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Schmetterlinge

Abbildungen nach der Natur mit Beſchreibungen

Eugenius Johann Chriſtoph Esper.

Herausgegeben

mit Zuſätzen

von

Touſſaint von Charpentier, berbergamts-Direktor, Ritter des rothen Adler-Ordens dritter Claſſe, Mitglied der Leopoldin. Carolin. Academie der Naturforſcher zu Bonn; der Ges ſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin; der mineralogiſchen zu Dresden und zu Jena; der helvetiſchen Naturforſcher; der ſchleſiſchen und lauſitziſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur und einiger anderen. N

Königl. Preuß. Berg = Hauptmann und O

Zweiter Theil. Europäiſche Gattungen.

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Leipzig, T. O. Weigel.

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Der fünften Claſſe des Thierreichs dritte Ordnung

Nach dem Linneiſchen Syſtem

Inſecten mit beſtäubten Flügeln f Lepidoptera oder Schmetterlinge.

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge, Abendfalter, Dämmerungsvögel, Schwärmer, Pfeilſchwänze, 5 Unruhe, Sphinre.

Papillon - bourdon. Pylstaart - Vlinder. Onrust.

=. Ordnung des Syſtems führet uns auf die zwote Hauptabtheilung S der Inſecten, denen der Schöpfer beſtäubte Flügel zugelegt hat.

Sie iſt die kleinſte nach der Anzahl der Gattungen. Kaum ſind bey dem emſigſten Nachſuchen, etliche dreyſig Europäer noch bekannt ge— worden. Die Ausländer haben dieſe Anzahl, ſo weit unſere Entdeckungen reichen, eben nicht beträchtlich überſtiegen. Wie viele hunderte von Papi— lionen, von Phalänenarten hingegen werden jetzt gezehlt. Gewiß Verhält— niſſe, welche etwas nicht allzuregelmäſiges haben. Mich deuchtet, die Na— tur habe für unnöthig gefunden, bey einem Geſchlecht der Thiere, deren Leben, was noch dazu die vorzüglichſten Gattungen betrift, in wenigen Stunden des Abends oder Morgens, ſeine Beſtimmung erreicht; um das Leere, in der Zeit, welche weder Licht noch Nacht, ſondern blos verworre— ne Dämmerung iſt, auszufüllen; mit einem vervielfältigten Fleiſe zu ver— weilen. Genug, wenn nur einige Gattungen dieſer Geſchöpfe, ſich auf der düſterwerdenden Schaubühne des Sichtbaren zeigen, wenn jede etwas ge— mäſigte Gegend, einige derſelben hat. Vielleicht aber iſt noch zur Ergän— zung der Stuffenfolge ein groſſer Theil derſelben verborgen; vielleicht hat es an unſeren Aufſuchungen ſelbſten Bi Man hat würklich viel neues

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6 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſeit einigen Jahren gefunden. Heiſſere Länder machen das Vaterland der Sphinxe eigentlich aus. Sie wurden von da, mit vielem Fleiß herbey ge— höhlt. Man machte Entdeckungen, welche beträchtlich geweſen. Allein fie haben das erſtgedachte Verhältniß doch nicht mehr ins gleiche gebracht. Das Geſchlecht der Papilionen, und Phalänen, hatte zugleich einen noch mehr überſteigenden Zuwachs erhalten. Die Abendſchmetterlinge ſind bey dieſen Erweiterungen allen, die kleinſte Abtheilung der Lepidopterorum bis jetzo geblieben. Eine Betrachtung, wodurch die Maasregeln des Herrn von Linne vorläufig gerechtfertiget werden. Wir erblicken Gattungen in ſeinem Syſtem, die unter ſich mehr abweichendes, als bey den Tagſchmetterlingen haben. Sie ſind in Abſicht auf die Lücken der Stuffenfolge beträchtli— cher von einander getrennt. Man könnte ſie daher mit aller Befugniß in mehrere Geſchlechte vertheilen. Wie klein aber würde alsdann die Anzahl jeder unter geordneten Species werden. Noch ſind ihre Gränzen, ihre Ver— wandſchaften, theils zu ſehr abgeſondert, theils wieder zu nahe verbunden. In beyden werden durch den Anſchein der beſſeren Ordnung nur mehrere Schwürigkeiten gemacht. Genug, daß ſich generiſche Charactere fanden, welche weſentlich ſind, und die den Sphinx des Herrn Archiater von ſei— nem Papilio und der Phaläne unterſchieden. Ohne Abweichungen, ohne Ausnahme, iſt kein Syſtem möglich, ſo weit wir jetzt in dem Stückwerk unſerer Erkenntniſſe ſind. Das Vollkommenſte wird immer dasjenige ſeyn, wo die Mängel am erträglichſten ſind. Gerade bey dieſem Geſchlecht aber, dürfen wir uns über das Verfahren unſeres verewigten Verfaſſers, nicht im mindeſten beklagen. Er hat dieß kleine Volk in gut bezeichnete Hor— den, in gleich richtig beſtimmte Familien zu lagern gewuſt. Dieß erſetzt den Mangel der generiſchen Namen. Wir überſehen in dieſer Verbin— dung das Ganze leichter, die Lücken müſſen nach ſeiner Claſſification min— der auffallendes haben, und zum Eintragen, der neuentbeckten Gattungen, bedarf es eben ſo wenig eine Aenderung; es ſind offene Plätze da, um in dieſe das Gefundene zu vertheilen.

Bevor ich aber erläutere, was ein Abendſchmetterling iſt, bedünkt mich, eine Erklärung des obſtehenden Namens nöthig zu ſeyn. Eine Be: nennung, welche ungemein viel bedeutendes hat.

Wie bekannt iſt, gefiel es dem Ritter von Linne, das Geſchlecht der hier untergeordneten Gattungen mit dem Namen Sphinx zu bezeichnen. Die Benennung iſt aus der Mythologie, ohne es erinnern zu dürfen, ge— borgt. Auch die Ungeheuer des fabelhaften Alterthums, lieferten 49 1 groſ⸗

si

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 7

ſen Reichthum von Namen. Dem Gedächtniß wird durch dieß neue der Fabelgeſchichte bey einer neuen Gattung von Schmetterlingen abermalige Aushülfe verſchafft. Der ſo rätzelhafte Sphinx mußte zu dem Allgemeinen der Benennungen Anlaß verſchaffen. Reaumür hat zuerſt ſich dieſes Na— mens bedient. Er belegt aber mit dieſem Wort nur eine einzige Gattung, es iſt der Sphinx Ligustri. Die Geſtalt der Raupe deſſelben, an der er eine beſondere Stellung bemerkt, ſcheint den Namen Sphinr ihm in das Gedächtniß gebracht zu haben. Sie richtet im Liegen den Kopf mit den ſechs vordern Füſſen gerade in die Höhe, und ſo haben wir eine Aehn— lichkeit mit dem Bilde des Sphinx, wie ihn die Künſtler der Alten in Bildſäulen zu Verzierungen vorgeſtellet haben. Nun iſt den meiſten Rau— pen unſerer Abendſchmetterlinge, wenigſtens denen von den gröſſeren Gat— tungen, gleiche Eigenſchaft, obwohl in etwas mindern Grad gemein. Ur— ſache genug, dieſem einmal gebrauchten Namen einen gröſſeren Umfang zu geben. Reaumürs Sphinx aber gieng nachher wiederum ein. Seine Raupe hatte ſchon vorhin, von der Futterpflanze, einen weit ſchicklichern Beynamen erhalten. Herr von Linne machte mit mehrerem Grund einen Abtheilungsnamen daraus. Darf ich alſo wohl noch einer andern An— ſpielung gedenken? Der fabelhafte Sphinx, beſtund aus Körpern von zweyfacher Geſtalt. Deſſen Vordertheil glich einem Menſchen, das hin— tere einem Drachen, einer Schlange, einem Hunde a). Uns liegt nichts daran, welches von dieſen Zwitterbildern das eigentlichſte geweſen. Ge— nug der Abendſchmetterling ſcheint ebenfalls ein zuſammengeſetztes Geſchöpf von Papilio und Phaläne zu ſeyn. Er hat den Leib und die Geſtalt der letzteren, und nach den Fühlhörnern kommt derſelbe dem erſteren nahe. Noch iſt die Zeit ſeines Fluges eben auch das Mittel zwiſchen beyden. Dämmerung gehört weder zur Nacht noch zum Tage, ſie iſt aus bey— den zuſammengeſetzt. Gewiß in dem Bilde des erdichteten Sphinx, eine mit vielem Scharfſinn erwehlte Bedeutung, für ein vor Linne noch unbe— nanntes Geſchlecht.

Man hatte ehehin die hier beſchriebenen Gattungen, theils zu den Nachtvögeln, theils zu den Tagvögeln, gezogen. Nun liefert uns die

a) Palaephatus xe arıgoy Cap. VII. „Hinterleibs ſoll einem Hunde, das Haupt goαεα EV EXOv οο xuvog, v ονονι De xt „und Angeſicht einem jungen Frauenzim— MPOEGWTOy XUpmg, Tiepuyag dpviTog, po- „mer, die Flügel jenen der Pögel, ge— vv de ae Dοtme. „Die Geſtalt des „glichen haben. ꝛc.

8 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Geſchichte der Sphinxe eigene Namen genug. Was irgend die Mytholo⸗ gie abendtheuerliches nennt, unförmliche Bilder veränderte Geſtalten, ſchreckliche Ungeheuer, dieß alles wird auf unſere, das Düſtere liebende Schmetterlinge ganz ſchicklich zu Erleichterung des Gedächtniſſes überge— tragen, und hier iſt Vorrath ohne Zahl zu Benennungen, welche bis— weilen noch dazu etwas weſentliches erklaren. Ich muß der vorzüglich— ſten zum Beyſpiele erwähnen. Ocypete und Ello waren jene fürchter— lichen Harpyen, welche Virgil ungleich ſchöner, als ſie ſelbſten waren, be— ſchrieben. Alecto, Megära und Tiſiphone find mit Schlangenhaaren bekleidete Furien, Atropos die traurige Todenparce, Elpenor der in ein Schwein verwandelte Gefehrte des irrenden Ulyſſes geweſen. Tanta— lus und Ixion, waren beſtrafte Bewohner des Oreus. Auch die Na— men der Centauren bothen Vorrath zu Benennungen dar. Wir tref— fen aber noch andere Inſecten mit unbeſtäubten Flügeln, ähnlich gebil— dete Abendſchmetterlinge, unter dieſen ſo unſyſtematiſchen Sphinxen an. Ihre Geſtalt biethet für das Gedächtniß bequemere Namen. Sie glei— chen z. B. einer Hummel, einer Weſpe, oder einem Schnacken, ſie wur— den fuciformis, apiformis , vespiformis, tipuliformis genennt. Wo die Futterpflanze der Raupe, durch Erfahrungen entſchieden, da hatte des mindern Anſtand, von ſolcher den Namen zu borgen. Eine Pflanze dieſer Art aber muſte die vorzüglichſte und faſt eigene Speiſe derſelbigen ſeyn. Maasregeln, die ich ſchon bey den Tagſchmetterlingen bemerkt, und in dem geſammten Reiche der Inſecten von dem Herrn Archiater zum Grun— de gelegt ſind. Dieß aber wird bey jeder Gattung erſt ausführlich geſagt werden.

Die teutſche Benennung Abendſchmetterling, und die verwandten Synonymen, können wohl aller Erklärung entrathen. Sie beſtimmen die gewöhnliche Zeit der flüchtigen Erſcheinung dieſer Geſchöpfe. Die Sache ſelbſten aber entbiethet dem nie müſſigen Geiſt des Naturforſchers, eine um ſo mehr fruchtbare Betrachtung dar. Die Dämmerung iſt es, wo wir die meiſten der gegenwärtigen Gattungen, und zugleich die gröſſeſten, als ihre anerſchaffene Flugzeit, erblicken. Bey Tage find fie träge, fie ruhen, ſie ſitzen unbeweglich an verborgenen Plätzen; ſehr lebhaft aber wird ihre Bewegung, wenn die alles belebende Sonne, ſich dem Geſichts— kreis entzieht. Nur dann, wenn die Natur zur Ruhe geht, tritt der Abendſchmetterling zur Thätigkeit auflebend herfür, wenn die durch erfri— ſchende Düfte, von neuen gefüllten Kelche der Blumen, ihm kühlenden

Nectar

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 9

Nectar zur Nahrung verſprechen. Die von der Hitze des Tages welkende Pflanze bietet feinen feurigen und höchſt flüchtigen Trieben, nicht ge— nugſam geiſtige Nahrungsmittel, aus den zerlechzten Kelchen, dar. Nun aber winken die in Wohlgeruch ſich öfnende Blüthen dieſe Gäſte herbey. Vielleicht haben noch die Organe ihres Geſichts einen ſo eigenen Bau, daß ſie gerade nur dieſe Mäſſigung der Strahlen vertragen. Man weiß wenigſtens, daß ſich dieſe Abendſchmetterlinge bey ſpäterer Nacht entfer— nen, und zur Ruhe begeben. Eine Zeit, welche dem Menſchen ſelbſten die angenehmſte iſt, dürfte nicht leer von belebten Zeugen der höchſten Güte und Allmacht ſeyn. Jede Stunde ſollte uns Antrieb zu ihrer Be— wunderung werden. Der kommende Abend hatte bereits den vom tändeln— den Herumflattern ermüdeten Tagfalter in tiefen Schlummer verſenkt. Für die Phaläne war es noch zu frühe, vom Schlafe zu erwachen, um als Nachtabentheuer, angeſtaunte Erſcheinung des die Ruhezeit zum finſteren Arbeitstage machenden Menſchen, zu ſeyn. Ein mittleres Geſchlecht, müſ— ſe das Leere dieſes mittleren Zeitraums erfüllen. Ein Geſchöpf war nöthig, das durch feineres Gefühl, wenig Licht und Wärme in die regſte Bewegung zu bringen vermocht. Eine beſondere Spannung ſeiner Fibern, in einem ihm eigenen Grad, iſt dazu nöthig geweſen; die Sphinxe wurden geſchaffen. Sie werden zum ſchnellen Flug belebt, wenn die alles belebende Sonne erſtirbt. So bald die düſtere Nacht ſich verbreitet, ſuchte er ſeine vorige Ruhe wie— der, es lößt ihn die Phaläne ab. Er geräth wieder in Bewegung bey dem anbrechenden Morgen, um abermaliges Luſtſpiel, das mit der Däm— merung den Tag ſeiner Mühe verlangenden Menſchens zu ſeyn. Abwechſeln— de Würkungen nach ganz einförmigen Geſetzen. Einerley Grad der Wärme, es mag das Licht zugleich mit würken, erweckt in dem Papilio, das raſche Le— ben, und legt den Sphinx und die Phaläne in unthätigen Schlaf. Jenen bringt die Nacht zum Schlummer, und dieſe wird durch ſie, wie von neuem belebt. Ich habe nicht erſt zu erinnern, daß bey den hier untergeordneten Gat— tungen, die Natur wieder Ausnahmen hervorgebracht hat. Einige Abend— ſchmetterlinge find von der Art der Phalänen, und fliegen bey Nacht; ans dere haben, wie der Papilio, ihre Flugzeit nur bey Tage. Eine einzige Fa— milie, eben aber die beträchtlichſte unter allen, nimmt ſich hier am vorzüg— lichſten aus. Dieſe kann man nach erſterwähnten Eigenſchaften, am eigent— lichſten Abendſchmetterlinge heiſſen. Ich habe ſie an ihren Ort mit mehre— ren anzuzeigen.

II. Theil.

10 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Eine andere Benennung dieſer Geſchöpfe iſt von der Art ihres Fluges entlehnt. Sie werden Schwärmer genennt. Die ſchnelle Bewegung ih— rer Flügel verurſacht einiges Geräuſche. Erſt erwähnte Gattungen pflegen auch nicht in ſitzender Stellung, wie andere, die Säfte der Blumen zu ſau— gen. Sie verrichten diß durch ein freyes Schweben in der Luft. Dieſe Benennung iſt etwas allgemeiner, ſie hat aber auch, gleich der erſteren, ihre beſonderen Einſchränkungen wieder. Die Herren Verfaſſer des ſyſt. Verz. haben fie den Geſchöpfen dieſer ganzen Abtheilung beygelegt.

Der Name Unruhe will nicht mehr als erſt erörterter ſagen. Es pflegen dieſe Zweyfalter nie lange an einem Ort zu verweilen. Ein beſtän— diges Herumirren von einer Blume zur andern, iſt ihrer Natur eigen ge— macht. Das franzöſiſche Papillon bourdon, und das holländiſche onrust, ſind eben dieß bedeutende Worte.

Noch werden dieſe Schmetterlinge auch Pfeilſchwänze (Pylstaart) ge⸗ heiſſen. Die Raupe hat zu dieſem Ausdruck Anlaß gegeben. Es führen die meiſten auf dem letzten Ring eine hornartige verlängerte Spitze. Man glaubt, ſie dienen ihnen zu würklichen Waffen. Pfeile ſind nun die vorzüg— lichſten Werkzeuge der Wehr, und ſo ward die Aehnlichkeit, und der Name beydes zugleich von dem Erfinder gedacht, und wie die erſtere, die mit eben nicht zu groſſer Beurtheilungskraft erfundene Benennung, auf die ver— wandten Gattungen übergetragen. Andere wollen noch in die Geſtalt des Zweyfalters etwas mit dieſem Bilde Uebereinſtimmendes finden. Etwelche derſelben führen den Leib am Ende nicht in eine ſchlanke Spitze verloren. Er iſt durch hervorſtehende Haare ins breite gebaut. Diß ſollte vielleicht nach der Fläche und den Wiederhacken das pfeilähnliche ſeyn. In der That aber hat man Bild und Begriffe vergeſſen, und dieſe wenig ſagende Benennung an die Stelle gebracht. Doch genug von leidigen Namen, 0 habe die Unterſcheidungskennzeichen jetzt zu erklären.

Der Verfaſſer unſeres Syſtems hat mit dem gröſſeſten Scharfſinn drey Merkmale für den Abendſchmetterling veſte geſetzt. Für eine Claſſe von ſo wenigen Geſchöpfen, ſind Charactere von weiten Umfang nöthig ge— weſen. Doch muſten ſie hinreichend, und der Beſorgniß einer Verwirrung vorgebeugt ſeyn, da jede einzelne Gattung Ausnahme von der Regel geſchie— nen. Ich denke mir die Verlegenheit des Verfaſſers bey dem erſten Ent— wurf; ich wuſte aber bis jetzt keine Verbeſſerung darinnen zu machen. Man darf die Kennzeichen nur im Zuſammenhang bey jeder vorkommenden Gattung vergleichen, nie wird man den Sphinx mit dem Papilio, nie dieſen mit der

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 14

Phaläne, nach den Linneiſchen Characteren verwechſeln. Genug es find folgen- de: der Abendſchmetterling beſitzt erſtlich Fühlhörner, welche in der Mitte dicker, und ſo nach an beyden Enden dünner gebildet ſind. Sie haben noch überdiß eine etwas eckigte Figur. (Antennae medio craſſiores, ſeu utraque extremitate attenuatae ſubpriſmaticae). Zum zweyten Merkmal giebt unſer Syſtem die niedergebogenen Flügel an. (Aae de- flexae.) Der dritte Character iſt zwar nicht allgemein, er beſtimmt aber, nach der natürlichen Ordnung, etwas von groſſer Beträchtlichkeit. Es iſt der Flug bey der Abend- und Morgendämmerung. (volatu gravio- re veſpertino ſeu matutino). Dieſe Merkmale find es, welche dem Abend— ſchmetterling weſentlich eigen verbleiben. Wir haben ſie noch etwas zu beſtimmen.

Das erſte Kennzeichen geht, wie geſagt iſt, die in der Mitte ver— dickte Fühlhörner an. Es iſt allgemein, und ſonach ſicher genug. Der Papilio hat dieſe Werkzeuge ſo, daß ſie mit einer Kolbe an der äuſerſten Spitze ſich enden. Die Phaläne führt fie in kammförmiger Geſtalt, oder unten an der Wurzel dicker, und dann biß gegen das Ende ganz fadenför— mig ins Dünne verlohren. Hierinnen weicht ſchon die beträchtliche Stärke ab, in welcher wir die Antennen des Sphinres gebildet erblicken. Sie find, kaum einige ausgenommen, kürzer als an den Papilionen, nach ihrer kör—

perlichen Maſſe aber ungleich gewichtiger, als jene ſie haben. An dem Ort, wo ſie aufſitzen ſowohl, als das Aeuſerſte ihres Endes, iſt geſchmeidiger und dünner gezogen, mit einem Wort, ſie bilden zu beyden Seiten kegelförmige Spi— tzen. Dieſe Geſtalt iſt den Fühlhörnern des Abendſchmetterlings faſt ohne er— hebliche Ausnahme allgemein eigen. In Rückſicht des Uebrigen der Bildung aber, hat die Natur Veränderungen von der mannichfaltigſten Art anzubringen gewuſt. Kaum ſind ein paar Gattungen hierinnen ſich gleich. Die Verzierungen, die verhältnißmäßige Länge, ihre Dicke, der Schnitt, die Bekleidung, die Farbe, der Umriß, die Richtung, und anderes, ſind faſt bey einer jeden nach eigener Mode verſchieden. Ich zeige die wichtigſten dieſer Abweichun— gen an. Beyſpiele werden die Sache am beſten erklären. In Rückſicht der Länge ſind ſie merklich verſchieden. Die Antennen des Atropos find ungemein kurz. Bei dem Sphinx Filipendulä hingegen find fie ohngeachtet des kleineren Körpers, noch um vieles mehr ins Lange gebaut. Erſterer hat ſie von der beträchtlichſten Dicke; andere, z. B. der Poreel— lus, führen ſie ins Geſchmeidige und Schmale verdünnt. Der Sphinx Convolvuli träge fie ſteif, nach einer geraden Richtung geſtreckt, bey

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12 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

den meiſten aber, werden wir eine gekrümmte, ausgeſchweifte Stellung dafür gewahr. Die Anlage der Maſſe, dadurch ſich der mittlere Theil merklich verdicket, hat gleiche Verſchiedenheiten. Jene Fühlhörner des Sphinx Atropos und Convolvuli, nähern ſich mehr einer cylindriſchen Form. Sie ſind nur nach beyden Enden in eine ganz jähgehende Spitze gezogen. Bey dem Sphinx Fuciformis, bemerkt man an dieſen Theilen eine faſt kegelförmige Geſtalt, und an dem Sphinx Fauſta, kommt diß Aeuſſerſte faft einem würklichen Knöpfgen gleich. Eben diß Ende, dieſe Kleinigkeit, iſt wiederum von der Natur nicht nach einerley Muſter geformt. Es iſt theils abgerundet, theils mehr oder weniger ins Lange geſtreckt. Ein kleines Häckgen, an dieſem Ort, hat die Natur vielen Gattungen, ich weiß nicht etwa als ein Werkzeug oder als Zierrath beygelegt. Man wird es bei dem Sphinx Convolvuli, Enphorbiä, und Atropos ohne Mühe bemer— ken. Das Aeuſere legt noch verſchiedene Manchfaltigkeiten vor Augen. Das Allgemeine deſſelben, beſtimmt der Herr Ritter durch eine etwas ins eckigte gebildete Form. (antennae ſubpriſmaticae). Man wird aber bey allen dieſen Geſtallten der Fühlhörner, die ich eben angezeigt habe, nie gleich viel regelmäßiges, wie an jenen des Papilio gewahr. Es ziehen ſich deutlich zu bemerkende Ecke der Länge nach hin, und werden beſonders auf der inneren Fläche ſichtbar genug. Man wird auch Ungleichheiten, zur Seite auslaufende Verdickungen, dieſem nach aber, eine etwas priſmatiſche Figur nicht minder gewahr. Zu Beyſpielen des letztern ſind die Antennen des Sphinx Filipendulä, und Fauſtä erläuternd genug. Die innere Seite der Fühlhörner hat bey den meiſten Gattungen eine ebene Fläche. Sie iſt entweder ganz, oder bey andern nur da, wo der dickere Theil ſich endiget, durch parallele Einſchnitte rauh und uneben gemacht, das Aehnlich— ſte von einer Feile. Doch die Vertiefungen ſind nie beträchtlich. Das Männchen des Sphinx Populi führt dieſelben am kenntlichſten unter al— len. Nach der Farbe ſiehet eben dieſe Seite gemeiniglich dunkler, als die obere iſt. Doch ſind auch Abendſchmetterlinge mit würklich kammartigen Fühlhörnern bekannt. Man hat aber nicht Urſache, die mindeſte Verwir— rung deßhalb zu beſorgen. Einige Ausländer kommen von dieſer Art vor. Unter den Europäern hat ſich nur eine einzige Gattung dieſer Art der Sphinre Statices bißhero entdeckt. Ueberdieß iſt nur deſſen Männchen mit. dieſer Abweichung gezeichnet. Sein Weibchen, der ähnliche Bau, die Geſtalt mit den genau verwandten Gattungen, machen, daß er feinen Platz unter den Sphinxen behält. An ſich iſt dieß Gefiederte der Fühlhörner nicht

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 13

ſo beträchtlich, wie die Phaläne es hat. Die Rippe oder der mittlere Stiel, (rachis) bleibt überdies um vieles ſtärker, und gleicht den gewöhn— lichen Fühlhörnern der Sphinxe in allen. Dieſer Abendſchmetterling macht den Beſchluß, in dem natürlichen Uebergang zum folgenden Geſchlecht. Man kennt zwar noch ein paar, nach dieſem Theil ähnlich gezeichnete Gat— tungen, ſie ſind aber in den heiſſeren Erdſtrichen zu Haus. Ich habe noch von einer einheimiſchen Art ſagen gehört, die dieß Abweichende beſitzt. Doch hat eine einzelne Abweichung, von erſterwähnten Kennzeichen, nicht das Recht, erhebliche Ausnahmen zu machen. Auch Fühlhörner, von bey— nahe fadenförmiger Geftalt, wie die des Sphinx Phegea, ſind gleichfalls bekannt. Doch iſt ihnen das Weſentliche eigen, ob man es ſchon nicht fo gerade und ſtark ins Auge fallend bemerkt. Es iſt hiebey der folgende Character ſtets in ſorgfältige Vergleichung zu ziehen. Nach dieſem beſitzen Abendſchmetterlinge Zweytens niedergebogene Flügel. Könnte die Aehnlichkeit in dem Bau der Antenne, wo ſie ſich auch dem kolbenartigen, wie an dem Papilio, nähert, zu einer Verwechſelung verleiten: ſo entſcheidet doch dieſes Merkmal auf die bündigſte Art. Nie hat man einen Papilio mit dachförmignie— derhangenden Flügeln eutdeckt, nie einen Sphinx mit zuſammenſchlagenden, mit aufgerichteten, im ruhenden Stand geſehen. Schon der ganze Bau, die Dicke des Körpers, die Lage der Flügel ſelbſt, macht, daß dieſe Stel— lung etwas unmögliches bleibt. Es wird wenige Bekanntſchaft mit unſe— ren Geſchöpfen erfordert, um ſich von erwähnten Wahrheiten zu überzeu— gen. Doch die Phaläne hat ihre Fittige gerade auf ſolche Art zuſammen zu legen gelernt. Sonach hätte der Abendſchmetterling wieder nichts ge— gen jene voraus. Allerdings nichts, was dieſe Stellung betrift. Dafür aber hat die Phaläne nie die Antennen des Sphinx. Nie find fie bey » Gattungen jenes Geſchlechts, von der beträchtlichſten Stärke, ſo dick ge— ſtaltet, noch weniger kolbenförmig geworden. Ein Unterſcheid, der in die— ſer Rückſicht ſich bis zum Bündigſten des Characters erhebt. Die etwas veränderte Richtung an den Flügeln, eine mehr niederhangende, oder ho— rizontale Lage, mit der ſich nur einzelne Gattungen auszeichnen, dieſe Ver— ſchiedenheit, ſage ich, verdient kaum, daß man derſelben gedenkt. Ich an meinem Theil, weiß dieſen Character im allgemeinen Betracht nicht weiter und entſcheidender zu beſtimmen. Es iſt noch das Dritte Merkmal übrig: Der Flug bey der Morgen- oder Abend⸗ dämmerung. Eine Eigenſchaft, von der ich oben gedacht. Dieß ge— f B 3

14 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſammte Geſchlecht hat von daher ſeine Benennung überkommen. Der Cha— raeter ſelbſten aber hat nicht Allgemeinheit genug. Nicht alle Abendſchmet— terlinge fliegen gerade zu dieſer Zeit. Viele derſelben, lieben, wie der Pa— pilio den lichtvollen Tag. Sie gehen nur zu der Zeit nach ihren Ge— ſchäften aus. Andere haben nichts gegen der Phaläne hierinnen bevor. Sie zeigen ſich, wie jene, bey dunkler Nacht. Wozu ein ſo ſchwankendes Merkmal, werden die Gegner unſeres Syſtems im Entſcheidungstone hier ſprechen. Einmal aber hat die Natur ſelbſten uns auf dieſen Character verwieſen. Wenigſtens einer ganzen Familie dieſes Geſchlechts, iſt der Flug bey der Morgen = oder Abenddämmerung zum unveränderlichen Geſetz, nach ihren Naturtrieben geworden. Die Gattungen deſſelben ſind eben die beträchtlichſten der Gröſſe nach. Sie ſind die bekannteſten, ſie kommen uns am gewöhnlichſten zu Geſicht. War es ſonach fehlerhaft, auch das mit in das Characteriſtiſche derſelben zu bringen? Ich habe dieſe Gigenfchaft bey der Behandlung jeder Familie ſowohl, als deren einzelnen Gattung mit mehreren zu gedenken. Es wird aber dieſer Character noch ſtärker, in Vergleichung der beyden übrigen Geſchlechte von Geſchöpfen, denen beſtäub— te Flügel zugelegt ſind. Das Fliegen bey Tage iſt dem Papilio als et— was Weſentliches ſchlechterdings eigen. Die größte Anzahl der Phalänen zeigen ſich meiſtens bey Nacht. Viele der Abendſchmetterlinge betretten in einer mittleren Zeit die Bühne, ſie kommen in der Dämmerung zum Vor— ſchein. Sonach Character und Name, der ſich von ſelbſten ergiebt. Ge— meinſchaft der Naturtriebe, ein ähnlicher Bau der Flügel und Fühlhöͤrner, geſellt demnach Gattungen zuſammen, die für ſyſtematiſche Bedürfniſſe, für den Umfang unſerer gegenwärtigen Kenntniſſe, Laß immer auf ſolche Wei: ſe am beſten geordnet ſind.

Dieß ſind die beſtimmten Kennzeichen des Sphinx. Nach denſelben wird ſichs mit jeder verzeichneten Gattung leichte entſcheiden. Von der allgemeinen Theorie, iſt faſt nicht möglich, etwas Gewiſſeres feſte zu ſetzen. Die einzelnen Familien können ohne Einſchränkung eben ſo wenig berich— tiget werden. Insgemein wird dem Sphinxe ein ſehr langer Saugrüſſel zugegeben. Er ſoll ferner die kürzeſten Unterflügel haben, der Kopf, jagt man, ſey vou vorzüglicher Gröſſe, die Augen ſeurig, der Leib von unge— wöhnlicher Stärke. Dieß alles aber kann nur von einigen Gattungen gel— ten, dieß alles hat derſelbe auch mit Papilionen - und Phalänenarten ge— mein. Selbſten dasjenige Merkmal, welches Herr von Linne noch ange: hängt, der träge Flug, (volatus gravior), iſt nicht im allgemeinen

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 15

Verſtande gemeynt. Er ſelbſt erklärt ſich wiederum an einem andern Ort 5). Man weiß, welche Schnelle der Bewegung vielen dieſer Geſchöpfe ganz vorzüglich etwas eigenes iſt. Man bemerkt aber auch an anderen ein un— thätiges Weſen. Es ſoll daher das gravior nicht mehr ſagen, als daß eini— ge Gattungen einen ſehr gewichtigen, und zum Fliegen beſchwerlichen Kör- per beſitzen. Die Flügel hätten alsdann mehrere Stärke der Schnellkraft nöthig, ihre Laſt zu erheben; eben daher rührt jenes Geſumſe, welches ſie über den Blüthen der Pflanzen ſchwebend erregen. Die ganze Anlage des Abendſchmetterlings kommt dem Bau der Phaläne am nächſten, ſie ſtehet am meiſten vom Papilio ab. Die Fühlhörner, und die niedergebogenen Flügel, unterſcheiden ihn vom letztern Geſchlecht. Er iſt ſonach das Mittlere zwi— ſchen beyden. Dieß haben uns bereits die obigen Merkmale gelehrt.

Man hat noch zwey beſondere Gliedmaſſen an dieſen Geſchöpfen ent— deckt. Die Phaläne beſitzt ſie zwar auch, nie aber wird man derſelben an dem Tagvogel gewahr. Um ſo erheblicher ſind die Umſtände, von denen ich jetzt zu reden geſonnen bin. Es iſt bekannt, daß man ſchon lange an einigen Inſeeten, auſſer den gewöhnlichen Augen, noch zwey halbrund erhabene Puncte entdeckt. Sie find glänzend mit einer Einfaſſung um: geben, faſt durchſichtig, und in der Mitte etwas helle. In dieſer Geſtalt werden ſie für würkliche Augen gehalten. Sie ſollen, nach Vermuthun— gen, zum Sehen in die Ferne dienen, ſo wie die gröſſeren für Gegenſtände in der Nähe gehören. Wir wiſſen es nicht. Eben dieſe ſphäriſchen Kör— per aber hat man nun auch bey Schmetterlingen geſucht, und fie würk— lich gefunden. Die Wahrnehmungen bezeugen, daß ſie nie an dem Papi— lio, jederzeit aber an den Sphinxen und Phalänen ſich finden. Bey eini— gen werden ſie durch die dichten Haare verdeckt, bey andern liegen ſie deut— licher in dem Geſicht. An Gattungen mit durchſichtigen Flügeln; z. B. dem Sphinx luciformis und apiformis, werden fie am leichteſten bemerkt ).

b) S. N. p. 797. Nota. Sphinges bourdon a deux petits yeux liffes fort

matutinae et veſpertinae imprimis volatu funt tardiores, ponderofiores quali, faepe fono abvolitantes, linguaque exferta hau- rientes nectar florum, nee in floribus fa- eile quieſcentes.

c) Am Letzteren hate es Herr Degeer zuerſt bemerkt. Mem, T. II. P. I. pag. 230. “Il eft remarquable, que le papillon,

brillants, places immediatement au deffus des yeux a refeau proche de leur bord fuperieur,, Herrn Paſtor Götzens Anmerk. in der Ueberſ. p. 461. „Herr Klees mann hat dieſe Augen an einer von ihm beſchriebenen Phaläne, (es iſt nach Linne die byralis roltralis) beobachtet, und die Anmerkung allgemeiner gemacht, daß ſie nie

16 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Eine Sache, die in der That zu vielen fruchtbaren Betrachtungen für Na— turforſcher eine Aufforderung iſt. Das andere Werkzeug, deſſen ich zu erwähnen habe, iſt von dem Herrn Degeer entdeckt. Er bemerkte es zuerſt bey einer, dem Sphinx Euphorbiae ſehr ähnlichen Gattung, ſie wird bey uns der Sphinx Galii genennt 4). Er verglich mehrere Arten, es ergab ſich, daß nur die Abend- und Nachtſchmetterlinge, nie aber die Tag— falter, dieß beſondere Werkzeug beſitzen. Es hat ſich weiter durch Erfah: rungen beſtättiget, daß es nie die Weibchen, beſtändig aber die Männchen haben. Zwar eine Kleinigkeit, wo anderſt bey ſo mit unendlicher Sorg— falt gebauten Geſchöpfen etwas Kleinigkeit wird. Auf der untern Seite der Oberflügel nämlich, und zwar nächſt' da, wo fie an dem Leib befeſtiget ſind, bemerkt man ein kleines Häckgen. Es ſtehet anf der Fläche ſenk— recht angewachſen. Der obere Theil iſt in einer runden Krümmung ab- wärts gebogen. Es iſt ganz mit Schuppen bekleidet. Noch wird es ſelb— ſten durch die dichte hier übereinander liegende Wolle etwas verdeckt. Durch die Oefnung dieſes Häckgens ziehet ſich ein langes, ungemein ſteifes Haar. Es iſt nur an dem innerſten Theil der Unterflügel, oder deren Wurzel be— feſtiget, gegen das andere Ende iſt es ganz frey. Wenn der Schmetterling ſeine Oberflügel ausbreitet, ſo liegt dieſes Haar in dem Häckgen gedränge

an. Nach Maasgabe der Ausdehnung der Flügel umfaſſet es bald die

Mitte, bald die Spitze dieſes Haares.

bey Tagſchmetterlingen wahrgenommen wür— den. Siehe deſſen Beyträge zu den Röſel. Inſ. Bel. p. 274. §. 22. i

d) Degeer Mem. Tom. I. pag. 173: (Götzens Ueberſ. pag. 154.) “Le male a encore une particularité qu'on n' ob- ferve point fur la femelle, ſavoir, que les ailes ſuperieures ont proche de leur origine en dellous une petite partie cour- bee en crochet et couverte de poils et d' ecailles, qui embraffe avec fa pointe eourbee un long poil roide, et ce poil a fon attache au coté exterieur de 1’ ori- gine de l’aile inferieure. Quand le pa- pelion écarte les ailes du corps, le chro- chet ne quitte point fon poil, mais il fe

Es wird daher wahrſcheinlich, daß es

laille gliffer fur lui et s'avance de plus

en plus vers fa pointe a meffure que les ailes s’etendent ou s’eloignent da- vantage du corps. J’ ai obſervé un tel crochet avec le poil fur des papillons no- cturnes mäles de plufieurs autres efpe- ces, entre autres fur ceux du Sphinx, et fur ceux de grandes chenilles a qua- torze jambes et a double queué du Sau- le (Ph. Vinula Lin.) mais jamais on ne les trouve sur les femelles.,, Herr Sul zer meynt, es möchte dieſes Werkzeug bey dem Begattungsgeſchäfte etwelchen Nutzen haben, weil es nur bey den Männchen an— getroffen wird. S. deſſen abgekürzte Geſch. der Inf. pag. 150.

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 17

es dienen möchte, um die Ausbreitung der Unterflügel zu erleichtern. Herr Degeer hat die Beobachtung gemacht, daß wenn er dieſes Haar abge— ſchnitten, und die Oberflügel geſtreckt, alsdenn die Unterflügel ſich nicht mehr nach denſelben gezogen. Doch wird es auch nicht an gegentheiligen Beobachtungen mangeln. Mich bedünkt, es habe dieß Häckgen, mit ſei— nem ſteifen Haar, einen anderen Endzweck zum Grund. Zur Richtung der Flügel koͤnnte es dienen, damit ſie genauer aneinander liegen, und die obern nicht von den untern überſchlagen werden. So wie etwa ein aus— geſpannter Spreize, oder ein Reif in den Schenkeln eines Zirkels, um de— ren Ausgleitung zu verhüten. Ich begreife ſonſten nicht, wie das gedach— te Häckgen, das noch mit Schuppen bekleidet iſt, ein ſo glattes Haar, das ſich noch überdieß am Ende verdünnt, fo feſte umfaffen kann, daß es den Hinterflügel nachzuziehen vermag. Dieß würden nur deſſen elaſtiſche Kräfte bewürken. Solche alleine aber ſind zum Ausſtrecken der Flügel, nach der Stärke dieſes Haares, nicht hinreichend genug. Wenn die Flü— gel aber dadurch einen genauern Zuſammenhang erhalten, ſo deuchtet mir, ſeye die Abſicht leichter erklärt. Es läßt ſich nach derſelben angeben, warum nur den Männchen alleine dieſes Werkzeug beygelegt worden. Ihre Flügel ſind kürzer, die obern werden im Fluge daher beträchtlich von den untern getrennt, ſie würden ſich leichte verwirren. Dieß Haar erhält ſie aber in ihrem Schluß. Das Weibchen bedarf deſſelbigen nicht. Deſſen Flügel ſind bey allen Gattungen um vieles breiter, und auch mehr in die Länge geſtreckt. Sonach werden die Flügel unter ſich, nahe bey der Einlenkung, in breiteren Räumen überdeckt. Und ſo iſt dem Ausgleiten derſelben gewehret. Die Natur des Männchens hatte überdieß bey der Schnelle des Fluges eine Erleichterung nöthig gehabt. Die Weibchen ſind träger, ihre Bewegung iſt nicht ſo gar behende. Der Papilio hin— gegen kann dieſes Werkzeug gänzlich entrathen. Er trägt ſeine Fluͤgel in die Höhe gerichtet. Ohne Gewalt könnten die obern von den untern nie überdecket werden. Sie ſind nicht vorwärts geſtreckt, nicht niederhan— gend zuſammengelegt. Es ſind jene Hinderniſſe ganz und gar nicht vor— handen, fie bedürften dieſer Fürſorge alſo auch nicht. In Abſicht auf die⸗ ſes Organ aber ſind noch lange nicht alle bekannte Gattungen gehörig un— terſucht. Man hat ſich nur bey den gröſſeren dieſe Mühe gegeben, doch aber bey kleinern ſie nicht unbemerkt gelaſſen. Dafür ſind auch keine Aus— nahmen bekannt. Es erfordert dieſe Unterſuchung ſehr vielen Fleiß, und öfters eine Zerſtöhrung manches werthgeachteten Stückes. Welche Reihe II. Theil. 6

18 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

von Beobachtungen aber nur in Abſicht auf dieſen einzelnen Theil? Oh— ne bewaffnetes Auge wird man bey den meiſten Gattungen vergeblich in die— ſen Kleinigkeiten Beobachtungen machen. Doch ſie gehen dem Naturfor— ſcher näher, als unſerer Abſicht an. Genug, daß es man bey einer groſſen Menge der Sphinxe und Phalänen wirklich bemerkt. Wem es beliebt, ſelb— ſten Augenzeuge zu werden, dem habe ich die Männchen, der bey uns ge— meineren Abendſchmetterlinge, des Sphinx Euphorbiae und Elpenor als vor- zügliche Muſter zu empfehlen. Bei gröſſeren Gattungen iſt es zwar gröſſer und deutlicher, aber mehr in den dichteren Schuppen verhüllet, folglich müh— ſam zu finden.

Meine Leſer erwarten keineswegs einen allgemeinen Entwurf des Merk— würdigen, in Abſicht der Raupen und Chryſaliden, dieſes unter ſich ſo man— nichfaltigen Geſchlechts. Ich kann deſſen nicht ohne beträchtliche Einſchrän— kung, faſt nicht ohne Irrthum erwähnen. Es wird für den engeren Be— zirk der einzelnen Abtheilungen der Horden und Familien vortheilhafter verſchoben. Und da ſind noch Ausnahmen zu viel. Doch nur etwas, um in der gewöhnlichen Einleitung keine Lücke zu laſſen, es kann in möglichſter Kürze geſchehen. Die hieher gehörigen Raupen haben ihre voll— kommenen ſechzehen Füſſe, wie jene des Papilio. Man hat noch keine mit acht oder vierzehen, wie bey den Phalänen gefunden. Sie ſind mei— ſtentheils von anſehnlicher Gröſſe. Viele beſitzen einen ganz eigenen Zuſatz, eine hornartige Spitze auf dem letzten Ring e). Sie gehen nach Art der meiſten Phalänenraupen zur Verwandlung in die Erde, wenigſtens die größte Anzahl derſelben. Was von unſeren europäiſchen Gattungen, noch mit der wenigſten Einſchränkung ſich behaupten läſſet, iſt: daß noch keine derſelben Verwüſtungen in den uns nutzbaren Gewächſen jemahlen gemacht. Es iſt noch keine Raupe eines Abendſchmetterlings ſchädlich geworden. Die Chryſalide gleicht nach ihrem Bau jenen der Phalänen. Ein paar der— ſelben haben einen eigenen Zuſatz, welchen man bey keinem der beyden übri— gen Geſchlechte, wenigſtens nicht in gleicher Maaſſe bemerkt. Es iſt eine be— fondere Scheide des Säugrüſſels, mit der fie verſehen. Keine dieſer Chry— ſaliden hängt ſich, wie jene des Papilio, am äuſſerſten Ende, oder durch einen um die Mitte umſchlungenen Faden, zu ihrer Verwandelung auf. Sie liegen frey, oder in einem ganz leichte überfponnenen Gewölbe. Doch ma—

e) L. S. N. pag. 805. Not. Larvae quemadmodum Phalaena Mori. Sphingum supra anum cornu gerunt,

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 19

chen andere ein würkliches Geſpinnſte. Wir haben dieſe Verſchiedenheiten bey den einzelnen Gattungen, entfernt von ſyſtematiſchen Zwang, bey ihrer Na— turgeſchichte ſelbſt, mit vortheilhafter Freyheit zu betrachten. Dank dem verewigten Verfaſſer unſeres Syſtems, der uns die Straſſe geweſen, in die— ſen Verwirrungen eine Reihe von Geſchöpfen zu überſehen. Leicht iſt es, als Zwerg auf den Schultern dieſes Rieſens neue Ausſichten zu bemerken. Aber auch da wieder dunkler Nebel in dem ganzen Geſichtskreis umher. Wenn wird der Zeitpunet erſcheinen, mit Syſtem fertig zu ſeyn? Wenn werden wir einmal ſo klug ſeyn, daß wir keine Palläſte aufführen, bevor wir alle da— zu erforderliche Materialien kennen. Für gegenwärtig noch zu frühe, das Ganze der Schöpfung zu ordnen. Immerhin genug, wenn uns geräumige Fächer angewieſen ſind, dahin wir unſeren Vorrath einzutragen vermögen. In kommenden Jahrhunderten wird es wieder, wie wir jetzt von den Ein— ſichten eines Aldrovands urtheilen, mit unſeren Verbeſſerungen ſeyn. Nie werden wir das Ganze erreichen. Genug, wenn jedes Zeitalter das Sei— nige beyzutragen nicht unterlaſſen. Alle Abſichten erreicht, wenn jedes Zeit— alter, durch ſolche Kenntniß veranlaßt, Verehrer der anbetungswürdigen Gröſſe des Schöpfers, zur Ehre der Menſchheit, erzeugt. 8

Ich habe noch von den Eintheilungen der hier untergeordneten Gattun— gen das Nothwendigſte zu bemerken. Bey einer ſo geringen Anzahl derſel— ben, möchten unſere künſtlichen Entwürfe etwas zu Frühzeitiges ſeyn; viel— leicht mehr verwirren, als Ordnung gewähren. Doch bey der übereinſtim— menden Aehnlichkeit der Fühlhörner, und dem gleich allgemeinen Merkmal der niederhangenden Flügel, theilet die Natur dieß kleine Volk in zweh be- ſondere Claſſen, wir nennen es Horden. Der erſten kann der Name der Abendſchmetterlinge in eigenem Verſtande beygelegt werden. Sie fliegen meiſtens in dieſen Stunden des Tages. Ihr ganzer Bau, die Naturtrie⸗ be, die Raupe, die Chryſalide, die Geſetze ihrer Metamorphoſe haben unter— einander Aehnlichkeiten genug. Mit Recht werden ſie ächte Abendſchmet⸗ terlinge genannt. Die Gattungen der zweyten Horde beſitzen Eigen- ſchaften, welche den erſteren ganz entgegen ſind. Ihr Flug iſt würklich nur bey Tage. Die Wärme deſſelben ſetzt ſie in lebhafte Bewegung, die Kühle des Abends und der Nacht bringt ſie, wie den Papilio, zur Ru— he. Ihr Körper hat mit dem ſchlanken Bau der Erſteren nichts mehr gemein. Sie laſſen ſich nicht in ſchwebender Lage auf den Blüthen nie— der, ſie ſitzen auf denſelben. Die Raupe iſt ganz verſchieden. Sie ver— wandelt ſich nicht in der Erde, ſie bauet ſich gleich den Phalänen der

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20 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Seidenſpinner, ob denſelben ein eigenes Gehäuſe. Ihnen iſt ſonach die Be— nennung der Unächten Abendſchmetterlinge ganz natürlich beygelegt worden. Die Gattungen der erſten Horde ſind nach dem Umriß der Flü— gel, unter ſich wieder verſchieden. Einige führen den Rand eckig ausge— ſchnitten, andere gleichlaufend. Sie geben zwey Familien ab, ächte Abendſchmetterlinge mit eckigten und mit glatten Flügeln. Die zweyte dieſer Familien enthält eine gröffere Anzahl, fie find durch den Zuſatz einer Auszierung wiederum unter ſich getheilt. Es entſtehen zwey Linien derſelben, ächte glatträndige Abendſchmetterlinge, mit einfa= cher, oder bärthigen Spitze des Hinterleibs. Mehrere Eintheilungen verftattete die Anzahl der Gattungen nicht. Man hat den Herrn von Linne“ aber unrichtig verſtanden, wenn man ihm eine Eintheilung von vier Claſſen angeſchuldiget hat 7). Es ſind nur zwey derſelben, für die erſte aber eine dreyfache Unterabtheilung nach den deutlich da liegenden Worten an— gegeben. Ich ſtelle das Ganze in gegenwärtiger Tabelle vor Augen.

A. Erſte Horde. (Sphinges Legitimae.) Achte Abendſchmetterlinge. Sie führen ſämt⸗ lich in ihren Bau etwas Uebereinſtimmendes. Sie fliegen bey Abend. Der Umriß ihrer Flügel iſt von zweyfacher Art:

J) mit eckigten Flügeln. (Alis angulatis). Dieſe geben die erſte Familie dieſer Hor⸗ de. Echflüglichte Abendſchmetterlinge. Die Anzahl iſt für die Unterabtheilungen zu

eringe.

9) ni ierten Flügeln. (Alis integris). Die Gattungen dieſer Art machen die zweyte Familie der ächten Abendſchmetterlinge aus. Sie können glatträndige heiſ— ſen. Sie ſind nach den Verzierungen am Ende des Hinterleibs verſchieden. Man

at ſte 5 1 einfachem oder unzertheiltem Schwanz. (Ano simplicı). die erſte Linie. b. mit zertheiltem oder bärthigem Schwanz. (Ano barbato). Zwote Linie.

B. Zwote Horde. (Sphinges adscitae, habitu et larva diversae). Unächte Abendſchmet- terlinge. Sie find nach dem Flug, nach ihrer auszeichnenden Bildung und der Geſtalt der Raupe von jenen ganz verſchieden. Sie würden noch in gefleckte und einfürbige abzuthei⸗ len ſeyn: man kennt aber von Letzteren kaum ein paar Gattungen.

Wir nennen ſie

6) Sulzer in der abgekürzten Geſch. pag. 154. nimmt nach Linne folgende Einthei- lungen an. ) Aechte Abendſchm. mit „eckigten Flügeln. 2) Aechte Abendſchm. „mit glattrunden Flügeln. 3) Aechte mit „ungekerbten Flügeln, und einem bärthigen „Schwanz. 4) Unächte, die ein wenig „von andern abgehen, auch in Anſehung

„der Larve und Puppe., Hier wird der Lin- näiſche Character alis integris bey der zweyten und dritten Claſſe, einmal durch glattrund, und dann durch ungekerbt überſetzt, wel- ches, wenn es auch Synonyma ſeyn ſollten, doch hier unrichtige Begriffe erwecket. Ich vermuthe einen Druckfehler. Martini im Naturlexicon I. Th. p. 80. nennt dieſe

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 20

Nach dieſer vorliegenden Ordnung habe ich nun die untergeordneten Gattungen mit mehreren zu erläutern. Sie enthalten ſämtlich eine Anzahl von 47 verſchiedenen Geſchöpfen. Die Hälfte derſelben iſt unſerm Welt— theil eigen. Neuere Entdeckungen haben beträchtliche Vermehrungen bey— gebracht. Ich werde ſie in der Folge darzulegen nicht unterlaſſen.

Es iſt noch übrig, daß ich ſage, auf was Weiſſe dieß Geſchlecht der Abendſchmetterlinge andere Entomologen behandeln. Linne“ war es zuerſt, der einen eigenen Namen und ſtandhaften Character für daſſelbe erfand. Vor ihm wurden ſie zu den Nachtvögeln gezogen. Rai und Petiver hatten allein ein paar Gattungen von der Horde der adscitarum zu dem Papilio gerechnet. Nach denen in ſelbigen Zeiten ſyſtematiſchen Grundſätzen, half man ſich durch die aus mehr Nöthen rettende Endigung des Namens, fie wurden Papilionoides genennt.

Röſel hat die ihm bekannten ächten Abendſchmetterlinge zur erſten Claſſe ſeiner Nachtvögel gezogen. Er hat 14 derſelben beſchrieben und ab— gebildet. Die Kennzeichen ſind folgende 9): 4. die Raupe führet ein Horn auf dem letzten Ring. 2. Die Haut derſelben iſt nicht glatt, ſondern hö— ckericht. 3. Die Chryſalide überwintert meiſtentheils. 4. Der Gang der Raupen iſt langſam, und die Nachſchiebfüſſe ſind für andern dick, breit und ſtumpf. Sie verwandeln ſich 5. in einem Geſpinnſte über und unter der Erde. Die Kennzeichen der Zweyfalter gab er nicht auseinandergeſetzt an, Es wird nur erzehlt, daß fie ſchmale, ſteiſe und ausgeſchweifte Flügel be—

ſäſſen. Ihr Flug ſeye ſchnell, die Fühlhörner keilförmig, der Federſtaub dichte übereinanderliegend, die Zunge ungemein lang, aber öfters auch kurz. Von den unächten Abendſchmetterlingen wurde nur der einzige

Sphinx Filipendulae von ihm beſchrieben. Er wurde zur zweyten Claſſe ſei⸗ ner Nachtvögel zu unſern Bombyeibus und Noctuis, wie ſyſtematiſch aber, ſiehet man von ſelbſten, geſchlagen.

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Linneiſchen Eintheilungen vier Gattungen deren die erſte „die Abendvögel mit eckig— „ten Flügeln, die zweyte mit ganzen Flü⸗ „geln und einfachem Schwanz, die dritte „mit ganzen Flügeln und bärthigem Schwanz „enthielte. Die vierte, Abendſchmetterlin⸗ „ge von unterſchiedenem Anſehen und uns „gleichen Larven., Müller in der

Ueberſ. des Naturſyſt. V. Th. p. 635. giebt dieſen Abtheilungen folgende Namen: a“ Aech⸗ te Pfeilſchwänze miteckigten Flügeln. a“ Aech⸗ te, mit glattrunden Flügeln. a““ Aechte, mit rauhem After. b* Baſtarte.

9) Siehe Vorbericht des I. Th. deſſen Inſ. Beluft. §. 2. seq.

2

22 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Geoffroi beſſerte blos die Reaumüriſchen Eintheilungen aus, und erwei— terte ſie. Er hat die Abendſchmetterlinge unter drey Claſſen nach Linne“ gebracht, und ſie mit den erwähnten Namen belegt. Es ſind ihm aber nicht mehr als 13. Gattungen einheimiſcher Arten bekannt geworden. Die erſte Claſſe bekommt den Namen Sphinx-Bourdon von ihm, denen die Sph. ocellatae, populi, ti- liae und tipuliformis untergeordnet find. Die zwehte wurde Sphinx épervier genennt. Nach den Linneiſchen Benennungen enthielte ſie den Sphinx Fucifor- mis, Stellatarum, Ligustri, Atropos, Convolvuli, Elpenor, Porcellus, und Euphorbiae. Die dritte hat den Namen Sphinx belliers überkommen. Sie enthielt aber nur eine einzige Gattung, den Sph. Filipendulae. Dieß iſt die ganze Claſſification deſſelben. Herr Degeer verbeſſerte dieſen Entwurf, er that noch ein paar Arten dazu, ob ihm gleich verſchiedene der erſteren, die es in Schweden nicht gab, wiederum fehlten.

Von dem Herrn Fabricius wurden dieſe ſämmtlichen Gattungen unſeres Syſtems in drey eigene Genera gebracht 5). Er nennet das erſte blos Sphinr. Ihm find die Linneiſchen Gattungen von Sp. 1. bis 24. unter⸗ geordnet geworden. Es enthielte ſonach die ganze erſte Familie, und von der zweyten die erſte Linie unſerer ächten Abendſchmetterlinge ebenfalls mit. Es beträgt nach einer zahlreichen Vermehrung mit ausländiſchen Producten eine Anzahl von 37. verſchiedenen Geſchöpfen. Das zweyte Geſchlecht macht die zweyte Familie, die Sphinxe mit bärthigen Schwänzen, aus. Es überkam den Namen Seſia wurde aber nur durch eine Gattung vermehrt. Unter dem dritten ward die zweyte Horde, die unächten Sphinxe begrif- fen, ſie haben den Namen Zygaena erhalten. Dieß Geſchlecht wurde mei— ſtens durch fremde Arten zahlreich gemacht, und deren 28. in allem ange— geben. In der neueren Mantiſſa i) ſind dieſen ſämmtlichen Geſchlechtern noch 15. Gattungen beygefügt. Sechſe find zu dem Sphinx, A. zur Seſia, und 8. zur Zygaena gekommen. Unter dieſen ſind 2. von dem erſten, und 3. von dem letzten Geſchlecht, in unſerem Welttheil zu Haus. Sie ſind be— kannt, und an ihrem Orte werden Sie die Leſer abgebildet und beſchrieben erhalten.

h) Syst. Ent. p. 536. gen. 139. 4) sprmz. Palpi duo reflexi, pilosi. Lingua spiralis plerisque exserta. Antennae squamatae 2) sesıa, gen. 140, pag. 547. Palpi reflexi, lingua exserta truncata. Anten- nae cylindricae extrorsum crassiores 3)

ZYGAENA. gen. 14. pag. 550. Palpi re- flexi. Lingua exserta setacea. Anten- nae saepius medio crassiores. Vid. Ge- nera Insect. pag. 158. 159. 160.

‘) Fabricii Gen. Ins. Mantissa Spec. nuper detectarum pag. 272. 277.

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 23

Die Herren Verfaſſer des ſyſt. Verz. der Schmetterlinge der Wie— ner Gegend waren bemüht; Raupen und Zweyfalter dieſes Geſchlechts, nach gemeinſchaftlichen Aehnlichkeiten, in Abtheilungen zu claßifieiren. Sie haben ſieben Claſſen derſelben entworfen. Die Linneiſchen Namen wurden beybehalten. Es find in allem 3%. denen noch 4. im Nachtrag beyge— fügt wurden, als europäiſche Arten, bemerkt. Ich habe ſie hier &) nach

ihrer Ordnung ausgezeichnet:

A. Spitzkopfraupen. (Larvae acrocephalae. Chenilles chagrinees Reaum.) Zackenflüͤglichte Schwärmer. (Sphinges angulatae. Sphinx-bourdons. Reaum. et Geoffr.) Die Raupen haben ein Horn auf dem Hinterleibe, einen oben zugeſpitzten faft dreyeckigten Kopf, eine bloſe aber gerieſelte Haut, bleichgelbe Queerſtriche an den Seiten. Die Verwandelung ge— ſchicht unter der Erde ohne Gewebe. Die Schwärmer haben eine ſehr kurze zweytheilige Zunge und ausgezackte Flügel. A. Ocellata L. 2. Sph. Quercus. 3. Tiliae L. 4. Po- puli L.

B. Stumpfkopfraupen. (Larvaeamplocephalae). Ringleibige Schwärmer. (Sphinges fasciatae. Sph. éperviers Reaum. et Geoffr.) Die Raupen haben plattabgeſchnittene engrunde Kö— pfe, eine bloſe glatte Haut, ein langes krummes Horn auf dem Hinterleibe. Die Ver— wandelung geſchicht unter der Erde ohne Gewebe. Die Schwärmer haben lanzenförmigte unausgezackte Flügel, ſtarke Rollzungen, die ſich meiſtens durch eine naſenförmige Erhöhung auch an der Puppe zeigen. Auf dem ganzen Leib wechſeln zu beyden Seiten ſchwarz und helle Queerſtreife ab. Sp. 4. Convolvuli. 2. Ligustri, 3. Pinastri. 4. Atropos.

C. Fleckraupen. (Larvae maculatae). Halbringleibige Schwärmer. (Sphinges semifasciatae). Dieſe Raupen haben kleine kuglichte Köpfe, die ſie nicht einziehen, eine bloſe glatte Haut, ein Horn auf dem Hinterleibe, durchaus bleiche Seitenmackeln. Die Verwandlung ge— ſchicht auf der Erde, mit über ſich geſponnenen Blättern. Die Schwärmer haben ſchma— le Rollzungen, länglichte ausgezadte Flügel, nur auf dem halben Leibe an beyden Seiten ſchwarze Queerſtreife. Sp. A. Euphorbiae L. Sp. 2. Galii.

D. Augenraupen. (Larvae ophthalmicae). Spitzleibige Schwärmer. (Sphinges caudacutae). Die Raupen haben einen kleinen kuglichten Kopf, den ſie in die nächſten ſehr ſchwulſtigen Ringe zurück ziehen können, eine bloſe Haut, meiſtens ein Horn auf dem Hinterleibe, bald nach dem Kopf auf beyden Seiten ein paar Augenmackeln. Die Verwandlung geſchicht auf der Erde, mit über ſich geſponnenen Blättern. Die Schwärmer haben kleinere Rollzungen, länglichte, am untern und innern Rande ein wenig hohl ausgeſchweifte Flügel, und den Hin— terleib in eine Spitze auslaufend. Sp. A. Nerii L. 2. Celerio L. 3. Elpenor L. 4. Por- cellus L.

E. Langleibraupen. (Larvae elongatae). Bartleibige Schwärmer. (Sphinges caudiberbes). Die Raupen haben einen kuglichten Kopf, einen langen eylindriſchen Leib, ohne Augen— mackeln an den Seiten, ein Horn, oder anſtatt deſſelben, ein Spiegelfleckgen auf dem Hinterleibe. Die Verwandelung geſchicht auf der Erde mit über ſich geſponnenen Graſe

*) Syſt. Verz. pag. 10. 1. Gattung Schwärmer. (Sphinges Lin.) (Genus Lin.) Abendſchmetterlinge oder

24 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

oder Blättern. Die Schwärmer haben lange Rollzungen, und faſt kurze Flügel, ſind an den Seiten unde am Ende des breitgedrückten Leibes bärthigt, fliegen auch bey Tage. Sp. A. Oe— notherae. 2. Stellatarum.

F. mal (Larvae subpilosae). Glasflüglichte Schwärmer. (Sphinges hyalinae, Les Sphinx-mouches. Geoffr,). Dieſe Raupen, fo viel davon bekannt ift, haben einen halbkuglichten Kopf, einige auch ein Horn auf dem Hinterleibe. Die Haut ift mit ſehr feinen weißlichten Haaren beſetzt. Die Verwandelung geſchicht in einem Gewebe. Die Schwärmer haben feine Rollzungen, am Ende des Leibes insgemein ein breites Haarbüſch— gen, glasartige durchſichtige Flügel, fliegen auch in der Sonne. Sp. 1. Fuciformis L. 2. Crabroniformis. 3. Culiciformis L. 4. Tipuliformis L. 5. Vespiformis L. 6. Tenthredi- niformis. 7. Ichnevmoniformis. 8, Fenestrina. (Sp. 9. Asiliformis. 40. Spheciformis. Nach- trag pag. 305.)

H. Scheinſpinnerraupen. (Larvae phalaeniformes). Fleckigte Schwärmer. (Spbinges macula- tae. Les Sphinx acornes de beliers. Reaum. Geoffr.) Die Raupen find träg, haarigt, gewölbt, meiſtens mit zwo oder vier Reihen ſchwarzer Puncte, mit einem kleinen verdeck— tem Kopfe und verdeckten Fuͤſſen. Die Verwandelung geſchicht ober der Erde, in einer glänzenden gewölbten Hülſe. Die Schwärmer haben Rollzungen, ſchwarze faſt gekolbte Fühlhörner, und lange abhangende Flügel, mit hochfärbigten Fleckgen. Fliegen nur bey Tage. I. Mit fleckigten Oberflügeln. Sp. J. Minos. 2. Viciae. 3. Loti. 4. Filipendulae L. 5. Onobrychis, Carniolica Scop. 6. Falcatae, Sph. Ephialtes L. 7. Coronillae. 8. Aeacus. 9. Phegea. II. Mit einfärbigen Flügeln. 40. Statices I. (JJ. Fausta Lin. 42, Pruni. Nad)- trag p. 307. seg.)

Soviel zur Anzeige von den bisherigen Bemühungen unſerer Entomologen, Eintheilung und Ordnung dieſes Geſchlechts zur Vollkommenheit zu bringen. Der Abendſchmetterlinge erſte Phalanx oder Horde.

Sphinges Legitimae. Aechte, rechtmäßige, legitime Abendſchmetterlinge. Papillons-bourdons a antennes prismatiques.

Was ächte Abendſchmetterlinge heiſen, darf ich wohl nicht wieder er— klären. Es beſtimmen ſie die oben angeführten Merkmale entſcheidend ge— nug. Die letzte Horde hatte zu dieſer Eintheilung Anlaß gegeben. Ihre Gattungen zeigen ſich im gewöhnlichen Flug nur bei Tag, ihre Fühlhör— ner ſind gegen die Spitze am meiſten verdickt, und in etwas ausgeſchweifte Krümmungen gezogen. Das Anſehen, der habitus in der characteriſchen Sprache, die von jenen abweichende Geſtalt der Raupe, und ihre eigenen Naturtriebe, ſchienen etwas Eigenes an ſich zu haben. Es war eine Tren— nung nöthig. Noch konnten ſie keinem anderen Geſchlecht beſſer als dieſem zugeſellt werden. Die einmal angenommenen Charactere, nach der Geſtalt der Antennen und den niedergebogenen Flügel, machten fie zu winflichen Sphinren. Nach dieſen ſind ſie nun nicht mit dem Papilio, nicht mit der Phaläne zu verwechſeln. Es ſcheint, der Herr von Linne“ habe in der

Zeit

Sphinges Legitimae. Aechte, rechtmäßige, legitime Abendſchmetterlinge. 25

Zeit des Fluges zu viel Weſentliches geſetzt. Auch in dieſer Horde werden wir Abendſchmetterlinge antreffen, deren Flug lediglich bey Tage, und öf— ters in der Mittagshitze des Sommers am gewöhnlichſten iſt. Indeſſen hat die Geſtalt des Körpers, und der Ausſchnitt der Flügel, von anderen Abend— vögeln weiter nichts weſentlich Verſchiedenes an ſich. Sie ſind ohne Wider— ſpruch von einerley Art. g

Um alſo eine deutliche Erklärung zu geben, was ächte Abendſchmet— terlinge ſind, hätten wir die unächten in ihrer geringen Anzahl zu betrach— ten. Unnöthige Wiederhohlungen aber zu vermeiden, will ich bis an ih— ren Ort die Sache ſelbſten verſchieben. Inzwiſchen werden wir dieſe erſte Horde nach ihren Familien und Linien entſcheidender kennen. Aus dieſen wird ſich alles mit mehrerer Deutlichkeit zeigen, als ich es jetzt im Allge— meinen darzulegen vermag.

Wie ſchon gejagt iſt, theilen ſich dieſe ächten Sphinxe in zwey Bar: theyen. Die eine führet gleich den Nymphalen des Papilio eckigte und be— trächtlich ausgeſchnittene Flügel, die andere hat ſie glatträndig, faſt wie die Heliconier und Danaiden. Nach beyden Arten ſind dieſelben nicht weniger im Verhältniß des Körpers ſchmal, und mehr in die Länge geſtreckt. Da— für beſitzen ſie auch ſtärkere Sehnen, um ein gröſſeres Gewicht vom Kör— per, in der ſo verwundernswürdigen Schnelle des Fluges zu erheben. Ich komme alſo zur erſten Abtheilung derſelben.

Die erfte Familie. Sphinges legitimae alis angulatis. Aechte eckflüglichte Abendſchmetterlinge mit winklichtem Rand.

Mit dieſer Aufſchrift iſt ſchon alles Syſtematiſche, was man vielleicht erwartet, geſagt. An dem Rand der Flügel dieſer Sphinxe, gegen die äuſ— ſere oder ſchmale Seite derſelben, trift man ungleiche Vertiefungen an. Es find theils zackigte Einſchnitte, theils würklich eckigte Spitzen, oder auch Krümmungen, welche ungleich geſchweift. Nach ihrer Anlage gleichen ſie mehr den Phalänen. Sie find etwas minder ſchlank. Ihr Flug iſt flat- ternd, etwas ſchwärmend. In ſitzender Lage ſtehen die Unterflügel für den oberen herfür. Sie zeigen ſich auch noch in ſpäterer Nacht, ohngeachtet ſie des Abends bereits erſcheinen, um von den Blüthen ihre Nahrung zu ſu— chen. Sie ſaugen nicht in ſchwebender Lage den Nectar aus den Kelchen der Blumen. Sie laſſen ſich würklich darauf nieder, wiewohl mit einer flat- ternden Bewegung über denſelben. Ihre Zunge iſt ungemein kurz, und dieſe

Stellung wird hierdurch für ſie nothwendig gemacht. II. Theil. D

26 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Auch da, wo die Raupe häufig iſt, wird doch der Zweyfalter im Flu— ge ſeltener bemerkt. Ihr Leben ſcheint von kurzer Dauer zu ſeyn. Ihre Paarungen halten zu ganzen Tägen an, und in dieſem Zuſtande werden ſie von uns, vielleicht noch ehe ſie ſich einmal ins Freye gewagt, am meiſten gefunden. Sie legen dann ihre Eyer, und dem zufolge hat ihr Leben mehr in der Raupe, als in dem Zweyfalter, ſeine Abſicht erreicht.

Nach den obbeſchriebenen Einſchnitten der Flügel iſt faſt jede Gattung verſchieden. Die noch gegenwärtig ſehr geringe Anzahl giebt keine Einthei— lungen zu. Von Ausländern find bishero nur wenige Species beygebracht worden, und ein paar Einheimiſche haben dieſe Familie, obwohl als Sel— tenheiten, vermehrt. Sie ſollen in der Folge abgebildet vorgezeigt werden. Herr von Linne“ hat in allen nur fünf Gattungen bemerkt. Es iſt ein einziger darunter, der Sphinx ocypete, deſſen Vaterland nach dem Mus. Lud. VIr. Indien, nach dem Syst. N. aber, als in wärmeren Gegen— den, angegeben wird. Ich werde in den Beyträgen von dieſem Zweyfalter meine wahrſcheinlichen Vermuthungen vorzulegen haben. Die Namen finden ſich in folgender Ordnung eingetragen. Sp. 1. Sph. ocellata. Sp. 2. S. Populi. Sp. 3. S. Tiliae. Sp. 4. S. Ocypete. Sp. 5. S. Nerii.

Die bekannten Raupen dieſer Zweyfalter kommen nach der Geſtalt und an Naturtrieben, ohne beträchtliche Abweichungen, mit einander über— ein. Ihre Fläche iſt nach unſerem Gefühl ſehr rauhe, ſie iſt mit hervorra— genden Puncten bedeckt. Man hat fie daher chagrinartige larvae sca- brae), nach Aehnlichkeit gleicher Körper, genennt. Sie führen auf dem letzten Ring ein verlängertes Horn. Dieß giebt ihnen den Namen der ge— hörnten Raupen (larvae cornutae). Wir werden in den Supplementen bey einer neuen Gattung eine Abweichung dieſes Werkzeugs bemerken. Der Kopf iſt von beträchtlicher Gröſſe geformt, und der Geſtalt nach ganz eigen. Er iſt breit an dem Mund, und gegen oben ſpitzig. Die Zahl der Füſſe iſt der an der Larve des Papilio gleich. Es find 16. derſelben, ohne Aus— nahme, vorhanden. Sie ſind ungemein ſtark, und die Raupe hält ſich da— mit auſſerordentlich feſte an. Die Fläche ift mit Seitenſtreifen geziert. Zur Nahrung ſind ihnen die Blätter der Bäume angewieſen. Man hatte noch keine Raupe dieſer Familie auf niederen Gewächſen bemerkt. In Ab— ſicht der Naturtriebe ſind ſie durchgehends ſich gleich. Sie verwandeln ſich in der Erde ohne Geſpinnſt. Die Chryſalide iſt von länglicher Geſtalt, mit einem verdünnten Hinterleib. Das äuſſerſte Theil deſſelben iſt mit ei— nem kurzen doch ſehr ſpitzigen Stachel, andere haben es einem Horn ähn—

Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 27

licher gefunden, bewahrt. Ihre Farbe iſt ein dunkles Braun. Sie über— wintern, und erſt der kommende Frühling bringt den Zweyfalter hervor.

Der erſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX OCELLATA.

Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. Le demi-paon. Geoffr. De Paauw - oogs Pylstaart. Sepp. Admir. Paauw-oog-onrust. Seba.

Tab. 1. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Weidenzweig. Die Chryſalide unter demſelben.

LIN N. S. N. Ed. XII. Sph. legit. al. ang. Sp. A. Alis repandis: posticis angu- latis. Mit ausgeſchweiften Flügeln, die untern mit einem Aug gezeichnet. Fauna Suec. nr. 1083. Mus. Lud. VIr. 341.

Müllers Nat. Syſt. V. Th. pag. 635. Sph. Ocellata. Der Glanzauge.

r ABRIOII Entomol. pag. 536. Sphinx. Sp. A. ocellata. Alis angulatis: posti- eis rufis, ocello caeruleo.

raıı pag. 148. Phalaena major, corpore crasso, alis amplis, interioribus macu— la ophthalmoide insignibus. pag. 149. nr. 3.

sEorrroı Tom. II. pag. 79. nor. 4. Sphinx elinguis, alis angulatis, superiori— bus fuseis, inferioribus rubris ocello caeruscente. Long. 47. Lin.

s«eororı Entom. Carneol, nr. 465. Sph. ocellata. Alae anticae subangulatae, posticae ocello magno superne notatae, Os elingue: Long. unc. 4, lin. 4-6. Lat. 9-9 ½.

p OD Mus. Graec. pag. 80.

Syſt. Verz. der Schmett. der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 4. Sph. ocellata. Weidenſchwärmerraupe. Salieis albae. Weidenſchwärmer.

Hufn. Tab. Berl. M. II. B. I. St. pag. 178. nr. 4. Sph. ocellata. Die Oberflügel. blaßroth, bald heller bald dunkler, die Unterfluͤgel mit einem Pfauenſpiegel verfe= hen, und die unteren Gelenke pfirſigblütbroth. Bey Tage an den Stämmen der Weidenbäume im Junius häufig. Von der erſten Grasraupe: hellgrün mit weiſſen Queerſtreifen an jeder Seite, der Kopf und die Schwanzſpitzen ſind blau. Die Haut iſt rauh wie Chagrin. Auf Weiden im Aug. und Sept. von der erſten Gröſſe.

Fueßli Schweiz. Inf. nr. 614. Sph. ocellata. Das Blauaug, gemein.

Gleditſch Forſtwiſſenſ. II. Th. pag. 735. nr. 12. Das Nachtpfauenaug.

Schröters Abhandl. über verſch. Gegenſt. d. N. Geſch. I. Th. pag. 180.

Eberts Naturlehre. II. Th. Tab. 36.

Neuer Schauplatz der Natur. I. Th. pag. 51.

Müller Faun. Fridr. pag. 37. nr. 344.

Zoolog. Dan. Prodr. pag. 16 nr. 1334.

D 2

28 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Gladbachs Verzeichniß. Der Schnorrbock. Pr. 24 kr. 8 E PHP. Neederl, Ins. III. St. II. Verh. Nachtvlind, I. Gez. I. Bende. Tab. II.

De Paauwoog-Pylstaart- Vlinder.

Röſel Inf. Bel. I. Th. Nachtvögel. I. Cl. Tab. I. Die einſame blaugeſchwänzte, dicke, grüne Raupe, mit ſchiefen weiſſen Seitenſtreifen ie. Eine Abänderung der Raupe. III. Th. Tab. XXVII. fig. 4. pag. 233.

ADMIRAL Insecten. Tab. I. pag. 1.

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 99. fig, 5. 6. Sph. al. ang. A,

VDDMANN. Diss. nov. Ins. sp. 58. fig. 8.

Martini Naturlexicon. I. Th. pag. 77. Abendpfauenaug.

DEGEER. Mem, Tom. II. P. I. pag. 243. nr, 2. Papillon - bourdon a antennes prismatiques et ä’ petite trompe, à ailes decoupees dont les superieures sont brunes nuancees de gris, et les inferieures rouges avec un oeil bleu et noir. Götzens Ueberſ. pag. 175. sed. Chenille chagrinee verte, à corne blanc, a rayes obliques blanches et une raye longitudinale blanche sur les trois premiers anneaux. pag. 244. Ueberſ. 176.

DRVRV. Ins. II. Tab. XXV. fig. 2. 3.

HARRIS Ins. II. Tab. V. fig. a- b.

S ERA. Thes. Tom. IV. Tab. LI. fig. p. p. Sphinx pavonius ocellis insignis, Tab. LIV. fig. 5. 6. Tab. LIX. fig. 4-6, Inquieta nostras pavonia &c.

Sulzer Kennzeichen der Inf. Tab. XV. fig. 89.

ALBIN. Ins. Tab. VIII. fig. 2.

MERIAN. Europ. II. Tab. 87.

Zierrathen, welche wir Augen oder Spiegel nennen, hat die Natur bey dem Schmuck, mit dem ſie Abendſchmetterlinge putzt, äuſſerſt ſparſam an— gebracht. Bey dem Papilio iſt ſie verſchwenderiſcher damit geweſen, bey der Phaläne noch mehr kärglicher geworden. Hier hat ſie nur eine einzige Gattung mit dieſen Zierrathen begabt. Wenigſtens ſind nicht mehrere Eu— ropäer dieſer Art bis jetzo bekannt. Von Ausländern haben ſich keine ähn— liche Gattungen annoch entdeckt.

Der Name äugiger Abendſchmetterling (Sphinx ocellata), iſt daher vortrefflich gewehlt. Er iſt ganz characteriſirend, er ſagt mit einem Worte, den Unterſcheid von allen übrigen Arten dieſes Geſchlechts. Um ſo kürzer darf ich in der Beſchreibung deſſelbigen ſeyn. Unſer Pfauenaug iſt gemein, und deſſen Raupe noch nie ſchädlich geworden.

Es it dieſer Zweyfalter einer von der geringen Anzahl derer, welche

unſeren älteſten Entomologen ſchon unter die Hände gekommen. Die vor— ſtehenden Schriftfteller erweiſen es, wie vielfältig, und fat in allen Gegen—

Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 29

den unſeres Welttheils er ſich vorgefunden hat. Faſt möchte es überflüßig ſeyn, ihn nochmalen zu beſchreiben. Nur das Vorzüglichſte darf ich aus Pflicht nicht unangezeigt laſſen.

Es haben ſich faſt keine Abänderungen deſſelben erheblich gemacht. Auch an beyden Geſchlechten iſt Farbe und Zeichnung einerley, nur ſind ſie in der Gröſſe und Dicke verſchieden. Der hier abgebildete iſt der Größ— te, der mir noch zu Geſicht gekommen. Gewöhnlich iſt er um etliche Linien kleiner. Ich habe ihn auch in der Gröſſe zweyer Zolle, nach dem Maas beyder ausgeſtreckten Flügel erzogen. Die Grundfarbe iſt zuweilen helle ins fleiſchfarbe gemiſcht, und die braunen Zeichnungen ſind auch um vieles dunk— ler bey manchen. Die blauen Augen aber öfters, beſonders bey dem Männ— chen, um die Hälfte geringer. Das Uebrige ſagt die Abbildung; und das Original ſelbſten wird nicht leicht eine Sammlung vermiſſen.

Er findet ſich bey uns in dem May, wo wir ſchon die auf Blätter gelegten Eyer antreffen, ſo wie noch die beyden folgenden Monate durch. Oefters trift man ihn zu der Zeit an, wo die Raupe ſchon ganz ausgewach— ſen ſich zeigt. Ich habe dieſes bey verſchiedenen Gattungen gleichfalls be— merkt. Der Sphinx Convolvuli, Euphorbiae, Tiliae, und andere kön— nen Beyſpiele davon werden. Bey dieſem finden wir öfters zu einerley Zeit den Zweyfalter und die Raupe in vollkommener Gröſſe. Man hat die Ur— ſache hievon in der frühern oder ſpätern Entwickelung, und von dieſer, den Grund wiederum in der tieferen oder feuchteren Lage der Chryſalide zu ſu— chen. Bey jener bricht der Zweyfalter um ein paar Monate zeitiger hervor, er legt um ſo früher ſeine Eyer, und die daraus entſtandenen Raupen ha— ben ſchon ihre Gröſſe erreicht, ehe noch jene aus ihren Chryſaliden her— vorgebrochen ſind. Sonach wird es öfters mit Beſtimmung der Zeit der Raupe und des Zweyfalters ein ſehr irrſames Geſchäft.

Man findet ſie des Tages an den Stämmen der Bäume, oder an Wänden, ſtille ſitzen. Nur des Abends oder in der Nacht erheben ſie ſich zum Fluge. Ihre Paarung a) dauert zu ganzen Tagen, und nach dieſer hat mehrentheils das Männchen ſeine Lebenskräfte erſchöpft. Das Weib— chen hat eben jo, nach Legung der Eyer, die Abſicht ihres Daſeyns, ihr

D 3

a) Hievon findet ſich im Naturforſch. die Befruchtung der Inſecteneyer, beſonders VI. St. pag. 13. vom Herrn P. Meine- wegen dieſes Sph. ocellata. cke einige merkwürdige Beobachtungen über

30 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Leben und Sterben aber, ihr Hervorbringen des Aehnlichen, und Wieder—

vergehen, Abſicht erreicht.

Ich habe ein

merkwürdiges Ereigniß hier zu erwähnen.

wenn wohl dieſer immer von neuem anfangende Zirkel, ſeine

Sie be⸗

trift die Paarung dieſer Gattung mit einer ganz weſentlich verſchiedenen,

dem Männchen des Sphinx Pinastri.

Eine Beobachtung, welche mir von

einem ſchon oft erwähnten Kenner, Herrn Cammerrath Jung in Uffen⸗

heim 6) mitgetheilt worden. winterte Chryſaliden. wickelten. hüten. den,

hat ſich

Noch dauerte ihre Paarung einige Stunden fort.

5) Ich kann nicht unterlaſſen, hier mei— nen Leſern eine ungemein nutzbare Arbeit, dieſes um das Reich der Schmetterlinge ſo verdienten Gelehrten, vorläufig anzuzeigen. Ich weiß, ſie wird unſeren meiſten Liebha— bern willkommen ſeyn; da ſchon längſtens ein Werk dieſer Art unter die nöthigen Be— dürfniſſe gehörte. Es iſt bekannt, wie vie- le Mühe das Aufſuchen der Namen der Gattungen, die in unſeren beſten entomolo- giſchen Schriften behandelt werden, erfor— dert. Die meiſten enthalten ganz und gar keine Regiſter. Auch der Geübteſte im Syſtem hat öfters lange zu ſuchen. Man— che Species, die den Namen nach bekannt iſt, liegt in Claſſen verſteckt, wo man fie am wenigſten ſuchte. In vielen find ſie ſelbſten gar nicht vorhanden, und doch werden wir von andern nicht ſelten auf ſol— che Werke verwieſen. Man hat in der Lage oft ganze Bände zu durchblättern, und andere in Beziehung auf Tabelle und Figur zu vergleichen, um einzelne Gattun— gen zu ſuchen, die doch öfters von vielen zugleich behandelt ſind. Mit unglaublichem Fleiß hatte daher erſtbemeldeter Gelehrte

Derſelbe hatte in einer Schachtel beyde über— Es fügte ſich, daß die Zweyfalter zugleich ſich ent—

Zufällige Umſtände muſten ihre Tödung auf ein paar Tage ver— Als dieſe endlich zu einer bequemeren Zeit ſollte vorgenommen wer— zur größten Verwunderung dieſer ſeltene Umſtand entdeckt.

Da es endlich ſchien,

einen Indicem über die meiſten und brauch— bareſten Schriften, die eigens Schmetter— linge behandelten, gefertiget. Um demſel— ben noch mehrere Bequemlichkeit zu erthei—

len, wurde er in tabellariſcher Form, nach

alphabetiſcher Ordnung, beyder der lateini— ſchen und teutſchen Namen eingerichtet. Man überſiehet hier zugleich, von welchen Schriftſtellern, und an welchem Ort jede Gattung beſchrieben iſt; und dieß in Bezie— hung eines jeden Syſtems, nach Anzeige der dahin gehörigen Stellen. Die vorzüg— lichſten Schriftſteller ſind: Linne“, Fabri— eius, Röſel, Friſch, Scopoli, der Naturforſcher, und das Verzeichniß der Wiener Schmetterlinge, ſo wie auch diejenigen Gattungen, die bisher behandelt worden, nebſt verſchiedenen anderen einge— tragen ſind. Zugleich ſind Claſſen und Ordnungen einer jeden Gattung bemerkt. Es iſt überdieß, zum Nachtrag neuerer Ent— deckungen, Platz gelaſſen. Ich kann noch beyfügen, daß die Anſtalten der Ausgabe bereits getroffen, und eine berühmte Buch— handlung dieſelbe beſorgt.

Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 34

das Weibchen möchte alle Kräfte verliehren, ward es rathſam, eine gewalt— ſame Trennung vorzunehmen. Die vorgelegten Blüthen der Jerichoroſe, de— ren Säfte es eingeſogen, erfriſchten es wieder. Des andern Tages fan— den ſich etliche Eyer gelegt. Es folgten deren zu dreyſigen, noch weiter. Sie hatten die Gröſſe und Geſtalt, wie fie das Weibchen des Sphinx ocel- lata abzuſetzen pflegt. Nun war die Erwartung nicht geringe, welche es entſcheiden ſollte, ob dieſe Eyer würklich befruchtet geweſen, und von wel— cher Geſtalt und Natur die hervorkommenden Raupen ſeyn würden. Allein ſie waren würklich nicht befruchtet, ſie vertrockneten bey aller möglichſt ver— wendeten Sorgfalt. Ich habe von der Raupe des Sphinx ocellata noch das Nöthigſte zu ſagen.

Sie nähret ſich von allen Gattungen der Weide, zuweilen wird ſie auch auf der Eſpe (populus tremula) und den Schlehen, ſehr ſelten aber auf den Aepfel- und andern Obſtbäumen gefunden. Die Eyer pflegen erſt nach vier und mehreren Wochen auszukriechen. Dann ſtehet es von dem Junius bis in den Auguſt und September an, bis die Rau— pen ihre vollkommene Größe erreichen. So langſam gehet ihre Erziehung von ſtatten. Bei der früheſten Zucht hat es doch nie gelungen, noch in dem nemlichen Jahr den Zweyfalter aus der Puppe zu überkommen. Sie durchleben im Chryſaliden Stande den ganzen Winter, und zum Theil auch den Sommer. Hierinnen aber beſitzen ſie nichts Vorzügliches für ſo vielen Gattungen, denen gleiche Naturtriebe eingepflanzt ſind.

Die Raupe erreicht eine anſehnliche Gröſſe, wie ſich aus vorliegender Abbildung ergiebt. Im Ruhen pflegt ſie den vorderen Theil des Leibes bis zu den erſten Paar der Bauchfüſſe gerade aufrecht zu halten. Die Vorder— füſſe ſchlieſſen alsdenn enge gegen den Leib an. Dieſe Lage ſchützt ſie viel— leicht eher gegen ihre Feinde, und iſt etwa Anſtalt, um zur Vertheidigung gegen ihre Feinde, in ſteter Bereitſchaft zu ſeyn. Sie ſind auch den Ver— folgungen des Ichnevmons ſehr unterworfen. Die Stärke, mit der ſie ſich an die Zweige befeſtigen, iſt auſſerordentlich, doch lange nicht von der Art, daß ſie nicht durch eine jählinge Erſchütterung, oder wenn man ſie bereits wahrgenommen, nicht durch geringe Behutſamkeit können herabgenommen werden.

Die ganze Oberfläche der Raupe hat einige Härte, und fühlt ſich ſehr rauh. Es ſind dieß kleine erhabene Puncte, welche ſchon längſtens dem Cha— grin ähnlich gefunden, und mit demſelben, nach unſerem Gefühl, etwas Glei— chendes haben. Sie ſind von weiſſer Farbe, und ſtehen auf einem blaulich

32 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

grünen Grunde. Ueber die vordern Ringe ziehen ſich der Länge nach, und über die folgenden ſchräge hindurch, weiſſe Striche, welche etwas gelb zum Theil angelaufen ſind. Das Horn auf dem letzten Ring iſt blaulicht und ungemein hart. In der Jugend führen es dieſe Raupen verhältnißmäſig länger, aber auch von minderer Härte. Dieß wird man bey allen Raupen gewahr, welche dieſes Werkzeug beſitzen. Der Kopf iſt etwas mehr blaulich als die Grundfarbe des Leibes. Er iſt nach obenzu etwas zugeſpitzt, wo andere mehr ins Runde und Breite angelegt ſind. Sie vergräbt ſich nach vollendetem Wachsthum in die Erde, in Moos, in abgefallene Blätter, oder was ſonſten zu ihrer Sicherheit dienet. Doch hat man nicht bemerkt, daß ſie ſich ein Gewebe verfertiget, ſondern blos iſt es eine Höhlung, in der ſie die Chryſalidengeſtalt annimmt, und worinnen ſie den Winter durchlebt.

Die Chryſalide iſt braun mit ſchwarz untermengt, und am unterſten Ende mit einer harten hervorſtehenden, jedoch ſtumpfen Spitze, verſehen.

Einer merkwürdigen Abänderung dieſer Raupe habe ich noch zu geden— ken. Röſel hat ſie zwar ſchon, wie ich oben angeführt habe, bemerkt. Sie kann wegen ihrer Farbe die Vermuthung erwecken, man werde aus ihr eine ganz eigene Gattung erziehen, wenn ſie jemand das Erſtemal zu Geſicht be— kommt. Der Zweyfalter aber von ihr weicht nicht das mindeſte ab. Das Nachſtehende zeichnet ſich aus. Sie hat zu beyden Seiten zwey Reihen hochrother Flecken. Zum Theil find dieſelben von einer bis zu einer viertel Linie breit. An einem Exemplar von dem abgewichenen Jahre zehlte ich ſieb— zehen derſelben Flecken auf jeder Seite, vier und dreyſig alſo in allen. Das Original der Rößliſchen Figur hat deren mehrere, welche noch überdieß groͤſſer geweſen, gehabt. Ich bemerkte auch nichts rothes an den Füſſen. Der Ring, wo das letzte Paar Bauchfüſſe angeſetzt iſt, hatte nur zu jeder Seite einen ein— zelnen dieſer Flecken, ſo wie die drey vordern ebenfalls hatten. Die Grund— farbe iſt etwas mehr gelblich geweſen. Pflanzen ſich dieſe Arten in ihren Fa— milien fort, oder ſind es Zufälle der Zeugung, von denen wir die Urſachen noch nicht gefunden? Das iſt Stoff für weitere Unterſuchungen künftiger Zeiten. Dieſe Abänderung lebt von der Weide, wie die andern auch.

Die Naturgeſchichte von dem Sphinx ocelleta hat uns Goedart ſchon geliefert. Er giebt den 19. Sept. des 1663. Jahres an, wo ſich feine Raupe verwandelt hat. Wir haben ſie in der Mitte des Julius bereits in dieſem Zuftande gefunden. Seine Beſchreibung verdient, daß fie hier eingerückt wird. Sie dienet zur Probe, wie weit wir gegen die Kenntniſſe der Alten doch vor— gerückt ſind. Nur ihre Fehler ſollten ſich nicht wieder in unſere Beobachtun—

gen

Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 33

gen mengen, die ich doch in neueren Verzeichniſſen wörtlich eingerückt finde. Es ſagt dieſer an ſich ehrwürdige Entomolog von unſerer Raupe c), daß ſie ſchon vor Aufgang der Sonne mit ſo groſſer Begierde anfange zu freſſen, daß fie ſechs ganzer Stunden, ohne auszuſetzen, damit beſchäftiget iſt. Sie könne ihren Koth nicht von ſich geben, als bis er durch den neuen Fraaß ausgepreßt iſt. Sie ſeye ſo ſtark an die Blätter, (ſollte Zweige heiſſen) befeſtiget, daß fie ſaſt nie, ohne in Stücken zu gehen, konne weggebracht werden. Auf dem letzten Ring des Leibes führe ſie eine ſcharfe und giftige Spitze. Sie bediene ſich derſelben zur Vertheidigung, indem ſie, um ſolches zu thun, ſich mit einer beſondern Geſchwindigkeit im Kreis herum zu drehen vermöge, daß ſie jeden, der ſie berührt, damit verletze. Für die Zeiten ei— nes Goedarts waren dieſes leſenswürdige Wunder, die, um noch auffallender zu werden, eine Sprache in dergleichen Ausdrücken erheiſcht. Für uns ſind es alltägliche Sachen, wenn wir das Uebertriebene davon abſondern. Von dem Papilio ſagt er, daß das Weibchen nicht ſo ſchön ſeye, es wäre nemlich mehr aſchengrau, und hätte auf den Hinterflügeln jene Flecke nicht, die mit Au— gen ſoviel Aehnliches haben. Unſtrittig iſt der Papilio populi hiemit ge— meynt, deſſen Aehnlichkeiten, nach Goedarts Meinung, Geſchlechtsunterſcheid

c) GoEDART de Insectis Ed. Liste- ri. Londini 1685. pag. 68. nr. 24. “Vi- ridis haec eruca salicum nutritur foliis edere plerumque incipit prima apparente aurora, magnaque aviditate, quin aut 6. horas continuas, absque vllo intervallo, hoc solo occupata negotio. Excrementa nunquam potest excernere, nisi copia novi alimenti assumti expellantur; tena- eiter adeo se salicum foliis affigit, vt vix unquam ab iis avelli possit, sed po- tius in partes se dilacerari permittat. In corpusculi sui parte posteriore, pin- nulam gerit acutam ac venenatam, qua simulac attingi se sentit, ad defensionem vtitur, agitatione quadam celerrima, at- que in orbem, quaquaversum ad omne latus instituta, vt laedentem pinnulae mo- tu compungere possit. Qui hae Tabula ex- pressus est, masculus est, foemellae non

II. Theil.

sunt tam formosae, sed coloris magis ei- nerei, iisque carent rotundis maculis quae oculorum puendam speciem habe- re videntur. Contigit haee mutatio 19. Sept. 1663, et 5. d. Mensis Maii 166%. comparuit papilio validus, qui jejunus vixit usque 44. ejusd. Mensis. Nunquam ex hoc erucarum genere observare potui papilionem perfectum; suisque omnibus partibus absolutum provenisse, sed alis semper contractis et quasi ignis arlore corrugatis &e.,, List. not. 3. „Ra- tio forsan probabilis, quod autor noster non potuit papilionem hujus generis omnibus partibus perfeetum adipisci, in- de peti potest, quod erucae materiam, folliculo faciendo commodam, non sup- peditaverit, adeoque ex parte fame pe- rire coegerit.“

34 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

waren. Noch wird bemerkt, daß er den Zweyfalter nie habe in vollkomme— nen Stand zu erziehen vermocht. Allezeit wäre derſelbe mit zuſammenge— ſchrumpften Flügeln, die wir im Feuer verbrannt geſehen, zum Vorſchein ge— kommen, ob er ſchon 9 Täge ohne alle Speiſe gelebt. Nach einem derglei— chen Original wurde auch deſſen Zeichnung gefertiget. Liſter macht die Anmerkung hierbey: die wahrſcheinliche Urſache dieſes Zufalls möchte darinnen zu ſuchen ſeyn, daß Gvedart der Raupe, die zur Fertigung ihres Gewebes dienliche Materie nicht gegeben, und ſie daher zum Theil verhungern laſſen. Genug zur Probe einer Erzehlung der Naturgeſchichte, welche da, wo die Kenntniſſe der Entomologie noch mit tauſend Vorurtheilen zu kämpfen ge— habt, immerhin die vollſtändigſte und richtigſte war. Wie viel aber iſt bis jetzt uns noch leider verborgen!

Der zweyte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX POPVLI.

Der Pappelvogel. Schnorrbock. Le Sphinx à ailes dentelees. Geoff. Papillon-bourdon, du Peuplier. De gehakkelde Pylstaart Vlinder. Seba. Sepp. Admir.

Tab. II. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Weidenzweig. Die Chryſalide ift von der des Sphinx ocellata kaum zu unterſcheiden.

LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 2. Sph. Leg. al, ang. Alis dentatis reversis: postieis basi ferrugineis; anticis puncto albo. Ed. X. Sp. 2. Faun. Su. edit. nov. 1084. Mus. Lud. VIr. 342. Mit gezähnten, zurückgebogenen Flügeln, an den Hinterflü— geln, gegen die Grundfläche, rothgelb, auf den vordern mit einem weiſſen Punet gezeichnet.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx populi Der Zahnflügel.

F ABRIOII Entom. pag. 537. Sp. 3. Sphinx populi, Linneiſche Charactere.

GEOFFROI Tom. II. pag. 81. nr. 3. Sphinx elinguis, alis serratis, cinereo ful- Seis, superioribus- fasciis obscurioribus transversis, inferioribus basi macula ful- va. Long. J. pouce.

scopoLı Ent, Carn. nr, 466. Sphinx populi. Corporis alarumque color prima- rius utrinque einereus. Alae omnes dentatae anticae supra puncto albo medio, posticae basi mosdatinae. Antennae osseae. Long, unc. A. et lin. 6. Lat. 10, .

Syſt. Verz. der Schmetterl. der Wiener Geg. pag. 41. nr. 4. Sphinx populi. Al⸗ bernſchwärmerraupe. (Populi nigrae).

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. Sph. populi. Die Kreuzmotte. Die Grund— farbe aller Flügel iſt blaulichgrau. Die Unterflügel find bey der Einlenkung zim— metfärbig. Bey Tage an den Stämmen der Weidenbäume, im Junius. Raupe

Sphinx populi. Der Pappelvogel. Schnorrbock. 35

Grünrauh, wie Chagrin, mit einer blauen Schwanzſpitze; auf jeder Seite ein weiſ— ſer horizontaler Streif durch alle Gelenke.

Fueßli Schweitz Inf. nr. 612. Sph. populi. Die Kreuzmotte. Nicht ſelten.

Gleditſch Forſtwiſſenſchaft. I. Th. pag. 681. ur. 2. Kreuzmotte.

Müller Faun. Fridr. pag. 37. ur. 342.

Zoolog. Dan. prodr. pag. 16. nr. 1335.

Gladbachs Verz. Der groffe Ulmenvogel. Pr. 24 kr.

se. pp. Neederl. Ins. III. St. I. Verh. Nachtvl. I. Gez. I. Bende. Tab. I.

Röſel Inf. Bel. III. Th. pag. 187. Tab. XX. Die grüne Pappelraupe, nebſt fie- ben Paar ſchreger, gelblichweiſſer Streifen, einem horizontalen Seitenſtreif, und dem zugeſpitzten Kopf, nebſt deren Verwand. in einer zur Nachtv. I. Cl. gehöri— gen Papil.

ADMIRAL Insecten. Tab. X. pag. 5.

s AEF F. Ins, Rat. Tab, 100. fig. 5. 6. Sph. alis ang. 5. 6.

DEGEER Mem, d. Ins, Tom. I. pag. 148. Tab. 8. fig, 4-5. Chenille rase, verte, a corne sur le dernier, dont la peau est chagrinee, la tete plate et triangulaire, et qui mange les feuilles du peuplier noir, Götzens Ueber— ſetzung pag. 113, Tom. II. P. I. pag. 243. Papillon-bourdon à antennes prismatiques et a petite trompe, a ailes dentelées d'un gris cendré avec des rayes ondèes brunes, dont les inferieures sont rousses à leur base, &

dont les superieures ont une tache blancheätre. Götzens Ueberſ. p. 175. SEB A. Thes. Tom. IV. Tab. 53. fig. 5. Inquieta alis erosis. Tab. 54. fig. 1. 2. Inquieta cana, obscuriori colore picta &c. fig. 7-9. Florum mali

colore, cinereis signaturis distincta. Tab. 59. fig. 7-10. WILKES Butterfl. 414. Tab, B. C. ALBIN. Ins. Tab. 37. fig. C. MERIAN. Europ. III. Tab. 37.

Von der Naturgefchichte des Sphinx Populi habe ich wenig Vorzügli— ches zu erzehlen. Schon beynahe alles iſt geſagt. Es iſt bei der Beſchrei— bung der vorſtehenden Gattung des Sphinx ocellata geſchehen. Die Natur hat ſeine Raupe nach einerley Muſter mit jener geformt. Sie hat uns ſo— gar keine Unterſcheidungsmerkmale übrig gelaſſen. Farbe, Zeichnung, Gröffe, Futterpflanze, Zeit, Ort und Gegend, hat ſie mit jener gemein. Auch die Abänderungen von jener ſind zugleich bey dieſer bemerkt worden. Sie wird in gleicher Abwechſelung des dunkleren und helleren Grün, oder des mehr oder minder Gelben gefunden. Man hat ſie ebenfalls mit rothen Flecken. Der Zweyfalter hingegen iſt deſto merklicher von jenem verſchieden. Die Flügel ſind mehr ausgezackt, und von einem etwas veränderten Schnitt. Die Augenſpiegel des Sphinx ocellata mangeln ihm ganz, und dadurch iſt er ſchon weſentlich gegen jenen ein ander Geſchöpf.

E 3

36 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Eine Abbildung der Raupe dieſes Zweyfalters könnte etwas ſehr Ueber— flüßiges ſcheinen. In der That iſt ſie es auch. Meine Leſer erblicken aber auf der gegenwärtigen Tafel eine von der Raupe der erſteren abweichende Farbe und Bildung. So gewiß es iſt, daß deſſen Original den Sphinx populi gab; ſo gewiß iſt es auch, daß wir aus Raupen, von ganz gleicher Bildung, den Sphinx ocellata erhalten. Man kann ſie daher als eine Ab— änderung von jener, oder zugleich von beyden betrachten. Wenigſtens kommt ſie uns in dieſer Geſtalt am gewöhnlichſten vor. Gewiß für die Naturge— ſchichte ein merkwürdiger Auftritt, und für den Zwang des Syſtems eine Sache, welche Verwirrungen macht. Beſtändig Ausnahmen bey unſeren be— ften Entwürfen.

Ich komme auf unſere Raupen zurück. Längſtens war man bemüht, Merkmale ihres Unterſcheids zu beſtimmen. Kenner, welche beyde öfters er— zogen, haben ſie auch würklich durch Erfahrungen zu bemerken gelernt. Nur ſind eben dieſe Kennzeichen nicht beſtändig, nicht ſo entſcheidend, als wie bey anderen Gattungen, ich wollte ſagen, ſie laſſen ſich nie deutlich genug mit Worten angeben. Ohne gegründete Erfahrungen kann man ſich nicht ſicher genug auf fie verlaſſen. Dieſe Wahrnehmungen wollen, daß die Raus pe des Sphinx populi gemeiniglich, aber freylich nur gemeiniglich; Ausnah— men giebt es genug; eine mehr ins gelbliche ſich ziehende Grundfarbe be— ſitze, daß ſie etwas geſchmeidiger, und mehr in die Länge geſtreckt ſeye. Die Streifen, welche zu beyden Seiten die ſchrege liegenden durchkreuzen, ſollen bey der Raupe des Sphinx populi um ein beträchtliches mehr verlängert ſeyn als jene des Sphinx ocellata ſie hat. Bey erſterer ſollen ſie ſich nem— lich bis zu den ſechſten und ſiebenden Ring, bei letzterer aber nur bis zu den dritten oder vierten ziehen. Am gewöhnlichſten findet mans ſo; alleine, dieß Merkmal iſt noch lange nicht hinreichend genug. Auch die Raupe des Sphinx ocellata hat eben dieſe weiſſen Linien öfters gleich verlängert, und die von dem Sphinx populi hat ſie auch ſo kurz, als jene ſie immerhin zu haben vermag. Ich kann mich hier, auſſer eigenen Erfahrungen, auf die Abbildungen eines Sepps berufen, an deſſen beyden Raupen, in Abſicht dieſer Linien, kein Unterſchied iſt. Sie gehen nur bis zu den vierten Ring. Die Futterpflanze, von der ihr der Herr von Linne“ den Namen ertheilt, die Zitterpappel, (populus tremula), giebt einen gleichſchwankenden Charakter ab. Die Raupe nähret ſich von den Blättern dieſes Baums, da wo eine Gegend denſelben häufiger hat, weit lieber, als von der Weide, auf der man ſie nicht weniger ſiehet. Beſonder iſt es, daß an dem Ort, wo man

Sphinx populi. Der Pappelvogel. Schnorrbod. 37

fie in einem Jahre einmal entdeckt, fie auch wieder in dem folgenden ift, Ohnfehlbar verirret ſich der Schmetterling, der feine Eper zurückläßt, nicht weit von ſeinen Wohnplätzen, die er einmal gewehlet. Soviel ich bemerkt, iſt die Raupe des Sphinx ocellata äuſſerſt ſelten auf beſagten Pappelbäu— men, oder der Eſpe, vorhanden. Dieſe Umſtände zuſammen genommen, verſichern genug, daß ein erfahrner Kenner beyderley Raupen wohl zu un⸗ terſcheiden vermag, ob man ſchon ſtandhafte und weſentliche Merkmale feſte zu ſetzen, ſich vergeblich bemüht a). In ihren Naturtrieben, und der Zeit ihrer Verwandelung, hat ſich nicht der mindeſte Unterſcheid bemerkungswür— dig gemacht. In dieſer Rückſicht habe ich auch eine Abbildung der Chryſali— de für etwas ſehr entbehrliches gehalten.

Der Schmetterling ſelbſt iſt noch zu beſchreiben übrig. Eine Sache, welche nicht ſo leicht iſt, als man es meynt. Vielleicht bin ich ſchon vielen Liebhabern, durch gegenwärtige Abbildung, anſtößig geworden, die in Ver— gleich ihrer Originale, nicht die genaueſte Aehnlichkeit wahrzunehmen ver— meynen. Sie haben auch vollkommen recht. Nur die Natur hat nicht gewollt, daß der Sphinx populi jo einförmig, fo regelmäßig nach allen Exemplaren ſollte gebildet ſeyn. Alle Abänderungen vorzuſtellen, würde viele Tafeln erheiſchen. Die gegenwärtige ſtellet ein Männchen für, ſo wie es nach meinem Original war. Ich fand an demſelben die kenntlichſten Aus— drücke, nach den Zeichnungen der Flecken, und den Miſchungen der Farben. Um ſo beſſer diente es mir zum Muſter, das Abweichende ſich nach dieſem zu denken. Gemeiniglich iſt ſeine Farbe ein ſehr blaſſes Grau, und die Zeich— nungen auf deren Fläche öfters noch mehr verlohren. Eine beſondere Ab— änderung hat ein ganz einfärbiges Grau. Sie wird in den Supplements— tafeln beygebracht werden. Zugleich iſt eben ſo ſehr die Gröſſe verſchieden. Man hat ihn um die Hälfte, und wohl um zwey Drittel kleiner. Das Weibchen beſitzt etwas mehr in die Länge geſtreckte Flügel. Der weiſſe Punet

E 3

Abſätze fänden ſich groſſe erhabene gelbe

a) Der Chorherr Meyer bemerkte nach Puncte, der Kopf werde ferner von dem

Fueßli Magaz. II. St. pag. 263. einige

Merkmale dieſer Raupe, zum Unterſcheid, jener, des Sphinx ocellata. Sie ſind in der Kürze folgende: Es ſoll die Raupe des Sphinx populi eine mattere Farbe füh— ren, fie habe Seitenlinien durch alle Ge- lenke; auf den Rücken der drey vorderen

Halſe durch ein gelbes Halskreisgen ab— geſondert, und dann ſtünden zwey rothe Puncte auf dem des eilften und ſechſten Abſatzes ꝛc. Merkmale, die eben nicht all— gemein genug ſind.

38 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

in der Mitte der Vorderflügel, und die rothfärbige Grundfläche der Hinter— flügel, ob ſie wohl bald mehr ins Gelbe, bald mehr Röthliche fällt, geben ein ſehr weſentliches Unterſcheidungszeichen von den vewandten Gattungen ab.“ Mehr beyzufügen, kommt mir als Weitſchweifigkeit vor.

Der dritte europäiſche Abendſchmetterling. SPH. LEG. AL. ANG. TILIAE.

Der Lindenvogel. Der Lindenſchwärmer. Le Sphinx de tilleuk Geoffr. Papillon - bourdon du Tilleul.e. Degeer. Linde Pylstaart. Seba.

Tab. III. Fig. J. Ein männlicher, Fig. 2. ein weiblicher Zweyfalter, beyde von der Ober- und Unterſeite. Fig. 3. Die Raupe nach der Farbe, ein oder zwey Tage ehe ſie zur Verwandelung in die Erde gehet. Fig. 4. In gewöhnlicher Farbe. Beyde auf einen Linden— zweig. Fig. 5. Die Chryſalide.

LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 3. Sphinx alis angulatis virescentinebulosis saturatius subfasciatis; posticis supra luteo testaceis. Edit. X. Sp. 3. Fauna Suec. Edit. nov. 1085. Mus. Lud. VIr. 343 Mit eckigten, grünſchattirten, dunkleren und bindenförmigen Flecken, nebſt röthlichgelben Unterflügeln nach der Oberſeite.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx Tiliae. Der Lindenſauger. *

rABRıcıı Entom. pag. 537. Sp. 4. Sphinx Tiliae. Linneiſche Charactere.

G EOFFROI Tom, II. pag. 80. nr. 2. Sphinx elinguis alis laceris, superioribus ci- nereo virescentibus, fascia obscuriore transversa inaequali, inferioribus, fusco aurantiis, Long. A pouce,

scoporı Entom. Carn. 467. pag. 183. Sphinx Tiliae, Alae anticae sinuaoto- den- tatae: maculis duabus, obscurioribus, fasciam prae se ferentibus: una ma- jore, aliaque alba ad apıcem basi dente notata. Long. une, A. lin. 3. la- tit. 8.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 3. Sphinx Tiliae, Der Lindenſchwärmer.

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 188. nr. 20. Sphinx Tiliae. Die Lin⸗ denmotte. Die Grundfarbe iſt bey einigen grün, welches an manchen ins weißlich— gelbe fällt, mit dunkelgrünen Flecken; bey andern roͤthlichgelb, mit grünlichblauen Flecken. Im May und Junius. Sitzt bey Tage an den Zweigen der Bäume. Von der zwoten Gröſſe, häufig.

Fueßli Schweiz. Inf. ur. 613. Die Lindenmotte.

Gleditſch Forſtwiſſenſ. I. Th. pag. 387. nr. A. Die Lindenmotte.

Gladbachs Verz. Der groſſe Lindenvogel. Pr. 24 kr.

Sphinx legitim. alis angul. Tiliae. Der Lindenvogel. 39

Röſel Inf. I. Th. I. Cl. Die Nachtvögel. Tab. II. Die grüne, geſchwänzte Lin— denraupe, mit ſchiefen roth und gelben Seitenſtreifen, nebſt ihrer Verwand. ꝛc. SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 100. fig. A. 2. Sphinx al. ang. 2. 3. Elem.

Tab. 146, fig. A.

DEGEER. Mem. Tom. II. P. I. pag. 246. Tab. III. fig. 1-7. Götzens Ueberſe—⸗ gung p. 177. Papillon a antennes prismatiques et à tres petite trom- pe, a alles etroites et decoupees, d'un gris couleur de foye avec de ta- ches angulaires vertes, dont les inferieures sont d'un gris jaunatre. p. 248. Ueberſ. pag. 179. Chenille chagrinee verte a corne bleue et jaune, à points et a rayes obliques jaunes, avec une couronne jaune sur le derriere.

Friſch Beſchreib. 7. Th. Tab. II. Die grüne Lindenraupe ꝛc.

SEBA Thes. Tom, IV. Tab. 53. fig. F. 5. G. 6. Inquieta tiliarum.

WILKES Engl. Butterfl, Tab. I, B. 4.

AL IN. Ins. Tab. X.

MERIAN Europ. II. Tab. 24.

Die Natur hat hier abermals einerley Gattung eines Zweyfalters nicht in einerley Gewand, nicht mit beſtimmten Farbenmiſchungen zu malen beliebt. Es iſt unſer Lindenvogel ſehr vielen Abänderungen ausgeſetzt. Nicht nur das Colorit, ſondern auch die unterſchiedene Gröſſe, in der man ihn findet, giebt ihm ein ſo mannigfaltiges Anſehen, daß man faſt weſentliche Verſchiedenhei— ten vernuthen kann. Allein hier haben Erfahrungen die Sache entſchieden. Man hat von Raupen, die zuverläßig aus den Eyern eines einzigen Weib— chens entſtanden, faſt ſämtliche Abänderungen zugleich erzogen. Alſo im ei— gentlichen Verſtande zufällige Veränderungen. Ich habe die vorzüglichſten zu bemerken. Die dritte Tafel ſtellet die gewöhnlichſten für. Der Zweyfal— ter, nach der erſten Figur, führet eine blaßgelbe Ockerfarbe zum Grund. Die Flecken ſind dunkler und röthlichbraun. Nach der zweyten Figur hin— gegen iſt die Grundfarbe röthlichbraun, die Flecken aber ein dunkles Grün. Der Leib hat mit letzteren gleiche Farbe. Nun ſind an verſchiedenen Exem— plaren weiter noch mannichfaltige Miſchungen, nach den helleren oder dunkle— ren beyder Farben wahrzunehmen. Sie laſſen ſich aber leicht nach dieſer Maasgabe gedenken. Herr Scopoli erwähnet noch zweyer Abänderungen, einer mit röthlicher und der andern mit blaßgelber Grundfarbe. Beyde füh— ren dunkelbraune Flecken a). Ihm war hingegen diejenige Abänderung nicht

*

a) scor. I. c. Variat 1) corporis ala- que. 2) Partium omnium colore prima- rumque colore primario corticino, utrin- rio ochraceo: maculis cervinis. 3) Cor-

40 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

nach dem Original zu Geſicht gekommen, die bey uns gar nichts ſeltenes iſt. Röſel hat nach derſelben ſeine Abbildung gegeben. Und die Charactere des Herrn von Linne“ haben eigentlich dieſe Varietät zum Grund 5). Sie ift in den Supplementen, nach den gewöhnlichſten Originalen von mir zu malen. Die Grundfarbe iſt weiß, und ins Grüne gemiſcht. Die Flecken ſind zwar dun— kelgrün, doch von ſehr friſchem Anſehen. Auch hier ſind wiederum mannich— faltige Erhöhungen und Vertiefungen beyderley Farben, in manchen Exempla— ren, zu bemerken.

Dieß ſind die vorzüglichſten Abweichungen, welche die Natur bey dieſer Gattung hervorgebracht hat. Nach der Gröſſe habe ich ſie um die Hälfte kleiner, als die zwote Figur, und um ein ſehr beträchtliches gröſſer, als die dritte bemerkt. Die Zeichnungen der Flecken aber, ſo wie der Umriß, haben nichts erheblichverſchiedenes an ſich gehabt. Die Fühlhörner ſind bey allen

8 Grempla-

poris alarumque supra colore osseo(}): rescente. Huie proxima roEssE-

maculis ferrugineis: Subtus vero potius ferrugineo. 4) Alis antieis supra ma- eulis umbrinis; disco subrubente; limbo utrinque |fusco - limoniato. Subtus basi ferrugineis; limbo virescente. Postieis supra nuceis: subtus limbo vi-

LIAN A fig. 5. 6. Tab. II. Pap. Noct. Cl. I. Huic etiam uni conveniret de- seriptio Cel. LIN NAREIT Faun. Suec. FR sI fig. 3. Tab. II. Ins. 7. alae ma- culam majorem subcordatam habet, quam ego nondum vidi.

(+) Osseus nennt Herr Scopoli, nach der feiner Entomologie vorgeſetzten Erklärung der Far— ben, eine Miſchung von halb gelb halb weiß. (4 partes flavi, et 4 partes albi). Das Gelbe iſt gummi guttae, das Weiſſe Schieferweiß. Nach feiner Erfindung beſtimmten ſich

die angeblichen Farben auf folgende Art. Er theilte eine kleine Scheibe aus dem Mittel- punct, und unterſchiedenen Halbmeſſern, in gleiche Theile. Er überſtrich dieſe Felder mit zwey oder mehreren Farben. Dieß ergab ſodann die Beſtimmung der Grade einer jeden Mi⸗ ſchung, welche durch die ſchnelle und ſtete Bewegung im Kreis, eines dergleichen bemahlten Scheibgens, ſich alsdenn einfärbig zu erkennen gab. Z. B. Wenn wir Abtheilungen gemacht, und zwey der entgegen geſetzten weiß, die beyden andern gelb angeſtrichen worden: ſo ergab das ſchnelle Umdrehen des Scheibgens eine blaßgelbe Miſchung, Sie wurde höher oder blaſ— ſer, nachdem eine oder die andere Farbe mehrere Räume füllte. Und ſo könnten die Grade nach dieſen Feldern beſtimmt werden. Vier Theile gelb, und vier Theile weiß, heißt dem— nach bey ihm, daß das Scheibgen aus acht Feldern beſtanden, deren wechſelsweiß eines mit gelber, und das andere mit weiſſer Farbe beſtrichen worden, als welches gerade die Mi— ſchung der angezeigten Varietät dieſes Lindenvogels ergeben.

b) LIN N. Faun. Su. I. c. Deser. “Cor- Alae posticae supra luteo-testaceae an-

pus et alae supra virescentes, in medio fascia s. maculis duabus obscurioribus; hae alae posticae repandae s. trilobae.

gulo ani obscuriore. Margo posticus omnium alarum tam supra, quam sub- tus ferrugineus.“

Sphinx legitim. alis angul. Piliae. Der Lindenvogel. 40

Exemplaren oben weiß, und unten ockergelb gefärbt. Die Oberſeite der Hinterflügel führet jederzeit ein röthliches oder mehr bräunliches Gelb. Durch dieſelbe ziehet ſich ſchräge eine auf beyden Seiten etwas verlohrne ſchwärzliche Binde. Auch dieſe iſt zuweilen ſehr blaß. Die Verſchiedenheit der braungelben und grünen Farbe der Oberflügel, bemerkt man in beyderley Geſchlechtern. Gemeiniglich iſt das Weibchen gröffer, und führet eine dunk— lere Farbe.

Im May, und noch in den beyden folgenden Monaten, wird man Thon unſeres Lindenvogels gewahr. Man trift ihn öfters an den Stämmen der Bäume ſitzend an. Selten bemerkt man ihn an den Büthen, durch deren Geruch ſonſt andere Abendſchmetterlinge häufig beygelockt werden. Doch wenn es iſt, pflegt er ſich ſehr lange darauf zu verweilen. Die Kürze ſei— ner Zunge c), die nicht tief genug in die Saftgefäſſe einzudringen vermag, iſt vielleicht die Urſache hievon. Sein Flug iſt überdieß flatternd und ſchwer. Er hat ſich in allen Ländern Europens gefunden.

Die Linde d), der Aufenthalt ſo vieler Merkwürdigkeiten im Reiche der Inſecten, iſt die eigene Futterpflanze von ſeiner Raupe. Nur ſelten wird ſie auch auf der Weide, oder auch auf Obſtbäumen wahrgenommen. Gemei— niglich aber da, wo erſtere Bäume ſeltener ſind. Man findet ſie bereits im Junius, und dann noch in unterſchiedener Gröſſe bis in den September. So ungleich ſind ihre Generationen an beſtimmte Monate gebunden. Ich habe ſchon den Schmetterling und die ausgewachſene Raupe zu einerley Zei—

ten entdeckt.

c) GEOFFROI l. c. will in keinem ſeiner Exemplare eine Zunge bemerkt ha— ben. Der Zweyfalter kann ſie in der That ſehr tief einziehen, daß ſie daher wenig ſichtbar wird. Ich fand fie bey allen ein bis zwey Linien lang, und von ſehr feiner Structur. Geoffroi gerieth ſogar, wegen dieſes Umſtandes in Zweifel, ob dieß eben die Linneiſche Gattung ſeyn möchte. Ich füge ſeine Worte hier bey. „Je doutois d’abord que cette espece fut la mème que celle que designe M. Linnaeus, d’au- tant que la nötre n’a point de trompe, et qu il en donne une a sienne, il l’ap-

u. Theil.

Dieß iſt bey vielen Arten, beſonders bey unſerer veränderlichen

pelle spirilinguis. Il paroit cependant par la citation et la figure de M. de Geer, que c'est la meme. Le dernier lui donne une trompe tres courte. II faut qu'elle soit reellement bien cour- te, car je n’ai l’appercevoir quel- qu’attention que j'ai prise. Pai donc cr pouvoir mettre ce Sphinx parmi ceux de cette première famille, ne lui ayant point trouvé de trompe au moin sen- sible.,,

d) Tilia Europaea. Linn. S. N. T. II. pag. 363. gen. 660. Sp. 1.

12 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Witterung nichts ungewöhnliches. Sie bewohnen die hoͤchſten Gipfel der beſagten Bäume. Stürme und Regen bringen fie auf das Niedere, oder wenn die Zeit ihrer Verwandelung da iſt, ſenken ſie ſich durch einen Faden ihres eigenen Geſpinnſtes herab, um in der lockeren Erde eine Wohnung zu ihrem nächſten Stande zu bauen. Hier überwintert die Chryſalide, wenn ſie auch eine der Früheſten geweſen. Sie iſt ſchwarzbraun, und am Ende mit einer kurzen Spitze bewaffnet. Mehreres finde ich nicht zu bemerken. Von der Raupe ſelbſten aber, iſt noch etwas zu jagen.

Sie iſt ungemein wohl gebauet. Die Dicke der mittleren Ringe ver— lieret ſich ſehr geſchmeidig gegen den Kopf. Gleich den Raupen der beyden erſten Gattungen iſt ſie mit einer rauhen Haut durchaus bezogen. Auf die— ſer ſind gleichfalls die erhabenen weiſſen Punete vorhanden. Der Kopf iſt dreyeckig, und gelblich eingefaßt. Er raget über den nächſten Ring etwas hervor. Die einem Horn ähnliche Schwanzſpitze iſt gemeiniglich von einer ins Blaue fallenden Farbe. Nächſt unter dieſem Horn bemerkt man noch ein anderes Werkzeug oder Zierrath, ich weiß ſelbſten nicht, mit welchen Namen ich dieſe ringförmige Erhöhung belegen ſoll. Sie gleichet einem Schilde, oder beſſer einem Kranz. Die Subſtanz iſt hornartig, und von gelber Farbe. Die mittlere Vertiefung iſt bey einigen roth, bey andern ſchwarz. Auf der erhabendſten Fläche, welche durch runde Einſchnitte ge— theilt iſt, find weiſſe Punete vorhanden. In der Figur find fie nicht aus— zudrucken geweſen, und in der That mangeln ſie auch nicht ſelten. Unter dieſem Werkzeug iſt der After verborgen. Ich bemerke dieß deswegen, weil man jene Vertiefung des vorbeſagten Theils dafür anſehen könnte. Es iſt noch ganz unbekannt, zu welchen Endzweck die Raupe, dieſen ihr ganz eige— nen Zierrath, führet. Bisher hat es dazu gedienet, dieſelbe von allen an— dern dadurch ganz weſentlich unterſcheiden zu können.

In Abſicht der Farbe iſt die Raupe beinahe eben ſo verſchieden, wie es der Zweyfalter ſelbſten iſt. Einige führen ein ſehr friſches Grün, bey andern iſt es heller oder dunkler, und dieß wiederum bald mehr ins Gelb— liche bald ins Röthliche gemiſcht. Die ſchrägen Seitenſtreife, welche mit dem vierten Ring anfangen, find hochgelb, und gegen dem Rücken carmin— roth gefaßt. Sie ſtehen auf dem gelben in einer zackigten Geſtalt. An ei— nigen Abänderungen ſind dieſe Streife ſehr blaß, auch weißlich oder durch— aus verblichen.

Nach vollbrachtem Wachsthum pflegt die Raupe, wiewohl es faſt bey allen übrigen Gattungen geſchieht, die Farbe zu verändern. Wenn aber

Sphinx legitim. alis angul. Piliae. Der Lindenvogel. 43

andere eine dunklere und faſt heßliche annehmen: ſo hat ſie dieſe heller, und wird um ſo ſchöner. Sie beginnet faſt ganz durchſcheinend, und röthlich, oder mehr ins Hellviolette verändert zu werden. Die Seitenſtreife verlieren ſich ganz, doch bemerkt man das Rothe derſelben noch; es fällt aber ins Blaſſe und mattfärbige aus.

Die dritte Figur der vorliegenden Tafel ſtellet eine Abbildung nach dieſer Veränderung für, wie ſie an der Raupe der vierten Figur, drey Ta— ge vor der Verwandelung zur Chryſalide geſtaltet war. Die Urſache dieſes Farbenſpiels wäre vielleicht bald zu ergruͤnden. Die unter der Raupenhaut verborgene Membrane der Chryſalide bekommt mehrere Dichte: dadurch ver— trocknet die erſte, ſie verlieret wenigſtens die Säfte, welche bey allen Rau— pen grün ſind, ſie muß durchſichtiger werden. Die Farbe, mit welcher die Häute eigentlich gefärbt ſind, kommen uns denn nur zu Geſicht. In den verſchiedenen Berechnungen der Strahlen, welche dieſe durchſcheinende Mem— branen reflectiren, entſtehen denn fo mannichfaltige Farben. Der Naturtrieb einer Raupe, die ihre Verwandlung angehet, kann hieraus zugleich begreifli— cher werden. Man ſiehet zu ſeinem Erſtaunen, wie unruhig Raupen bereits einige Tage zuvor werden, ehe ſie ſich den Ort zu ihrem künftigen Stande gewehlt. Die Chryſalidenhaut wächſt heran. Sie ziehet ſich zuſammen, die Raupe verkürzt ſich immer mehr und mehr. Welche Veränderung mag alſo in ihr ſelbſt ſich begeben, wenn ihr ganzer Körper ſo enge zuſammen gezo— gen wird, wenn ſie ihre vorigen Neigungen verliert, wenn ſie würkliche Schmerzen empfindet, und zu Handlungen angetrieben iſt, die ſie vorhin nie— malen gekannt? Mag ſie wohl ihrer herrlichen Verwandelung zum voll— kommenern Inſect ſich bewußt oder unbewußt ſeyn?

Dar vierte europäiſche Abendſchmetterling.

SPHINX NERII. Der Oleandervogel.

Tab. IV. Der weibliche Zweyfalter nach beyden Seiten. Die Raupe auf einem blühenden Oleanderzweig. Die Chryſalide.

LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 5. Sphinx alis sucangulatis viridibus: fasciis variis pallidioribus saturatioribus flavescentibusque. Edit. X, Sp. 5. Mit etwas eckigten grünen Flügeln und ſchäckigten Binden, von bleicher, fattfärbig grüner und gelblicher Farbe.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx Neril. Der Oleandervogel.

zABAICII Entom, pag. 538. Sp. 5. Sphinx Nerii. Linneiſche Charactere.

F 2

44 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Syſt. Perz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 4. Sphinx Nerii. Lorbeerroſenſchwärmerraupe. Nerii Oleandri.

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr’ 2, Sphinx Nerii. Die Olean⸗ dermotte. Dunkelgrasgrün, mit Abwechſelung des hellen und dunkleren, des weißlichen und röthlichen marmorirt. Junius und October. Erſter Gröſſe, ſehr ſelten. Raupe: grün mit einem ſchönen blauen Flecken oder Augenſpiegel an je— der Seite, die oraniengelbe Schwanzſpitze kurz und ſtumpf. Auguſt und Septem— ber. Auf dem Oleander.

Gladbachs Verz. Der Oleandervogel hat keinen beſtimmten Preiß.

Röſel Inf. Bel. II. Th. pag. 85. Tab. XV. XVI. Die zu der Nachtvögel erſte Claſſe gehörige groſſe und ſchöne Oleanderraupe ꝛc.

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 100. fig. 3. 4. Sph. al. ang. 4.

Friſch Beſchreib. der Inſ. 7. Th. Tab. I. Die Oleanderraupe ꝛc.

Die Gattungen dieſer Familie der Abendſchmetterlinge führen eckigte Flügel. Es iſt dieß, wie bereits oben angemerkt worden, das weſentlichſte Merkmal derſelben. Der Oleandervogel aber hat ſelbiges eben nicht auf die deutlichſte Art. Deſſen Flügel ſind kaum eingeſchnitten, doch auch nicht gleichrandig zu nennen. Es ſind flache Vertiefungen, und unbeträchtliche Erhöhungen des ſchmaleren Randes, die fie begränzen. Allein eben dadurch wird er noch zu gegenwärtiger Abtheilung verwieſen. In unſerem Syſtem wird ihm dahero zum Uebergang auf die folgende Familie die letzte Stelle ganz regelmäßig eingeräumt. Nach der Gröffe würde die erſte für ihn ge— hören.

Dieſer Zweyfalter iſt der Allerſeltenſte unter unſeren einheimiſchen Ar— ten. Seit der geraumen Zeit, binnen welcher er ſchon bekannt iſt, wurde er nie gemeiner, und nie häufiger als ſonſten entdeckt. Andere Gattungen ſind jetzt diejenigen Seltenheiten nicht mehr, welche ſie ſonſten geweſen. Man hat ſie ſeit 50. Jahren ſorgfältiger geſucht, und zahlreicher gefunden. Es iſt daher gar nichts auſſerordentliches, wenn ſich der Oleandervogel bey den Lieb— habern in einem vorzüglichen Werth erhalten. Die Schönheit ſeines Ge— wands hat noch überdieß ihn im Preiße erhöhet. Er iſt einmal zur größ— ten Zierde der einheimiſchen Sammlungen geworden. Wie oft hört man die Klage, daß zur Vollſtändigkeit nur noch dieſer Einzige fehlt. So rei— zend iſt der Beſitz deſſelben, und fo ſehr überwiegt er den Werth weit gröſſe— rer Seltenheiten, die wir noch täglich zu entdecken vermöchten.

Es verdient alſo wohl nach dem Urtheil der Liebhaber, daß ich ſeine Naturgeſchichte erzehle. In dem Archiv der Lepidoptera wird ſogar die Zeit ſeiner erſten Entdeckung, und noch weiter die Jahre bemerkt, in denen er ſich

Sphinx Nerii. Der Oleandervogel. 15

vorzüglich gezeigt. Ich habe die Lebensart ſeiner Raupe zu betrachten. Nur nach dieſer wurde er zuerſt unſern Beobachtungen bekannt. Den Zweyfalter ſelbſten hatte man im freyen Flug bey uns noch kaum geſehen. Nach den übereinſtimmenden Zeugniſſen hat ſich deſſen Raupe nur in gewiſſen Jahren gefunden. Es muſte ein ſehr heiſſer und trockener Sommer ſeyn, und überdieß ein gelinder Winter vorangehen, wenn ſich dieſelbe zeigen ſollte. Dieß erzehlen uns einſtimmig alle, die ihn gefunden. Sonach möchte er wohl nicht für unſer Clima urſprünglich gemacht zu ſeyn ſcheinen. Wir weiſen Zärtlingen dieſer Art heiſſere Gegenden zum Vaterlande an, ohn— geachten wir ſelbſten noch gröſſere beſitzen. Doch ich habe dieſe Betrachtung auf das Weitere zu verſparen.

Es iſt die Futterpflanze der Raupe merkwürdig. Der Oleander 4), die bekannte Zierde unferer Gärten, nähret fie ganz alleine. Man will fie noch auf keinem anderen Gewächſe entdeckt haben, wenigſtens hat man keine Verſuche gemacht. Mir deucht aber, wir haben Pflanzen von ähnlichen Säften, die ihm zur Nahrung ebenſo dienen. Der Oleander ſoll giftiger Art ſeyn, wie ältere Nachrichten behaupten. Ich habe es nicht zu unter— ſuchen. Wir wiſſen nur, daß die angenehmen Düfte ſeiner Blüthen, in eingeſchloſſenen Zimmern ſchädlich ſind. Von dieſen Würkungen aber iſt ſelbſt die Viole nicht ausgenommen. Genug, der Oleander iſt eine auslän— diſche Stande, die nie in unſerem teutſchen Boden das Ueberwintern im freyen Felde verträgt. Das heiſſere Italien iſt ihr vorzüglichſtes Vaterland. Er iſt dorten in groſſer Menge vorhanden, und beſchattet wie unſere Weide, die Ufer der Flüſſe, mit ſeinem beſtändig grünenden Laub. Man ſagt, unſer Zweyfalter ſeye dorten in Menge vorhanden. Mit Gewißheit läßt ſich, aus Mangel ſicherer Nachrichten, hier gar nichts behaupten. Es iſt zu beklagen, daß in dem gedachten Lande die Inſeetengeſchichte, eine noch am mindeſten bearbeitete Wiſſenſchaft bis jetzo geblieben. Seit den Zeiten eines Aldrovands, hat ſich faſt kein italieniſcher Entomolog, durch eine all— gemeine Bearbeitung derſelben bekannt gemacht. Wir kennen nur wenige derjenigen Seltenheiten, die uns Reiſende von dorther mitgebracht haben. Auch in Frankreich hat man den Oleandervogel, wie mir gemeldet wor— den, noch keinesweges gefunden. Es hat kein einziger Schriſſteller dieſer

F 3

d) LIN N. S. N. T. II. pag. 189. gen. nennt ihn auch die Baumroſe. 294. Nerium. Sp. 4. Oleander. Man

46 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Nation deſſelben gedacht. Die Beobachtungen der teutſchen Entomologen ſind daher die einzigen, die ich hier mitzutheilen vermag.

Friſch entdeckte die Raupe zuerſt, und erhielt den Zweyfalter dar— aus noch in demſelbigen Herbſt. Er meldet, daß man ſie auf vorbeſagter Pflanze faſt in allen Gärten von Berlin, ſehr häufig gefunden. Dieß ſeye im Jahre 1727. bey einem ſehr heiſſen Sommer geſchehen. Seine Beſchreibung iſt genau, und die Abbildung auch kenntlich genug. Röſel giebt uns gleiche Nachricht von dem 1748. Jahr. Es wurden ihm drey Stücke dieſer Raupen gebracht. Verſchiedene Liebhaber bekamen noch meh— rere derſelben. Sie haben fie auf Oleanderbäumen, in verſchiedenen Gär— ten der Gegend von Nürnberg gefunden. Die Erziehung glückte vortreff— lich. Die Entwicklung des Zweyfalters eräugnete ſich noch in demſelben Herbſt. Herr Hufnagel bemerkt, daß er gleichfalls in der Gegend von Berlin dieſe Raupen in verſchiedenen Jahren öfters bekommen. Allein er beklagt, daß er nie den Zweyfalter ſeye zu erziehen im Stande geweſen. Die Chryſalide iſt ihm jedesmal in der Winterung zu Grunde gegangen. Erzehlungen, daß man ſie in unſerem Franken, in Schwaben und Sach— ſen gleichfalls entdeckt, ſind allzugemein. Bald aber waren es Unglücksfäl— le, bald natürliche Urſachen, welche die Hoffnung der Liebhaber getäuſcht, dieſe erwünſchte Seltenheit zu überkommen. Genug, daß wir in dem Beſitz dieſer vorzüglichen Gattung uns würklich befinden.

Den Zweyfalter hat man ſeltener in ſeiner natürlichen Freyheit geſun— den. In der That hat ſich auch ein erlegter Oleandervogel, auf teutſcher Revier, zu einer wichtigen Eroberung gemacht. Ich kenne nur ein einziges Exemplar dieſer Art. Ich meyne dasjenige, welches in der berühmten Samm— lung, Ihro des Herrn Erbprinzen von Sachſen Coburg Hoch— fürſtl. Durchlaucht, unter andern Merkwürdigkeiten aufbewahrt wird. Es iſt um ſo ſchätzbarer, da es zuverläßig ein Product Höchſt Ihro Lande geweſen. Iſt es nun ſeine herumirrende Behendigkeit, oder ſind es ſpätere Nachtſtunden, die ihn unſerer Bemerkung zeithero entziehen, oder iſt es mehr die an ſich ſeltene Erſcheinung deſſelben?

Eben dieß führet mich auf eine andere Betrachtung. Es iſt die Frage: ob dieſer Zweyfalter nur zuweilen aus wärmeren Gegenden zu uns her— über komme, oder ob derſelbe wie andere Gattungen jährlich bey uns fortge— pflanzt wird? Ich gebe zu, daß er nie unſerem Franken urſprünglich eigen geweſen. Alleine es iſt weder dieß noch das Gegentheil zu beweiſen. Die Futterpflanze, möchte man ſagen, iſt ausländiſch, und dieſe wehlet ſich die

Sphinx Nerii. Der Dleandervogel. 47

Raupe, nach ihren anerſchaffenen Trieben. Alleine wir haben noch ganz kei— ne Nachricht, ob ſie auch in wärmeren Gegenden von dieſer Pflanze ſich würklich ernähret. Kann dieſelbe nicht von Pflanzen ähnlicher Säfte ſich ſpeiſen? Selbſt die Todtenkopfrauve, die man anfangs auf dem Jeſmin fand, füttert ſich in den wärmeren Erdſtrichen, wie bey uns von den Blät— tern der Erdäpfel, oder ähnlichen Gattungen des Solani. Sie läſſet den dort wildwachſenden Jeſmin unberührt, wenn ſie letztere erhalten kann. Es iſt mit der angeblich eigenen Futterpflanze noch lange nicht, wie es ſeyn ſollte, alles ins Reine gebracht. Wir haben ſchon öfters bemerkt, daß bey zahlrei— chen Vermehrungen ſich mannichfaltige Ausnahmen ergeben. Freylich läßt ſich nach der Berechnung der Schnelle des Fluges, eine Flucht aus wärme— ren Gegenden zu uns, ſehr leicht gedenken. Eine ſolche Spazierfahrt aber hat mehrere Schwürigkeiten. Sie überwiget alle Kräfte eines Geſchöpfes dieſer Art. Schon einen Weg von ſechzig bis hundert Meilen in ſo ge— rader Richtung über ſo viele Gebürge zu finden, fordert für Schmetterlings— verſtand zu viel geographiſches Wiſſen. Noch können die Abende nur zur Reiſe angewendet werden, noch ſollen die Zweyfalter nüchtern dieſe Weiten durchſchwärmen. Wie kurz iſt dabei die ganze Lebensdauer dieſes Geſchöpfes. Nur gemächliche Ausbreitungen ſeit undenklichen Jahren, können fremde Gattungen zu uns herüber, und einheimiſche in fremde Gegenden bringen. Wir haben nicht nöthig zu Stürmen unſere Zuflucht zu nehmen. Auch Eyer an den Stämmen der Bäume, die aus anderen Ländern verſendet werden, können eben dieß bewürken. Ich ſehe nicht ein, was uns zu jenen Vermu— thungen nöthigen mag. Wir haben jährlich Gattungen, von denen noch nie— mand behauptet, daß fie unſeren Gegenden nicht eigen geweſen. Gewiſſe Zufälle aber machten ſie manche Jahre äuſſerſt ſelten, fo alltäglich wir ſie ſonſten gehabt. Eine günſtige Witterung vermehrt ſie zu unzähligen Schaa— ren, eine andere vermindert ſie eben fo beträchtlich. Ein einziges Weibchen bevölkert dann wieder eine ganze Revier. Wer hat noch eine einzige Qua— dratmeile nach allen Jahreszeiten durchſucht, und alle verborgene Winkel der— ſelben beſchaut? Wie viele Gattungen ſind nach der Raupe noch unbekannt, deren Zweyfalter zu unſeren täglichen Auftritten gehören? Kann es uns in dieſer Lage befremden, wenn wir einzelne Seltenheiten, in beträchtlichen Di— ſtrieten, noch nicht als einheimiſch entdeckt? Gewiß ſehr irrige Schlüffe. Beyſpiele, daß Gattungen ausgegangen, die man vorhin fand, daß ſie in dem Umfang eines ſo groſſen Landes, als Teutſchland iſt, nicht mehr ſollten beobachtet werden, davon, ſage ich, haben wir noch keinen Beweis. Uns

18 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

mangelt keine der von den alten Beobachtern beſchriebenen Arten. Sie ſind noch ſo unverändert, als ſie damals geweſen. Mir deuchtet, dieß ſeyen Grün— de für das Indigenat unſeres Oleandervogels genug.

Ich habe ihn ſelbſt näher zu beſchreiben. Er iſt viel zu kenntlich, als daß man die Beſorgniß hegen dürfte, ihn mit andern zu verwechſeln. De— ſto kürzer darf ich bei Characteriſirung deſſelbigen ſeyn. Die Hauptfarbe, mit welcher feine ganze Oberſeite bemahlt iſt, hat ein dunkles Grasgrün zum Grunde. So helle aber, wie derſelbe in Abbildungen vorgeſtellet wird, von der Höhe des Grünſpans, hat ihn die Natur wohl nie zum Vorſchein ge— bracht. Auf den Oberflügeln, nächſt an der Bruſt, ſtehet eine Linie von weiſſer Farbe, in zickzack gezogen. Von eben dieſer Farbe ſind gegen die Spitze verſchiedene in mancherley Lage vorhanden. In der Mitte wird man eine roſenrothabgetheilte Binde, die zuweilen blaſſer, zuweilen gegen den Rand höher gefärbt iſt, gewahr. Die Hinterflügel ſind mehr ins Violette gemiſcht. Eine weißliche ausgeſchweifte Linie ziehet ſich hier durch deren Fläche. Sie iſt auch auf der andern Seite vorhanden. Auf der Unterfläche der Flügel zeigt ſich ein wunderbares Gemiſche, von weiß, roth, gelb und grün, ſo wie es in unſerer Abbildung vorgeſtellet iſt.

Das Männchen unterſcheidet ſich von dem andern Geſchlecht durch ſeine ſtärkeren Fühlhörner, in welchen ſich auch tiefere Einſchnitte befinden e). Es iſt um vieles fchlanfer gebaut, doch auch um ein beträchtliches kleiner. Die äuſſerſte Schwanzſpitze führet noch einen beſonderen Zierrath. Es ſind verlängerte Schuppen in büſchelförmiger Geſtalt, welche ſich aber wieder in ein Spitze verlieren. Das Weibchen hat dieſen entbehrlichen Aufputz nicht. Röſel bemerkte dieß ſchon, er hat dahero von beeden eine Zeichnung gege— ben, welche aber an ſich weiter nichts Verſchiedenes zeigt. Die Füſſe führen an den Gelenken ſehr verlängerte Spitzen, fie find von einiger Härte, auch würklich feſte genug in die Hände zu dringen, und erregen ſchmerzhafte Empfindungen, doch ohne den mindeſten Schaden. Der Windig, und andere gröſſere Arten der Abendſchmetterlinge, beſitzen dieſelben nicht minder.

Unſer Zweyfalter erſcheint, ſoviel man weiß, zweymal im Jahre. Ein— mal in dem Junius, wo er ſeine Eyer legt. Aus dieſen kommen die entwi— ckelten Räupgen in dem Auguſt zur vollkommenen Gröſſe. Sodann im Sep—

tember

e) In der ſehr anſehnlichen Sammlung gleichen Männchen. Aus welcher Gegend es des Herrn Verlegers befindet ſich ein der- iſt, wurde bey dem Ankauf nicht gemeldet.

Sphinx Nerii. Der Oleandervogel. 49

tember und October, wo derſelbe auch durch künſtliche Erzeugung aus der Chryſalide ſich entwickelnd erſcheint. Nothwendig überwindern einige in die— ſem Stande, wie ich bereits oben geſagt.

Ich habe von der Raupe noch etwas zu berichten. Der Wachsthum derſelben iſt ſehr ſchnell. Sie ſcheint faſt, von einem ſteten Hunger "ges trieben unerſättlich zu ſeyn, und könnte in kurzer Zeit anſehnliche Bäume ihres Grünen berauben. Deren Gröſſe iſt ſehr bedeutend, wie aus der Ab— bildung erhellt. Man hat ſie noch um ein beträchtliches gröſſer entdeckt. Abänderungen haben ſich gleichfalls hin und wieder verrathen. Sie bezie⸗ hen ſich aber auf die Farbe alleine. Unſere Raupe iſt gemeiniglich grün, wie ſie in der Abbildung vorgeſtellet iſt. Die vier vorderen Ringe ſind eitro— nenfärbig, oder kommen mehr dem Ockergelb nah. Beyde Farben hat man wenigſtens in unterſchiedener Miſchung bemerkt. Ein angenförmiger blauer Flecken, deſſen Mittelpunct ſich ins Weiſſe verliehrt, ſtehet an dem dritten Ring zur Seite. Er ſcheinet, wie aus zweyen zuſammengefloſſen zu ſeyn. Von da ziehet ſich bis zur gelben, hornartigen Spitze des Hintertheils, auf den zwo Seiten ein weiſſer Strife, von faſt gleicher Breite die Länge herab. Er hat gegen den unteren Theil des Körpers einen blaßviolettfärbi— gen Saum. Auf dieſem letzteren nimmt ſich eine Reihe weiſſer Flecken be— ſonders aus. Mehrere derſelben, in verſchiedener Lage, ſiehet man über die Fläche des Körpers zerſtreut. Die Bauchfüſſe ſind grün, wie der Kopf, die vordern aber mehr ins Bläuliche gefärbt. Es iſt noch eine Abände— rung da. Die ganze Raupe ſiehet ockerfärbig, in einer Miſchung, welche etwas heller, oder mehr ins Dunkele fällt. Der weiſſe Seitenſtreif nimmt ſich denn um ſo deutlicher aus. Der Winkel, welchen derſelbe mit jedem Ringe machet, iſt in einer ſchrägen Fläche mit einer dunkelbraunen Farbe gefüllt. Dieß giebt ihr in der That ein ſehr befremdendes Anſehen.

Einige Tage vor der Verwandelung verändert ſich dieſe Raupe auf ei— ne ſeltſame Art. Die ganze Fläche des Rückens, ſo weit ſie an die Strei— fe zur Seiten gränzt, wird faſt, ſchwarz möchte ich ſagen, ganz dunkel— braun. Die weiſſen Puncte ſind dann um ſo heller, und zeigen ſich in gröſſerer Anzahl. Bei der grünen Varietät fallen Füſſe und Kopf ins Oder: färbige aus. Die blauen augenförmigen Flecken fangen an dunkler zu wer den, und der weiſſe Mittelpunet zu verſchwinden. Nur das Horn bleibt unverändert. Sie bauet ſich hierauf, vermittelſt ſehr ſtarker Seidenfäden, die Hülle für ihre Chryſalide. Dabey dienen ihr Blätter, nebſt andern

II. Theil. G

50 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Materialien, zu einem, obwohl wenig dauerhaften Gewölbe. Sie gehet nicht ganz in die Erde, fie leget nur auf die Fläche derſelben ihre Woh— nungen an. Vielleicht wird eben dadurch ihrer zahlreichen Vermehrung ge: wehrt, da Näſſe und Kälte ihr um ſo ſchädlicher werden. Ich habe ſchon oben geſagt, daß ſie meiſtens überwintern, zum Theil aber auch in der kurzen Zeit von vier Wochen ſich der Zweyfalter enthüllt.

Die Chryſalide iſt anfangs ſchwefelgelb, färbt ſich aber ins Dunklere ab. Sie hat noch eine Reihe ſchwarzer Flecken an den Seiten.

Die zweyte Familie. Sphinges legitimae alis integris. Aechte glattflüglichte Abendſchmetterlinge, oder Abendſchmetterlinge mit gleichem Rand.

Die Gattungen dieſer Familie ſind ungemein kenntlich von den Erſte— ren unterſchieden. Statt jener winklichen Einſchnitte iſt hier der Rand an dem äuſſeren Umriß des Flügels ganz ins Gleiche geformt. Es iſt nichts Ausgeſchweiftes, nichts durch Winkel in ein- und ausgehende Ecke Gebilde— tes, vorhanden. Das Aeuſſerſte des Flügels (apex), wird durch eine ſtum— pfe Spitze geſchloſſen. Nicht alle Gattungen aber führen den Rand ganz ohne Verzierungen, ins völlig Glatte geformt (margine integerrimo). Verſchiedene haben auch da die Flügel mit Schuppen beſetzt. Sie ſtehen wenigſtens einigermaſſen hervor. Es ſind Franzen oder Borden, wie man ſolche Verſchöͤnerungen etwa zu nennen beliebt. Das Uebrige wird ſich aus den Abtheilungen zeigen, zu denen gegenwärtige Familie Anlaß gegeben. Der Hinterleib vorliegender Geſchöpfe iſt nach ſeiner Endſpitze verſchieden. Dem Herrn Verfaſſer unſeres Syſtem ſchien dieſer Umſtand bedeutend zu ſeyn. In der That hat uns auch die Natur durch dieſe auffallende Zierrathen ein weſentliches Merkmal gegeben, eine beträchtliche Reihe von Geſchöpfen in Ordnung zu ſtellen. Unſeren Kenntniſſen wird am meiſten nur durch Abtheilen geholfen, in dem Plan der Schöpfung hängt nun ſreylich alles im Ganzen zuſammen, das aber bleibt zu nnüberſehlich für uns. Wir haben für unſere Schwäche Hülfsmittel aufzuſuchen, und wie froh, wenn wir einzelne Trümmer, in eine zu überflügelnde Verbindung, nach kenntlichen Merkmalen zu bringen vermögen. Hier iſt eine einfache und zertheilte Schwanzſpitze für ſyſtematiſche Kenntniſſe der Leitfaden, aus vielen Anſtänden zu kommen. Sie theilen unſere gleichrandigen Sphinxe in zwey Haufen; wir legen ihnen den Namen Linien, den in genealogiſchen Kenntniſſen gewöhnlichen Namen der Seitenlinien bey.

1

Sphinges ligit. alis integr. ano simplici. Aechte Abendſchmetterlinge. 81 Erſte Linie.

Sphinges legitimae, alis integris, ano simplici. Aechte Abendſchmetterlinge, mit glatten oder gleichgerandeten Flügeln, und einfacher Endſpitze.

Les Sphinx -eperviers. Sphinges accipitrinae,

Von dieſen Gattungen hat das ganze Geſchlecht dieſes Volkes den Namen der Abendſchmetterlinge urſprünglich erhalten. Sie ſind es, denen die Natur in dem Zwiſchenraum, wo der Papilio flog, und die Phaläne erſcheint, den düſterwerdenden Schauplatz der Natur in der Abenddämmerung zu verſchönern den Auftrag ertheilt. Ihre Anzahl iſt beträchtlich, ihre körperliche Gröſſe auffallend, ihre Gegenwart in einzel- nen Gattungen nie ſelten, und die Zeit ihrer Erſcheinung ihnen allen ge— mein. Zu einer eigenen Benennung Befugniß genug. Wie ich eben er— wähnt, hat der Mangel dieſes in der zweyten Linie bemerkten Zierraths, ge— genwärtige Abtheilung gemacht. Die Schwanzſpitze iſt hier keineswegs ins Breite geformt. Die verlängerten Schuppen laufen in eine Spitze zuſam— men. Und hiermit hat man alles Unterſcheidende genugſam angegeben. Der Leib iſt bey den meiſten dieſer Geſchöpfe, ihrer beträchtlichen Gröſſe ungeachtet, ungemein ins ſchlanke gebauet. Sie führen die Zunge ſehr lang. Nur der Atropos hat ſie, weil einmal alles Syſtematiſche unter das Stückwerk gehören ſoll, nach dem Verhältniß außerordentlich kurz. Deſſen Körper fällt auch ins minder geſchmeidige aus.

Der Herr von Linne“ hat ein Verzeichniß von 19. Gattungen dieſer Zweyfalter zuſammengetragen. Unter dieſen find acht einheimiſche, und eilf ausländiſche Arten. Beyde haben ſeit dieſer Zeit einen beträchtlichen Zuwachs erhalten. Der Herr Verfaſſer hatte Anſtand genommen, noch einige Ausländer, die er kannte, unterzuſchieben F). Es waren keine richtige Abbildungen, noch hinreichende Beſchreibungen von ihnen vorhanden; ſie ſind nicht characteriſtiſch zu beſtimmen geweſen. Man hat ſie gegenwärtig nach Originalen genauer zu unterſcheiden gelernt. Die einheimiſchen Arten un— ſeres Syſtems haben folgende Namen. Sp. 6. Sphinx Convolvuli. Sp. 8. Ligustri. Sp. 9. Atropos. Sp. 12. Celerio. Sp. 17. Elpenor. Sp. 18. Porcellus. Sp. 19. Euphorbiae. Sp. 22. Pinastri. Die Ausländiſchen!

G 2

D LIX XE S. N. p. 798. Nota. In- tur, ut merıan. Surinam. Tab. 13. dis Sphinges plurimae quae difficilius de- 38. 39. 46. 55. 61. 62. terminantur, et Synonymis distinguun-

58 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

hier find ihre Namen: Sp. 7. Sphinx Carolina. Sp. 10. Capensis. Sp. 11. Caricae. Sp. 13. Ello. Sp. 14. Labruscae. Sp. 15. Ficus. Sp. 16. Vitis. Sp. 20. Alecto. Sp. 21. Megaera. Sp. 23. Tisiphone. Sp. 24. Theylia.

Die Raupen der europäiſchen Arten ſind ſämtlich bekannt. Ich ha— be noch etwas von den vorzüglichſten Eigenſchaften derſelben zu ſagen. Auch nach dieſen kann man ſie von jenen der erſten Familie, leicht als verſchieden erkennen. Die ſie umkleidende Fläche iſt nicht rauh, ſie iſt glatt, ganz eben. Die meiſten pflegen im ruhenden Stande eine eigene Stellung zu nehmen. Sie können den Kopf nebſt den vorderen Ringen in die folgenden einſchieben, und ſich dadurch verkürzen. Bei dem Genuß des Futters verlängern ſie dieſe Glieder, und ſo gleicht dieß vordere Theil ei— nem Rüſſel; die Alten nennten fie daher erucae elephantinae, elephan⸗ tenartige Raupen. Andere dieſer Arten halten das Vordertheil ihres Körpers in die Höhe, und krümmen den Kopf einwärts. Faſt jede iſt in dieſer Stel— lung etwas verſchieden. Nur die des Celerio, Elpenor und Porcellus machen ſie auf einerley Art. Es iſt ein Horn über den letzten Ring hier gleichfalls vorhanden. Deſſen Geſtalt iſt aber von mannichfaltiger Art. Die Naturtriebe haben ſie mit den vorgeſchriebenen Raupen ge— mein. Sie gehen ihre Verwandlung in der Erde an. Die Zeit der Entwickelung des Zweyfalters erfolgt bey einigen noch in dem Jahre, wo ſie Raupen geweſen. Andere durchleben in dieſem Stande den Win— ter. Man hat bemerkt, daß Raupen von einerley Art, bald die erſte, bald die letztere Zeit zu ihrer Verwandelung bedürfen. Die Chryſaliden führen mit denen der vorhergehenden einerley Farbe und Geſtalt. Sie ſind nach Verhältniß etwas mehr in die Länge geſtreckt. Der Sphinx Convolvuli, Ligustri, Pinastri, unterſcheiden ſich durch eine Scheide, die ihnen zur Verwahrung der Zunge beygelegt iſt. Ich habe bey ihrer Naturgeſchichte das noch übrige zu erzehlen.

Der fünfte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX CONVOLVVLI. Der Windig. Le Sphinx à cornes de boeuf. Geofr. Merveille de Peru. Seba. De Winde Pylstaart-Vlinder. Sepp. Tab. V. Der männliche Zweyfalter. Die Raupe auf der gemeinen Ackerwinde. Die Chryſalide unter derſelben. LINNE S. Nat. Ed. XII. Sp. 6. Sphinx alis integris: posticis nigro, fasciatis margine postico albo punctatis, abdomine rubro, cingulis atris. Ed. X. Sp. 6.

Sphinx Convolvuli. Der Windig. 53

Mus. Lud. VIr. 345. Mit gleichrändigen Flügeln, ſchwarzen Binden auf den Hinterflügeln, und weiſſen Puncten an dem Rande, der Leib mit abwechſelnd roth und ſchwarzen Ringen. 5

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 637. Sphinx Convolvuli. Der Windenſchmetterling.

ABRIGII Entom. pag. 544. Sp. 27. Sphinx Convolvuli, Alis integris nebu- losis: postieis subfasciatis, abdomine eingulis rubris, atris albisque,

GEoFFRoı Tom, II. pag. 86. nr. 9. Sphinx Spirilinguis, alis omnibus fuscis fasciis dentatis, obscurioribus, abdomine fasciis transversis rubris. Long. 2. pouces. f

scoporı Entom, Carn, 468. pag. 184. Sphinx Convolvuli. Lingua alarum anti- carum longitudinem superans. Abdominis acuminati latera fasciis rubris et nigris alterne variegata. Long. unc. 2. Lat. unc. A.

p Oo DA Mus, Graec. pag. 80.

Syſtem. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend pag. 41. nr. 4. Sphinx Convol- vuli. Windeſchwärmer.

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr. 3. Sphinx Convolvuli. Der Windigvogel. Braungrau mit vielen irregulären dunklen Zeichnungen. Der Hin— terleib hat auf jeder Seite einige blaßrothe Flecken. Im Junius des Abends auf der Blüthe des Caprifoli, im September auf der Jalappa. Von der erſten Gröſſe ſehr ſelten. Raupe. Braun oder grün mit einer zierlich langen ſcharfen Schwanzſpitze. Bey der grünen Art iſt die Schwanzſpitze gelb. Auf dem Win- dig in den Feldern, im Auguſt und September.

Fueßli Schweiz. Inſ. nr. 614. Sphinx Convolvuli. Der Windigvogel. Die Raupe wohnt in den Kornfeldern, und nähret ſich vom Windig. Nicht ſelten.

(„ladbachs Verz. Der Windig. Pr. 3 fl.

Röſel Inf. Bel. I. Th. I. Claſſe. Der Nachtvogel Tab. VII. Die groſſe ge ſchwänzte Windigraupe 2. Abänderung einer Raupe III. Theil. pag. 35. Tab. VI. fig. 3.

SCHAEFFER Ins, Ratisb. Tab. 98. fig. J. 2. Sphinx alis integris: cauda simpl. 9.

MERIAN II. Tab. XXV.

Gladbachs Beſchreib. ꝛc. Tab. XIII. fig, J. 2. Das Weibchen.

8 EB A. Thes. Tom, IV. Tab, 53. fig. O. R. Inquieta nostratibus merveille de Perou dicta.

DRV RV. Ins. I. Tab. 25, fig. K.

WIL Es Engl. Butt. 40 Tab. I. B. 2.

GO E DAR D Ins. III. Tab. 5.

MERIAN Eur. 39. Tab. 75. fig. 2.

Es iſt faſt keine Gegend der gemäſigten Erdſtriche unſeres Welt— theils, welche den Sphinx Convolvuli nicht hat. Unſerem Franken iſt G 3

54 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

er beſonders eigen. Die Schweiz, Italien und Frankreich beſitzen denſelben nicht minder als etwas gemeines. In kälteren Provinzen hingegen, wird dieſer Abendſchmetterling unter die vorzüglichſten Seltenheiten gezehlt. Holland vermißt ihn ganz 9). Ich finde wenigſtens keine Nachricht von irgend einem Schriftſteller, der ſeiner als eines Bewohners der dor— tigen Erdſtriche erwähnt. Schweden und den nördlichen Ländern mangelt er gleichfalls. Degeer hat ihn daſelbſt vergeblich geſucht, und Linne“ in der Fauna Suecica gar nicht bemerkt. In dem Museo Ludovicae VIricae leſen wir eine genaue Beſchreibung deſſelben. Dorten find aber nur Seltenheiten, meiſtens Geſchöpfe fremder Länder beſchrieben. Doch eben dieſe kälteren Gegenden beſitzen, den unſrem Windig ſo ähnlichen Sphinx Ligustri, faſt häufiger, als ihn wärmere Erdſtriche aufzuweiſen vermögen. Zwar mangelt es dorten nicht an der Futterpflanze für bey— derley Raupen; ſollte aber eine zaͤrtlicher als die andere ſeyn? Fehlt es an den Nahrungsſäften für den Schmetterling ſelbſten? Sind ſeiner Aus— breitung ſo enge Gränzen geſetzt? Genug, es ward bey der Vertheilung der Geſchöpfe geſorgt, was für das Ganze, was für einzelne Gegenden, was eben ſowohl für die Erhaltung der Gattungen erforderlich war. Ich habe mich bey dieſen Betrachtungen noch etwas zu verweilen. Es ſind die Rangſtrittigkeiten in Abſicht der körperlichen Gröſſe, auf welche der Sphinx Convolvuli Anſprüche bey den Syſtematikern macht. Dieſe ſind noch zu berichtigen. Ich leſe nur allzuoft, er ſeye der Größte unſerer europäiſchen Schmetterlinge. Man hat ihn ſchlechthin für den Elephanten mit beſtäubten Flügeln dieſes Welttheils erklärt. Nur für unſer Franken möchte dieſes Vorgeben einigermaſſen ſeine Richtigkeit haben, wenn anderſt auf einem ſo erheblichen Streit etwas beruhet. Doch auch da wird von dem Sphinx Atropos eine beträchtliche Ausnahme gemacht. Nur wegen ſeiner Seltenheit mag er nicht in Vergleichung gekommen ſeyn, als man den Rang deſſelben feſte geſetzt. Die mittägigen Länder Teutſchlands beſitzen noch eine Phaläne: das groſſe Nachtpfauenaug; dieſelbe hat ſich nie in unſere Gegenden verirrt. Dieſer Nachtſchmetterling hat den größten Umfang der Flügel, unter ſämtlichen europäiſchen Arten. Das körperliche Ausmaas des Leibes aber, kömmt mit dem am Windig in keinen Ver—

9) In dem Houttuyniſchen Werk wird ſer Fehler von ohngefähr auch mit ein. Indien zum Vaterlande ſogar angegeben. In Holland ſelbſten führt er den befrem⸗ In der Ueberſetzung des Linneiſchen Natur- denden Namen: Merveille de Perou, der ſyſtems, ang. O. pag. 637. ſchliech ſich die- genug Ausländiſches hat.

Sphinx Convolvuli. Der Windig. 55

gleich. Der Leib eines Nachtpfauenauges kann in der That klein genennet werden. Sonach iſt das Vorzügliche der Gröſſe dorten in die Breite der Flügel, und hier in das Gewicht und die Stärke des Leibes getheilt. Eine ganz neuentdeckte Gattung, der Sphinx Quercus, mengt ſich in dieſe gelehrten Zwiſtigkeiten. Er beſitzt eine beträchtliche Gröſſe der Flügel, und einen gleichgewichtigen Leib. Ich werde meinen Leſern in der Fol— ge ihn beſchreiben, er ſoll auch abgebildet erſcheinen. Dieß ſind die Rie— ſen unſerer europäiſchen Papilionen. Noch lange aber gleichen ſie jenen Coloſſen der Ausländer im mindeſten nicht. Ihre vaterländiſche Gegend bringt Rhinoceroten, Knochenberge vierfüßiger Thiere hervor. Iſt es daher befremdend, wenn die Natur bey den übrigen Claſſen der Geſchöpfe im Gleichmaaſſe geblieben? Wir kommen wieder auf die erſte Betrachtung zu— rück.

Ich habe geſagt, der Sphinx Convolvuli feye in Franken gemein. Es hat dieß aber ſeine ganz gute Einſchränkung, die noch für mehrere Gattungen geltend iſt. Nicht jedes Jahr bringt ihn zahlreich hervor. Er iſt öfters ſelten. Kenner, die ſeinen Aufenthalt wiſſen, haben es läng— ſtens bemerket. Meinen Leſern ſollen hierüber nur die Erfahrungen bey dem abgewichenen Jahre zur Probe vorgelegt werden. Das 1777ſte brachte unſern Windig in ſehr groſſer Menge herfür. Bereits in den Monaten May und Junius, wo die frühere Jerichoroſe ihre Blüthen öffnete, fanden ſich dieſe Gäſte in zahlreicher Menge, um den für ſie bereite— ten Nectar zu holen. In den Monaten Auguſt und September iſt ihre Anzahl noch mehr beträchtlich geweſen. Wo nur in Gärten irgend eine Balſamine, eine Jalappe, oder Blume, die Nahrungsſäfte für fie ent— hielt, vorhanden war, hat man Windige des Abends um dieſelbe erblickt. Nach einer ungefähren Berechnung wurden in wenigen Tagen, zu Folge des geringſten Ausſchlags, ein paar Hunderte derſelben, von Kennern und Unkennern, in einem ganz kleinen Bezirke erlegt. So iſt es eben hier bis in die Gegend Altdorf, bis wieder zurück etliche Stunden hin über Nürnberg, von da gegen den ganzen Bezirk bis Frankfurth am Mayn ge— weſen. Wie viele hat das Ganze von dieſem Umkreis, welche Mengen die freyeren Lagen, wie viele das Land ſelbſten enthalten? Franken hat ihn ſonſt noch nie in ſolchen Schaaren bemerkt. Eben dieß haben wir von ent— fernteren Orten Teutſchlands erfahren.

Nun ſollte man bey ſo zahlreicher Erſcheinung dieſes Papilio auf das folgende Jahr eine noch mehr beträchtliche Vermehrung erwarten. Aber

56 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

gerade das Gegentheil. In dem 1778. Jahr waren Windige ein ſehr ſelten Geſchöpf. Mit aller Sorgfalt konnte ich an eben den Orten kaum einen einzelnen und dieſen nur als Flüchtling, in der ihm vielleicht zu dde an ſeines gleichen dünkenden Geſellſchaft erblicken. Die angenehme ſten Abende, die beſte Witterung, die ſo reichlich vorbereiteten Düfte, die ihn ſonſt lockenden Blüthen, ihre gefüllteſten Becher, waren nicht ver— mögend, die ſonſt ungebeten kommenden Gäſte herbeyzurufen. Eine Erfah— rung, welche ſich eben ſo allgemein als die von ſeiner ungewöhnlichen Menge aller Orten beſtättiget hat. Den Vermehrungen einzelner Gattun— gen der Geſchöpfe find eigene Gränzen geſetzt. Wie fürchterlich wür⸗ den ſonſt die geringſten derſelb¶en dem Menſchen werden! Durch dieſe Heere würden ähnliche Gattungen verdrängt; bey der zu groſſen Vermin— derung gienge die Gattung verlohren. ft es demnach Zufall, daß ſich einzelne Gattungen auſſerordentlich vervielfältigen: ſo muß es wiederum der abſichtvolleſte Zufall ſeyn, daß gerade eine Verminderung folgt, wo fie am mindeſten wahrſcheinlich geweſen. Sonach immer Zufälle, und doch weiſeſter Endzweck. Endzweck alſo und Zufall iſt Traum.

Aber die Urſachen dieſer Eräugniſſe? Sie ſind meines Bedünkens leichte entdeckt. Die Erziehung einiger Raupen lehrt es von ſelbſten. Die frühzeitig gelinde Witterung des 1777. Jahres hatte viele Windige ſehr zeitig zur Entwickelung aus ihrer Chryſalide gebracht. Sonach wurden auch die Eyer um vieles früher gelegt. Bereits im Junius fand man zur Stelle gewachſene Raupen. Sonſten fand man ſie um einen auch zwey Monate ſpäter. Die auſſerordentliche Hitze des Sommers hat ihre Ent— wickelung der Puppen auch früher bewirkt. Auf dieſe Art muſten ſich noch mehr Zweyſalter in den obbemeldeten Monaten finden. Eben dieſe Umſtände ſind für das folgende Jahr Urſache ihrer Verminderung gewe— ſen. Es iſt wahrſcheinlich, daß bey der zweyten Generation Paarungen nicht minder erfolgen. Aber wie ſpat! Würklich ward man zu Ende des Oeto— bers Windige annoch gewahr. Hier war die Jahreszeit und Witterung de— nen eigenen Naturtrieben dieſer Geſchoͤpfe entgegen. Bey der Nachtkühle, bey dem Mangel des Grads der Wärme, welcher zu dem Umtrieb ihrer Säfte gehört, ſind etwa die Begattungen minder fruchtbar geweſen. Oder auch es wurden Eyer, die Hoffnung der künftigen Nachkommenſchaft, in größter Anzahl von den Weibchen gelegt. War für die Raupen das Spat⸗ jahr, oder für die Halberwachſenen die Strenge des Winters nicht etwa ihrer Natur ſo entgegen, daß eine faſt allgemeine Zerſtörung derſelben er—

3 folgt

Sphinx Convolvuli. Der Windig. 57

folgt, daß nur diejenigen, jo den Puppenſtand würklich erreicht, durch— gekommen, daß auch viele der ſchwächern von dieſen zu Grunde gegangen. Wir wiſſen, daß der Junius und Julius, die heiſſeſten Monate, die be— ſtimmte Zeiten für dieſe Schmetterlinge ſind, und die Entwicklung aus dem Ey in wenigen Wochen erfolgt. Sie kann in dem vorliegenden Fall noch mehr beſchleuniget, dieſe Generation alſo ihren Untergang noch mehr nahe ge— bracht worden ſeyn. Wir wiſſen ja, daß es möglich iſt, Ey, Chryſalide, Zweyfalter, und ausgewachſene Raupe, an einen Tag von einer Faltergat— tung zu ſehen. In der Folge werde ich dieſen Satz mit noch mehrern Bey— ſpielen belegen. Wie viele Tauſende dieſer Thiere haben auf ſolche Art zu geſchwinde gelebt. Ich übergehe andere Zufälle, deren eine jede Gattung ausge— ſetzt iſt. Es gehet nach Geſetzen, von denen eines die Folge des andern iſt; deren erſtes aber von dem Herrn der Schöpfung in Bewegung geſetzt wird, wenn er die daraus kommende Auftritte beſchließt. Ich habe Naturgeſchichte jetzt zu erzehlen.

Keinesweges aber pünctliche Beſchreibung aller einzelnen Züge, Flecken und Pünetgen, mit denen die Natur in fo manchfaltigen Verzierungen un— ſeren Sphinx Convolvuli bemahlt. Er iſt zu gemein, als daß es bey den Liebhabern zur Vergleichung an Originalien gebricht. In der vorſtehenden No— menclatur find die weſentlichen Farben gleichfalls bemerkt. Streitigkeiten des Syſtems haben ſich ob ihn eben ſo wenig erhoben. Kaum ſind auch Abänderungen erheblich geworden. Verwechſelungen mit anderen Gattungen ſtehen noch weniger zu befürchten. Der Sphinx Ligustri iſt der einzige der europäiſchen Abendſchmetterlinge, der mit ihm noch am meiſten Aehnlichkeit hat. Ich habe den Unterſcheid der Merkmaale dorthin verſpart.

Das Weibchen iſt etwas in der Geſtalt, jo wie in Anlage der Flügel, verſchieden. Ich habe mit wenigen dieß zu bemerken, da es wohl nicht die Mühe der Abbildung verlohnt. Deſſen Flügel ſind etwas breiter, auch mehr in die Länge geſtreckt, und das Colorit einfacher ſtafirt. Man bemerkt jene breiteren braunen Flecken nicht, wenigſtes iſt kaum die Spuhr derſelben ſicht— bar vorhanden. Der gröſſere in der Mitte der Oberflügel fehlt ihm ganz. Dafür ſind die einzelnen Linien und zackigten Züge von ſchwarzer Farbe. Der Leib und die Hinterflügel ſind auf das vollkommenſte gleich, außer daß der erſtere etwas ins Dickere fällt. Kopf und Bruſt ſehen etwas blaſſer, und die Fühlhörner find um die Hälfte dünner, als fie das Männchen führt.

Auf den Oberflügeln des Männchen wollte die Frau Merian Chara— eier gelefen haben. Einige der zackigten und runden Züge ftellten ihr die Buche

1. Shell,

58 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſtaben C. B. V. M. ungemein leſerlich vor. Wer Glück zu Einbildungen hat, wird hier noch mehreres leſen. Merkwürdig bedünkt mich die Zunge unſeres Zweyfalters zu ſeyn. Schade, daß Betrachtungen dieſer Art für den Bezirk meines Bearbeitungskreiſes etwas allzuweitläuftiges ſind. Ich habe Naturgeſchichte und nicht Phyſik zu behandeln. Es ſeye nur im Vorbeyge— hen bemerkt, daß die Zunge des Windigs, man mag dieſes Werkzeug beſ— ſer den Saugrüſſel nach der Sprache anderer nennen, eben unter allen Gat— tungen, welche ähnliche Gliedmaſſen beſitzen, die größte und längſte iſt. Sie iſts in Vergleichung mit dem übrigen Körper, und zwar gedoppelt länger, als das Ausmaas des ganzen Leibes, vom Kopf bis zur äuſſerſten Spitze. Sie behält dieſes Verhältniß, wenn auch unſer Zweyfalter nach ſeiner Gröſſe ſelbſten verſchieden iſt. Recht für die trichterförmigen Kelche gewiſſer Blu— men (Corallae infundibuliſormes) geſchaffen, um aus deren Boden die ihn nährenden Säfte zu ſchöpfen. Ich habe zu meinem Verwundern öfters be— merkt, wie dieſer Zweyfalter ſogar aus jener Gattung der Jalappe mit lan— gen Blüthen, (Mirabilis longiflora Lin.) die innerſt verborgenen Feuchtig— keiten herauszuholen vermag. Die Zunge wird in dieſe engen Behältniſſe ganz wie eine Sonde geſenkt. Der Kopf ſitzt auf der Krone (limbus) in dieſem Fall auf. Hierdurch aber hat ſich dieſer Sphinx ſehr oft in eine ſelbſt erwählte Falle gebracht. Er macht ſich ſo leicht nicht wiederum los. Er wird leichte gefangen, wenn man die Zunge in dem dünnen Trichter durch deſſen Zuſammendrücken ergreift. Noch artiger gehet es bey der Datura Metel L. an. Er kriecht in dieſer ihren gröſſeren Trichter faſt ganz. Man drückt die ſehr weite Corolle zuſammen, ſo iſt derſelbe wie in einer Dutte verwahrt. Die Augen ſind bemerkungswürdig an dieſem Geſchöpfe. Sie haben eine beträchtliche Gröſſe vor andern. Im Dunkeln werfen dieſelben ein eigenes Licht von ſich, ſie gleichen einer glühenden Kohle. Sind es die geſammelten Lichtſtrahlen, welche auch die dichteſte Finſterniß hat: oder iſt es ein eigenes Licht, ein Phoſphorus, der dieß Glänzen bewürkt? Die meiſten Nachtvögel haben etwas hievon, der Windig aber im vorzüglichen Grad. Auch in dem Bau der Fühlhörner hat unſer Abendſchmetterling einen abweichen— den Bau. So gerade geſtreckt, ſo ſteif und von dieſer Stärke führt ſie faſt keine dieſes Geſchlechts. Sie ſind beynahe gleich dick. Die äuſſerſte Spitze endiget ſich in ein kleines Häckgen. Die untere Seite iſt braun, die obere aſchgrau, gegen die Spitze weiß gefärbt. Herr Geoffroi hat von dieſem Werkzeug des Zweyfalters Namen geborgt, und ihn den Sphinr mit den Ochſenhörnern (Sphiox à cornes de beouf) geheiſſen. Der Atropos aber

Sphinx Convolvuli. Der Windig. 59

ſcheint an dieſer Benennung mit mehrerem Rechte Anſprüche zu machen. Dor— ten ſind ſie rund, kürzer und auch etwas gekrümmt. Die Füſſe des Win⸗ digs haben ziemliche Waffen, um vollends dieß Merkwürdige an ihm auch zu erwähnen. Es befinden ſich an den Gelenken derſelben ſehr feine ziemlich verlängerte Spitzen. Sie vermögen mit einer etwas ſchmerzenden Empfindung in unſere Hände einzudringen, wenn der Zweyfalter Gelegenheit hat, ſich ih: rer zu bedienen. Verſuche ſind niemand verſagt. Von der Zeit, den Auf⸗ enthalt und den Gegenden, iſt ſchon oben das Nöthige beygebracht wor— den. Nur die Raupe iſt noch nicht beſchrieben. Ihre Futterpflanze iſt die Ackerwinde A), welche aller Orten häufig gefunden wird. Wir haben eine gröſſere Gattung von dieſem Geſchlecht, welche gemeiniglich in Hecken wächſt, und bringt weiſſe ſehr groſſe Blüthen hervor 1). Beide ihrer Blätter bedient ſich unſere Raupe ohne einen Unterſchied zwiſchen dem ſpeeifiſchen zu machen. Auch die Ausländiſchen Arten des Convolvulus „), welche unſere Gärten ſich für eine Zierde eigen gemacht, ſind hier ein angenehmes Futter. Die Raupen ſelb— ſten finden wir öfters darauf. Von dieſen Futterpflanzen bekam der Schmet— terling den ihr eigenen Namen.

Die Raupe hält ſich äuſſerſt verborgen. Man trift ſie ſtets nur auf dem Boden oder den unterſten Blättern ihres Futterkrauts an. Die Frau Merian glaubte deßwegen, ſie nähre ſich blos von den Wurzeln derſelben. So entgehet ſie unſeren Nachſuchungen leicht; es ſey denn, daß ſie zur Zeit ihrer Verwandlung eine weite Reiſe anzutreten genöthiget iſt. Hier aber ver— räth fie ihr eigener Unrath wiederum bald. Es iſt dieſer für die körper— liche Gröſſe der Raupe in der That auſſerordentlich ſtark, und beſtehet in eylindriſchen gleichgefurchten Stücken, von zwey bis drey Linien in der Länge, und anderthalben in der Dicke. Kein Geſchöpf weißt in ſeinem Koth regel— mäßigere Bildungen auf. Raupen der Schmetterlinge zeigen in ihren Aus— würfen ſogar formende Kunſt. Es zeigt ſich hier Manichfaltigkeit von ver— ſchiedener Art. Unſere neueren Syſtemmacher ſollte man von Rechtswegen zwingen, nach dieſen Claßificationen zu erſinnen. An ſich gienge es an, Ma—

H 2 h) Convolvulus arvensis. EIN NR S. N. Sp. 9. purpureus. Auch mit einer dem Tom II. pag. 155. gen. 214. Sp. 1. Convolvulo ähnlichen Pflanze, der Ipo-

moea coceinea (Linn. I. c. p. 158. Sp. 6.) kann ſie ohne Unterſcheid gefüttert werden.

7) Z. B. ebendaf. Sp. 35. tricolor, Nach Verſuchen würden ſich mehrere ange— mit den hochblauen oder gelben Blüthen. ben laſſen.

i) Ibid. Sp. 2. Convolvulus sepium.

60 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

terialien zu Characteren, zu Claſſen, zu den manchfaltigſten Eintheilungen zuſammen zu tragen. Strafe genug für die verderbte Zeit, ſie zuſammen zu tragen. Unſere Raupe wird gemeiniglich im Monat Anguſt in ausgewachſe— ner Größe gefunden, doch auch zuweilen früher, wie ich bereits oben erwähnt.

Sie iſt von anſehnlicher Gröſſe, wie die Abbildung beſagt. Man trift fie noch weit beträchtlicher an )). Ihre Haut iſt glatt. Hier iſt nicht das mindeſte Rauhe jener chagrinartigen Fläche der vorerwähnten Gattungen. Bey einer Berührung ſchlägt ſie ſchnelle mit dem Vordertheil des Leibes um ſich. Ganz unbeweglich, wie betäubt, bleibt ſie hernach in einer vorwärts gekrümm— ten Stellung ruhend liegen. In Abſicht auf die Farbe kommt ſie uns in un— terſchiedenem Gewand zu Geſicht. Einige ſind grün, andere braun, und dieß wiederum in Miſchungen von mancherley Art. Kaum trift man ein Paar derſelben an, die pünktlich einerley Zeichnung führen. Ich gebe von der ab— gebildeten das Nöthigſte an. Sie iſt von der gemeinſten Art. Ueber den Rücken ziehet ſich auf der dunkelbraunen Grundfarbe ein ſchwärzlicher verlohr— ner Streif. Die Unterfläche des Körpers, ſo wie die Seitenſtreife, ſind hell ockerfärbig gemahlt. Ihre Geſtalt und Lage giebt die Abbildung ſelbſten zu erkennen. Die zur Seite ſtehende Luftlöcher ſind mit einer breiten Ein— faſſung umgeben. Sie ſehen wie groſſe Flecken, die als Zierde angebracht worden. Das Horn iſt dunkelbraun, der Kopf glänzend und von heller Far— be. Die zwote vorzüglichſte Abänderung iſt ſchöner bemahlt. Ihre ganze Fläche iſt mit einem ungemein friſchen Grasgrün bedeckt. Ueber den Rücken aber wird jener ſchwärzliche Streif gleichfalls bemerkt. Weiſſe Seitenſtreife, welche ſich ſchräge über jeden Ring hinziehen, verſchönern dieſe Raupe auf eine beſondere Art. Sie ſind von der Natur noch überdieß an der inneren Seite ſchwarz eingefaßt worden. Das Horn iſt röthlichgelb. Ueber einen jeden Ring, den erſten ausgenommen, ſtehen nächſt zur Seite des Rücken— ſtreifes ein paar ſchwarze Flecken. Ihre Gröſſe iſt gleich wie jene Einfaſſun— gen der Luftlöcher, welche auch hier einerley Farbe haben. Dieß ſeye zur Bezeichnung genug. Ich habe eine Abbildung für ſehr entbehrlich gehalten.

In den Kunſttrieben ihrer Verwandelung hat ſie nichts vorzügliches, das Bemerkung verdient. Sie begiebt ſich in die Erde, wie die vorerwähn— ten Gattungen, wenn ſie ihren vollkommenen Wachsthum erreicht.

Die Chryſalide iſt glatt und etwas glänzend. Ihre Farbe ein Caſta— nienbraun, das faſt ins Schwärzliche fällt. Die Natur hat ein dem künf—

) Röſel IM. Th. Tab. VI. fig. 3

Sphinx Convolvuli. Der Windig. 61

tigen Schmetterling ſo wichtiges Werkzeug, die Zunge, hier in vorzügliche Ver— wahrung gebracht. Die Chryſalide führet eine eigene Scheide dazu. Nur bey wenigen Gattungen iſt dieſe Sorgfalt angebracht worden. Die Chryſa— lide des Liguſters, ſo wie einiger Nachtſchmetterlinge, führen ſie kürzer. Ih— re Zungen haben auch nicht die beträchtliche Länge der Windige. Dieſe muß— ten in eine geraumigere Scheide eingelegt werden. Wie leicht könnte ſonſt bey der Entwickelung der Theile dieß ſo vorzügliche Glied beſchädiget wer— den. Die ringförmige Geſtalt dieſer Scheide ſelbſten hat noch den Vor— theil, um die Zunge bey Schonung des Raums in die gewöhnlichſte Lage zu bringen.

Ich habe ſchon oben bemerkt, daß die Entwickelung des Zweyfalters in dem Jahr, wo er Raupe geweſen, öfters erfolgt. Es pflegt ſich dies bey heiſſer Witterung in ohngefähr vier Wochen zu begeben. Gemeiniglich aber durchlebet ſie den kommenden Winter, und im Junius tritt der Zweyfalter herfür. Sowohl die Raupe als Chryſalide fordert unter unſeren Händen viele Behutſamkeit, um bey Leben zu bleiben. Kenner wiſſen die erforderlichen Maasregeln, ohne daß ich ſie anzuzeigen nöthig habe, dagegen zu ergreifen.

Der ſechſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX LIGVSTRI.

Der Liguſtervogel. Le sphings du Troöne. Geoffr. Papillon - bourdon du Troene. Degeer. De Liguster-Pylstaart -Vlinder. Sepp. Liguster -Onrust. Seba.

Tab. VI. Die Zweyfalter von beiden Seiten. Die Raupe auf einem Zweig des x Liguſters. Die Chryſalide.

LIN NE S. N. Ed. XII. Legit. al. integr. ano simpl. Sp. 8. alis integris: postieis incarnatis fasciis nigris. Mit ganzen Flügeln; die Hinterflügel fleiſchfarb mit ſchwarzen Binden. Ed. X. Sp. 8. Fauna Suec. Edit. nov. 1087. Mus. Lud. VIr. 347.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 637. Sphinx Ligustri. Der Hartriegel.

F ABRIOII Entom. pag. 545, Sp. 28. Sphinx Ligustri. Alis integris postieis ru- lis; fasciis tribus nigris, abdomine rubro: cingulis nigris.

raıı Hist. Ins. pag. 144. ur. A. Phalaena maxima caudacuta, alis angustis longis acutis, abdomine roseo, sex septemve areolis transversis nigris.

GEOFFROı Tom. II. pag. 84, nr. 7. Pphinx Spirilinguis alis superioribus fuseis, inferioribus abdominique fasciis transversis rubris. Long. 22. Linn.

H 3

62 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

scopoLı Entom. Carn. 470. pag. 185. Sphinx Ligustri. Alis posticae supra rus- seae: fasciis binis, nigris: Abdomen rosatum: lineola dorfali et fasciis lateralibus utrinque quinis atris. Long. unc. A. et lin. 8½. Lat. lin. 44, Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. AA. nr. 2. Sphinx Ligustri- Rainweidenſchwärmer. 2 Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 178. nr. 7. Sphinx Ligustri. Der 2i- guſtervogel. Der Hinterleib iſt mit ſechs roſenrothen und ſechs braunen Queer— ſtreifen geziert. Die Oberflügel bald hell- bald dunkelbraun, die Unterflügel röth- lich mit ſchwarzen Queerſtreifen. Im Junius: ſehr ſelten. Raupe: grün mit 7 ſchrägen paar Seitenſtreifen, ſo halb purpurfärbig halb weiß ſind. Die Schwanz— ſpitze iſt wie eine Sichel gekrümmt, und halb purpurfärbig halb gelb. Auf dem Liguſter und ſpaniſchen Flieder. Im Auguſt und September. Fueßli Schw. Inſ. nr. 615. Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. Die Raupe: etz was ſelten. . Gleditſch Forſtwiſſenſch. I. Th. pag. 342. Die Liguſterraupe. Müller Faun. Frid. pag. 37. nr. 344. - - Zoologiae Dan. prodom. pag. 146. nr. 1337. Gladbachs Verz. der Liguſter. Pr. I fl. S EP P. Neederl, Ins. III. St. III. Verh. Nachtvl. 4, Gez. 4. Bende. Tab. III. IV. Röſel Inf. Bel. III. Th. pag. 25. Tab. V. Die zur I. Claſſe der Nachtvögel gehö— rige Liguſterraupe, oder die ſchöne geſchwänzte grüne Raupe, mit ſieben Paar ſchrägen Seitenſtreifen, jo halb purpurfarb und halb weiß find x. R EA UMU R Hist. d. Ins. Tom. I. Tab. 14. fig. 1. Tom. II. Tab, 20. fig. 1. 2. 3. 4. pag. 4. Le Sphinx. DEGEBR Mem. Tom, I. Tab. I. pag. 14. Götzens Ueberſetzung. pag. 17. Die Raupe. Tom. II. P. I. pag. 238. Ueberſ. p. 172. Papillon-bourdon a ant, prismat, et a longue trompe, dont les ailes sup. sont brunes et nuan- ces gris blancheatre, et les inf. avec le ventre, couleur de rose a bandes noires. pag. 239. Chenille verte a corne, avec sept bandes, obliques violettes et blanches sur les cotés du corps. WIL k ES Engl. Butterfl. 10. Tab. I. B. 3. HARRNIUS Ins. Tab. II. fig. a -f. s EBA Thes. Tom. IV. Tab. 53. fig. O. P. Inquieta ligustrina. Tab. 55. fig. 13-15. Inquieta russula nigroque commaculata? &c. Tab. 60. fig. 19. 20. Inquieta Ligustr. parvis colorum differentiis pariter singularis. AL BIN. Ins. 7. fie. 10. Schwammerd. Bibl. nat. Tab. 29. fig. 1-3, Ionston. Tab. XIX. Eruca viridis ligustrina,

Es wurde, wie meine Leſer ſich zu erinnern belieben, bereits bey Beſchrei— bung der vorſtehenden Gattung, des Liguſterſchmetterlings von mir erwähnt. Beyde Falter ſind in der That genau mit einander verwandt. Jener iſt in kälteren Provinzen gar nicht vorhanden; dieſer dorten dagegen keine Selten—

Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. 63

heit. Uns hat die Natur bey Vertheilung ihrer Schätze mit zwey ſo an— ſehnlichen Gattungen zugleich bedacht. Man kann ſich nach dem erſten An— blick faſt keine genauere Stufenfolge zweyer Geſchöpfe gedenken, als dieſe ſind. Ihre Gröſſe iſt faſt gleich beträchtlich. Einerley Bau des Körpers, einerley Schnitt der Flügel, und faſt einerley Hauptfarbe in der Anlage des Gewands. Beyde ſind ſogar geſellſchaftlich gegen einander; wir treffen fie an gleichen Orten an; einerley Zeiten bringen ſie herfür; gleiche Säfte der Blu— men ſind für ihren Geſchmack. In der Lebensart, in den Kunſttrieben äuſ— ſert ſich ein nicht im mindeſten beträchtlicher Unterſcheid.

Eine genauere Vergleichung aber bringt uns deſto beträchtlichere Ab— weichungen zu Geſicht. Ich habe fie darzulegen. Nur aber das vorzüglich— ſte bey einem faſt hundertfältigen Abſtand iſt mir zu zeigen erlaubt.

Schon in dem Umriß eine beträchtliche Verſchiedenheit. Der Leib iſt um vieles kleiner geformt. Er iſt weit kürzer und ſtumpfer, als jener des Windigs angelegt. Nach den Zeichnungen wechſeln hier nur ſchwarze und roſenrothe Ringe mit einander ab. Dorten find fie noch mit weiſſen ein— gefaßt. Bey jenen hat das Rothe nicht die Höhe oder das Friſche, wie es an dem gegenwärtigen iſt. Die Bruſt iſt faſt braunſchwarz bey dieſem. Bey dem Windig aſchgrau, mit ſchwarzen Einfaſſungen und Strichen be— mahlt. Der Liguſtervogel führet nicht die beyden hochrothen Flecken an der Bruſt, da wo der Hinterleib an ſelbige ſchließt. Die Fühlhörner find um vieles geſchmeidiger. Auf der Oberſeite weiß, unten dunkelbraun. Der Sphinx Convolvuli hat ſie aſchgrau. Bey jenen ſind ſie gerade geſtreckt, hier gebogen, und an beyden Enden beträchtlich verdünnt. Der Saugrüffel des Liguſtervogels kommt jenem an Länge bey weitem nicht bey. Er iſt hier von gleichem Maas mit dem Körper. Wir haben noch die Farbe der Flü— gel zu vergleichen. Wie beträchtlich iſt dieſer Abſtand nicht! Schon die Unterflügel werden durch die Röthe der Grundfarbe ganz auffallend ſchöͤn. Der Windig hat ſie blos grau. Sie haben drey gegen das Ende zuſam— menlaufende Binden von ſchwärzlicher Farbe. Hier ſind zwey in gleichen Abſtand und gleicher Breite, zur Verſchönerung nach Parallelen angebracht. Die Oberflügel haben zur Grundfarbe eine Miſchung von röthlichem Braun. Die dunkleren Zeichnungen ſind regelmäſiger an ihm gemacht. Nicht ſo vie— le zackigte, durcheinanderlaufende Striche, wie dorten. Sie ziehen ſich über— dieß meiſtens in die Länge. Faſt die Hälfte der Fläche iſt dunkelbraun. Ei— ne von der äuſſerſten Spitze ſchräge durchlaufende wellenförmige Binde von weiſſer Farbe nimmt ſich vortrefflich aus. Wie beträchtlich iſt noch die Un—

64 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

terſeite verſchieden. Die durchlaufende ſchwarze Binde iſt für Anzeige zur Bemerkung des übrigen allein ſchon genug. Ich übergehe mehre Verglei— chungen, die ohne Mühe aus der Abbildung ſich ſelbſten ergeben.

Sollten demnach Windige von Liguſtern, oder dieſe von jenen entſtan— den ſein? Hat die Futterpflanze, das Clima, eine zufällige Paarung, dieſe Veränderungen erzeugt? Beyde Zweyfalter ſind uns ſeit undenklichen Zeiten eigen; ſie leben in Geſellſchaft, nie iſt uns noch eine dritte ihnen ähnli— che bekannt geworden. Sie ſind weſentlich verſchieden; ſie ſind urſprüngli—

che Arten. Das Männchen iſt etwas kleiner. Die Fühlhörner ſind kaum merklich ſtärker. Nur das Colorit ſieht etwas friſcher. Sonſten hat man keine er—

hebliche Abweichung bemerkt. An dem Windig iſt dieſer Abſtand beträcht— licher. Mehr habe ich von dem Zweyfalter nicht zu ſagen. Degeer a) hält ihn für den größten in Schweden.

Wir haben die Raupe zu betrachten. Hier ſind Verſchiedenheiten, die mit jener des Windigs kaum eine Vergleichung verſtatten. Die Naturtrie— be ganze alleine hat die Natur unverändert gelaſſen. Geſtalt, Gröſſe, Farbe und Zeichnung hingegen, haben nichts als Umbildung erlitten.

Die Liguſterraupe iſt für ihren Geſchmack an andere Säfte gewöhnt. Ihre Atzung ſind Blätter von Bäumen und Stauden. Die Raupe des Win— digs liebt niedere Gewächſe. Doch iſt die erſtere eben nicht eckel, nicht an eine einzige verzärtelt. Man hat unterſchiedene Futterpflanzen derſelben be— merkt. Reaumur und Geoffroi fanden fie auf dem welſchen Hollunder 2). Merianin entdeckte fie auf der Roſe von Jericho, (Lonicera Perielyme- num, et Italicum), und erzog fie mit den Blättern derſelben. Degeer c) nennt noch die Eſche (Fraxinus L.) und eine Spiräa von deren Blättern er ſie gleichfalls genähret. Sepp d) erwähnt ſogar des Lorbeerbaums und

des

a) I. c. pag. 239. Il est le plus grand de tous ceux qu'on trouve dans ce pais &.

b) EIN NR S. N. Tom. II. pag. 56. Syringa Sp. 1. vulgaris, iusgemein weiſſer oder blauer Holder; Sp. 2. persica, rother perſiſcher Hollunder. Er führet eigentlich den Namen Lilac, Lilas.

c) I. c. pag. 240. Elle vit sur le Li-

las, le Troenne, le Spiraea, et le Fres-

ne, et on I’y trouve ordinairement en grand nombre au mois d’Aout Ke. Scopoli I. c. Habitat in Fraxino, Sa- lice.

d) SEP P. I. c. pag. 15. men ont- moet deze Rups ook wel, doch maar zelden, op de Syringe en Laurier Boo men, als mede op de Hulst, en men kanze met derzelven Bladeren voeden &e.

Sphinx Ligustri.

Der Liguſtervogel. 65

des Mäuſedorns, (Ruscus L.) Linne“ e) und Fabricius fügen noch den

gemeinen beertragenden Hollunder (Sambucus L.) bey. daß die Blätter des Liguſters f) die gemeinſte und zugleich angenehmſte Koft unſerer Raupe ſey.

ſind aber darinnen übereinſtimmend,

Alle Beobachtungen

Dieſer Strauch

iſt häufig genug in unſerem ganzen Welttheil, und faſt nirgend ſelten.

Reaumur, Degeer, Röſel, dieſes Falters bereits ſehr umſtändlich beſchrieben. Zu neuen Beobachtungen iſt faſt alles erſchöpft.

vom Ey an erzogen.

und Sepp haben die Lebensgeſchichte Letzterer hat ihn ſogar Ich

kann von den übereinſtimmenden Erfahrungen nur in dem kürzeſten 5

meinen Leſern das Erheblichſte ſagen.

e) Linne“ und Fabricius erwähnen fo wie Scopoli noch der Weide als Fut— terpflanze. Ich zweifle gar nicht, daß un— ſere Raupe nicht auf dieſer Staude, die ſo viele Arten dieſer Thiere nähret, ſollte ent— deckt geworden ſeyn. Ihr Geſchmack ver— abſcheuet auch keinesweges weit ſtrengere Säfte. Nur bedünkt mich, dieſe Anzeige rühre nicht von Erfahrungen, ſondern von einem Irrthum her. Es iſt die Abbildung und eben ſo mangelhafte Beſchreibung eines Goedarts meines Bedünkens die einzige Urſache hievon. Herr von Linne“ beziehet fih ſowohl in S. N. als der Faun. Suec. auf die 25ſte Tafel, pag. 74. der Liſteriſchen Ausgabe, welche nach den Abbildungen mit den übrigen Editionen dieſes Entomologens einerley iſt. Die dorten gezeichnete Figur hielte er für unſern Liguſtervogel. Goe— dart ſagt in angezeigter Stelle, die Raupe nähre ſich von der Weide (Veseitur foliis Salicis). Liſter fügt in der Anmerkung die Liguſterblätter bey. (Eruca haec etiam Ligustri foliis paseitur, et apud angliam nostram circa sepes Ligustrales depre- henditur &c.) Sonach eine Raupe, die ſich von dem Liguſter nähret, wie leicht iſt voll— ends der Sphinx Ligustri ſelbſten. Liſter der Commentator des Goedarts mochte ſei— nen Autor ſelbſten nicht richtig verſtanden

II. Theil.

haben. Genug, wenn wir die Abbildung vergleichen, ſo kann niemand nach aller Ein— bildungskraft das Bild unſeres Zweyfalters daraus erzwingen. Die Raupe koͤnnte noch ehender die gewaltthätigſte Auslegung über— ſtehen. Sie kann in dieſer gar nicht für unſere Welt mehr erträglichen Figur noch immer die Liguſterraupe ſeyn, wenn auch der zugeſpitzte Kopf das Urbild erkannt. Am wahrſcheinlichſten ward hier der Sphinx po- puli von Goedart abgebildet. Damit tref— fen noch die Züge, Schattirungen und Aus— ſchnitte der Flügel am erträglichſten überein. Deſſen Raupe lebt allerdings ax der Wei⸗ de und auch von dem Liguſter. Linne“ hat- te ſelbſten Anſtand genommen. Er ſagt in der Faun. Suec. 1. c. daß der Schmet- terling aber nicht die Raupe dorten ge— hörig abgebildet feye. (Papilio non larva). Allein der Schmetterling entſpricht ſo wenig dem Bilde eines Liguſtervogels, wie ich ſchon erwähnet habe, als die Raupe. Urſache, daß ich eben dieſen Autor, nach andern, oben anzuführen, unterlaſſen.

) Von dieſem Staudengeſchlecht iſt ge— genwärtig nur eine einzige Gattung vorhan— den. LIN NE S. N. T. II. p. 55. gen. 48, Ligustrum. Sp. 1. vulgare. An andern Orten wird er Rainweide, an andern auch Hartriegel genennt.

66 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

So bald die Raupe ſich aus dem Ey entwickelt, es erfolgt dieß in Zeit von vier Wochen, und gemeiniglich im Julius iſt fie ganz blaßgelb von Farbe. Ihre hornartige Schwanzſpitze iſt nach den erſten Häutungen von be— trächtlicher Länge. Eben nichts vorzügliches in Vergleichung mit andern Ar— ten. Bey dieſem erſten Alter pflegen die Fäden von Seide aus dem Mund zu laſſen. Eine Kunſt, die ſie im reiferen Alter, ſo wie der Gelehrte die grammaticaliſchen Kenntniſſe gänzlich verlernen. Es iſt eben alsdann zu ih— rer Lebensart von keinem Gebrauch. Ihre Füſſe ſind ſodenn ſtark genug, ſich ſelbſten auf Blatt und Zweigen zu halten. Man hat eine Häutung zu vier verſchiedenen malen ganz zuverläſſig an ihr bemerkt, bevor ſie in ihre Verwandlung gehet.

Die ausgewachſene Raupe in der anſehnlichen Dicke und Gröſſe, wie ſie unſere Abbildung darſtellet, führet eine grünliche Grundfarbe. Oft aber iſt die Miſchung dieſes Colorits ziemlich verſchieden. Es fällt gemeinig— lich mehr ins Gelbliche aus. Bey der Windigraupe werden ganz braune Ab— änderungen gefunden, hier aber hat man meines Wiſſens noch keine von be— ſagter Farbe entdeckt. Die ſchräge durchlaufende Seitenſtreife verſchönern ſie ungemein. Sie ſind roth ins Blaue ſpielend; violet, ſo mannichfaltig auch dieſe Farbe in ihren Miſchungen iſt. Eine weiſſe Einfaſſung gegen die untere Seite zieret dieſe Striche noch mehr. Obbeſagte Grundfarbe führet unſere Raupe nur von der Oberfläche ihres Körpers. Auf der untern und gegen die Seiten iſt ſie dunkelgrün. Der ablangrunde Kopf ſtehet in zwey ſchwar— zen Ringen gefaßt. Nur nach der dritten Häutung färben ſich die Seiten— ſtreife ins Violette um, vorhin ſahen ſie weißlichgelb. Das Horn iſt in ei— nem Bogen gekrümmt, ſehr ſpitzig, und von braunſchwarzer Farbe. Die ganze Fläche der Haut fühlt ſich glatt. Sie wird nur alsdenn etwas rauhe, und faſt wie Chagrin, wenn die Raupe die letztere Häutung antritt 9). Ih— re Stellung iſt noch beſonderer. Im ruhenden Stand iſt der vordere Theil des Leibes bis an die Bauchfüſſe erhaben, und faſt in einem rechten Winkel in die Höhe gekehrt. Wie ſchon oben bemerkt iſt, haben dieſe Eigenſchaft faſt die ſämtlichen Arten der Raupen gröſſerer Abendſchmetterlinge mit ein—

g) peszeerl.e. T. II. P. I. p. 240. blancs et durs à toucher, qui disparois- La peau de cette chenille est très-lisse sent apres qu'elle s'est defait de sa peau et unie; mais avant sa derniere mue el- pour la derniere fois sans perdre la for- le est raboteuse et comme chagrinee, el- me de chenille &e. le est alors couverte de petits grains

Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. 67

ander gemein. Doch dieſe beſitzt ſie im vorzüglichen Grad. Ihre Erziehung iſt etwas mißlich und ſchwer. Selten bringt man von einer beträchtlichen An— zahl auch nur wenige zur Vollkommenheit. Der größte Theil gehet durch unbekannte Zufälle zu Grunde.

In ihren Naturtrieben äuſſert ſich mit der Windigraupe keine Verſchie— denheit. Sie bauet ſich wie jene ein Gewölbe in der Erde, ſie verwandelt ſich auf einerley Art. Man hat noch keine Erfahrungen von der Entwicke— lung des Schmetterlings in dem nämlichen Jahr. Er durchlebt in der Chry— ſalide den ganzen Winter, und tritt gemeiniglich erſt im Junius aus ſeinem engen Kerker herfür. Auch hier wird dasjenige, was bey den meiſten Chry— ſaliden nichts ungewöhnliches iſt, öfters bemerkt, daß einige zwey volle Jah— re in dieſem unthätigen Stande verbleiben. Die bisherigen Unterſuchungen haben die Urſache nicht zu ergründen vermocht. Hat gerade der Zweyfalter dieſe beträchtliche Zeit zur Ausbildung nöthig? Wie wird dem Vertrocknen ge— wehrt? Wodurch der Abgang der Säfte erſetzt? Iſt die Schaale feſter, er— fordert ſie länger Erweichung, verlangt der Zweyfalter für ſeine Natur eben einen höheren Grad der Wärme? Fragen, deren Beantwortung auf den feh— lenden Blättern unſeres Wiſſens zu ſuchen ſind.

Die Chryſalide zeichnet ſich durch ihre vorzügliche Gröſſe gegen andere aus. Ihre Farbe iſt braunroth oder kupferfärbig. Die Zunge führet eine eigene Scheide. Sie iſt aber um vieles kürzer als an jener des Windigs. Reaumur glaubte, dieß Futeral ſeye zur Verwahrung der Fühlſpitzen (bar- billons, palpi Lin.) gemacht. Es iſt aber nur zu gewiß für die Zunge. Der äuſſerſte Theil des Leibes führt eine hornartige Spitze zur Wehr. Rö⸗ ſel will noch vier Nebenſpitzen beobachtet haben. Er äuſſert ſogar ſein Be— fremden, daß einem Reaumur dieſe Wahrnehmung entgangen jeye *). Es ſcheint aber mit mehrerem Grund, daß dieſe Anwüchſe nicht allgemein ſind. Degeer und Sepp gedenken derſelben im mindeſten nicht, ich habe ſie auch niemalen bemerkt.

2

7) Inſ. Bel. oben ang. O. p. 30. (Die „Stiel- oder Schwanzſpitze gegenwär— „tiger Raupe, (es ſoll Puppe heiſſen, „da nur von dieſer die Rede iſt, und auch „die Abbildung es zeigt) hat vier Ne— „benſpitzen, und es iſt ein Wunder, daß

„Herr von Reaumür derſelben nicht ge— „denkt, als welcher ſonſt alles an jedem „Inſect ſehr genau bemerkt.“ Herr Fa⸗ brieius hat 1. c. ohnfehlbar aus Röſeln dieſe Bemerkung übergetragen, puppa fu- sca quadridentata. f

68 Zweytes Gef chlecht, Abendſchmetterlinge.

Sepp theilt uns noch einige merkwürdige Beobachtungen mit: ich muß ſie in der Kürze erzehlen. Er hatte ein Männchen und Weibchen dieſes Li— guſtervogels, die im Monat Junius gefangen wurden, in eine geraume Schachtel geſperrt, um ihre Paarung zu bewirken. Dieſe erfolgte erſt nach fünf Tagen, da unſer Beobachter bereits alle Hoffnung aufgegeben. Sie blieben einen halben Tag lang verbunden, und hätte vielleicht länger gedauert, aber ein Zufall hat ſie getrennt. Bereits nach drei Stunden entledigte ſich das Weibchen ihrer Eyer. In wenigen Tagen ſammelte er eine Anzahl von 250 Stücken. Neugierde trieb ihn an, zu unterſuchen, wie viele derſelben etwa noch möchten zurück geblieben ſeyn. Das Thier ſchien auch bey ſeiner würklichen Entkräftung für anatomiſche Verſuche tauglich zu ſeyn. Daher wollte er es vollends tödten, und zwar aus Mitleiden, nach ſeinem Bedünken auf die kürzeſte Art. Er riß den Kopf ab. Damit aber war dem Leben noch nichts benommen. Er trennte den Leib. Das Bruchſtück flattere ohne beyde Theile noch eine geraume Zeit den Tiſch auf und ab. Nur ein Schnitt, der ohnfehlbar die Sehnen trennte, und nicht wie Herr Sepp dafür hält, das Herz traf, machte vollends aller Bewegung ein Ende. Noch des folgen— den Tages aber gab der Kopf Empfindungen des Lebens von ſich. Der Schluß aber hieraus iſt ſo bündig nicht, daß die motus vitales bey einem Inſect ſtärker und anhaltender ſind, als bey dem Menſchen und gröſſern Thieren. Er hat von der Irritabilität damals noch nichts gewußt. Dieſe Geſchöpfe nähern fie dem vielfachen Leben der Pflanzen. Genug, es wurde der erſtorbene Leib Feöffnet. Er entdeckte noch eine Anzahl von 300. Eyern. Sie waren meiſtens zur Stelle gewachſen, jo klein auch die übrigen geblie— ben. Er verwahrte die erſtern; erhielte aber keine Raupen, ſie vertrockneten in kurzem. Ohnfehlbar würde der Zweyfalter in ſeiner Freiheit, wenn er Säfte zu ſeiner Erhaltung genoſſen, auch eine zweyte Begattung angegangen haben. Aus den obgedachten Eyern, ſie waren am 19ten Junius gelegt, ka— men die Räupgen den 9 ten des folgenden Monats hervor. Herr Sepp hat— te ſie in beträchtlicher Anzahl ohne erhebliche Zufälle erzogen. Eine derſelben zog die Aufmerkſamkeit ihres ſorgfältigen Beobachters an ſich. Sie hat von den Geſetzen ihrer Naturtriebe eine beträchtliche Ausnahme gemacht. Nur zweymal hatte ſich dieſelbe gehäutet. Sie war dahero noch klein, als ſich demohnerachtet an ihr eben die Bewegungen, eben dieſe Unruhe hervorge— than, welche an den ausgewachſenen zeigt, daß nahe Verwandlung zur Chry— ſalide bevorſtehet. Sie verfügte ſich würklich in die Erde. Er nahm ſie von da wieder heraus, und ſetzte ſie auf einen grünenden Zweig. Es ſtunde

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 69

aber nicht lange an, ſo ergriff ſie die Flucht, und eilte zum zweytenmal an den vorigen Ort. Hier fand ſie unſer Beobachter nach wenigen Tagen würk— lich als Puppe. Sie war den gewöhnlichen in allen aufs vollkommenſte gleich nur, wie man ſich leicht von ſelbſten vermuthen wird, auſſerordentlich klein. Jetzt aber der Zweyfalter; welche erwünſchte Seltenheit, der merkwürdig— ſte Auftritt! eine Geſtalt, die weniger als Zwergengröſſe betragen mußte, wur: de mit Verlangen erwartet. Binnen wenigen Tagen fand ſich aber die Puppe verdorrt. Faſt war auch bey dieſen Abweichungen keine Vollkommen— heit der Ausbildung zu vermuthen. Vorfälle dieſer Art ſind bey Erziehung der Raupen eben die ſeltenſten nicht. Kenner werden ähnliche Erfahrungen vielleicht öfters bemerken. Sollte es denn aber ganz wider die Möglichkeit ſtreiten, aus ſo frühe reif gewordenen Chryſaliden den vollkommenen Zwey— falter zu erziehen? Hier fallen zwey Sachen in die Augen. Trieb, eine Verwandlung anzugehen; und Mangel an Stoff ſie zu bewürken. Iſt das erſtere nicht offenbar Werk einer Seele?

Der ſiebende europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ATROPOS.

Der Todtenkopfſchmetterling. Les Sphinx à tete de mort. Geoffr. De lIasmyn-Pylstaart, Doodshoofd - Pylstaart - Vlinder. Caput mortuum.

Tab. VII. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Stengel der Erdäpfel. Die Chryſalide zur Seite.

LINNE S. N. Edit. XII. Sphinx Legitim. al. integr. ano simplici. Sp. 9. Alis integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo cingulis nigris. Edit X. Sp. 9, Mus. Lud. VIr. 348. Amden. acad, Tom. III. p. 324. Mit glattrandigten Flü— geln, die untern gelb mit ſchwarzbraunen Binden; einen gelben Leib mit ſchwarzen Ringen.

Müllers Naturſyſt. V. Th. p. 638. Sph. Atropos. Der Todenkopf.

raBRIC IVS Entomol. pag. 539. Sp. 14. Sphinx Atropos, Linneiſche Charactere.

G EO FHFHROI Tom. II. p. 85. nr. 8. Sphinx Spirilinguis: alis superioribus fusco nebu- losis, inferioribus abdomineque fasciis transversis luteis, thorace maculis caput mortuum referentibus, Long. 22/,. pouces. Larg. 9. Lignes.

DEGEER Mem. Tom. II. P. I. pag. 242. Götzens Ueberſ. pag. 174.

scoPporı Ent. Carn. nr. 469. pag. 184. Sphinx atropos. Bicolor, nempe ochrea- cea et nigricans: antennae tamen apex et punctum medium alae anticae supra alba sunt. Alae posticae ochraceae; fasciis binis, nigris utrinque. Long, unc I. et Lin. II. Lat. unc. A.

70 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

b O DA Mus. Graec. pag. 81.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. ur. 4. Sph. Atropos. Stechapfelſchwärmerraupe. (Daturae Stramonis.)

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr. 4. Sph, Atropos. Der Todten⸗ kopf. Die Grundfarbe der Oberfläche iſt dunkel und hellgrau mit oraniengelben Flecken; die Unterfläche oraniengelb mit ſchwärzlichen Zeichnungen. Auf dem Rüden die Figur ei— nes Todtenkopfes. Im Junius und Auguſt des Abends auf dem Caprifolio und Jeſmin. Sehr ſelten. Erſter Gröſſe; Raupe: Citronengelb und grün von ſehr heller Farbe. Glatt mit einer krummgebogenen Schwanzſpitze von ockergelber Farbe. Auf dem Jeſmin, Caprifolio, wilden Hanf, Liguſtro, Färberröthe, im Auguſt und September.

Fueßli Schw. Inf. nr. 616. Sph. Atropos. Der Todtenkopf. Die Raupe nähret ſich von Jeſmin, Erdäpfelkraut, Zoonymo, beſonders aber vom Hanf, auf den ſte bey uns faft alle Jahre gefunden worden. Magaz. I. St. pag. 85.

Schauplatz der Natur. I. pag. 429.

Allgemeines Magaz. der Nat. 9. B. 931.

AL D RO BAND VS de Ins. pag. 105. Ed. Francof. it. pag. 96.

Gladbachs Verz. Der groſſe Todtenkopf. Pr. 8-4 fl.

Röſel Inf. Bel. II. Th. pag. 5. Die zur Nachtv. I. Cl. gehörige ungemein groſſe, und mit Gelb und Blau wunderſchön gezierte Jaſminraupe, nebſt ihrer Verwandlung in den fo genannten Todtenvogel. Tab. I. II, ö

S G HA E HF E A Ins. Rat. Tab. 99. fig. 4. 2 Sph. al. int. cauda simpl. 10.

R E AUM UR Tom. I. Tab. 44. fig. 2. Tom, II. Tab. 24. Tete de mort. La che- nille du Jasmin.

Martini Naturlex. III. Th. II. B. pag. 493. Tab. 143, fig. 1-6.

Sulzer Kennz. der Inf. Tab. 15. fig. 88.

WILE E Ss Engl. Butterfl. 9. Tab. I. B. 1.

ALBIN. Ins. Tab. 6.

Atropos war nach der Fabellehre eine Parce, die ſchrecklichſte jener un— erbittlichen Schweſtern, welche ehedeſſen den Lebensfaden der Menſchen ge— ſponnen. Dieß habe ich nun wohl nicht erſt meinen Leſern zu ſagen. Hier aber führet einer der ſeltenſten unſerer Abendſchmetterlinge dieſen fürchterlichen Namen. Die Urſache iſt leicht zu errathen. Für die Sphinxe wurden Na— en von Ungeheuern der fabelhaften Zeiten geborgt. Gegenwärtige Gattung führet die Zeichnung eines Todtenſchädels auf ihren Kopf. Einbildung dachte ſich die Figur natürlicher, als die Natur ſolche gemacht. Zweyfalter muß— ten Todtenköpfe werden. Der Teutſche, der Engelländer, der Franzoſe, und faſt alle Nationen unſeres Welttheils neunten ihn fo. Urſache genug, ihm von der fürchterlichen Parce auch im Syſtem einen Namen zu geben.

Wenn die Natur von räzelhaften Geſtalten Bildniſſe mahlt, welche blos in einzelnen Zügen mit irgend einer Sache etwas Gleichendes haben; ſo iſt

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. A

unſere Einbildungskraft alfobald da, mit faſt ſchöpferiſcher Kraft das Fehlen— de vollends auszufüllen. Zum Schrecklichen, zum Abentheuer ſind wir ohne— dem mehr als zum Vernünftigen geneigt. In dieſer Lage iſt denn die Zeich— nung, welche unſer Zweyfalter auf der Oberfläche des Bruſtſtücks führt, ſeit— dem man ihn kennt, zu dem natürlichen Porträt eines knöchernen Schädels, eines Todtenkopfes worden. Ich tadle es nicht. Ich frage nur: warum eben ein runder Umriß mit zwey ſchwarzen Puneten 4) nichts anders, als gerade ein Todtenkopf iſt? Es mangelt doch der mittlere, der die Höhlung des Na— ſengerippes ausdrückende Zug. Warum iſt dieß Bild nicht eben ſo leicht ei— ne Maſque, der Kopf einer Nachteule, und von tauſend andern Dingen, aus denen ſich in der Zeichnung einer runden Fläche mit zweyen Puncten etwas Gleichendes denken läſſet, geworden? Es iſt bekannt, daß die Bruſt eines jeden Abendſchmetterlings mit ſehr langen und dichten Schuppen bekleidet iſt. Sie bilden zu beyden Seiten die Geſtalt zweyer Lappen. Der Theil, welcher an dem Unterleib gränzt, iſt gleichfalls in unterſchiedenen Lagen damit bewach— ſen, und der Rand derſelben faſt durchgehends mit helleren Farben bemahlt. So hat es der Windig, der Liguſter, und Atropos ſelbſt. Bey letzterem aber wurden aus dieſen Zügen wiederum Aehnlichkeiten geſchaffen. Sie muß— ten zur Vollſtändigkeit des ſchreckenden Bildes untergelegte Knochen, oder ein ganzes Gerippe werden 5).

Es ſcheint aber, man habe ſich vereinigt, in dem Bilde dieſes Zweyfal— ters alles Furchtbare in einen Abriß zu bringen. Auch noch der ungeſittete Bewohner der Inſeln Frankreich und Bourbon giebt ihm einen faſt gleich bedeutenden Namen c). Nicht die Geſtalt alleine, auch der Laut, den der

a) LINNE Mus. Lud. VIr. I. c. Tho- rax niger, villosus: dorsi macula magna flava: punctis duobus nigris.

b) Röſel oben ang. O. p. 13. „Wä⸗ „re nur noch ein Naſenflecke da, fo wür- „den wir ein faſt vollſtändiges Bild eines „Todtenkopfes haben. Den übrigen Theil „dieſes Fleckens, und die mit ihm zuſam— „menhängende Striche, könnte man zwar „mit dem Hals, den Schlüſſelbeinen und „erſten Rippen eines Todtengerippes verglei— „chen; doch iſt ihre Aehnlichkeit ſchon et— „was ſchwerer zu finden.,

e) Wenn es anderſt derjenige Zweyfalter

iſt, welcher in der Reife eines franzöſiſchen Officiers nach den Inſeln Frankreich und Bourbon mit nachfolgendem bemerkt worden, den man doch bishero ohne Widerredeu da— für gehalten. Es heißt daſelbſt im I. Th. p. 95. (Man hat hier einen groſſen Nacht— „zweyfalter, der auf ſeiner Bruſt die Ge— „ſtalt eines Todtenkopfes trägt. Man nennt „ihn Au; (Hai). Er fliegt in die Zim⸗ „mer. Man behauptet, daß der Staub, „womit ſeine Flügel bedeckt ſind, die Au— „gen, die er trift, blind macht. Sein Na— „me kommt von dem Erſchrecken her, den „feine Erblickung zuwege bringt. ,,

72 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Sphinx Atropos von ſich giebt, hatte ihn ſchrecklicher als jene Parce ſelb— ſten gemacht. In der Sprache des Uebertriebenen gleicht er dem Wimmern eines Kindes, einem Wehklagen, wo man in Ausdrücken noch am leidentlich— ſten iſt. Natürlichen Ohren iſt es mit jenen ſchwirrenden Tönen, welche ge— meine Holzkäfer, oder auch Scarabaeus Fullo von ſich hören laſſen, faſt ei— nerley Laut d). Man hat ihn auch an dem Windig und einigen gröſſeren Gattungen, obwohl im mindern Grad, bemerkt. Es entſtehet nie von freyen Stücken. Der Zweyfalter muß zuvor in Unruhe gebracht werden. Man bemerkt bey dem Flattern der Flügel alsdenn auch eine Bewegung des Ko— pfes und der Brufſt. Nun iſt die Schale, welche die Fläche des Körpers bedeckt, ungemein hart; und gegen einander gerieben, bringt fie vielleicht jenes Geräuſche herfür? Hier iſt es nicht zu beſtimmen, ob es durch die Bewegung der Flügel an dem Bruſtſtück, oder durch das Reiben des an—

d) DINNER S. N. I. c. dendo palpas ad linguam. Hufnagels Tab. oben ang. O. p. 190. „Etwas be- „ſonderes an dem Vogel iſt, daß er ein „Geräuſch verurſachen kann, ohngefähr ſo, „wie die fo genannten Holzböcke (ceramby- „ces Lin.), mit dem Rückenſchilde auf den „harten Flügeldecken.“ scorouı I. e. p. 185. „Irritata stridet ut Cerambix.,, Letzterer will auch gleichen Ton an der Rau— pe bemerkt haben, indem er ſagt: larva ir- ritata stridens & c. Röſel oben ang. O. p- 16. „Ich muß auch noch etwas vom „Geſchrey unſers Papilions melden. Es „iſt daſſelbe nicht viel ſtärker als dasjeni— „ge, ſo der ſchäckigte Juliuskäfer mit dem „Reiben ſeiner Flügeldecken am Hinterleib, „und die ſo genannten Holzböcke, Geigers „oder Holzkäfer durch das Zuſammenreiben „ihres Hinter- und Vorderleibes machen. „Es hat mich allezeit gedünkt, ſo oft mein „Papilion geſchryen, ich hätte mehr Bewe— „gung zwiſchen dem Bruſtſtück und Hinter- „leib, als zwiſchen den Rüſſel und ſeinen „Bartſpitzen wahrgenommen.“ Degeer

Stridet alli-

ſchlieſſen⸗

oben angez. O. „Ce papillon est re- „marquable par un cri qu'il a, et dont il „fait sur tout usage lorsqu’il marche, „ou qu'il se trouve mal à son aise, se- „lon le rapport de M. de reaumur, „Cet auteur dit, qu'il crie dans les pou- „driers et dans les boites, ou on le „tient renferme, et que ces cris redou- „blent lorsqu' on le tient entre les doigts. „En general il fait grand usage de la „faculté de crier, que la nature lui a ac- „cordee, ajoute l’Auteur. Les observa- „tions de ce grand naturaliste nous ap- „prennent, que ce eri singulier est pro- „duit par le frottement de tiges barbues „de, la tete contre la trompe &c.,, Herrn Paſtor Götzens Anmerkung zur Ueberſ. Ebendaſ. „Alle die im vorigen Herbſt das „Wimmern dieſes Vogels unterſucht haben, „bezeugen das Gegentheil, und verſichern, „daß er dazu innerlich ein anderes Organ „haben müſſe. Wenn ſich die Raupen ein⸗ „ander zu nahe kommen, ſollen ſie ordent— „lich ziſchen, ſich auch untereinander beiſ— „ſen ,

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 73

ſchlieſſenden Hinterleibs, oder ſelbſten des Kopfs an dem Bruſtſtück bewürket wird. Reaumür glaubt, es entſtünde dieſer Ton von dem Reiben der Fühlſpitzen und der Zunge gegen einander. Nun ſind dieſe mit Schuppen ganz bedeckt, und alſo an ſich gar nicht geſchickt einen Laut zu erregen. An— dere wollen ein eigenes Organ zur Hervorbringung deſſelben in dem Zwey— falter als das Wahrſcheinlichſte vermuthen.

Was hat nicht vollends die düſtere Farbe unſeres gar nicht heßlichen Zweyfalters für Auslegungen zum Vorſchein gebracht? Deſſen beſondere Gröſſe, ſein rauſchender Flug, die ahndungsvollen Stunden, in denen er ſich vernünftigen Geſchöpfen nur zeigen kann; die Abenddämmerung, die Gewohn— heit ſogar in Zimmer zu fliegen, wohin ihn, wie andere, angezündete Lich— ter lockten, das Auslöſchen derſelben; alles dieß, ſage ich, hat das Seinige bey— getragen, daß er in jenen dunklen Zeiten (und vielleicht ſind dieſe noch nicht vorüber) Schreckniſſe zu verbreiten vermocht.

Aberglaube, welcher über die heiligſten und reinſten Kenntniſſe feine Macht verbreitet, iſt im Reiche der Inſecten am meiſten geſchäftig geweſen. Es wurden die Geſchöpfe dieſer Art am ſpäteſten unterſucht. Kaum iſt es ein Jahrhundert, wo man den irrigen Wahn des zufälligen Entſtehens der— ſelben beſiegt. Wie wenig ſind dieſe Aufklärungen noch allgemein worden, bis ſie erſt zur Belehrung des Volks ſich eine Bahn gemacht haben. Hier würden ſie eben die beträchtlichſten Vortheile verſchaffen. Iſt es daher be— fremdend, wenn der Sphinx Atropos in dem Reiche des Aberglaubens eine wichtige Rolle geſpielt? Er wurde nicht für ein Geſchöpf, nicht für ein Mei— ſterſtück der Allmacht gehalten. Er mußte ein Bothe des Schreckens werden, Furcht und Wehklagen verkündigen, Sterben unter Menſchen und Vieh, ſo— gar das Ableben der Groſſen der Erde, Peſt und Seuchen anmelden unter den Menſchen. Dieß waren die einem unvernünftigen Geſchöpf mit mehr Unvernunft, als es ſelbſten beſaß, zugeeigneten Geſchäfte. Aber er trug ja das Bild des Todes auf dem Rücken, er zeigte ſich nur bey düſterer Nacht, und ſein Laut die verſtändlichſte Sprache e).

e) Hufnagels Tab. ob. ang. O. „Wie „erfinderiſch iſt nicht der Aberglaube, wenn „es auf Bedeutungszeichen ankommt, und „wie geneigt zu ſchlieſſen: post hoc; ergo „propter hoc.“ Martini Naturlex. 1. Th. p. 499. Die Furcht vor dem To— de: das thörigte Verlangen ſein Schickſal

II. Theil.

„vorhero zu wiſſen: die geringe Aufmerk— „ſamkeit, welche man oft auf natürliche „Zufälle verwendet: u. ſ. w. machen, daß „der größte Theil der Menſchen Gefahr „oder Tod in Gegenſtänden vorhero ſiehet, „in welchen er blos die Allmacht, Weisheit „und Liebe des Schoͤpfers, blos die unüber— K

7

4 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Die Geſchichte hat uns vielfältige Beyſpiele dieſer Thorheiten faſt zur Schande der Menſchheit aufgezeichnet hinterlaſſen. Reaumür ſagt, es ſeyen ihm Klöſter bekannt geweſen, wo ein in das Schlafzimmer der Nonnen geflüchteter Todtenkopf dieſe Perſonen für weiſſagendem Schrecken und prophe— tiſcher Angſt beynahe ums Leben gebracht. In Bretagne war er einſtens in groſſer Anzahl zu ſehen. Zu gleicher Zeit, bey ſehr heftiger Hitze, wüthe— ten Seuchen daſelbſt. Hier konnte er zwar nicht die Vorbedeutung dieſer trau— rigen Ereugniſſe ſeyn, ſie waren ſchon da; er mußte es aber für die künftigen werden, und die noch bevorſtehende Todesfälle bedeuten. Wie viel erſt die Einbildungskraft aus einem verrückten Geſichtspunet Abentheuerliches erblickt, davon giebt der Atropos gleichfalls ein Beyſpiel ab. Es wurde vor ohnge— fähr 60 Jahren einer dieſer irrenden Nachtwanderer zu Gotha in dem Zim— mer eines daſigen Raths, Namens Weizen, geſehen. In richtigſten Schlüſ— ſen mußte er das Ableben des Bürgermeiſters Wallichs zu verkündigen den Auftrag haben. Es erſchien eine Abbildung und die ausführlichſte Be— ſchreibung davon )). In beyden iſt alles bis zum Furchtbaren umgeſchaffen. Ich will nur das Vorzüglichſte daraus bemerken. Der Vogel, heißt es, hat— te die Gröſſe eines Sperbers. Sollte vielleicht, wenigſtens nach dem Maas der Abbildung Sperling heiſſen, ſonſt hätte die Brille gar zu reichlich dabey gewürket. Auf dem Kopf iſt ein Horn, die Flügel glichen den Floſſen der Fiſche, gerade ſo durchſichtig und geſtaltet wie jene. Wenn ſie der Vogel zuſammenlegt, war augenblicklich das natürlichſte Bild einer Todtenbaare vor—

„ſehbare Mannichfaltigkeit in den Werken ſagten Jahr gefertiget worden, würklich vor—

„der Natur bewundern ſollte. Für einen „eben ſo traurigen Propheten hatten ehemals „viele dieſen unſchuldigen in Europa ſelten „erſcheinenden Todtenkopfſchmetterling ange— „ſehen ꝛc., Mehreres unter dem Titul Aberglaube pag. 89. Siehe Lin. amoen. acad. III. p. 221. Reaum. I. e.

f) Siehe Breßlauer Kunſt- und Naturge— ſchichte. pag. 725. Es war im Jahr 1719,— Man hat die Richtigkeit des dorten beygefüg— ten Kupferſtiches in Zweifel gezogen. Ich kann dagegen meinen Leſern mit Gewißheit melden, daß noch die Originalabbildung von em Hofmahler Wolf zu Gotha, die im be—

handen ſeye. Sie wird zu Erlang in der ſo koſtbaren Kunſt- und Naturalienſammlung des Herrn geheimden Raths und Groß— kreuzrittern, Freyherrn von Buirette zu Oelefeld, eines ſo wohlthätigen Förde— rers der Wiſſenſchaften, als berühmten Ken— ners derſelben, würklich als ein erhebliches Denkmal unter den groſſen Reichthum der übrigen Seltenheiten aufbewahrt. Man wird hier das Bild des Atropos, auſſer den übertriebenen Zuſätzen, am mindeſten verken— nen. Ohnfehlbar ſind nach dieſem Original die abentheuerlichen Copien ausgeartet, de— nen zur Vergröſſerung des Wunderbaren voll— ends alles Aehnliche entzogen worden.

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 75

handen. Ueber dem Schwanz: wo haben denſelben die Todtenköpfe wohl bin— nen dieſer Zeit hingebracht? Ueber dem Schwanz, ſagt die Urkunde weiter, ſte— het ein weiſſes Kreuz. Es ward dieſer Schmetterling undem Zimmer öfters zu Boden geſchlagen, und im Fangen ganz verwiſcht. Dieß verwandelte ſei— ne Flügel in Floſſen, und der Saugrüſſel ward auf dieſe Weiſe zum Horn. Genug von dem Fabelhaften; man meynt ein Stück aus der Hottentottenphy— ſie ohnedem ſchon mit dieſem zu leſen. Nun wünſcht man dieſen Vogel öfters ſich nahe, und am liebſten ins Zimmer gepflogen zu haben, um die Mühe des Aufſuchens zu ſparen. Er hat ſich bey uns durch einen beträchtlichen Werth ſchätzbar gemacht. Ehemal wuſte man keine gröſſere Koftbarfeit unter den ein— heimiſchen Schmetterlingen zu nennen. Ich habe nun ſeine Naturge— ſchichte vorzutragen.

Nur wärmere Erdſtriche ſind die eigene Aufenthaltsgegend deſſelben. Die mittägigen Provinzen Frankreichs haben ihn alle Jahre häufig genug. Geoffroi fand ihn zwar nicht in der Gegend von Paris 9), er wurde aber durch Zeugniſſe verſichert. Engelland, Italien, die Schweiz, Ungarn, und deſſen benachbarte Länder weiſen ihn nicht weniger auf. Ganz Teutſchland be— ſitzt ihn gleichfalls. Man hat ihn vom Rhein bis an die Elbe ganz zuver— läſſig entdeckt. Doch iſt er bey uns mehr nach der Raupe als Zweyfalter bekannt. Es ſind die Beyſpiele bey uns würklich ſelten, daß man ihn im letzteren Stande gefangen. Kältere Länder vermiſſen ihn ganz. Er wurde in Schweden, Dänemark und Norwegen noch niemalen entdeckt. Die Mo— nate Junius und Julius, auch der ſpätere Auguſt und September, ſind die gewöhnlichen Zeiten, wo er im freyen Fluge ſich zeigt, und wo er auch bey unſerer Erziehung zum Vorſchein kommt. Man ſagt, er pflege ſich auf den Blüthen der Jörichroſe nieder zu laſſen. Man hat ihn auch an Stämmen, an Mauern ſitzend gefunden, und wie geſagt, verirrt er ſich auch zuweilen in unſere Zimmer.

Er wird nicht minder in den heiſſeren Erdſtrichen entlegener Welttheile bemerkt 1). Oſbeck meldet, er habe ihn in China z) und Haſſelquiſt in Egy⸗

9) GEOFFROL|]. c. „Cet animal m'a h) vınne S. N. I. c. Aegypti du- été donné et je ne croyois pas qu'il plo major et Indiae. se trouve autour de Paris; mais Mons 1) Oſbecks Reiſen nach der teutſchen Bernard de Jussieu auquel on peut bien Ueberſ. des Herrn Adj. Georgi pag. 116. s' en rapporter, m'a assuré Ty avoir ren- Nahe bey der Inſel Kraka - to ohnweit contre &c. „Java, kamen einige Nachtſchmetterlinge zu

76 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

pten 1e) geſehen. Beyde ſtimmen darinnen überein, daß er zweymal gröſſer als der europäiſche iſt. Ich habe nie das Glück gehabt, ein dergleichen ausländiſches Ex— emplar vergleichen zu können. Nach der ausführlichen Beſchreibung eines Haſ— ſelquiſt's finde ich die bündigſte Uebereinſtimmung ſeines egyptiſchen Exemplars mit dem unſrigen ſogar nach der Raupe. Jene des Oſbecks aber ſcheint mir bey dem Abweichenden mehr den Namen einer eigenen Gattung zu verdienen. Entfernt, daß ich in die Beobachtungen dieſes groſſen Mannes ein Mißtrauen

ſetze. ſehr unbedeutend zu unterſcheiden.

„uns auf das Schiff, und wurden gefangen. „Z. B. Sphinx Atropos, oder der Todten— „kopfſchmetterling. Die Oberflügel deſſelben „ſind ſchwarz mit weiſſen ſprenglichten Spi— „tzen: die Randkerben orangegelb. Unterhalb „ſind die Oberflügel, wie die beyden Seiten „der Unterflügel, mit ſchwarzen Linien. Die „Fühlhörner find priſmatiſch und ſchwärz— „lich, und haben auf der Spitze einen brau— „nen Fleck. Die Augen ſind groß und „ſchwarz. Der Rücken iſt ſchwarzbraun „mit der Figur einer Hirnſchaale bemahlt. „Der Leib iſt unten ſchwarz mit orangegel— „ben Ringen, oberhalb mit ſchwarzen und „blauen abwechſelnden Ringen bemahlt. „Die Füſſe ſind ſchwarz, und braun ſchat— „tirt, und die Stacheln derſelben, welche „wie Neſſeln ſtechen, habe eben dieſe Far— „be. Dieſer Schmetterling hat eine ſtark „gedrehete Zunge. Gefangen ſchreyet „er beynahe wie ein Vogel.“ Aus die— ſem wird man, ohne daß ich es anzuzeigen nöthig habe, Abweichendes genug bemerken.

1) Haſſelquiſts Reiſen nach Paläſtina und Egypten. p. 456. der teutſchen Ueberſ. nr. 404. Sphinx (caput mortuum) thora- ce punctis duobus atris notato.— Lon- gitudo totiusarostro ad extremitatem ala- rum pollie.2. Locus Cairo inaedibusra- rissima. Die ausführlich angezeigten Cha— raktere treffen genau mit dem unſrigen über⸗

Die Natur iſt es gewohnt, Gattungen der Abendſchmetterlinge öfters Würden wir einen Elpenor und Porcel—

ein. Das Zeichen auf der Bruſt, die Far— be, die Lage der Flecken, ſind nach ſeiner Beſchreibung ganz einerley. Auch die Zunge iſt von gleicher Gröſſe und Geſtalt. Blos die Fühlhörner ſind meines Bedünkens nicht ganz übereinſtimmend. Er nennt fie anten- nas compressas, latiusculas-lateribus, et antice lineis transversalibus plumosis striatas. Doch werden ſie nach der Farbe

ſchwarz, zur Seite weißgrau angegeben.

Vielleicht ſind die Gliedmaſſen bey ſo groſſen Exemplaren, wie die egyptiſchen ſind, auf dieſe Art vollſtändiger gebildet; pag. 459. nr. 105. wird die Raupe beſchrieben. Er meldet dabey, daß er den Zweyfalter nicht daraus erzogen. “Sphinges larva; an ca- put mortuum?,, Seine weitläuftige Be— ſchreibungen aber treffen auf das bündigſte mit der unſrigen überein. Die Seitenſtrei— fe giebt er nach der Farbe blaß purpur— färbig an; (pallidae purpureae, margine inferiore parum obscuriore). Dieß mag wohl von wenig bedeutender Erheblichkeit ſeyn. Er fand ſie in den Gärten von Cai— ro auf den Blättern des Badingam arabum, welches eine Gattung des Solani iſt, und mit unſern Cardoffeln viele Aehnlichkeit hat. Die Grundfarbe der Raupe wird gleichfalls citronengelb angegeben. Ihre Gröſſe betrug 6. Zoll in die Länge. Im September er— reichte ſie ihren vollkommenen Wachsthum.

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 77

lus, wenn ſie uns fremde wären, für etwas anderes als Abänderungen der Gröſſe erkennen? Wie reich iſt Indien in den mannichfaltigen Geſtalten die— ſer Geſchöpfe! Es iſt das ächte Vaterland der Sphinxe.

Cramer giebt uns eine Abbildung eines ſurinamiſchen Originals J. Das Abweichende deſſelben hat mich in Verwunderung geſetzt. An ſich iſt der Gezeichnete gar nicht gröſſer, vielmehr etwas kleiner als bey uns die Gewöhn- lichſten ſind. Jenes bekannte Bildniß auf der Bruſt ſcheinet gar nicht kennt— lich zu ſeyn. Ich finde wenigſtens nicht das Uebereinſtimmende in dieſen Zü— gen. Die Oberflügel ſind noch mit einer ſchräge durchlaufenden Binde von weiſſer Farbe geziert. Eine dergleichen bemerkt man auf der Grundfläche in der Nähe des Leibes. Dieſe Zierrathen gehen dem unſrigen gänzlich ab. Die zackigten ſchwarzen Linien, und der mittlere braune Flecken, werden hier gleich— falls vermiſcht. Abweichung, welche für das Eigene einer Gattung, mich als etwas Weſentliches bedünkte. Mit gleicher Befugniß würde man den auf der 126. Tafel jenes vortreflichen Werks unter dem Namen Sphinx Cluen- tius abgebildeten Falter unter die Abänderungen eines Atropos zu zehlen be— rechtiget ſeyhn. Die Gröſſe iſi auſſerordentlich, die beyden Hauptfarben einer— ley, die Zeichnungen aber verſchieden. Noch wären zwiſchen dieſem und je— nen einige Stufenreihen in Anſatz zu bringen. Doch genug hievon! Ohne alle weitere Streitigkeiten ſeye noch etwas von der Geſtalt und Farbe un— ſeres Europäers geſagt.

Eine pünktliche Anzeige aller einzelnen Striche des mannichfaltigſten Gemiſches, womit wir feine Flügel bemahlt ſehen, werden meine Leſer keines— wegs verlangen. Zeichnung kann die Stelle der ausführlichſten Worte ver— tretten. Der Zweyfalter iſt aus oben angezeigtem Merkmal bereits kenntlich genug. Schwarz und ein dunkles Gelb ſind faſt die einzigen Farben, aus de— nen ſein Colorit zuſammengeſetzt iſt. Beyde Miſchungen brachten den brau— nen Flecken in der Mitte der Oberflügel hervor. Nur etwas weniges von

K 3

l) eramer Papillons Exotiques. VIItes Heft. Tab. 78. Fig. A. Atropos Lin. &e.,, On trouve ces papillons „non seulement en Europe, mais aussi „dans les autres parties du monde. On „les tire de Batavia, du Cap de bonne „Esperance, et celuici est dessinè d’apres „un Original, qui se trouve dans la col-

„lection de Mons. W. van der Meilen, „qui la recu de Surinam. Le des- „Sous du corps et des ailes est d'un jau- „ne obscur, mais la pointe et les bords „des ailes sont brunes, et l’on voit de méme une bande transversale etroite de „la derniere couleur, sur la partie inter- „mediaire des ailes.,,

78 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

weiſſer Farbe hat die Natur an ihm verbraucht. Der mittlere Punet der Oberflügel iſt damit gefüllt. Einzelne Stäubgen dieſer Farbe erblickt man auf dem Dunklen faſt wie gepudert. Aus dieſer Miſchung des Schwarzen entſtunde der aſchgrau faſt blauliche Streif über den Rücken. Ich weiß nicht woher es kam, daß man ſich um die Wette bemüht, den Atropos in den meiſten Abbildungen mit Farben von auſſerordentlicher Höhe zu mahlen. Man mahlte ihn ſo bunt als möglich m). Glaubte man, die Natur habe ihn nicht ſchön genug für die Verleger gemahlt?

Es ſind noch andere denkwürdige Vorzüge zurück. Der Leib iſt auſ— ſerordentlich dick. Er iſt mehr in die Breite gedruckt, keinesweges ſo ſpitzig wie an dem Windig und Liguſter zugeſchnitten. Die Fühlhörner ſind die Kürzeſten, welche man irgend bey Abendſchmetterlingen in Verhältniß ihres Kör— pers noch zeithero bemerkt. Sie ſind ganz zugerundet, und in eine Krüm— mung gebogen. Die oberſte Spitze iſt weiß gefärbt. Man muß bemerken, daß ſie ganz mit Schuppen bekleidet ſind. Der Kopf iſt von ungewöhnli— cher Groͤſſe. Die Zunge zwar ſtark, aber auſſerordentlich kurz. Ihre Länge wird kaum etwas weniges über das Maas der Fühlhörner betragen. Die Augen ſind groß von brauner Farbe. Bey der Nacht ſo feurig als bey al— len gröſſeren Gattungen dieſes Geſchlechts. Den Vorderfüſſen hat die Natur eine ungemeine Stärke gegeben, und noch überdieß ſie mit langen Schuppen verwahrt. Die Gelenke derſelben ſind wie bey gröſſeren Gattungen der Abendſchmetterlinge gewöhnlich mit Stacheln beſetzt.

Geſchlechtsunterſcheid hat nach dem Aeuſſerlichen die Natur kaum ſichtlich bemerkt. Das Männchen beſitzt eine dunklere Farbe. Abänderun— gen find nicht im mindeſten erheblich geworden. Der Atropos blieb ſich im— mer in ſeinem Bilde ganz gleich. Eine geringere oder mehr beträchtliche Gröſſe, ein fehlender Strich, eine dunklere oder blaſſere Farbe, ein breiterer Flecken: alles dieß verdient nicht erörtert zu werden.

Ich komme auf den niederen Stand unſeres Geſchöpfes zurück; ich habe von der Raupe das Wichtigſte noch zu erzehlen. Wir erblicken hier gar nichts von dem Düſteren, von dem Furchtbaren, mit dem der Zweyfalter gezeichnet iſt. Die Natur hat im Gegentheil alles Schöne, das Erhabenſte im Putz her—

m) So iſt eine Abbildung in Sulzers auf der Bruſt. Ich bemerke, daß Perſo— Kennzeichen der Inſecten Tab. XV. gera- nen, die zum erſtenmal einen Atropos nach then. Hier iſt der Streif über den Rücken der Natur erblickten, kaum nach dieſen Vor— des Hinterleibes hoch himmelblau, die Fle- ſtellungen von der Aechtheit des Originals cken auf den Flügeln ſo ſeltſam als das Bild zu überzeugen waren.

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 79

vorgeſucht, eine Raupe für menſchliche Augen auffallend zu bilden. Unſer Welttheil bringt keine in gleich beträchtlicher Gröſſe herfür. Sie erhält 4 bis 5. Zolle in der Länge. Jene, die Haſſelquiſt in Egypten gemeſſen, betrug ſechs derſelben. Die ganze Fläche iſt glatt mit dem ſchönſten und helleſten Gelb durchaus bemahlt. Die untere Seite iſt ein friſches Grün, es ziehet ſich etwas verlohren gegen die obere hin. Blaue Seitenſtreife, welche über den Rücken ſpitzige doch verlohrne Winkel bilden, geben ihr eine Zierde, wel— che Augenweide wird. Sie find mit ſchwarzen Puncten, jo wie die Zwiſchen— räume der gelben Grundfläche beſetzt. Zu beyden Seiten werden dieſe Streife dunkel, und mit dem Grünen vermiſcht. Eben da, wo ſie ſich ins Schwarze verliehren, ſind ſie durch eine weiſſe ausgekappte Linie begränzt. Das Horn an dem letzten Ring iſt dunkelgelb. Der Geſtalt nach weicht es ſo ſehr ab, als man es an keinen einheimiſchen Arten der Raupen bemerkt. Zweymal iſt es gekrümmt, und mit kleinen Höckern beſetzt. Das übrige iſt aus der Ab— bildung deutlich genug.

Dieſe Raupe aber iſt nicht unverändert nach einerley Colorit gemahlt. Sie zeigt ſich auch grün, und dieß in unterſchiedener Miſchung, wie mir ſelb— ſten zu Geſicht gekommen. Man hat ſie von brauner Farbe bemerkt. Zu Fol— ge einer Nachricht, die mir durch einen Freund in Frankreich mitgetheilt worden, hat man fie öfters von der dunkelſten Farbe mehr ſchwarz als braun m). Dieſer Raupe iſt jene Stellung nicht weniger eigen, welche bey obigen Gat— tungen angezeigt worden. Sie ziehet den Kopf einwärts in eine Krümmung zurück, wenn ſie geſtöret oder in Schrecken geſetzt wird. Doch iſt der vorde— re Theil des Körpers keinesweges ſo weit wie bey jenen rückwärts gebogen. Er erhebt ſich nur etwas weniges, vielleicht wegen der Schwere, über den Ruhepunct in die Höhe. Sie nimmt ihr Futter mit einer ungemeinen Ge— ſchwindigkeit ein. Aus ihrer Gröſſe iſt ſchon zu ſchlieſſen, daß ſie die Re— geln der Mäſigkeit wenig zu beobachten gelernt. Der Koth, den fie abwirft, iſt nach dem Verhältniß des Körpers ganz auſſerordentlich groß. Die Mo— nate Julius und Auguſt ſind es, wo wir ſie bereits ausgewachſen antreffen. Man hat ſie aber auch da zugleich ohngefähr in dem Alter der zweyten oder dritten Häutung entdeckt. Die Erfahrung lehrt, daß ſie nur in heiſſeren Jah— ren in beträchtlicher Menge ſich zeige. Unter dieſen haben ſich das 1746ſte,

n) In der teutſchen Ueberſetzung des Lin. ſchlichen. Da es allgemein heißt: die Rau⸗ Naturſiſt. oben ang. O. hat ſich auch aus pe iſt Schwarz. Dergleichen Abänderungen dem houttuyniſchen Werk ein Fehler einge- gehören nurunter die ſeltenſten Erſcheinungen.

80 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

das 1756fte, wo Röſel fie entdeckte 0), und das 1776fte vorzüglich ausgezeich— net 5). In dem letztern ward fie nicht minder in unſerm Franken faſt aller Orten gefunden. Beſonders iſt ſie in den Gegenden von Erlang, Uffenheim und Bamberg ſehr zahlreich geweſen. Sonach iſt der Atropos mit Recht unter die einheimiſchen Arten zu zehlen, wenn er auch urſprünglich aus einem wärmeren Welttheil zu uns übergewandert iſt. Von Naturtrieben weiß ich nichts erhebliches zu bemerken. Unſere Raupe iſt darinnen von jener des Win— digs und anderer gar nicht verſchieden. Scopoli will auch einen Laut an der— ſelben beobachtet haben 7). Vielleicht iſt es ein Knarzen, das bey ſchneller Bewegung der zuſammengeſchobenen Ringe entſtehet. Ich habe es nie beob— achtet. Zu genauen Unterſuchungen iſt faſt noch keine Gattung gänzlich er— ſchöpft. Bey dem Atropos iſt die Naturgeſchichte ſchon in ihrem Urſprung mangelhaft. Man hat ihn nie von dem Ey an erzogen. Nachrichten von der jugendlichen Geſtalt der Raupe ſind uns nicht weniger unbekannt zeithero geblieben.

Ich habe der Futterpflanze gedacht. Sie iſt merkwürdig genug, und einer eigenen Betrachtung werth. Die Blätter der jo nutzbaren Cardoffeln ) ſind die allgemeine, die vorzüglichſte Speiſe unſerer Raupe geworden. Man hat dieß beſonders ſeit ihrem allgemeinen Anbau in Teutſchland bemerkt. Eben dieſe Pflanze dient ſonſten keiner andern Raupe zum Futter, ſogar die Kohlraupe rührt ſie nicht an. Es iſt ein ſehr ſeltenes Beyſpiel, wenn irgend eine der Vielfräßigen auf gedachter Pflanze gefunden wird. Selbſten im mit— tägigen Frankreich und Italien wird die Raupe des Atropos auf dieſem Ge— wächſe angetroffen. Sie verläßt dorten die wildwachſende Jaſmine, wenn ſie erſtgedachte Blätter bekommt. Nur ſelten iſt ſie deswegen auf jenen zu finden. Der Jasmin war diejenige Pflanze, auf der man zuerſt unſere Rau— pe entdeckt. Schon Aldrovand und Cardanus s) haben dieſes bemerkt.

Letzterer

o) Inſ. Bel. IV. Th. pag. 234. Nach⸗ richt von der Jaſminraupe ꝛc.

?) Neue Berliner Mannichfaltigkeiten. I. Jahrgang. p. 326. Herrn Paſt. Gö— tzens Ueberſ. des Degeeriſchen Werks; oben ang. O. p. 174. Anmerk. 2. „Im Som— „mer 1776, haben die Bauern bey Halle „ganze Kober voll dieſer Raupen von den „Cardoffelfeldern zur Stadt gebracht.,

) Siehe obige Anmerk. pag. 72.

r) DIN NH S. N. Tom. II. gen. 250. Sp. 10. Solanum tuberosum. An einigen Orten heiſſen fie Erdbirne, welchen Namen ſonſten der bey uns häufig angebaute He— lianthus tuberosus führt. Lin. I. c. p. 569. gen. 979. Sp. 3.

s) GAR DAN xs in libro de subtilitate. pag. 124. Edit. Basil. in 8vo.

Sphinx Atropos. Der Todtentopfſchmetterling. 5

Letzterer läßt fie vollends recht kunſtvoll aus deren Blättern entſtehen. In ob- gedachten breßlauiſchen Nachrichten wurde gleichfalls angemerkt, daß ſie auf dieſem ausländiſchen Gewächs gefunden, und damit erzogen worden. Uns wurde ſie alſo erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts als eine einzelne Selten- heit bekannt. Sie iſt denen Bemühungen einer Merian, eines Friſchens, und anderer Aeltern entgangen. Erſt find es 24. Jahr, daß fie Röſel zum erſtenmal in unſern fränkiſchen Gegenden fand. Nun ift fie faſt alle Jahre vorhanden. Wahrſcheinlich iſt ſie durch Wanderungen von Italien zu uns herüber gekommen. Obgedachte Schriftſteller haben ſie ſchon ſeit zweyen Jahr— hunderten in jenem Lande entdeckt. Iſt es wider die Wahrſcheinlichkeit, daß die benachbarte Barbarey und Egypten, der ächte Sammelplatz der Inſeeten, ihr eigenes Vaterland ſeye? Haſſelquiſt hat ſie dorten auf ihrer eigenen Azung einem mit dem unſrigen ſehr ähnlichen Solano gefunden. Wir haben viele Pflanzen und Thiere mit jenen Ländern gemein. Ein geflüchtetes Weib— chen fand nicht ihr gewohntes Futter, ſie wählte das, welches dem Geſchmack der Säfte nach jenem am ähnlichſten kam. Wie viele Raupen aber ſuchten nach ſelbigem, bis eine Einzelne oder ein Paar wieder daſſelbige fand. Es iſt die— ſemnach der Atropos lange genug die wichtigſte Seltenheit der Papilionen— liebhaber geblieben. Bey dem ausgebreiteten Anbau der Cartoffeln hat nun aller Orten die Raupe ihre eigene Nahrungspflanze gefunden. Sie wurde nach und nach mit jenen bey uns häufiger, und jetzt iſt ſie ganz einheimiſch geworden. Ihrer jährlichen gleich zahlreichen Vermehrung ſind aber Gränzen geſetzt. Wie fürchterlich würde auch ein Heer dieſer Raupen bey ihrer Gefrä— ſigkeit werden. Kaum ſollten die ſo nutzbaren Erdäpfel in unſeren Gegenden gerathen. Dieſe zu befürchtende Plage verhütet der Landmann, ohne es ſelb— ſten zu wiſſen. Durch das Abräumen der Felder und Ausgraben der Cartof— feln, werden die in ſeichter Erde liegende Chryſaliden ihres Schutzes wider die Kälte und Näſſe des Winters beraubt. Das Umpflügen in Frühling zerſtört noch Tauſende derſelben. Ohnfehlbar werden von dem Weibchen bey der zweyten Erzeugung im Herbſt die Eyer an die Zweige dieſer Pflanze gelegt. Nach der gewöhnlichen Behandlung gerade der unſicherſte Platz. Dieſe Sten— gel werden ausgeriſſen, zur Feuerung oder zum Dünger benutzt. Noch wird es ſelten der Landmann zuträglich finden, einerley Platz auch das folgende Jahr mit dieſem Gewächſe zu bepflanzen. Hier iſt denen geretteten Eyern bey dem Auskriechen ihr Untergang ſchon ſo gut als gewiß bereitet. Die lebendig— gewordenen Raupen vermiſſen ihr eigenes Futter, ſie müſſen zu Grunde gehen. Von fo vielen widrigen Zufällen wird unſre Raupe bedroht. Förderte nicht

II. Theil. L

82 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

die erſte Generation ein hitziges Jahr? und ein gelinderer Winter und Um— ſtände, die ich eben erzählt, kaum Einzelne kämen davon. Ein paar glücklich entronnene Weibchen aber find hinreichend, eine ganze Gegend mit ihrer Nach— kommenſchaft wieder zu bevölkern. Sie ſetzen vielleicht noch zahlreicher ihre Eyer ab, als wir vermuthen.

Es haben ſich noch Pflanzen von mancherley Art bekannt gemacht, die unſerer Raupe zur Fütterung dienen. Vielleicht war ſie genöthiget, einer widri— gen Koſt zu gewohnen, wenn die ihren Geſchmack anſtändigen Säfte nirgends anzutreffen geweſen. Vielleicht war auch die Pflanze zu ſelten, zu ſichrer Ver— wahrung der Eyer nicht einſam nicht gelegen genug. Wie wenn bey früherer Entwicklung das geliebte Solanum noch kaum aus der Erde gebrochen, noch im Herbſt für die Nahrung der zweyten Generation durch Abſchneiden des Krauts ſchon vom Felde geräumet, oder etwa in manchen Gegenden ganz nicht angebauet worden. Hier hatte ein Weibchen zur Anlage der Eyer, oder auch ſelbſten die auskommenden Räupgen eine nothwendige Aenderung anzugehen. Sonach gar nicht befremdend, wenn wir ſie zuweilen auf Gewächſen antref— fen, wo man ſie vorhin noch gar nicht bemerkt. Des weiſſen Jaſmins habe ich ſchon oben erwähnt. Seit den Zeiten eines Röſels ſagt uns niemand mehr, daß er ſie auf der gedachten Staude gefunden. In Frankreich, wo ſol— che Reaumur auf dieſer Staude noch fand, ift ihr jetzt das Solanum ei— gener geworden. Vielleicht hat eben der ſtarke Geruch jener Blüthe den erſten Zweyfalter gelockt, der alsdenn an gleichem Ort feine Eyer hinterließ. Die da zuerſt gefundene Raupen hieſſen alsdenn ganz natürlich die Raupen des Jaſ— mins. Die Herren Verfaſſer des oben angeführten ſyſt. Verz. fanden fie auf dem Stechapfel (Datura Stramonium Linn.) und ertheilten von daher unſe— rer Gattung einen ganz neuen Namen. Scopoli fand ſie in dem gebürgig— ten Kärnthen auf dem Spindelbaum, (Evonymus L.) welcher auch bey uns nichts ſeltenes iſt, und ſogar auf den Birnbäumen trift man fie an 5). Auf dem Hanf (Cannabis Sativa L.) ward fie bereits öfters entdeckt. Der Liguſter, (Ligustrum L.) hat ſie gleichfalls genähret. Eine Anzeige aller Pflanzen, die unſere Raupe genoſſen, würde was ſehr Weitläuftiges werden. Aus den bereits angeführten Schriftſtellern habe ich nur noch folgende anzu— zeigen. Die Blätter der Erdbeere (Fragaria L.) ſind es, der gelben Rüben (Daucus). des Waidtes (Isatis L.) der Färberröthe (Rubia L.), der Weinraute (Rula), womit und ſogar mit den Blättern des Keuſchlamms (Vitex Agnus

) scoroLı Ent. Carn. Habitat in ipse vidi, iisque enutrivi. Visa etiam in Canabi et Evonymo, in quibus larvas pyro.

Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 83

eastus L., und des Maulbeerbaums (Morus), man fie würklich will gefüttert haben.

Die Chryſalide iſt noch zu beſchreiben. Wie die Abbildung ſchon auf das hinlänglichſte zeigt, iſt ſie von beträchtlicher Gröſſe. Ganz ſchwarzbraun zur Seite der Luftlöcher mit dunklen Flecken gezeichnet. Es mangelt ihr je— ne Scheide für die Zunge, ſonach von der Chryſalide des Windigs weſentlich durch dieſes verſchieden. Der Zweyfalter konnte auch eine Verwahrung die— ſes Werkzeugs bey der Kürze der Zunge gar wohl entrathen. Die Raupe bauet ein Gewölbe in die Erde, wie die Vorerwähnten insgeſamt thun. Aus einigen dieſer Chryſaliden kommt der Schmetterling noch das erſte Jahr in einer Zeit von 4. Wochen hervor. Es ereugnet ſich dieſes gemeiniglich im Auguſt oder September. Andere durchleben den Winter, ohne daß man Kennzeichen oder Urſache anzugeben vermag. Bey der künſtlichen Erziehung hat man ſie für Staub und zu vieler Wärme in Obacht zu nehmen. Man läßt ſie am beſten in ihrem Lager, legt ſie in angefeuchtetem Sand, wo ſie ſo— gar die Wärme unter dem Ofen verträgt. Dem Vertrocknen wird wenigſtens dadurch am ſicherſten gewehrt. Durch dieſes Mittel hat man Spätlinge be— reits im Maymonat erzogen 14).

Der achte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX CELERIO.

Der groſſe Weinvogel. Der groſſe Weinraupenfalter. Tab. VIII. fig. A. Der Zweyfalter von der Oberſeite. Fig, 2. Die Raupe auf einer Weinrebe. Fig. 3. Die Chryfalide nach Wöfeln. Fig. 4. Sphinx livornica eine eigene Gattung, die zur Vergleichung hier beygefügt worden.

LI NN E S. N. Edit. XII. Sph. Leg. al. int. ano simpl. Sp. 12. Alis integris griseis lineola albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex. Ed. X. Sp. 12. Mit ganzen Flügeln, von graubrauner Grundfarbe, einer durchlaufenden ſchwarz und weiſſen Linie, und mit ſechs rothen Flecken auf den Hinterflügeln.

Müllers Naturſyſt. V. Th. p. 639. Sph. Celerio. Der Traubenlecker.

r A BRT II Entomol. pag. 545. Sp. 30. Sphinx Celerio. Alis integris griseis, strüs albis: posticis fuseis, maculis sex rubris,

u) Kühns Anecdoten zur Inſectengeſch. ſchiedenen Freunden gemeldet, daß ihnen von Naturforſch. IX. St. p. 93. seg. Doch 6. 12. auch 19, dieſer überwinterten Chryſa— haben bey aller Sorgfalt, der im vorigen liden nicht ein einziger Zweyfalter ausge— Jahr erzogenen Raupen, die dienlichſten Mit- brochen ſey. tel fehlgeſchlagen. Es wurde mir von unter—

;

8: Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 2. Sphim Celerio. Weinſtockſchwärmerraupe.

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 482. nr. 42. Sphinx Celerio oder Phönix. Braun mit gelb und weiſſen Strichen, die Unterflügel an der Einlenkung roth. Im Ju⸗ nius. Von der zweyten Gröſſe, ſehr ſelten. Raupe: braun mit ſchwarzen Flecken, und zwey Spiegelpuncten. Die ſchwarzen Flecken find in der Mitte mit blauen Puncten verſehen. Die Schwanzſpitze iſt gerade. Im September. Auf den Weinblättern.

Fueßli Schw. Inf. ur. 647. Sphinx Celerio. Der Phönix. In den italieniſchen Vogtheyen.

Gladbachs Verz. Der rare groſſe Weinvogel. Unbeſtimmter Preis.

Röſel Inf. Bel. IV. Th. Tab. VIII. fig, 1-3. Der aus der mit zwey Augenſpiegeln ge⸗ zierten Weinraupe entſpringende ſchöne braune, mit roſenroth gefleckten Unterflügeln prangende, zur I. Kl. der Nachtvögel gehörige Papilion zc.

Friſch Inſ. XIII. Th. p. 4. Tab. II. Die braune Weinblattraupe, und deſſen Pap.

Seit den Jahren, wo man anfteng die Werke der Schöpfung mit Auf: merkſamkeit zu betrachten, ſeit den Zeiten eines Aldrovands bis jetzt, hat gerade dieſe einzige Gattung der Sphinxe ſich im vorzüglichem Werth in ei— ner ganz eigenen Seltenheit zu erhalten gewuſt. Von der namentlichen Kennt: niß des Sphinx Celerio an bis auf alles Weitere, find wir in Rückſicht deſſel⸗ ben nun gar nichts klüger geworden. Wir wiſſen jetzt von ihm nicht mehr zu ſagen, als was Friſch und Röſel von ſeiner erſten Entdeckung geſagt. Unſere ſämtlichen Entomologen haben ſich immer nur auf vorbeſagte Urkunden bezogen. Nach allen Bemühungen bin ich gleich unvermögend hier ein meh— reres zu leiſten. So angelegen es mir geweſen, ein Original zum Abbilden habhaft zu werden: ſo wenig war es möglich, auch durch Verwendung groſſer Gönner, ſolches zu überkommen. Meine Leſer erblicken hier alſo blos röſeliſche Kopie. Originale ſind mir verheiſſen. Sollte Erfüllung aus Verheiſſung werden, ſollte am Urbild etwas Abweichendes ſeyn: ſo würde es in den Sup— plementen nachgeholt werden. Die größten Sammlungen vermiſſen dieſe Zier— de bis jetzt. Mir glückte es nur ein einziges mal, denſelben auf der Blüthe der Roſe von Jericho zu erhaſchen. Es war im Sommer des 1762ften Jah- res, in einer Gegend ohnweit Erlang. Der Flug deſſelben war ungemein ſchnell und ſchwebend. Schon dadurch kam er mir außerordentlich vor. Der Sphinx Elpenor und Euphorbiae, in deren Geſellſchaft er an jenem Gelage ſich einfand, hatten das Flüchtige nicht. So unterſchied er ſich ſchon da— durch von auſſen, daß ich hieran, ohne Farbe zu ſehen, was Beſonderes erkannt. Seine Gröffe übertraf vorbeſagte Zweyfalter eben nicht ſehr. Erwähntes Er: emplar kam nachgehends in die Hände eines Freundes, von da in andere, und nun find deſſen Schickſale nicht weiter zu erfahren. Röſel hatte ſelb⸗

Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 85

ſten nur ein einziges mal deſſen Raupe geſehen. Ein Rürnberger Gärtner überbrachte ſie ihm. Das von der gemeinen Weinraupe Abweichende fiel ihm ſogleich in die Augen. Die Erziehung gelang bis zur Verwandelung zur Chryſalide auf die glücklichſte Art. Kaum aber konnte er deren Zeichnung fer— tigen: ſo bemerkte er, daß ſie beſchädiget worden, und kein Zweyfalter aus derſelben zu hoffen. Sie vertrocknete würklich in wenigen Tagen. Röſel ſpricht mit Recht von empfindlichen Leidweſen ob dieſen Verluft. Er wurde aber erſetzt. Der ſelige Apotheker Edler in Lübeck, hatte im Jahre 1754. den Zweyfalter ſelbſten ihm mit der Anzeige überſendet, daß es eben derjenige ſeye, den Friſch auf der IIten Tafel ſeines XIIIten Theils abgebildet, und daſelbſten beſchrieben habe. Auch die erzogene Raupe ſtimme mit deſſen Zeich— nungen überein. Röſel verglich ſeine obengedachte Abbildung damit, und fand ſie übereinſtimmend mit jener. Die gegenwärtige Tafel legt ſie nach der erſten, zweyten und dritten Figur in Copien vor Augen. So kam Rau— pe und Zweyfalter zuſammen, ohne daß nach der Natur die eine den andern ergeben. Friſch ſagt, daß die Raupe in der Gegend von Berlin eine Sel— tenheit ſeye, doch erzog er ſie, und zwar nach beyden Geſchlechtern. Dieß ſind die ſaͤmtlichen Nachrichten von unſerm Celerio. Möchten ſie doch ergiebiger ſeyn. Vielleicht iſt derſelbe in irgend einigen Winkeln Teutſchlands, oder ſelbſten unſers Frankens gemein. Vielleicht werden ſeine eigene Wohnplätze bekannt. Die größten Seltenheiten haben immer gleiche Schickſale von je her gehabt. Man lernt endlich ihren Aufenthalt näher bemerken. Sie werden gemein. Sogar eine Wendeltreppe iſt das nicht mehr, was ſie ſonſten gewe— ſen, ſeitdem man ihr Vaterland fand. Bey den Mängeln einer vollſtändigen Naturgeſchichte dieſes Papilio, ſind nun vollends ſyſtematiſche Irrungen mit eingemiſcht worden. Zuvor aber muß ich kurz das Merkwürdigſte ſagen, was Röſel und Friſch in ihren Beſchreibungen uns hinterlaſſen.

Röſel hat ſeine Raupe in gleicher Zeit mit den gemeinern Arten des Elpenors erhalten. Friſch bemerkt den Monat September, und ſonach ſtim— men Monat und Zeit beynahe zuſammen. Sie haben ſie beyde auf Wein— blättern gefunden, ſie giengen aber ihre Verwandelung zur Chryſalide ſchon an, ohne dieſe Koſt mehr zu genieſſen. Röſels Raupe hat noch ein paar Tage ſich dieſes Futters bedient, jene aber nahmen nichts mehr zu fich. Wir wiſſen keinesweges, ob ſich dieſelbe auch anderer Gewächſe zu ihrer Nah: rung bedient. Einſtimmend wird geſagt, daß ſie mit der Raupe des folgen— den Sphinxes des Elpenors ungemein viel Gleichendes hat. Sie führet ei— ne gleich glatte Oberfläche wie jene, ſie iſt von einerley Farbe, eben ſo braun

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86 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmekterlinge.

gefleckt und punctirt wie dieſelbe. Den ringförmigen Vorderleib vermag ſie auf gleiche Art zu verlängern; oder auch zu verkürzen. Zum weſentlicheit Unterſcheidungszeichen von jener werden die beyden augenförmigen Flecken ge— macht. Sie ſtehen zu zweyen Paaren an jeder Seite, wo die beyden leeren Ringe zwiſchen den Vorder- und Hinterfüſſen ſich befinden. Die Raupe des Elpenors beſitzt drey Paare, und ſolche oft noch in mehrerer Anzahl. Die— ſe Zierrathen ſind auch nach der Bildung von jenen der gemeinen Gattung ver— ſchieden. Sie find hier eireulirend, und noch mit einem gelblichen Ring ein— gefaßt. Ein weiſſer mehr blaulicher Punct iſt in dem dunkelſchwarzen Raum etwas auſſerhalb der Mitte, mehr gegen die Seite angebracht. Dorten ſind dieſe Flecken mondfärbig, noch mit einem länglichrunden in deren Mitte ge— mahlt. Dies ſey für Unterſcheidungsmerkmale genug.

Die Chryſalide beſchreibt Röſel rothbraun, und grauſchwarz nach den Vordertheil. Sie gieng ihm, wie ſchon geſagt iſt, noch ehe ſie zur vollkomme— nen Reife gediehen, zu Grund. Sie hatte alſo ſich auch nicht gehörig gefärbt.

Der Zweyfalter weißt uns mehr von Abweichungen auf. Er iſt ſchon nac dem erſten Anblick in Vergleichung des Elpenors abweichend genug. Dem Sphinx Ligustri kommt derſelbe, was Geſtalt und Farbe betrift, etwas nä— her. Herr Fabricius hat ihn daher in ſeinem Syſtem nach dieſem geſetzt. Die Oberflügel haben zum Hauptcolorit ein hellfärbiges Braun. Die durch— laufenden ſchwarzen Nerven, dergleichen Flecken und Striche, nehmen ſich be— ſonders aus. Mit ſehr auffallendem Putz find die Linien von hellweiſſer Far— be auf dieſer Fläche gezogen. In die mitten durch laufende iſt noch ei— ne feinere von ſchwarzer Farbe eingetragen. Der vordere und äuſſere Rand ſind damit gleichfalls eingefaßt. Wo die Flügel am Leibe ſitzen, bemerkt man noch eine dergleichen Linie, die durch ſchwarze Striche gleichfalls ge— theilt iſt. Am Ende iſt ein weiſſer Flecken, deſſen Mitte einen dunklen Punct führt. Die Hinterflügel find hochroth, mit ſchwarzen Binden und Sehnen, und in ſechs Felder getheilt. Dies ſtellt die Abbildung deutlicher vor. Kennzeichen, die das Eigene einer beſondern Gattung verrathen. Friſch bemerkt, daß in Abſicht auf das Geſchlecht in den Zeichnungen kein Un— terſchied iſt. Das Männchen, ſagt er, wäre blos dunkler, es habe jedoch mehr Rothes auf den Hinterflügeln. Das Weibchen, dies mag in der röſeliſchen Figur vorgeſtellt ſeyn, führe weiſſe Abſätze auf dem gelben Leib. Ich habe nun einiger Anſtände zu gedenken, die ſich bey den Citaten des Herrn von Linne“ erhoben.

Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 87

Wir werden in dem Syſtem auf eine Abbildung des Petivers a) verwieſen, wo ſich unſer Zweyfalter befinden ſoll. Ich treffe aber hier kei— nesweges die geſuchte Aehnlichkeit an. Die Beſchreibung, welche unten beygefügt worden, iſt zu mangelhaft, ein Urtheil zu fällen. Es wird nichts weiter geſagt, als daß man ihn ehedeſſen in Livorno gefunden, und über Liſſabon erhalten, oder daß er gleichfalls daſelbſt ſeye gefangen worden. Seine Augen werden hellroth angegeben, zur Nahrung hat er die Blüthen des Jeſmins. Umſtände, die man eben ſo leicht von vielen andern Gattun— gen ſagt. Die Zeichnung ſelbſten, welche Petiver liefert, weichet beträcht— lich von der röſeliſchen ab. Sie führet dieſen Umriß der Flügel nicht, ſie iſt kleiner, der Leib breiter mit reihenförmigen weiſſen Puncten beſetzt. Nicht die ausſchweifenden Linien, nicht die ſchwarzen Flecken, zeigen ſich ſo wie in der röſeliſchen Figur. Abweichungen genug, welche Zweifel erregen. Weit näher fand ich deſſen Bild mit dem Zweyfalter übereinſtimmend, wel— cher nach einen Original gemahlt, auf der gegenwärtigen Tafel unter der Akten Figur vorgeſtellt iſt. In Vergleichung mit dieſem, wird immer Pe⸗ tivers Papilio minder räthſelhaft bleiben. Wir ſehen einerley Züge, Um— riß und Zeichnungen. Eben dies Original der vierten Figur unſerer Tafel, iſt aus Italien. Man hat dieſen Zweyfalter noch nie in Teutſchland gefun— den. Einer meiner Freunde, Herr Pfarrer Lips ins Petersaurach, deſſen weitere Beyträge ich in der Folge zu rühmen habe, hat denſelben von ei— nem Liebhaber aus Verona, durch Tauſch vaterländiſcher Produkte erhal— ten. Er iſt nur dem wärmeren Italien eigen, und ſo mag derſelbe, wenn es angeht, aus der Aehnlichkeit des Clima Schlüſſe zu ziehen, auch in Por— tugall würklich, wie Petiver meldet, vorhanden ſein. In der Unterſchrift der vorliegenden Tafel, iſt er aus gewiſſen Urſachen, nur als Varietät des Celerio, wofür er kann angeſehen werden, bemerkt. Das Abweichende aber iſt zu beträchtlich, als dieſes mit Grund behaupten zu können. Ich glaube meinen Leſern die Mühe zu erleichtern, wenn ich ihn zur Vergleichung mit dem röſeliſchen Celerio vorgeſtellt, und zugleich die Aehnlichkeit mit Peti— vers Abbildung gewieſen, um dieſe Irrungen etwa ins reine zu bringen. Dieſelben behalten die Freyheit ſelbſten zu entſcheiden. Er läßt ſich nicht als Varietät behandeln, er verdient einen eigenen Namen. Ich behalte den erſten, den älteften, den ihm Petiver gegeben bey, es ſeye ihm der Name

a) rerıverı Gaz. Tab. XII. fig. 9. caugt flying about a candle in Oct. 1698,

(oper. Tom. II. p. 3.) „Accipitrina li- Ites Eyes, whilst alive, are like rubies. vornica, perpelle striata. From Lisbon, It frequents the Jasmin flowers,

88 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Sphinx livornica unſertwegen gelaſſen. ihn bey Ordnung der europäiſchen Gattungen mit zu regiſtriren.

In den Supplementen haben wir Nur zu

bedauern, daß ich nicht mehr von deſſen Naturgeſchichte beyzubringen ver—

mag.

Sehnen ſind hier nicht ſchwarz, längſt durch die Flügel laufende nicht durch eine mittlere ſchwarze

Es iſt bereits in obigen alles geſagt. röſeliſchen Celerio iſt beträchtlich genug. ſie ſind weiß an demſelben gefärbt. Schleyer von weißlichter Farbe wird auch Linie, wie dorten, getheilt.

Deſſen Unterſcheid von dem Die durch die Flügel ſich ziehende Der

Sie iſt ein⸗

färbig, nicht ſo ſtark geſchweift, ſondern mehr gerade, breiter und gleichlau—

fender als an jenem. gefärbte Sehnen und Flecken getheilt.

weges die zuſammengekettete weiſſen Linien gleich am erſtern herab.

Die Hinterflügel ſind nur blaßroth, nicht durch ſchwarz—

Längſt des Leibes laufen auch keines— Sie

beftehen hier vielmehr aus Ringen von abwechſelnd weiß und braunen läng—

lich viereckigten Puncten. ge von ſelbſten. falters zu kennen?

Zur Vergleichung giebt die Abbildung das übri— Sollten wir nicht wünſchen, auch die Raupe dieſes Zwey— Wer möchte ſich aber in ſeinem Vaterlande deßhalb

bemühen, in einer Gegend, wo jede Tritte etwas Merkwürdiges zeigen.

Unſer Syſtem beziehet ſich ferner auf die Beſchreibung eines Ray 6),

hier aber weiß ich gar nicht zurecht zu kommen.

b) rarı Hist. Ins. p. 159. n. 9. „Pha- laena media alis longis angustis, exterio- ribus lineis et areolis nigris albis atro- rubentibus transversis pulchre depictis, interioribus obscure rubris. Prick tail Eruca. (Stachelſchwanzraupe.) Alarum exteriorum superiorum pars e fusco ru- beseit, dein .lineae duo albicans et ni- gra dentatae transversae suecedunt, dein area transversa, e fusco rubra, in cuius medio nota o, literae figura: post area lata nigra, in qua ad marginem alae punctum albicans. Areamnigramtermi- nat linea albicans flexuosa. Infima pars alae iterum e fusco rubescit. Lineae tamen duae transversae angustae albi- cantes curiose intuentiapparent, inferior elineolis composita, imo margine paralle-

Es iſt keine Aehnlichkeit mit

la. Alae interiores rufae. Prona ala- rum facies, e rufo sordide lutescit. Non longe ab ima ora linea transversa lata arcuataalasdividit, supra quam punctum nigrum cernitur. Corpus supinum eine- reum, pronum fulvum, latera nigra li- neolis interiectis albis, tribus fere nu- mero. Pedes annulis nigris et albican- tibus varii.

Ex eruca viridi, glabra, lineis albis secundum longitudinem ductis varia, an- gulosa in extremo dorso eminentia seu spina dotata oritur; quam sic deseripsi- mus: Digitali erat Jongitudine, pennae anserinae grassitie fere; colore e viridi caerulescente. In vtroque latere supra pedes inque medio dorso lineae albae a

Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 89

mit deſſen hier unten angeführten Charakteren zu finden. Dieſer, für das damalige Weltalter jo pünktlich zu charakteriſiren gewohnte Entomolog, be— ſchreibt einen Zweyfalter, der gar nicht unſer röſeliſcher iſt. Wenigſtens iſt keiner nach den angegebenen Merkmalen gegenwärtig bekannt. Vielleicht zählt ihn Engeland unter feine eigenen Producte, welche noch nicht zu uns herüber die Straſſe gefunden, oder ſollte er unter die verlohrnen gehören? Wir kennen noch keinen von dieſen. Die angegebenen ſchmalen Flügel, mit weißgezeichneten Linien und ſchwarzen Feldern, mochten den Herrn von Lin— ne“ verleitet haben, dieſen von Ray beſchriebenen Schmetterling mit dem Celerio des Röſels für etwas Gleiches zu halten. Wie ſehr abweichend aber fällt deſſen jo ausführliche Befchreibung nicht in die Augen. Schon die Gröſſe, die er angiebt, ſtimmt nicht überein. Nach Ray würde ein Sphinx Celerio nicht unter die von dem mittleren Ausmaaſe (Sph. me- dia.) gehören. Schon ein Elpenor hat bey ihm ein beträchtliches Maas. Nur dieſe nennt er groß. (phal. major.) Ich finde hier nichts von roth— braunen Flecken auf der Oberſeite der Vorderflügel, nichts von dem Buch— ſtaben O ähnlichen Zeichen, auch nicht die röthlichbraune Fläche (area ni- gra e fusco rubra) mit einer weiſſen Linie begränzt. Anderer Abweichun— gen nicht zu gedenken, die meine Leſer aus deſſen Worten ſelbſten abzuneh— men belieben. Die Raupe iſt gleichfalls gänzlich verſchieden. Er giebt ih— re Gröſſe von der Dicke eines Federkiels an. Die Farbe iſt blaulich grün. Die Zeichnungen ſind weiſſe über den Rücken, und zu beyden Seiten die Länge hin laufende Linien, die wir hier gar nicht bemerken. Er gedenket kei— ner augenförmigen Flecken. Die pyramidenförmige Erhöhung auf dem letz— ten Ring, welche noch mit einem Horn beſetzt iſt, ſchien ihm ſelbſten etwas auſſerordentliches an dieſem Geſchöpfe zu ſeyn. Genug, ich kan weder dieſe Raupe noch den Zweyfalter, wie ihn Ray beſchreibt, unter keiner der uns gegenwärtig bekannten Arten entdecken. Mich dünkt, die Vergleichung älte—

scapulis ad caudam decurrunt. Spatia, lineasintercedentia punctis albis adsper- guntur. Scapulas lineolae quinque lu- teae, secundum longitudinem ductae, vt et torques punctorumalbicantium ornant, Praecipuae notabilis est eminentia pyra- midalis in extremo dorso inapicemacu- tum elata, a cuius basi ad verticem li- neae aliquot rectae velut angulos pyra-

II. Theil.

midis constituentes ducuntur. Pruni fo- lis victitat, vt et malt armeniacae et vitis viniferae. Maio et lunio mensibus

invenitur.

Tela se involvit, et post menstruum e theca seu potius aurelia spadicea, in quam mutata est, phalaenae descriptae forma exiit.,,

90 Zweytes Geſchlecht, Abends chmetterlinge.

rer Entomologen haben den Nutzen, die für verlohren geachtete Gattungen mit deſto gröſſerer Sorgfalt zu ſuchen, aber ſtolz auf unſere Entdeckungen niemalen zu werden. Hier begreife ich nicht, wie ein Gelehrter unſerer Zei— ten, es eine Sucht nennen kan, die von Linne“, die von ältern beſchriebe— ne Gattungen aufzuſnchen, eine Sucht, die ſchon manche Augen, wie es heißt, geblendet hat. Ich glaube, es bedürfe dieſe Sucht vielmehr Empfehlungen, ſie bedürfe aufgemuntert zu werden. Dann ſind bald Natur— ſyſtemen gemacht, wenn man die Entdeckungen anderer nicht nöthig hat, in dieſelben zu bringen; wenn man fein hübſch nur bei ſeinen ſelbſt gefundenen bleibt; dann trägt jeder die nächſten Kohlſchmetterlinge zuſammen; dann wird freylich kein Auge durch die Menge der Geſchöpfe geblendet.

Die Abbildung der Raupe nach Goedart c), auf welche ſich Herr von Linne“ bezogen, giebt auch nach deſſen Beſchreibung nichts entſcheiden— des zu erkennen. Blos dis fällt in die Augen, daß jene des Elpenors vorgeſtellt iſt. Ich finde wenigſtens die drey Paare der augenförmigen Fle— cken dorten deutlich angegeben. Den Zweyfalter ſelbſten hat er niemalen erzogen. Herr Fabricius ließ deßhalb dieſe Stelle in ſeiner Entomologie gänzlich weg, ohugeachtet er jene des Ray und die Petiveriſche beybe— halten. -

Man giebt noch eine ausländiſche Art, die in den heiffen Indien wohnt, für eine Abänderung des Sphinx Celerio aus 4). Sie gleichet demſelbi— gen, ſie weichet aber wiederum in weſentlichen Stücken beträchtlich ab. Ich habe ſie als eine eigene Gattung zu behandeln. Sie verdient durch eine Abbildung bekannter zu werden. Ein verehrungswürdiger Gönner, der be— rühmte Herr Hofrath D. Rudolph zu Erlangen, hat das Original mir mit— zutheilen, die vorzügliche Güte gehabt, daß Er ſelbſten in Bengalen gefangen. Zu Berichtigung einer Gattung, die ſo vielen Anſtänden ausgeſetzt iſt, wird es dismal erlaubt ſeyn, einen Ausländer unter unſere Europäer zu men— gen. Er wird auf der XXII. Tafel, oder der IV. Platte der Supplemen— ten erſcheinen. Die Leſer ſind dadurch im Stande geſetzt, ſelbſten zu ver— gleichen, ſelbſten zu entſcheiden. Man hat ihn noch überdis mit dem röſeli— ſchen Celerio verwechſelt.

c) or», Ins. Tab. III. fig. 4. Edit. d) cramer Vitland. Kapp. Tab. List. fig. 27. p. 73. Eruca Elephas. 125. fig. E. Celerio Linn,

Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. 9

Der neunte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ELPENOR.

Der gemeine Weinvogel. Le Sphinx de la vigne. Geofr. Papil- lon - bourdon - grand porceau. Degeer. De Olifant - Onrust of Pylstaart. Seba.

Tab. IX. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe in ihrer gemeinen Gröſſe und Farbe. Fig. 3. Eine grüne Abänderung. Beyde auf einer Weinrebe. Fig. 4. Die Chryſalide.

LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 47. Alis integris virescentibus: fasciis purpureis va- riis; posticis rubris basi atris. Edit. X. Sp. 47. Faun. Su. Edit. nou. 1089. Mus. Lud. VIr. 355. Oberflügel, von grünlich gelber Farbe mit hochrothen Binden und Strichen; Hinterflügel roth, an der Grundfläche ſchwarz.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 640. Sphinx Elpenor. Der Elephantenrüſſel.

r ABRIOII Entomol. pag. 543. Sp. 25. Sphinx Elpenor. Linn. Charaktere.

n A 11 Hist. Ins, p. 145. nr. 2. Phalaena maior cauda acuta, alis angustis acutis, ex viridi fulvo, et purpureo rubente colore varia, pag. 146, et 281. Eruca porcellus dicta etc.

G EO FF ROI T. II. pag. 86. nr. 10, Sp. spirilinguis, alis viridi purpureoque fascia- tis, fasciis linearibus transversis. Long. 16. lign.

scoPporı Entomol. Carn. 472, pag. 186, Sphinx Elpenor. Bicolor, paleaceo nem- pe et pudorino colore tinctur; alis postieis supra basi nigris. Long, unc. 1, et lin. 2. Lat. 7. a

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 3. Sphinx Elpenor. Schottenweiderichſchwärmer. (Epilobii hirsuti).

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. nr. 7. Sphinx Elpenor. Die groffe Weinmolte. Die Oberflügel ſind theils roſenfärbig, theils bräunlich grün; die Unter— flügel roth, an der Einlenkung ſchwarz. Im Junius an der Blüthe des Caprifolium von der zwoten Gröſſe häufig. Raupe: entweder grün oder ſchwarzbraun ze. Im Au— guſt auf dem Wein und der Lysimachia, 5

Fueßli Schw. Inf. nr. 618. Sphinx Elpenor. Der Weinvogel, Die Raupe ift ſehr ges mein in den Weinbergen, auch auf dem Weiderich.

Müllers Zoolog. Dan. prodr, pag. 16. nr. 1338.

Gladbachs Verz. Der groſſe Weinvogel. Pr. 30 kr.

Röſel Inf, Bel. I. Th. I. Claſſe Tab. IV. Die groffe geſchwänzte und geſpiegelte Wein- raupe ꝛc.

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 96. fig. 4. 5. Sph. al, integr. cauda simpl. 8.

Friſch Beſchreibung ꝛc. XII. Th. Tab. I. Die grüne Weinblattraupe und deſſen rofen» färbiger Papilion. 5

perıvenrı Gazoph. Tab. 40. fig. 44-43. Phalaena aceipitrina Luzonica pul- chra Eruca elephantina Luzonica virescens, maculis 4. flavis oculatis.

M 2

92 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

6 O E p. Ins. III. fig. 4. List. ed. fig. 26. pag. 73. Eruca Elephas etc.

D E GE ER Mem, de Ins. T. I. pag. 154. Tab. IX. fig. 1-9. (Götzens Ueberſ. pag. 148. Grande Chenille rase noire veloutee, et à corne sur le derriere, dont le devant du corps est gros et comme enfle, qui mange les feuilles de la Lysimachie rouge, (Epilobium). T. II. P. I, p. 470. (Götzens Ueberf. p. 170.) Papilion bourd. à ant. prism, et à longue trompe, d'un verd d’olive, dont les alles sup. ont 3 bandes obliques, couleur de rose etc.

s E B A Thes. T. IV. Tab. 53. fig. H. I, K. Inquieta Elephantinae Erucae Elpenoris Linn, Tab, 55. fig. 1. 2.7

WILKES Engl. Butt, AA, Tab, I. B.

HARRIS Ins. 14, Tab. 7. fig. a- b.

ALBIN. Ins, Tab, 9. fig. 43.

M E RIAN. Europ. II. Tab. 33. fig. 73.

Der ehrwürdige Dichter der Griechen, der unfterbliche Homer, hat feinem irrenden Ulyß, einen treuen Geſehrten, an dem Elpenor zugegeben. Alles abentheuerliche wird von ſeinen Begebenheiten erzehlt. Circe, die bekannte Zauberin, hatte ihn und ſeine ritterliche Gehülfin in Thiere, und dazu in häßliche, in Schweine verwandelt. Dem groſſen Verfaſſer unſeres Syſtems gefiel es, dieſe Geſchichte an dem gegenwärtigen Zweyfalter zu ver— ewigen. Der Name iſt mit großem Scharfſinn gewehlt, er kommt dem Gedächtniß zu ſtatten. Die Raupe dieſes Abendſchmetterlings hat, wie die vorige ſeltene, etwas eigenes in ihrer Geſtalt. Sie kann die vordern Ringe ihres Körpers in einer kegelförmigen Figur verlängern. Hierdurch iſt die Aehnlichkeit mit einem Rüſſel entſtanden. Weil denn obbeſagte Thiere dies Werkzeug beſitzen: jo hat die Raupe von daher den Namen erhalten. Sie wurde ohne weitern Beyſatz der Schweins rüſſel, und zum Unterſcheid einer kleinern Art, das groſſe Schwein genannt. Nach gleicher Aehnlichkeit, vielleicht aus mehrerer Beſcheidenheit, gefiel es ältern Entomologen fie den Elephanten zu nennen. In unſern Zeiten iſt ihr der Name der gemei— nen Weinraupe aller Orten eigen geworden. Sie nähret ſich eben vor— züglich von den Blättern dieſer Pflanze. Zur Erläuterung des Namens genug.

Dieſe Gattung hat man faſt in keinem Verzeichniß der Schmetterlin— ge übergangen. Wir bemerken fie vielfältig, und ausführlich beſchrieben. Doch iſt verſchiedenes annoch zurück. Werden unſere Kenntniſſe auch nur bey einzelnen Geſchöpfen die Gränzen der Vollſtändigkeit jemalen erreichen? Es iſt Pflicht, das Zerſtreute zu ſammeln, und das Wichtigſte meinen Le— ſern vorzutragen.

Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. 93

In allen Gegenden, wo Weinberge find, hat man bishero dieſe Rau— pe gefunden. Sie iſt auch dem gemeinen Mann merkwürdig geworden. Es ſollen gute Weinjahre erfolgen, wenn ſie ſich in beträchtlicher Anzahl zeigt. Rauhe Witterung und allzuviele Näſſe iſt vielleicht der Futterpflanze fo nach: theilig, als der Raupe, die ſich davon ernähret; ein günſtiger Winter aber der Chryſalide, wie der eingegrabenen Rebe, gleich zuträglich, und ſo kann ſie in der That ein Prognoſticon werden. Sie iſt noch nie ſchädlich gewor— den, auch wenn ſie ſich beträchtlicher vermehrt. Sogar in dem Fall kommt ſie uns wenig zu Geſicht. Sie enthält ſich im Niedrigen, und bedient ſich gemeiniglich nur der unterſten Blätter zu ihrer Nahrung. Doch iſt ſie nicht an einerley Pflanze gewöhnt. In Gegenden, wo Weinberge ſind, wird ſie auch auf dem Weiderich a) gefunden. Man hat nur bemerkt, daß fie in der Wahl der Gewächſe gemeiniglich der erſtern ſich lieber bedient. Auf dem Epilobio 6) wird ſie nicht minder ſehr oft gefunden. Auf der in Gärten ſo bekannten Balſamine, ſo wie jener in vielen Gegenden, nicht ſeltenen, wilden Art c) trifft man ſie ebenfalls an. Petiver hat ſogar zu ſeiner Verwunderung bemerkt, daß ſie die ſtrengen und bittern Säfte eines aus— ländiſchen Arums zu vertragen vermag 4). Vielleicht würde ſich das Na— menregiſter, der unſerer Raupe anſtändigen Speiſen, noch mehr erweitern, wenn uns alle Beobachtungen ſollten bekannt werden. Zuverläſſig iſt es, daß wo ſelbige die Blätter des Weinſtocks erhalten kann, ſie um ſo ſeltener auf andern Gewächſen angetroffen wird. Der Auguſt und September iſt die Zeit, zu welcher wir ſie, gemeiniglich in vollkommener Gröſſe finden. Frühere oder zweymalige Generationen hat man, meines Wiſſens, von ihr niemalen bemerkt.

Wie ſich aus der gegenwärtigen Tafel erſehen läſſet, iſt dieſe Raupe nicht immer von einerley Farbe. Man hat ſie in dem Colorit des dunkel—

M 3 a) Lythrum, Sp. 1. Salicaria. S. N. ausgeſtreuet werden. In der Schweiz ſoll T. II. p. 328. die Raupe vorzüglich auf dieſer Pflanze ge— b) Epilobium, angustifolium, latifo- funden werden. Fueßli Entomol. Magaz. lium, palustre etc. Ibid. p. 264. II. St. p. 265.

c) Impatiens, Sp. 7 noli tangere. lb. d)rerıver oben angef. O. “This Catter- p. 586. Es wächſt in ſchattigen und ſum- pillar eats the great philipine Arum, pfigen Orten. Die Blüthe iſt gelb, die zei- called there Biga, it's described by Mr. tigen Saamenkapſeln zerſpringen bey dem rar in his H. Pl. Vol. III. app. 35. 1. mindeſten Berühren, wodurch die darinnen I find this a biting plant, a peculiar food enthaltene Körner in beträchtlicher Strecke to 2 or 3 of these horned catterpillars.,,

94 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſten Braun, bis hinauf zu unterſchiedenen hellern Miſchungen; und wieder— um von dem friſcheſten Grün, wovon in der dritten Figur ein Muſter nach einem Original dargeſtellet wird. Nach der letztern Farbe iſt ſie ungemein ſelten. Alleine nicht den mindeſten Unterſchied habe ich an dem erzogenen Zweyfalter abzunehmen vermocht. Kaum erreichte der aus einer ſo beträcht— lich ftarfen Raupe entſproſſene Schmetterling eine Gröſſe, die der Erwartung entſprach. Man will beobachtet haben, daß dieſe Raupen in den erſten Häutungen grün ſind, und nur in den letztern ſich des braunen Gewandes bedienen e). Nach meinen Erfahrungen hat ſich dieſes nie alſo befunden. Die von der braunen Farbe wurden etwas heller, mehr ins ockerfärbige gefleckt; jene von den grünen aber blieben bey den letzten Häutungen ganz unverändert. Vielmehr wurden ſie um ſo friſcher. Beyderley Sorten be— hielten dieſe Farbe bis auf den letzten Tag, bevor ſie ſich zum Geſchäfte ihrer Verwandlung zur Chryſalide angeſchickt haben. Aus den braunen Ar— ten habe ich den Zweyfalter nach beyderley Geſchlechtern zuverläſſig erzogen. Die grüne, die mir öfters zu Grund gegangen, hat ein einziges mal ein Weibchen ergeben. Mehrere Erfahrungen bin ich bishero nicht anzuſtellen vermögend geweſen. Die Verſuche durch Paarungen Eyer, und aus dieſen eine Zucht von Raupen zu erhalten, ſind mir bishero mißlungen. Sie blie— ben zu dreyen Wochen ohne alle Nahrung bey Leben. Sie ſturben aber, ohne jemalen meine Erwartung zu begünſtigen. So leicht dies Geſchäft bey andern Gattungen von ſtatten geht, ſo ſchwer iſt es hier. Dergleichen Ver— ſuche möchten entſcheiden, ob jene von der grünen Farbe eine eigene Race, oder etwas zufälliges ſind.

Ich habe dieſe Verſchiedenheiten noch etwas genauer zu betrachten. Die grüne Art der zweyten Figur verdient am erſten vorgenommen zu wer—

e) DEGEER.].c. p. 157. Il est remar- quable que ces chenilles ont avant la derniere mue, une toute autre couleur,

daß dis ſo allgemein nicht ſeye. Er be— merkt hiebey, wie bey Sphinxen und Pha⸗ länen öftere Paarungen unſtrittig erfolgen,

elles sont alors d'un verd gai de forte qu'elles ont l'air d’etre d'une espèce particuliere de vertes, elles devien- nent noires etc. Es wird dies im III. St. des Stralſundiſchen Magazins gleichfalls als unſtrittig angegeben. Im Naturforſch. IV. St. p. 419. hat Herr Conr. Meine— cke ſchon die gründliche Bemerkung gemacht,

indem er von einem gefangenen Weibchen noch 12 Eyer erhalten, aus denen ſich 6 Raupen entwickelt. Erſt nach der zweyten Häutung bekommen ſie jene äugige Flecken. Die Schwanzſpitze war in dieſem Alter, wie bey mehreren Arten, von beträchtlicher Län— ge. Röſel meldet, daß die Eyer grün, länglichrund und groß ſind.

Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. - 95

den. Röſel hat uns eine Abbildung auf oben angeführter Tafel von der— ſelben gegeben. Sie iſt von gegenwärtiger wieder verſchieden. Seine Rau— pe führt zur Seite eines jeden Ringes einen ſchwarzen Flecken mit einem hellen aber undeutlichen Mittelpunkt. Dieſe äugige Flecken find beynahe von . der Gröſſe wie jene der vordern Ringe, und ſtehen mit denſelben zu beyden Seiten in gleicher Linie. Bey unſerer Art ſind einzelne Striche ſtatt derſel— ben angebracht. Die Hornſpitze war äuſſerſt kurz. Dort finden ſich kei— ne, hier verſchiedene einzelne zerſtreute Striche und Punkte. Abweichungen, die vielleicht in einzelnen Exemplaren gleich beträchtlich ſich oft ergeben. Die braune Art hat noch weniger in ihren Abänderungen ein gleichförmiges Ge— wand. Sie iſt öfters ganz dunkelſchwarz. Kaum ſind die gegitterte Stri— che und Linien alsdenn auf derſelben zu ſehen. Wiederum iſt ſie heller. Man bemerkt eine zur Seite gerade durchlaufende verlohrne Linie, wie bey der Raupe des Sphinx Celerio, und unter derſelben, ſchräge gegen die Unter— fläche ſich ziehende Streifen von gleicher Farbe. Von dieſer Art hat Rö⸗ ſel eine Abbildung geliefert. Sie iſt überdieß von beträchtlicher Gröſſe. Bey allen gedachten Abweichungen iſt das charakteriſtiſche doch auffallend be— ſtimmt, und an den vorkommenden Raupen, eben dieſe des Elpenors, der mindeſten Verwirrung ausgeſetzt. Gegenwärtig haben wir nur drey Arten der Weinraupen bey uns entdeckt. Werden ſie auch auf andern Pflanzen gefunden, ſo ſind ſie doch dieſer am vorzüglichſten eigen. Ihre Verſchieden— heit bleibt immer ſehr weſentlich, und fällt leicht in die Augen. Obbeſagte des Celerio hat auf den vordern Ringen lediglich nur zwey augenförmige Fleckeu in gleichen Paaren zur Seite. An dieſer des Elpenors kommen immer meh— rere vor. Die dritte ähnliche Art iſt die nächſtfolgende des Sphinx Porcel- lus. Ich bemerke gegenwärtig nur noch, daß derſelben das Horn auf dem letzten Ring fehlt. Es iſt wenigſtens an deſſen Stelle eine kaum merkliche Erhöhung vorhanden. Dieſe erwähnten Raupen haben im übrigen nach ih— ren Bau, ihrer Geſtalt und den Kunſttrieben alles untereinander gemein. Die beyden Ringe, wo die augenförmigen Flecken ſtehen, ſind von beträcht— licher Dicke, in Rückſicht der andern. Gegen vornen zu, bis zu dem nach Verhältniß ſehr kleinen Kopf, vermindern ſie ſich in einer kegelförmigen Ge— ſtalt. Die geſammte Fläche iſt glatt, ohne die mindeſten Haare. Nach un— ſerm Gefühle ſcheinen ſie bey dem Berühren ſehr viele Kälte zu haben. Die Unterſeite iſt mit kleinen Wärzchen beſetzt. Mehreres anzuführen, mag für jetzt Ueberfluß ſeyn. Von ihrer Verwandlungsart finde ich eben jo wenig erhebliches zu bemerken. Sie vergräbt ſich nie in einiger Tiefe in die Erde.

96 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Mehrentheils ſind es etwas leichte zuſammengewebte Blätter, deren ſie ſich zur Verwahrung bedient. Sie nimmt auch öfters, ohne dieſe Fürſorge, die Chryſalidengeſtalt auf dem Boden ganz unbedeckt an.

Ihre Chrhſalide iſt beträchtlich groß. Man bemerkt auf derſelben et— was erhabene und faſt ſpitzige Punkte. Der Stachel an dem äuſſerſten En— de des Hinterleibs iſt ungemein hart, und einwärts gebogen. Die Farbe aber ein Gemiſche von Dunkelbraun, und etwas hellerm Ockergelb. Einzel— ne ſchwarze Punkte und Flecken machen ſie vor andern kenntlich. Es ſind noch keine Erfahrungen vorhanden, ſo frühe man auch die Raupe erzogen, daß die Entwickelung noch das erſte Jahr wäre bewirket worden. Der Zwey— falter kommt in dem April und in dem May hervor. Ich habe ihn noch bis in den Auguſt und September, auf den mehrern Abendvögeln ſo gemei— nen Gelage, den Blüthen der Roſe von Jericho nicht ſelten bemerkt. Er wird faft in ganz Europa gefunden. Doch in einigen gebürgigen Gegenden iſt er bis jetzt eine Seltenheit geblieben.

Die Natur hat in der That alles Schöne in Miſchung der Farben an unſern Zweyfalter verwendet. Der Grund der Oberflügel iſt ein Gelb mit Grün vermengt, zu welchen kaum noch ein Name vorhanden iſt. Eine ro— ſenrothe Einfaſſung, und eine dergleichen durchlaufende Linie nebſt einer drit— ten kürzern, beyde in die Fläche verlohren, machen ſeine Verzierungen aus. In der Mitte der Flügel führet ſelbiger einen ungemein feinen Punkt von weiſſer Farbe, welcher öfters mit Mühe zu bemerken iſt. Die Hinterflügel ſind von friſcherm Roſenroth, und zur Hälfte gegen die Grundfläche ſchwarz gefärbt. Ein eben ſo einfaches Colorit führt der Leib. Deſſen Unterſeite iſt ganz mit jenem Roth gefärbt. Auf der obern ſind vier Linien an der Bruſt, eine über den Rücken von beſagter Farbe gezogen. Die Fühlhörner ſind von auſſen weiß, von innen braun. Die Füſſe ſo wie der Saum der Hinterflügel, und die Einfaſſung der Bruſt zur Seite, von gleich weiſſer Farbe. Die ganze Unterfläche der Flügel hat auf einem roſenrothen Grunde getheilte Binden von jenem grünlichen Gelb. Der Leib iſt ſehr ins ſchma— le geſpitzt. Die Zunge hellbraun, und von beträchtlicher Länge. Die Au— gen grünglänzend. In ſitzender Stellung hält der Schmetterling die Flü— gel etwas auseinander ſtehend, und ein wenig in die Höhe gekehrt.

Abänderungen hat man auſſer der Gröſſe noch nicht bemerkt. Kaum iſt an der äuſſern Geſtalt der Sexus zu unterſcheiden. Das Weibchen macht ſich blos durch eine dickere Geſtalt des Leibes, ſowie die dünnern

Fühlhörner uns kenntlich genug. Der

Sphinx Porcellus. Der kleine Weinvogel. 97

Der zehende europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX PORCELLVS.

Der kleine Weinvogel. Le Sphinx a bandes rouges dentelées. Geoffr. Papillon - bourdon- petit porceau. Degeer.

Tab. X. Fig. J. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe auf einem blüs henden Stengel des Epilobiums. Fig. 3. Die Chryſalide.

LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 18. Alis integris margind rubris; posticis basi fuscis. Ed. X. Sp. 18. Sp. 27. Sph. bombyliformis, Faun. Su. Ed. nou. 1090. Mit ganzen gegen den Rand rothen Vorderflügeln; gegen die Grundfläche ſchwärzlichen Hinterflügeln.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 641. Sphinx Porcellus. Die Schweinsſchnanze.

TA BRIO II Entomol, pag. 344. Sp. 26. Sphinx Porcellus. Alis integris, flavo pur- pureoque variis, abdomine subtus sanguineo. / GEOFFRO1T. II. pag. 88. nr. 42. Sp. spirilinguis, alis viridi purpureoque fascia-

tis, fasciis ferratis transversis. Long. 4. pouce.

D E G E ERA T. II. P. I. pag. 237. Papillon bourdon a ant. prism. et alongue trompe d'un verd d'olive, dont les ailes sup. ont une bande et deux taches couleur de ro- se et dont les infer, sont brunes a bande olive. Götzens Ueberſ. p. 170.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 4. Sphinx Porcellus. Labkrautſchwärmerraupe. (Galli veri.)

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. Sphinx Porcellus. Die kleine Wein⸗ molte. Die Oberflügel theils roſenroth, theils olivengrün; die Unterflügel blaß roſenroth, theils ſchwarz, theils olivengrün. Im Junius. Bey Tage auf dem Graſe, wo viel Galium ſtehet; des Abends an der Blüthe des Caprifolii, von der zwoten Gröſſe. Nicht ſelten. Raupe: dunkel- oder hellbraun, mit 2 Spiegelflecken auf jeder Seite. Der Kopf und die nächſten Gelenke ſehr klein, hat keine Schwanzſpitze. Im Auguſt und September auf dem Galio.

Fueßli Schw. Inf. nr. 619. Sphinx porcellus. Das Schweinchen. Die Raupe wohnt auf dem Galio, bey uns ſelten.

Müller Zoolog. Dan. prodr. pag. 116. nr. 1339,

ladbachs Verz. Der kleine Weinvogel. Pr. 30 kr.

Röſel Inſ. Bel. I. Th. J. Claſſe der Nachtvögel. Tab. V. Die kleine ungeſchwänzte und geſpiegelte Raupe ꝛe.

A L BI N. Ins. Tab. 9?

ME RIAN Europ. III. Tab. 222

Wir erblicken hier einen Zweyfalter in einem mit dem vorſtehenden ungemein ähnlichen Bild. Ich habe deſſelben bereits verſchiedene male er— wähnet. Hier iſt das wichtigſte, was noch nachgeholt zu werden verdient.

Die Raupe kommt auffer der mindern Gröſſe an Geſtalt, Farbe und Zeichnung, jener des Sphinx Elpenor gleich. Ein einziges Merkmal das

N

98 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ihr weſentlich iſt, zeichnet ſich von ſelbiger aus. Sie führet keine hornähn— liche Spitze auf dem letzten Ringe. Es iſt an deren Stelle nur eine kleine Erhöhung, ein etwas hervorragender Punkt. Dies iſt Unterſcheidungszeichen genug. Die Farbe hat ſie gemeiniglich um vieles dunkler, in Vergleichung mit jener. Man will fie auch grun gefunden haben 4). Sie iſt mir nie in dieſer Farbe zu Geſicht gekommen. Ich kann aber verſichern, daß diejenigen die ich erzogen, noch vor der letzten Häutung einerley braunſchwarze Farbe behalten. Es iſt dies bey obigen Raupen des Elpenors gleichfalls erwieſen.

Die eigentliche Futterpflanze iſt Röſeln lange verborgen geblieben. Er fand ſeine Raupen auf Wieſen in tiefem Gras. Sie waren jedesmal in voll— kommener Gröſſe, und giengen gleich ihre Verwandlungen an, ohne die vor— gelegten Pflanzen, von den manchfaltigſten Gattungen zu genieſen. Nun wiſſen wir aus ſichern Beobachtungen, ſo, wie der eigenen Erfahrung, daß ihre gewöhnlichſte Futterpflanze das Galium iſt 5). Herr Fabricius bemerkt auch den Weiderich, und die Balſamine, als ein ordentliches Nahrungsmittel derſelben c). Ich habe einſt eine ganze Bruth dieſer Raupen von 12 Gtü- cken, in der Gröſſe, daß fie die dritte Häutung mochten zurückgelegt haben, auf einem Weinblatt geſellig angetroffen, und ſie mit dieſer Pflanze erzogen. Sonach möchte ſie mit Recht den Namen der kleinen Weinraupe verdienen. Von ihren Kunſttrieben hat man eben nichts merkwürdiges bis jetzo entdeckt. Sie kommt darinnen mit der Raupe des gröſſern Weinvogels überein. Die Chryſalide gleichet jener vollkommen. Sie iſt nur kleiner, und wenn ich ja einen Unterſcheid finden ſoll, jo iſt es dieſer, daß fie nach Verhältniß etwas kürzer, dafür aber dicker, geſtaltet iſt.

Dieſer niedlich gebildete Zweyfalter iſt von erſterwähnter Gattung weit mehr, als man der Raupe nach muthmaſſen ſollte, verſchieden. Schon deſ— fen mindere Gröſſe nimmt ſich beſonders aus. Die Geſtalt hat noch mehr Abweichendes. Die Flügel ſind an dem äuſſern Rand ſtärker ausgeſchweift. Im Verhältniß iſt der Leib um ſehr vieles dicker, beſonders die Bruſt, wel—

a) Ueberſetz, des Degeeriſchen Werks. b) Siehe vorſtehende Anmerk. Röſel

Obenangef. Orts Anm. 1. „Nach dem Zeug— niß der Thereſianer iſt die Futterpflanze das Galium, Labkraut. Kleemann hat fie noch ganz jung und hellgrün auf dem Galium ge— funden, woraus er mit gutem Grund ſchließt, daß ſie kurz vor ihrer Verwandlung auch die Farbe verändern, und braun werden.,

IV. Th. p. 233. Fueßli Entomol. Magaz. II. St. p. 267.

c) Entom. I. c. Habitat in Epilobio, impatiente LI XX. Faun. Su. I. c. Habi- tat in Epilobio angustifolio, Impatiente noli tangere, vt prior (Elpenor). Sed hu- ius larva corniculo caret. ,

Sphinx Porcellus. Der kleine Weinvogel. 99

che längere Haare bedecken, die auch mehr aus einander ſtehen, und ins wol— ligte fallen. Der Hinterleib hat eine ungewöhnliche Dicke. Er endiget ſich nicht in eine ſo gleichlaufende ſchlanke Geſtalt, wie an dem Elpenor. Die— ſer fängt blos bey dem unterſten Ring an, ſich in eine feine Spitze zu zie— hen. Die Zunge iſt von einer Länge, welche dem gewöhnlichen gleicht. Ge— nug von der Geſtalt. Deſſen Farbe giebt bey einerley Miſchungen doch ein ganz verſchiedenes Colorit. Man wird an ihm keine ſchräg durch die Mitte der Oberflügel laufende Binden oder Striche gewahr. Die Grundfarbe iſt von einem ſtärkern Gelb. Der äuſſere Rand iſt in einer ungleichen Breite, und zwar gegen innen mit unordentlich zackigten Umriſſen geſüäumt. Bey dem Elpenor hat die Natur nur eine ſchmale gleichlaufende Linie von dieſer Farbe angebracht, hier ſind breite, weit in die Fläche dringende Flecken. Der Leib und die Bruft haben hier ohne kaum merkliche Miſchung eines unterlaufenden Gelben ein ganz einfärbiges Roſenroth. Keine Linien, keine Flecken find hier vorhanden. Sogar mangelt die weiſſe Einfaſſung zur Seite der Bruſt. Gleich abweichend ſind hier die Hinterflügel gemahlt. Die eigene Grundfar— be mag mehr zu dem Gelb als Rothen gehören. Gegen den innern Rand ziehet ſich eine nur ſchwärzliche Schattirung ſehr verlohren, bis über die Mit— te der Flügel. Der äuſſere Rand iſt breit mit einer ſchmutzig rothen Einfaſ— fung geſäumt. Dieſer wird durch eine weiſſe Linie, wie bey dem Elpenor, begränzt. Die Unterſeite weißt noch das meiſte Uebereinſtimmende auf. Doch die Oberflügel ſind hier bis über die Hälfte ſchwärzlich braun gefärbt, wo bey dem gröſſern Weinvogel nur ein gleichfärbiges Roth wahrgenommen wird. Fühlhörner und Füſſe ſcheinen im Verhältniß feiner gebildet zu ſeyn. Nach der Farbe ſind ſie dunkler. Genug von einer Gattung, wo ſich nie Streitigkeiten über deren Rechte erhoben. Ich habe zu einer umſtändlichen Anzeige mich vermüſſiget geſehen, da ſie dem Herrn Archiater ſelbſt erheb— lich bedünkt. In den unten angeführten Stellen iſt deſſen Vergleichung bey— der Schmetterlinge für meine Leſer bemerkt 4). Zeit, Ort und Aufenthalt N 2

d) EIN NE S. N. p. 804. Elpenor Differt a sequenti (Porcello) simillimo: magnitudine dupla. Thorace a tergo li- neis 4 longitudinalibus arcuatis rubris; Abdominis tergo linea rubra longitudinali. Alis in medio puncto albo, primoribus margine interiore albis,

ibid. Porcellus. Simillimus

priori, vt facile, idem insectum, sed lar- va minor, nigra, absque cornu; declara- tus vero thorace antice posticeque rubro. Alis primoribus absque fasciis, absque pun- ctoalbö, absque margine tenuiore albo: posticis vero basi fuscis. Abdomine supra, absque linea rubra. ,

100 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

hat derſelbe mit dem Elpenor gemein. Er iſt in unterſchiedenen Orten unſers Vaterlandes theils häufig, theils noch wenig bekannt. Im übrigen aber ha— ben auch die entfernteſten Gegenden von Europa denſelben aufzuweiſen.

Der Herr von Linne“ mochte ein ſehr verflogenes Exemplar einſt erhal— ten haben, das ihn bewogen, bey der zehenden Ausgabe des Naturſyſtems eben dieſen Schmetterling zugleich unter einen eigenen Namen, nemlich Sphinx bombyliformis e) einzutragen. Es wurde dieſe Irrung in der zwölften Aus— gabe großmüthig verbeſſert.

Der eilfte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX EVPHORBIAE.

Der Wolfsmilchvogel. Le Sphinx du Tithymale. Geofr. De Wolfsmelk Pylstaart. De bonte Olifant - Vlinder - Onrust. Sepp. Seba.

Tab. XI. Fig. 1. Ein weiblicher Zweyfalter. Fig. 2. Ein männlicher, nach einer vorzügli⸗ chen Abänderung. Fig. 3. Die Raupe auf einem Zweig der Wolfsmilch. Fig. 4. Die Chryſalide.

L INN. S. N. Edit. XII. Sp. 19. Euphorbiae.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 641. Sphinx Euphorbiae. Die Wolfsmilchvögel.

FABRrıcıı Entomol. pag. 54. Sphinx Euphorbiae.

6 E OFF RH OI T. II. pag. 87. nr. AA. Sphinx spirilinguis; alis viridi-fusco purpureo- que varie fasciatis et maculatis, subtus purpureis.

scoPporı Entomol. Carn 474. pag. 186. Sphinx Euphorbiae. Dorsum nuceum; lateribus albis. Alae omnes subtus, corpusque rosato colore tinclae; posticae su- pra basi fasciaque nigris; anticae subtus macula disci nigra. Long. unc. A. et lin. 4. Lat 9, 5

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Sphinx Euphorbiae. Wolfsmilch— ſchwärmer. 5

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. ur. 9. Sphinx Esulae, Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel. Die Oberflügel blaßgelb mit etwas roth vermengt, und einigen groſſen dunkelgrünen Flecken. Die Unterflügel ſchoͤn roth, mit einem ſchwarzen Queer— ſtreif, und ſchwarzen Flecken an der Einlenkung. Im Junius, des Abends an der Blüthe des Caprifolii häufig. Raupe: dunkelgrün, mit ſchwarzen, rothen, gelben und weiſſen Flecken und Zeichnungen. Ueberhaupt ſehr bunt. Im Auguſt auf der Wolfsmilch.

Fueßli Schw. Inf. nr. 620. Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel häufig auf der Wolfsmilch.

e) LIX XR S. N. Ed. X. pag. 493. Sp. barbato coceineo, alis hyalinis luteo variis 27. Sphinx bombyliformis. Abdomine posticis margine albis. Conf. Ed. XII. I. e.

Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel. 100

Gladbachs Verz. Die Eſula. Pr. 24. kr.

Röſel Inf. Bel I. Th. I. Claſſe der Nachtvögel. Tab. II. Die groſſe ſchöne Wolfs- milchraupe ze.

D R VA V Ins. I. Tab. 29, fig. 3.

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 78. fig. 4. 2. Sph. al. integr. cauda simpl. 40.

Friſch Beſchreibung II. Th. Tab. XI. Die Wolfsmilchraupe ꝛc.

s E BA Thes. T. IV. Tab. 53. fig. L. M. Inquieta elephantina variegata. Tab. 60. fig. 17. 18.

REAUMUR Ins. I. Tab. 43. fig. 1-6.

Raupen, die ſich nur ein einzelnes Geſchlecht von Pflanzen zur eigenen Speiſe bedienen, erwecken unſere Bewunderung. Es ſind ihrer in der That ſehr wenige. Faſt habe ich bishero, ohne alle Ausnahme, kaum hin und wieder eine Gattung bemerkt. Es waren die Neſſelraupen, und unter dieſen zeichneten ſich die des P. Vrticae und Atalantae am vorzüglichſten aus. Die meiſten find nicht fo edel gewöhnt. Sie finden zur Noth auch an ähn— lichen Gewächſen anſtändige Koſt. So werden die manchfaltigſten Geſchlech— te der Gräſer von verſchiedenen Raupen dieſer Art ſonder Anſtand angenom— men. Jene des P. Crataegi hält ſich an Obſtbäume, und verhungert bey den Blättern der niedern Gewächſe. Die Raupe des P. Brassicae und Ra- pae ziehet die Kohlarten als ein eigenes Futter vor, fie läßt ſich auf keine Art zu den erſten Pflanzengattungen zwingen. Andere ſind von noch fei— nerm Geſchmack. Sie lieben ſogar die Blätter von einer gewiſſen Lage und Wuchs. Viele haben gar keinen Unterſchied zu machen gelernt. Alles vege— tabiliſche, das ſich verzehren läßt, iſt ihnen anſtändig. Die gemeine Bären— raupe, (Ph. Caia.), dienet zum vorzüglichen Beyſpiel hierinnen. Doch von dieſer Art ſind wiederum nur wenige vorhanden. Bey allem dem iſt es ge— wiß, daß die meiſten ihre einmal in der Freyheit gewohnte Koſt ungerne ver— ändern. So mauchfaltige Gattungen dieſer Gefihöpfe unſere Eiche, Weide und Birke gemeinſchaftlich ernährt; ſo ſind doch beſagte Pflanzen den Raupen nach unſerer Beobachtung nie ganz gleichgültig geworden. Sie werden dieje— nige immer hervorſuchen, welche ſie vorhin gewohnt, oder die dem Geſchmack ihrer Säfte urſprünglich eigen geweſen. Im entgegen ſtehenden Fall wird man wenigſtens ſehr unvollkommene Schmetterlinge erziehen.

Die Ordnung unſers Syſtems verbindet hier gerade zwey Gattungen, die ſich durch das Eigene ihrer Nahrungsſäfte vor allen ausgezeichnet haben. Beyde wiſſen ſogar die Specien ihrer Futterpflanze faſt botaniſch zu unter— ſcheiden, ſie pflegen ſich nur an eine einzelne Gattung zu halten. Gegenwär—

N 3

102 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

tige Raupe hat man noch nirgend auf einem andern Gewächſe als unſerer Wolfsmilch 4) im Freyen entdeckt. Die folgende des Sphinx Pinastri lebt allein auf der Höhe. Hier eine niedere Pflanze, dorten der ſtärkſte unter un— ſern Bäumen. Die Wolfsmilch nähret dagegen keine andere, als dieſe einzige Raupe, die Föhre weißt ihrer mehrere auf.

So ſcharfe, ſo äzende Säfte, die auf unſern Körper ſo heftig würken, und ihn zerſtören, erhalten hier einen thieriſchen Bau, der ein weit feineres Gewebe, leichter zu vernichtende Fibern, als irgend ein anderer beſitzt. Ei— nerley Mittel lößt hier die veſtern Muſkeln auf, und verbindet die ſchwä— chern untereinander. Gewiß die wunderbarfte Verfügung der Allmacht. Sie hat eben die möglichſte Art organiſirter Geſchöpfe hervorgebracht. Nichts wurde in der Kette erſchaffener Weſen unbenutzt, ohne Abſicht nichts ver: geblich gelaſſen.

Der angeſtammte Trieb unſerer Raupe, man kann es einen unbezwingli— chen Eigenſinn nennen, erweckt um ſo mehr Erſtaunen. Es ſind alle Verſuche noch gegenwärtig fehlgeſchlagen, ſie an eine andere Koſt, als juſt an dieſe, zu gewöhnen. Ich habe Raupen, die kaum die erſte Häutung über— ſtanden, ich habe ſie nach jeden Alter, wie ſie vorkamen, und noch überdies in beträchtlicher Anzahl zu dieſer Probe verwendet. Sie giengen ſämtlich durch Hunger verlohren, ohne das mindeſte von den ähnlichen, von den ſo manchfaltigen Arten vorgelegter Pflanzen zu genieſſen. Verſchiedene Blätter anderer Gewächſe hatte ich klein zerſchnitten, und mit wenigen Stückgen der Wolfsmilch vermengt. Sie fanden ſehr bald auch dieſe kleinſten Theile, und ſuchten ſie aus einem großen Haufen dieſes Gemengſels herfür. Noch über— ſtrich ich mit dem milchigten Saft dieſer Pflanze andere gleichzarte Blätter. Es waren die von der Weide und des Galiums. Meine Raupen bemerkten es ſogleich. Alleine weit gefehlt, daß ſie das ganze genoſſen. Sie benag— ten blos die dünneſte Haut, die Epidermis, auf welcher jene Säfte angelegt waren. Das markigte, die innere Subſtanz, lieſen ſie liegen. Doch mit andern Gattungen des ſo zahlreichen Geſchlechts der Euphorbia ſind meine Verſuche gelungen. Ich habe dieſe Raupen mit dem Springkorn 5), mit

a) LIN NR. S. N. T. II. p. 330. Euphor- bia. Sp. 55. Cyparissias. Nach der gemeinen Benennung wird dieſe Gattung die Eſula geheiſſen.

b) Ibid. Sp. 36. Lathyris. Die übrigen der gedachten Gattungen find: Sp.31. Pe-

plus. Sp. 54. Esula. Sp. 53. Platyphyl- los. Sp. 40. Duleis. Ich glaube, daß fie ſogar mit den ausländischen Arten, und des nen für giftig gehaltenen Euph. antiquorum, officinarum und caputmedusae könnte ge— nährt werden.

Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel. 10.

der in Gärten und auf Feldern wachſenden Wolfsmilch und verſchiedenen an— dern erzogen. Wann ich aber nur einzelne Blätter jenes gemeinen Euphor— biums beygelegt, ſo wurden ſie ſogleich für allen andern geſucht. Man hat ſie auch noch nie in ihrer Freyheit auf einer andern Species gefunden, als den beſagten Cypariſſias.

In unſerm Syſtem iſt auch das Galium c) als Futterpflanze bemerkt. Nach allen ſehr genauen Beobachtungen liegt aber am Tage, daß der Herr Ritter nicht unſere Gattung hier eigentlich vor ſich gehabt. Es iſt nach al— len Zeugniſſen eine andere, die ſich auch in unſern Erdſtrichen gefunden. Ich habe ſie auf der folgenden XXI. Tafel in der Abbildung unter dem Namen Sphinx Galii vorzulegen. Herr Degeer bezeugt ſogar 4), daß er unſere Wolfsmilchraupe in Schweden nie geſehen. Er beſchreibt um ſo ausführli— cher die erſtbeſagte Gattung auf dem Galium. Es liegt mir ob, das übri— ge dort zu erzehlen. Hier muß ich nur noch gedenken, daß ich deßhalb eine Aenderung in den linneiſchen Charakteren anzugehen, mich für berechtigt ge— funden e). Sie bezeichneten lediglich den Sphinx Gali. Würde der Herr Archiater nicht den Namen von der Futterpflanze beybehalten haben, würden nicht ſo viele Schriftſteller dorten angeführt ſeyn, die ſich auf unſere vorlie— gende Gattung beziehen: jo hätte ich nach den Charakteren den Sphinx Galii hier einzurücken, den Sphinx Euphorbiae aber in den Supplementen nachzu— tragen gehabt. Jener iſt in unſern Gegenden etwas ſelten, der Wolfsmilch— vogel aber um ſo gemeiner. Er hat von je her dieſen Namen bey uns ge— führt. Alte e) Die Charaktere des Herrn Ritters

c) LIN NE S. N. it. Faun. Su. I. I. c. c.

Habitat in Euphorbia, Galio. AB RTC. N. e.

d) Mem. T. II. P. I. pag. 236. D'au- tres auteurs, comme Ms. de EIN NE et GO FF ROT, paroissent aussi les avoir regardés, comme des papillons d'une me- me espèce, quoique leurs chenilles soient si differentes. Je n’ai pas encore ici la tres-belle chenille du Tithymale, pour pouvoir faire la comparaison entre son papillon-bourdon, et celui de la che- nille du caille-lait.,, etc. Götzens Ueber. p- 169.

lauten unter vorſtehenden Namen nach an— geführter Stelle alſo: Sphinx alis integris fuseis: vitta superioribus pallida; inferio- ribus rubra, und damit ſtimmt die ausführ- liche Beſchreibung in der Faun. Suec. nr. 1086. und dem Mus. L. V. pag. 356. auf das bündigſte überein. Charaktere, die ich nur für den Sphinx Galli anzuwenden habe. Zur ſyſtematiſchen Unterſcheidung deſſelben von dem Sphinx Euphorbiae, wurden daher für letzteren folgende etwa gemeſſener ſeyn: alis integris pallide rubentibus: maculis tribus vittaque triangulari fusco- viridi; inferioribus rubescentibus.

10% Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Nun muß ich unſere Raupe ſelbſten nach vorliegender Abbildung mit wenigen noch charakteriſiren. Sie erreicht, wie meine Leſer hier ſehen, eine ſehr beträchtliche Gröſſe. Dieſe aber iſt eben nicht das genaueſte Maas, oder die beſtimmte Gränzen in ihren Wuchs. Sie übertrifft noch den Umriß dieſes Bildes, jo ſelten ſie ſchon in der gegenwärtigen Groͤſſe geſunden wird. Gemeiniglich iſt ſie in der Länge um einen halben Zoll kleiner, und im Ver— hältniß ihrer Dicke um etwas geringer. Recht buntſchäckigte Farben, und dies in auffallender, in würklich ſchöner Miſchung, hat die Natur zu ihren Ge— wand gebraucht. Wer nur unſere Raupe zum erſtenmal erblickt, denkt ſich unter derſelben das ſeltenſte und prächtigſte Thier. Sie ſcheint faſt die merk— würdigſte unter allen zu ſeyn. Dadurch zeichnet ſie ſich aufs hinlänglichſte aus. Nur jene des Sphinx Galii nähert ſich derſelben in einer etwas glei— chenden Zeichnung. Alles charakteriſtiſche iſt ſehr bald gejagt. Die Grund— farbe hat ein dunkles Schwarz, das auf der glatten Fläche ins Grünliche ſich ziehet. Reihen, von faſt gleichförmigen weiſſen Punkten, bedecken dieſelbe ganz. Ein hochrother Ring ziehet ſich über den Rücken. Der Kopf, die Bauchfüſ— ſe, und zur Seite eines jeden Ringes, die einzelnen Flecken ſind gleichfalls roth. Letztere mangeln zuweilen. Jeder dieſer Ringe hat noch zu beyden Seiten einen länglichrunden Flecken, von weiſſer öfters von gelber Farbe. Unter dieſen ſtehet ein kleinerer in verſchiedener Gröſſe und Geſtalt.

Abänderungen haben dieſe Raupe nie unkenntlich gemacht. Sie bezie— hen ſich blos auf die dunklere und hellere Miſchung, auf die gröſſern oder kleinern Punkte und Flecken, auf mehr Rothes, Gelb oder Weiſſes das ein— gemiſcht iſt. In dem jugendlichen Alter aber iſt fie etwas verschieden. Es mangelt hier das Rothe gänzlich. Jener Rückenſtreif und die zur Seite ſind ganz gelb, und noch überdies um vieles breiter. Das Horn iſt im Verhält— niß auch um vieles länger. Mehr mag zur Beſchreibung überflüßig ſeyn. Die Abbildung legt das übrige dar. Ihre Bewegungen ſind ſehr träge, um jo geſchäftiger iſt fie aber bey ihrer Nahrung. Mit unglaublicher Geſchwin— digkeit pflegt ſie ihre Fütterung einzunehmen. In wenigen Augenblicken iſt ein dicht beſetzter Stengel der Wolfsmilch abgeleert. Wir haben ſie jedes Jahr in unſerm Franken, fo wie in allen Gegenden Teutſchlands, häufig ge— ung. Faſt wird man fie auf einerley Plätzen, wo obbeſagte Pflanze häufig ſtehet, auch in dem andern Jahr wiederum finden. So wenig verfehlt der weibliche Schmetterling die für ihn, und daher auch für die künftige Nach— kommenſchaft vortheilhaft geweſenen Plätze.

Die

Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilch vogel. 105

Die Eyer werden im May und Junius, und vielleicht auch noch ſpäter, gelegt. Eine Zeit von vierzehn Tagen bringt ſie zur Vollkommenheit, und in vier oder fünf Wochen haben die auskommenden Räupgen ihre vollſtändige Größe erreicht. Ob dieſe von der erſten Entwickelung an, zu einer andern Futterpflanze zu gewöhnen ſeyen, iſt noch nicht verſucht. In der Abſicht der weitern Kunſttriebe hat dieſe Raupe gar nichts gegen andere bevor. Sie ſucht ſich in der Erde, nach geringer Vertiefung, oder auch zwiſchen abgefallenen Blättern, eine Wohnung zu bauen, um ſich für ihren künftigen Stand zu verwahren.

Die Geſtalt der Chryſalide kömmt mit jener des Sph. Elpenors faſt über— ein. Sie iſt nur etwas mehr verlängert, geſchmeidiger als jene. Nach der Farbe etwas heller, es mangeln ihr die einzelnen Punete oder Flecken. Sie durchlebt den Winter bis auf die wärmern Tage des Frühlings. Der Schmet— terling verläßt dieſen engen Kerker ſpäter in ſeiner Freyheit, als bey unſerer Zucht. Die friſchere Erde, ſo wie die kühlende Nächte, ſind die Urſache hievon. Noch nie habe ich ſie bey früheſter Zucht vor dieſer Zeit zur Entwicklung gebracht. Röſel erwähnt, daß es einem obwohl ungenannten Freund, würklich dahin ge— lungen. Es kann ſich dieſes ereignen, es iſt möglich, nur haben wir gegen— wärtig keine gründliche und gewiſſe Nachricht davon.

Nach dem Bau des ganzen Körpers, hat unſer Zweyfalter mit dem Elpenor einerley Geſtalt. Er führet die Flügel von gleichen Schnitt, und der Leib iſt auch ſo geformt. Die Fühlhörner ſind ebenfalls weiß, nur dorten mit etwas roth zur Seite gemiſcht; hier auf der untern Seite bräunlich gefärbt. In Ab— ſicht der Größe, iſt der Sphinx Euphorbiä allezeit um ein beträchtliches ſtärker, ohngeachtet man ihn auch in gleicher Maaße aufzuweiſen vermag. Das Colorit hingegen um ſo mehr verſchieden. Es kömmt uns die Grundfarbe in einem manchfaltigen Gemiſche zu Geſicht. Dieſe der erſten Figur unſerer Tafel iſt die gemeinſte. Aber wieder hat man ihn heller und ganz lichtgrau von Farbe. Dieß verliehrt ſich in unterſchiedenen Stuffen, geht endlich in das roſenroth über, wo— von die zweyte Figur ein Muſter darſtellet. Dieſe letzte Abänderung iſt die ſchönſte, und auch würklich die ſeltenſte. Ich habe von einer großen Anzahl Raupen nur dieſen erzogen. Der vordere Rand, wo die dickere Sehne iſt, hat eine ſchmale dunklere Einfaſſung. Bey dem Sphinx Galii dringt fie ſehr breit in die Fläche ſelbſten ein. Doch ich habe dorten mehreres von ſeiner Verſchieden— heit zu ſagen. Der Wolfsmilchfalter macht ſich ſchon in Vergleichung mit jenen, durch die drey einzelnen Flecken von dunkelgrüner Farbe kenntlich genug. Sie ſtehen einzeln an Größe verſchieden. Der erſte, als der beträchtlichſte, nimmt die Grundfläche ein. Der zweyte befindet ſich in der Mitte. Er führet eine

II. Theil. O

106 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

unregelmäßige Geſtalt. Der dritte gegen die Spitze iſt der kleinſte, und öfters kaum als ein Punet wahrzunehmen. Eine ſchief gehende Binde, fie iſt etwas ausgeſchweift, und von dreieckigter Figur, ziehet ſich unweit des vordern Randes ſchräge durch die Fläche. Sie hat mit den erſten Flecken die gleich dunkelgrüne Farbe gemein. Die Ringe des Leibes find weiß eingefaßt. An den beyden er— ſtern, gegen die Bruſt, ſtehen zur Seite zwey Paar ſchwarzer Mackeln. Die Unterfläche ſämtlicher Flügel iſt roſenroth mit gelb ſchattirt. Auch hierinnen ift er von dem Sphinx Galü, wie ich an feinem Ort zeigen werde, beträchtlich ver— ſchieden. Das Weibgen pflegt eine mehr lichtgraue Grundfarbe, das Männchen hingegen eine etwas mehr röthliche zu führen. Er findet ſich mit den meiſten der erſtbeſchriebenen Abendſchmetterlinge, an gleichen Orten und zu eben der Zeit, ein. Wir beſitzen ihn häufig. Nur die kältern Länder unſers Welttheils haben den— ſelben nicht, wie bereits oben angemerkt iſt.

Der zwölfte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX PINASTRI.

Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. Papillon-bourdon du Pin. Degeer. De Denne Pylstaart-Vlinder. Sepp.

Tab. XII. Fig. 4. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe auf einem Föhrenzweig. Fig. 3. Die Chryſalide.

LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 22. Alis integris canis margine postico albo maculato, abdomine fusco cingulis albis. Ed. X. Sp. 22. Faun, Su. Ed. nou. 1088, Gadd. dissert, 28. Mit ganzen graufärbigen Flügeln und weisfleckigen Rand, weiſſen Rin— gen auf dem ſchwärzlich braunen Hinterleib. 8

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 642. Sphinx Pinastri. Der Tannenpfeilſchwanz.

FPABRICII Entomol, pag. 544. Sp. 46. Pinastri. Alis integris canis, anticis lineolis tribus confertis, nigris, abdomine fusco: cingulis albis.

scopoLı Ent, carn. 473. pag. 187, Sphinx Pinastri, Alae canae; anticae in medio lineis tribus inaequalibus caffeatis; eingulis abdominis lineisque lateralibus in dorso thoracis pariter caffeatis. Long. unc. A. et lin. 4. Lat. 9.

popA Mus. Graec, pag. 80.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 3. Sphinx Pinastri. Föbrenſchwärmerraupe (pini sylvestris).

Hufn. Tab. Berl. Magaz. 2. B. I. St. pag. 182. nr. 40. Sphinx Pinastri. Die ſpitz— flüglichte Fichtenmolte. Alle vier Flügel grau mit einem weiſſen Rande. Die Ober— flügel mit einigen ſchwarzgrauen Strichen. Im Junius und Julius. Bey Tage an den Stäm⸗ men der Tannen- und Fichtenbäume. Zweyter Größe, haufig. Raupe: Grün, gelb,

Sphinx Pinastri.

Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer.

107

weis und blau geſtreift, mit einer ſchwarzbraunen hinterwärts gebognen ſcharfen Schwanz—

ſpitze. Fueßli Schweiz. Inf. nr. 624. uns ſelten.

Gleditſch Forſtwiſſenſchaft. I. Th. pag. 501. Gladbachs Verz. Der Fichtenvogel. sepp Nedderl. Ins, III. St. V. Verh. I.

Roͤſel Inf. Bel. I. Th. I. Kl. Tab. VI.

Im Auguſt und September auf den Tannen und Fichten. Sphinx Pinastri.

Der Fichtenvogel. Auf den Fichten bey

D

Die Spitzflüglichte Fichtenmolte.

Pr. J fl.

Gez. Nachtvl. I. Bende. Tab. V. Die geſchwänzte, ſchöne, grün, gelb, weiß

und braun geſtreifte Fichtenraupe mit dem Heuſchreckenkopf ꝛc.

SCHAEFFER Ins. Ratisb. pavray Ins. Tom, I. Tab. 27. fig. 2.

DEGEER. Mem. d’Ins, Tom. I. pag. 169. Tab. X. fig. 3.

Tab. 140. fig.

4. 2. Sphinx al. int. cauda simpl. 12.

Grande chenille rase a

corne noire sur le derriere, dont le corps est couleur de lilas sale etc. Götzens

Ueberſ. pag. 128. Tom. II. P. I. pag. 234.

Pap. bourd. a anten, prism. et a

longue trompe, d'un brun griseatre, dont les ailes sont bordees de blanc par

derriere avec trois petits trais noirs au milieu etc.

in ihrer jugendlichen Geſtalt. REAVM VI Mem. I. Tab. 13, fig. 8.

Tab. II. fig. 4. Die Raupe

Götzens Ueberſ. pag. 168.

Ich habe ſchon oben bey vorſtehender Gattung erwähnt, daß die Raupe dieſes Abendſchmetterlings, ſich an eine einzige Futterpflanze gewöhnt. Die in unſerm Welttheil jo gemeine Föhre iſt es, wovon fie ſich nährt 4). Nie wird man ſie

O

a) Die Nahmen, Fichte, Föhre und Tan— ne, deren Unterſcheidung ſchon für Raupen- zucht ſo wichtig iſt, werden ſelbſten in unſern Franken, wo dieſe Nadelbäume die gewöhn— lichſten find, ſehr verwechſelt. Hier tft un— ter dem Nahmen Föhre nur diejenige Gat— tung gemeint, welche im 8. N. Tom. II. pag. 632. gen. 1077. Sp. 1. Pinus Sylve- stris genennet wird. Sie unterſcheidet ſich durch die vorzügliche Länge ihrer Blätter oder Nadeln. Sie ſind paarweiſe zuſammen ge— wachſen und an dem Stiel befeſtigt, wie ſie vorliegende Abbildung zu erkennen giebt. Lin— ne“ nennt ſie folia geminaglabra. Die Fichte hat fie kürzer, bey derſelben find fie ſpitziger, und ſtehen in zerſtreuter Lage, doch dichte, um den Zweig. Die Tanne hat die breite— ſten Nadeln, ſie find zugleich in zweien gerade

2

einander gegenüberſtehenden Reihen geordnet. Diefe Nahmen find im Syſtem nach den bey— gefügten Charactern, aus einer zufälligen Ir— rung verwechſelt worden, wie ſchon der Haus⸗ vater im V. Th. pag. 224. gezeigt. Dor⸗ ten iſt ſonach Abies Sp. 14. was ſonſt Tanne hieß, unſere Fichte (picea); und Picea Sp. 8. die eigentliche Fichte, iſt unſere bekannte Tan— ne (abies). Auſſer der Föhre pinus sylve- stris, beſitzen wir in unſern Franken nicht mehrere Gattungen dieſes Geſchlechts des pi- nus. Die Pinea Sp. 2. die eßbare Fichte, der Zirbelbaum, von der die Pinienkörner oder Pignolen kommen, und die eine eigene Raupe nährt, iſt nur in heiſſern Gegenden Frankreichs und Italiens, und nicht in Teutſchland anzutreffen.

108 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

auf der ſo ähnlichen Holzart der Fichte und Tannen bemerken, wenigſtens in unſern Gegenden nicht. Auch bei Erziehung durch die Kunſt, nimmt ſie die vor— gelegten Blätter der beyden letztern Bäume nicht an. Kaum war ſie durch den äuſſerſten Hunger, nach meinen Verſuchen, dahin zu zwingen. Ich weiß aber nicht, ob ſie an andern Orten dieſen Eigenſinn im Geſchmack nicht etwa verlernt. Röſel beſchreibt nach ſeiner Art die Föhre ganz richtig, auf der er die Raupe gefunden. Sepp, der fie vom Ey erzogen, und fie auch auf deren Blättern ge— legt, angetroffen, hat auch die Futterpflanze genau beſchrieben, und noch die entſcheidenſte Abbildung, nach der ihm eigenen Kunſt, gegeben. Dem Namen nach, heißt ſie aber jener die Fichte, und dieſer die Tanne. Darauf kommt es eben nicht an, wenn nur wirklich einerley Pflanze damit bezeichnet wird. Die Verfaſſer des Wienerverzeichniſſes nennen fie nach beſtimmtern Nahmen, und den Zweyfalter von daher den Föhrenſchwärmer. Die übrigen Schriftſteller ha— ben es in dieſer Genauigkeit nicht zu nehmen beliebt. Iſt es daher wohl befrem— dend, wenn verſchiedentlich geklagt wird, daß in einigen Gegenden dieſer Zwey— falter Höchft ſelten ſey. Es find eben Orte, wo die Tanne oder die Fichte alleine ſich findet, die Föhre aber gar nicht vorhanden iſt. Eine oder die andere Be— deutung dieſer Nahmen wurden unrichtig verſtanden. Unter der Fichte hatte ſich jeder eine andere Holzart gedacht. Doch genug von der Futterpflanze, die ein— mahl beſtimmt iſt. Ich habe die Raupe ſelbſten meinen Leſern nach allem dem, was ich merkwürdiges zu beobachten finde, zur Betrachtung vorzulegen.

Die ausführlichſte Beſchreibung aller ihrer Theile hat uns Degeer gegeben. Er fand aber nur eine einzelne Raupe, und dieſe auf einem Wege auf der Erde kriechend, ohne ihre Futterpflanze ausfindig zu machen. Sie wurde von ihm ſogar für eine neue Gattung gehalten. Kenner pflegen öfters aus allzupünetlicher Genauigkeit gleiche Anſtände zu hegen. Indeſſen erklärte er ſie nachhero für die Larve des Sphinx Pinastri, womit nach allen Verwandlungsarten, Zeichnung und Charactern fie ſich beſtens betragen. Röſel hat ſie gleichfalls nach allen Um— ſtänden ihrer Geſchichte bekannter gemacht, und die geläufigſte Schilderung nebſt dem gemeſſenſten Bilde in ſeinem Werke gegeben. Sepp erzog ſie gar vom Ey an mit beſondern Glück. Wir haben bey ihrer Naturgeſchichte alſo das vollſtän— digſte demſelben zu danken.

Es ſchien dieſem ſorgfältigen Beobachter ſehr befremdend, eine Raupe in Holland zu finden, von der er glaubte, daß ſie nur in Teutſchland zu finden ſey. Doch bey emſigen Nachſuchen in unterſchiedenen Jahren, kamen ihm endlich auch die an den Nadeln befeſtigten Eyer zu Handen. Es wurden ihm mehrere nach— gehends von gepaarten Weibgen zu Theil. Bey denen in der Freiheit gelegten,

Sphinx Pinastri. Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. 109

hat ſein beobachtender Geiſt eine ihm neue Entdeckung gemacht. Er fand ver— ſchiedene dieſer Eyer ganz leer; nur eine ungemein kleine Oeffnung war auf der Spitze zu ſehen. Bald bemerkte er aus andern, die friſch und unbeſchädigt zu ſeyn ſchienen, daß wirkliche Fliegen aus ſolcher Oefnung gebro— chen. Ihre Größe war freylich für fo enge Wohnplätze Aufferft gering. Er nennt ſie Weſpen, und beſchreibt ſolche gelblich mit runden glänzenden Knöpfen. Entdeckungen, welche nun das neue verlohren. Dieß Inſect ift der Ichnevmon ovorum des Herrn von Linne, und bereits von Herrn Degeer im J. Theil einer Mem. pag. 594. beſchrieben, in deren 35ſten Tafel wir nach der [ten bis aten Figur die genaueſten Abbildungen haben. In der That erweckt es Erſtaunen, wie wunderbar der Uebermaße in der Vermehrung durch andere Ge— ſchöpfe von dem weißheitsvollen Urheber der erſchaffenen Weſen ein Ziel geſetzt iſt. Noch mehr, daß in einem fo kleinen Körper, wie Raupeneyer find, andere Thiere ihren Aufenthalt finden. Man denke ſich vollends die Organe, mittelſt deren ein ſo nomadiſcher Ichnevmon in einem ganzen Wald auf ſo unzähligen Blättern die einzelnen Eyer eines Schmetterlings auszuſpühren vermag. Man laſſe ſie ſelbi— gen finden, er legt ſein Ey auf das größere, das ihm für Neſt, Wiege oder Wohnhaus groß genug iſt, dieſes entwickelt ſich, die auskommende Made weiß ihre ächte Nahrung, ſie durchnagt die harte Schaale, auf die ſie geſetzt iſt, und nimmt von ihren Wohnplaz Beſitz. Noch ſind gegenwärtig beyderley Geſchöpfe vorhan— den, keines hat das andere aufgerieben 5). Wenn man hier keinen Einfluß der Vorſehung erkennt, ſo ſind ſolche Weltweiſe ſelbſten von Ichnevmons nicht be— deutend verſchieden. War es wenigſtens der Mühe werth, vernünftige Geſchöpfe hervorzubringen, wenn ſie nur da ſind, die Achtſamkeit der Allmacht herunterzu— ſetzen. Nach meinen Plan iſt die Abbildung des Eyes unſers Zweyfalters zu beſſerer Vergleichung mit andern auf eine eigne Tafel verſpahrt. Ich habe nun die Raupe vor mir.

Sie pflegt, wie Sepp beobachtet, viermal ſich zu häuten. Eine Zeit von dreyßig Tagen bringt ſie vom Ausbrechen des Eyes an zur vollkommenen Größe, wie unſere Abbildung ſolche dargeſtellt hat. Vor der erſten Häutung iſt ſie bey— nahe ganz gelb. Bey der zweyten bemerkt man ſchon die in die Länge ſich ziehen—

O 3

5) Herr rABarıc. hat in feiner Philos. quid superfluum sit, ubi nil deest, Di- Entom. dieſe Wahrheit ungemein bündig als scordibus hisce, bello hoc omnium contra einen Grundſatz vorgetragen. Er ſagtpag. 72. omnes, renovatur quotannis naturae thea- F. 2. Natura tota discordibus constat, quic- trum et conservatur nitor alae sempiter- quid alteri perit, in alterum transit, ne nus.

410 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

den grünen Linien. Bey der dritten iſt ſie mehr dem vorliegenden Bild gleich. Noch bis zu dieſer Veränderung führet das Horn an dem äußerſten Ring einer— ley Geſtalt. Es hat nemlich bis dahin eine am Ende gedoppelte Spitze in Form einer Gabel. Eine Abweichung, die bisher noch von keiner Art der Raupen dieſer Abendſchmetterlinge bekannt geworden iſt. Die Abſicht iſt uns verborgen. Erſt bey der vierten Häutung kommt der roſenfarbene Rückenſtreif zum Vorſchein, und die übrigen Zierrathen zieren ſie alsdann auf diejenige Art, wie ſie in unſerer Ab— bildung vorgeſtellt iſt. War das Horn an dem äuſſerſten Ring ſonſt vorwärts gekrümmt, ſo iſt jetzt deſſen Richtung gerade entgegen geſetzt. Es iſt niederhan— gend, und geht nur in eine einzige Spitze aus. Die Grundfarbe unſerer Raupe iſt gelblich, zuweilen ſticht ſie mehr ins Grüne ab. Der Länge nach ziehen ſich ganz grüne Streifen durch die Fläche herab. Sie ſind gemeiniglich gleichlaufen— der und weniger unterbrochen.

So ſtrenge die Säfte ſind, deren ſich unſere Raupe zu ihrer eigenen Speiſe bedient, ſo angenehm ſind ſie derſelben. Sie mag in der That den Gefräßigen zugezählet werden. In einem Augenblick iſt eine Nadel von ſo hartem Stoffe ver— zehrt. Es ſcheint, als wenn ſie durch den Mund nur eingeſchoben würde, ohnge— achtet ſie ſolche in einzelne Stücke durch ihren harten Kiefer zernagt. Es ſind eben unfruchtbare Bäume, an die ſie verwieſen iſt. Für die uns mehr nutzbaren würde ſie nach dieſen Trieben Verwüſtungen anrichten. Wegen der mit den Blättern ihrer Futterpflanze ſo ähnlichen Farbe iſt ſie ſchwer zu entdecken. Im Monath Julius und Auguſt, auch noch ſpäter, kommt ſie uns in ausgewachſener Größe zu Geſicht. Von ihren Kunſttrieben habe ich nichts vorzügliches zu erwähnen. Sie hat ſolche mit vorbeſagten gemein. Sie verfügt ſich in lockere Erde, oder in den für die Kälte des Winters ſie ſchützenden Moos.

Die Chryſalide iſt die geſchmeidigſte nach der Geſtalt unter allen denen ge— genwärtig behandelten Arten. Die Natur hat zur Verwahrung der Zunge, wie an der Windig- und Liguſterpuppe, ihr eine Scheide gemacht. Sie iſt aber um vieles kleiner und liegt ſehr genau an. Kaum iſt ein leerer Zwiſchenraum, wo ſie in der Mitte von dem Körper abgeſondert iſt, zu ſehen. Ich weiß nicht warum Röſel dieſer Scheide nicht gedenkt, noch weniger ſolche in der Abbildung ausge— druckt hat. Degeer und Sepp haben ſie ſehr genau unterſucht und als merk— würdig gefunden. Ich habe ſie ohne Unterſchied bey allen vorkommenden Chry— ſaliden dieſes Fichtenvogels bemerkt. Sie iſt nur öfterd mehr oder weniger durch erſtgedachte Höhlung getrennt. Zur Farbe des ganzen Körpers hat ſie ein ins Rothe fallendes Braun mit wenigen dunklern Schattirungen. Erſt das kommende Jahr bringt den Zweyfalter zur Reife, und wie ich ſchon erwähnt, haben wir dieß

Sphinx Pinastri. Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. aan

im May und Junius zu gewarten. Von den Entwicklungen im erſten Jahr fehlt es noch an Erfahrungen. Man kann in dem Frühling in den lockern Erdlagen nahe an den Stämmen der Föhre und gemeiniglich an der Winterſeite die Chry— ſalide ſuchen und finden.

Man hält es für ausgemacht, daß Raupen von hellen oder bunten Farben gerade die unanſehnlichſten Schmetterlinge ergeben. So wenig ſich dieß für all— gemeine Wahrheit behaupten läßt, ſo ſehr trift es doch bey gegenwärtiger Gattung auf das richtigſte ein. Eine Raupe von friſchen und ſcheckigten Colorit, und der Zweyfalter aſchgrau mit ſchwarzen Verzierungen, iſt in der That Abſtand genug. Man ließ ſich beygehen nach der Urſache zu fragen, warum das vollkommene In— ſect e) nicht ſchöner, als das unvollkommene, ſeine Raupe, gezeichnet iſt. Röſel ſagt: Raupe und Chryſalide ſind nur als Futterale zu betrachten, und dieſe haben unter ſich mit der ſie enthaltenden Sache keine Beziehung der Farbe aufeinan— der d). Es iſt zwar ohne die mindeſte Widerrede genugſam bewieſen, daß es Umkleidungen eines und des nemlichen Geſchöpfes ſind, und daß dieſe ſich in der Raupe ſchon vom Ey an enthalten. Dieß aber klärt die Urſache der Farbenände— rung lange nicht auf. Einmal kommt es bey der Vollkommenheit des Schmet— terlings nach der Regel unſers Geſchmacks eben auf die Farbe nicht an. Der uns am ſchlechteſten bedünkende hat unzählige Schönheiten, und alſo etwas, welches mit den angebrachten Zierrathen der Raupe als Gegenlage kann angeſetzt werden. Immer iſt es doch unſerer Aufmerkſamkeit würdig genug, wenn wir verſchiedene

c) Linne“ nennt das vollkommne Inſect, als die letzte Verwandlung dieſer Thiere: Imago. Ein ſehr angemeſſener Ausdruck, wozu uns aber im teutſchen der gleichbedeu— tende fehlt. Man würde uns nicht verſtehen, wenn wir ſtatt des Wortes, vollkommenes Inſeet, uns des noch nicht aufgenommenen Nahmens eines Bildes bedienen würden. Es ſtehet überdieß in Gegenſatz mit Larva. Imago heißt ſo nach ein offenes natürliches Geficht, larva hingegen ein maſquirtes, und das iſt die Raupe wirklich. Fasrıcıı Phil. Ent. p. 69. Imago, perfecta, gene- rans, pariens, agilis plerumquealata vi- rilem inseetorum aetatem continet et ul- timo detractis omnibus tunicis provenit haud amplius crescit etc.

d) Röſel oben ang. O. p. 45. „Sollte aber von mir jemand zu wiſſen verlangen, wo— her es komme, daß faſt die meiſten Papilions gar nichts von den Farben an ſich führen, welche man an ihnen geſehen, als ſie Raupen waren, ſo kann ich nichts anders antworten als dieſes, die Raupe ſey nur blos ein Futteral, in welchen der Papilion verborgen liegt. Gleichwie aber nun ein Futteral, in welchen z. B. ein gläſerner Kelch aufbehalten wird, zu der Farbe die dieſer Kelch hat, nicht das geringſte beyträgt, und ſelbiger ſo wohl blau als roth oder grün ſeyn kann, eben ſo wenig kann der Raupenbalg die Farbe des in ihm enthaltenen Papilions ändern oder hervor— bringen ꝛc.

112 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Gattungen wahrnehmen, wodurch alle Verwandlungsarten einerley und die nehm— lichen Farben richtig beybehalten ſich zeigen. Die Phal. grossulariata giebt ein Beyſpiel hievon. Wir gehen zu weit und fordern zu viel. Iſt doch nicht ein— mal noch die Urſache der Umänderung der Farbe unſers eignen Blutes aus den Säften, die wir genießen, einleuchtend erklärt.

Bey allem Einfärbigen und Simpeln ift unfer Fichtenvogel ungemein characte— riſirend gezeichnet. Ich kenne keinen, mit dem er im mindeſten zu verwechſeln wäre. Ein etwas bräunliches Aſchgrau deckt die ſämmtlichen Flügel. Nur ein— zelne Staubchen von ſchwärzlichſter Farbe find mit untergeſtreut. In der Mitte der Oberflügel ſind drey längliche Striche als eine ſeltene Zierde angebracht. Ge— gen die Grundfläche ziehet ſich ein mehr verlängerter von brauner Farbe, und gegen den äuſſern Rand ſind ein paar dergleichen verlohrne Flecken. Von weiſſer Farbe ſind die Einfaſſungen der Bruſt, die Oberſeite der Fühlhörner, die Ringe des Hinterleibs, welche ſo abwechſelnd mit ſchwarzen wie der äuſſerſte Saum der Flügel gezeichnet ſind. Die untere Seite iſt noch einfärbiger, ſie iſt ohne alle Flecken und Zierrathen ganz aſchgrau gefärbt, doch etwas mit Gilbe gemiſcht. Mehr darf ich wohl zur Bezeichnung eines ſo kenntlichen Zweyfalters nicht ſagen. Sein Flug iſt ſehr ſchnell. Die Zunge von beträchtlicher Länge. Er verweilt ſich nicht lange auf den Blüthen, die er ſich zur Nahrung ausgeſucht hat. Wir haben ihn in unſern Franken an den meiſten Orten ſehr häufig, ſo ſelten uns ſeine Raupe zu Geſichte kommt. In Frankreich und den mittägigen Provinzen unſers Welttheils, iſt er, ſo viel wir wiſſen, nicht vorhanden.

Die Abänderungen find kaum beträchtlich. Der bekleidende Staub iſt bald verflogen, und daher laſſen manche ſehr unanſehnlich; ihre Grundfarbe iſt faſt ein ſchmutziges grau. Bey manchen ſind die drey ſchwarzen Striche länger oder kürzer, breiter oder ſchmäler, oder auch bräunlich gefärbt. Das Weibchen iſt größer, die Fühlhörner ſind dünner, der Leib dicker, die Flügel aber mehr ins Lange geſtreckt. Dieß iſt alles, was ich zum Unterſchied zu bemerken habe.

Zweyte Linie.

Sphinges legitimae alis integris, ano barbato, Aechte Abendſchmetterlinge mit glatten oder gleichgerandeten Flügeln, und einer zertheilten oder bärtigen Endſpitze. Bartleibige, bärtige, pfauenſchwänzige Sphinxe.

Die hier untergeordneten Gattungen ſind von jenen der erſten Linie durch ſehr ausfallende Merkmale getrennt. Sie führen zwar einerley Ausſchnitt der Flügel; hier ſind ſie aber nicht von der Breite, wie ſie vorige haben, ſie ſind im Verhältniß des Körpers ſehr kurz. Die Größe der Schmetterlinge ſelbſten be—

zeich⸗

Zweyte Linie. 113

zeichnet fo gar weſentlich unterſchiedene Arten. Wir treffen keinen von jenen Co» loſſen hier an, es ſind faſt die Zwerge des Sphinxengeſchlechtes da beyſammen. Die Zeit des Fluges iſt nicht minder von erſtern, die ſich die Abenddaͤmmerung eigen gemacht, verfchieden. Man ſiehet keinen derſelben feine Nahrung ſuchen, wenn die alles belebende Sonne ſich einmal unſerm Geſichtskreis entzogen. Sie find an das hellere Licht gewöhnt, am Mittage in der groͤſten Hitze kommen fie uns am gewoͤhnlichſten vor.

Roch hat ihnen die Natur eine eigne Zierde bengelege. Der Hinterleib dieſer Sphinxe iſt mit verlängerten aus einander ſtehenden Schuppen geſchmuͤckt. So geringe die Anzahl der Gattungen dieſer Linie iſt, unſer Syſtem zehlet nur acht derſelben; ſo ſehr iſt doch dies kleine Volk, nach gedachter Verzierung, unter ſich ſelbſten verſchieden. Sie tragen ſie nicht auf einerley Art. Einige führen die hervorſtehenden Schuppen, zu beyden Seiten des Hinterleibes ver⸗ laͤngert. Man hat dieſe Geſtalt mit den Widerhacken der Pfeile verglichen, und die Falter von daher Pfeilſchwaͤnze geheiſſen. Andere haben fie an der Endſpitze ins Breite geformt, und uͤberdies in zwey Parthien getheilt. Dieſe Gattungen haben den Namen der Fiſchſchwaͤnze erhalten. Bey eis ner mehr ins Runde gebildeten Form und einer glaͤnzenden Farbe wurden ſie pfauenſchwanzige Sphinre genennt. Man wird dieſe Verzierung auch in eylindriſcher Form gewahr, und den Faltern, die fie führen, hat man den Namen der Sphinxe mit buͤſchelfoͤrmigen Schwaͤnzen gegeben. Manchfaltigkeiten genug bey fo geringer Anzahl! Sie wuͤrden zu eben fo vier len Unterabtheilungen dienen. Noch ſind aber nicht alle. Wir erblicken hier Sphinre von beſonderer Art. Die Natur hat den meiſten die Bekleidung mit Schuppen verſagt. Ihre Fluͤgel find unbedeckte, durchſichtige Membra⸗ nen. Nur der Rand hat feine Borte, und die durch die Flaͤche ſich hinzier hende Sehnen, ihre, obwohl ſparſamen Schuppen. Auch Einfaſſungen oder einzelne Flecken find zuweilen damit bedeckt. Dieſe Gattungen haben zu eige⸗ nen Namen Anlaß gegeben. Sie find die bekannten Sphinxe mit durchſich⸗ tigen, unbeſtaͤubten Flügeln, oder glasfluͤglichte Abendſchmetter⸗ linge (Sphinges alis feneſtratis). In der Aehnlichkeit, die ſie mit andern Inſecten haben, hat der Herr Archiater Namen aus der Klaſſe der Hymen⸗ optera und Diptera für fie gewehlt. Insgemein werden fie Muͤckenſchmet⸗ terlinge (Sphinx - mouches) geheiſſen.

Unſer Syſtem hat diefe Gattungen in folgende Ordnung geſtellt. Aus⸗ laͤnder find: Sp. 25. Tantalus. Sp. 26. Ixion. Europäer: Sp. 27. Stella. tarum. Sp 28. fueiformis. Sp. 29. apiformis. Sp. 30. ceulieiformis.

I. Theil.

114 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Sp. 31. veſpiformis. Sp. 32. tipuliformis. Nach beyden Arten hat ſich neuerlich ihre Anzahl betraͤchtlich vermehrt. ;

Von ihren Raupen läßt ſich im Allgemeinen nichts Beſtimmtes fagen. Man kennt kaum einzelne Paare derſelben. Jene, des Sphinx Stellatarum und fuciformis find fo genau ſich gleichend, daß fie mit Mühe zu unterfcheis den. Doch ergeben ſie Falter, die gerade unter ſich die groͤßte Verſchiedenheit haben. Sie haben da, wo man Rauven, mit ihren Schmetterlingen in fy» ſtematiſche Ordnung zu bringen, bemuͤhet geweſen, zu groſſen Schwuͤrigkeiten Anlaß gegeben. Der glasfluͤglichte Falter, der ſo ſchoͤn eine eigene Abtheilung gemacht, war eben von den Beſtaͤubten bey dieſer Aehnlichkeit nicht zu tren“ nen geweſen Die Raupen des Sph. apiformis und tipuliformis machen nach ihrer Azung eine beſondere Ausnahme von allen bekannten Arten der Sphinre. Sie naͤhren ſich nicht von Blaͤttern, ſondern von dem Holze und Mark einir ger Baͤume und Stauden. Das uͤbrige iſt auf ihre Beſchreibung verſpahrt.

Der dreyzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX STELLATARVM.

Der Taubenſchwanz. Der Karpfenkopf. (Hufn. Fueßli.)

L.

Le Moro - Sphinx. Geoffr. Papillon - bourdon à ailes inferieures jau- nes. Degeer. Sphinx de la Garence. Cramer.

Tab. XIII. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Deſſen Raupe auf dem Galio vulgato. Die Chryſalide.

LIN NE S. N. Ed. XII. Sphinx leg. al. int. ano barb. Sp. 23. Abdomine barbato: lateribus albo nigroque variis, alis pofticis ferrugineis. Ed. X. Sp. 27. Faun. Su. Ed. nou. nr. 1091. Mit baͤrthigen Hinterleib, weiß und ſchwarz gefleckten Seiten, und roſtfaͤrbigen Hinterfluͤgeln.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 643. Sphinx Stellatarum. Die Buntſeite.

ABRICII Entomol. pag. 543. Seſia. Sp. 3. Stellatarum. Linn. Char.

RAII Hift. Inf. pag. 133. nr. 1. Pap. velociſſima, alis breuibus, corpore craſſo, inter volandum ſtridorem edens.

6E OFF R. Tom. II. pag. 87. nr. 6. Sphinx Spiril. al. ſuper. fufcis nebulofis, inferio. ribus ferrugineis. Tab. LI. fig. 5. Long. 13. lign.

DEGEER Tom. II. P. I. pag. 226. nr. 1. Papillon - bourdon. Les ailes fup. font d'un brun cendré à rayes obſcures et les inferieures d'un jaune orange. Götzens Ueber⸗ ſetzung. pag. 162.

$corornı Entomol. Carn. nr 474. pag. 187. Sphinx Stellatarum. Alae ant. fupra vmbrinae: faſciis binis, obſcurioribus; poſticae ſupra ochraceae bafi et margi-

Sphinx Stellatarum. Der Taubenſchwanz. 115

ne obſcuriores. Pectus album. Volatus diurnus rapidiſſimus. Long. lin. g. Lat. 5.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 2. Sphinx Stellatar. Sternkrautſchwaͤrmer (galii veri).

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 182. Sphinx Stellatarum. Die Oberfluͤgel ſchwaͤrzlichgrau e. Im Auguſt und September. Fliegt bey Tag ꝛc. Zweyter Groͤſſe, ſelten. Raupe: gelblichgruͤn e. Im Julius und Auguſt. Auf der Faͤrberroͤthe und Galio.

Fueßli Schweiz. Inf. nr. 622. Sphinx Stellarum. Nicht ſelten auf dem Galio.

Gladbachs Verz. Der Stoßvogel. Pr. 45 kr. Roͤſel Inſ. Bel. I. Th. I. Kl. Der Nachtvoͤgel. Tab. VIII. Die grüne, weißſtreiſig⸗ te, blau und gelbgeſchwaͤnzte Raupe. SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab. 16. fig. 2. 3. Sphinx al. int. cauda pil. 2. RE AUM R Mem. Tom J. Tab. XII. fig. 1 6. La chenille à corne du caille lait. NE RITA N. Europ. Inf, Tab. 29. Bradley nat. fig. 1. A.

Die Raupe dieſes Falters iſt im Geſchmack der Saͤfte ſo wenig eckel, daß ſich dieſelbe ſogar von den zahlreichen Gattungen einer ganzen Pflanzen, familie ohne Unterſcheid naͤhrt. Es ſind dieß niedere Gewaͤchſe, die nach den in Kreiſen um den Stiel gelegten Blaͤttern ſternfoͤrmige, oder geſtirnte plantae ſtellatae heiſſen. Der Herr Archiater hat von daher unſerm Falter den Namen ertheilt. Die gewöhnlichfte iſt das gemeine Waldſtroh, (galium vulgare). Man trift fie feltener auf andern Gattungen an. Auf der Faͤrber⸗ roͤche (rubia tinctorum), auf dem fo rauhen Labkraut (aparine), auf der afperula und vielen andern Gewaͤchſen, gedachter Familie, wird fie nicht min der gefunden, und man kan ſie mit deren Blaͤttern erziehen.

Sie iſt im Julius in unterſchiedener Groͤſſe, und noch bis zu Ende des fols genden Monats vorhanden. In ihrem Wuchs iſt ſie geſchwinde. Von dem Ey bis zur Chryſalide ſtehet es ohngefaͤhr drey Wochen nur an. Die Entwicke⸗ lung des Schmetterlings erfolgt noch das erſte Jahr, ſo ſpaͤte wir immerhin die Raupe erziehen. Ueberwinterte Chryſaliden find uns ſogar unbekannte Eräugnife ſe geblieben. Auch im Freyen erblicken wir den Zweyfalter noch bey ſpaͤteſtem Herbſt. Es ſind Saͤfte zur Nahrung noch da, die der kommende Winter erſt raubt. Die einzelnen Bluͤthen der Ritterſporne a) enthalten genugſamen Per etar, er ſucht ſie in weiten Fluren am angelegenſten auf.

Ihre Grundfarbe iſt gelblichgruͤn. In unterſchiedenem Alter und in ein gen Abaͤnderungen iſt ſie heller oder dunkler gemiſcht. Die geſammte Flaͤche iſt

P 2

a) Delphinium, Sp. 1. Conſolida. LIN NE S. N. pag. 370. gen. 681.

116 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

mit erhabenen kleinen Puncten von weiſſer und gelblicher Farbe bedeckt. Zu beyden Seiten ziehet ſich eine hellgelbe Linie, die auch oͤfters weiß iſt, die Laͤnge hindurch. Unter derſelben bemerkt man eine zweyte, die ſich mehr ins Dunkle. re färbt. Das Horn hat oben eine roͤthliche, unten gegen den Leib eine gleich gruͤne Farbe. Die Vorderfuͤſſe find roͤthlichgelb. Bey der angehenden Ver⸗ wandlung zur Chryſalide, aͤndert ſich die Grundfarbe in ein braͤunliches Roth. Die weiſſen Puncte aber bleiben unveraͤndert, ſo wie das Colorit der Fuͤſſe, des Horns, und der Luftloͤcher. Sie gehet nicht ganz in die Erde, fie bauer fich ob derſelben mit einigen ſparſam gezogenen Faͤden, mittelſt der naͤchſtliegenden Ma⸗ teralien, fuͤr baldige Entwickelung einen hinreichenden Schutz. Oefters wer⸗ den auch dieſe Arbeiten unterlaſſen, fie gehet auf freyem Boden ihre Verwand⸗ lung an.

Die Chryſalide hat einen ganz eigenen Bau. Wir kennen faſt keine ihr ahnlich unter den Sphinxen. Sie iſt etwas ins Breite gedrückt, gegen den Kopf gerundet, in der Mitte des Leibes aber merklich verdickt. Ihre Schale iſt duͤnne, durchſichtig, und von lichtgrauer Farbe. Es laͤßt ſich der gemaͤch⸗ liche Wachsthum des eingeſchloſſenen Zweyfalters, nach den ſich faͤrbenden Theilen, in dieſer zarten Membrane faſt unter allen Chryſaliden am beften ber merken. Sie ſcheinet Anfangs grün, wie die mehreſten Arten. Nach eini⸗ ger Erhaͤrtung erhaͤlt ſie eine braͤunliche Farbe, die innere Maſſe hatte ſich eben ſchon mehr gebildet. In wenigen Tagen ſind die Augen, die Fuͤhlhoͤrner, und die Zunge, die vorzuͤglichſten Organe durch dieſe glaͤſerne Haͤute deutlich zu fer hen. Dann färben ſich erſt die Fuͤſſe, und endlich die Flügel. Nun erblickt man darinnen den ganz gebildeten Falter. Die Chryſalide wird unkenntlich, ſie zerſpringt in einigen Stunden, und der auskommende Schmetterling erreicht bald feine vollkommene Groͤſſe. Zu Beobachtungen, die wunderbare Entwicke⸗ lung einzelner Theile in ihrer Ordnung entſtehen zu ſehen, giebt dieſer Chryſalide einen belehrenden Verſuch.

Die Fluͤgel ſind ſtark, fuͤr die betraͤchtliche Dicke des Leibes hingegen ſehr rurz. Die Oberſeite der Vorderfluͤgel iſt mit einem ins Graue fallenden Braun bemahlt. Sie haben in ſchiefer Richtung einen blaulichen Schiller. Durch die Flaͤche ziehen ſich drey gebrochene Binden von ſchwarzer Farbe. Einen dergleichen Punct bemerkte man in der Mitte derſelben. Das uͤbrige ſind ver⸗ lohrene Schatten. Die Unterſeite iſt gelb, und die Hinterfluͤgel ſind damit auf beyden Flächen gefärbt. Die Fuͤhlhoͤrner find kurz, und beynahe Feulfürmig geſtaltet. Die Fuͤſſe haben, ſo wie die Bruſt, auf der untern Seite eine weiſſe Farbe. Die Schuppen am Ende des Hinterleibes find von betraͤchtli⸗

Sphinx Stellatarum. Der Taubenſchwanz. 117

cher Lange, fie ſtehen ſehr dichte beyfammen. Sie theilen ſich in zwey Par⸗ thien, man hat ſie deswegen einem Fiſchſchwanz verglichen. Mehr habe ich anzuführen nicht noͤthig. Unſer Zweyfalter iſt gemein, und eine Verwechſe⸗ lung bey fo characteriſtiſchen Zuͤgen iſt nie zu beſorgen. Er iſt in allen Ger genden unſers Welttheils, nach Anzeige obiger Schriftſteller, nicht ſelten. Unſer Franken hat ihn beſonders eigen. Sein Flug iſt ungemein ſchnell; er eilt von einer Bluͤthe zur andern mit größter Behendigkeit fert. Gewoͤhnlich erſcheint er ein paar Stunden vor Niedergang der Sonne. Nie hat man ihn aber in der Daͤmmerung, nie bey wirklicher Nacht im freyen Flug bemerket. Dagegen ſiehet man ihn öfters mit jeder Stunde des Tages im Suchen ſei⸗ ner Nahrung beſchaͤftigt.

Einige Berichtigungen verdienen noch angezeigt zu werden. In der ze henden Ausgabe des Naturſyſt. hat Herr von Linne, unter dem Namen Sph. Belis, nach wenig abweichenden Characteren einen Zweyfalter als beſondere Gate tung behandelt. In der zwoͤlften Ausgabe wurde eben derſelbe als Varietaͤt des Sphinx Stellatarum mit eingeruͤckt b). Nach der letztern Verbeſſerung iſt es nicht zu entſcheiden, ob er zu den auslaͤndiſchen oder einheimiſchen Arten ge hoͤrt. Er foll ſich hauptſaͤchlich dadurch von dem Sphinx Stellatarum unterſchei— den, daß er nur gegen die Grundfläche gelbgefaͤrbte Hinterfluͤgel, dieſer aber ganz einfärbige führe. Herr Cramer hat einen auslaͤndiſchen Zweyfalter für dieſen Sphinx Belis erflärt e). Nach welchen Gruͤnden, wurde nicht geſagt. Ob es der Linneiſche ſey, iſt eben fo zweifelhaft gelaſſen.

Die Abbildung, die wir dorten antreffen, iſt weſentlich verſchieden. Wir koͤnnen daher den Falter nicht einmal als Abaͤnderung behandeln, er iſt fuͤr ei⸗ gene Gattung characteriſirend genug. Noch finden wir uns in den Citaten des

Y 3

b) LINXNE S. N. Ed. X. p 493. Sp. 31. Sphinx Belis, abdomine barbato: ſupra nebuloſo, ſubtus fulueſcente; alis poſti- cis bafı flauis. M. L. V. Habitat in cali- dis regionibus. In der XII. Ausgabe ob. angeführten O. iſt er als Varietaͤt des Sph. Stellatarum mit gleichlautenden Worten ein geruͤckt, nur wurde das fuluefcens in fla- ueſcens dabey geaͤndert.

c) CRAMER. Vitl. Kap. VIII. St pag. 147. Tab. 94. fig C. Sph. Belis. Mr. LINNAEVS, nous donne preſentement

ce Sph Epervier, comme une des variétés de Sph. de la Garence, (ſtellatarum). Ce- pendant P abdomen, eft non feulement plus velü et garni de poils, mais la tache d' un jaune obſcur, fur les ailes pofterieu- res, eſt aufli place plus en forme de ban- de, que dans celui de l’ Europe dont nous venons de parler. En deflous les ailes font au milieu jaunatre et pour le reſte de couleur brune. Il eſt de Chine et fe trou- ve dans le Cabinet de Mr. le Miniſtre AE - 8E RT 1.

118 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Herrn von Linne auf eine Abbildung des Herrn Rath Schaͤffers verwieſen d). Dorten treffen wir aber gar nicht den Sphinx Stellatarum, fondern den Sph. fueiformis an. Auch die Stelle in unſerm Syſtem, die ſich auf Godard be ziehet e), gehoͤret nicht hieher. Es iſt aber nicht zu entſcheiden, welche Gat⸗ tung derſelbe wirklich gemeynt. Abbildung und Beſchreibung ſind aͤuſſerſt raͤth⸗ ſelhaft gerathen. Es ſeye jeder andere Falter, nur iſt es der Sphinx Sellata- rum nicht. Die Flügel führen dorten dunkle und helle Flecken. Die Fuͤhlboͤr⸗ ner ſind fadenfoͤrmig, und in eine Kruͤmmung gelegt. Seine Raupe naͤhret ſich vom Graſe und Salat; es mangelt das fo weſentliche Horn. Ihre Groͤſſe iſt gering. Nach der Geſtalt, wie die Beſchreibung und das Bild ſelbſt be lehrt, gehoͤrt ſie zu den Spannenmeſſern. Herr Geoffroi beſchreibt zwar un. ſern Zweyfalter ſehr buͤndig. Der Kuͤnſtler aber hat ihn in der Abbildung unkenntlich gemacht. Niemand wird nach derſelben den Sphinx Stellatarum errathen.

Der vierzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX FVCIFORMIS.

Der Droͤhnenſchwaͤrmer. Le Sphinx vert a ailes tranſparentes. Geoffr. Papillon - mouche. Reaum.

Tab. XIV. Der Schmetterling von beyden Seiten. Die Raupe auf dem Galio luteo. Die Chryſalide zur Seite.

LIN N. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. Sp. 28. Abdomine barbato nigro: fafcia flaueſcente, alis feneſtratis margine nigro atro purpuraſcente. Faun Suec, 1092. Mit ſchwarzem baͤrthigem Leib, einen breiten gelben Gürtel an demſelben, und durchſichtigen Fluͤgeln, die einen dunkelrothen Rand fuͤhren.

Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 643. Sphinx fuciformis. Der Hummelſchmetterling.

AnRICII S. Ent. pag. 548. Seſia. Sp. 5. fuciformis. Linn. Charact.

GEO FF R. Tom. II. pag. 82. nr. 5. Sphinx ſpirilinguis viridis alis vitreis pellucidis, venis limboque fufco ferrugineis. Long. 10. lign. Le Sphinx vert etc.

DEGEER Men. Tom. II. P. I. pag. 222. Papillon - bourdon à antennes en maſſue et à longue trompe, à ailes vitrdes bordées de brun rouflatre, avec des poils olives roux et jaunes fur le corps. Goͤtzens Ueberſ. pag. 162.

scororıEnt. Carn. 475. Sphinx fuciformis. Abdomen barbatum nigrum; fafcia flaueſcente. Alae hyalinae venis et margine obſcurioribus.

d) SCHAEFF, Elem. Tab 116. fig. 3. in der Anmerkung pag. 162. der Ueberſetzung Herr Fabricius beziehet ſich ebenfalls dahin. des Degeeriſchen Werks, erinnert. Es iſt dieſe Irrung ſchon vom Herrn Goͤtze, e) GO Eb. Inſ. pag. Ar. fig. 14.

Sphinx Fuciformis. Der Droͤhnenſchwaͤrmer. 119

20 DA Muf. Graec. pag. 82.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 1. Sphinx fucifor- mis. Scabioſenſchwaͤrmerraupe (ſcabioſae aruenſis) .

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 184. nr. 13. Sphinx fuciformis. Die Hum- melmolte. Die Flügel durchſichtig wie Frauenglaß, mit einem braunen Rande. Der Leib theils gelblichgruͤn, theils ſchwarz. Im Junius. Fliegt bey Tage auf die Blu— men, iſt von ſchnellem Fluge. Nicht felten von der dritten Groͤſſe. Raupe: gelblichgruͤn mit einem hellen Strich auf jeder Seite durch alle Gelenke, uͤber welchen auf jedem Ge— lenke ein violetter Fleck ſtehst. Die Schwanzſpitze unten violet oben braun. Im Auguft und September auf der Piloſella.

Fueßli Schw. Inf. Sphinx fuciformis. Der Durchſichtige. Nicht felten auf der Lo- nicera.

Muͤller Faun. Fridr. pag. 37. nr. 345. Zoolog, Dan. prodrom. p. 116. nr. 1342. Roͤſel Inſ. Bel. III. Th. pag. 232. Tab. 38. fig 2. 3. Der zur IJ. Klaſſe der Nachtvo.

gel gehörige Papillion mit durchſichtigen Fluͤgeln. Die Raupe; IV. Th. Tab. 34.

fig. 1 4. f SCHAEFF. Inſ. Ratisb. Tab. 16. fig. 1. Sphinx al. integr. cauda piloſa ſ. barboſa 1.

RE AUM RR Mem. Inf. Tom. I. Tab. 12. fig. 9. 10.

Mit dieſem Zweyfalter nehmen in der Ordnung unſeres Syſtems jene Gattungen den Anfang, denen die Natur das Beſtaͤubte der Flügel entzogen. Unter den bishero entdeckten, iſt dieſer der groͤßte. Nach der Aehnlichkeit, die er mit dem folgenden hat, gefiel es dem Herrn Archiater, Namen von beyden Geſchlechtern der Biene, auf Schmetterlinge uͤberzutragen. Dieſer, der Groͤſſere von beyden, wurde von fucus, der Drone dem Männchen der Biene, fueiformis; jener, der Kleinere, von den Arbeitern oder der eigentli— chen Biene, apiformis geheiſſen. In richtiger Ueberſetzung muͤſſen wir da— her erſtern den Dronenaͤhnlichen, dieſen den Bienenaͤhnlichen nennen. Fueus hatte ſchon in den aͤlteſten Zeiten dieſe Bedeutung a), und der Herr Ritter nahm fie für gültig an 5). Sonſten hatte man ihn, und vielleicht mit naͤherm Recht, den Hummelfalter genennt. Hummeln find aber ans dere Gattungen dieſes Geſchlechts. Die apis lapidaria und terreſtris ſind die vorzuͤglichſten Arten unſerer Gegend. Sie kommen der Groͤſſe nach die

a) Virgilii Georg. Lib. IV. v 243. Immunisque fedens aliena ad pabula fucus. Lib. IV. v.168 aut agmine facto Ignauum, fucos pecus a praefepibus arcent, Aeneid. J. v. 438.

6b) LIN N. S. N. Ed. XII. pag.956, Apis mellifica. Fuci (Mares) etc.

129 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſem Falter am naͤchſten; fie haben auch in dem Bau mehr Gleichendes als die Droͤnen: und ſo glaubte man, unſer Syſtem habe ſich dahin bezogen. Doch zu viel vom bloſen Namen. Ich habe in Erzehlung ſeiner Naturgeſchichte mich kuͤrzer zu faſſen. Ich mache von der Raupe den Anfang.

Wir treffen fie mit jener, des Sphinx ſtellatarum, zu einerley Zeiten und auf der nemlichen Futterpflanze, dem Galio, an. Einer meiner Freun⸗ de fand fie auch auf der Lychnis dioica L. und ich habe fie vollends mit de⸗ ren Blaͤttern erzogen. Herr Fueßli ſagt, daß fie ſich in der Schweiz auch von der Lonicera Xylofteum naͤhrt. In unſerm Franken hat man fie, mei⸗ nes Wiſſens, nie auf dieſer Staude bemerkt. Herr Scopoli fand ſie auf der Scabioſe. Vielleicht ſind es noch mehrere Gewaͤchſe, die ihr ohne Un⸗ terſcheid zur Speiſe dienen.

Nach den ganzen Bau der Farbe und der Geſtalt kommt dieſe Raupe mit letztern ganz überein. Kaum hat die Natur zur Unterſcheidung ein Merke mal gelaſſen. Sie iſt gemeiniglich etwas kleiner, und nach der Grundfarbe mehr ins Hellgruͤne gemahlt. Doch hier machen Abaͤnderungen einige Aus . nahme. Kenner haben ein anders Merkmal gefunden, das mehr weſentlich iſt. Der unterſte Streif gegen die Bauchfuͤſſe, oder vielmehr die untere Sei⸗ te des Koͤrpers, hat eine Miſchung von violetter Farbe. Die Raupe des Sphinx ſtellatarum hingegen iſt an dieſen Theilen weiß, oder ins Gelbliche abſtechend gefaͤrbt. In dem jugendlichen Alter aber ſind beyde nach dieſem Merkmale nicht zu unterſcheiden. Jene roͤthlich blaue Miſchung findet ſich erſt bey der letztern Haͤutung ein.

Nach den Kunſttrieben iſt dieſe Raupe noch minder verſchieden. Sie gehet wie jene ihre Verwandlung an, ſie bauet ſich in der Erde, oder aus den naͤchſtliegenden Materialien, mit ſparſamen Fäden ein leichtes Gewoͤlb. Def ters bedarf ſie auch dieſer Kuͤnſte nicht, ſie gehet auf freyem Boden dieſe Verwandlung an. Um ſo mehr war es unſern Kennern bishero befremdend geweſen, wenn ſie auf oben angezeigter Roͤßliſchen Tafel ein wirkliches Gehaͤuſe, das ſie verfertigen ſoll, abgebildet geſehen. Es hat ſich dieſer Umſtand erſt ſpaͤte erklärt. Herr Fueßli uͤberſchickte Roͤſeln eine Puppe dieſes Falters, er legte ſie zur Verwahrung in das Geſpinſte der Phalaena potatoria c).

Roͤſel

6) Fueßli Ent. Mag. II. St. pag. 267. weniger Schaden litten, in die Geſpinſte der Aumerk. 1. Als ich Herrn Roͤſel einige Ph. potatoriae geſteckt, dabey aber vergeſſen, Puppen von diefem Sphinxe uͤberſandte, hat dieſes Herrn Roͤſel zu melden, daher hielt er ich felbige vorhero, damit fie auf der Neife fie für die Geſpinſte vom Sphinx fuciformis. ,

Sphinx Fuciformis. Der Droͤhnenſchwaͤrmer. 121

Roͤſel hielte es Für das Eigene der Raupe, er mahlte es ab, doch ſagte er, die ſchriftliche Nachricht ſtimme nicht damit uͤberein.

So gleichend ſich beyde Raupen ſind, ſo viel Abweichendes nimmt man an ihren Chryſaliden gewahr. Hier erblickt man keine durchſcheinende Schar le. Sie iſt vielmehr dunkel und ſchwarzbraun gefaͤrbt. Nur die Einſchnitte der Ringe fallen ins roͤthliche aus. Die Geſtalt iſt noch mehr verſchieden. Der obere Theil iſt in eine ſtumpfe Spitze gerundet, und der Hinterleib ins Schlanke gebaut, keinesweges ſo flach wie jene gebildet. Das Abweichende gehet noch weiter. Dieſe Chryſalide uͤberwintert, bey jener erfolgt das Ent wickeln noch in dem erſtern Jahr. Es ſcheint, daß dieſe Eraͤugniß nicht fuͤr beſtimmte Monate iſt. Wir haben den Zweyfalter im May, wir haben ihn zugleich mit ſeiner ausgewachſenen Raupe im Julius und Auguſt gefunden. Er kan ſich ſonach fruͤher und auch ſpaͤter aus derſelben enthuͤllen. Nach fruͤheſter Zucht haben wir wenigſtens nie im erſten Jahr fein Entwickeln ber wuͤrkt.

Ich muß mich bey ſeiner Beſchreibung noch etwas verweilen. Unſere vorliegende Tafel ſtellt ihn in dem Ausmaaß der betraͤchtlichſten Groͤſſe auf das genaueſte dar. Man hat ihn um die Hälfte auch kleiner. Sämtliche Fluͤgel ſind durchſichtige, duͤnne Membranen. Sie haben einen ins Blaue ſpielenden Schein. Nur die Sehnen und der breite Rand, von roͤthlich ; brauner Farbe, ſind mit Schuppen bekleidet. Friſche Exemplare ſind in der mittlern Flaͤche noch mit einigen derſelben, obwohl ſparſam, bedeckt. Die mindeſte Bewegung, noch mehr der ſchnelle Flug bringt ihn bald um die ſen zu leicht befeſtigten Flitter. Der ganze Koͤrper iſt um ſo dichter mit Schuppen bewachſen. Sie gleichen nach ihrer betraͤchtlichen Laͤnge und fei⸗ nen Geſtalt einer Wolle weit näher. Die Bruſt iſt gelblichgruͤn, die mittlern Ringe des Hinterleibes aber ſind rothbraun gefaͤrbt. Die baͤrtige Endſpitze hat eine Einfaſſung vom Weiſſen, ſo wie der Rand der mittleren Ringe. Die Fuͤhlhoͤrner find von betraͤchtlicher Staͤrke, und kolbenfoͤrmig gebildet. Ihre Farbe iſt ein dunkles Stahlblau. Die untere Seite des Kopfes, der Bruſt und der Fuͤſſe führen ein ins gelblich fallendes Weiß. Der Hinter leib aber iſt ſchwaͤrzlich, oder mehr ins Braune gefaͤrbt. Das uͤbrige iſt aus der genaueſten Abbildung von ſelbſten erſichtlich. Abaͤnderungen habe ich, auſſer der unterſchiedenen Groͤſſe der etwas minder oder mehr beſtaͤubten Fluͤgel, einer bellern oder dunklern Farbe, noch nicht zu bemerken gehabt. Beyde Geſchlechter find nach ihren Gewand im mindeſten nicht verſchieden.

IL. Theil. Q

122

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Herr von Linne gedenket einer Varietaͤt, unter dem Namen: Sphinx

Tityus. eigenen Gattung gemacht d).

Er hatte fie vorhin bey der zehenden Ausgabe des Syſtems zur Sie wird durch einen ſchwarzen Rand der Flür gel, und einen dergleichen Ring um den Hinterleib bezeichnet. Exemplare aͤndern ſich buͤndig in dieſe Geſtalt, wie ich oͤfrers bemerkt.

Verflogene Die

buntfaͤrbigen Schuppen gehen da am erſten verlohren, dann iſt jener Ring vollſtaͤndig gebildet, und der Rand der Fluͤgel verliert das Roͤthliche ganz,

er faͤllt ins Duͤſtere aus.

Dies mag der Sphinx Tityus ſeyn.

Geoffroi hat nach feinen Citaten unſern Falter mit dem aplformis

und noch mit einer dritten Gattung verwechſelt e). durch eine Irrung in unſerm Syſtem verwieſen. tung, wie ich oben angefuͤhrt, eigentlich gemeynt.

Auf letztere ſind wir Es iſt feine folgende Gat. Dorten finden wir den

Sphinx fueiformis ſehr ſorgfaͤltig befchrieben. . Der funfzehende europaͤiſche Abendſchmetterling.

SPHINX APIFORMIS.

Der Bienenſchwaͤrmer.

Papillon - bourdon - guep. Degeer.

Tab. XIV. Fig. 2.

Der Zweyfalter von beyden Seiten.

LINNE S. N. Ed. XII. Sphinx leg. al. int. ano barb. Sp. 29. Alis feneſtratis, ab-

domine flavo, inciſuris atris, thorace nigro maculis duabus flauis.

Mit durchſich.

tigen Fluͤgeln, gelben Hinterleib mit ſchwarzen Guͤrteln, und gelben Flecken an der Bruſt. Faun. Su. nr. 81g. Ed. nou. nr. 1093. Acta Vpfal. 1736. pag. 26. nr. 85.

Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 644. Sphinx apiformis. Sp. 6. apiformis.

A ARRICII Entomol. pag. 449. Seſia.

Der Bienenſchmetterling. Linn. Char.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 2. Sphinx crabroni- formis. Der Pappelbaumfchwärmer. pag. 305. Anm. 1. Sph. apiform. L. Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 184. nr. 14. Sphinx veſpiformis. Die

Weſpenmolte. mit gelben und braunen Ringen.

d) LIN N S. N. Ed. X. pag. 493. Sp. 24. Tityus. Sphinx abdomine barbato, cingulo nigro. M. L. V. Habitat in cali- dis regionibus. Alarum margo niger eft. Ed. XII. I. c. B. Sph. Tityus, nach glei chen Characteren. 8

e) GeorFrFRr. Inf. Tom. II. p. 82. nr. 4. Faun Su. it. Act. Vpf. Sphinx apiformis. Roͤſel am obenangefuͤhrten Ort. Der Fal⸗

Die Flügel durchſichtig mit gelblichbraunen Rand und Adern. Der Leib Von der dritten Groͤſſe, ſelten.

ter, den er hier beſchreibt, und Sphinx mou che nennt, kommt nach ſeinen Merkmalen naͤher mit demjenigen uͤberein, welchen Herr von Rottemburg im VII. St. des Naturf. pag. 110. unter dem Namen Tabaniformis als eine Gattung bekannt gemacht. Ich wer⸗ de in der Fortſetzung dieſer Tafeln durch Ab⸗ bildung das Entſcheidende meinen Leſern vor⸗ zulegen nicht unterlaſſen. J

Sphinx Apiformis. Der Vienenſchwaͤrmer.

123

Muller Zoolog. Dan. prodrom. p. 116. nr. 1341.

LER CK Icon. phal. Tab. 9. fig. 2.

SCHAEFF. Inf. Ratisb. Tab. IT. fig. 2. 3. Sphinx al. integr. cauda piloſa 3.

DEGEER Men. Tom. II. P. I. nr. 2. pag. 222. Tab. II. fig. II.

Papillon - bourdon

à antennes en maſſue et à longue trompe, Aailes vitrées bordees de brun rouſſa-

tre, avec de poiles olives roux et jaunes fur le corps etc,

Goͤtzens Ueberſ. p. 163.

Sulzers abgekuͤrzte Geſchichte pag. 152. Tab. 20 fig. 6. Der Bienenſchmetterling. Fueßli entom. Mag. I. St. Tab. I. fig. A. Schweiz. Inf. nr. 624. Sphinx apifor-

mis. Der Bienenvogel.

Bey Winterthur ſehr ſelten.

Hier iſt wiederum mehr von Irrungen als von Naturgeſchichte zu fa

gen. iſt vieles zuruͤck.

Mit erſtern iſt man endlich ins Reine gekommen, von letztern aber Der Herr Archiater hat dieſen Falter ſehr bündig ber

ſchrieben a), und es befremdet ſogar, wie man deßhalb Anſtaͤnde erhoben.

Nur zufaͤllige Eigenſchaften waren es, die man abweichend befand.

Bald

war die Groͤſſe nicht paſſend, bald ein Flecken zu wenig, bald die Farbe

nicht genugſam beſtimmt.

Nach den Namen wurde ein mit der Biene zu genau gleichendes Bild ſich weiter gedacht. liſchen Tabellen fuͤr den Sph. veſpiformis gehalten. zeichniß als eine neue Gattung crabroniformis Anfangs genennt 5).

So wurde er in den Hufnage ; In dem Wiener Ver⸗ Ein

Name, der ihm zwar mit nähern Rechte, als der Linneiſche, zukommt. Es

gleichet einer Hornis mehr als einer Biene. der Gattung erklaͤrt, was zu dieſer Benennung Anlaß gegeben. 2 2

a) LI NN. S. N. obenangef. O. Act. Vpf. I. c. Faun. Su. I. ce. Deſc. magnitudo et facies Apis. ſ. veſpae. Alae hyalinae, venis luteſcentibus ſ. fuſcis, margine poſtico ni. grae. Antennae nigrae, ſubtus albae, abdo men luteum ſegmentorum, excepto primo et quarto, quae tota nigra, marginibus nigris. Thorax niger maculis lateralibus flauis. Pedes ſpinoſi. Iter Oel. nach der deutſch. Ueberſetzung pag 167. Sphinx apiformis abdomine aureo, war hier (den 19. Jun. 1741.) unter den Baͤumen; er hatte die Gröfs fe und Geſtalt einer Biene; durchſichtige Fluͤ⸗ gel mit ſchwarzen Adern; die Oberfluͤgel wa⸗ ren in der Mitte und an der Spitze ſchwarz, die Unterfluͤgel aber hatten nur einen ſchwar— en Rand. Dit Fuͤhlhoͤrner waren gleichſam

Ich habe ſchon bey vorftehene

Eine an

ſchwarz, aber in der Mitte dicker und weiß. Der Leib war ſchwarz mit zwey gelben Stri⸗ chen und einen gelben Guͤrtel, an der Spitze rauher und braͤunlich. f

b) Syſt. Berz. obenangef. O. Sph. cra- broniformis. ( Soll dieſes der apiformis L. ſeyn? Unſer crabroniformis iſt eben fo groß als der fuciformis, hat neben dem Kof vier gelbe Mackeln auf dem Ruͤcken, die Fuͤhlhoͤr⸗ ner unten braun, u. a. m. das mit Herrn Linne Beſchreibung des apiformis nicht uͤber⸗ einſtimmt ꝛc.), Dies Urtheil wird im Nach— trag p. 305. geändert, wo es heißt: Dieſer Sphinx crabroniformis mag doch des Linne apiformis ſeyn, obſchon unſere Stuͤcke von ſeiner Beſchreibung ſehr abgehen.

124

Ztweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

dere Irrung ſcheint erheblicher zu ſeyn. Unſer Syſtem verweißt uns auf den Sphinx ſeopigera des Herrn Bergrath Scopoli c). Hier iſt nach deſſen Beſchreibung der Abſtand von unſerm apiformis betraͤchtlich. Seine geringe Groͤſſe, die geſaͤumten Einſchnitte der Ringe, und fo viel anderes mehr, läßt ſich gar nicht mit jenem ins Gleichende bringen. Dieſer beruͤhm⸗ te Entomolog kannte den apiformis nach der Fauna Su. zu genau, als ihn mit Sphinx ſeopigera füc einerley Gattung zu halten. Er füge ſelbſten die Frage bey: ob letzterer nicht der Sphinx vefpiformis der ſchwediſchen Fau⸗ na ſey? In der That kommt er demſelben am naͤchſten, er iſt kaum erheb⸗ lich verſchieden. Mich deucht, es ſeye dieß Citat bey der zwölften Ausga⸗ be aus zufaͤlliger Irrung an den unrechten Ort gekommen. Es ſollte zu veſpiformis eingetragen werden, und wurde zu dieſer Gattung geſetzt. Ein Irrthum, der ſich bey ſo muͤhſamen Aendern, ſehr leicht eraͤugnet. Wir find zu dieſer Vermuthung berechtigt, da beyder Charactere gar nicht zu vers einigen find. Von dem Sphinx fcopigera werde ich in der Folge noch eis nige Erlaͤuterungen beyzubringen nicht ermangeln. Damit vom Strittigen genug. Die Raupe kennen wir nicht. Doch wird uns zuverlaͤßig erzehlt, daß ſie ſich in dem Holze des Pappelbaums enthaͤlt, und von demſelben ſich naͤhrt. tan bat auch die Huͤlſe der Chryſaliden in den Löchern, die die Raupe nothwendig bey der Entwickelung des Falters gemacht, gefunden ). So⸗ nach iſt es gar nicht befremdend, wenn fie uns fo lange verborgen geblie⸗ ben. Sie fordert zur Entdeckung mehr gluͤckliche Umſtaͤnde, als jene der Ph. Coſſus, die ſich in Eichbaͤumen enthält, und ſich durch den hervordrine genden Saft von widrigem Geruch nicht ſelten verraͤth.

nigris lineato. Abdomen nigrum; ſcopa terminali binis flauis lineolis in medio no» tata. Pedes nigri. Tibiae pilofae; ſpi- nis fuluis,, An haec Sphinx Veſpiformis L. Faun. Suec.

c) Scopoli Ent. carn, pag. 188. nr. 477. Sphinx ſcopigera. Ich füge feine Beſchrei⸗ bung hier bey. “Diagn. Statura vefpae Parietum. Abdominis ſegmenta margine flaua, apex terminatus pilis rotundum ven-

tilabrum praefeferentibus. Habitat in her- bidis et ſyluoſis collibus Carnioliae ſuper: interdiu nectar florum hauriens. Nigra. Inter caput et thoracem annulus flauus. Ad baſin alae anticae punctum flauum. Tho. fax villo fordido pubeſcens. Alae margi- ne faſciaque nigris: apice fuluo venisque

d) Erxlebens phyſ. Biblioth. VIII. B. I. St. in der Recenſion der Sulzeriſchen ab⸗ gekuͤrzten Geſchichte. Die Verfaſſer des Wiener Verzeichniſſes haben ſie daher die Pappelbaumſchwaͤrmerraupe genennt. (popu- li albae). Fueßli Ent. Mag. I. St. p. 98. Anm. X.

Sphinx Apiformis. Der Vienenſchwaͤrmer. 125

In unfern Gegenden iſt er eine etwas ſeltene Erſcheinung. Man trift ihn gemeiniglich fißend an den Staͤmmen der Bäume an. Sein Flug iſt ſchwer. Er waget ſich nicht ins Freye, er kommt uns daher auch wenig vor die Augen. Oefters hat ſchon ſeine eigene Geſtalt ihn fuͤr Nachſteung geſchuͤtzt. Er gleicht in ſitzender Stellung nach den zurückgeſchlagenen und uͤberdeckenden Flügeln einer Horniß fo bündig, daß man ihn öfters für jenes bewährte In. fect gehalten. Herr Degeer erzehlt, er habe bey dem erſten Anblick mit bloſſen Haͤnden ihn nicht zu beruͤhren getraut. Dagegen iſt er zum Fang ſehr gut geartet. Man kan ihn kaum mit Mühe verſcheuchen. Er behau⸗ ptet aus natuͤrlicher Traͤgheit den ihm angewieſenen Poſten auch mit dem Verluſt des Lebens. Nur die heiſſern Strahlen der Sonne bringen ſeine Säfte in Umlauf, und ihn zu belebenden Flug. Bey dieſer unthaͤtigen As he ift es in der That befremdend, daß ihn unſere Sammlungen ſelten in voll. ſtaͤndigſten Muſtern aufzuweiſen vermögen. Gemeiniglich find die Flügel zer, riſſen, und die ohnedies leicht befeſtigten Schuppen vollends verflogen. Das vollſtändigſte Exemplar, das ich noch jemalen geſehen, habe ich aus der ſchon oft gerühmten Sammlung des Herrn Hofrath Rudolphs zu Erlangen er- halten. Es iſt zugleich aus daſiger Gegend.

Wir haben ihn in dem Junius und Julius zu ſuchen. In eben dieſen Monathen bringen ihn auch die noͤrdlichen Laͤnder unſers Welttheils hervor, wie ich ſchon oben bemerkt. Nach der Groͤſſe iſt er beträchtlich verſchieden. Man hat ihn in der Laͤnge der ausgebreiteten Flügel, und ſonach im übrigen Verhaͤltniß um zwey bis drey Linien kleiner, als unſere Abbildung beſagt e).

2 3

e) Die Abbildung des Herrn Fueßli oben, füge feine Worte bey: “Die Groͤſſe iſt dor⸗ angez. O. iſt um vieles als gegenwärtige klei. ten nicht recht natuͤrlich, und die gelben ner. Er hält die Sulzeriſche Zeichnung deß. Ringe ſollten auch auf dem Ruͤcken nicht halb fehlerhaft, da es nicht mit dem Ausmaas zuſammenſchlieſſen, nicht fo breit ſeyn. des Originals, das er verglichen, überein: „Es ſcheint, der Mahler habe geglaubt, gekommen. Der grauliche Ruͤcken des Hin. daß die Ninge da, wo er fie ſchwarz ſahe, terleibs bey feinem ſchillernden Glanz, und 7, abgemifcht, und in natuͤrlichen Zuſtand denen hier in verſchiedener Richtung bald ab ganz gelb geweſen ſeyen. Dies konnte geſondert bald vereinigt ſcheinenden Ringen, der um ſo leichter glauben, da auch an un iſt wohl einem jeden Künftler zum Ausdruck ſerm Schwaͤrmer, wenn man ihn nach unmöglich. Mich duͤnkt, es ſeye mehr in gewiſſen Richtungen gegen das Licht haͤlt, der bunten und hohen Anlage der Farben das Schwarze der Ringe wie mit einem dorten übertrieben. Indeſſen iſt er für an. gelben Staub bedeckt ſcheint.,, In der dern eben am kenntlichſten getroffen. Ich Abbildung der Regenſpurger Inf, des Herrn

126 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Die Fluͤgel ſind durchſcheinend, und ihre Membrane iſt gelblich gefaͤrbt. Die mit Schuppen bekleidete Sehnen ſind braun, zum Theil auch ſchwaͤrzlich, ſehr auffallend gebildet. In der Mitte der Vorderflügel zeigt ſich ein gelber Flecken. Die Fuͤhlhoͤrner find auf der Oberſeite ſchwarzbraun, auf der un tern lichtbraun oder ins hellgraue gemiſcht. Sie ſtehen zuweilen in gerader, zuweilen in gebogener Richtung. Umſtaͤnde, die ich zu erwaͤhnen habe, weil andere ſo viel Weſentliches darinnen zu finden vermeynt. Die Bruſt iſt ſchwarzbraun. Zu beyden Seiten ziehen ſich die Laͤnge hin zwey gelbe Fle⸗ cken, unter welchen noch zwey einzelne Punete von gleicher Farbe ſich finden. Dieſe Puncte ſind nicht deutlich begraͤnzt, ſie mangeln zuweilen gaͤnzlich. Nach der Hauptfarbe iſt der Hinterleib gelb, fie nimmt wenigſtens den größe ten Theil der Flaͤche ein. Sonach ſind fuͤnf ſchwarze Ringe auf demſelben deutlich zu ſehen. Die Zwiſchenraͤume find ungleich, der mittlere hat die ber traͤchtlichſte Breite, wie die Abbildung von ſelbſten belehrt. Der Ruͤcken iſt ins Graue gefaͤrbt, er führt noch überdies einen ſchillernden Glanz. Die ſich auf demſelben durchziehende Ringe ſcheinen daher nicht ſo deutlich, wie zur Seite begraͤnzt, ſie ſind in der Mitte etwas verlohren. Die Endſpitze fuͤhrt verlaͤngerte gelbe Schuppen. Sie ſind etwas auseinander geſtellt, ſie gehen bey dem mindeſten Flug beynahe gänzlich verlohren. Nach den Geſchlecht habe ich keinen Unterſcheid des abweichenden Colorits fuͤr gegenwaͤrtig entdeckt. Abaͤnderungen ſind mir gleichfals auſſer der Groͤſſe unbekannt geblieben.

. Der ſechzehende europäifche Abendſchmetterling. SPHINX CVLICIFORMIS. Der Muͤckenſchwaͤrmer.

Papillon - bourdon - Couſin. Degeer. Tab. XV. Fig. 1. Der Schmetterling von beyden Seiten.

INN. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. Sp. 30. Alis hyalinis margine fa- ſciaque nigris, abdomine barbato: cingulo fuluo. Ed. X. Sp. 29. Fauna Suec. Ed. 1. p. 21. Ed. II. nr. ogg. Amoenit, acad. T. V. Tab III. fig. 204. Mit durchſichtigen blaulichſchimmernden Fluͤgeln, einem ſchwarzem Rand, nebſt dergleichen Binde und baͤr⸗ thigem Leib mit rothem Gürtel.

Muͤllers Natur ſyſt. V. Th. pag. 644. Sphinx culiciformis. Der Muͤckenſchmetterling.

ABRICII Ent. pag. 549. Seſia. Sp. 8. culiciformis. Linn, Charact.

Schaͤffers it die Groͤſſe von gleichemMaas. ge Genauigkeit verwendet. Indeſſen iſt er Der Kuͤnſtler hatte im übrigen nicht die noͤthi⸗ kenntlich genug.

Sphinx Culiciformis Der Muͤckenſchwaͤrmer. 127

scOPOLI Ent. Carn. 476. pag. 188. Sphinx culiciformis. Alae ſubnudae: anticae lanceolatae; margine fafciaque nigris. Abdomen barbatum pilis lateralibus apice albis, atro caeruleum; eingulo medio fuluo rubro.

0 DA Muf. Graec. pag. 81.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 3. Sphinx culici. formis. Schnackenaͤhnlicher Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe.

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 184. nr. 15. Sphinx culiciformis. Die Muͤ⸗ ckenmolte. Die Fluͤgel durchſichtig mit einem braunen Flecken auf jedem Fluͤgel, der Rand der Fluͤgel iſt braun. Der Leib ſtahlblau, mit einem breiten orangefarbenen Ringe. Sitzt auf den Bluͤthen der Bäume. Im Junius von der dritten Groͤſſe, ſelten.

Fueßli Schw. Inf. ar. 625. Sphinx culiciformis. Der Muͤckenvogel. Auf Blumen

ſelten.

Gleditſch Forſtwiſſenſch. II. Th. pag. 975. nr. 14. Die Muͤckenmolte.

Müller Zoolog. Dan. prodromus. pag. 116. nr. 1343.

BEGEER Mem. d' Inſ. Tom. II. P. I. pag. 232. Tab. II. fig. 13. Papillon. bourdon à antennes en maſſue et Alongue trompe, à ailes vitrèes bordees de brun noir, dont le corps eft noir avec une feule bande transverfe rouſſe au milieu. Goͤtzens Ue⸗ berſetzung. pag. 166.

Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab I. fg. B. Sphinx culiciformis, pag. 133.

Gladbachs Beſchreib. pag. 61. Tab. XXVI. fig. 7.8. Das rare kleine Glasvoͤgelgen mit dem rothen Ringel. Pr. 3. fl. 5).

Zum Beſchluß dieſer Horde hat unſer Syſtem drey Gattungen gewaͤhlt, welche ihren angewieſenen Platz auch nach richtiger Stufenfolge behaupten. Sie ſind die kleinſten, ſie ſtehen mit vorigen in genaueſter Verbindung, ſie machen den Uebergang zur Klaſſe der Inſecten mit netzartigen Fluͤgeln. Un⸗ ſerm verewigten Herrn Verfaſſer haben wir es zu danken, daß er uns zuerſt mit dieſen niedlichen Geſchoͤpfen bekannt gemacht. Sie blieben lange verborgen, auch Roͤſel kannte ſie nicht. Nur Petiver hat einen einzigen derſelben in Abbildung geliefert. Jezt, da ſie Linne gezeigt, befremdet es uns, wie ſie andern entgangen. Bereits hat ſich dies kleine Verzeichniß beträchtlich vermehrt. Sie beduͤnkten vorhin Geſchoͤpfe von anderer Art als Schmetterlinge zu ſeyn, man hatte ſich mit ihrer Unterſuchung faſt gar nicht beſchaͤftigt. Wir erſtaunen jezt, welche manchfaltige Gattungen die Natur bey ſo wenig auffallendem Bild in einer doch weſentlichen Verſchiedenheit vor Augen geſtellt. Da Umriß, Zeichnung und Farbe oͤfters bey dem er— ſten Anblick kaum abweichend zu ſeyn beduͤnkt. Sie ſind um ſo mehr fuͤr

) Wie doch Herr Gladbach von die. gen oͤnnen: fie ſeyn noch von gar ke neu ſem und vielen andern Gattungen hat fo Schriftſteller erwahnt?

128 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

unſere Betrachtungen da; ſie ſollen uns zur Aufmerkſamkeit reizen. Der rothgelbe Gürtel auf der Mitte des Hinterleibs iſt das vorzuͤglichſte Kenn zeichen dieſes Falters. Nach dieſen iſt er von allen Arten mit durchſichtigen Flügeln kenntlich gezeichnet. Es iſt dieſe Zierde zuweilen breiter, öfters ſchmaͤler, bald mehr ins Helle bald ins Dunkelgelbe gefärbt. Bruſt, Fühl hoͤrner, Fuͤſſe und die Sehnen der durchſichtigen Flügel find mit Schuppen von ſtahlblauer Farbe bedeckt. Nur da, wo die Oberfluͤgel an der Bruſt befeſtiget ſind, bemerkt man einen roͤthlichen Flecken. Die Unterſeite der Fluͤgel hat nur an dem aͤuſſern Rand etwas von dieſer Farbe. Auch die Fuͤhlſpitzen und die vorderſten Glieder der Fuͤſſe find roͤthlich bemahlt. Das mit habe ich nun alles Characteriſirende geſagt. Nach der Gröffe iſt derſel⸗ be betraͤchtlich verſchieden. Wir haben ihn auch um ein Drittel kleiner, als die Groͤſſe unſerer Abbildung zu erkennen giebt. In unſern Gegenden iſt er ſelten. Im Monat Junius und dem folgenden kommt er auf verſchiedenen Blumen, wo er ſeine Nahrung ſucht, uns zu Geſicht. Herr Scopoli fand ihn auf den in Haiden und Wäldern oft häufigen Attig (Sambucus Ebu— lus). Man wird ihn gemeiniglich in der Mittagshitze gewahr. Der Herr Ritter hat ihm den Namen vom Geſchlecht des Culex, den uns fo ver» haften Schnacken, wegen feiner gleichenden Groͤſſe, ertheilt a). Von der Raupe haben wir noch gegenwaͤrtig nicht die mindeſte Entdeckung gemacht. Nach obſtehenden Characteren des Syſtems iſt die Uebereinſtimmung unſers Originals auſſer Zweifel geſetzt. Die Beſchreibung des Herrn von Scopoli, nach dort beygefuͤgtem Citat, beſtaͤttigt die Erklaͤrung des Herrn Ritters nicht minder 5). In der Fauna Suecica c) wurde er vorhin et⸗ was abweichend beſchrieben. Wenigſtens iſt ihm dorten die Geſtalt und Groͤſſe

a) Auch im Franzoͤſiſchen, hat er ſeinen Fa · Nahmen von daher erhalten. Er wird papillon couſin genannt. Couſins ſind

Blutsfreunde. Dieſe Thiere naͤhren ſich

c) Faun. Suec. Ed. n. l. c. cies et magnitudo apis. Antennae ni- grae, breues, pectinatae. Corpus fuſcum. Abdominis ſegmentum 4. fuluum; lateri-

vom menſchlichen Blut, und ſonach ſind ſie freylich verwandt.

6) Scopoli oben angef. Ort. Sphinx euliciformis. Ich füge das Uebrige der Beſchreibung bey. Inueni in floribus ſambuci ebuli, ſub Arce Veldenſi. Iulio M. Corpus ſemiunciale. Volatus tardus, diurnus. Alarum margopiloſus.

bus litura fulua. Baſis alarum et palpi ful- ui. Litura niuea ante et poft oculos. Nach der ältern Ed. nr. gı7. wird er phalaena pe- ctinicornis alis fublinearibus fuſcis beſchrie . ben. In dem zınn. S. N. Edit. XII. iſt eben dieſe Stelle unter folgenden Worten ver⸗ ändert: “Phal. al. linearibus fufcis, anten · nis pectinatis: mas.

Sphinx Culiciſormis. Der Mückenſchwärmer. 129

Groͤſſe einer Biene beigelegt. Dem Männchen aber find gekämmte Fühl— hörner zugegeben. Letzteres Merkmahl vermiſſen wir gänzlich. Herr Sco— poli und Fueßli haben es gleichfalls nicht an ihren Exemplaren gefunden 4). Herr Degeer erwähnt derſelben als ganz und unzertheilt (en massue). Nur unter der Vergröſſerung wird man etwas beträchtliche Einſchnitte gewahr. Vielleicht gehet dies Gefiederte im Trocknen verlohren, oder es ſchlieſſet ſo dichte zuſammen, daß keine Lamellen mehr zu erkennen, oder iſt eine andere Gattung von neuem verwechſelt. Wir ſind noch auf eine Abbildung der Amoenitat. acad. e) verwieſen. Nach der Größe iſt er dorten um die Hälf— te kleiner, als unſere Abbildung erweißt. Der Künſtler aber hat das Ge— kämmte der Fühlhorner, jo wie den rothen Ring um den Hinterleib, unaus— gedrückt gelaſſen. Genug, daß wir nach obigen entſcheidende Merkmale ha— ben. Herr Fabricius erwähnet, die Fühlhörner ſeyen nächſt an der Spitze weiß gefärbt 7). Ein Merkmal, das wir an unſern Exemplaren vermiſſen. Wir finden dafür zwey Puncte an dem Ort, wo beſagte Antennen an dem Kopf befeſtiget ſind. Der eine ſtehet über den Augen, der andere unter den— ſelben. Auch die bärtige Endſpitze führet zu beiden Seiten eine ſchmale Ein— faſſung dieſer Farbe. Die damit bemalten Schuppen gehen aber ſehr bald verlohren. Die Abbildung, welche Herr Sulzer 9) unter dem Namen Sphinx culiciformis geliefert, hat das Uebereinſtimmende nicht. Es iſt eine andere Gattung, und am wahrſcheinlichſten jene, welche ich in den Supple— menten, nach Herrn von Rottemburg, Oestriformis genennt. . Der ſiebenzehende europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX VESPIFORMIS. Der Weſpenſchwärmer. Tab. XV. Fig. 2. Der Zweyfalter von beyden Seiten.

LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 34. Alis fenestratis, abdomine barbato nigro: incisuris tribus posterioribus margine flauis, capite annulo flauo, Faun. Suec, Ed. nou. nr, 1095. Mit durchſichtigen Flügeln, einen bärtigen Hinterleib, drey gelbgeſäumten Rin— ge an demſelben, und dergleichen Einfaſſung gegen den Kopf.

a) Scopoli obenangef. O. Fueßli ) Sulzers abgekürzte Geſch. Tab. XX. Ent. Mag. angef. O. Die Fühlhörner fig. 5. Fueßli entomologiſch. Mag. I. St. find klein, ſchwarz, faſt gleich dick, nicht ge- p. 120. und 133. Mehreres hievon iſt unten

kämmt. Tab. XXIII. suppl. V. fig. 3. in der Be⸗ e) Obenangef. Ort vom Jahr 11736. ſchreibung des Sphinx Oestriformis er- F) rasrıcıvs Ent. I. c. an- wähnt.

tennae ante apicem albae.,,

II. Theil. N

130 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Müllers Naturfoft. V. Th. pag. 644. Sphinx vespiformis. Der Fenſterflügel. Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 5. Sphinx vespifor- mis. Weſpenähnlicher Schwärmer. Unbekannte Raupe.

Dieſer Zweyfalter gleichet ganz bündig der bekannten Schlupfweſpe, (vespamurorum), zumahl bey ſitzender Lage, in zurückgeſchlagenen und über— deckenden Flügeln. Der Name, weſpenähnlicher Falter, iſt ſonach für ihn ſehr paſſend gewählt. In einem ſo ähnlichen Bilde iſt er von der letztern und folgenden Art leicht zu' unterſcheiden. Der dunkelbraungefärbte Hinter— leib führet drey gelbe Einſchnitte von auffallender Breite. Es iſt auch öfters ein vierter noch da. Auch die Bruſt iſt mit einem Ring dieſer Farbe be— gränzt, und noch überdies in der Mitte zu beyden Seiten mit einem derglei— chen Punet geſchmückt. Die durchſichtigen Oberflügel find an dem vordern und äuſſern Rande, jedoch an letztern in gröſſerer Breite, braun geſäumt. Gegen die Spitze ziehet ſich eine dergleichen Binde ſchräge hindurch. Sie iſt nach der äuſſern Seite des Flügels noch mit einem gelben Flecken begränzt. Ein Kennzeichen, das der Herr Archiater als Unterfcheidungscharacter von dem culiciiormis und tipuliformis ſorgfältig bemerkt a). Er legt ihm noch eine gedoppelte Gröſſe des letztern bey. Und dieſe hat derſelbe, ſo wie wir ihn gemeiniglich finden, unſtrittig. Der Kopf iſt mit einem gelben Ring gefäumt, und die Füſſe, führen eben dieſe Farbe. Sie find nur an den Ge— lenken ſchwarz angeflogen. Ich darf eine genauere Beſchreibung umgehen. Ohnfehlbar iſt dies eben derjenige, welchen Herr von Rottemburg unter dem Namen Sph. asiliformis ausführlich beſchrieben 5). Ich finde die an—

a) Faun. Suec. I. c. Sphinx vespiform. “Deser. Magnitudo sequentis (tipulifor- mis), sed dublo major, (Hier ift ein Druck— fehler; es foll heiſſen: statura; anſtatt: ma- geitudo; weil nicht einerley Maas zugleich groß und klein ſeyn kann). Corpus totum nigrum, sed abdominis tria segmenta po- steriora, margine flaua. Alae sequentis, sed macula flauescente. Caput annulo lu- teo cinetum.

b) Naturforſch. VII. St. p. 108. Herrn von Rottemburgs Anm. zu den Hufnagel. Tab. „Sphinx asiliformis. Es gehört „dieſer kleine Vogel unter die Sphinges ano

„barbato, und zwar mit durchſichtigen Flü— „geln. Er iſt von der Groͤſſe des Sphinx „culiciformis. Seine Ober- und Unter— „flügel ſind mit einem dunkelbraunen un— „durchſichtigen Saum eingefaßt, der im „äuſſern Rand der Oberflügel ziemlich breit „iſt, und auch den obern Rand derſelben, „jedoch nur ſchmal, einfaßt. Quer durch „die Oberflügel gehet ein kleiner halbmond— „förmiger Fleck von glänzend orange gel— „ber Farbe, deſſen concave Seite nach der „Spitze der Oberflügel zugekehrt, und der „an der convexen Seite mit einer ſchwarzen „Linie eingefaßt iſt. Dieſer kleine Fleck er—

Sphinx Vespiformis. Der Weſpenſchwärmer. 134

gegebenen Merkmale auf den vespiformis übergetragen auf das genaueſte paſ— ſend. Meine Leſer entſcheiden es ſelbſt. Der Abſtand einer ähnlichen Art, ich meyne den Sphinx Oestriformis, den ich in den Supplementen beyge— bracht, wird dorten aus der Beſchreibung von ſelbſten erhellen. Herr Fa— bricius hat den Sphinx vespilormis unſers Syſtems in feiner Entomologie einzutragen ermangelt. Die Urſachen, die ihn dazu bewogen, ſind mir ver— borgen. In den Hufnageliſchen Tabellen iſt unter dieſem Namen der Sph. apiformis beſchrieben, wie ich ſchon dorten erwähnt. Herr Scopoli hielte den von ihm beſchriebenen Sphinx scopigera mit dieſem nach wahrſcheinlicher Vermuthung, da in der That die Charactere nicht zureichend geweſen, für

einerley Gattung. ſchon gedacht.

Ich habe deſſelben in Beſchreibung des Sphinx apiformis Zur Genauigkeit muß ich Originale vergleichen, um das Ent—

ſcheidende in der Folge meinen Leſern darlegen zu können. Dieſen Sphinx finden wir in den Monathen Junius und Julius. Er

läßt ſich auf den Blüthen verſchiedener Pflanzen nieder.

träg.

Man wird ihn nur in der Mittagshitze, wie vorige gewahr.

Sein Flug iſt ſehr Seine

Raupe iſt noch jetzt eine angelegene Entdeckung geblieben.

Der achtzehende europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX TIPVLIFORMIS.

Der Schnackenſchwärmer.

Der Erdſchnackenpapilio.

Papillon - bourdon - tipule.

Tab. XV. Fig. III.

Der Schmetterling von beyden Seiten.

Fig. 3. Eine vergröſſerte Ab-

bildung deſſelben.

LINN. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. ne barbato nigto: ineisuris, alternis margine flauis.

R

„ſcheinet auf der Unterſeite ſchön ziegelroth. „Der Kopf, Rücken, Hinterleib und Fühl— „hörner ſind ſchwarz. Dieſe ſind kolben— „förmig, wie bey denen andern Abendvö— „geln dieſer Klaſſe. Der Hinterleib iſt mit „drey ſchmalen gelben Ringen umgeben, de— „ren zwey in der Mitte, einer aber ganz „am Ende deſſelben befindlich. Am Ende „des Hinterleibes ſtehet ein ſtarker ſchwar—

Sp. 32. Alis fenestratis, abdomi- Mit durchſichtigen Flügeln, ei—

0

2

„zer Haarbüſchel, der auf der Unterſeite „mit einigen gelben Haaren vermengt iſt. „Die Bartſpitzen (palpi) find gelb, mit ei— „nem ſchwarzen Strich, zwiſchen dieſem „und denen Augen iſt eine kleine weiſſe Li— „nie. Die Schenkel ſind ſchwarz mit einem „gelben Strich, die Füſſe find aber gelb., Die Herren Verfaſſer des Wiener Verzeich— niſſes haben unter dem Namen Sphinx asili-

132 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

nen bärthigen ſchwarzen Leib, an dem die Einſchnitte der Ringe abwechſelnd gelb gefärbt find. Ed. X. Sp. 30. Sphinx Salmacus. Fauna Suec. nr. 1096. Müllers Naturſoſt. V. Th. p. 644. Sp. 32. Sph. tipuliform. Der Schnackenſchmetterling. FABRICII Ent. pag. 549. Sesia. Sp. 9. tipuliformis. Alis fenestratis, margine fa- sciaque nigris, abdomine barbato, nigro: ineisuris alternis, margine flauis. } Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 4. Sphinx tipuli- formis. Erdſchnackenähnlicher Schwärmer. Unbekannte Raupe. Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 188. nr. 19. Sphinx Salmachus. Der Zwerg Die Flügel durchſichtig mit braunem Rande und braunen Flecken auf jedem Oberflügel. Der Leib iſt ſtahlblau, mit drey gelben ſchmalen Ringen. Von der dritten Gröſſe fo klein wie eine Mücke; ſelten. Naturforſcher VII. St. pag. 106. CLERCK Phal. Tab. 9. Fig. 1. DEGEER Mem. d’Ios. Tom. II. P: I. pag. 230. Papillon-bourdon ä antennes en massue et à longue trompe, A ailes vitrees bordees de brun-noir, à corps noir dont les anneaux sont alternativement bordées de jaune. Götzens Ueberf. pag. 465. SCHAEFF. Icon. Ins, Ratisb. Tab. 435. fig. 3. Sphinx al, cauda pilosa, quarta, Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. I. fig. C. Sphinx tibuliformis? Gladbachs Schmetterl. Tab. XXVI. fie. 5. 6.2 pag. 60. Der Mückenſchmetterling. Das rare kleine Glasvögelgen. Pr. 2 fl.

Hier hat die Natur abermahl einen Falter nach dem Urbild jener Ge— ſchöpfe mit pergamentenen Flügeln zu zeichnen beliebt. Er iſt der Kleinſte in dieſer Ordnung, ſonach der Letzte in dem ihm angewieſenen Platz. Er gleicht nach dem Bau einigen Gattungen des Geſchlechts der Tipula bündig. Dies hat dem Herrn von Linne“ zur Benennung Anlaß gegeben. Es ſind aber mit dieſem Namen nicht jene gehäſſigen Thiere, die ſich ſo oft zur Plage der Menſchen gemacht, unſere gemeinen Schnacken gemeynt. Die Gattungen der Tipula find uns nie zur Beſchwerde geworden. Sie unterſcheiden ſich von jenen des Culex durch einen verlängerten Leib, der öfters mit Ringen von bunten Farben geziert, durch die vorzügliche Länge der Füſſe und durch Fühl— hörner, die ein kurzes Maas betragen. Sie werden von ihrem gemeinen Aufenthaltsort Erdſchnacken, Waldſchnacken, Waſſerſchnacken geheiſſen. Vom Namen genug!

lormis pag. 305. gleichfalls eine Gattung ganz braun, nach den untern aber durchſich— verzeichnet, welche aber nach angegebenen tig. Sie ſcheint mit jener, welche gleichfalls Merkmalen, von vorſtehender gleiches Na- Herr von Rottemburg Naturf. VII. St. mens des Herrn von Rottemburg gänzlich pag. 110. genauer geſchildert, und tobani- verſchieden. Sie iſt nach den Oberflügeln formis genennt, einerley zu ſeyn.

Sphinx Tipuliformis. Der Schnackenſchwärmer. 133

Unſere vorliegende Tafel ſtellt ihn zugleich nach einer beträchtlichen Ver— gröſſerung vor. Hier iſt das Schillernde ſeiner glatten Membrane, das ihn um ſo mehr verſchönert, zugleich bemerkt. Ich darf mich bey einem ſo kennt— lichen Bild gar nicht verweilen. Das Characteriſtiſche iſt mit wenigen Wor— ten geſagt. Der ganze Körper führt ein glänzendes Stahlblau, in dunkel— ſter Miſchung. Ob der Bruſt ziehen ſich ſchräge zwey gelbe Striche herab. Mit gleicher Farbe ſind drey Einſchnitte des Hinterleibes geſäumt. Der da— zwiſchen ſtehende Abſatz iſt einfärbig gelaſſen. Dieſe hellgelben Einfaſſungen ſind öfters, beſonders bey dem Männchen, kaum zu erkennen. Durch die Oberflügel ziehet ſich eine ſchwarzblaue Binde. Nach einem leergelaſſenen Zwiſchenraum zeigt ſich mächft derſelben eine andere ſchmäler geformt. Von da bis an die Spitze des Flügels iſt der mittlere Raum mit einem goldenen Glanz bemahlt. Auf demſelben ſind ſchwarze durchlaufende Sehnen ſehr deutlich zu ſehen. Der Herr Archiater hat dies Gelbe der Flügel, es iſt auch wirklich mehr Schiller als deckende Farbe, unangezeigt gelaſſen. Es ſchiene vielleicht nach den übrigen ſo entſcheidenden Characteren keine Bemer— kung zu verdienen. Ich gedenke dieſes Umſtandes, weil es mich ein Unter ſcheidungsmerkmal von dem Sphinx vespiformis zu fein bedünkt. Dorten iſt der Raum nächſt der Binde gelb gefärbt, hier aber durchſcheinend gelaſ— fen. Herr von Linne“ hat dagegen ein anderes Kennzeichen zum bündigen Unterſchied ähnlicher Arten mit eigener Sorgfalt bemerkt a). Er ſagt, an dem Hinterleib müſſe es gerade der letzte Einſchnitt ſeyn, der ſich ins Gelbe färbt, er verdiene näher ein wirklicher Ring genennt zu werden, er ſeye auch öfters doppelt vorhanden. Ich habe wenigſtens an einigen Exemplaren zwey feine Gürtel an deſſen Stelle gefunden. Die Schuppen der Endſpitze ſind beträchtlich verlängert, und in einer runden Lage verbreitet. Im ruhenden Stand überdecken die Flügel den Leib. Hierdurch wird dieſer Falter jenen Inſecten noch mehr ähnlich, von denen er den Namen erhalten. Herr De⸗ geer hat die Bemerkung gemacht, daß er auch in der Art die Flügel auszu— breiten den Ichnevmons, oder einigen Gattungen aus der Klaſſe der Hymen— optera gleiche 5). Die Hinterflügel werden nehmlich nicht von den vordern

R 3

a) Faun. Sue. I. c. Deser. Magni- na margine flaua, vltimo annulo flauo, tudo culicis pipientis. Thorax subtus lu- saepe dupliei. teus et supra ante alas, linea lutea. Alae 5) Degeer obenangef. Ort. pag. 232. hyalinae venis apice et fascia nigris. Cor- “L’aile inserieure s’accroche par son pus nigrum, at abdominis segmenta alter- bord exterieur à Faile superieure (qui

134 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

überdeckt, ſie ſchlieſen genau an ihre Ränder an, und ſcheinen einen einzigen Flügel zu bilden. Sie ſind in dem holen und erhabenen Ausſchnitt parallel. In dem Rand des obern iſt eine Furche, in deſſen Höͤlung ſich die Seiten— ſehne des Hinterflügels klemmt. Er wird nachgezogen, wenn erſterer zum Flug ſich öffnet. Beyde bilden eine ebene unter ſich ſehr feſt und genau ver— bundene Fläche. In unſerer Abbildung muſten ſie in getrennter Lage vorge— ſtellt werden: da beyde ſonſten nicht nach ihren Gränzen und den Ausſchnitt zu unterſcheiden geweſen. Dies Eigene aber hat der Sphinx Tipuliformis nicht für ſich alleine, wir finden es auch an allen Arten der glasflüglichten Sphinxe.

Wir beſitzen ihn um die Hälfte, auch wohl um ein ganzes Drittel klei— ner, als vorliegende Abbildung erweißt. Dann hat er wirklich die Gröſſe des gemeinen Schnackens (culex pipiens) wie unſer Syſtem denſelben beſchrie— ben. Wir finden ihn nur einmal im Jahr. Er iſt gemeiniglich in der Mit— te des Junius da. Sein Flug iſt träge, er pflegt ſich wenig in die Ferne zu wagen. Die Wohnplätze ſind verſchiedene Blüthen. Insgemein treffen wir ihn auf den Blättern der Johannisbeerſträuche (Ribes rubrum) in ruhi⸗ gem Gelage an. Eben in der Mittagshitze, die ihn einzig belebt, wird man ihn gewahr. Seine Raupe ſoll von dem Mark vorbeſagter Staudenzweige ſich nähren o). Nach allen Bemühungen habe ich ſie noch nicht entdeckt. Beyde Geſchlechter fand ich öfters gepaart, es hat mir aber nie geglückt, Eyer zur Erziehung der Raupen davon erhalten zu können. Ich bemerke noch, daß das Männchen nur durch eine etwas mindere Gröſſe von dem Weib—

chen verſchieden. beyden gleich.

pour cet effet est courbe en forme de rainure) de sorte qu’alors les deux ai- les sont ensemble un plan continu; il y a seulement cette difference, que je n’ai vu de crochets, (die Häckgen, von denen in der Einleitung dieſes Theils pag. 16. gedacht worden) sur la nervure exterieure de Paile inferieure, elle se place etse mou- le seulement dans la concavite de ner- vure interieure de l’aile superieure. „,

c) Syſt. Verz. der Schm. der Wiener Geg.

Die Farbe, die Geſtalt, und die bärtige Endſpitze ſind in

Nachtrag. p. 305. „Bey unſerer Aten Art „(tipuliform. L.) heißt es unbekannte Raupe, „doch jetzt iſt ſie uns bekannt, und wir ha— „ben es dem jungen Herrn von Goldegg „zu verdanken, der uns Puppen und Raupen „brachte, die ſich, nachdem ſie geſchildert wa— „ren, glücklich verwandelt hatten. Dieſe „Art lebt in dem Marke der Johannis— „beerſträuche (Ribes rubra), und verur⸗ „lacht das Verdorren fo vieler gröſſern „Sproſſen.,

Sphinges adseitae, Unächte Abendſchmetterlinge. 135

Nach der zehenden Ausgabe des Syſtems hat dieſer Falter den Namen Salmacus geführet 4). Die Aehnlichkeit aber, mit vorſtehenden Gattungen, hat eine harmoniſche Benennung nöthig gemacht. In beyden Ausgaben ſind wir noch auf ein Citat des Petivers verwieſen e). So genau dieſe Zeich— nung gerathen: ſo iſt doch Petivers Falter durch eine gelbe Endſpitze von unſerer Art verſchieden. Dieſe Gattung hat ſich erſt vor kurzem entdeckt. Sie wird in der Fortſetzung beygebracht werden. Die Abänderung, welche Herr Fueßli /) beſchreibt, kenne ich nicht. Vielleicht iſt es eine von den

kleinern Arten des Sphinx culiciformis, wie es der Herr Verfaſſer ſelbſten

vermuthet.

Der Abendſchmetterlinge Sphinges adscitae. länen.

Unächte Abendſchmetterlinge. Bocksſphinxe.

zweyte Phalanx oder Horde.

Baſtard⸗Sphinxe. Widder.

Papilionen-Pha⸗

Papillons à corne de beliers. Reaum. Papillons-phalaines. Degeer. Sphinx-beliers. Geoffr.

Bastard-Onrust.

Dieſe Geſchöpfe find es, Anlaß gegeben.

d) LINNR S. N. Ed. X. Sp. 30. p. 493. Salmacus, (dorten heißt er Salmachus) Sphinx abdomine barbato toto nigro. M. L. V. magnitudo culieis. Alae lunula nigra. In der XII. Ausgabe, wo unter dieſem Namen gleiche Charactere beygeſetzt ſind, wird er durch 8. als Varietät, von dem Tipuliformis unterſchieden. Das Ab— weichende wäre ſonach, daß dem Salmacus die Ringe des Hinterleibes mangeln, und der— ſelbe ganz einfärbig ſchwarz gefärbt ſey. Ich habe ſchon oben erwähnt, daß man dies an dem Männchen unſers Falters öfters bemerkt. Beſonders gehen bey dem Trocknen dieſe Zie— rathen verlohren. Auch Herr Fabricius gedenket dieſer Abweichung J. c. “Variat. interdum abdomine toto atro.,,

e) pErıvEer, Gazoph. Tab: 42. fig. 6 “Phalaena Bombylus, paruus, corpore nigro, ano croceo. Caugt in Hornsey- wood in lune.“

Seba.

welche zur zweyten Abtheilung der Sphinxe Schon aus dem Obengeſagten haben meine Leſer ihre be—

f) Entom. Mag. obenanger. O. Aber „bier ſtößt eine Schwürigkeit auf, die ich „nicht zu beben weiß, ich beſitze nemlich in „meiner Sammlung einen ſolchen Schwär— „mer, der noch etwas kleiner, und deſſen „Fühlhörner, Kopf, Bruſt und Flügel voll— „kommen die Farbe und Zeichnung des hier „abgebildeten (tipuliformis) haben, deſſen „Hinterleib aber hingegen wie bey fig. B. „(iſt eulieiformis) ſtahlblau, und mit ei⸗ „uem breiten Gürtel verſehen iſt. Der „Schenkel ebenfalls ſtahlblau, die Füſſe „gelblicht. Dieſer wäre alſo eine Mittel— „art, zwiſchen B. (euliciformis) und ©. „(tipuliformis). Er hat von bepden gleich— „viel ähnliches, und macht einen faſt un— „merklichen Uebergang zwiſchen beyde Ar— „ten. Sein ganz dünner Leib, und ſpitzi— „ger Haarbüſchel, laſſen mich zwar vermu— „then, daß er ein Männchen, und vielleicht „das von B. (culiciformis) ſeye.

136 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

zeichnenden Merkmale erſehen. Faſt habe ich zur genauern Erklärung nicht mehreres beyzufügen nöthig. Das Verfahren des Herrn von Linne“ bedarf es eben ſo wenig. Wir vermögen ſie nicht beſſer zu ordnen. Die Natur hat ſie ſelbſten in dieſe Verbindung gebracht. Sie weichen zwar von jenem der erſten Horde beträchtlich ab, ſie haben aber vieles mit ihnen wieder ge— mein. Man kann ſie nicht zu dem Papilio, nicht zur Phaläne zählen. Viel— leicht ein eigenes Geſchlecht? Dazu ſind aber keine entſcheidende Merkmale, keine bey ſo enger Verwandſchaft übrig gelaſſen. Ihre noch geringe Anzahl, das ungleiche Verhältniß mit den übrigen gröſſern Geſchlechtern, bedünkt mich, fordere es nicht. Niedergebogene Flügel, in der Mitte verdickte Antennen, ſind die weſentlichen Kennzeichen des Sphinr. Wir vermiſſen ſie an dieſen Gattungen nicht; ſie vereinigen ſich eben dadurch mit dieſem Geſchlecht, ſie ſchlieſen da am genaueſten an. Das Abweichende im Bau, der Flug bey Tage, und das Beſondere ihrer Raupen hat ſie von jenen, aber nur als Horde, getrennt.

Die Benennung Sphinges adscitae, unächte Abendſchmetterlinge, zugeſellte, bͤygerechnete Arten, Baſtarde, erkläret ſich von ſelbſten. Reaumur und Geoffroi fanden in der Geftalt der Antennen etwas ähnli— ches mit den Hörnern der Widder; unſere Gattungen wurden von ihnen Sphinx beliers, Widder genannt. Der Herr Ritter hat ſie zu den Abendſchmet— lingen zuerſt gezogen, und dies kleine Geſchlecht damit vermehrt. Peti⸗ ver, Merianin, Jonſton, und Röſel haben ſie als Phalänen behan— delt. Kaum war ihnen nur eine oder die andere Gattung bekannt. Rai hat ſie mit näherer Befugniß zu den Tagfaltern gezehlt. Ich finde aber nur den Sphinx Polymeda und Statices von ihm beſchrieben. Herr Fabricius hat fie, wie ich oben erwähnt, von den Sphinxen getrennt. Er hat ihnen den Namen Zygaena gegeben.

Ich habe einige Bemerkungen über dieſe Geſchöpfe, ſo weit es das Allgemeine erlaubt, in der Kürze noch vorzutragen. Wie finden ſie nach der Gröffe nicht bedeutend verſchieden. Nach dem Umfang des Körpers, nach der Länge der Flügel, iſt das Maas wenigſtens nie ſo auffallend als bey andern Arten. Auch nach dem Ausſchnitt der Flügel ſind ſie bey— nahe übereinſtimmend geſtaltet. Sie führen ſolche ſchmal und gegen die Spitze gerundet. Man hat ſie nicht winklicht, in Ecken gebildet, bey dieſen Arten geſehen. In dem Putz, nach Farbe und Zeichnung, iſt noch mehr Ein— förmiges da. Bey ſo ſimplen Colorit mit ſolchen Zierrathen, die nichts als einzelne Flecken oder Puncte find, hat die Natur eine manchfaltige Reihe

von

Sphinges adfeitae. Unaͤchte Abendſchmetterlinge. 137

von Gattungen faſt nach einem Modell entworfen. Es erweckt unſer Erſtau. nen, hier bald durch geringe bald durch maͤſige Verbreitung, oder durch Ver. kleinerung einzelner Flecken, durch veränderte Lage, durch Einfaſſung derſel⸗ ben, oder durch eine ſonſt zufällig beduͤnkende Anzahl, einer hoͤhern oder tiefern Miſchung, einer ſonſt unerheblich ſcheinenden Zierde, ich ſage: durch ſo unbedeu⸗ tende Merkmale ganz weſentliche Gattungsverſchiedenheiten gebildet zu ſehen. Verſchiedenheiten, die bey andern Arten kaum Abaͤnderungen bezeichnen. Die Natur wollte nicht immer im Auffallenden Bildgeſchoͤpfe mahlen. Uns iſt es genug, wenn fie nach elnzelnen Zügen für das Syſtem Charactere gelaſ. fen. Die Flügel find dachfoͤrmig, niederhangend im ruhenden Stand ger legt. Sie decken den ganzen Hinterleib, da er beyden Gattungen der erſten Horde offen ſich zeigt. Der Leib iſt von betraͤchtlicher Staͤrke. Hier hat die Natur keine baͤrtige Endſpitze, zur Zierde anzubringen, noͤthig gefunden. Der Kopf iſt klein. Die Zunge iſt in eine Spiral gelegt, aber von keiner beträchtlichen Laͤnge. Die Fuͤhlhoͤrner find bey den meiſten Arten von eige nem Bau. Im Verhaͤltniß des Körpers ſehr lang, und am Ende betraͤcht · lich verdickt. Sie kommen der Antenne des Papilio nahe. So krummge bogen, in eine abermahlige Spitze verlohren, hat ſie aber jener wiederum nicht. Einige Arten, es iſt aber nur ein einziger Europaͤer darunter, bar ben fie mit kammfoͤrmigen Gefieder. Sie find hierinnen jenen der Gattun⸗ gen des Bombyx, ahnlich. Dagegen iſt die Stange oder Stiel (ra- chis), an dem die Lamellen befeſtiget find, von groͤſſerer Staͤrke. Es fihlie ſet ſich dies Gefiederte an dieſelbe an, wenn es der Falter noͤthig hat. Sie find oben und unten verduͤnnt, fie bilden Fuͤhlhoͤrner in der Form, wie fie dem Sphinx weſentlich ſind.

Nach den Naturtrieben zeigt ſich ein auffallender Abſtand von jenen der erſtern Horde. Hier erblicken wir keinen in ſo fluͤchtigem und ſchweben⸗ den Flug, wie bey den meiſten der erſtern Art. Sie find träge, fie ent fernen ſich wenig, ihre Bewegung iſt flatternd und ſchwer. Nur die Mit tagshitze bringt ihre Saͤfte in Umkreis, ſie ſcheinen dann erſt zu leben; der Abend legt ſie zur Ruhe. Man trift ſie auf den Bluͤthen niederer Pflan⸗ zen geſellig an. Sie verbringen den ganzen Tag im Ausſaugen der Saͤfte mit faſt unerſaͤttlichem Durſt. Man trift ſie da nicht ſelten in ihren Paa⸗ rungen an, welche zu mehreren Taͤgen wider die Geſetze der meiſten von er⸗ ſterer Horde dauern.

Von ihren Raupen laͤßt ſich im Allgemeinen wenig Beſtimmtes ſagen. Wir haben kaum noch einige derſelben entdeckt. Mit rauher, chagrinfoͤrmi⸗

II. Theil. S

138 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ger Oberfläche, mit einem Horn, iſt hier keine bekannt. Sie ſind kurz, den Schildraupen in vielem aͤhnlich. Die Fuͤſſe und der Kopf ſind klein. Die Fläche des Körpers iſt mit einzelnen Haaren bedeckt. Nur die Raupe des Sphinx Statices hat zur Bekleidung etwas eigenes. Es find Schildgen, die ihre Flaͤche bedecken. In den Kunſttrieben ſind ſie noch mehr verſchieden. Sie gehen nicht in die Erde, ſie bauen ſich ob derſelben zur Chryſalidenverwandelung ein Gehaͤuſe von beſonderer Art, ein feſtes per⸗ gamentenes Geſpinſt. Darinnen ſind ſie mit dem naͤchſten Geſchlecht der Phalaͤne ſehr nahe verwandt.

Unterabtheilungen find bey der noch zu geringen Anzahl der Gattun⸗ gen entbehrlich geworden. Nach dem einfärbigen Gewand, nach den rothen oder weiſſen Flecken, die unſere Europaͤer fuͤhren, nach den bindenfoͤrmigen Querſtrichen, dem blauen oder gelben Colorit, der Auslaͤnder, wuͤrde ſich dazu hinreichende Befugniß von ſelbſten entbieten. In unſerm Syſtem fin⸗ den wir funfzehen dieſer unaͤchten Sphinre in Ordnung geſtellt. Unſere Erd⸗ ſtriche haben ſechs, die uͤbrigen Welttheile neun derſelben dazu geliefert. Er⸗ ftere find Sp. 34. Filipendulae. Sp. 35. Phegea. Sp. 36. Ephialtes. Sp. 37. Caffra. Sp. 42. Faufta. Sp. 47. Statices. Letztere: Sp. 33. Auxo. Sp. 38. Cerbera. Sp. 39. Creuſa. Sp. 40. Polymeda. Sp. 41. Caſſandra. Sp. 43. Infauſta. Dieſe ſoll mit zu den Europaͤern gehoͤren, ſie hat ſich aber zeither noch nicht gefunden. Sp. 44. Pectinicornis. Sp. 45. Pugione. Sp. 46. Auge. Neuere Entdeckungen haben beyde Arten in gedoppelter An⸗ zahl vermehrt.

Der neunzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX FILIPENDVLAE.

Die Filipendulaͤ. Der Rothfleck mit ſechs Puncten.

Le Sphinx belier. Geofr. Papillon - phalaine belier. Degeer. St. Iacobs- Beſtje. Seba.

Tab. XVI. Fig. a. Die Raupe auf einem Halm des Flittergraſes (briza minor). Fig. b. Das pergamentene Gehaͤuſe. Fig. c. Die Chryſalide. Fig. d. Der männliche, Fig. e. der weib⸗ liche Zweyfalter. Beyde nach der Ober- und Unterſeite. Fig. k. Eine Abaͤnderung. (Nach naͤherer Entdeckung, eine eigene Gattung, unter dem Namen tranſalpina).

ILIX N. S. N. Ed. XII. Sp. 34. Sphinx alis ſuperioribus cyaneis: punctis fex rubris: inferioribus rubris immaculatis. Ed, X. Sp. 32. Faun. Suec. ur. 1097. Mit ſtahl⸗

Sphinx Filipendulae. Die Filipendula. 139

blauen (des Männchen) Oberfluͤgeln, ſechs rothen runden Flecken, und dergleichen ein, farbigen Unterflägeln ohne Flecken. Muͤllers Ueberfegung des Natur ſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Filipendulae. Der Steinbrechſchmetterling. FABRICIIEnt. pag. 550. Zygaena. Sp. T. Filipendulae. inn. Char. RE AUMA R Mem. Tom. I. Tab. XII. fig. 15-17. Tom. II. Tab. II. fig. 2. DEGEER Mem. Tom. II. P. I. pag. 252. Papillon - phalaine à antennes en maſſue fimples, dont les alles faperieures font d' un bleu verdatre luiſſant à taches rouges etc. p. 254. Chenille etc. Goͤtzens Ueberſ. p.481. a EO HF R. Tom. II. pag. 88. nr. 13. Sphinx ſpiriling. alis ſuperioribus ſubcaeruleis, punctis 6. rubris, inferioribus rubris. Long. 8 f. lin, Syſt. Verz. bag. 45. nr. 4. Sphinx Filipendulae. Erdeichelſchwaͤrmer. (Spiraeae Filipendulae, Roͤſel Inſ. Bel. I. Th. Nachtvoͤgel. II. Kl. Tab. 57. fig. 1 fl. 7. Die dicke hell⸗ gelbe ſchwarzgefleckte Raupe. SCHAEFFE, Icon. Inf. Ratisb. Tab, 69. fg. 4.5. Sphinx alis int. cauda ſimpl. 4. Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. I. fig. 2. pag. 126. 139. II. St. pag. 299. 269. Sechsfleckigter Steinbrechſchwaͤrmer. Schweizeriſche Inf. nr. 626. Sphinx Filipen- dulae. Der Rothfleck. ALBIN, Inf. Tab. 82. Leopardus ſylueſtr. MERIAN. Europ. Tab. 62. GO ED ARP. Inſ. Kann, II. Tab.31. zıster, GOED. pag.ıoo. fig 37? EBA Thef. Tom. IV. Tab.63. fig. G. 1. 3. Phalaenula St, Iacobo inſoripta.

So gemein ſich dieſer Falter faſt in allen Gegenden unſers Welttheils gemacht, fo wenig er den aͤlteſten Kennern unbekannt geweſen: fo viele Ir. zungen, fo viele Streitigkeiten hat derſelbe, bis wir damit ins Reine gekom⸗ men, gehäuft. Alle zu erzehlen, werden von mir meine beſer nicht fordern. In ſo einfoͤrmigem Bilde, in der Anlage zweyer Farben, in ſo ſimplen Pun⸗ eten, blos durch veränderte Lage einer groͤſſern oder geringern Anzahl der» ſelben, iſt hier eine betraͤchtliche Reihe von Gattungen weſentlich verſchieden. Sie wurden als zufaͤllige Entſtehungen behandelt. Man ſchob die Schuld auf die Natur, man ließ dieſer betagten Mutter ihre Spiele treiben, wo doch unſere Schwäche fie trieb. Die rothfleckigten Sphinxe wurden ſaͤmt⸗ lich für Abaͤnderungen von unbedeutender Art erklaͤrt. Man hat erſt ſpaͤte ſich mit ihrer Unterſuchung beſchaͤftigt. Man ſonderte endlich Gattungen ab, wie es ihr auffallendes Bild ergab. Bey den uͤbrigen war man wegen des Geſchlechts nicht einig. Männchen und Weibchen wurden, nach jedes

140 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Beduͤnken, in willkuͤhrlicher Einbildung verbunden, und wieder getrennt. Der eine hielt den fuͤnffleckigten, der andere, den mit breiten Strichen, oder jenen mit weiß eingefaßten Puncten, für den Sexus des andern. In dem rothen Ring des Hinterleibes, eines aͤhnlichen Falters unſerer 25. Tafel, erblickte man vollends das ſichere Zeichen der ehelichen Trauung. Er muſte wider die Geſetze der Natur das Männchen unſers Sphinx Filipendulae werden. Ich uͤbergehe andere Irrungen. Unſern Entomologen wurde es eine angele gene Sache, aus dieſem Gewirre den Leitfaden zu finden. Nur Erfahrungen, buͤndig angeſtellte Erfahrungen, waren hier zu entſcheiden vermoͤgend. Dieſe ſind es, welche ſich jetzt beſtaͤttiget, welche ich nach oͤftern Wiederholen nicht minder erprobt, nun mit Gewißheit darzulegen vermag.

Man hat unſern Falter vielfaͤltig aus feiner Raupe erzogen. Nie aber hat man fo erhebliche Veränderungen, als die eben angezeigten geweſen, dar⸗ aus erhalten. Die Raupe iſt in der Farbe und Zeichnung einerley geblieben. Der Falter war es nicht minder. In unveraͤnderter Lage fanden ſich die ſechs hochrothe Flecken der Oberſeite der Vorderfluͤgel, das Kennzeichen def ſelben. Sein Weibchen hatte fie gleichfalls jedesmalen gehabt. Es unter ſcheidet ſich von auſſen nur durch die mehr ins Gruͤne ſpielende Flaͤche, die bey dem Maͤnnchen mehr ins Stahlblaue ſich miſcht. Im Freyen fand man ihn nie mit andern Arten gepaart. Noch wird er in einigen Gegenden ganz lich vermißt, wo es, die ihm aͤhnlichen Arten, ſehr haͤufig giebt. Andere haben ihn alleine. Auch dies kan Beweiß fuͤr die Rechte einer eigenen Spe⸗ cies ſeyn. Umſtaͤndliche Beſchreibung bedarf dieſer gemeine Schmetterling nicht. Es wird ihn keine Sammlung vermiſſen. Ich habe ihn in Behand lung der ihm aͤhnlichen Gattungen ohnedies nach ſeinen Abſtand oͤfters zu ver⸗ gleichen. Nur zur noͤthigen Anzeige iſt etwas zu bemerken übrig, Wir ber fißen ihn von der Mitte des Junius bis in den September. Nicht befrem⸗ dend daher, wenn verflogene und abgenutzte Exemplare ſo was Gemeines ge⸗ worden. Sie haben zu Irrungen Anlaß gegeben. Man glaubte, bey den unkenntlichen Flecken, ihn in der Paarung mit andern Gattungen gefun⸗ den zu haben. Sorgfaͤltige Kenner aber werden noch da deſſen characteriſi rende Zuͤge leicht zu unterſcheiden vermoͤgen. Lichte Waldungen und Wieſen find fein gewoͤhnlicher Aufenthaltsort. Wir treffen ihn auf den ſchirmtragen⸗ den Pflanzen, und den meiſten aus der Klaſſe der Syngeneſia, beſonders den Diſteln an. In Schweden iſt die Spiraea Filipendulae haͤufig. Der Herr Ritter nahm ihn auf dieſer Pflanze am meiſten gewahr, und gab ihm von

Sphinx Filipendulae. Die Filipendulaͤ. 141

daher den Namen 4). Keinesweges hat derſelbe die Futterpflanze der Raus

pe damit gemeynt 5).

Abaͤnderungen, wenn ich jene nach obiger Anzeige geſondert, die ſich zu wirklichen Gattungen gemacht, verdienen kaum erwaͤhnt zu werden. Man hat unſern Falter um die Haͤlfte kleiner, man hat ihn auch um ein merkli— ches gröffer gefunden. Die beffere oder ſchlechtere Nahrung der Raupe iſt oh» ne Zweiſel Urſache hieran. Bergige, duͤrre Gegenden bringen ihn kleiner; fruchtbare Thaͤler oder Wieſen groͤſſer hervor e). In beyden find die Fler cken nicht von buͤndig einerley Maas. Ich habe auch das letzte Paar zuſam⸗ mengefloffen bemerkt, fie ſchienen faſt einen einzigen zu bilden. Das erſtere Paar, oder die naͤchſt an der Grundflaͤche, ſind gleichfalls zuweilen mehr ge⸗ trennt, und nur durch eine Sehne abgeſondert; zuweilen bemerkt man auch dieſes nicht, fie machen einen Einzigen aus 4).

S 3

a) Linne Neifen nach Oeland und Goth⸗ land, der keutſchen Ueberſetzung pag. 257. Den 6. Jul. zwiſchen Naͤhr und Burs „Die abgeweideten Wieſen ſahen von der Spiraea Filipendula ganz weiß aus. „, Dieſe Pflanze haben wir in unſern Gegenden nicht, wenigſtens wird fie nur in Ödrten ge» zogen. Die andere Gattung dieſes Ge⸗ ſchlechts, die Ulmaria, iſt um ſo haͤufiger da. Doch habe ich nur ſelten unſern Zwey— ſalter auf derſelben gefunden. Auf der Spi- raea falicifolia finden wir ihn gar nicht. Sie bluͤhet gemeiniglich eher, als wir den Zweyfalter haben.

6) Man hat verſchiedentlich, ohne daß es einer Aufuͤhrung bedarf, die Meynung gehabt, unſer Syſtem bezeichne damit die Futterpflanze der Raupe. Es wird aus dem bishero behandelten noch erinnerlich ſeyn, daß der gewoͤhnliche Aufenthaltsort eines Fa⸗ ters gleiches Recht als die Nahrungspflanze ſeiner Raupe zur Benennung habe. Hier hat die Meynung des Herrn von Linne nicht den mindeſten Anſtand. Er ſagt von unſerm Fal, ter: Faun, Suec, I. c. Habitat in Filipen-

dula, volitans de die, licet tarde.,, Wenn man dieſe Erklärung von der Raupe anneh— men wollte, muͤßte man glauben, ſie waͤre gefluͤgelt.

c) Herr Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. II. fig. 2. 3. pag. 139. macht zwey beſondere Arten daraus: den eitzen nennt er den Stein— brechſchwaͤrmer, den bergigten; den andern den der niedern Gegenden. Ich bin aber nicht vermoͤgend das Weſentliche im Unters ſcheid zu finden. Fig. a. iſt nach der ins Blauliche fallende Oberflaͤche der Vorderfluͤ— gel ein Maͤnnchen, Fig. 3. welche zur Grunds farbe mehr Gruͤnliches hat, ein Weibchen. Wir finden fie eben fo untermengt, wir fin» den ſie auch an duͤrren Gegenden, beſonders in dieſem kleinern Maas der Flecken. In der Nacherinnerung II. St. pag. 299. wird vom Herrn D. Amſtein erwaͤhnet, daß man den mit kleinern Flecken auch in Geſellſchaft jenes mit den groͤſſern gefunden. Demohn— geachtet ſollen beyde verſchiedene Gattungen ſeyn.

d) Ich habe dieſes bey einigen Weibchen bemerkt. Herr von Linne hat es für ein mer

142 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Die Figur vorliegender Tafel, welche ich mit F. bezeichnet, ſtellet der Unterſchrift nach eine Abaͤnderung vor. Sie iſt aber nur zu bequemerer Ver⸗ gleichung hier beygebracht. Nach flüchtigen Blicken möchte fie kaum verſchie⸗ den beduͤnken. Man wird aber bald das Weſentliche einer eigenen Gattung daran bemerken. Wir haben ihn nicht in unſern Gegenden. Er hat Italien zum Vaterland. Durch einen ſchon oͤfters erwaͤhnten Freund hatte ich ihn aus Verona erhalten. Unter dem Namen des Sphinx tranfalpina führen wir ihn in der Folge unter der Zahl der Abendſchmetterlinge mit; hier aber iſt er zu beſchreiben. Wie meine Leſer erſehen, iſt er nach der Geſtalt um vieles geſchmeidiger, und nach den Fluͤgeln mehr ins Schmale geformt, als fie der Sphinx Filipendulae hat. Die Grundfarbe der vordern iſt ungemein glänzend, und von hoͤherm Blau. Auch das Rothe der Hinterfluͤgel und der Flecken ſind von einer Miſchung, die jene weit uͤbertrift. Dieſe Flecken find betraͤchtlich kleiner. Sie find in ihrer Form und Lage, wie aus ber⸗ der Vergleichung erſichtlich, auch wirklich verſchieden. Die Natur hat ſie noch durch ein eigenes Merkmahl auszeichnend gemacht. Es führt ein jeder derſelben einen ſchwaͤrzlichen Saum, der ihn von der Grundfarbe trennt. Dieſen hat der Sphinx Filipendulae im mindeſten nicht. Noch ſehen wir, daß die Hinterflügel eine ſehr breite Einfaſſung von jenem Stahlblau har ben. Auch dieſe werden wir dorten niemalen gewahr. Die Fuͤhlhoͤrner ſind kuͤrzer, und in ihrer Form verſchieden. Es iſt ein Maͤnnchen, das ich hier beſchrieben. Von dem Weibchen mangeln mir gegenwärtig zuverlaͤßige Nach. richten, ſo wie das uͤbrige ſeiner Naturgeſchichte ſelbſten.

Ich habe nun von der Raupe das Merkwuͤrdigſte noch zu erzehlen. Sie hat ſich eben nicht ſelten gemacht, man kennt ſie, wie ihren Falter, ſchon lange. Von dem May bis in den Junius kommt ſie uns, und ge— meiniglich in ausgewachſener Groͤſſe, zu Geſicht. Sie begiebt ſich dann eben aus dem naͤchſt an dem Boden verborgenen Winkeln ins Freye, um zur Verwandlung bequemere Plaͤtze zu ſuchen. Ihr Wachsthum iſt langſam, fo wie fie ſelbſten in ihren Bewegungen und Gang gemaͤchliche Weile ver» raͤth. Sie hat groſſe Reifen gemacht, wenn fie ſich des Tages etliche Zol .

ſentliches Kennzeichen deffelben gehalten, Man ſondern das erſte Paar fuͤr einen einzelnen Fle⸗ glaubte, der Herr Ritter habe den fünffles cken gehalten. Faun. Suec. I. c. Sphinx ckigen Falter, oder unſern Sphinx Lonicerae, mas gaudet maculis ſex rubris in ala ex- für das Weibchen des Filipendulae gehalten, teriore. Foemina vero maculis quinque, weil er ihm fünf Puncte zugegeben. Alleine, connatis feilicet duabus baſeos.

er hat nach dieſer Erklaͤrung nicht das letztere,

Sphinx Filipendulae. Die Filipendulaͤ. 143

le von ihrem Wohnplatze entfernt. Im Genuß ihres Futters iſt fie aus natürlicher Traͤgheit ſehr mäßig. Auch groſſe Schaaren würden wohl we, nig zu ſchaden vermögen. In dieſem ruhigen Betragen find ihr die Ichnev⸗ mons die gehaͤßigſten Feinde. Sie iſt nicht vermoͤgend den Verfolgungen derſelben Widerſtand zu leiſten. Wir erziehen oͤfters aus der gefundenen Raupe die darinn wohnende Maden. Sie hat ſich nicht an eine einzelne Futterpflanze gewöhnt. Niedere Gewaͤchſe: der Klee, der Wegerich, befon» ders aber weiche Graͤſer, find die gewöhnliche Koſt. Ich fand fie am meis ſten auf dem Flittergras (Briza minor). Ihr zur Verwandlung gefertig. tes Gehaͤuſe traf ich auch oͤfters an den Halmen deſſelben befeſtigt an. Roͤ— ſel erwaͤhnet, er habe fie auf dem Wullkraut, (Verbaſeum Thapſus L.), gefunden, wo ſie mir nie zu Geſicht gekommen. Merianin giebt ſogar Blätter der Baͤume zur Fuͤtterung an. Sie will dieſelbe mit der Schwarz— buche (Carpinus Betulus) erzogen haben. Meine Raupen, die ich zu dieſer Fütterung zu gewöhnen geſucht, haben ihren Abſcheu durch den Tod dagegen wohl am ſtaͤrkſten bewieſen e). Sie iſt kurz geſtaltet, von betraͤchtlicher Di— cke, einer Schildraupe nicht ungleich. Ihre Fläche iſt glatt, doch mit ein- zelnen Haaren bekleidet, und von hellem Citronengelb. Vier Reißen erhabe , ner Flecken von ſchwarzer Farbe, wie ſie die Abbildung ergiebt, machen ihre Verzierungen aus. Der Kopf iſt ſchwarz, ſehr klein, und im ruhenden Stand, wo er einwaͤrts gezogen, kaum ſichtlich.

Sie bauet ſich zur Sicherheit des naͤchſten Standes ein eigenes Ges haͤus, ein pergamentenes Gewebe in cylindriſcher Form. Es iſt ſchwefelgelb, öfters mehr helle, zuweilen dunkler, auch aſchgrau von Farbe. In dieſer ſehr geraumigen Wohnung iſt die Chryſalide ohne weitere Befeſtigung ent» halten. Die ſie umkleidende Schaale iſt duͤnne, ſie bedarf eben zu ihrer Beſchuͤtzung keine fo feſte Verwahrung. So träge die Raupe geweſen, fo be. lebt iſt jetzt ihre Chryſalide. Sie geraͤth bey dem mindeſten Beruͤhren in ſchnelle Bewegung. Der obere Theil und die Spitze iſt braun, der mittlere gelb gefärbt. Die Entwickelung des eingeſchloſſenen Falters erfolgt gewoͤhn— lich in Zeit von dreyen Wochen. Er pflegt bey dem Ausſchliefen die Schaa⸗ le der ihn enthaltenden Chryſalide bis zur Hälfte mit aus dem Gehaͤuſe ber,

e) Auch Geoffroi gedenket dieſes Baums, angef. Ort. “La chenille de ce Sphinx ohnfehlbar nach dem Angeben der Frau Me⸗ eſt jaune, liſſe à ſeize pattes char- rian. Er erwaͤhnet zugleich der Spiraea Fi. gées de taches noires. Elle vient lipendulae, wovon wir doch gar keine Er fur le charme, la filipendule, le gra- fahrungen haben. Seine Worte find oben men etc. y

144 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

vorzuziehen. Vielleicht liegt die duͤnne Membrane zu feſte an, er hat ſie durch dieſes Mittel abzuſtreifen noͤthig.

Die Eyer werden in groſſer Anzahl dichte übereinander klumpenweiſe an das Niedere der Graͤſer gelegt. Sie ſind gelb von Farbe, und kegelfoͤrmig geſtaltet. Eine Zeit von 14. Tagen bewuͤrket das Ausſchliefen der Raͤupgen. Sie überwintern ſchon, wenn die erſte oder zweyte Haͤutung vorüber. Dar mit iſt für das erſte Jahr, auch bey fruͤheſter Zucht und der guͤnſtigſten Wi terung, die Haͤlfte ihres Lebens bey ſo langſamen Wuchs vollbracht.

Der zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX PHEGEA.

Die Phegea. Der Weißfleck.

Tab. XVII. Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Zweyfalter, beyde nach ihrer g Ober- und Uaterſeite.

LINNE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 35. Viridi atra, alis punctis feneſtratis: ſuperiorum ſex, inferiorum duobus, abdomine cingulo luteo. Ed. X. Sp. 33. Muſ. Lud. VIr. 364. Ganz ſchwarzgruͤn mit weiſſen durchſichtigen Puncten, ſechs auf den vordern, und zwey auf den hintern Fluͤgeln, nebſt cinem gelben Guͤrtel um den Leib.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Phegea. Die Riugelmotte.

FAsrıcıı Entomol. pag. 550. Zygaena. Sp. 2. Phegea. Linn. Merkmahle.

sco POI Ent. Carn. pag. 480. Sphinx Phegea. Atro caerulea, alis anticis macu- lisalbis (6.) abdominis macula bafeos, cinguloque palleaceis. Long. lin. 8. Lat. 52.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 9. Sphinx Pbeges. Kahneichenſchwaͤrmerraupe. (Quercus Roboris).

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 186. nr. 18. Sphinx Phegea. Die Ringel molte. Glaͤnzendſchwarz mit ſechs weiſſen Flecken auf jedem Oberfluͤgel; um den Leib ein gelber Ring. Im Junius. Von der dritten Groͤſſe felten.

Naturforſcher X. St. pag 95.

Friſch. Beſchreibung VI. Th. Tab. XV. Die Raupe mit acht Federkielbuͤſcheln ꝛc.

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 10. 135. Tab. I fig. E. II. St. pag. 300. Schweiz. Inſ. or. 627. Sphinx Phegea. Der Weißfleck. Im Veltlein, Wallis, bey Luggaris.

PETIVER Muf. nr. 133. fig. 19. Phalaena pufilla nigra, punctis albis notata. Ex Etruria.

Der Sphinx Phegea hat ſich meines Wiſſens in unſern Gegenden nie⸗ malen gezeigt. Um ſo weniger iſt er in andern Provinzen Teutſchland ſelten. Die benachbarten Kraiſe, Bayern und Sachſen haben ihn haͤufig. Auch in

Ungarn,

Sphinx Phegea. Die Phegea. 145

Ungarn, Italien und in der Schweiz iſt er gemein. Haſſelquiſt giebt fo gar Egypten und Syrien fuͤr deſſen Vaterland an.

Friſch hat uns zuerſt ſeine Naturgeſchichte beſchrieben. Er hatte einſt ein Weibchen in der Gegend von Berlin erhalten. Durch den Fang wurden deſſen Flügel fo ſehr beſchaͤdigt, daß er eine ſeltene Fliege, und nicht einen Schmetterling gefunden zu haben vermeynt. An eine Nadel geſteckt, legte es Eyer. Die auskommende Näupgen wurden zwar ſorgfaͤltig erzogen, fie giengen ihm aber, bey ihrer Verwandlung zur Chryſalide, durch einen Zufall wieder zu Grund. Die wie Federn geſtalten Haare ſchienen ihm merkwuͤr⸗ dig, und in der That iſt dieſe Raupe von allen andern dadurch verſchieden. Ich theile meinen Leſern hier unten a) die ganze Beſchreibung mit, die uns dieſer ehrwuͤrdige Entomolog von derſelben gegeben. Noch gegenwaͤrtig iſt fie die beſte geblieben, wir haben ſeitdem keine in beſſerer Vollſtaͤndigkeit zu erhalten vermocht. Die Herren Verfaſſer des Syſt. Verz., die in ihren Ge.

genden dieſe Raupe haͤufig erzogen, haben uns von der Futterpflanze noch eie

a) Friſch. obenangef. O. “Es wurde mir im Frühling eine groſſe Fliege gebracht, welche doppelte Flügel hatte, welche, als die Flügel der Weſpen, durchſichtig waren, auch Fuͤhlhoͤrner mit mehr als 40 Gelen⸗ „ken; daß ich fie als einen Ichnevmon oder groſſe Schlupfweſpe auf eine Nadel ſteck⸗ „te. Auf dieſe Nadel legte fie, ehe ſie ſtarb, eine Anzahl Eyer, aus welchen gr hernach, da ich ſie auf friſche Erde legte, kleine Raͤupgen auskrochen, braun von „Farbe, mit roͤthlichen Haaren und gel⸗ ben Kuöpfen. Sie fraſſen Mehl, und / nagten bisweilen ein Loͤchlein in ein Mels denblatt; ,, (Es iſt zu vermuthen, daß hier Friſch unter dem Mehl den mehlichten Staub der Melde moͤchte gemeynt haben, den fie auf den Blaͤttera fraſſen. Doch nach den Erfahrungen der Herren Verfaſſer des Wiener Verzeichniſſes bedient fie ſich auch ei- ner noch mehr befremdenden Koſt); “/ krochen dabey immer in die Erde, und wieder „heraus. Sie haͤuteten ſich wie alle Rau⸗ gr pen zu ihrer Zeit, und bekamen endlich auf

II. Theil.

=

=

=

acht Abſaͤtzen auf den Ruͤcken, neben der Pulsader, fo mitten auf dem Rüden länge herabgehet, Buͤſchlein von Haaren, oder „vielmehr von kleinen Federkielen. Die „andern Haare, ſo dieſe Raupen hatten, ſtunden auf ſchwarzen Knoͤpflein, deren auf beyden Seiten mit den vier Federknoͤ— pfen zehen auf jedem Abſatz waren. Auf „dem Schwanz aber ſtunde nur eines allein. „Die zwey Schwanzfuͤſſe waren nahe bey⸗ ſammen, und ſtunden lang heraus. Das yr erfie Knoͤpfgen unten vom Bauch an war das kleinſte, mit kurzen braunen Haͤrlein. „Das naͤchſt darüber aufwärts gegen den Rüden zu war etwas gröffer, und hatte „, laͤngere Haare, und fo auch das dritte. Aber auf dem vierten und fünften ſtunden „die Federkiele, alles zuſammen braun ſchwarz. Dieſe Raupen krochen im Mer; zu ihrer Veraͤnderung in die Erde. „Eine Goldkaͤfermade, die ich unbedachtſa · „mer Weiſe in der Erde des Geſchirres ges laſſen, fraß fie alle auf ꝛc. ,

T

=

146

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

nige Nachricht gegeben b). Hiemit aber find alle Urkunden der Geſchichte

dieſes Falters erſchoͤpft.

Die vorliegende Tafel ſtellt nach der erſten Figur das Maͤnnchen, nach

der zweyten deſſen Weibchen in genaueſter Abbildung vor Augen.

Man hat

ſie ſo in dieſen Paarungen gefunden, und ich habe die zuverlaͤßigſte Nachricht

davon beſtaͤttigt erhalten. es ſelbſten belehren. ſonſten erklaͤrt. dulae Anlaß dazu. dung unrichtige Folgerungen gezogen.

characterifivend für die Species werden. Oefters ſind ganz entgegen geſetzte Miſchungen

nach einerley Regeln zu Werk.

Auch ohne Erfahrung koͤnnte ſchon der Gliederbau Man hat beyde Falter nur für Gattungsverſchiedenheit Vielleicht gaben die verwandten Arten des Sphinx Filipen- Aus zu groſſer Behutſamkeit wurden in gleicher Anwen⸗

Ein einzelner Flecken muſte auch da Allein, die Natur gehet nicht immer

der Farbe, Zeichnungen und Zuſaͤtze von mancherley Art, im mindeſten nicht

weſentlich geworden. beduͤnken. entſchieden. liche ſpielendes Blau.

ſo ſchoͤn, nicht ſo glaͤnzend wie dorten.

Beyſpiele werden von beyden noch erinnerlich ſeyn. Das Männchen hat nach der Grundfarbe ein dunkles ins Roͤth⸗ Das Weibchen hat es nicht minder, nur iſt es nicht

Sie ſind es aber zuweilen, wo ſie uns kaum erheblich

Hier iſt es

Auf den Vorderfluͤgeln des erſtern

finden ſich ſechs weiſſe durchſcheinende Flecken in der richtigen Lage und Form,

wie ſie die Abbildung ergiebt.

die gegen den Koͤrper, mit Gelb angelaufen.

6) Syſt. Verz. Nachtrag pag. 307. u Wir haben verſchiedene Jahre dieſe Rau⸗ pen auf Eichen, meiſtens nicht hoch an dem Stamme, manchmal doch auf den Aeſten angetroffen, und damit ernährt. „Dieſes Jahr fanden wir in einem Wald „viele Stücke unter verſchiedenen ganz nie⸗ „dern Gewaͤchſen, und zwar zwey Mona the früher, als die Eichen zu treiben pfle. „gen., Wir erzogen ſie jetzt in der That mit Ampfer (Rumex acutus und Acetoſa L) mit Wegrich (Plantago lanceo- lata) und vornemlich mit den Blumen und Blaͤttern des Löwenzahns, oder der Butter⸗ blume, (Leontodon Taraxacum) bis zur Verwandelung mehr denn zwey Monathe. Indeſſen brachte uns jemand noch viele Stuͤ⸗

Bey einigen Exemplaren ſind ſie, beſonders

Zuweilen iſt einer oder der

cke, die er im Walde ſaͤmtlich bey vertrock⸗ netem Hirſchkothe angetroffen hatte, der von ihnen hin und wieder benagt war. Nun ſchien es uns nicht mehr ſo zu bewundern, daß Friſch die Raͤupgen dieſer Art blos mit Mehl erzog. Unſere Raupen wollten ſich doch mit einer oder der andern dieſer trockenen Speiſen nicht recht begnügen; fie ſchmachteten gewiſſermaſſen, erhohlten ſich aber vollſtaͤndig, als wir ihnen nach acht Tas gen und dann oͤfter ein Blatt von der erwaͤhn⸗ ten Butterblume reichten, das ſie jedesmahl ſogleich verzehrten. Die Raupe iſt vermoͤge ihrer federartigen Haare noch ſon⸗ derbarer und hat vielleicht in andern Welttheilen naͤher verwandte Arten.

Sphinx Phegea. Die Phegea. 147 \ *

andere kleiner, zuweilen breiter geſtaltet. Die Hinterfluͤgel find etwas dunk— ler von Farbe. In der Mitte derſelben ſtehen zwey Flecken, von der Ge ſtalt und Farbe, wie ſie die Oberfluͤgel haben. Der kleinere mangelt auf der Unterſeite, öfters auch auf der obern ſelbſten. Das Weibchen hat groͤſ. ſere Flecken, ſie ſind auch in mehrerer Zahl vorhanden. Die Bruſt und der Leib haben ein etwas mehr ins Gruͤnliche fpielendes Blau. Erſtere führe am Ende, und letzterer in der Mitte einen gelbgefaͤrbten Guͤrtel. Er ſchlieſſet ſich aber auf der untern Seite nicht zuſammen, er iſt da in die Fläche ver⸗ lohren. Die Fuͤhlhoͤrner find dünne faſt fadenfoͤrmig geſtaltet, und in der Mitte kaum merklich verdickt.

In den Abbildungen der Regenſpurger Inſeeten finden wir bereits dieſen Falter gemahlt. Man hat ihn aber zur beſondern Gattung gemacht. Mich beduͤnken aber die Gruͤnde nicht hinreichend zu ſeyn. Ein mangelnder Flecken iſt da, wie ich oben erwähnt, für beſondere Species nicht characteriſirend genug. Wie leicht hat auch der Kuͤnſtler ihn auszudrucken vergeſſen c ). Es werden noch ähnliche Arten bemerkt. Ich ſehe aber auch da das Abweichen⸗ de nicht, das fie zu eigenen Gattungen macht 4). Meine Leſer haben nach der

T 2

c) sc HAE f. Icon. Inf. Rat Tab. 165. fig. 3. 4. Herr Paſtor von Scheven, Na turf. X St. pag. 122. hält ihn für eine iger ne Gattung, unter dem Namen Sphinx

SC HAFFERI. // Er unterſcheidet ſich, ‚ſagt er, vom vorigen (Phegea) dadurch, daß die Oberfluͤgel nur fünf Flecken ba: „ben, davon viere weiß ſind, einer iſt gelb, „Rund die Uuterfluͤgel haben nur einen einzi⸗ „gen weiffen Flecken., Herr Fueßli haͤlt ihn für eine Mittelart zwiſchen Phegea und Ephialtes. Siehe Entom. Mag. p. 135. d) Herr Fueßli bemerkt eine Abaͤnde⸗ rung, die eben nicht ſehr verſchieden iſt. Ent. Mag. II. St. pag 30. Von fig. E. (Phe - gea) hab ich Muſter aus dem Veltlein, die ein wenig anders ausfallen. Die weiſ— jr fen durchſichtigen Flecken find merklich klei⸗ „ner, und zwar iſt der vorderſte einzelne „rund, von den folgenden der aͤuſſere der ‚, größte, und genau viereckig, fein gugefelß

„ter entweder halbmondfoͤrmig, mit dem Ausſchnitt hinterwaͤrts gekehrt, oder eis nem Querſtrich ahnlich. Die drey hinter⸗ „Rſten find laͤnglich rund. Auf den Hinter fluͤgeln befindet ſich faſt in der Mitte nur ein einzelner kleiner auch runder Fleck. „Doch beſitz ich aus eben dieſer Gegend auch „einen mit zwey Flecken auf jeden Hinters 5 fluͤgel ꝛe., In dem Syſt. Verz. wird ei⸗ ner eigenen Gattung unter dem Namen Sph. Coronillae ( Cronwickenſchwaͤrmer) nr. 7. pag. 45. erwaͤhnet. Da derſelbe nur durch die Länge des Leibes und etwas duͤnnern Fuͤhl⸗ hoͤrnern am weſentlichſten ſich unterſcheiden ſoll: fo iſt fait zu vermuthen, es moͤchte unſer fig 1. abgebildeter ein Männchen ſeyn. Es heißt im Nachtrag pag. 308. ‚Co ähnlich dieſe Schmetterlingsart Phegea) bey dem erſten Anblick der ihr vorgehenden fiebens „den Art (Sphinx Coronillae) zu ſeyn ſcheint, fo ſehr unter ſcheidet fie ſich bey ges

=

148

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. U Abbildung die dahin ſich beziehende Charactere ſelbſten zu vergleichen.

Herr

von Linne hat das Männchen, Herr Scopoli das Weibchen, beyde aber einerley Falterart, und dies ſehr buͤndig beſchrieben e). Phegeus iſt, ſoviel uns Homer von ihm erzehlt, ein tapferer Troja»

ner geweſen, den aber doch Diomedes mit einem Wurfſpieß erlegt. Sphinre war eine weibliche Endung nöthig, fie wurde dahin geändert.

Für Ein

Weibchen war es, das Friſch zuerſt entdeckt, und das an eine Nadel ger

ſpießt Eyer acer dieſe Falterart anfangs bekannt.

Nur nach deſſen Beſchreibung war dem Herrn Ritter

Der ein und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX EPHIAL TES.

Der Ephialtes.

Tab. XVII. Fig. 3.

LIN NE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit.

Der bunte Rothfleck. Der maͤnnliche Zweyfalter nach beyden Seiten.

Sp. 36. Viridi atra, alis ſuperioribus pun- &is fex rubris, inferioribus vnico, abdomine cingulo ſanguineo.

Dunkelſchwarz ins

Gruͤnliche ſpielend, mit ſechs roth und weiſſen Puncten, einen blutfärbigen Gürtel um

den Hinterleib.

Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Ephialtes. Zygaena.

FABRICII S. Entomol. pa Charactere.

8˙551.

Der Rothringel.

Sp. 3. Ephialtes cyanea etc. Linn.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 6. Sphinx Falcatae.

(S. Ephialtes L.) Sichelkleeſchwaͤrmer.

nauerer Betrachtung von derſelben, und andern durch die faſt fadenfoͤrmigen Fuͤhl / hoͤrner und den auſſerordentlich langen Leib.), Die Phegea ſelbſten haben fie nicht beſchrieben. Ohnfehlbar werden fie das Weibchen damit gemeynt haben, wie unſere zweyte Figur es vorſtellt.

e) LIRNE S. N. I. c. „Habitat in Germania. P. Forskohl. Syria. HAs- 5 E IL O VIS T. Magnitudo et ſtatura prio- sis, fed tota viridi- atra: Antennae filifor- mes, apicibus fupra albicantes. Alae ma- culis ſ. punctis feneſtratis: in ſuperioribus 3.2. 3. in inferioribus, 2. altera minore

(Medicaginis Falcatae.)

verfus baſin alae. Abdomen in medio cingulo luteo vnius fegmenti, quod ſubtus non coit; ad baſin abdominis rudimentum cinguli lutei., scororı Ent. Carn. l.c. In ſylueſtribus Carnioliae, vmbro- ſisque locis. Antennae filiformes, nigrae apice albae. Macula in alis anticis, vna minor ad baſin, duo in medio, tres prope limbum, vtraque in pagina. Alae poſti- cae vtrinque maculis binis albis. Abdo- minis ſegmentum quartum, ſuperne et la- teraliter, paleaceo colore tindtum, macula fimili ſuperne ad baſin abdominis, duaeque aliae vtrinque ad latera pectoris, fub alis. ,

Sphinx Ephialtes. Der Ephialtes, 149

Naturforſcher X. St. pag 95. Tab. II. fig. 2. Sphinx Ephialtes. Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 135. fig. F. Sphinx Ephialtes.

Der Sphinx Epkialtes hat unter den beſtaͤubten Fluͤglern eine wichtige Rolle geſpielt. Wir kennen ihn mehr nach den Verwirrungen, zu denen er Anlaß gegeben, als nach ſeiner Naturgeſchichte, wo uns ſo vieles verborgen geblieben. Fur unſere Zeiten iſt es genug, wenn wir mit den Rechten ſei— ner eigenen Gattung, mit der Berichtigung des Syſtems, damit ins Reine ge kommen. Die Zukunft kan uns dann das Fehlende um ſo leichter ergaͤnzen. Hier iſt das Strittige ſchon in den Characteren enthalten, die Herr von Linne davon gegeben. Er beſchreibt, nach oben angezeigten Worten, den Sphinx Ephialtes dunkelgruͤn, mit ſechs rothen Puncten auf den Vorderfluͤ— geln, einen einzigen weiſſen auf den Hinterfluͤgeln, und weiter mit einen ro. then Ring um den Leib. In den beygefuͤgten Anmerkungen aber 4) find dies ſe Charactere geaͤndert. Es heißt, das erſte Paar beſagter Flecken waͤre nicht weiß, ſondern roth, das mittlere etwas braͤunlich gelb angelaufen, nur das dritte, wie es die Erklaͤrung nicht anders mit ſich bringt, waͤre weiß gelaſ⸗ fen. Damit ſtimmet nun der Zweyfalter unſerer vorliegenden Abbildung vor» treflich uͤberein. Das mittlere Paar beſagter Flecken iſt hier wirklich bey den meiſten fo gefärbt, wie fie Linne beſchrieben. Das an der Grundfläche iſt roth, und das letztere weiß. Hier iſt auch der Flecken der Hinterfluͤgel vor» handen. Er iſt ſonach unſtrittig derjenige Falter, den der Herr Ritter bey der genauern Beſchreibung vor Augen gehabt. In dem Anhang des Sy ſtems ſind wir auf eine Abbildung verwieſen. Sie beziehet ſich auf eine Zeichnung des Schaͤfferiſchen Werks 5). Hier erblicken wir aber ein ganz

83

a) LIN NE S. N. I. c. Statura Sph. Syſtem nach den Characteren bezeichneten er» Phegeae, Antennae vtrinque attenuatae kannt. Sie beſchrieben den Ephialtes, der nigrae. Alae fuperiores viridi atrae pun. mit unſerm einerley iſt, in folgendem deutlich &is 2 fanguineis, approximatis ad baſin; genug. pag. 147. Bey unſern Stuͤcken 2 rufis in medio; 2 verfus apicem. Infe- iſt auch wirklich das erſte oder oberſte paar riores nigrae, puno albo. Corpus ni- „F Mackeln, nebſt dem Ning des Hinterleibes grum abdomine eingulo vno ſanguineo. jedesmahl hochroth, das zweyte ſchielt faſt

b) LIXN ES. N. Append. Synon. Sph. nur ein wenig aus dem Weiſſen ins Noch» Ephialtes. SCHAEFF, Icon. LXXI. „lichte; das dritte iſt meiſtens weiß. „, fig. 1. Die Herren Verfaffer des Syſtem. Herr Fabricius hat unter dem gleichlautens Verz. haben bereits dieſe Irrungen bemerkt, den Linneiſchen Characteren, und in eben die⸗ und gedachten Zweyfalter nicht fuͤr den im ſer Beziehung der Schaͤfferiſchen Abbildung

150

Zbweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

anders Bild. Man wird nicht den weiſſen Flecken auf den Hinterfluͤgeln gewahr. Es iſt derjenige Sphinx, den Roͤſel für das Männchen des Sph. Filipendulae gehalten. Wir haben ihn nun genauer kennen gelernt. Er iſt eine eigene Gattung. Unſere 25. Tafel ſtellt ihn auch nach Abbildung feir ner Raupe unter dem Namen des Sphinx Peucedani vor. Dorthin ſeye auch das Uebrige zur Berichtigung verſpahrt. Zwey weſentlich verſchiedene Gattungen find ſonach auſſer allen Zweifel hier unter einerley Namen enthal⸗ ten. Es kommt nicht darauf an, welchen von beyden wir den Ephialtes nen» nen. Der in der Beſchreibung ſo genau bezeichnete Falter, beduͤnkt mich, habe das naͤhere Recht. Jenen kannte Herr von Linne vielleicht nur nach Abbildung des Schaͤfferiſchen Werkes, dieſen bey ſo genauer Bezeichnung nach der Natur ſelbſt. Dem groſſen Verfaſſer unſers Syſtems kan die Ber wechslung beyder Gattungen nicht zur Laſt gelegt werden. Vor ihm war ein Sphinx Filipendulae, Caffra, Fauſta und andere noch nicht fuͤr weſentlich verſchieden erkannt. Er hat zuerſt, aus dieſen Verwirrungen zu kommen, den Weg gezeigt. Jetzt iſt es leichter durch Forſchungen weiter zu gehen, und das mangelnde in Ergaͤnzung zu bringen.

Mit dieſem tft faſt alles geſagt, was wir von dem Sphinx Ephialtes wiſſen. In unſern fraͤnkiſchen Gegenden hat man ihn noch nicht entdeckt. In Sachſen, in der Schweiz, und andern Gegenden wird er, ob wohl ſel⸗ ten, gefunden. In Oeſterreich, von da wir die meiſten Exemplare erhalten, ſoll er haͤufiger ſeyn. Die Herren Verfaſſer des Wiener Verzeichniſſes fan⸗ den ſeine Raupe auf dem Sichelklee, ſie nenneten den Falter von daher den Sphinx Falcatae. Nut haben ſie uns nicht mehreres von derſelben zu ſagen beliebt. Nach den verſchiedenen Exemplaren, welche ich verglichen, habe ich in der Farbe und Zeichnung beyder Geſchlechter keinen erheblichen Unterſchied bemerkt. Beyde fuͤhren nach der Grundfarbe ein dunkles Stahlblau. Es iſt an dem Maͤnnchen ſchoͤner, etwas heller gemiſcht. Der Hinterleib des Weibchens iſt betraͤchtlich dicker geſtaltet ce). Der Ring iſt hochroth von

den Sphinx Ephialtes in S. Ent. pag. 851. ge Gattung, welche ich auf der folgenden

unter dem Namen Zygaena eingetragen. Sp. g. eyanea, alis anticis punctis ſex ru- bris, poſticis vnico, abdomine cingulo ru- bro. SCHAEFF. Icon. Tab. 71. fig. I. In den Gen. Inf, aber findet ſich eben dieſes Citat unter dem Namen der Zygaena Fuluia wiederhohlt. Es iſt dies ohnſtrittig diejeni⸗

XXV. Tafel, fig. I. a b. unter dem Namen Sphinx Achilleae in Abbildung geliefert. Ich habe in der Beſchreibung derſelben dorthin das weitere zu erzehlen verſpahrt.

c) Die Abbildung in Fueßli Mag. oben⸗ angef. Ort, ſtellet nach der Dicke des Hin⸗ terleibes ein Weibchen vor, und diejenige,

Sphinx Ephialtes. Der Ephialtes. 151

Farbe, und von gleicher Breite. Die Fuͤhlhoͤrner ſind duͤnne, und in der Mitte etwas verdickt. Abaͤnderungen beziehen ſich hier auf die wenig bedeu⸗ tende Miſchung der Flecken. Das erſte Paar auf den Vorderfluͤgeln, oder das naͤchſt der Bruſt, iſt ohne Ausnahme von rother Farbe, oͤfters aber mit einem weiſſen Saum eingefaßt. Das mittlere Paar iſt, wie ich ſchon erwaͤh⸗ net, zuweilen roͤthlich geſaͤumt, oder fleiſchfarben auch braͤunlichgelb angelau⸗ fen. Das dritte iſt unveraͤndert von weiſſer Farbe, ſo wie auch der Flecken auf den Hinterfluͤgeln. Nur iſt dieſer auch groͤſſer und kleiner vorhanden. Die Unterſeite iſt der obern an Colorit und Zeichnungen gleich. Die Flecken hingegen find, wie die Abbildung erweißt, in ihrer Figur etwas veraͤndert. Vorbeſagte Bemerkungen, wegen des Unterſcheids beyder Geſchlechter, giebt der unſtrittige Gliederbau hinreichend zu erkennen. Herr von Scheven er klaͤrt dieſen Ephialtes für das Weibchen des oben gedachten Sphinx Peuce- dani, oder welches einerley iſt, für den Sphinx, den Roͤſel im I. Theil feie ner Inſ. Bel. auf der 57. Tafel unter der 6. Figur als das Männchen des Sphinx Filipendulae in Abbildung geliefert d). Wir haben dieſe Art nach beyden Geſchlechtern genauer kennen gelernt. Gruͤnde, die mich noͤthigen, von der Meynung obenerwaͤhnten Kenners abzugehen, ſo ſehr ich ſonſten die erprobten Erfahrungen deſſelben verehre.

Ephialtes war nach der Fabellehre ein Ungeheuer, von deſſen Urſprung die Erdichtung eben nichts Beſtimmtes geſagt. Auch der Rieſe, der den Per lion auf den Oſſa geſchleudert, und den Himmel beſtuͤrmt, hatte, wie Ovi— dius ſagt, gleichen Namen gefuͤhret. Sinnreiche Bedeutung auf Schmet⸗ terlinge uͤbergetragen! die ſich von ſelbſten ergiebt.

welche Herr Paſtor von Scheven im Natur- „g fel Tom. I. Tab. 57. fig. 6. abgebildet ſorſch. obenangef Orts geliefert, iſt nach de hat, ebenfalls für das Maͤnnlein von uns fen Bemerkung unſtrittig der nemliche Falter. 7, ferm Ephialtes. Die Raupen hatten die groͤßte Aehnlichkeit mit denen vom Sphinx

d) Naturforſch. obenangef. Ort. Sphinx Filipendulae; nur war die Farbe etwas Ephialtes nr. 3. + Das Maͤnuchen unters grünlich gelb. Ich habe nur ein einzig⸗ ſcheidet ſich von dem Sphinx Filipendulae mal drey Stuͤck derſelben an einem Eich— blos durch den rothen Guͤrtel. Das ſtamme gefunden , und da fie ihrer Ver— „Weibchen würde ich für eine beſondere wandlung nahe waren, fo weiß ich ihr „Art gehalten haben, wenn ich nicht ſelbi“ „‚ Futter nicht anzugeben.), Herr Fueßli z ges zu gleicher Zeit aus eben derſelben Art hat bereits nach Ent. Mag. I. St. pag. 135. von Raupen erhalten hätte, aus welcher wegen des fo beträchtlichen Abſtandes der ich das Männchen erhielt, Uebrigens Farbe Herrn Paft. von Scheven um genaue⸗ halte ich denjenigen Vogel, welchen Roͤ- re Unterſuchung gebeten.

>

152 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. Der zwey und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX CAFFRA. Der Rothfleck mit weißgerandeten Puncten.

Tab. XVII. Fig. 4. a. Ein männlicher Zweyfalter, von beyden Seiten. Fig. 4. b. Ein Weibchen aber beſonderer Art, durch den rothen Ring verſchieden. Von beyden Seiten.

LI NN. S. N. Ed. XII. Sphinx adfeit. Sp. 37. nigra, alis ſuperioribus fuſeo - ci- nereis: punctis quinque ſanguineis, inferioribus rubris. Muſ. L. VIr. pag. 362. (Dieſe Charactere beziehen ſich auf eine auslaͤndiſche Art, welche mit vorliegender verwechſelt worden). Zur Differentia fpecifica hat ſich folgende Aenderung nd» thig gemacht: atra, alis ſuperioribus cyaneis, maculis quinque rubris: ſingulis albo marginatis, vltimo lunari, inferioribus rubris. Dunkelſchwarzer Leib, blaufpies lende Oberflügel, mit fünf rothen weiß eingefaßten Flecken, unter welchen der aͤuſſerſte mondfoͤrmig geſtaltet, nebſt einfärbig rothen Hinterfluͤgeln.

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 646. Sphinx Caffra. Der Caffer.

scorporı Ent. Carn. pag 473. Sphinx Carniolica. Nigra alis anticis vmbrinis: maculis (g.) cinnaberinis: margine albo; poſticis cinnaberinis immaculatis. Long. lin. 2. Lat. 3.

FABRICII Ent. pag.55t. Zygaena Caffra. Linn. Char. Gen. Inf. pag. 275. Zy- gaena carniolica, atra, alis anticis cyaneis, punctis quinque fanguineis fubocella- tis, poftieis rubris, limbo nigro.

Naturforſch. III. St. pag. 26. VI. St. pag. 22. X. St. pag. 96.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 5. Sphinx Onobry- chis. (Carniolica scor.) Hahnenkopfſchwaͤrmer. (Hedyfari Onobrychis). SAE FF. Icon. Inf. Ratisb. Tab. go. fig. 4. 5. Sphinx alis int, cauda ſimpl. 7. Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 108. 124. 139. Tab. I. fig. G. Schpweizeriſche Inf.

nr. 628. Sphinx Caffra.

Unter dem befremdenden Namen eines Falters aus der fo entfernten ca friſchen Kuͤſte, erblicken wir hier einen ganz bekannten Bewohner unſerer Ge. gend. Auf Namen kommt es eben nicht an. Hier haben ſich in dem ſo truͤglichen Bilde des ähnlichen abermahl Irrungen ergeben. Es ſeye kurz er» zehlt. Der Herr Archiater fand den Zweyfalter, den er hier beſchrieben, in dem Naturaliencabinet der Königin in Schweden. Der Kommendant der bollaͤndiſchen Veſtung des Vorgebuͤrgs der guten Hoffnung, der ber ruͤhmte Herr Tulbagh, hatte denſelben nebſt fo vielen Seltenheiten dahin geliefert. Linne gab ihm ſonach von feinem Vaterlande den bündig paſſen⸗ den Namen Sphinx Caffra. In dem Muſ. Lud. VIr. wurde er zuerſt ber ſchrieben. Bey der XII. Ausgabe des Syſtems iſt ihm nach der *

es

Sphinx Caffra. Der Rothfleck mit weißgerandeten Puncten.

des Schaͤfferiſchen Werkes, und der Beſchreibung des Herrn Scopoli, um fer in Abbildung vorliegender Europaͤer bekannt 2). Er hielte dieſen für einerſey mit jenen caffriſchen Sphinn. So wurden Citate, auf die wir jetzt verwieſen find, dahin gebracht. Nun ergiebt ſich aus vorliegender Beſchrei⸗ bung des Mufeums 5), daß der capiſche Falter des Herrn Tulbagh was ganz anders iſt. Er hat braͤunlich aſchgraue Flügel, (fuſeo - einereae)z der vordere Theil des Kopfes iſt roth, und die Bruſt hat zwey dergleichen Flecken. Auch die Einſchnitte des Hinterleibes find mit dieſer Farbe ge. ſaͤumt. Verſchiedenheit genug. Die weitere Beſchreibung aber giebt noch mehrere an. Merkmahle, die unſer vorliegender Falter nicht im mindeſten hat. Zwey ganz verſchiedene Gattungen find unter einerley Namen hier wirk . lich vermenget. Es entſtehet die Frage: welcher von beyden der Sphinx Caffra eigentlich ſey? Ohne Zweifel jene auslaͤndiſche Art, nach der Bes deutung des Namens, nach den Erklaͤrungen des Herrn von Linne ſelbſt, wird man hier ſagen. Ich gebe es zu, wenn auch jene Anfuͤhrungen gleich entſcheidend unſern Falter bezeichnen. Einmahl haben ſich wegen jener aus laͤndiſchen Art wiederum Strittigkeiten erhoben. Es find aͤhnliche Gattun⸗ gen da, es iſt nicht zu entſcheiden, welche unter ihnen die Linneiſche iſt. Hier haben wir neue Benennungen noͤthig, wir koͤnnen nicht jene zugleich behalten. Genug, wenn einmahl unſere Entomologen ſich an dieſe gewoͤhnt. Man kennt unter Caffra keinen andern, als eben dieſen in Abbildung vor⸗ liegenden Sphinx. Hierdurch find mehrere Verwirrungen vermieden.

em 173

Die Grundfarbe der Vorderfluͤgel iſt ein glaͤnzendes Gruͤn, das etwas

ins Grauliche fällt e).

a) LIN NE S. N. I. c. Caffra. scO POL, Carn. 478. Sphinx Carnioli- ca. Habitat ad. C. B. ſpei. D. T v. BAG H inque Carniolica. Appendix Syn. S. N. Ed. XII. SCHAEFFERI Tab. 80. fig. 4. 5.

6) Mul. Lud. VIr. I. e. Filipendulae dimidio minus. Antennae longitudine di- midii corporis, fubclauatae atro - caerule- ſcentes. Caput nisrum. Lingua ſpiralis. Os ſanguineum. Punctum ſanguineum an- te et pone oculos. Thorax niger punckis duobus ſanguineis. Abdomen fufcum, ſegmentis margine rubris. Pedes fufci,

II. Theil.

Die Flecken find roth, mit einer weiſſen Einfafe

ſubtus rubeſcentes. Alae fuperiores Au- co - canefcentes, puncłis quinque fangui- neis: primo ad bafin alae e rotundo in li- neolam elongato; reliquis rotundis aeter- nis, at punctum transverfo - oblongiuſcu- lum. Inferiores fanguineae, limbo pofti- co nigro. In dem Syſt. Ders. der Wiener Schmetterlinge haben die Herren Verfaſſer einige der gedachten Anſtaͤnde bereits erwaͤh⸗ net. Herr Fueßli hat fie Ent. Mag. I. Th. pag. 139. daraus wiederhohlet.

c) Herr Scopoli hat einen eigenen Na⸗ men für dieſe Farbe erfunden. Er nennt fie color ymbrinus. Nach deſſen Verfahren,

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Der aͤuſſerſte gegen die Spitze iſt mondfoͤrmig geſtaltet, und da⸗ durch iſt unfere Caffra von allen ähnlichen Arten verſchieden. Durch erſt⸗ gedachten Flecken ziehen ſich Nerven von ſchwaͤrzlicher Farbe. Sie ſcheinen eine Abtheilung von mehreren Flecken zu machen, an ſich find fie aber in ei⸗ nem verbunden. Der Kopf und die Bruſt ſind mit einem Saum von weißgrauer Farbe, welche zwey parallellaufende Linien bilden, geſaͤumt. Zu beyden Seiten ziehen ſich zwey andere, da wo die Fluͤgel befeſtiget ſind, die Laͤnge herab. Sie find eirkelfoͤrmig, oder mehr wie Haͤckgen, geſtaltet. Der Hinterleib hat mit der Bruſt einerley Farbe, ein duͤſteres Schwarz, es ſpielet kaum merklich ins Blaue. Die Fuͤhlhoͤrner verdicken ſich gegen die Spitze betraͤchtlich. Die einfaͤrbigen Hinterfluͤgel find mit einer ſchma⸗ len ſtahlblauen Borte beſetzt.

Farbe und Zeichnung iſt in beyderley Geſchlechtern kaum merklich vers ſchieden. An dem Maͤnnchen iſt die Grundfarbe mehr ins Blaue, an dem Weibchen aber ins Gruͤnliche ſpielend. An letzterem ſind gemeiniglich die Einfaſſungen der rothen Flecken etwas breiter mit Weiſſem gerandet. Ab änderungen ſind mir nicht vorgekommen, die ſich zu einer Anzeige erheblich gemacht. Die Gröffe ſelbſten iſt wenig verſchieden. Nur das mittlere Paar der Flecken iſt oͤfters durch die Grundflaͤche in breiterem Raum von einander getrennt, oͤfters in einem zuſammengefloſſen.

Wir beſitzen noch eine ſeltene Art. Sie iſt nach Fig. 4. b. unſerer Tafel beygefuͤgt worden. Der rothe Ring um den Hinterleib, und der kaum ſichtliche Saum der Hinterfluͤgel, find der einzige Abſtand von dem erſtbeſchriebenen Falter. Ich weiß es nicht zu entſcheiden, ob er Varietät, oder mit naͤherem Recht eigene Gattung iſt. Dies Abweichende möchte viel le icht nicht erheblich beduͤnken. Die Natur iſt bey Verzierungen dieſer Art, die wie Ringe find, doch nie verſchwendend geweſen. Sie hat damit, oh⸗

154 fung.

welches ich oben pag 40. Anmerk. CH) erwaͤh. rotundae in difco, quinta in limbo oblon- net, enthaͤlt dieſe Miſchung 4. Theile ſchwarz, 1. Theil blau, 1. Theil grün, x. Theil gelb, 1. Theil roth. S. deſſen Einleitung zur Ent, Carn. Der Zweyfalter ſelbſt wird im folgen: den von ihm ſchr buͤndig beſchrieben. „Statura Sphinx Filipendulae. Inter ca- put et thoracem lineae duae transuerſae al bae, linea alia in thoracis latere vtroque. Maculae alarum anticarum vna vel duae eonnatae cuneiformes ad baſin, tres ſub

ga transuerſa. Subtus ala eadem ſimiliter. maculata, fed albus margo macularum ob- foletur. Alae pofticar vtrinque cinnabe- rinae: margine nigro. Herr Fabricius hat, wie aus oben angeführten zu erſehen, in den Gen. Inſ. dieſen Falter nach Sco⸗ poli beſchrieben, und auf das Schaͤfferiſche Citat dahin eingetragen, da es vorhin nach Linne bey Zygaena Caffra geſtanden.

Sphinx Caffra Der Rothfleck mit weißgerandeten Puneten. 155

ne Ausnahme, weſentliche Merkmale vereint. Wir haben ihn nach beyder— ley Geſchlechtern, beyde find mit dieſen Ringen geſchmuͤckt. Er iſt in einis gen Gegenden gar nicht vorhanden, die den gemeinern Falter in Menge ber ſitzen d). In unſerm Franken wird er nur ſelten gefunden. Die einzigen, die mir von da bekannt geworden, wurden auf einer Wieſe bey Uffenheim gefangen. Für das Eigene einer Gattung vorzuͤgliche Rechte! Nur von deſſen wirklichen Paarungen ſind noch keine Erfahrungen da. Herr Pal⸗ las e) beſchreibt unter dem Namen Sphinx Cruenta einen ſehr ähnlichen Falter, den er in Sibirien fand. Die Vorderfluͤgel ſind dunkelblau, ſie führen fünf rothe weißeingefaßte Flecken. Das mittlere Paar derſelben iſt gleichfalls zuſammengefloſſen. Die Hinterfluͤgel find roth, und ſchwarz ein gefaßt. Ein rother Ring um den Hinterleib iſt nicht minder vorhanden. Nur die Groͤſſe und Geſtalt, nach der er dem Sphinx Phegea gleichet, hat derſelbe nicht.

In hieſigen Gegenden iſt der Sphinx Caffra ſehr ſelten. Doch find auch einige Plaͤtze bekannt, wo er manche Jahre ſehr zahlreich erſcheint. Sein Aufenthalt ſind Wieſen, lichte Waldungen, und blumenreiche Fluren, die ihm Nahrung entbiethen. Man findet ihn im Julius, gemeiniglich in Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae, mit dem er nach den Trieben der Natur auch gleich geartet.

Seine Raupe kenne ich nicht. Die Herren Verfaſſer des Wiener Der» zeichniſſes melden, daß ſie ſolche ſehr haͤufig auf Wieſen in ihren Gegenden fanden. Sie haben die Eſparcette als Futterpflanze bemerkt, wenigſtens dem Schmetterling von daher dem Namen ertheilt. Herr Scopoli 7) beſchreibt

u 2

d) Syſt. Vers. pag. 148. „Er fuͤh⸗ ret einen ſchwarzblauen Hinterleib, um denſelben meiſtens einen breiten rothen Ring. /, Fueßli Eatom. Mag. I. St. pag. 108 / Dergleichen (mit rothem Ring) „habe ich an keinem hielaͤndiſchen geſehen. Anmerf. ebendaſelbſt. Auch an den Exem⸗ plaven, die ich aus Halle erhalten, ver- miffe ich den rothen Ring., In der Ab⸗ bildung, die Herr Fueßli gegeben, hat der Illuminiſte die Einfaſſung der rothen Flecken, welche weiß ſind, ganz hochgelb gemacht. Vermuthlich hat er dieſe Einfaſſung mit der,

welche die Fauſta hat, fuͤr einerley gehal⸗ ten.

e) Pallas Reiſen II. Th. Anh. nr. 94. Sphinx Cruenta. Magnitudine et for · ma Sphinx Phegeae, cyaneo atra, ſeri- cea. Cingulum abdominis rubrum. Alae primariae maculis rubris, albo marginatis quinis quarum mediae confluentes, ſecun- dariae rubrae nigro - marginatae. In au- ſtralioribus ad Volgam et Irtin, locis her- bidis, non infrequens menfe lulii.,

f) scororıl.c. “Folliculus, pal. leaceus, laeuis, latere adhaerens folio,

156 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

das Gehaͤuſe welches die Raupe zur angehenden Chryſalidenverwandelung baut. Dieſe Arbeit iſt von jener, welche die Raupe des Sphinx Filipen— dulae verfertigt, verſchieden. Es iſt glatt, eyrund, nicht runzlicht, nicht cylindriſch, wie bey jener; im übrigen aber eben fo angelegt. Der aus» kommende Falter ziehet gleichfalls die Chryſalidenhuͤlſe zum Theil aus dem Gehaͤuſe hervor.

Der drey und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX FAVS TA. Die Fauſta. Der Freudenfalter.

Tab. XVIII. Fig. 1. a. Der weibliche, Fig. 1. b. der männliche Schmetterling, nach einer vor⸗ zuͤglichen Abaͤnderung. Beyde von der Ober- und Unterſeite.

LIN N. S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 42. alis rubris concoloribus: fuperioribus maculis nigris margini nigro annexis. Mit rothen auf beyden Seiten gleichfaͤrbigen Flügeln, einen ſchwarzen Rand, und mit demſelben zuſammenhangenden ſchwarzen Flecken.

Müllers Natur ſyſt. V. Th. pag. 647. Sphinx Fauſta. Der Gluͤcksvogel.

ABRITCII Ent. pag. 353. Zygaena. Sp. 15. Fauſta. Linn. Char. |

GEOFFR. Tom. II. pag. 89. Sphinx fpirilinguis alis rubris, fuperioribus limbo ma- culisque 6. nigris.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Nachtrag pag. 307. Sphinx Fauſta. Rothfüͤͤglichter ſchwarzgeſleckter Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe.

Sulzers abgekuͤrzte Geſchichte der Inſ. pag. 152. Tab. XX. fig. 2. Sphinx Fauſta. Der Gluͤcksvogel. Die vordern Fluͤgel blutroth, ein ſchwarzer Fleck beym Grund, und vier andere mit dem ſchwarzen Saum verbunden; die hintern blutroth, ſchwarz geſaͤumt. Aus Buͤnten.

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 128. Sphinx Fauſta. Tab. I. fig. H. Schpeile⸗ riſche Inſ. nr. 629. Sphinx Faufta, Bey Pfeffers.

Der Herr Archiater hat für einen fo ſchoͤn, fo buntgezeichneten Fal. ter einen vielbedeutenden Namen gewaͤhlt. Er nennte ihn Fauſta, den fröfichen , den feſtlichgekleideten Sphinr. Die naͤchſt folgende Gat tung in dem Syſtem hatte zu einer gerade entgegen geſetzten Benennung An laß gegeben. Er kommt in der Geſtalt ihm gleich, er führt aber ein duͤ— ſter gefaͤrbtes Gewand, er wurde Infauſta, der trauernde, in dieſer Ver

Pupa poft partum, prominens ex apice tri- den unterſchieden. “Felliculus, rugoſus, ualui.,, Jenes Gehaͤuſe des Sphinx Fili oblongus, vtrinque acuminatus, membra - pendulae wird von ihm pag. 190. im folgen- naceus.

Sphinx Faufta. Die Fauſta. 157 So entbothen ſinnreich erfundene Namen dem Gedaͤcht⸗ Nur iſt es zu beklagen, daß wir eben dieſen Sphinn Infauſta nicht kennen. Alle bisher verwandte Muͤhe war fruchtlos geweſen, ihn irgend zu finden. Es iſt in der That gluͤckliche Entdeckung, wenn ich dieſen faſt fuͤr verlohren geachteten Falter einſtens beyzubringen vermag. Herr von Linne erhielte ihn aus den ſuͤdlichen Erdſtrichen. Wir ſuchen ihn wohl vergebens im teutſchen Vaterland auf a).

Auch der Sphinx Faufta iſt ein Bewohner der waͤrmeren Laͤnder. Wir haben ihn nicht. Wir erhalten ihn aus dem mittaͤgigen Frankreich. Er iſt in Italien und auch in der Schweiz nach obiger Anzeige vorhanden 5). Mehr iſt uns nicht von ſeiner Geſchichte bekannt. Hier ſind fuͤr Ergaͤnzung groſſe Lücken gelaſſen, nichts als feine Beſchreibung zur Anzeige vorliegender Abbildung bleibet mir uͤbrig. Er zeichnet ſich von allen Arten der rothfle. ckigten Sphinxe aus. # Jene haben eine blaue, oder grünlichblau gemiſchte

gleichung geheiſſen. niß ergiebige Huͤlfe.

Grundfarbe der Vorderfluͤgel mit rothen Flecken. roth, und die Flecken ſind dunkel, ganz ſchwarz gefaͤrbt. Sie find nicht abgeſondert, fie hängen zu beyden Seiten an dem Rande des Fluͤgels zuſammen.

Form iſt nicht minder verſchieden.

Hier iſt die Grundfarbe Ihre Lage und

Nur bey einigen

Exemplaren iſt der letztere Flecken, wie hier bey fig. I. a. gänzlich durch die

a) Ich habe hier die Charactere des Hrn. Ritters, die dieſen von ihm alleine verzeich⸗ neten Falter beſchrieben, beyzuſetzen, und bitte alle Kenner um geneigte Mittheilung, denen er irgend etwa bekannt geworden. LIN. NE S. N. Sp. 43. Sphinx Infauſta, nigra, alis fuſcis: inferioribus interius fangui- neis, antennis pectinatis. Habitat in Euro pa auſtrali. GO VAN: Corpus totum ni grum, magnitudine Sphinx ſtatices. Alae nigricantes: ſuperiores margine exteriore antice fanguineo. Inferiores, dimidia ſua parte verfus corpus, fanguineae, Er hat einen ganz dunkelſchwarzen Leib. Seine Groͤſ— fe iſt der des Sphinx ftatices gleich. Die Fluͤgel find braun, oder ſchwaͤrzlich gefärbt. Die obern find an dem aͤuſſern Rand ger gen den Anſang roͤthlich geſaͤumt. Die untern aber, zur Haͤlfte von dem Leib an,

u 3 ganz roth. Er hat gekaͤmmte Fuͤhlhoͤr⸗ ner.

db) Fueßli Ent. Mag. angef. Orts. Er befindet ſich auch hier noch felten. (Ans merk. Ich habe dieſen kleinen Schwaͤrmer vor einigen Jahren in den Bergwieſen bey Pfeffers im Julio ziemlich häufig auf den Blumen angetroffen). Herr D. Sulzer hat in feiner Inſectengeſchichte Tab. XX. fig. 2. eine Abbildung davon gegeben, die doch etwas zu groß gerathen iſt ꝛc.),, Ber ſagte Abbildung uͤbertriſt im Maas die unſe⸗ rige nach fig. 1. a. eben nicht merklich, und man hat dieſen Zweyfalter auch noch groͤſſer entdeckt. In der Sulzeriſchen Abbildung iſt mehr nach den Umriß dee Flügel, der uns fürmlichen Lage der Flecken, den aufferors dentlich breiten Halsring, und der Geſtalt der Fuͤhlhoͤrner gefehlt.

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ihn umgebende Grundfarbe getrennt. Sie ſind zuweilen mehr ins Schmale gezogen, wie die Zeichnung nach fig. b. in genaueſter Abbildung vor Augen gelegt. Der Rand iſt mit einem ſchmalen Saum von Gelb umzogen. Ih⸗ re eigene Form iſt aus der Abbildung erſichtlich. Die Bruſt fuͤhret naͤchſt dem rothen ſie begraͤnzenden Saum, noch vier die Laͤnge herab ſich ziehender Striche, von weißlicher Farbe. In beyden Geſchlechtern iſt der Hinterleib mit einem rothen Gürtel verſchoͤnert. Die Fuͤhlhoͤrner find nach der kolben. foͤrmigen Verdickung ganz abweichend geſtaltet. Die Unterſeite der Fluͤgel iſt nach dem Umriß der Flecken etwas verſchieden. Nach der Gröffe hat man ihn um die Haͤlfte kleiner, als die Abbildung fig. b. die nach einem Maͤnnchen genommen, ergiebt. Die rothe Grundfarbe findet ſich oͤfters ſehr blaß. Es ſcheint, der Schmetterling verliere im Flug ſehr bald das Schoͤ. ne derſelben. Er iſt mit dichten Schuppen nicht allzureichlich bedeckt. Die Exemplare, die ich verglichen, ſind aus den Provinzen des mittaͤgigen Frankreichs.

Geoffroi fand dieſen Zweyfalter auch in der pariſer Gegend. Er ber ſchreibt ihn nur als Abänderung des Sphinx Filipendulae c). Doch ſchien er ihm merkwuͤrdig genug, er hat daher feinen Abſtand von jenem ſorgfaͤl⸗ tig beſtimmt.

158

Der vier und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX STATICES. Der Tuͤrkis. Green Meadow Butterfly. Petiver. Der maͤnnliche, Fig. 2. b. der weibliche Zweyfalter.

La turquoife. Geoffroi. Tab. XVIII. Fig. 2. a.

I. IN NE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 47. Viridi caerulea, alis inferioribus fuſcis. Ed. X. Sp. 38. Faun. Suec. Ed. nou. 1098. Ganz gruͤnlichblau mit ſchwaͤrz⸗ lichen Unterffuͤgeln.

Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 648. Sphinx Statices. Der Taubenhals.

c) GEO FF R. I. c. N. B. Sphinx fpiri- Unguis etc, “Cette variete un peu plus petite que l’efpece prècedente (Sph, Filipendulae) en differe, primo, en ce que le haut de fon corcelet eſt bord& d' un peu de rouge qui forme une efpece de collier; fecunde, par la couleur de ſes alles fupe- rieures, qui font rouges, avec fix taches

noires, toutes rangdes deux a deux, ex- ceptè celles d' en haut et celles d'en - bas qui font feules et iſolèées. Enfin le noir, et le rouge de ces alles font ſeparès, l'un de l' autre par un contour gris bien mar- que. Les parties de l' inſecte font groſa · tres.

Sphinx Statices. Der Tuͤrkis. 159

rAsrıcıy Entomol. pag. 3555. Zygaena. Sp. 26. Statices. Finn. Merkmahle.

ATI Hiſt. Inf, pag. 134. nr. 3. Papilio parua alis pendulis, corpore et alis vndique viridibus, aut caeruleis.

GEOFFR, Tom. II. pag. 129. nr. 40. Phalaena pectinicornis ſpirilinguis viridi caeru- lea niters, alis inferioribus fuſcis. Long. 6. lign.

scOoPOTLI Ent. Carn. 481. pag. 190. Sphinx Statices. Alae anticae ſupra viridi- caeruleſcentes, ſubtus vnacum poſticis vtringue vmbrinae. Antennae maris pecti. natae. Long. lin. 6. Lat. 3.

O0 DA Muf. Graec. pag. 83.

Soft. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 46. nr. 10. Sphinx Statices, Seenelkenſchwaͤrmer. (Statices Armeriae).

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 186. nr. 17. Sphinx Statices. Der Tau- benhals. Die Oberfluͤgel und der Leib find glaͤnzendgruͤn, die Unterflügel braun. Sitzet auf den Blumen und in Waͤldern, iſt im Fliegen ſehr langſam. Im Julius und Aug.

Von der dritten Groͤſſe, haͤufig.

Fueßli Schw. Inf. nr. 630. Sphinx Statices. Der Taubenhals. Nicht felten in Wie⸗ zen und Feldern, auf Blumen.

Müller Faun. Fridr. pag. 38. nr. 347. Zoolog. Dan. prodrom. pag. 112. nr. 1346. SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab. 1. fig. 8. 9. Sphinx al. int. cauda ſimpl. 1. BEGEER Mem. d' Inſ. Tom. II. P. I. pag. 255. Papillon phaléne, à antennes en

maflue et à barbes, d' un verd dore et luifant, et A alles inferieures brunes, Goͤtzens Ueberſ. pag. 183. Die Tuͤrkispapilionsphalaͤne. PET TVE R. Muf. 329. Papiliunculus pratenſis minor viridis etc.

Gladbachs Beſchreibung europaͤiſch. Schmetterlinge. Tab. XVI. fig. 1-3. Pr. 30 kr.

In der Ordnung unſers Syſtems iſt dieſer Falter der letzte unter den Gattungen der Sphinxe, auch nach den auslaͤndiſchen Arten. Er kommt in dem Bau der Antennen, der Phalaͤne am naͤchſten, fie find kammfoͤrmig ges ſtaltet, er ſchlieſſet ſonach genauer an die mit ſtaͤrkerem Gefieder bezeichnete Nachtſchmetterlinge an. Nach den Naturtrieben iſt er von den eben behan⸗ delten Arten gar nicht verſchieden. Er zeigt ſich an gleichen Orten, er hat einerley Nahrung, einerley Zeiten und Wohnplaͤtze mit ihnen. Im Flug iſt er gleich traͤge, wie es erſtere ſind. Seine Geſtalt bringt ihn ohnedies in genaue Verbindung mit dieſen unaͤchten Sphinxen.

In den fraͤnkiſchen Gegenden iſt derſelbe gemein. Die kaͤltern wie die waͤrmern Erdſtriche unſers Welttheils zählen ihn zugleich unter ihre Produ— ete. In den nördlichen Landern traf ihn Herr von Linne auf der Seenelke, (Statices Armeria ), am haͤufigſten an a). Er hat ihm von daher den

a) Faun. Suec. l. e. Habitat in cam- Vpfalise ad Lilieholmen., pis, vbi Statice Armeria frequens, vti

160 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Namen, nicht aber daß er die Futterpflanze der Raupe bezeichnet, ertheilt. Wir beſitzen dieſe Pflanze gleichfalls in Menge, jedoch iſt fie nicht aller Or⸗ ten vorhanden. Ich habe ihn unzaͤhliche mahle auf derſelben gefunden, doch eben fo häufig auch auf der Heyde (erica. vulg.) den Gattungen der Diſteln, der Scabioſe, und andern Pflanzen.

Bey fo ſimplen Gewand, in dem wir dieſen Sphinx bemahlt erblicken, hat die Natur die abgehende Zierde durch andere Verſchoͤnerung zu erſetzen beliebt. Das Einfaͤrbige der Vorderfluͤgel hat einen ungemein auffallenden Schiller. Dies Helle, dies fo angenehme Grün, zeichnet ſich durch die duͤſte re Farbe der Hinterfluͤgel um ſo erhabener aus. Das Maͤnnchen hat es mehr ins Blaue, das Weibchen aber ins Gruͤne gemiſcht. Der Hinterleib fuͤhret bey letzterm gemeiniglich einen ins Guͤldene ſpielenden Glanz. Die Unterſeite iſt in beyden ſchwaͤrzlich gefärbt. Die Fuͤhlhoͤrner find, wie ich ſchon öfters erwähnt, von ganz eigenem Bau. ie find gefiedert, doch dar innen von dem, wie es die Bombyces haben, auszeichnend verſchieden. Der Stiel (rachis) iſt von betraͤchtlicher Dicke. Er iſt mit gruͤnglaͤnzenden Schup⸗ pen bedeckt. Die kammfoͤrmigen Fiedern ſchlieſſen im ruhenden Stande des Falters gedraͤngt an demſelben an. Die Antenne hat dann eine gerundete, glatt ſcheinende Flaͤche. Sie behält dieſe Geſtalt bey getrockneten Exempla⸗ ren. Ihre Spitze iſt kolbig, ſie hat das Kammfoͤrmige nicht. Darinnen iſt ſie wieder von jener Form, wie die Phalaͤne ſie hat, abweichend gebildet. An dem Weibchen iſt die Antenne laͤnger und um vieles duͤnner geſtaltet. Das Gefiederte daran iſt weniger merklich. Nach der Groͤſſe haben wir ihn um die Haͤlfte noch kleiner, als die Abbildung fig. a. im Umriß erweißt.

Die Raupe kennen wir nicht. Sie ſoll ſich nach Anzeige des Wiener Ver⸗ zeichniſſes auf den Bluͤthen des Sauerampfers, (Rumex Acetofa L.), ent halten, und ſich davon ernähren 5). Doch fie geben zwey verſchiedene Gat⸗

tun ·

6) Auch nach Lyontet, wenn es diejenige ,, dem dritten Jahrgang der neuen Berlin. Raupe iſt, welche derſelbe in den Anmerkun- ,, Mannigſalt. pag 99. habe ich Sphinx Ru- gen über Leſſers Inſectoth. Tom J. p. 162. micis angeführt, wenn ich aber dieſe Bes beſchreibt, wofuͤr fie Herr Paſtor Goͤtze in ſchreibung des Sphinx Statices mit der der Ueberſetzung des Degeeriſchen Werkes „, Degeeriſchen vergleiche, fo trift ſie voll Tom. II. P. I. pag. 184. erklaͤrt. Daſelbſt kommen zu, befonders den Character der wird in der zweyten Anmerk. geſagt: 4 Ohm: 7, Borshoͤrner. Inzwiſchen lernen wir doch ſtrittig zielet Lvonmer (obenangef. 5, aus Lyonnets Zeugniß fo viel, daß die Orts) auf die Raupe diefes Sphinx, weun „„ Raupe dieſes Sphinx auf dem Saueram⸗ ker ſagt: daß fie ſich neunmal haͤute. In öpfer lebe, und ſehr felten ſehe. Daß das

Sphinx Statices. Der erſte, deſſen Grundfarbe ins Gruͤnliche fallt, fie nennen

tungen an.

ihn Sphinx Pruni, wird durch die mindere Groͤſſe bezeichnet.

Der Tuͤrkis. 161

Der andere

hat fie ins Blaue gemiſcht, er iſt groͤſſer, und dieſes ſoll der Linneiſche Sta-

tices ſeyn.

Männchen dieſes Vogels kaminartige Fuͤhl⸗ hoͤrner habe, hat der Herr von Rottem⸗ burg in feinen Anmerkungen zu den Huf, ragel. Tab. ſchon angefeigt. Naturforſch. WI. St. pag. 106. Ich füge hier bey, daß Linne bereits das Kammartige der Fuͤhl⸗ hoͤrner bemerkt. Faun. Suec. I. c. heißt es, antennae in mare pectinatae. In der cn flern Ausgabe nr. 838. wurde dieſer Sphinx phalaena pectinicornis genennt, ſo wie auch in der Weſtgothiſchen Reiſe. pag. 27. Syſt. Verz. obenangef. Orts. Sphinx Statices. Anmerk. „Von dieſen Raupen haben wir „Jin verſchiedenen Jahren wohl hundert auf „Schlehen, niemalen aber eine auf Seenelken gefunden, die doch in hieſi— gen Gärten nicht felten find. Kan Herr von Linne nicht etwa unrecht berichtet worden ſeyn? Eine dieſer ſchr ähnlichen „Raupe, die denn gewiß hieher gehoͤrt, haben wir einige male auf den Kugelblu⸗ men (Globularia vulg. et cordifolia L.) gefunden, aber noch nicht gar zur Ver In dem Nach⸗

77 7 wandelung gebracht.,

trag pag 308. wurde nun der Sphinx Pruni

als die zwoͤlfte Art der Familie G. eingetra— gen. Ich füge die dorten in der Anmerk. x. gegebene Erklarung hier bey. Wir ſetzten unter dieſem Namen (Sphinx Pruni) eine kleine Schwaͤrmerart an, die wir ſchon vorlaͤngſt entdeckt, aber mit einer andern verwechfelt haben. Es iſt oben S. 46. er innert worden, daß in hieſiger Gegend „auf Schlehen eine Raupe, die zu jener Fa⸗ milie gehört, haufig erſcheint. Wir hiel⸗

II. Theil.

ten fie damals für die Raupe desjenigen 77 Schwaͤrmers, den Linne Sphinx Statices „nennt. Zuweilen machte uns doch irrig, „daß wir auf Wieſen Schwaͤrmer fliegen ſahen, die zwar an Geſtalt den ſtahl⸗ blauen, dergleichen uns aus den Schle⸗ henraupen kamen, gaͤnzlich ahnlich, meiſt aber doppelt ſo groß und glaͤnzend meer⸗ grün waren. Endlich brachten wir die „Raupe, die uns, wie eben in der An⸗ merfung gemeldet wird, einige mal auf Kugelblumen, und nach der Zeit viel dfs „ters zwiſchen den Bluͤthen des Saueram⸗ pfers vorkam, zur Verwandlung, und far hen, daß dieſe jenen blankgruͤnen groͤſſern Schwaͤrmer gebe. Die Raupe mag wohl manchmahl, wie auf den Kugeldlumen,

ſo auch auf den Seenelken zu finden ſeyn,

„Rund kan daher die Art den Namen davon beybehalten, ob wir ſchon auch auf unſern „Alpen, wo dieſe Pflanze haufig waͤchſet, „nie einen Schmetterling dieſer Art fliegen „ſehen. Man kennt alſo von ſolchen Fleis nen Schwaͤrmern, die ſich von den übris gen der fleckigten Familie durch die einfaͤr⸗ bigten Fluͤgel unterſcheiden, nunmehro „doch zwo Arten. Mit einem paar indie ſcher Arten koͤnnten wir fie auch ſchon „Raus unſerer Sammlung vermehren. Soll⸗ „te man ſie daher nicht lieber in eine be ſondere Familie trennen? Grund hiezu würde auch die Verſchiedenheit ihres Leis bes und ſelbſt ihre Fuͤhlhoͤrner reichen. „Ihre Raupen, von denen die der erſtern „Art über den Ruͤcken eyrunde, die der

1

162 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Nun habe ich ſchon bemerkt, daß unſere Falter nach dem Unter ſcheid des Sexus beyderley Miſchungen fuͤhren. Ich weiß es aber nicht zu entſcheiden, ob nicht dieſe Gattungen von den unſerigen gaͤnzlich verſchieden, oder ob jenes Blau des Sphinx Pruni nicht etwa auffallender iſt, mit einem Wort: ob ihre Falter mit den unſerigen einerley find. Man hat den Sphinx Statices aller Orten in beyden ſchillernden Farben zugleich gefunden. Doch ſie geben den Unterſcheid der Raupen auch an. Eine, ſagen ſie, naͤhrt ſich von Schlehenblaͤttern, ſie iſt mit eyrunden Schildgen bekleidet, und ergiebt den Sphinx Pruni, jenen mit gruͤnlichen Oberfluͤgeln. Die andere, aus welcher der blauliche Falter, der Sphinx Statices, wird, bediene ſich des Ampfers zum Futter, ſie habe eckigte Schildgen. Mir will dieſer Unter⸗ ſcheid, ſo wenig hierinnen eigene Erfahrungen anzugeben das Gluͤck gehabt, nicht erheblich beduͤnken. Ich wuͤnſche mit ihnen die Familie dieſer einfaͤrbi gen Sphinre europaͤiſcher Arten, wo der Statices noch der einzige iſt, ver. mehrter zu ſehen. Wenn es aber auf das mehr ins Blaue oder gruͤnlich Spielende ankommt; ſo iſt eben das Verzeichniß der Gattungen nicht reicher, fie koͤnnen mit gleichem Rechte Abänderung heiſſen. Die Futterpflanze iſt wohl ſo weſentlich nicht. Wir haben Raupen, die ſich von Baͤumen und niedern Pflanzen zugleich, und dies zu unterſchiedenen Zeiten, ernaͤhren, und auſſer Zweifel einerley Species ſind. Die eckigten und runden Schildgen? ſollten fie nicht den Geſchlechtsunterſcheid der Raupe bezeichnen? Wir wif fen, wie verſchieden öfters einerley Larve nach Farbe und Groͤſſe geftalter, und wo die maͤnnliche und weibliche gar nicht einerley Gattung zu ſeyn be duͤnkt. Entfernt, daß ich in die gruͤndlichen Erfahrungen bemeldeter Herren Verfaſſer das mindeſte Mißtrauen ſetze. Moͤchten dieſe Einwuͤrfe vielmehr unfere Lebhaber zu wiederholten Verſuchen ermuntern. Nur dadurch iſt der Erweiterung unſerer Kenntniß geholfen. Die erwartetete Entſcheidung ſeye auf die Fortſetzung verſpahrt.

* andern eefrgte Schildgen führt, koͤnnten „,aber der neuen Familie, in Anſehung der vielleicht Schildgenraupen/ wie jene „„ Einfaͤrbigkeit, nicht nur der Flügel, fon» der ſieckigten Schwaͤrmer, von der dop: ,, dern auch gemeiniglich des Leibes und der pelten Reihe ſchwarzer Puncte, Pun- JFuͤſſe, die einfaͤrbigten Schwaͤrmer etenſchnurraupen, die Schmetterlinge heiſſen. ,

eu m Beytraͤge

oder Supplemente zu den Abendſchmetterlingen,

Von der neunzehenden bis zur fuͤnf und zwanzigſten Tafel, oder

Suppl. Tab. V. bis VII.

Auch von dieſem kleinen Geſchlecht der Sphinxe haben ſich, ſeitdem Linne das vollſtaͤndigſte Verzeichniß zu Stande gebracht, eine betraͤchtliche Zahl von Gattungen wieder entdeckt. Um ſo angenehmer fuͤr mich, meinen Leſern Er⸗ weiterungen in deren Geſchichte vortragen zu koͤnnen. Es ſeye dadurch das Unangenehme erſetzt, wo ich bey dem Bekannten, fo vieles zu wiederholen, noch mehr auseinander zu ſetzen noͤthig gehabt. Ohne eben jene Gattungen zu kennen, welche das aͤlteſte Bürgerrecht haben, würden neuere Beytraͤge den Werth verlieren. Dorten waren es Berichtigungen, um aus dem Ge wirre ins Reine zu kommen. Hier iſt fuͤr unſere Zeiten der Abſchluß der Entdeckungen ſelbſt. So weit ſind mir europaͤiſche Sphinxe bekannt, ſo weit war ich, Abbildung und Beſchreibung vor Augen zu legen, vermoͤgend. Aber noch lange nicht find fie es alle. Noch täglich tritt ein neues, ein vorhin unbekanntes Geſchoͤpf auf die Bühne Mit jedem Jahr entbiethen ſich neue Erſcheinungen, neue Ausſichten in das Unermeßliche der Schoͤpfung. Dem Kenner ſind ſie reiche Belohnung, wahre Ergoͤtzung; dies um ſo mehr, wo das Alltaͤgliche kaum erſchoͤpft, wo noch in dem Gemeinſten faſt keine Ent deckungen vollendet. Noch taͤglich werden wir unbegruͤßten Mitbuͤrgern unſers gemeinſchaftlichen Wohnplages begegnen. Schon find verſchiedene da, kaum daß ich dieſe geliefert. Wie viele ſind annoch zuruͤck. Der großmuͤthige Freund cheile nun diejenigen mit, die ein gluͤcklicher Zufall, doch keineswe— ges ihm alleine eigen gemacht. Nur dadurch iſt der Werth des Beſitzes er⸗ höher, wenn ihn mehrere ſchaͤtzen. Welche Reichthuͤmer gerathen eben dem Unkenner oͤfters in die Haͤnde. Die aͤrmſte Gegend bringet Wunder herfuͤr, die der reichſten entgehen. Dort kan es befremden, wie das Gemeine ſich ſo lange verborgen gehalten, hier erweckt es Erſtaunen, wie gemeinnuͤtzige Kentniſſe ſich fo langſam verbreiten. Genug! meine Leſer haben für kuͤnftige Fortſetzungen ſich ergiebige Beytraͤge ſicher zu verſprechen. Eine Tafel mit vergroͤſſerten Ehern iſt gleichfalls dahin verſpahrt. Bey Spyhinxen find fie 4

164 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſeltener zu haben, fie find noch nicht in genugſamer Anzahl zu Ausfuͤllung einer Platte vorhanden.

Der fuͤnf und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX LEc. AL. ANG. OVER CVS. Der Eichenſchwaͤrmer. Eichenſphink.

Tab. XIX. Suppl. I. Der Zweyfalter nach der Ober- und Unterſeite. Die Raupe auf einem Eichenzweig. Die Chryſalide.

Sphinx alis dentato - erofis, ſuperioribus teftaceo - flaueſcentibus: ſtrigis tribus ſ. 4. fuſcis; faſcia intermedia pallida, pofticis rufis, angulo ani albo. Mit gezaͤhnten, ausgezackten Fluͤgeln, die obern mit roͤthlichgelber Farbe, drey bis vier braunen Quer ſtrichen, in der Mitte einer breiten hellen Binde. Die Unterfluͤgel braͤunlich rothgelb.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 244. Tab. I. a. fig. 1. b. fig. r. Der Eichenſchwaͤrmer. Sphinx Quercus. Alis Angulatis, primoribus teſtaceis, bi- faſciatis, poſticis rufis. Larua viridis, ſtriis obliquis pallidis, alternis latioribus.

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 106.

Ein Zweyfalter von fo nettem Gewand, von einem im Rang der Sphin⸗ xe fo betraͤchtlichen Groͤſſe, hat ſich lange dem Forſchen unſerer Kenner ent» zogen. Sind denn Gattungen von fo auffallendem Maas bis jetzt noch une bekannt geblieben: ſo moͤchten ſich mehrere finden; ſo ſind wir im Verzeichniß der Sphinxe kaum da, wo wir mit ihnen den Anfang gemacht. In der That wird nie unſere Kenntniß begraͤnzt, täglich kommen neue Entdeckungen vor. Nur dieſer Falter belehret es nicht. Wir irren, wenn wir von deſſen beſondern Groͤſſe gerade auf die Abgaͤnge mehrerer ſchlieſſen, die in gleichem Maaſe vorhanden Ein entdeckter Hypopotamus beweiſet lange nicht eine zwi— ſchen ihm und dem Elephanten fehlende Reihe gleicher Coloſſen. Eben fo wer nig find wir befugt auf das Mangelnde im Kleinen von daher zu ſchlieſſen. Jede Gattung iſt in der Art ſich zu verbergen, von der andern verſchieden. Hier kommt es nicht auf den Umfang des Koͤrpers eben an. Unſer Falter iſt einer von jenen, die ſich ſehr ſtille halten, und ſelten im Fluge ſich zei ' gen. Er lebt in verborgenen Winkeln, er ſucht ſeine Nahrung nicht auf Blumen, wenigſtens nicht in weiter Entfernung. Er blieb ſonach in einzel» nen Plaͤtzen, vielleicht nach langen Generationen, verſteckt. Nur aus der Erziehung der Raupe wurde er uns bekannt. Dieſe gleichet jener des Sph. Ocellata und Populi ganz buͤndig. Sie wurde vollends damit verwechſelt,

Der Eichenſchwaͤrmer.

man hat ſich wenig um ihre Erziehung bemuͤhet. Gerade iſt dieſe ſehr miß. lich. Von hunderten belohnen öfters nur wenige den ohnehin gluͤcklichen Fund durch erzogene Falter. So ſind viele geartet, von den Kleinern aber find uns mehrere als von den Groͤſſern bekannt. Die Entdeckung deſſelben haben wir denen ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen der Herren Verfaſſer des Syſt. Derz. der Wienerſchmetterlinge zu danken. Sie haben uns das meiſte ſei— ner Naturgeſchichte zugleich geliefert. Es hat ſich der Sphinx Quereus noch jetzt zu einer wichtigen Seltenheit gemacht. Er ſtehet bey Liebhabern in bes traͤchtlichem Werth. Das Original vorliegender Abbildung iſt aus der Ges gend von Wien 4). Es iſt zu erwarten, ob ihn nicht auch andere haben. In unſerm Franken hat bereits ein forgfältiger Beobachter ganz buͤndig gleir chende Raupen auf Eichen entdeckt. Ihr noch jugendliches Alter, ihre eige. ne Zaͤrtlichkeit aber hat ihre Erziehung erſchwert. Sie giengen zu Grunde, und ſomit war die Erfahrung vernichtet, ob ſie es wirklich geweſen.

Bey einem ſo kenntlichen Bilde, bey ſo eigener Zeichnung, duͤrfen wir keine Verwechſelung mit andern beſorgen. Um ſo kuͤrzer kan ich bey deſſen Beſchreibung das Noͤthige fagen. Er kommt nach dem Umriß der Flügel dem Sphinx Populi, beſonders deſſen mit laͤngern Flügeln begabten Weibchen

u

Sphinx leg. al. ang. Quercus. 165

a) Nach vielfaͤltigem Bemuͤhen, dieſen Zweyfalter zu erhalten, hat ſich endlich Herr N. N. Welpert verwendet, und denſelben aus beſagter Gegend verſchaft Es findet ſich ſolcher in der Sammlung des Herrn Vers legers, und kam im Ankauf auf 9. Gulden zu ſtehen. Es wird meinen Leſern angenehm ſeyn, von dieſem durch lange Erfahrung ge: uͤbten Kenner einige Nachricht zu erhalten. Er enthält ſich zu Frankfurth am Mayn, und macht aus dem Handel mit Inſecten ein eigenes Geſchaͤft. Jede bekannte Gattung, ſo wohl auslaͤndiſcher als einheimiſcher Arten, iſt derſelbe erböthig, Liebhabern zu verſchaf— fen, und dies in moͤglichſt billigen Preiſen. Er beſitzt einen betraͤchtlichen Vorrath derfel: ben. Jaͤhrlich durchreißt er Teutſchland ein— mahl. Er gehet uͤber Nuͤrnberg, Regen⸗ ſpurg, Paſſau, Wien, Preßburg und an

dere Orte. Der geſammelte Vorrath einhei« miſcher Arten wird nach vollbrachter Nuͤck⸗ reiſe dann in Holland umgeſetzt. Von da erhält derſelbe auslaͤndiſche Seltenheiten, von den ausgeſuchteſten Exemplaren. Jede find auf das ſchoͤnſte geſtellt, und nach moͤg⸗ ligſter Vollſtaͤndigkeit erhalten. Was die Preiſe betrift, ſo wird es keinen Liebhaber befremden, wenn Schmetterlinge in Feine ber ſtaͤndig gleiche oder beſtimmte Anſaͤtze noch jetzt zu bringen geweſen. Es kommt auf das Neue, den Vorrath, den Abgang, die— ſer oder jener Gattung an. Dies macht ein unterſchiedenes Fallen und Erhoͤhen des Werths. Oeſters wurde manches Exemplar in gedoppeltem Preis von ihm ſelbſten wieder erkauft. Zu Vertauſchung iſt derſelbe nicht minder erboͤthig.

166 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

am naͤchſten. Nur hat hier der ungleiche Rand keine fo welt herausſtehende Spitzen. Sie ſind ſtumpfer, und die einwaͤrts gehenden Hoͤhlungen haben nicht gleiche Vertiefung. Der Umriß der Hinterflügel ift von jenen gaͤnzlich verſchieden. Sie haben keine Einſchnitte, ſie ſind nur in flachen Kruͤmmun⸗ gen geſchweift. Die Grundfarbe ſaͤmtlicher Flügel, fo wie des Körpers, iſt ein helles Ockergelb. Es faͤllt bey einigen Exemplaren mehr in das Gemiſche von Oraniengelb und des Roͤthlichen aus. Durch die Vorderfluͤgel ziehen ſich ſchrege drey ausgeſchweifte Linien von braͤunlicher Farbe. Auch eine vier⸗ te, die jedoch weniger merklich, iſt in ſchmaͤlerem Zwiſchenraum gegen die Grundflaͤche des Fluͤgels vorhanden. Zwiſchen den beyden mittlern Linien iſt die Farbe um vieles heller. Dieſe breite Flaͤche iſt ſonach eine wirkliche Binde. Zu beyden Seiten derſelben verbreitet ſich ein brauner in die Grund⸗ farbe ſich verlierender Schatten. An dem innern Winkel ſtehet ein laͤnglicher und runder Flecken von dunklerer Miſchung. Die Unterſeite dieſes Fluͤgels hat wenige Zierde; man bemerkt nur einen einzigen Streif. Er iſt wie die Sehnen und der Rand roͤthlichbraun gefärbt. Der mittlere Raum iſt mit einer feinen Wolle bekleidet, und fuͤhret ein verlohrenes Gemiſch von blaſſem Oraniengelb. Die Hinterfluͤgel ſind nach der mittlern Flaͤche mit gleicher Farbe, die ſich ins gelbliche ziehet, bemahlt. Die innere Winkelflaͤche iſt weiß gelaſſen, und in der Mitte mit zwey braͤunlichen Flecken geziert. Auf der Unterſeite wird man zweyer dunkleren Linien gewahr. Die geſchmeidig dünnen Fuͤhlhoͤrner haben eine weiſſe Farbe. Die Fuͤſſe find dunkelbraun. Von der Zeit, in der wir ihn zu ſuchen, iſt keine Nachricht vorhanden. Die Abbildung der Raupe iſt aus obgedachtem Werke der Wiener⸗ ſchmetterlinge geborgt. Ich theile zugleich im kuͤrzeſten Auszug von deren Beſchreibung das Nörhigfte mit. Sie naͤhret ſich von den Blaͤttern der ger meinen Eiche. Man findet ſie nur auf niedern und jungen Baͤumen. Bey dem vorgelegten Laub bejahrter Stamme ſoll fie fogar verhungern. Die Jah. reszeit finde ich nicht dorten bemerkt. Die Grundfarbe zeigt ein angenehmes Gruͤn. Bey einigen Exemplaren ſoll es mehr ins Dunkle auch ins Hellere fallen. Die ganze Flaͤche iſt mit erhabenen weiſſen Puncten beſetzt. Die Querſtreifen find von blaßgelblicher Farbe. Sie find von abwechſelnder Brei» te, und dadurch unterſcheidet ſich die Raupe von jener des Sphinx Ocellata und Populi ſehr kenntlich. Der mittlere iſt allezeit ſehr ſchmal, und gleichet einer feinern Linie. Der Kopf iſt hellgruͤn, vornen flach, dreyeckig, mit zwey kleinen Spitzen, und an dem Rand rothgelb geſaͤumt. Die Vorderfuͤſſe

Sphinx leg, al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 167

haben letztere Farbe. Die Puppe iſt braun, und es wird noch erwähnt, daß ſie lebhafte Bewegungen aͤuſſert. Der eingeſchloſſene Falter pflegt in Zeit von drey Wochen aus derſelbigen ſich zu enthuͤllen.

Der ſechs und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX LE OG. AL. ANC. OENOTHERAE.

Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. Der Sphinx Proſerpina.

Tab. XX. Snppl. II. Die Raupe nach jugendlicher Geſtalt auf dem Bluͤthenknopf, in aus⸗ gewachſener Groͤſſe auf dem Stengel der Cenotherae oder Nachtkerzen. Die Chryſalide. Der Zweyfalter von beyden Seiten.

Alis finuato - erofis, fuperioribus viridibus, faſcia in medio obfeuriori: inferioribus flauis, limbo nigro. Mit benagten eckigten Fluͤgeln. Die vordern hellgruͤn, mit einer dunkelgruͤnen Binde in der Mitte; die Hinterfluͤgel gelb, mit einem breiten ſchwarzen Saum.

PALLAS Spicileg. Zoolog. Faſc IX. pag. 26. Tab. II. fig. 2. Sphinx Proferpina,

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 1. Sphinx Oenothe. rae Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. Eine verkleinerte Abbildung auf dem Titulkupfer.

Fueßli Ent. Mag. II. B. I. St. pag. 56. Tab. I. fig. 9. 10. Sphinx Oenotherae.

Der Sphinx Oenotherae iſt ein Bewohner unſers Frankens. Die Na tur hat alles Schoͤne des Putzes hervorgeſucht, um ihn unſern Augen reizend zu bilden. Auswärtige Kenner aber wuſten es eher als wir, daß er zu um ſern Producten gehoͤret. Sie hatten ihn laͤngſtens als die vorzuͤgliche Zierde ihrer Cabinete geſchaͤtzt, und uns blieb er verborgen. Die größten Selten, heiten haben von jeher dieſe Schickſale gehabt. Sie werden auswärts höher geachtet, und beſſer vergütet. Nicht befremdend daher, wenn fie dahin die Straſſe geſchwinder gefunden. Es verdient, daß ich die Schickſale unſers Falters erzehle. Der groſſe Naturforſcher, der berühmte Herr Paklas bat ihn zuerſt bekannt gemacht. Er bemerkte denſelben bey einigen Sammlern. Der um die Naturgeſchichte fo verdiente Herr Legationsrath Meuſchen im Haag theilte ihm die Abbildung eines Exemplars mit, deren er nur zwey be ſaß. Sie wurde nebſt genaueſter Beſchreibung in den Spicilegiis dann ein. geruͤckt, die uns ſchon fo viele der wichtigſten Entdeckungen mitgetheilt ha. ben. Er wurde Sphinx Proſerpina genennt, und jenen ſichern Nachrichten zufolge das mittlere Teutſchland zu feinem Wohnplatz dort angegeben a).

a) PALLAS fpicilegia Zool. Faſc. IX. na. Tab. II. fig. 2. “In media Germa- Berolini 1772. pag. 26. Syhinæ Proſerpi- nia, praeſertim circa Francofurtum ad

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Bey fo genauer Schilderung, bey fo treffendem Bilde, war dennoch die Fra ge entſtanden: ob wir den Sphinx Proſerpina haben? Man kannte ihn nicht. och war er Ausgabe geworden ö). In dem drey. Jahre darauf erſchiene⸗ nen Werke des Syſt. Verz. der Wienerſchmetterlinge wurde, obwohl nur ger legenheitlich, eine ausgemahlte Abbildung von demſelben geliefert. Nach der entdeckten Futterpflanze der Raupe, haben fie ihm den Nahmen Sphinx Oe- notherae gegeben. Aber keinesweges, iſt dorten der erſten Entdeckung eis nes Pallas erwähnt. Er wurde als neu beſchrieben, doch find einige Nach. richten von deſſen Raupe mit beygefuͤgt. Fueßli entdeckte ihn nachgehends auch in der Schweiz. Er hat uns auch im abgewichenen Jahr, die erſte

168

vollſtaͤndige Abbildung von demſelben

Moenum, habitat rariſſima haecce et auto. ribus indicta Species, quae habitu et figu- ra alarum eundem, cum Sphinge Tiliae,

Ocellata, Nerii et populea, in cenſum col-

locari meretur. Vidi inſectum apud per- paucos Phyſiophilos; iconem , qui duo poſſidet eius fpecimina , communicauit, Cel. MEVSCHEN, de hiſtoria naturali egregie meritus. De larua tamen et eius vitae genere, plantaque cui addicta eſt, neſcire nihil plane potui. ,, Deſer. Magnitudo Sphingis Porcelli, figura vero et colore Sphingem Tiliae aemulatur. Corpus totum exſolete viride, ſubtus pe desque albidum. Alae primariae ero- ſae, ſupra griſeo ex albidae, poſtice vire- ſcentes, faſeia in medio transuerſa obſcu re viridi, extrorfum latiore, punctoque lunato atro notata. Secundariae Saturate luteae, fafcia marginali atra ad angulum ani obſoleſcente. Subtus omnes viridi- oli- uaceae, ſecundariae faſcia integra alba primariis tantum verfus marginem craflio- rem expreſſa, interius verfus bafin occu- pante fufcedine. ,

6) Einige haben ihn für den Sphinx Por- cellus, andere für den nächfifolgenden Sphinx

Hiemit find alle Urkuns den

Galii, andere vollends fir eine auslaͤndiſche Art erklart. Herr von Rottemburg hat ihn als einheimiſche Gattung zu weitern Un⸗ terſuchungen empfohlen. Ich füge ſeine Ers klaͤrung hier bey. Naturforſch. 7. St. pag. 112. / Auſſer denen im Linneiſchen Syſtem „enthaltenen Arten, find mir keine eurvpaͤi⸗ Shen Sphinxe bekannt, als noch ein ſehr ſeltener Vogel, welchen Pallas in feinem , Spicil. Zool. Faſc. IX. p. 26. beſchreibt, welcher er Sphinx Proferpina nennt, und davon Tab. II. fig. 7. eine Abbildung lies „fert. Es ſoll dieſer Vogel, nach des Herrn Pallas Bericht, in der Gegend von Frankfurth am Mayn wohgen. Es „, iſt dieſer Vogel gewiß noch ſehr wenig ber kannt, und es wäre daher zu wuͤnſchen, daß deſſen Geſchichte denen Freunden der „Entomologie bekannt gemacht würde ꝛc. In dem Auszug dieſes Stuͤckes des Naturfor⸗ ſchers hat Herr Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 119. dabey erwaͤhnet. „Zuletzt wird Kaus Pallas Spicil. Sphinx Proferpina als ſelten und einheimiſch angeführt. ),

c) Ent. Mag. obenangef. Orts. Seine Raupe wurde im Junius 1777. gefunden. Von deren Beſchreibung wird nichts weiter

geliefert c).

Sphinx leg. al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 169

den von der Geſchichte unferes Falters erſchoͤpft. Weiter haben wir ihn nicht gekannt. g

Die Bemühungen des Herrn Cammerrath Jung in Uffenheim, haben mich in den Stand geſetzt, nun das Fehlende vollſtaͤndig ergänzen zu koͤnnen. Bereits vor etlichen Jahren entdeckte derſelbe einige dieſer Raupen in daſiger Ges gend. Sie giengen aber bey ſo mißlicher Erziehung wieder zu Grund. Ver⸗ geblich wurden ſie nachgehends verſchiedene Jahre an ihren gewohnten Plaͤtzen geſucht. Erſt in dem abgewichenen 77ten, kamen ihm ein paar in ausgewachſe ner Groͤſſe wieder zu Handen. Sie wurden gluͤcklich erzogen, ihre Falter ent⸗ wickelten fi) aus den uͤberwinterten Chryſaliden vortreflich. Bet fruͤherm Su⸗ chen wurde eine ganze Bruth derfelben im vorigen Jahr gefunden. Sie waren von geringer Groͤſſe, fie ſchienen kaum die erſte Haͤutung uͤberſtanden zu haben. Vorliegende Abbildungen ſind von den daher mitgetheilten Originalen genommen. Nun habe ich die weitern Bemerkungen ſelbſten meinen Leſern darzulegen.

Der Juliusiſt die gewohnliche Zeit, wo dieſe Raupe ſchon in ausgewachſener Groͤſſe ſich zeigt. Ihre Futterpflanze iſt das an den Ufern der Bäche und ſumpfi. gen Orten ſehr häufige Epilobium paluſtre, der bekannte Schotenweiderich. Man hat ſie auch auf andern Gattungen dieſes Pflanzengeſchlechtes angetroffen, und damit erzogen. Auch der gemeine Weiderich (Lytkrum Salicaria) dient ihr nicht minder zur Koſt. Die Herren Verfaſſer des Wiener Verz. fanden fie auf der Nachtkerze, Oenothera biennis). Wir erziehen dieſe Pflanze in Gärten. Ihre den rothen Ruben gleichende Wurzel iſt als gemeine Speiſe unter den Naß⸗ men Rapunzeln bekannt. Ich habe bemerkt, daß die friſchen Blaͤtter derſelben die angenehmſte Fuͤtterung dieſer Raupen geweſen. Sie zogen ſie allen andern vor, beſonders wurden die Bluͤthenknoͤpfe geſucht, und mit größter Begierde verzehrt. In dem auſſerordentlich ſchnellen Wuchs kommt dieſer Raupe keine der bekannten gleich. Von der Größe, wie ſie in unſerer Tafel auf einem Bluͤ— thenknopf figend vorgeſtellt iſt, gehet fie die letzte Haͤutung ſchon an. Nach dreyen Tagen erreicht fie dann das fo beträchtliche Maas der größeren in Abbil⸗ dung hier vorliegenden Figur. Dann iſt ſie nach zweyen Tagen zur Chryſalide ſchon reif. Vielleicht iſt dieſer geſchwinde Wuchs Urſache daran, daß fie fo lange unentdeckt geblieben. In ihren jugendlichen Alter entgehet fie leicht unfern Aus gen, ſie iſt mit Muͤhe zu ſuchen. Iſt die letzte Haͤutung voruͤber, ſo ſuchen wir

erwahnt, als daß ſie der Raupe des Sphinx gehalten worden. Der Unterſchied iſt doch Porcellus gleiche, für die fie auch Anfangs ſehr auffallend! I. Theil. 9

170 Zbweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

in Zeit von ſechs Tagen vergebens, ſie hat ſich bereits sur Verwandlung in die Erde verborgen.

Vorbeſagte kleinere Raupe habe ich ein paar Tage genaͤhrt, ohne daß f e betrachtlich zuzunehmen geſchienen. Sie hatte zwey derſelben endlich ausgeſetzt, und gaͤnzlich ohne Speiſe geledt. In dieſer Geſtalt war fie mir unbekannt, fie würde es einem jeden ſeyn, der fie zum erſtenmal ſieht. Nur aus etwelcher Wahrſcheinlichkeit wegen des hellen Punctes auf der Ruͤckenflaͤche des letzten Rin. ges und der Futterpflanze kam es mir wahrſcheinlich vor, daß ſie die Raupe des Sphinx Oenotherae fey. Doch gar nichts ähnliches hatte fie mit jener gemein. Ihre Geſtalt war eylindriſch, und die Fuͤſſe ſo klein, daß man ſie kaum bemerkte. Ihre Farbe hatte ein helles Gruͤn, und der Koͤrper ſchten beſonders nach den letz · ten Ringen beynahe durchſichtig zu ſeyn. Nur uͤber den Ruͤcken zog ſich ein dunklerer Strich, und zur Seite einige ſchraͤg von gelblicher Farbe. Auf dem letzten Ringe, wie ich ſchon erwaͤhnt, erblickte man einen hellern Flecken von runder Figur. Der Kopf ſchien im Verhältnis des Körpers ſehr klein, war Fur gelfoͤrmig geſtaltet, und beträchtlich hervorgeſtreckt. In fo. abweichender Bil dung wird die Naupe des Sph. Oenotberae, einem jeden rätzelhaft ſeyn. Faſt gab ich die Hofnung ihrer Erziehung und die Befriedigung meiner Neugierde verlohren. Sie ſchien zu verhungern, fie aͤuſſerte keine Bewegung, ſie faͤrbte ſich vollends ins dunkle. Doch dies waren nur die noͤthigen Vorbereitungen zu dem kuͤnftigen Auftritt. Unter meinen Augen zerſprang plotzlich die fie umklei⸗ dende Haut. Der Kopf drang aus feiner duͤnnen Schaale zuerſt hervor. Dieſe erhob ſich uͤber denſelben, und ſo hatte ich dann eine zweykoͤpfige Raupe wirklich vor mir. Der neue Kopf war von befonderer Größe. Bald loͤßte ſich das übrige der Haut nun vollends ab. In wenigen Augenblicken ſtunde ein ganz anderes Geſchoͤpf nun da. Eine Raupe von verſchiedener Geſtalt und Farbe. Sie hatte in dem unbedeutenden Zeitraum von etlichen Minuten ſchon eine gedoppelte Länge und betraͤchtliche Dicke erreicht. Ihre Grundfarbe war ein helles ange⸗ nehmes Grün, ganz mit dunkleren Puncten und Flecken der nemlichen Farbe ber deckt. Die rothgelben Flecken der Luftloͤcher nahmen ſich als eine befondere Ders ſchoͤnerung aus. Auf dem Rücken des letzten Ringes erſchien die gewölbte Platte, das eigene Kennzeichen derſelben. Dieſes Werkzeug war um vieles erhabener und duechſichtiger als es nachgehends geworden. In wenigen Stunden änderte ſich die Farbe; das Gruͤne verlohr ſich ganz, es bildete ſich die Raupe wie ich ſie im vorigen Jahr gezeichnet. Nach drey Taͤgen nahm ſie bey reichlich genoſſenen Futter nicht mehr an Groͤße zu, ſie erreichte ihren vollkommenen Wuchs. Ein anderes Paar derſelben hatte ſich auf gleiche Art verwandelt. Vorlie⸗

Sphinx leg. al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 171

gende Abbildung ſtellt ſie nach ihrer unveraͤnderten Farbe auf das genaueſte vor.

Die ganze Flaͤche der Haut iſt glatt, etwas glaͤnzend, hellockergelb, zur Seite aber mehr weißlich gefärbt. Sie iſt über den Ruͤcken und nächſt den Fuͤſ. ſen, die weiß gelaſſen Flecken ausgenommen, ganz mit unzaͤhlbaren kleinen Stris chen und Puncten von dunkelbrauner Farbe bedeckt. Die Luftlöcher, die vor» hin rothgelb geweſen, haben nun eine blaue Einfaſſung erhalten. Sie ſtehen auf Pen Flecken, die ſich ſchraͤge in unregelmaͤßiger Figur zur Seite hin ziehen. Linien von ſchwarzer Farbe, der Laͤnge und Breite nach e ges zogen, zieren die Fläche der unteren Seite. Der Kopf iſt grün, die Füfe von blaſſerer Miſchung. Die ganz eigene Zierde dieſer Raupe, oder iſt es ein Werkz zeug zur nöchigen Beſchuͤtzung, wir wiſſen es nicht, das Schildgen auf dem letzten Ring, verdient noch unſere Bemerkung. Nach dieſem iſt ſie die einzige ihrer Art. Andere haben hier ein Horn, andere eine erhoͤhte Spitze, dieſe führer an deren Stellen ein gewoͤlbtes Schild. Würden wir mehrere haben, ſo waͤre der Nahme ſchildtragender Raupen, (larvae ſeutellatae) gewiß für dieſelben ſehr pafe ſend. Es iſt ſphaͤriſch erhoͤht, von hornartiger Subſtanz, ungemein glatt und glaͤnzend, in einer Circulflaͤche gezogen, und ſchwarz gerandet. In der Mitte ſtehet ein dunkler Punct. Um denfelben iſt die Flaͤche gelb, faſt durchſichtig gelaſſen.

Unſere Raupe iſt ins ſchlanke gebaut. Die voͤrdern Glieder, vom Kopf bis zu den Bauchfuͤſſen aber, find nicht fo gemaͤchlich verlängert, wie wir fie an jener des Elpenors und Porcellus ſehen. Sie iſt nicht vermoͤgend die Ringe ſo beträchtlich einwaͤrts zu ziehen oder hervor zuſtrecken. Im übrigen aber hat fie gleiche Naturtriebe mit jenen gemein. Man hat ſie nach der Grundfarbe ſtatt des ockergelben, auch gruͤn gefunden. In der Art, ſich ihre kuͤnftige Wohnung zu bauen, iſt ſie gar nicht vor andern verſchieden. Die Geſtalt der Chryſalide hingegen giebt mehr abweichendes an. Wir erſtaunen, eine ſo große Raupe in einer ſo kleinen Huͤlle zu ſehen. Ihre Geſtalt iſt von andern, wie fie die Chry ſaliden der Sphinxe haben, etwas verſchieden. Ihre Grundfarbe iſt rothbraun. Die ſtachlichte Schwanzſpitze, ſo wie der Kopf, ſind dunkler gefaͤrbt. Sie uͤberwintert, und erſt in dem May und Junius des kommenden Jahrs, haben wir bey behutſamer Pflege die Entwicklung des Falters zu gewarten. 4).

2 d) Eine Chryſalide, die ſich aus der Ende deſſelben Monaths reif geworden, hiel- Raupe entwickelt, welche ich im Julius des te ſich bis in den December, alſo 17. ganzer 1778. Jahres erhalten, und die bereits zu Monathe unverändert. Sie lag in einem

Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Er hat keine umſtaͤndliche Beſchreibung nöthig, er iſt nach der Abbildung ſchon kenntlich. Iſt eine woͤrtliche Anzeige aber zur Pflicht geworden, ſo iſt ſie hier bald geleiſtet. Die Grundfarbe iſt ein helles ins Graue fallendes Grün. Eine dunkelgruͤne Binde ziehet ſich mitten durch die Oberfluͤgel von betraͤchtlicher Breite. Sie iſt zu beyden Seiten weiß, wie der Rand der Flügel, geſaͤumt. Die Lange hin verbreitet ſich ein Strich von gleicher Farbe, der auch durch die dunklere Binde geht. Der Rand hat einen dunkeln verlohrnen Schatten. Die Unterſeite iſt, wie die Abbildung beſagt, mehr ins Helle gemiſcht. Die Hin⸗ terflügel find gelb und dunkelſchwarz geſaͤumt. Die kolbigen Fuͤhlhoͤrner find dunkelgrau, ihre Spitze aber weißlich gefaͤrbt. Der Hinterleib hat von grau und dunkelgruͤn abwechſelnde Ringe. Zur Seite und an der Endſpitze ſtehen verlaͤngerte Schuppen. Es entſteht hier die Frage, in welche Ordnung wir unſern Falter nach dem Syſtem zu bringen berechtigt find? Er hat einen baͤr⸗ tigen Hinterleib, er hat eckigte Fluͤgel, eine Gattung alſo, die ſich nothwendig für beyde Abtheilungen ſchickt. Alleine die Stelle iſt leicht gefunden. Er ge Hört zu den Sphinxen mit eckigten Flügeln. Dorten hat ſich eine Unterabthei⸗ lung der Arten mit baͤrtiger Endſpitze gar nicht noͤthig gemacht. Er hat ſonach zwiſchen den Sphinx Tiliae und Nerii feinen angewieſenen Plaz. Zu Rangſtrit⸗ tigkeiten ſind unſere Schmetterlinge zu friedlich. Noch jetzt haben ſich deßfalls reine erhebliche Umſtaͤnde erhoben.

172

glaͤſernen Gefäß an einem temperirten Ort. Ich bemerkte, daß fie ſich zu faͤrben anſieng. Die einfallende Kaͤlte hinderte den Wachs⸗ thum des ſich entwickelnden Zweyfalters. Sie in eine geheitzte Stube zu bringen, ſchien gar nicht rathſam zu ſeyn. Die eindringende Waͤrme wuͤrde ſie vertrocknet, die aͤuſſere Schale verhaͤrtet, und ſonach den Zweyfal⸗ ter erſlickt haben. Sie bey dieſer Entwicke⸗ lung in der Kaͤlte zu laſſen, haͤtte nicht min⸗ der den Tod deſſelben verurſacht. Erfahrun⸗ gen, die genugſam bekannt ſind. In dieſer Verlegenheit fuͤllete ich ein Zuckerglas zur Haͤlſte mit Moos, ich befeuchtete denſelben ſehr ſtark, und ſetzte das Glas ein paar Schritte vor den geheitzten Ofen, doch ſo, daß die Warme nicht unmittelbar auf daſſel⸗ be gewirket. Es entſtunden Dünfte, die Scha

le wurde weicher gemacht, vielleicht erhielt auch der Zweyfalter durch Anziehung der Feuchtigkeit einige Nahrung. Umſtaͤnde, die derſelbe auch im Freyen erfordert. Nach ei⸗ nen warmen Regen wird man gemeiniglich der meiſten Schmetterlinge gewahr, beſonders von denjenigen Arten, deren Chryſaliden in der Erde gelegen. Genug, in dreyen Tas gen erhielt ich den vollſtaͤndigſten Falter. Ein Mittel, das nachgehends bey mehreren Ver⸗ ſuchen mit einigen Puppen Probe gehalten. Doch iſt es ſo allgemein nicht. Viele lieſen ſich nicht dazu zwingen. In einem Glashau⸗ fe, oder in der Wärme des gemaͤchlich erhitz⸗ ten Roß miſtes, find dieſe Verſuche, wenig⸗ ſtens bey verſchiedenen Arten, beſſer gelun⸗ gen.

Sphinx leg. al. integr: an. ſimpl. Galii. Der Galiumſchwaͤrmer. 173

Der ſieben und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX LEC. AL. INT. AN. SIM PL. GALII.

Der Galiumſchwaͤrmer. Der Waldſtrohſchwaͤrmet.

Le Sphinx du caille - lait. Degeer.

Tab. XXI. Suppl. III. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem blühenden Stengel des Waldſtrob, oder Galium luteum. Die Chryſalide.

Alis integris fuſcis: vitta ſuperioribus pallida: inferioribus rubra. (L INN. S. N. Ed. XII. Sp. 19. Faun. Suec. 1086. Muf. Lud. VIr. pag. 356. nach den Characteren. Sphinx Euphorbiae). Mit unzertheilten vlivenbraunen Oberfluͤgeln, einem blaſſen Schleyer auf denſelben, einem dergleichen roͤthlichen auf den Hinterffuͤgeln.

VDDNANNI Diff 57. Phalaena prifmicornis ſpirilinguis, alis planiufeulis fufeis: faſcia longitudinali albida.

rABRICII Genera Inf. Mant. pag. 273. Sphinx Galii. Alis integris vireſcentibus, vitta alba: pofticis pallidis bafı ſtrigaque atris, antennis fuſois.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 2, Sphinx Gali. Der Waloſtrohſchwaͤrmer. pag. 148.

Berliner Mag. II. B. pag. 192 Hufnageliſche Tabellen. Anmerk. 4.

Naturforſcher I. St pag 244. III. St. pag. 22. VII. St. pag. 107.121. IX. St. p. gl.

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 101. 11g.

Zimmermanns Harzreiſe. pag. 192. Aumerk. 4. DE GEHE R Men. Tom. I. pag. 162, Tab 8. fig 6. Grande chenille tres raſe, cou-

leur d' olive verdatre, ä grandes taches couleur de ſouſſre, bordées de noir, et à corne rouge fur le dernier, du caille lait. Tom. II. P. I. pag. 236. Papillon- bourdon à antennes priſmatiques, et à long trompe, d' un verd obſcur, dont les alles ſuperieures ont une bande longitudinale decoupee blanche, et les inferieures une tache rouge. Goͤtzens Ueberſ. p 169. Der Galiumſchwaͤrmer.

Roͤſel Inf. Bel. III. Th Tab. VI. fig 1.2.3. Die Raupe.

SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab 78. fig. 1. 2. Sphinx al. int. cauda ſimpl. 6.

Gladbachs Beſchreibung Tab. IX. fig. Z. 2. Die rare oder ſchwarze Eſula. Pr. 3fl.

Dies iſt derjenige Abendſchmetterling, welchen unſer Syſtem nach den Charaktern Sphinx Euphorbiae nennt. Ich habe ſchon oben bey deſſen Be ſchreibung bemerkt, daß der Herr Ritter hier zwey verſchiedene Gattungen mit einander vermengt. Beyde ſind nach der Futterpflanze ihrer Raupen verſchieden. Gegenwaͤrtiger Falter iſt in Schweden zu Haus. Jener hingegen hat ſich dorten gar nicht gezeigt. Ihn kommt der Name Sphinx Euphorbiae zu. Seine Raupe bedient ſich dieſer Pflanze zur einzigen Koſt. Er iſt es, auf den ſich Linne, nach Anführung einiger Schriftſteller, dorten bezogen. Nach dieſen

9 3

* 174 N Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Umſtaͤnden iſt uns keine andere Wahl in Trennung beyderley Gattungen übrig. Durch Namen find hier ganz weſentliche Merkmale beſtimmt.

Ueber dieſen Sphinx Galii haben fich viele Strittigkeiten erhoben. Man hat ihn lange als zufällige Abänderung des obbeſchriebenen Sphinx Euphorbiae behandelt. Nachgehends aber haben ſich alle Kenner für deſſen Gattungsrechte einſtimmig erklaͤrt. Roͤſel hatte die Raupe erzogen, den Falter aber nicht fuͤr abweichend gehalten. Doch meine Leſer verlangen nicht urkundliche Belege ſei⸗ nes Proceſſes. Es befremdet fo gar, wie man deßhalb Anſtaͤnde gehabt. Wuͤr⸗ den wir bey aͤhnlichen Arten ſo entſcheidende Merkmale finden, waͤre uns jede gleich buͤndig, nach Raupe und Geſchlechtsunterſcheid bekannt, ſollte ihre Na⸗ turgeſchichte eben dies vollftändige haben; dann fage ich, bey ſolchen Erfahrun gen wäre es leicht, aus einem groſſen Gewirre zu kommen, in welchen noch ver. ſchiedene liegen. Er hat mit dem Wolfsmilchfalter einerley Bau, einerlen Groͤſſe. Auch nach dem Ausſchnitt der Flügel iſt nichts veraͤndertes da. Er kommt mit jenen, jedoch zuweilen ſpaͤter, zum Vorſchein. Der Flug, der Aufenthalt, die Naturtriebe, die Art der Verwandlung, haben nichts eigenes bevor. Die Farbe und Zeichnung iſt es beynahe allein, doch zugleich auch die Raupe und ihre gewohnte Azung, die ihn zur beſondern Gattung beſtimmt. Dies habe ich jetzt zu erklaͤren.

Unſere vorliegende Abbildung legt ein Maͤnnchen dieſes Syhinxes vor Au · gen. Das Weibchen iſt nur durch länger ausgeſtreckte Flügel einer etwas dunk⸗ leren Farbe und breitern Saum, nach aͤuſſerlichen Kennzeichen verſchieden. Eine Abbildung deucht mich, ſeye bey fo wenig bedeutenden Abſtand eben nicht erheb . lich geweſen. Die Flaͤche der Oberſeite der Vorderfluͤgel iſt dunkel olivenbraun. Mitten durch die Laͤnge hin ziehet ſich ein blaſſer, fleiſchfarbener, oder mehr Fichte grau gefärbter Schleyer. Er gehet an die Spitze des ne bey gleich abſte · hender Breite in einen ſpitzigen Winkel zuſammen. Dieſen Schleyer hat der Sphinx Euphorbiae nicht. Dorten iſt der aͤuſſere Rand nie ins Dunkle ge. faͤrbt. Die abgeſonderten Flecken ſtehen daſelbſt auf einer ins Helle gefaͤrbten Fläche. Hier find fie im dunkleren Gemiſche vorhanden. Sie gehen einwaͤrts in den Schleyer; ſie ſind in dem braunen Rand verlohren. Vergleichen wir die Unterſeite dieſer Flügel mit jener Gattung, fo erblicken wir noch gröffere Ver ſchiedenheit. Hier iſt nichts von jenem roſenfaͤrbigen da. Nur ein blaͤſſerer Schleyer iſt faſt unmerklich mit dieſer Farbe gemiſcht. Hier ſind, wie auf der Oberſeite, die Zeichnungen einerley gelaſſen, die doch bey jenem fo ſehr verſchie⸗ den. Die Hinterfluͤgel haben mindern Abſtand. Nur iſt hier der mittlere Raum; er verdient den Namen eines Schleyers (vitta), ſehr blaß. Ein roſenrother

Sphinx leg. al. integr. an. fimpl. Galii. Der Galiumſchwaͤrmer. 175

Flecken nimmt ſich an dem untern Theil ſehr deutlich aus, den jener nicht hat. Die dunkle Einfaſſung ziehet ſich bis an den aͤuſſerſten Rand. So weit gehet ſie bey dem Sphinx Euphorbiae nicht. Es iſt noch mehr Verſchiedenes da. Ue⸗ ber den Rücken des Hinterleibes ziehet ſich eine Reihe weiſſer Puncte, die jedoch nicht allezeit deutlich zu ſehen. Die Fuͤhlhoͤrner find braun, wenigſtens nur an der Spitze weißlich gefärbt. Die Fuͤſſe haben eine noch dunklere Farbe, bey je. nen waren fie weiß. Doch ich werde nicht fertig, die ſaͤmtlichen Abweichungen wirklich zu zeigen. In unſerm Syſtem finden wir eben dieſe Charaktere ber merkt a). Es wird noch als weſentlich eines ſchwarzen Punetes neben dem mittlern Flecken der Vorderfluͤgel gedacht. Nur hat ihn zuweilen der Sphinx Euphorbiae auch. Es iſt die Raupe zu beſchreiben noch uͤbrig. Ihre Futterpflanze iſt das gemeine Waldſtroh, (Galium luteum). Wo die Faͤrberroͤthe (Rubia tinctorum) angebauet iſt, trift man fie nicht min. der da an. Man will fie auch auf dem Weiderich (Lythrum Salicaria), und der Weide ſelbſten, gefunden haben. Nie aber hat man ſie in ihrer Freyheit auf einer Euphorbia jemalen entdeckt. Ein erfahrner Kenner verſicherte mich, daß fie dennoch durch Hunger zur Annahme dieſer Koft zu zwingen geweſen. Bey der Wolfsmilchraupe hingegen hat es nie angeſchlagen, fie zu einer andern Speiſe zu gewöhnen. | In der Beſchreibung, die uns Linne von derſelben gegeben, iſt der Uns ſcheid von jener des Sphinx Euphorbiae deutlich bemerkt 5). Sie hat zu bey⸗ den Seiten eine Reihe von zehen ſchwarzen, gelb gerandeten Flecken. Dorten war die Fläche mit unzähligen weiſſen Puneten bedeckt, hier iſt fie dunkelgruͤn, ganz einfaͤrbig, gelaſſen. Der rothe Strich über den Ruͤcken, die gleichgefaͤrb . ten Flecken zur Seite, mangeln nicht minder. Der Rand gegen die Fuͤſſe, iſt

a) LI NN. S. N. I. c. Imago. Alae fügt: Habitat in Galio, Europae vſque ſuperiores, baſi anguſtatae: puncto nigro, Cap b. fpei. Corpus quartae magnitu- in medio difei, minimo; vitta longitudi- dinis, nitidum, laeue, grifeum. Anten- nalis ex tribus coadunata. Inferiores ſu- nae griſeae aut albae. Thoracis latera li- pra difco rubro, lineis nigris diuiſo. Faun. nea alba, a pectore diſtincta. Abdomen Suec. I. e. fubgrifeae, area longitudi- griſeum, fegmentis ſubtus et lateribus nali in aequali pallida f. flaueſcente; mar- margine albis. Punctum faepe album a gine poftico rufeſcentes. Alae poſticae tergo, in fingulo fegmento; fegmenta 2. ſanguineae, bafi atrae et fafcia lineari atra ad bafın, nigra, albo interſtincta.— ante marginem poſticum. Subtus alae Alae pofticae fubtus rufae etc. omnes fanguineae cum macula nigra in b) vınneS.N. J. c. Larua liuida, difco primorum. Antennae albae. In ocellis 10. vtrinque, flauicantibas iride Bi-

dem Mul. Lud. VI. I. c. wird noch beyger gricante.

176 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

von röthlichem Selb. Das Horn allein iſt roth gefaͤrbt. Man hat fie in manch⸗ faltiger Abaͤnderung bemerkt. Die Grundfarbe iſt nemlich von dem hellen bis in das dunkelſte Gruͤn zuweilen gemiſcht. Man hat fie auch braun, aber dies wiederum nicht nach einerley Grad. Wie ich ſchon geſagt, hat fie in der Art ihrer Verwandlung nichts Eigenes vor jener. Sie wird auch zu gleichen Zei⸗ ten gefunden. Die Chryſalide iſt nach ihren Bau abweichender gebildet. Da, wo die Fluͤgelſcheiden ſich finden, iſt ſie um vieles breiter und dicker als jene ge⸗ ſtaltet. Der Unterleib iſt dunkler, rothbraun gefaͤrbt, und wie die Bruſt mit verſchiedenen Flecken und Schattirungen gezeichnet. Erſt das folgende Jahr, ge⸗ meiniglich im May, kommt der entwickelte Falter zum Vorſchein. Im Freyen haben wir ihn bis in den September oͤfters bemerkt.

Tab. XXII. Supplem. IV.

Sphinx indiae orient. vulgo Varietas Sph. Celerionis. Ein india⸗ niſcher Sphinx, dem Celerio aͤhnlich.

Fig. 1. Der Zweyfalter von beyden Seiten.

Ich habe bereits in der Beſchreibung des Sphinx Celerio von dieſer Fale terart das noͤthigſte geſagt. Dorten ſind zugleich die Urſachen erwaͤhnt, die mich bewogen, einen Ausländer unter einheimiſchen Gattungen hier in Abbil dung zu liefern. Er hat mit jenem die groͤßte Aehnlichkeit, er wurde vollends damit verwechſelt. Noch iſt derſelbe in Indien gemein, er wird haͤufig nach Europa gebracht, und für unfern weit feltenern Celerio öfters ausgegeben. Um nicht hintergangen zu werden, koͤnnen meine Leſer nun aus beyder Vergl:ichung ſich ſelbſten belehren. Herr Cramer hat von demſelben eine Abbildung gegeben a), und ſie unter erſtgedachtem Namen beſchrieben. Wir haben ihn als eigene Gattung zu behandeln. Es ſind weſentliche Merkmahle gelaſſen, der ganze Habitus zeigt ſich von jenem verſchieden. Der Leib iſt ins Schlanke gebaut, im Verhaͤltniß der fo kurz geſtalteten Flügel beträchtlich verlängert, und noch überdies mit weiſſen ſilberglaͤnzenden Linien geſchmuͤcket. Jener hat ſie nicht fo abgeſetzt, nicht von dieſem metalliſchen Glanz. Das Abweichende in der Zeich⸗ nung und Farbe iſt nach den Abſtand, wie es jener ergiebt, leicht zu untere

ſcheiden. a) CRAMER Papil. Exot. XI. Heft. deſſous les alles font le fond de couleur Tab. 125. fig. E. “Ce Sphinx reſſem - de cendre, et pourvues de pointes d' un

ble beaucoup a ceux de ! Europe, qui ont jaune brunätre. Ils paroiſſent etre fort ete reprefentds par FRISCH et GSE L. communs à la cöte de Coromandel à Tran- La trompe eſt longue et en ſpirale. En quebar et au Cap. de b. Efp.,

Beytraͤge oder Supplemente zu den Abendſchmetterlingen. 177

ſcheiden. Die Unterſeite iſt vollends verſchieden, ſie iſt nach der Grundfarbe ein ſeltſames Gemiſche von Braun.

In beyden Indien iſt dieſer Zweyfalter vorhanden. Das Original vorliegender Zeichnung iſt aus der Kuͤſte von Bengalen, wie ich ſchon oben erwähnt. Es haben jene heiſſen Erdſtriche mehrere Gattungen, welche dies ſem Falter faſt noch vollkommener gleichen, hier iſt aber der Ort nicht, ſie anzeigen zu koͤnnen.

ö Tab. XXII. Supplem. IV.

Sphinx Populi Varietas. Abänderung des Pappelſchwaͤrmers. Fig. 2. Der Zwepfalter von beyden Seiten.

Von dieſer Abänderung des Sphinx Populi iſt mir nur ein einziges Exemplar bekannt, eben basjenige „von dem ich hier die genaueſte Abbildung geliefert. Es Sünde ſich in der ſchon oft geruͤhmten Sammlung des Herrn Cammerrath Jung zu Uffenheim. Derſelbe hat ſie aus einer Raupe er⸗ zogen, die eben in ihrer Anlage von der gewöhnlichen Art nichts Verſchie⸗ denes zu erkennen gegeben. Sie naͤhrte, ſie entwickelte ſich, wie jene. Nach der Gröffe iſt fie freylich um vieles kleiner geweſen. Der Falter hat nach uͤbereinſtimmenden Ausſchnitt den blaß roſtfaͤrbig gelaſſenen Flecken der Uns terflügel beynahe nichts mit dem Sphinx Populi weiter gemein. Die Grund» farbe iſt ein einfärbiges Lichtgrau, ohne weitere Zeichnung. Die ganze la che iſt dennoch dichte mit Schuppen bedeckt, und nach der Vollſtaͤndigkeit des Exemplars nicht das mindeſte mangelhaft gelaſſen. Iſt er eigene Gat⸗ tung, Race, oder zufällige Abaͤnderung, das haben uns weitere Erfahrun⸗ gen zu lehren.

Tab. XXII. Supplem. IV.

Sphinx Tiliae Variet. (zu Tab. III. pag. 40.) Eine Abaͤnderung des Lindenvogels.

Fig. 3. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten.

Dies iſt die in unſern Gegenden gemeinere Art des oben beſchriebenen Lindenvogels. Röſel bat fie zum Mufter gewehlt, und Linne die Chara. etere nach derſelben in dem Syſtem entworfen. Ich finde nichts beyzufuͤ. gen, als daß die dunkeln Flecke in der Mitte der Oberfluͤgel nicht immer, wie die Abbildung beſagt, getrennet ſind. Man findet ſie auch zuſammen 1 dann ſcheinen ſie eine einzige un zu bilden.

U. Theil + 3

178 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Der acht und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX LEG. AL. INTE GR. AN O ARB. VESPERTILIO.

Der Fledermausſchwaͤrmer. Tab. XXII. Supplem. IV. Fig. J. Der Zweyfalter von behden Seiten.

Corpore alisque fuperioribus fufco. eineraſcentibus immaculatis, inferioribus baſi rubris.

Hier erblicken meine Leſer eine Seltenheit Italiens, die uns bishero uns bekannt geblieben. Sie dient uns nicht minder zum Beweiß, wie ſelten Producte dieſer Art zu uns heruͤber kommen, wie wenig fie dorten aufge . ſucht werden. Ich habe dieſen Falter, nebſt obgedachten Sphinx Liuorni- ca, von da mitgetheilt erhalten. Er iſt aus der Gegend von Verona. Von feiner Naturgeſchichte bin ich nicht vermoͤgend mehreres zu erzehlen. Er fuͤh⸗ ret dorten den Namen Veſpertilio, ich fand ihn wenigſtens damit bezeich net. Mich deucht, er ſeye ſehr ſchicklich gewehlt, und wir hätten nicht Ur“ ſache, denſelben zu ändern. Seine Oberfluͤgel und der ganze Körper führ ret ein einfaͤrbiges etwas braͤunliches Aſchgrau. Gerade ſo haben es jene Geſchoͤpfe, ſie kommen mit ihm bey der Abenddaͤmmerung nicht minder zum Vorſchein. Damit iſt aber alles Unterſcheidende zugleich geſagt. Man wird keiner Schattirung, keiner Flecken auf der Oberſeite gewahr; fie iſt ganz ein färbig gelaſſen. Der Kopf iſt zur Seite mit weiſſer Farbe gefaumt, und die Einſchnitte des Hinterleibes find gleichfalls damit begraͤnzt. Die Hinter» flügel find bleich, und gegen die Grundflaͤche mit Roth gemiſcht. Auf der Unterſeite ſaͤmtlicher Flügel iſt eben fo wenig Veraͤndertes da. Sie ſind et» was heller und mehr ins Röthliche gefärbt. Nach der Groͤſſe und dem Aus ſchnitt der Flügel iſt er dem Sphinx Euphorbiae gleich.

Unter dem Namen Sphinx Capenfis beſchreibt Herr von Linne a) er nen ausländifchen Falter, der nach allen Merkmalen mit dieſem uͤbereinſtimmt.

a) LIN NE S. N. Sp. 10. Sphinx Ca- cinerafcens, immaculatum, laeuigatum, penfis. „Alis integris eineraſcentibus acutiuſculum. Pedes cinerafcentes. Alae immaculatis: paginis occultatis fanguineis, primores ſupra caneſcentes, immaculatae abdomine cineraſcente., Muſ. Lud. VIlr. fubtus rubrae, ſed limbo exteriore ei- pag. 349. „Habitat ad Cap. b. ſpei. nereo, et margine tenui; ad baſin vero TVLBAGH. Corpus magnitudine Sphinx albo pofticae ſupra rubrae verſus baſin, Liguſtri, cineraſcens. Antennae ſubfili- extrorfum albae ſubtus einerafcentes, formes, rufeſcentes, apice acuto vncina- vix rubicundae, , to, ſuperciliaris regio albida. Abdomen

Sphinx Feneſtrina. Die Glasſcheibe. 179

Nur iſt dorten die Groͤſſe betrachtlich, und die Unterſeite der Vorderfluͤgel iſt hier fleiſchfarb, dorten wird ſie roth angegeben. Ich laſſe es unentſchie. den, da mir zur Vergleichung das auslaͤndiſche Exemplar gemangelt. Auch in dem Crameriſchen Werke vermiſſen wir dieſen capiſchen Sphinx.

Der neun und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX FENESTRINA.

Die Glasſcheibe. Tab. XXIII. Supplem. V. Fig. 1. Der Schmetterlins von beyden Seiten in natürlicher Groͤſſe. Fig. 1. Vergroͤſſert.

FABRIGCII Gen. Inf. Mant. pag. 272. Sphinx Feneſtrina. Alis eroſo- dentatis fu- ſco aureis: maculis duabus feneſtratis.

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 2. Sphinx Feneſtri. na. Glasmacklichter Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe.

Fueßli Ent. Mag. Sphinx Feneſtrina. I. St. pag. 112. 134. Tab. I. fig. D.

Die Herren Verfaſſer des ſyſtematiſchen Verzeichniſſes haben dieſem Schmetterling den Namen Sphinx Feneſtrina gegeben. Wir haben ihn in unſern Gegenden auch, er hat ſich aber bisher ſelten gemacht. In dem mittaͤgigen Frankreich iſt er zahlreicher vorhanden. Ich habe die erſten Exem⸗ plare von da durch Mittheilung eines ſchon öfters geruͤhmten Freundes erhal, ten. Er iſt auf Wieſen in der Mitte des Sommers zu ſuchen. Seine ge ringe Groͤſſe, der behende Flug, und ſelbſten die ſo wenig auffallende Farbe, entziehen ihn leicht unſern Blicken. Er zeigt ſich bey Tage, er laͤßt ſich bey heiſſer Sonne auf Blumen nieder, deren Säfte ihm Nahrung entbiethen.

Nach der Groͤſſe iſt derſelbe beynahe kleiner als der Sphinx Tipulifor- mis. Die Fluͤgel find breiter, aber um fo kuͤrzer geſtaltet. Sein ganz ei gener Bau macht ihn von allen bekannten Arten einheimiſcher Abendſchmetter⸗ linge verſchieden. Vielleicht moͤchte man Anſtand nehmen, ihn zu dieſem Faltergeſchlecht zu zehlen. Nach dem Kennzeichen der niederhangenden Fluͤ⸗ gel iſt wohl nicht der mindeſte Zweifel deßhalb uͤbrig. Die Fuͤhlhoͤrner muͤſ. fen es alleine entſcheiden. Dieſe möchten der Phalaͤne allzugleichend beduͤn— ken, ſie ſind duͤnne, faſt fadenfoͤrmig gezogen. Jene aber hat ſie nie von gleicher Geſtalt. Es iſt ihre Dicke im Verhaͤltniß des kleinern Körpers bes traͤchtlich. Sie ſind cylindriſch, faſt von gleicher Staͤrke, nicht am Ende in fadenfoͤrmige Spitze, wie bey der Phalaͤne, verlohren. Ihre innere Seite iſt geribt, und ſonach find es Fuͤhlhoͤrner, wie es die Charactere dieſes Ge

3 2

180 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

ſchlechtes erfordern. Noch keiner unſerer Entomologen hat ihm dieſe Rechte ſtrittig gemacht. Weit erheblicher ſcheint dieſe Frage zu ſeyn, in welche Klafe ſe und in welche Linie wir denſelben zu ordnen berechtiget ſind. Zur Horde der unaͤchten Sphinxe gehört er wohl nicht. Dieſe haben keine eckigten Fluͤ. gel. Vielleicht näher zu den glasflüglichten Sphinren der andern Familie der erſtern Horde, und deren zweyten Linie. Nach der Groͤſſe und den durchſchei⸗ nenden Flecken fände er da feinen richtigen Platz. Allein, die dahin gehoͤri⸗ gen Gattungen haben glattraͤndige Fluͤgel, und zugleich baͤrtige Endſpitzen. Beydes hat der Sphinx Feneſtrina nicht. Es bleibt uns daher nur die er. ſte Familie der erſten Horde, die Gattungen mit eckigten Fluͤgeln uͤbrig. Hier behauptet er ſeine angewieſene Stelle mit Recht. Herr Fabricius hat ihn bereits zwiſchen der dritten und vierten Gattung ſeiner Sphinxe, oder den Populi und Tiliae in dem Syſtem geordnet a). Dahin beſtimmen ihn die allgemeinen Charactere, wenn wir auch dorten keinen in dieſem geringen Maas, keinen mit durchſichtigen Flecken noch haben. Die Raupe kennen wir nicht.

Ich ſollte dieſen Falter ausführlich beſchreiben. Die beygefuͤgte ver» gröͤſſerte Abbildung ſcheint es aber uͤberfluͤßig zu machen. Eben fo wenig iſt es noͤthig, ſeinen Abſtand von andern Arten zu zeigen. Die weiſſen Flecken find durchſcheinend, und die dunkelbraun und gelblich ſchattirte Oberfläche fuͤh⸗ ret einen dem polirten Gold gleichenden Schiller. Der Hinterleib hat einen weiſſen Ring. Er iſt zuweilen gedoppelt vorhanden.

Der dreyſigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. S PHINX BOMBYLIFORMIS.

Der Schwebfliegenfalter. Tab. XXIII. Supplem. V. Fig. 2. Der Zweyfalter von betzden Seiten. Sphinx leg. alis integr. ano barb. Abdomine barbato fuluo faſcia nigra, alis fe- neſtratis, margine fuſco.

Den Namen Sphinx Bombyliformis hat Herr von Linne bereits zur Bezeichnung eines Abendſchmetterlings gebraucht. Allein, nach näherer Ber richtigung wurde derſelbe zu dem Sphinx Porcellus gezogen. Er war, wo

a) Fabricius Gen. Inf. I. c. 3 4. domen cingulis duobus albis anteriore te- Sphinx Feneſtriua. Ich füge feine Beſchrei / nujore. Alae concolores fufco aureae, bung mit bey. Magnitudo maioris mu. nitidae punctis flauis ſparſis. In medio ſcae. Corpus fuſcum palpis albidis, Ab- maculae duae approximatae feneſtratae, in.

Sphinx Oeſtriformis. Der Afterbremenfalter, 181

nicht ein verflogenes Eremplar, wenigſtens eine unbedeutende Abaͤnderung von jenem geweſen. Ich glaube mich berechtiget zu ſehen, dieſen verlornen Nas men nun auf eine eigene Gattung uͤberzutragen. Unſer gegenwaͤrtiger Zwey— falter hat die naͤchſten Anſpruͤche dazu. Er kommt in ſeiner Bildung dem Bombylius, der ſchwebenden Fliege, ſehr nahe. Einmal werden für Sppinxe mit durchſichtigen Flugeln Namen von jenen Inſectengeſchlechtern geborgt. Mich deucht, dieſer ſeye gerade fuͤr gegenwaͤrtige Art der bequem— ſte geweſen.

Faſt moͤchte man dieſen in genaueſter Abbildung vorliegenden Falter nur als Varietaͤt des Sphinx Fueiformis betrachten. Er gleicher ihm uns gemein, er hat einerley Groͤſſe und durchſcheinende Fluͤgel. Jenen hat man oft aus ſeiner Raupe erzogen, dieſen noch nie. Die Anlage der Farben und die abweichende Zeichnung ſtellet uns weſentliche Verſchiedenheit dar. Der Saum der Oberflügel iſt ſehr ſchmal, braun von Farbe, und nicht, wie ihn der Sphinx Fuciformis hat, ins Dunkelrothe gemiſcht. Der durch die Mitte ſich ziehende Querſtrich iſt ſehr fein, dorten iſt ein rothbrauner Flecken an deſſen Stelle. Der Hinterleib iſt gegen die Endſpitze Orange faͤrbig, gegen die Bruſt aber in betraͤchtlicher Breite ſchwarz bemahlt. Zu Bemerkung des Weſentlichen einer Gattung genug.

Es hat ſich dieſer Falter in verſchiedenen Plaͤtzen unſers Frankens ger zeigt. Er wird faſt zu gleicher Zeit mit erſtgedachter Art, obwohl ſehr ſel. ten, gefunden. Das Original, deſſen ich mich hier bedient, iſt aus der Gegend von Erlang, und von der Güte des Herrn Hofrath Rudolphs mir mitgetheilt worden.

Der ein und dreyſigſte europaͤiſche Abend ſchmetterling. S PHINX OE STRIFORMIS. EL als te te ee Tab. XXIII. Supplem. V. Fig. 3. Der Zweyfalter von beyden Seiten.

Sphinx leg. alis integr. ano barbato. Abdomine barbato fuſeo: faſciis tribus flauis, alis feneſtratis, apice fuluo, venis nigris.

33

poſtieis fere faſciam eonſtituentes. Margo Feneſtrina. SCHIEFFERM. Prodr. 44. poſticus niger maculis duabus albis, S;b. Habitat in Auftria Dr, s HVL Z.,

182 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Naturforſch. VII. St. pag. 109. Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 117.

Herr von Rottemburg, deſſen ergiebige Beytraͤge zur Entomologie jede Kenner verehren, hat uns auſſer andern auch dieſe neue Gattung eines glasfluͤglichten Sphinres bekannt gemacht. Die Beſchreibung unter obfte hendem Namen iſt ſo buͤndig, daß ich derſelben nichts beyzufuͤgen vermag. Ich heile fie hier a) unten in ihrer Vollſtaͤndigkeit mit. Meine Leſer wer⸗ den nach vorliegender Abbildung alles Uebereinſtimmende finden. Wir Ha ben dieſen Schmetterling auch in unſerer Gegend. Noch iſt er aber wenig bekannt, er iſt wirklich Seltenheit geblieben. Ich habe ihn gleichfalls den guͤtigen Beytraͤgen vorgedachten Goͤnners zu danken. Wie ich berichtet wor⸗ den, findet er ſich in einigen Plaͤtzen der Gegend von Erlangen, zugleich

Sphinx Oeſtriformis.

mit dem Sphinx Bombyliformis, zuweilen häufiger ein. Dieſer Falter kommt derjenigen Abbildung am naͤchſten, welche Herr

Sulzer 5) unter dem Namen des Sph. Culieiformis geliefert.

a) Naturforſch. obenangef. O. Diefer „Vogel hat durchſichtige Flügel. Er iſt „etwas groͤſſer als der Sphinx Tipulifor · mis, jeboch kleiner als der vorige, (Aſili- formis). Seine Fluͤgel find auf eben die „Art gezeichnet, (mit einem dunkelbraunen, undurchſichtigen Saum eingefaßt, der am , aͤuſſern Rand der Oberfluͤgel ziemlich breit iſt, und auch den obern Rand, jedoch nur ſchmal, einfaßt. Quer durch die Dberflü- „gel gehet ein Heiner halbmondfoͤrmiger Fle⸗ „cken, von glaͤnzend orange gelber Farbe, deſſen concave Seite, nach der Spitze der Oberfluͤgel zugekehrt, und der an der con: vexen Seite mit einer ſchwarzen Linie einge: ſaßt iſt. Dieſer kleine Fleck erſcheint auf „der uutern Seite ſchoͤn Ziegelroth) nur iſt „der kleine halbmondförmige Fleck auf bey: „den Seiten Ziegelroth. Kopf, Ruͤcken, „Hinterleib und Fuͤhlhoͤrner ſind ſchwarz, „und die letztern kolbenſoͤrmig. Der Hals iſt mit einem gelben Bande eingefaßt, und „oben auf dem Ruͤcken gehen zwey gelbe Li⸗ „nien der Laͤnge nach. Der Hinterleib hat

Es ſcheint

ö drey breite gelbe Ringe, zwey in der Mitte, z und einen am Ende deſſelben. Der Haar⸗ buſch am Hinterleib iſt in der Mitte gelb, „und an beyden Seiten ſchwarz. Die „Bartſpitzen find wie bey vorigen (gelb mit einem ſchwarzen Strich.) Die Fuͤſſe find ganz gelb, und haben in der Mitte ei⸗ „nen breiten ſchwarzen Ring ic.

b) Abgek. Geſch. pag. 152. Tab. XX. fig. 5. „Der Muͤckenſchmetterling Sph. Culicif. Lin. die Fluͤgel find federlos, durch⸗ ſichtig, die vordern mit zwey rothen Quer⸗ „baͤudern, der Hinterleib ſchwarz mit zwey gelben Ringen.“ Herr Fueßli hat Ea— tom. Mag. 1. St. pag. 119. dieſer Irrung gedacht. Er beſchreibt daher jenen Falter mit nachfolgenden genauer. „Fig. 5. ſoll euliciformis Lin. ſeyn. Die Oberffuͤgel find auſſenher faſt bis auf die Hälfte, und „am vordern Rand gelb, mit einer laͤnglich- „ten, von der Mitte des Fluͤgels gegen die „Einlenkung zugeſpitzten Glaßmacul. Am aͤuſſern gelben Theil des Flügels, befinden ſich 2, braunrothe Binden, von der vor

Sphinx Oeſtriformis. Der Afterbremenfalter. 183

eine Verwechſelung ſich derten eraͤugnet zu haben. Die angegebenen Chara · etere ſtimmen mit der Abbildung nicht überein. Daſelbſt ift dasjenige, was roth beſchrieben worden, gelb gemahlt, und von den beyden Guͤrteln des

Hinterleibes findet ſich nur ein einziger ausgedruckt.

Nach dieſen Umſtaͤnden

iſt unſere Bemuͤhung vergebens, das Gewiſſe entſcheiden zu koͤnnen. Es find noch einige dieſer glasflüglichten Sphinxe bekannt, welche

nach der Groͤſſe und Geſtalt dieſem erſtbeſchriebenen gleichen.

Ich bin aber

erſt in der Fortſetzung vermoͤgend, ſie in Abbildung meinen Leſern vorlegen

zu koͤnnen c).

Der zwey und dreyſigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. SPHINX A DSC. LONICERAE.

Der Rothfleck mit fuͤnf Puneten. Tab. XXIV. Supplem. VI.

Fig. 1. a. Der maͤnnliche,

Fig. 1. b. der weibliche Zweyfalter.

Beyde nach der Ober- und

Unterſeite.

Alis ſuperioribus cyaneis, maculis quinque rotundatis rubris: inferioribus rubris

immaculatis.

Naturforſch. X. St. pag. 97.

Sphinx Lonicerae.

SCHAEFFER Icon. Inf. Ratib, Tab. 16. fig. 6. 2. Sphinx alis int. eauda ſimpl. 3. Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 109. 125. 139. Tab J. fig. 1. II. St. pag. 299. fuͤnffleckig ter Steinbrechſchwaͤrmer, an Zygaena FAB R. 2

Beyde vorliegende Tafeln ſtellen die dem Sphinx Filipendulae glei⸗

chende Arten unſerer Gegend vor Augen. der Beſchreibung erſtgedachter Gattung erwaͤhnt. faltige Verwirrungen veranlaßt haben,

„dern breitern, umfaßt ein gleichfaͤrbiger „Saum die Glaßmacul: der Fluͤgel ſelber hat hintenher auch einen ſolchen Saum. „Die Unterfluͤgel find durchſichtig, mit einem „braunen Saum, und gleichfaͤrbigen Flecken, „mitten gegen den vordern Rand. Der Leib iſt braun; zwiſchen 2. gelben Guͤrteln, wo— „von der breitere zunaͤchſt hinter der Bruſt „liegt, befiadet ſich fait auf der Mitte des „Hintertheils ein gelber Fleck. Der Haar: buͤſchel iſt gelb und braun geſtreiſt. Da

Ich habe derſelben ſchon oben in Sie ſind es, die ſo manch⸗ deren Unterſuchung hingegen die an⸗

dieſer Schwaͤrmer von des Linne Beſchreib. ſeines culicif. zu ſehr abweicht, fo glaube ich ihn mit Recht für eine beſondere Gat⸗ „tung halten zu koͤnnen

c) Von dem Sph. aſiliformis und fpeci- formis, des Syſt. Verz. der Wiener ſchm. hat bereits Herr Gerning zu Frankſurth am Mapyn, deſſen groffe und koſtbare Sammlung genugſam bekannt ift, in daſigen Wochenblat, III. St. 1780. pag. 33. eine genaue Abbil⸗ dung und Beſchreibung geliefert.

184 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

gelegenſte Sache geworden. Ich uͤbergehe, meinen Leſern ihre Geſchichte, die fo gemaͤchlichen Schritte unſerer Kenntniß puͤnetlich zu erzehlen. Es find wenige Jahre vorüber, wo es noch Problem geweſen: ob dieſe Verſchieden⸗ heiten auch eigene Gattungen ſind. Eben als ob die Natur nie gewohnt geweſen, durch unbedeutende Zuſaͤtze, durch den Mangel einzelner Zierrathen nicht minder weſentliche Merkmahle, als durch buntſcheckigtes Colorit, und mit groben Pinſel gemahlter Striche zu bilden. Doch kaum war es ge wagt, ſie als eigene Arten zu behandeln: ſo hatten ſich ſchon mehrere aus dieſem Gewirre geſondert. Hier waren auch am leichteſten Erfahrungen ans zugeben. Kennen wir ihre Raupen zwar nicht, ſo hat uns die Natur auf eine andere Art, was Species ſey, gelehret. Wir treffen eben dieſe Falter am haͤufigſten in der Begattung an. Nie hat man einen derſelben in der Freyheit mit dem andern, der Zeichnung nach verſchiedenen, gepaart gefun⸗ den. Bey einem fo auffallenden Kennzeichen des Sexus war es um fo mehr befremdend, wie man oft in deren Verbindung die Natur ſo wenig befragt. Noch haben ſich Irrungen eingeſchlichen. Eigene Beobachtungen waren daher bey ſo verworrenen Haͤndeln um ſo noͤthiger geweſen. Ich hatte mich ſeit verſchiedenen Jahren damit beſchaͤftiget. Ohne weitere Rück ſicht theile ich meinen Leſern diejenigen Bemerkungen mit, die mich hievon uͤberzeugend belehrt.

Ich behalte fuͤr dieſen Falter denjenigen Namen bey, welchen Herr Paſtor von Scheven a) demſelben bereits ertheilt. Man hat ſichs zur Res gel gemacht, dieſe dem Sphinx Filipendulae ähnliche Arten von Pflanzen zu benennen, auf denen ſich die Falter als ihrem aͤchten Gelage finden. Unſer gegenwaͤrtiger Schmetterling bedient ſich aber der Blumenſaͤfte der Lonicera im mindeften nicht. Ihre Kelche find viel zu lang dazu. Die Falter vers moͤgen nicht mit denen um ſo kuͤrzern Zungen den Nectar daraus zu ſaugen. Man wird ſie auch nie auf derſelben gewahr. Die Raupe hat man auf dieſer Pflanze auch keinesweges entdeckt. Doch es kommt auf dieſe Benen— nungen nicht an. Unſern Liebhabern iſt fie bereits gewohnt. Herr Fueß⸗

li

a) Naturforſch. obenangef. Orts.“ Sph. gem halten, wenn ich nicht beyde Arten oft Lonicerae. Dieſer unterſcheidet ſich von in der Begattung angetroffen, und jederzeit dem vorigen (Sphinx Filipendulae) blos da- gleiche mit gleichen gepaart gefunden haͤtte. durch, daß er nur fünf rothe Flecken hat. so HAEF F. Icon. Tab. 16. fig. 6.7.

Ich wuͤrde ihn fuͤr das Weibchen von ſelbi⸗

Sphinx adsc. Lonicerae. Der Rothfleck mit fünf Puncten. 185

li 5 meynt, es möchte dieſer Sphinx die Zygaena Fuluia des Herrn Fa— bricius ſeyn. Ich finde aber gar nicht die dorten bemerkten Charactere. Der Sphinx Lonicerae hat keine weißgefleckte Bruſt, (chorax cyaneus albo maculatus). Es mangelt auch der weißliche Saum der Flügel: (margo parum albicat). Charactere, die ſich bündiger auf den Sphinx Achilleae beziehen, den die folgende Tafel, nach beyden Geſchlechtern, meinen Leſern vor Augen legt. Das übrige iſt dorthin zu erzehlen verſpahrt. Auf der ſechzehenden Tafel der Regenſpurger Inſecten des Herrn Schäffers treffen wir von dieſem Falter eine ganz richtige Abbildung an. Wenn ſich aber Herr von Linne“ in dem Append. Synonym., unter dem Namen Sphinx Filipendulae, dahin beziehet, ſo wird dieſe Irrung niemand befremdend bedünken.

Ich habe nicht Urſache, hier Beweiſe für die Gattungsrechte deſſelben zu führen; ſie ſind längſtens auſſer Zweifel geſetzt. Ich habe dieſen Falter un— zähligemal in ſeinen Paarungen, die gewöhnlich ganze Täge dauern, gefun— den. Wir treffen ihn häufig in Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae an. Doch vermiſſen ihn viele Gegenden, die jenen ſehr zahlreich beſitzen. Auch hier iſt, wie bey erſtgedachtem Sphinx, das Männchen durch die mehr ins, Stahlblaue ſpielende Grundfarbe von dem Weibchen, das dieſelbe im Gemi— ſche vom Grünen hat, anffallend verſchieden. Auſſer der Gröſſe des Kör— pers iſt nach der Anzahl der Flecken und der übrigen Zeichnung nichts Ab— weichendes da. Die Farbe iſt gänzlich mit dem Sphinx Filipendulae einer- ley. Hier ſind nur fünf rothe Flecken vorhanden, da jener ſechs derſelben hat. Das erſte Paar nächſt an dem Körper iſt nach der Figur im minde— ſten nicht von jenem verſchieden. In dem zweyten iſt der eine Flecken gegen die Hinterflügel von beträchtlicher Gröſſe, öfters herzförmig geſtaltet. Anſtatt des dritten Paars gegen die Flügelſpitze iſt nur ein einzelner da. Er iſt von runder Geſtalt, und um vieles gröſſer, als die übrigen ſind. Die Hinter— flügel führen einen breitern Saum von ſtahlblauer Farbe. Abänderungen be— ziehen ſich lediglich auf die unterſchiedene Gröſſe dieſer Flecken, und auf das körperliche Maas des Zweyfalters ſelbſt. Man hat ihn um die Hälfte auch kleiner gefunden.

5) Ent. Mag. I. St. pag. 139. Es wird erinnerung zum II. St. pag. 299. werden dabey unentſchieden gelaſſen, ob derſelbe hingegen vom Herrn D. Amſtein deſſen eine eigene Art, oder nur Abänderung des Gattungsrechte wieder eingeräumt. Sphinx Filipendulae iſt. In der Nach-

II. Theil. A a

186 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Der drey und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX Absc. PILOSELLAE. Der Rothfleck mit breiten Strichen. Tab. XXIV. Supplem. VI. 8

Fig. 2. a. Der männliche, Fig. 2. b. der weibliche Zweyfalter, beyde nach der Ober- und Unterſeite.

Alis superioribus caeruleo virescentibus, maculis tribus oblongis dilatatis, inferioribus

rubris immaculatis. Fueßli Ent. Mag. I. St. p. 140. Tab. A, fig. 6. Sph. Pythia AB R., das Weibchen?

Auch von dieſem Falter iſt es nun genugſam erwieſen, daß er eine ei— gene Gattung iſt. Die untrüglichen Kennzeichen des Geſchlechtes legen es jedem Kenner vor Augen. Er iſt in unſern Gegenden zahlreich vorhanden. Man hat ihn in feiner Begattung, die im mindeſten nicht ſeltene Ereigniſſe ſind, öfters gefunden. Er zeigt ſich in Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae und erſtbeſchriebenen Arten an gleichen Plätzen. An einigen Orten aber it er ſehr ſelten, an andern gar nicht vorhanden. Das Männchen iſt, wie je— ne, nach der Grundfarbe verſchieden. Doch hat das Grüne des Weibchen keinen ſo beträchtlichen Abſtand, wie es erſtgedachte Arten ergeben. In bey— den fällt es mehr ins Schwärzliche aus. Die ganze Fläche iſt dünne mit Schuppen bedeckt, ſie iſt beynahe durchſcheinend. In wenigen Tagen gehet öfters dieſe Bekleidung gänzlich verlohren, und dann iſt kaum an der Grund— fläche etwas von den rothen Flecken übrig gelaſſen. Unter allen ähnlichen Ar— ten hat dieſer Falter die breiteſten Flügel. Sie ſind, wie die Abbildung be— lehret, an der Spitze mehr ſtumpf, und überdies nach beſonderem Ausſchnitt gebildet. Eine ſehr ſchmale Borte von dunkelblauer etwas glänzender Farbe

umgiebt den Rand ſämtlicher Flügel. Die vordern führen drey hochrothe

Flecken. Die beyden erſtern derſelben, oder die gegen den Körper find lang, und beynahe von gleicher Breite. Sie werden von den durchlaufen— den ſchwärzlichen Adern getrennt. Der dritte gegen die Flügelſpitze; er hat die beträchtlichſte Gröſſe, und iſt in die Fläche verlohren. Er ziehet ſich ein— wärts in keulförmiger Geſtalt zwifchen die beyden erſten hin. Oefters iſt der— ſelbe mit jenen zuſammengefloſſen, und nur durch die dazwiſchen ſich ziehende Adern getheilt. Die Bruſt, der Hinterleib, und die Fühlhörner ſind dunkel— ſchwarz, mit kaum merklich blaulichen Schiller. Letztere find auch an der Spitze um vieles ſtumpfer gebildet.

rr

Sphinx adsc. Scabiosae.

Der Rothfleck mit ſchmalen Strichen.

187

Von gepaarten Weibchen, wie nicht minder von jenem des Sphinx Lo-

nicerae habe ich öfters Ever in groſſer Anzahl erhalten.

übereinander in Klümpgen gelegt. Sphinx Filipendulae nicht Räupgen entwickelt. ften Häutung, verlohren. wintern.

Sie waren dichte

Ihre Geſtalt und Farbe iſt von jenem des verſchieden. Sie giengen aber in etlichen Wochen, noch vor der er— Es ſcheint, daß fie ſchon in dieſem Alter ſich über— In dieſer Geſtalt war kein bedeutender Abſtand zu bemerken.

Nach 44 Tagen hatten ſich die

Ich habe dieſe Gattung durch einen bekannten Pflanzennamen unterſchie—

den, da es mich unnöthig bedünkt, lange zu wählen. den Blüthen des Hieracium Pilosella gewöhnlich,

Wir finden ihn auf ohngeachtet auch andere

Gattungen dieſes Geſchlechtes, ſo wie die meiſten Syngeneſiſten ihm zum Auf—

enthalt dienen.

Herr Fueßli hat ihn für das Weibchen des Sphinx Py-

thia des Herrn Fäbricius erklärt a). Jener iſt, wie ich jetzt zu erzehlen

habe, eine ganz verſchiedene Speei s.

Der vier und dreyfi.fte europäiſche Abendſchmetterling.

Tab. XXIV.

SPHINX Absc.

Supplem. VI. SCABIOSAE.

Der Rothfleck mit ſchmalen Strichen.

Fig. 3. a. Eine Abänderung eines männlichen Falters.

Geſchlechtern nach den Flecken einerlei.

Fig. 3. b. Der weibliche, in beyden

Sämmtlich von der Ober- und Unterſeite.

Alis superioribus obsolete nigro-virescentibus; maculis tribus oblongis, rubris, binis

maioribus medio compressis (saepe interruptis); inferioribus rubris immaculatis.

FABRICOII Gen, Ins. Mant. pag. 275.

Zygaena Pythia.

Atra, alis antieis viridibus

maculis tribus oblongis approximatis sanguineis, postieis rubris,

Naturforſch. X. St. pag. 97.

Sphinx Scabiosae. SCHAEFFER Icon. Ius. Ratisb. Tab. 16, fig.

4. 5. Sphinx alis int. cauda simpl. 2.

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 113, 125. 127. 140. Tab. I. fig. 4. 5. a 2

a) Obenangef. Orts. Sphinx Pythia, das Weibchen? (Nur die groſſe Aehnlich— „keit dieſes und des vorhergehenden (Sph. „Scabiosae) läßt mich vermuthen, daß ſel— „bige nur dem Geſchlecht nach von einander „verſchieden ſeyen ꝛc. Auch dieſe drey „Schwärmer fig. 4. 5. 6. (nebſt dieſem

„auch der Sphinx Pilosellae), bin ich ge= „neigt, nur für eine, dann aber auch für „eine von den drey vorhergehenden (Sphinx „Lonicera und Filipendulae mit gröſ— „ſern und kleinern Puncten) ganz verſchie— „dene Art zu halten ꝛc.,

188 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Der Sphinx Scabiosae, ſo hat ihn Herr von Scheven a) von ſeinem gewöhnlichen Aufenthaltsort ganz bündig geheiſſen, war lange unſern Kennern ein räthſelhaftes Geſchöpf. Men hat ihn bald für das Weibchen des Sphinx Filipendulae, bald für eine Abänderung des Sphinx Pilosellae oder für deſ— ſen Serus erklärt. Durch öfters beobachtete Paarungen haben ſich endlich die eigenthümlichen Rechte feiner Gattung erprobt. Er kommt mit erſtern Ar— ten zu gleichen Zeiten zum Vorſchein. Doch haben ihn viele Diſtriete in Teutſchland, und auch unſer Franken nicht.

Der Sphinx Pilosellae kommt ihm in der Aehnlichkeit am nächſten. Er iſt aber in ſehr weſentlichen Stücken wieder von ihm verſchieden. Die Flü— gel ſind an dieſem um vieles ſchmäler, und am Ende ſpitziger geformt. Die Schuppen ſind noch ſparſamer, als an jenem, aufgetragen. Die Grundfar— be iſt nicht grün, ſie iſt ein dunkles Gemiſche, eine ſchwärzlich blaſſe Schat— tirung. Die Flecken ſind von dünne aufgetragenem Roth. Ihre Geſtalt giebt den beträchtlichſten Abſtand. Die durchlaufende Sehnen ſondern das erſte Paar nächſt an dem Körper ab. Hier iſt derſelbe gegen den äuſſern Rand des Flügels ſehr ſchmal; der nächſt den Hinterflügeln aber um vieles brei- ter. Er iſt noch überdies in der Mitte verdünnt. Der dritte von der Flü— gelſpitze iſt oval geformt, keineswegs wie bey dem Sphinx Pilosellae am Ende verbreitet, noch in die Fläche verlohren. Die Fühlhörner ſind auſſeror— dentlich ſchmal. So geſchmeidig hat ſie noch keiner der rothfleckigten Sphinxe gehabt.

Dieſe Beſchreibung beziehet ſich lediglich auf diejenige Abbildung vorlie— gender Tafel, welche ich mit fig. 3. b. bezeichnet. Sie ſtellet einen weibli— chen Falter dieſer Gattung vor. Nach der Grundfarbe iſt deſſen Männchen ſo wenig, als nach der Anlage der Flecken, verſchieden. Höchſtens iſt es von minderer Gröſſe, und etwas dunklerer Farbe. So haben mich die Paa— rungen vielfältig belehret. Allein, wir treffen auch einen Falter von der ab— weichenden Art an, wie fig. 3. a. einen derſelben vorgeſtellet hat. Dieſer iſt nach dem Geſchlecht ein Männchen. Hier find die Flecken abgefondert, nicht

a) Naturforſch. obenangef. Orts. “Sph. ſchlieſſe ich daraus, weil dieſer Vogel in Scabiosae. So nenne ich denjenigen, wel- hieſigen Gegenden gar nicht angetroffen cher drey lange rothe Flecken auf den Ober- wird; Sphinx Filipendulae aber demohn— flügeln hat. Es wird dieſer Vogel von man- geachtet ſein Geſchlecht hieſelbſt auf eine chen, z. E. vom Scopoli für das Weibchen rechtmäſige Art fortpflanzet. Abbildungen vom Sphinx Filipendulae gehalten. Es ge- ſtehe in Herrn R. scuarrrer Icon. ſchiehet ihm aber hierinnen unrecht. Dieſes Tab. 16. fig. 4. 5.

Sphinx adsc. Achilleae. Der Rothfleck mit fünf eckigten Mackeln. 189

in einzelne lange, wie an jenem, verbunden. Die Grundfarbe ift um etwas dunkler. Er wurde in der Paarung mit einem Weibchen gefunden, das eben ſchon verflogen, und wo es nicht zu entſcheiden geweſen, ob es eben mit die— ſem Sphinx Scabiosae einerley Zeichnung gehabt.

Einzeln iſt mir derſelbe verſchiedentlich vorgekommen. Das Gewiſſe bin ich noch nicht zu entſcheiden vermögend, ich muß es auf weitere Unterſuchung verſparen. Genug, daß der Sphinx Scabiosae wirkliche Gattung iſt, wenn ſich auch jener als Abänderung oder weſentlich verſchieden ergiebt.

Der fünf und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ıansc. ACHILLEAE. Der Rothfleck mit fünf efigten Mackeln.

Tab. XXV. Supplem. VII.

Fig. J. a. Der weibliche, Fig. 1. b. der männliche Zweyfalter. Beyde nach der Ober- und

Unterfeite. Sphinx adsc, nigra, thorace, annulo lineisque duabus lateralibus albidis, alis superioribus pallide viridibus, maculis latis quinque, rubris, inferioribus rubris immaculatis.

FABRIcII Gen, Ins. Mant. pag. 275. Zygaena Fulma. Cyanea, alis anlieis viridibus, punctis quinque rubris, postieis sanguineis immaculatis,

Der Sphinx Achilleae iſt eine ganz neue Entdeckung in unſerm Fran— ken. Wir haben ſie den Bemühungen des Herrn Kammerrath Jung zu Uf⸗ fenheim zu danken. Bisher hat ſich dieſer Falter nur an einem einzigen Platz in daſiger Gegend, obwohl in beträchtlicher Anzahl, gezeigt. Er fand ſich auf einer Wieſe in lichten Waldungen, in Geſellſchaft des Sphinx Caffra und andern ähnlichen Arten. Ich habe ihm den Namen von einem Pflan— zengeſchlecht gegeben, deſſen Gattungen das Millefolium und Ptarmica dem— ſelben zum gewöhnlichen Aufenthalt dienen. Deren Blüthen ſind ihm, ſo wie den meiſten Gattungen feiner Horde, die gewöhnlichſte Kofi. Vielleicht iſt er in andern Provinzen Teutſchlands bekannter. Es ſcheint, Herr Sco— poli habe ihn ſchon als eine Abänderung des Sphinx Filipendulae gekannt 4).

A a 3

a) Ent. Carn. pag. 190. Sphinx Fili- ne gröſſere Flecken der Oberflügel deutlich pendulae. “Variatthorace canis pilis to- vorhanden. Herr Fueßli ziehet dieſe Stelle mentoso, maculis duabus posticisalae an- Ent. Mag. I. St. p. 127. auf nr. 4. feines ticae in vnam coadunatis.,, Hier find die Sphinx Scabiosae, auf welchen aber dieſe weißlichen Haare der Bruſt, und der einzel- Merkmale im mindeſten nicht paſſen.

190 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Herr Fabricius hingegen hat unter obſtehendem Namen, der Zygaena Ful- uia 5), denſelben kenntlicher geſchildert. Er hat an ihm fünf rothe Flecken der Oberflügel, eine weißgefleckte Bruſt, und einen blaſſen Saum ſämtlicher Elügel bemerkt. Kennzeichen, die wir gerade bey dieſer, und ſonſt keiner andern Gattung finden. Doch werden wir dort auf eine Abbildung der Re— genſpurgiſchen Inſeeten verwieſen, wo wir eben dieſe Kennzeichen ſämtlich ver— miſſen. Es iſt jener bekannte Falter mit dem rothen Ring, der Sphinx Pen- cedani, der in nächſtfolgender Tafel erſcheint, dorten gemahlt. Jener füh— ret dieſe Zierde nicht. Herr Fabrieius hat ſie auch in den Characteren gar nicht bemerkt, und ſonſt iſt der Abſtand in beyden noch ſehr beträchtlich. Al— lein hier, wo öfters genaue Abbildungen nicht hinreichend ſind, können dem

berühmten Verfaſſer dieſe Irrungen nicht zur Laſt gelegt werden.

Ich habe ſchon oben erwähnt, daß Herr Fueßli vermuthet, dieſe Zy-

gaena Fuluia ſeye der Sphinx Lonicerae c). Strittigkeiten, bedünkt mich, ſeyen nun beygelegt.

ihn genauer beſchreibe.

Die deßhalb entſtandenen Es iſt nöthig, daß ich

Die Bruſt iſt auf gleiche Art gezeichnet, wie fie der Sphinx Caffra hat. Sie führet gegen den Kopf einen gedoppelten Saum von weiſſer Far⸗

0 5 : | x { I 0 0 ich 0 8 be, und zur Seite gegen die Flügel zwey dergleichen Häckgen

len öfters mehr ins Grauliche aus.

Dieſe fal⸗

Schon dadurch iſt dieſer Sphinx von

allen bekannten ähnlichen Arten weſentlich verſchieden. Die Fühlhörner find

5) Obenangef. Orts. Ich füge die Be— ſchreibung bey. Sphinx quinta soHAR PF. Icon. Tab. 7. fig. . „Habitat in Austria D. scnuvrz. Nimis affinis Z. Filipen- dulae. Antennae extrorsum crassiores, atrae. Thorax cyaneus, albo maculatus (dieſen Character hat derſelbe auch dem Sph. Caffra oder deſſenCarniolica beygelegt. Bey⸗ de Falter führen dieſe weiſſen Flecke oder Striche auch auf einerley Art). Abdomen caerulescens, immaculatum. Alae anti- cae virides maculis quinque sanguineis duabus baseos connatis. Margo parum albicat. Posticae sanguineae, immacula- tae. Subtus concolores. ,

e) Ent. Mag. I. St. pag. 139. Tab. I. fig. 1. Fünffleckigter Steinbrechſchwärmer. Sphinx Scabiosae, an Zygaena Fuluia

FABRICIT® Er bemerkt indeſſen die Irrung wegen des Schäfferiſchen Citats, Anz merk. pag. 114. “abdomen caeruleum im- „maculatum, ſagt Fabricius, und doch „finde ich in meinem Schäfferiſchen Werke, „bey dem vom Fabricius angeführten „Schwärmer den drittletzten Ring des Hin— „terleibes roth, Ueberdies iſt dieſer Schäf— „feriſche Schwärmer nach Herrn Paſtor von „Scheven Beobachtung das Männchen „vom Sphinx Ephialtes.,, Auf den Cha— racter thorax albo maculatus, den keiner der eben erwähnten führt, hat Herr Fueßli nicht Rückſicht genommen. Pag. 135. wird dorten bey dieſen Verwirrungen wohl mit Recht die Klage erhoben: „Was ſoll nun „aus Sphinx Filipendulae mit dem rothen „Ring gemacht werden!,

Sphinx adsc. Peucedani. Der Haarſtrangſchwärmer. 194

am Ende gerundet, und jo wie der Hinterleib, der Kopf und die Bruſt von ſchwarzer ins Stahlblaue glänzender Farbe. Die Füſſe find weißlich gelb von auſſen; doch gegen die innere Seite etwas blaulich angelaufen. Die Flügel haben eine etwas dünne Bedeckung mit Schuppen. An dem Weib— chen iſt das Grünliche der Grundfarbe noch mehr mit Gelb gemiſcht. Das Männchen hat ſie blau, doch fällt es mehr ins Schwärzliche aus. Es läßt düſter, ohne merklichen Glanz. Sämtliche Flügel ſind mit einem ſehr ſchmalen Saum von ſchwärzlichem Blau umzogen, den vollends eine weiß: liche Borte begränzt. Sie iſt ſehr fein, und in der Abbildung kaum aus— zudrücken geweſen. Die rothen Flecken der Vorderflügel ſind von ganz ei— gener Lage und Form. Das erſte Paar derſelben nächſt der Bruſt hat zwar eben die Geſtalt, wie fie der Sphinx Filipendulae und Lonicerae ha- ben, doch ſind ſie breiter, und um vieles mehr verlängert. Das mittlere Paar iſt von ungleicher Geſtalt. Der Flecken gegen die innere Seite hat nemlich eine beträchtliche Gröſſe. Er iſt mondfärbig, an einigen Exempla— ren mehr rhomboidaliſch geſtaltet. Ich habe ihn auch, obwohl nur in ei— nem einzigen Stück, mit dem innern Flecken des erſten Paars zuſammen— hangend bemerkt. Nach dieſem zweyten Paar kommt eine einzelner in der Mitte gegen die Flügelſpitze. Er iſt unter allen der größte. Ich habe ihn nie im Zuſammenhange mit erſtern gefunden, er iſt beträchtlich von jenen getrennt. Gegen die Breite des Flügels hat er eine ſchräge Richtung, ſei— ne größte Ausdehnung iſt gegen den äuſſern Rand. Sämtliche Flecken ſind nicht ſcharf begränzt, doch auch nicht in die Grundfläche verlohren. Die Unterſeite iſt um vieles bläſſer gefärbt.

Der ſechs und drepfigfte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ansc. PEYVCEDANI.

Der Haarſtrangſchwärmer. Der Rothfleck mit ſechs Puncten, und einen Ring auf dem Hinterleib. Tab. XXV. Supplem. VII.

Fig. 2. a Der männliche Zweyfalter. 8. Die Chryſalide. yy. Zwey Raupen nach ver— ſchiedener Lage auf einem Blüthenſtengel des Peucedanum oflicin. &. Das Ge— häuſe der Chryſalide.

Atra, abdomine eingulo rubro, alis superioribus maculis sex rotundatis rubris, inferiori- bus rubris in maculatis.

Röſel Inf. Bel. I. Th. Tab. 57, fig. 6. (Das Weibchen.)

192 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

SCHAEFFER Icon. Ins. Ratisb. Tab. 74. fig. 1. Sphinx alis integris cauda

simp. 5.

Bey Erzehlung der Naturgeſchichte dieſes Falters muß ich meinen Leſern zuvor jene Strittigkeiten in Erinnerung bringen, die ich in Beſchreibung des Sphinx Ephialtes erwähnt. Beyde Gattungen ſind in dieſem Gewirre am genaueſten verbunden. Dorten habe ich den Anfang ihres Proeeſſes gedacht, hier iſt der Abſchluß deſſelben. Man hatte ihn, wie geſagt, für Abänderung des Sphinx Filipendulae, oder für einen oder den andern Serum deſſelben erklärt. Er wurde endlich zum Männchen des Ephialtes gemacht. In un— ſerm Syſtem iſt es frey geſtellt, dieſer oder jener Gattung letztern Namen zu geben. Dies beyſeite lieget mir ob, hier die eigenthümlichen Rechte feiner Species nach unſtrittigen Merkmalen vor Augen zu legen. Man hat in dem Bau der Gliedmaſſen, auſſer allem Zweifel, die Kennzeichen beyder Geſchlech— ter bemerkt. Der rothe Ring des Hinterleibes fand ſich in dem einen wie dem andern. Er iſt weſentlich und ohne Ausnahme vorhanden. Auch hier ift der Unterſcheid in dem Blauen und Grünlichen der Grundfarbe gelaſſen. Es iſt ſogar noch auffallender, als in irgend ähnlichen Arten. Unſere vor— liegende Abbildung ſtellet ein Männchen vor. Das Weibchen iſt nach körper— lichem Umfang gröſſer und dicker geſtaltet; es hat eine Miſchung von Grün. Zur Abbildung, bedünkte mich, ſey es gerade nicht erheblich geweſen, da das Aehnliche aus voriger Tafel, bey gleichen Arten, eben ſchon deutlich ge— worden. Die Anlage der Flecken auf den Oberflügeln iſt keinesweges mit de— nen, wie ſie der Sphinx Filipendulae hat, ganz von übereinſtimmender Art. Das zweyte oder mittlere Paar hat ſie in breiterm Abſtand getrennt. Sie ſind von ungleicher Gröſſe und Form. Nach der Farbe iſt das eine, wenig— ſtens wie hier an dem Männchen, mehr blaß faſt roſenſarb bemahlt. Die Flecken des dritten Paars ſind in noch breitern Zwiſchenräumen von einander geſondert. Der gegen den innern Rand iſt hier von beſonderer Gröſſe. Auch die Unterſeite iſt abweichend gezeichnet. Bey dem erſtgedachten Falter iſt die Grundfarbe blaß, ins Gelbliche verlohren; hier hat ſie mit der von auſſen einerley Miſchung. Die Flecken ſind nicht verblichen, ſie ſind deutlich begränzt. Die Länge hin ziehet ſich ein blaßröthlicher Streif. Der Kopf, die Fühlhör— ner, und der Leib, ſind nach der Farbe von jenen nicht verſchieden. Seine Raupe legt uns vollends die unſtrittigen Beweiſe des weſentlichen Unterſcheids vor Augen. Ich habe dieſe ſo wichtigen Beyträge der Gütigkeit eines der größten Naturforſcher, des berühmten Herrn Profeſſor Pallas in Petersburg zu danken. Vorliegende Tafel ſtellet die genaueſte Abbildung derſelbigen vor,

die

Sphinx adsc. Peucedani. Der Haarſtrangſchwärmer. 193

die ich von da erhalten. Ich theile zugleich meinen Leſern die beyge— fügte Beſchreibung mit, die uns auf das bündigſte ſeine Naturgeſchich— te erzehlt. Dieſe ſo gründliche Erfahrungen beſtätigen es genugſam, daß unſer vorliegender Falter eine eigene Gattung iſt. Bey zahlrei— cher Erziehung der Raupe, iſt er dieſen Nachrichten zufolge, in der Zeichnung unverändert geblieben. Nie iſt daraus jener Ephialtes der XVII. Tafel zum Vorſchein gekommen. Da ich jenem Falter nach den Characteren dieſen Namen gelaſſen, ſo war hier eine andere Be— nennung nöthig. Ich entlehne fie von ſeiner Futterpflanze, dem Peu- cedanum offieinale, von der ſich die Raupe nährt a). Ob ſich aber ſeine Raupe bey uns an dieſe allein, oder auch zugleich an andere Pflan— zen gewöhne? das haben uns künftige Erfahrungen zu lehren. Hier ſind die ausführlichen Nachrichten dieſes groſſen Gelehrten, die uns bündig unterrichten.

Der Sphinx Ephialtes, den der Herr von Linne“ durch den „Herrn Hofrath Schreber kennen lernte, und der auch beym Schäf⸗ 75 fer auf der 71. Platte der Ins. Ratisb., ingleichen ſchon beym „Rösel im . Theile zweyter Phalänenklaſſe Tab. 57. fig. 6. abge⸗ bildet iſt, wird in den Steppen des ſüdlichen Rußlands häufig an— „getroffen. Auf eben dieſen Steppen iſt an vielen Orten Peuceda- „num officinale gemein, an deſſen Kraut man zu Ausgang des May- „monaths die Raupen häufig finden kann. Sie haben mit den Raus „pen des Sphinx Filipendulae viele Aehnlichkeit, ſind auch eben ſo „groß. Ihr flaches papierartiges Geſpinſt und die Puppe ſind eben— „falls wie an der nächſtverwandten Art. Bald nach Anfang des „Junius ſchicken ſich die Räupgen nach und mach zur Verwandelung „an. Man findet ſie aber von ſehr ungleichem Alter, ſo, daß noch „tief in dem Junius hinein unverwandelte Raupen vorhanden ſind. „Diejenigen, welche ich im Jahr 4769. um die Samara und die

a) LINNE S. N. Tom. II. pag. 208. uns wird ſie der Haarſtrang geheiſ— gen. 336. Peucedanum officinale. Bey ſen.

II. Theil. B b

194 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

„mittlere Gegend des Jaiks ſammelte, haben alle innerhalb achtzehen „bis zwanzig Tagen nach dem Einſpinnen die Eulchen gegeben, wel— „che ſich beſtändig durch den rothen Ring des Unterleibes von der „Nebenart unterſchieden. Die Grundfarbe der Raupe iſt blau— „lich weiß, oder poreellanfärbig, und auf jedem Abſatz zur Rechten „und zur Linken je ein ſchwarzer und gelber Punet. Die Härchen „ſehr ſanft, zart und weißlicht.,,

Dieſe gründlichen Erfahrungen ſind es, die nun alle Zweifel ob dem Zufälligen dieſer Falterart entſcheiden. Sie geben überzeugende Beweiſe, daß er eine eigene Species iſt. Für die Zeiten eines Rö— ſels war es nicht, dieſe ähnlichen Arten mit aufmerkſamen Blicken un— terſuchen zu können. Er hat von den geſamten unächten Sphinxen nur den Filipendulae in Abbildung geliefert. Da wurde freylich nicht an ſyſtematiſche Genauigkeit gedacht, noch daß ein rother Ring etwas bezeichnendes ſey. Es kam ihm vielleicht ein Weibchen gerade in die Hände, und ſo muſte es der Sexus jener Gattung werden. Herr von Scheven, der dieſen Sphinx für das Männchen unſeres obenbeſchriebenen Ephialtes gehalten, hatte nur einzelne Raupen erzo— gen. Sie können ſich ähnlich ſeyn, ſie wurden vielleicht, ehe ſie ſich verwandelt, nicht in dieſer Abſicht auf das genaueſte unterſucht. Wäre es auch ſo, haben wir Erfahrungen genug, daß gleichende Raupen, wie z. B. die Ocellata und Populi ſind, doch verſchiede— ne Falter ergeben.

Ich kann mich noch auf die Erfahrungen eines berühmten Ken— ners berufen, in deſſen Gegenden dieſer Sphinx Peucedani etwas Ge— meines iſt. Nie fand ſich da ein Sphinx Filipendulae mit demſel— ben gepaart; nie hat ſich noch der Sphinx Ephialtes Tab. 17. daſelb⸗ ſten jemahlen gezeigt. Wenn ſich aber in andern Plätzen nur ein einzelnes Weibchen oder Männchen fand; ſo ſcheint dies eben nicht be— fremdend zu ſeyn. Es iſt bey mehreren Gattungen gewöhnlich. Zu Uffenheim hat ſich ſeit verſchiedenen Jahren nur ein einzelnes Exemplar dieſes Falters entdeckt. In der Gegend von Erlangen ſind ſie alle

Beyträge oder Supplemente zu den Abendſchmetterlingen. 195

Jahre um ſo häufiger da. Die Männchen kommen an ſich bey den mehreſten Gattungen am ſeltenſten vor. Das Original der vor— liegenden Abbildung habe ich, nebſt verſchiedenen Bemerkungen, die ich hier benutzet, aus der ſchon öfters gerühmten Sammlung des Herrn Hofrath Rudolphs mitgetheilt erhalten.

Tab. XXV. Supplem. VII.

Sphingis adsc. Lonicerae Variet.

Eine Abänderung des Rotfleck mit fünf Puncten.

Fig. 3. Der Zweyfalter von beyden Seiten.

Mit dieſem Namen bezeichne ich gegenwärtigen Falter, den ich bisher nur einzeln gefunden. Er kommt dem Sphinx Lonicera nach der Zeichnung und der Anzahl ſeiner Flecken am nächſten. Die Gröſſe iſt, wie meine Leſer erblicken, für Abänderung beynahe zu klein. Es iſt auch im übrigen keine ganz bündige Uebereinſtimmung mit jener vorhanden. Die Grundfarbe iſt ſchwärzlich, kaum mit Blau ge— miſcht. Das Rothe der Flecken ſowohl, als der Hinterflügel, iſt ſehr blaß. Sie ſind noch überdieß von etwas veränderter Form. Ich habe ſonach nöthig, nähere Erfahrungen abzuwarten, um das Gewiſſe entſcheiden zu können.

Dieß find diejenigen Sphinxe unſeres Welttheils, die ich, bis auſſer dem Celerio, nach Originalen in Abbildung vorzulegen vermö— gend geweſen. Sie ſind zugleich der ſämtliche Vorrath. Neuere Ent— deckungen, die ſich bereits bekannt gemacht, habe ich auf die Fortſe— gung zu verſparen. Nach den Abbildungen, die ich vorgelegt, ha— ben ſich unter dem Namen der Abänderung zwey eigene Gattungen er— geben. Wir haben ſie in der Anzahl dieſes Geſchlechtes mit in Anſatz zu bringen. Es iſt ſonach

B b 2

196 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge.

Der ſieben und dreiſigſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ALIS INTEGR. ANO SIMPL. LIVORNICA.

Der Celerio von Livorno. g

Alis superioribus griseis, vitta pallida venis albis; inferioribus rubris nigro fasciatis, segmentis abdominis fusco alboque tesselatis.

Er iſt Tab. VIII. fig. 4. abgebildet, und pag. 87. und 88. beſchrieben. Ferner

Der acht und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX ADSC. TRANSALPINA.

Der Rothfleck mit ſechs kleinern ſchwarzgerandeten Puncten.

Alis cyaneis, maculis sex rubris minoribus nigro marginatis; inferioribus im- maculatis rubris limbo caerulescenti,

Auf der XVI. Tafel ift er nach fig. F. in Abbildung vorgeſtellt, und pag. 138. ſeine Beſchreibung beygebracht worden. Mit dieſem Fal— ter zehlen wir gegenwärtig zwölf der unächten Sphinxe europäiſcher Ar- ten. Sie ſind nach ihrer natürlichen Stufenfolge zu ordnen. Ich mache mit dem Sphinx Phegea dem größten, der ſich eben durch die weiſſen Flecke auszeichnet, den Anfang, und ſchlieſe mit dem einfärbi— gen Sphinx Statices. Sie kommen ſonach in folgende Reihe zu ſte—

hen. Sphinx Phegea. Ephialtes Filipendulae, Transalpi- na. Peucedani. Lonicerae. Achilleae. Scabiosae. Pilosel- lae. Caffra Fausta. Statices. Dieſer letztere ſcheint noch

auf lange Entdeckungen hin, die Gränze des Geſchlechts der Sphinxe zu ſeyn. Wenigſtens haben ſich hier bey dem Schluß des zweyten Theils der Schmetterlinge noch keine Anſtände deßhalb ergeben.

| Fortſetzung | ‚der europaͤiſchen Schmetterlinge.

Zweyter Abſchnitt. Zu dem Geſchlecht der Abendſchmetterlinge,

oder

Fortſetzung des zweyten Theils.

Tab. XXVI. oder Cont. I.

Das Männchen zu Sphinx Quercus. (Zu Tab. XIX. Suppl. I. II. Th. pag. 164.)

Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten.

F. vorerwähnter Beſchreibung dieſes noch jetzt ſehr ſeltenen Falters iſt deſſen Geſchlechtsunterſchied nicht angezeigt worden. Er war noch damals ſelbſt Kennern, die ihn in ihren Gegenden haben, nicht genugſam bekannt. Die berühmte Sammlung des Herrn Gerning hat mir auch hierin Aushülfe verſchafft. Ich habe von deſſen ſchon öfters gerühmter Güte das in Abbildung hier vorliegende Männchen mitgetheilt erhal- ten. Der Abſtand iſt in der That beträchtlich, er beweißt die eigenen Gattungsrechte deſſelben. Die Fühlhörner ſind ſehr lang, und von beſon— derer Stärke. Der Stiel iſt weiß, und die rippenförmige Einſchnitte ſind von brauner Farbe. Der Grund des ganzen Körpers iſt mit blaſſem ins Gelbe fallendem Grau angelegt. Auf der Oberſeite der Vorderflügel zeigt ſich anſtatt der braunen Binde ein ſchwärzlich verlohrener Schatten. Die Hinterflügel haben mehr Roſenroth als das Weibchen, gegen den Rand aber einen gleichlaufenden Saum von blaſſem Ockergelb. Das übrige läſſet ſich leicht aus der Vergleichung des auf der XIX. Tafel abgebildeten Weib⸗ chens erſehen. Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. [Cc]

198 ee der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. Tab. XXVI. Cont. I. Abänderung des Sph. Oenotherae. (Zu Tab. XX. Suppl. II.)

Fig. 1. Mit gelber Binde. Fig. 2. Mit einer dunkelbraunen. Beyde von der Ober- und Unterſeite.

Bey den Abänderungen des Sphinx Oenotherä wird man gleiche Ver⸗ ſchledenheit, wie an dem Sphinx Tiliae, gewahr. Er zeigt ſich nach der Farbe des verlohrnen Schattens in dem Rand und nach der Binde der Oberflügel in gleicher Miſchung des Röthlichbraunen, Grünen und Gelben. In der düſtern Anlage hingegen, wie die zweyte Figur erweißt, hat man den Lindenvogel noch niemalen geſehen. Beyde Falter geben ſo viel Eigenes zu erkennen, daß ſie faſt weſentlich verſchiedene Gattungen bey dem erſten Anblick bedünken. Allein von dem Falter der dritten Figur haben mich eigene Erfahrungen des gewiſſern belehrt. Seine Raupe war von der, wie ſie auf der XX. Tafel in Abbildung beygebracht worden, im mindeſten nicht verſchieden. Sie fand ſich unter einer beträchtlichen Anzahl von gleichem Alter und Wuchs, ohne etwas Eigenes zu erkennen zu geben, mit ein. Wie ich ſchon erwähnt, hat man die Raupen des Sph. Oenotherae auch von grüner Farbe öfters gefunden. Die auskommenden Falter hingegen, waren mit dem vorhin beſchriebenen ganz übereinſtimmend . Ich habe vorliegende Varietäten nun kürzlich zu beſchreiben.

Der Falter nach der zweyten Figur wurde bereits vor fünf Sohlen zu Frankfurt am Mayn im Freyen gefangen. Er findet ſich als eine vor- zügliche Seltenheit in der Sammlung des Herrn Gerning. Der Leib iſt von düſterm Grau. Die Vorderflügel führen an dem äuſſern Rand einen dunklen in die Fläche verlohrenen Schatten. Die Binde iſt ſchwarz, mit kaum merklichem Grün vermengt. Die Unterſeite iſt bis auf ein e lichtgrau, faſt gänzlich mit ſchwärzlichem Braun bezogen.

Von dieſem weicht die Abänderung nach der dritten Figur um fo beträchtlicher ab. Hier nehmen wir im Gegentheil eine ganz helle Miſchung der Farben gewahr. Nur der Rand iſt etwas mit ſchwärzlichem Schatten geſäumt. Die Binde führt ein leichtes Ockergelb, doch iſt ſie dunkler, als die Grundfarbe der Oberſeite der Hinterflügel, die mit ſchönerm Gelb be mahlt erſcheinet. Der ſchwarze Punkt in der Mitte nimmt ſich darauf um fo deutlicher aus. Der Leib iſt grau, und zur Seite mit Braunem ange flogen. Er endiget ſich mit einem Büſchel, dichte beyſammenſtehender Schup⸗

Das Männchen des Sphinx Nerii. 199

pen, in ſpitziger Form. Zur Seite aber ſind zwey abgeſonderte Parthien wahrzunehmen. Sie ſind von dunkelbrauner Farb. Bey der Erziehung haben ſich dieſe Arten niemalen vollkommen entwickelt. Sie ſind in der Chryſalide, wie ihre Enthüllung gezeigt, gänzlich erſtickt. Doch hat Herr Kammerrath Jung denſelben vollftändig erzogen. Ich habe die Abbildung nach einem vom Herrn Gerning ſchon im abgewichenen Jahr mir zuge: ſendeten Original genommen.

Tab. XXVII. Cont. II. Das Maͤnnchen des Sphinx Nerii. (Zu Tab. IV.) Die Raupe nach einer Abänderung, auf einem blühenden Zweig des gefüllten Oleanders. Fig. 2. Der männliche Falter. Der von unſern Liebhabern ſo ſehr geſuchte Oleandervogel iſt noch jetzt eine eben fo ſeltene Erſcheinung als vorhin geblieben. Man hat feine eige- nen Wohnplätze ſo wenig als vorhin ausfindig gemacht. Auch Italien, das die ihm anſtändige Futterpflanze in ſo groſſer Menge erzeugt, beſitzt denſel— ben nicht zahlreicher als unſere Gegend. Verſchiedene Liebhaber hatten ver— gebliche Mühe verwendet, von da ihn beyzubringen. In Oeſterreich haben ſich ſeitdem verſchiedene entdeckt. Daß derſelbe einige Jahre hindurch— ſich in der Gegend von Nürnberg an einerley Orten gezeigt, iſt doch für unſere Beobachtung ein merkwürdiger Umſtand. Röſel erhielte ihn von daher zuerſt, nachgehends kam er andern Liebhabern faſt jährlich, jedoch nur einzeln, zu Handen, Es glückte dem in der Mahlerkunſt ſo berühmten Herrn Lang, in den Beſitz deſſelben zu kommen. Er fand zu verſchiedenen malen die Raupe in einigen Gärten auf der gewöhnlichen Futterpflanze der Baum— roſe. Vor drey Jahren erhielt er fünf derſelben. Sie wurden glücklich erzogen, und es entwickelten ſich noch in dem nemlichen Jahr die vollſtändi⸗ gen Falter daraus. 5 wurden in anſehnlichen Preiſen verkauft ). Er [Cc 2

Fig. 1.

a) Das erſte Eremplar hatte der Herr Verleger im Werth von 235 fl. erhalten; das andere wurde in Nürnberg für 30 fl. verkauft. Zwey übernahm Herr Ger— ning, das Stück zu 3 Carolin. Das fünf- te wurde auswärts für 7 Louisd'or ver- kauft. Anſehnliche Preiſe! Wie

mir erſt kürzlich ein Freund in Wien gemeldet, ſind im abgewichenen 1781. Jahr, 15 dieſer Falter daſelbſt gefangen worden. Sie ſtehen in dem Preis, das Stück zu 20 fl. Wiener Cour. zum Ver⸗ kauf, und ſind ſo vollſtändig als man ſie wünſcht.

200 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile.

hatte die rühmliche Sorgfalt, nach eigener Kunſt die Raupe und den männlichen Falter auf das genaueſte abzubilden. Beyde find mir als ſchätz⸗ bare Beyträge von ihm mitgetheilt worden. Ich habe ſie auf gegenwärtiger Tafel meinen Leſern vor Augen zu legen.

Mich bedünkt zur Anzeige einer ſo genauen Abbildung keine weitere Erklärung nöthig zu haben. Sie weicht von den Rösliſchen Zeichnungen beträchtlich ab. Die Grundfarbe dieſer Raupe iſt von blaſſem Grün, über dem Rücken aber weiß, das ins Röthliche oder Fleiſchfarbene fällt. Die Sei- tenſtreife ſind noch heller angelegt. Verſchiedene einzeln zerſtreute und gerun— dete Punkte von gleicher Farbe, nehmen ſich auf der Fläche ſehr deutlich aus. Die vordern Ringe find hellgelb, und die beyden augenförmigen Flek— ken führen einen nierenförmigen Sehſtrahl in der Mitte. An ſich iſt dieſe Raupe vor allen andern durch erſtgezeigte Merkmale ſchon kenntlich genug, ſo verſchieden ſie auch in Abänderungen iſt.

Die Bildung des männlichen Falters weichet von dem weiblichen ab. Der ganze Körper iſt geſchmeidiger gebildet. Die Farben zeigen ſich auf der Fläche der Oberſeite der Vorderflügel in einem ſanft verlohrenen Gemiſche des Grünen und Weiſſen. Dennoch iſt erſtere Farbe um vieles mehr als an jenen erhöht. Die Unterſeite iſt blaß, ſie hat das Röthliche nicht, wie wir ſolches an dem Weibchen ſehen. Die Endſpitze des Hinterleibs bildet einen gerundeten Schopf dicht übereinanderliegender und verlängerter Schup⸗ pen. In der Mitte iſt derſelbe durch einen dunkelgrünen Flecken verſchö—⸗ nert. Füſſe und Fühlhörner ſind von gilblichem Lichtgrau.

Tab. XXVII. Cont. II. Eine Ausart des Sphinx Elpenor. (Zu Tab. IX.)

Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten.

Man hat den Sphinx Elpenor, bey ſehr zahlreicher Erziehung, doch be— ſtändig von einerley Farbe und faſt unverändert gefunden. Eine ſo ſeltſame Ausart, welche ich meinen Leſern hier vorlege, verdient daher unſere Auf— merkſamkeit um ſo mehr, da ſie vielleicht die einzige iſt, welche ſich nach dieſer Farbe von dem Weinvogel bekannt gemacht. Sie wurde um einen Preiß ver kauft, um welche anſehnliche Juwelen zu ſtehen kommen 5). Es fand ſich dieß

6) Sie kam in dem baaren Preiß von Gerning, wo ſie noch verwahret wird. 9 Louisd'or in die Sammlung des Herrn

Das Maͤnnchen des Sphinx Gelerio 201

Exemplar zu Frankfurt am Mayn, und iſt jetzt eine der vorzüglichſten Zierden der ſo koſtbaren Sammlung des Herrn Gerning. Aus einer beträchtlichen Anzahl von Raupen, welche zugleich erzogen wurden, kam auch dieſer Falter zum Vorſchein. Ob ſie von übrigen verſchieden geweſen oder nicht, dahin hatte der Beſitzer keine Unterſuchung verwendet. Sie wurden auch nicht in Erwartung einer ſo merkwürdigen Abweichung erzogen. Faſt ſollten wir eige⸗ ne Gattungsrechte vermuthen. Einzelne Erſcheinungen aber fordern hierinnen Anſtand zu nehmen. An ſich erſehen wir, nach der weſentlichen Bildung, keine ſpecifiſche Abweichung daran. Es iſt lediglich die Farbe verändert. Vielleicht würde ſich der Falter, wenn er im Freyen ausgekommen, ſich in eigenen Racen oder Untergattungen fortgepflanzt haben. Wenigſtens wieder— ſtreitet es der Möglichkeit nicht. So kann es etwa auch ſeyn, daß wir ver— ſchiedene Gattungen für urſprünglich erklärt, die neuerlich entſtanden und le— diglich Untergattungen ſind. Doch dieſe kommen in Erzeugungen wieder in ihre erſte zurück, aus der fie entſproſſen. Nur Erfahrungen, und dieſe in langen Jahren können das Gewiſſe entſcheiden.

Wie ich ſchon erwähnt hat dieſe ſeltſame Ausart ſtatt des gilblichen Grün zur Grundfarb ein düſteres Braun. Die hellgraue, dem Elpenor ſo eigene Schleyer, iſt hier ins Schwärzliche und die rothe Linie in eine dun— kelbraune verwandelt. Auch die Unterſeite iſt auf ähnliche Art verändert. Die Bruſt alleine hat noch das Rothe in der Mitte, ſo wie die Endſpitze des Hinterleibs, unverändert behalten. Die übrige Fläche des Leibs hingegen iſt mehr mit gelber Farbe erhöht, Füſſe und Fühlhörner find weiß wie an der gemeinen Art.

Tab. XXVIII. Cont. III. Das Maͤnnchen des Sphinx Celerio. (Zu Tab. VIII. und XXII. Suppl. IV.) Fig. 1. Der Schmetterling von beyden Seiten.

Auch der Sphinx Celerio iſt noch bey unſern Liebhabern eine fo ſehr ger ſchätzte Seltenheit als vorhin geblieben. In dem Anſatz, nach welchem man Preiſe für Schmetterlinge beſtimmt, kommt er mit dem Oleandervogel in glei— chen Rang zu ſtehen. Beynahe hat ſich dieſer noch ſeltener als jener gemacht. Er wird in den größten Sammlungen öfters vermißt. Auf der achten Tafel habe ich denſelben nach einer Kopie beyzubringen mich genöthiget geſehen. Es war nach aller Mühe ein Original damals nicht ausfindig zu machen. Endlich

202 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

hat mir die fo reihe Sammlung des Herrn Gerning abermal Aushülfe vers ſchaft. Ich lege meinen Leſern die getreueſte Abbildung eines der vollſtändig— ſten Exemplare deſſelben vor Augen. Er iſt nach zuverläßigen Berichten ein teutſches Produkt. Unſer Falter wurde in Straßburg aus der Raupe erzogen. Die Röſeliſche Abbildung iſt von einem Weibchen genommen, die vorliegende aber ſtellt ein Männchen vor. In beyden zeigt ſich einige Verſchiedenheit.

Von jener ausländiſchen Art der XXII. Tafel, iſt dieß ächte Original nicht minder ſehr abweichend gebildet. Ich habe dieſe Umſtände kürzlich anzuzeigen.

Nach dem Umriß iſt der männliche Falter, um ein Beträchtliches kleiner. Auch der Hinterleib führet nicht die Dicke wie jener, er iſt geſchmeidiger ge— baut. Die Fühlhörner ſind weiß, gegen ihre Grundfläche aber mehr ins Fleiſchfarbene verlohren. Auf den Vorderflügeln erſcheinen die weiſſe Striche und Linien ſehr ſchmal. Doch es erfordert eine eigene Vergleichung, die mei— ne Leſer anzuſtellen belieben, um den übrigen Abſtand zu erſehen. Er iſt ohne Weitläuftigkeit nicht anzugeben. Ich habe die Unterſeite hier beygefügt. Sie iſt von der des Weibchen Falters kaum erheblich verſchieden. Ihre Grundfarbe beſtehet aus einem Ockergelb mit dunkelbraunen Schattirungen, welche bindenförmige Züge bilden. Die geſammte Fläche iſt noch uͤberdieß mit ſchwärzlichen und hochrothen Atomen beſtreut.

Von jenem ausländiſchen Eelerio der zwey und zwanzigſten Tafel un⸗ terſcheidet ſich dieſer hauptſächlich durch die längſt des Oberflügels gezogene Schleyer. Unſere europäiſche Art hat fie von einer beynahe ganz gleichen Breite. An jenem iſt ſie gegen die Grundfläche, um vieles ſtärker, und ſtatt des Weiſſen mehr gelblich gefärbt. Jener hat die ſchwarzen Flecken nicht von gleicher Gröſſe, ſie nehmen ſich auch nach der Form nicht in gleicher Deutlichkeit aus. Die weiſſen Punkte, mit welchen der Hinterleib in geraden Reihen gezieret iſt, führen nicht den ſilbernen Glanz, den jene haben. Auch die Unterſeite hat ihre Abweichung. Dorten iſt die Hälfte des Flügels ge— gen die Grundfläche mit einem dunklen Braun überzogen, hier aber iſt ſie ockerfarbig gelaſſen. Die bindenförmige Schattirungen find gleichfalls in ab— weichender Verſchiedenheit angelegt. Es mangeln die röthlichen Atomen darauf. Ob auch die Raupe ihre Verſchiedenheit habe, wird für ſpätere Zeiten eine wohl noch lange zu erwartende Entdeckung bleiben. Bey Aus— ländern hat man noch die wenigſte Sorgfalt dahin verwendet.

Sph. Legit. al. integr. Celaeno. Der Celaͤno. 203 Der neun und dreiſigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sph. Legit. al. integr. Celaeno. Der Celaͤno. n Tab. XXVII. Cont. III. Fig. 2. Der Falter von beyden Seiten.

Alis integris subrepandis fuscis, superioribus supra vittis duabus albis, intermedia nigricante; posticis fuscis, fasciis duabus crenatis pallidis.

Nach zuverläßigen Berichten ſoll ſich dieſer noch ganz unbekannte Falter in der Gegend von Straßburg aufhalten. Herr Gerning, deſſen Sammlung eine ſo vorzügliche Seltenheit verwahrt, hat ihn unter dieſer Verſicherung vom Hrn. Welpert erkauft. Er kommt zwar in der Zeichnung der Flügel einigen ausländiſchen Sphinxen ſehr nah. Doch keiner iſt, fo viel wir zur Zeit noch wiſſen, damit übereinſtimmend gezeichnet. Auch in dem Crameriſchen Werk findet ſich keiner, der mit dieſem eine Aehnlichkeit hat. In unſerm Welttheil ſind vielleicht noch mehrere dieſer Arten verborgen. Es haben ſich doch ſeit kurzem verſchiedene derſelben, ein Sph. livornica und Vespertilio ausfindig gemacht. Man hat ſie nun zahlreicher entdeckt. Von der Naturgeſchichte unſers Falters hat ſich zur Zeit noch keine Nachricht verbreitet. Er iſt das einzelne Exemplar, welches wir kennen. An der Vollſtändigkeit deſſelben iſt nicht der mindeſte Mangel. Wir ſind nach dem Verfahren des Herrn von Linne angewieſen, aus dem Abentheuerlichen der Mythologie Namen für dieſe Gattungen zu bor— gen. Ich habe denjenigen gewählt, welchen Virgil einer Harpie beygelegt, und fie mit fo groſſer Schönheit als Kunſt beſungen ).

Die Gröſſe, die Form und die Geſtalt der Flügel kommt mit dem Sphinx Celerio genau überein. Die Farbe und Zeichnung hingegen iſt ganz eigens da— von verſchieden. Mitten durch den Vorderflügel ziehet ſich von der Grundflä— che bis zur Spitze eine geradlaufende Schleyer von ſchwarzbrauner Farb. Sie iſt zu beyden Seiten mit einer weiſſen von gleicher Breite begränzt. Die Linie gegen den äuſſern Rand iſt etwas verblichen. Eine ſpitzwinklichte Binde von ſchwarzbrauner Farbe wird man noch gegen den Vorderrand ſehr auffallend gewahr. Dies ſind die weſentlichſten Charaktere deſſelben. Die Hinterflügel find nicht minder ganz eigens gebildet. Sie haben eine braune Grundfarbe, durch welche ſich zwey Binden von ſehr blaſſem Roſenroth ziehen. Dieſe ſind in der Mitte durch eine andere von ſchwarzer Farbe getheilt. Die Unterſeite

c) Virg. Aeneid. Lib. III. Vna in praecelsa consedit rupe Celaeno etc.

204 Fortſetzung der Abendfchmetterlinge des zweyten Theil.

zeigt beynahe gleiches Gemiſche, wie der Sphinx Celerio hat. Auf dem Vor⸗ derflügel iſt die braune Schleyer wie auf der Oberſeite vorhanden. Eine rothe ſpitzwinklichte Binde auf mehreren Atomen von dieſer Farbe, nehmen ſich hier beſonders aus. Auch die Hinterflügel führen in der Mitte eine kappen⸗ förmig ausgeſchnittene Binde von eben dieſer Farbe, welche an jenem mans gelt. Die Bruſt iſt zur Seite mit Weißgrauem ſchattirt. Man bemerkt hier jene Linien nicht, welche den Celerio fo vorzüglich verſchönern. Die Fühl— hörner find grau. Nach angeblichen Kennzeichen iſt dieſer Falter weiblichen. Geſchlechts. Vielleicht haben wir von ſeiner Naturgeſchichte in e N Aufklärungen zu hoffen. Tab. XXVIII. Cont. III. Eine Abänderung des Sphinx Stellatarum. (Zu Tab. XIII.) Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten.

Nach der Beſchreibung des Herrn von Linne hat der Sphinx Stellatarum roſtfärbige Hinterflügel (alis posticis ferrugineis). Unſere gemeine Arten und ſelbſt diejenige, auf welche wir in den ſämtlichen angeführten Schriftſtellern verwieſen ſind, haben ſie von hellem, ſehr erhöhten Gelb, mit einem Dunkel⸗ braunen in die Fläche verlohrenen Saum. So wird uns gerade diejenige Varietät charakteriſirt, welche der Herr Ritter unter dem Namen Sphinx Belis dieſem beygefügt hat 4). Unſer gemeiner Falter wäre ſonach die unter letztem Namen in dem Syſtem erwähnte Varietät. Jener mit ganz roſtfärbi⸗ gen Unterflügeln, war uns bisher unbekannt geblieben. Er mochte vielleicht in Schweden häufiger feyn, und der Herr Ritter hatte daher die Gattungs⸗ merkmale nach dieſen entworfen. Erſt neuerlich hat ſich auch jene Art würk⸗ lich vorgefunden. Vorliegende Tafel legt dieſelbe nach genaueſter Abbildung vor Augen. Dieſe ſchätzbaren Beyträge find abermahls aus der ſo vollſtän— digen Sammlung des Herrn Gerning entlehnt. Die mir mitgetheilten Ori⸗ ginale wurden in der Gegend von Frankfurt am Mayn gefunden und aus Raupen erzogen. Auf die Verſchiedenheit derſelben hat man bey ihrer Erzie— hung noch nicht die nöthige Unterſuchung verwendet.

Wie ich ſchon erwähnt, zeichnet ſich dieſe Art lediglich durch die roſt⸗ färbigen Hinterflügel von erſteren aus. Im übrigen iſt nicht die mindeſte

Ab⸗ d) LIN N. 8. N. Sp. 27. Var. Z. he Schmetterlinge II. Th. pag. 117. An⸗ Belis alis posticis basi flavis. Sie- merk. b.

Sp.alisintegr.an. barb. Asiliformis. D, Raubfliegenſchwaͤrmer 205

Abweichung zu ſehen. Sie ſind ganz einförmig mit dieſer Farbe bemahlt. Man bemerkt keine dunklere Einfaſſung des Randes wie an jenem darauf. In Vergleichung verſchiedener Exemplare habe ich nach der körperlichen Gröſ— ſe ſowohl, als nach der Anlage der Farbe etwelche Abweichung wahrgenom— men. Einige waren um die Hälfte kleiner, andre hatten dieſe Grundfarbe der Hinterflügel noch um vieles dunkler, und faſt ins Schwärzliche gemiſcht. In unſern fränkiſchen Gegenden hat ſich noch keine dieſer Arten meines Wiſ— ſens gezeigt. Der vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx alis integr. an. barbato. Asiliformis. Der Raubflie⸗ genſchwaͤrmer. Tab. XXIX. Cont. IV. Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten.

Alis superioribus tectis fuscis; inferioribus fenestratis, abdomine nigro, cingulis tribus flavis.

Syſt. Verz. der Wiener Schmetterlinge; Nachtr. pag. 305. nr. 9. zur Fam. F. Milchhaarraup. Sph. asiliformis Raupenfliegen ähnlicher Schwärmer. Unbekann⸗

te Raupe. Frankf. Beytr. II. St. 1780. pag. 33. Tab. I. fig. 1.

Wenn die glasflüglichten Sphinxe eine natürliche Abtheilung von je— nen mit beſtäubter Fläche ergeben: ſo iſt unſer vorliegender Falter in rich— tiger Stuffenfolge mit beyden zugleich vereint. Die Vorderflügel ſind dich— te mit Schuppen bedeckt, die Hinterflügel hingegen ganz durchſichtig ge— laſſen. In der bewundernswürdigen Kette der Schöpfung können wir zwar nach jenen Merkmalen eine genaue Verbindung uns denken. Sie ſämmtlich zuſammen genommen, mit allen Abſichten vereint, würde dann erſt ein Sy— ſtem in ſeiner Vollkommenheit ſeyn. Dies ſind aber menſchliche Kräfte nie zu erreichen vermögend. Wir wählen unter tauſend weſentlichen Merk— malen ein paar einzelne, auf deren Aehnlichkeit und gemächlichen Abwei— chung unſere Ordnung beruht. Damit iſt auch für unſere Bedürfniſſe hin— reichend geſorgt. Genug, nach den ſo auffallenden Kennzeichen der beſtäub— ten Flügelfläche hält unſer Falter zwiſchen beyderley Arten das Mittel. Die Vorderflügel ſind mit Schuppen von brauner Farbe bekleidet; die Hinterflügel aber haben bloſe Membranen. Sie ſpielen etwas ins Blaue. Die Bruſt, die Fühlhörner und der Hinterleib ſind dunkelblau. Letzterer

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. D d]

206 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile.

iſt noch mit drey gelben Ringen verſchönert. Die Füſſe ſind gelb. In den Haarbüſcheln ſtehen zur Seite zwey Parthien von gleicher Farbe. Dis ſind auſſer jenem genugſam Unterſchied die e ER raktere unſeres Falters.

Obigen Namen hatten die Herrn Verf. des Wiener Verz. demſelben beygelegt. Herr Gerning entdeckte ihn zu Frankfurt am Mayn. Er fand ſich einzeln auf den Blüthen des Jeſmins, im Monath Junius, mit andern ähnlichen Gattungen ein. Das Original der vorliegenden Abbildung hat bereits Herr Gerning in oben angeführten Frankf. Beyträgen unter dieſer Benennung den Liebhabern vor Augen gelegt.

Den Namen Sph. asiliformis hat Herr v. Rottemburg ſchon vorhin e) einer andern Gattung beygelegt. Ich halte fie für diejenige, welche ich den Sph. cynipiformis geheiſſen, und auf der XXXI. Tafel nach der 3. und 4. Figur vorgeſtellt habe. Der Falter hingegen, welchen derſelbe un: ter dem Namen Tabaniformis beſchrieben 75) kommt mit dieſem näher über⸗

e) Naturforſch. VII. St. p. 108. Sie⸗

he die Beſchreibung des Sph. cynipifor-

mis der folgenden XXXI. Tafel.

7) Ebend. p. 110. Sph. Tabaniformis. „Die Gröſſe dieſes Vogels hält die Mitte zwiſchen den Sph. Apiform. und Culicif. L. indem er etwas kleiner iſt, als der erſte, jedoch doppelt ſo groß als der letztere. Seine Unterflügel ſind durchſichtig, und ohne allen Federſtaub die Oberflügel aber ſind völlig undurchſichtig, und gänz— lich mit Staubfedern bedeckt. Es find dieſe Flügel auf der obern Seite dunkelkaf— feebraun, aufder untern Seite ſtehet nicht weit vom äuſſern Rande ein kleiner halbmondförmigerFleckvon orangegelber Farbe. Von dieſem Fleck bis an das äuſſerſte Ende ſind die Oberflügel auch hier dunkelbraun, wie auf der obern Seite, von der Einlenkung aber bis an den gedachten Fleck find dieſelben roth> braun, und werden nach dem obern Ran⸗

de zu gelblich. Die Unterflügel fi ſind völlig durchſichtig, wie reines Marienglaß, mit dunkelbraunen Adern durchzogen, und mit einem undurchſichtigen Saume von eben der Farbe eingefaßt. In der Mitte die⸗ ſer Flügel ſtehet an dem obern Rand ein kleiner gekrümter dunkelbrauner Streif. Der Kopf, Rücken und Hinterleib ſind ſchwarz. Die Fühlhörner ſind von eben der Farbe und kolbenförmig. Der Hin⸗ terleib iſt mit drey citronengelben Ringen umgeben, daran der breiteſte am Ende, die andern beyden aber weiter hinauf ſtehen, fo daß durch dieſe beyden letztern der ganz ze Hinterleib in drey gleiche Theile abge— theilt wird. Der Haarbüfchel am Ende des Hinterleibs iſt eben nicht ſo groß; es iſt derſelbe ganz ſchwarz, und nur an jeder Seite mit einer feinen gelben Linie der Länge nach geziert. Ganz nahe an der Einlenkung ſtehet auf jedem Oberflügel ein hellgelber, und ganz dicht, an dieſem,

Beyde Geſchlechter des Sphinx Apiformis. 207

ein. Doch iſt er abermal davon verſchieden. Jener hat nach Angabe der Merkmale auf der Unterſeite der Vorderflügel einen orangefärbigen Flecken. Es wird weiter erwähnt, daß ſolche rothbraun und geblich gefärbt hier er— ſcheinen. Bey dem ganz einfärbigen Gewand unſeres Falters ſind dieſe Zu— ſätze nicht zu bemerken. Sonach iſt jener unſtrittig abermal eine eigene Spe— ties. Es wird mir angelegen ſeyn, dieſelbe noch beyzubringen, Großmüthi⸗ ge Beförderer meiner Arbeit, habe ich deswegen um gefällige Mittheilung dieſer fehlenden Gattung zu bitten.

Tab. XXIX. Cont. IV. Beyde Geſchlechter des Sphinx Apiformis. (Zu Tab. XIV.)

Fig. 2. Der männliche, Fig. 3. der weibliche Falter.

Die Herrn Verf. des Syſt. Verz. der Wiener Schmetterlinge, hat— ten vorhin den Sphinx apiformis von einem andern, den fie crabroni- formis genennt, unterſchieden. In dem Nachtrag haben ſie dieſe Meynung wiederrufen, und beyde für einerley Gattung erklärt. In der That er— ſcheint dieſer Falter in ſehr veränderter Geſtalt. An ſich aber ſind ledi— glich Zufälle Urſache daran. Es gehet ſeine dünne Bekleidung leicht ver— lohren. Im Flug und bey einem Alter von wenigen Tagen iſt ſchon die meiſte Zierde dahin. Durch das ausſchwitzende Oel, bekommt derſelbe in unſeren Sammlungen, nicht ſelten eine ganz düſtere Farb. Auch jenes Exemplar der XIV. Tafel, iſt noch lange nicht eines der vollſtändigſten geweſen. Ich habe daher eine wiederhohlte Abbildung beyzubringen, mich vermüſſigt geſehen. Sie ſtellt unſeren Falter zugleich in beyden Geſchlech—

tern vor Augen. Man könnte ſie leicht für verſchiedene Arten erklären. b [Od 2]

derſte Paar derfelben in der Mitte mit einem breiten ſchwarzen Ring umgeben. Die Füſſe haben ziemlich lange gelbe Dor— nen. Ich habe dieſe drey letztern Fal— ter (asiliformis, oestriformis und tabani- form.) niemalen ſelbſt gefangen, ſondern von jeden derſelben nur ein Stück, durch einen Freund von Landsberg an der War— the erhalten. Ich kann daher von ihrer Geſchichte nichts weiter ſagen.“

an jeder Seite des Rückens ſelbſt ein weif- fer Punkt. Der Hals iſt mit einer hell- gelben Linie umgeben, eben dergleichen kleine Linie gehet von jeder Seite des Rük— kens bis an die Vorderfüſſe. Die Bart⸗ ſpitzen ſind halbgelb, unten und an der äuſſern Seite aber ſchwarz. Zwiſchen die— ſen und denen Augen iſt eine ſchneeweiſe Linie. Die Schenkel ſind ſchwarz, die Füſſe ſelbſten aber orangegelb, das vor⸗

208 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

Er iſt in unſeren Gegenden nicht ſonderlich ſelten. Die Aehnlichkeit die er mit Horniſſen hat mag Urſache ſeyn, daß er auch anderer Orten verborgen geblieben. 8

Das Männchen unterſcheidet ſich durch die ſchmalen Flügel, ſo wie durch den geſchmeidigen und kürzern Hinterleib. Die Endſpitze iſt in einiger Breite mit dichten Schuppen beſetzt. Die Fühlhörner ſind auf der Unterſeite grau, wie fie Herr von Lin ne beſchreibt.

An dem weiblichen Falter iſt der Hinterleib um vieles ſtärker gebildet. An ſich iſt der ganze körperliche Umriß, um ein beträchtliches gröffer als an dem erſten Geſchlecht. Damit ſtimmt die Abbildung, welche Clerk geliefert, und auf die ſich Herr von Linne beziehet, genau überein 8). Sonach find da alle Strittigkeiten gehoben. Die Füſſe ſind in beyden Rothbraun. Das übrige habe ich ſchon in der Beſchreibung ſelbſten erwähnt.

Der ein und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sph. Der al. integr. an. barb. Sireciformis. Der Schwanz:

weſpenſchwaͤrmer. Tab. XXIX. Cont. IV. Fig. 4. Der Männliche Fig. 5. der weibliche Falter. Alis fenestratis, abdomine ferrugineo, incisuris atris, ihorace maculis duabus flavis.

Für dieſe ganz eigene Art habe ich einen von den Geſchlechtern der Hymenoptera übrigen Nahmen den Sirex, gewählt. Herr Sulzer hat die Gattungen dieſes Inſects wegen des Legeſtachels des Weibchens, und der Aehnlichkeit der Weſpe, die Schwanzweſpe geheiſſen. Auf unſeren Falter übergetragen iſt nothwendig jene teutſche Benennung entſtanden. Er kommt mit dem Sirex gigas der Gröſſe nach überein und gleichet 117 der Geſtalt nach, am nächſten.

Von dem Sphinx Fuciformis iſt er faſt lediglich durch die Farbe des Hinterleibs verſchieden. Hier ſind keinesweges die gelben und ſchwarzen

80 Dieſes koſtbare Werk, welches 55 Bearbeitung, nach einem eigens beſtellten gemahlte Quarttafeln enthält, und in An⸗ Exemplar von Herrn Walther angeſchafft kauf auf 24 Louisd or zu ſtehen kommt, worden. Es find davon in Deutſchland iſt zur möglichſten Vollſtändigkeit unſerer kaum ein paar Exemplar vorhanden.

Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tenebrioniformis. Erdſchab. 209

Gürtel noch wie an jenen in ſo abwechſelnden Reihen wahrzunehmen. Er führt ein röthliches Braun, an dem nur die Einſchnitte ſchwarz gerandet erſcheinen. Dazwiſchen iſt etwas vom Grauen mit eingemengt. Der Rand der Vorderflügel, und der mittlere Flecken iſt mit einem dunkleren Gelb, faſt ſchwärzlich angelaufen. Die Bruſt hat wie jener zur Seite die bey— den hellgelben Flecken, in der Mitte aber find fie von verblichener röthlicher Farb.

Nach der Geſchlechtsverſchiedenheit kommen beyde Falter mit dem Sphinx apiformis faſt gänzlich überein. Nur an dem Weibchen wie die fünfte Figur erweißt, iſt der Hinterleib nicht von gleicher Stärke, er iſt weniger gegen die Endſpitze gewölbt. Dieſe Gattung haben wir noch nie— malen in unſeren teutſchen Gegenden entdeckt. Er wird aus Ungarn zu uns herüber gebracht. Nach der Anzahl der Exemplare, die in verſchiedenen Sammlungen ſind, ſcheint derſelbe keine ſonderliche Seltenheit zu ſeyn. Ich habe ihn auch in minderer Gröſſe wahrgenommen. Man möchte auf die Vermuthung gerathen, als ſeyen dieſe Falter von dem apiformis nicht we⸗ ſentlich verſchieden, und etwa nur verflogen, oder durch eine oelichte Feuch⸗ tigkeit durchdrungen. Genaue Unterſuchungen aber haben mich des Gewiſ— fen belehrt. Es find die Schuppen in beſter Vollſtändigkeit da, man be: merkt keine der gedachten Veränderungen daran. In Vergleichung jener Exemplare iſt der Unterſcheid ſehr deutlich zu ſehen.

Der zwey und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tenebrioniformis. Erdſchabenſchwaͤrmer. Tab. XXX. Cont. IV. Fig. 1. Der weibliche Falter von beyden Seiten. Alis fenestratis, fascia, marginibus, corporeque atris; thoracis maculis duabus

flavis. Hier erblicken wir abermahl einen Falter, der mit dem erſtbeſchriebe—

nen die nächſte Aehnlichkeit hat. Er iſt nach der Größe, den Schnitt der Flügel, und der Anlage des Körpers ganz wie jene übereinſtimmend gebildet. Nur macht hier die Farbe den weſentlichen Unterſchied aus. Die Flügel ſind durchſichtig, und ihre Membrane ſpielet ins Gelbe. Der Rand und die mittlere Binde der Vorderflügel ſind ſchwarzbraun eingefaßt. Die Bruſt hat

210 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

die beyden hochgelben Flecken zur Seite wie letztbeſchriebener Falter. Der obere Theil hingegen führet einen ſtahlfärbigen Schiller, mit zwey dergleichen Flecken daneben. Der Hinterleib, die Fühlhörner und Füſſe find mit einem dü⸗ ſtern Braun bemahlt. Es findet hier eben fo wenig, wie bey dem Sirecifor- mis, die Vermuthung ſtatt, daß derſelbe durch einen Zufall eine Veränderung erlitten. Es ſind die Schuppen ohne die mindeſte Beſchädigung, in der na⸗ türlihen Anlage, wie bey jeden vollſtändigen Falter zu ſehen. Noch weniger iſt eine Spur von velichter Benetzung wahrzunehmen. Auch dieſer Falter ent hält ſich in Ungarn, wiewohl er noch eine groſſe Seltenheit iſt. Meine Leſer haben dieſen Beytrag der ſo ergiebigen Unterſtützung des Hrn. Gerning zu danken. Der männliche Falter, kommt auſſer dem etwas dünnern Körper, mit dieſem Weibchen, gänzlich nach der äuſſeren Anlage überein. Für unſere glaßflüglichten Sphinre, ift der Vorrath von Namen aus der Klaſſe der Hy— menoptera und Diptera, nach der Vorſchrift unſeres Syſtems beynahe er— ſchöpft. Wenigſtens wird in deren Vertheilung die Aehnlichkeit gänzlich ver— miſt. Ich habe von andern Klaſſen der Inſekten Benennungen zu entlehnen mich genöthigt geſehen. Der Tenebrio macht ſich durch ſeine düſtere Farbe leicht kenntlich. Unſer Falter unterſcheidet ſich eben dadurch von andern, und ich glaube damit dem Gedächtniß die bequemſte Aushülfe geleiſtet zu haben.

Der drey und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx leg. al. integr. an. barb. Chrysidiformis.

Der Goldweſpenſchwaͤrmer. Tab. XXX. Cont. V. Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten.

Alis fenestratis superioribus rubris, abdomine nigro, eingulis duobus flavis.

Unter den Arten unſerer Sphinxe mit durchſichtigen Flügeln, hat die Natur an dieſem einen vorzüglichen Putz verwendet. Wir ſehen an einem fo kleinen Geſchöpf alles vereint, was ihn in unſerm Anblick zu verſchönern vermag. Der Körper iſt mit dichte überlegten Schuppen von glänzendem Stahlblau bedeckt. Auch die dünnkolbige Fühlhörner ſind mit eben dieſer Farbe bemahlt. Auf der Bruſt ſtehen zur Seite zwey weiſe Punkte. Der Hinterleib iſt mit zwey blaßgelben Ringen gezieret. Die beträchtlich verbreitete Endſpitze, führt in der Mitte einen Büſchel hochrother Schuppen. Die Membrane der ſchmalen

Sphinx leg. al. int an. barb. Chrysidiformis. Der Goldweſ. 211

Vorderflügel ift auf beyden Seiten mit ungemein friſchen Mengroth gefärbt. Nur in der Mitte zwiſchen den bindenförmigen Flecken von dunkelblauer Far— be, iſt ſie weis gelaſſen. Der Rand ſämmtlicher Flügel führt einen Saum von ſtahlfärbigen Borden. Die Fuüſſe und die Bartſpitzen find rothgelb.

Es iſt dieſer Falter eine ganz neue Erſcheinung und vielleicht das ein— zelne Exemplar, das noch in deutſchen Sammlungen iſt. Wir haben deſſen Entdeckung, der ſo rühmlichen Aufmerkſamkeit des Herrn de Villers zu danken, welcher mich mit dieſen ſchätzbaren Beyträgen abermahlen bereichert. Er fand denſelben im abgewichenen Jahr, in den Gebürgen von Languedoc. Von der Geſchlechtsverſchiedenheit, und ſeiner Naturgeſchichte kann ich zur Zeit, nichts gewiſſes berichten.

Der vier und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tentrediniformis. Der

Schlupfweſpenſchwaͤrmer. Tab. XXX. Cont. V. Fig. 2. Der Falter von beyden Seiten. Alis fenestratis, apice utringue rubro, fascia nigra; abdomine barbato nigro, ein- gulo rubro.

Von dieſem Abendſchmetterling iſt mir nur ein einzelnes Exemplar be— kannt. Gegenwärtige Tafel legt es in genaueſter Abbildung vor Augen. In der Höhe der Farbe, und dem bunten Kolorit, kommt er dem erſtbeſchriebe— nen würklich ſehr nach. Dieſer Falter iſt aus hieſigen Landen, Herr Straß kircher fand ihn bereits vor funfzehen Jahren auf einer Wieſe bey der Ere— mitage zu Bayreuth. Der Zeit aber hatte ſich keines dieſer Exemplare wei— ter entdeckt. Es iſt die Natur dieſer kleinen Sphinxe, daß fie nur einzeln erſcheinen. Bey ſo einſamen und geruhigen Aufenthalt wird man ihrer nur ſelten gewahr, und es iſt ein glücklicher Zufall, wenn ſie uns in die Hände gerathen.

Nach der Gröſſe und dem Umriß kommt er dem Sphinx culiciformis gleich. Er hat damit faſt einerley Zeichnung. Nur ein geringſcheinender Zuſatz macht ihn weſentlich verſchieden. Der Ring des Hinterleibs iſt um vieles breiter, und überdies von auſſerordentlich erhöhetem Roth. Die Spitze der Vorderflügel iſt zu beyden Seiten mit gleicher Farbe bemahlt. Dadurch wird derſelbe unter allen ihm ähnlichen Arten leicht kenntlich. Wir

212 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile,

haben ihn noch von dem auf der folgenden XXXII. Tafel beygefügten Sphinx formicaeformis zu unterſcheiden. Er iſt mit dieſem der Aehnlich⸗ keit nach, näher verwandt. Den Namen Tentrediniformis finden wir zwar in dem Wiener Verzeichniß. Welche Gattung aber die Herren Verfaſ— ſer damit gemeynt, war nach allen Bemühungen nicht ausfindig zu machen.

Der fünf und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sphinx leg. al. int. an. barb. Spheciformis. Raupentoͤdter Schwaͤrmer. Tab. XXX. Cont. V. Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. Alis fenestratis, apice et fascia rubescenti- fusca, abdomine barbato nigro: cingulis duobus luteis. Syſtemat. Verz. der Wiener Schmetterlinge. Nachtrag pag. 305. n. 9. Sph. Spheeiformis Raupenfreſſer ähnlicher Schw. Unbek. R. Frankfurt. Beytr. II. St. 1780. pag. 33. Tab. I. fig. 2. Sph. Sphecif.

Die Entdeckung dieſer neuen Gattung der glaßflüglichten Sphinxe ha: ben wir dem Herrn Gerning zu danken. Er fand denſelben vor einigen Jahren zu Frankfurt am Mayn. Die Herren Verfaſſer des Syſt. Verz. ha⸗ ben ihm obſtehenden Namen gegeben. Die erſte Abbildung davon wurde durch deſſen Veranſtaltung in den obenangezeigten Frankfurter Beyträgen be: reits geliefert. Hier iſt nach den mir zugeſendeten Originalen die zweyte. Der Aufenthalt, dieſes Falters ſind gemeiniglich die Blüthen des Jeſmis. Er findet ſich da im Junius und gewöhnlich in Geſellſchaft des Sph. Asiliformis ein. Man wird ihn nur einzeln gewahr, und er zeigt ſich überdieß ſehr ſelten.

Der Gröſſe nach, kommt er dem Sphinx Asiliformis gleich. Die Vor⸗ derflügel find durchſichtig, und nur gegen die Spitze mit braunen Schup— pen bedeckt. Auf der Unterſeite ſind ſie in gleicher Lage vorhanden, aber mehr röthlich gefärbt. Die Binde in der Mitte derſelben iſt von ſehr dunklem Roth. Nach der Beſchreibung des Herrn von Rottemburg hätte derjenige Sphinx, den er Tabaniformis genennt, mit dieſem nach der Unter: feite einerley Farbe und Zeichnung %), dorten aber iſt die Oberfläche von ein: färbigen Braun. Der Hinterleib iſt dunkelſtahlblau, die Bruſt aber mehr ins Braune gefärbt. Nächſt derſelben ſtehen ein paar hellgelbe Ringe, wor— an der zweyte ſich nicht ganz um den Hinterleib ziehet. Er bildet mehr

einen „) Siehe vorſtehende Anmerk. f S. 208.

Sphinx leg. al. int an. barb. Conopiformis. Erdfliegenſchw. 213

einen mondfärbigen Flecken. Die Fühlhörner find zu beyden Enden blau, in der Mitte aber in der Form eines Ringes weiß gefarbt. Einige Gattun— gen des Tenthredo und Sphex haben ſie auf eben dieſe Art geſtaltet. Die Endſpitze des Hinterleibs iſt ſtahlblau, deren mittlere Schuppen aber fallen bräunlich aus.

Der ſechs und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx leg. al. integr. an. barb. Conopiformis. Der Erb- fliegenſchwaͤrmer. Tab. XXXI. Continuat. VI.

Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Falter. Sämtlich auf dieſer Tafel von der Ober— und Unterſeite. Alis fenestratis, apice fulvis, fascia nigra; abdomine barbato nigro, annulis qua- tuor flavis.

Dieſer Falter hat die gröſte Aehnlichkeit mit dem Sphinx tipulifor- mis. Man möchte ihn beynahe für zufällige Varietät deſſelben erklären. Seine ſehr auffallende Gröſſe, die eigene Wohnplätze, und die im Putz angebrachte Verſchönerung, geben ihm Rechte eigener Gattung. Vorer— wähnten Abendſchmetterling haben wir in unſern Gegenden nicht ſelten. Dieſer aber hat ſich da meines Wiſſens noch niemahlen gezeigt. Er wird in der Gegend von Wien gefunden. Man hat ihn in Paarungen nach beyden Geſchlechtern, wie die vorliegende Abbildung erweißt, würklich ent— deckt. Die Vorderflügel ſind zwar auf die nemliche Art wie an dem tipu- liformis gezeichnet, doch iſt das Rothgelbe an der Endſpitze mehr erhöhet, und in einer gröſſern Fläche verbreitet. An jenem find die drey Abſätze des Hinterleibs nur mit einem ſchmalen Rand von gelber Farbe geſäumt. Hier find ſie würkliche Ringe von beträchtlicher Breite. Dabey iſt noch ein vierter, oder eigentlich eine gröſſere Makel nächſt an der Bruſt zu ſehen. Dieſen Zuſatz werden wir nie an dem vorerwähnten Falter gewahr. Das Männchen iſt auf einerley Art gezeichnet. Die pfauenſchwänzige Endſpitze iſt in zwey Partheien getheilt. An dem Weibchen iſt ſie mehr büſchelför— mig gebildet. Die Originale vorliegender Abbildung ſind aus der Samm— lung des Herrn Gerning.

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. E el

214 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. Der ſieben und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx legit. al. integr. an. barb. Cynipiformis. Gallweſpen⸗ ſchwaͤrmer.

Tab. XXXI. Der männliche, Fig. 4. der weibliche Falter.

Fig. 3:

Cont. VI.

Alis fenestratis apice nigris, fascia superiorum fulva nigro interne inducta, abdo mine barbato nigro, annulis quinque flavis.

Dieß iſt ohnfehlbar derjenige Falter, welchen Su von Rottembur g

unter dem Namen des Sph. asiliformis beſchrieben. ten 2) deſſen ausführliche Merkmahle bey.

meine Leſer das Gewiſſe erſehen.

Ich füge hier un: Aus deren Vergleichung werden

Der einzige Abſtand iſt der gelbe Flecken

nächſt an der Bruſt, deſſen der Herr von Rottemburg nicht erwähnt. Vielleicht fehlt in einigen Arten dieſer vierte Ring, oder war er an jenem

einzelnen Exemplar nicht deutlich zu ſehen. formis iſt er ſehr weſentlich verſchieden.

Von erſtbeſchriebenen conopi- In Vergleichung mit jenem, ift

hier nicht die Flügelſpitze: ſondern die mittlere Binde mit rothgelb bemahlt.

Dorten iſt ſie von ſtahlblauer Farbe.

An der Endſpitze des Hinterleibs ſte-

het ein Schopp dichte übereinanderliegender Schuppen, welche in eine ſtum—

pfe Spitze ſich ſchlieſen. da ihn Herr Gerning erhalten.

2) Naturforſch. VII. St. pag. 108. Sph. asiliformis. Er iſt von der Gröf- fe des culiciformis. Seine Ober- und Unterflügel ſind mit einem dunkelbraunen undurchſichtigen Saum eingefaßt, der an äuſern Rand der Oberflügel ziemlich breit iſt, und auf den obern Rand derſelben jedoch nur ſchmal eingefaßt. Quer durch die Flügel gehet ein kleiner halbmondför— miger Flecken von glänzend orangegelber Farbe, deſſen concave Seite nach der Spitze derer Oberflügel zugekehrt, und der an der converen Seite mit einer ſchwar— zen Linie eingefaßt iſt. Dieſer kleine Fleck erſcheinet auf der untern Seite ſchön zie— gelroth. Der Kopf, Rücken, Hinter leib und Fühlhörner find ſchwarz. Die

Auch dieſer Falter iſt von der Wiener me von

ſe ſind kolbenförmig wie bey denen an⸗ dern Abendvögeln dieſer Klaſſe. Der Hinz: terleib iſt mit drey ſchmalen gelben Rin- gen umgeben, deren zwey in der Mitte, einer aber ganz am Ende deſſelben be— findlich. Am Ende des Hinterleibs ſtehet ein ſtarker ſchwarzer Haarbüſchel, der auf der untern Seite mit einigen gelben Haaren vermengt iſt. Die Bartſpitzen (palpi) ſind gelb, mit einem ſchwarzen Strich. Zwiſchen dieſen und den Augen iſt eine kleine weiſſe Linie. Die Schen— kel ſind ſchwarz mit einem gelben Strich, die Füſſe ſelbſt aber gelb. Er hatte ein einzelnes Exemplar durch einen Freund von Landsberg an der Warthe erhalten. p- 112.

Sn leg. al. int. an. barb. Empiformis. Der Fliegenſchnepf. 215 Tab. XXXI. Cont. VI. albenderme des Sphinx Culiciformis. (zu Tab. XV.)

| Fig. 5. Der männliche, Fig. 6. der weibliche Falter.

Der Sphinx Culiciformis iſt nach beyden Seiten der Flügel einfärbig gezeichnet. Hier habe ich eine Abänderung vorzulegen, wo die Unterſeite eine andere Farbe beſitzt. Die Spitze ſo wie die Binde, ſind von ſehr glänzendem Rothgelb. Die Auſenſeite derſelben ift nicht dunkelbraun wie an jenem, ſondern ſchwarz mit einem goldfärbigen Glanz zwiſchen den Sehnen. Beyde Exemplare fand ich auf einem Blatt der Datura ferox in Begat— tung verbunden. Es war im Julius des abgewichenen Jahres, in einem eine Stunde von hier gelegenen Garten. Weitere Erfahrungen werden es beſtättigen, ob wir hier wiederum eine eigene Gattung haben.

Der acht und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sph. leg. al. int. an. barb. Empiformis. Der Fliegenſchnepfen⸗ ſchwaͤrmer. Tab. XXXII. Cont. VII.

Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Falter. Sämtliche Falter dieſer Tafel von der 181 50 a Ober- und Unterſeite.

Alis fenestratis apice flavis, fasciis duabus nigris, abdomine nigro, annulis macu- lisque flavis.

Auch hier hat die Natur mit geringen Zuſatz und unmerklichſcheinen— der Veränderung weſentliche Verſchiedenheiten gebildet. Die durchſichtigen Vorderflügel find mit einer gedoppelten Binde von ſchwarzer Farbe bezeich— net. Zwiſchen der letztern und den braun geſäumten Rand iſt der Raum mit Eitronengelb ausgefüllt. Durch fo geringem Zuſatz wird dieſer Falter von allen vorhin beſchriebenen Arten leicht kenntlich. Der Hinterleib hat ei— ne nicht minder veränderte Zeichnung. Es ſind drey Ringe von gelber Far— be auf demſelben zu ſehen. Dazwiſchen finden ſich dergleichen einzelne Schup— pen hin und wieder zerſtreuet. Das Männchen führet dieſe Ringe gedoppelt, doch etwas verblichen. Nächſt der Bruſt ſtehen noch zwey einzelne Flek— ken in ſchreger Lage. Die Endſpitze iſt gelb, zur Seite aber ſchwarz ge— fäumt. Auch dieſe Gattung hat ihre Wohnplätze in Oeſterreich. Ich bar be ſie mit den vorigen aus der ſo reichen Sammlung des Herrn Gerning

erhalten. [Ee 21

216 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

Nach der Zeichnung des Hinterleibs, ich verſtehe darunter die gilbli— chen Ringe, habe ich verſchiedene Abweichungen bemerkt. Bey einigen Exemplaren mangelten die in der Mitte gänzlich. Andere hatten bey der ſonſt übereinſtimmenden Bildung hier einen breiten Gürtel von hellem Gelb. Auch die Flecken auf der Bruſt waren nicht bey allen gleich deutlich zu ſehen. Nach der Gröſſe fand ich die Verſchiedenheit eben fo beträcht— lich. Einige übertrafen im Umriß das hier in Abbildung vorliegende Weib— chen. Andere waren um die Hälfte noch kleiner. Die gewiſſe Entſchei⸗ dung ihrer Gattungsrechte iſt nothwendig auf weitere Erfahrungen annoch verſpahrt. 25 .

Der neun und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx leg. al. int, an. barb. Formicaeformis. Der Ameiſen⸗ ſchwaͤrmer. ; Tab. XXXII. Cont. VII. Fig. 2. Der männliche, Fig. 3. der weibliche Falter. Alis fenestratis apice utrinque fulvo, fascia tenuiori nigra, cingulo abdominis fulvo.

Nach der Aehnlichkeit dieſes Falters mit dem obenbeſchriebenen Sph. tenthrediniformis hat man vielleicht ſchon bey dem erſten Anblick denſelben für eine unbedeutende Abänderung von jenem erklärt. Ich finde deſſen Abſtand ſehr beträchtlich. Schon die mindere Gröffe zeichnet ihn aus. Er wurde auf Wieſen zu Frankfurt am Mayn, wo man jenen noch niemalen wahrgenommen, öfters gefangen. Die Flügel ſind im Verhältniß ihrer Länge um vieles ſchmäler gebildet. Die Endſpitze der vordern hat nicht ein gleicherhöhtes Roth, fie iſt pomeranzenfärbig bemahlt. Der ſchwarzen Bin; de mangelt die gelbe Einfaſſung von auſſen, und die Borden haben in glei- chem Verhältniß nicht die Breite, wie ſie jener beſitzt. Nach der Lage iſt auch der rothgelbe Gürtel des Hinterleibs beträchtlich verſchieden. Er ſtehet zwey Einſchnitte näher an der Bruſt. Bey jenem iſt er in geringem Ab⸗ ſtand von der Endſpitze entfernt. An dem Weibchen, wie aus der vier- ten Figur erſichtlich, iſt derſelbe durch einen ſchwärzlichen Streif in der Mitte getheilt. Die verlängerten Schuppen des Hinterleibs ſind zur Seite weiß, bey jenem aber ganz ſchwarzblau gefärbt. Das Männchen hat nächſt denſelben noch zwey hervorſtehende Büſchel. Merkmale, die meines Bedün⸗ kens bey ſo ähnlichen Arten weſentlich ſind.

Sph. leg. al. int. an. barb. Muscaeformis. Der Muͤckenſchw. 217 Der funfzigfte europäifhe Abendſchmetterling.

Sphinx leg. al. integr. an. barb. Muscaeformis. Der Muͤcken⸗ ſchwaͤrmer. f Tab. XXXII. Cont. VII. 3 Fig. 5. Der männliche, Fig. 6. der weibliche Falter, von der Ober- und Unterſeite der Flügel. Alis hyalinis fascia nigra, abdomine nigro luteoque barbato, annulis quatuor lu- tescentibus.

Dieſer kleinſte unter den glasflüglichten Sphinxen kommt dem erſtbe— ſchriebenen Empiformis am nächſten. Er weichet auſſer der Gröſſe zwar weſentlich, doch nur durch geringe Veränderung von ſelbigem ab. Hier wird man keine gedoppelte Binde an den Vorderflügeln gewahr. Die gelbe Spitze iſt nur durch eine feine faſt ganz verblichene Linie von dem durch— ſichtig gelaſſenen Raum geſondert. Die Flügel ſelbſten ſind auſſerordent—⸗ lich ſchmal. An dem Männchen iſt der Hinterleib ſpitzig geſtaltet. Die Grundfarbe iſt ein blaſſes Gelb, und die Einſchnitte davon ſind ſchwärzlich geſäumt. Der mittlere iſt braun wie die übrige Fläche des Körpers. Die gelbe Endſpitze wird durch einen Schopp ſchwarzer Schuppen in zwey Par— thien getheilt. An dem Weibchen ſind die Ringe des Hinterleibes gröſſer, und daher auch deutlicher wahrzunehmen. Wegen einiger Verſchiedenheit dieſer Ringe ſtehe ich noch in Zweifel, ob es auch würklich das ächte Weib— chen iſt. Von dem Männchen habe ich mehrere Exemplare verglichen, die ganz übereinſtimmend in ihren Bildungen waren. Auch dieſe Art wurde durch die eifrige e des Herrn Gerning in der Gegend von Frankfurt entdeckt.

Der ein und funfzigſte europäifche Abendſchmetterling.

Sphinx Adscita. Aeacus. Der Aeacus. e eee e one Fi Fig. 1. Der männliche Falter von beyden Seiten, Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; p.45. nr. S. Sph. Aeacus. Schwar⸗ zer Schw. mit gelben Unterflügeln. Unbekannte Raupe.

Alis superioribus atrocoerulescentibus maculis binis baseos flavis, tribus disci al- bis; inferioribus utrinque flavis macula alba limboque cyaneo.

218 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

Unter dieſer Benennung haben die Herren Verfaſſer des Wiener Ver: zeichniſſes, den in Abbildung hier vorliegenden Falter, eine vorhin ganz unbekannte Gattung, anzuzeigen beliebt. Er iſt ihren Gegenden lediglich eigen. So ergiebige Beyträge bin ich den gütigen Verwendungen des Hrn. Gerning abermahl ſchuldig. Oberwähnte Herren Verfaſſer haben dieſen Falter mit wenigen doch hinreichenden Merkmalen, wie ich oben bemerkt, bezeichnet. Es hat ſich auch unter ähnlichen Arten noch keiner entdeckt, der nach der Grundfarbe der Vorderflügel und des Körpers ſo dunkel ange⸗ legt iſt, wie dieſer. Dieſes Gewand iſt zwar nicht von düſterm Schwarz, ſondern mehr ein glänzendes Stahlblau. In ſo genauer Bedeutung aber, war auch dieſes Merkmal keines weges gemeynt. Nach dem zweyten Cha— rakter, den gelben Hinterflügeln, iſt er ohnedieß von allen Arten ganz auszeichnend gebildet. Das übrige iſt mit wenigen vollends geſagt. Die Vorderflügel führen fünf Flecken. Zwey derſelben ſind von hellem Gelb, und ſtehen an der Grundfläche. Die drey übrigen ſind von dem ſchönſten Weiß, und in der nehmlichen Lage geordnet, wie wir ſolche an dem Sph. Lonicerae /) ſehen. Die Hinterflügel haben zu beyden Seiten ein einfär⸗ biges Citronengelb, und führen einen weiſſen gerundeten Flecken gegen die

Spitzen. Hin und wieder zeigen ſich darauf eingeſtreute Atomen von ſchwaͤrz⸗ licher Farbe. Ein breiter Saum von etwas heller gefärbten Stahlblau, um⸗ giebt den äuſſeren Rand. Der Körper iſt von dunklerer Miſchüng, und mit einem gelben Ring verſchönert. Es hat ſich dieſer Falter ſehr ſelten gemacht. Noch jetzt wird er in einem anſehnlichen Preis verkauft. Die Wehre heit des a nal n äuſſern Merkmalen, iſt mir noch nicht bekaune

Der zwey und funfzigſte euröpäiſche Abendſchmetterling,. 1125 N

Spliinx Coronillae. Der Kronwigenſcwörner. J Tab. XXXIII. Cont. VIII. Fig. 2. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; pag. 45. vr. 7. Sph. Coronillae. Kron⸗ wickenſchwärmer. | A) Der Sph. Lonicerae ift in dem Wie- in folgenden beygebracht. Der Sph. Vi- ner Verzeichniß unter dem Namen Sph. ciae iſt der Sph. Pilosellae. Auf dieſe Minos, ſchwärzlicher dreyfleckigter Schw. Art ſind nun die in der Klaſſe der fle— (pag. 45. nr. 1.) eingetragen worden. ckigten Schwärmer verzeichnete 9 Gattun⸗ Den Sph. Loti und Coronillae habe ich gen ſämtlich berechtiget.

Sphinx Coronillae. Der Kronwickenſchwaͤrmer. 219 Alis omnibus utrinque atro- eoerulescentibäs, superioribus maculis quatuor disci al- bis, binis baseos fla vis; inferioribus macula maiori ef adiacente minori alba. Dem erſtbeſchriebenen Sphinx Aeacus kommt dieſer Falter ſehr nahe. Die Vorderflügel haben über jener Anzahl einen einzelnen Flecken mehr als jener. Hier iſt ſonach eine dreyfache Reihe von ſechs einzelnen Punkten vorhanden. Die Unterflügel haben wie die vordern einerley Farbe, und der weiſſe Flecken ſtehet in gleicher Lage. Man bemerkt noch einen kleinern da: neben, eigentlich einen ſehr fein gezeichneten Punkt. Die Grundfarbe bey— der Flügel auf der obern und untern Seite ſpielet ins Röthlichblaue, faſt ſo, wie bey dem Sphinx Phegea. Die Kolbe der Fühlhörner iſt etwas mehr als an dem Sphinx Aeacus verdickt. Der Ring des Hinterleibs hat wie an jenem eine gleichförmige Bildung. Den Namen Coronillä haben die Herren Verf. des Syſt. Verz. demſelben ſchon längſtens gege— ben. So haben mich die Belehrungen des Herrn Gerning verſichert, deſſen ſchon öfters gerühmte Unterſtützung mich in Stand geſetzt, auch dieſe fehlende Gattung beyzubringen. Es haͤlt ſich dieſer Falter in Oeſterreich und Ungarn auf. Von der Verſchiedenheit des Geſchlechts, und den übri— gen Umſtänden ſeiner Naturgeſchichte möchten uns in der Folge zuverläſſige Nachrichten 1 0 N

Der drey und funfgigfte antpteſche Abendſchmetterling.

Sphinx Adsc. Trigonellae. Der Trigonellenſchwaͤrmer. Tab. XXXIII. Cont. VIII. Fig. 3. Der weibliche Falter von beyden Seiten. Fig. 4. Eine Abänderung deſſelben. Alis omnibus utrinque . superioribus maculis disci tribus al- bis, binis baseos flavis, inferioribus macula unica alba.

Mit einem Grund von dunkelm Stahlblau und weiſſen Flecken, hat die Natur nach dem Muſter der rothfleckigten Sphinxe, bey ähnlichen Umriß und Bildung eine faſt gleich beträchtliche Reihe von Gattungen, eben fo manchfaltig zu bilden beliebt. Dieſe Arten waren uns bisher noch am we— nigſten bekannt. Ihr Aufenthalt ſind wärmere Länder unſers Welttheils. Noch hat man ſie nicht mit gehörigem Fleiß geſammelt, und wie jene nach ihren unbedeutendſcheinenden Abſtand zu ſondern ſich die Mühe gegeben. Der in Abbildung hier vorliegende Sphinx iſt von dem vorigen auf gleiche Art, wie der Sph. Lonicerae von dem Filipendulae verſchieden. Es man-

220 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

gelt ihm der ſechſte Flecken gegen die Flügelſpitze. Damit iſt zugleich alles Charakteriſirende angegeben. Der Ring iſt etwas breiter, und die Flecken um vieles gröſſer. Er iſt weiblichen Geſchlechts. Man hat ihn wegen ähn⸗ licher Farbe für den Sexum des Sph. Coronillae gehalten. Sollte denn die Natur bey dieſen weißfleckigten Faltern eine Ausnahme machen? Iſt nur bey jenen von rother Farbe, ein fehlender Zierrath weſentlich worden? Ich glaube, ſie habe auch hier in der Stuffenfolge keine Lücken gelaſſen. Die genaue Verwandtſchaft der eben beſchriebenen Arten kann uns davon überzeu— gend belehren. Ich hoffe, durch zuverläſſige Nachrichten die gewiſſe Entz ſcheidung vorlegen zu können. In dem Wiener Verzeichniß wurden dieſe Gattungen mit dem Namen der Pflanzengeſchlechter aus der Klaſſe der Dia— delphia bezeichnet. Unter ſo zahlreichen Vorrath habe ich den Namen von der Trigonelle gewählt. Die meiſten Gattungen derſelben ſind, ſo wie der Falter ſelbſten nur jenen ſüdlichen Gegenden eigen.

Die vierte Figur dieſer Tafel ſtellet eine Art dieſer e Wh linge vor Augen, die mit erſtern wiederum das nächſtgleichende hat. Nach den körperlichen Umriß iſt ſie aber um vieles geringer. Auch die Flecken ſind im Verhältniß kleiner. Die Grundfarbe iſt mehr ins Hellblaue gemiſcht. Der zweyte Flecken an der Grundfläche hat mit dem andern daneben einer— ley Maas. Er iſt nicht mit einem weiſſen Rand geſäumt, ſondern von ein: färbigem Gelb. Ich kann es zur Zeit nicht entſcheiden, ob dieſe Abweichung abermahl ſpecifiſch iſt. Das Original habe ich nebſt den erſtbeſchriebenen, aus der Sammlung des Herrn Gerning entlehnt. Beyde wurden demſel— ben aus Wien mit der kurzen Nachricht beliefert, daß ſie in daſiger Gegend noch ſeltene Erſcheinungen ſind. 5

Tab. XXXIV. Cont. IX. Eine Abänderung des Sph. Phegea. (zu Tab. XVII.) Fig. 1. Der männliche Falter von beyden Seiten.

Der in Abbildung hier vorliegende Falter iſt zur Zeit eine einzelne Seltenheit geblieben. Er wird in der berühmten Sammlung des Herrn Gerning verwahrt. Herr Welpert hat ihn bey Tyrnau in Ungarn ge— fangen. Bey ſo ſparſamen Urkunden kann ich ſeine Gattungsrechte noch nicht mit Gewißheit entſcheiden. Nothwendig ſind aufklärende Erfahrungen noch abzuwarten. Er kommt nach der Gröſſe und dem körperlichen Umriß dem Sph. Phegea gleich. Sonach haben wir ihn einſtweilen zu den Varietäten

deſſel⸗

U

Sphinx Adsc. Lavandulac. Der Lavendelſchwarmer. 221

deſſelben zu zehlen. Die Grundfarbe der Flügel iſt mehr, als an jenem, ins Violette gemiſcht. Ein einzelner Punkt von weiſſer Farbe, gleichförmig zu beyden Seiten auf jedem Flügel gezeichnet, iſt die einzige Verzierung daran. Die Bruſt und der Hinterleib ſind nach den gelben Ringen und der Grundfarbe von jenem gar nicht verſchieden.

Der vier und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sphinx Adsc. Lavandulae. Der Lavendelſchwaͤrmer. Tab. XXXIV. Continuat. IX. Fig. 2. Der männliche Falter von beyden Seiten. Alis viridi - coerulescentibus, superioribus utrinque maculis quinque rubris nigro inductis ; inferioribus supra unica; collari albo.

Mit dieſer neuen Entdeckung hat ſich abermahl die Zahl der unächten Sphinxe vermehrt. Nach der Höhe der Farbe und den ausnehmenden Putz, verdient ein ſo nett gezeichneter Falter unter jenen den vorderſten Rang, wenn anders bey dieſen Geſchöpfen würkliche Vorzüge gelten. Sein Aufent— halt ſind die ſüdlichen Länder unſeres Welttheils. Herr De Villers hat ihn nebſt andern neuen Gattungen, deren ich vorhin erwähnt, auf den Ge— bürgen von Languedoc entdeckt. Ich habe als einen der ſchätzbareſten Bey⸗ träge das in Abbildung hier vorliegende Exemplar von deſſen Güte erhal— ten. Nach den mir mitgetheilten Bemerkungen halten ſich dieſe Sphinxe auf den Blüthen der Lavandula Stoechas auf. Dieſe Pflanze, welche un; ter den wohlriechenden eine der vorzüglichſten iſt, bringet nur jener wärme— re Erdſtrich im Freyen hervor. Sie iſt oft mit Mühe in Winterungen durch— zubringen. Auch die Raupe ſoll ſich von den Blättern derſelben nähren. Wir haben ſonach mit Recht, den Namen jenes Pflanzengeſchlechtes, dieſer eigenen Gattung beyzulegen.

Er kommt nach dem Umriß und der Gröſſe dem Sphinx Filipendu- lae gleich. Der Körper iſt von düſterem Schwarz mit etwas blaulichen Schiller überzogen. Zwiſchen den Kopf und der Bruſt iſt von weiſſen in die Höhe gerichteten Schuppen eine Einfaſſung, nach unſerer gewöhnlichen Benennung ein Halsband, zur Verſchönerung angebracht. Die Grundfar— be der Vorderflügel iſt ein dunkles Grün mit Blauem vermengt. Es zeigen

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. [F f!

222 Fortfeßung der Abendfchmetterlinge des zweyten Theile.

ſich fünf hochrothe Flecken darauf, welche mit einem ſchwarzen Rand als Ringe umzogen, erſcheinen. Die Hinterflügel haben ein dunkles Stahlblau zur Grundfarb mit einem vorzüglichen Glanz. Gegen die Spitze ſtehet ein einzelner hochrother Flecken ohne ſichtliche Einfaſſung, in der Mitte aber find noch Spuren eines zweyten darauf wahrzunehmen. Auf der Unter: ſeite ſind dieſe Hinterflügel größtentheils mit Roth ausgefüllt, in der Ge⸗ ſtalt wie die Abbildung deutlich erweißt.

Der fünf und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sph. Adsc. Polygalae. Der Creutzblumenſchwaͤrmer. Tab. XXXIV. Continuat. IX. Fig. 3. Der männliche Falter von beyden Seiten.

Alis rubicundis concoloribus, limbo sinuato superiorum atro coerulescente.

Obſtehenden Namen lege ich einem Falter lediglich zur Bezeichnung bey, an dem weitere Erfahrungen die Gattungsrechte noch zweifelhaft gelaſſen. Für Charaktere des Syſtems iſt die Verſchiedenheit ſo weſentlich, als wir ſie fordern. Nur iſt er noch eine einzelne Erſcheinung, man hat kaum ein paar derſelben entdeckt. Dieſer Umftand bedünkt mich, bey fo auffallender Verſchiedenheit, doch nicht erheblich genug, er hat ſich bey allen neuen Gat— tungen ſchon öfters ereignet, bis man fie endlich genauer kennen gelernt. Erſt im Sommer des abgewichenen 1780. Jahrs wurde er von einem Lieb— haber entdeckt, dem dieſer Unterſcheid bemerkungswürdig geſchienen. Es war in der Gegend von Brauenheim, einem in dem Hanauiſchen der Reichs— ſtadt Frankfurt nahe gelegenen Dorf. Ein Exemplar deſſelben wurde Herrn Gerning geliefert. Durch deſſen gütige Mittheilung bin ich vermögend, hievon die Abbildung darlegen zu können.

Dem Sph. Pilosellae kommt er unter allen ähnlichen Arten am näch⸗ ſten. Man hat ihn auch für eine Abänderung deſſelben erklaͤrt. So häu— fig wir dieſen Falter in unſerm Franken beſitzen, ſo hat ſich doch nie eine gleiche Abweichung entdeckt. An jenem ſind die Schuppen ganz dünne auf getragen, hier aber ſtehen fie ſehr dichte beyfammen, Auf beyden Seiten ſind die ſämmtlichen Flügel von einfärbigem Roth. Eben dieſe Farbe un— terſcheidet ihn ganz eigen durch die auſſerordentliche Höhe. Es iſt faſt un:

Sphinx Adsc. Trifolii. Der Wieſenkleeſchwaͤrmer. 223

möglich, fie in gleicher Schönheit mit unſern Farben nachahmen zu können. Die Auſſenſeite der Vorderflügel iſt mit einem Saum von ſchwärzlichem Blau, in buſenförmigen Ausſchnitten umzogen. Auf der Unterſeite iſt le— diglich die Spitze damit gefärbt. Man wird darauf keiner ſchwärzlich ge— färbte Sehnen, wie an jenem Falter, gewahr. Nach den übrigen Theilen kommt er dem Sph. Pilosellae gänzlich gleich. Sind ſeine Gattungsrechte nicht zuverläſſig entſchieden; ſo hätten wir ihn dennoch als eigene Race von der gemeinen Gattung billig zu ſondern.

Der ſechs und funfzigfte europäiſche Abendſchmetterling.

Sph. Adsc. Trifolii. Der Wieſenkleeſchwaͤrmer. Der Rothfleck mit drey Punkten. Tab. XXXIV. Continuat. IX. Fig. 4. Der männliche, Fig. 5. der weibliche Falter, beyde von der Ober- und Unterſeite.

Alis superioribus virescenti - cyaneis, maculis tribus rubris Iongitudinaliter dige- stis, coadunatis.

Diefe Gattung der rothfleckigten Sphinre hat ſich erft neuerlich in der Gegend von Frankfurt am Mayn entdeckt. Anfangs fand ſich nur ein einzelnes Exemplar, das man für eine ſeltene Ausart gehalten. Bey emſi⸗ gen Nachſuchen kamen mehrere zu Handen, man hat ſie endlich auch in Paarungen angetroffen. Vorliegende Abbildungen legen ſie nach beyden Ge— ſchlechtern vor Augen. Den ſorgfältigen Beobachtungen des Herrn Ger— ning haben es meine Leſer zu danken, daß dieſe Entdeckungen nicht länger verborgen geblieben. Es ſind mir verſchiedene Exemplare davon zur Vers gleichung mitgetheilt worden.

Nach der Gröffe des ganzen Körpers und dem Schnitt der Flügel, iſt nichts verändertes von jenem mit dem Sphinx Filipendulä hierinnen über— einſtimmenden Arten, zu ſehen. Lediglich die Zeichnung der Oberflügel ma— chen den weſentlichen Unterſcheid aus. Man wird hier nur drey einzelner gerundeter Flecken, die Länge hin geordnet, gewahr. Der mittlere iſt der gröſte, der an der Grundfläche aber kleiner. Er iſt von der ſich durchzie— henden Sehne kaum merklich getheilt. Ihre Farbe fällt ins Mengrothe,

[5f2]

224 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile,

ſie iſt ſonach weniger als an erſtbeſchriebenen Arten erhöht. An dem Weib— chen ſind dieſe Flecken durch Zwiſchenräume der Grundfarbe getrennt. Die— fe Abweichung iſt in der That ſehr auffallend. Ich habe von dem gemei- nen Wieſenklee, dem gewöhnlichen Ae dieſer ſämmtlichen Gattungen den Namen entlehnt. 8 Der ſieben und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx Adsc. Loti. Der Kraͤhenklauſchwaͤrmer. Tab. XXXV. Continuat. X. Fig. 2. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten.

Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; rege 45. nr. 3. Sph. Loti. Krähen⸗ klauſchwärmer.

Alis superioribus lutescenti- ric ‚maculis r tribus partibus coadunatis; in- ferioribus rubris.

Mit dieſer ren haben die Herren Verfaſſer des Wiener Ver⸗ zeichniſſes den in Abbildung vorliegenden Falter als eigene Gattung bezeich⸗ net. Die genaue Aehnlichkeit mit dem Sphinx Filipendulae läßt nach den erſten Anblick nur eine Abänderung deſſelben vermuthen. In genauer Ber trachtung aber findet ſich dennoch ein ſehr erheblicher Abſtand. Die Grund⸗ farbe der Vorderflügel iſt von einem hellen ins Gelbe fallenden Grün. Bey unſern Arten iſt ſie dunkler, entweder ſchwärzlich oder ins Blaue gemiſcht. Die Flecken ſelbſten ſind bey der ſo geringen Gröſſe des Falters doch ſehr beträchtlich. Sie haben eine eigene Form, indem ſie nicht, wie an jenem, einzeln, ſondern zuſammen gefloſſen erſcheinen. Der Rand der rothen Hin⸗ terflügel iſt mit einem ſehr feinen Saum von ſtahlblauer Farbe bordirt. An dem Sphinx Filipendulae iſt er hingegen von ſehr merklicher Breite. Die Unterſeite iſt beynahe ganz mit rother Farbe bezogen. Die Uebereinſtim— mung mehrerer Exemplare, und ihr eigentlicher Aufenthaltsort, beſtaͤtigen noch mehr die Rechte einer weſentlich verſchiedenen Gattung. Es iſt e Falter in der Gegend von Wien ſehr zahlreich vorhanden.

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Sphinx Adsc. Pruni. Der Schlehenſchwaͤrmer. 2 Der acht und funfzigfte europäiſche Abendſchmetterling.

Sphinx Adsc. Pruni. Der Schlehenſchwaͤrmer. 1 Tab. XXXV. Continuat. X. Fig. 3. Der männliche, Fig. 4. der weibliche Falter von der Ober- und Unterſeite. Syſte m. Verz. der Wiener Schmetterlinge; Nachtr. p. 308. nr. 12. Sph. Pruni. Schlehenſchwärmer.

Corpore viridi-aureo$ alis omnibus fuscis, superioribus supra basi virescentibus.

Ich habe bereits in Beſchreibung des Sphinx Statices dieſes Falters gedacht “). Er iſt derjenige, dem, wie ich dorten erwähnt, die Verfaſſer des Syſtematiſchen Verzeichniſſes der Wiener Schmetterlinge, obſtehenden Namen gegeben. So haben mich verſchiedene Nachrichten zugleich verſichert. Bey den wenigen Charakteren, welche erwähnte Entomologen vorhin von demſelben gegeben, war es nicht zu entſcheiden, ob ſie dieſe Gattung damit würklich gemeynt. Sie haben beyde Species mit den einzigen Merkmalen der meergrünen und ſtahlblauen Farbe bezeichnet. Wir bemerken die— ſes Colorit auch an den beyden Geſchlechtern unſeres Sphinx Statices, deſ— ſen Unterſcheid ſie unerwähnt gelaſſen. Nothwendig war zu vermuthen, ſie hätten beyderley Sexus für verſchiedene Gattungen erklärt. Der Sphinx Pruni aber, den ſie unter dem Namen des Stahlgrünen wollten verſtanden wiſſen, hat dieſe Farbe wiederum in ganz anderer Miſchung. Es iſt deſſen Weibchen, davon ſie uns keine Nachricht gegeben, von beyden nach der Far— be ganz abweichend gebildet. Die zweyte und dritte Figur dieſer Ta— fel, ſtellt ſie auf das genaueſte in Abbildung vor Augen.

Bey einem ſo ſimplen Gewand macht die Oberſeite der Vorderflügel den einzigen Abſtand. Sie iſt ſehr dunkel faſt ſchwärzlich angelegt. Nur gegen die Grundfläche iſt ſie mit einem glänzenden Stahlblau vermengt. Doch in einigen Exemplaren iſt dieſe Farbe auch bis gegen die Spitze ver— breitet. Nur das Männchen führt dieſe Verzierung, dem Weibchen man— gelt ſie gänzlich. Wir erblicken hier ein dünn aufgetragenes Braun ohne

0 II. Th. pag. 161. u. d. f.

/

226 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils.

den mindeſten Glanz. Die Unterſeite und die Hinterflügel ſind in beyden Geſchlechtern nach der Farbe von dem Sphinx Statices nicht verſchieden. Der Hinterleib iſt an dem Männchen ganz dünkelgrün, an dem Weibchen aber mehr gelb, oder mit güldenen Glanz verſchönert. Die Fühlhörner ſind kammförmig geſtaltet, an dem Männchen aber weniger als an dem Weibchen. Die Lamellen ſchlieſen ſich im trocknen an dem Stiel ſehr gedränge an.

Man hat dieſe Gattungen bereits in verſchiedenen Ländern entdeckt. Exemplare, die ich aus den Gegenden von Wien, Inſpruck und Frankfurt erhalten, waren ganz übereinſtimmend gezeichnet. Wir beſitzen ihn auch in unſerm Franken. In denen nahegelegenen Gebürgen hieſiger Gegend iſt er nicht ſonderlich ſelten. Seine Flugzeit iſt im Junius, zugleich mit dem Sphinx Statices, gemeiniglich aber etwas fruͤher. Nach dem Berichten des

Wiener Verzeichniſſes ſoll ſich ſeine Raupe auf Schlehen aufhalten, wie ich

ſchon in der Beſchreibung erſtgedachten Falters erwähnt.

Der neun und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. Sphinx Adsc. Infausta. Der Trauerfalter. Der Ungluͤcks⸗ ſchwaͤrmer.

Tab. XXXV. Continuat. X.

Fig. 4. Der männliche Falter von beyden Seiten.

I IN N. 8. N. Ed. XII. Sp. 43. Sph. adsc. infausta; nigra, alis fuscis: inferioribus interius sanguineis antennis pectinatis 7).

Müllers Ueberſetzung des Naturſyſt. V. Th. I. B. pag. 647. nr. 13. Sphinx infau- sta. Der Unglücksvogel.

rABRIcII Syst. Ent. Zygaena infausta. nr. 16. Linn. Char. Götzens Entom. Beytr. III. Th. II. B. pag. 199. nr. 43. Fueßli Archiv der Inſ. Geſch. I. Heft. Tab. III. fig. 1. 2. vergröſſert. Der Trauer⸗ ſchwärmer. Sph. inf. L. N Faſt hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dieſe fehlende Gattung bey— bringen zu können. Ich zählte ſie unter die ausgegangenen Arten. Er war

m) Siehe II. Th. pag. 156. und folgende Anmerkung a.

ö

Sphinx Adsc. Appendiculata. Der geſchwaͤnzte Schwaͤrmer. 227

der einzige, der mir von den europäiſchen Gattungen der Geſchlechte der Tag x und Abendſchmetterlinge des Linneiſchen Syſtems gemangelt. Kaum aber waren die Supplemente des zweyten Theils ausgegeben, als ich dieſen ſo ſehr geſuchten Falter von zweyen Orten zugleich erhielt. Hr. De Vil— lers fand ihn in dem ſüdlichen Frankreich auf den Gebürgen der Provence und Languedoc und hatte die Gütigkeit, mir einige Exemplare zu überſen— den. Noch mehr wird es aber befremden, daß er auch unter die Produkte Deutſchlands gehört, und ſich dennoch ſo lange verborgen gehalten. Er wurde bey Frankenthal in der Pfalz neuerlich entdeckt. Von daher bekam Herr Gerning einige Exemplare. In Vergleichung mit jenen habe ich nicht die mindeſte Verſchiedenheit wahrgenommen, ſie hatten auch einerley Gröſſe.

Herr Fueßli iſt mir bereits in der Abbildung dieſes Falters zuvorge— kommen. Er hat denſelben von letztern Orten erhalten, und in dem erſten Stück ſeines Archives beygebracht. Zur Beſchreibung weiß ich den genauen Merkmalen, die Herr von Linne davon gegeben, keine beyzufügen. Er iſt ohnedies ungemein kenntlich gezeichnet. Der Leib iſt ſchwarz mit einem ro— then Halsband verſchönert. Die Flügel ſind ſehr dünne mit Schuppen be⸗ legt. Ihre Farbe iſt grau, mit einer etwas roͤthlichen Miſchung vermengt. Das Männchen hat ſie von etwas dunklerem Braun. Die Hinterflügel ſind zur Hälfte mit erhöhtem Roſenroth bemahlt, das ſich gegen den Rand ins Bräunliche verliert. Die Vorderfluͤgel hingegen find an dem vordern Rand mit einem ſchmalen Saum von letzterer Farbe angelaufen. Die Fühlhör— ner führen zu beyden Seiten des Stiels ſehr dünne Lamellen. Von ſeiner Naturgeſchichte iſt noch vieles zur Ergänzung übrig geraten, Man ſagt, die Raupe halte ſich auf Schlehen auf.

Der ſechzigſte europäiſche Abendſchmetterling.

Sphinx Adsc. Appendiculata. Der geſchwaͤnzte Schwaͤrmer. Tab. XXXV. Continuat. X. Fig. 5. Der weibliche Falter von der Ober- und Unterſeite der Flügel. Fig. 8. Der männli— che, in ſitzender Lage. Alis superioribus viridi - atris, inferioribus fuscis; abdomine barbato, dimidioque elongato.

228 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile.

Der Sphinx Statices war vorhin unter den unächten Abendſchmetter— lingen die einzige Gattung von einfärbigem Gewand. Man hatte ihn laͤng⸗ ſtens von jenen, welche die Fläche der Vorderflügel mit bunten Flecken ge— zeichnet führten, geſondert. Zu einer Abtheilung aber, war eine einzelne Gattung nicht hinreichend genug. Nothwendig hatte unſer Syſtem in die— ſer Rückſicht ihm unter jenen die letzte Stelle angewieſen. Allem Vermu— then nach glaubten wir auch, es ſeyen damit die einheimiſchen Arten dieſes Geſchlechts, bis auf ſpäte Entdeckungen würklich begränzt. Seit kurzem aber hat ſich auch da die weitere Stufenfolge ergeben. Der Sphinx In- fausta ſchließt ſich an jenem mit an, und der vorbeſchriebene Sphinx Pruni iſt noch näher verwandt. Nach vorliegender Abbildung füge ich auch die vierte Gattung dieſer einfärbigen Abendſchmetterlinge hinzu. Die Bildung des Körpers iſt von allen vorhin bekannten Arten ganz eigen geſtaltet. Die Flügel ſind ſehr kurz, und im Verhältniß der Länge von beſonderer Brei— te. Die Auſſenſeite der Vorderflügel führet ein ſchwärzliches Grün mit ſtar— kem Glanz. Die Unterſeite iſt röthlichbraun, wie auch die Hinterflügel ge— färbt. Die beſondere Verlängerung des Hinterleibs, welche die Hälfte der Flügel beträgt, macht ihn vor allen ſehr kenntlich, Er iſt wie die Flügel ſelbſten von einfärbigem Colorit. Die Endſpitze iſt mit einem Schopp dich— te übereinander liegender Schuppen in vorzüglicher Länge bewachſen. In ſitzender Lage kommt er der Geſtalt einiger Arten der Käfer, beſonders vom Geſchlecht der Leptura ſehr nah. In dieſer Stellung habe ich ihn unter der fünften Figur vorgelegt. Er iſt männlichen Geſchlechts, und von dem Weibchen durch den kürzern, aber mehr ſpitzig gebildeten Hinterleib verſchieden. Herr Gerning hat ihm nach der Aehnlichkeit eines Käfers, mit verlängerten Fühlſpitzen, den Herr Sulzer 2) Sylva appendiculata geheiſſen, obſtehenden Namen gegeben. Er iſt mir aus deſſen reichen Sammlung als ein ſehr ſchätzbarer Beytrag zugeſchickt worden. Beyde Exemplare wurden nach der Verſicherung des Hrn. Welpert in der Ge— gend von Wien gefangen. Ich bemerke noch, daß die Fühlhörner ſehr lang und faſt fadenförmig, doch in der Mitte etwas merklich verdickt ſind. Die— ſer Charakter, und der im übrigen ähnliche Bau, ordnet ihn ſonach ganz richtig hieher.

Der 7) Abgekürzte Geſchichte Tab. II. fig. 15. g

Sphinx. adsc. Flaveola. Der gelbe Schwärmer, 229

up ein und ſechzigſte europäiſche Abendſchmetterling. SPHINX& AD SC. FLAVEOLA.

Der gelbe Sure Abendſchmetterling mit gelben, weiß— lichgerandeten Flecken. Tab. XXXVI. Cont. XI. Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. Atra, alis superioribus cyaneis, maculis quinque flavis, singulis albido - margi- natis, ultimo lunari; inferioribus flavis.

Hier erblicken meine Leſer einen Falter, an welchem ſie von dem Sph. Caffra nichts abweichendes, als nur die Farbe, finden. Die Gröffe, die Lage und Bildung der Flecken, alles übrige kommt pünktlich mit demſel— ben überein. Wir ſollten ihn ſonach lediglich für zufällige Abänderung hal— ten. Ich hatte ihn ſelbſten anfangs als eine einzelne Erſcheinung, dafür erklärt. Möchten etwa einige auf die Meynung gerathen, die bey jeder neu— en Gattung an ſich die erſte beyfällige iſt; es könnte ſich dis Gewand durch irgend einige Zufälle verändert haben, es wäre ein verflogenes und etwa durch Kunſt verſtelltes Exemplar, fo ſehr an ſich die Behutſamkeit dieſe Maasregeln hierinnen befiehlt. Allein dis alles iſt weit entfernt. Es wurde dieſer Falter nuch ſehr friſchem Gewand gefangen, und es haben ſich auch nun mehrere entdeckt. Ich hatte ihn durch die Güte des Herrn Cano— nicus und Pfarrer Zach zu Weidling bey Wien, einem ſehr erfahrnen Ken— ner, mitgetheilt erhalten. Er wurde im Junius des abgewichenen 1785ten Jahrs in daſigen Gebürgen, auf einer hochgelegenen Wieſe mit Mühe er— haſcht. Nach aller Beeiferung waren nicht mehrere zu erobern. Ich weiß nicht ob nach emſigen Forſchungen in dieſem Jahr die Entdeckungen ergiebi— ger waren. Aus einem einzelnen Exemplar lies ſich alſo wohl nicht auf die ihm zukommende Gattungsrechte ſchlieſſen. Doch kann man nach gleichen Gründen auch vermuthen, er möchte eine neuentſtandene Race ſeyn, die ſich in ihren Erzeugungen gleich geblieben, oder eben ſo alt als irgend eine andere iſt, wir haben etwa nur ihren verborgenen Aufenthalt noch nicht entdeckt, und es hat ſich vielleicht nur dieſer einzige Flüchtling uns gezeigt. Dergleichen Vorſtellungen machte ich mir, als ich unerwartet vom Hrn. Straßkircher in Neuſtadt an der Aiſch die Nachricht erhielt, daß er in daſigen Gegenden ein ganzes Paar dieſer Falter wirklich gefangen. Sie hatten ein gleiches Gelb wie dieſer, und die Flecken waren ebenfals gilblich eingefaßt. Bey einem verflogenen Exemplar würde dieſer Saum von weiſſer Farbe wie an

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. G1

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dem Sph. Caffra geblieben ſeyn, dieſe aber iſt ihm eigen. Es mangelte noch der gelbe Ring an dem Hinterleib, den jener hat. An ſich hat die Natur, an den Abendſchmetterlingen, das Gelbe ſehr ſparſam verwendet, und um ſo merkwürdiger ſind uns Erſcheinungen in dieſem Gewand. Weitere Rachrich⸗ ten hoffe ich in der Folge mitzutheilen.

Tab. XXXVI. Cont. XI. f Fig. 2. Die Raupe des Sphinx Apiformis auf einem Stück gefaulten Holzes. Fig. 3. Die männliche, Fig. 4. die weibliche Chryſalide, zu Tab. XIV. S. 122. u. f. Tab. XXIX. Cont. IV. ö

Die Raupen der glasflüglichten Sphinxe, die des Sph. Fuciformis etwa allein ausgenommen, leben in dem Holz, den Wurzeln und den Rin⸗ den verſchiedener Bäume. Dis iſt von dem Sph. Tipuliformis bekannt, und von dem Aſiliformis hat es ſich ebenfals neuerlich beſtättigt, daß ſi ch ſeine Raupen in den Stämmen der Pappelweide finden. Es iſt ihre Gegenwart an den mit den Auswürfen bedeckten Gängen, und durch die hervortriefende Feuchtigkeit leicht wahrzunehmen. Sie ſind ſehr mühſam aufzuſuchen, und ſo mußten ſie uns, nach ihren unbekannten Aufenthalt, lange genug verbor— gen bleiben. Wenn ſie uns auch zu Handen gekommen, wurden ſie nach ihrer ahnlichen Geſtalt für Larven der Käfer, denen fis ganz ähnlich find, gehalten, und öfters keiner Aufmerkſamkeit gewürdigt.

Hier habe ich meinen Leſern die gröſte unter dieſen e a eben die feltenfte, in Abbildung vorzulegen, es iſt die Raupe des Sph. Apiformis. Wir haben ihre Entdeckung denen emſigen Forſchungen des Herrn Oel— manns in Leipzig zu danken. Ich erhielte nach deſſen freundſchaftlichen Mittheilungen ſechs derſelben zu Anfang des May des abgewichenen Jahres. Sie waren nach ſeiner eigenen Sorgfalt auf das beſte verwahrt, und kamen ſo geſund als in ihrem eigenen Aufenthalt an. Ein Paar hatten zwar ſchon während der Reiſe, ſich in der Erde ein Gehäuſe gefertigt, ſie waren aber noch nicht in ihre Chryſaliden übergegangen. Nach deſſen Bericht leben ſie in den Wurzeln der Aſpen und Pappelbäume ſehr verborgen, wie ich zugleich aus denen zur Nahrung beygelegten Stücken erſah. Man trift ſie auch in verfaulten Stämmen dieſer Bäume an, und ſie können mit deren befeuchte⸗ ten Splittern erzogen werden. Zur Stelle gewachſen, kommen ſie näher an die Rinde, und dann werden ſie auch um ſo leichter entdeckt. Wie viele Zeit fie von dem Ey an, bis zu ihrer Vollkommenheit nöthig hatten, war nicht

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mit Gewißheit zu beſtimmen, vermuthlich aber verbrauchen fie ein Paar Jah⸗ re, da ihr Wachsthum ſehr gemächlich iſt. Die Kenntnis ihrer Naturge⸗ ſchichte hat ſich für die Forſtwiſſenſchaft, wie aus dem Aufenthalt und der Nahrung dieſer Thiere von ſelbſten erhellet, ſehr wichtig gemacht, wenn an— derſt Kenner, wo es hier gerade am meiſten fehlt, ſie benutzen mögen. Wie oft werden Krankheiten der Bäume, ganz anderen Urſachen beigemeſ— ſen, und der Anflug gewiſſer Plätze durch eigenes Verſchulden gehindert.

Die Raupe gleicht der Schröderlarve vollkommen, und man würde ſie, nach flüchtigem Blick, für die nehmliche erkennen. In der Gröffe iſt fie freilich genugſam verſchieden, die Freßwerkzeuge ſind auch im Verhältnis von minderer Stärke. Der Kopf iſt ſehr groß, und von rothbrauner Farbe, vornen aber mehr ins Schwarze verlohren. Die ganze Fläche des Körpers, führt ein ſchmutziges oder giblichtes Weis, ohne irgend einige Zeichnungen darauf wahrzunehmen. Ueber den Rücken bemerkt man einen dunkleren Streif, der aber nur feine Farbe von den darunter liegenden Saftgefaͤſſen erhält. Die erſten drey Ringe ſind breit geformt, und oben ganz platt, die folgenden ſchmäler, die nächſten alsdenn abermahl breiter, die letzten dar— auf gemächlich verdünnt. An ſich iſt der Körper mehr zuſammengedruckt als gerundet. Bey einer Stöhrung legt ſich die Raupe nach Art der Kä— ferlarven, in ſchneckenförmiger Krümmung mit hervorgeſtreckten Kopf zu— ſammen. Bey andern Raupen iſt dieſer gewöhnlich gegen den Leib ein— wärts gezogen. Die ſechs Vorderfüſſe ſind ſehr ſtark und ſpitzig, die acht Bauchfüſſe aber kaum wahrzunehmen. Im Gehen ſtreckt die Raupe lediglich an deren Stelle etwas verlängerte glänzende Wärzchen hervor, und man ſollte fi e kaum für die Raupe eines Zweyfalters erkennen.

In der Gröſſe, wie hier die Abbildung zeigt, hat ſie ihren ſtärkſten Wachsthum erreicht. Die männliche Raupe iſt insgemein um vieles klei— ner. Sie fertiget ſich in der Erde von zuſammengewebten Sandkör— nern und zernagter Rinde ein ziemlich geräumiges Gehäuſe von eyrunder, doch nicht allezeit regelmäſſiger Form. Nach unſerer Erziehung hat man dieſe befeuchtet zu erhalten, und der freien Luft auszuſetzen. Man vergräbt ſie in die Erde, doch muß der obere Theil hervorragen, indem der Falter wenn ſolche zu tief liegen, oder auch zu trocken gehalten wird, nothwen⸗

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dig nicht ausbrechen kann. Die Chryſalide iſt dunkelrothbraun, und glei⸗ chet der Ph. Coſſus am nächſten. Sie iſt in Verhältnis der Gröſſe etwas länger geſtreckt, beſonders nimmt ſich die weibliche darinnen vorzüglich aus, wie nach der Abbildung erſichtlich iſt. Jede Ringe' haben in der Mitte, er— habene eckigte Reife, die über den Rücken in ſtumpfe Spitzen ausgehen. Sie ſind zur Seite ſchwarz eingefaßt. Die Bruſt iſt an dem Obertheil ſehr ge— wölbt, vornen aber zugeſpitzt. Bey dem Auskommen dringt die Chryſalide über die Hälfte aus der dicken Rinde des Geſpinſtes hervor. Bey denen, wo ich durch eine Oefnung den Ausgang erleichtert hatte, drang ſie ganz heraus, und der Falter entwickelte ſich in gleicher Vollkommenheit. Zur Beſchreibung deſſelben habe ich noch beyzufügen, daß die Fühlhörner an ihrer Spitze einen Büſchel feiner, doch ſteifer Haare beſitzen. An dem Männchen hat die innere Seite ſehr tiefe Einſchnitte, es find wirklich Zäh⸗ ne, welche mit feinen Seitenfaſern verwebt ſind.

Tab. XXXVI. Cont. XI. Fig. 5. Eine Abänderung der Raupe des Sph. Stellatarum von dunkelrothbrauner Farbe, Fig. 6. eine dergleichen dunkelgrüne auf Zweigen des Galiums. Zu Tab. XIII. S. 114. u. f. f.)

Nach dieſem ſo ſehr verändertem Gewand möchte man die ſonſt allzubekannte Raupe des Sph. Stellatarum leicht verkennen. Ich habe deßhalb dieſe Abbildung beygefügt, um etwa den Liebhabern die Mühe der Erziehung zu überheben, wenn ſie vermeynen ſollten, einen neuen Falter daraus zu erhalten. Es wurde mir die nach der fünften Fi⸗ gur abgebildete Art aus der Gegend von Uffenheim mitgetheilt. Es fanden ſich an einer einzigen Pflanze des Galiums ſehr viele von gleicher Farbe beyſammen, die auch in ihren Häutungen ſich gleich geblieben. Sie ergaben aber nach ihrer Entwicklung nicht die mindeſte Verſchieden— heit. Die Farbe dieſer Raupen iſt dunkelbraunroth, auf der ſich die hellweiſen Punkte und Seitenſtreifen um ſo mehr erhöhen. Die Raupe nach der ſechſten Figur wurde ebenfalls in Geſellſchaft mehrerer, nach übereinſtimmender Bildung, auf einer einzigen Pflanze angetroffen. Sie hat eine dunkelgrüne Grundfarbe. An der Stelle der Luftlöcher finden ſich gerundete weißlichte Flecken, welche augenförmigen Verzierungen glei: chen. Die ausgekommenen Falter hatten ebenfalls keine Abweichung zu er— kennen gegeben.

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Eyer der Abendſchmetterlinge.

Nach meinem Verſprechen habe ich einige Eyer der Gattungen der Abend— ſchmetterlinge in gewöhnlicher Vergröſſerung hier beyzufügen. Sie ſollen zur Probe dieſer Arten dienen, die ich auf mehrere, nach ihrer merkwürdi— gen Verſchiedenheit, in der Folge den Bedacht zu nehmen habe. An ſich ſind ſie ſeltener zu erhalten geweſen, und die meiſten hatten keine allzumerk— liche Verſchiedenheit zu erkennen gegeben.

Fig. 7. ſtellt das Ey des Sph. Liguſtri vor. Zu Tab. VI. S. 61. ser». I. D. III. St. Tab. III. Fig. 1. 2.) Es werden dieſe Eyer im Junius, zerſtreut, auf der untern Seite der Liguſter-Blätter befeſtigt, gefunden. Die Form derſelben iſt ablangrund, und oben etwas eingedrückt, die Fläche aber glatt und glänzend. Ihre Farbe iſt ein blaſſes Gelb. Vor dem Auskommen färben ſie ſich dunkler, und werden dann wiederum heller und durchſichtig. Man kann hierauf die Raupe darinnen deutlich wahrnehmen, welche den innern Raum ganz ausfüllet. Nach der Abbildung iſt ein kleiner Zwiſchenraum gelaſſen, um ſie deutlicher auszudrü— cken. Unter der Vergröſſerung läßt ſich die Bewegung des Kopfs erkennen, ſo wie man auch wahrnimmt, wie die Raupe die äuſſere Schaale benagt und ſich in ein paar Stunden eine Oefnung bahnt. Sie haben alſo dieſe Kunſttriebe ſchon in dem Ey ſelbſten in Uebung gebracht, und es iſt nicht mehr zu befrem— den, wenn fie nach dem Auskommen, ſich noch einige Zeit der Schaale zur Nah- rung bedienen. Von dem Ey des Sph. Oecellata iſt es wenig, auſſer der min— dern Gröſſe die jenes hat, verſchieden. Ihr Auskommen erfolgt in vierzehn Ta— gen. Nach der

Fig. 8. habe ich ein Ey des Sph. Filipendulä vorgeſtellt. Zu Tab. XVI. S. 138.) Auch an dieſer Bildung wird man das Abweichende der unächten Sphinxe ge— wahr, es kommen dieſe Eyer denen der Tagſchmetterlinge am nächſten. Sie ſind ablangrund, und gegen den Oberntheil etwas zugeſpitzt. So gleichen ſie den Eyern des Papilio Cratägi und Braffick, nur find fie ganz glatt und glänzend. Die Farbe hingegen iſt ein gleich erhöhtes Gelb. Sie werden dichte übereinan— der in einförmigen Klumpen zuſammen abgeſetzt, und kommen gewöhnlich in 14 Tagen aus. Die Räupgen aber pflegen, bey ſehr gemächlichem Wuchs, kaum die zweyte Häutung noch vor Winters anzugehen. An denen nächſtähnlichen Gattungen des Sph. Piloſellä, Scabioſä und Lonicera, habe ich nach dieſem keine Verſchiedenheit wahrgenommen.

Fig. 9. giebt nach mäſſiger Vergröſſerung, das Ey des Sph. Pinaſtri zu erken— nen. Zu Tab. XII. S. 106. ser». D. III. St. Tab. V. Fig. 1. 2.) Es hat faſt gleiche Geſtalt und Farbe wie das des Sph. Liguſtri, nur iſt es dunkler und

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mehr ablangrund geſtaltet. Auch hier wird bei dem Auskommen die Schaale durchſichtig, und man kann die Raupe darinnen deutlich ſehen. Die Eyer wer— den ebenfalls einzeln an die Nadelblätter der Fornbäume gelegt. Die auskom— mende Räupgen, haben eine gelbe Grundfarbe, eine braune Hornfpige und ſchwarzen Kopf. Ihre Entwicklung erfolgt in zehen oder vierzehen Tagen. Die

Fig. 10. Zeigt das Ey des Sph. Populi. (Zu Tab. I. S. 34. serr. I. D. III. St. Tab. I. Fig. 1. 2.) Es hat wenig Abweichendes von vorigen. Die Form iſt gerundet, und die Farbe blaßgelb. Man wird nicht minder bey der durchſich⸗ tigen Schaale, kurz vor dem Aufbrechen, die Raupe darinnen gewahr. Die Oberfläche iſt mehr eingedrückt, an ſich aber eben und glänzend. Ueberhaupt | find die Eyer der ächten Sphinre, deren Raupen ein Horn an den lezten Rin— | gen führen, ſehr wenig unter fich verſchieden. Die beträchtliche Abweichung er— a giebt das Ey nach

Fig. 11. des Sphinx Apiformis. (Zu Tab. XIV. S. 122. XXIX. S. 207.). Es iſt ablangrund, und von dunkelrother Farbe. Man bemerkt aber keine Ungleich⸗ heiten darauf. Nach Verhältnis des Körpers ſind dieſe Eyer auſſerordentlich klein, und ſie werden, in ſehr zahlreicher Menge abgeſetzt. Bey meiner Er— ziehung wurden ſie klumpenweiſe übereinander gelegt. Es ſcheint aber, daß das Weibchen ſie im Freyen mehr zu vertheilen gewohnt iſt, wiewohl die Rau— pen geſellig beyhſammen gefunden werden.

Ende des zweyten Theils.

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