatternd, am Tage in hohlen Bäumen ver- steckt. Lebt hauptsächlich von Termiten. N. Belangeri Tem. ?) Schnauze kurz und breit, Nasenlöcher entfernt, Ohren weit von einander abgerückt, kurz, gerundet, mit dem äusseren ; Rande bis zum Mundwinkel laufend, mit milfellanaeı Klappe. Junge Thiere ‚ haben den zweiten obern Schneidezahn, alte nur 4 Backzähne in jedem Kiefer. Gesicht, Wangen, Kinn, Schenkel, Steiss- und Schamgegend sind nackt, die Flughäute sehr durchscheinend, der Pelz des Rückens am Grunde | bräunlichgelb, äusserlich kastanienbraun, an der Unterseite fahl mit dunklen | Spitzen, in der Jugend oben braun, unten lichtgelb. Körperlänge 314g", Schwanz 2“, -Flugweite 13—17“. Um Pondicherry gemein. N. noctulinus Tem.?) Mit längerer, am Ende und den Seiten nackter , Schnauze, dreieckigen Ohren mit langer gleichbreiter Klappe. Der Körper ' überall dicht behaart, auch die obere Wurzel der Schenkelhaut behaart, | das Colorit oben röthlichfahl, unten isabellfahl. Körperlänge 2%“, Schwanz 1“, Flugweite 81/,". | Bengalen. c) Nordamerikanische Arten. N. pruinosus Tem. *) Mit kurzer, stumpfer Schnauze, mit kurzen, brei- ‚ teren als hohen Ohren von noch nicht Kopfeslänge, aussen nur zur Hälfte ' behaart und mit blattförmiger stumpfer Klappe; Füsse und Schenkelflughaut beiderseits reichlich behaart, ebenso die Flügel längs der Seiten oben und unten und längs des Vorderarmes. Das Colorit der Oberseite am Grunde schwärzlichbraun, darüber gelblichbraun, dann schwärzlich und mit kurzer weisser Spitze, woraus eine sehr schäckige marmorirte Färbung entsteht, die Unterseite röthlich und weiss gemischt, die Haare dreifarbig, die Haar- spitzen der Kehle gelblichweiss, der Brust bräunlich. Körperlänge 4“, Schwanz 2“, Flugweite 15. Am Missouri und Saskatschewan. N. noveboracensis Tem.°) Der vorigen Art bis auf die viel geringere Grösse und die abweichende Färbung gleichend. Der Pelz ist nämlich oben und unten und an der Schenkelflughaut braun etwas ins röthliche ziehend und an der Einlenkung der Flügel liegt ein kleiner weisser Fleck. Körperlänge 13/,, Schwanz ebensolang, Flugweite 11“. Im Tenessee und Missouri. N. lasiurus Tem. 6) Durch die Kleinheit des Kopfes besonders ausge- 2) Temminck, Monogr. Mammal. II. 151; Vespertilio Belangeri Geoflroy, voy. Be- langer 87. tb. 3. | 3) Temminck, Monogr. Mammal. II. 166; Vespertilio noctilinus Geofliroy, voy. Belanger 92. A) Temminck, Monogr. Mammal. 11.154; Vespertilio pruinosus Say, Longs exped. 1. 168; Godman, americ. nat. hist. I. 68. fig. 3; Richardson, Fauna. I. 1; Prinz z. Wied, Reise Nordamer. I. 403. 5) Temminck, Monogr. Mamrmal. ll. 158; Rüppell, Atlas Tf. 28. fig.3.4; Vesper- tilio noveboracensis Erxleben, syst. mamm. 155: Schreber, Säugeth. 1. 176; Pennant, Syn. 367. tb. 31. fig. 2; Atalapha americana Rafinesque, Prodr. semiol.; Desmarest, Mammal. 146. 6) Temminck, Monogr. Mammal. I. 156. tb. 47. fig. 8; Vespertilio lasiurus Schreber, Säugeth. I. Tf. 62.b; Geoffroy, Ann. d. Mus. VII. 200. tb. 47; Vespertilio Säugethiere. 59 930 | Unguiculata. Chiroptera. zeichnet, mit ovalen kurzen Ohren mit kurzer Klappe. Die Schenkelflug- haut ist gross und oben ganz behaart, die Flügel unten längs des Vorder- armes behaart. Jederseits der Brust liegt ein weisser Fleck. Der Sommerpelz ist auf Scheitel und Nacken gelblich mit kurzen rothen Haarspitzen, übri- gens auf der Oberseite die Haare mit gelblichen Wurzeln und zimmetrothen bisweilen rein weissen Spitzen, auf der Unterseite das Kinn roth, Hals und Brust gelblichroth mit kurzen Zimmetspitzen, häufig mit weiss und roth marmorirter Brustbinde; die nackten Häute schwarz und roth. Der Winter- pelz und die Jungen sind oben hellgelblich mit röthlichen Spitzen, unten Kinn und Hals hellroth, die weissliche Binde und die Flügelllecken roth marmorirt, der Bauch röthlichweiss. Körperlänge 2‘, Schwanz fast 2, Flugweite 10“ und mehr. Sehr gemein um New York, aber auch in Gajenne. d) Südamerikanische Arten. N. varius Poepp.?) Mit langer stumpfer nackter Schnauze, deren Vorderende mit einer tiefen Furche versehen ist, mit dicken Backen, kleinen geraden Ohren, weichen seidenartigen Pelz, dessen Rückenhaare an der Wurzel schwarz, in der Mitte gelb, an der Spitze rostroth sind, Brust und Bauch sind fahl, russig gewellt, an der Kehle ein gelbliches Halsband, die Schenkelhaut unten nackt, oben gegen die Spitze hin sehr behaart. In den felsigen Schluchten um Antuco im Chili. N. macrotus Poepp.®) Ohren dreimal länger als der Kopf, oval, quer gerunzelt, die Schenkelflughaut beiderseits nackt, der Pelz überall fahlgrau, am Rücken etwas dunkler, Flughäute ganz nackt, der Schwanz an der Spitze frei, diese warzig, weich, beweglich, die Zehen lang. Gemeinschaftlich mit voriger Art. Vespertilio L. Die Gattung varürt bei ihrer allgemeinen Verbreitung und ihrer ungeheuren Artenzahl vielfach in ihrer äusseren Erscheinung. Im Allgemeinen sind die Arten klein und sehr klein, mit kurzen und weichen, düster gefärbten Pelze, grossen Ohren und Flughäuten. Letztere beide sind bald völlig nackt, bald mehr wenig behaart, die Ohren in der Mitte verwachsen, häufiger aber ge- trennt, am Aussenrande etwas ausgeschnitten oder nicht, oft bis gegen den bonariensis Lesson, Zool. Coquille 137. tb. 2. fig. 1; V. Blossevili Lesson, Bullet. sc. nat. VII. 95. — Als ungenügend bekannte Nordamerikaner sind folgende von Rafıi- nesque aufgestellte Arten bei Desmarest, Mammal. 133. 146 zu betrachten: N. hume- ralis von Kentucky, Ohren: länger als der Kopf, Schnauze schwärzlich, Augen klein, versteckt, oben dunkelbraun, unten grau. Totallänge 31%. — N. tesselatus ebenda, mit zweilappiger Nase, fast versteckten Ohren, oben braun, unten fahl, Flügel roth geadert und getüpfelt, Totallänge 4“. — Atalapha sicula aus Sicilien, mit einer Warze auf der Unterlippe, Ohren von Kopfeslänge, Schwanz frei vorragend, oben roth- braun, unten rothgrau. Hypexodon mystax von Kentucky, ohne obere Schneidezähne, u Dr Kopf braun, Ohren länger als der Kopf, Körper 1“, Schwanz 2“, Flug- weile 14“, 2 nönpis, Reise I. 451; Frorieps Notizen XXVII. 217; Gay, Chile atlas Mammal. Be. 2 8) Pöppig, a. a. O.; Gay, . c. fig. 3. — Wahrscheinlich gehört hieher noch Vespertilio villosissimus Geoffroy, Ann. de Mus. VIII. Rengger, Azara, aus Paraguay, 2a" lang, Schwanz 2“, Flugweite 11”, Ohren halb so breit als lang und nackt, Pelz lang, mäusegrau. — Lunds N, sericeus ist nicht nöher bekannt, Gymnorhina. Vespertilio. 931 ' Mundwinkel ausgezogen, mit besonderen Lappen und sehr veränderlicher ' Klappe; die Schenkelflughaut nackt oder mehr weniger behaart, den Schwanz ganz einschliessend oder an der Spitze freilassend, zuweilen mit kleinen ' Warzen beselzt. Im Gesicht befinden sich Drüsen, die eine fetlige übel- ‚ riechende Materie absondern und bei einzelnen sehr stark entwickelt sind. ' Die Schnauze ist länger oder kürzer, stumpfer oder spitzer, die Nasenlöcher ‚ nach vorn und seitlich oder nach oben geöffnet, bei einigen röhrig vor- | stehend. | Die beiden oberen Schneidezähne jederseits sind durch eine weite Lücke von einander getrennt, der innere meist mit dreispitziger Schneide und ver- ‚ längert, der äussere viel kleiner, kürzer und zweispitzig; die 3 unteren stets klein und kurz, dicht gedrängt, mit gekerbter Schneide. Die Eckzähne ver- ‚ längert kegelförmig, scharfspitzig, mit verdickter Basis. Die Backzähne der ‚ oberen Reihe schwanken von 4 bis 6, die der unteren von 5 bis 6. Ist oben nur ein Lückzahn vorhanden: so hat derselbe einen starken Hauptzacken ' und einen inneren Ansatz, sind davor noch 1 oder 2 vorhanden: so sind ‚ diese einwurzlig, klein, kurzzackig. Vun den ächten Backzähnen s'ind 2 gross ' mit Wförmigen Zacken und innerer scharfer Wulst, der dritte ist klein, ' Vförmig. In. der unteren Reihe stehen 2 bis 3 Lückzähne, der mittle der ‚ kleinste, ihre Kronen schlank und stark comprimirt, von den 3 ächten Back- , zähnen hat der hintere ein zweites verkümmertes Prisma. Im Milchgebiss sind nur 2 Backzähne überhaupt vorhanden, die wenige Monate nach der Geburt durch die bleibenden ersetzt werden. | Der Schädel ändert wie die äussere Kopfbildung ab; ist in der Augen- höhlengegend mehr weniger stark verengt, am Scheitel breit und flach, oft mit linienförmiger Leiste, stets mit starken Lambdaleisten, mit grossen weit . geöffneten Pauken, fein fadenförmigen Jochbögen, getrennten Zwischenkiefern, verschmolzenen Foramina incisiva und Nasenlöchern, starkem Eckfortsatz am Unterkiefer. Rippentragende Wirbel zählt man 11 bis 12, rippenlose 5, eben- soviel oder nur 4 Kreuz- und 9 bis 11 Schwanzwirbel:. Nur der Epistro- pheus hat einen hohen Dornfortsatz, die folgenden Wirbel sind dornenlos, die Halswirbel mit grossen Beilfortsätzen an den Querfortsätzen, wie bei den Pterodactylen viel breiter als die Rückenwirbel, diese sich mehr und mehr verschmälernd, die Lendenwirbel degegen sich verlängernd und stark com- primirt, so dass die Dorsolumbalreihe in 8+41-+8 Wirbel sich gliedert; das Kreuzbein lang und mit hohem Dornenkamm, die ersten Schwanzwirbel sehr kurz, die folgenden schnell viel länger, die Rippen breit und sehr stark gekrümmt, das Schulterblatt länglich rhomboidal, Schlüsselbein breit säbel- förmig, das Manubrium mit langen Seitenfortsätzen und hohem Dorn, der Oberarm gerade, mit kurzer sehr hoher Deltaleiste, der viel längere Radius schwach gekrümmt, der Mittelfinger der längste, das Becken sehr klein und schwach, der Oberschenkel kurz und dünn, die Fibula vollständig und fadenförmig. Die Arten beginnen sehr sparsam in der eocänen Epoche und verbreiten sich gegenwärtig über die ganze warme und gemässigte Zone, Sie halten sich am Tage in Gebäuden, altem Gemäuer, Felsenspalten und Baumlöchern ver- steckt und fliegen erst kurz vor oder nach Sonnenuntergang aus, manche bis spät in die Nacht hinein. Ihre Nahrung besteht _meist ausschliesslich in In- secten, daher sie im Winter schlafen. Sie leben einzeln oder gesellig und viele Arten scheinen zu wandern. 99* 932 | Unguiculata. Chiroptera. - - Die Arten sind ins Ungeheure vermehrt und leider die grössere Anzahl derselben nur sehr ungenügend characterisirt, daher die natürliche Gruppirung und die Kritik der Synonymie eine der schwierigsten Aufgaben in der Masto- zoologie ist, zu deren Lösung wir mit unserem äusserst geringen Material nur sehr wenig beitragen können. Wir schliessen unsere Uebersicht der von Blasius für die europäischen Arten gegebenen Eintheilung an. a) Synotus. Die dickhäutigen Ohren über dem Scheitel mit einander verwachsen, mit dem Aussenrande bis gegen den Mundwinkel reichend, am Innenrande ziemlich gleichmässig gebogen ohne zungenförmigen Vorsprung, Nasenlöcher nach oben ge5ffnet, Gesicht zwischen Stirn, Augen und Schnauze nackt, der Sporn am Hinterfusse mit seitlichem Haullappen. Backzähne 2 V. barbastellus Schreb. °) Schnauze ungemein kurz und stumpf, die Ohren weit, aussen stark ausgerandet, mit stark verschmälerter Klappe, an der Wurzel des äusseren Randes mit deutlichem Zahn, an der nackten Aussenseite mit einem breiten Haarstreif, die Gesichtsdrüsen einen drei- eckigen Raum erfüllend, von den Augen gegen die Nasenlöcher und seitlich abwärts. Die Flughaut längs des Körpers bis zur Mitte des Oberarmes nd bis zum Knie behaart; der Pelz der Oberseite bräunlichschwarz, das Haar vierfarbig mit hellbraunen Spitzen, die Unterseite tief graubraun, der Hinter- bauch und die Wurzel der Schenkelflughaut weiss, die Flughaut lichtbraun. Der Schädel etwas gewölbt von der Mitte an nach hinten und vorn, zwischen den Augenhöhlen breiter als zwischen den Eckzähnen, der Nasenrücken kurz, breit, flach ausgehöhlt, keine Scheitelleiste, Stirnbeine von den Scheitel- beinen merklich abgeschnürt, die unteren Schneidezähne horizontal stehend. Der erste Lückzahn bei alten Exemplaren bisweilen fehlend. Körperlänge 1'/,', Schwanz etwas über die Schenkelhaut vorragend, fast 2“, Flug- weite 10%. In England, Schweden, Frankreich, Deutschland und Italien, nirgends häufig und nur während der Dämmerung nach Insecten flatternd. Auch im Himalaya beobachtet. V. Maugei Desm. *) Hat die grossen Ohren der vorigen, mit etwas kürzerer zugespitzer Klappe, mit behaarter Längsfalte, weiter unterschieden durch die kurze zugespitzte Schnauze und die ziemlich breite Nase. Der Pelz hat dieselbe Farbe, die Flughäute sind dunkelgrau. Der erste obere Schneidezahn zweispitzig, der zweite einfach, die 3 unteren dreizackig. Etwas grösser als vorige. Auf der Insel Portoriko. V. leucomelas Rüpp. ?) Die grossen Ohren sind über der Stirn mit einander verwachsen, aussen stark ausgerandet, mit drei gabligen Furchen bedeckt, aussen behaart, mit langer, spitz auslaufender Klappe, mit Zahn am Aussenrande; die Schnauze dünn, die Nase wulstig über die Oberlippe 9) Schreber, Säugeth. I. 168. Tf. 55; Geoflroy, Ann. d. Museum VII. 196. tb.-46; kuhl, Wetterauer Annalen IV.48; Temminck, Monogr. Mammal. Ill. 202. tb. 48. fig. 6; Blainville, Osteogr. Chiropt.: Barbastrellus communis Bonaparte, Faun. ital. 21. fol. 106; Synotus barbastellus Keyserl. u. Blasius, Wiegm. Archiv 1839. I. 305; Wirbelth. aß; Pr iSNteRne Daubentoni Bell, brit. quadr. 63; Buffon, Hist. nat. VII. 130. tb. 19. ie. 1. 1) Desmarest, Mammal. 145; Plecotus Maugei Geoffroy, magaz. zool. 1832. nro. 7. 2) Rüppell, Atlas 73. Tf. 28. fig. 6 #7 Gymnorhina. Vespertilio. 933 ; erhaben. Oberseite grauschwarz mit feinen lichtbraunen Haarspitzen, die Haare der Unterseite graulichschwarz mit rein weisser Endhälfte, Scham- ' gegend, Wurzel der Schenkelflughaut und die Seiten weiss, Ohren schwarz, ' die Flughäute braun. Scheidezähne wie bei voriger Art. Körperlänge 1Y,", ‚ Schwanz ebensolang, nur an der äussersten Spitze frei, Flugweite 10%. Im peträischen Arabien und an der abyssinischen Küste, in altem Ge- ' mäuer nistend. b) Plecotus. Die Ohren dünnhäutig, aber ebenfalls über dem Scheitel verwach- sen, nicht so weit gegen den Mundwinkel reichend, an der Basis des Innen- randes mit einem zungenförmigen Hautlappen, Nasenlöcher und Schwanz wie vorbin, Gesicht behaart, der Sporn des Hinterfusses ohne Hautlappen; oben d, unten 6 Backzähne. V. auritus L.?) Die Ohren messen über doppelte Kopfeslänge und zeichnen die Art auffallend aus; ihre Klappe ist nicht halb so lang als das ‚ Ohr breit, Unterarm und Schwanz kaum länger als die Ohren; die Schnauze ı gestreckt und spitz, die gelblichen Gesichtsdrüsen an den Seiten der | Schnauze und vor den Augen. Der lange Pelz ist am Grunde schwarz, ; aussen graubraun, an der Unterseite blasser, die Ohren graubraun, in der ' Jugend graubraun unten gelblichweiss. Der Schädel gestreckt, in der Mitte gewölbt, zwischen den Augenhöhlen ebensobreit als zwischen den Eck- ‚, zähnen, der Nasenrücken kurz, breit, etwas ausgehöhlt. Körperlänge 1Y,“, Schwanz ebensolang, Flugweite 9 bis 10%. | Bewohnt ganz Europa bis zum 60° N.B., den Kaukasus, Georgien, Himalaya und Nordafrika und wurde fossil in der Knochenhöhle von Bize im Audedept gefunden. An manchen Ooten ist sie sehr häufig. Sie hält sich in altem Gemäuer und Felsenritzen versteckt. Sie wird leicht zahm und schwirrt Abends in der Stube umher, läuft auch schnell am Boden, beständig die grossen Ohren bewegend. Ihre Gefrässigkeit ist bewunderns- werth, indem sie 60 bis 70 Stubenfliegen verzehrt und noch nicht ge- sättigt zu sein scheint. Doch kann sie auch lange hungern, denn die meinige flog noch 3 Tage nachher, als sie die Stube schon von Fliegen gereinigt hatte, ohne Nahrung munter umher, dann aber wusste sie durch das Fenster zu entwischen. V. timoriensis Geoffr.*2) Die breiten Ohren haben nur Kopfeslänge und eine halbherzförmige Klappe, der Pelz ist oben schwärzlichbraun, unten braungrau, ziemlich lang und weich, Körperlänge 2./,“, Schwanz 14a“, Flugweite 10“. Auf Timor. 3) Linne, syst. nat. XM.1. 47; Buffon, Hist. nat. VII. 118. tb. 17. fig. 1; Dauben- ton, Mem. acad. 1759. 379. tb. 1. fig. 2; Bechstein, Naturgesch. 1143; Schreber, Säugeth. I. 163. Tf. 50; Temminck, Monogr. Mammal. ll. 281. tb. 48. fig. 4; Blain- ville, Osteogr. Chiropt.; Geoffroy, Descr. Egypte ll. 118. tb. 2. fig. 3; V. cornutus Faber, Isis 1826. 515. — V. brevimanus Bonaparte, Iconogr. 21. fol. 98 auf Sicilien scheint nur Jugendzustand zu sein, die Ohren sind etwas kürzer, der Pelz grau- röthlich, unten weisslich, die Flughäute röthlich. Bei Plecotus Peroni Geoffroy, magas. zool. 1832. tb. 3. fig. 1 unbekannter Herkunft hat eine etwas kürzere Ohrklappe und hellern Pelz. V. megalotis Rafın. Desmarest, Mammal. 133 in Nordamerika wird etwas grösser und die Ohrklappe ist so lang als das Ohr selbst, übrigens gleicht sie der europäischen. 4) Geoffroy, Ann. d. Museum VIII. 200. tb. 47. 934 Unguiculata. Chiroptera. c) Vespertilio. Ohren auf dem Scheitel getrennt, von veränderlicher Grösse, ihr Aussenrand unter dem Tragus endend, die Basis des Innenrandes nach vorn gerückt, an der Basis des Aussenrandes ein Zahn, der Tragus mit der Spitze nach aussen gebogen oder gerade; die Nasenlöcher vorn und seitlich geöffnet, der Sporn des Hinterfusses ohne Hautlappen, der Schädel binten stark ge- wölbt, zwischen den Augenhöhlen breiter als zwischen den Eckzähnen, Scheitel- kamm stark. Allermeist 6 Backzähne in jeder Reihe. a) Die Ohren länger als der Kopf. aa) Europäer: V. murinus L.°?) Die gemeine und grösste europäische Fledermaus zeichnet sich durch ihre ovalen nackten Ohren aus, welche - nur etwas länger als der Kopf sind, mit 9 Querfalten versehen, oben am Aussenrande schwach gebuchtet, der Tragus gerade, nicht die Mitte des Ohres erreichend und verschmälert; das Gesicht wollig behaart, die Schnauze lang und ziemlich breit, die Nase breit, die Flughaut bis an den Mittelfuss reichend, die Schenkelflughaut ungewimpert. Der lange glatte Pelz der Oberseite ist rauchbraun mit röthlichen Spitzen, in der Jugend mehr aschgrau, an der Unterseite rein oder gelblichweiss. Die ovalen gelblichen Gesichtsdrüsen breiten sich von den Seiten der Schnauze nicht über die Augen aus. Der erste obere Schneidezahn zweizackig, die unteren schwach gelappt, die grossen Eckzähne mit starker Basalwulst, der zweite Lückzahn der kleinste, der dritte mit starkem Hauptzacken und sehr dicken inneren Ausatz, der letzte Backzahn quer lamellenförmig. Körperlänge 22/,‘, Schwanz 2, Flugweite 14. Verbreitet sich durch das mittlere und südliche Europa, Nordafrika bis zum Himalaya hin und war bereits in der‘Diluvialzeit hier heimisch, wie die Reste aus den Höhlen des Lahnthales und von Bize zeigen. Sie hält sich in Thürmen und altem Gemäuer auf und ist sehr bissig. In der Abend- dämmerung und besonders während der Nacht flattert sie umher und hascht Insecten. V. Bechsteini Kuhl. 6) Durch merklich längere, am Aussenrande con- vexe nicht gebuchtete, mit 10 Querfalten versehene Ohren von voriger unterschieden; der Tragus erreicht dıe Mitte der Ohren nicht und biegt sich in der Endhälfte sichelförmig nach aussen. Die Flughaut ist bis zur Zehen- wurzel angewachsen, die Schenkelflughaut ungewimpert, das Gesicht von der Stirn her fast kahl, die Schnauze ist schlank und spitz, die Drüsen sehr gross und weisslich, der lange weiche Pelz oben röthlichgrau, unten schmutzig weisslich, die Jungen mit silbergrauen Haarspitzen, Körperlänge 2‘, Schwanz 1'/,', Flugweite 10. Im mittleren und südlichen Europa, in Wäldern in hohlen Bäumen nistend, eben nicht gesellig. 9) Linne, syst. nat. XI. I. 47; Schreber, Säugeth. 1. 165. Tf. 5f, Daubenton, Mem. acad. 1759. 378. tb. 14. fig. 1; Buflon, Hist. nat. VIM. 113. tb. 16; Bechstein, Naturgesch. Il. 54; Geoffroy, Ann. d. Museum Vill. 191. tb. 47. 48; Temminck, Monogr. Mammal. IH. 177. tb. 48. fig. 3; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 52; Blainville, Osteogr. Chiropt.; Giebel, Odontogr. 12. TI. 4. fig. 9. 10; v. Meyer, Jahrb. 1846. 16; Gervais, Zool. Pal. fr. 8. 9; YV. myotis Bechstein, Naturgesch. 1154; V. submurinus Brehm. | 6) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 30. T{. 22; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 184. tb. 50. fig. 1. 2; Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 53; Myotis Bechsteini Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257. Gray führt gleichzeitig V. murinus als Typus seines Scofophilus und Myotis auf; derartigen unbegreiflichen Leichtfertigkeiten be- gegnet man in seinen Arbeiten nicht selten. Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257. Gymnorhina. Vespertilio. '935 V. Nattereri Kuhl.?) Mit sehr kurzer Schnauze, aber ebenso langen Ohren als die gemeine Art, im Enddrittel schwach gebuchtet und mit nur 4 Querfalten, die Klappe über die Mitte des Ohres hinausragend, stark verschmälert und ganz sichelförmig nach aussen gebogen. Das Gesicht dicht behaart, über der Oberlippe ein langer Schnurrbart, die Flughaut nur bis an den Mittelfuss reichend und die Schenkelflughaut hinten mit starren Wimpern besetzt. Der sehr lange und sehr weiche Pelz ist oben rauch- braun mit fahlgelblichen Spitzen, unten schmutzig weisslich. . Körperlänge 12/,°, Schwanz 14,', Flugweite 9U,". Vom mittleren Schweden herab bis zum Mittelmeere, über stehenden Gewässern flatternd, jedoch überall selten. £ » V. cıliatus Blas. ®$) Die länglich ovalen Ohren haben 6 Querfalten, sind am Aussenrande rechtwinklig gebuchtet, der Tragus bis zur Mitte des Öhres reichend, sichelförmig nach aussen gebogen, die Flughaut bis zur Zehenwurzel angewachsen, die Schenkelflughaut hinten mit geraden weichen Haaren dicht bewimpert, den Schwanz ganz einschliessend, Häule und Ohren licht braungrau, der Pelz oben hell bräunlichgrau, unten weisslich. Körperlänge 3, Flugweite 9, Nur in der Gegend bei Köln beobachtet. ßß) Afrikaner: V. iricolor Smuts.°) Die dreifarbige Fledermaus hat eine stumpfe Schnauze mit kleinem Maule, lange stumpfe ausgebuchtete Ohren, mit langem blattförmigen nach aussen gebogenen Tragus. Der lange glatte Pelz des Rückens ist am Grunde schwärzlichbraun, gelblichweiss in der Mitte und schön roth an der Spitze, die Haare der Unterseite an der Wurzel braun, übrigens gelblichweiss, am Halse und der Brust ein leichter röth- licher Anflug, die Flughaut erdbraun. Die oberen Schneidezähne einspitzig, die unteren dreilappig. Totallänge fast 4“, Flugweite 12. Am Cap. yy) Asiaten: V. adversus Horsf. 1) Mit breiter Schnauze und stumpfen Ohren von Kopfeslänge, der Tragus gerade, linear, stumpf, von halber Ohrlänge, die oheren Schneidezähne divergiren merkwürdig mit ihren Spitzen. Die Schenkelflughaut ist unregelmässig geadert und dunkel punctirt, der Pelz oben braungrau mit hellgrauen Spitzen, unten weisslich. Körperlänge 2, Schwanz 1*%,‘, Flugweite 10 . Auf Java. V. papillosus Tem.?) Die Ohren breiter als hoch, fast rundlich und 7) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 33; Temminck, Monogr. Mammal. I. 185. tb. 50. fig. 3. 4; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 53; Myotis Nattereri Gray, Ann. mag. nat, hist. 1842. X. 257. 8) Blasius, Wiegm. Archiv XIX. 286. — Als verschieden von dieser Art hält Blasius V. emarginatus Geoffr. Selys Longchamps, Faune belge 21, die bald mit V. mystacinus, bald mit V. Nattereri verwechselt worden, von beiden aber durch ihr wolliges, auf dem Rücken hellrothes, über die Schenkelhaut ansehnlich fortziehendes Haar und die dicke Schnauze unterschieden ist. Kochs V. Schranki scheint die- selbe Art zu sein. 9) Smuts, Mammal. cap. 106; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 207. 1) Horsfield, Zool. research. 8; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 221. 2) Temminck, Monogr. Maamml. II. 220. tb. 55. fig. 1—4. 936 Unguiculata. Chiroptera. mit einer die Oeffnung verschliessenden Längsfalte, der Tragus sehr lang und pfriemenförmig; am Rande der Schenkelhaut eine Reihe sehr kleiner, haarloser, weisslicher Warzen. Die Flughaut nur bis zum Anfang. des Mittelfusses reichend, der Schwanz ganz eingeschlossen. Der sehr weiche reichliche Pelz oben dunkelbraun mit röthlichen Spitzen, an der Unterseite röthlich, in der Bauchmitte roth, an den Seiten braun, die Haare an. der Wurzel schwärzlich. Der erste sehr kleine Lückzahn fallt oft aus. Körper- länge 2“, Schwanz ebensolang, Flugweite 11!/2'. Auf Java und Sumatra. #58) Amerikaner: V. subulatus Say. ?) Die ovalen, stumpfen, hinten nicht ausgeschniltenen Ohren sind ebensolang oder etwas länger als der kurze und breite Kopf, aussen an der Wurzel behaart, der Tragus von 2/, Ohrlänge ist unten breit pfriemenförmig, oben in eine stumpfe Spitze auslaufend, die Flughaut nackt, die Schenkelflughaut an der Wurzel behaart und am Hinlerrande spärlich gewimpert, die Schwanzspitze frei. Der Pelz oben glänzend gelblichbraun, unten gelblichgrau, alle Haare an der Wurzel schwärzlich. Körperlänge fast 2, Schwanz 1'/,", Flugweite 10%. Am östlichen Fusse des Felsengebirges gemein. V. nigricans Wied. *) Mit kurzer Schnauze, grossen, ziemlich spitzen, am Ende nach aussen gebogenen Ohren, aussen schwach gerandet, der Tragus kurz, schmal und spitz, die Flughaut nur bis zum Tarsus reichend, der achtwirblige Schwanz umschlossen, dıe Häute nackt; der Pelz dicht und weich, im Gesicht lang, dunkel schwarzgrau mit grauen Spitzen, Ohren, Häute und Schwanz tief schwarz. Backzähne sind nur 5 vorhanden, der erste Lückzahn der kleinste, der sonst der zweite ist; die Schneidezähne einfach, spitz, gleich lang und sehr divergirend. Körperlänge nahezu 2, Schwanz 1‘, Flugweite 9, In Brasilien und Paraguay. V. albescens Geoffr.°) Mit längerer Schnauze, längeren zugespitzten Ohren als vorige, mit geradem pfriemenförmigen Tragus, röhrigen Nasen- 3) Say, Long’s expedit. II. 65; Richardson Fauna 1. 2. — Prinz v. Wied, Reise Nordamer. I. 364 characterisirt einen V.lanceolatus aus Pennsylvanien als sehr nah verwandt, vielleicht identisch und Bachmann führt als synonym noch V. lueifuyus Mc Murtrie und V. domesticus Green an. Gervais’ V. lepidus VInstlit. V. 253. Hist. nat. Cuba tb. 1. fig. 1—3 ist sehr nah verwandt, hat aber ausgerandete Ohren und einen am Grunde gelblich rothen Pelz. Fr. Cuvier erwähnt eine Art aus Georgien, V. subflavus nouv. ann. d. mus. I. 17 mit ausgerandeten Ohren und halbherzförmiger Klappe, mit Schnurren an beiden Lippen, oben licht graugelblich, unten gelblich- weıss, alle Haare an der Wurzel schwarz, 14,‘ lang, Schwanz 1Y,“, Flugweite 7“, — und einen V. georgianus 1. c. mit pfriemenförmiger Klappe, oben schwarz und lichtgelb gescheckt, unten grau mit schwarzer Mischung, von derselben Grösse — und V. Salarü 1. c. von New York, mit messerförmiger Klappe, oben graulich kastanienbraun, unten weisslichgrau, bei der Grösse der vorigen mit nur 1%“ Schwanze — endlich V. gryphus |. c. wie vorige, aber oben lichtgelb, unten grau, elwas grösser, Schwanz 1“ lang, von New Yoık. Alle 4 Arten bedürfen noch der genaueren Untersuchung. 4) Prinz zu Wied, Beitr. z. Nalurgesch. II. 266; Rengger, Säugelh. Parag. 84; Burmeister, Säugeth. Brasil. 78. >») Geoflroy, Ann. du Museum VIII. 204. — Derselbe beschreibt Ann. sc. nat. 1835. IN 444 noch einen V. levis aus Brasilien von ebenfalls 3” Totallänge mit fast 10° Flugweite, oben dunkel kastanienbraun, unten ins grauliche ziehend. Gymnorhina. Vespertilio. 937 löchern und auf der rückenseite schwarz mit einzelnen braunen Spitzen, unten rauchschwarz, am Bauche weiss gepudert. Totallänge 3“, Flug- weite 8", Brasilien, ß) Ohren kürzer als der Kopf. aa) Europäer: V. mystacinus Kuhl. 6) Die bärtige Fledermaus zeichnet sich durch die Kleinheit ihres Kopfes und durch die noch kleineren in der Mitte des Aussenrandes stark gebuchteten, mit 4 Querfalten versehenen Ohren aus; der Tragus ragt etwas über die Mitte des Ohres hinaus, verschmälert sich ansehnlich und biegt sich mit der Spitze schwach nach aussen. Ein weicher, sehr reichlicher Pelz bekleidet Kopf und Körper, bildet auf der Oberlippe einen starken schwarzen Schnurrbart und legt sich mit langen Seiten- und Brusthaaren über den Oberarm und die Flughaut. Diese - ist fast bis zur Zehenwurzel angeheftet, an ihrer Unterseite gestreift mit Reihen sehr feiner, kaum mit blossen Augen erkennbarer Härchen. Die eiförmigen gelben Gesichtsdrüsen liegen vor den Augen. Das Colorit der oberen Theile ist schwarz mit fahlen Spitzen, das der unteren schwarz mit weiss- lichen Spitzen. Der Schwanz ragt gar nicht aus der Schenkelhaut hervor. Körperlänge 1Y,‘, Schwanz fast ebensolang, Flugweite 8", In Deutschland, Frankreich, England und dem mittleren Schweden, in Wäldern sowohl als in Gebäuden, fossil in den belgischen Höhlen beobachtet. V. Daubentoni Kuhl.?) Die ovalen Ohren haben dieselbe schwache Buchtung und dieselben 4 (Querfalten als vorige, sind nur etwas kürzer, der Tragus noch nicht bis zur Mitte reichend, nur im Enddrittel stark ver- schmälert, mit der Spitze schwach nach aussen gebogen, mit convexem, gegen das Ende hin geraden Aussenrande und geradem gegen das Ende hin etwas convexen Innenrande. Die Flughaut reicht nur wenig über die Fusswurzel hinaus. Der kurze glatte Pelz ist oben röthlichgrau oder röth- lich braungrau, .am Grunde braungrau, unten schön silberfarben, am Grunde schwarz. Der untere Eckzahn ragt nicht wie bei voriger Art über die Backzähne hervor und ist noch nicht halb so stark als der obere. Körper- länge 13/4", Schwanz 1'/,“, Flugweite 9". Auf Sardinien und Sicilien, in Deutschland, Holland, England und dem mittleren und südlichen Schweden. V. dasycnemus Boie.®) Der vorigen Art auffallend nah verwandt, etwas grösser, der Aussenrand der Ohren nur ganz schwach gebuchtet, 6) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 58; Temminck, Monogr. Mammal. I. 191. tb. 51. fie. 3. 4; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 54. 7) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 51. Tf. 25; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 186. tb. 50. fig. 5. 6; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 54. — Jenyns, Ann. mag. nat. hist. 1839. II. 73. tb. 3. characterisirt einen V. aedilis von Durham, der bis auf dıe weisse Farbe und den etwas kürzeren Schwanz vollkommen mit dieser Art übereinzustimmen scheint und ist von J. selbst später als blosse Spielart betrachtet worden. VY. volgensis Eversmann, Bullet. nat. Moscou 1840. 21. vom Ural und den kasanschen Wäldern kann ebenfalls wegen des nur etwas kürzeren Schwanzes nicht specifisch geschieden werden. 8) Boie, Isis 1825. 1200; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 55; V. limnophilus Temminck, Monogr. Mammal. Il. 176. tb. 48. fig. 1. 2. 938 Unguiculata. Chiroptera. fast gerade, der Tragus nur im Enddrittel etwas verschmälert, mit dem Ende sehr wenig nach innen gebogen, die Flughaut nur bis zur Fuss- wurzel reichend, die Schenkelhaut oben und unten zu "/, dicht behaart, der untere Eckzahn höher als die Backzähne und 9 statt 8 Gaumenfalten, oben röthlichgrau, unten weisslichgrau. Körperlänge 2"/,", Schwanz fast IH plusweite 11%." . Im mittleren Europa. V. Capaccini Bp.°) Die Ohren messen nur 2, Kopfeslänge, sind am Aussenrande sehr seicht gebuchtet, lanzettlich oval, der Tragus sehr schmal, dünn, nicht bis zur Mitte reichend, der Vorderdaumen gross und stark, die Füsse kräftig, die Schenkelflughaut dick, oben und unten bis zur Mitte dicht wollig behaart, der Kopf dick, die Schnauze stumpf kegelförmig, unter dem Kinn eine grosse Drüse, die Schwanzspitze frei, der weiche Pelz zimmetfarben ins röthliche ziehend, unten graugelblich. Körperlänge 2%, Schwanz 1 bis 1!/,“, Flugweite 10“. Auf Sicilien und Sardinien. ßß) Asiaten: V. Hardwicki Horsf.?) Die Ohren breiter als hoch, in der Mitte aus- gerandet; bis gegen den Mundwinkel reichend, durch eine Längsfalte ver- schliessbar; der Tragus sehr lang und fadenförmig, Schnauze kurz und spitz, der weiche Pelz oben hell graubraun, unten graubraun mit röthlichen Spitzen. Körperlänge 11/,“, Schwanz ebensolang, Flugweite 8", Auf Java und Sumatra. V. pictus Pall.?) Die bunte Fledermaus hat eine spitze Schnauze, ovale, leicht ausgerandete Ohren mit langem pfriemenförmigen Tragus, der nicht bis zur Mitte des Ohres reicht, sehr kleine obere Schneidezähne. Ihr weicher Pelz ist oben schön goldroth, unten schwach röthlich, an den Seiten lebhafter roth, die Häute röthlich, stellenweise schwarz. Im Tode 9) Bonaparte, Iconogr. ital. 20. fol. 99; Temminck, Monogr. Mammal. II. 187. ib. 49. fig. 3; V. megapodius Temminck, 1. c. — In die Verwandschaft dieser Art scheint die ungenügend bekannte Art von der Kapstadt, V. epichrysis Smuts, Mam- mal. cap. 106. zu gehören. Sie hat mittellange, gerade, zugespitzte, stark ausge- schnittene Ohren, einen geraden lanzettlichen Tragus und ihr Pelz ist oben am Grunde schmutzigbraun, in der Mitte gelblichweiss, aussen lebhaft roth, unten licht- röthlich, die völlig nackten Häute braun, Körper über 2“, Schwanz nahezu 2“, Flugweite 12”. 1) Horsfield, Zool. research. 8; Temminck, Monogr. Mammal. II. 222. tb. 55. fig. 7—9; Kerivoula Hardwicki Gray, Ann. mag. 1842. X. 257. 2) Pallas, Spicil. II. 7; Buffon, Hist. nat X. 92. tb. 20. fig. 3; Schreber, Säugeth. I. 170. Tf. 49; Geoffroy, Ann. d. Museum ViIl. 199; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 223. ib. 56. fig. 1—3. Kerivoula pietus Gray, Ann. mag. nat.Hist. 1842. X. 257. — Cuvier’s V. malayanus nouv. ann. d. mus. I. 20. tb. 2. fig. 5. hat trichterförmige Ohren mit blattförmigem Tragus und gelbes Colorit. Temmincks V. oreias 1. c. 270 scheint gleichfalls hierher zu gehören: Ohren breit und lang, abgerundet, Tragus lang und fadenförmig, Oberlippe mit 2 Reihen Schnurren, Pelz lang, am Grunde schwärzlich. ausserlich umbrabraun, unten grau mit isabellfarbenen Spitzen. Da- gegen ist desselben V. brachypterus 1. c. 215. tb. 53. fig. 5. 6. durch die breitere stumpfe Schnauze, den oval blattförmigen an der Wurzel behaarten Tragus, die oben schwarzbraune, unten umbrabraune Färbung mit nur 8° Flugweite bei 2“ ten von Sumatra, eher verschieden, doch hier wie dort ist das Zahnsystem SKannl, Gymnorhina. Vespertilio. 939 wird die rothe Farbe gelblich. Körperlänge 1°/,“, Schwanz ya Flug- weite 8°/,". ‚ Bewohnt Indien, Java, Sumatra und Borneo, V. macrodactylus Tem. ?) Mit gestreckter spitzer Schnauze, geraden, ausgerandeten zugespitzen Ohren, langen gerad pfriemenförmigen zuge- spitzten Tragus. Der Mittelfuss und die Zehen sind sehr lang, die letzteren behaart, die Nägel stark und weisslich, der Schwanz kurz mit freier Spitze, die Schenkelflughaut nur unten etwas behaart, der kurze weiche Pelz russ- schwarz, unten mit feinen graulichen Spitzen, die Häute dunkelbraun. Körperlänge 2, Schwanz 1‘, Flugweite 9. Japan. V. tralatitius Horsf. *) Mit sehr kurzer, etwas spitzer Schnauze, ziemlich breiten, sehr ausgerandeten Ohren, blattförmigen abgerundeten Tragus; die Zehen sehr kurz, die Flughaut bis an die Zehenwurzel reichend, die Schenkelhaut unten mit Querreihen sehr kleiner, feine Härchen tragender Warzen, die Gesichtsdrüsen von den Nasenlöchern bis über die Augen reichend, der weiche kurze und glatte Pelz schwarz, oben mit feinen dunkelbraunen, unten mit weisslichen Haarspitzen. Körperlänge und Schwanz je 11/,“, Flugweite 10“. Auf Java und Sumatra. V. Horsfieldi Tem.) Von voriger Art unterschieden durch die spitze Schnauze, die etwas röhrenförmigen Nasenlöcher, die die Augen ganz um- gebenden Gesichtsdrüsen, die längeren und stärkeren Zehen, die unregel- mässig gestellten Wärzchen auf der Unterseite der Schenkelhaut, den geraden lanzettlichen Tragus, die dichte Behaarung am Grunde der Schenkelhaut und den Mangel des ersten Lückzahnes. Der weiche glatte Pelz ist oben schwarz mit braunen Spitzen, an den Seiten mit grauen Spitzen, am Bauche weisslich oder grau. Körperlänge 1?/;“, Schwanz 1!/,“, Flugweite 9. Java. yy) Amerikaner: V. Curoli Tem.) Mit stumpfer Schnauze, sehr entfernten Nasen- löchern, ovalen, etwas ausgeschnittenen Ohren, weidenblattförmigen Tragus, freier Schwanzspitze. Die beiden ersten oberen Lückzähne sind sehr klein, kurz und spitz. Der Pelz am Grunde schwarz, aussen rothlichbraun, unten dunkelbraun mit gelblichweissen Spitzen, Körperlänge 2, Schwanz 13", Flugweite 8Ug". Um Philadelphia und New York. V. Arsino&e Tem.?) Mit kurzem, deprimirten Kopfe und stumpfer 3) Temminck, Monogr. Mammal. I. 231. tb. 58. fig. 3—5. 4) Horsfield, Zool. research. 8; Temminck, Monogr. Mammal. ll. 228. tb. 57. fie. 1—4. — Des letzteren V. tenuis I. c. 229. tb. 57. fig. 5—7 unterscheidet sich durch kürzere stumpfere Schnauze, kürzere Ohren und nur 5 Backzähne in jeder Reihe, im Uebrigen stimmt sie vollkommen, 5) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 226. tb. 56. fig, 9—11. — Dieser und der vorigen Art sehr nah steht desselben Y. macellus I. c. 230 == Trilatitus macellus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 von Borneo, oben mit nur 4, unten nur 5 Backzähnen, mit. stumpferer Schnauze und längeren Zehen, Körper 2, Schwanz 1“, Flugweile 8%),". . 6) Temminck, Monoer. Mammal. 11. 237. 7) Temminck, 1. c. 247..— Fr. Cuvier, nouv, Ann. d. Mus. I. 18, tb. 2. fig. 2 940 Unguiculata. Chiroptera. Schnauze, abgerundeten, nicht ausgerandeten, kegelförmigen Ohren, ge- raden lanzettlichen Tragus und völlig nackten Häuten. Der sehr kurze glatte Pelz ist oben glänzend schwarz, unten schwärzlichbraun mit fahlen Spitzen, an den Seiten und After mit weissen Spitzen. Körperlänge 1/5", Schwanz 1“, Flugweite 8". Surinam. V. Hilarü Geofl.®?) Mit ziemlich breiter, vorn seicht gefurchter Nase, schmalen spitzen weit getrennten Ohren, langem schmalen Tragus. Der Rückenpelz ist braun, am Grunde schwärzlichgrau, die Unterseite gelblich graubraun, die Flughäute völlig nackt, dunkelbraun. Die oberen Schneide- zähne sehr ungleich, der vordere mit 2, der äussere mit einer Kerbe, beide fallen im Alter aus, oben nur 4, unten 5 Backzähne. Körperlänge 23/,', Schwanz 1°/,", Flugweite 11Y,". In Brasilien. d) Vesperus. Die beiden letzten Schwanzglieder sind frei, an der Fusswurzel liegen rundliche Schwielen, die breiten Flughäute bis zur Zehenwurzel ange- wachsen, die Ohren getrennt, breit, mit dem Aussenrande bis gegen den Mundwinkel vorgerückt, der Tragus nach innen gerichtet; oben kein Lück- zahn, nur 4 ächte Backzähne, unten 5, der. erste ein Lückzahn. a) Der Tragus schmal. aa) Europäer: V. serotinus Daub.®) Diese sehr gemeine Art hat eine gestreckte Schnauze, kurze, breite aussen an der Wurzel behaarte Ohren und einen bis hinter die Augen gespaltenen Mund. Die weisslichgelben Gesichtsdrüsen liegen an den Seiten der Schnauze. Der feine weiche Pelz ist oben rauch- braun mit hellen Spitzen, an der Unterseite hell graubräunlich, das Weib- chen lichter, Schnauze, Ohren und Häute schwarz. Die Schneidezähne characterisirt V. crassus von New York als oben graulich kastanienbraun. unten hellgelblich mit stumpfen kleinen Ohren und aussen convexem Tragus, Körperlänge 2“, Schwanz 12/5”, Flugweite 8%”. 8) Geoflroy, Ann. sc. nat. 1835. IN. 441; V. brasiliensis Desmarest, Mammal. 144; Kerivoula brasiliensiswray, Ann. mag. nat. hist. 1843. XI. 117; V. derasus Bur- meister. Säugeth. Brasil. 77. — V. polythrix Geoffroy, Ann. sc. nat, 1835. Ill. 443 aus Brasilien ist oben dunkel kastanienbraun, unten schwach graulich, im Gesicht sehr haarig, mit längeren als breiten, kleinen Ohren und oben behaarter Schenkel- haut. V. chiloensis Waterhouse, Voy. Beagle Zool. I. 5. tb. 3 auf Chilon mit kurzer stumpfer Schnauze, hohler Stirn, behaarter Warze am Kinn, schmalen spitzen Ohren mit 4 Querfalten, schmalem gekerbten Tragus, am Grunde behaarter Schenkelhaut, von schön brauner Farbe, Körper 12%“, Schwanz 1Y,“, Flugweite 8/,“. Auffallend nah stebt V. parvulus Temminck, Monogr. Mammal. II. 246 aus Brasilien, oben rauch- schwarz unten mit braunen Haarspitzen. Ebenso d’Orbigny’s V. hypothrix, Voy. Ameriq. merid. 16 aus Bolivia, rauchbraun, unten mit grauen Haarspitzen, mit langer platter Schnauze, sehr breiten unteren Schneidezähnen, 2“ lang, Schwanz 1%; übrigens nicht eigenthümlich, und V. Isidori 1. c. aus der Argentinischen Repu- blik, fahlgrau, am Grumde braunschwarz. die oberen Schneidezähne fast gleich, stark, zwelspitzig 11/,“ lang, Schwanz 1“, 9) Daubenton, M&m. acad. 1759. 380. tb. 2. fig. 2; Buffon, Hist, nat. VIM. 129. tb. 18. fig. 2; Schreber, Säugeth. I. 167. Tf. 53, Temminck, Monogr. Mammal. II. 175; Bechstein, Naturgesch. 1172; Blainville, Osteogr. Chiropt; Giebel, Odontogr. 12. TE. 4. fig. 6; Schmerling, oss. foss. cav. Liege 67; V. noctula Geoffroy, Ann. du Museum VI. 199, Fr. Cuvier. Mammif. II; V. murinus Pallas, Zoogr. I. 121; V. Okeni, V. Wiedi, V. rufescens Brehm. Isi ; .ofi 5 nat. hist, 1842. x 257. ım, Isis 1829. 643. Scotophilus serotinus Gray, Ann. mag. Gymnorhina. Vespertilio. 941 ' sind klein und gekerbt, die Eckzähne sehr stark. Körperlänge 21/,", Schwanz 2", Flugweite 13“. Bewohnt ganz Europa und wie es scheint auch Asien am Himalaya, | und hält sich in hohlen Bäumen versteckt; ihr Flug ist langsam, besonders | während der Dämmerung und gern über dem Wasser. Fossilreste wurden ' in den Lütticher Höhlen beobachtet. V. turcomanus Ev.!) Die Ohren haben mehr als halbe Kopfeslänge ' und sind fast so breit als lang, am Vorderrande beinahe gerade, an der | Spitze gerundet, der Tragus schmal lanzettförmig, gerade, ziemlich lang ‚# und spitz, der Pelz auf der Oberseite hell röthlichgrau, auf der Unterseite ' weisslich, die Flughäute völlig nackt, Körperlänge 2“, Schwanz 10“. Ä Im südlichen Russland. ßß) Afrikaner: V. megalurus Tem. ?) Im auffallenden Gegensatz zu der kurzschwän- ; zigen vorigen Art steht diese sehr langgeschwänzte. Sie ist von schmäch- ‚ tigem Körperbau, mit spitzer Schnauze, mittellangen, abstehenden zuge- # spitzten Ohren, sehr langen weidenblattförmigen Tragus, sehr entwickelten ' Flughäuten. Der Pelz ist am Grunde schwärzlich, an den Spitzen oliven- braun, an der Unterseite am Grunde braun, am Hals und Bauch mit grau- braunen Spitzen, an den Seiten isabell, in der Schamgegend ganz weiss. Körperlänge 21/,*, Schwanz 2‘, Flugweite 11“. Im südlichen Afrika. yy) Amerikaner: V. phaiops Raf.®) Die Ohren sind mittellang, am Aussenrande stark ausgebuchtet, lappig getheilt, der Tragus weidenblattförmig, die oberen äusseren Schneidezähne grösser als die inneren und zweilappig, der kurze, vollkommen einfarbige glatte Pelz ist oben rothbraun, unten heller braun, Gesicht und Häute schwärzlich. Körperlänge 24,‘, Schwanz 2, Flug- weite 13”. Im Staate Tennessee. ß) Der Tragus erweitert. aa) Europäer: V. discolor Kuhl. *) Der Aussenrand des Ohres geht bis tief unter die Linie der Mundspalte hinab und endet dicht am Mundwinkel, die grösste Breite des Tragus liegt über der Mitte des Innenrandes, der Unterarm er- reicht angedrückt die Mitte der Mundspalte, das zweite Glied des fünften Fingers reicht nicht bis an die Mitte desselben Gliedes des 4. Fingers, die Schenikelhaut nur oben dicht an der Basis behaart, unten ’die Häute rings um 1) Eversmann, Bullet. nat. Moscou 1840. 21. 1845. 489. 2) Temminck, Monogr. Mammal. 11. 206; V. capensis Smith, Zool. journ. IV. 435. 3) Rafinesque, Desm, Mammal. 135; Temminck, Monogr. Mammal. II. 234. — Fr. Cuvier’s V. creecks nouv. ann. d. Mus. 1. 18. aus Georgien, ist oben gelblich- braun, unten schmutziggrau, die Haarwurzeln überall schwarz, der Schwanz kürzer. — Hier ist V. innoxius Gervais, voy. Bonite Zool. I. 35. tb. 11. aus Peru von schwärzlichbrauner Farbe erwähnenswerth. 4) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 43. Tf. 15. fig. 2; Temminck, Monogr. Mammal. li. 173; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 50; V. serotinus Pallas. Zoogr. I. 123; Scotophilus discolor Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 157. 92 Unguiculata. Chiroptera. den Körper mit weissen Haaren bekleidet, der Pelz der Oberseite braun mit weissen Spitzen, an der Unterseite mit längeren weissen Spitzen, am Kinn ein brauner Fleck, an der Kehle und zwischen den Hinterbeinen ein- farbig weisse Haare, übrigens .der Pelz kurz, fein und weich: der 1. obere Schneidezahn viel grösser und breiter als der 2., der 3. untere dreiseitig mit 2 scharfen Spitzen, der 1. untere Lückzahn sehr klein; die Ausführungs- warze der Unterkieferdrüse kuglig gerundet und dick. Körperlänge 2, Schwanz 1',‘, Flugweite 10%," Vom südlichen Schweden und England bis nach der Schweiz und der Krimm hinab, in Gebäuden sich aufhaltend und bisweilen schon vor Sonnen- untergang ausfliegend. V. Nilssoni Blas.?) Der Aussenrand des Ohres endet in gleicher Höhe mit der Linie der Mundspalte, etwas hinter dem Mundwinkel, die grösste Breite des Tragus liegt deutlich unter der Mitte des Innenrandes, der an- gedrückte Unterarm reicht nur bis zum Mundwinkel vor, das 2. Glied des 5.Fingers reicht weit über die Mitte desselben Gliedes des 4. Fingers hinaus, die Schenkelhaut ist bis zur Mitte mit langen Haaren dicht bekleidet, die Unterseite aller Häute rings um den Körper braun behaart, die Rückenhaare dunkelbraun mit braunweisslichen Spitzen, die der Unterseite überall mit hellbraunen Spitzen, unter dem Ohre ein braungelblicher Fleck; die beiden oberen Schneidezähne ziemlich von gleicher Grösse und Gestalt, der 3. untere oval mit stumpfen niedrigen Höckern, die beiden unteren Lückzähne fast gleich; die Ausführungswarze der Unterkieferdrüse konisch zugespitzt. Körperlänge 2”, Schwanz 1°/,', Flugweite 10. Im Harz, in den skandinavischen Höhlen und in Russland. V. Savii Bp.®) Der angedrückte Unterarm reicht bis zur Schnauzen- spitze, die Oberfläche der Häute völlig nackt, die Schnauze spitz, die Ohren von 2/, Kopfeslänge, breit herzförmig, aussen schwach gerandet, der Tragus nierenförmig, nicht bis zur ÖOhrmitte reichend, die Oberseite rauchbraun ins umberbraune ziehend, Unterseite grauweisslich am Grunde schwärzlich, Kinn schwärzlich; der 1. obere Schneidezahn fast so gross wie der 2. Körperlänge 2, Schwanz 13/,", Flugweite 10%. In Toskana, Rom und Sicilien. V. Leucippe Bp.?) Schnauze flach und gerundet, fast halbkreisförmig endend, Ohr von %/, Kopfeslänge, etwas gerundet, über der Mitte aussen gebuchtet, der Tragus halbrund, kaum von Y, Ohrlänge, der angedrückte Unterarm kaum bis zum Mundwinkel vorragend, die Füsse sehr klein, nur wenig aus der Flughaut hervortretend, die Oberseite hell zimmetfarben, die untere silberweiss, am Grunde dunkel. Körperlänge 1°/,“, Schwanz 1", Flugweite 94. Auf Sicilien. 5) Keyserling nnd Blasius, Wirbelth. 51; V. Kuhli Nilsson, illum. fig. V. fol. 2. — Auf ein todtes Exemplar von Abbeville gründet Temminck, Monogr. Mammal. 11. 172 V. brachyotis ausgezeichnet durch sehr kurze Ohren, kurzen Schwanz, nackte Flughäute, oben lebhaft fahlroth mit schwarzem Grunde, unten minder lebhaft, auf Stirn, Scheitel und Oberhals mit schwarzem Feld, 12/,‘ lang, Schwanz 11‘, Flug- weite 71/g”. 6) Bonaparte, Iconogr. 20; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 51; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 197. 7) Bonaparte, Iconogr. 20; Keyserling nnd Blasius, Wirbelth. 51; Temminck, Monogr. Mammal,. II. 199. Pr Gymnorhina. _Vespertilio. 943 V. Aristippe Bp. 8) Schnauze spitz, comprimirt, Ohren von ®/4 Kopfes- länge, etwas gerundet, aussen unter der Mitte sehr schwach gebuchlet, der Tragus halb elliptisch, über 2/, Ohrlänge, der angedrückte Unterarm über die Schnauzenspitze hinausragend. Die Füsse klein nnd wenig frei, die Oberseite blass graugelblich, die Unterseite grauweisslich, der Grund’ überall dunkelbraun. Körperlänge 1!/,“, Schwanz 1'/,“, Flugweite über 8". Auf Sicilien. ßß) Afrikaner: V. isabellinus Tem.) Schnauze stumpf, Ohren breit eiförmig, am Vorderrande mit einer Längsfalte, am Hinterrande mit deutlichem gegen den Mundwinkel reichenden Lappen, der Tragus kurz blattförmig, alle Häute nackt, stark geadert, der Sporn des Calcaneus mit äusseren Lappen; der erste obere Schneidezahn lang und stark, bei jungen zweilappig, bei alten spitz, der 2. sehr klein, die unteren Schneidezähne dreilappig; der mässig lange, feine, weiche Pelz oben schön isabellfarben, unten lichter, Schnauze und Lippen schwarz. Körperlänge 2%,“ Schwanz 11,5“, Flugweite 11',". Häufig um Tripolis. yy) Asiaten: V. pachypus Tem.*) Kopf sehr deprimirt, Schnauze stumpf, Ohren breiter als hoch, mit grossem unteren Lappen, Tragus sehr kurz, abge- rundet, Füsse breit, Mittelfuss lang, Zehen sehr kurz, Pelz oben schön kastanienbraun, am Grunde goldroth, die Brust röthlich mit braunen Spitzen, die Unterseite schmutzigbraun. Körperlänge 1°/,, Schwanz 1‘, Flug- weite 71/,". Auf Java und Sumatra. 85) Amerikaner: V. ferrugineus Tem.?) Schnauze kurz und stumpf, Ohren schmal, gegen die Spitze hin etwas ausgerandet, Tragus kurz, weidenblattförmig, Schwanzwurzel behaart, Pelz kurz und glatt, oben bräunlich gelbroth, oder mehr minder rein röthlich, am Grunde schwarzbraun, unten am Grunde röthlichschwarz, an den Spitzen rein weiss; der 1. obere Schneidezahn lang, breit und meisselförmig, der 2. klein, zweispitzig. Körperlänge ae Schwanz 1°/,', Flugweite 11“. In holländisch Guiana. V. ursinus Tem. ?) Kopf gross, Schnauze lang und breit, etwas depri- 8) Bonoparte, Iconogr. 20; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 52; Temminck, Monogr. Mammal. II. 200. — Bonaparte unterscheidet ]. c. noch V. Alcythoe mit sehr kurzen ovalen ganzrandigen Ohren, geraden Tragus von mehr als halber Ohrlänge und graugelblich. 9) Temminck, Monogr. Mammal. II. 205. tb. 52. fig. 2. 1) Temminck, 1. c. Il. 217. tb. 54. fig. 4—6. 2) Temminck, Monogr. Mammal. 11. 257. tb. 58. fig. 2. — Von den Ufern des Missuri beschreibt Temminck 1. ce. 235. V. pulverulentus mit etwas kürzerem Schwanz, oben sehr behaarter Schenkelhaut, mit beilförmigem Tragus, überall dunkel kastanien- braun mit rein weissen Spitzen — und |. c.245. V. lacteus mit sehr kurzem lanzett- förmigen Tragus, oben schwärzlich unten röthlichbraun, überall mit rein weissen Haarspitzen. 3) Temminck, Monogr. Mammal. II. 235. — Hier mögen noch die von Bachmann Journ. acad. Philad. 1842. VII. 280 ungenügend characterisirten Arten erwähnt 9AA Unguiculata. Chiroptera. mirt, Nasenlöcher gross, seitlich geöffnet, durch eine Furche getrennt, Öhren oval, sehr hoch, gegen die Spitze hin ausgerandet, aussen am Grunde be- haart, Tragus gerade, lanzettlich, am Ende gerundet, der Vorderdaumen stark, mit sehr gekrümmten Nagel, die Zehen mit sehr langen, starken und gekrümmten Krallen, die unteren Schneidezähne dreilappig, der weiche lange Pelz oben glänzend umberbraun, unten lichter, alle Haare mit grauer Wurzel, Häute und Ohren schwarz. Körperlänge 21/,", Schwanz 11/g", Flugweite 11“. An den Ufern des Missuri. e) Vesperugo. _ Der Aussenrand des Ohres unter dem Tragus hinaus nach vorn fortgesetzt, der Innenrand in der Augenlinie vom Kiel abgelöst, nur das letzte ! rudimentäre Schwanzglied frei, Fusssohlen runzlig, ohne Schwielen, oben und unten 1 Lück- und 4 Backzähne, Schädel kurz, Hinterhaupt flach, zwischen den Eckzähnen breiter als in der Orbilalgegend, nach vorn sehr wenig abfallend. a) Tragus erweitert, Flughaut bis an den Tarsus reichend, unten dicht behaart. aa) Europäer: V. noctula Daub. *) Die grosse Speckmaus hat einen dicken breiten . Kopf mit kurzer, stumpfer, fast nackter Schnauze, mehr weniger gerundete breite Ohren, einen über der Mitte am breitesten, gekrümmten, beilför- migen Tragus und sehr kleine Gesichtsdrüsen, Der angedrückte Unterarm ragt bis zur Schnauzenspitze vor. Die Flughäute sind sehr schmal, die Schenkelhaut am Tarsus stark ausgeschnitten. Ober- und Unterseite gelb | röthlichbraun. Der 2. obere Schneidezahn doppelt so gross als der 1. eckzahnartige, die Eckzähne in beiden Kiefern fast gleich. Körperlänge 34, Schwanz 2%, Flugweite bis 15. Verbreitet sich durch das ganze gemässigte Europa und Asien bis nach Japan, südlich bis ins nördliche Italien und am caspischen Meere. Sie hält sich in Städten und auf dem Lande auf, flattert schon vor Sonnen- untergang und schläft des Winters in Gesellschaften zu Hunderten und ! Tausenden beisammen. In der sardinischen Knochenbreceie und in Knochen- höhlen Englands kommen fossile Reste von ihr vor. V. Leisleri Kuhl. ®) Die kleine Speckmaus unterscheidet sich ausser durch die geringere Grösse von der vorigen durch die mehr deprimirte Schnauze, | die sehr abgerundeten höheren Ohren, mehr noch dadurch, dass der werden: V. monticola aus Virginien, 12/4‘ lang, Schwanz 1Y,“, Tragus von halber Ohrlänge, Ohren klein, Pelz gelblich; V. virginianus mit etwas längeren, spitzeren Ohren, nackter Schenkelhaut, oben russigbraun, unten geraubraun; V. Leibi von Michigan, oben bräunlich rostroth, unten grau, Häute und Ohren schwarz, 11), ' lang, Schwanz 1!/,‘; V. californica oben braungelb, Tragus von halber Ohrlänge, 1’), lang, Schwanz 1" Als wahrscheinlich mit V. monticola identisch bezeichnet | A. Wagner, Wiegm. Archiv 1845 148. seinen V. splendidus von St. Thomas mit | kürzerem Schwanze. | 4) Daubenton, Mem. acad. 1759. 380. tb. 2. fig. 1; Buffon, Hist. nat. VII. 128 | tb. 18. fig. 1; Schreber, Säugeth. I. 166. Tf. 52; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 169; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 75; Blainville, Osteogr. Chiropt; Giebel, ! Odontogr. 12. Tf. 4. fig. 7. 8; V. lasiopterus Schreber, a. a. 0. Tf. 58b; V. proterus | Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 41; V. ferrugineus Brehm, Ornis 17; V. serotinus | Geoffroy, Ann. d. Museum VIll. 194. | 5) Kuhl, Wetterauer Annalen IV, 38; Temminck, Monogr. Mammal. II. 171; | Keyserling und Blasius, Wirbelth. 46; Scotophilus Leisleri Gray, Ann. mag. nat. hist, | 1842. x. 257. | | Gymnorhina. Vespertilio. 945 angedrückte Vorderarm nur bis zur Mitte der Mundspalte vorragt, beide oberen Schneidezähne fast gleich dick, die oberen Eckzähne doppelt so lang wie die unteren sind. Der lange Pelz ist am Grunde dünkelbraun, an den Spitzen fahl rothbraun, unten heller, mehr graugelblich. Körper- länge 2”, Schwanz -11/,“, Flugweite 11”. In Deutschland, vielleicht auch in England, sehr selten, einzeln, in Wäldern und der Nähe stehender Gewässer. ßß) Afrikaner: V. macuanus Pet. 6) Vertritt die grosse Speckmaus im südlichen Afrika und unterscheidet sich äusserlich von dieser nur durch den kürzeren Tragus, die diekeren Haare und Flughäute und die glänzendere dunklere Färbung. Der Schädel ist etwas breiter, zwischen den Augenhöhlen enger, der Jochbogen höher. Das übrige Skelet und die weichen Theile nicht abweichend. Körperlänge 24/,', Schwanz 2“, Flugweite 13". In Mossambique. V. Rüppelli Fisch.?) Kleiner als vorige Arten, mit stumpfer Schnauze, fast runden Ohren, schmal blattförmigen Tragus und sehr kleinen oberen Lückzahn. Die Häute sind ganz nackt, nur die Schenkelhaut oben etwas behaart. Kopf und Rücken sind dunkel mausgrau mit bräunlichem Anflug, die Unterseite glänzend schneeweiss. Körperlänge noch nicht 2“, Schwanz 1", Flugweite 7“. In Waldungen und buschigen Gegenden in Nubien. yy) Asiaten: V. macrotis Tem.®) Mit stumpfer Schnauze, sehr grossen Ohren und grossen, gekrümmt blattförmigen Tragus. Der obere Lückzahn fällt oft aus, der vordere obere Schneidezahn gross und zweispitzig, der zweite klein und einfach, die unteren sehr klein und fein. Der Pelz ist bisterbraun, die Schnauze schwarz, die Häute blassweiss, braun geadert. Körperlänge 1/4", Schwanz 1'/,“, Flugweite 8“. Auf Sumatra. | V. circumdatus Tem.°) Die Ohren breiter als lang, aussen ausge- schnitten, der Tragus gerundet blattförmig, der Pelz lang, glatt, glänzend, oben schwarz mit röthlichbraunen Spitzen, unten schwarz mit grauen Spitzen, die Häute und Ohren schwarz, letztere gelblichweiss gerandet. Körperlänge 2“, Schwanz 1Yz“, Flugweite 12“, Auf Java. ß) Tragus schmal, Flughaut breit, bis an die Zehenwurzel reichend, unten nackt. aa) Europäer: V. Kuhli Kuhl.*) Der Aussenrand des Ohres endet in gleicher Höhe mit der Mundspalte, gleich hinter dem Mundwinkel, das Ohr ist dreiseitig, | nicht ausgerandet, die Schnauze breit und stumpf, fast halbkreisförmig ge- 6) Peters, Säugeth. Mossamb. 61. Tf. 16. fig. 1. 0) Fischer, Synopsis 108; V. Temmincki Rüppell, Atlas 17. Tf. 6. 8) Temminck , Monogr. Mammal. Il. 218. tb. 54. fig. 7. 8. 9) Temminck, I.c. 214. tb. 53. fig. 3. 4. | 1) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 58; Temminck, Monogr. Mammal. II. 196. tb. 51. fig. 5. 6; V. pistrellus Bonaparte, Iconogr. 20. fol. 100. Säugethiere. 60 916 Unguiculata. Chiroptera. endet, die äusserste Kante der Flughaut am hinteren Rande gelblich ge- färbt, gegen den Fuss hin körnig, übrigens dunkel graubraun, die Schenkel- haut bis zur Mitte dicht behaart, die Oberseite dunkelbraun, die untere hellbraun mit grauem Anfluge, alle Haare mit braunschwarzer Wurzel. Der erste obere Schneidezahn einspitzig. Körperlänge 1?/,*, Schwanz '1Y/,", Flugweite 8". Im südlichen Europa, besonders Italien. V. marginatus Rüpp. ?) Diese Art ist merkwürdig characterisirt durch den gelblichen oder milchweissen wulstigen Saum des Unter- oder Hinter- randes der Flug- und Schenkelhaut, die beide übrigens schwarzbraun, letztere bis zur Mitte dicht behaart ist. Der sehr lange Sporn des Hinter- fusses wendet sich mit der Spitze nach aussen und springt dadurch die Schenkelhaut winklig vor, sein äusserer Rand ist mit einem schmal band- förmigen Lappen versehen. Die Nase ist in der Mitte gefurcht, die Nasen- löcher seitlich, fast trichterförmig hervorgetrieben, die Augen klein, die Schnauze sehr stumpf und breit, der obere Lückzahn sehr klein, der Daumen mit sehr kurzem stark gekrümmten Nagel; die Oberseite hell fahl- oder rothbraun, die Unterseite weissgrau mit gelblichem Anfluge. Körper- länge 1'/,', Schwanz 1Y,“, Flugweite 8, Auf Sardinien und im nördlichen Afrika, so in Oran, Algier, Nubien | und selbst im peträischen Arabien, in der Nähe von Wäldern und Gebüsch, meist vereinzelt. | V. Nathusü Blas. ?) Der Aussenrand des Ohres endet unter der Linie der Mundspalte gleich hinter dem Mundwinkel, das Ohr ist so breit als am Innenrande lang, die Schnauze breit und stumpf, vorn fast halb- ' kreisförmig, die Oberseite der Schenkelhaut bis zur Mitte und längs dem ganzen Schambein dicht behaart, auf der Oberseite düster rauchbraun, unten düster gelbgrau, nach den Flughäuten mehr rostfarbig, an den Hals- seiten ein dunkelbrauner Fleck; der erste obere Schneidezahn zweispitzig, starke, fast gleich lange Eckzähne, der erste obere Lückzahn hervortretend | und die Ränder der Häute nicht durch Färbung und Verdickung ausge- zeichnet. Körperlänge 1Y,‘, Schwanz 14,‘, Flugweite 8". In Deutschland und Griechenland. V. pipistrellus Daub.*) Die Zwergfledermaus unterscheidet sich von 2) Rüppell, Atlas 74. Tf.29. fig. a; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 201. tb. 52. fig. 3. 4; V. albolimbatus Küster, Isis 1835. 75: Bonaparte, Iconogr. 24. 3) Keyserling und Blasius, Wirbelth. 48; V. ursula A. Wagner, Schreb. Säugsth. I. 505. Letztere Art soll sich durch eine dickere Schnauze, mindere Behaarung am Schienbein und mehr röthliche Färbung von V. Nathusii unterscheiden, doch reichen so leichte Differenzen nicht zur specifischen Trennung hin. 4) Daubenton, Mem. acad. 1759. 381. tb. 1. fig. 3; Buffon, Hist. nat. VII. 129. tb. 29. fig. 1; Schreber, Säugeth. I. 167. Tf. 54; Geoffroy, Ann. du Musenm VII, 195. tb. 47. 48; Temminck, Monogr. Mammal. II. 194. tb. 48. fig. 5; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 49; Blainville, Osteogr. Chiropt.; V. pygmaeus Leach, Zool. journ. 959. — Bonaparle, Iconogr. 21. fol. 107 führt aus Sicilien noch V. alcythoe auf mil ovalen, zugespitzien, ganzrandigen Ohren viel kürzer als der Kopf, mit herzför- migem Tragus, oben bräunlichgelb, unten zimmetfarben. Eine kleinere Art von Zürich unterscheidet Schinz, Wirbelth. 9. als V. minutissimus, 1'/,‘“ lang, Schwanz 1°, Flugweite 6“, Ohren schmal herzförmig, ausgerandet, Tragus breit oder lanzett- förmig, mit stumpfer Spitze, oben dunkel kaffeebraun, unten fast schwarz. Gründ- er Untersuchung wird erst die wahre Verwandschaft beider Arten feststellen onnen. Gymnorhina. Vespertilio. 947 der vorigen Art dadurch, dass der Aussenrand des Ohres in der Höhe der Mundspalte dicht am Mundwinkel endet, die Ohren schmäler und weiter von einander entfernt sind, die Schnauze vorn schmäler und an den Nasenlöchern winklig abgeschnitten ist, die Oberseite der Schenkelhaut noch nicht bis Y/; ihrer Länge behaart, am Schienbein mehr als zur Hälfte kahl, oben gelblich rostbraun, unten fahl rostbräunlich mit grauer Mischung ohne Schulterfleck, der erste obere Schneidezahn viel grösser als der zweite, die Eckzähne schwach, der obere doppelt so lang als der untere, der nicht über die Backzähne vorragt. Körperlänge 1'/,°, Schwanz 1, Flugweite 7. Vom südlichen Schweden und England bis Spanien und Griechenland hinab, in Asien bis Japan hinein, gesellig in Gebäuden und Baumlöchern, auch mit anderen Arten beisammen, im Winter zuweilen erwachend. Ein kleiner Unterkiefer aus der Knochenbreccie von Antibes deutet auf ihre frühere Existenz. V. maurus Blas.®) Der erste obere Schneidezahn ist zweispitzig, etwas länger als der zweite, der einspitzig ist, der 1. untere Lückzahn kaum halb so hoch und halb so breit wie der folgende, der Tragus in der Mitte am breitesten, mit 2 Zähnchen, die Flughaut bis zur Zehenwurzel ange- wachsen, dick und dunkel braunschwarz wie die Ohren, der Pelz braun- schwarz, oben mit bräunlichen, unten mit gelblichweissen Haarspitzen. Körperlänge 1°/4, Schwanz 1!/,“, Flugweite 81/2". Am Montblanc, St. Gotthardt, im Oelzthal und bei Gastein. ßß) Afrikaner: V. nanus Pet. 6) Der vorigen Art sehr nah stehend; das Ohr schmäler als am Innenrande hoch, der Aussenrand gebuchtet, in der Höhe der Mundspalte gleich hinter dem Mundwinkel endend, an der Hinterseite mit fäacherförmigen Querfalten, der Tragus beilförmig, die Schnauze breit, stumpf, deprimirt, die Lippen wulstig, die Flughäute bis zur Zehenwurzel reichend, längs des Unterarmes nackt, oben umbrabraun, unten blasser, die Haare am Grunde zu ?/, ihrer Länge pechschwarz, beide obere Schneidezähne gleich lang, die unteren dreilappig, der erste obere Lückzahn klein, nach Innen gedrängt, 12 rippentragende, 5 rippenlose, 4 Kreuz- und 9 Schwanz- wirbel, die weichen Theile wie bei voriger -Art. Körperlänge 1", Schwanz 1!/,', Flugweite 8". In Mossambiqgue, in Schornsteinen. V. platycephalus Sm.”) Der stark deprimirte Kopf mit platter, sehr breiter und stumpfer Schnauze, mit sehr weit gespaltenem Munde und einen breiten Lappen an der äusseren Basis des Ohres zeichnet diese Art aus. Das Ohr ist breiter als hoch, hinten zur Hälfte behaart, der Tragus blattförmig, nach innen gekrümmt, die Schenkelhaut oben zur Hälfte be- haart, unten nackt, die Haare am Grunde schwärzlichbraun, oben an der Spitze röthlichbraun, unten weiss mit braun gewässert. Körperlänge 2, Schwanz 1“, Flugweite 9, Am Cap. 5) Blasius, Bullet. Münchn. Akad. 1843. 260. 6) Peters, Säugeth. Mossamb. 63. Tf. 16. fig. 2. — Sundevalls V. subtilis hat oblonge ganzrandige Ohren, einen kurzen halbovalen Tragus und kurze Schnauze. 7) Smuts, mammal. cap. 107; Temminck, Monogr. Mammal. II. 208. Das Gebiss ' ist noch unbekannt, daher die Stellung zweifelhaft. er — 948 Unguiculata. Chiroptera. V. minutus Tem. ®) Die Ohren eiförmig, ebenso breit wie hoch, der Tragus blattförmig, mit gerundeter Spitze, von halber Ohrlänge, die Schnauze nackt mit sehr spärlichen Haaren, der kurze Pelz am Grunde schwärzlich, | aussen umberbraun, unten heller, die Häute schwarz, der erste obere | Schneidezahn lang und zweispitzig, der zweite auffallend klein, der obere Lückzahn fehlend (ob zufällig oder normal?). Körperlänge 115", Schwanz 1", Flugweite 7. An der Südspitze Afrikas in Wäldern in der Nähe des Wassers. yy) Asiaten: V. Molossus Tem. ?) Mit ausserordentlich stumpfer und dicker, bis zu ' den Nasenlöchern dicht behaarter Schnauze, mit grossen, fast runden Ohren aussen zur Hälfte behaart und kurzem beilförmigen Tragus. Die Flughaut unten weit behaart, die grosse Schenkelhaut an der Ferse mit einem Lappen, der kurze weiche Pelz des Männchens ist oben dunkel röthlich- braun, unten braungelb, das Weibchen oben lebhaft rostroth, die Häute schwärzlichbraun, der erste obere Schneidezahn dem Eckzahn gleich, der zweite kurz und dick, die unteren dreilappig, der obere Lückzahn fehlt. Körperlänge 3'/4‘‘, Schwanz 13/4“, Flugweite 14. In Japan. V. abramus Tem.) Kleiner als vorige, mit ovalen abgerundeten Ohren, deren äusserer Lappen bis zum Mundwinkel reicht; der Tragus blattförmig mit gebogener Spitze, die Schnauze sehr kurz, zugespitzt, die Füsse sehr kurz, die Häute am Grunde behaart, der Pelz oben schwarz mit fahlgelben Spitzen, unten schwarz mit weissgrauen Spitzen, der obere Lückzahn fällt bei Alten aus. Körperlänge 1°/,“, Schwanz 1'/,“, Flugweite Tg". In Japan. ; V. akokomuli Tem. 2) Von voriger unterschieden durch die längere, breitere Schnauze, die grösseren Ohren, die langen starken Schnurren. Der Pelz ist oben mausgrau mit röthlichfahlen Spitzen, unten schwarz mit weissgrauen Spitzen, Hinterbauch und Seiten weiss, das Weibchen oben röthlichbraun, unten schwarz mit weisslichrothen Spitzen. Grösse der vorigen Art. ; In Japan. V. imbricatus Horsf. ?) Mit kurzen, breiten, abgerundeten Ohren, kurzem, halbmondförmigen Tragus, stumpfer Schnauze, behaarter Unterseite des Schwanzes; der kurze glatte Pelz des Männchens oben schwärzlichbraun, 8) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 209; Smith, Nlustr. S. Afr. tb. 51. — Zu dieser Gruppe scheint desselben V. hesperida l. c. 211 von der abyssinischen Küste zn gehören, oben röthlichbraun, unten röthlichgrau, der Pelz am Grunde schwarz, die Schnauzenspilze sehr haarig und schwarz, Ohren und Tragus- wie bei V. minu- tus, Gebiss unbekannt, 12/° lang, Schwanz 1“. 9) Temminck, Monogr. Mammal. II. 269; Fauna japon, 15. tb. 3. fig. 9. 1) Temminck, Monogr. Mammal. II. 232. tb. 58. fig. 1. 2; Fauna japon. 27. 2) Temminck, Monogr. Mammal. II. 223. tb. 57. fig. 8. 9; Fauna japon. 17. 3) Horsfield, Zool. research. 8; Temminck, Monogr. Mammal. 216. tb. 54. fig. 1—3; V. pipistrelloides Kuhl; V. javanus Cuvier, nouv. ann. d. Mus. I. 21. — Tem- minck unterscheidet 1. c, 225. tb. 56. fig. 7.8; V. Hasselti mit gestreckter Schnauze, breiten, abgerundeten Ohren, lanzettlichen stumpfen Tragus, einer Reihe Haare an der Schenkelhaut, oben mausgrau, unten weiss, junge Weibchen 1%,“ lang, Schwanz 1/,*, Flugweite 814". nn mann KO | u ea ek „ME Gymnorhina. Vespertilio. 949 unten schwarz mit röthlichen Haarspitzen, das Weibchen oben braunroth, unten hellroth. Totallänge 3“, Flugweite 8Yz. Auf Java häufig. V. suillus Tem. 2 Ausgezeichnet durch die gestreckte Schnauze mit röhrig vorspringender Nase. Die Ohren haben am Aussenrande einen gefalteten Lappen, der Tragus ist lang, fadenförmig und zugespitzt, Flughäute sehr breit, bis zum Nagelglied reichend, Schenkelhaut quer abgestutzt, dünn be- haart, der sehr lange weiche Pelz oben lebhaft roth, unten isabell oder weisslich, die Seiten graulich, die Häute röthlich, die Eckzähne klein. Körperlange 1?2/,“, Schwanz 2/,°, Flugweite über 7. Auf Java und Sumatra. V. harpyıa Tem.?) Ebenfalls ausgezeichnet durch die röhrenförmigen divergirenden Nasenlöcher, durch die bis zu den Nägeln behaarten Zehen, ' die oben dünn behaarte, unten concentrisch liniirte, sehr fein behaart warzige Schenkelhaut. Der lange wollige Pelz ist oben schön graulichweiss mit lebhaft rothen Spitzen, unten röthlichgrau; die oberen Schneidezähne sehr ungleich, die unteren zweilappig, der obere Lückzahn fehlend. Körper- | länge 2, Schwanz 2“, Flugweite 14“. Auf Java in Höhlen. 85) Amerikaner: V. carolinensis Geoflr.©) Die Ohren von Kopfeslänge, aussen zur Hälfte behaart, der Tragus weidenblattförmig von halber Ohreslänge, Schnauze etwas stumpf, Nasenlöcher einander genähert, Flughaut bis zur Zehenwurzel | reichend, der Pelz oben kastanienbraun mit schwarzgrauem Grunde, unten graugelb mit braunem Grunde. Körperlänge 1'/,“, Schwanz 1“, Flug- weite 10°. In Südcarolina. T. erythrodactylus Tem.”?) Mit kleinen, ovalen, über die Hälfte be- haarten Ohren, weidenblattförmigem Tragus, oben zur Hälfte behaarter, unten rautenförmig geaderter und sehr fein behaarter Schenkelhaut, sehr langem, weit freien Schwanze. Der lange, feine und weiche Pelz ist oben ‚ röthlichbraun, am Grunde schwarz, anKopf und Hals etwas gelblich, unten röthlichbraun, mit dunkelbraunem Grunde. Körperlänge 1'/,“, Schwanz | 1Y/,“, Flugweite 8". Um Philadelphia. V. leucogaster Wied. ®) Die Schnauze ist kurz und stumpf, die Ohren | lang, gerade, abgerundet, nicht ausgerandet, der Tragus gerade, schmal, ' spitz, die Schenkelflughaut zu Y/, behaart, die Krallen stark, von langen 4) Temminck, Monogr. Mammal. II. 224. tb. 56. fig. 4—6; Murina suillus Gray, | Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257. 5) Temminck, 1.6,219, tb 59..fg. 9. 6; aba Gray, 292. 6) Geoffroy, Ann. du Mus. VII. 193. tb. 47; Temminck, Monogr. Mammal. II. 236. tb. 59. fig. 1. — Als fraglich nordamerikanisch bezeichnet Temminck 1. c. 247 ' tb. 59. fig. 4; V. aenobarbus mit unbekanntem Gebiss, mit kurzer stumpfer Schnauze, so breiten wie langen Ohren, sehr kurzem Schwanze, oben rothbraun mit schwarzem Grunde, unten weiss, an den Seiten röthlich, 14,“ lang, Schwanz %,“, Flugweite 61/,‘. 7) Temminck, Monogr. Mammal. II. 238. — Rafinesque charackterisirt bei Des- marest, mammal. 133 einen V. monachus, der bis auf den kürzeren Schwanz und ' die fast im Pelze versteckten Ohren identisch ist. 8) Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 271. c. fig. 950 | Unguiculata. Chiroptera. Haaren überragt. Der lange weiche Pelz am Rücken mit fahlgelblichen Spitzen, an der Kehle und den Seiten der Brust schwarzbräunlich, in der Brustmitte blassgraulich, am Bauche weissgrau, die Häute bräunlichsehwarz. Körperlänge 1Y,“, Schwanz 1'/4“, Flugweite 9. In Brasilien. V. velatus Geoflr. ®) Mit langer Schnauze, röhrigen, einander genäherten Nasenlöchern, so breiten wie langen Ohren mit 2 Längsfalten und lappigen Fortsatz auf der Stirn; der Tragus blattförmig von Ohrlänge und am Grunde gelappt, der kurze feine Pelz oben glänzend schwarzbraun, unten grau- braun, der erste obere Schneidezahn lang, stark, der zweite sehr klein. Körperlänge 2!/;", Schwanz 1Y/,'', Flugweite 11“. In Brasilien gemein, auch in Bolivia. V. ruber Geoffr.!) Die Ohren haben etwa Kopfeslänge, sind nackt und weit von einander getrennt, schmal, der Tragus schmal messerförmig, die Schnauze gestreckt, mit röhrigen Nasenlöchern, der Pelz zimmetfarben, oben dunkler als unten, am Grunde bräunlich, die Schenkelflughaut durch den langen gebogenen Sporn winklig vorspringend, die Flughaut bis zur Zehenwurzel reichend, oben nur 1 starker Schneidezahn jederseits, unten 2. Körperlänge etwas über 1‘, Schwanz 1‘. In der argentinischen Republick. f) Miniopterus. Der Aussenrand des Ohres bis dicht hinter den Mundwinkel reichend, der Tragus am Innenrande concav, mit der abgerundeten Spitze nach innen gerichtet, der Sporn am Hinterfusse ohne seitlichen Hautlappen, 8 Gaumenfalten, Schädel stark gewölbt, über dem Nasenrücken bedeutend erhöht, oben 5, unten 6 Backzähne. V. Schreibersi Kuhl.?2) Die Ohren sind klein, rhombisch, fast recht- winklig, ihr Aussenrand in gleicher Höhe mit der Mundspalte dicht hinter dem Mundwinkel endend, der Tragus ziemlich gleich breit, fast bis zur Ohrmitte reichend, die Augen im Pelze versteckt, der Schwanz länger als der Körper, ganz eingeschlossen, die Flughaut am Fusse nach innen taschenförmig umgeschlossen, der Pelz oben braungrau, unten hellaschgrau, die oberen Schneidezähne gleich gross. Körperlänge fast 2", Schwanz etwas länger, Flugweite 11‘. Bewohnt das südliche Europa bis 8000° Meereshöhe in den Höhlen 9) Geofiroy, Ann. sc. nat. 1835. III. 446; magaz. Zool. 1832. tb. 2; Temminck, Monogr. Mammal. II. 240. tb. 59. fig. 3; Plecotus velatus d’Orbigny, Voy. Amerig. merid. 14. — Lund unterscheidet noch V. bursa mit sehr langem stark einge- krümmten Schwanze, der die Schenkelhaut sackförmig gestaltet, und nach Knochen aus den Höhlen eine diluviale Art. Gervais’ V. dufertreus von Cuba, L. Instit. V. 253. Hist. nat. Cuba, mit nur 4 oberen Backzähnen ist nicht genügend characte- risirt. d’Orbigny characterisirt Voy. Ameriqg. merid. 13; V. furinalis aus der argen- tinischen Republick mit ebenfalls nur 4 oberen Backzähnen, mit erstem sehr grossen oberen Schneidezahn, breiter Schnauze, messerförmigem Tragus, gewöhnlichen (?) Ohren, oben zimmetbraun, unten grau, 1'/,” lang, Schwanz 1”. 1) Geoffroy, Ann. d. Museum VII. 204, d’Orbigeny, Voy. Amerig. merid. 15. tb. 11. fig. 5. 6. — Ich stelle diese Art hieher trotz der geringeren Anzahl der Schneide- zähne, daes noch nicht ausgemacht ist, dass dieselben normal fehlen. Alle übrigen Charactere sprechen entschieden für diese Stelluug. 2) Kuhl, Wetterauer Annalen IV. 41; Miniopterus Schreibersi Keyserling und Blasius, Wirbelth. 45; M. Ursini Bonaparte, Iconogr. 21. fol. 106; V. Orsini, V. dasy- ee & blepotis Temminck, Monogr. Mammal. I. 179. 212. tb. 49. fig. 1. 2. tb. 53. Gymnorhina. Vespertilio. 951 des Mont Como, im nördlichen Afrika bei Algier, auch im südlichen Afrika, in Asien von Japan bis Java. 2) Neuholländische Arten. V. morio Sch. ?) Oben einförmig bräunlichschwarz, unten kaum blasser, an den Wangen fast schwarz, die Unterseite der Häute mit Haarlinien, die Ohren mässig gerundet, der Tragus länglich und stumpf. In Neuholland. V. Gouldi Sch. 3) Schwärzlich, auf der hintern Hälfte des Rückens bräunlich oder graulich, an Seiten und Unterleib bräunlich aschfarben, Ohren ziemlich gross und breit, der Tragus halb eiförmig, Unterseite der Häute mit Haarlinien. In Neuholland. V. australis Sch.?) Rücken schwärzlich mit braunen Haarspitzen, die Bauchseite blasser, die Ohren klein, der Tragus oval lanzettlich, fast halb- mondförmig, Flughäute mit 16 bis 18 schiefen Querlinien von Haaren unter jedem Vorderarm und spärlichen Haaren am Grunde. In Neuholland. V. pumilus Sch.?) Der Pelz graubraun mit „schwärzlichem Grunde, am Bauche heller, Ohren klein, dünn, Tragus von halber Ohrlänge, abge- 3) Schinz. systemat. Verzeichn. I. 192; Scotophilus morio, Sc. Gouldi etc. Gray, voy. Erebus Zool. IV. 166. So dürftig auch Gray’s Diagnosen sind und so wenig die Verwandschaft der Arten daraus zu erkennen sind: so verdienen diese doch als Neuholländer eine besondere Beachtung. Ausser den schon gelegentlich angeführten zweifelhaften und ungenügend ckaracterisirten Arten werden deren noch mehre genannt, die wenigstens dem Namen nach erwähnt werden sollen. Nach Desmarest, Mammal. 133 unterschied Rafinesque: V. cyanopterus, V. melanotus, V. calcaratus als Amerikaner, Say in Long’s expedit. I. 21. V. arquatus vom Missuri, Leach einen V. cotophilus cubensis von Cuba. Peale characterisirt in Unit. St. explor. exped. Mammal. 23. tb. 3. fig. 2 von den Samoan- inseln V. semicaudatus mit schmalen schwach gerundeten Ohren, kurzem erweiterten Tragus, nur zur Hälfte eingeschlossenem Schwanze, oben dunkel russbraun, unten heller, 1°/,“ lang, Schwanz °/,“. Smith’s V. lanosus Wlustr. S. Afr. tb. 50 von der Kapstadt ist oben fahlbraun mit silbergrauem Anfluge, unten röthlichweiss. Die Arten von den Philippinen bringt Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1845. XVI. 49 in folgende Uebersicht: 1) Flughaut bis zum Ende des Schienbeines reichend. a) Ohren mässig oder klein, gerundet, Klappe ziemlich kurz, an der Spitze gerundet, Sporn kurz: «&) Nasenlöcher weit getrennt, fast seitlich geöffnet V. tristis. ß) Die- selben genähert, fast vorn geöfinet V. Escholtzi. b) Ohren gross, zugespitzt, Tragus lang, schmal, zugespitzt, Sporn lang, «) Hinterfuss sehr breit V. macrotarsus, ß) derselbe schmächtig V. pellucidus. 2) Flughaut bis zur Zehenwurzel reichend. a) Ohren kurz, gerundet, Tragus kurz V. Meyeni. b) Ohren gross, zugespitzt, Tragus lang V. rufopietus. Auf der chinesischen Insel Tschusan und bei Hongkong findet sich V. irretitus Cantor, Ann. mag. nat. hist. 1842. IX. 481: Ohren gerundet, kürzer als der Kopf, Tragus lanzettlich, Schnauze stumpf, Pelz weich, oben bräunlichgrau, unten staubfarben, Schenkelhaut unten dünn behaart, Schwanzspitze frei, oben 4, unten 5 Backzähne, 2“ lang, Schwanz 1“. Der schon von Buffon beschriebene V. maximus Geoffroy, Ann. museum VIII. 202 (V. nasutus Say) aus Cayenne ist oben rolhbraun, unten schmutzigweiss und 52/4‘ lang mit 2‘ Flugweite. Fr. Cuviers V. coromandelicus nouv. ann. d. Museum I. 21 hat einen messerförmigen Tragus und ist oben gelblich graubraun, unten weisslich, 1Y/,“ lang, Schwanz 1“, Flugweite 6%/,“. Endlich V. nigricans Crespon, Faun. merid, 24 von Nimes und auf Corsica, nicht mit der gleichnamigen brasilischen Art zu verwechseln, lässt sich nicht hin- länglich von V. pipistrellus unterscheiden. — Die älteren Fossilreste dieser Gattung sind theils sehr unvollständig, theils.nur dem Namen nach bekannt. Ein Unter- kieferast aus dem Pariser Gyps, V. parisiensis Cuvier, oss. foss. I. 384; Blainville, 952 Unguiculata. Chiroptera. rundet, Flughäute fast kahl, Schenkelhaut am Grunde behaart, Sporen verlängert. In Neuholland. 2) Gymnura. Der Schwanz weit über die Schenkelhaut hiuausreichend. Thyroptera Spix. In der äussern Erscheinung der vorigen Galtung gleich zeichnet sich Thyroptera doch merkwürdig durch eine eigenthümliche runde und platte Scheibe auf der Grenze des ersten und Gliedes des vorderen Daumens und eine gleiche nur halb so grosse an den Fusssohlen und durch verwachsene Zehen aus. Der sechswirblige Schwanz ist an der Spitze frei. Die beiden obern Schneidezähne verhalten sich wie bei Vespertilio, der erste ist länger als der zweite, die 3 untern stehen im Halbkreis und sind dreilappig, die obern Eckzähne grösser als die untern, oben 2 einspitzige und 1 zweispitzi- ger Lückzahn, alle von fasl gleicher Grösse, unten 3 einspitzige gleich grosse Lückzähne, die % ersten obern ächten Backzähne mit 3, 2, 1 Zacken von aussen nach innen, der letzte fünfzackig, die 3 untern mit je 2 äussern und 3 innern Zacken. Der.Schädel ist in der Eckzahngegend etwas breiter als zwischen den Augenhöhlen, sein Nasenrücken breit und gewölbt, keine vor- springenden Orbitalränder, der Hirnkasten fast kuglig, ohne Leisten. Der zweite Finger ist ganz rudimentär, der dritte längste normal, der 4. und 5. zweigliedrig. Die beiden Arten gehören Südamerika an und sind in ihrer Lebensweise und anatomischen Bau noch nicht beobachtet. Th. tricolor Sp.*) Die Flughaut reicht vorn bis zum ersten Daumen- gliede und dessen Schilde und ist nackt, die Schenkelflugliaut dagegen am Hinterrande behaart. Die Nase ist etwas zugespitzt und vorn schwach ge- furcht, die Augen klein, die Ohren dünn, trichterförmig, zugespitzt, auf der Stirn nicht vereinigt, am obern Aussenrande mit 7 kleinen Falten, der Tragus klein und dick, aussen stark convex, innen concav, der Sporn der Hinterfüsse auf der Mitte mit einem kurzen Ausläufer, am Rande mit klei- nen rundlichen Auswüchsen, die Rückenseite fein und dicht behaart, biber- braun, Kinn, Kehle und Leibesseiten licht graubraun, die übrige Unter- seite fein seidenweiss behaart, Häute dunkelaschgrau, Körperlänge 11, Schwanz 1“. An den Ufern des Amazonenflusses. Th. bicolor Cantr.®) Unterscheidet sich von voriger Art durch nur 2 obere Lückzähne und durch zwei Fortsätze am Sporn des Hinterfusses. Die Oberseite und die Flughaut ist russbraun, am Rumpfe dunkler als an den Extremitäten, die Unterseite weiss. Körperlänge 1°/,", Schwanz 1“. In Surinam. Osteogr. Chiropt. gleicht auffallend dem des lebenden V. serotinus. Unterkiefer- fragmente von Sansans nach Gervais, Zool. Pal. Fr. tb. 44. fie. 5—7 denen von V. auritus ähnlich nennt Lartet V. murinoides, andere Reste V. noctuloides. Die Reste aus dem Mainzer Becken führt v. Meyer, Jahrb. 1845. 798 als V. praecox und V. insignis ohne Characteristik auf. 4) Spix, Vespert. brasil. tb. 36; Rasch; Wiegm. Archiv 1843. 361; Dysopes fhyropterus Schinz, syst. Verzeichn. I. 148. 9) Cantraine, Bullet. acad. Brux. 1845. VII. 489, c. fig. Gymnorhina. Dysopes. 953 Dysopes 11. Die Grämler sind characterisirt durch ihren gedrungenen Körperbau, den dicken Kopf mit wulstigen Lippen, deren obere bullenbeisserartig herabhän- gen, durch die sehr breiten, nach vorn geneigten, die Augen bedeckenden, abgerundeten Ohren, die auf der Stirn einander sehr genähert oder selbst vereinigt sind, den tief nach innen herabgerückten Tragus, den meist langen weit frei endenden Schwanz und die schmalen Flügel. Das Zahnsystem besteht aus nur einem obern Schneidezahn, nur in der Jugend bisweilen aus 2, aus 1 bis 3 untern Schneidezähnen, sehr grossen kantigen Eckzähnen, oben 1 bis 2, unten 2 gleich grossen einfachen Lück- zähnen, und 3 ächten Backzähnen in jeder Reihe, deren Form mit Vespertilio übereinstimmt. Im Milchgebiss sind 2 obere sehr. feine Schneidezähne vor- handen, 3 untere zweilappige. Der Schädel ist kurz, in der Augenhöhlen- gegend stark verengt, mil grossem Infraorbitalloch, scharfen Frontalleisten, hohen langen Scheitelkamm, vollständigem Zwischenkiefer. Der Atlas ge- wöhnlich schwächer als bei Vespertilio; 13 rippentragende, 6 rippenlose, 5 Kreuz- und 10 Schwanzwirbel, die Rippen schmäler aber die Hüftbeine breiter als bei Vespertilio, die Ulna griffelförmig, die Fibula vollständig, das Brust- bein mit veränderlichem Kiel, Die Speicheldrüssen sind gross, der Magen ebenfalls gross und sackförmig, die Leber dreilappig, die rechte Lunge drei-, die linke einlappig. Die zahlreichen Arten gehören den wärmern Ländern beider Erdhälften an und leben wie die Arten von Vespertilio. Wir ordnen sie nach der Ver- einigung oder Trennung der Ohren in 2 Gruppen. Ihre Anzahl wird sich bei gründlicher Prüfung ausreichender natürlicher Exemplare ansehnlicher ver- ringern als wir es mit dem uns zu Gebote stehenden Material wagen dürfen. 1. Die Ohren auf der Stirn vereinigt. a) Altweltliche Arten. D. Cestoni Sav.6) Die sehr grossen gerundeten Ohren sind mit 12 bis 14 Querfalten versehen, am Innenrande behaart und am äussern Rande mit einem bognigen Lappen bis über den Mundwinkel vorgezogen, ihr Kiel springt schief und stark vor, das kleine Auge bedeckend, der Tragus ist sehr kurz, nach oben erweitert, die Schnauze schief abgestutzt, die Nasenlöcher rundlich und seitwärts geöffnet, die dicke Oberlippe querge- faltet, am Rande dicht behaart, die Flughaut nicht bis zum Tarsus reichend und hier taschenartig nach innen umgeschlagen, der hintere Daumen frei, der Schwanz in der Endhälfte frei. Der Pelz ist graubraun, ins gelbliche ziehend, auf dem Rücken dunkler Braun, Schnauze, Ohren und Häute braun- schwarz. Unten kommen jederseits 2 bis 3 Schneidezähne vor. Körper- länge 3‘, Schwanz fast 2“, Flugweite 14". In Italien in Häusern. D. limbatus Pet.?) Die niedrigen breiten Ohren sind durch eine breite Hautwulst auf der Stirn vereinigt und innen grossentheils behaart, an der ‚ Helix ohne besonderen Lappen, der Tragus sehr klein, eckig, oben fast 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 467; Dinops Cestoni Savi, nouv. giorn. lett. nro. 21. 230; Keyserling und Blasius, Wirbelth. 44. 7) Peters, Säugelh. Mossamb. 56. Tf. 14. 954 Unguiculata. Chiroptera. gerade, die Schnauze breit, stumpf, deprimirt, schief abgestumpft, die dicke faltige Oberlippe am Rande gekerbt, kurz und steif behaart, der Pelz sehr fein und weich, auf dem Rücken dunkel schwärzlich rostbraun, unten blasser und hinterwärts weiss, die Flughaut zwischen Oberarm und Schenkel mit punctförmigen Haarbüscheln besetzt, zwischen dem Metacarpus und ersten Gliede des Vorderdaumens eine hornarlige nackte Hautscheibe, der Schwanz in der grössern Endhälfte frei, die Schenkelhaut oben und unten halb behaart. Im Milchgebiss oben je 2 Schneidezähne, unten bei Ausge- wachsenen je 2. Körperlänge 2/5“, Schwanz 11/,‘, Flugweite 9," In Mossambique in Gebäuden. D. brachypterus Pet. ®) Von voriger unterschieden durch einen deut- lichen Lappen an der Helix, den am Ende abgerundeten Tragus, die weniger gefalteten und nicht gekerbten Lippen, die kürzern Flughäute, kürzern Schwanz und Sporn, die weniger behaarte Schenkelhaut, welche den Schwanz weit über die Hälfte einfasst. Der sehr kurze Pelz ist dunkelrostbraun, in der Mitte der ganzen Unterseite grau; der letzte Backzahn beider Kiefer von voriger Art verschieden. Körperlänge 2!/,, Schwanz 1‘, Flugweite 81‘. In Mossambique in Häusern. D. tenuis Tem.) Der Kopf ist gross und dick, die Nasenlöcher vor- springend, die sehr dicke Oberlippe mit 9 bis 10 verticalen Falten, die Unterlippe mit einigen randlichen Warzenreihen, zwischen denen auf der Mitte des Kehlganges eine grössere Warze steht. Die sehr grossen Ohren überragen den Kopf nach beiden Seiten flügelartig, haben einen inneren grossen Umschlag und sind vor der Stirn vereinigt. Die äussere und innere Zehe sind seitlich und auch die Nagelwurzeln mit weissen Haaren besetzt. Der sehr kurze weiche Pelz ist oben schwärzlichbraun, unten grau, die Häute und Ohren russschwarz. Unten jederseits 2 Schneidezähne. Körper- länge 21/,*, Schwanz 1Y/,", Flugweite 11“. Auf Java, Sumatra und Banda, in Felsenspalten, nur Abends um- herflatternd. b) Amerikanische Arten: D. ursinus Wagn. !) Von untersetztem Bau, mit kurzem Kopfe, stumpfer Schnauze, glatten Lippen, weit getrennten Nasenlöchern. Die Ohren sind etwas breiter als lang, auf der Stirn vereinigt, innen durch eine schiefe Falte getheilt, aussen mit grossen Läppchen, der Tragus sehr klein. Am Ende des Vorderhalses öffnet sich eine tiefe Tasche. Der Schwanz ist in der kürzern Endhälfte frei. Der weiche Pelz glänzend schwarz. Die Eck- zähne mit sehr starkem Ansatz, die feinen Schneidezähne zweilappig. Kör- perlänge 3'/,‘, Schwanz 2“, Flugweite 15". Im Innern Brasiliens und in Surinam. 8) Peters, Säugeth. Mossamb. 59. Tf. 15. fig. 1. — Peters unterscheidet |]. c., fig. 2 noch D. dubius nach einem jungen Exemplare, dessen Ohren viel breiter als hoch, dessen Füsse relativ sehr gross sind. Am Schädel sind beide Nasenbeine völlig verschmolzen, 2 quadratische Zwischenscheitelbeine vorhanden. 9) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 228. tb. 19.b 23. fig. 10—16. tb. 24. fig. 1; Nyetinomus tenuis Horsfield, Zool. research. 5. c. fig. Des Letzteren N. dilatatus von Java ist zu ungenügend diagnosirt, um weiter berücksichtigt zu werden, ebenso Blyths D. plicatus Journ. asiat. soc. 1852. XX. 517. 1) A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 472; Molossus ursinus Spix, Vespert. brasil. En ib en fig. 4; Dysopes alecto; Temminck. Monogr. Mammal. 1. 231. tb. 20. 23. ig. 23—26. Gymnorhina. Dysopes. 955 D. perotis Wied. 2) Ausgezeichnet durch den grossen dicken Kopf, die nackte, weit vorragende breite, vorn gebuchtete Schnauze, die seitlich ein- geschnittenen Nasenlöcher, die enorm grossen nackten Ohren, welche ein dicker hoher Längsknorpel in zwei Säcke theilt. Die Ohren vereinigen sich vor der Stirn und haben einen wellig gebuchtetern Aussenrand, ihr Tragus ist ziemlich versteckt. Die Drüsentasche an der Brust öffnet sich in der Halsbuge. Die Flughaut ist nur am Grunde behaart, die Zehen behaart, der Vorderdaumen mit grossem runden Ballen. Der dichte weiche Pelz graulich dunkelbraun mit röthlichem Anfluge, unten blasser, die Häute schwärzlichbraun. Unten jederseits 2. gekerbte Schneidezähne. Körper- länge 41," Schwanz 21/,", Flugweite 22“. In Brasilien weit verbreitet. D. velox Tem.?) Aehnelt sehr dem D. ursinus, unterscheidet sich aber durch den Ohrenfortsatz auf dem Nasenrücken und den abgerundeten an der Basis verschmälerten Ohrlappen. Der Schwanz ist in der Endhälfte frei, die Drüsentasche der Brust sehr klein, der weiche Pelz oben schön kastanienbraun, unten heller, die Haarspitzen weissgrau, die Sporen sehr lang. Körperlänge 21/,', Schwanz 1Y,“, Flugweite 10“. In Bolivia, Brasilien, Surinam und Cuba. D. fumarius Wagn. *) Der vorigen Art sehr ähnlich, von schlankerem Bau, mit breitern Flügeln, die halbrunden Ohren durch ein Band vereinigt, das sich kielarlig bis zur Nasenspitze fortsetzt, die bogenförmigen Leisten um die Nasenlöcher in der Mitte nicht verbunden, die Oberlippe weisslich behaart, der Pelz oben dunkelbraun, unten gelblich graubraun, am Grunde überall weisslich, Häute und Ohren schwarzbraun. Körperlänge 2“, Schwanz etwas kürzer, Flugweite 12. In Brasilien und Surinam. D. laticaudatus Wagn.°) Ohren klein, halbkreisförmig, vor der Stirn vereinigt, Schnauze vorstehend, Oberlippe gerunzelt, Endhälfte des Schwanzes jederseits mit häutigem Saum, die Flughaut bis zum Tarsus reichend, nackt wie die Ohren und Schnauze, der kurze weiche Pelz schwärzlich braun, unten bräunlich grau. Körperlänge 3, Schwanz 2, Flugweite 15°. In Paraguay. D. coecus Wagn.) Ohren grösser als bei voriger Art, hinter der Schnauzenspitze vereinigt, innerlich quer gefaltet, am Innenrande mit schwieligem Saum, die Oberlippe stark gerunzelt, die Nase breit und auf- 2) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. I. 227. c. fig.; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 191. Tf. 4. fie. 2; Burmeister, Säugeth. Brasil. 68; Molossus rufus Geoffroy, an * Museum VI. 1559; D. rufus Temminck, Monogr. Mammal. 1. 230. tb. 23. fig. —419, 3) Temminck, Monogr. Mammal. I. 234. tb. 22. fig. 1. tb. 23. fie. 22; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. Tf. 4. fig. 3; Molossus velox Horsfield, Zool. journ. III. 236; M. tropidorhynchus Gray, Ann. mag. nat. hist. 1838. Il. 6; M. moxensis, später M. velox d’Orbieny, voy. Amerig. merid. 12. tb. 11. fie. 1—4. 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 477; Burmeister, Säugeth. Brasil. 71; Mo- lossus fumarius Spix, Vespert. brasil. 60. tb. 35. fig. 5. 6; Dysopes obscurus Tem- minck, Monoer. Mammal. I. 236. tb. 22. fig. 2; Molossus obscurus Geoflroy, Ann. du Museum VI. 159. 9) A. Wagner, Schreb. Sängeth. I. 478; Molossus laticaudatus Geoflroy, Ann. du Museum VI. 156; Rengger, Paraguay 87. 6) A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 479; D. auritus A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 204. Tf. 4. fig. 4: Molossus coecus Rengger, Paraguay 88. 956 Unguiculata. Chiroptera. geworfen, Flughaut nur bis zur Mitte des Schienbeines reichend, und am Grunde leicht behaart, Schwanz in der Endhälfte frei, die nackten Theile dunkel russschwarz, der weiche Pelz rein braun, am Grunde heller. Körper- länge 4“, Schwanz 1'/,", Flugweite 131". In Paraguay und Brasilien. D. crassicaudatus Wagn.”?) Von voriger unterschieden durch die glatte Oberlippe, die viel kleineren Ohren, die bis an den Tarsus reichende Flug- haut, den nur im Enddrittel freien und hier gesäumten Schwanze. Die Oberseite ist röthlichbraun, die Unterseite bräunlichroth, die nackten Theile schwärzlichbraun. Körperlänge 31/,“, Schwanz 1!/;, Flugweite über 10“. In Paraguay. D. macrotis Wagn. ®) Ohren’ sehr gross, an der Stirn in einem Höcker vereinigt, vorn ziemlich behaart, die kahle Schnauze mit einer' mittleren Längs- und queren Randleiste von gedrängten, kurzen, steifen Haaren, Öberlippe mit einem Büschel schwarzer Haare, der Schwanz über die Hälfte frei, der Tragus gross mit 2 bis 3 randlichen Lappen, der Daumen mit einer Scheibe. Farbe? Grösse? Auf Cuba. D. longimanus Wagn. ?) Aehnelt sehr dem D. ursinus, hat aber grössere Ohren, keine wollige Behaarung längs des Vorderarmes und am Grunde der Mittelhand, ist oben dunkelbraun, sammetglänzend, unten heller, die Flughäute nackt und braun, Schwanz zur Hälfte frei. Körperlänge 3Y,", Schwanz 1?/,“, Flugweite 15. In Peru, Brasilien und Surinam. D. glaucinus Wagn. '!) Mit grossen, breiten, abgerundeten Ohren und breiter dicht behaarter Stirnfalte, behaarter Schnauze und Lippen, fast nackten Kopfseiten, Flughäute oben etwas behaart, der Schwanz in der kleineren Endhälfte frei, oben dunkel kastanienbraun, unten matt röthlich- grau. Körperlänge 31,", Schwanz 1?/,‘, Flugweite 1443". In Brasilien. D. albus Wagn. ?) Ueberall weisslich, die Häute schwarz, am Grunde russbraun behaart, die Ohren breiter als lang, die Lippen steifhaarig, die Backen nackt, der Schwanz in der kleineren Endhälfte frei. Körperlänge 3Ys", Schwanz fast 2‘, Flugweite 121," In Brasilien. D. gracılis Wagn.°?) Die Ohren länger als breit, innen nackt, die Schnauze gestreckt, etwas zugespitzt, die Lippen zum Unterschiede von 7) A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 479; Molossus crassicaudatus Geoflroy, Ann. du Museum VI. 156; Rengger, Paraguay 89. 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 481; Nyctinomus macrotis Gray, Ann. mag. nat hist. 1838. Il. 5. tb. 1. fig. 3. 9) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 194; D. leucopleura A. Wagner, ebd. 196; D. ferox Pöppig, Frorieps Notizen. — Bedarf noch der weiteren Prüfung, 1) A. Wagner, Münchn Abhdl, V. 197. Tf. 4. fie. 1. 2) A. Wagner, a. a. 0. 201. 3) A. Wagner. a. a. 0. 206. In diese Gruppe gehört noch: Molossus amplexicaudatus Geoffroy, Ann. d. Mus. 156 dunkel kastanienbraun, mit grossen Ohren, ohne obere Schneidezähne, mit He ganz eingehülltem Schwanze, 15“ Flugweite, aus Cayenne. D. aurispinosus Peale, Unit. St. explor. expedit. Mammal. 21. tb. 3. fig. 1, sepiabraun, Ohren gross, an der Falte mit hornigen Spitzen, Lippen stark gerunzelt, 4Yy“ lang, Flugweite 14'/,°, an der brasilianischen Küste. Gymnorhina. Dysopes. | 957 den vorigen Arten stark gerunzelt, die Flughaut am Grunde dunkel punc- tirt, die Schenkelhaut spärlich und fein behaart, der Schwanz zur Hälfte frei. Körperlänge 2/,*, Schwanz etwas über 1“, Flugweite 10“. In Brasilien. 2. Die Ohren auf der Stirn getrennt. a) Afrikaner: D. Rüppelli Tem. *) Die Ohren enorm gross, nach vorn geneigt, an der Wurzel mit innerer Klappe und äusserem Läppchen, die breiten Lippen, gefaltet, der dicke Schwanz mit der grösseren Hälfte frei, die Zehen weiss- lich behaart, die Flughaut am Grunde behaart, der feine glatte Pelz maus- grau, unten heller, unten 2—3 Schneidezähne, oben ein überzähliger Lück- zahn. Körperlänge 3Y,", Schwanz 2“, Flugweite 141/,. In Aegypten. D. aegyptiacus.°) Die Ohren mässig und gerundet, übrigens wie bei voriger Art, die Oberlippe schwach gefaltet, der Schwanz -zur Hälfte frei, oben roth, unten braun mit weisser Binde. Körperlänge 1?/,‘, Schwanz . ebensolang, Flugweite 9Yz". In Aegypten. b) Asiaten: D. torquatus Wagn. °) Die langen zugespilzten Ohren haben ein kurzes, halbherzförmiges Läppchen und eine kleine Klappe, die innere stark bekrallte Zehe ist frei, gegensetzbar, buschig behaart, der dicke Schwanz zur Hälfte frei, die Schenkelhaut mit vielen Muskelbündeln, dünn behaart, der Körper fast nackt, Totallänge über 5, Flugweite 21. Im westlichen Asien. D. plicatus Tem. ?) Die grossen runden Ohren sind am oberen Rande mit kleinen Warzen besetzt, die hängenden Lippen senkrecht gefaltet und kurz behaart, der Schwanz zur Hälfte frei, die Schenkelhaut nackt, der kurze weiche Pelz graufahl unten heller, nur 1 unterer zweilappiger Schneidezahn. Körperlänge 21,", Schwanz 1°/,“, Flugweite 11Y,". Um Calcutta in Höhlen und alten Gebäuden. c) Südamerikaner: | D. nasutus Wagn.®) Die Nase etwas vortretend, die Lippen gerun- ' zelt, die Ohren gross, gerundet, mit innerer Querfalte, der Schwanz zur 4) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 224. tb. 18. 23. fie. 6—8. | 5) Nyetinomus aegyptiacus Geoffroy, Descer. Egypte II. 28. tb. 2; Dysopes Geoffroyi ' Temminck, Monogr. Mammal. I. 226. tb. 19. 23. fig. 9. — Nur kleiner als diese Art ' und mit feinwolligem, oben schwarzbraunen unten hellern Pelze versehen ist. D. | pumilus Rüppell, Atlas 69. Tf. 27. fig. a. Ä 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 470; Cheiromeles torquatus Horsfield, zool. | ren Y c. fig.; Dysopes cheiropus Temminck, Monogr. Mammal. I. 218. th. 17. ı 23. fig. 1—5. 7) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 223; Vespertilio plicatus Buchenau, Transact. Linn. soc. V. 261. tb. 13; Nyctinomus bengalensis Geoflroy, Descr. Egypte Il. 130. | 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 474; Münchn. Abhdl. V. 475; (D.naso) v. Tschudi, ‚ Fauna peruan. 11; Temminck, Monogr. Mammal. 1. 233. tb. 24. üg.2; Molossus nasu- ‚ tus Spix, Vespert. brasil. 60. tb. 35. fig. 7; d’Orbigny, Voy. Amerig. merid. 13; M. rugosus ib. tb. 20. fig. 3—5; Nyctinomus brasiliensis Geoffroy, Ann. sc. nat. 1. 337. tb. 22; D. rufocastaneus Schinz, Verzeichn. 1. 142. Die Differenzen zwischen D, nasu- ' tus und D. naso, auf welche die Synonyme vertheilt werden, sind so geringfügig, dass sie die specifische Trennung nicht rechtfertigen. a 958 Unguiculata. Chiroptera. kleinen Hälfte frei, die Flughaut nur unten am Grunde behaart, die Schenkelhaut nackt, die kurzen dünnen Zehen lang behaart, der lange weiche Pelz oben kastanien rothbraun, unten blass weissrostig, die Häute hell, 1 bis 3 untere Schneidezähne. Körperlänge 34/y‘, Schwanz über 2“, Flugweite 13%. In Brasilien. D. abrasus Tem.) Die Ohren mässig, breiter als hoch, vom innern Grunde eine Haulfalte zur Nase hinsendend, die Schnauze schmächtig, die Lippen glatt und behaart, die Flughaut am Grunde wollig behaart, der Schwanz zur kleinen Hälfte frei. Der glatte Pelz ist oben tief glänzend kastanienbraun, unten heller, matter, die nackten Theile schwarz. Kör- perlänge 3!/g“, Schwanz 1°/,“, Flugweite 131/,". In Brasilien und Paraguay. D. Temmincki Ld.!) Die Nase ist kurz, platt, breit, mit stumpfen Höckern zwischen den Nasenlöchern, ohne Leisten, am obern Rande et- was aufgeworfen, die Lippen borstig behaart, die Öhren schmal und spitz, der breite stumpfe Tragus nicht versteckt, der Pelz oben röthlichbraun, am Grunde weissgelb, unten gelbbraun, die Häute schwärzlich, der Schwanz zur Hälfte frei, 2 gekerbte untere Schneidezähne. Körperlänge 11/g", Schwanz 1°, Flugweite 8. In Brasilien. D. olivaceus Wagn. ?) Die kurzen breiten Ohren treten auf der Stirn nah zusammen, die Schnauze ist stumpf, die Flughaut am Grunde behaart, der Schwanz zur kleinen Hälfte frei, der Pelz oben olivenbraun, unten viel blasser, an den Seiten röthlich. Körperlänge 22/;", Schwanz 1'/,, Flugweite 10“. In Brasilien. 3. Brachyura. Bei den Stummelschwänzen ragt die Schenkelhaut weit über die Schwanzspilze hinaus, und diese steht frei auf deren Oberseite hervor; die | Wurzel des Daumens wird von einer besondern Haut umfasst. Dichidurus Wied. Der Klappenschwanz zeichnet sich merkwürdig durch seine eigenthüm- | liche Schwanzbildung aus. Statt des Schwanzes ist nämlich in der bognig ! ausgeschweiften Analhaut ein querer bohnenförmiger hohler Hornkörper vor- handen, in welcher das Schwanzrudiment eintritt. Hinter derselben liegt eine ' zweite kleinere dreiseilig gewölbte Hornplatte, beweglich mit der ersten ver- 9) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 232. tb. 21; D. holosericeus A. Wagner, Münchn. Akad. V. 198; Molossus castaneus Geoffroy, Ann. d. Mus. VI. 159; D. castaneus Geoffroy, | Ann. d. Mus. VI. 155; D. castaneus A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 480. ; 1) Lund, Blik paa Brasil. Dyrev. IV. 64; Burmeister, Säugeth. Brasil. 72. — | Lund erkannte in den brasilianischen Knochenhöhlen auch Fossilreste von Gräm- lern, doch sind dieselben nicht näher characterisirt. 2) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 202. | Als sehr zweifelhafte, ungenügend characterisirte Arten sind noch anzuführen: ) Molossus longicaudatus Geoffroy, Ann. d. Mus. VI. 155 fahlgrau, 1'/%“ lang; M. fusei- | venter Geoffroy, l. c. oben braungrau, unten aschgrau, 2“ lang, Heimat unbekannt; ! M. ater |. c. schwarz, 2'/,° lang, Schwanz 11/,'. M.fuliginosus Gray, Ann. mag. nat. | hist. 1839. III. 7 schwarz, mit gekielter Stirn; M. norfolcensis l. c. grauschwarz, unten grau, Nase ohne Leiste, Ohren spitz. D. midas Sundevall, k. vet. akad. Handl. 1842. II. 207 aus dem Sennaar, oben schwarzbraun, unten graulich. D, natalensis | Smith, Hlustr. Zool. S. Afr. tb. 49, überall schmutzig braunroth, 2“ lang, Schwanz | 1%‘, von Port Natal. Gymnorhinae, Dielidurus. Emballonura. 959 bunden und dieser deckelartig aufstülpbar. Im übrigen Körperbau gleicht die Gattung den ächten Fledermäusen. Der Daumen ist sehr klein, der starke Zeigefinger eingliedrig. Die obere Zahnreihe besteht aus 1 +1+(1+9), die untere aus 3+1 + (2 + 3) Zähnen. Die einzige Art ist D. albus Wied. ?) Mit kleinem Kopfe, breiten kurzhaarigen Ohren, brei- ten stumpfen Tragus, langer Behaarung auf der Stirn und dem Scheitel, grossen Augen, kurzer schmaler Nase. Die Schenkel sind kurz und im Pelze versteckt, die Schienbeine schlank, die Füsse frei mit sehr langen Sporen, der Pelz lang, zottig, weisslich, die Häute hellbräunlich. Total- länge fast 3°, Flugweite 14. In Brasilien, erst in einem Exemplare bekannt. Emballonura Kuhl. Diese Gattung begreift kleine Fledermäuse von zierlichem Bau, mit stark vortretender Schnauze, nach vorn geöffneten Nasenlöchern, dicken hängenden Oberlippen mit dichtem schnurbartähnlichem Wimperbesatz, mit mässig grossen Augen, langen, spitzen, nach vorn über das Auge hinaus erweiterten, hinten schwachbuchtigen oder geradrandigen Ohren und kleinen aber nicht spitzen Tragus. Der Metacarpus des Daumens ist von einer Haut umfasst, der Zeige- finger nur im Metacarpus vorhanden, die übrigen Finger mit je 2 Phalangen, die Schenkelflughaut von langen Sporen gespannt, der Schwanz nur mit der Spitze auf deren Oberseite hervortretend, die Füsse sehr klein und zierlich. Der einzige obere Schneidezahn bildet eine kleine Spitze, wird aber in früherer und frühester Jugend durch 2 und 3 vertreten, während andererseits bei alten gar keiner vorhanden ist. Die 3 untern sind kleine gekerbte Spitzen und von ihnen fällt auch bisweilen einer noch aus. Die hohen spitzen Eck- zähne, besonders die obern, haben jederseits am Grunde einen kleinen spilzen Zacken. Von den beiden Lückzähnen ist der. erste obere meist sehr klein und fast ganz im Zahnfleische versteckt, die 3 ächten Backzähne haben breite zackige Kronen von fast gleicher Grösse. Der Schädel pflegt sehr gedrun- gen zu sein, im Schnauzentheil kurz und breit, stark vom gewölbten Hirn- kasten abgeschnürt, mit deutlichem Orbitalfortsatz und kurzem aufwärts ge- krümmten Jochbogen. 13 bis 14 rippentragende, 6 bis 5 rippenlose, 5 bıs 7 Kreuz- und 4 bis 6 Schwanzwirbel. Der Magen ist einfach und rundlich, der Darm anfangs erweitert, von 2”sfacher Körperlänge, die Leber drei- lappig mit grosser Gallenblase, die Harnblase dick und muskulös. Die Arten gehören vornämlich Südamerika an, nur zwei der Alten Welt, und sind in ihrer Lebensweise noch nicht näher bekannt. a) Mit einem Beutel in der Ellenbogenflughaut. Saccopteryx. E. canina Tem. *) Im der Spannhaut vor dem Ellenbogengelenk mehr am Oberarme liegt eine 2‘“ lange Falte, welche schief in einen kleinen, sehr dünnhäutigen nackten Sack führt, der wahrscheinlich die Function der Brustdrüse des Grämlers hat. Er ist bei dem Weibchen nur durch 3) Prinz zu Wied, Beitr. z Naturgesch. II. 242. c. fig. — Gray trennt in der Voy. Sulphur tb. 8. fig. 1 einen D. Freyersi. 4) Temminck, Höven’s Tijdschr. V. 29; Burmeister, Säugeth. Brasil. 63; Rein- hardt, Ann. mag. nat. hist. 1849. III. 386; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 151. Tf. 3 fig. 6. 7; Vespertilio caninus Pr. z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 262. c. fig. 960 Unguiculata. Chiroptera. eine blosse Falte angedeutet. Die gestreckte Schnauze ist schwach behaart, die Ohren stumpf zugespitzt, innen mit Querleisten versehen, nackt und wie die Häute schwarz, der Vorderarm stark gekrümmt, aussen schwarz und innen fleischroth durchscheinend, die Schenkelhaut gross, dünn be- haart, dieSchwanzspitze vor ihrer Mitte hervortretend, die Flughaut schmal und nackt.. Die Farbe des Pelzes ist schwärzlichbraun, unten heller mit. schwachem röthlichen Anfluge. Körperlänge 2, Schwanz 2/3“, Flugweite 11“. In Brasilien. R E. leptura ®). Der Sack der Ellenbogenhaut liegt am Vorderarm und ist im Innern mit feinen weichen gefalteten Blättchen ausgekleidet. Die Schnauze ist stumpf, die Nase platt, die kleinen Nasenlöcher nah beisam- men, die Ohren wie bei voriger Art, der Pelz auf dem Rücken bräunlich grau, unten heller. Die Zwischenkiefer getrennt, mit je einem sehr kleinen Schneidezahn, der Schnauzentheil des Schädels verkürzt, die obern Eck- zähne sehr gross, die untern nur vorn mit einem Nebenzacken, der letzte obere Backzahn verkleinert. Körperlänge 12/,“, Schwanz Yg“. In Surinam. b) Ohne Beutel in der Ellenbogenflughaut. a) Ohne obere Schneidezähne und mit verkümmertem Zwischenkiefer. Uroceryptus. E. bilineata ®6). Mit spitzer Schnauze, röhrigen Nasenlöchern, ganz zugespitzten am Aussenrande rund ausgeschnittenen Ohren, am Innenrande geraden Tragus. Der Pelz ist oben und an den Halsseiten röthlichbraun, unten licht aschgrau, auf dem Rücken mit 2 weissen Längsstreifen, die Häute kahl und schwärzlich. Der Schädel kurz, in der Orbitalgegend stark verengt, mit starkem Scheitelkamm, völlig radimentären Zwischenkiefer ohne Schneidezähne, der letzte Backzahn nicht verkleinert. Totallänge bis zum Rande der Schenkelhaut 3, Schwanz 11,‘ Flugweite 8Y,‘. In Surinam. x ß) Mit obern Schneidezähnen und ausgebildetem Zwischenkiefer. Emballonura. E. monticola Tem.”) Mit ebenfalls kurzer und spitzer Schnauze und röhrigen Nasenlöchern, aber mit sehr schmal ovalen, schwach zugespitzten Ohren, mit kurzem dicken stumpfen Tragus. Die Rückenhaare sind an der Wurzel gelblichweiss, an der Spitze dunkel schocoladenbraun, an der Unterseite an der Wurzel braun, an der Spitze heller. In der Jugend sind jederseits 3 obere Schneidezähne vorhanden, davon der erste hinfäl- lige sehr klein, die beiden bleibenden grösser. Körperlänge fast 2‘, der Schwanz 5, Flugweite 8Y,‘. Auf Java und Sumatra. E. afra Pet.) Die weit getrennten, rundlich dreiseitigen Ohren haben 3/, Kopflänge und sind am Grunde behaart, am Aussenrande unten schwach 5) Vespertilio lepturus Schreber, Säugeth. I. 173. Tf. 57; Taphozous lepturus Geoffroy, Descer. Egypte Il. 126; Saccopteryx leptura Nliger, Prodr. Mammal. 121; Krauss, Wiegm. Archiv 1843. 178; Vespertilio marsupialis Müller, Nalurf. Suppl. 19. 6) Urocryptus bilineatus Temminck, Hoev. tijdschr. 1838. V. 33. tb. 2. fig. 3. 4. Die generische Selbständigkeit dieser Art ist ebensowenig begründet als die der vorigen beiden. 7) Temminck, Hoev. tiidschr. 1838. V. 25. tb. 2. fig. 1. 2. 8) Peters, Säugeth. Mossamb. 51. Tf, 12. 13. fig. 18. 19. Gymnorhinae. Emballonura. Noctilio. 961 ‚ausgeschnitten, bis an den Mundwinkel vorgezogen, mit 9 Querfalten, der Tragus am Rande behaart, die Augen gross, die Nasenlöcher röhrig, das Maul bis unter die Augen gespalten, die Oberlippe innen mit warzigem Vorsprung, der Gaumen mit 6 Querfalten, die Flug- und Schenkelhaut am Grunde behaart, die Füsse lang, der dichte weiche Pelz braun, rauch- bis dunkelrostbraun, stets nur 1 oberer Schneidezahn, unten 3 dreilappige, der letzte obere Backzabn nur halbsogross wie sein Vorgänger, der untere Eckzahn kleiner als der obere. 14 rippentragende, 5 rippenlose, 7 Kreuz- und 6 Schwanzwirbel, die Fibula vollständig. Körperlänge 21,‘ Schwanz 2/,+, Flugweite 111/,". Lebt in Mossambique in dunkeln Kellerräumen gesellig beisammen und nährt sich von Insecten. E. saxcatılis Tem.) Mit kleinem zugespitzten Kopfe, langer Schnauze, #8 durch eine Furche getrennten Nasenlöchern, schmalen, spitzen, fast lan- ' zettlichen, am Hinterrande schwach gebuchteten Ohren mit 8 bis 9 Quer- falten und kurzen, zungenförmig endenden Tragus. Der feine weiche Pelz ist auf dem Rücken dunkel gelblich graubraun unten weisslichgrau, die Flughäute schwarzbraun, am Grunde, längs des Oberarmes und die Schen- kelhaut mit Reihen gelblicher Haarbüschel, auch der Schwanz stark gelb- lich behaart, am untern Öhrrande ein weisslicher Fleck, über dem Auge ein gelblicher. Je 2 obere Schneidezähne, die untern Eckzähne ohne Ne- benzacken. Körperlänge 1?/,‘, Schwanz Y,‘, Flugweite 9. In felsigen Gegenden Brasiliens. E. calcarata Tem.) Von voriger unterschieden durch dickeren Kopf, ‚kürzere Schnauze, am Grunde breiteren Ohren mit breitem, stumpfen Tra- 'gus und durch die bis zur Zehenwurzel reichenden Flughaut. Die langen Sporen berühren sich fast mit ihren Spitzen. Die Flughäute sind am ‚Grunde behaart, die Schenkelhaut mit punctirten Querreihen, der weiche lange Pelz oben röthlichbraun, unten heller. Körperlänge 2°, Schwanz U‘, Flugweite über 11”. In Brasilien. Noctilio Geoffr. Die Hasenschärtler haben einen grossen, deutlicher als gewöhnlich vom Rumpfe abgesetzten Kopf, an dessen stumpfer Schnauze die Nase nur wenig vorragt, die runden Nasenlöcher nach vorn sich Öffnen und zwei starke Sei- tenfallen mit der völlig gespaltenen Oberlippe verbinden. Die Oberlippen hängen als scharfkantige Fleischlappen über das breite Maul herab und haben weder Zacken noch Fleischwarzen, aber zerstreute Schnurren, die Unterlippe ist mit Papillen bedeckt, vor den Schneidezähnen mit einer grossen, bognig umrandeten; am Mundwinkel erhebt sich eine grosse freie untere Randecke, die sich innen an der Oberlippe als Falte wiederholt; Kinn und Kehle sind stark runzlig, die Ohren hoch und spitz, am verdickten Aussenrande mit 9) Temminck, Hoev. tijdschr. 1838. V. 27; Proboscidea saxatilis Spix, Vespert. Beil. 62. tb. 35. fig. 8. Vespertilio naso Pr. z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 274. 2. fig. — Spix’s Probosc. rivalis hält A. Wagner für den Jugendzustand. 1) Temminck, Hoev. tijdschr. 1838. V. 30; Vespertilio calcaratus Pr. z. Wied. it 11.' 269. ©. fig; V. Maximiliani Fischer, Synops. Mammal. 112. — A. Wagners brevirostris Münchn. Abhandl. V. 187 unterscheidet sich durch nur halbsolange Sporen, während E. macrotis a. a. 0. 189 durch die Grösse der Ohren ausgezeichnet ist, ‚, Säugethiere. 962 Unguiculata Chiroptera. dickem fleischigen Lappen, der Tragus klein, spitz, scharf am Rande gezackt. Hinter dem Mundwinkel an der Innenseite der Backen liegt eine geräumige Grube oder Tasche. Die grosse fleischige Zunge ist mit spitzen hornigen Papillen besetzt, unter ihr eine kleine stumpfzweiwarzige Nebenzunge gelegen. Der Vorderdaumen ist kurz und dick, sein Metacarpus eingehüllt, der Meta- carpus des Zeigefingers dünn und mit nur einer ‚verkümmerten Phalanx, die übrigen Finger mit je zwei Phalangen, die Hinterbeine sehr lang, mit grossen Füssen und kräftigen Krallen, die Flügel lang und schmal, der Pelz sehr kurz und weich. Das Männchen hat eine grosse Ruthe, jederseits am Grunde derselben eine drüsige Tasche von einem gezackten Hautsaume umgeben. Der kurze Schwanz hebt seine Spitze frei auf der Schenkelhaut hervor. Von den beiden obern Schneidezähnen ist der äussere sehr klein und hinfällig, der innere sehr gross, einspitzig, eckzahnartig, der einzige untere ! kurz, gekerbt; die Eckzähne sehr gross und scharfspitzig, ohne Nebenzacken; ' der obere Lückzahn auffallend klein, unten noch ein zweiter stärkerer, die ' 3 ächten Backzähne scharfspitzig. Der Schädel ist kurz und sehr gewölbt, ) mit starker Scheitelleiste versehen. Am Becken ist die Schambeinfuge ge- | schlossen und dieSitzbeinhöcker scheibenförmig erweitert zur Verbindung mit | dem Kreuzbeine. Der erste Schwanzwirbel ist sehr kurz, der folgende dop- pelt, die übrigen 6 dreimal so lang. Die einzige Art bewohnt das südliche Amerika. | N. leporinus Burm. ?2) Die Art variirt erheblich in der Färbung. Die nackten Theile der Oberseite und die Flughäute sind jedoch stets braun, die Innenseite der Ohren, Arme, Beine und Schenkelhaut heller, im Leben j röthlich weiss, der Tragus schwarzbraun, am äussern Rande mit 4, am innern mit 1 Zacke, die Oberlippe bräunlich, Kehle, Kinn, After- und Genitalgegend fleischroth. Der Pelz junger Thiere ist grau, unten weiss- lich, auf dem Rücken mit weissem Längsstreif, mit zunehmendem Alter werden die Seiten röthlich, die obern zunächst braungrau, die untern | rothgelb, alte Männchen sind am Kopf und Rumpf schön zimmetroth, am ! Rücken dunkler als am Bauch, die Weibchen mehr grau als roth, ganz junge Thiere sind schmutzig grau weiss. Körperlänge etwas über 3, ' Schwanz fast 1‘, Flugweite 20°. Bewohnt Bolivia, Paraguay, Brasilien, Surinam und Jamaika, hält sich ı gesellig in hohlen Bäumen versteckt und flattert während der Abenddäm- 7 merung umher, besonders gern an Gewässern. | Taphozous Geoffr. An der kegelförmigen Schnauze springt die Unterlippe über die einfache ungetheilte Oberlippe vor und auf der Nase findet sich eine characteristi- j sche Grube. Die mässig grossen Ohren stehen weit von einander ab und | | sind mit einer Klappe versehen. Der Schwanz liegt zum grössern Theile frei 2) Burmeister, Säugeth. Brasil. 60; d’Orbigny, voy. Amerig. merid. 12; N. ru- fipes u. N. affinis d’Orbigny, 1. c. tb. 9. fig. 1—4. tb. 10. fig. 1. 2; Vespertilio lepo- rinus Linne, syst. nät. Xll. 1. 32; Schreber, Säugeth. I. 162. Tf. 60; Blainville, | Osteogr. Chiropt. 27. tb. 4.9. 12; Giebel, Odontogr. 14. Tf. 4. fig. 17; N. unicolor u. \ N. dorsatus Pr. z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. Il. 228. 223. c. fig. 13. 14; Rengger, ) Paraguay 93; N. rufus u. N. albiventris Spix, Vespert. brasil. 57. tb. 35. fig. 1—3; ' N. mastivus Gosse, Ann. mag. nat. hist. 1847. XX. 424. | u TE nn UL Zn ’ Gymnorhina. Taphozous. . 963 auf der Schenkelhaut, welche von langen Sporen gespannt, meist rechtwinklig ' ausgeschnitten ist. In der Jugend ist ein oberer Schneidezahn vorhanden, der alten Thieren fehlt, die beiden untern Schneidezähne sind dreilappig, die Eckzähne stark, mit innerem Nebenzacken versehen, 2 Lück- und 3 ächte Backzähne. Der Schädel ist kurz, im Hirntheil stark gewölbt, mit starkem Scheitelkamme, sehr langen Orbitalfortsätzen, hinter denselben stark einge- zogen, mit. grossen Pauken, der Zwischenkiefer nur sehr locker mit dem Oberkiefer verbunden, der Unterkiefer mit senkrechtem, spitz dreiseitigem Kronfortsatz und langem abwärts gerichteten Eckfortsatz. 12 rippentragende, 5 rippenlose, 4 Kreuz- und wenige Schwanzwirbel. Die Arten bewohnen nur die warmen Länder der alten Welt. a) Afrikaner: T. perforatus Geoffr. ?) Der Kopf ist hinten sehr breit, die Ohren weit aus einander stehend, gross, am Innenrande ausgeschnitten, mit dem ‚ äussern Lappen bis gegen den Mundwinkel vorgerückt, der Tragus kurz und beilförmig, die Augen gross, die Schnauze kurz und wenig zugespitzt, das Maul bis unter die Augen gespalten, am Kinn eine nackte Hautfalte, Kreuz, Hinterbauch und Gliedmassen bisweilen völlig nackt, der Vorder- ' daumen frei, die Flughaut nur bis 2/, der Schienbeinlänge reichend, die ' Zehen lang behaart, die Schenkelhaut kurz, der Pelz rothgrau oder schmutzig braun, unten weisslich oder aschgrau, am Grunde weiss, Länge bis zur Schwanzspitze 4Y,'', Flugweite 17. In Aegypten und Nubien. | T. leucopterus Tem. *%) Mit kahler Schnauze, ziemlich runden, am ' Grunde behaarten Ohren und beilförmigen Tragus. Ein Theil des Vorder- «es armes, die Zwischenarmhaut und der obere Theil der Schenkelhaut sehr dicht behaart, die Sporen sehr lang, die Flughaut bis zur Fusswurzel ‚ reichend, die kurzen Rückenhaare am Grunde lichtbraun, in der Mitte schwärzlich, an der Spitze lichtgrau, die Unterseite rein weiss, die Flug- ' haut am Grunde schwärzlich, am Vorderarm weiss, zwischen den Fingern © licht grau, die Schenkelhaut schwärzlich. Totallänge 31/,", Flugweite 121,". In Südafrika. b) Asiaten: T. saccolaimus Tem.?). Die Schnauze nackt und sehr spitz, die Na- senlöcher dicht neben einander, die Ohren kürzer als der Kopf, innen 3) Geoffroy, Descr. Egypte II. 126. tb. 3. fig. 1; Temminck, Monogr. Mammif. II. 281. ib. 60. fig. 13—15; T. nudiventris Rüppell, Atlas 70. Tf. 27. fig. 1—3.b; Tem- minck, 1. c. 280. tb. 60. fig. 10—12. Die Rüppellsche Art beruht auf etwas be- trächtlicherer Grösse und den nackten Körperstellen nebst einigen Schädeldifferenzen von nicht mehr als individueller Bedeutung. Lediglich durch geringere Grösse und die etwas abweichende Form des Tragus werden noch 2 andere Arten unterschieden, deren Eigenthümlichkeiten noch an zahlreicheren Exemplaren zu prüfen sind. Von diesen hat T. senegalensis Geoffroy 1. c. II. 127 vom Senegal und im Sennar einen kurzen, breiten, gerundeten Tragus und -2°/,“ Körperlänge, 11” Flugweite, T. ‚ mauritianus Geoffroy, 1. c. ein verloren gegangenes Exemplar von Isle de France mit kürzeren mehr rundlichen Ohren, spitzerer Schnauze und buchtig randigem ©) Tragus mit basalem Läppchen, 3'/,“ Körperlänge, über 9 Flugweite. 4) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 284. tb. 60. fig. 7; Peters, Säugeth. Mos- samb. 55. Tf. 13. fig. 20. 21. 5) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 285. tb. 60. fig. 1—6. 61* 964 Unguiculata. ‚Chiroptera. mit starken Querfalten, am Innenrande nach hinten umgeschlagen, aussen bis zum Mundwinkel verlängert, der Tragus dick, kurz, beilförmig, am Kinn eine sackförmige Hauffalte, im Nacken eine drüsige Masse ohne äussern Ausgang, vor den Augen kleine Drüsen und am Vorderhalse eine Drüse bei dem Männchen, welche eine scharfe, schmierige, stark riedhende Materie absondert. Schenkel und Gesicht sind nackt, der Pelz ist kurz, oben glänzend, unten nackt, auf dem Kopfe schwarzbraun mit weissen Puncten, auf dem Rücken kastanienbraun mit weissen unregelmässigen Flecken nach den Jahreszeiten abändernd, die Unterseite braun oder grau- lich, selten gefleckt, längs den Seiten ein weisser Streif, junge Thiere oben hell rostbraun, unten blassroth. Totallänge 43/,', Flugweite 17. Auf Java, Sumatra, Borneo und Celebes in Felsenhöhlen an der Küste. T. longimanus Hardw. 6) Unterscheidet sich von voriger Art nur durch den Mangel der sackförmigen Kinnfalte, durch kürzern Kopf, stumpfere Schnauze, runde viel kürzere Ohren mit zahlreichen Querfalten, den oben breiteren Tragus, den lang behaarten Schwanz und den kürzeren im Hirn- kasten gewölbteren Schädel. Der Pelz ist schwärzlich braun, unten heller, die Häute schwarz, junge Exemplare. überall tief schwarz. Totallänge 5’, Flugweite 16Y,‘, Schwanz Ya. Um Calcutta gemein in Häusern und auf Ceylon., T. melanopogon Tem. Ar Mit dickem Kopfe, sehr kurzer Schnauze, mässigen ovalen Ohren, ziemlich langen, blattförmig erweiterten Tragus. Kopf, Schnauze und Kinn sind kurz behaart. Das Männchen ist um die Augen und am Rande der Öberlippe schwärzlichbraun, am Kinn braun und hat am Vorderhalse einen aus langen, steifen, schwarzen Haaren ge- bildeten Kragen. Sein ganzer übriger Pelz ist röthlichbraun mit weiss- lichen Spitzen, am Grunde weiss, auch am Bauche rein weiss. Die Weib- chen und Jungen haben lange braune Haare am Kinn, der Grund des Pelzes ist nur weisslich, die Unterseite braun. Keine Kinnfalte, keine Nacken- und Halsdrüsen, nur kleine Drüsen vor den Augen. Körperlänge fast 3°, Schwanz 2/,‘, Flugweite 13‘. Auf den Sundainseln in Grotten. 6) Hardwicke, TrAnsaet, Linn. soc. XIV. 525. tb. 17; Blyth, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 472; Temminck, Monogr. Mammal. I. 289. — Letztrer unterscheidet I. c. 290 T. bicolor durch geringere Grösse, nackten Schwanz, völlig nackte Ohren und z matt schwarzbraunen am Grunde weissen Pelz, Totallänge 3Y,‘, Flug- | weite 13“. j 7) Temminck, Monogr. Mammal. II. 287. tb. 60. fig. 8. 9. Waterhouse diagnosirt T. philippinensis Ann. mag. nat. hist. 1845. XVI. 347 von den Philippinen mit kur- zem kastanienbraunen, unten helleren, am Grunde weisslichen Pelze von 3‘ Länge. Blyth. characterisirt ebenda 1845. XV. 472. 3 andere eigenthümliche Arten, von welchen 7. Cantori durch die Ohren, den gekrümmten Schwanz, den wenig ent- wickelten Kehlsack und den weissen Grund des Pelzes ausgezeichnet sein soll, wohl aber mit T. longimanus identisch ist. Die andere Art T. brevicaudus wird durch die Kürze des Schwanzes und der Schenkelhaut von allen andern unter- schieden. T. fulvidus 3“ lang, 15° Flugweite, graulich kastanienbraun, der Grund der Flughaut weisslich behaart, Gesicht, Ohren, Häute schwärzlich, das Männchen mit grossem Drüsensack. Diese Exemplare führen vielleicht bei weiterer Unter- suchung zur Vereinigung des T. longimanus und T. saccolaimus. T. crassus end- lich steht in der Mitte derselben, ist schwärzlich, mit breitem schmutzig weissen Rande der Flughäute. Elliots 7. pulcher 1. c. ist oben schwarzbraun und weiss ge- sprenkelt, unten rein weiss. Gymnorhinae. Chilonycteris. 965 f Chilonycteris Gray. Diese Gattung zeichnet sich durch ihre Schnauzen- und Lippenbildung characteristisch aus. Der obere Rand der Schnauze tritt nämlich scharf her- vor und bildet mit zwei Hautlappen zur Seite der Nase eine schräg nach unten gerichtete Fläche, in welcher sich die Nasenlöcher öffnen. An der Unterlippe befinden sich zwei quer hinter einander gestellte Hautlappen, deren vorderer mit Wärzchen besetzt ist. Die grossen Ohren sind lang, zugespitzt, aussen bis an den Mund verlängert und stark ausgerandet, am Innenrande mit zwei Falten. Der Tragus ist gross und an der Spitze gelappt, die Augen klein, die Hinterfüsse schwach. Von den beiden obern Schneidezähnen ist der erste gross und zweilappig, der zweite klein und einfach, auch unten zwei Schneidezähne jederseits, ziemlich gleich gross, dreilappig; die Eckzäbne lang und stark; zwei kleine Lück- und drei Backzähne in jeder. .Reihe;” der letzte obere Backzahn sehr verkleinert. Der Daumen ist klein ud dick, der Zeigefinger ohne Phalangen, die übrigen Finger mit je zweienz@die Flughaut nur bis zur Mitte des Schienbeines reichend, der Schwanz stark, weit von der Schenkelhaut überragt. Skelet und weiche Theile unbekannt. Die Arten leben im warmen Amerika und verstecken sich in Gemäuer. Ch. rubiginosa Wagn.®) Der Pelz ist auf dem Rücken und der Brust lebhaft roströthlich zimmetbraun, am Bauche heller, Ohren und Flughäute braun, jene lang, schmal, zugespitzt, der Tragus nach aussen gebogen, innen gerade, mit einer vertieften Anschwellung, die Lippen breit, die untere fein papillös, der Kinnsaum mit 3 Längswülsfen auf der Unterseite, die Nasenkuppe glatt, mit einem Knötchen, die Häwte nackt, der Schwanz zur Hälfte in der Schenkelhaut steckend. Körperlänge 3, Schwanz fast 1“, Flugweite 15. In Brasilien. er . Ch. gymnonotus Wagn.°) Der ganze Rücken und die Flughäute sind nackt, von der Schulter aufwärts dunkelbraune Behaarung, an der Unter- seite braune Haare mit weissen Spitzen; die Ohren ziemlich lang und spitz, aussen tief ausgeschnitten, am Innenrande mit einer Leiste, der Tragus von fast halber Ohrhöhe, aussen convex mit schwach gebuchteter Mitte, innen mit einem Querlappen, am Ende abgerundet, Häute matt schwarz- braun, Schwanz zur Hälfte eingehüllt. Körperlänge 2\,‘, Schwanz 84," Flugweite 11. In Brasilien. Ch. Leayi Gray.!) Der Pelz ist mausfarben mit grünem Schimmer, unten heller; die Unterlippe mit dreieckiger Warze in der Mitte und einer Gruppe kleiner, gedrängter Warzen an der Mitte der Kinnfalte, der Nasen- rand mit zwei zahnähnlichen Ausbreitungen jederseits, einer über dem Nasenloch und einer grösseren an deren Aussenseite, am Kinn eine kegelför- mige Warze jederseits, Flughaut fast kahl, kastanienbraun, die Schenkelhaut unten mit einzelnen Haaren. Körperlänge 1°/,“, Schwanz ®/,“, Flugweite 9. Auf Cuba. m 8) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 181. Tf. 1. fig. 2—6. 9) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 183. Tf. 2. fig. 1. — Desselben Ch. personata l. ec. 185 unterscheidet sich nur durch den behaarten Rücken und den etwas weiter eingehüllten Schwanz, Differenzen, die eine specifische Trennung nicht gestatten. 1) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1838. III. 5. tb. 1. fig. 2. — Gray unterscheidet l. c: 1849. XIII. 63 noch eine leichte Farbenabänderung von Hayti als Ch. fuliginosus. 966 Unguiculata. Chiroptera. Ch. einnamomea Schz.2). Der Pelz oben dunkel-, unten hellzimmet- braun, am Grunde Jlichter, Gesicht mehr schwärzlich, die Ohren kurz, breit, gerundet, am unteren Rande sehr behaart, der Tragus kurz, innen mit Ausschnitt, der Nasenrücken kahl, die Oberlippe mit längeren seidenartigen Haaren besetzt, das vordere Lippenblatt länglich viereckig, das hintere zweitheilig, jeder Theil mit einer mittleren Kerbe. Körperlange fast 2, der Schwauz 1", Flugweite 104,". Auf Cuba. Ch. quadridens Schz. ®) Der Pelz blass bräunlichgrau, oben dunkler, Kehlgegend gelblich, Ohr mit verlängerter stumpfer Spitze, oben schwach gebuchtet, unten vorn erweitert mit 4 Zähnchen, das vordere Lippenblatt bis zum Mundwinkel ausgedehnt, das hintere ungetheilt, jenes nur in der Mitte mit Warzen, die seitlichen Nasenlappen oben zugespitzt, die Nase oben nackt. Körperlänge 1Y,', Schwanz °/,, Flugweite über 8". Auf Cuba. Mormops Leach. Den Trutzer characterisirt der kuglige Kopf mit gestreckter Schnauze, die oben abgerundete Nase mit 3 Warzen jederseils, unten schief abgestutzt mit. mittler Längsrippe und gezähnter Querrippe, die flache ausgebreitete Ober- lippe mit spitzigen Fortsätzen am Innenrande und einer Reihe rundlicher War- zen am äussern, die breite, gefaltete und gewundene Unterlippe mit glattem dreiseitigen Fleck vor den Schneidezähnen und grosser vierseitiger warziger Scheibe vor diesem. Die grossen, breiten Ohren vereinigen sich über der Nase und hängen über das ‚Gesicht herab, am Vorderrande oben schwach gekerbt, aussen mit rundlichem Lappen bis zur Unterlippe fortsetzend. Der Tragus ist halbmondförmig, am verdickten Vorderrande schwach gekerbt, aussen mit einem grossen Anhängsel. Vor und hinter den kleinen Augen liegt eine grosse Warze. Die Flughäute sind an der Unterseite behaart, der Vorderdaumen am Grunde eingehüllt, der Schwanz nur mit dem letzten Gliede vorragend. Am Schädel steigt die Stirn fast senkrecht auf. Schneidezähne in jeder Reihe 2, oben der erste breiter, die untern gleich und dreilappig, d obere, 6 untere Backzähne. Skelet und weiche Theile unbekannt. Die einzige Art ist M. Blainvillei Leach *) auf Cuba und Jamaica, noch nicht beschrieben. 2) Schinz, system. Verzeichn. 1.206; Lobostoma cinnamomeum. Gundlach, Wiegm. Archiv 1843. 357. 3) Schinz, system. Verzeichn. I. 207; Lobostoma quadridens Gundlach, Wiegm. Archiv 1843. 357. 4) Leach, Transact. Linn, soc. XIII. 77. tb. 7; Gray, Ann. mag. nat. hist. 1838. II. 3. — Leach führt ]. c. 69 noch 2 Gattungen an: Celaeno mit 1+1+4 Zähnen in der Art C. Broocksana und Aello oben mit 1+1-+4, unten mit 2+1+ 6 Zähnen ohne klappenförmigen Tragus in der Art A. Cwieri; beide sind in der ungenügen- den Characteristik räthselhaft, auch ihr Vaterland unbekannt. Gray stellte in der Voy. Sulphur. eine Gattung Phyllodia nach Ph. Parnellii von Jamaika auf, deren Nase abgestutzt, scharfrandig, oben mit fleischigem blattähnlichen Fortsatz, mit nach unten geöffneten Nasenlöchern, vorn am Kinn mit querer Hautfalte, und mit kur- zem Schwanze und graulichbraunem Pelze. Sie steht wohl Chilonycteris zunächst. Eine zweite Gattung Centurio 1. c. hat keinen Schwanz und ein durch knorplige Falten entstelltes Gesicht, die Art C, senex tb. 7 ist von Amboina oder vielleicht Istiophora. Stenoderma. 967 Siebenunddreissigste Familie. Istiophora. Die Blattnasen unterscheiden sich von der vorigen Familie characteristisch durch ihren häutigen Nasenaufsatz. Derselbe besteht aus einem einfachen häuligen Querblatte von veränderlicher Form oder zugleich aus einer huf- eisenförmigen Falte mit Längskamm oder aus paarigen Blättchen. Hinter dem Blatte auf der Stirn kommen nicht selten Vertiefungen und Löcher vor, Warzen an den Lippen fehlen nicht. Die Ohren sind von sehr beträchtlicher Grösse, vereinigt oder getrennt, mit oder ohne äussern Wurzellappen und. nur ausnahmsweise ohne Tragus, der jedoch niemals eine beträchtliche Grösse erreicht. Die Flughäute bieten keine allgemeinen Eigenthümlichkeiten. Die Schenkelhaut ist von sehr ansehnlicher Grösse bis saumartig und selbst völlig fehlend, ebenso der Schwanz und die Sporen von bedeutender Länge bis ganz fehlend. Schneidezähne kommen in der obern Reihe höchstens 3, meist nur ein _ grosser vor, der ausnahmsweise auch noch fehlt, in der untern Reihe allge- mein 2 von veränderlicher Form. Die nie fehlenden Eckzähne sind stets sehr stark und sehr häufig mit Nebenzacken versehen. Die Zahl der Lückzähne schwankt von 1 bis 3, die der ächten Backzähne ist normal 3, jene ein- zackig, klein oder mit Nebenzacken, diese mit Wförmig geordneten Zacken, der letzte veränderlich. Der Schädel zeichnet sich besonders durch den kur- zen Schnauzentheil, die häufige Verkümmerung des Zwischenkiefers, die starke Verengung in der Orbitalgegend, die starken Leisten und Kämme, die un- vollkommenen Pauken aus. In der Wirbelsäule kommen eigenthümliche Ver- wachsungen vor. Die Zunge ist weich, der Magen rundlich, der Darm sehr kurz, Leber und Lunge wenig oder gar nicht getheilt, die männliche Ruthe oft mit einem Knochen, die Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes oft erweitert. Die Gattungen erschienen erst während der Diluvialepoche sehr sparsam _ auf der Erdoberfläche und verbreiten sich gegenwärtig zahlreich über die warmen Länder der ganzen Welt. Sie führen eine inseclivore Lebensweise, nur einzelne beissen auch saftige Früchte an, andere dagegen saugen leben- den Säugelhieren das Blut aus, ohne jedoch dadurch gefährlich zu werden. 1. Gebiss normal, 4 bis 6 Backzähne. a) Ohne Nasenblatt, ohne Schwanz, ohne Schenkelhaut. Stenoderma Geoffr. Diese höchst ungenügend bekannte Galtung schliesst sich durch den Mangel eines häutigen Nasenaufsatzes den ächten Vespertilionen an, unterscheidet sich aber auffallend von denselben durch den ganz fehlenden Schwanz und durch einen schmalen Hautsaum längs der Schenkel statt der Schenkelhaut. Der Daumen ist nur an seiner Wurzel eingehüllt, der Zeigefinger eingliederig, die übrigen Finger zweigliederig, die Flughaut bis zur Zehenwurzel reichend. Die grossen Ohren sind am Aussenrande gebuchtet, nicht nach vorn vorge- zogen, und mit kleinem, aussen gelappten Tragus. Zähne sind 4+1+4 in jeder Reihe vorhanden. aus Brasilien. In dieser Uebersicht der Familie der Noctilioninen figurirt auch Leachs Aello, ferner als Gatlungen Mosia, Mystacina, Centronycteris, Pteronotus mit Pt. Davyi von Trinidad, Myopteris, Chyromeles, Nyctinomys. 968 Unguiculata. Chiroptera. St. rufum Geoffr.?) Der Pelz ist kastanienroth, die Ohren oval, die Nase vorstehend, die Flughaut nackt, der häutige Schenkelsaum mit be- haartem Rande. Körperlänge 3”, Flugweite 10. Vaterland unbekannt. b) Mit einem Nasenblatt. a) Mit rudimentärem Schwanze und grosser Schenkelhaut. Brachyphylla Gray. Der Character dieser Gattung liegt in einem kurzen, breiten, flachen Blatte am abgestutzten Ende der Nase, welches vorn mit den Lippen ver- bunden, hinten von einer tiefen Grube umgeben ist, die selbst von einer ab- gerundeten schwieligen Leiste eingefasst wird. Die Nasenlöcher sind breit oval, weit von einander getrennt, jederseits der Mitte des Nasenblattes. Die Schnauze kurz und stumpf, die Lippen platt, die oberen ungetheilt, die un- teren in der Mitte mit einer kahlen warzigen Spalte, die lange Zunge ge- drängt- und feinwarzig, der Daumen lang, frei und zweigliederig mit scharfer Kralle, der Zeigefinger einschliesslich des Metacarpus 2-, der Mittelfinger A gliederig, die Schenkelhaut gross und tief ausgeschnitten, der Schwanz nur aus einem im Grunde der Schenkelhaut de Gliede bestehend, von dessen Spitze zwei Knorpelbänder zu den Schienbeinen laufen. Von den beiden oberen Schneidezähnen ist der erste gross und kegelförmig, der zweile sehr klein, die beiden unteren klein, einander gleich, die Eckzähne gross, die oberen hinten mit tiefer Kerbe, die beiden oberen Lückzähne sehr klein, die beiden unteren gleich gross, 3 ächte DARAN Die einzige Art ist Br. badıa Gray.) Das Gesicht ist vorn ziemlich kahl mit zerstreuten starren Haaren bekleidet, auf den Wangen unter dem Auge mit einer grossen steif behaarten Warze, das Nasenblatt länglich, quer, gekerbt und hinten convex, der Tragus dreieckig, schlank, aussen und oben gekerbt und drei- lappig, die Flughäute dunkelbraun und kahl, vorn und am Zeigefinger gelb, oben an den Hinterbeinen spärlich behaart. Das Männchen ist oben roth- braun, mit dunkeln Haarspitzen, unten blass gelblichbraun, das Weibchen blasser. Körperlänge 41,", Flugweite 16. In Höhlen auf St. Vincent und Cuba. ß) Mit langem freien Schwanze und schmaler Schenkelhaut. Rhinopoma Geoffr. Die gestreckt kegelförmige, oben concave, schief abgestutzte Nase breitet sich in eine kreisförmige Scheibe aus, welche von den schmalen Nasenlöchern durchbrochen wird. Diese selbst können sich mittelst eines Sphincters öffnen und schliessen. Ueber dem Nasenrande befindet sich das kleine Nasenblatt. Die schmale Schenkelflughaut wird von keinem Sporn gespannt und lässt den 9) Geoffroy, Descript. Egypte II. 114; Dict. sc. nat. L. 489. allas. — Gray führt Hist. nat. Chile I. 30. tb. 2 eine zweite Art aus Chile St. chilense an mit grauem Kopfe, braunem Rücken, gelbbrauner Unterseite, grauen Haarwurzeln und kleinem stumpfen Tragus. 6) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1838. IV. 2. tb. 1. fig. 1; Br. cavernarum A. Wag- ner, Schreb. Säugeth. I. 385, Istiophora. Glossophaga. 969 sehr langen Schwanz zum grösseren Theile frei. Die obere Zahnreihe be- steht aus L+1-+4, die untere aus 2+1+5 Zähnen. Der Zwischen- kiefer ist voltständig. i Rh. microphyllum Geoffr.?) Die Ohren sind vereinigt, die Schenke!- haut auffallend kurz, der lange elfwirblige Schwanz dünn und schwarz, der lange reichliche Pelz grau. Körperlänge 2‘, Schwanz fast ebensolang, Flugweite 71/3. In Aegypten in den Gewölben der Pyramiden und in Indien. c) Mit zwei Nasenblättern. ER a) Mit 5 Backzähnen. Glossophaga Geoflr. Bei den Blattzünglern sind die Nasenlöcher von einer hufeisenförmigen nicht scharf abgesetzien und behaarten Hautfalte umgeben und hinter der- selben steht das lanzettliche Nasenblatt. Ihre mässig grossen Ohren sind weit von einander getrennt, am Aussenrande stark gebuchtet, der Tragus ziemlich dick, kurz und stumpf; die Lippen stark, mit langen Schnurren besetzt, der Kopf gestreckt kegelförmig, mit langer, stark abgesetzter Schnauze; die schmale lange Zunge weit vorstreckbar, hellroth, vorn jederseits mit langen feinen rückwärts gekrümmten hornigen Borsten, hinten mit runden Papillen besetzt, unter ihr liegt eine gespaltene und gefranzte Nebenzunge; am quer- gefurchten Gaumen neben jedem Zahne ein Fleischhöcker. Schneidezähne sind in der Jugend in jeder Reihe 2 vorhanden, klein und spitz, bald fallen die unteren, später die oberen aus; die langen spitzen Eckzähne haben einen basalen Ansatz; die 3 kleinen Lückzähne sind mit vorderem und hinteren Nebenzacken versehen, von den 3 ächten Backzähnen tragen die zwei ersten 4, der letzie 2paarige Zacken. Der Schädel ist ge- streckt, im Hirntheil ganz abgerundet, mit schwacher Hinterhauptsleiste, der Schnauzentheil sehr dünn, der Zwischenkiefer vollständig. 11 bis 12 rippen- tragende, 5 rippenlose, 4 Kreuz- und 3 bis 6 Schwanzwirbel. Das Becken in der Schambeinfuge bisweilen geöffnet, bisweilen geschlossen. Die Arten bewohnen Südamerika und Mexiko und sind z. Th. Blutsauger, die jedoch wegen ihrer geringen Grösse und geringen Häufigkeit nicht be- sonders gefährlich werden. a) Arten ohne Schwanz. Gl. ecaudata Geoffr.®) Nasenblatt und Ohren kurz, die Schnanze 7) Geoffroy, Descr. Egypte 11. 123. tb. 1; Vespertilio microphyllus Brünnich, Kopenh. Kab. 50. Tf. 6; Rh. Hardwicki Gray, Waterh. catal. Zool. soc.; Blyth, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 474. Diese indische Art wird als anschnlich grösser als die ägyptische geschildert, mit 12/5” Flugweite bei 51/,‘ Totallänge, der sehr feine ' Pelz dunkelbraun, am Grunde heller, Gesicht, Steiss- und Bauchgegend nackt. — Gundlach fing auf Cuba (Wiegm. Archiv 1840. 358) unter Dachschindeln eine von Geoffroy, nouv. dict. sc. nat. V. 358 Rh. carolinense genannte Art mit braungraucem Pelze, am Grunde weisslich, mit warzigem Ohrrande, auf dem Nasenrücken, an den Hinterzehen, am After und Jen Genitalien mit längern Borstenhaaren, mit grossen ' Lippen, schwarzbraunen Häuten, mehr als zur Hälfte eingehülltem Schwanz und langem Sporn, 2“ lang, Schwanz 1“, Flugweite 10‘, Blainville verweist die Art zu ‚ Dysopes, ihre Stellung ist aus der Beschreibung nicht sicher zu ermitteln. 8) Geoffroy, Mem. du Museum IV. 418. tb. 18.b; Prinz z. Wied, Beitr. z. Natur- ‚ gesch. Il. 212. Abbildgn.; Anura Geoffroyi Gray. — Rengger beschreibt eine Gl. villosa 970 | Unguiculata. Chiroptera. sehr lang, zugespitzt, neben der Spalte in der Unterlippe 7 bis 9 Wärz- chen. Die Schenkelhaut billdet von dem sehr kurzen Sporn an einen schmalen behaarten Saum längs der Beine, die Flughaut ist nur am Grunde behaart, der weiche Pelz dunkel schwarzbraun, unten etwas blasser. Der Schwanz fehlt ganz. Körperlänge 2‘, Flugweite 8. In Brasilien in alten Gebäuden. Nährt sich von Insecten, riecht nach Moschus und hat eine zischende Stimme. Gl. sorieina Geoffr.?) Die Unterlippe ist am Spalt warzig gezähnelt, die Schenkelhaut grösser als bei voriger Art, in der Mitte halbmondförmig ausgeschnitten, die Ohren aussen nackt, innen quer gestreift, der Pelz oben graulichbraun, unten weisslich, bei dem Männchen oben mehr braun, unten grau. Körperlänge 2. In Surinam und auf den caraibischen Inseln. Gl. peruana. }) Die Schenkelhaut fehlt, das kleine Nasenblatt ist drei- seitig lanzettlich, der Vorderarm bis zur Mitte behaart, der Pelz am Grunde weisslich, aussen braun, an der Unterseite bräunlichgrau, Am ÖOstabhange der peruanischen Cordillera. Gl. mescicana.?) Die Schenkelhaut als breiter Saum vorhanden, das Nasenblatt länglich dreiseitig, der Pelz oben braungrau, unten heller. In Mexiko. b) Arten mit Schwanz. Gl. amplexicaudata Geoflr. ?) Das Nasenblatt ist breit oval, mit scharfer Spitze und kurzem gekielten Stiele, vor welchem am Mundrande 2 kleine Knötchen liegen; die Hufeisenfalte schmal und ganzrandig, die Unterlippenspalte scharf mit 6 bis 7 Randwarzen und einer unpaaren, die Ohren ziemlich breit und stumpf, aussen sehr schwach gebuchtet, der Tragus niedrig, spitz, der Schwanz sehr kurz, weich, nur mit der Spitze aus der grossen, hinten etwas ausgeschnittenen am Rande nicht behaarten Scherkelhaut vorragend, die Sporen sehr kurz, die Flughaut bis zur Fuss- wurzel reichend und nackt, der sehr weiche lange Pelz röthlichbraun, unten hellbraun, am Grunde gelblich, das Weibchen dunkler. Körperlänge 1/4", Schwanz 2“, Flugweite 10%. In Brasilien gemein, auch in Surinam von Insecten lebend. Gl. caudifera Geoflr.*) Von voriger Art durch den die schmale winklig ausgeschnittene Schenkelhaut etwas überragenden Schwanz, die kürzere Schnauze, den dicken und ziemlich langen am Grunde eingehüllten Daumen unterschieden; oben braun, unlen heller, die Häute schwarz. In Brasilien um Rio Janeiro. Paraguay 80, doch finde ich in der Beschreibung keine Angaben, die irgend zur specifischen Trennung genügten. 9) Geoffroy, M&m. du Museum IV. 418; Vespertilio soricinus Pallas, Spicil. zool. 111.:24. tb... 3. 4. 1) Choeronycteris peruana v. Tschudi, Fauna peruan. tb. 3. fig. 1. 2) Choeronycteris mexicana v. Tschudi, Fauna peruan. tb. 3. fig. 3. 3) Geoflroy, Mem. d. Museum IV. 418. ib. 18.a: Prinz z. Wied, Beitr. z. Natur- gesch. 11. 208, Spix, Vespert. brasil. 67. tb. 36. fig. 4. 4) Geoffroy, Mem. du Museum IV. 418. tb. 17; Monophyllus Leachi Ss. Nicon cau- difer Gray, Ann. mag. nat. hist. 1847. XIX. 406; Zool. voy. sulphur. tb. 18. — Lund führt noch eine Gl. brevicaudata auf ohne sie zu characterisiren. Istiophora. Phyllostoma. 971 ß) Mit > Backzähnen. Phyllostoma Geoffr. Die typischen Blattnasen haben einen dicken Kopf mit langer, dicker und abgestutzter Schnauze, scharfkantige, am Rande mit Wärzchen besetzte, inwendig gezackte Lippen, am Kinn einen dreiseiligen bewarzten Fleck und unter den schmalen schiefen Nasenlöchern einen ziemlich kreisförmigen Saum, der sich nach oben an das Blatt anschliesst. Das Nasenblatt erhebt sich wie bei voriger Gattung stielartig von der Nasenscheidewand und ist oval zu- gespilzt, durch 2 Furchen in & Felder getheilt. Die dicke fleischige Zunge ist wenig vorstreckbar, in der Mitte mit rückwärts gewendeten spitzen Pa- pillen, hinten und vorn mit runden Warzen besetzt. Die Ohren sind meist von mittler Grösse und stets weit von einander getrennt. Die Flughäute sind ' selır gross, der Daumen mit seinem Metacarpus eingehüllt, mit kleiner Kralle, der Zeigefinger nur mit einer sehr kleinen Phalanx, der Mittelfinger mit drei, die andern beiden mit zwei Phalangen, jeder noch mit einer kleinen Knor- pelspitze; die Hinterfüsse mit 5 gleich grossen, freien, kurzen Zehen. Schwanz und Schenkelhaut wie bei voriger Gattung sehr variabel. Von den 2 obern Schneidezähnen ist der erste der grössere einspitzig ' oder mit breiter getheilter Schneide, die beiden untern gleich gross, oft ‚ schwach gekerbt; sie fallen bei alten Thieren bisweilen aus. Die Eckzähne sind sehr gross, scharfspitzig. 2 einfache Lückzähne von veränderlicher Grösse und 3 Backzähne sind normal, deren letzter sehr klein und stumpf ‚ist. Doch fehlt bei einigen der erste obere Lückzahn, bei andern der letzte Backzahn, wodurch die Zahl auf 4 herabsinkt, während im Unterkiefer noch _ ein überzähliger Lückzahn die Zahl auf 6 steigert. Am Schädel ist der Hirn- ‚ kasten gross und gewölbt, mit schwacher Oceipitalleiste und starkem Schei- telkamme, der Schnauzentheil kurz und breit, der Zwischenkiefer vollständig, ' der Jochbogen schwach, keine Örbitalfortsätze, der Unterkiefen den obern überragend. 12 bis 13 rippentragende, 4 bis 5 rippenlose, 4 bis 6 Kreuz- und ebenso viele Schwanzwirbel, letztere bei den kurzschwänzigen Arten mit den Sitzbeinknorren verbunden. Die zahlreichen Arten bewohnen Südamerika und das südliche Nord- ' amerika und existirten bereits während der Diluvialepoche in Brasilien. Sie ‚leben mehr einzeln als gesellig, in Wäldern, können sehr gut auf dem Boden laufen und nähren sich vorzüglich von Insecten, einige auch von saftigen Früchten und von Blutsaugen. Als Blutsauger sind sie gefürchtet und Ver- ‚ anlassung zu mancherlei Fabeleien geworden. Sie lassen sich auf schlafende Saumthiere, selten auf Menschen nieder, suchen eine wenig behaarte Stelle, ‚ besonders am Widerrist, in der Schenkelfuge, an wundgeriebenen Hautstellen ‚auf, saugen mit den Lippen die Haut auf und öffnen mit den scharfen Schnei- ‚ dezähnen eine kleine Wunde. Dass sie während des Saugens mit den Flügeln fächeln ist eine Fabel, dass sie die Wunde mit den Eckzähnen beissen, ist ‚schon wegen deren Stellung unmöglich. Sie saugen die Thiere meist nur ' während der kalten Jahreszeit an, wo ihnen Insecten fehlen, entziehen aber nur sehr wenig Blut, so dass erst nach zahlreichen Ansaugungen mehrere ‚ Tage hinter einander eine Entkräftung des Saumthieres eintr it, die bei spär- ‚licher Fütterung und übermässiger Belastung allerdings den Tod zur Folge haben kann. Dass sie Menschen im Schlafe oder in trunkenem Zustande an- ‚saugen, kömmt vor, aber sehr selten. | | | | 972 Unguiculata. Chiroptera. a) Ohne Schwanz und ohne Schenkelhaut. Nyetiplanus. Ph. excısum Burm. ?) Das Nasenblatt ist breit und kreisrund, oben fein und lang zugespitzt, unten jederseits mit einer kurzen Randfurche, am Nasenrand eine mittlere Ausbiegung, die Öhren schmal und spitz, deut- lich ausgerandet, der kleine Tragus spitz, aussen fein gekerbt, Schwanz und Schenkelhaut fehlen gänzlich. Der weiche seidenartige Pelz. ist am Rücken braun mit weisslichgrauem Grunde, am Bauche gelbgrau, der Au- genring dunkler, die Häute braun. Junge Thiere sind auf beiden Seiten dunkler, sehr alte jederseits des Halses mit einem schönen orange gelb- grauen Fleck. Die 2 obern Schneidezähne im Alter einfach, in der Jugend mit schwacher Kerbe, die untern mit je 2 seichten Kerben, der 1. untere Lückzahn sehr breit und so hoch als der zweite, der erste obere kleiner. Körperlänge 24,‘, Flugweite 1142‘. In Brasilien und Peru. ß) Ohne Schwanz und mit Schenkelhaut. Ph. lineatum Geoffr.6) Von robustem Bau, mit dickem Kopfe, ovalen stark ausgerandeten Ohren, kurzen, aussen zweizähnigen Tragus. Das Nasenblatt ist oval lanzetförmig, ganzrandig, mit tiefen Längsfurchen ver- sehen. Der Schwanz fehlt ganz, die schmale Schenkelhaut wird von einem sehr kurzen Sporn gespannt und bildet in der Steissgegend einen blossen Saum. Die Häute sind am Grunde behaart. Der weiche Pelz ist oben schön kastanienbraun mit licht bräunlichgelbem Grunde, unten hell gelb- bräunlich mit grau röthlichem Anfluge, längs der Rückenmitte verläuft ein weisser Streif, auch im Gesicht zwei Paare weisser Streifen, das Weib- chen auf dem Rücken dunkler. Körperlänge 3°, Flugweite 12. In Brasilien und Paraguay. Ph. infundibulum Rong. ). Von voriger nur unterschieden durch die spitzere Schnauze, die in trichterförmigen Fortsätzen der Basis des Nasen- blattes gelegenen Nasenlöcher, das oben abgerundete Nasenblatt, die drei- eckigen Ohren, nur einen Zahn am Tragus und die nicht bis zum Tarsus = 5) Burmeister, Säugeth. Brasiliens 49; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 176. — Des letzteren Ph. albescens ]. c. ist Jugendzustand, oben heller als unten, das Nasen- blatt länger, ebenso Ph. fumarium von trüb russbrauner Farbe, am Grunde graulich- braun. Gray’s Nyctiplanus rotundatus Ann. mag. nat. hist. 1849. III. 306 ist unzweifel- haft identisch, unterschieden nur durch schwärzlichbraune Körperseiten, und nur einen obern Schneidezahn. Auch v. Tschudi’s Ph. oporhophilum Fauna peruan. tb. 2 aus Peru, oben mit graulicher Beimischung, an den Seiten dunkler stimmt im Wesentlichen überein. Die flüchtige Diagnose von Gray’s Gattung Sfurnira mit der brasilianischen Sf. spectrum Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 passt so voll- kommen auf seinen Nyctiplanus und Ph. excisum, dass man fast glauben möchte, sie sei demselben entlehnt. 6) Geoifroy, Ann. du Museum XV, 180. 186; Rengger, Paraguay 75; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 170. — Sehr nah verwandt, wenn nicht gar identisch ist Ph. lilium Geoffroy 1. c., Rengger 1. c. mit derselben Verbreitung, oben röthlichbraun, unten gelblichbraun, mit mehr kreisförmigem Nasenblatt, übrigens nicht eigenthüm- lich. A. Wagner unterscheidet Ph. personatum Münchn. Abhdl. V. 172 durch oben russigbraune Farbe, am Halse schmutzigweissliche mit braun, unten lichtbräunlich grau, die Gesichtsstreifen nicht verschieden und Ph. pusillum nur durch den völli- gen Mangel des Rückenstreifens. 7) Rengger, Paraguay 77. Ph. rotundum Geoffroy, Ann. du Museum XV. 181 ist nicht davon zu unterscheiden. Istiophora. Phyllostoma. 973 hinabreichende Flughaut. Der weiche Pelz ist oben braun, unten gelblich- braun, die Häute dunkelbraun. Körperlänge 3‘, Flugweite 17‘. ‚In Paraguay. Ph. brachyotum Wied. 8) Das Nasenblatt ist kurz, breit, oval, oben schmal zugespitzt, die Ohren mässig gross, ziemlich spitz, deutlich ge- buchtet, der Tragus klein und stumpf, die Flughäute nackt, die Flügel- spitze weiss gefärbt, der Sporen kurz, die Schenkelhaut nicht ausge- schnitten, geradrandig, der Pelz braun, unten mit grauem Anflug. Im Alter ist nur 1 Schneidezahn in jeder Reihe vorhanden. Körperlänge 24,", Flugweite 12“. In Brasilien in bewaldeten Gegenden Abends umherflatternd. Ph. bilabiatum Wagn.°) Der Kopf ist dick und stumpf, die Ohren breit, schwach gebuchtet, abgerundet, der Tragus kurz, dick, spitz, mit 3 Zacken, die Innenseite der Lippen mit weissen spitzen Zacken besetzt, aussen am obern Lippenrande eine Furche, die Flughaut am Grunde be- haart, die Schenkelhaut dichter behaart, tief winklig ausgeschnitten, der dichte Pelz oben hell röthlich zimmetbraun mit weissgrauem Anflug, unten licht röthlichgrau, vor der Schulter ein weisser Fleck. Der erste obere Schneidezahn klein und einfach, die beiden Lückzähne gleich gross, da- hinter oben ein grosser und ein kleiner, unten 2 grosse und ein ganz kümmerlicher Backzahn. Körperlänge etwas über 2‘, Flugweite fast 13. In Brasilien. Ph. calcaratum Wagn.!) Das Nasenblatt ist viel länger als breit, schmal lanzettlich, die Ohren gross, seicht ausgeschnitten, die Flughaut nicht bis zum Tarsus hinab reichend, völlig nackt, die Schenkelhaut seicht ausgeschnitten, ebenfalls nackt, die Sporen sehr lang, die Farbe oben ro- stig kastanienbraun, unten heller, die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel und an der Spitze rostbraun, in der Mitte weisslich, die Bauchhaare ein- farbig licht rostbräunlich; 2 Schneidezähne und 5 Backzähne in jeder Reihe. Körperlänge 2‘, Flugweite 11!/,”. In Brasilien. Ph. spectrum Geoffr.?) Dieser grösste brasilianische Blutsauger, von Buffon Vampir genannt, hat einen dicken und langen Kopf, mit sehr vor-. gezogener Schnauze, grosse länglich ovale, sehr schwach gehuchtete Ohren, einen spitzen schmalen Tragus mit einem Zacken am Grunde und ein kleines, schmales, ovallanzettliches Nasenblatt auf breitem Stiel. Die Ober- lippe ist glatt, die Unterlippe vorn mit 2 grossen nackten Warzen. Der weiche und zarte Pelz ist oben dunkel kastanienbraun, unten gelblich grau- braun, die Flughaut reicht bis zur Zehenwurzel, ist braun, die Schenkel- haut hinten gerade mit grossem Sporn. Im Unterkiefer ist ein dritter Lück- zahn vorhanden. Körperlänge 54,“, Flugweite 25. In Brasilien und Guiana. Ph. superciliatum Wied. ?) Das Nasenblatt ist breit oval, ziemlich spitz, 8) Pr. z. Wied, Beitr. z. Naturgsch. II. 196. Abbild.; Burmeister, Säugeth. Brasil. 46. 9) A, Wagner, Münchn. Abhdl. V. 174; Burmeister, Säugeth. Brasil. 47. 1) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 168. 2) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 174. tb. 11; Vampirus Buffon, Hist. nat. X. 55; Leach, Transact. Linn. soc. XII. 80; Vespertilio spectrum Linne, syst. nat. XIII. 46; Schreber, Säugeth. I. 159. Tf. 45. 3) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 200; Rengger, Paraguay 74; Bur- meister, Säugeth. Brasil. 44. 974 Unguiculata. Chiroptera. längs der Mitte schwielig verdickt, am Rande gesäumt; beide Lippen mit feinen Warzen besetzt, die untere an der Spitze mit grösseren, die Ohren ziemlich gross, nur innen am Vorderrande behaart, unter der Spitze ge- buchtet, daneben quer runzelig, der Tragus neben der Spitze mit einem Zacken, die Flughaut nur am Grunde behaart, die Schenkelhaut bognig ausgerandet, der Sporn kurz, der weiche Pelz braungrau, auf dem Rücken mit röthlichem Anflug, jederseits der Nase bis zum Ohr hin ein weisser Streif. Der erste obere Schneidezahn kurz und breit, der zweite obere Backzahn sehr gross. Körperlänge 3°/,", Flugweite 18". In waldigen Gegenden Brasiliens und Paraguays. Ph. perspicillatum Geoffr.*2) Das Nasenblatt wie bei voriger Art, die grossen Ohren scharf ausgeschnitten, am Vorderrande lang behaart, der schwarze Tragus zugespitzt, am Grunde mit einem grossen Zacken und darüber feinere, neben der Hufeisenwulst eine dreiwarzige Erhöhung und dahinter eine rundliche Warze, die Flughaut am Grunde behaart, an der Spitze weiss, fast bis zur Zehenwurzel reichend, die Schenkelhaut winklig aus- geschnitten mit kurzem Sporn, der Pelz schwarzgrau. Oben fehlt der letzte Backzahn, unten istersehr klein, der zweite Lückzahn dagegen sehr gross. Körperlänge 3°, Flugweite 16. In Brasilien und auf den Antillen. y) Mit kurzem, die grosse Schenkelhaut nicht überragendem Schwanze, Ph. brevicaudum Wied.) Das ovale, oben lang zugespitzte Nasen- blatt hat keine abgesetzte Mittelschwiele, aber einen scharf gekielten schmalen Stiel, und neben demselben ein ovales Grübchen; der freie Nasen- rand ist in der Mitte unterbrochen, warzig zackig, die Unterlippe mit grosser ovaler Endwarze, die mit kleineren dicht umsetzt ist, die Ohren. mässig gross, unten breit, oben stark ausgeschweift, stumpf zugespitzt, der Tragus klein, ohne Zacken, Schenkelhaut in der Mitte bognig ausgerandet, mit kurzem Sporn, der weiche dichte Pelz hellbraun, am Bauche lichter. Der zweite obere Schneidezahn sehr klein, 5 Backzähne in jeder Reihe. Körperlänge fast 2‘, Schwanz 4, Flugweite 11“. In Brasilien uud Surinam. Ph. hastatum Geoffr. 6) Von kräftigem Körperbau, der Kopf hinten sehr 4) Geoffroy, Ann. du Mus. XVII. 176. tb. 11;. Gervais, Hist. nat. Cuba 32; Bur- meister, Säugelh. Brasil. 45; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 242. tb. 74; Ph. planirostre Spix, Vespert. brasil. 66. tb. 36. fig. 1; Ph. obscurum Prinz z. Wied, Beitr. II. 203. Abbildgn.; Madataeus Lewisi Leach, Transact. Linn. soc. XIII. 82; Stenoderma per- spieillata d’Orbigny, Voy. Ameriqg. merid. Il. tb. 9. fig. 7”—9; Blainville, Osteogr. Chiropt. 103. tb. 13; Vespertilio perspicillatus Linne, syst. nat. XII. 47. — Arctibeus jamaicensis Leach, 1. c. 75 (= Phyllostoma jamaicense Horsfield, zool. journ. III. 238. tb. 21) auf Jamaica und Cuba ist oben grau ins Braune ziehend, unten mausfarben. sonst nicht unterschieden; Arctibeus falcatus Gray, Ann. magaz. nat. hist. 1838. III. 1 von Cuba von jener nur durch den sichelförmig gekrümmten Zeigefinger unter- schieden. 5) Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 192. Abbildg.; Burmeister, Säugeth. Brasil. 41; Ph. Grayi Waterhouse, Voy. Beagle 3. tb. 2. 35. fig.2; Ph. Childrens Gray, Magaz. zool. bot. 12. 6) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 177. tb. 11; Prinz zu Wied. Beitr. II. 179. Abbildg.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 397; Vespertilio hastatus Pallas, Spicil. zool. II. 7; Schreber, Säugeth. I. 161. Tf. 46.b; V. perspicillatus Schreber, a. a. 0. 160. Tf. 46.a; Buffon, Hist. nat. Xlll. 229. tb. 33. | Istiophora. Phyllostoma. 975 breit, die Schnauze kurz und stumpf, die Lippen dick, das Nasenblatt sehr kurz und breit, scharf zugespitzt, nicht abgesetzt gesäumt, der kurze dünne Stiel gekielt, daneben ein Grübchen, der Nasensaum sehr breit, scharf- kantig, ungezackt, die Oberlippe neben dem Saume schwach höckerig, am Rande nicht gekerbt, die Unterlippe vorn mit grosser, dreieckiger Warzen- fläche, die Warzen in doppelter Reihe gestellt, die Ohren oval, maässig, stumpf, leicht gebuchtet, der Tragus ziemlich lang, schlank zugespitzt, am Aussenrande unten gezackt, am Halse eine Grube, die Schenkelhaut den sehr kurzen Schwanz weit überragend, doch die Schwanzspitze frei her- vortretend, die Sporen ziemlich lang, der Pelz dunkel braungrau oder kastanienbraun, unten blasser, am Afler bisweilen weisslich. 5 Backzähne in jeder Reihe. Körperlange 44,5‘, Schwanz 7'', Flugweite 23°. In Brasilien weit verbreitet, \ Ph. elongatum Geoffr.”) Von voriger Art unterschieden durch das viel längere, schlank zugespitzte, an der Wurzel buchtig gerandete Nasenblatt, die längeren Ohren, den schmäleren Tragus, den einfachen Warzenbesatz an der Unterlippe; im Uebrigen nicht eigenthümlich. Körperlänge 3°, Schwanz 7. Im nördlichen Brasilien. Ph. crenulatum Geoffr. ®$) Ausgezeichnet durch die Zähnelung des Nasenblattes und des Tragus, durch die geradlinigen Ränder des ersteren, welches sich nicht vom Hufeisen ablöst.. Die Flughaut reicht bis zum Tarsus. Körperlänge 24/,“. Färbung, Gebiss, Vaterland unbekannt. Ph. eirrhosum Spix. ®) Die Ohren ungeheuer gross, sehr breit, oval, quer gefurcht, nicht gebuchtet, der schmal zungenförmig auslaufende Tragus nicht von halber Ohrlänge, am convexen Aussenrande quer gezackt und gekerbt, das Nasenblatt wie bei Ph. hastatum, aber mit fein gekerbten Rändern, das Hufeisen am äusseren Rande stark gekerbt, die Ränder beider Lippen mit einzelnen Wärzchen besetzt, das Kinn mit zahlreicheren und grösseren Warzen, am Vorderhalse eine Grube, der Pelz hell kastanien- braun, unten lichter, auf den Flügeln ‘dunkelbraun. Körperlänge AYs;". Von Para. Ph. bidens Wagn.!) Das Nasenblatt kurz, oval, ganzrandig, das Huf- 7) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 182. 185. tb. 9; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 396. — Ob Gray’s Ph. elongatum Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 mit dieser Art identisch ist, lässt sich aus der kurzen Diagnose nicht ermitteln. 8) Geofiroy, Ann. du Museum XV. 183. tb, 10. 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 394. Vampirus eirrhosus Spix, Vespert. brasil. 64. tb. 36. fie. 3. — Als dieser Art sehr nah verwandt bezeichnet Gray Ann. mag. nat. hist. 1847. XIX. 406 seinen Trachops fuliginosus von Pernambuco, russschwarz, übrigens nach der Diagnose ohne specifische und generische Eigenthümlichkeiten. 1) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 399; Vampirus bidens Spix, Vespert. brasil. 65. tb. 36. fig. 5. — Es bedarf diese Art wie die vorigen noch sehr der sorgfältigen Untersuchung. Ich wage es nicht den Vampirus soricinus Spix, l. c. fig. 2. 6. oder Ph. bicolor A. Wagner, a. a. 0. 400 nach der Beschreibung davon zu trennen. Bei dieser Art sind die Rückenhaare an der Wurzel und Spitze dunkel rothbraun, in der Mitte weiss, die Haare der Unterseite an der Wurzel rostbraun, an der Spitze gelblichweiss. Auch Ph. amblyotis A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 164 ist noch frag- lich, durch grössere Ohren, kürzeren Daumen, tiefer angesetzter Flügel, kürzere Sporen, unten ganz nackte Flughäute unterschieden, die Haare der Unterseite ein- förmig lichtbräunlich, am Grunde schmutzigweisslich, der Oberseite am Grunde weisslich, dann kastanienbraun mit heller Spitze. 976 Unguiculata. Chiroptera. eisen ganzrandig, die Ohren gross, breit, aussen etwas ausgeschnitten, innen quergefaltet, der Tragus sehr kurz, die Sporen der Schenkelhaut sehr lang, die Flughaut bis zur Fusswurzel reichend, unten am Grunde flaumig, oben. spärlicher behaart, der Pelz lang und weich, oben dunkel rostbraun mit lichteren Spitzen, unten grauweisslich mit dunkelbraunem Grunde, die Häute schwärzlichbraun, im Unterkiefer jederseits nur 1 Schneidezahn. Körperlänge 3". In Brasilien. Ph. discolor Wagn.?) Körperbau robust, Kopf lang und dick, Ohren viel kürzer als der Kopf, zugespitzt, aussen über der Mitte stark ausge- schnitten, am Innenrande mit einer Längsfalte, der Tragus kurz, gespitzt, aussen in der unteren Hälfte gezackt, das Nasenblatt kurz, breit, ganzrandig, die Schenkelhaut schwach concav ausgeschnitten, die Sporen sehr kurz, die Häute nackt, bis zum Tarsus reichend, der Pelz oben dunkel kastanien- braun, am Grunde gelblichweiss, an der Unterseite schmutzig gelblich- weiss mit bräunlichem Anfluge. Körperlänge 24/,‘, Schwanz ,', Flug- weite 12. In Brasilien. Ph. longifolium Wagn. ?) Das Nasenblatt sehr lang und schmal, mit starker Mittelrippe, an den Rändern fein behaart, die Ohren gross, abge- rundet, nicht ausgerandet, am Innenrande unterhalb der Mitte bognig er- weitert, fein behaart, der Tragus bis zur Ohrmitte reichend, aussen mit drei Zähnchen versehen, der Schwanz lang, die Schenkelhaut sehr gross, am Ende gerade abgeschnitten, die Sporen sehr lang, die Flughaut nackt, bis zum Mittelfuss reichend, der Pelz oben dunkelbraun mit weisslichem Grunde, längs des Rückens ein schmutzig grünlichgrauer Streif, die Unter- seite trübgelb mit braunem Grunde. Körperlänge 2, Schwanz 2/,“, Flug- weite 114," In Brasilien. Ph. sylvicolum. *) Das Nasenblalt oval lanzettlich, dieOhren sehr gross mit umgeschlagenem Innenrande, stumpf, nicht gebuchtet, der Tragus sehr kurz, breit, zugespitzt, ganzrandig, die Flughaut bis zum Tarsus reichend, die Schenkelhant sehr gross, zwischen den langen Sporen schwach concav gerandet, der weiche lange Pelz oben braungrau, unten aschgrau, oben 5, unten 6 Backzähne. Körperlänge 3"/,“, Schwanz Y,“, Flugweite 13. “In den Wäldern der bolivischen Cordillera. ö) Der Schwanz von der Länge der Schenkelhaut. Ph. macrophyllum Wied.°) Die Ohren. gross und sehr breit, unter der Spitze ausgeschnitten, am Innenrande stark abgerundet, der Tragus 2) A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 167. 3) A. Wagner, a. a. O0. 169. 4) Lophostoma sylvicolum d’Orbigny voy. Amerig. merid. IL. tb. 6. 5) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 188. Abbildgn. Gray diagonisirt Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 eine brasilianische Ph. mega- lotis: die Grube der Unterlippe nicht gefranzt, Pelz schwärzlich, unten blasser, Nasenblatt gross, oval lanzettlich, länger als breit, Ohren von Kopfeslänge, ge- rundet, Körperlänge 2“. Später l. c. 1847. XIX. 406 erhebt er diese völlig undeut- bare Art zum Typus der Gatlung Mimon, aus deren Diagnose wir weiter erfahren, dass unten nur 1 Schneidezahn vorhanden, die Schenkelhaut gross und stumpf, die Füsse schlank, die Beine nackt, der mässige Schwanz eingehüllt, die Ohren Istiophora. Nycteris. 977 schmal, lanzettlich, zugespitzt, das Nasenblatt länglich speerförmig, unter der Spitze jederseits mit einem Ausschnitt, mit mittlerem Kiel, die Flug- haut reicht nur bis zur Mitte des Schienbeines, die Schenkelhaut schmal und lang mit Drüsenreihen besetzt, der lange Schwanz bis an ihren Rand reichend, die Sporen lang, der dichte zarte Pelz überall russbraun. Körperlänge fast 2", Schwanz 14,“, Flugweite 10. In Brasilien. Nycteris Geoffr. Die Hohlnasen zeichnen sich merkwürdig aus durch eine lange breite ' Vertiefung von der Schnauze bis zwischen die Ohren, die vorn Nlacher, hin- ‚ten tiefer ist. Ganz vorn öffnen sich in ihr die Nasenlöcher, übrigens ist sie von Hautfalten ausgekleidet, an jeder Seite lassen sich vier häutige Auf- ‚sätze unterscheiden: der erste kleinste ist halbhufeisenförmig, der zweite schmale bildet eine senkrechte um jenen sich herumziehende Falte, der dritte ebenfalls schmal mit bognigem Fortsatz, der vierte lappenartig. Die Unter- lippe ist vorn angewachsen, übrigens frei, an der Innenseite glatt; Die Ohren sehr gross, einander genähert, auf der Stirn durch ein schmales Band ver- bunden, der Tragus kurz und breit, die Schenkelhaut sehr gross, den lan- gen Schwanz ganz einhüllend. Die von Geoffroy zuerst beobachtete Eigen- ‚thümlichkeit, dass diese Thiere durch eine Art Backentaschen Luft zwischen Körper und Haut pumpen und sich ballonartig aufblasen können, ist nach Peters’ Untersuchungen durchaus unbegründet. Das Gebiss besteht in der untern Reihe aus 3+ 1 +5, in der obern ‚aus 2+1-+4 Zähnen. Die obern Schneidezähne sind meist zwei-, seltener ‚dreispitzig, die untern zwei- und dreilappig; die obern Eckzähne grösser und ‚stärker als die untern, mit vordern und hintern Absatz, die untern Backzähne ‚schmäler als die obern. Der Schädel durch breite Stirnbeinkämme ausge- zeichnet. Die Fibula fehlt völlig, das Brustbein ist dreiwirblig, mit sehr hohem langen Kiel, 5 bis 6 Paare wahrer, 5 Paare falscher Rippen. Die Arten bewohnen Afrika und Indien, halten sich an dunkeln Orten in Gebäuden und Felsklüften auf und scheinen sich ausschliesslich von In- secten zu ernähren. N. fuliginosa Pet.) Die Ohren viel länger als der Kopf und sehr ‚breit, elliptisch, spärlich behaart, der Tragus zweilappig, die Augen klein, ‚die Schnauze stumpf und abgerundet, der weiche Gaumen mit 6 Quer- ‚falten, die Flughaut am Grunde behaart, der dichte Pelz oben russbraun, unten grau mit braunem Schimmer, am Grunde grau, in der Jugend heller, ‚10 rippentragende, 6 rippenlose, 5 Kreuz- und 7 Schwanzwirbel, die Zunge mit kleinen platten Schüppchen gleichmässig bekleidet, der Magen ‚breit und gross, das Kinn warzig, der Daumen lang und gleichgliederig. Dieser Gallung wird auch die nicht besser diagnosirte Art Ph. Bennetti mag. Zool. boot. 1.6 hinzugefügt. Ebenso verhält es sich mit der brasilianischen Ametridä centurio ı c. 407 mit kurzer, deprimirter, breiter Schnauze, langem Daumen, russbraun, Gesicht, Kinn und ein Schulterfleck weiss, Tragus gezackt, Nasenblatt oval, lan- ‚zettlich. — Lund führt in den dänischen Abhdl. 1842. IX. 4 unbeschriebene Arten ‚Ph. plecotus, Ph. humerale, Ph. dorsale, Ph. leucostigma aus dem Flussthale des Rio ‚das Velhas auf und die Reste von 5 fossilen Arten aus den Höhlen, von denen ‚eine Ph. spectrum sehr ähnlich, zwei aber von allen lebenden auffallend verschie- ‚den sind. 6) Peters, Säugeth. Mossamb. 46. Tf. 10. Säugethiere. 62 978 Unguiculata. Chiroptera. sackförmig rundlich, der Darm von etwas mehr als zweifacher Körperlänge, einfach, die Luftröhre unter dem Kehlkopf mit seitlichen Anschwellungen, aus 23 Halbringen gebildet, die Lungen ungelappt, die Nieren bohnenför- | mig, die Ruthe mit einem Knochen, die Hörner des Uterus sehr lang. | Körperlänge 2'/,“, Schwanz 2, Mlogweik 441", In Mossambique in Gebäuden. N. villosa Pet. 7) Die Ohren sehr kaum von Kopfeslänge, aussen ' schwach gebuchtet, auf der Stirn nicht durch eine Hautfalte verbunden, der Tragus tief sitzend, doppelt solang wie breit, behaart, der Gaumen mit 6 Querfalten, die Häute weithin wollig behaart, der lange Pelz oben russig nelkenbraun, die Haare in der Mitte weisslich, an der Wurzel schwarz- braun, die Unterseite bräunlich weissgrau, die Endgabelung des Schwanzes sehr kurz, die oberen Schneidezähne dreilappig, der zweite untere Lück- | zahn grösser als bei anderen Arten, Wirbelzahl wie bei voriger Art, die ) Leber dreilappig mit birnförmiger Gallenblase, die Luftröhre mit ringför- ' miger Auftreibung und 24 Halbringen. Körperlänge 2“, Schwanz 1%“, Flugweite fast 9". In Mossambique. N. thebaica Geoffr.®?) Die Ohren grösser als bei voriger Art, sehr breit, der Tragus breit und abgerundet, das Blatt an den Nasenlöchern spiral, die Unterlippe mit einer grossen Warze an der Spitze, der Pelz | oben graubraun, am Grunde schmutzigweiss, unten heller, der zweite untere Lückzahn hinfällig. Körperlänge fast 2‘, Schwanz ebensolang, Flugweite 9, Am Senegal, in Aegypten und Nubien. N. javanica Geoffr.®) Oben lebhaft roth, unten röthlichgrau, Körper- länge 2!/g". “ Auf Java. Nyctophilus Leach. Diese Gattung hat die sehr grossen, auf der Stirn vereinigten Ohren der ° vorigen, dieselben Nasenbläter und den lanzettlichen Tragus, aber ihr Schwanz endet spitz in dem Rande der grossen Schenkelhaut, ohne Gabel- ' knorpel. Ihr einziger oberer Schneidezahn ist lang und eckzahnarlig, die ' beiden untern stark, breit, dreilappig, die unteren Eckzähne mit spitzen Neben- zacken, 4 scharfzackige Backzähne in jedem Kiefer. Der innere Bau unbekannt. ' 7) Peters, Säugelh. Mossamb. 48. Tf. 11. 8) Geffroy, Descr. Egypte Il. 119, tb. 1. fig.2; N. Geoffroyi Desmarest, Mammal. 127. — A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 439 unterscheidet blos durch die reinweisse Unterseite eine N. albiventris, also völlig ungerechtfertigt. Die andern afrikanischen Arten sind so ungenügend characterisirt, dass sie kaum weitere Beachtung verdienen. N. capensis Smith, zool. journ. IV. 434 ist oben schwarzbraun, an den Seiten des Halses schmutzig weiss, unten graulich, an den Gliedmassen rothbraun; davon unterscheidet A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 440, zwar fraglich, aber doch mit neuem Namen N. discolor von den Formverhältnissen der N. thebaica, oben russig nelkenbraun, unten schmutzig weiss, am Grunde schieferschwarz, Ohrwurzel hinten ' weiss behaart, die Wangen bräunlich, am Arm ein grosser brauner Fleck. N. affinis Smith 1. c. mit stark gabligem Schwanze, längeren und breiteren Ohren, oben roth- gelb, unten ea wi ist ebenso wenig zu deuten wie N. Were Geoffroy, Ann. du Museum XX. 19 = Vespertilio hispidus Schreber, Säugeth. I. 169. Tf. 46; Buffon, Hist. nat. X. 88. tb. 20. fig. 1.2) vom Senegal, oben rip übrigens | weisslich mit schwach fahlem Anfluge. 9) Geoffroy, Ann. du Museum XX. 20. th. 1. Istiophora. Megaderma. 979 N. Geoffroyi Leach. !) Die Ohren abgerundet, der Tragus von halber Öhrlänge in ein rundliches Blatt endend, die Schnauze zugespitzt, auf der Nase zwei kleine Querblätter, das hintere in der Mitte eingeschnürt, das andere klein, der Pelz oben dunkelbraun mit schwarzem Grunde, unten weisslichgrau mit schwärzlicher Wurzel, die Häute am Grunde behaart. Körperlänge 1%,“, Schwanz über 1, Flugweite 7?/;". Indischer Ocean. d) Mit 3 Nasenblättern. a@. Ohne Schwanz. Meguderma Geoffr. Die Ziernasen characterisirt die auffallende Entwickelung ihrer Häute. Die Ohren sind von enormer Grösse, auf der Stirn verwachsen, der Tragus sehr gross, die Nase mit hufeisenförmigem, wagrechten und grossen senk- rechten Blatte, die Schenkelhaut sehr gross, der Schwanz fehlt. Zwischen- kiefer und obere Schneidezähne fehlen, die beiden unteren Schneidezähne ge- kerbt, die starken oberen Eckzähne innen mit 2 Nebenzacken versehen, 4 obere, 5 untere Backzähne. der obere Lückzahn mit innerem Ansatz, der letzte Backzalın wie bei Phyllostoma, der erste untere Lückzahn kleiner als der zweite, der erste ächte Backzahn nur aus einem dreiseitigen Prisma mit vorderem Ansatz bestehend, ähnlich der dritte. Der Schädel durch Kürze und Breite des Schnauzentheiles ausgezeichnet. Die Zunge glatt, ohne Warzen, die Lippen behaart, ohne Höcker. Die Arten bewohnen das warme Asien und Afrika. M. lyra Geoflr.?) Das senkrechte Nasenblatt ist leierförmig, mit starker mittler Längswulst und nach vorn geschlagenen Seitenlappen, am freien Ende viereckig abgeschnitten, durch die Seitenlappen unmittelbar mit dem Hufeisen verbunden. Das zweite mit dem Hufeisen parallele Blatt entspringt von dem Längswulste und hängt in seiner Mitte mit dem Nasenscheide- wandknorpel zusammen. Die Ohren hoch hinauf verwachsen, der Tragus zweilappig, der innere Lappen abgerundet, der äussere lang zugespitzt, die Sporen sehr kurz, die Schenkelhaut mit drei Falten jederseits, der Pelz oben rotlh, unten fahlgelb, die oberen Haare dunkelgrau mit rothen Spitzen, die unteren eigentlich schwarz mit weisser Spitze. Körperlänge 3“. In Indien. Nährt sich ven kleinen Fledermäusen und Fröschen. M. frons Geoffr. 3) Die Ohren lang und breit, oval, abgerundet, mit einigen Längsfallen und auf der äusseren Hälfte mit mehreren Querfalten, der Tragus von *%/, Ohrlänge, sehr schmal lang, zugespitzt, innen an der Basis mit einem Anhängsel, das aufrechte Nasenblatt breit oval, gekielt und behaart, das zweite Blatt breit oval, das hufeisenförmige vorn über die Lippe zungenartig vorspringend, der Daumen an der Basis eingehüllt, die Flughaut bis zum Mittelfuss reichend, die Sporen kurz und schwach, zwei divergirende Sehnenstreifen in der Schenkelhaut, der lange dichte und weiche Pelz oben licht schiefergrau, unten gelblich mit dunkel schiefer- 1) Leach, Transact. Linn. soc. XII. 78; Temminck, Monogr. Mammal. II. 47. tb. 34. 2) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 190. tb. 12; Giebel, Odontogr. 11. T£.4. fig. 11; M. carnatica Elliot. 9 Geoffroy, Ann. du Museum XV. 192. XX. tb. 1; A. Wagner, Schreb. Söupeth, I. 414 62* 980 Unguiculata. Chiroptera. farbenem Grunde, die Häute röthlichbraun. Körperlänge 21/,‘', Flugweite 15“. Am Senegal und in den oberen Nilgegenden. M. trifolium Geoffr.*) Das aufrechte Nasenblatt oval und zugespitzt, längsgefaltet, an der Wurzel mit einem zweiten Blatte, welches die Nasen- löcher deckt, das Hufeisen breit, die Ohren nur zu Y, ihrer Länge verei- nigt, der Tragus oben dreizackig, die Sporen lang, der lange weiche Pelz mausgrau. Auf Java. M. philippinensis Wath.) Von voriger Art unterschieden durch grössere Ohren und durch den verlängerten, schmal zugespitzten, nicht gezackten, an der Basis mit einem spitzigen Lappen versehenen Tragus, der Pelz oben graubraun, unten grau. Körperlänge 22/,‘, Flugweite fast 13. Auf den Philippinen. ß) Mit langem von der Schenkelhaut eingeschlossenem Schwanze. Rhinolophus Geoffr. Die Kammnasen gleichen der vorigen Gattung in der auffallenden Ent- wickelung ihrer Häute und den dreifachen Nasenbesatz, unterscheiden sich aber sogleich schon durch den sehr langen, ganz von der grossen Schenkel- haut eingeschlossenen Schwanz und merklicher noch durch den Mangel eines klappenförmigen Tragus. Die sehr grossen Ohren sind niemals auf der Stirn mit einander verbunden, sondern weit getrennt, am Aussenrande mehr weniger gebuchtet und hier mit einem bald grösseren bald kleineren Lappen versehen, der nach innen einrollbar die Ohröfinung verschliessen kann. Um die trichterförmige Vertiefung, in welcher die Nasenlöcher sich öffnen, zieht sich wiederum ein häutiger, hufeisenförmiger Aufsatz, hinter welchem über der Mitte des Nasenrückens ein dicker fleischiger Längskamm und dann an der Basis der Stirn ein aufrechtes queres lanzettliches Blatt liegt. Dem Zeige- finger fehlen die Phalangen, er besteht nur aus dem Metacarpus, die anderen Finger haben je 2 Phalaugen, von den Zehen ist die erste zwei-, die übrigen dreigliederig. Die Weibchen haben vor der Geschlechtsöffnung zwei kurze, platt cylindrische Anhängsel, die von Einigen für falsche Bauchspitzen, von Anderen für ein drüsiges Organ zur Absonderung einer fetligen stinkenden Feuchtigkeit gehalten werden. Ä Die Schneidezähne sind klein, der einzige obere nicht selten ganz fehlend, wenn vorhanden, mit dem kleinen schmalen Zwischenkiefer beweglich, die 4) Geofiroy, Ann. du Museum XV. 193. tb. 12. — Linne’s Vespertilio spasma Schreber, Söugeth. I. 158. Tf. 48 von der Insel Ternate hat einen zweizackigen Tragus, wenn die Zeichnung naturgetreu und findet sich auch auf Java und Malakka. 5) Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1844. XIII. 304. — A. Wagner’s M. spectrum Hügel’s Reise IV. 569 aus Kaschmir, mil welchem Hodgson’s M. schistaceum Journ. asiat. soc. Bengal. 1849. XVI. 889. tb. 39 aus Bengalen zusammenfällt, ist nach der Beschreibung nur durch die oben schiefergraue, unten weissliche oder gelbliche Färbung verschieden. An Megaderma sich anschliessend durch den völligen Mangel des Schwanzes und die grossen breiten gerundeten Ohren, unterschieden aber durch den Mangel der Sporen, die scharf ausgeschnittene Schenkelhaut und die im Uebrigen grosse Aehnlichkeit mit Rhinolophus bezeichnet Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1849. XVII. 251. die Gatlung Coelops mit C. Frithi in Niederbengalen, oben russig schwärzlich, unten weisslich aschgrau, fast 2° lang. Näheres ist darüber nicht bekannt. Istiophora. Rhinolophus. 981 beiden unteren zwei- bis dreizackig; die Eckzähne sind sehr lang und hinten gekantet; der erste Lückzahn ist ein sehr kleiner, oben bisweilen zweizackiger Stumpf, der letzte ächte Backzahn des Unterkiefers nicht verkleinert, der des Oberkiefers um das letzte Viertel der vorhergehenden verkümmert. Die Zahl der Lückzähne schwankt zwischen 1 bis 3, so dass die obere Backzahnreihe 4 bis 5, die untere 5 bis 6 Zähne zählt. Der Schädel zeichnet sich durch die auffallende Einschnürung in der Orbitalgegend aus. Hinter derselben ist die Hirnkapsel hoch gewölbt und fällt steil zum Occiput ab. Die Frontal- leisten vereinigen sich stets schnell zu einem hohen starken Scheitelkamme; der Antlitztheil ist kurz und stumpf, meist ebenfalls vor der Einschnürung hoch gewölbt, der Jochbogen stark und weit abstehend, die Paukenknochen unvollständig. 11 rippentragende, 6 bis 7 rippenlose, 2 bis 3 Kreuz- und 10 bis 12 Schwanzwirbel. Keine Fibula. Das Brustbein mit sehr entwickelter Dornenleiste. Der Magen ist kuglig, der Darm anfangs erweitert, dann plötz- lich verengt, dıe Leber dreilappig, die Lungen ungetheilt, die männliche Ruthe mit einem Knochen. Die Arten früherer Schöpfungsepochen sind erst in sehr dürftigen Resten aus Knochenhöhlen bekannt. Gegenwärtig verbreiten sie sich zahlreich über die wärmeren Länder der Alten Welt und Neuholland. Sie halten sich in Höhlen, Gebäuden und hohlen Bäumen auf und zwar gesellig, doch nach der Begattung sondern sich die Männchen von den Weibchen. Ihre Nahrung be- steht in Insecten. a) Europäisch -afrikanische Arten. Rh. ferrum equinum Leach.°) Die grosse Hufeisennase hat einen flachwinkligen Einschnitt am Aussenrande des Ohres, so dass dessen unterer Theil wenig hervortritt; die nach der Mitte gekehrte Ecke des Wurzellappens ist weniger stumpf gerundet als die der Basis; die Hufeisenhaut aus drei deutlichen Falten gebildet; die vordere quergestellte Fläche des Längskammes hinter den Nasenlöchern in der Mitte am schmälsten, dessen Spitze kurz und abgerundet; das lanzettliche Blatt an der Basis beiderseits lappenförmig erweitert; die Schenkelhaut an der Schwanzspitze fast rechtwinklig gerandet, spärlich weichhaarig gewimpert, die Flughaut bis zum Tarsus reichend; das 1. Glied des 4. Fingers etwas kleiner als das 1. des 6. Fingers, das 3. dieses solang wie das 2. Der dichte und lange Pelz des Männchens ist oben aschgrau mit weisslichem Grunde, unten hellgrau, an den Seiten und dem Oberarme etwas dunkler, das Weibchen oben licht röthlichbraun, unten röthlichgrau; die Häute stets schwärzlich. 7 getheilte Gaumenfalten; 5 Backzähne, der Lückzahn sehr klein und stumpf, hinfällig, Körperlänge etwas über 2‘, Schwanz 1!/,', Flugweite 12“. Die Heimat erstreckt sich vom südlichen England und Deutschland bis zum Mittelmeere hinab und über ganz Afrika. Auch am Libanon und bis Japan wurden Exemplare beobachtet. 6) Leach, Zool. miscell. III. 2; Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 56; Bonaparte, Fauna ital. 21; Vespertilio ferrum equinum Daubenton, M&m. acad. 1759. 382. tb. 2. fig. 4; Buffon, Hist. nat. VIll,. 131. tb. 17. fig. 2; Schreber, Säugeth. I. 174. Tf. 62; Rh. unihastatus Geoflroy, Ann. du Museum XX. 261. tb. 5; Temminck, Monogr. Mammif. II. 28. tb. 27. — Temminck unterscheidet 1. c. 30.a Rk. nippon aus Japan durch etwas kürzern Schwanz, schmälere kürzere Flügel, grösseren Nasenbesatz, grössere, weniger behaarte Ohren, längern und minder glänzenden Pelz, von graubrauner und‘ röthlicher Färbung. . 982 | Unguiculata. Chiroptera. Rh. celivosus Rüpp. ?) Hat einen flach stumpfwinkligen Einschnitt am äusseren Ohrrande, so dass der Lappen wenig gesondert vortritt; die beiden Ecken des Wurzellappens sind gleichmässig abgerundet; das Hufeisen aus 3 Falten gebildet, deren mittle flach und undeutlich; die vordere Quer- fläche des Längskammes nach der Spitze allmählig und gleichmässig ver- schmälert, dessen Spitze sehr lang ausgezogen; das lanzettliche Blatt ohne vorspringende Lappen an der Basis; die Schenkelhaut hinten fast gerad- linig abgeschnitten, dicht und weich behaart; die Flughaut nicht bis zum Tarsus hinabreichend; das 1. Glied des 4. Fingers nicht so gross wie das- selbe des 5. und des 3. dieses solang wie das 2; 6 getheilte Gaumenfalten; oben ein sehr kleiner Lückzahn. Der Pelz ist oben bräunlichgrau mit weisslichem Grunde, unten weisslich mit leicht röthlichem Anfluge, die Häute braun. Körperlänge 2, Schwanz kaum 1‘, Flugweite 105". In Dalmatien, der Levante, Aegypten und Nubien. Rh. hippocrepis Bp.8) Der Einschnitt am äusseren Ohrrande ist spitz- winklig und tief, daher der Lappen deutlich gesondert; die nach der Mitte gerichtete Ecke des Wurzellappens spitzwinklig abgerundet, die nach der Basis gekehrte stumpfwinklig; das Hufeisen von drei parallelen deutlichen Falten gebildet; die vordere quer gestellte Fläche des Längskammes nach der Spitze hin gleichmässig verschmälert, die nach hinten sich erhebende Spitze niedrig und abgerundet, das lanzettliche Blatt an der Basis erweitert; die Schenkelhaut hinten fast rechtwinklig gerandet, spärlich mit weichen Haaren gewimpert; Flughaut bis zum Tarsus reichend; das 1. Glied des 4. Fingers etwas grösser als dasselbe des 5. und des 3. dieses etwa 1Y, Mal so lang wie das 2.; 7 Gaumenfalten, im Oberkiefer ein grosser Lückzahn. Der lange glatte Pelz ist oben röthlichgrau mit weissem Grunde, unten weiss mit blassröthlichem Anfluge. Körperlänge 1!/,', Schwanz etwas über [“, Flugweite 81,". Im mittleren und südlichen Europa bis zum Kaukasus und Kleinasien. Rh. euryale Blas.?) Der Einschnitt am äusseren Ohrrande ist flach stumpfwinklig, der Wurzellappen oben und unten gleichmässig gerundet, die vordere (uerfläche des Längskammes gleich breit und oben breit abge- rundet, die hintere Spitze doppelt so hoch wie die vordere Fläche; das Hufeisen jederseits neben der Mitte mit einem kleinen Zacken; die Flughaut nicht bis zur Fusswurzel reichend; ein sehr kleiner oberer Lückzahn. Uebrigens dem Rh. clivosus gleich. Körperlänge 12/,“, Schwanz 1‘, Flug- weite 10“. Im nördlichen Italien. Rh. lobatus Pet. !) Die elliptischen zugespitzten Ohren sind etwas kürzer als der Kopf, ihr äusserer Einschnitt seicht, der Wurzellappen an beiden Ecken gleichmässig abgerundet; das Hufeisen aus 3 parallelen Falten gebildet: die vordere Fläche des Längskammes unter der Mitte verengt, die 7) Rüppell, Atlas 47. Tf. 18; Keyserling u. Blasius, Wirbelth. 57; Temminck, Monogr. Mammal. II. 32. tb. 29. fig. 7., tb. 32, fig. 18. 8) Bonaparte, Fauna ital. 21. c. fig.; Keyserling u, Blasius, Wirbelth. 57; Vesper- tilio hippoerepis Hermann, Observ. 19; Rh. hipposideros Leach, Zool. miscell. I. 2. tb. 121, Vespertilio minutus Montagu, Transact. Linn. soc. IX. 163. tb. 18. fig. 6; Rh. bihastatus Geoffroy, Ann. du Museum XX. 265. tb.5; Temminck, Monogr. Mammal. ll. 34. tb. 27; Blainville, Ost&ogr. Chiropt.; Giebel, Odontogr. 12. Tf. 4. fig. 14. 9) Blasius, Bullet. Münchn. Akad. 1853. 262. 1) Peters, Säugeth; Mossamb. 41. Tf. 9. 13. fie. 16. 17. Istiophora. Rhinolophus. 983 ‚ hintere Spitze dreieckig, kurz; das lanzettliche Blatt nach unten erweitert, ‘ohne Lappen; das Maul abgerundet; die Lippen in der Mitte nackt und wulstig gerandet; die innere Fläche der Oberlippe jederseits mit einem grossen warzigen Vorsprung; am Gaumen 7 Querfalten; das 1. Glied des 4. Fingers noch nicht halb so lang wie das 1. des 3. Fingers; die Flug- haut bis zur Fusswurzel reichend, oben nackt, unten am Grunde mit ein- zelnen langen Härchen; der Schwanz an seinem kurzen knorpligen End- ' gliede frei, die Schenkelhaut beiderseits schwach behaart, die Sporen sehr ' schwach; der lange Rückenpelz dunkelbraun; die Unterseite blasser; der ‚ erste obere Lückzahn sehr klein, stumpfspitzig, unten ein dritter über- ‚ zähliger Lückzahn; der Schädel ähnlich dem des Rh. hippocrepis, auch der ' Eckfortsatz des Unterkiefers horizontal und fast rechtwinklig abstehend. Körperlänge etwas über 2”, Schwanz 1", Flugweite 11“. In Mossambique in Gebäuden. | Rh. fumigatus Rüpp. ?) Steht der vorigen und dem Rh. clivosus auf- ' fallend nah, merklich nur durch den längeren Vorderarm und die grössere Flugweite unterschieden. Bei 24/,‘“ Körperlänge ist der Vorderarm ‚fast 2 ‚lang, bei jenen Arten nur 1?/,“, die Flugweite hier 11”, der Schwanz nicht ganz 1‘. Der dichte Pelz ist lang und dunkel rauchgrau, In Schoa südlich von Abyssinien. Rh. capensis Blas.?) Der Einschnitt am äusseren Ohrrande ist stumpf und niedrig, doch noch schärfer als bei Rh. chivosus, ebenso der Ohr- lappen an der Basis nach beiden Seiten abgerundet; die innere Falte des Hufeisens weniger markirt vortretend als die beiden randlichen; die vordere ‚ Querfläche des Längskammes in der Mitte verschmälert, die hintere Spitze ' nur wenig erhöht und abgerundet; das lanzettliche Blatt plötzlich ver- schmälert, daher die Basis jederseits lappig vorspringend; die Schenkelhaut ‚ hinten fast geradlinig gerandet und dicht mit kurzen weissen Härchen ge- ‚ wimpert wie bei Rh. clivosus, auch die Flughaut nicht bis zur Fusswurzel reichend; das 1. Glied des 4. Fingers nicht so weit vorragend wie das- selbe des 5. und des 3. dieses nur wenig länger als das 2. Im Oberkiefer ' nur 4 Backzähne; 7 Gaumenfalten. Der Schädel gestreckter als bei Rh. , ferrum equinum, in der Orbitalgegend mehr verengt. Die Färbung wie bei, Rh. clivosus. Körperlänge etwas über 2%, Schwanz 2‘, Vorderarm fast 2“, Flugweite 12“. Ä Am Cap und bei Cairo. Ih. Landeri Mart.*) Das breite Hufeisen ist schwach dreifaltig, aussen ' frei und vorn zweispaltig, in der Mitte grubig vertieft; der Längskamm mit höherer hinterer Spitze; das lanzettliche Blatt hinten kurz behaart, das grosse Ohr mit breitem abgerundeten Lappen; der weiche zarte Pelz schön ' hell oder roth kastanienfarben. Körperlänge 1!/;“, Schwanz 2/5“, Flug- ‚weite 9, Auf Fernando Po. b) Asiatische Arten. Rh. luctus Tem. °) Die sehr grossen zugespitzten Ohren berühren sich 2) Rüppell, Museum Senkenbg. III. 132. Bedarf noch der weitern Untersuchung. 3) Blasius, Wiegm. Archiv 1839. V. 328; Rh. Geoffroyi Smith, Zool. journ. IV, en 4) Martin, Proceed. zool. soc. 1837. V. 101. d) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 24. 30.c tb. 30; Rh. morio Gray, Ann, mag. 984 Unguiculata. Chiroptera. fast mit den Innenrändern, sehr tief ausgeschnitten, daher der Wurzel- lappen scharf abgesetzt, gerundet. Das Hufeisen wird durch eine breite, die ganze Oberlippe überdeckende Haut gebildet, von der Mitte desselben entspringt der grosse Sattel, der 4 Blätter in der Form eines Maltheser- kreuzes mit abgerundeten Enden trägt, das hintere lanzettliche Blatt ist dreifach, die beiden ersten abgerundet, das dritte mit langer stumpfer Spitze. Am Unterkiefer stehen 2 dreickige Warzen; die Flughaut bis zur Zehen- wurzel reichend, die Sporen lang und gerade. Im Unterkiefer ein über- zähliger Lückzahn. Der sehr lange weiche Pelz russigschwarz mit hell- grauen Spitzen, die Häute schwarz. Der Schädel in der Orbitalgegend auf- fallend stark verengt, oben grubig vertieft. Körperlänge 34,', Schwanz 12/,°, Flugweite über 14“. Auf Java, Malakka und am Himalaya. Rh. euryotis Tem.) Die Ohren ebenfalls sehr gross, mit nach aussen gewendeter Spitze und scharf abgesetzten rundlichen Lappen, aber weiter von einander stehend; das Hufeisen wie vorhin, das lanzettliche Blatt gross, der Längskamm mit länglichem geraden Blättchen; die Unterlippe mit 4 grossen Warzen besetzt; der Schwanz sehr kurz, mit freier Spitze; das lange weiche Rückenhaar mit weisser Wurzel, rothbrauner Mitte und hell- röthlicher Spitze, die Brust weisslich, der Bauch hellbraun, die Häute schwärzlichbraun, der obere Schneidezahn sehr klein, die beiden unteren dreilappig, im Oberkiefer ein stumpfer Lückzahn. Totallänge fast 3‘, Flug- weite 11'/,". Auf den Mollucken. Rh. trifoliatus Tem.?) Die sehr grossen Ohren stärker ausgerandet als vorhin, mit grösserem Lappen; das Hufeisen aus zwei Falten gebildet, aus seiner Mitte der Längskamm als dickes Blatt in drei spitze Lappen getheilt sich hoch erhebend; das quere Blatt doppelt, das vordere abgerundet, das hintere gross und lanzettlich; 2 grosse dreieckige Warzen am Oberkiefer, _ der obere Schneidezahn und der erste untere bei allen Exemplaren fehlend, oben kein kleiner Lückzahn; der sehr lange feine Pelz oben grauröthlich, an Kopf und Hals röthlichweiss, an Brust und Bauch graubraun, die Häute nackt, hellbraun. Totallänge 3”, Flugweite 12. Auf Java in Wäldern. Rh. affinis Horsf.®) Die Ohren weit getrennt, spitz, mässig gebuchtet, mit mässig grossem Lappen; das lanzettliche Blatt mit einem rundlichen verbunden, das Hufeisen zweifaltiig; an dem Unterkiefer 4 Warzen; der sehr kleine obere Schneidezahn hinfällig, die beiden unteren sehr klein, 5 nat. hist. 1842. X. 257. — Gray unterscheidet seine Art nur durch die röthlichbraune Farbe des Pelzes und räumt den Einfluss des Spiritus auf dieselbe ein. Rh. per- niger Hodgson, Journ. asiat. soc. Bengal. XII. 414 ist 5° lang. 6) Temminck, Monogr. Mammal. II. 26. tb. 29. fig. 5., tb. 32. fig. 13—15. — Waterhouse beschreibt Ann. mag. nat. hist. 1844. XIII. 304 Rh. philippinensis von den Philippinen als sehr ähnlich, unterschieden durch grösseren Ohrlappen und stumpfere Form des Längskammes, daher wohl nicht selbständig. 7) Temminck, Monogr. Mammal. II. 27. tb. 31. 8) Horsfield, Zool. research. Vl.; Temminck, Monogr. Mammal. II. 31. tb. 29. fie. 6; Ah. rubidus u. Rh. fulvidus Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1852. XX. 182; 1853. XXI. 346; Hipposideros galeritus Cantor, ibid. 1846. XV. 183. — Temminck unterscheidet 1. c, 306 einen Rh. Rouxi von Calcutta mit nur 5 untern Backzähnen und sehr kurzem krausen Pelz, der bei dem Männchen oben umberbraun, unten hellgrau, bei dem Weibchen oben brennend roth, unten schön goldroth. Istiophora. Phyllorrhina. 985 obere, 6 untere Backzähne; der lange etwas krause Pelz des Männchens oben russbraun, unten graubraun, das Weibchen oben röthlichbraun, unten hellröthlich, die Häute schwarzbraun. Die Körperlänge 2“, Schwanz 1“, Flugweite 12°. Auf Java, Sumatra und Ceylon gesellig in Felsenhöhlen, penetrant riechend. Rh. minor Horsf.?) Die Ohren wie bei dem europäischen Rh. hippo- crepis; das lanzettliche Blatt an der Spitze behaart, der Längskamm oben in einen nach vorn gerichteten und in einen geraden Zahn getheilt; das Hufeisen bildet eine sehr breite, festonnirte Haut; die Schneidezähne beider Kiefer dreilappig, der abnorme obere Backzahn spitz; der Pelz des Männ- ‚ chens oben schwärzlichbraun in grau ziehend, unten hell braungrau, das ' Weibchen oben dunkel, unten hellröthlich, in der Jugend nicht vom Männ- chen unterschieden. Körperlänge 1?/,‘, Schwanz 2/;*, Flugweite 9,“ Auf Java, Sumatra, Timor und bei Calcutta. Phyllorhina Bp. Die Phyllorhinen zeigen bei grosser Aehnlichkeit mit den Rhinolophen doch so erhebliche Differenzen, dass ihre generische Trennung nothwendig ist. Sie haben allein unter allen Chiropteren nur zweigliederige Zehen, von voriger Gattung unterscheiden sie sich besonders noch durch die sehr geringe Entwickelung der falschen Bauchspitzen und Ohrlappen, durch das auf ein "2 queres schmales Band reducirte hintere Nasenblatt, durch den um '/, ver- ‚ kleinerten letzten unteren Backzahn und um mehr als die Hälfte verkleinerten ‚ letzten Backzahn des Oberkiefers. Der Metacarpus des dritten Fingers ist ‚ länger als der des fünften, also das umgekehrte Verhältniss von Rlıinolophus. ' Der Schädel zeichnet sich durch die beträchtliche Höhe des Scheitelkammes, ' das grosse Unteraugenhöhlenloch, den starken Jochbogen und den ab- und _ auswärts gerichteten Eckfortsatz des Unterkiefers aus. 11 rippentragende, 7 } 9) Horsfield, Zool. research. VI.;, Temminck, Monogr. Mammal. II. 35. tb. 32. ‚ fig..20. 21; Rh. lepidus und Rh. subbadius Biyth, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 466; Journ. asiat. soc. Bengal. 1853. XXI. 347. — Sehr ähnlich ist Temmincks Rh. pusil- ‚dus 1. c. 36. tb. 29. fie. 8., tb. 32. fig. 22. 23 von Java, nur die Rückenhaare weiss ' mit graulichbraunen Spitzen, die Unterseite gelblich. Eher scheint Rh. cornutus 1. c. 37 von Japan eigenthümlich zu sein, dessen Längskamm sich hinten in ein ‚ stumpfes Horn erhebt, die weissen Rückenhaare mit röthlichbraunen Spitzen, die untern lichtgelblich mit röthlichen Spitzen, 11), lang, Schwanz 2/4, Flugweite 7". tray beschreibt in Proceed. zool. soc. 1834. Il. 52 einen neuholländischen Rh. meyaphyllus, den er als Hipposiderus generisch trennen will. Die später zu , dieser Gatlung gezogenen Arten gehören aber zum Typus Phyllorhina, deren Cha- ‚ ractere die Diagnose der neuholländischen Art nicht mit Bestimmtheit erkennen lässt. Ihr hinteres Nasenblatt ist oval lanzettlich, am Grunde sehr breit, mit schlan- ‚ker Spitze, das vordere Blatt ausgebreitet mit völlig freiem Rande, das Gesicht de- primirt, die Schnauze gerundet, der weiche Pelz blass mausefarben. Nicht minder zweifelhafter Stellung ist Rh. Martini Fraas, Ann. mag. nat. hist. 1844. XIII. 73 von ‚ Fernando Po, dessen grosse Ohren auf der Stirn einander sehr genähert, der Nasen- ‚ rücken concav, vorn jederseits mil 2 Blättern, das quere Blatt der Länge nach ‚ gelheilt, die Ohren gross, gerundet, der Tragus schmal, gerundet, die Flughaul bis ' zur Fusswurzel reichend, der Schwanz mit gabligem Knorpelende, der Pelz grau- ‚braun, unten aschgrau. Diese Art scheint vielmehr zu Nycteris als zu Rhinolophus ‚zu gehören, doch lässt sich die Verwandtschaft nicht mit Bestimmtheit aus der Beschreibung ermitteln. | Die von Schmerling aus den Lütticher Höhlen, von Owen aus den englischen ‚ Höhlen beschriebenen fossilen Ueberreste stimmen auffallend mit den lebenden , europäischen Rh. ferrum equinum überein. 986 | Unguiculata. Chiroptera. rippenlose, 3 bis 4 Kreuz- und 10 bis 13 Schwanzwirbel, die Handwurzel siebenknochig, die Fibula fein fadenförmig, der Tarsus siebenknochig; die Zunge mit platten, hornartigen, z. Th. zwei- und dreispitzigen Papillen be- deckt, der Magen bohnenförmig, die Leber dreilappig, die grosse Gallen- blase eiförmig, Pancreas viellappig, Milz sehr schmal, die Lungen ungetheilt, die Hoden in der Bauchhöhle gelegen, die Eichel der männlichen Ruthe mit einem breiten Knorpel, die Höhle vor der Stirn mit Drüsen erfüllt, die eine bräunliche Feuchtigkeit absondern. Die Arten gehören Afrika und dem südlichen Asien an und bedürfen z. Th. noch der sorgfältigeren Untersuchung. a) Afrikaner: Ph. vittata Pet.!) Der Kopf ist doppelt so lang wie breit und hoch, die Schnauze vorn stumpf und breit, die Ohren um %, kürzer als der Kopf, lang zugespitzt, bognig ausgeschnitten, mit 13 Querfalten, am vorderen rande, am Längskiel und aussen an der Wurzel behaart, die Öhrecke klein und undeutlich abgegrenzt; das Hufeisen einfach, viel breiter als lang, jederseits nach innen durch eine dreieckige Klappe von den Nasengruben getrennt, daneben 4 an Grösse abnehmende Hauffalten; der Längskamm sehr kurz; das hintere Blatt mit der Stirnhaut durch 2, vorn mit dem Kamme durch 5 Falten verbunden, hinter demselben ein langer wulstig- umrandeter Stirnspalt, der in eine behaarte Höhle führt und zu beiden Seiten derselben eine warzenförmige mit Borsten besetzte Hervorragung mit 2 sehr feinen Drüsenöffnungen; die Lippen breit, spärlich behaart, mit zahlreichen drüsigen Höckern besetzt; der weiche Gaumen mit 9 Querfalten; die Flughaut bis zum Tarsus reichend; die Schwanzspitze frei aus der spitzwinklig ausgeschnittenen Schenkelhaut vorragend. Die Farbe der oberen Seite ist rehbraun, mit 4 gelblichweissen Längsstreifen, Scheitel und Nacken weiss gesprenkelt, die Unterseite graulichweiss, seitlich mit gelblichweissen Saum. Der kleine obere Schneidezahn abgerundet, die beiden unteren drei- lappig, die oberen Eckzähne sehr gross, aussen doppelt gefurcht, vorn und hinten mit starkem Absatz, die unteren kleiner, ohne Furchen, der 1. obere Lückzahn sehr klein, rundlich, der 2. eckzahnartig, vorn, innen und hinten mit Nebenzacken, die 2 ersten Backzähne sechszackig, der letzte nur drei- höckerig, der erste untere Lückzahn breit lanzettlich, einwurzlig, der 2. zweiwurzlig, langspitzig, die 2 ersten Backzähne mit 3 inneren und 2 äusseren Zacken, der letzte vierzackig. 4 Kreuz- und 13 Schwanzwirbel. Körperlänge 4/,', Schwanz 1‘, Flugweite fast 2“. Auf der Insel Ibo bei Mossambique, von Insecten sich nährend, aber auch den Wein der Cocospalme liebend, Ph. gracilis Pet.?2) Von schlankem zarten Körperbau, mit Ohren von 1) Peters, Säugeth. Mossamb. 32. Tf. 6. 13. fig. ”—13. — A. Wagner, der grosse Feind flüchtiger Diagnosen, diagnosirt selbst einen Rhinolophus yigas Wiegm. Archiv 1845. 148 aus Benguela in Afrika als sehr gross, braun, am Kopf, den Rücken- und Bauchseiten weisslich, mit langen schmalen Ohren und kurzem Schwanze, 4“ 15° lang, Schwanz 1” 1. Es ist nicht möglich aus so oberfläch- lichen Angaben die Verwandschaft der Art zu erkennen, doch bezeichnet sie Peters als der seinigen Art nah verwandt, unterschieden durch nur 3 Falten jederseits des Hufeisens, durch den Mangel (?) der Stirnöffnung und durch die nicht bis zur Ferse hinabreichende Flughaut. 2) Peters, Säugelh. Mossamb. 36. Tf. 7. 13. fig. 14. 15. - gem . mn . au s €: - | — _ se ae "ur Tue = ee „ SE _ Zur —— Ver meer 2 ee nn u 77 er =77 e Istiophora. Phyllorhina. 987 '3/, Kopfeslänge, aussen grösstentheils behaart, schwach ausgerandet, mit 13 Querfalten und deutlich abgesetzten rundlichen Lappen; das Hufeisen schmal, seitlich wenig ausgeschnitten und von 2 feinen Nebenfalten um- ‚U geben, durch zweizipflige Läppchen von den Nasengruben getrennt; der Längskamm abgerundet dreieckig, am oberen Rande behaart; das hintere Blatt einfach, am Rande nackt, oben umgeschlagen, dahinter jederseits eine drüsige Hervorragung und in der Mitte ein Querspalt; der weiche Gaumen mit 10 Querfalten; die Flughaut nicht bis zur Fusswurzel reichend; der feine lange Pelz oben hell röthlich nelkenbraun, unten röthlichweiss, die ‚einzelnen Rückenhaare an der Wurzel und Spitze röthlichbraun, in der ‚Mitte weiss, die Bauchhaare an der Wurzel braun, an der Spitze weiss. ‚Der 7. Halswirbel und die 2 ersten Rückenwirbel mit den beiden ersten ‚Rippen zu einem Knochenstück verschmolzen, ausserdem noch 10 rippen- tragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und {0 Schwanzwirbel, die 6. bis 8. Rippe mit gemeinschaftlichem Sternalknorpel; der übrige Bau der vorigen ‚Art gleich. Körperlänge 2“, Schwanz 14,", Flugweite 10. ın Mossambique. Ph. caffra Pet.?) Die Ohren von *%/, Kopfeslänge, mit kleinem deut- lichen Lappen, der durch einen stumpfwinkligen Ausschnitt abgetrennt ist, ‚mit 12 Querfalten, grossentheils behaart, der Nasenbesatz mehr behaart als bei voriger Art und der schüsselförmig zurückgeschlagene Rand des hin- teren Blattes breiter; die Flughaut bis zur Fusswurzel reichend; der Pelz dicht, oben dunkel nelkenbraun, die Bauchhaare dunkelbraun mit grauer Spitze. Nur 11 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 11 Schwanz- wirbel, übrigens voriger Art gleich. Körperlänge 2“, Schwanz 1°, Flug- weite 9%, Von Port Natal und auf der Insel Ibo. b) Asiaten: ? Ph. tridens. *) Die Ohren von Kopfeslänge, rundlich zugespitzt; ohne deutlichen Lappen; das Hufeisen breit, die ganze Oberseite der Schnauze ‚bedeckend; das hintere Blatt ebenfalls breit, niedrig, oben in 3 Zacken ‚auslaufend; die Flughaut lässt das untere Drittel des Schienbeines frei; der ‚ Sehwanz im Enddrittel frei. _ Der spärliche kurze und glatte Pelz oben 'weisslichaschgrau mit weissem Grunde, unten weisslich, oder auch mit bräunlichem und gelblichen Anfluge. Oben 4, unten 5 Backzähne bei jung ‚und alt. Körperlänge 2, Schwanz ?/,‘, Flugweite 884g". | In Aegypten und Nubien, meist in Gemäuer. Ph. nobilis.?°) Ohren sehr gross und breit, zugespitzt, ohne deutlichen ‚Lappen, aussen zur Hälfte behaart, mit etwa 12 Querfalten; das Hufeisen ‚einfach und breit, jederseits mit 4 kleinen Blättchen eingefasst, über die ‚Nasenlöcher sich fortsetzend und auf diesem Fortsatze liegt eine dicke, quer | 3) Peters, Säugeth. Mossamb. 39. Tf. 8; Rhinolophus caffer Sundevall, öfv. kgl. ‚vetk. akad. forhdl. 1846. Il. 118. 4) Rhinolophus tridens Geoffroy, Descr. Egypte II. 130. tb. 2. fig. 1., tb. 4. fig. 2; ‚Ann. du Museum XX. 260. tb. 5; Temminck, Monogr. Mammal. Il. 19. tb. 27. 9) Rhinolophus nobilis Horsfield, zool. research. VI. VII. c. fig.; Temminck, Monogr. ‚Mammal. II. 10. tb. 28. 29. fig. 1., th. 32. fig. 1—3; Rh. armiger u. Rh. tragatus en Journ. asiat. soc. Bengal. 1835; Hipposideros lankadiva Blyth, ibid. 1852. 988 Unguiculata. Chiroptera. ovale Platte, hinter der eine schmale freie Binde folgt als umgeschlagener Rand des kurzen bauchigen Nasenblattes; dahinter 4 sehr feine Oeffnungen; die sehr feinen, weichen und langen Haare der Oberseite an der Wurzel rothbraun, dann weisslich und an der Spitze wieder rothbraun, die Seiten des Rückens und der Brust und die Schultergegend rein weiss, die Mitte der Brust und des Bauches graubraun; 5 Backzähne in jeder Reihe. Körper- länge 34,, Schwanz 1Y,", Flugweite 19". In Nepal, Geylon, auf Java und Timor in waldigen Gegenden. Ph. diadema. 6) Mit kleinem Kopfe und grossen, langen, nackten, an der Spitze rückwärts gekrümmten, mit starkem Lappen versehenen Ohren; das hintere Nasenblatt einfach, bognig eingerollt, davor ein zugespitztes Querblatt, dessen Seitenränder mit dem Hufeisen sich verbinden, die Seiten des Hufeisens gefaltet; der Schwanz nur an der Spitze frei; der lange weiche Pelz am Kopfe braungrau, auf dem Rücken goldig rothbraun, am Bauche graulichbraun, überall mit weisslichem Grunde. Der obere Schneide- zahn einfach, die unteren dreilappig, 5 Backzähne in jeder Reihe, der obere Lückzahn sehr klein; am Schädel der Schnauzentheil durch eine sehr tiefe Concavität vom Hirntheil getrennt, bei voriger Art durch eine flachere. Körperlänge 3“, Schwanz 2“, Flugweite 16. Auf Timor. Ph. insignis.?) Die breiten, schwach ausgeschnittenen Ohren haben keinen Lappen; das Nasenblatt ist abgerundet, vor ihm ein liegendes be- haartes Blatt, das Hufeisen jederseits mit drei Falten; das Männchen auf der Stirn mit grosser Grube und daneben mit kleinem Loch, jene und dieses mit Haarbüschel, das Weibchen nur mit 3 feinen Löchern. Der weiche glatte Pelz ist vom Kopf bis in die.Schultergegend weiss mit kurzen kastanienbraunen Spitzen, weiter am Rücken rein kastanienbraun, die Unterseite hell braungrau, das Weibchen mehr röthlich. Der obere Schneidezahn breit und zweilappig, der kleine dbere Lückzahn im Alter ! fehlend. ‘Körperlänge 3“, Schwanz 1‘, Flugweite 14". Auf Java und den benachbarten Inseln. Ph. speoris.®) Ist der vorigen Art auffallend ähnlich und vielleicht identisch, unterschieden durch den Mangel der seillichen Löcher neben der |!) Stirngrube bei dem Männchen und durch den kurzen Pelz, dessen Haare ') bei dem Männchen oben weiss und braun, bei dem Weibchen röthlichbraun, 6) Rhinolophus diadema Geoflroy, Ann. du Museum XX. 263. tb. 5.6; Temminck, ! Monogr. Mammal. 11. 12. tb 26. 27. 32. fig. 4—6. — Rh. Commersoni Geoffroy |]. c. von Madagaskar ist eine völlig undeutbare Art, die mit diadema verwandt sein soll. !}; 7) Rhinolophus insignis, Rh. vulgaris, Rh. deformis Horsfield, zool. research. VL; 7, Temminck, Monogr. Mammal. Il. 14. tb. 29. fig. 2., tb. 32. fie. 7. 8. 8) Rhinolophus speoris A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 420; Schreber, Säugeth. 'I. I. T£.59.b; Temminck, Monogr. Mammal. 11.17. tb. 27; Hipposideros Templetoni Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. 1852. XX. 183; H. voulha Templeton, ibid.; Rh. dukhunensis Sykes, Proceed. zool. soc. 1830. I. 99; Rh. crumeniferus Peron, voy. austral. tb. 35; Geoffroy, Ann. du Museum XX. 261. tb. 5; Rh. apiculatus (Männchen) und Ah. peni- cillatus (Weibchen) Gray, mag. zool. bot. nro. 12. — Horsfield I. c. unterscheidet | noch Rh. larvatus von Java, oben tiefbraun mit Goldschimmer, unten lichter mit grauen Haarspitzen, als blosse Farbenvarietät zu betrachten. — Zweifelhafter Ver- wandtschaft dagegen ist Rh. griseus Meyen, nov. act. Leopold. XVI.b 608. tb. 46. fig. 4 von der Insel Luconia, stark behaart, aschgrau, die grossen Ohren mit kleiner Hautfalte an der Basis, das niedrige Nasenblatt in der Mitte gekerbt, Totallänge 4%“, Flugweite 16”. —— — Istiophora. Phyllorhina. Desmodus. 989 tnten nur rein weiss sind. Formen, Gebiss und Schädel nicht eigen- / thümlich, doch der Unterarm kürzer. Körperlänge 345", Schwanz 1, | Flugweite 12”. In Indien, auf Timor und Amboina. | Ph. bicolor.”) Das Nasenblati klein und quer, zwischen ‘demselben und dem Hufeisen eine starke Vorragung, umgeben von einer an beiden Rändern ausgeschnittenen Falte; vorn an der Unterlippe eine starke Warze, ‚ an jeder Seite eine längliche; die Ohren breiter als hoch, abgerundet, nicht ) ausgerandet, der Lappen sehr klein mit innerer Falte; der sehr feine und ‚ lange Pelz oben weiss mit roth kastanienfarbenen Spitzen, unten weiss mit sehr kurzen braunen Spitzen. Der obere Schneidezahn breit, die unteren ' dreilappig, der erste obere Lückzahn sehr klein. Körperlänge noch nicht , 1Y,", Schwanz %,", Flugweite 94". | Auf Java, Amboina und Timor. | Ph. tricuspidata. !) Diese kleinste Art zeichnet sich durch ihr grosses, fast viereckiges, am oberen Rande in 3 Spitzen auslaufendes Nasenblatt aus, ' Das Hufeisen ist von einer schwachen Falte umgeben, die Ohren klein, | höher als breit, spitz, die Schenkelhaut geradrandig, der kurze feine Pelz ' oben hell röthlichbraun mit dunkleren Spitzen, unten rein braun; der obere ' Schneidezahn sehr fein, der erste Lückzahn zweizackig. Körperlänge 1“, ' Schwanz etwas kürzer, Flugweite 71/,. | Auf den Moluckischen Inseln. 2. Gebiss abnorm, 2 bis 3 Backzähne; Nasenblatt einfach; kein Schwanz. ‚Desmodus Wied. | Diese merkwürdige Gattung gleicht in ihrer äussern Erscheinung sehr den ächten Phyliostomen. Der um die Nasenlöcher erweiterte Rand verfliest ‘nach vorn mit der Lippe und das von der breiten Scheidewand ausgehende Blatt ist Vförmig ausgeschnitten und mit einer tiefen dem Nasenloch paral- I | 9) Rhinolophus bicolor Temminck, Monogr. Mammal. II. 18. tb. 29. fig. 3., tb. 32. fig. 9. 10. — Walerhouse beschreibt Ann. mag. nat. hist. 1844. Xıll. 303 Rh. pyg- maeus von den Philippinen als unterschieden durch kleinere, mehr ausgerandete ‚Ohren, grösseres .hinteres Nasenblatt, oben schwärzlich mit weissem Grunde, unten grau, 1'/,‘“ lang, Schwanz fast 1“, Flugweite 8'/,". = ı Ahinolopkus tricuspidatus Temminck, Monogr. Mammal. II. 20. tb. 29. fig. 4., ib. 32. fig. 12. Es: ist en oben erwähnt, dass Gray’s Gattung Hipposideros mit Phyllorrhina | identisch ist und mögen hier noch die von demselben im Magaz. zool. bot.nro. 12, ‚ von Elliot im Madras Journ. nro. 24. p. 99 und von Blylh in Ann. mag. nat. hist. \ 1845. XV. 466 als eigenthümlich beschriebene, aber noch der sorgfältigeren Unter- ‘suchung bedürftige Arten kurz angeführt werden. 1) H. fulvus Gr. (== H. fulgens Elliot) im südlichen Indien, glänzend rostbraun, oben dunkel schattirt, dıe Häute ‘schwarz, die nackten Körperstellen sehr lebhaft gefärbt, fast 2° lang, Schwanz ziemlich 1”, Flugweite 101%“. 2) H. murinus Gr. (== H. atratus Kelaart, H. ater | Templeton) ebenfalls im südlichen Indien, dunkelbraun, unten blasser, übrigens 'der vorigen sehr ähnlich und von Blyth auch mit derselben identificirt. 3) Rh. mitratus Bl. aus Mittelindien, mit grossen breiten Ohren, schwach abgesetzten ' Lappen, vorderem abgerundeten Nasenlappen, hintern zugespilzten, 24,‘ lang, ' Schwanz 1'/,”, Flugweite 12°. 4) Rh. macrotis Bl. in Nepal, in der Form des vor- "dern Nasenlappens dem Rh. tragatus ähnlich, doch ist derselbe grösser und breiter, ‚Ohne obere Erweiterung, das hintere Blatt stumpfspitzig, die Nasenlöcher nieren- ‚Törmig, Öhren langer als der Kopf mit grossem runden Lappen, 1°/“ lang, Schwanz °%“, 990 Unguiculata. Chiroptera. | 1 lelen Furche versehen. Hinter demselben folgt jederseits von der Öberlippe ausgehend eine behaarte, bogenförmig über der Nase sitzende Schwiele, die auf ihrem höchsten Punkte durch eine kleine Falle mit den Schenkeln des Vförmigen Blattes verbunden ist. Auf der Schwiele und an den Lippen stehen lange Schnurren. Die Lippen haben nur an der Spitze Warzen, 'auf der obern in senkrechter Mittelreihe, auf der untern eine scharfkantige V för- ' mige Einfassung der Spalte, am Kinn des Männchens eine grosse Warze, Die Zunge ist dick fleischig und papillös, die Ohren gross, weit von ein- ander getrennt, zugespitzt, ausgerandet, der Tragus lang, dick, spitz, aussen gezackt; der Vorderdaumen auffallend lang und stark, frei, mit drei starken Sohlenballen, der Zeigefinger ohne, der Mittelfinger mit 3, der 4. und d. Finger mit je 2 Phalangen; die Flughaut nur bis zur Mitte des Schienbeines reichend, die Schenkelhaut nur ein Saum, der Sporn sehr kurz und | Schwanz fehlend. In der obern Zahnreihe ist nur ein Schneidezalın vorhanden, dessen seht grosse Krone stark comprimirt kegelförmig und gekrümmt mit 'schneidender Kante und scharfer Nebenspitze versehen ist. In der Jugend liegen noch 2 kleine Schneidezähne daneben. Die beiden unteren Schneidezähne sind viel kleiner und zweizackig. Die oberen Eckzähne stark comprimirt, scharfkanlig, | die unteren kleiner; Backzähne sind oben nur 2, unten 3 vorhanden, klein, völlig comprimirt, mit schneidender Längskante statt der Zacken oder Kau- \ fläche, welche am letzten unteren, der allein zweiwurzlig ist, zweizackig ist. Am Schädel überwiegt der Hirnkasten den sehr kleinen Schnauzentheil sehr beträchtlich, die Leisten und Kämme sind schwach entwickelt, die Orbital- fortsätze fehlen, die Jochbeine sind hoch, der Winkel des Unterkiefers stark ' abgerundet. Die wenigen Arten bewohnen das warme Amerika, balten sich in Felsen- höhlen auf und scheinen blutsaugend und insectenfressend zu sein. H D. murinus Wagn.?) Die Ohren sind ziemlich breit, oval, zugeepi über den Scheitel merklich vorragend, der Tragıs kaum von halber Ohr- | länge, unterhalb der Mitte aussen mit einem Zacken, am behaarten Ende‘ zugespitzt. Der kurze Pelz ist dicht und glatt anliegend, oben nelkenbraun i mit graulichem Schimmer, unten graulichweiss, seidenartig schillernd, die‘ oberen Haare mit weisslicher Wurzel, braun und mit graulicher Spitze, die‘ unteren mit bräunlicher Wurzel und weisser Spitze. Körperlänge 3“, Flug- weite 121/,". | Wahrscheinlich in Mexiko. D. rufus Wied. ?) Von voriger nur durch den Pelz unterschieden, der lang, sanft und weniger dicht ist; die Haare an der Wurzel hellgelb, an den Spitzen rothbraun oder röthlich zimmetbraun; die Unterseite blasser, ' bräunlich schwefelgelb mit Goldglanz: Ohren, Gesicht, Nasenfalten, Grund der Häute röthlichbraun behaart; die Nägel gelblich mit rothbraunen Spitzen. Totallänge 33/4‘, Flugweite 154. In Brasilien und Bolivia in der Nähe bewohnter Orte. Sie saugt | " völ De Ir pi Au nr en schlafende Kinder an. I N 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 377. ja 3) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 233. Abbildgn.; Blainville, Osteogr. Chiropt. tb. 167; Edostoma cinerea d’Orbigny, voy. Ame6rig. merid. tb. 8; D. fuscus Lund, Burmeister, Säugeth. Brasil. 57. Istiophora. Diphylla. Frugivora. 991 D. Orbignyi Wath. %) Das Nasenblatt ist am hinteren Rande fast völlig getheilt, hinter demselben liegt eine nackte Stelle mit 2 kleinen ÖOeffnungen und höckerartiger Auftreibung; der Zahn am Aussenrande des Tragus in der Mitte gelegen; der seidenglänzende Pelz oben dunkelbraun mit weissem Grunde, an der Unterseite graulichweiss. Körperlänge 3Yz", Flugweite 15. " Bei Coquimbo in Chili, saugt Pferde an. Diphylla_ Spix. Der vorigen Gallung sehr ähnlich, doch das quer ovale Blatt um die Nasenlöcher ohne hinteren Ausschnitt, die Ohren mit halbmondförmigem Aussenrande, der Daumen mit viel kürzerem Metacarpus, die Zehen lang mit starken Krallen, die Schenkelhaut völlig fehlend. Von den 3 oberen Schneide- zähnen ist der erste stark dreiseitig, aussen gekielt, die beiden anderen sehr klein und spitzig, die beiden unteren mit kammartig gezähnelten Schneiden und zwar der erste mit 4, der zweite mil 7 Zähnchen; die Eckzähne wie bei Desmodus; oben 2, unten 3 Backzähne wie vorhin. D. ecaudala Spix.?) Der sehr lange Pelz ist oben rothbraun, unten schmutzig gelblichweiss mit braunem Grunde. Körperlänge 21/4". In Brasilien. Il. Frugivora. Achtunddreissigste Familie. Die fruchtfressenden Fledermäuse bilden nur eine Familie, die durch ihre stumpfen und selbst flachen Mahlzähne scharf characterisirt sind. Diese, zu 3 in jeder Reihe vorhanden, nehmen gewöhnlich nach hinten an Grösse ab und haben sehr stumpf- und unregelmässig höckerige oder ganz ebene Kauflächen. Vor:ihnen stehen 1 bis 3 kleine, stumpfhöckerige Lückzähne, oben meist einer weniger als unten. Die Eckzähne sind auch hier gross und stark. Die Schneidezähne, meist 2 in jeder Reihe, sind klein, oft verkümmert. In ihrem äusseren Ban ist die gestreckt kegelförmige Schnauze ohne Nasen- besatz characteristisch, die grossen Augen, der Mangel eines klappenförmigen Tragus an den mäÄssig grossen, weit von einander getrennten innen quer ge- falteten Ohren, der lange Daumen, der dreigliederige allermeist mit einer Kralle versehene Zeigefinger, die nur zweigliederigen anderen Finger, die wenig entwickelte Schenkelhaut und der kurze oder fehlende Schwanz. Hin- sichtlich der Körpergrösse übertreffen sie die insectivoren Fledermäuse be- trächtlich. Der Schädel ist besonders im Schnauzentheil schmal und gestreckt, die Zwischenkiefer mit den Nasenbeinen und Oberkiefer fest verbunden, die Foramina incisiva vorn geschlossen, die Jochbögen stark aufwärts gekrümmt, bisweilen mit Orbitalfortsätzen, die breite Stirn mit langen Orbitalfortsätzen, der Scheitelkamm gewöhnlich stark, der Unterkiefer mit breitem und hohen Kronfortsatz und abgerundeten Winkel; der Atlas stark und kräftig, 13, seltner 14 rippentragende, 4 bis 5 sehr schmale rippenlose und 10 bis 14 sehr schmale meist vereinigte Kreuzschwanzwirbel, das Brustbein mit sehr hoher 4) Waterhouse, voy. Beagle Zool. I. tb. 1. tb. 35. fig. 1. 5) Spix, Vespert. brasil. 68. tb. 36. fig. 7; A. Wagner, Schreb. Säugeih, 1.383. 992 Unguiculata. Chiroptera. Spina, vordere Extremitäten sehr stark, hintere dagegen schwach. Der Magen bildet einen queren Sack mit grossem Blindsack, der Darm ist weit, ohne Blinddarm. | Die Gattungen, in der Vorwelt nicht vertreten, gehören ausschl'esslich den warmen Ländern der östlichen Halbkugel an und fehlen auch hier in Europa völlig. Sie nähren sich von saftigen Früchten und werden bisweilen den Gärten und Anpflanzungen durch ihre Menge und Gefrässigkeit schädlich, nicht aber sind sie gierige Blutsauger wie man im Alterthume glaubte und wovon die Fabeln von den Harpyien und Vampiren erzählen. Einige werden als sehr schmackhaft gegessen. Ihren Aufenthalt wählen sie mehr in Wäldern an Bäumen als in Gebäuden und Felsklüften. Ihren äusserem und inneren Bau nach schliessen sie sich innig an einander. Hypoderma Geoff. Diese Gattung unterscheidet sich von allen übrigen Mitgliedern der Familie durch den Mangel eines Nagels am Zeigefinger, der im Uebrigen nicht ab- weichend gebildet ist und zeichnet sich noch mehr dadurch aus, dass die Flughäute nicht von den Seiten des Körpers, sondern von dem Rücken nur \ durch einen schmalen Raum getrennt ausgehen, also den Körper grösstentheils mantelartig umhüllen. Sie reichen bis an den Mittelfuss. Der kurze Schwanz ist zur Hälfte in der Schenkelhaut versteckt. Junge Thiere haben jederseits 2, ausgewachsene 1, alle in. der unteren Reihe gar keinen Schneidezahn. Die Eckzähne sind sehr stark und gekrümmt, an der Kronenbasis erweitert. In der oberen Backzahnreihe fällt der erste Lück- und letzte Mahlzahn aus, es bleiben 2 stark kegelförmige Lückzöhne, ein doppelt su langer wie breiter j und ein sehr kleiner Mahlzahn, im Unterkiefer zählt die Reihe 6 Zähne, der erste und letzte sehr klein. Am Schädel zeichnet sich die schmal S förmig gekrümmte Gestalt der Zwischenkiefer merkwürdig aus. H. Peroni Geofir. 6%) Mit gestreckter stumpfer Schnauze, schmalen spitzigen Ohren, einzelnen starren Borsten auf den Lippen und über den Augen. Der kurze Pelz ist oliven aschfarben, bei Männchen mit gelblicher, bei den Weibchen mit grauer Mischung, bei jungen röthlich und bei diesen am Bauche sehr dünn. Von der Mitte des Schwanzes geht eine Sehne zur Stütze der Schenkelhaut an das Schienbein. Körperlänge 6“, Schwanz U,", Flugweite über 2. Häufig auf Amboina, Timor, Samao, Banda, am Tage in Felsklüften verborgen, während der Dämmerung flatternd. Harpyia 1. Von voriger Gattung unterschieden durch den benagelten Zeigefinger und die seitlich vom Körper ausgehenden Flughäute, durch den kugligen Kopf mit auffallend kurzer Schnauze, an welcher die Nasenlöcher getrennt röhrig gleichsam als kurzer Rüssel hervortrelen, die sehr kurzen nackten, nicht quer gefalteten Ohren. Der Metacarpus des Daumens ist ganz eingehüllt, dagegen der kurze Schwanz zur Hälfte frei. Die grossen Flughäute heften sich an die Mittelzehe. Nur ein Schneidezahn in jeder Reihe, von denen der untere zeilig ausfällt, der ‘obere dreilappig ist, oben 4, unten 5 Back- 6) Geoffroy, Dict. class. XV. 708; Cephalotes Peroni und Pteropus palliatus Geoffroy, Ann. du Museum XV. 99. 104. tb. 7; Temminck, Monogr. Mammal. II. 106. tb. 35. fig. 7; H. moluccensis Quoy et Gaymard, voy. Astrolabe Zool. 1. 86. tb. 11. Frugivora. Macroglossus. Pteropus. 993 zähne. Der Schädel sehr kurz, in der Orbitalgegend stark verengt, die Jochbögen weit abstehend, schwach aufwärts gekrümmt, ohne Orbitalfortsätze, der Zwischenkiefer schınal. H. cephalotes Wagn. ”) Oben licht braungrau mit dunkelbraunen Längsstreif in der Mitte, der sich auf der Schulter theilt und zum Ober- arm läuft, Unterseite schmutzigweiss ins graue fallend, Nasenröhren, Ohren und Schwanz gelblichbraun, Flughäute gelblichroth mit einzelnen weissen Flecken; das Weibchen oben düster graulichbraun mit nicht getheiltem Rückenstreif. Die dicke stumpfe Zunge oben ausgehöhlt und mit Warzen besetzt. Körperlänge 3”, Schwanz %,“, Flugweite 14. Auf Amboina. Macroglossus Cuv. Die lange, cylindrische, dünne Schnauze und die sehr lange schmale Zunge zeichnet diese Gattung von ihren Verwandten aus. Letztere ist oben vorn körnig rauh, in der Mitte ausgehöhlt und hier mit platten, vierzackigen, nach hinten gerichteten Warzen dachziegelförmig belegt, an der Spitze mit borstigen rückwärts gerichteten Papillen besetzt. Die Ohren sind kurz und schmal, die Schenkelhaut sehr schmal, oben dicht behaart, der Schwanz stummelhaft. Oben 5, unten 6 sehr kleine schmale und längliche Backzähne, sehr lange schwache Eckzähne, 2 isolirte Schneidezähne. Am Schädel ist der Schnauzentheil schmal und gestreckt, der Hirntheil kuglig gewölbt ohne markirte Leisten und Kämme, die Orbitalgegend sehr wenig verengt, die Orbitalfortsätze kurz, die Jochbögen wenig abstehend und schwach, der Condylus des Unterkiefers fast unter dem Niveau des Alveolarrandes gelegen, der Kronfortsatz sehr schmal, Ulna und Fibula entwickelt, Skapula dreiseitig. M. minimus Geoffr. ®) Das Colorit ist oben röthlich nelkenbraun, unten nur heller, die Flughaut röthlichbraun, die Ohren schwarzbraun. Körper- länge 31/,', Flugweite 11. Auf Java, Sumatra, Banda, Timor, Amboina, Celebes, Indien. Am Tage an Bäumen unter dem Laube versteckt hängend oder in Baumlöchern und Gebäuden sich verkriechend, des Nachts nach Früchten und Knospen suchend. Pteropus Geoff. Die Flederhunde tragen diesen Namen wegen ihrer ausgezeichneten Hunds- physiognomie. Schnauze, Nase, Augen, Ohren, der ganze Kopf gleichen in der That auffallend denen des Hundes, nur sind die Augen im Allgemeinen relativ grösser. Die Ohren, weit von einander getrennt, variiren in Länge, Breite, Behaarung und Zuspitzung. Der Vorderdaumen ist lang und stark, frei oder am Grunde eingehüllt; die Flügel gross, nackt oder am Grunde behaart, die Schenkelhaut klein, tief ausgeschnitten, oft nur ein behaarter, am Steiss versteckter oder unterbrochener Hautsaum oder selbst ganz fehlend; der Schwanz kurz und mit freiem Ende oder stummelhaft und ganz einge- hüllt, bei vielen gar nicht äusserlich sichtbar. 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1.370; Vespertilio cephalotes Pallas, Spicil. zool. lt. 10. tb. 1. 2; Cephalotes Pallasi Geoffroy, Ann. du Museum XV. 107; Harpyia Pal- lassi Temminck, Monogr. Mammal. Il. 101. tb. 40. 8) Geoffroy, Diet. class. XIV.705; Temminck, Monogr. Mammal. II. 96; Fr. Cuvier, Mammif. II. 38; Pferopus rostratus Horsfield, zool. research. Ill.; Pf. minimus Geofiroy, Ann. du Museum XV. 97; Temminck, ].c. I. 191. tb. 15. fig. SEN 16. fig. 1.2. Säugethiere, 994 Unguiculata. Chiroptera. Die beiden oberen gleich kleinen Schneidezähne stehen dicht beisammen und haben eine stumpfe sich abnutzende Schneide, die unteren sind bald von gleicher Grösse, bald der erste kleiner als der zweite, stets stumpfer und kleiner als die oberen. Die grossen oberen Eckzähne sind drei- oder vierseitig, die beiden inneren Seiten durch Kanten begrenzt, die unteren schlanker, mit vorderer und hinterer Kante und mit Basalwulst. Der erste Backzahn der oberen Reihe ist ein kleiner, einfacher hinfälliger Lückzahn, der zweite mit zwei kleinen inneren Höckern und einem grossen kegelförmigen äusseren. Die Kronen der 3 ächten Backzähne werden allmählig niedriger und kleiner, und sind stumpf dreihöckerig. In der unteren Reihe ist der erste Lückzahn etwas grösser als der obere, der zweite stark kegelförmig mit nach hinten erweiterter Basis, die 3 bis 4 Mahlzähne verhalten sich wie oben. Der Schädel gleicht wie die äussere Configuration des Kopfes dem Hundeschädel, ist gestreckt, mit starkem Scheitelkamme und scharfen Oceipital- leisten, in der ÖOrbitalgegend stark verengt, mit langen Orbitalfortsätzen, die Stirn mehr weniger steil zur Schnauze abfallend, die Zwischenkiefer vorn ver- einigt, die Jochbögen stark, hoch aufwärts gekrümmt, die Unterkieferäste schlank, am hinteren Winkel stark erweitert und gerundet. Die lange spitze Zunge ist vorn mit spitzen harten rückwärts gerichteten Warzen besetzt, auf der Mitte mit platten dreizackigen, hinten mit vielspitzigen, an der Basis mit 3 kelchförmigen. Der Magen hat eine gestreckt darmähnliche Gestalt, einen langen durch Einschnürung getheilten Blindsack. Die Ruthe des Männchens ist weich oder enthält einen Knochen; die Zitzen des Weibchens stehen vorn oder seitlich. Die zahlreichen Arten verbreiten sich über Afrika, das südliche Asien, die anliegenden Inseln und Neuholland. Sie.hängen sich an Bäumen oder in Felsenhöhlen auf und flattern meist erst Abends und Nachts umher. Ihre Nahrung besteht ın safligen Früchten, seltner in Knospen und Blüthen, wo- von sie sehr fetl werden. Obwohl sie sehr stark und unangenehm riechen, wird ihr Fleisch doch hie und da gegessen. Einige werden zahm und sehr zutraulich. a Nach der Zahl der Backzähne, der An- oder Abwesenheit des Schwanzes, der Stellung der Zitzen und anderen ähnlichen Differenzen ist von einigen Masto- zoologen die Gattung in mehrere gleichwerthige Gattungen aufgelöst worden. Die Unterschiede scheinen jedoch nicht hinlänglich scharfe, nicht durch- greifende zu sein und da ausserdem eine sehr beträchtliche Anzahl von Arten wegen mangelnder gründlicher Bekanntschaft nicht mit Sicherheit in die be- treffenden Gattungen untergebracht werden können, so ist es gerathener die- selben noch unter Pteropus vereinigt zu lassen. } a) Mit gestreckter Schnauze und = Backzähnen. d) Ohne Schwanz. Pi. edulis Geoffr.?) Dieser grösste aller Flederhunde ist von ge- strecktem Körperbau, mit langer Schnauze und schmalen, hohen, nackten, 9) Geoffroy, Ann. d. Museum XV. 90; Temminck, Monogr. Mammal. T. 172. tb. 15. fig. 1—6; 11. 58. tb. 35. fig. 1; Pf. javanicus und Pf. assamensis Horsfield, zool. research. IV. c. figg.; Pennant, Quadrup. ll. 304. tb. 103. Der Vespertilio vampyrus bei Linne begreift so viele und verschiedene Arten in sich, dass er gänzlich unter- drückt worden ist. Sehr nah verwandt, vielleicht identisch ist Temmincks Pf. chryso- Frugivora. Pteropus. 995 zugespitzten Öhren, sehr grossen, in der Jugend braunen, im Alter schwarzen Flügeln und mit breiten in der Steissgegend spitzwinklig zusammenlaufenden Schenkelhäuten. Junge Thiere tragen einen langen und lockeren Pelz, aus- gewachsene einen kürzeren, dicht anliegenden. Das Colorit ist auf dem Rücken tief braunschwarz, zuweilen mit einzelnen grauen Haaren, an der Unterseite braun- oder rostigschwarz bis tief schwarz; Schnauze, Kinn und Kehle schwarz, Kopf und Hals rostig gelbroth. Körperlänge 15‘, 'Flugweite Dr, Bewohnt die Inseln des indischen Archipels, besonders zahlreich Java. Tags über sieht man sie zu Hunderten an einem Baume hängen, mit an- brechendem Abend aber fallen sie schaarenweise über die schönsten Obst- bäume her und richten grosse Verwüstungen an den Früchten an. Die Eingebornen schlagen sie mit langen Stangen nieder und essen das Fleisch, da es sehr wohlschmeckend sein soll, während die Europäer es wegen des stark widerlichen Geruches verschmähen. Die obige Grössenangabe ent- hält das Maximum, die meisten Exemplare sind um Y, kleiner. Pt. Edwardsi Geoflr. 1) Kleiner als vorige Art, mit relativ grösseren und längeren zugespitzten Ohren; die Flügel höher am Rücken angesetzt, unten behaart, ebenso die Oberseite der Schenkelhaut, die alten Männchen mit einem Strahlenbüschel fetliger Haare an den Halsseilen; die Farbe an Kopf, Kehle und Schultergegend schwärzlich kastanienbraun, am Rücken schwärzlich mit braunem Anfluge, der Oberhals lebhaft gelblichroth, alle unteren Theile braunroth, die Häute braun. 13 rippentragende und 5 rippenlose Wirbel, Kreuz- und Schwanzwirbel in ein Stück verwachsen, der weiche Gaumen mit 14 (Querfalten, die Zunge lang und sehr dehnbar. Pancreas dünn und verzweigt, die Hoden dunkel gefärbt, die Samenblasen sehr gross, die untere Hälfte der Eichel des Penis mit einem sattelförmig gebogenen Knochen, die Luftröhre mit 33 Halbringen, die rechte Lunge drei- die linke zweilappig. Köperlänge 9 bis 11°‘, Flugweite etwas über 3, Durch Indien, über Ceylon und Madagaskar verbreitet, mit der Lebens- weise der vorigen. Pt. jubatus Esch.?) Die Ohren sind von der Länge der Schnauze, an der Wurzel breit, oben verschmälert und abgerundet, aussen rothbraun behaart, die Flughäute am Grunde behaart, die Schenkelhaut an einer Stelle unterbrochen; Kopfseiten «und Kehle schwarz, der Nasenrücken bräunlich, Brust und Bauch braun mit einzelnen gelben Haaren, vom Scheitel bis zur Schultergegend glänzend hellgelb. Der letzte Mahlzahn auffallend klein, die oberen sehr unregelmässig höckerig. Körperlänge 11“. Auf der Insel Luzon. proctus 1. c. 11. 67. tb. 35. tig. 2 von Amboina, mit schmälerer, am Steisse ver- steckter Schenkelhaut; Augenkreis und Kinn kastanienfarben, Kopf, Hals, Brust, Schultern lebhaft goldroth, Rücken glänzend schwärzlich kastanienfarben, Bauch schwärzlich. 1) Geofiroy, Ann. du Museum XV. 92; Temminck, Monogr. Mammal. II. 61; Peters, Säugeth. Mossamb. 23; Pt. medius Temminck, 1. c. I. 176. — Die Exemplare von Madagaskar unterscheiden sich von den indischen durch die scharf abgegrenzte schwarze Färbung des Vordergesichtes und den orangefarbenen Ton des Nackens und Halses, auch durch doppelte Grösse des letzten untern Mahlzahnes. Nach Blyth, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 462 ist noch Pf. leucocephalus Hodgson, Journ. asiat. soc. Bengal. IV. 700 identisch. 2) Eschscholz, zool. Atlas IV. 1. Tf. 16; Blainville, Osteogr. Chiropt. tb. 13; Giebel, Odontogr. 9. Tf. 4. fig. 1. 2; Pf. pyrrhocephalus Meyen, nov. act. Leopold. XVI.b 604. tb. 45. 46. fig. 1—3. 996 Unguiculata. Chiroptera. Pt. funereus Tem. ?) Nur durch den relativ kleineren, schlankeren Kopf mit mehr comprimirter Schnauze, längeren spitzeren Ohren und durch die schmälere oben weit, unten nur am Grunde behaarte Schenkelhaut von Pt. edulis unterschieden. Die Färbung ändert ab nach Alter und Jahreszeit. Es gibt vollkommen schwarze nur mit dunkel kastanienfarbenen Anflug am Hinterhalse, ferner andere mit glänzendschwarzer Unterseite des Kopfes, schmutzig schwarzen Rücken, lebhaftrothen Oberhals, schwärzlich kastanien- braunen Halsseiten, noch andere mit schwärzlichbraunem Bauche und oliven- braunen Rücken, mit lebhaft goldrothem Hinterhalse und aschgraulichem Rücken; die Jungen sind schwärzlichbraun, am Nacken und Halse schmutzig- braun. Körperlänge 11‘, Flugweite 3‘, Auf Timor, Amboina, Borneo und Sumatra. Pt. phaeops Tem. *) Der Kopf noch schlanker als bei voriger Art, die Ohren kurz und spitz, der Körper dick und untersetzt, dieFlügel hoch am Rücken angesetzt, die Schenkelhaut am Schienbeine breit, am Steiss unter dem langen Pelze versteckt, der Pelz grob, lang, locker, an den Glied- massen kraus, auf dem Rücken bei Alten fehlend, Schnauze, Wangen, Augengegend tiefschwarz, der übrige Kopf, Hals und Schultergegend blass- gelb, die Brust lebhaft goldroth, Oberarm und Rücken kastanienschwarz, die Unterseite am Grunde braun, übrigens blassgelb. Der Schädel mit grösserem Zwischenkiefer als Pt. edulis, mit höher aufwärts gebogenem Jochbogen, höheren Unterkiefer. Körperlänge 10, Flugweite 315‘. Auf Celebes und Amboina. Pt. poliocephalus Tem.°) Von ebenfalls plumpem Bau, mit mässig grossen, freien Ohren, und gegen den Steiss hin ganz verschwindender lang behaarter Schenkelhaut; der lange Pelz ist auf dem Kopfe, Wangen und Kehle aschgrau mit einzelnen schwarzen Haaren, an der Ohrwurzel mit schwarzem Fleck, auf dem Rücken und der Brust grau und schwarz gemischt nach unten ins gelbliche ziehend, Bauch, Aftergegend und Innen- seite der Beine dunkler, Hals und Schultern schön kastanienroth mit schwarzem Streif begrenzt. Körperlänge 1‘, Flugweite über 3‘. In Neuholland und Vandiemensland. Pt. Mackloti Tem.) Die Ohren lang, schmal und nackt, die Schenkel- haut von mässiger Breite, am Steisse nur z. Th. verdeckt, das Männchen mit grossem Haarbüschel am Halse, die Flügel am Grunde wollig behaart, der lange weiche Pelz des Männchens am Scheitel und Hinterhalse stroh- gelb, an Wangen und Kehle braun mit gelben Spitzen, an den Halsseiten und Schultern schön goldgelb, der Haarbüschel am Halse kastanienbraun, der Rücken ziegelroth, die Brust goldgelbbraun, der Bauch kastanienbraun mit einzelnen gelbbraunen Haaren; das Weibchen am Scheitel und Nacken schmutzig strohgelb, an den Wangen und Halse mit bräunlicher Mischung, am Rücken schön strohgelb, am Steiss matt röthlichgelb, an der Unterseite 3) Temminck, Monogr. Mammal. II. 63. tb. 35. fig. 4. 4) Temminck, Monogr. Mammal. I. 178. II. 65., tb. 35. fig. 3., tb. 36. fig. 1—3. 5) Temminck, Monogr. Mammal. 1. 179. II. 66. — Gould unterscheidet Ann. mag. nat. hist. 1850. VI. 138 einen Pf. conspicillatus von Fitzroy durch grösseren Kopf, kräftigeres Gebiss, durch einen grossen tiefbraunen Augenfleck und über- haupt mehr schwarze Färbung. 6) Temminck, Monogr. Mammal. II. 69. tb. 35. fie. 5., tb. 36. fig. 4—6. Frugivora. Pteropus. 997 schmutzig gelbbraun mit einzelnen strohgelben Haaren. Körperlänge 9,3, Flugweite fast 3% Auf Timor. Pt. griseus Geoff.”) Der Kopf ist ziemlich dick, die kurze Schnauze stark abgesetzt, die Ohren sehr klein und spitz, der Pelz am Halse lang und kraus, die Flügel hoch am Rücken angesetzt, die Schenkelhaut schmal, in der Steissgegend auf einen schmalen versteckten Saum reducirt. Alte Männchen sind am Kopfe grau mit hellbrauner Mischung, am Halse schön kastanienfarben, an den Schultern goldfarben, am Rücken schön grau mit weisslichen Spitzen, am Bauche braun mit grauen Spitzen; das alte Weib- chen fast ganz. weiss, nur am Bauche hellgrau und am Halse röthlich; im mittlen Alter sind Kopf, Nacken und Schultern röthlichweiss oder hellroth, der Rücken graulichbraun, Wangen und Kinn dunkel graubraun, Unterseite isabellfarben. Ein sehr feiner überzähliger Lückzahn fällt zeitig aus. Kör- perlänge 7‘, Flugweite 21/,'. Auf Timor und den umliegenden Inseln. Pt. pselaphon Tem.®) Die Ohren sind fast ganz in dem sehr langen Pelze versteckt, der sich auch über den Mittelfuss bis auf die Zehen herab- zieht und dadurch die Art von ihren Verwandten leicht unterscheidet. Die Flughaut reicht bis zur Zehenwurzel hinab und die schmale Schenkelhaut tritt nur am Schienbein als Saum aus den langen Haaren hervor. Das Wollhaar ist bisterschwarz, nur in der Schamgegend und auf den Zehen kastanienbraun, die Grannen mit graulichen Spitzen, der Kopf und die Häute schwarz. Der Schädel ist breit, gewölbt, in der Orbitalgegend sehr stark verengt, die Jochbögen stark und weit abstehend, die Schnauze kurz und breit. Körperlänge über 8“, Flugweite 2Y,‘. Auf den Bonininseln bei Japan, wahrscheinlich auch in Japan selbst. Pt. vulgaris Geoffr.?) Die kleinen spitzen Ohren ragen nur wenig aus dem groben, dichten, nicht eben langen Pelze hervor, die Schnauze ist sehr kurz und stumpf, die Flughaut bis zur Fusswurzel reichend, die Schenkelhaut nur am Schienbein sichtbar, schmäler als bei allen vorigen. Kopf, Hals und Nacken sind lebhaft gelbroth, zwei ebensolche Streifen laufen längs des Rückens hin, dessen Mitte wie die Schultern schwärzlich kastanienbraun ist, die Unterseite tiefschwarz, die Schamgegend und Arme röthlich. Es gibt Spielarten mit gelblichem Kopfe, schwärzlichem Bauche und schwarzbraunem Rücken. Schädel und Gebiss vollkommen Pt. Mackloti gleich. Körperlänge 9, Flugweite 3°. Auf Isle de France und Bourbon, wahrscheinlich auch auf Madagascar und in Afrika. Pt. rubricollis Geoffr. }) Die_ kleinen abgerundeten Ohren und die 7) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 94. tb. 6; Temminck, Monogr. Mammal. |. 187. tb. 11., 11. 81. tb. 36. fig. 12. 13. — Wahrscheinlich ist Temmincks Pf. dasy- mallus 1. c. I. 180. tb. 10 (== Pf. rubricollis Siebold, spicil. faun. japon. 13) nur eine Varietät mit kleineren Ohren, mit mehr brauner Färbung am Kopfe, am Halse ' und den Schultern schmutzig gelblichweiss, am Rücken und Bauch dunkelbraun, ‚ In Japan. | 8) Temminck, Monogr. Mammal. Il. 70. tb. 37. 9) Geoffroy, Ann. du Museum XV, 92; Temminck, Monogr. Mammal I. 182., II. 74. tb. 38; Vespertilio vampyrus Linne, syst. nat. XII. I. 46; Schreber, Säugeth. I. Tf. 54; Buffon, Hist. nat. X. 55 tb. 14. | 1) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 93; Pf. collaris Lichtenstein, Doubl. 3; Pf. fuscus Brisson, regne anim. 217. 998 Unguiculata Chiroptera. schmal saumartige Schenkelhaut ganz: im Pelze versteckt, dieser lang, rauh und kraus, die Farbe oben gelblichbraun mit einzelnen hellgelben Haaren, unten etwas grau, am Halse ein breites goldrothes Band. Körperlänge 73". Auf Isle de Bourbon und Madagascar. Pt. alecto Tem. 2) Körperbau sehr gedrungen, die Ohren kurz und spitz, die Flügel relativ gross, an den Seiten des Körpers angesetzt, die Schenkelhaut bis auf einen unbedeutenden Saum verkürzt, der Pelz kurz, Gesicht dunkelkastanienfarben, Hinterhals und Halsseiten lebhafter, alles Uebrige vollkommen schwarz. Körperlänge 81/,“, Flugweite über 3. Auf Celebes, nur in einem Exemplar bekannt. Pt. pallidus Tem. 3) Die Schnauze kurz und stumpf, die Ohren kurz und abgerundet, der Schenkelhautsaum am Steisse im Pelze versteckt, die Behaarung sehr kurz, Nacken, Schultern und Brustbinde schön rostroth, in der Jugend blasser, der Rücken blassbraun, aus braunen, grauen und weisslichen Haaren gebildet, Kopf, Kehle, Bauch und Seiten braun, die Häute lichtbraun; der erste Schneidezahn oben und unten viel kleiner als der zweite, der obere Lückzahn fehlend. Körperlänge 7'/,‘, Flugweite 2}/,‘. Auf Malacca, Sumatra und Banda. Pt. marianus Desm.*) Die Ohren kurz und etwas abgerundet, der Vorderdaumen sehr lang, die Flügel neben der Mitte des Rückens ange- setzt, die Schenkelhaut breit, nur am Steisse im Pelze versteckt. Der glatte anliegende Pelz ist auf dem Rücken und Bauche schwärzlichbraun, auf letzteren mit einigen weissen Haaren, die krause und reichlichere Be- haarung des Halses und der Vorderbrust schmutzig weisslichgelb, ebenso der Kopf; bei anderen Exemplaren ist der Rücken schwarz mil einzelnen grauen Haaren, an den Seiten desselben eine halbmondförmige graue Längs- binde, Nacken und Schultern bis gegen die Brust hin strohgelb, Kopf und Kehle dunkel fahlbraun, Brust röthlich. Körperlänge 8%, Flugweite 21,‘. Auf den Marianen, am Tage umher flatternd. Pt. personatus Tem.°) Die Ohren etwas grösser als bei voriger Art, die Schenkelhaut nicht verschieden, dagegen das Colorit sehr markirt, das Gesicht rein weiss, Kehle, hintere Wangen und ein Streif vom Nasenloch bis über das Auge scharf begrenzt braun, Scheitel, Hinterhaupt, Hals und 2) Temminck, Monogr. Mammal. II. 75. 3) Temminck, Monogr. Mammal. I. 184. tb. 15. fig. 8. 9., I. 77. 4) Desmarest, Mammal. 547; Pt. keraudenius Quoy et Gaimard, voy. Uranie | 91. tb. 3; Temminck, Monogr. Mammal. I. 186. tb. 15. fig. 7., II. 77. — Hieher ge- hört ohne Zweifel als blosse Varietät Pf. tonganus Quoy et Gaimard, 1. c. 74. tb. 8 von den Freundschaftsinseln, etwas kleiner, am Bauch ohne weissliche Haare, mit spitzerer Schnauze, brennend roth vom Scheitel bis zu den Schultern, düsterroth an Wangen und Schnauze, dunkelbraun mit röthlichem Schimmer an Kelle und Bauch, oder aber weisslich mit röthlichem Bauch und schmutzig weissen Häuten. Ferner Pt. Dussumieri Geoffroy, Diction. class. XIV. 701 auf Amboina und in Indien, braun im Gesicht und an der Kehle, ebenso am Rücken und Bauch jedoch mit ein- zelnen weissen Haaren, röthlichbraun an der Brust, fahlröthlich am Halse. Auch Pt. vanikorensis Quoy et Gaimard, 1. c. 77. tb. 9 von Vanicoro in der Südsee dürfte sich bei Vergleichung zahlreicherer Exemplare als nicht specifisch eigenthümlich ergeben, obgleich der Kopf dicker, die Stirn gewölbter, die Schnauze dicker, die Ohren relativ länger und etwas spitzer sind. Ihre Schnauze und Wangen sind roth- braun, Hinterkopf bis zur Schultergegend gelblichroih, Vorderhals rothbraun, Rücken braun mit grauer Mischung, Bauch braun mit röthlichem Schimmer, Schädel mit etwas kürzerem Schnauzentheil. 5) Temminck, Monogr. Mammal. I. 189. Frugivora. Pteropus. 999 Brust strohgelb, Schultern und Oberarm weisslich, Rücken grau mit hell- braun, die Bauchhaare an der Wurzel braun, an der Spitze isabellfarben, . Flughäute oben braun, unten weisslich. Körperlänge 64,‘ Flugweite 12/4‘. Auf der Insel Ternate (Molucken). Pt. labiatus Tem. 6) Mit langer Schnauze, grossen spitzen Ohren, schmaler Schenkelhaut, das Männchen mit verlängerten Lippen und jeder- ‚seits des Halses einen sehr langen breiten Haarbüschel, die Schenkelhaut nur ein sehr schmaler Saum, der Pelz wollig, Kopf und Oberseite röthlich isabellfarben, Halsseiten röthlichbraun, Schultern, Brust, Seiten und Steiss hellroth, Bauchmitte schmutzigweiss, Halsbüschel und hinterer Ohrenrand weiss, Häute rothbräunlich. Körperlänge nur 4“, Flugweite 15“. In Abyssinien. ß) Mit Schwanz, der z. Th. von der Schenkelhaut eingehüllt. Pt. stramineus Geofir.”) Der noch sehr kurze Schwanz ragt mit den letzten beiden Wirbeln über die Schenkelhaut hinaus, welche gleichbreit und grösstentheils behaart ist. Die Ohren sind ziemlich lang, schwach ge- rundet, die Flughäute oben nackt unten am Grunde behaart, die Beine kurz behaart, der Pelz überhaupt sehr kurz und glatt, oben gelblichweiss mit schwachröthlicher Wellung, unten weisslich mit braunem Mittelstreif, der Kopf grau, die Wangen und Häute braun, das Männchen an den Seiten und dem Vordertheil des Halses mit einem goldrothen Halsbande von Büscheln divergirender Haare. Junge Exemplare sind gelblich und bräun- lichweiss. Die Schneidezähne von gleicher Grösse, der letzte Backzahn sehr klein, Eckzähne sehr schlank, der Schnauzentheil des Schädels sehr gestreckt und zierlich. Totallänge 7“, Flugweite Is. Fu Am Senegal und Sennar, sowohl in Höhlen als unter Zweigen sich ' versteckend. Pt. aegyptiacus Geoffr.®) Die Schnauze kürzer als vorhin, die Ohren lang und nackt, die Schenkelhaut breit, in der Steissgegend beiderseits be- haart, der Schwanz sehr kurz, zur Hälfte frei, die Flügel oben nackt, unten längs der. Arme leicht locker und kraus behaart, der Pelz kurz und weich, nur am Halse lang und spärlich, die Farbe oben licht graubraun, unten viel heller, an den Seiten und Armen blassgelblich, die Häute grau- braun, die Schneidezähne sehr klein, gleich, im Unterkiefer ein sehr kleiner, dem ersten oberen gleicher, überzähliger Lückzahn, der letzte Backzahn ziemlich gross, der Unterkiefer zwar schlank und niedrig, doch der Schnauzentheil verhältnissmässig kurz. Körperlänge 5‘, Schwanz Ya‘, Flugweite 20“ Am Senegal und in Aegypten in den Gewölben der Pyramiden, Pi. Leschenaulti Desm. °) Die Flughäute sind längs des Körpers, der Arme und Finger mit parallelen Reihen weisser Puncte, mit zahlreicheren bei Jungen, mit nur undeutlichen bei sehr Alten geziert. Die Farbe es nie he 00 een 6) Temminck, 1. c. II. 87. tb. 39. 7) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 95; Temminck, Monogr. Mammal. I. 195. tb. 15. fig. 12. 13. 8) Geoffroy, Descr. Egypte II. 135. tb. 3. fig.2; Pf. Geoffroyi Temminck, Monogr. Mammal. I. 197. tb. 15. fig. 14. 15. 9) Desmarest, Mammal. 110; Temminck, Monogr. Mammal. II. 86; Pf. seminudus Kelaart, 1000 Unguiculata. Chiroptera. des Rückens ist braun mit graulichem Anfluge, die des Bauches graufahl, der Hals mit halbem fahlen Bande, der Kopf dunkelbraun, die Ohren kurz und gerundet. Grössenverhältniss der vorigen Art. Pondichery und Ceylon. Pt. amplexicaudatus Geoflr. !) Die Schnauze stumpf, die Ohren gross, schwach gerundet, der Vorderdaumen sehr lang, die Flügel neben der Mittellinie des Rückens angesetzt, bis zur Zehenwurzel reichend, nackt, die Schenkelhaut ziemlich frei, der Schwanz zum grösseren Theile frei, der Pelz sehr kurz, Kopf und Oberseite röthlichbraun, Unterseite röthlich braun- grau oder röthlichweiss, das Männchen mehr roth, das Weibchen mehr braun, die Häute röthlich braun. Die Schneidezähne sehr klein, ebenso der erste Lückzahn, der Schnauzentlheil des Schädels nicht abgesetzt, der Unterkiefer sehr schlank und dünn. Körperlänge 4‘, Schwanz 1/5“, Flug- weite 16“. | Auf Timor, Amboina, Sumatra und in Indien. Pt. marginatus Geoffr.?) Die Ohren grösser als bei voriger Art, die Schnauze stumpfer, deutlich abgesetzt, die Flughäute nur bis zur Fuss- wurzel reichend, der Schwanzstummel ganz frei, der Pelz unten hellgrau, oben röthlichgrau oder olivenbraun. Die Ohren weiss eingefasst. Total- länge 3Y,", Flugweite 13“. In Indien. Pt. hottentottus Sm. ?) Auch bei dieser Art ist der Schwanz stummel- haft und liegt frei in einem Vförmigen Ausschnitte der unten behaarten Schenkelhaut. Die Schnauze ist gestreckt und comprimirt, die Ohren kurz und gerundet, die Flughäute unten behaart, der Pelz sehr kurz, fein und glatt, oben braun mit grauem Grunde, unten einförmig graulich. Die Schneidezähne gleich gross, dicht gedrängt, der erste Lückzahn sehr klein, der Schnauzentheil des Schädels nicht abgesetzt. Körperlänge 5“, Schwanz Y,“, Flugweite 21. Am Cap. Pt. collarıs Il.) Der Schwanz über die Hälfte von der Schenkelhaut eingehüllt, die Ohren mässig lang und abgerundet, die Flügel schmal, unten längs der Seiten und des Vorderarmes stark behaart, der weiche und be- sonders oben sehr kurze Pelz oben rothbräunlich, unten graubraun mit gelblichem oder röthlichem Anfluge, in der Jugend oben schmutzig grau- lichbraun, unten rauchgrau ins röthliche ziehend. 13 rippentragende, 5 rippenlose, 10 Kreuz-Schwanzwirbel, der weiche Gaumen mit 8 Quer- falten, der Blindsack */, des Magens bildend, die Milz sehr schmal, Pancreas zweiköpfig, Leber vierlappig, die linke Lunge zwei-, die rechte vierlappig, die Luftröhre mit 28 Halbringen, die Ruthe ohne Knochen, die Haut der Eichel längsgefaltet. Körperlänge etwas über 5“, Schwanz 3/,‘‘, Flugweite 16“. Am Cap häufig, während der Nacht umher flatiernd und die Wein- berge verwüstend; auch in Mossambique. 1) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 96. tb. 7; Temminck, Monogr. Mammal. 1. 200. tb. 13., Il...tb. 36: fig. 18. 19: . 2) Geoffroy, Ann. du Museum XV. 97. tb. 8; Temminck, Mouogr. Mammal. -1. 202. tb. 14; Cynopterus marginatus Fr. Cuvier, Dents des mammif. 39. 3) Smuts, Mammal. cap. 3; Temminck, Monogr. Mammal. I. 87. tb. 36. fig. 16. 17. 4) Illiger, Abhdl. berlin. Akad. 1815. 84; Smith, zool. journ. IV. 433; Illustr. S. Afr. tb. 48; Pf. Leachi Temminck, Monogr. Mammal. ll. 88; Cyonyecteris collaris Peters, Säugeth. Mossamb. 25. Frugivora. Pteropus. 1001 b) Mit kurzer Schnauze und oben 4, unten 5 Backzähnen. Pt. tittaecheilus Tem.) Die Schnauze kurz und dick, die kleinen Ohren unter der Spitze ausgerandet, weisslich gesäumt und an der Wurzel quer gerunzelt, auf der Oberlippe zwei grosse Warzen, die inneren Lippen- ‚ ränder mit kleinen Warzen, der kurze Schwanz nur mit der feinen Spitze ‚ aus der Schenkelhaut vorragend, diese ausgerandet, oben behaart, die Flug- ‚, häute und Gliedmassen nackt, der Vorderhals zum Theil nackt, das Männ- ı chen jederseits des Halses mit einem Strahlenbüschel sehr langer Haare; _ der sehr kurze feine und glatte Pelz ist bei dem Weibchen oben graubraun ' mit olivenfarbenem Anfluge, unten olivengrau, an den Halsseiten röthlich; ‚ junge Männchen sind graubraun, mit weisslichem Halsbüschel, alte lebhaft | roth an der Brust, dem Halse und dessen Büscheln, übrigens oben braun ‚ mit röthlichem Anfluge, am Bauche grau. Die sehr kleinen Schneidezähne _ | stehen gedrängt, die Eckzähne sind stark, der letzte kleine Backzahn fehlt. der erste Lückzahn beider Kiefer dick und stumpf; der Schädel hinter den ‚ kurzen Obritalfortsätzen sehr stark eingeschnürt, der Schnauzentheil deut- | lich abgesetzt, sehr kurz und breit, die Kiämme uud Leisten sehr ent- ‚ wickelt, der Unterkiefer niedrig mit schmalem hohen Kronfortsatz und wenig ‚ erweiterten Winkel. Körperlänge 5‘ und mehr, Schwanz 1/,", Flugweite | bis 20". | In Indien, auf Java und Sumatra. Pt. brevicaudatus Wagn. €) Steht der vorigen Art sehr nah, mit kleine- rem Kopf, sehr schmaler Schenkelhaut, welche den sehr kurzen Schwanz ‚fast ganz einhüllt; das Männchen am Kopf aschgrau, an den Halsseiten ‚lebhaft roth, auf dem Rücken olivenfarben ins Rothe ziehend mit graulichen Haarwurzeln, an Brust und Bauch grau, an den Seiten röthlich, an den ‚ Obren weiss oder gelblich gesäumt, das Weibchen mit röthlichgrauem Hals | 5) Temminck, Monogr. Mammal. I. 198. tb. 15. fig. 17—24., II. 92. tb. 35. fig. 8; Pachysoma Duvauceli Geoffroy, Dict. class. XIV. 705; Pf. pyrivorus Hodgson, Journ. asiat. soc. Bengal. IV. 700; Pf. Horsfieldi Gray. — S. Müller führt in v. d. Hoeven’s ‚ tijdschr. V.146 einen Pachysoma brachyotis von Borneo auf, der sich kaum specifisch ‚trennen lässt. Seine Flügel sind dunkler, die Wurzel der Kopf- und Rückenhaare "# lichtgrau, die Spitzen dunkel gelblichbraun, der Unterleib gelblichgrau, Kehle und Halsseiten blass gelblichroth, 3%,“ lang, Schwanz !,“, Flugweite 16°. Bennett’s Pf. epomophorus Proceed. zool. soc. 1835. Ill. 149 von Gambia ist so ungenügend | diagnosirt, dass er sich nicht sicher scheiden lässt, obwohl er bei näherer Unter- ‘suchung sehr wohl eigenthümlich erscheinen wird. Er ist blassbraun, hinten ‚heller, am Bauche weisslich, die Halsbüschel weiss, Totallänge 6°/,“, Flugweite 12”. ‚Der dritte untere Schneidezahn findet sich auch bei jungen Pt. titthaecheilus. Die ‚Art wird als Typus der Gatlung Epomophorus betrachtet. Diese beschreibt Bennett ‚in der Transact. zool. soc. 1836. II. 31. tb. 6. 7 unter Epomophorus Whitei, der zur ‚letzten Gruppe neben Pt. macrocephalus gehört. Die Haare der Halsbüschel stecken ‚zu 90 bis 60 vereinigt in einer Epidermaltasche und bestehen ihrer ganzen Länge ‚nach aus kurzen trichlerförmig in einander steckenden Gliedern, eine Bildung, wie sie sonst nirgends bei den Säugethieren vorkömmt. Es wäre die gründliche ana- ‚tomische Untersuchung aller mit solchen Haarbüscheln versehenen Flederhunde sehr wünschenswerth, vielleicht müssen dieselben in einer besondern Gattung ver- ‚ einigt werden. | 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 364; Pachysoma brevicaudatum Geoflroy, Zool. ‚voy. Belanger 94; Temminck, Monogr. Mammal. II. 92. tb. 35. fig. 4. — Geoffroy unterscheidet Dict. class. XIV. 705 ein Pachysoma Diardi von Sumatra durch den ‚sehr kurzen Pelz, der an Kopf, Rücken und Armen braun, am Hals und Bauche en ist; der ziemlich lange Schwanz ragt ziemlich weit aus der Schenkel- ‚haut vor. 1002 Unguiculata. Chiroptera. und aschgrauen Bauch, auf dem Rücken olivenbraun. Körperlänge 4 Flugweite 14, In Indien und auf Sumatra, Pt. ecaudatus Wagn.?) Die Kürze der Flügel, der gänzliche Mangel des Schwanzes, die sehr stumpfe Schnauze, die etwas vorspringenden Nasenlöcher und die kleinen ungesäumten Ohren unterscheiden diese Art ' wesentlich von der vorigen. Der Hinterhals ist blassgrau, Kopf und Ober- seite bisterbraun, die dünn behaarte Unterseite aschgrau, die Ohren schwarz, Der Schädel zeichnet sich aus durch die vorspringenden Nasenbeine und die auffallende Kürze der Kiefer, im Alter nur ein unterer Schneidezahn. Körperlänge 34,', Flugweite 12. Auf Sumatra. Pt. melanocephalus Tem. ®) Wie vorige Art völlig ohne Schwanz und ' die schmale Schenkelhaut fast ganz unter den langen Haaren versteckt, die ' Ohren mässig, gerundet, gekerbt, die Schnauze sehr kurz, die Nasenlöcher röhrig vorstehend, der Daumen zur Hälfte eingehüllt, die Flughaut bis zur Fusswurzel reichend; der Pelz grossentheils kurz und dicht, oben schwärz- lichgrau mit gelblichweissem Grunde, Nacken, Scheitel und Schnauze schwarz, Unterseite schmutzig gelblichweiss, Halsseiten mit Haarschopf. Der erste Lückzahn ist sehr stark, der erste obere Backzahn zweizackig, der letzte untere sehr klein, der Schnauzentheil des Schädels gar nicht abgesetzt, die ' Orbitalfortsätze stumpf und kurz. Körperlänge fast 3, Flugweite 11“. In gebirgigen Gegenden Javas an Bäumen, c) Mit langer Schnauze und oben 3, unten 5 Backzähnen. Epomophorus. Pt. erypturus. °) Der Kopf ist sehr gross, die Ohren elliptisch, ab- gerundet, ringsum saumartig verdickt, hinten schwach ausgeschnitten, aussen 9 bis 10 Querfalten, innen spärlich behaart, aussen oben nackt, die Nase vorn mit tief dreieckiger Furche, der Schwanzstummel im Pelze versteckt, ebenso grossentheils die schmale Schenkelhaut, die Flughaut bis zu den Zehen hinabreichend, der Pelz dicht und wollig, am Halse kragenartig ver- "längert, die Zehen mit kurzen, steifen Haaren bekleidet, der Rücken blass umbrabraun, Schultern, Hals und Bauchseite heller, Bauchmitte graulich, vor und hinter dem Ohr ein grosser gelblichweisser Fleck; der Schädel sehr niedrig, ohne Scheitelkamm, Orbitalforisatze sehr kurz, die Jochbögen hori- zontal; die oberen Schneidezähne kegelförmig, gekrümmt, die unteren drei- lappig, die Eckzähne hakig, die unteren kleiner als die oberen, die 3 " oberen Backzähne zweiwurzlig, der erste eckzahnartig, dreikantig, der zweite mit concaver bisquitförmiger Kaufläche, der dritte nur niedriger, der erste unten ein kleiner einwurzliger Lückzahn, die 4 folgenden zweiwurzlig, der letzte derselben sehr verkleinert; 14 rippentragende, 4 rippenlose, 7 Kreuz-, 3 Schwanzwirbel; das Schlüsselbein bognig, der Oberarm am unteren Ende | perforirt, aussen mit einem Sehnenknochen, Elle sehr dünn mit der Speiche \ verwachsen, die Fibula unvollständig; der weiche Gaumen mit 7 Querfalten, " 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 365; Pachysoma ecaudatum Temminck, Monogr, Mammal. 11. 94, 8) Temminck, Monogr. Mammal. I. 190. tb. 12. 16. fig. 3. 4. 9) Epomophorus crypturus Peters, Säugeth. Mossamb, 26. Tf. 5. 13. fig. 1-6. — Peters vermuthet, dass Pf. Wahlbergi Sundevall nach dem Exemplar im Berliner Museum aus Guinea mit seiner Art identisch ist, | | —— - in. ai: u Mei Mieten A een A pe Dermoptera. Galeopithecus. 1003 f der Innenrand der Lippen gezackt, die Leber dreilappig, das Pancreas dünn ‚ und durchscheinend, die Ruthe ohne Knochen und Knorpel, die Eichelhaut längs gefaltet, die Luftröhre mit 22 Halbringen, die linke Lunge einlappig und vierzipflig, die rechte drei- bis vierlappig. Körperlänge 6, Flug- \ weite 20”. | In Mossambique. Pt. gambianus Ogilb.!) Der sehr weiche wollige ‚Pelz ist röthlich ' mausfarben, unten und am Halse lichter, die Flügel hellbraun, gross, nur längs der Schenkel und Arme behaart, die Schenkelhaut nur ein behaarter schmaler Saum, die Ohren schmal, nackt elliptisch. Körperlänge 6°/4, ‚ Flugweite 20”, | Am Gambia. Pt. macrocephalus Ogilb.2) Durch grösseren Kopf, sehr dunkelbraune, © fast schwarze Färbung der Flughäute, grössere Eckzähne, schmälere Schenkel- haut von voriger Art unterschieden. Körperlänge 6‘, Flugweite 4344 Am Gambia. III Dermoptera. Neununddreissigste Familie. Galeopithecus Pall. Die Pelzflatterer, nur eine Familie mit einer einzigen Gattung begreifend, bilden das vermiltelnde Glied zwischen Fledermäusen und Affen, und sind ‚ von so eigenthümlicher Organisation, dass sie nur auf der Grenze beider . Gruppen ihre natürliche Stellung haben. Der Kopf ähnelt im Allgemeinen dem der Flederhunde und hat kleine, behaarte Ohren, der Körper ist ge- streckt, ebenso die Gliedmassen, die Finger sowohl als die Zehen sind nor- © mal, also ganz abweichend von den Chiropteren, weder verlängert noch mit ‚ verkümmerten Phalangen, vielmehr alle vollgliederig mit kurzen, stark ge- - krümmten nnd comprimirten Krallen. An den Seiten des Halses dagegen und dadurch zeichnet sich der Pelzllatterer characteristisch aus, beginnt eine dicke ‚„ und dicht behaarte Flughaut, läuft saumartig an den Armen entlang, schliesst ' ® Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. m. 100; Gray, Ann. mag. nat. hist. 1838, I. ; | 2) Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. lit. 101; Blainville, Osteogr. Chiropt. tb. 13; ‚ Giebel, Odont. 9. Tf. 4. fig. 4. — Rüppell beschreibt im Museum Senkenb. II. 131 einen ' Pt. schoensis aus Shoa als rehfarben, auf dem Bauche hellgraulich, auf dem Rücken mehr rölhlich, mit braunem Streif von den Nasenlöchern durch die Augen zu den Ohren, an der Basis des Ohres mit einem Büschel grauweisser Haare, 3°,“ lang, Flugweite 13°. Er vermuthet, dass dies einzige Exemplar vielleicht Jugend von Pteropus Withei s. Pt. labiatus sei. Auch Halowells Pf. Haldemanni Ann. mag. nat. ‚ hist. 1846. XVit. 356 aus Westafrika von nur 3!/,“ Länge gehört nach den Back- zähnen in diese Gruppe. Wir wagen es nicht nach diesen Angaben die von andern Flederhunden so characteristisch abweichenden Arten kritisch zu sichten, es wird ‚ erst möglich sein, wenn alle so gründlich untersucht sind als die Art von Peters. Zu erwähnen sind hier noch 2 Arten, welche Peale in der Unit. Stat. exped. Mammal. 19. tb. 1. 2 aufstellt, ohne dass man ihre nähere Verwandtschaft ermitteln © könnte. Pf. vociferus von der Insel Manghi in der Balabacstrasse mit weichem ‚ rothbraunen, auf dem Rücken dunkelbraunem Pelze, lauger, schmaler Schnauze, ' geräumigen Backentaschen! 8° lang und Pf. samoensis auf den Inseln der Samoan- gruppe, mit kurzem dicken falben Kopfe, grauer Stirn, kleinen rundlichen, schwarzen ' Ohren, rothen Halse, röthlichbraunem Bauche, 8“ lang. 1004 Unguiculata. Chiroptera. i I ähnlich wie die Schwimmhäute die Finger ein, wird dann an den Seiten des |} Körpers beträchtlich breiter bis zu den Hinterbeinen, deren Zehen sie gleich- falls mit einander verbindet und breitet sich dann als Schenkelhaut auch den kurzen Schwanz einschliessend nochmals aus. Sie gleicht durch Dicke und dichte Behaarung mehr den Fallschirmen bei den Nagern und Beutelratten ' als den dünnen nackten durchscheinenden Flughäuten der Fledermäuse. Der Pelz ist überall dicht und weich. | Die beiden oberen Schneidezähne stehen seitwärts und lassen den Vorder- rand des Kiefers frei, der erste breit, flach, drei- bis vierhöckerig, ein- wurzlig, der zweite zweiwurzlig, die beiden ersten des Unterkiefers sind ' ebenfalls sehr breit und bis auf die Kronenbasis hinab kammförmig gezackt, mit 8 bis 10 Zacken, der dritte ist niedrig, lang, mit horizontaler in 4 bis 5 Höcker getheilter Krone. Der obere Eckzahn ähnelt dem vor ihm stehen- den Schneidezahne, der untere ist kürzer, gezackt oder ganzrandig. Der’ einzige obere Lückzahn ist dreikantig prismatisch, der untere mehr compri- mirt, die 4 oberen Backzähne sind breiter als lang, nach innen verschmälert ' und tragen je 5 spitze Höcker, der unpaare innere Höcker sehr dick und ' hoch, die 4 unteren ebenso nur innen vorn noch mit einem kleinen Ansatz. Der gestreckte Schädel gleicht vielmehr dem der Makis als der Fledermäuse, ist flach und breit, im gewölbten Schnauzentheil verschmächtigt, in der Orbital- gegend ziemlich stark verengt, die Orbitalrändern stark vorstehend, die Schläfenleisten scharf, parallel zum Hinterhaupt laufend, der Jochbogen auf- wärts gekrümmt, die Nasenbeine nach hinten erweitert, der Zwischenkiefer sehr gross, die Pauken klein, der Mastoidfortsatz stark aufgetrieben und zellig, der hintere Gaumenrand wie bei den Lemuren verdickt, der horizon- tale Ast des Unterkiefers niedrig und schlank, der Kronfortsatz breit, hoch, nach hinten geneigt, der hintere Winkel‘ völhg gerundet, erweitert, nach aussen gewandt, der Kronfortsatz stachelförmig. Die Halswirbel sind lang und breit, nur der Epistropheus mit hohem Dorn, die folgenden Dornen und die Querfortsätze kurz und schwach. 9 Rücken-, der diaphragmatische und 9 Lenden-, 4 Kreuz- und 18 Schwanzwirbel, nach Cuvier 2 Kreuz- und 12 Schwanzwirbel, nach Blainville 5 Kreuz- und 16 Schwanzwirbel. Die Dornen der Dorsolumbalwirbel gleich hoch, nach hinten an Breite zunehmend, die Querfortsätze der Lendenwirbel nur leistenförmig. An unserem Skelet sind 4 verwachsene Kreuzwirbel, Cuvier zählt nur die 2 beckentragenden, die beiden ersten Schwanzwirbel nehmen wieder an Breite zu und scheinen noch mit den Kreuzwirbeln verwachsen zu können. Vom 5. an werden die Schwanzwirbel schnell. sehr lang und cylindrisch, überall ohne Fortsätze; unser Skelet hat deutliche 18. Rippenpaare 7 +6, die 3 ersten schmal, die folgenden sehr breit, das Brustbein mit sehr breitem Manubrium ohne Spina, mit 5 breiten Wirbelkörpern; die Schlüsselbeine sehr lang und flach, das Schulterblatt dreiseitig mit sehr hoher Gräte, der Oberarm gerade und sehr schlank, mit hoher scharfer Deltaleiste, perforirter Olecranongrube und nach vorn gerückter Knochenbrücke für den Nervus medianus, Radius um 1/, länger als der Humerus, gerade, die Ulna mit sehr breitem kurzen Ole- cranon, nach unten fadenförmig auslaufend, die Handwurzel siebenknochig, die zweite Phalanx der Finger die längste; die Hüftbeine sehr schmal cylin- drisch, die Schambeinfuge sehr kurz, geöffnet, auch das grosse eiförmige Loch nach hinten geöffnet, der Oberschenkel lang und gerade, mit schwach ange- deutetem dritten Trochanter, die Kniescheibe breit oval, platt, die Tibia von Dermoptera. Galeopithecus. 1005 Femurlänge, die Fibula vollständig und fadenförmig, der Astragalus ohne Rolle, der Calcaneus sehr kurz und völlig comprimirt, die Zehen kürzer und ‚schwächer als die Finger, von aussen nach innen anLänge abnehmend. Der ‘Magen ist quer verlängert, der Blindsack darmartig, die Pförtnergegend stark 'eingeschnürt; der Darmkanal von 6- bis 7facher Körperlänge, in Dünn- und Dickdarm geschieden, mit sehr grossem zelligen Blinddarm, die Leber zwei- lappig und gezackt, mit kleiner Gallenblase, die Milz klein, die Lungen un- getheilt. Das Weibchen mit 2 Zitzen in jeder Achsel. Die Pelzflatterer gehören der gegenwärtigen Schöpfung an und bewohnen ‚die Sundainseln, Philippinen, Molucken und Malakka. Sie nähren sich haupt- sächlich von Früchten, doch aber auch von Insecten. Am Tage, verbergen sie sich unter dem Laube der Bäume, mit allen 4 Füssen abwärts gerichtet #an den Aesten hängend. Des Abends sind sie munter. Sie klettern sehr @ geschickt, können aber nicht fliegen, sondern sich nur mittelst ihres Fall- ‚schirmes von höheren Aesten in sehr schiefer Richtung abwärts schwingen. Das Weibchen wirft 2 Junge, die es an den Brüsten mit sich trägt. Ihr ‚Naturell ist sehr sanft, sie beissen auch angegriffen nicht. Ihres Felles und ‚Fleisches wegen jagt man sie. | G. volans Pall.3) Der gemeine Pelzflatterer hat eine kurz kegelför- 'mige Schnauze, halbmondförmige, völlig getrennte Nasenlöcher, ein kleines © Maul, kurze Schnurren, mässig grosse Augen und abgerundete Ohren. Der ‚weiche dichte Pelz ist bei jungen Thieren trübbraun, grau oder röthlich, mit weissen Flecken und Streifen, ausgewachsene Exemplare sind oben braunroth, unten heller, an der Innenseite der Gliedmassen und den Hals- seiten weisslich; doch kommen Abäanderungen vor: auf dem Rücken schwarz mit gelblichweissen Flecken, die einzelnen Haare an der Wurzel schiefer- schwarz, dann lichtbräunlich und mit schwarzem Ring vor der hellgelben Spitze, die Bauchseite rostbräunlich. Körperlänge 1’/,‘, Schwanz 4“, Flug- ‚weite 2° und mehr. Verbreitet sich von Java bis Timor. G. philippinensis Wath.*) Der philippinische Pelzflatterer, noch sehr ungenügend bekannt unterscheidet sich von den gemeinen durch abwei- ‚chende Zahnformen. Sein erster oberer Schneidezahn ist viel schmäler, | 3) Pallas, act. acad. Petropol. 1780. IV. 208. tb. 8; Lemur volans Linne, syst. nat. Xll. I. 45; Schreber, Säugeth. I. 146. Tf. 43. 307.cde; Wiedemann, zool. Archiv 'Il.a 10. tb. 1; G. rufus, G. variegatus und C. ternatensis Geoflroy, magas. encyclop., 'Desmarest, Mammal. 108; Blainville, Osteogr. Lemur tb. 11; Giebel, Odontogr. 8, Tf. 3. fig. 14; Eısch u. Grubers Encycl. 1. Sect. Bd. 53. — A. Wagner, Schreb. ‚B Säugeth. I. 326. Tf. 307.b trennt bei völliger Formgleichheit, Identität des Schädels und Gebisses einen G. undatus, den ich oben als Abänderung mit schwarzem, weiss- ‚gefleckten Rücken aufgenommen habe. Er gründet sich auf ein Exemplar unbe- ‚kannter Herkunft. Nur in Rumpf- und Gliedmassenskelet ist Temmincks G. maeru- rus bekannt mit 21 Schwanzwirbeln, schmäleren Rippen, grösserem mehr gerundeten Schulterblatt, kürzerem Oberarm, Ulna und Fibula vollständiger, die Finger länger. All’ diese Differenzen bedürfen noch der weitern Bestätigung durch Untersuchung vollständiger Exemplare. Ob Waterhouse’s G. Temmincki Proceed. zool. soc. 1838. ‚ VI. 119 hieher gehört ist wahrscheinlich, lässt sich aber aus der kurzen verglei- "f chenden Characteristik mit folgender Art nicht mit positiver Gewissheit ermitteln. ‘Die obern Schneidezähne stimmen überein, der Eckzahn ist hinten gekerbt, die Schläfenleisten vereinigen sich nicht zu einem Scheitelkamme. A. Wagner schreibt ‚a. a. O, Temminck einen G. marmoratus zu, den ich weder in dessen Monographien noch in der Fauna japonica erwähnt finde. 4) Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1838. VI. 67. 119, 1006 Unguiculata. (Quadrumana. fast einfach, nur undeutlich zweilappig, der zweite nur mit einem vorderen und hinteren kleinen Hocker, während der gemeine 2 vordere und 3 hin- tere Basalhöcker hat. Der untere Eckzahn ist ganzrandig, bei der gemeinen. gezackt, der obere Lückzahn hier stärker. Ausserdem sind die Ohren |: grösser, die Hände länger, der Schädel schmäler, die Schnauze breiter und]: stumpfer, die Augenhöhlen kleiner. Totallänge 20‘. Auf Mindanao und Bohol, Elfie Ordnung. QUADRUMANA. Die Affen bilden die höchste Entwickelungsstufe des Säugethiertypus und‘ näheren sich in mehrfacher Hinsicht dem menschliehen Organismus. Sie bleiben ' jedoch in einzelnen wesentlichen Beziehungen weit hinter diesem zurück und’ sind deshalb fratzenhafle, verzerrle, widerwärtige und hässliche Gestalten, in denen eben wegen der Menschenähnlichkeit das thierische Wesen in desto grellerer Weise hervortitt. In ihrer äusseren Erscheinung variıren die Affen ziemlich bedeutend. Der Kopf ist abgerundet, die Schnauze sehr gestreckt bis völlig verkürzt und dann das Gesicht platt, gerundet, die Nase allermeist verkürzt und stumpf, die Augen öfter gross als klein, die Ohren seitlich am Kopfe stehend und gerundet, breit, der Schwanz sehr lang bis völlig fehlend, die Gliedimassen )s lang und dünn, oft die vorderen übermässig verlängert, allermeist fünfzehig )i und zwar haben die Hinterfüsse wegen der kletternden Lebensweise allgemein einen gegenselzbaren Daumen und sind also handförmig, während die vorderen keineswegs immer Hände sind, häufig vielmehr hier der Daumen mit den Ji übrigen Fingern in gleicher Flucht liegt. Der Pelz pflegt locker zu sein, /« ist bald dichter bald dünner, an einzelnen Theilen wie am Halse, auf dem )» Scheitel, an den Backen bisweilen sehr verlängert, anderseits aber auch an einzelnen Stellen fehlend so im Gesicht, an den Ohren, den Händen und Füssen und dem Gesäss. Solche Hautstellen zeichnen sich gewöhnlich auch durch hervorstechende Färbung aus. | Das Gebiss besteht aus allen Zahnarten in geschlossenen Reihen und in sehr wenig schwankendem Zahlenverhältniss. Bei geschlossenen Kiefern ist }| keine Lücke vorhanden, die verlängerten Eckzähne greifen in die Lücke der entgegengesetzten Reihe. Schneidezähne kommen normal 2 in jeder Reihe vor, die oberen allermeist grösser als die unteren, alle mit einfachen breit meisselförmigen Kronen und einfacher comprimirter Wurzel. Die Eckzähne "ii ragen mehr weniger hervor, sind stark comprimirt kegelförmig, oft auch kantig. Die 2 bis 3 Lückzähne sind stumpfhöckerig und nehmen an Grösse zu. Die 3 Mahlzähne sind vierseitig, bald länger bald breiter und tragen gemeinlich zwei Paare stumpfer Höcker, zu denen ausnahmsweise ein fünfter unpaarer Höcker kömmt. Das Milchgebiss besteht aus 2 Schneide-, den Eck- und 2 oder 3 Backzähnen. Der Schädel geht von der gestreckt pyramidalen Form durch allmählige Verkürzung des Schnauzentheiles und Erweiterung des Hirnkastens in die kuglige von vorn nach hinten zusammengedrückte über. Das Hinterhaupt Quadrumana. 1007 wölbt sich nach hinten über und das Foramen magnum oceipitale rückt nach unten vor. Der Scheitel rundet sich und die breite Stirngegend fällt mehr ' weniger steil gegen die. Schnauze ab. Die stark umrandeten Augenhöhlen schliessen sich von den Schläfengruben ab. Die mässig starken Jochbögen ' stehen horizontal und nur wenig vom Schädel ab. Die Unterkieferäste sind stark, kurz und hoch, der hintere Winkel völlig abgerundet, der Gondylus hoch über der Zahnreihe gelegen und der Kronfortsatz schmal, fast senkrecht, die Kinnsymphyse verwachsend. Die Zahl der rippentragenden Wirbel schwankt zwischen 12 bis 16, meist 12 oder 13, die der ripppenlosen zwischen 4 bis 9, meist von 4 bis 7, die der Kreuzwirbel von 2 bis 5, der Schwanzwirbel von 3 bis 33. Das Brustbein bietet nichts Ungewöhnliches. Ein starkes Schlüsselbein ist allgemein vorhanden, das Schulterblatt ziemlich breit und mit hoher Gräte, der Oberarm gestreckt, die Unterarmknochen getrennt und sehr ‚ beweglich, die Handwurzelknochen gestreckt, in .der ersten Reihe 4 Knochen, ‚ Metacarpus und Phalangen etwas gekrümmt, der Daumen bisweilen verküm- mert, die Hüftbeine schmal und gestreckt, schwach, flach, Unterschenkel- ‘knochen völlig getrennt, die Fusswurzel siebenknochig, der Daumen gegen- @ setzbar. Von dem Muskelsystem verdienen die Portionen an Händen und Füssen besondere Beachtung. Im Vergleich mit den Menschen fehlt den Affen vorn der kurze Daumenstrecker, derselbe lange und der Strecker des Zeige- fingers sind mit einander verschmolzen und schicken eine Sehne zum Mittel- ‚finger, der kurze Beuger des kleinen Fingers fehlt und der Strecker des- ‚selben Fingers gibt eine Sehne an den vierten Finger. An den Hinterfüssen gleichen die Zwischenknochenmuskeln denen der menschlichen Hand, es findet sich ein langer Abzieher des Daumens und der kleinen Zehe wie an der Hand, im Uebrigen ist die ganze Fussmuskulatur im Wesentlichen wie bei dem Men- 9 schen. Der zweiköpfige Schenkelmuskel, der Schneidermuskel, der schlanke ‚und halbsehnige Muskel pflegen sich so tief am Unterschenkel anzusetzen, dass die Knien beim Gehen stets zusammensinken. Die Rollmuskeln des Ober- ı schenkels sind schwächer als bei Menschen, die Gesässmuskeln und der vier- 'eckige Schenkelmuskel ziehen den Oberschenkel nur zurück. Am Schulter- ‚blatt findet sich ein dem Menschen fehlender Heber oder Vorwärtszieher. Das Gehirn ist relativ grösser als bei allen übrigen Säugethieren, an den ‚ Hemisphären des grossen Gehirnes erscheinen die hintern Lappen ähnlich wie bei den Menschen, abweichend von diesem sind die Windungen der vordern 4 Hemisphärenlappen regelmässiger und mehr symmetrisch. Im Geruchsorgan ist der einfache Bau der untern Muschel erwähnenswerth, von den Augen die völlig verkümmerte Nickhaut, der bei den Fledermäusen beobachtete Mangel der Harderschen Drüse, der nur noch bei dem Menschen vorkom- mende gelbe Fleck der Netzhaut, im innern Ohr die Kleinheit der Ampullen, die den Fledermäusen und Menschen gleichen Windungen der Schnecke. In der Mundhöhle haben einige Affen wirkliche Backentaschen. Die Zunge ist ‚ weich und warzenreich, das Gaumensegel mit Zäpfchen versehen, die Lippen- muskeln sehr wenig gesondert, der Masseter und die Flügelmuskeln verhält- nissmässig sehr gross, die Backen- und Lippendrüsen sehr entwickelt, die 'Speicheldrüsen von veränderlicher Grösse, der Magen einfach, länglichrund, ' dünnhäutig, der Darmkanal deutlich in Dünn- und Dickdarm geschieden, der Blinddarm allgemein vorhanden, die Peyerschen Drüsen wenig entwickelt, die i'# Leber gelappt, stets mit Gallenblase, das Pancreas oft gelappt, die Milz klein. Am Kehlkopfe und der Luftröhre kommen häufig eigenthümliche sackartige 1008 Unguiculata. Quadrumana. Erweiterungen vor; die Lungen sind stets gelappt. Die Ruthe hängend, bis« weilen mit einem Knochen, die Eichel bei Einigen mit hornigen Stacheln, der | ' Hodensack frei, der Uterus einfach und dickwandig, der Kitzler zuweilen sehr gross und selbst von der Harnröhre durchbohrt. Das Weibchen hat ge- wöhnlich nur 2, seltner 4 Zitzen an der Brust und wirft ein, ausnahmsweise zwei Junge. | Die Affen erscheinen zuerst in der eocänen Tertiärepoche im mittlern ! Europa und zwar mit ihren vollkommeren Typen. Hier bleiben sie auch während der miocänen Epoche noch, treten dann während der pliocänen im südlichen Asien und während der Diluvialzeit auch in Südamerika auf. Ge- genwärlig verbreiten sie sich zahlreich über die wärmeren Länder der ganzen Erde, jedoch mit erheblichen Eigenthümlichkeiten ihrer Organisation. Sie leben gesellig auf Bäumen, klettern sehr behend, sind muntre und aufge- weckte Thiere, spielen gern und treiben Possen, sind dabei aber boshaft, tückisch, diebisch, durch und durch von widerlichen Manieren und hässlichem Betragen, ohne allen Nutzen für den Menschen. Sie nähren sich von Obst, ' Insecten und Eiern und bedienen sich beim Fressen stets der Vorderpfoten als Hände. Die übermässige Liebe zu ihren Jungen ist sprichwörtlich geworden. Die Ordnung gliedert sich in drei natürliche Familien unter zwei leicht zu unterscheidenden Gruppen. I. Prosimiae. Halbaffen. Vierzigste Familie. Lemures. Die Halbaffen bilden den eigentlichen Affen gegenüber nur eine Familie, characterisirt durch den zugespitzten Kopf mit meist grossen völlig behaarten Ohren, sehr grossen, wohl in der ganzen Klasse der Säugethiere grössten Augen und kleiner Schnauze. Die hintern Gliedmassen sind länger als die vordern, beide mit Händen, die Finger mit Plattnägeln, nur der Zeigefinger der Hinterhände mit Krallnagel, der Schwanz meist sehr lang. Das Gebiss weicht in mehrfacher Hinsicht von dem der ächten Affen ab in der Zahl der Zähne sowohl als in deren Form. Die beiden obern Schneidezähne verkümmern und in eben dem Grade verlängern sich die 1 bis 3 untern, fast horizontal liegenden. Die Eckzähne sind von gewöhnlicher Länge, scharfspitzig und mit schneidenden Kanten versehen. Die 2 bis 3 Lückzähne haben einen scharfen Hauptzacken, dessen Basis sich meist nach innen erweilert; die 3 ächten Backzähne nehmen an Grösse ab und haben stets 2 scharfe Höcker an der einen Seite und ähnliche oder stumpfe und niedrige an der andern. Der Schädel zeichnet sich durch seinen meist kug- |. ligen Hirntheil, die schmale, meist sehr kurze Schnauze, die grossen, vorn sehr genäherten, hoch umrandeten Augenhöhlen mit sehr dünnen Septum aus. Der hintere zwischen den letzten Backzähnen gelegene Gaumenrand ist wulstig verdickt, der hintere Winkel des Unterkiefers erweitert und breit ge- | rundet. Der Atlas hat starke Flügel, der Epistropheus einen grossen Dorn, | die folgenden Halswirbel schwache oder gar keine Dornen, aber kurze, kräf- | tige Querfortsätze. Rückenwirbel scheinen ziemlich allgemein 9 vorhanden | zu sein, mit langen geneigten Dornen, der 10. Wirbel ıst der diaphragma- tische, die Lendengegend ist sehr lang, und besteht aus 9 oder mehr Wir- | beln mit sehr breiten Fortsätzen. Das Kreuzbein ist schmal und lang, 2 bis 1 ü Lemures. Tarsius. 1009 | 5 Wirbel mit hohen Dornen; 8 bis 30 Schwanzwirbel. Das Schulterblatt ist dreiseitig mil sehr hoher vor der Mitte gelegener Gräte, das Schlüssel- bein lang und stark, das Becken sehr gestreckt und schwach, die Glied- massenknochen schlank, der Oberarm stets mit der Brücke für den Nervus medianus, die Elle vollständig, der Radius gekrümmt, die Fibula dünn, bis- weilen unten verwachsen, Calcaneus und Astragalus bei Einigen ungemein verlängert, die Fingerglieder schlank. Die Zunge ist mit zackigen Papillen besetzt und unter ihr liegt eine Nebenzunge; der Magen oval oder verlängert, Dünn- und Dickdarm deutlich geschieden, der Blinddarm gross, Leber und Lungen mehrlappig, das Pankreas gezipfelt, der Uterus zweihörnig ‚ aber die Hörner sehr kurz, die Ruthe bisweilen mit einem Knochen, das Weibchen mit zwei Zilzen an der Brust, bei Einigen mit noch zweien in der Nabel- gegend. Die Lemuren existirten in frühern Schöpfungsepochen nicht und ver- ‚ breiten sich gegenwärtig über Afrıka und das warme Asien, besonders die anliegenden Iaseln. Sie führen eine nächtliche Lebensweise, leben gesellig in Waldungen, schlafen am Tage und sind des Nachts munter. Sie klettern sehr geschickt und behend und nähren sich vorzüglich von safligen Früchten und Insecten. Viele lassen sich zähmen und werden dann sehr zutraulich. Nach der Bildung der Fusswurzel sondern sich die zahlreichen Gattungen ‚in zwei scharf geschiedene Gruppen und innerhalb dieser lassen sie sich nach dem Zahnsystem, der Configuration des Kopfes, den Fingern und Schwanze leicht übersichtlich ordnen. 1. Macrotarsi. Fusswurzel ungemein verlängert; Kopf rund mit kurzer Schnauze; Schwanz sehr lang. Tarsıus Storr. An dem grossen, gerundeten Kopfe fällt die sehr kurze zugespitzte Schnauze, die nierenförmigen Nasenlöcher, die ungemein grossen Augen mit hellkaffeebrauner Iris und die sehr grossen, nur aussen fein behaarten löflel- ' förmigen Ohren mil 4 innern Querleisten characteristisch auf. Die Vorder- ” gliedmassen sind von normaler Länge, dagegen die hintern doppelt so lang ‚ und deren Fusswurzel von der dreifachen Länge des Mittelfusses. Der Schwanz © misst über Körperlänge und endet buschig. Ausser dern Zeigefinger der Hinterhand hat auch der Mittelfinger eine wirkliche Kralle, alle Finger sınd kurz und dünn, mit starken Polstern gefüttert, die abstehenden Daumen» gross. Die Behaarung ist weich und kurz. Das Weibchen hat 2 Zitzenpaare. Die geschlossenen Zahnreihen bestehen oben aus 2+1+ (343) unten aus 1+1-+(3+3) Zähnen. Schneide-, Eck- und Lückzähne sind von übereinstimmender Form; der erste obere Schneidezahn grösser als der zweite, der Eckzahn wiederum grösser, der 1. Lückzahn sehr klein, der 2. doppelt so gross, der 3. zweihöckerig, die 3 Mahlzähne viel breiter als lang, ‚ aussen zweihöckerig, in der Mitte vertieft, innen mit breiter halbmondförmi- ger Wulst; der untre Schneidezahn sehr klein, der gekrümmte hakige Eck- zahn viel grösser, die 3 Lückzähne an Grösse zunehmend und mit Längs- '# eindruck, die Mahlzähne schmäler als die obern, mit vorderen verschmolze- ‚ nen, hinten getrennten Höckern. Am Schädel ist der Hirnkasten auffallend | ‚gross und gewölbt, nach vorn von den ungemein weiten Augenhöhlen be- ‚ gränzt, deren Ränder stark vorspringen, deren Zwischenrand nach unten sehr dünn, fast häutig ist. Die Schläfengruben sind bis auf einen runden Aus- Säugethiere, 64 1010 Unguiculata. (Quadrumana. schnitt nach vorn von den Augenhöhlen abgegränzt und wenig umfangsreich. Die grossen Gehörblasen stossen zusammen. 13 bis 14 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 31 bis 33 Schwanzwirbel; der Atlas gross mit an- sehnlichen Flügeln und nach unten gerichteten Knochenzapfen, der Epistro- pheus mit sehr hohem knopfförmig getheilten Dorn, der 3. und 4. Halswirbel ohne Dorn, die folgenden mit höckerarligem, die (uerfortsätze sehr gross, Die Rückenwirbel mit spitzen Dornen, der zehnte ist der diaphragmatische, die Lendenwirbel :mit sehr breiten Dornen und ebensolchen horizontalen Querfortsätzen, die Kreuzwirbeldornen hoch und senkrecht, die Schwanzwirbel verlieren vom 4. an die Fortsätze und verlängern sich. Das Brustbein ist fünfwirblig, das Schulterblatt gleichschenklig dreiseitig mit sehr hoher dem Vorderrande genäherter und paralleler Gräte, das Schlüsselbein schwach S för- mig gekrümmt, der Oberarm stark, unten sehr breit, mit kurzer Deltaleiste, mit Knochenbrücke, Radius schwach gekrümmt, oben mit sehr grossem Ole- eranon, die Handwurzel neunknochig; das Becken gestreckt mit fast cylin- drischen Hüftbeinen, der Oberschenkel sehr schlank, gerade, drehrund, mit drittem Trochanter, die Tibia von Femurlänge, sehr stark, die Fibula fein, unten verwachsen, CGalcaneus und Astragalus fast von halber Tibialänge, die Fingerglieder schlank und etwas gekrümmt. Auf den Hemisphären des grossen Gehirnes sind die Windungen nur schwach angedeutet. Der weiche Gaumen mit 11 Querfalten, die Zunge dick, dicht mit kegelförmigen gezack- ten Papillen besetzt, dazwischen mit Warzen und mit 3 Papillä vallatä, die Unterzunge sehr klein, die Luftröhren mit 26 Ringen, die rechte Lunge vier- lappig nebst zweien Nebenlappen, die linke fünflappig, die Leber vierlappig ” mit 2 Nebenlappen, der Magen dreiseitig, der Darmkanal 12‘ lang, davon der Dickdarm 2°, der Blinddarm 1‘, letztre beide innen ohne Zellen, der Blinddarm mit Längsfalten, das Pancreas in vielfache Zipfel geendigt; der Uterus zweihörnig, die Klitoris mit Eichel, Die Arten bewohnen Sumatra, Borneo, Gelebes und Banka. Sie leben gesellig in Waldungen, klettern sehr behend und nähren sich von Insecten, Gewürm und Eidechsen. Gezähmt sind sie sanfl und zutraulich, schlafen aber den ganzen Tag. Das Weibchen wirft nur ein Junges. T. spectrum Geoffr. ®) Der Pelz istgelb braungrau, auf der Stirn mit leichtem rothbraunen. Anfluge, auf der Oberseite dunklerbraun, an der Brust weisslich, an der Spitze des -Schwanzes gelblich. 8 wahre, 6 falsche Rippen, 33 Schwanzwirbel. Körperlänge 4!/,', Schwanz 81/g". T. Fischeri Desm. °) Kleiner als vorige, mit relativ grösserem Kopfe, röthlich gelbgrau gefärbt, mit braungrauem Scheitel und Nacken, hell gelb- lichweissem Fleck hinter dem Ohre, mit kleineren Augen, längeren Ohren; längeren Gliedmassen und kürzerem Schwanze. Der Schädel ist niedriger, mit flacherem Scheitel, der Schnauzentheil kürzer, der Unterkiefer mit breiterem Kronfortsatz, die Nasenbeine kürzer, das Gebiss weniger kräftig; 7 wahre und 6 falsche Rippenpaare, 31 Schwanzwirbel, das Manubrium des Brustbeines schmäler und länger; die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig. 5) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 168; Fischer, Maki 36; Burmeister, Beitr, z. Gattg. Tarsius; Giebel, Odontogr. 7. Tf. 3. fig. 11; Didelphis macrotarsus Nau, Natur- forscher XXV, 1. Tf. 1; T. Daubentoni Fischer, Maki 37; T. bancanus Horsfield, zool. research. II. c. fig. 6) Desmarest, nouv. dict. hist. nat.; Burmeister, Beitr. z. Gattg. Tarsius; T. fuscus s. fuscomanus Fischer, Maki 37, Prosimiae. Otolienus, 1011 Otolienus 1. Die Galagos haben die sehr grossen nackten Ohren und die kurze Schnauze am abgerundeten Kopfe und die genäherten grossen Augen mit den Tarsern gemein, auch die verlängerten Hinterbeine und den sehr langen Schwanz, der jedoch durchgängig buschig behaart ist. Ihr Pelz ist ungleich dichter und länger, von den Fingern und Zehen der 4. der längste, der 3. etwas, der 2. und 5. noch mehr kürzer. Nur der Zeigefinger der Hinter- hände ist mit einem Krallnagel, alle übrigen Finger mit Plattnägeln versehen. Das Weibchen hat nur 3 Zitzenpaare. Die obere Zahnreihe besteht aus 2+1+(3+3), die untere aus 3+1-+(2+3) Zähnen. Die oberen Schneidezähne sind klein, schlank meisselförmig, getrennt von einander, die unteren grösser, breiter, sehr lang; die oberen Eckzähne lang, glatt, aussen gefurcht, die unteren kürzer mehr gekrümmt; der 1. obere Lückzahn eckzahnarlig, mit vorderem und hinterem Basalhöcker, der 2. kürzer mit innerem Ansatze, die folgenden Backzähne _ vierhöckerig; der 1. untere Lückzahn ebenfalls eckzahnähnlich, der 2. mehr- zackig als oben, der letzte Backzahn fünfhöckerig. Zuweilen findet sich im Alter ein 7. oberer Backzahn ein. Der Schädel ist gestreckter als bei Tarsius, der Scheitelkamm entwickelt, die Orbitalfortsätze des Stirnbeines mit denen des Jochbeines verbunden, die Pauken sehr gross, der hintere Winkel des -Unterkiefers stark erweitert. 13 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz-, 22 bis 27 Schwanzwirbel. Der Oberarm ist am inneren Condylus perforirt, die Hüftbeine schlank und schmal, dem Kreuzbeine parallel. Die Zunge ist mit feinen, zwei- bis dreispilzigen nach hinten gerichteten Papillen besetzt, aus denen sich grössere, glatte, knopfförmige erheben, an der Basis 3 kelchför- mige; die Nebenzunge gross, am Rande in lange kammförmige Spitzen aus- gehend; der weiche Gaumen mit 8 Falten, der Magen stark muskulös, bohnen- förmig, innen mit gewundenen Falten, der Dickdarm mehr alsum Y, kürzer als der Dünndarm, der Blinddarm weit, die Milz zungenförmig gestreckt, die Leber dreilappig, die Luftröhre mit 28 Halbringen, die linke Lunge zwei-, die rechte vierlappig, die Ruthe mit einem Knochen und mit Reihen rück- wärts gerichteter, ein- bis dreispitziger Hornspitzen bewaffnet, der Uterus zweihörnig, die Clitoris ganz kurz, das Gehirn wie bei den Lemuren. Die Arten bewohnen das mittlere Afrika und führen eine nächtliche Lebensweise. Am Tage halten sie sich in hohlen Bäumen versteckt, wo sie auch ihren Jungen ein Nest aus Gras bereiten. Schlafend schlagen sie den langen Schwanz nach unten und rollen die grossen Ohren ein. Des Nachts gehen sie ihrer in Insecten und Früchten bestehenden Nahrung nach. In der Gefangenschaft sind sie träge und langsam, obwohl sie ungeheure Sprünge machen können; ihr Naturell ist sanft. ©. cerassicaudatus Geoffr.”) Von Kaninchengrösse, der Kopf abge- rundet und breit, die Schnauze länger als bei andern Arten, die vorspringende Nasenkuppe vorn nackt, in der Mitte mit einer Längsfurche, die Nasen- löcher mit spiralförmigem Schlitz nach aussen mündend, die Augen mit senkrechter, sehr weiter Pupille, die elliptischen, hinten schwach ausge- randeten Ohren von ?2/, Kopfeslänge, aussen und am Rande spärlich be- haart, der Pelz lang und wollig, am Kopfe kürzer, an dessen Unterseite 7) Geoffroy, Ann. du Museum 1812. XIX. 166; Blainville, Osteogr. Lemur tb. 7; Peters, Säugelh. Mossamb. 5. Tf. 2. 4. fig. 1—6. g4* 1012 Unguiculata. Quadrumana. und an den Backen nach vorn gerichtet, am Schwanze sehr lang und buschig, an den Fingern sehr kurz, steif und anliegend, das Gesicht alter Thiere gelblichbraun, mit hellerem Streif von der Nase zur Stirn um die dunklen innern Augenwinkel nach den Backen herab, die Iris braunroth, die sehr feinen kruzen Schnurren schwarz, der Oberkopf rostbraun, der Rücken grau mit rostfarbigem Anfluge, die Unterseite grau oder gelblich- weiss, der Schwanz rostfarbig, die Finger schwarzbraun, alle Haare an der Wurzel blaugrau oder schwarzgrau, an den Spitzen silbergrau, schwarz und braun geringelt, am Rücken viel lange schwarzspitzige Haare, am Bauche weisse ; junge Thiere sind mehr grau und selbst weiss. Körper- länge 1‘, Schwanz 1!/s'. Im Gebiss ist das Vorkommen eines 7. oberen zwei- bis dreihöckerigen Backzahnes bei alten Thieren besonders characteristisch. Der hintere Innen- höcker des 3. und 6 obern Backzahnes ist sehr schwach. Der Schädel unterscheidet sich durch seine gestreckte Form von andern Arten, der Zitzenfortsatz schwillt hinter der Pauke blasig auf, seine Zellen communi- ciren nicht mit dieser. 25 Schwanzwirbel. Grösste Länge des Magens 21/,', Länge des Dünndarms 13“, des Dickdarmes 91/,", des Blinddarmes 13/4‘, der Kehldeckel breit herzförmig. | In Mossambique. 0. galago Wagn.®) Der gemeine Galago ist kleiner und zierlicher als der vorige und variirt in der Färbung mehrfach. Die senegalischen Exem- plare sind unten gelbweiss, oben fahlgrau, der Augenring schwärzlich, der Nasenrücken mit gelblichweissem Streif, der Schwanz röthlich; die kordo- fanischen sind silbergrau, an Kopf und Rücken mit röthlichem Anfluge, unten weisslich, der Nasenstreif weiss, der Schwanz graulich rostfarben; die mossambiquer sind dunkler gefärbt, ihre Rückenhaare an der Wurzel schieferblauschwarz und vor der schwarzbraunen Spitze aschgrau, die Unter- seite grauweiss oder gelblichweiss. Die Ohren sind oval, zugespitzt, von Kopfeslänge und ganz nackt; der Schwanz gegen das Ende hin buschig. Körperlänge 7‘, Schwanz 9. Im Gebiss ist der obere 7. Backzahn noch nicht beobachtet, dagegen wird bisweilen der zweite Schneidezahn vom Eckzahn verdrängt. Nach Einigen 22, nach Anderen 27 Schwanzwirbel, der Blinddarm auf 7 und auf 4“ Länge angegeben, die rechte Lunge 3- und Alappieg. Am Senegal, am weissen Nil, in Nubien, Mossambique und am Cap. 8) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 292; Giebel, Odontogr. 7. Tf. 3. fig. 7.8; Lemur galago Schreber, Säugeth. I. Tf. 38.b; Galogo Geoffroyi u. G. Cuvieri Fischer, Mem. Moscou I. 25; G. senegalensis Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 166; Fischer, Maki 42; Rüppell, Abyss. Wirbelth. I. 8; Fr. Cuvier, Mammif. ll. 22; G. Moholi Smith, Ilustr.. S. Afr. tb. 8; Otolicnus teng Sundevall, kgl. vetsk. akad. Handl. 1542. 201; 0. senegalensis Peters, Säugeth. Mossamb. N. Tf. 4. fig. 10. 11. — Ausser den ange- . führten Arten, deren Identität Peters ausser Zweifel gesetzt hat, ist noch Geoffroy’s G. conspieillatus Catal. meth. Mammif. 81 von Port Natal zu erwähnen, der durch grössere Ohren, rothen Schwanz und schwarzen Augenfleck unterschieden wird. Temmincks 0. Peli. esq. zool. Guine 42 von der Küste von Guinea ist oben röthlich- braun, unten lichtroth, die langen Schwanzhaare dunkelbraun mit silberfarbiger Spitze, die Jungen brennend roth. Ogilby gedenkt Proceed. zool. soc. 1838. Vi. 6 eines 0. Garnetti, dessen vorderer Zeigefinger ebenfalls gegensetzbar ist, überall schmutzigbraun, die Ohren schwarz. Fischers G. Demidoffi Mem. nat. Moscou I. 24. fig. 1 vom Senegal ist nach Peters das Junge von 0. Peli, nach Geoffroy der Typus einer zwischen Otolicnus und Microcebus stehenden eigenthümlichen Gat- tung, nach andern ein wirklicher Microcebus. Ich kann das Räthsel nicht lösen, N) Ihre 1! Spitze sind, Schw: Prosimiae. Microcebus. 1013 O. Alleni Wagn. ®?) Von voriger Art unterschieden durch noch grössere Ohren, längere Finger und Zehen, mit tief schiefergrauen Haaren, deren Spitzen auf dem Rücken rostgelblich, an der Unterseite schmutziggelblich sind, die Füsse tiefbraun, der Schwanz dunkelbraun. Körperlänge 8", Schwanz 10%. Auf Fernando Po. Microcebus Geoffr. Der Zwergmaki schliesst sich durch die wenn auch in geringerem Grade verlängerte Fusswurzel, den sehr langen Schwanz, den rundlichen Kopf, die grossen Augen und sehr grossen Ohren den Galagos zunächst an. Die Schnauze ist spitz, die Ohren mehr behaart, die Gliedmassen relativ kürzer. Die Zahnreihen bestehen aus 2+ 1 + 6 oder im Unterkiefer aus nur 5 Back- zähnen. Die oberen Schneidezähne haben eine breite, deutlich zweilappige Krone, die oberen Mahlzähne aussen zwei und in der Mitte einen grossen Höcker, der innen von einer zweihöckerigen Kante begrenzt wird. Der Schädel unterscheidet sich von dem der Galagos durch die nicht aufgetriebene Pars mastoidea und die Anwesenheit eines Zwischenscheitelbeines; 13 rippen- tragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 28 Schwanzwirbel. Die Zunge ist an der Spitze glatt und mit vorwärts gerichteten Hornspitzen besetzt. Das Weib- chen hat 2 Zitzenpaare. Die beiden bekannten Arten leben auf Madagaskar. M. myoxinus Pet.) Der Kopf ist katzenartig gerundet, die Schnauze spitz, weit über das Maul vorspringend, dieses bis unter die Augen ge- spalten, die spiralen Nasenlöcher schräg seitlich geöffnet, die Augen sehr gross mit grosser senkrechter Pupille, die Ohren von ?/, Kopfeslänge, zu- sammengezogen tief quer gefaltet, aussen, an den Rändern und Vorsprunge fein und kurz behaart, der vierte Finger vorn und hinten der längste, der fünfte der kleinste, die Länge des ganzen Fusses dem Unterschenkel gleich, die Nägel platt und sehr klein, nicht vorragend, die Kralle des hinteren Zeigefingers schräg abgestutzt, die Vorderhand mit 5, die Hinterhand mit 6 Wülsten, der Pelz fein und wollig, an den Händen kurz, an den Backen nach vorn gerichtet, am Schwanze straff und kurz, die Oberseite gold- farben mit rostbraunem Anfluge, an der Stirn und um die Augen lebhafter, an den Körperseiten und Gliedmassen matter, am Auge ein schwarzbrauner Fleck, die Iris rothbraun, der Nasenrücken weiss, die langen Schnurren schwarzbraun, die ganze Unterseite scharf begrenzt schneeweiss, der Schwanz goldgelb mit rostrothem Anfluge, die nackten Stellen fleischfarben. Körperlänge etwas über 5", der Schwanz 6". Der erste obere Schneidezahn um die Hälfte grösser als der zweite, an der äusseren Kante mit einem kleinen Nebenzacken, die unteren com- primirt, der zweite aussen gefurcht; die oberen Eckzähne gekrümmt und mit starkem hinteren Zacken; der erste obere Lückzahn makiähnlich, der zweite viel grösser, mit vorderem und hinterem Zacken, der dritte mit kleinem Innenhöcker, der erste Mahlzahn der grösste und wie sein Nach- 9) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 294; Galago Alleni Waterhouse, Proceed. zool. soc. 1837. V. 87. Nach Peters Angaben von der Veränderlichkeit der Grössenver- hältnisse und Färbung der gemeinen Art reichen die von Waterhouse angeführten Differenzen für die Selbständigkeit dieser Art nicht aus. ‘ 1) Peters, Säugeth. Mossamb. 14, Tf. 3. 4. fig. 6—9. 1014 Unguiculata. Quadrumana. folger fünfhöckerig, der letzte dreihöckerig; der erste untere Lückzahn eckzahnartig, der zweite breiter und’ mit kleinem Innenhöcker, der 1. und 2. Mahlzahn fast gleich gross, jene 3-, dieser 4höckerig, der letzte fünf- höckerig. Der Schädel unterscheidet sich von dem senegalischen Galago ausser durch die Pars mastoidea durch den weiter nach hinten gelegenen hinteren Gaumenausschnitt, durch die sehr weiten Gaumenbeinlöcher, die kleineren Augenhöhlen, die breit an die Nasenbeine herantretenden Zwischen- kiefer. Der Unterkiefer hat einen spitzen hakigen Winkel und einen sehr hohen nach hinten gerichteten Kronfortsatz. Das übrige Skelet sehr dem der Galagos ähnlich, das Brustbein siebenwirblig, die Handhabe sehr breit, das Fersenbein von U, der Tibialänge. Die Zunge an der Basis mit 3 warzenförmigen Papillen und mit zerstreuten knopfförmigen Wärzchen, die Nebenzunge mit einem dreifachen hornigen Längskiel, der weiche Gaumen mit 8 Querfalten, der Magen bohnenförmig, die Leber dreilappig, die Milz lang, schmal und Platt, der Uterus zweihörnig, die Clitoris von der Harn- röhre durchbohrt und tief gefurcht, ein Paar Zitzen an der Brust, ein zweites Paar am Unterleibe, die Luftröhre mit 24 Halbringen, die linke Lunge zwei-, die rechte vierlappig. An der Westküste von Madagaskar. Am Tage eingerollt schlafend, Abends munter und in grossen Sätzen springend. In der Gefangenschaft | nährt er sich von saftigen Früchten. M. murinus Mart.?) Die Ohren sind noch nicht von halber Kopfes- länge, bilden zusammengezogen nur 4 Querfalten, die Schnauze ist spitzer und länger als bei voriger Art, die Schnurren viel schwächer, die Finger länger, die Färbung oben schön rostgelb, unten gelblichweiss, die des Schwanzes nicht vom Rücken verschieden. Am Schädel ist der Schnauzen- theil schmäler als vorhin, der vorspringende Theil des Zwischenkiefers länger, Stirnbeine mit viel stumpferem Winkel in die Scheitelbeine ein- greifend. Der ovale Magen ist 2°/,‘“ lang, das Duodenum weit, 1° lang, der Dickdarm 8‘, der anfangs erweiterte Blinddarm 1°/,‘‘, die Leberlappen gespalten, die Gallenblase sehr klein, die linke Lunge zwei-, die rechte dreilappig, die Luftröhre aus 20 Halbringen gebildet, der Penis mit Knochen, die Hoden sehr gross, hängend, die Muskeln der Gliedmassen sehr kräftig. Körperlänge 51/,, der Schwanz über 6. Aufenthalt und Lebensweise wie bei voriger Art. Perodicticus Ben. Der Potto hat eine gestrecktere Schnauze als die Galagos, seitlich schmale buchtige Nasenlöcher, kleinere schiefe Augen, kürzere, beiderseits schwach behaarte Ohren. Der Körper ist schlank und die dünnen Gliedmassen ziem- lich gleich lang, die Finger von mässiger Länge, vorn mit grossem Daumen und stummelhaftem Zeigefinger und langer Kralle am hinteren Zeigefinger. Der Schwanz ist kurz. Die beiden oberen Schneidezahne sind fast gleich, 2) Martin, Proceed. zool. soc. 1835. II. 125; Lemur murinus Pennant, Quadrup. I. 247; Galago madagascariensis Geoflroy, Ann. du Mus. XIX. 166; Kuhl, naturhist. Fragm. Il. 35. Tf. 6; Buffon, Hist. nat. suppl. II. 149. tb. 20; Lemur pusillus Geoffroy, magaz. encycl. I. 20; Schreber, Säugeth. I. Tf. 40.d; Spix, Cephalog. tb. 6. fig. 10; Microcebus rufus Schinz, Verzeichn. I. 107; Geoffroy, catal. melh. mammif. 80; M. pusillus Peters, Säugeth. Mozamb. 19; Scartes Swainson, natur. Classific. 322; Mys- cebus Lesson, Species 236.. Prosimiae. Stenops. 1015 die 3 unteren dünn uud geneigt, die Eckzähne comprimirt kegelförmig und scharfkantig, die beiden oberen Lückzähne klein kegelförmig, der erste Mahl- zalın dreihöckerig, der zweite innen mit grösserem Höcker, die unteren eben- so. So das Milchgebiss, die Zähne alter Thiere ganz wie bei Stenops. Die grosse dünme Zunge warzig raulı, die Nebenzunge in sechs kammförmige Zacken auslaufend. Die einzige Art ist P. Potto Wagn. ?) Der Pelz ist weich und dicht wollig, Schnauze und Kinn fast nackt, nur mit wenigen weisslichen Härchen besetzt. Die Haare an der Wurzel mausfarben, in der Mitte röthlich, an der Spitze blasser, einige weissspitzig, daher die Oberseite graulich kastanienbraun, die Unter- seite heller. Körperlänge 8°, Schwanz nur etwas über 2. Ein träges scheues nächtliches Thier, von Sierra Leone. 2. Brachytarsi. Die Fusswurzel kurz, von normaler Bildung. ch a) Mit 5 Backzähnen. a) Ohne oder mit sehr kurzeın Schwanze. Stenops Geoffr. Die Loris sind kleine zierliche Halbaffen mit schmächtigem Leibe, grossem rundlichen Kopfe, sehr kurzer spitzer Schnauze, ungemein grossen nach vorn gewandten Augen, dünnen Gliedmassen, von denen die hinteren etwas ver- längert sind, und ohne äusserlich sichtbaren Schwanz. Die Ohren sind von mässiger Grösse und haben eine Verdoppeluug der Leiste und ihrer Gegen- leiste. An den vorderen und hinteren Händen ist der Zeigefinger sehr ver- kürzt, der hintere mit schmaler langer Kralle versehen, der vierte Finger der längste. Die Handflächen sind gut gepolstert. Das Weibchen hat nur zwei Brustdrüsen aber auf jeder 2 Zilzen. Der erste obere Schneidezahn zeichnet sich durch seine Grösse aus, während der zweite völlig verkümmert und verschwindet, die 3 unteren nehmen vom {. zum 3. an Breite zu, sind sehr gestreckt und horizontal gestellt; die Eckzähne sind dick, stark gekrümmt und spitzig; Der erste Lück- zahn übertrifft den zweiten an Grösse, beide sind stark und einzackig, der dritte obere besitzt innen einen sehr breiten Ansatz; die drei Mahlzähne sind vierhöckerig, doch der letzte ansehnlich verkleinert. Am Schädel ist der Hirnkasten überwiegend gross, gewölbt, hinten am breitesten, die enorm grossen Augenhöhlen ganz nach vorn gewandt, rund, mit stark aufgeworfenen in der Mitte des Gesichts vereinigten Rändern, ihr Septum äusserst dünn, die Orbitalfortsätze eine weit abstehende Knochenbrücke zum Jochbogen hin bildend, ' die Schläfenleisten markirt, nicht zur Bildung eines Scheitelkammes vereinigt, die Stirnbeine geradlinig an den Scheitelbeinen abgeschnitten, der Jochbogen nach hinten erweitert und hier eine weite, unmittelbar in den Gehörgang ver- laufende Aushöhlung bildend, die Pauken sehr weit, kein Griffelfortsatz, der Schnauzentheil sehr kurz und schmal, der Unterkiefer mit erweitertem hin- teren Winkel. 15 bis 16 rippentragende, 8 bis 9 rippenlose, 2 bis 5 Kreuz- und 8 bis 9 Schwanzwirbel; an unserem Skelet von St. gracilis 12 Rücken- 3) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 289; v. d. Hoeven, Mem. Instit. neerl. 1851. IV. 1; Lemur Potto Gmelin bei Linne, syst. 42; Nycticebus Potto Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 165; Galago guienensis Desmarest, Mammal, 104; P. Geoffroyi Bennett, Proceed. zool. soc. 1832. I. 109. 1016 Unguiculata. Quadrumana. der diaphragmatische, 10 Lenden-, 3 Kreuz- und 8 Schwanzwirbel. Die Hals- wirbel sehr kurz, der Epistropheus mit hohem Stachel, die folgenden Dornen niedrig und breit, die Querfortsätze der Lendenwirbel sehr breit und kurz. 9 wahre und 6 falsche Paare sehr breiter Rippen. Das Schulterblatt breit, mit weit vor der Mitte gelegener Gräte, des Schlüsselbein dünn und stark gewunden, die Gliedmassenknochen lang und dünn, der Oberarm besonders lang, ziemlich gerade, am inneren Knorren und in der Olecranongrube per- forirt, Speiche und Elle fast gleich stark, erstere gekrümmt, die Handwurzel neunknochig, Metacarpen und Phalangen kurz, die Hüftbeine fast cylindrisch nur mit hervortretendem Kamme, die Schambeine lang und schmal, die Sitz- beine kurz, Ober- und Unterschenkel sehr lang und gerade, Fibula vollständig, der Calcaneus stark gebogen, die Fusswurzel noch etwas gestreckt, der Daumen lang und dick, der Zeigefinger mit sehr kleiner Nagelphalanx. Die Zahl der Spulmuskeln. an den Händen beträgt 24, während sonst die Le- muren nur 4 haben. Die Zunge ist glatt, mit 3 wallförmigen Warzen ver- sehen, die Nebenzunge tief gespalten, der Magen oval, Gardia und Pylorus einander genähert, Dünn- und Dickdarm deutlich geschieden, der Blinddarm sehr gross, die Leber dreilappig, der mittlere Lappen gespalten, die Milz lang und schmal, die Gallenblase oval, die Nieren gross, mit nur einer grossen Papille, die Blase klein, länglich oval, die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig, Arm- und Schenkelarterie und Vene in zahlreiche Zweige zerspalten, die sich am Ellenbogen und Knie wieder vereinigen, die Hoden im Becken gelegen, die Glitoris penisartig verlängert, gespallen und am Ende behaart, der Uterus klein und zweihörnig. Die wenigen Arten bewohnen Indien und die benachbarten Inseln. Sie sind in ihrer nächtlichen Lebensweise noch nicht näher beobachtet. a) Mit vorspringender Nase. St. gracilis Kuhl.*2) Der schlanke Lori ist zierlich und leicht gebaut und durch seine weit über den Mundrand vorspringendce Hundsnase gut gekennzeichnet. Der Kopf ist abgerundet, die Augen einander sehr ge- nähert, die Ohren rundlich, ohne verdickten Rand, der Hals kurz, der Rumpf schlank, schmächtig, Arme und Beine lang und dünn, die Hinter- hände grösser als die vorderen, das Gesicht dünn und kurz behaart, mit einigen beborsteten Warzen, die Stirn mit weisser Schneppe, die Augen braun umringt, der sehr weiche Pelz oben fahlgrau, gelblichbraun oder röthlich, unten graulich oder gelblichweiss.. Am Schädel springen Nasen- beine und Zwischenkiefer über den Alveolarrand vor. Die Halswirbel sind sehr kurz, die 15 rippentragenden Wirbel mit sehr breiten einander be- rührenden Dornen, die 8 rippenlosen mit ebensolchen, nur kürzeren, das Kreuzbein zweiwirblig, 8 starke Schwanzwirhel, die hinteren Rippen breit, das Brustbein sechswirblig mit sehr breitem Manubrium und schmalen Schwertfortsatz, der hintere Daumen ungemein starkknochig, der Oberarm 4) Kuhl, Beitr. II. 37. Tf. 6*. fig. 2—6; Vrolik, nieuve Verhandel. Instit. neerl. 1843. X. 75; Templeton, Ann. magaz. nat. hist. 1844. XIV. 362; Lori Buffon, Hist. nat. XI. 210. ib. 30—32; Loris gracilis Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 163; Fischer, Maki 26. Tf. 11. 12. 22; Blainville, Osteogr. Lemur tb. 7. 11; Martin, Proceed. zool. soc. 1833. I. 22; Loris ceylanicus Fischer, Maki 28. Tf. 7—10; Lemur tardigradus Schreber, Säugeth. I. 134. Tf. 38; Arachnocebus Lesson, Species 243. Prosimiae. Stenops. Chirogaleus. 1017 9 2“ lang, der Unterarm 3“, Femur 2'/,, Tibia 3“, der Dünndarm 24“, der Diekdarm 8“, Körperlänge 8". | Bewohnt Ceylon. b) Mit verkürzter Nase. St. tardigradus Benn. ®?) Der grosse Lori ist stärker, untersetzter ge- baut als der schlanke, seine Nase steht gar nicht vor, die ovalen Ohren sind im Pelze versteckt, der Pelz sehr dicht, weich und filzig, oben dunkel- braun, bräunlich aschgrau oder bräunlichgelb mit röthlichem Anfluge, unten ' heller, längs des Rückens bis auf den Kopf ein breiter rostbrauner oder kastanienbrauner Streifen, der sich auf dem Scheitel theilt, um die Ohren und Augen läuft und einen weissen Fleck zwischen sich nimmt, der Augen- ' ring wiederum braun und vor der Stirn zur Nase ein weisser Streif. Der ' Schwanz tritt als kleiner Höcker hervor. 16 rippentragende, 5 Kreuz-, 8 Schwanzwirbel. Körperlänge 1‘. | Bewohnt Indien, Sumatra und Borneo, Ceylon. In der Gefaugenschaft ' schläft er den ganzen Tag sitzend mit eingezogenem Kopfe, klettert lang- sam und sicher, und lässt sich mit Brod, Früchten, Eiern, Insecten und ' kleinen Vögeln erhalten. | St. javanicus Hoev.®) Der javanische Lori erreicht die Grösse des ‚ vorigen und iströthlich braungrau mit dunklerem Rückenstreif, der auf deın Scheitel Querstreifen zu den Ohren sendet, auf der Stirn ein weisser Fleck, der Augenring rothbraun, die Unterseite schmutzigweiss, der Schwanz ein ‚ blosser Höcker. Alle Exemplare haben oben nur einen Schneidezahn,. Der Darm besitzt 3 Einschnürungen, die linke Lunge dreilappig, der rechte Leberlappen 5-, der linke 3spaltig. | Auf Java und Sumatra. ß) Mit langem Schwanze. Chirogaleus Geoffr. | Die Katzenmakis sind von gedrungenem Körperbau mit sehr dickem , breiten Kopfe, kurzer Schnauze, verdickten die Unterlippen bedeckenden Ober- ‚ lippen, grossen Augen, kurzen runden Ohren, sehr langen buschigen Schwanze ' und gleichmässigen Extremitäten. Die oberen Schneidezähne durch eine ‚ mittlere Lücke getrennt, der erste cylindrisch und stumpf, der zweite kleiner und kegelförmig, die Eckzähne stumpf kegelförmig, die 2 ersten Lückzähne klein, einfach, einwurzlig, der dritte mit innerem Ansatz; die beiden ersten ' Mahlzähne mit je zwei äusseren Höckern, und inneren umleisteten Ansatz, der dritte viel kleiner; die unteren Schneidezähne linear, der dritte grösste ‚ gegen die vorderen geneigt, die Eckzähne kleiner als oben, die beiden Lück- | 5) Bennet, gard. menag. zool. soc. 139; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 285; d’Alton, Skelete Tf.7; Giebel, Odontogr. 7. Tf. 3. fie. 9; Vrolik, nieuwe Verhandel. Instit. neerl. 1843. X. 75; Lemur tardigradus Linne, syst. nat. XII. 1. 44; Blainville, ' Osteogr. Lemur tb. 2. 11; Lori bengalensis Buffon, Hist. nat. VII. 125. tb. 36; Nyeti- ' cebus bengalensis Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 164; N. tardigradus Geoffroy, Catal. ‚ meth. Mammif. 78; Bradylemur Lesson, Species 239. | 6) v. d. Hoeven, tijdschr. natuurl. gesch. 1841. 337; Schröder, ibid. 1844. XI. 123; Vrolik, nieuwe Verhandl. Instit. neerl. 1843. X. 75; Schroeder u. Vrolik, Bij- dragen Dierk. II. 59. tb. 1. 2; Nyeticebus javanicus Geoffroy, tabl. quadr.; Catal. meth. Mammif, 78. | 1018 Unguiculata. Quadrumana. zähne und drei Mahlzähne den oberen gleich, das Weibchen hat nur 2 Zitzen an der Brust. Die Arten bewohnen ausschliesslich Madagaskar und sind noch keines- wegs genügend bekannt. Wahrscheinlich werden sie bei gründlicher Unter- suchung der Gattung Lemur sich unterordnen lassen. a) Obere Schneidezähne neben einander; Ohren häulig. Chirogaleus. Ch. Milii Geoffr. 7) Der dichte weiche Pelz ist oben und am Schwanze fahlgrau, unten weiss, Gesicht und Hände sind fleischfarben, zwischen den Augen liegt ein weisser Fleck mit schwarzem Seitensaum. Die Ohren haben beide Klappen, aber keine Helix, die grossen Augen eine runde Pupille die Nasenlöcher springen vor, die Zunge ist sanft, der Penis ohne Stachel- besatz. Körperlänge 7%,', Schwanz über 11‘. Schläft bei Tage versteckt und ist des Nachts ungemein lebhaft. Ch. furcifer Geoffr.8) Schlanker als vorige Art, mit weichem wolli- gen Pelz, oben aschgrau, unten heller, vom Kreuz längs des Rückens ein schwärzlicher Streif, der sich auf dem Scheitel theilt und jederseits zum Auge lauft, das Enddrittel des Schwanzes schwarz, die Pfoten schwärz- lichroth. bh) Obere Schneidezähne hinter einander; Ohren dicht behaart. Hapalolemur. Ch. griseus Hoev. ?) Der angegebene Gruppencharacter unterscheidet diese Art schon hinlänglich von den vorigen. Ihre Ohren sind breit und gerundet, der weiche wollige Pelz oben gelblichgrau, die Ohren und Unter- seite weisslich, der Bauch gelblich, Schwanz und Hände schwärzlichgrau. Ch. olivaceus. !) Unterscheidet sich von voriger Art durch den länge- ren, weicheren, dichteren Pelz, olivenfarben mit röthlicher Mischung, an der Kehle grau, an den Wangen grau gesprenkelt. Lepidilemur Geoffr. Diese Gattung zeichnet sich durch ihren kurz’ kegelförmigen Kopf mit ziemlich grossen runden und häutigen Ohren und die eigenthümlichen Nägel » aus. Alle Nägel mit Ausnahme derer der beiden ersten Hinterfinger sind 7) Geoffroy, cours Hist. nat. mammif. Il. lec. 25; Mystipithecus typus Cuvier, Mammif 1. 32; Lemur Milü Blainville, Ost&eogr. Lemur tb. 7. fig. 3. 3 8) Geoffroy, catal. meth. Mammif. 77; Lemur furcifer Blainville, Osteogr. Lemur 2.008 77% 9) v. d. Hoeven, tijdschr. 1844. XI. 30. tb.1. fig. 1; Hapalemur griseus Geoffroy, Catal. meth. Mammif. 75. « 1) Hapalemur olivaceus Geoflroy, Calhal. meth. Mammif. 75. Diese ungenügend characterisirte Art trennt Geofiroy mit der vorigen generisch von Chirogaleus unter dem verstümmelten Namen (von Hapale, «r&Xos, und Lemur), doch “reichen die angeführten Differenzen zur Begründung der Gattung nicht hin. Als Arten zweifelhafter Verwandtschaft sind hier anzuführen Ch. iypieus Smith, Zool. journ. S. Afr. 1833. 50. Der Nagel des vordern und hintern Zeigefingers ist spitz und aufgerichtet, der Pelz oben blassröthlichbraun mit silbergrauer Sprenke- lung, nach hinten und am Schwanze aschgrau, unten weiss, Augenring und Wangen schwarz, 10°/,‘‘ lang, Schwanz 9“. Davon unterscheidet Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 Ch. Smithi durch geringere Grösse, durch blassbraune Färbung, röth- lichen Schwanz, hellerem Nasenrücken und Unterseiten. Ch. Commersoni Vigors, zool. journ. IV. 111 ist rotbgrau, unten hellroth, an den Augen und der Schnauze weiss, mit schwarzem Kopfstreif und schwarzer Schwanzspitze, Ohren nacktrandig, 13’/,“ lang, Schwanz 17“. [Ve oe. ee Prosimiae, Lepidilemur, Lemur. 1019 nämlich gekielt, der des hintern Zeigefingers ist wie gewöhnlich eine Kralle, ' der des Daumens sehr gross, breit und flach. Die obern Schneidezähne # fallen sehr frühzeitig‘ aus und hinterlassen keine Spur ihrer Existenz; die Eckzähne sind sehr stark comprimirt, innen gefurcht, hinten mit starkem ' Ansatz; die Mahlzähne mit 2 äusseren und einem innern sehr grossen Höcker; im Unterkiefer der erste Backzahn sehr gross, comprimirt, eine vierseitige Platte bildend, die 5 folgenden einander sehr ähnlich. Die einzige Art lebt auf Madagascar. L. mustelinus Geoffr. 2) Der Pelz ist roth, an der Kehle weiss, Stirn und Wangen grau, Jie Unterseite gelblichgrau, das Enddrittel des Schwanzes braun. Körperlänge 16?/,“, Schwanz 943". Lemur L. Die typischen Lemuren oder Makis unterscheiden sich von allen vorigen © Gattungen durch ihren gestreckt kegelförmigen, fuchsartigen Kopf mit Augen von mittler Grösse und kurzen behaarten Ohren. Die Gliedmassen sind von normaler Länge, die hintern nur elwas länger als die vordern, der Schwanz © länger als der Körper, der Pelz weich und fein. Das Weibchen hat 2 Zitzen ' an der Brust. Die beiden obern Schneidezähne sind allermeist sehr klein, isolirt, mit ‚ stumpfen, etwas erweiterten Kronen, die 3 untern dagegen sehr lang, schmal und zugespitzt, ziemlich horizontal gestellt. Die Eckzähne sind völlig com- primirt, mit scharfer Spitze und hintrer schneidender Kante, die obern länger, die untern breiter. Die 3 obern Lückzähne haben dreiseitige Kronen, der erste kleinste eine einfache, der zweite grössere mit innerm Ansatz, der drilte mit innerem stumpfen Höcker. Unten finden sich nur 2 Lückzähne. Die 3 untern Mahlzähne sind undeutlich vierhöckerig und nehmen an Grösse ab, so dass der letzte um die Hälfte kleiner als der erste ist; die obern sind ‚ viel breiter als lang, ihre äussern Höcker stark, in der Mitte der Kaufläche eine Grube, der Innenrand halbmondförmig wulstig. Der Schädel ist ge- ‚streckt, im Hirntheil gewölbt, die breite Stirn flacher als bei vorigen Gat- ‚tungen abfallend, der Schnauzentheil lang und schmächtig, der Scheitel flach oder mit Pfeilkamm, die mässigen Augenhöhlen mehr seitlich geöffnet, die '& Jochbögen schwach, die Pauken mässig gross, der Unterkieferwinkel stark vortretend. Der Atlas hat starke Flügelfortsätze, der Epistropheus einen sehr grossen Dornfortsatz, die folgenden Halswirbel schmale, gleich hohe Dornen und wenig entwickelte Querfortsätze. 9 Rücken-, der diaphragma- tische und 9 oder 10 Lendenwirbel, 2 bis 4 Kreuz- und 22 bis 29 Schwanz- wirbel. Die Dornen der Rückenwirbel schmal und geneigt, die der Lenden- wirbel sehr breit, lang, ganz nach vorn geneigt, ihre Querfortsätze sehr breit und abwärts gerichtet. Die Kreuzwirbel mit getrennten hohen Dornen, deren erster nach vorn, die folgenden nach hinten gerichtet sind. Die 4 ersten Schwanzwirbel sind kurz und haben sehr entwickelte Querfortsätze, aber keine Dornen, die folgenden werden schnell sehr lang und cylindrisch. Das 2) Geoffroy, Catal. meth. Mammif. 76. Geoffroy hat den Gattungsnamen aus "5 lepidus und Lemur sprachwidrig Lepilemur gebildet und A. Wagner in seinem neuen Supplement S. 147 deshalb den neuen Namen Galeocebus eingeführt. Es würde die Synonymie ungeheuer vermehren, sollten für die falschgebildeten Namen überall neue eingeführt werden, es liegt doch wahrlich viel näher, einfach den Fehler zu verbessern, # 1020 Unguiculata. Quadrumana.' Sternum ist sechswirblig, mit sehr breitem Manubrium und schlankem Schwertfortsatz; 8 Paare wahrer und 4 falscher Rippen, alle sehr schmal ' und kantig. Die Schlüsselbeine sehr stark; das Schulterblatt schief, vorn bognig erweitert, an der Hinterecke ausgezogen, mit sehr hoher etwas vor der Mitte gelegener Gräte; der Oberarm mit sehr starker vorn gelegener Deltaleiste, unten platt und scharfkantig, mit der knöchernen Brücke und mit geschlossener Olecranongrube; der Radius stark gekrümmt, unten scharfkan- tig, die Elle ebenso stark, kantig, mit kurzem dicken Olecranon; das Becken gross, die Hüftbeine vorn erweitert, Scham- und Sitzbeine schwach; der Oberschenkel gerade und stark, mit drittem Trochanter, die Tibia dreikantig, die Fibula ziemlich stark, der Galcaneus lang und stark comprimirt, der hin- tere Daumen sehr stark mit grossem breiten Nagelgliede. Dem weichen Gaumen fehlt der Zapfen, der Masseter ist sehr gross, deutlich in zwei Schichten getheilt; an der Innenseite der Backen eine Drüsenlage, die Kiefer- drüse viel grösser als die Ohrspeicheldrüse; die Zunge sehr länglich, die Nebenzunge in zwei stumpfe Spitzen auslaufend; der Schlund sehr weit; der Magen mit sehr grossem Blindsack; der Dickdarm vier Windungen bildend, | der Blinddarm sehr ansehnlich, etwas enger als der Dickdarm, die Peyer- schen Drüsen wenig zahlreich; die Leber fünf- bis sechslappig, die Gallen- ' blase länglich, der enge Gallengang plötzlich erweitert, das Pancreas sehr gross und gelappt; der Kehlkopf‘ gross, die Bronchen bisweilen mit trommel- artiger Erweiterung, die Luftröhre aus 26 bis 45 Ringen bestehend, die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig; der Uterus zweihörnig, die Eichel der Ruthe mit hörnigen Stacheln besetzt. | Die zahlreichen Arten stimmen in ihrem Bau ziemlich auffallend mit ein- ander überein, daher ihre Abgränzung sehr schwierig. Ihr Vaterland be- schränkt sich auf Madagascar und die benächbarten Inseln. Sie leben gesel- lig auf Bäumen, sind gewandt und flüchtig, klettern geschickt und springen sicher. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Früchten, doch fressen sie auch Insecten. Am Tage pflegen sie sich zu verstecken und kommen erst gegen den Abend hervor. a) Mit geringeltem Schwanze. L. catta L.?) Der Mokoko hat einen aschgrauen Oberkopf, weiss- | liches Gesicht und Ohren, verhältnissmässig grosse Augen mit nussbrauner Iris, schwarzen Augenfleck und schwarze Schnauze, lange Schnurren. Der Hals ist oben aschgrau, Rücken und Arme licht röthlıchgrau, die Beine hell aschgrau, der lange Schwanz schwarz und weiss geringelt, die Unter- seite schmutzigweiss. Der Pelz ist dicht, fein, weich und wollig, Schwanz- wirbel 24. Körperlänge 13°, Schwanz 19°. | | Auf Madagaskar häufig, in Gesellschaften bis zu 50 Stück beisammen, | munter und lebhaft, leicht zähmbar und dann artig und zutraulich. | b) Mit einfarbigem Schwanze. \ a) Mit langer Behaarung und halber Halskrause, Bauch schwarz. L. macaco L.*) Der Vari zeichnet sich durch seine reichliche Be- 3) Linne, syst. nat. XII. 45; Schreber, Säugeth. I. 143. Tf. 41; Buffon, Hist. nat. Xlll. 174. tb. 22—25; Fischer, Maki 17; Fr. Cuvier, Mammif. II.; Blainville, Osteogr. Lemur; Giebel, Odontogr. 6. 4) Linne, syst. nat. XII. I. 44; Schreber, Säugeth. I. 142. Tf. 40.ab;. Fischer, Prosimiae. Lemur. 1021 haarung zumal an den Seiten des Kopfes und Halses und seine schwarz- weisse Farbe aus. Der ganze Körper ist nämlich mit grossen, schwarzen und weissen Flecken bedeckt, bald jene bald diese überwiegend und so sehr, dass ebensowohl ganz weisse als ganz schwarze Abänderungen vor- kommen, oder solche mit ganz weissem, oder zur Hälfte weissen und schwarzen Rücken und schwarzem Bauche. Der Schwanz ist schwarz. Schwanzwirbel 25. Körperlänge 1?/;'°, Schwanz 1Yz". Auch diese Art ist häufig auf Madagaskar und kömmt lebend nach Europa; obwohl wilder und bissiger als der Mokoko, wird er doch auch ‚ leicht zahm. L. ruber Geoflr.?) Der rothe Maki hat den weichen langen Pelz des Vari, ist aber constant auf der ganzen Oberseite schön braunroth, im Ge- sicht, an der Unterseite, dem Schwanze und den Händen kohlenschwarz, an ' den Hinterhänden ein schmaler weisser Streif, im Nacken ein grosser ' weisser Fleck, die Iris hellgelb. Die oberen Schneidezähne sind grösser ‚ als gewöhnlich, doch beisammenstehend, die oberen Lückzähne mit starkem inneren Ansatz, die Mahlzähne mit einfacher innerer Wulst, der zweite sehr schief vierseitig, der letzte klein dreiseitig, auch die unteren Lückzähne sehr dick, dagegen die Mahlzahne schmal und lang, der erste nach innen ' verschmälert, der zweite unregelmässig, der letze nach hinten völlig com- ' primirt. Körperlänge 2‘, Schwanz langer. Auf Madagaskar, in europäischen Menagerien fortkommend. ß)’Mit Backenbart und hellgefärbtem Bauche. L. rubriventer Geoffr. 6) Ausgezeichnet durch die kastanienrothe Fär- bung der Unterseite und der Gliedmassen; oben braunroth gesprenkelt, der Schwanz schwärzlich, der Backenbart kastanienroth. Auf Madagaskar. | L. collaris Geoff. ”) Der Fuchsmaki ändert in der Färbung mannich- ‚ faltiger ab als voriger. Die Oberseite ist braun mit röthlicher Wässerung oder braunfahl und olivenfarbig oder gelblich gewässert, die Unterseite blass fahlgelb, Gesicht, Obren und Innenseite der Hände dunkel violett, der Scheitel des Männchens schwarz, des Weibchens grau, der Backenbart ' schön orangenfarben, das Schwanzende schwarz. Eine dunklere Varietät hat ein schwarzes Gesicht und grauen Backenbart. Körperlänge 1Ys‘, ' Schwanz etwas länger. Auf Madagaskar. | L. rufus Geoflr. ®) Oben gelblichroth, unten schmutzigweiss, das Ge- Maki 21; Proceed. comm. zool. soc. I. 58; Vari Buffon, Hist. nat. XII. 174. tb. 27— 29; Fr. Cuvier, Mammif. II.; L. varius Geoflroy, Catal. meth. Mammif. 71; L. niger Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 159. | 5) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 159; Griffith, anim. kingd. I. 228. c. fig.; Fr. ar Mammif. Ill.; Blainville, Osteogr. Lemur tb. 11; Giebel, Odonlogr. 6. TE. j 6) Geoflroy, Compt. rend. 1850. XXXI. 876; Catal. meth. mammif. 71. Von ‚ dieser Art unterscheidet Geoflroy a. a. O. einen L. flaviventer, der bei übrigens völliger Identilät eine weisse Kehle, gelben Bauch und schwarzes. Gesicht hat. | 7) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 161; Fr. Cuvier, Mammif. .II.; Buffon, Hist. nat. Suppl. VII 118. tb. .33; °L> fulvus Geoffroy, l. c. u. Menäg. du Museum II. 22. €. tb.; Fischer, Maki 21; L. nigrifrons Fr. Cuvier, l. c.; L. brunneus v. d.’ Hoeven, _tijdschr. 1844. XI. 38. — L. albimanus Geoflroy, 1. c. 160 hät einen rostrothen, um die Ohren hinaufreichenden Backenbart, röthlichen Bauch, grauen Schwanz und ‚ weissliche Hände. | 8) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 160; Catal, meth. mammif. 72; Audebert, apa 42, tb, 2, 1022 Unguiculata. Quadrumana. Int Did: gelel dreiap knorp perl) sicht mit schwarzem Streif in der Mitte, an den Seiten weiss, der Bart gelblichroth, im Uebrigen dem Fuchsmaki gleich. y) Ohne Backenbart und ohne Halskrause. L. albifrons Geoflr. °) Der weissstirnige Maki ist oben goldig kasta- nienbraun, unten oliven braungrau, der Schwanz grösstentheils schwarz, der Vordertheil des Kopfes bis zu den Ohren, den Wangen und der Unter- seite weiss, Gesicht und Sohlen violett schwarz, die Iris orangefarben,. L Eine Abänderung ist eben graulichbraun mit leichtem röthlichen Anfluge, \ WW am Hinterkopf fast schwarz, im Nacken weiss, nur das Schwanzende schwarz, Inter Schnauze und Hände purpurschwarz. Die oberen Schneidezähne sind sehr ka klein, isolirt, der dritte obere Lückzahn quer vierseitig mit sehr dickwulsti- mich gem Innenrande, der erste obere Mahlzahn an beiden inneren Ecken mit | kleinem vortretenden Höcker, die beiden anderen nur an der vorderen Ecke | mit einem solchen; die unteren Mahlzähne dick, der letzte schmal vier- )“ seitig. Am Schädel ist der Scheitelkamm gut entwickelt, die Schnauze sehr perl dick, die Stirn steil abfallend. A Kreuz- und 26 Schwanzwirbel. u Auf Madagaskar. L. mongoz L. !)M Der Mongoz ist oben dunkel aschgrau, aus schwarz und weiss geringelten Haaren, nach hinten lichtbräunlich, am Unterhalse mit einem Streif zu den Ohren, an der Brust und der Innenseite der Glied- massen weiss, am Bauche licht röthlichgelb, an der Stirn und Augengegend fast schwarz, die Schnurren schwarz, die Schnauze weisslich. Zuweilen ist die Oberseite mehr röthlich oder gelblichgrau, das Schwarz auf dem Kopfe dehnt sich bisweilen weit aus, an der Schwanzwurzel tritt ein brauner Fleck auf. Ich zähle bei dieser Art abweichend von Anderen 9 Rücken-, den diaphragmatischen, 10 Länden-, 2 Kreuz- und nur 22 Schwanzwirbel am vollständigen Skelet. Die unteren Schneidezähne sind etwas kürzer als bei voriger Art, die Backzahnreihen beginnen ohne Lücke hinter den Eckzähnen. Körperlänge 1!/,', Schwanz etwas länger. Auf Madagaskar sehr gemein. Er wird oft lebend nach Europa ge- bracht, ist sehr zahm und zutraulich, in beständiger Bewegung und sehr reinlich. L. anjuanensis Geoffr.2) Gesicht und Schnauze schwarz, die Seiten des Gesichtes, die Kehle, Brust und Innenseite der Arme, der Bauch rost- braun, Oberkopf, Nacken, Oberrücken und Schwanz grau, der übrige Rücken und die Beine graubraun, die nackten Theile des Gesichtes und der Hände schwarz. Andere Exemplare sind oben und unten grau bis zu den Schultern, am übrigen Körper roth, am Schwanze röthlich. Die Wirbel- säule besteht aus 13 rippentragenden, 6 rippenlosen, 3 Kreuz- und 30 Schwanzwirbeln. 7 Rippenpaare sind wahre. An der Basis der Zunge stehen 10 grössere runde Papillen in Tförmiger Anordnung und an der glatten Zungenspitze treten dıe Papillen zackig hervor. Oesophagus und Pe BEN“ ET j | Sehr 1 weil Yolıg de: ach 9) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 160; Audebert, Maki-13. tb. 3: Fr. Cuvier, Mammif. 1l.; Bennett, zool. garden 299. c. fig.; Giebel, Odontogr. 6. Tf. 3. fig. 1.2. 1) Linne, syst. nat. XII. I. 44; Schreber, Säugeth. I. 137; A. Wagner, ebd. I. 267; Buffon, Hist. nat. XII. 176. tb. 26; Blainville, Osteogr. Lemur; Giebel, Odontogr. 6; L. nigrifrons Geoflroy, Catal. meth. mammıif. 73. . 2) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 161; Catal. meth. mammif, 73; Peters, Säugeth. Mossamb. 21. Prosimiae. Lemur. Propithecus. 1023 Magen sind sehr muskulös, letzterer 2'/,* lang, der Dünndarm 29, der Dickdarm 8°, der Blinddarm 3/2‘, die Leber dreilappig, der mittlere Lappen getheilt, die Milz breit, platt und dreiseitig, das Pancreas am Kopfende dreilappig, der Uterus mit 2 sehr kurzen Hörnern, die Luftröhre mit 26 knorpligen Halbringen, die linke Lunge drei-, die rechte vierlappig. Kör- perlänge 13, Schwanz 19. Auf der Insel Anjoana, die einzige dort vorkommende Affenart. L. rufifrons Benn. ?) Der Rücken ist grau mit dunklerem Grunde, der Schwanz dunkler, unten an der Wurzel und die Aftergegend schwarz, _ Unterleib, Hüften und Gliedmassen mit röthlicher Beimischung, zwischen den Ohren und auf der Stirn eine breite rothe Binde, die blasser werdend nach unten zieht, an den Augen ein weisser, fast kreisförmiger Fleck, längs der Mitte der Stirn ein schwarzer Streif, der sich zwischen den Augen erweitert und zur kohlschwarzen Nase verläuft. Das Gesicht ist länger und spitzer als bei vorigen Arten, der Schwanz cylindrisch und buschig. Kör- perlänge 1‘, Schwanz länger, Auf Madagaskar. b) Mit 5 obern und 4 oder 5 untern Backzähnen. a) Schwanz sehr lang. Propithecus Benn. Ä Abweichend von den Makis verkürzt sich bei dem Schleiermaki die Schnauze wieder, und die rundlichen Ohren verstecken sich in dem langen, ‚ weichen, wolligen Pelze. Der Vorderdaumen ist weit zurück gerückt, aber ‚völlig frei, der hintere gross und in der Reihe der übrigen Zehen gestellt. Der "Schwanz erreicht nicht ganz die Länge des Körpers, dagegen verlängern ‚sich die hinteren Gliedmassen sehr ansehnlich. | Das Zahnsystem zeigt erheblichere Eigenthümlichkeiten als der äussere Bau. Die beiden Schneidezähne sind entweder noch denen der Makis ähn- ‚lich oder die obern vergrössern sich sehr ansehnlich, der erste grösser als ' der zweite, unten das umgekehrte Verhältniss.. Die Eck- und Lückzähne sind von ziemlich übereinstimmender Form, die drei Mahlzähne scharf. vier- höckerig, in Folge der Abnutzung auf der Mitte der Kaufläche vertief. Am "Schädel fällt die Kürze und Dicke des Schnauzentheiles auf, die grossen ‚schiefen Augenhöhlen sind durch einen breiten Raum von einander geschie- den, die Pauken blasig aufgetrieben, auch der über der Gehöröffnung gele- ‚gene Theil des Schläfenbeines aufgeschwollen, die Unterkiefergelenkfläche den Condylus fast ganz umfassend. Die übrige Organisation ist unbekannt. : Arten leben auf Madagaskar. . diadema Benn. ®) De lange weiche Pelz ist gewellt und glänzend, Ä 3) Bennelt, Proceed. zool. soc. 1833. I. 106. — Gray diagnosirt in den Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 257 einen L. coronatus als oben grau, unten und an den Beinen blassgelblich, Gesicht weiss, Wangen und Vorderkopf glänzend roth, mit schwarzem Fleck auf dem Scheitel und dieckem am Ende schwärzlichen Schwanz. . Geoffroy führt einen Albino dieser’ Art auf und unterscheidet catal. meth. mammif. 74 ausserdem noch 1. chrysampy& nach Schuermans, mem. sav. etr. Bruxell. XXI, welchem der schwarze Scheitelfleck fehlt und dessen Unterseite weiss ist. | 4) Bennett, Proceed. zool. soc. 1832. 11. 20; Macromerus Smith, S. Afr. zool. journ. ‚1834. ı1. 49; Habrocebus diadema A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 260; Giebel, Odontogr. 7. T£. 3. fig. 12. 13. 1024 Unguiculata.. Quadrumana. am Kreuze und Schwanze etwas verkürzt, das Gesicht nicht bekleidend. Er beginnt gelblichweiss über den Augen, welche Farbe als Streif unter : den Ohren zum Halse zieht, der Kopf und Hals ist schwarz, an den Schultern und Seiten mischt sich weiss ein, so sehr, dass die Lenden nur noch schwarz gesprenkelt erscheinen, die Schwanzwurzel ist rothgelb, die Endhälfte des Schwanzes weiss mit gelblichem Anfluge, die Hände schwarz mit langen fahlgelben Haarbüscheln an allen Fingern, die Unterseite des Körpers weiss, das nackte Gesicht mit kurzen schwärzlichen Haaren. Die oberen Schneidezähne sind vergrössert, die Eckzähne gekrümmt und schlanker als die Lückzähne, deren oben 2, unten nur 1 vorhanden ist, Körperlänge 21“, Schwanz 17“. Pr. laniger.°) Die hinteren Gliedmassen sind fast doppelt so lang als die vorderen und ihre Finger bis zum ersten Phalangengelenke durch eine schwärzliche Haut verbunden. Der weiche krause Pelz der Oberseite ist schwach röthlich fahlgelb, die Unterseite licht mausgrau, die Haut schwärz- lich, auf der Nase ein schwarzer Fleck. Die oberen Schneidezähne sehr klein, die unteren schmal und lang, der untere Eckzahn ganz dem Lück- zahne gleich, nur dicker, der obere kleiner als der Lückzahn, der dritte. obere Mahlzahn verkleinert dreiseitig, unten der erste schmal und lang, die anderen beiden dicker, vierseitig, gleich gross. Die Eigenthümlichkeiten des Schädels sind oben angegeben. Körperlänge 11'/,‘, Schwanz 10’. In den Waldungen an der Ostküste von Madagascar. Schläft am Tage in hohlen Bäumen oder zwischen den Aesten und geht Abends in kleinen Gesellschaften, die sich durch ihr weinerliches Geschrei verrathen, den Insecten, Früchten und Wurzeln nach. Sein Gang ist schwerfällig, da- gegen klettert und springt er von Ast zu Ast mit ungemeiner Leichtigkeit, Das Weibchen wirft im Februar ein Junges und schleppt dasselbe eine Zeitlang auf dem Rücken. ß) Der Schwanz sehr kurz. Lichanotus ll. Der Indri hat einen grossen mehr dreieckigen als gerundeten Kopf mit kurzer Schnauze, sehr verlängerte Hinterbeine, sehr lange Hände und grosse, ganz freie Daumen. Der Schwanz ist sehr kurz, der Pelz weich. Das Weib- chen hat 2 Zitzen an der Brust. Die beiden obern Schneidezähne sind sehr breit und isolirt, die untern wie gewöhnlich lang und schmal, der untere Eckzahn grösser als der obere, die 2 Lückzähne oben und unten stark und einzackig, die 3 Mahlzähne vier- höckerig und nicht besonders eigenthümlich. Die einzige Art bewohnt Madagaskar. 5) Lemur laniger Gmelin, Linn. syst. I. 44; Sonnerat,-voy. Il. 142. tb. 89; Buffon, Hist. nat. suppl. VM. 123. tb. 35; L. lanatus Schreber, Säugeth. Tf. 42.2; Indri longicaudatus Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 158; Microrhynchus s. Awahis Jour- dan, thee inaug. Grenoble 1834; L’Institut 1834. 11. 231; Semnocebus Lesson, Species; Habrocebus lanatus A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 238; Giebel, Odontogr. 7: Tf. 3. fig. 10; Lichanotus awahis v. d. Hoeven, tijdschr: 1844. X1. 27. tb. 1. 3. — Die Ver- einigung dieser und der vorigen Art bedarf noch der weitern Bestätigung durch die gründliche Untersuch'ing beider: Ist sie gerechtfertigt: so kann ihr nur Ben- netts Namen als der älteste gegeben werden, Jourdans Microrhynchus ist jünger und anderweitig verbraucht, Lessons und Wagners Benennungen wegen der Prio- rität jener völlig ungerechtfertigt. } a. ı m oo og». 4 ——J It | | Simiae platyrrhinae 1025 L. brevicaudatus Geoflr.6) Von schwarzer Farbe, am Vorderkopf, Bauch ' und der Innenseite der Schenkel graulichweiss, am Kreuz, After, Schwanz mattweiss mit gelblicher Wässerung. Körperlänge 2‘, Schwanz 1‘. Wird aul Madagaskar wegen seiner leichten Zähmbarkeit und Gelehrig- keit zur Jagd abgerichtet. Die Nahrung besteht in Früchten. II. Simiae. Die ächten Affen sind characterisirt durch ihre stets geschlossenen Zahn- reihen, welche aus 2 meisselförmigen Schneidezähnen, einen kräftigen Eck- ‚ zahn, 3 oder 2 dicken stumpfen Lück- und stets 3 stumpfhöckerigen ziem- lich quadratischen Mahlzähnen bestehen. Ihr Gesicht ist nackt und allermeist sehr kurz, die Ohren rund, nackt und gewunden. Der hintere Zeigefinger hat keinen abweichend gebildeten Nagel. Die ganze Gruppe sondert “sich” in | zwei der geographischen Verbreitung "entsprechende Familien. Einundvierzigste Familie. Simiae platyrrhinae. Die Affen Amerikas unterscheiden sich von den altweltlichen durch ihre ‚ breite, die runden röhrigen Nasenlöcher seitwärts drängende Nasenscheide- ‚ wand, durch den steten Mangel der Backentaschen und Gesigsschsulen. den ebenso steten Besitz. eines langen Schwanzes und durch das abweichende Ge- ‚biss. Sie erreichen nicht die Dimensionen der altweltlichen und keiner von ‚ihnen hat eine stark vorspringende Schnauze. Das Zahnsysiem besteht mit Ausnahme des Uebergangsgliedes in jeder ‚Reihe aus 2+1+(3+3) Zähnen. Die untern Schneidezähne sind von ‚gleicher Grösse und schmäler als die obern, die Eckzähne gewöhnlich kurz ‚und dick kegelförmig, die Backzähne beider Reihen von sehr übereinslimmen- ‚der Form, der letzte häufig verkleinert, die Höcker aller stumpf und paarig ‚geordnet. Der Schädel ist im Hirntheil stark erweitert, die Augenhöhlen ganz oder nur durch die äussere Brücke von den Schläfengruben geschieden, ‚der Antlitztheil sehr verkürzt, die Jochbögen schwach, die Pauken klein, der ‚ Unterkiefer in der hintern Hälfte erweitert. Die Halswirbel sehr kurz, ring- ‚förmig, die Zahl der Rücken- und Lendenwirbel schwankend, die letztern ‚meist gross und stark; 3 Kreuzwirbel mit hohen Dornen, Zahl der Schwanz- ‚ wirbel sehr variabel, das Brusibein mit breitem Manubrium, der Oberarm gestreckt mit schwacher oder fehlender Deltaleiste, die Elle und Fibula stark, ‚das Becken viel grösser als bei vorigen, zumal das Darmbein breiter und stärker, der Oberschenkel ohne dritten Trochanter, die Fusswurzel niemals _übermässig verlängert, die Zehen normal. Die Gattungen erscheinen sehr sparsam während der Diluvialepoche in \ Brasilien und bewohnen gegenwärlig in viel grösserer Anzahl das warme Süd- amerika. Sie leben gesellig auf Bäumen, nähren sich von Früchten und In- U secten, führen theils eine nächtliche Lebensweise, sind aber alle sanfte, gut- ‚ müthige, sehr muntere und bewegliche Thiere, die gezähmt meist sehr zu- ‚traulich werden, doch aber nur sehr geringe physische Anlagen besitzen. ‚Sie lassen sich leicht übersichtlich gruppiren. 6) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 157; Giebel, Odontogr. 6. TI. 3. fig. 5. 6; "| Mari Sonnerat, voy. II. 142. tb. 88; Schreber, Säugeth. 1. Tf. 38c. Nur in einem , Exemplare bekannt. Säugethiere. 65 1026 Unguiculata. Quadrumana. 1. Arctopitheci. Mit 3 Lück- und 2 Mahlzähnen; mit Plattnagel nur am Daumen. | und Krallnägeln an allen übrigen Fingern. 4 Hapale Ill. Die Seidenäffehen bilden ein eigenthümliches Zwischenglied zwischen den Halbaffen und ächten Affen, dass man sie fast als gleichwerthige Gruppe ab- sondern könnte; doch stimmen sie in ihrer innern Organisation vielmehr mit ' den amerikanischen Affen als mit den Lemuren überein, so dass sie natur- gemäss jenen untergeordnet die Reihe der ächten Affen eröffnen. Sie sind kleine zierliche Thierchen mit langem weichen Pelze und langem buschigen schlaffen Schwanze. Ihr Kopf ist rundlich, das Gesicht platt, die Augen klein, die Schnauze kurz, die Ohren ziemlich gross. Der Daumen der Vor- derhände ist nicht gegensetzbar und wie die übrigen Finger mit einer com- primirten, stark gekrümmten und scharfen Kralle bewaffnet, der hintere Daumen dagegen gegensetzbar und allein von allen Fingern mit einem kurzen breiten Plattnagel versehen. Von den obern Schneidezähnen pflegt der erste stets ansehnlich grösser zu sein als der zweite, beide häufig mit Basalzacken, die untern sind breit meisselförmig oder cylindrisch und verlängert. Die Eckzähne sind sehr stark, die obern dreikantig, vorn und innen mit einer Rinne; die obern Backzähne | | breiter als lang, die untern länger als breit, jene nach innen verschmälert, diese parallelseitig, bis zum vierten an Grösse gleichmässig zunehmend, der letzte wieder kleiner; die drei ersten als Lückzähne gedeuteten bestehen aus einem äussern spilzen und innern stumpfen Höcker, die untern stalt beider Höcker mit einem Querjoch; die beiden Mahlzähne mit je zwei scharfen " Höckern aussen, die untern nur länger als der dritte Lückzahn. Der Schädel ist gestreckt, doch nicht in dem Grade als bei den Lemuren, der Hirnkasten gewölbt, die Stirn flach und breit, die runden Augenhöhlen hinten ganz ge- schlossen, Jochbögen schwach, Nasenbeine von gleichbleibender Breite, Zwi- schenkiefer klein, Pauken gross, Hinterhauptsloch sehr gross, Unterkiefer- winkel stark vorgezogen; Atlas schmalflügelig, Dorn des Epistropheus zwei- zackig, der 6. und 7. Halsdorn von der Höhe des 1. Rückendornes, der Beilfortsatz des 6. Halswirbels sehr gross, 8 Rücken-, der diaphragmatische, " 10 Lenden-, 3 Kreuz-, 21 bis 31 Schwanzwirbel, alle Dornfortsätze breit und stark gegen den diaphragmatischen geneigt, die Querfortsätze der Lenden- wirbel breit und stark nach unten gerichtet, der dritte Kreuzdorn verküm- mert, die Schwanzwirbel vom fünften an sehr verlängert und ohne Fortsätze, ' # das Manubrium sehr breit, 7 wahre, 5 falsche Rippen, Schlüsselbein kräftig, stark gekrümmt, Schulterblatt fast halbkreisförmig, Oberarm ohne Brücke für de den Nervus medianus, aber mit perforirter Olecranongrube, die Ulna com- ' ui primirt kantig, der Radius schwach gekrümmt, das Becken lang und schmal, | der die Hüftbeine breit, vorn verdickt, der Daumen verkleinert. IN übe Von den Speicheldrüsen sind die Kiefer- und Ohrdrüse ziemlich gross, während bei den Makis die erstere überwiegend gross ist. Dagegen weicht die Zunge in ihrer Gestalt nicht ab, hat aber nur 3 kegelförmige Warzen | statt der 7 bei den Lemuren. Der Oesophagus mündet weit rechts in den Magen, der bald länger, bald rundlicher ist. Der Blinddarm ist kurz und ) |, weit, die Leber fünflappig, die Gallenblase sehr länglich, die Knorpel des Kehlkopfes dick und hart, der Ringknorpel sogar knöchern, die lange und weite Luftröhre mit etwa 40 sehr harten Ringen, die linke Lunge zwei-, die | , rechte vierlappig. Simiae platyrrhinae. Hapale. 1027 Die zahlreichen Arten sind auf das warme Südamerika, besonders Bra- silien beschränkt, wo sie bereits während der Diluvialepoche existirten. Sie sind muntere lebhafte Thierchen, die wie die Eichhörnchen hurtig von Ast zu Ast springen, aber sich nicht wie die Lemuren setzen, sondern platt auf den Bauch legen und den Schwanz schlaf herabhängen lassen. Man trifft sie in kleinen Familien oder einzeln. ‚Scheu und furchtsam lassen sich einige leicht zähmen, andere sind boshaft und bissig. Ihre pfeifende Lockstimme tönt fortwährend. Ihre Nahrung besteht in Früchten und Insecten. Das Weib- chen wirft ein bis drei Junge, die es eine Zeitlang mit sich herumschleppt. a) Midas. a) Kopf ohne Mähne, ac) Mit weissbehaarter Nase und Lippen. H. labiata Geoffr.?) Kopf, Arme, Unterleib, Hinterhände und Schwanz sind schwarz, Rücken und Schenkel schwarz und goldig rothgelb gewellt, _ die einzelnen Rückenhaare am Grunde weisslich, dann schwarz mit gold- gelbem Ringe. Lippen und Nase sind bei alten Thieren dicht mit weissen Haaren besetzt, die an der Öberlippe einen Schnurrbart bilden, welcher bei jüngeren nicht besonders hervortritt. Auch ist bei diesen Vorderkörper und Rückenmitte mehr schwarz, Seiten, Kruppe und Schenkei dunkelrost- roth, welche Farbe sich bisweilen auch als Anflug nach vorn zieht. Kör- perlänge 8, Schwanz 14“. In Brasilien bei Ollivenza und in Peru. H- pileata. 8) Der Kopf ist deprimirt; die Ohren breit abgerundet, die Augen ziemlich gross, der Leib gestreckt, die Gliedmassen kräftig. Das Gesicht ist schwarz, Nase und Lippen wie bei voriger Art weiss, mit Schnurrbart, nur am Kinn ein schwarzer Fleck, die ganze Oberseite des Kopfes aber von den Augen bis hinter den Scheitel lebhaft kastanienroth, die Haare der Rückenseite roth mit weisser und schwarzer Ringelung an der Spitze, woraüs eine schwärzlich graubraune Wellung entsteht, Vorder- gliedmassen und Schwanz schwarz, ebenso die Vorderseite der hinteren Gliedmassen, deren Hinterseite von der Farbe des Rückens, die Aftergegend weisslich. Körperlänge 7“, Schwanz 9“, ßß) Nur mit weissen Lippen und schwarzer Nase. H. Dewvillei.?) Die weisse Farbe der Lippen erstreckt sich nicht über die Nase, diese ist vielmehr wie das ganze übrige Gesicht, die vier Hände und fast der ganze Schwanz schwarz. Der Oberhals, die Schultern und der Vorderrücken ebenfalls schwarz, aber mit rothen Haarspitzen, der übrige Rücken schwarz und weiss, fleckig und streifig, die hinteren Ex- tremitäten und die Schwanzwurzel kastanienroth mit schwarzem Grunde, an 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 246; Midas labiatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 121; M. mystax, M. nigricollis, M. fuscicollis Spix, Sim, brasil. 27. ib. 20—22; Jacchus labiatus Desmarest, Mammal. 45. 8) Midas pileatus Geofiroy, Archiv du Museum V. 569. tb. 31. 9) Midas Devillei Geofiroy, Archiv du Museum V. 570. — Geofiroy unterscheidet l.c. 575 einen M. rufoniger nur dadurch, dass das hintere Kastanienroth undeutlich schwarz gewellt ist und der Rücken statt weiss und schwarz, kastanienroth und schwarz ist. 65* 1028 Unguiculata. Quadrumanä. der Brust die rothen Haarspitzen kürzer. Körperlänge 6Y,‘', Schwanz 7!/;'. In Peru. H. nigrifrons. !) Unterscheidet sich von voriger Art durch-die braune, _ fein roth gespritzelte Färbung der Oberseite des Kopfes, der Kehle, des Halses, der Vordergliedmassen und fast der ganzen Unterseite. Der Rücken changirt in Schwarz und Gelb, von welchen Farben die Haarspitzen sind. Die Hintergliedmassen und Schwanzwurzel sind roth mit schwarzer Spritze- lung, die Hände und der Schwanz schwarz. Grösse der vorigen Art. Ein männliches Exemplar unbekannter Herkunft. H. Weddeli.?) Durch die weisse Stirn und den weissen Augenstreif von allen vorigen unterschieden. Die Lippen mit weissem Bart, der Vorder- körper, Arme und Hände schwarz, ebenso die Füsse und der Schwanz, die Haare des Hinterrückens an der Wurzel goldgelb, dann schwarz mit _ rothem Ringe vor der Spitze, die der Hinterbeine mit mehr roth. Körper- länge 5/,". In Bolivia. Obwohl sehr reizbaren und bissigen Naturells wird diese zierliche Art doch sehr leicht zahm und besonders von den Indianerinnen gepflegt, die ihr Thierchen gern mit sich herumtragen. In seinem Beneh- men und seiner ganzen Erscheinung hat es eine überraschende Aehnlich- keit mit dem Eichhörnchen. H. flavifrons.?) Durch die röthlichgelbe, schwarz’ gespritzelte Stirn von vorigen Arten unterschieden Dieselbe wird nach vorn heller, nach hinten dunkler, fast braun mit röthlicher Mischung. Hinterhaupt, Hals, Vorderrücken, Brust, Vordergliedmassen röthlichbraun, der übrige Rücken gelb und schwarz, Beine, Bauch und Schwanzwurzel roth mit schwarzen Spitzen, der Schwanz und die Hände schwarz. Körperlänge 7,“ Schwanz etwas länger. In Peru. yy) Mit schwarzen Lippen und schwarzer Nase. H. midas Wagn.*) Der Tamarin ist glänzend schwarz, auf dem Rücken und den Schenkeln fahlgeiblich gewässert; der Schwanz einförmig schwarz, die Oberseite der Hände rostroth behaart, die grossen nackten Ohren, das Gesicht und die Handsohlen violettbraun. Körperlänge 8Y,“, Schwanz 15”. In Guiana, am Forte do Rio banco und in Peru. H. bicolor Wagn.°) Der Vorderkopf bis zu den Ohren de der Mitte des Scheitels ist bei alten Exemplaren fast ganz nackt, fein runzlig und Schwarz, nur mit feinen weissen Härchen beflogen, bei jungen Thieren mehr 1) Midas nigrifrons Geoffroy, Archiv du Museum V. 573. — Pucheran’s Hapale Illigeri Revue zool. 1845. 336. Midas Illigeri Archiv du Museum V. 580 wahrschein- lich aus Columbien, hat einen schwarzen Kopf und schwarzes Gesicht, ebensolche Hände mit rothen Haarspitzen, solchen Schwanz mit röthlicher Wurzel, Hals, Nacken, Gliedmassen und Unterseite des Körpers röthlich. 2) Midas Weddeli Deville, Magas. zool. 1849. 55; Archiv du Museum V. 581. 3) Midas flavifrons Geoffroy, Archiv du Museum V. 572. 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 245. Tf. 37; Simia Midas Linne, syst. nat. X. 1. 92; Schreber, Säugeth. I. 132; Buffon, Hist. nat. XV. 92. tb. 13; Fr. Cuvier, Mammif. Il.; Midas rufimanus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 121; v. Tschudi, Fauna: peruan. 13. 04 . A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 473; Midas bicolor Spix, Simiae brasil. tb. 18. Simiae platyrrhinae. Hapale. 1029 behaart. Die Behaarung des Hinterkopfes, Halses und Rumpfes ziemlich lang, der Ohrrand oben etwas übergebogen, unten vorwärts geschlagen. Hinter- haupt, Hals, Brust, ein Bauchstreif, Schultern und Vorderglieder schön weiss, der übrige Rumpf und die Aussenseite der Hinterbeine bräunlich gelbgrau mit schwarzer Sprenkelung, Vorder- und Innenseite der Beine licht rostroth, der Hinterbauch licht ockerfarben, der Schwanz oben schwarz, unten roströthlich. Die einzelnen Rückenhaare sind schwarz, vor der Spitze mit zwei schmalen gelblichen Ringen, diese an den Hinterbeinen breiter, die weissen Haare einfarbig, die Finger und Sohlen schwarz. Körperlänge 91/,", Schwanz 12," In den Waldungen der Barra do Rio negro. H. ursula Wagn.®) Hat die Gestalt und Grösse des Tamarin, ist am Kopf, Hals, Unterseite und Gliedmassen schwarz, am Rücken und den Seiten schwarz mit röthlichgelber Wellung, im nackten Gesicht, Ohren und Händen violettschwarz, die Iris braungelb. Oberhalb des Penis liegt eine ovale Drüse und bei dem Weibchen ziebt sich von den Schamlippen bis zur Nabelgegend eine breite flache Wulst, aus der beim Druck ein riechen- des Oel hervortritt. In Guiana, bei Para und Barra do Rio negro. ß) Kopf lang, mähnenartig behaart. aa) Nur auf der Mitte der Stirn und des Scheitels mit langen aufgerichteten Haaren. H. Geoffroyi Puch.”) Der ganze Kopf ist mit feinen, anliegenden, weissen, nur hinter den Ohren schwärzlichen Härchen beflogen, welche die schwarze Haut nicht verdecken. Längs der Mitte des Oberkopfes läuft ein dichter längerer Haarstreif, der sich am Hinterkopf und Nacken weiter ausbreitet, ohne eine Mähne zu bilden. Die Behaarung des übrigen Kör- pers ist reichlich und lang, am Öberhalse kastanienroth, am Rücken und den Seiten schwarz, unten an der Innenseite der Gliedmassen weiss, der Schwanz schwarz mit etwas rother Wurzel. Körperlänge 104,“ Schwanz 14“, Auf dem Isthmus von Panama. H. oedipus Wagn.®) Kopf, Vorderarme, Unterseite und Hände sind weiss, Hals, Schultern, Rücken, Seiten und Schenkel braun, die einzelnen Haare der letzteren Theile an der Wurzel grau, übrigens breit schwarzgrau und fahlbraun geringelt, die Wurzelhälfte des Schwanzes rostroth, die Endhälfte schwarz, Gesicht und Hände schwarz. Körperlänge 6, der Schwanz fast doppelt so lang. In Guiana und CGolumbien. 6) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 471; Tamarin negre Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 116. tb. 32; Fr. Cuvier, Mammif. II.; Midas ursulus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 121; Saguinis ursula Hoffmannsegg, Magaz. berl. natf. Fr. 1807. 102. 7) Pucheran, Revue zool. 1845. 138; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 475; Midas Geoffroyi Pucheran, Archiv du Museum V. 579; Midas Oedipus Spix, Simiae brasil. tb. 23. 8) A. Wagner , Schreb. Säugeth. I. 251; Simia oedipus Linne, syst. nat. XI. 1. 41; Schreber, Säugeth. I. 128. Tf. 34; Pinche Bufion, Hist. nat. XV. 114. tb. 17; Fr, Cuvier , Mammif. Il.; Midas oedipus Geofiroy, Ann. du Museum XIX. 122, 1030 Unguiculata. Quadrumana. ßß) Der ganze Kopf lang behaart. H. rosalia Wied. ?) Das Löwenäffehen trägt am ganzen Körper ein schön falbes oder röthlichgelbes Haarkleid, dessen Spitzen ins Goldgelbe spielen, am Kopf, Halse und Nacken eine lange abstehende, löwenartige Mähne, die beliebig gesträubt und gesenkt werden kann. Die Haare rings um das Gesicht sind braun und von hier zieht ein schwarzbrauner Streif über den Scheitel. Das nackte Gesicht ist graubraun, die Iris dunkelgelb- braun. Der Schwanz ist bisweilen schwarzbraun gefleckt. Körperlänge 94 Schwanz 14". Bewohnt die Küstenwaldungen Brasiliens vom 22—23° Breitengrade. Ein possierliches munteres Aeffchen, das besser als die anderen Arten auch bei uns fortkommt, wenn es warm gehalten wird. Es wird sehr zahm, liebt die Reinlichkeit und Trockniss, frisst Insecten und süsse Früchte. Im Freien lebt es einzeln und familienweise in Gebüsch’ und. Wäldern. Seine Stimme ist pfeifend wie die anderer Arten. H. leonina Wagn. !) Die grossen Ohren sind dreieckig und behaart; der Pelz olivenbraun, ebenso die Mähne am Kopf und Halse; auf dem Rücken einige schwach gelblichweisse Linien, der mit einem Pinsel endi- gende Schwanz oben schwarz, unten braun; Gesicht, Ohren, Hände schwarz, um den Mund ein blaulichweisser Fleck, der über die Nasenlöcher aufsteigt. Junge Thiere sind dunkler. Körperlänge 8“, Schwanz ebensolang. Am östlichen Abhange der Cordilleren an den fruchtbaren Ufern des Putumayo und Caqueta. H. chrysopyga Wagn. 2) Der Pelz ist überall schwarz, nur die Stirn grünlichgelb und die Schenkel schön fahlgelb, orangefarben und braun ge- mischt. Die für junge gehaltenen Exemplare haben noch keine Mähne, sind dunkel 'schwarzbraun mit vielen hellgelben Spitzen auf dem Rücken, Schenkel und Schwanz. Körperlänge 11“, Schwanz 141z". In der Provinz S. Paulo. H. chrysomelas Wied. ?) Den ganzen Körper bedeckt ein langes weiches Haarkleid, das vorn zu einer langen Mähne wird und am Schwanzende einen Pinsel bildet. Oberleib, Unterleib, Hinterbeine, die Innenseite der vorderen und der Schwanz sind schwarz mit schwach röthlichem Schimmer, die Haare rings um das Gesicht, an den Vorderarmen, Händen und ein Längsstreif auf dem Schwanze goldgelb oder rostroth, das Gesicht dunkel- grau mit röthlichbrauner Mischung, die Iris dunkel braungrau, die Hand- sohlen röthlich schwarzbraun. Körperlänge 94,5", Schwanz 14". In den dichten Urwäldern am Rio Ilheos und Rio Pardo unweit der Küste, in Familien und kleinen Gesellschaften beisammen, neugierig und 9) Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 148. Abbilden.; Burmeister, Säugeth. Brasil. 34; Blainville, Osteogr. Cebus tb. 9; Giebel, Odontogr. 6. Tf. 2. fig. 14; Simia rosalia Linne, syst. nat. XII. I. 41; Schreber, Säugeth. I. 130. Tf. 35; Buffon, Hist. nat. 15. 108. tb. 16; Fr. Cuvier, Mammif. II.; Midas rosalia Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 121; Leontopithecus Lesson, Species. ‚1. A._Wagner, Schreb. Säugeth, I. 249; Simia leonina Humboldt, Recueil I. 14, 361. tb. 5; Midas leoninus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 121. 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1.249; Burmeister, Säugeth. Brasil. 35; Iacchus chrysopygus Mikan, delect. flor. faun. Brasil. 3. c. fig. 3) Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 153. Abbildgn.; Midas chrysomelas Kuhl, Beitr. 51. — Thunberg beschreibt kgl. vetsk. akad. Hdl. 1829. 66. Ib. 3. 4 eine Simia albifrons von schwarz und weiss melirter Farbe, weiss rings um das schwarze Gesicht, mit schwarzer Mähne und braunweisslichem Schwanze, Simiae platyrrhinae. Hapale. 1031 hurtig, scheu, von Insecten und Früchten sich nährend. Das Weibchen wirft ein oder zwei Junge, die es an der Brust und auf dem Rücken trägt. b) Jacchus. H. iacchus 111.2) Der Sahui oder Saguin ist characterisirt durch einen zolllangen weissen Haarpinsel, der vor, über und hinter den Ohren eni- springt und sich fächerförmig ausbreitet, während die Ohren selbst nackt und nur am äusseren Rande fein behaart sind. Der Körper ist schwarz und weiss oder rostgelblich melirt, die einzelnen Haare an der Wurzel schwärzlich, dann rostgelb, schwärzlich und an der Spitze weisslich. Auf dem Unterrücken wechseln schmale, schwarze und weissliche Querbinden. Die Haare des Bauches und der Gliedmassen sind schwärzlich mit eisgrauen Spitzen, Kopf und Hals dunkelbraun, bisweilen an den Wangen weisslich und mit solchem Halsbande, auf der Stirn ein dreiseitiger weisser Fleck, das Gesicht dunkel fleischbraun mit weisslichen Härchen, die Iris bräun- liehgelb, die Ohren dunkel graubraun, der Schwanz schwarz mit etwa 22 weissen Ringen und solcher Spitze. Körperlänge 8'/,‘, Schwanz 13“. In den Umgebungen von Bahia. H. penicillata Kuhl.®) Von Rattengrösse, der Kopf klein und kuglig, die Hände schmal, sehr langfingerig, völlig pfotenartig, der Pelz ungemein weich und seidenartig, der Schwanz dünn, die Weichengegend ziemlich nackt; der Kopf bis zum Nacken schwarzbraun, auf dem Scheitel mit gelb- lichbraunen Haarspitzen, dicht vor und über dem Ohre ein langer rein schwarzer Haarschopf, das Ohr stark behaart, auf der Stirn über den Augen ein weisser Fleck, die Lippen mit weisslichen, die Backen mit gelblichen ‚Haaren besetzt, Kehle und Brust dunkelbraun, Bauch, Rücken, Gliedmassen und Schwanz graulich, an den Seiten ins Falbe spielend, die einzelnen Haare vor der schwarzbraunen Spitze mit weissem Ringel, in der Mitte gelbbraun, an der Wurzel braungrau, die Pfoten schwarzbraun mit weiss- lichen Zehenspitzen, die Iris braun. Dieses Colorit ändert indess ab. Eine Spielart ist an Stirn, Wangen, Kehle und Vorderhals weiss, in der Jugend ist der ganze Kopf bisweilen licht gelbbräunlich. Körperlänge 9‘, Schwanz 13. Verbreitet sich von Rio Janeiro bis Minas Geraes. Scheu und furcht- sam wird dieser Affe in der Gefangenschaft doch bald zutraulich. Man füttert ihn mit Obst, gekochtem Reis und Mais. H. aurıta Kuhl. 6) Der licht gelblichweisse Ohrpinsel steht auf der Innenseite der Ohrmnschel selbst, der Rücken und die Seiten sind schwarz und fahlroth gewässert, der Hinterkopf fahlgelblich gewässert, die einzelnen 4) Illiger, Prodr. Mammal. 72; Kuhl, Beitr. 46; Prinz zu Wied, Beitr. z. Natur- gesch. Il. 128; Blainville, Osteogr. Cebus; Giebel, Odontogr. 6. Tf, 2. fig. 12; Simia iacchus Linne, syst. nat. XU. I. 40; Schreber, Säugeth. I. 126, Tf.33; Uistiti Buffon, Hist. nat. XV. 96. tb. 14; Fr. Cuvier, Mammif. Il; Jacchus vulgaris I. humeralis Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 119; 1. albicollis Spix, Simiae brasil. 33. tb. 25. 5) Kuhl, Beitr. 47; Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 142. Abbilden. A, Wagner, Müuchn. Abhdl. V. 464; Burmeister, Säugeth.brasil. 32; Biainville, Osteogr. Cebus; Jacchus penicillatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 119; Spix, Simiae brasil. 34. tb. 26; I. leucocephalus Prinz z. Wied, a. a. O. 135. Abbildgn. — Fossilreste einer dieser nah verwandten und einer zweiten sehr grossen Art, I. grandis, fand Lund in den brasilischen Knochenhöhlen ohne jedoch nähere Auskunft darüber zu geben. a 6) Kuhl, Beitr. 48; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1.243; Iaechus auritus Geoffroy, Ann, du Museum XIX. 119. _ 1032 Unguiculata. Quadrumana. Haare glänzend schwarz und weiss mit ein oder zwei rostrothen oder rost- gelben Ringen, auf dem Scheitel ein gelber Streif, die Augen, Wangen- haare, Kehle, Unterhals, Brust, Kruppe, Schienbein und ein Fleck am Vorderarm rein schwarz, die Pfoten schwarz mit roströthlicher Mischung, Gesicht, Kinn und ein dreiseitiger Stirnfleck gelblichweiss, der schwarze Schwanz mit gelblich- oder röthlichgrauen Ringeln, die Iris gelbbraun, das obere Augenlid fleischfarben, die Sohlen hell graulichbraun. Körperlänge wie bei voriger Art. Im südlichen Brasilien. ßß) Der Schwanz einfarbig. H. chrysoleucus Wagn.?) Die sehr grossen Ohren sind beiderseits, besonders am Rande lang behaart, der Pelz sehr weich, am Kopf, den Ohren, Vorderkörper und Oberarm weiss, am Vorderarm, Bauch, den Pfoten, der Aftergegend und am Schwanze mehr weniger rostgelb in rostroth ziehend, das Gesicht sehr lıell fleischfarben mit einzelnen weissen Härchen, die Iris hell haselfarben, Ohren, Sohlen und Hodensack dunkellleischfarben. Kör- perlänge 10!/,‘, Schwanz 131/g". An der Mündung des Madeira in den Amazonenstrom. ß) Ohne Ohrpinsel. aa) Der Schwanz nicht geringelt, einfarbig. H. melanura Kuhl.®) Die Oberseite des Körpers ist gelblich rostig- braun, der Vorderhals gelblichweiss, der Bauch licht rostbräunlich, die Seiten gelblich, die Stirn schwärzlich, der Vorderkopf dunkelbraun, die Gliedmassen aussen gelblich, innen heller, die hinteren aussen dunkelrost- braun, die Vorderseite der Oberschenkel scharf begrenzt gelblichweiss, der Schwanz schwarz, nur unten an der Wurzel etwas rostroth, die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel schmutzig lichtgelblich und vor der graugelb- lichen Spitze dunkelbraun, die Iris haselbraun, das Gesicht dunkelbraun, die Ohren ziemlich gross, ganz fein behaart, dunkelbraun, an der Wurzel braun. Körperlänge 10°, Schwanz 1412". Im westlichen Brasilien und in Bolivia. H rufiventer.°) Schwarz, mit weissen Haarspitzen gesprenkelt, Brust, Bauch, Innenseite der Beine und ein Scheitelfleck kastanienbraun, der lange Schwanz schwarz, die Ohren gross, In Mexiko. ßß) Der Schwanz geringelt. H. pygmaeus Wagn.!) Die Ohren sind anf der Aussenseite nackt, aber innen mit langen, den Rand überragenden Härchen besetzt; die Ober- “und Aussenseite lichtbräunlich lehmgelb und schwarz gescheckt, auf dem 7) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 466. 8) Kuhl, Beitr. 49; Geoffroy, Cathal. meth. mammif. 60; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 467. — Der Miko, H. argentata, der seit Buffon XV. 121. tb. 18 und Linne bekannt ist, ist nach Geoffroy 1. c. nichts weiter als ein Albino der schwarz- schwänzigen Art. Gray’s Iacchus leucomerus Ann. mag. nat. hist. 1846. XVlit. 212 lässt sich nach der Diagnose nicht unterscheiden. 9) Iacchus rufiventer Gray, Ann. mag. nat. hist, 1843. Xll. 398. 1) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 467; Iacchus pygmaeus Spix, Simiae brasil. tb. 24. fig. 2; Geoffroy, Catal. meth. mammif. 61. Simiae platyrrhinae. Chrysothrix. 1033 Rücken mit Querbinden, die Unterseite einfarbig lehmgelblich, der Schwanz rostgelb und schwarz geringelt, die Pfoten rostiggelb behaart, die Krallen weisslich, der Pelz lang und weich, die Ohren versteckend. Körperlänge 6‘, Schwanz ebensolang. In Brasilien am Rio Solimoes und in Peru. 2. Pleodontes. Mit 3 Lück- und 3 Mahlzähnen. a) Mit schlaffem Schwanze, a) Mit senkrecht stehenden Schneidezähnen. Chrysothrisc Wagn. Zierliche, leicht gebaute Affen mit gestrecktem Kopfe, grossen freien Ohren, dünnen Leibe, sehr langen, schlaffen, dicht behaarten Schwanze, ver- längerten Hinterbeinen und schmalen langen Pfoten, deren Daumen stark aber sehr kurz ist und einen breiten Plattnagel trägt, während die übrigen - Zehen schmale gewölbte Nägel haben. Am Schädel wölbt sich das Oceiput nach hinten und drängt das grosse Hinterhauptsloch an die untere Fläche, ist im ganzen Hirntheil mehr gestreckt als die übrigen Amerikaner; die Augen- höhlen sind sehr nach vorn gerichtet und ihre Scheidewand durchbrochen, der Jochbogen horizontal und schwach, der Unterkiefer gestreckt mit sehr schmalem Kronfortsatz. Die Eckzähne sind lang und stark, die obern scharf dreikantig mit einer vordern und zwei äussern Rinnen. 14 rippentragende, 6 rippenlose, 3 Kreuz- und 30 Schwanzwirbel; der Oberarm n:it knöcherner Brücke für den Nervus medianus. Die zugespitzte Zunge hat an ihrer Wur- zel drei kelchförmige Warzen, der Magen ist gross, kuglig, im Pförtnertheil verkürzt, der Dünndarm von mehr als dreifacher Körperlänge, der weile Dickdarm von nur halber Körperlänge, innen glatt, der anderthalbzöllige Blinddarm zugespitzt und gekrümmt, die Leber dreilappig mit ovaler Gallen- blase, das Pankreas schmal und ungetheilt, die Milz prismatisch, die Nieren oval, der Uterus klein, die Olitoris hängend, penisartig, die rechte Lunge drei-, die linke zweilappig, das Herz breit. Die einzige Art bewohnt Brasilien und die angrenzenden Länder. Chr. sciurea Wagn.?) Das Todtenköpfchen zeichnet sich aus durch das kurze platte Gesicht mit wenig hervortretender vorn platter Nase und sehr stark nach hinten vorspringendem Hinterkopf, Längs der Nase läuft eine flache Furche mit einem Kamme kurzer Haare, das breite Maul um- ‚gibt ein schwarzer Fleck, der die Nasenlöcher und das Kinn berührt und mit feinen borstentragenden Warzen besetzt ist; das Gesicht ist mit sehr 2) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 237; Münchn. Abhdl. V. 458; Giebel, Odontogr. 5.-Tl. 2. fig. 10; Simia sciurea Linne, syst. nat. XII. I. 43; Schreber, Säugeth. I. 121. Tf. 30. fig. 10; Simia sciurca Linne, syst. nat. XII. I. 43; Schreber, Säugeth. I. 121. Tf. 30; Pithesciurus Lesson, Species; Saimiri Buffon, Hist. nat. XV. 67. tb. 51; Callithrix sciurea Kuhl, Beitr. 38; Martin, Proceed. zool. soc. 1833. 1. 88; C. boliviensis, Sai- miris sciureus, S. entomophagus, S. ustus Geoffroy, nouv. ann. du Museum Ill. 89,, IV. 6. tb. 1; voy. Venus. mammif. 99; d’Orbigny, voy. Amerig. merid. 10. tb.4; Chryso- thrix entomophagus und Chr. nigrivittata A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 459. Die von d’Orbigeny, Geofiroy und A. Wagner aufgestellten Arten unterscheiden sich durch das ‚mehr weniger intensive und ausgedehnte Schwarz des Kopfes, der dunk- lern oder hellern Rückenfarbe, die gelbe, bräunliche oder röthliche Farbe der Glied- massen. Da weder scharfe Grenzen zwischen diesen Abänderungen gezogen wer- - den können, noch. überhaupt Formdifferenzen nachgewiesen sind: so trage ich kein Bedenken sie alle zu vereinigen, 1034 Unguiculata. Quadrumana. feinen weisslichen Härchen bekleidet, welche ringsum länger werden und am Kinn einen kurzen Bart bilden; die Ohren sind schief viereckig, oben gesäumt und mit langen feinen weisslichen Härchen besetzt. Die ganze Oberseite und der Schwanz hat eine schwärzliche, ins röthliche spielende Orangenfarbe, bei sehr Alten eine lebhafte pomeranzenrothe, die Schwanz- quaste ist schwarz, die Hände und Vorderarme braungelb oder goldroth, die Aussenseite der Gliedmassen grausprenkelig, die Unterseite weisslich, die langen Finger fleischfarben, oben mit einzelnen rothbraunen Härchen. Dieses Colorit ändert jedoch ab, verliert die Lebhaftigkeit, auf dem Kopfe und der Aussenseite der Gliedmassen herrscht der graue Ton vor, der Scheitel wird schwarz mit olivengelber Sprenkelung, welche Farbe von den Ohren bis auf die Wangen sich herabzieht, Hände und Vorderarme sind rostig braunroth, die einzelnen Rückenhaare an der Wurzel grau, dann citrongelb, schwarz, rostfalb geringelt, mit schwarzer Spitze, auf dem Rücken herrscht das dunkle, die Seiten sind mehr gelb. Bei noch Andern ist die ganze Oberseite des Kopfes kohlschwarz mit lichtem Grunde, Rücken und Seiten zeisiggelb mit schwarzer Sprenkelung, die Gliedmassen schön | goldgelb oder goldroth. Körperlänge 131,", Schwanz 16’ Der weite Verbreitungsbezirk erstreckt sich von Peru und Bolivia über Brasilien und Guiana; gesellig in Wäldern. Wird wegen seiner zierlichen Gestalt, seiner schönen Färbung und seines muntern und artigen Betragens haufig gezähmt. Gallithric 1. Die Springaffen unterscheiden sich in ihrer äussern Erscheinung von der vorigen Galtung nur durch den kürzeren mehr kugligen Kopf ohne vorstehen- des Hinterhaupt und durch grössere specifische Mannichfaltigkeit in der Be- haarung und Färbung. Wesentlichere Unterschiede bietet die innere Organi- sation. Die Schneidezähne stehen wiederum fast vertical im Kiefer, dagegen sind die Eckzähne stets klein, wenig vorragend, kegelförmig, innen stark ausgeschweift, die 3 obern Lückzähne einzackig mit kleinem innern Höcker, der letzte Mahlzahn sehr verkleinert, unten der letzte kaum verkleinert. Der Schädel ist besonders im Hirntheil höher als lang, nach vorn und hinten von der Stirn-Scheitelbeinnaht steil abfallend, das Occiput nicht kuglig vortretend sondern pyramidal, der vereinigte Stirn-Jochorbitalfortsatz viel breiter als vorhin. Der Jochbogen dünner, und am Unterkiefer der hintere Winkel auf- fallend erweitert und herabgezogen. 12 bis 13 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 24 bis 32 Schwanzwirbel. Der Oberarm besitzt. nicht allge- mein die Brücke für den Nervus medianus. Von den weichen Theilen fällt besonders die eigenthümliche Bildung des Kehlkopfes auf. | Die Arten gehören dem warmen Südamerika, wo sie mit einer riesigen Art bereits während der Diluvialepoche vertreten waren. Sie leben in Fa- milien und kleinen Gesellschaften beisammen, sind hurtig, sanft und scheu, sehr leicht zähmbar und zutraulich. Ihre weitschallende Stimme lassen sie besonders Morgens und Abends hören. Ihr Fleisch ist sehr schmackhaft und wird häufig gegessen. a) Arten mit langem lockeren Pelze. C. personala Geoffr. ?) Der kleine Kopf ist oben kurz, an den Seiten 3) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 113; Spix, Simiae brasil. 18. tb. 12; Prinz z. Wied, Beitr, z. Naturgesch. II. 107. Abbildgn. Simiae platyrrhinae, Callithrix. 1035 länger behaart, die dichte Behaarung des Rückens 3° lang, die des Bauches kürzer und dünner. Junge Exemplare sind braun, auf dem Rücken und Schwanze mit unregelmässigen hellen Querwellen, Gesicht, Kehle und Kopf dunkel, fast schwarz, Hinterkopf, Unterseite und Innenseite der Ober- 'schenkel heller, gelblichbraun, die Hände mit kurzen weisslichen Haaren. Mit zunehmendem Alter wird das Haarkleid länger, das Colorit heller, beim ‚Männchen wird es falb rothbraun, Kopf, Hände und Innenseite der Arme ‚bleiben schwarzbraun, nur am Nacken zeigt sich ein helles, bisweilen fast weisses Band, der Schwanz wird gelbroth, unten fahlgrau; das Weibchen ist mehr fahlgelblich, stellenweise selbst weissgrau zumal unterhalb, die "| helle Nackenbinde fehlt und der Schwanz ist röthlich. Die Iris gelbbraun, ‚in der Jugend graubraun. Körperlänge 13, Schwanz 20”. An der Ostküste Brasiliens in Wäldern, fast so stark als die Brüllaffen. ‚heulend. Er sitzt geduckt mit schlaff herabhängenden Schwanze auf den ‚Zweigen, aufmerksam auf jede Gefahr achtend und bei der geringsten Stö- rung eilt er schnell und ruhig davon, Seines Fleisches wegen wird er sehr verfolgt. C. nigrifrons Spix.*) Der Pelz ist überall, auch auf dem Kopfe und an der Bauchseite sehr lang und zottig, die nackte Haut schwärzlich, das ‚Colorit im Allgemeinen schmutzig lichtbräunlich, mit graugelblichem oder 'rostigen Anfluge; die Haare der Oberseite schwarzbraun und hell fahlbräun- lich geringelt, am Vorderarme herab allmählig dunkler bis zu den schwarz 'behaarten Händen, die Hinterbeine mehr licht rostroth, doch an den Fin- ‚gern auch hier glänzend schwarz. Eine zollbreite glänzend schwarzbraune Binde sticht scharf von der licht graugelblichen Kopffarbe ab. Auch in der Öhrgegend und an den Wangen herab sind die Haare zum Theil schwarzbraun, ebenso an der Innenseite der Ohren, die feinen Härchen auf der Nasenkuppe, dem Kinn und Lippen schmutzig weisslich, die Un- jterseite des Körpers lebhaft oder trüb rostig gelblichbraun, rostgelblich oder licht rostbräunlich, die Iris haselnussbraun, die Haut im Gesicht grau- ‚lich. schwarz, die Ohren grauschwarz mit weisslichbraunen Pünctchen. Körperlänge 1'/,‘, Schwanz etwas kürzer. | Bei Rio Janeiro, St. Paul, in Minas Geraes und Bahia. C. donacophilus d’Orb. ?) Die fehlende Stirnbinde unterscheidet diese ‚Art sogleich von der vorigen, ebenso die weissen, graulichen, röthlichen ‚oder braunen, niemals schwarzen Hände. Die Behaarung ist grau mit mehr minder röthlicher Mischung, die einzelnen Haare schwarz, weiss und roth 1 N | I - 4) Spix, Simiae brasil. 21. tb. 15; A. Wagner, Münchn. Abhdl. V. 447; C. cine- rascens Spix, Simiae brasil. 20. tb. Bd gigot Spix, I. c. tb. 16; A. Wagner, 'a. a.0. 450 von Bahia unterscheidet sich durch die trüb braungraue Färbung, die ‚schwärzlich gesprenkelte Oberseite, den schmalen schwarzen Stirnstreif, den bräun- ichgelben schwarz gesprenkelten Kopf und C. melanochis Prinz z. Wied, Beitr. 1. 114. Abbildgn. vom St. Matthäusflusse und ebenfalls bei Bahia durch den röthlich- xastanienbraunen Hinterrücken. Da diese geringfügigen Farbendifferenzen nur an sehr wenigen Exemplaren beobachtet werden und die pariser Exemplare nach Geoffroy noch weitere Abänderungen bieten, so scheint die specifische Trennung ınstatthaft. Lund’s C. chlorocnomis ist nicht näher bekannt und von der fossilen P. primaeva nur, dass sie die lebenden Arten um die doppelte Grösse übertrifft, ron der eigenthümlichen Gattung Protopithecus auch nur die 4° betragende Körpers zrösse. 5) d’Orbigny, voy. Ameriq. merid, 10, tb,5; Geoffroy, catal. meth. mammif, 40, 1036 Unguiculata Quadrumana. geringelt, am Schwanze einförmig graubraun, das Gesicht Pa Körperlänge fast 1“, der Schwanz merklich länger. In Peru und Bolivia. b) Mit kurzem anliegenden Pelze‘ C. moloch Geoffr. $) Die kurze Behaarung ist oben und an den Seiten‘ graulich melirt, auf dem Rücken bräunlich, an der Stirn und den Händen! weisslich, die einzelnen Haare weisslich und schwärzlich oder bräunlich‘) geringelt; der Schwanz schwarz mit schwacher hellbräunlicher Melirung)) ir und hellbräunlicher Spitze, die Unterseite des Körpers und die Wangen!) lu schön fahlroth in Ockergelb ziehend. Körperlänge 1‘, Schwanz 16". hir Von Para. N hir C. cuprea Spix.?) Die längeren Rückenhaare sind schwarz mit mehren! hı fahlgelblichen Ringen, an den Kopfhaaren herrscht schon mehr rothe Fär-' | bung vor, die Wangen und ganze Unterseite sowie die Gliedmassen sind! lebhaft kupferroth, der Schwanz unten an der Wurzel blassroth, oben an-' |h fangs schwarz und licht rothbräunlich geringelt, nach hinten schmutzig] weiss, das Gesicht schwarz mit weisslicher Wolle, die Augen braun. Kör-/l k perlänge 14“, Schwanz 18". | In den Waldungen am Solimoes gegen die peruanische Gränze hin. C. caligata Wagn. $) Von voriger Art unterschieden durch den glän-' zend schwarzen Vorderkopf, der nach hinten fuchsig wird und durch die! % schwarz, statt kupferroth behaarten Hände. Rücken und Seiten sind) yi schimmernd rostrothbraun, die Wangen und dünn behaarte Unterseite des!) Ir Körpers gesättigt rostkupferroth, die einzelnen Haare undeutlich rostrothl dı und schwarz geringelt, am Hinterkopf rostgelb und schwarz geringelt; die); Ohren aussen nackt, innen mit einzelnen schmutzig weissen Haaren, der Schwanz anfangs schmutzig weiss und schwarz gescheckt, dann einförmig gelblichweiss, Gesicht, Ohren, Sohlen schwarz. Körperlänge 124, te Schwanz 141g". | Am Rio Madeira und Rio Solimoes. | C. torguata Geoffr. 2 Der Rücken ist glänzend dunkelrothbraun mehr roth und schwarz geringelt, der Unterleib bidöser, der Hinterkopf lebhaft |. rostroth, Vorderarm und Hinterfüsse fast ganz schwarz, der Vorderkopf! ; 6) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 114; Cebus moloch Hoffmannseeg, Magaz. nalurf. Fr. Berlin 1807. 1. 97; Simia sakir Spix, Münchn. Denkschr. 1813. 330. Tf. 17. — Kuhl, Beitr. 38 diagnosirt eine C. infulata aus Brasilien mit schwarzen Schwanzspitze und weissen schwarz umringten Fleck über jedem Auge, übrigens dem Moloch gleich. Geoffroy’s C. discolor Compt. rend. 1848. XXVIT. 497. Archiv. du! Museum V. 553. tb.28 aus Peru und Brasilien wird nur durch die kastanienbraun-' I rothe Unterseite unterschieden. Dadurch wird diese östliche Art aber der folgen-" den westlichen so nah geführt, dass man noch gerechten Zweifel an der Differenz beider hegen muss. | f n Spix, Simiae brasil. 23. tb. 17; A. Wagner, Münchn. Abhandl. II. 451. Tf. 2 18. 8) A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 454. — C. brunnea a. a. 0. er sich durch die rostigkastanienbraune Färbung, die ganz schwarzen Hände und den dunkeln Schwanz. | 9) Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 114, Kuhl, Beitr. 39; Cebus torguata Hofl- mannsegg, Magaz. naturf. Freunde 1809. 86, C. amicta u. C. lugens Ger eg ? Kuhl a. a. O.; Spix, Simiae brasil, 19. tb, 13, F | Simiae platyrrhinae. Nyectipithecus. 1037 und die Wangen glänzend schwarz, der Schwanz ganz schwarz oder mit rothem Grunde, an der Kehle ein lichtgelbliches Band. Bisweilen dunkelt der Rücken sehr, das Kehlband wird weiss. Körperlänge 15%, Schwanz 18", Im westlichen Brasilien und Peru. Nyctipithecus Spix. Die Nachtaffen haben eine von den Vorigen ganz abweichende Physio- | ‚gnomie, durch die sie vortrefflich characterisirt sind: einen kleinen rundlichen "Kopf, grosse eulenähnliche Augen, eine wenig vorragende Schnauze mit weitem © Maule, ganz nach unten sich Öffnende Nasenlöcher und kleine Ohren. Ihr ‚Körper ist gestreckt, weich und locker behaart, der Schwanz länger als der ‚Körper, ‚etwas buschig behaart, die Nägel comprimirt und gebogen, die bei- 4 ‘den Daumen wie gewöhnlich breit und flach, das Männchen mit grossen ‚Hoden und kleinem Penis. | Die Schneidezähne bieten nichts Bigsnilrinliches, die Eckzähne sind ‚klein, die Lückzähne zwei-, die Mahlzähne vierhöckerig. Der Schädel ver- I schmälert sich nach hinten stark und erscheint durch das pyramidale Hinter- = haupt sehr gestreckt; die Scheitelbeine sind sehr gross, die Nasenbeine ‚schmal, der Zwischenkiefer kurz, der Oberkiefer sehr gross, das Jochbein ‚mit einer sehr breiten Lamelle aufwärts steigend, die enorm weiten Augen- = höhlen begränzend, in deren stark vortretenden Rändern die grösste Breite ‚des Schädels liegt. Der Jochbogen ist schwach, der Unterkiefer mit kleinem spitzen Kronforisalz und ziemlich weiten Winkel, die Halswirbel mit kleinen ‚ Fortsätzen, 14 rippentragende, 8 rippenlose, 3 Kreuz-, 24 Schwanzwirbel, ‚alle schlank und schmächtig, der eltte rippentragende ist der diaphragmalische; ‚ die Rückendornen re. gleich lang, die Lendendornen sehr breit, die © hintern zugespitzt, die Querfortsätze der Lendenwirbel lang und schmal, die ‚Kreuzdornen breit und getrennt, die Schwanzwirbel vom dritten an ohne ' Fortsätze und mässig verlängert; 9 wahre, 5 falsche Rippen, die hintern ' ziemlich breit, das Brustbein “achtwirblig, Er Schlüsselbein stark gekrümmt, das Schulterblatt dreiseitig mit sehr schwach erweitertem Vorderrande, der | Oberarm mit unterer Knochenbrücke und geschlossener Olecranongrube, die ' Elle comprimirt, mit starkem Olecranon, die Handwurzel in der ersten Reihe 4-, in der zweiten öknochig, das Becken klein und schwach, der Ober- ı schenkel mit drittem Trochanter, die Fibula fein, die Fusswurzel sehr kräftig ‚ und gestreckt, der Mittelfuss viel länger als die Mittelhand, die Zehenpha- ‚langen kürzer als die Fingerglieder. Der Magen ist quer länglich, die Cardia ' dem Pförtner genähert, im Pförtnertheil sehr muskulös, die Leber fünflappig ' mit sehr kleiner Gallenblase, die Milz Sfürmig gekrümmt. | Die Arten verbreiten sich in Amerika vom 25.° SBr. bis zum 5.° NBr. ı und führen eine nächtliche Lebensweise. Den ganzen Tag über schlafen sie | in Baumlöchern, des Nachts suchen sie ihre Nahrung, die in Früchten, In- ' secten und Vogeleiern besteht. Sie halten sich nur paarweise beisammen. Jung eingefangen werden sie zahm, jedoch nicht zutraulich, die Alten bleiben wild und bissig. N. trivirgatus Gray.!) Der Mirikina ist an der Ober- und Aussenseite grau mit weiss melirt, unten orangegelb, das Schwanzende schwarz; auf | 1) Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. 256; A. Wagner, Münchn. Abhandl. I. ' 430. Tf. 1; V.444,; Natterer, Wiegm. ee 1843. 11. 21; Aotus trivirgatus Humboldt, Recueil I. 358. tb. 28. 1038 Unguiculata. Quadrumana. dem Scheitel drei gleich breite schwarze parallele Streifen, an der Kehle‘ bis zur Brust braungrau mit weisslicher Mischung, vom Nacken bis zur‘ Schwanzwurzel ein breiter hellgelblich brauner Streif. Im nordwestlichen Brasilien, N. felinus Spix.?) Der Pelz länger und weniger weich als bei voriger‘ Art, oben und aussen braungrau, die.einzelnen Haare schwarz und licht- bräunlich gelb geringelt, die Unterseite röthlich ockergelb, über jedem Auge ein grosser dreieckiger weisser Fleck, zwischen beiden von der Nase her ein schwarzer Streif, der sich auf der Stirn ausbreitet, vom Mundwinkel her ein zweiter Streif, der sich auf dem Scheitel mit dem der anderen ' Seite verbinde, Wangen und Lippen weisslich behaart, die Ohren am Innenrande mit bräunlichen Haaren, die Schwanzwurzel ockerfarben, der ' Schwanz selbst länger behaart. Körperlänge 13Y,'', Schwanz 15“. In Paraguay, der Provinz Mato grosso, Para und Bolivia. N. vociferans Spix.?) Oben und aussen licht rothbräunlich, die ein- zelnen Haare schwarz und fahlgelb geringelt, der Schwanz anfangs rost- farbig, von der Mitte ab schwarz, die Unterseite schmutzig licht fahlgelb- lich, die drei Kopfstreifen schwarzbraun. Der Pelz filzig. Kleiner als vorige Art. In Neu Granada und an der brasilianisch- -peruanischen Grenze. N. Oseryi Geoflr.*2) Hat den kurzen Pelz des N. felinus, die kurzen Ohren und Färbung der Oberseite der vorigen Art. Die Rückenhaare sind in der Wurzelhälfte braun, darüber gelb, dann schwarz und gelb geringelt, vom Halse längs des Rückens bis zur Schwanzwurzel rothbraun, die Unter- seite gelblichfalb, am Halse und Kinn weisslich, die Hände braun, der Hinterkopf dunkler als der Rücken, unter dem Ohr ein kleiner gelblicher Fleck, die Endhälfte des Schwanzes schwarz, der Schwanz kurzhaariger als bei den vorigen Arten. Körperlänge etwa 11“, der Schwanz nur wenig länger. | In Peru. ß) Mit fast horizontalen Schneidezähnen. aa) Mit sehr kurzem Schwanze. Brachyurus Spix. Diese Gattung zeichnet sich durch den auffallend kurzen, einen dichten Haarbüschel bildenden Schwanz merkwürdig vor allen übrigen Amerikanern aus. Dazu kommt das breite nackte Gesicht, die kurze breite Schnauze, die sanz seitlich gerichteten Nasenlöcher, der Bart, die sehr kurzen Ohren, die langen schmalen Nägel und die lichte Färbung des kurzen lockeren Pelzes, um diese Thiere zu einer ganz auffallenden Erscheinung zu machen. Die Schneidezähne stehen ziemlich horizontal. Von der innern Organisation wie von der Lebensweise ist Nichts bekannt. Die Arten verbreiten sich über Brasilien und Peru. 2) Spix, Simiae brasil. 24. tb. 18; Geoffroy, Archiv du Museum IV. 19; Simia Azarae Humboldt, Recueil I. 350; Nocthora trivirgata Cuvier, Mammif. 1824; Nyeti- pithecus trivirgatus Rengger, Paraguay 58. 3) Spix, Simiae brasil. 25. tb. 19: A. Wagner, Münchn, Abhandl. V. 445; N. le murinus Geoflroy, Arch. du Museum IV. 25. tb. 2. 4) Geoffroy, Archiv. du Museum V, 559. alu re mn Jo acl IE wSwelsen wegen ngulä use mare ne en ne ie Simiae platyrrhinae. Brachyurus. Pithecia. 1039 Br. melanocephalus. ®) Der dichte glatte Pelz ist an den Schultern und Seiten verlängert, am Unterleibe sehr dünn, im Nacken einen Wirbel bildend, von welchem die Haare gegen den Scheitel und die Kopfesseiten gerichtet sind. Der dünne Backenbart ist gleichfalls nach vorn gerichtet; am Kinn dagegen kein Bart. Der dünne sehr kurze Schwanz trägt einen dicken, am Ende abgestutzten Haarbusch, die Finger sind lang und stark, die Eck- zähne kräftig. Die Farbe des Rückens ist licht graulichgelb, nach hinten sowie an den Schenkeln und Schwanze rostroth, am Unterschenkel und den Füssen schwarz, Kopfhaar, Vorderarme und Hände glänzend schwarz, auch die nackte Gesichtshaut, die Ohren, Sohlen und der jederseits neben der Ruthe gelegene Hode schwarz, die spärlichen Bauchhaare röthlich, die Iris haselnussbraun. Körperlänge 1!/,‘, Schwanz 6“. Im nordwestlichen Brasilien jenseits des Amazonenstromes, in Neu- granada und Ecuador. Br. culvus Geoflr. 6) Inden äusseren Formen, der Schädel- und Zahn- bildung der vorigen Art vollkommen gleich, aber das Colorit viel einför- miger, falb, an den oberen Theilen ins grauliche und weissliche ziehend, die meisten Haare einförmig sehr lichtfalb, einzelne mit schwärzlichen Spitzen, ebenso im Nacken und Hinterkopf, die Körperseiten und der Schwanz sind dunkler, lebhafter, ins goldfarbige ziehend, die Füsse und Hände ebenso oder goldgelb, Brust und Bauch goldgelb, die Vorderbrust roth, der Unterhals und die Kehle dunkler bis schwarz, am Kinn ein kleiner Bart. Der Schwanz ist nicht länger als der Fuss, und fast kuglig buschig, das Gesicht nur mit feinen Härchen beflogen und intensiv roth. Körper- länge 15“, Schwanz 3'/g". In Para und Peru. Br. rubicundus Geoffr.?) Die Stirn und :Oberseite des Kopfes nackt oder nur äusserst dünn behaart, das Gesicht ebenfalls intensiv roth, Nacken, Hals und Wangen hell fahl, der ganze übrige Pelz schön roth, Kinn und Bart braunroth, Vorderrücken und Hände goldroth, auf dem Rücken nur sehr wenige Haare schwarzspitzig, die meisten roth mit goldiger Spitze. Bald nach der Geburt gleicht die Färbung und Behaarung der Jungen schon den Alten. Grösse der vorigen Art. In den Waldungen von St. Paul gesellig, sehr sanften Naturells, zu- traulich, von Früchten sich nährend. bb) Mit langem Schwanze. Pithecia 1. Die Schweifaffen gleichen den Brachyuren in der äussern Erscheinung bis auf den viel längern und gleichfalls buschig behaarten Schwanz und die im Allgemeinen dunklere Färbung. Die Schneidezähne stehen wiederum sehr geneigt, sind oben breiter, unten länger, die Eckzähne sehr gross und stark, dreikantig, die obern vorn mit tiefer Rinne, die zwei vordern Lückzähne zweihöckerig und unregelmässig, der dritte quadratisch, die Mahlzähne mit 5) Simia melanocephala Humboldt, Recueil I. 317. tb. 29; Pithecia melanocephala Geoffroy, Aun. du Museum XIX. 117; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 435; Pithecia ouakary Spix, Simiae brasil. 12. tb. 8; Ouakaria Gray, Proceed. zool. soc, 1849. 9, 6) Geoffroy, Archiv. du Museum V. 560. 7) Geoffroy, Archiv. du Museum V. 564. tb. 30, x 1040 | Unguiculata. (Quadrumana. zwei Querjochen, die obern breiter als lang, die unlern länger als breit. Am Schädel ist der Hirntheil hoch gewölbt, das Profil sehr steil zur Nase ab- fallend, die Frontalleisten abweichend von andern Gattungen schnell zu einem starken Scheitelkamme zusammenlaufend, die Stirnbeine weit in die Scheitel- i beine eingreifend, die Nasenbeine sehr kurz, nach vorn stark erweitert, die ovalen Augenhöhlen schief, das Unteraugenhöhlenloch in drei sehr kleine ge- theilt, der Zwischenkiefer stark vorspringend, der Jochbogen sehr dünn, weit abgebogen, der Unterkiefer Gallithrix ähnlich. Skelet und weiche Theile sind unbekannt. Die Arten bewohnen die nördlichern Gegenden Südamerikas und sind abweichend von den vorigen langsamen, schläfrigen Thieren, die sich am Tage verstecken und nur Morgens und Abends kletiern. Sie leben in kleinen Gesellschaften beisammen. P. satunas Geoflr.®) Der Satansaffe hat einen sehr starken vorwärts gekämmten Backenbart und straffes von einem Scheitelwirbel nach vorn und über die Schläfen herabfallendes Kopfhaar. Die Behaarung des Körpers ist mässig, die des Bauches dünn, des Schwanzes dichter und buschig. Alte Männchen und Weibchen sind schwarz, am Rücken russig semmel- farben, die Haut des Unterleibes röthlichschwarz, der sehr grosse Hoden- sack bläulichweiss, der Penis violettröthlich, die Clitoris nicht sichtbar. Die Jungen haben eine bräunlichgraue Farbung. Es kömmt eine hell gefärbte Abänderung vor, welche auf dem Rücken licht fahlgelb, an den Seiten und auf dem Kreuz mehr rostgelb, an der Aussenseite der Gliedmassen dunkel rostbraun mit schwarz gemischt, an der Unterseite schwarzbraun, an den Händen aussen roströthlich, mit glänzend schwarzem Kopfhaar und Backen- bart versehen ist. Körperlänge 1'/,', Schwanz etwas kürzer. Die Heimat erstreckt sich von Peru längs des Amazonenstromes bis zum atlantischen Ocean und nordwärts durch Guiana und die Länder am oberen Orinoko. P. leucocephala Geoffr.?) Das Colorit des weissköpfigen Schweifaffen ändert nach Alter und Geschlecht mannichfach und erheblich ab. Im All- gemeinen trägt er eine sehr lange, straffe und grobe Behaarung, welche nur an der Unterseite und den Händen dünn und spärlich ist, an den Ohren fehlt. Von einem Wirbel auf dem Hinterkopfe strahlen die Haare 8) Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 116; Kuhl, Beitr. 42; A. Wagner, Münchn. Abhandl. Il. 450. Tf. 2. tig. 2.3; Cebus satanas Hoffimannsegg, Magaz. naturf. Freunde 1807. I. 93; Humboldt, Recueil I. 315. tb. 27; Simia chiropotes Humboldt, 1. c. 358; brachyurus israelita Spix, Simiae brasil. 11. tb. 7; Pithecia chiropotes Geoliroy |. c.; Saki satanas u. S. chiropotes Geoflvoy, Calal. melh. mammif. 56; Simia sagulata Traill, Mem. Werner. soc. Ill: 167. c. fig.; Pithecia isrealita A.:.Wagner, Münchn. Abhandl. V. 433. 9) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 117; Kuhl, Beitr. 45; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 436; Blainville, Osteogr. Cebus} Giebel, Odontogr. 5. Tf.2. tig. 9; Simia pithecia Linne. syst. nat. Xll. 1. 42; Schreber, Säugeth. I. 125. Tf. 32; Saki Buflon, Hist. nat. XV. 90. ib. 12; Pithecia nocturna und P. adusta Alliger, Abhandl. Berlin. Akad. 1811. 107; P. irrorata Olfers, neue bibl. Reisebeschr. XV. 198; Simia leuco- cephala Audebert, Singes VI. tb. 9. fig. 2; P. rufiventer Geoflroy 1. c.; Simia rufiventer Humboldt, Recueil 1. 39. 358; P. rufiborbata Kuhl, Beitr. 44; P. capillamentosa Spix, Simiae brasil. 26. tb. 11; Yarkea leucocephala Lesson, Species 177; P. pogonias Gray, z00l. voy. Sulphur 13. tb. 2. — Ein schwarzes Männchen mit schön goldrothem Vorderkopf und schwarzem Stirnstreif beschreibt Geoffroy, Archiv. du ‘Museum V. 958. tb. 29 als P. chrysocephala und ein anderes mit grell weissem Nasenfleck und körperlangem "Schwanze als P. albinasa 1. c. 559. Simiae platyrrhinae. Pithecia. Cebus. 1041 f allseitig aus. Ein kurzer, weisslicher oder ockerfarbiger Haarkranz fasst das Gesicht ein und bildet einen Backenbart, der jedoch nicht an den Unter- kiefer und das Kinn sich fortsetzt; die Seiten des Gesichts sind von ebenso gefärbten sehr kurzen Haaren besetzt, der Schwanz ist sehr dickbuschig behaart, die Hände schwarz. Alte Männchen sind am ganzen Körper schwarz, nur an den Vorderarmen bleiben einzelne gelbliche Haarspitzen, den Vorderkopf bis zu den Augenbraunen herab bekleiden kurze helle Haare, die in der Mitte der Stirn die schwarze Haut frei lassen, nach den Wangen herab aber länger werden. Sie sind weiss bis gelblichweiss, ins Gesicht hinein mehr und mehr ockerfarben bis schön ockergelb und auf der Nase rostroth, wie bisweilen schon die Gesichtseinfassung gefärbt ist. Die Iris ist haselnussbraun, das Gesicht schwarz mit weissen oder rostfarbigen Haaren besetzt, die Ohren schwarz und fleischfarben gefleckt, Sohlen, Finger und Nagel schwarz. Bei dem Weibchen sind die Haare an der ‚Ober- und Aussenseite braunschwarz mit gelber Spitze, an der Unterseite licht ockergelb oder roströthlich, der Schwanz von der Rückenfarbe. Die Scheitelwirbelhaare sind gelbspitzig, der Backenbart am Grunde schwarz, dann lichtgelb, der Gesichtskranz auf der Stirn nicht getheill. Dem Weib- chen ähnlich sind die Jungen gefärbt, mit schmutzig gelblichen Haarspitzen, an der Unterseite schön roströthlich, die Stirnbinde breit und. ockergelb, ‘der Bart roströthlich. Die Männchen werden allmahlig schwärzer und ver- ‚lieren die gelben Haarspitzen. Grösse der vorigen Art. Verbreitet sich vom Amazonenstrome nordwärts durch Guiana. P. monachus Geoffr. !) Der Zottelaffe hat einen kleinen comprimirten Kopf mit Sacher Stirn und ziemlich vortretender Schnauze, ein nackles ' graulichschwarzes Gesicht, fleischfarbenen Augendeckel, nussbraune Iris, nackte Ohren, einen sehr kleinen, schwarzen, schwach behaarten Hoden- sack, sehr kleinen Penis und Clitoris, und eine sehr lange, dichte, lockere, grobe Behaarung, die an der Unterseite auffallend dünn und spärlich ist, stellenweise ganz fehlt. Der Kopfwirbel ist nach hinten gerückt, dıe Haare des Kopfes kurz geschoren, das Kinn ganz nackt, die Hände graulich- schwarz mit gelblichen Haaren. In der Färbung stimmen beide Geschlech- ter überein und ähneln dem Weibchen der vorigen Art, indem die schwarzen Haare licht bräunlichgelbe Spitzen haben, und an derInnenseite der Glied- massen einfarbig schwarz sind. Die Jungen haben einen weisslichen ‚ Vorderkopf, die Alten einen braunrothen bis grauen. Am Schädel ist der ‚Jochbogen stärker gekrümmt und doppelt so breit als bei voriger Art. Körperlänge 1V,‘, Schwanz 1Yy‘. Im nordwestlichen Brasilien und tiefer als vorige nach Süden hinab- ‘gehend, auch in Peru vorkommend. b) Mit Wickelschwanz. Cebus Erxleb. Die Rollaffen werden durch ihren langen, völlig behaarten, wickelnden Schwanz characterisirt. Ihr Kopf ist gross und abgerundet, bisweilen mit 1) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 117; Catal. meth. mammif. 55; Kuhl, Beitr. ‚45; Simia monachus Humboldt, Recueil I. 359; P. inusta u. P. hirsuta Spix, Simiae brasil. 14. tb. 9. 10; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 441; P. irrorata Gray, zool. voy. Sulphur 1. 14. tb. 3. Säugethiere, 66 1042 Unguiculata. (Quadrumana. Ä h stehendem Haarbüschel auf dem Scheitel, die Schnauze ganz kurz, die Augen klein, der Körper mehr weniger gestreckt, die Gliedmassen kräftig, die Nägel ' nicht eigenthümlich, die Behaarung dicht und kurz. | Das Zahnsystem zeichnet sich aus durch lange starke Eckzähne mit zwei Rinnen an der Innenseite; der erste Mahlzahn ist der grösste, im Unterkiefer } der erste Lückzahn grösser als der zweite, dieser und der dritte etwas brei- ter als lang, der zweite Mahlzahn länger als breit, der dritte abgerundet viereckig. Der Schädel variirt ziemlich auffallend sowohl nach dem Alter | als nach den Arten, bei diesen besonders im Hirntheil, hinsichtlich jenes mehr im Antlitztheil. Der Hirntheil ist oval bis kuglig, bei Weibchen ge- | wöhnlich kleiner und zierlicher als bei Männchen. Der Atlas hat sehr kurze schmale Flügel, der Epistropheus einer sehr dicken und kurzen Dorn, die | folgenden Halsdornen sind sehr kurz und spitz, die kurzen (uerfortsätze mit | kleinen Beilanhängen. Die Zahl der Rückenwirbel und Lendenwirbel schwankt, unsere Skelete bieten 10+1++9, ferner 11+1+7, 11+1+10 und 12+1+7, | rippentragend sind 14 oder 15, neben beiden 5 oder 6 rippenlose. Die | Rückendornen sind schmal und geneigt, die Lendendornen sehr breit, eben- | so die Querfortsätze der Lendenwirbel; 3 Kreuzwirbel mit hohen getrennten " Dornen, 22 bis 26 Schwanzwirbel, deren 4 erste noch Fortsätze tragen, die folgenden stark verlängert, das Brustbein sechswirblig mit breitem Manubrium, die Rippen breit und stark, das Schulterblatt schief dreiseitig, die Gräte weit von der Mitte gelegen, der Oberarm unten mit knöcherner Brücke, ohne " markirte Deltaleiste, Ulna und Radius fast gleich stark, das Becken gestreckt mit breitem Hüftbein, die Fibula ziemlich stark, die Fusswurzel gestreckt, ' die Metatarsen länger als die Metacarpen, dagegen die erste Fingerphalanx stärker als die erste Zehenphalanx, der Hinterdaumen sehr stark. 3 Die Zunge hat nur 3 kelchförmige Warzen, der Magen ist rundlich, der ' Blinddarm sehr eng, bisweilen mit schwacher Andeutung von Zellen, der \ Darmkanal von sechs- bis achtfacher Körperlänge, die Peyerschen Drüsen ' sehr zahlreich, die Leber 5- bis 6lappig, der Kehlkopf von mässiger Grösse, ohne Luftsack, die Knorpelringe der Luftröhre ziemlich weich. | Die Gattung erschien mit einer diluvialen Art und ist gegenwärlig ge- mein von Paraguay bis zur Terra firma in allen Waldungen. Die Arten va- | riiren in der Behaarung und Färbung nach Alter und Geschlecht, so dass es bei den äusserst geringen Formdifferenzen und den versteckten innern Characteren noch immer ungemein schwierig ist sie gegen einander abzugren- zen, ihre Anzahl trotz des häufigen Vorkommens der Exemplare überhaupt genügend festzustellen. Sie haben ein lebhaftes Naturell, sind gewandt und flüchtig, geschickt im Klettern und Springen und leben familienweise bei- sammen. Nur wenn sie nach Wasser gehen oder Maisfelder plündern wollen ' verlassen sie ihren steten Aufenthalt, die Bäume. Ihre Nahrung besteht ın Früchten, Insecten, Honig, Eiern und jungen Vögeln. Nur aufgeregt ist | ihre Stimme durchdringend, sonst laut pfeifend. In n Gefangenschaft werden | sie bei guter Behandlung sehr zahm und zutraulich, zeigen sich neugierig, naschhaft, lüstern, T aber lassen sich kaum zu Kunststückchen ab- richten, bei harter Behandlung bleiben sie tückisch und scheu. a) Arten mit 5 rippenlosen Lendenwirbeln, von gedrungenem Bau, mit dickem kugligen Kopf, kräftigem Gebiss, sehr grossen Eckzähnen, kurzen Gliedmassen und kurzem Schwanz, mit in der Jugend hellerem und kürzeren Pelz a im Alter und mit Haarbüschel auf dem Kopfe. Simiae platyrrhinae. Cebus. 1043 G. fatuellus Erxl.2) In der Jugend bis zum Durchbruch des Milch- gebisses ist die Färbung ziemlich hell, trüb bräunlichgelb, auf dem Scheitel, Wangen, Vorderarm, Beine und Schwanze braun, das Haarkleid matt, schlaff, glanzlos, fein und kurz, die nackten Theile des Gesichtes und die Genitalien bräunlich fleischroth, die Hände und Füsse mehr violett, die Iris braun. Nach dem Zahnwechsel, wenn das Thier die bleibende Katzen- grösse erreicht hat, ist die Farbe am Rumpf und Oberarm gelbbraun, Scheitel, Backen, Vorderarm, Hände, Beine, Schwanz schwarzbraun bis schwarz, das Gesicht mit kurzen anliegenden, glänzend weissen braun- spitzigen Haaren spärlich besetzt, an den Stirnseiten grosse weisslich gelbe Flecken bildend, die Haare rückwärts gerichtet, über den Augen längere braune _-Braunen, auf der Stirn eine spitze Schneppe bildend, die sich über den Vorderkopf ausbreitet, über den Obren die Haare aufgerichtet, auf den Backen ein breiter schwarzbrauner Bart, die Ohrmuschel fleischbraun mit spärlichen, langen weichen braunen Haaren, im Nacken die Haare heller, gelbiicher, in der Rumpfesmitte braun, an den Seiten heller, auf der Brust und am Oberarm gelb, am Vorderarm und Oberschenkel gesprenkelt, grau- gelbbraun, an der Innenseite des Armes und Beines, Schwanz und Hand- rücken fast schwarz, After und Genitalgegend dunkel gelbbraun, die Ruthe und pilzförmige Eichel braun. Alte Exemplare tragen einen langen dichten Pelz von schwarzer, nur an Brust und Bauch brauner Färbung; der Bart ist lang, vor ihm ein feiner weisser Streif, das Kopfhaar jederseits einen kegelförmigen Schopf bildend, die Iris lebhaft kaffeebraun. Alte Weibchen sind minder robust und brauner. Am Schädel erscheint der Hirntheil von oben breit bauchig, ist ziemlich hoch, der Nasengrund sehr eng und stark gewölbt, die Eckzähne, zumal die unteren auffallend gross mit sehr scharfer Kante und innerer Furche, die unteren Schneidezähne kleiner und schmäler als bei anderen Arten, der erste untere Lückzahn viel grösser, die Breite der Stirn und die Stärke und der Verlauf der Schläfenleisten mit dem Alter veränderlich. Das übrige Skelet ist kräftig gebaut. Die Querfortsätze der Lendenwirbel sehr stark, nach vorn gekrümmt, der letzte der grösste, das Kreuzbein breiter als sonst, 24 Schwanzwirbel, das Brustbein 7 wirblig, breit, die Rippen stark, die 14. noch sehr lang und breit, das Becken stark, das Hüftbein mit dicker, stumpfer, nach innen gebogener Kante. In den Wäldern von Rio Janeiro und Minas geraes häufig, überhaupt zwischen den 20° bis 28° S.Br. verbreitet, in Guiana und Columbien. C. robustus Wied. ?) Das junge Thier mit dem Milchgebiss ist kleiner als das gleichalterige vorige, hat aber schon einen längeren Pelz, ist in 2) Erxleben, syst. mammal. 51; Burmeister, Abhandl. hall. naturf. Ges. II. 91; Kuhl, Beitr. 32; Prinz. z. Wied, Beilr. z. Naturgesch. ll. 76; Simia fatuellus Linne, syst. nat. Xll. I, 42; S. apella Linne, Mus. Fried. I. tb. 1; Schreber, Säugelh. 1. 49, Tf. 28; Sajou brun und Sajou cornu Buffon, Hist. nat. XV. 37. tb. 4. suppl. VI. 110. tb. 29; Fr. Cuvier, Mammif. I. tb. 26.30; Cebus apella Erxleben, |. c. 50; Humboldt, Recueil. I. 355; Kuhl, a. a. ©. 36; Geoffroy, Catal. meth. Mammif. 42; C. lunatus u. C. frontatus Kuhl, a. a. 0. 37; C.niger Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 111; C. Azarae Rengger, Paraguay 26; C. elegans u. C.vellerosus Geoffroy, Catal. melh. Mammif. 41. 44; Archiv. du Museum V. 548. 551. 3) Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 90; Kuhl, Beitr. 35; v. Tschudi, Fauna peruan. 8; Burmeister, Abkandl. hall. naturf. Ges. II. 101; Simia variegata u. S. eirrifera Humboldt, Recueil I. 356; Cebus varieyatus und C. cirrifer Geofiroy, Ann. du Museum XIX. 110; Catal. meth. Mammif. 43; Giebel, Odontogr. 5. Tf. 2. fig. 11. 15. 2 66* 1044 Unguiculata. Quadrumana. der Schultergegend braun, dann röthlicher, nach hinten schön kastanien- oder rostbraun, längs der Rückenmitte dunkler braun, ebenso der Schwanz, der dunkler bis schwarz wird, Vorderarme und Beine schwarz, an Händen und Füssen viel längere schwarze Haare, der Scheitel bis tief in den Nacken hinab schwarz, ebenso der bis an die Kehle hinabreichende Backenbart, das Gesicht bräunlich, die Stirn greis behaart, vom Ohr am Halse herab ein heller mattbrauner Streif über die schwarze Schulter bis zum Oberarm reichend, Brust und Bauch mit langen gelbrothbraunen Haaren besetzt, die Genitalien schwarzbraun behaart, der Afterrand breit nackt. Auch ausge- wachsen kleiner als vorige Art, mit dickerem Kopf, breiteren, flacheren Gesicht, mehr muskulösem Gliederbau, auf dem Scheitel bisweilen mit zwei Haarschöpfen, der Schwanz relativ kürzer, die Ohren ziemlich nackt, das Gebiss nicht abweichend, die Behaarung sanft, ziemlich lang, glänzend röthlichbraun, am Grunde graubraun, am Bauche dünn, das Weibchen heller, öfters röthlich. Am Schädel ist die Stirn flach, der Jochbogen tritt nur mässig hervor. In den Küstenwaldungen Brasiliens nördlich von 20° S.Br. bis gegen Bahia hin und westlich bis nach Peru. C. monachus Cuv.*) Von der Grösse der vorigen Art, aber schlanker gebaut, der Kopf niedriger, gestreckter, der Schwanz länger, das Haarkleid knapper. Stirn- und Scheitelhaare sind ganz nach hinten gerichtet und bilden keinen Schopf, einzeln sind sie hell gelbgrau, seidenglänzend mit bräunlicher bis schwarzer Spitze, das Gesicht graulich fleischfarben auf der Mitte fast nackt, auf dem Orbitalrande, den Backen, quer über den Nasen- rücken und zwischen den Nasenlöchern braune Haare, dieLippen mit feinen sreisen, der Backenbart bis zur Kehle hin stark und schwarzbraun, die fleischfarbenen Ohren mit sehr langen gelbgrauen Haaren ziemlich dicht besetzt, Hals, Brust, Schulter, ‘Vorderseite des Oberarmes blassgelb, die untere Brust und der Bauch brandgelb, ebenso der ganze Rücken, Kreuz und Oberschenkel, doch hier die Haare mit breiten schwarzbraunen Ringen vor der Spitze und einige mit braunen Spitzen, am Vorderarm, der Hand, dem Unterschenkel und Schwanz schwarz, nur einzelne Haare mit kurzer gelber Spitze, die Hand- und Fusssohlen hellbraun, die Iris gelbbraun. Bisweilen wird der Ton an einzelnen Stellen dunkler. Der Schädel ist schmal und lang nach hinten gezogen, niedriger als bei vorigen, die Augen- höhlen mehr kreisrund, die Nase flacher, die Zähne kleiner und zierlicher, besonders die Eckzähne; das Brustbein sechswirblig, die Wirbel länger und schmäler, die 14. Rippe ein sehr dünner, schmaler, kurzer Griffel, bis- weilen fehlend, die Querforisätze der Lendenwirbel schmäler, der letzte sehr dünn und schwach, 23 Schwanzwirbel, die vordere Kante des Hüft- beines sehr scharfkantig und geradlinig, die Aussenfläche tief concav. Die Heimath erstreckt sich vom 14°S.Br. bis Rio Janeiro und St. Paulo hinab. ©. macrocephalus Spix. ?) Von ansehnlicher Grösse, mit glatt an- liegendem Haarkleid, Scheitel, Stirn, Backenbart, Vorderarm, Hände, Füsse und Schwanz braun, das nackte Gesicht fleischbraun, an den Seiten und 4) Fr. Cuvier, Mammif. I. tb. 31; Burmeister, Abhandl. hall. natf. Ges. U. 103; C. macrocephalus Fr. Cuvier, ]. c.; C. zanthosternus Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 90; C. zanthocephalus Spix, Simiae brasil. 6. tb. 3. 9) Spix, Simiae brasil. 3. Tf. 1; C. unicolor Spix, 1. c. 7. Tf. 4; 0, castaneus Geofiroy, Catal. melh. mammif. 46; Archiv. du Museum V. 550. Simiae platyrrhinae. Cebus. 1045 an der Stirn anliegend gelbgrau behaart, Kehle, Hals, Oberarm, Rumpf rothgelbbraun, längs des Rückens am dunkelsten, Gliederbau robust und plump. Bei einem Exemplar wurden 7 Backzähne in jeder oberen Reihe beobachtet. In Guiana, am Rio Solimoes und am Nordostabhange der peruanischen Cordilleren. ©. macrognathus Ld.°) Die unteren Backzähne sind so breit wie lang, abgerundet, der dritte Lückzahn sehr dick und wie der erste Mahl- zahn mit deutlichem Querjoch, die beiden anderen Mahlzahne mit mittler Grube und undeutlich vierhöckerig, der letzte von ihnen der grösste. In den Knochenhöhlen Brasiliens. b) Arten mit 6 rippenlosen Lendenwirbeln, mit stets kleinern Eckzähnen, schlan- ker, zierlicher und feiner gebaut. ©. capueinus Erxl.?) In früher Jugend ist die Farbe trüb gelbbraun- grau, im Gesicht, an den Backen, dem Halse, der Brust, dem Oberarme viel heller gelblich, das nackte Gesicht graulich fleischfarben, Hände und Füsse oben bräunlich, die Sohle bräunlich fieischroth, der Pelz locker und lang, am Bauch und der Innenseite der Glieder sehr spärlich. Im mittlern Alter bald nach dem Zahnwechsel ist das Farbenkleid oft einfach gelbbraun mit trüberem Scheitel; Gesicht, Hals, Schultern, Oberarm und Brust gewöhn- lich graulichgelb, der übrige Körper düster braungraugelb, auf dem Scheitel mit schwarzbraunem Dreieck, Hände, Füsse und Schwanz am dunkelsten, Kinn- und Backenhaar am hellsten. Mit zunehmendem Alter wird die Farbe heller, das hellgelbe Colorit weisslich, das gelbbraune oder grauliche reiner gelb, der Scheitel schwarz. Dann lassen sich zwei Abänderungen unter- scheiden. Die eine ist blasser gelb ohne rein weiss mit deutlichem schwarzen oder schwarzbraunen Scheitel. Die andere erscheint mehr gold- gelb, zumal an den Gliedmassen, an den Händen schwärzlich, der Ge- sichtskreis reiner weiss, der Oberkopf braun oder nur schmal schwarz; das nackte Gesicht fleischfarben, bald heller bald dunkler, das Haar nur auf dem Scheitel kurz und anliegend, sehr dünn am Bauch. Am Schädel ist die Hirnkapsel kurz oval, kuglig, die Stirnbeine verkürzt, gewölbt, die Orbitalränder stark aufgebogen, die Backzähne viel kleiner als bei vorigen Arten, zumal der erste untere, nur die letzten Beiden schnell an Breite abnehmend, im Milchgebiss umgekehrt der erste der schmälste, der letzte ‚_ der breiteste, der Unterkiefer ganz niedrig und wagrecht, die Nase unge- — 6) Lund, Blik paa Bras. Dyrev. 1842: tb. 38; Giebel, Odontogr. 5. Tf.2. fig. 13. 7) Erxleben, syst. mammal. 84; Kuhl, Beitr. 36; Schomburxk, Reise brit. Guiana II. 437., 111.770; v. Tschudi, Fauna peruan. 8. 42; Giebel, Odontogr. 4. Tf. 2. fig.1; “ Burmeister, Abhandl. hall. natf. Ges. II. 107: Simia capueina Linne, syst. nat. XII. T. 42; Schreber, Säugeth. I. 120. Tf. 29; Humboldt, Recueil I. 323. 355; Sai Buffon, Hist. nat. XV. 51. tb. 8; Sajou Fr. Cuvier, Mammif. I. tb. 28. 29., IT. tb. 19 (Cebus chrysopus) ; Simia flava Schreber, a. a. 0. Tf. 31: Cebus flavus, C. albus, C. barbatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 110. 112; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 101; Simia albifrons Humboldt, Recueil I. 325; v. Tschudi, 1. c. 42 (Cebus albifrons) ; C. libidinosus, C. gracilis Spix, Simiae brasil. 5. tb. 2; 8. tb. 5; €. fulvus Desmarest, Mammal. 84; d’Orbigny, voy, Amerig. merid. tb. 3; C. olivaceus Schomburgk, Reise brit. Guiana Il. 247., III. 767; C. nigrovittatus A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 430; C. versicolor Pucheran, Revue zool. 1845. 335; Geoffroy, Arch. du Museum V. 551. — Ob €. cueullutus Spix, 1. c. tb. 6 hier unterzuordnen ist, wie v. Tschudi will, oder ob er zu einer andern Art gehört, hat sich noch nicht feststellen lassen. 1046 Unguiculata. Quadrumana. mein eng und schmal, der Jochbogen fein und zierlich, die Pauke wenig gewölbt; das übrige Skelet zierlicher, das Manubrium des Brustbeines länger, die Rippen auffallend schlank, die 14. noch sehr lang, die Lendenwirbel sehr dünn, ihre Querfortsätze schmal, der 4. der breiteste, der 6. der längste, das Kreuzbein grösser mit feineren Dornen, das Becken schlanker, das Hüftbein vorn scharfkantig, aussen tief concav, 25 Schwanzwirbel. Verbreitet sich von Bahia nordwärts bis Columbien, westlich bis Peru, überall gemein. Der Gapucineraffe ist guten sanften Naturells, zahm sehr zutraulich, munter und behend, doch gegen manche Personen hegt er einen unauslöschlichen Widerwillen. Er lebt gesellig und frisst ausser Früchten auch Insecten und Schnecken. C. cirrıfer Wied.®) Der Pelz ist langhaarig, sehr dicht, weich, ein- förmig schwarzbraun, mit zunehmendem Alter dunkler, schwärzer, glänzen- der, am Grunde matt schwarzbraun, an Brust, Schultern, Hals, bis zum Ohre hinauf die Haare auseinander tretend, das Gesicht auf der Nase und um die Augen fast nackt, übrigens mit silberweissen und gelblichen Haaren bekleidet, die auf den Backen und der Stirn sich verlängern, der Mund- rand mit einem dichten Saum kurzer schwarzbrauner Schnurren beselzt, das Kinn weissgrau behaart, rund um das Gesicht herum ein dichter schwarzer Bart, die nackten Theile des Gesichtes fleischfarben bis ganz dunkel, die Iris trüb kaffeebraun, die Sohlen schwarz, die Ohren lang, weich, greis behaart. Am Schädel ist die Hirnkapsel relativ grösser als bei vorigen, nach hinten weiter und bauchiger, der Unterkiefer im Kinntheil sehr hoch. Das Manubrium des Brustbeines trägt 3 Paar Rippenknorpel, die letzte Rippe nur wenig kürzer, aber schmäler als die vorletzte, die Lendenwirbel gross nnd stark, 24 Schwanzwirbel. In der Gegend um Pernambuco häufig, in Bahia gezähmt, lebhaft, aber sehr furchtsam, zutraulich. C. hypoleueus Geoflr.?) Von feinem sehr zierlichen Bau, auffallend kurz behaart, das Gesicht hell fleischfarben mit sehr feinem gelblichweissen Flaum, die Lippen und Orbitalränder mit braunen Schnurren, an den Backen ein weicher hellgelber Bart, ebensolches Haar am ganzen Vorderkörper, bei alten Männchen aber hier rein weisses; auf der Stirn beginnt eine dichte, kurze, nach hinten gerichtete, schwarzbraune, kappenförmige Be- haarung, die im Nacken sich verschmälernd längs des Rückens ganz schwarz wird und so den übrigen Körper bedeckt, am Vorderarme und Beine aber gelbspitzig ist, an der Schwanzspitze braun und gelblich, am Bauche sehr dünn und braungrau. 15 rippentragende, 6 rippenlose Wirbel, die letzte Rippe viel kleiner, dünner, kürzer als die vorletzten. Die Gehirnkapsel ist niedrig, sehr kurz, der Orbitalrand hoch aufgewachsen; 26 Schwanz- wirbel, das Becken schmal und klein, Verbreitet sich von Surinam bis Bogola und wird ebenfalls gezähmt. 8) Prinz z. Wied, Beilr. z. Naturgesch. II. 97. Abbilden. Tf. 4; Burmeister, Ab- handl. hall. natf. Ges. Il. 112; Sajow negre Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 109. tb. 28; m ar Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 111; C. cristatus Fr. Cuvier, Mammif. Il. tb. 17. 9) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 111; Catal. meth. mammif. 47; Kuhl, Beitr. 37; Gray, zool. voy. Sulphur. 10; Burmeister, Abhandl. hall. natf. Ges. I. 114; Sai @ gorye blanche Buffon, Hist. nat. XV. 51. tb. 9; Fr. Cuvier, Mammif. I. tb. 27; Simia hypoleuca Humboldt, Recueil. I. 337. 356. Simiae platyrrhinae. Lagothrix. Ateles, 1047 c) Gallungen mit Greifschwanz, dessen Unterseile an der Spitze nackt und schwielig ist. ‚ Lagothrix Geoffr. Die Wollaffen kennzeichnet ihre kräftige, untersetzte Gestalt, die kurzen robusten Vordergliedmassen, der dicke rundliche Kopf und das weiche, wol- lige Haarkleid. Ihre Nägel sind mit Ausnahme des Plattnagels am Hinter- daumen comprimirt. Am Schädel ist die Hirnkapsel wie bei voriger Gattung gross, das grosse Hinterhauptsloch und die Gondyli umfangsreich, die Stirn- beine greifen spitzwinklig in die Scheitelbeine ein, sind breit und flach ge- ‚ wölbt, die Nasenbeine sehr kurz und breit, der Öberkiefer das Stirnbein _ berührend, die Augenhöhle rund mit scharf vorspringenden Rändern, .der " Jochbogen stark gewölbt, der Unterkiefer hoch, mit völlig gerundeter Ecke und sehr breitem. aufsteigenden Ast; die Eckzähne dreikantig, innen mit vor- springender Basis, vorn mit starker Furche, die untern innen mit zwei ' seichten Furchen; die Backzähne nicht eigenthümlich. Der Pförtnertheil des Magens verkürzt, die Leber fünflappig, der mittlere Lappen mit Einschnitt. | Die Art bewohnt die Waldungen am Orinoco und in Peru, lebt gesellig ‚ auf Bäumen, ist gutmüthigen Naturells, lässt sich daher auch leicht ee soll aber sehr gefrässig sein. L. cana Geoffr.!) Der graue Wollaffe hat einen sehr dicken Kopf mit aufgeblasenem Backen, stark vorragender Stirn, eingesenkter Augengegend und in derMitte vertieften Scheitel, einen voluminösen Bauch, dicke breite Gliedmassen und Schwanz, grosse, schwarze Hoden und einen fleisch- farbenen Penis. Die Iris ist kastanienbraun, Gesicht, Ohren und alle nakten Theile matt schwarzbraun, die ziemlich lange Clitoris ebenfalls schwarz. Der dichte weiche Pelz ist kurz, nur am Bauche lang herabhängend, am | Kopf wie geschoren und rückwärts gerichtet, die einzelnen Haare weiss und schwarzbraun geringelt, wovon das Colorit auf dem Rücken lichtgrau, an ' den Seiten dunkler, an den Händen. schwarz wird, die Kopfhaare sind dunkel rothbraun, die langen Bauchhaare schwarz. Junge Thiere fallen mehr ins russige. Körperlänge 1!/,‘, Schwanz über 7. | Im nordwestlichen Brasilien, Peru und Ecuador. Ateles Geoffr. Die Klammeraffen sind von sehr schmächtigem Bau mit auffallend ver- längerten Vordergliedmassen, welche bei aufrechter Stellung des Thieres unter | 1) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 107, Kuhl, Beitr. 27; Simia cana u. S. lago- ‚ tricha Humboldt, Recueil I. 354; Gastrimargus olivaceus u. G. infumatus Spix, Simiae brasil. 39. tb. 28. 29; L. Humboldti Geoffroy 1. ‘c.; v. Tschudi, Fauna peruan. 32; L. olivacea u. L. infumata A. Wagner, Münchn. Abhandl. Il. Tf. 1., V. 416; L. Castel- naui Geoflroy, Archiv. du Museum V. 543. — Ich vereinige hier alle Arten, da die- selben nur auf nicht scharf zu scheidenden Farbendifferenzen beruhen. Nach Geoffroy sind alte Exemplare von L. cana röthlich, jüngere wie oben angegeben, aber mit schwärzlichbraun geflecktem Kopfe oder ınit völlig schwarzem. Die-L. Humboldti unterscheidet er nur fraglich durch das längere, weichere, dunklere - Haarkleid und Castelnaui durch die braunrothe, weiss gesprenkelte Färbung des ' Rückens und der Seiten, wo die Haare an der Wurzel schwärzlich, dann roth und vor der weissen oder silbergrauen Spitze wiederum schwarz sind. Bei L. infuma- , tus sind die Rückenhaare schwarzspitzig und das Thier selbst ist BE"; sonst existirt kein Unterschied. Die L. Poeppigi Schinz, syst. Verzeichn. 72 ist nur etwas grösser als L. Castelnaui. v. Tschudi identifieirt aber nur ehe L. cana mit Spix L. infumata, und L. olivacea mit L. Humboldti. Aus Allem geht hervor, dass gen Pe Gründe zur specifischen Trennung nicht existiren, 1048 Unguiculata. Quadrumana. das Knie hinabreichen, also vielmehr den altweltlichen Gibbons als den an- dern amerikanischen Gattungen ähnlich. Auch zeichnen sie sich durch den ! verkümmerten, nagellosen oder selbst ganz fehlenden Vorderdaumen bei steter Ausbildung des Hinterdaumens, durch den sehr langen, kräftigen, im End- drittel der Unterseite kahlen Greifschwanz aus. Die Nägel sind bis auf den |: = Plattnagel des hinteren Daumens wie gewöhnlich comprimirt. Eine dichte, || nur an der Unterseite dünne, weiche, kurze Behaarung bekleidet den ganzen | Körper. Die Schneidezähne sind breit meisselförmig, die obern grösser als die ) untern, in jeder Reihe einander fast gleich oder oben der erste vergrössert; die Eckzähne stark, vorragend und kantig; die obern Lückzähne nehmen nur sehr wenig an Grösse zu, die quadratischen Mahlzähne dagegen merklich ab, die untern Lückzähne sind klein, deutlicher an Grösse zunehmend, die Mahl- zähıne nicht verkleinert, kaum länger als breit. Der Schädel ist im Hirn- theil gestreckt und hoch, von oben betrachtet länglich vierseitig, Scheitel und Stirn breit gewölbt, die Schläfenleisten ganz- seitlich verlaufend, die run- den Augenhöhlen nach vorn gerichtet und von den Schläfengruben völlig ab- geschlossen, die Pauken kaum hervortretend, das grosse Hinterhauptsloch schmal oval. Der Atlas hat sehr kurze dicke Flügel, der Epistropheus einen hohen auffallend dicken und perforirten Dorn, die folgenden Halsdornen sind - gleichfalls sehr hoch und die drei letzten schon dem ersten Rückendorn gleich. Die Dorsolumbalreihe besteht aus 10+1-+7 Wirbeln. Die Rücken- dornen verkürzen sich schnell, sind aber viel breiter als bei allen vorigen Gattungen. Die Lendenwirbel tragen sehr breite senkrechte Dornen und eben- falls breite, kurze, horizontale Querfortsätze. Die zwei ersten Kreuzdornen sind völlig verwachsen, sehr gross und nach vorn gerichtet, der dritte ist kleiner und frei. Von den 32 Schwanzwirbeln sind die 6 ersten kurz und mit Forlsätzen versehen und vom ersten an treten sehr entwickelte untere Elemente auf, die erst spät sich verlieren. Das Sternum ist achtwirblig, sehr breit und platt. 9 wahre, 5 falsche Rippen. Das Schlüsselbein sehr kräfig, das Schulterblatt ganz schief dreiseitig durch auffallende Verkürzung des vordern und Verlängerung des obern Randes, die Gräte sehr hoch, der starke, oben gekrümmte, unten völlig platte Oberarm ohne Brücke und Per- foration, der Radıus gekrümmt, die Ulna dreikantig, das Becken gross, die Hüftbeine sehr breit, das ovale Loch auffallend klein, Ober- und Unter- schenkel stark, Fuss- und Handknochen ganz Gebus ähnlich. Der äusserlich fehlende Vorderdaumen ist am Skelet als sehr kleiner Knochen vorhanden. In den weichen Theilen ist die grosse Anzahl von 8 bis 10 kelehförmigen Warzen sehr characteristisch. Der Magen ist sehr länglich, die Speiseröhre weit links einmündend, ‘der lange Pförtnertheil plötzlich stark verengt und eingeschnürt, der Blinddarm gross, die Leber fünflappig mit voluminöser Gallenblase, die rechte Lunge vier-, die linke zweilappig. Unmittelbar hinter dem Ringknorpel tritt bisweilen (ob individuell oder geschlechtlich oder spe- cifisch eigenthümlich, ist nicht ausgemacht) ein häuliger Sack von verschie- dener Grösse hervor. Die Hoden sind klein, die Ruthe mit einem Knochen, die Eichel mit kleinen rauhen rückwärts gerichteten Schuppen bekleidet, die Clitoris ungemein verlängert, doch nur mit Feit erfüllt und nicht erectil, je nach den Arten von verschiedener Form. Die Arten verbreiten sich über Südamerika, doch nicht unter den 25° ! S.Br. hinab. Es sind harmlose Thiere, die familienweise oder in kleinen Ge- Simiae platyrrhinae. Ateles. 1049 sellschaften auf hohen Bäumen beisammen leben und von saftigen Früchten und Insecten sich nähren. Der Schwanz dient ihnen als vortreffliches Greif- organ. Im Allgemeinen langsam und träge sind sie bei drohender Gefahr doch ungemein behend und eilig und wissen sich schnell von Ast zu Ast zu schwingen. Gezähmt betragen sie sich arlig und sanft, halten aber nicht lange aus. Ihr Pelz wird verarbeitet und ihr Fleisch gegessen. a) Ateles. Arten mit breiter Nasenscheidewand, langem groben Pelz, Haarkamm auf dem Kopfe, langer nackter Clitoris und vergrössertem obern ersten Schneidezahn. A. paniseus Geoffr.?) Der Coaita trägt einen groben Pelz, der sich ' an den Schultern verlängert, am Unterleibe aber verdünnt, im Nacken einen Wirbel bildet, von dem aus die Kopfhaare nach vorn gerichtet sind und mit den aufrechten der Stirn einen Kamm bilden. Die Farbe ist tief - schwarz, das Gesicht mit röthlicher Mischung, die Haut schwärzlich, die Sohlen ganz schwarz, die Iris braun; junge Thiere sind schmutzig oliven- grün. Körperlänge 1°/,', Schwanz 25‘. Bewohnt Guiana, Brasılien und Peru. A. ater Cuv. ?) Von voriger Art unterschieden durch weiter aus ein- ander stehende Augen, mehr abgerundete Schnauze, längere Gliedmassen und Schwanz, schlankeren Leib, intensiv schwarzen Pelz. Die Gesichts- farbe geht ebenfalls vom tief schwarzen ins kupferfarbene, dagegen sind auch die Jungen schon schwarz. Die Stirnhaare etwas abweichend gestellt. Etwas kleiner als vorige Art. In Guiana und Peru. A. pentadactylus Geoffr. *) Der rudimentäre, als nagelloser Höcker auftretende vordere Daumen kennzeichnet diese ganz schwarze Art. Wird grösser als vorige beide. In Guiana und Peru. A. marginalus Geoffr.?) Der Daumen fehlt wie bei den ersten beiden Arten gänzlich, das Haarkleid ist lang, starr und schwarz, ausgewachsene Weibchen haben einen weissen Kinn- und Backenbart, weisse Schnurren und Vorderkopf; junge Thiere diese Theile grau; das Gesicht ist loh- 2) Geoffrov, Ann. du Museum 1806. VIT.; Kuhl, Beitr. 24; Fr. Cuvier, Mammif. 1819; v. Tschudi, Fauna peruan. 27; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 418; Spix, Cephalogen, tb. 6. fig. 3; Simiae brasil. tb. 38. fig. 5; Camper, Oeuvres I. 76; Meckel, vergleichde. Anat. Ill.; Pander u. d’Alton, Skelete VIL. Tf. 2; Blainville, ‚ Osteogr, Cebus; ‘Giebel, Odontvm. 5. TE. 2. fie. 3. 6; Simia paniscus Linne, syst. nat. XI. 1. 37; Schreber, Säugeth. I. 115. Tf. 26. 27; Fischer, naturhist. Fragm. 186. Tf. 2.. fig. 2; Coaita Buffon, Hist. nat. XV. 16. tb. 1. | 3) Fr. Cuvier, Mammif. 1823; v. Tschudi, Fauna peruan. 25. — Es ist sehr zu bedauern, dass v. Tschudi keine anatomische Vergleichung dieser Art mit voriger angestellt hat, durch welche das verwandtschaftliche Verhältniss ganz ausser Zweifel gesetzt werden konnle. 4) Geoffroy, Ann. du Museum VII. 267. XIX. 105; v. Tschudi, Fauna peruan. 28; Chamek Buffon, Hist. nat. XV. 21; Schinz, syst. Verzeichn. I. 67; A. subpentadactylus Desmarest, Mammal. 73; A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 192. — Letztrer beschreibt die Myologie eines Exemplares mit vierfingriger rechter und fünffingriger linker Hand und vereinigte auf diese Eigenthümlichkeit hin die Art mit A. paniscus, hat aber später die Selbständiekeit wieder anerkannt. 9) Geoffroy, Ann. du Museum Xill. 92. tb. 10., XIX. 106; Fr. Cuvier, Mammif. 1823; v. Tschudi, Fauna peruan. 25; Chuva Humboldt, Recueil I. 341. 354; A. fron- talis Bennett, Proceed. zool. soc. 1832. I. 38. 1050 ; Unguiculata. Quadrumana. farben, die Sohlen und nackte Schwanzstelle violettlich. Körperlänge 142‘ Schwanz 24’, In Brasilien und Peru. A. Beelzebuth Geoflr.6) Wird durch die weissen Kopfseiten und die weisse Unterseite, Innenseite der Gliedmassen und Unterseite des Schwanzes von vorigen Arten unterschieden. Alle nackten Theile sind violettschwarz, nur der Augenkreis fleischfarben. Bisweilen sind die Schenkel bräunlich- falb und roth, auch wohl der Bart und die Schultern graulich, der Rücken röthlichgrau. In Guiana und Peru. b) Eriodes. Arten mit schmaler Nasenscheidewand, weichem wolligen kurzen Pelz ohne Kamm auf dem Kopfe, kleinerer behaarter Clitoris und gleichgrossen Schneidezähnen. A. arachnoides Geoffr.”) Von robustem Körperbau mit sehr dünnen Vordergliedmassen, vier sehr langen fast gleichen Fingern, starken hinteren Daumen, stark vorragender Schnauze und kleinen fast versteckten Ohren. Der Pelz ist leicht gekräuselt, weich und dicht, Gesicht, Kehle, Oberbrust, Achseln, Sohlen, Aftergegend und untere Schwanzspitze fast oder ganz nackt und schwärzlich braungrau, die Farbe ist hellfahl, am Kopfe röth- lichgrau oder bräunlich, an den Händen rothgelb, die Iris haselnussbraun, der Penis rostfarbig behaart. Der Magen und Blinddarm sehr gross, der fehlende Vorderdaumen im Skelet mit dem Metacarpus und der ersten Phalanx vorhanden. Körperlänge 2\,', Schwanz 23/4. In der Provinz St. Paulo. A. hypoxanthus Kuhl.®) Der Miriki ist graulichgelb, auf dem Rücken mehr grau, an den Gliedmassen mehr gelb, am After, den Schenkeln und der Schwanzwurzel rostgelb, in der Jugend schmutzig gelbgraubraun, das Gesicht anfangs dunkel schwarzbraun, allmählig heller, in der Mitte fleisch- farben, am Umfang grau, über den Augen mit einigen langen steifen schwarz- braunen Haaren, die Iris gelbbraun, in der Jugend graubraun. An den Vorderhänden ist ein kleiner zweigliederiger Daumen vorhanden, bisweilen benagelt. Körperlänge 1\/,‘, Schwanz über 2°. Von Bahia südwärts. 6) Geoffroy, Ann. du Museum VI. 271. tb. 16; Catal. meth. mammif. 49; Kuhl, Beitr. I. 25., Il. 6; Fr. Cuvier, Mammif. 1823; Pander u. d’Alton, Skelete VII. Tf. 5; Belzebut Brisson, reene anim. 211; Marimonda Humboldt, Recueil 1. 325; Cebus Bris- soni Fischer, Synops. Mammal. 40; A. Geoffroyi u. A. fuliginosus Kuhl, a. a. 0. 26; A. melanochir Desmarest, Mammif. 76; Fr. Cuvier, Mammif. 1823. Die Desmarest- sche Art vereinigt Geoffroy mit dem Belzebut, aber die gleichnamige Cuviersche hält er wegen des bräunlichen und röthlichen Tones der schwarzen Farbe auf- recht. A. Wagner scheidet Schreb. Säugeth. I. 313; Münchn. Abhandl. V. 420 einen A. variegatus nur durch rostig lehmgelbe Unterseite und gelbliche Stirnbüschel. Ebenso wenig wird sich A. hybridus Geoffroy, magaz. zool. U. 1. tb. 1 aus Colum- , bien trennen lassen. Er ist oben hellgraubraun und rein braun, unten schmutzig weiss, auf der Stirn mit weissem halbmondförmigen Fleck, in der Jugend oben röthlıchgrau. 7) Geoffroy, Ann. du Muscum VII. 25., XIll. 90. tb. 9; Kuhl, Beitr. 25; A. Wag- ner, Münchn. Abhandl. V. 421; Burmeister, Säugeth. Brasil. f9; Blainville, Ost&ogr. Cebus Ib. 5; Simia arachnoides Humboldt, Recueil I. 354 ; Eriodes arachnoides Geoffroy, Dict. class. XV. 145; Catal. meth. mammif 51. 8) Kuhl, Beitr. 25; Prinz zu Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 33. Abbildgn.; Bur- meister, Säugelh. Brasil. 21; Brachyteles macrotarsus Spix, Simiae brasil. 36. tb. 27; Eriodes hypoxanthus, E. tuberifer, E. hemidactylus Geoffroy, Dict, class. XV. 145; Catal. meth. mammif. 51. Simiae platyrrhinae, Mycetes. 1081 Mycetes Il. Die Brüllaffen unterscheiden sich von den Klammeraffen durch robusteren Bau, gleichmässige Gliedmassen mit fünf Fingern, grossen Kopf, vorstehende Schnauze, kropfartig verdickte Kehle, sehr starken Bart und dichte Behaarung. Die obern Schneidezähne sind nur wenig grösser als die untern und durch eine Lücke von einander getrennt, die Eckzähne stark comprimirt, mit / schneidenden Kanten und markirten Rinnen, die obern Lückzähne zweihöcke- rig, an Grösse merklich zunehmend, breiter als lang, an den untern. tritt ‚der innere Höcker erst am dritten auf; die obern Mahlzähne ziemlich qua- ‚ dralisch, der letzte etwas kleiner als die beiden ersten, die öussern Höcker stärker und höher als die innern; die untern Mahlzähne nehmen an Grösse zu, ihre innern Höcker sind grösser als die äussern. Der Schädel zeichnet sich durch seine gestreckte, hoch pyramidale Gestalt merkwürdig aus. Scheitel und Stirnbein fallen steil nach vorn ab. Die Augenhöhlen sind klein, weit von einander gerückt, schief nach aussen gerichtet, die Jochbögen breit und weit abstehend, die Nasenbeine lang und breit, das grosse Hinterhauptsloch ' ganz an der Hinterseite gelegen, der aufsteigende Ast des Unterkiefers von ungeheurer Höhe. Höchst eigenthümlich und einzig in ihrer Art ist die Bil- ‚ dung des Kehlkopfes und Zungenbeines. Aus den Stimmtaschen steigen näm- ‚lich drei an ihrem Ursprunge geöffnete Säcke gegen das Zungenbein auf; die ‚ beiden auf der hintern Fläche des Kehlkopfes dicht neben einander erreichen nicht ganz das Zungenbein und sind oben geschlossen, der dritte von ihnen ‚tritt in die Knochenblase des Zungenbeines ein und kleidet deren innere Wandung aus. Unterhalb dieser Säcke liegen noch zwei kleinere, die mit ‚ rundlichen Oeffnungen in den Pharynx münden. Der knöcherne Körper des ‚ Zungenbeines schwillt zu einer ungeheuren Knochenblase mit weiter oberer ‚ Oeffnung auf, auf deren vorderen ausgebreiteten Rande die grossen Hörner ‚ruhen, während die kleinen fast ganz verkümmert sind. In der Wirbelsäule ‚ werden 13 rippentragende, 5 rippenlose, 2 Kreuz- und 29 Schwanzwirbel unterschieden. Der Magen ist kuglig, im Pförtnertheil cylindrisch, am Pförtner ‚und an der Gardia dick muskulös, die Leber wie gewöhnlich fünflappig. Die Arten bewohnen in sehr weiter Verbreitung Südamerika, Paraguay, ' Peru, Brasilien, Guiana, Carracas, Neu-Barcelona. Sie halten sich famı- ‚ lienweise in Wäldern an Flüssen und Sümpfen auf, in manchen Distrieten ın ungeheurer Menge. Morgens und Abends lassen sie ihr knarrendes oder ‚ trommelndes, weit in die Ferne schallendes Geschrei ertönen. Sobald sie ‚ einen Menschen erblicken oder Gefahr ahnen, verstummt plötzlich die ganze ‚ Gesellschaft, denn sie sind scheuer und vorsichtiger als alle übrigen Affen. ‚Ihre Bewegungen sind langsam und träge, wenn sie nicht brüllen oder fressen, ‚schlafen sie oder starren bewegungslos vor sich hin, spielen nicht mit ein- ' ander. Ihren scharfen Sinnen entgeht nicht leicht eine Gefahr. Ihre Nah- rung besteht in Blättern und Knospen, weniger in Früchten und Insecten. Das Weibchen wirft jährlich ein Junges und trägt dasselbe anfangs am Halse, ‚ später auf dem Rücken mit sich Der Pelz wird benutzt, auch das Fleisch ‚ von den Indianern gegessen. Bei Gefahr zieht sich der Brüllaffe in die höchsten Gipfel der Bäume hinauf und sucht sich hier unter dem Laube zu ' verstecken. Erreicht ihn die tödtliche Kugel, so hält er sich dennoch mit ‚seinem kräftigen Greifschwanz an den Aesten fest und hängt noch stunden- ‚ lang nach seinem Tode. Jung eingefangen wird er zahm und sehr zutrau- 1052 Unguiculata. Quadrumana. lich, doch ist er wegen seines mürrischen, trägen Wesens und seiner Unge- lehrigkeit kein angenehmer Gesellschafter. M. seniculus Kuhl.®) Der gemeine Brüllaffe ist von rothbrauner Farbe mit goldgelbem Rücken oder dunklerbraun, In früher Jugend trägt er ein kurzes weiches Haarkleid, von brauner Farbe mit grauem Änfluge und matt ausgewachsen ist der Pelz länger und minder weich, der Bart stark und verdeckt den kropfartig vorstehenden Kehlsack völlig. Das Männchen ist dunkel röthlich, auf dem Rücken mit goldgelben Haarspitzen, nach unte \ dunkler, braun, das nackte Gesicht schwärzlich. Das Weibchen ist über ; haupt dunkler, mehr weniger rein schwarzbraun mit einzelnen röthlich- gelben Haarspitzen, mit viel kleinerem Trommelapparat und kürzeren Bart.) Andere Abänderungen sind einfarbig rothbraun, ohne gelbe Haarspitzen, schon in der Jugend glänzend und einfarbig rostroth. Körperlänge 1 ER Schwanz sehr wenig länger. | Verbreitet sich durch ganz Brasilien, Columbien und Guiana. Seine Lebensweise und sein Betragen ist von älteren Reisenden mit mancherlei® Fabeln geschmückt, die erst der Prinz zu Neuwied gänzlich beseitigt hat." M. niger Kuhl. *) Der schwarze Brüllaffe unterscheidet sich von voriger Art durch die minder anliegende und glänzend kohlenschwarze Behaarung.' Die nackten Theile sind röthlichbraun, die Iris gelblichbraun. Das Weib-" chen ist ebenfalls kurzhaariger, mit kürzerem Bart, aber am ganzen Körper‘ graulichgelb, auf dem Rücken mehr bräunlichgelb. Die Jungen gleichen in! 9) Kuhl, Beitr. 28; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 179; Blainville, Osteogr. Cebus! tb. 11;. Giebel, Odontogr. 4. Tf. 2. fig. 7; Brandt, observat. anat. instrum. vo. mammal. 14. tb. 1. fig. 1—3; Fischer, naturhist. Fragm. Tf. 2. fig. 5; Pander und d’Alton, Skelete Tf. 5. fig. ab. Simia seniculus Linne, syst. nat. XW. I. 37; Schreber, Säugeth. I. 113. Tf. 25.c; Buffon, Hist. nat. XV. 5. suppl. VII. 87. tb. 15; Stentor") seniculus Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 107; Cercopithecus seniculus Blumenbach,' Abbilden. Tf. 91. — Die Linneische Art ist von späteren Zoologen in mehre aufge-" löst worden und zwar lediglich nach Farbendifferenzen und der geographischen! Verbreitung. Der M. ursinus Kuhl, a. a. 0. 29; Prinz z. Wied, Beitr. Il. 48. Abbilden." (Simia ursina Humboldt, Recueil 1. 331. tb. 30, Stentor ursinus Geoffroy |. c. 108). begreiftnach dem Prinz z. Wied die Abänderung, deren oberen Haare schwarzbraun, in der Mitte und an der Spitze gelblich sind, deren Schwanz mehr rostbraun ist,' die in der Jugend aber schwarzbraun, auf dem Mittelrücken gelbroth sind. A. Wag-) ner vereinigt Münchn. Abhandl. V. 410 die einfarbig rothe oder fuchsrothe Varietät)) ohne gelbe Haarringe und trennt davon nach Geofiroy’s Vorgange (Stentor fuscus)) den M. fuscus Kuhl, Beitr. 28; Spix, Simia brasil. 43. tb. 30; Burmeister, Säugelth.' Brasil. 22 als südliche Art mit braunen und gelb geringelten Haaren. Geoffroy. scheidet dann nöch einen Stentor chrysurus magaz. zool. 1832. tb. 7. mit längerem, | \ in der Endhälfte helleren Schwanze. In seinem Catal. meth, "mammif, '52 hält! Geoffroy den M. seniculus, M. chrysurus und M. ursinus als getrennte Arten aufrecht! und vereinigt mit letzterem den Stentor flavicaudatus oder Humboldts Choro und den" M. fuscus autor. Aus dieser Verwirrung geht soviel hervor, dass das Colorit hier! Art vereinigt bleiben müssen. Gray’s M. laniger und M. auratus Ann. mag. nat. hist." 1845. XVI. 217 sind Abänderungen mit gelb geringelten Haaren. | 1) Kuhl, Beitr. 30; Prinz z. Wied, Beitr. z. Naturgesch. II. 66. Abbildgn; Simia) beelzebul Linne, syst. nat. XIl. 1. 37; Schreber, Säugeth. I. 112. Tf. 25.b; Buffon,' Hist. nat, suppl. VII. tb. 26: Caraya Azara, Essai II. 108; Humboldt, Recueil. I. 359; Rengger, Paraguay 13; A. Wagner, Münchn. Abhandl. V. 411; Stentor niger Geoffroy Ann. du Museum XIX. 108; M. barbatus Spix, Simiae brasil. tb. 32. 33; M. beelzebul)) Giebel, Odontogr. 4. Tf.2. fig. 2. 4; M. bicolor und M. villosus Gray, Ann. mag. nat.) hist. 1846. XVI. 217. ' | Simiae catarıhinae. 1053 ‚der Färbung dem Weibchen und zwar werden die Männchen am Ende des ersten Jahres gelblichbraun, im zweiten röthlichbraun, im dritten schwarz. ‚Doch kommen auch hier Farbenabänderungen vor. So ist das nackte Ge- sicht, Ohren, Sohlen und Schwanzende bisweilen schwarz, Hände und ‚Schwanzende bei manchen alten Männchen schmutzigbräunlich, aber nie- E mals rostroth. Die Form- und Grössenverhältnisse sind die der gemeinen Art. | In Paraguay und Brasilien, vom 28° bis 10° S.Br. Er hält sich zu 3 bis 10 Stück beisammen, Tags über ın den höchsten Wipfeln der Bäume, ‚des Nachts auf niederen Aesten in dichtem Laube schlafend. Er nährt sich ‚von Knospen und Blättern, im Nothfall auch von Rinde. Sein durch- ‚dringendes, schwer zu beschreibendes Geheul ertönt Abends und Morgens ‚stundenlang. | M. rufimanus Kuhl.?) Die gleichartige schwarze Färbung beider Ge- schlechter in allen Altern und die rostrothe Behaarung der Hände und Ober- ‚seite des Schwanzendes scheidet diesen Brüllaffen von den vorigen beiden. ‚Alte Männchen sind auf der Aussenseite glänzend schwarz, auf dem Kreuz und den Hinterbeinen am Grunde rostroth, äusserlich schwarz, die Finger „und der Mittelfuss rostroth, der schwarze Schwanz mit langer rostrother ‚Spitze, im Nacken und am Oberschenkel ein Haarwirbel. Das alte Weib- ‚chen ist einfarbig schwarz, ohne rostroth, kleiner als das Männchen, mit längerem Schwanze. Auch das junge Männchen ist ganz schwarz. Vom 7° S.Br. nordwärts verbreitet, vom Ostfusse der Cordilleren bis ‚zum atlantischen Ocean. Zweiundvierzigste Familie. Simiae catarrhinae. | Die Affen der Alten Welt unterscheiden sich insgesammt durch die ‚schmale Nasenscheidewand und die deshalb einander mehr genäherten Nasen- 'löcher und durch nur fünf Backzähne in jeder Reihe von denen der Neuen ‚Welt. Sie sind im Allgemeinen grösser, haben häufig Backentaschen und Ge- ‚ sässschwielen, stets nur einen sehlaffeh Schwanz, der Teich bisweilen verkürzt 'und auch ganz fehlt. Ihre Schnauze tritt meist mehr hervor, der Daumen ‚fehlt bisweilen an den vordern Händen, die Nägel sind schmal und gewölbt, "doch niemals krallenartig. Die Schneidezähne haben grosse, breit meisselförmige Kronen, deren ‚schneidender Rand sich frühzeitig abnutzt. Die beiden mitllern sind grösser als der äussere jederseils, oben auflallender als unten. Die obern Eckzähne ‚sind stets stärker als die untern. Die beiden Lückzähne weichen nicht we- © sentlich von einander ab. Die drei Mahlzähne sind quadratisch, ihre beiden ‚Höckerpaare mehr weniger deutlich ausgebildet, im Unterkiefer bisweilen mit einem unpaaren Höcker. Am Schädel überwiegt sehr gewöhnlich der weite | Hirnkasten den Schnauzentheil beträchtlich, das grosse Hinterhauptsloch rückt nach unten, die grossen völlig geschlossenen Augenhöhlen öffnen sich nach ‚vorn, ein sehr langer knöcherner Gehörgang, Kleiner Kronfortsatz und stumpf 2) Kuhl, Beitr. 31; v. Tschudi, Fauna peruan. 30; A. Wagner, Münchn. Abhandl. ‚V. 412; M. discolor Spix, Simiae brasil. tb. 34. — Von dieser Art trennen Geoflroy, Spix, Tschudi, A. Wagner einen M. stramineus desselben Verbreilungsbezirkes, dessen nackte Hautstellen fleischfarben und dessen Rücken strohgelb ist. Gray’s M. palli- ‚atus Proceed. zool. soc. 1848. 138. tb. 6 von Carracas ist schwarzbraun, die Haare oben gelbbraun mit schwarzen Spitzen, unten bräunlichgelb. 1054 Unguiculata. Quadrumana. gerundeter Winkel. Die Dorsolumbalwirbelreihe aus 10+1-+8 Wirbeln be- ı stehend, die Lendenwirbel und ihre Dornen sehr stark, das Kreuzbein‘| ı schwach, die Zahl der Schwanzwirbel auffallend variabel, die Rippen sehr‘) I dick mit scharfem hintern Rande, das Schulterblatt schmal dreiseitig oder) halbkreisförmig mit sehr hoher Gräte, das Schlüsselbein lang und stark, der) $ Oberarm stets ohne Brücke für den Nervus medianus und mit geschlossener | d Olecranongrube, Radius kantig, etwas gekrümmt, die Elle stark, am Becken) ı die Sitzbeinhöcker auffallend stark erweitert. Der Oberschenkel schlank, die | I Tibia comprimirt. Hand und Fuss ohne erhebliche Eigenthümlichkeiten. In vo den weichen Theilen ist der rundliche, einfache oder zusammengesetzte Ma- | } . gen, der veränderliche Blinddarm, die vieltheilige Leber und Lunge, die} | Säcke am Kehlkopf, der einfache Uterus und die meist verlängerte Glitoris ) ı und die oft eigenthümliche Färbung der Hoden beaclıtenswerth. 1 Die altweltlichen Affen exislirten während der eocänen und miocänen | f Tertiärepoche im mittlern Europa, in England und Frankreich, auch in der | i pliocänen Epoche waren sie noch in Europa heimisch und zugleich über das südliche Asien verbreitet. Mit Eintritt der gegenwärligen Ordnung sind sie aus Europa verschwunden und bewohnen nunmehr in zahlreichern Galtungen und vielen Arten Afrika und das warme Asien. 2 Li; I. Gattungen mit gleichmässigen Extremitäten. | A. Mit einfachem Magen. 1. Mit sehr langer Schnauze und fünfhöckerigem letzten untern Mahlzahn. | us ı - } — Cynocephalus Briss. Die Paviane sind mit den Orangs die grössten Affen, von robuslem Körperbau, mit enormer Muskelkraft. Ihre sehr lange vorn gerade abge ' stutzte oft seitlich wulstige und gefurchte Schnauze mit der meist vorstehen- den Nase, der deprimirte Kopf, die lüsternen und tückisch blickenden, hoch überwölbten Augen verralhen ihre höchst eigenthümliche Physiognomie. Die Ohren stehen seitlich, sind klein und nackt, bisweilen ganz im Pelze ver- steckt. Das Gesicht ist grösstentheils nackt, bisweilen mit stechenden Farben ' verunslaltet, von einem starken Backenbart oder überhaupt langen Kopfhaar begrenzt. Der Leib ist gedrungen, die Gliedmassen kurz und kräflig, die ' nackten Gesässschwielen gross, der Schwanz von veränderlicher Länge, bis- weilen gequastet, die Behaarung lang und locker, ziemlich hell gefärbt. Das Gebiss zeigt kräftige starke Formen. Der erste obere Schneide- zahn ist sehr breit, die Eckzähne sehr lang, stark, scharfkantig, die beiden obern Lückzähne unregelmässig gerundet, die Mahlzähne länglich vierseitig, Am Schädel ist der Schnauzentheil sehr gestreckt, plötzlich und stark abge ' setzt, vierseitig prismatisch, die Augenhöhlen nach vorn geöffnet, völlig ge ' schlossen, quer oval oder vierseitig, ihr obrer Rand stark wulstig verdickt, ' Stirn und Scheitel breit und flach gewölbt, die Hinterhauptsleisten markirt, die Hinterhauptsfläche halbkreisförmig, das grosse Hinterhauptsloch klein, der |. Unterkiefer kräftig, der hintre Winkel ganz stumpf und gerundet, der Kron- fortsatz sehr klein; die Wirbelsäule kräfig, der Atlas mit kurzen griffelför- migen Querfortsätzen, bisweilen mit unterm Dorn, die folgenden Halswirbel mit langen Dornen, nur unter dem Querfortsatz des sechsten ein beilföürmiger Anhang. 10 Rücken-, der diaphragmatische, 8 Lenden-, 3 bis 4 Kreuz a 3 ee Zn er An eK a Mn an un Po ng Simiae catarrhinae, Cynocephalus. 1055 und bis 25 Schwanzwirbel. Die Dornen der Lendenwirbel sehr breit, dick, mit erweiterten Enden, die Kreuzwirbel schmal mit hohen Dornen. Die Rippen, 8 bis 9 wahre und 3 bis 5 falsche, sehr dick, schmal, kantig, das Brustbein sieben- oder achtwirblig, das Schlüsselbein lang und stark, das Schulterblatt dreiseitig mit weit vor der Mitte gelegner sehr hoher Gräte, der Oberarm kantig, ohne untre Brücke und mit nicht perforirter Olecra- nongrube, die Elle stark, der Radius gekrümmt, das Becken mit sehr breiten Hüftbeinen und auffallend starken Sitzbeinhöckern, der Oberschenkel schlank ohne dritten Trocharnter, die Tibia stark comprimirt, der Galcaneus dick, die Rolle des Astragalus flach, Hände und Füsse nicht eigenthümlich. Backen- taschen sind vorhanden, die Ohrspeicheldrüse viel grösser als die Kieferdrüse, die Zunge breit, hinten grubig, der Magen einfach und rundlich, der Blind- darm kurz, stumpf, weit und zellig, der Darmkanal von sechs- bis acht- facher Körperlänge, der Dünndarm 3 bis 5 Mal so lang wie der Dickdarm, die Leber fünflappig. Die Arten bewohnen Afrika und das benachbarte Arabien, leben gesellig am Boden, nicht auf Bäumen, und nähren sich von Vegetabilien. Sie sind wild und bösartig, widerwärlig und hässlich in ihrem Betragen und ganzen Wesen. a) Schwanz lang. C. hamadryas Desm. ?) Der graue Pavian, der Koph des Alten Testa- mentes, ist von sehr beträchtlicher Grösse und durch sein langes, silber- graues Haarkleid mit leicht olivengrünlichem Anfluge ausgezeichnet. Das alte Männchen hat eine starke, sehr lange, fast ganz nackte Schnauze, an deren Ende oder noch etwas vorragend die Nasenlöcher sich öffnen. Oben in der Mitte der Nase verläuft eine Längsfurche. Der Schwanz ist unge- fähr von Rumpfeslänge und endet mit einer flockigen Quaste. Der Kopf von der Stirn und den Backen an und der ganze Rumpf bis zu den Weichen ist ungemein lang behaart, der Hinterkörper dagegen kurz behaart, ' wie geschoren, nur an den Beinen wieder etwas länger. Die Ohren sind versteckt, der Kopf durch das lockere Haar sehr breit, die Mähne umhüllt ' mantelartig den Vorderkörper, die silbergrauen Haare hellgrün oder schwärz- lich geringelt, das nackte Gesicht schmutzig fleischfarben, die Sohlen dunkler, die grossen Gesässschwielen hell blutroth. Das erwachsene Weib- chen hat überall olivenfarben und braun geringelte Haare, einen schwächern Backenbart, kürzeres, dieOhren nicht versteckendes Kopfhaar, keine Mähne oder mantelartige Behaarung, obwohl ebenfalls lange. Zur Zeit der Brunst schwellen die äusseren Genitalien stark an. In früher Jugend ist der Pelz kurz, auf dem Rücken braun, am Bauche heller, an den Händen dunkler, die Schnauze kurz und spitzig, Ohren und Sohlen bräunlich, die Augen mit fleischfarbigem Hof, das Schwanzende flockig. Nach dem Zahnwechsel stellen sich die Geschlechtsdifferenzen ein. Grösse des Wolfes. Am Schädel sind die Nasenbeine sehr schmal und lang, in ihrer vor- N 3) Desmarest, Mammif. 69; Rüppell, abyss. Wirbelth. I. 7; Ehrenberg, Symbol. ' phys. I. tb. 11; Giebel, Odontogr. 3; Simia hamadryas Linne, syst. nat. XI. I. 368; Schreber, Säugeth. I. 82. Tf. 10; Buffon, Hist nat. XIV. 102. 287; suppl. VIl. 50. tb. 10; Simia aegyptiaca Hasselquist, Palästina 269; Papio hamadryas Kuhl, Beitr. 20; ‚ C. Wagleri Agassiz, Isis 1828. 861. Tf. 11; C.toth Ogilby, Ann. mag. nat. hist. XII, ' 446; Fraaser, zool. typ. tb. . | 1056 Unguiculata. Quadrumana. deren Hälfte von dem Zwischenkiefer begleitet, der Schnauzenrücken völlig flach, die Seiten des ÖOberkiefers concav, die Augenhöhlen niedrig, ihr oberer Rand ein stark wulstiges Dach bildend, der Jochbogen niedrig und dick, das grosse Hinterhauptsloch länglich und schmal, der Symphysentheil des Unterkiefers stark, winklig, der Kronfortsatz ein kurzer breiter Zacken. Die oberen Eckzähne viel länger als die unteren, vorn mit tiefer Rinne, hinten scharfkantig, die unteren kurz und dick, die Backzähne an Grösse zunehmend mit scharfkantigen Höckern und gekerbtem vorderen und hin- teren Rande, der erste untere Lückzahn sehr schief. Der Atlas kräftig mit sehr dicken Flügeln, der Epistropheus mit sehr hohem starken Dorn, die Rückendornen breit, die Lendendornen mit sehr stark erweiterten Endflächen, die Querfortsätze der Lendenwirbel sehr breit und horizontal, die 3 Kreuz- wirbel schwach, 25 Schwanzwirbel, davon die ersten sehr kurz mit zierlichen sperrigen Fortsätzen, auch mit unteren Elementen, 8 wahre und 5 falsche Rippen, die letzte noch sehr lang, das Brustbein achtwirblig, das Schlüsselbein schwach gekrümmt, der Vorderrand des Schulterblattes schwach erweitert, die Gräte sehr stark und gerade, die dicke Elle kanlig, das Becken gross und kräftig, die breiten Hüftbeine fast horizontal, die Sitzbeinhöcker ganz auffallend in der Quere erweitert, die Fibula stark. In Arabien in den Gebirgen der Wechabiten, in ganz Abyssinien, in Sennaar, Kordofan und Darfur häufig, bis zu 8000‘ Meereshöhe aufsteigend. Sie leben in Heerden bis zu 100 Stück beisammen, meist Junge mit eini- gen alten Männchen und mehrern Weibchen, laufen auf allen Vıeren oder springen auf den Hinterbeinen, setzen sich mit aufgerichteten Leibe, aber klettern nicht. Ihre Stimme ist ein tiefes und hohles Grunzen. Bei der Flucht nehmen die Weibchen die Jungen auf den Rücken und ziehen voran, die Männchen hinterdrein. Gezähmt sind sie sehr zutraulich und gelehrig. Sie waren schon im Alterthume bekannt, von den Aegyptern göttlich ver- ehrt, einbalsamirt, in Memphis die ungeheure Sphinx darstellend. C. babuin Desm. *) Der Babuin steht dem Hamadryas sehr nah, ist aber auf der Oberseite grünlichgelb gefärbt, die einzelnen Haare mit breiten gelben und schmalen schwarzen Ringen, unten überall lichter gelb, die Hi Haarbüschel auf den Wangen weisslich, die Schnauze olivenfarben, die Nasenlöcher oben durch einen sehr wmarkirten Einschnitt getrennt, ihre seitlichen Flügel ausgeschnitten, der Schwanz anfangs aufgerichtet, dann nach unten gekrümmt und bis zur Kniekehle hinabreichend. Junge Exem- plare weichen in der Färbung nicht von Alten ab, sind unten schmutzig- weiss, ihre Gesässschwielen sind lohfarben. Häufig in Abyssinien, bei Sennaar, in Dongola und Mossambique zwischen 2000 bis 5000‘ Meereshöhe. C. sphin& 1l.?) Der braune Pavian hat einen sehr dicken Kopf und Leib, eine lange starke Schnauze mit der Nase eines Fleischerhundes, kleine 4) Desmarest, Mammif. 68; Fr. Cuvier, Mammif. 4; M&m. du Museum IV. 19; Papio cynocephalus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 102; Anubis Fr. Cuvier, Mammif. 50. — Geoflroys C. olivaceus Catal. mein. mammif. 34; Archiv. du Museum V. 543 von der Küste Guineas unterscheidet sich lediglich durch die der Oberseite gleich gefärble Unterseite. 5) Illiger, Prodr. syst. mamm. 69; Giebel, Odontogr. 3. Tf. 1. fig. 10; Simia | sphin& Linne, syst. nat. Xll. 1. 35; Schreber, Säugeth. I. 80. Tf. 6. 13 b; S$. cynoce- phalus Brongniart, journ. hist. nat. I. 402. tb. 21; Papio sphinz Geoflroy, Ann. du rn au En Simiae catarrhinae. Cynocephalus. 1057 ' einander sehr genäherte Augen, fast perpendikulär über dem Nasenrücken erhobene Augenhöhlenränder, über welche die Stirn sich nicht erhebt, nackte ‚ etwas zugespitzte, nicht gerändete Ohren, einen dicken und sehr kurzen Hals, breite Brust magere, fast ganz nackte und schwielige Hinterbacken, relativ kurze Hinterbeine und kurze Daumen vorn und hinten. Die Be- haarung des Vorderkörpers ist merklich kürzer als bei Hamadryas, einför- mig braun und rothgelblich melirt, die einzelnen Haare braun, schwärzlich und rothgelb oder hellbraun geringelt, das nackte Gesicht, die Augengegend und die Hände schwarz, die Ohren braun, Augenlider, Unterleib, Ruthe = und Hoden fast nackt und weisslich, die Gesässschwielen blutroth, Das ' Weibchen und die Jungen unterscheiden sich vom Mannchen durch eine “ kürzere Schnauze und zierlicheren Bau überhaupt. Ganz junge Exemplare ‚sind schwärzlich. Am Schädel ist der Schnauzentheil viel kürzer als bei Hamadryas, die Nasenbeine breiter und kürzer, vom Intermaxillare nur auf ‚eine sehr kurze Strecke begrenzt, die Nasenöffnung viel schmäler, die ‚ Augenhöhlen deprimirt vierseitig, Schnauzenrücken und Seiten gewölbt, die ‚ Gegend hinter den Augenhöhlen stark verengt, das grosse Hinterhauptsloch ' breiter, der Kronfortsatz breiter und höher, nach hinten gekrümmt, der ‚ Kinnwinkel abgerundet, Sehr junge Schädel haben einen deprimirt vier- Seitigen Hirnkasten, Occipitalläche und Hinterhauptsloch in gleicher Flucht ‚mit der Schädelbasis gelegen, eine convexe Stirn, hoch vierseitige Augen- höhlen, sehr wenig abstehende Jochbögen, die Eckzähne mit hinterem basa- len Ansatz, der erste Backzabn mit vorderem Ansatz, der andere mit starkem vorderen und hinteren Rande; der bleibende obere Eckzahn sehr lang und stark comprımirt. Der Atlas schwächer als bei Hamadryas, aber mit stärkeren Fortsätzen und unterem Dorn, die folgenden Halsdornen ‚schwächer, die Rückendornen schlanker, die Lendendornen kürzer und breiter, die Wirbelkörper der Lendengegend stark comprimirt, 26 (nach Cuvier nur 24) Schwanzwirbel, 9 wahre und 4 falsche Rippen, die letzte ‚sehr kurz, das Schlüsselbein stärker und länger, das Schulterblatt breiter, ‚mit sehr hoher, dünner, gewundener Gräte, der Radius stark comprimirt ‚dreikantig, (der Oberarm scharfkanliger. Bewohnt Guinea. C. porcarius Desm. ®#) Der Bären-Pavian ist gleichfalls von sehr robustem = Bau und hat eine gestreckte Schnauze, an der jederseits der Nase drei tiefe "Furchen verlaufen. Die Daumen sind kurz und stark, die Nägel breit, die ‚Gesässschwielen zum Theil von den herabhängenden Haaren verdeckt, Die Behaarung ist ungemein lang, besonders am Halse und am Widerriss, ‚die Kehle fast nackt, der Schwanz bis zum Hacken reichend und mit Quaste, ‚die Ohren am rande behaart. Die Farbe ist dunkel bräunlichgrau, die ein- zelnen Haare schwarz und graulichgelb geringelt, am Hinterkopf und den ‚ Schultern einige ganz schwarze Haare, der Schwanz dunkler als der Mittel- | | I "Museum XIX. 103; Cynocephalus papio Desmarest, Mammal. 69; Papion Buffon, Hist. nat. XIV. 133. tb. 13—15; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 44. 45; C. choras Ogilby, Ann. | mag. nat. hist. Xll. 446. 6) Desmarest, Mamm. 69; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 47; Geoffroy, catal. meth, | mammif. 35; Simia porcaria Boddaert, Naturforscher XXM. 1. Tf. 1; Schreber, Säugeth:. I. T£. 8b; S. comata Schreber, a. a. ©. Tf. 6c; S. sphingiola Hermann, Observ. zool, 1. 2; Papio porcarius u. P. comatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 103; Baboon ur- ‚sine Pennant, Quadrup. 181; C. ursinus A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 162. Säugethiere, 67 1058 Unguiculata. Quadrumana. 1 A | % rücken, die Behaarung gegen die vier Hände hinab ganz schwarz. Sehr’ alte Exemplare werden grünlichschwarz, vorn an den Schultern und an den an ‘Seiten blasser, die einzelnen Haare an der Wurzel grau, dann schwarz mit einigen schmutzig fahlen Ringen, Gesicht, Ohren, Hände nackt und } ı violettschwarz, der Augenring lichter und das Augenlid weiss, Innenseite der Arme und Schenkel sehr spärlich behaart, die Finger mit kurzen schwarzen Haaren besetzt, die Gesässschwielen sehr klein, der Schwanz mit schwarzer Quaste. In früher Jugend ist der Pelz bräunlich, Gesicht, Ohren und Hände schwarz. Am Skelet sind die Querfortsätze der Lenden- wirbel sehr schmal, kurz und horizontal, 9 wahre und 3 falsche Rippen, die letzte sehr lang, die Schulterblattsgräte ebenfalls gewunden, der Ober- arm sehr kantig, der Radius stark gekrümmt, das Olecranon auffallend ver- kürzt, das Becken sehr schmal, die Hüftbeine fast horizontal, der Sitzbein- höcker schmal uud hoch dreiseitig; 9 Schwanzwirbel. Schulterhöhe 2% Schwanz 1?/,‘, aufrecht stehend 3%,‘ hoch. | Bewohnt das Cap. Bleibt nur in der Jugend zahm, mit zunehmendem Alter wird er ungemein boshaft, tückisch und ganz unbändieg. C. gelada Wagn.?’) Der Gelada zeichnet sich bei sonst ganz ent- schiedenem Pavianhabitus durch die verkürzte Nase aus, deren Nasenlöcher nicht die wulstige Oberlippe überragen, worin er mit dem schwarzen Pavian von Celebes übereinstimmt und durch das auch von diesem ganz abweichende, stark ausgeschweifte Profil der Nasengegend. Die characte- ristischen Furchen jederseits der Nase fehlen nicht. Die kleinen Augen sind weit aus einander gerückt. Das nackte Gesicht ist schwärzlich, Kopf, Hals und Rücken mit sehr langen (10‘) weichen Haaren bekleidet, die Haare der Stirn, Ohren, des Nackens und langen Backenbartes, sowie der Hinter- beine und des Schwanzes eichelfarben, die des Scheitels und längs des Rückens schwarzbraun, die Seiten reiner braun, Kehle, Vorderhals, Brust, Bauchmitte, Arme und Hände braunschwarz, am Vorderhalse und über der Brust zwei dreiseitige, nackte, fleischfarbene Stellen, die Gesässschwielen” dunkel grauschwarz, der Schwanz mit grosser Endquaste. Das junge Männ- chen hat viel kürzere, heller gefärbte Behaarung, ebenso das Weibchen. Dieses besitzt mehre regelmässige Warzenreihen am Halse, der Brust und dem Bauche und einen solchen Saum an den Afterschwielen. Die Schneide- zähne sind einander gleich und stehen senkrecht, die Eckzähne sind sehr lang, vorn und hinten gefurcht, die Mahlzähne mit vorderer Schmelzleiste. Der Schädel mit merklich kürzerem Schnauzentheil als bei den übrigen Arten, die Orbitalränder weniger nach vorn vorspringend, die Hirnkapsel stark gewölbt mit starkem Scheitelkamm, die Jochbögen weit abstehend, der .Schnauzentheil oben stark concav wie bei keiner anderen Art. Das Skelet und die weichen Theile sind unbekannt. Altes Männchen 34/,‘ lang, der Schwanz 21;‘. .. Bewohnt die gebirgigen Gegenden Abyssiniens in 7000 bis 8000‘ Meeres- höhe und fällt bisweilen schaarenweise verheerend in die Felder ein, Angegriffen lässt er ein rauhes Bellen hören, aber setzt sich nicht zur Wehr wie die anderen Paviane. C. mormon Ill.8} Der alte männliche Mandrill ist ein überaus robuster, DA. Wagner, Schreb. Säugeth. 1.151; Macacus gelada Rüppell, abyss. Wirbelth. I. 5. Tf. 2; Theropithecus niger Geofiroy, Archiv. du Museum 1843. 11. 374. 8) Illiger, Prodr. syst. mammal. 69; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 52. 53; A. Wagner, menge - Simiae catarrhinae. Cynocephalus. 1059 plumper Pavian mit ungeheurem Kopfe und reichlicher Behaarung auf den Wangen und dem ganzen Obertheile des Körpers, oben und aussen dunkel- braun mit olivenfarbigem Anfluge, die einzelnen Haare schwarz und oliven- farben geringelt, hinter den Ohren ein graulichweisser Fleck, die Unter- seite hell bräunlich, der Bauch weisslich, der vorwärts gerichtete Bart am Kinn citronengelb. Die blutrothe Nase und die seitlich angeschwollene, von zwei Längswülsten durchzogene nackte blaue Schnauze, der brennend rothe Hodensack und After, und die enorm grossen, wulstigen, lebhaft rothen und blau glänzenden Gesässchwielen geben diesem Thiere ein selt- sames, scheussliches Ansehen. Die Iris der kleinen einander sehr genäherten Augen ist lichtbraun, die Ohren und Hände schwarz, der Schwanz ein blosser Stummel. Schon in der Jugend ist das Männchen plump, mit kurzem und dicken Kopfe, olivengrau, das Gesicht schwärzlich, mit zwei himmelblauen Längswülsten, die Hoden bräunlich. Mit dem Hervorbrechen der grossen Eckzähne verlängert sich die Schnauze und jene absonderlichen Farbenstellen erhalten allmäahlig ihre Ausdehnung und Intensität. Das Weib- chen erreicht nicht ganz die Grösse des Männchens und seine nackten Stellen sind minder stechend gefärbt, die Nase nicht ganz roth. Das alte Männchen in aufrechter Stellung 44,', in gewöhnlicher Länge 3°, der Schwanz 2%“. Am Schädel ist der Schnauzentheil völlig deprimirt, sehr breit, jeder- seits der Nasenbeine stark wulstig aufgetrieben, die Seiten senkrecht und flach, die Nasenbeine schmal und lang, die Augenhöhlen deprimirt, ihr oberer Rand nicht wulstig verdickt, Stirn und Scheitel sehr breit, flach convex, die Schläfenleisten weit getrennt und parallel, die Occipitalfläche halbkreisförmig, flach. Der Atlas ohne Spur eines unteren Dornes, mit sehr kurzen (uerfortsätzen, die Halswirbel kräftiger als bei Sphinx, die Rücken- dornen schmal und stark geneigt, die Lendendornen sehr breit und niedrig, mit schwach verdickten Enden, die Körper der Lendenwirbel sehr dick, gar nicht comprimirt, unten flach, ihre Querfortsätze schmal, dünn, nach unten geneigt, die Kreuzwirbel stark, die Schwanzwirbel sehr kurz, ohne sperrige Fortsätze, überhaupt nur 11 bis 13 (nach 2 Skeleten), die Rippen schmal, die Sternalwirbel sehr stark comprimirt, das Schulterblatt viel breiter als bei vorigen, der Oberarm stark kantig, der Radius von vorn nach hinten zusammen gedrückt, das Becken sehr schmal, die Hüftbeine dünn, die Sitzbeinhöcker schmal und hoch dreiseitig, die Fibula sehr dünn. Der Mandrill bewohnt Guinea und wird jung eingefangen zahm, aber sobald er sein scheussliches Ansehn erhält, erwacht auch seine Wildheit und er. wird dann selbst den Wärtern gefährlich. Seine unbändige Muskelkraft, sein grimmiger Blick, sein grunzendes Geschrei, seine viehischen Lüste, die er mit beispielloser Rohheit befriedigt, machen ‚ihn zu dem hässlichsten und widerlichsten aller Affen. In unseren Menagerien erreicht er seine volle Ausbildung nicht. Man erhält ihn mit Obst, Möhren und Brodt, ©. leucophaeus Desm. ?) Der Drill unterscheidet sich vom Mandrill Menag. Mus. c. fig; d’Allon, Skelete Tf.8; Blainville, Osleogr. Sımia; Giebel, Odontogr. 3; Simia mormon Linne, syst. nat. Xll. I. 35; Schreber, Säugeth. I. 75. TEL. 8 8, maimon Schreber, a. a. 0. 74. T 7; Mantegar Tyson, Philos. Transact. 1704. 167; - Pennant, Quadrup. I. 88. tb. 40. 41. 9) Desmarest, Mammif. 71; Simia -leucophaea Fr. Cuvier, Ann. du Museum IX, 378. tb. 37; Inuus leucophaeus Kuhl, Beitr, 17; Drill Fr. Cuvier, Mammif. tb, 48-51. 67* 1060 Unguiculata. - Quadrumana. durch sein in allen Altern schwarzes Gesicht. Ausgewachsen hat er die‘ Formen desselben, Gesicht, Ohren, Sohlen, Hinterbacken und Hoden sind nackt, die Finger spärlich behaart, der Schwanz ein gepinselter Stummel, die längs der Nase verlaufenden runzligen Wülste sind nicht gefaltet, der Pelz reichlich, am Kinn ein kleiner Bart.. Das Colorit fällt oben mehr ins Grünliche als beim Mandrill, unten ist es mehr weiss, die oberen Haare in der Wurzelhälfte grau, übrigens schwarz mit fahlgelber Ringelung, um den Hals ein graues Band, der Schwanz grau, die Hände kupferig, die Hoden und Hinterbacken lebhaft roth. Sehr alte Männchen sind plumper, haben mehr vortretende Augenhöhlenränder, mehr aufgetriebene Kiefer- knochen, längere Haare an den Wangen, dem Halse und den Schultern, dunkleres, mehr bräunliches Colorit und glänzend rothe Hoden. Das Weib- chen unterscheidet sich durch geringere Grösse, kürzere Schnauze, blassere, auf dem Rücken und den Seiten mehr graue Färbung. Junge Exemplare sind grau oder gelblichgrau, ohne Wülste auf der Schnauze und mit wenig vorspringenden Augenrändern. Körperlänge 1!/,‘, Schulterhöhe 1?/,‘. In Guinea. C. niger Desm.!) Der schwarze Pavian unterscheidet sich von allen vorigen Arten sogleich durch die kürzere Nase, deren Nasenlöcher nicht an der äussersten Spitze der verlängerten Schnauze stehen. Diese ist breit und flach, ihre Seiten senkrecht abfallend, die Nasengruben sehr erweitert, die Augen mässig, die Ohren flach, das Gesicht nackt und wie jene schwarz, ein kurzer dichter Backenbart, die Gliedmassen uud besonders die Hände lang, der Schwanz ein sehr kurzer Stummel. Auf dem Kopfe steht ein langer rückwärts gerichteter Haarschopf. Der Pelz ist lang und wollig, an den Gliedmassen kürzer, überall schwarz, das Gesäss roth. Körperlänge 2°, Schwanz 1". Auf Celebes, den Philippinen und Molucken, Inuus Guv. Die Macacos, an den Galada und schwarzen Pavian zunächst sich an- ° schliessend, bilden das vermittelnde Glied zwischen den Pavianen und Meer- katzen. Sie haben den robusteren Bau und die kurzen kräftigen Gliedmassen der vorigen, eine vorstehende, doch nicht hundsartig verlängerte Schnauze mit nicht vorragender Nase, deren Löcher sich nach vorn und seitlich öffnen. Die obern Augenhöhlenränder heben sich zwar noch stark hervor, überwöl- ben aber die Augen nicht. Sie haben Backentaschen und nackte Gesäss- schwielen und einen sehr langen bis fehlenden Schwanz. Die Behaarung ist weich, locker und lang, doch nicht so lang wie bei den Pavianen. Die Schneide- und Eckzähne bieten keine erheblichen Eigenthümlich- keiten, die obern Lückzähne sind zweihöckerig, der zweite grösser, der erste untere comprimirt kegelförmig scharfkantig; die Mahlzähne tragen je zwei tief getrennte Höckerpaare, der Hinterrand des letzten springt wulstig vor, und 1) Desmarest, Mammal. 534; Gray, Spicil. zool. tb. 1. fig. 2; Quoy et Gaimard, voy. Astrolabe 67. tb. 6. 7; Geoffroy, voy. Belanger 66; Macacus niger B@nnett, zool. garden 189. c. fig.; Inuus niger A. Wagner, Schreb. Säugelh. 147; Cynopithecus niger Geoffroy, Arch. du Museum II. 574; catal. meth. mammif. 32; C. nigrescens Tem- minck, possess. neerl. Ind. arch. II. 111. Die Differenzen dieser Art von den übri- gen Pavianen sind so geringfügig, dass die von Geoffroy vorgeschlagene generische Trennung gewaltsam erscheint, Simiae catarrhinae. Inuus. 1061 bildet am untern einen fünften mehr weniger dreitheiligen Höcker. Am Schädel überwiegt der gewölbte Hirntheil ansehnlich den platten Schnauzen- theil, beide durch die starken Orbitalränder scharf geschieden, die Hinter- hauptsleiste ist sehr entwickelt, der Jochbogen stark und weit abstehend, die Nasenbeine kurz, hinten zugespitzt. Der übrige Skeletbau zeigt eine sehr grosse Aehnlichkeit mit dem der Paviane. Die zahlreichen Arten erschienen mit ihren ältesten Repräsentanten wäh- rend der Tertiärperiode in Europa und verbreiten sich gegenwärtig mit Aus- nahme einer eigenthümlichen afrikanischen Art über das südöstliche Asıen und die angrenzenden Inseln. Sie sind in der Jugend sanft und gelehrig, aber im Alter wie die Paviane bösartig und unbändig. Die Weibchen tragen sieben Monate und ihre Genitalgegend schwillt wie bei den Pavianen während der Brunstzeit stark an. Die Arten sind schon frühzeitig in verschiedene Gattungen aufgelöst worden, doch in ihren wesentlichen Formverhältnissen so nah mit einander verwandt, dass jene Gattungen nur die Bedeutung der Subgenera haben. a) Inuus. Ohne oder nur mit stummelartigem Schwanze. ]. sylvanus. '!) Der Hundsaffe, der beständige Begleiter unsrer Bären- und Camelführer, ist von verhältnissmässig schmächtigem Bau und hoch- beinig und geht stets auf allen Vieren. Das Gesicht ist platt, nackt und runzlig, die Ohren menschenähnlich, kurz, abstehend, rund und breit ge- saumt; der Hals kurz, die Finger spärlich behaart, die Nägel fast halb- eylindrisch, nur an dem sehr kurzen Daumen flach und rund, der Schwanz fehlend. Das nackte Gesicht fleischfarben, die Haut dunkelbläulich, wo sie unter dem Pelze vorschimmert, die Ohren schwärzlich, auch der dünne Bart schwärzlich, das bartlose Kinn und der Vorderhals weisslich, das obere - Kopfhaar brandgelb bis bräunlich, der Rücken von der Mitte nach den Seiten dunkelbraun, gelbbraun, gelblich weissgrau mit einzelnen schwärz- lichen Haaren, an den Seiten herab grau, am Bauche weisslich, die Haare auf den schwarzen Händen schwarz, die Gesässschwielen fleischfarben. Bei der ungemeinen Häufigkeit der Art fehlt es nicht an Abänderungen, doch sind dieselben nicht sehr erheblich. Bei älteren Exemplaren tritt die Schnauze mehr hervor, das Gesicht wird weisslich, das Stirnhaar schwarz. Am Schädel ist der Schnauzentheil kurz, der Zwischenkiefer hat nur einen sehr schmalen aufsteigenden Fortsatz, der nur die Spitze des Nasenbeines trifft, dieses ist kurz, nach hinten schnell zugespitzt, die Stirn flach, der Scheitel gewölbt, die Schläfenleisten sehr schwach, die Joch- bögen schwach, wenig abstehend, der Unterkiefer hoch, mit kurzem breiten Kronfortsatz, der Dorn des Epistropheus sehr schmal und hoch, die 4 ersten Lendendornen ungemein dick, mit erweiterten Enden, die 4 anderen dünn und ganz verschmälert, die Kreuzdornen verkümmert, 3 Kreuz- und d Schwanzwirbel, der Radius dreikantig, die Gliedmassenknochen über- haupt denen bei Cynocephalus sehr ähnlich. Bewohnt das nördliche Afrika und die Felsen von Gibraltar. Er lebt 1) Simia sylvanus u. S. inuus Linne, syst. nat. XI. I. 34.35; Schreber, Säugeth. 1. 71. T£. 4. 5; Fischer, naturhist. Fragmente 99. Tf. 2. fig. 4; Magot und Pitheque Buffon, Hist. nat. XIV. 84. 105. tb. 8. 9. suppl. VII. 30. tb. 2—5; Fr. Cuvier, Mammif, tb. 41; Imuus ecaudatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 100; I. pithecus Geoffroy, Catal. meth. mammif, 1062 Unguiculata. Quadrumana. gesellig auf Bäumen und ist munter und sehr beweglich. Seine Gelehrig- keit und sein sanfter Character machen ihn angenehm, doch verlangt er gute Behandlung und Gesellschaft anderer Thiere, daher er denn auch in Menagerien sich gewöhnlich an ein Thier innig anschliesst. Bei harter . Behandlung und im Alter wird er störrig, bissig und bösartig. Im Zorn bewegt er die Kiefer mit bewundernswerther Schnelligkeit und schreit rauh und stark. Man füttert ihn mit Obst, gekochtem Gemüse, Wurzeln und Brodt. T. speciosus Tem. ?) Steht der vorigen Art auffallend nah in Form und Färbung. Das Gesicht ist schön rosaroth und von schwarzen Haaren umgeben, die Gesässschwielen und Ruthe gleichfalls roth, der Pelz lang und sehr weich und fein, der kurze Schwanz einen Haarschopf bildend, die Ohren gross, am Innenrande lang behaart, oben überall ockerbraun, unten dunkelgrau, die Hände braunschwarz. Junge Thiere haben eine. sehr kurze Schnauze, sehr wenig erhöhte Augenhöhlenränder und sehr kurze Behaarung von lichter Isabellfarbe. Der Schädel ist relativ kleiner als bei voriger Art, die Schnauze kürzer und mehr deprimirt, Oberarm und Ober- schenkel kürzer, 13 Rippenpaare, bei voriger Art nur 12, 5 Schwanzwirbel. Körperlänge 2‘, Schwanz 3, Die einzige Affenart auf den japanischen Inseln und selten, b) Macacus. Mit kurzem Schwanz. I]. nemestrinus Geoffr. ?) Der Schweinsaffe ist von robusterem Bau als die vorigen und hat einen dicht behaarten dünnen Schwanz, der nicht bis zum Knie hinabreicht und wie bei den Pavianen gekrümmt ist. Die Be- haarung der Körperseiten ist weisslich und lang, die der Unterseite spär- lich, an den Backen kürzer, am Kinn sehr kurz, auf dem Scheitel gewirbelt. Die Farbe der oberen Theile ist dunkel olivenbraun, aus olivengelben und schwarzen Ringen gebildet, längs der Rückenmitte am dunkelsten, bis braunschwarz, an der Unterseite licht gelblich- oder bräunlichweiss, Wangen und Kinn graulichweiss, das nackte Gesicht, die Ohren, Hände und Gesäss- schwielen trüb fleischfarben, die Augen braun. Die Eichel des Männchens ist dreilappig. Die oberen Eckzähne sehr stark comprimirt, fast messer- förmig, die Hoden nicht frei herabhängend. Am Schädel ist der Schnauzen- theil länger als bei voriger Art, die Nasenbeine kürzer und breiter, zur Hälfte vom Intermaxillare begrenzt, die Augenhöhlen breiter, der Hirnkasten breiter und niedriger, der Kronfortsatz schmäler, hakig, der Atlas stark, der Epistropheus mit breitem Dorn, die folgenden Dornen sehr schmal und dünn, erst die Lendendornen wieder sehr dick, 3 Kreuz- und 17 Schwanz- 2) Temminck, Fauna japon. 9. tb. 1. 2; Macacus speciosus Fr. Cuvier, Mammif. tb. 40; Papio melanotus Ogilby, Proceed. zool. soc. VII. 31. — Geoffroy unterschei- del noch einen Macacus arctoides voy. Belanger 61; magaz. zool. Ill. tb. 11 aus Cochinchina, als merklich grösser, mit kürzerem Schwanze und langen mehrfach braun und hellroth geringelten Haaren, daher röthlichbraun und schwarz gespren- kelt. Auch Ogilby führt Ann. mag. nat. hist. V1.517 einen Papio ochreatus auf, den Schinz nach einem Exemplare von Celebes M. fuscoater Verzeichn. I. 58 nennt. Er ist schwarzbraun, an der Innenseite der Glieder grau und mit zolllangem Schwanze versehen. 3) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 101; Simia nemestrinus Linne, syst. nat. XI. l. 35; Schreber, Säugeth. I. 79. Tf. 9; S. platypygus Schreber, a. a. O. Tf. 5.b; Ma- cacus libidinosus Geoflroy I. c.; Macacus nemesirinus Desmarest, Mammal. 66; Fr. » Cuvier, Mammif. tb. 33. 34; Maimon Buffon, Hist. nat. XIV. 176. tb. 19; Simia carpo- legos Raffles,, Transact. Linn. soc. Xlll. 243. Simiae catarrhinae. Inuus. 1063 'wirbel, 8 wahre, A falsche Rippen, das Schulterblatt fast halkreisförmig, der Radius stark gebogen, die Sitzbeinhöcker viel höher als breit. Körper- länge 1°/,', Schwanz 6. Lebt nur auf Sumatra und Borneo und wird von den Malayen abge- richtet, die Kokosnüsse zu pflücken. I. erythraeus Wagn.*) Von kräftigem, zumal bei alten Männchen sehr ‚robustem Bau, am Oberleib reichlich, am Unterleib sehr spärlich behaart, ‚der Schwanz von derLänge des Oberschenkels, bei dem Weibchen hängend, ‚bei dem Männchen bognig ab- und einwärts gekrümmt, die Haut sehr ‚schlaff, am Halse, der Brust und dem Bauche schon frühzeitig Falten bildend, ‚oben grünlich- oder fahlgrau, die einzelnen Haare fahlspitzig und schwärz- ‚lich geringelt, an den Schenkeln mit goldgelbem Anfluge, an der ganzen ‚Unterseite weiss, der Schwanz oben grünlich, unten graulich, Gesicht, ‚Ohren und Hände licht kupferfarben, die Gesässschwielen lebhaft roth, zur ‚Brunstzeit auch die Brustwarzen rosenroth, die Hoden lohfarben, die Eichel ‚einfach. Körperlänge 1'/,', Schwanz Yg'. | Häufig in den Waldungen am Ganges und weiter in Indien verbreitet, am Himalaya bis zu 10000° Meereshöhe aufsteigend. I. silenus Wagn.®) Mit sehr gestreckter Schauze und durch einen ‘grossen strahlenartigen, nur auf der Stirn durchbrochenen Haarkranz ‚rings um das Gesicht ausgezeichnet. Der Schwanz misst halbe Körperlänge und endet mit einer Quaste, der ganze Öberleib ist dünn behaart, Ohren ‚und Gesicht nackt, die oberen Theile einförmig glänzend kohlenschwarz, ‚der Unterleib licht bräunlichgrau, der Haarkranz um das Gesicht bräunlich- ‚grau, nach unten heller, Gesicht und Hände schwarz, die Gesässschwielen 'röthlich. Körperlänge 2‘, der Schwanz 1‘. Auf Ceylon. c) Macruri. Mit sehr langem Schwanze. | J. cynomolgus Wagn. 6) Der gemeine Macaco nähert sich in seinem ‚Habitus sehr den Pavianen, durch den dicken Kopf, die runzlige Schnauze, 4) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 142; Simia erythraea Schreber, Säugeth. Tf. 8; Buffon, Hist. nat. suppl. VII. 56. tb. 13. 14; Inuus rhesus u. Macacus erythraeus ‚Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 101; Voy. Belanger 59; Catal. meth. Mammif. 30; ‚Macacus rhesus Desmarest, Mammal. 66; Royle, Illustr. Himal. mount. XI. 56; Fr. ‚Cuvier, Mammif. tb. 31. 32. 35—37; Simia rhesus Cuvier, menagerie du Museum; © Pithex oinops Hodgson, Journ. asial. soc. Bengal. IX. 1212. Letztrer führt I. c. noch ‚einen Pithex pelops aus Nepal auf, der mehr schmutzig gefärbt ist, schieferfarben, 'z. Th. rostig überlaufen, nach Gray graubraun, unten weiss. Den Macacus assamen- ‚sis MClelland, Proceed. zool. soc. VII. 148 von Assam 2%,‘ lang, blaugrau, unten ‚lichtgrau, auf dem Scheitel mit einzelnen schwarzen Haaren, im Gesicht fleisch- ‚farben, identificirt Horsfield mit vorigem, der selbst vom I. erythraeus nicht ge- trennt werden darf. | 5) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 141; Simia silenus Linne, syst. nat. XI. TI. ‚36; Schreber, Säugeth. I. 87. Tf. 11; Buffon, Hist. nat. XIV. 169. tb. 18; Fr. Cuvier, ‚Maınmif. tb. 38; Macacus silenus Desmarest, Mammal. 63; Geoffroy, voy. Belanger 58. 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 136; Simia cynomolgus, S. aygula, S. cyno- ‚cephalus Linne, syst. nat. Xli. 1. 38; Schreber, Säugelh. I. 91. Tf. 13; Macaque Buffon, Hist. nat. XIV. 190. tb. 19—24; Simia mulatta Shaw, gen. zool. I. 58; Pennant, Sy- ‚nops. 120. tb. 13; Macacus cynomolgus Desmarest, Mammal. 69; Fr. Cuvier, Mammif. ‚tb. 26. 27; Geoffroy, catal. meth. mammif. 27; M. irus Fr. Cuvier, Mem. du Museum IV. 109; M. carbonarius Fr. Cuvier, Mammif. tb. 28; Blyth, Journ. asiat. soc. Bengal. XVI. 732; M. aureus Geoffroy, Zool. voy. Belanger 57. tb. 2; Arch. du Museum I, 1064 Unguiculata. Quadrumana. die eingefallenen Augen, den kurzen Leib und die kurzen stämmigen Beine Sein Colorit ändert ab. Das Männchen ist oben und aussen grünlichbraun die einzelnen Haare fahl olivenfarben und schwarz geringelt mit hell grauem Grunde, unten überall graulichweiss, zwischen den Augen eine weisse Stelle, der Schwanz schwärzlich, die Hände schwarz, das Gesicht hell violett olivenfarben, die kurzen Wangenhaare grünlich. Das Weibchen ist kleiner, sein Gesicht von langen grauen Haaren umgeben, die Scheitel- haare kammartig aufgerichtet. Das Junge unmittelbar nach der Geburt schwarz behaart, nach dem ersten Haarwechsel olivenfarben, im dritten Jahre noch dem Weibchen ähnlich. Im Allgemeinen sind die Javaner heller gefärbt und auch das Männchen hat einen Scheitelkamm, auf Borneo ist der Scheitel häufiger glatt, das Gesicht oft dunkel schwärzlich, der Rücken gelblichbraun oder braungrau, auf Timor ziemlich dunkel gefärbt mit sehr reichlicher Behaarung, auf Sumatra mit roth überlaufenem Rücken. Am Schädel ist die Stirn flach, der Schnauzentheil zugespitzt mit concaven Seiten; die Rückendornen sind schmal, das Kreuzbein sehr schwach, 3° Kreuz- und 17 Schwanzwirbel, die Rippen sehr dick, das Brustbein ge- streckt, die Gräte des Schulterblattes gerade, nicht gewunden, das Becken stark. Körperlänge 1?/;‘, Schwanz ziemlich ebensolang. Gemein und weit verbreitet im indischen Archipel, auf Java, Sumatra, Borneo, Celebes, Banka, Timor und der malayischen Halbinsel. Sehr ge- sellig, possierlich, voller Ränke, doch im Alter unartig und boshaft. # I. pileatus. ©) Unterscheidet sich von voriger Art durch ein orange- gelbes Stirnband und durch indigoblaue Innenseite der Oberarme und solcher Flecken auf Brust und Bauch. Das Gesicht ist lohfarben, die Unter- n lippe schwarz gesäumt, die Iris röthlichbraun, Kopf und Rücken gelblich-" braun, der Schwanz mausfarben. , 7 Auf Ceylon. ; I. sinicus Wagn.?) Die Schnauze ist schmächtig, das Scheitelhaar strahlig, die Farbe des Rückens und der Seiten erünlichgrau fahl, die ein- zelnen Haare an der Wurzel grau, dann schwarz und gelblich geringelt, - h die Unterseite weisslich, Hände und Ohren schwärzlich. Körperlänge 1%, Schwanz 1'/,'. | An der Küste von Malabar. d) Vorweltliche Arten. 4 I. eocaenus. ®) Ein einziges Unterkieferfragment aus dem eocänen Sande | von Kyson in Suffolk gibt sich durch den letzten insitzenden Mahlzahn als 966; Gervais, Zool. voy. Bonite I. 6. tb. 2; M. philippinensis Geoffroy, Archiv. du Museum Il. 566. tb. 33 (langschwänziger Albino), M. palpebrosus Geoflroy, ibid. V. 443 (mit weissem Fleck über dem Auge und weissen Wimpern, mit schmälerer Schnauze und längerem Schwanze); Simia fascicularis Raffles, Transact. Linn. soc. Xlll. — Die grösste Mannichfaltigkeit der Varietäten zählt Geoffroy in dem Catal. meth. mammif. auf. 4 6) Macacus pileatus Geoflroy, catal. meth. mammif. 27; Cercocebus sinicus Fr. Cuvier, Mamınif. 89. | 7) A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 139; Simia sinica Linne, Mant. 521. tb. 2; Schreber, Säugeth. I. 108. Tf. 23; Macacus sinicus Geoffroy, Catal. meth. Mammif. 26; Gercocebus radiatus Geoflroy, Ann. du Museum XIX. 98; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 29; Buffon, Hist. nat. XIV. 224. tb. 30. | - 8) Macacus eocaenus Owen, brit. foss. Mammal. 4. c. fig.; Giebel, Fauna. Säugeth., 21; Odontogr. 3. Tf. 1. fig. 4. | Simiae catarrhinae. Cercopithecus. 1065 den ersten Macaco der Erdoberfläche angehörig zu erkennen. Bei nächster Aehnlichkeit mit I. erythraeus zeichnet sich der letzte Mahlzahn durch die tiefe Trennung seiner beiden Höckerpaare und die Theilung seines unpaaren fünften Höckers aus. Der Grösse nach steht diese vorweltliche Art hinter allen lebenden zurück. I. pliocaenus. ?) Ein vorletzter oberer Mahlzahn aus dem jüngsten Tertiärgebilde von Grays in Essex deutet auf die Existenz einer mit I. sini- ceus zunächst verwandten Art. “ 2. Mit sehr kurzer Schnauze und drei- oder vierhöckerigem letzten unteren Backzahn. Cercopithecus Erxl. Die Meerkatzen zeichnen sich im Allgemeinen durch leichtere und zier- lichere Formen, durch eine kürzere Schnauze, schlankere Gliedmassen, langen Daumen und kürzere Hände und sehr langen dünnen, nicht gequasteten Schwanz von den vor!gen Galltungen aus. Ihre Augen sind minder tief ein- gesenkt, einander genähert, ihr Pelz kurz und glatt. Sie haben Backen- taschen und nackte Gesässschwielen. Die Schneide- und Lückzähne weichen nicht generisch von denen bei Inuus ab, die Eckzähne nur durch ihre sehr veränderliche Länge, die Mahl- zähne dagegen sind nur vierhöckerig und zwar an den oberen, die äussern Höcker höher und schärfer als die innern, an den untern umgekehrt, wäh- rend bei Inuus beide Höcker einander gleich waren. Der Schädel hat einen ziemlich kugligen, abgerundeten Hirnkasten, mit schwachen Schläfenleisten, etwas aufgeworfenen Orbitalrändern, schmaler Schnauze, weit hinaufreichen- dem Zwischenkiefer, schwachen sehr wenig abstehenden Jochbögen, nach innen gebogenen Unterkieferwinkel und sehr langem Gelenkfortsatz. Der At- las hat kurze (uerfortsätze, bisweilen. unten einen Zapfen, der Dorn des Epistropheus ist sehr breit, hinten zweizackig, die folgenden Dornen schmal, an Länge zunehmend, die Rückendornen sehr schmal und aufgerichlet, die Lendendornen ungemein breit und stark, die Kreuzdornen sehr hoch und getrennt, das Sternum siebenwirblig, das Schlüsselbein stark gekrümmt, das Schulterblatt mit bognigem Vorderrande und erweiterter Hinterecke, Ober- und Unterarm stark kantig, das Becken schmal, der Oberschenkel nach aussen gekrümmt. ‚ Die Arten, in früheren Schöpfungsepochen nicht vertreten, bewohnen in grosser Mannichfaltigkeit Afrika. Sie leben gesellig aufBäumen, sind aller- meist muntere und lebhafte Thiere mit sanftem Naturell und gelehrig, die jung gezähmt sich artiger betragen als die Makaken und Paviane, im Alter . jedoch auch bissig werden. Sie schliessen sich mit einigen vermittelnden Gestalten an Inuus an, sind aber im Uebrigen einander sehr ähnlich und nicht immer mit befriedigender Schärfe von einander zu sondern. a) Cercocebus. Mit langer Schnauze, erhöhten Augenhöhlenrändern und mit un- paarem Höcker am fünften untern Backzahn. C. fuliginosus Cuv.!) Die vorstehende dicke Schnauze, der starke Backenbart, die tief liegenden Augen und die lange feine Behaarung nähern 9) Macacus pliocaenus Owen, brit. foss. Maınmal. 46. 1) Fr. Cuvier, Mammif. tb. 25; Martin, Ann, mag. nat. hist. 1839. II. 353; Buffon, un 2 1066 Unguiculata. Quadrumana. diese Art in ihrer äusseren Erscheinung den Makaken. Ihr Leib ist ge- streckt und schmächtig, hoch auf den Beinen, der lange Schwanz horizontal gestreckt über den Rücken geschlagen. Die Oberseite, der Schwanz und die Aussenseite der Gliedmassen sind einförmig tief schiefer- oder russ- farbig, die Hände schwarz, die Unterseite graulich- oder gelblichweiss, der Backenbart von der Farbe des Rückens oder ganz hell, das Gesicht tief fahl oder kupferfarben mit schwärzlicher Schnauze, das obere Augenlid stets rein weiss, die Ohren violett schwarz. Schon in der Jugend tritt dieses Colorit hervor. Es kommen Albinos vor. Die Genitalien der Weibchen schwellen während der Brunst stark an, was ausser bei der folgenden Art bei den Meerkatzen nicht der Fall ist, aber bei den Makaken allgemein beo- bachtet wird. Körperlänge 1°/,', der Schwanz 15‘. In Guinea, besonders häufig an der Goldküste und in Kongo; sehr lebhaften und gutmüthigen Naturells. C. aethiops Cuv. ?2) Unterscheidet sich von voriger Art nur durch ein rein weisses Halsband, das nach vorn auf den Wangen sich ausbreitet. Ein grauer Streif läuft über die Wangen, Gesicht und Ohren sind schwarz, die Oberseite des Kopfes dunkel kastanienbraun. 2 Kreuz- und 23 Schwanz- wirbel. Obwohl öfter in den Menagerien vorkommend ist doch das Vaterland nicht näher bekannt. Es ist höchstwahrscheinlich Senegambien. b) Cercopithecus. Mit kurzer Schnauze, nicht erhöhten Augenhöhlenrändern und mit nur vierhöckerigen Mahlzähnen. C. nictitans Erxl.?) Eine schlank und zierlich gebaute Meerkatze mit schwarzem Pelze, der am Oberleib und Backenbart gelblich gesprenkelt, an den Seiten, dem Unterleibe und den Schenkeln weisslich gesprenkelt, am Unterkiefer, der Innenseite der Schenkel und iin der Achselgegend mit grauen Haaren gemischt ist. Die meisten Haare sind an der Wurzel grau, darüber schwarz und gelb, oder schwarz und weiss geringelt, die längeren Haare ganz schwarz; das Gesicht ist blaulichschwarz, die Augenlider fleischfarben, die Nase mit kurzen weissen Haaren besetzt, die Ohren schwärzlichbraun, die Hände schwarz. Körperlänge 16“, Schwanz 26”. In Guinea und auf Fernando Po. C. petaurista Erxl.*) Vom Bau der vorigen Art und mit weiss be- haarter Nasenspitze. Die Färbung des Pelzes variirt. Er ist oben braun mit grau gemischt, dunkler am Rücken und Schwanze, unten und an den Hist. nat. XIV. 244. tb. 32; Simia aethiops Linne, syst. nat. XII. I. 39; Schreber, Säugeth. I. 105. Tf. 20; Cercocebus fuliginosus Geoffroy, Aun. du Museum XIX. 97; Catal. meöth. mammif. 25; Simia atys Audebert, Singes IV. 2. tb. 8. 2) Fr. Cuvier, Mammif. tb.24; Buffon, Hist. nat. XIV. 244.- tb. 33; Simia aethiops Linne, syst. nat. XII. I. 39; Schreber, Säugeth. I. 105. Tf. 21; Cercocebus aethiops Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 98; Catal. meth. Mammif. 25; C. collaris Gray, list brit. Museum I. 7; Geoflroy, Catal. meth. mammif. 24. Der einfarbige und doppel- farbige Scheitel genügt nicht zur specifischen Trennung. 3) Erxleben, syst. 'mammal. 35; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 14; Simia nictitans Linn6, syst. nat. XII. I. 40; Schreber, Säugeth. I. 103. Tf. 19.a; Buffon, Hist. nat. suppl. VIl. tb. 8; C. Martini Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1838. 11. 469. 4) Erxleben, syst. mammal. 35; Allemand in Buffon, Hist. nat. 141. tb. 41; G. Cuvier, Menagerie du Museum; Fr. Cuvier, tb. 16; Simia petaurista Schreber, Säugeth. 1. 103. Tf. 19b; S. ascanius Schreber, a. a. 0. Tf. 19c; C. melanogenys u. C. ludio Gray, Ann. mag. nat. hist. 1845. XVI. 212; 1850. V. 54. u, Simiae catarrhinae, Cercopithecus, 1067 Wangen weiss, das Gesicht nackt und bräunlichschwarz, die Hände schwarz. ‚Bei anderen Exemplaren sind die oberen Theile grünlich, am Rücken und ‚Schwanze etwas fahl, auf den Pfoten grau, am Kopf und Schenkel schön "grau, die einzelnen Haare schwarz und fahl geringelt, an der Unterseite ‚weiss, über den Augen und Ohren jederseits ein schwarzer, am Hinterkopf zusammentreffender Streif, zwischen Auge und Ohr ein Band weisser rück- ‚wärts gerichteter Haare, Hände, Lippen, Kinn und Ohren schwarz, der obere Theil der Nase, der Augenkreis und die Backen blaulich. Grösse ‚der vorigen Art. In Guinea. C. cephus Erxl. 5) Die fehlende weisse Behaarung der Nase unterscheidet ‚diese Art von vorigen beiden. Alte Exemplare sind oben schwarz und gelb ‚melirt und zwar auf dem Kopfe schwarz und olivengelb, auf dem Rücken und Seiten röthlich goldgelb gesprenkelt, die Hände schwarz, die Unter- seite grau mit weiss und schwarz geringelten Haaren, der Schwanz nach ‚hinten einförmig rostroth, der schmale rückwärts gerichtete Backenbart und die Haare am inneren Ohrrande licht strohgelb, ersterer bisweilen auch ‚weiss, durch einen schwarzen Querstrich begrenzt, letzterer auch licht rost- ‚roth, die Öberlippe schwarz behaart, mit weissem bogenförmigen Fleck, ‚der sich nach oben krümmt, das Gesicht schön blau, Ohren, Hände und ‚Hoden fleischfarben. 3 Kreuz- und 28 Schwanzwirbel. Körperlänge 1Y/z', ‚Schwanz %'. In Guinea und auf Fernando Po. | C. mona Erxl.6) Eine der schönsten und zierlichsten Meerkatzen, oben ‚und an den Seiten kastanienbraun mit feiner schwarzer Sprenkelung, an ‘den Armen und Schenkeln herab allmählig dunkel schieferfarben, ebenso ‚der Schwanz, am Unterleib und ein ovaler Fleck jederseits der Schwanz- wurzel rein weiss, der Kopf glänzend gelbgrün und schwarz gesprenkelt, ‚ebenso die langen strohgelben Wangenhaare, über den Augen ein schmaler ‚graulicher Streifen, zwischen Auge und Ohr jederseits ein schwarzer Strich, das Gesicht purpurblau, die Schnauze fleischfarben, Ohren und Hände fahl ‚fleischfarben. In der Jugend ist die ‚Oberseite dunkler, rostfarben und ‘schwarz melirt, die Unterseite und der Schwanzfleck graulichweiss, das Kopfhaar schwarz und fahlgelb melirt, auf der Stirn ein weissliches Band, das Gesicht schiefergrau, die Iris orangefarben. 2 Kreuz- und 25 Schwanz- wirbel. Körperlänge 1'/,‘, Schwanz 2‘. | Am Senegal. C. albigularis Syk.?) Von der vorigen Art nur durch die Färbung 5) Erxleben, syst. mammal 37; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 177 A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 127; Simia cephus Linne, syst. nat. XII. 1.39; Schreber, Säugeth. 1.102. Tf. 19; Buffon, Hist. nat. XIV. 283. tb. 39; C. erythrotis Waterhouse, Ann. mag. nat. "hist. 1838. II. 470; Fraaser, Zool. typ. tb. 4. Letztere Art wird durch das bräun- lichfalbe Gesicht unterschieden. | 6) Erxleben, syst. mammal. 32; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 13; Bennett, zool. gar- ‚den 37. c. fig.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 123; Simia mona und S. monacha Schreber, Säugeth. I. 97. Tf. 15; Buffon, Hist. nat. XIV. 258. tb. 36; suppl. VII. 75. tb. 19. 7) Sykes, Proceed. zool. soc. II. 18; Fraaser, Zool. typ. tb. 2; (C. monoides Geoffroy, Archiv. du Museum Il. tb. 13. — C. Campbelli Waterhouse, Ann. mag. nat. hist. 1838. 11. 473; Fraaser, zool. typ. tb. 3 unterscheidet sich nur durch den längeren, auf der Rückenmitte getheilten Pelz, der an der Unterseite mehr weiss, ‚auf dem Hinterkörper graulich ist. ; 1068 Unguiculata. Quadrumana. unterschieden; der Oberkopf ist olivengrün und schwarz gesprenkelt, der! Rücken roth gesprenkelt und grün gewässert, Schultern, Beine und Schwanz schwarz, Brust und Bauch graulich, die Kehle weiss, kein weisser Flec neben der Schwanzwurzel. Auf Zangibar. 2 L. C. eryihrarchus Pet.®) Die Oberseite des Körpers ist wellig schwarz! ,,, und bräunlichgrün, die einzelnen Haare grün und schwarz geringelt, auf .i, dem Kopfe und Vorderrücken dunkler, an den Seiten und am Backenbart] .,, heller, der Hinterrücken mehr bräunlich, das Gesicht schwarzviolett, Lippen, Kinn und Innenseite der Ohren weiss oder gelblichweiss behaart, die Seiten’ an den Gliedmassen herab grau, die Hände schwarz, Kinn und Vorderhals} Hinz weiss, Brust und Bauch schmutzigweiss, Aftergegend und Anfang desi] Schwanzes rostroth, Endhälfte des Schwanzes schwarz. Grösse der vori-| gen Art. In Mossambique. u4 C. diana Erxl.?) Der Dianenaffe hat ein dreieckiges schwarzes Gesicht,’ das von einem weissen Backenbart eingelasst ist. Von diesem zieht ein weisser Haarstreif über die Augenbrauen weg; die Ohren sind tief schwarz, Kehle und Brust weiss, der Bauch gelblichweiss, längs des Rückens von! ‚,. der Schulter bis zur Schwanzwurzel ein dunkel rothbrauner Streif, Kopf, “ Nacken und Seiten dunkel aschfarben, an den Gliedmassen herab dunkler,’ Mae die Hände schwarz, ebenso der Schwanz, die einzelnen Haare meist weiss-! eh spitzig. Körperlänge 11/,', Schwanz 2“ le In Guinea und auf Fernando Po. MGi C. leucampix Mart.!) Von voriger «durch die überall schwarze Farbe! pe unterschieden, auf dem Rücken durch weisse Haarringe gesprenkelt, der! ® Backenbart schwarz und gelb melirt, auf der Stirn eine halbmondförmige weisse Binde, am Kinn einige weisse Haare, aber kein Bart wie bei vori= ger Art, das Gesicht violett, auf den Wangen mehr blau, an der Schnauze} ., und den Augenlidern mehr roth. Mit zunehmendem Alter werden die! weissen Ringel der Rückenhaare gelb, die auf der Innenseite der Schenkel‘ grau und weiss geringelt. In Guinea. 1 C. labiatus Geoflr. ?) Ist oben grau und gelblich gesprenkelt, una blass, der Oberkopf schwarz und hell punctirt, das Gesicht schwärzlich, hohe heral 8) Peters, Säugeth. Mossamb. 1. Tf. 1. E 9) Erxleben, syst. mammal. 30; Bennett, zool. garden 33. c. fig; Geoffroy, voy. Belanger 51; Simia diana Linne, Kgl. vetsk. acad. Handl. 1754. 210. tb. 6; Schreber, Säugeth. I. 94. Tf. 14; Buffon, Hist. nat. XV. 77. tb. 13; suppl. VII. 77. tb. 20. —# Der C. palatinus A. Wagner, Schreb. Säugeth. V. 47 (— (C. Roloway Geoflroy, Archiv. du Museum Il. 558) unterscheidet sich nur durch den fast schwarzen Rücken und die weisse Unterseite. 1) Martin, Proceed. zool. soc. 1841; Geoffroy, catal. meth. mammif. 205] Simia leucampyx Fischer, syn. mammal. 20; €. diadematus Geoflroy, voy. Belanger 51; C. diana Fr. Cuvier, Mammif. tb. 14. — Ich wage nicht, Gray’s C. pluto Ann. mag. nat. hist. 1849. Ill. 305 von Angola specifisch zu trennen. Er hat auf dem Rücken und der Schwanzwurzel grünlichweiss geringelte Haare und ein schwarzes Gesicht. 2) Geoffroy, Archiv. du Museum I. 555; C. samango Sundevall, kgl. vetsk. akad, forhal. 1844, 160; Hornschuch, Archiv skand. Beitr. 1844. 179. Simiae catarrhinae. Cercopithecus. 1069 "Fleck, die Hände schwarz, der Schwanz anfangs weisslich, in der Endhälfte schwarz. Körperlänge fast 2’, Schwanz 215‘. | Im Kaffernlande und in Mossambique. C. pogonias Benn.?) Die Haare der oberen Theile sind schwarz und weiss geringelt, aber diese gesprenkelte Färbung wird in der Mite des | 'Rückens durch einen schwarzen Fleck unterbrochen, der bis auf die Ober- ‚seite des Schwanzes sich ausdehnt. Die Endhälfte des Schwanzes ist ganz "schwarz, die Stirnhaare gelb und schwarz geringelt, einzelne mittlere ganz ä ‚schwarz, jederseits zwischen Auge und Ohr ein breiter schwarzer Fleck, "die langen Wangenhaare gelblichweiss, nur sehr wenige mit schwarzen ‚Ringeln, die Ohren innen mit langem gelblichweissen Haarbüschel, die ' Aussenseite der Hinterglieder gelb und schwarz gesprenkelt, die Unterseite Fröthlichgelb. Körperlänge 1!/,' und mehr, Schwanz 2‘. 4 Auf Fernando Po. C. patas Erxl.*) Die rothe Meerkatze hat einen grossen, oben breiten und flachen Kopf mit besonders im Alter sehr gestreckter Schnauze und hohe Beine. Ihr Pelz ist oben und aussen fahlroth, an den Gliedmassen herab in grau übergehend, längs der Mitte des Kopfes und Rückens mit ‚einzelnen schwarzen Haarspitzen, an der Unterseite graulichweiss, ebenso "an den Wangen, hier zugleich mit einzelnen schwarzen Spitzen, an der "Nase mit kurzen schwarzen Haaren, die in schwarzem Streif sich aufwärts "ziehen und auf der Stirn zu einem (Querstrich über jedes Auge aus ein- „ander gehen. Die Oberlippe ist gleichfalls kurz und schwarz behaart, das Gesicht fleischfarben, die Sohlen braun. In der Jugend ist der Rücken- pelz blass rothgelblich. Die rechte Lunge ist vierlappig, die Zunge mit " drei Papillä vallatä. Körperlänge 1Yg'. Am Senegal. | C. pyrrhonotus Ehrb°) Grösser als vorige Art, der Kopf stärker, die ‚ Schnauze länger, das Gesicht paviansähnlich, die Ohren kürzer, Gesicht, 7 Ohren und Hände schwarz, der Augenring weiss, auch im Gesicht ein- F' zelne, auf der Nasenspitze gedrängtere weisse Haare, Vorderarm und Un- ' terschenkel innen und aussen graulich weiss. Die rechte Lunge nur drei- ' lappig, die Zunge mit 6 Papillä vallatä, das Sternum achtwirblig, 8 wahre, 5 falsche Rippen. Körperlänge fast ?%'. r In Nubien, Kordofan, Sennaar, Darfur. C. ochraceus Pet. °) Die ganze Oberseite ist rostroth ockergelb, in der Jugend mehr rostbraun, die Unterseite ockergelb, Nase und Gesicht schwarz, mit kurzen schwarzen Haaren besetzt, der Augenring nicht ausgezeichnet, an der Innenseite der Ohren einzelne steife gelbe Haare, übrigens nackt © und schwarz wie die Sohlen. Die einzelnen Rückenhaare sind rothgelb | mit schwarzer Spitze oder einfach braungelb. Die Backentaschen dehnen 3) Bennett, Proceed. zool. soc. 1833. 1. 67. — Bei C. Burnetti Gray, Ann. mag. © nat. hist. 1842. X. 256 von Fernando Po nimmt die Oberseite einen schwach gelb- ‚, lichen Ton an und. die Unterseite ist graulichweiss, welcher Aenderung keine spe- cifische Bedeutung beizumessen ist. 4) Erxleben, syst. mammal. 34; Simia patas und S. rufa Schreber, Säugeth. I. 98. TI. 16. 16.b; Fischer, Anat. Maki Tf. 16; Buffon, Hist. nat. XIV. 208, tb. 25-28; Simia rubra L. Gmelin, I. 34; Cercopithecus ruber Geoffroy, Ann. du Museum XIX.; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 130; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 23. 5) Ehrenberg, symb. phys. 1. c. tb.: Geoffroy, catal. meth. mammif. 24. 6) Peters, Säugeth, mossamb. 2. T£, 1a. 1070 | Unguiculata. (uadrumana. sich nur über den Unterkiefer aus. Der Schädel ähnelt auffallend ic voriger Art. 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 29 Schwanz wirbel, 8 wahre, 4 falsche Rippen, das Sternum achtwirblig. Körperlänge 1'/,‘, der Schwanz 13“. In Mossambique. | ©. Werneri Geoffr.7) Die obern Körpertheile fahlröthlich mit oliven- farbener und schwärzlicher Beimischung, die einzelnen Haare an der Wurzel grau, dann schwärzlich und vor der schwarzen Spitze fahlgelb, an den! Gliedmassen herab heller, mehr olivenfarben, die Unterseite weiss, der nach oben gerichtete Backenbart hellgelblich, zwischen After und Genila- lien lange rothe Haare. Das Gesicht ist schwarz, die Augengegend fleischroth, auf der Mitte der Stirn ein langer schwarzer Fleck. Körperlänge 16“, Schwanz 20° Nur auf zwei Exemplare unbekannter Herkunft in der Pariser Samm-' lung begründet. C. flavidus Pet. ®#) Oben ockergelb mit schwarzer Punctirung‘ ohne‘ grünliche Beimischung, an den Seiten herab blasser mit grauer Beimischung, Nase und Gesicht schwarz mit kurzen schwarzen Haaren, die Backenhaare weiss, einzelne mit gelben Ringen und schwarzer Spitze, die Ohren am hintern Rande schwach ausgeschnitten, schwarzbraun, innen mit einigen’ weisslichen Haaren, die Unterseite schmutzig weiss, die kurzen Haare der Hände blass ockergelb, das Schwanzende schwarz, ebenso die Sohlen. 12° rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz-, 28 Schwanzwirbel, das Sternum siebenwirblig, 8 wahre, 4 falsche Rippen. Körperlänge 11%/,*, Schwanz 1217, In Mossambigque. C. sabaevs Erxl.?) Der grünliche Ton der Färbung, der gestreckte pyramidale Kopf und die etwas zugespitzten Ohren unterscheiden diese gemeine, auch in unsern Menagerien sehr häufige Meerkatze von der vori- gen. Sie ist oben olivenfarben mit schwarzer Sprenkelung, die einzelnen Haare fahlgelb mit olivengrünem Schimmer und einigen schwarzen Ringen, an den Gliedmassen herab mehr und mehr grau, die ganze Unterseite hell- gelblichweiss, der rückwärts gerichtete Backenbart, ein Streif über den Augen und die Genitalgegend schön fahlgelb, Gesicht, Ohren, Hände schwarz, die Hoden grünlich. Der Backenbart ist bisweilen weiss, der grüne Ton der Oberseite intensiver, das Schwanzende gelblich, die Haare um die grünen Hoden weiss. 3 Kreuz- und 26 Schwanzwirbel, 9 wahre, 3 falsche Rippen. Körperlänge 1Y,‘, Schwanz ?'. Weit über Afrika verbreitet, in Senegambien, in Abyssinien, Sennaar, Kordofan hier bis 4000‘ Meereshöhe aufsteigend und auf St. Yago, in manchen Gegenden sehr häufig, in Gesellschaften bis 30 Stück auf einem Baume beisammen, gelehrig, munter, schlau, doch im Alter bissig und bösartig. C. rufoviridis Geoflr. !) Steht der vorigen Art auffallend nah, aber 1 .- En 7) Geoffroy, Archiv. du Museum V. 539. tb. 27. 8) Peters, Säugelh. Mossamb. 3. Tf. 1b. 9) Erxleben, syst. mammal. 33; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 19; A. Wagner, Schrebt Säugeth. I. 113; Simia sabaea Linne, syst. nat. Xll. 1.38; Schreber, Säugeth. 1. 100. Tf. 18; Callitriche Buffon, Hist. nat. XIV. 272. tb. 37. 38; 6. Cuvier, Menag. . du Museum I. 105. c. tb.; Cercopithecus griseus Fr. Cuvier, Mammif. tb. 20; G griseoviridis Des- marest, Mammal. 61; C. callitrichus Geofßroy, Catal. meth. Mammif. 23; C. chrysurus Blyth, Ann. mag. nat. hist. 1845. XV. 461. — Ogilby’s (€. tantalus Proceed.’ IX. 33 ist eine völlig undeutbare Art. 1) Geoflroy, Archiv. du Museum I. 564. tb. 4; catal. melh. Mammif. 23. Beimist den Au; farben Hoden N kannte: Simiae catarrhinae. Semnopilhecus. Ze iirfl . die olivengrüne Oberseite ist roth gewässert, an den Seiten herab röthlich, nach hinten falb, die Hände graulich, die Unterseite weiss, an der Schwanz- wurzel rothe Haare, die Schwanzspitze, das Gesicht und Kinn schwarz, die Stirnbinde weiss, Das einzige Exemplar unbekannter Herkunft lebte in der Pariser Me- nagerie. C. cynosurus Geoflr.2) Der Kopf ist breit und gerundet, die Ober- seite graulich olivenfarben, die einzelnen Haare olivenfahl und schwarz ge- ringelt, die Gliedmassen und der Schwanz grau aus weiss und schwarz geringellen Haaren, die Unterseite, der Backenbart und Augenstreif weiss, die Augen braun, Gesicht, Ohren, Sohlen schwarz, die Hoden schön lasur- blau. Körperlänge 22, Schwanz 26”. In Guinea. C. Myiopithecus. Mit auffallend verkürzter Schnauze und dreihöckerigen letzten unteren Backzahn. C. talapoin Erzxl.?) Oben olivengrün, unten weiss, überall mit grauer Beimischung, Hände, Ohren und Nase schwarz, die Augen braun, über den Augenlidern weiss, unter den Augen ockerfarben, um den Mund fleisch- farben, der Backenbart gelb mit einzelnen schwarzen Haarspitzen, die Hoden fleischfarben. Körperlänge 1‘, Schwanz 1Y,'. Nach drei in der Pariser Menagerie gestorbenen Exemplaren unbe- kannter Herkunft. B. Mit zusammengesetztem Magen. Semnopithecus Guv. Schlanke und leicht gebaute Affen mit kleinem hohen Kopfe, völlig ver- kürzter Schnauze, nacktem Gesicht, sehr verkürzten oder verkümmerten Dau- men an den Vorderhänden, langen Fingern an allen Händen, nie mit ächten Backentaschen, aber stets mit sehr langem Schwanze. Die Gesässschwielen sind von geringem Uınfange und die Kopfhaare oft verlängert. Das Zahnsystem ähnelt durch die Anwesenheit eines unpaaren fünften Höckers am letzten untern Backzahn vielmehr dem der Makaken und Paviane als den Meerkatzen. Erhebliche generische Eigenthümlichkeiten bietet es nicht. Dagegen weicht das Skelet im Allgemeinen schon durch die schlanke- 2) Geofiroy, Ann. du Museum XIX.; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 22; Geoffroy, Catal. meth. mammif. tb. 22; Simia cynosurus Scopoli, deliciae I. 44, tb. 19; Schreber, Säugelh. 1. Tf. 14.c; Simia faunus Linne, syst. nat. Xll. I. 36; Schreber, a. a. 0. 90. Tf. 12; S. sabaea Wolf, Abbilden. 1.46. Tf.10; Buffon, Hist. nat. XIV. 224. tb. 39. Cercopithecus tephrops Bennett, Proceed. zool. soc. 1833. I. 109 hat ein hell fleisch- farbenes Gesicht mit kurzen schwarzen Haaren und C.pygerythrus Fr. Cuvier, Mam- mif. tb. 21 = C. pusillus Desmoulins, dict. class. VII. 568) unbekannter Heimath unterscheidet sich durch rostrothe Haare am After und grüne Hoden. Endlich wird davon getrennt C. Lalandi Geofirov, Archiv. du Museum IH. 561; Voy. Venus tb. 1 —= (. sabaeus Thunberg, M&m. acad. Petersbg. 1811. 111.) von der Südspitze Afrika’s, weil oben mehr grau. 3) Erxleben, syst. mammal. 36; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 18; Geoffroy, Catal. meth. maınmif. 18; Simia talpoin Schreber, Säugeth. I. 101. Tf. 17; Buffon, Hist. nat. XIV. 287. tb. 40; Blainvılle, Osteogr. Primates tb. 3; Cercopithecus pileatus Geof- froy, voy. Belanger 50: Myiopithecus talapoin Geoffroy, Archiv. du Museum Il. 549; M. capillatus Geoffroy, Dict. unıv. Ill. 304; Cercopithecus melarhinus Schinz, syst. Verzeichn. 47, 1072 Unguiculata. Quadrumana. ren, zierlicheren Formen von den vorigen Gattungen ab und nähert sich un- verkennbar dem der Gibbons, aber auch im Einzeln lassen sich hier gene- rische Eigenthümlichkeiten nachweisen. Aın Schädel ist der Antlitzitheil re- lativ viel kleiner, der Hirnkasten mehr gewölbt, geräumiger, ohne markirte Schläfen- und Occipilalleisten, die Augenhöhlen gross und rund, seitlich nicht sehr hervortretend. Die Querfortsälze des Atlas sind meist kurz, der Dorn des Epistropheus sehr niedrig und breit, die folgenden Halsdornen verküm- mert, nur der letzte lang und spitz, dagegen die Querfortsätze sämmtlich mit kleinen Beilanhängen, die Rückendornen schmal und wenig geneigt, die Quer- fortsätze der Lendenwirbel mit langen nach vorn gerichteten Haken, die ersten Schwanzwirbel mit sehr starken Querfortsätzen, das Brustbein sechswirblig, die Hüftbeine schmal, oben tief muldenförmig, die Sitzbeinhöcker sehr gross, die Gliedmassenknochen noch schlanker als bei Gercopithecus. Von den weichen Theilen ıst es besonders der Magen, der durch seine eigenthümliche Bildung auffällt. Er ist Känguruhähnlich, in der erweiterten linken Hälfte mehrfach eingeschnürt, in der rechten eng, darmförmig, lang und gewunden, mit zwei starken Muskelbändern, deren eines vom Blindsack entspringend längs der grossen Curvatur bis zum Pförtner, das andere vom obern Magenmunde längs der kleinen Curvatur ebenfalls bis zum Pförtner verläuft; zwischen beiden Theilen quere Muskelstreifen, die Wände in eine Reihe kugliger Zellen; die weite und enge Hälfte des Magens, nicht scharf abgesetzt, sind gegen einander gebogen. Der Dünndarm ist von ansehnlicher Länge, der Blinddarm dagegen sehr kurz, die Leber vierlappig, die platte Milz länglich dreieckig, die linke Lunge zwei-, die rechte vierlappig, ein Kehlsack von verschiedener Grösse vorhanden, Harn- und Geschlechtsorgane nicht eigenthümlich, die Clitoris mit einer Eichel. Die zahlreichen Arten gehören ausschliesslich der gegenwärtigen Schöpfung an und bewohnen sowohl Afrika als Asien. Sie leben gesellig auf Bäumen und sind meist ruhig und sanften Naturells, nur im Alter bissig und bos- haft. Nach der Entwicklung des Vorderdaumens ordnen sie sich in zwei Gruppen, denen mehre Mastozoologen mit Unrecht die Bedeutung von Gat- tungen zuschreiben. a) Colobus. Der vordere Daumen völlig verkümmert. S. guereza Wagn.*) Der Guereza ist ein Schlankaffe von auffallen- dem Aeussern. Der lange weiche Pelz bildet von den Schultern längs der Seiten auf dem Kreuz und den Schenkeln eine lange, jederseits herabhän- gende, aus seidenartigen Haaren bestehende Mähne, deren schneeweisse Farbe auffallend aus der schön sammetschwarzen des übrigen Pelzes her- vortritt. Von ebensolcher weisser Behaarung ist das Gesicht umgeben und die Kehle besetzt. Die buschige Endhälfte des Schwanzes ist silbergrau. Gesicht, Sohlen, Nägel und Schwielen sind wie der übrige Pelz schwarz. Das Weibchen und die Jungen unterscheiden sich nur durch das kürzere weisse Seidenhaar der Mähne. Der Körperbau ist schlank, die hintern Ex- tremitäten verlängert, zumal die Hinterhände und deren Daumen sehr kurz und dick. Körperlänge 2!/,‘, der Schwanz 24g‘. : D A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 107; Colobus guereza Rüppell, abyss. Wirbelth. . Simiae catarrhinae. Semnopilhecus. 1073 Am Schädel fällt die Stirn allmählig zur Schnauze ab, die Schläfen- leisten ziehen sich schnell zusammen, vereinigen sich jedoch erst kurz vor der Oceipitalleiste, die Augenhöhlenränder treten schwach hervor, der Zwi- ' schenkiefer erreicht kaum die Spitze des Nasenbeines, der Unterkiefer ist hoch mit völlig gerundeter Kinnsymphyse, etwas vorspringenden Winkel, und breiten senkrechten Kronfortsatz. 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 27 Schwanzwirbel. An dem Mittelhandknochen des Daumens befindet sich nur ein kleiner Knochenkern. Der Magen bildet einen läng- ‚lichen, halbbogenförmig gekrümmten Sack mit wulstigen Anschwellungen, der Blinddarm ist ein Kegel mit breiter Basis, die vier Leberlappen sind | eingeschnitten , der Darmkanal von sechsfacher Körperlänge, die rechte Lunge vier-, die linke dreilappig, die Ruthe dünn und lang mit kleiner, ‚stark RER TER Eichel; vollkommen ausgebildete Backentaschen fehlen. | ‚Bewohnt die waldigen Niederungen von Süd- und West-Abyssinien 'in der Nähe der Gewässer in kleinen Familien auf hochstämmigen Baumen, von Früchten, Samereien und Insecten sich nährend. S. polycomos Wagn.°?) Unterscheidet sich von voriger Art durch den ‚Mangel der langen weissen Mähne an den Seiten und Hintertheil des Kör- pers, statt deren vielmehr Kopf und Schultern mit langen flatternden groben Haaren von schmutzig gelblicher mit schwarz gemischter Farbe bekleidet sind. Die Behaarung des Körpers selbst ist länger, aber ebenfalls schwarz, der Schwanz mit grosser Quaste schneeweiss; die anatomischen Verhält- nisse stimmen im Wesentlichen mit voriger Art überein. Bewohnt die Wälder der Sierra Leona, Guinea und Fernando Po. S. ferrugineus Wagn. ©) Mit teiöhlicher langer Behaarung ohne Mähne, nur mit längerem Backenbart und Schwanzquaste oben überall heller oder ‘dunkler rauchblau schieferschwärzlich oder reiner schwarz, der Backen- ‚bart, ein Streif hinter den Ohren und längs der Seiten und die Aussen- ‚seite der Gliedmassen rostroth, Kinn und Unterseite gelblichweiss, die In- 'nenseite der Beine mit rothem Anfluge, die steifen aufgerichtelen Stirnhaare ‚und nackten Theile schwarz, der Schwanz schmutzig blass rostfarben. Die Unterseite ist bisweilen röthlichgelb oder theilweise auch reiner weiss, der "Schwanz braunschwarz. Der den Vorderdaumen vertretende Höcker trägt ‚bisweilen einen Nagel. Körperlänge bis über 2‘, der Schwanz 21g‘. Ä Am Gambia, der Sierra Leona und auf Fernando Po. 5) A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 108. V. ; Colobus ursinus Ogilby, Proceed. zool. ' soc. Ill. 98; Pel, Bijdrag. Dierk.; Owen, Ann. mag. nat. hist. 1842. IX. 504; Fraaser, zool. typ. tb. 1; Simia polycomos Schreber, Säugeth. Tf. 10.d; Pennant, quadrup. 212. tb. 46; Colobus leucomerus Ogilby, Lond. Edinb. phil. magaz. 1838. Xll. 531; Semnopithecus vellerosus Geofiroy, Voy. Belanger 48; Colobus vellerosus Geoffroy, Catal. meth. mammif. 17; Semnopithecus bicolor Wesmael, Bullet. acad. Bruxelles 1835. Waterhouse unterscheidet die einlörmig schwarzen Exemplare von Fernando ‚Po als C. satanas Loud. mag. 1838, 1. 335. Ä 6) A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1. 110. 308; Simia ferrugineus Shaw, gen. zool. Il. 59; Pennant, Quadrup. 1.203; Colobus \fuliginosus Ogilby, Proceed. zool. soc. 1835. I. 97; €. rufoniger Martin, mammif. 500; C. Temmincki Kuhl, Beitr. 7; C. Pennanti Waterhouse, Loud. ınagaz. 1838. I. 335. — C. verus Beneden, Bullet. acad. Bruxelles 1838. V. 344 den A. Wagner, Schreb. Säugelh. I. 300 willkürlich in Semnopith. oliva- ceus umtauft, unterscheidet sich durch seine olivenbraune Oberseite mit fein schwarz ı geringelten Haaren und durch die schmutziggraue Unterseite. Das einzige Exem- plar steht im Pariser Museum. Säugethiere. 68 1074 ÜUnguiculata. Quadrumana. b) Semnopithecus. Mit kurzem vorderen Daumen. S. nasicus Cuv.?) Der Kahau zeichnet sich durch seine lange Nase auffallend von allen übrigen Affen aus. Dieselbe tritt frei aus dem nackten Gesichte hervor, ist in der Mitte fast Zoll breit, spitzt sich aber zu und) ist oben gefurcht, die grossen Nasenlöcher öffnen sich nach unten und können willkürlich erweitert werden. Die dichten kurzen Scheitelhaare sind gewirbelt, die Haare an den Seiten des Gesichtes und am Kinn länger, am Halse und Schultern einen Kragen bildend. Kopf und Oberhals sind lebhaft kastanienroth, der Rücken fahlgelb und dunkelrothbraun gewässe oder einfach rothbraun, auf der Kruppe ein scharf begrenzter dreiseitige weisser Fleck, der Schwanz weiss, an den Leibesseiten herab fahl gelb lich weiss mit grau, Scheitel, Wangen, Kinn, Vorderhals, Brust und Bauc röthlichgelb, nach hinten grau, das nackte Gesicht kupferfarben, Sohle und Gesässschwielen schwarz. Junge Exemplare sind heller gefärbt und) haben eine merklich kürzere, kleinere Nase, ja in noch früherer Jugend biegt sich die Nasenspitze aufwärts und die Färbung ist rostgelblich ohne Lendenfleck. Backentaschen fehlen gänzlich. Der enorm grosse Kehlsack reicht bis unter die Schlüsselbeine und communiecirt mit dem Kehlkopf durch eine weite Oeffnung. Das Skelet bietet in seinen einzelnen Formen vielfache Eigenthümlichkeiten. So hat der Atlas stark nach oben gekrümmte Querforisätze und einen untern Dorn, der 7. Halsdorn ist höher als der 1. Rückendorn; die Querfortsätze der Lendenwirbel auffallend kurz, 3 Kreuz- und 25 Schwanzwirbel, 7 wahre, 5 falsche Rippen, das Schulterblatt sehr schief dreiseitig. Körperlänge 2‘, der Schwanz etwas länger. Lebt auf Borneo in grossen Gesellschaften, ist sehr boshaften Naturells, noch nicht gezähmt. Der Name Kahau ist von der gleichlautenden Stimme entiehnt. S. nemaeus Cuv. 8) Von kräfligem Bau, doch mit dem langen dünnen Schwanze der vorigen Art, aschgrau und weiss gesprenkelt, die einzelnen Haare weisslich und schwärzlich geringelt, der Rand des Vorderkopfes, ein Strei' von den Schultern zur Achselgegend und von hier über die Brust, Oberschenkel, Finger und Sohlen schwarz, die langen Haare der Wangen, des Kinns, des Vorderhalses und der Vorderarme, des Schwanzes und ein Fleck über demselben weiss, der Halskragen und die Unterschenkel dunkel rostroth, das Gesicht röthlich. 3Kreuz- und 23 Schwanzwirbel. Körper- länge 2°, Schwanz 12)‘. In Conchinclina. S. entellus Cuv.?) Der weisse Schlankaffe ist in der Jugend schlank 7) Cuvier, regn. anim. I. 94; Martin, Lond. Edinb. phil. magaz. 1838. XI. 59257 A. Wagner, Schreb. Säugeth. 1: 102; Simia nasica Audebert, Singes IV. 11. tb. 1; Buffon, Hist. nat. suppl. Vll. 53. tb. 11.12; Simia nasalis Shaw, gen. zool. 1. 55. Lb. 22; S. rostrata Blumenbach, Abbild. Tf. 13; Kahau Wurmb, Verhandl. batav. Ge- nootsch. Ill. 145; Nasalis larvatus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 91; Catal. meth.’ mammif. 11; Voy. Belanger 46; Nasalis recurvus Vigors a. Horsfield, zool. journ. IV. 109. 8) Fr. Cuvier, Mammif. 38. tb. 12; Geoffroy, Voy. Belanger 34; Catal. meth. mammif. 101; Simia nemaeus Linne, mant. pl. alt. 521: Schreber. Säugelh. I. 110. Tf. 24; Douc Buffon, Hist. nat. XIV. 298. tb. 41; suppl. VII. 85. tb. 23; Cercopithecus nemaeus Desmarest, Mammal. 54; Lasiopyga nemaea llliger, Prodr. mammal. 68; Pygathrix Geoffroy. 9) Fr. Cuvier, Mammif. tb. 8. 9; Bennelt. Gard. menag. 81. c. fig; Geoffroy, Voy. Belanger 38; Catal. meth. mammif. 13; Simia entellus Dufresne, Bullet. soc. und nier Augen © gerichlel richtet, & den Lem Gliedmas grau, da schwarz graulicht gran mil und 273 In \ beweglich Jh dunkel @ Gesicht letztrer | Wangen Haut $. pi Scheitel, herab ur rostfarber die fing: oben rei ger] Philom, { asjal, Soc, mehre Anl ses Journ, dunkle A) den, ve bytig prig Ceylon, } und an Tade, ı Welche ( bleibt di einförmie Simiae catarrhinae. Semnopithecus. 1075 und zierlich, im Alter kräftiger; die Scheitelhaare sind gewirbelt, über den Augen eine Reihe langer, steifer, schwarzer Haare vorwärts und aufwärts gerichtet, der Backenbart graulichweiss, unter dem Kinn nach vorn ge- richtet, der Pelz graulichweiss bis hellröthlich, längs des Rückens und auf den Lenden röthlich, an den Seiten blasser, am Bauche weiss, an den Gliedmassen dunkler bis zu den schwarzen Händen, der Schwanz röthlich grau, das Gesicht violett schwarz, Ohren, Sohlen, Gesässschwielen ganz schwarz. Andre Exemplare sind oben einförmig aschgrau, am Schwanze graulichkbraun, noch andere oben mit bräunlichem Anfluge, im Alter hell- grau mil einzelnen schwarzen Haaren und schwarzem Schwanze. 3 Kreuz- und 27 Schwanzwirbel. Körperlänge 14a’ bis 2/,‘ Schwanz 21/,‘ bis 3‘, In Vorderindien und auf Ceylon gemein in allen Wäldern, gesellig, beweglich, muthwillig, von den Hindus göttlich verehrt. S. hypoleucus Blyth. *) Steht der vorigen Art sehr nah, ist oben dunkel graulichbraun, an den Seiten heller, unten weisslich oder falb, im Gesicht, den Augenbraunen, den Händen und ganzen Schwanz tief schwarz, letztrer bisweilen mit graulichbrauner Spitze, Scheitel, Hinterhaupt und Wangen bräunlich weiss. Körperlänge nahezu 2‘, Schwanz 22/;'. Häufig auf Malabar und Travancore. S. pileatus Blyth.2) Ohne Haarwirbel und ohne Haarkamm auf dem Scheitel, doch hängen die Haare nach hinten, seitlich und über die Stirn herab und bilden eine flache Kappe; das Männchen ist oben aschgrau, rostfarben überlaufen, der Backenbart und die Unterseite tief rostfarben, die Finger schwärzlich, der Schwanz am Ende schwarz, das Weibchen oben reiner grau. Gemein in den Chittagong- und Tipperahbergen. S. leucoprymnus Desm. ?) Das nackte Gesicht ist schwärzlich, auf der philom. 1797. 49; Schreber, Säugeth. I. Tf. 23.b; Presbytis entellus Blyth, Journ. asiat. soc. 1847. XVI. 732. — Neuerdings sind auf blosse leichte Farbendifferenzen mehre Arten von aieser abgelöst worden. So begreift Elliot unter Semnopith. anchi- ses Journ. asiat. soc. 1844. Xll. 470; Presbytis anchises Blyth, ibid. 1847. XVI 733 die dunkle Abänderung in Dekkan mit weissen uud schwarz gesprenkelten Vorderhän- den, weısslichen Hinterhänden und längerem Pelz, und unter S.priamus 1. c.; Pres- bytis priamus Blyth ].c. jene Exemplare von der Küste Coromandel, Malabar und auf Ceylon, bei welchen die blasse Milchchocoladenfarbe sich über den ganzen Rücken und an den Seiten herab ausbreitet, die Hände weiss behaart und die Haare ge- rade, nicht wellig sind. Hiemit stimmen die beiden pariser Exemplare überein, welche Geofiroy als S. albipes Archiv. du Museum V. 536 beschreibt. Auf Ceylon bleibt die Art nach Blyth 1. c. als Presbytis thersites aufgeführt, kleiner, ist oben einförmig trüb grau, auf dem Scheitel und den Armen dunkler, an den Händen dunkel schieferbraun, ohne Scheitelkamm, mit grossem weissen Backenbart. Im Himalaya soll die Art bis 11000° Meereshöhe hinaufgehen und ist in Nepal nach Hodgson, Journ. asiat. soc. X. 907 L. nepalensis s. schistaceus oben dunkel schieferfarben, unten und am Kopf blassgelb, doch auch oben bisweilen blasser und fast weiss. 1) Blyth, Journ. asiat. soc. X. 839. XI. 170. Xıll. 470; Presbytis hypoleucus 1847. XVI. 773. tb. 26. fig. 1; S. Dussumieri Geoffroy, Archiv. du Museum II. 338. tb. 2; S. Johni Martin, Mammif. 489. a Eu, Journ. asiat. soc. XI. 174. XIII. 467; Presbytis pileatus XVI. 735. tb. nei 3) Desmarest, diet:sc. nat. XLVII. 439, Cercopithecus cephalopterus Zimmermann, geogr. Gesch. II. 185; C. leucoprymnus Otto, nov. act. Leopold. XIl.b 503. tb. 46. 47; Presbytis cephalopterus Blyth, Journ. asiat. soc. 1847. XVI. 734; Semnopith. nestor Bennett, Proceed. zool. soc. I. 67; C, latibarbatus Geoffroy, catal. meth. mam- mif. 12. 68* 1076 | Unguiculata. Öuadrumana. Oberlippe einzelne hellgraue Schnurren, die Augenbraunen pechschwarz, Ohren und Sohlen ebenfalls schwarz, der Oberkopf mit einer dunkelbrau- nen Calotte bedeckt, Rücken, Seiten, Gliedmassen schwarz, Brust und Bauch schwarzbraun, Unterlippe, Kehle, Unterhals und ein scharf be- grenzter Fleck vom Hinterrücken über das Gesäss an die Schenkel hinab grauweiss, der Backenbart und Schwanz gelbgrau. Bei andern Exemplaren ist der schwarze Rücken gelblich gesprenkelt, die braune Kopffarbe ins röthliche ziehend, oder aber der Rücken braun, der Backenbart weiss. Körperlänge 12/,‘, Schwanz länger. Auf Ceylon. S. obscurus Reid. *) Der weiche seidenartige Pelz ist glänzend grau- lich russbraun, unten heller, Gesicht, Ohren, Hände und Gesässschwielen schwarz, die Augenlider milchweiss, Kinn und Lippen weiss behaart, der lange rückwärts gerichtete Backenbart dunkelbraun, die ebenfalls rückwärts gerichteten Kopfhaare dunkel, nach hinten verlängert und licht bräunlich ‚ grau. In der Jugend ist der Pelz ganz lichtfalb, allmählig mischt sich ” schwarz ein. Körperlänge 2‘, Schwanz sehr wenig länger. Auf. der malayischen Halbinsel und den benachbarten Inseln. S. cucullatus Geoflr.?) Die Ohren sind mit starren schwarzen Haaren besetzt, ebensolche längere umgeben das Gesicht und richten sich auf der Stirn auf, sind hier bräunlich falb, auf dem Rücken braun, an den Glied- massen und am Schwanze schwarz, an der Unterseite dünner nnd schwärz- lich. Körperlänge fast 2‘, Schwanz etwas kürzer, N In den Nilgherris und Ghats. - S. comatus Desm. 6) Die Behaarung ist überall reichlich und lang. Gleich über und zwischen den Augenbraunen befindet sich ein Wirbel, hinter dem die Haare einen hohen bis auf den Oberhals fortgesetzten Kamm bilden, die langen rückwärts gerichteten Wangenhaare verstecken die Ohren fast ganz. Die Ober- und Aussenseite ist schwärzlich aschgrau, an den Gliedmassen herab mischt sich mehr weiss ein, die Unterseite ist weiss | mit gelblichem Anfluge, die Finger dunkelgrau oder weisslich, selbst dunkel braunschwarz, wie denn auch auf dem Rücken sich bei einer Abändrung 4) Reid, Proceed. zool. soc. 1837. V. 14; Martin, Mammif. 486; Cantor, Journ. asiat. 1846, XV. 144; A. Wagner, Schreb. Säugeth. V. 28; S. leucomystax Müller, Verhandl. I. 59: S. halonifer Cantor, Proceed. Linn. soc. 1845. Ann. mag. nat. hist. XV. 335; Presbytis obscurus, Pr. Barbei, Pr. Phairei, Pr. albocinereus Blyth, Journ. - | asiat. soc. 1847. XV. 733. tb. 26. fig. 3; Semnopith. albocinereus Eydoux, voy. Bonite tb.1. Die Blyth’schen Exemplare aus Arrakan (Pr. Phayrei) haben keine verlängerten Haare am Hinterkopfe, einen mehr aschfarbigen schwarzen Pelz, weisse Unterseite | und weisslichen Schwanz, die Exemplare aus Tenasserim (Pr. Barbei) differiren nur sehr wenig im Colorit, der $. albocinereus unterscheidet sich durch einen doppelten Scheitelwirbel, weisse Unterseite und schwärzlichen Schwanz. 5) Geoffroy, Voy. Belanger 38. 72. tb. 1; S. Johni Martin, Mammif. 487; Pres- bytis- Johni Blyth, Journ. asiat. soc. 1847. XVI. 734. — A. Wagner beschreibt Schreb. Säugeth. I. 305 neuerdings V. 27 an der Selbständigkeit zweifelnd, S. jubatus (== S. Johni Mart.) mit rückwärts gerichleten langen Kopfhaaren von licht bräunlichgelber Farbe, auf der Stirn mit einem Querstreif starrer, schwarzer, vorwärts gewendeter Haare, mit einfarbig glanzend schwarzem dichten Pelze und weisslichgelben Gesäss- schwielen. Gray’s völlig ungenügend characterisirter Presbytis albigena Proceed. 1850. 77. tb. 10 unbekannter Heimat gehört zu dieser oder der vorhergehenden Art. 6) Desmarest, Mammal. 533; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 11; Geoffroy, Voy. Be- langer 40; A. Wagner, Schreb. Säugeth. I. 87; Presbytis mitrata Eschscholtz, Kotze- bus Entdeckgsreise Ill. 196; S. mitratus u. S. siamensis Schlegel, Verhdl. I. 60. 65. ib. 12; S, nigrimanus Geoflroy, Archiv. du Museum. Il. 546. | SER ae FE en Keuh Simiae catarrhinae. Semnopithecus. 1077 ein brauner Ton findet. 12 rippentragende, 7 rippenlose, 3 Kreuz- und 28 Schwanzwirbel. Körperlänge 1?/,‘, Schwanz ?‘. Auf Java und in Siam. S. frontatus Müll. ?) Zierlich gebaut, mit sehr schlanken Gliedmassen, mit hohem schmalen Scheitelkamm, ausgezeichnet durch einen grossen kahlen Stirnfleck, dessen bhläuliche Milchfarbe scharf gegen das matt schwarze Gesicht absticht. Der Backenbart ist lang und schwarz, der Pelz dunkel rauchfarben, auf dem Vorderrücken in gelblichgrau ziehend, nach unten dunkler rauchschwarz, an den Händen rein schwarz, an Kehle, Brust, Unterleib gelblichgrau, die Iris braun. Körperlänge 1,‘ Schwanz 21/‘. Auf Borneo. S. maurus Desm. ®$) Das Gesicht wird von langen abstehenden Haa- ren umgeben und der Scheitel trägt eine strahlige langhaarige Mütze. Die Unterseite ist spärlich behaart. Das allgemeine Colorit ist glänzend kohlen- schwarz, nur am Bauche mit bräunlichem Anfluge. Die neugeborenen Jungen dagegen haben ein goldgelbes Colorit, am Unterrücken, der Ober- seite des Schwanzes und in der Schwanzquaste mit schwärzlichen Haar- spitzen. Bald verbreitet sich das Schwarz weiter, und nach drei Monaten schon sind Hände, Oberseite des Kopfes und Schwanzquaste ganz schwarz, dann wird die schwarze Farbe allgemein, der Backenbart bleibt am läng- sten gelb» Es kömmt eine graue Abänderung vor, 30 Schwanzwirbel. Körperlänge 2%‘, Schwanz 2Ug‘. Gemein auf Java, Sumatra, Borneo, Banka. S. auratus Geoffr. °) Von voriger Art unterschieden durch kürzeres Haar rings um das Gesicht und durch den kammartigen vom Hinterhaupt bis zum Nacken reichenden Schopf. Junge Thiere sind schmutzig gelb, alte wie bei voriger Art schwarz, jedoch an der Innenseite der Vorderarme, am hintern Bauch und unter der Schwanzwurzel ockergelb und ein eben- solcher Streif an den Beinen. Die Sumatrenser Exemplare sind durchweg heller, am Unterbauch und der Innenseite der Gliedmassen sogar weiss, in der Jugend lichtgelblich oder. röthlichbraun. Körperlänge 1!/,', Schwanz 21/,‘. Auf Borneo und Sumatra. S. melalophus Cuv. *}) Die Stirnhaare strahlen von einem Wirbel all- 7) Müller, v. d. Hoeven’s Tijdschr. V. 134; Verhandl. I. 62. tb. 8. 8) Desmarest, Mammal. 533: Fr. Cuvier, Mammif. tb. 10; Geoffroy, voy. Be- langer 42; Catal. meth. Mammif. 14; Müller, Verhandl. 1. 61. 76. tb. 12 b; Simia cri- stata Raffles, Transact. Linn. soc. Xlll. 244; Müller, 1. c. ib. 12. fig. 1; S. pruinosus Desmarest, 1. c. 533; Presbytis maurus Cantor, Journ. asiat. soc. 1846. XV. 312. Blyth, ibidem. 1847. XVI. 735. 9) Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 42; Catal. meth. Mammif. 15; S. chrysomelas und S. sumatranus Müller, Verhandel. I. 61. 71. tb. 10. 11; S. femoralis Horsfield, append. to life of Raffles; Martin, Mammif. 480. 1) F. Cuvier, Mammif. tb. 8; Geoffroy, voy. Belanger 40; Catal. meth. Mammif. 16; Müller, Verhandl. I. 60. 66. tb. 12; S. flavimanus Geoflroy, Archiv. du Museum II. 543, S. rubicundus Müller, 1. c. tb. 9. 11; S. nobilis Gray, Ann. mag. nat. hist. 1842. X. 256. Die Fossilreste der Schlankaffen sind erst spärlich aus tertiären Schichten be- kannt. Gervais deutet einige Zähne, Speiche und Elle aus den Süsswassermergeln von Montpellier auf einen S. monspessulanus Zool. Pal. fr. 6. tb. 1. fie. 7—12 und Blainville findet das Schädelfragment vom Subhimalaya, welches von Meyer als S. subhimalayanus aufführt, den Pavianen ähnlicher als den Semnopitheken. Die von ° Cautley und Falconer ebenda entdeckten Fragmente sollen zwei Arten andeuten, doch fehlt noch .die nähere Characteristik. 1078 Unguiculata. Quadrumana. seitig aus und auf dem Scheitel erhebt sich ein schmaler Haarkamm, der sich auf dem Oberhalse allmählig verliert. Die Färbung ist brennend fahl- roth mit lebhaftem Goldglanze, an der Unterseite lichtgelblich mit rostfar- benem Anfluge, der Scheitelkamm zum Theil schwärzlich oder ganz schwarz, über dem Auge ein schwarzer Streif, das Gesicht blaulich, die Lippen fleischfarben, die Augen braun, Hände und Schwielen schwarz. Die Va- rietäten zeichnen sich aus durch einzelne schwarze Haare auf der Ober- seite, durch weisse Unterseite oder durch die dunkelrothbraune Oberseite. 31 Schwanzwirbel. Körperlänge 1'/;‘, Schwanz 22/z‘. Auf Sumatra und Borneo, II. Gattungen mit sehr ungleichen Gliedmassen und ohne Schwanz. Hylobates Ill. Die Gibbons unterscheiden ‚sich von allen vorigen Allen sogleich durch ihre auffallend langen Arme, die bei aufrechter Stellung des Tliieres bis an die Knöchel hinabreichen, durch den äusserlich ganz fehlenden Schwanz, das platte Gesicht und den völligen Mangel der Backentaschen. Ihr Bau im All- gemeinen ist schlank, ihr Kopf rund, Ohren und Gesicht menschenähnlich, doch der Gesichtswinkel viel kleiner als bei dem Menschen, von den Nägeln nur der des Daumens völlig platt, die übrigen sehr gewölbt und Jänglich, bisweilen verwachsen an den Hinterhänden Zeige- und Mittelfinger mil ein- ander, die Gesässschwielen sind sehr klein, die Behaarung dicht und reichlich. Die grossen Schneidezähne haben gleichmässig convexe, glalle Vorder- flächen, unten sind die beiden mittlern merklich kleiner als die beiden äussern, oben die beiden mittlern viel grösser als die äussern. Die obern Eckzähne sind sehr lang und stark comprimirt, vorn und innen mit einer tiefen Rinne, hinten abgeflacht, mit schneidender Kante, die untern viel kürzer, mit nach innen und hinten verdickter Basis, stumpfkantig. Die Lückzähne fast von gleicher Grösse, die obern deutlich zweihöckerig, der zweite untere mit Andeutung eines zweiten. Höckerpaares.. Die obern Mahlzähne deutlich vierhöckerig, die Höckerpaare etwas schief, der mittlere Zahn der grösste, die untern von fast gleicher Grösse, ihr vorderer innerer Höcker der schärfste und in der Mitte des Hinterrandes stets ein kleiner unpaarer fünfter Höcker. Am Schädel ist der Hirnkasten stark gewölbt, der Scheitel zwischen den Schläfenleisten deprimirt, ohne Kamm, die Stirn schwach eingesenkt, die Augenhöhlenränder nur wenig vortretend, die Augenhöhlen sehr gross, seit- lich sehr stark vortretend, ihre Scheidewand viel breiter als bei vorigen Gattungen, die Nasenbeine kurz und breit, der Unterkiefer schmal, mit stark gebogenem Unterrande und stark erweitertem Winkel. Der Atlas hat einen sehr schmalen Bogen, aber dicken Körper und gerade, dünn griffelförmige Querfortsätze, der Epistropheus einen starken niedrigen Dorn, die folgenden Dornen sind gleich hoch bis zum sechsten, die Querfortsälze verkümmert, dagegen die Gelenkfortsätze sehr breit. Die Dornfortsätze der 4 ersten Rückenwirbel sehr breit und senkrecht, die folgenden schmäler und stark geneigt, die Lendenwirbel ungemein stark, ihre gleich hohen sehr dicken Dornen nach hinten gerichtet, ihre breiten Querfortsätze horizontal, mit nach vorn ausgezogenen Ecken, Kreuz- und Schwanzwirbel an unseren Skeleten‘ völlig verwachsen, nach Andern jene zu 3 bis 4, diese zu 3 vorhanden 2), 2) Die Wirbelzahl der Hylobaten wird verschieden angegeben, Unsere beiden Simiae catarrhinae. Hylobates. 1079 ‚Der Brustkasten ist ungemein breit, die starken Rippen auffallend gebogen, ‘das Brustbein aus 5 sehr breiten flachen Wirbeln bestehend, das Schlüssel- bein sehr lang platt, stark gekrümmt, das Schulterblatt durch auffallende Verkürzung des Vorderrandes sehr schief dreiseitig, mit fast. miltelständiger Gräte, der Oberarm ungemein schlank, cylindrisch, ohne Kanten, mit kug- ligem oberen Gelenkkopf, der Radius noch länger, ebenfalls eylindrisch, ge- ‚krümmt, die Elle gerade und dreikanlig, mit völlig verkürztem Olecranon, ‚die Phalangen der Finger sehr lang, oben gewölbt, unten concav, seitlich ‚mit scharfen Kanten, in der Mitte etwas erweitert, der Daumen kurz und ‚schwach, das Becken merkwürdig breit, zumal die Hüftbeine, welche fast | horizontal vom Kreuzbein abgehen, die Sitzbeinhöcker in der Quere sehr er- 'weitert, Ober- und Unterschenkel viel kürzer als die Armknochen, die Tibia stark comprimirt, die Fibula dick, die Zehen kürzer und schwächer als die ' Finger, dagegen der Daumen sehr stark, die Phalangen ebenso merkwürdig ‚gestaltet als vorn. Von den weichen Theilen verdient der wurmförmige An- ‚hang des Blinddarmes Beachtung, die zweilheilige Leber, die fast dreieckige ‚Milz, die rechte Lunge vierlappig, die linke einfach, der Kehlkopf bisweilen ‚mit Kehlsack, die Kehlkopfsknorpel nach Eschricht (an einer sonst unbe- ‚kannten Art H. albifrons untersucht) sehr beweglich. Der.Uterus endigt in zwei kurze Fortsätze. | Die Arten bewohnen Östindien und den indischen Archipel, sind furcht- ‚same, träge Thiere, die nur bei drohender Gefahr mit ungemeiner Schnellig- ' sehr unbeholfen fortkommen, ohne jedoch sich, wie manche Berichte er- ' zählen, sogleich ergreifen zu lassen. Sie lieben die hohen Gebirgswälder, wo sie paarweise oder gesellig bis zu 12 Stück zusammenhalten und in den ‚ höchsten Aesten sitzen. Sie stürzen sich hier bis 50 Fuss hoch herab und ‚ ergreifen im Fallen sicher mit den Vorderhänden den ausersehnten Ast. Auf " dem Aste entlang gehen sie in aufrechter Stellung, wackelnd, mit krummen- " Knien und mit den langen Armen balancirend. Ihr lautes Geschrei lässt ' sieh stundenweit hin vernehmen. Alt eingefangen sterben sie bald, jung ' werden sie schnell zahm und werden dann sehr zutraulich, doch halten sie ‚ ebenfalls nicht lange aus. | H. syndactylus Cuv.?) Der Siamang ist der plumpste und kräftigste Gibbon, den Orangs ähnlicher als die andern Gattungsgenossen und ganz besonders ausgezeichnet durch den Besitz eines den andern Arten fehlen- den häutigen Kehlsackes, der mit zwei ovalen Oeffnungen in den untern Theıl des Kehlkopfes mündet und beim Schreien sich kuglig aufbläst, ferner durch die Verwachsung des Zeige- und Mittelfingers an den Hinterhänden Skelete von H. leuciscus und H. syndactylus haben wie die vorigen Gattungen in der Dorsolumbalreihe 10-+1 +8 Wirbel, Kreuz- und Schwanzwirbel sind völlig ver- wachsen und das Ende verletzt. Rippen hat die erste Art 7 wahre, 5 falsche, die zweite 8 wahre, 6 falsche, Cuvier gibt dem H. leuciscus 12 rippentragende, 5 rippenlose, 4 Kreuz- ‘und 3 Schwanzwirbel, dem H. syndactylus 13+5+4+3, Daubenton dem H. lar 12+6+3+3, Sal. Müller fand an mehr als ein Dutzend Skeleten von H. leuciscus, H. syndactylus, H. variegatus und H. concolor 13+9 +4-+ 4, nur bei einem alten Weibchen 14+4-+4-+4. Wer löst diese Differenzen ? 3) Fr. Cuvier, Mammif. tb. 2; S. Müller, Wiegm. Archiv. 1845. XV. 79; v..d. Hoeven’s Tijdschr. 1835. II. 329. tb. 5; Sandiford, Verhandl. tb. 2. fig. 3—5. tb. 7. fig. 1-3; Blainville, Osteogr. Primates; Giebel, Odontogr. 2. Tf. 1. fig. 8; Simia syndactyla Raflles, Transact. Linn. soc. XIII. 241; Pithecus syndactylus Desmarest, Mammal. 531. ‚ keit und Sicherheit sich von Ast zu Ast schwingen, auf dem Boden aber . » | | 1080 Unguiculata. (Quadrumana. und die aufwärts gerichteten Haare am Vorderarme. Eine sexuelle Diffe- renz findet in diesen Characteren nicht Statt. Die Augen liegen tief im‘ -Kopfe, die Nase ist platt mit grossen Oeffnungen, das Maul weit, die Wangen eingefallen, das nackte Gesicht nur mit dünnem Wollhaar umge- ben, die Beine gekrümmt, die Behaarung ist auf dem Rücken und den Seiten dicht und lang, am Bauche dünn und spärlich, die Kehle völlig” nackt, russschwarz, bei alten Weibern auch Brust und Bauch äusserst dünn behaart, das Männchen mit einem dicken Haarschopf am Hoden, der es schon auf weite Entfernung erkennen lässt. Die Farbe ist von Jugend an tief schwarz mit einigem Glanz, im russschwarzen Gesicht stehen ein- zelne gelbliche Härchen, die Iris ist hellbraun, die Hände schwarzbraun, F der Gesichtsausdruck grämlich, traurig, phlegmatisch. Aufgerichtet höch- stens 3'/g‘ hoch. Der Schädel ist hinter den Augenhöhlen stark verengt, der Scheitel ” breit, nach hinten etwas eingesenkt, der Unterkieferwinkel stark erweitert, der niedrige Dornfortsatz des Epistropheus dreistachlig, die 5 ersten Rippen sehr breit, das Becken sehr breit, mit sehr breiten flachen Hüftbeinen, mit rundem Foramen ovale und sehr erweiterten Sitzhöckern. { Gemein in den hohen Gebirgswäldern auf Sumatra, in Familien bis zu 6 Stück beisammen, des Morgens munter umherkletternd und laut heu- lend in wiederholten Tönen die Silben guk-ha. Die Nahrung besteht in Früchten, Fruchtknospen und jungen Blättern. H. lar Il.%) Schlanker, zierlicher als vorige Art, ohne Kehlsack und mit überall getrennten Fingern wie die folgenden Arten; der Kopf ist rund- lich, die Augen gross, die Nase flach, die Haut schwarz, das Gesicht von dichtem Wollhaar umgeben. Die Farbe des Pelzes wechselt von weisslich- gelb bis dunkelschwarzbraun, die Hände oft weisslich, der Gesichtskranz grau oder weisslich. Kleiner als vorige Art. Auf dem hinterindischen Festlande. H. variegatus Kuhl.°) Der Ungko variirt auffallend in der Färbung, ist bald heller, bald dunkler, jung gelb bis ganz schwarz, alt selten sehr hell, weissgelb, häufiger bräunlich gelb, gelbbraun, russschwarz bis tief schwarz in mannichfachen Schattirungen und Uebergängen. Ein weiss- licher Streif über den Auger scheint stets vorhanden zu sein, der Backen- bart des Männchens meist weiss oder weissgelb. Bei schwarzen Exempla- ren ist oft die Kreuzgegend rothbraun oder schmutzig gelblich, bei den hellfarbigen Kehle, Brust, Bauch dunkler bis braun, das Kreuz weisslich. Die Gestalt ist schlank, die Arme lang und dünn, die Augenbögen sehr vortretend, das Weibchen ohne Bart. Körperlänge 1/5‘, Armlänge über 2Ug‘, Hinterbeine über 1?/,°. DR A 4) Illiger, Abhandl. berl. Akad. 1815. Il. 88; Müller, Verhandl. 48; Cantor, Journ. asiat. soc. 1846. XV. 172; Blyth, ibidem 1847. XVI. 730; Geoffroy, Catal. meth. mam- mif. 8; Simia lar Linne-Gmelin 27; Pithecus lar Desmarest, Mammal 50; Simia lon- gimana Schreber, Säugeth. 1. 66. Tf. 2. fig. 1: Gibbon Buffon, Hist nat. XIV. 92, tb. 2; Hylobates albimanus Vigors, zool. journ. IV. 107; H. entelloides Geoffroy, Jacq. voy. Inde 13; Archiv. du Museum Il. 532. tb. 1. 9) Kuhl, Beitr. 6; Müller, v. d. Hoeven’s Tijdschr. 1835. II. 326. tb. 6; Wiegm. Archiv. 1845. XV. 86; Pithecus variegntus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 88; P. agilis Desmarest, Mammal. 532; H. agilis und H.lar Fr. Cuvier, Mammif. tb. 3—6; Gibbon Buffon, Hist. nat. XIV. tb. 3; Schreber, Säugeth. I. 66. Tf. 2. fig. 2; H. Rafflesi Geofiroy, Voy. Belanger 28; Catal. meth. mammif. 8. | x Simiae catarrhinae. Hylobates. 1081 Auf Sumatra und der malayischen Halbinsel, ebenfalls in hohen Ge- birgswäldern, paarweise oder in Gesellschaften bis zu 8 Stück, sehr scheu, aufmerksam, ungemein behend im Klettern und Springen. H. leuciscus Kuhl. $) Der Oa trägt einen dichten, feinen, wolligen Pelz, der sich rings um das Gesicht verlängert und die Ohren versteckt. Seine Färbung variirt. Jung ist er meist einfarbig hell aschgrau, ausge- wachsen auf dem Rücken und den Gliedmassen grau, gelblich- oder bräun- lichgrau, Vorderkopf und Brust braunschwarz, Kinn, Wangen, ein Streifen über den Augen weisslich, Gesicht, Ohren, Hände russschwarz. Der Schädel unterscheidet sich von dem des H.syndactylus durch grössere Augenhöhlen, stärkere Schläfenleisten, breiteres Occiput, viel schwächere und weniger abstehende Jochbögen, niedrigeren Unterkiefer. Die Querfortsätze des At- las sind kürzer, der Dorn des Epistropheus nur dreikantig, die Dornfort- sätze der Rückenwirbel sämmtlich sehr breit und geneigt, dagegen die Dornen der Lendenwirbel schmäler und schwächer, 7 wahre, 5 falsche Rippen, die vordern viel breiter, die Ränder des Schulterblattes aufgeworfen, das Becken schmäler, das ovale Loch dreiseitig. Körperlänge 11/,‘, Armlänge 2"/4'.) Bewohnt Java, Sumatra, Borneo und das Festland, bis zu 4000° Mee- reshöhe hinauf, einzeln oder in kleinen Familien beisammen, argwöhnisch und aufmerksam, gewandt und schnell, besonders von Feigen sich nährend, in Gefangenschaft artig, munter und harmlos. — 6) Kuhl, Beitr. 6; Müller, Wiegm. Archiv. 1845. XV. 83; Schlegel, Diergard. 151. c. fig; Geoffroy, Catal. Meth. Mammif. 7; Simia leueisca Schreber, Säugeth. I. Tf.3.b; Pithecus leueiscus Geoffroy, Ann. du Museum XIX. 89; Moloch Audebert, Singes I. tb. 3. fig. 2. Es ist nicht möglich nach den blossen Bälgen die Arten mit syste- matischer Schärfe aus einander zu halten und wenn schon für H. lar und H. varie- gatus die sorgfältige Vergleichung des Skeleles und der weichen Theile nöthig ist: so gilt dies noch mehr für die übrigen Arten, die nur auf Farbendifferenzen be- ruhen. Der H. concolor Harlan, journ. acad. Philad. 1826. 229; (— H. Mülleri Geoffroy, Catal. meth. Mammif. 7) von Borneo nnterscheidet sich nach Müller, Wiegm. Archiv. 1845. XV. 85. durch mehr seidenartige Behaarung, durch vor- herrschend gelblichen Farbenton und grösseres Schwanken des Colorites, Diffe- renzen, die doch zu oberflächlich sind. Geoffroy trennt Archiv. du Museum V. 532. tb. 26 einen H. funereus von der Insel Solo, dessen einziges Exemplar mehr dunkel- grau ins braune ziehend, am Unterleibe bräunlichschwarz ist. Der H. Hulock Har- lan, Transact. americ. soc. IV. 52. tb. 2 (— H. choromandus Ogilby, Lond. Edinb. phil. magaz. 1838. XII. 531) in Arrakan und Bengalen ist nach Blyth, Journ. asiat. soc. 1847. XVI. 729 tief schwarz mit weisser Stirnbinde, die allen vorigen eben- falls zukömmt, die Weibchen bräunlichschwarz bis weisslichbraun. Ogilby’s AH. leucogenys Ann. mag. nat. hist. 1841. VI. 303 ist in dem einzigen jungen weiblichen Exemplar tief schwarz, an Kehle nnd Wangen weiss, ohne Augenstreif, auf dem Scheitel ein Haarschopf. Zwischen H. concolor, H. leuciscus, H. variegatus existi- ren vermuthlich keine osteologischen Differenzen, warum wenigstens führt Müller dieselben nicht an, da er zahlreiche Skelete anfertigen liess. Hier mögen noch die fossilen Ueberreste Platz finden, welche man gewöhnlich der Gattung Pithecus im weiteren Sinne zuschreibt, die aber eine grössere Aehnlich- keit mit Hylobates und noch mehr mit Semnopithecus zeigen. Sie sind indess noch zu fragmentär, um über die generische uud specifische Verwandschaft befriedigende Auskunft geben zu können. Der Unterkiefer von Sansans, von Lartet als Protopithe- cus antiquus essai Sansans II., von Blainville als Pithecus antiguus Osteogr. Primates 57 von Gervais als Pliopithecus antiquus Zool. Pal. fr. 5 aufgeführt, hat den fünften Höcker an den beiden ersten Mahlzähnen wie Hylobates, aber sein letzter Mahl- zahn gleicht viel mehr den Schlankaftfen. A. Wagner beschreibt Münchn. Abhandl. 1840. Il ein Schädelfragment vom Pentelikon als Mesopithecus pentelicus, doch ge- nügt dasselbe nicht zur Begründung einer eigenthümlichen Gatlung und wurde des- halb in der Fauna .d. Vorw. Säugeth. 20 als Pithecus pentelicus aufgeführt, 1082 Unguiculata. Quadrumana, Pithecus Geoffr. Die Orangaffen sind von ungleich robusterem Bau als die Gibbons und haben einen grösseren Kopf mit grösseren Ohren, breiterer Nase, dicker vor- stehender Schnauze und höherem Scheitel, kürzere nur bis zum Knie oder etwas weiter hinabreichende Arme,” aufgetriebenen Leib und kräftige Beine. Es fehlen ihnen sowohl die Backentaschen als die Gesässschwielen. Ihre Vorder- und Hinterhände sind kürzer als bei den Hylobaten, die Nägel flacher, die Behaarung minder dicht. Das Zahnsystem besteht aus- starken und grossen Zähnen. Die grossen meisselförmigen Schneidezähne haben auf der Vorderseite seichte Eindrücke, im Milchgebiss feine Falten. Die Eckzähne sind gross und stark kegelförmig, ohne Kanten und Rinnen, die untern kleiner und deutlicher comprimirt als die obern, im Milchgebiss jedoch klein und nicht hervorragend. Die Lück- zähne sind breiter als lang, die Mahlzähne ziemlich quadratisch. Ihre Kau- flächen senken sich von den vier Ecken der Krone nach der Mitte hin etwas ein, sind vor der Abnutzung mit sehr kleinen spitzen Höckerchen dicht be- setzt, die allmählig sich abreiben, so dass zunächst die Kaufläche von feinen verästelten Rinnen durchzogen ist, endlich aber ausgeschliffen glatt wird. Der Schädel ist im Hirntheil hoch und kuglig gewölbt, anfangs glatt, aber mit zunehmendem Alter Ireten die Leisten, Kämme und Kanten markirt hervor. Das Profil fällt steil vom Scheitel über die Stirn zur Nase ab, die kleinen Augenhöhlen sind stark umrandet, der Schnauzentheil stumpf, breit und platt, die Nasenbeine schmal und kurz, die breiten Zwischenkiefer kaum mit ihrer höchsten Spitze an die Vorderecken derselben hinanreichend, d’e Jochhögen kräftig und weit abstehend, der hintere Gaumenausschnitt weit hinter den Backzahnreihen gelegen, das Hinterhauptsloch gross und länglich, der Unterkiefer mit vorspringendem Kinn, völlig abgerundeten Winkel und sehr breiten Kronfortsatz. Die Wirbelsäule ist kräftig, die Dornfortsätze der Wirbel kurz und stark, sehr geneigt, 12 bis 14 rippentragende, 4 rippen- lose, 3 bis 4 Kreuz- und ebensoviele Schwanzwirbel. Der Brustkasten kurz und weit, das Brustbein kurz, breit, platt, fünfwirblig, das Schulterblatt gross und sehr schief dreiseitig, die Gliedmassenknochen minder schlank und kräftiger als bei Hylobates. Die Muskulatur nur an den Fingern von jenen abweichend. Dem Gehirn fehlt das Trapezium am verlängerten Mark, die Windungen sind zahlreich. Der Magen ist rundlich, der Blinddarm mit.wurm- förmigem Anhange, die Leber gelappt, die Gallenblase lang und gewunden, die Milz zugespitzt, der Kehlkopf mit Luftsäcken, die Lungen nicht gelappt, das Herz klein, die Ruthe ohne Knochen und die Eichel glatt, die Glitoris gross, der Uterus ohne Hörner. Die Arten leben auf Borneo, Sumatra und im westlichen Afrika und zwar auf Bäumen wie die Gibbons, klettern sehr geschickt und behend, laufen aber unbeholfen. Ihre Nahrung besteht in Früchten. Jung eingefangen lassen sie sich zu mancherlei Diensten abrichten. “ _P. satyrus Geoffr. ) Der Orang-Utang hat in der Jugend einen breiten Kopf mit kahlem runzligen Gesicht, tiefliegenden Augen, kurzer 7) Geoffroy, cours 21; Desmarest. Mammal. 50; Owen, Transact. zool. soc. I. 359. tb. 49—56; Müller, Verhandel. tb. 1; Wiegm. Archiv. 1845. XV. 72; Sandifort, Verhandel. 29. tb. 2—7; Burmeister, Zeit. Zool. I. 3; Simia satyrus Linne, syst. nat. XII. I. 34; Schreber, Säugeth. I. 54. Tf, 2; Blumenbach, Abbildgn. Tf. 12. 52; Tile- ” | Simiae catarrhinae. Pithecus. 1083 ; platter Nase’ und zurückgezogenem Kinn. Das obere Kopfhaar ist kurz, an- liegend, nach vorn und: den Seiten gerichtet, an den Backen besonders kurz; die Schultern sind breit, der Bauch dick und wie die Brust dünn behaart, der Rücken dichter behaart, die Gliedmassen widerum dünn be- haart, die Haare des Vorderarmes aufwärts gerichtet, die Haut bräunlich, der Pelz schwarz oder braun. Bei alten Thieren spitzt sich der Kopf nach oben etwas zu, die Schnauze tritt stumpf hervor, der Gesichtswinkel be- trägt nur 30°, die Augen sind klein und vorspringend, die Ohren klein, | nackt, flach anliegend, die Nase völlig platt, nur an den länglichen schief ‚ gegeneinander gestellten Nasenlöchern kenntlich, die Lippen dick, das Männ- | chen mit starken Fleischwülsten auf den Wangen, die ihm ein scheuss- liches Ansehen geben, und mit einem Bart, das Gesicht schwarzbraun, ebenso die Hände, die Behaarung dünn und lang, die Oberlippe mit ' Schnurrbart, der sich zum Kinnbart hinab zieht, die Brust bisweilen fast ' nackt, die Farbe dunkel rostroth. Dem Weibchen fehlen die dicken Backen- ' schwielen und sein Bart ist sehr schwach und kurz. Das ausgewachsene ı Männchen ist 4‘ hoch, die grössten Exemplare 5“. | Der Orang-Utan lebt in niedrigen Waldungen auf Sumatra und Borneo, © istein träges, furchtsames, die Einsamkeit liebendes Thier, klettert am Tage in den Kronen der Bäume um Nahrung zu suchen und versteckt sich, sobald | er Gefahr wiltert, im Laube der höchsten Aeste oder schwingt sich eiligst von Baum zuBaum Verwundet geräth er inZorn und Wuth und schleudert | Zweige und Aeste von derHöhe herab unter tief brummendem Gebrüll. Des Nachts ‚ sucht er ein geschütztes Lager auf den niedrigen Aesten. Er biegt dieselben ‚ kreuzweise zusammen, legt Farren-, Orchideen- und andere Blätter darauf und bedeckt sich bei rauhem Wetter auch damit. Er schlaft auf dem ‚ Rücken oder auf der Seite liegend. Seine Nahrung besteht in Früchten, ‚ Fruchtknospen, Blüthen und jungen Blättern. | P. Gorilla.®) Der Gorilla erreicht 5‘ Höhe, ist sehr breitschulterig, ‚ dicbt mit schwarzen Haaren bekleidet, die im Alter grau werden. Sein Gesicht ist sehr breit und lang, ohne Wangenwülste, die Nase platt, die Schnauze breit und vorstehend, die Unterlippe sehr beweglich und ver- ‚ längerbar, Gesicht und Ohren nackt, dunkelbraun ins schwarze ziehend, ' auf dem Scheitel ein hoher Haarkamm. Der Schädel unterscheidet sich von dem nächst ähnlichen des Schimpanse durch ansehnlichere Grösse, durch ‚fast quadratische oder nach unten verschmälerte Nasenöffnung, durch einen Ausschnitt am hinteren Gaumenrande. | In Nieder-Guinea, gesellig, die Weibchen unter Anführung eines-Männ- sius, naturhist. Früchte Tf. 94. 95; Fr. Cuvier, Mammif. tb. 1; Temminck, Monogr. ‚ Mammal. II. 119. tb. 41—46.; Heusinger, Abbildgn. Tf. 1—4; Blainville, Osteogr. Primates. ib. 1; Giebel, Odontogr. 2. Tf. 1; Blyth, Journ. asiat. soc. 1853. IV. 369; Fitzinger, Wiener Sitzungsber. Xl. 400; Lucae, Verhandl. Senkenbg. Gesellsch. I. ‚154. Tf. 8—13; Orang Utan Buffon, Hist. nat. XIV. 43. suppl. Vil. I. tb. 1; Camper, . Oeuvres 1. 1. tb. 1.2; Wurmb, Verhandl. Batav. genotsch. Il. 134; Audebert, Singes ‚21. tb. 2; Fischer, naturhist. Fragm. 207. T[. 3. 4; Pander u. d’Alton, Skelete TI. 5; ‚Clarke, asiat. research. XV, 489. tb. 1—5; Simia Wurmbi Fischer, Synops. mammal. ‚32; Owen, l. c; Simia morio Owen, 1. c; Pithecus bicolor Geoffroy, Archiv. du Mu- ‚seum II. 526; Mias pappan, M. Kassar, M. Rambi Brooke, Ann. mag. nat. hist. 1841. IX. 54. | 8) Troglodytes gorilla Savage a. Wymann, Boston journ. nat. hist. 1847. V. 4. c. figg.; Owen, Transact. zool, soc, 1848. III. 381. tb. 61—63; Geoffroy, Ann, sc. ‚nat, 1851. XVI. 154. tb. 7, 1084 Unguiculata. Quadrumana. chens. Ihre Wohnung legen sie auf niederen Aesten aus Reisern und Blatt- zweigen an. Sie sind sehr wilden Naturells und vertheidigen sich tapfer im Angriff. Ihr Fleisch wird gegessen. P. troglodytes.°) Der Schimpanse, in seiner Organisation das men- schenähnlichste Säugethier, hat im Verhältniss zum Orang-Utan einen ge- streckten Kopf mit stark zurücktretender Stirn, grosse, abstehende Ohren, Augenwimpern und Brauen, eine kleine platte Nase und Arme, die bei auf- - rechter Stellung kaum unter das Knie hinabreichen. Die Behaarung ist schwarz, lang und rauh, an Brust und Bauch sehr dünn, auf dem Scheitel kurz, an den Seiten des nackten Gesichts einen Backenbart bildend. Der Schädel ist schmal und gestreckt, der Hirnkasten rundlich oval, deprimirt, die oberen Augenhöhlenränder stärker als beim Orang, dagegen der Scheitel- kamm fehlend, die Nähte nicht so früh verwachsend, Schneide- und Eck- zähne kleiner, die Halswirbel schwächer, die Lendenwirbel grösser, ein rippentragender Wirbel mehr, das Schlüsselbein stärker gekrümmt, das” Schulterblatt schmäler und länger, die Hüftbeine schmäler, die Sitzbein- höcker breiter, das Erbsenbein einfach, das Ligamentum teres vorhanden, beim Orang fehlend. Das Gehirn ist auffallend menschenähnlich, der Sack des Kehlkopfes bald einfach bald doppelt. Grösse 5’ Die Heimat beschränkt sich auf Guinea. Sie leben in grösseren Ge- sellschaften beisammen und bauen auf höheren Aesten aus geflochtenen Zweigen und Laub ihr Lager, ziehen aber der Nahrung halber von Ort zu Ort. Ihre Vertheidigung beschränkt sich auf Beissen. In der Gefangen- schaft zeigen sie sich sehr unreinlich, aber sehr gelehrig. Die Mittheilun- gen früherer Reisenden über ihre Lebensweise sind wie über den Orang mit Mährchen ausgeschmückt, die keine Beachtung mehr verdienen. | 9) Simia troglodytes Blumenbach, Abbildgn. Tf. 11; Audebert, Singes 1. 15. tb. 1. 2; Fischer, naturhist. Fragm. 181. Tf. 1. fig. 1; Owen, Transact. zool. soc. 1. 344. Ib. 48. 50—52. Ill. 381. tb. 58—60; Ann. mag. nat. hist. 1848. XVII. 476; Tem- minck, Monogr. Mammal. II. 116; Blainville, Osteogr. Primates, tb. 5; Vrolik, anat. comp. Chimp. 1842; Macartney, Transact. irish acad. 1843. XIX. c. figg; Savage a. Wymann, Boston journ. nat. hist. IV. 362. 377; Troglodytes niger Geoffroy, cours. 16; Desmarest, Mammal. 49; Broderip, Proceed. zool. soc. Il. 160; Tr. leucoprym- nus Lesson, Illustr. zool. tb. 32. KEeui sie Abathmodon 852 Amphiarctos 756 Anthracotherium Antilope gibbosa 296 -# Acanthadon 758 Amphichneumon819 minus 191 gnu 299 Acanthion Amphicyon 757 onoideum — goral 302 Cuvieri 480 Blainvillei — silistrense — gorgon 399 Flemmingi 482 brevirostris 758 velaunum — grandicornis 315 ; javanicum — dominaus — Antilope 292 grimmia 321 Aceralherium 208 Elavevensis — aculicornis 315 grisea 319 is. Acheus 435 Eseri — addax 296 gutturosa 312 Acolherulum 248 giganteus 757 addra 307 hastata 317 Acomys 532 gracilis 758 albıfrons 308 Hazenna 324 . eahirinus 534 intermedius — albipes 323 Hemprichana 319 dimidiatus — lemanensis 757 algazella 295 Hodgsoni 314 perchal 533 major — altifrons 320 interscapularis301 platythrix 535 minor — americana303.305 isabella 306 russatus 534 Amphigonus 725 annulipes 313 isidis 306 . spinosissimus 5933 Amphisorex 900 arabica 307 Kevel 309 ' Aculeatae 916 alpinus 899 arundinacea 315 Kob 298 Adapis 241 Linnaei — barbata 295 Koba — parisiensis 241 Pennanti — Bennetti 307 laevipes 306 Aegagrus 292 telragonurus — bozoartica 294 Lalandi 315 Aegoceros Amphitherium 725 bohor 314 lanigera 303 argali 280 Amyxodon 756 bubalina 302 leptocerus 309 Falkoneri 289 Anaracus 108 bubalis 296 lervia 324 Pallasi 288 Anchitherium 138 Burchelli 320 leucophaea 295 Skyn 288 aurelianense — Campbelliae 320 leucoryx 244 tubericornis 292 Dumasi — campestris 318 Lichtensteini 298 Aello 966 Ezquerrae — capreolus 315 lunata — Cuvieri — Ancodus 239 cervicapra 312 maculata 310 Agnotherium 758 Ancylodon 108 chikara 323 madoqua 320 Agriod'ıs 823 Anisonyx Christoli 304 major 324 Agriotherium 759 brachyura 630 clavata 324 maquinensis 324 hemicyon 756 rufa 527 coerulea 322 Maxwelli 321 insigne — Anoema 456 cora 307 mazama 303 sivalense — oeningensis — Cordieri 324 melampus 313 Ailurus 754 Anomalura 485 corinna 306 melanotis 318 fulgens 759 Fraseri — crispa 302 melanura 316 Akodon 570 > Pelei — Cuvieri 307 mergens 320 boliviense — Anomodon dama — mhorr 307 Alactaga 595 Snyderi 895 deculo 310 minor 324 acanthion 596 Anoplotheridae 243 defassa 316 montana 316 arundinis 597 Anoplotherium 245 deperdita 324 monticola 322 elater — commune 246 depressicornis 300 mytlilopes 296 hallicus 598 Cuvieri — dicholoma 305 nanguer 307 jaculus 395 Duvernoyi — dorcas 305 nasomaculata 296 indicus 596 gracile 244 doria 311 natalensis 321 platyurus 597 Laurillardi 246 Duvauceli 301 nigra 296 tetradactylus 595 platypus — eleotragus 315 nycticans 320 . Alces 353 posterogenium 244 ellipsiprymna 317 ocularis — antiquorum — secundarium — ensiformis 295 Ogilbyi 322 resupinatus — sivalense 246 equina 295 oreas 300 ‚ Ampliodon 799 Antechinus euchore 309 Oreotragus 318 '. Amblotis 670 Stuarti 728 eurycerus 311 oryxz 294 Ametrida - Anthracotherium 190 forfex 313 palmata 305 centurio 977 alsaticum 191 Friderici 321 pediotragus 318 Ammotragus 282 geıgovianum — fulvorufula 315 perpusillus 322 Amphechinus magnum — fureifer 305 personata 308 arvernensis 923 minimum — gazella 295 phalerata 310 1086 Antilope philantomba 321 picta 322 platous — punctulata 321 pygarga 308 pygmaea 320. 322 quadricornis 323 quadriscopa 322 reclicornis 324 redunca 314 : risia 323 rufescens 318 ruficollis 307 rufifrons 306 rufilatus 321 rupestris 318 rupicapra 303 saiga 313 saltatrix 318 saltiana 319 scoparia 316 scripta 310 senegalensis 298 sinsing 316 Soemmerringi 308 spinigera 320 strephiceros 311 subellina 315 subgutturosa 307 sumatrensis 301 suturosa 296 sylvatica 309 sylvicultrix 322 tao 295 taurina 299 temmazama 303 thar 302 torticornis 324 tragocamelus 323 tragulus 318 Register. Arctocephalus ursinus 146 Arclocyon 757 Arctocyoninae 59 Arctonyx 763 collaris — Arctomys 627 altlaicus 634 arvernensis 628 bobac 629 boibacina — brachyurus 630 caligatus 629 camtschatica — caudata 630 empetra 629 flaviventer — Franklini 635 Hoodi 636 latrans 630 ludoviciana — marmotta 628 melanopus 629 mMonaxz — mugosarica 633 primigenia 628 pruinosa 629 Richardsoni 636 rufa 527 spelaea 629 tataricus 630 vieil 638 Arctopilhecus 435 Blainvillei — flaccidus — marmoratus — Arionius 111 servalus — Arvicola 605 agrestris 610. 613 alliarius. 611 % Arvicola groenlandica 605 heveola 604 hortensis 538 hudsonia 605 incerta 611 indica 561 insularis 613 Lebruni 609 leucura — montana 616 monticola 608 Musignani — Nageri 607 nasuta 615 neglecta 613 noveboracensis 625 oceidentalis 616 veconomus 611 oneida 616 oryzivora Jo1 palustris 615 pennsylvanica 614 pinetorum 615 pratensis 607 ratticeps 609 riparia 607. 614 Boylei 613 rubicata 615 rufescens 616 rutila 606 Savi 611 saxatilis — scalophoides 616 socialis 612 subterranea 610 terrestris 608 Townsendi 616 trimucronata 605 vulgaris 610. 613 zanthognathus 614 unctuosa 317 villosa 315 zebra 311 Anura 969 Geoffroyi — Aonyz 792 Delalandi — Aotus trivirgatus 1037 Aphelotherium 248 Arachnocebus 1016 Archaeomys 517 arvernensis — chinchilloides — Laurillardi — Arctibius 974 falcatus — jamaicensis — Arctitis 753 binturong 754 Arctocephalus 132 lobatus 145 alpina 609 amphibius 607 apella 615 argenloratensis 608 arvalis 610. 613 - arvensis 610 ater 608 austerus 616 borealis 615 californica 616 campestris 613 cunicularius 610 destructor 608 duodecimcostata 610 edax 616 ferruginea 538 floridana — fulva 610 glareola 607 gregalis 613. Arvicolinae 602 Ascomys 529 bulbivorus 530 canadensis 529 Douglasi 530 mexicanus 529 rufescens 530 talpoides — umbrinus — Asinus Burchelli 387 hamar 382 Aspalax typhlus 522 Atalapha americana 929 sicula 930 Atilax vansire 812 Ateles 1049 arachnoides 1050 ater 1049 Ateles n beelzebuth 105 frontalis 1049 fuliginosus 1050 Geoflroyi — hybridus — hypozanthus — marginatus 1049 melanochir 1050 paniscus 1049 pentadactylus 1050 subpentadactylus 1049 variegatus 1050 Atherura 483 africana 484 fasciculata 483 macrura 484 Auchenia 365 huanaco 367 lama — paco 368 vicunnda — Anlacodus 500 Swinderanus 501 Temmincki 500 Axis Pennanti 345 Balaena 79 australis 81. 82 boops 82 borealis 79 groenlandica — jnbartes +84 Lalandi 82 Lamanoni & marginata — mysticetus 79 sulcata 84 vulgaris 79 Balaenodea 76 Balaenodon 11il affinis — emarginalus — detinitus — gibbosus — lintianus — physaloides — Balaenoptera 81 boops 83 Cortesi 86 Cwieri — longimana 82 microcephala 85 musculu — rostrata — Barbastrellus 932 communis — Daubentoni — Basilosaurus 149 Bassaris 802 astuta 803 Register. 1087 Bathyergus 523 Bothriodon Calocephalus 132 Canis Bufloni 524 platyrhyuchus 239 discolor 137 latrans 838 capensis — velaunus — Calydonius 230 lupaster 848 coecutiens 525 Bovina 300 tener — lupus 839 damarensis — Brachygnathus 191 trux — Iycaon — Ludwigii — Brachylemur 1017 Camelopardalidae 360 magellanicus 836 maritimus 524 splendens 519 suillus 523 Bdeogale 817 Brachyphylla 963 badia — cavernarum — Brachysorex 901 megalotis 823 megamastoides 848 medius 848 melampus 824 Camelopardalis 361 biturigum 363 giraffa 361 Camelus 369 crassicauda — Brachyteles bactrianus 371 melanogaster 827 puisa 818 macrotarsus 1050 dromedarius 370 melanostomus 834 Belideus 701 Brachyurus 1038 sivalensis 372 melanotus 827 ariel 702 amphıbius 608 Caninae 821 mesomelas 848 Beluga 112 Blumenbachi 615 Canis 825 neschersensis 848 Berardius 110 calvus 1039 aduslus 848 niloticus 827 Arnuxi — israelita 1040 algirensis 848 ochropus 838 Bettongia 687 melanocephalus alopex 827 pallidus 831 campestris 689 1039 alpinus 839 pallipes 841 cuniculus 687 rubicundus — antarcticus 837 palustris 837 fasciata 676 Bradvlemur 1017 anthus 848 parisiensis 850 Gouldi 688 bradypus 433 anubis 824. pictus — penicillata — altinis 436 argentatus 827 primaevus 849 rufescens 687 erinitus — aureus 348 procyonoides 826 setosa — cuculliger 439 Azarae 834 propagator 848 Bisonus 269 didartylus 438 bengalensis 831 protalopex 836 poephagus — infuscatus 436 brasiliensis 834 robustior 836 Bisulca 248 Blainvilleomys 517 Boccamela 782 pallidus 435 torquatus 436 tridactylus 439 rulilans 849 sabbar 831 sinensis 842 brevirostris 758. 847 campestris 838 pegasus — primigenius 264 riscus 270 subhemachalus264 taurus 257 trochoceros 264 urus 259 urus javanicus261 velaunus 273 Boselaphus 300 Bothriodon 239 leptorhynchus — gigot — infulata 1036 melanochir 1035 moloch 1036 nigrifrons 1035 personata 1034 primaeva 1035 sciurea 1033 torguata 1036 Callomys aureus Ji4 laniger 316 hodopylax 841 hyaena 855 javanicus 849 incertus 836 indicus 848 isaltis 832 _ issiodorensis 847 jubatus 837 juvillaceus 848 kokree 831 lagopus 832 Lalandi 823 Bos 259 ursinus 744 canerivorus 837 spelaeus 841 americanus 271 Bubalus 296 cerdo 831 syriacus 848 arni 266 mauritanica 297 chrysurus 827 sumatrensis 849 allantinus 273 cinereoargenteus tricolor 833 banteng 261 Cainotherium 244 833 variabilis 839 bison 269 commune — corsac 830 variegatus 848 bombifrons 272 curonense — crocuta 857 velox 833 brachycerus 266 elegans — dalmatinus 848 vetulus 834 bubalus — gracilis — decussatus 827 virginianus 827 caffer 268 medium — dingo 842 viverrinus 826 cavifrons 264 metapius — dukhunensis 849 viverroides 824 frontalis — minimum — famelicus 831 vulpecula 827 gaurus — Callithrix 1034 familiaris 842 vulpes 826 gavaeus — boliviensis 1033 flavescens 827 zerda 831 eiganteus 273 brunnea 1036 frustror 838 Capra 233 grunniens 269 ealigata — fulvicaudus 834 aegagrus 289 intermedius 273 chlorocnemis 1035 fulvipes — arabica 288 leucoprymnus 261 cinerascens — fulvus 827 Beden — longifrons 265 cuprea 1036 giganteus 757 caucasica 287 moschatus 272 discolor — geypsorum 850 cebennarum — Pallasi 273 donacophilus 1035 Hodgsoni 827 Falconeri 289 hircus 290 hispanica 286 Jaela 288 jamtahica 292 ibex 284 ihazal 291 Pallasi 288 pyrenaica 286 Rozeli 292 sibirica 287 sinaitica 288 Wahli — 1088 Gapreolus 336 Caprina 301 Capromys 489 Fournieri 490 Register. - Cebus gracilis 1045 hypoleucus 1046 libidinosus 1045 Cercoleptes Cervus australis 336 megalotis 753 axis 344 Cercomys 499 bahrainja 349 cunicularius — barbarus 359 pilorides — lugens 1036 Cercopithecus 1065 bengalensis 345 Poyei — lunatus 1043 aethiops —- Bertholdi 359 prehensilis — macrocephalusi044 albigularis 1067 bresciensis 349 Carpophaga 691 macrognathus 4045 Burnetti 1069 Bucklandi 358 Carpolagus 453 moloch 1036 callitrıichus 1070 campestris 342 hispidus — monachus 1044 Campbelli 1067 canadensis 348 Carterodon 499 niger 1046 cephus — capreolus 336 sulcidens 500 Castor 617 fiber 619 Jaegeri 621 issiodorensis 619 spelaeus — subpyrenaicus 621 viciacensis — Werneri 619 Castorini 617 Catoblepas 299 Catodon 90 Cavia 458 acuchy 470 aperea 459 aperoides 461 australis 463 Azarae 461 boliviensis. 462 cobaya 459 cristata 469 Cuttleri 460 flavidens 462 fulgida 459 leucopyga 461 nigricans — obscura — patagonica 464 rufescens 459 rupestris 462 Spixi 463 Cavicornia 254 Cavini 497 Cebus 1041 albifrons 1045 albus — amicta 1036 apellä 1043 Azarae — barbatus 1045 Brissoni 1050 capueinus 1045 castaneus 1044 chrysopus 1045 cirrifer 1046 cristatus — cucullatus 1045 elegans 1043 fatuellus — flavus 1045 frontatus 1043 fulvus 1045 nigrovittatus 1045 olivaceus — robustus 1043 satanas 1040 torquatus 1036 unicolor 1044 variegalus 1043 vellerosus — xanthocephalus xanthosternus — Celaeno 966 Broocksana — Centetes 917 antiquus 918 armalus 917 ecaudatus — semispinosus 918 setosus 917 spinosus 918 variegalus 917 Centronycteris 967 Centurio senex 966 Cephalolophus 319 coronatus 920 Cephalotes - Pallasi 993 Peroni 922 Cercocebus 1065 aethiops 1066 collaris — fuliginosus 1065 radialus 1064 Cercolabes 473 affinis 475 bicolor 476 boliviensis 473 fossilis 475 insidiosus — Liebmanni 477 melanurus 476 nigricans 475 novae Hollandiae 477 pallidus 476 platycentrotus 473 prehensilis — villosus 475 Cercoleptes TS1 brachyotus 753 caudivolvulus — chrysurus 1070 cynosurus 1071 diadematus 1068 diana — erythrarchus — erythrotis 1067 flavidus 1070 fuliginosus 1065 griseoviridis 1070 griseus — labiatus 1068 Lalandi 1071 leucampyx 1068 ludio 1066 Martini — melanogenys — melarhinus 1071 mona 1067 monoides — nictitans 1066 ochraceus 1069 palatinus 1068 patas 1069 petaurista 1066 pileatus 1071 pluto 1068 pogonias 1069 pusıllus 1071 pygerythrus — pyrrhonotus 1069 Rollowav 1068 ruber 1069 rufoviridis 1070 sabaeus LOTL samango 1068 seniculus 1052 talapoin 1071 tantalus 1070 tephrops 1071 Werneri 1070 Cervina 324 Cervus 331 albıpes 335. 346 alces 353 anoceros 359 antiquus 349 antisiensis 338 ardeus 360 Aristotelis 346 arvernensis 345 aurelianensis 360 aurilus 342 Cauvieri — clavatus 339 comosus 343 coronatus 349 costritzensis — curtoceros 359 cusanus 336. 360 dama 351. 353 Destremi 349 dichotomus 343 dicranoceras 359 dicröceros 359 Jiluvianus 349 dimorphus 343 dolichurus 335 Dumasi 349 Duvauceli 347 elaphoides 347 elaphus 348 elegans 359 eminens 360 equinus 346 elueriarium 345 eurycerus 355 fossilis 349 frontalis 341 gergoviar.us 360 giganteus 359 Goudoti 359 grandis — gymnotus 341 Guettardi 358 hastalis 356 hibernicus 355 hippelaphus 345 humilis 359 intermedius 349 islandicus 355 issiodorensis 360 Kuhli 346 Larteli 359 lepidus 346 leptoceros 358 Leschenaulti 347 leucogaster 342 leucotis 359 leucurus 339 lobatus 356 Iyratus 341 macropus 348 macrotis 342 macrurus 339 Cervus major 344. 348 malaccensis 347 maximus 345 medıterraneus 348 melas 335 mezicanus 340 minor 344 moluccensis 345 moschatus 334 munljac — nanus 359 nemoralis 341 nemorivagus 336 nudipalpebr& 344 occidentalis 348 paludosus 343 palustris — pardinensis 345 Partschi 359 parvus — Peroni 345 Perrieri 360 philippinus 346 platycerus 355 platyrhynchus 356 porcinus 344 primigenius 349 priscus — pseudaxis 344 pseudovirginius 349 pumilio 344 Pudu 359 pygargus 336 pygmaeus 359 ramosicornis 339 ramosus 360 ralava 334 Rebouli 349 Reevesi 335 rufinus — rufus — russa 345 savannarum 359 sika 351 similis 339 simplieicornus 335 solitacus 336 spinosus 359 strongylocerus 339. 348 styloceros 334 subcornutus — tarandoides 358 tarandus 356 Tolozani 336 trigonoceros 359 Turnali 336 | unicolor 345 virginianus 339 Wallichi 347 ‚Cetacea 68 Säugethiere. Register. Cete 75 Cetodiodon 108 Chaenodelphinus — Chaetomys 472 subspinosus — Chalicomys 621 Eseri — Jaegeri — minutus — sigmodus — Chalicotherium 245 antiquum — Goldfussi — Cheiromeles 957 torquatus — Cheironectes 705 minimus 706 variegatus — yapoc — Cheirotherium 122 Chelodus 621 typus — Chilonycteris 969 cinnamonea 966 fuliginosa 965 gymnonola — Leayi — personata — quadridens 966 rubiginosa 965 Chinchilla 515 brevicaudata 516 chinchilla — lanigera — Chinchillidae 512 Chiromeles 967 Chiroptera 923 Chiromys 663 madagascariensis 664 Chirogaleus 1017 furcifer 1018 griseus — Miü — olivaceus — Smithi — typicus — Chlamydophorus 416 truncatus 417 Chlamydotherium 427 gigas — Humboldti — Chloromys aguti 469 'Choeromorus 238 mamillatus — simplex — Choeronycteris 970 mexicana — peruana — Choeropotamus 238 affınis 239 Cuvieri — Choeropotamus matritensis 239 parisiensis 239 Choeropus 723 castanotis — ecaudatus — Choloepus 437 didactylus 438 torquatus 436 Choneziphius 111 Chrysochloris 887 affinis 889 albirostris — capensis 888 damarensis 889 holosericea — hottentotta — inaurata 888 obtusirostris 889 rutilans 889. villosa 890 Chrysocyon 838 Chrysothrix 1033 entomophaga — nigrovittata — sciurea — Chthonoergus 527 talpinus — Citillus 633 xanthoprymnus 633 Cladobates 913 Belangeri 915 Ellioti 914 ferrugineus — javanicus — murinus 913 speciosus 914 tana — Coelodon 431 maquinense — Coelogenys 466 fulvus 467 laticeps — major — paca — subniger — Coelops 980 Frithi — Colobus 1072 fuliginosus 1073 guereza 1072 leucomerus 1073 Pennantli — rufoniger — Temmincki — ursinus — vellerosus — verus — Colobotis 631 Condylura 890 cristata 891 longicaudata — 1089 Condylura macrura 891 prasinata — Conepatus conilurus 580 Humboldti 765 Corsira 901 Forsteri — newesa 905 nigrescens — talpoides 901 Cricetodipus 600 parvus — Cricetodon 578 medium — minus — sansansense — Cricetus I74 accedula 577 arenarius 576 auratus 977 bursarius 529 frumentarıwus 575 furunculus 577 fuscatus 578 laniger 516 myoides 573 nigricans 577 phaeus 576 songarus I77 vulgaris 575 Cricetomys 573 gambianus — Crocidura 901 annellata 903 aranea 901 canescens 903 etrusca 902 Hedenborgi 901 hirta 902; leucodon — major 901 moschata — poliogastra — rufa — sacralis 903 Crossarchus 820 obscurus — rubiginosus — Crossopus 899 - fodıens — musculus — philurus — stagnatilis — Cryptoprocta 802° ferox — Ctenodactylus 510 Massoni 511 Ctenomys 505 boliviensis 507 brasiliensis 506 leucodon 507 magellanicus — 41096 Ctenomys Nattereri 906 opimus 507 torqualus 506 Cultridens 863 Cuniculus 634 germanicus — Cuon 852 Cuscus 695 albus 696 macrurus — maeulatus — Cuvieromys 517 Cyclognalhus191.244 Cynailurus 263 guttata 864 jubata 865 Cynalicus melanogaster 851 Cynelos 758 Cynictlis‘ leptura 817 Levaillantii — melanura 812 Ogilbyi 817 penicıllata — Steedmanni — Cynocephalus 1054 babuin 1056 choras 1057 gelada 1058 hamadryas 1055 leucophaeus 1059 mormon 1058 niger 1060 olivaceus 1056 papio 1057 porcarius — sphinx 1056 toth 1055 ursinus 1060 Wagleri 1055 Cynodictis 824 Cynodon 323 lacustre 824 palustre — parisiense — velaunum — Cynogale 796 Bennetli — Cynomys 630 griseus — socialis — Cynopithecus niger 1060 nigrescens — Cynopterus marginatus Cyonycteris collaris Cyotherium 824 Cystophora 140 borealis 142 Register. Cystophora Delphinus cristata 142 bidens 108 proböoscidea 140 Dactylomys 497 amblyonyz 498 typus — Da:nalis 300. 311 Dasyprocta 467 Acuchy 470 aguti 468 alhida 470 Azarae 468 capreolus 470 caudata 468 cristata — croconota — exilis. 470 fuliginosa — leporina — leptura — niera — nigricans 468 prymnolepha 470 punctata 468 variegata — Dasypus 417 brevirostris 426 duodecimecoslatus 423 giganteus 424 gigas — gilvipes 420 gymnürus 423 hybridus 422 Kabassu 423 longicaudatus 421 minutus 424 novemeinctus 421 octocinelus — patagonicus 424 juba 421 punctätus 426 . seplemeinctus 422 setosus 420 sexcinetus 419 tatuay 423 tricınelus 421 unicinclus 423 uroceras 422 villosus: 423 Daubentonia 664 Delphinapterus 112 leucas — phocaenoides 98 Delphinodea 86 Delphinus 98 abusalam 100 acutus 99 albigena 103 amazonicus 107 aries 94 Bertini 109 bidentatus 108 bivittatus 103 Blainvillei 105 Boryi 106 bredaensis 100 -brevidens 95 calvertensis 106 canadensis — capensis 97. 103 105 carbonarius 95 cephalorhynchus 97 Chamissonis 106 caeruleoalbus 104 Commersoni 106 coronatus 101 cruciger 102 cymodoce 106 Dalei 108. 109 Dalionum 101 deductor 92 Delphis 101 Desmaresti109.111 diodon 108 doris 106 dubius 103 Duhameli 94 edentulus 108 Eschrichti 99 euphrösyne 106 eurynome — Fitzroyi 104 feres 94 Forsteri 106 frenalüs — frontalis 103 frontatus 100 Geoffroyensis 107 Geoffroyi — gladiator 94 grampus — hamatus 100 hastatus 97 honfloriensis 108 Hunteri — Janira 106 Karsteni 94 leucopleurus 106 leucorhamphus — longirostris 105 loriger 103 lunatus 106 macrogenius 109 maculatus 106 malayanus 103 melas 92 metis 106 microps — micropterus 109 minimus 106 Delphinus niger 106 novaeZelandiue 104 obseurus — Pernettyensis 101 Perneltyi — Peroni 106 Philippii 110. 111 phoeaena 96 planiceps 100 plumbeus 103 pseudodelphis 102 Reinwardti 100 Renovi 105 rostralus 100 Santonicus 106 Sa0 — Sowerbyi 109 styx 106 superciliosus 104 thetyos 101 truncatus 99 tursio — $ velox 106 Dendrobius 509 degus — Dendrölagus 685 inustus — ursinus — Dendromys 569 melanotis I70 mesomelas — pumilio — typicus — Dermoptera 1003 Desmodus 989 fuscus 990 murinus — Orbignyi 99 rufus 990 Diabroticus 470 Schmerlingi — Dichobune 247 cervinum — leporinum 248 murinum — obliguum 247 Robertanum 248 suillum — Diclidurus 958 albus 959 Freyersi — Dichodon 245 cuspidatus — Dieotyles 232 albirostris — labiatus — torquatus — Dicranoceros 305 Didelphis 706 affiinis 712. 714 agilis 714 albiventris 749 Didelphis antiqua 716 arvernensis 715 asialica 684 aurita 709 Azarae — Bertrandi 716 Blainvillei 715 brachyura 716 breviceps 709 Bruni 684 Bucklandi 726 californica 709 canerivora 707 cinerea 712 Colchesteri 718 crassa 716 crassicaudata 718 Cuvieri 714 cynocephalus 734 derbiana Til dichrura — domestica 717 dorsigera 713 elegans7 14.715.716 sigantea 677 glirina 717 grisea 713 Hunteri 716 impavida 714 incana 713 lanigera 712 Laurillardi 714 lemurina 697 leucotis 709 macrotarsus 713 macrura 701 marsupialis 708 microtarsus 713 minula 716 murina 713 musculus 715 mustelina 718 myosurus 710 noctivaga 714 nudicaudata 710 obesula 721 ochropus 712 opossum 711 orientalis 696 parva 716 peniecillata 727 petaurus TO Philander 711 poecilotis 710 Prevosti 725 pruinosa 709 pusilla 715 pygmaea 702 quica 710 sciurea 702 tricolor 716 Register. Didelphis tristriata 716 unistriata 717 ursina 732 velutina 718 virginiana 708 viverrina 731 vulpina 697 Dimylus 894 paradoxzus — Dinops Cestoni 953 Dinotherium 122 australe 123 bavaricum — Cuvieri — giganteum — indicum — maximum — medium — proavum — secundarium — Diphylla 991 ecaudata — Diplomesodon 905 Dipodidae 590 Dipodomys 600 ayilis — Philippi — Dipoides 601 Diprotodon 690 australis — Dipus 591 abyssinicus 595 acontion 596 aegyptius 594 alactaga 596 brachvurus 598 caffer-601 decumanus 596 elater 597 gerbillus 583 gerboa 594 halticus 598 hirtipes 594 jaculus 595 layopus 593 macrotarsus 594 maximus 514 Mitchelli 580 sagitta 593 saltator 596 spiculum — telum 594 tetradactylus 595 vexillarius 596 Dolichotis 464 patagonica — Dorcatherium 360 Naui — vindobonense — Dorudon 149 Dremotherium 324 Dremotherium Feienouxi 324 nanım — Dromicia 699 concinna — gliriformis — Drymomys 571 parvulus — Dysopes 953 abrasus 958 aegyptiacus 957 albus 956 alecto 954 aurispinosus 956 auritus 955 brachypterus 954 castaneus 958 Cestoni 953 cheiropus 957 coecus 95) crassicaudatus 956 dubius 954 ferox 956 fumarius 955 Geoffroyi 957 glaucinus 956 gracilis — holosericeus 958 laticaudatus 955 leucopleura 956 limbatus 953 longimanus 956 macrolis — midas 958 naso 957 natalensis 958 nasutus 957 obscurus 955 olivaceus 958 perotis 955 plicatus 957 pumelis — rufocastaneus — Rüppelli — rufus: 955 Temmincki 958 tenuis 954 thyropterus 952 torquatus 957 ursinus 954 velox 955 Echidna 397 aculeata 399 breviaculeata — hystrix — longiaculeata — selosa — Echinogale 918 Telfairei 919 Echimys brachyurus 495 cristatus 502 1091 Echimys dactylinus 498 spinosus 495 sulcidens 500 Echinomyina 487 Echinomys 491 albispinus 493 antricola 494 cayennensis 992 fuliginosus 492 hispidus 493 inermis 493 leptosoma 492 longicaudatus — setosus — Echinops Telfairi 919 Edentata 389 Edostoma einerea 991 Elasmotherium 209 Fischeri 210 Keyserlingi — Elephas 157 africanus 159 antiquus 170 bombifrons 169 campylotes 166 canesa 168 Clifti 170 hysudricus 169 Jacksoni 166 indicus 162 insignis 170 jubatus 166 kamenskyi 166 macronychus — meridionalis 167 - minimus — namadicus 168 odontotyrannus166 panicus — planifrons 162 primigenius 166 priscus 162 proboletes 166 pygmaeus — sumatrensis 163 Eligmodontia typus 544 Eliomys 624 melanurus 625 nitela 624 orobinus 625 Ellobius 527 luteus 528 talpinus 527 Elocyon 824. martrides — Elotherium 238 Emballonura 959 afra 960 bilineata — ı 1092 Register. Emballonura Felis Erinaceus Felis brevirostris 961 calcarata 961 canina 959 leptura 960 macrotis 961 monticola 960 saxutilis 961 Enhydris 793 marina 794 Stelleri — Entelodon 238 magnum — Ronzoni — Entomophaga 703 Epomophborus 1001 cı ypturus 1002 Withei 1001 Equus 377 adamiticus 382 americanus — asinus 383 brevirostris 382 Burchelli 387 caballus 378 curvidens 382 festivus 387 fossilis 382 hemionus — juvillaceus 382 kiang — magnus — montanus 386 namadicus 387 neogaeus 382 palaeonus 388 piscinensis 382 plicidens — polvodon — principalis — priscus — pristinus — quagga 386 sivalensis 388 zebra 385 Erethizon 477 dorsatum 478 epixanthum — Ericulus 918 nigrescens — selosus — Erinaceus 919 aegyplius 922 aethiopicus — albiventris 921 aleirus 922 arvernensis 923 auritus 922 brachydactylus — collaris 923 dubius — ecaudatus 917 europaeus 920 fossilis 920 frontalis 921 Grevi 922 heterodactylus921 hypomelas — libycus 922 madagascarensis 918 major 920 nanus 923 “ nudiventris 923 platyotis 922 priscus 923 Pruneri 921 sansansensis 923 setosus 918 soricinoides 905 Eriodes 1050 arachnoides — hemidactylus — hypoxanthus — tuberifer — Eupleres 916 Goudoti — Euryodon 426 Eui'yolis Brantsi 589 irrorala — lanuginosa 588 pallida 590 rufifrons — unisulcata 589 Felinae 859 Felis 865. antediluviana 876 antiquorum 875 aphanista 869 arvernensis — aurea 881 bengalensis 875 borealis 880 brasiliensis 871 brevirostris 876 bubalis 882 caffı a — coligata — canadensis 880 capensis 878 caracal 881 catolynx 882 catus 885 celidogaster 878 cervaria 879 chalybeata 875 Charletoni — chaus 881 chinensis 875. 886 Christoti 886 chrysothrix 881 colocolo 874 concolor 876 cristata 869 cultridens 863 Darwini 877 Diardi 874 discolor 876 domestica 883 elata 886 elegans 872 engiholiensis 886 erylhrotis 882 exilis 875 eyra 877 fasciata 881 floridana — galeopardus 878 Geoffroyi 873 Griffithi 872 gultata 864 himalayana 878 Huttoni 882 Jacquemonti 882 javanensis 879 inconspicua 886 irbis 874 isabellina 882 issiodorensis 876 jubata 864. 865 juvillacea 886 kaltlo 880 leo 866 leopardus 875 leptorhina 886 leptorhynchus — libycus 882 Iyncuta 880 Iynz — machairodus 862 panthera 875 pardaloides 872 pardalis 871. 872 pardina 881 pardinensis 869 pardoides 886 purdus 874. 875 planiceps — protopanther 875 pulchella 883 puma 876 quadridentata 862 rubiginosa 879 rufa 881 Rüppelli 882 rulila 886 senegalensis 878 serval — servalina 886 smilodon 863 spelaea 869 strigilata 874 sumatrana 879 Temmincki — tetraodon 862 tigris 867 tigrina 875 torquata 883 uncia 874 undata 879 unicolor 877 variegala 875 venatica 864 virgata 879 viverriceps 878 viverrina — yaguarandi 877 macrosceloides869 Feunecus macroscelis — macrura 8741 maculata 881 maniculata 883 manul 882 maracaya 871. marmorata 874 megalotis 879 Brucei 831 Ferae 734 carnivorae 758 insectivorae 886 omnivorae 735 Fiber 616 zibethicus — Fodientia 412 megantereon 863 Frugivora 991 melanura 886 Furia 926 melas 875 horrens — minuta 878. 886 . mitis 871 Galago miur 875 Alleni 1013 montana 881 moormensis 885 nebulosa 869 neglecta 886 nepalensis 875 nigripes 882 obscura — onca 870 Ogilbyi 875 Paieros 873 conspicillatus1012 Cuvieri — Demidofi — Garnetti — guinensis 1015 madagascariensis 014 Moholi 1012 senegalensis — Galea Galea musteloides 463 Galecynus oeningensis 837 Galeocebus 1019 Galeopithecus 1003 macrurus 1009 marmoraltus — philippinensis — rufus — Temmincki — ternalus — undalus — variegatus — volans — Galeospalax 895 mygaloides — Galera 770 Galietis 769 Allamandi 770 canescens — vittata — Galidıa 820 concolor — elegans — olivaceus — Galidietis 809 striata — vittata — Gazella 305 Genelta capensis 808 pardina — Richardsoni — senegalensis — Genuina 176 Geomys 329 borealis 530 bulbivorus — bursarius 529 cinereus — Douglasi 531 Drummondi 529 mezxicanus — rufescens 530 talpoides — Townsenldi 531 umbrinus 530 Georychus 524 capensis — damarensis 525 holosericeus — hottentottus — luteus 528. 604 Geotrypus 894 acutidens — antiquus — Gerbillus 581 aegyptius 583 afer — auricularis 584 Burtoni 583 labradorius 599 Register. Gerbillus Habrocebus leonurus 599 diadema 1023 megalops — lanatus 1024 montanus 584 pygargus 583 pyramidum 582 Shawi 585 soricinus 599 Glires 439 Glis 622 Cuvieri 623 sansensis — spelaeus — vulgaris 622 Globicephalus 92 alfinis — macrorhynchus — melas — Sieboldi — svineval — Glossophaga 969 Habrocoma 496 Bennetti 497 Cuvieri — helvina — Habrothrix 947 Halianassa 120 Halichoerus 132 griseus 133 gryphus — Halicore 117 australis 118 celacea — Halitherium 120 Beaumonti 122 Christoli — fossile 121 Guettardi 122 Serresi 121 amplexicaudata970 Halmaturus brevicaudata — caudifera — ecaudata 969 mezxicana 970 peruana — soricina — villosa 969 Glossotherium 416 Darwini — Glyptodon 426 clavipes 427 ornatus — reticulatus — tuberculatus — Grampus 94 Cuvieri 95 sakamata 94 Graphiurus 625 capensis — elegans 626 murinus — Gravigrada 427 Grymaeomys 713 Guloe 75 - arcticus 786 barbarus 770 borealis 786 capensis 769 diaphorus 758 larvatus 798 luscus 786 moquitensis 765 nipalensis 768 orientalis — quitensis 769 spelaeus 786 vittatus 770 Gymnorhina 926 Gymnura 915 Rafflesi 916 agilis 679 Bennetti 680 binoe 679 brachytarsus 682 dama 681 derbianus 682 dorsalis 681 elegans 676. 680 fasciatus 676 giganteus 673 gracilis 681 griseofuscus 673 griseorufus 680 Houtmanni 682 irma 679 labiatus 673 leptonyx 680 Lessoni — manicatus 679 nuchalis 681 parma 682 ruficollis 680 Thetidis 681 ualabatus 680 Halticus 598 Hapale 1026 argentata 1032 aurita 1031 bicolor 1028 chrysoleuca 1032 chrysomelas 1030 chrysopyga — Devillei 1027 flavifrons 1028 Geoffroyi 1029 iacchus 1031 Nligeri 1028 labiata 1027 leonina 1030 melanura 1032 midas 1028 1093 Hapale nigrifrons 1028 Oedipus 1029 peniecillata pileata 1027 pygmaea 1032 rosalia 1030 rufiventer 1032 ursula 1029 Weddeli 1028 Hapaleınur 1018 eriseus — olivaceus — Hapalilemur — Hapalotis 579 albipes 580 Mitchelli — Haplodon 526 leporinus 527 Harlanus 230 Harpygia 992 cephalotes 993 Pallasi — Harpyiocephalus 949 Helarctos euryspilus 749 Helamys 601 Helictis 767 moschata — orientalis 768 personata 767 Heliophobius 525 glaber — Hemıcyon 756 Hemitragus 292 Herpestes 809 albıcaudalus 813 albicaudus — atilax 812 auropunctatus 816 badius 812 Benneltı brachyurus 816 caffer 811 crassicauda 817 Ellioti 816 fasciatus 814 fuscus 816 galera 812 gambianus 815 gracilis 813 yriseus 816 javanicus — ichneumon 810 leucurus 813 mutgigella 814 numidicus 811 ochraceus 813 ornatus 811 pallidus 816 paludinosus 812 penicillatus 817 pharaonis 811 1094 Herpestes pulverulentus 815 puisa 818 punctatus 812 ruber — rubiginosus 816 sanguineus 813 semitorqualus 816 Smithi — Steedmanni 817 thysanurus 811 undulatus 814 vitticollis 816 Widdringtoni 815 zebra — Hesperomys 539 anguya 542 arviculoides 347 aurılus — bimaculatus 545 boliviensis 547 brachyurus 545 brasiliensis 540 campestris Jo1 caniventris 547 concolor 943 Darwini 591 elegans 344 eliurus 543 expulsus 949 flavescens 48 fossorius 590 fuliginosus 947 galopagoensis 549 gossypinus 91 gracilipes 94) griseoflavus 91 hispidus 550 lasiotis 546 lusiurus — laticeps 543 leucodactylus — leucopus 946 longicaudatus 544 longipilis 549 magellanicus 549 micropus 948 nasutus 950 nigrita 348 orobius 945 physodes 542 pyrrhorhinus 543 pygmaeus — robustus 541 rostellatus 550 rufus — russatus 542 sonorensis Jol squamipes 541 subflavus 543 tumidus 549 !ypus 544 xanthopygus S1 Register. Heterocephalus 520 Hyaena glaber — Heterodon 108. 426 Heteropus 683 albogularis — Hexaprotodon 220 Himalaya ibex 288 Hipparion 375 diplostylum — mesostylum — prostylum — Hyppohyus 270 sivalensis — Hippopotamus 214 amphibius 217 anisoperus 220 australis 217 dissimilis 220 dubius 122 iravadicus 220 major 218 medius 121 minor 219 namadicus 220 palaeindicus 219 platyrhynchns 220 sivalensis 219 typus — Hipposideros 985 ater 989 atratus — fulgens — fulvus — galeritus 984 lankadiva 987 murinus 989 Hippotherium 375 gracile 376 Hippotigris antiguorum 386 isabellindus — zebra — Holochilus 540 anguyia 41 brasiliensis 540 canellinus 541 leucogaster 542, sciureus 541 vulpinus 540 Hoplophorus 427 euphractus— minor — Sellovi — Hoplotherium 243 laticurvalnn 244 leptognathum — Hyaegulus 244 collotarsus — murinus — Hyaemoschus 330 Hyaena 855 arvernensis 858 brevirostris 856 brunnea 856 capensis 857 croeula — dubia 858 giganlea — hipparionum 857 intermedia 858 maculata 857 montispessulana 856 neogaea 863 perrierensis 856 picta 850 prisca 856 spelaea 858 striata 855 venatica 850 villosa 856 Hyaenarctos 756 hemieyon — sivalensis — Hyaeninae 853 Hyaenodon 852 Hyopotamus 239 annectens — bovinus — crispus — Hyops depressifrons 231 Hyotherium 240 medium 241 Meissneri — Soemmeringi — Hyperoodon 108 Dalei 109 Doumeti 111 Gervaisi — micropterus 110 rostratum 108 Hypexodon mystax 930 Hypoderma 992 moluccensis — Peroni — Hypodon 108 Hyporyssus 894 telluris 895 brachyrhynchus853 Hypsiprymnus 689 dasyuroides — leptorhynchus — minor — parisiensis Requieni — Hydrarchos 149 Hydrochoerus 464 capybara 405 sulcidens — Hydrocyon 778 Hydromys 578 chrysogaster — coypus 488 leucogaster 578 Hydrosorex carinatus 899 Hylobates 1078 agilis 1080 albimanus — _ choromandus 1081 concolor — entelloides. 1080 funereus 1081 Hulock — lar 1080 leuciscus 1081 leucogenys— Mülleri — Rafflesi 1080 syndactylus 1079 variegatus 1080 Hylogalea ferruginea 914 jJavanica — murina 913 tana 914 Hylomys 915 suillus — albus 688 apicalis 689 Bruni 684 campestris 689 cuniculus 687 Gaimardi 683 Gilberti 690 Grayi 687 Lesueurti — melanolis — micropus 690 nınor 683 murinus 688. 689 myosurus 689 Veilbyi 687 penicillatus 688 Philippii — platyops 680 rufescens 687 setosus 688 Hypudaeus agrestis 613 alliarius 641 aınphibius 607 arvalis 610 brecciensis 609 cinerascens 612 dasytrichus 590 glareolus 607 gregalis 613 guiva 495 hercynius 607 leucogaster 616 migratoria 604 Nageri 607 nivalis 609 nivicola ochrogaster 614 Hypudaeus oeconomus 611 petrophilus 609 pinetorum 614 ratliceps 609 rufescentefuscus 610 Savii 611 saxatilis — socialis 612 spelaeus 609 , syriaeus 612 Hyracotherium 240 leporinum — Hyrax 210 abyssinicus 213 arboreus — capensis — dongalanus 214 ruficeps — syriacus — | Hystrices 471 Hystricotherium 480 Hystrie 478 africae australis 481 alophus 483 brevissima 482 cristata 480 dorsata 478 ecaudata 482 fasciculata482.484 hirsutirostris 481 Hodgsoni 483 Hudsonius 478 javanica 482 ‚insidiosa 475 leueurus 481 macrura 483. 484 mexicana 477 novae hispaniae — nyctimeryx 475 pilosa 478 prehensilis 474 refossa 480 subspinosa 472 tortilis — Jacchus albicollis 1031 auritus — chrysopygus 1030 grandis 1031 humeralis — labiatus 1027 ‚leucocephalus 1031 leucomerus 1032 penicillatus 1031 pygmaeus 1032 rufiventer — vulgaris 1031 Jaculus 598 Register. Jaculus labradorius 599 Ibex alpinus 284 Ichneumon albescens 813. 817 ealera 812 major — pharaonis 811 taenianotus 814 Ietieyon 785 venaticus — lctides 754 albifrons — ater — Indri 1025 longicaudatus — Inia 107 amazonica — boliviensis — Inuus 1060 cynomolgus 1063 ecaudalus 1061 eocaenus 1064 erythraeus 1063 leucophaeus 1059 nemestrinus 1062 niger 1060 pileatus 1064 pithecus 1061 pliocaenus 1065 rhesus 1063 silenus — sinicus 1064 speciosus 1062 sylvanus 1061 Isatis 832 Isodon pilorides 490 Isomys 562 teslicularis — Isothrix cassicauda 494 pachyurus — Istiophora 967 Kangurus brachyurus 683 Bruni 680 Eugenii 681 fasciatus 676 Gaymardi 688 labiatus 673 laniger 678 lepturus 688 ruficollis 680 rufogriseus — rufus 678 Kemas hylocrius 292 Kerivoula Hardwicki 938 pictus — Kerodon 461 anligquum 463 australis — bilobidens — boliviensis — flavidens 462 rupestris 461 saxatilis 462 Sciureus — Spixi 463 Koala 693 Lagenorhynchus acutus 106 albirostris 99 asia 106 electra — Laggada platythrix 935 Lagidium 514 Cuvieri — pallipes 515 peruanum 914 Lagomys 453 alpinus — Boylei 456 corsicanus 454 Hodgsoni 456 hyperboraeus 459 Meyeri 456 nepalensis — oeningensis — ogotona 454 princeps 455 pusillus — rufescens 456 sansansensis 497 sardus 455 spelaeus — Lagostomus 513 laniger 516 trichodaetylus 914 viscacha — Layorchestes 679 albipilus 676 conspicillatus — hirsutus 677 Lagothrix 1046 Lagotis criniger 514 Cuvieri — pallipes 519 Laira 770 Lamictis carcharias 796 Lasiuromys villosus 498 Lemmus aquaticus 608 medius 609 norvegicus 603 noveboracensis 1095 Lemmus zokar 523 Lemur 1019 albifrons 1022 albimanus 1021 anjuanensis 1022 brunneus 1021 catta 1020 chrysampyx 1023 collaris 1021 coronatus 1023 flaviventer 1021 fulvus — fureifer 1018 salago 1012 lanatus 1024 laniger — macaco 1020 Mili 1018 mongoz 1022 murinus 1014 niger 1021 potto 1015 psilodaetylus 664 pnsillus 1014 ruber 1021 rubriventer — rufifrons 1023 rufus 2021 tardigradus 1016. 1017 varius 1021 volans 1005 Lemures 1008 Leontopithecus 1039 Leopardus Ellioti 875 Horsfieldi — Lepidilemur 1018. mustelinus 1019 Lepilemur — Leporina 442 Leptonyx 138 leopardinus 139 monachus — serridens 138 Weddeli 139 Leptotherium 324 major — minus — Lepus 443 aelhiopieus 448 aegyptius — alpinus 446. 453 americanus 449 aquaticus 450 aquilonius 444 arabicus 448 arenarius 449 artemisiacus 450 Bachmanni — Bennelti — borealis 446 1096 Lepus brachyurus 452 brasiliensis 450 californicus — callotis 449 campestris 449 campicola 444 canescens 446 capensis 449 caspicus 444 crassicaudatus449 cuniculus 451 diluvianus 443 Douglasi 450 europaeus 443 fumigatus 449 grannatensis 444 habessinicus 448 hibernicus 446 hispidus 452 hybridus 444 isabellinus 448 issiodorensis 444 longicaudatus 449 macrotis 448 mediterraneus444 medius — melanuchen 448 melanurus 449 meridionalis 444 nanus 450 neschersensis 444 nigricaudatus 449 nigricollis 448 Nuttali 450 ochropus 449 ogotona 454 ostiolus 447 palustris 450 Richardsoni — rufinucha 449 saxatilis — sinailicus 448 sinensis 452 sylvaticus 450 syriacus 448 tibetanus 447 timidus 443 Townsendi 450 variabilis 446 virginianus 449 Lichanotus 1024 awahi — brevicaudatus — Lipurus cinereus 693 Listriodon 190 Lithomys 568 Lobodon 139 Lobostoma 966 cinnamomeum — quadridens — Loncheres 501 Register. Loncheres Lutra anomala 492 californica 789 armatus 503 canadensis — Blainvillei — chrysurus 502 cristata — didelphoides 504 elegans 492 grandis 503 macrurus 204 myosurus 492 nigrispina 903 obscurus 504 paleacea 502 pictus 505 rufus 495 semivillosus 504 unicolor 503 Lontra 789 Lophiodon 188 anthracodeum buxovillanuım cervulum 190 cesserassicum Duwvali 190 giganteum 189 hyracinum 190 isselense 189 leptognathus 190 mastolophus — medium 189 minimum — minutum — monspessulannm 189 190 189 189 occitanicum — parisiense 189 tapiroides — tapirotherium — Vismaei — Lophiotherium 190 Lophostoma 976 sylvicoum — Lori bengalensis 1017 ceylanicus 1016 gracilis — Lupus 837 albus — ater — brunneus — eigas — griseus — nubilus — occidentalis — stictus — Lutra 786 antiqua 788 aurobrunnea — barang brachydactyla 790 brasiliensis 789 Bravardi 79 capensis 792 chilensis 790 chinensis 788 clermontensis 791 dubia — elaveris — enudris 789 ferreojurassica788 Horsfieldi 792 indica 788 indigitata — insularis 789 inunguis 792 laxatina 789 leptonyx 792 lutreola 784 maculicollis 791 marina 794 minima 706 minor 784 montana 790 monticola 788 nair 788 paranensis 790 perspicillata 788 peruviensis 790 platensis 791 poensis 788 roensis — sarcovienna 706 simung 792 solitaria 789 taryensis 788 Valletoni 79 vittata 770 vulgaris 787 Lycalopex 834 Lycotherium 758 Lyncodon 794 Macacus arctoides 1062 assamensis 1063 aureus — carbonarius — cynomolgus — eocaenus 1064 erythraeus 1063 fuscoater 1062 gelada 1058 irus 1063 libidinosus 1062 nemestrinus — niger 1060 palpebrosus 1064 philippensis — jlealus — pliocaenus 1065 rhesus 1063 silenus — Macacus sinicus 1064 speciosus 1062 Machairodus 862 brevidens — cultridens 863 latidens — maritimus — neogaeus — palmidens 862 primaevus — Sainzelli 863 Macrauchenia 248 Macrocolus 599 halticus 599 Macroglossus 993 minimus — Macromerus 1023 Macrorhinus 132. 140 Macropus 671 agilis 678 antilopinus 677 atlas 674 Bennetti 680 Billardieri 682 brachyotus 684 brachyurus 683 Bruni 684 conspicillatus 676 concinnus 684 derbianus 682 dorsalis 681 elegans 679 Eugeniü 681 fasciatus 676 frenatus 675 fruticus 680 fuliginosus 673 giganteus 672 Goliath 674 Grayi 679 hirsutus 677 inornatus 684 irma 679 isabellinus — laniger 678 lateralis 683 leporoides 675 lunatus — major 673 melanops — minor 689 ocydromus 673 Parryi 679 penicillatus 683 robustus 678 ruficollis 680 rufus 678 Thetidis 681 Titan 674 ualabatus 680 unguifer 678 veterum 684 Pösohbibeiiden 908 Alexandri 909 brachyrhynchus910 Edwardsi 909 fuscus 910 intuf 909 melanotis 910 Rozeti — rupestris 909 tetradactylus 911 typicus 909 | Macrotherium 426 yiganteum — | Macrotis 720 ‚, Macrotus aestuans 652 ' Madataeus 974 Lewisi — ' Malacothrix 588 albicaudata — bWypica — Mammalia 1 Aufenthalt 48 Characteristik 1 Eintheilung 62 Entwickelung 51 Fortpflanzung — Gesässsystem 56 Genitalien 43 Geologische schichte 60 Harnorgane 43 u Ge- Lebensweise 48 -Muskelsystem 25 Nahrung 48 Nervensystem 30 Respirationsorgan 38 Sinnesorgane 31 Skelet 2 Verdauungsorgan 39 Zahnsystem 19 ‘ Manatus 118 - americanus 119 australis — borealis 116 fossilis 121 Guettardi 122 latirostris 120 Studeri 121 ' | Mangusta malaccensis 816 nipalensis — nyula — urinatrix 812 Manis 401 africana 402 aspera 403 aurita 405 brachyura — Register. Manis Megalonyx 429 ceonyx 402 eracilis — crassicaudata 405 Jeffersoni — Dalmanni 404 Kaupi — Guy — laqueatus — javanica 403 Megalotis laticaudata 405 Brucei 831 leucura 406 cerdo — leptura — longicaudata 402 macrura — multiscutata 403 pentadactyla 405 Temmincki 406 tetradactyla 402 tricuspis 403 tridentata — Marcuinomys 457 Marsupialia 664 Martes abietum 774 Mastodon 170 andicum 175 Andium — angustidens 173 arvernense — australe 176 Borsoni 174 brevirostre — cordillerarum 175 Cuvieri 172 dubium 173 elephantoides 176 giganteum 172 grande 173 Humpboldti 175 Jeffersoni 172 intermedium 173 latidens 176 longirostre 173 maximum 172 minutum 173 parvum — perimense 175 rugatum 172 sivalense 176 tapiroides 172 turicense 174 vellavus 173 Vialetti 174 Mastonotus Poppelairei 489 Mastotherium 172 Mazama 305 Megacerus hibernicus 355 Megaderma 979 frons — Iyra — - philippinensis 980 schistaceum — spectrum — trifolium — Lalandi 823 Megaptera 82 americana — antarctica — loneimana — Paeskop — Megatherium 428 Cuvieri — l.aurillardi — Meles 759 antiquus 761 japonicus — labradorius — mellivorus 769 Morreni 761 taxus — vulgaris — Melictis Beski 785 Melogalea fusca 768 personata 767 Meminna 329 Mephitis 763 africana 771 amazonica 769 americana 767 bicolor — castaneus 765 chilensis — chinga 766 furcata 769 Gumillae — javanensis 763 interrupta 767 leuconota 764 libyca 771 macrura 766 mapurito 764 mesoleuca — mesomelas 766 mexicana — Molinae 769 nasuta 764 patagonica 765 suffocans — varians 766 villata — zorilla 767. 771 Meriones 581 africanus 583 apicalis 579 binotatus 984 brevicaudatus — Burtoni 583 4 1097 Meriones caffer 584 canadensis 599 Cuvieri 582 gerbillus 583 indicus 582 labradorius 599 lacernatus 586 leucogaster 584 libycus 585 melanurus — meridianus 586 microcephalus 599 montanus 984 murinus 582 myosurus 987 nemoralis 599 obesus 587 otarius 584 pygargus 983 pyramidum 582 robustus 582. 385 rufescens 584 Schlegeli 583 taeniurus 981 tamaricinus 585 tenuis 984 venustus 583 Merionides .580 Merycoidon 373 Culbertsoni — Merycopotamus 220 dissimilis 221 Merycotherium 373 sibiricum — Mesodiodon 110 densirostre 111 micropterum — Sowerbyi — Mesopithecus 1081 Mesoplodon 110 Mesomys 494 ecaudatus 495 spinosus — Metaxytherium 121 Beaumonti 122 Cuvieri 121 Mias 1083 Microcebus 1013 murinus 1014 myozinus 1013 pusillus 1014 rufus — Micromys 568 agilis 559 aniciensis I68 minulus — ornalus — Microrhynchus 1024 Microtus ampbibius 608 gregarius 610 Microtherium 244 1098 Microtherium concinnum 244 Renggeri — Midas 1027 bicolor 1028 chrysomelas 1030 Devillei 1027 flavifrons 1028 fuscicollis 1027 Geoflroyi 1029 INlıgeri 1028 labiatus 1027 leoninus 1030 mystax 1027 nigricollis — nigrifrons 1028 Oedipus 1029 pileatus 1027 rosalia 1030 rufimanus 1028 rufoniger 1027 ursulus 1029 Weddeli 1028 Mimon 976 Miniopterus 950 Schreibersi — Missurium 172 Molossus amplexicaudalus ater 958 castaneus — coecus 955 crassicaudatus956 fuliginosus 958 fumarius 955 fusciventer 858 laticaudatus 955 longicaudalus 958 moxensis 955 nasutus 957 norfolcensis 958 obscurus 955 rugosus 957 rufus 955 tropidorhynchus— ursinus 954 velox 955 Monax missuriensis 630 Monodon 113 monocer0os — Monodonta 112 Monophyllus Leachi 970 Monotremata 390 Mormops 966 Blainvillei — Mosia 967 Moschus 326 aquaticus 329 bengalensis 331 chrysogaster 327 Register. Moschus ecaudatus 330 fulviventer — javanicus 329 Kanchil — leucogaster 327 meminna 329 Meyeri 331 moschiferus 327 napu 330 pelandoc — pygmaeus 329 saluratus 327 Stanleyanus 330 Multungula 153 Muriformes 486 Murina suilla 949 Mus 952 Abotti 564 abyssinicus 563 accedula 577 adelaidensis 567 aequieaudatusö6l - agrarius 599. 546 agrestris 613 albidoventris 561 albipes 563 alboeinereus 567 alexandrinus 555 Allanii 564 alliarius 611 amphibius 607 anguyia 942 aquatieus J31 arborarius 566 arvalis 610 arenicola 548 asialicus 961 aspalax 523 auritus 945. 947 avellanarius 623 Aymardi 568 barbarus 369 betulinus 935 booduga 561 brasiliensis 540 brevirostris 597 brunneus 562 brunneusculus — bursarius 529 caffer 601 cahirinus 534 californicus 51 callosus 947 campestris 509 canescens 548 capensis 524 caraco 596 castaneus 967 caudatior 561 castoroides 488 Mus cephalotes 343 cervicolor 562 cinnamomeus 488 ceitillus 634 colonus 565 coypus 488 cyanus 512 Darjilingensis 961 Darwini 551 decumanus 553 delicatulus 567 dimidiatus 534 discolor 562 dolichurus 564 dombeensis — dorsalis 565 dubius 562 dumeticola — elegans 594 Ellioti 561 fallax 562 - flavicollis 998 flaviventris 555 fulvidoventris 561 fulvus 586 fuseipes 567 fuscirostris 563 galopagoensis 549 genlilis 564 gerandianus 568 gergoviamys 578 giganteus 560 glareolus 607 Gouldi 567 gracilicaudatus 567 eracilipes 545 Greyi 567 gregalis 610 gregarius — griseoflavus JI1 groenlandicus 605 Hardwicki 561 Hayi 564 hibernicus 554 hirsutus 567 hispidus 503. 534 homourus 562 horeites — hortulanus 558 Howelli 567 hudsonius 605 hydrophilus 562 javanus 904 imberbis 564 insularis 555 islandicus — Kok 561 labradorius 599 laniger 516 lasiotis 946 lasiurus — Mus laticeps 543 latipes 599 lehocla 566 leucogaster 356 leucopus 546 leucostomum 563 limbatus — lineatus 539. 965 lineolatus 563 longicaudatus 544 longiecaudus 543 lonzipes 586 longipilis 549 longitarsus 544 lutreola 567 macropus 562 maculatus 564 magellanicus 545 malabaricns 560 marilimus 524 masculipes 546 maurus 593 megalotis 534 meltada 561 meridianus 586 messorius 999 microdon 566 micropus 948 migratorius 977 minimus 366 ininutoides 569 minutus 599 modestus 565 muscardinus — musculus 997 myothrix 562 mystacalis 542 nasutus J0 natalensis 565 nemorivagus 562 nigripes 944 niloticus 562 nitidus — niviventer — novae Hollandiae 967 noveboracensis 947 obscurus 548 oeconomus 614 olivaceus 548 oleraceus 561 palustris 551 parvulus 959 pendulinus — penicillatus 567 perchal 533 peruvianus 551 physodes 542 platurus 567 platythrix 535 ponticus 634 poensis 562 Mus praetextus S61 pralense 599 principalis 551 pumilio 565 pyrrhogaster 547 pyrrhorhinus 543 quereinus 624 rattoides 562 rattus 599 Renggeri 547. 548 rufescens 560 rufus 580 russatus 934 rutilus 606 sagitta 593 silaceus 596 setifer 360 selosus 999 saliceus 965 socialis 612 soricinus 559 spinosus 492 squamipes 541 strophiatus 562 suillus 524 sumatrensis 918 sylvaticus 547, 998 talpinus 527 tamaricinus 586 tectorum 999 terrestris 608 tomentosus 549 tumidus — urbanus 562 vagus 906 variegatus 562 vellerosus 567 villatus 569 vulpinus 540. 542 Wageneri 959 xanlhorhinus 548 xanthopygus 591 ' zibethicus , Muscardinus 623 avellanarius — elegans 624 Mustela 772 . africana 784 agilis — alpina 781 angustifrons 778 ardea — auriventer boccamela 782 brachyura 777 brasiliensis 782 calotus 781 canadensis 773 eicognani 781 ‚- cuja 782 erminea 781 elongata 777 Register. Mustela \ Mycetes felina 789 rufimanus 1053 flavigula 774 seniculus 1092 foina 775 stramineus 1053 frenata 783 ursinus 1052 furo 780 villosus — fusca 782 Mydaus 762 gale — collaris 763 galera 813 macrurus 768 genettoides 777 meliceps 762 gulo 786 Myiothecus 1074 Hardwicki 774 Henrici — Hodgsoni 781 Horsfieldi — hydrocyon 778 javanica 782 incerta 778 isatsi —. leucopus 774 leucotis — longicauda 781 lutreocephala 784 lutreola — lutris 794 lutroides »778 martes 774 melampus 777 minuta 778 na 781 nudipes — patagonica 794 Pennanti 773 plesictis 779 pusilla 782 putorius 779 quiqui 782 Richardsoni 781 sarmatica 780 sectoria 778 sibirica TA striata 809 subhemachala 773 subpalmata 784 taxodon 778 vison 784 vulgaris 782 vulpina 774 zibetina 776 zorilla 771 zorilloides 778 Mustelinae 758 auratus 1052 barbatus — . beelzebul — bicolor — chrysurus — discolor 1053 fuscus 1052 laniger — niger — palliatus — Mycetes 1051 capillatus — talapoin — Mylodon 430 Darwini — Harlani — robustus — Myodes 602 albigularis 604 hudsonius 605 lemmus 603 lagurus 604 obensis — schisticolor 603 torquatus 604 trimueronatus 605 Myogale 906 antiqua 907 arvernensis 908 moschata 907 moscovilica — najadum 908 pyrenaica 907 sansansensis — Myopotamus 487 bonariensis 489 coypus 488 sansensis A419 Myopteris 967 Myotis 932 Bechsteini 934 Nattereri 935 Myozini 621 Myoxus avellanarius 623 Cattoirei 626 cinerascens — Coupei — Cuvieri 623 dryas 624 Drummondi 539 elegans 624 erythrobronchus 626 fossilis 623 glis 622 murinus 626 muscardinus 623 nitedula 624 nitela — parisiensis 623 sansansensis 623 spelaeus — 1099 Myrmecobius 724 dimensis 725 fasciatus — Myrmecophaga 407 bivittata 410 didactyla 411 jubata 408 tamandua 410 tetradactyla — ursina — Mvsarachne Pıcteti 905 Mystacina 967 Mystipithecus typus 1018 Mystromys 587 albicaudatus 588 albipes — lanuginosus — typicus — Nasalis larvatus 1074 recurvus — Nasua 749 fusca 750 leucorhynchus — montana 651 rufa 750 socialis — solitaria 71 ursina — villata — Nelomys aulricola 494 armalus 503 Blainvillei — cristatus 502 didelphoides 504 paleaceus 502 pielus 505 semivillosus 504 sulcidens 500 Neomeris 92 phocaenoides — Neotoma. 5338 Drummondi 539 floridana 538 Nesodon 243 imbricatus — magnus — ovinus — Sullivani — Nesokia 561 Nicon caudifer 970 Nocihora trivirgata 1038 Noctilio 961 affınis 962 albiventris — dorsatus — leporinus — 1100 Register. Noctilio Nyctophilus Otocyon 823 Palaeochoerus maslivus 962 Geoffroyi 979 caffer 823 typus 237 rufipes — Nyctoleptes megalotis — Palaeocyon 757. 851 | rufus dekan 519 Otolicnus 1011 primaevus 757 I unicolor — ‚Alleni 1013 troglodytes 851 Nodus 108 Octodon 508 crassicaudatus{011 validus — Nototherium 691 Bridgesi 509 galago 1012 Palaeogale 779 inerme — Cummingi — Peli 1013 fecunda — Mitchelli — degus — senegalensis 1012 pulchella — Nyctereutes 826 gliroides 910 teng — Palaeomeryx 360 viverrinus — pallidus 509 Otomys 388 Bojani — Nycteris 977 Octodontinae 467 albicaudatus — eminens — affinis 978 Ommatophoca 139 bisulcatus 589 medius — albiventris — Ommatostergus 522 Brantsi — minimus — capensis — Onychogalea 674 rufifrons 590 minor — discolor — Oplotherium 244 unisulcatus 589 Nicoleti — fuliginosa 977 Opossum 708 typicus 588 pygmaus — Geotfroyi 978 Orca 94 Otospermophilus 637° _ Scheuchzeri — hispida — capensis — Ovis 274 Palaeomephitis 767 javanica — intermedia — ammon 280 Palaeonyctis thebaica — Orejon 547 ammonoides 278 eiganlea 818 villosa — Ornithorhynchus 392 aries 275 Palaeospalax 895 Nycticebus brevirostris — argali 280 magnus — bengalensis 1017 crispus — brachyurus 275 Palaeotherium 184 javanicus — fuscus — burrhel 281 aniciense 185 potto 1015 hystrix 399 californica 282 annectens 187 tardigradus 1017 laevis 392 cyhndricornis 281 argentonicum — Nycticejus paradozus — cyprius 279 aurelianense — Belangeri 929 rufus — ferus sibiricus280 crassum 186 1 borbonicus 928 Orycteropus 413 Gmelini 278 curtum 187 Dingani 927 capensis 414 guineensis 275 equinum 188 Heathi 928 senegalensis 415 longipes — girondicum 185 humeralis 930 Oroycterotherium montana 282 hippoides 188 lasiurus 929 missuriense 430 musimon 278 indeterminatum137 iR leucogaster 923 Orycterus nivicola 282 isselanum 188 macrotis 930 maritimus 924 ophıon 279 latum 186 nigrita 928 Oryctomys orientalis 278 magnum 185 noctulinns 929 Bottae 530 platyura 275 medium 186 noveboracensis — Oryx 294 Polii — minimum 188 planirostris 927 capensis — polycerata — minus 187 pruinosus 929 Ospherantes — recurvicauda — monspessulanum sericeus 930 antilopinus 677 steatopyga — Temmincki 928 Osteopera strepsiceros — ovinum 187 tesselatus 930 platycephala 467 Tragelaphus 282 Schinzi 188 varius — Otaria 143 Vignei 278 velaunum 187 viridis 927 aurita 144 Oxymycterus 549 Palaplotherium 187 Nyctinomys 967 australis 145 hispidus 550 Panthera 870 chilensis 146 Delalandi — Fabrici — falclandica 144 aegypliacus 957 bengalensis — brasiliensis — dilatatus 954 scalops Jo1 Papio comatus 1057 j cynocephalus 1056 Pachinolophus 189 melanotus 1062 Pachyodon 150 macrotis 956 Forsteri 146 mirabilis — ochreatus — tenuis 954 jubata 143 Pachysoma 1001 porcarius 1057 Nyetipithecus 1037 Kracheminikowi brachyotis — sphinx 1056 felinus 1038 146 brevicaudatum — Paradoxurus 797 - lemurinus — Lamarei — Diardi — annulatus 802 Oseryi — molossina 143 Duvauceli — aureus 75) trivirgatus 1037 Pagesi 146 ecaudatum 1002 binotata 802 vociferans 1038 Shawi — Pachytherium bondar 799 Nyctiplanus Ulloae 144 magnum 427 Crossi 800 rotundatus 972 ursina 145 Paguna 798 derbianus — Nyctoleptes Otiosorex 901 Palaeochoerus 237 dubius — Nyctophilus 978 platyrhinus — major — felinus — nun Paradoxurus Grayi 798 Hamiltoni 802 hirsutus 799 Jourdani — ' laniger 798 larvatus — leucomystax 799 leucopus 798 leucotis 799 musanga 800 musangoides — nipalensis 798 Nubiae 800 Pallasi — Pennanti 799 prehensilis — philippinensis — quinquelineatus 800 trivirgatus 801 typus 800 zebra — ‚Pedetes 600 caffer — capensis ‚Pelagius 132. 139 ‚Pelomys 562 ‚Peracyon 734 ‚Perameles 719 ‚ affınis 721 arenaria 722 Bougainvillei 721 Doreyanus 723 fasciata 722 fusciventer 721 Gunni 722 lagotis 720 Lawsoni 721 macrura — myosurus 722 nasuta 721 obesula — |Peralherium 716 ‚Perodieticus 1014 Geofiroyi 1015 Potto Perogalea lagotis 720 ‚Perognathus 571 fasciatus 572 Petaurista 701 Peroni — taguanoides — ' Petaurus 700 australis 701 breviceps 702 flaviventer 701 pygmaeus 702 sciureus — taguanoides 701 Petrodomus 911 tetradactylus — Register. Petrogale Phascologale concinna 684 rufogaster 728 inornata — Swainsoni 727 lateralis 683 virginiae 729 penicillata — Phascolomys 669 robusta 686 Bassii 670 Petromys 508 fossor 669 Iypicus — fusca 670 Phacochoerus 239 latifrons — Aeliani 237 Mitchelli — aethiopicus 236 ursinus — africanus 237 wombatus — harcia — incisivus — Pallasi 236 Phalangista 694 alba 696 Banksi 698 Bougainvillei 697 canescens 698 canina — cavifrons 696 chrysorrhos 695 concinna 699 Cooki 697 felina — fuliginosa — eliriformes 699 hypoleucus 697 incana 698 maculata 696 melanura 697 nana 699 Neili 700 nudicaudata 699 orientalis 696 papuensis — Quoyi — rufa — ursina 695 viverrina 698 vulpina 697 xanthopus — Phascolarctos 692 einereus 693 Flindersi — fuscus — Phascologale 726 affinis 728 olbipes — apicalis 727 calura — crassicaudala?29 flavipes 728 leucogaster — leucopus — macrura 729 maculata 728 melas 727 minima 728 minulissima — murina 729 penicillata 726 > Phascolotherium 726 Bucklandi — Phloeomys 579 Cummingi — Phoca 183 .. ee 139 annellata 137. Ansoni 140 barbata 134 Byroni 144 carcinophaga 138 caspica — communis 136 concolor — dorsata 135 dubia 140 equestris 137 falclandica 146 flavescens 144 foetida 137 fossilis 121 groenlandica 135 grypus 133 hispida 137 largha 136 leonina 140. 142 leopardina 139 leporina 134 leptonyx 139 leucopla 142 Linnaei 136 littlorea — Longicollis 146 lutris 794 mitrata 142 naultica 134 nigra 146 numınularis 136 oceanica 135 occitana 137 ochotensis 135 octonotata 137 otaria 146 parva — Peroni — pusilla — scopulicola 136 undulata 137 ursina 145 variegata 136 Phocaena 9 1101 Phocaena communis 96 Cortesi 93 crassidens 98 globiceps 92 griseus 95, Heavisidi 97 melus 98 orca 94 Rissoana — Phocina 129 Phocodon 150 Pholidotus loneicaudatus 392 Phyliodia 966 Pharnelli — - Phyllomys brasiliensis 503 Phyllorhina 985 bicolor 989 caffra 987 diadema 988 gracilis 986 insignis 988 nobilis 987 speoris 983 tricuspidata 989 tridens 987 villata 986 Phyllostoma 975 albescens 972 amblyotis 975 Bennetti 977 bicolor 975 bidens — bilabiatum 973 brachyotum — brevicaudum 974 calcaratum 973 cirrhosum 975 childrens 974 crenulatum 975 discolor 976 dorsale 977 elongatum 975 excisum 972 fumarıum — Grayi 974 hastatum — humerale 977 jamaicense — infundibulum 972 leucostiema 977 lilium 972 - lineatum — longifolium 976 macrophyllum — megalotis — obscurum 974 oporhophilum 972 ' personatum — perspicillatum 974 planirostre — 1102 Phyllostoma plerotus 977 pusillum 972 spectrum 973 superciliatum — sylvicolum 976 Phyllotis 550 Physalus 83 anliquorum — boops — Sibbaldi — Physeter 88 antiquus 91 bidens 109 catodon 90 gibbosus — macrocephalus 89 mierops 90 orthodon — polycevphus — pterodon — sulcatus — trumpo tursio Phytophaga 668 Pinnata 68 Pinnipedia 124 Pithecia 1039 adusta 1040 albinasa — capillamentosa — chiropotes — chrysocephala — hirsuta 1041 inusta irrorata 1040 israelita — leucocephala — melanocephala monacha 1041 nocturna 1040 ouakary 1039 pogonias 1040 rufibarbata — rufiventer — satandas — Pithecus 1082 agilis 1080 antiguus 1081 bicolor 1083 gorilla — Jar 1080 leuciscus 1081 pentelicus — satyrus 1082 syndactylus 1079 troglödytes 1084 variegatus 1080 Pithesciurus 1033 Pithex oinops 1063 Plaetrochoerus Mauricandi 472 Register. Plagiodontia A aedium — Plagiolophus 187 Platanista 107 gangeticus 108 Platycercomys 597 Platygonus 231 compressus — Platyodön 457 Platyrhynchus 132 Platyonyx 431 Agassizi — Blainvillei — Brongniarti — Platyschista Pallasi 800 Platypus anatinus 392 Plecotus 933 Maugki 932 Peroni 933 velatus 950 Plesiaretomys 630 Gervaisi 631 Plesictis 779 Croizeli — Plesiogale 778 angustifrons — elegans — Pomeli — Plesiosorex talpoides 903 Pliopithecus 1081 antiquus — Poebrotherium 373 Wilsoni — Poephaga 670 Po@ephagomys ater 512 Pontotherium 122 Porcula salvanica 226 Porcus 231 aculeätus 484 babyrussa 232 Potamophilus 791 Potamotherium — Potamys coypu 488 Potörous 689 murinus — Presbytis albigena 1076 albocinereus — anchises 1075 Barbei 1076 cephalöpterus1075 entellus — hypoleucus — Johni — maurus 1077 mitratus — obscurus — Presbytis pileatus 1075 priamıs — thersites— Prionodon gracilis 807 pardicator — Proboscidea 155 rivalis 961 saxatilis — Prochitus ursinus 744 Procyon 745 brachyurus 748 cancrivorus — Hernandezi 747 lotor 746 niveus 747 obscurus 748 priscus 746 psora 747 Propalaeotherium 87 Prosimiae 1008 Proteles 859 cristata — Lalandi — Propithecus 1023 diadema— laniger 1024 Protochoerus prismaticus 231 Protocyon 851 validus — troglodytes — Protopithecus 1081 antiquus — Psammomys obesus 987 Psammoryctes noclivagus 512 Psephophorus polygonus 426 Pseudaelurus 862 qnadridentatus — Pseudochirus 698 Pseudomys 569 australis — Pterodon 833 brachyrhynchüs— Cuvieri — dasyuroides — leptorhynchus — parisiensis — Pteromys 640 albiventer 641 alpinus 642 aurantiacus 643 derbianus 486 elegans 641 fimbriatus 644 genibarbis 643 Horsfieldi — inornatus 641 Pteromys Pteronotus Pteronura 793 Pteropus 993 Leachi — lepidus 643 leucogenys 641 melanotus — momoga — nitidus — petaurista — punctatus — sabrinus 642 sagitta 643 sibiricus 642 Turnbulli 644 volans 642 vulgaris — Davyi 966 aegypticus 999 alecto 998 amplezxicaudata 1000 assamensis 994 brevicaudatus 1001 chrysoproctus 994 collaris 997. 1000 conspicillatus 996 cryptosus 1002 dasymallus 997 Dussumieri 998 ecaudatus 1002 edulus 999 Edwardsi 995 epomophorusi001 funereus 996 fuscus 997 gambianus 1003 Geofiroyi 999 griseus 997 Haldemanni 1003 Horsfieldi 1001 hottentottus 1000 javanicus 994 jubatus 995 | keraudenius 998 labiatus 999. 1003 Leachi 1000 Leschenaulti 999 leucocephalus 995 Mackloti 996 macrocephalus1003 marginatus 1000 marianus 998 medius 995 melanocephalus minimus 993 pallidus 998 personatus — phaeops 996 poliocephalus — pselaphon 997 Pteropus pyrivorus 1001 ‚pyrrhocephalus 994 rostratus 993 rubricollis 997 samoensis 1003 schoensis — seminudus 999 stramineus — tittaecheilus 1001 tonganus 998 vanikorensis — vociferus 1003 vulgaris 997 Wahlberei 1002 Pterura 793 Sambachi — Ptilocerus 915 Lowi — Pygmaeodon 120 Putorioides 794 Putorius 779 anliquus — Pygathrix 1074 Ouadrumana 1006 Ratelus 768 capensis 769 indicus — mellivorus — Reithrodon 536 chinchilloides — cuniculoides — Lecontei — Iypicus — Rhabdogale 771 muslelina — zorilla — Rhinaster 891 cristatus — longicaudattis — macrurus — Rhinoceros 191 africanus 200 alleghanensis 209 antiquitalis 197 asiaticus 206 bieornis 200 brachypus 209 Camperi 208 eimogorhensis 209 cucullatus 202 gannatense 209 Goldfussi 208 javanicus 205 incisivas 208 indieus 206 Keittoa 208 Kirchbergense 204 lunellensis — medius 208 megarhinus 204 Register: Rhinoceros Rhinolophus! Merki 204 pygmaeus 989 minutus — Rouxi 984 molassieus 209 rubidus — monspessulanus speoris 988 4 subbadius 984 niger 208 tragatus 987 pleuroceros — tricuspidatus 989 protichorhinus — trifoliatus 984 sansansensis 208 Schleiermacheri— sibiricus 197 simus 202 sivalensis 208 sondaicus 205 steinheimensis209 tapirinus — tetradactylus 208 tichorhinus 197 Rhinochoerus 182 Rhinolophus 980 acuminatus 988 affinis 984 armiger 987 bicolor 989 bihastatus 982 caffer 987 capensis 983 clivosus 982 Commersoni 988 cornutus 984 crumeniferus 988 deformis — diadema — dukhunensis — euryale 982 euryotis 984 ferrum equinum981 fulvidus 984 füumigatus 983 Geoffroyi — gigas 986 griseus 988 hippocrepis 982 hipposideros — insignis 988 Landeri 983 larvatus 988 lepidus 984 lobatus 982 luctus 983 macrotis 989 Martini 985 megaphyllu — minor 983 mitratiss 989 morio 983 nippon 98 nobilis 987 penicillatus 998 perniger 984 unihastatus 981 vulgaris 988 Rhinomys jaculus 909 Rhinopoma 968 carolinense 969 Hardwicki — microphyllum — Rhizomys 518 badius 519 dekan — macrocephalus — minor — splendens — sumatrensis 18 Rhizophaga 668 Rhombomys 585 lacernatus 586 melanurus 585 pallidus — tamaricinus 586 Rhynchocyon 911 cirnei 912 Rhyzaena 819 capensis — tetradactyla — Rorqualus 82 äntarcticus — borealis 84 Rupicapra americana 303 Rytine 115 Stelleri 116 Saccomys 71 anthophilus — Saccoptery® 459 leptura 960 Saccostomus 572 fuscus 573 lepidarius 572 Saguinis ursula 1029 Saimiris 1033 entomophagus 1033 sciureus — ustus — Sarcophaga 703 Sarcophilus 732 Sarcophorus 529 bursarius — philippinensis 984 Saurocetus pusillus — Gibbesi 150 1103 Scalops 895 aeneus — aqualicus — argentatus 895 Breweri — canadensis — latimanus — pensylvanicus ‚Scapteromys 549 Scartes Scelidotherium 431 Bucklandi — leptocephalum — minulum — Schizodon 511 fusens — Scirtetes acontion 596 decumanus — elater 597 halticus 598 jaculus 596 platyurus 597 spiculum 596 tetradactylus 595 vexillarius 596 Scirtomys 595 Sciurini 626 Sciuroöpterus sibiricus 642 Seiurospalacini 528 Seiurus 644 Adolphi 647 aestuans 652 _ affinis 656. 655 albiceps 655 albipes 648 albovittatus 662 alpinus 645 annulatus 652 anomalus 649 assamensis 656 atrodorsalis 656 Auduboni 649 aurogaster 650 auriventer 654 Belcheri 651 bicolor 654 bilineatus 656 bivittalus — Boothiae 651 Bottae 650 brasiliensis 652 Brodiei 657 caniceps 656 capistriatus 646 carolinensis 646, 647 castaneoventris 656 caueasicts 649 cepapi 660 ceylanicus 655 1104 Register. Sciurus Seiurus Sciurus tricolor 654 Semnopitheeus chrysogaster 650 malabaricus 655 tristriatus 657 vellerosus 1073 chrysurus 693 magnicaudatus647_ utensis 639 Setiger 918 cinereus 645. 647 marabulus 661 variabilis 693 variegatus — Clarcki 638 maximus 699 variegatoides — Siderotherium 220 Clellandi 657 melanotis 658 variegatus 648 Sigmodon 537 Colliaei 649 minutus 662 varius 665 Harlani 538 congicus 662 Delesserti 657 dimidiatus 653 dorsalis 647 Douglasi 691 Elphinstoni 655 ephippium — erythrogenys 660 erythropus 662 exilis 658 Feignouxi 662 ferrugineiventris 649 ferrugineus 657 Finleysoni — flavimanus 656 flavivittis 659 fossor 647 fuliginosus 650 fuscovariegatus564 gambianus 660 Gervaisi 662 getulus 601, giganteus 654 gilvigularis 693 ginginianus 656 grammurus 638 griseocaudalus651 griseiventer 696 hippuris 699 hudsonius 651 humeralis 655 hypoleucus — hypopyrrhus 648 indicus 659 igniventris 654 insignis 658 italicus 645 Kelaarti 657 Keraudreni — Langsdorffi 653 lanuginosus 652 lateralis 638 laticaudatus 699 Leschenaulti 699 Levaillanti 662 Lewisi 652 leucomus 657 leucotis 648 lencoumbrinus 661 Lokrial 656 lokrioides — ludovicianus 647 macrurus 699 madagascariensis modestus 657 multicolor 658 murinus 657 mustelınus 649 mutabilis 699 niger 645 nigrescens 649 nigrovittalus 696 notalus — occidentalis 649 ocularis 662 palliatus 660 palmarum 647 penicillatus 697 petaurista 641 Philadei 650 philippinensis 658 Plantani 656 praetextus 662 prestigiator 661 Prevosti 656 priscus 662 pusillus 652 pygerythrus 656 pyrrhopus 661 pyrrhoventer 654 quadrivittatus 640 Rafflesi 056 redimitus — Richardsoni 691 rotans 642 rubriventer 656 rubrolineatus 638 rufobrachiatus 661 rufogaster 656 rufogularis — rufoniger 653 rufiventer 646 russatus 649 rutilus 662 sansansensis 602 setosus 662 simplex 661 socialis 650 splendidus 651 Stangeri 661 stramineus 653 striatus 639 subauratus 648 subflaviventer 656 superciliaris 660 syriacus 649 tenuis 656 tredecimlineatus 636 texanus 646 virginianus 648 vittatus 656 vulgaris 645 Scotophilus 934 Dingani 927 discolor 941 Gouldi 951 Leisleri 944 morio 951 Semnocebus Semnopithecus 1071 albipes 1075 albocinereus 1076 anchises 1075 auratus 1077 bicolor 1073 chrysomelas 1077 comatus 1076 cucullatus — Dussumieri 1075 entellus 1074 femoralis ferrugineus 1073 flavimanus 1077 frontatus — quereza 1072 halonifer 1076 hypoleucus 1075 Johni — jubatus 1076 latibarbatus leucomystax 1076 leucoprymnus 1075 maurus 1077 melalophus — mitratus 1076 monspessulanus 1077 nasicus 1074 nemaeus — nepalensis nestor 1075 nigrimanus 1076 nobilis 1077 obscurus 1076 olivaceus 1073 pileatus 1075 polycomus 1073 priamus 1075 pruinosus 1077 rubicundus — schistaceus siamensis 1076 subhimalayanus 1077 sumatranus Simia hispidum — aegyptiacus 1055 aethiops 1066 albifrons 1045 apella 1052 arachnoides 1050 Ascanius 1049 atys 1066 aygula 1063 Azarae 1041 cana 1047 capucina 1045 carpolegos 1062 cephus 1067 chiropotes 1040 cirrifera 1043 cristata 1077 cynocephalus 1056 cynomolgus 1063 cynosurus 1071 diana 1068 entellus 1074 erythraea 1063 fascicularis 1064 fatuellus 1043 faunus 1071 ferrugineus 1073 flava 1069 hamadryas 1055 hypoleuca 1046 iacchus 1031 inuus 1061 lagothrix 1047 lar 1080 leonina 1030 leucisca 1081 leucocephala 1040 leucampyx 1068 leucophaea 1659 longimana 1080 maimon 1059 melanocephala midas 1928 mona 1067 monachus — 1041 morio 1083 mormon 1059 mulatta 1063 nasalis 1074 nasicus 1074 nemaeus — nemestrinus 1062 nictitans 1066 oedipus 1029 paniscus 1049 Simia patas 1069 pelaurista 1066 pithecia 1039 platypygus 1062 polycomos 1073 porcaria 1057 rhesus 1063 rosalia 1030 rosirata 1074 rubra 1069 rufa — rufivenler 1040 sabaca 1070 sagulata 1054 sakir 1036 satyrus 1082 sciurea 1033 seniculus 1092 silenus 1063 sinica 1064 sylvanus 1061 syndactyla 1079 talpoin 1071 troglodytes 1084 variegata 1043 ursina 1092 Wurmbi 1083 Simiae 1025 catarrhinae 1053 platyrrhinae 1025 Siphneus 522 aspalax 923 Sirenia 114 Sivalarcetos 756 Sivatherium 363 giganteum — Smilodon 863 populator — Sminthus 535 betulinus — loriger — Nordmannı — vagus — Solenodon 906. paradoxus — Solidungula 373 Sorex 897 alpinus 900 amphibius 899 aqualicus 895 araneus 900 annellatus 903 brachycaudus 901 brachygnatus 905 brevicaudus 901 ‚ canescens 903 capensis 905 carinatus 899 castaneus 900 ciliatus 899 cinnamomeus 904 coecutiens 900 collaris 899 Säugethiere. Register. Sorex concinnus 900 constrictus899.900 crassicaudus 904 cristatus 891 cunicularis 900 „eyaneus 902 Daubentoni 899 Desnoyeranus 905 eremita 900 etruscus 902 exilis 900 Ezi Nezumi 905 flavescens 904 fodiens 899 francicus 905 fulvaster — Forsteri 901 giganteus 909 glis 914 gracilis 902 Griffithi 904 Guldenstädti 902 Harlani 901 Hermanni 899 herpestes 904 hibernicus 900 himalayicus 905 hirtus 902 hydrophilus 899 indicus 905 infumatus 902 inodorus 901 labiosus 900 leucodon 902 lineatus 899 madagascariensis 902 mariquensis 905 melanodon 900 minimus — minutus — moschatus 907 murinus 904 myosurus — natans 899 | nemorivagus 905 niger 904 pachyurus 901 palustris 899 arvus 901 Perrotetti 905 personalus 901 platycephalus 905 poensis — Prevostanus — pulchellus — pumilio 900 pumilus — pusillus 905 pygmaeus 900 religiosus 904 remifer 899 rhinolophus 900 Sorex Richardsoni 901 rivalis 899 rusticus 900 sacralis 903 sansansensis 905 serpentarius 903 soccalus 905 Sonnerati — stagnatilis 899 suaveolens 902 talpoides 901 tenuis 905 tetragonurus 900 umbrinus 905 varıus 904 viarius 902 vulgaris 900 Soricinae 897 Sorictitis 819 elegans — leptorhynchus — Spalacini 517 Spalacopus 512 Poeppigi — Spalacotherium 896 tricuspidens — Spalax 521 javanus 519 Pallasi 522 typhlus 521 Spermoscıurus 661 Speothos 851 pacivorus — Spermophilus 631 annulatus 639 Beechei 637 brevicaudatus 632 citillus 634 Clarcki 638 concolor 631 dauricus 634 Douglasi 637 erythrogenys 632 Eversmanni 634 Franklini 635 fulvus 631 srammurus 638 guttulatus 634 guttatus — Hoodi 636 jacutensis 634 intermedius 632 lateralis 638 leptodactylus 631 leucosticlus 634 macrurus 637 mexikanus 638 mugosaricus 632 musicus 633 Parryi — Richardsoni 636 rufescens 632 1105 Spermophilus speciosus 635° spilosoma 638 superciliosus 639 Townsendi 636 turcomanus 631 undulatus 632.634 Sphenodon 431 Sphiggurus 475 bicolor 476 spinosus 475 variegatus — villosus — Squalodon 150 Grateloupi 150 Steatomys 368 edulis — . Krebsi — Stellera 116 Stemmatopus 132 cristlatus 142 Steneodon 863 Steneofiber 621 Steno 106 attenualus — compressus — fuscus — Stenoderma 967 chilense 970 perspicillatum 974 rufum 970 Stenops 1015 gracilis 1016 javanicus 1017 tardigradus — Stenorhynchus 132 leptonyx 139 soricidens — Stentor chrysurus 1052 flavicaudus — fuscus — niger — seniculus — ursinus — Stephanodon 791 Stereoceras 210 Galli — Strepsiceros 311 Sturnira spectrum 972 Styloceras 334 Subulo — Suina 221 Suricata capensis 819 Sus 224 africanus 226 antediluvianus 229 antiquus — armatus 230 arvernensis — barbatus 225 70 | 1106 Sus belsiacus 230 celebensis 225 choeroides 229 choerotherium 230 cristatus 226 larvatus — lemuroides 230 leptodon — leucomystax 226 Lockarti 229 major 230 mastodontoides 122 palaeochoerus 229 papuensis 225 priscus 230 provincialis — scrofa 225 Serresi 230 sivalensis — timoriensis 225 verrucosus — vittatus — Synaphodus 191 Synetheres 473 dubia 475 magna — prehensilis 774 Synotus 932 barbastrellus — Tachyglossus aculeatus 399 hystrix - setosus — Tachyoryctes 519 Tamias 638 americanus 639 Hindsi 640 Lysteri 639 " quadrivittatus 640 striatus 639 Talpa 891 acutidentata 894 anligqua — asiatica 888 brachychir 894 coeca 893 europaea — fossılis — inaurata 888 longicaudata 891 minuta 894 Wogura — Talpinae 888 Taphozous 962 bicolor 964 brevicaudatus — Cantori — crassus — fulvidus — lepturus 960 Register. Taphozous Theropithecus leucopterus 963 niger 1058 longimanus 964 Thomomys 530 mauritianus 963 rufescens — melanopogon 964 nudiventris 963 perforatus — philippinensis 964 pulcher — saccolaimus 963 senegalensis — Tapirotherium 189 Tapirulus 190 Tapirus 179 americanus 181 arvernensis 184 bicolor 183 giganteus 123 helveticus 183 indicus 183 malayanus — mastodontoides — minor — pinchaque 182 Poivieri 184 priscus — pusillus — Roulini 182 suillus 181 suinus 184 villosus 182 Tardigrada 431 Tarsipes 704 rostratus 705 Spenserae — Tarsius 1009 bancanus 1010 Daubentoni — Fischeri — fuscomanus — fuscus — spectrum — Tatusia 421 Taxidea 761 leucurus — Taxodon 778 Taxotherium 853 parisiense — Tetracaulodon 172 Kochi — mastodontoideum 172 Tetracerus 323 Tetracus 923 nanus — Tetrapotodon 220 Thalassictis incerta 778 robusta 791 Theridomys 484 aquatilis 485 Blaimvillei — lembronica 484 Thiosmus 764 Thylacinus 733 - cynocephalus 73 Harrisi — spelaeus — Thylacotherium 718. 725 Broderipi 725 Prevosti — Thylomys 715 elegans — Thylodon Hombresi 758 Thylogale brevicaudatus 683 Eugeni 681 Tasmanni 682 Thyroptera 952 bicolor — tricolor — Tigris mexicana 870 Titanomys 456 trilobus — visenoviensis — Toxodon 241 paranensis 242 platensis — Trachytherium 122 Tragelaphus 309. 323 Trachops fuliginosus 975 Tragulus 318 Trichechus 127 borealis 116 Cooki 128 dubius — longidens — rosmarus — Trichosurus 697 Trilatius macellus 933 Troglodytes gorilla 1083 leucoprymnus 1084 niger — Trogontherium 619 Werneri — Tupaja Elliotı 917 ferruginea — javanica — peguana 915 tana 917 Tylopoda 364 Unguiculata 388 Ungulata 150 Uranodon 108 Uroeryptus 960 bilinealus — Urotrichus 896 talpoides 897 Ursinae 736 Ursitaxus inauritus 762 Ursus 737 albus 739 americanus 742 arctoideus 739 arctos — arvernensis 738 babella 739 brasiliensis 751 cadaverinus 739 cineraseens 742 cinereus — collaris fuscus 739 cultridens 863 denlifricius &38 falciger 739 ferreojurassicus 7 ferox 742 fornicarius 739 fornicalus 738 giganteus — horribilis 742 indicus 769 isabellinus 739 labiatus 744 longirostris 739 lotor 746 luscus 786 malayanus 734 marinus 146. 743 maritimus 743 melas 761 _ metopoleianus 738 meloposcairnus — minimus — minulus — neschersensis — niger 739 norvegicus — ornatus 745 Pittorii 738 priscus 739 pyrenaicus — spelaeus 738 syriacus 739 tibetanus 744 torquatus 745 Urva 794 cancrivora — Vampirus 973 bidens 975 cirrhosus — soricinus — Vaudeleuria S61 ' Vermilinguia 399 Vespertilio abramus 948 adversus 935 aedilis 937 aenobarbis 949 akokumuli 948 albescens 936 albolimbatus 946 ‚alcythoe 943, 946 Aristippe 943 Arsinoe 939 auritus 933 australis 951 barbastrellus 932 Bechsteini 934 Belangeri 929 Blessevilli 930 blyotis 950 borbonicus 928 brachyolis 942 brachypterus 938 brasiliensis 940 brevimanus 933 calcaratus 951 californica 944 caninus 959 capacini 938 capensis 941 Caroli 939 ‚ carolinensis 949 cephalotes 993 chiloensis 940 ciliatus 935 circumdatus 945 cornutus 933 ae 1 cotophilus — crassus 940 creeks 941 cyanopterus 951 dasycnemus 937 dasythrix 950 Daubentoni 937 ‚ derasus 940 discolor 941 ' domesticus 936 dutertreus 950 emarginatus 935 epichrysis 938 ‚ erythrodactylus949 Escholzi 951 ‚ ferrugineus943.944 ferrum equinum 981 furinalis 950 . georgianus 936 Gouldi 951 ı gryphus 936 Hardwicki 938 harpyia 949 Hasselti 948 Register. Vespertilio hastalus 974 hesperida 948 Hilarii 940 hispidus 978 hippocrepis 982 Horsfieldi 939 hypothrix 949 javanus 948 imbricatus — innoxius 941 insignis 952 irretitus 951 isabellinus 943 Isidori 940 Kuhli 943 lacteus — - lanceolatus 936 lanosus 951 lasiopterus 943 lasiurus 929 Leisleri 944 leporinus 962 lepidus 936 lepturus 960 Leucippe 942 leucogaster 949 leucomelas 932 limnophilus 937 lucifugus 936 macellus 939 macrotis 945 macrotarsus 951 macuanus 945 macrodactylus 939 malayanus 938 marginatus 956 marsupialis 960 Maugei 932 maurus 947 maximiliani 961 maximus 951 megalotis 933 megalurus 941 megapodius 938 melanotis 951 Meyeni — microphyllus 969 minutissmrus 946 minutus 948 molossus — monachus 949 monticola 944 morio 951 murinus 934 myotis — mystacinus 937 nanus 947 naso 961 nasutus 951 Nathusi 946 Nattereri 935 nigricans 936. 951 Vespertilio nigrita 928 Nilsoni 942 noctilinus 929 noctula 944 noctuloides 952 noveboracensis929 Okeni 940 oreias 938 Orsini 950 pachypus 943 parisiensis 951 parvus 940 papillosus 935 pellucidus 951 perspicillatus 974 phaiops 941 pictus 938 pipistrelloides 948 pipistrellus 946 pistrellus 945 platycephalus 947 plicatus 957 polythrix 940 praecox 952 proterus 944 pruinosus 929 pulverulentus 943 pumilus 951 pygmaeus 956 Rueppelli 945 ruber 950 rufopietus 951 Salarii 936 Savii 942 Schranki 935 Schreibersi 950 semicaudatus 951 serotinus 940 soricinus 970 spasma 980 spectrum 973 splendidus 944 subflavus 936 submurinus 934 subtilis 949 subulatus 936 suillus 949 Temmincki 945 tenuis 939 tralatitius — timoriensis 933 tricolor 935 tristis 951 turcomanus 941 Ursini 950 ursinus 943 ursula 946 1107 Vesperugo 944 Dingani 927 Vesperus 940 Viverra 803 abyssinica 807 antiqua 809 aurita 831 bengalensis 805 binotata 802 binturong 754 Boiei 806 bondar 799 capensis 769 caudivolvula 793 civetta 804 fasciata 806 felina 808 ferreojurassica809 fossa 807 genetta 808 gracilis 807 gymnura 916 herinaphrodita800 hyaenoides 859 ichneumon810.814 incerta 809 indica 806 larvata 798 linsang 807 lutreola 784 maculata 731. 808 malaccensis 808 mapurito 764 melanura 805 mephitis 716 molassica 809 musanga 800 narica 750 nasua — nigra 800 orientalis 805 pallida &06 parisiensis 824 primaeva 809 putorius 763 quadricolor 774 quasine 750 rasse 806 sansansensis 809 simorrensis — striata 771 suricata 819 tangalunga 805 tetradactyla 819 tigrina 808 undulata 805 zibetha — zorilla 767 vampirus 940. 994 Viverrinae 794 velatus 950 villosissimus. 930 virginianus 944 volgensis 957 Viverrula 806 Vulpes 826 alba 827 cruciala — 70* 1108 ulpes crucigera 827 dorsalis 831 griseus 836 macrurus 827 monltanus — niger — spelaeus — Xiphodon gracile 247 Zeuglodontidae 148 Zeuglodon 148 brachyspondylus 150 cavirostris ML longirostris — planirostris — macrospondvlus 150 Druck von J. S. Wassermann in Leipzig. INNEN Date Due TE CCCc« [4 < - En “3, ZI me u‘ AAQ C >= > x 3 € f FF . CGATUCLCE Kal N IS en PT N cl, Br 2 u % ( Sr N Nr je Se BEE - en x IN Ri. Se > - "= N ee » a Dr N 3 | et B . = 2 - 4 . f r gp f . mw iR ER 1: ® } | h (Ei R RR „N Ü N 2 a S