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uauu«. janiuut'uer. AAtni.

17

7

gn§a£t.

Setle

A. ®ie fyt)potfjefariid)e ^Berfdjulbung be3 ©runbbefi£e3 unb ba§ Kentenprincip . 7

B. 3)a§ 3nteftat*9(ner6enretf)t 20

C. Tie natürliche Serfcfiulbungggren^e 27

D. ©utSgejcfjtcfiten 48

L,«uuw. janruuciier. aa\jh.

17

tyotrtreö*.

ffie (Srfenntnifj, baß ber s#ott)lage ber läublidjcn ©ruubbeft^er nid)t gefteuert tnerben fann, tuen« man nicfjt ber übermäßigen 33er= ferjutbung be§ ©runb&eft|e§ entgegentritt, wirb immer allgemeiner. (Sin gangbarer 23eg, tt)ie man ber ^erfdjulbung entgegentreten fönne, tft aber bisher nidjt gettnejen. 3)a idj mtdj mit bem ©ucfjen natf) folgern Sßege feit öatjren befdjüftigt tjabe, neunte id) baZ 2Sort ju ber $rage.

3$ bringe äunäcljft ^met früher gehaltene Vorträge jur meiteren ßenntnifj unb taffe biefe Referate in ber alten $orm erfdjeinen, ob» mof)l meine 9ln|"idjten in^mifdjeu in manchen Singen (ba man borf) rjin^ulernt) ftdj etnmS geänbert rjaben.

3n bem Stbjcrjnitt C. „Sie natürliche $erfd)ulbung§gren,$e" glaube id) na^umetfen, bah boer) einen gangbaren 38eg gtebt, mie man ber übermäßigen SSerfdjulbung entgegentreten lönue.

3n bem 3lbfcfjnitt D. ,,©ut3gefdjicfjten'' wollte idj an einzelnen Söeifpiclen geigen, mie bie Sdjufben unb greife ber ©üter entftanben unb geroadjfen ftnb, unb bajg auefj einem Sanbroirtl), ber mit Keinen Mitteln anfängt, mol)l möglich ift, üormärtä ^u fommen, fofern er $u red)ter $eit ©Bulben macfjt, aber audj gu rechter $eit ©djutbeu tilgt.

Rubere Unterfucrjungen in ber ifttcrjtung ftnb mir bi§l)er nicfyt befannt gemorben, üieUetc£)t finb barjer bie Serielle über einzelne ®üter aud) nid)t ofyne allgemeine» Sntereffe. ift nid)t unbebenltitf), mit ben ©utägefdjidjten an bk Oeff entließ feit §u treten, benn ®ut3ge[cfjicrjten lafjen ftdE> ntcfjt [djreiben orjne $amilienoert)ä(tniffe ju berühren, mit benen man nicfjt gern an bie Deffenttidjfeit tritt.

35ermeibet man bk Scilla, ben eigenen Srebit 51t gefäljrben, [0 faßt man in bie ©tjarrjbbiä, als ,,9tegierung$(anbroirtt)" ober

i.iiuuw. junroueuer. aawii.

17

6

„SRenommManbnnrttT rjingeftellt äu werben, aber bie emäelne ^erfon i[t boct, nur ein furje« ©Heb in einer langen ftette, (jat alfo 5«tUct) rect)t beidjrünften ©influfe.

£)te ©efcfjidjte frember ©üter fann man aber bod) gar ntct)t treiben, unb fo tjabe td) fcfjliefelid) afle Sebenren überrounben unb tjabe bie <£c$ulbengeföid)te ber eigenen ©üter gefcfjrieben, roetl tdj glaube, batnit bem @runbbefi|, ber SanbttrirtrjfdjQft unb ber 3ßkt)rt)ett 31t bienen.

geefjau, im SD^är§ 1900.

~gpex\bovff.

7

A. Die Ijtjjjotfjekartfdje Uerfttjulimnö bea (ßtutibbeß^eg unb baö UtentettpriniU).

Vortrag be§ £tn. 9tiltergut§befi^er§ 2öenborff = 3bäied)oma in ber ©eneratoetjamniiung be§ lanbtt). $roöinäiatoeretn§ öom 14. ®ej. 1893.

2Senn man bie tiefe, mäcfjtige QSemegung, melcfje burdj ben ©tanb ber ©runbbefiijer unb Sanbmirtrje gel)t, beobachtet, fo fjat man fid) äunädjft ju fragen: Sft biefe 53emegung eine nene $orm ber alten klagen bei ben £anbroirtl)en, bie ja „immer flogen", ober ift bie $8e* megung mtrflicfj burd) Sftotf) öerurfacfjt?

©iefe $rage erfcfjeint überfttiffig, menn man lebiglirf) gn 2anb= toirtfjen fpridjt; bie $rage ift nicfjt überflüffig, toenn man über ben ÄreiS ber Sanbroirttje l)inanögeb,t.

Sine ©tatiftif ift nnr foroeit üorfjanben, als bie ©ubtjaftationen befannt finb unb neuerbingS amtltcfje 33ericfjte über bie Jprjpotfjefen* bemegung ö er ö ff entließt werben; folcfje ßufammenftellungen geben jebotf) fein ftareä 23ilb öon ber ©acfjlage.

%&) fya.be mir au3 bem Greife, in bem icfj feit 30 Sauren mofme unb beffen SSertjäftntffe id) fenne, felbft eine ©tatiftif gemalt, inbem ttf) nad) bem Slbrefjbucfj üon 1872 bie ©cfjicffale ber bort aufgeführten 89 ©üter oerfolgte.

©<§ finb 33 sroangroeife üerfauft (manche mieberrjolt),

6 fielen bicfjt Oor folgern SSerfauf, 23 finb fretioiHig berfauft,

27 finb in unöeränbertem S3efi| ber gamilie.

~~ 897 ober in ^ro^enten auSgebrüdt finb öon ben 89 ©utäbefi^ern auä bem 3af)rc 1872

37 $ßro3. äufammengebrocfjen,

7 * fterjen bor bem gufammenbrucr),

26 = fjaben fiefj ber (Sntfcfjeibung burd) 95erfauf enraogen 30 = ijaben fid) gehalten. 100 ^rog.

L.auu\v. jaiiiDucner. AAViil.

17

SScnn id) ba§ £>anbbud) be§ ©runbbeftjjeS Don ® llerf) olg Dom 3al)re 1881 gur §Gnb netjme, ftnbe idj in bem obcubeäeid)netcn Greife 126 23efitjer oerzcicrjnet; baoou finb in ber furzen ©pannc $eit üon 12 Sauren:

42 burd) gmangäbertauf üom ®lltc gefcfjteben, 9 ftel)en fürs bor biefem (£reigntf3, 27 rjaben fid) ber ©ntfdjeibung burd) Verlauf entzogen, 39 fjaben ha§> ©ut ber Familie bi3t)er erhalten, 6 fommen als 23ef)örben ober 9Jcajorat§be[i^er nid)t in $ragc; 3 finb Dorroärt3 gefommen;

126,

ober in ^Prozenten:

34 ^ro^.

finb gefallen,

7 *

fteljen bid)t oor bem $aü,

21 ,

blieben unentfd)ieben,

30,5 =

^abeit fid) gehalten,

5 =

!ommen nidjt in $rage,

2,5 =

famen borroärt§.

100 ^5ro5.

2)a§ ift bodj in ber £t)at ein trübe§ 23i(b ! ißir treiben foDiel ©tatiftif mödjte boef) einmal auf breiter ©runblage bic 9iid)tigfeit meiner gufammenfteHung, ftaatlidj geprüft raerben; jeber ßanbratt) fönnte i>a§> mit §ülfe einiger älteren 23efi£er leicht machen.

£)er bezeichnete Sfteig fjat nidjt mirttjfcfjafu'id) befonberS ungünftige $etten geljabt unb gilt al§ einer ber beffem; in Dielen greifen ioirb ba§ Silb nod) biet trüber merben unb babet fteljen mir erft im Anfang ber Ärifi§.

£>a mag fid) füglid) jeber ©runbbefitjer mit 9?cd)t fragen: SBann roirb benn audj an bid) unb bie ©einen $>a§> ©djidfal tjerantreten, ba'B bu bie Jpeimatt) oerlaffen mujjt unb mit bem ©tod in ber £mnb fdjeiben Don ber ©cfyolle, bie bein @efd)led)t unb bid) bisher nät)rte? Unb toenn ber 53efi|er nidjt nur an fid), fonbern an grau unb $inb benft, fo ift feine Derfludite ^fltdjt unb ©djulbigteit, fid) 51t mehren, fo fel)r er !ann.

©iefen berechtigten ©elbfterljaltungStrieb al§ „agrartfd^e 93egel)r- lidjfeit" §u bezeichnen, bagu f'ann nur DöHige Unfenntnifj ber 35er= fjäftniffe ober böfer SSille führen. SSer bie ernfte 33emegung ber £anbmirtl)e fo auffaßt, al§ ob bie Sanbmirttje auf Soften ber All- gemeinheit fid) „SiebeSgaben" mollten bewilligen laffen, mäl)renb bic fpöttifd) fo bezeichnete ,,nott)leibenbc2anbmirtt)fd)aft'' eS fid) im 5)?üf3ig=

9

gang root)t gebjen liejge, ber hat eben feine Afynung Dort bem tiefen (Stuft ber $rage.

üWan roerfe uns nicf)t ein: „Auf bie ^ßerfon fommt nidjt an, rjabt 3f)r abgemirtl)fd)aftet, fo fommen nad) (Sud) anbere, bie beffer oerfterjen". 3unäd)ft gefjt ber Sanbroirttj nidjt leicht fort üom fjeimifdjen §of, er f)ätt feft an ber ©cfjoHe, bie itjn unb fein ©efd)led)t t>iclleicf)t fd)on lange ernährt, bi§ feine Straft crlatjmt. Unb mit ber eigenen Straft, bem eigenen Vermögen, gefjt and) bie Straft nnb ba£ Vermögen ber Sßirtljfdjaft uertoren, fo bafj nur bie Stnodjen bleiben. £>aran mirb ber S^actjfotger aud) feine grofee $reube fjaben. Unb mofjer foHen fie fommen, tk Seute, bie beffer üerftefjen? 2)a3 anonyme Äapttal fann bie 23efi£er ausbeuten, baz berftebjt cS, aber mirtfjfdjaften, ba3 Reifet SScrttje fdjaffen, ba§ fann ntct)t.

2Ba§ mirb aufierbem au§ ben roirtfjfdjaftlidj üernidjteten ober aud) nur ftarl angefränfelten Sefifcetn? Snfofern e3 ftet) um @ro§* gnmbbefifcer mit befferer ©r^ieljung fjanbett, merben biefe Sefitjer Antisemiten, fofern fid) um Sauern fjanbett, madjen fie nidjt erft bie§ ©tabium burdj, fonbern roerben gleid) ©ogtalbemofraten.

SSenn mir uns nun fragen, tneldje Urfadjen finb e3, bie §u fo traurigen 3°^9en Qefüfyrt tjaben, fo glaube id) bie Urfadjen in ber ,s?auptfadje auf 4 fragen gurücff üt)ren ju fönnen:

1. bk Arbeiterfrage, 2. bie SßäfyrungSfrage, 3. bie ßottfrage, 4. bie ©ctjutbenfrage.

Sn ber Arbeiterfrage erfenne id) baZ 53eftreben be§ oierten <Stanbe3, für fid) beffere SebenSbebingungen §u erreichen.

S)te8 Seftreben mufj id) al§ berechtigt unb unabroei3tid) an* erfennen. SSer mödjte ba§> Soo§ feiner Arbeiter nid)t Oerbeffern? Aber mer fann e§? £>odj nur ber leiftung§fäf)ige unb ntdt)t ber öerfdjutbete unb bamit leiftungSunfätjige Arbeitgeber.

Sßenn ber Stutfdjer fid) ein ©ta§ Sier unb eine (Sigarre leiftet, ma§ ber Jperr fdjon nidjt me^r fann, ober menn ba§> ©efinbe ntdtjt merjr gufrieben ift mit ber Stoft, mit meldjer ber Sauer fid) begnügen muß, fo finb ba§> unhaltbare guftänbe.

©eroifj ift etmaS @d)öne3 unb ©rofjeä um bie ftaatlidje gür* forge für bie Arbeiter; menn aber bie Seute fjier bleiben, roetdje ftdt) auf frembe gürforge, bie ja nur impp fein fann, oerlaffen, mäfjrenb foldje Seute au§manbern, bie au§ eigener Straft üorroärtä motten, fo merben unfere Arbeiter gcroiffermajjen burd) gucfjtmat)! letftungS* unfähiger gemalt. öd) bebaure nidjt ba% ©infen in ber Quantität, fonbern ba§ in ber Dualität ber Arbeiter.

i^aiiuw. jani DUClier. AAVill.

17

10

©ine 23efferung ber Sage ber 23efi|er burd) Acnberungen in ber Arbeiterfrage ift bei ber ganzen (Strömung ber ßeit nid)t 51t erwarten, infofern folcfje 23effcruug auf Soften ber Arbeiter gefcfjel)en foilte, tft fie audj nicfjt %\x münfdjen.

SSon ber Söfung ber 2öäl)rung3frage erwarten üiele ba§> £>eil. ©ctoif} tft ba§ Sinfen be§ SilberroertfjeS ober, mie idj richtiger bezeichnen möd)te, ba3 (Steigen be§ ©olbmertfjeS für un§ ein icfjlimmeS 3Mng. ©emif; fteigen unfere ©Bulben aud), menn ber 28ertf) beS @otbe§ als SSertfymeffer immer metjr fteigt, unb fomit ba§> Stftafj immer länger mirb, fo fann root)t bagu fommen, bafj bie Gtte länger mirb al§ ber Äram; aber id) glaube nidjt, bafe in menfdjlicfjer 9Dcad)t liegt, ein fefteS Sßerfjältnifj zmifcfjen @olb unb anbern 2Saaren, aud) Silber, einzuführen, nod) meniger fjatte id) bie groangSeinfüfjrung früherer äBertfjOerfjältniffe für möglidj. ÜJcan joll bie $rage, bie id) fjier nur flüdjtig ftreife, nict)t rufjen laffen; id) tjoffe aber auf balbige §ülfe burd) fiöfung ber SBäfjrungäfrage nicfjt, fei benn, bafj neue ergiebige ©olbqueüen erfdjfoffen mürben unb ber ©olbmertfj bem= gemäft fiele.

Sn ber $ ollfrage, bie roefentlidj eine $rage ber Äonfurreng ift, überfielt man meinet ©racfjtenS üon Ianbtmrttjfdjaftttdjer Seite f)äufig bie $rage ber grasten, fei im internationalen Sßerfefjr, fei auf t)eimiftf)en Sahnen, auf benen bie Sanbmirtfjfdjaft meniger begünftigt mirb, als §anbel unb Snbuftrie.

©afj gölte auf lanbmirtfjfdjafttidje 'jßrobufte, namentlidj ©etreibe, nottjroenbig finb, foEen mir nicfjt ber 5lon!urren§ erliegen, barüber f)errfd)t fo jiemlictj ©inftimmigfett, nur über Die £)örje ber ©etreibe* 3Öüe ift man üerfcfjiebener Anficht, üftacfjbem fo bebeutenben $on= furrenten mie Defterreid), Amerifa unb (Snglanb mit Kolonien gegen- über ber goU auf lange $eit leiber feftgelegt ift, mirb ein ertjöfjter $oll gegen D^u^lanb aud) nicfjt ber ficfjere 2Seg gur Rettung unferer £anb= mirtfjfd)aft fein, mie bieS Safjr bei benibar Ijotjen ^ampfgöüen un£ lefjrt.

hiermit roiE id) miefj aber nidjt als $reunb eines ruffifcfjen £>anbel§tiertrage3, ben icfj nidjt fenne, erklären, unb id) mit! bie erften brei 3ra9en *n ^rer 28icfjtigieit für ben lanbmirtt)fdjaftlid)en betrieb burd)au§ nicfjt unterfertigen, erfenne folcfje üielmel)r auäbrüdlid) an, roidjtigcr aber mie bie augenblicfltdjen unb medjfelnben Betriebs- oerfjältniffe be£ £anbmirtfj3 finb bie bauemben Sefitwerfjältniffe be§ @runbbefit$er3.

2Ba§ nun bie Scfjulbenfrage betrifft, fo bin id) ber 9D?einung, ber unüerfdjulbete ©runbbefift fönnte, fei e3 leidjt, fei fdjmer, bie

11

Soften tragen, roeldje bie Arbeiterfrage, bie 2öäl)rungSfrage unb bie ftanfurrenj beS AuSlanbeS irjm auferlegen, dagegen mürbe eS bem ©runbbefi£ auf Die kalter nid)tS nützen, menn bie Arbeiterfrage, bte 2Säf)rungSfrage unb bie goflfrage nad) bem Söunfdje ber 8anbroirtl)e geregelt mürben, bie (sdjulben unb bie llrfadje ber ^erfdiutbung aber in alter 2Sirffamfeit befielen blieben.

@S mürbe lebigtid) bie 9?ente ber ©üter gehoben merben, mit ber diente aber ber 2£ertl) unb mit bem Sßertl) bie äftöglidjfett unb bamtt beim nädjftcn 23cfit3roed)fel bie$ermirflid)ung einer t)örjeren^erfd)ulbung.

Sie bem Kapitalismus fo feinblid)en Agrarier glauben burd) il)re SBeftrebungen fief) ju Reifen, fte Reifen aber lebtglid) bem Kapital, roeldjeS bei unferem je$igen SBerfdjulbungSfrjftem bie fiebere Siente, ja audj baS fidjere Kapital, fomeit man ©rjpottjef für Kapital anfetjen fann, üorrocg nimmt. Sarum meine id), ber ©runbbefitj leibet an mand)en liebeln, ber liebet größtes aber ftnb bie ©djulben.

©emiß ftefjen SSerfcrjulbung beS ©runbbefitseS unb sJcotl) ber ßanb- roirtl)fd)aft in SSectjfelmirfung, aber bodj fcfjeint mir flar, bafj bie &er* fdjulbung mebjr Urfadje als SStrfung ber S^ott) fei. Sie ©cfjulben brüden unS in 5miefacfjer SSeife: nad) itjrer Qualität unb ilirer Quantität.

lieber bie Dualität einigermaßen erfdiöpfenb $u fpredjen, märe nierjt beffer möglich, als baS 3Serf Don SRobbertuS „Sie Krebitnotl) beS ©runbbefttjeS" auSsugSmetfe mit^utrjeilen. Aber mie märe eS möglid), baS Stubium btefeS überaus geiftreidjen unb fd)arfftnnigen SSerfeS burd) auS^ugSmeife SCRittrjeilung §u erfe^en; id) fann ben §erren, bie baS SBerf nidjt fennen füllten, beffen ©tubium auf baS brtngenbfte empfehlen. SaS Kapital ift trjeilbar in jebem Söerrjältnifj, fein SebenSprin^ip ift bie unbefcrjränr'te $emeglid)feit; im §anbel unb in ber Snbuftrie rairb Kapital in allen geinten oermanbt, um bei jebem Umfafc in nerbefferter unb nermeljrter ©eftalt aufS Neue 511 erfd)einen. ©er ©runbbefitj ift menig tt)eilbar, fein SebenSprinjip ift bie ©eftänbigfeit. Ser SSertt) beS ©runbbefttjeS berul)t, abgefeljen Don Liebhabereien, lebiglid) in ben Naturalien, bie man auf itjm e^eugen fann. Sie natürliche 23erfd)ul= bung beS ©runbbefitjeS märe alfo bie früfjer üblid)e SSerpflidjtung gu jäfrcltcrjen 9caturatleiftungen. (£in et)rlid)er Kompromiß gtötfdjen Kapital unb ©runbbefitj märe ber, bafj ©runbbefitj feinem Sßkfen nad) jmar Stente, aber btefe bem 3Sefen beS Kapitals gemäß in ©elb letftet. Sie 23erpflid)tung, nad) Künbigung Kapitalien abjugeben, miberfpridjt gang unb gar ber üftatur beS ©runbbefitjeS, unb man fämpft üergebenS unb nid)t ungeftraft gegen bie Natur; foldje unnatürtidje $erpftid)tung

i^tuuw . juaiDucuer. aawu. <_

12

mufj gu mud)erifd)cr Ausbeutung füljrcn, roetdje burd) fein SSudjergefetj gu oerrjinbern ift.

•ftodj meljr brücfenb als bie Qualität ber ©djulben ift beren Ouantität. SSie grof3 bte ©djulbenlaft beS ©runbbefil^eS ift, roeifj man nid)t, ba jtoar über bie ^njpottjefenberocgung ftatiftifd)e Erhebungen gematfjt mürben, nidjt aber über bie §rjpotl)efcnbeftänbe. ^ßrobcroeiS ift öon einzelnen Amtsgerichten bie bucfjmäfjige SSerfcrjulbung feftgcftellt, baran bie prozentuale 33crfd)ulbuug berechnet unb bann fortgefcfjrieben auf ©runb ber £)t)potl)efenbemegung. sJlad) biefer 23ered)nung ift ber ©rof3grunbbefit3 in ben oftclbifcfjen sßroötnjen öerfdjulbet gu 60 75 ^rogent, ber bäuerliche Sefiis gu 30—45 ^rogent, je nad) ben einzelnen ÖberlanbeSgerid)tSbegtrien.

$)a£} bie SSerfd)ulbung o^ne Aenberung ber beftimmenben Sßer* tjältniffe in immer ftärferem ülftaa&e bis gur 93ernid)tuug beS 23efi|= ftanbeS macfjfen mujj, ift flar, töie baS SBadjfen ber Kamine, bie in baS holten gefommen ift. Unfere ^ßroöing ^ofett fdjeint nodj nidj-t bejonberS fd)(ed)t gu ftetjen, benn nod) im Satire 1890/91 fielen Sfoueintragungen öon 40,39 Millionen auf länbttdjen ©runbftücfen Söjd)ungen im Setrage öon 36,40 Millionen gegenüber. 2>aS 23i(b äubert fid) aber fel)r, wenn man bie ^öfefjungen ber AnfiebelungS* lommiffiou mit 3,28 Millionen berüdfidjtigt unb bebenft, bafj 4,16 Millionen als in 3roang3üerftetgerung ausgefallene §t)pott)efen getöfdjt finb. £)iefe l'öfdjungen ber ausgefallenen §t)potl)efen bebeuten aber fo biet Hummer unb Elenb, bah man foldje äöjc^ungcn alö erfreulich gemifj nicfjt anferjen faun. S'vecfjnet man aber bie

3,28 Millionen ber AnfiebelungStommiffion

unb 4,16 ausgefallene §rjpott)efen,

alfo 7,44 Millionen gurüd, fo ftetjen 40,4 Millionen Eintragungen 36,4—7,4 ober runb 29,0 Millionen Söjdjungen gegenüber, alfo Melj rein trag un gen oon 11 Milli- onen, ©o ift eS aud) in anbereit DbertanbeSgeridjtSbegtrten; in folgen finb auf länblidje ©runbftücfc in einem Saljre 1890/91 metjr einge* tragen als gelöfd)t in Millionen SDcarf:

31,5 in Breslau,

21 in Berlin,

24 in Naumburg,

20 in (Seile

u. f. m., bagegen maren eS nur

10 Millionen in Königsberg,

4

in ^ofen unb;

8 in «Stettin,

3

in Marienwerber,

in ben legten Segirfen ift bie &al)l iwoljl nur beStjalb If einer, weil man uicrjt mel)r borgen tonnte.

13

üftun Ocrtfjeilt fid) bie Ziffer oer $fcrfd)ulbung nod) feine§raeg§ gleid) auf alle Öefifcungen, eS fallen gang ober jum großen £t)etl au§ bie ©taat3bomänen, bie fürftltdjen nnb ©üftSgütcr, bie £atifunbien, roeldie Hjeü8 weniger 9?otf) leiben, tljeilS burd) ©tatirt oor $er* fdjulbung gcfdjiitjt finb. 3n «ßofen mit ca. 2890000 £eftar 2treal gehören etma 260000 <peftar bem (Staat nnb fernere 500000 JpeEtar gehören mit einem üöefitj oon je über 2500 Jgeftar.90 ©rojjgrunbbefijjern.

©er gumadjS üon 4 (refa- 8 SJiitiionen, menn man bie 91b- §at)[ung ber SlnjtebeuingSfommtffton berüdfidjtigt), ober 11 Millionen (roenn man aud) bie aufgefallenen £>t)potrjefcn in Söctracrjt äietjt, bleibt alfo auf 2 130000 £>eftar laften, roenn man annimmt, bafj fid) ber Ober* lanbe§gerid)t§be5irf^ofen mitber^rootns bedt, roaänicrjtganä bergall ift.

®er SSertt) biefer 2,1 9Jtitlionen £eftar ift etma 1200 sJJciUionen, menn man bie ©runbfteuer oon burd)fd)nittlid) 10 90?. mit 60 multU pligirt, mie t)ier generell angenommen mirb. (£3 ftimmt biefe ßatjt Oon 600 SO?, pro §eftar aud) mit bem im ©urdjfdmitt bei ben umfang* reiben Käufen ber 5lnfiebelung§fommiffion geilten greife. Söenn angenommen mirb, bafc bie ©runbftüde mit 60 ^ro^ent üerfcfjulbet finb, ftetjen auf 1200 SJciUionen SSertf)

720 Millionen ©tfjulben; 480 Millionen 9Jcar! bleiben alfo (Stgenttjum ; baö ift an fidj nod) eine pbfcfje Summe, aber für ben großen nominellen 33efit$ barf bie Summe nidjt mefjr oerringert merben, mie ba§ järnlid) um 4 refp. 7 ober gar 11 Millionen gefcl)iet)t.

9?un finb aber ferner aud) auf bie in 23etrad)t gelegenen ©runb* ftüde bie Sdjulben feineStuegd gleichmäßig üertrjeilt; menn man bie £>älfte be§ 23efi£e§, gut fituirte ©utlbefitjer unb Säuern, ju 30 ^5ro3ent üerfdjulbet annimmt, fo muß bie anbere £)älfre, ba 60 ^ro^ent ber ©urdjfcrjnitt ift, 3U 90 ^rojent öerfdjutbet fein, unb gerabe bei biefer §ctlfte roadjfen bie ©pulten am fcfjnetlften unb führen bie SBefi^er bem Untergange entgegen. Soldje 23efi§er merben burd) ©laubiger aud) al§ Sanbroirtrje in ber SSirtljfdjaft beroudjert unb fönnen nidjt mebjr bie fonft mögliche 9tente erzielen. Sn ^reußen bürfte ber SScrtf) be§ ©runbbefitjeä etma

25 9Jftlltarben betragen, t)ieroon ab 5 TOilliarben Staate* unb anberer unüerfd)ulbbarer 23efi£,

bleiben 20 Söcilliarben, l)ierauf laften etma 12 9J?it!iarben Sdjulben 8 SRiHiarben bleiben

j-iauuw . jumoucner. aa \ 111.

14

nlfo unberfdjulbeter 93cfit3. ®iefer SBefi^ l)at in 5 Saljren abge- nommen um 700 ÜKtflioncn, alfo um faft 10 ^ro^ent; gel)t 1)a§> fo meitcr, fo muffen mir balb %m Sfrifi* fommen. Sie ©üter finb in sßrcn&en feit faft 100 3>al)ren geftiegen, fie fönnen aber ntdjt immer* fort im greife fteigen, ber Stillftanb fdjeint fcfjon ba ju fein.

SDie Sdjnlben finb infolge unfcreS 23erfd)utbung§frjftem§ im allgemeinen aber nod) ftärfer geftiegen al§ bie @ut§mertt)e; menn nun bie ©utSrocrttje fteljen bleiben ober gar fallen, muffen bie Sdjulben unüermciblicb, ju einer ®rifi§ führen, ba iljnen bei jetzigem Srjftem ein ipalt nid)t fann geboten merben. Unb haä Me§ gefdjieljt in rutjigen Reiten ofyne Unglücü

Sieben biefer priuaten 93erfdjulbung fommt aber noctj eine rapib macfjfenbe öffentliche Sdntlb. £)a ift t>a% 9teid) mit ben in fur^er $eit geroactjfenen Scfjulben, ba ift ber Staat, bie ^ßrooin§, ber ®rei§, bie Commune, bie ^ircfjen* unb Sdjulfoäietät, ®enoffenfd)aften it. unb bod) finb in leerer Snftanj immer btefelben Präger ber Sdntlb. 2)a mag man mit 9^ed)t fragen, n)of)in foll ba§> führen, menn ntdjt gu einem @nbe mit Scfjrecfen? (Sott nid)t ernftlid) einmal i>a% Sparen beginnen, oon bem nur immer gefprod)en mirb?

Sd) mödjte ber Slnfidjt entgegentreten, baß bie greife ber ©üter übermäßige finb. Sßenn man atlcS in ©ebäuben unb lebenbem raie tobtem Snoentar inücftirte Kapital, tuenn man SJceliorationen, 2Bege, (Srnte unb Saaten beredjnet, fo bleibt für ba§ Jpeftar freies Sanb bei 600 SDcf. *ßrei§ ^er^üd) wenig übrig.

Slber aud) i>k Renten begrünben bie jetzigen greife, fofern man nidjt überfdjulbet bie gortfdjrittc ber ^eu^eit ©ratnage, fünftlidjc Düngung, §adfrud)tbau auänutjen fann. 3d) laffe bie 9tenten au$ meinen brei ©ütern, bie als fdjulbenfrei gebadjt finb, folgen, mie fie meine feit langer $eit öleid) geleitete SSudjfüljrtmg ergiebt:

I.

II.

III.

Warf.

SKarf.

Warf

1859/60

1474

1860 61

15 807

1861/62

15 350

1862 63

17 595

1863/64

20 475

1864/65

18 879

1865/66

13 962

1866/67

23 400

1867/68

24 300

15 -

/

I.

II.

in.

2Rarf.

SRart.

maxi

1868/69

33 000

1869/70

10 800

1870/71

26 295

1871/72

15 600

6 000

1872/73

17 190

9 600

1873/74

16 341

2 500

1874/75

30 558 »)

1500

1875/76

13 998

7 000

1876/77

21 732

9 000

1877/78

33 510

9 500

1878/79

18 710

23 1002)

1879/80

37 9183)

16 775

1880/81

34 810

19 377

1881/82

30 584

35 873

1882/83

37 315

32 495

1883/84

46 321

14 729

1884/85

36 560

31995

4 000

1885/86

39 522

21 720

4 227

1886/87

32 628

30 100

4- 38 358

1887/88

33 600

15 303

-j- 19 748

1888/89

37 630

15 400

42 300

1889/90

45 636

15 708

43 601

1890/91

60 216

16 073

61218

1891/92

53 316

9 435

45 556

1892/93

28 310

13 598

30 442.

@3 fommt babei nitfjt barauf an, ob alle SIbgüge unb ,Sufät3e, tote fie §. 23. bei ber Steuererflärung erforbert toerben, gemacht tourbcn: e3 fommt üielmetjr §um SSergleid) lebigltd) barauf an, bafj bie 23ud)= fütjrung toätjrettb be§ ganzen ^ettxrctLtnxcö nactj gfeidjen ©runbfätjen geleitet tottrbe. Sd) bemerfe auäbrüdticrj, bafj bie ©rgebniffe al3 burdjfdjntttltdje nid)t angefeuert toerben tonnen, üietmetjr als eine üon ben 3 5lu§nal)tnen, Die tct) im 9lnfang meiner 2lu3fül)rungen bd 126 Skfitjern feftftellte; auf allen 3 ©ütern i[t trotjbem ein fefir großer 5Iu§fatI an diente im legten 5at)r entftanben unb aud) für ba3 laufenbe 5at)r üorau§§ufet)en. £)tefer 2Iu§faß in feiner 3lllgemeint)cit mufjte 511 grofjer Aufregung führen, roetl unfer ftar! oerfdjulbetcr ©runbbefifc

*) Srainirt. 2) ©tarfefabrif. 3) gucferrii&enbau.

i.ituu« . janiDucuer. AA.N1U.

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16

foldje SluSfätle nidjt ertragen fann. £ur Berfdjulbung fcl&ft fonnte ber StugfaD tu hm roenigcn Sauren nidjt füljren. Siel fdjlimmcr als auf ben ©ütern mit ftarfem <patffrud)tbau ober Snbuftrie ftefjt eS auf ber großen gaf)! ber ©üter, bie auf Hörnerbau - - ber üerbrettetften unb natürltdjften Betriebsart angemiefen finb. ©afj faft alle £rjpotl)cfcnfdjulbcn burd) BefitjOeränberungen, fei eS bei SrbauSein* anberfetumgen, fei eS bei Häufen entftanbcn finb, roeifj jeber, ber fidj mit ber $rage ber Serfdjulbung befdjäftigt tjat.

(Sine aügcmeine Statiftif über bie «Sdjulbgrünbe ift mir nid)t befaunt, jcbod) finb in einem SlmtSgcridjt DftpreufjenS bie (Eintragungen nadj Sdjulbgrünben gruppirt. Som ®efamtbetrage Don 535132 SDcf. famen 415 431 auf Befi^üeränberung,

32 200 auf familienredjtlidje Serfügungen, 1 800 auf SStrtljfdjaftSüerlufte unb nur 85 701 blieben für alle anberen ©rünbe.

dagegen roaren tion 292 618 9J?arf Söfdjungen 177 171 auf Ausfälle bei 3ro°ngSberfteigerungen jurüd^ufütjren. ©er ©runbbefifc mirb alfo nidjt auS totrtljfdjaftUdjen ©rünben 511 immer Ijöfjerer Berfdjitlbung gelungen, fonbern er mufc af§ fapitalifirte Stente forttuäljrenb bie Söerttje abgeben, bie er felbft erzeugte, unb groar nn'rb er üom Staat gelungen, bieS in einer $orm gu tfjun, bie feiner Statur gumiber, alfo überaus berberblid) ift.

©er ©runbbefitj ift in feiner Bebeutung für ben Staat aber bod) etmaS anbereS unb nndjtigereS als Kapital, meldjeS international ift unb eine eigentliche <peimatl), ein Baterlanb nid)t fjat; ift ber ©runb= befitj in feiner ©efammtfjeit aud) nidjt metjr ber «Staat, fo ift er bod) nod) Ijeute baS Bater lanb; ben ©runbbefit5 leiftungSfätjig gu Ijalten, ift alfo nod) t)eute eine fetjr midjtige, menn nidjt bie midjtigfte 3luf= gäbe unfereS «Staates. £)ie «Staatsregierung bat bieS aud) nie ganj bergeffen, fie f>at aufjer ber Pflege beS Betriebes, ber &anbmirtf)fdjaft, aud) ben Befit3ftanb erhalten roollen. 2ÜS foldje Begebungen finb aus älterer Qtit °*e ©rrid)tung ber Sanbfdjaften anzuführen, auS neuerer $eit bie Sluffteüung ber <pöferolle; eS ift aber nidjt gelungen, bie guten nieberfädjfifdjen ©emofjntjeiten außer ifjrer §eimatlj in roeiteren Greifen einzubürgern. (SS finb Berfudje gemadjt, bie §eim* ftätten bei uns einzuführen; idj glaube, bieS wirb unb fann nidjt gelingen. <palbgebrod)ene ©jiftenzen, bie nidjt leben unb fterben fönnen, fann man nidjt fünftlidj ju erfpriefelidjem SBirfen füljren. 2Benn ber §etm=

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ftättenbcfifcer bk unuerfd)ulbbarc .Speimftätte bel)ält, ber ©laubiger ben oerfd)itlbeten 9?eft nimmt, fo tonnen beibe nebcneinanber nid)t leben.

W\t ber ©tnfüfyrung ber Dtentengütcr glaubte man einen recrjt befdjeibenen 53erfud) gemad)t 511 rjaben, unb bod) roirft bie§ ©efe£ in feinen befcrjränften ©renken über Srroarten fegen£reid). (Snbltctj tjat bie Stommiffion für ba$ bürgerlidje ©efetjbud) nun aud) bie ©in* fütjrung üon SRentenjdjulb beantragt, aber fafultatiü neben Kapital* fd)ulb. S)a§ roirb fo roenig fjelfen, tote |jalbrjeiten ju Reifen pflegen, unb ein ©cgengeroicfjt gegen bie §ö()e ber 33erfd)ulbung ift bamit gar nid)t gefdjaffen.

5D?cm foll aber bei ber SBerjdjulbung fefjen:

1. auf bie ridjtige 50rm.

2. auf ba$ richtige 9J?aJ3.

2Baä bie $orm anbetrifft, fo fann id) nur bie 9iobbertu3'fd)e fjorberung roiebertjolen. Wem i)öre auf mit ber (Stntragung üon jpüpottjefcnfapital unb trage üon nun ab auSfctjüeßlid) 9tente ein. gür bie 93egrünbung biefer $orberung fann id) nidjtS beffereä tfyun, al§ auf 9t ob b er tu § gu üerroeifen.

2Ba3 abtc baö SO? ob anbetrifft, roefdje je£t fo mistige $rage Jobber tu 3 roenig beamtet, fo bin idj ber SJietnung, man foll nidjt eroige 9tente eintragen, fonbern gcitlict) begrenzte. (£3 fd)eint mir, bafj jebermann, ber ©Bulben mad)r, aud) baran benfen follte, foldje §u tilgen, unb bie§ fann ber ©runbbcfitjer feinem SBefen nadj nur burd) 9?ente tfjun, bie er rjingiebt, etroa roie bie 2(morttfation bei unferen 5anbfd)aft3fd)ulben, bie fdjon nidjt mel)r reine Stapitalfcfjulben barjteHen.

©§ mürben fid) bann fünftig rool)l groei Wirten oon totenfdjiilb buhen: i. fianbfdjaftörente,

2. ©ut§= (Snbtoibual*) 9?ente.

2>a3 SSerfafjren mit ber 2aubfdmft§rente roäre bem SScrfafjrcn bei ber Sanbfdjaft fetjr ätmlid), nur follte bie 21 mortifation üiel t)öt)er fein etroa 2 ^ßroj. Sie lanbfd)aftlid)e SBerjdjulbung roürbe babei niebriger bleiben, roa§ bem ©runbbefi^ nur Üiutjen bräcfjte, unb bie Slmorti* fationSquote, bie nad) ben Sbeen be3 ©rafen $fetl ot)ne bie ?tmorti* fation gu unterbrechen erhoben roerben fönnte, fäme bem ©runbbefitjer roirflid) 51t ftatten.

Um bie ©crjulb nid)t übermäßig road)fen gu (äffen, roäre eine ©renge feftaufcfeen baZ einfacfjfte Mittel; id) mödjte biefeS Mittel, roeld)e§ roie jeber 3roang große §ärten mit fid) führen roürbe, nid)t merjr empfehlen, roie id) früher get£)an.

SBeitborff, <Scf|iilbeiu(aftinig öc>3 lünblirfcit <8vuiibbefi&e?. o

Laudw. Jahrbücher. XXVIII. j-

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Scf) laffc alfo ber ©utöljtjpotljcf unbegrenzten 9taum, fo toett jcmanb Ärcbit geben mill, nur mürbe id) bie $eit ber $8crpflid)tung auf f)öd)ftcn§ 25 Sarjre bemcffen. ßaffe id) al§ ©runbbefitjer 5. 35. auf 25 Satjre eine 9tente oon 6 9)H. eintragen, fo mürbe mir ber 9Jentenncl)iner tjicrfür etwa 100 ffit §al)len fönnen, raenn er bei einem 3in§fuJ5 oon etma 4 $rog. fidj eine Slmortifatton mit ^tnfe^inä 511 ctroa 2 $ro;$. rechnet. üftacfj 25 Sauren tonnte bie S^ente, ba fte für länger ntdjt eingetragen ift, cinfad) gelüfd)t merben.

$ommt ber 9vcntcngcber feinen &erpftid)tungen nidit nad) unb fott ba§ binglid)c 9ted)t geltenb gemad)t merben, fo l)at ber 9tentennel)tner uidjt ba§ Kapital, metd)e§ ber im allgemeinen nidjt ttjcilbarc ©runbbcfitj nid)t geben fann unb mcldjeä bem Dtentennefjtner ja niemals Oerfprodjen mürbe, 51t forbern, fonbern er t)at ba§> @ut gegen antid)ietifd)e sJcut3ung auf bie geit ber S'tcntenpflidjt in ^ßfanbbefi£ §u nehmen, f)ernad) aber bem (Eigentümer mieber surüdjugeben. Safe ber ^ßfanbinljaber bie oorftetjcnb eingetragene Renten öormeg ausgasten müfete, ift felbftrebenb- 2)er 9ientenempfänger mürbe alfo in ber ^ßrajiä bie ©equeftration morjl ber Sanbfcfjaft übertragen, meldje ba§ 9tcd)t, bie ©equeftration 51t leiten, mie fie je£t I)at, fid) mof)l faum mürbe nehmen laffen.

3öic fetm ber 23efit3ftanb burd) biefe $orm befeftigt mürbe, leud)tet ein, aber aud) bem sJtentennel)mer gefd)ät)e fein Unredjt. Sßir miffen, bafe faft alle jetzigen §rjpotl)efen, nad) meinem $orfd)lag fpätere Dientenforberungen, au§ (£rbfd)aft§tl)eilungen unb Slaufgelberreften I)errüt)ren, fie rjaben alfo ber ©adje nad) urfprünglid) aud) nur ha§> 9tedit auf 9tente gehabt. Sie menigen mirflidjen SartebjnSgeber merben bei Uebernarjme ber 9tentc irjre 9ied)te fd)on matten, fie finb bei bem (Sefdjäft bie ©tarieren unb merben, fomeit fte moüen unb bie ©efetje erlauben, ba% Stecht be§ ©tarieren braucfjen. 2)a§ 9ted)t be§ ißefitjerg gu freiem Verlauf bliebe nad) mie cor befterjen.

üftun gu ben alten ©Bulben! £>at man gcljler al§ folcfjc erlannt, fo ift e3 leichter, fie 311 üermeiben, als t)k folgen ber genadjten get)ler aus ber Sßelt gu fdjaffen. ©0 laften benn bie alten au3 $et)lern entftanbenen ^apitalfdjulben fdjroer auf un§. 3d) fann mid) ntc£|t ju ber gorberung befennen, ber ©taat follc bie ©cfjutben übernehmen; id) tjalte bie Sbce mit ben 93obenaffignaten unb §in§lofem Slrebit für unausführbar, mid) erinnern biefe si*orfd)tüge ctma§ an t>\Q ©djaljfcfjetne au§ $auft II. £t)eil, mo bie Xerfung für bie ©d)eine oieüeid)t oorljanben, aber nirtjt greifbar ift. Sd) befennc mid) ütclmeljr 31t ber Meinung, baf) bie ©d)utben mie fie gemad)t finb, aud) be^afjlt merben muffen unb t)abe öon ber beutfd)en £anbmirtl)fd)aft bie t)ot)c

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ütteinung, ba$ fie in ftdj bie Kraft finbet $u be$al)len, wenn fie ifjrem Sßefen nad) betjanbclt wirb, Soweit ftdj um 2lmortifation3= barleljne tjanbelt (fpätere 2anbfd)aft3rcntej, möge e3 bei bem !Rec£)t ber ©laubiger fein SBewenben l)aben, nur fott bem ©djulbner ba§ 3^ect)t gufteljen, biefe ©Bulben nad) Künbigung burdj Kapitaläatjlung ab^u* löfen, wo bte Slmortifationäjcit über 25 3>at)re hinausläuft.

Sei ben Kapitalien, bie oljne 2tmortifation eingetragen finb, follte ben ©laubigem eine für^ere grift etroa 3 ober 5 3al)re gewährt werben, um bie Kapitalien burd) Kapitalzaljlung einzuteilen. 2So bie ©laubiger ba§, nietjt wollen ober fönnen, follte an ©teile beS Kapital* eine sJ?ente auf 25 3>al)re treten, bereu §ö£)e fid) nad) ber für Kapital auybebungenen 3m§quote ridjtet. £>er ©laubiger mürbe an ©idjertjeit, 28at)rjdjetnlid)ieit baZ etwa§ unftdjere Kapital gurüd= juerljalten gewinnen, müßte bagegen allerbing§ aud) ^ur 2lmortifation mit beitragen.

3>d) glaube nid)t, haft biefe @inrid)tung eine allgemeine KrifiS Ijerbeifüljren würbe, benn ber ©laubiger müfjte fid) fagen: „$orberft bn jet>t mit ©ewalt bein ©elb, fütjrft bu in bem bebungenen geitraum oon 3 bi§ 5 Sauren bie ©ubtjaftation tjerbei, fo wirft bu bei bem großen Angebot an ©iitern in ber ©ubtjaftation baZ Kapital unb bie 3infen Oerlieren. 23egnügft bu bid) mit ber 9iente ftatt Kapital, fo crrcidjft bu, \va§> fid) erreichen läßt" unb enöttcf» Wäre ein @nbe mit ©djrecfen für ben bebrängten <Sd)ulbner, einem ©djrecfen ofyne öttbe Oor^ieljen, benn ber SHufion fann fict) boef) niemanb Eingeben, baf$ bei Regelung ber ©d)utbeuOert)ältniffe gan^ ofjne SSerlufte an wiru)* fdjaftlidjen (Sgiftenjen abgeljen wirb.

£>a§ ift fo wenig leid)tfinnig gebadjt wie ber (Staat leidjtfinnig ift, ber notwenbige Kriege übernimmt. 2tud) l)ier weiß man, baß blutige Opfer üon bem @in$elnen gur (Spaltung be§ ©an^en geforbert werben. 35ie3 Unternehmen ift etwa§ anbere* aU bk oon einer gewiffen Partei üorgeteagene 9Inftdjt: mögen bie jetzigen Sefitjer 51t ©runbe gefyen unb neue Seftfcer bie ©üter billig faufen, fo werben biefe befielen, ©ie Würben nod) weniger befielen at§ tk alten, benn bie ©dmlben Würben bei ben nädjften SefitWeränberttngen fidj wieber* finben, bie garten leiftungSfäfjigen Sßirtfje, bie an ber @cf)oUe feft- Ijängen, würben aber oerloren bleiben.

Slufterbem wollen wir un§ nid)t in ba3 alte (Sifen werfen laffen, wir jetzigen Sefitjer, benn nod) ift SDcar! in unfern Knodjcn unb bie§ ÜDcarf l)at fid) fdjon bei unfern $orfal)ren am beften bewährt, wenn bie üftotf) am größten war. 1UI§ ber &<fy'm?be im ßanbe war unb bie

Lanäw. Jahrbücher. XXVIII. ^-

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altmärfifd)en dauern itjre gähnen lentrollten mit ber Snfdjrift „2Bir finb dauern Don geringem ©ut unb bienen unfern §errn mit unferm SBlut", ha begann ^rcufjenS glorreiche ßeit; al§ bie oftpreufufdjen ©täube Don ben gran^ofen auf ba3 rjärtefte au3gcfogen fid) um 9)orf fdjaartcn, iia begann ba§> ©übe ber ^ran^ofen^eit unb mir Seutfdje, bciZ SBolt in SBaffen, mürben baS erfte 93oIf ber Sßett unter bem ©cepter ber ber £)ot)en5oIIern, menn and) ba§ ©cepter bi§mei(en in ber $orm eineä ftrüdftodeS fegengreid) roirfte.

(£§ mirb un3 Sanbmirttjen gefagt, flagt nidjt immer, fonbern mad)t praftifdje 93orfd)läge; id) glaube einen gemadjt 51t bjaben unb bitte benfelben ernftüd) ju prüfen unb bann 511 t)anbeln. $ür Ijeute möcfjte id) folgenbe Einträge [teilen:

A. 2)er lanbwirirjfdjaftlidje ^5rouin§ialDerein für bie ^rouinj ^ofcn mofle folgenbe SDcafjnaljmen fomotjl ©r. (Ejcelleng bem £>erm Sftiniftcr für Sanbmirtt)fd)aft, aisbann aud) ©r. (Sjceüeng bem Jperrn Sufti^minifter jur ©rmägung übermeifen :

I. Sie ($ruubbud)ämter finb für Eintragung oon Kapital* forberungeu auf länblicfje ©runbftüde 511 f et) tieften.

II. Sn bie @ruubbüd)er ber länblid)en ©runbftüde finb in ber 3. 91btrjei(ung fünftig nur ^eitlidj öegrengte Stentcnpflicfjten einzutragen.

B. &on biefen Anträgen ift ©r. ©jcelleng bem §errn Dfieicfjö- fangler, als bem Leiter unferer 2öirtt)fd)aftSpolittf, geljorfamft 93erid)t §u erftatten.

C. 5ln ©e. ©i-ceüens ben £>errn Ober=$räfibenten ift bie S3itte p ridjten, unfre Einträge geneigteft befürmorten p mollen.

B. lieber bie Jroe&m takelt ber Gmtfüljruna t>e0 Jnftetat=&nerbeitred)te0*

3?efeiat b& 9iitterflut§6efi(>er§, Oeconomieratt)3 3Benborff = 8ec6QU erftattet in ber

©i^ung be§ 2lit§jd)ufie§ I ber £cmbu>irtf)fcrjaft2fammer für bie ^roüin^ $o}en

am 30. 2Rai 1899.

SBenn man baran gel)en miß , ba§ Suftetat = ©rbred)t in ben ©runbbefitj 51t änbern, fo liegt ibic grage natje: ift benn notlnoenbig, eine fo tief einfdmeibenbe ?(enberung gu maetjen, liann nid)t beim Hlten bleiben? gür bie ^ßroüins $ofen mufc man sunädjft bie tt)at= fadjlictjen SSerpttniffe fid) flar legen.

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$ofen l)at bei eiroct 2 800 000 .fceftar Streal 1 760 000 2tcfer, 240 000 Jpeftar SSiefen.

Sie 600 000 £>eftar $orften, foloie bie anberen ^mecfen bienenben $läd)en formen bei unferen öctradjtungen unberüdfidjtigt bleiben, weil bte gorften übertoiegenb bem ©taat unb gan§ großen SBeftfcungen, mciftenS gibeüommiffen, gehören unb mithin wenig üerfcfjulbet ftnb.

2)a§ Slcferlanb ber $rooins fjat im 2)urd)fd)nitt einen (Srunb- fteuerreinertrag oon 10 Wavt pro ©eftar, bie SSiefen einen ©runb* fteuerreinertrag oon 13 Wart. 9)citt)in beträgt ber ©runbfteuerreinertrag ber 1 760 000 &eftar 2lcfer 17 600 000 «Warf unb ber 240 000 £eftar Sßiefen 3 120 000 äJcart.

ÜJhm ift aber ber $reiö ber Sänbereien ungefähr ba§ 64facfje be§ ©runbfteuerreinertrage», mithin 1326 9JMionen sDcarf für 9lcfer= lanb unb SSiefen.

3Iuf eine SDfarf ©runbfteuerreinertrag famen

im 3af)re 1883 = 36,00 DJcarf ©Bulben, im Safere 1896 = 42,05 Wtait ©djulben.

3)a§ ift bie üerfdjulbetfte ^rooinj be§ Staates, unb roenn man bie ©cfjulben 1896/97 nad) ^ßro^ent be§ 2Bertt)e3 redjnet, fo roareu 1882 64 : 36 = 100 : x = 56,25 ^rojent, unb 1896 64 : 42 = 100 : x = 65,62 $rogent be§ 2öertf)e§ oerfdjulbet.

Sftacfj ber (SrgänjungSfteuerftatiftif betrug bie Sßerfdjulbung im öfag.s©^ $ofen 50,53 ^ro^ent, im 9?eg.=33e5. S3romberg 57,99 ^ro^ent be§ @runbüermögen§ einfdjliefjlid) be§ 23etrieb3fapita(§. 2)iefe ©tatiftif be^ietjt fitf) aber nur auf bie ßenfiten mit einem (Sinfommen üon über 3000 SJcarf, unb bie§ (Sinfommen fet)lt nid)t nur bem 33auern, fonbern audj bem übermäßig uerfdjulbeten ©rofjgrunbbefit;; rotrb atfo bie burdjfcfjnittlidje s£erfdjulbung fdjon bie oben berechneten 65 ^Sro^ent betragen.

3ftan fann taum annehmen, bafj 1883—96 bie ©utäpreife geftiegen feien, benn naefj ben Unterfudutngen üon ©arra^in rjaben bie ©utäpreife in $ofen folgenbe ©ntmidelung gehabt:

Säuerlicher

mittel

groß

gan$ groß

23e[i£

200-300 ha

500—1000 ha

über 1000 ha

1841/1850

38

48

55

64

1851/1860

63

80

73

78

1861/1870

100

100

100

100

Landw. Jahrbücher. XX VIII.

17

22

33äuerlid)er

mittel

gr°J5

gana 8™fe

<8efty

200—300 ha

500-1C00 ha

über 1000 ha

1871/1875

117

120

132

121

1876/1880

127

125

133

122

1881/1885

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134

143

131

1886/1890

150

128

133

118

1891/1894

175

123

125

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(£§ ift alfo nur bei bem bäuerlidjen S3eft^ ein «Steigen ber greife §u erfetjen. ®ie mittleren ©üter finb ctmaS, bie großen ©üter ftnb ftar! im greife gefunfen, mie \)a& aud) in ben ^ßadjtpreifen ber Domänen gum 3lu§brud fommt unb mot)l bie §aitpturfad)e ift für bie Etagen be§ überfdjulbeten @runbbefi|e§.

3>n ben legten 3 Sauren ift nun unüerfcnnbar mieber ein (Steigen ber Sobenpreife eingetreten, aber bie S£l)atfad)e ftcfjt feft, bafc in ben meitauä meiften gälten ber ©objn niefit mefyr in ber Sage ift, t>a% ©ut in ber SBeife ju übernehmen, mie frütjer üblid) mar, b. t). ber <5o£)n fann nid)t metjr tjinter ben fremben ©ut§fd)ulben für bie DJciterbcn neue (SrbfdjaftSfdjulben eintragen laffen unb mit feiner ©rbportion ba§> ©ut übernehmen.

2) er SSeg ift nid)t mebjr möglid), ift fd)on gilbtet eingetragen unb fo giemlid) alle SBefitjer mollen Oerfaufen, um bie (Srbfcrjaftgtljeilung m'ög(id) 51t maerjen.

2lu3nat)men beftätigen bie 9?eget.

Man fott fid) ferner Har machen, baß in ben Surdjfc^nittä^a^en ber SSerfdjulbung einerfeit§ bie menig üerfdjulbeten ganj großen Söe* fitmngen, gibeifommiffe, ?Infiebelung3befit3 k., anbererfeitä bie fleinen bäuerlidjen Sefiiuingen, bie fid) üietfad) nod) gtemlid) frei üon Scfjulben gelten, einbegriffen finb, um §u ermeffen, mie böfe bie SBerfdjulbung ber mittleren unb mittelgroßen Söefitmngen ift.

SBill man alfo ben 23efitjftanb erhalten, fo muß man einfdjreiten, baß bem ©utScrben hk Uebernaljme erleichtert merbe. S)enu mit ben neuen Sefitjem, bie nad) @d)loß, *ßarf unb Sagb fetten unb et)er fragen, mieoiel S'iefyböde merben gefdjoffcn, al§ miebtel Kartoffeln merben geerntet, mit foldjen neuen Sßefitjern ift toenig geholfen unb bie ermünfd)ten Käufer, bie felbft mirtt)fd)aften mollen unb Kapital unb frifdje, intelligente 2trbeitsfraft in bie ^ßrooinj bringen, finb fef)r feiten; nur bie 2lnfiebelung§fommiffion bringt gute, namentlid) fäd)fifd)e unb meftfälifdje Sauern, in bie ^ßrooiuj. Sa, ift bringenb ba^ bie Sage ber Srben, bie @runb unb 53oben übernehmen foüen, gebeffert merbe, mollen bod) jetjt fcfjon bie meiften (Söt)ne unb £bd)ter

HB

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oom Santa in bie ©tabt; bem ©utsbcfifcer trirb ber Offxgtcr unb tiöl)cre Beamte meift ebenfo üorgejogen, wie bem 23auem ber Setjrer, ber Unteroffizier unb ber Beamte mit feftem ©eljalt; mehr $ut> unb weniger Arbeit, ein l?cben, in bem für bie grauen üon bem fdjredtidjen ftütjemelfen fetbft an geiertagen bodj feine Siebe ift.

Taö alte Snteftat» ©rbrcdjt, weldjeä ©runbbefifc wie Kapital betjanbeltc, hat fdjredlid) gefdjabet unb mürbe nod) mehr gefdjabet haben, menn ber gefunbe Sinn ber ©runbbefifeer bie <Sd)äben nidjt fo häufig baburdj abgemenbet Ijätte, haft er nidjt auf bie (Srb* regulirung nad) ben ©efetjen anfommen ließ, fonbern meift burdj Vertrag, feltener burd) Sejtamcnt, bm 53efit$ an ben ©runbftütfen übertrug. SBill man ben ©xunbbefifj ftabil machen, unb ba% ift nöttjig im ftaatlidjen Sntercffe, fo genügt ba^u nidjt eine Grtjöfjung beö 9ientcnertrage§, beim mit biejem fteigen bie Sdjulbcn unb hrirfen erbrütfenb bei einem fpäteren galten ber 9tente.

@S ift nötl)ig, baß ber SBerfdjulbung ©renken gebogen werben, ober t>a$ ber Slnerbe bebeutenb beoor^ugt werbe ober bafs eine Stom- bination beiber Mittel balb Jpülfe fdjaffe.

S)a§ ^tüeifinberftjftem läßt fict) bod) auch nidjt empfehlen.

2ftan foE nidjt fagen: wir wollen auf beffere Reiten hoffen, bann wirb audj bie $erfcfjulbung geringer werben. £>er $roft ift trügerifd): bzi ftarf oerfcbjulbetem S9efi| fommen bie befferen ß^iten nid)t meljr bem fogenannten Öefifcer, bem ©ut§inl)aber, 51t ftatten, fonbern meljr bem wirfltdien Sefitjer, bem Sntjaber ber §rjpotbefen; biefer realifirt in befferen gehen feine gorberung mit ginfen un0 3mfeg5mfen' wäljrenb er bei fdjledjteren Reiten ftitt ift, um nidjt ba§ ©ut über* nehmen 31t muffen. Sie befferen 3e*ten kommen alfo meljr bem ©laubiger, als bem ©djulbner 51t ftatten; erfterer fütjrt einen 33e[i|* wedjfel gerbet.

Sie ©djulben wachfen außerbem lawinenmäßig immer mein', befonberö beim mittelbäuerlidjen Scfifc üon 1883-1896 um 36 $ro= jent, beim rleinbäuerlidjcn um 55 ^rogent, beim ©roßgrunbbefife aüer- bing§ tonnte bie 33erfdjulbung nur um 18 ^03. fteigen, weil fie frfion fo tjoef) War, baß nidjt meljr uiel geborgt werben tonnte.

SBarten fjilft alfo nidjt.

SBill man bie Neuregelung in Uebereinfttmmung bringen mit ber SiedjtSüberjeugung ber ©runbbefifcer in $ofen, fo wirb mau nadi einer feften gleichmäßigen StedjtSüber^eugung üergebenS fuetjen. Sn ber Sdjrift be§ ^rofeffor; ©ering refp. be§ Dr. ©roßmann finb fet)r oiele Beobachtungen äufammengetragen ein burdjget)enbe3 fefte§ *ßrin(yp,

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lote in SSeftfalen unb Jpannoüer beftel)t, ift nid)t gu ernennen. (£in foldjeä ift aud) nid)t §u erwarten.

SBon bem alten polnifdjcn ©roftgrunbbefitj fyat ficf) ber in ber gamilic erhalten, ber burdj $ibeifommif3 ober äljnlid) roirfenbc $amilien5 trabition gebunben ift.

S)er roeit überroiegenbe Streit be§ 23efi£e* ift in anberc, meift in bcutfrfje £)änbe übergegangen.

©er beutfdje (Srtoerber ift au3 ben Oerfdjiebenften Sagen unb mit ben Oerfdjiebenften 9^ed)t§anfd)auungen nad) ^ßofen ge!ommen. ?lm rneiften (Srfofg jeboef) l)at ber nteberfäd)fifd)e Sanbroirtb, mit feinen t)eimatt)lid)en 2lnfd)auungen gehabt, ©er Sauer t>at fid) noefj feine 9ted)t§anicfjauungen btlben fönnen, benn feit ber furzen geit, ba^ tx 5um freien ©efitser geworben ift, rjat fid) eine fotcfje $lutt) oon roirtf)= fd)aftlidjen unb politifd)en ?tenberungen über irjn ergoffen, bafj eine fefte ©etoorjnljeit in ber Vererbung nidjt entftefjen tonnte. 2)a3 S8e* ftreben, ben ©runbbeft| ber $amilte 51t erhalten, ift aber ein fo natür* lid)e§, ba^ aud) ber SSauer jotoofyt ber pofnifcfje af§ ber eingetoanberte, meift nieberfäd)ftfcl)en (Stammet, irjtn SRecfjmtng trug.

Sluf 100,00 äftarf be§ ÄaufpreifeS fommen bei ©rbfaüpreifen nad) ©arrajin:

bei ßleinbefifc 9JJittelbefi& ©rofebefifc

1851/60 73,1 65,2 81,1

1861/70 73,5 77,9 82,7

1871/75 79,7 79,3 82,5

1876/80 82,4 81,7 81,7

1881/85 85,5 88,9 79,8

1886/90 88,7 82,9 85,5

1891/94 87,4 83,4 90,5

(£3 ift atfo überall gu ernennen, bafj ber (SrbfallpreiS niebriger fein fottte, at§ ber St'aufpreiä, jebocfj tjat bei ber ungünftigen Sage ber @rb- laffer bie SMfferenj nottyroenbiger Steife abnehmen muffen.

$8011 einer Umfrage bei ben ©runbbeftt$ern, rool)in ifjre SQBünfc^e in ber ©rbfrage getjen, oerfpredje id) mir recfjt roenig (Srfolg. fielen Sefitjeru liegt bie $rage, mit ber fie fid) roenig befdjäftigen, red)t fern; fie roollen mit 9fod)t t*k gretfjeit behalten, »ererben p fönnen, rote trjnen gut fdjeint, man überfielt babei rool)l ben Unterfdneb ättrifdjen. 9lnerbenrcd)t unb Snteftat * 2tnerbeured)t unb fürdjtet ol)nc ®runb, aud) beim Snteftat*@rbenred)t in ber greitjeit befd)ränft §u fein. 3n einer grofjen $erfammlung aber fann man rooljl Sntercffc für eine &ad)e erroetfen, man fann aber feiten Slufflätung unb

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5(ntroort ermatten, bie Serfammlung folgt bcm einen ober bem anberen ^iitjrer unb roaS recfjt ift, läßt fid) bttrd) @timmenmet)rt)eit fctjtoer entjdjeibcn, tote (Sdjiücr fdjon ben dürften ©aptetja jagen läfjt.

(SS roäre nun ^roifdjen bätterlicfjem Scfi£ unb (Skofjgruttbbeftii 51t untcrfcfjeiben, jebod) ift nid)t 31t oerfennen, baJ3 eine ©ren^e ju §iel)en überaus fdjroicrig roäre. 2)er Sauer muß fiel) auf baS Snteftat- (Srbredjt öerlaffen fönnen, baS muß für u)n bte Siegel bilben.

£)er ©roßgrunbbefitjer muß ber sJiegel nad) bttrd) Vertrag ober Xeftament ober ^rabttton baS @rbred)t in ben ©runbbefitj für ben eingelnen $atl beftintmen.

Sft baS 3nteftat-?lncrbenrert)t für ben Säuern alfo nötrjtg, fo ift eS für ben ©roßgrunbbefitjer erträglich. 2)aS 2lnerbenred)t bei freien Sefitjungen roürbe fid) im Mgemetnen bem ©efetje üom 8. Sult 1896 anfd)ließen fönnen, atid) bei freiem Sefit} müßte baS neue 9ted)t obttgatorifd) roerben unb nicfjt fafultatiü bleiben.

Sagegen müßte bem freien Sefit^er baS SRedjtjn fielen, foroot)l buret) 9ied)tSgefd)äfte unter Sebenben als aud) für ben 'SobeSfatl baS obligatorifctje 5lncrbenred)t 51t fuSpenbtren unb bte $reit)eit ber Serfügung über fein ©runbftüd unbeeinträd)tigt gn erhalten. ®aS ift burdjattS etroaS SlnbereS als ber jetzige gttftanb, roo nad) 3nteftat^@rbred)t geseilt roerben foll, ©ruttbftüd toie ftaöital, unb nur burdj einen föedjtSaft ein Slnerbe unter geroiffen Sebingungen ernannt toerben fatttt.

2SaS jettf bttrd) STeftament nur als 9luSnal)me in ber (Erbfolge fjtngeftellt roerben rann baS ?lnerbenred)t muß bie sJ?egel roerben, fo mag benn fünftig als 2luSnal)me fjingeftellt roerben, roaS jettf bie 9tcgel ift baS gleicfje (£rbred)t in ben @ruubbefi|.

SDer ©runbbefitjer muß ftcf) auf bie gefe|lid)e Erbfolge öerlaffen fönnen, muß oon itjr üerlangen, ba$ fte ber Statur feines (SrbeS ent= fprtdjt unb muß attd) ofjne 2eftament rttfjig fterben fönnen. 2)aS '3nteftat^(nerbenred)t, roelcfjeS als folcfjeS nur eintritt, roenn ber @rb= laffer nid)t attberS üerfügt fjat, läßt bem (Srblaffer üöllige £eftü> freifyeit, bie bd bem ?tnerbenred)t im JRentengütergefet; Oom 8. Sult 1896 naturgemäß nicfjt geblieben ift.

©er (Srblaffer fiet»t nur $u leicfjt jebe 5lbroeicfjung Oom 2>nteftat= (Srbred)t als ein Unredjt für bie anbereit (Srben an, §u bem er fid) nicfjt entfd)tießen mag. Sie §§ 5—8 beS ©efei3eS üom 8. 3uli 1896 paffen alfo ntdjt für baS ?lnerbenred)t in ben freien Sefit;.

2)aS neue bürgerliche ©efetjbucfj änbert baS ©rbredjt in ben ©runbbefttj in einer Sßeife, bie recfjt übel roirfen muß. üftadj lanb- redjtlidjcr Seftimmung fy. IL Sit. IL § 336 u. f. jefct ber (Srblaffer

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ben $ßreiS bcS ©uteS feft unb f>at eS babei fein 23eroenben, menn nid)t bie SScrletmug unter ber §älftc oorliegt; bagegen beftimmt baS bürgerliche ©efetjbud) in § 2311:

„Sine Dom ©rblaffer getroffene Sßcrtljbeftimmung ift nierjt

mafegebenb",

eS roirb bann ^mtfdjen (SrtragStDcrtti unb ©d)ütmngSmertf) unter- fdjiebcn unb anfd)cincnb rüirb ber SrtragSmertl) bebeutenb niebriger angcfcljen, mie ber ©djätsungStnertt). 2)er § 2049 lautet:

„£>er (Srtragöroertt) beftimmt fiel) nad) bem Reinerträge, ben baS S3anbgut nad) feiner btöfjcrigen mirtl)fd)aft(id)cn 23eftimmung bei orbnungSmäfsiger 53emirtl)fd)aftung nad)t)a(tig gemärjren fann."

Set bem (Ertrage eines SanbguteS ift bie ^erfon beS 2öirtt)eS ein cbenfo roidjtiger $aftor, mie baS ©ut felbft, unb eS roirb bei ber 33ered)nung beS Reinertrages alfo auf unfidjere STaren anfommen. öierabe bie Xaren nad) bem Reinertrage, bie bisherigen gerid)tlidien Xaren, Ijaben fid) burctjauS un^uüerläffig gezeigt. Sfädjt feiten ergeben bie gerid)ttid)en Stajen, bie ReinertragStajen finb, 150 ja 200 ^ro^ent anberer 5ut>ertäffiger 28ertl)taren, ba ift eS bod) f)öd)ft bebentlid), baS 9lnerbenred)t auf bie Saje nad) Reinertrag bafiren 511 motten.

Sßorficfjtigc ©efcbäftSleute borgen mof)t auf lanbfdjaftlidje Staren unb nad) bem ©runbfteuer^Reinertrag, aber nicfjt auf geiid)tlid)e Staren (SrtragStajen. SSic roenig püerläffig foldje finb, geigen aud) folgenbe Seifpiele, bie mir in letzter ^eit üortamen.

gür ein ®nt, baS geridjtlid) auf 925 000 SDZarf tajrtrt mar, mürben nur 730 000 geforbert, ein anbereS @ut mit 484 000 9Jcarf tarirt, mürbe mit 410 000 be§af;(t unb baS gefd)iet)t jejjt, mo bie @üter= p reife fo l)od) finb.

©a finb bie lanbfdjaftlidien SSertljtaren bod) meit 5itöer=- läffiger unb aud) niebriger.

SDurd) baS 3nteftat=s2lnerbenred)t merben manche Sßortljeile beS ^•ibeifommiffeS metjr ober meniger erreicht unb mand)e ^adjtrjeile beS (enteren merben oermieben.

SDer Snfjaber beS ?tnerbengutcS ift ja nierjt nur ©efitjev, fonbern aud) (£igentt)ümer, mätjrenb ber gibcifommifjbefitjcr lebiglid) Sefiüer ift, bagegen (Siqentljiimer ein Ruberer, metftenS bk gamilic.

SDie (Stetigfeit beS SefitjerS ift beim 2lncrbcugut alfo lange nidit fo groß, als bei bem $ibeitommiffe, aber immerhin größer als bei ganj ungebunbenem (Sigentljum. Sßielleidjt ift baS gut; benn ber

unüeraufjerlidje gibeifomtmfebefi$ füfjrt letdjt §u unertoütiftf)ten Satt*

funbien unb Riefet über baö Qki (jtnauS, roetd)eö baZ Slncrbenrcrfjt mit SSolImadjt gut «guStoenfion, alfo ba§ Stoteftat * 2lncrbcnrcd)t ütetteid)t nid)t ganj erreicht.

9cacfj § 33 beä ©efefceS oom 8. Suti 1896 lann bic geeignete Sßerfon gum Anerben au8gett>ät)tt »erben, es fommt bie ftarre ©ucceffionSorbnung bes gibeifommniffe§ in gortfaü, bie oäterüdje Autorität toirb geftärft unb ba$ ift ein SBorifyetl.

SDas" (jeutige Sanbgut ift eine Verbinbung üon ©runb unb ©oben mit Kapital; bü§ jefeige SnteftafeSrbrecfjt rietet fiel) nur nad) ber Statur be§ Kapitals unb lüfjt bie 9catur be§ ©runb unb SBobenS aufjer Stugen.

SOtag ber SBertt) be§ inOeftirten Kapitals" an ©ebäuben, ftultur ?c and] größer fein, at§ ber urfprüngtidie reine 53obenmcrtt), fo rjat bas mit bem Soben untrennbar oetinüpfte Kapital bod) bie Statur be§ Vobens angenommen, ift aljo mol)l richtiger, ba§> 3nteftat=(Srbred)t in ein Sanbgut rid)tet fid) nad) ber Sftatur bes" SBobens" unb über* läßt es" bem Xeftator, ber Statur be§ Capitata 9ted)nung 51t tragen.

9Set ber oietfältig njccrjfclnben ©eftatt unferer Sßirttjfdjaften oom einfadjen 23auenti)of &tS jur fomplijtrten gnbrifnrirtf)fcr)aft ift rool)( unmöglich, ein 3nteftat*@rbredjt gu finben, ba3 für alle Sanbgüter pafjt. gür ben einfadjen 83auernf)of pafet baZ IHnerbenredjt, ben oieU fachen ^utfjaten, hjefdjc bas ßrmerböteben herbeiführt, mufj fdjltefelid) für ben einzelnen galt burd) befonbere Verfügungen 9ted)nung getragen werben. Sarjer nidjt Slnerbenredjt, fonbern 3nteftat*9(nerbenred)t unb Seftament mit 2Bertt)beftimmung ber ©runbftücfe nad) Sanbredjt, atfo 6alb Seftament madjen nod) uor bem Slblauf biefes Safjrfjunbertö.

C. Die natürliche IJerl'diiiUmntjöQrenK.

39ßtc ift bic £rctf>ctt bcS (tfrmtböeftycS emorbett?

greilieit, maö ift in Seinem tarnen rrtcfjt gefünbigt unb bod) roer ftrebt nid)t nad) 2>tr!

Sie fogenannte grelfyeit bes ©runbbefitjes bebeutet greitjett in ber 33enu£ung besfelben, nicfjt nur §ur (grgeugung üon ©ütem, fonbern namentlid) in ber Verfügung über ben 23efit>, alfo in ber gteitjett bes S5eft|er§, bas ©ut 51t »ererben, mie er nrill, 511 »erlaufen, roie er mill unb §u üerfd)utben mie er ruiU.

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3>n tiefer 33e$tetyung ift ber SBcfi| jeht mcift ein freier, aber ber 3uftanb ift nod) fein alter unb tjat inandje Mängel gezeitigt.

©3 ift mot)l ber Mt)e mertt), ^u fragen, tute ift bie grciljeit gemonnen? Unb t>a ift ber 2JBeg ein fetjr Oerfdjicbencr bei ben Ritter* gütern nnb btx ben S3aucrl)öfen. ©a§ 9J?ittclaltcr, bie Scljen^eit batte fo 5iem(itf) allen 33cfitj gu Setjen gemadjt, aud) ben früher frei gemefenen, nnb bie Sel)n3oerfaffung reicht bis in nnfere geit Ijinein, obfdion nad) unb nad) bei febjr Dielen ©runbftüden bie Scl)n£= oerfaffung meit früher aufgehoben mar.

(£rft 1852 Derbot bie prcufcifdje SSerfaffung bie Srridjtung neuer Seijen unb in ben 70er Sauren merben in ben einzelnen ^rouinäen bie Set)n§güter aufgehoben. (Sie mürben entmeber gegen eine Abgabe an ben ©taat in freie» ©gentium ober fonft in gibeifommiftgüter oer* ttjanbelt. Sie 2et)n§güter tonnten nid)t leidjt üerfdjulbet werben, ha ber $afall bod) eben nur Sefitjer, ntdjt ©igenttjümer mar unb §u Set)n§fd)iilbcn bie .ßuftimmung be§ £el)n§f)erren unb ber Signalen erforberlid) mar. S)ie 53erfd)utbung mar alfo ätjnlid) mie jet-t bei ben gibeifommiffen unb tonnte nid)! arg merben. $reilidj fammelten bte alten 3tittergut§befi|er audi feiten ©crjätie, benn bie Dielen Kriege unb $et)ben gerftörlen ba§ ©efdjaffene; bd 9ftif3mad)§ mar eS fdjmer, fid) felbft, bie Untertl)anen unb bas $iet) ju ernähren, unb bei gün* ftigen Salden maren bie ^ßrobufte faft mertt)lo§.

©djutben Ratten fte aber aud) nid)t biet, unb menn einige ßeit gut ging unb ber 9ftttergut§befitjer ein orbenttidjer ÜDfann mar, mürbe er für feine $t\t aU(i) lieber ein reidjer SKann, tute je|t bei ben ^ibeifommifjbefifcern aud) gel)t. Unter ber Ärebitlofigfett litt aber bie Kultur unb bie S33irtl)fdjaft auf baö ärgfte; namentlid) mo eine neue 2ßirtf)fd)aft gefdjaffen merben foEte, mar ba§ orjne Ärebit faft unmöglid).

3n bei* Gsrfenntnifj biefer SBatjrtjeit crridjtctc ber gro|3e ftönig griebridf) bie Sanbfcfjaften.

2)ie Ritterfdjaft ber ^rooin^ ober beS 35esirf§ fjaftete für bie ^fanbbriefe unb fo tonnten bie Rittergüter ben tanbfdjaftlidjen ftrebit ausnutzen. S5alb nad) Eroberung ber ^roüin^ ©djlcfien mürben in ben einzelnen Sanbfdjaften biefer ^roöinj bie laubfdjafttidjen Sirebit* Dereine, bie auf Rittergüter bcfdjräntt blieben, eingeführt unb tjaben mit i£)rem SlmortifationSjmange bi$> auf ben heutigen £ag fegenöreidtj gcioirft. Stuf ©Rieften folgten balb bie anbern öftlidjcn ^prooin^en mit ärjnlid)en ©inridjtungen.

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©er Ärebit fonnte naturgemäß nid)t fcljr rocit geljcn, bcnn Die Rittergüter marcn fdjmer nerfänflid). 3)a3 prenfeifd^e 5anbred)t jagte: 9air ber 5(bcl ift 511m Scfitier abiiger ©ütcr bercd)tigt.

(Sin ärjnltctjeö 9icd)t bcftanb in bcn öänbern bcr polntfcrjen St'ronc mit nod) fd)ärfcren Scftimmungen. ©urd) Gbift oom 9. Dftober 1807 ift biefe Seftimmung für ^rcufjen fortgefallen. Son bann ab beginnt erft bie tl)atftid)Hd)e [yreil)eit oe3 Sefitjeä, alfo aud) bie $reil)eit ber Serfdjulbung, hod) nnttbe bie Scrfdjulbung ^unädjft in engen ©renken gehalten, erft burd) bie Hricg^eiten, bann bnrd) bie überaus trüben mirtt)fd)aftlid)en SBerpttntffe, bie niebrigen greife, ben mangelnbeu Slbfatj ber ^robufte, tueldje bi§ etoa 1830 anhielten.

üftun erft mürben bie ©üter einträgtid) unb bamit mertt)t>otl, aber aud) hk Sd)ulben nahmen rafd) 511. Sin silnerbenred)t, fei burd) £erjn3t>erfaffung, fei burd) Srabition begrünbet, beftanb rooljl eben fo lange faft allgemein.

Sie Sauern fjatten im üorigen 2>af)rf)unbert faft nirgenbä ©igen tl)um, fie maren laffitifdje Sefitjcr, ©igentljümer mar ber @runbt)err. 2)a§ mar alfo im ©omanialbefitjse ber Sanbeyfürft, fpäter ber <£)omänen= fi§fu§, fonft nielf ad) bie geiftlidjen Stiftungen, meiften§ aber ber 9rittergut»befit3er. 2)ie Sauern maren Untertanen in größerer ober geringerer 2lbt)ängigfeit, nur au3r:a()m£meife freie (Sigenttjümer.

Sie grofeen SolfSmirtrje auf bem preufjifcfjen SEljrone griebrtet) S33ill)elm I. unb $riebrtcb IL t)atten bie ©omanialbauern freier gefteüt unb bie Befreiung angebahnt, bie in ber Stein*£mrbenberg'fd)en 3e^ gur I5infül)rung gelangte. 51ud) t)ter ift t>a% (Sbtft 00m 9. Dftober 1807 au§fd)iaggcbenb, unb bie §§ 10-12 fagen:

§ 10. %lad) bem ©atum biefer Serorbnung entftel)t fernerhin fein Untertl)änigieit3;SerrjältniB, meber burdj ©eburt, nod) burd) jpeiratt), nod) burd) Uebernet)mung einer untertänigen (Stelle, nod) burd) Vertrag. § 11. SOcit ber ^ßublifation ber gegenrotirtigen Serorbnung l)ört baö bisherige Unterttjänigfeit^Serrjältnifj berjenigen Unter* tl)ancn unb it)rer Leiber unb Sftnber, meldje il)re Säuern- guter erbltd) ober eigentrjümlidj ober erb^inäroeife ober erb* päcbjtlid) befitien, mecbfelfeitig gängticl) auf. § 12. SJfit bem 9Jcartini=£age 1810 t)ört alle ©ut^Unter* ti)ünigfeit in Unferen fämmtlidjen Staaten auf. 9cadj bem 30cartini^age 1810 giebt nur freie Seute, fomie foldjeä auf ben Romainen in allen Unferen ^rooin^en fd)on ber %aü ift, bei benen aber, roie fid) üon felbft t>erftet)t, alle

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

30 -

Serbinblidjfciten, bie i()nen als freien Seilten oermöge bcö

SBeftfceä eines ©runbftüds ober oermöge eines bcfonbern

SertrageS obliegen, in Straft bleiben.

SBurben nun bie dauern ftu freien ßigenttjümern gcmatf)t, jo Ratten

fic bocf) nod) nidjt bie $reil)eit ber 33erfdjußwng, bie Sauertjöfe

burften nur bis ein Siertel beS SßerttjeS ücrjdjulbet »erben; bicfc

Serfd)iilbuugSgren^e marb 1823 auf bie §älftc errocitert unb erft 1843

gan§ fallen gelaffen.

©o lange ber Sauer nicfjt (Stgentrjümer, fonbcrn nur bebingtcr SBefitjer mar, fonnte Don freier Vererbung feine 9?ebe fein. £>er üftad)= folger im SBefit) mar Anerbe im meiteften ©innc, mar Sefihnadjfotgcr unb ber ®runbf)err Ijatte unter mehreren ;,ur SRadjfolgc im Sefit5 gleidjbercdjtigtcn ©rben bie 5luSmal)l desjenigen, ben er für ben £aug= lid)ften l)ielt, bem @ute oorftufterjen. ®te $reit)eit erlangte ber Sauer alfo in ber ©tein^arbenberg'fc^en ^eit bcfonberS burdj baS ©bift Dom 9. Dftober 1807, bod) mit bem SRefte ber Sefcfjränhmg mürbe erft in ben fünfziger Satjren aufgeräumt, befonbcrS burdj baS ©e[et3 oom 2. SWärg 1850. 9?eben ben Rittergütern unb ben laffitifdjen Sauern gab eS früher noefj bie Derfdjiebenften formen beS SefikeS, bie reine $ad)t, bie (Srbpadjt, bie @mpl)iteufe, tk antidjrettfdje SKutjung unb bie namentlich im unfultiöirten Dften ju ben üerfcrjiebcnften Sebingungen angefeilten Sauern in einer langen (Stufenleiter üom ßeibeigenen, über ben ber §err baS 9<ted)t über £eben unb Xob l)atte, bis ^um freien @igentl)ümer, ber ^mar meift nod) einen ßinS 8U äaljlen ÜJQtte, aber frei bererben, frei berfaufen unb frei üerfdjulben burfte.

SSMdjcr (ticlu-nuri) ift tiatt ber $rcif)cit gemadjt?

S)ie grettjeit beS Se[t|e§ ift nun errungen unb eS fragt fidj, mcldjcn ©ebraud) l)aben bie ©rnnbbefi|er Don ü)rer gretljett gemacht?

£>a ift baS Silb ntdjt immer ein gang crfrculidjeS unb mandjer Seobad)ter fommt mol)t gu ber Meinung, au§ bem ©ebraudj mürbe ein äftifjbraud). 9ftan foll über bie ©djattenfetten bodj nidjt bie 2i(pt= feiten üergeffen! Söeldjc &ad)t l)ötte feine SMjrfeite? Sn mirtl)fd)aft- lidjer, fultureüer Sejtet)ung t)at ein gortjdjrttt ftattgcfuiibcn, ber oljnc bie greitjeit nicfjt benfbar mar. 9ftag man han (Sinflufj ber ^ortfdjrittc in ben 9?aturraiffcnfd)aften, im Serfeljr, noefj fo t)od) anfdjlagen, bleibt genug fegenSrcidjer ©tnflufj ber greitjeit übrig.

Slarl ber ©rofee füljrtc bie ©reifelbermirtljfdjaft ein, hk für 8el)nS- Oerfaffung unb l)örigc Sauern paf3te unb biefe ®rcifclbcrnrirtt)[djaft Ijat

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fid) ein Saijrtaufenb gehalten, aber bor mirtl)jd)aftltd)e gortfctjritt be3 let.Uen 5al)rf)unbert§ mar in £cutfd)lanb größer, als ber bc£ üorfjer^ gefjenben SatjrtaufenbS.

©erabe bie beutfdje Sanbtotrtrj[djaft ifi fdjncflcr oorgcfd)ritten, rote bic unferer SRadjbarn, toie man lcicl)t erfennt, roenn man bie ©ren^c nad) Siufelanb, aber and) bic nad) $ranfrettf), übcr|"cl)rettet unb bic ©Überträge nehmen mit ©djmaniungcn nod) immer ju. ®äme nur auf fteigenben 9voh,ertrag an, [o lebten mir in einer golbenen $eit.

Weniger eifreulid) t»at bie $reil)eit in anberer Vcäieljung gemirft. 2>te Vererbung be§ ©uteö in ber gamilie (an ben Anerben) läfet nadj, obgleid) bie Srabition ein ©egcngeroid)t giebt. 2)er SSerfcmf mirb aljo metjr -utr Diegcl unb ba§ tft in jcber S5e§ietjung eine menig münfd)en3= mertlje ©ntmidlnng.

Viel fdjummer tft aber mit ber Verfdjulbung, bic au£ ben Vererbungen unb Verläufen entfterjt unb nad) ben 53eftimmungen beS ©rbrerfjtä unb ber mirtf)fdjaftlid)cn ©efetjgebung entftel)en mufj,

@8 !ann t)ier nid)t bie Aufgabe gelöft merben, nad)äumeifen, mie bie ©ctjulben mad)jen, tefj miü nur anführen, mie fid) §err ^rofeffor ©ering 1896 im 2)eutfd)en Sanbmirttjfdjaftöratf) auslief; :

„9ßa§ moüen alle öffentlichen abgaben, meiere bie Sanblüirtt)icf)aft ftU teilten t)at, bebeuten gegenüber ber ©d)ulbenlaft, maö alle benibaren ©teuererleidjterungen gegenüber einer etmaigen Srmäfcigung be§ 3™^ [ufeeä um 1 ober nur 1/2 ^ro^ent? ®ie al§ @taat§fteucr au|3cr ^ebung gefegte, aber al§ ftommunalabgabe betanntlid) fortbeftetjenbe preufeijcfjC ©runbfteuer braute einen Ertrag oon 40 Millionen sD?arf. 2>ie t)rjpo= ttjefarijdje Verjdjulbung be§ länblidjen ©runbbefi£e§ in Sßreufjen mirb aber Dorn ftatiftifdjen Sureau fel)r mäfcig auf 10 9)tilliarben gefct)äW, W Verringerung be§ $inö um 1 $rogent mürbe alfo einer (Summe Oon 100 Millionen Ütfar! gleid) fommen.

Sie ©d)ulberleid)terung unb ©d)ulbentlaftung tft nid)t nur aU eineä ber 2lbt)ülfemittcl für ben gegenmärtigen 9?otl)ftanb anjufetjen, fonbern bilbet, im Verein mit ber il)r notfjmenbig eng oertnüpften Reform be§ 2tgrarred)te§, ben ®ern aller agrarifd)cn ©o^ialpolitif. £)er lanbmirtbjdjaftlid) benutzte Voben ^reufeenö ift nad) ben Srntitte^ hingen be§ ginan^minifteriumS au§ ber £eit 1871—1881 auf 24MIi= arben Wart gu bemert()en. 2)aüon gehören nun bereite 10 9Diilliarben ober 5/i2 mirtt)fd)aft(id) nid)t merjr ben ©igentt)ümern , fonbern beren (Gläubigern unb bic £n)potl)eienfd)iilb be§ tänbtidjen ©runbbcfife$e§ mädjft aUjätjrlicfj, in guten mie fct)lect)ten Reiten, um einen enormen betrag, neuerbing§ um mefjr al§ 200 Millionen xOfarf. £)er bereits

Limihv. Jahrbücher. XXVIII. yi

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eingetretene SRüdgang be£ gtnäfufeeS, foroeit er ben Sanbroirtljen 51t @ute tarn, i[t baburd) für ben ©runbbefitj im ©an^en üotlfommen mett gemacht morbcn. ©0 t>oü§tet)t fid) in rafd)em £empo unb mit ber ©id)erl)eit etneö fokalen ©efetjeä bie aümät)Ud)c Enteignung be§ ©runbbefitjeS. „©djritte," fo rjeifjt in einem fetjr bcmerfenömertrjen ^Utffa^ au§ ber „geitfcfjrift be§ ^ßreufjifdjen ftatifttfrfjen 23urcau3"r „mie in ben leisten 3>at)ren bie 93erfd)u(bung jäljrlid) um runb 0,2 SftiUiarben Tlaxt fort, fo mürbe fie fpäteftenS in 35 Sauren, alfo etma in einem ÜUcenfdjenalter, auf 16 9JciÜiarben geftiegen unb bamit bie Enteignung beS ©runbbcfitjeS jmar nidjt ber $orm, rcot)l aber ber ©adjc nad) im SSefcntlidjen uolienbet fein; beim bann mären jmet drittel ber 33obenroertl)e, unb §mar in ber Siegel bie fid)erften jTrjeile berfelben, üon ben ©runb befrfcsern auf Äapitalbefi§er übergegangen. mirb babei borauSgejefct, bal feit 1871—1881 nod) feine 28ertt> oerminberung be§ länblid)en ©runbbefit3e§ unb ber auf Ujn oermenbeten Kapitalien ftattgefunben t)at unb bajg in einem 9Jcenfd)enutter aud) nod) nid)t eine folcfje in SRedjnung p [teilen fein mirb. Sollte aber, mie oon mandjer ©eite angenommen mirb, ber ©runbbefi^ für abfetjbare $eit eine beträdjtlid)e äBertrjüerminberung, beifpielöroeife eine fotdje um ein 3) rittet, bie fid) fdjon au3 einem ©inten feiner 9?ol)einnat)men um üiet meniger al§ ein drittel, ergeben mürbe, in 9red)nung 31t [teilen haben, fo bliebe offenbar fdjon eine $erfd)ulbung üon 9 biö 10 ÜUftlliarben nur nod) um ein ©eringeä rjinter ber 3roetbritteloerfd)ul= bung gurüd unb man t)ätte einen großen 5Xt»etl beä ©runbbefitjeä aU üerloren an^ufetjen; er märe entmeber überhaupt nid)t merjr in bem bischerigen 3>ntenfität§grabe bemirtl)fd)aftungSfärjig ober märe menig= ften§ ben £)rjpott)efengläubigern verfallen unb bem eingetragenen Eigen* trjümer bliebe nur nod) ein ©cfjeinbefitj."

2)ie alten geuballaften [inb abgejdjüttelt, aber burd) ben äftifj* bxaud) in ber greirjeit ber SBerfd)ulbung tritt eine Änedjtfdjaft beö @runbbefit$e§ unter ba& Kapital ein, bie üiel fd)limmer merben fann, al§ bie burd) patriard)alifd)e 9tüdfid)ten gemilberte feubale Knedjtfdjaft unter bem ©runbrjerrn; benn \)a% anonljme Kapital rennt mie ber fpanifd)e ©rojjinquifitor feine Ucenfd)en, fonbern nur 3a^en- ®g mieberl)ott fid) aud) r)ier ein Vorgang, ben mau in ber ©efd)id)te oft beobachten fann. giebt feinen böferen geinb ber ^retfjett, al§ 1>tä llebermaa^ unb bie mifjbräudjlidje 9lnmcnbung ber greitjett

9ftan foß aber nicfjt greitjeiten aufgeben, roeil [ie mi)3braud)t mürben, fonbern man fotl bem ÜDiifjbraud) einen Siegel üor* fdjteben.

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£tc ttrfacfjen ber SBcrfdjulbmtg*

gragt man nun, au§ metcfjen Urfadjen finb bie ©Bulben gemalt, fo wirb man fo äiemlid) alle Urfadjen unter eine oon ben folgenben 4 ©cfidjtSpunften unterbringen tonnen.

1. Meliorationen unb Sauten,

2. 2eid)tfinn unb Unmirtl)fd)aftlid)feit,

3. SRott),

4. ©utsübernatjme burdj Stauf ober (Srbe.

Sie auä Meliorationen unb Sauten entftetjenben 8duitben finb nid)t fdjlimm, beim wirb baburd) auf anbrer Seite ber ©utsmertl) gehoben, jubem tommt biefe llrfacfye nicfjt aüju rjäufig üor; in ber Siegel werben Meliorationen unb Sauten au§ ben Erträgen guter 3at)re bejarjlt ober wirb auf genoffenfdjaftlicrjem SSege amortifable ©dntlb aufgenommen, Jpanbett fid) um SuruSbauten, fo mürbe man biefe SluSgabe fdion unter ben ^Weiten s$unft Seidjtfinn unb Unmirtt)fd)aftlid)fcit aufjätjlen muffen, aber aud) bie ©djulben, bie au£ biefen Slnlaffen gemadjt merben, finb weitaus nicfjt fo gafjlreid), al» man tjäufig annimmt. Sie au§ üftotl) gemad)ten Sd)ulbeintragungen tialte id) für jarjlreicfjer, fie merben in ber Sieget au3 ^ßerfonalfdjulben bann jmangSmeife ju ©runbjdjulben gemacht, menn ber ©runbbefitjer oor ber ©ubljaftation ftefjt; em großer 2l)eil fällt bann im Serfatjren au§ unb mirb gelöfdjt, bebrüdt alfo nicfjt bauernb ben ©runbbefifc.

®an5 anberS ift e3 mit beut oierten ^ßunft, ©utSübernatmie bei ftauf unb (Srbe. Sluö btefer Urfad)e entfielen mot)l 80% aller Scfjulben, fo ba^ baneben bie anbern Urfacrjen üerfdjminben. Siefe ©djulben bleiben unD finb bie wahren Urfadjen ber ©djulbennotl). (£3 ift fdjwer, bie Wtrflidjen ©rünbe ber ©runbfcrjulöen nadjäuweifen, aber bei allen Hennern ber Sertjältniffe ift nur eine Stimme, baß neben hzn Sdjulben, bie au§ Sefitweränbcrung entfielen, bie Sdjulben auS allen anbern ©rünben faum in Setradjt fommen.

Ueberblidt man ba$ ©rgetjen ber Sanbwirtrjfdjaft beö legten ^aljrljunbert, baS in Seutfdjlanb in btefer $eit mit bem ©rgeljen ber ©runbbefttjer faft gleich bebeutenb tft, fo mirb man gu bem Sfofultate fommen, baß eS ja SdjWanfungen immer gegeben tjat unb immer geben mirb, bajjj im ©angen aber bie lanbwirtrjfdjaftlidjen Serljättniffe fid) überaus glüdtidj entmidelt Ijaben. Sie Renten fomotjl mie bie greife ber ©üter Ijaben fid) nidjt nur oerboppelt unb oerbreifadjt, fonbern oeroielfad)t, fie finb für ben ®leingrunbbefi£ im fteten Steigen geblieben, für ben ©roftgrunbbefiij ift aüerbingS in bem ^al)r§et)rit

SSenboiff, SctjulöeiiUnJuuig be§ läitblidjeu @nuiDbefi$e3. 3

Landw. Jahrlnicher. XXVIII. 17

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1885—95 eine rütf läufige 23cmegung gemefen, aber fctjon fteigt bie 9tente unb bcr ©ut^preiö mieber gang bebeutenb. 28a§ bie 3ufunft bringt, fann frciltd) 9tiemanb triff en ; unb bod) ift SMagen unter ben ©runbbefitjern. $mei ©rünbe erfenne tcfj für baö klagen an, ba$> ift

1. bie Seutcnott),

2. bie Scrjulbennott).

2öären biefe beiben üftotljftänbe nierjt üorrjanben, fo rjätten mir £anb= mirtlje nierjt 511 flogen, mögen bie abgaben geftiegen fein, mögen bie greife mancher ^ßrobufte gefallen fein, mir profitieren jetjt merjr unb billiger al§ früher unb fönnen bei beut <3d)ut5, ber unferen ^ßrobuften ju Xfjeit mirb, bie ftonfurreng beä Sluslanbeg rootjl befielen. ®ie Seutenott), bie man jetjt bie fokale $rage nennt, £;at unter anbern tarnen in jebem ftulturftaat beftanben, unb je größer ber mirtrjfdjaft* itdje Sluffdjttmng ift, um fo ärger mirb bie Seutenott) im (Staate; bafj für bie Sanbtr>irtt)fd)aft bie Seutenott) aber fo arg ift, t)ängt §um SErjeil aud) mieber mit ber ©djulbennotl) sufammen.

£)er ft'necrjt mtll beffer leben unb finbet beffereö Seben in ber Snbuftrie, alz am Sttfrfje be§ überfdmlbeten 33auern, unb ber t>er= fdjulbete ©rofjgrunbbefitj fann bie SSofjnungen unb Sßotjtfarjrtäetnrid)' tungen nicfjt befefjaffen, auf bk ber moberne Arbeiter Slnfprud) macfjt.

2)afj aud) noefj anbere Urfadjen be£ Seutemangetä auf bem Sanbe oorrjanben finb, bafj bie Seute felbft triel ©cfjulb fjaben unb bie Slrbeit auf bm Sanbe bei 9?aturalmirtl)fcfjaft teine§meg§ fo fdjledjt be-jafjtt mirb, mie oft angenommen mirb unb naefj ber (Mblörjnung fd)eint, ift gemifj ^utreffenb. lieber Seutenott) flogen mir Sanbmirtf)e aud) nid)t allein, obfcfjon jene unö am fjärteften trifft.

Sänge 3eit ift man ber ?lnficfjt gemefen, man fönne ber Sanb* mirtrjfdjaft burd) großen unb billigen Strebit Reifen unb in. ber Stljat fjat ber fogenannte befrud)tenbe Ärebit ber (Sntmicflung geholfen; nun macfjfen aber bie ©djulben ftetig meiter unb fo rapibe, bah ba% Steigen ber Diente nierjt (Schritt galten fann. Sie Sanbmirtf)fd)aft fjat fid) an ben ©dnilbcn grünblicfj ben SJcagen oerborben, unb mer fie meiter mit ftrebit nähren miE, furirt fie 511 £obe. ©aS £)at benn aud) bie neuere Stiftung in ber SSirtfjfdjaftSpoltttf erfannt unb man ift bemütjt, bk SJente mit ©taatäfjilfe §u tjeben. 2)ie3 53eftreben l)at befonberS aud) ber 93unb ber Sanbmirttje.

©er öunb ber Sanbmirtl)e ift entftanben im Sarjre 1892/93, als bk mirtt)fd)afttid)en SBerrjältntffe be§ beutfdjen ©runbbefifcies redjt fdjledjt maren unb ben roeitauä meiften Sanbmirtl)cn nicfjt möglid) mar, bie Saften, befonbers bie Sdjulbenginfen, fjerau§protrtf)fcf>aften.

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Wlcin fcmn ben <Sa£ rooljl unterfcfjrciben, ben ber 53unb feinem ^ro* gramm üoranftettt: „Sie Seutfdje Sanbtütrt^fcfjaft tft ba$ erfte unb bebeutenbfte ©eroerbe, bie feftefte <Stü£e beö 9teid)§ unb ber ©in^et* ftaaten. Sicfelbe 51t fd)üt$en unb 51t fräfttgcn tft uttfere erfte unb ernftefte Aufgabe". Tier S^acfjfa^ „roeil burd) ha» 33(üt)en unb ©ebeiben ber £anbroirt()ftf)aft bic 3Bot)tfaf)rt aller anbern S8ecuf§$roetge geftdject ift", ift fcfjon aufed)tbar. igocfjentroidelte Snbuftric brauet aud) @£port, roie roir Sanbroirtlje am Qudzv fctbft feEjen.

SHS bte großen iDKttet beS SunbeS rourben be^etdjnet:

1. bte Soppelroäfyrung,

2. genügenber 3olIfct)ui3.

Ser (Staube an bte bauernb glücflict) madjenbe SBirfuug ber SoppcU roätjrung ift je^t rootjt fefjr erschüttert, nodj merjr ber (Staube an bte Surdjfüfjrbarfeit ber 3J?a§nat)me unb ift biefe $rage öon ber "£age3= orbnung ber föufttcafocreme üerfdjrounben, in roetdjen bte ©rörterungett burd) (Sacrjienntitiß roenig getrübt, ftdj fo lebhaft entfalten tonnten unb $u einmütigen Öefcfjlüffen führten.

Safe unfere 8anbroirti)fd)aft im gettafter ber SSdjut^ötte auet; eine§ gotlfdjutje» bebarf, tft geroifj richtig unb tutrb nur öon roenigen beftritten. ?tber melier 3°^fa^ $ genügenb? (53 !ann ntc£)t geforbert roerben unb ba§> ttjut aud) root)I ber 23unb mdt)tf bzn ßoßfcW fo tjotf) ju fetjett, bafe jeber Sanbroirtt) feine 9tente finbet. Sßollte ber ©taat bie§ ftkl erreterjen, fo müfjtc er bie 28irtt)fd)aft3s unb 8eben3= füfjrurtg be§ 2anbroirtl)§ ebenfo regeln;, roie ben $rei§ unb bie SSer- fd)utbung ber ©üter. ®aS roirb ber beutfdje Sanbroirtf) ntdtjt motten, fo mirb ber 8tanb ber freien beut)d)en öeft^cr nidjt jum ©octaltemitä übergeben. Sßorjl aber rjat ber (Staat bie $fltd)t, bafür 31t forgen, bafj baZ erfte unb uorneljmfte ©eroerbe nierjt untergehe, bafj bie ©runb* befitjer nidjt uon itjrem §ofe üerjagt roerben, ba§ t)ei&t 00m ©tanbe ber ©runbbefitjer gefproerjen, nicfjt oon ber einzelnen ^ßerfon. Wlan fann ja biefe Sßfltdjt be* (Staates leugnen, mer aber bte ^ßftidjt anerfennt, mufj audj bem «Staate baZ 3tect)t einräumen, bie SSeranlaffung §u befeitigen, metcfje bie iöefi^er oon ifjren (Stellen treibt; baZ Reifet bie (Sdjulben^infen bürfen nidjt in ungemeffene (Summen roadjfen. (5f)e ntct)t rjier ^Sorfetjrung getroffen ift, fjüft feine fünfttief) gehobene 9tente, benn biefe 9tente fommt in oerftärftem $Jtaafo im ©utäroertf), ber oer^tnft roerben mufe, roeil er beim Slnfauf ober ©rbgang in ©ttt3= fd)u(ben umgeroanbelt rourbe, §um 2lu3brud. (Steigt bte 9tente, fo fteigt ber ©utspreig, fteigt ber $ret§, fo fteigt bie (Sd)ttlbenlaft unb bic Diente müfjte roieber fünfttidj gehoben roerben, unb fo in in finitum,

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

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aber nid)t mit ©ra^ie. Oft einmal 3$orfet)rung getroffen, bafj bie ©djulbcn nid)t madjfen, bann märe eS $dt, bie 9?ente (^u lieben unb bann rannte ber (Staat and) mofjl grofje Opfer bringen, um ben ©runbbefi}} mieber gefunb gu mad)en.

Snjmifdjcn muft man mit ber (Srnäljrung be§ Patienten üorfid)tig fein, er barf ja nidjt an ©ntfräftung fterben, aber gu ftärfcnbe Silafy rung ftärft mebjr bie Krantfjeit, al§ ben Patienten. 3)aJ3 ber $unb in <perbeifüt)rung ber fogenannten fleinen Mittel fegensretet) gemirft t)at unb in ber ßufammenfaffung fo Dieter Sanbroirtt)e eine grofte SMactjt getoorben ift, fann ÜWiemanb leugnen, ber grofje (Srfolg aber märe nid)t erreid)t, menn in bem Aufruf üom 21. l£)c^ember 92 nid)t fo überaus fräftige £öne angefd)lagen mären. 2)er feft auf feinem (£rbe fttjenbc @igentf)ümer ift bie ftärffte ftaatöerljaltenbe Kraft, ber notf)- leibenbc ober oon ber ©cfjoüe üertriebene Sefi^cr aber ift geborner Stoolutionär unb feine3meg§ eine fefte ©tütje für £t)ron unb Elitär. £>ie SunbeSleitung ift ja oietfad) bcmül)t, bie Semegung in rubjigeä ^arjrmaffer 51t leiten, ba$ §od) auf ben &anbe3l)erren mirb nicfjt oer= geffen, oortjer unb nadjrjer t)ört man aber manetje (Stimme au3 anbrer Tonart, unb e3 mirb bei fdjmeren gehen nid)t leietjt fein, bie ©elfter 31t bannen, bie man rief; bie öerfcrjulbeten Kleinbauern merben ben fonferoatiuen $üf)reru bie öeereäfolge bann oielleicrjt öerfagen. 2Sad)fen aber bie ©djulben meiter, mie biäfjer, unb fie muffen gleich einer ßaroine immer ftär!er madjfen, fo fann lein 33unb unb feine ftaatlidje 9Jcaa£}nal)me eine entfpredjenbe ©runbrente bauernb tjerbeifüfyren. £)a§ fönnte bann nur bie 9cotrj, inbem bie 23efit$er oon ber ©ctjoüe oertrieben merben unb auberen beuten ^Slatj machen.

©er Sä§eg get)t über üeid)cn, über otel Seidjen unb oie( National* Oermögen mirb gerftört in ben Reiten, menn ber leiftung3unfät)ige 2Birtt) ben mirtt)icrjaftlid)cn Stobeäfampf augfidjt. ©a mufj ein anberer SBeg gefunben merben.

Sn ber ©rfenntni^, ba^ eS unmöglich ift, ber ftetig macfjfenben ^erfdjulbung eine ftetig ioad)fenbe teilte gegenüberstellen, rjat man benn aud) nad) anbern Mitteln gefud)t, ber Sftott) ber ©runbbefitjer ju fteuern. $)a f)at fid) auf ©runb ber Setjre üon £>enrrj ©eorge§ l)k ßanbliga gebilbet, roeldje anftrebt, ben gefammten ©runbbefitj 311 Staate* eigentl)um 31t madjen. ÜESirttifdjaftlid) mürbe bie Wufrjebung bes§ prioaten ©runbbefitjeS unb ber im ©runbbefii3 inoeftirteu Kapitalien jeben gortfdjritt lammen, politifdj märe ber geiler nodj größer, bem <Sociali3mus mürben %f)ür unb %i)ov geöffnet, menn ba% (Srbe an

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©runbbefin aufhörte; ba§ *ßrtoatetgentt)iim überhaupt müfjte bann balb faden, ba§ ift ein 2Beg, ber nur für Socialbemofratcn pafet.

2)er S3unb l)at al§ fein äWittel ben ginSlofen Ärebit empfohlen.

®a» Mittel märe uralt; im alten Xcftament ift 3in3nat)me Der* boten, für moberne Sföirtt)fd)aft roirb rootjt ntcfjt gan^ paffen. §err Don 2Bilfon*ft, sJtombin, liefe 1879 eine 23rofd)üre „^inälofer Sfrebit" erfd)einen, ,v>err üon ©far^n^fi, ©planne, l)at al§ Referent be§ 23unbe3 biefe 3bcc üon ben „©runbnoten" roeiter ausgebaut, unb e3 fönnte ja rool)l fdjeinen, tafa bie tanbnürtl)fd)afttid)e (5entrallanbfd)aft ba§felbe 9icd)t rjütte, roie bie 9tcid)§banf. £>ie ^eidjSbanf aber fönnte aud) rooI)l nidjt befterjen, loenn fie nid)t furjfriftige Anlagen unb ben Siegutator be3 roedifelnben ^in-SfufeeS l)ätte; unter fotdjen 33ebingnngen fann ber Sanbroirtl) üielteicfjt aud) ©elb oon ber 9teidj*banf nehmen, ber ©runbbefitjer braucfjt für feinen Ärebit lange Triften unb fefte ^in§rate, ein ®rebit otjne biefe ^ebingungen ift für ben ©runbbefit} unbraudjbar. ®ie ©enoffenfdjaften mirfen al§ ^robnftiogenoffenfdjaften überaus fegenSreid), als SarlebjnSfaffen fönnen fie fid) aud) nur auf fur^friftige ®arte()ne cinlaffen unb bamit roie anbern ©eroerben aud) ber 2anbmirtf)fd)aft l)e(fen. ^iele gut fituirte SBefiijer fönnen bie ein* gelncn fd)ioad)en iool)l galten, finb aber bie meiften fdnoadj, fo retfjen fie aud) ben einzelnen nod) ftarfen mit in ha§> SSerberben. 9Jtit bem ©runbbefi^ ift anberS, fjier finb hk Sanbfdjaften, bie toeitau£ ältefte 5lrt ber ©enoffenferjaft, unb fie roirfen nod) immer fegenäreid) unb werben al3 bie befte Slrt beö ©runbfrebitS anerfannt.

Q5ei @rrid)tung ber Sanbfdjaften ift rid)tig erfannt, bafj ber ©runbbefit; ein 2)arlet)n nur in $orm oon Diente roieber ^eim^aljlen fann, unb bie Sanbfdjaften forbern alio neben einer möglid)ft geringen ginSrate unb ben eignen mäßigen $8erioaftung3foften feinen ©eroinn, wol)l aber eine 5(mortifation. £)iefe ftmortifation ift meift gering, Vi— 1%» untt bauert batjer feljr lange. 3mmerf)in ftebjt e3 nod) gut um ben ©runbbefitj, ber roeiter feine ©djulben l)at, al3 bie Sanbfdjaffc

SDfan l)at ben ©egen ber Sanbfdjaft möglicfjft fielen ju gut fommen laffen rooüen, unb babjer fjat man bie Sanbfdjaft, roelcrje erft eine ©euoffenfrf)aft be§ ritterfd)aftlid)en @runbbefit>e§ mar, aud) auf bie fleinen Sefitiungen au3gebel)nt.

S)ie Sanbfcfjaften finb aud) mit ber 33elett)ung bielfacf» roeiter gegangen; man giebt mebjr al3 bie Hälfte be£ ^armerttjeg, unb ber STaitücrtt) ift bem geftiegenen @rtrag§roertt) unb bem nod) merjr ge* ftiegenen Staufpreife entfpredjenb im Saufe ber ßett ert)öf)t.

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$)te ©icfjerfyeit ber s}Sfanbbriefe mufe aber unter allen itmftänben gemarjrt roerben, unb [o finb ber lanbfdjaftlidjen SSeleibjung ©renken gesogen, baß [ie bem Sircbitbebürfniß eines großen StrjeileS beS ©runb= befi§e£ nid)t mebr folgen fonnte.

£)ie erftftellige, toeniger brütfenbe £>rjpotf)et mirb amortiftrt, bie brütfenbcn 9£acfjt)t)pott)efen bleiben flehen, unb bie 21mortifation mirb meift abgehoben, fobalb es gebjt, aber feiten ^ur Xilgung ber 9laä)= t)t)pott)cfen öermenbet. 33on ben SebenSberfidjerungen mirb jetjt üielfad) eine Tilgung ber ©runbfdjulben erwartet, ber ©runbbefitjer foH fein £eben entfprccfjenb oerfidjern unb bei ber Erbtfyeilung foH bie oon ber 2eben3terftd)erung§;@efeüfd)aft ausgezahlte (Summe t)inbern, baß neue ©runbfcfjutben eingetragen merben.

93ei Seilten mit menig Kapital, aber t)orjem Einfommen, ^ler^ten, $Hed)tSanmälten, mantfjen Beamten roirft bie $erfid)erung fegenSreid), bei Sanbmirtljen t)abe id) bjäufig beobad)tetr ba$ bie ^ßerfidjerung mit ben t)ot)en Saaten ben S3efi|er üom §of trieb, unb enblid) bie $er- fidjerungSfumme öon ben ©laubigem mit 33cfd)lag belegt mürbe; eS ift fctjmer, baS 9(ugenmaaß 511 t)aben für bie gu berficfjernbe Summe, fai'ultatiü fann ficfj tjeute jeber ©runbbefi^er uerficrjern, itmi biefe ^flidjt obligatorifcf) aufzuerlegen, erfdjeint mir nid)t angänglid).

©0 fdjeint benn als letjteS Mittel §ur ?lbt)altung beS übermäßigen 31nmad)fenS ber 23erfd)ulbung nur möglid), ftaatlidi eine 33erfd)itlbungS= grenze §u sieben, über tueldje hjnauS bem ©runbbefitjer nictjt mefjr geftattet ift, ©drüben 5U madjen. SDte Erörterung biefer $rage bilbete ben §auptgegenftanb ber ^erfjanblungen in ber ?lgrarfonferenz, meld)e 1894 in Sßerlin unter 23orfi§ ber 9P?inifter für Sanbmirtfyfcrjaft unb für bie ginangen tagte.

Wlaxi glaubte einerfeitS, baß eine ©ren^e gu gießen fei auf ©runb Don Ertragslagen ber ©runbftüde unb baß bie 23eleit)ung nirfjt mefent* lid) über bie SBeleitjung ber Sanbfdjaft t)inauSgel)en follte. (Gegenüber biefen 2luSfüt)rungen mürbe rjingemiefen auf bie große Unficfjerfjett ber £a£en, auf bie übergroßen Kapitalien, bie bann jum Slntauf oon ©runbbefitj nöttjig mären unb bie Sanbmirtt)fctjaft gum Monopol reidjer Seute madjten, auf bie 99?öglid)feit, t>a^ bie 2üd)tigfeit beS Erben baS Kapital fo meit erfefcen fönne, ba^ burd) bcfonbere Seiftungen unb befonbere Sinfad)l)eit baS ©ut ber gamtlie erhalten bliebe.

Wafy biefen 3luSfül)rungen fd)ien mir bie 2tnfid)t ber meiften 9Jiit= glieber ber ^Igrarfonfereng bal)in ju get)en, ba^ eine 3Serfd)ulbungS- gren^e nidjt §u gießen fei.

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3u bemfelben 9?efultate fommt aud) ?ßrofeffor greit)err öon ber ©oltj. Set) fann bat 2ln3füfjrungen biefe§ üon mir f)orf)gefd)ä^ten ©elefyrten in ben meiften gäUen beitreten. SGBenn er aber fagt, „bie h,ot)e SBerfäulbimg ift für oiele ©ut3befi|er ficfjer ein grofceä Uebel unb fdjroerer 3)rutf; irm $u befeitigen, liegt aber im SBereicfje roeber ber Sßfltdjt nodj ber 9J?ad)t bcS (Staates", fo mufj id) bem üftacfjfafc in beiben Schiebungen roiberfprecfjen.

3[t bie Ueberfdjulbung be§ ©runbbefitjeä ber jpauptgrunb ber üftottjlage, fo ift 9ßflid)t be§ 6taate§, SSanbel ^u fdjaffen, nnb roo ein 2Bilie ift, ba ift aud) ein 2öeg.

s)latnvlid)c ©rettje ber $$erfrf)itJbtmß.

9J?ir fdjeint, liegt im 93erettfje foroob,! ber $flict)t al§ ber sJ!ttad)t be§ @taate§, bafür 51t forgen,

1. baß bie ©ctjulben in einer $orm bleiben, bie bem 3Befen be§ ©runbbefitjeS entfpricfjt;

2. ba^ bie ©duilben in einer £)öf)e bleiben, bie ben 33efi^er nirfjt erbrücfen.

3Sa3 bie gorm ber $erfd)ulbung anbetrifft, fo rjat ba§> beutfdje bürgerliche ©efetsbuefj neben ber Hapitaleintragung in $orm t>on 2pt)potl)ef ober ©runbfdjulb bie Renten fcfjulb gugelaffen.

Sie £anbfd)aft§fd)ulben finb als ftapitalfctjulben eingetragen, follen aber burefj eine State, roeldje Qm^, SBerroaltungSlaften unb 3lmor= ttfation in fid) fdjtießt, getilgt roerben. £>iefe gafylung ber 9^ate ift bie £>auptfad)e, unb mürbe man biefe eintragen, fo erfcfjeint bie 8d)ulb al§ amortifable Renten fd)ulb.

£>at oon 9tobbertu§ baZ große $>erbienft, bie 9vententl)eorie al£ bem 9Sefen be3 ©runbbefifceS entfpredjenb aufgeftellt unb roiffenfdjaft* lid) begrünbet 511 tjaben, fo möd)te id) il)m bod) nicfjt batin folgen, bafj er eine eroige (md)t amortifable) 9tente empfiehlt. 3m ©rroerb§- leben, roie aud) fonft in ber 2Mt, ift nid)t3 beftänbig, ?(lle§ im eroigen 2£ecfjfel, fo muß aud) bie s^erfd)ulbung nidjt ftabil fein. 3>eber @runb* befi^er foll baZ 9?ed)t t)aben, ©cfjulben §u machen, aber biefem 3^edf|t mufj bie ^5flid)t gegenüber ftet)en, bah aud} jeber ©runbbefifeer ©Bulben tilgen mufe.

2)er roedjfelnbe 33efi^er foÜ nid)t ba% bleibenbe ©runbftücf bauemb belaften, unb eine bauernbe eroige 33elaftung ift bie 5lapital3eintragung, für beren Abtragung feine QSorfenrung getroffen ift. 23ei jeber ©in* tragung einer ©djulb muß jugleid) bie ?(rt itjrer Tilgung mit ein*

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getragen »erben. £>ie Abtragung fann ja in mancherlei Art befielen, bie Ütente fann nad) einer beftimmten $rift üon felbft anfrören, ©ic fann anfrören nad) Eintreten eineä @reigniffe§, roeldjeä notrjroenbig erfolgen ntujj. @3 fann ber 93ater ben (Srben ba§> ®runb(tüd über- geben gegen Stiftungen, bie mit bem Stöbe beä ^ater§ aufhören, wie jel^t bat Seibgebinge eingetragen Wirb. (£3 fann für jüngere @efd)Wifter (Srjieljitngggelb ge^arjlt werben, Wenn ba$ SSermädjtnife gering mar, e3 fann aud) für bie ÜDciterben big gu beren ©rofejäljrigfeit eine beftimmte 9?eil)c don Sauren (£inäal)(ung gum Seifpicl in eine ©pariaffe gemadjt werben unb fo ein Vermögen angefammelt werben, wenn ba§ 93er= mädjtnife größer war. (£§ fann äljnlid) roie bei ber 5anbfd)aft eine 9reif)e oon Satjren eine Annuität eingetragen werben, burd) beren 3al)lung eine 23erpflid)tung gelöfd)t wirb, unb fo finb nod) mannte.* faltige Abmachungen benfbar.

Smmer aber muf3te befielen bleiben, bafj nad) ©intreten eineö unüermeiblicfjen (£reigniffe§ ober nad) Ablauf einer beftimmten $rift bie 3at)lung!§pftid)t be§ ©runbftüdeä auft)ört.

£>er @runbbud)ricf)ter fann bann bk 9Serpflid)tung löfdjen, fobalb it)m ba§> Eintreten be§ (Sreigniffeö nad)gemiefen tft ober fobalb 4 ^atjre nadj Abtauf ber grift, für Wetd)e bie 3at)lung eingetragen ift, oerffoffen finb, alfo bie letzte 9vatenäaf)lung üerjäbjrt ift. Soweit fid) um bk ©idjertjeiten l)anbett, meiere bie Sanbfdjaften beleihen, wären ja nur geringe Aenberungen nötf)tg, fobalb anbere ©idjertjeiten in $rage fommen, mürbe ba§> Kapital bie gunftion übernehmen muffen unb genügenbem $erbienft aud) gern übernehmen, bie teilte gegen Kapital etnäutaufd)en, mie jetjt bie $krfid)erung§banfen ©cfdjäfte mad)en.

(£3 müjste aüerbingö aufboren, bafj für eine ^orberung eine beftimmte Stelle (locus) offen bleibt, aud) wenn bie $orberung größten* ttjeil» getilgt ift; bie nad)ftefjenben Renten muffen bem 9tange nad) entfpredjenb nadjrüden unb gelangten bamit 511 grö[3erer ©id)erl)eit, e3 fönntc nicf)t mel)r gefdjefjen, bafj nur bie gut plajirten £>t)potI)efen burd) Amortifation getilgt werben, bie böfen §t)pott)efen aber bauernb ben <55runbbefi§ bebrüden, weil jebe Amortifation burd) bie fogenannte $on- oertirung l)infäHig Wirb.

^Bewilligen bie alten $orberungen einer neuen ©djulb ober ber Äonöertirung ben SSorrang, fo fann ja gefdjetyen, ba\] bie 8d)utb- entlaftung nicfjt fortjdjreitet, aber Wenn alle ©laubiger bie Sage nod) fo günftig beurteilen, bafj fie ben Vorrang einräumen, wirb bie Sage aud) nod) nicfjt fd)limm fein.

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Sßenn \d) hiermit meine 53etrad)tungen ü6er bie ^orm ber @)runb« fdjulb frfitiefee, fo meifj id) mot)I, bafe mir mandjc ©inroürfe gemalt merben fönnen, bie id) al3 Saie nidjt miberlegcn fönnte, aber id) gmeifle nid)t, bajgj für Suriften nid)t all^u fdjmer [ein mürbe, in ber gemiedenen SRidjtung einen gangbaren 2Beg 51t finben ; notfjroenbig märe aber, t>a$ gange Arbeit gemad)t mürbe, unb baf? bie Wentenfdjulb nid)t nur gugelaffcn mürbe, fonbern bafj bie SRcntcnfdjulb bie einige $orm mürbe, in ber länblid)er ©rnnbbeft$ ücrfcrjulbct merben fann.

9J?an fönnte cinmenben, ber ©runbbcfitj mirb mol)l 5fapttalfrcbit finben, aber feinen 9icntcnfrebtt; benn ber ©laubiger miü fein Kapital gefdjloffen mieber Ijabcn. Sm 33erfet)r gmifdjen ©ruubbcfitj unb Kapital ift bie Aufgabe be§ ©runbbefitserö kirnte abzugeben, unb bie Stuf* gäbe be§ $apital§ ift eS, au§ ber 9tente mieber Kapital anjufammeln, fo madjt bie l?anb[d)aft, fo madjen alle Q3anfen, bie 9lmortifatton8* gelber ausgeben.

2Ba§ nun bk <pöt)e ber ©djulben anbetrifft, fo ftimmte id) ben Sftitgliebcrn ber 5(grarfonferen^ 511, hk eine öom (Staate auf $runb einer ^aje feftjufe|enbe 33erfd)ulbung3grenäe au§ ben oben angeführten ©rünben für untfjunlid) tjtelten.

$)er Sßertf) einer Diente mirb aber burd) ^mei gaftoren bebingt:

1. burd) bie £)öf)e ber 51t gafjlenben Sfate,

2. burd) bie Qdt, für meldje bie 9?ente gu jagten ift.

SSoIIte man bie £öt)e ber 9?ate feftlegen, fo mürben hiergegen alle bie ©rünbe fprcdjen , meldje gegen eine SBerf djulbungSgrenje überhaupt fpredjen.

Sttan müßte mieber auf Sojen gurüdf greifen, bie ftetö unguüerläffig bleiben merben unb bnrd) feine SSorfdjriften suüerläffig gemacht merben fönnen ; man mürbe 51t @rtrog§tajen fommen unb biefe finb unter allen unjunerläffigen £aj;en bie aller un^uoerläffigften; fie muffen eS um fo mefyr fein, als fie bie (Stgenfcfjaften be3 3Sirtfje§ mit in Q5etrad)t gießen. Sei orbnungSmäfeiger 23emirtt)fd)aftung, alfo bei einer 23emirtl)fd)aftung, bie nad) ben Setjren ber SSiffenfdjaft tljeorctifd) unanfechtbar geführt mirb, ift ber (Srtrag meift red)t flein, unb ein ^rofeffor ber Sanbmirtl)* fd)aft mag barin bisweilen tjinter einem für bie &nnbmirtf)fd)aft üer* anlagten s$raftifer, ber redjt menig gelernt tjat, gurüdfterjen, bie Sanb* mirttjfdjaft ift eben eine Ä'unft unb feine SSiffenfdjaft.

933ill man bie 9?ate nad) oben t)in begrenzen, fo fcfjttefet man ber lanbroirtf)fd)aftlid)en gäl)igfeit bie Srjür unb öffnet fie bem Kapital, bie Gnnigfeit ber gamtlie, bie üielleidjt mit ^edjt auf bie £üd)tigfeit be§ ©utSüberneljmerS ääf)len fann, mirb geftört unb alle $et)ler ber ßuüielregiererei entftetjen.

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3n ber $eftlegung ber State täfjt fid) eine Verfd)ulbung§gren$e ntd)t jtefyen.

SlnberS ift e3 mit ber 3e^- &cx tft t)on ^ajen feine 9?ebe, unb fo uerfcfjroinben alle Ung(cid)l)eitcu unb Ungerecfjtigfeiten, bie eine natürlid)c $olge ber £a;ren finb. 5öei Slnleiljen oon Kommunen fdjreibt bie Regierung Slmortifation^roang, alfo Tilgung bor, unb man fönnte bod) bei ben ^ommunattierroattungen fidjerer auf Drbnung rechnen, at» bei bem einzelnen ©runbbefitjer; roill \)k Regierung ben ©runb= befi|$ erhalten, fo roirb fie aud) t)ier nietjt baoor ^urüdfd)rerfen bürfen, auf 5(mortifation gu rjatten.

9J?an tonnte fagen, roirb eine SfcormaUSimortifationätabelle aufgerechnet unb nur banad) roerben Renten eingetragen. £)aS fcfjctnt mir unpraftifdj; man roirb unterfdjeiben muffen, unb ha bieten fid) 3 klaffen bar:

1. bie münbelficfjeren Renten;

2. Renten, bie barüber rjinaug auf ©runb einer herein« barung öom ©cfjulbner unb ©täubiger eingetragen roerben;

3. Renten, bie groang^roeife otme 3u[^mmun9 oe§ ©ninb* ftütfbefitjerS eingetragen roerben.

S)tc münbetfidjeren (Selber fönnen möglidjft geringen 3in^ffufe lln0 eine Heine Slmortifation Don nur V2 ^ßrocent fjaben, \>a% roürbe eine 9(mortifationÄfrift oon etroa 60 Safjren bebingen; unb roürbe foldje (Eintragung nur foroeit ftattrjaft fein, al§ bie äNünbelfidjerfyeit nad)= geroiefen ift. 30?an fönnte burd) bie 51t erroeiternbe £t)ätigfeit ber öanbfdjaft foldje ©renje finben ober aud) etnfad) buref) bie ©runbfteuer.

gür $erroattung§foften roäre ein befonberer betrag feft^ufe^en, au£ bem bie ©rroerb^banfen ibjren ©eroinn fjaben, roäfyrenb etroaige ©rfparniffe bei ©enoffenfdjaften, alfo ber Sanbfdjaft, bem ©djulbner fdjliefetic^ gutgefdjrieben ober auSge^at^t roerben.

SDie Renten, bie über bie Mnbelficfjerrjeit I)inauö auf ©runb einer Vereinbarung eingetragen roerben, follten nidjt eine längere ®auer f)aben bürfen, al§ ein Sftcnfdjenalter. S)a nun ein Kapital bei 3V*7o ßinäfuS unb IV« % Slmortifatton 35 Saläre jur Tilgung bebarf, bei 2% aber 30 Satjre, fo fdjiene mir bie fcfjärfere gorm rid)tiger, bajs fotdje Renten nicfjt länger al§ auf 30 Satjre eingetragen roerben bürfen. (Snbltdj bie ätuangöroeife eingetragenen Renten follten an bie grift oon 10 Sauren gebunben fein, roa§ einer Veräinfung oon 3 72°'o unb etroa 9% 51mortifation cntfpridjt.

<pält man biefe griffen unrocigcrlid) feft, fo roirb bei oerftänbigen ©runbbefitjern balb ba% @infel)en entfteljen, bafj fie bie tjobjen Annuitäten

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rridjt ,ut leiften octmögen, unb mo baä @infel)cn feljlt, mirb baä 3ntereffe ber ©laubiger ben l)ot)en Ärebit nicfjt gemäßen, irren fidj aber beibe, fo bleibt ber ©runbbcfitj alö fold)er immer gefunb; beim nad) ücrrjältnifjmäßig fur^er ^irtft finb bie ©crjulben amortifirt ober fie faflen au3, unb ber ©rimbbcfitj bleibt leiftung3fät)ig. 3>n biefer Scgrcn^ung ber geit ift bie natürliche 33crfd)ulbung§gren5e gegeben, f idjer unb oljnc unerträgliche öärten. 9ßa§ foll nun aber gefcfjefjen, menn ber ©runbbcfitjer bie 3af)lung ber föente unterläßt?

mufj ber Sventenpflidjtige ^tuangömeife jur 3a^un9 m' gehalten merben unb baZ fann gefd)ct)cn

1. burd) 3roang3üermaltung,

2. burd) 3^ang§üerfauf be§ ©runbftüdä.

Sie 3roai19-,öerroa^un9 ^ätte 51t gefd)et)en baburd), bafs ein ©laubiger bie SBerroaltung übernimmt, bem S3eft^er nur ben notl)bürftigen Unter- Ijalt geroäfjrt unb au§ ben 9teinerträgen bie §u gatjlenbe Sftente bem 9?ange ber (Sintragung gemäfj begabt. ®a ber ©runbbefitjer unb alle 9tentenbered)tigten ein Sntereffe baran tjaben, bafj ba§> ©runbftüd nid)t oermüftet mirb, foHte bie $ermaltung bem erften ©laubiger übertragen merben, ein äl)nlicf)e§ 9ted)t gur 3roan9§öerwaltung rjaben auef) je|t bie Sanbfdjaftcn.

9f?eictjt ber (Ertrag bc<§ ©runbftüdS nid)t jur 3a^un9 au<er 9tente ju, fo fällt bie diente für baZ betreffenbe Satyr au§, ba% unterbrtdjt jebod) nid)t bie Tilgung unb mirb ber 9lu§faH nicfjt auf fpätere 3at)re übertragen, oielmetjr gef)t bie Tilgung meiter, al£ menn bie State ge^atjlt märe.

SDa§ fct)etnt für ben ©täubiger fjart, ift aber nod) meniger tjari, al§ menn bei 3TOQnQ-1ücrfauf bie ganje gorberung auffällt. (£§ fann burd) beffere ßrtrüge in ber gufunft, burd) günftigen SSerlauf über- aus anbern Urjadjen ber 9reft ber 9tente gerettet merben.

Seim 3tt,an9^Derfauf- oer bind) 23erfteigerung gefd)e()cn mürbe, tjätte ber (Srroerber bie münbelftd)cren Renten 51t übernehmen, bie anberen Renten mit bem Kapital, meldjeä ber nod) fälligen 9tenten= pflidjt entfpricfjt, in ber <pöt)e feines ©eboteS ab^ulöfen, falls bie 9tente nid)t fo eingetragen ift, bafj fie aud) beim 3rt,an9^uer^auf nidjt abgelöft merben foü. Sie überfdjiejgenben, meiter gel)enben 9tentenpflid)ten fallen aus, merben gelöfdjt, mie jetjt bie Kapitalien, meiere beim 3tt)ang3üerrauf ausfallen.

Solche ©laubiger, beren 9ted)t auf 9tente nur 10 3af)re ober meniger läuft, füllten auf bie 3rcan9goerraa^un9 befcfjränft bleiben,

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nur mer auf längere $eit 9teri)t auf 9tcnte bjat, fann nud) 3^an9§; Oerfauf beantragen.

Sie 10 jährige 3ttjan9göertuattung ift mot)t genügenber ©d)u£ gegen bösmitlige ©djulbner, bei ber furzen sJtente [oll aber bie ©tätigfeit be3 gamilienbefitjed nid)t 511 ©unften eine§ üielleicfjt nid)t cinmanbsfreien ©läubigerö ^erbrocfjen roerben.

äftancrje ©laubiger, bie je£t geneigt finb, $lapttal=$rebit frü geben, mcrben ficf) befinnen unter biefen 53ebingnngen 9tcntenfrebit 51t ge* U)ät)rcn, unb e3 mirb baburd) bie natürlidje ©djulbengren^e im freien $erfet)r [id) ergeben.

$aHt ber $rebit unb fallen bamit bie ©üterpretfe in geroiffem ©rabe, fo ift ba* eine ©efunbung ber SBerrjältniffe be§ ©runbbefit;e3. 2ln b,ob,em ©ut§prei§ liegt nur bem ^erfäufer, ber bamit aufhört, ©runbbefitjer ju fein unb Hapitalift mirb; bem Käufer, ber ©runb= befifter mirb, ift mit niebrigern Kaufpreifen ebenfo gebient, mie bem ^Säd)ter mit niebrigern ^ßacfjtpreife.

©obalb bie äkrtjältniffe mieber gefunb finb unb menig ©runbbefit} oerfäuflid) ift, mirb bann eine gefunbe '•ßreiSfteigerung mieber eintreten.

2)aJ3 bie fritifdje $eit für ben ©runbbefitj oerrjängnifeüoll fein mürbe, fürdjte id) nidjt, bie ©laubiger mürben nid)t fomorjl im Sntereffe be§ ©runbbefitjeä, als im eignen Sntereffe ficf) §urüdt)alten; benn fie üerlieren bie 3lu3ftd)t, ibjre ©d)ulbforberung rjeim^ubefommen gang ober tljeilmeife, menn fie gerabe in böfer $eit auf ,3al)lung brängen ; i>a$ ift fdjon jetjt Fjäufig ber ©runb für milbe§ Slbmarten.

^tc alten «riiulbeii.

(Sine fcrjmierige $rage ift e», bie jetjt öorfyanbene übermäßige ^erfdjulbung gu befeitigen, menn man ben .ßuftrom neuer ©Bulben abgebämmt fyat.

Wan fönnte bie (Eintragungen mit bem 9?ed)t, mie fie eingetragen finb, fteljen laffen unb iljnen ba§ 9ted)t auf iftadjrüden in hk an erfter ©teile burd) ?lmortifation frei gemorbene ©teile zugeben ober man fönnte, mie man iftente fapitaliftert, ba% Kapital jmangSmeife in 9Jente auflöfen unb biefe 9?ente mit x'lmortifation an ©teile bc§ Kapitale etntragen.

©cgen ben erften SBeg finb Oielc Scbenfcn: bie faulen ©duilben mürben fd)lief3Üd) auf bie erfte ©teile rüden unb fein merben, man mürbe iljnen ein Stedjt jugeben, auf mcldjeS fie gar leinen Slnfprud) Ijabcn, bafür aber auf fel)r lange $eit kern ©runbbettt} jeben 5trebit

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miber Dtcdjt unb Sifligfcit abfd)nciben unb bamit minbcfteng §tt»et ©erierattolten ber ©runbbefiticr trcbitloS madjen unb in (Slenb bringen ober bie 23efi£er burdj ben operatioen Eingriff in großer ßat)t üon ber ©d)üHe oertreiben. 25er 2Beg fdjcint mir nicfjt gangbar.

Setritt man ben anbern 2Bcg unb fetjt ba3 Kapital jttmngäs meife in Diente um, fo ift biefer (Singriff mebjr formell als jadjlid) üon einfd)neibenber SBebeutung. c3 mürbe audj leidjtcr, bie üieten ^mangSeintragungen ju üermetben, bie orjne ^meifel noc^) leisten ?lugenbtid erfolgen merben, menn ba$> eingetragene Kapital auf Soften be3 ©runbbefitjeä bie ©icfjertjeit in ber ^ufunft unbebingt erlangen müßte.

(SS raufe zugegeben merben, bafe ber Eingriff in bie gorm, Diente ftatt Kapital, sug(eid) ein (Eingriff in bie greifet beS Mapitatö märe, biefer (Singriff gu ©unften beS ©runbbefitjeö ift aber nid)t annäljernb fo einfdjneibenb, al§ bie Eingriffe, roetcfje fid) ber ©runbbcfitj, namentlid) ber ©rofegrunbbefitj, 311m SBorjle beS ©taateS fo oft t>at muffen gefallen laffen unb gmar mit 9ted)t, ba ber STfjeil fid) bem ©an^en unterorbnen raufe. ®tc 2tufl)ebung ber §örigfett mar bod) nid)t nur ein formeller, jonbern ein grofeer facrjlicfjer (Singriff.

Sie (Sinfüt)rung ber ©olbmäbjrung, bei meldjer bie in ©ilbermä^rung gemachten ©Bulben nadj ©olbraätjrung gültig mürben unb nun fo jurüdge^ablt merben muffen, belaftete ben ©runbbefitj bebeutenb. ®ie ^3atrimonialgerid)t§barfeit, ba$ greijd)u(5enred)t, ba% 3>agbred)t, ba$ (£d)anfred)t, ber 9Jtüh,tbann, üiele sJJed)te auf bem ©ebtet ber ftHrcfje unb (Schule unb anbre mebjr mürben bem ©runbbefit} meift gan§ otjne ober bod) obne au§reid)enbe (Sntfdjulbigung genommen, at§ man erfannte, ba^ ba» 2Sot)l be§ ©an^en foldje Sluftjebung ert)eifd)te. (Srfennt man jetjt, bafe baZ 2öcf)t beä ©taateg, bie suprema lex, ben (Singriff in ba$ 9ted)t bes Kapital«, ber mefcnttid) nur ein formeller ift, erforbert, fo barf man üor bem (Singriff nid)t ^urüdfdjreden. 2(eufeerftenfall3 fönnte man aud) bem Kapital eine grift geroä()ren, fid) au§ bem ©runb= befitj ^urüd^ugieljen, menn bie neue gorm nidjt eingeben mill, unb id) glaube nidjt, ba^ für ben ©runbbefitj in grofeem Umfange eine @efaf)r eintreten mürbe, ba ba$ Kapital im eignen Sntereffe au3 ben oben angeführten ©rünben Oorfid)tig fein mürbe.

gür einzelne gäUe märe ein (Snbe mit <5d)reden aud) ntdjt fctjtimmer, a\§> ein @d)reden ol)ne (Snbe unb üorübergebjenb mit ^mifcfjen* t'rebit 51t Reifen, mürbe ber (Staat morjl in ber £age fein.

®er SBibermiüe be§ SlapitalS gegen Slmortifation unb ber 9?ott)* ftanb ber ßanbrairtrjfdjaft, ber üer()inbern foll, ba^ aufeer ber Minorate

LancTw. Jalnbüelier. XXVIII.

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aud) nod) ein Xljeil ^ur 2lmortifation gc^atjlt werben fönne, ift nid)t fo grofj, als behauptet luirb.

8n ber böfeften ßeit, melcfje bie Sanbmirtl)fd)aft beS S^reifeö ©nefen feit langer ^cit burd)gemad)t l)at, gehörte id) bem Kuratorium ber ©nefener ©parfaffe an; nad) langen SScrljanblungen erft gaben meine Kollegen im Kuratorium unb bie Verwaltung mir nad), baß ©par- taffengelber gegen Wmortifation ausgegeben werben lonnten. ©ie ^)^potl)cfen[d)ulbner mürben bor bie $rage geftellt, ftatt 5% ginS nunmetjr ö1/* diäte, baüon aber nur 4 V* gur SSer^infung unb 1% pr silmortifation ju 3at)len, unb ber übermiegenbe £t)eil ber ©cfjulbncr naljm biefen für fie fefjr üorttjetttjaften 2$orfd)lag an, ber 9teft mirb wot)l nod) folgen unb neue ©d)ulben mürben nur gegen s,)lmortifatiottS= Pflicht gemadjt, je^t werben nur 4% $inS un0 i«/0 5(mortifation alfo jufammen 5% State geforbert.

SDie ©parfaffe Ijat bei 6 9J?iUioneu Einlage ben größten £t)eil auf Jptopott)ef ausgeliehen, unb bie gufunft beS bäuerlichen 23efi£eS im Greife ift hiermit in oiel fidlere 23at)nen geleitet, alS^'wenn bie ©cfjulben nur üer^inft mürben unb bamit fterjen blieben. iftadj Satjren mirb baS erft reerjt beutlid) werben. Man barf nicfjt behaupten, bafj eS ben ©runbbefitjern unmöglich fein würbe, neben bem $inS aud) bie Tilgungsrate burd) Sanbwirtl)fct)aft IjerauS gu tjolen. ©oweit eS fiel) um gering üerfdjulbete ©runbftüde rjanbelt, fällt ber (Sinwanb fofort weg. §anbelt eS fid) aber um E)odc) oerfdjulbete ©runbftüde, fo muß man wiffen, bafj fjier ber 3^nSfuJ3 icfet em fyörjerer ift, wie er fein würbe, wenn bie $orberung aus ber unftdjereu §ötje in baS ©ebiet mit größerer ©id)erl)eit nacrj unb naefj einrüden würbe.

33aS f)at je^t bod) ber üerfcfjutbete ©runbbefitjer an ben ©laubiger §u gatjlen, bamit bie Äünbigung abgeroanbt wirb! ©iefe llnftdjerrjeit, ob ber gäHigreitStermin t)inau§ gerüdt wirb, unb bie SSudjernjinfen, bie ge^arjU werben, bamit prolongirt mirb, finb oft fcfjlimmer als Tilgungsrate; babei will ber ©laubiger eigentlich baS ©elb gar nicfjt tjaben, er fdjredt nur unb läfjt fid) in ben öcrfdjiebcnften formen bod) SSudjer^infen 3al)len. ©ierjt man übrigens bie Unftcf)ert)eit. welker ber ©laubiger auSgefetjt ift, baS 9?ifilo fein Kapital $u oerliercn, fo ift ein crt)öt)eter ginSfufc als SScrfidjerungSprämie gegen SSerluft faum ^u üerbammen. s-8ei SlmortifattonSrenten mit üftadjrüden in bie freie ©teile ift baS 9tifilo aber weit Heiner, mittjin fann unb wirb aud) bie ginSrate geringer fein.

2ßaS bie <pöf)e ber 3lmortifationSrate anbetrifft, fo rjalte id) bie üorgefdjlagene feineSWegS für ,l)od). Sei ben münbelfidjeren Renten

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id)lug id) nur V2% öor, bau ift burcfjctus erforberlid), wenn bte Selcirjung nid)t gu aüjugrofecr 33orfid)t gelungen werben foH.

2Seld)e ©ntwidlung bte ©ruubftüdöwertrje unb beren Erträge fünftid) fyaben werben, !ann 9?iemanb auf 60 Satjre oorau§fet)en, nur bte s2lmortifatton faim l)ier bte nött)tge ©tcrjerrjett gewähren; benn gerabe bei böfen rüdläufigen Reiten ift ber ©runbbcfit3 am wenigften in ber Sage, abgugafjlen ober größere ©idjerfjett 311 gewähren.

3n ?Inbetrad)t ber fetten .<pt)pott)efen ift eine 2lmortifation§frift öon 30 Sauren aud) genügenb lang. 30 Satire finb ein 9ftenfd)en* alter, unb wer in biefer $rift bie ©djulb ntc£»t tilgen will, t)at !ein ?lnred)t auf Sfrebit in ^weiter ©teile; ein ©efdjäft, weldjeö baju feine ?tusfid)t gewährt, ift nicfjt empfet)len§mettt), man foH es unterlaffen.

gür bte 5Wang3Weife wiber ben SSiüen be£ ©runbbefitjerö eingetragene 9vente ift eine 2)auer oon 10 Sarjren aber fdion weit- getjenb. ©oldje ©djutben finb eigentlich gar nidtjt mefjr ©runb* fdjulben, fonbern finb perfönlidje ober Söirthjdjaftäfcrjulben be§ @runbbefit3er§ alä Sanbwirtrj, unb wenn tjier ntd)t in 10 Satjren Tilgung erfolgt, fo ift in ber Xfyat leicfjtfinnig gewefen, bie ©crjulb p fontrafyiren, unb ift an ber geit, gwangSWeifc bie Seitreibung 51t bewirfen.

©inb bie Duellen be§ ftet§ neuen $erfd)ulbung burd) @in* fitl)rttng ber natürlichen SßerfdjulbungSgrense üerftopft unb tjat auf Diefem SSege bie ©efunbungbeä ©runbbefttjerä begonnen, bann, aber aud) erft bann ift ,ßeit, bafj ber Staat tjelfenb eintrete, bafj alfo aud) bie anbern ©tänbe bem ©runbbefit; beiftetjen; benn rjanbelt fid) nun nid)t ntefjr um eine bauernbe Saft, fonbern um eine furje fpanne geit, in ber bie ©enefung burcf) befonberö fräftige Sftarjrung geförbert werben mufj.

2)ie Jpauptfacfje aber wirb ber ©runbbefit) ober ber Sanbmirtt), welche bd un£ ja meift in ber ^ßerfon jufammen fallen, fel&ft tt)im muffen, unb Wenn e3 gelingt in fdjwerer Slrbeit eine§ 9ftenfcfjenalter§ bie ©ünben ju tilgen, weldje ber SRifebraud) ber f^rettjeit ein Safyrrjunbert lang begangen fyat, fo ift aüe§ erreicht, tvaZ man billigerweife troffen fann. 2)a3 ift fein S8orgef)en, für weldjeö fid) bie Waffen begeiftern laffen; meinen Söorfcfjlägen wirb nidjt fo jugejubelt werben, al§ wenn man ler;rt, bie Regierung tjätte in ber £>anb burd) golU un0 @efe|e§beftimmungen bie 9?otl) ber Sanbwirtt)fd)aft §u t)eben, aber bie Regierung fyätte nur SBorte, feine Srjaten, mit benen fie ba§> $ßot)l- wotlen für bie Sanbwirtfjfdjaft unb ben ©runbbefitj bewiefe.

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

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bleiben bie ©djulben befielen unb madifen [ie raeiter, wie bt^^er, jo fyat feine 9tegicrung bie ©eroalt, bie Iftotb, üon ben ©runbbefitsern fernzuhalten. $m eignen Sutereffe, meldjeä batjtn geb,t, einen leiftungö* fähigen unb mäfjig üerfdjulbeten ©tanb ber ®rmtbbefi$er als ficf)erfte ©tütje fid) 511 erhalten, foüte bie Regierung bem mafjlofen ©d)ulben= mad)cn einen Siegel üorfd)icben unb neben bem 9iect»t auf ©djutben machen bie ftrenge ^flid)t ber ©djulbentügung burd)fül)ren.

©eroifj fönnen. bie b^oben Beamten in ben 9ftinifterien für Sanb* mirtfyfcfjaft unb ginangen, getuifs fönnen fo gelehrte ^rofefforen mie (Sonrab ober ©ering, mir üiele ©djmierigfeiten in ber ®urd)füt)rung Don mir gemad)ten 93orjd)läge nadjmeifen, aber gerabe fold)e Sperren mürben aud) Ieid)ter unb fid)erer bie Mittel finben, mie bie ©djmierig* feiten 51t überminben finb, al§ ber einfache praftifdje Sanbmirtf).

D. d5utögcfdiid)tett.

1* SRmtfttt (Rittergut im Greife $t)ri£). ©röfje 822 £eftar. ©runbfteuer^einertrag 17628 Sfiarf.

3>n ber 1784 erfd)ienenen Sefdjreibung üon ^ßommern lögt fid) 33rüggemann über bie§ ©ut mie folgt au§:

„S'caulin, V4 SJieüe üon $t)ritj gegen ©üben, an einem ©ee, i;at 2 Sormerfe, meld)e je£t in einem bereinigt finb, 1 2Baffermül)le, 9 S3auern, 12 ßoffättjen, 1 ©djmiebe, 1 ©cfyulmeifter, eine p ber ^ßl)rt^'fcr)en ©rjnobe gehörige Slirdje, meldje ein $ilial üon Äöfelitj ift, guten SBeigenader, feine jpolgung auf ber ^elbmarf, aujgerfyafb ber* felben aber ein 9?eüier in ber Stielten tinfdjen §eibe, t>a% Söenbfelb genannt, grenzet gegen Often an bie S^eumärfifdjen Dörfer ßremlin unb Sreberlom, gegen Sorben aber an bie !>fteumärfifd)en Dörfer Sftellentin unb ^ßitjermitj, unb gehörte efyematö tt)ei(§ gu bem 'Sßtjritj'ftfjen Äreife in ^ommern, tt)eü§ gu bem ©olbin'fdjen Greife in ber 9£eumarf. $u bem erften mürben, aufjer ber $ird)e, nur 2 dauern unb 2 ®offätt)en gered)net. Son ben übrigen eb,emal§ gu bem ©olbin'fdjen Greife ge= porigen (Sinmofjnern befitjet ber 3ot)anniteiorben 5U ©onnenburg 2 Sauern, unb bie ^tjrtfc'fdje sJO?auriticnfird)e 2 Sauern unb 1 <galbbauer. Se^t getjöret bau gange 25orf -ftaulin 511 bem <gergogtl)um Sommern, nadjbem ber $önig burd) bie ftabinet^refolution üom 3. 3uniu§ 1780 üerorbnet l)at, ba$ aud) ber bisherige 9£eumärfifd)e £b,eil biefeä

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Dorfes unter ber ^ommer'fdjen ©eriditsbarfeit ftefjen foll. 9Jaulin tft ein Jpagen'fdjes £erni, meldjeä oon §an$ oon £>agen 1409 befeffcn mürbe unb erjcmalS aus 2 Einheiten beftanb. (Sin Sfjeil ober 9£aulin (a) tarn üon bem Generalmajor £>an§ Soadjtm oon §agen an feinen Sorjn, beu Slamtnertjerm 25ubiälao s$l)ilipp oon §agcn unb fiel nad) beffen £obe am 22. gebruar 1749 feinem einzigen <3ol)ne s$l)ilipp ©igiSmunb oon §agen ju, melier biefcS ©ut, unb jmar foroorjl, roaS baoon in 'ißommeru als in ber ^eumarf liegt, nad) bem $ergleid)e üom 20. SuniuS 1749 bem Hauptmann Sßaron öon Scfjulg uerfaufte. 9?ad)bem eS Ijtcrauf in ÄonfurS geraden unb jutn geridjtlicfjeit $er- fauf gefommen mar, mürbe ber $ommer'fcr)e unb üfteumärf'fcfje jttjeil bicfeS ©uteö gugleid) mit bem ^eumärfifdjen ©ute *ßtfcernnfc nad) ben StecrjtSfprüdjen ber ftönigl. Regierung oom 21. 9coüember 17(55 unb J. äRarg 1770 bem Hauptmann ©amuel griebrid) oon (Seriell 3ugefprod)cn, worauf fiel) ber ftriegSratrj Gart griebrid) uon §a9cu unb bie in SlriegSbienften fteljenben 5 ©ebrüber alS: Sorjatm (Srjriftian, Siegmunb ?luguft, (Sari (Srnft. ©corge Sßilrjelm unb ?übred)t @ott= lieb oon §agen am 12. Dftober 1773 beS ibjnen in 2lnfef)ung biefcS ©uteS juftc^enben ©ucceffionSredjtS unb ber sMtbelef)nfd)aft für einen ?lbftanb üon 2000 9tu)lr. in altem ©elbe begaben, ©inen aubern Xrjeil biefeS ©utS ober üftaulin b erbte ber Cberft <ganS Siegmunb oon §agen oon feinem $ater, bem Sanbrattje be£ ©olbin'fc^en ft'reifeS ^tibo ßrjriftopb. Oon §agen, unb t)inter(ie§ it)n feinen Ätnbern, wefcfje fid) am 11. Dftober 1771 alfo üergltdjen, bafj biefcS ©ut beut Sieutenaut beS §er(^ogl. 23e0ern'fd)en Regiments Seopolb (Sljriftopl) oon £>agen gufiel. tiefer uerfaufte Scaulin b unb jmar foroorjl beu ^ommcr'fd)cn als ehemaligen ^eumärfifcfjen £rjeil nad) bem SBergletdje oom 21. SsuniuS 1779 bem Hauptmann ©amuel $riebrid) öon ©ct)ä{$cll, melier babjer jefct baS ganje Dorf Sftaultn, mit SluSfdjliejjung ber bem Sotjanniterorben gu ©onnenburg unb ber ^rjrit/fdjen Sftauriticu* fircfje zugehörigen §öfe, befi£ct."

hiermit enbet ^rüggemann'S 23efd)reibung.

Den neumär fifcfjcn Slntfjetl 9taulin a t)afte 1770 ber §aitpt* mann «Samuel griebrtet) oon ©djäfcell für 28,600 Srjlr. erroorben unb aufcerbem 2000 £t)tr. für SerjnSabfinbung be^lt. Statin b unb c, meldjeS nad) bem DrbenSleljuSbrief oon 1595 bie £>agen als ein ?lfter= lef)n beS SorjanntterorbenS befafceu, mürbe 1779 für 23,500 Xrjlr. oon bem Hauptmann Samuel oon ©erjä^eü gleichfalls erfauft.

Da§ ganje ©ut foftete mithin 28,600 -f 2000 + 23,500 = 54,100 Xtjlr. (Samuel oon Sc^ä^cH Ijeiratfjete ein ^räulein Pon

SJJenbovff, St^ufbentlaftiiiifl i>el liiub;ii(jen (Snintüefinc«. 4

Lancfw. Jahitücher. XXVIII. 17

50

StdjnotoSfa unb erbeutete ba3 Ijerrjdjaftlidje 333olml)au3, roogu er oon bem <pcrrn üon Ütanbabcn 8000 £f)lr. anlief). 2)ie ©ct)ulben waren nunmerjr:

1. «ßfanbbriefe auf SGaiiltn a = 18,925 %f)U. Mourant,

2. $fanbbriefe auf SRaultn b c = 15,225 in ©olb,

3. $ aufgelberrcft f. S. ©. 0. §agen = 2,595

Sdjitlb an Don SHeinbaben

= 8,000

Sm Satire 1804 übernahm als (Srbe

Sa. 44,745 %\jlx. üerftarb (Samuel oon (SdjätjeU unb bas ®ut ber Hauptmann griebrid) üon Seriell für

70,000 %{)lx. tiefer übernahm bie ©djulben mit unb liefe für bie 9ftiterben Ulrife üon Scrjätjell .

9Imalie Don Scfjätjell

44,745 £tjlr.

7,282

7,256

1,742

1,696

62,721 £t)lr.

(Sari oon (Scfjätjell . Caroline üon Sd)ät3e[l

eintragen, t)atte mithin

©Bulben.

Sn btefer $eit würben bie dauern frei erflärt unb babet aud) motjl eine anbere 5luäroeifung be3 bäuerlichen 'ülderS üorgenommen, fonft ftnb bie ©renken üon ^aulin feit ber $eit nid)t trefentltcf) üeränbert.

©ctjon im Satjre 1812 ftarb audj griebriefj üon ScfrjätjeU unb I)interlieJ3 eine SSittroe unb 5 minorenne Äinber.

3sn ben böfen ÄrtegSjeiten unb bei ber großen ©djulbenlaft mürbe bae> @ut oormunbfcfjaftlid) üerüacrjtet, aud) eine Snüentur aufgenommen.

2)em ^äcfjter mürben at§ eiferner

23eftanb 1814 übergeben:

^ferbe ....

für 371 2t)lr.

9ln «Saaten:

Dtiubüiet; ....

„1054

9 Sßigpel SBetjen

(Sdjmeine . . .

« 70

3

Joggen

Sdjafc ....

1311

13

©erfte

5lcfeigcrätl) . . .

91

17

§afer

Söetten u. §au§5eug

60

1

20 Scfjff. ©rbfen

Sin Tupfer, Steffeln

6 §anf

unb Slafen . .

250 .,

13

13 Sein

Sa. 3207 Xlitr.

4 Kartoffeln.

SDen $actjtprei3 tonnte id) nirfjt ermitteln.

1832 mürbe Sftaulin mieber üerpadjtet an ben Slmtmann Schlüter für 4131 Stjtr. einfdjltefelid) 100 Xrjlr. in ©olb.

^ßädjter t;atte aufeerbem ber Sßittroe üon Scfjätjell ein Seibgebinge §u geben üon V/2 SBtSpel Joggen, 6 Steffel Soeben, 1 Stfjeffel

Uh

/

51 ji

~ /

(Srbfen, 1 fetteö ©cfjmein ^u 150 «ßfb. im Sßerttje öon 10 %\)\x. unb ^

eine Leibrente öon 260 ST£)lr. baar.

^äcrjtcr fann eine Brennerei bauen neben ber üorfyanbenen traueret unb auf ,3tnfen un0 Sauten :c. bie 'ißacfjt üerrecfjnen bi§ auf 500 Srjlr. 93erpflegung§gelber für bie <5cfjä|3eirfcf)e gamilie.

9J?itt)in finb, ba bie ^Brennerei gebaut rourbe, roorjl nie mefjr al£ 500 $t>lr. ge§af)lt.

©egen einen beftimmten Vtbftanb mußte ber ^äcfjter öon ber ^ßaerjt

gurücEtreten. £>abie gorberungen beS ^ädjteräroucrjfen unb feine 5(u§fid)t

mar, bah ber einzige ©ot)n Lieutenant gerbinanb oon ©cfjätjell ba§ ©ut

übernehmen fönne, frfjrttt bie $ami(ie öon ©djätjell 1838 gum SSerfauf.

Sttein «ater (Sbuarb SSenborff faufte Sfaulm 1838 für 92,700 3$lr.

(Sr übernahm bk öcfjulben mit 62,721 Xt)lr.,

liefe für bie ©crjä^elt-örben ftaufgelberreft .... 9,979

eintragen unb garjtte baar 20,000

Sa. 92,700 £t)h 9J?etn SBater mufete bem ^äcfiter ferner garjlen . . . 19,000 al§ $ad)tabftanb unb für (Srfyörjung beä Snüentar- roertt)e§; atfo ©utStoertt) mit Snüentar . . . = 111,700 £)a§ Snüentar betrug 1839 laut Saje:

32 ^ferbe im SBerttje Don 1,441 Xtjlr.

3 Süllen 130

26 Äülje 675

32 Ddrfen , 1,537

18 grofee ©tfjroeine im 3Sertt)e öon . . 114

3182 ©cfjafe , . . 6,060

tobtet Snüentar (16 Sßagen, pflüge, §acfen, (Sggen, ©talljeug, 9J?olferei= unb <£>au§= gerät!)) im SSertfye öon . . . . . 873

Sa. 10,830 %\)\x. 2ln ©aaten mürben übergeben: Sflarftpreis &ro Steffel

30 SßiSpel Soeben, üierfütjrig beftellt, 1 %tyt. 14 ©gr. 11 Joggen, 1 5

5 ©rbfen, gmetfütjrtg befteüt, 1 12 15 ©erfte, 22 26 §afer 25

2 SBicfen

6 ©cfjeffet Sein

3 §anf

46 2öi§üel Kartoffeln 15

Laucfw. Jahrbücher. XXVIII. ■> -

52

sD?ein &ater fyatte 1857 bau ©ut 3öäiec^0lüa gcfauft in ber "9lbfid)t, feinem älteften <Sot)ne ©buarb grieDrid) 51t übergeben. £>a mein Sßater aber fd)on 1859 ftarb, übernahm ber ältefte ©otjn Sftaulin erft in 2lbminiftration, bann in ^3ad)t, 1871 in (Sigentljum. 9iadj meinem SSater hinterblieben bie SSittme unb 9 ftinber.

$er Kaufpreis 1871 betrug 246,000 $l)lr. unb mürbe ruie folgt belegt:

an s$fanbbrieffd)ulben mürben übernommen . . 104,775 £t)lr. an anbern ©cfjulben (0. ©cfjätjell :c.) .... 16,506 1/2 für bie Sterben mürben eingetragen .... 100,718 auf baS $atererbtl)eil angerechnet . . . . . 10,000 unb baar ge^atjtt . 1 4,000 'A

Sa. 246,000 Zfyh. 2)a narf) Vertrag mit ber benachbarten ßutferfabrit; ftarfer Rübenbau betrieben mürbe, ging bie SSirttjfcfjaft fetjr gut. £>er 9Jein= ertrag ift mir nid)t befannt, id) fc£)ä^e itjn auf 15000 j£f)lr. 5113 ber Ütübenlieferungöoertrag 1890 abgelaufen mar, mürbe 1890 eine Brennerei gebaut. s2lber fction 1894 oerftarb mein S3ruber unb tjinter* liefe feine fintier, jonbern nur eine SBittme, meldjer ber Dftefebraud) beg SrbeS oermacf)t mar, mätjrenb bie 8 ©efdjroifter bie ©rben mürben. jDurct) Xaj:e angefetjener @ut3nad)baren mürbe ber 3Bertf> oon 9?aulin 1894 auf 320,000 £f)lr. = 960,000 2Jcf. feftgefetjt unb id) übernahm $>a§> @ut gu biefem greife in @igentt)um. £)ag Slaufgelb mürbe belegt mie folgt: (£§> mürben übernommen ^fanbbrieficrjulben . . 434,325 SOJf. anbere, f)auptfäd)lid) gamilienfd)ulben .... 90,000

für meine Sterben unb mid) mürben eingetragen

C3tn3gemife für bie Söittroe) . . . . . . 324,000

Sa 848,325 Wd. = 282,775 Srjlr. ©er 9teft mürbe baar be^atjlt, auefj etmaö auf Sanon oerredjnet. 93ei geftlegung einer $erfd)ulbung3gren-!|e märe eine fo tjorje ^er* fd)ulbung jebenfallä nietjt §uläffig gemefen unb rjätte ba£ ©ut ber ^amilie nicfjt erhalten bleiben fönnen unb bod) ift ba§> ®efd)äft ein burd)au£ folibeö.

(Sin großer Xrjeil ber ©djulben ift fd)on jcUt mein ©igentljum unb ftel)t nur megen be<o ginögenuffeS eingetragen, bie "jpfünbbrtef- fdjulb amortifirt fid) unb -jubem finb bie Reinerträge fteigenbe, [obajs ber gan^e Kaufpreis fid) gut öerjinft.

53

tu

/

*£)te Reinerträge maren:

1894/95 53,880 9D?f. .

95/96 53,670

96/97 54,494 , im 2)urrf)fd)mtt 65,720 SD?f.

97/98 64,091 l

98 '99 102,475 '

®ie (Sntmitflung im uerfloffenen Saljrrjunbert ift atfo fo: «Steigen be§ ©ut3tt>ertt)e§ r>on 70,000 $t)lr. auf 320,000 Ifjlr. ber «Rente 4,000 ,. 21,000

S)te Snoentur, h>eld)e ju ferjr mäßigen ©ätsen alljä^rltcf) oor= genommen nrirb, betrug am 1. 3ult 1899: ©ebäube .... 301,028 SRI lebenbeä Sntoentar . 87,313

tobtet . 20,454

2Wafd)tnen . . . 12,018

S3rennereietnrid)tung 29,017

(Saaten .... 38,183

481,013 mt

Söeftänbe .... 7,887

7,887

Sa. 488,900 O/cf.

= 162,966 Srjlr.

8ln Sßtet) mar üorrjanben:

TOart löaiet

sterbe 67 i. SSertbe ö. ca

.24,000 = 8000

9ftnböie£) 213

60,000 = 20000

©ctjafe 1098

21,000 = 7000

@cf,meine 182 ,

9,000 = 3000

Sa.

114,000 2ftf. = 38,000 It)lr.

2)ie jetzige grutfjtfotge ift tote folgt:

1. Sßeijen

fdjroacfjer ©tallbünger

2. »en unb Kartoffeln

©taUbung

3. ©erfte, £>ülfenf rückte

4. Joggen

fünftlicfjer £>ung

5. Kartoffeln

©tatlbünger

6. Sommerung

7. Klee

8. Setjen

©tallbünger

9. ^üben

fünftlicfjer 2)ung

10. Kartoffeln

©tallbünger

11. ©ommmerung

12. Klee

r.umlw. Jahrbücher. XXVIII.

54

3m Saufe be§ 3al)rl)unberts f)at fidj ber 2Sertl) be§ ©uteö aller- bingö audj burd) Skrbefferungen faft t»erfünffacf)t , ctroas ftärfer nod) ift bie Diente geftiegen, ber 2Bertf) bes lebenben 3noentar3 tjat fid) toerjetjnf ad) t, ber SSertf) be§ tobten 3nüentar3 aber tjat fid) faft üer* t)unbertfad)t.

;{crf)mt (frütjer gbäiecrjoma üWacuif genannt),

felbftänbiges Sanbgut im Greife ©nefen,

©röfee 572 £eftar mit 7865 Wlt ©runbfteuer=$einertrag.

ätfan fagt, tafa bie Dörfer gbjiecrjoma unb sJJcacnif, mie bie meiften Dörfer um ©nefen, früher bem ergbifctjöflicrjen 2)om=@tift in ©nefen pgetjörten, bie Elften tjabe id} jelbft nidjt einfetten fönnen.

9Jär tyat eine Sßertjanblung oorgelegen, monad) 1805 aus jebem £)orf je ein £omainenüorroerf gebilbet mürbe unb baneben in jebem 2>orfe eine größere Sln^a!)! oon freien Bauernhöfen ausgeroiefen mürben; alle biefe©runbftüde unterftanben bann bemftgl. SDomainen^lmt 9ttnid)omo.

2)ie fübpreufjifctje $eit bauerte nid)t lange oon 1795 bis 1807, oon 1807 big 1815 gehörte ©nefen mieber gum ^erjogtrjum 2Sarfd)au.

3m SBtener ^rieben 1815 fam bie ^ßroDina s^ofen mieber §u spreufjen unb bie SDomainenoormerfe mürben 5unäd)ft auf fürgere &\tf bem unb jenem, oerpacfjtet.

3m 3af)re 1826 mürben bann beibe ©omainenüormerfe gb^ieerjoma unb üDiacnif bem Sanbratt) bes Greifes Obornif Sperrn Stftarcian Seo Don ©fr^hpna Xroarbomsfi in (£rbpad)t gegeben.

Srbpäcrjter füllte an Äanon unb ©runbfteuern pfammen ftetS 700 j£t)lr. äal)len unb ta bie ©runbfteuern bamals 120 SEbJr. betrugen, tjatte ber Äanon bie £)öt)e öon 580 Stbjr.

2)ies Slbfommen führte in ber $o!ge bei ©infürjrung anberer ©runbfteuern §u üiel ^ßro^effen, bis enblid) ber $anon buref) Kapitals* gatjlung oon mir gan§ abgelöft mürbe.

3m 3af)re 1826 mar ßbgiecfjoma aufjer bem (Srbpad)tSfanon oöütg fdjulbenfrei; ha bei Sanbratt) öon StroarbomSfi aber an bie ©ötjne unb ©ctjmtegerförjne baS ©ut auf einzelne 3a£jre oerpacfjtete, ging bk 2öirtt)jd)aft gan^ gurütf, unb q!§ ber Sefit^er 1856 ftarb, maren 22,555 Xfjlr. meift für frembe ©laubiger eingetragen unb ber fapitali* fierte Äanon mit bem Sßerttje oon 12,616 STrjlr. Qu btefer geit ftanb ber aus 9?aulin gebürtige Hauptmann oon ©d)ä£eü tn ©nefen unb Oeranlafjte meinen ^ater, ben 53efit$er oon *Rauiin, gb^iedjoroa fur 69000 Xtjlr. 5U ermerben, baS mar im §erbft 1857.

55

Wein Leiter übernahm ben ÄanonStoertt) . . = 12606 Xrjlr.

bie Imarbom3ii'fd)en ©crjulben mit = 22555

für minorenne ö. £njarbom§fi'fd)e ßrben mürben . 4175

eingetragen, ber 9?eft mit 29664

mnrbe gejagt. Sa. 69,000 £f)!r.

Wein SSatcr fing nun fräftig an, ba% ©ut empor 511 bringen, obroorjl er in Ufaulin blieb, aber fcfjon nad) anbertrjalb Sauren ftarb mein 93ater im gebruar 1859.

9?un mürbe bie Söirtrjfdmft mieber fdjmädjer geführt, bi§ id) als ganj junger Wann Don 23 Sabjren bie SBermaltung 1864 übernahm.

Set) taufte bann oon meinen Witerben gb^iedjoma 1866 für 89,105 2f)lr., alfo für 20,000 £t)lr. über ben Kaufpreis Oon 1857, ba ein Sauert)of im 3af)re 1859 für 1800 Xtjtr. tjinjugefauft mar unb t>a§> ©ut annät)ernb fooiel gufdjufe erforbert tjatte. 3dj über- nahm bie alten <2d)ulben =22680 1t)lr.

liefe für meine Witerben eintragen 43809

berechnete ben $anon mit 12616

unb erfnelt auf mein (Srbtfjeil . 10000

Sa. 89105 %tflx.

2l?äl)renb ein Wontfcrmifer 53auernb,of 1859 für 1800 £t)lr. getauft mar, taufte id) einen gleiten SBauernfjof 1871 für 3300 %rjlr. unb fjeute foftet ein gleicher Sßauerbjof in Wontfd)nif- toofjl 9000 %i)h. greilid) (inb bie ©efjöfte je|t in befferm Staube, ift SSarjnrjof ganj in ber 9?ät)e, unb ift aud) biet bcffereS Snüentar üorrjanben, immer* tjin ift ber 28ertt) ber 23auernrjöfe minbeften§ ebenfo geftiegen, mie ber SBertt) ber ©üter.

3)a id) äimädjft tuet gu bauen, Snoentar 51t befdjaffen unb 311 brainiren tjatte, tonnte icfj nidit balb baran gebjen, bie Srfnilbenlaft gu oerringern. 9?ad)bem ba3 (Srfte beforgt mar unb id) ben Stanon ab- gelöft rjatte, mürbe ba$ ©ut lanbfdjaftltdj auf 404,200 Wf. abgefegt, tet) erhielt 202,100 Wf. geliehen, tonnte bamit meine <prjpotl)efen= fcfjulben begabten unb f)atte nunmerjr auSfdjliefslid) amortifable Sdjutben. ^8or bem Sabre 1860 tonnte 3ecfjau bei ber ungeregelten Sßtttrjfdjöft morjl faum nennen§roertt)e Renten abgeben. ®ie Renten au3 ben 3at)ren 1860 bi§ 1893 finb in bem Vortrage 00m ©e^ember 1893 angegeben unb laffe id) bie Reinerträge oon 1893 1899 t)ier folgen:

93/94 = 29427 Wf. 96/97 = 23186

94/95 = 21426 97/98 = 57687

95/96 = 24759 98/99 = 51050

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

17

56

£)ie Snüentur üon 3ec*)au ^c§ bei jeljr oorftdjtigcr ?(nrcd)nung 1899 nadj:

©ebäubeinüentar 192173 3»f.

IcbcnbeS Snüentar 56926

tobteS Snüentar 20873

©aaten 58820 328,792 2Rf.

ba^u Seftänbe 4,293

2ln SSiet) mürben gejault: Sßferbe unb $ot)ten 58 ©tücf

9tinbüie(j ... 114 ©tf)afe . . . 1065 ©djroeinc . . . 115 £)ie grucfjtfotge tft je|t wie folgt:

1. Söinterung fdjmadjer ©taHbung

2. 9?üben fünftlicrjer Sung

3. Kartoffeln ©taHbung

4. ©erfte, §ülfenfrüc£)te

5. Joggen fünftticfjer 2)ung

6. Kartoffeln unb Drüben ©taübung

7. (Sommerung

8. Klee

2)a8 in bem Vortrage Don 1893 unter 9?r. II ermähnte ©ut habe idj meinem älteften ©orjne für 300000 9)?. übergeben, ber aber balb für 340000 weiter üerfaufte.

3, <*iri)l)df (früher 2)embtomo genannt),

ab(ige§ Sanbgut im Streife ©nefen,

mit 260 §eftar unb 3337 Sftarf ©runbfteuer-föeinertrag.

©emblomo, abtig, gehörte gu bem ©ute SKobU^eroto unb mürbe mit biefem 5ufammen 1835 üon bem £r)abäu£ oon 2Sefier§fi für 87,000 £rjlr. getauft. ©ann mürbe "bciZ fönigtidje Former! SemMomo mit ca. 230 borgen für 3000 Xt)Ir. unb Uebernafyme eine§ Kanon Oon 148 £fjir. im Sarjre 1852 fjinjugerauft.

1863 mürbe ba§> bereinigte SSormerf fönigfid) unb abiig £)em- bloroo für 40,000 £f)tr. an ben £>errn Sluguft üon SubomcSft üerfauft unb üon bann ab beftet)t erft ba% ©ut ©emblomo in ben jetzigen ©renken.

igerrn üon Subomr^Ii mürbe ber Kauf balb leib unb er überrebete mid), ber id) bamatö jung unb nnternel)mung§tuftig mar, gu bem für

57

meine bamaligen $ermögenguerl)ä(tniffe redjt gesagten Kauf öon Semblomo, meld)e§ mit $ed)au faft grenzt.

3dj jaulte 57,000 %£)lr. unb übernahm aufeerbem bie Sßflidjt, ben Kanon gu *at)len, alfo -j- 3000 = 60,000 $f)lr. SDiefer Sauf mürbe 1867 abgefcfjloffen.

Scfj bemirtl)fd)aftete ©embtomo al§ $ormerf öon $edjau bi§ 1884 unb oerfaufte bann an einen §errn de. für 80,000 Stfjtr.

®a§ ©ut mar 1863 gu 34,000 Sfjlr. lanbfd)aftlid) etngefdjäfct unb mit 17,000 Sfjtr. ^fanbbriefen beliehen, üon benen 1884 über bie Raffte amortifirt mar.

2>er Kaufpreis oon 80,000 £t)lr. = 240,000 Tit. mürbe, mie folgt, belegt:

Kanon circa 9,000 TU

^ßfanbbriefc gelten noefj circa 23,000

2)iberfe @d)ulben 18,000

$ür mid) mürben eingetragen 120,000

£>err 3B. gafjlte baar . 70,000

Sa. 240,000 Tit.

$on mir maren gmar bie UBirtf)fd)aft§gebäube unb ba§ Snüentar uerbeffert, bie 2(ecfer audj grofeentf)eil§ brainirt, für ben Komfort l)atte icfj nid)t§ getfjan, ber neue ©efitjer bauete ein 2öoi)nrjau§, legte ben ©arten an unb liefe, al§ baZ ©ut fo gefd)tnüdt mar, baffelbe mieber tanbfcfjaftlid) abferjätjen. $)ie Sanbfdjaft fdjätjte nun auf 203,000 Tit. unb bettet) mit 101,500 Tit. Sanad) mürbe baZ ©ut auf ©runb einer gerid)tlid)en (Srtragötaje, bie mit 300,000 Tit. fdjlofe unb fid)er §u rjod) mar, üon ber ©öarlaffe mit meiteren 98,500 $M. beliehen, bie alten ©Bulben mürben gmar be§at)ltf aber ba§ ©ut mar mit 200,000 Tit. überfcfjulbet, lonnte neben ben 6d)ulben§infen bk Soften für Unterhalt ber gamilie unb ©rgieljung ber Kinber nid)t auf- bringen. Sagu traten nun nod) llnglüctefäHe, namentlid) bradj ber 9?o§ unter ben ^ferben au§ unb fam 1896 gur ©ubfjaftation- £>a§ ©ut mar in feljr traurigem $uftanbe, Qong °^ne 3Ste^>, nur bie ro|franlen $ferbe maren gurüdgefürjrt, batjer aud) oljne £)ung, objne gutter unb orjne ©aatgetreibe unb Kartoffeln.

©o übernahm bie ©parfaffe am 1. SIpril für 175000 Tit. £>a bie <&aat%eit begann, oerlaufte bk ©parfaffe mir ba% ©ut mieber für 178000 Tlt -f 9000 Tlt Kanon = 187000 Tit. 3d) liefe ba§, le|te $ief), bie ro£franfen ober roijüerbädjtigen $ferbe unb $of)len fämmttidj tobten, ©efdjirre unb ©taüutenfilien öerbrennen unb machte bie Söeftellung mit Dcrjfen öon ben benachbarten ©ütern, ber ©arten

Land w. Jahrbücher. XXVIII. y.

58

mürbe großenteils mieber §u $elb gemacht, ba% SöotjnrjauS ttjeilroeife jum Speicher, aber bod) fe|te id) bi§ $u 1. Suli über 25000 Tlt §u.

$aä ©ut foftete alfo mieber 212000 9ttf. unb ift nod) je|t ntdjt mieber gang im ©tanbe. 3)ie SBerfdjulbung beftefyt aber jetjt nur in ben 1886 aufgenommenen ^fanbbriefen in Jpörje oon 101500 2ftf., bei roeldjen erfyeblidje 2(mortifation *ßta£ greift, auct) ber Kanon ift ab gel oft.

2)ie Reinerträge maren ju meiner 23efi^eit um 1880 etroa 9000 3)?f. unb merben je|t aUmätjlid) mieber erreicht.

£)ie le|te Snüentur ergab am 1. Suli 1899 nact) ferjr mäßigen «Säfcen üeranfdjlagt:

1. ©ebäubeinOentar

. . 72 889 Wl

2. tebenbeS Snoentar . 22 345

3. tobtet Snöentar

. . 7 288

4. (Saaten . . .

23 075

5. SBertr) ber Seftänbe 1 686

Sa. 127 283 2Rf.

5In ißtcc) mürbe bei ber legten Snüentur am 1. Suli 1891

"Eferbe . .

12 <BtM

Rinber . .

93

©ctjafe . .

433

Sctjmeine .

22

Sie grudjtfolge ift:

1. ^Sinterung

gebüngt

2. Kartoffeln

gebüngt

3. ©erfte, (Srbfen

4. Sinterung

üinfttictjer £>ung

5. Kartoffeln

gebüngt

6. (Sommerung

7. Klee

8. ^Sinterung

gebüngt

9. V2 Kartoffeln, % £afer (Kartoffeln gebüngt)

10. ©rünfutter, SSeibe.

4> Wüljllmrn (frütjcr 9)?ielno genannt),

§errfd)aft 1575 £eftar mit 8458 9ttf. ®runbfteuer*9teinertrag, tjieroon circa 500 «peftar S-B3alb.

2tu§ bem ©runbbud) läßt fid) bie ©efdjtdjtc Oon 9D?ielno Oon 1783 an üerfolgen.

59

3n biefem %<xl)xe fauft ber ftafteflan Valentin üon ©ogimir£ft, üon bcn ©regoriug Don Äolub^tcfi'fc^en ©rben bie Jperrfcrjaft SRielno mit ber üBüfte sJ?oma§3t)ce (jetjt SBotmerf Söeiben) üor bem ©nefener ©robs©ericf)te für 36000 potnifcrje ©ulben, bog ftnb = 6000 2f)lr. 3u biefer £eit mar Wielno bem Som^apitel mit 16000 ©ulben = 26662/;! 2f)lr. üerfcrjulbet. 2)er ftafteHan tjatte eine (Srbtocfjter grangiöfa, meldjc in erfter (£t)e an üon ßoebinäfi üert)eiratl)et, aber Don biefem gefdjieben mürbe, in gmeiter (£t)e J)eiratt)ete granäräfa üon ©o^imirgfi ben ©jcjeönt) üon Sani^eiüäfi.

2)tefe gran^a üon Sani^emäfa ermGrb at§ £eftamentg=(£rbin im 3at)re 1800 Sftielno für 150000 poln. ©ulben = 25000 Srjlr.

SBenn man aucfj annehmen miß, bafj ba§ ©nt in ber furzen 3eit üon 1783—1800 ficfj mirtfyfcrjaftlid) gehoben fjat, fo ift bie enorme ^ßreiSfteigerung ber @rbtod)ter gegenüber mot)l nur baburcfj ertlärlicf), bafj ha§> ©ut in^tüifcrjen üon polnifcrjer in preufeifcfje Regierung über* gegangen mar unb $u ©übpreußen gehörte.

£)ie grau üon Sani^em^fa liefe für it)ren ©atten nun gu ben

üortjanbenen ©djulben üon 2666 Sttjlr.

nocf) ein ©efdjenf üon 50000 ©ulben = . . . . . 8333 eintragen unb bie ©tfjulbenlaft betrug 11000 Xtyh.

üftacfj bem 1841 erfolgten STobe feiner grau erroarb ber ©gc^cSni) oon 3ani§5em§fi 3J?ielno für 45000 £t)Ir. unb lieb, üon bem ®om= Kapitel an 11233 £t)lr., roomtt mot)l bie alten ©djutben getilgt mürben.

©ctjon 1846 mürbe 9J?ielno mieber üerfauft unb groar an Sljerefta üon «PftrofonSfa für 93000 $t)lr. 3Sie alte ©ebäube mit gemölbten feuern unb alte Dbftbaum^lüeen bemeifen, ift bamal§ 9D?ielno njofjl in gutem guftanbe gemefen.

Slber fd)on 1847 raufte, mie t)a§> ©runbbud) fagt, ber naturalifirte Sube (£lfan §irfcljfelö SDäetno mit bem auf 24600 %tyx. angegebenen lebenben unb tobten Snuentar für 110000 Sfjlr. §irfd)felb natnn Sßfanbbrtefe in £öt)e üon 23780 £f)lr. auf, geriet!) aber in ©djttüertg* feiten unb fam im üftärg 1853 gur ©ubrjaftatton, in melctjer Sofef Sfiuffaf, ein ©nefener jübifdjer Kaufmann, 9ftielno für 80500 £l)lr. ermarb.

SmSIuguft beSfelben 3at)re§1853 üermittelte 9iuffaf bm Verlauf ber £>errfd)aft ©gialün an Jpeinrid) SSÜtjelm üon «Sprenger unb üerfaufte bemfelben and) SDcietno für 96000 ^rjlr. mit bebeutenben SBeftänben üon altem fcfjlagbaren <Qolg.

SSon ber §errfcfjaft 9J?ielno maren terfdjiebene SSauerbörfer ab* getrennt.

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

17

60

Utrata, (3jalenbfie mit 8 beutfdjen $Birtl)en (^ßommerenie, 2öetbe= mann, Jpunbt ic), bte 2Baffermül)le Wieroolfa unb enbüd) nod) ©tara= roie§, in bem 7 2öirtf)e ßu je 22 Xt)Ir. 9fante mit 410 borgen ab* gefunben mürben.

SDie angelten 2öirtt)e fonnten ftdj auf bem leisten 23oben fd)led)t ernähren unb tjatten in ber $orft gemiffe 9ted)te, fo bafj ber <peinridi SBÜfyeltn üon Sprenger unb fein Sofyn unb 93efit3nad)folger Gart Wlav Dito §einrid) oon «Sprenger bie abgeneigten ©runbftüde jämmtUdi mieber anfauften; blieb öon all ben 5tnfiebelungen nid)t§ al§ ein jetjt im Söalbe gelegener unb aud) gefdjloffener eüangelifdier Söegräbnifc plats übrig.

SDie Ferren öon Sprenger öerfauften für mebjr at§ ben gefammten Kaufpreis Saurjolj au§ bem SBatbe, fdjonten bie gladje aber mieber forgfam an. ?ln ben ©ebäuben mürbe aud) mandjeS getfyan, bie Sanb= mirt'gfdjaft aber nebenfäcfjlid) berjanbett. 1863 mürben ^fanbbriefe in §öt)e Don 50000 Strjtr. aufgenommen, meitere Sdjulben öon S3e(ang maren nid)t üorfyanben.

8m Safyre 1884, nad)bem id) t>a$ angren^enbe 3)embtomo Der* fauft l)atte, faufte id) nunmehr ba§ gan^e 9J?ieIno für 500000 Wavt = 166666 Xrjlr.

S)er Kaufpreis mürbe fo berichtigt, baJ3 id) an Renten unb Sdjulben übernahm = 83 200 Wt

eintragen tiefe lte $oft ju 158 000 2te $oft §u 158 000 funb baar sarjtte 100 800

Sa. 500000 swt

3d) bauete fofort eine Brennerei, fetjte bie Sßirtfjfdjaft in Stanb unb fonnte im Sarjre 1887 bei einer (anbfd)aft(id)en £a;re oon 574 400 2Tcf. für 287 200 \Wlt ^fanbbriefe erhalten, bamit fonnte id), inbem id) ben injmifdjen eingegangenen $aufge(berreft oon ©emblomo §u £>ülfe normt, bie anbern Sd)utben bejahen unb bernelt nur bie amortifable ^ßfanbbrieffdjulb neben ben Renten, meld)e aud) (angfamer 3(mortifatton unterliegen.

SDie diente au§ ber 93?ielnoer $Birtt)fd)aft betrug:

1884/85 4 000 2)?f. \ obmot)l Sauten gu JRein^ 85/86 4 227 j ertrag gerechnet mürben 86/87 + 38 358 87/88 19 748

88/89 42 300

/

61 - ^

-/

89/90

43 boo mt

90/91

61218

91/92

45 556

92/93

30 447

93/94

32 612

94/95

33 804

95/96

31 671

96/97

54 370

97/98

50 051

98/99

60113

Sie ^noentur ergab am 1. %u{\

1899:

1. ©ebäubeinüentar . . .

. 167 626

2. lebenbeS

Snuentar . .

. 52 926

3. tobteä Snoentar . .

. 23 146

4. 23rennerei=©inrid)tung .

. 34 807

5. »Saaten

. 77 540

356 045

6. 23eftänbe

5 990

Sa

. 362 035

7.

2)ie <2ad)en finb jerjr mäfcig gejdjäfct, mürbe man ben üollen äßerttj anjetjen, baju Drainagen, 23rütfen, SBege, Brunnen, #äune it. riin-juredjnen, fotuie enblid) ben SSertt) be§ ftetjenben §ot5eS, [o bleibt für \>m Manien 5(der faum (Stroaö übrig.

2ln lebenbem Snoentar mar am 1. 3u!i 1899, nadjbem ha^ äNaftuierj oerfauft mar, oortjanben:

^ferbe 60 ©tücf

3iinböiet) 110

Sdjafe 1379

Sctjroetne 32

Spiritus ronrbe gebrannt 191 927 Str. r. s2Ufofjol. 3)ie grudjtfolge auf bem Jpauptgut 9Mt)lberg ift:

1. 3ioggen gebüngt

2. Kartoffeln gebüngt

3. ©rbfen, Supinen

4. Otoggen rünftlidjer 5)ung

5. Kartoffeln, Supinen Kartoffeln gebüngt

6. Sommerung, Joggen

7. Klee, Sßeibe

8. Sradje.

Landw. Jahrbücher. XXVIII.

17

62

9Iuf bem SSortuerf Sßeiben ift bie grucfjtf olge :

1. Joggen gebüngt

2. ©ommerung

3. Kartoffeln gebüngt

4. ©ommeiung

5. Söeibe

6. 2Beibe

7. Sracfje.

3n Sßeiben totrb btö Sungötel) aucfj oon meinen anbern ©ütern im ©ommer gehütet.

2)ie $orft becft §ur 3e^ oen eignen 93ebarf, öerfauft mirb nur ettoa fomel, at§ bie gorft Unfoften ueruriacfjt, babet roäcfjft ber <pol^ mertl) immerhin noct) etma§. Zxofy ber lanbfcfjaftlid) t)übfd)en Sage mit Slnrjöfcen, Söalb unb SSaffer, ift feit met)r als 50 Satjren bie «perrfctjaft Mljlburg öon ben Sefi^ern nidjt bemo^nt morben, roeit ba§ rjerrfcfjaftticrje 2ßof)nfjau§ fetjlt; biefer gerjler foE nunmehr ab' gefteüt roerben.

. vu\AAAJVUV\/vv\^--—

Snict Don i'nul etf)eitler'§ Erten. .^ofluicöbtucfevet in (Sortiert.

€4*

/

f.

Landw. Jahrbücher. XXVIII. -, -

ys^d/pr/- /tot*

/U*fi lujfl JiJi^

Untersuchungen über den Einfluss der Verschuldung länd- licher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung.

Von Dr. Brase-Linderode.

Die Bestrebungen, die Gutsbesitzer zu entschulden und die fernere Verschuldung durch entsprechende Erbgesetze oder Festsetzung- einer Ver- seil uldungsgrenze zu verhindern, werden häufig bemängelt, indem man die Schuldenfreiheit als eine Verführung zur Faulheit und schlechten Wirtschaft hinstellt und behauptet, der Fortschritt der nationalen Kultur sei nur ge- sichert, wenn der Stachel des Kampfes um die Existenz immer fühlbar bleibe. Dem gegenüber erschien es angezeigt, einmal im kleinen zu untersuchen, wie sich denn diese Verhältnisse in Wirklichkeit stellen, ob die Wirtschafts- weise mehr verschlechtert wird durch excessiven Schuldendruck oder durch absolute Schuldenfreiheit, ob ein gewisses Mass von Verschuldung erforder- lich ist, damit die Gutsbesitzer tüchtig wirtschaften, fleissig und vorwärts- strebend bleiben. Solche Untersuchungen haben in einem Kreise des Regierungsbezirks Liegnitz stattgefunden.

Die untersuchten Rittergüter habe ich zunächst nach dem Grundsteuer- Reinertrage, nach ihrer Grösse und Verschuldung in nachstehender Über- sicht geordnet: a) 3 Landwirte haben eine Besitzung v. 1500— 2000 Mk. Grundsteuerreinertr.

1 Landwirt hat ,, 2000— 3000

2 Landwirtehaben ,. ,, 3000- 4000 4 4000— 5000 2 5000— 6000

1 Landwirt hat 6000— 7000

1 ,. 7000— 8000 ,.

8000- 9000 1 . , 9000—10000

„10000-11000

„11000-12000 1 „12000-13000

„13000-14000 1 14000—15000

17

Laudw. Jahrbücher. XXVIII. 17

4 Landwirte besitzen

3

»

5?

2

;;

»

2

»

»

1 L

indwirt

besitzt

1

5)

n

1

"

n

1

"

■■

254 Brasb:

b) 1 Landwirt besitzt weniger als 100 Hektare. 1 .. 100— 200

200— 300 300— 400 400— 500 500— 600 600— 700 700— 800 800— 900 900—1000

17

c) Von den 15 Rittergütern im Amtsgerichtsbezirk sind nach der „Grund- schulden-Ermittelung 1896"

schuldenfrei,

verschuldet bis zum 10-fachen Grundsteuer-Reinerträge.

1 vom 10-20

3 20 30 ,,

2 30- 40 2 40- 50

5 oO 60 ..

1 60- 70 ..

H 5? 70— 80

80— 90

1 90-100 ,.

15

d) Es sind verschuldet bis zu 10% des Schätzungswertes.

von

ist

1

sind

2

ist

1

sind

2

57 5)

2 3

ist

1

sind

2

10-

- 20

20-

- 30

30-

- 40

40-

- 50

50-

- 60

60-

- 70

70-

- 80

80-

- 90

90-

-100

100-

-110

14

Eine Übersicht des Besitz- und Schuldenstandes jedes einzelnen Be- sitzers gewährt die folgende Zusammenstellung:

«Siehe Tabelle auf Seite 256 und 257.)

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung'. 255

Nunmehr werde ich die Bauern aufzählen, deren Wirtschaft ich ge- sehen habe, und zugleich in einer Übersicht ihren Besitz- und Schuldenstand zum Ausdruck bringen.

(Siehe Tabelle auf Seite 258 und 259.)

a) 3 Bauern haben eine Besitzung v. 1500 u. mehr Mk. Grundsteuerreinertr. 19 .. .. 300b. unter 1500 ..

12 .. 90 300

34

b) 1

besitzt

100

ha und mehr

2

besitzen

90—100

?>

80— 90

..

■•

70— 80

..

3

??

60— 70

..

5

»5

50— 60

..

4

jj

40— 50

,.

4

55

30— 40

J5

7

55

20— 30

"

7

10— 20

»

1

besitzt unter

10

"

34 c) Von diesen 34 Besitzungen sind nach der ..Grundschulden -Ermittelung 1896"

5 schuldenfrei, 3 verschuldet bis zum 10-fachen Grundsteuer - Reinertrage.

11

..

vom

10—20

55

"

7

..

»

20—30

55

"

5

••

■•

30—40

55

55

3

••

55

40—50

•5

55

34

d) 2 vei

■schuldet bis zu 10 %

des Schätzungswertes.

5

••

von

10—20 ,.

55

55

7

>?

5-

20—30

55

55

3

55

55

30—40 ,.

55

55

5

..

55

40—50 .,

55

'5

o O

55

55

50—60

55

55

3

"

55

60—70 ,,

55

••

1 ist

••

•■

70—80

•■

55

34

Ergänzend füge ich hinzu :

1. Wieviel vom Gesamtareal einer Besitzung auf die einzelnen Kultur- arten entfällt, habe ich anzuführen unterlassen, weil sichere, zutreffende An-

(Fortsetzung des Textes auf Seite 260.)

17

256

Brase :

<u

53

J.

ha

Dave

n sind:

r pji

&c

SS

0J -tJ in <V

Ö

O Mk.

Viehbestand

Entfernung von der

Zug- vieh

Nutzvieh

Bewirt-

1

M

o

ha

ö

$■

ha

ha

o

C

W ha

Bahn-

Post-

Telcgra- phen-

schaf-

tungs-

forni

X

Ph

53

QQ

o

3

u2

"53

o 32

&

**-< Ä

km

ätation km

km

1

a

•in.").;)

178,7

L,6

0,3

0,5

4.4

5958

8

1 1

106

2,5

6

6

Inspekt. B.

2

b

301,0

243

12

34

12

L905

10

26

100

too

3

..:,

1,5

Sein Sohn

.">

c

758,0

572

02

88

5

31

12375

26

54

220

900

1,5

1,5

1,5

Selbst

4

d

7.~>.0

54

5

11

5

1643

6

2

am Orte

7

7

Selbst

.")

e

229,0

180

10

32

7-

4630

10

20

55

16

4,5

7,5

7,5

Selbst

6

f

487,6

318

42

82

45,6

9756

24

27

L36

1

(i

6

Inspekt. E.

7

Besitzg. g

819,0

636

91

94

1

21

14084

34

42

166

1800

1

1

1

Selbst

8

h

693,0

372

34

25 1

4

11)

7506

17

35

114

32

7

am Orte

am Orte

Selbst nnd mit

Hülfe seiner

Söhne

0

i

527,0

254

61

194

1

5

5738

12

12

1 21 1

7

7

7

Selbst

11)

k

445,0

200

64

170

9

4500

12

4

65

7

7

7

Selbst u. allein

11

1

347,0

120

40

168

14

3840

10

10

94

4

10

am Orle

am Orte

Selbst

12

in

924,0

125

45

750

4

6840

6

1

44

10

2

2

Inspekt. B.

13

n

572,0

200

30

323

6

11

4520

12

12

70

16

11

3,5

am Orte

Selbst o. allein

14

0

281,0

150,7

29,3

85

0,7

8

2358

11

10

37

1

7

7

Selbst u. allein

15

P

127,5

85,5

8

28

6

1698

6

4

35

10

5

4

4

Selbst

IG

q1)

204,0

154

18

21

11

1910

10

8

48

-

3

2

2

Inspekt, E.

17

r1)

333,0

191

51

55

7

3582

1

10

18

70

4

4

4

Selbst ii. allein

*) Der Schätzungsbogen fehlt.

1. Bei den Besitzungen q und r ist das statistische Material nicht voll- ständig, weil die „Grundschulden-Ermittelung 1896" in dem betr. Amtsge- richtsbezirk nicht stattgefunden hat.

■j-) Der Verkehrswert wurde damals auf 840000 Mk. geschätzt, wäh- rend es der Vater seinem Sohne (als „Familiengut") nur zu 750000 Mk. angerechnet hat. Der Besitz war belastet mit 426600 Mk. Pfandbriefen und Landschaftsgeld; für 6 Geschwister sind je 18945 Mk. zweimal gerichtlich eingetragen = 227340 Mk. Demnach ergiebt sich die Schuldensumme von 653940 Mk.

2. Der Kaufpreis von 232 500 Mk. bezieht sich auf d und das zugleich erworbene Nachbargut N, das hier unbeachtet bleibt; der Schätzungswert von N beträgt 230 000 Mk.

3. Der Kaufpreis für e ohne Zubehör beträgt 283 500 Mk.; der Schätzungs- wert für die ganze Besitzung 320000 Mk.

4. Der Eintragung des rückständigen Kaufgeldes folgten nachstehende Hypotheken :

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 257

Übernahme des Rittergutes

Landschaftliche

«

Verschuldung

Also:

oder

oo

in welchem

für

welchen Preis '?

Anzah- lung (laut Grund- buch)

Restkauf- geld

andere amtliche Taxe

Betrag na< h der „Grund-

scliulden-

Ermittelung

1896"

4-3

o

Jahre ?

vom

"3j £h 'oj

Mk.

Mk.

Mk.

Jahre

Mk.

Mk.

Mk.

0/

10

>~~

1865

237 000

112 500

94 500

1SS0

201 539

27!) 623

244 150

87,3

40,!)

1863

273 900

29 400

244 500

248 496

297 492

137 950

40,3

28,1

1874

750 000

f)

747 000

850 000

653 940

76,9

52.S

L870

232 500 2)

im Erbwege

117000 a)

72 270

61,7

13,8

L872

435 000 3)

45 210 I389 7HO

320 000 3)

281 145

87,8

60,7

1866

360000

im Erbwege | 88 650 4)

1892

449 645

500 000

5 ISO! 12

103,7

53, 1

1870/73

504 000

im Erbwege

alte Taxe

425 055

771000

569 295

73,8

40.1

1857

384 000

180 720

203 280

1885

430 007

430 000

289 800

07.3

38,6

1888

395 000

112 296,45

282 703,55

330 000

294 730

89,3

51,3

1853

195 000

165 500

25 500

216 300

260 000

249 060

95,7

55,3

1890

234 000

83 850

150 150

190 000

80 550

42,3

20,9

1870

240 000

175 800

(14 200

360 200

135 000

37,4

19,7

1892

480 000

237 000

243 000

*)

443 000

98

1897

165 000 5)

18 200

146 800

1893

137 706

140000

146 900

104,9

02,2

1898

105 000

47 700

57 300

--

85 000

48 482

57

28,5

1893

130 000

120 000

225 000

186 000

255 000

im Jahre 1873:

1876:

1892:

1892:

.. 1893:

60000 Mk.

45000

72450

29900

75000 (Vermögen der Ehefrau)

282350 Mk. 5. P. hat die Tochter des Vorbesitzers zur Frau.

Anmerkung: Landwirtschaftlich-technische Gewerbe sind im Betriebe in

b. Brennerei (neu gebaut und aufs beste ausgestattet) mit 36280 l Kontingent;

g. Brennerei, 56000 l Kontingent. Die Dampf kraft wird benutzt zum Dreschen, Ölkuchen- brechen, Häckselschneiden, Getreideschroten, Ziegelei mit Ringofenbetrieb;

h. Brennerei, 32000/ Kontingent (obwohl das Kontingent ausnahmsweise um 7000/ er- höht worden ist, wird die Kartoffelernte grösstenteils direkt verkauft);

i. Brennerei, 28000 / Kontingent. Die Dampfkraft wird benutzt zum Häckselschneiden, Haferquetschen und -schroten;

n. Ziegelei und Turbinenanlage zum inneren Wirtschaftsbetriebe;

r. Stärkefabrik, Mahlmühle, Dampfziegelei.

258

Bease:

d

Grund-

Versiche-

Viehbestand

Ä

Grund-

steuer-

rungs-

03

S t a n d

buch No.

Grösse

Eein- ertrag

wert der Gebäude

~

"Öl>

J3

ha

Mk.

Mk.

s

PL|

1

Bauer

2

30

468

10

6

2

2

Scholtiseibesitzer

1

66

858

12 250

30

12

4

3

Bauer

14

22

423

15 600

14

7

2

4

Bauer

7

1<)

277

20 000

11

4

2

5

„Vw. Wiedmuth"1)

43

57,5

1876

25

10

6

(i

Bauer

2

17

298

3800

20

6

1

7

Bauer

3

24,5

393

10 000

20

10

2

8

Bauerguts- u. Zie- geleibesitzer

7

39,25

721)

59 665

20

12

4

(.)

Gutsbesitzer2)

3

93

2376

13000

46

2

4

10

Bestgutsbesitzer

10

15,25

390

14 500

12

6

2

11

Grossgärtner

18

7

132

4170

8

4

1

12

Bauer

A.II. 2

43,25

454

16 150

18

6

2

13

Bauer

A.I. 2

28

312

10160

13

4

2

14

Bauer

A.I. 7

12

154

4 200

7

2

1

15

Bauer

2

63

853

24

7

4

16

Bauer, Agent und Viehhändler

1 \ 15 i

95,5

1624

Viehhandel

5

17

Bauer

10

52,5

630

17

6

2

18

Scholtiseibesitzer

1

110

993

36 000

43

4

6

19

Bauer

22

42,5

301

7 700

14

2

2

20

Bauer

6

56

516

16 260

20

4

2

21

Bauer

15

32

285

5 250

9

5

1

22

Restgutsbesitzer

16

15

177

7 565

9

4

1

23

Grossgärtner

12

11

03

3 000

6

4

1

24

Bauer

21

21,5

211

6 000

8

5

1

25

Bauer

14

23

195

5 800

9

4

1

26

Bauer

25

61,25

546

6 000

20

10

2

27

Gärtner

1

14,5

174

12

8

2

28

Bauer

Ob.-N.-S. 3

26

315

12

6

2

29

Bauer

M.-S. 7

43, 75

345

13

7

2

30

Bauer

12

51,75

4(52

16

4

2

:il

Bauer

A.II. 3

41

351

1 4 700

14

7

2

32

Bauer

A.v.D.20

32,75

276

6 000

16

10

2

33

Bauer

A. v. D. 2

24

237

10 880

13

6

2

34

Scholtiseibesitzer

1

58

'.US

33 000

27

3

4

1

1) Das Gut ist seit 1583 in derselben Familie.

2) Das Bauerngut gehört zum Grossgrundbesitz.

Einflnss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 259

Über-

Amtliche Taxe

Schätzungs-

V

erschuld u n g

nahme der

Betrag- nach der „Grund-

Vielfaches

Wirt- schaft im Jahre?

vom Jahre

Mk.

wert Mk.

schulden-

Ermittelung

1896«

Mk.

vom Wert %

des Grund- steuer- Reinertrages

IST.")

:;i 000

6 900

22.2

14,7

1888

49 200

18 215

41

21,2

1889

1889

23 162

29 700

13 400

45,1

31,6

lsT.")

20 000

lStw

100 000

79 400

79,4

42,3

1879

IS (MX)

8100

45

27,1

1871

26 000

9 954

38,2

25,3

IST.")

56153

31 000

55.2

42.5

1886

101 438

101 000

67 600

66,9

28,4

1876

26 597

4 800

18

12,3

1873

12100

2 550

21

19,3

1871

35 000

1861

23 000

.

1873

11 500

_

1868

56 000

27 600

49.2

32,3

1881/83

95 500

57 762

60,4

35,5

1855

35 201

12 075

34,3

19,1

1884

70 000

1894

1894

15000-18000

16 000

8 055

50,3

26,7

1886

30 274

7 000

23,1

13,5

1877

19 000

3 106

16,3

10,8

1885

14 147

7 140

50,4

41 ».3

1873

7 588

1500

19,7

16,1

1869

1897

15 000

15 500

3 600

23.2

17

1896

1897

15 000

13 500

3 000

22,2

15,3

1890

36 000

9 450

2(1.2

17,3

1881

15 000

1950

13

11,2

1892

20 000

3 000

15

9,5

1867

24 000

1800

7,5

5.2

1857

30 000

240

0,8

0,5

1871

26 028

10 845

41.6

30,8

1890

1894

26 089

24 619

7 864

31,9

28,4

1864

1894

21000

20 000

5 100

25,5

21.5

1896

50 000

35 000

70

36,9

260 Brask:

gaben hierüber nicht zu erlangen sind; seit der Aufnahme von 1861 6 1 zwecks Veranlagung zur Grundsteuer hat sich vieles geändert.

2. Die Höhe des Kaufpreises, des Verkäufers Person, die Anzahlung und rückständigen Kaufgelder, den Zinsfuss für erste, zweite, dritte Hypo- theken, die Gläubiger und ihre Person, wie die üblichen Darlehnsbedingungen habe ich vielfach nicht ersehen können.

3. Die „amtliche Taxe" eines Bauernhofes ist meistens eine solche der Kreistaxatoren oder des Ortsgerichts.

Auch der Bauer hat mich im allgemeinen über sein Thun und Treiben, seine Wirtschaftsführung, Lebenshaltung und anderes mehr besser aufge- klärt, als ich erwartet hatte. Nirgends bin ich auf grossen Widerstand ge- stossen. Allerdings habe ich keinen Bauern, selbst nicht den intelligenteren und fortgeschrittenen, nach Ernteerträgen in kg pro ha, nach Aufzeichnungen der baren Einnahmen und Ausgaben, oder sogar nach Buchführung und Rentabilitätsberechnungen gefragt. Solche zum Teil heikle Fragen würde der einfache Bauer nicht anders als lästig finden. Das liegt einmal in seiner Eigenart.

Zur Erläuterung der Verschuldungszahlen auf Seite 257 und 259 darf ich folgendes nicht unerwähnt lassen:

1. Rittergutsbesitzer a hat 94 500 Mk. durch seinen Vorbesitzer einge- tragene Hypotheken als Selbstschuldner übernommen = 38,7% der Ver- schuldung nach der „Grundschulden-Ermittelung 1896''; diese Summe von 94500 Mk. ist, wie aus den Grundbuchakten hervorgeht, kein Darlehn, sondern eigener Kapitalbesitz.

Rittergutsbesitzer i hat desgleichen 282 703 Mk. im Grundbuch ein- getragene Hypotheken von seinem beinahe bankerott gewordenen Vorbesitzer selbstschuldnerisch übernommen = 95,9% der Verschuldung, wie sie die „Grundschulden-Ermittelung 1896" angiebt.

Rittergutsbesitzer m hat 64200 Mk. Hypotheken als „Selbst- und Allein- schuldner' von seinem Vater, dem Vorbesitzer, übernommen = 47,5% der Verschuldung nach der „Grundschulden-Ermittelung 1896". Es handelt sich hier um „Eigentümer-Hypotheken", die cediert und daher nicht in Abzug gebracht worden sind.

2. Nach dieser Statistik ist das

Rittergut b zu 46,3 °/0d. Schätzungswertes od. z.28,l-fachenGrundsteuerreinertrage verschuldet. j> d » ol,<' ,, ,, 43,o ,, ,, ,,

>> 1 p öJ,o ., ,, ,, Ol,o ,, ,, ,,

Demnach würde man diese 3 Rittergüter zu den höher verschuldeten zu rechnen haben, während ihre Besitzer gerade als die vermögendsten im Kreise bekannt sind. Rittergutsbesitzer b gilt als Millionär, d ist sehr gut situiert, und der Vater von i soll über 5000000 Mk. verfügen.

3. Nach der „Grundschulden-Ermittelung 1896" ist

Bauer 17 zu 34,3°/0 desSchätzungswertes od. zum 19, 1-fachenGrundsteuerreinertrage verschuldet ,, o ,, 4o,l ,, ,, ,, ,, ,, 31, o ,, ,, ,,

F.intluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 26]

Der erstere ist m. E. in Anbetracht der vorliegenden Boden-, örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse so verschuldet, dass er sein im Jahre L855 im Erbwege übernommenes und nunmehr heruntergekommenes Gut ohne erheblichen Verlust weder verkaufen, noch viel weniger seinem ältesten Sohne gewissenhaft übergeben kann. Der letztere ist trotz der höheren Verschuldung ein behäbiger Bauer und in gutem Auskommen.

Bauer 20 z. B. ist nach der „Grandschulden-Ermittelung 1896'"

zu 23.1" 0desSchätzungsw.od.z. 13,5-fach. Grundsteuerreinertr. verschuldet, dagegen ist Bauer (J zu .. .. ,, ., „27,1 .. ,,

Relativ ist die Verschuldung m. E. bei 20 höher als bei 6, denn der letztere ist die fast doppelt so hohen Schulden zu verzinsen besser in der Lage, als der erstere.

Bauerguts- und Ziegeleibesitzer 8 ist nach der „Grandschulden-Er- mittelung 1896" zu 55,2 % des Schätzungswertes oder zum 42,5-fachen Grund- steuer-Reinertrage verschuldet und betreibt die Landwirtschaft im Neben- beruf, so dass seine Existenz mehr gesichert erscheint, als z. B. die des Bauern 6 bei einer Verschuldung von nur 45% vom Werte oder zum 2 7.1 -fachen Grundsteuer-Reinertrage.

Bauer 16 ist zu 60.4% vom Werte oder zum 35,5-fachen des Grund- steuer-Reinertrages verschuldet; er verdient als Viehhändler. Agent und Vermittler ungleich mehr als durch Landwirtschaft, die er im Nebenberuf betreibt, und pflegt als professioneller und mit Zinsrechnung sehr vertrauter Geldverleiher höhere Zinsen einzuheimsen, als er für eine sichere Hypothek bezahlt.

Weder das Zahlenmaterial der „Grandschulden-Ermittelung 1896" noch der betreffenden Grundbuchakten vermag die augenblicklich zutreffenden Schuldverhältnisse jedes einzelnen Besitzers zur Anschaung zu bringen ohne das an sich wertvolle statistische Material bemängeln zu wollen. Es sind z. B. unter Rubrik III im Grundbuch eingetragene Hypotheken ganz oder zum Teil abgezahlt, aber nicht immer gelöscht worden; der Zinsfuss ist herabgesetzt, eine Schuld cediert worden und anderes mehr, ohne dass man dies im Grundbuch jedesmal hat ändern lassen. Ob und über wieviel Kapitalvermögen die einzelnen Besitzer verfügen, habe ich trotz aller Be- mühungen nirgends genau erfahren, auch nicht aus dem Urmaterial der Verschuldungsstatistik ersehen können. Daher ist nichts schwieriger, als sich eine richtige Vorstellung von der jeweiligen finanziellen und wirtschaftlichen Lage jedes einzelnen Besitzers zu verschaffen. Dies umsomehr, als zu meinem lebhaften Bedauern der Vorsitzende der Einkommensteuer-Berufungs- Kommission für den Regierungsbezirk Liegnitz nicht in der Lage ist, mir die erbetene Erlaubnis zur Einsicht der Staatssteuerlisten zu erteilen.

262 Bkask:

Es sei mir gestattet, den „Untersuchungen über den Einfluss der Ver- schuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung" folgendes voraus- zuschicken.

1. „Ländliche Besitztümer": Ks handelt sich in der vorliegenden Arbeit lediglich um Rittergüter und Bauernwirtschaften im Kreise und Amtsgerichts- bezirk X in Xiederschlesien. Das sind im wesentlichen die Besitzungen in Gruppe II und III der Verschuldungsstatistik von 1806. Die beiden Ritter- güter N und L im Amtsgerichtsbezirk Y haben annähernd dieselben Boden-, Verkehrs- und Absatzverhältnisse; N wird luxuriös bewirtschaftet, L ist sehr belastet ; aus diesem Grunde habe ich sie als passende Objekte erachtet, obwohl sie einem anderen Bezirke angehören.

Es sind Rittergüter gewählt, deren Besitzer selbst wirtschaften und Landwirte von Beruf sind oder aus Neigung und anderen Motiven geworden sind, und solche Güter, die durch einen selbständigen Beamten im Auftrage ihres Besitzers verwaltet werden. Diese Besitzer sind, mit einer Ausnahme, nicht etwa Industrielle, die ihr überflüssiges Kapital in Grundbesitz anlegen. Es sind auch keine Kapitalisten, die einen Teil ihres Vermögens in Land- gütern anzulegen pflegen, und zwar nicht, um Landwirtschaft zu treiben, sondern der Hauptsache nach, um einen angenehmen Landsitz zu erwerben. Solche Pseudo-Landwirte brauchen nicht darnach zu fragen, ob sich das Anlage- und Betriebskapital verzinst, und ob die Schuldenzinsen herausge- wirtschaftet werden oder nicht; sie wissen im Gegenteil, dass eine Verzinsung- schön in Rücksicht auf die ausgeführten Luxusbauten, gärtnerischen Anlagen etc. niemals zu erwarten ist Sie empfinden auch den Ausfall nicht und können niemals einen Notstand der Landwirte kennen lernen, weil man sie in die Klasse der „Berufs-Landwirte" nicht einreihen darf.

Unter den Bauernwirtschaften giebt es grosse, mittlere und kleine, schuldenfreie und verschuldete, solche mit schweren und leichten Böden ; es sind vielfach Besitzungen, die nach dem Gutachten des Katasterkontrolleurs und Ortsvorstehers für die betreffende Gemeinde zugleich als typisch gelten dürfen.

Die Bodenverhältnisse sind in diesem Amtsgerichtsbezirk scharf abge- grenzt, auf der Höhe sind die bindigen, kräftigen Klee- und Weizenböden verbreitet, nördlich der Kreisstadt, in der Ebene, die sandigen, von Natur armen und sterilen Roggen- und Kartoffelböden. Dort ist viel Acker, hier ist viel Wald; dort Fortschritt in der Bodenkultur und mehr oder minder intensive Feldwirtschaft, hier mehr ein Ackerbau nach altem Stil und zum Teil noch extensive Weidewirtschaft.

2. Alle besuchten Besitzungen werde ich bei Beginn meiner Schluss- folgerungen in 2 Kategorien unterscheiden, nämlich 1. in die ..nicht ver- schuldeten" und 2. die „verschuldeten".

..Nichtverschuldete" Besitzer sind 1. solche ohne Grundbuchschulden, 2. solche, die wohl Hypotheken eingetragen haben, aber ein eben so grosses Kapitalvermögen besitzen, so dass ihre Grundschuld dadurch kompensiert

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 263

wird, und 3. im weitesten Sinne des Wortes verstehe ich darunter verschuldete Besitzer, deren Verschuldungsmass so minimal vorkommt, dass die Verzinsung geliehener Kapitalien auch im Falle schlechter Ernten, wider Erwarten grösser gewordener Ausgaben und sinkender Verkaufspreise, also bei grossen Schwankungen in den Gutserträgen unter allen Umständen gesichert ist. Die „nichtverschuldeten" Besitzer sind in letzter Instanz identisch mit den kapitalkräftigen, die ..verschuldeten- mit den kapitalschwachen. Ich werde aber nicht weiter sondern und gruppieren nach der Verschuldung in viel- fachem des Grundsteuer-Reinertrages und nach der Verschuldung in Hundert- teilen des Schätzungswertes. Es lässt sich einmal nicht mit mathematisher Sicherheit behaupten, wo für den Berufs-Landwirt die Grenze der für ihn gefährlich werdenden Verschuldung beginnt, bei welchem Verschuldungs- mass er noch tüchtig zu wirtschaften vermag, ohne die Substanz seines Gutes anzugreifen, von wo ab er unrettbar seinem wirtschaftlichen Ruin entgegeneilt. Solche und andere Fragen lassen sich nur individuell beant- worten. Das einzige Kriterium zur richtigen Beurteilung bilden die Boden- und örtlichen Verhältnisse, insbesondere aber des Landwirts Person.

3. „Einfluss der Verschuldung"'. Vielfach wird es unmöglich sein einen bestimmten direkten „Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitz- tümer auf deren Bewirtschaftung" mit absoluter Sicherheit zu konstatieren und ihn nun aus der grossen Zahl aller Faktoren herauszuschälen, die allein oder im kausalen Zusammenhange die Landwirtschaft und ihren Betrieb bedingen und beherrschen. Wenn es 2 Besitzungen mit völlig gleichen Produktions- und Absatzverhältnissen geben würde, die eine schuldenfrei, die andere belastet wäre, dann Hesse sich behaupten, diese oder jene Er- scheinung ist lediglich als „Einfluss der Verschuldung" zu betrachten. Den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend werde ich mich auf gewisse Unter- scheidungsmerkmale zu beschränken haben ; das sind namentlich : der all- gemeine Kulturzustand des Bodens. Meliorationen. Gebäude und deren bau- licher Zustand. Viehbestand und dessen Ernährung. Maschinen und Geräte. Düngung und Feldbestellung, wie endlich die Arbeiterverhältnisse; wird insbesondere über grossen Arbeitermangel und schlechte Leistungen geklagt?

4. Auf die Verschuldungsursachen werde ich bei passender Gelegenheit zu sprechen kommen.

5. Reinertragsermittelungen, wie sie in meinem Programm vorgesehen waren, lasse ich fort, selbst wenn die erforderlichen zuverlässigen Daten zu beschaffen sind. Allein an der einen Frage, wie hoch jedesmal der Boden- zins einzusetzen ist, scheitert die ganze Rechnung.

Meine Aufgabe besteht zunächst darin, „den Einfluss der Verschuldung bezw. NichtVerschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung" an einer Reihe von Beispielen zu illustrieren, d. h. eine knappe Charakteristik zu liefern von der Bewirtschaftung jedes einzelnen Rittergutes und sämtlicher Bauerngüter. Ich werde allerdings nicht umhin können, auch technische

Ulil Brase:

Einzelheiten wenigstens zu erwähnen, denn mit „intensivem" oder „exten- sivem Betriebe", „guter" oder „schlechter Wirtschaft" ist nicht viel gesagt, Im wesentlichen werde ich folgende Punkte zu erörtern haben:

1. Feldlage, Abdachung und Wegenetz;

2. Boden, sein Kulturzustand (Meliorationen);

•">. Gebäude: Bauart und baulicher Zustand (Versicherungswert).

4. Viehbestand: Beschaffenheit , Fütterung, Nutzungsrichtung und Ver- wertung der tierischen Produkte;

5. Feldmaschinerie;

t *>. Arbeiterverhältnisse ;

7. Wirtschaftssystem und Fruchtfolge;

8. Düngung: Stallmist, künstliche Düngemittel, Kalk, Gründüngung, Zwischenfruchtbau ;

9. Feldbestellung: Tiefkultur, Beetbau, Drill- und Hackkultur.

Der Darstellung wird eine kurze Kritik der Wirtschaftsführung folgen. Die Bauerngüter pflegen nach annähernd gleichen Grundsätzen bewirtschaftet zu werden; sie zeigen bei weitem nicht solche wesentliche Verschieden- heiten im Betriebe, als die Rittergüter. Daher werde ich sämtliche Bauern- wirtschaften in meiner Darstellung zusammenfassen.

Die Rittergüter a, b und c stehen als „Musterwirtschaften des Kreises" an der Spitze (vergl. das statistische Material auf Seite 256 u. 257).

1. Der Boden des Rittergutes a ist ein milder, poröser, kräftiger Lehm in Krume und Untergrund, ohne Steine und viel Unkraut und durchweg „kleefähig"; er trägt alle möglichen Früchte, liefert höhere Weizen- als Roggenernten und ist in hoher Kultur. Dahin ist der Boden erst allmählich gebracht worden durch systematische Drainierung, starke Düngung, tiefe Lockerung und schonende Behandlung des Ackers, saubere Bestellung zur rechten Zeit. Drill- und Hackkultur, also durch Kapital- und Arbeitsauf- wand, endlich und namentlich durch Intelligenz, Fleiss und Ausdauer des Besitzers und seines Beamten.

Die Feldlage ist ideal, die Abdachung wechselnd, aber unbedeutend.

Die Wirtschaftsgebäude sind massiv und fast sämtlich mit vielen Kosten neu gebaut; es sind hier immense Kapitalien festgelegt, die selbst ein Gut mit solch günstigen Produktionsverhältnissen zu verzinsen nicht imstande ist.

Das Vieh ist ohne Ausnahme kräftig genährt; jeder Blick lehrt, dass auf gewissenhafte Fütterung und Pflege viel gesehen wird. Zur Arbeit hält man 4 Gespann Pferde und 7 Paar Ochsen; die letzteren werden jung und stark auf Märkten eingekauft, bei Mastfutter schonend zur Arbeit ver- wendet, um sie nach einiger Zeit mit Gewinn wieder umzusetzen. Die Nutz- viehhaltung ist stark: auf 1,5 ha Acker entfällt 1 Stück Grossvieh. Die reinblütige Oldenburger Herde zählt 106 Köpfe und besteht zu ungefähr 1/3 aus Kühen und zu '2/3 aus Jungvieh der verschiedenen Altersstufen. Die Vollmilch liefert Herr B nach X in die Molkerei für einen Preis von 7 1/2 Pf. pro Liter. Alle gesunden Kälber werden zur Aufzucht bestimmt. Der

Eintfuss der Verschuldung ländlicher Besitztümer anf deren Bewirtschaftung. 265

Nachwuchs dient teils als Remonte und wird teils zur Zucht oder gemästet verkauft.

Die Wirtschaft ist ausgerüstet mit allen möglichen Maschinen und Geräten, die ihrer Bestimmung entsprechend verwendbar sind, wann und wo es zweckmässig erscheint. Jenes Arbeiterverhältnis der „alten guten Zeit" verschwindet trotz der besseren Wohnungen, höheren Löhne und gleichbleibender Behandlung im persönlichen Verkehr immer mehr; diese Missstände sind indessen bei weitem nicht so fühlbar, als bei verschuldeten Besitzern.

Das Wirtschaftssystem mit seiner schonenden Fruchtfolge, als eines integrierenden Bestandteiles, zielt nicht ab auf die augenblicklichen und höchst möglichen Erträge, sondern auf Dauer und Stabilität. Das wieder ist erreichbar 1. durch die starken Stallmistdüngungen, die in ojährigem Turnus wiederkehren, weshalb künstliche Düngemittel nur zur Ergänzung mit Vorsicht in kleinen Mengen Verwendung finden es sind dies meistens Superphosphat und Chilisalpeter, und 2. werden, um grosse Schwankungen im Gesamtertrage thunlichst zu vermeiden, nur relativ sichere und möglichst viele Früchte angebaut. Im Winterungsschlage wird in der Regel mehr Weizen als Boggen kultiviert, im Sommerungsfelde: Gerste, Hafer und Wickgemenge. Unter den Hackfrüchten lohnt die Kartoffel eine kräftige Düngung, Tiefkultur und kostspielige Pflege mindestens ebenso hoch, wenn nicht mehr, als die Zuckerrübe, deren Anbau daher sehr beschränkt ist. Runkelrüben und Möhren werden stark gedüngt und in einer Ausdehnung kultiviert, wie es die Winterfütterung verlangt. Rotklee wird „viel" ge- baut und zum Teil 1 Jahr, zum Teil 2 Jahre lang genutzt; nach diesem folgt Raps in starker Stallmistdüngung und danach Winterweizen. Auf die technischen Einzelheiten des näheren einzugehen, würde sicher zu weit führen.

Rittergut a ist als „Perle-' im Kreise allgemein bekannt. Ob die an sich musterhafte Bewirtschaftung aber auch rationell zu nennen ist, das lasse ich dahingestellt. Teuere Neubauten absorbieren jegliche Rente. Die Gebäude werden ohnehin als ein notwendiges Übel, als eine drückende Last empfunden, die wie eine Hypothek an den Gutserträgen zehrt (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

2. Die Felder des Rittergutes b liegen vom Hofe aus auf 2 Seiten in grossen, zusammenhängenden Flächen; Herr A hat auf eigene Kosten 8 km Wege mit selbst gewonnenen und zugekauften Steinen chaussiert bezw. gepflastert, „Sommerwege" angelegt, Bäume gepflanzt und die übrigen Feld- wege sämtlich gebessert.

Der Boden ist ein milder, poröser und kräftiger Lehm in „alter Kraft" und systematisch drainiert; er ist überall „kleefähig" und trägt Weizen mit relativer Sicherheit. Der Boden ist durch langjährige Kultur erst zu den höchst möglichen Erträgen geführt, die Ernten sind sicherer und die Produkte wertvoller geworden. Für Zuckerrüben, Pferdebohnen, Wick- gemenge, Luzerne, Shiriffweizen, Chevaliergerste und andere mehr anspruchs-

266 Brase:

volle Pflanzen und deren Varietäten sind die Bedingungen ihres Wachs- tums durch Fleiss und Geldopfer erst nach und nach geschaffen worden. Heute trägt der Boden alle möglichen Früchte und mit Erfolg, damals aber nicht. Was hat es beispielsweise für Mühe gekostet, viele Hundert Kubik- meter Steine und eratische Felsblöcke vom Acker abzufahren , allerhand Samen- und Wurzelunkräuter zu vertreiben und dem Boden grosse Kalk- mengen zuzuführen ?

Die Gebäude drohten in den 60er Jahren einzustürzen, der Raum war sehr beschränkt trotz des damals schwachen Viehstandes und der gegen heute verschwindend kleinen Ernten , der Hofraum äusserst beengt und bei Regenwetter grundlos. In Gebäuden hat der Besitzer nicht weniger als 170 000 Mk. festgelegt; heute ist alles massiv, aus Stein und Eisen ge- baut, die Ställe sind für den grösser gewordenen Viehbestand berechnet, die Scheunen fassen nunmehr die 2- bis 3 mal grösseren Ernten; Speicher, Brennerei, Wagen- und Geräteschuppen, Arbeiterhäuser fehlten früher über- haupt. Der Viehstand ist vermehrt und verbessert worden. Der Nutz- viehstapel besteht zur Hälfte aus Milchvieh, zur Hälfte aus Jungvieh: Land- rasse gekreuzt mit Oldenburger und Simmenthaler Bullen und 400 Schafen, Rambouillet gekreuzt mit Hampshiredowns. Die Stallmilch bezahlt der Käser mit 7 1/2 Pf. pro Liter. Alle gesunden Kälber werden zur Aufzucht bestimmt.

Das Schurgewicht der Schafe beträgt durchschnittlich 3 leg pro Stück; 50 leg Schmutzwolle bringen nicht mehr als 40 Mk. Ausgemerzt werden alljährlich 100—120 Schafe, die mit 46 bezw. 50 Pf. pro Kilogramm Lebend- gewicht zur Schlachtbank gehen. Der Kraftfuttermittelankauf ist unbe- deutend, weil die eigene Wirtschaft viel und kräftiges Futter liefert, nament- lich Wiesen- und Kleeheu, mit Klee durchwachsenes Sommerungsstroh, Runkel- rüben und Möhren, eingesäuerte Rübenblätter, Schlempe, Pferdebohnen und Wickgemenge als Schrot und Trockenschnitzel (8% der gelieferten Zucker- rüben). Sämtliches Vieh wird rationell gefüttert und gehalten.

Die ganze Summe von Maschinen , Ackergeräten , Wagen und Werk- zeugen bildet einen komplizierten Apparat, der zu jeder Stunde parat ist.

Die eigenen (heimischen) Arbeitskräfte reichen nicht mehr aus wegen des vermehrten Bedarfs infolge besserer Bodenkultur und intensiver Be- wirtschaftung, so dass kein anderes Mittel übrig bleibt, als polnisch-russische Wanderarbeiter während des Sommers gegen hohe Löhne einzustellen.

Es wird im wahren Sinne des Wortes intensiv gewirtschaftet, Kapital und Arbeit aufgewendet, um dauernd die höchst möglichen Erträge zu ge- winnen. Es wird auf einen beständigen Wechsel von Blatt- und Halm- früchten geachtet, im übrigen aber giebt es keine bestimmte Fruchtfolge, an der man krampfhaft festhält. Das Anbauverhältnis im Jahre 1898 war z. B. folgendes:

28 ha Winterweizen, 57,5 Winterroggen, 10 Gerste (2/3) mit Hafer (V3),

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 267

6,25 ha Hafer, 20 Wickgemenge, 7,5 ,, Pferdebohnen, 20 1- und 2jähriger Rotklee, 1,5 ,. Luzerne,

3 .. amerikanischer Pferdezahn-Mais, 43 .. Kartoffeln. 10,75 .. Zuckerrüben, 5 ,, Runkelrüben. 0,75 .. Möhren. Der Stallmist rührt von kräftig- gefuttertem Vieh her; er wird in Tiefställen und auf der Düngerstätte konserviert und fast ausschliesslich zu Hackfrüchten verwendet. Dazu wird Kaiint, Superphosphat, Thomas- phosphatmehl und Chilisalpeter gekauft für Zucker- und Runkelrüben, Mais und sämtliche Halmfrüchte.

Die Felder werden zur rechten Zeit gewissenhaft bestellt, mit dem Vierschar wird geschält, zur Saat mit Vorschar 17 20 cm tief gepflügt, zu Zuckerrüben vor Winter 4-spännig bis zur Tiefe von 30 35 cm. Die Drillkultur ist die allein übliche Saatmethode ; der Weizen wird soweit ge- baut, dass man ihn im Frühjahr hacken kann. Auf Sortenauswahl legt der Besitzer grossen Wert; es wird nicht bloss ..Weizen" und „Roggen" gebaut sondern Shiriff squeare head, Pirnaer Originalroggen, von Kartoffeln 10 15 Varietäten, gelbe und rote Eckendorfer und Oberndorfer Runkelrüben.

Damit verlasse ich dieses Kapitel und füge kritisierend hinzu : Eine alte schlesische Wirtschaft von 1860 steht heute auf hoher Stufe der Kultur. Der Besitzer ist von Anfang an unermüdlich auf die allseitige Verbesserung seines Gutes bedacht gewesen. Au Energie und Ausdauer, an Fleiss und Sparsamkeit hat es wahrlich nicht gefehlt. Mit all seinem Wissen und Können, seiner Erfahrung und wirtschaftlichen Einsicht, mit seinem Geschick und Verständnis war es nicht genug; die Kapitalkraft ist und bleibt die conditio sine qua non (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310.)

3. Die Felder des Rittergutes c liegen um den Hof und seine 3 Vor- werke herum. Die Wege sind in bester Verfassung.

Der Boden ist von Natur und seinem Kulturzustande nach derselbe wie in b. Die Gebäude sind sämtlich massiv und neu gebaut.

Die Rindviehherde besteht aus 50 reinblütigen silbergrauen Holländer- Kühen und im übrigen aus Jungvieh aller Altersstufen. Die Schäferei be- steht aus 300 Mutterschafen, grosse Rambouillets mit reichem Wollbesatz bei mittelfeiner Qualität; im übrigen sind es Lämmer, Hammel und Merz- schafe. Es wird viel Vieh bester Beschaffenheit gehalten. Der ganze Vieh- bestand entspricht seiner Grösse und Zusammensetzung nach den Futter- verhältnissen der eigenen Wirtschaft. Der Rotklee liefert 2 3 Schnitte, auf Stoppelklee ist mit Sicherheit zu rechnen ; Wickgemenge. Grünmais und Rübenblätter sind bestimmt, während der Grünfütterung jede Lücke auszu- füllen. Im Winter werden Runkelrüben, getrocknete Rübenschnitzel, Wiesen-

268 Brase:

und Kleeheu. Sommerungsstroli in grossen Mengen, und dazu wird Wick- gemenge als Schrot gefüttert, so dass der Zukauf von Rapskuchen auf das geringste Mass beschränkt ist. Durch eine grössere Schafhaltung werden die zufälligen Acker- und Stoppelweiden einer ausgedehnten Wirtschaft und namentlich alle Spreu-, Kaff- und Strohbestände ausgenutzt.

Die Milch nimmt der Käser in b für einen Preis von 7 l/2 Pf. pro Liter. Mit der Milchwirtschaft wird eine umfangreiche Jungviehzucht ver- bunden, zunächst für den eigenen Bedarf; was übrig bleibt, wird zur Zuchl verkauft oder gemästet. Das Schurgewicht der 45 60 kg schweren Schafe beträgt 4,5 5 kg Schmutzwolle pro Stück, der Preis für solche Wollen 48 55 Mk. pro 50 Jcg; in jedem Jahre werden 200 220 Hammel und Merz- schafe an den Schlächter verkauft.

Brauchbare Maschinen und Geräte sind im Überfluss vorhanden.

Die Massenkartoffeln werden direkt vom Felde als Fabrikware ver- kauft und nicht mehr, wie früher, in der eigenen Stärkefabrik verarbeitet, weil ihre Maschinen veraltet sind und man die Räume zu anderen Zwecken zu benutzen denkt.

x\uch Herr C beschäftigt seit Einführung des Zuckerrübenbaues 16 18 Russen während des Sommers, klagt aber nicht über Arbeitermangel, nennt vielmehr sein Personal im allgemeinen leistungsfähig, fleissig und vor allem zuverlässig.

Der Besitzer wirtschaftet nach keiner bestimmten Fruchtfolge, um die augenblicklichen oder späteren Handelskonjunkturen möglichst auszunutzen, ohne aber sein Bodenkapital im TJbermass in Anspruch zu nehmen. Unge- fähr 150 175 ha tragen Winterung (3/4 Roggen, V4 Weizen) im Sommerungs- schlage wird trotz der hohen Kultur weniger Gerste als Hafer gebaut, weil er durchschnittlich höhere Erträge liefert und im Proviantamt seinen an- ständigen und zahlungsfähigen Kaufmann findet. Es wird zweierlei Hülsen- fruchtgemenge gebaut, teils um eigenes Kraftfutter zu gewinnen, teils um für Roggen und Weizen eine passende Vorfrucht sich zu sichern; das eine besteht aus Hafer und gelben, schwarzen, blauen und weissen Lupinen, das andere aus Erbsen, Wicken und Hafer. Rotklee wird rein und im Gemisch mit etwas Gras in grosser Ausdehnung gebaut, 1 und 2 Jahre lang genutzt. Mit Kartoffeln werden 50 60 ha, mit Zuckerrüben 13,75 ha. mit Runkel- rüben 12,5 ha und mit Grünmais 3,75 ha bestellt. Der Stalldünger wird aufs beste konserviert, zu Weizen und sämtlichen Hackfrüchten verwendet. Dazu werden dem Boden alljährlich 20000% Chilisalpeter, 30000 kg Ammoniak- superphosphat und 3000 4000 kg Kainit zugeführt. Herr D pflegt seine Felder aufs beste zu bestellen, tief und zur rechten Zeit zu pflügen, seine Früchte zu drillen und auch zu hacken, wenn dies nötig ist. Bei der Saat- gutauswahl wird sowohl auf die Sorte als auch auf die Qualität des Samens und auf dessen Reinheit geachtet, nach dem alten Grundsatz, dass „für die Aussaat das Beste nicht zu gut ist."

Sämtliche Wiesen sind zur Bewässerung eingerichtet und daher sehr ertragreich; dazu ist das Wiesen Verhältnis in hohem Grade günstig.

Eiufluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer anf deren Bewirtschaftung. 269

Der langen Rede kurzer Sinn ist der, Rittergut c steht unter den „Musterwirtschaften" im Kreise obenan ; darüber herrscht nur eine Meinung. An Gebäuden. Zug- und Nutzvieh, Maschinen und Geräten, an Arbeitskräften ist eher Überfiuss als Mangel. Der Boden ist in hoher Kultur, die Wirt- schaft gut ausgerüstet. Herr C hat sich von seinem bewährten Grundsatz leiten lassen: In einer schlechten Wirtschaft fehlt es überall, in einer guten aber nirgends; eine schlechte Wirtschaft kostet nur, eine gute hingegen bringt hohe Erträge. Der Besitzer ist fleissig und vorwärtsstrebend, könnte aber bei weitem nicht so intensiv wirtschaften, wenn er nicht zugleich über ausreichende Kapitalien verfügte. Das ist erst die Voraussetzung, tüchtig und namentlich intensiv wirtschaften zu können, und Herr C thut dies auch, obwohl er für keine Familie zu sorgen hat (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

Die Besitzungen d, e und f unterscheiden sich von a. b und c dadurch, dass sie bei denselben guten Boden-. Verkehrs- und Absatzverhältnissen nicht „musterhaft", sondern rationell, d. h. lediglich „auf Rente" bewirt- schaftet werden (vergl. das statistische Material auf Seite 256 und 257). Dies eine Ziel zu erreichen, ist kein anderer Landwirt in solcher Weise bestrebt. wTie S in d und n. Er ist kapitalkräftig und m. E. der intelligenteste Land- wirt weit und breit.

4. Die Felder des Rittergutes d liegen in einer Fläche um den Wirt- schaftshof herum ; die Wege sind in stand gehalten und 3 km bald nach der Übernahme auf eigene Kosten chaussiert worden.

Der Boden ist überall „kleefähig" und trägt ohne Ausnahme den schönsten Weizen; er ist systematisch drainiert (Anfang der 70er Jahre), ohne Steine und viel Unkraut. Mit Hilfe starker Stallmistdüngungen, Anwendung phosphorsäurehaltiger Düngemittel, durch tiefe Lockerung und sachgemässe Bestellung, passenden Fruchtwechsel, richtige Auswahl anbau- werter Kulturpflanzen und lohnender Varietäten, durch Drill- und Hackkultur ist eine ertragreiche Scholle Land entstanden. Die Bodenkultur ist heute viel besser und gründlicher, als vor 25 Jahren. Die Maschinenfabriken liefern dem kapitalkräftigen Besitzer alle möglichen und die für seinen Boden geeigneten Saat- und Schälpflüge, Eggen und Walzen der verschiedensten Konstruktion, Drill- und Hackmaschinen, welche Geräte eine regelrechte Feldbestellung erst gestatten. „Daher sind die Erträge heute nicht nur höher als in früheren Zeiten, sondern vor allen Dingen sicherer, die Pro- dukte besser , und ihr Verkaufspreis ist wesentlich gestiegen, wenn man die Preise der 20 er Jahre in Betracht zieht."

Die vorhandenen Gebäude werden so billig wie möglich unterhalten, teure Neubauten, die jede Rente vollends verzehren würden, peinlichst unter- lassen. „Ob ein massives Bauwerk aus Stein und Eisen in 100 Jahren den wechselnden Wirtschaftsbedürfnissen entsprechen wird, ist eine andere Frage." S sagt von anderen Landwirten: „Es wird oft aus Eitelkeit viel zu teuer und luxuriös gebaut, auch von solchen, deren Vermögensverhältnisse es nicht erlauben, immense Kapitalien auf Nimmerwiedersehen festzulegen. Die

Landw. Jahrbücher. XXVIII. IS

270 Bkase:

Versicherungsgesellschaften finden an massiven Bauten ihren Gefallen; den Landwirt, insbesondere einen kapitalschwachen, führen sie nur zu leicht zum wirtschaftlichen Ruin."

In d werden 3 Paar Pferde gehalten und 1 Gespann Ochsen, letzteres zum Futterholen und zur Aushilfe im Frühjahr und Herbst; 2 Gespann Pferde würden alle notwendigen Arbeiten zur rechten Zeit nicht gut be- wältigen, namentlich nicht während der Ernte. Die Haltung eines dritten Gespannes wiederum verteuert den ganzen Wirtschaftsbetrieb mehr, als man glauben möchte. Kleinere Güter verlangen einmal eine relativ starke An- spannung. Für Dampfpflugarbeit wiederum sind die einzelnen Ackerflächen zu klein, weshalb das Umsetzen besagten Apparates zu sehr verweilen würde.

Die Nutzviehhaltung wird als „notwendiges Übel" angesehen: „Wer Viehzucht nicht versteht, soll's lieber lassen", sagt der Besitzer selbst. Da- zu ist ein geschultes, erfahrenes, insbesondere aber zuverlässiges Wärter- personal ein wichtiger Faktor für jede Viehhaltung und -Benutzung. Solches Personal lässt sich vielfach nicht finden, was auch in d zutrifft. Es be- steht im Gegenteil unter den unteren Volksschichten in unserer Zeit eine gewisse Abneigung, die Fütterung und Pflege des Viehs - - selbst bei hoher Löhnung zu übernehmen.

Die Milch wird an die Molkerei in X geliefert für einen Preis von 8 Pf. pro Liter.

Die ständigen Arbeitskräfte sind : 1 verheirateter Vogt, 3 verheiratete Pferdeknechte, 1 Futtersmann mit seiner Frau, 2 Kuhstallmägde, 3 Familien, die für Lohn und Deputat arbeiten, und 2 Tagelöhner, von denen einer selbst Grundbesitzer ist. Klagen über fühlbaren Arbeitermangel, unerhörte Ansprüche und schlechte Leistungen habe ich nicht gehört, russische oder polnische Wanderarbeiter nicht gesehen.

Die Felder werden in 6 Schlägen bewirtschaftet: auf Hackfrüchte folgt Sommerung, dann Rotklee (zu Grünfutter und Heu), hierauf Raps, wenn nicht Weizen, auf Raps Weizen, nach Weizen Wickgemenge und 6. Winterung. Raps, Wickgemenge und sämtliche Hackfrüchte werden stark mit Stallmist gedüngt. Weil der Boden arm an Phosphorsäure ist, werden in der Regel im 6jährigen Turnus 2 Schläge mit Superphosphat oder Thomas- mehl gedüngt. Die Verwendung von Kalisalzen hat sich bisher nicht be- zahlt. Stickstoffhaltige Düngemittel dienen lediglich zur Aushilfe. Der an sich beachtenswerte Zwischenfruchtbau lässt sich praktisch schwer durch- führen, weil der Boden im Frühjahr langsam trocknet, und die Ernte in- folgedessen meist vor Mitte Juli nicht beginnen kann, und 2. wreil die einzelnen Erntearbeiten bei solchem starken Gebund trotz Aufbietung aller disponiblen Arbeitskräfte zu viel Zeit in Anspruch nehmen, überhaupt in nassen Jahren. Inzwischen wird es in Rücksicht auf unser Klima und dessen Einfluss für die Bestellung langsam wachsender Leguminosen schon zu spät. Im Hackfruchtschlage werden in der Hauptsache Kartoffeln ge- baut, Runkelrüben und Pferdezahnmais , soviel als nötig ist, Zuckerrüben auf einer verhältnismässig kleinen Fläche. Wird die Kartoffel so gedüngt

Einfluss der Verschuldung- ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung'. 271

und während der Vegetation gepflegt, wie die Zuckerrübe, dann liefert sie beinahe dieselben Roherträge und noch höhere Reinerträge. Die Fabrik- kartoffeln erzielen, nachdem das nötige Saatgut ausgelesen ist, in diesem Jahre z. B. 1,20 Mk. pro 50 kg, die Zuckerrüben 4l/2 Pf. pro Prozent Zucker. Die zurückgelieferten Trockenschnitzel stehen ihrem Werte nach in keinem Verhältnis zu den grossen Geldauslagen. Dazu ist die Nach- wirkung der Rübenkultur in d eher negativ: der nachfolgende Hafer stand auffallend schlechter, als nach Kartoffeln; erst eine Beidüngung von 25 kg ( Jhilisalpeter pro 1/i ha war imstande, ausgleichend zu wirken. Hafer wird mehr als Gerste gebaut, weil sie in kleinen Mengen als Malzgut sich nicht leicht verkauft. Roggen wird nur in kleinem Massstabe der Arbeitsteilung wegen angebaut. Auf Sortenauswahl pflegt man grossen Wert zu legen. Von Weizenspielarten lieferte der Leutewitzer squeare head die höchsten und sichersten Erträge; von allen möglichen Kartoffelsorten hat sich keine dauernd besser bewährt, als „Professor Maercker", die jetzt ausschliesslich kultiviert wird.

Meine Kritik der Bewirtschaftung fasse ich in folgendem zusammen: Es wird sparsam, mit viel Überlegung, grosser Vorsicht und insbesondere rationell gewirtschaftet. Grundsatz ist, was keine Rente verspricht, unter- bleibt ein wie allemal. Die Rente ist allein massgebend, während fürs Auge nichts geschehen darf (vergi. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310).

5. Die Feldlage des Rittergutes e ist folgende: Der schwere Boden zieht sich um den Wirtschaftshof herum, die Felder mit den leichten Böden liegen in einem langen Streifen, sind vom Hofe weit entfernt und durch Rustikalbesitz getrennt. Die Abdachung ist wechselnd, aber unbedeutend. Der Boden ist zu 3/4 des Areals, auf der Höhe, der beste des Kreises: ein milder, kräftiger Lehm, von oben bis unten ohne Steine und Quecken und für alle Früchte gleich gut geeignet. Der Rest ist ein feuchter bis trockener Niederungssand. Der schwere Boden bedarf unbedingt einer systematischen Drainierung, die nunmehr für 100 ha geplant ist und in Angriff genommen wird. Die Gebäude sind sämtlich massiv, zum Teil neu gebaut.

Herr E wirtschaftet intensiv, aber abweichend von den meisten übrigen Besitzern, wie dies aus der Grösse und Zusammensetzung seines Viehbe- standes schon hervorgeht. Es werden 70 Stück Grossvieh gehalten, d. i. auf 1 ha Acker 200 kg Lebendgewicht, und zwar junge, rotbunte Stiere, die im Gewicht von 250—450 kg auf den Märkten gekauft und mit Rauh- futter und Wurzelwerk ernährt werden. Allmählich werden die heran- gewachsenen Stiere zur Arbeit angelernt und später als Zug- oder Schlacht- vieh verkauft. Daher genügen 5 Gespann Pferde, um alle notwendigen Arbeiten zur rechten Zeit beenden zu können. Es giebt keine Schafhaltung und keine Aufzucht. Das Haushaltungsvieh besteht aus 5 6 Kühen, dazu werden 15 18 Schweine für den eigenen Bedarf und zum Verkauf ge- füttert. Die Fütterung des ganzen Viehbestandes basiert auf allerhand Roh- und Abfallstoffen der eigenen Wirtschaft, das sind: grüner Klee, Klee- und Wiesenheu, Stroh, Kaff und Spreu, frische und konservierte

18*

272 Bease:

Rübenblätter, desgleichen Mais, getrocknete Rübenschnitzel , Möhren und Runkelrüben, so dass der Futtermittelankauf ein Quantum von 10000 kg Rapskuchen meistens nicht übersteigt. Sämtliches Vieh ist gut genährt,

Die Feldmaschinerie genügt allen Anforderungen.

Seit Einführung des Zuckerrübenbaues reichen die heimischen Arbeits- kräfte nicht mehr aus, weshalb in jedem Frühjahr eine Schar Polen ein- geführt zu werden pflegt. Die „Binnenschläge" enthalten den guten Boden und unterliegen folgendem Fruchtwechsel: 1. Klee, 2. Klee, 3. Raps, ge- düngt, 4. Weizen, 5. Roggen, 6. Kartoffeln und Zuckerrüben, gedüngt, 7. Sommerung (Gerste und Hafer), 8. Kartoffeln und Rüben, gedüngt, 9. Hülsenfrüchte und Gerste, 10. Weizen. Dem Hackfruchtbau wird eine Anbaufläche von 42—45 ha eingeräumt, davon sind 15 ha Zuckerrüben, 2 2,5 ha Runkelrüben und im übrigen Kartoffeln zwecks direkten Verkaufs. Die „Aussenschläge" mit den sandigen Böden tragen 4 mal Winterroggen, 2 mal Kartoffeln und 3 mal Hülsenfrüchte (Lupinen und Gemenge).

Der Stallmist wird als Grundlage jeder Düngung angesehen und durch Zukauf von 10000 kg Chilisalpeter, 25000 kg Superphosphat, 50000 kg Kalk und Kalisalzen in seiner Wirkung ergänzt und unterstützt. Der Zwischen- fruchtbau wird in grösserer Ausdehnung betrieben: auf 18 20 ha wird Serradella in den Roggen eingesät und 15 22 ha werden während oder nach der Ernte mit einem Gemisch von blauen Lupinen, Erbsen und Wicken als Stoppelfrüchten bestellt.

Mit 1- und mehrscharigen Pflügen wird flach geschält, zur Saat für Getreide 12 17 cm tief, zu Kartoffeln 20—25 cm, zu Zuckerrüben 4 spännig noch tiefer gepflügt und zwar in breiten Streifen. Drillkultur, Anwendung der Handhacke und Sortenauswahl betrachtet auch Herr E als geeignete Mittel zur Steigerung der früher niedrigeren Erträge.

Die Kritik des Wirtschaftsbetriebes mag mein Gewährsmann über- nehmen: „e ist, wie viele Güter, über den Kopf bezahlt, wenigstens um 30000 Mk.; es sollte unter allen Umständen, sobald wie möglich, systematisch drainiert werden. Der Besitzer zersplittert sein disponibles Kapital, indem er zugleich eine Pachtung im Kreise G. übernommen hat; überdies ist er durch alle möglichen Ehrenämter zu sehr in Anspruch genommen und da- her seiner Wirtschaft viel entzogen" (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

6. Die Felder des Rittergutes fliegen arrondiert; das Terrain ist coupiert.

Der Boden ist überall ein milder, poröser, vermögender Lehm in Acker- krume und Untergrund, auf der Höhe wie in der Tiefe. Der Boden liefert Jahr für Jahr, wenn und wo er sachgemäss drainiert ist, die besten Ernten und namentlich, wenn stark gedüngt, tief gepflügt und zur rechten Zeit bestellt wird, was auch geschieht. Der Boden ist in „alter Kraft", nur sind 75 ha nicht drainiert.

Für die Gebäude und deren Instandhaltung ist eher zuviel als zu wenig gethan. Der frühere Schafstall ist zur Unterbringung von 60 Stück Rindvieh, die Räume der Brennerei sind zum Speicher, der alte Kuhstall

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 273

ist als Geräte- und Wagenschuppen hergerichtet, ein Schuppen für Maschinen, eine Feldscheune und das Beamtenhaus sind neu gebaut worden, desgleichen mehrere Familienhäuser. Die übrigen Ställe und Arbeiterwohnungen be- durften kleiner Reparaturen, die zu grossen wurden; ein Kellergewölbe dient als Kälberstall, weil es für seine ursprüngliche Bestimmung' sich nicht als passend zeigte. Wo zur Einfriedigung- des Wirtschaftshofes ein billiger Zaun genügt hätte, ist eine massive Mauer aufgeführt. All diese Änderungen und Neubauten haben immense Kapitalien verschlungen. Daher erklärt sich auch die auffallend hohe Versicherungssumme von 314950 Mk.

Die relativ starke Anspannung besteht aus 24 Pferden und 27 Ochsen. Die letzteren werden auf Märkten gekauft und neuerdings teilweise selbst gezogen. Der Nutzviehstapel besteht aus 4 Bullen, 53 Milchkühen und 79 Stück Jungvieh, das in Laufställen untergebracht ist. Die Milch wird direkt nach S an die Molkerei verkauft für einen Preis von 2 1/2 Pf. pro % Fett; der Fettgehalt schwankt zwischen 3,4 3,5%. Die Ausgabe für Kraftfuttermittel in Höhe von 9000 Mk. wird erspart, seitdem man in den zweijährigen Rotklee Tymotheegras einsät. Das liefert ein kräftiges, ge- sundes und vor allen Dingen billiges Futter in Massen. Bei starker Tymotheeheu- und Rübenfütterung beträgt der Milchertrag 8 l pro Tag und Kuh. Das Jungvieh erhält Haferschrot und Futtermehl; die Zugochsen werden mit Rapskuchen, Bohnen-, Erbsen- und Wickenschrot, Trocken- schnitzeln, Heu und Gemengestroh ernährt. Sämtliches Nutzvieh ist in bester Kondition.

An Feldmaschinerie ist eher Überfluss als Mangel; da habe ich 2 Drill- maschinen gesehen, 1 Breitsämaschine, 2 Geräte zur Kartoffelbestellung, eiserne 3-scharige Schäl- und 1-scharige Saatpflüge, Walzen und Eggen der verschiedensten Konstruktion, je nach ihrem Zweck, Mähmaschinen, Lokomobile, Strohpresse und anderes mehr.

Die Brennerei ist eingegangen, wie ich bereits erwähnte; die Ziegelei wird eingehen, weil ihr Betrieb nach hergebrachter Gewohnheit nicht mehr lohnt.

Das alte patriarchalische Verhältnis zwischen Gutsherr und Arbeiter ist längst geschwunden, obwohl der früher kapitalkräftige Besitzer gerade auf möglichste Verbesserung der materiellen Lage seiner Arbeiter bedacht gewesen ist und auf ihre richtige Behandlung stets seine Aufmerksamkeit gelenkt hat. Von Arbeitermangel ist indessen bisher keine Rede.

Herr Inspektor E wirtschaftet intensiv, dabei nach dem wirtschaftlich- ökonomischen Prinzip, das den grösstmöglichen Nutzeffekt bei geringstem Aufwand zu erlangen sucht, Es wird keine ein für allemal geltende Frucht- folge innegehalten; nur der Klee kehrt nach einer bestimmten Periode wieder, wie auch in der Regel nicht Halmfrucht auf Halmfrucht folgt. Das Anbauverhältnis ist im allgemeinen folgendes : Etwa 50 ha sind Klee (allein und im Gemisch mit Tymotheegras), der zu % der Fläche 1 .Tahr, zu 1/i 2 Jahre lang genutzt wird; 125 ha Winterung (7/i0 Weizen, 3/10 Roggen); 62 65 ha Sommerung davon 45 50 ha Hafer und Gemenge, bestehend

^7 | Brase:

aus Hafer (2/3) und Erbsen und Wicken (V3). 15 ha Gerste zu Brauzwecken; 52 54 ha Hackfrüchte, und zwar 25 ha Zuckerrüben, 20 ha Kartoffeln, 7 8 ha Runkelrüben und Möhren. Auf Lein, Wickgemenge zu Grünfutter, Deputatkartoffeln, Samenrüben und badischen Mais entfällt der Rest vom Ackerareal.

Die Grundlage der Düngung gewährt eine starke, in kurzem Turnus wiederkehrende Stallmistdüngung. Der Stallmist wird verwendet zu sämt- lichen Kartoffeln, Runkelrüben, Möhren und Mais, zur Hälfte der Zucker- rübenfläche und zu AVeizen, soweit er reicht. Zum Einkauf künstlicher Düngemittel werden alljährlich 5000—6000 Mk. verwendet (15000 /# Chili- salpeter, 30000— 40000 hg Superphosphat, 50000 kg Kainit.) In der Regel wird mit Vorschar bis zur Tiefe von 20 cm gepflügt, zu Zuckerrüben 4 spännig bis 25 cm, und das Stoppelschälen mit grosser Energie durchzu- führen gesucht. Sämtliches Getreide wird 15 cm weit gedrillt und gehackt, soweit dies möglich ist. Die Weizensorten sind: Sandomir-, Eppweizen, gelber Kaiserweizen; die passendste Roggensorte ist der „Probsteier" ; von Kartoffelsorten haben sich Gleason, Seed, ,. Professor Maercker" und gelbe Rose mehr wie andere dauernd bewährt.

Nach alledem bin ich der Meinung, dass das in Rede stehende Ritter- gut rationell bewirtschaftet wird, denn für die teuren Bauten ist der Be- amte nicht verantwortlieh zu machen (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310.)

Die Besitzung g und das Rittergut h werden „sparsam, aber gut" be- wirtschaftet (vergl. das statistische Material auf Seite 256 und 257).

7. In g ist der Boden wechselnd und zum Teil im Ertrage unsicher trotz Drainage; das Ober-Vorwerk daselbst hat Sand, Kies und Thon, welch letzterer überall den undurchlässigen Untergrund bildet; im übrigen herrscht ein „kleefähiger" Mittelboden vor, der sich besonders zum Anbau von Roggen und Kartoffeln eignet. Die Felder sind grösstenteils systematisch drainiert.

Die Gebäude sind massiv und in gutem baulichen Zustand, die Vieh- ställe zum Teil neu gebaut.

Die Fütterung ist gestützt auf die Futterstoffe der eigenen Wirtschaft; es sind dies Schlempe, Trockenschnitzel, Wiesen- und Kleeheu, Stroh, Spreu, Rübenblätter, Runkelrüben, grüner Klee, Mais, Serradella und Schrot von Hülsenfrnchtgemenge; dazu wird Weizenschale, Futtermehl, Raps- und Lein- kuchen, neuerdings auch Torfmelasse und Maiskeimmelasse zugekauft, Sämtliches Vieh ist besserer Beschaffenheit. Die Milch wird durch eigenes Personal an bestimmte Kunden in x direkt verkauft für einen Preis von 10 Pf. pro Liter. Alle gesunden Kälber der reinblütigen Oldenburger Herde werden zur Aufzucht benutzt. Die Kuhkälber bilden die eigenen Remonten, die Bullenkälber werden kastriert und gemästet, wenn sie nicht später als Zug- ochsen Verwendung finden sollen. Der Milchertrag beträgt pro Kuh und Jahr annähernd 3000 l. Die Schafe werden in 2 Herden gehalten, auf dem Hauptgute stehen etwa 900 englische Fleischschafe (Hampshiredowns. zum

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 275

Teil gekreuzt mit ShropsMres), in Anteil z ca. 900 feine Tuclnvollschafe - Electoral. Das Schurgewicht der Fleischschafe beträgt 3 4 kg Schmutz- wolle ; 50 kg erzielen nicht mehr als 50 Mk. Die Tuch Wollschafe liefern 1,5—2 kg gewaschene Wolle; 50 kg brachten bisher 180 Mk. Die Hammel in dieser Herde dienen 3 4 Jahre lang als Wolltiere und werden danach zur Mast aufgestellt; sie verlangen relativ viel Futter und werden mit 44 Pf. pro Kilogramm Lebendgewicht bezahlt. Die Frühjahrslämmer der Fleischschafherde werden vor Winter zur Mast aufgestellt und im nächsten Frühjahre verkauft für 52 54 Pf. pro Kilogramm Lebendgewicht,

Das tote Inventar wird in stand gehalten und ergänzt, was unbedingt nötig ist. Über Arbeitermangel wird je länger, desto mehr geklagt; das alte Dreschgärtnerverhältnis hat sich aufgelöst; der Arbeiterbedarf ist in- folge der gegen früher intensiveren Bewirtschaftung und namentlich seit Einführung des Kübenbaues immer grösser geworden; alte Arbeiter ziehen weg, andere lassen sich nicht nieder; so hat man geglaubt, zu Russen seine Zuflucht nehmen zu sollen. Wenn indessen verlangt wird, dass ein Mann im Sommer für 1 Mk.. im Winter für 0,80 Mk. arbeitet, so lässt sich leicht erklären, warum gerade die tüchtigsten Kräfte der Landarbeit verloren gehen. Für die ganze Besitzung ist nur 1 Beamter angestellt, während mein Gewährsmann 3 für nötig hält.

Die Felder werden nach einer Fruchtfolge von den einzelnen Höfen aus bestellt, nämlich: 1. Hackfrüchte, gedüngt, 2. Sommerung (Hafer und Gerste). 3. Klee (Rotklee, Gelbklee, Raigras, Tymotheegras) , 4. Klee, 5. Winterung (l/4 Weizen, 3/4 Roggen), 6. Hackfrüchte, gedüngt, 7. Winterung (Weizen und Roggen), 8. Sommerung (Hafer und Hülsenfruchtgemenge), 9. Winterung. Die Fruchtfolge des Hauptgutes weicht insofern ab, als nach 4. Klee, 5. Raps folgt, gedüngt, 6. Winterung u. s. f.; es sind demnach nicht 9, sondern 10 Schläge.

Zur Winterung wird Thomasphosphatmehl und Sylvinit, zur Sommerung Superphosphat, Sj'lvinit und Chilisalpeter verwendet. Als Zwischenfrucht dient nur die Serradella. Zu Getreide und Zuckerrüben werden 1600 2000 kg Stückkalk pro Hektar aufgebracht, der neuerdings als Mehl gekauft, mit Sylvinit gemischt und mit der Kalk- und Düngerstreumaschine von Hampel vorteilhaft verteilt wird. Der Kartoffelbau wird seit 2 Jahren etwas ein- geschränkt zu Gunsten der Zuckerrübe, deren Anbaufläche auf 15 ha aus- gedehnt ist.

Die Getreidestoppel wird, sobald wie möglich, flach geschält und zur Saat mit eisernen Pflügen 12—17 cm tief gepflügt und zwar in breiten Beeten. Zur Bestellung wird teils die Drillmaschine, teils die Breitsä- maschine benutzt,

Xach meinem Dafürhalten wird mehr kapitals- als arbeitsintensiv ge- wirtschaftet, aber sparsam (vergl. die Ernteerträge auf S. 309 und 310).

8. Das Rittergut h mit 2 Vorwerken hat einen vielfach wechselnden Boden, der trotz systematischer Drainage schwierig zu bestellen und daher im Ertrage unsicher ist und bleibt. Meistens ist es ein strenger

276 Brase:

Lelim in der Ackerkrume wie im Untergründe, der hier und da in sandigen Lehm und lehmigen Sand übergeht. Annähernd 75 ha Wald, Öd- und Un- land sind mit grossem Aufwand urbar gemacht worden. Es sind Flächen, die bei hohen Löhnen und niedrigen Getreidepreisen weniger zu Acker als zur Holzkultur sich eignen. Steine habe ich auf dem Felde gerade genug gesehen; auch an Quecken fehlt es nicht.

her Boden ist jahrzehntelang schonend behandelt worden, so dass er in gutem Düngerzustand sich befindet.

Die Feldlage ist in Rücksicht auf die Grösse der Wirtschaft immer- hin günstig; die Ackerstücke dagegen sind relativ klein, infolge der vielen Vorflutgräben.

Die Abdachung wechselt vielfach ; die Privatwege sind nicht befestigt und zu beiden Seiten durch Steinhaufen und Schlehenbüsche eingedämmt.

Der Besitzer hat verfallene Gebäude bald nach der Übernahme wieder- hergestellt, das eine ergänzt, das andere neu gebaut oder für andere Zwecke eingerichtet. Die Gebäude sind sämtlich massiv und werden so billig, wie nur möglich, in stand gehalten.

Das Vieh ist im ganzen gut genährt. Kraftfuttermittel werden in folgendem Masse zugekauft: 30000 kg Weizenkleie, 10000—15000 kg Baum- wollsaatmehl, 5000 7500 kg Mais in jedem Jahre. Dazu werden etwa 7500 kg Pferdebohnen geschroten und von je 85 kg Mahlroggen 25 kg Kleie zurückgenommen. Die Zugochsen werden 550 600 kg schwer und 4 Jahre alt auf Märkten eingekauft für einen Preis von 30 35 Mk. pro 50 kg; sie arbeiten im Wechsel und werden mager oder angemästet wieder verkauft.

Für die Vollmilch bezahlt der Käser 73/4 Pf. pro Liter; er liefert die Magermilch für 2 Pf. pro Liter zurück bis zur täglichen Abnahme von 80 Litern und die Butter fürs Haus mit 2 Mk. pro Kilogramm. Grundsatz ist, alle gesunden Kälber werden zur Aufzucht behalten. Ausgemerzte Milchkühe, Bullen und Zugochsen, selbstgezogene und gemästete Stiere und nicht tragend gewordene Färsen werden verkauft. Um die Körperformen zu verbessern, die Futterverwertung und Mastfähigkeit zu erhöhen, wird die Holländer-Kuhherde mit Oldenburger Vieh gekreuzt.

Die Schafe wurden abgeschafft und dafür 25 30 Meissner Zuchtsauen und 2 Eber aufgestellt. Die 4 6 Wochen alten Absatzferkel erzielen 12 bis 15 Mk. pro Stück. Die Eber werden durch Ankauf aus einer bekannten Stammherde ergänzt.

Das tote Inventar ist ausreichend vorhanden, aber nichts mehr.

Der Arbeitermangel wird mehr und mehr zur grossen Plage.

Es wird nach keiner bestimmten Fruchtfolge, wohl aber nach einem für jedes Jahr festgelegten Bestellungs- und Düngungsplane gearbeitet. Die Hauptfrüchte bilden Roggen, Hafer, Kartoffeln und Klee; Zuckerrüben werden kontraktlich nur 2,5 ha gebaut, Futterrüben 4,5 ha, Mais 1 1,5 ha; im Winterungsschlage auf den besseren Böden Weizen in Stallmist, im Sommerungsfelde : Gerste, allein oder mit Hafer, Pferdebohnen, Wickgemenge und auf den leichteren Böden gelbe Lupinen zur Ernte oder zur Gründüngung.

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 277

Sämtliche Hackfrüchte und 20 22,5 ha Winterung werden stark mit Stallmist gedüngt. Phosphorsäure und stickstoffhaltige Düngemittel werden ausnahmsweise, Kalisalze hauptsächlich als Wiesendünger angewendet und 30000 kg Kalkasche zu Zuckerrüben, Pferdebohnen und Halmfrüchten. Gerade diese Auslage hat sich sehr bezahlt. Serradella wird in grossem Umfange zur Gründüngung oder Futtergewinnung in Winterroggen ein- gesät, teilweise auch gelbe Lupinen während der Koggenblüte.

Die Arbeit des Stoppelschälens war in diesem Jahre wegen der grossen Härte infolge der andauernden Trockenheit nicht oder nur schwer durch- zuführen; gepflügt wird in der Regel bis zur Tiefe von 15 17 cm mit oder ohne Vorschar in 12 m breiten Streifen. Die Winterung ist zum Teil „auf 1 Furche" bestellt, der Roggen vielfach nicht gedrillt, sondern mit der Maschine breit gesät.

Der Besitzer wirtschaftet sparsam, mit viel Überlegung und Sorgfalt. Den Boden könnte man mehr angreifen, als dies geschieht. Indessen ist nicht höchst mögliche Produktivität als Ziel gesteckt, sondern dauernd gleichbleibende, wenn auch augenblicklich nicht zu hohe Erträge. Der Be- sitzer schlägt beispielsweise in jedem Jahre nur 1 ha Nutzholz und nicht 4 5 ha, wie dem Forstplan entsprechen würde (vergi. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

Die beiden Rittergüter i und k liegen in derselben Feldmark und haben annähernd die gleichen Boden- und dieselben Verkehrs- und Absatz- verhältnisse. Das erstere ist „nicht verschuldet", das zweite im Verlauf von 45 Jahren durch denselben Besitzer immer mehr belastet worden; der Eintragung des Restkaufgeldes von nur 25500 Mk. folgten nachstehende Hypotheken :

Im Jahre 1855: . . . . 11550 Mk.

.. 1876: .... 6000

.. 1876: .... 6000 ..

.. 1880: .... 45000 ..

.. 1883: .... 13950 ..

., 1883: .... 36000 ..

1886: .... 9000 ..

.. 1886: .... 9000 ..

= 136500 Mk. und obige 25500 ..

= 162000 Mk.. d. i. beinahe soviel, als die hohe Anzahlung betrug (vergl. das statistische Material auf Seite 256 und 257).

9. Der Boden des Rittergutes i ist ein trockener bis feuchter, nur zum Teil kleefähiger Sand; darunter liegt glacialer Thon. der sporadisch in vielen Ackerstücken zu Tage tritt, wodurch die Bestellung wesentlich erschwert wird. Die Quecken werden zur Kompostierung in grosse Mieten zusammengefahren; im Acker habe ich aber gerade noch genug gefunden.

278 Bbase:

Die Felder sind bei wechselnder Abdachung- arrondiert; das Ackerareal wird indessen durch Holzungen unterbrochen, so dass hierdurch „Binnen"- und „Aussenschläge" sich ergeben.

Die Gebäude sind sämtlich massiv, allen wirtschaftlichen Bedürfnissen entsprechend und in gutem baulichen Zustand.

Der Besitzer hat 50 Stück Rindvieh übernommen und zeigt heute 120 Haupt schönes und wohlgepflegtes Wilstermarsch- und Oldenburger Vieh, darunter allein 50 Milchkühe. Die Vollmilch wird direkt nach y verkauft für einen Preis von 13 Pf. pro Liter. Ebenso wichtig wie die Milchnutzung ist die Aufzucht für den eigenen Bedarf, zur Anzucht von Zugochsen und Mastvieh. Gelegentlich gemästet werden ausgemerzte Zugochsen und über- flüssiges und für Zuchtzwecke nicht geeignetes Jungvieh.

An gebrauchsfähigem toten Inventar fehlt es nicht; ich habe eiserne Saat- und mehrscharige Schälpflüge gesehen, den Düngerstreuer, eine Drill- maschine, Cambridgewalze und anderes mehr.

Die Hauptfrüchte bilden Roggen, Kartoffeln, Lupinen und Serradella; der Kleebau bleibt auf die „kleefähigen" Äcker beschränkt. Von Runkel- rüben, Möhren, Pferdezahnmais, Hülsenfruchtgemenge, Hafer, allein und mit Gerste im Gemisch, wird gebaut, soviel die eigene Wirtschaft bedarf. An- nähernd 100 ha pflegen in jedem Jahre mit Winterung bestellt zu werden. Die „Aussenschläge" tragen in 8 Jahren 4 mal Roggen, 2 mal Lupinen und Serradella als Jahresfrüchte zur Gründüngung, 1 mal Sommerung und 1 mal Kartoffeln.

In 3 Jahren werden die „Binnenschläge" 1 mal gedüngt mit 5 6 Fuder Tiefstallmist pro 7* ha, die Winterung stärker als Kartoffeln. Kainit und Thomasphosphatmehl im Verhältnis von 2 : 2 werden vielfach mit gutem Erfolge und namentlich auf sämtlichen Wiesen angewendet, Knochenmehl nur hin und wieder. Lupinen und Serradella werden in den „Binnen- schlägen" in grösserem Umfange als Zwischenfrüchte angebaut.

Der Boden wird zum Teil eben, zum Teil in 4 m breiten Beeten ge- pflügt, der leichte bis zur Tiefe von 15—17 cm, der bessere bis 25 cm.

Als anbauwürdigste Sorten haben sich folgende erwiesen; von Roggen: der Pirnaer, Schlanstädter und schwedische Schneeroggen, von Weizen: der Frankensteiner Weissweizen, von Lupinen: gelbe und blaue, von Kartoffeln: Athene, Hannibal, Anderssen, „Professor Maercker", blaue Riesen und Imperator.

Herr 0 hat schadhafte Gebäude nutzbar gemacht, die Brennerei besser ausgestattet, die Drillkultur eingeführt, Sortenauswahl getroffen, die vorhandene Düngerstätte eingehen lassen und sämtliche Viehställe zum Liegenlassen des Düngers eingerichtet, den Zwischenfruchtbau eingeführt, Gründüngung und Kaliphosphatdüngung mehr angewendet, als es früher üblich war, namentlich die Wiesen regelrecht gedüngt, Maschinen und Geräte vermehrt und ergänzt, die Viehherde wesentlich vergrössert und verbessert, sich einen lohnenden Milch- und Viehabsatz geschaffen und eine nachhaltige Holz- nutzung gesichert. Als Mangel habe ich empfunden, dass es an ausreichenden

Einfluss der Verschuldung landlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 279

Arbeitskräften wie an Spannvieh fehlt und, dass viel schlechtes Land anter dem Pfluge ist.

Der Besitzer ist sehr vermögend und wirtschaftet seit nunmehr 10 Jahren intensiver als seine nicht genügend kapitalkräftigen Vorbesitzer, obwohl bei ihm ein materieller Zwang nie vorgelegen hat. Er leitet seine Wirtschaft selbst, überlässt aber jede Ausführung seiner Direktiven einem älteren Ver- walter, der nunmehr seit 7 Jahren amtiert (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

10. Die Feldlage des Rittergutes k ist mindestens ebenso günstig als die von i. Das Gelände ist beinahe eben, und der Boden vorwiegend ein leichter, trockener bis feuchter Sand : ..Roggen''- und „Kartoffelboden", nahe des Hofes, ein vermögender, lehmiger Sand oder sandiger Lehm, den man als ..Aueboden" bezeichnen darf. Der Boden ist im allgemeinen in der ganzen Feldmark von derselben Beschaffenheit. Der Gutswert liegt vor allen Dingen in 1- und 2 schürigen Bewässerungswiesen und in früher kapitalen Holzbeständen. Von der Gesamtfläche entfallen 14,38% auf Wiesen und 38,2% auf Holzungen, während für Ackerland nur 44,94% übrig bleiben.

Die Bewirtschaftung ist sehr einfach: die Hauptfrüchte bilden Winter- roggen und Kartoffeln; Gerste, Hafer, Hülsenfruchtgemenge, Lupinen, Klee und Rüben werden in der Hauptsache nur für den eigenen Bedarf gebaut. Der Besitzer bezieht keine Düngemittel und Futterstoffe, wenigstens nicht in nennenswertem Umfang, strengt seine Pferde derart an, dass sie trotz kräftiger Fütterung schlecht genährt aussehen, spart an Arbeitskräften und Löhnen, soweit irgend möglich, hält wegen Arbeitermangel nur 2 Gespann Ochsen, wo früher die Anspannung wesentlich stärker und daher ausreichend war. Die Folge des immer drückender gewordenen Arbeitermangels ist z. B. : dass am 10. Oktober dieses Jahres Roggen zur Saat gedroschen wurde, dass am 22. desselben Monats kümmerliche Gründüngungslupinen zu Winter- roggen erst untergepflügt wurden, während die Herbstbestellung gerade auf solchen Böden längst beendet sein sollte, und dass zugleich infolge von Kapitalmangel verkauftes Roggenstroll mit Dampf zu Häcksel geschnitten wurde, anstatt die Hackfruchterate nach Kräften zu fördern und ganz be- sonders die im Rückstande befindliche Herbstbestellung zu beschleunigen.

Der Besitzer ist gezwungen, an seinen morschen Gebäuden jegliche Reparaturen zu vermeiden, Neubauten gänzlich zu unterlassen. Die leck gewordenen Strohdächer sind von grünem Moos über und über besetzt; der frühere Schafstall steht leer und findet keinerlei Verwendung.

Es wird im Hinblick auf die ausgedehnten Wiesenflächen und des Gutes Verkehrslage verhältnismässig wenig, wohl aber leistungsfähiges Nutz- vieh besserer Beschaffenheit gehalten.

Geackert wird mit eisernen und Holzpflügen bis zur Tiefe von 12 bis 17 cm in schmalen „Fluren". Die Hackkultur verbietet sich von selbst, wohl aber wird gedrillt, trotz aller Quecken. Zwischenfruchtbau, Kalkung und dergleichen mehr kostet Geld und kommt daher für besagte Wirtschaft

280 Bkase:

nicht in Frage. Das bescheidenen Ansprüchen genügende Ackergerät wird, so lange wie möglich, beibehalten, ergänzt oder hinzugefügt so wenig wie nur möglich. Dass der Boden nicht in hoher Kultur ist, versteht sich bereits von selbst,

Der Besitzer ist bis in sein hohes Alter mühsam und thätig, lebt heute beispielslos einfach und bescheiden; er hält sich keinen Beamten, verzichtet auf eine persönliche Unterstützung und vermeidet grundsätzlich jede grössere Ausgabe für seinen Haushalt. Die baren Einnahmen bestehen im Erlös für Roggen, direkt verkaufte Kartoffeln, Vieh und dessen Produkte, namentlich aus verkauftem Stroh und Wiesenheu; periodisch wiederkehrende Waldstreu- und Holzauktionen sind bestimmt, Einnahmen und Ausgaben endlich ins Gleichgewicht zu bringen (1 ha 40— 60jähriges Stangenholz z. B. erzielt in der Regel nicht mehr als 1080 1440 Mk.).

Nach alledem gipfelt die übliche Wirtschaftsweise darin, ohne be- sonderen Arbeit- und Kapitalaufwand vornehmlich zu nutzen, was die Natur gerade bietet; sie ist also extensiv und erscheint in diesem Falle zugleich mangelhaft. Aus den vorliegenden Natur-, Verkehrs- und nicht minder auch aus den Schuldverhältnissen ist ein Wirtschaftssystem entstanden, wie ich es in aller Kürze darzustellen mich bemühte.

Die Besitzer 1 und m haben anfangs beide intensiv gewirtschaftet, aber nicht mit finanziell günstigem Resultat, weshalb der eine zur „exten- siven Weidewirtschaft" zurückgekehrt ist, der andere den grössten Teil seiner Ackerflächen aufgeforstet hat (vergl. das statistische Material auf Seite 256 und 257).

11. Der Boden des Rittergutes 1 wechselt vielfach, ist von Natur fehler- haft und daher im Ertrage äusserst unsicher. Es finden sich trockene und feuchte, feine und grobe Sandböden von hellem oder dunklem Farbenton, Kies, humusarme und anmoorige Böden, sandige Lehm- und lehmige Sand- böden und insbesondere nasse und kalte Böden. Der Boden leidet ohne Unterschied an stauender Nässe infolge des undurchlassenden Untergrundes, weshalb der übliche schmale Beetbau wohl oder übel beibehalten wird. Dürre Perioden beeinträchtigen weniger das Ernteergebnis, als nasse Zeiten. Die sicherste Frucht ist Roggen und in trockenen Jahren die Kartoffel.

Der Besitzer ist von Anfang an bestrebt gewesen, sein Gut allseitig zu verbessern und zu heben. Er hat die Drillkultur eingeführt, ausreichend Kainit und Thomasmehl zu jeder Frucht verwendet, Chilisalpeter zur Kopf- düngung benutzt, Kalk in grösseren Mengen zugeführt, auf vorteilhafte Konservierung und zweckmässigste Verwendung des Stalldüngers hingewirkt, die 1 schürigen Feld- und Wald wiesen zu düngen angefangen, den Anbau von Kartoffeln, Klee und anderen Leguminosen ausgedehnt, neues Saatgut angekauft, das Stoppelschälen durchgeführt, den Zwischenfruchtbau aufge- nommen, auf dem früheren Weinberge eine Obstbaumschule angelegt, die Feldwege bepflanzt, mit Zuckerrüben-, Tabak- und Hopfenbau versucht, das Zugvieh vermehrt und besser gefüttert, Kraftfuttermittel waggonweise be- zogen, die Schafhaltung aufgegeben und Milchwirtschaft an deren Stelle

Einfluss der Verschuldung1 ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 281

eingeführt, Schweinezucht zum Ferkelverkauf angelegt, alle möglichen Maschinen und Geräte gekauft, bis zur Dampfdreschmaschine, eigene Schmiede und Stellmacherei geschaffen, einen Dampfsparmotor aufgestellt zum Betriebe des Viehfutterdämpfers, der Schrotmühle, der Häckselmaschine, Düngermühle und Dreschmaschine, die Gebäude in stand gesetzt, namentlich die Körner-, Futtermittel- und Heuböden, die Viehställe besser eingerichtet, einen Wagen- und Geräteschuppen neu gebaut, eine Centesimalwage aufgestellt; er hat die Arbeiterwohnungen ausbessern lassen und nach Kräften sich bemüht, die nötigsten Arbeiter zu erwerben und bei hohen Löhnen zu erhalten. Diese Meliorationswirtschaft im wahren Sinne des Wortes hat sich aber nicht be- währt: das finanzielle Resultat war negativ.

Daher ist man. um weitere pekuniäre Verluste zu vermeiden, zur früher üblichen, d. h. extensiven Bewirtschaftung zurückgekehrt: die schlech- testen und unsichersten Böden sind zur Aufforstung, die übrigen Acker- flächen zur Weidewirtschaft bestimmt worden, Roggen wird 2 mal, wenn nicht 3 mal, nacheinander ohne Düngung angebaut, der Kleeschlag nicht ge- wechselt, so lange das Weidevieh sich nur ernährt, der Anbau von Kartoffeln und Hülsenfrüchten ist eingeschränkt, die Kultur mehr anspruchsvoller Früchte aufgegeben, die „Frucht wechselwirtschaft" ist zur „Wechselwirt- schaft" geworden. Kalk, Dünge- und Futtermittel werden so wenig wie nur möglich angekauft, der Zwischenfruchtbau ist verlassen worden, es sei denn, dass Serradella in den Winterroggen zwecks Futtergewinnung eingesät wird. Nunmehr überflüssiges Ackergerät wird nach und nach verkauft. Die Milchwirtschaft wird beibehalten, die 100 Köpfe zählende Viehherde während des Sommers geweidet, im Winter mit Stroh, Spreu, Kaff, Heu, Rüben, Kartoffeln und Schrotgetreide ernährt. Bei solcher Haltung und Fütterung ist der durchschnittliche Milchertrag 5 l pro Kuh und Tag. Die Milch wird centrifugiert, die Butter an jedem Sonnabend für einen Preis von 2,10 2,20 Mk. pro Kilogramm in G verkauft. Alle gesunden Kälber werden zur Aufzucht bestimmt, junge Stiere und ausgemerztes Vieh gemästet. Es wird auf eigenen Nachwuchs von Pferden und Zugochsen gesehen und die Schweinezucht infolge des schlechten Ferkelabsatzes eingeschränkt. Der Bedarf an Arbeitskräften ist vermindert; wohl stehen Wohnungen leer, aber der früher schwer empfundene Arbeiterinangel ist beseitigt. Es werden jetzt nicht mehr beschäftigt als: 2 Mägde und 2 Frauen in den Viehställen, 1 ver- verheirateter Vogt, 3 verheiratete Pferdeknechte, 3 verheiratete Ochsen- knechte und 2 Arbeiterfamilien.

Der Besitzer sucht fortwährend den Wirtschaftsaufwand nach Möglich- keit herabzusetzen, den Betrieb vor allen Dingen einfach und billig zu ge- stalten, um wenigstens eine bescheidene Rente zu erlangen. Von der Ge- samtfläche des Gutes entfallen 11,52% auf Wiesen, das Ackerareal ist auf 34,58% zusammengeschrumpft, die Holzungen wurden nach und nach auf 48,41 % der Fläche ausgedehnt (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

12. Das Rittergut m ist nicht mehr, wie einst, ein Acker-, sondern ein Waldgut. Auf Ackerland entfallen 13,52%, auf Holzungen dagegen 81,16%

282 Rrase:

des ganzen Areals. Nach und nach sind 250 ha Acker aufgeforstet worden, so dass nur 125 ha übrig- bleiben, von denen etwa 75 ha selbst bewirtschaftet, die übrigen 50 ha parzellen weise verpachtet werden.

Die vorliegenden Boden-, Verkehrs- und Absatzverhältnisse, die Höhen- lage, das hügelige Gelände, der ewige Arbeitermangel, all das ist nicht ge- eignet, bei aller Kapitalkraft des Besitzers die landwirtschaftliche Produktion zu fördern und nutzbringend zu gestalten.

Man hat alle möglichen Mittel versucht, um zu lohnenden Erträgen zu gelangen, aber vergeblich ; an der Leitung hat es nicht gelegen. Das Wirt- schaftssystem, die Fruchtfolgen wurden mehr wie einmal geändert, der Vieh- stand erst vermehrt, dann vermindert u. s. f., seine Zusammensetzung ge- ändert, eine mehr versprechende Nutzungsrichtung eingeschlagen und befolgt, die Kulturarten wurden gewechselt, bald diese, bald jene Früchte, Anbau- methoden und Düngungen gewählt, aber ohne Erfolg. Die Rente war ein- mal infolge der nach und nach gesunkenen Wollpreise und der hierdurch herbeigeführten Auflösung der früher blühenden Schäferei bei solchen Pro- duktionsverhältnissen geschwunden.

So kam es, dass man endlich zur Holzkultur seine Zuflucht genommen und auch gefunden hat. Auf den leichten Bodenarten wachsen Kiefern und Birken freudig heran, im Nassen findet die Erle ihren geeigneten Standort, auf den mehr lehmigen Böden die Eiche. Lärchen werden zur Einfassung benutzt, Fichten als nachwachsendes Unterholz. Die Insekten-. Pilz- und Feuersgefahr ist nicht grösser als an anderen Orten. Der Wald wird forst- männisch bewirtschaftet nach Plan, Schlageinteilung und Vermessungsregister. Der Um trieb ist hundertjährig bei Nadelholz, 25 30 jährig bei Laubholz und 15 jährig bei Eichenschälwald.

Der Wirtschaftsbetrieb aber ist wesentlich vereinfacht und verbilligt worden: die Vorwerke sind abgebrochen, das Zugvieh ist auf 5 Gespanne reduziert, dabei arbeiten die starken Ochsen im Wechsel, es werden einige 40 Stück Rindvieh gehalten und zwar 15 18 Oldenburger Kühe, die mit schlesischem Rotvieh gekreuzt werden, im übrigen Jungvieh vom Saugkalb bis zu gebrauchsfähigen Bullen und Erstlingskühen. Sämtliches Jungvieh bewegt sich in Laufställen und im Sommer auf einer sonnigen Koppel. Die noch vorhandenen Gebäude und das nötige Inventar hält man in Ordnung. Der früher auf der Tagesordnung stehende Arbeitermangel ist infolge des verminderten Bedarfes wie mit einem Schlage beseitigt.

13. Das Rittergut n bietet landschaftlich sehr viel, landwirtschaftlich aber desto weniger: 32 Besitzer sind in diesem Jahrhundert gekommen und gegangen.

Der letzte Käufer von 1892 hat sich durch allerhand Naturschönheiten und -reize blenden lassen, sich im Fruchtstande arg getäuscht, die Arbeits- löhne für niedrig gehalten, aber nicht mit dauerndem Arbeitermangel und wenig befriedigenden Leistungen gerechnet, den Boden in seinem Ertrags- werte überschätzt, seine schlechten Eigenschaften nicht recht gekannt, die

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 283

ungünstige Verkehrslage nicht beachtet, wie es hätte geschehen sollen, end- lich und namentlich übersehen, dass die Ernten und Gutserträge erheblich schwanken, der Boden kostspieliger Meliorationen, die ganze Wirtschaft allerhand Verbesserungen bedarf, um selbständig und ertragsfällig erst zu werden. Ein solches trügerisches Gut hat der jetzige Besitzer, ein sächsischer Landwirt und Kaufmann, mit 480000 Mk. weit über seinen reellen Wert bezahlt; die Anzahlung betrug 237 000 Mk. in bar. Die eingetragenen Hypotheken in Höhe von 243 000 Mk. sind auf den Käufer übergegangen. Dieses Restkaufgeld ist der Schulden Anfang ; 1 Jahr nach der Übernahme hat der neue Besitzer nicht umhin gekonnt, 80000 Mk. zinslos auf den Namen seiner Frau und 3 oder 4 Jahre später 120000 Mk. zu 41/2°/o für seine älteste Tochter gerichtlich eintragen zu lassen. Der unglückliche Ankauf hat das eigene Kapital von 437 000 Mk. in Anspruch genommen, und rechne ich das Restkaufgeld von 243 000 Mk. hinzu, so ergiebt sich die immense Summe von 680 000 Mk.

Von 572 ha Gesamtfläche sind nutzbar nur 200 ha Acker und 30 ha Wiesen, also 40,2%; der Wald mit 56,46 % enthält nur Schonungen, schwaches Stangen- und Bodenschutzholz, aber kein schlagbares Holz, das verkauft und somit indirekt zur notwendigen Verbesserung des Gutes ver- wendet werden könnte. Jeder Hektar Acker soll alljährlich 48,30 Mk. ab- werfen, wenn wenigstens das von Fremden geliehene Kapital verzinst werden soll. Das ist der Besitzer trotz aller Anstrengungen nicht imstande. Wo bleibt nun die Verzinsung des eigenen Kapitals und des Familiengeldes, die Risikoprämie, der Unternehmergewinn, der Lohn für die eigene Arbeit?

Die Feldlage des betreffenden Rittergutes ist immerhin günstig, obgleich die „grosse" wie die „kleine Seite" je 2 mal durch Rustikalbesitz getrennt ist.

Der Boden wechselt ungemein: es finden sich trockene und nasse Sandböden, Kies, humusarme Böden, sandige Lehm- und lehmige Sandböden wie auch schwere, nasse und kalte Böden. Viele Ackerstücke enthalten zu allem Überfluss bald hier, bald da sporadisch auftretende „Schärfen" und „Wassergallen". Die Ackerkrume ist flach, 12—17 cm tief, der Untergrund strenger Lehm oder Lette, in der Regel undurchlässig. Der Boden nimmt zu wenig Wasser an und giebt es zu schwer ab; er ist eher mit einem Wasserbecken als mit einem Siebe zu vergleichen. Trotz der Höhenlage und wechselnden Abdachung hat es mit genügendem Gefälle und der nötigen Vorflut seine Bewandtnis. Die Felder wurden 1854 drainiert, im Jahre 1872 wieder; auch die zweite Drainage ist längst verfallen. Aufs neue zu drainieren, ist dem Besitzer versagt, weil seine Mittel erschöpft sind, und nicht einmal die Hypothekenzinsen, geschweige denn bare Überschüsse heraus- gewirtschaftet werden.

Die meisten Äcker sind ihrer Beschaffenheit nach und in Rücksicht auf die besprochene Mannigfaltigkeit des Bodens schwierig zu bestellen. Kurze Regenperioden reichen hin, die Felder in Sümpfe zu verwandeln, die Hoffnungen auf eine befriedigende Ernte zu vernichten, die Bestellung auf- zuhalten oder zu verhindern und die bis dahin mühevoll erlangte oberfläch-

284 Brase:

liehe Kultur des Bodens wieder aufzuheben. Die chemischen Umsetzungen in der Ackererde vollziehen sich in nassen Jahren nur unvollkommen. Die Wirkung von Stallmist bleibt in einzelnen Jahren sogar gänzlich aus, der Boden ist arm an Kalk; seine Anwendung bezahlt sieh wohl, ist praktisch, indessen schwer durchzufuhren infolge der grossen Entfernung bis zur nächsten Bahnstation: <> Gespann Pferde bewegen nämlich täglich nur ein Frachtquantum von 10000 kg. Die Auswahl der unter solchen Verhältnissen gedeihenden Gewächse ist in hohem Grade beschränkt, und ihr Ertrag zu- nächst abhängig von des Himmels Gunst.

Stauende Nässe im Boden, seine Armut, der übliche und nicht zu um- gehende schmale Beetbau, flüchtige und unzeitige Feldbestellung (im Jahre 1896, 1897, 1898), fragliches Gedeihen der wenigen in Betracht zu ziehen- den Früchte. Missraten von Klee und anderen Futterpflanzen, insbesondere von Kartoffeln und Runkelrüben, Strohmangel, die Thatsache endlich, dass das Arbeitsvieh angegriffen ist, das Nutzvieh so sparsam wie nur möglich ernährt wird, der Arbeitermangel grösser nicht gedacht werden kann, drücken der Wirtschaft vollends den Stempel auf.

Zur weiteren Charakteristik und als Ergänzung des Gesagten will ich folgendes hinzufügen: Die Gebäude sind sämtlich massiv, gewölbt sind die Viehställe indessen nur zum Teil. Der frühere Schafstall wird zur Hälfte benutzt, um Maschinenstroh unterzubringen; die andere Hälfte dient als Schweinestall. Der neue Besitzer hat die vorhandene Düngerstätte ein- gefriedigt und gepflastert, das Gebäude der früheren Stärkefabrik zur Kon- servierung der Rübenblätter und als Stapelplatz für künstliche Düngemittel, Getreide und anderes mehr ohne grössere Kosten hergerichtet; er hat im Holzstalle des früheren Beamtenhauses einen Viehfutterdämpfer aufgestellt und zum Einsäuern schadhafter Kartoffeln Platz geschaffen. Das Arbeiter- haus aber ist nach wie vor eine alte Lehmhütte mit schlecht gewordenem Strohdach; die Ziegelei ist nur für Handbetrieb berechnet und daher nicht rentabel.

Über Fütterung, Nutzungsrichtung und Beschaffenheit des Viehstandes sei folgendes gesagt: Im Sommer wird im Stalle grün gefüttert, im Herbst treibt man sämtliches Vieh aus, um die Stoppelweiden auszunützen, deren Ertrag sonst verloren gehen würde. Die Winterfütterung besteht aus Heu. Stroh, Kaff, Spreu, Rüben, etwas rohen oder gedämpften und konservierten Kartoffeln, Sauerfutter und Schrotgetreide. Dazu wird Torfmelasse. Mais. Weizenschale, Futtermehl und Rapskuchen homöopathisch angewendet. Ein Futtermann soll 30 35 Kühe und ebensoviel Jungvieh füttern und pflegen. Die Milch wird verbuttert, Mager- und Buttermilch durch Schweinehaltung (-zucht) verwertet. Das von einem der Vorbesitzer angekaufte Wilster- marschvieh ist wegen der immer schlimmer gewordenen Perlsucht nach und nach beseitigt und dafür schlesisches Landvieh eingeführt worden, und mit Erfolg. Alle gesunden Kälber werden angebunden.

Die Schafhaltung hat einer der Vorbesitzer abgeschafft.

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 285

Rentabel ist nur die neu angelegte Schweinezucht, solange die -1 bis 6 Wochen alten Absatzferkel aus gesunder Herde bei einem Preise von 12 15 Mk. wie bisher gesucht sind.

Das tote Inventar ist zum Teil nicht brauchbar, wie z. B. die Getreide- mähmaschine, der Düngerstreuer und Heuwender. Gedroschen wird mit Dampf oder Wasser mittels Drahtseiltransmission, desgleichen Getreide ge- schroten und Holz gesägt. Die Dreschmaschine und Getreidereinigungs- maschine z. B. leiden an allen möglichen Defekten und bedürfen daher teurer Reparaturen.

Dem dauernden Arbeitermangel schreibe ich es teilweise zu. dass am 21. Oktober dieses Jahres z. B. Roggen gedroschen wurde, um säen zu können, und dass 2/3 der Winterung noch zu bestellen waren.

Bei solchen Boden-, örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen ist es unmöglich, eine für mehrere Jahre festgelegte Fruchtfolge thatsächlich innezuhalten; genug, wenn nicht der Witterungsverlauf den für jedes Jahr aufgestellten Bestellungs- und Düngungsplan wie ein Kartenhaus zusammen- wirft. Es pflegen annähernd 75 ha bestellt zu werden mit Winterroggen (zum Teil in Stalldünger), 25 40 ha mit Hafer (zum Teil gedüngt), „etwas" Peluschkengemenge zur Grünfütterung. 10 13 ha Rotklee im Gemisch mit Raigras und Timotheegras. etwa 25 ha mit Kartoffeln, gedüngt, 3 ha Runkel- rüben, gedüngt, und 0,5 0,75 ha Möhren, gedüngt. Gelbe Lupinen werden in grosser Ausdehnung angebaut zur Ernte wie zur Gründüngung; als Körnerfrüchte liefern sie denselben Rohertrag pro Flächeneinheit, wie der Roggen. Pferdezahnmais kultiviert man neuerdings nicht mehr, weil die für sein Gedeihen unbedingt erforderliche Pflege unmöglich oder zu teuer wird, und begnügt sich daher mit billiger Serradellauntersaat in Roggen. Die unsichersten Schläge tragen abwechselnd Lupinen und Winterroggen. Kainit und Thomasmehl kommen allein den 1 schürigen und zum Teil sauren Wiesen zu gute. Der vorteilhafte Anbau von Stoppelfrüchten auf verqueckten Ackern setzt einen kapitalkräftigeren Landwirt, mehr und zu jeder Zeit leistungsfähiges Arbeitsvieh voraus.

Es wird in schmalen Beeten zur Saat flach gepflügt und sämtliches Getreide eng gedrillt. Die notwendige Arbeit des Stoppelschälens und Stürzens vor Winter kann man vielfach vor Frosteintritt nicht beenden.

Kein anderes Beispiel erscheint in gleicher Weise geeignet, „den Ein- fluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung" zur Evidenz zu zeigen, und zugleich auch, was alles ein schlechter Guts- kauf im Gefolge hat (vergl. das statistische Material auf Seite 256 u. 257. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310). Die beiden Rittergüter o und p stehen unter einem unverkennbaren Einfluss des Besitzwechsels; die neuen Besitzer meliorieren (vergl. das statistische Material auf Seite 256 u. 257).

14. Das Rittergut o ist über seinen wahren Wert bezahlt worden und namentlich mit Rücksicht darauf, dass der Vorbesitzer aus seinem Gute für annähernd 13000 Mk. Kies verkauft und ungeachtet dessen für seine Wirtschaft wenig oder nichts verwendet hat. Die Felder liegen in

Landw. Jahrbücher, XXVIU. 19

286 Bbasb:

der Hauptsache arondiert. Der Boden wechselt ebenso wie seine Ab dach ung; ungefähr 25 ha sind Lehmboden, nach der landschaftlichen Taxe vom Jahre 1893 Boden I. Klasse, 20 ha sind drainiert, 5 ha werden drainiert. Etwa 25 ha Acker enthalten einen „kleefähigen" und weizentragenden, uumosen, frischen Sand; er g-eht mit ansteigender Höhe in einen kiesigen, aber frischen Sand über, und dieser bildet den grösseren Rest vom Acker- areal. Der Untergrund besteht vorwiegend aus strengem Lehm und Lette. Die Bestellung ist infolge besagter Mannigfaltigkeit des Bodens sehr schwierig. So weit zur allgemeinen Charakteristik.

Herr J hat einen massiven Kuhstall für 30 Stück Vieh neu gebaut, den Hofraum pflastern lassen, die Jungviehzucht, Schaf- und Schweinehaltung abgeschafft und direkten Milchverkauf nach y eingeführt (1 Z = 13 Pf.). Befriedigen die frischmilchend oder tragend angekauften Kühe nicht mehr in ihrem Ertrage, dann gehen sie „angefleischt" zur Schlachtbank. Der durchschnittliche Milchertrag schwankt zwischen 6 und 8 l pro Kuh und Tag. Die Sommerstallfütterung besteht aus grünem Klee, Buchweizen, Senf, Wickgemenge, Serradella, Mais, Rübenblättern und Wiesenheu ein- mal des Tages. Im Winter werden die Milchkühe ernährt mit (pro Kuh und Tag) 10 kg Rüben, 5 kg Kartoffeln, 1 kg Leinkuchen, 1 kg Weizen- schale, 1 kg Gemengeschrot oder Roggenkleie und genügend Heu, Häcksel, Hafer- und Gerstenstroh.

Herr J hält auf einen Bestand von 20 25 rotbunten, kapitalen Ochsen, die er jung im Gewicht von 250 400 kg auf Märkten preiswert einzukaufen sucht, kräftig füttert, allmählich zur Arbeit heranzieht und sie endlich als volljährige und gebrauchsfähige Zugochsen mit Gewinn zu verkaufen sich bemüht. Für die Ochsen gilt folgende Futterration pro Stück und Tag: 10 kg eingesäuerte Kartoffelreibsel, 1 kg Rapskuchen, 1 kg Melasse, satt Heu und Häcksel.

Für den Lehmboden ist nachstehende Fruchtfolge vorgesehen: 1. Hack- früchte (Runkelrüben und Kartoffeln), gedüngt, 2. Sommerung (Gerste, Hafer und bisher auch Weizen), 3. Rotklee, 4. Winterung: Gelbweizen, gedüngt. 7a mit Stallmist, l/2 mit 50 kg Superphosphat pro 1/i ha, 5. Wickgemenge, bestehend aus: Gerste, Hafer und Wicken zur Grünfütterung und Reife, 6. Winterung: Gelbweizen, 1/2 in Superphosphat, l/B in Stalldünger. Der leichte Boden unterliegt folgendem Umlauf: 1. Hackfrüchte, gedüngt, 2. Ge- misch von Sommerroggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Peluschken, Wicken und Serradella zur Ernte in 150 kg Kainit; der Serradellanachwuchs giebt eine Gründüngung ab für die nachfolgende 3. Winterung: Roggen in 150 kg Kainit, auf den besseren Böden Weizen in Stalldünger, 4. Winterung; aus- schliesslich Roggen in 150 kg Kainit und in Stallmist, 5. 1/8 gelbe Lupinen und Serradella zur Ernte, V2 Lupinen zur Gründüngung, 6. Roggen in Kainit oder in Stallmist.

Der Dünger rührt von kräftig ernährtem Vieh her; er bleibt in Tief- ställen bis zur Ausfuhr liegen und wird mittels Kainit und Superphosphat rationeller Weise konserviert. Es wird lediglich Roggen- oder Weizenstroh

Einfluss (1<t Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 281

zur Einstreu verwendet und nicht mehr, wie früher, Waldstreu, Heidekraut und Laub. Die Erfahrungen mit Kalk- und Chilisalpeterverwendung auf besagtem Lehmboden ermutigen nicht gerade zu neuen Versuchen, während auf leichtem Boden die Kalkung in derselben Weise ausgeführt - - er- folgreich war.

Zur Saat wird 17 20 cm tief in 4 m breiten Beeten gepflügt, die Stoppel während oder bald nach der Ernte mit 3- und 4 scharigen Pflügen flach umgebrochen. Herr P drillt sein Getreide und ist bestrebt, geeignete, ertragreiche Sorten auszuwählen: er baut Dividenden- und märkischen Winterweizen, Struves Grannen- und Kolben-Sommerweizen, Pirnaer, Pet- kuser und spanischen Doppelstauden-Roggen , von Kartoffeln: Richters Imperator, „Professor Maercker", Gleason, Athene, Elephanten und „Grosser Kurfürst".

Der neue Besitzer wirtschaftet intensiver als der frühere; er ist nach Kräften bemüht, die Substanz seines Gutes zu erhalten und zu vermehren; verkauft beispielsweise nur 0,5 ha Holz, obwohl er 0,75 ha Kiefernhoch- wald und 2 ha Laubholz in jedem Jahre zu schlagen berechtigt ist, wendet Kapital und Arbeit an, um nachhaltig höhere Erträge zu gewinnen (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310).

15. Das Rittergut p hat Herr L in diesem Jahre um wenigstens 20000 Mk. zu teuer gekauft,

Am 29. Oktober war z. B. die Kartoffel- und Rübenernte beendet; man war dabei, Fabrikkartoffeln zu liefern und die Ackerarbeit zu Ende zu führen. Der Saatenstand war versprechend, das Vieh gepflegt, das Inventar samt Gebäuden nur in Ordnung. Man bezieht Kraftfutter- und Düngemittel mehr, als früher, kauft bessere Maschinen und Geräte, man ist bestrebt, die Viehhaltung auszudehnen, sucht die Viehprodukte besser zu verwerten, kurz man organisiert und schmiedet neue Pläne (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310).

Die beiden Rittergüter q und r im Amtsgerichtsbezirk V habe ich des- wegen als passende Objekte befunden, weil bei annähernd gleichen Boden-. Verkehrs- und Absatz Verhältnissen das eine luxuriös bewirtschaftet wird, das andere verschuldet ist (vergl. das statistische Material auf Seite 256 und 257).

IG. Das Rittergut q wird im Auftrage des Besitzers, eines sehr ver- mögenden Mannes, durch einen selbständigen Beamten verwaltet. Der Kaufpreis betrug im Jahre 1893: 130000 Mk., der Schätzungswert lautet auf 120000 Mk., und dazu sind die Gebäude mit 109200 Mk. versichert.

Die in Rede stehende Besitzung liegt auf der linken Oderseite ; die Feldlage wie das Wegenetz sind für den Wirtschaftsbetrieb selten vorteilhaft. Die relativ grossen Ackerstücke beschreiben die Figur eines Rechtecks oder Quadrats. Der Boden ist nach seiner Beschaffenheit in der ganzen Feld- mark gleich: ein trockner Sand bis zu den Antipoden, ohne Steine und Quecken. Der Grundwasserstand ist 1 3 m tief. Obwohl die Oder durch ihren Rückstau den an sich trockenen Boden feucht hält, ist er dennoch

19*

288 Bbase:

nicht meliorationsfähig- und vor allen Dingen zu hoch bezahlt. Jegliches Wachstum mehr anspruchsvoller Kulturpflanzen wird lediglich durch Intelligenz und Versuchsfreudigkeit, insbesondere aber durch Geld und Arbeit erzwungen ; das Land wird hierdurch noch einmal gekauft und ein kostspieliger Acker- bau betrieben, wo nur eine verständige Holzkultur das allein Richtige wäre.

Die Gebäude sind sämtlich massiv, zum Teil neu gebaut, die Viehställe gewölbt und zum Liegenlassen des Düngers eingerichtet.

Es werden 28 Milchkühe gehalten; es ist Holländer und schlesisches Rotvieh, das man mit Shorthorn und neuerdings mit Wilstermarsch gekreuzt hat. Täglich werden 200 250 l Milch nach y geliefert für einen Preis von 14 Pf. pro Liter. Die Fütterung besteht aus grünem Rotklee (erster und zweiter Schnitt), Luzerne, Rüben, Trockenschnitzeln, Rübenblättern, Wiesen- und Kleeheu; dazu werden ungefähr 15000 % Ölkuchen und 20000% Weizenkleie alljährlich angekauft.

Auch das zur Ergänzung bestimmte Jungvieh, 16—20 Stück, wird aus- reichend ernährt und sorgsam gepflegt.

Von einem kaltblütigen Hengste und 3 Stuten im Ackerstalle stammen 6 Fohlen ab, die im eingezäunten Obstgarten frei umherlaufen.

Die Schweinezucht grosser englischer Rasse liefert so viel Ferkel, als im Orte schlanken Absatz finden.

An Maschinen und Geräten ist eher Überfluss als Mangel.

Auch an Arbeitskräften fehlt es nicht, weil 1. Gärtner und Stellenbe- sitzer im Orte auf Nebenverdienst zu sehen gezwungen sind, und 2. weil ein reicher Grundbesitzer (Forense) solch hohe Löhne zu zahlen und Ein- richtungen zu Gunsten seiner Arbeiter zu treffen in der glücklichen Lage ist, wie kein anderer. Weder der kapitalkräftige Erwerbsmann, noch viel weniger der verschuldete Besitzer vermag eine derartige Konkurrenz auszu- halten, gar erst zu überwinden.

Es wird im wahren Sinne des Wortes intensiv gewirtschaftet und der Norfolker Fruchtwechsel zu Grunde gelegt: 1. Hackfrüchte: 4/s Kartoffeln und Zuckerrüben, gedüngt - - im Jahre 1898 z. B. waren 30 ha Kar- toffeln, 4,5 ha Runkelrüben und 3,5 ha Zuckerrüben, 2. Sommerung: Gerste, Hafer und Hülsenfruchtgemenge; dieser Schlag wird indessen, soweit wie möglich mit Winterroggen bestellt, weil er auf solchem Boden die sicherste Frucht ist und bleibt, 3. Stickstoffsammler, und zwar 6 10 ha Rotklee, im übrigen: Erbsen, Ackerbohnen, Wicken und gelbe Lupinen zur Ernte, 4. Winterung, in der Hauptsache Roggen. Der Stalldünger wird im Tiefstalle konserviert und zu diesem Zwecke, bezw. zur vollständigen Absorption des Stickstoffs 6 Waggon Torfstreu alljährlich angekauft. Den früher üblichen Bezug von Latrine und anderen Düngestoffen aus der nächsten Stadt hat man eingehen lassen; dagegen wird Kunstdünger alljährlich in folgenden Mengen verwendet: 120000% Kainit, 35 000—40000% Thomasphosphat- mehl, 5000 leg Ammoniaksuperphosphat, 5000 % schwefelsaures Ammoniak und 2500% Chilisalpeter. Halmfrüchte bekommen in der Regel 600% Kainit, Kartoffeln 1 200 % Kainit - - zur Vorfrucht pro Hektar. Unter

Eiufluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 289

sämtliches Getreide pflegt man im Mai 8 kg Serradella pro V4 ^ zur Grün- düngung einzudrillen; wenn sie schlecht aufgegangen ist, dann werden während oder bald nach der Roggenernte gelbe Lupinen in einer Stärke von 70 75 kg pro 1U ha eingedrillt, um wenigstens die vorteilhafte Beschattungs- gare zu bewirken. Zu einer der ersten Aufgaben nach erfolgter Übernahme gehörte die Kontrollierung des Kalkgehaltes des Bodens. Es werden Jahr für Jahr nicht weniger als 170000 kg Düngekalk verwendet; man hat an- fangs sogar 20 Waggon Kalk und darüber gekauft, für eine Ackerfläche von 154 ha.

Die übliche Feldbestellung erfordert einen bedeutenden Zeit-, Arbeits- und Geldaufwand. Alle Früchte werden „auf 2 Furchen" bestellt; man schält flach und pflügt später zur Saat bis zur vollen Tiefe, zu Zuckerrüben 4 spännig auf 35 50 cm. Säen heisst so viel wie: Drillen ausgewählter Sorten. Von Kartoffeln z. B. werden folgende Varietäten kultiviert: Magnum bonum, Richters Imperator und „Professor Maercker".

Technisch wird das Beste geleistet, nicht aber wirtschaftlich. Der Wirtschaftsaufwand ist viel zu gross, als dass ihn ein solcher Boden bezahlen könnte. Der Boden wird durch Kapital gezwungen; mit Hilfe grosser Kapitalien werden landwirtschaftliche Kunststücke gezeigt, mit Kapital wird scheinbar Unmögliches möglich gemacht, mit Kapital ist ein „Luxusgut" ge- schaffen worden (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 und 310).

17. Das Rittergut r, dessen Felder arondiert auf der linken Oderseite liegen und deren Abdachung unbedeutend ist, hat einen trockenen bis feuchten, quecken wüchsigen Sand. Die Ackerkrume hat eine Tiefe von 12 17 cm. Der Untergrund besteht aus Sand und Thon, in grösserer Tiefe. Den Wiesen- boden bildet eine 60 95 cm mächtige Schicht von humosem, anmoorigem Sand, dann folgt hellgefärbter Sand, gelber Lehm und endlich Braun- kohlenthon.

Die ausgedehnten 2- und 3 schürigen Wiesen liefern gutes und nahr- haftes Futter und kompensieren die im allgemeinen schlechte Beschaffenheit des Ackerlandes. Das letztere ist durch Aufforstung vermindert worden. Die 55 ha grossen Holzungen schliessen 30 50 jähriges Stangenholz und junge Schonungen ein Laub- und Nadelholz; sie liefern nur für die eigene Wirtschaft das nötige Schirr- und Brennholz. Waldstreunutzung vermeidet der Besitzer selbst in stroharmen Jahren, soweit irgend möglich, und sam- melt für solche knappe Zeiten Strohreserven an. anstatt das in einem Jahre übrigbleibende Stroh zu verkaufen. Der Hofraum ist teilweise befestigt, nicht aber ein Stück Feldweg. Die Gebäude sind bis auf eine Scheune massiv; die Viehställe sind nicht gewölbt, sparsam in stand gehalten und zum Liegenlassen des Düngers eingerichtet. Die Arbeiterwohnungen sind neu, desgleichen die Einfriedigung der vorhanden gewesenen Düngerstätte. Die Schmiede ist in der eigenen Stärkefabrik untergebracht, in der wohl die selbst gewonnene Kartoffelernte verarbeitet wird, deren Betrieb aber namentlich auf Zukauf berechnet ist. In der einen Campagne wurden z. B. 430 Waggons, ein anderes Mal 250 Waggons ä 10000 kg Kartoffeln

290 Bhasb:

als Rohmaterial verbraucht. 250 kg Kartoffeln liefern durchschnittlich 100 kg Reibsei, die fast sämtlich als nicht zu verachtendes Futtermittel der eigenen Wirtschaft verbleiben. Die Dampfziegelei gehört einer Aktiengesellschaft: der Kittergutsbesitzer ist als ihr Direktor mit der Hälfte aller Aktien beteiligt.

Die Landarbeiter werden zugleich in der Stärkefabrik und Ziegelei zur Aushilfe beschäftigt, die 5 Gespann Ackerpferde in arbeitsfreien Zeiten durch Ziegel-, Kartoffel- oder Stärke- und Kohlenfuhren ausgenutzt. Die grosse Nähe eines in mächtiger Entwickelung begriffenen Industrieortes, wie y, hat eine fortschreitende Lockerung des früher besseren Arbeiterver- hältnisses zur Folge, weshalb über zunehmenden Arbeitermangel, höhere Lohnansprüche und schlechter gewordene Leistungen seitens des Besitzers viel geklagt wird.

Das tote Inventar genügt bescheidenen Ansprüchen; ich habe z. B. eine brauchbare Drillmaschine gesehen, Schälpflüge, 1 scharige Saatpflüge, Pferderechen, eine in Ordnung gehaltene starke Wagenfahrt und anderes mehr.

Die Viehherde besteht aus 1 Oldenburger Bullen, 34 Holländer Kühen, 25 35 Stück Jungvieh unter 2 Jahren und 18 Ochsen eigener Aufzucht, darunter 10 gebrauchsfähige Arbeitsochsen. Der Viehbestand entspricht seiner Ausdehnung und Zusammensetzung nach den jeweiligen Futterver- hältnissen und namentlich dem stärkeren oder schwächeren Betriebe der Stärkefabrik. Im Winter werden täglich 600 hg frische Biertreber ä 0,90 Mk. pro 50 kg und im Sommer täglich 300 kg ä 0.80 Mk. durch eigenes Ge- spann herangeholt, dazu ungefähr 10000 kg Weizenschale und ebensoviel Mais gekauft; er wird mit selbst geerntetem Hülsenfruchtgemenge und Lupinen geschroten. Dieselbe Mühle des Hofes benutzen die kleineren Besitzer des Ortes und der Nachbarschaft, um ihr Brotgetreide mahlen zu lassen gegen das hierbei gewonnene Futtermehl.

Die Milch wird direkt in y für einen Preis von 13 Pf. pro Liter ver- kauft, die Butter durchschnittlich für 2,40 Mk. pro Kilogramm.

Die Felder werden einheitlich bewirtschaftet, ohne Unterschied ihrer Entfernung vom Hofe. Es lässt sich keine ein für allemal festgelegte Frucht- folge innehalten, weshalb der Besitzer sich darauf beschränkt, für jedes Wirtschaftsjahr einen Bestellungs- und Düngungsplan zu entwerfen. Die Hauptfrüchte, weil die sichersten, sind Winterroggen und Kartoffeln mit einem Anbaugebiet von etwa 1/B bezw. Vs der gesamten Ackerfläche. Un- gefähr V5 wird mit Hülsenfruchtgemenge bestellt, es besteht aus: Gerste, Hafer, Sommerroggen, Wicken und Erbsen. Der übrigbleibende Teil trägt gelbe Lupinen zur Gründüngung und Reife, Serradella zur Samengewinnung, etwas Raps, amerikanischen Pferdezahnmais, Kunkel- und Mohrrüben.

Die Stallmistdüngung kehrt in einer Stärke von 5 Fudern pro 1li ha meistens alle 2 Jahre wieder; er wird verwendet zu sämtlichen Hackfrüchten, zu Raps, Mais und auch zu Roggen soweit er reicht, Kalk wendet man niemals an und künstliche Düngemittel nur auf den zur Bewässerung eingerichteten Wiesen, pflegt aber gelbe Lupinen als Jahres- oder Stoppel-

Einfluss der Verschuldung Ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 291

fruchte., wie Serradella zur Gründüngung für den nachfolgenden Winter- roggen zu bestellen.

Der Kleebau ist beschränkt oder unterbleibt gänzlich, weil die Wiesen allein in normalen Jahren mehr Futter liefern, als ein nennenswerter, wenn nicht starker Viehbestand angemessen verwerten kann.

Die übliche Feldbestellung will ich noch mit zwei Worten berühren: Zur Saat wird durchschnittlich 12—17 cm tief gepflügt, die Stoppel flach umgebrochen ; Boggen und Gemenge werden gedrillt und geeignete Kartoffel- sorten, nämlich Richters Imperator, Cimbals Massenkartoffel und „Erste von Frömsdorf" ausgewählt und angebaut.

Die nahe der Stärkefabrik liegenden und 38 ha grossen Wiesen sind zur Bewässerung eingerichtet und werden in folgendem 3jährigen Turnus behandelt und gedüngt: 1. Berieselung durch die Abwässer der Stärke- fabrik, 2. Düngung mit 600 leg Kainit und 400 kg Thomasphosphatmehl pro Hektar (L.-D.) und 3. ; die übrigen Wiesen werden alle 2 oder 3 Jahre mit Kompost gedüngt. Der durchschnittliche Heu- und Grummetertrag der Bewässerungswiesen erreicht das hohe Quantum von 8000 kg pro Hektar. Alljährlich wird für 1500 2000 Mk. Gras zu lohnenden Preisen parzellen- weise „auf dem Halme" meistbietend verkauft. Es wird m. E. sparsam gewirtschaftet, und dies mit Recht, wenn man die vorliegenden Boden-, örtlichen, Arbeiter- und Schuldverhältnisse in Erwägung zieht (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310).

Auch die untersuchten Bauerngüter zeigen deutliche Unterschiede in der Art ihrer Bewirtschaftung. Es würde aber zu weit führen, die Dar- stellung keineswegs fördern, wollte ich von jeder der 34 besuchten Besitzungen eine kleine Skizze entwerfen in derselben Weise, wie es bezüglich der 17 Rittergüter in vorstehendem geschehen durfte. Diese oder jene unver- kennbare Abweichung im Betriebe der verschiedenen Bauernwirtschaften erscheint mir indessen nicht so wichtig und entscheidend, als dass ich sie einzeln aufzählen, auf ihre Ursache und Wirkung des näheren eingehen sollte. Nach meiner Auflassung handelt es sich nicht um technische Einzel- heiten, sondern vielmehr um das allgemein Bestehende und Zutreffende. Daher werde ich sämtliche besuchten Bauerngüter zusammenfassen und nun ihre Bewirtschaftung im allgemeinen mit ein paar Strichen zu zeichnen mich bemühen.

Ich werde diese 34 Bauernwirtschaften nach ihren Bodenverhältnissen und damit zugleich nach ihrer Lage unterscheiden und gruppieren: Die 1. Kategorie enthält alle (12) Besitzungen südlich der Kreisstadt, die 2. um- fasst alle (22) Besitzungen nördlich derselben (vergl. das statistische Material auf Seite 255, 258 u. 259 und die Ausführungen auf Seite 262). Gemeinsam ist der Gruppe 1 und 2, dass die Feldlage und das Wegenetz aller Be- sitzungen für ihre Bewirtschaftung gleiche Vorteile zu bieten vermögen. Die Gehöfte liegen zu beiden Seiten der Dorfstrasse; von jedem Bauern- hofe aus erstrecken sich die Felder ohne jede Unterbrechung in einem langen,

292 Khasp:

allerdings oft schmalen Streifen, mit dem Feldwege in der Glitte, bis zur Gemarkungsgrenze.

Dass 2. die grossen und mittleren Bauern in der Regel besser, intensiver wirt schaften, als die kleinen Bauern, Grossgärtner und Stellenbesitzer. Jene sind vermöge ihres grösseren Besitzes in der Lage, mit Pferden oder Ochsen ihren Acker ohne Unterschied tiefer zu pflügen und besser zu bestellen, als es hier mit einem schwachen Pferde oder 2 Milch- und Zugkühen ge- schehen kann. Der grössere und dabei genügend kapitalkräftige Besitzer kann z. B. drillen, mehr Düngestoffe und Futtermittel beziehen, als der „kleine Mann", Maschinen, z. B. eine Centrifuge oder ein Butterfass mit Rührwerk kaufen und nutzbringende Einrichtungen treffen, die einen grösseren Besitz voraussetzen. Um Handelsgewächsbau in Verbindung mit Spaten- kultur erfolgreich in treiben , ist der Besitz eines kleinen Bauern z. B. wieder zu gross und überdies für solche Produkte keine entsprechende Verwertung.

Sämtliche Bauern stimmen 3. darin überein, dass die „Nichtver- schuldeten" im allgemeinen mindestens ebenso tüchtig und intensiv wirt- schaften, als ebenso fleissig und vorwärts strebend gelten, als ihre „ver- schuldeten " Berufsgenossen.

4. Der Bauer ist in der Hauptsache Produzent und Konsument in einer Person; seine übrigbleibenden Erzeugnisse sucht er auf dem lokalen Markte so vorteilhaft wie nur möglich zu verwerten. Mögen die Welt- marktpreise hoch oder niedrig stehen, immer besitzen seine Produkte für ihn den gleichen Gebrauchswert. Getreide verkauft der Bauer im Ver- hältnis zur Anbaufläche und deren Erträgen auffallend wenig, weil ihm die Preise zu niedrig erscheinen, und er 2. alle marktfähigen Erzeugnisse, so- weit sie zur Wirtschaftsführung nicht unbedingt gebraucht werden, mit Vorliebe durch eine ausgedehnte Viehzucht und -haltung höher zu verwerten sucht, und zwar um so mehr, als auf diesem Gebiete seine Frau meistens viel voraus hat.

5. Wenn endlich die Ernteerträge der Bauernwirtschaften gegen die der meisten Rittergüter zurückstehen, so beruht dies vor allen Dingen auf der Eigenart des kleinen und mittleren Grundbesitzes. Der Bauer pflügt 5 oder 8 cm flacher, um seine jungen Pferde zu schonen, die er mit Ge- winn verkaufen will. Er weiss sein Vieh ungleich mehr zu schonen, als es fremde Knechte zu thun gewohnt sind. Er kann nicht für jeden einzelnen Zweck Specialgeräte sich anschaffen, die Anbaumethoden ins Unendliche verbessern, Düngungs- und Anbauversuche dauernd anstellen und anderes mehr. Der Rittergutsbesitzer pflegt seine Erträge in Mass oder Gewicht auszudrücken. Der Bauer weiss wohl, wie viel Samen er auf jedem Acker- stücke braucht, ob er viel oder wenig geerntet hat, vermag aber sichere und zuverlässige Angaben nicht zu machen (vergl. die Ernteerträge auf Seite 309 u. 310). Für 10 Besitzungen der Gruppe 1 gilt folgendes (vergl. das statistische. Material auf Seite 258—259, No. 1—8, 10 und 11): Der Boden trägt Rotklee mit grosser Sicherheit, Hafer, Gerste und Weizen.

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 293

Roggen wird, um Lager zu verhüten, meist in 2. Tracht gebaut; für Kartoffeln

ist der Boden in einzelnen Lagen beinahe zu schwer und bindig. Hülsen- fr uchtgemenge zur Grünfütterung, Runkelrüben, Möhren, Kohlrüben, AVasser- rüben in der Roggenstoppel und Grünmais werden in einer Ausdehnung gebaut, wie es die eigene Wirtschaft verlangt.

Eine vielfach übliche Fruchtfolge bildet folgender 6 jähriger Umlauf: 1. Rotklee. 2. Weizen, gedüngt, 3. Roggen mit Serradella-Untersaat oder Wasserrüben als Zwischenfrüchte, 4. Hafer, 5. Kartoffeln und Runkelrüben, stark gedüngt, 6. Gerste oder Hafer (Weizen oder Roggen) mit Klee-Ein- saat. Einige haben nur 5 Schläge, dann fällt 4. Hafer weg. Von der Winterung ist meistens 5/6 Roggen und 1/G Weizen, von der Sommerung 4/g Hafer und Vs Gerste, von Hackfrüchten 2/l3 Kartoffeln und 1/3 Rüben.

In 6 Jahren wird der Acker meistens 2 mal stark gedüngt; infolge- dessen ist der Boden mild, locker und in „alter Kraft". Man verwendet auch Kainit, Thomasphosphatmehl und Guano in dauernd steigendem Masse. Wiederholt habe ich blaue oder weisse Lupinen im Gemisch mit Wasser- rüben als Stoppelfrüchte zur Gründüngung angebaut gesehen. Das Kalken des Ackers ist dagegen geradezu gefürchtet; mehr wie einmal habe ich gehört: „der Kalk macht wohl reiche Väter, aber arme Kinder".

Das alte und allmählich unbrauchbar gewordene Ackergerät ver- schwindet immer mehr; oft habe ich bei den Bauern 3- und mehrscharige Schälpfiüge gesehen, eiserne Tiefkulturpflüge oder Wendepflüge für bergiges Gelände, z. B. in Z und S, eiserne Eggen, Grubber und Walzen, Pferde- rechen, in einem kleinen Orte z. B. 4 Drillmaschinen, 3 Centrifugen etc.

Der von Natur kräftige Lehmboden ist ertragreich, wrenn und wo er systematisch drainiert ist, was auch meistens geschehen ist oder zur Aus- führung gebracht wird. Der Bauer ist längst überzeugt von der Bedeutung einer tiefen und rechtzeitigen Bearbeitung des Bodens, von richtiger Aus- wahl anbauwerter Sorten, Konservierung des Stallmistes und dergl. mehr. Wenn er nun der Verbesserung fähige Mängel nicht beseitigt, also entgegen seiner Überzeugung handelt oder hierzu gezwungen wird, so ist er in der Regel nicht kapitalkräftig genug.

Die Gebäude sind fast überall massiv und in gutem baulichen Zustande. Der eine hat in letzter Zeit noch sein Wohnhaus untermauert, den Kuh- stall gewölbt, glasierte Thonkrippen gekauft; der andere hat ein Ausgedinge- haus, einen Schweinestall oder eine Scheune neu gebaut, und beide haben ihren Besitz nach Kräften zu verbessern sich bemüht.

Mit Stolz und Selbstbewusstsein sieht jeder Bauer auf seinen grossen und für seine Verhältnisse wertvollen Viehbestand. Bauer x hält z. B. bei einem Besitz von 40 ha Acker 15 Kühe, 5 Stiere, 10 Stück Jungvieh, 12 Schweine und 4 Pferde; Bauer y auf 22 ha Gesamtfläche 6 Kühe, 2 Bullen, 3 Stiere, 2 Zugochsen, eine Kalbin, 6 Schweine und 2 Pferde; Bauer z auf 19 ha Fläche 4 Kühe, 7 Stück Jungvieh, 4 Schweine und 2 Pferde. Überall habe ich sämtliches Vieh gut genährt gefunden und gesehen, dass jedem einzelnen Tiere grosse Sorgfalt und Aufmerksamkeit gewidmet wird. Es

294 Brase:

hat seinen guten Grund, wenn gerade die .Tungviehzucht ihrem Uni- fange nach gegen jede andere Art der Xutzviehhaltung in kleinen und mittleren Wirtschaften hervortritt. Die Bäuerin pflegt Kälber und Ferkel, als wären sie ihre Kinder.

Die Verwertung aller Erzeugnisse einer Bauernwirtschaft ist im all- gemeinen folgende: Klee, andere Futterpflanzen und Wurzelwerk wie sämt- liches Heu, Stroh und Kaff wird verfüttert, desgleichen die Kartoffeln, so- weit sie nicht im Haushalt und zur Saat ihre Verwendung finden. Das Brotgetreide wird gemahlen und die Kleie als Kraftfutter zurückgenommen; das geringe Korn („2. Sorte") wird geschroten und der Hafer verfüttert. Die Milch wird verbuttert und die übrigbleibende Butter auf den nächsten Markt gebracht. Durch Menge und Art aller Abfälle der Milchwirtschaft, Küche und Haushaltung wird die Schweinehaltung erst bedingt und ihr Umfang bestimmt. Diese wieder liefert der Bäuerin Fleisch und Speck während 3/4 des Jahres. Demnach bleibt zum direkten Verkauf nicht mehr übrig, als einige Wispel Koggen, Weizen und Gerste, 2 oder mehrere gemästete Schweine, je nach der Grösse der Wirtschaft und ihren Futterverhältnissen, junges und ausgemerztes Vieh.

Mit 2 Ausnahmen von der Regel fahre ich fort:

1. Der Bauer K hat im Jahre 1886 ein 93 ha grosses Gut mit einem Grundsteuer-Reinerträge von 2 376 Mk. für 100 000 Mk. gekauft; er hat 15 000 Mk. bar angezahlt und 85 000 Mk. als Restkaufgeld eintragen lassen. Die landschaftliche Taxe lautet auf 101438 Mk., der „gemeine Wert" be- trägt 101000 Mk. Die Gebäude endlich sind mit 43 000 Mk. versichert (vergl. das statistische Material auf Seite 258 und 259, No. 9). Der Boden dieses zu 85 % verschuldeten Besitzes ist ein strenger Lehm in Ackerkrume und Untergrund ; in grosser Tiefe liegt Kies, der hier und da an die Ober- fläche kommt. Thon und Lette finden sich nesterweise überall und er- schweren die ohnehin schwierige Feldbestellung. Der schwere Boden im toupierten Terrain verlangt eine starke Anspannung, das Zugvieh wiederum ausreichende und kräftige Ernährung; das Ackergerät soll diesen Bodenver- hältnissen entsprechen und mit vielen Kosten unterhalten werden. Ich habe Schäl- und Saatpflüge gesehen, eine Drillmaschine, Breit-Dreschmaschine mit Göpel, Viehwage und dergl. mehr.

Es werden 4 Arbeiterfamilien gehalten, 5 ledige Knechte und 4 Mägde. ,.Die Arbeitskräfte sind knapp und nur mühsam zu beschaffen gegen hohe Mäklergebühren, schweres Geld und allerlei Versprechungen. Die Leistungen sind schlechter, die Löhne viel höher als je; sie werden beinahe ins Un- endliche geschraubt. Früher war Zufriedenheit, heute ist keine Zufriedenheit".

Der in Rede stehende Besitzer hat seine Gebäude zum Teil erst nutz- bar gemacht, den alten Schafstall zur Scheune umgebaut, Federvieh- und Schweineställe, eine Mägdestube und ein Haus für 4 Arbeiterfamilien neu gebaut, das alte Ausgedingehaus abgebrochen, auf dem frei gewordenen Platze einen Gemüsegarten angelegt, eine alte Scheune vergrössert und dergl. Änderungen getroffen.

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 295

Er hat Privatwege gebessert, seine Acker teilweise drainiert, Kalk angewendet, allerdings mit Misserfolg-, und pflegt alljährlich Düngemittel zu beziehen, soweit seine Mittel reichen.

Die Schafhaltung hat man abgeschafft, das Kindvieh aber verbessert und der Zahl nach vermehrt. Die ganze Herde besteht aus nur 10 Kühen, weil 1 l frische Milch nicht mehr als 8 Pf. einbringt, aus 16 kräftigen, rot- bunten ochsen, zum Teil eigener Aufzucht, die abwechselnd arbeiten, aus gekauften und selbst gezogenen Bullen, jungen Stieren und Kalben zur Mast. Der Mastbetrieb wirft, genau gerechnet, auch keinen hohen Gewinn ab; nur wird viel und kräftiger Dünger produziert, der im Tiefstalle liegen bleibt und auf einer rationellen Düngerstätte mit Moorerde bis zu seiner Verwendung durchschichtet wird.

Starke Stallmistdüngungen und tiefe, zweckentsprechende Bodenkultur zur rechten Zeit gelten als kräftige Hebel und geeignete Mittel zur Er- langung der höchst möglichen Erträge von solchem starren und widerspenstigen Boden. Die Fruchtfolge bildet ein 6 jähriger Umlauf, nämlich: 1. Rotklee, 2. AVeizen, ged., und Roggen, 3. Roggen und Hafer, 4. Hafer und AVickge- menge, 5. Kartoffeln und Grünzeug, ged., (3. Hafer oder Gerste mit Klee- einsaat.

Der Besitzer steht in der Fülle seiner Jahre und ist vor allen Dingen intelligent, sparsam und unternehmend.

2. Der Landwirt G hat vor 2 Jahren eine Sclioltisei gekauft (vergl. das statistische Material auf Seite 258 und 259, No. 34).

Der Boden des in Rede stehenden Besitzes wechselt vielfach; in der Hauptsache ist es ein sehr schwerer, strenger, starrer und widerspenstiger Lehm ohne jegliche Kultur im coupierten Terrain. Der Boden ist durch einen der vielen Vorbesitzer so misshandelt, gekalkt worden, dass er aus wahrer Armut keine nennenswerten Ernten zu liefern vermag, wenn nicht zuvor stark mit Stallmist gedüngt wird. Teilweise ist der Acker derart verwildert, dass ich die Kulturart nicht erkennen konnte. Wenn auch die Feldlage günstig ist, so sind in Rücksicht auf Boden, Kulturzustand und Lage die Produktionskosten hoch und die Ernten in hohem Grade unsicher ; mehr wie einmal hat man nur den Samen wieder gewonnen.

Der neue Besitzer hat zunächst Maschinen und Geräte angeschafft. z. B. eiserne 1- und 2 scharige Pflüge mit Sech, mehrscharige Schälpflüge, Häufelpflüge, Eggen. Grubber, Düngerstreuer, Drillmaschine, Heuwender, Pferderechen, Göpel mit Schrotmühle, Getreide-Reinigungsmaschine, Kartoffel- wäsche, Klee-Sortiercylinder, die vorhandenen Gebäude in stand gesetzt, einen Geräteschuppen neu gebaut, verraste Äcker umgebrochen und von neuem urbar gemacht, drainiert, Gräben angelegt und geräumt, Original-Saatgut eingeführt, den Zwischenfruchtbau aufgenommen, den Nutzviehstapel um die Hälfte vermehrt, bayerische Zugochsen gekauft, Jungvieh- und Schweinezucht angelegt; er pflegt Lupinen und Gras einzusäuern, Baumwollsaatmehl. Fleisch- futtermehl und Mais, wie künstliche Düngemittel zu beziehen. Eine solche Unternehmungsluft verdient an sich nur grosse Anerkennung. Ob sich in-

296 Bbase:

dessen ein so hoher Wirtschaftsaufwand bezahlen wird, das möchte ich sehr bezweifeln. Binnen 2 Jahren sind nicht weniger als 20 000 Mk. zur Hebung des Gutes verwendet worden, also 344,82 Mk. pro Hektar. Um soviel ist der zu ä/B verschuldete und zu hoch bezahlte Besitz teurer geworden, gleich wenn G eine neue Hypothek aufgenommen hätte. Rechnet man dieses ver- brauchte Kapital von 20 000 Mk. Zins auf Zins, die baren Ausfälle in den Wirtschaftseinnahmen während 2 Jahren, addiert man die fortlaufend grösseren Wirtschaftsausgaben und sieht demgegenüber keinen wesentlichen Erfolg von allen jenen Verbesserungen und Reformen, so erscheint mir das ganze Unternehmen aussichtslos.

Wie sehen nun die Besitzungen in der zweiten Gruppe aus? (vergl. das statistische Material auf Seite 258 und 259, No. 12—17 und 19—33).

Der Boden ist zum Teil ein steriler, humusarmer, trockener und loser Sand bis Flugsand, zum Teil ein nasser und kalter, anmooriger und quecken- wüchsiger Sand. Der trockene Boden bedarf während der kurzen Vege- tationsperiode oftmals schwacher Regenfälle; der nasse wieder sollte ent- wässert werden, was fast unmöglich ist. Er leidet daher in vielen Orten an stauender Nässe, weil der Grundwasserstand sehr hoch ist, Druck wasser zuströmt und, weil es dem Boden an der nötigen wasserfassenden Kraft fehlt -- nach 1 oder 2 Regentagen schwimmt der Böden völlig: alles ist ein Teich. Dazu fehlt es an ausreichendem Gefälle, weil das flache Gelände beinahe in der Wage liegt. Spätfröste im Frühjahr, Regenperioden und schneereiche Winter schaden hier weit mehr als anderswo. So kommt es, dass der Boden in schmalen, (5 Furchen breiten Beeten mit hohen Rücken 10—13 cm tief gepflügt wird. Den hölzernen und primitiven Pflug zieht 1 kleines abgetriebenes Pferd oder 1 schwaches, halb verhungertes Kuh- gespann. Von den nassen Böden hat man den hier unbedingt erforderlichen Beetbau auch auf den trockenen Sand nach hergebrachter Gewohnheit über- tragen, wo es nicht nötig, sondern vielmehr schädlich ist.

Die Hauptfrucht bildet der Winterroggen, weil er unter solchen Ver- hältnissen allein die lohnendste und sicherste Frucht ausmacht. Die Hälfte der Ackerfläche wird überall mit Roggen bestellt, wenn nicht sogar 2/3 oder 3/4. Kurzes Stroh, dünne Halme, taube Ähren und flache Körner sind dann die unausbleiblichen Folgen eines solchen übertriebenen Getreidebaues. Der arme Bauer würde indessen anders verfahren, einen passenden Fruchtwechsel eintreten lassen, wenn nur die Auswahl der unter solchen Boden-, örtlichen und klimatischen Verhältnissen gedeihenden Gewächse nicht in hohem Grade beschränkt, und überdies ihr Ertrag zunächst und vor allen Dingen ab- hängig wäre von des Himmels Gunst. Der Rest vom Ackerareal trägt Sommerung: Roggen, Hafer oder Gerste; Hackfrüchte: Kartoffeln, Runkel- rüben und Wracken, einige Dämme Mohrrüben und Kraut und endlich Futter- pflanzen, das sind Rotklee, Wasserrüben, Serradella, Mais und Spörgel. Der eine sät wohl ein Beet Lein oder Buchweizen, der andere einen Streifen Erbsen, Wicken und Lupinen oder Wintergerste. Man hält in der Regel mehr Vieh, als den armseligen Futterbeständen entspricht. Es fehlt oft an

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 207

Futter und an Einstreu. Der Boden ist vielfach nicht kleefähig, und sein Geraten immer zweifelhaft. Wasserrüben, Serradella, Mais und Spörgel liefern^ erst im Herbst ein bescheidenes Grünfutter, weshalb man in den Zwischenzeiten das Vieh au Wegen, Rainen, in der Dorfaue, auf den Stoppeln, kraftlosen Wiesen und Weiden hütet. Roggenkleie ist das einzige Kraft- futtermittel, das nur den milchenden Kühen in kleinen Mengen zu gute kommt. Im Winter wird das viele Vieh notdürftig ernährt mit Stroh, Spreu, Überkehr, wenig Wurzelwerk und saurem Heu. Das Futter ist zu allen Zeiten knapp und schlechter Beschaffenheit, das eisenreiche Trinkwasser in mehreren Orten gesundheitsschädlich. Infolgedessen ist da's Vieh klein, mager und rauh im Haar, wenn nicht verkommen und verhungert im engen, dunklen Stall. Daher darf man keine rechte Nutzung verlangen, nicht viel und kräftigen Dünger erwarten.

Gedüngt wird zu jeder Frucht, aber homöopathisch. Diese schwachen und unzureichenden Düngungen durch Ankauf von Kainit, Thomasmehl, Guano oder Chilisalpeter zu ergänzen, ist unmöglich. Von einem kranken Manne darf man Kraftleistungen billigerweise nicht verlangen. Nächst den nötigen Mitteln würde es an Anleitung und Erfahrung mangeln. Kalk wendet der Bauer niemals, Gründüngung nur vereinzelt an. Reicht der Stalldünger nicht aus, dann wird der Roggen auch in 2. Tracht gebaut. Die Feldbestellung ist beispielslos einfach und dennoch mühsam ; man breitet den aufgebrachten Dünger, sät mit der Hand 2/3 oder 3/4 des Samens, pflügt darnach, sät nunmehr das letzte Drittel oder Viertel oben auf und eggt mit einer selbst gezimmerten Egge ab. Der Roggen wird periodisch, nach und nach bestellt, weil es am nötigen Dünger fehlt. Samenwechsel würde sich wohl bezahlen; das und anderes unterbleibt mangels Kapitalkraft. Was Geld kostet, vermeidet der Bauer grundsätzlich, wenn anders er weiter bestehen will. Er drischt sein Getreide nach altem Brauch mit dem Flegel aus, wurft mit der Hand oder siebt den ganzen Unrat ab. Einige besser situierte Besitzer haben sich neuerdings eine kleine Göpel-Dreschmaschine zugelegt. Das Stroh ist vor allen Dingen als Futtermittel gerechnet, während es mehr (vornehmlich) unter den Leib der Tiere gehören möchte. Nun soll Häcksel geschnitten, die Kartoffel- oder Rübenmiete mit Stroh einge- deckt, das schlecht gewordene Strohdach ausgebessert, das wenige Heu, um möglichst lange damit zu reichen, mit Stroh gemischt werden, so dass zur Einstreu bei den schwachen Strohernten nichts oder verschwindend wenig- übrig bleibt. So kommt es, dass die übliche Waldstreunutzung zur Regel geworden ist. Hackstreu giebt es nicht mehr, sondern nur noch Nadelstreu, die man alljährlich dem Waldboden zu entziehen pflegt. Das hat wieder zur Folge, dass auf dem armen, geplünderten Sande die wenigen Kiefern erst recht kümmern, und dass es trotz der ausgedehnten Forsten an Bau- holz fehlt, wenn die altersschwachen und unzähligemal geflickten Gebäude endlich einzufallen drohen. Bauen können selbst die kapitalkräftigeren Be- sitzer nicht: es fehlt an Feldsteinen, an Kies, Lehm, Holz, endlich und namentlich an Geld. Der eine ist genötigt, selbst das Brenn- und Schirr-

298 Bkase:

holz für den eigenen Bedarf zu kaufen, dem anderen fehlte an ausreichen- den Wiesen, oder sie sind Überschwemmungsgefahren ausgesetzt. Alles ist knapp. Der beklagenswerte Landmann in dieser traurigen Gegend quält und müht sich mit seiner oft grossen Familie von früh bis spät, einen Tag wie den anderen; seine schwielige Hand und das magere Gesicht zeugen nur von schwerer und rastloser Arbeit. Er ringt um seine nicht beneidens- werte Existenz, kämpft mit Kummer und »Sorgen und fristet sein Leben; er strengt sich mit aller Gewalt an. um die fälligen Zinsen und Steuern, so lange wie nur möglich, aufzubringen, und fürchtet, endlich doch absterben zu sollen. Zu durchgreifenden Verbesserungen fehlen jegliche Mittel; sie allein würden zu helfen vermögen und dahin führen, dass eine solche, von Natur arme Scholle Land sicher ertragsfähig wird und ihren Wirt besser ernähren möchte. Die aufgezählten wirtschaftlichen Mängel treten um so schärfer hervor, je schlechter der Boden und je grösser die Verschuldung ist,

Von diesen 22 Besitzungen in Gruppe 2 bildet nur die Scholtisei in R eine erfreuliche Ausnahme (vergl. das statistische Material auf Seite 258 und 259, No. 18). Der Boden ist zum Teil ein trockener bis dürrer, weisser Höhen- sand, nährstoff- und humusarm und scheinbar nicht meliorationsfähig, zum Teil ein frischer bis nasser, schwarzer Niederungssand, der mangels Gefälle sich nicht drainieren lässt. Der trockene Sand ist allmählich in Kultur gebracht worden, die früher gänzlich fehlte, durch die abwechselnde Be- stellung von gelben Lupinen zur Gründüngung und Winterroggen. Für Kartoffeln wäre der Boden schon zu leicht. Der betreffende Besitzer ver- wendet Kainit und Thomasphosphatmehl „im grossen", verbindet auf den ganz leichten Böden besagte Gründüngung mit einer schwachen Stallmist- gabe, pflügt tiefer und besser, als man früher es zu thun pflegte, walzt den Boden viel und eggt wenig und drillt im September eine passende Roggen- sorte ein. Auf diese Weise ist jene arme Scholle Land feuchter, humoser, kräftiger und daher ertragsfähig geworden. Als Beweis für die wirtschaft- liche Einsicht des Herrn R führe ich nur seine Versuche mit Kalken und Bodenimpfung an.

Der frische bis nasse Niederungssand wird 1. mit Kartoffeln bestellt in starker Stallmistdüngung; den besten Acker schält man zum Anbau von Mais. Möhren und Kunkelrüben heraus. Die Rübendüngung besteht aus Kainit, Thomasmehl, 2 Stallmistgaben, Jauche und Chilisalpeter. Der „Pflanz- acker" wird gehörig gelockert und für die folgende Bestellung mit allen möglichen Geräten zweckentsprechend vorbereitet. Auch die Methode des Kernelegens ist üblich. Das schädliche „Blatten" der Rüben vor ihrer Ernte, um den ständigen Futtermangel vorübergehend zu beseitigen, unterbleibt hier unter allen Umständen. Nach diesen gedüngten Hackfrüchten folgt 2. Gerste oder Hafer in Kunstdünger mit Klee-Einsaat, 3. Kleegras, ged., 4. Winterweizen, 5. Winterroggen und 6. Sommerung: Hülsenfruchtgemenge. Pferdebohnen, Weizen oder Kartoffeln. Lupinen, Serradella und Wasser- riiben werden zu Futter- und Düngungszwecken als Zwischenfrüchte an- gebaut.

Einflnss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 299

Dass kein Strohmangel herrscht, und die früher unvermeidliche Wald- streunutzung nicht mehr nötig- ist. beweist allein die Thatsache, dass ich eine hohe Miete von Boggenstroh «.»5er Ernte gesehen habe. Der Besitzer hat sich veranlasst gesehen, eine offene Feldscheune (1800 cbm Inhalt), eine massive Scheune im Hofe und einen Kuhstall für 45 Stück Vieh neu zu bauen, eine alte Scheune mit Strohdach in die Höhe zu winden, seinen Pferde- stall auszubessern und dergl. mehr.

Das tote Inventar hat er verbessert und insbesondere vermehrt; ich habe einen 4 spännigen Göpel gesehen, 1 Flöther'sche Stiften-Dreschmaschine, 1 Mayfarth'sche Breit-Dreschmaschine, 1 Haferquetsche, 1 Häckselmaschine. 1 Mais- und Rübenschneidemaschine, Walzen. Schälpflüge, Wende- und Rajol- pflüge, Grubber, Zickzackeggen aus Schmiedeeisen, schwere und leichte Holz- eggen, 1 Drillmaschine und anderes mehr.

Herr R hält 6 starke Ackerpferde, die kräftig genährt und gewissen- haft gepflegt sind. Das Nutzvieh (gelbes bayerisches, schwarz- weisses Holländer, rotbuntes Wilstermarsch und Breitenburger Vieh) ist bester Be- schaffenheit, zum Teil Ausstellungsvieh, das hohen Ansprüchen genügt. Die 43 Köpfe starke Herde umfasst 14 Milchkühe, 4 Bullen und 25 Stück Jung- vieh aller Altersklassen. Der Stall ist vorteilhaft eingerichtet, gross und hell, mit Cementkrippen, Raufen aus Gusseisen und Luftschächten versehen. In Stall und Futterkammer herrscht bis in alle Einzelheiten grosse Ordnung. Das Vieh hat ein reines und trockenes Lager, ist ohne Ausnahme kräftig, aber nicht mastig gefüttert, rationell gehalten und gepflegt. Die Sommer- stallfütterung ist ständige Regel; im Winter wird das Vieh ernährt mit Wiesen- und Kleeheu, Sommerungsstroh, Spreu und „viel" Rüben, mit Weizen- schale. Baumwollsaatmehl und anderen preiswerten Futterstoffen in solchen Mengen, wie sie ein günstiges Mährstoffverhältnis je nach dem Nutzungs- zweck verlangt. Das Vieh ist durch eine hohe Nutzung ausgezeichnet, liefert bei einer solchen Fütterung und Haltung viel und kräftigen Dünger. Der in Rede stehende Besitzer klagt weder über Arbeitermangel, noch über schlechte Leistungen und unberechtigte Forderungen seitens der Arbeiter. Er behandelt sein Personal menschenwürdig, bezahlt es entsprechend seinen Leistungen, verlangt viel, wenn es die Zeit erfordert, und sucht tüchtige Arbeitskräfte sich dauernd zu erhalten.

Herr R erntet durchschnittlich von Getreide 2 3 mal, von Kartoffeln o— 4 mal und von Rüben 6— 8 mal so viel, als alle anderen Besitzer in R, die nach altem Stil wirtschaften und infolge ihrer Schuldverhältnisse nicht anders verfahren können und dürfen. Herr R baut Früchte, die seine Nachbarn mit Erfolg nicht in ihren Umlauf einreihen können, weil es ihrem Boden am nötigen Kultur- und Düngungszustand fehlt. Der betreffende Be- sitzer pflegt wie ein armer Tagelöhner mit seinem Gesinde jeden Tag zu arbeiten; er ist fleissig, mühsam, vorwärts strebend, ist tüchtig und sparsam und besitzt für seinen Stand ein grosses Mass von Überlegung und wirt- schaftlicher Einsicht, Er hat sein Besitztum bar bezahlt und verfügt über Kapitalvermögen. Kapital und Arbeit haben solch schöne Erfolge gezeitigt.

300 Bbare:

Derselbe Bauer wäre nie und nimmer inistunde gewesen, eine „Oase in der Wüste" zu schaffen, wenn all seinen Bestrebungen der finanzielle Hinterhalt als unbedingte Voraussetzung hätte fehlen sollen.

Es liegt nahe, dass der nicht verschuldete Besitzer besser zu wirt- schaften in der Lage ist und thatsächlich auch tüchtiger wirtschaftet, als der verschuldete.

Der Nichtverschuldete bemüht sich, seine Wirtschaft nachhaltig und allseitig zu heben, den Betrieb, soweit möglich, zu verbilligen, die Guts- erträge zu vermehren. Er kann die herrschenden Konjunkturen ausnutzen, alle erforderlichen Rohstoffe und Bedarfsartikel erwerben, seine Produkte verkaufen, wann und wo es ihm am zweckmässigsten scheint. Er kann sich frei bewegen, Schäden abwenden, soweit dies in seiner Macht liegt, participieren. wenn und wo ein Gewinn in Aussicht steht, Vorsorge für spätere Zeit treffen, kurz, operieren, wie er es für richtig hält. Der Ver- schuldete muss sich nach der Decke strecken, seine wirtschaftlichen Mass- nahmen hängen zunächst ab von seinen finanziellen oder, besser gesagt, den Schuldverhältnissen. Wäre er kapitalkräftiger, dann würde er als Land- wirt mehr zu leisten vermögen, für Verbesserung seines Gutes mehr ver- wenden, als dies bisher geschieht, drainieren und kalken, wenn es nötig ist, Düngemittel und Futterstoffe in grösserem Masse beziehen, Samenwechsel eintreten lassen, 1 oder 2 Gespann Pferde oder Ochsen mehr halten, um alle Feldarbeiten zur rechten Zeit beginnen und erledigen zu können, arbeitersparende Maschinen und Geräte kaufen, die Gebäude in stand setzen, wenn es Zeit ist. Er wäre dann nicht mehr materiell gezwungen, jeden Tag von früh bis spät auf die grösstmöglichen Leistungen und An- strengungen seiner Arbeitskräfte mit Strenge zu halten. Er wäre dann in der Lage, sein Personal besser zu bezahlen und mehr zu befriedigen, über- haupt erst tüchtige Arbeiter sich zu suchen. An Wohlfahrtseinrichtungen zu denken, darf man von einem verschuldeten Besitzer nicht verlangen. All das ist dem Verschuldeten versagt und zwar umsomehr, je tiefer er in Schulden steckt, je mehr er um seine Existenz zu kämpfen hat,

Der nicht verschuldete Besitzer kann jahraus jahrein seine Gutserträge voll und ganz zur Hebung seines Guts verwenden, mit Geld wieder Geld erwerben. Der Verschuldete soll erst den Zinsbetrag herauswirtschaften und abführen; was dann in günstigen Jahren etwa noch übrig bleibt, bildet einen bescheidenen und mühsam errungenen Meliorations- und zugleich Eeservefond. Solche kleine Beträge reichen aber entfernt nicht aus, um berechtigte Wünsche erfüllen, durchgreifende Reformen in Angriff nehmen, geschweige denn durchführen zu können, und vor allen Dingen nicht, um mittels zahlreicher Verbesserungen in der kürzesten Zeit eine auf schwachen Füssen stehende Wirtschaft selbständig, unabhängig und ertragreich zu ge- stalten. Alle diese Übelstände treten umsomehr zu Tage, je mehr die Ver- schuldung ihren Höhepunkt erreicht.

fiinflnss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 301

Über Arbeitermangel und seine Folgen wird viel geklagt; zur grossen

Kalamität ist er bei den Landwirten geworden, die. je länger, desto mehr in Schulden geraten sind. Denn 1 Mk. mehr Lohn bewilligen, heisst sein Einkommen um ebensoviel schmälern, das in Form von Zinsen in der Gläubiger Tasche zu fliessen bestimmt ist.

Der nicht verschuldete Besitzer kann die verschiedensten Meliorationen zugleich ausführen; er scheut sich nicht vor einem kostspieligen Werke. dessen Nutzen erst nach Jahren erwartet werden darf.

Der hoch Verschuldete lebt, wie der besitzlose Arbeiter, aus der Hand in den Mund.

Der Nichtverschuldete ist widerstandsfähig, der grosse wie der kleine Besitzer. Es heisst mit Recht, der Bauer ist in Zeiten landwirtschaftlichen Niederganges widerstandsfähiger, als der Grossgrundbesitzer , weil dieser mit fremden Kräften für den fernen Markt zu arbeiten gezwungen ist. Jene Behauptung trifft aber nur zu. solange keine Zinsen aufzubringen sind. Dem Bauern bleibt mindestens der selbst verdiente Arbeitslohn, soweit er nicht durch die Grösse seines Besitzes, oder weil seine Kinder noch klein sind, sich zur Gesindehaltung veranlasst sieht. Hierdurch allein befindet er sich einem Grossgrundbesitzer gegenüber zweifellos im Vorteil. Soll der Bauer erst mal dem Gläubiger seinen Arbeitslohn verpfänden, dann wird er früher oder später bankerott.

Der verschuldete Besitzer ist mehr oder minder anfällig. Folgen mehrere schlechte Ernten aufeinander, brechen dazu noch besondere Un- glücksfälle herein (höhere Gewalt, Feuer- und Hagelschäden, Viehseuchen oder -sterben), sollen Kinder „standesgemäss" erzogen und ausgestattet werden, dann ist die Existenz eines verschuldeten Besitzers nur zu leicht erschüttert, der wirtschaftliche Zusammenbruch eines überschuldeten aber unausbleiblich.

Der nicht verschuldete Besitzer ist in Wahrheit ein freier Mann, der verschuldete ein Zinsknecht. Alles Wissen und Können, alle wirtschaftliche Einsicht und Erfahrung, alle Sorgfalt und Mühe reichen allein nicht aus, wenn es an der nötigen Kapitalkraft fehlt. Wie das Blut in unserem Körper unaufhaltsam rollt, so soll das Geld in jeder gesunden Wirtschaft cirkulieren und nirgends stocken.

Die Herren A, D, S. R wären sicher nicht imstande gewesen, ihre Güter zu den bestbewirtschafteten des Kreises zu erheben, wenn sie bei allem Fleiss und Vorwärtsstreben , bei ihrer hohen Intelligenz nicht zu- gleich vermögend gewesen wären (vergl. Seite 264 271).

Im Bauernstande sieht es nicht anders aus : M z. B. hat seine Scholti- sei mit viel Fleiss und Verständnis, insbesondere aber auch durch aus- reichende Mittel allseitig verbessert und weit über das Niveau einer ge- wöhnlichen Bauernwirtschaft zu stellen gewusst (vergl. Seite 258 und 259, No. 18 und Seite 298—300).

G in S pflegt seinen Gewinn aus der Ziegelei zur Hebung seiner Be- sitzung zu verwenden, namentlich zum Ankauf von Maschinen und Geräten,

Landw. Jahrbücher. XXVIII. 20

302 Brask.

zur Drainage, zum grösseren Bezüge von Futterstoffen, zur Vermehrung und Verbesserung seines Viehbestandes und anderes mehr. Auf diese Weise ist es dem betreffenden Besitzer erst möglich geworden, seinem starren. widerspenstigen Thonboden die nötige Kultur zu gelten und höhere Ertrage abzuringen (vergl. Seite 258 und 259, No. 8).

Das bestbewirtschaftete Bauerngut in H gehört Herrn x, der 14 Jahre lang als Pferdeknecht gedient und später durch Heirat 12000 Mk. erworben hat; er kann schlecht lesen und schreiben, aber desto besser rechnen; er versteht sich insbesondere auf Zinsrechnung, betreibt Ochsen- und Schwarz- viehhandel en gros, ist professioneller Geldverleiher, Agent und Mäkler. Was im Geschält bar verdient wird, kann der Wirtschaft zu gute kommen. Kr würde von den Gutserträgen selbst bei der grössten Anstrengung keine Drillmaschine, Tiefkultur- und Schälpflüge kaufen, teures Saatgut, Kraft- futter- und Düngemittel in so grossem Massstabe beziehen, einen Stall für 56 Haupt Rindvieh von Grund auf massiv bauen und solches Zugvieh halten können, wie ich es gesehen habe. Vermöge seiner Kapitalkraft ist x in der glücklichen Lage, seinem Boden eine viel bessere Kultur ange- deihen zu lassen, als die übrigen Bauern im Hauptberuf (vergl. Seite 258 und 250, No. 16).

In G bezieht ein Bauer, der früher in Berlin als Schutzmann fungiert hat. eine jährliche Rente von 900 Mk., die er nicht etwa vergeudet, sondern zur Ver- besserung seines Besitzes Jahr für Jahr verwendet (Mitteilung des Graf von Z.).

Diese Beispiele sollen genügen; sie zeigen, welche befruchtende Wirkung zufliessende Kapitalien auszuüben vermögen.

Die Folgen des Kapitalmangels kann ich an folgendem krassen Bei- spiel illustrieren: S würde drainieren, seinem Boden Kalk und andere Dünge- mittel ausreichend zuführen, tiefer pflügen, alle Früchte zur rechten Zeit bestellen, das Arbeitsvieh vermehren und besser ernähren, den Zwischen- fruchtbau einführen, Kraftfuttermittel für seine Herde in grösserem Masse kaufen, als dies jetzt geschehen darf; er würde sich einen tüchtigen Be- amten halten, wohingegen nur 3 Volontäre ihn unterstützen sollen, er möchte seinen alten und nicht mehr tauglichen Förster und Gärtner durch eine junge Kraft ersetzen, seine Arbeiter besser bezahlen und ihre Wohnungen in stand setzen, wenn seine Vermögensverhältnisse nur bessere wären (vergl. Rittergut n, Seite 282 285). Genau so verhält es sich mit den übrigen kapitalschwachen Gutsbesitzern und Bauern (vergl. Rittergut h, Seite 275 bis 277. Rittergut k, Seite 279—280, Rittergut r, Seite 289—291, Bauerngut No. 5, 17, 19, 22 und 34, Seite 258 u. 259). Der Gläubiger fordert seine Zinsen und fragt nicht darnach, ob der Bauer z. B. vor einem herannahenden Termine seine Schweine zu verkaufen gezwungen wird, wo sie gerade im Preise niedrig stehen, wo er noch über grössere Futterbestände verfügt, die Schweine im Gewicht noch zunehmen.

Wenn nun ein vermögender Besitzer nicht so intensiv wirtschaftet, wie es geschehen könnte, und nicht die höchst möglichen Erträge heraus- zuziehen sich bemüht, so darf man nicht etwa denken, dass er nachlässig

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 303

oder sogar faul und träge geworden sei. weil ein materieller Zwang nicht vorliegt.

H hat z. B. ti . fahre lang, entgegen der durch schlechte Boden- und Absatzverhältnisse gegebenen ungünstigen Lage, eine intensive Feldwirt- schaft mit scheinbar gutem Erfolge betrieben, sich aber nach und nach über- zeugt, dass den zweifellosen Nutzen nur der Düngerhändler gehabt hat. So ist er schliesslich zu einer extensiven Weidewirtschaft zurückgekehrt (vergl. Rittergut 1, Seite 280—281).

B - - nach anderer und meinem Dafürhalten ein sehr tüchtiger , in- telligenter und an Lebenserfahrungen reicher Landwirt - hat beinahe 3 Jahrzehnte hindurch mit allerlei Mitteln versucht, die ihm anvertrauten Felder seines Prinzipals zu lohnenden Erträgen zu führen, die Bewirtschaftung- rentabel zu gestalten. Es wollte aber nicht gelingen, so dass B schliesslich seinen Chef zu bewegen suchte, den grössten Teil seiner Ackerflächen auf- forsten und nur den Rest mit dem besten Boden vom Gute intensiv be- wirtschaften zu dürfen. Heute sind nicht weniger als 250 ha Acker an- geschont, der ganze Wirtschaftsapparat ist wesentlich vereinfacht, die grosse Arbeiterkalamität mit ihren üblen Folgen ist beseitigt. War die früher intensive Bewirtschaftung von keinem finanziell günstigen Resultat begleitet, so verspricht die Holzkultur einen, wenn auch nicht sehr hohen Reinertrag (vergl. Rittergut m, Seite 281—282).

Wenn die schuldenfreien Bauern in S (vergl. Seite 258 und 259, No. 12 14) z. B. nicht intensiver wirtschaften, als es in Wirklichkeit geschieht, so hat dies darin seinen Grund, dass ihr Sandboden einen grösseren Wirt- schaftsaufwand zu bezahlen nicht imstande wäre und mehr Arbeitskräfte bei dem allgemeinen und schon chronisch gewordenen Arbeitermangel schwer zu haben sind. Der Bauer leistet bereits mit seiner Familie, was nur in seinen Kräften steht, er wirtschaftet sparsam und nährt sich redlich. Warum soll auch der Landmann etwaige Überschüsse unter allen Umständen aufs ungewisse wieder in seine Wirtschaft stecken und sie dadurch von neuem belasten? Endlich ist jeder Intensität ein Ziel gesetzt; der letzte Scheffel Roggen und der letzte Tropfen Milch wird der teuerste. Je ärmer ein Boden von Natur ist, desto früher wird man im allgemeinen die Grenze der noch zulässigen Ertragssteigerung erreichen; sie überschreiten, heisst Gutserträge erkaufen wollen und auf Rente verzichten. Das Luxusgut X legt hierfür ein beredtes Zeugnis ab (vergl. Rittergut q. Seite 287—289).

Es wäre schlimm um Deutschlands Landwirte bestellt, wenn es erst einer Anregung bedürfte in Form ratenweise und pünktlich zu zahlender Hypothekenzinsen, damit sie tüchtig wirtschaften, fleissig und vorwärtsstrebend bleiben. Der nicht verschuldete Besitzer strengt sich im allgemeinen mindestens ebenso an, wie sein verschuldeter Berufsgenosse. Das ist mir überall gesagt worden ; mich davon zu überzeugen, habe ich hinreichend Ge- legenheit gehabt. Der Xichtverschuldete muss tüchtig, fleissig und sparsam sein, wenn anders er sein Besitztum schuldenfrei erhalten will; nur zu jäh geht es in der Landwirtschaft bergab.

20*

804 Bkase:

Der Verschuldete macht alle Anstrengungen, damit er nicht in Ver- fall gerät.

Für den Nichtverschuldeten liegt eine mindestens ebenso mächtige Triebkraft darin, sein Vermögen zu erhalten und, soweit möglich, zu ver- mehren. Der Nichtverschuldete strebt nach Erfolgen und Fortschritten, um sich daran treuen zu können. Es liegt einmal in der Natur des Menschen. zu ernten, was er gesät hat. Ehrgeiz. Eitelkeit und das Bewusstsein, für seine eigene Familie zu arbeiten, sind ein starker Sporn für gute Wirtschaft, Der Nichtverschuldete sucht das Leben sich angenehmer zu gestalten, seinen Inhalt zu veredlen und zu vertiefen.

Der verschuldete Besitzer ist a priori gezwungen, die fälligen Zinsen pünktlich aufzubringen. Der Gläubiger wälzt das mit Kapitalbesitz ver- bundene Risiko auf seinen Schuldner, den Landwirt ab, dem es an Sorgen selten fehlt, Er lässt ihn nur so lange auf seinem Hofe, als er jedesmal den fälligen Zinsbetrag erschwingen kann. Ist dies trotz aller Mühe und Qual beim besten Willen nicht mehr möglich, dann jagt er ihn am Ende noch von Haus und Hof.

Das Bewusstsein, immer nur für Fremde arbeiten und auf jeden Lebens- genuss von vornherein verzichten zu müssen, kann auch den besten Charakter nur zu leicht verderben. Je drückender die Schuldenlast empfunden wird, je schlechter der Boden ist, desto mehr spart der beklagenswerte Landmann an seinem eigenen Körper, dann fehlt ihm die unbedingt erforderliche Frische. Wer die Verschuldung des Grundbesitzes fördern wollte, würde gerade das Gegenteil von dem erreichen, was allgemein und auch mit Recht begehrt wird, bessere Ernährung, bessere Kleidung, bessere Wohnung, bessere Er- ziehung und höhere Bildung, kurz, ein befriedigendes Dasein aller Bevölke- rungsklassen.

Wenn ein Besitzer infolge der Verschuldung intensiver wirtschaftet, als er dies sonst thun würde, und höhere Erträge nachweist, als sein kapital- kräftigerer Nachbar, so kann diese künstliche Ertragssteigerung auf Kosten der Dauer vorübergehend wohl erzwungen werden. Die landwirtschaftliche Betriebslehre führt des näheren aus, welche Bedingungen eine erfolgreiche, intensive Bewirtschaftung vorausgesetzt ; von Verschuldung ist da aber keine Rede. Wenn nun der verschuldete Besitzer da intensiv wirtschaftet, wo nach Massgabe aller in Betracht zu ziehenden Natur- und Verkehrsverhält- nisse allein der extensive Betrieb angezeigt ist, so vermag ich dies Bestreben keineswegs zu billigen, noch viel weniger für einen gesunden Fortschritt zu erachten. Reichen die so erzielten Erträge trotz aller Verschuldungs- intelligenz und -intensität nicht aus, um seine Gläubiger ein wie allemal zu befriedigen, dann bleibt nichts anderes übrig, als seinen letzten Kredit aufs äusserste anzuspannen, d. h. aufs neue Schulden zu kontrahieren, wo schon der Berg zu gross geworden ist, oder Grund und Boden anzugreifen. Das eine ist schlimm, das andere ist schlimmer. In solchem Falle intensiv wirtschaften, bezeichne ich als ein grosses Wagestück : Glückts nicht, dann geht der betreffende Besitzer sicher wirtschaftlich zu Grunde. Wohin solche

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 305

Experimentierkunst fuhrt, habe ich in L gesehen, nur, dass hier keine zwingende Notwendigkeit vorgelegen hat (vergl. Seite 258 und 259, No. 5). Die in Rede stehende Besitzung gehört seit 1583 ein und derselben Familie. ist nunmehr devastiert, hoch verschuldet, der Kredit ist erschöpft und der wirtschaftliche Zusammenbruch jeden Tag zu fürchten. Im Jahre 1864 hat P die schleswigsche Viehhaltung und Milchwirtschaft kennen gelernt und dieselbe ohne weiteres in seine ferne Heimat übertragen und wie er hätte voraussehen sollen mit grossem Misserfolge. Zweimal hat er die Tuber- kulose eingeschleppt, zweimal war die ganze Herde wie von einer Pest er- griffen. Zu allem Überfluss sind wiederholt Schweine an Rotlauf und Pferde an Kolik gefallen. Statt Runkelrüben hat man Turnips kultiviert, sich mit Sommerrübsen, Kümmel, Mohn und Arzneipflanzen eingelassen, wo- hingegen der ideale Boden in denkbar bester Lage Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Klee und Luzerne trägt und mit relativer Sicherheit. Um das Un- glück voll zu machen, hat der betreffende Besitzer früher über seine Ver- hältnisse gelebt. Wer nicht Mass zu halten weiss, ist zweifellos seinem Untergang geweiht, wes Standes und Berufes er auch sein mag. Einem Landwirt aber, der die Schuld daran, dass es ihm schlecht geht, in allem anderen, nur nicht in der eigenen Person sucht, kann und darf niemand helfen.

Der Landwirt ist allerdings social und bei der Eigenart des Land- lebens gezwungen, für seinen Haushalt mehr auszugeben, als seinen Ver- mögensverhältnissen entsprechen würde. Pferd und Wagen halten, ist mit vielen Kosten verknüpft; ein anderes und billigeres Verkehrsmittel kann der Landwirt meistens nicht benutzen. Im Landhause ist ein grösseres, ständiges Personal erforderlich, wo beispielsweise in der Stadt vorübergehend beschäftigte Personen genügen würden. Die Wohnung ist in der Regel nichts anders als einfach und bescheiden. Einem Neubauwerte von 40 000 Mk. z. B. entspricht bei 6% Zinsen, Amortisation und Unterhaltungskosten eine Wohnungsmiete von 2400 Mk. Lebensmittel und deren Herbeischaffung, Arzt, Apotheke, Erziehung der Kinder, all das kostet auf dem Lande mehr als in der Stadt und steht mit dem nicht selten bescheidenen Einkommen eines Landwirts vielfach nicht in Einklang. Oder der Landwirt ist genötigt, wie ein Bauer zu leben, auf jede Annehmlichkeit zu verzichten, von früh bis spät zu schaffen und zu sorgen. Aus diesem Grunde allein befindet sich der Landwirt gegen andere produktive Stände zweifellos im Nachteil. Dazu kommt, dass der Landwirt fast sein ganzes Vermögen in Gebäuden, Grund und Boden festzulegen pflegt und an seine Scholle gebunden ist. Das stabile und konservative Moment seines edlen Gewerbes gestattet ihm nicht, in gleicher Weise wie dem Industriellen, seinen Betrieb neuen Handels- kombinationen und Umwälzungen im Weltverkehre anzupassen und seine bewährt befundene Wirtschaft flugs ' in unerprobte Geleise überzuführen. Solange der Landwirt bei unseren klimatischen Verhältnissen im Jahre nur einmal erntet, wird er sein Kapital im günstigen Falle nur einmal um- schlagen, Verluste daher schwer ersetzen können. Der Landwirt arbeitet

306 Brasb:

viel mehr mit festgelegten Kapitalien, als mit umlaufendem Betriebskapital, das infolge seines öfteren Umsatzes den grössten Gewinn verheisst. Dem verschuldeten Besitzer fehlt es in der Regel an ausreichendem Betriebskapital, so dass solche Gewinne ihm verloren gehen.

Ob aber z. B. die an sich empfehlenswerte Anwendung künstlicher Düngestoffe sich bezahlt, das hängt zunächst ab von des Himmels Gunst, ob Regen und Sonnenschein so verteilt werden, wie es für jede Frucht und jeden Boden wünschenswert erscheint.

Zum Teil ist der Landwirt machtlos, zum Teil hat er seine wirtschaft- liche Lage selbst verschuldet. Die Besitzungen sind alle mehr oder weniger weit über ihren reellen Wert bezahlt worden. Die Kaufpreise stehen viel- fach in gar keinem Verhältnis zum wahren Ertragswerte des Gutes. Hierin erblicke ich das wesentlichste und schwerwiegendste Moment. Der Land- wirt rechnet mit fingierten Zahlen und soll Kapitalien verzinsen, die als vergessen angesehen werden sollten. Die unglückliche Stunde des schlechten Ankaufs ist für viele verhängnisvoll geworden. Ist zu teuer und mit un- zureichenden Mitteln gekauft, die Wirtschaft zu allem Überfluss nicht selb- ständig, d. h. langen die durchschnittlichen Gutserträge nicht zur Bestreitung- aller Wirtschaftskosten aus. dann ist in kurzer Zeit das kleine Kapital verbraucht, und der Landwirt nur zu schnell an den Bettelstab geführt. Vor mehr als 25 Jahren hat man den Grund- und Eckstein zur allgemeinen landwirtschaftlichen Kalamität von heute gelegt. Damals strebte jeder Landwirt nach Grundbesitz, was an sich zu loben ist. Man bezahlte aber die Güter bis ins Unglaubliche und suchte mit wenig Mitteln möglichst viel zu kaufen. Wer hat damals daran gedacht oder voraussehen können, dass die Arbeitslöhne bis 100% und mehr steigen, die Steuern und Abgaben sich mehren würden, der ganze Wirtschaftsbetrieb ungleich teurer sich gestalten möchte, die Produktenpreise erheblich schwanken und, infolge des so herausgebildeten Missverhältnisses die Reinerträge bedenklich sinken würden? Dass solche Ankäufe in der neuesten Zeit wiederkehren, habe ich mehrfach ausgeführt (vergl. Rittergut 1, n, o, p und q).

Begnügt sich der Landwirt mit 3% Zinsen, setzt er eine Risiko- prämie von nur Va°/o an imc* * % als Lohn für seine eigene Arbeit das wäre bei einem Kapitalbesitz von 300 000 Mk. ein jährliches Einkommen von 3000 Mk., so soll ein Gut, das 300000 Mk. kostet, einen durchschnittlichen Reinertrag von 13500 Mk. in Aussicht stellen, wenn anders er als Erwerbs- mann prosperieren will.

Ein devastiertes Gut ist vollends entwertet und meistens viel zu hoch bezahlt. Niemand weiss im voraus, welche Kapitalien genügen werden, um die Wirtschaft von neuem in stand zu setzen und sie vor allen Dingen dahin zu führen, dass sie sich aus eigenen Kräften erhält, nicht nur kostet, sondern auch Erträge bringt. Der Landwirt übernimmt in solchem Falle ein besonders grosses Risiko und sollte infolge der gänzlich fehlenden Sicher- heit eine höhere Verzinsung seines aufs Spiel gesetzten Kapitals in Ansatz

Einfluss <lrr Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. 307

bringen, als ein anderer, der nicht auf solche Wagestücke eingeht. Gerade solche Besitzungen werden über ihren reellen Wert bezahlt.

Der psychische Einfluss der Verschuldung- oder NichtVerschuldung - soweit ich ihn nicht schon berührte, ist lediglich eine Frage nach der In- dividualität des einzelnen. Tu jedem Stande giebt es Reiche und Arme; unter den Reichen solche, die mit Fleiss und Ausdauer ihr bedeutendes Vermögen immer noch zu vermehren trachten, obwohl es nicht nötig wäre. und solche, die da meinen, sie hätten in ihrem Leben gerade genug ge- leistet. Unter den Armen lebt der eine sorglos dahin, anstatt sich gerade energisch anzustrengen , der andere dagegen ist emsig und unermüdlich thätig, um wirtschaftlich voranzukommen.

Der Landwirt verhält sich nicht anders, als ein beliebiger Kaufherr in Hamburg oder Fabrikbesitzer in Elberfeld.

Die Herren A und D sind in gutem Auskommen, ungeachtet dessen fleissig und vorwärtsstrebend, obwohl ein materieller Zwang nicht vorliegt (vergl. Seite 265 269). S hält sich nicht einmal einen Beamten, wo er in der Lage wäre, dies thun zu können, und namentlich in Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter; er leitet seine Wirtschaft allein, stellt seine Arbeits- kräfte selbst an und ist über jede Einzelheit im Betriebe unterrichtet (vergl. Seite 269—271).

M, ein sehr tüchtiger und nicht verschuldeter Bauer, war mit seiner Rübenernte so beschäftigt, dass ich glaubte, er arbeite im Accord. Er pflegt seine Kühe zu melken, einen Tag wie den anderen, gleich wie seine fremden Mägde dies zu thun gezwungen sind (vergl. Seite 298 300).

2 Bauern in D sind Brüder. Beide waren vermögend, beide nahmen sich ein tüchtiges Mädchen zur Frau und gelangten beide auf diese Weise in den Besitz zweier Wirtschaften von annähernd derselben Grösse, demselben Boden und demselben Werte. Der eine hat heute sein Gut schuldenfrei und verfügt über einen Kapitalbesitz von 18000 Mk. Das Gut des anderen ist gerichtlich verkauft. Jener gilt als fleissig, tüchtig und vorwärtsstrebend, dieser als nachlässig und liederlich. (Mitteilung des Gemeindevorsteher.) Wie man's treibt, so geht's.

Nirgends habe ich empfunden, dass beim gebildeten Gutsbesitzer so- wohl der Einfluss der Verschuldung wie der der NichtVerschuldung durch höhere Bildung und wirtschaftliche Einsicht, ethische Momente, Gefühl, sociale Verpflichtung überwunden oder doch zurückgedrängt wird, dass der Bauer naiver denkt und sich mehr den Einflüssen materieller Art überlässt, die auf ihn einwirken. Der schlichte Bauer wirtschaftet nach seiner Weise ebenso tüchtig, als der gebildete Gutsbesitzer. Der eine müht sich wie der andere und beide im Bewusstsein, für die eigene Familie zu sorgen. Der Bauer wie der gebildete Gutsbesitzer will die liebgewonnene Scholle seiner Familie erhalten wissen; er sucht sie daher nach Kräften zu heben, in der Absicht, dass der Erfolg seiner Arbeit, wenn auch nicht ihm, so doch seinen Kindern zu gute kommt. Das ist der Sporn für gute Wirtschaft.

308 Bbase:

Ich habe 2 kinder- und erbenlose Bauern kennen gelernt, die ich beide für thätig und sparsam halte. Beide würden aber besser, intensiver wirt- schaften - - wie sie mir selbst versicherten , wenn nicht ihre Arbeit auf Grund und Boden einem Fremden zu gute kommen müsste (vergl. Seite 258 und 259, No. 4 und 15).

Ich habe beobachtet, dass nur der überschuldete Besitzer naiv zu denken pflegt, wenn er einsehen gelernt hat, dass es für ihn keine Aus- sicht giebt, jemals auf einen grünen Zweig zu kommen.

Die Frage: „Wirtschaftet der Bauer nur so viel wie nötig?" kann ich im ganzen nur für 2 Fälle bejahen.

Mir sind 2 Bauern in F und B bekannt geworden, die in gutem Aus- kommen sind, keine Zinsen zu zahlen haben und mir so viel wie nötig wirtschaften, d. h. als sie ohne fremde Arbeitskräfte zu schaffen imstande sind. Ihre landwirtschaftliche Produktion ist begrenzt durch das Mass der eigenen Arbeit. Von beiden Bauern habe ich keinen anderen Eindruck gewonnen, als den, dass sie mindestens sich ihrer Sache so annehmen, als es ihre verschuldeten Nachbarn zu thun gewohnt sind (vergl. Seite 258 u. 259, No. 21 und 30).

Es ist mir unmöglich, zu behaupten, noch viel weniger zu beweisen. dass der Landwirt, wenn ohne Schulden und in gutem Auskommen, faul und niederträchtig wird.

Nirgends habe ich zu bemerken Gelegenheit gehabt, dass die Schulden- freiheit dumm und träge macht. Vielmehr befürchte ich, dass der Land- wirt, wie jeder andere, nur zu leicht in Schulden gerät, weshalb niemand hierfür sorgen wolle.

Man wolle sich dessen immer bewusst bleiben, was Verschuldung des Grundbesitzes heisst. Wenn sich der Landwirt ein Gut kauft für 100000 Mk. und 50000 Mk. bar anzahlt, so gehört ihm nominell die Hälfte dieses Gutes, thatsächlich aber nicht einmal die ganze Hälfte. Denn Schwankungen des Ertrages in schlechten Jahren haben zur Folge, dass der verschuldete Besitzer verpflichtet wird, die ihm von Rechts wegen zu- stehenden Zinsen vom eigenen Kapital seinem Gläubiger zu verpfänden, nur um diesen zu befriedigen.

Nun sind die wenigsten Landwirte mit solchen Glücksgütern aus- gestattet, einen Besitz erwerben und sogleich bar bezahlen zu können, so dass endlich Güter nur für Reiche übrig bleiben würden, umso mehr, als ein Gut preiswert schwer zu kaufen ist.

Nach alledem und alledem bezeichne ich die Verschuldung des Grund- besitzes, Berufslandwirtes, als eine wirtschaftliche Fessel, die um so drücken- der wird, je grösser das Mass der Verschuldung ist, als einen schweren Hemmschuh für die gesunde, kulturelle Entwicklung.

(Folgt Tabelle 8. 309 u. 310.)

Einfluss der Verschuldung ländlicher Besitztümer auf deren Bewirtschaftung. ;',i)',i

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