•"^;.' m %^\ % <>M .;t^ r* ... \ km Boston Mebical Library 8 THE FENWAY if ■^X, P^^^ff^y^^a H y .^^^"^^Y/^. VCTt ^/.OA a^ '^/? ^'^^<-//fe^ I131\ D i r Joh. Bapt. Virg. Gottl. Gall als ein Denkmal unser er Freundschaft auf d ei i n e m Grabe, Omne qmd augescit, augetur accessione ejus, quod est ejusdem generis, Aristot. L. I. de Coelo. C 3, Xch wage es , von dem Erhabensten der Welt, dem Ursprünge und d(?r Fortpflan- zung des Lebendigen , und vorzüglicher Weise der Thierheit auf eine neue Art zu schreiben, nicht, um den bisher er- schaiFnen Hypothesen, welche doch alle nothwendige Erzeugungsmomente der wah- ren Theorie sind , ihre Nichtigkeit, we- gen der Sucht des Einzelnen, selbst das Ganze zu sein, zu zeigen, sondern dem Forscher, der die Muse wie den Krösos gleicherweise unter seinen Freunden zählt, durch geänderte Ansichten Veranlassung 0(2 zu werben, die hier angegebnen Vorgän- ge der Zeugung durch voUkommnere und neue Versuche zu prüfen, und — was die thätigen Alten , aus Mangel der , erst in unsern Tagen durch Fichtes und Schel- liiigs Lehren entstandenen Ideen , nicht, leisten konnten -^— dieses Geschäft in diejenigen Verhältnisse zu bringen, welche durch diese Theorie begründet, sie durch« gängig nachweisen können* Nicht Erfahrung war fes, durch die ich auf das folgende Resultat kam, das kein anderes ist , als welches ich in mei* ner Übersicht der Theorie der Sinne S. 16. so ausdrückte; „Diese (Identitäts) Thiere begründen als Urthiere der Natur die Theo- V rie der Zeugung, aus welcher hervorge- het, clafs Schwangerschaft heine Analy- sis (bei der Mutter vorhandener Keime oder eines Samenthierchens) sondern ein reines durch den Act der Zeugung ge- wecktes Synthesiren der Urthiere (derSa^ menthierchen} mittels des Blutes der Mut- ter sei. — Alle Thiere durch Synthesis, keine durch Evolution. - — Intestina — - theilweises Zerfallen der höhern Thie- re: Gleichen Ursprungs sind die nun als nothwendig entstehend zu betrachten- den Thierchen der Hautkrankheiten, — Es giebt daher eine Generatio aequivoca^ aber nur in dieser Bedeutung ~ durch Zerfallun^.^^ VI Delto mehr soll es mich freuen, wenn ich auf empirischem Wege, den ich hier nach dem Beispiele Stephens in seinen Beiträgen gewählt hahe , mich zu dem- selben Puncte durchzuarbeiten vermag, der mir aus naturphilosophischer Constru- ction entsprungen , von seinem ewig fe- sten Sitze entgegenstralt. Er ist das lei^ tende Gestirn , auf dessen Geheifs ich die Erfahrungen zusammentrage, um sie un- ter seinem Zenithe in gleichem Lichte mit der Theorie glänzen zu lassen. Es war von jeher Sitte, bei Aufstel* lung einer neuen Theorie alle darüber schon ersonnenen, oder auch wohl eisinn- baren Hypothesen Schritt vor Schiitt VII durchzugchen , und ihre Veiirningen aus- einander zu wickeln, um sich so den Weg zu der Theorie , die da geboren werden soll, zu bahnen. Dieser Rich- tung^ zu folgen, finde ich schlechterdings verderblich für meinen Zweck, nicht blofs wegen Verkehrtheit des Handgriffes, da man Hypothesen zu prüfen, sich un- terfängt , ohne nur eine Spur von Grund- sätzen der wahren Theorie wähnen zu können — die doch unentbehrlich erfo« dert werden, wenn eine Scheidewand zwischen dem Wahren und Falschen auf- zuführen ist — und dabei sich auf eine unbegreifliche Weise beredet , durch die- ses Gewinde des Falschen und Gemeinten VIII hindurch einst zur offnen graden Theorie dringen zu liönnen; als auch wegen der folgelosen Anstrengung und des Zeitvei- lustes , denen ein solches Unternehmen unterworfen iBt. Ich schreite daher, nur vor dena Fanale der schon wissenschaftlich gefundnen Theorie zur Darlegung der Thatsachen, welche das Geschäft der Zeu' gung integriren^ Würzburg 1804, VV eim es gewifs idc, clafs der Mensch, das Oberste der Tliiere, alles in sich vereinigt, was Edles und Ge- üchickles in den übrigen lebendigen We.sen vertheilt sich findet, dafs alle Samen und Früchte, alle Stoffe und Formen del* Erde und des Himmels in ihm, der Amlsio ätJieris , wie in einem Focus zusammenlaufen 5 so ist uns schon die Stelle bezeichnei, von der wir ausgehen müssen, um das Dunkel der Entstehung de* Menschen zu beleuchten. Jede einzelne Thierklasse besitzt nur einen ein- zelnen Theil des Menschen, dieses Alls, dadurch sie sich von ihm unterscheidet, und zugleich den Ab- stand von selbem nebst ihrer Stelle unter den andern Thieren erhält. Dieser Theil ist, v/eil er vorzüglich allein herrscht, sowohl seinen Organen, als Functio- nen na(^h, besonders deutlich herau^gelnidet. So wur- de dem Wurme das Gefühl, dem Insecte das Auge, der Schnecke das Tasten, dem Vogel das Ohr, dem Fische die Nase , dem Amphibion die Zunge mit Ver- kleinerung aller übrigen Or,gane überfliessend zuge- theilt. Je niedriger das Thier, desto weniger und un- verwickelter sind die Functionen, und daher werden war auch die Function, durch v/ eiche alle Thiere ihr höheres Leben erlangen, in den einfachsten Organis- men am reinsten erblicken; da mufs der Grund al- ler Begattung zu finden sejn, wo gar keine Be- gattung ist! Wh' beginnen daher mit dem Entstehen der uu» tersten Klasse der lebenden We^en, schreiteTi zu den A Arten der Zeugung der höhern fort, bis sich alle im Menschen concentriren. Es wird uns bey Gelegen- heit nicht entgehen, die verschiedenen Theorien der alten und neuen Zeit anzuführen, und sie mit den Erfahrungen und unserer Theorie in Vergleichung zu bringen. Die einfachsten lebenden Wesen, von deren Da- sein uns nicht das freie Auge, sondern nur das Mi- kroskop spricht, sind wohl die Infusorien, W"esen, in denen das Chaos der Schöpfung sich täglich er- neuert, und verschwindet. Sie entstehen in jeder Faul- nifs der organischen Körper, in jeder Infusion von Pflanze und Thier, sei sie offen oder bedeckt, kalt, oder warm. Der Wichtigkeit ihrer Rolle wegen, die sie im Verlaufe der Abhandlung übernehmen, werde ich die hier nöthigen Versuche anführen, welche ü])er die merkwürdige Entstehung dieser lebenden Puncte an- gestellt wurden. Needham war es vorzüglich, der in seinen neuen mikroskopischen Entdeckungen diese neue Welt aufschlofs. Er übergofs verschiedene Pflanzensamen mit Wasser , liefs sie ruhig stehen , und beobachtete sie unausgesetzt. Nach und nach sah er sie in eine Gal- lerte sich auflösen, in der das Mikroskop unzählig viele Fasern entdeckte. Anfangs bewegten sie sich nur schwach, nach drei Wochen aber wurde der Auf- gufs wimmelnd von lebenden Theilchen , welche sich willkürlich bewegten , in grössere belebte Massen sich vereinigten, endlich in eine faserichte Substanz ohne Bewegung zu Boden fielen, darauf wieder in THier- clien und zwar von kleinerer Art verwandelt wur- den , und nach und nach so zerfielen , daf« er sie nicht mehr beobachten konnte. Dafs hier während der Zersetzung der Frucht-» körner sich selbst bewegende Wesen entstanden, zeigte der Augenschein ; allein Needhom sah wohl ,' dafs immer der Z wiefei blieb , ob sich die Substanz der Körner selbst in diese Wesen verwandelte, oder ob sie von Eiern, welche das Wasser oder die Luft' herbeiführte, erzeugt würden. Um hierüber alle Unbestimmtheit wegzuräumen ^ brachte er kochende Schafs - Fleischbrühe , in der die etwa vorhandenen Eier durch das Feuer zerstört sein mufsten, in eine Flasche, die er fest zuschlofs,^ und dessen ungeachtet sah er nach einiger Zeit den ganzen Absud mit Theilchen von verschiedener Grös- se, so zu sagen, lebendig werden. Diese Versuche geschahen nicht nur einmal, sie wurden von ihm selbst häufig mit den verschieden- sten Substanzen , als Mandelkörner , Blut , Schmetter- lingsflügel , der noch in der Puppe lag etc. wieder-; holt, und die Resultate constant dieselben befunden« Daraus schlofs er, dafs die entstandenen Thierchen, wie man sie zu nennen , und wohl auch zu klaffifici- ren pflegt, weder vorher in dem Fleische als Eier vorhanden, noch auch durch die Luft oder das Was- ser hergeführt, sondern aus der wirklichen Gährung der organischen Substanzen selbst, ohne alle vorher* gegangene Begattung hervorgebracht wareri. A 2 Kaum war eine folclie auffallende Entdeckung be- kannt, so wurde sie von den berühmtesten Naturfor- schei*n ergriffen, und mit der möglichsten Oenauigr- keit und Z weifeis uclit untersucht. Vorzüglich haben wir unserm Wrisberg die Kenntnifs der Bedingungen zu danken, unter welchen die Infusorien entstehen. Er zeigte nämlich, dafs, um sie ins Leben zu rufen, eine organische, fei es vegatabilische , oder thierische Substanz unumgänglich nothwendig sei, dafs dazu Wasser, Luft und eine massige V^^ärme Zutritt haben müssen , indem alles , was die Fäulnifs hindert — wie Säuren, ■ — auch die Entstehung der Thierchen aufhebt. Dieses gab den Verdacht, als kämen die Thierchen durch die Luft hinzu, was jedoch keineswegs der Fall sein kann, denn es ist nicht mehr erfoderlieh , als dafs man so- viel Luft mit in das Gefäfs einfperrt, als blofs zur Fäulnifs hinlänglich ist. Nun aber entsteht eine solche ungeheure Menge von lebendigen Punkten, dafs es schlecliterdii}«:s nicht zu begreifen ist , wie sie von der wenigen Luft könnten gekommen sein, \^enn man nicht annehmen will, dafs diese vorher ganz von diesen Geschöpfen müfste angefüllt gewesen sein. Al- lein warum waren sie nicht sichtbar durch das Mi- kroskop, warum nehmen sie nun einen weit grösse- ren Raum ein, als die Luft beträgt, warum zeigen sie sich oft erst nach einigen Wochen, und im Glase nach der Verschrlessung? Sollton denn die Eier, welche vielleicht schon Jahre lang in der Luft umherschwani- men, noch nicht reif sein? AVenn liir Sie Luft && ioidl überfüllt mit Eiern, was bleibt^ euch übrig, das ihr Luft nennen könntet? Ihr streitet wider die Pans- permie, und wahrlich hat sie ein Honoratus Fahrig ein Kircherus etc. viel reiner und unmaterieller ge- daclit, und dargestellt, als ihr von dieser Sündfluth von Eiern schreibt. Doch es wird sich noch deutli- cher zeigen, wie extravagant die Meinung seiy als kämen die Eier aus der Luft in die fc^ulenden Sub- stanzen. Eben so wenig ist es denkbar, dafs die Infuso^ rien sich aas den Eiern entwickeln, und das vorhan- dene Fleisch verzehren; denn in diesem Falle sollten die Fleischfasern nicht anfangs schwach sich bevvX- gen, und dann in Einem Zeitpunkte, oft erst naeh M^ochen lebendig, und frei umherschwimmen, son- dern einj2:elne Theile des Fleisches müfslen nach und nach, wie wieder eine Anzahl Eier ausgebrütet wäre, verschwinden, und so das Fleisch absatzweise von Ge- neration zu Generation mit gleichzeitiger aber theii- weiser schwacher und starker Bewegung lebendig werden. - Man erwiedert; die Eier legen sich auf das Fleisch , und werden da schnell ausgebrütet, die Thierchen verzehren dieses, begatten sich eben so schnell, und legen unzählige Eier, die es wieder so in wenigen Tagen oder Stunden von Neuem anfangen, allein dieses hebt unsern Einwurf nicht, und dann, warum verzehren sie nicht auch das niclit faulende Fleisch? — Weil es , ihrer Natur nicht angemessen ist. — GutI JEs wird aber alles Fleisch bei der Fäulnifs in Infuso- rien verwandelt, was ist also die Fäulnifs? Ein Auf- gezehrtwerden des Fleisches durch die Infusorien. — 6 Diese müssen es mithin schon als frisch angreifen, weil ja eben dieses Angreifen das Faulen selbst ist; das frische, gesunde wohl auch lebendige Fleisch wä- re sohin die wahre Nahrung der Infusorien , und nicht das Faule, da es erst faul erscheint , indem es in ih- ren, Mägen sich befindet. Allein, das lebende Fleisch, obgleich warm und der Luft ausgesetzt, fault ohne Vergleich viel langsamer, als todtes, wird viel weni- ger von den Infusorien angegriffen ; Beleg genug , wie unwahr die Idee ist, dafs die Faulnifs nichts sei, als eine Mahlzeit der Infusorien , was man noth wendig behaupten miifs , wenn das Fleisch zum Ausbrüten ih- rer Eier bestimmt ist; denn wäre Faulnifs etwas an- deres, so müfste auch das Fleisch zerfallen, ohne le- bendig zu werden: die Infusorien gedeihen nur im faulen Fleisch, es ist die Ursache ihres Entstehens, und das Fleisch fault nur, weil es die Infusorien ver- zehren, sie sind der Faulnifs Ursache — welcher Zirkel! Auch müfste das Erscheinen der Infusorien im luftleeren Räume gleich gut vor sich gehen , da mehr Infusorien im Wässer, als in der Luft beobachtet werden, was doch nicht geschieht; ein offenbarer Be- weis, dafs die Luft blofs als Lebens -Bedingnifs wirkt, Und nicht erfodert wird, die Thierchen herbeizufüh- ren, deren Millionen im Wasser vorhanden sind. Hält man aber die in der Luft für verfchieden von denen im Wasser, und allein fähig, sich vom Flei- sche zu nähren, so können sie nicht durch die Infu- sion hindurch zum Fleische kommen , ohne durch das iineu fremde Wasser zu Grunde zu gehn« Wrisberg sah nicht nur, wie die organischen Stoffe sich nach und nach von einander trennten, und als lebende Punkte in der Flüssigkeit umherschwam- men) sondern auch wie Needham, dafs diese Punc- te sich verbanden , und mit einander nur eine lebende Masse ausmachten, die sich hin und her bewegte, wieder zerfiel , und mit andern wieder grössere Thier- chen bildete. Die Thierchen selbst hatten die ver- schiedensten Gestalten , länglicht, fischähnlich, oval, Zangen -und glockenförinig , je nachdem sie sich mehr oder weniger und so oder anders mit einander ver- banden. Wären wohl diese Veränderungen möglich gewesen , wenn sie aus Eyern entstanden wären? Sie werden grösser durch Vereinigung , und nicht durch Abmagerung : so deutlich sieht es das Auge , dafs sie nicht aus Eiern auskriechen, sondern dui'ch Zertheilen, durch Zusammenwachsen entstehen 1 W^ie kann man noch gegen das sich auflehnen , was alle Naturforscher gesehen haben, und der Meinung an- hängen, als gingen die Infusorien aus Eiern hervor, was noch Niemand, selbst nicht die Vertheidiger , fe- hen konnten; da man hingegen das Gegentheil wirk- lich häufig , ja bei allen Untersuchungen wahrnahm! V^'enn auch wirklich gegen das Gesetz der Natur? dafs gleiche Wirkung gleiche Ursache habe, einige Infusorien aus den Eiern entsprängen, so sind wir doch gewifs, dafs alle, die man untersucht hat, nicht so , sondern auf eine ganz entgegengesetzte , durch Versuche ausgemachte Art entstehen. Der thätige H e 1 m i n t h o 1 o g Müller hat durch sehr viele Beübachtungen diese Erfahrungen bestäti- get, und seither hat sie Treviraiius durch mau- nichfaltige Abwechslung der Versuche ausser Zweifel gesetzt. Er beobachtete nach Verschiedenheit ■ der Verhältnisse , in denen sich die Infusionen befanden , verschiedene Thierchen ; anders wurden sie in der Sonne, anders im Schatten, anders in Kellern, an- ders gekocht, anders kalt, anders in jeder andern in- fundirten Substanz; bald entstand in diesem Falle eine Tremelle, im andern, Thierchen aus der nämlichen Substanz; und endlich, was ist die pries tleysche grü- ne Materie? Nach den zaiilreichen Versuchen , die Priestley und Ingenhous darüber anstellten , ergiebt sich , dafs sich zuerst aus dem gemeinen in der Sonne He- ilenden Wasser eine tremellenartige grüne Kruste nie=- dersetzt , die durch das Mikroskop betrachtet, aus un- endlich vielen Körnern besteht, welche sich nach ei- niger Zeit ablösen, lebendig werden , und endlich wie- der in eine flechtenartige Masse sich setzen. Diese merkwürdige Verwandlung der vegetabili- schen Substanz in eine thierische, bei welcher Be- nennung ich indessen bleiben will, und dieser vvdeder in die erfle, was auch in Needhams Versuchen ge- schah , bestimmte diese Naturforscher , sich an N e e d- Ii a m , W r i s b e r g , M ü 1 1 e r etc. anzuschli essen , und die Entstehung der grünen flechtenartigen Materie so- wohl, als der Infusorien ohne alle Begattung, ohne Samen in dem gewöhnlichen Sinne des Worts anzu- nehmen. Gegen diese Meinung erliob sich ein' Mann , in Italien, dem die Naturgeschichte die wichtigsten Ent- deckungen schuldig ist, Spallanzani gab sicli alle Mühe , zu beweisen , dafs die Infusorien blofs aus Eiern, folglich durch vorhergegangene Begattung ent- standen .seien. Nach seinen Erfahrungen entstehen keine Thierchen im luftleeren Räume , keine in klei- nen luftdicht versiegelten Gläsern, wohl aber in gros- sen, niclit in Flaschen, die erst nach (|er Versiege- limg gekocht wurden. Daraus folgert er , dafs die Eier enUveder durch die Luft herbeigebracht wurden, oder schon verlier in den Zwischenräumen der Pflanzen- tiiid Thlerfasern gesteckt sein mufsten. Aliein, wäre das ieizce, warum zeigten sich denn auch die Infusorien in gekochten Substanzen , warum nicht in versiegelten Gläsern, mid im. luftleeren Räu- me, warum nicht schon in der noch lebenden Pflanze? Oder sollten die Eier mehre Jahrhunderte zwischen den Fasern der Eiche oder gar Jahrtausende im Brod- baum ohne Entwicklung bis zu der Faulung gelegen sein ? Die nämliche Frage gilt vom Thierreiche. Und wäre das erite , woher käme dann die ' Ver- scliiedenheit der Thiercheil nach den vershiedenen Substanzen? Sollte die Luft, welche in eine Pflanzen- infusion fischähnliche Thierchen bringt, in- eine gera- de daneben stehende Fleischinfusion zangenförmige bringen? Die Luft müfste viele tausend Arten, jede nach Verschiedenheit der dastehenden Infusion in die- seljje vertheilen , sogar in den ungekochten Aufgufs der nämlichen Substanz andre Eier führen, als in den gekochten , wie Spallanzani selbst beobachtete , oder es müfsten allemal Millionen Arten sterben, weil die bestimmte Infusion ihrem Aufenthalte nicht günstig ist, und nur Eine ihre Nahrung da finden, welche freilich durch ein Wunder allemal gegenwärtig ist, wo man ihre Infusion hinstellt. Nur wenn man sich nirgends anders auszuhelfen weifs, kann man in sol- chen unbegreiflichen Möglichkeiten einigen Trost suchen. Aber was ist erst dazu zu sagen, wenn Gleditsch auf Melonenfamen blofs dadurch verschiedene Byffus- und Tremellenarten erhielt, dafs er das eine Gefäfs höher, als das andre, das eine in untern, das eine in obern Stock , eines in ein Zimmer , das andere in den Keiler oder unter das Dach stellte? Sollte da jede hö- here oder niedrere Luftschicht andere Samen enthal- ten, welche Millionen von verschiedenen Pilanzensa« men und Thiereiern miifsten in der Luft herum-= schwimmen; und sie entweder verdunkeln, oder end- lich , um das Maas voll zu machen , ilir Wesen selbst müfste Samen und Eier sein ? Bald müfste man annehmen, dafs sie nach der verschiedenen Höhe geordnet seien , w^eil verschie- den gestellte Gläser verschiedene Producte geben , bald miifsten sie in Einer Schichte sich befinden, weil ne- ben einander gestellte Gläser ebenfalls verschiedene Producte geben; weiter, müfste für jede andre Pflan- zenfaser, für jede Tliierfaser eine andere Gattung von Infusorien existiren, doch was sage ich, für jede Tem- peratur , für jede Orts - und Lichts - Verwechslung müfsten eigne Infusorien geschaffen sein! Wem schwindelt nicht vor solchen unnatürlichen Folgen! Endlich ist es sehr natürlich , dafs Spallanzani in den verstopften gekochten Flaschen kein Leben wahr- 11 nahm, da ohne Liift keine Fäulnifs erfolgt, und nach Wri s b er gs V^ersuchen, und seihst aus der blossen Analogie anderer Organismen zur Entwicklung des Lebens atmosphärische Luft erfodert wird, welche durch das Kochen sicher zersetzt wurde; so lange das Fleisch nicht faulen kann , können auch keine Infuso- rien entstellen , wer mir aber faules Fleisch zeigt , oh- ne Infusorien, wie es Pearson gefunden haben will, aber sehr naiv hinzusetzt , „sie zeigen sich nur , wenn Gestank vorhergeht" , a) dem reiche ich die Hand, und erkläre meine Worte für vergeblichen Irr thum. Bringen wir noch die Entstehungsart de Polypen, über welche bei den Naturforschern nur Eine Stim- me ist, hinzu, so spricht die offenbare Thatsache für die Falschheit ihrer Fortpflanzung durch Eier. Wer Weifs nicht, dafs ein Polyp sich trennt, und jedes Stück für sich fortlebt, dafs er an jeder beliebigen Stelle, und so oft man will, zerschnitten, zu eben so vielen neuen ganzen Thieren wird, dafs zwei mit einander so zu Einem verwachsen , dafs nicht der ge- ringste Unterschied zwischen diesem und einem ein- reichen zu ünden ist? Hier sind aus Einem viele, und aus vielen Einer geworden , ohne alle Vermittlung der Begattung, gerade wie wh: es bei den Infusorien fanden, b'). a) Edinburger medlcinisclie Commentarien übers« B* IF» St* 2. S. 44« Diss« pliysica de putredine animal: mei- stens nux in chymischer Hinsicht» h) Trembley Histoire des Polypes , und besonders In sei- nen veißcluedenen Memoirs, etc. 12 Gelien wir zu noch grössern und deutlichei^ Tliie- ren, so finden wir bei Bonnet c) über einen Zo'.l lan- ge "Wurme, welche er Wasserwürme nenni, aber ei- gentlich Lumbrici yariegati heissen, die, in mehre Stücke zerlheilt , gleichviel Individuen bildeten, denen nacli achtmal weggeschnittenem Kopfe nicht nur acht andre nacliwnchsen, sondern auch nach losgetrenn- tem Schwänze ein zweiter Kopf statt des Schwanzes zum ersten hervorkam. Wo waren nun die Eier zu den acht Köpfen , oder das zu dem zweiten NKo'pfe im Schwänze? ^Vo das zu dem neuen Bauche in der Wand des Bauches des Polypen , wenn der erste aufgeschlitzt wird? d) Wenn solche Thiere, die in ihrer Organi- sation so weit über den Infusorien stehen, nicht aus Eiern, nicht durch Begattung , sondern durch Zu- sammenwachsen, durch. Zerreissung entstehen, wem kann es noch auffallen, dafs die untersten ersten le- benden Puncte sich mit einer gleichniediigen Geburt "begnügen niüssen? Ich schliesse mit der Frage: Wenn die Eier der Infusorien durch Luft inid Wasser verbreitet werden, wie kömmt der Kleisteraal (^'"ihrio Glutinis) in sein Element, wenn es wahr ist, dafs er keine Eier legt, sondern lebendige Junge gebäit, die, auch' wenn sie übertragbar wären, ausserdem Kleister in freier Luft nicht lebendig blieben? Nach so vielen auf eine andre Art schlechterdings unbegreiflichen Belegen ist es unmöglich, derjenigen Meinung seinen Beifall zu versagen, die die Entste^ c) Traite d' Insectologie. T. II. p. 62, 162. d) Bltunenbacli über den Bildungstrieb, 1791. S» 85. 1^ hung der niedersten lebenden Geschöpfe ans Eiern iHUgiiet. Mit diesem Läugnen nehme ich nothwendig die Verbindlichkeit auf mich, zu erklären, woher denn das Tliierische in der Natur seinen Ursprung ziehe. Es ist ein Satz der Philosophie, der seine Evidenz in sich trägt, und uns zur Basis der Auflösung dieser Frage werden mufs, nämlich der: Nichts, sei es Grösse oder Stoff, kann in sein absolut Ent- gegengesetztes übergehn. Ich könnte diesen Satz gradezu ganz nackt stehen lassen , da er durch sich , wie der erste mathematische Satz klar und gewifs ist; doch um in Zukunft desto unmittelbarem Gebrauch davon machen zu können, will ich ihm einige Erläuterungen l^eilegen, die ihn zugleich in die materielle Weit, wo er fiir diese Ab- handlung zunächst Bedeutung erhält, übertragen. Es wird wohl Niemanden Einfallen, zu behaup- ten, aafs J- 1 je in ^ — i übergehen , sich in jenes um- ändern könne, noch umgekehrt: denn eben das We- sen des 4- 1 besteht darin, dafs es ewig -j- i und nie — 1 fei, sein Innerstes ist grade diese Unmöglich- keit, sich je so zu verwandeln. Läge eine solche Um- änderung in ihm auch nur als blosse Möglichkeit, so wäre sein Charakter der Positivität ganz vernichtet, es Wäre ein Zwitter , von dem man nie wissen könnte, ob er heute oder morgen den Mann oder das Weib herauskehre; ein solcher Zwitter hätte daher nichts, das ihm so entgegengesetzt wäre, wie sich -L. und « — ohne alle V^erunreinigung sind. Zwar entsteht aus der Multiplication des — mit d ■Sand, in dem keine andere Vereinigung statt findet, als die des Beieinanderliegens nielirer Körnclien — nein ! ähnlicli dem Verschwinden des Wasserstoff's nnd Sauerstoffs im Wasser, des Quecksilbers nnd Sckwe- fels im Zinober, ist es eine wahre Durchdringung, Verwachsung , ein Einswerden aller dieser Thierchen, die von nun an kein eignes Leben führen , sondern alle, im Dienste des höhern Organismus befangen , zu einer und derselben gemeinschaftlichen Function hinarbei- len, oder diese Function durch ihr Identischwerdeii selbst sind- Hier wird keines Individualität geschont, diese geht für sich schlechthin zu Grunde, und, aber nur uneigentlich gesprochen , die Individualitäten al- ler bilden nun nur Eine Individualität -— jene wer- den vernichtet, und diese tritt erst aus jener Ver- nichtung hervor. — • Um hierüber aller atom Istischen Ansicht vorzu- beugen, die sich derer bemächtigen könnte, welche noch nicht ganz durch die völlige Eindringung in das Wesen der Wissenschaft geschützt sind, will ich das Symbol des reinsten Eingangs des Einzelnen in das Höchste, das Schema aller Synth efen, von dem alle andere nur Ebenbilder sind, wenigstens für den, dem die Mathematik nicht fremd ist, hieher stellen. Ewig unveränderlich, gleichwerthig gewifs sind die mathematischen Sätze, und was sind sie als Tau- tologien Eines und desselben für sich gewissen Setzens? Die Mathematik ist die über der Materie schwebende Form der Materie, sie ist selbst die nach allen ihren Charakteren vergeistigte Materie. Die Arithmetik, selbst noch unrein mit den Zeichen der Zeit und des 24 Raumes beschäftigt, stellt über Aer Geometrie, die selbst die Zeit und den Raum an sich gerissen, aber^ über beiden, über Vorzeichnung, Zeit und Raum er- hoben herrscht die Algebra , in der das Höchste des Cmathematischen) Wissens sich im klarsten Lichte offenbart. Das -t- O — , die wahre pythagoräische Trias und nicht das 3 ::zz l-j- 1-4-1? welches nur eins Seite des Endlichen ist , . und sich der Arithmetik hingegeben Mt , da hingegen jenes zu berühren nur der Algebra vergönnt ist; das J- O — 'ist frey von allem Endli- chen , das als n -L. g _i- 2 4- I — | — z — ^3 — n als ein unendliches Wiederholen des Endlichen auftritt, und doch sind in diesem -i-O^ — alle Zahlen seit Ewig- keit ^gesetzt , denn alle sind aus ihm hervorgegangen, und doch ist weder ein -L. i noch ein — 2 darin , alle diese mufsten vernichtet werden, um in das Ewige zurückgehen zu können. Das O ist die 'ey^nge Gleichheit des J- und < — im J- O ^ — , aber darum ist es doch nicht die Synthese beider, so als wenn es aus ihrer Vereinigung erst ent- standen wäre, vielmehr steht es über beiden, beide sind ihm untergeordnet, beide entsprangen aus ihm bei der abfoluten zeit - und raumlosen Entzweiung, aus der dann erst die Arithmetik und Geometrie als Constructionen des Endlichunendlichen hervorgetrie- ben wurden. Zwar ist die Trennung des Ewigen von dem Unewigen nur in der Idee , oder nur durch Ab- straction erreicht — in der That ist das O, das Abso- lute der Mathematik, nicht ohne das ~L. und — wie diese beiden nicht ohne jenes sind, denn wie O sla 25 seiend gesetzt ist , ist -1- und — , mid v, ie diese gesetzt sind, ist auch J- I und — i etc. gesetzt, alles ist zu- gleich , ist Gesammtheit , das Einzelne wie das All. Füi- die Idee aber, um die Quelle des Wissens selbst zu erblicken, mufs zuerst von allem -i- i und — ' i, dann von allem J- und — d. li. von aller auch der liöclLsten Diiferenz weggesehen v^erden, und so bleibt die reine Indifferenz, nicht die, die aus -l- i — i entsteht, sondern eine höhere, eine nicht durch 4-. i ^Q(] . — 1 ja nicht mehr durch J- und — getrübte, ei- ne unzusammengesetzte, die man eigentlich nicht In- differenz nennen kann, sondern schlechthin Identität, Monas (nicht En, das nur -l- i bezeichnet) kurz ein Unbegreifbar es,, nur selbst absolut Auffassbares, einO, womit alles gesagt ist (Gott ist kein En zz: i , er ist ^rz Monas, denn wäre er :zz: i , so fiel fer ja unter die Zahl- heit, also in die Zeit, da das i ja offenbar ein Theil der Zeit ist, und er wäre mithin ein unbedeutendes Endliches!) Dafs man so von aller Differenz , und selbst von der Indifferenz des Höchsten, des J- — abstrahiren, und dadurch die ganz reine Identität anschauen könne, die zum Gewifswerden alles Wissens erfoderlich ist, aus der alles Gewisse abgeleitet werden mufs , oder der vielmehr alles, was gevvifs sein will, gleich- setzbar sein mufs, und die doch selbst nicht aus der Zusammenbildung aller Gewifsheiten besteht, auch wahrhaft durch Abstraction nicht erst gebildet wird, hat sich kund gegeben in der Algebra. In dieser ist aller Innhalt, alles Endliche verschwunden, kein Eins, kein Zwei, auch kein Eck und keinen Kreis findest 26 du in ihr, nur das Absolute selbst ist ihr Innhalt, aus dem sie die Auflösungen ihrer Probleme, mit All- macht auf eine heilige beim ersten Anblicke nicht über- gehbare Weise, nicht blofs im Absoluten selbst, son- dern für die enthiche Arithmetik und Geometrie wie einen Blitz hervorleuchten läfst, Sie ist die wahre Wissenschaft des höchsten J-O — , da es von dem O selbst keine mehr geben kann, und beweist, wie wahr alles Einzelne, alle Zahl und Figur, die Seelen der Materie, auf eine göttliche Weise in diesein mathematischen Dreieinen begriffen liege, wie allem Wissen die Algebra Gesetze gebe, und alle Auflösungen aller Probleme blosse Nachweisungen dessen sind, was in dem Dreieinen, und eben daher im O ausgecsprochen ist: Alle Mathe- N matik ist Tautologie des Dieiemen , des O , und w enn diese Wissenschaft ist , so ist alles nur Wissenschaft, was Algebra ist , weil es eben nicht zweierlei Wissen geben kann. Die Mathematik ist weit entfernt, sich für abhängig von der Philosophie , oder gar nur als einen Zweig derselben anzueikennen , da sie vielmehr ihr geistiges Gleichbild selbst ist. Jeder ihrer Sätze ist ohne alle Modification Satz in der Naturwissen- schaft, in der Kunst, und in der Ethik, die als Einheit der Tugend und des Rechts über beiden steht, nicht als ihre Indifferenz, sondern als ihre höchste Potenz, als der Focus einer (stereotischen) Ellipse 3. Der w^is- senschaftliche Gang ist nicht nach der Linie geordnet , er geht in die Tiefe , und mufs als allumfassend ste- reotisch sein. 27 Was findet ihr in dem O ? seilt ihr ein i ein 2 ein — I oder — 4 , seht ihr ein -t- oder ein — , eine Linie oder einen Kreis? Nein, überall nein! Alles dieses Einzelne, Irdische seht ihr, wann ihr es sehet, ausser dem O, ausser der Identität. Das höchste be- fleckt sich ncht mit solchen Dingen! Ein Ruf, und sie stehen um es her, und ausser ihm, infofern du sie schaust , und doch sind sie wesentlich ganz und gar in ihm, auch nicht Eine solcher Formen ist ausser ihm, aber das materielle Auge erblickt und kann sie iiicht anders erblicken, als ausser ihm, und du sagst ganz recht ^ sie sind ausser dem O , denn sie sind nicht darin, so wie sie sind; aber der, dein die Mathema- tik ihr Inneres aufgethan hat, sieht auch das in dem O , was der Anfänger nur ausser ihm zu erblicken fä- hig ist. Wie der bestimmte Kreis der erscheinende Blitz der Idee des Kreises ist, der, obgleich zuv^or nicht in ihr , doch aus ihr hervorbrach , so ist die Idee des Kreises selbst nur ein Blitz aus deiu Zero, der beim Verschwinden nicht mehr und nicht weniger in es bringt, als bei seinem Erscheinen darin war. Doch der, dem das O etwa nur eine todte Unterlage des Fositiven und Negativen oder gar ein Nichts ist, wie viele wähnen, der sehe den bestimmten Kreis immer ausser der Idee des Kreises, die Zahl nnd Figur ausser dem Zero; so bald er es in ihm, so wie er es ausser ihm erblickt, sehen will, so sieht er gar nichts. Wie du den Schatz mit unlieiligen Händen beriihrst , oder durch habsüchtige "W^orte beschreiest, so ist er ver- sunken. Die Puppe raufs ihre Verwandlungen durch- gehn^ bis ihre Augen entwickelt sind, öffnest du üire 38 Hülle vor dfer Reifheit, so verfliefst sie in Wasser, Vor dem schnellen Eindrucke der mächtigen Natm*; lafs sie ruhen, sie öffnet sich selbst, mid fliegt als Schmetterling, den Kopf ganz zu Auge angeschossen, der ihn nun nicht blendentlen Sonne entgegen. Das O als O schlechthin fabgesondert von J- und — ) hat gar kein Prädicat, es ist nicht Etwas, ist nicht Nichts, nicht positiv, nicht negativ, nicht Eins, nicht Vieles, nicht geformt, nicht ungeformt, von ihm gilt kein Sein, und kein Nichtsein, es ist nicht, und ist auch nicht nicht, nicht endlich, nicht unendlich, es ist das ^maussprechbare , wortlose *— das Absolute ohne alle Bestimmung. Ungeachtet dieses Unbeschreibbaren, Prädicatlosen aber schlechthin Fafsbaien sieht der Mathematiker doch alles in ihm. Bei jedem Beweise, den er fuhrt, sei es Arithmetik oder Geometrie, die höhere Mathema- tik gar nicht zu nennen , beruft er sich auf die Gleich- heit seines Satzes mit dem Abfoluten: a-nb, a^ — b z=zO* b — a r:r O , oder noch reiner , da die Buchsta- ben noch die Flecken der Algebra sind : J ::^::^ O, J_:i::::0-[-5 — =z:0 — ? ^^ eigentlichsten ab er J- =s: O — •—» — =0 (-> wobei ich zugleich auf die UnSelbstständigkeit des — aufmerksam mache. Dieses ist die höchste Reduction der Algebra. So sind alle Sätze im Zero , ob es gleich nicht aus dem Zusamnrenflusse aller dieser Entstanden, sondern diese aus ihm sich ab- solut, ohne eine präformirte Form irgend eines Ein- zelnen evolviren, eigentlich aber nicht her ausgewickelt werden, als etwas schon darin gelegnes, sondex-n wirklich aus Nichts erschaffen werden. 29 Wie alle Zeit und Raum, alle Zahl und Figur iu der Mathematik aus dem Zero erschaffen werden, und Svieder durch totale Vernichtung (Ntdlisirung) im Ze- ro verschwinden, ohne das Geringste ihres Wesens oder ihrer Form zu behalten, da sie überall nur das Wesen und die Form des Zero selbst sind, so ist auch in der PJiilosophie die Erschaffung der Welt aus Nichts zu erfas.sen — die Erschaffung ist gar nicht anders zu eingreifen, als eine Erschaffung aus Nichts, eine ande- re aus einem andern Stoffe, aus einem Chaos u. d. gl. ist sich schlechthin widersprechend ; eben so mufs auch die Verschwindung der Welt in dem Abfoluten eine wahre Vernichtung sein, denn einen andern Weg giebt es nicht in das Zero. Daher seht ihr die Welt in einem Zauberschlage geboren , wie ihr das irdi- sche Nachbild im Embryo des Eie.s und alles Ge- thiers aus dem Nichts ex ade emerg er e wie sich Hal- ler ausdrückt) in einem Nu grofs erschaffen vor euch liegen seht, wie ihr den ('einfachen') zeroischen Licht- strahl durch das Prisma, ein wahres Wunder! in Farben geboren erblickt. Der Mensch ist das (thierische) Zero, das Ewige, in das alles (thierische) Endlichunendliche, nemlich, die unendliche Wiederholung des Endlichen, das Un^ ewige, zurüchzukehren sucht, aber wie es von ihm ausstrahlte, so kann es den Blitz auch nur wieder zu- rücknehmen durch Vernichtung des Endlichunend- liehen. ■— ■ Die Infusorien werden bei dem Abfolutwerden vernichtet . wie es das -i- 3 und das -^ 4, wie es das Dreieck uiid der Kjceis wurden. Wie im Zero nicht die Formen iinverniclitet liegen, und es constituiren, (was die rolieste Atomistik wäre) so ist überall kein Infusorimn im Thier, dieses ist nicht die Indifferenz der Infusorien, sondern die Identität derselben. Wenn dalier gesagt wird, die Tliiere beftehen aus Infusorien, 50 ist es in diesem Sinne zu verstehen. Nur in der unendlichen Wiederholung des End- liclien hat die Atomistik ihre Wolmung im J- i -|_2 J«5 JLn und im — i — 2 — n, und so sind die Infu- sorien numerisch, und mithin atomistisch, sobald aber die Einheiten im Absoluten angeschaut werden, gehen sie zu Grunde , und sind weder Einheiten , noch ^^iel- heiten, so die Infusorien in der Menschwerdung — der Mensch besteht in diesem Sinne Aveder aus Infuso- rien noch bestellt er nicht daraus. Diese mathematischen Wahrheiten haben sich so selir in der Materie abgedrückt, dafs das Einswerden, das Verscliwinden der Individualitäten der Infusorien nicht nur algebraisch bewiesen ist, sondern es bietet sich die geometrische Verzeichnung sogar jedem Auge in den Versuchen Trembleys mit zusammengesetz- ten Thierchen, mit Polypen materialisirt dar. Diese den Urthieren so nahe stehende Thierklasse behauptet diesen Charakter nicht nur durch ihre schon auf dieser Stulfe beinahe unmögliche Tilgbarkeit ihres licbens; sie ist es auch, in der sich das Verschwin- den der Individualitäten mehrer Thierchen in eine durchein — nur zu Einem Subjecte gehöi-ende, leben- dig darstellt. Es scheint unglaublich , dafs ein Polyp in den andern gesteckt , nicht nur i n ihm , und die- ser um jenen das Leben fortbehalte ^ sondern dafs 51 sogar der eine in dem andern sicli verliere, und di® voi'lier eignen Bewegungen, die unabhängige Ernäh- rung, nicht zu elwas Gemeinschaftlichem werde, wo- bei die Zweiheit noch immer bestehen könnte, son- dern beider Functionen, um ein sicli iiberall gleiches Individuum zu bilden, ganz in einander übergehn, zu Einem Magnete wes d^en. Zu diesem unsre Behauptung bekräftigenden Phenomene kömmt noch die Theilbar- keit der Polypen, die das spiechendste Beispiel von der innigen Zusammengesetztheit und der oben cha- xacterisirten Zerfallung ist. Ein Individuum wird zu meln-en, breitet sich aus in seine Bestandtheile , wie das Wasser im glühenden Eisenrohr seine Eingewei- de ausbreitet, wie das Thierchen, das Leeuwen- hoek in der Dachrinne fand, sich unter xlen Augen in acht andre dem eisten ganz gleiche theilte, was er in seinem 29. Briefe an Boerhawe berichtet. Dieses gilt eben so von den Eingeweid - Wurmen; denn was sind sie anders , als Polypen höherei^ Art? nur mit dem Unte]*schiede, dafs viele, einmal ent- standen , sich auch durch Begattung fortpflanzen» Woher der erste Wurm mid wie er in das Innere des Thieres kam, und sich da fortbrachte, ist ein schlechthin unauflösliches Problem , wenn ihre Geburt aus Eiern und nicht aus der identischen Zusammen- Schmelzung der, durch Krankheit des Organismus frei gewordenen, Infusorien zu erklären versucht wird. Keinen Eingeweid - Wurm hat man je ausser de» Thieren gefunden, dafs Linne, Unzer, Tissot sich irrten, ist erwiesen, und die, welche durch Zu- fall aus diesen gelangen 5 sterben allemal, besonders 02 in der Kälte; aucli leben meistens in den Tlileren ganz andere "V\^iirme, als in denen, von welchen sie sich nähren, selten findet man in den Wasservögeln die der Fische; es ist daher vorerst unmöglich, dals sie unbedingt von aussen durch Speis und Trank ia den Körper gebracht werden können : doch diese Be- hauptung ist meistens verfchwunden, seit sie durch die von Brendel und Seile in Abortus, von Hart mann in einem noch im Tragsacke gelegenen Lamme, von Göze, Zeder und Blumenbacli in noch säugenden Thieren gefundenen Wurme hinläng- lich widerlegt ist. Aber dafs sie von Thier zu TJiier übergehen, ist die noch häufig angenommene, vorzüglich von "Werner in Ansehen gebrachte Meinung , Vv^elche zwar ein Göze lund Bloch, niit schweren Gründen bestritten, allein wegen der Erklärung ihrer Entfle- hung durch Forterbung von den Aeltern zum Kinde, welches jedoch immer die annehmlichste Hypothese ist, wenn man die Generatio aequivocu nicht zugeben wall, nicht durchgängigen Beifall finden konnten. In- dessen haben ihre Beobachtungen doch das schon sehr wichtige negative Verdienst, die Erzeugung dieser Or- ganismen aus Eiern ausserhalb des betreffenden Thie- res unbegreiflich gemacht zu haben, obgleich auch ihre Meinung nicht Kraft hat, sich gegen Reil, wo er von der Lebenskraft schreibt, und besonders ge- gen Rudolphi i) und Treviranus^J zuhalten. W^ie i) Wiedmanris Arcliiv für vergleichende Anatomie und Zoo- logie B. II. St. 2. 8,29—39. k') Biologie Tli,II» 8,368» u. w. 35 W^e (IringendleElerindas Hirn, \yie inj die Leber der Schafe? Man sagt, durch den allgemeinen Kieis- lauf, aus dem sie an der ihrer Entwicklung günstigen Stelle abgesetzt werden : Aber warum hat das Kind die "VYürme des Vaters und der Mutter nicht, die hinge- gen wieder bei dem Enkel hervorkommen? Sollten die Eier durch mehre Generationen im Blute umherge- schwommen sein ohne Zersetzung, um sich in der Le- ber des spätem Enkels ausbrüten zu lassen? Ist die Leber des Vaters nicht auch Leber, wie die seines Sohnes? Doch wollte man auch diese riesenhafte Hy- pothese gestatten, wie bringt man die Eier in die Bla- se der Blasenwürme, in denen man keine Spur von Geschlechts - Organen entdeckt? Ich will nichts von den Vogeleiern sagen , damit man nicht auch die Wurmeier schon zuvor in den Dotter lege. Auch fin- den sich in den Insectenlarven Wurme , wie eine Art Filarla '/), die in dem ausgewachsenen Insecte nicht vorkommen , wie konnten sie alse forterben ? Eben so hat man die Finne [^Cysticercus ßnna ZecV angeführt, die nur im zahmen Schweine, nicht irn wilden wohnt, als Beleg, dafs sie erst bei der Ausar- tung entstanden, und wie sich Blumenbach mj aus-» drückt, nacher schaffen ist. Was endlich die Unbe- greiflichkeit ganz vollendet, so giebt es ja Lebendige gebärende Wiirme, wie der Pfriemenschwanz (^Ascar, Fermzc), in dem Göze n) , und der Kappenv/urm (Cw- ciiUanus elegans) , in dem Rudolph! o) unzählige Junge l) Cuvier Tableaux de fhistoire natur. m) Handbuch der Naturgeschiclite : fünfte Auflage S. 415. - h) Versuch einer Naturgesoii. der Eingeweidw. S. 10^ o) a, a. O. St. II. 8.33. c 54 sahen, und ausdrückten. Dieser letzte machte die wich- tige Erfahrung, dafs die ausgedrückten Jungen, wenn gleich noch in Häutchen verschlossen , doch in weni- gen Minuten auskrochen. Wenn die Eier sich so schnell entwickeln, fällt nicht das Fortschwimmen der- selben schechthin weg? Nebstdem trelTen noch alle Ungereimtheiten, von denen die Geburt der Lifuso- rien voll ist, diese Hypothese. Was bleibt nun übrig, als uns nach einer andern Erklärung umzusehen , welche uns in der Synthese, im Identischwerden der Urtliiere vollkommen begegnet; Nicht nur ist der Darmschieim bei der Diarrhoe, son- dern wirklich der Wurmschleim der Frösche ganz mit Infusorien, und eben so der der Vögel und Fische mit dem Chaos Infusorium mucosuni angefüllt: War- um sollten diese sich hier, wie im faulen Fleische, oder wie die Polypen nicht verbinden zu gröfsern Or- ganisationen, und zwar zu solchen, die ihre Ge- schlechtsfunctionen haben, wie die gröfsern Thiere, die doch auch nichts anders , als zusammengehäuft^ Infusorien sind? Nach dieser Behauptung fällt mithin die Mitthei- Inng der Wurme durch Eier nicht ganz und gar weg, und es giebt wirklich Fälle , wo sie auf diese Art in andere Thiere überwandern , wie bei Abilgaard aus Fischen in Enten, oder wo gleiche Arten in verschie- denen Tliieren vorkommen, als nach Bloch die Li^ gula in Vögeln und Fischen, nach Göze Arten von Fllaria, Cucullanus , Echinorhynchus etc., obgleich dieses gemeinschaftliche Vorfinden auch andern und zwar äquivoken Ursprungs sein kann, woran wegen dem 55 Doppellocli (^Fasciola' in den grasfressenden Kü- hen j Schafen , Hirschen , Hasen , dem Spulwurm (AscüvAumb.') im Menschen und Pferde nicht zu zwei- fehl ist, aber ihre erste Entstehungsart, das Vorkom- men Lebendige gebärender, des\ Pfriemenschwanzes im Menschen, Frpsche, Hechte, Wassermolche ist nur nach unserer Ansicht zu erklären, wie auch das häu- fige Entstehen der Wurme auf Furcht, die so heftig auf den Darmkanal wirkt, vor dem Steinschnitte p). Was bei der Eiertheorie zu den verzweifeisten Voraussetzungen zwang, nemlich die Verschiedenheit der Thierchen in beinahe jedem andern Thiere zu erklären, ist hier nicht blofs begreiflich, man sieht sogar em^ dafs es gemäis unserer Theorie nicht an- ders sein könnte. Die Thätigkeit eines jeden Organs ist speci fisch von den andern verschieden, jedes Thier steht auf einer andern StuiFe als sein Nach- bar, denn dadurch ist es eben dieses Thier, daher mufs auch die Zerfallung der Organe, und ihre Wie- dervereinigung bald mehr, bald weniger verschieden sein. Wurmkrankheiten sind die Tendenz des Thiers in seinen Ursprung zurückzusinken! Wie natürlich es übrigens sei, dafs das Thier nicht aus unorganischen Stoifen zusammengestoppelt werde, sondern schon in seinem kleinsten Elemente thierisch sich finde, überlafs ich jedem, selbst zu er- -messen, dem das Wesen und die Würde der Thier- .heit und seine eigene Herkunft nicht gleichgültig sind. ^ C 2 f) Erera med. practische Yorles. über die vornehmsten Ein» geweidw, übexs. von Weber S. 50. _ 36 Dafs aller Stoff, den das Thier zu seiner Erhal- tung zu sich nimmt, nichts anders als Urthierchen sein mufs, leuchtet von selbst ein: daher sind nur Fleisch und Pflanzen, die beide aus den Infusorien ihre Wurzel ziehen, Speise für unsern Organismus, Es wird hier nicht behauptet, dafs das Thier gar kei- ner organischen Stolle bedürfe, diese sind ihm viel- mehr so nothwendig, als der Pflanze das Thierische unter der Form von Dung , da auch das Thier mit zur gesammten Natur gehört , nichts als diese im Nach- bilde ist, und in sofern auch unorganische Stoffe in sich trägt , deren Verlust von Tag zu Tag ersetzt wer- den mufs. Aber dieses Unorganische in ihm ii^ nicht das , was es zum Thiere macht, denn dieses ist der Centralpunct der Sinne- — das Hirn *— es ist nur das nothwendige Vermittlimgsglied zwischen der unorga- nischen und thierischen Welt; um diese zu erhalten, sind blofs die Urthierchen geeignet, denen das Unor- ganische zum blofsen aber beweglichen Lithophyten- ftamme dient. Ist alles Ernährtwerden der Thiere durch die Ur- thierchen vermittelt, so mnfs auch das Wachsthum, welches auf den Act der Begattung folgt, durch sie vermittelt sein, denn Ernährtwerden des Erwachse- nen , und Wachsen des Fötus ist ganz eins und dasselbe. Nun sind wir auf dem Puncte angelangt , um den es uns zu thun ist, nemlicli, wie entstehen die Pflanzen und die Thiere, wie der Mensch? Die Frage ist durch das Vorhergehende beüimmt fixirt, wir wissen, was wir zu suchen haben , wie wir -37 . - es finden, blickt schon hervor, und welche Wege man seit den erften Jahren der Philosophie von Ari- ftoteles an bis auf heute zur Auflösung dieses Prob- lems einschlug , sei Gegenstand des Folgenden. Wenn man von dem Resultate wegsieht, dafs al- les Entstehen , alles Wachsen und Gedeihen der Thie- re nichts ist, als ein Ansetzen eines Urthierchens an das andere , so sind die Zeugungstheorien , in denen sich die Menschheit von jeher versuchte, ' leicht be- greiflliche Erscheinungen des rastlos suchenden Genies. Man sah die meisten Thiere getrennt in zwei Ge- schlechter, man sah ihre Begattung, und das darauf folgende Gebären , die Anatomie fand beim männlichen Geschlechte einen Saft, den man Samen nennt, beim weiblichen, auch in den Nicht - Eierlegenden , freilich erst in spätem Zeiten, entdeckten Stenone, Regner de Graaf und van Home zuerst Eier, die graafischen Bläs- chen, in denen das neue Thier sich entwickelt. Fan- gen wir mit diesem Zeitpuncte an, da die ältesten Hy- pothesen wegen Mangel der KenntniiTe der Ge- schlechtstheile , und dem gänzlichen Unbekanntsein mit den niedersten Thierchen schon für sich falsch , und daher nur nebenbei zu berühren sind. Welche möglichen Fragen drängten sich nicht um diese , obgleich höchst wichtigen , doch zur Erklärung des Geschäftes der Zeugung ganz unbestimmten Be- obachtungen zusammen! Liegt der Keim zur künfti- gen Frucht in dem Thiere vor der Begattung? Liegt er ini männlichen Samen, oder im weiblichen Bläs- chen? Dient in diesem letzten Falle der Samen nur zur Erregung des Bläschens, oder ernährt er den 58 Iteimin ihm? Oder entstellt die Fracht erst nach der Begattung aus der Vereinigung der Säfte beider Ge- schlechter durch eine Art von Anschufs der Tlieil- chen, wie es bei der Kryftallifation der Mineralien der Fall ist? Oder gar, schwimmen die Keime in der Luft, dem Wasser umher , und sammeln sich nach und nach in den Gesclilechtstheilen, wo sie blofs aus- gebrütet werden ? Die thätigsten , gelehrtesten Physio- logen theilten sich in die Auflösung dieser Fragen, keine blieb ohne Anhänger , denn jede war nach den bekannten Thatsachen möglich, jede zeigte Gründe für sich. Die heftigsten Vertheidiger der im Weibe vor der Begattung geformten Keime , der Evolutions - Ein- schachtelungstheorie , waren in neuern Zeiten Bon- net q) Haller r) und Spallanzani s }. Es herrscht eine Genauigkeit und Wahrheitsliebe in ihren Versuchen, und ein Geist in der Benutzung derselben für ihre Meinung , der zum Bewundern hini eifst. Diese Theorie behauptet, der Embryo liege schon vor der Begattung als Miniatur aller seiner Organe im weiblichen Bläschen, und zwar nicht nur der Embryo für das nächste Thier , welches geboren werden soll, sondern alle für alle künftigen Generationen in einan- der gesteckt , die durch den Reitz des Samens geweckt, das mütterliche Blut in sich eindringen lassen, das aber nicht anders sie vergröfsert, als indem es zwi- if) Considerations sur les Corps organises* r) in seinen ikleineu Werken, über die Entstehung des Hünchens im Ei. s) Dissert. di Fisica animal, e vegetab. etc. 1730 im zwei- ten Theile. 39 sehen die Masclien der Organe tritt, und sie so me- chanisch ausdehnt. Aber wie können die Organe, welche alle mitein- ander kaum den millionten Theil eines Punctes betra- gen müfsten , sich zu einer so fürchterlichen Gröfse ausdehnen lassen, als das erwachsene Thier iu Bezug auf sie erreicht, ohne das mütterliche Blut selbst in die Kette d,er Maschen aufzunehmen , wobei das We- nige, was der Keim enthielt, nicht mehr in Rechnung kömmt, und der ganze Fötus aus lauter zwi- schen den Maschen zu Organen angeschos- senem Blute besteht? Wo ist nun Analysis eines Keimes, wenn das Wachsen aus dem Erstarren des Blutes, aus Synthesis, aus nichts, als zwischen die . Maschen Gesetztem besteht ? Was Bonnet vorzüglich für diese Theorie gewann, war seine Entdeckung über die Blattläuse (Aphis 0> die sich nach einer einzigen Begattung bis zur zehn- ten Generation ohne wiederholte Verbindung der Ge- schlechter fortpflanzten, woraus er natürlich sclilofs, dafs wenigstens zehcn Keime im ersten Weibchen in einander eingeschachtelt lagen, die sich nach und nach entwickelten 5 und geboren wurden; wenn dieses hier so geschah, warum sollte es auch bei den übrigen Thieren nicht der Fall sein? Wenn der Floh aus dem Unrathe entsteht, so schlössen die Alten, warum sollten nicht auch die schottischen Junten {Bernida) aus den faulenden Muscheln entstehen? ^ woran schon Kircherus widerlegte, ty Traite d'Insectologie der ganze erste Band. 40 An 'der Reinheit dieser Beobachtung ist nicht zu^ zweifehl , auch hat schon Schätfer und neuerlich wie- der Dmneril dasselbe am Wasserlloh entdeckt; allein, wenn die Polypen sich selbst in mehre Polypen tren- nen, wenn seine zerschnittenen Wiirme, wo an gar- Jkeine Einschachtelung zu denken ist, in ihren Thei- len als ganze Individuen fortleben, wenn einzelne los- gerissene Glieder des Bandwurmes , wie die Sage geht, fortleben, und wieder neue Glieder ansetzen; warum: sollten nicht auch die BlatUäuse in mehre sich tren- nen können? Diese Beobachtung ist daher nichts we- niger als sprechend für die Präformatien , da sie viel- mehr sich an die Zerfallung der Infusorien anschliefst^ und auffallend A^orgezcichnet- ist in dem Räderthiere j, einer wahren Polypennatur. Di€ sogenannten Lebendige gebärenden Pflanzen sind ein wahres Beispiel dieser Art des Fortwach-i sens. Sie tragen Sprossen , oder auch Zwiebelchen , die sich ablösen, abfallen, wieder Wurzel schlagen, und so sich wiederholen, obgleich sie sich auch durch- Begattung vermehren. Diese Vermehrung ist aber durchaus nichts anders, als ein Fortwachsen einer und derselben Pflanze, wie es sich mit den Ablegern ver-, hält. Es entsteht eigentlich hier kein neues Indivi-» duum, sondern der Stamm treibt an einer andern Stelle Wurzeln, diese fassen Grund, und nun stirbt der Theil zwischen den neuen und alten W^urzeln ab. Wie wenig selbst Bonnet in seiner Theorie Be- ruhigung fand, beweist sein Schwanken von einer Meinung zur andern, beweisen seine hoffnungslosen: Geständnisse, liicht alles Hiit derselben in Verbinduiig 4i brinjzen zu können, und so die Natur"V\amder, statt zu ergriibeln, blofs anstaunen zu müssen u). Haller, der die Versuche Malpighis und die des~ Fabricius ah Aquapmdente über die Erzeugung des Hün- chens im Ei aufs genaueste wiederholte, wählte die Haut des Dotters zum Beweiset/), zu dem endlich auch Bonnet seine Zuflacht nahm. Diese e:5^istire vor dem Jungen, und trete dann in den Bauch desselben mit dem Dotter zurück: CertiJJime eadem membrana perinde in ovo non impregnato , inque ovo sterill, et in ovo {im- pregnato) apparet. — Vitellus arterias venasque habet, et nullum tempus^ fuijfe potest , quo vitellus esset, ncque una ejus arteria adfuerit venaque, (Natürlick diejenigen, die zum Wachsen des Dotters selbst nöthig sind, aber diese stammen ja von der Kelchhaut ab, die sich bei dem Ablösen des Dotters s am mt ihren Gefässen zurück- zieht, welche zuvor verschrumpften und abstarben, |t) Traite d'Infectologie T. II. p. 156. Que devons nous donc penser maintenant d'un fait si etraiige revu deja deux foiä ? sagt er, als er statt des ab- gesclmittenen Hopfes einen init einem After versehenen, dem andern ganz gleichen Sch-wanz erhielt. En admettant avec les Philosophes modernes, que la reproduction merve- illeuse de t^utes les parties de ces Insectes, se fait par une suite de gerraes disposes a dessein, le hassard aura - t - il voulxi que dans les vers , dont il s'agit, oa plus exacternent, dans une dhs portions de deux de ces vers, un germe de queüe ait pousse a la place, ou au- rait du pousser un germe de tete? — Moderons, Sil est possible, notre curiosite a cet egardj il n'est pas tems ; encore , de cherclier a rendre raison de ce phenomene, ' non plus que d'autres merveiiles , que la nouvelle decou- yerte a fait «dorre. v) Operum anatomici argumenti minorum T. II. P. 1. ad generationem Lausannae 1767, p. iiß» ungefähr wie sich der Mutterkuchen vom Uterus , oder^ eine reife Nufs von der Schale durch Vertrocknen der er>iähreiiden Gefässe ablöfst; die Gefässe aber in der eigentlichen Dotterhaut werden mit Recht von Fr. Wolf geläugnet, und ihr Entstehen der Brütung zugeschrieben) — Verum arteriae a trunco mesenteiico, venüe a vena portarum nascuntur: f Dieses sind doch gan25 andere Gefässe als jene, durch welche der Dotter er- nährt wui'de, und die ganz verschwunden sind; eben weil diese Gefäs.se von dem Embryo kommen, können sie nicht mit denen eins sein, die in der Dotterhaut angenommen werden. Es ist doch wahrlich die all- täglichste Erscheinung , dafs neue Gefässe entstehen, wo vorher gar keine, nicht einmal ein Platz für sie war, warum sollen nun die Gefässe, die vorher in der Dotterhaut sein sollen , die nämlichen mit den Ge- krösgefässen des Embryo sein?) jErgo arteriosus sanguis a foetu venity "a corde foe- ius suam habet vlm motricem, vitellus adeo vera pars est foetuSf neque aisque foetu fuisse potuit^ nisi velis art&- rlas absque principio , absque movente corde, admittere. — Das erste wird jederman zugeben, wie aber Haller zu der zweiten Folge kam, ist nie zu begreifen, als aus dem "Wunsche, einmal wieder einen neuen Be-' weis für die vorgefafste Memung der Ev^olution zu fin- den , nachdem es so vielen vor ihm mislungen war. Allein auch davon abgesehen, dafs die Gefässe ausser der Kelchhaut geläugnet werden, so kann die Dotterhaut nie als ein integrirender Theil des Fötus angesehen werden, so wenig als der Uterus des Säug- thiers, oder um die wahre Vergleichung zu gebeng als die Brustwarzen desselben, denn mehr ist wohl der Dotter nicht, er, der erst eigentlich nach der Con- sumtion des Eiweises angegriffen, imd endlich kaum vor dem Ausscldiipfen in den Unterleib gezogen wird, wo er keine andere Function vertritt, als sich aufsau- gen zu lassen , wie die Milch aus der Brust von dem Jungen des Säugthieres. Wäre auch wirklich diese Dotterhaut präformirt mit dem Embryo verwachsen, so >s ürde sie ja von diesem wie jede fremde Speise verzehrt, und «o als etwas ihm nicht Eignes behan- delt; aber kann denn der Embiyo sich selbst auf- zehren ? Da nun die zugegebenen Gefässe der Dotterhaut und die Nabelgefasse ganz verschiedenen Ursprungs sind, indejn jene mittels des Kelches vom Eierstocke der Henne, der Arteria aorta aus, entspringen müfs7 ten, diese aber vom Fötus selbst kommen, so könn- ten sehr wohl die Gefässe des Dotters da sein, ohne die des Nabels, welche sich doch erst bei der Ent-*^ Wicklung des Fötus verlängern, und sich im Dottec ausbreiten, gerade wie die Nabelgefasse eines Säug- thieres sich in den Mutterkuchen verlieren , wj , der an verschiedenen Stellen des Uterus und selbst in den Trompeten sich ansetzen , und seine Nahrung ethal- tei^ kann, wie es unter andern x') John Hunter mit w) Graaf s. 200. das Chorion -wird erst an den Uterus be- festigt, wenn schon alle Tlieile des Fötus ausgebildet sind. De partibus genital, mulier. Dieses ist so bekannt, dafs es kaum verdient , citirt zu werden, x) Josephi über die Schwangerschaft ausserhalb der Ge- bärmutter 1803. Böhmer situs uteri gravidi 174J in Hal- lers Sammlung von Disputationen B. V. S» '9^* führea viele an. 44 der wichtigen Beobachtung fand, dafs der leere Uterus doch erweitert, und von der Decidua überzogen war> woraus sich auf die freie Entwicklung der Dotterhaut bei der Bebrutung schliessen iäfst, und es mithin nicht befiemden kann, dafs ^sie sich schon zeigt, ehe der Embryo erseheint, der sich dann erst später xnit ihr verbindet. Obschon Ale in den Trompeten Schwangere mei^ stens im dritten oder vierten Monate stirbt, so ist es doch Beleg , dafä die Gefässe das Kindes auch aus den verschiedensten Stellen .der Mutter die Nahrung zie- hen, und sich daher nach Belieben in allerdings schon vorhandene Gefässe einpflanzen können. Was für das Hühnchen der Dotter ist , das ist für das Junge des Sängtliiörs die ganze Mutter^ da wo sich der Mut- terkuchen ansetzt, ist der Centralpunet der Gefässe der Mutter -— des Dotters , oder vielmehr des Weissen im Vogeleij wohin sich auch die Gekrösschlagadern der Frucht in das Weisse und den Dotter ausbreiten, da finden sie Nahrung, da bildet sich der Mutterku- chen. Es ist nicht nothwendig , wie es die Säugthiere beweisen, was Haller zur Erschwerung unserer Be- hauptung vorgiebt: \,Possis objicere, vitellum seorsim in utero materno extitlsse^ et canakm habuisse, quiin foe-^ tus aliunde advmae adpertam intestini appendkem aptus se immiserit.'^ Dieser Einwurf wäre für einen Atomistiker immer gültiger, als die Widerlegung, die so lautet; Cujusmo- di fere miracula söhnt iis placere, qui monstrorum for- mas a fortuito casu deducunt, (Ist denn das Gegentheil schon erwiesen? Hier wird offenbar die Praforsnation 45 durch die Präformation demonstrirt) und S. 419. 51 denuo hypothesi volueris hypothesin fulcirc , et abruptum de ovario arteriosum vitdli truncum immittere in abrup' tarn arteriam mesentericam foetus, venam vero vitelli, nam unica est^ in venam portarum embryonis adaptare, tt ductum intestinalem in ductum vitelli, (beide verschwin- den sammt den Hüllen des Dotters in den ersten Ta- gen des ausgeschlüpften Küchelchens zu einem Fäd- chen , das endlich am dreizehnten Tage gar nicht mehr zu sehen ist y). Wo ist nun die präformirte Dotter- haut , von der beinahe alle Häute des Hühnchens Fort- setzungen sein sollen, im Jungen anzutreffen?) res di- ces impossibitesl — Wozu das Zusammenpassen abge- rissener Theile, wo beide sich mit und für einander entwickeln, folglich nach den Gesetzen ihrer Entwick- lung sich treffen müssen ? Der Unterschied von den Säugthieren ist nur der, dafs diese nur den Saft des ' Mutter kuchens^, und dann die Milch in sich saugen, der Vogel aber den Uterus selbst sammt allen Gefäs- «en statt der Milch verschlingt. Der Einwurf hat daher wenig zu sagen; Facile, tnim calculo constabit^ inter myriades millionum ne uni- cum quidem casum adeo feciliter eventurum, ut vasa vi- telli et vasa embryonis apta sibi correspondeant , et adhae- rescant, atque adeo allenus hospes cum pullo vitellus con- ferveat. Liegt doch der Embryo des Menschen sicher nicht im Uterus, mit dessen Gefässen verwachsen, y) Vicq d'Azyr in Lichtenbergs Magazin für das neueste aus der Physik etc. B. Vf. St. 3. S. 6. Ueber das Ver- halten des Eidotters im Leibe des frisch ausgebrüteteUj Küchelchens* 46 und dock trelTen seine Nabelgeiasse, wie sie sich auch verlängern, überall [eine Stelle zur Anheftung — wie im Uterus so in dem ihm gleichgeltenden Weissen, so im Dotter! Dafs iibrigens der Dotter hlofs zur Ernährung des Jungen bestimmt ist , und nicht in den Unterleib tre- te, Ulli da ein Organ zu bilden, sondern um von Ge- fässen , nicht vom Darme aufgesogen zu werden , weifs jeder Physiolog. ^Und wie kann aus der Präexistenz der Speisen die Präexistenz der Frucht selbst folgen , wie aus der Präexistenz des Blutes der Mutter die des Fötus ? Bekanntlich ist es falsch , dafs die Gefässe des Kelches, welche beim Wachsthum des Eies den Dot- ter ernährten, zu den Gefässen des Vogels selbst wer- den; die Nabelgefässe breiten sich aus dem Gektöse und der Pfortader vom Jungen aus in das Weisse und den Dotter z) und nicht umgekehrt; es wird mit- hin kein Gefäfs der Dotterhaut, auch wenn eines da wäre , zu einem Gefässe des Jungen- Wie wenig endlich Haller selbst seinem Beweise, der nui' durch seine Nachbeter so berühmt "woirde, traute, möge noch folgende Stelle klar machen. V ai- de nempe mihi probabile est, et demonstrationi proxi- mum ^idetur, embryonem ovo materno contineri,feminam- que Vera stamina futuri foetus suppeditari, W^as Spallanzanis schwarzer Punct im Froschei bedeute, kann uns gleichgültig sein, eben so, dafs er im unbefruchteten, wie im befruchteten sich zeige. s) Harvey, Exercitat. de generat. animal. p. 2ii. und 225. Verbo die am : Ex cicatricula tota generatio, ex corde to- tus pullus, et ex vasi? umbilicaliqus membranae .omnes fetnm iiivrlventes dependent. Bestimmter ifrt hierüber Eriedr, Wolf, 47 Er sei nun wirklich das , was man im Vogelei Cicalri- cula nennt, was hat er damit gewonnen? AVir geste- hen nicht nur ein, dafs die Cicatricula auch im Unbe- fruchteten sich schon finde , sondern benützen diese Behauptung selbst für unsere Theorie. Wie nemlich das Eiweifs der Uterus des Eies, und der Dotter die Brust des Vogels ist, so gilt die Cicatricula ganz und und gar gleich dem graafischen Bläschen, und mufs, wie wir es nicht anders wünschen können, vor aller Befruchtung gleich diesem im Ei sein, obschon we- niger vollkommen erscheinen , als nach der Besamung. Aber nicht einmal die Narbe kann er sein , da diese erst bei dem Durchgange des Dotters mit demselben verbunden wird. Er hält ihn schlechthin für den Keim des künfti- gen Frosches um zu Hallers unzulänglichem Beweise eine andere gewagte Sage zu bringen, und giebt die Entwicklung des Fötus für nichts weiter , als eine Ver- grösserung dieses Keimes an. Swammerdam aber, der sich nicht scheut, die Raupe als einen Beweis für die Einschachtelung hinzustellen, vergleicht doch den Fle- cken des noch an seinem Stielchen hängenden Frosch- eies erst den zweiten Tag nach der Besamung, mit der Cicatricula a), Dafs nun diese nicht der Keim selbst sei , und er erst hinzu komme, beweist nicht nur ihre eigne Un- fruchtbarkeit, sondern auch die bestimmteste, genaue- ste Beobachtung Blumenbachs ^), nach der der Embryo nicht aus der Cicatricula des Hühnereies , ja nicht ein- a) Bibfil der Natur deutsch. Leipz. S. 314, und 320. t) Handbuch der vergleichenden Anatomie S, 514. 48 mal in ihr, sondern nur dicht neben ihr sich ent- wickelt. Welche Beobachtung könnte wohl entschei- dender sein als diese, welche könnte adäquater der Cicatricula den Namen des graafischen Bläschens bei- legen? Dieses ist nur das Erdreich, in dem der Keim \Vurzel fafst, so die Cicatricula. Von jeher war diese immer eine der ersten Instanzen für die Präforma- tion, und es ist doch so leicht, ihre Schwäche ein- zusehen, da sie mit Fug nichts anders, als das Bläs- dien bedeuten kann. So verhält es sich mit der Prä- formation, dafs sie überall die Hüllen des Embryo für diesen selbst hält! Die Haut der Kaulquappen aber, welclie ungo- zweifelt m Ei präexistirt, wird nicht zur Haut des Frosches , sondern mit dem Larvenzustande abgestreift c) , und verliert sich mithin nach Aussen wie die Dot- terhaut nach Innen. Sind denn die Kaulquap]3en et- was mehr , als der Fötus des sich entwickelnden Fro- sches , und folglich seiiie Haut etwas anders , als eine Haut des Eies , da die Larve, selbst nur ein Ei ist? Wenn man das Amnion, welches den Menschenfö- tus durch alle Entwickeln ngssluffen uragiebt, auch ei- nen präexistirenden Theil des Menschen nennen woll- te ! der Frosch streift seine Larvenhaut d) wie das Kind das Amnion bei der Geburt ab. Wie hömmt Spallan- zani daher zu dem nach jedem Kapitel wiederholten Resultate? „Die Froschlarve kömmt nicht aus dem Ei e) Fontana in P».eils Acliiv f. Physiologie B. II. S. 479« d^ Swammerdam, der die Verwandlungen, die nichts als I Abstreifungen der Hüllen des Eies sind, sehr schon ab- bildet, eben so Rösel v. Rosenhof. Ei liervor, dieses selbst wird 2ur Larve ; es ht nichts als der zusamniengezogeue Kaulquappe e), der mithin schon in den Eiern, die erst nach einem Jahre gele^ werden, ausgehildet liegt;/) man sollte diese Thiere nicht Eierlegende, sondern Lebendige gebärende nen- tien u. s. w.I Nie gelang es ihm , Eier ohne unmittelbare Be^ rührung des Samens, wäre es auch noch so wenig. Zu entwickeln. Weder der Samenduft, noch das mit dem Samen geschwängerte aber darauf filtrirte Was- ser, noch die Eiectricität korniten die Fäulnifs verhin- dern. Und nun soll der Samen nur als Reiz wirken, Weil so sehr wenig erfodert werde, weil die Cicatri- cula im unbefruchteten wie im befruchteten wahrge- nommen werde, weil die Salamandereier sich sechs bis sieben Tage vergröfserten , ohne von dem Schein der Eiform in die der Eidechsen überzugehen; ja Rö- .sel schlofs sogar daraus, g) dafs die unbefruchteten Eier der Laubfrösche auch gewisse ^Veränderungen erlitten, ehe sie verderben, auf eine Existenz der Theile de;S Embryo im weiblichen Ei, besonders da er in den Eierstöcken der Muscheln, die sich doch erst im Früh^ ia.hr begatten, schon im Herbste junge Schneckchen »lit ihren Schalen durch das Mikroskop sah. Niemand wird sich wundern, dafs die Eier sich mit bestimm-* ten, und auch wohl den befruchteten ähnlichen For^ men ändern , ehe sie verderben , was aber die Schne- cken betrifft, so dürfte er wohl Eier statt Embryonen <0 Dissert. V» U. Dissert^ I. C. t. /) Ebeiid. C. 6. g} Hiswtia hatiU". pvanÄtum nostrat. p. 43* D 5o gesehen haben, oder können diese nicht Folgen der vorhergegangenen Begattung gewesen sein, besonders, da sie schon ausgebrütet waren? Fand nicht Lister zu allen Jahrszeiten Schneckchen und^ Eier in seiner Le- bendige gebärenden? Wie kann Swaramerdam daraus , dafs der Schmet- terling in der Raupe eingeschachtelt sei , schliefsen , dafs auch das ganze Thier schon vor der Begattung im Keime da liege? Ist es denn ein gleicher Fall? Ist nicht die Raupe schon ein durch Begattung Ent- standenes , folglich nach allen ihren Theilen gebilde- tes Thier? Hier kann man sehr gerne zugeben, dafs der Falter mit Flügeln, Augen, Füssen und Ge- schlech Istheilen wirklich in Miniatur liege, ohne das Geringste für die Einschachtelungstheorie vergeben zu haben. Es ^st ja die Rede von einer Präformation in der Mutter vor dem Zeugungsacte, und für diese kann die schon geborne Raupe nicht gebraucht weiden. Auch so unbedeutend, und gegen sich selbst ge- kehrt ist der Schlufs , dafs die Frucht präformirt sei , weil man in der vom männlichen Samen befruchteten Cicatricula h) oder dem Graafis dien Bläschen i) z. B. der Kaninchen einige Zeit nach der Bebrütung oder Begattung, wann es nemlich im Uterus angelangt ist, nichts als eine durchsichtige Flüssigkeit wahrnehme, in der der Fötus sogleich erscheine , wenn man ein zusammenziehendes Mittel, als Essig, darauf giesse. Wenn der Fötus schon da, aber flüssig daliegt, war- um ruft ihr ihn nicht auch aus dem Nichts hervor h) Haller a. a. Ö. Corellarium XV. O Cruikshank in Reil» Archiv B. III. H. i. S. 74. öl durch Aufgiessung ' des Essigs auf noch nicht befinich- tet<3 Eier? Eben das gilt von Bonnets k) Mouche- Araigne (Hippohosca') y in deren Durchsichtigem aber auch befruchtetem Ei durch das Kochen die Nym^ phe zum Vorschein kömmt. Es wird sich später zeigen, dafs mit dem Acte der Befruchtung d. h. sobald sich das Ei mitclem Sa-^ men vei-einigt hat, der ganze Embryo mit einem Schlage entsteht , obgleich er wegen seiner Durchsich- tigkeit unsichtbar bleibt, daher ist es begreiflich, dafs, wie durch Essig , oder unter dem Mikroskop sich et- was zeigt, es schon die ganze Form det- Theile des Emhryo habe, und nicht erst nach und nach gebil- det werde, woraus man mithin nie berechtiget ist, ein Gebildetsein vor der Befruchtung zu behaupten. Wii- gehen noch weiter — wenii der Keim schon, gebildet in der Mutter liegt, und der männliche Sa- men ihn blofs belebt, so mufs das folgende Junge im- mer der Mutter ähnlich , oder wenn man auch dem Samen ein änderndes Vermögen zugestelien will, we- nigstens ähnlicher, als dem Vater sein , und um so mehr bei einer Bastartzeugung , da der Keim in einer Stutte sicher nicht auf den Fall vorgesehen ist, wenn es ei- nem Menschen einfällt , sie duxx-h einen Esel belegen tn lassen. Der hieraus entspringende Maulesel müfste noth wendig zur Form des Pferdes sich neigen; allein^ I fes ist grade das Gegentheil , und Bonnet sah sich selbst gezwungen, zu gestehen, dafs der Maulesel nicht nur ilie Ohren und den Schwanz des Esels, des Vaters ^ D 2 fc) Gonsiderations sur 1©8 corps organises T<^II, $'323o 5f sondern sogar die Slimmhaut, wodurch die Esel und Maulesel ihr ganz eignes Geschrei hervorbringen, erbte , obgleich das Pferd , die Mutter , sie gar nicht besitzt /). Hier konnte doch wohl die Stimnihaut nicht präformirt sein, eben so wenig, als das sechste Len- denwirbelbein des Manlthiers — vom inütterlichen Esel, der nur fünf hat, und vom väterlichen Pferde, das sechs hat, gezeugt - — wie es in Blumenbachs ver- gleichender Anatomie zu linden. Wie sehr spricht auch die Zerlegung der Ge- schlechtstheile des Maulesels von Hebenstreit ^ auch wenn sie nach von Gleichens Einwürfen nicht ganz genau sem sollte, gegen diese Theorie, da er in den männlichen gar keine Verbildung fand, ausser dem Mangel der Samenthierchen, in den weiblichen hingegen eine gänzliche Vernachlässigung der Form ■und Veränderung der Lage antraf. Die Harnröhre liegt in der Mutterscheide selbst , und öffnet sich nicht zwischen der ^Clitoris und der Scheidenmündung; Im Eierstocke sieht man keine Bläschen , der Uterus ist beinahe so dünn und häuticht, wie die Harnblase, und durchscli einend. Von den Hunden ist es ja dem gemeinsten Men* achen bekannt, dafs die Jungen auffallend dem Vater mehr ähneln, als der Mutter. Ein würdiger Zeuge, Herrmann von Strasburg sagt, m) olme dabei an diese /) a« a. O. §. 333. Le miilet a la voix de Taue. tJn tam- bour d'une construction siii^uliere place daiis le laxinx est la partic principale de Torgane de la VQÄJC (de Tane) Ce tambour se trouve dans le mulet, le clieval en. est prive. m) Obaervationes zoologr, edit. per Hammer 1804. P. T. p. 32. 53 Theorie zu denken , dafs sein spanisches Hündchen von einem Mopse belegt, 'vier der vollkommensten Mopse geworfen. Wie oft wirft eine Betze Junge, die die Bildung mehrer Väter haben, welche zu ihr gelassen wurden, wovon auch Herrmann ein Beispiel anführt. An der Superfötation bei Hunden ist ohne- hin nicht zu z^veifeln. Es ist aufiallend , wie hier der Vater mehr bei- trägt als die Mutter, und doch bleibt Bonnet bei sei- ner. Meinung, wie auch Haller, der sogar ausdrück- lich sagt n): „Man könne gegen seine Hypothese ei- nen Einwurf von den Bastarden nehmen, die oft dem Vater ähnlicher sind, als der Mutter. Dieser Ein- wurf sei gegründet, denn es sei gewifs, dafs der Maulesel dem Vater an Lebensart und Ohren gleich sei, dafs n^ch dem ZeugnilTe eines trefflichen Natur- forschers das Junge von einer Henne und einem En- terich Schwimmfüsse hatte, dafs das von einem männ- lichen Sperlinge und einem Kanarienweibchen den di- cken Schnabel des ersten erbe, u.dgl. m. Nachdem er aber demonstrirt habe , dafs der Fötus wirklich im Ei präformirt lieg€^ , so müsse man dem männlichen Samen eine ä^ndernde Kraft im Embryo zugestehen"—' ^Is wenn die Erschaifung der Stimmhaut, des Len- denwirbels , der Schwimmfüsse , wie wenigstens er glaubt, eine blofse Aenderung wäre! Woher kommen endlich die Gliedmassen aus IJe- berflufs , und wie pflanzten sich die sich beständig be- wegenden Augen des Haas in Eger oj, wie die n) a. a. Q. S. 419. o") Hacquet in Lichtenbergs Magazia für das Neueste etc, B,Yh St. 4 . 8.34. 54 iseclis Finger des Jacob Rulien in Berlin p), die der Familien inBas-Anjouq) die des Gratie Kalleia in Malta, durch die Enkel fort, welche Gescliichte Bon- net selbst weitläufig erzählt, wenn der Vater nichts zum Keime hinzubringt, wenn er nur ein modilici- rendes Vermögen besitzt? Doch diese Zulluchl zu einem ändernden oder nährenden Vermögen hat selbst Spallanzani aufgegeben , als er fand , welche unbegreif- lich geringe Menge Samens zur Befruchtung . der Froscheier erfoderlich sei r). Oder will man etwa Trost darin suchen, dafs man mit Morand Gott an- klagt, er habe die sechs Finger schon im Keime vor- ausgebildet, wie es in, &en Denkschriften der pariser Academie. s) zu lesen. Der bekannte Streit für und wider die Pi;äforma- tion der Mifsgeburten , &en Winslow und Lemery in eben diesen, Denköchriften fiihrten , bekräftigt blofs unsre Behauptuug. Ich bringe noch hieher die Fort- pflanzungsweise der linksgewnndenen Weinbergsschne- cke , diiQ auch die Geschlechtstheile und Eingeweide, welche in den andern rechts, liegen, nach Feldmanns Anatomie auf der linken tragen. Chemnitz. V) hat äusserst genaue Versuche darüber angestellt , und, ob- gleich er ein heftiger Evolutionist war , doch wie er- py von Maupertuis erzälilt in seiner Venus pliysique, 9) Megalantliropogenesie par Robert le jeiine. r) Dissert, IT. c. 3, Es gelang ihm , noch, einige Eier mit drei Gran Samen in zwanzig Pfunden Wasser zu be-. fruehten» s) Memoires de TAcad. r. d, fc, an 1770. p. 148» t) Neues systematisches Clionchilien - Cabinet (angefangen von Martini) fortgesetzt von Chemnitz B^ TX, S. 14. ti, 1% ■53 selbst sagt , mit Erstaunen gegen seinen Wunsch' und seine Vermuthung , sowohl aus der Begattung unter sich, als mit Rechtsschneckcn allemal und durch-* gängig rechtsgewundene Junge erhalten. Sollten die vielen Linksschnecken, die es giebt, in den Rechts- schnecken eingeschachtelt gewesen sein , in ihnen selbst aber wieder lauter rechtsgewundene? W^ahrlich eine genau passende Einschachtelung , wenn beynahe ab-- wechselnd eine linksgewundene in eine rechsgewun- dene und so wiederholt gesteckt wirdi Wie leicht ist dieses zu begreifen, aus einem zufällig abweichenden Laufe einer einzigen Ader! Endlich hat Kölreuter die Umwandlung einer Art in die andere durch den männlichen Samen für die Pflanzenwelt erwiesen, und so das von Bonnet aufge- gebene Problem, das ihn von seiner Einschachtelung wegbringen könnte, wie er selbst sagte gelöfst; ja die neueste Zeit ging noch weiter, sie hat Kölreu-» ters Versuche in die Thierwelt verpflanzt, und we- nig fehlt, wenn sie das Problem noch nicht vollstän- dig gelöst hat; wozu aber auf das Ende hartnäckig seinj wenn man schon bestimmt das Ziel erblickt, und auf dem Wege sich befindet, der grade dazu hin- führt ? Ist es nicht genug , wenn uns Hellenius in den ^iT>handlungen der schwedischen Academie etc. 1801 berichtet, dafs der Schafbock mit einem Reh sich fortpflanze, und die Abkömmlinge bei jeder Genera- tion dem Schafbocke ähnlicher werden? Wer nun noch den Keim im Reh eingeschachtelt glaubt , der verlangt noch triftigere Beweise, als Bonnet! Ich 56 schwelge weisend auf Gleicliens Abliaiidluug von den Samentliierclieii. Dieses sei genug von dieser Meinung: gehen w4r zur andern, welclie den Keim ganz allein in den mäniiiichen Samen selzt, der in das Weib hJofs dar- um gebracht werden mufs, um da seine Untwicklnng, seine Bebiiitung zu linden. Schon i\ristoteles. legt dem rnännlichen Samen al- lein die Kraft bei, den Embryo hervorzubringen u); um jedoch sogleich auf den wichtigsten Punct die,'»ei' Theoi'ie zu kommen, fangen wdr mit der Epoche Leeuwenhoeks an. Grade in dem Zeitalter, wo, der Gebrauch der Mikroskope ihrer Neuheit wegen über alles sich aus^ ^.ehnte, fiel der Danziger von Hammen darauf, auch deA männlichen Samen durch dieses Glas zu unter- suchen, was dann Leeuweiihoek v') oft wiederholte. Eine den Menschen voiher unbekannte Welt öffnete sich ih;i^en Augen ; Millionen Thierchen schwämme^ in der Elüssigkeit umher , wenn der Samen gesund w^aj^, hingegen w^aren keine zu bemerken hj einem durch Krankheit verändei^ten Samen.. Kaum erscholl die Sage von dieser neuen Entde- ckung , so griff alles nach dieser Stütze , um einmal Aufschlufs üb^r das Geheinmifs der Zeugi halten^ u) Lib. IUI. de gener-at. c r. Mas solus secernit et constituit senien. Foeraina nee constituit nee fecernit fernen, ^) Arcana naturae detecta; und noch besonders Epistolae physiologicae super compluribus naturae etc. wovon dex Ig, 2o, ig und §o liielier gehoreii. „ - 57 . Leeawenhöek , n^bst vielen seiner Nachfolger läiigiiete die Präexistenz der Keime in dem Weibe, und behauptete , er liege in einem Samenthierchen {Cercaiia) oder vielmehr ein Samenthierchen sei selbst dieser Keim, der auf irgend eine Art sich bei der Be- gattung in das Bläschen eindränge, liier seine ihm an- gemessene N?,hrui]g mid \Vohnung finde, und so durch blosse Vergrösserung seiner Organe zum vollendeten Thier erwachse. Der Enthusiasmus ging so weit , tlafs einige im menschlichen Samen nicht nur den • Menschen in Miniatur (Hartzoeker) sondex^n auch sei- ne Greschiechtsv^rscliiedenheit wollten gesehen haben. ., Man kam auf einige Zeit darüber zur Ruhe , die Mil^ lipnen andere Samenthierchen, welche das Bläschen nicht erreichen konnten , liefs man entweder ohne weiters zu Grunde gehen , um dem einzigen vom Zu- fall erkornen i'v) Platz zu machen , oder nian verwen-^ dete sie zu Nebenzwecken, zur Ernährung, zum Be-^ gattungsreitz x'), - Diese Theorie , gleiche Feindnin' von der Gmera- tio, aeqidvoca griff , weil das Zeitalter einmal nicht an- ders konnte, zur Evolution aus dem Manne, wofür sie wenigstens die grössere Aehnlichkeit der lungen mit dem Vater gegen die Evolution aus dem Weibe hatte, allein, was von dieser gesagt wurde, gilt auch von jener, und nebstdem hat sie noch die Ungereimtheit lü) Tn einer halben Stunde soll sich eines vier bis fün* Zolle bewegen köjinen * — D^s geschwindeste hat mit» hin den Sieg. ^ 5c) Josephi über die Sch-wrangerschaft ausserhalb der Gch. bärmutter, und Bonius Circiiius physiologicus etßoi 5$ an sich, dafs sie von einem einfachen Thierchen (TJrstoiFe der Organismen) behauptet , es trage alle Organe des Menschen in sich, obgleich dieser das höchste zusammengesetzteste Thier ist, dem, was die Naturphilpsopliie streng beweist, keines gleichkömmt, das auf einer andern Stufe steht, am wenigsten also ein rnfusorium , und endlich, wenn alle Thiere auf- gewachsene Samenthierchen sind, aus wem wachsen diese Thierchen selbst auf? Hier hilft nur die Theo- rie der Zerfalluiig des Flei-J^'hes weiclie, in der Sa- menbildung zum organischen P r o c e f s geworden , das Individuum zur Begattung treibt, um es von sei- nem eignen zerstörenden Gifte , um es von dem ihm abgestorbenen (organisch fauleiiden) Theile semesXei- bes zu befreien. Wenn einmal andre Infusorien auf diese Art entstehen, warum sollen es nicht auch die Cercarien, und wenn ihr diese aller Zeugung voraus setzt, warum wollt ihr andre Infusorien nach und durch dieselbe setzen ? Auch gegen diese Meinung erhoben sich viele Gegner, die bald die Existenz der Samenlhierchen selbst , bald , dafs der Samen zu dem Bläschen gelan- ge , läugneten , indem dieses hlofs durch den Reitz des- selben entwickelt , oder durch eine Aura seminalis be- fruchtet werde. Die Samenthierchen sind durch Leeuwenhoek, Hemsterhuis, Andry, Bourguet, Ledermüller, von Gl^ich^n , Rösel, ausser Zweifei gesetzt, man sah sie in Säugthif^ren , Vögeln, Fröschen, Fischen, Insecten, »Schnecken, und selbst der heftigste ihrer Gegner, Spallanzani hat sie gesehen, und behauptet, giebt aber 59 nicht zu, dafs sie den Stoff zur Frucht liefern, wel- ches er, daraus zu rechtfertigen glaubt, dafs Frosch- eier, die nur mit stark verdünntem Samen, den er aus den Hoden der Frösche ausprefste, bespritzt wa- ren, dennoch ebei^ so entwickelt wurden, als die an- dern y). Doch wer erblickt hier nicht die Schwach- heit des Grundes ? Durch die Verdünnung des Samens mit Wasser wurden die Thierchen nicht unmittelbar zerstört, und sie konnten immerhin, obgleich in schwä- cherem Grade und daher für weniger Eier noch die ihnen angemessene Function ausüben , wie es aus sei- nen eigenen. Versuchen mit dem Wassersalamander beweisend folgt, dessen Samen sogar eigends verdünnt werden mufste, wenn er befruchtend wirken sollte 2), Der entscheidendste Streich, den er den Samen- thierchen hätte beibringen können, wäre der gewesen, wenn er die Versuche mit gänzlich von Thieren ent- blöfstem Krötensamen unermüdet wiederholt hätte. Da er aber selbst nur obenhin davon spricht, und dem Versuche nicht das Gewicht beilegt, welches ihm doch vor allen andern gebührte , so ist an der Unge- nauigkeit dieser Bepbachtimg nicht zu zweifeln, um so weniger, da alles, sein. Streben dahin ging, einmal einen solchen unzweideutigen Beweis an Tag zu brin- gen. Er sah diesen. Samen immer wimmelnd von Thierchen , und so befruchtete er; wie sollte er nun , seiner ersten gesunden Eigenschaft ganz zuwider, auch ohne Thierchen befruchten? Die Behauptung von der Nichtgegenwart der Cercarien war sicher Täuschung^ y') a. a. O. Dissert, I. C. 5. z) Ebeiidas. — , — II. C. i. 6o und' die Frage ist wohl nicht überflüssig, ob man jcV desnial durch das Mikroskop, die obgleich daseienden Puncte sehen könne, da dieses Sehen so sehr von Umständen, Beleuchtung, Witterung, und wohl auch von noch nicht bekannten E-inflüssen , wie Electrici-^ tat , Temperatur , Magnetismus , Galvanismus abhängt. AVenn Spailanzani sie gewöhnlich sah^ w^as be-^ rechtigte ihn anzunehmen, dafs sie nichts zur Be-=? fruchtung beitragen, v/enn er sie eininai nicht sah? Zieht er doch gegen die Generatlo aequivoca gerade da-. • mit zu Felde, dafs in jedem TrojDfen Wasser, in je~. dem Lufttheiichen eine unendliche Menge Thierchen. oder ihre Eier, wenn auch gleich so klein, dafs sie nicht durchs Mikroskop wahrgenommen werden kön-=i nen , seien , und nun läugnet er auf eine flüchtige Be- obachtung ihr Dasein in einer Flüssigkeit, die sons§ immer davon angefüllt i^^t. Blumenbach, der allen Evolutionen den ersten wahrhaft tödtlichen Streich beibrachte , nach dem sie sicher nicht mehr ia gesehn, und meliren sei- ner Freunde gezeigt, eben so Haller in den Mutterhöi -^ ,nern eines- Schafs, möge er nun durch mechaniischen Stoif, oder auf eine andere Art dahi-u gekonnnen sein.. Aber auch hierüber hat die Erfahrung schon ge- sprochen. Haller sah in Schafen 772) und der Englän- der Cruikshsnk in Kaninchen n) die Trompeten einige Tage nach der Begattmig in peristaliischer Bewegung, wodurcli^ sie die sclion durch die Franzen aufgenom-r Mienen Bläschen, gleich den Därmen den Koth, in sich weiter gegen die Gebärmutter forttriehen. Können sie nicht dnrch. dieselbe uingekeln-te , sei es auch krank-^ hafte Bewegung den Samen gegen die Bläschenstöcke führen, und so die Bläschen sclioh da, oder doch in sich befruchten , wodurch jene Erfahrungen, wie auch m) a^ a. O. T. 11. Conceptiis et fetus oviiuii §, 24« Tiiba=« rum vividiis est motus peristalticiis. li) Reils Archiv f. Pli* B. TU. H. 2. S. 74. Versuch 2o« - ' 73 die Trompeten- und selbst Bläselienstock empfängnifse leiclit begi^eiflicli werden? Ich führe diese Nachweisun gön nicht an^ als be- hauptete icli dadurch , der Samen gelange bei der Be- fruchtung nothwendig zu den Blä§chenstöcken selbst, welchem die in mehren Thieren entdekte Klappe zwi- schen der Trompete und dem Mutterhorne zur Genüge widerspricht o). Einige glauben, es wäre darum nicht denkbar, dafs der Samen zu den Bläschenstöcken ge- lange , weil man eine umgekehrte peristaltische Bewe-' £;ung in den Trompeten annehmen müfste, was gegen die. Natur sei. Allein Sibly p) würde dieses nicht so widersinnig finden, wenn er einen Blick auf die wieder- käuenden Säügthiere und Vögel geworfen hätte , in de- )ien beide Beweguugen ihrer Natur gemäs .nothwendig sind* Ich halte diese Erscheinungen vielmehr ihrer Seltenheit, und der Tödlichk eit der extraciterinen Em- pfängnifse wegen entweder für Folgen des Mangels der Trompetenklappe, oder einer krankhaften Zusammen- 2;iehung der Trompeten , was auch vorzüglich Haigh-' ö) Graaf a. a* O. und Casp. Bartliolinus a, a. Op* 34. Sed binas tales valyulas in quolibet uteri cornu in cuniculo certo expevimentc) comprobare facile est, quas omni vi ad- actus flatus siiperare non potest, nee aqua ex utero pene- trare per Syphonem injecta, quamvis contraria vice ad ute- luvn per cornuum ductum nullo negotio perveniat. Eben so fand icli es im Feldhasen, und «'»var in einem, der deut- liclie Spuren von vorhergegangener Trächtigkeit in den mit sch^varsen Puncten besäten Fleclien in den Mutterhör- nern verrieth. Needham sah dasselbe im Schweine, und , endlicli behauptet man es nicht auch vom Menschen? py Medizinischer Spiegel oder über die Befruchtung des weib^' liehen Menschen aus dem Engl, ij()6. 7^ tons Versuche bestätigen q ) , und sie sind nur Belege, dafs der Samen ungezweifelt in die Höhle der Gebär- mutter , und folglich hier in Verbindung mit den Bläs- chen, die durch peristaltische Bewegung aus den Trom- peten kommen, gebracht werde. , Harvey konnte natürlich keinen Samen finden , da er seine Hirsche immer erst beträchtliche Zeit nach der Bespringung öffnete, und ist es denn anders zu vermu- tben, als dafs der Samen durch seine Anwesenheit, sei es auch nur kurze Zeit, h\ der Gebärmutter ein anderes Ansehen erhalte, und sich den meisten als Schleim r) was sie zu sehen wünschten, zeigte, da er hingegen in der Scheide, welche sein Verarbeitungsort nicht ist, unveränderter bleibt? — Ich rede nicht von der chy- mischen Veränderung, die er, sich selbst überlassen, erleidet^ — Auch ist es unmöglich, dafs mehr als die "wenigen Tropfen des Samens, welche mit verstärkter Kraft ausgestofsen werden , durch den während des Bei- schlafes geöffne,ten Muttermund dringen können, wo- her man sich nicht wmidern mufs , wenn man die Menge des aus der Scheide wieder auslli efsenden Sa- q") Reils Arcliiv £. Pli. B. III. H. i. S. 54* Er dwrclischnitt eine Trompete eines Kaninchens j heilte sie wieder, und liefs es bespringeu , auf der verletzten Seite, wohin un- möglich Samen zu dem Bläschenstocke kommen konnte, waren Corpora lutea, v^ie auf der unverletzten, nnr mit dem Unterschiede, dafs hier Embryonen, dort aber keine waren. Das Bläschen löfste sich also ab, ohne unmittel- bare Berührunj«^ mit dem Samen, wird aber ohne diese nicht befruchtet. rjf Haller a» a. O. T. IL et f. ovium §. 25. Fetus a fecundo conceptu multis diebus nusquam apparet, sed mucus albi- dus» So Harvey, und alle Uiatersucher. 75 mens so grofs sielit, als wäre keiner davon verbraucht worden. Sah niclit Leeuwenlioek in den Hörnern der dreimal belegten Hündin die Samenthierchen durch das Mikroskop , wo er zuvor mit freiem Auge keinen Samen entdecken konnte? Endlich kann eine Höhle von der Gröfse einer Bohne, wie die eines jungfräulichen Uterus ist, mehr als einige Tropfen fafsen? Doch warum gehen wir nicht sogleich zu denjenigen Thieren, bei welchen über [diesen Gegenstand aller Zweifel ge- hoben ift ! Wir sehen bei den meisten Amphibien , be- sonders bei den Fröschen und Salamandern , bei allen Schuppenfischen und den Sepien die unmittelbarste Ver- einigung des männlichen Samens mit den Eiern, da die Befruchtung nicht im Leibe des Weibchens verbor- gen, sondern aufser demselben ganz offen durch Be- spritzung der mit keiner Schale überzogenen Eier mit Samen vor sich geht. Es ist schon weit über ein Jahrhundert, dafs Jaco- bäus s) und Swammerdam die rohen Märchen über die Entstehung der Frösche aus dem Schlamme und über ihre Begattung, die bald durch den Mund , bald durch die Brust mittels des aus der Daumenwarze fliesenden Samens geschehen sollte , aus dem Gebiete der Natur- geschichte verscheuchten, und ihre wahre Befruchtung durch ein Aufspritzen des Samens auf die Eier , wäh- , rend sie das Weibchen von sich gab , durch Beschrei- bung und Abzeichnung bekannt machten. So unwider- spreclilich und natürlich sie dieses bewiefen, so fan- den sich doch auch nach ihnen wieder Menschen , wel- che behaupteten , der Samen des Männchen fliefse au^ s } De Ranis et lacertis. der, ])ei der Begatlangszeit allemal eigends waclisen- den , Daiimenwarze in Poren , M-elclie 'das Weibchen an der Brust habe^ an der Slelle, wo das Männeben Wahrend, der Umklammern ng seine Finger hinlege.^', Rösel hat diesen Unsinn hinlänglicli widerlegt, indem er zweigte dafs an der Brust ilesi Weibchens überall keine Spur von in den Leib dringenden Oeffmingen sei, \ dai^s niclit alle Frösche die Daumenwarze erhalten , und \ endlich dafs nicht alle Männchen dem Weibchen die ' Finger anf die Brn st legen, sondern sie entweder vorn unter den. Vorderfiifsen fassen, wie der Laubfrosch,, oder gar uin den Unterleib, wie die Kröte: Wie kann' also Saiuen durch die Brust kommen , von dem Einfalle nichts zu sprechen , der die Vorderfüfse so vollkomirt- ner Thiere zu Geschlechtsorgane macht, was man etwa höchstens einem Krebse gestatten kann, Rösel entdeckte zwar in einigen Froscharten eine Art Ruthe, die aber als ein kleines Wärzchen in der Kloake nie aus selber heranstritt , und überhaupt wur- de nie ein eigentlicher Coitus bemerkt, wohl aber das Ausspritzen des Samens auf die wirklich aus der Kloak© l de5 "Weibchens kommenden Eier. Nur diese Eier ent-* 1 wickelten sich, die aber, welclie von keinem Samen 1 getroffen wurden, verfaulten nach einigen Tagen. - | 'v I ]3iese Beobachtungen hat Spailanzani durch häufige -J Versuche bestättigt, und sogar Befruchtung bewirkt, ' wenn er auf die Eier selbst den Samen tröpfelte , den ^. er aus den Hoden, nicht einmal aus den Samenbläs- clien der Frösche ausprefste. Der Salamander schliefst sich nicht so genau an sein "VVeibchen an , und läfst seinen Samen nur wie einen blaulichten Nebel las, Was- 77 ser fahren, ^yol)ei das Weibchen die Eier legt. Dafy die Fische während der Brunstzeit nur nebeneinander herscliwimmen , und so Rggen und Milch von sich ge- ben , ift eine bekannte Saclie. So laut ruft uns die Na- tur zu, so deutlich ist hier ilir Verfahren, und doch Äucjite man es mit vielem Kopfzerlirechen kiinstliclier, verwickelter! Sollte es beim Säugtliiere , dessen Zeugungstheile 3iicht wesentlich von denen der gesammten Klassen ver- schieden sind, in Bezug auf diese gemeinschaftli- che gleiche Function nicht eben so geschehen? Dort geht nur aufser dem Uterus vor, was hier .in selbem verhandelt wird. Denn der Cicutricida "ist gleich zu acliten das graalisclie Bläschen 5 welches keinen DoLter enthält, und dem Dotter das ganze mütterliche Tliier, welcjies mittels der Ernährung in den Leib des Fötus tritt, wodurch das Trächtigsein begründet ist, dahin- gegen die eierlegenden Thiere das mütterliclie Blut in den' Dotter gleich einem Magazine absetzen, wodurcli ein Trächtigsein 5 so zu sagen, aufser dem Leibe mög- lich wird. Wir könnten zwar diese Erfahrungen, dafs der Samen wirklich zu den Eiern und in die Bärmutter ge^ langt 5 auch zum Beweise gelten lassen , dafs seine un- mittelbare Verbindung mit dem Ei, und dem Bläschen nicht blols zufällig, sondern wirklich nothwendig sei, wenn anders für dieses letzte - Versuche mangeln sollten. Spallanzani hat es gegen sich bewiesen, dafs Frosch- und Kröteneier, nie mit dem Samen in Be- rührung gebracht, Immer unfruchtbar bleiben und ver- 78 derben 0? ^^ '^^^ bekannt, und schon Aristoteles u) wufste es, dafs bei verstopftem Muttermunde, sogar wenn der Uterus nur schief steht, oder die Ruthe we- tzen verhältnifsloser Länge neben dem Munde hinauf- reicht, durch welches alles die Einspritzung des Samens gehindert ist, keine Befruchtung erfolge, auch nicht wenn vor der Begattung die Trompeten in Hunden, Kaninchen, wie es Harvey, Plaighton, und andere be- wiesen, unterbunden worden , welches doch alles keine Hindernisse sein könnten ^ wenn der Samen durch einen blofsen Reitz das Bläschen zur Entwicklung brächte — - in diesem Falle wäre ein Conceptus abdomi^ nalis möglich. Nucks Versuch, in welchem er nicht eine Trompete, wie so viele andere nachscJu-eiben, sondern das Mutterhorn v^ einer vor drei Tagen belaufenen Hiindinn unterband , und darauf Fötus zwi- schen der Unterbindung und dem Bläschen ftocke fand, spricht ganz für unsern Satz, hätte er aber wirklich t) Erzog dem männlichen Frosche Hosen an, ^vorauf dieser das Weibchen umklammerte , der Samen wurde als ein Tropfen in den Mosen gefunden ^ und die Eier faulten. w) Bibiothek der alten Aerzte übers, v* Grüner 1782. Thl. IT. Arist. Hist. animal. L. X. c, 2. Die Mutter mufs grade sein, sonst nimmt sie den Samen nicht auf -^ der Mutter- mund mufs gehörig offen sein. C. 2. Wenn Verhärtungen. um den Muttermund sitzen , und derselbe stark schwäret, so hindert dieses die Empfängnifs, «>) Adenoyraphia cur. et uteri feminei anat. nova p. dp. Ex^ träxi in cane femina per vulnus sinistriLateris cornu, — inter ovarium et vaginam , medio loco j ligatura arctiorö constrictum, reposui* Die 21 caneni secui et cornu si- 1 Jiistri partem ligaturam inter et ovarium duplici obsessant fötu — deprehendi* Wenigstens beweifet dieser gegeit Kaboths Eier. 79 eine Trompete unterbunden , so könnte es nicht anders erklärt werden , als dafs es einer der Fälle war , wo der Samen durch irgend einen Fehler in die Trompete selbst getrieben wurde. Wenn bewiesener Masen der Samen in den Frö- schen, Laubfröschen, Kröten, Salamandern, Schup- ' penfischen, Sepien sich augenscheinlich mit den Eiern vereinigt, und vereinigen mufs, wenn sie fruchtbar sein sollen , wenn der Samen bei den Säugthleren und bei Menschen sicli mit den Bläschen veremigt, und vereinigen mufs, wenn Empfängnifs möglich sein soll 5 so mufs er auch im Vogel und im Knorpelfische sich mit der Cicatricula, in den Schnecken, Insecten und Würmern sich mit den Eiern verbinden, wenn eine Begattung vorgeht , und sie fruchtbar fein soll. Wie im Säugthiere der Samen nur in den Uterus kömmt, und das Bläschen ihm durch die Trompeten entgegengetrieben werden mufs , wie die Eier des Fro- sches, des Salamanders und der Schuppenfische dem Samen nicht nur durch die, bei den Fröschen zwei Fufs langen Eiergängen , sondern durch den Reitz der Brust und zum Theil auch der Gegenwart des Männchens ge- weckt, aufserhalb des Leibs entgegengetrieben werden müfsen, so behaupte ich, müfsen auch die Eier der Vögel, oder vielmehr ihr Graafisches Bläschen, die der , Knorpelfische, Schnecken, Insecten, Wurme, kurz alles , was sich thierisch begattet , dem männlichen Sa- men entgegenkommen. Im Vogel wird der Samen nicht etwa nicht darum zu dem Eierstocke oder der Dottertraube kommen , weil kein Weg durch den Eiergang dahin führt , wie Aqua- So peildente und Harvey behaupten , oder wegen der Weite I und Geschlungenheit desselben, da er ihn ja durch pe- ris taltische Bewegung, sei es auch noch so wenig, fort- bringen könnte, was zum Tlieil sicher aucll geschieht, sondern vorzüglich darum , weil das Wesen der Dolter- traube ganz der Vereinigung mit dem Samen wider- spricht, so zwar, dafs auch eine wirklich vollzogene j Verbindung des Samens mit dem Dotter diesen nicht int ' geringsten befruchten würde. Die Dottertrau]}e hat ja nicht die geringste Analogie^mit dem sogenannten Ova* rium der Säugthiere, sie ist durchaus m"chts, als dieBil» düng der Brust im Vogel, die bestimmtist, um den jun- gen Küchelchen die Milch zu reichen. Diese kann nun offenbar nicht der Aufenthalt des Samens sein, denn ^ der Samen gedeiht nur im Uterus , der im Säugthier das ist, was man mit dem Worte bezeichnet, im "^'ogel aber nur das Eiweis> und weil die Brust nur der se- cundäre Uterus ist , auch in diesem entferntem "N^'er- the j der Dotter. Dieser Irrthum, der die Dotter traube gleich setzte dem Bläschenstöcke der Säugthiere, hinderte von jeher durch die Beobachtungen des bebrüteten Eies, Licht auf die Erzeugung der Säugtliiere überzutragen, man dachte , weil der Samen im Vogel nicht zu dem Dotter kam, so vereinige er sich auch im Säugthier nicht mit . dem weiblichen Samenstoffe (dem Bläschen )j und so entstanden alle die Meinungen YOiiAura saninaUs ^ von magnetischer Befruchtung, von Aufsaugung in den all- gemeinen Kreislauf, einer Fermentation darin u. d. ^^ Man hielt die Selbstabjösung desGraafischen Bläschens für ^ ^ leicht \ 8i leicht möglich, und erklärte daraus die Molen, ün* scliiild der Mädchen etc. ' Durch die Beobachtungen Har\^e3^s wurde die Be*- hauptung des Aquapendente, dafs die Chalazen (die Aufltängbänder des Dottejs , oder viebiiehr die Ver* bindungsorgane zwischen ihm und dem Eiweifse) der erste Ursprung des Embryo sei , widerlegt , • und die Cicatricula als derselbe angegeben; Haller bestätigte dieses, und Blumenbach zeigt nun, dafs der Embryo nicht aus oder in der Cicatricula, sondern dicht ne- ben ihr entstehe» Durch diese nun bis zur höchsten Vollkommen-^ heit gebracliten VersUclie ist die Cicatricula als das graahsche Bläschen im Ei erwiesen, und folglich kann sich der Samen mit nichts ahderm verbinden, als mit diesem. Wo diese Verbindung geschieht, wäre leicht auszumitteln , wenn man bestimmt wüfste, wo und wie die Cicatricula entstehe.^ Da sie im innern. Eiweifse auf dem Dotter liegt, so kann sie nicht erst in das Ei gebracht sein, nachdem es schon zum Thei- le ausgebildet, nachdem schon das erste Eiweifs um den Dotter sich angelegt hatte , an eine Befruchtung in der Kloake, an eine Bursa Fabricii kann daher nicht mehr gedacht -werden. Die Cicatricula ist nach chymis.clier Analyse Ei^ WeifsstofF, welches ein neuer Beleg für ihre Homo- genität mit dem graafischen Bläschen abgiebt , dasutTch Graaf vj) u. C. Bartholin x) aus eben -diesem Stoffe w^ Liquor est alburnen , nam coctione eundem colorem , sa= porem et corisistentiam acquirit. 9c) Contentus liquoT Ovis cocti's in albumen cpiicrescit — hv' datidum li^uor coctione non faciie induxescir. F 82 bestellt, der mithin das Bett der Embryonen aller Thiere ist, wie aucli Harvey von seinen Hirschen sagt, dafs ilir Embryo zuerst von Eiweifs ernährt werde. Die Cicatricula kann daher nirgends anders ent- stehen, als da, wo das Eiweifs, aus dem sie besteht und in dem sie schwimmt, erzeugt wiid, denn der Dotter ist ein durch Oel verunreinigtes , zu Milch gcr woi'denes Eiweifs; dieses aber wird bekanntlich in dem Oviduct abgesondert, umwickelt hier erst den durchgehenden Dotter, und bildet so das vollkommne Ei, folglich mufs auch da der Ursprung der Cicatri- cula zu finden sein. Uiiter die Mitte des Eierganges laufen sehr viele Gefäfse , die Blasius y) abgebildet hat; sie können füglich Samengefässe heifsen, wie die, welche im Säugthier zu den Blasenstöcken und dem Uterus laufen , denn was sollten sie da , wenn der Eiergang ein blofser Gang zur Fortbringung des Dot-? ters wäre? Das Gefäfsnetz ist das wesentliche Organ der weiblichen Geschlechtstheile der Vögel, hier «trotzt gewöhnlich der Uterus von Säften , um die Ci- catricula und um den beweglichen Uterus , das Eiweifs zu erzeugen : denn hier wird es abgesondert , hier um-^ hüllt es den Dotter, und bringt ihm die Cicatricula hinzu, die er vorher noch nicht besessen j in der Dottertraube ist noch nirgends eine Cicatricula, wofür Hartmann, Needham, F. Wolf zeugen. Diese v/ii'd mithin unabliängig von der Einwir- kung des Samens durch die Gefäfse des Uterus, wel- cher das eigentliche Homogene des Ovariums der Saug- thiere ist, producirt, sie befindet sich etwa in einer y) Anatorae animah Tab. 43. Fig» i* 85 Zelle dieses BlUsclienstockes des Vogels, was noch ge- nauer zu untersuchen ist, und empfängt entweder da den Samen, oder löfst sich auch schon vorher los, mn sich mit ilim zu verbinden , und so auf den Mo- ment zu harren, bis der Dotter durch den Eiergang geht, wo sie sich an ihn befestigt, und von dem Ei- weiße umgeben wird. 'Warum nur Eine Cicatricula sich an den Dotter hängt, läfst sich eben so wenig fragen, als warum nicht immer Zwillinge oder Dril- linge etc. entstellen ; alles ist in der Natur berechnet , iind kein Bläschen kann reif werden, kann aus seiner Zelle oder aus seinem Eiweifse hervortreten, ohne die fcorrespondirende Reifheit eines Dotters und seinen Durchgang, daher kömmt es denn, dafs auch unbe- fruchtete Eier die Cicatricula haben, weil, wenn sich die Brüst und der Uterus ablöft, auch das an ihn ge- fesselte Bläschen sich entfernen mufs^ im Dotter aber, der noch in der Traube an seinem Steilchen hängt, kann nie und ist nie eine Cicatricula wahrgenommen Worden, höchstens kann der Punct bezeichnet sein, wo sie sich anzusetzen hat, was in den Froscheiern sehr deutlich ist. Was ich hier hypothetisch von dem Gefäfsnetze des Uterus aufgestellt habe, finde ich anatomisch er- wiesen 2) in den Trappen, welche neben dem Ei- lergange und Stocke zwei ganz den Säugthieren ähnli- che Bläschenstöcke haben, die durch Trompeten mit dem Oviducte communieiren. F 2 z') Perraults Abhaiidl. Anatomie von sechs Trappen, die alle männlich waren. ^4 Der scliönste Gedanke, der hierüber geboren wur-^ de, i.st unstreitig der des Jesuiten Fabri a), wo der Samen in den Uterus gleichsam wie ein Pflanzenkorn auf den Acker gesäet, von diesem aufgesogen, in (}xtn Poren mit dem Safte des Uterus die Cicatiicula IjÜ- dend, liegen bleibt, da auf vegetative Weise lebt, und endlich dem vorbeigehenden Dotter eingeimpft wird, wie ein Schnittling einer Pflanze auf den Stam.ni einer andern, oder ein Auge in die Rinde desselben. Die ausführlichste Darstellung dieses Gedankens ist seit ilim wenig beachtet worden, und doch ist er, wenn man seinen atomistischen Schein etvvas mildert, die vernünftigste von allen Hypothesen, und in ihrer Einfachheit allein geeignet , die BefrucliLung des Eies, die Befruchtung mehrer Eier durch den Sainen ei- ner Belegung, die Entstehmig der Windeier, obgleich- mit Cicatricula versehen etc. begreiflicli zu maclrfen. _ ' Gleiches bringt immer Gleiches I Wie daher im Säuglhier nach, einer Belegung das Bläsclien sich los- reifst, in den Uterus sich begiebt, um sich da mit dem -Samen zu vereinigen, und an den Wänden, an den aufgeschwollenen Papillen ohne alle Gefafsver- bindung sich anhängt, und durch die da ausschwitzen- tzende Nahrung sich vergröfsert, bis der Zuflufs des Blutes stärker ward, und es nim erst beginnt, oft nach eini2;en Wochen, auch eine Vereinigung durch Zot- ten mit dem Uterus einzugehen, so löst sich, vom Bläschenstocke des Vogels, w-elcher aufser den Trap- pen und einigen andern oifenbar das Gefäfsnetz ist, obschon die Erfahrung, seine Natur verkennend, hier- a) Tractatus secundus de generat. animal, propos. 30, 85 über still scliweigt, ein oder jnelire Eläschen ab, vereinigen sich mit dem durch peristaltische Bewe- gung in den Uterus gebrachten Samen, bilden be- fruchtete Narben, kleben der Wand oder den Zellen des Uterus auch ohne alle Gefäfs Verbindung an, ver- gröfsern sich ebenfalls durch den Zuflufs der Nah- rung im Eiweifse , und vereinigen, sich erst später mit dem Dottergang in derselben Bedeutung, wieder Em- bryo des Säugthieres anfängt, durch die Zotten des Chorions vom Uterus ernährt zu werden, nachdem er auch lange vorher im blofsen Eiweifse geschwom- men. Diese Erklärungs^art steht um so fester, da sie nicht nur nicht die geringste Schwierigkeit in der Entstehung des Eies selbst zur iickläfst , 'sondern auch die durchgängige Gleichheit des Zeugungsgeschäftes der eierlegenden Thiere mit dem der Lebendige ge- bärenden behauptet, und klar auseinander setzt; diese Methode des Erblickers des Allen in Einem ist die wahrhaft matliem.atische , und allein fällig von Ge- wifsheit zu reden» Was ich hier von den Vögeln niedergelegt habe, mufs von allen eierlegenden Thieren w^ahr sein , doch mit dem Unterschiede, dafs in den folgenden der Bläschenstock und Utenis immer mehr in einander übergehen , bis sie endlich in den Fischen ganz Eins werden, und es daher schwer zu bestimmen ist, wo eigentlich die Narbe erzeugt, wo sie mit dem Dotter verbunden werde. Gewifs ist es, dafs am Eierstocke oder vielmehr der Dottertraube aller Thiere nirgends eine Narbe %^orkommen könne, so hartnäckig es auch Sp'allanzani 86 bcliauplen möge. Sie kömirit überall erst beim Fort- gange desiDotters mit dem^Eiweifse hinzu. Zur Be- kräftigung dessen möge Spallanzanis Beobachtung selbst hier stehen, nach der Krötenkeime, wie er die Eier geradezu nennt, aus den Eierstöcken oder auch aus dem obern Theile der Eiergänge genommen, nicht be- fruchtet werden konnten, und während ihres Durch- ganges in dem Oviducte um sechzigmal gröfser wur- den, wo die Dotter (denn die Eier sind nach Har- Wey u. a. zweifarbig) offenbar zuerst mit dem Eiweifse mufsten überzogen werden, ehe sie den Samen aufneh- men konnten, gerade wie es sich bei den Vögeln verhält. Spallanzani hält zwar die Vergröfserung der Eier während des^ Durchgangs durch die Trompete für eine Entwickelung des präformirten Kaulquaj)pen , dem je- doch Swammerdam, ungeachtet er gleicher Meinung ist , bestimmt widerspricht. „In den Trompeten wird das Schleimige abgesondert , das dann die Eier um- liüllt und zur Nahrung dient", sogar die ganze Trom- pete löst sich im Wasser in eine klebrichte, schlei- michte Masse auf. Und wie kömmt es, wenn diese Vergröfserung bloßes Wachsen des Keims ist, dafs er am Ende noch eines männlichen Samens bedarf, um nicht zu verfaulen , um so mehr, da ja nach Spallan- zanis eigner Behauptung der Samen nicht zur Nah- rung des Keimes dienen könne ? Im Geschlechte der Frösche vertreten die Trom- peten ohne Zweifel die Stelle des Bläschenstockes und zugleich die de5 Uterus , denn die häutichte Blase , in welche die Eiergänge sich öffnen, kann wegen ihrer Gefäfslosigkeit und Durchsichtigkeit nichts w eiter , als «7 ein mechanisches Behältnifs für die Eier sein. Diese BeJiauptiing rechtfertiget sich durch die Homogen ei- tat mit den Eiergängen der Vögel; in beiden wird Ei- weifs abgesetzt , von dem besonders die der Frösche zur Zeit der Brunst strotzend angefüllt sind , ja ihre Substanz selbst , ihre Wände sind nm* ein verhärtetes Eiweifs; diese Trompeten sind mittels einer Haut wie die Därme durch das Gekiös befestigt, und erhalten da- durch viele Gefäfse. Es sind daher alle Bedingnisse wie im Vogel und im Säugthiere gegeben zur Hervor- bringung der graalischen Bläschen , der Narbe des Dotters. Bei den Schuppenfischen scheint sich die Narbe allerdings erst aufser dem Leibe auszubilden. Da sie eigentlich aus nichts besteht, als aus einem consisten- tern Eiweifse, so ist es nicht widersprechend, wenn sie erst zur Vollkommenheit gelangt bei der Verände- rung, welche der Rogen, srhon ins Wasser gegeben und vom männlichen Samen bespritzt, erleidet. Wie im Frosche nemlich der Dotter schon im Eiergange voluminös von dem Eiweifse umgeben wird, und sich im Vy^asser nicht mehr so beträchtlich vergröfsert, so erscheinen die Fischeier anfangs ganz klein , und wer- den erst in der Folge von einem ausgedehntem Ei- weifse umhüllt. Es ist natürlich , dafs auch bei dieser Vergröfserung die Narbe frei hervorbricht, und vom Samen befeuchtet, sich f&rner entwickelt. Die Knorbelfische, bei denen eine innige Vermi- schung der Geschlechter vorgeht, schliefsen sich an die sich eben so begattenden Amphibien, an die_ Schlangen, Eidechsen, Krokodile, und Schildkröten 88 an, wovon alles gilt, was von den Eiern des Vogels gesagt wurde- Einige Arten unter ilinen bringen Lebendige zur V^'^clt , es ist aber durch iiinlängliclie Versuche ausge-^ macht , dafs diese Art der Fortpflanzung nicht im ge- ringsten von der der ei erlegenden Thiere verschieden sei, und mit der der Saugthiore nicht verglichen wer^ den könne, dafs die Embryonen nirgends mit dem -Wterus durch Gefäfse verbanden sind. ' Von den Schnecken läfst sich nichts auf genaue Beobachtungen gegrimdetes s.agen, die Lisecten aber schlielcsen sich auch hier, so wie in noch vielen Ei-? gen Schäften, wovon icK nur das Athmungsgesehäft - berühren will , an die Knorpelfische au» Von deri Wiirniea ist nichts einzelnes bekannt. Die wichtigste Frage, welche unsre Theorie be~, jahte, ist iimi durch unzählige Beobachtungen und Versuche in allen Thierklassen, bei denen sie möglick sind, nachgewiesen, der Samen wirkt nicht biofs durch* einen Reitz auf die Nerven der Geschlecht-s- tlieile, nicht durch einen feinen D:itt, er wird nichfe in den allgemeinen Kreislauf gebracht etc.^ sondern er verbindet sich raaterialiter seinem dicken sowohl als dünnen Theile nach niit den Bläschen, welches nicht blols rm. Säugtliier vorhanden , sondern auch in den- Vögeln , und den höhern eieiiegenden TKieren vorge- zeichnet, in den niederem Klaissen aber, in Schnecken, Insecten und ^Viii^men wegen des Mangels genauer Beobachtungen , zv/ar theoretisch oder philosophiscK erwiesen, aber noch nicht anatomisch aufgezeigt ist». S,Gl:^on Harwej nannte das Ei ^q\\ aus dem Leibe. 89 ausgesetzten Uterus; hier wurde gezeigt , clajTs nicht blofs der Uterus, sondern auch das graafisclie Blas- elien imd das Milchorgan , die Brust in dem Ei ent- halten sei ; es wurde gezeigt , dafs der Eierstock der Vögel .wie allei^ ekrlegenden Tliiere nicht die gering- ste Aehnlichkeit mit dem sogenannten Eierstocke der Säugthiere , der nur- ein Erzengungsorgan der Narhen ist, habe, dafs ihr wahrer Blä^schenstock das Gefafs- netz um den Eiergang sei, und nun, dafs in organi- scher Hinsicht das Eiweifs, in mechanischer aber das Nest die Stelle 'des Uterus vertrete. Staude mithin der Evolution der Samenthierch'en nichts entgegen, als die Vereinigung derselben mit dem' Bläschen , so könnte sie noch immer* den Angrif- fen ihrer Gegner Trotz bieten. Der einzige Beweis gegen diese Art der Präformation läfst sich nur philo- sophisch führen, nur darum kann keine Cercaria zum Vogel oder Menschen aufwachsen, weil sie die Or- gane dieser vollkommnen Thiere weder in Miniatur noch' überhaupt enthält, weil das Infusorium seinem ganzen Wesen nach nirgend^s Thier, sondern nur der UrstofF der individuellen Organisation, der Pflanze und des Thieres ist. ' , . Nachdem das Universum einmal erschaffen ist , entsteht durchaus nichts mehr durch Analysis, denn was sollte hoch entstehen , da ja alles , was ist , und sein kann, ist; nur was vergeht , vergeht durch Ana-^ lysis , denn der umgekehrte Procefs des Seins , der eine Synthese ist, mufs offenbar eine Zerfallung dieser Sjaithese sein — alles Vergehen aber ist ein Reduei- ren auf den Urstolf des Universums, folglich ist alles Vergehen der Tliiere , als des Abbilds des Univer» 90 sunis, eine Reduction auf ihre UrstofFe, welches die Infusorien sind. Diese wahren Gliedmassen des er- schaffenen organischen Chaos harren auf eineS" neuen SchöpfungsLäg , der durch Scheiden und Vereinen ih- nen wieder ein höheres vegetabilisches und animali- sches Leben einhaucht. Nehmt an , alle Infusorien der Erde entschlössen sich, um mit einem Schlage sich zu evolviren, um ein höheies, würdigeres vegetabilisches oder animali- s eil es Leben zu geniefsen, so würdet ihr nun auf ei- nen Blick sehen, dafs weder Erde, noch Mond, noch Sonne, noch der Raum zwischen diesen hinreichen könnte, sie zufassen, sie würden eure Erde, Mond und Soiine verzehren, und mit allen Planeten noch nicht gesättigt sein. Doch ich lasse ah, von dieser lä- cherlichen Folge, und gebe euch nur zu bedenken, dafs ja nichts, was Erde, was Metall, Schwefeln. dgl, zur Nahrung des thierische]i Organismtis werden könne , dafs mithin ein solches wachsendes Infusorimn immer nur seines Gleichen verzehren, und zwar My- riaden an sich reissen müfste , bis es nur die Gröfse eines Flohes erreicht hätte — und nun was ist euer Infusorium als eine Synthese ^'on Infusorien? Bleibt daher immer hei eurer Theorie, wir sind sicher, dafs ihr von der unsrigen , so sehr ihr euch auch darum wehret, nicht im geringsten abweichet, nicht abwei- chen könnet — denn despotisch prägt die Natur ihre Wahrheiten in ihre Indi\dduen, die kein haarbreit davon weichen können, wenn sie sich auch unend- lich weit davon entfernt wähnen. 9A Dieses ist .sogar das Loos derer, welche den weib- liclieu Keim ziu* ürfigur der Tliiere machen , sie las- sen diesen grofs werden , durch Eindringen des Nah- ruiigsstoiies zwischen die Maschen seiner Organe, und sieli I nach der Vollendung ist das ganze Thier eine Synthese von NahrungsstolFen , von Infusorien. Wie ihr es auch angreift, so beweift ihr für unsre Theo- rie! Niclit gegen eure Theorien sind daher unsre Worte gerichtet, sondern nur gegen eure Meinungen über eure eijnien Theorien! o Ich glaube nun diesen Gegenstand nach Würde beleuchtet zu haben , und zu einem andern übergehen zu können. Die Panspermie ist die älteste, ehr^\'ürdigste Idee in der Geschichte der Naturphilosophie: sie begann sich zu regen in dem Augenblicke, wo die wahre Phi- losophie erwachte, im P,ythagoras. Aber wir waren nicht würdig, die Erben dieser heiligen, dem Ur- sprünge der W^elt, und folglich der Gottheit näher liegenden Wahrheit zu werden: Die Geschichte hat das Himmlische an ihr verborgen, und nur den ir- dischen Antheil in Diogones Laertius etc. uns über- liefert. Es ist daher kein Wunder, wenn diese blofse Schale der Weisheit in eine rohe Atoanistik ausartete, die niclits als figurirte Moleculen zu geben hatte. Von Zeit zu Zeit auferstand Pythagoras wieder, ge- treu seiner Lehre von der Metempsy cliöse , bewegte sich aber besonders gewaltig in der unterirdischen Welt des trefflichen Jesuiten Kircherus b), überhaupt in allen Verehrern der Alchymie, des treuen pytha* b) Mundus rubterran^us. Pars 11. de geiieratione. 9^ goräisclien Traumes , und in der Physilc (les Peraults •und anderer, doch nicht ohne die Fesseln des Jaliv-^ hmiderts, das sie beseelte. So wie sie sich in der allgejji einen Meinung er- halten iiat, ist sie ein sinnloses Convohit von unend- lichen Einzelheiten, die unter der Gestalt von Sanien- atomen durch den Organismus, wie durch eine Ma-^ «chine hindurchgehen, sich da oder dort sammeln, oder auch wohl , yvemi der Platz tauglich gefunden wird, enizeln sich vergjöfsern , , mid zu einem voll- kommenen Thier werden. Es ist im Grunde diesel- be Hypothese, weiche d^ie Infnsoiien in die Aufgüsse aus der Luft herbey-strömen läfst, um sich da auszu- brüten, diur fällt es hier noch greller ins Auge, dafs das, Erf oder nifs, i.i die Gesclilechtstheile eines jeden Thiers die. gleichen Samen aus der Luft, dejn ^^^as- ser etc. zu führen, eine höchst lächerliche Folge sei. Doch halten wir ims hiebei nicht auf, da olme- hin diese, Meinung veraltet ist, welches Schicksal frei- lich auch die wahre von der Panspermie traf. Le- gen wir ihr die Bedeutung bei, welche oben der Ge- neratio aequwooa gegeben wurde, so schlägt sie ganz in unsere Theorie ein, und behauptet weiter nichts, als dafs die Urthierchen, welche sie Samen nennt, oder was immer zur künftigen Frucht bestimmt ist, durch Nahrung , und in sofern von aufsen in das Thier gelangen, dafs mithin von Anbeginn der Schöpfung alle Keime zu den Thieren erschaffen wurden, die nun in der Luft, im Wasser in allen Speisen unter der Gestalt der Infusorien aufbew.ahrt liegen. Samen in dem Sinne, wie er eigentlich genon;imen wird, 9^ ' nemlich seiner Natur nach LescliafFen wie ein Pflan- zensamen, der allerdings sclion befrnclitet ist, sind diese Keime fi-eilich nicht zu nennen, und darum ist CS auch, warum wir auf diese Theorie aufmerksam machten, und ihr Verhältnifs zu der gegenwärrtigen zeigten, auch damit die Bedeutung angaben, m der sie mit dieser in Eins fällt. Auf der ganzen Erde, in der Luft, und im Was^ ser sind di^s Urstotfe der Organisation verbreitet, oh- ne'sie kann es keine Zeugung, kein Wachsthum ge- ben . die Pflanze zieht sie aus der Luft , dem Wa.'^ser, und der Dammerde oder dem Dunge an sich, das Thier vorzüglich durch die Speise. Wie unsre Erd- kugel eine bestimmte Menge Masse in sich trägt, die auf unorganischer Seite in eine abgemessene Menge Wasser, Luft, Erde, Salz, Schwefel und Metall ver- theilt ist, welche sich weder absolut vermehren , noch verringern kann, so ist auch auf organischer Seite eine sich in unendliche Zeiten gleichbleibende Men= ge organischer Stoße, als Infusorien, Pflanzen, und Thiere zubereitet, welche in ewigem Wechsel be- griffen , sich nie vernichten , und aucli nie durch an sich Reissung der uno2;ganischen Welt dieser an Mas- se überlegen werden kann. Im ganzen zählt die Erde immer gleichviel Thie- re ihrer Masse nach, denn werden tausend Hasen von Wölfen verschlungen , so entstehen dafür hundert Wölfe, oder werden diese zum Ase, so werden sie vom Raben aufgezehrt, und es entstehen daraus eini- ge tausend Junge, verdrängt der Mensch das Wild aus seinen Wohnplätzen ^ tödtet er alles weit und breit 94 um sich her, so vermehrt sich dafür die Bevölkerung, und das Fleisch, welches zuvor die Natur im Wild gewogen hatte, geht nun in menschlicher Form umlier. Es können dalier nie mehr Menschen entstehen, als Nahrung für sie da ist, das heifst, als wirklich Thiere auf der Erde sind , und sind fliese einstens alle verdrängt, so wird die Masse der Menschen nicht mehr und nicht weniger betragen , als sie wirklich mit allen Thieren zusammen beträgt, und wie nun sie sammt den Thieren, zwar zunächst \^on einander, aber am Ende doch alle von Pflanzenfressenden, und so zuletzt von Pflanzen leben, so habt ihr nie zu be- fürchten, dafs die Menge der Menschen je so anwach- sen wird, dafs die Erde nicht mehr genug Nahrung für sie schaffen könnte. Die Pflanzenwelt steht ja wirklich, und stand seit der Schöpfung der Thiere , mit allem Fleische im Gleichgewicht, dieses kann sich aber bei allen Anstalten der Menschen in der Total- summe nie mehren, daher reicht auch die Pflanzen- welt immer hin, dem Thiere oder dem Menschen die Nalirung zu liefern. Wie die Thiere ins Unendliche mit sich im Gleichgewichte stehen, und aller Wechsel nichts ist, als ein Uebergehen des Fleisches von einem Thier in das andere , so steht auch die Pflanzenwelt mit sich im Gleichgewichte, und werden heute gleich uner-^ messliche Wälder verbrannt, so wächst morgen aus der Asche die gleiche Quantität als Gras etc. auf. Verdrängt ihr gleich durch Kultur Millionen Morgen mit Gras und Gesträuch überwachsenen Feldes, so seht ihr es dieselbe Stunde mit der deichen Masse 95 Getreide besäet. Aber nicht blofs unter sich hält sich die Pflanzenwelt in stätem Gleichgewichte, sondern auch, wie schon bemerkt, mit der Tiilerwelt; wie jene dieser zur Nahrung wird, so umgekehrt sinkt diese wieder zurück, mid giebt der Pflanze als Dung ihr Wachsthum. Wie diese beiden organischen Reihen sich wech- selseitig ergänzen, so stehen sie auch im Gleich gevvdch- %e mit der Reihe der Infusorien. So viel als Masse in der Pflanzenwelt lebt, so viel mufs auch in der Infusorienwelt leben, denn diese ist ja der Ursprung jener, und wie kann in die Wirkung kommen, was nicht in der Ursache war? Eben darum mufs auch die Thierwelt ihr gleich sein, weil diese gleich der Pflan- zenwelt ist, denn das Infusorium wird nur Thier durch die Pflanze. Ursprünglich ist alle Thiernali- rung nur Pflanze, das Thier selbst aber zerfällt in der Fäulnifs in Infusorien, diese können daher nur unter der Gestalt der Pflanze wieder in das Thier aufge- nommen werden. Der erste und einzige Trieb der Infusorien ist der zur Pflanze ; er schiefst zu Trem eilen , Elvelen , Piken an , die wieder zerfallen , bis es ihm endlich gelingt , in eine wahre Pflanze einzugehen: nun erst ist er würdig Thier zu werden, was ihm denn auch ge- mäfs des darauf berechneten Triebs des Hungers im Thiere nicht entgeht — die Pflanze wird verzelirt. Unmittelbar verwandelt sich kein Infusorium in ein Thier , und wir haben daher nicht die Bedingnisse aufzusuchen, unter welchen die Infusorien bald vege- 9^^ tabilisclie bald animalisclie Formen annehmen -^ die- ses konnte erst jelzt gesagt werden. ' Die panspermitisclien Infusorien liegen allerdings der Pflanze wie dem Tliiere zum Grunde , al^er wie der ersten unmittelbar so dem letzten nur mittelbar, sie sind nicht Indifferenz zwischen Pflanze und Thier, da vielmehr dieses letzte als das höchste vollendete Productder Organisation die Synthese beider macht, doch so, dafs es seiner Ernährung nach, folglich sei- nem Lebendigen nach zunächst mit der Pflanze, und erst mittels dieser mit dem Infusorium verwandt isl^ seiner Zerfallung nach aber, seinem Tode nach un- mittelbar hl es übergeht. Es ist hier eine Triplicität, in der sich Infuso« rien und Pflanzen gegen über stehen , das Thier aber ihre Mitte einnimmt, doch. mit dem Charakter, dafs in dieser Triplicität das Infusorium das Erste , die Pflanze das Zweite, das Thier aber das Dritte ist» Ich kann mich hier nicht genauer in dieses V eiliält- nifs einlassen, da ich im ganzen eigentlich nur von der Erzeugung der Thiere durch die Begattung, nicht \ aber von der Erzeugung der Thierheit (Animalität) überhaupt, von ihrehi ersten Ursprung , von ihrer Loswickelung pius der rohen urthierischen Masse zu ; spj'echen denke. Ich führe daher nur noch zum Behufe . der Ein- sicht, dafs es so ist, aber nicht, warum es so ist, noch ein Beispiel an. Erde und Luft sind entgegeiigesetzte Productioneii der Natur, und ihr verbindendfes Glied ist das Was- ser, welches an beiden Antlieil nehmend, über bei« den 97 tloii sieht. Aber clocli grenzt das Wasser zimäcbst an die l^ufl , au.s der es aucii wirklich enlsleht beira Re- gen , und den übrigen Wasseibildung^processen. Die Erde ist in diesen dreien offenbar das Eiste^ sie ist die Grundlage von allen, sie bildet den festen Kern unserer Erdkugel, auf dem und durch den sich Luft lind Wasser nur erhalten können, wie die Pflanze luid das Thier durch die Infusorien. Sie ist daher das Erste in der Schöpfung des Unorganischen, die Luft das Zweite, das Wasser das Dritte, obschon dieses bei seinem Tode wieder in die Eide unmittelbar zurück- sinkt, ohne durch die Luft hindurciiziigehen, nenilich im Krystallisationswasser, das wahrhaft zur Erde ge- M'orden, und ohne dessen Bestralung die Erde selbst ewig todt, das heifst, unkrystallisirt wäre, denn der lebendige Leib der Erde ist der Krysiall. Das Wasser ist mithin (\ie wahre Synthesis der Erde und Luft, und in sofern sind diese Drei stereo- tiscli geordnet, aber es ist auch das letzte von diesen Dreien als- emporgestiegen durch ihre Erde und Luft, imd in sofern sind diese Drei Linig geordnet , so Li- fasorium. Pflanze, und Thier. Die Natur ist Linie, und Stereon zugleich I Dieses innere Wesen der Na- tur offenbart sich auch in der Zalil 3 oder in dem höchsten der Mathematik, im -U O — , wovon hier nur Andeutung schicklich ist. Neben der Einschachteinng und Panspermie ist noch eine andere Erklärung der Zeugung unter den Gelehrten, es ist die Epigenesis. Was man über die Erzeugung aus der Vermi- sch niig des männlichen Samens mit einem sogenann- G 98 teil weiblichen von HIppokrates c) bis Des Cartes d) " vorbrachte, ist längst von/Graaf widerlegt. Er zeig- te , was nun eine bekannte Sache ist, dafs der Saft, den die weiblichen Geschlechtstheile unter dem Bei- schlafe ergiefsen , blofser zum Schlüpfrigmachen der Scheide bestimmter Schleim ist, den ich aus spätem Gründen für eine Folge des sich öffnenden Mutter- mundes zu halten mich befugt glaube; aber wäre er auch wirklich Samen, warum fliefst er aus der Schei- de fort? "Wie kann so aus ihm eine Zeugung erfol- gen? und wozu dienten dann die Bläschen im Stocke? Das Treffendste, was über die Vermischung ge- sagt worden ist, gehört, wenn auch nicht allein, un- streitig zunächst dem Albertus Magnus , der die Ent- stehung des Kindes aus der Verbindung des Samens mit der Monatblüte beschreibt, was als secuiidärer Moment der Zeugung ganz wahr ist. Buffons erhabne Theorie kann einigermassen hie- her gerechnet werden. Dieser Mann , überall grofs , c]y Buch von dem Zeugungs safte übersetzt von Grimm 1792. B. 4» S. 431' Empfängt die Frau, so fliefst der Zeugungs- saft nicht heraus, "weil, nachdem sich der Muttermund von der Feuchtigkeit zusammengezogen hat, das, was von dem Manne, und das , -was von der Frau herrührt, gleichförmig vermischt wird. — ' Einmal ist der Zeu- gungsfaft, den die Frau von sich gelassen hat. Kräftiger, und ein andermal sch^väcIle^, und eben so auch der vom Manne^ Es hat aber der Mann einen Mädchen -und ei- nen Knabensamen bei sich, und eben so die Frau, (der Verfasser dieser Schrift soll Polybus sein) Auch Empe- dohles , ein Schüler des Pythagoras \var dieser Meinung. d) De format» foetus. Das übrigens wenig wertli ist, und kaum auf ims gekommen wäre, wenn es nicht Des Car- . tes geschrieben hätte. ^99 und niytliiscli in dem systematischen Chaos seiner Werke sprach auch a?ls Orakel auf dem Altare des werdenden Lebens. „Eine Materie ist ausgegossen im Raum der Natur mit der Macht, Thiere und Pflan^^en gleicherweise liervorzubringen , und sie zu nähren : Ein Geschäft ist es ihr , ob sie in Thier oder Pflanze sich verwandelt" — bis hieher gelit die heilige Rede , aber nun verstummt sie, und die Ato- mistik der Zeit ergreift das Wort — „In den Hoden und Eierstöcken setzen sich die Moleculen aus jedem Organe des Leibes ab , die dann an den ihrer Ent- wicklung bestimmten Ort gebracht, sich verbinden, und weil die jedes Organ repräsentirenden Moleculen. gegenwärtig sind, ein neues Thier erzeugen, das dem elterlichen, von dem sie genommen sind, gleich ist. Nach dem Maafse der Energie der weiblichen oder männlichen Samenmaterie wirft sich das Geschlecht des Jungen heraus". Ich will mich nicht auf den Haufen der Einwür- fe stützen , die Buffon von allen Seiten, 5ogar von der theologischen um die Wette zugeworfen wurden^ nicht gegen ihn, was nur für ihn so laut redet, die Verwandlung der pflanzlichen Natur in die thierische die unbestreitbare Aehnlichkeit der Kinder mit den Eltern j der Jungen mit den Alten, wodurch sich ja die Gattung allein erhält, läugnen, und die Natur wie Haller beschuldigen , als habe sie nicht einmal einen Typus zur Schöpfung der Thierheit entworfen, nicht die Infusorien unter der Firma der Thiere, was ^eifs^ Das Ursprüngliche kömmt durch den Blutenstaub ia den Keim; und jetzt ist eigentlich die Schwängerung geschehen. Die Pflänzchen, welche man in Miniatur in dem Fruchtkerne eingeschlossen sieht, sind nicht vor der Befruchtung darin, nnd können dalie nicht, wie Trembley meint, auf eine Einschachtelimg deuten. Die Pflanze ist nur zum Theile Mutter des werdenden Kindes, die Erde t heilt die Sarge mit ihr; diese ist der eigentliche Dotter,^ oder die Brust, aus der der in der Samenkapsel ent-. "ftandene Embryo se'me Milch enthält, und so ausge- brütet wird. — Die Pflanze, reifst sich nie los von ihrer Brust; ewig ist sie .an die Erde festgewurzelt, zum Beweise , dafs sie, noch nicht vollständig Jndivi-. duum geworden, dafs sie noch keine eigene Welt ia sich trägt. Die Erde v, ird ihr als Ernährendes wie- der zu Polyp, und so ist auch die Ernähjung,, di@ Brust auf das Männliche berechnet, die daher selbst wieder eine Zweiheit ihrer Bestimmung in sich trägt f eine weibliche und eine männliche, eine empfangen^ de , un d ° eine gebende , ein e saugen d e u n d ein e säug-en de. Bei den Pflanzen ist daher die Wirklich« keit durchgängig an zwei Stöcke vertheilt, an die Samenkapsel", und die Erde, wobei die, erste das Geschäft der Empfängnifs •, und des Geba- rens, die andere ebenfalls eine Art des Empfangens , und des Gebarens, welches sich aber als 'Ausbrüten, Saugen und Ernälii-en äufsert, über sich genommen;; dieses ünd^et sich, wie s^chon bemerkt ^ hx der dem 121 'Pflanzen symetrisclien lusectenwelt wieder, die nocli nicht ganz die Pflanzennatur in .sich zu tilgen ver- mochte, nemlich in den Termiten, Bienen und Amei- sen, wo die Königinn die Slelle der Samenkapsel im Empfangen und Gebären , die arbeitenden die Stelle der Erde, Verpilegiing und Ernährung der Eier ver- treten. Auch die den Insecten symniekischen Fische überlassen ihre Eier der Erde , dem W^asser zum Aus- brüten, v^eiclies schon hinreichend für ihre Pflanzen- natur «präche, wenn nicht sogar noch in den soge- nannten Z\\ ifterfischen, deren es in vielen Gattungen giebt , die halbe Weiblichkeit angezeichnet läge, hn Säugthieie aber ist Empfangen, Ernähren, Gebären und Säugen in Ein Individuum gelegt, als im Reprä- sentanten des ganzen Universums, Die Pflanze steht auch noch in Bezug auf die fernere Ernährung, wel- ches ein fortgesetztes Erzeugen ist , in der Erde, bei dem Thiere aber fleht die Erde im Thier durch die Speise im Magen. So ist der Thierheit alles un- terthan. Ist in der Pflanzenwelt das weibliche Princip nur das formende, so ist es in 'der ganzen Vv^elt nichts anders; denn alles Ge-- schlecht izz Pflanze, eben daium weil die Pflanze die- ses wesentlich ist; nur die Cicatricula und das Eiweifs giebt das Weibliche , und wenn der Vogel noch den, Dotter, und das Säugthier die Milch hinzubringt, so ist es nichts als eine höhere Ausbildung des Eiweifses^ ein Vertheilen seiner Functionen an drei Organe. Wenn es nöthig wäre , der Homogeneität willen die Geschlechtstheiie der Pflanzen und Thiere zu ver^ 122 gleichen, so wäre es nicht schwer, in der Symmetrie der Antheren die der Hoden , besonders aber in den weiblichen Theilen, da die Pflanze ihrem Pflanzen- seln nach ganz Weibheifc , die nölhige Gleichheit auf- zuzeigen. Die Narbe, der Griifel, die Samenkapsel und endlich die Samenköriier sind gleich wieder zu finden; die wichtigfle Gleichheit liegt aber in der Sub- ftanz der Körner, welche nur Eiwei£s, und keinen Dotter enthalten', und daher denselben als graafische Bläschen in der Erde suchen. So hat man auch die Eier der Insecten gefunden, und gern als ihrer Homogeneität mit den Pflanzen wird und mufs man es durchgängig so in den nieder- sten Thierklassen finden , welches ein charakteristischer' Unterschied zwischen den höh er n , und niederem eier« legenden Thieren macht, wie wir ferner hören wer- den. Schade, dafs die Erfahrung hierüber so wenig geleistet hat. Das, was der Blütenstaub dem weibli- chen Eiweifse, der Pflanzencicatricula zu- führt, sind Infusorien, ist ein unmittelbaret Ausfpruch der Wissenschaft , wenn auch die Erfak- rung hierüber immer stumm gewesen wäre , denn er ist ja die männliche Function, diese aber ist durch- aus nur eine Adlon der Infusorien, welche sich hier unter der Form der Pflanze vermehren. Ich überlas- se es der Erfahrung diesen Aussprxich zu bestätigen, glaube aber jetzt schon, dafs alle Gründe, welche von Gleichen in seiner Abhandlung über die Samenthier- chen, gegen diese, in sofern der Blütenstaub aus ihnen bestehen soll, vorbringt, gerade meine Behauptung I2i> beweisen ; denn dafs sie den tliieri.sclien Cercarien we- der an Form noch Bewegung gleichen, ist wohl zu erwarten — hier ist es genug , dafs überhaupt im Blü- tenstäube Bewegung beobachtet wurde. Die Er Zeugung der Pflanzen isteine Sy n- thesis der Infusorien; denn das Erzeugen ist ein Wachsen, ein Gröfserwerden , nun kann aber ein Infusorienstanim nicht anders sich vergröfsern, als durch Vermehrung, durch Aneinandersetzung der le- benden Puncte , die im Blütenstäube vorhanden sein müssen, also: Alle Erzeugung in der organischen Welt ist eine Synth esis der Infusorien, denn alle Geschlechtsfunetion ist eine Pflanzenfunction. Wir sind mithin durch wissenschaftliche Construction auf dasselbe Resultat gekommen, worauf uns oben die Erfahrung führte. Diese Harmonie dieser beiden be- weiset ihren göttlichen Ursprung aus Einer Quelle, und damit ist der Prüfstein aller Wahrheit gegeben. Wir wollen hiemit die Lehre von der Erzeugung der Pflanzen beschliefsen , da sie nur in ihren Grund- zügen aufgestellt wurde , um die Einheit unseres Prin- cips durch die ganze Natur anschaulich zu machen. Ich könnte leicht die meisten Sätze durch hinlängliche Erfahrungen bestätigen, wenn sie nicht schon durch die Wissenschaft selbst unmittelbar gewifs , und durch das g^ize vorhergehende auch verständlich wären: ei- gentlich habe ich nur von der Erzeugung der Thiere zu reden mir vorgenommen, und von den Polypen und den Pflanzen nur darum gesprochen , um die Stel- 124 le der thierisclien Functionen auf eine verständliclie Weise ordnen zu können. Das Tliier ist die höcliste Vereinigung des Polypen und der Pflanze, der Linie und des Kreises — die Versclinieizung aber dieser Beiden in Eins giebt die Ellipse, was jeder sicli leicht de-^ .monflriren kann. Die Yorbiidlidie; Idee der Thier- lieit ist mithin diese Figur, die nicht Kreis, nicht Linie, sondern beides in der schönsten Form und Harmonie ist. Ich bemerke liier, dafs. zwar diese Fi- guren allerdings die Vorbilder der Polypen, den? Pflanzen, nnd der Thiere sind, aber nicht zunächst, sondern nur als Wurzeln Yon höhern Potenzen, die ich, ohne in die höhere Mathen;iaLik einzugehen, nicht • 'nennen konnte, auch dann nicht so weit in die nn-- prganische W^elt, als diese hier genannten Figuren vorbilden , herabsteigen. Diese Anmerkung sichert hinlänglich Yor Irithum, nm so mehr, wenn mau meine Darstellung der Grundfiguren der Philosophie in meiner Uebersicht etc. vergleicht. Das Reich der Thiere theile ich zunächst ab in drei Provinzen. Es giebt Tliiere, in welchen die Cica«* tricula, das Ei weis, der Dotter, und Uterus mit dem ganzen Leibe des Thieres identisch geworden , und folglich die Erde, das Nest, die Ernährung, kurz die ganze Ansbiidung des Embryo iii Einem und demsel- ben Individuum durch organische Verbindung enthal-? ten ist 5 dieses sind die höchsten Thiere, die die gan- ze Natur der Natur entwendet , und ihrem Lebeii anterworfen habeu — die Säugthiere, , Da der Dotter in diesen Thiei^sn zur Milchpro- duclion sich erhoben hat, so kann kein Thier , das seine Jungen nach Art der Säugthiere zur Welt bringt j gefunden v/erden, v/elchem die Zitzen abgehen, im d wenn es Home vergönnt war, die wichtigsten Entdeckungen im anatomischen Baue des Ornithor- hynchus zu machen, aber keine Zitzen zu. linden, so ist diese Entdeckung einem spätem Zootomen aufte- wahrt. Wie es ein durchgängiges Gesetz ist, dafs der Vogel , der Frosch und der Fisch sich nach dem Aus- schliefen von dem in ihre Bauchhöle getretenen Dot- ter ernähren, bis sie fremder .Nahrung fähig werden, so kann das Säugthier sein Leben nur durch das Ein- saugen der Milch fristen. Es giebtkein zitzen- io,ses Lebendige gebärendes Thier. Alle zitzenlosen Thiere stehen auf einer niedrigem Stuffe als die Säugthiere, sie ha- ben die Cical-ricula , das Eiweifs , die Milch sammt dem Uterus in ein Behältnifs eingeschlossen, das aus der organischen Verbindung mit ihnen tritt, und, der Pflanzenwelt wegen dieser Niedrigkeit näher, der Aus- brütung eines fremden Elementes, der W~ärme der Erde überlassen wird; sie produciren iJn^e Eier, wel- che sie .gleichviel ob in ihrem Eigange selbst oder in einem Neste , oder wohl gar verlassen in der Erde und dem Wasser der eigenen Entwicklung preij ge- ben — Eierlegende Thiere. Kein eier legen des Thier kann Zitzen haben; denn es kanti ja keinen doppelten Dotter ha- ben; was Zitzen hat ist nicht Fisch, .nicht Aniphibion, niciit Vogel , wie man es ehemals von dca Wallthie- 126 ren, den Ottern, und Fledermäusen wähnte. Die Jun- gen der Knorpelfische, der Vipper sind durch keine Gefässe mit dem Uterus verwachsen, wie es in Char- ras Abhandlung über die Vipper, und wenn ich mich recht erinnere , in der Anatomie des Blasius , um nur die älteren zu nennen, nachgewiesen ist. Der Function, welche der Dotter im Ei hat, ist nothwendig gleich die, welche die Zitzen des Fötus haben^ folgt unmittelbar—* wie daher durch jenen der Vogel ernährt wird, so durch diese der Fötus der Säugthiere. Die Weiblichkeit der Pflanzen ist noch durch- gängig an Zwei Individuen gebunden, im Thiere ist diese Abhängigkeit von der Erde aufgehoben , weil es Synthese der Pflanzen und der Infusorien gleicher Weise ist, folglich die totale Entzweiung besiegt , und den Ernährungs- wie den Erzeuguugsprocefs an sich gerissen hat. Aber auch diese Besiegung konnte nur stufen- weise erreicht werden, und daher zerfallen auch die eierlegenden Thiere wieder in Zwei Abtheilungen. Die erste hat die Milch schon sichtbar in sich hervorgebracht, und dadurch die Influenz der Erde zum Theil überwältigt, sie haben in ihre Eier einen Dotter abgesetzt , den sie dem Embryo bei seiner lieb- losen Exposition mitgeben. Es sind höher eierlegende Thiere, Vögel, Fische und Amphibien. Andere sind noch weit näher an die Pflanzen an- gefesselt , die Milch ist noch keine distincte Produc- tioii geworden, nicht einmal als Dotter ist sie von den 127 (Geschlechtsorganen gesondert, sondern wie der Sa- nienkern der Pflanze nur Eiweiss in sich verschliefst, so ist auch der Innhalt ihrer Eier, wenn man sie so nennen darf, blofses Eiweifs A)j eher würde man sie Keriienlegende Thiere nennen. — Es sind die Wur- me, Insecten , und Schnecken. Wie die Säugthiere sich durch die Form des Ute- rus , durch die Form , Lage und Anheftung des Mut- terkuchens, durch die Harnhaut, die Zahl und Lage der Zitzen in drei Gebiete ordnen, so jede dieser Provinzen durch die Form der Eier, ihrer Schale, (des Eiweifse» und des Dotters, nebst deren Ent- wicklung. Ich kann aber hier dieses Verhältnifs nur andeu- ten, und beftiranie daher ohne die Gründe, welche mich hiezu führlen , anzugeben, die Stelle in Hinsicht der Höhe der Geschlechtsfunctionen folgender massen : Wie der Polyp sich zur Pflanze, und diese bei- den zum Thiere \^erhalten , eben so verhält sich der Wurm zum Insect, und diese beiden zur Schnecke, der Vogel zum Fische, und beide zum Amphibion , endlich so alle zu den Säugthieren, und diese zum Menschen. Zunächst ist daher der Wurm der Poljq) des Thierreiches , das Insect die Pflanze desselben. Ich bemerke nebenher , dafs darum die Männchen der Insecten kleiner als die Weibchen sind, weil sie Pflanze sind, in der das männliche Geschlecht dem weiblichen untergeordnet ist. Daher verblühen auch die Männchen gleich den Staubfäden , unmittelbar nach k") So fanden es Malpiglü , Swammexdam , Lister, Reau- mur etc. 128 der Eefmclitimg. Die Vögel sind wiecler das Korall auf der höliern Stoffe, daher energisch, männlich, mu-sculös, 11 nd.aiKsgebi Idetim Kreisläufe, aLiffalleud sind die Männchen giöfser, auf^er in der Ordnung der Raubvögel, welche aber grade diesen Charakter ha- ben, weil sie in den Vögeln die Inseclen in der Vor- trefflichlceit des Auges und des Muthes darstellen. Der Fisch ist das höhere Insect, daher sein Kieis- lauf und Knochensyflem wieder unterdrückt, imd, — ich kenne zwar keine ausdi ücklichen Beobachtungen — aber nach dieser Ansicht miissen die Mannchen auch kleiner , oder sonst gegen die Weibehen zurückgesetzt sein, was nun zu untersuchen ist. Dafs die Schnecke zwischen Wurm und Insect stehe, und das Amphibien zwischen Vogel und Frosch, ist bei Vergleichung al- ler Theile sehr deutlich , besonders in Bezug auf die Zahl, Gröfse und Härte der Eier. Da nun jedes Thier, auf weicher Stuffe es auch stehe, doch die ganze Thierheit in [seinem Schofse ernährt , so m ii s s e n a 1 1 e diese angegebenen Glieder in demselben Verhältnifs sich im Emb ryo entwickeln , wie die ganze Thier- welt sich allm älich loswand; in dieser Entwick- lung wird jedoch der Hauptcharakter der Klasse, mit der des Embryo entsprossen^ immer am stärksten her- vorgebildet sein. • Sobald der Embryo, vom Zustande des Polypen tibergegangen ist zu dem der Pflanze , so fäUt er in das Reich der Thierheit überhaupt. Zunächst kömmt er in das Gebiet des Wurmes, dann deslnsectes, und ruht aus in dem der Schnecke, von dieser geht er zum 129 zum Vogel, Fische, uüd nndet seine zweite Rulie- staUe im Ampliibion. Eticllicii erreicht ev durch die Geburt die wahre Erlösung von der V^erdammnifs an das Todte, das Gebiet der Säugthiere, der Embryo mag in eine Klasse gehören , weiche es sei. Man denke hiebei doch nicht/ als folgten diese Zustände arithmetisch aufeinander, die eben so ver- schwinden, \j4e sie kommen, der Fötus ist in jedem Momente alles zugleich, die Natur des Poljq^en wie die der Pflanze begleitet ihn, bis ans Ende seiner Ver- schlossenheit in dem Schoofse der Mutter, nur mit ab- wechselnden üebergewichte der Naturen^ Der Embryo ifl in der Weit lies Polypen begraben, so lange er frei in dem Uterus oder im Eiweifse ohne alle Verbindung durch Gefafse hängt." Dieser thierische Polyp ist identisch in sich , und eine gesclilofsene Welt seinem thierischen Theiie. nach, denn seinem Seia überhaupt nach ist er rnit dem Schleime, oder dem Ei- weifse umgeben, wie der unthierische Polyp vom ^Was- ser. Später ist seine Mafse eine körnichte, durchschei- nende Gallerte , ohne alle Differenz , wie es alle Phy- siologen lehren. In dem Momente, wo er Gefäfse zu treiben ver- sucht , geht er von der Natur des Polypen über in die Pflanze, er ist gesäet in die Erde, in die er seine Wur* zeln verlängert, und sich als Sklave hingiebt, mn Nah- rung zCi erhalten. Dieser Zustand dauert bis zur Ge- bullt. Im Ei ist diese Einwurzelung in das Eiweis , und den Dotter, beim Ins^cte blofs in das Eiweifs , "beim Säugthiere aber ist diese Abhängigkeit von einem frem- den Boden beinahe gänzlich verschwunden ^ die Nah- -■ . ~ I i5o ^-ungsgefäfse reichen kaum über die Haut hinaus , und saugen da den Chylus ein, der schon gezwungen ist, im Schafwasser zu ihnen hinzuschwimmen 5 denn die Na- belschnur ist keine Wurzel, ausgesendet um fremde Nahrung zu suchen. In einem jeden Falle aber ist die Existenz an zwei Individuen vertheilt, an das mütter- liche und das fötale Princip, nemlich an das Ernäh- rende, und an den Keim; wie die Pflanze an die Erde, so der Fmbryo durch die Zotten des Chorions an die innere Fläche des Uterus. In dieser Epoche der Entzweiung tritt das Geschlecht hervor, denn alles Geschlecht ist Pflanzennatur, der Embryo wird aber jetzt erst durch die Theilung seines Lebens zur thierischen Pflanze, da- her kann die GeschlechtsdifFerenz nicht im eisten Zu- stande desselben, sondern mufs jetzt erst erschaffen werden. Dieses Resultat gehört mit unter die wichtigsten dieser Theorie. Man weifs, wie die Flntstehung des Geschlechts von jeher der Stein des Anstofses war, wie viel darübergedacht, gefabelt, anatomirt, beobachtet wurde, und doch alles blieb vergeblich. Man versuchte sogar Anweisungen zur willkürlichen Erzeugung von Knäbchen und Mädchen zu geben; Selbst Aristoteles hat davon geschrieben, und nach ihm auch einige aus Liebe zur Wifsenschaft , die meisten aber aus blofser Beutelschneiderei , womit sie vorzüglich in neuern Zei- ten das Publicum betrogen , wovon z. B. der Küster Henke, und einige Franzosen eclataote Muster sind. Die ältesten Meinungen hierüber vertheilten die Geschlechter nach den Hoden; in dem rechten sollte I5l der Samen zu den Knäbchen, in dem linken zu den ^iädchen liegen. Für jene Zeiten war dieses eine ge- dachte Behauptung, aber dafs diese alle fünfzig Jahre wieder neu aufgelegt, und mit einem Pomp angekün- digt wurde, als wäre dieses Geheimnifs ganz frisch ent- deckt worden, giebt nicht das beste Vorurtheil von den Fortschritten dieser Neuern, werler in Bezug auf die Wissenschaft noch auf die Moralität. Ungeachtet van Graaf, Harvey und beynahe alle, welche sich damit beschäftigten, ihnen augenscheinlich zeigten , dafs mau in beiden Mutterhörnern männliche und weibliche Fö- tus ohne Unterschied finde, so hielt dieses die Scharla- tane doch nicht ab, das Gegentheil auszuschreien, und zu thun , als wenn jene Erfahrungen gar nicht auf der Welt wären» Die vernünftigem Meinungen hierübef , als Diffe- renz der Wärme und der Kälte, der Stärke und der Schwäche, welche gelehrte Aerzte hie und da äufserlen, blieben meistens vergessen, weil sie nicht diejenigen scharlatanmäfsigen Mittel anrathen konnten , als die von der Differenz der Hoden sind. Es giebt keine Kunst, Mädchen oderKnäb- ehen nach "Willkür zu zeugen. Gleiches pro- ducirt nur gleichem: das männlishe Princip ist das In- fusorium, das weibliche das Pflanzliche ; wäre nun das Geschlecht im Infusorium schon bestimmt, so müfsten alle Geburten männliche sein, welches offenbar ab- surd , und daher ein neuer Beleg ist von der Geschlechts- losigkeit der Infusorien. In der Pflanze, deren Vor* bild der Kreis ist, und wo mithin der Diameter mit der Peripherie, der Polyp mit dem Pflanzlichen^ da« I 2 Männliche mit dem Weiblichen beständig in einem ^Vecllselspiele stehen, weiden immer beide Geschlech- ter in einem Individuum erzeugt, (von den zweihäus- sigen ist schon gesprochen ) weil nemlich die Pflanze selbst ihrem Wesen nach immer Entzweiung, und ihr letzter Zweck das Geschlecht ifl, wo mithin nie das männliche Princip über das weibliche oder umgekehrt siegen kann. Später wird es sich noch bev/eisender zei- gen, warum in der sonst weiblichen Pflanze immer männliche mit producirt werden ; da das Infusorium überallYiichts v/eibiiches in sich trägt, so kanti es bei seiner Vermehrung nie etwas anders, als ein gleiches Infusorium, d» h. ein Männliches hervcrbringfii. Im Thier ist es ganz anders^ als in den beiden vo- rigen; es ist seinem Urbilde nach Elipse, oder Linie und Kreis, Polyp und ganze Pflanze, d. h. Linie, Dia- meter und Periplierie zugleich. In soferne es Linie oder Polyp ist, ist es ganz und gar männlich, ohne die ge- ringste Berührung mit einem Weiblichen, in soferne es aber Kreis oder Polyp und Pflanzliches zugleich ist^ vereinigt es beide Naturen in sich, und es hat weibli- clie Ge^chlechtstheile vorzugsweise mit den Männlichen vereinigt, kurz es ist ganz und gar Pflanze. Das Pflanz- liche in der Pflanze aber ist die weibliche Function vor- zugsweise, daher giebt es keine Geschlechts- theile, welche rein weiblich wären, ohne noch dabei die männlichen angezeichnet zu finden, welche in der Clitoris der Säugthiere, und besonders der Tribaden nach dem Vorbilde der Linie geformt , da die blofs weiblichen Genitalien dem Kreise unterthaB sind. 100 Waren in der Pflanze das männliche und das weib- liche Princip nicht zur Indifferenz , zum Zwitter , son- dern wegen der Un.sel])stständigkeit des Kreises, nur zur relativen Vereinigung gekommen, war ihr Wesen dieUnzertrenntheit dieser Function , so steht im Thiere dieser relativen , ungleichgewichtigen Indifferenz gegen- über ein männliches Princip , das aufs neue empoi^ge- kommeuL, und sich neben dem weiblichen Zwitfer selhstständig erhält : der zuvor mit sich selbst zeugende Zwitter, als er noch Pflanze war, verliert nun im Ge- gensatze des neuen, mächtigen, männlichen Princips seine Mahnheit, und wiid, soviel es mäglich, in ein blofses Weibliches umgewandelt. Dieses ^st die Deduction des getrennten 'Geschlechts, des wahren gleichgev/ichtigen Zwitters. Der herrschen- de Character des Thieres im Thiere ist Gefrenntheit de^ Geschlechts an zwei Individuen. Das männliche Ge- schlecht ist unabhängig von dem weiblichen , denn es ist liifusorium, es ist auch erster Organismus in der Katur. Das weibliche Geschlecht ist abhängig vom Männlichen: es ist zweiter Organismus, denn es ist Pflanze, Zwitter gesetzt unter der Form der Weiblich keit. Die Organisation der weiblichen Genitalien fo- dert selbst ihrer Natur nach männliche Formen, wie die Pflanzen. Es giebt in der ganzen Natur keinen weiblichen Charakter, der nicht getragen würde durch einen männlichen; denn die Pflanze ist nur durch das Infasorium, das weibliche lebt nur durchs Männliche, wie die Pflanze durch den Polypen* Dieser ist das erste, jene das zw-eite, er ist 10% das Positive, jene da^ Negative, er Linie, sie Kreis, oder wenn ich die wahre Potenz dieser Figuren nennen solle j er Konus, sie Sphäre« Das weibliche Geschlecht ist halb "Weib, xind halb Mann im Weiblichen, denn es ist Pflanze; daher erhält es männliche Functionen, sobald seine Weiblichkeit in ihm du] ch die Begattung getilgt ist, es verabscheuet nun den Geschlechtsgenufs, und beginnt die Nc^hrung für den Embryo abzusondern, welches ein wahres Infusorien absetzen , folglich ein Samenbilden, ein Mannwerden ist, Das männliche Geschlecht ist durchaus Mann, denn es ist einfache Geschlechtsfunction , nicht Zwitter, nicht Pflanze, folglich geht kein weibliche« Princip in es ein^ Die Brustwarze , welche sich im männlichen Geschlecht findet, ist nicht zurrickgeblie- ben aus dem weiblichen Charakter, sondern ist dem Weibe vielmehr vorgebildet, da die Milch sich zum Jungen verhält, wie Erde zur Pflanze, folglich wieder wie Männliches; zu weiblichem,, denn das W^eib wird ganz männlich, sol.ald es empfangen hat, nur vor der Empfängnifs ist es W eib. Eigentlich aber ist die Brust weder männlich noch weiblich, sondern ein generelles, und wie sich einst zeigen wi.d, beiden Geschlechtern höchst nothwendiges Organ aller Individuen der nicht- eierlegenden Thiere. Das männliche Geschlecht ist durch sich selbststän- dig, es bedarf nicht geweckt zu werden zu seiner Ge- schlechtsfunction , denn es ist ursprünglich Infusorien« absondernd: das "Weib wird es erst durch die Begattung, die eine blofse Folge der schon unabhängig vorausge* i55 gangenen Geschlechtsfunction des Mannes ist; das Weib ist überall nur der Wiederhall des Mannes. ^Venn das inännliche Princip unabhän« gig vom Weiblichen, wenn es selbstständig für sich ohne alle innere Entzweiung pro- ducirt, so kann es immer nur sich selbst produciren , es zersetzt sich in Polypen, die durch- gängig gleichartig sind. AVas daher das männliche Ge- schlecht pr'>ducirt , ist ins unendliche hinaus männlich, d. h. es entsteht in ihm keine Geschlechtsdifferenz, 80 wenig als in der Welt der Polypen. Man kann daher die Polypen die blofs männliche, diePflanzen die blofs weibliche Organisation definiren, wo beide dann erst in Thiere verbunden werden. Die eigentlich wahre Ge- schlechtsfunction tritt daher nur im Thierreiche her- vor, und wir haben nun den höchsten und wesentlich- sten Character in der organischen Welt in Bezug auf das Geschlecht darin gefunden, dafs sich die Urorganis- men, die belebenden von allen Lebenden als Männli- ches, die belebten secundären Organismen, die Pflan- zen, als W eibliches, und die über beiden thronenden, heile verbindenden Thiere als männliches und weibliches Geschlecht zugleich ausprägen. Da« Geschlecht scheint daher in den Pflanzen nur darum kervorzutreten , weil die selbstlose Weiblichkeit ohne männliche Spuren nirgends erscheinen kann, aber streng philosophisch genommen ist in den Pflanzen so wenig Geschlecht als in den Polypen , wie diese der Mann, so sind jene das Weib der Natur. i56 Im pliilosophisclien Sinne ist daher^nuF im Tliiere Geschlecht, nur es ist Zwitter; "- denn es allein hat männliche und weibliche Organis- men, da in allen andern Lebendigen nur das eine, oder das andere gebildet liegt. Das Infusorium ist nur hal- 'bes Geschlecht und ^h^w daher gar keines , und so die Pflanze. Alles auf der Erde, was nicht Thier iöt, ist geshlechtslos. Die Staubfäden sind in -der Tliat kein wahrhaftMännliches , .sondei^nnur das Männ- liche unter der Form der Weiblichkeit, sie sind das in der Corolle , was die Clitoris in der Vulva ist. Was daher geschlechtslos ist, ist kein Thier. Dieses ist endlich der höchste Eeweifs von der noth- wendigen Getrenntheit des männlichen und weiblichen Geschlechts im Tiiiere, eben weil in ihm beide Ge- {Schlechter gleichmächtig ausgewirkt sind. Das Ge-« schlecht ist seinem W^esen nach getrennte Mannheit und ^Veibheit, und man kann nicht fragen, warum iu dem Thierreiche die beiden Geschlechter an zwei Indi- viduen vertheilt sind, hitigegen. in den Pflanzen mei- stens nur an Eines. Das ist keine Geschlechts-^ function, wo sie an Ein Individuum gefes- selt sein soll, es ist nur eni Fortpflanzen desselben durch Ableger. Im Menschen ist die Trennung und zugleiche Vereinigung am vollkommensten erreicht, da er die höchste Totalität ist, in der die Polypen und Pflanzenwelt auf die vollkommenste Weise verbunden sind. , Mann und Weib sind der vollkommenste Zwit- ter, und aufs er ihnen gibt es keinen. Producirt das männliche Geschlecht immer ins Un- endliche nur sich selbst, so mufs es auch überall , wo i57 es prodLiclrt,^ sich selbst produciren. Es producirt aber auch bei der Begattung, also wird bei aller Be- gattung und Schwangerschaft immer nur das männliche Geschlecht producirt; das In- fusoriujn erzeugt immer nur sich selbst in der Pflanze, und diese bleibt nur Pflanze dadurch, dafs sie in sich immer das männliche Princip ^'zeugt, — So ist im Thiere das weibliche GescMecht nur bestehend , indem es in allen Schwangerschaften immer nur das männ- liche Geschlecht producirt, die nemlichen Töne wie- derhallt. Producirt das männliche Princip überall, auch so- gar in der Vermischung mit dem weiblichen immer nur sich selbst , so kann es nie weibliches Geschlecht produciren, folglich bringt es nie eine Ge- schlechtsdifferenz hervor: folgt unmittelbar. Das Princip des Geschlechtsunterschie- des liegt daher nicht im Manne, und daher fallen alle Flodentheorien, und alle Künste, Knaben öder Mädchen zu. machen, wenigstens von Seite des Mannes zusammen. Alle seine Vorstellungen während des Coitus von Knaben und Mädchen, von Edlen und Grofsen, Ver- nünftigen und Schönen sind vergebens , v/enn die Ideen nicht schon durch eigenen Character sein ganzes Fleisch durchdrungen haben. ^ Wie im Manne das Prmcip des Lebens überhaupt ohne alle GeschlechtsdifFerenz ist, oder als männliches in ihm lag, so liegt im "Weibe das Princip des Geschlechtsunterschiedes; denn das "Weib ist ?Iwitter, es ist halb Mann und halb Weib mit dem i3S Uebergewichte des letzleren, es hat männliche und weibliche Geschlechtsfunctionen , es ist Pflanze, mit- hin Polyp und Pflanzliches, Diameter und Peripherie zugleich, also. Das Princip des Geschlechtsunterschiedes liegt zwar im Weibe, aber wie wir wissen, mit einem Ueberge- vWdite, das weibliche Geschlecht zu produciren. In der Pflanze ist auch dieser Trieb , obgleich sie überall beide Geschlechter producirt. in so fern sie nemlich den Polypen nicht ganz unterjochet hat; im thierischen Zwitter, im Weibe nernlich', hat das Weibliche die Herrschaft viel mächtiger an ^ich gerifsen , denn in dern Gegensatze mit dem rein Männlichen wurde das. Männ- liche des Zwitters unterdrückt, weil der Mann eia. gleich energisches W^eib fodert. Es ist daher mehr Pflanzliches als Polyp, mehr Peripherie als Diain et ^r* Das weibliche Princip hat die Tendenz, die männli- chen Infusorien in eine weibliche Form umzHwandeln; denn auf eine andere Art kann es seines Gleichen nicht hervorbringen , da die Männlichkeit der Grund und die Materie alles Hervorbringens ist. Dafs es immer ein Männliches ist, welches die Gestalt der Weiblichkeit anzieht, beweist sich sogar durch die untilgbaren Spu- ren der Männlichkeit im Weibe. Dieses ist nur ein me- tamorphosirter Mann, oder die Aurelia des Mannes 5 dieser aber ist in jeder Metamorphose Mann. Nun sind wir an dem Puncte, von dem aus die Ge- schlechter in den Embryonen sich trennen; Es fragt sich wodurch wird das Weibliche , wodurch das männliche Princip determinirt? i59 Oben wurde bewiesen, dafs der Embryo, der noch Polyp , oder der noch von der Feuchtigkeit des graafi- schen Bläschens und noch nicht von dem im Uterus ab- gesonderten Safte lebt, keine Geschlechtstbeile habe, denn er ist blofs männliches Pi-incip, ohne Gegensatz mit einem weiblichen, und eben daher nichls Männli- ches: nun ist aber die Aufsaugung des Embryo aus dem Safte des Uterus eine Pflanzeiiwerdung, die Pllanzen- werdung aber ist Geschiechtsentwicklung, also be- ginnt jetzt erst der Moment des Differenzi- r«ns in Männliches und Weibliches. Die Pflanze produciret nur Zwitter im gemeinen Sinne, das Weib würde dieses auch thun, wenn es nicht durch den Mann ins Ungleichgewicht wäre ge- setzt worden, daher, abgesehen von aller männlichen Influenz , wird das Weib ein Weibliches erzeugen , ein Männliches nur in dem Falle,, wenn das männliche Princip in ihm überwiegend würde; nun aber ragt im Weibe nicht nur nicht mehr das Männliche vor, son- dern es steht nicht einmal mehr im Gleichgewichte als Zwitter, daher producirt das "Weib, wo es frei pro- ducirt , wieder ein Weibliches. Es hält aber das männliche Princip , welches dem Weibe von aufsen zugeführt wurde, mit dem dem Weibe eigenen männlichen dem weiblichen das Gleich- gewicht, und in. diesem Falle kann nichts entstehen, der Beischlaf ist unfruchtbar; denn ein Mädchen kann nicht entshehen, weil das weibliche Princip nicht über- wiegt, ein Knäbchen kann nicht entstehen, weil das männliche Princip ebenfalls nicht überwiegt. Aber es kann auch kein Zwitter entstehen , denn es ist hier keine Wechselbestimmung des männliclien und weib-* liciien Princips in Einer GeschlechtsfLüiction auf Einem Stamme, wie es in der Pflanzeist, v/o Infusorien und Pflanzliches ein ungetheiltes Ganzes ausraacheo in der Form des Kreises. Hier aber sind die Infusoiien und das Pflanzliche getheiit an zv et Grundformen, an die I^inie, und noch besonders an den Kiels.- Nur durch das genaue Auffafsen dieses Unterschie- des ist eine Eiosiclit in diese wichtige Behauptung mög- lich. Ein Zwitter kann nur entstehen aus dem schon, vorher identisch gewordenen weiblichen und männli- chen Princip, aus dem Character jenes Organismus^ nach dem diese zwei Principien nirgends getrennt sind^ aber nicht aus — ich. will mich, der Uii Verständlich- keit auszuweichen, so ausdrücken, nicht aus einer me» chanischen Verbindung dieser zwei Principien, die nur sich an einander vernichten können. Es giebt daher Abortus^ welche niclit durch Kränklichkeit des Wei- bes, sondern durch ihre wahre weibliche Function her- vorgebracht werden. Da hingegen das Geringste auf der Erde ein unendliches Schwanken zwischen Gleich- und Ungleichgewicht ist, so läfst sich leicht abnehmen, dafs bei den endlosen Differenzen der Menschen und Thiere unter Millionen von Begattungen dieser Fall des Gleichgewichts nicht eintreten wird. Je weiblicher das Weib ist, desta eher bringt es, alles übri ge gleichgesetzt, Mäd- chen zur Welt, je männlicher, desto eher Knä hohen. Diese.s hängt natürlich nicht von Fett- heit oder Magerheit, u. d. gl. gerade zu ab, sondern auch schon von dem von Jugend mit aufgewachs^^n^--. i4i Grade der DliTerenz der beiden Principien im Weibe. Auch das weiblichste AVeib kann doch Knäbchen er- zeugen — denn es erzeugt als Pilanze das Geschlecht — wenn nemlich das Princip des Mannes sie überwiegt : aber wenn auch die Priucipien beider gleich sind, so wird das Weib docli ein Knäbchen erzeugen, weil ihre eingeborne Männlichkeit das Gleichgewicht stört. Die vieigebärenden Thiere können nach ^lemselben Grund- satze nach Einer Befruchtung doch in den Embryonen verschiedene Geschlechter determiniren , denn jeder Theil des Organismus hat seine eigene Energie. Die Energie des Mannes hängt von der Quantität der in den Uterus kommenden Urtliierchen und von ihrer eignen Intensität ab , denn sonst ist nichts da , wo- von sie abhängen könnte ; eben so die des Weibes von der Beschaffenheit des aus dem Blute abzusondernden Eiweifses, da nun dieses so sehr von den zufälligen Um- ständen, von der Bildung, Höhe und dem Stande, des Muttermundes und der Scheide, vom Verhältnifse die- ser beiden zu der Ruthe, von der Weite der Oeffnung des ersten, von der fortstossenden Kraft der letzten, von dem Grade der Wollust, dem Wohl- c der Ueb el- befinden , der Lage etc. und von unnennbaren Kleinig- keiten abhängt, so ist es schlechterdings unmöglich, alles dieses in ein normales Verhältnifs zu bringen, weil man ja den Bau, die Lebensart, die ganze innere Organisation im Individuellen nicht kennt, und wenn man dieses auch wüfste, durch welche Mittel wäre zU helfen? Allgemeine ärztliche Heilplane, entworfen durch das genaue Studium aller betreiFenden Theüe der jedes- l42 maligen Individuen, sind möglich, und können auch als Einsicht in die verwickeisten Umstände oft gelingen, aber allgemeine, für jedes Individuum ohne Unter- schied passende ii egehi sind charlatanmäfsige Univer- salarzneien, nur ersonnen zum Gewinne, und zur Schande der Nat urforsch ung* Aus denselben Grimden ist es klar, dafs die Gatten einer fruchtlosen Ehe, wenn sie sich mit andern verbin- den, beide ihre geglaubte Unvermögenheit oft verlie- ren, und der Mann mit einem andern Weibe Kinder erzenge, und so das Weib von einem andern Manne empfange. Der Charakter des Weibes, seine Denkungsart, Leidenschaften , wirken auf dem Embryo , und brin- gen Aehnlichkeiten in ihm hervor. Der Beweis dage- gen;, dafs das Kind mit der Mutter nicht durch Ner- ven in Verbindung stehe, ist nur ein Beweis der un- geschickten Voraussetzung , als wenn dergleichen Aen* derungen im Kinde durch Nerveninfluenz geschehen müfsten /). Dieses weitläuftiger auszufuhren ist un* nöthig. Das Thier als solches ist die höchste Sjmthese der Infusorien, und der Pflanze, kein zweifaches, sondern ein durchaus identisches, was sich als Nervensystem ausbildet; da es aber eben darum, weil es Synthese der Infusorien und der Pflanze ist, auch Duplicität ist, so ist es zugleich auch Geschlecht. I) J. U. Th. ScliäfFer Diss. Fetus cum itiatre per nervös com- mercium. Erlangä 1775. ^nd llaller» grofse Physiologie. B. 8. 143 Wir haben daher zwei Höchste im Thie- re, das Identische, und das Indifferente, aber dieses steht unter jenem, wie das -L- — unter demO, was ich nun hier nicht beweisen mag, und so siAd die Genitalien das entzweite Nervensystem, dieses aber die identisch gewordenen Genitalien ; daher ist das Geschlecht auch das ganze Thier^ wie es die ganze Pflanze war, aber nur umgekehrt, wie es in dieser das Oberste, so ist es in jenem das Unterste, obgleich in beiden Totalität, aber die der Getrenntheit. "Wenn das Geschlecht die Basis einer Pyramide ist, in der die Seiten und "Winkel ausgebreitet erscheinen, so ist das Hirn die Spitze derselben, vernichtend alles Auseinander der Basis, und doch in sich darstellend die Quelle aller Seiten und Winkel, die du in der Basis erblickest. In den ediern Thieren nemlich in den ei- gentlich eierlegenden und den Säugenden haben sich daher Hirn und Genitalien an den entgegengesetzten Enden des Rumpfes ausgebildet, jenes ist der Focus, in dem alle Stralen der Thierwelt zusammenlaufen, diese sind auch ein Focus, aber derjenige, in deni das identische Licht auseinander strahlt, Hirn und Ge- schlechtsfunktionen sind sich homogen, jene wirken im Idealen, wie diese im Realen, jene im Ueberirdi- schen wie diese im Irdischen , durch jene wird die Menschheit Eine Person, durch diese viele Individuen, in welche jene Personalität, obgleich ewig ganz ver- theilt ist. Das Geschlechtssystem repräsentirt daher wider das ganze Thier. Wir haben oben die Pflanzen, als Monoklinisten, und hier die Thiere als Diklinisten oder genauer als i44 ■ Dioikisten definirt; aber dort gab es Extreme in der | Trennung der Gescliiecliter, und so liier in ihrer Vern- ein igung. Die Schnecken fand man als sonderbare Zwitter, sie sind gelreinite und vereinigte Geschlechter zugleich, wie ungefähr die Trioikisten; in vielen sei es jedoch ge- trennt, besonders in den zweihornigen Seeschnecken, und in den Sepien. Von den kopflosen Schnecken glaubt man, sie befruchteten sich selbst, wozu man meistens blofö dadurch verleitet wurde , weil sie sich theils nicjjt von der Stelle bewegen können , wie die Au.^tern , was jedoch nach Dicq-mare's Beobachtungen falsch isl , oder weil sie durch die Schalen sich begatten können , denn was die Anatomie hieriiber bekannt macht, berechtigt doch wahrlich nicht zu dieser Meinung, da man im ganzen soviel als nichts dadurch weifs. Wenn Poli be- hauptet, es finde sich kein anderes Geschlechtsorgan als der ästige Eierstock, so gilt doch dieses nur von de- nen, die er anatomirte, und gar nur in denen er wirk- lich Eier fand. Auch könnte man noch einwenden, dafs die Männchen, nicht durch den Tiieb eine beque- me Wohmung für die Eier zu suchen gezwungen^ sich meistens tiefer halten, oder auch wohl, dafs ihre Ho- den dem Eierstocke ähnlich geformt sind. Der milch- artige Saft, vv^elcher die Eier im Uebeiflufse umgiebt, und sie auch aufser dem Leibe noch umhüllt, um selbe an Felsen fest zu kleben, wird doch niemand mit Poli für 'den männlichen Samen halten, der zu etwas höhern bestimmt ist, als zu einem blofsen Leimsafte. Üeber- dies hat ja Poli' einige Eingeweide gefunden, deren Zweck er nicht kennt, wie das weiise im Bauche meh- rer :i . , i45 rer Miisclieln , und das scliwarze der Mahlermuscliel, wobej er eher auf die Milz- als auf ein Gesclileclitsor- gan £dlt, als wenn jenes wesenliicher für die Tliierlieit wäre als dieses. Auch ist der Gedanke sehr natürlich , dafs die Muscheln ihre Eier ins Wasser lafsen, und so die Männchen cjen Samen j wobei weiter nichts geschieht, als was von den. Fischen erwiesen istj diejenigen aber, ''\veiche lebendige Junge von sich geben, diesen Samen durch die Athmungsröhren einsaugen, und damit die Eier befruchten. Die Erfahrung, daf-r das Austern- w^asser mit Infusorien angefüllt ist, ist kein schwacher Grnnd fiir diese Meinung: so schwebt die Empirie zwi- schen unzähligen Vielleicht, harrend bis eine hö^ liere AuflösuPig das wahre herauszuziehen lehrt. Die meisten Wurme sind getrennten Geschlechts, und in den Insekten sind wahrlich die Staubfäden als Männchen, die Stempel der Biimie als Weibchen da- von geflogen. Im ganzen Thierreiclie ist nock kein Zwitter, selbst nicht Swammerdams Schnecken als solche, die sich Selbst begatten, erw^iesen, so sehr auch die neuern die- ses gegen Swammerdam behaupten, obschon nicht ganz ohne Grund, wenn man die fünfte und siebente Figur seiner aditen Tafel, und diö zehnte der fünften mit einander und mit den Listerschen 77?) vergleicht, wo die sogenannten Hoden unmittelbar mit dem Uterus in Verbindung stehen , ich aber behaupte , dafs wir bei diesem Zeichnungen, wo derselbe Tlieil bald Eierstock, m) ExerciEo anacom, altera i6i)5« K i46 bald Leimbeutel, bald Hode genennt wird, vielmehr gestehen sollten , dafs wir dadurch in eine gröfsere Ver- wirrung geratheu sind, als man zuvor darin war, be- sonders wenn man noch nach dein abentheuerlichcn Abschiefsen des Liebespfeiles fragt, der freilich des grossen Aufhebens nicht werth ist, das man von ihm machte, wenn man einsehen wird, dafs er weiter nichts bedeutet, als das Operculam der Mündung der Zeugungs- theile, das bei dem Hervor.strecken dieser nicht wnn- derbarer herausfällt, als das Opercuhimdes Häuschens, wenn die Schnecke auskiiecht, Unter den zweihäufsigen Pflanzen aber herrscht so viele Unregelmäfsigkeit , dafs es kaum Slänime giebt, auf denen man nicht beiderlei Geschleehtstheiie finden könnte; also durch die Entreme, obgleich sie gerne zu- gegeben werden dürften , leidet der Satz , die Pflanzen- welt ist Zwitter, die Thierwelt ist es nicht, oder wenn man es im philosophischen Sinne nimmt, die Infuso- rien sind männlich, die Pflanzen weiblich, die Thiere aber Zwitter, noch keine erwie- sene Ausnahme. Wir haben den Embryo begleitet, als er Polyp, und lange als er Pflanze war, bald sehen wir ihn Thier werden bei der Geburt, wo er seine W^^^'^eln aus der Erde losreifst, und nun sich selbst dieser bemächtigt, um sie als Speise dem Magen zum Sklaven zu geben» Die Pflanze ist von der Erde, diese aber vom Thier getragen. Der Fötus ist aber unter jeder Formsei-^ nes Seins das ganze Thier, nur ist er zuerst Thier unter der Gestalt des Polypen, dann unter der l47 der Pflanze , und erst naeh der Geburl tritt das thieri- sehe in ihm als Tliier auf, obschon er im Uterus alle Metamorphosen des ThI erreiches durchläuft. Wir sehen mithin das Thierische von zwei Reihen aus werden, von einer, welche der Polyp beginnt, von der andern , welche in die Pflanze ihren Ursprung setzt, im Ganzen aber doch so, dafs wie der Polyp das An- fangende der Reihe ist, er aach in jedem Gliede dersel- ben die erste Production eigen hat, auf die doch un- mittelbar das durch die Pflanze influirte Glied folgt: die Synthese dieser beiden Reihen giebt die jdritte, diö eigentlich Thierische. Wüfsten wii' nun , welche Metamorphosen der Po- lyp zu durchlaufen hat, bis er vollkommen Polyp, d. h. bis er integranter Theil eines Korallenstammes ist, so miifste die Metamorphose des Embryo , in so ferne er Polyp ist* ebenfalls gewafi^t sein, eben so von der ihm gleichen Schritt haltenden Metamorphose des Pflanzlichen. Es versteht sich von selbst , dafs sich in der Dar- stellung das , was hier zugleich ist, imr nach einander entwickeln kann , un d in der Metamorphose des Em- bryo sich die Organe nicht so absatzweise zeigen , wie e& hier mufs beschrieben w^erden 5 es wird dalier wie- Iderholt bemerkt, dafs im ei'sten Augenblicke des Ent- stehens auch das Thierische, folglich das Hirn entste- llet, welches wir aber hier yernachläfsigen. . In so ferne das Korali influirt ist durch die Linie, oder wie wir es oben nebenher bemerkten , durch eine höhere Potenz der Linie, den Konus, ist es ein Pro- duct der Starrheit , da nun die Organisation überhaupt K 3 i4S die ganze Natur in sich trägt , wodurch sie allein , und wesentlich Organisation ist, denn Organismus kann nur sein , was gleich dem Gesammtorganismus , dem Unir- versum ist, so wird das Korall das Universum sein, mit dem Üebergewichte der Potenzen der Linie, oder der Starrheit. Die starren Orgaue des Universums aber sind Erde und Metall j also ist das Korall eine Organisation mit einem Uebergewicht von Erde und Metall, von Co^ häsion und Magnetismus , und der Polyp ist in seiner höchsten Eliite Korall , in dem die Rinde als Bedeckung, der harte Stamm als Anlage zum Knochen , er selbst -aber Gefäfs ist. DieErde ist das erste Oi'gan des Uni^ versums : das Metall das zweite, nemiich in der Cohäsionsseite desselben, denn der Magnetismus ist, nur eine determinirte Cohasion, da hhigegen in d-er Erde diese allfemein ist. Aus der Erde ist alles hervor-^ gewachsen. — Omnis fert omnia tellus ! Man begnüge sich hier mit der Andeutung dieses Grundes, da überhaupt hier der Ort nicht ist, diese Sätze zu beweisen, wo ich sie nur als Mittel aus der Zoo*^ Philosophie aufnehme , um die stufenweise Entwick- lung des Thieres zu zeigen. In der Folge werde ich daher die Organe des Gesannntorganismus ohne allen Beweis hinsetzen, da die Möglichkeit, dieselben so zu ordnen, voraussetzt, dafs ich bei mir die Beweise darüber geführt habe. Der erste Procefs, den mithin der Em- bryo übernimmt, ist der C ohäsionsprocefs*, was von selbst klar istj der zweite der mag- i49 netisclie, der dritte endlich der kubische von beiden, oder der Gefä fsprocefs. Die Linie aber ist Bewegung , im ersten Procefs eine unendliche , im zweiten eine endliche , deterrai- nirte, der dritte also ein Mittleres von diesen, ein un« endlicher, d. h. Kreislauf. Der Embryo ist daher vor allen andern Geiäfs , und da er Triplicität des Gefäfs- procefses ist , so zeigt er sich , ehe er irgend eine Ver- bindmig mit dem Uterus eingegangen, als Punctum sa- Hcns, als Herz, welches der unendlichendliche Bewx- gungsprocefs ist. Eine Bewegung aber im Kreise, die (Jas Princip der Bewegung in sich selbst hat, ist ein galvanischer Frocefs , also ist der Embryo , sobald er vollkommener Polyp ist, ein galvanischer Procefs, das Punctum sa- iiens erhält nun Bedeutung, mict wird Punctum gal- vanicum^. Der Cohäsionsprocefs und der Magnetismus erhe- ben sich daher im Polypen zum Galvanismus; das Ko- rall selbst ist nichts als die Darstellung des Galvanis«- mus in seinen drei heterogenen Gliedern ^ dem Kalche, ctem Hörne, und der Gallerte — Silber, Zink, Wasser. Da das Korall aus einer Triplicität des Cohäsions- procefses besteht , und sich unter der Form dreier Sub- «rtanzen zeigt, so mufs auch der Embryo in dieser Epo- che die Anlage zu diesen drei Formen in sich tragen. Er ist Bedeckung, die sich später als Hare, Nägel, Schuppen, Federn, ^Vurmröhre offenbaret, Zeich- nung zum Knochensystem und Kreifslauf. Die Bedeckung oder die Erde ist das Mächtige in den ker- jienlegenden , die Knochen , ' oder die Metallität wird i5o jtrsi in den eierlegenden Thieren lierrschend , der Kreis- lauf aber ist Eigenthum der Säugthiere. ^ Alles Leben beginnt mit dem galvani- schen Procefs, oder vielmehr, alles Leben ist Gal- vanismus ; denn alles Leben beginnt mit dem Polypen, daher ist ursprüglich alles Lebendige aus der Erde ent- standen, wie es die älteste Kosmogenie ausspricht, aber nur so das Leben , nicht so die Pflanze und das Thier. Insofern der Einbryo Polyp ist, v/ird er durch die Ves icula umbilicalis ernährt; ab- gesehn von der philosophischen Construction erhärten, diesen Satz die Vasa omphalomesenterica , die sich in die- ses Bläschen verlieren,, und, dadurch die Gleichheit der Entwicklung des Embryo der Säugthiere mit den, Vö-- geln. darthun, ich nehme keinen Anstand zu behaup- ten, dafs die Ernährung aus diesem Bläschen nicht durch die genannten Gefäfse, sondern duich einen wahren Ductwn intestinalem wie aus, dem Dotter ge-- schehe. Das Bläschen mit Brandis für ein Athraungs- organ oder mit andern gar für einen. Harnsack zu hall- ten, ist höchst unphysiologischc Der Kreislauf ist ein Attribut desMan-^. n e s , denn er ist Polyp , Linie. Das Muskelsystem ist der starrere Pol des Galvanismus, daher ist im Mann der Muskel zur Kraft gekommen, im Weibe aber ist er nur untergeordnet, daher der Mann wieder activ, das Weib passiv. Ohne weiter zu gehen, nehme ich sogleich das erste Glied auf in der Pflanzlichenreihe des Fötus; das Vorbild der Pflanze ist eine Potenz des Krei^s, des Raumes der Expansion , und diese ist dargestellt durch j5i Luft und Schwefel, deren Seelen Feuer und Electricitat sind. Die Pflanze ist daher das Universum mit dem U eh er gewichte der Ex- pansion, der Luft und des Schwefels, des Feuers und der Electricitat, der Gesetze des Kreises, welche sich in ihr zur Korolle und zum Blatte organisirt haben. Wie die Erde das Korall- gebär, so die Luft die Pflanze. Die Pflanze ist entgegengesetzt dem Polypen , also dem eigenen Eiulmnlaufe, sie fiilirt kein eigenes selbst- ständiges Leben, und hat das Princip ihrer Bewegung aufser ihr, ihr Herz liegt in der Erde , in so fern del' Embryo Pflanze wird, giebt er Wurzeln von sich , im Vogelei, im Sängthier aber öffnet er nur seine Hautor- gane, die Rinde, um aus dem ihn umgebenden Eiweise seine Nahrung zu säugen, und so das eigene Leben ver- nichtend, ein erborgtes zuführen, die wahre Einwurz- lung aber geschieht durch die Zotten des Chorions, Das Einsaugen der Pflanze ist eine Function, der Oberfläche, der Rinde: in dieser Epoche des Embryo w^ird also sein Hautorgan gebil- det 5 indem er seine Nabelgefäfse verlängert, entsteht ihm die Leber, denn diese ist es zunächst, woraus ein Theil jener entsteht: dafs die Leber in dieser Epoche entwickelt sei , folgt schon aus dem Dasein der Nabel- gefäfse selbst, wer sich aber durch bestimmte Erfah- rungen davon überzeugen will , der sehe es nach in Har- vey und den unzähligen genauen Beobachtungen Hal- lers: Das H^utorgan ist das Nachbild der Luft, die Leber das des Schwefels, und wie das erste Organ des Gesammtorganismus seiner expan- 253 dirten Seite nacli rlie Luft, das zweite der Scliwefel ist, so im individuellen Organismus die Haut und die Le-^ ber. In der Pflanze aher sind diese beiden Organe ver- einigt, diese Vereiiiiginig ist die totale Organisation derselben , welche d^m Kreislauf entgegengesetzt d. b, Xiymph System ist. Das Lympbsystem ist das böcbste Glied in der Entwicklnngsreilie des Tliieres nacb seiner pflanzlichen Seite. In dieser Epoche wird das Eiweis fiüfsiger, die vesicula umbilicalis nimmt ab , das Fruchtwasser mehrt sieh, die Gefäfse öffnen sich in unzähligen Mündungen in das Eiweis. un^ die Haut sacht das Unthierische aa sich zu reif'ien. Hier ist ninn die Bestimmung des amniotischen Was- sers abgeleitet, dem man von jeher, einzelne Männer ausgenonnnen , den leeren Zweck als mecbanisches Medium, damit die Frucht nicht gediaickt werde, an- dichtete. Von der gar sinnlosen Meinung nichts zu sa- gen , dafs es- nemlica eine Auswu -f-nnaterie des Em- bryo, dafs es sein Schweis, Harn, Speichel etc, sei, welches Harvey und Theniel n) so widerlegt haben, dafs Niemanden ferner etwas darüber zu sagen-, übrig bleibt. Das amniotische Wasser ist das ernäh- rende und tränkende Element des Embryo^ mid, wie sich bald zeigen wird, das Einzige, wo=^ durch er sich ernährt und tränkt. Der erste Theil dieses Satzes ist eine unmittelbare Folge des bisherigen, wird aber anderswo noch aus-^ n) Comm.ent> med. fötus pervasa mubilic. so!» nutriri cte. i53 fülirliclicr betrachtet werden; Belege dafür sind die An- wesenlieit dieser Fliifslgkelt, ihr Eiwei sinn halt, ihre Vermehrung im Anfange der Trächtigls^eit und Ver- minderung gegen das Ende derselben nebst dem ein- tretenden Mangel des Eiweises in ihr, woraus einige, nicht bemerkend, dafs sie ein Fruchtwasser erst nach vollendetem Fötus untersuch teny schliefsen wollten, es könne die Frucht nicht ernähren o}. Im Vogel ist es augenscheinlicji, dafs er aus dem Eiweise, und nicht dui^h die Nabelschnur, welche das Oiorion ist, seine Nahrung an sicli ziehe. Der zweite Theil wird bald bewiesen werden. Wenn die anmiotisclie Fiüfsigkeit das ernährende Princip für den Fötus. enthält, somufs sie auch sehiGe-^ tränk liefern, denn. eines kann nur durchs andere in den Leib aufgenommen werden, im Amnion ist daher am- niatischer Chylus und amniotisches W^asser enthalten. In der Luft, M^elche das getodtete Feuer ist, er=^ scheint das Licht als Stickstoff, den man aber vorzugs- weise in diesejn Sinne Licht.stoff nennen sollte, die Wärme als ^Vasserstoff , als W ä r m e s t o ff, denn der Sauerstoff ist nur das V^^asser, oder die Schwerkraft der Luft, und nun ist der Lichtstoff das männliche, der Wärmestoff aber das weibliche Princip. Welche Folgen dieses Pv.esultat für die Differenz der beiderlei Leiber, und damit für die Heilung ihrer Krankheiten o) Schreger de functione placentae uterJnae. Epist. ad Söm« mering. Erlang. J799. Sclisel Commentat. de Liquor, amnii etc. Append/x 1799. P* ♦^^ ^^ fand nur einige Gran Eiweis darin- und dennocli glaubt es, da^s es den Fötus ernähre» i54 besonders in Bezug auf das Hautorgan habe, ist hier nicht cTiiziiführen. Wie der Kreislauf in änn lieh, so ist das Lymph- system ein Attribut des AVeibes, denn es ist Pflaiize, Wie dieses Sy.stem sich nur durch fremde Influenz erhält, so das Weib. Es ist empfangend, der Mann r^ebend, es ist nur an diesen festgewurzelt, er ist seine Eide. Dieser Charakter erstreckt sich von der Geschlechts- function an durch alle Aeiifsei ungen der Weiblichkeit; selbst die Muskel- und Nervenactionen sind empfan- gende geworden. Das Weib hat daher mehr Haut- und Leberfunktion als Kr eislauf, Muskel- und Knochenfunction«, Alles Starre, alles. Konische, die höchste Potenz der Linie ist im Weibe verschwun- den, und hat sich dafür ins Sphäi^ische gebildet. D i- her verehret der Mann sein göttliches Sinnbild durch Festigkeit, Ernst und Stärke, das Weib aber durch Sanftheit, Anmuth und Schönheit. In einem thierischen Erdreiche bleibt die Prodac- tion nicht stehen, bei dem Polypen und der Pflanze; der Embryo ist nun dieses geworden, aber er liegt im Ei, im Eiweise, das nicht ruhet, bis es ihn auch der thierischen Natur theilhaftig gemacht hat. Das Vor- bild der Einsw'erdung des Polypen und der Pflanze ist die Ellipse, welche irii Thiere in ih^er höchsten Potenz als Hirn wiederstralt : Wie aber der Kreis , und die Li- nie noch niedrere Organe des Universums influirten, die darum unorganische heisen, weil sie nur Theile des i55 Gesammtorganisintis slnd^ sobeherrsclit aucli die Ellipse ihre Orgajie im Gesainintorgauismiis. Aus dem Itieinander^climelzen der Linie und des Kreises entsteht die Ellipse, so aus der Erde und Luft das Wasser; dieses aber ist nichts als oxydirteErde und Luft , also der Oxydationsprocefs des Universums. Die- sen im Thiere nachzuweisen, ist dem Schüler der Phy- sik schon zu einer gewöhnlichen Ansicht geworden, es ist die Lunge. Das erste Glied der synthetischen Rei- he in der Ausbildung des Fötus ist daher das Organ der Oxydation, des Wasser pro-, cesses (Hydrogenatlo). Alles Thiei-ische ist aus dem Wasser entstanden , wie aus der Erde der Polyp , und die Pflanze aus der Luft.. Wir haben also die drei ersten Organe des Em-- bryo gefunden, als Bedeckung, Haut, und Lunge t Diese letzte ist Gleichbild der ersten Synthese der Na- tur , des Wassers, folglich der Centralpunct, von dem alle Bildung ausgeht ^ denn alles Thierische ist aus dem W^asser. Das Athmungsorgan ist das erste Ge-- bilde des Embryo, es ist dasjenige, aus dem der Em- bryo erst entsteht, aus dem er in. Bedeckung und Haut zerfällt. Dieses Organ mufs sichtbar sein ehe der Embr3'o selbst sich zeigt, und da das Werden des letzten nur möglich ist aus dem ersten, so ist das Athemorgan nothwendig aufser dem Leibe und wird überflüssig, sobald der Fötus ganz ausgebildet, unab- hängig ist. Dieses Organ wird, getreu den Fodermi- gen der Wissenschaft ^ dargestellt im Ei durch das schnelle Hervorwachsen der Athemhaut — ' weich i56 Häller Membrana umbilicalis , Blumenbach Chorion nennt — g^g^^'^ die Wände der Schale , de.^ Lnftsackes ;^ in den Kanlqucppen aber duicli die geiranfslen An- hänge au den Seiten des Kopfes, welche in der That keine Fvicmen sind in dem Sinne, Vvae man sie den Fischen beilegt , sondern durchaus nichts anders als das, was die Alheaihaut im Ei ist; denn der Kaul- quappe ist kein Thier, sondern nur das sich entwi- ckelnde Ei; warum aber seine Athemhaut kiemenar- tig Yv^erd.e , ist noch zu verschieben. Auch der Em- bryo ira Ei der Insecten athmet , wie es die schönen Versuche Michoiottis beweisen i>) Der Oxydationspi oceis ist in den. Sangthieren ^vi© in den eierlegenden in diesem Zeiträume einem an- dern Organe überlassen, als der Lunge, einem Or- gane y welclies ebenfalls, diesen. Procefs nicht aus eige- ner Kraft in sich trägt, sondern die Oxydation borgte entweder von dem miitterliclien Blute , oder von dem im Ei befindlichen Luftsacke , wie denn alles, geborgt sein niufs^ so lange der Fötus Pflanze ist, was er doch wohl jetzt noch ift, obgleich durch den Athmungs- procefs eine thierische Pflanze. D i e L u n g e ist über den Leih des Fötus liinansgewaclisen, wie k.ui'Z zuvor bewiesen wurde, und nun auch, für sich, klar ist, da ja noch kein Leib sich findet ^ in dem di« lliierzeugende. Lunge wohnen könnte; aber dennoch wird während dieser Epoche die wahre Lunge schon ausgebildet, sie erscheint schon sehr fliihe im JungeU' des Eies. f^ 'PfafFs und Friedländers franz, Annalen. H» IV. igo^-« .i57 Der Matterkuchen ist gleich der Äth- ane n h a ii t des Embryo im E i ; folgt mimi Ltelba r : wie diese .sich von der Ernähr ungsqaelle, jleni Ei- weifse entfernt, iiin sich an den Liiftsack des Eies an- zulegen j so lauft die Nahels.chtiur aus dejn Frucütwas- ser zum Uterus, zum Luftsacke, breitet da ihre Ge- fäfse aus, die nur mit sich und nicht rnit denen des Uterus anastomosiren , um so vom miitterlichen Blute den Sauerstoff durch die W^ände der Gefälse aufzu- nehmen; für diesen Satz sprichtauch das Unterbinden -der Nabelschnur, worauf schneller Tod folgt, wenn -der Fötus nicht durch die Lunge athmeri kann, .spricht das Einströmen des Blutes in die Nabelarterien sobald das Kind zu ersticken droht, hingegen fallen diese zu- sammen in dem Augenblicke wo das Athmen Vv-ieder hergestellt ist; eben so die hellere Rölhe des^ Blutes in der Nabelvene , die Gleichheit dieser Gefäfse mit ilenen der Atliemhaut im Ei, wo sie in beiden Fäl- len nicht die GeiLröfsnabelgefäfse sind, endlich der Kreislauf im Fötus, der bis auf den heutigen Tao- von keinem- Phj^siologen erklärt ist, auch absokU, mibe- greiflich und widersinnig ist, so wie er erzählt wird. Ohne Zweifel könnt ihr den. Gegensatz zwischen der rechten und linken Herzkammer nicht lau gnen, jene ist nur durch venöses, diese nur durch arteriöses Blut erweckbar; mufs daher das Herz nicht in dem Augenblicke still stehen, in dem ihr das Blut desi Fötus für blos venös erklärt, oder wird die Natur wegen euerer Theorie eine Ausnahme machen? Wenn ihr aber auch wirklich glaubt, dafs oxydirtes Blut aus der Nabelvene komme, so bleibt euch doch der Kreis« i5S lauf todt, so lang ihr dieses aus der untern Hohlader aufsteigende Blut durcli die rechte Herzkammer wie durch die linke gehen lasset, denn dadurch ist wieder der Gegensatz aufgeholjeny indem dem rechten Sinus zugenjuthet wird, er solJe sich durch arteriöses Blut zusammenziehen. Das untre Hohladerblut darf nur in den luiken, das obre nur in den recliten Sinus kommen. Das Blut des Fötus wird im Mutterkuchen nicht oxydirt, und desoxydirt , dadurch, dafs es von der Mutter zum Fötus , und von diesem in sie zurück- geht, sondern ganz auf dieselbe "Weise, wie die Oxy- und Desoxydation in der Lunge vor sich geht, wo der Sauerstoff durch die Wände der Bläschen mit dem Blute sich vereinigt, denn eine andere Verbindung, hat nicht statt , zwischen den kindliclien und den müt- terlichen Gefäfsen , da hingegen die Nabelarterien mit den Nabelvenen anastomisiren, tincl dennoch das Blut in den letzten hochroth in jenen aber dunkel- roth ist, was zvfar Autenrieth und Schütz^) wider- sprechen, aber bei Weitem von den. meisten Zooto- nien überstimmt werden. Wenn der Mutterkuchen des Föliis tiiz Lunge ist, und folglich der mütterliche Antheil gleich der atinos- phärischen Luft, so kann weder Blut noch eine Art von Milchsaft aus diesem in jenen übergehen; denn dieses widerspricht schlechthin der Natur dieser Func- tion , der Oxydation , die nie ein Eruährungsprocefs sein kann, und wie sollte denn auch Blut oder irgend 9) Diss. in nie s. Exper, ©. calorem Foetus et sang. eSc^Tüb» 2799- IDCJ ein Saft durcligehen, da keine Anastomose der Bkitge- fäfse, keine Lympligefafse — denn die von Wrisberg entdeckte sind oti'enbar Vasa ornphalomeseruerica — kurz nichts da ist, wodurch diesea mö-^ltch wäre? Durch die Nabelschnur geht nur Luft zum Fötus, der Fötus wird also nicht durch den'Mutterkuchenj oder durch die Nabel- schnur ernährt. Er wird ernährt durch Aufsaugung der amnioti- schen Flüssigkeit , und was jetzt bewiesen ist , er wird allein dadurch ernährt. Diese Nahrung v/iid in den Eierlegenden durch den Ductus injestinalis aufgenom- inen, daher die Vasa omphalomesenterica als wahie Ge- krösgefafse, wodurch der Assimulatioasprocefs vermit- telt ist, in den Säugenden beim frühen Embryo eben so; daher man nur in jungen Embryonen die Vasd omphalomesenterica lindet , ist aber die Placenta an den Uterus befestigt , so saugt dasjenige Organ ein , welche im Säugthiere statt des Ductus Intesiinalls, oder des Dotters ei^schatTen wurde, und wohl bekaont ist. Athmungs und Ernährungsprocefs sind nothwen- dig an zwei verschiedene Oigane gebunden. Hand- greiflich ist dieses im Ei, und nun eben so handgreif- • lieh im Fötus des Säugtliiers. Der Fötus athmet im Mutterkuchen, und dieses ist seine einzige Functio n,er nährt und tränkt sich durch Organe an seiner Oberflä- che aus der amniotischen Flüssigkeit, und dieses istihre einzigeF un c t i o n ! Die Naturbeob- achter haben alles möglich zur Lösung dieses Problems gethan, und ob sie gleich hierin im Finstern ohne i6o den. wohUliätigen Leitstern der iiiatliematlschen Phi- losopiile ihre Versuche anstellen mufsten, so konnte es doch wegen der zahllosen Menge , die hierin in allen auch den todtesten Jahrhunderten arbeiteten ■, nicht fehlen, dafs beinahe alle nur möglichen Lösun- gen zu Tage gezogen wurden , wovon man sich bei Durchlesung der Ungeheuern Menge von Dissertatio- nen , die im Anfange des letzten und am Ende de& vorletzten Jahrhunderts herauskamen, genugsam über* zeugen kann 5 aber eben darum entstand hierüber eine solche Verwirrung,, dafs es schlechthin unmöglich istj nnter den vielen sich so sehr widersprechenden Auf- lösungen die ächte herauszuiinden , obgleich nicht zu zweifeln ist, dafs irgend einer, der hierüber schrieb^ ganz aus der natürlichen Ursache darauf fiel^ weil eben, alle andern schon entdeckt waren; allein bei Darstellung einer Theorie kömmt es auf ihre Wahr- heit an. Nun machen aber alle hieiüber ersonnene Hypo- thesen darauf Anspruch , die wahre m.uft initln'n ganz neu erfunden werden; sie wird es aber blofs dadurch, dafs sie unvermeidlich in den Gang der Wissenschaft fällt, und mithin nothwendig ausgesprochen werden niufs, wenn auch nie eine Idee zuvor in ^ines Men- schen Haupt gewesen wäre j denn alle ihr vorherge- henden Meinungen sind ihr unbedeutend, da es im Ganzen ungewifs ist, welche sich als die währe be- währen werde. Welche Hypothese der Physiologen ist wahr, die, welche vom Äthmen des Fötus gar nichts weifs, und ihn blofs durch die Nabelschiiur , oder durch die am- nioti- i6i iiiotlsclie Flüssigkeit eriiälireii läfst? Geh,t Blut von der Muttef zum Fötus oder nur Miiclisaft, gehen diese durch dte Nabelvene, oder durch die Hauptgefäfse der Nabelschnur? Saugt der Fötus die amniotische Flüssig- keit dui'ch die Haut auf, oder verschluckt er sie durch den Mund ? Ist Eiweis in dieser Flüssigkeit oder nicht, erhält der Fötus Sauerstoff, oder nicht? Erhält er ihn mit dem Blute, welches von der Mutler zum Kinde •geht, oder dringt er blos durch die Wäijde der Ge- fäfse, oder geht er mit der Lymphe durch die Lymph- gefäfse der Nabelschnur , oder gar kömmt er aus dem Schafwasser . durch den Mund , durch die Haut oder Lüftröhre in den Fötus? Wer soll nun aus diesem Chaos so wie es gegen einander flürzet , etwas Wah- res heraus finden? wahrlich das ganze mufs zerstört werden , um aus einem ganz neuen Samen die Wahr- heit empor blühen zu sehen. Auf alles schien man sich geworfen zu haben, und eben darum blieb alles Muthmafsung, und demnach unvollständig. So fragte män_,sich nicht, ob im Fötus des Säugthieres nicht ein eigenes Organ zur Aufnahme der amniotischeü Flüssig- keit aufser der Nabelschnur angebracht sei , wie im Küchelchen , wo diese Getrenntheit der Ernährung in der Dotteiliaut von dem Athmen im Chorion deut- lich herausgebildet ifl; eben so vvenig, ob nicht für das Aufsaugen der Nahrung und für das des Getränks ein besonderes Organ da ist. Durch wissenschaftliche Gonstruction bin ich zur folgenden Behauptung gekommen, die ich aber mit Beleuchtung und Beantwortung dieser Fragen an ei- nem andern Orte bearbeiten werde. ■ l' l62 Der Fötus atlimet durch clieNabelschnur, und ernährt sich^urch die Brustwarzen. Ich weis , was ich mit diesem Satze wage , allein es ift so. Harvey konnte sein Jahrhuntleit nicht von dem, sogar wahrscheinlichst schon vor ihm von Ho- noratus Fabri entdeckten Kreislaufe überzeugen , da- her gebe ich hier auch nicht einen Grund für diese Behauptung, sondern verschiebe es auf bessere Ge- legenheit. Nur einige Folgen für die Heilwissenschaft mögen noch an ihrer Stelle sein, sowohl um den wohlthäti- gen Einflufs der Naturphilosophie auf diese Wissen- schaft, deii so viele nicht einsehen wollen, zu zeigen, als auch vielleicht wirklich dadurch zur Rettung ein» zelner Individuen Anlafs zu geben. Wenn die Gefäfse der Nabelschnur blofs dazu be- stimmt sind, den Sauerstoff von der Mutter aufzuneh- men, und ihn zum Kinde zu führen , so mufs bei je- dem etwas längern Drucke derfelbeu das Kind ersti- cken aus Mangel der Luft, und nicht wegen aufgeho- benem Kreislauf, dem dadurch nicht das geringste Hindernifs gesetzt wird , da er immer sehr wohl durch das ovale Loch und den botallischen Gang statt haben kann. Tritt daher der Fall ein, dafs die Placenta vor dem Fötus geboren wird , wovon Baudelocque und Meckei zwei schröckliche Beispiele erzählen r), so mufs dieser nothwendig ersticken, wenn die Geburt sich einigermassen verzögert. Hier ist nun ein Mit- tel gefunden, das Kind so lange lebend zu erhalten^ r) Baudelocque Anleitung zur Entbindungskunst — TOn schweren Geburten wegen der Placenta, 4yp. B, I. i65 als erfoderlicli ist, nemlicli durch die Oxydation der Placenta, es vei\''t&ht sich, dafs kein Druck auf die Nabelschnur die Circulation heoimen darf. Einiger- niassen würde dieser Anzeige schon entsprochen wer- den, wenn an die Placenta nur friscjie Luft gebracht würde, bis man Zeit gewonnen hätte, den Oxydati- onspro cefs durch Dämpfe von Essig oder von mine- ralischen Säuren zu unterhalten, worüber zuvor an Thieren Erfahrungen zu machen sind. Da die Athmungsgefäfse des Chorions nirgends mit den mütterlichen anastomosiren , und es schon an sich höchst ungereimt ist, zwei Thiere, zwei Herzen von Einem Kreislaufe beherrschen zu lassen, so ist wohl in den meisten Fällen der Biutflufs bei Ablö- sung der Placenta auf Rechnung einer kränklichen Verbindung derselben mit dem Uterus durch vorher- gegangene Entzündung zu schieben , wofür Beobach- tungen von Baudelocque s), aber bestimmter von E. V. Siebold 0 sprechen; man ist dalier durchaus nicht befugt , auf einen üebergang des Blutes von der Mut-^ ter zum Kinde zu schliefsen, welches einen wichtigen Einflufs auf die Behandlung dieser Blutergiefsungen, und die Unterbindung des mütterlichen Antheils der Nabelschnur hat. Man schlägt kein Buch auf, das über die Geburts- hilfe handelt, ohne Beispiele zu lesen von Erstickun- gen nach der Geburt. Das Kind athmet einige Minu- ten , Viertelstunden etc. leicht fort , unversehens tre- L 2 s) Am a. O. 478. 0 Lucina B. 11. St. I. S. 125. in4 ten Cohvvilsloneil elrij das Antlitz wird blau, das Blut treibt wieder in die Nabelsclmur , wobei das Kind »ich entweder verblutet, oder wenn die Unterbindung stark genug ist, apoplectiscli stirbt. Das Blutströraen in die Nabelschnur hält man für einen Wink der Na- tur zum Aderlassen, uiid räth daher dieses ohne wei- ters an, weil man meint dadurch den aufgehobnen Kreislauf wieder herzusteilen , was denn oft auch ge* schieht. Die Spuren des gleichen Schlagflusses zeigt das Kind , dem die Nabelschnur um den Hals ge- wunden war, wobei man unüberlegt genug ist zu sa- gen, die Drosseladern werden geschnürt, und dadurch der Kreislauf aufgehoben. Aber welche Ader wird denn erdrosselt, wenn das Kind auf der Nabelschnur reitet, oder diese vorgefallen ist? Es wird daher wohl wahr sein, dafs nicht der Hals, sondern die dicht um ihn geschlungene Nabelschnur erdrosselt werde. Kaum hat das Kind den ersten Schrei in die Welt, gethan, so sieht der Geburtshelfer oder die Hebamme schon mit Faden und Scheere bereit, demselben die Nabelschnur , die Luftröhre abzuschneiden. Kurz dar- auf wird das Athmeii unterbrochen , das Blut , in der Gabel der Aorte nun weniger oxydirt, mufs defswe- gen wieder in die Nabelarterien dringen, und würde sicher wieder in der Placenta Sauerstoff aufnehmen, und so das in der Lunge unterbrochene Athmen ersetzen, wenn nicht die Nabelschnur unterbunden, und die Placenta desoxydirt wäre. Hier erkennet nun den praktischen Nutzen der Naturphilosophie, die euch durch ^chelling gegeben wurde, und höret ße, wenn sie euch räth, um das Leben von Tausenden zu i65 erhalten, die durch dio bisherige Uiikenntnifs der Na- tur zu Grunde gingen, darf in keinem Falle die Nabelschnur abgeschnitten, m u f s bei jeder Geburt die Hebamme die Materialien zurOxy- dation der P lace nta in Bereitschaft haben, so lange bis alle Gefahr des Erstickens vor- über, oder die Place nta zum Athrnen untaug- lich ist. Ob das Sauerstoffgas aus Salpetersäure, Braunstein, oder mittels anderer Säuren und Metallen aus Wasser das anwendbarste ist , überläfst sie euerer Untersuchung. Es ist nicht leicht, die so alten Vorurtheile 'über das eilige Unterbindej2 der Nabelschnur zu verscheu- chen. Die lächerlichen , Gefahr drohenden Prophe- zeiungen, • das Blutausdriicken, damit das Kind die Pocken v^eniger heftig bekomme etc. mögen noch im Wege stehen — sogar wird man sich auf die Thiere berufen, die gleich nacji der Geburt die Nabelschnur abbeissen , aber ohne zu bedenken, dafs die Thiere, weniger krüppelhaft als wir, noch nie nöthig hatten, .Vorkehrungen gegen Erstickung nnd Apoplexie zu tref- fen. Nur Geburtshelfer, die auch die Physiologie des Gebarens kennen , sind daher im Stande , die Nath- wendigkeit unseres Gesetzes einzusehen, und werden dasselbe zum Vorbilde der mechanischen Geburtshel- fer und Ammen in Ausübung bringen. Ein anderes Resultat aus unserer Behauptung ist dieses. "Wenn neugeborne Kinder durch irgend einen Zufall nicht saugen, oder iiberhaupt nicht schlucken können, oder mögen,- so kann man sie dadurch ernäh- ren , dafs man ihnen Nahrun gsstoife auf die Brüste i66 einreibt, oder vielmehr durch eine passende Vorrich-- tung die Brüste so lange als erfoderlich in Milch etc. "untertaucht; auf diese nemliche Art können ihnen auch Arzneien hey gebracht werden. Endlich wird man den Schöpfer nicht mehr ankla- gen, er habe dem männlichen Geschlechte die Brust- -^varze ohne Nutzen gegeben; bei diesem sind sie blofs saugend, beim weiblichen aber saugend und endlich säugend: eben so ist das Räthsel der grofsen Thymus und die Homogeneität des Dotter^ mit den Brüsten gelöfst. Die erste wahrhaft thierische Function ist das Athmen; nur der Hauch kann das Tliier beleben , denn alles andere Leben ist ein einseitiges , entweder in die Erde vergraben, wie das Korall j oder in die Luft zerstreut , wie die Pflanze. Das Gleichmaafs zwischen beiden hält immer das Thier; die Lunge ist das erste thierische Organ, weder die Pflanze noch das Korall alhmet wie das Thier, denn die Function der Blätter der ersten ist mein* ein Luft— als ein Wasserprocefs , von den letzten kennt man keine ähnliche Function; es giebtkein Thier ohne Lunge oder Kiemen, was dasselbe ist; dieses versteht sich von selbst, aber man darfauch die Haut nicht schlecht- hin für einen Lungenprocefs halten, da sie vielmehr ein unthierischer, ein Pflanzenprocefs ist. Der M'^eltorganismus bleibt nicht blofs bei dem Athmungsprocefse im Wasser stehen, er hat noch eines höheren homologen Procefses nöthig , und die- sen hat er in dem Salze, als das Dritte des Metalls und des Schwefels, gefunden, daher er es auch mit 167 dem Wasser im Meere gaUete; das Salz ist die zweite liidilFerenz der Natur. Diese Natur epoche bezeichnet der E m- bryo durch die Bild uiig«-d es Magens, denn der Salzi^rocefs der Erde ist der chymische , der Mar- gen aber ist dasselbe im Organischen. Das zweite Organ in der fynthetischen Entwick- lungsreihe des Fötus ist also der Mageri, als Verdau- ungserhöhter Oxydationsprocefs , die höhere Lunge, welche er in der Milz geworden. Dafs diese sich zum Magen verhalte, wie die at- mosphärische Luft zur Lunge, wie die mütterliche Placenta zur kindlichen, dafs durch die Gefäfse , wo- durch der Magen mit ihr anastomisirt, der Magensaft und der Ch^anus oxydirt werde, und so der Magen eigentlich durch die Milz athme , kann nur in der Zoophiiosophie bewiesen werden, hier aber wohl, dafs der Verdauungsprocefs das Gleichbild des Chy- mischen, und folglich der Homologe des Athmungs- procefses ist, wenn jemand daran zweifeln sollte. Der Verdauungsprocefs ist unmöglich ohne Ge- tränk; Ist jedem klar; der Beweis aber ist der, dafs er ein chymischer ist, das Bedingende des Chymis- mus aber ist das flüssige Salz oder das Wasser, daher mufs mit der Nahrung Wasser in den Magen ge- bracht werden. Ich verstehe in Zukunft unter dem Ernährungsprocefs, in soferne er im Magen und in den Gedärmen vorgeht, immer Speise und Trank. Sobald der Athmungs-und Ernährungsprocefs im Organismus ist, so mufs auch der umgekehrte Harn- bildungsprocefs beginnen, und so ist die Allantois i68 notliwendig das Organ, welches den abgesonderten Harn aufbewahrt. Dieses gilt von allen Thieren ^ folglich auch vom Menschen, .sei es auch noch so sehr bei ihm in das Kleine gezogen. Es ist lächer- lich, dem Menschen die AUantois -abzusprechen, be-» sonders weil viele dabei glauben, ihn dadurch hoch über die andern Thiere, die selbe besitzen, erhoben zu. haben. Unbestreitbar ist die Membrana media da li), wovon jeder sich leicht überzeugen kann,- niemand wird läugnen, dafs sie nicht an der Stelle sei, wo, in den Thieren die AUantois ligt, warum sollte sie daher nicht denselben Namen erhalten, obgleich kein parn in sie gelangt, wie es doch bei einigent Thieren auch der Fall ist? ^ Klar i&t es nun , wie die beiden synthetischen Pro-^ cefse des Embryo sich über seinen Leib hinauswag- ten, um alle übrigen an demselben zu erschaffen. So deutlich zeigt sich der Ursprung des Thierea aus dem synthetischen W'asser, Die Lunge nemlich ist als Mutterkuchen, oder als Chorion ausgesetzt, der Magen aber als Amnion, in dem das Fruchtwasser als Chylus durch die Zitzen des Fötus aufgesogen wird,, grade so wde im Gekröse der Gehörnen, denn un- ter Magen verstehe ich natürlich das Verdauungsfy- flem , was keiner Erinnerung bedarf. Dieses ist mit ein wichtiger Beweis von der Ernährung des Fö- tus durch GefäfsCy nicht in der Nabelsclmur, denn, diese hat; keine, sondern gradezu im Fötus selbst, wobei die Gröfse der Diüfsen, besonders der BrusS u) Needliam Hohoken de secund. Human. Diemerbroek Anat, corp. humani liaheu -sie schon im vorletzten Jahr« hundert genau beschrieben. 169 tnid der Thymus, erkläret sind; dafs der ernährende Theil ein eigenes Organ, wie der Alhmungsprocefs hat, ist erwiesen in dem Ductus inustmalis, und in den grofsen mit Serimi angefüllten Brüsten der Säugthiere, wo ihr es doch nicht werdet ungebildeter haben wollen. Wir haben also in allen drei Reihen die homo- genen Organe des zweiten Gliedes gefunden, als einen Theil des Kreislaufes , der aber , was ich oben be- riilirle, die Anlage zumj Knochen ist, als Leber und als Magen. Durch das Ganze haben sich deutlich geoffenba- ret die Emporbildungen der sechs Ur-rnaterien , der Erde, Luft und des Wassers, des Metalls, Schwefels imd Salzes, mit ihren Seelen, der Cohäsion, dem Feuer, der Schwere, dem Magnetismus, der Eicctri- oität, und dem Chymismus , indeAi sie sich als Decke, Haut, Lunge, Knochen, Leber und Magen fanden. Die ürstoife aber , in denen die * Urmaterien mit ihren Seelen noch absolut identisch noch reine Geister sind, leben in der heiligen Dreiheit, dem ürbilde des Universums, und nennen sich Kohlenstoff, Stickwas-^ j5t3rstoff und Sauerstoff. Die EntwicklungsMuffen dies Embryo sin(J im Üeberblicke folgende: In so fern er Polyp ist , wird er 1) Decke. 2) Knochenanlage. 5) Kreislau^^ In so ferne er Pflanze ist, wird er ' _l) Hautorgan, 2) Leber. 5) Lymphsystem^ In so fern er Thier ist , wird er 1) Lunge. 2) Magen. 5) «- 170 Wenn das Tliier einmal Lunge und Magen ist , so tann es bei dteser Zweiheit nicht mehr bestehen, es steigt auf znr höchsten Synthese, und wird Nerven- System, nun ist die Entwicklung folgende 5 1) Hüllen des Embryo. 2) Hautorgan. 5) Ath- mungsorgan. 1) Knochenaniage. 2) Leber. 5) Magen. 1) Kreislauf. 2) Lymphsystem. 5) Nervensystem. Von den sinnlichen Entwicklungen, wie sie von Harvey, Graaf, Fabri, Haller, Wrisberg, Osiander, Blumenbach aufgezeichnet sind, will ich nur weniges von dem letzten anführen, theils um nicht den Zusam- menhang zu unterbrechen, theils um nicht ohne Noth abzuschreiben , da ja jeder dieses selbst nachlesen , und mit der Theorie vergleichen kann. Vergleichende Anatomie S, Sog. vom bebrüteten Küchelchen. Zu Anfang des zweiten Tages zeigt sich der Embryo als ein kurzer gallertartigter Faden, ge- gen Ende dieses Tags die ersten Spuren von rothem Blute, zu Anfang des dritten Tags verräth sich das Herzchen durch seinen Trippelschlag als dreifaches Punctum saliens (Hallev sah es um die 58 Stunde , aber pulsirend erst um die 48.J). Nun krümmt sich der Rückgrat, die ^Virbel sind deutlich, die Augen schwarz und grofs 5 am vierten Tage ist er schon vier Linien lang, die Leber sichtbar , und der Magen. In der Na- belgegend ein gefäfsreiches Bläschen, Chorion , das in den folgenden Tagen zusehends anwächst, und die Stelle der noch unthätigen Lungen vertritt, am sech- sten Tage zeigt es willkührliche Bewegung , der Ver- knöcherungsprocefs beginnt, und die Gefäfse Verlan- gei-n sich nun häufig in den Dotter. Am vierzehnten hrechen die Federkiele hervor , am neunzehnten kann es pipen, und am ein und zwanzigsten schlüpft es aus. Diese Entwicklungen sind von Stunde zu Stunde angegeben in Haller a, a. O. §. 8. Das Nervensj^stem ist das vollendetste des Thieres, es ist Identität aller zuvor genannten Organe , daher ist es jetzt nöthig, die den untern Organen entsprechen- den Actionen des Hirns in ihrer Entwicklung zu zei- gen. Die Actionen des Hirns müfsen zunächst dreierlei sein, solche , gemäfs deren es Polyp , an- dere , gemäfs deren es Pflanze und endlich Thier ist. Die ersten sind Bewegungs- Actionen, das Hirn unterhält diese durch die Bewegungsnerven, denn der Polyp ist Bewegung; Kreislauf, Herz, Ge- fäfse , Muskeln und Knochen sind der Bewegung nach- gebildet. Die zweiten sind die Lymphsysteras - oder Pfianzennerven, diese sind das enigegenge- aetzte der Bewegung. Die dritten sind die Lun- gen- und Magen nerven, sie sind die wahren thie- rischen Nerven , die auf der höchsten Stuffe , wo^ das Thier sich selbst entsteht, Empfindungsnerv^n , oder solche werden, welche nur von und zu dem Gehirn gehen , also wahrhaft in sich Totalität in der Identität sind; die Geschlechtsnerven sind die Totalität der Dif- ferenz. Die Hirnnerven als Totalität aller Organe des Thieres müfsen wieder so viele Verschiedenheiten in 17? sich tragen, als wir Organe fanden, und in so ferne lieifsen sie Sinnesnerven. Die Sinne entwickeln sich also zuletzt,, aber homogen mit den von ihnen behejcrsch-» ten Organen, Die Hirnnerven, welche der ersten Re^ gung des Polypen oder der Erde, der Con-- tinuität entsprechen, sind die Gefiihlsinnes- nerven; sie laufen unter dem I^amen der Aeste de& fünften Paares zu den Lippen, und bilden hier ihr in- div i duelles Organ 5 die Lippen werden daher z u- e r & t e n t w i ekelt, sobald der Embryo wahrhaft thie-t risch geworden ist , besonders gilt dieses von dem RÜ&-. sei des Schweingeschlechts.. . Da nun dieser Sinn den Polypen , folglich dertx männlichen Princip entspricht, so ist die homologe Production des Bartes um die Lippen der Männer al« ein üeberbleibsel der Bedeckung klar. Der zweite Sinn entspricht den Metal- len, also im Thiere- den Knochen, er ist der Hör sinn: bekannt ist es, dafs der Ohrknochen der erste ist , welcher unter alten an ganzen Leibe , und zwar am härtesten verknochet, dafs man ihn schon in sehr jungen Früchten verknöchert findet, und folglich unsre Behauptung gegründet ist: indessen ist es schon oft erinnert, dafs dieses nur von der Seite der Starrheit des Organismus gilt, dafs daher Organe von der expan^ siven Seite, mit den entsprechenden der contractiven SU gleicher Zeit ausgebildet werden* 175 - Von dem Wesen des Hörsinns als entsprechend der dritten Potenz dieser Reihe will ich hier nicht reden 5 so überhaupt aller Sinnen. Das Nervensystem als nachgebildet dem Kreise oder dem Lichte und der Luft kennt jedermann aus der blofsea Anfuhr ung. Das Auge wird sehr früh ausge- bildet , und erscheint meistens als der beträchtlichste Theil des Kopfes , es ist begreiflich gleichzeitige Pro- duction mit der Lippe. Wer die Kupfer ansieht, die Blasius über das Hühnchen im Ei gesammelt, wer end- lich selbst Gelegenheit hat, Schlangeneier "zu öffnen, und dann alles mit den Alter des Embryo vergleicht, wird unserer Behauptung gerne Beifall geben. Das Auge geht parallel dem Sinne des Gefühls, nur hn entgegengesetzten Pole. Der Sinn, welcher dem zweiten Glied in der zweiten Reihe, oder dem Schwefel ent- spricht, ist der Geruch. Wie der Schwefel als idioelectrischer Körper offenbar beweiset, dafs er nur der Organismus des electrischen Procefses des Univer- sums ist, so erklärt sich auch der Riech^inn für dasselbe Organ im Thiere v). Würde der Geruch durch Berührung ausgedünste- ter Theilchen verursacht, so müfstet ihr doch einen jeden Athemzug riechen, oder sollte auch dieses nicht geschehen , weil ihr schon an diese Luft gewöhnt seid, so sollte sich doch offenbar das Sauerstoffgas oder Stick- gas , oder endlich Wasser diesem Sinne vernemlich zeigen. Aber sie streichen durch die Nase , ohne dafs v) Zeitschrift für speculatiye Physi-k Ton Schelling. B, 11. H, I. S. 142, 17-1 ihr die Differenz dieser Stoffe angeben könntet, nur electrische Stoffe riecht ihr, die zu der Sippschaft des Schwefels gehören, als Kampfer, Moschus, ätherische Oehle, Wasserstoffgas, Gewitterluft, Phosphor u.d. gl. oder endlich gar die Luft, welche durch das Reiben des Kupfers electrisch wurde, von dem Gerüche bei der Electrisir - Maschine nichts zu sagen. Das Riechorgan wird daher später als das Auge ausgebildet; beide Organe sind Potenzen der pflanzli- chen Natur, folglich ist das weibliche Princip in ihnen vorherrschend. Im synthetischen Wasser ist die Formlosigkeit, die Tendenz zu allen Formen entstanden, das Organ, in dem alle Formen möglich sind, und das eben darum alle Formen, und nur diese auf- fasst, ist der Tastsinn, geh unden an bewegliche Finger, die dadurch, dafs sie unter sich alle Formen ausdrücken können , allein die Formen der Körper auf- zufafsen und zu erforschen im Stande sind. Wie das Wasser die Synthese der Erde und der Luft, so der Tast die des Gefühls und des Auges, der Tastsinn ist das fühlende Aug, oder das sehende Gefühl. Es ist hinlänglich bekannt, dafs die Gliedmafsen, die Träger des Tastsinns im Embryo erst später zum Vorschein kommen. In den Kaulquappen treten sie erst hervor, nachdem er schon lange vorher im ^Vasser umhergeschwommen , wie man es bei Jacobäus , Swam- merdam und Rösel nachsehen kann , bei den Säugthie- ren aber und den Vögeln bestimmt nach der Erschei- nung der Unterlippe oder des Unters chnabels, und der Augen. Der höhere Sinn des Tastens, der mit- hin dem Magen homologe, ist der Schmeck- sinn; über defsen Organ freilich aufser Haller, der die Zunge in Schafen, nachdem die übrigen Theile schon gebildet waren , den siebenten Tag nacii Erschei- nung des Embryo sah w) , wenige Beobachtungen im Embryo mir bekannt sid; aber desto auH'allender ist seine späte Ausbildung bei dem schon gebornen Kinde. Wir haben nun die Entwicklungen des Eirbryo begleitet von seinem Zustande als Polyp und Pflanze durch die Organe des Rumpfes, des Kreislaufes, des Aufsaugungssysteuis, und endlich durch die Organe der Sinne bis zum Hirne: da mm die 'I'hierklassen charak- terisiret sind durch das Uebergewicht dieses oder jenes Sinnes, so läfst sich die ganze Metamorphose noch so beschreiben. Im Gefühlsinn ist der Embryo dargestellt als Wurm, daher denn auch die meisten Schriftsteller ihn dann mit einer Galba vergleichen, im Auge als Insect und im Tastsinne als Schnecke , im Hörsinn lebt er das Leben des Vogels , es entsteht ihm ein Knochensystem , im Riechsinne des Fisches , und im Schmecksinne endlich des Amphibions. Es ist nun die Entwicklung aller Organe sowohl im Gesammtor ganism US als im individuellen dargelegt, wenige Worte werden zeigen , dafs nicht Ein Organ in der Natur sei , welches in der kleinen Natur nicht nach- gebildet wäre , und zwar nicht blofs im Einzelnen, son- dern auch in den Klassen, nicht blos in den Eingewei- den des Rumpfes, sondern auch des Kopfes mit d^m. w) a. a, O. concept. et foet. oyium» S. 435. 17^ bemerkenswertlien Resultate, dafs, so wie jene zunächst die Potenzen des Unorganischen, diese die Potenzen der Rumpfei ngev/eide selbst sind, wodurch daher der Kopf wieder der höher gewordene Rumpf ist. Die Erde ist aufgestiegen zu Metall , und beid« zu Galvanismus , oder Korall ; die Luft zu Schwefel , und beii-e zur Pflanze , das Wasser zu Salz , und beide zu Tili er. In diesem selbst v/urde die Erde zur äufseren Bedeckung, zum Gefühlsinne, zum Wurme 5 die Luft zur Haut, zum Auge, Insect; das Wasser zu Lunge, Tastsinn, Schnecke, in denen Luftröhre und Tastorgan schlechthin an Ein Organ gebunden sind , das Metall zu Knochen, Ohr, Vogel.; der Schwefel zu Leber, Nase, Fisch; das Salz zu Magen, Zunge, Amphibion; der ganze Polyp aber zum Kreislaufe, Bevv egungsnerven 5 die Pflanze zn Lymphsystem und dessen Nerven; das Thierische zu Empfindungsnerven, zumTliiere; diese drei letzten Organe sind hervorgebiidet in den Säug- thieren. Da jedoch das Thier eigentlich das wahre freie Thierleben erst nach der Geburt beginnt, wo es aus aller fremden Influenz getreten, so mufs sich diese stuf- fen weise Entwicklung erst in ihrer Vollkommenheit zeigen, während des Erwachsens des Thieres, Der erste Sinn, der beim Neugebornen sich wirk- sam erzeigt, ist der der Lippen, oder der Gefühlsinn, im Saugen; mit ihm, aber doch weniger männlich, regt sich der Lichtsinn, und viel später wird der Tast- sinn wach; die vollkommene Ausbildung des Hörsinns kann doch erst in die Epoche gesetzt vv^erden, wo das Kind anfängt zu stammeln; der Riechsinn wird 'noch spKter, 1-77 spater, eiisl iiacli Jahren distiiict, die Oerüclle können die Kinder lange nicJit-beurthellen ; der Sclimecksinn aber erliälL seine Blüte erst in den Jalu^en der Pubertät, denn welche nnschmackliaften, und oft in dieser Um- sicht selbst die unefsbarsten Dinge die Kinder bis zu reifen Jahren yersclilucken , ist allgemein bekaimt. Jedes Thier metaniorphosirt sich daher dnrch alle Thierformen hindurch , sowohl als Fötus , als auch in seinem Wachsen, bis zur Zeit der Geschlechtsentwick- lung, und so ist dieses, wie in der Pflanze die höchste Blüte, über der nur noch das eigentlich Thierische^ das Hirn stehet. Wer eine Nachweisung über die Entwicklungen der äufsern Organe des menschlichen Fötus, worunter vorzüglich die Sinneswerkzeuge vorkommen , wünscht, luri sie mit der hier gegebnen Stufenfolge zu verglei- chen, der findet sie am vollständigsten bei Auten- rieth x) , wo ungefähr foigendp Stellen liieher gehören. „Ungefähr vier Wochen ist der Embiyo unsicht- bar, einige Tage darauf zeigt ersieh schon 2 1/2 Linie grofs, im Tannenhirsch fand Harvey schon den Tag nach der Erscheinung des Punctum sallens (dieses konnte Harvey auch nurnuf Gerathewohl angeben) ihn von der GrÖfse einer Galba, eines W^ürmchen/' Diese Epoche, wo der Embryo Polyp, Pflanze und A^^urm wird, ist sehr charakleiistiscli. „Beim Embryo von 4i Tagen ist das Ei schon 1/2 Zoll lang, der Embryo hängt an der sfehr kurzen 86 ) Observat, ad histor. embr^on, fac. P^ I. formam iilius externam ♦ aetat. etc. sisteus. Tüb. 1797. 17^ Nabelschnur, die sich im Chorion hefestigt, im Ant- litze zeigt sich das Unterkiefer mit dem Kopfe einen grofsen Rachen bildend, ein schwarzer Halbring be- zeichnet das Auge, und kleine Wärzchen die Anfänge der Hände und Fiifse, audi zwei Poren den äufseren Gehörgang, von einer Nase ist kein Zeichen da." Könnte eine Beschreibung sprechender sein für die Stuffenfolge der sich entwickelnden Organe ? Der Un- terkiefer als das Organ der thätigsten Lippe , des Ge- fühlsinnes ist zuerst und am vollkommenslen ausgebil- det, daraufzeigen sich die Augen, doch noch unvoll- ständig , und als drittes Organ briclit der Tastsinn in Wärzchen der Gliedmafsen hervor, dieses sind die drei als erste Sinne oben ausgesprochnen Organe; das Ohr, welches der erste Sinn der zweiten Entwicklungsperiode ist, zeigt sich kaum als ein Porus, die Nase aber ist noch gar nicht gezeichnet, und ohne Zweifel, wenn unsre Construction richtig ist, auch noch nicht die Zunge, da sie das letzte Sinnorgan reprasentirt, wovon aber der Verfasser beider nicht ein W^ort benierkt. „Ein Embryo von 45 Tagen mafs sechs Linien und zeigte die obei-n Gliedmafsen deutlicher als die untern*' was sehr merkwürdig in Bezug auf den Tastsinn ist, und ujTi so mehr, wenn man dieses mit Embryonen der Affen vergleichen könnte , bei denen kein Unterschied der Giiedmassen in Rücksicht des Tastsinnes, auch keiner in ihrem Hervorsprossen sein sollte. „Embryo von 44 Tagen zeigt die Augen als ganze Zirkel nahe am Maul , aber noch keine Spur von einer Nase , wohl aber ein Knötchen als Anfang der Genita- lien, überhaupt wird die Nase, die Olirmuscheln, das 179 ganze Antlitz, die Augen ausgenommen (und das Un- tei-kiefer) später gebildet. Im Embryo von 5o Tagen zeigt sich noch nichts von einer Nase und keine Ohr- muscheln, erst mit dem 62 Tage, wo dei* Embryo zehn Linien lang ist, sind zwei eingedrückte Puncte statt der Nase zu bemerken , und statt der Ohrmuscheln ein eingeschnittnes Knötchen. After kaum sichtbar, di© obern Gliedmafsen zeigen schon die Articulation der Finger, die untern noch keine Theilung der Zehen, Nach Malpighi entsteht der Unterschnabel auch zuerst, und am dritten Tage schon Fiifse und Flügel, am sechs- ten aber erst der Anfang des Oberkiefers." Hier ist nun ein wichtiger Wink für die Entwick- lung des Sclimecksinns gegeben, ohne Zweifel gehört das Oberkiefer mit zum Sclimecksinn , imd gerade die- ses ist es , das sowohl im Vogel als im Menschen erst entwickelt wird, nachdem schon alle Tlieiledes Kopfes ausgebildet sind , und so glaube ich diese Beobachtung hinlänglich zu beweisen, dafs dieser Sinn als die Vol- lenduug aller übrigen erst am Ende hervorgetrieben werde. Da das Pectus schon lange gebildet ist, so ist zu bedauern, dafs nichts von den Brustwarzen, die doch sicher schon in der frühesten Epoche des Embryo da sind, wie es in den Thieren beobachtet ist, bemerkt wurde. „An einem Embryo von 55 Tagen ist das Oberkie- fer noch nicht da, die Finger getheilt; von 55 Tagen ist die Nasengegend etwas uneben, die Naslöcher ge- schlossen, Zehen 'noch nicht gebildet; von 58 Tagen sind die Naslöcher noch geschlossen, die Ohrmuschel etwas ausgebildet , die obern Gliedmafsen noch gröfser M 2 i8o als die mitern. Die Cliioris und das FraenulLim sicht- bar.'' Der Embryo- wird nun mit den Thieren ver- glichen, und besonders mit den Celaceen, in deren Epoche er sehr wohl sein mag; unter andern kömmt für uns folgende sehr wichtige Stelle vor, Magmim em- bryonis caput, in quo par quintum fere inte gras fioveas, quae in basi cranii alis sphaenoideis formantiLry implenty constans quoque in muribus, soricibus manet. Könnte nun eine Erfalirung kräftiger sein für die Ei-. genthiimlichkeit des Gefiihlsinnes , und seines Sitzes in den Lippen? Ohne Zvv^eifel ist durch die ganze Ent- wicklungsperiüde der erste Sinn der herr^jchende, und daher sein Nervenpaar so voluminös. Bei den Mäuse- arten ist dieser Sinn durch einen vorziiglichan Rüssel bezeichnet, und er bleibt immer sehrthätig, wie sein homologer Hörsinn , daher er auch bei den ^Vasservö- geln in der Haut des Schnabels sich stark erhalten. Die Vergleichung mit den Cetaceen ist sehr gut getrof- fen, da diese Thiere wirklich den Gefühlsinn unter den Säugthieren repräsentiren. Um diese Zeit und noch mehre Tage später hat der Fötus noch gar keinen men'schlichen Habitus, er gleicht den Affen im verlängerten Steisbein , in der Lage der Gliedmaßien und der Form der Nase , was alles ohne Zweifel für die Epoche des Tastsinns spricht, in der der Fötus sich gegenwärtig befindet; auch hier kömmt wieder eine Stelle vor, die offenbar für die späte .Bil- dung der Zunge genommen werden niufs, nemlich, dafs überall die Deckel erst nach den Kanälen hervor- wachsen ^ worunter denn die Zunge auch als Deckel des Schlundes genennt wird , auch die Muschelknochen der Nase "werden unter die späten Producta gerechnet. Am TQ Tage sind die obern Gliedniafsen ganz gebildet, Knorpel iu den Ohrmuscheln, Ossification beginnt, und der Föfiis wird articiüirt. Mit dem iio Tage sind die Naslöcher noch geschlossen, die Ohren weiter von den Mundwinkeln , das Stirnbein kürzer, Finger- und Zehennägel häuticht, und am ii4 Tage zeigt sich die Gestalt ohenbar menschlich. Es ist auffallend, wie in der zweiten Periode der Sinnesentwicklung das Ohr wieder zuerst auftritt, dann erst die Nase folgt, und endlich diesen Gegensatz die Zunge endet, und zu diesem braucht der Embryo über ein Drittel der Schwangerschaft. Merkwürdig ist auch die Entwicklung der weiblichen Genitalien , die klar be- Aveifst, dafs sie nichts sind als die auseinander gefallnen männlichen. Die Nymphen scheinen die bis zur Pro- stata gespaltnen Wände der Hai^nröhre zu sein , die Clitoris hat eine Vorhaut , und wächst anfangs gleich dem Penis hervor, die grofsen Lefzen sind wie ein gespaltenes Scrotum, und überhaupt sind die innern Theile den männlichen höchst ähnlich, dann nimmt die Clitoris ab , und entfernt sich so weiter von der Aehn« lichkeit init dem Penis. Die Augen fangen nun an sich fest zu schliefsen, und öfthen sich erst gegen den 6 — 7 Monat, die Nase aber verliert ihre Klappen mit dem 126 Tage; die Lip- pen sind aufgergllt, die Ohrmuscheln schon ausgebildet^ die Nägel verhärten etc. Dieses sei genug , um auch in der Metamorphose des Fötus den Parallelismus der Er- fahrung und der Wissenschaft, und den Werth beider^ 22ur mit und durch einarider, vor Augen zu legen. l82 Diese Metamorpliose ist bei einigen Thieren so auf- fallend ausgezeichnet von den andern, z. B. in den In- secten und den Frösclien, dafs ich mich gemüfsiget sehe, die Betrachtung dieser zur Vollständigkeit der Zeugung noch hinzuzubringen. Die Metamorphose der Frösclie ist ganz verschieden von der der Insecten, sie dür- fen keineswegs nach einem Princip angese- hen werden. Der Frosch ist ein Schmecksiiinsthler, Zunge und Magen sind in ihm aufs Höcliste gebracht, diese beiden aber sind homolog mit den Tastfäden und Lungen der Schnecken, der Frosch setbst ist nur eine potenzirte Schnecke. Seine Metamorphose ist daher nur eine Wiederho- lung der ersten Synthese der Thierwelt , und des\Yegen tritt er zuerst auf unter der Form der Mollusken, um aus dieser Epoche zu den Höheren überzugehen. Die Kaulquappen sind wahre Schnecken, sie haben ihre Kiemen, welche frei hängen an den Seiten des Leibes, wie ihr es in Ujüo pictorurn, in Chama gigas, vor deren scheuslichen Kiemenhaut der alte Rumph erschrak,, kurz in den Bivalven findet; ja sie haben sogar eine Art Tentacula an den "Wärzchen vorstellenden Lippen, und viele selbst einen Byssus j ^^'ie der Myndus etc. um sich dadurch ans Gras festzuhäng^n , wie beides Rösel sehr genau beschreibt , und zum Tlieil abbildet. Ihr Schwanz ist wohl nichts anders, als der Fufs der Schnecke, welcher bei der ferneren Entwickelung in den, dem Eingeweidbeutel der Muscheln gleichen, Bauch einschrumpft, und ohne Zweifel zur Nahrung dient, wie der Dotter den Küchelchen. Die Kiemen, j85 das wahre Chorion des Eies verlieren sicli , und über- lassen das Athmen der höhern, wahren Kieme, der Lunge, und nun erst treten die Tastwerkzeuge, die Füfse liei'vor , der Frosch selbst aber wird , gemäfs der langsamen Entwicklung Cies Schmecksinnes der er ganz und gar ist, erst nach Jahren ausgewachsen, und zur Zeugung fähig, welches für die Kleinheit dieser Thiere eine unbegreifliche Erscheinung wäre, hielte ihr Sinn sie nicht in Fesseln, Die Mundhöhle und seine Oeff- nung , die Lage des Unterkiefers sind in dem Kaulquap- pen ganz anders geformt als im Frosche , es ist so zu sagen ein ganz anderes Organ , das nur bestrebt ist , eine wahre Mundhöhle, v/ürdig des Sinnes, der in ihr ru- hen soll, hervorzubringen. Der Kaulquappe ist ein Uebergang vom Tastsinn zum Schmecksinn, von der ersten Synthese der Thlerheit zu der zweiten. Das Insect kann keine niedere Thierklasse in seiner Metamorphose wiederholen, denn es ist keine unter ihm, und um so mehr, da es keine Synthese, sondern als Repräsentant des Auges , ein polares Thier ist. Es selbst eine innere Duplicität in sich, vorstellend die Pflanze, und so ursprünglich denKreifs, welcher das Vorbild der ersten Entzweiung der Natur ist. Wie aber die Linie das Erste alles Lebendigen und Todten ist, so wird auch das Insect zuerst ein Liniethier, d. h. in seiner Spliäre ein Wurm werden, nicht blofs weil der Wurm aller Thierzeugurig Anfang ist, denn in so- fern sind alle Thiere ursprünglich Wurm , sondern weil die Idee des Wurmes wesentlich in den Kreifs eingeht, weil die Linie ein integrirender Theil dieses ist. Die erste Existenz des Insects ist daher eine Wurm- existenz als Linie, aber als vollendetes TJiier mn£s es Kreifs, d.h. Liniges und Kreifsiges zugleich sein. Es mufs daher vom Linigen in das Kreifsige, in die Peri- pherieübergehen, und so erst wird es vollendeter Kreifs. Die Form, welche es als Peripherie erhält, ist noth- wendig der vollendeten Form näher verwandt , als die des Diameters; nun aber ist das Kreifsigc das Schema des Lichtes j der Farbe, der Naturplastik, die zweite Form des Insectes w"ird daher ejn plastisches Kunst- werk darstellen , es ist Aurelia, Die erste linige Form ist die Raupe, Larve,, als Insectenwurm; denn die Form, welche das Insect im Ei hat, ist allen Thieren gemein, und kann nicht als zu dieser Metamorphose gehörend betrachtet v/er-^ den. Di« zweite Form ist die Peripherie , die Aureli% Chrysalis. Die dritte endlich ist der vollkommene Kreis, das Insect, woran alle Mahlerei und Plastik verschwendet ist. In dei: Larve ist kaum die Spur der Ocellen sichtbar^ in der Aurelia entwickeln sich die Augen , und im vol-^ ] endeten Insecte haben sie sich, wie durch ein Wun- der, des ganzen Kopfes bemächtiget. Alle Anstalten- ' wurden nur getroffen zur Hervorbringung S:es Auges — die Metamorphose des Insectes ist eine Entwicklung des Auges, nicht von einem tiefern Sinne, sondern aus dem Kampfe seiner eignen Entzweiung, daher der Uh« terschied ^Mdschen diesen und den Kaulquappen» i85 Diese 'Metamorphose des einzelnen Insects ist wi- rlerliojt in der ganzen Kla.sse; einige bezeichnen die Linie, als Scolopendern , Onisken, Julen, Spinnen, Krebse, deren rölirenartige Bedeckung, die Ocellen oder gestielten Augen etc. laut genug für ihre Wurni- natur sprechen, andere bezeichnen die Peripherie, in. denen sich die Sonne selbst als die reinste Aurelia nie- derliefs , • und daher Form und Glanz an ihrem zu be- weglichen Kreisen gewordenen Ljeibe mit der höchsten Kunst, und dem seltensten Reichthume verschwen- dete; es sind die Schmetterlinge, die flatternden Clny- saliden. In den übrigen Insecten ist die bescheidne Mitte z^'\aschen Aptern und Lepidoptern , theils in der härte- ren Bildung des Leibes, tlieils hi der gemeinen Far- bengebung der kaum noch zu Membranen gewordnen Flügel 5 sprechend ausgedrückt. 'Wa.rum. die Vogel und Fische sich nicht durch sol- che Metamorphosen entwickeln, liegt ohne Zweifel darin, weil sie einfache Thiere 5 die synthetische Schne- cke aber metamorphosirt sich darum nicht, weil sie keine Sj^nthese mehr unter sich hat , wie der Frosch. Folgende Ansicht der Natur ist nun sehr verständ- lich. JJie ganze Natur ist nichts als Production des Ge- sclileohts: miorgamsch ist sie, wo nicht blos eine Tren- nung in Männliches und Weibliches, sondern wo selbst jedes dieser noch getrennt ist; organisch wird si^, so- bald die getrennten Gh'eder der Männlichkeit sich zu Einem männlichen Organ verbinden , und so^ dasselbe in der Weiblichkeit, i86 Mit dem männlichen Cbaracter hat die Natur be- gonnen, mid da die organische Welt nur die concen- trirte unorganische ist, so ist auch die mänrilichkeit in dieser das Erste, sich darstellend in dem Reiche der Ko]^allen , neben welchem die Weiblichkeit als Pflan- ze foi'tläuft; hier ist zwar die Männlichkeit nur an Einen Schöpfiings ab schnitt gebunden , und so die Weib- lichkeit, aber beide sind noch getrennt, daher suchte die Natur auch beide in Einer Gebärung hervorzu- bringen,^ und mit dieser entstand das Thier, in dem Männliches und Weibliches Eins, Zwitter des Poly- pen und der Pflanze sind. Das Korall ist der Mann der Pflanze, diese des Koralls Weib, im Thier aber ist der Mann und das Weib Thier, keines bedarf eines heterogenen Einflufses zu seiner Begattung, es befruchtet sich selbst» Da wo die Natur anfängt, nur in zwei convergi- renden Reihen auszulaufen , heifst sie organisch , wo beide Reihen sich scheiden, entsteht das Thier, als der brennende Focus, in dem die conv-ergirende Stra- len sich zur Sonne vermalt haben. Wie die Natur in der Production der Vernunft Convergenz ist, so ist sie nothwendig gegen den Ansatzpunkt ihres Pro- ducirens Divergenz, und zwar natürlich immer eine solche, die sich anfänglich nur als Divergenz des Geschlechts, endlich aber selbst als Divergenz des einzelnen Geschlechtsfactors ausprägt. Begreiflich ist aber , dafs ein Gcschlechtsfactor zu seiner Lebendigkeit nicht mehr fodert als eine Synthese zweyer Glieder, oder dafs, sobald eine solche Syn- 187. these hergestellt ist, auch Lebendigkeit, Organismus da i.st, der nun entweder männlich oder weiblich, fulpl ich Korall oder Pflanze, und eben so nothwen- dig damit Factor der Thierheit sein niufs: vor dem Korall kann dalier ia der Natur nichts mehr liegen, als seine zwei Factoren, das Metall und die Erde, die eben darum todt sind, weil sie für sich keine S3'ntliese mehr darstellen, eben so liegt vor der Pflanze nur noch, eine Zweiheit von Factoren, der Schwefel und die Luft, und so vor dem Thiere das Salz und das Wasser — daher kann die Natur nicht weiter im unorganischen Divei'giren, als durch drei- mal zwei Glieder, wovon die ersten zwei bestimmt sind, die Organe der Männlichkeit, die zweiten die der Weiblichkeit, und die dritten endlich die des Zwitters , der Thierheit zu werden. Die Natur divergirt und convergirt auf gesclilecht- liehe Weise folgendermafsen. Polyp Galvanismus Pflanze Vegetatismu« Metall Magnetismus Erde Oxydation Krystallisation Männlich ist Erde Metall -V-— Korail Weiblich ist Luft Schwefel Pflanze Zwittter ist "Wasser Salz Thier Fötus Mann Weib i89 Durch dieses Sclieraa i.st nun das Problem gelöfst, warum das Geschlecht an zwei Individuen gebunden ist 5 die g^^i.ze Natur ist nemlich durchaus nichts als ein getrenntes Geschlecht , 'das in. seinen niedersten Be- gattungen die Zwitter, das, Wasser und das Salz als den ewigen Coitus der Welt erzeugt, und daher kann es nii'gends in der Natur ein Individuum geben, dafs sich selbst befi'uchtete , wenn es nemlich zu einem Reiche gehört, .wo Männlichkeit und Weiblichkeit an Einem Tage erschaffen d. h. wo Thiefe erschaffen wurden. Die Polypen und Pflanzen befruchten sich noth- wendig selbst, wenn m^n es . Befinichtung nennen will? wo nur Ein Gesclüechtsfactor sich vermehrt, aber wo eine sogenannte Selbstbefruchtung statt findet, da ist keine Fortpflanzung durch Zeugung mittels männlicher und weiblicher Principien zugleich, sondern entweder blos polj^^enartig durch Sprossen, wie in den Nerei- den, Naiden, Lumbricus, oder pflanzenartig durch ein Producu^en von Kernen, die sich gleich Eiern ab- setzen , wie die Aphiden und der Wasserfloh , welche Erscheinung dadurch gelöft ist , dafs die- Wurme nach- bildend die Polypen , die Insecten aber nachbildend die Pflanzen, jene durch Ablösung des männlichen Samens, diese durch Eier sich zu verewigen suchen. Im eigentlichsten Sinne ist diese Fortpüanzungs- art der Thiere und das sich wieder Ergänzen der ihnen abgetrennten Theile , das was man Reproduction nennt. Es ist offenbar , dafs die Reproduction beiden Richtun- gen der Natur , sowohl der weiblichen als der männli- chen zukömmt; aber wie das W^eibliche sich nur er- zeugt mittels des männlichen , so liegt der Grund aller 190 Reproduclion im männlichen Priticip, und aufser die- sem giebt GS überall keine- Nur die Welt des Polypen und seiner Potenzen reproducirt sicli, denn nur diese ist männlich, die Welt der Pflanze mit ih- ren Potenzen hat keine Reproduction. Für die Polypen bedaif es keiner Nachweisung; ihr ganzer Leib nichts als eine identische Masse von männlichem Samen erschafft in jedem Punkte sich selbst; von den Pßanzen aber lehrt es der täglichste Versuch, dafs der abgeschnittne Theil eines Blattes nie mehr reproducirt wird, dafs kein Zweig sich wie- der ergänzt, kurz dafs die Pflanze nur die Masse von - weiblichen Eingeweiden , die in ihr liegen , entwickelt, ohne im geringsten darauf zu achten, was sie von dem schon evolvirten verloren hat. Es ist wahr , wenn man ihr einen Zweig raubt, so treibt sie andre Zwei- ge statt seiner, aber diese hätten sich mit dei" Zeit auch entwickelt, wenn ihr auch niclits wäre abge- schnitten worden , und wenn auch dieses nicht ge- schähe, so ist es ja genug, dafs derselbe Zweig nicht mehr reproducirt wird , wie es bei den Polypen , ei- nigen Wurmen, den Krebsen , zum Theile den Sehne- * cken und Salamandern geschieht. Um zu zeigen, dafs sich nur die Potenzen des Polypen vorzugsweis.e reproduciren , ist folgendes Schema nöthig. 19» Polyp Pflanze Säugthiere Hier folgt unmittelbar , dafs in den Wurmen und Vögeln die gröfste,, in den Insecten aber und den Fi- schen die geringste Re.production sei , und dafs sie sich in den Schnecken und den Amphibien in die Mitte stelle. Von den Wurmen bedarf es eben so wenig eines Beleges, als von den Polypen, da in beiden Klassen hinlänglich hierüber gearbeitet wurde, wie es die W^erke von Reaumur, Bonnet, Blumenbach beweisen. Auch von den Insecten gilt dieses, da ihr gänzlicher Mangel der RejDroduction eines ihnen abgerilTnen Glie- des sie mit Gewalt zu den Pflanzen hindrängt. Dia 192 -Vervielfältigung der Aphiden wurde oben erklärt, die Reproduction der Krebsscheeren aber kann unserer Behauptung nicht andei-s als angenelim kommen, da im Verlaufe dieser Schrift schon gezeigt wurde, auf welche Welse der Krebs die Wiiime in den Insec- ten wiederholt. Die Schnecken als die Synthese der Wurme und Insecten haben grade so viele Reproduction,, als sie brauchen , um ihre Verwandschaft mit den Wür- inen zu beweisen, und gerade auch so wenig, als ^ nöthig ist , sich dem Chai akter der Insecten zu nä- hern. W^enn jene sich ganz und diese nicht einmal einzelne Organe reproduciren, so tlmn dieses letzte die Schneeken, obgleich auch nicht auf die vollkom- menste Weise , wie es bei Blumenbach zu finden }')• ' Je höher die Thiere steigen,' desto mehr verläfst sie die Reproduction, weil ihre Organe weniger in einander verschmolzen liegen, aber doch zeigt sich der Vogel mit einer grofsen Üeberlegenheit über den Fisch , theils in der jährlichen B^eproduction des Ge- fieders , , während der Fisch seine Schuppen nicht ver- liert z), theils aber und vorzüglich in der leichten Heilbarkeit ihrer Wunden , was bei den Fischen ganz umgekehrt ist» Auch die verwmideten Frösche heilen sich äufserst schwer und unvollkommen, obgleich sie mit den Schlangen das Häuten gemein haben. Die Versuche Blumen- y) Handbuch cler Natutgescliiclate (5te Auflage S. 29, und Histoire de TAcademie royale des sciences 1768. p. 34. 2.) Leeuwenlioek epistolae physiologicae» 195 Blimienbachs mit ^em Salamander sprechen auch hin* länglich für die Miltelmäfsigteit ihres Reproductions- veimögens, worinn.sie sich auch wieder als veredelte Schnecken zeigen, und Hartmann bewies aj, dafs sich kein Wirbelbein mehr reproducire in den abgerisse- nen Schwänzen der Eidechsen. Wir gehen von der Selbstvermehrung und der Selbstbefruchtung der Polypen und der Pflanzen über zu der der Tbiere , und behaupten^ Es giebt im ganzen Thierreiche keinen Zwitter, der sich selbst befruchten könnte. ^ Dieses foW unmittelbar, denn das Thier ist ja kein einzelner fL ctor der organischen Natur, sondern das Ganze der reiben, also Mann und Weib zugleich, daher gleich jener an zv/ei Individuen gebunden. Dieser Satz scheint der Erfahrung häufig zu wi« dersprechen, und widerspricht ihr auch wirklich 'in den Wurmen und Muscheln: in dieser Hinsicht kann ich mich freilich nicht auf sie berufen, aufser insofern sie in Zukunft genauere Beobachtungen anstellt, um hierüber v/enigstens mit sich selbst mehr ins Reine zu kommen; indessen ist dieses ein Beweis, dafs die Wissenschaft, sobald sie einmal ihrem Grundtypus nach sich entwickelt hat, wohl im Stande sei, die Or- gane der Natur, und ihre Functionen vor all.r Er fahrung, und • selbst gegen ihre, natürlich falschen Ausfprüche zu erkennen, und dieser mithin das Ge- Schaft des Nachsuchens überlasse. Um aber doch diesen Satz den Anfällen der Geg- ner nicht blofs stehen zu lassen, so frage ich, in wel- ''Y?V."p"x3r ^'''' ""^ "^" " ^'^^'''' ^"^"^' ^^^^^-^^ ■ N # \ 194 chem Thiere denn diese Selbstbefruchtung durch ir- gend eine Beobachtung ausgemacht sei, in welchem man bestimmt männliche und weibliche Geschlechts- theile so fand, dafs sie selbst den Act der Begattung ausüben könnten? Ich läugne nicht, dafs es ZvWtter gebe, auch glaube ich nicht, dafs sieh die Fortpflan- pflanzung von Brissons 3) Turbiniten, dej en finif jung erzogne sich begatteten., und auch fünf Eiernester machten ,^ anders erklären lasse, ja es werden sich so- gar Gründe finden, dafs es wirklich Zwitter gebe -— nur läugne ich, das irgend ein solcher Zwit- ter sich selbst genug sein könne. Von der Klasse der eigentlichen Wurme ist nichts anzuführen, da man nach dem, was beobachtet wur- de, weder etwas dafür noch davfider zu sagen weifs, indessen ist nach unsere]' Ansicht gezeigt, wie in ih- nen das männliche Princip vorlierrscht , und sie sich daher durch Ablösen der Gelenke etc. vermehren. In den zerfallenen Organen der Thierheit könnte man den Bandwurm nennen, der aus Einem Gelenke Eier und Samen von sich gebe, aber da dieses nur eine gewagte Meinung der Erfahrung ist, so kann es auch hier dabei bleiben , dafs er sich nur auf männliche Weise fortpflanze, die wahrscheinlichst blofs darinn besteht, dafs er Gelenk an Gelenk setzt, und dadurch nicht unbegreiflich macht, warum jedes Gelenk für sich ein eignes Leben behält, und warum man mei- stens nur wenige Bandwürme in einem Individuum findet, da doch aus den Eiern eben so viele entste- hen könnten, als Rund -und Springwürme. b') Memoires de rAcademie royaie des Sciences* Paris 1759- P. 99* Von den Insecten , in denen das weibliche Prin- cip sowohl in dem Uebermafse von Productivität als von körperlicher Gröfse vorragt, kann auch nichts eingewendet werden , eben so wenig von den in der weiblichen Function des- Eierlegens unniäfsigen Fi- schen, obgleich man von Zwitterfischen unter ihnen spricht, die aber weiter nichts sind, als die Arbeits- bienen dieser höhern insectischen Klasse — ich Uebergewichte der Männlichkeit, das Insect mit dem Uebergewichte der Weiblichkeit, die Schne- cke aber ist die nächste Verschmelzung des Wurms und des Insects, so das jedes individuum ganz Wurm und Insect, d.h. Zwitter ist, aber eben darum, weil diese beiden Geschlechter nicht Geschlechter Einer Klasse sind , so sind sie sich immer heterogen , und es kann nur eine w^echselseitige Begattung llatt finden. Man könnte hier fragen, w^arum denn die Am.- phibien nicht auch Zwitter seien, da sie doch eine Synthese wie die Schnecken repräsentiren , aber dieser Einwurf ist leicht abzulenken, wenn man bemerkt, dafs das Ungleichgewicht der Geschlechter in den hö- hern Klassen verschwindet, und der Vogel, obgleich männlicher, der Fisch, obgleich weiblicher, es doch nicht mehr so stark, wie der Wurm und das Insect sind , dafs sie in ihrer S3^nthese noch eine Duplicität der Individuen hervorzubringen \^ermöchten, aber ganz rein haben sich doch wirklich die Amphibien noch nicht gemacht, und es beweist noch immer ei- nen Streit um das Gleichgewicht der Geschlechter, dafs die Eidechsen und Schlangen mit doppelter Ru- the und Scheide versehen sind, und so, wie die Schne- cken eine doppelte W^eiblichkeit und Männlichkeit aber alternatim besitzen, diese in Einem Individuum doppelt männlich oder weiblich sind. Es ist nun von selbst klar, dafs in Thieren, die mehr concentrirt, mehr individualisirt sind, d. ] » mehr die Totalität der Natur in ihrer Klasse tragen, als die Schnecken , nie mehr Zwitter werden können, 200 aondern immet als Männliches und Weibliches gleich- gewichtig in Einer Klasse , und eben darum ^etiennt, erschaffen sind , so in Vögeln , Fischen , Amphibien ; die nalur tragenden Säugthiere nicht mehr zu nennen. Wir haben nun aufgedeckt das Geheimnifs der ewigen Liebe der Natur, wir durften schauen die fruchtbaren Umarmungen der männlichen Erde und des Metalls mit der weiblichen Luft und dem Schwe- fel im Wasser und dem Salze, die Kiü^ler sahen wir lebendig in dem Polj^en nach dem Centrum der Erde grabend, und in der Pflanze die Erde zu den Gestir- nen expandirend, bjs endlich die heilige Geburt er- scheint, welche beide hakend, zwischen beiden schwe- bend die Gestalt der Thierlieit anlegte. Es bleibt uns nun übrig zu dem Acte der Begat- tung selbst zu kommen, da eher dieser schon häufig nebenher berührt wurde , und er auch in den Thie- ren wesentlich von dem s Mondwechseis, e) und wie die Abentheuerlichen dämonischen Einflüsse mehr heifsen mögen: Sie, die alleinige Beschwerde und Wohlthat des Menschen und Product der Einge- schränktheit des Geschlechtstriebes, erbte sich von der Mutter zur Tochter fort, da auch dieser der Ge- sclilechsgenufs versagt, und meistens jahrelang versagt wurde , ungeachtet die Natur des zur vollständigen Ausbildung gediehenen Weibes es federte. Wie sehr Eigenschaften, Verstümmlungen der Thiere anarten, hat Blumenbach sehr schön bewiesen f). Die Lust zur Begattung äufsert sich durch An- schwellung der Geschlechtstheile, diesem wird nicht entsprechend, überhaupt gar nicht entgegengewirkt; so wechselt es oft zu verschiedenen Zeiten , nicht blofs in Einem V^^eibe, sondern, wie die Menschen jetzt zu leben durch die Vorzeit gezwungen sind, im gan- zen Geschlechte, bis endlich die erschlafften Gefäfse das Blut durchfliefsen lassen. Die ersten Generatio- d) Testa Bemerkungen über die periodischen Veränderun- gen etc. des Zustandes des menschliclien Körpers übers» 1790. S. 368. O ^* 303* ^^^ Periodisclie nemlicli, auch so Sibly. /) De gener. t^uro. variet. Sect. II. und in Lichtenbergs Ma- gazin für das Neueste aus der Physik etc. B. VI. St. 1. 1739. S. I. über Menschen -und Schweinsrai^en, S. 13. UebeT Künsteleien, oder zufällige Verstümnr»lungen am thierischen Körper, die mit der Zeit zum erblichen Schlag ausgeartet; wozu Haccjuet St, 4, Beiträge nachlieferte. •2o5 nen des weibliclien Geschlechts waren sicher von die- sem Blulflulse befreit, und ich halte es nicht für ge- sucht, wenn ich die Stelle des Aristoteles hieherziehe; „Bei wenigen Weibern kömmt alle Monate die R.ei- nigung, bei den meisten einen um den andern, g-)" Dafs dieser Ausllufs nach einiger Zeit aufhören inüfse, versteht sich von selbst, weil durch den Blut- verlust selbst die Stärke des ganzen Leibes, und mit- hin der Drang zur Begattung nachläfst. Aber ein- stellen mufs er sich wieder , so gewifs als das Weib , in soferne es Thier ist, Geschlechtsfunctionen besitzt, und durch Nahrung sie hervorzurufen vermag. W^arum alle vier Wochen der Abflufs sich wie- derholt, dafür läfst sich sowenig ein Grund angeben, als warum er etwa alle sechs kommen sollte, oder warum die Schwangerschaft zehen Monden dauert. Nach ei- ner bestimmten Zeit mufs er wieder eintreffen, wel- che nun vier Wochen ist, dafs er regelmäfsig sich nach der nämlichen Periode wiederholt, ist begreiflich, wenn man bedenkt, dafs immer die nemlichen Beding- nisse bleiben, nemlich, die Ernährung, der Andrang des Blutes, und die Nichtempfängnifs^ ist dieses letzte gehoben, so folgt das Blut seiner Bestimmung, wäre das Weib immer in geschwängertem oder säugendem Zustande, so wüfste es nichts von dieser periodischen Blutausleerung. Wie deutlich zeigt sich hier die Ein- geschränktheit als Ursache! Bei den Thieren ist diese nicht , daher fehlt auch, der Blutabgang, und was man von Affen erzählte, ist Mährchen; bei ihnen strömt auch das Blut herbei # §') a. a. O. L. yil. c* z. 204 ihre Geschlechtstheile schwellen an, aher sie werden "befriedigt, oder wenn dieses nicht geschieht, so ster- hen sie meistens. Da diese Nichthefiiedigung nur sei-» tenen Individuen widerfährt , und nicht von Genera- tion zu Generation im ganzen Geschlechte wie im Menschen fortgeführt wird, daher ihre Gefäf'-» durch öftere vergebliche Ausdehnungen noch nicht zum Blut- abflnfse gebracht sind; so ist es erklärlich, warum dieser Fall in ihnen nicht eintritt, und warum ein- zelne Thiere eher an Entzündung steiben , als einem Blntverhisle unterliegen. Gerade daraus erwächst auch der grofse Vortlieil des Weibes vor den Thieren, dafs es ohne Befriedigung dennoch lange gesund leben kann, indem durch die VermindeiTing des Blutes die Begier- de gestillt wird, was beim Thiere mangelt. Dafs die Geschichtchen von einer Menstruation der Affen, mit denen man sich efnige Zeit herumtrug, nichts bedeuten , bekräftigt Blumenbach in seiner Phy- siologie S. 426; indessen mag der, obgleich unperiodi- sche Blutabgang des Affenweibchens, wovon hier ge- sprochen wird , immerhin unter diese Rubrik gehö- ren, als Folge des in meiner Gefangenheit unbefriedig- ten Geschlechtstriebes. • — So wurde, und wird auch der Mensch nur durch die Sklaverei frei, so beweist auch hier der weibli'che Mensch sein Geborensein zur Freiheit, wie der männliche durch die allen Thieren fehlenden Pollutionen, (Blumenbach) welche dieselbe natürliche Folge der Geschlechtseingeschranktheit sind , wie die Menstruation, nur dafs sie zu unbestimmten Zeiten sich wiederholen, und sich so näher an die weiblichen Schleimergiefsungen anschliefsen» 2o5 Dafs die Pollutionen emei; gesunden Menschen niclil. krankhalte oder schädliche Symptome sind, hat Jänisch ausführlich gegen Hildebrand imd Markard bewiesen /i); woKir sich auch die Männer Bliimenbach, Wrisberg, Tissot schon lange erklärt haben. Ob aber auch der dünne Theil des Samens aufgesogen werde, wie Jänisch mit Blumenbach glaubt, ist immer zu laug— nen , so lange die Brunst der Hirsche nicht ihre ganze Lebenszeit dauert, und so leicht aus Nervenalfectioa zu begreifen ist. Der Samen als zum Auswurf bestimm- ter Stoff wird in gesundem Zustande so wenig aufgewo- gen, als der Harn, und wenn es der dünnere Theil kann , so ikann es auch der dickere , wenn es wahr ist, dafs Zähne aufgesogen worden sind. Wie bgim Mädchen, so entwickelt sich, doch et- was später der Geschlechtstrieb beim Knaben, und karaktej'isirt sich durch die Samenbildung, Diese ist eine, ich möchte sagen, durch die lang« -same BcM^egung des Blutes in den Hodengefäfsen be- wirkte lebendige Fäulnifs, durch die der Organismus sich in die Infusorien zersetzt, die in der Samenergies- sung vom Körper entfernt werden , und nun als Gift im Weibe dasselbe Fäulungsprincip hervorrufen , welches das Blut zersetzt, und seine Eestandthiere, wie -im Manne in die Samenbläschen , hier in den Fötus führt bis auch dieser als das allein Lebendige des Leibes der Mutter wieder fortgetrieben wird. Wie die Begattung dem Manne seinen lebendigen Leib abnimmt, so die h) Auszüge aus den neuesten Prob- und Einladung« Schriften, herausgegeben von Bouchhola und Becher. B, I, St. 2< S. 221, 2o8 Geburt dem Weibe. Das SamenbiUlen, und die Sclivran- gerschaft, das Zeugen Uiid Gebären sind Eine und die- selbe Zerfallung des Thiers , ein Zerfliefsen der Alten in die Jungen, das wabre Absterben — Zeugung m: Eiitzeugung: Morientes nascimur. Samenabsondern ist der entgegengesetzte Procefs des Fötuswerdens ; ist die- ses der anfangende Organismus , so ist der Samen die vollendete Mafse, die alle Ausarbeitung des Leibes durcligegangen ist, denn dadurch allein wird der Leib reif zum Tode. — So der Nahrungssaft , der von der Mutter zum Kinde geiit , welcher durch die Milch sich schon näher an die äufsere Nahrung anschliefst, und da- her diese nicht alle Verarbeitungen des Organismus durchzugehen hat, wovon auch die Empirie siihon Spu- ren aufgewiesen. Die Samenabsonderung ist daher ein allmäliches Absterben des Mannes, und die Schwan- gerschaft dasselbe des Weibes , wie diese durch den Mann hervorgebracht, (sie ist nemlich ein Hilfsmittel ?iar Rettung der lebenden Theile im sterbenden Weibe) so stirbt das Weib nur durch den Mann — er giebt zu- erst Leben und Tod. " Der Trieb zur Begattung ist daber kein Zwecktrieb zur Fortpflanzung — er strebt nur , si< h von der schon istatt habenden Ansteckung durch das sich bereits abge- löfste Lebendige in seinem Leibe los zu machen , daher die Wollust. Der Mann strebt darum so sehr zum W^eibe, weil es allein ihm das Tödtende abnimmt, die- ses so sehr zum Manne, weil durch die Befruchtung es sich des Seinigen entledigen kann. Der Mann ist ur- sprünglich Samenabsondernd, das W^eib wird es erst durch den Mann, und erhält so in der Schwangerschaft 207 männliche Functionen , denn diese ist nichts als Samen- absondet'ung in den Fötus, der die wahre Vesiciilasemi- nalis im Weibe ist. Das Gebären ist daher die einzige und eigentliche Ejaculatio seminis des weiblichen Ge- schlechts , und so ist Zeugen und Gebären schlechthin Eins. Das erste ist ein Gebären des Mannes, das zweite ein Zeugen des Weihes. Die Fortpflanzung ist nur eine absichtslose Folge des thierischem Todes, eine Flucht des Bev/ohners der einstürzenden Hütte. Krank- heiten, in denen die Cercarien verscliwinden , .sind Hinderungsprocefse des natürlichen Todes, und brin- gen eben daher den unnatürlichen hervor. Durch die .Geschlechtslheile entsteht und vergeht das Thier. Es ist eine tiefe Idee des alten Alkmäon, und selbst einiger Neuern, bei denen sie freilich auf eine ungünstige Art sich in dem Principium medulläre et corticale wieder- giebt, den Samen aus dem Hirn absondern zu lafsen^ das Thierische des Thieres ist das Hirn: — der Samen, das Lebendige für sich, und daher eben tödtend für dea Organismus, wird der Krystallisationskern, um den sich die unorganische Masse sammelt, er aber mächti- ger als diese, zwingt sie, ihn nach seiner Willkür um- herzutragen; In den Lithophyten hingegen ist der un- organische Mann mächtiger als das Organische , daher bleibt er nach seinem Willen stehn , und ^-die organi- schen Fäden müfsen sich nach ihm bewegen — das hö- here Thier ist ein sich bewegender Lithophyt, Nicht das Thier , das ihr seht , ist das Thierische, es ist nur der wandelnde Stamm des Thieriscben in ihm, das mit dem Alter der Mannbarkeit auszuziehen strebt, als Samen sich allmälich entfernt, um sich ein neues 208 Haus zu suchen, und das Alte als abgeLrancht zur Lust des Unthierisclieii versteinert liegen läfst. Der Manns- s amen 5 und der ^Veibssamen (es ist aber der "Weibs- samen nur der Saft, der in den Fötus abgesetzt wird ; vor der ■Schwangerschaft sondert das Weib keinen Sa- men ab) treten zusammen, um die neue Wohnung zu finden, zu der auch das Weib die Materialien liefert. Hier/ wird wahr, was Stahl so schön spgt; die Seele baut sich ihren Leib 1 Wie die Zunge der Anfang des Ansetzens der Ur- thierchen durch die Nahrung ist, so sind die Genita- lien der Anfang des Losreifsens defselben aus dem Leibe. Der Schmecksinn beginnt daher in der Zunge und en- det in den Genitalien, denn, beide sind synthetisches. Daher derConsensus der Genitalien mit den Gßschmacks- orsanen, daher in den Schmecksinnthieren (Amphibien) die monatlange Wollust, die Unqua bifida cum genitali- hus binis. Eben daher auch der Zusammenhang der Genitalien mit den Harn werk zeugen; denn vv^as ist die Harnbildung als der umgekehrte Process des Magens, mid was ist der Magen, als die vorgebildete Zunge, der Chymismus des Thieres? Dieser Chymisirungspro- cefs CSalzbildung) des Blutes durch den Magen, wird durch die Nieren^ vernichtet , und ihr Product als Harn /o-esalzenes Wasser) fortgeführt. Die Zunge ist die Wache des Magens, die Harn Werkzeuge der umgekehrte Ma<5-enprocefs 5 der Ausgang desselben; die Genitalien der umgekehrte Procefs der Zunge im Thierischen, Der thierische Leib ist nur die Schwelle des Ein- und Ausgehens der gesammten Natur, die allein in ihm, gleich sog gleich dem Strale im Prisma ihre innersten Eingeweide sichtbar macht. Hat der Knabe sein männliches Alter eireicht, so kann in medicinischer Hinsicht die Begattung erfolgen. "Wir wollen die wichtigsten Punete zur Erklärung des Zeugungsactes angeben. Da die Ruthe blofs in die Scheide und nicht in den Muttermund selbst gebracjit wird, so entsteht die Frage, wie die Samenfeuchtigkeit in diesen gelange , dmxli^ welche Ursachen er, der im gewöhnlichen Zustande ge- schlofsen ist, geöifnet werde. Wenn von dem ausspritzenden Samen in ihn kom- men, und nicht aller in der Scheide liegen tleiben soll, so mufs er vor dem Ausflufs desselben geöffnet sein, denn es ist bekannt, dafs der in der Scheide zurückblei- bende Samen nicht vom Mut terjnunde aufgesogen wer- de, sondern unmittelbar nach dem Beischlafe wieder fortfliefse, was noch strenger die Unfruchtbarkeit bei schiefstell endera Uterus, und die zu lange Ruthe bewei- sen ; die Schwängerungen ohne zerrissenes Hymen sind sehr verdächtig, und sind sie auch als Ausnahmen, aufser bei Erschlaöung desselben nach der Menstrua- tion , geschehen , so vertragen sie sich sehr wohl mit einer unverhältnifsniäfsigen Ruthe zu der Scheide, oder einer abweichenden Verbindung dieser mit der Bär- mutler, etwa wie bei den Säugthieren, wo gemäfs dem Baue der Mutterhörner der Samen nicht wohl anders, als durch Forttreiben mittels der Scheide und des Ute- rus , an seine Entwicklungsstelle gebracht werden kann, find dieses um so leichter^ da der Uterus eine contimae O 210 Fortsetzung der Scheide, und nicht als Absatz in sie eingepflanzt ist. D a s O c f f n e n des Mundes k a n n d a h e r n i c Ii t in den R e i t z des Samens, denn dieser ist noch nicht da, sondern rnufs in das ihm zu- nächst Vorhergehende, in die Friction ge- setzt werden, diese Behauptung steht lan so fester, da die Friction beim Manne der eii^zige Keitz ist, wel- cher die Ausstossung des Samens bewirkt; sollte sie beim W^eibe ohne Wirkung sein, sollte sie nicht grade das Entsprechende des Samenergiefsens, das Oeffnen. des Miaides bedingen? Auch kann man die während des Beischlafes unab- hängig von der Sameneinwirkung, oder auch auf blofse Friction und selbst im Tiaume auf einmal und in be- trächtlicher Menge erfolgende Ausleerung des Saftes in die Scheide nirgends anders, als aus dem Oeffnen des Muttermundes herleiten , auch wenn wir die Zeugnifse sich selbst beobachtender Weiber nicht für uns hätten. Denn käme er aus der Scheide wie viele wollen , so könnte er nicht in vollem Gufse, und mit d.ein beträcht- lichen Flüfsigsein hervorströrnen, sondern miifste nach und nach aussickern, wie es denn auch wirklich mit dem Schleime in der Scheide, der nicht so flüfsig, son- dern klebrig i) ist, geschieht. Sondert sich aber wäh- j) Casp. Bartliol. a. a, O. glaubt mit vielen andern, dafs der •weibliche Begattiings satt' wirklich aus einer Drüfse in der Scheide, wie beirti Manne aus der Prostata komme, aber ■wenn er S. 22. selbst sagt; Presso hoc corjjore (die Drüse) viscidus et pituitosus e-x.it humor^ so ist es doch wohl deut- lich, dafs er nur vom Sclieideschleim spricht. Nach Blu- menbach ist der Ursprung dieses Saftes noeh unbekannt. 211 rend der woUiistigeiiReitzung der Saft aus den von Por- ts 1 um den Mutterlials nicht entdeckten aber bestätigten Drüsen, oder aus Nabolhs Eiern ab, so wird er sich, weil der Mutlerinund noch geschlofsen ist, im üteru« ausammehi, und bei der, durch die aufs Akme gestie- genen Wollust erfolgenden, Oeffnung in Einem Flufse ausgiefsen. Da dieses die einzige Begreifungsart dieser Safiausleerung ist, und vor derselben nichts geschah aufser der Friction, so dürfen wir sicher annehmen, dafs der Uterus sich zum Empfange des Samens , und zwar durch die blof^je Friction ölFne. Sobald der Muttermund geöffnet, und der Saft, wenn nemlich hinlänglich da war, ausgellofsen ist, so dringt bei der Samenergiefsung einer oder wenige der am stärksten durch die nachfolgende Flüfsigkeit ge- schwungeneu Sarnentropfen durch ihn ein in die Höhle, hierauf schliefst er sich wieder, und läfstdie zu schwach geströmte blofs zum Vehikel gediente Flüfsigkeit in der Scheide. Wird der Samen ausgespritzt, ehe sich der Saft ergofsen , so kann keine Befruchtung erfolgen, weil der Muttermund noch nicht geöffnet Vv^ar, daher die alte Regel; die Samen beider müfsen sich in fruchtba- rem Beischlafe zu gleicher Zeit ergiefsen. Von nun ankann alles, was geschieht, nicht mehr durch den Reitz der Friction, die jetzt aufhört, be- dingt sein. Der Samen bringt nun den Uterus , sein Organ , zur Thätigkeit, das Blut strömt herbei, die Trompeten, O 2 Physiolog, S. 4'4* rreilicli zum Tlieü in anatomischer Hinslclit, denn man sieht seine Absonderung nicht, aber auch in physiologischer? 212 Bläschenstöcke tincl Bläschen schwellen an, die Fran- äen der ersten umfaißen die Stöcke, und nehmen das Bläschen auf, welches nun durch peristallische Bewe- gung in den Uterus gebracht, und da mit dem Samen vereinigt Vvdrd; alles Vorgänge, die nicht in die Zeit der Begattung selbst fallen, wie ein Heer von Schrift- stellern behauptet, aber durch die vollständigsten Ver- suche widerlegt sind. Dals der Samen dies© \Virkungen hervorzubringen im Stande sei, ohne in die ganze Blutmafse Überzüge- lien, ist wohl bewiesen durch die Wirkungen, die er im Manne sicher nicht durch Aufsaugung, soudern dul-ch blofse Nerven alfection , was das wilUvürliche hervorru- fen des Geschlechtstriebes Jurch Phantasie allein dar- tliut, hervoi bringt, wenn er .sich bis zur Entleerung gesammelt hat -— was soll er daher im "VVeibe, in dem eigeotlichen Zunder für dieses Feuer thun? Und wemi das Bläschen sich nicht durch den gegenwärtigen Reitz des Samens im Uterus, sondern durch die Friction oder Phantasie lo»srisse, müfsten nicht die Trompeten sich schon während des Beischlafes um die Bläschenstöcke legen ? was erst nach einigen Tagen geschieht , wie es Graaf, Hailerj Haighton einstimmig bezeugen, Müfste nicht jedes Weib nach etwa dreifsig Beiwohnungen un- fruchtbar sein ? Da in jedem Stocke kaum fünfzehn Bläschen angetroffen werden, denen, einmal abgerifsen, keine andern mehr nachwachsen, was die an ihrer Stelle erfolgenden Corpora lutea beweisen, weiche nie im jung- fräulichen Zustande vorhanden, mithin nicht durch Nvmphomanie oder einen andern Wollustsact, der die Bläschen abrisse , hervorgebracht werden können» 2l3 Es fehlt zwar nIcLt an wichtigen Männern, welclie dieses läugnen, Vür2ügllch trat BuHbii, fielllch mir zum Wolile seiner Hypothese zu dieser Behauplaiig, da er aber selbst nur wenige meistens fremde Eifahrun- gen anführt, so ist nicht abzusehen, wie inan Graaf, Halghton , Hallern , der wohl unter allen Anatomen die meisten weiblichen Leichname in dieser Hinsicht öff- nete, und die meisten Corpora lutea sah Ä), den Glau- ben, auch gegen Brugnords Maulesel l) verweigern könne, wenn er ausruft, man wird in der ganzen Welt bei einer Jungfrau nie einen gelben Körper finden! Bluraenbacli m) giebt zu, dafs ein Bläschen , zwar nicht durch Phantasie, wie Roose glaubt, aber darch Fric- tion sich ablösen kömie, allein wenn man den Unter- schied zwischen den Eiern der Amphibien , Fische und Vögel C welche sich vor der Besamung losreifsenj und (Jen Bläschen der Säugthiere hiebei in Betrachtung zieht, so kann auch dieses nicht zugegeben werden. Es wurde schon gesagt, dafs das Ei sich zum Cen- tralpuncte der Cicatricula, die ihren Sitz im Weifsen sucht, verhalte, wie der Leib des Säugthieres zum Bläs- chen, das gleichem! afsen Eiweifsstoif in sich hat , dafa mithin der Leib des Amphibions, Fisches, Vogels im Ei eingeschlossen, sich wohl vom Eiei stucke ohne Scha- le) ,,Ich habe loo weibliche Körper geöffnet, und nur etwa zehnmal Corpora lutea gesehn, und dieses allem.-J in schwangern etc. Ich glaube n/cht, dafs viele Anatoraeii werden zehnmal im menschlichen Rörper Corpora lutea gesejien haben." O Reils Archiv für Ph. B« V. H. 2. ni) Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Ana- tomie übersetzt von Gruber^ S» Q* i3, ig» ' 2 1 4 den der Cicatriciila ablösen könne, indem sie vom Ei- weifse und dem Dotter ihrer Ernälirungsquelie nicht getrennt wird , was beim Bläschen , das sein Eiweift und den Dotter in den Gefäisen des Uterus hat, nicht möglich ist. Geschielit je eine Eosreif-^ung, so kaun es nur durch eine kränkliche Aitection geschehen , wo das Bläschen den Zweck nicht haben kann, befruchtet zu werden, wie es denn auch ein hysterisches Mädchen war, in dem Vallisnieri ein Corpus luteum fand, Es ergiebt sich nun von selbst, dafs die Fransen der Trompeten sich nicht schon während des Beischla- fes um die Bläschenstöcke anlegen, und das Bläschen sogleich in den Uterus bringen , welche Behauptung mehren angesehenen Männern gehört, sondern dafs der Zuilufs des Bluter, v/odurch das Steifwerden 'der Tuben begründet ist , erst durch den im Uterus anwe- senden Samen herbeigelockt, eben so,- wie er es beim Steifwerden der männlichen Ruthe thut, und das Bläs- chen erst nach einigen ^Tagen in den Uterus gebracht wird, wofür bei weitem die meisten Beobachtungen eines Graaf, Harvey, Haller, Haighton, Cruikshank sprechen , die nie unmittelbar nach der Begattung die Tuben steif, oder die Bläschenstöcke entleert fanden, wohl aber nach Verschiedenheit des Thieres die Bläs- chen bald einige Tage früher bald später in den, die Stöcke jetzt erst umfassenden, Tuben entdeckten >i), ji) Haigliton a, a. O. durclischnitt vier Stunden nach der Be- gattung die Trompete eines Kaninchen. — keine Corpora lutea - sechs Stunden nachiier fand er Corpora lutea aber ohne Embryonen aufser auf der gesunden Seite. Der S^amen löst also wohl in die Ferne die Bläschen ab, aber befrucli- 2i5 Wir wiederholen noch einmal die bei der Zeugung flatt habenden Momente: Zuerst Friction, darauf Oeff- nen des Mnttermundes, Ausfliefsen des Barniuttej-saf- tes-5 dann Ein fliefsen deä Zeugungssaftes, der im Ute- rus bleibt, hierauf schwellen ein oder oft zwei auch mehi-e Bläschen an, die Fransen der Trompeten le- gen sich um den Bläschenstock, das oder die Bläschen lösen sich ab , ihr Innhalt wird durch peristaltische Be- wegung der Tuben in den Uterus gebracht, und hier mit den Samen vereinigt. In dem Augenblicke der Verbindung des Samens mit dem Bläschenstoffe treten die Urthierchen des Sa- mens chuxh die Kraft des Bläschens zusammen, und es entsteht mit Einem Schlage die Zeichnung des Thiers, das aber des Fliifsigseins wegen unsiclrtbar bleibt, eben daher aber, so wie ein Organ .undurchsichtig wird, es niclit nach und nach gebildet zu werden, sondern schon präformirt zu sein scheint; wie es Malpighi, Harvey und besonders Haller im Jungen des Hiihnereies sahen, wo ein Organ z. B. die Lunge, Leber nicht von einem kleinen Puncte an sich vergröfserte, wie es doch gemäfs ihrer Theorie sich zeigen miifste, wenn ein Keim ali- roälich zum Fötus heranwüchse, sondern auf einmal schon grofs zum Vorscheine kam , daher kömmt auch die Beobachtung, worauf alle Evolutionisten zurück- kommen, dafs man ja ganz augenscheinlich ohne Mi- kroskop die junge Pflanze im Samen, und mit demsel- ben den Fötus in der Cicatricula sehe, wobei sie doch überlegen mögen, dafs ja alle diese Eier schon befruch- tet sind. Aus dem Chorion des isolirten Embryo verlängern sich dann die Zotten zu dem Uterus , wodurch er aus seiner galvanischen Welt in die der Pflanze eintritt^ tet sie niclit — und der Samen geht nicht durch dieTrom = •petcn, und das Bläschen löst sich nicht schon im Bei- schlafe ab. 2l6 uiicl setzen sich irgendwo im Uterus, oder wenn e.^ ein Ei i.st,- im VV^ifsen inifl Potter als Wurzel in der Erde an, wodurcli ihm T^^Iiruiig, die in allen Fällen aus ür- tbieichen ])e:^^eli{ , zitgefnhrt wird , während der tiefere, dein NalirunfsproceÜse (CLymisr/ius) symmetrische Atlimunrjsprocer^ Oxydat^v^n , wie im Vogel n}itlels der Athnmngsha;i[ , so hier auch mittels der Gefafse des Ciiorioßs vor sich geht, er saugt immer mehr durch seine norh nach der Gelnit von Cbj^his .strotzenden Briisreein, verg^'ö-Csert sich so .^urch das Ansefeeii des Hoirjogenen au das Homogene, und vvird endlich so stark, uals er ein seihstsiändiges Leben zu führen ver- mag. Die Aufsaugnng wird immer schwächer, so die Anssonderung des Chylus von Seite der Mutter, daher die chyraische Analyse meistens nur Wasser findet, die Bestimmung des Uterus als Brust hört auf, der Zuflufs der Säfte ist geringer , durch diese Aendruug fängt der Uterus an, sich zusammenzuziehen, der Fötus wird zum Thiere geboren, und trennt sich von der Mut- ter, gar jiicht anders, als wie ein Polyp sich von sei- nem Hauptstamme ablöst. Die.'