yt BotJND BT V; 4 O. A. dorman, ■> I 215 State St., K g New Haren, Ct. t -A CL '%; I. BOTANIK. Zweite Deutsche Xorilpoliahrt. II. SIDNBY I. SMITH, New Haven, Conn, Vorbemerkung. JJio botanischen Sammlungen der zweiten deutschen Nordpol-Expe- dition gewähren sowohl durch ihren äussern Umfang, als durch ihre Mannichfaltigkeit ein ganz besonderes Interesse. Bis zu dieser Expe- dition waren unsere Kenntnisse der Flora des arktischen Ostgrönland nur mangelhaft; sie beschränkten sich auf die von W. Scoresl)y und Ge- neral Sabine angelegten Sammlungen, welche beide von W. J. Hooker bearbeitet wurden. Scoresby sammelte während seiner kurzen Aufent- halte an der Küste (1822) 37 Gefäss- und einige wenige Zellenptianzen, Sabine dagegen brachte (1823) obwohl durch astronomische und physi- kalische Beobachtungen vielfach in Anspruch genommen, doch eine Sammlung von 57 Gefäss- und 4 Zellenpfianzen zusammen, so dass die Gesammtzahl der aus dem arktischen Ostgrönland nachgewiesenen Arten von Gefässpflanzen nunmehr (31 betrug. — Unsere Expedition erwei- terte die botanische Kenntniss des östlichen Grönland in sehr erfreu- licher Weise. Natürlich war es den wissenschaftlichen Begleitern der Hansa nicht möglich, in dieser Bichtung etwas zu thuen, da es ihnen nicht gelang, die Ostküste zu erreichen; desto erfreulichere Ilesultate lieferte die Thätigkeit der Herren Dr. Pansch und Dr. Copeland auf der Germania, welche sich nach besten Kräften bemühten, unsere Kenntniss der ostgrönländischen Pflanzenwelt allseitig zu erweitern. Die botanischen Sammlungen bestanden im wesentlichen aus einer Anzahl I*acken regelrecht getrockneter Pflanzen (meist Phane- rogamen und Gefässkryptogamen, aber auch einige Algen), zwei Kisten mit Rasen und Einzelexemplaren von Pflanzen, welche ohne Pressung verpackt waren, zwei Kisten Flechten und Moose, sämmtlich gleichfalls ungepresst, einer Anzahl von Birken- und Weidenstämmen, einer Sammlung Treibholz (theils grosse Stämme, theils kleinere Stücke), und endlich einigen Büchsen und Kruken mit Hutpilzen und Algen in Spiritus. Hierzu kamen dann noch einige Pflanzen, welche die Hansa- Männer nach ihrer Landung im südlichen Grönland gesammelt hatten. Alle diese Gegenstände wurden mir bald nach der Rückkehr der Expedition zur Präparation übergeben. p]s hatte sich nicht ganz ver- meiden lassen, dass manche derselben, namentlich die in Löschpapier eingelegten und die in Kisten ver])ackten Pflanzen während der stür- mischen Ivückreisc eiiiig(> L'euchtigkcit angezogen hatten und in Folge 1 * 2^877 4 I- Botanik. VorliPmorkung. davon theilweise verscliimnielt waren; indessen fi;elang es docli hald unter Anwen(]ung von troekneni, geAvärniteni Lriscli})a2)ier sie wieder zu troeknen nnd alles Wescntlielie zn erhalten. Es galt nun , für die Bearlieitung der verseliiedenen Tlieile der Sammlung tüchtige Kräfte zu geAvinnen, und hntte ich die Befriedigung, hierbei dem freundlichsten Entgegenkimimeii tüchtiger Fachgenossen zu begegnen. Zu meiner Freude erklärte sich mein Freund Herr Dr. W. 0. Focke hierselbst bereit, die drefässpilanzen gemeinsam mit mir zu bear- beiten. Für die Laulimoose wurde Herr Dr. Karl Müller in Halle a. d. S., für die Flechten Herr Professor Dr. Körber in Breslau, für die Algen Herr Obertinanzrath (J. Zeller in Stuttgart, für die Fleischpilze Herr Re- gimentsarzt Dr. H. F. Bonorden in Herford gewonnen ; zur Bearbeitung der auf abgestorbenen l'flanzentheilen l)efindlichen Pilze erbot sich Herr L. Fuckel in Oestrich im Eheingau ; die Bearbeitung der Treibhölzer, sowie die Untersuchung der mitgebrachten Weiden- und Birkengesträuche übernahm Herr Professor (Tregor Kraus in Erlangen. Demnach besteht nunmehr der liotanische Theil dieses Werkes aus folgenden Abschnitten: 1 ) Küma und Pflanzenlebcn auf Ostgrön]an(l, von Dr. Ad. Pansch (bereits ab- gedruckt in der Broschüre: ,,I)ie zweite Deutsche Nordpolarexpedition 1809—70", Berlin, Dietrich Reimer, 1871). 2) Gefässpflanzen Ostgrönlands, nebst einer Einleitung und Discussiou der bis jetzt über die Flora Ostgrönlands bekannten Thatsachen, bearbeitet von Professor Dr. Franz Buchenau nnd Dr. AYilhelni Olbers Focke. 3) Laubmoose, bearbeitet von Dr. Karl Müller. 4) Flechten, bearbeitet von Professor Dr. Körber. 5) Algen , bearbeitet von Obertinanzrath G. Zeller. i]} Pilze : a) Fleischpilze , bearbeitet von Dr. H. F. Bonorden , b) endophytische Pilze, bearbeitet von L. Fuckel. 7) Treibhölzer von der ostgrönläudischen Küste und aus dem Fjord, be- arbeitet von Professor Dr. Gregor Kraus. .s) Einige Bemerkungen über Alter und Wachsthumsverhältuisse ostgrönlän. discher Ilolzgewächse, von demselben. Mit Hülfe der tüchtigen, vorstehend genannten Gelehrten ist es gelungen, in den Sammlungen der. Expedition 89 Arten Gefässpflanzen, 71 Laid)moose, 52 Flechten, 17 Algen, 5 Gattungen höherer Pilze und 13 Arten endophy tischer Pilze nachzuweisen, sowie den Beweis für die Abstammung der für jene Küsten so charakteristischen Treibhölzer mit Sicherheit zu führen. Es darf demnach ausgesprochen werden , dass durch die Thätigkeit unserer Expedition eine feste Basis für die botanische Erkenntniss des arktischen Ostgrönland gewonnen ist, auf welcher spätere Expeditionen mit Erfolg fortbauen können. Bremen, Januar 1872. Franz Buchenau. 1. Klima iiiid Pflanzeiilebeii auf Ostgröuland. Von Adolf Pansch in Kk'l. Mau ist von vorn herein allzu leicht geneigt, sich die arktischen Länder den ganzen Sommer hindurch unter einer Schneedecke be- grahen zu denken; man hat die Vorstellung, als ob aus diesem weissen Einerlei nur liier und da eine schroffe, glatte Felswand oder Zacke hervorrage, oder, durch günstige Verhältnisse hervorgerufen, im Hoch- sommer einzelne schneefreie Flecken einer kümmerlichen Vegetation ff Itaum bieten. Diese Vorstellung, wenn sie auch bei den meisten eine übertriebene war, ist doch durch die Erfahrung aus andern arktischen Gegenden einigermassen gerechtfertigt. Wenn jene Länder, unter hoher Breite gelegen, von vielen Neljeln umtlossen, nur mit sparsamer und schwacher Somienwärme beglückt Averden, so genügt dieselbe nicht, die ]\Ienge Schnee eines Winters, der im Sommer noch oft genug durch neuen Niederschlag vermehrt wird, zu vernichten, um so weniger, wenn thauendes Küsteneis alle Wärme dämpft. Auch wir hatten solche Vorstellungen an die ostgrönländische Küste mitgebracht, um so mehr, da ein ewiger Eisstrom, und dazu noch ein Strom kalten W^issers die Küste bestreicht. L'nd was fanden AvirV Ein vollständig schneefreies Land und zwar nicht nur im Hochsommer, sondern während drei voller IMonate; ich sage schnee- freies Land, denn Anhäufungen von vereistem Schnee und Eis blei- ben selbstverständlich an Hängen und in Schluchten stets vorhanden. Fragen wir aber nun Aveiter, wie es denn der Natur niöglich wird, schon im Juni einen schneefreien IJoden zu scliaü'cn und denselben 6 I. Botanik. zu bewahren, so hat uns auch dafür unser Aufeutlialt ebenso aus- reichende Avie interessante Aufkhirung gegeben. Fast aller Schnee jener Gegend fällt in Begleitung heftiger" Stürme, und diese haben fast immer eine und dieselbe Richtung aus Norden. Deshalb bedeckt der Schnee den Boden nicht gleichmässig, sondern sammelt sich in der Hauptsache nur in grossen oder kleinen Schneewehen an, die durch die locale Bodengestaltung bedingt werden. In derselben Weise wird auch der etwaige bei stiller Luft gefallene Schnee durch spätere Stürme aufgewirlxdt und vertheilt, sodass Avir bei jedem Sturme von einem starken ,, Schneetreiben'' zu leiden hatten; und wie sehr der Sturm den Boden rein fegt, mag daraus hervorgehen, dass er mit dem Schnee noch eine beträchtliche Menge Erde, Sand und Steine vom gefrorenen Bt)den weit hinaus durch die Luft fortjagt, sodass meilen- weit das Eis nach solchem Sturme eine schnuitzigbraune Farbe an- nimmt. Auf diese Weise erklärt sich denn auch die sonst auffallende Thatsache, dass wir eigentlich nur einmal (es war Ende Juni) eine ganz weisse Landschaft gesehen haben, und auch diese war im Laufe von 2 — 3 Tagen wieder vollständig geschwunden. So also bleiben manche Stellen, steile Hänge und offene Flächen fast den ganzen Winter von Schnee entl)lüsst; alles übrige Land bedeckt eine dünne 1 — 3 zöllige Schneedecke, und in grösstem und kleinstem Massstabe finden sich überall zerstreut die SchneeAvehen. So Avie nun im Früh- jahr der Schnee von unsern Dächern schmilzt und diese selbst von den Sonnenstrahlen erAvärmt Averden, lange bevor die Temperatur der Luft entsprechend Avärmer Avird, so geschieht es in jenem Gebirgslandc in noch hüherm Grade. Durch die meist klare und trockene Luft begün- stigt, scliAvindet die allgemeine Schneedecke schon im April, und nun geht, kaum durch einen Schneefall unterbrochen, die Aufnahme der AYärme, Avelche die jetzt nicht mehr untergehende Sonne ausstrahlt, in den dunkeln felsigen Boden in höchst überraschender Weise vor sich. W^ährend bis gegen Ende ^hii di(^ liufttemperatui' noch stets unter dem Gefrierpunkt gcAvesen Avar, zeigte der Boden damals be- reits in der Tiefe einiger Centimeter eine Wärme von mehreren Graden. Li unsern Gegenden kühlt sich allnächtlich der Boden ab, die Steine sind selbst im Hochsommer bei Nacht merklich kalt, sodass sich die Feuchtigkeit der Luft als Thau auf sie niederschlägt — in jenen ark- tischen Gegenden gibt es im hohen Sommer nur eine geringe nächt- liche A1)kühlung : der Thau ist dem Eskimo dort fast ebenso un- bekannt Avie dem TropenbeAvohner der Schnee. Ln Laufe des Sommers AA'ird nnn freilich die ErAvärmung des Bodens etAvas gemässigt, indem die Sonne öfters durch Nebel oder Wolken bedeckt erscheint, dafür 1. Klima und Pflaiizcnlcbcn auf Ostgrönlaiul. 7 str.'ihlt dann aber der Uodcn aiicli nicht so stark ans. Der Boden thant je nach Verhältniss anf 1 — 1 '/.^ Fuss Tiefe anf nud Ijesitzt eine AVärme, die wohl geeii^iiet ist, die Wurzeln der vorhandenen Pflanzen energisch zu treiben. I'nd ebenso ist es eiiu; l)edentende AYärine, die selbst l)ei kalter Luft den nberirdisclien Theilen der rtlanzen zuströmen mnss, ebenso>vol von der strahlenden Wärme des Bodens als durch die Strahlen der allseitig leuchtenden nicht unter- gehenden Sonne. Die Erwärmung des Bodens ist so Ijedentend, dass bei Tage durch die aufsteigende warme Strihnnng die Luft ül)erall in zitternder, wallender r)ewegung ist, so dass man sich genöthigt sieht, alle genauen trigonometrischen Messungen bei Nacht zu machen, und das Ange selbst die Spitzen der höchsten Berge zuweilen in Zerrbil- dern erblickt. Diese massenhaft aufsteigende warme Luft folgt natur- gemäss dem Hange der B(M'ge l)is zu ihren höchsten Spitzen und wird hier anstatt abzukühlen noch erwärmt durch die reiiu'rn, länger nud meist senkrechter anffallenden Sonnenstrahlen. Nimmt man dazu, dass selbst bei den dichtesten Nebeln, die das Land bedeckten, die (üpfel meist hervorragten, so l)egreift es sich leicht, dass anf den Bergen (ich spreche zunächst nur von den beobachteten Höhen von I — o(X)0 Fuss), wo die übrigen Umstände es znhissen, die Vegetation vollstän- dig dieselbe sein kann wie in der Ebene, dass es also keine eigent- lichen Höhengrenzen der Bilanzen hier gibt. Auf den (ripfeln der nie- drigem Berge fanden wir die Saxifragae, die Silcnc, Brijas und andere Gewächse oft in schönerer Entwickelung als in der Ebene; und ist es nicht eine wunderbare Thatsache, dass auf einem Gipfel von 7000 Fuss ausser schönen Flechten noch dicke Polster eines mehrere Zoll langen Mooses wachsen V Es herrscht in dem ganzen Walten und Wirken des arktischen Sommers sowie jedes einzelnen Sonnnertages eine durchgehende Verschiedenheit von demjenigen, den man aus den Eis- regionen der Alpen kennt. Dort in den Alpen ist Tag für Tag ein Wechsel zwischen Kälte und Hitze, Dunkelheit und Helligkeit, Winter nnd Sommer, und auf beiden Seiten geschieht der W^echsel schnell und plötzlich, es wirken die einzelnen Factoren mit Lebhaftigkeit, Nachdruck und augenl)licklichem Erfolge. Hier im Norden gibt es eigentlich keinen Kreislauf von 24 Stunden: der Tag zerfällt nicht in Licht und L>uid\elheit, Wärme nnd Kälte, sondern jeder dieser Gegen- sätze hat seine Herrschaft über einen ganzen -lahrestheil; sie treten nicht mit Siegeshewusstsein und schnellen Erfolgen auf, aber sie gleichen durch Ausnutzung aller vorhandenen Vortheile reichlich aus, was ihnen an grossen Mitteln abgeht. So macht diese langsam he- 8 I. Botauik, ginnende, stetig zunehmende, ausdauernde und zuweilen selbst inten- sive Sommerwärme Ostgrönlands es niöglieli, dass in der kurzen Zeit, während welcher der Boden nicht gefroren ist, eine reiche und J^räf- tige Vegetation sich entwickelt, dass es Pflanzen gibt, die mit langen Pfahlwurzeln fusstief in die Erde hineingehen, dass fast alle Pflanzen ihre Samen reifen, dass sie fusshoch sich vom Boden erheben können, dass die Blätter gross und kräftig, dass die Farben der Blüten schön und lebhaft sind. Auch die andere Hauptbedingung aller Vegetation , die Feuchtig- keit, tritt dort in ganz ungewöhnlicher Weise auf. Man denkt sich gewöhnlich alle arktischen Gegenden im Sommer in ewigen Nebel gehüllt, der oft genug von Ptegen und Schnee "abgelöst werde. Im ostgrönländischen Sommer gibt es kaum feuchte Niederschläge der Luft; die Pflanzen leljen fast nur von der Feuchtigkeit des Bodens. Aber es sind nicht die üppigen, l)lütenreichen Moospolster am Ufer des lustig rieselnden Baches, die man erwarten möchte — dergleichen gibt es nur selten. Dagegen flnden wir viele grössere Flächen gleich- massig überi'ieselt und durchfeuchtet von dem Schmelzwasser eines Schneehanges; denn da der tiefere Boden gefroren ist, so kann das Wasser nicht einziehen und in der Tiefe weiter fliessen, sondern sickert in der oberflächlichsten Erdschicht zum Ufer hin den ganzen Hang hinab. Solche oft meilenweite Stellen zu passiren gehiu't zu den schwersten Anstrengungen der Frühjahrs- und Sommertouren, da man oft bis ans Knie in lehmigen Schlick einsinkt. P^ine g;nize Anzahl Pflanzen aber freut sich dieses Bodens, und so flnden wir sie zahl- reich und ül)ei'all auf diesen nassen Flächen ausgebreitet und kräftig gedeihend. Andererseits, wo wirkliche Flussbetten vorhanden sind, sind die Ufer meist vollständig öde, da bei dem Anschwellen im ersten Thaubeginn das Wasser mit ungeheuerer Wucht hervor))richt und viel von Erde, Pflanzen und Steinen ndt sich nimmt. Nun möchte es freilich scheinen, als ob es auch viele erhabenere Stellen geben müsste, wo kein Schmelzwasser hinkommt, wo also fast iibsolute Dürre herrscht und somit bei der relativen Trockenheit der Luft keinerlei Vegetation auslialten könnte. Solche ödere Flächen gibt es auch viele, al)er ab- solutes Fehlen des Pflanzenwuchses ist liöclist selten. Y\ ir sahen wenige Stellen, wo man nicht alle i)aar Schritte wenigstens auf ein (iras- pflänzcheu, auf ein Fleckchen Weide, auf ein kleines Polster der Silt »e oder Lijchuis stiess. Freilich der Anl)lick, den diese gewähren, ist traurig genug. Kaum dass man im ersten Frühjahre von grünen Si)itzen sprechen kann: die Gräser treiljen niedrige, saftarjne Halme und kümmer- liche Blütenstände; in kurzer Zeit sind die drei oder vier kleinen Blätter, 1. Klima uiul Pflanzouleljcu auf Ostgrönlaiid. 9 welche l)ei Kräiiteiu und Sträiichern jeder Schössling treibt, blassbraim gefärbt wie die nicht al)gefallenen vorjährigen; die Polster weisen sparsame, kurzstengelige, kleine IHüten auf — und der Jahrcslauf ist boendet. Ist es nicht wunderbar? Wie der Wanderer auf winter- lichen Fahrten an nichts mehr zu leiden hat als an Durst, so tinden wir hier ein Ptlanzenleben auf ein INIinimum reducirt, nicht durch Kälte und Nässe, sondern durch Dürre und sengende (Jlut! Diese Vcrliält- nisse sind es auch, die dem Gedeihen von Flechten und Moosen so hinderlich sind, dass Avir in jenem „Pieich der Moose und Flechten" oft erst lange suchen mussten, ehe wir eine Localität fanden, die dieser Bezeichnung nur einigermassen entsprach, und während llenn- thiere hinreichend vorhanden sind, ist die PiennthierÜechte eine der seltensten Pflanzen. Bedeutend höher aber steht die Vegetation des mit intensiverer Sonnenwärme bedachten Festlandes. Da sieht man grosse gleichmässig grüne Flächen, auf denen Heerden von Ptennthieren und Ochsen weiden, nicht nur am Fusse der Berge, sondern auch an den Gehängen der- selben bis über lÜOü Fuss hoch hinauf. Da lindet man an numchen Stellen den diclitesten schönsten Piasen, den wie bei uns die gelben Köpfe des Löwenzahns zieren, da erreichen die Halme mit dichten AeluTU besetzt die Höhe von 1 — 2 Fuss, da stellt sich neben der Än- (Irouivda die Heidelbeere ein und überzieht wie auf unsern moorigen Heiden grosse Strecken des Bodens; in den feuchten Klüften der Felsen gedeiht das zierliche Farrnkraut, breiten sich die säuer- liclien Blätter des Ampfers zu seltener Grösse aus ; an den sonnigen Halden nickt auf hohem Stengel die tief])laue CanipanuJa ^ entzückt uns die zarte, immergrüne Pi/rohi mit den marmorweissen Blüten. Im Schuttgeröll der Bäclie und des Strandes entfaltet das Epilobiiim seine grossen Blüten, die mit iln'em prachtvoll glänzenden Kotli von weit her selbst den Gleichgültigsten locken. Und zwischen den ödesten Felsen hat sich das merkwürdige Volcntoninui in grossen Mengen an- gesiedelt und erhebt aus dem stark duftenden, feingefiederten Blätter- kreise die dichten Büschel der grossen, rein helll)lauen Blumen. Wie Fremdlinge erscheinen diese so ganz heimisch gekleideten Pflanzen in der arktischen Natur. TTnd dort jem; eigenthümliche 'Färlnmg des Berghanges, sie wird, wie wir zu nnserm Pa'staiiiKMi tinden. von klei- nem, aber kräftigem Birkengestrüpp gebildet, das. obgleich es jedes Jahr mir wenig zunimmt, sich dennoch hier woid zu i'ühlen scheint, denn es hat Blüten und Früchte gereut. Danelien stehen Heidelbeer- büsche mit reifen, ausnelimend süssen Früchten, die mit kindlicher Freude gepflückt und genossen werden, und endlich triumphirt der 10 I. Botanik. Botaniker über den Fnnd einiger schönen, leider schon abgeblühten Alpenrosen. Dieses Rhododendron versetzt ihn ganz in die AljDen znrück; er glanl)t im Geiste schon das Gelänt der Kühe nnd das Jodeln der Sennen zu hören. 80 also vermag in Ostgrönland die Pflanzen- welt, die im Winter durch den nöthigen Schnee gegen den grausigen Frost geschützt ist, in dem kurzen Sommer durch das stetig und intensiv wirkende Licht, durch von unten und oben treibende Wärme sich zu ungewohnter Schönheit zu entfalten, sie vermag jährlich Blüte und Frucht zu reifen. Bei solch reichem Pflanzenleben konnten wir auch mit Recht die Gegenwart mancher pflanzenfressenden Thiere vermuthen, und zwar sicher des Rennthiers und des rein weissen Polarhasen, die überall den eisigen Norden bevölkern. Auf den weiten reichen \Veiden des Festlandes fanden wir grosse Heerden dieses prachtvollen Hochwildes Aveiden, ungestört und ungeschreckt bei der Annäherung des mord- lustigen Menschen. Aber es Avar noch ein anderes ebenso wichtiges und interessantes Heerdenthier, das uns dort begegnete und dessen Entdeckung in Ostgrönland seltsamerweise unserer Expedition vor- behalten war. Es ist das der arktisclie Ochse, jener von den Franklin-Ex})editionen her Ijekannte Moschusochse mit seiner niedrigen Gestalt, den langen dunkeln Haaren und den am Grunde kolossal dicken und schweren Hörnern. Auch dieses seltsame Thier lebt in Heerden dort, scharrt sich im Winter das Futter unter der dünnen Schneedecke hervor und bietet, wie das Rennthier und der Hase, dem Menschen eine ausgezeichnete und gesunde Nahrung. Auch kleinere Thiere leben von Pflanzen: der kleine graue Lemming gräbt den feinen AVurzeln nach, und unter den Vögeln sahen wir die Gänse auf den Wiesen weiden und die reizenden Schneehühner von den jungen Schöss- lingen der Weiden sich nähren. Aber wie in der ganzen Natur, so haben auch hier die Thiere ihre besondern Feinde. Bas zwischen den Steinen wohnende Hermelin und der überall sich umhertreibende Fuchs stellen ihnen auf dem Lande ebenso nach, wie aus hoher Luft herab die p]ule und der Falke. Aber dessenungeachtet zwitschert und singt die Schneeammer ihr frohes Lied schon im ersten noch bitterkalten Frühjalir, flöten die Regenpfeifer und Strandläufer in den Niederungen des Strandes und stellen den kleinen Larven, Mücken und Fliegen nach, die auch dort ihr stilles Leben fristen: Eine reichere Nahruugsquelle für A'ögel und Säugethiere bietet nun freilich das ]\Ieer. Li den Wiesen der Tange am flachen Strande, in den Wäldern der riesigen Laminaria treiben Millionen von Krebs- thierchen ihr Wesen, und durch die jahraus jahrein gleiche Tem- 1. Klima und Pflaiizonlcbcu auf Üstgrüiilanil. 11 ])t'r;itur dt's Watssers begünstigt, orreiclien sie eine iingewölniliclie (irösse; an den Steinen und am Boden des Grundes leben Muscheln und Schnecken — es sind theilweise dieselben Avie in unserer Ostsee, aber sie zeigen meist kräftigern Bau. Und diese Krebsthiere nel)st einigen kleinen Fischchen dienen dem Heere der Wasservögel zur Nah- rung, den Eidergänsen, den Möven und Tauchern, den Seeschwall)en und andern. An den liohen Klippen nistend, kreisen diese Vögel unruhig und sclu'eiend Tag und Nacht in der Luft, oder tummeln sich auf dem stillen Wasser undier. Auch sie haben ihre Jungen zu vertheidigen gegen die genannten Baubvögel, deren Zahl noch durch die grosse ^löve und namentlicli den schwarzen Ha1)en vermehrt wird. Aber so angenehm das Fleisch und die Eier, die Felle und Federn dieser Vier- füsslcr und ^'ögcl dem europäisclien J]indringling sind, ihi' Nutzen für den Ureinwohner ist verschwindend gegenüber dem, den das Wal- ross und der Seehund geAvährt. Es sind dieses die Avichtigsten Thiere aller Eisküsten ; auf dem Dasein und der Ausnutzung derselben liasirt eigentlich das ganze Leben der dortigen Eskimos. Doch auch sie haben keinen ungestörten Genuss ihrer Jagd: das mächtigste Raub- thier, der Eisbär, erhebt dieselben Ansprüche an Seehunde, W^alrosse und liennthiere, und zAvischen der Kraft und Schlauheit des Thieres und der Intelligenz des ärmsten Menschen entsteht der wunderbarste Wettstreit und Krieg. Gefässpflanzen. Boarbcitct von Franz r)ucljeii;iu uiul AVillieliii Olliers Focke Jjurcli die wenigen Reisenden, welche l)islier das arktische Ost- grönland hesuelit lial)en, ist 1)creits Finigcs üher die Vegetation dieses Landstrichs liekannt geworden. Im Jahre 1822 Avurden von Scoreshy öl (refäss- nnd 5 Zellen})tlanzen aus Ostgrönland niitge1)racht, wäh- rend Sahine, der die Clavering'sehe Expedition liegleitete, 1823 in denselhen Gegenden 57 Gefässptlanzen sammelte. \V. J. Ilooker, einer der ausgezeichnetsten Botaniker der damaligen Zeit, Ijearbeitete das von diesen beiden Reisenden zusammengebrachte Material in zwei gesonderten Abhandlungen.^ Die Gesammtzahl (k^r aus dem arktischen ^ Uebersiclit der wiclitigsteu Literatur über die Flora des östlichen Grönland: William Scoresby, des Jüngern, Tagebuch auf einer Reise auf den Waltischfang. Uebersetzt von Friedrich Kries (Hamburg 1825). Darin S. 385: W. J. Hooker, Verzeichniss von Pflanzen von der östlichen Küste von Grönland. W. J. Hooker, Some Account of a collection of Arctic plauts formed by Edward Sabine, during a Voyage in the arctic Seas in Trausact. Linn. Soc, 1825, XIV, p. 360. W. A. Graah, Narrat. of an Expedition to the Fast coast of Greenland; translat. by G. G. Macdougall, 1837, p. 177 (die Pflanzen bestimmt von Hornemann). J. D. Hooker, Outliues of the distribution of Arctic plants in Transact. Linn. Soc, 18G2, XXHI, p. 251. Süd- und Westgrönland sind in botanischer Beziehung besonders durch die Thätigkeit dänischer Missionare und Naturforscher relativ recht gut bekannt und findet sich eine vollständige Zusammenstellung der von dort bekannten Pflanzen aus der Feder von Prof. Joh. Lange in dem Werke von H. Rink: Greenland geo- graphisk og statistisk bcscrevet, 1857, welches in deutscher Uebersetzung unter dem Titel: A. v. Etzel, Grönland geographisch und statistisch beschrieben, als ü. Lie- 2. Gefässiiflanzon. 13 OstgiM'liilaud seit der rublicatiou dieser Hookev''selien Arl)eiteiv ge- nauer bekannten GefässpHanzen belief sieli aiil' etwa 61 Arten, wenn man die völlig zweifelhaften Fonnen nnberücksiclitigt lässt. 26 Arten waren sowol von Scoresby als von Sal)ine aufgefunden worden. Nahezu ein halbes Jahrhundert verHoss, ohne dass unsere Kennt- nisse über die nördlichen Gegenden Ostgrönlands irgendwie bereichert worden wären. Der zweiten Deutschen Nordpolexpedition war es voi-behalten, weiteres Licht ül)er diese entlegenen Gestade zu ver- breiten. Das von unsern Reisenden mitgebrachte, grösstentheils von Dr. Pansch gesammelte Material lieferte uns 89 Arten von Gefäss- pflanzen (darunter zwei zweifelhafte), sodass die Zahl der aus dem arktischen Grönland bekannten Pflanzen nunmehr ;iiischiilich gewachsen ist. nändich, abgesehen von den zweifelhaften lM>rmen, bis zu 96 Arten. Für die Kenntniss der Zellenpflanzen der Gegend wurde ferner eine erste Grundlage gewonnen, da die wenigen Arten Scoresbj's kaum in Betracht kommen können. Man darf indess nicht glauben, dass nunmehr die Flora Ostgrönlands einigermassen vollständig erforscht sei. Wenn man sich die Schwierigkeiten vergegenwärtigt, mit wel- chen alle wissenschaftlichen Untersuchungen in den unwirthlichen Polar- gegenden zu kämpfen haben, wenn man sich erinnert, wie z. B. unsere Kunde über die Flora von Spitzbergen Schritt für Schritt durch jede Expedition um einige Arten bereichert worden ist, so wird man die Ueberzeugung gewinnen, dass in Ostgrönland noch viele Gewächse vor- kommen dürften, deren Auffindung spätem Beisenden vorbehalten ist. Namentlich gilt dies von den Moosen, Flechten und sonstigen Zellen- pflanzen, sowie von den Gräsern und Halbgräsern. Die bedeutend- sten Entdeckungen dürfte das nur flüchtig besuchte Innere des Landes versprechen, welches ungleich reicher und fruchtbarer zu sein scheint, als die stets von Eis umlagerten Küstengegenden. Es verdient indess hervorgehoben zu werden, dass der wissenschaftliche Gewinn, welchen die bedeutenden Sammlungen der zweiten Deutschen Nordpolexpedi- tion lieferten, nicht allein in der Vermehrung der Zahl der aus Ost- grönland bekannten Pflanzenformen besteht. Das mitgebrachte Ma- terial ermöglicht vielmehr ausserdem theils eine bessere Kenntniss mancher Arten , theils liefert es treft'liche Belege zu den vorstehenden, der unmittelbaren Anschauung entsprungenen, lebensfrischen Schilde- feriing der Hauff und Peschersclien Sammlung von Reisen- und Liinderbeschrei- bungen erschienen ist. Wir verdanken den naturhistoriscben Theil des dänischen Originalwerks, welcher auch als Sei)aratabdruck erschienen ist, der Güte des Herrn Prof. Job. Lange in Kopenhagen. 14 I. Botanik. rimgen der Vegetationsverhältnisse Ostgrönlands , welche wir Dr. Adolf Pansch verdanken. Einige der mitgebrachten Pflanzen sind bereits im Herlist 18G9 auf der Sabine-Insel, Klein -Pendulum und am Cap Philip Broke ge- sammelt. Da indess Dr. Pansch das Unglück hatte, sich bald nach der Ankunft an der grönländischen Küste erheblich zu verwunden, so ist die Zahl der damals eingelegten Arten eine geringe. Auf der Winterreise bis zum 77. Grade nördl. Br. konnten natürlich keine Pflan- zen gesammelt werden, doch wurden von einem der nördlichsten Punkte Proben der Saxifraga oppositifolia L. mitgebracht. Der grösste Theil der Pflanzenvorräthe stammt von der Sabine-Insel und aus den Monaten Juni und Juli 1870. Klein- Pendulum wurde am 29. Juni uu/(ni, DG. aus Grönland beschrieben und abgebildet, eine grössere Pflanze mit stark schrotsägezähnigen Blät- tern, welche sich durch stachelig-behaarte Früchte und einen eigen- thümlichen hornförmigen Anhang auf der Aussenseite unter der Spitze der Deckblätter des Köpfchens auszeichnet. Diese Form ist unter dem vorliegenden Materiale nicht vertreten. Dr. Hooker erklärt sie (Distribution of arctic plants, S. 333) eher für eine abnorme Form als für eine Varietät. Alle aufgestellten Taraxacum -Arten dürften zuletzt wol als Subspecies des T. officiiiale zu betrachten sein. 10) Campaiiulaceae. 44) Campaiitda Kniflora L. Bergabhänge auf den Pendulum- Inseln; bereits von Sabine gesammelt; in Westgrönland weit verbreitet. 45) Campanula rotundifoUa L., var. ardica J. Lange (Flor, dan., Taf. 2711). Auf den Abhängen des Fjord zerstreut, häuflg in einer Höhe von 6 — 800 Fuss mit Fi/rola zusammen; Blüten lebhaft, aber nicht dunkel blau. (Pansch.) 44 I- Botanik. Die Pflanze scliemt in der Nähe des Fjord ihre Nordgrenze für Grönhmd zu erreichen, da sie von keinem Sammler weiter nord- wärts beohachtet wurde. Graah sammelte sie unter dem 63" uördl. Br. ; Joh. Lange gieht sie für das westliche Grönland von 68 — 70° an. 11) Vacciniaceae. 46) Vaccinmm uUginosuni, L. Weitverbreitet; sowol auf den Inseln als am Fjord gesammelt, auch von Scoresby und Sabine mitgebracht. Die Exemplare von den Inseln und den Nordabhängen des Fjord meist kümmerlich; kräftige, dichtbelaubte Pflanzen an der Südseite der Jackson-Insel (fast 40^"^ hoch und mit einem 6—7'"™ starken Hauptstamme) und den Südostabhängen des Ijord; hier bildet sie an manchen Stel- len dichte, struppige Hasen und wurde auch fructificirend beobach- tet. Einzelne Exemplare sind dann dicht mit Beeren bedeckt, wäh- rend daneben andere steril und ohne Spuren von Blüten sind. Beeren theilweise reif, meistens aber noch grün. (Pansch.) Einzelne Exemplare aus dem Fjord haben anscheinend neben den heurigen auch noch vorjährige Blätter. Die grönländische Form dieser Pflanze ist ausgezeichnet durch die Kleinheit ihrer Blätter, welche auch im Süden Grönlands nicht grösser zu werden scheinen. Weiter ist kein Unterschied zwischen der grönländischen und der europäischen Pflanze nachzuweisen. Das Vacc. pubescens W^ormsk. ist nicht, wie gewöhnlich angenom- men wird, mit dieser kleinblätterigen Abänderung identisch. Es scheint vielmehr eine ausgezeichnete Varietät des V. uliginosum L. zu sein, charakterisirt durch unterseits kurzhaarig-flaumige Blätter. Es ist bis jetzt nur von AVestgrönland bekannt. Unter den von Scoresby gesammelten Pflanzen befindet sich, Avie Hooker ausdrück- lich erwähnt, kein behaartes Vaccinium tdiginosum. 12) Ericaceae. 47) Andromeda tetragona L. Eine sehr verbreitete arktische Pflanze, mitgebracht von der Clavering-Insel, Shannon-Insel, aus dem Fjord u. s. w. (von dem letztgenannten Fundorte mit reifen Früchten); auch von Scoresby und Sabine gesammelt; bildet niedrige, aber dichtverflochtene Ge- strüppe. 48) Arctostaphylos cdpina Spreng. Auf Alluvium an der Eleonoren-Bai, Kaiser-Franz-Josephs-Fjord, zAvischen Gräsern, Riedgräsern, Moos und Vaccinium] einziger 2. Gefiisspflanzen. 45 Fundort. (Pansch.) Von Scoresby, Sabine und Graah nicht beob- achtet; auch in der Lange'schen Flora von GrönL^nd, sowie auch der Hooker'schen Arbeit über die Flora von Griinland noch nicht aufgeführt; ist aber -inzwischen nach freundlicher Mittheilung des Herrn Professor Johann Lange bei SukkertoiDi^en im Avestlichen Grönland gefunden worden. Zwei der wenigen vorliegenden Exem- plare besitzen anscheinend reife Früchte. 4!)j Bhododcndron lapponicuni L. Nur sehr spärlich gefunden : auf der Kohleninsel von der geodäti- schen Expedition; am Kaiser-Franz -Josephs-Fjord. Von Sabine gesammelt; im westlichen Grönland anscheinend häufiger. Ledum paliistre L., welches von Sabine gefunden wurde, fehlt in der vorlie- genden Sammlung. 13) Pyrolaceae. 50) Pyrohi rotiindifolia L., vur. arenaria Koch. Nur am Kaiser -Franz -Josephs -Fjord; dort in einer Region von G — 800 Fuss Höhe auf grasigen Felshalden sehr häufig, mit CaQHpamda rotundifoUa L. zusammen; sonst nur vereinzelt. Von Scoresby, Sabine und Graah nicht gefunden; im westlichen Grönland ist eine andere Form {Fyr. yrandiflora Piad., Auct.) häu|iger. Am 10. August noch in voller Blüte; Insekten wurden an den Blumen nicht bemerkt. Der Farbenton in Blättern und Blüten ganz wie bei den deutschen Pyrola-Arten. (Pansch.) Die vorliegenden Pflanzen sind durch niedrigen Wuchs, kleine Blätter, kurze Blütenstiele, wenigblütige, ziemlich gedrungene Blü- tentraube und breitere Kelchzipfel von der Hauptnrt verschieden, schliessen sich der var. arenaria Koch dagegen eng an. 14) Empetraceae. 51) Empetr^im nigrum L. Von der geodätischen Exi)edition nach der Kohlen -Insel mitge- bracht; ferner aus der Mackenzie-Bucht. Auch von Scoresby gesammelt. Auffallend ist die Spärlichkeit dieser sonst für den hohen Norden so charakteristischen Pflanze; im westlichen Grönland ist sie von 60°— 72° 48' verbreitet. Die von Kapitän Hegemann von der Hansa aus dem südlichen Grönland mitgebrachten Exemplare von Empefrmu sind monfjcisch, oder gar zwitterig ; die hier erwähnten Pflanzen dagegen sind steril oder zeigen spärliche mänrdiche Blüten. 15) Polemoiiiaceae. b2) Folemoninm limniJe \^\\\(\.. (P. acutiflorwn Willd., F. pulchellum 46 I- Botanik. Bung. , P. capitatum Eschsch., P. liichardsoni Hook, et Arn., P. pulc^ierrimum Hook.) Eine für das östliche Grönland sehr charakteristische Pflanze, die im südlichen und westlichen Grönland fehlt; wnrde auf der Sabine-Insel, Clavering-Insel und Klein-Pendnlum-Insel gesammelt, die kräftigsten Exemplare (bis lö'^'" hoch) in der Nähe der ver- lassenen Eskimowohnungen. Im .lahre 1869 weit reichlicher blühend als 1870. Wurde bereits von Sabine beobachtet; fehlt in der Lange'schen Flora von Grönland. Aus Skandinavien nicht bekannt, in andern arktischen Floren al)er häufig. 16) Scropliulariaceae. Veronica alpina, von Scoresby gesammelt, felilt in unserer Sammlung. 53) Euplirasia offtcinaJls L. Jackson -Insel: ., unter den Bürgermeisterklippen an einer l)e- schränkten Stelle als einzigem Fundorte'^ (Pansch.) Ein einziges winziges, P"' hohes Exemplar, dessen speciellere Be- stimmung unmöglich ist. Es besitzt keine Drüsenhaare und schei- nen die Blüten klein gewesen zu sein; demnach dürfte es zu der Subspecies groifiilis Fries zu rechnen sein. — Scoresb}' und Sabine haben die Pflanze nicht beobachtet; von Graah wurde sie im Königin- Marien-Thale gefunden; derselbe fügt die Bemerkung l)ei: 8" lang, an der Westküste 1 — 3". — Im Süden und Westen ist sie häufiger. 54) Pedicularts hirsuta L. Auf feuchtem Boden sehr häutig und von fast allen besuchten Punkten mitgel)racht. Schon von Sabine gesammelt; auch im west- lichen Grönland häufig. Nach der grössern oder geringern Fruchtbarkeit und Feuchtig- keit des Bodens verschieden an Grösse und der Stärke der Behaa- rung; sonst al)er kaum variirend. 17) Plumbaginaceae. 55) Armeria maritima Willd. {A. sihirica Turcz. in DC. Prodr. XII, G78 u. Flor, dan., Taf. 2769 ist anscheinend nicht von der grönländi- schen Form verschieden.) Kleine, niedrige Exemplare; die Schäfte sehr kurz, die Blätter nicht überragend. Blätter kahl, Schäfte flaumig, Kelchröhre ringsum gleichmässig behaart. Aehnliche kahlblätterige Formen mit nur wenig höhern Schäften kommen auch an unsern deutschen Nord- seeküsten vor. Die Unterscheidung einer var. lahradorica (A. lahra- dorica Wallr. ) auf Grund solcher leichten Abänderungen erscheint 2. Gefilsspflanzon. 47 daher unangemessen. Aus SüdgriJnland haben wir eine höhere Form mit l)ehaarten Blättern erhalten. Nur wenige Exemplare zwisclien andern ungepresst getrockneten Plianzen mitgebracht, wahrscheinlich von der Sabine -Insel; wurde auch von Sabine im nordöstlichen Grönland gesammelt. 18) Polygonaeeae. 50) Oxyria (ligyna (L.) Campd. Eine sehr weitverbreitete arktische Pflanze und. wie Dr. Pansch bemerkt, meist sehr gesellig; von fast allen besuchten Punkten mitgebracht, auch von Scoresl)y und Sabine bereits gesammelt. Aus dem Fjord liegen ausser ein paar Fruchtexemplaren noch einige sterile, unter Felsblöcken gewachsene Exemplare vor, deren Blätter ganz ungewöhnlich gross (4 — 5""^ breit) sind. 57) Poli/c/ONfim viviparum L. Eine der häufigsten arktischen Pflanzen, wurde an allen besuch- ten Orten beobachtet und auch von Scoresby, Sabine und Graah gesammelt. Die meisten Exemplare tragen Bulbillen. Die Höhe überschreitet selten 8 — 10™, doch sind einige Riesenexemplare aus dem Fjord vorhanden, welche 30 — 45^^"' Höhe erreichen. Königin islandica L. wurde von Sabine gesammelt und ist im westlichen Grönland weiter verbreitet, fehlt aber in unserer Sammlung. 19) Betulaceae. 58) Bettila nana L., var. genuina Hegel. Abhänge am Kaiser-Franz- Josephs-Fjord, stellenweise, namentlich in 800 — 1000 FussHöhe am Rande der Moräne dichtes Gestrüpp l)ildend. Eine Form mit in der Jugend dicht kurzhaarigen, später kahlen und glänzenden, drüsenlosen Zweigen. Die Blätter sind kahl, fast stets breiter als lang, sehr kurz gestielt und stumpf-gekerlit, oder auch wol gekerbt-gesägt. Blätter vielfach braunroth gefarl)t. Von diesem Strauche liegt eine Anzahl von Stämmen und ziemlich vollständigen Exemplaren vor. welche ein ziemlich deutliches Bild vom Wachsthume desselben geben. Danach scheinen die Birken- gestrüppe meistens eine Höhe von 40 — 45^^™ zu erreichen ; die gröss- ten Exemplare sind 70*^™ hoch. Es bezieht sich dies aber nur auf die eigentliche Erhebung der Seitenzweige über den Boden; der Hauptstamm ist dem Boden angedrückt und mag wol auch eine Länge von fast P" erreichen. Die meisten starken Stämme haben einen Durchmesser von 2— 272"'', der stärkste ist 3 und SVa'^'" dick; die Hauptwurzeln sind an keiner Stelle dicker als 2 — 2V2*^'"- Die längste vorliegende Haui)twurzel ist (obwol abgel)rochen) (35*^^™ lang. 48 I- Botanik. Die Richtimg der Wurzeln ist wol meist (wie auch einzelne Exem- plare zeigen) nahezu horizontal, da sie ja nicht weit in den unten immer gefrorenen Boden einzudringen vermögen. Die diesjährigen Zweige sind graul)raun, etwas ältere (namentlich von l'^'" Dicke) glänzend dunkell)raun gefärbt. Noch stärkere Zweige zeigen einen weissen Anflug und zuletzt löst sich die Rinde in papierartigen Fetzen ah; dabei überwiegt aber doch immer die braune Farbe. Die Wurzel ist matt und heller rothbraun gefärbt. An einzelnen Exemplaren erkennt man deutlich die Unbilden, welche das nor- dische Klima ihnen zugefügt hat. Hier und da ist die Rinde abge- schunden ; an verstümmelten Exemplaren haben sich aus Adventiv- knospen dichte Büschel neuer Triebe gebildet; die Stämme sind mehr oder weniger hin- und hergedreht, zuweilen sind selbst benach- barte Aeste umeinandergeflochten. Der Verlauf der Holzfasern ist nur an wenigen Stellen deutlich zu verfolgen; sie sind dann nach rechts gedreht. 20) Salicaceae. 59) Salix arctica Pallas. An allen besuchten Localitäten beobachtet, theilweise (nament- lich im Fjord) mit reifen Früchten; auch von Scoresby {^ßcüix äff. glaucae et limosae^'), Sabine und Graah beobachtet. Diese Weide ist, wie die meisten Arten, sehr variabel. Die Zweige sind in der Jugend behaart, aber nicht filzig; die Rinde später glatt, und glänzend gelb oder braun gefärbt. Die Blätter sind nach Gestalt und Grösse sehr variabel, oben lebhaft grün, unterseits bläulich-grün gefärbt, hier und am Rande lange, zerstreute, filzig- seidige Haare tragend, oberwärts fast kahl. Im Alter werden sie meist völlig kahl. Die Deckschuppen sind langhaarig, die Frucht- knoten dichtfilzig. Die Früchte sind sehr kurz gestielt, kegelförmig, die Grifi'el lang und erst an der Spitze gespalten. Unsere Pflanze stimmt genau mit sibirischen Exemplaren (am Taimyr gesammelt) überein, welche wir durch die freundliche Vermittelung des Herrn Professor Maximowicz aus dem botanischen Museum der Petersburger Akademie erhielten. Auch von diesem Strauche wurde eine Anzahl mehr oder weni- ger vollständiger Exemplare mitgebracht. Nach dem Aussehen derselben scheinen die Hauptstämme der Weide bemerklich grösser zu werden als die der Birke (es liegen uns Exemplare von 1 — 2"' Länge vor), aber das Gestrüpp derselben sich doch weniger über den Boden zu erheben und auch nicht so dicht zu sein. Die 2. Gofilsspflanzen. 49 Stiimnio liejicn dem l>0(U'n aiigodrückt und sind vielfach sclilangen- artiif hin- und hergebogen, offenbar durch Felsl)löcke oder Steine von der geraden Richtung des Wachsthumes abgelenkt. Sie errei- chen einen Durchmesser von S*""; ein einzebier, vielfach gedreh- ter und plattgedrückter Stamm, der durch Eis oder Steine ober- wärts entrindet ist, zeigt einen Durchmesser von 5'''" bei .S*^'" Dicke; Haufen kleiner Triebe sind am Rande der entrindeten Stellen ent- standen. Die diesjährigen Zweige sind lebhaft gelb, die vorjähri- gen braun gefärbt und beide glänzend ; ältere Zweige sind weisslich- braun und matt. An den Stämmen springt die dicke Borke mit kurzen Querrissen, die eigenthümlich wulstige Lippen haben, auf. Die Holzfasern waren an mehreren Stellen deutlich nach rechts gedreht, an andern aber auch gerade oder uni)estimmt hin- und hergewunden. Die Wurzeln erreichen niemals die Dicke des Stam- mes; ich sah sie nie dicker als 2V2*="'. Eine vorliegende Wurzel ist 50'^'" lang und dann noch an der Spitze abgebrochen; ob sie senkrecht nach unten gewachsen ist, ist nicht mehr mit Sicherheit zu beurtheilen, doch scheint es uns sehr zweifelhaft. — Ein beson- ders schilnes, festes Stück W^eidenholz von 2V2'"" Durchmesser wurde durch die geodätische Expedition von der Kohlen-Insel mit- gebracht. 21) Jiiiicaceae. 00) Luzida hypcrhorca R. Br. Eine Charakterpflanze der arktischen Flora, die von fast allen besuchten Localitäten mitgel)racht und auch von Scoresby („Lv^ula arcuata Hooker") und Sabine gesammelt wurde. Wachsthum in dichten Rasen; aber die neuen Triebe seltener gerade, meist bogenförmig aufsteigend, zuweilen selbst ausläufer- artig gestreckt. Meist nur eine (einfache oder zusammengesetzte) Blütenähre, selten noch eine oder zwei gestielte Seitenähren; die Stiele der letztern gewöhnlich gerade, zuweilen aber auch so schlank gebogen, wie bei Lus. arcuata. Die ganze Pflanze ist starrer, stei- fer als die letztgenannte Art, ihre Blätter breiter. Häufig zeigen alle frischen Theile der Pflanze eine braunrothe Farbe, die abge- storbenen Blätter sind lebhaft strohgelb. Wie überhaupt in der Gattung Litmda, so ist auch in der rein nordischen Gruppe der Lusula hjperhorea die Abgrenzung der Arten äusserst schwierig. Wenn man die äussersten Formen der Luzula hypcrhorca R. Br. und arcuata Whlnbg. mit einander vergleicht, so ist die letztere an dem schiankern Wüchse, den rinnigen, oft fast borstlichen Blättern, den wenigblütigen Köpfchen und den unge- Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. 4 50 !• Botanik. mein sclilanken, stark gebogenen Stielen der Seitenköpfchen leicht 7Ä\ nntei'scheiden. Bei Yergleichung dieser Kennzeichen an einer grössern Reihe von Exemplaren wird man aber bald gewahr, dass keins derselben völlig getreu bleibt. So verbinden z. B. Exem- plare, welche von H. Hertens auf der Lütke'schen Expedition nach Sitka und den Aleuten gesammelt sind, die breiten Blätter der L. Ujperhorca mit den zarten Stielen und der geringen Blütenzahl der L. arcuata. Das von unserer Expedition mitgel)rachte Material schliesst sich in fast allen Exemplaren dem breitblätterigen Typus mit grossen, relativ reichblütigen Aehren an, der unter der Bezeichnung L. hiperhorca B. Br. verstanden wird. Nur wenige sehr grosse Exem- plare (das grösste misst 24'™) nähern sich durch schmalere Blätter, armblütigere Kilpfclien und zartere Stiele dem Typus der skandina- vischen Luz: arcuata, ohne ihn aber entfernt zu erreichen. Als anderes Extrem linden sich aber auch ein paar Exemplare von der Shannon-Insel vor, welche sich der dritten aus dieser Gruppe beschrie- l)e]ien Art, der Luz. arctica Blytt ausserordentlich annähern. Diese Art wird von ihrem Autor (M. N. Blytt, Norges flora, 1861, I, p. 291») durch niedrigen Wuchs, relativ breite, flache, am Rande nur spär- lich behaarte Blätter, völlig kahle Stengell)lätter, zwei "bis drei an der Spitze des Stengels zusammengedrängte Köpfchen (selten ist ein seitliches gestieltes), kurz zerrissene, aber nicht gewimperte Blü- tendeckblätter und eiförmige Perigonl)lätter charakterisirt. Hier- mit stimmen die vorliegenden Exemplare fast vollständig ül)erein. nur sind die stengelständigen Blätter nicht kahl und besitzen an der Scheidenmündung einen schwachen Haarbüschel; auch finde ich die Perigonblätter nicht eiförmig, sondern lanzettlich. Die charak- teristischen Eigenthümlichkeiten des niedrigen Wuchses, der brei- ten Blätter und der nicht haarig-gewimperten Deckblätter (Avodurch die Köpfchen eine bedeutend dunklere Farbe zeigen als die der übrigen Exemplare) haben unsere Pflanzen dagegen mit solchen von Spitzbergen gemein. Es muss weiterer Beobachtung überlassen bleiben, zu entscheiden, ob diese Form eine grössere Selbständig- keit zeigt, oder ob sie nur einzeln zwischen typischer L. liypcrhorcu vorkommt. Die Nomenclatur dieser Arten ist höchst verwirrt. So führen die Schweden die beiden auf Spitzl)ergen vorkommenden Formen als Luz, arcuata ß eonfusa Lindel). und L. hyperhorea R. Br. (nach Fries) auf; die erste ist aber gerade die echte Luz. hyperhorea R. Br., die zweite dagegen ist = L. arctica Blytt. Es wird dies durch 2. Gefässpflanzen. 51 Exem})lare, welche wir aus dem Stockholmer norl)arium erhielten, zweifellos festgestellt (vgl. (lariil)er auch Blytt a. a. 0.). (")l ) Jtmctifi higlmnis L. In Begleitung der vorigen Art, jedoch nur local auftretend: Sa- hine-Insel, Cap Broer Piuys, Fjord. Fehlt liei Scoresby, Sabine und Graah. Lockere Hasen bildend; selten mehr als 6 — 7'"". hoch. Blüten meistens schwarzln-aun gefärbt und gewöhnlich von der untersten Bractee überragt. C2) Jnncus triyhmiis L., var. CopehüuU Buchenau. Gletscherwälle am Kaiser-Franz- Josephs-Fjord. Fehlt von allen nördlichem von unserer Expedition besuchten Punkten; auch von Scores])y und Sabine nicht beobachtet. Eine sehr interessante zarte Form von J. triglumis L. mit viel schwächerm, hin- und hergebogeneni Stengel und kleinern Blüten als der normale. Köpfchen vier- l)is sechsblütig, nicht von dem untersten Deckblatte (welches nur wenig länger ist als seine Blüte) überragt; die unterste Blüte oft eine kleine Strecke weit von den ül)rigen entfernt. Die (unreife) stumpfe Kapsel überragt die Kelch- 1)lätter; sie hat einen kurzen Griffel. Die Blüten sind hellkasta- nienbraun gefärbt, nicht schwarzbraun, wie bei J. higlmnis. Es liegen leider nur wenige Exemplare dieses Jnncus vor, der vielleicht von J. trighimis L. zu trennen sein dürfte. Exemplare von J. triglumis aus dem südlichen und westlichen Grönland sahen wir noch nicht. Die Varietät ist nach Dr. Copeland genannt, wel- cher nächst Dr. Pansch am meisten zum lleichthum der vorliegen- den Pflanzensammlung beigetragen hat. 03) Juncus castcmeus Sm. Kaiser-Franz-Josephs-Fjord. Auch von dieser Art liegen nur sehr wenige Exemplare vor; sie scheint, wie die vorige Art, in der Nähe des Fjord ihre Nord- grenze zu erreichen, da sie weder von der deutschen Expedition, noch von Scoresby und Sabine weiter nordwärts beobachtet wurde. Die vorliegenden Exemplare sind wenig mehr als 10''"^ hoch. Die äussern Perigonblätter sind bemerklich länger als die Innern, beide aber um reichlich ein Drittel kürzer als die dunkelkastanienbraune (übrigens noch nicht ganz reife) Kapsel. Dje meisten Exemplare haben nur ein endständiges Köpfchen; eins jedoch hat drei Köpf- chen, von denen das unterste merkwürdigerweise aus der Achsel eines fast an der Basis des Stengels sitzenden Laubblattes entspringt und langgestielt ist. 4* 52 !• Botanik. 22) Cyperaceae. 64) Carex "^j rupcstris All. Nur spärlich heobachtet: Jackson-Insel; Cap Broer Ruys. Fehlt bei Scoresby, Sabine und Graah; im Avestlichen Grönland weit ver- breitet. Die Abbildungen von Sturm (VI, 7), Allione (Flora pedemontana, Taf. 91, Fig. 1) und der English botany stellen sämmtlich nur Einen Trieb von einer Pflanze mit verlängerten Ausläufern dar; dagegen besitzen die vorliegenden Exemplare, wie auch sämmtliche aus den Alpen stammende unsers Herbariums alle ein weit gestauch- teres Ansehen und kürzere, meist bogig aufsteigende Ausläufer, wodurch ihr Habitus ein anderer wird. 65) Carcx naräina Fries. Clavering-Insel, Jackson-Insel ; nur äusserst spärlich in der Samm- lung vorhanden. Von Scoresby, Sal)ine und Graah nicht beobachtet; in Westgrönland weiter verbreitet. Die Fruchtschläuche sind weit stärker borstig gewimpert als nach der Abbildung der Flora danica, Taf. 2365, und an Exem- plaren aus dem südlichen Grönland, welche wir von Professor Joh. Lange erhielten. 66) Carex fnliginosa Sternb. et Hoppe. Auf durchrieseltem Boden: Clavering-Insel, Sabine-Insel, Kaiser- Franz-Josephs-Fjord (hier mit überreifen Früchten, sodass an man- chen Exemplaren alle Fruchtschläuche und Deckblätter abgefallen .sind). Von Sabine gefunden. Mittelgrosse Exemplare dieser schönen, auch in den Alpen ver- breiteten Art. 67) Carex stihspathacea Wormsk. Ein einziges Exemplar von den Abhängen am Fjord. Von Scoresby, Sabine und Graah nicht beobachtet; stimmt voll- ständig mit südgrönländischen Exemplaren überein, welche Avir der Güte des Herrn Professor Joh. Lange verdanken ; nach der Angabe in Rink's Werk ist sie dort von 60—62 Grad verbreitet. 68) Carex rigida Good. Gleichfalls nur ein Exemplar vorliegend, Avelches bei Cap Broer Ruys gefunden wurde; von Scoresby, Sabine und Graah nicht beobachtet; im Avestlichen Grönland weit verbreitet. *) Das aus dieser Gattung vorliegende Material drängt den Gedanken auf, dass bei speciellerer Beachtung gewiss noch manche Art in den besuchten Gebieten auf- gefunden werden kann. 2. Gcfässpflanzcn. 53 Das Exemplar (zwei mit ihren Blättern verflochtene Stengel ohne Wurzel) ist nur 1^"^ hoch und noch nicht ganz entwickelt; die Be- stimmung verdanken wir der Güte des Herrn Professor Dr. Grisebach. 69) Kohrcsia caricina Willd. Moränen am Fjord. Von Scoresby, Sabine und Graah nicht gefunden; in Westgrönland von 64 — 72 Grad angegeben. Schöne Exemplare dieser Pflanze, zum Theil in Blüte, zum Theil mit abgefallenen Früchten. 70) Elyna spicata Schrad. Cap Broer Ruys. Auch sie wurde sonst noch nicht in Ostgrön- land beobachtet, jwährend sie in Westgrönland weit verbreitet ist, und dürfte daher vielleicht in der Nähe des Fjord ihre Nordgrenze für die Ostküste erreichen. 71) Briojihorion pohjstadiyum L. Auf feuchten Niederungen an vielen Stollen, z. B,: Sabine-Insel, Clavcring-Insel, Cap Broer Piuys, Fjord. Bereits von Sabine gesammelt. 72) Erio2}Jionü)t Sclieuclizcri Hppe. (ccqntatnni Host). Mit der vorigen Art, aber nicht so allgemein verbreitet: Clave- ring-Insel, Cap Broer Ruys, Fjord. Von Scoresby und Sabine gesammelt. 23) Grramineae. 73) Älopecurus alpimis Sm. Auf feuchten Niederungen häufig an allen besuchten Ijocalitäten ; auch von Scoresl)y und Sabine gesammelt. Bildet ziemlich lange, horizontale Ausläufer, die sich an der Spitze massig stark bestocken; die meisten Exemplare sind 15^ — • 20*^" hoch, doch erreichen einzelne auch die Höhe von 27 — 28^^"^ Die Scheide des obersten stengelständigen Blattes ist schlauchartig aufgetrieben i, die Lamina nur kurz. 74) Calamagrostis purimrascctis E. Br. (Flor, dan., Taf. 2523). Mit Catabrosa latifolia Fries zusammen am Kaiser- Franz-Josephs- Fjord. Von Scoresby, Sal>ine und Graah nicht gefunden; auch von unserer Expedition nicht weiter nördlich beobachtet; im westlichen Grönland nicht selten. Wol die höchste krautartige Pflanze Ost- grönlands, da einzelne Exemplare mehr als Ya™ hoch werden. 1 Dies ist eine Eigentliümliclikeit , welche bei vielen arktischen Gräsern mehr oder weniger deutlich auftritt; sie hat wol darin ihren Grund, dass der Blütenstand zufolge der klimatischen Verhältnisse lange fertig ausgebildet in der obersten Blatt- scheide verweilt, bis er unmittelbar nach dem Beginne der bessern Jahreszeit aus derselben heraustritt. 54 I- Botanik. 75) HierocMoa alpina R. et S. Auf trocknern und feuchtern Stellen der Inseln, z.B.: Shannon- Insel, Sabine-Insel, Jackson-Insel. Von Scoresby, Sabine und Graah nicht angegeben. Eine in dichten Rasen wachsende Pflanze mit bogig aufsteigenden Trieben; die untern Blattscheiden schön violettroth überlaufen. Bis 20'"" hoch. Angenehm duftend. 76 j Descharnpsia hrcvifolia R. Br. Nur wenige P]xemplare von Cap Philipp ßroke. Bereits von Sabine gesammelt; auf den Osten beschränkt. 77) Trisetum siibspicatum P. de B. Ein ziemlich verbreitetes arktisches Gras; liegt von der Jackson- Insel, der Clavering-Insel und Cap Broer Ruys vor. Von Scoresby und Sabine angegeben. Die Exemplare meist unter 15"" hoch, während Exemplare von Godhavn im südlichen Grönland bis 2(3''™ hoch sind. 78) Catabrosa (Phippsia) algida (Sol.) Fries. Sabine -Insel, Shannon- Insel. Fehlt bei Scoresby, Sabine und Graah; im westlichen Grönland w^it verbreitet. Ein dichtrasig Avachsendes Gras. Die vorliegenden Exemplare selten mehr als 2"™ hoch. Exemplare von Holsteinborg im süd- lichen Grönland sind weit grösser und haben massigere Stengel und Blätter; selbst dann bleibt die Pflanze aber eins der kleinsten Gräser. 79) Catabrosa (Colpodimn) latifolia (R. Br.) Fries. Cap Broer Ruys; Fjord. Fehlt bei Scoresby, Sabine und Graah; für das westliche Grönland von 70 --72° 48' angegeben. Nächst Calamagrostris pnrpurascens wol die höchste krautartige Pflanze, da einzelne Exemplare eine Höhe von 50'^™ erreichen. 80) JPoa 1 abbreviata R. Br. Clavering-Insel, Kaiser-Franz- Josephs-Fjord. Eine ausgezeichnete Art von dichtrasigem Wachsthum und nie- drigem Wüchse; die Blätter sind schmal und zusammengerollt. — Die Exemplare von der Clavering-Insel haben weit weniger behaarte Blütenspelzen als die aus dem Fjord; sie stimmen durchaus überein ' Das reiche aus dieser Gattung vorliegende Material zeigt, dass diese Pflauzen auch im äusserst en Norden sehr stark variiren. Wir haben die Freude gehabt, dass Herr Professor Grisebach, dieser ausgezeichnete Kenner der arktischen Gräser, unsere Bestimmungen revidirt und sich in allem Wesentlichen mit ihnen einverstanden erklärt hat. 2. Gefässpflanzen, 55 mit einem Exemplar, welches wir als ,^Poa VaJiliana Liebm." von Herrn Professor Job. Lange in Kopenhagen erhielten. Herr Professor Grisebach macht uns aber mit Recht darauf aufmerksam, dass hier wol eine Verwechselung vorgefallen sein müsse, da die Abbildung der Poa Vahliana Liebm. (Flor, dan., Taf. 2401) eine andere Pflanze darstellt. 81) Poa arctica E. Br. Diese und die folgende Art sind sehr weit verbreitet und bilden einen Hauptbestandtheil des Rasens; sie sind von fast allen besuch- ten Localitäten mitgebracht und auch die abgeschnittenen Rasen- stücke, welche theilweise wegen eingebetteter Pflanzen, theilweise nur als Packmaterial mitgebracht wurden, enthalten sie meistens. Poa arctica R. Br., eine der P. fJexiiosa Host nahe stehende und von ihr nicht immer leicht zu unterscheidende Art, variirt sehr stark, und unterscheiden wir an dem vorliegenden Material fol- gende, durch mancherlei Uebergänge verbundene Formen: OL) mit glatten Rispenästen und flaumigen Blütenspelzen; Clave- ring-Insel (so nach Grisebach auch von der Eschscholtzbai) ; ß) mit rauhen Eispenästen und flaumigen Blütenspelzen; Kaiser- Franz-Josephs-Fjord (diese Exemplare durch grösstentheils abwärts gerichtete Rispenäste ausgezeichnet), Shannon -Lisel, Cap Broer Ruys (auch hierunter einige Exemplare mit abwärts gerichteten Rispenästen; sie haben zugleich grössere Aehrchen als die meisten übrigen Pflanzen, und die untern Spelzen sind nicht so lebhaft gefärbt — unten dunkelviolett, dann bräunlich und an der Spitze weisshäutig — wie bei der Mehrzahl der Exemplare); 7) mit glatten Rispenästen und kahlen Blütenspelzen; Jackson- Insel, Sabine-Insel. Hooker führt unter den von W. Scoresby gesammelten Pflanzen Poa laxa und als von Sabine gesammelt: Poa angustata R. Br., arctica R. Br. und laxa Hke. an. Von diesen ist Poa angustata R. Br. (s. nachstehend ) vielleicht ein Synonym von Ghjceria maritima, M. u. K. oder eine derselben sehr nahe stehende Art, und wir irren uns wol nicht, wenn Avir die Poa laxa genannte Pflanze für eine der Varietäten von Poa arctica halten, da Poa laxa eine Alpenpflanze ist, über deren Abgrenzung gegen arctica man früher sehr unsicher war. — Graali hat keine Poa gesammelt. Aus Spitzbergen erhielten wir durch die Güte des Herrn Professor Andersson in Stockholm kleine, von K. Chydenius gesammelte Pflanzen, welche mit unserer Varietät ß übereinstimmen; sie sind bezeichnet als Poa cenisia All. 56 I- Botanik, 82) Foa caesia Sm. Wie bereits bei der vorigen Art erwähnt, ist diese Art an den besuchten Localitäten überall gefunden worden. Sie besitzt ein dichtrasiges AVachsthum, während Foa arciica mit horizontalen oder bogig aufsteigenden Ausläufern umherkriecht. Diese Art variirt wesentlich nur in der Höhe des Wuchses und der grossem oder geringern Reichblütigkeit. Einzelne kräftige Exemplare vom Kaiser -Franz -Josephs -Fjord erreichen eine Höhe von 36— 38«^'", Avährend die gewöhnliche Höhe etwa IG""^ beträgt. Im Schatten grosser Felsblöcke wird die Pflanze locker und schlaft" und verliert ganz den Typus des Starren, Festen, der sonst der Art eigenthümlich ist. 83) Poa annua L. (?) Einige abnorme, wahrscheinlich durch übermässige Feuchtigkeit (ßieselwasserV) krankhaft veränderte Pflanzen. Die Blüten sind vor der Entfaltung abgestorben und ausgebleicht, die Blätter schlaft", welk und hin- und hergebogen; nur einige Seitentriebe der Pflanzen besassen zur Zeit des Sammeins noch frisches Leben. Die Blätter sind flach. Die Bestimmung bleibt uns sowol als Herrn Professor Grisebach zweifelhaft. Ghjceria {Poa) angustata (R. Br.) Fr., eine der Glyceria maritima^-, u. K. sehr nahe stehende und vielleiclit mit ihr zu vereinigende Pflanze, von Sabine gefunden, fehlt in unserer Sammlung. 84) Festuca brevifolia Pv. Br. Piasen bildend: Jackson -Insel, Clavering- Insel, Cap Broer Piuys (dies ist wol die Festuca ovina, var. von Hooker bei Sabine). Wird auch für Westgrönland von mehreren Standorten angegeben. Die Exemplare überschreiten selten die Höhe von 10*=™. 85) Festuca (?) Ein vivipares Gras, wahrscheinlich eine Festuca. Von der Sabine- Insel. Es bildet dichte Rasen und hat l)orstliche Blätter wie die vorige Art. Die Stengel sind aber ziemlich hoch hinauf beblättert, während sie bei der vorigen Art nur am Grunde oder doch wenig über demselben Laubblätter tragen. Die Laubblätter sind benierk- lich länger als bei F. hrevifolia, vielleicht sind aber doch beide Pflanzen zu vereinigen. — Lange giebt für das westliche Grönland eine F. ovina^vivipara an; l)ei Scoresby i^t eine Fest'xca vivq^ara ohne Autor angegeben, womit wol auch dieselbe Pflanze gemeint ist. 24) Filices. 80) Woodsia Hvensis \\. Br. In Felsritzen und auf Felsvorsprüngen. ca. 700 Fuss hoch an 2. Gefässpflanzen. 57 den Abhängen des Kaiser -Franz -Josephs -Fjord. Von Scoresl)y, Sahine nnd Graah nicht heol)achtet. Herr Dr. Knhn in Berlin, dem wir die Pflanze zur Revision sandten, bemerkt über sie Folgendes: Woodsia iJvensis 11. Br. emend., var. hyperhorm B. Br. Forma pilosella (Ruprecht) Milde, Fil. Europ., p. 102 (Woods/a pilosdJa Ruprecht, Beitr., III, p. 54, t. si)ec. origin.!). Die Exemplare stimmen trotz ihrer Kleinheit (sie sind nur ö*^^'" hoch und Ya'"" breit) sehr genau mit Exemplaren aus dem Ala- taugebirge in Sibirien, den Originalpflanzen der Ruprecht'schen Art. Die Nervenenden sind stark verdickt und lauten gegen die Spitzen der Zähne aus. Die Sporen oblong und dicht mit Warzen bedeckt. 87) Cystopteris frcujilis Beruh. In Felsritzen und unter Felsen: Jackson-Insel, Clavering- Insel, Fjord; hier gleichfalls meist in kleinern Rasen zerstreut, unter überhängenden Felsen a])er oft mehrere Quadratfuss in üppigem Wachsthuni bedeckend. — Wurde auch von Sabine und Graah beobachtet. M. Kuhn charakterisirt diese Pflanzen folgendermassen: Cystopteris frugilis Beruh. Forma arctica: Lamina pinnatisecto-pinnatifida, 4*^™ longa, 2 lata; segmenta primaria ovata obtusa, P"' longa; secun- daria late ovata, obtuse dentata; nervi dentes adeuntes. Eine Form dieser kosmopolitischen Art, welche wol nur ihrem Standort die geringe Grösse verdankt. Die Blattfläche ist frei von Drüsen; an einigen Exemplaren, die offenbar schon überwin- tert haben, dicht mit reifen Sporangien überdeckt. Die frischern Wedel zeigen noch nicht hinreichend entwickelte Sporangien. Forma tohulato-dcntata. Milde, Fil. Europ., p. 148. Kaiser-Franz-Josephs-Fjord. Eine Form, welche in Deutschland sich häufig in den höhern Gebirgen vorfindet und von dort auch tief hinabsteigt in die Ebene. 25) Equisetaceae. 88) Equisdicm scirpokJes Michx. In berieseltem Schlick und unter dem Gestrüpp von Vaccininni uh'yinosiim L. : Ostseite der Sabine-Insel, nahe dem Ufer. — Fehlt bei Scoresby, Sabine und Graah; nach J. Lange im westlichen Grönland an einigen Stellen. Die sterilen Stengel treten nur etwa ,'}'='" hoch ü))er den Boden hervoi"; fructificirende wurden leider nicht gefunden; einzelne 58 I. Botanik. Stengel fanden wir noch zwischen den Wurzeln eines Busches von Vaccinium. 89) Equisetum arvense L., var. horeale Bongard (als Art). An mehreren Stellen der Sabine-Insel, zum Theil in überrieseltem Schlick, zum Theil in feuchtem Moose wachsend; bei Cap Broer liuys auf einer sumpfigen Wiese, stellenweise dichte Rasen bildend. Nur kleine (wenige Centimeter hohe) sterile Exemplare, welche leider durch starke Ueberwucherung mit Schimmel sehr mürbe geworden sind. — Die Aeste sind fast stets dreikantig, wie es die Diagnose verlangt; nur ganz einzeln fanden sich vierkantige Aestchen. Anhang I. Flora der Sabine -Insel. Da die Sabine-Insel in Folge des längern Aufenthaltes der deut- schen Expedition ^ der in naturwissenschaftlicher Beziehung am ge- nauesten gekannte Punkt der ostgrönländischen Küste ist, so scheint es uns von einigem Interesse zu sein, die von ihr bis jetzt bekannt gewordenen Pflanzen im Nachstehenden zusammenzustellen: Bammculus glacialis L. — nivalis L. Papaver iiudicauJe L. Cardamine beUidifolia L. Draba arctica Vahl. — Wahlenhergii Hartm. — alpina L. — muricella Whlnbg. CocMearia spec. Silene acatdis L. Walühergella apetala Fr. Melandrium affine Vahl. — triflorum Vahl. Arenaria ciliata L. Alsine ruhella Whlnbg. — blflora Wldnbg. Stellaria longipcs Gouldie. Stellaria humifusa Rottli. Dryas octopetala L. Potentüla nivea L. — emarginata Pursh. Epilobinm latifolium L. Saxifraga oppositifolia L. — caespitosa L. — cerntia L. — nivalis L. — Hirctdus L, — flagellaris Willd. Taraxaci im phymaiocarp u m J. Vahl. Campamda uniflora L. Vaccinium idiginosnm L. Andromcda tctragona L. Polemouinm Juimilr Willd. ' Auch viele der von Sabine gesammelten Ptianzen werden wul von dieser Insel herstammen, doch sind von ihm leider keine nähern Fundorte angegeben worden. 2. Gefässpflanzen. 59 Pedicularis hirsida L. Armeria maritima Willd. Oxyria digyna Campd. Folygonum viviparuni L. Salix arctica Fall. Luzula liyperhorea \\. Br. Juncns highiDiis L. Carex fidiginosa Sternbg et Hopp. Eriophorum polystacfiyum L. Älopecurus alpinus Sm. Hierochloa alpina R. et S. Catabrosa algida Fr. Festuca .^ vivipara. Poa arctica 11. Br. — caesia Sm. EquisetiiiH scirpoides Michx. — arvense L., v. horeale Bongard. Anhang II. Von Herrn Kapitän P. F. A. Hegemann erhielten wir eine An- zahl von Pflanzen, welche er selbst und andere Begleiter des Expedi- tionsschiffes Hansa nach ihrer Landung im südlichen Grönland am Ende der langen Schollen- und Bootfahrt gesammelt haben. Diese Pflanzen stammen sämmtlich aus der nächsten Umgebung der däni- schen Stationen Julianshaab, Lichtenau u. s. w. her. Die Verhältnisse gestatteten aber nicht eine wirklich sorgfältige Durchmusterung der Flora jener Gegenden, welche übrigens durch das Verdienst der däni- schen Naturforscher Vahl, Rink, Hornemann, Wormskiold u. A. so genau bekannt ist, dass kaum noch Bereicherungen derselben zu erwarten sind. Wir geben im Nachstehenden eine Aufzählung dieser von den Hansa-Männern mitgebrachten Pflanzen : 1) Thalictrnm cdpinum L. 2) Rammcidus accr L. 3) Coptis trifolia Salisb. 4) Cardamine pratensis L. 5) Draba incana L. 6) CocJilearia ofßcincdis L., var. arctica. 7) Viola Middenhergiana Ging., ^minor Hook. (Flor, dan., Tab. 2710). 8) Viscaria alpina (L.) Fries. 9) Stellaria, cerastoidcs L. 10) Cerastiitm alpinnm L. 11) ., triviale Lk. 12) Lathyrus maritimus Fr. 13) Älchemilla alpina L. 14) „ vtdgaris L. 15) Potentüla tridcntata Pursh. 16) Sedum BJiodiola DC. 60 I- Botanik. 17) Saxifraga Aizoon Jacq. 18) ,, o])positifolia L. 19) ,, caespüosa L. 20) ,, nivalis L. 21) Antennaria dioica Gärtn. (lediglich ein Zweig mit grundständigen Blättern, aber ohne Blütenköi^fchen). 22) Taraxacum officinalc L., var. palustre DC. (als Art). 23) Vaccinium uliginosimi L. 24) Andromeda hypnoides L. 25) Azcäea procumheus L. 26) Fihododendron lap)pomcnm L. 27) Ledmn Jaiifolium Ait. 28) Fhyllodoce coeruleu Gren. et Godron. 29) Tyrola rotundifolia L. (eine Blattrosette ohne Blüten). 30) Thymus scrpyllum L., var. horealc Job. Lange. 31) Veronica alpina L. 32) Bartsia alpina L. 33) Pinguicula vulgaris L. 34) Armeria maritima Willd. 35) Fküitago horealis Lge. 36) Mumex acetosa L. 37) Polygonum viviparum L. (ein Exemplar mit ausgebildeten Blüten, eins mit Bulbillen). 38) Empetrum nigrum L. Es liegen mehrere Exemplare vor, welche monöcisch sind , also Früchte und männliche Blüten auf derselben Ptianze tragen. Vielleicht sind einige der fruchttragenden Blüten sogar zwitterig gewesen. 39) Betula intermedia Thomas (vide Babington, A revision of the flora of Iceland; Journ. of the Linn. Society, 1870, XI, p. 46). Regel ordnet in seiner bekannten Monographie der Birken diesen Namen als Synonym seiner B. nana 5 aJpestris Fr. (B. alpestris Fr.) unter, doch ist die vorliegende Pflanze von Betidanava sehr verschieden; sie stimmt aber mit Exemplaren aus Island, die wir der Güte des Herrn Professor Johann Lange verdanken, sehr nahe überein. In seiner spätem Arbeit (De Candolle, Prodromus. XVI. 2, p. 170) führt aber Pegel selbst, bezugnehmend auf die Abl)ildung bei Peichenbach, Iconogr. fl. germ., XII, t. 624, lig. 1283, die Pflanze als eine eigene Art auf und- versetzt sie sogar in eine andere Gruppe als i'. nana. — Die neueste Abl)ildung der Beiida intermedia Tliom. gibt Pro- fessor Lange im neuesten Hefte der Flora danica (48. Lief., 1870, Taf. 2852) nach isländischen Exemplaren. 2. Gofässpflanzpii. 61 40) Bchäa nana L., y intcrmcdid Ugl. (steril). 41) Salix myrsinitcs L. 42) Sireptopus amplcxifolius DC. Eine bekannte südgrönländische Pflanze, welche aher, wie bereits J. D. Hooker in seiner mehrfach citirten Arbeit: Distribntion of arctic plants (8. 274), erwähnt, den Polarkreis nicht überschreitet nnd deshall) in dem jenem Anf- satze angehängten Verzeichnisse der eigentlichen arktischen Pflan- zen nicht mit anfgeführt ist. 43) Piatanthera Kamigii Lindl. Ein noch ziemlich unentwickeltes Exemplar. 44) Junais trifidus L. Ein Exemplar mit zwei vorjährigen und fünf diesjährigen Stengeln; sie haben sämmtlich nur eine entwickelte Blüte, zwei der diesjährigen Stengel aber noch ausserdem eine ziemlich entwickelte Blütenknospe. 45) Carcx rariflora Sm. 46) ,, nicjriteJla Drejer. 47) Scirpns caespitosus L. 48) EriopJiorum capitatiim Host. 49) Phlncni alpimim L. 50) Poa pratensis L., vcxr. arctica Joh. Lge. 51) Poa alpina L. 52) Aspidimn Loncliitis Sw. Eine sehr ausgezeichnete Varietät mit breit dreieckig-trapezischen, stark doppeldornig-gesägten Fiedern. 53) PolysticJinm spimdosnm DC, eine der var. diJatata sich an- nähernde Form. 54) Lycopodiiim Selago L. 55) ,, annotinnm L. 56) ,, cdpimmi L. 57) Eqnisetnm arvense L. Anmerkung. Einige wenige Zellenpflanzen, welche sich zwischen diesen Pha- nerogamen befanden, namentlich ein grosser Hutpilz, sind in den nachfolgenden Abschnitten über die Zellenpflanzen mit aufgeführt worden. 3. Laubmoose. Bearbeitet von K a r 1 Mülle r in Halle a. d. Saale. Als Kapitän Koldewey auf seiner Kundreise zum Beliufe einer intensivem Anregung für Nordpolfahrten auch Halle l)erührte, nahm ich (Jelegenlieit, demsell)en die Einsammlung von Laul)moosen drin- gend an das Herz zu legen. Ich ging dal)ei von der allgemein herr- schenden Ansicht aus, dass die Polargegenden, das ,, Reich der Moose und Flechten'\ ganz und gar mit jenen schonen, wenn auch unwirth- lichen Regionen der Alpen zusammenfallen, wo in der Nähe der Glet- scher und Schneefelder, der schmelzenden Schneemassen, Bäche, Wasser- fälle und Torfmoore nicht allein die reichste Ahwechselung von Moos- nrten, sondern auch nicht selten ein wahrer Moosteppich angetroft'en wird, der über der Grenze der Alpenkräuter diese ablöst und dem Alpengelände seinen Charakter aufdrückt. Wie aber war ich erstaunt, aus den Mittheilungen des Herrn Dr. Pansch zu vernehmen , dass die ostgrönländische Küste höchst arm an Moosen seil Ich begriff das um so weniger, als doch die Herrnhuter Missionare in Süd- und Westgrilnland , als J. Vahl u. a., ebendaselbst eine ähnliche Moosflor antrafen, wie man sie im jiolari- schen Skandinavien längst gewohnt ist. Das Saftige, Frische dieser Moose ist allbekannt und ebenso ihre Schönheit, die ja l)ekanntlicli in den beiden schönsten Moosen der Erde, in Siplaclmmn rubrum und Spl. luteiutt alles ül)ertrifft, was man von Laubmoosen überhaupt er- warten kann. Um so gespannter war ich auf die von Herrn Dr. Pansch gesammelten Moose. Selten jedoch ist mir eine solche Enttäuschung geworden, wie ich sie empfand, als endlich Herr Professor Buchenau diese Sammlungen an 3. Laubmoose. 63 mich gelangen Hess. Im allgemeinen war der Eindruck so, als ol) diese Pflanzen nicht ans einem nordischen, an Feuchtigkeit nicht armen Lande, sondern aus der ödesten Wüste kämen, wo sie, kaum von feuchten Niederschlägen genetzt, kümmerlich ihr Lehen gefristet hätten. Fast alles hatte sich in dichte, vollkommen compacte Easen geflüchtet; in Rasen, die, meist von einem unl)estimmtcn hraunen Colorit gefärht, durch den dichtesten Wurzelfllz gleichsam zusammengekittet waren. Aehnliche Erscheinungen sind zwar auf unsern höchsten Alpenhöhen nicht unhekannte Erscheinungen, besonders an sterilen Felsen und auf jenem dichten, unfruchtbaren und stepiienartigen Grasboden, den die Aelpler mit dem Ausdrucke ,,Bretboden'' zu bezeichnen pflegen; allein es sind doch immer nur einzelne Moosarten , welche die dichtgedrängte (ieselligkeit zeigen und sich durch dieselbe offenbar gegen die Aus- dünstung in der dünnern, trockenem Luft schützen. Dass aber eine ganze Moosflor im allgemeinen diesen Charakter annimmt, dürfte wol eine neue Erscheinung sein. Sie erklärt hinreichend den Aussprucli des Herrn Dr. Pansch, ohne dass ich diesen unterschreiben möchte. Nach den mitgebrachten Moosen ist die Verlneitung derselben in Ost- grönland sicher keine ärmere, als in allen polaren llegionen; sie treten aber weniger hervor, weil sie, in unbestimmte düstere Farben gehüllt, durch die compacten Rasen sich wenig von dem Erdreiche unterscheiden, das sie bewohnen. Dazu kommt, dass viele dieser Rasen tief in dem erwärmenden Erdreich stecken; oft glaubt man nichts als einen Erdballen in der Hand zu haben, und doch ist es ein Moosrasen, dessen oberste Innovationen sich über das Erdreich ein wenig erheben. In heissem ^Wasser saugen diese Rasen begierig die Flüssigkeit ein, als wenn sie Schwämme wären, die eine weit grössere Wassermenge aufnehmen, als ihr scheinbares Volumen beträgt. Im allgemeinen nehmen folgende Gattungen oder Gruppen an dieser Eigenthümlichkeit Theil: Bryum, Dicranum, Conostomiim , An- laconmmm, xiugströmia, Distichium, Bartramia, Splachnuni, viele Hypna und selbst Meesea; überhaupt solche Moose, die schon von Haus geneigt sind, ihre Blätter dichter übereinanderzustellen. und mehr oder weniger einen spindelförmigen Stengel bilden. Das erklärt auch, warum Hyi)naceen der Gruppe Orthotlieciuni daran theilnehmen können, also sell)st Hiiprinni (OrthotJifdtim) cJirysciini vollkommen com- pacte Rasen bilden, an denen nur die jüngsten Innovationen, d. Ji. die über den Wui-zelfilz hinausragenden Stengeltheile ausgenommen bleiben. Bei diesem dichten Wachstimm ereignet sich nun dasselbe, was in dichtgeschlossenen Wäldern geschieht. Wie hier die Stämme immer 64 I- Botanik. schlanker werden, je dicliter sie zusammen zum Lichte aufstreben, so auch hier: in der Regel werden die Moosstämmchen fadenförmig und länger als unter wärmern und feuchtern kosmischen Verhältnissen, Mitunter sehen sie gerade so aus, als ob sie im Dunkeln gewachsen wären, wobei sich die Achse verdünnte, verlängerte, die Blätter aus- einandergerückt wurden. So z. B. die Meesea longiscf((. wo diese Forma luxurians häufig wiederkehrt. Daher kommt es auch, dass manche Arten, wie die genannte, auf den ersten Anblick gar nicht wiedererkannt werden und völlig fremde Trachten annehmen. Das geschieht aber auch, wenn die Arten keine Forma luxurians bilden, sondern ihren Stengel nur fadenfcirmig verdünnen, um compacte schwam- mige Basen zu bilden; z. B. bei Bartrumid ccspitosK. Dann glaubt man in diesen arktischen Formen völlig neue Arten zu erblicken, wäh- rend doch nur die äussere Tracht verändert ist. Bei den Bryum- Arten, die schon an sich dahin neigen, kehrt häufiger als in gemässig- teren Zonen das Streben wieder, ihre Achsentheile raidvenförmig aus- zudehnen, also eine Forma cirrhata zu ])ilden. Eine Erscheinung, die vielleicht nur daher kommt, dass diese Moose schon früher, sclion unter der wärmenden Schneedecke erwachen, aber, vom Lichte ab- geschlossen gleich den Kartofi'elkeimen im finstern Keller nach allen Richtungen hin wachsen. Sie sind es auch vorzugsweise, die gern in verschiedenen Arten untereinander wachsen, so dass man bei einzelnen Rasen seine liebe Noth hat, die Arten voneinander zu trennen. Wollte man die Tren- nung bis auf den letzten Moosstengel vornehmen, so l)liebe häufig nichts anderes übrig, als Stengel für Stengel zu untersuchen, d. h. den ganzen Rasen in einzelne Stengel zu zerlegen. Ueberhaupt neigen die arktischen Moose wie die der Alpenhöhen dazu, gesellig zu wachsen, Avobei natürlich immer ganz bestimmte Formen (Arten) zusammen- treten. Doch nehmen andere Arten wieder den entgegengesetzten Cha- rakter an; z. B. Dicramwi strictiiin. Dieses ist vielleicht eins der am exclusivsten lebenden Moose, das wahrscheinlich zugleich die com- pactesten Rasen erzeugt, indem die einzelnen Stengel bis zur ä'usser- sten Spitze eine innig zusammenhängende Masse bilden, die sich eher schneiden als zerreissen lässt. An und für sich hat dieses gesellige Untereinanderwachsen für die vorliegende Sammlung seinen besondern Werth gehabt. Denn ohne dasselbe würde ich schwerlich so viele Arten herausgefunden haben, als es der Fall ist; manche konnten eben nur durch Brocken als Be- wohner der ostgrönläiidischen Küste bestätigt werden. In anderer Be- ziehung freilich zeigen die mitgebrachten Moosrasen Avieder einen 3. Laiibnioosp. 65 grossen Naditlieil, den nämlich, dnss die allermeisten Arten ohne Früchte sind. Oh diese l nfruchtharkeit mit dem Klima, mit dem com- pacten Wachsthum zusammenhängt, wohei alles gleichsam in die Wur- zeln geht, steht djihin. ist aber wahrscheinlich. Die meisten Arten scheinen sich ehen mehr durch Sprossung, als durch Keimung fort- zupflanzen. Nur solche Arten, welche sozusagen den Aufzug des po- laren Moosteppichs bilden , wenn von einem solchen gesprochen werden darf; Arten, welche zu den gemeinsten und robustesten der arktischen Flora gehören, tragen auch unter Verhältnissen, die für die meisten übrigen Moosarten ungünstig sind, reichlich Früchte, z. B. Ätdacom- nion turgidum, Polyiriclmhi polare u. a. Es sind zugleich dieselben, Welche die grössten und ausgedehntesten Rasen bilden und wahr- scheinlich auch nur die feuchtesten Orte bewohnen; dieselben, welche freudig ihre Rasen in die Luft erheben, obschon auch Aulacomnion höchst compacte Rasen zu bilden vermag. Höchst wahrscheinlich er- eignet sich das auf trockenem, niedrigem Stellen. Denn es liegt auf der Hand, dass ein solches filzbildendes Wachsthum in ganz besonderm Zusammenhange mit der Erdwärme stehen muss; sicher wird diese durch den zarten Wurzelhlz am leichtesten aus dem Boden, der Haupt- quelle aller Wärme für arktische Pflanzen, bis zu den äussersten obersten Stengeltheilen geführt, ja innerhalb des porösen schwammarti- gen Rasens am leichtesten erhalten. Sonderbar genug, bewahren gewisse Moostypen denselben Habitus auch unter dem polaren Klima, wie sie ihn bei uns an sich tragen; z. B. Grimmiaceen. Ihren Rasen sieht man es nicht an, dass sie in dem kältesten Klima der Erde gewachsen sind. Nur eine Eigenthümlichkeit zeichnet sie, wenigstens innerhalb der Gruppe der Rhacomitrien aus, die nämlich, dass manche Arten, die sich bei uns sehr zu verzweigen pflegen, fast keine Spur einer Ver- ästelung zeigen und darum eine ganz eigenthündiche Tracht annehmen, die sie der Gruppe Gr/mmia vollkommen ähnlich macht; z. B. Bha- comürium lanufjmosnm. Die Exemplare, welche Herr Dr. Copeland auf einer Höhe von etwa 7000 Fuss sammelte, gleichen mehr einer Grlm- 7ul(( ciatior als einem Bhacomitrium. Doch ist das vorliegende Material, obgleich es eine ganze Kiste anfüllte, noch weit davon entfernt, diese und ähidiche Gesichtspunkte durch alle Moosgruppen durchführen zu lassen. Ich vermisse eine grosse Menge von Arten, die nicht gesammelt wurden, deren ^'or- handensein aber um so sicherer vorausgesetzt werden muss, als manche Brocken das Dasein einer bestimmten Gruppe verrathen, die nicht gesammelt wurde, z. B. Splaehnaceen, andere Moose durch ihre son- stige Seltenheit auf andere deuten, die mit ihnen vorzukommen pflegen. Zweite Deutsehe Nordpolfahrt. II. 5 ßQ I. Botanik. z. B. Brijiim äenihsum und Besmatodon Laiircri. Audi bestätigt sich unsere Yermuthung einer reicheren Moosflor, sobakl wir nur einen Blick auf Spitzbergen werfen, das doch nur um ein paar Grade nörd- licher liegt, als die Koldewey'sche Expedition gelangte. So fehlen unter anderm: Catharinca laevigata, PalndeUa, Orthotriclmm, Ändreaca, Voitia, Sphagnum u. a.; und doch müssen diese Typen in Ostgrön- land vorausgesetzt werden , da die mitgebrachten Moose in ihrem all- gemeinen Charakter entschieden auf Spitzl)ergen hindeuten. Von dieser eisigen Insel sind bisher gegen 136 Arten bekannt geworden, während Ostgrönland nur wenig über die Hälfte dieser Arten lieferte. Schwer- lich aber ist mit jener Summe die ganze Moosflor Spitzbergens er- schöpft; um so weniger, als wir durch von Heuglin wissen, dass diese Insel in ihren Formen höchst moosreich genannt werden muss. Es wäre folglich sonderbar, wenn Ostgrönland, selbst die ungünstigsten Verhältnisse für Moose angenommen, nicht noch eine namhafte An- zahl von Arten beherbergen sollte, die bisjetzt nicht gesammelt wurden. Auch deuten Proben von steril mitgebrachten Arten darauf hin, die, weil vieldeutig, keine Bestimmung zuliessen. Indem ich nun die Aufzählung der Moose selbst gebe, bemerke ich, dass ich hierbei keine andere Reihenfolge anwende, als diejenige ist, welche S. 0. Lindberg gab, als er in seiner Förteckning öfver mossor, insamlade under de svenska expeditionerna tili Spitsbergen 1858 och 18G1 in der Oefvers. af K. Vet.-Akad. Förh. 1866, die bis dahin ihm von Spitzbergen bekannten Moose aufzählte. Wer im Be- sitze dieser wichtigen Arbeit ist, wird es gern sehen, die ostgrön- ländischen Moose ganz in derselben Reihenfolge vergleichen zu können. 1) Hypiuiiii L. 1) H. sarmciitosum Wahlenbg. Sabine-Insel. 2) H. Schrchcri Willd. Julianshaab im südlichen Grönland , von den Schiffbrüchigen der Hansa mitgebracht; jedoch im östlichen Grön- land sicher vorhanden. 3j H. witcns Schreb. Sabine -Insel, unter Anlacomnion turgidnm, Hypnmn pratense^ Brynm certmnm, Mtvinm affine und andern Moo- sen. Auch am Fjord unter Aiilaconni. ttirgidnm. 4) H. strammeum Dicks., var. laxifolinm. Mit Hypmmi fhiitans am Fjord. var. flnitatis, folils remoiissimis caulihnsqne ßaccidis intricatis; Walross-Insel und Sabine-Insel unter andern Wassermoosen, meist mit Hypn. fluitans. 3. Laubmoose. 67 5) H. jnlaceion \"\\\. Unter Bicrmnmi Homamil am Nordosthange des Heidelbeerherges am Fjord, sehr spärlich. 6) H. upicnlaiwn Thed. C'hivering-Insel, unter Bri/uni rntilanfi und Di st ich ii ( m cap illacmm. 7) H. cirrhosum Schw. Sabine-Insel, unter andern sterilen Moosen, besonders einer JBrachyiliccmm-kvi. 8) H. plunioswn S\v. Sabine-Insel. 9) H. salehrosum Hoifm.V Sabine-Insel, in einem Gletscherl)ache. 10) H. Müdeamim Schpr. Am Fjord und der Mackenzie-Bucht; eini- germassen zweifelhaft als steriles Moos, doch am besten noch hier- her gehörig. 1 1) H. pohjgmmim Schpr. Nordosthang des Heidelbeerberges am Fjord ; Clavering-Insel. 12) II. uncinatum Sw. Mackenzie, Fjord, Sabine-Insel, südliches Grön- land bei Julianshaab (Hansa). 13) H. fluitans, var. pseudostramineum C. Müll,, vermischt mit H. stramineum , am Nordosthange des Heidelbeerberges am Fjord. 14) H. TFV/50»/ Schpr. Ebendaselbst. Auch auf Spitzbergen ganz ähnlich als forma simplex minor. 15) H. revolvens Say. Walross- Insel, Sabine -Insel, hier auch unter Aidacomnion turgidum. 16) H. praiense K. Sabine -Insel, nur brockenhaft unter Aulac. Uir- gidum, Mnium affine und andern Moosen. 17) H. hamulosum, var. jnlacemn, Sabine-Insel und Klein-Pendulum- Insel, immer versteckt unter andern Moosen und steril; als völlig fadenförmige Form merkwürdig, doch am besten hierher gehörig. 18) H. revoltdum Lindb. (H. Heufleri Jur.). Sabine-Insel. 19) i/. molle Dicks. var. Unter andern Moosen am Fjord, auch mit H. stramineum vereint. 20) H. cliryseum Hsch. Klein -Pendulum- und Sabine-Insel, gern mit andern Moosen verbündet und von kurzer, gedrungener Form. 2) Milium L. 21) Mn. affine Bland. Sabine-Insel, imtev Aulacomnion turgidum und andern Moosen versteckt. Diöcisch. 22) Mn. suhgJohosum Br. Eur. var. pusüla foliis niinoribus cmargina- tis tenerius reticidatis. Hermaphroditisch. Sabine-Insel, mit Au- lacomn. turgidum, Hypnum sarmentosum, Conostomum horeale und andern Moosen in dichten Rasen wachsend. Diese nur steril beol)achtete Art weicht durch einige Merkmale so sehr von der echten ab, dass man sie, wenn auch die Früchte 5* ß3 I- Botanik. Verschiedenheiten zeigen sollten, als eigene Art betrachten kann. Die kleinern, stets röthlich anlaufenden Blätter entfernen sich besonders durch das Zellgewebe und den Blattrand. Jenes be- steht am (Irunde aus sehr grossen und lockern Zellen, während die Zellen der Blattspitze auffallend kleiner, in der Regel zu- sammengepresst sind und von der verschwindenden Rippe aus fast in einem Kreisbogen nach dem Blattrande hin verlaufen. Der Blattrand besteht aus einem limhus incrassatus purpurcus. Auch die Blattform weicht etwas ab, so nämlich, dass die Basis auf- fallend verschmälert ist und der obere Blatttheil nun in Verbin- dung mit diesem Grunde eine weit gefälligere spateiförmige, oben etwas ausgerandete Form annimmt. Dagegen weichen die Blätter der echten Art ab: durch gleichmässig grosse Zellen, einen nicht verdickten hellen aus zwei Zellenreihen bestehenden lockern Rand, grössere Dimensionen und einen l)reitern Grund. Nur die Wahr- nehmung, dass die Exemplare, welche Drummond auf feuchten Marschen und in feuchten Wäldern der Felsengebirge sammelte (Nr. 253 seiner Sammlung), durch röthliche Blätter, röthlichen Blattrand und obere Blattzellen eine Art Mittelform darstellen, hat mich bestimmt, die Art hei Mn. snhglohosiou zu belassen, obgleich sie mehr nach Oinclidinm sfyginni hinneigt. 23) Mn. (Äulacommon) iurgkhim Wahlenbg. Als echtes nordisches Moos, wie es scheint, gemein an den verschiedensten Orten: Klein- Pendulum, Walross-, Sabine-, Shannon-Insel und am Fjord, am Hange -des Heidelbeerberges. 24)3/». (Aulacomnion) pah(stre. Hdw. Shannon-Insel und am Fjord, * Nordosthang des Heidelbeerberges, und gewiss auch anderwärts gemein. var. compadum: Sabine-Insel. Aehnliche dichte Rasen bildend, wie man es in den Alpen z. B. an Änöcfangiitm compadum ge- wohnt ist. 3) Timmia Hdw. 25) T. Austriaca Hdw. Nur Spuren vom Nordosthange des Heidel- beerberges unter andern Moosen. 26) T. Mcfiapolitana Hdw. Unter Barhnla rnraVis auf der Sabine- Insel. var. foli'is hrcviorihns ohttisiorihns '))ia(/is convohdis stimmo dorso rugnlosis. Am Cap Borlase Warren. 4) Bryum L. 27) Br. pseiidotriqtidruni Schw. var. foh'/'s ad alas lange decurrcntes 3. Laubmoose. 69 maxime ventricosis caulihnsqiie elongatis gracüihus. Cap Borlase Warren. Eine ähnliche Form, wie sie auch auf Spitzhergen vor- kommt, die man als forma arctica bezeichnen kann. 28) Br. calophyUnm I\. Rr. Eine, wie es scheint, in vielen Formen im hohen Norden vorkommende Art, aber immer leicht erkennbar an den röthlichen stumpfen Blättern und dem weichen, röthlichen, aber doch chlorophyllösen Zellgewebe, das bei den grossen schlaffen Formen bei wiederholtem Aufweichen leicht cyanescirt, wie ich das wenigstens an Spitzbergen'schen Exemplaren beobachtete. Wahr- scheinlich ist diese grössere Form, welche an Br. cijclopliyTlHm er- innert, das Br. ohtiisifolium Ldbg. in dessen oben genannter kh- handlung (S. 544). Es gibt aber auch eine var. compacta caule gracili pus/'llo suhjiäacco foJiis mi)ioribns, die ich typisch nicht von der grossen Hauptform zu trennen ver- mag. Letztere wurde auf der Sabine-Insel, erstere auf Klein-Pen- dulum am Germaniahafen gesammelt. 29) Br. teres Lindb. (S. 545). Hierher ziehe ich ein Moos, das auch aus Südgrönland bekannt ist und von Hampe Br. crisxmlum Mss. genannt wurde. Es kommt sowol in hohen als auch in niedrigen aber stets compacten Rasen vor und charakterisirt sich durch einen caulis snbjnlüccns foliis totlileürifoniii-concavis Umhat ts cvamidi- nerviis suhcrlspatis vircntihus laxe ceUnJosis, ohne dass es mit dem verwandten Br. FcrclieJii zusammenfiele. Leider nur beobachtete ich das Moos ohne Früchte, sodass ich den Lindberg'schen Namen nur mit Einschränkung annehme, obwol ich nach der Beschreibung nicht an der Richtigkeit meiner Bestimmung zweifeln kann. Das schöne Moos kommt, wie es scheint, an vielen Stellen als ein echtes Charaktermoos des hohen Nordens vor und wurde gesam- melt auf Klein -Pendulum, auf der Sabine -Insel, wo es auch mit Br. rutikuis Brid. erscheint, und am Nordostabhange des Heidel- beerberges am Fjord. 30) Br. rntilans Brid. Auf Clavering- Insel in einem grossen com- . pacten Rasen gesammelt, sonst vermischt mit dem vorigen auf der Sabine -Insel. Obwol das Moos leider auch steril gesammelt ist, so fällt es doch ganz mit einem Originalexemplare von der Mel- ville-Insel aus BridePs Herbar zusammen und verräth sich durch die röthlichen sehr locker gewebten kleinen Blätter. 31 ) Br. uitkliänm Lindb. (S. 545). Dem vorigen nahe verwandt, aber durch den hermaphroditischen Blütenstand schon abweichend. Auf der Sabine-Insel, mit andern Bryumarten vermischt, in dichten com- pacten Rasen. Nach dem Blütenstande und sonstigen Charakteren 70 I- Botanik. zu schlj essen, glaube ich die echte Lindberg'sche Art vor mir zu haben. 32) Br. cermmm Br. u. Seh. Vereinzelt und in Verl)indung mit Aida- comnion turgidum, Hypnum pratense^ Mnium affine und andern Moosen auf der Sabine-Insel. 33) Br. Ärchangelicum Schpr. Sabine-Insel, vermischt mit Weberen. Wahrscheinlich nur eine Form der vorigen Art, wie auch schon Lindberg vermuthete . 34) Br. Älgovicum Sendtn. Sabine-Insel. Einigermassen an Br. suh- rotundnm Brid. erinnernd, doch nach den bekannten Charakteren der Sendtner'schen Art hierher gehijrig und wegen derselben von Br. cermmm getrennt zu halten. 35) Br. arcticum Br. u. Seh. Clavering- Insel und auch sonst an an- dern nicht näher bezeichneten Orten. 36) Br. Brownei Schpr. Berg am Fjord, am Nordosthange des Hei- delbeerberges, unter Aidacomnion palustre höchst sparsam. 37) Br. hinmm Schreb. EbendaseU^st mit Splachmni Worniskioldü, steril, auch auf Weidenstämmen daselbst. Zwitterblütig. 38) Br. cirrhdnm H. u. H. Ebendaselbst und Mackenzie-Bucht. 39) -Br. demissuni Hook. Sabine -Insel, mit Frucht; ganz ohne Ver- änderung die Form, welche wir auch in der Nähe unserer Gletscher sammeln, sogar gut entwickelt. 40) Br. Ludwigii Spr., var. gracile cloiigaium hixurians, auf der Sa- bine-Insel. 41) Br. nutans Schreb. Ebendaselbst. 42) Br. annotinum Hdw. Ebendaselbst, mit Aulacomniou turgidum und Dicrauum arcticum. 43) Br. crudum Schreb. Auf Klein-Pendulum in äusserst lockern und üppigen Rasen. 5) Meesea Hdw. 44) M. tristicha Br. u. Seh. In sehr grossen Rasen, aber steril auf der Sabine-Insel. 45) M. longiseta Hdw. var. hixurians. Ebendaselbst steril. 6) Bartraniia Hdw. 46) B. ithyphylla Brid. Ebendaselbst. 47) B. fontana Sw. Gemischt mit andern Moosen und steril am Ger- maniahafen auf Klein-Pendulum, gewiss auch anderwärts; nur brockenhaft gesammelt. 48) B. cespitosa Wils., var. compacta. Auf Clavering -Insel mit Br. rutilans Brid., in grossen Rasen auf Sabine-Insel. Weicht auf den 3. Laubmoose. 71 ersten Blick so sehr von der vorigen ab und nähert sich im Ha- bitus so sehr der B. Marchica, dass ich das Moos vorläufig als gute Art betrachten möchte, obschon auch gewisse Uebergänge zu der vorigen bei uns nicht selten sind. 7) (Jonostomum Sw. 49) C. horeale Sw. Nur in Spuren unter andern Moosen auf der Sa- bine-Insel gesammelt. 8) Splachiiiini L. 50) Spl. mnioides L., var. compadum. Steril am Cap Borl. Warren mit Bryum himum gesellschaftlich wachsend. 51) Spl. WormsTiioldü Sw. In einem fruchtbaren Rasen am Fjord gesammelt. 9) Polytrichum L. 52) F. commune L. Clavering-Insel. 53) P. polare C. Müll, in Bot. Zeit. 1859, S. 205. In sehr schönen Rasen besonders auf der Sabine -Insel aufgenommen. Nach den- selben muss ich die Selbständigkeit der Art ganz besonders beto- nen, da die Kapsel stets eine geneigte Stellung, ganz nach Art der Vsilopila hat und niemals die aufrechte cylindrische Form des P. alpinum, seines nächsten Verwandten, annimmt. Nur ist sie eigentlich nicht eckig, wie ich sie zuerst beschrieb; vielmehr wiederholt sie das unbestimmte Kantige des P. gracile, sodass sie fast an Conostomum horeale erinnert. Die Mütze, an sich sehr klein und höchst zottig, bedeckt doch die ganze Frucht, aber so, dass das schiefe Deckelchen einen schiefen Schnabel durch sie hindurch bildet. Die Exemplare der Sabine-Insel besitzen sehr schlanke Stengel mit dicht angepressten Blättern; doch werden diese Stengel auf Klein-Pendulum auch dicker, behalten aber die dichte Imbrication der Blätter bei. Am meisten nähert sich dem P. alpinum eine Form aus Südgrönland, welche auch die Hansa-, Schiffbrüchigen von Julianshaab mitbrachten, durch sparrigere Blät- ter. Jedenfalls ist die Art von den meisten Bryologen, welche gerade diese Form zur Hand hatten, mit P. alpinum vereinigt worden. An und für sich dürfte das Moos zu den schönsten der Polarwelt gehören; nur dürfte es zugleich im höhern Alter allein geschehen, dass es jenen merkwürdig firnisartigen Glanz und jene * dunkle Färbung annimmt, die ich zuerst a. a. 0. beschrieb. Die vorlie- genden Exemplare erfreuen sich eines lebhaften Grüns an den obern, einer braunen Färbung an den untern Theilen, wie sie Volijtricha zu zeigen pflegen. 72 I- Botanik. 10) Encalypta Schieb. 54) E. proccra Br. Eiir. In sehr sclinmtzigen Rasen auf Clavering- Insel steril gesammelt. Doch unterscheidet sich die schöne Art auch im unfruchtbaren Zustande leicht und sicher von der nahe verwandten E. streptocarpa durch grössere höchst papillöse und allmählich ohne Absatz in die Basilarzellen übergehende Zellen. 55) E. rhabdocarpu Schw. Auf Clavering-Insel brockenweise gesammelt, auch unter Didichmm capillaceum Br. Eur. daselbst, sonst ebenfalls aufgenommen. 11) Griinmia Ehrh. 56) Gr. opocmpa Hdw. Am Kaiser-Franz- Josephs-Fjord und auf der Sabine-Insel mit Hijpnum cirrlwsum. 57) Gr. unicolor Grev. Von unbekanntem Standorte , al)er nach be- stimmten Zeichen sicher von der Shannon-Insel, steril. 58) Gr. {Dryptodov) Panschii C. Müll. n. sp.; cespites rohusti laxe cohae- rentes sordide virides pollicares; caulis rohustinsculus strictus, ramis dense appressis superne furcatus vel simplex densifolius; folia canlina sicca et madefacta erecio-patentia aequdlia nunquani torta vel crispula, inferiora sordida nigricantia superiora saturate viri- dia vel lutescentia, latiuscula , ex axillis radiculas paucas erectas hyalinas exmittentia, e basi subdecurrente Jede ovalia in actonen hreve liynlato-ohiusion plus minus latiusculum producta, apiculo hycdino hrcvissimo lato denticnlato actatc ohsoJeto terminata, margine e basi usque ad apiculum valde revoluta sul)})apillosa integerrima, hie illic coniprcssa iyitur plicidtda profunde etlatiusenJe canalieidata, nervo depresso ex striis paucis co)tiposito supra medium dissoluto et saepins furcato; cellulae series distinctas erectas sistentes, alares parenchymaticae quadratae laxiores paucae, basilares (nervum cin- gentes) rectangulares angustae longiores, ad parietes i^achydermos crenulatae, superiores indistincte hexagonae pachydermae juven- tute chlorophyllosae molles rotundatae. Caetera ignota. Locus. Insula Sabine, ubi cespes singulus collectus est sterilis. Ex habitu Grimmiam acicidarem perfecte referens, sed notis typographice illustratis species insignis. A formis robustioribus Grimmiae apocarpae aliquantulum similibus primo visu distinguitur: foliis nunquani reflexis , late canaliculatis ovato-ligulatis, margine ubique fere valde revoluto atque cellularum structura. * 59) Gr. (Bhaconritriuni) canescens C. Müll. Am Nordosthange des Heidelbeerberges am Fjord, häuliger von der Walross-Insel. 60) Gr. (B]i((comifritini) laniajinosa C Müll. In grossen festen Polstern 3. Laubmoose. 73 zwischen den Felsen der Shannon-Insel, nahe am Strande anf fast gänzlich ansgedöirtem Boden in zwei Formen, von denen die eine die 1)ekannte Tracht der fast wolligen Art besitzt, während die zweite die Tracht von Gr. murocarpa nnd ihren Verwandten an- nimmt. Eine dritte höchst merkwürdige Form ist var. ardtca, canle rigidissimo tiexuoso gracili snhsimplice, foliis dense appressis incanibus. Diese ähnelt ganz nnd gar einer Grim- mia chtior, funalifi nnd ihren Verwandten. Sie wurde anf der Payer-Spitze am Kaiser-Franz-Josephs-Fjord l)ei etwa 7000 Fuss gesammelt und bietet beim ersten Ansehen den Anblick eines völlig eigenartigen Mooses. 12) Gümbelia Hpe. 61) G. arctica C. Müll. n. sp.; Giimbeliac cespiticiac simillima, sed pulvinuli extensi humiJcs dexsi e viridi fitsccscentes^ folia breviora e hast ovata Iou(j(i hdiuscnJü hrerltcr acuminatu plus niiiuts ohtu- siuscida, super iora (icntiora et }nucronc indistincto lnjaliuo saepius tcrniiyiata, nervo dcpresso cipicent versus parmn dilatato dorso vix lamelloso infra apicem dissolnto, plicis binis utrinque nervis in- distinctis, ceUidis idjiqne potiioidels mnjnscidis moüibns eldoropliyl- losis prominentibus itnque vehdi tnberenlatis, basi pellucidis. Cae- tera ignota. Grimmia Jacrinini^ var. subimberbis Lindb. in Muscis Spitzberg. Oefvers. af K. Vet.-Akad. Förh. 1866, p. 552V Loens. Kaiser-Franz- Josephs-Fjord inter 7.') — 74' lat. l)or.. unde cespes singularis relatus est. Obgleich diese Art nur steril gefunden wurde, so stehe ich doch nicht an, sie als eigene gute Art und als Güntbelia aufzustellen. Denn so nahe sie auch mit G. cesplticia verwandt ist, so kenne ich doch keine ZAveite Art, die, G. moUis ausgenommen, ein so weiches grosszelliges Gewebe in allen Theilen des Blattes besässe. Die obigen, durch Cursivschrift ausgezeichneten Charaktere reichen hin, sowol Verwandtschaft als Unterschied von G. cesp/tie/a klar darzulegen. 13) Bari) lila Hdw. 62) B. ruralis Hdw. In grossen Basen auf der Shannon-Insel. Eine etwas schlankere Form, als unsere landläulige Art, auch tiefer braun gefärbt als gewöhnlich. 63) B. lencosfonia B. Br.V Unter andern Moosen von der Sabine-Insel brockcuhaft und steril, sodass die Bestimmung um so zweitclhaftcr 74 I- Botanik. bleiben musste, als die Diagnose von Robert Brown zu kurz gehalten ist, um endgültig zu entscheiden. 14) Trichostomum. 64) Tr. nibellum Rabenh., var. dentatum. Clavering-Insel unter andern Moosen brockenhaft versteckt. Dieselbe Form mit gezähnten Blät- tern, wie sie auch in unsern Alpen vielfach vorkommt. 65) Tr. (Desmatodon) Laureri Schultz! Unter Encalijpta rliahdocarpa vom Fjord und von einem unbekannten Standorte, wahrscheinlich von der Shannon-Insel. 15) Distichium Br. Eur. 66) B. ccqriUaceum Br. Eur. Clavering-Insel, mit Hijpnum julaceum am Cap Borl. Warren, am Fjord und ebendaselbst am Nordost- hange des Heidelbeerberges; sonst auch in Brocken versteckt unter andern Moosen an andern Orten. 16) Leptoti'ichum Hpe. 67) L. flexicaule Hpe. Shannon-Insel, unfruchtbar und tiefgrün. 17) Äiigströmia Br. Eur. 68) A. WaMeiihergii C. Müll. Sal)ine - Insel als forma genuina com- pacta; in der Form des Dicranum HoiiKiiuii Boek als forma gra- cillima conipacta am Nordosthange des Heidelbeerberges. 18) Dicranum Hdw. 69) Dicr. sfrictum Schi., var. compadum. Steril von der Sabine-Insel, aber so dichte Rasen bildend, dass dieselben fast mit dem Messer durchschnitten werden müssen. 70) Bier, arciicum Schpr. Walross- Insel, unter Bhacomifriuni canes- cens, ebenso von Klein -Pendulum, unter sterilen Bryumarten am Nordosthange des Heidelbeerberges, mit Bryum anuotinum und Aulücumn/on turyidtim auf der Sabine-Insel, überall steril. 19) Weisia Hdw. 71) W. curvirostris Syn. Muse. In dichten, dem Anödangium com- padum ähnlichen Rasen auf Klein-Pendulum, steril. 4. Flechten. Bearbeitet von Ct. W. Körbe r in Breslau. Die auf der zweiten Expedition (1870 — 71) namentlich von den Herren Dr. Pansch und Dr. Copeland gesammelten Lichenen, deren Untersuchung und Bestimmung ich auf Anfrage des Herrn Professor Dr. Buchenau gern übernahm, gelangten leider sämmtlicli unpräparirt (d. h. ohne von ihrem Substrat, namentlich Erde und Moosen, mög- lichst getrennt und einer leichten Pressung unterworfen zu sein) in meine Hände und waren infolge dessen und durch den weiten Transport viele Exemplare zerbröckelt, sodass ich einen nicht unbedeutenden Bruch- theil des gesammten Materials als völlig unl)rauchbar und unl)estimni- bar beseitigen niusste. Das nur irgend Erkennbare und wenn auch oft nur in kleinen Pröbchen Vorliegende habe ich indess gewissenhaft geprüft und dabei die Freude gchal)t, mehrere ganz neue Arten, ja sogar eine neue Gattung unter den Funden zu ermitteln. Leider ist es mir nicht gelungen, die unlängst erschienene Arbeit über westgrön- ländische Flecliten in den Linn. Transact. XXVHI, III (1871) benutzen und dadurch etwa constatiren zu können, dass diese Arten, wie ich vermuthen muss, auch wirklich neu sind. Das Eine kann ich indess auf das Bestimmteste versichern, dass sie weder in der grössten bis- jetzt über arktische Flechten erschienenen Schrift, nändich in Theod. Fries' Eichenes arctici Europae Grönlandiaeque luicusque cogniti (Upsala 1860) noch in Nylander's Synopsis methodica lichenum (Paris 1855 — 1860) beschrieben sich vorfinden. Bei der nachfolgenden Aufzählung der gesammelten Lichenen bin ich der in meinen Parerga lichenologica (Breslau 1865) niedergeleg- 76 I- Botanik. teil systematisclieii Ordnung gefolgt. — Ich schicke nur noch die Bemerkung voraus, dass das nachfolgende Yerzeichniss 52 Flechten- arten aufzählt, von denen 10 noch unbeschrieben waren. 1) Usriea melaxantlia Ach. Shannon -Insel, Fjordgletscher und be- sonders schön auf der Sabine-Inseh an lose auf der Erde liegenden Steinen. 2) StercocanJo» paschalc v. gracihnfnm Th. Fr. Kaiser-Franz-Josephs- Fjord. (Fraglich, Aveil ohne Früchte.) 3) Stereocaulon alpinn»i Laur. An Erde über Moosen. Klein -Pen- dulum und Sabine-Insel. 4) Cladonia ranqifcrina L. ) t i- ^ i • - ^^• ^ n ■■ -, -i ^ „, , . ., '. TT ,v -lulianshaab im südlichen Cn-onland. 5) Claaoma silvatica Hoiim. ) 6) Cetraria nivalis L. Walross-Insel und Sabine-Insel. 7) Peltigera rufesceus Fr. Eine kleine gekräuselte sterile Form auf der Sabine-Insel. 8) Imhricaria stijgia et ß lanafa Ach. Shannon-Insel ; Fjordgletscher. 9) Imhricaria alpicola Th. Fr. Fjordgletscher. Steril, darum fraglich. 10) Imbricaria olivacea L. . Sabine-Insel auf Steinen. 11) Parnieh'a musci(jcna Ach. Anflüge davon am Cap Borl. Warren. 12) Physcia parietina y edanea Ach. (= Ph. fallax Hepp.). Sabine-Insel, 13) Gyropliora anfliracina Wulf. Walross-Insel; Shannon-Insel; Kai- ser-Franz-Josephs-Fjord und Gipfel des Berges am Fjord (nament- lich in der Form tcsselata Ach. vorkommend). 14) Gyroplwra cylindrica L. Shannon-Insel und Kaiser-Fraiiz-Josephs- Fjord. 15) Gyroplwra ardica Ach. {G. prohoscidea ß ardica Kbr. Pg. L.). Fjordgletscher sehr häufig. IG) Gyroplwra Tramniiziana Kbr. iiov. sp. Thallus coriaceus poly- phyllus subalutaceo-incusus aetate subriinulosus e glauco ciiiereo- rufescens subtus pallide miniatus dense velleo-fibrillosus. Apothe- cia confertissima adnata atra coiistanter plana sinipliciterqiie jiatel- lata margine teniii demum sinuato-flexuoso. Sporae in ascis cla- vatis octonae, minutae, ovoideae, monoblastae 1. obsolete pseuclo- dyblastae, diam. V/.r — 2plo longiores. hyalinae. Hah. Kaiser-Franz-Josephs-Fjord an Steinen. Die jedenfalls entschieden ausgeprägte Species. welche leider nur in einem einzigen Exemplar gesammelt wurde, verbindet gleich- 4. Flochton. 77 sam G. üuthracina, dor sie in den patellarisclien (niemals spros- senden, anch selbst nicht ü;enabelten) Früchten i^leichkonimt, mit G. vcUca und hirsnta, mit denen sie die zottige InterHäche des Lagers gemein hat. — Ich benannte die Flechte zu Ehren des an der zweiten Deutschen Nordpol-Expedition betheiligt gewesenen Herrn Tramnitz und seines um die Forstwissenschaft hochverdienten Vaters, des wirklichen Forstmeisters und Präsidenten des schlesi- schen Forstvereins, Herrn Tramnitz zu Breslau. 17) Giirophora Koldcweyi Kbr. nov. sp. Thallus coriaceo-cartilagineus fragilissimus (humectatus flaccidus mollissimus) laevis caesio-cine- rascens 1. albicans subtus fusco-nigricans obsolete fibrilosus, rosu- las sistens minutas centro subareolatas amliitu ad modum Imbri- cariae cujusdam gracillime pinnato-sinuatoque-dilaceratas varie irregulariterque adscendentes. Apothecia satis sparsa minuta pedi- cellato-elevata suborbicularia dein elliptica aterrima parallele pro- lifica. Sporae nondum visae. Hah. Shannon-Insel an granitischen, wie es scheint vom Wasser rundlich abgespülten Steinen. Jedenfalls der interessanteste Fund! Wenn nicht die centrale Anheftung des Lages (mittels eines gomphus )j und die charakte- ristischen gerillten Früchte diese bisher unentdeckt ge])liebene höchst auffallende Flechte für eine Gyrophora documentirten, würde man die meist sterilen und höchst unregelmässig gestellten kleinen Thallusrosetten für eine Imhricarici halten müssen. Doch ist die fiedrige Zertheilung des Laubes weit zierlicher als bei letztgenann- ter Gattung. Anfangs ist der ThaUus dem Substrat ziemlich eng anliegend und lässt kaum die Anheftung mittels eines Flechten- nagels (gomphus) ahnen und selbst auch später, wenn sich die Thalluslacinien erhoben haben,- macht die Flechte noch keineswegs den Eindruck einer echten Gyropliora. Ja im Alter der Flechte verfärben sich auf krankhafte Weise die anfimgs schein bläulich- weissgrauen Thallusläpix-hen ins Dunkelbraune, zeigen dann eine warzig-unebene Oberfläche, legen sich dem Sul)strat Avieder mehr an und erinnern einigermassen dann an eine Imhricaria S2)re)i(/e]i/. Auf den mir vorliegenden Steinstücken wuchert diese kleine und zierliche Gyrox^hora in zahlreichen, durcheinanderwachsenden und oft nur rudimentären PiXemplaren, zeigt al)er nur einige wenige (etwa 15) äusserlich gut entwickelte Früchte, in denen ich aber leider bisher noch keine Sporen entdecken konnte. Ich benannte die Flechte zu Ehren des verdienstvollen Führers des Expeditionsschiffes Ciermania, Herrn Kapitän Koldewey. 78 I- Botanik. 18) Ampliilonia eleyans Lk. Sehr häutig: Walross-Insel, Sabine-Insel, Kaiser -Franz -Josephs -Ford, Fjordgletscher auf Steinen und über Moosen. 19) Ämphilona murorum ß miniatum Hoft'ni. Sabine-Insel. 20) Acarospora pcliscyplia Wahlnbg. (=: A. nignlosa Kbr. Pg. L.; der Wahlenberg'sche Name hat die Priorität). P'jordgletscher. 21) Candelaria vitellina Ehrh. nebst rar, mtrella Hoffm. Sabine-Insel auf nackter P'rde, erstere meist steril. 22) Calopisma Jimgermanniae (Vahlj. Th. Fries, Lieh. Arct. 121 (sub Cdlopilaca). Klein-Pendulum-Insel. 23) Calopisma aiirantiacnm 'C, hoJocarpnnt Kln-h. Fjordgletscher auf Knochen. 24) Calopisma mydulcum Kbr. nov. sp. Thallus tartareo-farinosus con- tinuus ex ochroleuco albidus pruinatus, protothallo indistincto. Apothecia innato-adnata creberrima plana mutua pressione mox angulata disco e cerino tandeni fuscidulo margine integro subpul- verulento albido dein coeruleo-nigricante. Sporae in ascis obovato- clavatis octonae, submediocres, orculaeformes, polari -dyblastae, diam. 2plo longiores, hyalinae. Hah. An Erde wie über Moosen, Grasresten u. s. w. auf der Insel Sabine. Auf zwei dürftige Exeniplärchen hin habe ich es versucht, eine Diagnose dieser immerhin interessanten Flechte zu geben, deren (übrigens durch die zahlreichen Früchte fast verdrängter) Thallus den Eindruck macht, als ob er durch langes Liegen im Feuchten verschimmelt wäre (daher der Speciesname !). Bei bessern Exem- plaren dürfte wahrscheinlich ein bläulicher Hypothallus zu erken- nen sein, wie denn auch der zeorinische Rand der Apothecien dies zu verrathen scheint. 25) Binodina turfacea Wahlnbg. et ß microcarpa Hepp. Klein-Pen- dulum-Insel. 26) Binodina mniarwa Ach. Kaiser-Franz-Josephs-Fjord in Anflügen. 27) Binodina Fanschiana Kbr. nov. sp. Thallus effusus farinoso - tar- tareus niatrici arcte adnatus rimuloso-areolatus ambitu sublobula- tus rubicundo-cinereus protothallum nigrum obtegens. A^jothecia confertissima minuta ex innato adnata tandem confluentia disco semper piano fuscoatro tenuiter marginato. Sporae in ascis clava- tis octonae, mediocres, obtuse biscoctiformes medio vix constrictae, dyblastae, diam. 2 — 2%plo longiores, fuscae. Hah. Auf nackter Erde der Sabine-Insel. Unterscheidet sich von B. mniaroea und den verwandten Arten 4. Flechten. 79 durch den iiieinals körnigen, /usanmienhängenden und gefelderten (in den ersten Anfängen wol auch graugrünlichen) i-öthlich-grauen Thalhis, durch stets Hache Apothecien und (hircli kleinere Sporen. Den Namen gab ich zu Ehren des Herrn Dr. Pansch in Kiel, wel- cher die meisten der hier aufgeführten Flechten gesammelt. 28) Lecanora Hageni Ach. Cap Borl. Warren über Moosen; Fjord- gletscher. 29) Lecanora suhfusca a 5 bryontha (Ach.) Kbr. Pg. L. Sehr häufig auf nackter Erde und über Moosen: Klein-Pendulum-Insel, Cap Borl. Warren, Kaiser-Franz-Josephs-Fjord und Fjordgletscher. Die Varietät allophana dieser Flechtenart fand sich in einem kleinen, noch wenig entwickelten Exemplare mit unreifen Apothe- cien auf einem abgestorbenen und von der W^itterung bereits stark mitgenommenen Weidenstamme unmittelbar über dem Wnrzelhalse. ?)0) Lecanora atrosulplmrea Wahlnbg. Auf Steinen: W^alross- Insel, Fjordgletscher und Sabine-Insel. 31) Aspicilia calcarea a* ochracca Kbr. Pg. L. Fjordgletscher auf Opal. 32) Aspicilia rosulata Kbr. nov. sp. Thallus crustaceus cartilagineus (humectatus subgelatinosus) rosulas sistens plus minusve orbiculares centro areolatas anibitu eleganter dendritico-eftiguratas lacinulatas fuligineo-atras pulvere cinereo vulgo suffusas, protothallo nullo. Apothecia minuta crebra centripeta ex innato urceolatoque tandem sessilia plana atra elevato-marginata. Sporae in ascis elongato- clavatis octonae, mediocres, ovoideae, monoblastae, diam. 2 — 2y2plo longiores, hyalinae. Ilab. An vom Wasser bespülten Steinen im Kaiser-Franz-Josephs- Fjord. In der Wachsthumsweise erinnert die Flechte stark an Biatorina diaphana Kbr. Pg. L., in der Bekleidung und Felderung des La- gers wie im Innern Fruchtbau dagegen an manche Psorotichia- Arten. 33) Psora rubiformis (Wahlnbg.). Th. Fries, Arct. 1(39. Clavering-Insel. 34) Blastenia fuscolutea Dcks. Klein-Pendulum-Insel. ^b) Biatora polytropa Ehrh. Häufig: Kaiser-Franz-Josephs-Fjord und Fjordgletscher. 36) Bdimbia Begeliana (Hepp.) Kbr. Pg. L. Cap Borlase Warren. 37) Buellia stigmatea Ach. Shannon -Insel; Sabine -Insel auf rothem Sandstein. 38) Buellia Copelandi Kbr. nov. sp. Thallus subtartareus frustulosus e squamulis discretis rotundiusculis planis 1. mox convexulis in crustam subareolatam ccnigestis caesio-cinerascentibus protothallo atro maculari insidentibus compositus. 80 I- Botanik. Apnthecia sat sparsa protothalln nriiinda aterrima opaca plana tandem convexa marginem tenuein cibtiisiini excludentia. Sporae in ascis creberrimis clavatis octonae, mediocres 1. submajusculae, obtuse biscoctiformes niedio vix constrictae, dyblastae, diam. 2 — 3plo longiores, fusco-nigricantes. Hah. Auf feldspathaltigen Geröllsteinen der Shannon-Insel. Die Flechte sieht aus wie ein in Grau ausgeblichenes kleinschol- liges Bliisocarpon geographicum v. alpicohmi^ weicht aber in der Form der Früchte und in den dyblastischen kleinern Sporen wesentlich ab. Die Keimplatte ist unterm Mikroskop oberwärts braun, die Paraphysen sind verleimt und entspringen einem dicken schwarz- braunen Hypothecium. Herr Dr. Copeland, welchem ich diese Species widme, hat Avesentlichen Antheil genommen an dem Sam- meln der vorliegenden nordischen Flechten. 39) Bnellia Paycri Kbr. nov. sp. Thallus ellusus crassiusculus tar- tareus (humecto subspongiosus ) areolatus cinereus, areolis laxe cohaerentibus subalutaceo-rugulosis planis, protothallo indistincto. Apothecia immixta 1. levissime adnata thallum vix superantia atra plana rugulosa tenuissime marginata. Lamina sporigera angustissima paraphysibus conglutinatis apice fuscidulis farcta hypothecio fulvo enata. Sporae in ascis clavatis mox evanidis (3— 8nae, subminu- tae, ol)tusissime biscoctiformes, obsolete dyblastae, diam. duplo longiores, obscure fuscae. Bah. Auf losen Steinen in Gesellschaft mit LrcUlclla hansatica auf dem Fjordgletscher. Die Apothecien sitzen cäusserst seicht auf den Thallusareolen, wie dies in ähnlicher Weise z. B. bei Lcciihlla insidaris der Fall ist. Sporen meist überreif, ihr Dyblastisches nicht deutlich mehr erkennen lassend und gleichsam verticale braune Striche in der Schlauchschicht bildend. — Die Species benannte ich zu Ehren des rühmlichst bekannten Lieutenant Payer, welcher mit Dr. Copeland die Bergspitze am Kaiser-Franz-Josephs-Fjord bestieg. 40) LcHdella salnddorwn Schreb. INIeist in der (lagerlosen) Form depmipcrafa\ am Kaiser -Franz -Josephs -Fjord und auf den Fjord- gletschern. 41) Lccidella sahidcfontm ß aeqnafa Flk. Fjordgletscher auf Knochen. 42) Lecidclla goniophila Flk. Fjordgletscher. 43) Lccidella lianmilca Kl)r. nov. sp. Thallus effusus areolato- verru- cosus ochraceo-luridus, protothallo allndo subindistincto. Apothe- cia ex areolis oriunda conferta adnata atra plana nitidula margi- 4. Flechten. 81 nata dein convexa imniarginata opaca. Lamiiia spnrigera hyalina substiippea parapliysibus laxiusculis apice viridulo-fuscis farcta hy- pothecio incolorato enata. Sporae in ascis clavatis octonae, par- vulae 1. siibmediocres, ovoideae 1. ovoideo - ellipsoideae , mono- blastae, diam, 2 — 2V-2Plf> loiigiores, hyalinae. Hah. An losen Steinen auf dem Fjordgletsclier wie auf der Sabine-Insel. Aus der Reihe der gelbkrustigen Lecidelleen ist etwa nur Leci- dcJla siiJj)lmrella Th. Fries, Lieh. Arct. 220 der vorliegenden einiger- maassen nahestehend. 44) Blvisocarpon geocfrapliicnm v. alpicoliim Wahlli. — Shannon-Insel. 45) Bliizocarpon inops Kbr. nov. sp. Thallus tartareus e frustulis 1. squamulis discretis solitariis lentiformibus lacteis dein varie (fla- vide 1. rubicunde) decoloratis constans, protothallo tenui sordide nigricanti insidens. Apothecia e protothallo oriunda sessilia ater- rima plerumque plana subscabrida tenuiter marginata. Sporae in ascis clavatis solitariae 1. binae, majusculae, ellipsoideae, nniri- formi-polyblastae , diam. 2V2 — 3plo longiores, fuscae. Hah. An umherliegenden Steinen auf der Shannon-Insel , in Ge- sellschaft von Gyropliora Koldeiveyi. Die 'Lagerschollen treten noch vereinzelter auf als jene der Biiellia Copelcmdi und vereinigen sich niemals zu einem zusammen- hängenden Thallus. Die Flechte scheint nur an dem Lichte ent- zogenen Stellen des Gesteins zu wachsen und hat schon um des- willen den Charakter des Dürftigen an sich. Junge Früchte haben eine concave, fast krugförmige Scheibe, während die altern (wie solche in der Mehrzahl vorliegen) etwas Verkommenes an sich haben, daher auch meist überreife Sporen zeigen. Die Paraphysen der unterm Mikroskop bräunlichen Schlauchschicht sind völlig verleimt. 46) Sporastatia Moria Rani. Walross-Insel. Orphniospora Kbr. nov. gen. Apothecia lecideina, jam primitus aperta, excipulo proprio (V) cupulari atro marginata, constanter patellaria. Lamina sporigera hypothecio simi)lici fusco enata sporas monoblastas coloratas in ascis oligosporis fovens. Thallus crustaceus uniformis. 47) 0. grocnlandica K])r. Thallus interruptim eft'usus tenuiter furfu- raceo - granulosus aterrimus opacus cum protothallo concolore dendritice effigurato confusus, Apothecia rara sessilia aterrima plana tenuiter marginata. Lamina sporigera superne violacea paraphysibus conglutiuatis hy]iothecio grumoso fusco euatis farcta. Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. ^ 82 I- Bf^tanik. Sporne in aseis late clavatis 0 — 8iiac, niiinitae, ex nvoideo sul)- globosae, monohlastae, diametrum transversalem in Inngitudine vix superantes, e coeruleo tandem pnlchrc fuseae. Hcib. Sliannon-Insel an qnarzigen Steinen. Die nene Gattung mit iliren monoblastischen, fast kugeligen, gefärbten Sporen nimmt unter den lecidinisclien Flechten eine gleiche isolirte Stellung ein wie Fyrrhospora unter den biatorini- schen. Wären die Sporen dyblastisch und dabei weniger zum Kugelrunden geneigt, so würde man bei obertläehlicher Beurthei- lung die diese Gattung repräsentirende Flechte leicht für eine Biiellia stigmafca ansprechen können , von der sie indess auch im äussern Habitus genugsam verschieden ist. 48) Bhaphiospora flavovircscens Dcks. Steril auf nackter Erde der Sabine-Insel. 49) Endopjircuinm rufcaccns Ac-h. Auf nackter Erde und ül)er Moosen am Kaiser-Franz- Josephs-(iletscher. 50) Endopi/remum daedaleum Kmph. Auf gleichem Sul)strat el^en- dasell)st. 51) Fertusaria (jlomerata Schi. C'lavering-Insel. 52) Ticlwthecium pyymaetcm Kbr. Fjord-Gletscher auf den Apothecien der Biatora polytropa Ehrh. Algen. Bearbeitet von G. Z e 1 1 e r in Stuttgart. Die in der Xiilio der grönländischen Küste gesammelten Algen beschränken sich auf die kleine Zahl von 17 Arten, deren ^'orkommen in jenen (liegenden grösstentheils schon früher bekannt war. Mit Ausnahme eines bei der Walross- Insel und zweier bei Julianshaab im südlichen (irönland gefundenen Exemplare stammen alle, deren Ursprung bekannt ist, vom Cap Wynn und der Sabine -Insel. Bei einer kleinen Zahl, welche sich in einer früher in Alkohol aufbewahr- ten Masse nachträglich vorfand, ist kein Standort angegeben; ohne Zweifel ist dies jedoch ebenfalls die Sabine -Insel. Nach Kützing's System geordnet sind es folgende. 1) Lyngbyeae. 1) Lynghya^ wahrscheinlich ylutinosa Ag. Der Inhalt der Faden fast ganz zerstört, daher mit Sicherheit nicht zu bestimmen. Standort unbekannt (wahrscheinlich Sabine-Insel). 2) ('oufervaeeae. 2) Chaetomorplta nidayonnini, Kützing. spec. Alg., S. ,-]7i). = Confcrva melagonium Wel). und Mohr. Oestlich und südlich von der Sabine- Insel in 10 — 24 Faden Tiefe häufig. Kommt auch l)ei Spitzbergen und sonst im Norden häufig vor. '6) BhizocloniiDu litorcuni. Kg., spec. Alg., S. oSli. :=: Zi/>. Cystocloninm pmrpurasccns Kg. ,, V.). Dasselbe auf Biilota scrrata mit Crisid scruposa Lx. 5. Alcjen. 87 Ohne Bezeicliniiug des Fundorte, jedoch wahrscheinlich von der » - Sabine -Insel. Nr. 20. Li/i/i/bi/a (jluthioap. S. 318. Die grossen dunkel- rostfarbenen kugelrunden Sporen, wie sie der Gattung Paxüliis eigen sind und die grau-purpurrotben, am Stiele je zwei vereinig- ten ('L(M»d//.si>(>'5//c6' Z/Z/fW/^^ Lamellen, sowie andere noch erhaltene Eigenschaften des Pilzes lassen keinen Zweifel üln'ig, dass der Pilz der P. yrisco-tomentosus ist; auch der subexcentrische Stiel ist vorhanden. 3) Ausser diesen beiden genannten Pilzen enthielt die P>üc]ise : a) noch zwei Ayarici rhodospori. Der eine grössere liat grosse ovalrunde glatte Sporen und scheint den vorhandenen Trümmern \va.q\\ (\.ev Agariciis sinuatus Fr., Epic. S. 143, Gruppe Eiitoloma, zu sein; der andere ist ein kleinerer, der Gruppe Lcptonia Fr., ibid. S. 151, angehöriger, mit eckigen rothen Sporen, welche dieser Gruppe eigen sind. b) einen kleinen Lactarius, der Gruppe Bussularcs Fr., Epic. S. 341, angehörig, mit ovalen kleiigen Sporen, welche in der Gattung Lactarius häutig vorkommen, dagegen in den übrigen Gruppen des Ägaricus nur bei A. laccatus Fr. vorhanden sind. c) Mehrere Exemplare eines Leiicosporus mit ovalen weissen Sporen, der Gruppe Cliiocyhe — Orhiformes Yr., Epic. S. 76, angehörig. Die zweite P)üchse (Nr. VI) enthielt: 1} mehrere kleine P]xemplare des Lycoperdon Bovisia Fr. Sie sind bereits vollständig in der Reife am oberen Theile zerfallen, somit weitlappig geöffnet; ein noch geschlossenes Exemplar ist nicht vorlianden. Das nur schwache unfruchtbare Markstratum am Wurzel- ende und die ungestielt a])gefallenen sporae olivaceo-fuligineae geben Ijestimmt die Art zu erkennen. 2) Drei fast ganz zertrümmerte und erweichte Exemplare eines der Gruppe Fratelhis Fr., Epic. S. 212, XXIII Psalliotu, angehörigen Agaricns mit ovalrunden, schwarz -purpurfarbigen Sporen. Ein vom Stiel abgetrennter Hut war noch in zusammenhängender Form vorhanden und Hess erkennen, dass der Pilz zu der Untergruppe der Lepiotideac gehört, eine Armilla war jedoch am Strunk nicht mehr vorhanden, der Stiel aber knopfförmig in den Hut eingefügt und die Lamellen ganz frei. Dem Habitus nach ist es Ayaricns campestris var. silvicola^ stipite eJonyato-suhhnIboso. 00 I- Botanik. 2) Pilz von 8iidgröiilaii(l. Dieser Pilz gehört zur Gattung Anuuiiia. wie sich aus den grossen kugeligen, glatten Aveissen Sporen desselben sogleich er- gibt. Der eigenthümliche Bau der Gattung ist zwar in dem mir vorliegenden trockenen Exemplare nicht mehr Avahrnelimbar; die Zellen sind durcli ( 'onipression und Eintrocknung ganz unkenntlich gCAVorden, nehmen auch durcli längeres Einweichen in Wasser ihre eigenthümliche Form nicht wieder an, Avie es bei dieser Auf- beAvahrungsmethode der Pilze die llegcl ist, die sonstigen noch Avahrnehmbaren Kennzeichen lassen jedoch keinen ZAveifel übrig, dass es ä/ricari(ic Fckl., Fung. rhen. 2437 hat. 3) Fleospora arctica nov. spec. (Taf. I, Fig. 2.) Fungus conidiophorus in capsularum valvis aridis luxurians, Cladosporium exhibens. Acervulis minutis, maculaeformibus, oliva- ceis, velutinis ; hyphis sul)siniplicibus. cylindraceis, septatis. sub lente fuscis, apice conidiophoris; conidiis o1)longo-ovatis vel sul)- clavatis, 1 — 2septatis, quandorpie oblique ])odicollatis, flavo-fuscis, 24 Mik. long., 8 Mik. crass. Peritheciis ascigeris in caulibus aridis, sul) epidermide cinera- scente nidulantibus et epidermidem pustulatim inflantil)us, sparsis. media magnitudine, glol)osis, atris, ostiolis papillaeformibus, per- foratis, prominulis; ascis oblongis, plerumque curvatis, tunica crassa, breviter crasso stipitatis, 8sporis, 132 Mik. long., 36 Mik. crass.; sporidiis imbricato-disticMs, oblongo-ovatis, medio con- strictis, 6 — Tseptatis muriformibusque , primo hyalinis, demum aureis, postremo atro-olivaceis subopacis, 28 Mik. long., 14 Mik. G. Pilzo. 93 crass.; paraphysibns (scu pRPiuloparaph3'sil)ns) linearihus, septatis, multigiittiilatis , hyalinis. Die Conidienform an den (lürren Fruclitkapselii, die Schlauch- form an dürren Stengeln von Epilohium hdifolinm: Kaiser-Franz- Josephs-Fjord. 4) Fleospora paucitricha nov. spec. (Taf. I, Fig. 3.) Peritheciis mimitissimis, sparsis, subsuperficialibus , conicis, ater- rimis, vertice pilis pancis, hrevibus, rigidis, concoloribus obsitis; ascis ovato-oblongis, ntrimqne obtusis, subcurvatis, tunica crassa, Ssporis, 112 Mik. long., 34 Mik. crass.; sporidiis imbricato - sub- distichis, oblongo-ovatis, utrimque obtusis, rectis, 5septatis muri- Ibrmibusque , niedio constrictis, fuscis, 34 Mik. long., 13 Mik. crass. An dürren , abgefallenen Blättern von Salix arctica Fall. Kaiser- Franz-Josephs-Fjord, 737-2° nördl. Br. Der Pilz hat im Aeussern viel Aehnlichkeit mit Splmcria cMoro- spora Ces. (Cfr. Fckl. Symbol, niyc. p. 111.) 5) Ph'osjwra Bryadis nov. spec. (Taf. I, Fig. 4.) Peritheciis in foliorum aridoruni adhuc gerentiuni, pagina su- periori sparsis, punctiformibus, globoso-conicis, atris, demum sub- liberis, ostiolis perforatis; ascis oblongo-ovatis, oblique stipitatis, tunica crassa, Ssporis, 88 Mik. long., 32 Mik. crass. sporidiis subdistichis, oblongis, utrimque obtusis, uniseptatis, ad septum ■ constrictis, loculis uniguttulatis, primo hyalinis, demum flavo- fuscis, 30 — 32 Mik. long., 12 Mik. crass. Auf der obern Seite noch stehender, dürrer Blätter von Dryas octopetalalj. Clavering-Insel und Sabine-Insel, 74 — 75" nördL Br. G) Fleospora lierljarum Tul. (Fungiis ascophorus.) Auf dürren Blättern und Stengeln von Folcmoniiini Immile Willd. Sabine-Insel; Stimmt, bis auf die kleinem Perithecien, in allem mit dem bei uns so häutig vorkommenden Pilze vollkommen überein. üebrigens variirt auch hier die (Jrüsse der Perithecien sehr, so dass an der Identität beider kein Zweifel ol)walten kann. 7) Sphaeria nivalis nov. spec. (Taf. I, Fig. 5.) Peritheciis sub foliorum cauliunique aridoruni epidermide al- bescente nidulantibus, gregariis, minutis, globosis, aterrimis, ostiolo atro, acuto, prominulo; ascis oblongo-ovatis, utrimque attenuatis, tunica crassa, Hsporis, 04 Mik. long., 20 Mik. crass.; sporidiis conglobatis subdistichisvc, oblongis, inaequaliter didymis, utrim- 94 I- Botanik. qiie obtusis, ad septnm parnm cniistrietis, liyalinis, 20 Mik. long., 8 Mik. crass. An dürren, noeli stehenden Stengeln nnd Blättern von Epilo- hnmi l(diffiliu}ii L. Kaiser-Franz- Josephs-Fjord. 8) Sphaeria arcticd nov. spec. (Taf, I, Fig. G.) Peritheciis in macnla cinerascenti , gregariis seu lineari dispo- sitis, ernmpentihus, globoso-conicis, minutis, aterrimis, demum perforatis; ascis fasciculatis , oblongis, contortis, sessilibus, tnnica crassa, 8sporis, 72 Mik. long., 17 Mik. crass.; sporidiis imbricato- distichis, oblongis. utrimque parum attennatis, rectis, nniseptatis, ad septnni constrictis, loculis inaeqnnlibus biguttnlatisque. hyalinis, 24 Mik. long., 8 Mik. crass. Dieser Pilz scheint in den arktischen Regionen häuhg und weit verbreitet zu sein, er fand sich häutig auf dürren Blättern und Blattscheiden von Poa caesia und andern Gräsern des Kaiser- Franz- Josephs-Fjord und der Sal)ine-Insel. 9) Ceratostoma foliicoluni nov, spec. (Taf. I, Fig. 7.) Peritheciis Cuionioniarum habitu, s])arsis. primo tectis, ostiolo longissimo, aterriniu exserto, deniuni sul)lil)('ris. globosis, minutis. atris; ascus nonduni vidi; sporidiis i)erfecte globosis, nucleatis. episporio laevi, luteolu, 8 Mik. diam. An der untern Fläche dürrer Blätter von Salix arctica Pallas; wahrscheinlich von der Sal)ine-Insel. Wie es scheint sehr selten. 10) Cijtispora ccqniata (Valsae nov. spec. Forma spermogon. Fig. 8). Spermogoniis sub corticis epidermide nidulantibus, multiloculari- bus, locellis i'adiatim dispositis. gelatinosis, olivaceis; disco per- fecte glol)os(). I Mill. diam., puberulo, olivaceo, poro centrali, punctifoi'ini; spernuitiis cylindraceis, curvatis, continuis, hyalinis, 8 ]Mik long.. 1 Mik. crass. Fs gelang mir nicht, auf den mir zu (Gebote stehenden Aestchen die dazu gehörige Schlauchform. welche zweifelsohne einer neuen Valsa angehört, aufzuhiulen. Auf dürren Aestchen von Salix arctica Pallas. 11 j VhouKi Drahac ( Sphaeriacearum nov. spec. Forma pijcno2>hora. Taf. I, Fig. 0). Peritheciis s})arsis, sub caulis epidermide nidulantilnis, demum liberis, minutis, depresso-globosis, vertice und^ouatis, pallidioril)us, nigris; stylospuris angustissime fusiformibus, curvatis, continuis, hyalinis, 22 Mik. long., 2 Mik. crass. An dürren, noch stehenden Stengeln von Draba spjcc. Auf i\<}v Clavering-Iusel, 74 Va nördl. Br. G. Pilzp. 95 12) Bliisomorplia arctica uov. spee. (Taf. I, Fip;. 10.) Stromate adnato, cmstoso vel teniiissimo offuso, fusco; peritlie- ciis gregariis, saepe coiitiuentil)us. raro sparsis. somi-vel totis li- beris, carboiiaceis, aterrimis, y^ Mill. diani., suhnigiilosis, glo- bosis sed antice lato-conieis, ostiolo brevi, c.ylindraceo. truncato, perforato; sporidiis (asciVj fusiformibus seu subovatis, plerum- qiie inaequilateralibns, giittulatis. fuscis, 12 — 14 Mik. long., (j — 8 Mik. crass. Auf faulenden Wurzelstrünken von Salix arctica Fall. Kaiser- Franz- Josephs-Fj ord . Der Pilz hat im Habitus viel Aehnlichkeit mit Hypo.rtilon ejfn- sum Nke., nach seiner Fruchtbildung aber gehört er zur Gattung liliizomorpha , wie ich dieselbe in Symbol, niyc, S. 236, definirt. Von der ihm nahe stehenden Bliizotnorjjlia adnafa Feld. 1. c. unter- scheidet er sich durch die grössern, kürzer geschnäljelten Peri- thecien und durch die im Verhältniss zur Länge meist breitern Sporen (SchlänchcV). 3) Discomycetes. 13) Xyloyraplia arctica nov. spec. (Taf. I, Fig. 11.) Cupulis in macula griseo-nigra, (piandoque ligiii diirissimi totam superticiem occupanti. })arum elevata, dense gregariis. parallele dispositis, erumpenti])us, minutis, atris. primo clausis. sphaeriae- formil)us, demum apertis, rotundatis seu ellipticis, rima longitu- dinali dehiscentil)us, margino integro, disc(» fuscescente; ascos nondum inveni; sporidiis ovatis ovato-oblongisvc inicleatis. fuscis. 10—12 ^lik. long., S :\lik. crass. An sehr hartem, von der llinde entl)ir)sstem Hol/e von Salix arctica Pallas; nicht weit verbreitete, grausclnvarze Flecken bil- dend. Kaiser-Franz-Josephs-Fjord. Steht Xylocjrapha flcxeUa Fries sehr nahe, untersclieidet sich aber durch die angegebenen Merkmale sicher von dersell)en. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. 1. Pleoapora hyperhorca. u. iSclihuich mit 8 Sijoroii; h. einzelne Spore, wie alle folgenden Scliläuclu' und ^^pol■en bei oSOfaclier Vergritsserung ge- zeichnet. » 2. Pleospord arctica. a. der S sporige Sclilaneh; h. unreif(> Spore-, c. reife Spore; d. Psendoparaphyse; e. Endstück einer ITyjdK^ des Conidienpilzes mit aufsitzender Conidie; /. zwei Conidien. gß I. Botanik. Pleosipora paiicitricha. a. Perithocium ca. 32 mal vf rgrössert ; h. der 8 spo- rige Schlauch; c. eine Spore. Pleospora Dryadis. a. der 8 sporige Schlauch; b. unreife Spore; c. reife Spore. Sphaerüi nivcdift. a. der 8 sporige Schlauch; h. eine Spore. Sphaeria arctico. a. zwei Schläuche ; b. eine Spore. Ceratostoma foliicolnm. a. Perithecium , 30 mal vergrössert; b. Spore. 8. Cytispora capHcäa. Spermatie. 9. Phoma Drabae. Stylospore. 10. Mhizomorpha arctico. a. b. c. Sporen. (Schläuche?) IL Xylographa arctico. a. b. c. Sporen. Fig. ..5. » 4. )) .5. » 6. » 7. 7. Treibhölzer. Bearbeitet von Gregor Kraus in Erlangen. Einleitung. Ljh war als eine der Aufgaben der Deutschen Nordpolexpedition bezeichnet -worden, dem Treibholze im arktischen Meere Aufmerksam- keit 7U schenken und gezeichnete Proben dessell)en an Bord zu neh- men, damit durch S2:)ätere Untersuchungen über den Ursprung des Holzes Schlüsse über die Meeresströmungen in jenen Gegenden ge- zogen werden könnten. (Instruct. f. d. Befehlshaber, §. 25. Peter- mann, Geogr. Mitth., 1868, S. 217.) In der That sind die Treibhölzer eins jener eigenthümlichen und grossartigen Phänomene des arktischen Meeres und seiner baum- losen Ufer, welche die Aufmerksandceit der Wissenschaft im hohen Grade beanspruchen dürfen. Denn diese von den Meereswogen in Menge getriebenen und ans Ufer geworfenen Holzmassen sind nicht etwa eine zufallige Erschei- nung, die ausnahmsweisen Ereignissen, etwa dem Scheitern von Schiften oder ausserordentlichen Ueberschwemmungen ferner Fluss- ufer ihr Dasein verdanken; der nur einigermaassen Kundige^ weiss, dass dort im Meere in gewissen Breiten zahllose schwimmende Stämme ■ ' Ein hiichst lehrreiclier und werthvollcr Aufsatz: „Ueber die Treibproducte des Xordatlantischcn Oceans", von Gumpreclit, findet sich in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, 1854,111, 409 — 432. Weitere Angaben bei Petennanii, ,, Das Treibholz im Eismeer", in dessen Geographischen Mittheilungen, 1870, S. 2;)0-232. /Zweite Ueutsche NordpoUahrt. II. 98 I- Botanik. und Stammfragmente angetroffen werden i, dass an den Faröern ^, an den Nord- nnd Nordwestküsten Islands ^, an der Ostküste von Grönland *, auf Spitzbergen ^ und an den Nordküsten Sibiriens ^ ellenliolic Wälle von Treibproducten angeschwemmt werden, deren Hauptmasse aus Baumstämmen, Wurzeln, Aesten und Holzfragmenten aller Art besteht, Massen so bedeutender Mächtigkeit, dass sie seit Jahrhunderten die einzige und ausreichende Quelle für Nutz- und Brennholz in jenen baumlosen Gegenden bilden. Die Thatsache, dass diese Hölzer seit Menschengedenken in glei- cher Menge und in einer bestimmten Richtung nur auf der Nord- und Nordostküste der arktischen Länder angetrieben werden^, be- weist, dass sie aus unerschöpflichen Reservoiren fliessen und durch regelmässige Strömungen des Meeres an ihren Fundort gelangen müssen. Unter diesen Umständen erlangen diese Hölzer eine Bedeutung, die über das blosse botanische Interesse hinausgeht: Es ist in den arktischen Regionen, wo die zwei grossartigsten Meeresströme, der Golf- und Polarstrom, ihre Wasser mischen. Der Verlauf dieser Strömungen im Einzelnen , ihre Endigungen an bestimm- ten Punkten, ül)erhaupt ihre Verbreitung und Begrenzung ist nichts weniger als sichergestellt. Die Treibhölzer, die in jene absolut holzlosen Regionen noth- wendig durch eine dieser Strömungen aus fernen Ländern gebracht sein müssen, bieten einen vorzüglichen Anhaltspunkt für die Beurtheiluiig der Strömungen, einen Anhaltspunkt, der nicht allein wie die gewöhn- lichen Mittel zur Constatirung der Strömungen (Temperaturmessungen, Farbe des W\assers u. s. w.) blos über die Strömung an Ort und Stelle ^ Nach den Angaben von Koldewey z. B. zwischen der Südspitze von Spitz- bergen nnd Jan Mayen. Vgl. Petermann's Mittheilnngen, ISTO, S. 227. 2 Irniinger, Zeitschrift für allgemeine Erdknnde, III, 1S8 — 190. ^ a. a. 0. und Unrnprecht, a. a. 0., S, 425. * Gumprecht, a. a. 0., S. 427. * Petermann's Mittheilungen, Erg.-Bd. IV, 31, nebst Karte. Peterniann's Mit- theilnngen, 1870, S. 231. •^ Middendorff's Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens, IT, 1., 252 — 256. " Dies Factum kann gar nicht geimg betont werden. Man darf sich nur, wie es auf der oben citirten spitzbergischen Karte im speciellen geschehen , und wie ich es auf der Berghaus'schcn Chart of the World auch für die übrigen Länder gethan , die P'nndorte der Hölzer ilurch P'arben auszeichnen , um sofort zu sehen, dass dahin die Hölzer nur durch eine südwestliche (Polar-) Strömung gelangt sein konnten. 7. Treibhölzer. 99 Reclieiiscliaft gibt, sondern nns auch über die llichtungen der Ströme in fernen bisher unerreichten, vielleicht unerreich])aren Regionen dann aufkhirt, wenn die Natur des Holzes den bestimmten Wohnort der Mutterpflanze erkennen Uisst. p]s ist klar, dass ein Strom, der seinen Ursprung aus den Tropen nimmt und dort an wald- oder vegetationsreichen Küsten, an den Mündungen grosser, aus dem continentalen Innern kommender Ströme vorbeifliesst, wie der Golfstrom, nothwendig tropische Producte führen muss; während der kalte Polarstroni nur solche Hölzer führen kann, welche grosse Flüsse des nordeuropäischen, nordasiatischen, nord- amerikanischen Continents aus den Waldgebieten ül)er das arktische Land hinaus ins Eismeer geschwemmt haben. So wird sich je nachdem das Treibholz nördliche oder südliche Mutterpflanzen verräth, eine nördliche oder südliche Strömung nicht allein an Ort und Stelle, sondern auch eine Richtung der Strömung von dem Fundorte bis zur Geburtsstätte des Holzes erschliessen lassen. Aber nicht allein der Geographie des Oceans kommt eine solche Untersuchung zugute. Sie hat noch ein speciell pflanzen-geographi- sches Interesse. Die von Hooker ^ gefundene sehr merkwürdige Thatsache, dass die grönländische Flora näher mit der des entfernt liegenden alten Continents als mit der des nah gelegenen neuen verwandt ist, wird von diesem mit Hülfe der Glacialhypothese , in neuester Zeit, wie ich glaube viel sicherer, von Grisebach ^ mit Hülfe der Meeresströmungen erklärt, indem er annimmt, dass die Pflanzenkeime, durch Treibeis transportirt, von den sibirischen Küsten successive nach Nowaja-Seinlja, Spitzliergen, Ostgrönland und Island gewandert seien. Mit Recht weist er darauf, dass die Zahlen- wie die verwandtschaftlichen Ver- hältnisse nach diesen räumlichen Beziehungen sich ordnen. Die Wahr- scheinlichkeit dieser Annahme würde zu einer fast evidenten Gewiss- heit werden , wenn aus den botanischen Treibproducten ein Zusammen- hang der ostgrönländischen Küste und Sibiriens durcli die Meeres- strömungen könnte dargethan werden. Die einzigen Anhaltspunkte, die man bis in die jüngste Zeit über die Natur und Abstammung der Treibhölzer hatte , waren die Namens- bezeichnungen der Isländer für dieselben, oder die spärlichen Angaben der Besucher jener Gegenden (vgl. Gumprecht, a. a. 0., S. 428 fg.), die als von Laien stammend nicht von Gewicht sein konnten, zumal 1 Transact. Linn. Soc, Vol. XXIII. 2 Vegetation der Erde, 1871, I, 61 — 69. 100 I- Botanik. da das einzige einem Botaniker (Brnngniart) zu Gesicht gekommene Holz aus jener Gegend sich als total falsch bestimmt erwies (vgl. (Jum- precht, a. a. 0., S. 426). Erst in jüngster Zeit wurde eine wissenschaftliche Untersuchung über eine Anzahl spitzbergischer Treibhölzer, welche von der schwe- dischen Expedition dahin mitgebracht worden waren, gemacht.^ So dankenswerth auch diese Untersuchung ist, welche ergab, dass die Hölzer lauter Nadelhölzer und 7 von den vorliegenden 18 Stücken Lärchenhölzer aus Sibirien waren, so kann sie natürlich nur für einen dem Ursprungsort nähern Fundort Rechenschaft geben und löst die Frage über die Holzquelle entfernter arktischer Länder nicht. Streng- genommen lässt sie sogar für die spitzljergischen Hölzer noch Zweifel übrig; denn da von 18 Hölzern nur 7 ^ wirklich bestimmt wurden, so könnte man immerhin einwerfen, es bestehe noch die Mtiglichkeit, dass trotz der 7 Lärchenhölzer der grössere Theil (die übrigen 11) andern Ursprung habe. Um so leibhafter musste die von der Deutschen Expedition von der ostgrönländischen Küste mitgelirachte aus 25 Hölzern 1)estehende Collection begrüsst werden, deren Untersuchung, die ich im Folgenden niederlege, ein überaus klares und sprechendes Resultat ergel)en hat. L Aeiisseres der Hölzer. Die mir vorliegenden Treibhölzer, 25 an der Zahl, waren nebst zwei kleinen Eindenstückchen sämmtlich an der ostgrönländischen Küste aus dem Meere aufgenommen worden; eins derselben, durch dunklere Farl)e und einen hohen Grad von Verwitterung vor den blei- grauen oder silberweissen andern ausgezeichnet, war im Kaiser-Franz- Josephs-Fjord gefunden, die übrigen in der Nähe der rendulum- Inseln. Sollten aus den l)otanisclien ITiitersuchungen ül)er den Ursprung der Hölzer sichere Schlüsse auf Strömungen u. s. w. gezogen werden, so kam es vor Allem darauf an, diejenigen Stücke, die sich durch Spuren menschlicher Einwirkung als Werkhölzer erkennen Hessen, vorläufig zu sondern und von der Betrachtung auszuschliessen, da es auf der Hand liegt, dass bei solchen Hölzern, die beispielsweise von 1 Olli den Spetsbergska Drif-vedcns Ursprung. Af J. G. Agardli. — Ofvfrsigt af kongl. Vetenskaps-Academieiis Förliandliiigar, 18G9, No. 2, S. 97—11!». 2 So wenigstens verstehe ich Agardh nach S. 99 seiner Abhandhuig. Nach meinen Erfahrungen möchte ich nicht zweifeln, dass wol Alles Lärchenhölzer waren. 7. Troibholzor. 101 gescheiterten Schüben, von verloreneu Werkzeugen u. s. w. stammen, sich nachträglich nicht mehr eruiren lässt, wie weit beim Transport derselben an ihre Fundstellen die natürlichen Kräfte (Strömungen), wie weit menschliche ^Villkür mitgewirkt hal)en; woraus erhellt, dass sie für weiter tragende Schlüsse nicht wohl zu gebrauclien sind. Es genügte nun allerdings ein oberflächlicher Blick auf die mit- gebrachten Stücke, um sofort die Ueberzeugung zu gewinnen, dass die weitaus grösste Mehrzahl derselben nie eine bearbeitende Hand ge- sehen hatte. Nicht allein, dass Spuren menschlicher Thätigkeit über- haupt nicht zu sehen waren . sie gaben schon durch ihre äussere Ge- stalt hinreichend zu erkennen, dass sie zu jeder Nutzung als Werk- holz von vornherein völlig unbrauchbar gewesen wären. Schon der Umstand, dass die meisten derselben nicht vollcylin- drische Hölzer Avaren, sondern höchst unregelmässige Fragmente schlecht gewachsener, sei es nun Stämme oder Wurzeln, darstellten, war geeignet, jeden Gedanken an Nutzholz auszuschliessen. Es waren meistentheils unregelmässige radiale Ausbrüche des Holzcylinders, seltener Hälften desselben, meist keilförmig, nicht einmal bis auf das Mark gehend herausgerissen. Alle Begrenzungsflächen waren uneben und splitterig, sie gingen stets nach der Bichtung leichtester Spaltbarkeit, d. h. den Mark- strahlen entlang und genau nach dem Faserverlauf des Holzes da, wo eingewachsene Aeste einen geschwungenen Verlauf erforderten. Die Enden waren nicht quer abgeschnitten, wie durch Werkzeuge, sondern mit abgerundeten Spitzen versehen, stumpfsplitterig, auch Avol trichterförmig, so, Avie Holz unter Wirkung roher GcAvalt zu bre- chen pflegt. Einzelne Hölzer Avaren tangential abgesonderte Schalen- stücke ; andere erAviesen sich als Wurzelstöcke ; Avieder andere zeigten kleinere und grössere Aststümpfe. Die Avirklichen Yollhölzer Avaren auffallend unregelmässig ge- AA^achsen; eins fast brettartig flach, ein anderes Sförmig gebogen, ein drittes seltsam gedrehter Faser. Nur Avenige Stücke Avaren verdächtig. Hierher gehörten vor allem die grössten der mitgel)rachtcii Stücke, ohne Frage Stämme, die anderthalb Dccimctcr Durchmesser uiul in einem Falle eine ansehnliche Fange (U Fuss) hatten, an deren Enden alte Sägeflächen vorhanden Avaren. ihre regelmässige Gylindergestalt liess in ihnen auch leicht Flosshölzer vermuthen. GleichAvol Averdcn Avir sehen, dass sie in Wuchs und Bau mit den übrigen Hölzern über- eiidconnncn. und mit den reinen Naturhölzern gcAviss Eine Mutter- ptlanzc und i'"inen Stamniort lialx'n. 102 I- Butanik. Ein Stück von etAva zwei Decinieter Länge und niehrern Centi- meter Dicke ist von zwei i^arallelen und ebenen Flächen begrenzt, die nicht in der Richtung der Markstrahlen, sondern schief dagegen verlaufen ; es scheint ein Stück Brett zu sein. Es ist auf der Aussen- fläche mit einer rissigen dunkeln Kruste überzogen, in welcher thie- rische Haare unschwer zu erkennen sind. ^ Wahrscheinlich haben wir es hier mit einem Bootfragmente zu thun. Uebrigens stimmt auch dieses Holz mit den übrigen überein, und kann von ihnen nicht getrennt werden. Nur ein drittes Stück, das einem Stamm von wenigstens 2,5'''" angehörte, zeigt sich auf der schiefen Querfiäche nicht allein abge- nutzt und theilweise verkohlt, sondern auch Jahrringe von einer Weite, die ein viel weniger nördliches Klima verrathen als die andern Hölzer, und mehr an das Wachsthum in unsern Breiten erinnern. Doch war es im Bau von den andern Stücken, die wir als Picea bezeichnen werden, nicht zu unterscheiden. Was allen Stücken, auch die eben l)esprochenen Nutzhölzer nicht ausgenommen, einen gemeinschaftlichen Charakter verleiht, das ist der eigenthümliche P^rhaltungszustand. Es sind lauter nackte Holzkörper, an denen gewöhnlich nirgends eine Spur ansitzender Rinde zu finden ist; nur an zweien wurden bei genauerer Besichtigung kleine Rindenfleckchen entdeckt, die sich, wie einige aus der Umgebung eingewachsener Aeste herausgespaltene Rinden- spuren, für die nähere systematische Bestimmung der Hölzer ausser- ordentlich werthvoll erwiesen. Die Spuren der Einwirkung roher mechanischer Gewalt, rollen- der, schleifender und splitternder Kräfte traten an der Oberfläche aller Stücke zu Tage. Die ursprünglich offenbar scharfen Begren- zungen Avaren abgestumpft, die Kanten abgerieben, Aeste abgestossen und die Obe]-flächen in verschiedenem Grade abgenutzt, je nachdem die weichern oder härtern Partien der Jahrringe nach aussen lagen. Das schon erwähnte brettartig gewachsene Holz war z. B. auf seiner breitern Seite, wo die engen Jahrringe lagen, glatt, auf seiner schmälern, aus weichen Schichten zusammengesetzten, mannichfach zerfasert, da hier das Holz mechanischem Drucke u. s. w. weniger Trotz bot. Wie hätte man bei diesen Hölzern auch nicht die Spuren roher Unbilden rinden sollen? Mussten sie doch, wie wir später sehen wer- ' Mein College Professor Ehlers, der die Substauz ansah, versichert, dass es nicht thierische Haut sei. 7. Treibhölzer. 103 den, notliwoiidig schon bevor sie ins Meer kamen eine lange Fluss- reise unternehmen (ans dem Waldgebiete des östlichen Contincnts durch das arktische Gebiet dessell)en), auf welcher sie Strandungen, Kollungen am Ufer ausgesetzt waren; wurden sie vielleicht an den arktischen Ufern wiederholt von den brandenden Wogen ans Ufer geworfen und wieder aufgenommen (vgl. die unten citirten Schilde- rungen Middendorft^s) , bevor sie noch den schleifenden und brechen- den Zerstörungen des Eises im stürmischen Polarmeere ausgesetzt waren ! ^'errathen sich so mechanische Einwirkungen, so ist andererseits die merkwürdige Färbung der Oljerfläche der Zeuge langen Einflusses chemischer Agentien, der Wirkung von Wasser V Luft und Licht. Alle Hölzer ohne Ausnahme erscheinen oberflächlich auffallend verbleicht, bald bleigrau und matt, bald glänzend und silberweiss. Die Verbleichung dringt, wie man auf dem Querschnitt sieht, nicht tief ein; gewöhnlich ist sie von unmessbarer Dünnheit, seltener bis 1 oder 2°"° ins Linere gedrungen; nur wo Hisse im Holze sind, ist sie selbstverständlich auch im Lniern zu gewahren. Wenn man anders will, dass diese Stücke bei ihrem langen Aufenthalt im Wasser sich tiefer damit erfüllen, so verräth diese l)los oberflächliche Bleichnng, dass der Process nicht von der Einwirkung des Wassers allein ab- hangen kann, sondern dass auch der Zutritt von Luft (und Licht V) dazu beitragen muss. Der Einfluss dieser Atmosphärilien macht sich noch in andern Erscheinungen geltend. Die Oberfläche des Holzes ist zwar in vielen Fällen ganz glatt, ja glänzend, in andern dagegen erscheint sie wie mit feinen Haaren besetzt oder kurzwollig, oder es sind feine La- mellen von y.2 — 2™'" Breite vorhanden, die sich als losgelöste Holz- fasern zu erkennen gel)en. Wenn man die lladialfläclien von Hölzern mit etwas weitern -Jahr- ringen näher betrachtet, so erscheinen die weitern Partien des Jahr- rings vertieft, die dichtem und härtern erhöht, die ganze Fläche wie cannelirt; Cannelirungen, die je nach der Breite der Jahreslagen grö- ber oder feiner, nach dem raschern oder langsamem Uebergang der ' Es sei nur im Vorbeigehen erwähnt, dass man den ehemaligen Aufenthaltsort in der See sehr leicht nachweisen kann, wenn mau die Ubcrfläche eines Holzes durch einen Strahl reinen Wassers mit der Spritztiasche abspült und das angesäuerte Wasser mit salpctersaurem Silber versetzt. Man erhält einen sehr starken in Salpetersäure löslichen Niederschlag von Chlorsilber. Ein zufällig unter die Treib- hölzer gerathenes Earbliolz zeigte auf diese Weise sogleich, dass es niemals nä- here Bekanntschaft mit Seewasser gemacht hatte. 104 I. Botanik. Schichten ineinander scharf ahgesetzt oder tiach sind. Die Angritie äusserer Agentien machten in den weichern Partien raschere Fort- schritte als in den harten. Die nähere anatomische Untersuchung zeigt als Ursache dieser Erscheinungen eine eigenthümliche Auslaugung der äussern Holz- elementc. Die Wände der Zellen silherweisser und glänzender TIolz- partien sind sehr verdünnt, oft zusammengefallen; die spiraligen Dich- tigkeitsstreifen treten in einer Deutlichkeit hervor, als oh es schrauben- förmige Verdickungen der Membran seien ; dabei erscheinen sie hyalinweiss und nicht von der gelblichen Farbe verholzter Häute, wie denn auch die Anwendung von Jod und Schwefelsäure reine Zellstoff- reaction zeigt (während das intacte innere Holz Ligninmembranen hat). Es ist offenbar, dass die dünnen, lufterfüllten Röhrchen (Zellen) die weisse Farbe, ihre parallele Lage den Seidenglanz hervorrufen. ^ Wo auf dem Holze haarfih-mige Ueberzüge vorhanden sind, lindet man die eben geschilderten Zellen für sich oder zu mehrern durch Zerstörung der Intercellularsubstanz aus dem A'erband gelöst. Kurz Avir halben hier den Zustand des Holzes vor uns, den man als ,,Yergrauung'' desselben Ijezeichnet^ und der sich au allen Höl- zern findet, die dem wiederholten und wechselnden p]infiusse von W^asser, Luft und Licht ausgesetzt sind; z. B. ganz allgemein l)ei höl- zernen Dachschindeln. Es ist vielleicht nicht ohne Bezug auf unsere Hölzer, wenn ich bemerke, dass ich solche Zerstörungen nirgends schöner als an dem Holzwerk der Gradirhäuser (Saline Orb, Kissin- gen) gesehen habe. Es steht auch nichts entgegen, sich unsere Treibhölzer lange Zeit in einen solchen Zustand versetzt zu denken. Mag man nun annehmen, dass dieselben an der Stätte ihres Wuchses in den Wäl- dern der Soinie und atmosphärischem Wasser ausgesetzt waren, oder dass sie auf ilirer Flussreise gelegentlich aufs Trockene geriethen, oder an den arktischen Ufern unter dem Einfluss der mehrmonat- lichen Sonne bleichten. Die Vorstellungen , die num aus den grossartigen Schilderungen Middendorft"'s ^ über das Treibholz an der arktischen Küste Sibiriens gewinnt, werfen ein klärendes Licht auf alle die Zustände, die wir ' Vgl. die Besclu-fibiuig gleicher Ersclicimmgcii bei Kraus, Würzburger iiatur- wisseuschaftliclie Zeitschrift, 1864, V, 182. ^ Kraus, a. a. 0.; "Wiesner, Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 1864, XLIX, 65 fg. ^ Reise in den iUissersten Norden und Osten Sibiriens, IV, 1., 252 — 2.'')6. 7. Treibhölzer, 105 bei iinsern Hölzern finden. Er hebt Ijesonders hervor, wie sich die dortigen Treibhölzer dni'ch ,, Zeichen gewaltsamer Zerstückelung und Abreibung'', welche einerseits das ,,rulareis", andererseits ,,die Ufer- brandung" bewirkt, charakterisiren. Seine Anga])en zeigen auch, wie lange möglicherweise in jenem arktischen Klima unsere Hölzer dem Ein- thisse der Atmosphärilien ausgesetzt sein konnten, bis sie die l)leiche Earbe erlangten, die für sie so charakteristisch ist. Er berichtet, dass Holz, welches nachweislich über 100 Jahre in der Taimyrtundra gelegen, nur auf der Wetterseite einen graulichen Yerwitterungsan- Üug hatte von nicht einmal einer Yiertellinie Dicke (a. a. 0., S. 255 und 203). — Eine Aeusserlichkeit, die auf den ersten lUick wahrzunehmen, darf hier als l)edeutungsvoll für das Künftige nicht übergangen wer- den; ich meine die nicht unbeträchtlichen Drehungen der Holzfaser. Ein schaliges Stück zeigt z. B. eine Drehung der Easer von 10—12" Neigung gegen die Achse (nach rechts im Sinne Linne's); eine (Lärchen-) Wurzel ist um etwa 5° rechts gedreht; ein Stück, das sich später als Erle erwies, zeigte eine Drehung von 6 — 7° gegen links. Von den drei grossen Stammstücken, die später als Lärcheidiolz bewiesen werden, waren zwei rechts, eins links gedi-eht. Besonders auffallend zeigte sich ein spitzkegelförmiges Stück Holz, an welchem, der Ilich- tung der Holzfaser entlang (stark links) Auslaugungen stattgefunden hatten, so dass der Easerverlauf klarstens hervortrat. Diese Drehungen sind insofern von Bedeutung, als ihr excessives Auftreten auf eine nordische Abstammung unserer Hölzer hinweist. Wenn auch, wie wir besonders aus den schönen Untersuchungen A. Braun's (Monatsberichte der Berliner Akademie, 1854, S. 432 fg.) wissen, bei allen Bäumen, auch unsers Klimas, solche Faserdrelmn- gen vorkommen, so sind doch die bedeutendem Drehungen ein be- sonderes Charakteristicum baumartiger Gewächse des hohen Nordens. Schon Linne hat bekanntlich darauf hingewiesen, dass in Lappland die Kiefern (Fhnis si/lvestris) einen schiefen Faserverlauf ,,der Sonne entgegen^' zeigen (Flora lapponica, Amstelod. 1737, S. 237). Von an- dern Angaben mag nur darauf hingewiesen werden, dass Middendorff (a. a. ()., S. G03) bei der Tjärche und Kiefer die ., Drehkrankheit" des Holzes als eine häuüge Erscheinung in den (»egendeu der sibiri- schen Baumgrenze hervorhebt. Eine letzte Eigenschaft, die ohne weiteres an den Hölzern wahr- genonnuen werden kann, ist die auffallende Schwere der meisten. Besonders tiel hierdurch ein starkes, radial herausgebrochenes Stück auf, von stark splitterigem Bruch. Es ist so schwer, dass ich erst 106 I- Botanik. durch den Versuch mich von dem Zweifel befreite, ol) es in gcAvöhn- lichem Wasser schwimme, und dass ich hinge Zeit daran daclite, ein so schweres Holz müsse wol unter sein* günstigem Himmelsstriche, vielleicht unter den Tropen gewachsen sein. Wir werden aber sehen, dass sich die Sache in gerade entgegengesetzter Weise, durch Wachs- thum im hohen Norden, erklärt. Eine Anzahl anderer Hölzer fiel nicht für sich, wol aber dann durch ihre Schwere auf, wenn man sie mit den leichtholzigen Nadelhölzern — denn solche Avaren es — unserer Breite verglich. Im Verein mit dieser Eigenschaft war bei den meisten Hölzern eine beträchtliche Härte und eigene Sprödigkeit zu gewahren, die das leichte Springen der stärkern Piundstücke verständlich macht. n. (luersclinitt der Hölzer. Um der Bestimmung unserer Hölzer einen Schritt näher zu rücken, wurden zunächst an allen geeigneten Stellen glatte Querschnitte an- gefertigt. Was sich schon bei der äussern Ansicht der Hölzer hatte ver- muthen lassen, bestätigte der Querschnitt augenblicklich, dass näm- lich die meisten derselben Nadelhölzer seien, kenntlich an den deut- lichen weichern und härtern Schichten des aus gleichartigen Elementen bestehenden , nur hier und da von Harzgängen durchsetzten Jahrringes, während nur drei Exemplare mit der Lupe unverkennl)are Gefäss- öffnungen zeigten und sich damit als Laul)hölzer manifestirten. Diese Beobachtung stelle ich absichtlich mit der Bemerkung vor- aus, dass sich alles im Folgenden Gesagte zunächst auf diese Nadel- hölzer bezieht; da es sich von selbst versteht, den Hauptstock der Hölzer zuerst einer nähern Prüfung zu unterwerfen. ZavcI Dinge sind es, die auf dem Querschnitt vor allem interessiren mussten, die Farbe des Holzes und der allgemeine Bau der Jahrringe. Die erstere war in mehr als Einer Hinsicht von Wichtigkeit. Be- kanntlich sind in allen Berichten über Treibhölzer Farbhölzer als integrirende Bestandtheile derselben erwähnt, ja in Island Averden dieselben nach ihren Farben geradezu benannt und in verschiedenem Grade geschätzt. Nach den verschiedenen Angaben, die wir ü])er diese Producte haben (vgl. Gumprecht, a. a. 0., S. 420, 428, 42U; Irminger, a. a. 0., S. 189), lässt sich allerdings die Möglichkeit nicht leugnen, dass diese als Werkhölzer so sehr geschätzten Treibproducte wirkliche Far1)hölzer sind, d. h. in die Kategorie der aus den Tropen 7. Treibhölzer. 107 stammenden, in der Technik zur Bereitung roÜier und blauer Fai'l)en verwendeten Hölzer, etwa Campeehe-, Fernambuk-, Santelhölzer ge- liören. Andererseits ist allerdings auch leicht möglich, dass in jenen holzarmen Gegenden auch nur einigermassen durch ihre Farbe auf- fallende Hölzer diesen Namen erhalten. Die Yermuthung, dass die Nordländer und vielleicht auch zahlreiclie lierichterstatter aus jenen Gegenden mit dem Namen Farbholz ganz andere Dinge als wir, etwa überhaupt nur lebhaft (nicht weiss) gefärbte Hölzer, belegen, erhält dadurch Piaum, dass ein von E. Uobert als Äcajou mitgebrachtes Holz (Gmnprecht, 1. c, S. 420) von Brongniart als Nadelholz erkannt worden ist. Es kommt noch hinzu, dass in der That einige Nadel- hölzer (z. B. die Lärche, Juniperus, Taxus) ziemlich lebhaft gefärbte Hölzer haben. Die Existenz wirklicher Farbhölzer unter den Treibproducten wäre insofern von ausserordentlicher Wichtigkeit, als sich aus ihr — da die Farbhölzer nur in der warmen Zone Amerikas vorkommen — mit apodiktischer Gewissheit auf eine Herbeiführung durch den Golf- strom schliessen Hesse; während die Nadelhölzer, möglicherweise nor- discher Herkunft, ebenso gut durch den Polarstrom könnten herbei- geführt sein. Aber abgesehen davon gibt die Farbe der Hölzer einen guten Anhaltspunkt für die Bestimmung derselben; es ist .eine bekannte Thatsache, dass das Kernholz zahlreicher Bäume eine ganz charak- teristische Färbung hat. Man darf sich nur an die verschiedenen Nuancen von Braun, Both und Gell) erinnern, welche unsere eigenen Nadelhölzer darbieten, die, so sehr sie auch innerhalb ganz feiner und nicht leicht detinirbarer Nuancen schwanken, doch für den Kun- digen untrügliche Erkennungszeichen gewisser Hölzer sind. Schon in dieser diagnostischen Hinsicht musste der Farbe des Holzes einige Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es zeigte sich nun freilich sogleich, dass von eigentlichen Farb- hölzern bei den unserigen nicht die Rede sein konnte. Kein einziges Holz zeigte auch nur eine Annäherung an die Intensität der Färbung, die man bei wirklichen pigmenthaltigen Hölzern rindet, oder auch nur die Nuance eines Farbholzes. Nach dem Gesammtanblick Hessen sich aber drei Kategorien von Färbungen unterscheiden, röthliche, braune und weisse, älndich wie es Agardli l)ei den spitzbergischen Hölzern (a. a. ()., S. 1)7) ge- funden hatte. Zwei Stücke, die ihrer Form nach offenbar Wurzelstöx-ke waren, und äusserlich glänzend silbergrau waren, zeigten sich im Innern IQg I. Botanik. schön röthlicli. Die Farbe war ein Gemisch von Mattrosa und Braun, nnd erinnerte lebhaft an die Färbung gcAvisser Bleistifthülzcr. Dies Avaren die lebhaftest gefärbten Stücke. Mochten sie auch den Kun- digen nicht im entferntesten an tropische Farbeliölzer gemahnen, man lindet bei ihrem Anljlick doch begreiflich, wie der Laie, besonders Avenn er Avie die Nordländer nur farblose Tannenhölzer gewohnt ist, solche Stücke vielleicht als Farbhölzer ansprechen könnte. ZavcI Avei- tere Hölzer, ein äusserlich Avohl erhaltenes und jenes vermulmte Stück aus dem Kaiser-Franz-Josephs-Fjord hatten zAvar ebenfalls eine röthliche Färbung; diese spielte aber auffallend mehr ins Weissliche. Auch Aviesen die undeutlichem und engern Jahrringe, der fast kör- nige Querbruch und die Avenig faserige Längsansicht auf eine ganz andere Natur des Holzes; es Avaren die zAvei später zu beschreibenden Erlenhölzer. Weitaus die grössere Mehrzabl der Hölzer Avar Ijraun gefärbt, ein Braun, das Inild mehr leder])rauu, bald ins Ockerfarbene spielte. Meist liel die Farbe von selbst, ohne Vergleich mit andern Hölzern auf; bei einer geringern Zahl Avar sie minder ausgesprochen, und er- schien erst deutlich, Avenn man die Hölzer von der Seite betrachtete oder mit geAvöhnlichen Aveissen Nadelhölzern, z.B. dem Holze unserer Weisstanne oder Fichte verglich. Neben diesen befand sich ein kleiner Biest (fünf), die rein Avciss erschienen, soAveit man überhaupt bei Hölzern von reiner Farl)e sprechen kann. Es braucht kaum eigens bemerkt zu Averden, dass diese Farben von dem Gesammtaspect gelten, und dass im einzelnen nicht allein die verschiedenen Jahrringe verschiedene Nuancen haben konnten, sondern dass auch, Avie geAvöhnlich, der härtere Theil des Jahrrings tiefer, der Aveichere scliAvächer gefärbt erschien, und dass z.B. auch bei den Aveissen Hölzern die härtern Partien mehr oder Aveniger bräunlich Avaren. — Man Avird mit Hecht die Frage aufAverfen, Avic Aveit diese Fär- bung der Hölzer als eine ursprüngliche anzusehen, und Avie Aveit an- genommen Averden kann, dass dieselbe vielleicht durch EinAvirkung des SecAvassers hervorgerufen sei, zumal da das SeeAvasser dem Lär- chenholze ,, einen röthlichen Schimmer" verleihen soll (L-minger, a. a. 0., S. 189). Es lässt sich in unserm Falle nacliAveisen, dass die Färbung eiue rein natürliche ist; denn Avir Averden später sehen, dass sich die meisten Hölzer auf anatomischem Wege mit voller Sicherheit be- stimmen lassen, und dass in diesem Falle die Farbe des geschAvemmten 7. Treibhölzer. 109 Holzes mit der dos nntUrlichon genau ü])ei'oiHkoinnit. Wir werden ferner sehen, dass in den aufgefischten BorkestUckchen, in denen Schichten sehr lebhafter Färbung miteinander abwechseln, die Fär- bung aufs schönste und reinste erhalten ist und diese Erfahrungen da , wo der anatomische Befund zur sj^stematischen Bestimmung nicht hinreicht, benutzen dürfen, um zu einer Artendiagnose zu gelangen. Viel bedeutungsvoller als die Färbung wird der Bau der Jahr- ringe für uns. Als die merkwürdigste Eigenschaft derselben fiel sofort die ausser- ordentliche Schmalheit derselben auf. unter den 25 Holzstücken Avaren es blos die röthlichen Wurzelstöcke, die hinsichtlich der Jahr- ringweite etwa mit Hölzern unserer Gegenden verglichen werden könn- ten; noch etwa zwei oder drei hätten engringigen Nadelhölzern un- sers Klimas verglichen werden können ; bei allen ül)rigen waren die Jahrringe so schmal, dass sie oft mit der Lupe nur mühsam unter- schieden werden konnten; selbst an ganz glatten Schnitten gal) stellen- weise erst das Mikroskop Aufschluss. So hatte z. B. ein radial aus dem Stamm gespaltenes Ijrettartig dünnes Stück auf einem Radius von nicht ganz 10*^™ mehr als 200 Jahrringe aufzuweisen; von diesen kamen die äussern 100 Hinge auf nur 3'^'"; Jahrringe von 4 — 8 Zellen im Durchmesser waren hier sehr gewöhnlich. Eine genauere Maassbestimmung der Jahrringe war nicht allein ihrer grossen Enge wegen, sondern auch wegen des excentrischen Wachsthums nicht leicht. Gleichwol mussten eine Anzahl Messungen vorgenommen werden, da sich aus ihnen für unsere Zwecke sehr dienliche Schlüsse ziehen Hessen. Ich habe die Messungen nur an solchen Stücken gemacht, welche eine Zählung bis ins Mark erlaul)ten, da auf diese Weise zugleich das Alter des Jahrrings in Betracht gezogen werden konnte. Da die Stücke fast ohne Ausnahme excentrisch gewachsen waren, konnte nur ein be- stimmter, der grösste oder kleinste oder mittlere Stammradins bei der Berechnung zu Grunde gelegt werden. Die Jahrringe konntim oft nur approximativ geschätzt werden , da im Umfang des Stammes häufig Zer- störungen des Holzgewebes eine genauere Zählung unmöglich machten. Es wurden nur Stamm -(nicht Wurzel -jstücke zur Messung verwendet. Ij Xo. IV. Stammstück von i)5'"'" grösstem, 05 kleinstem lladius. Die innersten 2>^ Jahre maassen ,']5""", mittlere Jahrringweite 1,3. Die äussern (folgenden) 70 Jahre maassen oO""", mittlere Jahr- ringweite 0,4. Mittlere Jahrringweite ül)erhau])t nach dem grössten Ba- dius 0,fl""", nach dem kleinsten Radius 0,6. 110 I. Botanik. 2) Stanimstück von 1)5'"'" Durcliniesser. Innere 44 Jahre GO"^'", mittlere Jalirringweite 1,4*"™. Aeussere (etwa) 100 Jahre 15""", mittlere Jahrring-weite 0,14. Mittlere Jahrringweite 0,7'"'". Grösster Jahrring 2,5""". ;-]) Stanimstück A. 2. Grösster Ivadius 100'"'". Die 46 innern Jahre messen Gl'"'"; ein Jahrring 1,3'"'". 40 weitere „ „ 25'"'"; „ „ 0,6™'". KK) „ „ „ 14'"'"; „ „ 0,14'"'". Mittlere Jahrringweite für 18G Jahre 0,53""". Weitester Jahrring 2'"'" (nicht ganz). 4) No. 4. 80™"' im (Mittel-) Radins haltendes Stück. Die innersten 13 Jahre messen 23"""; ein Jahrring 1,7'"'". Weitere 29 „ „ 32™™; „ „ 1,1™™. Die äussersten 48 „ „ 24™™; „ „ 0,5'"™. Mittlere Jahrringweite in 90 Jahren 0,9™™. 5) No. 6. Ein sechsnndzwanzigjähriges Stammstück von 3G™™ Radius, sehr regelmässig gewachsen, mittlere Jahrringweite 1,4™™. 6) Stammstück von 45™™ Radius (mittlerer). Innerste 40 Jahre 25™™; ein Jahrring 0,6™™. Aeussere 50 „ 20™™; „ „ 0,4™™. Mittlerer Durchmesser des Jahrrings in 90 Jahren 0,5™™. Stärkster Jahrring 1™"*. In ähnlicher Weise verhalten sich, soweit sich das hei marklosen Stücken beurtheilen lässt, noch 10 Stücke. Das Stück A. 3, welches oben als mit Brandspuren und weitern Jahrringen versehen schon erwähnt wurde, hatte einen mittlem Halb- messer von 140'""^ und zählte 105 Jahre, ein Jahrring also 1,3™™ im Mittel. Im Einzelnen verhielten sich die Maasse also: Die innersten IG Jahre maassen 48™™; ein Jahrring 3™™. weitere 16 „ „ 32™™; „ „ 2™™. weitere 22 „ „ 17™™; „ „ 0,8™™. endlich 31 „ „ 16™™; „ „ 0,5™™. Aus dieser Uebersicht wird klar, dass bei der Mehrzahl der Hölzer die Jahrringe eine ganz ausnehmende p]ngheit besitzen ; sie beträgt im Mittel gewöhnlich unter 1"""% selbst der weiteste Jahrring kommt gewöhnlich nicht auf 2™'". Nur das zuletzt genannte oben schon verdächtigte Exemplar weicht ab und hat ansehnlichere Jahrringe. Diese Enge würde, wenn sie bei einem oder dem andern Exem- plar vorkäme, nicht auffallend sein, da sie auch bei unsern Bäumen bei schlechtem Wüchse vorkommt; sie würde auch nicht auffallen, 7. Treibhölzer. 111 wenn sie an Aesten oder Wurzeln vorhanden wäre, bei denen sehr engringige Stücke zur Hegel gehören; sie würde endlich auch nicht auffallen, wenn sie hlos in der Peripherie sehr alter Stämme statt- fände : wir sehen sie aber hier an Stämmen von den ersten Lel)ens- jahren an ohne Ausnahme. Um eine V^orstellung von der Engheit dieser Jahrringe im Ver- liältniss zu den unserigen zu geben, füge ich hier einige Zahlen an, die ich von l)ei uns gewachsenen Kiefern-, Fichten-, Weisstaunen- und Lärchenstämmen entnommen habe. 1) Kiefer (Pimis sylvestris). Siebenundzwanzigjähriger Stamm hat 95'"™ Radius ; mittlere Jahrringweite 3,5""". Erste 10 Jahre kein Jahrring unter 5"""; engster Jahrring des Stammes 2'""". 2)Weisstanne {Ähies pectinata), 52 Jahre alt, mit 105°*™ mittlerm Halbmesser. Mittlere Jahrringweite 2™'"; anfängliche gewöhnlich gegen 4"""; engster 1™°^. 3) Fichte (Picea excdsa). Stamm von 25 Jahren mit llO""™ Radius; mittlere Jahrringweite über 4™"'; der weiteste Jahrring üljer G"""; der engste über 2™"\ 4) Ein kleines, in spätem Jahren sehr schlecht gewachsenes Lär- chenstämmchen, etwa dreissi gj ährig, hat 45*""' Halbmesser, also 1,5™" mittlere Jahrring weite. Der weiteste Jahrring ist über 5™™ stark; Jahrringe im Alter von 7 — 15 Jahren alle 2 — 3—4"'™ stark. Diese Angaben, beliebigen Stücken von Stämmen, die in der Umgebung Erlangens auf sehr mittelmässigem Boden gewachsen waren, entnommen, enthalten durchaus keine ungewöhnlichen Zahlen; mau kann sich durch Vergleich z. B. der Maasse, die Göppert (Mon. foss. Conif., S. 32j oder Decandolle (Phys., ül). v. Kiiper IL Tabelle, z. p. 809, F. G. K.) gibt, überzeugen, dass es die gewöhnliche Jahrringweite unserer Abietineen ist. Man sieht aber nun hieraus, dass bei uns ein Baum in 25, 30 oder 40 Jahren fast el)enso viel wächst, als jene Exemplare, von denen unsere Treibhölzer stammen, kaum in 100 oder 200 Jahren er- reichten. Man kann sich auch durch Vergleich der Zahlen überzeugen, dass die Differenz im Wachsthum sich kaum ändert, wenn man hier und dort etwa gleichalterige Exemplare nimmt. Eine so Consta nt auftretende Erscheinung, wie die Schmalheit der Jahrringe in unserm Falle, kann unmöglich als Spiel des Zufalls oder rein loealer Verhältnisse betrachtet werden, es muss ihm eine an der Geburtsstätte des Holzes allgemein und constant wirkende Ursache zu Grunde liegen. # 112 I. Botanik. Wir kennen einen Factor, der die Jahrringe gesetzlich verengert, es ist dies die zAinehmende geographische Breite. Wir wissen, dass die Bäume (wenigstens Nadelhölzer) derselben Art um so engere Jahr- ringe bilden, je höhere Breiten sie erreichen; dass beispielsweise eine bei uns gewachsene Conifere viel weitere Jahrringe als unter dem CO. Grade und dort noch stärkere als unter dem 69. Grade nördl. Br. hat. Zum Belege führe ich einige Zahlen aus der Arbeit an, welche diese gesetzmässige Aenderung in der Jahrringweite zuerst festgestellt hat, aus der Arbeit von Martins und Bravais: Uel)er das W^achsthum von Pinus sißvcsiris im Norden Europas. ^ Die Zahlen geben das Waclisthum eines Jahrrings von 50 zu ÖO Jahren im Mittel (aus sehr zahlreichen Messungen) und zwar von fünf Orten: a) von Kaafjord unter 69° 57' nördl. Br. l)) von Pello 7, 66° 48' ,, ,, c) von G. sffle ,, 60° 40' ,, ,, d) von IL die a./S. ,, 51° 30' ,, 5, e) von H; agenau ,, 48° 43' ,5 5, 1- -50 Jahi ■e. 50. —100 Jahre. 100—150 Ji ihre 15(: 1—200 Jahre a) 1,0 0,8 0,(38 0,5™'" 1^) 1,4 0,8 0,6 0,5""'» c) 2,0 1,5 1,0 Q^gmm cl) 2,4 1,2"™ — — e) 3,2 3,2™'" — Nehmen wir einstweilen an, das für Firnis sylvestris aus dem Vorstehenden ersichtliche Gesetz über die Verschmälerung der Jahr- ringe mit der zunehmenden geographischen Breite sei für alle Nadel- hölzer gültig, so genügt ein Blick auf die vorstehende Tabelle und die oben gefundenen Zahlen, um sofort zu erkennen, dass unsere Hölzer der Mehrzahl nach ntir mit denen der Jahrring1)ildung überein- stimmen, die zwischen dem (S(j. und 69. Grade gewachsen sind, und dass nur einige etwa unter dem 60. Grade gewachsen sein könnten. Die Thatsache würde noch schlagender hervortreten, wenn wir die Jahrringe mehr im einzelnen vergleichen wollten; ich will in der Beziehung nur Eins hervorheben. Es ist von Martins besonders betont worden, dass sich der Unter- schied in der Jahrringweite am deutlichsten in den ersten Jaln-- zehnten des Wachsthums ausspricht, später aber mehr und mehr verwischt. ' Mem. conrnnn. piibl. p. rAcad. de Bnixelles, T. XV, P. II, 1841, p. 1 sq. 7. Troibhölzor. 113 Man findet das anfs deutlichste durch Vergleich unserer Treib- liolz-Exoni])laro mit den oben an,e;ofühi"ton StäniuKMi unseres Klimas bestätigt. Unter allen Exemplaren (20) des (il), (Irades, die Martins ge- messen, ist kein einziges, dessen mittlere Jahrringweite in den ersten 50 Jahren 2"'" gewesen wäre; unter denen des ßO. Grades kommt in den ersten 25 Jahren nur eins mit 2""" vor, mehrere sehr nahe daran; ein Gleiches gilt von den Jahren 25 — 50. Auch unter unsern Exemplaren findet sich, wie man sieht, kein einziges, das 2""" Jahrringweite im Mittel erreicht. Noch viel wichtiger für uns, als die Beobachtungen von Martins, sind Middendorft's über das Wachsthum der Bäume im hohen Norden, Aveil sie in einem Lande gemacht sind, aus dem, wie wir sehen wer- den, unsere Hölzer stammen, in Sibirien, und an Bäumen, von denen die Mehrzahl unserer Hölzer abzuleiten ist, an Lärchenstämmen. Unter den geistvollen Schilderungen desselben über die sibirische Baumvege- tation (Reise, IV, 1., 525 — 684) ist uns das Kapitel „Holzansatz und Lebensdauer der sibirischen Bäume" (a. a. 0., S. GoO — 040) ganz be- sonders werthvoll. Die Messungen, welche in seiner Tabelle zu S, 033 von im Norden gewachsenen Kiefern und Lärchen mitgetheilt werden, bestätigen nicht allein das von Martins für die Kiefer gefundene Gesetz (S. 633, Anm.), sie dehnen es auch auf die Lärche aus. „Unter 60° nördl. Br. ", sagt er, ,,ist selten ein Baum zu finden, dessen breitester Jahrring unter 3™"^ misst; günstige Umstände lassen ihn 5""" und mehr erreichen, während unter dem Polarkreis und nörd- lich von demselben kein Jahrring 2'"'" breit wird" (a. a. 0., S. 633). Man braucht nur dessen Tabelle zu vergleichen, um sofort zu er- kennen, dass unsere Hölzer nur unter dem Polarkreis und nördlich von demselben (66 — 72° nördl. Br.), an der Grenze der Baumvegeta- tion überhaupt gewachsen sein können. Gegen diese Schlussfolgerung aus der Jahrringweite könnte man vielleicht den Einwand erheben wollen, dass die Schmalheit der Jahreslagen nicht durch klimatische (äussere), sondern durch innere Lebensgesetze der Bäume selbst gegeben sei, mit andern Worten, dass unsere Hölzer Bäumen angehören, die von Natur aus enge Jahr- ringe machen. Dieser Einwand wäre insofern möglich, als es in der That Nadelhölzer gibt, die auch bei üppigerm Wachsthum nur enge Jahrringe produciren (Cupressineen , Taxineen). Wir werden nun später mit voller Klarheit erweisen, dass unsere Hölzer zu den weit- ringigen Nadelhölzern {L((rix, Picea) gehören. Aber dieser Beweis wäre Zweite Deutscbe Nordpolfalirt. II. o 114 I- Botanik. nicht einmal notliwendig, um den Einwand zu entkräften. Man kann, Dank den schönen Untersuchungen H. von Mohl's (Botanische Zeitung, 1862) aus dem Bau der Jahrringe selbst erkennen, oh derselbe von Natur aus engringig oder durch klimatische Einflüsse ge- worden ist. Bekanntlich l)esteht der Jahrring l)ei den Nadelhölzern im wohl- gebildeten Falle aus drei Theilen: der innere, znerst gebildete Theil desselben wird aus dünnwandigen , im Querschnitt viereckigen, nur auf der Eadialwand getüpfelten Prosenchymzellen geljildet; er geht allmählich in den mittlem Theil über, dessen Zellen meist poly- gonal gegen aussen an Wanddicke zu-, an radialem Durchmesser ab- nehmen, um so allmählich in den äussersten Theil überzugehen, der aus dickwandigen, radial zusammengedrückten Zellen l)esteht, die auch tangential getüpfelt sind. H. von Mohl hat uns zuerst gezeigt (a. a. 0., S. 22S) und ich hal)e das l^estätigt (Würzburger naturwissenschaftl. Zeitschrift, V, 148 — 150), dass bei Verschmälerung der Jahrringe durch äussere Bedingungen nicht alle Schichten in gleichem Maasse abnelimen, sondern (im Stamm) die innern dünnwandigen Schichten fast gänzlich verschwinden, wäh- rend die mittlem und äussern Schichten sich erhalten, so dass enge Jahrringe nur aus diesen beiden Schichten bestehen. Unsere Hölzer, soweit sie Stammhölzer sind, zeigen die Jahrringe fast nnr aus der mittlem und äussern Lage gebildet, der Aveichere Theil fehlt fast in allen Hingen. Zeigt uns dies Verhalten einerseits, dass die Engringigkeit der Jahri'inge ein I'roduct äusserer (klimatischer) l>edingungen ist, so er- klärt es andererseits auch die anffallencki Härte und Schwere des Holzes, eine Eigenschaft, die Middendorft' ohnehin als ein C'harak- teristicum nordsibirischer Lärchenstämme bezeichnet hat (a. a. ()., S. (X)3). Es bk'ibt ]K)ch iil)rig. Einiges über die unter den Hölzern befind- lichen Wurzeln zu bemerken. Von den vier Stücken, die sich durch ihr Aeusseres sofort als Wurzeln zu erkennen geben, stammen zwei wol vom Wnrzellialse eines Baumes, die andern l)eiden (ein schwach S förmig geschwungenes und ein brettartig flach gewachsenes) sind Wurzeläste. Es ist auffallend, dass bei diesen Wurzeln die Jahrringe so stark, ja stärker als bei den Stammhölzern sind. An dem flachen Stück sind dieselben auf der geförderten Seite im Durchmesser von iy.2""" ganz gewöhnlich, der weiteste hat 2'"'". Das S förmig gebogene Stück von Jf)»"" grösstem , lo'""' kleinstem Ra- dius zeist folgende Dimensionen: 7. Treibhölzer. 115 Innerste 23 Jahre messen 31"""; ein Jalirring 1,3™" Die äussern 10 „ „ 14"""; „ „ 0,9""" Nach dem grössten Radius 1,1""" mittlerer Durchmesser. „ kleinsten „ 0,3"'- Diese weichen noch nicht vom Stamme ab; dagegen besitzen die zwei röthlichen Wurzelstöcke Ringe von 5 — 6"""; der weiteste ist so- gar 8"™ gross ; nur die äussersten sinken auf Vi™™- Leider lässt sich über das Alter der Stöcke, da sie, fern vom Mark, keilförmig aus der Peripherie des Holzcylinders ausgesprengt, und noch dazu excentrisch gewachsen sind, nichts Sicheres eruiren. Nach der etwaigen Grösse des Rogens der Jahrringe zu schliessen mochten 15 — 20 Jahre fehlen, und die Hölzer etwa einem OO — 70 jäh- rigen Räume angehört haben. Soll man annehmen, dass diese Stöcke in einem südlichem Klima gewachsen, oder dass sie nur unter günstigem Redingungen ge- wachsen seien V dass für die Wurzeln unten die Yegetationsl)edin- gungen (in dem Roden) günstiger sein mögen, als für die in der Luft vegetirenden Stämme; doch zeigen gerade die oben angeführten Wurzeln, dass wir dies allgemein anzunehmen kein Recht haben. Es scheint mir vielmehr, dass in jenem nördlichen Klima so gut als bei uns die Stammbasen, da wo sie sich piedestalartig verbreitern, über- haupt ungemein weite Jahreslagen bilden. — Wie es immer sei, prak- tisch ist die Sache für uns insofern ohne Redeutung, als die Mehr- zahl der Hölzer ihre hochnordische Geburtsstätte unzweifelhaft do- cumentirt hat. IIL Systematische Bestimmung der Hölzer. Es ist schon oben l^emerkt worden, dass das ganze Aeussere die Nadelholznatur unserer Hölzer nicht verkennen Hess: die sehr deut- lichen Jahrringe, deren innerer und hellerer weicher Theil gegen den dunkeln und harten äussern sehr scharf abstach, der langfaserige Rruch, die fast mit blossem Auge sichtbaren Holzzellen, an einigen Hölzern ansitzende Harzmassen wiesen von vornherein der Mehrzahl ihre Stellung unter den Coniferen an. Es waren 22 von 25 Hölzern. Der geglättete Quer- und Längsschnitt bestätigte nur diese Re- obachtung. Er zeigte unter der Lupe die Zusammensetzung des Jahr- rings aus einerlei gleichartigen Elementen (Holzzellen) von einer Grösse, wie sie nur bei Nadelhölzern vorkommen, Gefässöft'nungen waren nir- gends zu sehen, die da und dort bei allen zu findenden Harzgänge nicht zu verwechseln. Auch ein Merkmal, auf das Agardh schon auf- 116 I- Botanik. merksain gemacht hat, die liarteii und verharzenden eingewachse- nen Aeste, konnten als C'liaraktevisticnni der Nadelhölzer genoninien werden. Ich branche kaum zu erwähnen, dass der erste heste Radialschnitt unter dem Mikroskop das untrüglichste Zeichen der Zapfenlniume, die grossen runden Iloftüpfel zeigte. Nur drei Hölzer, die äusserlich Zweifel liessen, wurden erst mit der Lupe erkannt; diese zeigte sofort zahllose Gefässporen im H(dz; es waren Laul)hölzer. Das eine, ein sehr leichtes, im Querschnitt weisses, mit ansehn- lichem runden und rostbraunen Mark versehenes, ganz gerades Stäb- chen, etwa 2'^'" lang und o"'" dick (G bezeichnet), auf dem Längs- In'uch Aveiss und zartfaserig, mit etwas über 1""" starken Jahrringen, in denen zahllose Gefässporen zu sehen waren, konnte später als Sa- licineenholz erkannt werden. Zwei Stücke, die sich später als Erlenholz erwiesen, waren äusser- lich selir verschieden erhalten. _^ Das eine äusserlich matt silbergrau, gedreht, fest und rollrund erhalten, hatte einige dunkell)raune Ilinden- schüppchen ansitzen, welche die an sich schon sichere Holzdiagnose bestens bestätigen sollten. Das andere war das mehrerwähnte Holz aus dem Kaiser-Franz-Josephs-Fjord. Auf dem Querschnitte zeigten beide eigenthümlich röthliches Holz und ein dreieckiges, chocolade- braunes Mark. Die Jahrringe waren von zahllosen feinen Gefässporen durchsetzt. Wir wollen die Nadelhölzer, da ihre Bestimmung nach von der der Laubhölzer verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen wird, ge- sondert betrachten. 1) Die Nadelhölzer. Die Wahrnehmung, dass 22 von den mitgebrachten Hölzern zu Coniferen gehören, Avar zwar nicht ül)erraschend. Man konnte darauf, sowol nach den Angal)en der Seefahrer als nach dem, was Agardh über die spitzl)ergischen Hölzer mitgetheilt hatte, vorbereitet sein. x\ber der Bestimmung setzten die Nadelhölzer viel mehr Schwierig- keiten in den Weg, als bei Laubhölzern Aväre zu erwarten gewesen. Denn es ist durch alle Lhitersuchungen über den Bau der Nadelhölzer (Gö})pert, De structura C-oniferarum anatomica und Monogr. foss. Coniferar.; Hartig, Naturg. forstl. C^ulturpH. ; von Mohl, Bau der Baum- wurzeln, Bot. Ztg., 1862; Schacht, Baum) dargethan, dass in dieser Gruppe der Holzbau ein ungemein übereinstimmender ist. Meine in dieser Hinsicht vorgenommenen Untersuchungen (Kraus; 7. Treibholz er. 117 Bau lel)eu(k'r und vorweltlicher Nadelhölzer, Würzburger naturwissen- schaftliche Zeitschrift, lS(i4, V, 144 fg.) haben ergeben, dass nicht allein — etwa einzelne Tinusarten ausgenommen — die einzelnen Arten und Gattungen der Coniferen nicht unterschieden werden können; sie ergab das wenig tröstliche Itesultat, dass ganze Familien (Podocar- peen, Cupressineen, Theil der Taxineen) nach dem Holzbau allein nicht unterschieden werden können. So ist es nach meinen Unter- suchungen z. B. unmöglich, die einzelnen Gattungen der Cupressineen zu unterscheiden, geschweige denn die einzelnen Arten einer Gat- tung. Es lassen sich überhaupt unter den Coniferen — die Gnetaceen ausgenommen — nur fünf Grujipcni unterscheiden, innerhalb deren es unmöglich ist, die einzelnen Gattungen oder Arten voneinander zu sondern. Ich unterscheide folgende Typen (vgl. a. a. 0. und Schimper, Traite de palaeont. veget., II, 1., o6S). 1) Typus der Abi es arten. Das Holz besteht nur aus Holz- zellen; Harzgänge und Harzzellen (Holzparenchym) felden. Holzzellen nur getüpfelt, ohne Spiralen. Tüi)fel einreihig, Avenn zweireihig auf gleiche Höhe gestellt. Markstrahleii (tangential) einreihig, Zellen porös. Hierher die Gattungen Ähies und Cedrus. 2) Typus der Araucarien. Holz nur aus Holzzellen beste- hend ohne Harzgänge und Holzparenchym. Holzzellen getüpfelt, ohne Spiralfasern. Der wesentliche Unterschied gegen die vorige Gruppe liegt in der Stellung der Tüpfel. Diese sind, w^enn einreihig, so ge- drängt, dass sie sich mit planem Hofrande berühren, wenn mehr- reihig, in Spiralen angeordnet. Markstrahlen wie vorher. Die Gattungen I)(iinmotanischen Garten, wo ich auf je einige Millimeter einen ,, falschen' Markstrahl" finde. Fürs zweite unter- 128 I- Botanik. scheidet er nach der Zahl der „Poren"* in einer Gefässreihe; aber die Zahl dersell)en ist je nach der Weite der Jahrringe ganz incon- stant, wie man sich leiclit an lel)endem Material überzeugen kann. Unter diesen Umständen halte ich mich an folgende Punkte. Die Schmalheit der Jahrringe weist uns nach dem oben ange- führten auf eine nordische Heimat. Im höhern Norden kommen nur zwei Erlenarten vor: Älnns viridis und ineana, die erstere strauch-, die letztere baumartig (Ledebour, Flor, ross., III, 056 — G58; Midden- dortf , a. a. 0. , S. 570). Wenn auch die beiden Treibholzstücke nicht von so beträchtlicher Dicke sind, dass daraus auf eine Strauch- oder Baumnatur der Mutterpflanze ein sicherer Schluss gezogen werden könnte, so scheint doch die Weisserle {Älinis ineana) als die häufi- figere und holzreichere Pflanze in der Wahl den Vorzug zu ver- dienen. Uebrigens ist die specifische Bestimmung des Holzes viel weniger wichtig als das Resultat, das aus den Jahrringen (vgl. oben) auf jeden Fall hervorgeht : die mögliche Abstammung aus dem hohen Norden. b) Das Salicineenholz. Unter diesem Titel soll zuletzt über das schon oben berührte kleine Stück weissen und leichten Holzes berichtet werden, das, 13 Jahrringe von T"™ mittlem Durchmessers, einen (grössten) von nicht ganz 1,5™™ hat. Es besitzt ein Mark von 3™" Durchmesser, und rostbrauner Farbe, wie denn auch das Holz in der Markumgebung ähnlich gefärbt ist. Die mikroskopische Untersuchung zeigt die Jahrringe aus eng- maschigem gleichartigen Holzgewebe zusammengesetzt, das sehr häufig von feinen Markstrahlen durchsetzt ist. Die Holzzellen sind von massiger Wanddicke und zwischen denselben auffallend gleichmässig, enge Gefässe, einzeln, selten zu 2—3, eingestreut; am Anfang des Jahr- ringes lassen sich kaum zahlreichere Gefässe unterscheiden; der Jahres- schluss wird durch wenige Beihen radial zusammengedrückter Zellen gebildet. Im Radialschnitt erscheinen die Gefässwände mit schönen grossen polygonalen Tüpfeln bedeckt, und von runden Gefässöffnungen durcli- ^ Es muss hier darauf hingewiesen werden, dass die Bogriftc ,,Pore" (Nih-d- linger) und „Gefässöffnung" sich durchaus nicht decken, dass die Zahl der mit dem blossen Auge oder der Lupe au den Nördlinger'schen Ilolzquerschnitten sichtbaren Poren nicht identisch ist mit der Zahl der Gefilssc selbst, weil häufig die kleinen an den Enden der Reihe liegenden Gefässe, wie manche in der Reihe liegende (radial) sehr schmale Gefässe nur mikroskopisch sichtbar sind. 7. Treibhölzer. 129 bohrt. Die Markstralileii bieten nichts Auffallendes ; sie sind im Tan- gentialschnitt einreihig und aus sehr schmalen, zahlreich übereinander gesetzten Zellen gebildet. Die weitere Untersuchung (vgl. Sanio, Botanische Zeitung, 18G3, S. 4U5) ergab, dass das Holz mit Salix und Voimlns übereinkommt. Ich kenne keine Merkmale, durch die ich das Holz der beiden genannten Gattungen voneinander scheiden könnte; auch das Mark bot keine Anhaltspunkte dazu. Die Anordnung der Gefässe, die von Nordlinger betont wird, konnte ich nicht distinguirend finden. Die Jahrringe der untersuchten Pappeln und Weiden (der zahl- reichen in Nördlinger's Holzquerschnitten vorhandenen) waren alle sehr weit (im Mittel 5 — 7'"'"; einzelne erreichten 15""'*); nur Fopuhis trcmula und angiilata hatten engere. Ich wage aber auf die Eng- ringigkeit hier kein höheres Gewicht zu legen, da bei der Dünnheit des Holzes schwer zu sagen ist, ob man es mit klimatischer Verenge- rung der Jahrringe zu thun hat, oder mit einer, die von der Natur des Organs (Aeste) abhängt. Dürfte man annehmen, dass unsere engen Jahrringe Folge klima- tischer Bedingungen, also hoher geographischer Breite seien, so dürfte darin wohl ein Wink liegen, unser Holz für das Holz der Espe (Popn- lus trcmuJa) zu halten, die mit Coniferen vergesellschaftet in den Wäldern Nordsibiriens sehr gewöhnlich ist (Middendorff, a. a. 0., S. 572 fg.; 590). IV. Das Mutterlaiul unserer Hölzer. Ein Iiückblick auf die erhaltenen systematischen Eesultate zeigt uns, dass von den 25 Hölzern weitaus die grösste Mehrzahl, 17, von der Lärche (Larix), 5 weitere wenn nicht von dieser nur von Picea stammen. Von 3 Laubhölzern gehören 2 der Erle (Ahins) an, und ein jedenfalls der Salicineenfamilie angehöriges bleibt als Weiden - oder Pappelholz zweifelhaft. Es hätte nicht leicht ein Resultat geben können, das unzweideutiger auf den Wohnort der ]\Iutter})llanzen unserer Hölzer hinweisen konnte. Denn mag man die Gesammtheit der gefundenen Pflanzen oder das Vorwiegen eines Nadelbaumes zunächst näher ins Auge fassen: die Treibhölzer geben in ganz überraschender \Yeise das Bild nordischer Wälder wieder, wie sie die Grenze des Waldgebietes auf der nörd- lichen Halbkugel, sei es im alten oder neuen Continent, den Wald- saum des Polarlandes von Lappland durch Ilussland, Sibirien und Kamtschatka, durch ganz Nordamerika bis Neufundland darstellen. Zweite Deatache Nordpolfalirt. II. 9 130 T. Botanik. Ueberall Lildet den Haupt])estaiultlieil dieser äussersten Baiimposten gegen Norden das Nadelholz, und ihm mischen sieh mehr oder we- niger von Lanhhölzern die Pappel, Erle und Birke zu. So stützt das systenuitische Kesultat in sprechendster Weise den Schluss, den wir bereits früher aus den Jahrringen gezogen haben. Freilich entsteht nun, da dieser nordische Waldgürtel ein weit ausgedehnter, circumpolarer ist, die Frage, welches das engere Vater- land unserer Hölzer sei, der Norden Europas, Asiens oder Amerikas. Diese besonders Avichtige Frage zu entscheiden befähigt uns der specitische Charakter der nördlichen Baumtloren der verschiedenen Erdtheile. Denn so sehr auch die Waldvegetation dieses Gebietes in ihrer allgemeinen Zusammensetzung übereinkommt, ebenso sehr sind doch die einzelnen Abschnitte desselben durch die Art des vorwaltenden Nadelholzes charakterisirt und scharf von einander zu unterscheiden. Während im europäischen Lappland die Kiefer und daneben die Fichte der maassgebende Baum ist (Schübeier, a. a. ().; Wahlenberg, Flora lapponica, p. 255), bildet vom Weissen Meere bis nach Kamt- schatka, besonders aber durch ganz Nordsibirien die Lärche den cha- rakteristischen Baumrepräsentanten (Ledebour, Flor, ross., HI, GT2; Middendorff, Pieise IV, 1., 582 — 592), während jenseits der Berings- strasse durch das ganze nordische Amerika bis Neufundland die Oregontanne {Picea cdba) dominirt, die Lärche aber ganz zurücktritt. Man sieht, wie zweifellos die Zusammensetzung der Treibhölzer auf das Waldgebiet des asiatischen Nordens hinweist. Wenn ein Kun- diger die Holzflora Sil)iriens hätte repräsentiren wollen, so hätte er die Bäume nicht richtiger zusammenstellen können, als hier ein scheinbarer Zufall ihre Hölzer als Treibproducte zusammenge- schwemmt hat. In der That, wer die lebensvollen Schilderungen Middendorff 's (Reise, IV, 425 — 684) der sibirischen Wälder, ihres Lebens und Wachs- thums liest, wird auf jeder Seite unverkennbar unsere Hölzer ge- schildert sehen, und sich der Ueberzeugung nicht entziehen, dass es sich hier nur um sibirische Hölzer handeln könne. Findet sich nun auch freilich diesseit des Ural von diesem bis zum Weissen Meere die gleiche Flora wie in Nordasien, so fällt doch dies kleine europäische Gebiet kaum in Betracht gegen das weite Gebiet jenseit des Ural, von diesem Gebirge bis nach Kamtschatka, in welchem wie in keinem andern Lande die Chancen für Treildiolz- bildung günstig realisirt sind: Zahlreiche gewaltige Ströme, die das ursprüngliche W^aldgebiet 7. Trcibliülzer. 131 des Landes viele hundert Meilen weit durclizielien; welche regelmässig im Jahre das Land in kolossalen LTeberschwemmungen unter Wasser setzen (Middendorff, a. a. 0., S. 241); deren Bette, ptianzenbebautes Land zerstörend, in merkwürdigen Wanderungen Ijegriffcn ist und die schliesslich alle in jenes arktische Lecken münden, für welclies das Treibholzphänomen ein so charakteristisches ist. Kein Wunder, wenn in diesem Lande an den Flüssen und baum- losen Nordküsten nicht nur jetzt ungeheuere Massen Stämme, Wurzeln, Aeste und Holz aller Art, das die Flüsse aus dem tiefen Innern des Landes und seinem W'aldgebiete fortgeschleppt haben, gefunden wird, sondern auch im sogenannten Noahholz (braunkohlenartig geworde- nes, weit vom südlichem Stammort, im Taimyrland begrabenes Lärchenholz) ein Zeugniss aufbewahrt ist, dass in jenen Ländern seit Jahrtausenden der Process der Treibholzbildung besteht. ^ Ist Nordasien und Sil)irien das Mutterland unserer Hölzer, so dürften sich auch die Baumarten, von denen sie stammen, von selbst ergeben, unsere Lärche wird ohne Zweifel Lar/j? sihirlca Ledeb. sein, das von Fkca abgeleitete Holz kann nur auf Picea ohovata Ledeb. sich l)eziehen, die Erlen stammen von ^/«n5 inccmah.^ das Salicineen- holz von der in Sil)irien so gemeinen^ Espe, Topalus trcmula L. Man wird wol nicht einwenden wollen, dass die ganze Zusammen- setzung der Hölzer nur ein Spiel des Zufalls sei; man könnte das /.ugel)en und den Zufall um so mehr preisen, dass er uns so schöne Daten an die Hand gegeben. Allein ich kann nicht glauben, dass die Sache so zufällig sei, da ja auch Agardh aus Spitzbergen lauter Coniferen erhielt, und darunter el)en die Lärche bestimmte; von den übereinstimmenden Angahen der Polarfahrer in dieser Hinsicht ganz zu schweigen. So stammen denn die grönländischen Treibhölzer zweifellos aus den Waldgebieten Sibiriens, die auch Agardh als das Mutterland der spitzbergischen erkannt hat. Diese Thatsache bietet eine feste Handhabe für die von Grise- bach jüngst so klar ausgeführte Hypothese, dass Grönland sich von Sibirien aus mit Pßanzen bevölkert habe, dass von letzterm Lande aus eine Wanderung ging, die der Reihe nach Nowaja-Semlja, Spitz- bergen, Grönland und Island mit PHanzen versehen ha1)e. ^ ' Vgl. Middendorff, a. a. 0., S. 251-256, 2G2 Aum., 2(;5 ^ 2G7. - Vgl. Middendorff, a. a. O. , !S. 25(3. — Vgl. auch bei Irmingcr, a. a. 0., S. 189 eine Angabe Wrangell's. ^ Vegetation der Erde von A. ürisebach (1871), I, (31— (59. 9* 132 I- Botanik. Unsere Untersuchung wirft ein bestätigendes Licht auf die von deutschen Geograplion vertretene Ansicht, dass das arktische Treib- holz überhaupt ein nordisches und ein Product des Pohxrstroms sei. ^ Die Thatsache der nordischen Abstammung kann nicht erschüttert werden durch Beobachtungen über das vereinzelte Vorkommen tropi- scher Samen oder Früchte, wie sie z. B. jüngst von den Schweden'-^ gemacht wurden, Vorkommnisse, die nicht in Betracht kommen gegen die gewaltigen Massen des Holzes, die aber selbstverständlich sind für Jeden, der weiss, dass der Golfstrom in jene Regionen seine letzten schwachen Ausläufer sendet. ^ Petermann, Das Treibholz im Eismeer, iu dessen Geographisclien Mitthei- hingen (1870), XVI, 230 — 232. ^ Petermann, Geographische Mittheilnngen, a. a. 0., und Ergänzungsband IV. 8. Einige Beuierkiiugeii über Alter imd Waclistliums- verliältnisse ostgröiilüiidischer Holzge wachse. Von Gregor Kraus in Erlansen. VYiilirend über die Lel-)eiisdauer und die WachsthumsYerhältnisse des Holzkörijers nordischer Bäume an ihrer Pohirgrenze Averthvolle Untersuchungen * vorliegen, Untersuchungen, die uns im Vorhergehen- den liei der Bestimmung des Yaterhmdes der Treibhölzer sehr förder- lich Avaren, scheint über die Lebensdauer und die Jahrringbildung der wenigen strauchigen Holzgewächse, die in der arktischen Zone selbst ihr kümmerliches Dasein fristen, so gut wie nichts bekannt zu sein. Wenigstens Avird bei der Beschreibung der Pflanzen des sibiri- schen Hochnordens (Middendorff, a. a. 0., I, 2) in dem gleichlauten- den Kapitel (S. 108) die Frage weder erörtert, noch einer Bearbei- tung derselben Erwälinung gethan; alles, was mir sonst in dieser Beziehung bekannt gCAVorden -, Ijesteht in einer kleinen Notiz in Petermann's Geographischen jMittheilungen, XV, 110 — 111, aus Bob. Brown's Florula discoana. Hort ist bei Besprechung des Brenn- materials der Westgrönländer, offenbar als eines Piiesenexemplars , einer ' Von Middendorff, in dessen Reise u. s. w. , IV, 630 — G4ü. ^ Dieser Mangel an Angaben über das Alter nordischer Strauclipflanzen kann nicht wundernelimen, wenn man sieht, dass über das Altei' der Sträucher über- haupt in der Literatur nichts zu finden ist. Mau sieht sich in den altern und neuern allgemein -morphologischen und physiologischen Werken von Meyen, Treviranus, Decandolle, Seuebier, Schieiden, Schacht u. s. w. beim Kapitel ,, Lebensdauer" umsonst nach Daten über Sträucher u. s. \v. um; nur in Humboldt's ,, Ansichten" (II, 101 — 118) ist z. B. der bekannte Hildesheimer Rosenstrauch erwähnt. 134 I- Botanik. Zwergbirke gedacht, die (unter 12 4-S' gewachsen) 2 Zoll Stamm- durchmesser hatte. Und doch wäre die Frage nach dem Alter hochnordischer Holzge- wächise von besonderm Interesse, indem man sich darüber von vornherein zwei ganz entgegengesetzte Ansichten bilden könnte. ]\Ian könnte fürs erste geneigt sein zu glauben, dass die Prianzen in jenen Gegenden, wo sie so zahlreichen Unbilden ausgesetzt sind, nur eine sehr geringe Lebens- dauer haben, und einen Beweis in der Kleinheit und sehr geringen Massenentwickelung derselben linden wollen. Andererseits möchte man, den Kampf ums Dasein in Rechnung ziehend, der Ansicht sein, dass die Natur in jenen Gegenden, wo der Blüten- und Fruchtbildung und damit der Vermehrung der Individuen oft grosse ►Schwierigkeiten im Wege stehen, auf die Erhaltung des Einzelwesens besondere Sorgfalt verwende und demselben eine möglichst lange Lebensdauer sichere. Die letztere Ansicht, der erstem mehr populären entgegenstehend, schien mir wissenschaftlich wahrscheinlicher. Nach ihr deuten die Eingangs erwähnten Beobachtungen Middendorff's hin, der an der sibirischen Baumgrenze durch die ,, scheinbar jugendliche Physiogno- mie des Waldes" überrascht wurde, bei näherer Untersuchung aber fand, dass er es mit ,, verkümmerten Greisen" zu thun hatte. Die Kleinheit der Exemplare, die Dünnheit der Stämme der Polarsträucher wäre dann nur Folge eines ausserordentlich geringen jährlichen Längen- und Dickenzuwachses, und die scheinbar jugend- lichen Individuen könnten urnlte krüppelhafte Greise sein. Die Untersuchung ül)er diese interessante Frage war durch ein reiches Strauchmaterial ermöglicht, das auf der Expedition an ver- schiedenen Orten gesammelt worden war. Es standen mir zur Xer- fügung: 10 Weiden (Sali,)' arctica Pall.) von der Sabine-Insel, 5 Birken (Betula nana L.) vom Kaiser-Franz-Josephs-Fjord, 2 Heidelbeeren {Vaccinhnn uliginosum L.), ein Rasen alter Exemplare von Dri/as odopetala L. und ein starkes Exemplar von Etnpctruni nigrum L., an dem leider Jahrringbildung nicht sicher zu unterscheiden Avar. Ich setzte mir zur Aufgabe, an diesen Exemplaren die mittlere Jahrringweite und das Alter der Pflanzen zu studiren. Zu diesem Behufe wurden die Exemplare am Wurzelhalse durchschnitten und auf dem geglätteten Querschnitt der Halbmesser des Stammes und die Zahl seiner Jahrringe ermittelt; letztere mussten, da sie makro- skopisch niemals deutlich waren, mikroskopisch abgezählt werden. Da das Wachsthum fast immer excentrisch ist, so wurde öfter der grösste 8. Bemerk, über Alter u. AVachsthiimsverliältuisse ostgrihiläiul. Ilolzgewilchse. l;J5 und kleinste, sonst der mittlere Staninduilbmesser ermittelt. Nach lliclitung des grössten und kleinsten Halbmessers ist die Anzahl der Jahrringe nicht gleich. Die gefundenen Maasse und Zahlen sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt. IJie Maasse bedeuten Millimeter; die eingeklammer- ten Zahlen geben neben dem grössten Halbmesser den kleinsten an; in der Columne ,, Alter'' die Anzahl der gefundenen Jahrringe nach der einen oder andern Richtung. In den „Bemerkungen" wurde das Nöthige über die allgemeinen Wachsthumsverhältnisse hinzugefügt. 1) Salix arctica Fall. Auf der Sabine-Insel gesammelt. Nr. Alter. Stamm- lialb- messer. Jahrring- weite. Bemerkungen. 1 35 (25) 18 (6) 0,5 (0,2) Kräftiges, über 1 Meter langes, mit meli- rern daumendicken Aesten versehenes Exemplar ; stärkster Jahrring 1,5'"'" stark. 2 36 (28) 8,5 (6) 0,24 (0,21) 0,5 Meter lang mit mebrern daumdicken Aesten. 3 42 8,5 (),2 Oberirdischer mehrfach verästelter Stamm 2''"' lang, daumendick; Wurzel gut ent- wickelt. 4 35 27 (5) 0,7 Ueber Meter lang mit mehrern federkiel- dicken Aesten. 5 2G 2,5 0,00 Stamm kaum 1^'"' lang , mit mehrern Aesten; schwache Wurzel. G 24 4 0,13 Ein Gleiches. 7 ca. löO 16 0,1G 3''"' langer Krüppel mit wenig Aesten. 8 91 17 0,18 Alter Krüppel mit mehrern daumdicken Aesten von 2*^"' Länge. 9 ca. 130 31 0,24 Ein sehr altes ganz lappig gewachsenes Exemplar, an der stärksten Stelle 83'"'" Durchmesser. Im Innern aber so ver- mulmt, dass es nur an einer Stelle von 39'"'" Durchmesser gemessen wer- den konnte. Hiernach zählt es etwa 130 Jahre. An der andern dürfte es 150 — 200 Jahre alt sein! 10 62 20 0,32 Starke exceutrisch gewachsene AVurzel, in Richtung des grössten Halbmessers gemessen. 136 I. Botanik. 2) Betiila nana L. Unter 73 V4 nördl. Br. gewaclisen. Nr. Alter. Stanim- lialb- messcr. Jahrring- weite. Bemerkungen. 1 40 ■1 0,1 Exccntrisch gewaclisenes, fedcrkieldickes ExempUir, etwa 1*"'" langes, reich ver- zweigtes Stämmchen mit entsprechen- dem Wurzelwcrk. Grösster Halbmesser 4, kleinster 3""". 2 80 (5,0 0,07 Sehr regelmässig gewachsenes Exemplar. 3 53 12 0,23 Schöner vollrunder Stamm. 4 67 S D 0,13 Staramdurchmesser 12""". 5 (i2 9,0 0,14 Wurzel. 6 10 l(i,0 1,6 Aus dem Würzburger botanischen Garten stammendes Exemplar. 3) Vaccininni nliginosnin L. Vom Kaiser-Franz-Joseplis-Fjord, 737-2 ' nördl. Br. Nr. Alter. Stamm- halb- messer. Jahrring- weite. Bemerkungen. 1 2 3 'J3 85 11 3,0 3,0 8,0 0,0:3-' 0,035 0,7 Federkieldick. Durchmesser 6,o"'"\ klein- ster Halbmesser 2,5, grösster 3,5""". Durchmesser 5"'™. Aus dem Erlanger botanischen Garten. 4) Drjas ottopetala L. Von der Sabine-Insel, 747«° nördl. Br, Nr. Alter. Stamm- halb- messer. Jahrring- weite. Bemerkungen. 1 25 2,0 0,08 Starkes Stämmchen; Holz 3""" Durch- messer. Stärkster Halbmesser 2,o'""'. Aus der vorstehenden Liste ergeben sich folgende Schlüsse: 1) Die grönländischen Holzgewächse erreichen ein sehr heträcht- liches Alter. Die älteste Zwergbirke ist 80, die älteste arktische 8. Bemerk, über Alter u. Waclistluimsverlialtnissc ostgrönländ. Holzgewäclise. 137 Weide wolil über 150 Jahre alt. Es ist kein Grund vorlianden anzu- nehmen, dass es nicht noch ältere Exemplare gebe. — Man sieht dar- aus, dass sich diese Strauchgewächse im Alter ganz wohl messen können mit ihren baumartigen Verwandten unserer Klimate. — Auf- fallend hochbejahrt ist die Sumpfheidelbeere, sie kann wol über 100 Jahre erreichen. 2) Das jährliche Dickenwachsthum (die Jahrringweite) ist ein ausser- ordentlich geringes. Der stärkste überhaupt gefundene Jahrring be- trug 1,5™'"" Der mittlere Zuwachs der Weide ist einige Zehntel Milli- meter; der der Zwergbirke noch weniger; bei der Heidelbeere wird sehr gewöhnlich in den spätem Jahrzehnten der ganze JaJirring (ra- dial) nur aus einem Gefäss und einer Holzzelle zusammengesetzt. Die Folge des sehr geringen Dickenwachsthums ist, dass ganz schmäch- tige, jugendlich aussehende Stämmchen in der That hochl)ejahrt sind. Aus den angeführten in unserm Klima gewachsenen Exemplaren sieht man, dass dies geringe Dickenwachsthum nicht innern Ursachen, son- dern dem Klima zuzuschreiben ist. Deshalb ist auch das Holz, ähn- lich wie bei Laul)hölzern , die in unserm Klima aus äussern Ursachen engringig gewachsen sind, ausserordentlich weich. II. ZOOLOGIE. Vorbemerknug. Während fast alle Gebiete der arktischen Zone in Bezug auf Zoologie als mehr oder minder vollständig bekannt gelten durften, Hess sich dies hinsichtlich der Ostküste Grönlands keineswegs^ be- haupten. Der zweiten Deutschen Polarexiiedition blieb die ehrenvolle und dankbare Aufgabe vorbehalten, uns in diese hochinteressanten Strecken einzuführen und dadurch eine wesentliche Lücke unserer Kenntniss der arktischen Fauna auszufüllen. Wenn auch weniger er- wartet werden durfte, dass die Forschungen durch zahlreiche Novitäten belohnt werden würden, so konnte man doch mit GcAvissheit eine Be- reicherung Ijezüglich der weit wichtigern und interessantem Yerbrei- tungsverhältnisse der polaren Thierwelt voraussetzen. Und diese ^ or- aussetzungen wurden nicht getäuscht, nachdem. Dank der umsichtigen und verständigen Führung Kajjitän Koldewey's, das Expeditionsschiff Germania glücklich das Ziel, die Ostküste (irflnlands, erreicht hatte und dadurch in grijsstentheils neue, undurchforschte Geljiote eindrang. Was in denselben für Zoologie geleistet wurde, ist zunächst dem Eifer und Fleisse des unermüdlichen Dr. Pansch zu verdanken, dessen Stre- ben von seinen Gefährten, ganz besonders durch Dr. Oopeland und Obersteuermann Sengstake, soweit als thunlich Förderung fand. Der höchst beklagenswerthe Zufall, dass Dr. Pansch gleich bei der Ankunft (am 5. August 1869) durch einen Schuss in seinen rechten vVrm für Wochen der Thätigkeit entrissen wurde, musste auf den Fort- gang der Sammlungen sell)stverständlich nachtheilig wirken, aber be- reits Mitte October sehen wir den wackern Forscher, den Arm noch in der Binde tragend, auf neuen Excursionen. Die beste Zeit des Jahres 18G9 war indess leider verloren und auch das folgende ge- staltete sich für Sammelzwecke weniger günstig, namentlich weil die 142 II- Zoloogic. Voi-ai-l)eiten zu den grossen Schlittenreisen viel Zeit erforderten, und weil die Germania selbst grossentlieils auf weitern Entdeckungsreisen unterwegs war. Welch trauriges Loos die Hansa und mit ihr den wissenschaft- lichen Begleiter Dr. Buchholz traf, ist genugsam bekannt. Der eifrige und kenntnissreiche Zoologe konnte beim Untergange des Schift'es eben nur seine zoologischen Tagebücher retten. Trotz diesen unvorhergesehenen höchst bedauerlichen Ereignissen, durch welche ganz besonders die Zoologie den empfindlichsten Ab- bruch erlitt, hat das glücklich Heimgebrachte die Erwartungen über- troßen: 218 Thierarton, worunter sich 15 als neu erwiesen, konnten bestimmt und somit Ostgrönland als ein zoologisch bekanntes Gebiet eingetragen werden, mit dem der Name seines Erforschers, Dr. Pansch's, für immer ehrenvoll verbunden bleibt. Nicht minder wichtig gestalteten sich in Bezug auf das mikro- skopische Leben der nördlichen Polarzone die dankenswerthen Tief- seelüthungen, welche Kapitän Koldewey auf der ersten und zweiten Expedition ausführte: 240 terrestrische und oceanische Eormen, dar- unter nicht weniger als 56 neue, wurden der Wissenschaft gesichert. Diese Ergebnisse Hessen sich selbstverständlich erst übersehen, nachdem das gesammelte Material von Seiten der Eachgelehrten genau untersucht und bearbeitet worden war. Der Verein für die Deutsche Nordpolarfahrt ertheilte mir den ehrenvollen Auftrag, diese wissen- schaftlichen Bearl)eitungen zu veranlassen, nachdem mir schon früher, bei Rückkehr der Expedition, vom Bi'emer Comite die Sorge für die zoologis'chen Sammlungen übertragen worden war. Der allseitig liebenswürdigen Bereitwilligkeit der Fachgenossen, Zeit und Kräfte im Interesse des nationalen Werkes zu opfern, ist es zu danken, wenn mir die Freude zutheil wird, im Nachfolgenden eine Beihe hervorragender Gelehrter aufführen zu können, deren Namen für den Wertli der einzelnen Abschnitte volle Bürgschaft lei- sten und die dem zoologischen Theile einen ebenso ehrenvollen als wichtigen Platz sichern werden. 1) Anthro25ologie. Bearbeitet von Dr. A. Pansch in Kiel. 2) Sängetliiere und Fische. Bearbeitet von Professor Dr. W. C. H. Peters in Berlin. 3) Bemerkungen über die Schädel der Eskimohunde. Von Dr. H. von Nathusius auf Hundisburg. 4) Vögel. Bearbeitet von Dr. Otto Finsch in Bremen; mit Noten von Dr. A. Pansch. 5) Eier. Bearbeitet von Professor Dr. Alfred Newton in Cambridge. 6) Tunicata. Bearbeitet von Professor Dr. C. KupfFer in Kiel. 7) Mollusken, Würmer, Echinodermen und Coelentcraten. Bearbeitet von Pro- fessor Dr. Karl Möbius in Kiel. Vorbemerkung. 143 8) Crustaceen. Bearbeitet von Professor Dr. R. Bucliholz in Groifswald. 9) Arachniden. Bearbeitet von Dr. Louis Koch in Nürnberg. 10) Hymcnopteru und Diptcrn. Bearbeitet von Dr. A. Gerstiicker in Berlin. 11) Lepidoptern. Bearbeitet von Ilauptniaini Alexander von Ilomeycr in Scliweidnitz. 12) Hydroiden und Bryozoen. Bearbeitet von Bürgermeister Dr. Kirchenpauer in Hamburg. 13) Kioselspongien. Bearbeitet von Professor Dr. Oscar Schmidt in Gratz. 14) Kalk- und Gallcrtspongion. Bearbeitet von Professor Dr. E. Hilckel in Jena. 15) Das unsichtbar wirkende Leben der Nordpolarzone, am Lande und in den Meeres'-Tiefgründen bei BOOmal verstärkter Sehkraft, nach Materialien der Germania. Erläutert von Geheimrath Professor Dr. C. G. Ehrenberg in Berlin. Bremen, im Juni 1872. Otto Finsch. 1. Anthropologie. Bearbeitet von Adolf Pansch in Kiel. Unsere Hoffnungen, an der Ostküste Grönlands noch Menschen anzutreffen, wurde, wie bekannt ist, leider nicht erfüllt. Seihst ein Besuch der Niederlassung, wo Clavering noch 1823 mit 12 Einge- borenen in Verkehr trat, zeigte uns nur verfallene und längst ver- lassene Wohnsitze. Da nun auch Scoresby bei seinen Landungen keinem Eingeborenen begegnete, so sind die Berichte Clavering's über die 12 Bewohner der Clavering-Insel das einzige - Sichere, was wir über die äussere Erscheinung der Bevölkerung vom nördlichen Ost- grönland wissen. — Es heisst hierin unter anderm: „Die Haare waren schwarz, die Gesichter rund, die Hände und Füsse sehr fleischig und geschwollen." Ein rein gewaschenes Kind zeigte ,,ein loh])raunes kupferiges Aussehen". „Ihr Gesichtsausdruck war äusserst stupid und nichtssagend, doch wurde dies wahrschein- lich durch ihr Erstaunen über Alles, was sie sahen, erhöht." — — — — ,,Sie gehören offenl)ar zu derselben Ilasse wie die Eskimos in andern Gegenden Grönlands und in den nördlichsten Theilen Ame- rikas." ,, Unser Verkehr war zu kurz, um von der Sprache etwas zu erlernen, aber die von den Kapitänen Barry und Lyons gegebenen Beschreibungen der Eingeborenen zu Iglulik passten in allen Stücken auf unsere Freunde." Fügen wir hier gleich hinzu, was Graah über das Aeussere der Bewohner des südlichen Grönlands sagt, so ist es Folgendes: ,,The greenlanders inhabiting the southern part of the West coast, have little in their exterior in common witli the genuine Esquimaux 1. Anthropologie. 145 and the in]ial>itants of tlie country about the Bay of Disco in Nortli- Greenland; and the natives of the East coast seem to me to have still less. They have neither the füll, fleshy person, nor the pro- minent paunch of the Esquinianx , Init are, on the contrary, slender and even meagre. They are, moreover, distingnished froni the Es(]nimaux by their form of head, and cast of conntenance, which is handsomer and more expressive. The women and children have, many of them, brown hair, and a complexion scarcely less fair than that of our peasantry, that is to say, when they scrape and wash off' the hlth that in general hides it from view. • — Their lank hair, their black and somewhat Chinese eyes, their disproportionately, large hands and feet, their temper and disposition, their manners, customs and lan- guage, all indicate that they are of the same stock, originally, with the Esquimaux. They have, all of them, thick, arched, black eye- brows, and the men, in snmmer, paint a ring of black, with lampsoot under their eyes. Some few of them wear beards and moustachios, but by far the greater number eradicate the beard as it apjDears." Zeichnungen und Messungen an Lebenden sind damals , soviel ich weiss, von Graah nicht gemacht worden und ebenso wenig von Clavering. Wie man aus Clavering's Tagebuch ersehen kann, und wie wir selbst noch erkennen konnten, hat dieser Reisende mehrere der Grä- ber auf Sabine -Insel und Kap Borlase Warren geöffnet und Schädel daraus entnommen. Diese ostgrönländischen Schädel, ebenso wie einige von Scoresby gefundene, werden sich wol in englischen Mu- seen finden. Auch Graah scheint einzelne Schädel aus dem südlichen Grönland mitgebracht zu haben; wenigstens erwähnt Retzius ^ eines Grönländer- schädels im Museum zu Stockholm , der vermuthlich dort seine Heimat haben soll. Doch dürfte Genaueres und Eingehendes über diese" Schädel noch nicht bekannt sein. Es wurden von uns an Ort und Stelle gesammelt: 11 Schädel, einige Schädelstücke und eine ziemliche Reihe von Skeletknochen, jedoch kein einziges einigermaassen vollständiges Skelet. Sämmtliche Knochen wurden eigenhändig den Gräbern entnommen, nur 1 Schädel und einige andere Knochen lagen frei in unmittelbarer Nähe der Gräber. ' Müller's Archiv, 1845, S. 122. Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. It) 146 II- Zoologie. Sie stammen also sicher von Leichen, die dort begrahen wurden, und glaube ich sicher annehmen zu dürfen, dass es alles Eingeborene waren. Darauf weist schon die Form und I^age der Gräber hin, wie sie im erzählenden Theil geschildert sind. Es Hesse sich freilich auch denken, dass Walfischfahrer einstmals ihre Todten an einem der hervorragenden Punkte (Sabine-Insel, Klein-Pendulum und Kap Bor- lase Warren) begraben hätten, denn es ist bekannt, dass sie zuweilen in die Nähe der Küste gekommen, ja einzeln auch wol dort gelandet sind. Doch bietet diese Annahme nur sehr geringe Wahrschein- lichkeit. Wie die vorgefundenen Gräber und die Lagerung des Skelets war, wurde ebenfalls im erzählenden Theil liescliricben. Ich bemerke hier nur, dass die meisten Gräber ganz frei auf liachen Stellen lagen, und dass die meisten Knochen von der (hineingewehten) Erde be- deckt waren, sodass öfters nur die Schädel mit einem gewissen, weissgebleichten Theile hervorschimmerten. Die Conservirung der Knochen Avar theilweise eine sehr gute, da die Erde meist sehr san- dig (fein steinig) war, und die Gräber fast stets an trockenen Orten lagen. Doch hatten bei vielen Skeleten auch die feineren Theile ge- litten , und waren namentlich die schwammigen Knochen vielfach ganz verschwunden. Es begreift sich leicht, wie unter diesen Umständen eine auch nur annähernde Bestimmung der Länge der Zeit, die seit dem Be- gräbnisse verflossen ist, von vornherein unmöglich ist. Es würden dazu wenigstens ganz andere Kenntnisse des Klimas und seiner Ein- wirkungen gehören, als wir sie in dem einen Jahre erlangen konnten. Und wenn sich auch an Schädeln, die auf der Clavering- Insel ge- funden wurden, noch Si)uren von Periost und Kopfhaut fanden, ja in einem sogar noch das eingetrocknete Gehirn, so gibt dies immer- hin keinen sichern Anhalt; denn dass dort vor 40 Jahren noch Ein- geborene lebten, Avissen Avir ja bereits, und für viel geringere Zeit- räume können Avir aus jenem ISefunde doch auch keine Schlüsse ziehen. Von den erAvähnten 11 Schädeln gehören nur 6 Erwachsenen an; bei 2 ist das Wachsthum noch nicht gniiz vollendet und o gehören sechs- bis siebenjährigen Kindern an; aus den ersten Jugendjahren sind keine vorhanden. Ueber das Geschlecht Hess sich von vornherein nichts bestimmen, da in den Gräbern Instrumente und Waffen nie gefunden wurden. Von den 8 Schädeln sind nur 5 mit Unterkiefer versehen; kein einziger derselben aber hat so gelitten, dass eine vergleichende Unter- suchung oder Messung dadurch unmoglicli gemacht Aväre. 1. Autlirnpologio. 147 In Folgendem sind nur die SeliJldel der Erwachsenen (Nr. 1— G) berücksichtigt. Was nun zunächst die Ilirnschädel angeht, so gehören dieselben durchgehends zu den stark dolichoccphalen. In der Scheitelansicht stel- len sie eine längliche Ellipse dar mit einem etwas hrcitern vordem und einem meist abgesetzt zugespitzten hintern Ende. Die breiteste Stelle liegt in oder etwas hinter der Mitte, ein wenig über der Schuppennaht. Die absolute Länge der Schädel ist eine recht bedeutende. Die grösste Länge beträgt im Mittel 189,7 ^ im Maximum IDG. Die grösste Breite ist im Mittel 138,2 (Min. 131, Max. 145). Demnacli ist der Breitenindex = 73,3 und schwankt nach beiden Seiten um 2 — 3'""'. Nach Weicheres Methode stellt sich L = 185,8, Q = 131,3, L : (j = 70,8 (09,4—74,6). Die Tiihcra parictcäia sind wenig hervorragend, theilweise sogar ganz verstrichen; ihre Distanz beträgt 110,8. In der Profilansicht ist der Schädel lang eiförmig mit etAvas nach hinten und unten vorragendem Hinterhaupt. Die grösste Höhe beträgt 139,5 (IMittel aus Nr. 1—4 =^ 143,5). Nach Welcher wäre H =^ 130 (Nr. 1-4 = 140) und somit L : H =^ 73,3 (resp. 74,5). Die Trofil- linie des Scheitels ist verschieden gestaltet, bei Nr. 1 und 3 (Männer?) schön kugelig gewölbt, bei den übrigen mehr flach und abgesetzt. Der höchste Punkt liegt in der Mitte der vordem Llälfte der Pfeil- naht. Die Stirn erhebt sich anfangs, oder auch in grösserer Länge ziemlich steil. Die Glabella erscheint dabei Avenig vertieft und die Stirnhöcker sind stark verstrichen. — Die Ohröffnung liegt weit vor der Mitte des horizontal gestellten Schädels und ist überhaupt die ungemein starke Entwickelung des Hinterhauptes auf den ersten Blick zu erkennen. Die Ebene des Foramen maynuni fällt etwas nach hinten ab; sein vorderer Kand liegt unter oder etwas vor der Ohröfthung. Die Nei- gung des Clivus ist ziemlich wechselnd. Das Hinterhaupt sinkt zu- weilen noch unter die Ebene des Foramen magniim hinab. Die Spina occipitaJis tritt eigentlich nur bei dem alten Mannsschädel Nr. 3 merk- lich hervor. Zugleich ist an demselben, wie auch in zwei andern Fällen, die Schuppe oberhalb der Spina und unterhalb an den beiden Seiten stark bauchig nach aussen vorgetrieben. Die Sagittallängen der einzelnen Knochen ergeben: Fr.: 127, Far.: 125, Occip. (sqitama): 120. ' Alle Maasse sind in Millimetern angegeben. Kr 148 n. Zoologie. Die Länge der Schädelbasis (linca nasohasilaris Welcker j ist im Mit- tel 104. Bei dem überhaupt kleinen Schädel Nr. G nur 98 zählend , er- reicht sie bei Nr. 2 113, und zeigt bei den andern vier Schädeln grosse Uebereinstimmung (103 — 104). Der sagittale Umfang der Calvaria nb (nclb) ist 431, sodass sich das Yerhältniss — rr- ^=411 ergibt. Von hinten gesehen lässt der Schädel am deutlichsten seine eigen- thümliche Form hervortreten und erscheint als meistens starker Sca- phocephalns oder Leptoscaphocephaius (Virchow), Er zeigt hier ein Fünfeck mit vorwiegend entwickeltem Höhen- durchmesser. Die Basis ist zwischen dem Processus mastoideus sanft nach unten ausgerundet. Die Seiten erheben sich fast senkrecht, doch oben oder unten etwas ausgebuchtet bis zur Höhe der Tubera liarie- talia, von wo sie umbiegen in die dachförmig ansteigenden Scheitel- linien, die sich in einem schärfern oder flachern Kamme oben ver- binden. Das Extrem dieser Form bietet Nr. 3. Die Basis ist hier stark nach unten gerundet und von der stark vortretenden Mastoidalgegend an zeigen die Seitenwände sogleich eine starke Convergenz nach oben, sodass hier fast ein abgerundetes Dreieck erscheint. Dieses Scheitel- dach findet sich bei allen G Schädeln, ja sogar schon bei den nicht ausgewachsenen Nr. 7 und 8. Der Mastoidal- Durchmesser ist 12G. — Auch hier wieder tritt die starke Entwickelung des Occipiiah in der ungewöhnlich hohen Lage der Lambdanaht hervor. Bei Nr. 7 und 8 ist es noch nicht so aus- gebildet. Die Norma facialis bietet am (iehirnschädel wenig Besonderes. — Von der Basis gesehen erseheint die Hirnkapsel schön länglich oval. Die Pars hasilaris ossis occipitalis ist ziemlich breit und sehr flach; in gleicher Weise lagern sich jederseits die benachbarten Theile an. An besondern Bemerkungen über den Hirnschädel wäre etwa Folgendes noch hinzuzufügen: Die Nähte sind vielfach obliterirt und nur bei Nr. 1 vollständig frei. An der Obliteration nimmt auch vielfach der grosse Keilbein- flügel Theil und nur die Schläfenschuppe bleibt stets unverwachsen. Sehr eigenthümlich ist bei Nr. 5, einem altern Schädel, ein Ueber- bleibsel der Synclioudrosis splicno-occipitalis^ bestehend in einer zacki- gen Fissur. Die Arcus supcrciliarcs sind meist nur schwach entwickelt und selbst bei Nr. 3 durchaus nicht ungewöhnlich stark. Die Muskelleisten des Nackens sind ebenfalls durchschnittlich ]. Anthropologie. 149 nicht ])esoiidei't> stark. Eine Linea nuchiic sifj>rciii] —• 00 CO 1 1 1 1 1 1 1-« 1 1 1 1 1 Ü2 a o Or-I ^ 1 1 1 1 1 1 CO 1 1 1 1 1 snizjay; cm 1 2^ 1 1 1 1 1 1 ^T 1 1 1 , lO 1 1 ^ 1 CO o ^8 ^ -5^ Aiotpji^ in — uO CO t- ^"^ 1 ^ 1 — 1 t^ ' CO " ,— 1 1 o CO in o C/2 CM CO CO CO £>- 1 L-- 1 O (M o öi 1 1 Ol Ol t- lO ^^ -^ ^ 1-1 »— * 1—1 Ja^aPAi ^ 1 1 1 1 itljg 1 1 1 CO o 1 ^ cn 1 1 1 ^^ -rl^ CO -^ -^ y»C' ii ^ > r^ C^ 1--5 Oi CO »M cc o-r ^ er lO ■^3 «5 1 lna;cocJ<^^o-^co-rt^ 1-- iC o ^ ^ O 'O Ol ':m CO CO CO t- c- t- t^ o (M O CM CO 1-1 1-1 Ol o f=i( ' — 1 i;^ — -H ,-H _i -J ^ -rtH ;_, C CO Ttl 1 -rT 1 1 1 1 o lO to 1 Ol O 1 X ■o o " Ol 2^ 1 ^-^ •^ *-H ^H ^H ' 1— 1 ■^ CO -^ XI CM 5? 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T— 1— Ci CO — in CM in '"^ CM CO "^ "^ 12^ L-^ t>- l>. O CO CO ^H CM ^ (M CO Ol — —1 -t '^ ^^ 1— f 1-H bB ■■■■-• '-1 i • ■ ■ t- ■ ~ . , • -; . Qj ^ a . oj ^ ^ 3 cß o MH Ol 'S m-S '^ h-^ 0, o.t: f- 5 1 -a £ fco äs 'S a fco 0- 31 c Länge der upt-Schupp er Umfang ?:: bo-s: ^ a s sste: sste sste sste iteni selb leuii selb Is '5 ■?oS"S)ö • J'i'sJ s :0 :C) ;0 :0 Oj '-' ' — ' J-« ^ ■fcc>c fcoy; ■;:; Ä| c3 "t^ ■*- CS cS CS rt ^ O O O Ci pq fi S fi f-) Cß CO CO CO c 'A r3 S ^ Gv er Tt iT coi> X o rl T— 1 CM CO tH t-I r- in r-( CO L- T-( 1— t 156 II. Zoologie. ~] ~ ;,"n kU oi f-i ^- O Ts C-j Ol 4^ OS to I H r^ W O ^ S _: O: P: rt) CC ^ t= ^ P.- i-j (T> fü ^life te 2 » p <^ ^ 2 .^ *i l/O j. p er/ 2 ' c« ^- CD p" II 2. < O w- r^_ M H gj H!x; K KM c;, 02 oq ?? N fj-- ' ??= 5' ?? 2 ^. S^^ J?^ ^ O ■ — i-i^ — ■'-ii_i'-!C'-s'-;~'-!o.'-;" S^-= — "<« — ^- ^^^ iP U*.^*^ ^ w. r- '^' P- -15 ^>^: CÜPT Ci-'S. =-^ -."- • c- J^^ 2 ?rS • 2 :i2 ^ 5 S g !x; -< < < M I I Wclcker ui VirchoAV t>:> Retzius vaii der Hoeven •^ Davis !-^ h> cn ST' & JT <2^ fj- *_ CR 5t ^ - p o f.^ g. er Cj o cu 2 ^ g fS^2 "" H- O (t. K Ei: C ti -< t>2 Wvmau ^ »T H X p ry c^ o t— 1 1— ' a> o tr' M 'f' M 2. Säiigetliiere und Fische. Beai'beitet von W. Peters in Berlin. 3Iit zwei IWiograpliirten Tafeln. a) SäugetMere. F e r a e , R a u b t h i e r e . 1) Ursns (TJialassarctos) maritimns Linne. iMsLär. ^ Snwnl im Packeise als längs der Küste von Ostgrönland nicht selten, nur im Winter sparsamer. — - Dr. Pansch sah nnr einmal, gegen Ende April, eine Bärin mit zwei ganz kleinen Jungen, während Dr. Bucli- holz mehrmals Gelegenheit hatte, das drollige Treiben dersell)en zu beobachten. Im allgemeinen waren die Bären ziemlich dreist und zeigten in der Regel wenig Neigung aus dem Wege zu gehen. Wurde aber auf sie geschossen, ohne dass sie verwundet wurden, dann trabten sie so schnell davon, dass sie nicht mehr einzuholen waren. Ein. im Juli erlegtes Männchen hatte ganze Stücke von Rol)ben- fellen im Magen. 2) Mustcla (Futorins) erniinea Linne. Hermelin. var. Putorius novaehoracensis Deka}', Baird, Mammals of North-Ame- rica, 1859, S. IGG. Es liegen zwei Exemplare vor, eins mit ganz zerschmettertem Schädel; beide stimmen ganz mit denen überein, welche das Berliner Museum aus Labrador erhalten hat. Die ()l)orli})i)e ist weiss wie bei ' In Betreff des Thierlebens in Ostgrönlantl nnd namentlich der Begegnnngen der Expedition mit den grössern Säiigetliieren ist nocli besonders das 1.'5. Kapitel des erzählenden Theiles: ./fhierleben und Jagden in Ostgrcndand", zu vergleichen. 158 n. Zoologie. dem enropäischen Hermelin, sodass sie nicht 7A1 der von Bonaparte M. liichurdsomi genannten Art oder Abart gehören können, da l)ei dieser sich die braune Färbung auch über die Oberlippe ausdehnen soll. Mir scheint das Gebiss und auch der Schädel ein wenig kleiner 7A\ sein als bei dem europäischen Hermelin, indessen gehören grössere Reihen von Exemplaren zur Vergleichung dazu, um über die neuer- dings auch wieder von Allen (Bulletin of the Museum of Compara- tive Zoolog)^, of Harvard College, Mass. Nr. 8, S. IGT sqq.) bestrit- tene Verschiedenheit des europäischen und nordamerikanischen Her- melins entscheiden zu kihmen. Von den von Dr. Pansch erbeuteten Exemplaren wurde eins im Anfang Juni 1870 auf der Kuhn-Insel, das andere bei dem Gletscher im Fjord im August erlegt. Dr. Copeland sah im Herbst 18G0 auf dem Schnee des Sattel- berges Spuren, die dem Hermelin anzugehören schienen. 3) Cairis (Vulpes) Jafjopns Linne. Polarfuchs, Eisfuchs, Steinfuchs. Canis larjopus Linne, Syst. Nat. ed. X. ITäS, p. 40-, Faun. suec. , 2. ed., ITtJl , p. 4. Cunis liujojnis Schreber, Säugetliiere , 1778, III, 3(32, Taf. 93, 93*. Canis lagopus Fabricius, Fauna grcenland. , 1780, p. 19. Canis layojnfs Pallas, Zoogr. Rosso-Asiat., 1811, I, 51, Taf. ö. Canis Jagojnis Blaiuville, Osteographie. Canis, Taf. 5. LencocyOH lagopus Gray, Proc. Zool. See. Lond., 18G8, p. 521; Catal. Carniv. Pachyd. Edcnt., 18G9, p. 208. Der Polarfuchs ist durch seine kurzen abgerundeten Ohren, den dicken buschigen Schwanz und die dichtbehaarten Sohlen, sowie durch seine Färbung leicht von allen verwandten Arten zu unter- scheiden. Der Schädel ist durch seine gedrungene Gestalt und durch die flache Auftreibung der Schnauzenbasis vor den Augenhöhlen kennt- lich. Herr Gray hat hieraus Veranlassung genommen, für diese Art eine besondere Gattung, Leucocyon^ aufzustellen. Unter den vorliegenden Fellen , die leider nicht gut erhalten sind, befinden sich zwei Männchen, welche bis auf einen schmalen braunen Augenring ganz weiss sind und am 1!). September und 13. December ISO!) erlegt wurden. Zwei andere, am 19. September und 29. No- vember 1869 erlegte haben auf dem Rücken eine bräunlich-graue Fär- bung, welche auf die Oberschenkel herabsteigt und sind im übrigen weiss. Ein fünftes Exemplar, im Juni 1870 erlegt, hat den Kopf braun und weiss gemengt, indem die braunen Haare weisse Spitzen haben, den Rücken bis auf die Schwanzbasis, sowie eine vordere 2. Säugethiere und Fische. 159 auf die vordere, und eine liintere auf die liintere Extremität lierab- steigende Qnerlnnde ganz braun, indem die Ilaare meistens an der Basis blänlieli-gi'au, an der Spitze ])rann oder gelblich oder mit einem sul)apiealen gelbliclien Hinge versehen sind, und die übrigen Theile gelblieli-weiss. Endlich liegen noch zwei Eelle vor, welcjie ganz bräun- lich-grau gefärl)t erscheinen, indem die an der Basis bläulich-grauen Haare braune Spitzen haben. Diese beiden Exemplare sind am 2o. No- vember und 2. December 18(39 geschossen worden. Aus den Notizen der Reisenden über dieses Thier ist noch Eol- gendes zu entnehmen: Der Polarfuchs wurde fast überall zu jeder Jahreszeit angetroffen, niemals aber in grösserer Anzahl als l)is zu fünf zusammen. Die weissen wurden viel häutiger gesehen als die schwarzen, beide öfters nebeneinander bei demselben Köder. Von Mitte Juni an wurden auch bunte gesehen. In der Nähe des Scoresby-Sund sah Dr. Buchholz sie meilenweit auf treibenden Eisschollen, die durch weite Wasserstreifen voneinander getrennt waren, und auf denen sie wahrscheinlich an den Ueberresten der Mahlzeiten der Eisbären ihre Nahrung finden. Mit grosser Ge- schicklichkeit gehen sie von einer Eisinsel auf die andere, indem sie kleine im Wasser schwimmende Eisstücke als Anhaltspunkte be- nutzen. In dem Fuchsbraten fanden die Reisenden von der Hansa, nächst der Walrosszunge, das Avohlschmeckendste Wildpret, besser als die auch nicht zu verachtenden Eisbärenschinken, welche immer einen etwas thranigen Beigeschmack hatten. PilUlipedia, Flossenfüsser. 4) Odohaenvs llosmarns Linne. Walross. — Taf. I, Fig. 1 u. 2. Odobaeiiiis Linne, Syst. nat., od. I. 1735; übci's. Hallo 1740, p. 45. Phoca liosiiHiriis Linnö, Syst. nat., ed. X. p. 38. TrichechHS Eosniarus Linnö, Syst. nat., od. XII. I. 49. Bosmcmts arcticns Pallas, Zoogr. Rosso-Asiat., 1811. I. 2G9, Taf. Odohae)U(s llosynnrus Steenstrnp et Sundevall, Öfvers. K. Vctensk. Ak. Förli. Stockh. 1859, p. 441. Odobaemis Eosmariis Malmgrcn, Üfvers. K. Vetonsk. Fcirbandl. Stockh. 1803, p. 130. In Betreff des Gattungsnamens erlaube ich mir auf die Ausein- andersetzung von Sundevall zu verweisen und daran zu erinnern, dass von Artedi und nach ihm von Linne der Name TricliccJins („Haare habend") auf den Triclifclins manalns, den sie zu den Eischen zähl- IGO IT. Zoologie. ten, angewandt Avurde, nnd dass letzterer diesen Namen his zur 10. Aus- gabe seines Systema auf den Manahis beschränkte und erst in der letzten 12. Ausgabe das Walross dem Mcmatus in der Gattung Tri- clieclms hinzufügte, indem er annahm, dass das Walross gar keine Schneidezähne habe. Dieses ist aber bekanntlich ebenso falsch, wie eine anderweitige spätere Annahme, nach welcher der Ursus lahiatus keine Schneidezähne haben sollte und demzufolge als Bradypus tir- sinus mit den Faulthieren vereinigt wurde. Daher würde auch der Name Bradypus ebenso passend oder ebenso unpassend und mit ebenso vielem Rechte auf den Lippenbären anzuwenden sein, wie der Name Trkheclnis auf das Walross. Es liegt mir ein Schädel von einem ganz jungen weiblichen Exem- plare vor, welches nach der Mittheilung des Herrn Dr. Pansch am 5. August 1869 bei der Sabine- Insel nebst zwei erwachsenen erlegt wurde und ungefähr 4 — 4^2 Fuss lang war. Dieser Schädel hat eine Länge von 19 V2*^'" und noch sämmtliche Zähne unter der Mundschleim- haut versteckt. Er ist daher nur wenig grösser, als der des Embryo, den Malmgren (Öfvers. K. Vetensk. Ak. Förhandl., 18G3, p. 505, Taf. 7) abgebildet hat. Von dem Milchzahngebiss ist noch vorhan- den: oben links der erste nur Ya"'™ im Durchmesser habende, rechts der zweite und an beiden Seiten der dritte Schneidezahn, der an der Aussenseite des bleibenden liegende Eckzahn, der zweite, der vierte und fünfte (von Malmgren nicht beobachtete) Backzahn an jeder Seite. Die letzten beiden Zähne sind ebenso regelmässig entwickelt, wie in dem früher von mir abgebildeten Schädel (Monats])er. Berlin. Akad. Wissensch., 1864, p. 685, Taf.). In dem Unterkiefer sind noch vor- handen rechts der zweite und links der dritte Schneidezahn, der nach aussen neben und nicht hinter dem Ersatzeckzahn liegende Milch- eckzahn, rechts der erste und an beiden Seiten der vierte Backzahn. Es geht hieraus hervor, dass die Schneidezähne nicht schon oder wenigstens nicht immer vor der Geburt resorbirt werden. Von Walrossen wurden von der Hansa überhaupt nur zwei Exem- plare gesehen, von denen das eine Anfang November auf dem Eise liegend geschossen wurde. Nachdem es bereits zwölf Stunden bei sehr niedriger Temperatur im Wasser gelegen hatte, fand sich das Innere noch so warm, als wenn es eben getödtet wäre, ein Beweis, wie sehr die dicke Speckschicht unter der Haut den Körper vor Ab- kühlung schützt. Von der Germania berichtet dagegen Dr. Pansch: ,,W\alrosse zeigten sich fast längs der ganzen Küste. Doch waren sie stets am zahlreichsten l)ei der Sabine-Insel und hat die «Walross-Insel» ihren 2. Säiigctliiero und Fische. 161 Namen mit IJocht hckomnien. Sie waren meist zn 2 — 10 znsammen. Anfang Juli schienen sie aus der ganzen Umgegend zusammengekom- men zu sein. Sie lagen auf drei Eisschollen dicht gedrängt beisammen, im ganzen gegen 00 Stück. „Ihr liebster Aufenthnlt ist die Kante des Landeises oder die davorliegenden Schollen. Doch sahen wir sie auch, wie die See- hunde, durch weit im Innern der gefrorenen Buchten befindliche Lö- cher hervorkommen. ,,Spät im Herbst, ja 1)is in den I)ecend)er hinein, hörte ich ihre Stimme bei Cap Wynn. Ich möchte glauben, dass sie den ganzen Winter in der Nähe bleiben. Ende Juni hatten sie ziemlich grosse Junge." Im Magen fand Dr. Pansch, ganz übereinstimmend mit Malni- gren, der im Jahre 1861 die schwedische Expedition nach Si^itz- bergen begleitete, nur die weichen Körper der Mya truncata und unter 5 — 000 dieser Schalthiere nur ein einziges kleines Schalenstück. Herr Malmgren hat in seinen interessanten Mittheilungen darauf aufmerk- sam gemacht, dasS die jungen Walrosse zwei Jahre l)ei der Mutter bleiben, bis ihre Hauer hinreichend gewachsen sind, um sich die im Meeresgrunde steckenden Klaffmuscheln herauszuholen. 5) F/iOca (jra-nJamlica Müller. Grönländischer Seehund, Sattler. Pogophilus (jranlaudiciis Gray, Cataloguc of Seals and Whalcs, 186G, S. 25. ,,In dem die Ostküste Grönlands umgebenden, 20 — 30 Meilen brei- ten Eisgürtel ungemein häufig, überall, wo nur irgend freies W'asser zwischen dem Eis vorhanden war, in grosser Menge zum Vorschein kommend. Diese kleinste und munterste aller im grönländischen Meere vorkommenden Robben ergötzt sehr durch die Behendigkeit ihrer Bewegungen und durch die Geschicklichkeit, mit der sie sich auf schwimmenden Eisstücken zu bewegen weiss, worin sie es ihren grössern schwerfälligen Verwandten, der Bartrobbe und Klappmütze, die man oft stundenlang fast regungslos auf dem Eise liegen sieht, bei weitem zuvorthut. Die grönländische Bobbe sieht man fast immer in Bewegung und wenn sie sich auch mitunter längere Zeit behag- lich auf dem Eise sonnt, so wendet sie doch vorsichtig umherspähend den Kopf nach allen Seiten, um bei dem geringsten verdächtigen Umstände sich kopfüber ins W^asser zu stürzen. Wir beobachteten z. B. einmal ein Thier, welches in tollem Uebermuthe wol fünf bis sechs mal in einer Minute über einen kleinen, steil aus dem Wasser hervor- ragenden Eisblock herauf und hinunter mit unglaublicher Behendigkeit Zweite Dcutsclie Nordpolfahrt. II. 11 Iß2 I^- Zoologie. turnte, und sieht man sie diese Künste ausführen und mit grosser Schnel- ligkeit und Zierlichkeit auf der 01)erfläche des Eises hin- und her- laufen, so muss man wol das Yorurtheil, die Rohben seien unfähig, sich ausserhalb des Wassers zu bewegen, ablegen. ,, Bekanntlich liefert die grönländische liobbe den Hauptertrag für den Robbenschlag, der alljährlich Tausende von jungen Tliieren, die auf dem Eise gesäugt werden und während dieser Zeit nicht ins Wasser gehen, zum Opfer fallen. Die Paarungszeit fällt, wie ich bestimmt glaube, in die Mitte des August, denn zu dieser Zeit l^emerkten wir, als wir uns wieder an der äussern Eisgrenze befanden, dass die Thiere sich rudelweise im Wasser zusammenrotteten und die eigenthümlich- sten Sprünge und Tänze aufführten, wobei sie häufig mit dem hall)en Körper aus dem Wasser auftauchten. Auch fand sich bereits Anfang September bei einem Weibchen einen mehrere Linien langen Embryo im Uterus vor. Anfang März oder Ende Februar werden die Jungen auf dem Eise abgesetzt. ,,Das Fell eines jungen 84'^'" langen Männchens war schwarz mit schmutzig weissgelblichen Ringflecken auf Rücken und Seiten, unten heller. Dieses sowie andere im Julimonat geschossene hatten im Ma- gen nur kleine Krebse (Themisto). ,,Ein am 7. August erlegtes Weibchen von 03,5°'" Länge war dunkel- schwärzlich glänzend mit spärlichen sehr unregelmässigen hellen Ringen, ein anderes von 105,5'^™ Länge auf dem Rücken dunkelschwärzlich glänzend, an den Seiten mehr ins Graue, am Bauche weisslichgrau mit dunkeln grauen Flecken, am Rücken und an den Seiten mit weiss- lichen Ringfiecken. „Am 7. September wurde ein 118"" langes Weibchen erlegt, wel- ches einen einzigen ganz kleinen Eml)ryo enthielt. Ausserdem fanden sich in der Leber viele Knoten, die massenhaft ein langgestrecktes Distoma enthielten und im Dickdarm ein eigenthümliches Trematode mit sehr grossem Saugnapf am Hinterende." (Dr. Buchholz.) Von der Germania wurde diese Art, einzeln oder zu 2 — 5 Stück zwischen dem Eise angetroffen, Avährend sie an der Küste während des ganzen Jahres selten war. Li dem Magen der Erlegten fanden sich Crustaceen und Fischreste, während Herr Dr. Buchholz letztere niemals, sondern ausschliesslich Crustaceen {Gammanis ardicns und Themisto) vorfand. 6) PJioca harhata Müller. Bartrobbe. Diese durch ihre beträchtlichere Grösse, die am Rande geraden nicht wellenförmigen Bartborsten und die wegen der Verlängeruns des 2. Silugctliicrc und Fische. ID )0 Jcm icm dritten Fingers verschiedene Gestalt der Vorderextremitäten sehr aus- gezeichnete Art wurde von der Germania nur einmal am Ausgange des Fjordes gesehen. Von der Hansa wurde am 29. Juli ISG^ ein ganz altes Männchen mit völlig ahgeschlil'fenen /ahnen erlegt, welches Dr. Bachholz aus- maass : Totallänge his zur Schwanzspitze 218 Körperumfang hinter der Vorderextremität 149'' Kopfumfang am Scheitel 59 Länge der Yorderextremitiit, Vorderrand 26 riinterrand 17'''" „ „ Hinterextremität 37"" Entfernung der Geschlechtsötfnung vom After .... 28,5*^™ Schwanzlänge 21"™ Von der Nasenspitze his zum Nacken 30°'" „ ,, ,, his zur Höhe des vordem Augenwinkels 9,5"" Breite zwischen den vordem Augenwinkeln 9*^"^ Längste Barthorsten 10,5"" Vom hintern Augenwinkel zur Ohröft'nung 6*^™ Augenlidspalte 3'^"^ Länge des Nasenlochs 3"" Ueher die Farhe ist ausser der l)raunen Iris leider nichts aufge- zeichnet worden. 7) Cystophora cristata Erxlehen. Klappmütze. Auch die Klappmütze wurde nur selten heohachtet. Von der Germania aus wurde Mitte Juli eine junge Klappmütze im Packeise erlegt und im April sah man l)ei der Sahine-Insel einen ,, Seehund mit einem grossen Aufsatz auf dem Gesichte". Dr. Buchholz führt in seinem Journal an, dass am 1. August eine junge weil)liche Klai:)pmütze von 150*"" Länge, mit hraungelber Iris und weissen Krallen und am L3. desselben Monats ein junges Männ- chen von 12-1'^™ Länge erlegt wurde. Dieses letztere hatte noch keine Spur von einer Mütze und war auf dem Bücken schwarz -dunkel, an den Seiten und am Bauche grauweiss, ohne Spur von Flecken. Glires, Nager. 8) 3Iyodcs torqurdus Pallas. Lemming. Mus torquatus Pallas, Nov. spec. quadrup. c Glir. ord. (Erlangen 1778), p. 7. 206, Taf. XI B. Myocles torquatus Pallas, Zoogr. Rosso-Asiat. (Pctrop. 1811), I, 173. 11* 164 n. Zoologie. Mt(s groenloiidictis Traill, Scoresby Journ.Voy. North. Whale-Fish., 1S23, p. 417. Myodes torquatiis Middeiulorft", Reise in Nord- und Ostsibirien, Zoologie, ][, 1853, p. 87, Taf. IV— VII, und X, Fig. I. Myodes torquatns Baird, Mammals of Nortli-Anierica, 1859, p. 558. Misothermns torqitatns Hensel, Zeitschrift der zoologischen Gesellschaft, 1855, VII, 492, Taf. 25, Fig. 12 (Backzähne). Lemminge wurden nur von der Germania angetroffen. Dr. Pansch sagt: „Die Lemminge scheinen auf den Pendulum-Inseln ziemlich häufig zu sein, obgleich es uns trotz aller angewandten Mühe nur gelang, ein einziges Exemplar zu erlangen, das im September zwischen den Steinen umherlaufend ersehlagen wurde. Gesehen wurden Lemminge von mir übrigens gleich am ersten Tage auf der Sabine-Lisel, wo sie die AVände der Eskimohütten vielfach mit ihren Gängen durchsetzt hatten. Ich konnte hier unterscheiden, wie eins dieser Thiere ein grauliches, das andere aber ein deutlich schwarzes Fell hatte. Den Eingang der Eskimohütte schienen sie zur Winterwohnung gemacht zu haben, da hier zollhoch ihre Excremente lagen. „Auf Shannon wurde 1869 ein todtes Thier gefunden, von dem ich jedoch, da es sehr stark in Verwesung war, nur den Schädel über- liefert erhielt. ,,Ln November sah ich sowol in der Nähe der Hütte als auch namentlich auf der Walross-Lisel ziemlich viele Spuren im Schnee. ,,Im Jahre 1870 wurden auch an andern Orten wieder Mäuselöcher entdeckt, aber es wurde kein einziges Thier gesehen, trotzdem ein Preis darauf gesetzt war. Auch konnte ich trotz aller Aufmerksamkeit keine frischen Spuren entdecken. ,,Als Ersatz sammelte ich Fuchsexcremente ein, die neben den Haaren die meist noch unversehrten Knochen der Lemminge ent- halten und sich besonders auf der Walross-Lisel äusserst reichlich vorfanden." Nach dem von Herrn Dr. Pansch mitgebrachten Material kann gar kein Zweifel über die Uel>ereinstimmung der von ihm beobachte- ten Art mit M. torquatus Pallas bestehen, Avelche neuerdings von Middendortf so genau und ausführlich untersucht worden ist. Das mitgebrachte Exemplar stimmt ganz überein mit andern, welche das Berliner Museum aus Sibirien besitzt. 9. Lepus (ßacialis Leach, Waterhouse. Polarhase. Taf. U. Lepus timidus Fabricius, Faun, groenl., 1780, p. 25. Lcpns glacialis et areticns Leach, Boss Voyagc, 8^^' ed. Lond. 1819, H, app. IV, p. 151, 170 (fide Watei'house). 2. Säug('tlii('i-L' und Fisclie. 165 Leims (jJdcialis liCtach, Parry's P'irst A'oy. , Suj»i)l. to tlic Appendix, 1S21, p. CLXXXVII. Lepiis yJacialis Watcrhoiise, Nat. bist. Maiiim. , 1818, H, 1<»2 (syii. part.). \o\\ allen neuern Schriftstellern ist Watcrliouse der cinzii^o, wel- cher die charakteristischen Merkmale dieser von Sahine wol unter- schiedenen Art, wie sie sich an den von der Expedition mitgebrachten Exemplaren zeigen, hervorgehoben hat. Die meisten Autoren haben diese Art offenbar gar nicht gekannt und sie daher mit L. variahilis, L. tiniidns L. (horealis Nilsson) und L. campcstris oder andern Arten confundirt, die /um Thoil in denselben Ländern, wenn auch wahr- scheinlich nicht in denselben Gegenden mit ihr voi'kommen. So kann weder Bachmann's L. (ßacialis mit sehr gebogenen und tief gefurch- ten, gelblichweissen obern Schneide/ähnen und ebenfalls gefurchten secundären Schneidezähnen (Journ. Acad. Nat. Sc. riiiladelphia, 1834, YII, L, p. 287), noch Baird's Lcpus glucidlis mit Gebiss und Schädel, die nicht von denen des L. variahilis zu unterscheiden (Mamm, North- America, 1859, p. 577, Taf. 86, Eig. 1) sind, hierher gehören. Drei Eelle ausgewachsener Tliiere von Klein-rendulum sind, wie Fabricius schon angegeben, ganz schneeweiss Ijis auf die äusserste Ohrspitze, Avelche schwarz ist. Diese schwarze Earbe erstreckt sich aber, wie Waterhouse bemerkt, niclit auf die Ohrmuschel selbst, son- dern nur auf einen verhältnissmässig kleinen Büschel längerer Haare, Avelcher von eben solchen weissen Haaren zum Theil verdeckt wird. An dem einen Exemplar sind die Haare zwischen den Ohren mit einem breiten braungelben Btinge versehen, und die Gegend um die Schnurr- haare und die Submentalgegend ist wie die Eusssohle ocherfarbig. Ein anderes Exemplar hat dagegen auch die Schnurrhaare bis zur Basis ganz weiss und nur einen Theil der Eusssohlen bräunlich-gelb. Die Ohren sind von der Länge des Kopfes und die Eusssohlen, wie Waterhouse bereits anführt, relativ kürzer als bei L. variahilis Pallas. Der kurze Schwanz ist dicker buschiger behaart als bei die- ser letztern Art und die Krallen sind auffallend stumpf, merklich länger und stärker als bei L. variahilis. — Länge des Ohrs 12'^'", der Eusssohle 15*='", längste Vorderkralle 16""" und längste Hinter- kralle 17""". Zwei Eelle von jungen Exemplaren, welche am Kap Ph. Broke erlegt wurden, sind ebenfalls weiss, haben aljer die Grundhälfte der Haare gelblich -grau, indem die Haare hier dreifarbig, am Grunde schwarzbraun, in der Mitte schmutziggelb und an der Spitze weiss sind. Die Ohren haben am vordem Drittel der Aussenseite und am hintern Drittel der innern Seite graugelbliche Haare mit schwärzlicher ino IL Zoologie. Basis, den übrigen Theil der Aussenseite , die vordere Hälfte des hin- tern Randes und den ganzen liintern Rand mit weissen Haaren be- kleidet. Aehnliclie sparsame weisse Haare finden sich auf der Mitte der Innenseite des Ohres und an der Spitze befinden sich längere schwarze Haare, welche zum Theil von den weissen versteckt sind. Die Fusssohlen sind vorn ocherfarbig. — Länge des Ohrs ß5""", der Fusssohle 95'"™, längste Vorderkrallen 7 Vi"""' längste Hinterkrallen Es liegen acht Schädel vor, fünf von ausgewachsenen und drei von ganz jungen Exemplaren, und diese zeigen so constante auffallende Unterschiede von allen andern Arten, dass die Art darnach mit kei- ner andern zu verwechseln ist. Wenn dieses dennoch, auch nach den trefflichen Bemerkungen Waterhouse's geschehen ist, so kann dieses meiner Ansicht nur daran liegen , dass die zur Vergleichung benutzten Exemplare eben keine Polarhasen waren. So ist es mir auch noch nicht gelungen, aus Labrador Polarhasen zu erhalten, obgleich sie dort vorkommen sollen, und die Schädel, die ich von dort unter die- sem Namen erhielt, gehörten theils dem L. campcstrisl theils dem kleinen L. americanns an. Was zunächst das Gebiss anbelangt, so sind die ganz weissen Schneidezähne viel weniger gekrümmt als bei irgend einer andern Art und die Wurzel der obern Schneidezähne ragt ziemlich weit in den Oberkiefer hinein, während ich bei den mir vorliegenden Exemplaren von L. timidns L. (= L. horealis Nilsson) und andern europäischen und aussereuropäischen Arten dieselbe allein vom Zwischenkiefer ein- geschlossen finde. Auch die Form der Schneidezähne ist eine ganz andere. Denn während sie bei den andern Arten im Querdurchschnitt breiter als lang sind, findet hier das umgekehrte Verhältniss statt', oder höchstens ist an den obern Schneidezähnen der ganze Durch- messer dem Längsdurchmesser gleich, und im Vergleich mit andern Arten sind sie an gleich grossen Schädeln durchaus schmäler als bei irgend einer andern Art. Auch erscheinen die obern Schneide- zähne an ihrer vordem Fläche dadurch viel convexer, dass die Zahn- fläche nach aussen von der nahe dem Innern Rande gelegenen Furche sogleich so abfällt, dass die vordere und seitliche Fläche zusammen- fallen. Die secundären Schneidezähne haben ebenfalls eine mehr ho- rizontale Richtung, sind an ihrer obern Seite convex und haben keine Spur einer Längsfurche. Die untern Schneidezähne sind auf ihrer 1 Nur bei den ganz jungen Tliiercn ist der I>ängsdurchmesser des vordem Endes der obern Schneidezähne nicht grosser, sondern kleiner als der quere. 2. Siuisctliierc luul Fisclie. 1(17 uiitcni tScitc mit einer llaclicn Läng.sl'ui'clie verseilen und reielien mit ihren Wurzeln bis unter den vordersten Backzahn. Die Backzähne stimmen im Allgemeinen mit denen von L. ihnUlus Linne überein und Aveichen darin von L. cnropcuiis Pallas ab, dass die erste Ein- buchtung der Schmelzfalte des vordersten obcrn Backzahns nach innen und nicht nach vorn liegt. An den untern Backzähnen erscheinen die seitliclren Einbuchtungen tiefer als l)ei jtnien Arten. Die Supraorbitalfortsätze sind in ihrem vordem Theile mehr in die Höhe gebogen und daher erscheint die Mitte der Interorbital- gegend vertiefter, und da diese Fortsätze zugleich In-eiter sind, so ist der Abstand der Orbitae in dieser Gegend breiter als bei irgend einer andern Art. Der Jochbogen hat in seiner Gestalt am meisten Aehnlichkeit mit dem von L. cam])cstris (nach Baird's Abbildung), ist aber viel höher. Die Foramina incisiva sind hinter ihrem vordem zweiten Fünftel eigenthümlicli verengert und hinter der Intermaxillar- naht macht sich an der Gaumentlächc des Oberkiefers ein flacher Höcker bemerklich, welcher dem Ende der Schneidezahnwurzel ent- spricht. Das vordere Ende des Unterkiefers ist ganz horizontal und nicht wie bei den andern Hasen in die Höhe gebogen. Der aufstei- gende Ast des Unterkiefers hat in seiner allgemeinen Gestalt, auch in der Bildung des untern wulstigen Randes des Unterkieferwinkels am meisten Aehnlichkeit mit dem von L. cancsccns, während die gerin- gere Breite der flachen zu dem Foramen alveolare herabsteigenden Grube melir an L. cuniculus erinnert. Der grösste der vorliegenden Schädel hat von der Spitze der Schneidezähne bis zum vorragendsten Theile des Hinterhauptes eine Länge von 108 und zwischen den Jochbögen eine Breite von 53™'"" Nach Herrn Dr. Pansch fanden sich diese Hasen allenthalben in der Ebene und auf den Gebirgen , ol)gleich nie zahlreich. Sie schei- nen den ganzen Winter auf den Pendulum- Inseln zu bleiben. Am 24. April geschossene Männchen befanden sich in starker Brunst und Herr Tramnitz fand Mitte Mai trächtige Hasen, deren Fötus eine Total- länge von 67™°' nnd beträchtlich kürzere (4,5'"™ lange) Ohren haben, als (nach der Abbildung von Pallas, Nov. spec. Quadrup. Glir. Taf. 4 A, Fig. 1) Lcpus varicibilis. Pecora, Wiederkäuer. 10) Ccrvus turandus Linne. llenthier. Von der Kuhn -Insel im Norden l)is in die Tieft; des Fjordes hinab, sowie auf der Sabine -Insel wurden Benthiere in Ileerden bis X(38 n. Zoologie. zu 20 Stück oder in geringerer Anzahl IjcoLiiclitct. In den büdlidiern Gegenden sind sie am zahlreichsten. Ein Mitte Juni auf der Sabine -Insel erlegtes Thier hatte fast vollständig schon das Sommerkleid. Das Geweih war noch mit Haaren bedeckt und an den Spitzen noch nicht ausgewachsen. Ganz junge Thiere wurden nicht gesehen. 11) Ovibos moscliatns Zimmermann. Moschusochse. Ovihos moschatus Gray, Cat. Ungul. Furcipedn. 18.54, p. 43. Ovibos moschatus Richardson, Zoology Voy. Herald. 1854, p. 66, 119 (Ostoologio). An der ganzen Küste in Heerden von meist 10 — 20 Stück um- herziehend. Auf den Inseln Shannon (Osthälfte), Pendulum und Sa- bine scheinen sie nur im Sommer vereinzelt vorzukommen. Ende März wurden sie schon auf Südwest-Shannon und dem Festlande ge- sehen, sodass sie auch im Winter dort sich aufzuhalten scheinen. Am 26. März wurde ein erst wenige Tage altes Kalb gefangen und Anfang Juni wurden verschiedene Kälber bei den Heerden ge- sehen, von denen noch ein Balg mitgebracht werden konnte. Spuren dieser Thiere fanden sich sowol in den Ebenen als oben auf den Bergen. Die Nahrung besteht aus Gras, Kräutern und Moosen. €ete, Walthiere. 12) JBalcena mysticdus Linne. Grönlandswal. In der Nähe wurde kein Walüsch gesehen. Ueberhaupt wurde von der Germania sowol auf der Hin- als Rückreise im Eise und längs der Küste nur zweimal das Blasen dieser Thiere deutlich ge- sehen. Zwei kleine Stücke von Barten, von denen eins bearbeitet war, wurden am Strande gefunden. Von der Hansa wurde nur einmal durch das Fernglas der grön- ländische Wal, der Bowhead, an seiner eigenthümlichen Kopfform mit Sicherheit erkannt. 13) ? Balcenoptcra hoops Eschricht. Finnfische von riesiger Grösse wurden in grösserer od^r geringe- rer Entfernung von der Hansa im nordatlantischen Meere gesehen, welche mit ihrer spitzigen Rückenflosse hervortauchten. Aber ausser dem der Rückenflosse angrenzenden Theile des Rückens konnte man nichts von ihnen erblicken. Nur die aufsteigende Athemsäule konnte 2. Siuigctliici'c und Fische. IGO man beobachten und meilenweit schon ihr hxiites Bhisen hören, ein Geräusch , -wek-hes mit dem Ausströmen des Dampfes auf einem grossen Dampfer die meiste Aehnlichkeit hat. Jene oft beschriebene Fontaine schien nicht allein als der Niederschlag der mit Feuchtigkeit gesät- tigten Lungenluft anzusehen zu sein, sondern da sich das Spritzloch bei dem Blasen gewöhnlich etwas unter der Wasseroberfläche befindet, wird eine Menge hier vertheilter Wasserbläschen mit emporgerissen, welche das Bild einer Fontaine darbieten. Denn nach Kapitän Hege- mann's Mittheilungen spritzen auch die Potwale in dem warmen tro- pischen Meere häufig und andererseits hörte man auch die arktischen W\ile öfters blasen, ohne eine Fontaine zu sehen, dann nämlich, wenn das Spritzloch sich ausser dem Wasser befindet. l-i) Monodon monoccros Linne. Narwal. Wurde sehr häufig zwischen dem Eise, zuweilen in ganzen Heer- den gesehen. Der Lärm, den eine solche Heerde in dem sonst so stillen Eismeer verursacht, ist ausserordentlich gross; ausser dem schnaubenden und keuchenden (ieräusch, welches sie beim Atlimen hervorbringen, lassen sie mitunter auch einen sehr lauten stöhnenden Laut hören. Häufig hoben sie ihren braunmarmorirten Bücken weit aus dem Wasser hervor, aber nie Hessen sie den Koi)f und den Stoss- zahn über dem Wasser sichtbar werden. Es gelang nicht, Aveder mit dem Zündnadelgewehr noch mit der Harpune eins dieser Thiere zu erlegen. 15) (?)Del2>liinus glohiceps Cuvier. Grinddelphin. ^'on der Hansa wurde mehrmals ein stumpfköpfiger Delphin ge- sehen, in welchem Herr Dr. Buchholz D. glohiceps zu erkennen glaubte. ])) risclie. Catapliracti, Banz er fische. 1) Cothis Jicjacornis Bichardson. (?) Colins ncorpiiis Fabriciiis, Faun, grcenl. p. 156. (C. groenlumUcns Cuv. Yal.) Cottiis hexacornis Ilichardson, Faun. Boreali- Americana, III. Fische, p. -li. Drei Exemplare eines Cottus, welche am 15. Juli bei Broer-Buys gefangen Avorden sind, scheinen mir zu dieser Art zu gehören, welche 170 11. Zoologie. offenbar äusserst nahe verwandt ist mit C. quadricornis Linnc aus unsern Meeren. Vielleicht gehört sie auch zu C. scorphis Fahricius (C. grocnlandicus C. ^'.), da er von derselben (Fauna groenl., 1780, p. 156) sagt: „In capite et anteriore parte corporis IG aculeos nu- meravi et praeter hoc tubercula obtusa scabra in vertice capitis situ quadrato locata." Verglichen mit einem Exemplar von C. qua- dricornis L. haben die vorliegenden Exemplare etwas kürzere Ober- kiefer und die Interorlntalgegend mehr vertieft. Auch ist die Flossen- strahlenzahl eine verschiedene, indem das grösste Exemplar von 27'^'" Länge, ganz wie Ilichardson es von seiner Art angibt, in der ersten Ilückenflosse 7 Staclieln und in der zweiten 13 Strahlen hat. Indessen variirt diese Zahl, indem die beiden andern Exemplare I). 8 — 14 zei- gen, ebenso wie alle drei in der Strahlenzahl der Analflosse vonein- ander abweichen, da dieselbe bei dem grössten Exemplare 14, und bei den andern beiden 13 und 15 beträgt. Das eine der Exemplare ist auch noch dadurch ausgezeichnet, dass der längste Dorn des Vor- deckels der linken Seite an der Spitze gabelförmig ist, Avie bei Coitus tricuspis. Es findet sich aber auch bei unsern Cottusarten oft eine nicht geringe Variation der Flossenstrahlen und anderer zur Unter- scheidung der Arten benutzter Merkmale. So besitzt das Berliner Museum drei Exemplare von Cottus scorjrins, welche der verstorbene Dr. Strahl vor einigen Jahren aus der Ostsee mitbrachte (Nr. 721*6 M. B.) , Avelche ebenfalls alle eine verschiedene Strahlenzahl zeigen : 1) D. 9—15; A. 11. 2) D. 10—15; A. 12. 3) D. 10-16; A. 13. Ausserdem hat das eine Exemplar an dem linken Vordeckel 4 anstatt 3 Dornen, ganz in derselben Weise gebildet, wie bei C. (pKulricoriiis. Es bleibt daher noch immer zweifelhaft, ob die geringen Unterschiede zwischen C. Jicjcucornis und quadricornis bei Vergleichung einer grössern Iteihe bestehen bleiben. 2) Cottus porosiis Cuv. Val. Cottus porosus Cuv. Val., Hist. nat. Poiss. VIII. p. 498. Cottus grccnlnndicHS Günther, Cat. Fish. II. p. Kil (e. \).). Ein einziges noch junges, 12"" langes Exemplar hat Herr Dr. Pansch im Juli 1870 in der Claveringstrasse erhalten. Es weicht nur dadurch von der von Cuvier und Valenciennes gegebenen Beschrei- bung ab, dass die Strahlenzahl D. 10—16; A. 13, anstatt D. 11—17; A. 13 ist, was aber nach dem bei der vorigen Art mitgetheilten von gar keinem Belange ist. Auch sind die Bauchflossen nicht in die Entfernung von der Analöffnung gerückt, wie es sich bei einem grossen sonst ganz damit übereinstimmenden Exemplar aus Grönland findet, 2. ÖilugctliiciT uihI Fische. ] 7 I welclics unsere Sanimlmig aus Kopeiiliagcn erhalten liat, und wclclies als C. (jnmlandicns aufgestellt war. (Nr. 704 M. B.) ;j) Icclns hamahis Kröyer. Icehis Jiamatiis Kröyer, Naturh. Tijdsskr. 1844. I. p. 2.5.3, 2()2-, Gaimanl, Voy. conimiss. scientif. Nord. etc. Zool. Poiss. Taf. I, Fig. 1. Zwei kleine, 45""" lange Exemplare dieser Art wurden am 20. Octo- Ler 1869 auf ungefähr zwei Faden Tiefe bei 15 Zoll diekeni Eise im Germaniahafen gefangen, die zu der genauen Beschreibung, welche Herr Kröyer von derselben gegeben, A^ollkommen passen. Discoboli, Scheibenbäu che. 4) Liparis gdaiitwsns Pallas. — Taf. I. Fig. 2. Cydoptcrus gdatinosus Pallas, Spicil. zoolog. 17G9. VII. p. l'J. Taf. 3, Fig. 1—6. Cydopterus liparis Fabricius, Faun, grcenl. 1780. p. 135. Liparis comiminis Richardsou, Faun. Borcali-Americ. 183(). III. p. 263. Liparis tunicata Reiiiliardt, Vidensk. Sclsk. iiatuvv. og matlicm. Afh. VI. 1837. p. CXI. Liparis Fabricii Kröyer, Xaturh. Tidsskr. II. 1847. p. 274; Gaimard, 1. c, Taf. 13. Fig. 2. Liparis Fabricii Güntlier, Catal. Fish. III. 1861. p. 161. Von dieser auffallenden Art, deren Fleisch selbst von den Hun- den verschmäht wird, liegen mehrere Exemplare von ?)^/.2_ — 12*^™ Länge vor. Sie ist zuerst von Kröyer nach frischen Exemplaren genauer beschrieben und auch abgebildet worden. Kach einer sorgfältigen Yergleichung der Pallas'schen Beschreil)ung, welche nach einem schlecht erhaltenen trockenen Exemplare gemacht ist, glaube ich nicht, dass die zuerst bei der Behrings-Insel beobachtete Art von der bei Spitz- bergen und Grönland vorkommenden verschieden ist. Nach Pallas ist die Strahlenzahl B. 7(V); P. circa 30; D. 50+; A. circa 45. Kröyer zählt B. (3; D. i;3,27; P. ;34; A. 2,30; C. 9 und Herr Dr. Günther B. 5; D. 42; A. 33—35; C. 12. An einem 120""" langen Exemplare finde ich B. 6; D. 4G; A, 39; C. 11; P. 35. Ich glaube daher, dass die Flossenstrahlenzahl bei dieser Art variirt, und ausserdem ist das Zählen wegen der Feinheit der Strah- len und auch weil sie leicht in ihre beiden Hälften zerfallen, mit einiger Schwierigkeit verbunden. Dagegen finde ich constant sechs Kiemenhautstrahlen , von denen, wie Kröyer angibt, die beiden vor- dersten in einiger Entfernung von den andern liegen. Wenn Pallas sieben Kiemenhautstrahlen fand, so mag dieses wol daher rühren, 172 n. Zoologie. dass er das fadenförmige Interoperculiim mitgezählt hat und Günther's geringere Zahl mag daher entstanden sein, dass der hinterste Kiemen- strahl zuweilen sehr versteckt unter dem Interoi^erculum liegt. Nach einer vom Herrn Dr. Pansch gemachten Zeichnung vom 20. ^lai 1870 sind der Kopf und die Flossen ochergelh mit dunkeln l'ünktchen, der Bauch und der äusserste Rand der UrustHossen weiss. Die P^xemplare wurden tlieils im (Ternmniahafen hei der Sahine- Insel im October 1SG9, theils bei der Jackson-Insel, tlieils hei Shannon am 2(). August 18G9 gefangen. Exemplare, Avelche die Berliner Samm- luug durch Herrn Hofrath von Heuglin aus dem Storfjord in Spitz- hergen erhalten hat, stimmen ganz mit den grönländischen iil)erein. Cradini, Dorsche. 5) Güdns gJac Ullis Btrs. n. sp. B. 7. r. 18; D. 12 — 18—22; V. (>; A. 21-21. Der Unterkiefer überragt den Zwischenkiefer und ist am Kinn an der Stelle des Bartfadens mit einem kleinen häutigen Knötchen versehen. Schnauze von der Länge des Augendurchmessers, Avelcher nicht ganz drei und ein halb mal in der Kopflänge enthalten ist. Das vordere Nasenloch liegt doppelt so weit von der Schnauze, wie vom Auge entfernt, etAvas höher als das doppelt so grosse hintere , welches sich näher vor dem Auge befindet. Die Breite des Interorbitalraumes kommt nur zwei Drittel des Augendurchmessers gleich. Ueber jedem Supraorhitalbogen zieht eine Reihe von Schleimporen liin, ein ande- rer querer Bogen derselben befindet sich auf dem hintern und noch andere kürzere Linien auf der Schnauze. Die Zähne sind massig lang und stehen auf den Kiefern, dem Yomer und den Gaumen- beinen in einfacher Reihe; nur am vordersten Ende des Zwischen- und Unterkiefers findeii sich ein paar Zähne, welche den Anfang einer doppelten Reihe bilden und die der A' omers stehen in Form eines nach hinten offenen Y. Die grösste Körperhöhe hinter den Brustflossen erreicht nicht ganz zwei Drittel der Kopflänge, welche 0V2 mal in der Totallänge ohne die Schwanzflosse enthalten ist. Der Schwanz ist nach seinem Ende hin sehr verdünnt. Die Körperschuppen sind sehr klein. Die Seitenlinie, welche wenig Zusammenhang zeigt, verläuft anfangs ungefähr unter deui ober- sten Fünftel der Körperhöhe, steigt dann zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse bogenförmig nach der Mitte der ersten Anal- 2. Säugethiere und Fische. 173 flösse hin, fast bis zum untern Drittel des Körpers herab, um dann bis zum Schwanzende in gerader Richtung zu verlaufen. Die senkrechten Flossen sind deutlich voneinander durch Zwischen- räume getrennt. Die zweite lUickenflosse ist ein wenig länger als die dritte, aber etwas kürzer als die erste Analflosse, deren An- fang dem dieser zweiten Kückenflosse gegenübersteht, so dass die Anal- üffnung etwas vor dem Anfange der zweiten lUickenflosse liegt und das Ende dieser letztern von dem Ende der Analflosse über- ragt wird. Die Brustflossen enthalten 18 Strahlen und erscheinen zu- ges^jitzt, indem die mittlem Strahlen verlängert sind. Auch die Bauchflossen sind spitz, indem ihr zweiter Strahl fadenförmig verlän- gert ist. Die Schwanzflosse ist gabelig ausgeschnitten. Der ganze Körper und die Flossen sind dicht mit feinen scliAvar- zen Punkten bestreut, welche nirgends zu Flecken zusammenfliessen. Am Kopf und Bauche schimmert durch die braune Grundfarbe sil- beriges Pigment durch. Totallänge 120'""= Kopflänge 37,5" Schnauzenlänge .... Augendurchmesser . . . Distanz der Augen . . . Körperhöhe hinter den Brustflossen .... Körperbreite ebenda . . 'Schwanzhöhe hinter der 3. Pdickenflosse . Schwanzbreite ebenda . . Distanz der Unterkiefer- spitze vom After . . 05" Distanz des Afters von der 1 1 mm ymm 1 Xmm 5mm O r mm Schwanzspitze (ohne Flosse) . . . . . Länge der Länge der Länge der Länge der Länge der 1. liückenflosse 2. Ptückenflosse 3. lUickenflosse 1. Afterflosse . 2. Afterflosse . Distanz der 1 . Rückenflosse von der zweiten . Distanz der 2. Rückenflosse von der dritten. . . Distanz der 1. Analflosse von der zweiten . . Distanz derselben von der Schwanzflosse . . . ßfjmm 13,!^'"'" 99min 9Qmm 9/''\mm 9 1 min 0,5'"™ 4,5' Diese Dorschart, von welcher leider nur ein einziges Exemplar vorliegt, schliesst sich in Bezug auf die Entwickelung der Flossen, die Form der Seitenlinie u. A. zunächst an G. navaga an, während der vorspringende Unterkiefer und die Zahnl)ildung sie dem G. po- laris annähert. Fundort: Sabine-Insel. 174 II. Zoologie. Sängetliiore und Fische. Salmoililli, Lachse. G) ? SaJnio Hooäri Richards on. Sahno Hoodii Richardson, Fauna Boreali -Amcricana. III. Fish. 183G. p. 173. Taf. 82, Fig. 2; Taf. 83, Fig. 2; Taf. 87, Fig. 1. (?) Sahno nitidus Günther, Cat. Fish. 18G6. YI. p. 150. Zwei noch sehr junge Lachse, einer von 12, und der andere von nur 5'^'" Länge sind von Dr. Copeland im Juli aus dem obern Süsswasser- see auf der Sahine -Lisel gefischt worden, welche mir zu der von Richardson als Sahno Hoodii beschriebenen Art zu gehören scheinen, obgleich dieses nach so jungen Exemplaren mit vollkommener Sicher- heit nicht nachzuweisen ist. Aber die ganze Körpergestalt, die Form der Schnauze, die Flossenstrahlenzahl, D. 12; A. 11, die sehr kleinen Schuppen, 28 — 29 Längsreihen zwischen der Seitenlinie und Rücken- flosse, stimmen mit der Beschreibung und den Abbildungen von Ri- chardson überein. Die von Günther unter S. nitidus gegebene Ab- bildung stimmt vielmehr mit derjenigen überein, welche Richardson S. Hoodii und gar nicht zu der, welche er S. nitidus nennt. Erklärung der Abbildungen, Tafel I. Fif/. J. Oberes Gebiss eines jungen weiblichen Walrosses. i', t'2, i^, Milchschneidezähne. c, Milcheckzähne. p2^ ^3^ pi^ 2)5^ Milchbackzähne. /■', Ersatzschneidezahn. C, Ersatffeckzahn. P\ P% P\ Ersatzbackzahn. a;', x'^, x^, Lücken der ausgefallenen Schneidezähne. Fig. 2. Unteres Gebiss desselben. Bezeichnung wie oben. Fig. 3. Liparis gelatinosus Pallas. Nach einer Zeichnung von Dr. Pansch. Tafel II. Schädel und Gebiss von Lepits glacialis Lcach. 3. BeiiierkTm2:en über die Schädel der Eskimohunde. Bearbeitet von Hermann von Nathiisius in Hundisburg, Jis liegen vor an mehr oder weniger vollständigen Schädeln: 5 von der Sabine-Insel; Nr. 107, 288, 373, 438, 439. ^ 1 jüngerer Schädel ohne alle Zähne; Nr. 108, von Kap Borlase Warren. 1, Nr. 437, von der Jackson-Insel und 1, Nr. 444, von der Shannon-Insel. Ferner 3 Schädelfragmente: Nr. 294 und Nr. 380 von der Sabine -Insel; Nr. 445 von der Jackson- Insel. G Unterkieferhälften, von denen die zwei zusammengehörenden Nr. 441, dann zwei einzelne, Nr. 444 und 443, von der Jackson-Insel kommen, Nr. 110 von Kap Borlase Warren und die letzte, Nr. 515, nicht näher bezeichnet ist. Ausserdem finden sich bei der Sendung das Fragment eines Eck- zahns und ein erster Schneidezahn des rechten Oberkiefers, welcher vielleicht zu dem Schädel Nr. 439 gehört. Die Schädel sind sämmtlich in der Nähe verlassener Eskimo- hütten gefunden. Alle Knochen sind stark verwittert, daher von leichtem Gewicht und ohne alles Fett, sie sind sämmtlich mehr oder weniger defect. Es ist nicht möglich aus dem Zustand der Knochen über die Zeit zu urtheilen, welche seit dem Tode der Thiere vergangen ist. ' Nr. 438 und 439 sind im Vcrzcichniss als von der Sabinc-Inscl stammend an- gofiUirt, auf beiden Schädeln ist mit Bleistift ,, Jackson" notirt. 176 n. Zoologie. Der Schädel Nr. 288, nach der Abnutzung der noch vorhande- nen beiden Kanzähne von einem Thier von hohem Alter herrührend, ist durch einen Schlag auf das linke Hinterhauptbein zertrümmert. Alle diese Knochen stammen unzweifelhaft von Haushunden her, und zwar, soweit sich darüber nach den Schädeltheilen ein Urtheil fällen lässt, alle von einer und derselben Easse. Was die Rasse betrifft, so ergibt sich in keiner "Weise ein Unter- schied von dem jetzt lebenden Eskimohunde, von welchem eine Suite von Schädeln zum Vergleich vorliegt, von denen die meisten durch die Herrnhuter Missionare aus Labrador überschickt sind. Der grösste der messbaren Schädel, Nr. 439, hat vom untern Rande des Hinterhauptlochs bis zum vordem Alveolarrande des ersten Schneidezahns eine Längenachse von 189"""; der kleinste misst in der- selben Dimension 175™™. Es ergibt dies dieselbe Grösse, welche die Schädel der jetzt lebenden Eskimohunde haben. Es ist dies auch un- gefähr dieselbe Grösse, welche die stärkern Formen der deutschen Hirtenhunde und einige unserer Vorstehhunde haben, wogegen bei dem grössern der bei uns gehaltenen Neufundländer 210™™ vorkommt; dieselbe Dimension hat der Tibet-Mastiffe. (Der grösste von mir bis jetzt gemessene Hundekopf, ein doggenartiger Mischling, hat 223™™; der kleinste, ein Terrino mit Blut vom Wachtelhund, dagegen nur 07™™. Der grösste mir bekannte europäische Wolf 235™™.) Es ist von besonderm Literesse, bei einer Suite von Schädeln, welche aller Wahrscheinlichkeit nach von Thieren stammen, welche einer und derselben Rasse angehören, die Variabilität der Gestalt zu beobachten. Es ist wol nicht zu gewagt, anzunehmen, dass die vorlie- genden Hunde einigermaassen gleichartig gewesen sind; die dort aus- gestorbenen Eskimos werden nicht in lebhaftem A^erkehr mit andern Volksstämmen gewesen sein, sie werden schwerlich ihre Hunde mit andern Rassen gekreuzt haben, man wird demnach diese Thiere für einigermaassen rasserein halten dürfen. Es zeigen aber die sämmt- lichen acht Schädel in denjenigen Theilen, welche bei dem Hunde- schädel besonders variabel sind, mehr oder weniger auffallende Diffe- renzen, abgesehen, wie sich von selbst versteht, von denjenigen, welche durch verschiedene Altersstufen bedingt sind, wie z. B. die Occipital- kämme. Die Nasenbeine treten tiefer in die Stirn hinein als die Frontal- ränder der Oberkiefer, oder sie erreichen nicht eine Linie, welche diese Ränder beider Oberkiefer tangirte; die Orbitalleisten sind mehr oder weniger aufgetrieben, damit die Stirnhöhlen mehr oder weniger gross; die Stirn zwischen den Orbitalfortsätzen ist mehr oder weniger 3. Hunde scliäclel. 177 tief concav, oder fast el)eii; die Augenhöhlen sind kleiner oder grösser; die Jochbogen mehr oder weniger weit und hoch, soweit dies aus den vorhandenen Resten 7ä\ schliessen, denn nur ein Schädel, Nr. 107, hat unverletzte Jochhogen. Es sind alles dieses Kennzeichen, durch welche man versucht hat, Hunde von Wölfen zu unterscheiden. Die Nasenbeine sind in ihren vordem Theilen bei keinem P]xemplare unverletzt und müssen deshalb hier ausser Betracht bleiben. So gibt denn auch wieder diese kleine Sammlung einen Beitrag zu der Beobachtung, dass die Hausthierrassen , und ganz besonders die Hunde, auch innerhalb der Grenze, welche einen Pvassetypus um- schreiben, äusserst variabel in der Schädelform sind. Die Zähne sind zu unvollständig, um umfassendere Vergleiche an- stellen zu können. Die sonst in der relativen Grösse so variabeln Reiss- zähne des Oberkiefers (es sind nur in vier Schädeln einige davon vor- handen) ergeben nur insofern wichtigere Differenzen, als sich auch hier zeigt, dass der Innenhöcker dieses Zahns, unabhängig von der Abnutzung, verschieden stark entwickelt ist. Alle Schädel sind hinlänglich erhalten, um zu zeigen, dass an keinem derselben ein dritter Kauzahn im Oberkiefer vorhanden war, ein sonst nicht so seltenes Vorkommen, wie man nach der Unter- suchung einzelner Hundeköpfe, wol anzunehmen pflegt. Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. 12 4. Vögel. Bearbeitet von Otto Fi n seh in Bremen. Mit Noten von Adolf Pansch in Kiel. Der nachfolgende Bericht üher die durch die zweite Deutsche Polarexpedition gesammelten und beohachteten Vögel darf als die erste sichere Kunde über die Avifauna Ostgrilnlands gelten. Alles was wir bisher über dieselbe wussten, beschränkte sich auf das Na- mensverzeichniss im Anhange zu Kapitän Graah's Reisewerke, dem aber nur Beobachtungen zu Grunde liegen, da der muthige Keisende auf seiner ebenso gefahrvollen als mühseligen und entbehrungsreichen Bootfahrt ganz ausser Stand war Sammlungen anzulegen. Ausserdem führt uns die deutsche Expedition in ein ornithologisch völlig un- bekanntes Gebiet ein, welches sich ungefähr vom 73. bis zum 70. Grade erstreckt, während Graah's Beobachtungen nur l)is etwa zum 66. Grade reichen. Graah's Liste verzeichnet nur 23 Vogelarten, denen die deutsche Expedition 11 weitere hinzufügen kann, sodass die Gesammtzahl der bis jetzt aus Ostgrönland bekannten Arten 34 beträgt. Wenn diese Zahl im Vergleich zu den 118 von der Westküste nachgewiesenen Arten auffallend gering erscheint, so dürfen wir nur daran erinnern, dass in jenen, im geregelten Verkehr mit Europa stellenden (iebieten, schon seit einer Reihe von Decennien eifrig gesammelt wurde, dass ausgezeichnete Forscher, wie Fal)ricius und Holböll, eine langjährige Thätigkeit in denselben entfalteten und dass sie überhaupt mit zu den bestdurchforschten gehören. Ohne Zweifel werden fortgesetzte 4. Vögel. 179 Untersuchungen an der Ostküste die Zahl der Arten nicht unheträcht- lich vermehren, wir sind aher nach den bisherigen Erfahrungen zu dem Schlüsse berechtigt, dass Ostgrönland ein ])ei weitem ärmeres Vogellehen besitzt als die westlichen und südlichen Küsten. Es muss dies hauptsächlich mit auf Rechnung des Einflusses gel)racht werden, den die bedeutend reichere und formenlielebtere Thierwelt des arkti- schen Amerikas, durch die Lage begünstigt, auf jene Gebiete aus- übt; aber nicht minder wichtig erscheinen die Einwirkungen der kli- matischen Verhältnisse, welche das Vogelleben an der Ostküste offen- bar beeinträchtigen. Während die Westküste neben 19 europäischen Arten nicht weniger als 35 amerikanische unter ihren mehr oder min- der häufigen oder zufälligen Besuchern zählt, hat Ostgrönland nur allgemeiner verbreitete Polarvögel aufzmveisen. die ohne Ausnahme auch an der Westküste vorkommen und sämmtlich Europa berühren. East alle Arten sind auch auf Island heimisch, 21 finden sich zugleich auf Spitzbergen, 20 im arktischen Amerika und 26 im nördlichsten Asien. Es ist aber nicht nur die beträchtlich geringere Artenzahl; welche bei der Vogelwelt Ostgrönlands auffällt und für dieselbe cha- rakteristisch wird, auch das Auftreten der einzelnen Arten ist ein an Individuen ungleich beschränkteres. Unsere Polarfahrer fanden nir- gends Localitäten, welche nur im entferntesten mit den Schilderun- gen zu vergleichen wären, wie sie Ilolbilll ^ von den Vogelbergen an der Westküste entwirft, dem es an Worten mangelt, um ihre unzähl- baren BeAvohner zu schätzen. Ich habe mich nach diesen Verhält- nissen, die mich speciell interessiren, bei allen mir befreundeten Mitgliedern der Expedition erkundigt, sie vermochten mir aber nicht bessere Auskunft zu ertheilen, als sie durch Dr. Pansch in den nach- folgenden Blättern, auf Grund sorgfältiger Beobachtungen, gegeben wird. Dieser eifrige und unermüdliche Eorscher hat sich, unterstützt durch andere Mitglieder der Expedition, namentlich den trefflichen Dr. Copeland, die Förderung der Ornithologie in hohem Grade an- gelegen sein lassen, was hiermit öftentlich anerkennend zu erwähnen mir zur angenehmen Pflicht wird. ' HolböU vergleicht den Felsen Kassarsoak, südlich von Upernevik, auf dem haiiptsächlicli T"na Jlrfnuiic/ii liriitet, mit einem Bienenstock znr Zeit des Schwär- mens: „Fällt ein Schuss, so wird im eigentlichen Sinne des Wortes die Sonne ver- dunkelt." Und Faber schätzt die Zahl der auf Westmannöe bei Island jährlich ausgenommenen Jungen von Procellaria glaciolis auf wenigstens 20000. 12* 180 II. Zoologie. Verzeichniss der bis jetzt in Ostgrönland beobachteten Vögel. G. = Graali, P. = Pansch, C. = Copelaiul, B. = Buchholz. Grön Ost- küste land West- küste Is- land Spitz- berjijen Eu- ropa Nord- Ame- rika 1 Nord- Asien 1. Falco? eandicans Ct. P. » ? » » 2. HaliaUtis alhicilla G. — )) — — ? 3. Nyctea nivea G. P. 4. Saxicola oencmthe — P. » )) » .'). Corvus corax G. P. )) — » ), 6. Aegiotlms ccwe.'iceus — P. 7. Plectrophanes nivalis G. P. )) )) — ; 8. „ lapponicus — P. 9. Lagopus aJpinns G. P. 10. Charadrius hiaticida — P. » ? » 11. Strep>silas interpres- — P. 12. Calidris arenaria — P. >i » » 13. Tringa maritima — P. ). » )) » 14. Anser albifrons — C. )) — — „ 15. „ leucopsis G. C. 16. Cygniis musicus G. — ? >' 17. Harelda glacialis G. P. » » „ )) 18. „ histrionica G. — » — „ 19. Somateria molissima 6. P. „ )) 20. „ spectabilis G. P. 21. Colymlms torqnatns G. — » )) 22. „ septentrionalis G. P. 23. Uria Bribmichi G. P. » » 24. „ grylle G. P. B. 25. Mergnlus. alle G. P. B. 26. Procellaria glacialis G. P. » » » — 27. Lanis glaucns G. P. B. „ » » 28. „ lencopterus P. 29. „ ehnrneus P. B. » )) ? 30, „ tridactylus G. P. 31. Stercorariusjiarasiticns G.P.B. » » — 32. „ longicaudatns P. 33. Sterna macronra G. P. B. ? )) 34. Graculus carba G. " " — 4. Vögel. 181 Rapaces. Raubvögel. 1) Falco arctims Holl). Polarfalke. Blasius, Nachträge zu Naumann's Vögel Deutschlands, XIII, i;». Falco cdudicans, Naumann, Taf. XXI, Fig. 1. Kapitän negemaun erhielt durch Güte der Missionare in Lich- tenau in Südgrönhmd ein prachtvolles altes Exemplar eines weissen Falken, der mich Blasius' Darstellung zu F. arcticus gehört. Er trägt auf den ohern Schwanzdecken die charakteristischen dunkeln Quer- hinden und stimmt fast ganz mit der oben citirten Abbildung Nau- mann's überein; aber die ganze Unterseite ist bis auf einige wenige dunkle Strichelchen an den Bauchseiten, die sich auf den Hosen zu etwas grössern pfeilfih-migen Fleckchen gestalten, rein und einfarljig weiss; auf dem Weiss des Überkopfes sind äusserst schmale schwärz- liche Schaftstrichelchen; der Schwanz trägt 11 dunkle Querbinden, die auf der Innenfahne der äussern Federn theilweise sehr undeutlich erscheinen, schmäler sind und sich auf einzelnen Federn bis auf 14 steigern. Ol) F. arcticus wirklich als gute Art betrachtet werden darf, wie Blasius (1. c.) annimmt, wird nach den spätem Mittheilungen dieses Gelehrten (Journ. f. Orn., 18ß2, S. 43 — 59) zweifelhaft. Vier aus Südgrönland erhaltene weisse Falken, die ich der Güte von Missionar Starick in Lichtenfels verdanke, zeigen allerdings die dunkle Längs- fleckung auf dem Bürzel , obschon in sehr verschiedener Ausdehnung, aber ein Männchen (5. December) besitzt ausserdem eine Bürzelfeder, die deutlich drei dunkle Querbinden zeigt. Es liefert dies Exemplar also einen neuen Beleg zu den bereits durch Blasius angeführten Bei- spielen und macht dessen Annahme, dass die Polarfalken der arkti- schen Zone nur Eine Art bilden, sehr wahrscheinlich. Fl. Flügel- spitze. Schw. F. Mund- spalte. L. M. Z. Nag. ders. 1 16" 5V," 8" T" 12"' 18"' 36'" 27'" lO'A"' ^ arcticus. 14 3 10 7 y 10% 15 33 22 10 (5 candic. Südgrönl. 15 Ü'" 4 4 9 11 'A IG 30 25 10 ^ »> » 16 2 4 8 9 3 12 19 31 25 9% ^ » » ' Die Maasse sind nach dem altfranzösischen P'ussmaasse. Fl. = Flügel, Schw. = Schwanz, F. = Firste, L. — Lauf, M. Z. = Mittelzehe. 182 II. Zoologie. Sowol Kapitän Graali, als Dr. rausch und Dr. Biicliholz ' (1. c, p. 12) verzeicliiien ,, weisse Falken'' als vun ihnen an der Ostküste be- obachtet. (F. caiulicdiid Graah, p. 178. — F. /shoHlicn^ HoW).. p. 18.) Graali notirt iinrh llaliactns albkilhi {Vultnr \A(j[K'da]) alhtvilla'^ (p. 178) vun der Ostküste. 2) Ni/cfca nivca (Daiid.). Schneeeiile. Strix mjctea, L. , Naumami, Vögel Deiitsclil. , I, 417, Taf. 41. Strix nyctea L., Holböll, Fauna Grönlands'', S. 21. Strix nyctea L. , Graali, Reise, S. 178. Strix nyctea L. , Middeudorff, Sibirische Reise, tt. 13U. Nyctea nicca Baird, B. N.-Am., p. 63. Nyctea nivea Dali and Baunister, B. of Alaska, p. 27o. Strix nyctea Malnigren, Journal i'ür Ornithologie, liSG3, S. 385 (Spitzbergen). Nyctea nivea Newton, Ibis, 1HG5, p. 501 (Spitzbergen). Nyctea nivca Gillet, Ibis, 1870, p, 305 (Nowaja-Semlja). Surnia nyctea Ileuglin, Ibis, 1872, p. 61. Ein im August 18(31) auf Shannon gefundenes, wohlerhaltenes mit Federn bekleidetes Bein, dem noch ein Stück des Beckens anhängt, lie- fert einen neuen Beleg für das N'orkoninien der Schneeeule in Ost- grönland, welches bereits durch Kapitän Graah notirt wurde. Nach Malnigren gehört die Schneeeule auf Spitzbergen zu den grössten Seltenheiten. Gillet verzeichnet sie sehr häufig auf Nowaja- Semlja und vermuthet ihre hauptsächlichste Nahrung werde in See- vögeln und Polarfüchsen bestehen. Heuglin fand drei Nester mit Dunenjungen an der Mündung der Matthews - Strasse. Das auf Shannon gefundene, am Becken tlieile offenbar von Zäh- nen bearbeitete Bein, lässt an der Annahme kaum zweifeln, dass die Schneeeule unter Umständen auch ein Opfer des Eisfuchses werden ' Der Reisende gibt sehr interessante Notizen und Beobachtungen über Säuge- thiere und Vögel in : Erlebnisse der Mannschaft des Schiffes Hansa bei der zweiten Deutschen Nordpolfahrt, nebst Bemerkungen über das Leben der Thiere im hohen Norden, nach brieflichen Mittheilungen des Herrn Dr. Buchholz herausgegeben von der königl. physikal.- Ökonom. Gesellschaft zu Königsberg, 1871. - Ich citirc nach der englischen Ausgabe: Narrative of an Expedition to the East-coast of Greenland, sent by order of the king of Denmark, in search of the lost colonies , under command of Captn. W. A. Graah , of the üanish Royal Navy. Translated from the Danish by the late G. Gordon Macdougall, F. R. S. N. A., for the Royal geographica! Society of London with the Original Danish Chart coni- pleted by the expedition (London , John W. Parker, 1837). ^ Uebersetzt von J. H. Paulscu, Leipzig 1846. 4. Vögel. 183 kann, denn offenbar ist es das Ueberbleibsel einer Mahlzeit dieses gefrässigen Räubers. Ein prachtvolles altes Exemplar der Schneeeule ist von Kapitän Hegennmn aus ISüdgrönland mitgebracht worden. Er erhielt es durch Güte der Missionare in Eriedrichsthal. I Lebend wurden von uns keine Schneeeulen l^eobachtet. Trotz vielen Undierstreil'ens auf der Walross-Insel habe ich auch nie Spuren derselben wahrgenommen, obschon die der Lemminge häutig waren. Ich schliesse daraus, dass die Schneeeule eine seltene Erscheinung an der Ostküste ist. — 1*.] Passeres. Sperlingsvögel. 3) Saxkola icuanthe L. Grauer Steinschmätzer. Nauniaim, Vögel Deutschlands, III, 863, Taf. 89. P^aber , Prodr. Island. Ornith. , p. 18. Sabine, Liun. Trans., XII (1818), p. 531. HolböU, Faun. Grönl. (1846), p. 23. Reinh., Ibis, 1861, p. 5. Middendorö', Sibirische Reise, Ö. 174. Saxicola mnantlioidcs Vig., Cass. 111. B. of Calif. , p. 208, Taf. 34. Saxicola osnanthe Baird, B. N.-Am. , p. 220. Saxicola oenanthe Dali and Banuister, B. of Alaska, p. 276. Die von der Shannon-Insel heimgebrachten drei Exemplare stim- men durchaus mit solchen aus Deutschland ül)erein. Ein Weibchen zeigt die grauen Federn der (Jberseite lein rostbräunlich gespitzt, so- dass der Mantel und der Hinterrücken fast von letzterer Farbe er- scheinen ; Kinn , Kehle , Kropf und Halsseiten sind lebhaft roströthlich- gelb, die übrige Unterseite ebenso, aber weit blasser. Dieses Exemplar, ein Weibchen, wurde am 13. Mai 1870 erlegt und stimmt mit der Beschreibung überein, wie sie Naumann (S. 867) vom frisch vermau- serten Herbstkleide entwirft. Die beiden andern Exemplare (am 2(3. Juli 1870 auf der Shannon- Insel geschossen) sind junge Vögel, die sich theilweise in voller Mauser befinden. Sie haben die Oberseite braun , den Augenstreif, die Backen und die Unterseite dunkel rostroth gefärbt, gegen den Bauch und die untern Schwanzdecken zu heller; die obern Flügeldecken sind rost- röthlich gespitzt und die völlig vermauserten und ausgewachsenen Schwingen und Schwanzfedern haben roströthliche Spitzenkanten. Diese beiden Exemplare sind sichere Belege dafür , dass S. cenan- the auch in Ostgrönland Brutvogel ist, Avie dies bereits durch Holböll für Westgrönland nachgewiesen wurde. 184 IL Zoologie. Der Mageninluilt der in Spiritus präservirten Exemplare bestand bei dem einen aus Uesten von Beeren, bei dem andern in Ueberbleib- seln von Käfern. FI. Aeiiss. Sclnv. F. Muiidsi)!. L. M. Z. - 3" lU'" 2" 5y,"' 9'" 12'" G%"' ^' ad Ostgröiilaud. 4 2 1 — — 12'/, 7 juii. » 4 2 3 — — 12% 7 1) » 3 6 1 10 (j 9 11% — 5 Deutschland. 3 9 2 1 5V, 9 12 6% P 3 8 2 6 9 12 «Vs d Wie die hier niitgetheilten Messungen zeigen, hat es den An- schein als ob die grönländischen Exemplare etwas grösser wären, worauf Cassin auch bei amerikanischen Exemplaren aufmerksam macht, doch sind diese Unterschiede so geringfügig und es zeigen sich so entschiedene Uebergangsformen, dass von einer artlichen Abtrennung der arktischen Exemplare gar nicht die Rede sein kann. Das Vorkommen des grauen Steinschmätzers in Grönland wurde bereits durch Holböll nachgewiesen, der ihn an der Westküste bis über den 73. Grad hinaus antraf. Es ist daher interessant ihn nun auch als Bewohner der Ostküste notiren zu können, avo er noch über dem 75. Grade vorkommt, etwa in denselben Breiten, in welchen ihm von Middendorff in Nordsibirien als häufig begegnete. Dass die nord- amerikanische S. cenantlioides Yig. unbedenklich mit dieser Art zu- sammenfällt, hat Professor Baird bereits nachgewiesen. Bisher waren nur vereinzelte Fälle des Vorkommens in Nordamerika bekannt, so- dass man dieselben auf A^ersprengte aus Grönland beziehen zu müssen glaubte. Die Naturforscher der Russisch-Amerikanischen Telegraphen- Expedition haben indess S. oenantlie in Nordwest-Amerika angetroffen und zwar in grössern Flügen, sodass das gleichzeitige, keinesAvegs zu- fällige Vorkommen der Art in der neuen Welt ausser aller Frage steht. Bemerkens werth ist es, dass die Art in Ostsibirien und Kam- tschatka zu fehlen scheint. . Mit Ausnahme der Uferschwalbe {Cotyle riparia) gibt es unter sämmtlichen kleinen Landvögeln wol keinen weiter, dessen Verbrei- tungsgebiet nur annähernd so ausgedehnt Aväre, als das des grauen Steinschmätzers. W^enn wir bedenken, dass ihn seine Winterwande- rungen bis in das Innere Afrikas (Quellenländer des Nil, Rothes Meer, Senegal), auf die Canarischen Inseln, in Asien bis Bengalen südlich 4. Vögel. 185 hinab fülirun, wülireiid er von Kleinasicn und dem Libanon an bis zum hüllen Norden hinauf als Brutvogel angetroften wird, so müssen Avir billig darüber staunen und dürfen uns nicht verhehlen, dass wir so exceptionelle ^'erbreitungsverhältnisse vorläufig nicht genügend zu erklären wissen. [Am 13. Mai 1870 verfolgte ich auf der Höhe der Walross-Insel einen Vogel, den ich anfänglich für einen Fledrophancs lappotticus hielt. Er hüpfte zwischen den Steinen umher und war wenig scheu. Als ich ihn erlegt hatte, erkannte ich sogleich unsern Steinschmätzer in ihm, was mich nicht wenig überraschte. Zwei andere Exem- plare wurden später auf Shannon (20. Juli 1870) von mir geschossen. Wir sahen sonst nur noch wenige dieser Vögel. — P.] 4) Corvus corax L. Kolkrabe. Naumann, Vögel Deutschlands, II, 43, Taf. 58, Fig. 1. Corvus corax, var. littoralis Holböll, Faun. Grönl., p. 28. Corvus corax Graah, Reise, S. 178. Corvus corax Reinh. , Ibis, 1861, p. 7. Corvus corax Sabine, Linn. , Trans., vol. XII (1818), p. 530. Corvus simiatns Wagl. , Isis, 1829, p. 748 (Mexico). Corvus cncolotl Wagl., 1. c, 1831, p. 527 (Mexico). Corvus nobilis GouUl, Proc. Z. S., 1837, p. 71) (Mexico). Corvus corax Middendorff, Sibirische Reise, S. 161. Corvus carnivorits Batram, Baird, B. N.-Am. , p. 560. Corvus cacolot] Batram, Baird, 1. c, p. 563. Corvus carriivorus Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 285. Die genaue Vergleichung der aus Ostgrönland heimgebrachten drei Exemplare lässt nicht den geringsten Zweifel an der Gleichartig- keit mit Corüua corax ^ wie dies bereits durch Schlegel (Mus. P. B. Coraces, p. 11) und Pteinhardt überzeugend nachgewiesen wurde. Holböll wähnte in dem etwas längern Schnabel einen genügenden Grund gefunden zu haben, den Kolkraben Grönlands als constante Varietät absondern zu dürfen, allein wie trügerisch dieses Kenn- zeichen ist, wird der Vergleich nur weniger Exemplare überzeugend beweisen. Ein am 30. Januar 1870 auf Sabine -Insel geschossenes Männ- chen stimmt bis auf den etwas längern, mehr gestreckten Schnabel durchaus mit einem solchen aus der Umgegend Bremens überein. Das Weibchen (15. Mai 1870, Sabine-Insel) ist von einem deut- schen aus der Harzgegend gar nicht zu unterscheiden. Das stark ab- geschlissene Gefieder zeigt, namentlich an den Schwingen und Schwanz- federn, nur sehr wenig Purpurschimmer; die Unterseite der Schwingen, ganz besonders deren Schäfte, sind weit heller als beim Männchen, 186 II. Zoologie. aber alle diese leichten, durcli die Jahreszeit entstaudenen Unter- schiede finden sich in derselben Weise beim dentschen Exemplare. Exemplare aus Mexico und Nordwest -Amerika (Alaska), welche mehrmals als eigene Arten beschrieben wurden, bin ich, in lieber- einstimmung mit Schlegel und Prinz Max, nicht im Stande von euro- päischen zu unterscheiden. Dass der Habe des Himalaya, Ü. tihctaints Hodgs. (Jerdon, B. of Ind., II, 294) unzweifelhaft ebenfalls mit C. corax zusammenfällt, ist neuerdings durch Hume evident nachgewiesen (Ibis, 1870, p. 141). Ich selbst konnte Exemplare aus dem Amurlande (De Castris-Bai) vergleichen, die ich unbedenklich für identisch erklären muss. Flug. Mittl. Sclnv. Aeiiss. Scliw. F. Muud- sp. Scliua- bclh. an Bas. L. M. Z. Nag. IV/," *J" 2'" 7" 1)'" ;jG"' •11'" 13"' 32'" 23'" 9%'" <^ Ustgröul. l(i 9 1 7 8 32 38 12 'A 30 20 9 ^-^ » J^" /2 0 7 5 31 3G 13 29 20 «'A « Kl ;)"' 8 10 — 32 35 13 30 21 — Westgrönl. 17% 9 7 31 34 13'/, 32 21 — r5 Bremen. 15 V2 H G — 30 35 13 31 21 — ^ Harz. 15 8 I) 7 30 31 12 31 19 8 Mexico. 15 Ü 8 (> (i G 31 37 13'/., 31 20 Q'/ 0 ,'■> Alaska. 17 10 — 31 — — — — Amurland. Ebenso hinfällig wie die Differenzen in der Grösse als Species- charakter sind, ebenso unzureichend und variabel erweisen sich die- jenigen der Schwingenverhältnisse, auf welche die amerikanischen Ornithologen so vieles Gewicht zu legen scheinen. In den meisten Fällen sind zwar die dritte und vierte Schwinge die längsten, zuweilen ist es aber auch die vierte oder die dritte allein, welche die ül)rigen merklich überragt; die erste verkürzte Schwinge ist so lang als die siebente oder achte und 4 — 5V2" kürzer als die längste. Ganz gleiche Verhältnisse zeigt der Alaska-Rabe. Neben den geringen ^Abweichungen in der Schnabellänge war es hauptsächlich die verschiedene Lebensweise, auf welche hin Ilolböll den grönländischen Raben abgesondert wissen wollte. Nach ihm ist der Kolkrabe in Grönland ein kühner Räuber, der sich hauptsächlich längs den Küsten aufhält, dabei gesellig lebt und ohne Scheu un- mittelbar neben den Niederlassungen erscheint. In ganz ähnlicher Weise berichten von Kittlitz und neuerdings Dali und Bannister über den Raben Sitkas und des nordwestlichen Amerikas. Der Grund, 4. Vögel. 187 warum er in jenen unwirtlibaren Gegenden die Nähe des Menschen aufsucht, erklärt sich sehr leicht dadurch, weil man ihn ungestört lässt, indem er sich durch das Wegräumen von Unrath sogar nützlich macht, weshalb ihm die Ilussen auf Sitka den Namen ,, Polizei" beilegten. Auffallend und sonderbar klingend ist, was Kittlitz über den ,,f()rmlichen Gesang-' des Sitka-Ilabens ausführlich berichtet (Denk- würdigkeiten einer Reise nach dem russischen Amerika etc., I, 205 und 206). Dali und Bannister wissen davon nichts zu erzählen. Den Kolkraben kannten wir schon duicli Kapitän Graah von der Ostküste Grönlands. Auf Spitzbergen und Nowaja-Sendja scheint er zu fehlen, wenigstens liegen keine Beobachtungen hierüber vor. Nach den Beobachtungen Dr. Buchholz' (1. c, p. 12) ist der Rabe zumal in grösserer Nähe der Küste recht häufig: „er scheint längs der Küste zu Ijrüten und auch den Winter üljer zu verweilen". [Wir trafen den Kolkraben an allen von uns besuchten Punkten der Küste und fast zu allen Jahreszeiten, aber stets nur paarweis, nie gesellig. Dem ersten begegneten wir im August 1860 auf Shannon. Ende September zeigten sie sich einzeln oder in Paaren öfters über der Bucht, ebenso auf der Walross- Insel und bei Kap Wynn. Ende Januar 1870 Hessen sie sich zuerst wieder auf der Insel sehen; am 15. April sah ich mehrere nordwärts ziehen. Ferner beobachtete ich am 1)., 11. und 15. Mai, sowie am 11. und 12. Juni Raben; ebenso traf ich sie im Fjord an und zwischen Klein -Pen- dulum und Shannon wurden ebenfalls welche beobachtet. Obwol es als sicher angenommen werden darf, dass der Kolk- rabe an der Küste brütet, so waren wir doch nicht so glücklich ein Nest zu finden. P^in am IG. Mai erlegtes Weibchen zeigte völlig unentwickelte Eierstöcke. In Flug, Stimme und Betragen fand ich den ostgrönländischen Kolkraben übrigens ganz mit unserm deutschen übereinstimmend. Was den erstem anbelangt, so ist derselbe langsam, aber kräftig, zuweilen ein elegantes ruhiges Kreisen. Die Stimmlaute bestanden in einem heisern, zuweilen heilern Krächzen, oder in dem bekann- ten eigenthümlichen , fast melancholisch klingenden „gS" oder ,,gorr". Ich bemerke noch, dass wir nach den Jahreszeiten keinerlei Ver- schiedenheiten der Stimmlaute wahrnahmen. Die fast sprichwörtliche Vorsicht des Raben konnten wir auch in Grönland wahrnehmen, denn selten Hessen sie sich näher als auf Schussweite herankommen und entflohen meist schon in grosser Entfernung. 188 II. Zoologie. Die Nahrung des Haben bestellt aus allerlei thierisclien , durcli das Meer ausgeworfenen und angespülten Körpern, unter denen er besonders von dem Aase von Walthieren und Eobben angezogen wird; ausserdem ist er, wie bei uns, ein kühner Räuber. So be- obachtete ich am 11. Juni auf der Walross -Insel zwei Raben, die sich auf die brütenden Bürgermeister -Möven stürzten, offenbar in der Absicht ihnen die Eier zu rauben. Sie lirachten dadurch die ganze Brutcolonie in Aufregung, fVinden indess tapfern Wider- stand. Die Möven griffen nämlich vereint die Haben an und schlu- gen sie mit kräftigen SchnalK'lstössen in die Flucht. Ich bemerkte nicht, dass es den Ilaben gelang ihre Ijeabsichtigte Beute, die Eier, zu ero])ern. Auch später sah ich über dem Germaniahafen zwei Möven und einen Haben sich hoch in der Luft bekämpfend umlier- tummeln. Ein mit drei Eiern belegtes Mövennest fand ich ein paar Tage später seines Inhalts beraubt und bin überzeugt, dass es durch Haben beraubt und zerstört wurde. Dass der Hal)e umge- keh^'t zuweilen ein Opfer des Eisfuchses wird, bestätigt eine Beob- achtung Dr. Copeland's, der sah, wie ein Fuchs einen Haben im Maule davontrug. Auch mit den Haubmöven haben sie manchen Strauss zu liestehen. So sahen wir während einer Henthierjagd an der Eleonoren-Bai einen auf der Erde hockenden Haben, welcher nur mühsam die Angriffe zweier laut schreienden Haubmöven ab- zuwehren vermochte. — P.] 5) Aegiothus canescens Gould. Birkenzeisig. Bonap. et Schleg. , Monogr. des Loxiens, ISfiO, p. 47, Taf. 51. Ueber das einzige durch die Exi^edition mitgebrachte Exemplar, welches Anfang August 1870 in dem romantischen Kaiser-Franz-Jo- sephs-Fjord, nahe dem Waltershausen -Gletscher erlegt wurde, kann ich nur bemerken, dass dasselbe ganz mit der oben citirten Abbil- dung (links, hintere Figur) übereinstimmt. Der Bürzel ist fast ein- farbig weiss, mit einzelnen kaum bemerkbaren dunklern Strichen, wie die Unterseite, welche ebenfalls nur an den Seiten des Kopfes und der Brust schmale dunkle Schaftstrichelchen zeigt; die rothe Scheitelplatte ist deutlich entwickelt; der Schnabel dunkelbräunlich und nur an der äussersten Basis gelblich scheinend. Das Kleingefieder ist theilweis in Mauser begriffen, welche bei den Schwingen und Schwanzfedern noch nicht eingetreten ist; dieselben sind daher etwas abgerieben, wodurch namentlich die beiden hellen Flügelquerbinden schmäler erscheinen. Die Federchen, welche die Nasenlöcher bedecken, reichen etwas über die Schnabelmitte hinaus. 4. Vögel. , 189 Das Exemplar stimmt ül)rigens durcliaus mit einem solchen der Bremer Sammlung aus Norwegen überein; letzteres zeigt aber den Unterschnabel bis auf die äusserste Spitze blassgelb, was bekanntlich Folge der Jahreszeit ist. Es ist in der That sehr zu bedauern, dass es nicht gelang wei- tere Exemplare dieses Birkenzeisigs, den Avir zum ersten Male von der Ostküste Grönlands kennen lernen, einzusammeln. Grössere Reihen würden es wahrscheinlich ermöglicht haben, diese so interessante Gruppe borealer Finken eingehender zu behandeln, was der ausführ- lichen Arbeit von Coues ^ unerachtet, keineswegs überflüssig gewesen sein würde. Coues versucht es in seiner sorgfältigen Abhandlung sechs Arten als sichere nachzuweisen, indem er zu den bekannten: Äe. linarius, canescens und rufescens noch drei neue hinzufügt: A. ro- stratus (von Grönland), Ae. fuscesccns (aus Nordamerika) und Ae. exüipes (ebenfalls aus Nordamerika). Weit entfernt, mich auf eine Kritik derselben einlassen zu wollen, wozu es mir auch an ausrei- chendem Material gebricht, kann ich es dennoch nicht unterlassen leise Zweifel hinsichtlich des Werthes dieser Arten auszusprechen. Als eine sehr empfindliche Lücke jener Arbeit muss mit Recht der Umstand gelten, dass in derselben die Birkenzeisige Asiens so gut als unerwähnt bleiben und dass die so ausserordentlich wichtigen Mit- theilungen Middendorff's, Schrenk's und Radde's gänzlich unbeachtet bleiben. Jene Forscher, welche aus eigener Anschauung sprechen und das Kapitel der Birkenzeisige anscheinend mit besonderer Vorlie])e behandeln, sind einstimmig der Ansicht, dass die erheblichen Abwei- chungen, welche auch die Nordasien bewohnenden darbieten, keinen Artenwerth verdienen. Nach dem mir vorliegenden Material muss ich Ae. canescens für eine wohlbegründete Art halten, die sich, wie schon Bonaparte und Schlegel sehr richtig bemerken, von Ae. linarius ausser der im Gan- zen heilern Färbung, besonders dem fast weissen Bürzel, durch be- deutendere Körpergrösse, namentlich den stets längern Schwanz unter- scheidet. Wegen der längern Borstenfederchen der Nasenlöcher, welche den Schnabel über die Hälfte decken, erscheint der letztere relativ kürzer. Wichtige Verschiedenheiten der Lebensweise konnte Holböll beobachten (L. Hornemanni Holb., p. 30). Die Art scheint woniger ' A Monograph of tlie Genus Aegiothus, with dcscriptioiis of new species. By Elliot ("oues in: Proceed. of thc Acart. of Natural Sciences of Philadelphia, 18G1, p. 373 — 390. 190 n. Zoologie. zu wandern; doch wird sie von Swinhoe als regelmässiger "Wintergast in Nordchina erwähnt (Proc. Z. S., 18G3, p. 299). Äe. linarius L. (Bp. und Schleg., Taf. 52), von welcher ich die etwas kleinere Ae. rufescens Yieill. (Bonap. und Schleg., Taf. 54) nicht zu trennen vermag, ist stets kleiner als cancsrcns, namentlich der Schnabel (dessen Grösse übrigens auch selir erheblichen Schwan- kungen unterworfen ist) und hat den Bürzel in allen Kleidern stark braun gefleckt. Es liegen mir Exemplare aus Deutschland, Schweden, Nordamerika, Sibirien (Baikal-See) und Ostasien (Ochotsk) vor, die ich unbedenklich als zu ein und derselben Art gehörig betrachten muss. Dali und Bannister verzeichnen den von ihnen in Nordwest- Amerika gefundenen Birkenzeisig, über welchen sie hübsche Beobach- tungen geben, als Ae. linarms (B. of Alaska, p. 281), obwol Coues gerade auf Exemplare aus diesem Gebiete seinen Ac. fuscescens be- gründete. Für die dritte Form, welche vielleicht als Art Beachtung ver- dient, Ae. HolbölU^ Brehm (Bonap. und Schi., Taf. 53), wäre mü- der längere und spitzere, im Ganzen also grössere Schnabel als art- liches Unterscheidungskennzeichen zu notiren. Inwieweit dasselbe constant ist, vermag ich nach den wenigen, mir vorliegenden Exem- plaren aus Grönland und Schweden nicht zu bestimmen. Ob Ac. rostratus Coues (Elliot, Introd. B. N.-Am., Abbild., Kopf) als Art Beachtung verdi^it, scheint mir noch sehr zweifelhaft. Es liegen mir drei Exemplare aus Südgrönland (Lichtenfels) vor, die sich allerdings durch l)edeutendere Grösse auszeichnen, namentlich den ansehnlich längern Flügel. Sie tragen ein vorherrschend rost- l)raunes, dunkel geflecktes Kleid, ohne Spuren von llotli auf Kopf oder Bürzel; nur die Scheitelphitte ist roth, aber theilweise sehr verschossen, weil sich die Exemplare (23. September) in der Mauser befinden. 1 Ich hatte seither das Vergnügen unter einer Sendung von Alaska vier Birken- zeisige untersuchen zu können. Dieselben bieten so entschiedene Mittelformen bezüglich der Schnabelgrüsse, dass an eine constante TInterscheidung von HolboUi nicht gedacht werden kann. Ich muss hierbei zugleich die vollständige Unhaltbar- keit von Ae. fuscescens Coues, der auf Exemplaren aus jenem Gebiete begründet wurde, constatiren. 4. Vögel. 191 Fl. Aeuss. Schw. Mitt. Schw. F. Breite an Bas. Höhe an Bas. L. M. Z. Nag. canescens. 2" 11'" 2" 4'" 23'" Qinni 51/2'""' '7111111 16'"'" 10""" riiim CrtHesce^s, Ostgrönl. li 1 2 4 23 8 5 7 17 9 8 >i Norwegen. linarius. 2 9 1 11 21 10 5 7 16 10 7 f5 ad Grönland (v. Holbölli). 2 9-2 10 2 1 20—21 10—11 5 7 15 9 6-7 (5 Schweden. 2 8V2-2 9 1 11-2 18—19 8—9 4y2-5 6V2-7 14—15 9-10" 5%-6 Alaska (4 Ex.) 2 9% 1 11 20 8 4 6 15 9 7 (5 Schweden. 2 8 1 10-2 19 7-8 4 6 15 8y2-9 7 Deutschland. 2 9 1 10 21 7'/2 4 6 16 972 7 rj Ochotsk. 2 9 1 10 18 7 4 5% 15 9 — Baikalsee. 2 7-2 8 1 10 18—19 n. 4 6 14 9 5 Nordamerika. 3 2 1 20 9 6 7 16 9 7 (5 Siidgrönl.(r'. rostr. 3 2 3 21 8 5 7 17 9 5 9 » 3 2 3 22 9 5 7 15 9 7 9 » )) [Zwei Exemplare wurden angetroffen. Sie trieben sich fröhlich zwitschernd zwischen und auf den grossen Steinen und Felsblöcken undier, mit denen der sonst üjopig bewachsene Berghang hier be- deckt ist. Nach dem ersten vergeblichen Schusse wurden die Yögel- chen sehr scheu, sodass es mir trotz aller Mühe nur gelang, den einen zu erlegen. — P.] 6) Plectroplianes mvalis L. Schnee -Spornammer. Emheriza nivalis Naumann, Vögel Deutschlands, IV, 297, Taf. 106, 107. Emheriza nivalis Holb. , Faun. Grönl., S. 25. Emheriza nivalis Sabine, Linn., Trans., XII. (1818), p. 531. Emheriza nivalis Graah, Reise, S. 178, PUctroxthanes nivalis Reinhardt, Ibis, 1861, p. 7. Plectrophanes nivalis Middcndorft', Sibirische Reise, S. 134. Plectrophaues nivalis Baird, B. N.-Am., p. 432. Plectrophanes nivalis Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 282. Emheriza nivalis Malmgren, Journal für Ornithol. , 1863, S. 370 (Spitzbergen). Plectrophanes nivalis Newt., Ibis, 1865, p. 502 (Spitzbergen). Pledro})han€s nivalis Heugl., Peterm., Geogr. Mitth., 1871, S. 64 (Spitzbergen). Plectrophaiies nivalis Gillet, Ibis, 1870, p. 306 (Xowaja-Semlja). f" Plectmphanes nivalik Heuglin, Ibis, 1872, p. 61 (Nowaja-Semlja). Von dieser wohlbekannten Art liegen einige zwanzig Exemplare vor, im Mai 1870 auf den Pendulum- Inseln und im Juli und August auf Shannon- und Jackson-Insel eingesammelt; ausserdem fünf, wenige 192 n. Zoologie. Tage alte Junge, die am 12. Juli 1809 auf Sabine -Insel dem Nest entnommen wurden. Alte Vögel, im Frühling (2G. April bis 24. Mai) erlegt, dem Taf. 107, Fig. 2 bei Naumann dargestellten Männchen gleichend, sind im theilweisen Wechsel der Schwingen und Schwanzfedern begriffen; bei einigen haben die weissen Federn des Oberkopfes hier und da znrte rostfarbene Spitzen; bei allen tragen die drei äussern weissen Schwanzfedern auf der Aussenfahne einen schwarzen Längsstrich; die weissen Deckfedern der ersten Schwingen sind schwarz geendet, oder bei andern ganz schwarz ; die schwarzen Mantel - und Schulterfedern haben äusserst schmale weisse Spitzensäume; der dunkel-hornschwärz- liche Schnabel ist an den- Tomienrändern und gegen die Basis der Unterkinnlade zu mehr oder minder breit horngelbbräunlich ver- waschen. Die Ende April auf den Pendulum- Inseln eingesammelten Vögel haben ebenfalls einen dunkeln Schnabel; die Federn des Oberkopfes und der Backen sind braun und wie die schwarzen Mantel- und Schulterfedern schmal bräunlich-weiss gesäumt. Am 1. August auf Jackson-Insel erlegte Exemplare sind in voller Mauser des Kleingefieders begriffen; Schnabel hornorange mit dunkelm Firstenrücken. Frisch vermauserte Vögel im August und September erlegt, tra- gen das bekannte Kleid, wie es Naumann (S. 303) l)eschreibt: Schna- bel lebhaft orange mit dunkler Spitze. Sehr interessant ist das anscheinend noch unbeschriebene Nest- kleid, welches ich durch Güte von von Heuglin erhielt. — Kopf, die ganze Oberseite, Kopfseiten, Halsseiten, Kehle, Kropf und Brust sind düster bräunlichgrau, auf Schultern, Mantel, Brust und den Seiten mehr fahlbräunlich mit sehr verwaschenen dunklern Flecken ; Kinn weisslich; Unterbrust und übrige Unterseite nebst den untern Flügeldecken weiss;. die (kaum 3" langen) Schwingen 1. Ordnung und deren Deckfedern schwarz mit fahlen Endsäumen; Schwingen 2. Ord- nung weiss, am Ende der Aussenfahne mit langem schwarzem Endflecke; letzte Schwinge 2. Ordnung schwarz mit sehr breiten braunen Rändern an Aussenfahne und Ende ; Deckfedern der zweiten Schwingen schwarz mit fahlisabellbräunlichen Aussen- und Endsäumen, daher von letz- terer Farbe; obere Deckfedern dunkel braungrau, die grössten breit weiss geendet, daher eine weisse Flügel querbinde; Schwanzfedern schwarz, am Ende und Bande der Aussenfahne braun; die äussern drei Schwanzfedern weiss mit schwarzer Aussenfahne; die dritte mit breitem schwarzen Endflecke an Innenfahne. 4. Vögel. 193 Sclmabel dunkel hornfarben, der untere horngelbbräunlich. Beine dunkel. Das beschriebene Exemplar wurde durch von Heuglin am 19. Juli auf Spitzbergen eingesammelt. Ein am 12. Juli gefundenes Nest war unter Steinen angelegt. Es ist sehr gross, circa 6V2" lang und fast 4" breit, aber die Wandun- gen sind so ausserordentlich dick, dass der eigentliche Nestnapf nur 3" in der Länge und 2" Durchmesser hat. Der kunstvolle Bau be- steht aussen aus dicht ineinander verflochtenen Grashalmen, Würzel- chen, Haidekrautstengeln etc.; der innere, aus sehr feinen Hähnchen geflochtene, Theil ist mit Haaren und einzelnen Mövenfedern warm und dicht ausgepolstert. Fl. Scliw. F. L. M. Z. Nag. d. H. Z. 3// 9///_4//3/// 2" i"'_-2" 7'" 10-11""" 20-22""" 15"'"' f) j|mni Ostgrönl. (20 Ex.) 3 10-4 1 2 3-24 10 20 14 8 Spitzbergen. 3 11 2 4 9 1 14 9 Ostsibirieu. 4 2 2 6 10 20 15 10 Kamtscbatka. 3 11 2 6 10 20 14 10 Nordamerika. In der Färbung ebensowol als in den Dimensionen bieten Exem- plare aus den drei Erdtheilen keinerlei Anhalt zu einer specifischen Absonderung, die nur von Chr. L. Brehm, seiner bekannten Manie folgend, versucht wurde. Von der Ostküste bereits durch Graah nachgewiesen. [Der Schneespornammer ist der häufigste Landvogel. Wir be- gegneten ihm überall an der Küste und im Innern. Zugleich ist es derjenige Vogel, der am frühesten (Anfang April) ankommt und am spätesten (Ende September) wegzieht. Ein vereinzeltes Exemplar erschien bereits am 9. April beim Schiffe; am folgenden Tage Hess sich ihre Stimme vom Lande her vernehmen und vom 15. April an bemerkten wir sie überall, sowol in der Ebene als bis hoch in die Berge hinauf. In der Zeit vom 15. bis etwa 26. April hielten sie sich meist paarweis zusammen, anscheinend Männchen und Weibchen, und nie bemerkten wir mehr als fünf Exemplare; aber in den letzten Apriltagen und während der ersten drei Wochen des Mai sahen wir sie in Schaaren von 10 — 40, zuweilen bis zu GO Stück. Ende Mai hörte dieses gesellige Leben auf, Aveil sich die Vögel gepaart und weit über das Land Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. lo 194 IL Zoologie. zerstreut hatten. Anfang Juni Hessen die Männchen zuerst ihren zwitschernden fröhlichen Gesang hören, der in mancher Hinsicht an den unserer Fekllerche erinnert. Gegen Mitte Juni (10. — 12. j bemerkten wir auf der Walross- Insel ein Schneesporner-Paar, welches in auffallender Weise in ein Felsloch ein- und ausschlüpfte und dadurch deutlich zu erkennen gab, dass es mit dem Nestbau beschäftigt war, doch gelang es uns nicht die Stelle zu entdecken. Erst am 12. Juli fand Dr. Cope- land ein Nest, welches unter einem ziemlich grossen Steine, an den sich mehrere kleinere anlagerten, angebracht war. Der Eingang zum Neste wurde durch eine circa lYa Fuss lange Röhre gebildet, die so eng war, dass man nicht mit der Hand bis zum Neste ge- langen konnte. Durch Abwälzen des Steins konnte das letztere erst freigelegt werden. Im Herbst 1869 bemerkten wir Fl. nivalis ebenfalls häufig, die letzten wurden am 29.- September gehört. Ich bemerke noch, dass wir im Frühjahr 1870 mehrmals er- frorene Schneesporner fanden. A. P.] 7) Pledrophanes la/pponicus L. Lerchenspornammer. Emheriza lapponica Naum., Vögel Deutschlands, IV, 319, Taf. 108. Emheriza calcarata Holb. , Faun. Grönl., S. 27. Plectrophanes lapponiais Reinh., Ibis, 1861, S. 7. Plectrophanes lapponica Middend., Sibirische Reise, S. 136. Plectrophanes lapponicus Baird, B. N.-Amer. , p. 433. Plectrophanes laptpom'cns Dali and Bann., B. of Alaska, p. 283. Zwei Männchen, am 25. Juli auf Shannon geschossen, tragen beide das vollkommene Sommerkleid (Naumann, a. a. 0., Taf. 108, Fig. 3) , doch sind die Federspitzen, namentlich die Enden der Schwung- und Schwanzfedern stark abgerieben. Fl. Aeuss. Schw. M. Z. Nag. d. H.-Z. 3" 5'" 3 6 3 5 2" !'• 2 4 2 1 10" 11 10 20'"'" 22 22 14.111111 14 15 13'""' 11 (5 Ostgrönland. P Alaska. Diese circumpolar verbreitete Art wird von Kapitän Graah nicht verzeichnet, obschon sie Holböll als von ihm an der Ostküste beob- achtet notirt. . Auf Spitzbergen und Nowaja-Semlja fehlt sie. 4. Vögel. 195 [Der Lerclienspornammer war keineswegs häufig. Der erste liess sich am 9. Mai heim Schiffe sehen und kam furchtlos an Bord geflogen. Am 16. Mai stellte sich ahermals ein solcher Vogel ein, der wie der erste das 7Aitraulichste Wesen bekundete. Selbst wiederholte Fehlschüsse vermochten ihn nicht scheu zu machen und er kehrte stets wieder in unmittelbare Nähe des Schiffes zurück, wo er in einem Kehrichthaufen eifrig nach Nahrung suchte. A. P.] / Loxia Icucoptera wird von Holböll (p. 4) als von Graah an dei Ostküste beobachtet angeführt, jedoch fehlt die Art in Graah's Ver- zeichniss. Gallinae. Hühnervögel. 8) Lagopus alpinus Nilss. Schneehuhn. Layoims Briss. Orn., I, 1760, p. 216 (descr. bon.). Alpen. Tetrao Jagopus Temm. (nee L.), Hist. Gall. III, 1815, p. 185 et 707. Tetrao alpinus Nilss., Orn. suec. , 1817, p. 311 (Skandinavien). Tetrao lagopns Sabine, Trans. Lin. Soc. XII (1818), p. 530. Tetrao lagopus Temm., Man. d'Orn., II (1820), p. 468. Tetrao isJandorum Faber, Prodr. isl. Orn., 1822, p. 6 (Island). Tetrao lagopus Otho Fabricius (nee L.), Fauna grcenlandiae , 1780, p. 114, Nr. 80 (Grönland). Tetrao lagopus Vicill.. Enc. Meth., I, 201, 202 (ex Fabric.). Grönland. Lagopus Beinhardti Brehm, Lehrb. Nat. europ. Vögel, 1823, S. 986 (Grönl.). Lagopus montanus Br'ehm, Handb. Nat. Vög. Deutschi., 1831, S. 516. Lagopus alpinus Keys, und Blasius, Wirbelthiere Europas, S. 199. Tetrao lagopus Naum. , Vögel Deutschlands, VI, 401, Taf. 160, 161. Tetrao lagopus Holb., Faun. Grönl., S. 33. Tetrao lagopus Graah, Reise, S. 178. iMgopus montanus, alpinus, islandicus Reinhardti und grcenlandicus Brehm, Vogelf., S. 263, 264. Lagopus Beinhardti Reinh. , Ibis, 1861, S. 9. Lagopus alpinus Middend. , Sibirische Reise, S. 190. ? Lagopus rupcstris Baird, B. N.-Amer. , p. 635. ? Lagopus rupestris Dali. and. Bann., B. Alaska, p. 289. Lagopus mutus Degl. et Gerbe, II, 40. Die "schöne, durch die Expedition heimgebrachte Reihe von 10 Exemplaren, welche auf Sal)ine- und Clavering- Insel eingesammelt wurden, gibt mir die erfreuliche Gelegenheit das Schneehuhn Grön- lands eingehender zu behandeln und dadurch, wie ich hoffe, zur bessern Kenntniss der Schneehühner beizutragen. Da bisjetzt keine ausführliche Beschreibung des grönländischen Schneehuhns vorliegt, so lasse ich diesell)e zunächst folgen, muss dabei aber auf einzelne P]xemplare eingehen, um zu zeigen, wie erheblich manche Charaktere, 13* \QQ II. Zoologie. auf welche man bisher grosses Gewicht legte, so z. B. das Weiss an der Basis der Schwanzfedern, variiren. Winterkleider. Altes Männchen. (Januar 1870, Sabine-Insel.) Rein und blendend schneeweiss; ein breiter sammtschwarzer Zügelstreif entspringt am Nasenloche und zieht sich oberseits in gerader Linie bis zum untern Augenrande, unterseits ist derselbe mehr ausgedehnt, beginnt am obern Rande des Unterkiefers, der schmal gesäumt wird, und steigt in schiefer Linie nach oben bis zum untern Augenrande, dieses unterseits sehr schmal säumend und sich hinter dem Auge als schmaler schwarzer Längsstrich bis auf die Schläfe fortsetzend; die zwei mittelsten Schwanzfedern ein- farbig weiss, die übrigen (sieben jederseits) schwarz, gegen die Basis zu heller, ins Schieferschwarze, an der äussersten Basis weiss, am Ende weiss gesäumt, sehr schmal an der äussersten Feder, In-eiter (circa 3'") an der innersten. Schäfte der Schwin- gen 1. Ordnung an der Basishälfte weiss, an der Endhälfte all- mählich ins Bräunliche, gegen die Spitze zu ins Schwärzliche über- gehend; die äusserste Spitze weiss. Schnabel hornschwarz, Oberschnabel mit durchscheinend hellerm Spitzenrande; Nägel durchscheinend horngraufahl , an der ver- deckten Basis ins Schwärzliche. Männchen. (2. Januar 1870, Sabine -Insel.) Wie das vorhergehende, aber der schwarze Zügelstrich breiter, namentlich auch hinter dem Auge; das Weiss an der Basis der Aussen- fahne der sieben äussern Schwanzfedern breit, auf der äussersten, wo es die ganze Aussenfahne schmal säumt, circa 1" breit, nach den Innern Federn zunehmend, sodass es auf der siebenten, avo es zugleich die Innenfahne bedeckt, über 2" breit wird. Männchen. (Januar 1870, Sabine -Insel.) Der schwarze Zügelstreif weit schmäler mit einzelnen weissen Federchen gemischt; das Weiss an der Basis der Schwanzfedern ganz versteckt wie bei Nr. 1, aber die siebente Feder an der ganzen Innenfahne weiss; an der schwarzen Aussenfahne, die zwei braungesprenkelte Querbinden zeigt, mit sechs Linien brei- tem weissen Endrande, der auf den übrigen Federn äusserst schmal ist, zum Theil ganz fehlt. Schnabel schwarz mit gelblicher Basis des Unterschnabels. Männchen. (U. December 1809, Sabine -Insel.) W^eisse Basis der äussern Schwanzfedern sehr versteckt, kaum 4. Vögel. 197 5"' breit; Schwingen 1. Ordnung fast bis zur Basis dunkelschäftig ; Zügelstreif sehr breit. Spitzenrand des schwarzen Schnabels kaum bemerkbaii heller; Nägel durchscheinend hornweisslich mit dunkelbrauner Basis. Männchen. (5. Februar 1870, Sabine -Insel.) Weisse Basis der äussern Schwanzfedern so gut als fehlend, der weisse Spitzensaum äusserst schmal. Schäfte der Schwingen weiss, nur am Ende l)lassbrännlich; schwarze Zügel sehr breit. Schnabel durchaus hornschwarz; Nägel dunkelhornbraun , nur auf dem Rücken heller durchschimmernd; über dem Auge eine nackte röthliche Stelle. Weibchen. (Januar 1870, Sabine -Insel.) Ganz wie das Männchen , aber der schwarze Zügelstreif fehlend, nur durch einige wenige schwarze Federchen vor und hinter dem Auge angedeutet; die sieben äussern Schwanzfedern fast an der ganzen Basishälfte über beide Fahnen weiss, auf der äusser- sten, die zugleich an der ganzen Aussenfahne weiss ist, 14'" breit, auf der siebenten 2" 2'" breit, dabei mit breitem (4"') weissem Spitzenrande. Schwingenschäfte an der Endhälfte deutlich schwarz. Nägel hornweiss mit dunklerer Basis. Weibchen. (5. Februar 1870, Sabine -Insel.) Schwarze Zügel so gut als ganz fehlend, d. h. nur Spuren ein- zelner schwarzer Federchen vorhanden; das Weiss an der Basis der Schwanzfedern mehr beschränkt, auf der äussersten, die an der Aussenfahne nicht ganz bis zur Spitze weiss ist, 14"' breit, auf der siebenten, die an der Innenfahne braun gesprenkelt ist, 18'" breit. Schnabel durchaus hornschwarz; Nägel dunkel, mit heller durch- schimmernden Seitenrändern. Männchen aus Island (Bremer Museum). Ganz wie grönländische; der schwarze Zügelstreif hinter dem Auge etwas breiter und län- ger ausgedehnt, weiss an der Basis der Schwanzfedern sehr schmal (kaum G'"), eben wie der Spitzensaum; Schäfte der Schwingen 1. Ord- nung bis znr Basis schwarz; die der zweiten Schwingen an der Basishälfte ebenfalls schwarz. Schnabel hornschwarz; Nägel durchscheinend hornfahl mit dunkle- rer Basis. Männchen aus Norwegen (Bremer Museum). Ganz wie grönländi- sche. Schwanzfedern mit ganz versteckter, kaum sichtbarer weisser Basis; Schäfte der ersten Schwingen mit weisser Basishälfte; dann ins Bräunliche mit äusserster weisser Spitze; Nägel hornbräunlich. 198. II- Zoologie. Männchen von den Schweizer Alpen (Bremer Museum), wie grönländi- sche; \¥eiss an Basis der Schwanzfedern ganz fehlend; weisser P]ndrand deutlich; Schäfte der ersten Schwingen hornweisslich mit fast schwar- zer ^ndhälfte ; Nägel dunkel mit durchscheinenden Seitenrändern. Weibchen von den Schweizer Alpen (Bremer Museum) stimmen durch- aus mit grönländischen überein; bei einem sind auf dem Zügel ebenfalls einzelne schwarze Federchen vorhanden und der Basis- theil der Schwanzfedern ist braungrau gesprenkelt mit äusserster weisser Basis. Nägel dunkel. Sommerkleider. Männchen (Anfang August 1869 auf dem Hühnerberg von Dr. Cope- land erlegt), stimmt fast ganz mit der Beschreibung des einjäh- rigen Männchen bei Naumann überein und einem Männchen aus Ost-Finnmarken im Bremer Museum ; wie das Letztere zeigt es die fein grau gesprenkelte Rückenzeichnung. Zügel schwarz ; Schwanz- federn im Wachsthum begriffen, mit sehr wenig bemerkbarer weisser Basis. Die fast ganz entblössten Nägel hornbräunlich. Altes Männchen (8. Juli 1870, Sabine-Insel) mit stark entwickeltem franzigem, rothem Hautkamme über dem Auge, ist im vollen Wechsel des Kleingefieders begriffen; einzelne der Schwingen spriessen ebenfalls aus den Blutkielen hervor. Es trägt ganz das rostbraune Kleid, mit schmalen dunkeln Querlinien auf der Ober- seite und breiten schwarzen und rostgelben auf Kopf und Hals, wie es Faber (,, Altes Männchen", S. 6) für L. islandorum be- schreibt; der grösste Theil der Flügel und Unterseite sind weiss; die kurzen breiten Nägel hornbraungelb. Weibchen (16. Juli 1869, Clavering- Insel), trägt ein breit rostgelb- und schwarz quergebändertes Kleid, ganz wie ein Exemplar von den Schweizer Alpen im Bremer Museum und stimmt ganz mit der Beschreibung des alten Weibchen im Sommer bei Faber (S. 8) überein. Die Schwanzfedern zeigen sehr wenig Weiss an der Basis, und kaum Spuren eines weissen Spitzenrandes. Dieses Exemplar zeigt nur noch an einzelnen Schwungfedern Federwechsel; der grösste Theil des Kleingefieders ist bereits völlig vermausert. Nägel horngraubraun ; Zehen haarig zerschlissen befiedert. Ein ganz junger Vogel, am Anfang August 1869 auf dem Hühner- berg von Dr. Copeland erlegt , im ersten theilweis noch mit Dunen vermengten Federkleide, ist, ähnlich dem vorhergehenden, rostgelb und schwarz quergebändert und zeigt auf den Flügeln ebenfalls bereits einzelne weisse Federn. 4. Vögel. 199 u ü u C i^ ü i^ C -ri. o) c a>a>aia5c:)- >-'T^'T^ ^CM- h-5 ^iO-!tl-*Tt 5„ II 1 - 3 cs •^OO-^-J^HrMCOCn---^ 1 iCTSC^IrH-^-HCiCOCl 1 tco S Cß CN!Mi>5C^C^Gi :>?;:^?:> ;::^^.5 ^ öiojGococr. oicTso-. mo^in IcocococoaiGococo i ö :0 (30 1 tH CO nabel- te von Stirn- meppe Basis Unter- m Sc^c-. =■. CTJ^c^.« c.. i^ = V. osasc^a^^aiOTOtiasc^CTiO lo5c;aoccc5Cioöbco i ^ ■=! 'S t* •= » M QO 1 M cc xt^ in . CO £ 1 1 ^ fe Gv](Tji!r:coo loco^^ icm ii-hcooct. co"1^'?■) 4 9 27 11 10 10 » 4 11 26 15% 10 10 Südgrönland. 4 4 — 4 11 24 — 26 11%-14 10 9 — 10 Spitzbergen. (4 Expl.) 4 6 24 12% 10 — Kap. 4 6% 24 12 10 10 Alaska. Tr. maritima war bisher nicht aus Ostgrönland l)ekannt, obwol sich sein Vorkommen hier wol annehmen liess. Holböll spricht schon seine Verwunderung darüber aus, dass Kapitän Graah die Art ganz unerwähnt lässt. So genau wir auch mit der nördlichen Verbreitung dieses circum- polaren Vogels bekannt sind, so wenig genaue Kunde besitzen wir hinsichtlich der Ausdehnung seiner Winterwanderungen. Sein im Gan- zen seltenes Vorkommen an den Gestaden des gemässigtem Europa und Deutschlands, in dessen Innern er nach Naumann noch niemals beobachtet wurde, Hessen darauf schliessen, dass er, als Ausnahme von der Regel, schon in nördlichen Breiten überwintert. Die gründ- lichen Beobachtungen nordischer Forscher, unter denen ich nur Faber und Hallgrimson nennen will, geben volle Bestätigung; wir erfuhren durch sie, dass Tr. 'maritima z. B. schon auf Island in grosser An- zahl überwintert. Andererseits war bereits Naumann sein alljähr- liches Erscheinen an den Gestaden des Mittelmeeres bekannt und Er- hardt (Naumannia, 1858, S. 13) notirt ihn unter den regelmässigen Durchzüglern auf den Cycladen, eine Angabe, welche von Droste (Vogelwelt Borkums, S. 215) bezweifeln zu müssen glaubt. Ohne Zweifel hat dieselbe aber ihre volle Bichtigkeit und die Wanderun- gen von Tr. maritima erstrecken sich viel weiter als wir glauben. 4. Vögel. 207 Es ist mir erfreulich einen eclatanten Beweis dafür beibringen zu können, indem ich eine unzweifelhafte Tr. maritima unter einer Yogel- sendung vom Kap der guten Hoffnung erhielt. [Ende Mai in Flügen von 20 — 30 Exemplaren auf der feuchten Niederung der Sabine -Insel von uns beobachtet; Anfang Juni sahen wir sie nur noch in Paaren. Auf Shannon, Pendulum, Kap Broer Ruys und im Fjord ebenfalls von uns angetroffen. — P.] Phalaropus hyperhoreus findet sich in Graah's Liste nicht, ob- schon Holböll (S. 2) diese Art von der Ostküste notirt, wo sie aller Vermuthung nach auch nicht fehlen wird. Natatores. Schwimmvögel. 13) Anser albifrons Gml. Blässen-Gans. Holböll, Fauna Grönlands, S. 62. Reinhardt, Ibis, 1861, S. 12. Middendorff, Sibirische Reise, S. 227. Durch die Mitglieder unserer Expedition wurden Gänse ver- schiedene male beobachtet, ohne dass es indess gelang Exemplare zu erlegen. Dem umsichtigen Eifer des Dr. Copeland ist es zu danken, dass wenigstens einige der umherliegenden , infolge von Mauser aus- gefallenen Schwungfedern mitgebracht wurden , welche das Vorkommen zweier Gänsearten constatiren. Zwei Schwingen 1. Ordnung, mit weissen Schäften, darf ich ohne Bedenken auf obige Art beziehen, die wie wir durch Holböll wissen, in Grönland sehr häufig ist. Nicht bei Graah. 14) Anser lencopsis Bechst. Weisswangen-Gans. Holböll, Fauna Grönlands, S. 62. Reinhardt, Ibis, 1861, S. 12. Malmgren, Journal für Ornithologie, 1863, S. 378 (Spitzbergen). Heuglin, Petermann's Geographische Mittheilungen, 1871, S. 65 (Spitzbergen). Middendorff, Sibirische Reise, S. 228. ? Anas (Anser) hernida Graah, Reise, S. 179. Eine durch Dr. Copeland mitgebrachte erste Schwungfeder (dun- kelschaftig) lässt in Bezug auf obige Art nicht den geringsten Zweifel. Anas (Anser) hernida in Graah's Verzeichniss bezieht sich wahrschein- lich auf diese Art; Holböll erwähnt nicht, dass sie von Graah be- obachtet wurde. [Wir beobachteten diese Gänse öfters an der Küste, nament- lich Ende Mai und Anfang Juni, wo sich einige 20 Stück in der 208 II. Zoologie. Nähe des Hafens in einer feuchten Niederung aufhielten und öfters am Schiffe vorbeiflogen, doch gelang es uns nicht einen dieser äusserst vorsichtigen und scheuen Vögel zu erlegen. — P.] Cygnus nmsiais wird in Graah's Verzeichniss (S. 179) als von ihm hei Kap Farewell eingesammelt notirt {Cygnus iiielanorliynclms Holböll, S. 61). 15) Harelda glacialis L. Eisente. '' Anas glacialis L., Naumann, Vögel Deutsclüands , XII, 210, Taf. 319. Anas glacialis Sabine, Linn. Trans., XII, 555. Clangiila glacialis Holböll, a. a. 0., S. 64. Anas hieiiialis (glacialii>) Graali, Reise, S. 179. Anas glacialis Middendorff, Sibirische Reise, S. 236. Harelda glacialis Baird, B. N.-Amer. , p. 800. Harelda glacialis Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 298. Harelda glacialis Malmgren, Journal für Ornith. , 18G3, S. 379 (Spitzbergen). Harelda glacialis Newton, Ibis, 1865, S. 515 (Spitzbergen). Harelda glacicdis Ileuglin, Petermann's Geogr. Mitth., 1871, S. 65 (Spitzbergen). Harelda glacialis Gillett, Ibis, 1870, S. 309 (Nowaja-Semlja). Harelda glacialis Ileuglin, Ibis, 1872, S. 63 (Nowaja-Semlja). Das einzige durch die Expedition mitgebrachte männliche Exem- plar, am 16. Juli bei Kap Borlase Warren erlegt, trägt das dunkle Sommerkleid, wie es Naumann, Taf. 319, Fig. 2, darstellt, nur ist die hintere Augengegend deutlicher weiss, auch am Kinn zeigen sich helle Federn; die Federn, welche die obere Mantelmitte decken, haben breite rostbraune Seitensäume, wie die Schulterdecken, welche noch mit einzelnen schmuzigweissen Federn gemischt sind. Fl. M. Schw. Zweit mittl. Schwanzf. F. Höhe des Oberschn. Breite des Oberschn. L. M. Z. 8" 5" 4'" 3" 3'" 11%'" nlii circa 8'" 15'" 21'" Auch diese circumpolar verbreitete Art wurde bereits durch Ka- pitän Graah an der Ostküste Grönlands nachgewiesen, ebenso wie Harelda histrionica (Graah, Reise, S. 179). [Die Eisente war keineswegs häufig und wurde von uns nur bei Kap Borlase Warren und auf der Fahrt von hier nach der Clave- ring- Insel beol)achtet. Sie flog hier in kleinen (iosellschaften von wenigen Exemplaren öfters am Schiffe vorbei. Das erlangte Männ- chen hielt sich mit andern auf einem kleinen Wassertiimj)el auf 4. Vögel. 20!) dem flachen Strande an der Südseite von Kap Borlase Warren auf. — r.] ?Ä7ias chmfjula wird von Dr. Bncliholz (1. c. , S. 12) als inntli- masslicli von ilim gesehen vcr;^eic]inet. ,,Nahe der Küste waren weder J]iderenten, noch andere Enten /u sehen." 1). IG) Soniafcria moUissima L. Eiderente. Anas moUissima Naumann, Vögel Deutschlands, XII, 252, Taf. 321 und 322. Anas moUissima Sabine, Linn. Trans., XII, 554. Somateria moUissima IlolböU, Fauna Grönlands, S. 73. Alias moUissima Graali, Reise, S. 179. Somateria moUissima Reinhardt, Ibis, 18G1, S. 14. Somateria moUissima Baird, B. N.-Ani., p. 809. Somateria moUissima Evans und Sturge, Ibis, 1859, S. 1G7 (Spitzbergen). Somateria moUissima Malmgren, Journ. f. Ornith., 18G3, S. 380 (Spitzbergen). Somateria moUissima var. Malmgren, ebend., 1865, S. 214 (Spitzbergen). Somateria tJiulensis Malmgren, ebend., 1865, S. 396 (Spitzbergen). Somateria moUissima Newton, Ibis, 1865, p. 515 (Spitzbergen). Somateria tJiulensis Newton, Journal für Ornith., 1867, S. 210 (Spitzbergen). Somateria thulensis iieugl., Petermann's Geogr. Mitth., 1871, S. 59 u. 65 (Spitzb.). Somateria moUissima Gillett, Ibis, 1870, S. 309 (Nowaja-Semljaj. Somateria moUissima Heuglin, Ibis, 1772, S. 63 (Nowaja-Semlja). Die Sammlung enthält zahlreiche alte Vögel (6 Männchen und 13 Weibchen), sämnitlich im Juni und Juli auf Sabine -Insel und deren Umgegend eingesammelt; ausserdem Dunenjunge in den ver- schiedensten Entwickelungsstufen. Solche am 18. Juni erlangte sind offenbar nur wenige Tage alt, während ein Anfang August erlegtes Junges auf dem Rücken bereits zahlreich hervorspriessende schwarz- braune, rostbraun geendete Federn besitzt. Bei diesem Exemplar sind die Dunen dunkler als bei Jüngern Vögeln, der helle Zügel- und Augenstreif schmäler und minder deutlich. Ein Ende August eingesam- meltes Junges ist bereits fast vollständig mit Federn bekleidet und die Schwingen entwickeln sich bereits bei ihm. Ich würde mich jeder weitern Bemerkung über diese so äusserst genau bekannte Entenart haben enthalten können, hätte nicht Dr. Malmgren die Eiderente Spitzbergens zu einer besondern Localforni erhoben, der er Artrecht vindicirt und die neuerdings auch durch von Heuglin angenommen Avorden ist. Letzterer Forscher vermuthet ausserdem (l)riefliche Mittheilung), dass die ostgrönländische Eider- ente mit der Spitzbergens zusammenfallen werde. Diese „neue Art" hat in dem kurzen Zeiträume, seitdem man von ihr spricht, bereits sonderbare Phasen der Anerkeimung und Zweite Deutsche Nordpolfahrt, II, 14 210 II- /Zoologie. Nichtanerkennung durchgemacht, die schon von vornherein ernste Be- denken gegen dieselbe hervorrufen mussten. Nachdem Malmgren auf seiner ersten Reise in der Eiderente Spitzhergens nichts anderes als eben S. molh'sshna erblickte und auch der trefHiche Beobachter Pro- fessor Newton nach eigener Anschauung keine Verschiedenheiten wahr- zunehmen vermochte, erklärte sie Malmgren zwei Jahre später für eine Varietät, von der er bemerkt: ,,Die spitzbergensche iMdergans ist merklich kleiner als diejenige, welche in der Ostsee oder Bohus- län vorhanden ist, und sie hat einen etwas schmälern, kürzern, be- sonders an der Wurzel niedrigem und nach oben mehr abgeplatteten Schnabel als unsere skandinavische; da jedoch diese Art gerade rück- sichtlich der Körpergrösse und der Form des Schnabels be- deutenden Variationen unterworfen ist, die gleichwol durch Zwischenformen zusammenfiiessen, so kann gar nicht die Rede da- von sein, die spitzbergensche Form zu einer besondern Art zu erheben. In der Vertheilung der Farben kommt kein anmerkens- werther Unterschied von der skandinavischen vor; aber der Körper ist etwas kleiner und der Sclmabel hat eine etwas abweichende Form. Der Tarsus und die mittlere Zehe mit dem Nagel ebenso lang oder unbedeutend länger als bei der skandinavischen; der Flügel von dem Gelenk bei der letzterwähnten ungefähr einen halben Zoll länger," Kurze Zeit darauf genügt es l)r. Malmgren nicht mehr die Eiderente Spitzbergens als Localform betrachtet zu wissen, er erhebt sie frisch- weg zur Art und sagt über dieselbe: „Die spitzbergensche Eidergans ist, wie ich in meinem letzten Aufsatze gezeigt habe, bei weitem kleiner, als die in Bohuslän und in der Ostsee vorkommende und hat eine so abweichende Schnabelform, dass sie ohne Zweifel die höchst gemässigten Ansprüche unserer Zeit auf eine eigene Art, die einen eigenen Namen verdient, befriedigt. Sie ist vollkommen so verschieden von der im südlichen Skandinavien vorkommenden Eider- gans, wie Anser hrachi/rrhipicJms sich von Auscr scycinni und AJca Brihiniclii von Alca troile(??) unterscheidet und muss als eine aus- gezeichnete" Art angesehen werden, im Vergleiche mit z.B. Uria Mandtn, Uria columba(??)^ Montion glaclalis u. a. m. Da es noth- wendig ist, die Formen zu unterscheiden und den wichtigsten der- selben Namen zu ertheilen, — jeder mag sie dann von seinem Stand- punkte aus Arten, Varietäten oder Rassen nennen — sehe ich mich genöthigt, die spitzbergische Eidergans mit einem eigenen Namen auszuzeichnen und schlage dazu vor: Somatcria thu- Ifiu^is. Dass ich dieselbe nichtsdestoweniger für eine nordische Localform unserer gewöhnlichen Eidergans halte, die also 4. Vögel. 211 in zoologischem Sinne dem Artenliegriffe Somntoria molisshiia ange- hört, bedarf wol kaum einer Erwähnung." von Heuglin, der Somatfria fhnJeiKsis, die ,,wohl zu unterschei- dende Art von Soniatcrin ntoUssin/a'-^ noch niclit mit continentalen Vögeln vergleichen konnte, findet dennoch heraus, „dass sie sich schon durch die Form des Schnabels und Farbe der Weichtheile hinläng- lich zu unterscheiden scheine", und schreibt mir hierüber: ,,Sie scheint jedenfalls kleiner und ist der Schnabel (auch beim Weibchen sogar) immer gelb; auch scheint mir die Form des Schnabels verschieden und nicht so bauchig in der Stirn verlaufend (V). Ich habe Tausende von Eiderenten oft in nächster Nähe zu beobachten Gelegenheit ge- habt und glaube die spitzbergische Form, zu der ohne Zweifel auch die grönländische gehört, auf den ersten Blick von der norwegischen unterscheiden zu können, sowol nach Form der Firste als Farbe des Schnabels und der Haltung." Obwol, im Hinblick auf diese ungewissen und sich theilweis widersprechenden Angaben mein Vertrauen zu der neuen Somatcria thulensis ein eben nicht sehr starkes war, so glaubte ich mir doch nicht eher ein Urtheil anmaassen zu dürfen, ehe ich nicht selbst Exemplare zu untersuchen im Stande war, namentlich desshalb, weil die Schnabelform als eine so durchaus verschiedene beschrieben wurde. Durch gütige Vermittelung von von Heuglin's erhielt ich nun spitz- bergensche Exemplare und war nicht wenig erstaunt, in der Schnabel- form gar nichts Absonderliches und Abweichendes entdecken zu können. Ich habe das reiche mir vorliegende Material, einige zwanzig Exem- plare aus Ostgrönland, Spitzbergen, Norwegen und Schweden und ein prachtvolles Männchen im vollen Hochzeitskleide, am 13. April 1868 auf der Weser unweit Bremen erlegt, mit einer Genauigkeit vergli- chen, die vielleicht eines Bessern würdig gewesen wäre, und muss meine vollste Ueberzeugung dahin aussprechen, dass Somateria thulensis weder als nordische Localform oder Rasse oder Varietät die geringste Beachtung verdient und von der be- kannten Somateria molissima'iw keiner Weise getrennt wer- den darf. Da Dr. Malmgren an Messungen von vier spitzbergischen und drei Ostsee-Exemplaren die constanten Abweichungen in der Schnabelform zu constatiren versuchte, so habe ich mich der zeitrau])enden und mühevollen Arbeit unterzogen, sämmtliche mir vorliegende Exemplare auf das Genaueste zu messen. Die nachfolgende Tabelle, welche ich zu anderer Zeit für überflüssig erachtet haben würde, wird auf das 14* 212 II- Zoologie. überzeugendste beweisen, das von einer „bei weitem" geringem Körper- grösse, schmälern, kürzern, niedrigem oder mehr abgeplatteten Schnabel bei spitzbergischen Exemplaren gar nicht die Rede sein kann, nnd dass vielmehr alle diese leichten Abweichungen lediglich in- dividueller Natur sind. Naumann hat diese Verhältnisse bereits eingehend erörtert, es scheint aber nothwendig hier nochmals auf die betreffende Stelle (S. 254 — 257 J liinzuweisen. Was die Breite des Schnabels anbelangt, so schwankt dieselbe (in der Höhe der Nasen- löcher gemessen) von 17 — 22™'", bei den beiden spitzbergischen von 17 — 19™"'. In dem Verlauf des Firstenrückens stimmen Exemplare aus Spitzbergen, Grönland u. s. w. ebenfalls auf das Genaueste über- ein, die Einbiegung vor dem Nagel ist zuweilen stärker, zuweilen sehr schwach ausgesprochen. Wichtiger schien mir anfänglich die geringe Breite und Länge des nach Innen zu nicht immer scharf ab- gesetzten Schnabelnagels bei den Spitzbergen-P]xemplaren, die beim Männchen 20, beim Weibchen nur 16™"' beträgt. Doch muss ich auch dies Kennzeichen als werthlos aufgel)en, nachdem ich gefunden, dass es ebenfalls individuell variirt, und zwar l)ei IMJlnnchen von 18 — 27™™, bei Weibchen von 17 — 25'""'. Die Färbung der Nacktheile, wie sie sich mir an trockenen Bälgen darljictet, ergibt keinerlei Verschieden- heit. Sie schwankt am Schnabel von einem hellem bis zu einem sehr dunkeln Grünschwärzlichgrau, welches zuweilen den ganzen Schnabel einnimmt, in den meisten Fällen aber den Nagel oder nur den Spitzen- rand desselben horngelbfahl oder grünlichgrau lässt; die Färbung der Beine Avechsclt von einem schmutzigen dunkeln Graugrün bis ins röth- liche Dunkelbraun. Ueber die Färbung der Nacktheile im Leben vermag ich natür- lich nicht zu urtheilen. von Ileuglin bezeichnet den Schnabel des Männchens als „lebhaft orange, nach der Spitze zu mehr hell grün- lich , die Füsse als trüb orangefarl) mit schwärzlichen Scliwimmhäuten", wogegen Naumann den Schnabel nur als „frisch olivengelb, die Füsse als hell olivengrün, an den Sclnvimmhäuten kaum dunkler" beschreibt. Jedenfalls darf ich behaupten, dass sich an trockenen Bälgen keiner- lei stichhaltige Unterschiede ergeben, und dass die Jahreszeit und das Alter die Färbung des Schnabels u. s. w. sehr wesentlich beeinflusst, wird Niemand in Abrede stellen können. Nach dieser, wider meinen Willen so ausführlichen Darstellung wird man wol nicht anstehen, Somatcrm tlndensis ein für allemal zu den Todten zu legen. 4. Vögel. 213 s _: '^ oj ri . d Ö ^ = p^^Sg^:0= = = = = = = ^^x = i=.;.= ^ t . ^ « ä ■ft .5 3 "o rs tg X' ;< .= r>n ^ O '^o+^^^o*'^^'fo^^'t^^o*o^aiCsi.Cbio^o*0:i.o*0:i i'ß ^ « N >5 iD:oi>-x^— ■ccn^coxcn^in^ioort^äÄ-'^i'jino^ ijj 2 :; t^ [3 7^1 rM 3^ :M 3^i 3^ 3>1 CM Cl (^1 Sq CM C^l Cvj :>) C^) 5^ CM ^ ;M ] Oj ^C300C5i-l^C:' 1 OOClOJClOC'OOClOi-iOOO Ä — rHrt -H^ 1^^ ^^^^ ^ ^ « s. g « - K s ö ?5 'o = =* X j5 ö (>J ■^ Ttl (TQ -^ "M i~ CO 00 ir; Tfi '^ (M -^ CM ■«*l CM TfH -^ (M -^ (M -2 S o 2 5 <1> M O : 3 " 'S ö .ü s ersch über senlü CO tO C^ 3^1 Ci ~ -^ C; X X' tO C- C5 t^ Ci l>" ^D X !>• CO 1^ 1-- --O j CS O ;«; ^ o c 3 2 ^ _ O bH J2 ^ »^ •§ ^ l^ 'M ~ 5^1 — . 1-- -^ O ~ CM O --H ^ fM -^ Tt< m -M OO ■* iO •<* OJ lll W 'S CM C■ .3 VI WS O O CD to ii -r ^ d l'^B ■? 'S S II 1 5 'S Ö' O »-< 'M •* t- -H X -^ ^O O Tj* iO l- c: t^ tO L^ l>. X O^ tH CO r " c^ -^ 1-- 1-- t>- CD X t^ L-- 1-- 1-- t- 1-- X' :r :ä c£> cr> io cr> io iD o 3 ^ ü *Gi ~ 5 -2 ■s n M > -■ o S 6 tti i3 1^ .3 'S, B, - ä 02 3 2 /; 'S ifT'^CMiO^'^l'^OCCriOl-XiCCJOXncO — COCOOO lnTJ^lCOlnlnl0^lOOlr:lOlO■^lC■«J^TtllOlOlOOOlr: = « ^ c ^J;^ u o M > yj ^ ■g P- CM -^ CM o Ci '-H tr :r> CD CO rH CO CO lO n o ■* CM o :£! -^ i 1 x CO CO CO ■* :o CM TtH CO CO CO CO CO CO CO to CO CO CO' CO CO CO CO eo ^ II F^H ii o - r-i CD —1 ^ o — 1 o o CO o c: -- o ~ CT' cr> 1-^ o o o 1 "' "^ 214 II- Zoologie. Die Eiderente ist bereits durch Kapitän Graali von der Ostküste Grönlands bekannt. Sie scheint in ihrer Verbreitung mehr beschränkt als die folgende Art (Somateria spcddbilis) , indem sie im Norden Sibiriens und in Nordwestamerika nicht vorkommt, wenigstens weder von Middendorft", noch von Dali und Bannister erwähnt wird. [Wir haben die Eiderente fast an allen von uns besuchten Punkten der Küste angetroffen und zwar in ziendicher, oft bedeutender Anzahl. Die ersten Avill Plerr Tramnitz schon am 18. April an der Walross-Insel beobachtet haben, aber erst Ende INIai und Anfang Juni Hessen sie sich auf dem Eise in unmittelbarer Nähe des Schiffes sehen, meist Flüge von 5 — 15 Männchen. Eine grössere Scliaar, ebenfalls nur aus Männchen bestehend, konnte ich am 9. Juni ganz in der Nähe beobachten und am 15. Juli trafen wir östlich von Kap liorlase Warren an 100 Eiderenten-Männchen, die sich in einer langen Linie über das ruhige Wasser vertheilten. Einzelnen Paaren und kleinern Flügen begegneten wir in der Gael Hamkes-Bai, an der Clavering- Insel, auf Klein-Pendulum, bei Shannon, Jackson- Insel, Kap Broer Ruys und in der Falschen Bai. Im Herbst 1869 trieben sie sich bei Sabine -Insel so lange umher, als es noch ein Fleckchen offenes Wasser gab; wir beobachteten sie am 29. Sep- tember zuletzt. Die Eiderente zählt mit zu den wenigen Vögeln, die wir das Vergnügen hatten brütend anzutreffen und Avährend ihres Brutge- schäfts zu beobachten. Schon Anfang Juni trieben die Männchen die Weibchen, wobei sie eigenthümliche Töne, Avie Wo oder Wu klingend hören Hessen. Den einzigen Brutplatz auf der Pendulum-Gruppe besuchte ich am 14. Juni. Er befand sich auf dem schräg abfallenden Strande der Walross-Insel, am Fusse der o — 500 Fuss hohen steilen Kliijpen der Nordostseite, die dadurch, dass sie im Norden und Osten schroff ins Meer fallen, den unwillkommenen Besuch von Eisfüchsen gänz- lich unmöglich machen. Ich zählte an 40 Nester, die aus einer einfachen runden, sehr Hachen Vertiefung des steinigen oder mit Graswuchs bedeckten Bodens bestanden, welche mit den bekannten Eiderdunen ausgepolstert war, jedoch in sehr verschiedener Menge, denn in manchen Nestern lagen die Eier fast auf dem blossen Erd- boden. Die Zahl derselben Avechselte von eins bis vier, doch fan- den wir Ende Juni auch bis fünf und einmal sogar sieben in einem Nest. Die Nester waren meist 20 — 50 Schritt vom Ufer entfernt, 4. Vögel. 215 tlieihveis aber noch viel höher hiiuml", unmittelbar um Fusse der Klijipen angebracht, sodass es für die Jungen schwierig sein muss, über das mächtige Gerolle hin die iSee zu erreichen. Die Männchen standen meist neben den brütenden Weibchen, doch beobachtete ich zweimal, dass das Männchen auf den Eiern sass. Die Vögel waren sehr wenig scheu und erhoben sich erst bei unmittelbarer Annäherung. Am 21. Juni besuchte ich diesen Bruti)latz abermals und fand die Weibchen eifrig brütend. Da es stark geschneit hatte, so lagen die Nester meist in einem tiefen Trichter von Schnee. Die Eier waren grossentheils noch wenig be- l)rütet, sodass wir einen schönen Yorrath zum ^' erbrauche ein- sammeln konnten. Nur sehr vereinzelt fanden sich die Männchen bei den Nestern; sie trieben sich meist am Strande und auf der Eiskante undier. Ueberraschend war es für uns zweimal Eiderenten-W'eibchen auf den drei Eiern der Burgemeistermöve {Larns gluncus) l>rütend zu beobachten. Die ersten zum Auskriechen reifen Eier fanden wir am 1. Juli; in den folgenden Tagen waren Dunenjunge, die von der Mutter geführt wurden, in den Buchten und an der Küste häutig; doch er- legten wir noch am 20. September einen jungen tlugunfähigen Vogel. An der Falschen Bai wurden, um dies noch zu bemerken, zwei Nester gefunden, an dem hohen Strande, welcher von dem oft'enen Meere V2— 1 Meile entfernt ist. — P.] 17) Soniaferia speciühiJis Ji. Fracht -Eiderente. Änaa ^pcctabili>> Naumann, Vögel Deutschlands, Xll , 285, Taf. 2^2 und Ö23. Anas spectahilis Sabine, Linn. Trans., XII, 553. Somateria spcvtaMlis llolböll, Fauna Grönlands, S. 75. Anas spectabilis Graah , Heise, S. 179. Somateria spectuhilis Ileinh., Ibis, 18G1, 8. 14. Somateria spectabilis Middendorff, Sibirische Reise, S. 233. Somateria spectahilis Baird, 13. X.-Anier. , p. 810. Somateria spectahilis Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 3Ul. Somateria spectahilis Malmgrcn, Journ. f. Ornith., 18(33, S. 380 (Spitzbergen). Somateria spectahilis Newton, Ibis, 18G5, S. oK! (Spitzbergen). Somateria spectahilis Heugl., Pcterni. Geogr. Mitth. , 1871, S. 59, 65 (Spitzbgu.). Somateria spectahilis Gillett, Ibis, 1870, S. 309 (Nowaja-Semlja). Somateria spectahilis Heuglin, Ibis, 1872, S. ()3 (Nowaja-Semlja). Ein altes Männchen der Frachteiderente, am 25. Juni bei der Sabine-Insel geschossen, liegt vor. Es trägt das vollste Hochzeitskleid. in welchem der Schnabelhöcker ausserordentlich aufgeschwollen ist. 216 II. Zoologie. ganz wie auf Naumanii's Fig. 1 , Taf. 323. Der Schnabel nebst dem Höcker sind lebhaft orangeroth gefärbt, mit dunkelhornbraunem Nagel ; Beine bräunlichrotli mit dunkeln Schwimmhäuten. Middendorff macht darauf aufmerksam, dass er bei alten Männchen im Leben den Schna- bel röthlich- violett gefärbt fand, unmerklich übergehend in das Po- meranzigroth des Höckers. Ein altes Männchen der Bremer Sammlung aus Kamtsc-hatka stimmt übrigens durchaus mit dem grönländischen überein. a c> o ■ 'S K "So ►.-m-^ CS K-« w-S ■^•S-g Fl. Schw. e.2 S T3 a :0 :0 g L. M.-Z. •S'"'^ w Co iS-^ m i^i 10" 9'" 3" 28'""' 62'""' 43'""' ^niiiiii 19'"'" 1' 10'" 2" 6"' (5 Ostgi'oiilaiul. 10 9 3 &" 33 63 36 20 17 1 8 2 4 (5 Kamtschatka. 9 4 2 9 33 69 26 18 20 1 9 2 4 (5 Südgröulaud. 9 8 2 9 32 60 20 18 — 1 8 2 4 P Die Pracliteiderente verbreitet sich über den ganzen arktischen Kreis, ist aber an allen Orten minder zahlreich und somit seltener als die gewöhnliche Eiderente, dringt auch Aveiter nach Norden vor. Aus Ostgrönland wurde sie schon durch Graah nachgewiesen. Holböll verzeichnet (S. 3) ausserdem ,,Somcüeria pcrspicillata"- als von diesem Forscher beobachtet; obwol sie in Graah's eigenem Yer- zeichniss fehlt. [Wir trafen nur dies eine Exemplar, welches an der Eiskante . erlegt Avurde, doch glaube icli ein Pärchen schon Ende Mai am Gänseteich gesehen zu haben, wenigstens war beim Männchen das lebhafte Gelb am Schnabel sehr auffallend. — P.] 18) Colymhus türquutus Brünnich. Eis-Seetaucher. Eiidißes ylacialift Naumann, Vögel Dcutsclilauds , XII, 397, Taf. 327. Cohjmbus (ßacialis Holböll, Fauna Grönlands, S. 79. Colymhus (ßacialis Graah, Reise, S. 179. Colymhns glacialis Reinhardt, Ibis, 1861, 8. 14. Colymhus glacialis Middendorff, Sibirische Reise, 8. 238. Colymbus torqiiatus Baird, B. N.-Amer. , p. 888. Colymhus torquatus Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 307. ? Colymhns glacialis Gillett, Ibis, 1870, S. 308 (Nowaja-Semlja). Ein junger Vogel dieser Art wurde von Kapitän Hegemann aus Südgrönland mitgebracht, wo er ihn durch die Missionare in Fried- 4. Vögel. 217 richsthal erhielt. Derselbe stimmt ganz mit der Ab1)ildiing bei Nau- mann (Fig. 2) ül)erein, aber der Unterselniabel und ein breiter Selinei- denrand des Obersclmabels sind liornweisslicli und nur der übrige Tlieil des Überschnabels hornbraun. Middendortf macht ebenfalls auf ein Exemplar mit ganz gelbAveissem Schnabel aufmerksam, wel- ches er am Taymirtiusse erhielt. Fl. F. Mund- spalte. Schnabelh. an Basis. Aeuss. V. z. Nagel ders. 12" 10'' 14 6 3 2 8" 8'" 4 5 0' 11 3" 2" 3 4 4" 1" 4 4 jun. Südgrönl. f ad » Aus Ostgrönland wurde die Art durch Graah nachgewiesen. Gillett führt sie als zweifelhaft von Xowaja-Semlja an. Auf Spitzbergen bis- her nicht beobachtet. Nach Dali und Piannister häutig am Yukon. [Ob unter den Seetauchern, die wir bei Sabine-Insel im Juni und Juli fast täglich sahen und hörten, diese Art sich befand, kann ich nicht constatiren. — P.] 19) Colymlms scptentrionalis L. Uothkehliger Seetaucher. Eudytcs tieptentvionalis Naumauu, Vögel Deutschlands, XII, 434, Taf. 329. Cohjmhus septoiirionalis Sabino , Trans. Liun. Soc. , XII (181H), p. 542. Cohjmbus scptentrionalis llolböll, Fauna Grönlands, S. 79. Cohjmhus septcntrionalis Graali, Eeise, S. 179. Colymbus septentrionalis Reinhardt, Ibis, 1861, S. 14. Cohjmhus septcntrionalis Middendorff, Sibirische Reise, S. 239. Cohjmhus scptentrionalis Baird, B. N.-Amer. , p. 890. Cohjmbus septcntrionalis Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 307. Cohjmhus scptentrionalis Maluigren , Journ. f. Ornith. , 1863, S. 382 (Spitzbergen). Colymbus scptentrionalis Newton, Ibis, 1865, S. 517 (Spitzbergen). Colymbus scptentrionalis Hcugl., Peterm. Geogr. Mitth., 1871, S. 65 (Spitzbergen). Cohjmbus scptentrionalis Heuglin, Ibis, 1872, S. 64 (Nowaja-Sendja). Ein altes Männchen im vollen Prachtkleide (wie bei Naumann Taf. 320, Fig. 1), am 17 Juli 1870 im Germaniahafen erlegt. Fl. Schw. F. Mund- si)alte. ScliuabcHi. au Basis. Aeuss. V. Z. 10" 3"' 10 9 2" 23'' 36' 3(; 5% 9" 41)) als Localform erwähnt und die erst von Cassin ausführlich dargestellt wurde (Unit. St. Expl.-Exp., 1858, p. 34ß, pl. 38, fig. 1. — Baird, B. N.-Amer., p. 912. — Baird, Atlas, t. 96. — Newton, Ibis, 1805, S. 519. — Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 309). Die geographische Verbreitung von Uria gryllc erstreckt sich daher nicht über den ganzen Polarkreis, wie Schlegel annimmt, son- dern beschränkt sich auf die arktischen Gebiete Europas, des öst- lichen Amerikas und voraussichtlich des Norden Asiens; wie weit sie im Osten dieses W^elttheils vordringt ist zur Zeit noch unbekannt. In Östgrönland Avurde die Art bereits durch Graah nachgewiesen. Im Journal von Dr. Buchholz wird Ih'ia f/rpllr mehrfach aufgezeichnet. Der eifrige Sammler beobachtete sie zuerst am 18. Juli unterm 75. Grad an der äussern Eisgrenze, später im September längs der Reise an der Ostküste. „Iris braungelb; Schnabel schwarz; Eüsse corall- Zweite Deutgclie Nordpolfahrt. II. lo 226 II. Zoologie. votli; Nägel schwär/; /migo und Rachen hlutroth" (Buchholz). — ,.In den Wasserhecken und KanäU'U des Eises häulig; schmeckten gut" (Buchholz, a. a. 0.. S. 11). von Heuglin erlangte auf Spitzhergen ein Weihchen mit 14 an- statt 12 Sch-\vanzfedern ; es zeigt im ührigen nicht die geringste Ah- weichung. Fl. Schw. F. Miind- spalte. Sclinabelh. au Basis. 'S L. >5 ,-// 7/// 19'" 12 V^'" 19'" Clin 111 "llllll 13'" 14"' Ostgrönland. f) 9 19 13 isy, 9 7 13'A ir» f) 1 21 12 LS 8 7 13 14% )) i") 11 20 13 19 8 r, 13 Ib )) r. 9 22 13% 20% 10'" 8'" 13% li-^V. )) (i 1 23 13 20 9 7 14 15 )) (j — 21 13 21 10 7 13 IG » f) ;» 23 12'A 20 8 7 13% 15 (5 Schloswig. f) 7 19 1.^) 22 10 S 14 15 .5 r, 4 21 ny. IS 8 i; 1') 15 ^ jnn. Kiolor Biiclit. f) () 21 13 20 11 8 15 15 i jnn. Schloswig. f) 7 20 13 20 10 7 12 14 Nordgrönland. (] 1 23 13 18 9 G 12% 14 ., n 9-C, 1 19-22 llV.,-13 18-21 9-10 8 14 IG ad Siidgrönland. 0 — 19 iiy, 18 s n 13 14 Siiitzbergon. 5 7 23 13 18 10 7 13 15 '5 " 5 9 IS 13 20 9 7 13% 15% -5 »W. Thymen. 5 4 22 10 IG VJ, b 14 14 » jnn. G 7 21 14 'A 20 10 8 17 17 U. coJnmha. Kanitsclialka. [Die Teiste gehört mit zu den Vögeln, welche wir am liiiufig- sten und zugleich zahlreichsten antrafen. Wir hegegneten ihr ISdll zuerst Ende Juli als wir ins Eis eindrangen, und 1870 Hessen sich die ersten Anfang Juni hei der Cairnspitze an der Eiskante sehen. Am 12. Juni sali ich von der Spitze der Walross-Insel eine ganze Gesellscliaft von circa t)0 — GO Stück, die sich munter auf dem Wasser tummelten, und his zu unserer Ahfohrt konnten wir sie täglich in Schaaren von 20 — ,'J() Stück l)is weit in See hinaus lie- ohachten. — In den K Hippen der Walross-Insel, etwa in halher Höhe, hefanden sicli Bnitcolonien der Teiste, die indess leider gänzlich unzugänglich waren. — P.J 4. Vögel. 227 23) Mcrgnlii.^ alle L. Krabbentaueher. Xaumann, ^'ügel üeutsclilands , XII, fjr)2, Taf. 334. Aha alle Sal)ine, Linn. Trans., XII, 537. Thia alle Holböll , Fauna Grönlands, S. 83. Alca alle Graali, Reise, S. ITl». Arctica alle Reinhardt, Ibis, 18G1, S. IG. Mergiihis alle Baird, B. N.-Amer. , p. 918. MerguJa alle Mahngren, Journal für Ornithologie, 18G3, S. 383 (Spitzhergen). Mergulus alle Newton, Ibis, ISG'), S. 021 (Spitzbergen). Mergtdus alle Heuglin, Petermann's Geogr. Mitth., 1871, S. GG (Spitzbergen). Mergulus alle Gillett, Ibis, 1870, S. 308 (Nowaja-Sendja). Merrjnlus alle Heuglin, Ibis, 1872, S. G4 (Nowaja-Semlja). Dr. Biichliol/ verzeiclmet diese unverkennliare Art in seinem Jour- nal. Die ersten wurden am 7. August 18G9 an der Eisgrenze unter circa 74 (irrad beobachtet und erlegt, ausserdem am 5. September an der Eisgrenze der Ostküste, darunter Exemplare mit schwarzer und weisser Kehle, also letztere bereits im Winterkleide. ,,Iris gelbbraun (jung) bis braun; Eüsse schwarz; die Schilder an der Vordetseite des Laufes weissliclr' (Dr. Buchholz). ,, Häutig in den Kanälen und \Yasserbecken des Eises^' (Dr. Buchholz, a. a. ()., S. 11). [Wurde während der Fahrt im Eise mehrlach von uns beob- achtet, aber niemals an der Küste. — P.J Durch Kapitän Clraah bereits von der Ostküste bekannt. 24) Frorclhiria f/larialis L. Eissturmvogel. Naumann, Vögel Deutschlands, X, 589, Taf. 276. Sabine, Linn. Trans., XII, 553. Holböll, Fauna Grönlands, S. 58. Graah, Reise, S. 179. Reinhardt, Uns, 18G1 , S. IG. Piocellaria minor Kjaerb., Reinhardt, Ibis, 18G1, S. IG (= glaciali). Procellaria glacialin Baird, B. N.-Ainer. , p. 82G. Procellarin glarialis, Auduboni et ininnr, Bp. Consp., II, 187. Procellaria glndalis Evans und Sturge, Ibis, 1859, S. 1G8 (Spitzbergen). Procellaria glacialis Malmgren, Journ. f. Ornith., 1SG3, S. 377 (Spitzbergen). • Procellaria glacialis Mahngren, ebendas. , 18G5, S. 207 (Spitzbergen). Procellaria glacialis Newton, Ibis, 1865, S. 511 (Spitzbergen). Procellaria glacialis Heuglin, Peterm. Geogr. Mitth., 1871, S. 65 (Spitzbergen). Procellaria glacialis Gillett, Ibis, 1870, S. 307 (Nowaja-Semlja). Procellaria glacialis Heuglin, Ibis, 1872, S. 65 (Nowaja-Semlja). Es liegen alte und jüngere ^'ögel vor; die erstem mit fast weissem Kopfe, Halse und Unterseite und weissen untern Flügeldecken; die letztern an den genannten Theileu bräunlich-aschgrau, welcher Ton auf Kehle und Brust ansehnlich blasser erscheint; die untern Flügel- 15* 228 II. Zoologie. (lecken und Achseln dunkel grauliraun. Zwischen der hellen und dun- keln F;irl)ung existiren alle möolichen Uel)ergangsstufen. Solclie dunkle Exemplare aus Spitzl)ergen, Avelclie icli durch Güte von von Heuglin zum Vergleich erhielt, darunter auch ein einfarbig Aveisses. stimmen in jeder Hinsicht mit ostgrihiländisclien ül)erein. Dass sicli diese Färhungsstufe auf das Jugendkleid liezieht, war bereits Nau- mann bekannt und ist neuerdings von Dr. Malmgren und durch von Heuglin bestätigt worden. Fl. Schw. F. Mund- spalte. Länge der Tuben. «'S S Breite an der Basis. Lauf. M. Z. 12 V2" 4" (]'" 41'"i">i _r,i iniii 12""" IG"'"' 9||iiiin 24'" 2G'" Ostgrihiliuid. 12 'A 3 10 3r. 45 11 IG 19 23 23 » 13 4 0 41 50 14 18 21 25 29 )i 12% 4 ^ 3;t 50 13 15 n 23 27 jun. .' 13 4 (i 40 40 15 17 20 24 28 .1 12 4 4 3i) 4ii 13 IG 10 23 26 Südgrönland. 11 9'" 4 b 33 4G 10 15 18 20 22 Nordgrönland. 11 0 4 G 3G 45 11 — 19 21 2G ^' Spitzbergen. 12 4 6 30 48 10 IG 18 22 2G V 12 3 4 ß 38 47 11 15 18 22 24 ^ i> (var. alba). Bei den erhel)lichen Abweichungen in den Dimensionen, nament- lich der Länge des Schnabels, welche durch vorstehende Messungen erörtert werden, war es nicht zu verwundern, wenn man mehr als eine Art vor sich zu sehen glaul)te und eine artliche Abtrennuug ver- suchte. Reinhardt liat inzwischen nachgewiesen, dass Proccllaria minor ^ die auf Nordgrönland l)eschränkt sein sollte, sich lediglich auf kleine Exemplare von l*rocellaria glackdis bezieht, die er sowol aus Südgrönland als von den Fär-Inseln erhielt, was ich nach Ver- gleiclning nord- und südgrönländischer Exemplare nur bestätigen kann. Unsere Kenntniss über das Yerbreitungsgelnet von ProccUdHa f/la- rialis ist eine beschränkte. So fehlt uns bisjetzt Kunde ilires ^'or- kommens im Norden Sil)iriens, im nördlichen Stillen Ocean und in Nordwestamerika. Es wird zwar angenommen, dass die Art iu diesen Gebieten durch Procrllaria pacifica Audul)on (Baird, B. Nortli-Amer., p. 82(3) vertreten sei, allein es entstehen gewisse Bedenken gegen letz- tere, welche stark vermuthon hissen, dass sie sicli vielleicht nur auf kleine dnnkelgefärbte Exemi)hire von ProrcJlaria (ihicialis beziehen 4. Vögel. 229 werde. So uiitert>iic]ite Nauinauu (Note auf S. 592) alte Yögel von den Curilen, die er der kleinen Srlinäl)el halber an länglich geneigt war für eine besondere Art zu halten, die er aber später von solchen aus den grönländischen Meeren niclit zu unterscheiden vermochte. Und was Schlegel (Mus. P. B. Procellaria, p. 'J'I) mich dem einen Exemj^lar des Leydener Museums aus Kamtschatka hinsichtlich der specitischen Unterschiede bemerkt, erscheint ziemlich werthlos, da die Messungen keineswegs die geringere Grösse als durchgreifenden Cha- rakter bewahrheiten. Die Exemplare aus dem nördlichen Stillen Ocean und der Be- ringsstrasse sind von Cassin, s. n. Fulmarus llodgersi getrennt wor- den (s. Proced. Acad. Phil., 1862, p. 290. — Coues, ibid., 1866. p. 29. — Baird in Dali and Bannister, p. 323, Taf. 24, Fig. 1). Frocellaria glaciulis gehört zu den schon von Kapitän Graali in Ostgrönland beobachteten Vogelarten. [Schon bei unserm Eintritt in das Polarmeer beobachteten wir diese Art einzeln; innerhalb der Eisgrenze war sie aber eine ge- wöhnliche Erscheinung, verschwand aljer Avieder mehr, sobald wir uns der Küste näherten. Sowol im Herbst 1869, als im J'rühjahr und Sommer 1870 sahen wir sie in diesen Gegenden nur höchst selten und nie mehr als zu zweien oder dreien. — P.] 25) Lurus (jUmcus Brünnich. Polarmöve. Orii. bor. (1764), p. 44. Nauniami, Vögel Deutsclilauds, X, üÖU, Taf. 2G4. Sabine, Liun. Trans., XII, 543. Holböll, Fauna Grönlands, S. 45. Graah, Reise, S. 171). Reinliardt, Ibis, 1861, S. 16. Baird, B. Xorth-Amor., p. 8i2. Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 304. Middendorft', Sibirische Reise, S. 241. Malmgren, Journal für Ornithologie, 1863, S. 376 (Spitzbergen). Newton, Ibis, 1865, S. 50y (Spitzbergen). •. Ileuglin, Petennanu'ö Geographische Mittheilungen, 1871, S. 65 (Spitzbergen). Gillett, Ibis, 1870, S. 306 (Nowaja-Scmlja). Ileuglin, Ibis, 1872, S. 65 (Nowaja-Semlja). Blasius, Journ. f. Oru., 1865, S. 831 (= ghiucescens Licht. = glancoptcrus Kittl.), Bei dieser und der folgenden Mövenart kommt l)ekanntlicli eine in der Jugend fast einfarbig weisse Varietät vor, welche Holböll aus- führlich bespricht (Lürns (jlmicus, Nr. 2, S. 4(;) und die unter dem Namen Larus ardicus Macgill. ([ßlaciaUs Benicken — Bp., Consp. , II, p. 216) noch heute von manchen Forschern als eigene Art betrachtet 230 IL Zoologie. wird. Die Bremer Sammlung besitzt ein solches Exemplar aus Süd- gröuland. Dasselbe ist rein weiss, mit einem blassen isabellgelbliclien Anfluge, und zeigt auf dem Bürzel, sowie auf den zweiten Schwingen noch sehr blass angedeutete Spuren der braunen Querzeichnung des Jugendkleides; auch am Ober- und Hinterkopfe linden sich leise An- deutungen dunklerer Schaftstrichelung; der Schnabel ist horngelb mit bräunlichem Spitzentheile. Die von der üstküste mitgebrachten P^xcniplare, ein Männchen im vollkommenen Sommerkleide (Ende April 187U) und ein im Sep- tember 18Ü1) auf Sabine-Insel eingesammelter junger Vogel, stimmen vollkommen mit mir vorliegenden Exemplaren aus Westgrönland , Nor- wegen und Spitzbergen (von Heuglin) überein. Der junge Vogel ist am Kopfe, Halse und der Unterseite merklich dunkler graubräunlich, namentlich auch um das Auge herum und auf den Backen. Bei den in Salz präparirten alten Männchen ist die Färbung der Nacktheile noch sehr Avohlerhalten, obschon allem Anscheine nach etwas dunkler geworden. Der Schna1)el ist livid grünbräunlich (merk- lich heller als bei ItHcoiJttrus)^ an den Tomienrändern heller, grün- lichgrau ; der Unterschnabel besitzt über dem Eck einen lebhaft rothen Fleck und hat eine horngelbliche Spitze; der Oberschnabel hinter den Nasenlöchern ist horngelb (ohne rothen Schein) und zieht gegen die Spitze zu ins blass Horngrauliche. Beine und Füsse wie bei Lanis leucopterus gefärbt. Dr. Buchholz notirt diese Art ebenfalls in seinem Journal. ., Häufig tiefer im Eise" (Buchholz, ii. a. 0.. S. 12). Fl. Schw. F. Miiud- spalte. Sclmabelhöhe an Basis. L. M.Z. 17" 17 6'" 17 3 7" 3"' 7 1 7 4 27'" • 23 27% 41"' 36 ll'V"(27""") 8 (lil) 11 (26) 2" 9'" 2 8 2 10 2" 5'" 2 3 2 5 5 jun. p ad Spitzbergen. In Uebereinstimniung mit Schlegel, Reinhardt, Blasius u. A. unter- liegt es für mich nicht dem geringsten Zweifel, dass die weisse Form als Art keine Beachtung verdient, besonders da wir durch Holböll wissen, dass dieselbe (im dritten Jahre) das vollkommene, auf Kücken und Flügel mövengraue Kleid des alten Larus (jlaucus erhält. Auf diese weisse Jugendvarietät bezieht sich jedenfalls die Möve, welche Richardson (^Rich. et Sws., Faun. Bor. Amer. , II, 1831, p. 411)) in 4. Vögel. 231 einer Anmerkung zu Laras cbatiicas urwillmt uutl die er mIs inutli- masslich neue „Lartis Hufclniisü^' nennt. Unter diesem Namen führen Dali und Baiinister (1!. of Alaska. }). ;505) eine ..Whifc GaW von Fort Yukun an, die also, wenn nickt auf L((r?is f/hnifas, olme Zweifel auf Larus Itncopterus Bezug hat. [Die ersten dieser Möven hmierktc-n wir kaidr April ISTU und fanden eine Brutcolonie Anfang -luni auf der A\ alruss-Insel. Die Nester, etwa 50 — 00, standen suwul auf den lv]i])pen sell)st oder am Fusse derselben, hier theilweis unter Nestern der Eiderenten; ein Nest war wenige Sehritte vom Meeri; auf einem einzelstehenden Felshloek angelegt. Am 10. Juni enthitdten die meisten Nester 1 — o Eier, am 1. Juli fanden sich bereits ausgeschlüpfte Junge. — Fjrut- l)lätze dieser Arten fanden wir an verschiedenen Stellen der Küste, indess stets in sehr beschränkter Anzahl, und zwar bei Kap Borlase Warren circa 5 — 8 Paare, bei Kap ^lary 2 Paare, auf Jackson -Insel etwa 8 — 12 Nester, auf der Südseite dieser Insel circa 4 Nester, ebenso bei Iva]) Broer Kuys und auf Shannon. — B.J 2l)) Laras Icucoptcriis Fa)}er. Wcisstlügelige Möve. Laras argcntatioi Sabiuo (uec uiict.), Tnuis. Ljiiii. Öoc. , vul. XII, löl'^, p. r)46. Lurua IcacopterKa Fiiber, Prodr. isläiul. Oniithol. , 1822, Ö. 1>1. Larus lcncoptcru!> Naumann, Vögel Dcutsclilands, X, Uli?, Tai'. 2G.3. ^ Larus Icucojjfcrits Ilolböll, Fauna Grönlands, 8. 4.s. Larits IcHCOpterns Koinli., Ibis, 1861, 8. 17 (cum L. chalcupteriis Licht.). Larus leucopterus Baird, IJ. N.-Amer. , y. b42. Laras leucopterus Dali and Bannister, B. of Alaska, \). ;JA' 6 (19""" (15) 2" 4'" 2 5 VI'" 2" 2"' 2 2 ad. 9 jun. 16" 6" 9'" 24'" 29"' 15 6 3 20 29 Diese sehr nahe mit Larus glaiicns verwandte Mövenart unter- scheidet sich von letzterer hauptsächlich und constant durch die ge- ringere Grösse, namentlich den stets kürzern und schwachem Schnabel. In der Färbung des (ilefleders ergeljen sich keinerlei Unterschiede, doch muss ich bemerken, dass an dem vorliegenden Exemplare der zarte mövengraue Ton auf Mantel und Flügel merklich dunkler als bei Larus glaucus ist. Nach HolböU ist Larus hucopfcrus neben Larus iridadylus die häufigste Möve in Süd- und Nordgrönland; von der Ostküste war sie bisher nicht nachgewiesen. Auf Sj)itzbergen und Nowaja-Semlja fehlt sie entschieden; wie auch die neuern Forschungen Malmgren's, Heuglin's und Gillett's ge- lehrt haben. Dagegen kennen wir die Art durch Dali und Bannister aus Nordwestamerika, w^o sie am untern Yukon und um Sanct-Michael ungemein häufig ist. von Middendorff glaubt sie am Taymirflusse in Nordsibirien un- term 75. Grad gesehen (V) zu haben. Dass auch bei dieser Art eine in der Jugend fast einfarbig weisse Varietät angetroft'en Avird, hat Holböll überzeugend nachgewiesen. Die weisse Möve aus Davisstrasse, Avelche Kapitän Sal)ine (Trans. Linn. Soc, XII, 1818, p. 545) ausführlich beschreilit, ist, wie aus den an- gegebenen Messungen erhellt, jedenfalls eine junge Larus Icucopfcrus, welche x\rt Sabine bekanntlich, auf Temminck's Rath, mit Larus ar- gentatiis verwechselt. 27) Larus ehurneiis Phipps. Elfenbeinmöve. Naumann, Vögel Deutschlands, X, 341, Taf. 263. Sabine, Liun. Trans., XII, 54S. Holböll, P'auna Grünlands, Ö. 51. id.? Larua hrachytarsus Holböll, ebendas. , S. 52. 4. Vögel. 233 Pagophila ehurnea Reinhardt, Ibis, 1S61 , S. 18. id.? Pagophila brncJiytarsa Reinhardt, ebendas. , S. 18. Pagophila ehurnea et hrachgtarsa Baird, B. N.-Amer. , p. 856. Pagophila ehurnea Evans und Sturge, Ibis, 1859, S. 171 (Spitzbergen). Laras churiicua Malnigren, Journal für Oruith., 186.3, S. o73 (Spitzbergen). id.? Pagophila cburiica Malnigren, ebendas., 1865, S. 2'><> (Spitzbergen). PagopJiila ehurnea Newton, Ibis, 18<)5, S. 507 (Spitzbergen). Laras cburneus Heuglin, Peterm. Geogr. Mitth., 1871, S. 65 (Spitzbergen). Pagophila ehurnea Gillett, Ibis, 187(», S. 3(16 (Nowaja-Semlja). Pagophila ehurnea Heuglin, Ibis, 1872, Ö. 65 (Nowaja-Semlja). Dr. Buchholz und Dr. raiisch haben die Eli'enbeinmöve , welche bisher noch nicht aus Ostgrönland nachgewiesen war, verschiedene male angetrott'en. In Bucldiolz' sorgfältig geführtem Journale wird sie als am 22. Juli, 2S. August und 2. September 1869 in mehrern Exemplaren (alte und junge) erlegt, notirt. Die Hansa befand sich bekanntlich an den genannten Tagen im Eise, etAvas nördlich vom 74. Grade. „Ganze Länge am frischen Vogel Ki'/a"— 1*»" 0"'. Iris braungelb; Schnal^el grünlichgelb, an der Wurzel blaugrün; Füsse schwarz (alt); Iris braungelb; ^^chnabel an der Wurzel bläulich, mitten grünlich, an der Spitze roth (alt); Iris braungelb; Schnabel schwarz; Gefieder gefleckt'' (Buchholz). — ,, Häutig in den Wasser- becken und Kanälen des Eises; umringten oft das Schiff in Menge" {Buchholz, a. a. 0., S. 11). Dr. Pansch traf sie ebenfalls im Eise an , aber nicht an der Küste. HolliölFs Lurus brach i/farsus, welche sich durch einen kürzern Lauf (12 — 13'", statt 15 — 17'") \on La nis ehurncns unterscheiden soll, verdient als Art kaum weitere Beachtung. Malmgren hat nachge- wiesen, dass die Tarsenlänge selbst bei Exemplaren von derselben Lo- calität ansehnlich variirt. Holböll erlangte bekanntlich nur drei Exem- plare dieser sogenannten neuen Art, die leider sämmtlich verloren gingen, sodass selbst das königliche Museum in Kopenhagen kein Exemplar erhalten konnte, da Holl)öirs Bemühungen weitere zu er- langen vergeblich blieben. Diesen, von Holböll selbst herrührenden Angaben gegenüber, auf die sich auch Professor Reinhardt l^eruft, muss es einigermaassen befremden und gewisse Zweifel erregen , wenn Professor Schlegel von einem Exemplar der Leydener Sammlung be- merkt: ,,un des types du Larus hrachytarsus de Holböll, acquis de Mr. Holböll" (!!). 28) Larus tridadijlus L. Dreizehige Möve. Naumann, Vögel Deutschlands, X, 322, Taf. 262. Sabine, Limi. Trans., XII, 549. 234 n. Zoologie. Ilülbull, Fauna Gröulauds, S. 50. Graah, Reise, S. 179. Eiana tridactißa Reinhardt, Ibis, 1861, S. 18. Eiasa tridacti/Ia Baird, B. N.-Amer. , p. 854. Eissa triductijla Dali aiul Baniiistcr, B. of Alaska, p. 305. Eifiaa triddctyla Evans und Sturge, Ibis, 185!» , S. 169 (Spitzbergen). Lariis tridacti/his Malmgren, Journal für Ornith. , 1863, S. 375 (Spitzbergen). Eissa triductijla Malmgren, ebendas. , 1865, S. 2()2 (Spitzbergen). Eit-aa tridacti/hi Newton, Ibis, 18f)5, S. 508 (Spitzbergen). Larua tridaclijhis lleuglin, Peterm. Geogr. Mitth. , 1871, S. 65 (Spitzbergen). Eiktsa tridactyla Gillett, Ibis, 1870, S. 3o6 (Xowaja-Semlja). Eiüsa tridactyla Hcuglin, Ibis, 1872, S. 65 (Nowaja-Semlja). Das einzige durch die Expedition heimgebrachte Exempkir, ein junger Vogel (wie Fig. o bei Naumann) , wurde auf der Heimreise am 20. August 1S7(J in der Nähe der Fär-Insehi erk'gt. Dr. lUichholz gedenkt der Art in meinem Journal als in der Nähe der norwegischen Küste beobachtet, notirt sie aber auch als ,,häulig tiefer im Eise'" (Buchholz, a. a. ()., 8. 11). Graah führt sie in seinem Yerzeichniss auf, obschon dies Ilolboll zu notiren vergisst. Nach letztem! Forscher ist sie im Westen äusserst häutig, ihre Zahl an den Vogelbergen unermesslich und annähernd nach Millionen zu schätzen. Malmgren und von lleuglin nennen sie die häufigste Möve Spitzbergens. An dem nördlichsten von Parry erreichten Funkte, unter ^62' 45', wurde sie noch beobachtet. Obwol circumpolar ver- breitet, fehlt uns noch die Kunde ihres \'orkonnnens im Norden Sibiriens. Dagegen erfaliren wir durck Dali und Bannister, dass sie im Nordwesten Amerikas, auf Sitka und in Kamtschatka ungemein häutig erscheint. [Wir beobachteten die Dreizehcnmöve von der Nordsee bis nach der Eiskante hin, am häutigsten in der Nähe der norwegischen Küste, doch fehlte sie im Eise sell)st und an der Küste Grönlands gänzlich. — P.J 29) Ster cor ariiis parasit uua Wv'mm. (nee L.). Schmarotzer-llaubmöve. Lentris parasitica Briumicli. Lcatris parudtica Nauni., Vögel Deutschlands, X, 50tj, Taf. 272 uud 273. Lculris paranitica (Sclilepii, Brehni) IIoll)ull, Fauna Grönlands, S. 55. ('ataracta paranitiL-a Graah, Reis«', S. 17'.*. Stercorarins purasiticHs Uciidiardt. Ibis. IWl, S. 16. l.cstris paraaitica Middendorff, Sibirische Reise, S. 241. Stcrcorariuti parasiticun Baird, B. N.-Amer., p. 831». Stcrcorurius parasiticub Dali and Bamiister, B. of Alaska, p. 3()4. Stcixoruviuti paratiiticaa Evans und Sturge, Ibis, 1859, S. 172 (Spitzbergen). 4. Vögel. 235 Lestris parasitica Malmgren, Journal für Oiuiith. , 18()3, S. 37() (Spitzbergen). Stercorarina parat^iticuü var. Malmgren, a. a. 0., 8. 205 (Spitzbergen). Stercorarius tepliraa Malmgren, a. a. 0., S. 392 (Spitzbergen). Stercorariun panmticHs Newton, Ibi«, 1865, S. 510 (Spitzbergen). Lestris paruaitica Miv. tcphvus lleuglin, retermann's (jeograpbisclie Mitthei- lungon, 1871, S. Oö (Spitzbergen). Stercorarius paraffiticus Gillett, Ibis, 1870, S. 307 (Nowaja-Semlja). Stercorarius parasiticus Heuglin, Ibis, 1872, S. 05 (Nowaja-Semlja). Stercorarius spinicauda Layard (nee Hardy), B. South-Africa, p. 366. Diese Ijereits durch Kapitiin Graali ans Ostgröiiland l)ekaiinte Art wird im Joiunal von Dr. Biichholz mehrmals als von ihm gesehen und eiugesammelt verzeichnet. ISo wurde sie schon am 4. Juli 1869 in der Nähe der norwegischen Küste von ihm erlegt und am 31. Juli im Eis beobachtet. .,Iris In-aungelb; Schnabel schwarz mit grünlicher Basishälfte" (Buchholz). — ,, Häutig tiefer im Eise" (Buchholz, a. a. 0., S. 12). |An der Küste nicht von uns gesehen, dagegen öfters bei Jan Mayen und in der Nordsee. ZavcI von mir im Fjord beobachtete Raubmöven dürften zu dieser Art gehören. — P.] Durch (TÜte vou Heuglin"s konnte ich Si)itzl)ergen-Exemplare (dar- unter auch die einfarbig braune Form) untersuchen, welche Dr. Malm- gren als eigene Art unter dem Namen ,,tStcrcorafii(s tcphyua" abzu- sondern versuchte, weil dieselben angeblich durch weisse Unterseite, schwärzern Rücken und ein breites dunkelaschgraues Brustquerband abweichen sollen. Professor Newton hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es ihm nicht möglich war Unterschiede zwischen Exem- plaren aus Spitzbergen und von den Shetlands aufzufinden, welcher Ansicht ich mich vollkommen anschliessen muss. Nach meinen genauen Yergleichungen vermag ich die Exemplare von Spitzbergen nicht einmal als Rasse anzuerkennen. Die dunkle Kopfquerbinde ist keineswegs als constantes Kennzeichen zu l)etrach- ten; ein Weibchen (Walther-Tliyjiien-Fjord) zeigt dieselbe nur äusserst schwach angedeutet, während andererseits bei einem Exemplare von Helgoland dieselbe so deutlich als an Spitzbergen-Exenq)laren vorhan- den ist, ebenso Ijei solchen aus Südgrönland, die ich verglich. Auch die übrige Färbung und die Dimensionen ergeben keinerlei durch- greifende Charaktere, auf welche sich eine specitische Al)sonderung begründen Hesse. Es i>t in der That schwer die Consecpienzen zu begreifen, welche Dr. Malmgren veranlassten, für thatsächlich nicht coustante Verschiedenlieiten gewisser p]xem])lare Artrecht zu be- anspruchen, ANJilirend er amlerer^eit_l die nicht unbedeutenden und 236 n. Zoologie. dabei als coiistant erwiesenen AbAveiclniDgen. wie sie üria Brün- nichit von Uria troilc bietet, nur als eine ,,Localform" abgefertigt wissen will. Sehr l)eaclitenswertli und von liöclister Bedeutung für den Artcn- wei'tli der lluubjiiüven ist die in der ganzen Vogelwelt fast einzig da- stehende Thatsache ihres gleichzeitigen Auftretens auf dem südlifhen Hall)runde. So liegt mir ein Exemplar des Stvrcorurias parusäitus Brünnicli (Stcrcorarins llaräyL Bp. Com})., II, 210) vom Kap der guten Hoffnung vor, welches von unsern nordischen nicht zu unter- scheiden ist, unter andern die dunkle Brustquerbinde so deutlich als spitzl)ergische Exemplare Ijesitzt. Durch Layard, der die Art trotz des ihm durch Gray und Tristram gewordenen richtigen Nachweises irrig als Stercorurins ti, der sogenannte Stercorarius untardicns Less., lässt sich wirklich in keiner Beziehung von unserer nördlichen unterschei- den , wie nur vorliegende Exemi)lare von Kerguelenland auf das Deut- lichste beweisen. oO) Stercorarius loiajtraudatiis Briss. Pfeilschwanz-Raubmöve. Oniith. VI (ITW), 155. Larus paraniticus L., Faun, suec, 2. cd. (17G1) , p. 55. Lestris crcpidata Brelim, Naiim., Vögel Deutschi., X (1840), .'i34, Taf. 274. Lestris Buffoni Boie, Ilolböll, Fauna Grönlands, S. 56. Stercorarius Bufjoni Reinhardt, Ibis, IHtJ! , IS. IG. Lestriti Buffoni Middcndorfi', Sibirische Reise, S. 241. Stercorarius ccpphus Raird, R. N.-Anier. , p. 840. Stercorarius Buffoni Dali and Rannister, R. of Alaska, p. ^04. Stercorarius Buffoni Malnigren, Journal für Ornithologie, 1865, S. 206 (Spitzbergen). Stercorarius Bufoni Newton, Ibis, 1865, S. 511 (Spitzbergen). Lestris Buffoni Heuglin, Petcnn. Geogr. Mittheil., 1871, S. 65 (Spitzbergen) Stercorarius longicaudatus Gillctt, Ibis, 1870, S. 307 (Nowaja-Semlja). Stercorarius longicauäutus Ilcuglin, Ibis, 1872, S. 65 (Nowaja-Semlja). Ein altausgefärbtes iMännchen, am 18. Juli 1870 an der Eis- kante erlegt, stimmt ganz nut der Abbildung bei Naumann überein und einem Exemplare der Bremer Sammlung aus Nordsibirien. 4. Vögel. 237 L. Fl. M.-Schw. zweit mittlere Solnvzf. F. Muiul- spalte. Breite an Basis. L. M. Z. c. 23" 11" 3'" 12 11" 12 2'" 4" ;>'" 4 s 12'" 12 y, 18'" 18% 1 1 iiiiii 11 18%'" 2(» 13'/,'" 13'/.. Nnrdsibir. Die pfeilschwänzige Itaubmövc war l)islier nicht von der Ostküste Grönlands liokannt, o])sclion man ihr Vorkommen hier voraussetzen durfte, da sie l)ekanntlich eine circumpolare A'erbreitung besitzt. Dr. Mahngren hat sie neuerdings auf Spitzbergen, Gillet auf Nowaja- Semlja angetroffen und ül)er ilir häufiges Vorkommen im nordwest- lichen Amerika (Sanct-lMichael, Yukon) und in Ostsibirien (Anadyr- golf) erhielten wir durch Dali und Bannister in interessanter Weise Aufschluss. In Dezug auf die äusserst verworrene Synonymik der Kaubmöven Avird es sich empfehlen für diese Art ein für allemal die älteste Be- nennung Brisson's beizubehalten, da die in der ersten Ausgabe in Linne's Fauna suecica (1740) angeführte Lariifi parasiticvs nicht mit Sicherheit zu deuten ist. Dagegen lässt die Diagnose in der zweiten Ausgabe dieses Werkes (1761) ,,rectrices duae intermediae ensiformes duplo longiores" nicht den geringsten Zweifel, dass wirklich diese Art gemeint ist, wie auch aus den beigegebenen (Zitaten (Brisson, 1. c; Edw., pl. 14S) deutlich hervorgeht. [Wir haben diese Raubmöve nur wenige male an der Küste beobachtet. Am 18. Juli 1S7() zeigten sich ein Paar an der Eis- kante, von dem das Männchen erlegt wurde. Den folgenden Tag stellte sich wiederum ein Pärchen ein, wovon ein Exemplar sich auf dem INIaste ausrulit(\ Auch am 2"). Juli lieobachtete ich diesen Vogel im Eise. — P.] 31) Sfcrna niacroura Naumann. Küsten-Seeschwall)e. Naumann, Vögel Doutschlands, X, 114, Taf. 2ö3. Sterna Mrnndo Sabine, Linn. Trans., XII (1818), j). 542. Sterna arctica Temm., IlolböU, Fanna Grönlands, S. 42. Sterna hirnndo (arctica) Graali, Heise, S. 179. Sterna macronra Reinbardt, Ibis, 18G1, S. 19. Sterna niacroura Middendorft", Sibirisclie Reise, S. 21'). Sterna macronra Baird, B. N.-Amer., p. 8(J2. Sterna niacroura Dali and Bannister, B. of Alaska, p. 3o(J. Sterna niacroura Evans nnd Sturge, Ibis, ]8r)9, S. 1G7 (Spitzbergen). Sterna arctica Malmgren, .Tonrnal fiir Ornitliol. , 18ö3, S. 373 (Spitzbergen). 23S n. Zoologie. id. Sterna macnira Malmgren, ebendas. , 1805, S. 200 (Spitzbergen). Steriia viacntr<( Newton, Ibis, 1865, S. 50G (Spitzbergen). Sterna macrnra Heuglin, Peterni. Geogr. Mittheil., 1871, S. 05 (Spitzbergen). Sterna macrnra Gillett, Ibis, 1870, S. 300 (Nowaja-Semlja). Sterna macrnra Heuglin, Ibis, 1872, S. G4 (Nowaja-Semlja). Alte im Juni und Juli bei Sabine -Insel erlegte Vögel tragen das vollkommene Sommerkleid (Naumann, Taf. 253, Fig. 1) mit ganz schwarzem ()l)er- und Hinterkopf. Bei einem im September einge- sammelten, in der Mauser begriffenen Männchen zeigen sich an Stirn und Vorderkopf deutliche Spuren von dem Weiss des Winterkleides. In der Färbung herrscht eine fast vollkommene Uebereinstimmung; nur ist das (irau an der Aussenfahne der zwei bis drei äussersten Schwanzfedern bald heller bald dunkler und zuweilen schon auf der zweiten Feder nur schwach angedeutet. Ein junger auf der Heimreise Ende August bei den Fär- Inseln erlangter Vogel ähnelt ganz dem bei Naumann (Fig. 3) dargestellten, nur sind auf Mantel und Schultern die halbmondförmigen dunkeln Bändchen vor den Enden der Federn fast ganz vei'Avaschen und die Federn dieser Theile haben nur schmale Aveissliche Endsäume; Stirn, Vorderkopf, Zügel, sowie die ganze Unterseite sind rein weiss; der liornschwärzlicho Schnabel zieht an der Basis und dem Mundwinkel ins blass Hornröthliche; Beine und Schwimmhäute sind Heischbräun- lich; Nägel dunkel. Die Maassverhältnisse, namentlich die Länge der weit hervor- ragenden äussersten Schwanzfeder und des Schnabels variiren sehr erheblich. Dr. Buchholz notirt diese Art ebenfalls in seinem Journal: ,,Iris braun; Schnabel und Füsse roth; waren lieut und in den vorher- gehenden Tagen sehr zahli'eich an der Eisgrenze; 7. August 1869'' (Buchholz). Fl. M. Schw. Aeuss. Schw. F. Mund- spalte. Schnabel- liöhe an Basis. L. M. Z. 9" r/" O// 1(|/// !"." 1(V" 13','/" 1 8'" 8""" G'/o'" 7'" ad. 10 i> 11 (1 4 15 21 9 G 6'. » 10 3 2 8 ii — 14% 21 9 6'A 7 » 9 9 2 9 7 7 15'/, 21 9 7 7 ). 10 9 2 10 6 10 14 20 9 6'A 7 » 9 1 2 7 4 4 12 18 7 6'/, 7 jun. 4. Vögel. 239 Sfcrna niacroura ist eine der wenigen Seescliwall)en, welche im arktischen Kreise vorkommen, und hier circnmpohii' verl)reitet. ]\Iahn- gren fand sie auf Spitzhergen noch unterm 80. (!rad hriitend. Nach Dali und Bannister sehr häufig am Jukon und hier Brutvogel. Von Kapitän rh-aali hereits in Ostgrönland nachgewiesen. [Die Küsten - Seeschwalhe gehih'te zu den häutigem Krschei- nungen. Wir trafen sie vor und im Eise, in geringerer Zahl hei Shannon-, zahlreicher hei Jackson-Insel, nahe hei Kap Broer lluys und einzeln im Fjorde. Am Südwestende der ^Valross- Insel fand ich am 10. Juni eine Colonie, die am 200 Stück zählen mochte. Die Vögel sassen auf dem dürren Erdhoden oder flogen schreiend um- her. Wir fanden hier ein Ei, welches ohne jede Unterlage auf der blossen Erde lag. — P.] 5, Eier. Bearbeitet von Alfred N e w ton in Cambrittoe. i Die kleine Sammlnng von Eiern, welche von der zweiten Dent- schenNordpolar-Expedition heimgeliracht und mir von Herrn Dr. Finsch zur Bestimmung übersandt wurde, enthält einige Exemplare von grossem Interesse. Leider aber ist die Mehrzahl der gesammelten Eier in ziem- lich schlechtem Zustande, und noch mehr ist zu bedauern, dass gerade manche der seltensten nicht mit genügender Sicherheit identificirt werden können. 1) Flerfrophnnc.'i nivalift von der Sabine-Insel. Normal. 2) Lagopiifi riq^rsfr/s. Ein nicht ausgeblasenes , halb zerl)roche- nes Exemplar, durch atmosphärische luntiüsse fast ganz entfärbt; nur auf der Seite, auf welcher das Ei lag, sind noch Farben zu erkennen. 3) Acgialücs h/aticula. Das erste dieser Eier, von der Falschen liai, ist in gutem Zustande, die andern drei sind dagegen nur Frag- mente und dazu unausgeblasen. Sämmtlich von normalem Gepräge. 4) Augenscheinlich die Eier einer Art von Strandläufer (Limtrieo- hie), einer Gruppe, aus welcher die Expedition nur die vier Arten AegialUes hiaticula, StrcpsiJa.^ intcrpres, Trhiga maritima und Cali- dris arenaria einsammeln konnte. Man erkennt sofort, dass sie nicht der ersten derselben angehören. Schon mehr ähneln sie den Eiern der zweiten, sind aber kleiner und weichen doch auch zu beträchtlich in der Färbung ab, um sie derselben zusprechen zu können. Sie sind ^ Aus dorn Euglisclieu übersetzt von Dr. G. Hartlaub. T). Eior. 241 auch kleiner nls mittel grosse Eier der dritten Art und in einer Reihe von 120 Stück finde ich keins, dns ilmen in Farhe und Zeichnung ähnlicli wäre. Die vierte der genannten Arten, also Calidri.'i arenaria, wJire dagegen ernsthaft in Betracht zu ziehen. ^ Von diesem Vogel habe ich l)isjetzt nur ein unzweifelhaft echtes Ei gesehen , dasselbe, welches mir im vorigen Jahre die Smithsonian Institution in Washington zuschickte und von welchem ich in den Proceed. Zool. Soc. 1871 eine Abbildung veröffentlicht habe (pl. IV, hg. 2). Es wurde dieses Ei durch Herrn M'^Farlane an der arktischen Küste Amerikas, östlich vom Andersonhuss erlangt und durch gleichzeitige Erlegung des weib- lichen Vogels mit voller Sicherheit identiticirt. Vergleicht man nun dieses Ei mit den von Dr. Pansch mitgebrachten Exemplaren (oder Fragmenten), so legt sich die Vermuthung nahe, dass sie einer und derselben Art angehören, und die sorgfältigste Untersuchung hat mich keine irgend erheblichen Unterschiede zwischen ihnen erkennen lassen. Diese Thatsache, in Verbindung mit der Auskunft, die mir Herr Dr. Fiusch ül)er die von der deutschen Expedition auf der Ost- küste Grönlands angetroft'enen Arten ertheilte, macht es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass es sich in der That um die solange ver- gebens gesuchten Eier von CnJidr/'s arcvaria, handelt. Die Grund- farbe derselben ist ein blasses Lehmgelblich; bei zweien ist ein grün- licher Ton bemerkbar und eins ist entschieden bräunlich. Auf diesen Grundfarben stehen bei der Mehrzahl einige schwach purpurbräunliche Flecken und dann etwas unregelmässige gelblichbraune Zeichnung in zwei Schattirungen , bisweilen ziemlich gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilt, bei andern aber zu grössern Flecken vereinigt. Bei diesen letztern erscheint dann die Farbe am dunkelsten. Die Exemjjlare mit grünlicher Grundfarbe ähnelm in etwas einem stark verwaschen gefärbten Eie von Strrpsilas; aber eine Verwechselung heider erscheint dennoch für ein Keniierauge unmöglich. Die Exem- plare mit den grossen Flecken (blotches) ähneln einer seltenen Va- rietät des Eies einer kleinen Basse der Trwga alpina (der Tr. Scltw- zii einiger Autoren) und man könnte sich, hätte man nur solche gross- gefleckte Exemplare vor sich, versucht fühlen, sie dafür zu nehmen. Aber die Reihe, klein wie sie ist, zeigt, dass dies nur eine extreme Abweichung von der normalen Färbung ist. Diese Reihe setzt mich zugleich einigermaassen in den Stand in ' Walirsclieiulich kommen boiile Phalaroints-Artcn, fiilicar/us lind hyperhorenS) brütend an der Ostküste Griiiilands vor, obgleich sie niclit eingesammelt wnrden Aber anch deren Eier sind total verschieden von den vor mir liegenden. Zweite Deiitsclie Norclpolfalnt. II *0 242 II- Zoologie. einer Sache klarer xii sehen, die für mich von grossem persihilichcn Interesse ist. Als ich 1858 in Island war, kanften Herr Wolley nnd ich eine kleine Sammlung von Eiern, die ein Jnnge in Reykjavik zusammen- gebracht hatte. Seiner Aussage zufolge — und diese war ohne Zweifel wahrheitsgemäss — stammten sie sämmtlich aus der nächsten Um- gebung. Unter ihnen befand sich nun ein Ei, desgleichen weder mein Freund noch ich selbst je zuvor gesehen hatteu, und welches ich immer wieder auf die Möglichkeit hin musterte, es könnte das eines Sander- ling sein. Als ich nun im verflossenen Jahre das schon erwähnte authentilicirte Exemplar durch Professor Baird erhielt, fühlte ich mich bitter enttäuscht durch die Wahrnehmung, dass dieses Ei dem sl'SoXov meiner Hofthungen und meiner anticipirten Vorstellung so wenig ent- sprach. Jetzt wird mir aus der Reihe, die ich vergleichen kann, klar, dass jene beiden Exemplare die entgegengesetzten Endpunkte der- selben bilden und ich nehme kaum noch Anstand mein isländisches Ei von 1858 für eins von Caliäris arenaria zu halten. Dasselbe zeigt den normalen lehmfarbigen Grundton mit den schwachen purpur- bräunlichen Flecken, aber die braune Zeichnung darauf steht dichter als auf irgend einem der grönländischen Eier. Folgendes sind die Di- mensionen (nach engl. Maass) derjenigen unter diesen, welche ich zu bestimmen im Stande bin. A. 1-44X-99; B. 1-35X-97; C. 1 ■34X1-02; D. 1.34X1; E. 1-4 X 1-1; F. 1-42 X-97. Das isländische Ei stimmt in der Grösse überein, da es aber an den Enden ausgeblasen ist, so lässt sich seine grössere Axis nicht mit Sicherheit messen; die kleinere ist -98. Das echte Sanderlingei von der Smithsonian Institution misst 1-43X-98. Vier unter den grön- ländischen Eiern sind geradezu nur Scherben und können höchstens dazu dienen die Art der Färbung zu versinnlichen. Ein fünftes ist unausgeblasen und ich befürchte sehr dasselbe nicht conservireu zu können; die übrigen fünf, wahrscheinlich stark bebrütet, sind durch grosse Löcher entstellt, ja zum Theil ganz zerbrochen. Ich kann nicht umhin hinzuzufügen, dass weder die von Thiene- mann gegebenen Abbildungen (Fortpfianzungsgeschichte der gesammteu Vögel, Taf. LXII, Fig. 2a — c), noch die in Bädeker's Eierwerk (Taf. LXXI, Fig. 5) mir zuverlässig erscheinen. Sie zeigen keine Aehn- lichkeit mit dem Ei von der Smithsonian Institution und nur höchst geringe mit irgend einem der übrigen von mir erwähnten. Dazu kommt, dass wir hinsichtlich des Geschichtlichen der Originale keine Art von Aufklärung erhalten. 5. Eier. 243 5) Sfcrna arctica. Ein ausgeblasenes Exemplar imcl dabei so zerbrochen, dass es für eine Sammlung unbrauchbar. In Färbung und Gestalt normal. ()) Larns ylcmciis. Zwei angeblich demselben Neste entnommene Eier weichen in Färbung und Zeichnung so bedeutend voneinander ab, dass sie sehr wahrscheinlich von verschiedenen Individuen her- stammen. Wo Möven häufig sind, kommt es gar nicht so selten vor, dass sie sich anstatt des eigenen eines fremden Nestes beim Legen bedienen. Die Eier von Larns gJauciis sind meiner Ansicht nach von denen von Larus marimis nicht unterschieden worden und darum sind diese Eier von um so grösserm Werthe, indem sie aus einer Gegend kommen, wo Larus marinus gar nicht vorkommt. 7) Somateria mollissima. In gutem Zustande und von gewöhn- lichem Ansehen. Indem ich diese Noten schliesse, sei es mir gestattet meine ernste Hoffnung dahin auszusprechen, dass eine dritte deutsche Nordpolar- Expedition das Ziel erreichen werde, das ihre Freunde und Förderer so heiss ersehnen und das Diejenigen in so hohem Grade verdienen, welche bereits ihr Leben bei dem Versuche aufs Spiel gesetzt haben. Sollte es wirklich dazu kommen, so vertraue ich, dass man auch der Oologie die ihr gebührende Berücksichtigung nicht versagen werde. Noch immer liegt ein Land der Yerheissung vor uns, welches, wenn- gleich nicht überfliessend von Milch und Honig, wahrscheinlich das Fortjjfianj^ungsgebiet von Trhuja camitns und Tringa subarqnata ist, und die noch unentdeckten Eier dieser beiden gemeinen europäischen Vögel werden jedenfalls der schönste Lohn für den oologischen For- scher sein. 16* 6. T u n i c a t a. Bearbeitet von C. K u p f f e r in Kiel. Gattung Cyntllia Savigny. 1) Cynihia villosa Faln-icius, Ascidia vüloso 0. Fabricins, Fauna Grönlands, S. 333. Gesammtkörper konisch oder birnlormig, bis 2"" lang, das l)rei- tere Ende ist das freie nnd trägt die Oeffnungen, das verjüngte iMide spitzt sich zu und ist nicht direct angeheftet, sondern mit einer grössern Zahl von langen theils unverzweigten, theils sich wnrzelartig verästelnden weisslichen Haftfäden besetzt, durch die die Befestigung erfolgt. Tunicata derb lederartig, quer gerunzelt, fast durchweg, ausgenommen die vordere Endfläche, mit groben Sandkörnern in- krustirt. Mundöffnung (Kiemenöffnung) viereckig, auf dem Scheitel der Yorderfläche sitzend, die ebenfalls viereckige Kloakenöffnung etwas zur Seite gerückt. — lieber die Farbe lässt sich nach den Spiritus- exemplaren nichts aussagen. Kiemensack durch die ganze Länge des Innenkörpers reichend, gefaltet, Falten ungleich breit und hoch, acht an der Zahl. In der dorsalen Mittellinie des Kiemensacks eine bandartige, mit der einen Kante angeheftete Leiste, deren freie Kante eingerollt ist. Tentakeln am Kiemeneingange einfach. Afteröffnung von einem Kranze haken- förmig zurückgebogener Papillen umgeben. Ovarien aus vier bis fünf quer verlaufenden, isolirten, der Haut- muskelschicht eng angehefteten, cylindrischen Schläuchen bestehend, 6. Tuuicata. 245 die je an einem Ende eine Oeffniing haben. Sie liegen an der ven- tralen Seite. Die Identität mit der von Fabricius kurz l)eschriebenen Art ist nicht zweifellos, da er die Oberfläche wollig nennt, wovon an den vorliegen- den Exemi)laren wegen der Inkrustation mit Sand nichts zu bemerken ist. Die äussere Gestalt, das zugespitzte Hinterende, die Stellung der beiden Oeifnungen und namentlich die charakteristischen Wurzel- fäden an dem Hinterende stellen aber diese Art der von ihm be- schriebenen näher als irgendeiner andern bekannten. Daher ist die Artbezeichnung beibehalten, obgleich „radicata'-'' passender wäre. Fundort: Germaniahafen. 2) Cijnthia Ädolphi ' nov. spec. Gesammtkörper walzen- oder tonnenförmig, 1 — Ijö'^™ lang, beide Oeß'nungen am A orderende, aber gleichmässig vom Scheitel abgerückt. Das Hinterende mit kleiner Fläche angeheftet, über die hinaus platte, verästelte Haftzotten sich auf der Unterlage , die bei allen Exemplaren Gestein war, verbreiten. Tunica weisslich, an Schnittflächen durchscheinend, zäh leder- artig, an der Olierfläche grob warzig und runzelig, kein Beleg von fremden Gegenständen. Beide Oeff'nungen abgerundet viereckig. Der Kiemensack erstreckt sich durch die ganze Länge des Innen- körpers, hat sieben Falten, die siebente nimmt die dorsale Mittel- linie ein. Die Bauchfurche ist ungewöhnlich stark entwickelt, ihre Ränder erheben sich in die Kiemenhöhle so hoch wie die Falten. Tentakeln am Kiemeneingange einfach. Magen und Darm liegen an der linken Seite des Kiemensackes, der Darm ist abgeplattet. Das einfache Ovarium liegt rechts; es bildet einen S förmig gekrümmten Schlauch, der bei einem Exemplar am blinden Ende gespalten war. Fundort: Insel Shannon. Anmerkung. Die Bezeichnung der llegionen ist auf die Stellung des Thieres l)ezogen, bei der die die flimmernde Bauchfurche ent- haltende Seite die untere (ventrale) ist, die Flimmergrube und das Centralnervensystem oben (dorsal) liegen und das Vorderende durch die Mundöifnung (Kiemen- oder Eintrittsöft'nung) bestimmt wird. ' Zu Ehren des Sammlers, Dr. Adolf Pansch. 7. Mollusken, Würmer, Echinodermeii und Coelenteraten. Bearbeitet von K a r 1 M ö 1j i u s in Kiel. Mit einer Tafel in Kupferstich. Der Bezirk, in welchem die in dem folgenden Verzeichniss an- geführten wirbellosen Seethiere vom Strande an bis zn 30 Faden Tiefe durch Herrn Dr. Pansch gesammelt wurden, erstreckt sich vom 73° 50' bis 75° 15' nördl. Br. Hier leben diese Thiere in einer Temperatur, welche sich im Laufe des Jahres imr wenig verändert. Nach dem Tagebuche der Germania, Kapitän Koldewey, schwankte das Tagesmittel der Oberliächentemperatur vom 9. Juli bis zum 13. September 1860 zwischen 70° 44' bis 75° 30' nördl. Breite nur von 1,62 — 1,29° R. Dann entstand Eis, unter welchem vom 3. Oc- tober 1869 bis 21. Mai 1870 1,5—2° R. herrschten. Messungen der Temperatur bis zu 220 Faden Tiefe innerhalb der- selben Breitengrade zwischen dem 13. Juli und 3. August 1869 er- gaben 0,4 — 1,3° B. Im Jahre 1870 fand man zwischen 71° 20' und 75° 26' nördl. Br. vom 11. Juli bis 28. September an der Oberfläche 0,02 — 4,62°. Zwischen 73° 11' und 71° 30' wurde vom 12. August bis 27. Septem- ber 1870 von 20 — 300 Faden Tiefe 0,7—2,6° R. beobachtet. Nach dem Tagebuch der Hansa, Kapitän Hegemann, fand man am 14. und 15. Juli 1869 unter 74° 37' und 74° 57' nördl. Br. 20 — 75 Faden tief 1—0,6° R.; am 19. September unter 73° 5' nördl. Br. 100 Faden tief 1° R. 7. Mollusken, Würmer, Ecliinotlermcii und Ccelonterateu. 247 In seinem Vortrag „lieber die Avissenschaftlichen Ergebnisse der ersten Deutschen Nordpolfahrt von 1868" sagt Herr von Freeden S. 4: „Ueber dem Parallel von Jan Mayen (71° nördl. Br.) bis 77° linden Avir eine grosse Meerestiäche, welche vom 1. Juni bis 1. Sep- tember eine zwischen 0° und 2° schwankende Temperatur besitzt und welche von schmelzenden Eisschollen mehr und mehr erfüllt ist, je westlicher man kommt." Kücksichtlich der Wärmeschwankungen ihres Mediums sind also die grönländischen Seethiere ebenso günstig ge- stellt, Avie die Thiere der tropischen Meere. Nach Dana's Classification and geograph. distribution of Crusta- cea, 1853, p. 1483, betragen die Mittel der OberÜächentemperatur der kältesten 30 und der Avärmsten 30 aufeinanderfolgenden Tage bei ^'enezuela und Surinam 18,66 und 21,32^ II. Bahia und Pernambuco 18,66 und 22,64° B. Singapore 18,66 und 23,08° B. Yiti-Inseln 18,66 und 23,52° B. Tahiti 18,66 und 22,64° B. Manilla 20,88 und 23,52° B. Aus den Temperaturbeobachtungen, welche Herr Professor C. Semper im Meer der Philippinen machte und Avelche er mir für diese Vergleichungen gütig zur Verfügung stellte, entnehme ich Folgendes: Im Jahre 1861, am 26. Juni, bewegte sich von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends bei Anhuplate die Temperatur der Luft . . . zAvischen 20,6 und 22,9° B. die Temperatur der ObcrHäche zwischen 21,3 und 21,8^ B. An demselben Tage und Orte betrug die Temperatur: 5 Faden tief 21,5° B., 10 Uhr vormittags. 17 Faden tief 21,4° B., 2V2 Uhr nachmittags. 22 Faden tief 21,4° B., 3 Uhr nachmittags. 5 Faden tief 21,5° B., 5 Uhr nachmittags. In den hier angeführten Tiefen weicht also, ebenso wie in dem nördlichen Eismeere, die Wärme sehr wenig von der Wärme der Ober- fläche ab. Ich vermuthe, dass die wenig veränderliche Wärme, in welcher die hochnordischen Seethiere leben, eine der Hauptursachen der an- sehnlichen Grösse sein wird, durch die sie sich nach vielen Beob- achtungen vor Individuen derselben Art in gemässigten Gegenden auszeichnen. Denn am Boden des Eismeeres sind Arten, die ihrer Natur nach in einer niedrigem Temperatur gedeihen können, den Störungen, welche die grössern Temperaturschwankungen in den 248' II- Zoologie. Lebensverrichtiuigeii der Thiere gemässigter Meere hervorrufen, sehr wenig oder gar nicht ausgesetzt; die Organe können daher ihre Func- tionen, soweit dieselben von der Temperatur abhängig sind, in einer gleichmässigern Weise fortsetzen, als in Individuen derselben Art, welche z. B. mittlere und höhere Regionen der Nord- und Ostsee bewohnen, woselbst die Unterschiede zwischen der niedrigsten und höchsten Wassertemperatur 10 — 15 und zuweilen noch mehr Grade betragen, was H. A. Meyer für verschiedene Punkte des westlichen Ostseebeckens ^ und ich für zwei Stelleu der Nordsee an der deut- schen Küste nachgewiesen habe.^ MOLLUSCA. Gasteropoda. 1) Chiton albus Linne. Fabricius, Fauna grcenlandica, S. 422. — Forbes aud Hanley, Brit. Moll., pl. 62, fig. 2. — Jeffreys, Brit. Couch., V, pl. oG, fig. 3. Grösse: 15'"'" lang, 8""" breit. Verbreitung: Spitzbergen bis Kattegat und Britannien, Massachu- setts (Gould-Binney). Bis 550 Faden. 2) Lepeta creca Müller. Zool. dan., I, 12, tab. XII, fig. 1—3. — Jeffreys, Brit. Couch., III, 252; V, pl. 58, fig. 6, 7. Grösse: 11'"'" lang, 8""" breit, 5'"'" hoch. Walross-Insel. 25 Faden. Verbreitung: circumpolar; Sitka, nordjapanisches Meer (Schrenck), Spitzbergen bis Kattegat und Britannien. 3) TrocJms gramlanüiciis Chemnitz. Chemnitz, Couchyl. Cab., V, 108, Fig. 1671 (schlechte Abbildung). — Forbes and Hauley, Brit. Moll., pl. 68, fig. 1, 2. Grösse: IS"""' lang, 15""'" breit. Sabine -Insel, Jackson -Insel, Nordshannon -Insel, Germaniahafen. 2_30 Faden. Verbreitung : Labrador bis Massachusetts , Weisses Meer bis Katte- gat und Britannien. 1 H. A. Meyer, Untersuchungen über physikalische Verhältnisse des westlichen Theils der Ostsee (Kiel 1871), §. 27. 2 Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. XXI, 1871, Ö. 301—302. 7. Mollusken, Würmer, Echinodermen und Coeleateraten. 249 4) Troclms heliciuns Fabricius. Fabriciiis, Faima grteiilandica, S. d'Jo. — Forbes and llaiiley, Brit. Moll., pl. 68, flg. 4, 5 uud pl. CG, tig. i. — Jeffreys, Brit. Couch., III, 21)5; V, pl. 61, fig. 4. Grösse: 15'"'" lang, 20""'» breit. Sabine -Insel, Jackson -Insel, Nordsliannon- Insel, Walross- Insel. 4—27 Faden. Verbreitung: circumpolar; Massachusetts, Japanisches Meer, Nor- wegen bis Kattegat und Britannien. 5) Fleurotoma pyramidalis Ström. Taf. I , Fig. 1 — 3. Ström, Nye Sämling af det Kongelige Danske Videnskab. Selskabs Skrifter, III, 1788, 296, Fig. 22 (Buccinnm pyramidale). — Mörch., Moll. Grönl., nennt sie Pkurotoma puramidalc und führt als Synonym an Defrancia Vahlii. Beck in Möller's Index Moll. Groenl., p. 86. (Kröyer's Naturhist. Tidskrift, IV, 1842 — 43.) Die MöUer'sche Diagnose passt auf die vorliegende Schnecke. Die Schnecke hat einen Deckel, er ist halbmondförmig; Nucleus excentrisch, in einer Ecke der geraden Seite. Taf. I, "Fig. 3. Schale 12""" lang und CI'"'" breit. Giftsack eiförmig, 1'"'" lang. Der Ausführungsgang ist 7 — 8""" lang und enthält kugelförmige Zellen. Pfeil sack schlauchförmig. Die Pfeile sind mit kleinen kernhaltigen Zellen erfüllt; an ihrem Basal- stück ist jederseits ein Haken. Taf. I, Fig. 1 und 2. Sabine-Insel, Jackson-Insel, Shannon -Insel. 4 — 30 Faden. Verbreitung: Grönland bis Massachusetts, Spitzbergen bis Nor- wegen (Bergen). 6) Fhsus proiyinquus Alder. Forbes and Hanley, Brit. Moll., pl. 103, .fig. 2. — Jetfreys, Brit. Couch., pl. 86, fig. 3. — Middendorff, Malacozool. Rossica, II, 471, tab. IV, tig. 13 (Tritonium islancUcum, var. siilcata). Grösse: 72""" lang, 33"»'" breit. Sabine-Insel, Clavering-Insel, Germaniahafen. 2 — 20 Faden. Viele Schalen am Strand von Shannon. Hier auch Ei er kapseln mit Embryonen. Verbreitung: russische Eismeerküste bis Kattegat und Irland. 7) Buccinnm imdatum Linne. Liune, Syst. uat., ed. XII, p. 1204. — Forbes and Hanley, Brit. Moll., III, 401, pl. 109, fig. ?, 5 und PI. L. L. 5. Grösse: 42"'"^ lang, 30'^"' breit. Die Schnecke ist dünn, wie bei der Varietät, welche auf Schlamm- grund im westlichen Ostseebecken und in der Helgolander Bucht lebt. Von dieser unterscheidet sie sich aber dadurch , dass ihre Aussenlippe in der Nähe der Spindel mehr verdickt ist. 250 n. Zoologie. Jackson -Insel, Clavering- Insel. 4 Faden. Verbreitung: circumpolar; norclatlantisclier Ocean an der euro- päischen und nordamerikanischen Küste, Mittelmeer, Ochotskisches Meer. 8) Scalaria yrcenlaiidica Chemnitz. Chemnitz, Concli. Cab. , XI, Fig. 1878, 1879. — Kieuer, Genre Scalaria, p. 18 (Scalaria x)laticostata) , pl. VII, fig. 21 (gute Abb.). — Forbes and Hanley, Brit. Moll., pl. 70, fig. 5, 6. Grösse: 30""" lang (nach einer einzigen verletzten Schale). Nordshannon -Insel. 30 Faden. Verbreitung: nördliches Eismeer, Norwegen bis Bergen. 9) Natica clausa Brod. et Sow. Kapitän Beechey's Voyage, pl. 34, fig. 3 und pl. 37, fig. (3. — Gould (Binney), luvertebrata of Massachusetts, 1870, p. 343, fig. 612 (gut). Grösse: 29'"" lang, 20""" breit. Die Spitze schon bei Jungen verwittert. Nordshannon-Insel, Sabine-Insel, Jackson-Insel, Clavering-Strand. 30 Faden. Verbreitung: circumpolar; Japanisches Meer; Finmarken. 10) Cyliclma cylindracea Penn. Taf. I, Fig. 4—0. Forbes and Hanley, Brit. Moll., pl. 114 B, fig. 6. — Jeffreys, Brit. Couch., pl. 93, fig. 4. Grösse: lü'""^ laug, 4,5'""' In-eit. Radula 16 Glieder. Formel: 5.1.1.1.5. Basis des Mittel- zahns fast vierseitig; die Krone mit 16 — 18 Zähnchen. Zwischen- zahn und Seitenzähne sensenlormig. Die Schneide ihrer Krone ge- zähnelt. Basis des Zwischenzahns fast rautenförmig, zweilappig. Taf. I, Fig. 8 und 9. Drei lang ovale, glatte Magenplatten in tiefen Taschen des Magens. In dem Vormagen eines Exemplars waren 72 junge Schnecken (Troclms hclicinns). Schalenstückchen von ebensolchen Schnecken ent- hielten auch die Kothballen der Cyliclma^ in denen sich ausserdem noch Diatomeen und Chlorophyllkörner vorfanden. Taf. I, Fig. 4 — 7. Jackson-Insel. 4 Faden. Verbreitung: Finmarken, Canaren, Mittclmeer. 3 — ^160 Faden. 11) Clionc limachia Pliips. Phipps, Heise nach dem Nordpol, 1773. Aus dem Englischen 1777. Tage- buch, S. 104. — Härtens, Spitzbergische und grönländische Reisebeschreibung im Jahre 1()71, S. 128, „See-Gots-Pferd", Taf. P, Fig. f. — Eydoux et Soulcyet, Voy. Bonite, MoUusques, Atlas, T. 15bis, Fig. 1—19 (Clio horealis Brug.). — Rang, Descript. d'un genrc nouv. de la cl. Ptcrop. et de deux especcs nouv. du genre Clio. Ann. scienc. nat. , 1825, V, 285, Taf. 7, Fig. 2 {Clio Bliquelonenais von Neufundland). 7. Mollusken, Würmer, Ecliiuodermt'ii uiul Ca-leuteraten. 251 Grösse: 36'""' lang. Verbreitimg: Westgrönlaiid, Massacliusetts. Lamellibrancliia. 1) Modiölaria discors Linne. Limie, Syst. uat., ed. XII, p. 1151». — Forbcs caud Ilanley, Brit. Moll., II, Ul5, pl. XIV, fig. 5, G. Grösse: bis 2(5™™ lang, 16'"™ hoch, J 1'"'" breit. Shannon-, Sabine-, Clavering- und Jackson -Insel. 4 — 30 Faden. Verbreitung: circumpolar; Nordostaraerika, nordjapanisches Meer, Mittelmeer, Nordsee, westliche Ostsee. 2) Cardium grcenhaulicnni Chemnitz. Chemnitz, Conch. Gab., VI, Taf. 19, Fig. 198. — Soworby, Couch. Manuual, p. 70, fig. 123. — Gould (Binuey), Inverteb. of Massachusetts, p. Ul (Aphrodite groenlandica), Fig. 454 (gute Abb.) Grösse: 70™'" lang. Verbreitung : Westgrönland , Massachusetts , Beringsstrasse. 3) Ästarte horealis Chemnitz (Ästarte arctica Gould). Chemnitz, Conch. Cab., VII, Taf. 39, Fig. 412. — Philippi, Abb. und Be- schreib. Conch., II, Taf. I, Fig. 12. — Gould (Binuey), Invert. Massach., Fig. 433 (Astartc acmmdcata). — Meyer und Möbius, P'auua der Kieler Bucht, II, S. 1. Grösse: 33 — 35™™ lang, 27™™ hoch, 7—10'"™ breit. Viele von Gasteropoden durchbohrt. Shannon-, Sabine-, Clavering- und Jackson-Insel. 4 — 10 Faden. Am Strande von Shannon viel angespülte Schalen. Verbreitung: nördliches Eismeer, von der Beringsstrasse bis Lapp- land, Norwegen, Ostsee bis Bornholm. 4) Äst arte sidcata, da Costa. Da Costa, Brit. Conch., p. 192. — Forbes and Hanley, Brit. Moll., I, 452, pl. 30, fig. 5, 6 (Astartc Danmoniensis). Grösse: 25™™ lang, 18'"™ hoch, 10™™ breit. Verbreitung: circumpolar; Ochotskisches Meer, Canaren, Nordost- amerika, Kieler und Flensburger Bucht. 5) Ästarte eomprcssa Montagu. Montagu, Testac. Brit. Suppl. , p. 43, pl. 2G, fig. 1. — Forbes and Hanley, Brit. Moll., I, 4G4, pl. 30, fig. 1—3. Grösse: 14™™ lang, 12™™ hoch, 7,5™™ breit. Jackson. Verbreitung: nördliches Eismeer, Nordostamerika, Spitzbergen, Norwegen, Britannien, Kieler Bucht. 252 n. Zoologie. 6) Astarte crehricostata Forbes. Annals uat. bist, vol. XIX, 1847, j). 98, pl. IX, fig. 4. — Gould (Bimiey), Invei't. Massach., p. 12G, Fig. 440. Der Bauchrand der ostgrönländischen Exemphire ist ziemlieh flach, die Ciiticula strohgelb, feinfaserig. Vorder-, Bauch- und Hinterrand älterer Exemplare sind verdickt und crenulirt. Die meisten haben ebenso Üache und dichte Anwachsrip})en, wie Astartc hurcalia; einige jedoch so wenige und fast ebenso starke Avie Astartc suhata. Grösse: 28""» lang, 22""" hoch, 13"^'" breit. Shannon. 30 Faden. Verbreitung: Westgrönland, NorAvegen, Nordostamerika. 7) Venus astartoidcs Beck. Middendorff, Mal. Ross. , III, 572. — Pliilippi, Abb. und Beschreib. Couch., III, 61, Taf. IX, Fig. 4. — Gould (Biuney), luvert. Massach., p. 136, tig. 447 (Tapes fluctuosa). Grösse: 16"™ lang, 12™" hoch, 7"™ breit. Shannon-Insel, Jackson-Insel. 4 — 30 Faden. Verbreitung: Westgrönland, Massachusetts, Ochotskisches und Ja- panisches Meer, 8) Mya truncata Linne. Limie, Syst. nat., ed. XII, p. 1112. — Forbes and Hauley, Brit. Moll., I, 163, pl. X, fig. 1-3. Dr. Pansch fand in dem Magen eines Walrosses 500 Körper dieser Muschel und nur ein einziges Stückchen einer Schale. Neben den Eislöchern, aus denen die Walrosse auftauchen, lagen Haufen von Schalen. Sabine-Insel, 10 — 20 Faden. Am Strande von Shannon viel an- gespülte Schalen. Verbreitung: circumpolar; Ochotskisches Meer, Nordostamerika, Britannien, Busen von Biscaya, Norwegen, westliche Ostsee. 0) Saxicava nigosa Linne. Lhine, Syst. uat., ed. XII, p. 1113 (rugosa) und p. 1116 (arctica). — Forbes aud Hanley, Brit. Moll., I, 141, pl. VI, fig. 7, 8. Grösse: 43™"' lang, 22""" hoch. Schale sehr dick. Shannon-Insel. 30 Faden. Am Strande viele angespülte Schalen. Verbreitung: circumpolar; Japanisches und Chinesisches Meer, Nordostamerika, Sitka, Mittelmeer, Canaren, Nordsee, westliche Ostsee. 7. Mollnskon, Würmor, F.rhinoclermen und Coelenteraten. 253 üracliiopoda. 1) 'TerchrafnJn p^iUfaccn (rinel. Middendoiff, Mal. Ross., III, Taf. XI, Fig. 11—17. — Gould (Binney), Invert. Mass., p. 210, tig. 501. Grösse: 21'"'" lang-, 22""" breit, IfV"'" hoch. Jackson -Insel. Verl ) reit nnt>;: Westgrönhmd, Massachusetts, Spitzbergen, Fin- marken. 2) Tfrf'hrahdd crmihini Müller. Zool. dan. Prodr., p. 249. — Jeffreys, Brit. Conch., II, 11; Y, pl. 19, fig. 1. Grösse: 16'""^ lang, 11""" breit, 11""" hoch. Shannon -Insel. 30 Faden. Yerbreitung: Norwegen, Shetland-Inseln, Fiiimarken bis Kattegat. V E R M E S. Annelirtes. 1) Polynor cirrosa Pallas. Pallas, Miscell. Zool., 1760, p. 95, tab. 8, tig. 3 — 6. — Malmgren, Nord. Hafs-Ann., p. 58, tab. YIII, fig. lA— E (Nychia cirrosa). Grösse: 47""" lang, 10""" breit. Sabine- Insel. Verbreitung: Fininarken bis Kattegat, Britannien, Westgrönland, Spitzbergen. 3 — 120 Faden. 2) Poh/no'r cirrata Pallas. Pallas, Miscell. Zool., p. 94, tab. YII, fig. 15a, b und tab. YIII, fig. 1, 2. — Malmgren, Nord. Hafs-Annnl., p. 67, Taf. IX, Fig. 8 {HarrnntJioe imhricata L.), p. 71, Taf. IX, Fig. 7 (Evcmic impar), p. 74, Taf. IX, Fig. 6 (Atitiiioe Sarsii), p. 73, Taf. IX, Fig. 5 (Lrfnilln (jlahra). In dem Bericht über die Expedition zur Untersuchung der Ostsee im Sommer 1871 (Berlin 1872), S. 111, habe ich gezeigt, dass diese vier Species und Gattungen nur als Formen einer Art anzuseheu sind. Grösse: 33""" lang; 10""" breit. Sabine-Insel, C'lavering-Strasse. 4 — 12 Faden. Verbreitung: circunipolar; Ostsee bis Sitka. 3) Nereis diversicolor Müller. 0. F. MtUler, Prodr. Zool. dan., p. 277. — Derselbe, Yon Würmern des süssen und salzigen Wassers, S. 104, Taf. 6. — H. Rathke, Nova Acta Ac. C. L., XX, 161, tab. 8, fig. 6 — 8. 254 ^^- Zoologie. Shannon -Insel. Verbreitung: Norwegen, Nordsee, Ostsee. 4) Ncrc'is pclagica Linne. Örsted, Ann. Dan. consp., p. 21, fig. 72, 75, 7G. — Malmgren, Ann. polych., p. 1G4, tab. YI, fig. 35. — Rathko, Beiträge zur Fauna Norwegens, S. 155, Taf. VII, Fig. 13, 14. Grösse: 75'"''' lang, vorn, G5""" breit. Die Heieronereis-Y ovm hat im Vorderkörper 22 Segmente (Rathke und Malmgren beobachteten 16, Örsted 20), im Hinterkörper G5. Verbreitung: westliche Ostsee bis Finmarken, Spitzbergen, Island, "Westgrönland. 5) Leipoceras g. n. XetTTCLv fehlen, xspai? Hörn. Kopf ohne Fühler und Fühlercirren. Das fünfte Körperseg- ment ist länger als die vorhergehenden und nachfolgenden und ent- hält jederseits eine kammförmige Reihe dicker Borsten. Taf. I, Fig. 17. Kiemen zAingenförmig, beiderseits auf dem Rücken der Segmente. Lnpoccras nviferiim spcc. nov. Taf. I, Fig. 10 — -20. Ein 38""" langer, spiralig zusammengerollter Wurm, vorn 1,5'""' breit, hinten 1,2. 70 Segmente, das Hinterende ist verletzt. Vorder- körper oben concav, unten gewöll)t. Vom 11. Segment an verliert sich die Concavität und der Rücken wird auch gewölbt, sodass der Körper von da an fast drehrund ist. Kopf nach vorn etwas ver- schmälert (Taf. I, Fig. 10). Vorn am Kopflappen zwei kleine runde Vorsprünge. Zwei Augen auf zwei flachen Wülsten, die hinterwärts verschmelzen und in eine flache und schmale Wulst auslaufen, welche sich bis zum vierten Körpersegment erstreckt. Mundöffnung rechts und links von einer wulstigen Lippe be- grenzt, die beide unten spitzwinkelig zusammenstossen (Fig. 11). Das erste Körpersegment trägt zwei kleinere Büschel von Bor- sten, als die drei folgenden. Die Borsten der obern Büschel des Vorder- körpers (vor dem fünften Segment) sind pfriemenförmig, die Borsten der untern Büschel schmal lanzettlich (Fig. 15 und 1(3). Im fünften Segment ist sowol über als unter den dicken Borsten ein kleiner Büschel feiner Borsten (Fig. 17 und 18). Vom sechsten Segment an befinden sich an der Bauchseite Häk- chen, 5 — G in jeder Reihe, schwach sigmaförmig gebogen und zwei- spitzig (Fig. 14). Die Borsten der Rückenseite stehen auf der Vorder- fläche kleiner Höcker und hinter diesen die Kiemen, die erst vom 7. Mollusken, Würmor. Ecliinodermcn uiul Ccelontoraton. 255 zehnten Segment an so lang werden , dass man sie znngenförmig nennen kann. Ihre grösste Länge halben sie am sielizehnten Segment. A\)r den längern Kiemen sind die Borstenhöcker kleiner, als vor den kür- zern. Jede Kieme enthält eine einfache (lefäss schlinge ohne Anastomosen. Vom achtzehnten Segment an stehen an den Seiten des Leibes anf der Grenze zweier Segmente, tiefer als die Kiemen, Wärzchen, welche weiter nach hinten trauhig werden. Es sind Eiertranben oder äussere Ovarien, Fig. 12 und 13, mit noch nicht völlig ausgebil- deten Eiern Fig. 20. Auf der Innern Fläche der Leibeswand stehen längliche Eier (Fig. 19) auch in solchen Segmenten des Körpers, die aussen Ovarien tragen. Leider wurde nur ein Exemplar dieses Wurmes gefunden. Es ist bräunlichgelb (in Spiritus) und hat mitten auf dem Ilinterrücken zwei braune Längslinien, welche verdickte Stellen der Cuticula sind. Ich stelle diese neue Gattung zu den Spioiden. Sie hat keine Kopfanhänge, wie Prionospio Malmgren, besitzt zungenförmige Kiemen mit einer einfachen Gefässschlinge, wie Si^io Fab. und eine kamm- förmige Reihe dicker Borsten im fünften Körpersegment wie Poh/dora Biisc {Lencodorc Johnston). Die Bildung von Eiern in äussern Ovarien ist eine bei Anne- liden noch nicht beoliachtete Erscheinung. (3) Scoloplos ((Dinger Müller. 0. F. Müller, Zool. dan., I, 22, tab. 22. Sabine -Insel. Verbreitung: SjDitzbergen bis in die Ostsee, Nordfrankreich. 7) Trav'isia Forhcsil Johnston. Johnstou, Ann. nat. bist., IV, 373, tab. XI, fig. 11—18. — Rathke, Acta nova Ac. C. L. , 1843, XX, 192, tab. X, 9 — 12 (Ammotrypane cestroides). Grösse: 40"'" lang, 6^^" dick (in der Mitte). Sabine -Insel. Verbreitung: Westgrönland, Spitzbergen bis in die westliche Ost- see, Schottland. 8) ScaJ?hrp[/nia inßaivm Rathke. Ratbke, Beiträge zur Fauna Norwegens, S. 184, Taf. IX, Fig. 15 — 21. — Sars, Fauna litt. Norveg. , I, 91, tab. X, fig. 20 — 27 (Oligohranchns roseus). Grösse: 50™'" lang. Sechs Exemplare (mit Eiern). Verbreitung: Kattegat bis Spitzbergen , Schottland, Westgrönland. 5—280 Faden. 256 n. Zoologie. 9) Tlideim!^ eircinains Fabriciiis. Fabricins, Fauna groenlandica , S. 286. — Malmgron, Nord. ITafs-Ann., p. 287, Taf. 27, Fig. 58. Sabine -Insel. 20 Faden. (Zwei unvollständige Exemplare.) Verl)reitung: ^Nlittelnieer, Britannien, Kattegat bis Finmarken, Island, Spitzbergen, Westgrönland. 10) ProMn mcd't« Stimpson. Taf. I, Fig. 21 — 24. Stimpson, Invortebrata of Grand Manan, p. 30. Sabine -Insel. 20 Faden. Die kurze unvollständige Besclireibung, welche Stimpson gibt, veranlasst mich, einiges über diesen Wurm mitzutheilen. Körperlänge ohne die Kiemen (welche bei den mitgebrachten Exemplaren schlecht conservirt sind) 28""". Breite des Körpers vorn 2,2'"™, hinten, wo die Haarborsten anfangen, 2""". Vorn 7 Segmente mit grossen Büscheln gelber Borsten (über 60) auf der Oberseite und Häkchen auf der untern; dann folgen 52 Seg- mente mit Häkchen an den Seiten, aber ohne Borsten, 22 die unten einige Borsten (gewöhnlich vier) und oben Häkchen haben, darauf 5 Segmente, oben mit Häkchen ohne Borsten und endlich ein Anal- segment. Die Häkchen stehen in einer Reihe so dicht nebeneinander, dass der folgende den vorhergehenden grösstentheils deckt. In den mitt- lem Segmenten liegen in einem flachen ovalen llilcker 104 — 110 Häk- chen in der Reihe. Es sind beilförmige Platten mit kammartigen Riefen (Fig. 23). Die Borsten sind pfriemenförmig (Fig. 24). Die Röhre ist kalkig, weiss; meist angewachsen an Steine und Muscheln, fast drehrund, wo sie frei liegt, an der anliegenden Seite aber flach und rauh, der Unterlage entsprechend. Auf der freien Seite erscheinen schwache Anwachsstreifen und in der Mitte des Rückens oft eine schwachvertiefte Längslinie. Durchmesser der Röhre 1 — 3""". Ihr Durchmesser wächst sehr allmählich. Dicke der Röhren- wand 0,4""™. Die Windungen sind nicht regelmässig (Fig. 21 und 22). Verbreitung: Grand Manan (Fundy Bai, 45" nördl. Br.). 11) Serpula spirorbis Müller. Müller, Zool. dan., tali. 8G, fig. 1—3. Grösse: 3™'" (Durchmesser des Gewindes). Shannon -Insel. Verbreitung: Westgrönland, Nordsee, Ostsee. 7. ^Mollusken, Würmer, Ecliinodernion und ro^lcnteraten. 257 12) CJiouc üifundihnlifonnis Kröyer. Kröyer, Om Sabellerno. Danske Vidensk. Selsk. Forh., 185(5, p. 33. — Malin- gren, Nord. Hafs-Annul., p. 404, tab. 28, fig. 87. SahiiiG- Insel. 2V2 Faden. A'ei'l)reitung: Finmarken, Spitz! )ei'ti;en, Westgrönland. 15 — 40 Fdn. Gepliyrea. J*ri(ipuJns caudatus Lam. (Ehlers). Darm so lang wie der Körper. Acht grosse Rüsselretractoren. Ehlers, lieber die Gattung Priapulns , Zeitschr. für wissenschaftliche Zoologie, XI, 1862, S. 205, Taf. XX, Fig. 1—13, und Taf. XXI, Fig. 14 — 23. Tiirbellaria. Polystemma roseum Müller. Zool. dan. , tab. G4. — Örsted, Plattwürmer, S. 92. Grösse: 50— 5;)""" lang, 8™'" breit, 4""" hoch (in Spiritus). Der ausgestülpte Rüssel eines Exemplars 22'"'" lang, 2"^"^ dick. Clavering-Strasse. 15 Faden. Vcrhreitung: Norwegen, Sund, westliche Ostsee. Nematodes. Ascarisi mystax Zed. (marginata Rud.). Zedest. , Nachtrag zur Naturgeschichte d. Eingeweide^Yürmer von Göze, S. 45. — Bremser, Icones Helininth. , tab. IV, fig. 22 (Ascaris triquetra Schrank). — A. Schnei- der, Monographie der Nematoden, 186G, S. 38, Taf. I, Fig. 4. Die Seitenmemhranen des Kopfes sind etwas länger als bei Ascaris ■mystax aus der Katze, welche ich vergleichen konnte. Grösse: Männchen ^O""" lang, 1'""^ dick. Weibchen 80'"'" lang, 1,6'"'" dick. Aus dem Darm von Canis lagopus^ November 1869. Cestodes. 1) Tetrahotliriuut, aiithocephalum Rudolphi. Fabricius, Danske Selsk. Skrift., I, 2., p. 1.52, tab. X, fig. 3. Aus dem Darm von Cpstophora cristafa, Juli 1869. Fabricius fand ihn in PJioca harhata. 2) Tceuin cxpansa Rudolph. Rudolphi, Entozoogr. Synopsis, p. 141. — Göze, I^ingeweidewürmer, Taf. 28. — Gurlt, Pathologische Anatomie der Ifaussäugethiei-e , I, 381, Taf. 10, Fig. 1, 2. Zweite Deutsche Nordiiolfahit. II. 1< 258 II- Zoologie. Bis 50"" lanff. Die letzten Glieder sind 12'"'" lireit und T"'" lang. Ans dem Darm von Ovihos moschatns. — Die Würmer riechen mosclmsartig, anch nachdem sie in neuen Spiritus gesetzt wor- den sind. Diese Taenie ist in vielen Wiederkäuern aller Zonen gefunden worden. 3) TcEiiia Co'mirus Küchenmeister. Küchenmeister und Ilaubner in Gurlt nnd Ilertwig's Magazin für die gesammto Thierheilkimde, 1854, II, 243. — Lenckart, Menschliche Parasiten, I, 315. — Krabbe, Helminth. TJndersögelser in Danmark og Island. K. Danske Vid. Solsk. Skrift., VII, 1808, 352, tab. II, fig. 7—9 und tab. IV. Länge 55 — G5""" mit 1)5 — 113 Gliedern, wenn ich die feinsten Glieder des Halses mitrechne. — Kopf 0,8""" breit. Zweidrittel der ganzen Länge vom Kopf entfernt sind die Glieder (piadratisch, 2""" lang und breit. Die letzten Glieder sind ;>'"'" lang und 2.(;""" breit. 2ß Haken in zwei Kreisen. Länge der grössern 0,16"'"', Länge der kl einem 0,12'"'". In den letzten Gliedern hat der Lterus jeder- scits 12 — Iß Hauptzweige. Die Eier sind bräunlichgelb und ellipsoidisch; ihr äusserer Um- fang hat 31,5 [J. Länge und 27,4 p. Breite. Obgleich die Exemplare kleiner sind und Aveniger Uteruszweige haben als die von Lenckart beschriebenen, so rechne ich sie dennoch unter den Si^eciesbegriff der T(enia Co'mirifft Küchenmeister, d,i sie rücksichtlich der Zahl, Eorm und Grösse der Haken und der Form der Glieder mit dieser übereinstimmen. Im Darm von Canifi lagopus im September, November und De- cember an mehrern Punkten Ostgrönlands. Anhang. In der Nordsee sammelte Herr Dr. Pansch EpHxleUa Hippotll o^si Müller von der Haut von nippotilosftnfi v/ilf/ari.^i und Mhomhus mfufinins und Ascaris clarata lludolphi aus dem Magen und Darmanfang des (Utihi.'i morrlma. ECHINODERMATA. H(>lothiii'ioid('a. 1) 3Ii/r/ofrorhis liiniii Steenstrup. Steenstnip, i\lyr. Einkii. on ny Foiui af de laugelöse og fudlöse Söpölsers 7. Mollusken, "Würmer, Ecliinodermen und CfTflenteraten. 259 Gruppe., Vid. Medd. fran de naturh. Forening i Kjöbenliavn, 1851, p. 55, tab. III, fig. 7 — 10. — Chr. lAitken, Grönlands Echinodermata, S. 22. Xacli einer Zeichnung von Dr. Panscli im ausgestreckten Zustande 4;5""" lang und l)is 8°^'" dick. Gernianialiafen , 2 Faden. Octoher 186!'. Verln-eitung: Westgrüidand bis 10 Faden. Ecliiiioidea. 1) Echimis dröbadiiensis Müller. Zool. dan. Prodr. , p. 2.35. — Lütken, Grönlands Echinodermata, S. 24. — P'orbes, Brit. Starfishes, p. 172 {Echinus neglectiis Lmck.). Schale ohne Stacheln 35""" Durchmesser, Hiiho halb so gross. Die Zahl der Porenpaare in einem Bogen der Ambulacra ist nicht immer fünf, wie Lütken und Forbes beobachteten; in der Aequatorial- zono der Schale gehören nicht selten sechs Paar Poren zu einem Bogen. Dujardin et Hupe sagen auch, dass fünf, sechs oder zuweilen sieben Porenpaare in einem Bogen vorkommen. Echinodermes, p. 532. Clavering- Insel, 15 Faden. Verbreitung: circumpolar, Neufundland, (iolf von Georgia, Weisses Meer, Kamtschatka, Ochotskisches Meer, Nordkap bis Sund, Britannien. Asteriodea. 1) AsfcracantJtion allmlus Stimpson. Stimpson, Invertebr. of Grand Manan, 1S53, p. 14, fig. 5. — Lütken. Grön- lands Echinodermata, S. 30 [Asteracanthion prohleiiia Stcenstrupi. Sieben Exemplare mit ungleichen Arn)en; zwei mit sechs gleich langen Armen. Das grösste s])annt 27""". Auf dem Ende der Stacheln stehen feine Dörnchen. Sabine -Insel. Verbreitung: Westgrönland. (Irand Manan (Fundy Bai, Nord- amerika). 2) Opliioghjplta rohusfa Aj^res. Lyman, lUustr. fatal. Mus. compar. Zool. at Harvard College, I. Ophiur. and Astroph., 1865, p. 45. — Lütken, Additam. ad bist. Ophiur., 1. Dansko Vidensk. Selsk. Skriftl., p. 5. Rfekke, Nat. og mat. Afdel., Bd. 5, 18.58, S. 40, Taf. I, P'ig. 7 (Ophiura sqiinmosa). (irösse: Durchmesser der Scheibe 11 — -12"'"', Längte (b'r vVrme 30—37'"'". 20 Faden (ohne speciellen Fundort). Verbreitung: Westgrönlaiid, Massachusetts, Island, Spitzbergen, Norwegen bis Sund. Grossbritannien. 17* 260 II- /Zoologie. 3) Ophioden .sericeuni Forhes. Fnrlies, Soutlierlands Journ. of a Voy. in Baffinsbay, II, App., p. SIT). — Lütkeu, Add. ad liist. Opliiur. , I, 52, tab. I, fig. f) (Ophiocten Kröyeri). Ein unvollständiges r'xemiilar, desson Scheibendurclimcsscr 10'""'. 26 Faden. Verbreitunii-. üstgrönland , Westgrönland, Spitzbergen. 4) AsteropliyUm eucnemis Müller und Troschel. Müller lind Troschel, System der Asteroiden, S. 123. — Lütken. Addit. Opbiur. I, 70, tab. II, fig. 17—19. Ein junges Exemplar; Scheibendurchmesser 9""". Verbreitung: Westgrönland, liis 1000 Faden. COELENTERATA. 1) Actitiia nodosa Fabricius. Fabricins, Fanna Groenlandica, p. .350. Ein kleines Exemplar, Avelches sich kugelförmig zusammengezogen hat und so 12""" lang und breit ist. 2) Briareum grandißortiw Sars. Sars, Fauna litt. Norvegise, II, 18r)G, p. 63, tab. X, fig. 10—12. Auf Hornera Iklienonlcs Linne. Die grössten Stücke sind 18'"™ lang. Verbreitung: Oxfjord in Finmarken , Arendal (Deutsche Ostsee- Expedition 1871). 7. Mollusken, Würmer, Echiiiodermen und Cißlenteraten. 261 Erklärung der Abbildungen. Tafel 1. FIcKrotoiiia i)iiramid((Hs (Fig. 1 — o). Ö. :249. Fic). 1 und 1'. (-'"/i) rtcile aus dem sogenannten Giftsacke. Fig. o. Deckel. ('ijUdina cißtnäracca (Fig. 4 — O). S. 250. Fuj. 4. ('7i) "• Mund; h. Speiclicldrüsen, hinten oben in die Mundmasse einmün- dend; c. Speiseröhre; , worunter drei neue Arten; an Isopoden nur o Dopyriden, worunter eine neu oder wenigstens früher nicht ausreichend bekannte; an Amphipoden 27, worunter nur zwei neue Arten; an IMiyllopoden 1, Copepoden 8 und Cirrhipedien 1. Drei der erwähnten Arten wurden von Herrn Dr. Pansch wäh- rend der Pieise durch die Nordsee gesammelt. Was die geographische Verbreitung der betreffenden Arten be- trifft, so ergibt sich der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse dar- über leicht aus der nachstehend mitgetheilten Uehersichtstahelle. Ich habe mich darauf beschränkt nur die auf den Deutschen Expeditio- nen gesammelten und nachstehend abgehandelten Arten in dieselbe aufzunehmen, da für eine vollständige Uebersicht aller im arktiselien Gebiet vorkommenden Crustaceen, welche allerdings sehr von Interesse sein würde, die Materialien voraussichtlich in späterer Zeit sehr viel vollständiger vorliegen dürften, da immer noch ein grosser Theil des durch die Schwedischen Expeditionen nach Spitzbergen gewonnenen Materials nicht vollständig bearbeitet ist und auch eine lleihe neuer Expeditionen theils bereits gemacht worden, theils demnächst zu er- warten sind. Was nun die nachstehend beschriebenen 55 Arten von Crustaceen von Grönland anbetrifft, so sind davon 1) als dem arktischen Gebiet ausschliesslich eigen- thümlich anzusehen (mit I^nschluss von Einmarken und Nord- land) : 4f^^ 264 II- Zoologie. Amphipoden 17 Isopoclen 2 Decapoden 7 im Ganzen 20 Arten. 2) Gleichzeitig an der nonvegisclicn Küste heohanlitet wurden dagegen: Amphipoden 12 Decapoden 5 Isopoden 2 Copepoden 6 Cirrhipedia 1 im Ganzen 26 Arten, wobei allerdings nur die vollkommen unzweifelhaft festgestellten Arten in Rechnung gebracht wurden , sodass die Anzahl der beiden Faunen- gebieten gemeinsamen Arten avoI in Wirklichkeit noch etwas lieträcht- licher sein dürfte. 3) Gleichzeitig an den englischen Küsten sind davon (nach den Zusammenstellungen von Spence Bäte und Westwood, Bell und Baird) beobachtet: Amphipoden 5 Isopoden 2 riiyllopoden 1 Copepoden 7 Cirrhipedia 1 im Ganzen 16 Arten, von welchen aber ein grosser Theil (ausgenommen die Copepoden und Nehalia hipes) nur entweder an den nördlichsten Küsten Schottlands oder sehr vereinzelt daselbst beobachtet wurde und kaum in diesem Faunengebiete als besonders heimisch anzusehen sein dürfte. 4) Die Ostsee endlich hat nur noch fünf Arten gemeinsam, näm- lich: Gammanis locusfa, Amatliüla Sabini, Harpadicus chclifer, Dia- ptomus Castor, Balamis porcatus, von welchen überdies Amatliülu Sahini und Balamis porcatiis nur bei Kiel beobachtet wurden. Als besonders erwähnenswerthe Punkte glaube ich folgende hervor- heben zu müssen. Zunächst ist die verhältnismässig bedeutende Ver- breitung arktischer Arten an der norwegischen Küste , welche meisten- tlieils längs ihrer ganzen Ausdehnung daselbst beobachtet wurden, sehr auffällig, zumal wenn man damit das sehr spärliche Vorkommen derselben an den englischen Kordseeküsten, welche doch in neuerer Zeit so sorgfältig erforscht wurden, damit vergleicht. Es ist wol sehr wahrscheinlich, dass die zusammenhängende Ausdehnung dieser Küste in hohe Breitengrade, sowie die beträchtliche Meerestiefe daselbst der 8. Crustacccii. 265 Verbreituli ü; der arktisclieii Fauna iiacli Süden selir viel günstigere Bedingungen darliietet. als der Meereslioden in der Ki(;litung nach der englischen Küste hin, welche durch die ülieraus tiefen Abgründe des Eismeeres von dem arktischen Küstengebiete getrennt ist, die wol der Verl)reitung der Arten eine Schranke darbieten. Was die übrigen Küstengebiete der Nordsee anbetrifft, so sind sie leider noch bei weitem nicht in der genügenden Ausdehnung er- forscht worden, um mit in die Vergleichung gezogen werden zu können; doch dürften sie, wie die englischen Küsten, ein Ueber- wiegen der atlantischen und mittelmeerischen Fauna aufweisen. Wenden wir uns nunmehr zu der arktischen Fauna selbst, so er- scheint das grosse Uebergewicht der Gruppe der Amphipoden, welche der Artenzahl nach allein die Hälfte sämmtlicher gesammelten Cru- staceen ausmachen, ziemlich auffällig und ist es besonders auch diese Ordnung, welche eine besonders grosse Anzahl dem hohen Norden ausschliesslich eigenthümlicher xArteii darbietet. Dagegen ist es unter den Decapoden vorzüglich die Gattung llippolytc, welche sowol durch die beträchtliche Artenzahl, als auch durch die ungemeine Massen- haftigkeit der Individuen vorzugsweise bezeichnend erscheint. Die Auffindung einer neuen Vasiphae bestätigt von Neuem, dass auch diese Gattung als dem arktischen Faunengebiet eigenthümlich anzu- sehen ist, während für TInjsauopoda liisher eine Verbreitung bis in den höchsten Norden noch nicht Ijekaimt war. Indessen gehören diese interessanten Formen so sehr zu den vereinzelten Erscheinungen, dass sie für die Gesammtheit der Fauna sehr zurücktreten. Hinsichtlich der Isopoden ist die auffällige Spärlichkeit des Vor- kommens in dem littoralen Faunen gebiet von Ostgrönland sehr son- derbar, und wenngleich diese Ordnung gegenüber den Amphipoden im hohen Norden sehr zurücktritt, ist doch der gänzliche Mangel an Arten in den Sammlungen von dorther sehr auffällig. Iils scheint, dass sie grössere Wassertiefen als diejenigen, in welchen die meisten Sammlungen gemacht wurden, bewohnen. Was endlich die Copepodenfauna des höchsten Norden anl)e- trifft, so ergibt sich aus den darüber mitgetheilten Ermittelungen, übwol sie sehr unvollständig bleiben mussten, zum wenigsten so viel, dass sie in einem viel höhern Grade mit derjenigen der Nordsee- küsten und des atlantischen Geliiets übereinstimmend sich verhält, als diejenigen der übrigen Crustaceenordnungen. Bisher waren es fast ausschliesslich die in so ungeheurer Indivi- duenmasse die OberÜäche des Eismeers allenthalben erfüllenden pe- lagischen Formen der Calaniden, welche eine Berücksichtigung durch 266 II. Zoologie. frühere Beobachter gefiiiideii hatten. Gerade über diese Formen luusste ich leider unentschieden hissen, ob sie einer einzigen oder einigen sehr nahestehenden Arten angehören, trotzdem das gesam- melte Material ausserordentlich beträchtlich war. Dagegen dürfte es von Interesse sein, dass die littorale Copepodenfauna Grönlands, welche bis dahin noch gänzlich als unbekannt anzusehen war, nun- mehr doch bereits sieben Arten aufweist, unter denen freilich keine einzige eigenthümliche ist, sondern die sämmtlich l)ereits an den Küsten der Nordsee aufgefunden wurden. Freilich dürfte die Mög- lichkeit, dass die dortige Fauna ihr besonders eigenthümliche Arten darbieten kann, damit durchaus nicht ausgeschlossen sein, da diese kleinen mikroskopischen Crustaccen nur sozusagen zufällig zwischen anderm Material herausgesucht werden konnten, und bei genauerer Beachtung derselben an Ort und Stelle iioch eine grössere Anzahl an Arten sich wol ergeben könnte. Ein besonderes Interesse in der Verbreitung der Crustaccen im hohen Norden gewähren die an der Meeresoberfläche allenthalben im Eismeer so überaus massenhaft verbreiteten pelagisch auftretenden Arten. Ich habe diesen Gegenstand bereits in einer frühern kleinen Schrift^ kurz berührt, doch konnte ich damals, da mir weder meine Notizen noch Sammlungen zur Hand waren, nur wenige der lietref- fenden Arten namhaft machen. Es ist zunächst hervorzuheben, dass die Anzahl der Arten, welche in regelmässiger Weise ziemlich universell im Eismeer auftreten, wenn man eben von vereinzelten mehr als zufällig anzusehenden Vorkomm- nissen absieht, eine verhältnissmässig sehr geringe ist. Zu diesen Arten sind zu rechnen: Anonyx liiioraJis^ Anonyx plautus^ Giditniarits lontsta^ Vararnpliiihoc fidvocindu und incrniis, und TJuiuhto lihdiida, sowie von Copepoden: Cctochüus scptentriovalis, Avelche sämmtlicli in so . grosser Individuenmasse allentlialben im Eismeer auftreten, dass man sie als die vorzugsweise vorherrschenden und für die Fauna des von uns berührten Polarmeeres am meisten charakteristischen be- zeichnen kann. Unter diesen dürfte indessen allein Thcmisto als Avirk- licli ausschliesslich pelagische Form anzusehen sein, da sie nur sehr vereinzelt an der Küste selbst vorzukommen scheint, während alle übrigen gleichzeitig auf dem Meeresgrunde und zwar in sehr ausge- breiteter Weise, wie es scheint, lebend, angetroffen werden. Es ist be- merkenswerth, dass es sämmtlich Arten sind, welche zu den am ^ Erlebnisse der Mannschaft des Schiftes llansa nebst Bemerkungen über das Thierleben im Lohen Norden (Königsberg 1871). 8. Crustacecn. 267 häufigsten und im liüclisten Norden allgeiuein verbreiteten Arten ge- hören. Dennoeh besitzt nnter denselben nur Gamiiianid locasta und vielleiclit CetochUus scpteidrioualis eine weit ausgedehnte Verbreitung in südlichen Breiten, während die übrigen als arktische Formen an- znsehen sind. Auch bleiljt es immerhin sonderbar, dass diese Arten gerade es sind, welche sich so veränderten Lebensbedingungen an- passen, da es doch eine grosse Menge anderer Arten gibt, welche fast ebenso verbreitet und massenhaft an der Küste auftreten, wel- chen man aber kaum je anders als zufällig in grösserer Entfernung vom Lande begegnen dürfte. Was nun ferner diejenigen Arten anlangt, welche neben den er- wähnten gelegentlich an der Meeresoberfläche getroffen werden, so sind nur folgende von Dr. Pansch gesammelt worden: Etisirus cüspi- Oatu.s, Thijsunopoda lidscjiii und Fasipha'e glacialis. Das überaus seltene Vorkommen dieser Arten macht es schwierig darüber zu ur- theilen, ob man in diesem 1)eol)achteten Vorkommen etwas anderes als eine reine Zufälligkeit erl)licken darf. Was endlich die Ordnung der Üetracoden betrifft, so gelang es mir allerdings ein geringes Material zwischen verschiedenen lUick- ständen herauszusuchen, indessen bei der grossen Schwierigkeit der Bearbeitung und der Geringfügigkeit des Materials hielt ich es für gerathener, dasselbe für eine spätere Untersuchung zu bewahren. * Schliesslich habe ich noch einen Umstand, zu erörtern, welcher als eine besondere Eigenthümlichkeit der Fauna des Polarmeeres bereits mannichfach die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. p]s ist dies die im Allgemeinen beträchtliche Grösse, welche die Arten daselbst grossentheils erreichen. Es gilt dieses nicht allein für die Amphipoden, bei denen nicht nur, wie es den Anschein hat, eine An- zahl von verhältnissmässig sehr bedeutende Grösse erreichenden eigen- tliümlichen Arten daselbst vorkommt, sondern auch bekanntlicli die grosse Mehrzahl derjenigen Arten, welche gleichzeitig in südlichem Gebieten auftreten, dasell)st bei weitem geringere Grösse erreichen, als innerhalb des arktischen Gel)ietes. Auch bei vielen Arten aus andern Ordnungen findet sich dieselbe Erscheinung, wie z. B. die Calaniden und Nehalia dieses in auffällig hohem Grade darbieten. Welchem Umstände dieses eigenthümliche Gedeihen der Arten im Eismeere zuzuschreiben ist, dürfte schwierig zu erklären sein, sicherlich darf avoI der Salzgehalt des Wassers nicht als die Ursache anzusehen sein. Ich wollte hier nur auf einen Umstand die Aufmerk- samkeit lenken, nämlich auf die bedeutende Schwankung in der Grösse der erwachsenen Tliiere, welche bei einigen Arten und zwar bei Li- 268 II. Zoologie. dividueii von einer und dersel])en Ocrtlichkeit auftritt. So war mir dieses besonders bei l\iramphitlio<} hicrniis und fulvochida viuffällig, woselbst sich zwischen den mit Brut versehenen, also zweifellos völlig ausgebildeten Exemplaren , so beträchtliche Grössenverschiedenheiten darbieten, dass die Grossesten über das Dopi^elte der Grösse der Klei- nern erreichen. Leider ist bei einer grossen Anzahl von Arten das Material so spärlicli, dass über diese Verhältnisse keine sichern Er- mittelungen zu machen sind, doch ist sicher, dass manche Arten durchaus nicht zu derartigen Grössenverschiedenheiten hinneigen, wie man aus den Angaben bei den einzelnen Arten genauer entnehmen kann. p]s ist zu bedauern, dass die (irössenangabcn von den meisten Beobachtern so fragmentarisch gemacht werden, dass sie über der- artige Verhältnisse keinerlei Auskunft geben. Systematisclies Yerzeichiiiss der in Ostgrönland. gesammelten Crustaceen. nebst Uebersicht der geograi)hischen Verbreitung. :0 02 O Ca p o i 'S c 0) S c ES o C Decapoda. Macroura. Crangonidae. 1. Crnngon borcas Pbipps :;: :i: — — * — — — - — — — PeiUemonidje. 2. Hippolyte incerta, nov. spec. . — :•: — — — — — — — — — 3. » turgida Kr * * — — * — — * — — — 4. » PJiippsn Kr * * — — * — ' — — — 5. » polaris Sabine * — — * — * — — . — 6. » horealis Kr :!= * — — — — — — — Chii- stians- sund 7. )) aculeata F :i: :|: — — — — — — f^. » Paiiscliii, nov. spec. :f: — — — — — — Peneida5. 9. Pasipha'e gJaciaJis, nov. spec. — — — — — — — — — — Mysida*. 10. Mijais ocnluta F * * — — ;l: — — — — — — S. Crustacopii. 2G9 5 so '6 9 •- 11 ■o - 3 1— ( H EO Vi u a o o . '3) OT 0 0 'S <ü II 0 0 11. Tliii^annx>0(l<( norrccjica Sars. — . _ 12. )> Bdficltii Savs. . . . B r a c h j- n r a. — — * — — — — 13. (hrystcs Casfirclainius Ponn. . . Isopoda. Bopyi'ida'. 14. Gygc liippolytes Kr. If). Phry.rus ahdominalis Kr ■l: — . — . * * KJ. Leptoiihrijxufi IMysiäis. n. sp. Amphipoda. Lysiaiiassi(la\ •■t: 17. Äno)tiix liKienn Kr.. . * ... IH. )> littovalis Kr * — * — — •■K' — 19. » plautiis Kr Syrrlioiiijp. 20. Syrrhoc crenulata Gocs PaiMlalisciiia'. — — — — * — — — 21. Pardnlisca ctispidata Kr Leucothoiiia'. :{■■ * — — — :•: — — 22. Ensirns cuspiäatus Kr ■■]: * ? — * :.': — 23. Amphithonotuf! aculeatiis lic- pech ^: ^ 7 24. Tritropis frciyiJis (ioT's Oedicerina'. — — — — — 25. Oeäiceros borealis Bceck — :;: — — :>• — — 26. » lynceus Sars PlcnstiiKe, * :•: * — — — 27. PJeustes panoplufi Kr ,:. — _ ;•: ... 28. Pnrapleustes gracüis, nov. spec. IpliiiiKuliiia'. — — — — — — — 29. Vertwnmis serratns F * ^ * :f: — (Tainmariiuip. 30. Gammarns lociista L :!: 31. Ämathilla Sabini Leach — — — * :!: Kiel. 32. )' pinguis Kr Atylinje. * — — — 33. Ätyhis carinatus F 1 •':• — — :t: ■ 34. » SmWm Goes 35. Accmthozone hystrix Ow — — — * — 36. PtirnmpJiit/ioe iiierviis Kr ■■'■ — — — ~ — ' — 270 Tl. Zoologie. 37. Paranijihühni' fulrocincta Sars 38. » wegalops, n. sp Ampelisf'iiiie. 39. Amjuh'sca Eschrichti Kr PodoceriiKT. 4(). Podocerus aiuj^ivpcs Kr roi'opliiii.T. 41. (IJaucoiunne leiicopis Kr H.vpei'idii*. 42. Tliemisto liheUuJa Maiidt Caprelliii.ie. 43. Aegina spinifcra Bell Phyllopoda. XeLiiliadiV. 44. Nehalia hipes F. Copepoda. Calaiiicbe. 45. GetocJiüus septenirioncüis Gnort. 40. Dinptomus Castor Jncino HiirpactidiiK. 47. Harpacticus cheUfer (). F. M. 48. Tishe furcata Baird 49. (Ueta Hiinuticomis ]\Iiill(n' ' PeUidida^ 50. Zaus spinosus Claus .... 51. )) ovalis Good Cyclopida'. 52. ThorelJia hrunnea Ba-ck . Caligid.'e. 53. IjepeoplitlicirHfi MppofiloKsi Kr. Lcriia'opodid«. 54. P,rachiella rostrnta Kr Cirrhipedia. 55. P.dlaiins porcatus da Costa Pyciiogonid». 1. Ki/wpJiov f/rnfisipes 0. F. 2. " mixtum Kr. . . . 3. " lürtuDi Kr t3 Schott- lau.1. 8. CrustacoPii. 271 DECAPODA. Macroiira. Craiii;*oiii(la<' Edw. 1. 1) Crnnf/071 horoufi Phipps. Cancer horeast Pliipps, Voyage towavds tlie North Pole, p. 190, tab. XII, fig. 1. Cancer homaroulcs 0. Fabr., Fauna gro^iilandica , Nr. 218. Cancer homaro'icles Molir, Islandsko Natnrhistorie, Nr. 24,^), tab. V. Crangon boreas Sabine, Supplement to tho Append. of C!apt. Parry's Second Voyage, p. 235. Crangon boreas Beecbey, Voyage Zoologie, p. 87. Crangon boreas H. Kröyer, De hidtil bekjendte nordiske Crangon-Arter, Natnr- hist. Tidskr., IV, 21S. Diese im hohen Norden überall häufige Art ist die einzige, wolelie in den Sammlungen von Ostgrönland vorhanden ist. Sie gehilrt da- selbst ebenfalls zu den sehr häufig vorkommenden Formen, da sie in sehr reichlicher Anzahl von verschiedenen Fundorten gesammelt worden war. Sie ist von Kröyer, a. a. ()., so genau lieschrieben worden, und auch namentlich die in den verschiedenen Alterszuständen auftreten- den Al)änderungen so ausführlich erJlrtert, dass den vVngaben jenes vorzüglichen Beobachters nichts hinzuzufügen ist. Das grösste Exemplar von Ostgröidand besass eine Gesammtlänge von '^'Z'^^^^^^ es war ein weibliches, das grösste männliche 72'""\ bei der Mehrzahl der Ph'wachsenen die (irijsse zwischen OO und SO""" l)e- tragend; das jüngste Exemplar 20'""\ ^'orkolnmen•. Sabine-Insel, 10 — 20 Faden reichlich. Sabine-Insel, ohne Angabe reichlich. Salüne-Insel, 27 Faden, ein ganz junges Exemplar. Jackson-Insel, 4 Faden, mehrere. Palaemonidae. Hippohjte Leach. Es ist diese in den arktischen Meeren vorzüglich artenreiche und namentlich in grosser Massenhaftigkeit der Individuen auftretende (lattung in Kröyer's Monographie ' in vorzüglicher Weise bearbeitet worden, sodass ich inicb wol 1)Cgnügen darf, die vou Dr. l'anscli au der ' H. Kröyer, Mnnographisk i'^remstilling af Sla^gten nii)pnlytes Nordiske Arter. K. Danske Vidonsk. Selsk. Skrifter, 1.S42. 272 II- Zoologie. ostgrünläiiclisclien Küste gesammelten Arten einfach anfzuzählen. Nnr die Hälfte der arktischen, l)islier l)ekannten Arten sind vertreten, namentlich kann es anffällig erscheinen, dass die bei Spitzhergen nach Kröyer's Angaben so hänfige Hippolyte Gaimardi nicht vorhanden ist, sie scheint indessen anch im südlichen Grönland selten. Zwei nene, freilich nnr in je einem Exemplar vorliegende Arten wurden gesam- melt. Was die Begrenzung der Arten anbetrifi't, so kann ich nur Kröyer's Angaben vollkommen beipflichten. Die Form des Rostrum ist ziemlich variabel und nur mit grossen Einschränkungen zur Ab- grenzung der Formen zu verwerthen. Sehr sichere und durchaus zu- verlässige Charaktere bietet dagegen die l^ildung der Maxillarfüsse und der vordem Fusspaare, wie sie von Kröyer zuerst erkannt und zur Charakteristik der Arten verwendet worden sind. Bei allen Arten, mit Ausnahme einer einzigen, befindet sich an dem Wurzelgliede der Maxillarfüsse , sowie einer grössern oder geringern Anzahl der vor- dem Fusspaare ein äuserst kleiner gekrümmter Geisselfaden, der nur beim Aufheben des Rückenpanzers bei sehr genauer Besichtigung sichtbar ist. Ausserdem sind die Maxillarfüsse bei einer Reihe von Arten mit einem an der Wurzel des zweiten verlängerten Gliedes in- serirten Taster von verschiedener ({rosse versehen, welcher l)ei andern Arten völlig fehlt. Ich habe diese Charaktere an einem äusserst reichhaltigen Ma- terial durchweg constant gefunden, da ich Hunderte von Exemplaren darauf besichtigte. Das Erkennen des kleinen Geisselfadens ist aller- dings anfangs etwas schwierig, doch kann man bei erlangter Uel)ung denselben mit Sicherheit ohne Verletzung der Exemplare wahr- nehmen. Die Zahl und Stellung der Stacheln am vordem Rande des Rückenschildes liefert gleichfalls constante und leichter zu erkennende Artmerkmale. A. Mit Taster und Geisselfaden an den Älaxillarfüssen. a) Ein Geisselfaden an den zwei vordersten Fusspaaren. Gruppe der Hippoliite Gaimardi. 2. 1) Hippohjte inccrta Buchholz, nov. spec. Scutum dorsale antice ad mediam parteni usque carinatum et dentatum. Rostrum frontale horizontale, cultellatum longitudinem scuti dorsalis aequans, appendice antennarum externarüm paullo bre- vius; margine superiore dentibus acutis septeni, margine inferiore apicem versus quatnor dentibus instructum. Margo anterior Scuti dorsalis in utroque latere aculeis tribus, quorum longissinus supra 8. Crustaceen. 273 oculiiiu, alius luiiior iufra oeuluin, tertiiis niiniitissimiis ad anguliiin inferiorem marginis anterioris situs. Pedum maxillariimi externoruin palpiis loiigus, attamen articulo secundo eorum paiillo brevior. Ich miiss allerdings gestehen, dass die Begründung einer Art auf ein einzelnes Stück hin etwas misslich ist, doch kann ich das be- treffende Exemplar, welches zwischen einer Menge Individuen anderer Arten allein angetroffen wurde, nicht mit einer der bisher beschrie- benen Formen in Einklang bringen. Yon HippoJiiic Ga/ni,((rdi unterscheidet sich diese neue Art durch den starken Supraorbitalstachel, welcher der längste der drei am A^or- derrand des Rückenschildes l)etindlichen Stacheln ist, und der bei jener Art fehlt. Aus Kröyer's sehr umfassenden und auf sehr reichem Ma- terial begründeten Angal)en geht hervor, dass hierin l)ei den Arten wol keine Variationen auftreten. Der Taster der äussern Maxillarfüsse ist verhältnissmässig gross, drei Viertel so lang als das zweite Glied derselben und gegliedert. Letztere selbst reichen nach vorn ausgestreckt nicht ganz bis zur Spitze des blattförmig verbreiterten Basalgliedes der äussern Antennen; das Rostrum wie bei Hippolijtc Gaimarüi. Der Caudalanhang stimmt im Wesentlichen mit der Bildung bei Hippolyte Gaimardi überein, er ist an den Seiten mit fünf Paar Stachelborsten versehen, der Endrand im Ganzen wie bei jener be- stachelt, in der Mitte desselben eine kleine dornartige Spitze und jederseits drei starke Stacheln, von denen der mittlere bei weitem am längsten ist. Das innere Paar der Stacheln etwa halb so lang als die mittlem; Kröyer gibt sie bei Hippolyte Gaimardi und ver- wandten Arten als gefiedert an, was indessen wol nicht ganz richtig sein dürfte. Ich finde, wenigstens bei der vorliegenden Art die Sta- cheln selbst wie die übrigen gebildet, dagegen befinden sich zwischen ihnen und den äussern Stacheln einige sehr dünn gefiederte Borsten, welche leicht eine Täuschung bei nicht starker Vergrösserung herbei- führen können. b) p]in Geisselfaden an den drei vordersten Fusspaaren. (iruppe der Hippolyte tnrgida. 3. 2) Hippolyte turgida Kröver. Monographisk Fremstilling af Slsegten Hippolytes Nordiske Arter, Kjöbeu- havn 1S42, p. 100, tab. II, fig. .'')7— .'■)8; tab. III, fig. r>9— (J3. Vorderer Seitenrand des Rückenscliildes mit vier Stacheln jeder- Z weite Deutsche Nordpolfahrt. II. 18 274 II- Zoologie. seits, davon zwei oberhalb des Auges. liostrum kurz, ziemlich gerade und sehr In'eit im senkrechten Durchmesser. Sie ist an der ostgrönländischen Küste häufig und sehr verbreitet. Die Grösse erwachsener eitragender Weibchen betrug zwischen 30 und 06"™. Zwischen einigen 20 Exemplaren, welche vorlagen, auch zwei ziemlich erwachsene Männchen, von 30 — 35'""\ Nach den Angaben von Goes ' hätte derselbe unter 100 Exem- plaren dieser Art kein einziges männliches, sowie von Hippolyic Tliippsii unter Hunderten von Spitzbergen herrührenden kein weib- liches gefunden, und will daher beide Arten als die geschlechtlich ver- schiedenen Formen einer Art auffassen. Ich muss bemerken, dass aller- dings bei Ilippoljjtc tnrgida auch bei dem mir vorliegenden Material die Männchen verhältnissmässig sehr selten sind, wogegen ich bei Hippo- lyie Fhippsii unter circa 30 Exemplaren nur ein einziges weibliches antraf. Ich kann daher Goes' Annahme nicht für richtig ansehen, glaube aber in der That, dass l)eide Arten nur Abarten dersell)en Form darstellen, da die Form des Rostrum bei Hippoluic fiir(jida einigen Abänderungen unterworfen ist und wol, namentlich l)ei Jün- gern Exemplaren Uebergangsformen vorkommen. Daneben besitzt freilich Hippolytc Pliiptpsii , wie ich Kröyer's Angaben bestätigen kann, bei beiden Geschlechtern längere obere Antennen als Hq^polytc Uir- gida, welche bei letzterer kaum, bei ersterer recht beträchtlich über das blattartige Basalglied der äussern Fühler hervorragen und hier ein Viertel, dort nur ein Fünftel der Körperlänge des Thieres betragen. Vorkommen: Kap AVynn 5 Faden, Sabine -Insel 27 Faden reich- lich, Sabine-Insel 20 — HO Faden, Shannon -Insel, August 1869, Nord- shannon-Insel 30 Faden. 4. 3) Hippolytc Fhippüii Kröyer. Kröyer, Naturbist. Tidskrift, I, Rsekke, III, 575. Ders., Monograpliisk Fremstilliiig af Slaegten Hippolytes Nordiske Artor, Kjö- benhavn 1842, 4»", p. lOG. Goes, Crustacca Decapoda Podoplitlialma Marina SneciiP otc. , Ovorsigt af kongl. Vetensk. Ac. Förh., 1863, p. 1G9. Von der vorigen nur durch das sehr viel schmälere fast lineare Rostrum und durch die etwas längern obern Fühler verschieden. Die Grösse ziemlich wie bei der vorigen Art, das grösste mir vorliegende Exemplar war das erwähnte Weibchen, welches alle Art- ' Crustacea Decapoda Marina Snecipe etc. Öfvers. af kongl. Vet. Ac. Förh., 1863, p. 169. 8. Crustaceen. 275 Charaktere darbietet; dasselbe ist oo'"'" Lang. Die Männchen etwas kleiner, bis zu oO'""\ Verbreitung: Mit der vorigen; Kap Wynn 5 Faden reichlich, Sa- bine-Insel 27 Faden. B. Die Maxillartusse ohne Taster. Ein Geisselfaden an den Maxillarfüssen und den zwei vordersten Fusspaaren. Gruppe der Hrp- poh/te polaris. 5. 4) Hippolijte polaris (Sabine). Älpheus polaris Sabine, Snpplem. to the Append. of Parry's Vny. , p. 238, tab. 2, fig. .5 — 8. Hippohjte polaris Kröyer, Naturh. Tidskr. forste Rsekke, III, Uli. Kröyer, Monogvaphisk Fremstilling of Stegten Hippolytes Nordisko Art er, Kjö. benbavn 1842, p. 116, tab. III, fig. 78—81; tab. IV, fig. 82. Goes, Crustacea Decapoda Podophthalm. Suecise etc., Ö versigt, 18()3, p. 169. An der ostgrönländischen Küste bei Weitem die an Massenhaftig- keit der Individuenzahl vorherrschende Art. Es lagen einige hundert Exemplare von dort her, beide Geschlechter ziemlich gleich zahlreich, in Dr. Pansch's Sammlung vor. Die grössten Exemplare bis 60™", einschliesslich des Rostrum; letzteres 10™"\ Die grössten Exemplare vorzugSAveise Weibchen, die Männchen durchschnittlich kleiner l)is zu 50, oder höchstens 55"""*. Sie besitzen ansehnlich längere und stärkere obere Fühler als die Weibchen. Bei den Männchen sind die obern Fühler ziemlich so lang als der Cephalo- thorax und ragen bedeutend über das Basalglied der äussern An- tennen hervor, bei den Weibchen dagegen sind sie fast um die Hälfte kürzer als der Rückenpanzer und sehr wenig über das Basalglied der äussern hervorragend. Auch liier die Männchen etwas weniger zahl- reich als die Weibchen, jedoch gerade nicht spärlich vorhanden. Die Geissei der äussern Fühler ist roth gefärbt. Uebrigens die J'ärbung an Weingeistexemplaren gleichmässig hellgelblich. Das liostrum ist in der Form beträchtlich variabel, bald breiter, bald sehr schmal und die Anzahl der Zähne wechselnd. Mitunter findet man Individuen, deren Rostrum wie es scheint abgebrochen ge- wesen, und als(hinn wieder ersetzt eine ganz neue al)norme Form dar- bietet, indem es äusserst kurz zugespitzt und oben nur mit 1 — 2 Zähnen versehen ist. \'erbreitung; Sabine -Insel 20 — 100 Faden, sehr massenhaft von verschiedenen Stellen, Kap Wynn 5 Faden, Shannon-Insel 2 Faden. 18* 276 I^- Zoologie. 6. T)) Hippohjtc horealis Owen. Owen, Ai^pentlix to the Voyage of Ross., p. 84. Kröyer, Naturliist. Tidskr. forste Rjekke, III, 577. Ders., Mouographisk Fremstilling af Sltegten Hippolytes Nordiske Arter, p. 122, tab. m, fig. 74—77. Der vorigen selir nulie stehend und nur durch die sehr eigen- thümliche Form des Ivostrum verschieden, welches gerade, an der Wurzel sehr dick und am ol)ern Rande ganz ungezähnt ist, sowie auch auf dem Rückenpanzer Kiel und Zähne fehlen. Zusammen mit der vorigen, von welcher sie vielleicht nur eine Ahänderung ist, in- dessen viel weniger zahlreich. Die grössten Exemplare his 57'"'" lang. Sämmtliche ostgrönländische Stücke sind Männchen und hieten wie bei Hippohjtc polaris die männliche Form in demselben Verhält- niss etwas verlängerte innere Fühler dar; im Clanzen sind nur sechs Exemplare in der Sammlung enthalten. Sabine-Insel 20 — 110 Faden, Kap Wynn 5 Faden. C. Maxillarfüsse ohne Taster. Ein Geisselfaden an den drei vor- dem Fusspaaren. Gruppe der Hippolyte aculeata. 7. ()) llippohjte acnlcida (Fabricius). Cancer acnleatns Fabrieius, Fauna grcenlandica , no. 211», p. 239. Alphcus acuJeatns Sabine, Supplcni. to the Append. of Parry's Voyage, p. 237, tab. II, fig. 9. Hippolyte aculeata Kröyer, Monographisk Fremstilling af Slfegten Hippolytes Nordiske Arter, p. 12G, tab. IV, fig. 83 — 98; tab. V, fig. 99—104. R. Owen, The Zoology of Beecliey's Voyage, p. 86 — 89. Die grösste Art, durch die verhältnissmässig breiten und gedrun- genen Formen und den feinbehaarten Körper leicht von den übrigen Arten zu unterscheiden. Der Rückenpanzer ist im Yerhältniss zur Höhe kurz, stark gewölbt und fast bis zum Hinterrande gekielt, der Kiel mit vier sehr starken Zähnen. Die grössten Exemi)lare bis 70'"'" lang. Männchen etwas spär- licher als die Weibchen und nicht ganz die Grösse der letztern er- reichend, auch hier mit etwas längern innern Anteimen versehen. Die Färbung wie bei den verwandten Arten hellgell)lich, die Geissei der äussern Antennen roth und weiss gebändert. Verbreitung: An den ostgrönländischen Küsten häufig und wie es scheint ziemlich allgemein verbreitet; Sabine -Insel 10 — 120 Faden, reichlich an mehrern Stellen; Kap W^ynn 5 Faden; Shannon -Insel, 20. August 18G9. 8. Cnistaceen. 277 D. MaxillarfüsHe mit einem Taster verseilen; kein Geisselfaden an irgend einem der Fnsspaarc. Gruppe der Hip^'oh/tc varians. Nur ein einziges erwachsenes weibliches Exemplar, welches dieser Gruijpe angehörig ist, wurde unter den ostgrönländischen Hippolyte von mir gefunden , welches indessen von Hippolyte smaragdina Kröyer {Hippolyte varians Leacli) sonst wesentlich verschieden sich erwies, und mit keiner der bisher genügend beschriebenen Arten überein- stimmt. Ich erlaube mir diese Art daher ihrem Entdecker, Herrn Dr. Pansch zuzueignen. 8. 7) Hippolyte FanscJiii Buchholz, nov. spec. Taf. I, Fig. 1. Corpus parvum, valde tenerum epidermide pellucida, glabra. Rostrum brevissimum, subulatum, apice acuminata leviter deorsum curvato; nullis, nee marginis superioris, nee inferioris, dentibus. Rostri longitudo scuti dorsalis tertiam partem aequans, oculis parvis paullo major, antennarum cxteriorum appendice folii formi tertiam fere par- tem formans. Scutum dorsale breve, sat convexum, in anteriore parte dimidia carinatum, carina elevata, dentibus duobus acutis. Margo anterior scuti dorsalis anterior dentibus tribus in utroque latere (pio- rum maximus supra oculuni situs curvatus, secundus infra oculum, tertius paullo infra medium marginis anterioris situs. Autennae superiores scapo ad mediam appendicis foliiformis an- tennarum exteriorum partem porrecto, flagello externo elongato, fili- formi, in basi haud incrassato, multo longiore quam interno vix ad apicem appendicis porrecto. Antennae externae appendice foliiformi magno, scutum dorsale longitudine aequante, cum flagello corporis longitudinem totalem paullo superantes. Pedes maxillares fere ad fincm appendicis foliiformis antennarum porrecti palpo brevi, tertiam fere articuli secundi partem aequante. Pedes secundi paris articulo penultimo decem articulato, ultimo che- lam perparvam formante. Appendix caudalis quatuor paribus aculeorum lateralium, in me- dio margine posteriore aliquantum emarginatus. Segmentum abdominis tertium in femina valde gibbosum pro- cessum magnum valde })rominentem formans. Die Art hat, wie man hieraus ersieht, in manchen Punkten Aehn- lichkeit mit Hippolyte microceras Kröyer, mit welcher sowol die eigen- thümlich pfriemförmige Gestalt des Rostrum, als die von den übrigen Hippolyte-Arten al)weichend gestalteten Innern Fühler grosse Aehnlich- keit zeigen. Indessen ist das Rostrum gänzlich ohne Zähne, die 278 II- Zoologie. Maxillarfüsse init einem kurzen, aber beiderseits vorhandenen Taster versehen, und es fehlt der kleine Geisseltaden sowol an ihnen als an den vordersten Fusspaaren gänzlich. Das vorliegende Exemplar stammt von Nordshannon aus 30 Faden Tiefe, woselbst es nebst zahlreichen andern Crustaceenarten von Dr. Pansch entdeckt wurde. P^s ist mit zahlreichen Eiern versehen, sodass es als völlig erwachsen betrachtet werden muss. Die Bildung der innern Antennen ist ganz charakteri- stisch, der äussere Geisselfaden ist ganz ohne einen verdickten Basal- theil, gleichmässig fadenförmig; er ist wie es scheint beträchtlich länger als der innere viel dünnere Geisselfaden, doch nur eine kurze Strecke weit über den blattförmigen Anhang der äussern Fühler er- halten. Das zweite Fusspaar sehr verlängert mit ganz ungewöhnlich zahlreich gegliedertem fünften Gliede; ich finde es aus zehn sehr deut- licli al)gegrenzten Gliedern gebildet, von denen das erste und letzte am längsten sind. Der Hückenschild im Verhältniss zur Höhe kurz, ziemlich stark gewölbt, der Kiel in seiner vordem Hälfte ziemlich stark vortretend mit zwei ziemlich starken spitzen Zähnen. Das dritte Abdominalsegment des Weibchen tritt in Form eines sehr grossen stumpfconischen Höckers nach hinten hervor, welcher bis zu drei Viertel des folgenden Segmentes nach hinten reicht. Die Gesammtlänge einschliesslich des Rostrum beträgt 35™'". Rückenschild ohne Rostrum 8""", Hölie desselben 7"^"'. Verbreitung: Nordshannon-Insel 30 Faden. Peiieidae, Milne Edwards. Pasiphac Savigny. Von dieser sehr interessanten Gattung kannte man bis vor kur- zem nur zwei Arten, die zuerst bekannte Pasipha'e sivado aus dem Mittelmeer und eine späterhin von Kröyer Ijeschriebene Art, rusipha'e tarda von Südgrönland. Von Sars Avurde alsdann ^ in neuerer Zeit nicht nur Faslphae sivada als, wenn auch äusserst selten an der nor- wegischen Küste heimisch nachgewiesen, sondern ebendaselbst auch eine neue Art, welche Kröyer's Fasipliac tarda sehr nahe steht, Fasl- pliae nonvegica, aufgefunden. Unter diesen Umständen muss es als ein besonders glücklicher Zufall angesehen Averden, dass die Sammlung von Üstgrönland aber- mals eine neue und zAvar sehr charakteristische Art enthält, sodass ' M. Sars, Bidrag til Kundskab cm Cliristianiafjordens Fauna (Christiania 1868), p. 42 sq. 8. Crustacceu. 279 die Vermiitliuiig von Sars, wonacli die (iattuiip; als eine eigentlich dem arktischen Gebiete angehörigc zu l)etrachtcn sei, von Neuem eine ge- wichtige Stütze erhält. Das betreffende Exemplar, welches auf'lalligerweise an der ()b(n-- fläche des Meeres in der Nähe der Eisgrenze gefischt wui'de, weicht von den bisher bekannten Arten viel beträchtlicher ab als diese unter- einander, sodass es vielleicht gerechtfertigt erscheinen könnte, das- selbe als Typus einer besondern Gattung anzusehen, da indessen die wesentlichsten Merkmale mit den übrigen Pasiphae-Arten übereinstim- men und überdies leider der etwas beschädigte Zustand des einzigen p]xemplars kein genaueres Erkennen aller Theile zulassen konnte, scheint es gerathen es zunächst den übrigen Arten einfach anzu- reihen. 9. 1) Fasiphae glacialis Buchholz, nov. spec. Taf. I, Fig. 2. Diagnosis. Pasiphae forma robustiore quam in speciebus affi- nibus. Cei)lialothorax tertiam fere longitudinis corporis partem for- mans, altior (juam in illis, antice parum angustatus, sat compressus, carinam praebet acutam, per duas anteriores partes carapacis por- rectani, antice dentes tres parvos acutos formantem. Kostrum par- vum trianguläre valde acutum. Abdomen sat rol)ustum, dorso ro- tundatem carina nulla. Segmentum abdominis sextum margine postico simplici aculeis nullis. Appendix caudalis media segmento abdominis sexto longior, postice truncatus, aculeis .... quatuor aculiorum mar- ginis lateralis paribus. Oculi parvi, pigmento nigro carentes. Pedes inaxillares externi ejusdem formae ac in ceteris, ad anten- narum externarum appendicis foliiformis apicem 2)orrectae. Pedes primi secundique paris l)reves, sequentibus m.ulto breviori- bus, chelis parvis haud elongatis; pedes tertii et quarti paris graciles elongati, longitudine inter se aequales, ungue magno gracili instructi. Pedum thoracicorum par quintum aequam praecedentium longi- tudinem praebet, sed paullum robustius, articulo ultimo brevi conico, unguem minutissimam curvatam margine inferiore pectinatam ferente. Pedum abdominalium par priraum uniramosum, quintum antece- dentibus paullo In'evius. Color pallide carneo miniaceus; corpus valde pellucidum epider- mide tenera. Longitudo corporis totalis oiS^'^. Die vorliegende Art unterscheidet sich von Pas'qiJuiä sivado durch den vorhandenen Kiel des Ptückenschildes, die ])cträclitliclie Länge des mittlem Caudalanhanges, von Fasiphae tarda und norwcgica durch 280 II- Zoologie. die Abwesenheit des Kieles auf dem hintern Theile des Rückenschildes sowie auf dem Abdomen und die auf dem Kiel des Rückenpanzers vorhandenen Zähne, während sie von allen drei Arten durch die be- trächtlich gedrungene Form des Cephalothorax, die bedeutend grössere Kürze der Scheeren der beiden vordem Fusspaare, sowie vor allem namentlich durch die sehr abweichende Bildung des vierten Thorax- fusspaares abweicht, welches bei den genannten Arten im Verhältniss zum dritten sehr verkürzt erscheint und abweichend geformt ist durch das nicht krallenförmige sechste Glied, welches wie am fünften Fuss- paar ein verkürztes stumpfes Endglied bildet. Dagegen sind bei Va- \ ^ sipliae glucialis die l)eiden letzten Tusspaare von gleicher Länge und mit einer schlanken zugespitzten Kralle versehen. Dei' Cephalothorax ist bei dieser Art allerdings im Ganzen wie bei der Gattung überhaupt von verlängerter Form, indem seine Länge fast doppelt so gross erscheint als die grösste Höhe, indessen ist dieser Charakter bei den übrigen Arten doch bedeutend stärker aus- geprägt, indem bei dieser der Rückenschild imch Sars' Darstellungen dreimal länger als hoch erscheint. Dasselbe ist wie bei den übrigen Arten ziemlich stark seitlich zusammengedrückt, doch mit etwas ge- wölbten Seiten, der Dickendurchmesser etwas geringer als die grösste Höhe. Nach vorn erscheint derselbe weit weniger verschmälert als bei den genannten Arten, indem die Höhe am Vorderrand sich zu der grössten Höhe hinten nur wie 2:3 verhält, doch könnte das Exemplar möglicherweise ein jugendliches Thier sein. Der Mittelkiel des Rückens Ijeginnt auf der Grenze des liintern und mittlem Drittels und nimmt nach vorn gleichmässig an Höhe zu, namentlich bedeutend an der Wurzel des Rostrum, in welches er sieb unmittelbar fortsetzt. Die drei Zähne desselben befinden sich dicht hinter dem Ursprünge des Rostrum und stehen in gleichen Zwischen- räumen, sie sind klein, spitzig und nach vorn gerichtet. Der vordere Seitenrand des Cephalothorax (Taf. I, Fig. 2 b) be- sitzt keinen eigentlichen Stachel, sondern nur zwei etwas vorsprin- gende spitze Ecken, unterhalb der Orbita und an der untern Ecke an der Verbindung des Vorderrandes mit dem Unterrande. Die Augen sind auffällig klein, sie ragen nach vorn ebenso weit vor als die Spitze des Rostrum, das kugelige Auge selbst erscheint kaum dicker als der Augenstiel, während bei den übrigen Arten das- selbe beträchtlich erweitert ist. An der Innern Seite der Cornea ein kleiner spitziger Vorsprung. Die Färbung des Auges ist an dem Stücke gelblichweiss , jedenfalls sind also die Augen beim lebenden Thiere nicht wie bei den übrigen Arten schwarz gefärbt. 8. Crustaceen. 281 Die Antennen waren leider nur in ihren l)asalen Tlieilen erhalten, welche sich im Ganzen wie bei den übrigen Theilen verhalten. Der viergliederige Stiel der innern Fühler reicht bis zu zwei Drittel der Länge des blattförmigen Anhanges der äussern, das erste Glied ist gebogen und an der obern Seite für die Aufnahme des Auges ausge- höhlt, an seiner Wurzel ist ein langer lanzettförmiger, zugespitzt en- dender blattförmiger Anhang an Stelle des sonst hier gewöhnlich be- findlichen Stachels vorhanden, welcher das Ende des Gliedes etwas ü])erragt. Das folgende Glied am Endrande aussen mit einer kleinern zahnartig vorspringenden Spitze; das vierte Glied sehr kurz. Von den beiden Geisseifäden ist der äussere, wie bei den übri- gen Arten, an der Wurzel stark verbreitert; bedeutend dicker als der fadenförmige innere; sie sind deutlich gegliedert, aber nur theilweis erhalten. Der blattförmige Anhang der äussern Antennen ist wie bei Fasi- pha'c noriveyica schmal, beinahe dreimal so lang als an der Basis breit, gegen das Ende zu verschmälert und schräg abgeschnitten mit etwas gerundeten Ecken, auf der äussern Ecke ein kleiner Dorn- stachel, der sehr hinfällig ist; der äussere Kand in der ganzen Länge mit einfachen Borsten gewimpert, ebenso der Innenrand, an welchem die Borsten indessen bedeutend länger sind. Der Schaft der äussern reicht nur zur Mitte des blattförmigen Anhanges. Die äussern Maxillarfüsse sind schlank; nach vorn ausgestreckt reichen sie bis zum Ende des blattförmigen Anhangs der äussern Fühler. Das Endglied derselben (Taf. I, Fig. 2g) ist wie bei den andern Arten schlank cylindrisch, nach dem Ende spitz zulaufend ohne Kralle. Es ist von derselben Länge als das verlängerte zweite Glied, und an der äussern Seite mit zahlreichen starken in Quer- reihen gestellten feingezähnelten Borsten besetzt. Der gegliederte, an dem Basalglied befindliche Geisselfaden is so lang als das zweite Glied. Die beiden vordem Fusspaare (Taf. I, Fig. 2d), welche kleine Scheeren tragen , sind verhältnissmässig kurz ; sie sind ebenso lang als die äussern Maxillarfüsse. Das zweite und dritte Glied derselben von gleicher Länge, am innern Rande mit langgefiederten dichtste- henden Borsten der ganzen Länge nach gewimpert, die etwa so lang sind als die Breite des Gliedes; Stacheln konnte ich daran nicht er- kennen. Das vierte Glied kurz, halb so lang als das. zweite. Die Scheere ist schmal und langgestreckt, nicht breiter als die übrigen Glieder, sie ist beträchtlich kürzer als das dritte Glied, die Finger kurz, an der Spitze wie gewöhnlich hakig geljogen und gekreuzt. 282 ' n. Zoologie. Das dritte (Taf. I, Fis;". 2c) und viej'tc Fusspaar sind, Avas der Art Avie bereits bemerkt einen besonders cigenthündicben Charakter verleiht, eljenfalls unter sich von gleicher Länge und gleichgestaltet, sie sind bedeutend länger als die vordersten Taare, welche sie um die Länge ihres sehr verlängerten Endgliedes überragen. Das zweite Glied ist am innern llande mit 10 etwas weitläutig stehendeli ge- krümmten Stacheln besetzt, am dritten Gliede finden sich nur 5 — 6 solcher grösserer Stacheln und dazwischen einige kürzere, während der untere Theil des Gliedes ohne dieselben ist. Das dritte Glied kurz, kaum halb so lang als das zweite und mit vereinzelten Borsten, das vierte dagegen bedeutend verlängert und sehr viel dünner als die vorangehenden, es ist merklich länger als das dritte Glied und nur mit sehr kurzen vereinzelten Börstclien besetzt. Die Kralle sehr schlank, stark gekrümmt und spitz zulaufend, kaum ein Viertel so lang als das Endglied. Der Geisselfaden bis zu zwei Drittel der Länge des dritten Gliedes reichend. Das fünfte Fusspaar (Taf. I, Fig. 21) zeigt eine eigenthümliche Bildung, welche gleichfalls von dem Verhalten bei den übrigen Arten abweichend sich verhält. An diesem Fusspaare findet sich, wie ich aus Sars' Darstellung entnehme, bei allen drei bekannten Arten keine Kralle, sondern ein eigenthümlich kurzes, erweitertes, dicht bebor- stetes kleines Endglied, welches unzweifelhaft als Analogon der Kralle zu betrachten ist. Bei Fasipha'c ylaciulls verhält sich die Sache etwas anders, indem das hier ebenso vorhandene kleine (ilied in der That bei starker Vergrösserung eine sehr rudimentäre Kralle erkennen liess, welche allerdings bei den übrigen Arten der Beobachtung sich hätte entziehen können. Es ist dieses Fusspaar fast ebenso lang oder doch nur sehr un- merklich kürzer als die beiden vorangehenden und etwas kräftiger, namentlich in den Endgliedern. Ausser dem die Kralle ersetzenden Endgliede tritt hier noch ein accessorisches, von dem Basalgliede ab- getrenntes, zwischen dem ersten und zweiten Gliede eingeschobenes kleines Glied hinzu. Das zweite und dritte Glied am Aussenrande mit ziemlich weitläufigen kürzern und längern einfachen Borsten, am Innenrande 4 — 5 ziemlich kurze Stacheln. Das dritte Glied ein wenig kürzer als das zweite, das vierte etwas über halb so lang als jenes, das fünfte Glied stark verlängert, schlank cylindrisch, am Ende mit einem sehr kleinen kurzen, conisch abgerundeten, an Stelle der Kralle vorhandenen Endgliede verbunden. Es ist das fünfte Glied von einem Rande, ausgenommen im obern Drittel, mit zahlreichen (h'uppen in Querreihen angeordneter eigen- 8. Crustaceen. 283 tliümlicher Sägebui«teii versehen, welche ganz die eigenthümliche Be- schaffenheit besitzen , wie sie unter den Aniphipoden bei Pleudfes pa- noplas von mir beschrieben wurden. ^ Zwisclien ihnen stehen verein- zelte längere einfache Haarborsten, welche namentlich am Ende des Gliedes dichte Querreihen bilden. Das conische sehr kleine Endglied ist überall büschelförmig dicht und lang mit Haarborsten besetzt; die Kralle schwierig zu erkennen, sehr klein, stark gekrümmt und am innern Hände mit feinen Kamni- zähnen dicht besetzt. Der am Basalgliede befindliche Geisselfaden reicht nur bis zum Ende des zweiten Gliedes. Die Abdominalfüsse verhalten sich im Ganzen wie bei den übri- gen Arten. An dem ersten Paare ist der innere Endast durch einen kurzen schuppenförmigen Fortsatz ersetzt, der etwa ein Drittel so lang als der geisseiförmige äussere Ast ist. Das fünfte Paar ist etwas kürzer als die vorangehenden, im übrigen nicht verschieden. Die Abdominalsegmente sind, wie es den Anschein hat, bei den verwandten Arten länger und schlanker als bei Fasiplia'6 glucialis^ was mit zu dem gedrungenen Habitus der letztern wesentlich beiträgt. Das sechste Abdominalsegment so lang als die beiden voran- gehenden, der Hinterrand desselben einfach. Der Caudalanhang (Taf. I, Fig. 2 c) ist von beträchtlicher Länge, so lang als die beiden Endsegmente des Abdomen zusammengenommen und sehr schmal. Er erscheint unmittelbar hinter dem breiten Basal- abschnitt ziemlich plötzlich stark verjüngt, sodass sein Hinterende kaum ein Drittel so breit als die Basis. Die Seitenränder etwas concav ausgeschweift, hinter der Mitte mit vier Paaren ziemlich kleiner Seitenstacheln versehen , welche von dem Seitenrande selbst etwas ent- fernt auf einer erhabenen Linie betindlich sind. Der mittlere Tlieil der Dorsalfläche des Caudalanhangs bildet ein etwas erhabenes, in der Mitte leicht rinnenförmig vertieftes Feld, welches in den erwähnten beiden Linien winkelig zu den Seitenrändern abgedacht erscheint. Der Endrand ist an dem Stücke leider schlecht erhalten, sodass selbst die Wurzeln der P^ndborsten nicht erhalten waren und über ihre An- zahl nichts ermittelt werden konnte. Die beiden Seitenlamellen sind etwas kürzer als der Caudal- anhang, die äussere etwas länger als die innere, oblong, nach dem Ende zu etwas verschmälert und daselbst schräg abgeschnitten, auf ' Sars beschreibt ähnliche Borsten am vierten Fusspaar und den Maxillarfüssen von Vasipha'e norivef/ica. }mm -mm 284 II- Zoologie. dem Ende des äussern Randes mit einem kleinen Stachel; der ganze äussere Kand mit kurzen Fiederborsten dicht gewimpert. Die innere Lamelle etwas schmäler, lanzettförmig, zugespitzt endend, an beiden Rändern mit längern Fiederborsten gewimpert. Die Gesammtläuge des Exemplares beträgt 36™™. Länge des mittlem Caudalanhanges . . . ' . 7"™. „ der äussern Seitenlamelle 6,5""". ,, des Rückenschildes 13" Höhe des Rückenschildes vorn 4,5*^ „ des Rückenschildes an der höchsten Höhe 6,6""". Verbreitung. Von Dr. Pansch am 12. Juli 1869 an der Ober- fläche des Meeres gefangen, also in der Nähe des 74.° nördl. Br. in beträchtlicher Entfernung von der Grenze des Packeises. Mysidae. 10. 1) Mysis oculata (Fabricius). Cancer ocidatus Fabricius, Fauna grcenlaudica , Nr. Ü22. Mijtn'ü Fabricii Leacli , I^iim. Transact. , XI , 350. Mysis oculata Kröyer, Naturh. Tidskr. , II, 255. Kröyer, Bidrag til Kundskab om Krebsdyrfainilieu Mysidse. Öchiödte, Naturhist. Tidskr., 1861, p. 13. Diese im hohen Norden wie es scheint allgemein häufig verbrei- tete Art ist die einzige der Gattung, welche in den Sammlungen von Ostgrönland ziemlich reichlich vertreten war. Sie ist von Kröyer neuerdings so umständlich beschrieben, dass dessen Angaben nichts hinzuzufügen ist. Die grössten grönländischen Exemplare bis zu 22"™ Länge. Kap Philipp Brooke 3 Faden, August 1869; Sabine -Insel 4 und 10 Faden, zahlreiche Exemplare. Sie scheint auf den höhern Norden beschränkt zu sein, da sie nach Kröyer's Angaben wenigstens an den norwegischen Küsten noch nicht angetroffen wurde. Gen. Thysauopoda, Milne Edwards. Nur zwei dieser Gattung zugehörige Stücke waren in Dr. Pansch's Samnüung von Ostgrönland enthalten. Soweit die Theile der sehr zarten Beschaffenheit der Thierchen halber verglichen werden konnten, stimmen sie mit den von Sars angegebenen Merkmalen der folgenden beiden Arten von der norwegischen Küste überein. 8. Ci'ustaccen. 285 11. 1) Thijsanopoda norivegica Sars. Sars, Forhandl. Skand. Natiirf. i Christiania, 1856, p. 16!i— 174. Ders., Om Slnafi we- nigstens in Südgrönland noch ziemlich häufig vorzukommen scheint. Nur die nachstehende Art war während der Pieise in der Nordsee gesammelt. 13. 1) CoTjjstcs Cassivdmmus Penn. Von dieser hinreichend })ekannten Art wurden fünf ziemlich grosse Exemplare, sämmtlich Weibchen, in dem Magen von Ga(h(S! MorrJnia auf der Fahrt durch die Nordsee, auf der Nordseebank zwischen Eng- land und Norwegen , von Dr. Pansch gefunden. Das grösste mit aus- gestrecktem Abdomen 40™"' lang. ISOPOD A.^ Diese Abtheilung ist auffallenderweise in den Sammlungen von Ostgrönland nur durch einige Bopyriden vertreten. ^ Ausser 3Iimnopsis typica Sars erhielt ich durch Herrn von Heuglin von Spitzbergen, durch ihn gesammelt, aus der Familie Idntheidcr folgende neue Art: Iduthea ruf/ulosa Buchholz. Diagnosis. Corpus niodice elongatum marginibus lateralibus subparallelis, pos- 286 II- Zoologie. Bopyridae. 14. 1) Oyge hipxmlytes (Kröyerj. Bopyrns Hippolytes Kröyer, Grönlands Amphii^odor, p. 78, tab. lY, fig. 22. Ders. , Monographisk Frcrastilling af Slfegten Hippolytes Nordisko Arter, p. 54. Gyge hippolytes Spence Bäte and Westwood, Hist. of British Sessile Eyed Criistacea, II, 2o(). Diese von Kröj-er zuerst an einem grönländischen Exemplar von Hippolyte polaris entdeckte Art lag auch in Dr. Pansch's Sammlung reichlich vor. Sämmtliche Exemplare waren ebenfalls an Hippolyte polaris be- findlich, und zwar zeigten sich 14 Stücke dieser Art, welclte am Kückenpanzer die durch die Anwesenheit der Parasiten liedingte eigen- thümliche Auftreibung darboten. Es entspricht somit die Häufigkeit annähernd einem Vorkommen desselben bei 10 Proc. des vorliegen- den ostgrönländischen Materials der Hippolyte polaris^ während die- selbe niemals bei einer der übrigen Arten bemerkt wurde. Der Sitz des Thieres ist ausnahmslos unterhalb des Pdicken- panzers immer an derselben Stelle, und zwar an dem hintern Rande desselben, an der Stelle wo der Hinterrand mit dem Unterrande sich vereinigt. Die Auftreibung selbst hat ganz die Form und Grösse des Körpers der Gyge, letztere ist ohne Ausnahme darin so gelegen, dass die schildförmig abgeflachte Ptückenfläche dem Körper der Hip- polyte anliegt, während die stark gewölbte Bauchseite mit den Füssen und Mundtheilen der Haut des Ptückenpanzers sich dicht anschmiegt. Da eine Veränderung der Lage des Thieres in seinem Aufenthaltsort nicht wohl möglich ist, kann man somit auch nicht annehmen, dass dieser Parasit seine Nahrung aus den Kiemen der Hippolyte ziehe, wiewol er stets einem Theile derselben unmittelbar mit der Piücken- fläche aufliegt und diese Stelle etwas eingedrückt erscheint, sondern tice paullo attennatuni -, segnientis dorso valde convexis, praesertim postice linea mediana dorsi fere carinae rotundatae instar prominente. Corporis superficies ubique granulosa, segmentis dorsi quatuor anterioribus lina impressa transversa semilunari, segmentis omnibus linea prominente transversa raargini posteriori pa- rallela. Antennae superiores ad medium articulum tertium basalem antennanim inferio- rum porrectae, inferioi-is corporis dimidiam longitudinem aequantes. Abdomen trianguläre, dorso valde convexo rotundato-anguloso, apice incisura sat profunda rotundata in niedio emarginatnm. Abdominis segmenta excepto primo in latere incisuram parvam deutiformem formante, omnino cnalita. Longitudo corporis 30'"'". Hab.: Spitzbergen, Storfjord. s. Crustaceen. 287 es ist wol wahrscheinlich, dass die im liückcnpaiizer circulirende Blut- flüssigkeit von demselben aufgesogen wird. Das kleinste Stück der Hippolyte, welche den Schmarotzer er- kennen liess, war 27""" lang, und die daran befindliche Auftreibung betrug 4"'"\ Doch dürfte die Anwesenheit der jüngsten Iladien schwie- rig zu constatiren sein. Die grössten Auftreiliungen an erwachsenen Rücken der Hippolyte waren 10""" lang, ein hieraus genommenes Thier zeigte sich etwas grösser, fast H™™ lang, sodass dasselbe ein wenig zusammengekrümmt an seinem Aufenthaltsort gelegen erscheint. Nur etwa bei der Hälfte der l)efallenen Stücke waren die Para- siten noch vorhanden, und nur bei dem grössern H'""" langen, frisch herausgenommenen weiblichen Thier fand sich ein 3""" langes Männ- chen unterhall) eines der hintern Kiemenanhänge vor; während bei einigen kleinen Weibchen von 3 — 7""" keine Männchen sich fanden. Die Formen l)eider (leschlechter sind von den citirten Beobach- tern hinreichend ])esclirieben worden. Nur bei einer einzigen Hi})polyte und zwar einer ziemlich kleinen, fanden sich gleichzeitig zwei Gyge vor, welche auf der rechten und linken Seite an der betieffenden Stelle ihren Sitz hatten, sonst nur stets eine einzelne, welche l)ald auf der rechten, bald auf der linken Seite des Körpers befinlich erschien. 15. 1) Fhri/jiK.s ahdontinalis Kröyer. Bopynis ahdoiiiiinil'is Kröyer, Naturhistorisk Tidskrift, III, SOf), tab. I. Ders., Monographisk Fremstilliiig af Sljegten Hippolytes Xordiske Arter, p. 55. Phryxns Hippolytes Ilathke, Nova Acta Acad. Nat. Cur., XX, 4(). Diese von den angeführten Forschern sehr genau lieschriebene Art scheint vorzüglich häutig l^ei Hippoliite Gaimardi vorzukommen, indessen gibt bereits Kröyer an, sie einigemale bei Hippoljite turfiida angetroffen zu haben. Nur ein einziges 8™"' langes Exemplar dieser Art Avar bei einer Hipxiolyte turgida, in der gewöhnlichen Weise unterhalb des Abdomens befestigt, in Dr. Pansch's Sammlungen enthalten. Dasselbe trug ein Männchen l)ei sich. LeptopJiryxus Buchholz, (ien. nov. Genus Bopyridarum Phryxo valde affine. Es wird das Vorkommen von Bopyriden bei Mysis allerdings in dem W^erke von Spence Bäte und Westwood kurz Erwähnung gethan, ohne dass indessen angegeben wird, von welchem Beobachter und bei welcher Mysisart dassellie beschrieben worden. Da es mir leider nicht 288 II- Zoologie. möglich war wegen des dringend nöthigen baldigen Abschlusses der Arbeit etwas Näheres hierüber zu ermitteln, und eine genauere Be- schreibung der betreffenden Bopyrusform jedenfalls wol nicht gegeben worden ist, so erscheint es mir gerechtfertigt, das vorliegende grön- ländische Exemplar als Typus einer eigenen Gattung in dieser Fa- milie anzusehen. 16. 1) Leptophryxus Mysidis Buchholz, nov. sp. Taf. II, Fig. 2. Diagnosis. Femina adulta segmentis corporis in medio dorso tan- tum conspicuis corporis partibus lateralibus valde inflatis segmentis coalitis, Caput a thorace haud discretum, Antennis rudimentariis, externis triarticulatis perbrevibus. Quinque pedum thoracicorum paria, capiti proxima in thoracis parte anteriore tertia sita. Segmenta thoracis duo ultima laminis ovigeris magnis obtecta pedibus carentes. Abdomen parvum conicum superne segmentorum lineis 5 ad 6 conspicuis, quorum primum la- minis quadrangularibus , illis segmentorum thoracis ultimorum mino- ribus, instructum. Mas a maribus Phryxorum vix diversus, capite oblongo sat elon- gato oculis band conspicuis, antennis superioribus perbrevibus, in- ferioribus lopgioribus flagello septem-articulato. Pedem paria thoracis Septem subcheliformia, ejusdem fere longitudinis. Abdomen conicum tertiam fere corporis partem aequans, segmentis vel appendicil)us nullis. Habit, in Myside oculata. Leider war von dieser interessanten Bopyride nur ein einziges Stück vorhanden, welches von Dr. Panscli auf Mysis ociüata an der Sabine-Insel gesammelt Avorden war. Dasselbe war seinem Wohnthier entnommen, ohne dass über die Art der Befestigung an demsellien etwas näheres angegeben wird. Es ist ein erwachsenes Weibchen, welches sowol reife Brut als auch ein Männchen bei sich trug. Der Körper des Weibchen (Taf. II, Fig. 2a und 2b) ist 4""^^ lang, länglichrund, f^ist herzförmig, vorn breit und am vordem Rande ziemlich tief ausgebuchtet, die Seitenränder verlaufen schwacli convex nach hinten bis dicht vor das von dem sehr kleinen Abdomen gebildete, verschmälerte und etwas zugespitzt vorragende hintere Körperende. Die Unterseite ist sehr stark concav und zeigt ein länglichrundes, nur massig gewölbtes Mittelfeld, welches vorn quer abgeschnitten erscheint und daselbst den Kopf, sowie fünf dicht an denselben heran- gerückte sehr kleine Fusspaare erkennen lässt. welche indessen, nur __ 8. Crustaceen. 289 den vordersten Al)schnitt desselben einnehmen, der grösste Theil wird von den sehr grossen hLittfürmigen Anhängen der beiden letzten Thoraxsegmente, sowie von demjenigen des ersten Abdominalsegraentes bedeckt. Dieses Mittelfeld ist dnrch eine Furche von den sehr ge- wölbten, den Seitentheilcn des Thorax entsprechenden Körperseiten getrennt, welche ziemlich steil abschüssig nach anssen abfallen. Der Ptücken ist nnr in den Seitenhälften etwas gewölbt, während die Mitte desselben von einer ziemlich schmalen, eine Art Längs- rinne bildenden Vertiefung eingenommen ^^ird, in welcher sich deut- lich die Grenzen der Thoraxsegmente erlvcnnen lassen, während die gewölbten Seitentheile, welche durch die Anhäufung der sehr zahl- reichen Eier in dieser Weise stark ausgedehnt erscheinen, keine Spur einer Segmentirung mehr erkennen lassen. Ich war anfangs zweifel- haft, ob die Querfurchen, welche die Mitte des Rückens erkennen lässt, wirklich auf Segmentgrenzen zu beziehen seien , da indessen ihre Zahl mit der Anzahl der Körpersegmente in Einklang ist, so lässt sich nicht wohl daran zweifeln. Die vier vordem Segmente sind sehr kurz, viel breiter als lang; vor denselben lässt sich vom Rücken her nur ein kleiner Theil des Kopfsegmentes erkennen, dessen grösster Theil auf der Unterseite des Kopfes gelegen ist. Nach den Seiten werden die vordersten Segmente und der Kopf von den zipfelartig hervor- ragenden Thoraxseiten überragt, auf welchen einige Querfalten sicht- bar sind, die mir indessen kaum als Segmentgrenzen eine Deutung zuliessen. Das fünfte Segment ist fast quadratisch, die lieiden letzten da- gegen stark verlängert; hinter ihnen befindet sich noch das vorderste Abdominalsegment von den Thoraxseiten eingefasst, während der übrige Theil des Abdomens als ein conischer kurzer Fortsatz, von welchem man vier oder fünf Segmente unterscheiden kann, frei nach hinten hervorragt. Der Kopf des Thieres bildet eine breite, sehr kurze, nach ab- wärts geneigte, etwas gewölbte Platte, deren vorderer auf der Unter- seite befindlicher Stirnrand in der Medianlinie in Form eines sehr kleinen, abgerundet dreieckigen Vorsprunges hervorragt, während die Seitenhälften schwach S förmig geschwungen verlaufen. Von Augen ist keine Spur zu erkennen, auch wollte es mir nicht gelingen die Form der Anhänge des Kopfes deutlich zu erkennen. Jederseits neben dem mittlem Stirnvorsprung lief eine kleine dreieckige Platte (Taf. II, Fig. 2e), welche ihrer Lage zufolge keine andere Bedeutung besitzen kann, als dass man sie für das Basalglied der Innern Antennen an- zusehen hat, welches auch beim Männchen ähnlich geformt erscheint. Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. 19 290 II- Zoologie. Nach aussen rlavon glaubte ich ein cylindrisches Basalglied der äussern Fühler zu gewahren, auch konnte ich von der (1 eissei hei sehr gün- stiger Beleuchtung erkennen, dass sie klein und fadenförmig schlank ist, so lang wie das Basalglied. Sie schien mir dreigliedrig zu sein. Zwischen die Innern Fühler schiebt sich ein kleiner conischer, nacli vorn gegen den mittlem Stirnfortsatz gerichteter Theil ein, der wol als der Saugrüssel mit Sicherheit anzunehmen ist, dessen Beschatfen- lieit ich indessen nicht näher untersuchen konnte. Die fünf sehr kleinen Thoraxfusspaare sind sehr dicht aneinander an den Seiten des Körpers inserirt und unmittelbar hinter dem Kopfe l)efindlich. Sie haben die gewöhnliche bei den Bopyriden vorkom- mende Form und sind sämmtlich dreigliedrige, mit einem scheeren- artigen Endgliede versehene Klammerfüsse. Ihre Form schien ganz mit denjenigen des Männchen übereinzustimmen. Die Füsse sind unter sich ziemlich gleich gross, oder die beiden hintern Paare viel- leicht nur um ein ganz Geringes länger als die vordem. Sie sind mit länglich elliptischen, ziemlich schmalen und abgerundet zugespitzt endenden Brutblättern versehen, die sich zum grossen Theil gegen- seitig verdecken, aber, soviel ich sehen konnte, unter sich ziemlich gleich gross und gleich gestaltet erschienen. Der eigenthümliche Mangel der beiden letzten Thoraxfusspaare unterscheidet die Art von den sonst nahestehenden Phryxus- Arten, ich konnte keine Spur derselben an den beiden hintern Thoraxsegmenten erkennen; es ist auch nicht denkbar, dass sie von den grossen Ibnit- blättern dieser Segmente hätten verdeckt sein können, da dieselben nach innen von den Füssen inserirt sind. Letztere sind von reclit- eckiger Form und sehr gross, sie bedecken die Ventralseite der be- treffenden Segmente vollkommen, indem ihre Ränder sich dachziegel- fih'mig decken. Von den Abdoniinalscgnienten besitzt nur das erste ein Paar grosse blattförmige Anhänge, welche von ähnlicher Form als die vor- angehenden, a))er beträchtlich weniger gross erscheinen. Zwischen denselben fand sich wie bereits bemerkt das Männchen, und zwar mit dem Vorderende eingeschlossen, während das Schwanzende frei über das Abdomen des Weibchens hervorragte. An den beiden folgenden Abdominalsegmenten findet sich jederseits nur ein kleiner Höcker an- statt des blattförmigen Anhanges, Avährend die l)eiden letzten olme dieselben erscheinen. Das Endsegment ist ziemlich tief in der Mitte ausgebuchtet, die beiden seitlichen Zipfel desselben in eine kleine co- nische, dünn zulaufende Spitze verlängert. Die Färbung ist durchaus gleichmässig weisslich-gelb. 8. Crustaccon. 291 Das Männchen (Taf. II, Fig. 2c) ist ganz in seiner Form mit demjenigen der verwandten Phryxns-Arten übereinstimmend. Wie bei jenen ist der Körper schmal hinggestreckt nnd zeigt sieben völlig gut gesonderte, mit el)ensoviel gleichartigen Klammerfüssen versehene Thoraxsegmente, sowie ein einfaches ungegliedertes Abdomen. Dasselbe ist 1,8'""^ lang und liesitzt eine etwas zusammengekrümmte Haltung, weh;he sicli auch dnrcli gelinden Di'uck nicht beseitigen lässt. Der Kopf (Taf. II, Fig. 2f) ist ganz charakteristisch für die Art und bei weitem länger, als nach den Darstellungen von Bäte bei den Phryxosmännchen sonst der Fall ist. Derselbe erscheint ziemlich so lang wie die drei ersten Tlioraxsegmente zusammengenommen, und ist etwas länger als l)rcit; von der Fläche gesehen ist seine Form fast rechteckig mit leicht geschwungenen Seitenrändern und etwas convexem in der Mitte in eine kleine spitze Ecke vortretendem End- rande. Von der Seite gesehen erscheint er von langgestreckt coni- scher, zugespitzter Form und erkennt man unterhalb des spitzen Kopf- endes den conischen, etwas über das Kopfende nach vorn hervortre- tenden Säugrüssel. Von den Augen konnte ich keine Spur erkennen, möglich dass sie fehlen, wiewol sonst die INIännchen der P)opyriden damit versehen zu sein pÜegen. Die Mundtheile bilden (Taf. II, Fig. 2f li) einen ziemlich umfang- reichen, cylindrisch- konischen Ptüssel, der von der Unterseite be- trachtet mit seiner Spitze ein wenig über den vordem Kopfrand her- vorragt, während seine Pasis in der Mitte der Unterseite des Kopfes befindlich ist. Aus welchen Theilen diese Ilüsselscheide gebildet wird, vermochte ich nicht deutlich zu erkennen, von Tastern oder ander- weitigen Mnndthoilen vermochte ich wenigstens keine Andeutung zu erkennen, während doch bei andern Popyriden blattförmige Maxillar- füsse nach den Angaben der genannten Forscher vorhanden sein sollen. Es is aber ohne Zerlegung kaum möglich, bierüber sichern Aufschluss zu erhalten. Innerhalb der Ilüsselscheide sind ein Paar stiletförmig gestalteter Mandibeln deutlich sichtbar, deren Spitze etwas über das Ilüsselende hervorragt. Zu l)eiden Seiten (k's Püssels sind die beiden Antennenpaare in- serirt, welche weit entfernt vom vordem Kopfrande, neben der Wurzel desselben, in der Mitte der Unterseite des Kopfes, l)int(M'einnnder in- serirt sind. Die vordem Antennen (Taf. II, Fig. 2f A') sind äusserst rudi- 19 * 292 ^^- '^oolf^gif- mentär, sie Gestehen nur aus einem Basalgliede von länglich drei- eckiger Form, welches vorn und nach aussen in je eine kleine mit kurzen Börstchen besetzte Ecke ausgezogen ist. Unterhalb des äussern dieser Vorsprünge ist ein äusserst kleines kurzes zweites Glied be- lindlich, welches gleichfalls am Ende mit einigen sehr kurzen Borsten besetzt ist. Die untern Fühler (Taf. II, Fig. 2f A^j sind ebenfalls auf einer dreieckigen Platte inserirt, welche unmittelbar neben der Wurzel des Rüssels betindlich ist. Sie sind siebengliedrig, fadenförmig, etwas länger als der Kopf, und reichen nach hinten ausgestreckt zum Ende des zweiten Thoraxsegmentes; die Glieder sind schlank und gegen das Ende hin stark verdünnt, das Endglied ziemlich lang und am Ende mit einigen kurzen Börstchen versehen. Die sieben Thoraxsegmente sind im Ganzen ziemlich gleichartig gebildet, die hintern nur unbedeutend breiter und etwas länger als die vordem. Sie sind sehr flach im Rücken gewölbt, sodass der Körper im Ganzen etwas niedergedrückt erscheint, ihre Seitenränder sind convex. Die Fusspaare (Taf. II, Fig. 2 g) sämmtlich gleich ge- staltet, die hintern kaum merklich an Länge etwas zunehmend, drei- gliederig, die beiden ersten Glieder cylindrisch, ziemlich gleich lang; das Endglied articulirt mit dem zweiten durch ein kurzes Zwischen- glied; es ist von ovaler Form, am Endrande mit einem schrägen Aus- schnitt für die starke etwas gekrümmte Kralle, welche halb so lang als das Glied. An der hintern Ecke des Krallenausschnittes zwei nach vorn gerichtete kurze Stacheldornen. Im übrigen die Fasse kahl. Das Abdomen ist von cylindrisch-conischer Form, fast ein Drittel so lang als der Körper und völlig ungegliedert und ohne Anhänge, das Hinterleibsende erscheint conisch zugespitzt, ohne Spur von Fort- sätzen. Die Larve habe ich (Taf. II, Fig. 2d) dargestellt, wie sie un- mittelbar nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei erscheint. Die Eier sell)st, welche vollkommen ausgebildete Larven enthalten, sind kuge- lig und haben einen Durchmesser von 0,27 — 0,3""". Die soel)en ausge- schlüpfte Larve misst 0,3G — 0,4""" ohne die Hinterleil)sanhänge. Sie gleicht durchaus den sonst beschriebenen Bopyridenlarven. Der Körper ist länglichrund, der Längsdurchmesser anderthall)- mal so gross als die Breite, das vordere Körperende breit, am vor- dem Endrande leicht ausgebuchtet. Der Kopf der Larve ist verhältnissmässig sehr breit und kurz und sehr undeutlich von dem Körjjer gesondert, doch ist seine Länge beträchtlich grösser als diejenige der folgenden Körpersegmente, indem 8. Crustucceu. 293 sie derjenigen der drei vordersten Tlioraxsegmente gleichkommt. Auf den Kopf folgen sechs Thoraxsegmente mit ehenso viel ziemlich })lump geformten Krallenfüssen, deren Grenzen allerdings äusserst schwierig zu erkennen sind, während sie von den Seitenrändern des Körpers durch sehr deutliche Einschnitte abgetrennt sind, und ihre Sciten- ränder nach hinten zu in zahnartig vorspringende Ecken verlängert erscheinen. Auf den Thorax folgt alsdann als letzter Körperahschnitt das Abdomen, welches gleichfalls aus Segmenten gebildet wird, die mit ebenso vielen zweiästigen Fusspaaren versehen sind. Es ist gleich- falls mit dem übrigen Körper zu einer gemeinsamen Masse ver- schmolzen und nimmt an Länge das hintere Drittel desselben ein. Vorn mit dem Thorax dieselbe Breite darbietend, verjüngt es sich nach dem Körperende gleichmässig und endet mit abgerundeter Spitze. Eigenthümlich erscheinen an den fünf vordem Abdominalsegmenten, an den Seitenrändern derselben inserirte, eigenthümlich blattartige, lamellöse Anhänge, von sehr durchsichtiger zarter Beschaffenheit, welche die Basalglieder der betreffenden Fusspaare mich Art von Epi- meren bedecken. Sie sind von länglich rechteckiger Form und decken einander theilweise dachziegelförmig, der äussere Hand bildet nach hinten eine spitze zahnartige Ecke, während darüber, am Ende des Vorderrandes, eine zweite kleinere zahnartige Ecke befindlich ist. Sie sind nur dann deutlicher zu sehen, wenn die Fusspaare des Abdo- men nach dem Körper zurückgeschlagen sind, ich habe deshalb auf der linken Seite die letztern in dieser Haltung dargestellt. Ich finde nicht, dass einer der angeführten Beobachter diese Bil- dung bei einer andern Bopyridenlarve bemerkt hätte, indessen dürfte sich dieselbe, da sie ziemlich schwierig deutlich zu erkennen ist, leicht der Beobachtung entzogen haben können. Am Kopfe vermochte ich von den Augen und Mundtheilen nichts mit Sicherheit zu erkennen, woran indessen die durch die Conservi- rung etwas schwierige Untersuchung des äusserst zarten Thierchens Schuld tragen mochte. Die innern Antennen sind ganz rudimentär, sie bestehen nur aus einem dicht unterhalb des vordem Stirnrandes l)efindlichen kleinen, rundlichen Höcker, welcher eine längere stärkere gekrümmte Borste, sowie zwei kleinere Nebenborsten trägt. Die äussern Antennen sind ziemlich gross und zweigliederig. Das erste Glied ist cylindrisch, ziemlich dick, und nach aussen und etwas mehr nach hinten als der Höcker der innern Antennen inserirt, es ist etwas kürzer als das Kopfsegment. Das zweite Glied ist bedeu- 294 II. Zoologie. tend schlanker, verlängert cylindriscli und dem ersten Gliede an Länge gleich. Dassellje trägt am Ende zwei ziemlich starke, etwas gekrümmte Endhorsten, von denen die längern innern so laiig als die heiden An- tennenglieder znsammengenommön. Die sechs Fusspaare des Thorax sind cylindrischc, plump ge- formte Krallenfüsse, an welchen man kaum deutlich drei Glieder er- kennen kann. Das Endglied ist noch einfach cylindrisch und nur an den heiden vordem Paaren ein Avenig verdickt. Im ührigen sind sie alle von ziemlich gleicher Länge und Form. Die an dem Alidomen hefindlichen zweiästigen Schwimmfüssc liahen mit Ausnahme des ahweichend gestalteten am sechsten Segment he- lindlichen Paares der Endanhänge, sämmtlich dieselhe Bildung. Sie hestehen aus einem cylindrischen dünnen Basalglied, welches, wie be- reits erwähnt, unterhalb des l)lattförmigen Seitenanhanges am Seiten- rande inserirt ist und etwas kürzer als letzterer erscheint. Dasselbe trägt zwei gleichfalls cylindrischc Endäste von gleicher Länge, die ein Avenig kürzer sind als das Basalglied und am Ende mit je zwei sehr langen einfachen Borsten besetzt erscheinen. Das hinterste Fusspaar ist beträchtlich stärker und von dem vorangehenden abweichend gestaltet. Es besteht aus einem dicken cylindrischen Basalglied, welches zwei sehr ungleiche Aesto trägt: der äussere längere ist ziemlich so lang als das erste Glied, aber sehr viel schlanker, mit zwei starken langen Endborsten, von denen die äussere nur halb so lang als die innere. Der innere Ast ist dagegen äusserst kurz und gleichfalls mit zwei starken langen Endborsten versehen. AMPHIPODA. Die nordischen und insbesondere die arktischen Crustaceen dieser Ordnung sind seit Kröycr's bahnbrechenden Arbeiten in neuerer Zeit durch Bruzelius, Lilljeborg, Goes, sowie in jüngster Zeit durch Spence Bäte, Westwood und A. Boeck so oftmals zum Gegenstande grösserer Bearbeitungen gemacht worden, dass ich mich auf das Nothwendigste Ijeschränken darf. Ebenso ausführlich ist der Körperbau der Amphipoden nament- lich durch Bruzelius, sowie in den Werken von Spence Bäte und Westwood l)ehandelt worden. Es wird daher genügen, hier nur ein- zelne Punkte hervorzuheben. 8. Crustacocii. 295 Die specitisclien Anhänge, welche an den männlichen Fühlern bei der Mehrzahl der Amphipoden vorhanden sind, scheinen mir eine be- sondere Beachtnng zu verdienen. Zunächst ist hervorzuheben, dass es allerdings der überwiegend grossen Mehrzahl nach die jMännchen sind, welche mit diesen Bildun- gen versehen sind. Indessen fand ich doch bei manchen Arten, welche mir reicldicher vorlagen, dass nel)en gewöhnlichen Weibchen auch andere, gleichfalls mit völlig ausgebildeten Brutblättern versehene In- dividuen vorkommen, welche mit völlig wie bei den männlichen Thie- ren gebildeten Fühleranhängen versehen sind. IMit gefülltem Brut- raum habe ich freilich keines derselben getroffen, doch ist an der weiblichen Natur dieser Individuen wol nicht zu zweifeln. Ich Avurde zuerst bei Aniaflulla tSaOii/i darauf aufmerksam, wo mir ein Brut- laniellen besitzendes Individuum l)egegnete, welches männliche Fühler darbot, da indessen die übi'igen, mit männlichen Antennen versehenen Stücke alle olme die Brutlamellen waren, so war ich geneigt, dieses für ein mit accessoriscluiu Organen versehenes Männchen anzusehen, bis später bei Aniplrithonotus acnlcaiiis und GaiiuiKints locusta das unzweifelhafte Vorhandensein von specitischen Fühleranhängen bei einer grossen Anzahl weiblicher Thiere mich ron dem Gegentheil überzeugte. Es ist, wie ich finde, das Vorkommen dieser Bildungen bei weiblichen Thieren l)ei Ampliitliovohis bereits von Kröyer als ein eigenthümlicher Ausnahmefall angegelien worden, was indessen wie es scheint unbeachtet geblieben ist. Sind nun diese eigenthümlichen Bildungen auch nicht mehr wie früher als ein sicheres Kennzeichen der männlichen Thiere anzusehen, so bleibt es doch nicht minder von Interesse, ihre Form und Anord- nung bei den einzelnen Arten näher zu untersuchen, was bisher, so- viel mir bekannt, noch so gut wie gar nicht geschehen ist. Dieses erscheint um so mehr wünschenswerth, als dieselben trotz des im Ganzen durchaus übereinstimmenden Plans, nach welchem sie ge- staltet sind, eine ausserordentliche Mannichfaltigkeit der Form und eine sehr constante Bildung bei den einzelnen Arten darbieten. Was nun den allgemeinen Bildungsplan l)etritft, der sich bei allen diesen so verschiedenartig erscheinenden Anbängen erkennen lässt, so bestehen dieselben durchgängig aus einem napfförmig ausgehöhlten, mehr oder weniger deutlich stets in drei Aijschnitte gctheilten End- theile, welcher auf einem kürzern oder längern Stiele, der sich an das erste Glied des Endtheiles befestigt, der Antenne aufsitzt. Was die Abschnitte des Endtheiles betriö't, so wüsste ich die eigenthüm- liclie Art und Weise ihrer Verl)indung nicht l^esser auszudrücken, als 296 II- Zoologie. wenn man sich drei flach schüsseiförmige Gehikle in der Weise ex- centrisch übereinander gesetzt denkt, dass nnr ein grösserer oder ge- ringerer Theil des folgenden dem darunter befindlichen aufliegt. Das Vorhandensein dieser drei Hauptabtheilungen fand ich durch- gängig ohne Ausnahme, wiewol es oftmals einiger Aufmerksamkeit bedurfte, um sie deutlich unterscheiden zu können. Ueberdies er- scheint mitunter der zweite, durchgängig aber der dritte dieser Ab- schnitte durch eigenthümliche , in der Membran auftretende Falten in eine grössere oder geringere Zahl concentrischer Abschnitte einge- theilt; in der Regel sind auch an der Oberseite bei allen Abschnitten radiäre feinere oder gröbere Streifungen vorhanden, welche gleich- falls als der Ausdruck äusserst feiner Faltenbildungen wie ich glaube anzusehen sein dürften. Nur in einem einzigen Falle, bei Amplilthonotus aculcaius^ be- finden sich eigenthümliche Chitinanhänge, welche einen zierlichen Fächer bilden, an dem Endtheile, welche an der Verbindungsstelle des ersten mit dem zweiten Gliede inserirt erscheinen. Es fragt sich nun, welcher Function die FUhleranhänge zu dienen bestimmt sein dürften. Der zunächst liegende Gedanke , dass sie eine besondere Sinnesempfindung vermitteln, hat wie ich glaube, die An- sichten der meisten Beobachter für sich gehabt. Auch ich theilte diese Anschauung, bis sie mir späterhin wegen der ausserordentlichen Variation in der Form dieser Bildungen, sowie ihr häufiges Fehlen bei ganzen Familien, mehr und mehr unwahrscheinlich wurde. Han- delte es sich um eine wesentliche Sinnesfunction , so würde ein sol- ches Verhalten zum mindesten schwierig zu erklären sein, und in der That finden wir die unzweifelhaft einer solchen Function dienenden Kiechborsten ganz ausnahmslos vor und in der Form äusserst wenig variabel. Ich habe rücksichtlich dieser zu bemerken, dass sie aus- schliesslich auf der Geissei der obern Fühler, hier indessen ausnahms- los vorhanden sind. Ich habe sie nie weder auf den Basalgliedern der obern Fühler oder auf der Nebengeissel, noch auf den untern Antennen angetroffen. In der Kegel stehen sie in kleinen Gruppen oder einzeln am Ende der einzelnen Geisseiglieder, dagegen ist für die Lysiannassiden die büschelförmige Gruppirung auf dem ersten Geisselgliede besonders charakteristisch. Da nun die oben ausgesprochene Ansicht über die specifischen Fühleranhänge sehr unwahrscheinlich geworden, so fragt es sich weiter, welche andere Function sie etwa erfüllen dürften. Ich muss be- merken, dass mir, seitdem ich die eigenthümlichen, oft mit sehr son- derbar geformten Hautsäumen versehenen Haftborsten an den Fühlern "8. Crustaceen. 297 und Füssen mancher Copepoden aus eigener Anschaunng kennen lernte, die Vermutlmng, dass es sich nni eigenthüinliche Haftapparate lian- delt, als die wahrscheinlichste erscheint. Freilich darf die mitunter napfförmige Form der hetreffenden Bildungen nicht dazu verleiten sie als Saugniipfe zu hetrachten, was sowol der Beschaffeidieit des Blan- des, als auch der Ahwesenheit von Muskelfasern innerhalb derselben zufolge durchaus unmöglich ist. Dass hingegen die Antennen der Amphipoden in mannichfacher "Weise als Greifwerkzeuge verwandt werden ist bekannt, und dürften somit diese eigenthümlichen Cuticularbildungen an denselben eine solche Function unterstützen. Btücksichtlich der Augen ist zu Ijemerken, dass die Form und Stellung derselben sehr constante und für die einzelnen Formen oft sehr charakteristische ]\Ierkmale darbietet. Freilich ist diese Form bei den Jüngern Thieren oft abweichend von derjenigen bei den er- wachsenen. Die bei einigen Gattungen {Atnpliithonotus , Flcustcs u. a.) in hohem Grade hervortretende Brominenz der Augen, welche einen Uebergang zu der Bildung von gestielten Augen anzudeuten scheint, ist indessen keine isolirt auftretende Erscheinung, da fast l)ei allen Amphipoden bei genauerer Beobachtung die Cornea mehr oder min- der gewölbt hervortritt. Die Mundtheile sind seit den vorzüglichen Arbeiten von Kröyer und Bruzelius in neuester Zeit von A. Boeck wieder mit besonde- rer Sorgfalt bei einer sehr grossen Anzahl von Formen untersucht worden. Die Gesammtform des Körpers erscheint mir von besonderer Wichtigkeit, da sie in den einzelnen Gruppen mehr oder weniger cha- rakteristisch erscheint. Ich habe daher, um den darauf bezüglichen Angaben einige Bestimmtheit zu verleihen, einige Maassangaben ge- macht, die eine kurze Ph'örterung erfordern. Von besonderer Wichtig- keit für den Habitus der Thiere ist der grössere oder geringere Grad der seitlichen Zusammendrückung des Körpers. Ich habe, um diese Verhältnisse bestimmt auszudrücken, in der Mitte des Körpers fmeist in der Gegend des vierten Segments) die Höhe desselben gemessen, indem ich von der Medianlinie des Itückens bis zur Seiteulinic maass, und gleichzeitig die Dicke des Körpers daselbst in den Seitenlinien gemessen. Durch ersteres Maass erhält man allerdings nicht die Höhe des betrefi'enden Segments direct, was am unverletzten Thiere über- haupt nicht möglich ist, aber doch ein solches, welches vergleichbare Werthe liefert. llücksichtlich der Gesammtlänge des Körpers habe ich bei kleinem 298 n. Zouiogif. Rostrum von dem vordem Stiriiraiide l)is zum Ende der Springfiisse gemessen, da der Caudulunlumg öfters schwierig als Endpunkt der Messung zu Ijenutzen sein würde. Zum Schlüsse endlich die systematische Eintheilung der Amplii- poden und die Anordnung der so überaus zahlreichen Formen in natürliche Familien anlangend, so sind allerdings durch die Arbeiten von Dana, Bruzelius, Lilljeborg, Bäte und neuerdings durch A. Boeck sehr wesentliche Fortschritte gemacht -worden. Dennoch glaube ich, dass zu einer Erkenntniss der wahrhaft natürlichen verwandtschaft- lichen Beziehungen der durch diese Forscher gebildeten Gruppen noch sehr vieles fehlt, da viele Verhältnisse noch kaum in durchgreifender Weise berücksichtigt wurden und manche Formen in viel zu spär- lichem Material der Untersuchung vorlagen, um mehr als eine sehr fragmentarische Erkenntniss der äussern Gestaltung zuzulassen. Am weitesten in der Trennung einzelner Gruppen ist in neuester Zeit A. Boeck gegangen und glaube ich, dass man die Mehrzahl der von ihm gebildeten Familien wol als nothwendig begründete wird aner- kennen müssen. Dagegen erscheint mir die Zcrspaltung der Gattun- gen von diesem Forscher mitunter fast etwas zu weit ausgedehnt wor- den, und habe ich mich daher nicht entschliessen können, dieselben in allen Fällen anzunehmen. Unter diesen Umständen konnte, zumal bei der Lückenhaftigkeit des mir vorliegenden Materials, in den nachstehenden Mittheilungen ein Versuch einer durchgeführten systematischen Anordnung nicht wohl gemacht werden. Die Familie der Pleustinen glaubte ich neu bilden, die der Epimerinen von A. Boeck dagegen mit den Atylinen wieder vereinigen zu müssen. Bücksichtlich der frühesten Jugendstadien sind nur von Bruze- lius, sowie von G. 0. Sars in seinem schonen Werke über die Süss- wasser-Crustaceen von Norwegen nähere Angaben gemacht Avorden. Ich halte diese ^'erhältnisse für äusserst wichtig, da sich neben einer gewissen Gleichartigkeit der embryonalen Charaktere, welche allen aus dem Ei geschlüpften Amphipoden mehr oder weniger gemeinsam sind, doch mancherlei eigenthümliche Verschiedenheiten in den ein- zelnen Gruppen vorhanden sind. Leider bietet sich die Gelegenheit seltener, an conservirten Exemplaren derartige Beobachtungen machen zu können, da meist die bruttragenden Weibchen Eier mit weniger entwickelten Embryonen l:)ei sich tragen, oder die junge Brut aus den Bruttaschen herausgefallen oder sonst zerstört ist. Ich habe indessen keine Gelegenheit über die Jugendformen etwas zu ermitteln, wie man ersehen wird, vorübergehen lassen. 8, Crustaeeeii. ' 299 An neuen Arten entliiilt die Sanunlung nur zwei: ParainpJiifhoe megalops^ sowie I'draplcit.sfc^ Faden, ziendich reichlicli; Sal)ine- Insel 10 Faden, zwei Exemplare. 304 II. Zoologie. Nach Süden ist sie weiter beobaclitet worden als Änotiyx liitora- Us, da nach Spence Bäte ein Exemplar von der schottischen Küste erhalten wurde, und nach A. Boeck dieselbe auch weiter südlich an der norwegischen Küste beobachtet worden ist. Unter den von H. von Heuglin bei Spitzbergen gesammelten Cru- staceen befanden sich mehrere Exemplare dieser Art, welche durch eine weit beträchtlichere Grösse von den grönländischen verschie- den sind. Die grössern Exemplare messen bis zu 24'""*, sind also grösser als selbst die von Grönland mir vorliegenden Stücke von Anonyx liitoraJis. Im Uebrigen sind sie von den grönländischen nicht ab- weichend. Syrrhoinae, A. Boeck. Diese kleine Familie nähert sich in mancher Beziehung den Oedi- cerinen, welches sich nicht allein in der Gesammtform des Körpers, sondern auch in der Bildung der Mundtheile ausspricht, die im We- sentlichen sehr ähnlich wie l)ei jener Gruppe geformt sind. Doch > sind die Mandibeln beiderseits ungleich, nur die linke mit einem Pro- cessus ((cccssorius versehen, was bei den Oedicerinen nicht der Fall ist. Auch die Kopfform und die hochstehenden, oder selbst auf der Stirn verschmolzenen Augen erinnern an jene Gruppe, doch ist das Rostrum nie so beträchtlich entwickelt. Die ol)ern Antennen besitzen eine Nebengeissel, welche den Oedicerinen fehlt. Ob die Antennen bei den männlichen Thieren mit specitischen Anhängen versehen sind, vermag ich bei dem geringen Material, welches mir vorlag nicht zu entscheiden, doch ist es nach Analogie mit den Oedicerinen elier wahr- scheinlich dass sie fehlen. Die Fusspaare des Thorax sind beträchtlich schlank, die beiden vordem namentlich mit sehr schwachen schmalen Scheerengliedern, das siebente Paar nicht aussergewöhnlich verlängert. Die Springfüsse stimmen dagegen sehr mit denjenigen der Oedi- cenerinen überein. 20. 1) Sijyrhoi' errmdafa Goes. Goes, Crustac. Amphipod. niaris Spetsbergiam allncntis, p. ftST, fig. li5. A. Boeck, Crustacea Amphipoda boroalia et arctica, p. (J7. Diese durch die schwedischen Expeditionen bei Spitzbergen ent- deckte Art lag in einigen Exemj^laren auch von der ostgrönländischen Küste vor. Die Färbung des Thieres ist gleichmässig gelblich, ohne Big- 8. Crnstaceen. 305 mentiruiig, es scheint im lohenden Zustande ziemlich farhlos durch- sichtig zu sein. Die Grösse betreffend, so hesass das einzige grössere mir vor- liegende Exemplar eine Totallänge von 12""". An demselben fixnd ich: Untere Antenne 4""" Körperhöhe im dritten Segment, einschliesslich der Epimere 2V-2""" Querdurchmesser des Körpers daselbst 2V2'"'" Hinterste Springfiisse 2'"™ An drei kleinem 4 — G"™ langen Exemplaren fand ich sonst keine Abweichungen, ausser dass die Geissei der untern Antennen nur siebengliederig erschien. Verbreitung. Sie scheint ziemlich selten an den Küsten von Ostgrönland, da im Ganzen nur fünf Exemplare vorhanden waren: Sabine-Insel 10 Faden (ein grosses Exemplar); Sabine-Insel 5 — 10 Fa- den, mehrere kleinere. Pardalisciiiae, A. Boeck. Diese kleine Gruppe scheint zu den Syrrhoinen in verwandtschaft- licher Beziehung zu stehen , doch bietet die Bildung der Mundtheile, sowie der beiden vordem Fusspaare charakteristische Eigenthümlich- keiten. Die Körperform ist gestreckt, die Segmente im Verhältniss zum Querdurchmesser niedrig, im Bücken breit gewölbt, die Ei^imeren sehr klein. Die Segmente in der Mitte des Körpers sind kaum höher als vorn, sowie auch der Querdurchmesser des Körpers sich ziemlich gleich bleibt. Die Mundtheile bieten mancherlei Eigenthümliches. Die Man- dibeln sind beiderseits ungleich, indem nicht allein der Zahnfortsatz beiderseits abweichend geformt, sondern auch der proccssus acresso- rius sehr verschieden ist; links ist er ziemlich rudimentär in Form eines schmalen hakenfch'migen Fortsatzes, rechts wiederholt er die Form des Zahnfortsatzes und ist mit demselben verwachsen, Borstenreihe rudimentär; Kauhöcker fehlt. Die Maxillarfüsse sind durch die eigenthümliche Form der beiden Innern Lappen ausgezeichnet: der basale völlig rudimentär, der äussere schmal rechteckig mit dem betreffenden Gliede in seiner ganzen Länge verwachsen. Die Antennen schlank und dünn, mit verhältnissmässig kurzem Schaft, im Ganzen nicht von besonderer Länge; die obern mit wohl- entwickelter Nebengeissel. Ob sexuelle Differenzen an denselben vorhanden sind, geht weder aus den bisher gemachten Angaben Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. -ü 306 II- Zoologie. hervor, noch konnte ich liei dem c^eringen Material darül)er ins KLare kommen. Allgen getrennt, seitlich. Thoraxfüsse schlank, die drei hintern ziemlich stark verlängert, mit kleinen schmalen Coxalgliedern. Die heiden vordersten Paare bei Pardalisca sehr abweichend mit zweigliederiger gezähnter Kralle, welche nicht gegen das letzte Fuss- glied zurückgelegt werden kann; hei Nicippc, welche ich nicht ans eigener Anschauung kenne , scheinen sie von der gewöhnlichen Bildung. Springfüsse schlank, ziemlich lang. 21. 1) Pardalisca cusindata Kröyer. Tab. I, tig. 3 et tab II, fig. 1. Kröyer, Natiuli. Titlskr., forste Rfekke, IV, 153. Bruzelius, Bidr. til Kännedomen oni Skand. Amphip. Gammaridoa, p. IUI. Goes, Crustac. Amphip. maris Spetsberg. alluent., p. .')20. Boeck, Crustacea Ampliip. borealia et arctica, p. 71. Von dieser, wie es scheint an der ostgrönländischen Küste ziem- lich selten vorkommenden Art lagen mir nur drei daselbst gesam- melte Stücke vor. Der Körper zeichnet sich im Allgemeinen durch seine gestreckte und schmächtige Form aus, indem die Epimeren sehr klein und niedrig sind und die Höhe des Körpers infolge dessen geringer er- scheint. Im Uel)rigen erscheint dersell)e im Rücken gewölbt und ab- gerundet, sein Querdurchmesser in der Mitte ist wenig geringer als die Höhe bis zur Seitenlinie, derselbe erscheint daher im Ganzen Avenig seitlich zusammengedrückt. Derselbe ist in der Gegend der mittlem Segmente kaum merklich breiter als nach vorn und hinten zu , sodass die Seitenränder bei der Ansicht von oben fast parallel erscheinen. Der Kopf ist ziemlich gross, fast so lang als die beiden ersten Segmente zusammen genommen, und nach vorn in ein kurzes, zuge- spitztes Rostrum verlängert. Das Auge ist zinnoberroth, welche Fär- bung sich indessen nur bei einem der Exemplare erhalten hatte, wäh- rend sie bei den übrigen sich in eine gelliliche Färlnmg umgewandelt hatte. Es ist sehr lang und schmal, linear, an l)ciden Enden, na- mentlich dem untern etwas verbreitert, sein Längendurchmesser senk- recht. Letzterer ist ziemlich von der halben Länge des Kopfes. Die Antennen (Taf. II, Fig. ]h) fand ich kaum merklich an Länge verschieden, die obern fast unmerklich länger als die untern. Sie sind verhältnissmässig lang und dünn, mit langer zahlreich-gliederi- ger Geissei. Sie sind etwas kürzer als die halbe Gesammtlänge des Thieres beträgt. 8. Crustaccen. 307 Die obern Antennen besitzen eine verliältnissmässig sehr kurze Basis, welche kaum die Länge des Kopfes besitzt, das zweite und dritte Glied sind zusammen etwas kürzer als das erste. An dem Fla- gellum zählte ich gegen 50 Glieder; die Nebengeissel ist fünfgliederig und von der Länge des zweiten Basalgliedes. Die Basalglieder sowol als die Geissei sind nur mit sehr schwachen Börstchen besetzt. An den untern Antennen fällt vorzüglich die grösste Kürze des vorletzten Basalglicdes auf, welches kaum länger erscheint als die vorhergehenden, und nur wenig über das vordere Ende des ersten Basalgliedes der obern Antennen vorragt. Dagegen erscheint das letzte Basalglied sehr stark verlängert, schlank und langgestreckt, und reichlich dreimal so lang als die vier ersten Basalglieder zu- sammen genommen. Der Basaltheil zusammen genommen ist nahezu drei Viertel so lang als die Geissei, welche gegen 40 Glieder zeigt. An keinem der drei untersuchten Exemplare konnte ich knöpf- chenförmige Anhänge oder etwas dem Aehnliches auffinden; an den obern Antennen l)efandcn sich auf den Geisseigliedern je zwei bis drei der wie geAvöhnlich gel)ildeten Biechborsten, welche gegen das Ende hin fehlen. Leider ist das mir zu Gebote stehende Material zu gering, um zu entscheiden, ol) in dieser Familie die männlichen Fühleran- hänge fehlen. Mundt heile. Die Mandibeln sind, wie im Allgemeinen von den frühern Beobachtern richtig hervorgehoben wird, durch eine sehr be- merkenswerthe Ungleichheit der l)eiden Körperseiten ausgezeichnet, doch linde ich nur von Bruzelius die Bildung derselben in zutrefien- der Weise angegeben. Während A. Boeck den processus accessorius nur an der linken Mandibel vorhanden sein lässt^, hat Bruzelius die eigenthümliche Bildung desselben im (ganzen gut erkannt. Die Man- dibeln sind im Ganzen schwach, der an der linken Mandibel ziemlich lange und zugespitzte Zahnfortsatz erscheint an der rechten weit kürzer und wesentlich anders geformt. Während der obere Rand bei jener durch ziemlich spitzige Einschnitte in vier grosse spitzige, ver- hältnissmässig breite, dreieckige Zähne getheilt erscheint, findet sich an der recliten Mandibel derselbe nur mit zwei viel kürzern und durch eine runde Ausbuchtung verbundenen Zähnen versehen, von Avelchen der auf der Spitze stehende breit abgestumpft, der andere dagegen zugespitzt erscheint; dahinter erscheint der Band nur mit 1 Die Angabe bezieht sich allerdings auf die Familie der Pardaliscinen, da für Pardalisca cuspidata eine nähere Angabe fehlt. 20* 308 II- 5^oolngie. äusserst schwach ausgeprägten unregehuässigen Crenelirimgen ver- sehen, tlie nur bei starken Vergrösserungen deutlich sichtbar sind. Die linke Mandibel (Taf. II, Fig. la) besitzt einen sehr rudi- mentären Processus acccssorkts in Form eines gekrümmten haken- förmigen, gelenkig mit derselljen vcrl)undenen dünnen Fortsatzes, welcher nur bei der Besichtigung derselben von der Innern Seite her sichtbar ist und mit einem einfach zugespitzten Ende versehen ist, ohne Andeutung von Zähnen. Dicht an der Wurzel dessell)en be- findet sich eine einzelne ziemlich kurze Fiederborste, welche als der verkümmerte Ueberrest der gewöhnlich von dem proccssus accesso- rius hinziehenden r)0rstenreihe anzusehen ist. Ganz eigenthümlich verhält sich dagegen der Processus accessorins an der rechten Man- dibel (Taf. II, Fig. Ib), woselbst derselbe, wie Bruzelius sehr treffend bemerkt, eine ziemlich genaue Wiederholung des Zahnfortsatzes selbst bildet und einen ziemlich l)reiten, mit seinem obern Ende verbreiter- ten und dem Zahnrande des Kiefers selbst gleichgeformten Fortsatz darstellt. Doch ist die Zähnelung des hintern Randabschnittes hier etwas stärker und deutlicher. Uebrigens erscheint dieser Fortsatz nicht gelenkig mit dem Kiefer verbunden, wie Bruzelius angibt, son- dern mit demselben unbeweglich verwachsen. Dass es sich hier übri- gens nicht um einen innei'halb der Mandibel liegenden, durch eine neue Häutung bedingten, sondern um einen wirklich äusserlich hervor- ragenden Theil handelt, davon habe ich mich deutlich überzeugt, zumal man die eingeschachtelten, für die Häutung vorgebildeten Wiederholungen beider Theile im Innern der jMandil)el ausserdem leicht wahrnehmen kann. Auch hier finden sich an der Wurzel des Processus acccssorius zwei sehr kurze Börstchen als Andeutung der Borstenreihe. Von dem Kauhöcker ist an beiden Mandibeln keine Spur vorhanden. Der Mandibulartaster ist sehr schhink und dünn, von massiger Länge, ein und ein halb mal so lang als die JMandibeln; das zweite schwach gebogene sehr schlanke Glied ist liei Aveitem das längste, indem das Endglied nur halb so lang ist. Die Maxillen des ersten Paares (Taf. II, Fig. Ic) sind mit einem ziemlich stark verlängerten Basaltheil versehen, sodass der sehr ver- kümmerte basale innere Lappen durch einen beträchtlichen Zwischen- raum von dem Ursprünge des Kautheils getrennt erscheint. Der Taster besitzt ein am Ende ziemlich stark verbreitertes, keulenförmig gestaltetes Endglied, dessen Rand mit einer Pteihe kurzer Staclieln, zwischen denen einige kurze Borsten stehen, besetzt ist. Der Kau- theil ist ziemlich klein, ragt kaum über das erste Glied des Tasters 1 8. Crustiici'cn. 309 hervor und ist auf dem schräg ahgeschnittenen Endrande mit zwei stärkern gekrümmten Stacheln versehen, von welchen der auf der äussern Spitze hefindliche l)eträchtlich länger und stärker und bei- nahe so lang als der Kautheil selbst erscheint; der untere dagegen ist kaum halb so gross. Ich konnte keine Zähnelung an demselben erkennen. Unter diesen beiden Stacheln stehen am Endrande als- dann noch mehrere einfach zugespitzte Dorsten und am Innern Ende dessell)en eine etwas längere Fiederborsto. Der sehr verkümmerte Basallappen bildet einen sehr kleinen, wenig hervorragenden, abgerundeten und auf der Spitze mit zwei kurzen Borsten besetzten Lappen. Die hintern Maxillen (Taf. II, Fig. Id) sind durch die beträcht- liche Länge und die grosse Schlankheit der beiden Aeste ausge- zeichnet. Der innere Lappen ist ein wenig länger und breiter als der äussere, indessen gleichfalls linear langgestreckt, nach der Spitze verschmälert und längs des grössteu Theils des Innern Randes mit langen und langgefiederten Borsten besetzt. Der äussere Lappen er- scheint dagegen äusserst schmal langgestreckt, fast gleich breit bis zur Spitze und nur auf dieser mit drei langen Fiederborsten besetzt. Die Maxillarfüsse (Taf. II, Fig. le) sind bemerkenswerth durch die fast vollkommene Verkümmerung des untern inneru, sowie durch die eigenthümlich rechteckige Form des obern innern Lapi^ens. Er- sterer fehlt nicht ganz, wie A. Boeck angibt, sondern ist, allerdings nur in der Form eines sehr kleinen conischen, auf der Spitze mit einer einzelnen Borste besetzten, am untern innern Bande des Basal- theils befindlichen Fortsatzes vorhanden. Letzterer ist im grössteu Theile seiner Länge mit dem Basaltheil verwachsen rechteckig, am obern Ende quer abgeschnitten, und ragt nur bis zum Ende des ersten Tastergliedes nach vorn hervor. Der obere Rand ist mit massig langen einfachen Borsten besetzt, welche am innern Rande sich in eine Reihe sehr kurzer Borsten fortsetzen. Der Taster ist ziemlich lang und schlank, länger als der Basaltheil bis zum vordem Ende des obern Lappens und mit einer zweigliederigen Kralle versehen, welche hall) so lang als das Endglied ist. Die beiden vordem Fusspaare haben eine sehr eigenthümliche Form. Sie scheinen, da die Kralle aus zwei Gliedern besteht, welche eine aussergewöhnliche Grösse und Entwickelung besitzen, ein Glied mehr als gewöhnlich zu hal)en. Die Form derselben ist an beiden ganz übereinstimmend, doch erscheint das zweite merklich länger als das erste. Während bei den meisten Amphipoden die beiden vordem Fuss- 310 II- Zoologie. paare fünfgliederig sind (mit Ausscliluss der Kralle) scheinen die- selben bei Pardalisca sechs Glieder zu haben. Bruzelius und Boeck deuten das der stark gezähnten Kralle voraufgehende schlanke Glied als fünftes oder Scheerenglied, was indessen irrthümlich ist, da von denselben die sehr kurzen und schwach entwickelten zweiten und dritten Glieder der betreffenden Fusspaare als ein einziges angesehen worden sind. Das eigentliche fünfte oder Scheerenglied ist vielmehr das stark verlängerte und verbreiterte Glied, welches jenen vorauf- geht und schon durch diese beträchtliche Grössenentwickelung dem betreffenden Gliede bei der Mehrzahl der Amphipoden entsprechend sich verhält. Nimmt man die soeben dargelegte Deutung der Glieder als die richtige an, so verhalten sich dieselben folgendermaassen. Das erste Glied, das Coxalglied, ist von der gewöhnlichen stark verlängerten Form, die beiden folgenden sehr kurz und nicht sehr deutlich ge- trennt, das vierte Glied, welches sonst dem Scheer«ngliede an Um- fang ziemlich gleichzukommen pflegt, erscheint ebenfalls sehr klein und kaum grösser als die beiden vorangehenden. Das hierauf fol- gende eigentliche Scheerenglied kommt dem Coxalgliede an Länge gleich und erscheint merklich breiter als die übrigen Fussglieder, doch von der Basis nach der Spitze hin etwas verschmälert. Die Kralle kann nicht gegen dasselbe zurückgelegt werden, wesshalb ein beson- ders abgesonderter Krallenrand an demselben nicht vorhanden ist; der untere Ptand erscheint vielmehr ziemlich gleichmässig mit abwechselnd kürzern und .längern Borsten besetzt. Die verhältnissmässig sehr lange zweigliederige Kralle (Taf. II, Fig. If) ist von verhältnissmässig sehr beträchtlicher Länge und kommt dem Scheerengliede an Länge fast gleich. Das erste Glied derselben ist schlank cylindrisch, am untern Rande mit dichtstehen- den kurzen Borsten besetzt und etwa halb so lang als das Scheeren- glied. Das zweite Krallenglied ist an der Wurzel verhältnissmässig breit, gegen das Ende zugespitzt, leicht gekrümmt und kommt dem ersten Gliede der Kralle an Länge ziemlich gleich. Dasselbe ist am ganzen untern Bande fast bis zur Spitze mit einer Reihe dichtstehen- der langer und zugespitzter Kammzähne besetzt. Das dritte und vierte Fusspaar ist von ziemlich gleicher Länge mit dem vorhergehenden, schlank und von der gewöhnlichen Bildung, die Krallen derselben sind einfach und ohne Zähnelung. Die Glieder sind an dem untern Bande mit kurzen Borsten besetzt und ohne Stacheln. Die drei hintern Thoraxfüsse sind ziemlich stark verlän- gert, von sehr schlanker Form und unter sich an Länge wenig ver- 8. Crustaceeu. 311 schieden. Das fünfte Fusspaar ist um die Länge seines Endgliedes länger als das vorangehende; die beiden hintern nur sehr wenig länger als dieses und unter sich nicht an Länge verschieden. Die Coxalglieder derselben sind sehr schwach erweitert, schmal, oblong viereckig und an Grösse kaum verschieden. Die Glieder sind schmächtig und mit der gewöhnlichen Bestachelung versehen, die Krallen einfach. Die Epimeren der Thoraxsegmente sind durch ihre sehr geringe Grössenentwickelung ausgezeichnet; diejenigen der vier vordem Seg- mente sind klein und fast quadratisch, mit winkeligen Ecken, die vierte ist kaum grösser als die vorangehenden und am Hinterrande ohne einen Ausschnitt, indem derselbe von der Epimere des folgen- den Segments unbedeckt gelassen wird. Die Epimeren der drei hin- tern Thoraxsegmente sind im Verhältniss zu ihrer Breite äusserst niedrig, am meisten die letzte, welche fast linear erscheint; sie sind am untern Rande ziemlich stark ausgerandet. Von den Segmenten des Abdomen ist das dritte und vierte an der Dorsalseite neigen der Äledianlinie am Hinterrande mit je zwei etwas divergirenden , leicht nach aussen gekrümmten, spitzigen Zäh- nen versehen, das fünfte in der Medianlinie not einem gerade nach hinten gerichteten, sonst ebenso gestalteten Zahne, während die übri- gen unbewehrt sind. Die Epimeren der drei vordem Abdominal- segmente besitzen ziendich zugespitzte zahnartige hintere Ecken, welche namentlich an dem dritten in Form eines deutlich abgesetzten zu- gespitzten Zahnes erscheint. Der Caudalanhang bildet eine ziemlich stark verlängerte, fast rechteckige Platte, welche ein und ein halb mal so lang als breit und gegen das Ende unbedeutend verschmälert erscheint. Derselbe ist durch einen sehr tiefen, fast bis zum Basalrande reichenden mittlem Ein- schnitt in zwei Hälften getheilt. Die mittlere Incisur ist in dem grössten Theile ihrer Länge sehr schmal mit geradlinigen dicht aneinander- liegenden Bändern, während sie im letzten Drittel gegen das Ende zu sich plötzlich erweitert, indem ihre Bänder in einem spitzen Winkel divergiren, und der Endtheil der beiden Seitenhälften daher beträcht- lich verschmälert erscheint. Diese verschmälerte Spitze derselben er- scheint durch einen massig tiefen Einschnitt zweizähnig. Auf dem Caudalanhang befinden sich zwei Paar Stachell)orsten, welche nahe dem äussern Bande auf dem Basaltheil der l)eiden Seitenlappen be- findlich sind. Auf der Spitze bemerkte ich keine Stacheln, wie sie Bruzelius angibt. Die Spitze des Caudalanhanges ragt nur um wenig über das Ende des Basalgliedes des letzten Fnsspaares hervor. 312 II- Zoologie. Die drei letzten Fusspaare des Abdomen erscheinen im Ganzen von massiger Länge, die beiden vordem sind etwas kürzer als das letzte. Letzteres zeigt ein Paar gleich lange, blattförmig zusammen- gedrückte Endäste, v/elche fast nur die Hälfte länger als das Basal- giied und an dem verschmälerten Ende nicht spitz zulaufen, sondern quer abgeschnitten sind. Der innere Rand ist gegen das Ende mit sehr feinen Stacheln, darüber mit einigen längern oder kürzern Bor- sten besetzt; den äussern Rand finde ich an dem untersuchten Exem- plar unbewehrt. Das vorletzte Paar der Springfüsse (Taf. II, Fig. lg) besitzt sehr schlanke Endäste von wenig verschiedener Länge, von welchen der längere innere fast ein Drittel länger als das Basalglied, der äussere kaum länger als dieses erscheint. Sie sind am Innern Rande mit ab- wechselnd längern und kürzern Stacheln und am Ende mit einer ein- fachen geraden Kralle versehen. Das vorderste Paar besitzt fast gleichlange Endäste, welche kür- zer sind als das Basalglied, und ist im Uebrigen von übereinstim- mender Bildung. Dimensionen. Das grösste Exemplar besass eine Totallänge von 28'^"^. Bei dem kleinern wohlerhaltenen, 19'""^ langen fand ich folgende Maasse; Höhe des Körpers (viertes Segment) bis zur Seitenlinie. . 3"^ Höhe d. Körpers (viertes Segm.) mit Einschluss der Epimere 3,5" Querdurchmesser des Körpers daselbst 2,5™"" Antennen 8""^ Hinterstes Paar der Abdominalfüsse 3' mm ■mm Jmm Färbung, soweit sie kenntlich geblieben, gleichmässig blass gelb- röthlich. "Verbreitung: Nord-Shannon, in 30 Faden Tiefe. Leucothoiiiae, Dana. Ich muss gestehen, dass mir diese Familie in dem von A. Boeck angenommenen Umfange zu viel heterogene Elemente zu enthalten scheint, um als eine besonders natürliche angesehen werden zu können. Ich verzichte daher darauf, eine Charakteristik dersell)en zu ver- suchen, da ich glaube, dass dieselbe später doch in verschiedene Gruppen wird zerlegt werden müssen. 8. Crustaceen. 313 22. 1) Eusirus cusindatus Kröyer. Taf. III, Fig. 2. Kröyer, Naturhist. Tidskr., 2 R?ekke, I, 501. Bruzelius, Bidr. til Kiumedomeii om Ökaiid. Amphip. Ganimaridea, p. 63. Goes, Crust. Amphip. maris Spctsberg. allueiit. , p. 521». Boeck, Crustacea Ampliipoda borcalia et arctica, p. 7(). Nur zwei Exenij)larc dieser, wie es scheint überall selten vor- kommenden, Art lagen von Ostgrönland vor, ein erwachsenes grosses und ein kleineres. Der Köriier ist ziendich stark seitlich zusammengedrückt, die Höhe his zur Seitenlinie im vierten Segment ziemlich ebenso gross als der Querdurchmesser des Körpers daselbst, die Segmente nehmen vom ersten bis zur Mitte sehr massig an Höhe zu, der lUicken in der Medianlinie daher massig gewölbt, dagegen im Querdurchschnitt mit hoher Wölbung in die Köri:)erseiten steil abfallend. Die vier vor- dersten Segmente ungekielt, vom fünften Segment bis zum vierten Abdoniinalsegment ein Mittclkiel, die beiden letzten Körpersegmente ungekielt. Der Mittelkiel ist am fünften Thüraxscgment sehr schwach angedeutet; an den beiden letzten, sowie an den zwei ersten Abdo- minalsegmenten erhebt er sich stärker und erscheint am hintern Seg- mentrande in eine zahnartige gerade nach hinten gerichtete Spitze verlängert, welche an den drei letztern erwähnten Segmenten be- trächtlich entAvickelt ist und ein Drittel der Länge der betreffenden Segmente besitzt. Der Kiel selbst nimmt die ganze Länge der be- treffenden Segmente ein. Am dritten und vierten Abdoniinalsegment ist der Kiel gleich- falls ziemlich hoch und nimmt die ganze Länge derselben ein, ohne indessen hinten zahnartig über den hintern Segmentrand hervorzu- ragen. Der Kopf ist ziemlich klein, wenig länger als das erste Segment, der Scheitelrand sehr wenig gewölbt, fast gerade nach vorn verlau- fend; Rostrum klein, dreieckig zugespitzt. Der untere Theil des Kopfes, sowie die Mundtheile fast völlig von der vordersten Epimere bedeckt. Die Augen sind bei den aufbewahrten Exemplaren gelblich al)- geblichen, ziemlich schwierig zu erkennen; bei dem grössern war an- fangs noch eine röthliche Färbung daran theilweise kenntlich, welche aber späterhin ebenfalls verschwand. Nach HolbölPs Angabe sind sie beim lebenden Thiere zinnoberroth. Dieselben sind senkrecht, schmal, fast linear-nierenförmig , der längere Durchmesser fast so lang als der obere Kopfrand, das untere Ende etwas erweitert; sie sind dem vor- dem Gesichtsrand ausserordentlich stark genähert. 314 ■ II. Zoologie. Die Anteuiien sind massig lang, die obern beträchtlich länger als die untern, sie waren bei dem grössern Exemphir nicht ganz voll- kommen, bei dem kleinem die obern von halber Körperlänge, die untern zwei Drittel so lang als diese. An den obern Antennen (Taf. III, Fig. 2 b) der Schaft ziemlich verlängert, das erste Basalglied so lang als der Kopf, das zweite Glied schlanker und ein Avenig länger als das erste, ist am Endrande eigenthümlich gebildet, indem derselbe schräg abgeschnitten erscheint und daselbst jederseits mit drei sehr langen spitzigen, leicht geboge- nen Zähnen versehen ist, von denen der mittlere am grössten und unterhallj der Spitze noch mit einem accessorischen kloinen Zahn ver- sehen ist. Das dritte Basalglied klein und sehr kurz, kaum länger als breit und kaum ein Viertel so lang als das zweite, am untern Ende des Endrandes in eine etwas vorspringende zahnartige Ecke ausgezogen. Nebengeissel rudimentär eingliedrig, so lang als das erste Geisseiglied. Geissei doppelt so lang als der Schaft mit sehr zahlreichen Gliedern, die mit ein bis zwei liiechborsten ver- sehen sind, welche indessen nur auf den alternirenden Gliedern vor- handen sind. Die untern Antennen mit stark verlängertem Schaft, das dritte Glied bis etwas über die Mitte des ersten Basalgliedes der obern An- tennen reichend, am Ende oben ebenso wie das zweite mit zwei kurzen Zähnen, sowie am untern Ende gleichfalls mit einer kleinen zahn- artigen Spitze jederseits, das vierte Glied, bis zum Ende des obern Fühlerschaftes reichend, stark verlängert, am Endrande mit einer zahnartigen Ecke jederseits, das fünfte Glied unbedeutend kürzer als das vierte, am Endrande einfach. Die Geissei sehr kurz, beträcht- lich kürzer als die beiden letzten Glieder des Schaftes, mit zahlreichen sehr kurzen Gliedern. Beide vorliegende Exemplare weiblich, das grössere mit grossen, wie gewöhnlich geformten Brutblättern, ohne Spur specifischer Anhänge der Fühler. Die Mundtheile konnte ich nicht untersuchen. Die beiden vordersten Fusspaare sind von beträchtlicher Länge und mit sehr entwickelten, sehr eigenthündich geformten Scheerengliedern versehen; sie sind unter sich gleich lang und ziem- lich ebenso lang als die beiden folgenden Paare. Das vorletzte Glied sehr schmal, am Ende nicht verbreitert, etwas gebogen und am un- tern Rande ganz nahe der Basis mit einem langen, etwas gekrümm- ten, am Ende verschmälert-abgerundeten und beborsteten Fortsatz versehen, welcher mit dem davorliegenden Theile des untern Bandes 8. Crustaceen. 315 einen Ausschnitt zur Aufnahme des hintern Theils des Scheerengliedes bildet. Letzteres erscheint dadurch ganz auffällig abweicliend gebildet, dass es nach hinten zu ausserordentlich erweitert und verbreitert er- scheint, indem der untere Rand von der Insertion des vorletzten Gliedes gerade nach hinten verläuft und so den obern Hand der Scheere fort- zusetzen scheint; der nach hinten gerichtete erweiterte Abschnitt des Scheerengliedes ist ebenso lang als der vordere Abschnitt, aber be- trächtlich breiter, der Winkel, welchen der untere Hand hinten bildet, bogenförm'ig abgerundet. Der Krallenrand ist sehr lang und l)e- trächtlich länger als der Oberrand und mit feinen Borsten dicht be- setzt; an seinem hintern Ende eine höckerartig vorragende Ecke, auf welcher eine kurze Stachelborste. Es ist demnach nicht ganz richtig ausgedrückt, wenn Bceck be- merkt: der Carpus sei mit dem Scheerengliede in der Mitte des vor- dem Randes verbunden. Die Kralle sehr lang und schlank, länger als der obere Scheeren- rand , einfach , ungezähnelt. Das fünfte bis siebente Fusspaar massig verlängert, das fünfte ein wenig länger als das vorhergehende, die beiden letzten etwas länger, unter sich kaum an Länge verschieden. Die Coxalglieder massig erweitert, oblong, nach dem äussern Ende verschmälert, die hintere untere Ecke wenig vorragend. Ihr hinterer Rand äusserst fein gezähnelt. Die Länge der Coxalglieder erreicht nicht ganz die- jenige der ZAvei folgenden Glieder zusammen genommen. Letztere schlank, sehr fein bestachelt, das dritte an der untern Ecke hinten etwas zahnartig ausgezogen. Die vier vordem Epimeren ziemlich gross, etwas niedriger als die betreffenden Segmente, mit convex gerundeten untern Rän- dern, die vierte verbreitert und hinten in der obern Hälfte seicht ausgeschnitten. Von den Epimeren der drei vordem Abdominalsegmente bildet die vorderste eine stumpfe Ecke, die zweite und dritte eine wenig vorragende spitze zahnartige Ecke. Der Hinterrand ist an der dritten ziemlich stark regelmässig gesägt-gezähnt, an den zwei vordem da- gegen feiner und undeutlich gezähnelt. Die drei hintersten Körpersegmente ziemlich verlängert, mit lan- gen schlanken, sehr verlängerten Springfüssen. Die drei Paare der letztern ragen gleichweit nach hinten hervor, das dritte besitzt zwei ziemlich gleichlange, fast cylindrische , nur schwach zusammengedrückte, zugespitzt endende Endäste , welche etwa 316 II. Zoologie. doppelt so lang als das Basalglied sind; der äussere Ast ein wenig kürzer als der innere, die Seitenränder mit zahlreichen kurzen Stachel- borsten. An dem mittlem Paare der äussere Ast ein Viertel kürzer als der innere, am vordersten der Unterschied sehr unhedeutend, an beiden Paaren die Endäste am Ende zugespitzt, hakenförmig ge- krümmt, ohne Endkrallen, an den Seitenrändern mit zahlreichen Stachelborsten besetzt. Der Caudalanhang sehr stark verlängert, sehr schmal linear, fast drei mal so lang als breit, fast so lang als die Springfüsse, am Ende etwas verschmälert und durch spaltförmigen mittlem Ausschnitt fast bis zur Mitte gespalten; die Seitenhälften am Ende schräg abge- schnitten, aussen stark zahnartig vorspringend, neben der Mittellinie eine sehr viel kleinere, spitze, zahnartige P]cke bildend. Färbung ganz gleichmässig gelblich ohne Pigmentirungen. Die Grösse des grossem beträgt im Ganzen o9'™\ Obere Antenne 16"™ Körperhöhe bis zur Seitenlinie (viertes Segment) 5,5" Höhe der vierten Epimere 4,5" Querdurchmcsser des Körpers daselbst . . . (j" Caudalanhang 4,5" Hinterste Springfüsse 5" Erstes Fusspaar 10" Das kleinere Exemplar Totallänge 18' Obere Antenne 0,5" Untere Antenne 6,5" Vorkommen. Das grössere Exemplar: Sabine - Insel (20 — 110 Faden; das kleinere sonderbarer Weise ausserhalb der Packeis- grenze an der Oberfläche des Meeres am 13. Juli von Dr. Pansch gefangen. 23. 1) ÄmpliitJionohis aculecdus (Lepechin). Taf. IV. Oniscus aculeatus Lepechiu, Act. Petropolit., 1778, I, 247, tab. 8, fig. 1. Talitrus Edwardsii Sabine, Suppleni. to tlie Appeiul. of Parry's first Voyage, p. 233, tab. II, tig. 1 — 4. — J. C. Ross, Append. to Parry's fourtli Voyage, p. 205. Amphitho'c Edtvarchii Owcu, Append. to J. Ross sec. Voyage, p. W. Kröyer, Naturliist. Tidskrift. Ny Rsekke, II, 76. Ders., Voyages en Scandinavie, tab. X, fig. 1. Äiupläthonotus aculeatus Goes , Crustac. Anipbip. maris Öpetsb. alluent. , p. 520. Tritropus aculeata Boeck, Crustac. Amphip. borealia et arctica, p. 78. TrUropifi Hellen Boeck, cbeud., p. 7'J. -mm -mm ('mm •mm imm .... xv^""^ ^mm -mm •mm S. Crustacpcn. 317 Diese schöne durch ihre Grösse und charalcterischen Formen be- merkenswerthe Art ist zu den ausschliesslich arktischen zu rechnen, da sie bisher nur an den eigentlich arktischen Küsten getroffen wor- den ist, woselbst sie freilich vom arktischen Amerika bis zum weissen Meere ziemlich gleichförmig verbreitet ist, wenngleich auch nirgends gerade häufig. In Südgrönland scheint sie zu den seltenen Erschei- nungen zu gehören, da Kröyer bemerkt von dorther keine Exemj)lare gesehen zu haben, wiewol Goes angibt, dass sie durch Amondsen bei Julianshaab gesammelt sei. An den isländischen Küsten ist sie noch nicht aufgefunden, dagegen in Spitzbergen, wie es scheint an einigen Stellen ziemlich häufig. An den skandinavischen Küsten ist sie bisher nur im äussersten Norden in Finmarken nach A. Boeck's Angabe in neuerer Zeit auf- gefunden. * Was das Vorkommen der betreffenden Art in Ostgrön- land betrifft, so gehört sie daselbst jedenfalls nicht zu den häutigem Erscheinungen, da die Sammlungen der Expedition nur zwei erwach- sene und ein ganz junges Exemplar enthielten. Die beiden erstem, von denen jedoch nur eins gut erhalten war, waren bei Nordshannon in 30 Faden Tiefe, das letztere zusammen mit Amathilla pingvis bei Kap Wynn in 3 Faden Tiefe gefunden worden. Alle Exemplare, welche Dr. Pansch sammelte, stammen somit aus geringer Tiefe, wo- mit auch Goes' Angaben übereinstimmen. Dass sie aber auch in be- trächtliche Meerestiefe herabgeht und daselbst eine bedeutende Grösse erreicht, hatte ich selbst wahrzunehmen Gelegenheit, denn es war diese Art, von welcher zwei ausnehmend grosse Exemplare bei 125 Faden auf Shannon-Bank, gegen 10 deutsche Meilen von der Küste entfernt, am 16. August aufgebracht wurden. Dieselben steckten in den Höhlungen eines grossen Schwammes, welcher mir den Renieren anzugehören schien. Die vorliegende, bereits auf den ersten englischen Nordpol-Expe- ditionen aufgefundene Art ist durch Kröyer später so vorzüglich be- schrieben worden, dass dessen Angaben in den meisten Punkten kaum etwas Wesentliches hinzuzufügen ist. Grösse. Nur an einem der beiden erwachsenen Exemplare konnte die Grcisse gemessen werden, doch erschien mir das zweite in dieser Hinsicht ziemlich gleiche Verhältnisse darzubieten. Die Totallänge bei dem gemessenen betrug 44""" (einschliesslich des Rostrum). 1 Loc. cit., p. 79. 318 ^I- Zoologie. Rostrum 5"*™ Letzte Abdominalfüsse 7""" Obere Antenne IT"""* Untere Antenne 22""" Körperhöhe l)is zur Seitenlinie (viertes Segment) 7*"'" Querdurchmesser daselbst 10""" Die von mir in 125 Faden Tiefe gesammelten Exemplai'e be- sassen jedenfalls eine viel beträchtlichere Grösse und es gehört somit die betreffende Art zu den ansehnlichsten Formen unter den Am- phiijoden. Jugendform. Das kleinere von mir untersuchte Exemplar, wel- ches eine Totallänge von 17«"" besass, zeigte, trotzdem dasselbe seit dem Ausschlüpfen bereits beträchtlich gewachsen sein musste, doch noch beträchtliche Abweichungen von der erwachsenen Form. Die Antennen sind auffällig lang, die untern 1,3"'"% die obern mochten 7,5'™" betragen, sie haben bereits die schlanke sehr viel- gliederige Form der erwachsenen Thiere angenommen. An der obern Antenne ist der Unterschied ZAvischen dem zweiten und dritten Basal- glied viel geringer als bei der erwachsenen Form, letzteres ist fast halb so lang als das zweite. Am Kopfe ist das Rostrum auffällig kurz und so steil nach abwärts gebogen, dass es zwischen den Basal- gliedern der obern Antennen gänzlich verborgen ist, es ist etwa halb so lang als jene. Das Auge ist nur sehr schwach hervorgequollen, der Höcker und Mittelkiel fehlt ganz. Von dem Mittelkiel ist auf den sechs ersten Segmenten noch keine Andeutung vorhanden, an dem siebenten ist in der Mitte des Hinterrandes eine sehr kleine zahn- förmige Spitze entwickelt. An den folgenden drei Abdominalsegmen- ten ist der Kiel deutlich, die Mittelzähne länger und spitzig, aber im Verhältniss zu der erwachsenen Form noch viel geringer ent- wickelt, vor ihnen fehlt der bei den Erwachsenen daselbst befind- liche kleinere Zahn noch völlig. Das vierte Abdominalsegment besitzt einen deutlichen Mittelkiel, ohne aber hier an Hinterrande zahnartig verlängert zu sein. Die Seitenkiele sind nur vom achten Segment an deutlich, im übrigen etwas schwächer, aber von derselben Form als bei den Er- wachsenen, die von denselben gebildeten Seitenzähne sind verhältniss- mässig noch schwach entwickelt. Die Epimeren haben ganz die Formen als im ausgebildeten Zu- stande bereits angenommen, der Hinterrand der beiden letzten des Abdomen erscheint ziemlich grob crenulirt. Die beiden vordem Fusspaare weichen von denen der Erwachse- «. Crnstaccen. 319 nen nicht merklich al), an dem fünften bis siebenten Fussioaar sind dagegen die Coxalglieder etwas anders; sie erscheinen hier verhält- nissmässig breiter nnd stärker erweitert, anch sind sie im Verhält- niss zum dritten Gliede beträchtlich länger als bei der erwachsenen Form, woselbst sie, wie bereits Kröyer richtig hervorhebt, auffällig klein erscheinen. Der zahnartige Fortsatz und darunter liegende Ausschnitt fehlen an dem Hinterrande gänzlich, derselbe erscheint einfach abgerundet. Der Caudalanhang und die hintern Abdominalfüsse zeigten sich im "Wesentlichen bereits ganz mit der erwachsenen Form überein- stimmend. Wie aus dem Voranstehenden ersichtlich ist, stimmt somit der Jugendzustand dieser Art vollkommen mit der von A. Boeck be- schriebenen neuen Art, welche im Christiania- und Bukefjord ange- troffen worden ist, überein, und da die Abweichungen beider Formen vorzugsweise diejenigen Theile betreifen, welche während des Wachs- thums vorzugsweise sich verändern, wie z. B. der Piückenkiel, das Rostrum, welche in den jüngsten Stadien fast immer noch weniger entwickelt sind, so kann ich keinen Anstand nehmen, die Identität derselben als gesichert anzusehen. Färbung. Die Färbung des erwachsenen Stückes Hess sich noch deutlich erkennen und stimmte mit den Angaben, welche Kröyer an lebenden Exemplaren von Spitzbergen gegeben hat und wie ich selber dieselben im Gedächtniss hatte, überein. Danach ist die Grund- färbung blass gelbröthlich, auf dem ganzen Körper zeigen sich ziem- lich unregelmässig verwischt erscheinende hellroth gefärbte Flecke und AVische, welche namentlich an den Uückenstacheln und an den Seitentheilen der Abdominalsegmcnte stärker markirt erscheinen, so- wie auch auf dem Basaltheile der Antennen in Form von rothen Querbändern auftreten. Gen. Tritropis, Boeck. Diese Gattung behalte ich für die von A. Bo'ck mit Anqthifho- iwtus acideatus unter derselben gcnerisch vereinigte Tritroiris fragilis bei, welche doch im Bau der Mundthcile, dem völligen Mangel des Rostrum und der sehr abweichenden Augenbildung halber sich zu weit von der vorangehenden Art entfernt, um eine solche Vereini- gung gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Im Allgemeinen nähert sich die Art, obwol im Habitus sehr an jUnpliillionntus erinnernd, doch in vielen Beziehungen sehr an die Atylinen und zwai- an die Gattung Parampliitho'c. So durch die gleichartige Bildung der Mandibeln, 320 IT- Zoologie. sowie die sehr verlängerten und dünnen Antennen und die Bildung der beiden vordem Fusspaare, welche nicht die den Leucothoinen sonst eigenthümliche starke Entwickelung der Scheerenglieder besitzen. Die sehr heträchtliclie Verlängerung der drei letzten Thoraxfuss- paare ist wie bei Amphithonotus. Die Springfüsse sind viel mehr der Bildung bei Farampliitho'r als derjenigen von Amphithonoilius übereinstimmend gebildet, die- jenigen des letzten Paares besitzen stark comprimirto, lanzettförmig zugespitzte Endäste, die vordem Paare sind mit starken Endkrallen versehen. Es erscheint mir daher fraglich, ol) die Vereinigung dieser Gat- tung mit den Leucothoinen überliaupt am Orte ist. 24. 1) Tritropis fragüis (Goes). Taf. III, Fig. 1. Paramphithoi fragüis Goes, Crnstac. Aniphiii. niaris Spetsb. allnentis, p. 524. Tritruins fragüis Boeck, Crnstacea Amphipoda borcalia et arctica, p. 80. Von dieser Art lag ein im Ganzen sehr spärliches Material von der ostgrönländischen Küste vor, zumal die Mehrzahl der wenigen Exemplare mehr oder Aveniger wegen der sehr zarten Beschaffenheit des Thieres lieschädigt war. Der Körper schlank, sehr gestreckt, niedrig, im Bücken breit gewölbt, der Ptücken an den Abdominalsegmenten Avinkelig in die Seitenflächen übergehend und liier an den drei ersten derselben einen schwach hervortretenden Kiel bildend. Die Höhe der Segmente sehr viel geringer als der Querdurchmesser des Körpers, letzterer ebenso gross als die gesammte Höhe einschliesslicli der Epimeren und in der Mitte des Körpers nicht zunehmend. Der Kopf gross, so lang als die drei vordersten Segmente zu- sammengenommen, der Scheitel vom hintern Kopfrande an leicht ge- wöl])t, mit sanfter Krümmung in die etwas schräg abfallende Stirn übergehend^ Bostrum nur sehr schwach angedeutet durch eine kleine spitze Hervorragung zwischen der Wurzel der obern Antennen. Das sehr grosse, sehr dunkelschwarze Auge ist quer und von ziemlich gerundet viereckiger Form. Der grösste Durchmesser von vom nach hinten und etwas nacli oben gerichtet ist etwas beträcht- licher als der senkrechte, der hintere Band stark convex, der untere concav, die untere vordere Ecke etwas ausgezogen, im übrigen die Ecken gerundet. Der längere Durchmesser etwa ein halb so lang als der obere Koj^frand. Der vordere Gesichtsrand tritt unterhalb der Wurzel der obern Fühler stark nach abwärts und vorn vor und bildet unterhalb der 8. Crustaceen. 321 untern Antennenwurzel eine stark zugespitzte Ecke , er ist bis zu der- selben hin mit zahlreichen sj^itzen Zähnen versehen. Die schlanken, sehr verlängerten, mit sehr langer fadenförmiger Geissei versehenen Antennen l)esitzen grosse Aehnlichkeit in den Ver- hältnissen mit den Farcuiip/iifJtoc- Arten ^ die untern sind fast doppelt so lang als die obern und ziemlich der Gesammtlänge des Körpers gleichkommend. An den obern ist der Schaft verhältnissmässig kurz, den vierten Theil der ganzen Antenne bildend, mit schlanken Gliedern, das erste etwas kürzer als der obere Kopfrand, das zweite ein wenig mehr als halb so lang als dieses und das dritte nur zwei Drittel so lang als das zweite. An allen ist der Endrand mit spitzen stachelartigen Zähnen ver- sehen, am ersten und dritten ein solcher Zahn an der untern Seite, am zweiten sind zwei derartige Zähne vorhanden, überdies an den beiden ersten neben den Zähnen einige Stachelborsten. Die Glieder der Geissei sind kurz und sehr zahlreich, von einer Nebengeissel keine Andeutung, lliechborsten scheinen zu ein bis zwei auf den Gliedern der Geissei vorhanden zu sein. Die untern Antennen besitzen einen etwas längern Schaft als die obern, der aber gleichfalls im Yerhältniss zur Geissei sehr kurz ist und kaum ein Viertel der ganzen Antennenlänge beträgt. Das dritte Glied bis zum Ende des ersten Basalgliedes der obern Antennen rei- chend, am Endrande unten mit drei spitzen, eine vorragende Ecke bildenden Zähnen, darunter einige Stachelborsten; das vierte Glied reicht etwas über das Ende des obern Eühlerschaftes vor, das fünfte ebenso lang als dieses und etwas schlanker; ersteres an der untern Seite des Endrandes ebenfalls mit einem längern spitzen Zahn. Die Mundtheile sind von der vordersten Epimere unbedeckt und ziemlich stark vorragend. Die Mandibeln (Taf. III, Fig. le und If) breit und kräftig, mit ziemlich grossem, starke Zahnleisten besitzendem Kauhöcker ver- sehen, jederseits gleich gebildet. Der Taster breit und kräftig, ziem- lich kurz, die beiden ersten Glieder etwas kürzer als die Mandibel, das dritte um ein Viertel kürzer als das zweite, nach der Spitze ver- schmälert, mit leicht gekrümmtem ziemlich kurz beborstetem Innen- rande. Der Zahnfortsatz ist schlank, ziemlich stark gezähnt, die beiden Endzähne am grösston, dahinter noch drei kleinere am innern Rande. Der Processus (leecssorins zeigt lieiderseits kaum merkliche Ab- weichungen, er ist etwas kürzer als der Zahnfortsatz, schlank mit Zweite Deutsche Nordpolfalut. II. ^1 322 n. Zoologie. drei bis vier stumpfen oder etwas spitzem Zähnen versehen. Die Borstenreihe aus acht bis zehn ziemlich starken kurz serrulirten Bor- sten bestehend, welche mit sehr dünnen fein zerschlissenen alterniren. Der breite stark vorragende Kauhöcker steht ziemlich tief, sein oberes Wurzelende etwas unterhalb der Insertion des Tasters, eine Fieder- borste von massiger Länge an seiner Wurzel vorhanden. Die vordem Maxillen (Taf. III, Fig. Ib) besitzen einen ziemlich kurzen breiten Taster, dessen Endglied etwas keulig erweitert ist. Auf dem Endrand desselben eine Reihe von sieben bis acht Stachel- dornen, Avelche beiderseits etwas verschieden sind: auf der rechten Seite sind sie sehr kurz und dornartig, auf der linken dagegen län- gere Stachelborsten. Hinter denselben eine Eeihe einfacher Borsten. Der Kaufortsatz ziendich schlank, der schmale Endrand mit fünf Paar Kaul)orsten, welche ein bis drei ziemlich lange Seitenzähne besitzen, darunter an der innem Ecke eine kurze Fiederborste. Basallai)i)en klein, länglichrund, am Ende mit drei Fiederborsten. Die Maxillen des zAveiten Paares mit gleich langen Lappen, von denen der äussere etwas breiter, am Endrande mit dichtstehen- den einfachen, leicht gekrümmten Borsten besetzt; unter denen am innern Ast am innem Ilande zwei längere Fiederborsten. Maxillarfüsse (Taf. III, Fig. Id). Taster breit, von der Länge des Basaltheils. Endglied kurz und breit, die Endkralle etwas kür- zer, aus zwei sehr ungleichen Gliedern bestehend; das basale ver- hältnissmässig dick, sehr stark von dem sehr dünnen Endgliede ab- gesetzt. Der obere innere La})pen gross, fast l)is zum Endrande des zweiten Tastergliedes reichend, am Endrande mit einer Reihe längerer Fiederborsten, welche continuirlich in eine ebensolche, parallel dem innern Rande, etwas entfernt von demselben stehende Reihe kürzerer Borsten sich fortsetzt. Der basale Lappen gross, rechteckig, bis zur Mitte des obern Lappens reichend, am Endrande mit dichtstehenden Fiederborsten, welche sich in eine Reihe ebensolcher nach abwärts an Länge zu- nehmender am innem Rande fortsetzen. Die Basalglieder, sowie das erste Tasterglied an den äussern Ecken mit mehrern Stachel- dornen besetzt. Die Fusspaare des Thorax sämmtlich selir schlank und schmächtig. Die beiden vordersten (Taf. III, Fig. Ih) mit sehr schmalen verlän- gerten, rechteckigen Scheerengliedern, die zwei ein halb mal so lang als breit, nach dem Ende etwas breiter als an der Basis, Endrand etwas schräge, den Krallenrand bildend, mit sehr feinen Stachel- 8. Crustaceen. 323 spitzen, ein Di-ittel so lang als der Unterrand und mit einer etwas stumpf abgerundeten Ecke in denselben übergehend, auf welcher zwei Paar Stachelborsten. Kralle wenig gekrümmt, so lang als der Krallenrand, am Innenrande fein gezähnelt. Das vorletzte Glied so lang als das Scheerenglied, nach dem Ende zu etwas verbreitert, dort so breit als letzteres. Das fünfte l)is siebente Fussj^aar stark verlängert, namentlich die beiden letztern ungewöhnlich stark, das siebente Paar etwas über halb so lang als die Gesammtlänge des Thieres. Die Coxalglieder derselben massig erweitert, oblong, nach dem Ende zu verjüngt, mit ziendich geradem, stark gezähntem Hinter- rande, so lang als die beiden folgenden Glieder. Die Glieder sehr verlängert, mit zahlreichen Stacheln besetzt. Kralle sehr lang und schlaidv, halb so lang als das Endglied. Die vier vordem Epimeren klein, beträchtlich niedriger als die betreffenden Segmente und wie diese an Höhe gleich bleibend. Unter- rand bei allen fein gekerbt gezähnt. Die vorderste vorn in eine spitze Ecke verlängert, die vierte kaum breiter als die vorangehende, am hintern Ptande ausgeschnitten, mit convexem unterm Rande. Die fünfte Ijis siebente Epimere am hintern Ptande stark gesägt- gezähnt. Die Epimeren der drei ersten Abdominalsegraente besitzen sehr stark gesägt-gezähnte hintere Pfänder, die erste ist abgerundet, die beiden hintern mit ziemlich rechtwinkeligen hintern Ecken. An der Verbindungsstelle des Epimerenrandes mit dem hintern Segmentrande ein Ausschnitt, an welchen der Seitenkiel herantritt. Ein Mittelkiel ist auf den betreffenden drei Segmenten sehr schwach angedeutet. Die drei letzten Körpersegmente stark verlängert schlank, von der Länge der beiden vorhergehenden zusammengenommen. Die Hinterränder der l)eiden erstem derselben jederseits nach aussen hin gezähnt, am vierten Abdominalsegment mit acht bis zehn, am fünften mit sechs spitzigen Zähnen jederseits versehen, am letzten Körper- segment der Hinterrand einfach. Die Springfüsse des letzten Paares sind beträchtlich länger als die vorhergehenden, mit ziemlich verlängertem Basalglied, welches so lang als der Caudalanhang, und zwei ziemlich gleich langen lang- gestreckt lanzettförmigen, zugespitzten Endästen, welche ziemlich ein und ein halb mal so lang als das Basalglied und an den Rändern sehr stark bestachelt sind. Der äussere Ast erscheint nur unbedeutend kürzer als der innere. Diejenigen des mittlern Paares reichen mit dem längern Endaste 21* 324 II- Zoologie. nur wenig über das Basalglied des letzten Paares hinaus, die End- äste sehr schlank cylindrisch, der äussere nur halb so lang als der innere, am Ende mit sehr langer schlanker Endkralle, das erste Paar ebenso, doch die Endäste weniger an Länge verschieden, der längere bis zur Mitte der Endäste des letzten Paares reichend. Der Caudalanhang (Taf. III, Fig. lg) ist verlängert, um die Hälfte länger als breit, gegen das Ende ein wenig verschmälert und abgerundet, mit einem etwa ein Viertel seiner Länge einnehmenden schmalen spaltförmigen mittlem Ausschnitt, die Seitenränder und der Endrand gesägt -gezähnt. Die Färbung ist gleichmäs^ig blassröthlich-gelb mit einigen schwach angedeuteten röthlichen Zeichnungen an dem Hinterrande der Dorsalsegmente, sowie auf den Seiten des Rückens. Die Grösse betrug bei dem grössten mir vorliegenden Stück im Ganzen 17""™; bei diesem: Obere Antenne . . . ^ 8""™ Körperhöhe einschliessl. der Epimere (viertes Segm.) 3' Querdurchmesser des Körpers daselbst .... 3" Sie])entes Thoraxfusspaar 10" Bei einem 12™™ langen: Untere Antenne circa 11" Verbreitung. Sie scheint im Ganzen spärlich an der ostgrön- ländischen Küste; Sabine-Insel 10 Faden, ein grosses Exemplar; Kap Wynn 3 Faden, spärlich; einige meist stark beschädigte Exemplare. Familie Oedicei'iiiae, Lilljeborg. Der Habitus dieser Gruppe wird bedingt durch den im Ganzen gestreckten niedrigen, in der Medianlinie des Piückens nicht gewölbten, etwas niedergedrückten, nach den Seiten zu flachgewölbten Körj^er. Der Kopf ist gross mit einem durchgehends grossen, an der Wurzel sehr breiten und dachförmig die Wurzel der obern Antennen be- deckenden liostrum versehen, die Augen hoch an die Oberseite des Scheitels gerückt und meist verschmolzen. Die Antennen kurz, die obern ohne Nebengeissel und bei dem Männchen ohne specifische Anhänge. Die Fusspaare des Thorax sind durch die beträchtliche Entwicke- lung der Scheerenglieder der zwei vordersten Paare, sowie die un- gewöhnlich starke Verlängerung des siebenten Paares ausgezeichnet; die Springfüsse schlank und verlängert. Die Mundtheile sind gleichfalls durch die Kürze und Breite der Mandibeln, welche beiderseits wie es scheint durchgehends gleich- Jinm yiim I mm 8. Crustaceen. 325 gestaltet und mit einem proccssiis avcessorms beiderseits versehen sind, sowie durch den kleinen Kauhöcker ausgezeichnet. Die Maxillarfüsse besitzen einen durch die Breite der Glieder ausgezeichneten Taster, die innern Lappen verhältnissmässig klein, der obere am innern Rande mit Borsten besetzt. Gen. Oediceros, Kröyer. Die geringen Verschiedenheiten in der Bildung der beiden vor- dem Fusspaare, welche Back dazu veranlasst haben, diese Gattung in einige andere aufzulösen, scheinen mir nicht wohl zureichend, eine solche Trennung der Arten durchzuführen, weshalb ich die beiden nachfolgenden unter der ursprünglichen Gattungsbezeichnung aufführe. 25. 1) Oediceros horealis (A. Boeck). Tat". V. Oediceros afßnis Goes, Crust. Ampli. maris Spetsberg. alluent. , p. 527, fig. 21. Mouociilodcs borealis A. Boeck, Ciaistacea Ampliip. borealia et arctica, p. 88. Der Körper ist Avie bei den verwandten Arten gestreckt, kaum seitlich zusammengedrückt, die Ilückensegmente nehmen von vorn bis zur Mitte des Körpers sehr wenig an Höhe zu, Rücken daher von vor» nach hinten fast gerade. Rücken überall breit abgerundet, mit ziemlich Üacher Wölbung in den Körperseiten übergehend, nirgends eine Andeutung eines Kieles. Die Höhe der Segmente bis zur Seiten- linie ist ungefähr nur zwei Drittel so gross als der Querdurchmesser des Körpers, sie erscheinen daher leicht niedergedrückt. Der Kopf ist gross, etwas länger als die drei vordersten Rückensegmente, der Scheitel verläuft in zwei Drittel der Kopflänge fast gerade nach vorn, woselbst er mit starker Wölbung in die nach abwärts gerichtete Stirn und das sehr grosse Rostrum übergeht. P]s wird dieser ganze kappen- förmig über der Basis der obern Antennen hervorragende Theil ge- wöhnlich als Rostrum bezeichnet, da indessen das Auge auf dem- selben befindlich ist, ist er jedenfalls als eine Vereinigung beider letztern Theile anzusehen. Das Rostrum selbst , welches bei den erwachsenen Individuen fast senkrecht oder etwas schräg nach vorn und abwärts gerichtet ist, ist breit, dreieckig, zugespitzt endend, schnabelartig vorragend und reicht etwas bis über das Ende des ersten Basalgliedes der obern Antennen vor. Bei Jüngern Exemplaren ist Stirn und Rostrum anders geformt, die knieförmige Umbiegung der Stirn ist hier nicht vorhanden, die Stirn und das Rostrum verlaufen ziemlich gerade nach vorn in der- selben Richtung mit dem Scheitel und das Rtostrum erscheint schmaler 326 II- Zoologie. und stärker zugespitzt, ragt aber gleichfalls bis zum Ende des ersten Basalgliedes der Antennen vor. Das verhältnissmässig kleine, gänzlich verschmulzcne Stirnauge steht gerade auf der knieförmigen Wölbung der Stirn, Avelche sie in ihrer ganzen Länge einnimmt. P]s ist länglichrund, der längere Durch- messer nimmt die Medianlinie der Stirn ein und ist ein und ein hall) mal so gross als der Querdurchmesser. Die Form ist elliptisch rund, die Färbung bei allen conservirten Exemplaren in gelblich verblichen, es ist keine Andeutung einer Trennung in zwei seitliche Hälften vor- handen. Der Längsdurchmesser fast ein Drittel so lang als die Kopflänge. Der vordere Seitenrand des Kopfes bildet, von der Basis des Rostrum nach abwärts, einen ziemlich grossen bogenförmigen Aus- schnitt, welcher mit einer ziemlich spitzen, etwas vorspringenden Ecke in den gerade nach hinten verlaufenden untern Gesichtsrand über- geht. Letzterer, sowie die Mundtheile beinahe ganz von der vordem Epimere bedeckt. Die Antennen sind sehr ungleich an Länge, die obern kaum mehr als halb so lang als die untern. Letztere zwei Fünftel so lang als die Gesaramtlänge des Körpers. # Die obern Antennen (Taf. V, Fig. Im) besitzen einen massig langen Schaft, welcher ziemlich die Hälfte der Länge der ganzen An- tenne besitzt, das erste Glied cylindrisch, ziemlich halb so lang als der Kopf, das zweite kaum zwei Drittel so lang, beträchtlich schlan- ker, das dritte kaum halb so lang als das zweite. Die Glieder sind an der obern und nntern Seite mit vereinzelten, namentlich am Ende stehenden, längern, an der Endhälfte lang gefiederten Borsten ver- sehen, ohne Stacheln. Die Geissei unbedeutend länger als der Schaft, bei den erwachsenen Exemplaren IG — 17 gliederig; die Glieder zu- nächst der Basis sehr kurz, weiterhin gestreckt, länger als breit. Das erste Glied verlängert, von der Länge des dritten Basalgliedes. Die Glieder der Geissei sind mit kurzen Börstchen, sowie an der obern Seite am Ende mit ein l)is zwei blassen Riechborsten versehen, welche von der Länge der Glieder sind. An den untern Antennen ist der Schaft ziemlich stark verlängert, fast bis zum Ende der obern Antennen reichend, wenig kürzer als die Geissei. Die drei ersten Glieder kurz, das dritte bis zur Mitte des ersten Basalgliedes der obern Antennen reichend, das vierte und fünfte ist etwas kürzer als dieses und ])eträchtlich schlanker. Auch hier sind die Basalglieder mit längern dünnen Borsten weitläufig besetzt, von welchen einige an der obern Seite, an den Enden der Glieder S. Crustaceen. 327 befindliclie, in derselben Weise gctiedert sind wie an den obern Füh- lern, während die übrigen, namentlich die an der Unterseite befind- lichen einfach sind. Die Geissei ist fadenförmig, nach der Spitze sehr allmählich verdünnt und besteht aus sehr zahlreichen kurzen Gliedern. Geschlechtsunterschiede konnte ich an den Fühlern nir- gends bemerken, und waren eigenthümliche Fühleranhänge an keinem der Exemplare vorhanden. Mundtheile. Die Mandibeln (Taf. V, Fig. Ib und 1 c) sind beiderseits gleich, ziemlich kurz und von sehr gedrungener Form, Avenig länger als breit. Der Taster ziemlich lang und schlank, fast doppelt so lang als die Mandibel, das Endglied sehr schlank und dünn, an der Spitze und der Innern Seite mit langen Borsten besetzt. Zahnfortsatz stark, an der Spitze und dem untern Rande stark gezahnt; an der Spitze ein grösserer spitzer Zahn, dahinter sechs bis sieben ebenfalls kräftige, ziemlich spitze Zähne. Der proccssus ac- cessorius ziemlich ebenso lang als der Zahnfortsatz, stark, am Ende in einen langen gekrümmten sehr spitzen Zahn ausgehend, dahinter mit vier bis fünf ebenfalls s^jitzen Zähnen am untern llande. Borsten- reihe aus G — 8 starken zugespitzten einfachen Borsten bestehend, bis zur Wurzel des Kauhöckers reichend. Der Kauhöcker ist klein, in der Mitte des Innenrandes befindlich, seine Wurzel beträchtlich unter- halb der Insertion des Tasters befindlich. Er ragt ziemlich stark vor, die Endfläche ist klein und mit wenigen Zahnleisten versehen. Vordere Maxillen (Taf. V, Fig. Id). Taster beträchtlich länger als der kleine Kaufortsatz; Endglied cylindrisch, am Ende verschmä- lert, unterhalb der Spitze mit einigen kurzen Borsten am Innenrande, sowie mit einigen einfachen längern auf der Spitze, darunter am äussern Rande zwei Paar ebenfalls längere Borsten. Kaufortsatz klein schlank, wenig über das erste Tasterglied vorragend, auf der sehr schmalen Endfläche mit fünf Paar einfachen schwachen ungezähnten Kauborsten. Basallappen klein, rundlich, mit drei sehr kurzen Börst- chen auf der Spitze versehen. Hintere Maxillen (Taf. V, Fig. 1 e). Die beiden Lappen kurz und breit, nicht länger als br^it, an der Spitze nicht verschmälert, abgerundet, am Endrande mit kurzen Borsten dicht besetzt. Der in- nere Lappen sehr unbedeutend kürzer als der äussere. Maxiila rfüsse (Taf. V, Fig. If). Taster gross, etwas länger als der Basaltheil, einschliesslich des obern Lappens, die Glieder sehr breit. Das Endglied ist sehr kurz, halb so lang als das zweite, rund- lich, am Ende verbreitert und al)gerundet, nicht länger als breit. Kralle lang und stark, reichlich so lang als das p]ndglied, leicht ge- 328 n. Zoologie. krümmt und zugespitzt. Das zweite Glied lang und auffällig ver- breitert. Die beiden innern Lappen sind klein, der untere nur bis zur Basis des obern reichend, am End- und Innenrande, sowie auf der Fläclie mit ziemlich kurzen Borsten besetzt. Der obere innere Lappen reicht nur bis zur Mitte des zweiten Tastergliedes, er ist am innern Rande mit einer dichten Reihe einfacher, ziemlich starker Borsten besetzt. Die beiden vordem Fusspaare (Taf. V, Fig. Ih und li) be- trächtlich gross und stark, mit sehr stark entwickelten grossen Scheeren. Das erste etwas länger als das dritte, das zweite sehr be- trächtlich, ziemlich um den Betrag des sehr vergrösserten Scheeren- gliedes länger als das erste. Am ersten Fusspaar das Scheerenglied doppelt so lang als l)reit, etwas gebogen, ziemlich rechteckig mit schräg abgerundeter vordem untern Ecke, der leicht convexe Krallen- rand länger als der hintere Abschnitt, auf der Grenze beider eine Stachelborste, der Krallenrand selbst mit kurzen Börstchen und fei- nen Stachelspitzen besetzt. Kralle schlank, ziemlich gekrümmt, hall) so lang als das Scheerenglied, einfach, ohne Zähnelungen. Das vierte Fussglied kürzer als das Scheerenglied, kaum zwei Drittel so lang, am Ende stark verbreitert und daselbst an der untern Ecke in einen ziemlich breiten, abgerundeten, an Grösse etwas variabeln Fortsatz verlängert. Bei den grossen Exemplaren fand ich ihn etwas grösser und stärker entwickelt als bei den Jüngern, indessen hier auch nur höchstens ein Drittel so lang als das Scheerenglied, bis zur Verbin- dung des Krallenrandes mit dem Unterrande reichend. Er ist auf der Spitze mit längern steifen Borsten besetzt, sowie auch am untern Rande des Gliedes mehrere Gruppen derselben befindlich sind. Auch das dritte Glied ist an der untern Ecke in einen kleinen Fortsatz verlängert, welcher mit Borsten besetzt ist. Am ZAveiten Fusspaar ist das Scheerenglied sehr beträchtlich verlängert und, bei gleicher Breite mit derjenigen des ersten Fuss- paares, etwas über drei mal so lang als breit. Der Krallenrand ist daher verhältnissmässig viel kürzer und nimmt nur ein Drittel des ganzen Unterrandes ein, übrigens ist seine Bildung dieselbe, Kralle etwas weniger als halb so lang als das Scheerenglied, einfach. Das vierte Glied ist nur ein Drittel so lang als das Scheerenglied und am äussern Ende unten in einen nach vorn gerichteten cylindrischen, schmalen und sehr langen Fortsatz verlängert, der bei grossen Exem- I)laren ebenfalls stärker entwickelt ist und hier zwei Drittel so lang als das Scheerenglied, mit der Spitze bis zum Ende des Krallen- randes reicht. 8. Crustaceen. 329 Das dritte (Taf. V, Fig. Ij) und vierte Fusspaar sind kurz und ziemlich stark mit breiten gedrungenen Gliedern. Die Krallen gross, so lang als das letzte Glied und eigentliümlicli blattartig ver- breitert. Das fünfte bis siebente Fusspaar besitzen kleine und verliältniss- mässig wenig verbreiterte Coxalgliedcr, welche etwas kürzer als die zwei folgenden Glieder sind. Das fünfte Paar kurz, kaum länger als die vorangehenden und diesen an Form sehr ähnlich, das sechste Fusspaar (Taf. V, Fig. Ik) ist etwas länger, das siebente schlank und ausserordentlich verlängert. Die Coxalglieder an Grösse zunehmend, namentlich dasjenige des siebenten Fusspaares bedeutend grösser als die vorhergehenden, nach dem untern Ende beträchtlich verschmälert, der hintere Piand fein crenulirt, ungezähnt, ebenso wie der obere Rand mit kurzen Börst- chen besetzt. Am fünften uncL sechsten Paar die Kralle gross, wenig kürzer als das Endglied und wie an den vorhergehenden Fusspaaren an der Basis blattartig verbreitert. Das siebente Fusspaar halb so lang als die Gesammtlänge des Körpers, das dritte bis fünfte Glied sehr ver- längert schlank, der Pieihe nach an Länge etwas zunehmend, die Kralle sehr lang und dünn, gerade, sehr wenig kürzer als das letzte Fussglied. Die vier vordem Epimeren schmal, oblong, etwas niedriger als die Segmente, die vierte abwärts unbedeutend verbreitert, hinten sehr leicht ausgerandet. Die untern Ränder derselben sind mit ziem- lich langen Borsten besetzt. Die fünfte bis siebente P]pimere ziemlich quadratisch, unten seicht ausgeschnitten, mit abgerundeten hintern Ecken. Die Epime- ren der drei vordem Abdominalsegmente niedrig, sämmtlich mit stark convexen abgerundeten untern Rändern , Avelche bogenförmig in den Hinterrand übergehen, und mit langen Borsten besetzt. Von den drei letzten Segmenten des Körpers erscheint das erste ziemlich lang, wenig kürzer als das dritte Abdominalsegment, die beiden letzten dagegen äusserst verkürzt, so dass sie zusammen nur die Länge jenes Segments besitzen. Die Springfüsse (Taf. V, Fig. Uj sind lang und schlank; das hinterste Paar soweit als die beiden vordem nach hinten vorragend. Dasselbe besitzt ein stark verlängertes Basalglicd, die Endäste sind cy- lindrisch schlank, am Ende zugespitzt auslaufend, sehr wenig an Länge verschieden; der äussere Ast ein wenig kürzer, von der Länge des 330 II. Zoologie. Basalgliedes, oder selbst ein wenig kürzer, nur mit wenigen kurzen Stachelborsten an den Seiten. Die beiden vordem Paare fast ebenso gestaltet, die Endäste cy- lyndriscli, am Ende zugespitzt leicht hackenförmig gebogen, ohne End- kralle, die beiden Endäste an beiden Paaren fast von gleicher Länge, der äussere Ast ganz unbedeutend kürzer, gleichfalls ziemlich schwach bestachelt. Caudalanhang (Taf. V, Fig. 11) kurz, kaum länger als breit, kaum halb so lang als das Basalglied der hintern Si)ringfüsse , nach dem Ende kaum verschmälert mit einer breiten, seichten Ausrandung in der Mitte und abgerundeten Seitenecken, auf welchen jederseits ein kurzes Börstchen. Die Färbung ist bei den erwachsenen Individuen ziemlich dunkel, mit dunkeln schwarzbräunlichen, ins Violette ziehenden Pigmentirungen der Haut, welche ziemlich regelmässige, scharf begrenzte Zeichnungen und Streifen auf der Oberfläche des Körpers bilden. Die dunkeln Zeichnungen sind vorzugsweise an der Dorsalseite des Körpers aus- gelnldet, während die untern und seitlichen Gegenden und Extremi- täten eine hellere gelbliche Grundfarbe besitzen. Am Kopfe ist die Dorsalseite von einem eigenthümlichen Netzwerk von Pigmentstreifen eingenommen, welche kleine hellere Felder einfassen. Ein breiter Querstreifen zieht dicht hinter dem Auge an der Basis des Bostrum quer über die Stirn, von welchem mehrere dunkle ziemlich breite Längsstreifen, welche mehrfach durch quere Anastomosen verbunden sind, bis zum hintern Kopfrande verlaufen. Auf den Körpersegmenten bildet das dunkle Hautpigment in der Medianlinie sehr breite dunkle Rückeuflecken an allen Segmenten bis zum dritten Abdominalsegment, von welchem schmale dunkle Quer- bänder an den Hinterrändern der Segmente bis zur Seitenlinie herab- ziehen, welche an den drei ersten Abdominalsegmenten mit breiten, auf der Grenze der Epimere und der Segmente befindlichen dunkeln Längsstreifen verbunden erscheinen, in welchen gleichfalls netzförmige dunklere Streifen auftreten. i\.uf den Epimeren und Extremitäten fehlt das dunklere Pigment auch an denjenigen Stücken, an welchen die Färbung sich gut erhalten hatte. Grösse. Das grösste der mir vorliegenden Exemplare aus Ost- grönland besass eine Totallänge von 15"'"'; bei diesen betrug: Obere Antenne , G" Untere Antenne 3,4" Letztes Paar Si)ringfüsse 2,5" Höhe bis zur Seitenlinie (viertes Segment) ... 2"^ imm -nun )nim 8. Crustaceen. 331 Höhe bis zur Heiteiiliuie mit Einscliluss der Epimere 3°"" Qiierdurchmesser des Körpers 3°"" Die jüngsten Individuen dieser Art, welche die Sammlungen ent- hielten, waren (j — 7'"'" lang. Bei diesen fand ich sonst keine merk- lichen Abweichungen in der Form, bis auf das sehr abweichend ge- bildete Rostrum. Letzteres ist bei denselben nicht knieförmig gebogen, die ötirnwölbung schwach angedeutet, liostrum schmal, zugespitzt, fast gerade nach vorn, sehr wenig abwärts gerichtet, etwas über das Ende des ersten Basalgliedes der obern Antenne vorragend. Die An- tennen kürzer, die obere nur 10 gliederig; die beiden vordersten Fuss- paare haben im Ganzen völlig die Form der Erwachsenen, nur die Fortsätze des vorletzten Gliedes etwas kürzer. Verbreitung. Im Ganzen, obwol die häufigste der l)ei Ostgrön- land vorkommenden Arten, scheint sie daselbst doch ziemlich spärlich vorzukommen; Sabine -Insel 10 Faden, mehrere kleinere und mittlere; G ermania - Hafen . 26. 2) Oediceros hjnceiis Sars. Taf. VII, Fig. 2. Oediceroa Ji/nceua Sars, Översigt over de Norsk.-Arctiske Krebstlyr. Vidensk. Selskabs Forhaiidliuger , Cliristiania 1858, p. 143. Oediceros propiiKjKuti Goes, Crustacca Amphipoda maris Spetsbcigiam allueiit., p. 526, fig. 11». Oediceros lynccus Bceck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 82. Diese Art, welche der vorigen in liücksicht der allgemeinen Form und Grösse sehr nahe steht, ist ebenfalls an den ostgrönländischen Küsten nicht ganz selten, wenn auch etwas minder häufig als die vorige. Die allgemeine Form des Körpers ganz mit der vorigen überein- stimmend. Das Itostrum (Taf. VII, Fig. 2a) ist sehr abweichend von dem der vorigen Art und sehr charakteristisch. Dassellje ist gerade, breit, nach vorn hin kaum verschmälert und an der Spitze breit abge- stumpft und von ziemlicher Grösse, halb so lang als der Kopf über- haupt und nach vorn etwas über das Ende des ersten Basalgliedes der obern Antennen hervorragend. Das Auge, welches Avie bei der vorigen geformt und gleichfalls gelblich verblichen ist, befindet sich beträchtlich vor der Mitte des Bostrum, ganz dicht vor der Spitze desselben. Antennen viel kürzer, die ol)ern nur so lang als der Schaft der untern, die untern auch bei den grössern Exem])laren kaum ein Drittel so lang als die Gesanimtlänge. Das erste Basalglied der obern An- 332 n. Zoologie. tenneii ein Drittel so lang als der Kopf, einscliliesslicli des Rostrum, das zweite Glied zwei Drittel so lang als dieses, beträclitlicli schlan- ker, das dritte kaum halb so lang als das zweite. .Die Glieder des Schaftes mit ebensolchen an der Spitze gefiederten langen Borsten am Ende versehen, als die vorigen. Die Geissei sieben- bis acht- gliederig, etwas kürzer als der Schaft und nur mit dem Endgliede über den Schaft der untern Fühler vorragend. An den untern Antennen das dritte Glied wenig verlängert, fast bis zum Ende des ersten Basalgliedes der obern Antenne reichend, das vierte bis zum Ende des Schaftes derselben, das fünfte ein wenig kürzer und schlanker. Geissei kurz, kaum so lang als die beiden letzten Glieder des Schaftes, 10 — 12 gliederig, Glieder ziemlich ver- längert. Mundtheile wie bei der vorigen Art. Die beiden ersten Fusspaare sind kaum an Länge verschie- den, mit gleich grossen, sehr entwickelten, ziemlich gleichgebildeten Scheeren versehen. Am ersten Fusspaar (Taf. VII, Fig. 2b) das Scheerenglied stark verlängert, zwei ein halb mal länger als breit, von der Basis nach der Mitte etwas verbreitert, elliptisch, der Krallenrand ziemlich stark convex, durch eine sehr schwach angedeutete Ecke von dem hintern Abschnitt des untern Ilandes abgesetzt, auf derselben eine Stachel- borste, der Krallenrand selbst mit sehr feinen, kleinen, dichtstehen- den Stachelspitzen und dazwischen mit kurzen Borsten besetzt; der- selbe nimmt etwas mehr als die Hälfte des untern Ilandes ein. Kralle schlank, zwei Drittel so lang als das Scheerenglied, gekrümmt, ein- fach. Das vorletzte Glied ist durch seine sehr geringe Grösse und das gänzliche Fehlen eines Fortsatzes an der vordem untern Ecke bemerkensAverth, es ist nur ein Fünftel so lang als das Scheerenglied. An dem zweiten Fusspaare (Taf. VII, Fig. 2c) das Scheeren- glied ziemlich ebenso gross als an dem vorhergehenden, eher ein wenig kürzer und an der Basis etwas breiter. Krallenrand etwas länger, zwei Drittel so lang als der Unterrand und mit einer stärker vorspringenden Ecke am hintern Ende, auf Avelcher eine Stachelborste, im übrigen ebenso wie die Kralle gebildet als am ersten Fusspaare. Das vorletzte Glied ein Viertel so lang als das Scheerenglied, am Ende stärker verbreitert und unten in einen ziemlich grossen Fortsatz verlängert, welcher ein Drittel so lang als das Scheerenglied und bis zum hintern P^nde des Krallenrandes reicht. Die hintern Fusspaare, sowie die Epimeren bieten im Wesent- lichen dieselben Verhältnisse als bei der vorigen Art, ebenso die S. Crustaceen. 333 Springfüsse. Der Caudalanhang kaum länger als l)reit, nach dem Ende etwas verschmälert und quer ahgeschnitten, ohne mittlere Aus- randung, am Endrande mit einigen kurzen Börstchen. Die Färbung ist, soweit ich aus den vorliegenden Exemjilaren beurtheilen konnte, völlig übereinstimmend mit derjenigen von Oedi- ccros horcalis, doch war sie etwas weniger deutlich erhalten. Die Grösse scheint gleichfalls im Ganzen mit der vorigen über- einzustimmen, doch scheint sie etwas kleiner zu bleiben. Das grösste Exemplar besass 12'"™ Körperlänge, an demselben: Untere Antennen , . . 3,8""" Letztes Paar Springfüsse 2""" Mehrere kleine Stücke lagen vor. Das jüngste Individuum von 472'""" besass bereits alle wesentlichen Artcharaktere, die Form des Rostrum und die beiden vordersten Fusspaare, die Antennen waren nicht erhalten. Verbreitung mit der vorigen zusammen: Sabine-Insel 10 P'aden, zwei mittlere Exemplare; Germania-Hafen, zwei grössere Exemplare; Ebendas. 3 Faden, ein ganz junges Jlxemplar. Pleiistiiiae. Für die Mitglieder dieser kleinen Gruppe glaube ich aus mehr- fachen Gründen eine besondere Familie bilden zu müssen. Von A. Bceck wurden sie unter der Gattung FarampUlilio'v zu den Oedice- rinen gestellt, indessen wird von ihm selbst bemerkt, dass diese Ver- einigung kaum eine natürliche sei. Mir erschien es passender, die Gattungsbezeichnung Faramphitlto'i' für die typischen Formen der Atylinen beizubehalten, da diese den Stamm der ursprünglich von Bruzelius aufgestellten Gattung gebildet hatten, zumal da von Spence Bäte bereits das (ienus Pleustes für die betrettenden Formen ge- schaffen worden war. Die habituellen Charaktere der Pleustinen bestehen in einem im Ganzen gestreckten, in der Medianlinie wenig gewölbten, vorn durch die beträchtliche Entwickelung der vordem Epimeren sehr hoch er- scheinenden Körper, der häufig gekielt erscheint. Der Kopf ist klein, das Ptostrum verschieden stark entwickelt, bei Fleiistes an die dachförmige Bildung der Oedicerinen erinnernd, doch weit weniger umfangreich, die Augen klein und seitlich. Die Antennen ziemlich kurz, die untern kürzer als die obern, ob sie sexuelle Verschiedenheiten darbieten, kann ich nicht entscheiden. Die Mundtheile sind durch das gänzliche Fehlen des Kauhöckers der Mandibeln, sowie durch die breite beilfilrmige Gestalt des Zahn- 334 n. Zoologie. fortsatzes ausgezeichnet, sie sind bei Pleiistrs sehr ungleich, hei Pa- raplcustcs dagegen auf beiden Seiten kaum verschieden. Die beiden vordem Fusspaare sehr gross, mit sehr beträchtlich entwickelten Scheerengliedern versehen; die drei hintern Thoraxfuss- paare wenig verlängert, das siebente nicht besonders verlängert. Springfüsse schlank, ziemlich stark verlängert. Pleustes, Spence Bäte. Körper vorn sehr hoch, mit ausserordentlich hohen vordem Epi- meren, die vierte sehr gross stark verbreitert. Derselbe gekielt, ausser dem Mittelkiel mit Seitenkielen versehen, die Kliipoda Gamniaridea, p. (]',). — Goes, Criistacea Ampliipoda Maris Spetsbergiam allucntis, p. 523. Pleustes tuberculates Spence Bäte, Catalogue of Ampbipod. in the British Mns., p. 62, taf. 9, fig. 8. Paraniphithoe panopila A. Boeck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 9(5. Die Körpergestaltung dieser Art ist durch die enorme Entwicke- lung der vier vordem Epimeren besonders ausgezeichnet, der Körper erscheint daher vorn sehr hoch, während er hinten in dem Abdominal- theil schlank und gestreckt bleibt. Die Körpersegmente nehmen von vorn zur Mitte sehr beträchtlich an Höhe zu, der Rücken daher von vorn nach hinten stark gekrümmt. Die Dicke des Körpers ist sehr beträchtlich, in der Mitte ist der Querdurchmesser in der Seitenlinie beträchtlich grösser als die Höhe der Segmente. Der Rücken kaum gewölbt, vom Mittelkiele dach- förmig in die Seitenflächen fast gerade sich fortsetzend, die Seiten- flächen sind nur an den Abdominalsegmenten winkelig von dem Rücken abgesetzt. An den Segmenten des Thorax bilden die Seitenhälften des Rückens einen sehr stumpfen Winkel in der Medianlinie. Nirgends fanden sich specitische Anhänge an den Fühlern oder Abweichungen, welche auf sexuelle Unterschiede zu beziehen wären. Mundtheile. Mandibeln kräftig mit stark gezahntem Zahnfort- satz und langem starken Taster. Letzterer bedeutend länger als die Mandibel, die beiden ersten Glieder so lang wie diese, das dritte Glied stark verlängert, cylindrisch gerade, am Ende nicht verschmä- lert, abgerundet, etwas länger als das zweite Glied; es ist auf der 8. Crustaceen. 335 Spitze mit einigen wenigen kurzen Borsten hesetzt, die ein Drittel so lang als das Glied am innern Rande; eine weitläutige Reihe kür- zerer, sowie an der Basis eine Querreihe längerer Borsten. Das zweite Glied geradS, wenig stärker als das P^ndglied. Beide Mandiheln diiteriren nicht allein durch das Fehlen des Processus accessornis an der rechten , sondern auch durch die Bildung des Zahnfortsatzes. An der linken (Ta'f. VI, Fig. Ic) ist derselbe mit vier grossen spitzen, dreieckigen Zähnen versehen, welche ziem- lich gleich gross sind und den ganzen ohern Rand des Zahnfortsatzes einnehmen, der an der Spitze stehende ist etwas schmäler und spitzer. Der Zahnfortsatz im Ganzen hreit und kurz, ziemlich beilförmig. Der Processus (tcfcssor'nis hat im Ganzen dieselbe Form wie der Zahnfort- satz, ist breit und kurz, etwas kürzer und kleiner als dieser, und am obern Rande mit sechs bis sieben spitzen, gleich grossen Zähnen versehen, der Endzahn etwas grösser und länger. An der Mandibel (Tat. VI, Fig. Ib) ist keine Spur des processns accessorins vorhanden. Der Zahnfortsatz hat im Ganzen dieselbe Form, die vier grossen Zähne des Oberrandes sind aber ein jeder gekerbt und zweitheilig, sodass doi)pelt so viele kleinere Zähne als an der linken Mandibel vorhanden sind. Die Borstenreihe besteht aus acht bis zehn ziemlich kurzen , wenig verdickten gekrümmten Borsten, Avelche bis zur Wurzel des sehr ver- kümmerten Kauhöckers reichen. Letzterer ist sehr rudimentär und bildet einen sehr kleinen conischen Höcker, der in einen schmalen weichhäutigen zipfelartigen Fortsatz verlängert ist, der am Ende mit einigen zugespitzten warzenartigen Hervorragungen besetzt ist, aber weder hornig ist noch eine Spur von Zalmleisten besitzt. Fieder- borste fehlt. V ordere M a x i 1 1 e n ( Tai" . \ I , Fig. 1 d ) . Taster schlank , End- glied schmal, cylindrisch, um die Hälfte länger als der Kaufortsatz, am Ende mit vier bis fünf kurzen zugespitzten Stachelborsten, Kau- fortsatz schmal, schlank, EndHäche sehr schmal, mit vier Paar ziem- lich starker am innern Rande sehr fein und kurz gezähnter Kauborsten. Basallai^pen sehr klein, rundlich, auf dem Ende mit einer einzelnen längern Borste. Hintere Maxillen (Taf. VI, Fig. le). Die beiden Laj^pen breit nach der Spitze nicht verschmälert, der innere sehr wenig küizer, auf der Spitze dicht beborstet. Maxillarfüsse (Taf. VI, Fig. Ifj. Taster stark verlängert, län- ger als der Basaltheil; Glieder ziemlich schlank. Endglied ziemlich von der Länge des zweiten Tastergliedes, schlank, am Ende nicht 336 II- Zoologie. verbreitert, daselbst neben einfachen gewöhnlichen mit eigenthüm- lichen sägezähnigen Borsten besetzt. Letztere bilden eine Gruppe von acht bis zehn am äussern Ende des P^ndgliedes, an der innern Seite neben der Kralle, sie sind ziemlich kurz und dick* cylindrisch, l)is zum Ende breit und an beiden Iländern mit kurzen und breiten, abgerundeten, zahnartigen Fortsätzen, mit Ausnahme des basalen Ab- schnittes dicht besetzt. Kralle schlank, fast gerade, undeutlich zwei- gliederig, drei Viertel so lang als das Endglied, fein behaart. Die beiden ersten Glieder des Tasters sind schlank und ziemlich stark verlängert, das zweite Glied dicht und lang beborstet. Die beiden innern Lapi:)en sind kurz und klein. Der basale Lap- pen rechteckig klein, am Endrande mit einfachen steifen Borsten dicht besetzt, der obere innere Lappen kurz schmal, nur bis zum Ende des ersten Tastergliedes reichend, oblong rechteckig am End- rande, sowie am innern llandc mit einer dichten Reihe einfacher massig langer Borsten dicht besetzt, sowie mit einer Iieihe ebensolcher, etwas entfernt vom innern llande stehender und mit denselben paral- leler Borsten. Oberlippe (Taf. VI, Fig. lg) kurz, viel breiter als lang, am Endrande in der Mitte ziemlich tief ausgerandet, mit einem schmalen verlängerten Zipfel nach aufwärts versehen. Färbung. Die Körperbedeckungen sind sehr dick und starr, un- durchsichtig, mit Ausnahme der drei letzten Epimeren, welche etwas durchsichtig sind, allenthalben durch Porenkanäle fein getüpfelt. Färbung gleichmässig gelblich, mit Spuren röthlicher fleckenartiger Zeichnungen, die am Ilückenkiel, auf dem Rücken und Hinterrändern der Segmente, an den aufgeworfenen Rändern der Seitenlinie, sowie an den vordem und untern Rändern der vordem Epimeren bei eini- gen Exemplaren l)esonders deutlich sind, an einigen sogar die untern Ränder dieser Epimeren intensiv roth gefärbt. Die nicht sehr zahlreichen Exemplare, welche mir vorlagen, waren Avenig an Grösse verschieden. Die Totallänge betrug zwischen 16 und IS""'". Bei einem 18™'" langen Exemplar: Körperhöhe l)is zur Seitenlinie (viertes Segment) 3""" Ganze Höhe daselbst 7'"'" Querdurchmesser daselbst 5" Rostrum 1,5' Obere Antenne 0™'" Hinterste Springfüsse 3'"*" Verbreitung. An den Küsten des nordöstlichen Grönland nicht •mm 8. Crustaceen. 337 gerade selten, doch ziemlich siiärlich: Sabine-Insel 27 Faden, 29. Octo- ber 1869, sechs Exemplare; Sabine-Insel 20—110 Faden, ein Exemplar. 2) Parapleustes Buchholz, nov. Gen. Corpus epimeris quatuor anterioribus mediocribus, dorso rotundato epidermide tenui. Rostrum exiguum. Antennae breves, inferiores superiores breviores. Mandibulae processu dentali brevi, lato cum processu accessorio coalito, tuberculo molari nullo. Labium superius breve et latum, profunde emarginatum. Ceterum generi Pleustes valde affinis. Die Abweichungen im Bau der Mundtheile, sowie der Mangel eines Rückenkieles und des sehr schwach entwickelten Rostrum, schei- nen mir wesentlich genug, um die nachstehende Art von der vorher- gehenden Gattung, welcher sie übrigens ziemlich nahe steht, zu trennen. 28. 1) Parapleustes glßcüis Buchholz, nov. spec. Taf. VII, Fig. 1. \\tt^^^ 7 An : Amphitho2}sis glaber Bceck, Forhandl. veti de Skand. Naturf. , 8. Mode, 1860, p. 662. 1 Paramphitho'e exigua Goes, Crustacea Amphip. maris Spetsbergiam alluent., p. 523, fig. 12. "i Paramphithoe glahra Boeck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 95. Ich muss gestehen, dass es mir etwas zweifelhaft bleil)t, ob die nachstehend beschriebene kleine Art von Ostgrönland mit den ange- führten Synonymen identisch ist, da die sehr kurzen Angaben von Boeck und Goes hierüber beträchtliche Zweifel bestehen lassen. Ich ziehe daher vor, sie als neue Art zu beschreiben und glaube sie mit der vorigen, wegen der ziemlich beträchtlichen Abweichungen in der Bildung der Mandibeln und Körperformen, nicht in derselben Gattung vereinigen zu können. Dass si'e eine unausgebildete Jugendform, wie ich erst glaubte, sei, ist mir späterhin wegen der vollständig ausge- bildeten grossen Brutblätter, womit die meisten Individuen versehen sind, ganz unwahrscheinlich geworden. Der Körper ist im Ganzen gestreckt, die Segmente massig nach der Mitte an Höhe zunehmend, der Rücken von vorn nach hinten schwach, von der Mitte nach den Seiten überall stark gewölbt und abgerundet, nirgends weder winkelig noch mit der Andeutung eines Kieles, was nach Goes' Angabe bei Parapleustes exigua der Fall zu sein scheint. Die Höhe des Körpers nimmt bis zum vierten Segment ziemlich beträchtlich zu, da auch die Epimeren beträchtlich an Höhe zunehmen, sie ist daselbst am grössten, aber bei weitem nicht so be- trächtlich als bei Parapleustes paiwplus, und die Epimeren viel we- Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. ^-i 338 II- Zoologie. niger gross als bei jener Art. Der Qucrdurehmesser des Körpers ist etwas grösser als die Höhe der Segmente bis zur Seitenlinie , der Kör- per erscheint daher kaum seitlich zusammengedrückt. Der Kopf ist klein, wenig länger als das vorderste Körperseg- ment, der Scheitel gerade nach vorn verlaufend und ebenso in der Stirn mit dem kleinern nach vorn gerichteten Rostrum sich fortsetzend. Letzteres kaum ein Viertel so lang als das Basalglied der obern An- tennen, dreieckig, zugespitzt. Der untere Theil des Kopfes mit den Mundtheilen völlig von der vordersten Epimere verdeckt, doch ist die Basis der untern Antennen sichtbar. Der vordere Gesichtsrand bildet unterhalb der Basis der obern Antennen eine sehr spitze Ecke. Das Auge ist dunkelschwarz, länglichrund, dem vordem Gesichts- rande etwas mehr als dem hintern Kopfrande genähert, senkrecht, der längere Durchmesser ziemlich halb so lang als der Kopf, der Quer- durchmesser nur wenig kleiner. Es erscheint ohne Untersuchung durch das Mikroskop viel kleiner, da das schwarze Pigment nur in der Mitte vorhanden ist, und diese dunkelschwarze Augenmitte von einem Kreise unpigmentirter Krystallkörper rings eingefasst wird. Diese eigentliüm- liche Bildung fand ich bei allen Exemplaren in gleicher Weise vor. Eine ,,fast nierenförmige" Form, wie Boeck von Paraplatsfes glahra angibt, hat dasselbe durchaus nicht, der vordere und hintere Rand sind vielmehr beide convex. Antennen kurz, die obern zwei Fünftel so lang als die Gesaunnt- länge, die untern fast um ein Viertel kürzer als jene. An den obern Antennen der Schaft ziemlich verlängert, halb so lang als dieselben, das erste Basalglied von der Länge des Kopfes, cylindrisch, am Endrande unten mit einem kurzen spitzen zahnartigen Stachel, das zweite Glied unbeträchtlich kürzer, schlanker, am End- rande einfach, das dritte Glied halb so lang als dieses. Die Glieder nur mit kurzen Börstchen besetzt. Geissei von der Länge des Schaftes, 15 — Ißgliederig, die Glieder langgestreckt, mit ein bis zwei beträcht- lich grossen Riechborsten versehen, von welchen einige fast doppelt so lang als die Glieder sind. Untere Antennen: Schaft etwas länger als derjenige der obern Antennen, viel länger als die Geissei, das dritte Glied bis zur Mitte des ersten Basalgliedes der obern Fühler reichend, der Processus au- ditorius des zweiten Gliedes ungewöhnlich lang, etwas über das Ende des zweiten Gliedes nach vorn vorragend, gerade nach vorn gerichtet. Die beiden lezten Glieder des Schaftes verlängert, das vierte fast bis zum Ende des zweiten Basalgliedes reichend, das fünfte ebenso lang 8. Crnstaccon. 339 als dieses, etwas sdilanker bis zum Ende des dritten Geisselgliedes reichend. Geissei ein und ein halb mal so lang als das fünfte Basal- glied , 6 — Tgliederig. An keinem der Exemplare fand ich specifische Fühleranhänge oder merklich ausgeprägte sexuelle Differenzen der Fühler. Mundtheile. Mandibeln (Taf. VII, Fig. Ib und Ic) breit und kräftig, ein und ein halb mal länger als dicht unterhall) des Zahnfortsatzes, breit, beiderseits gleichgebildet, völlig ohne Spur eines Kauhöckers. Taster lang schlank, die beiden ersten Glieder fast von der Länge der Man- dibel, das zweite etwas gebogen, das dritte ebenso lang als das zweite, kaum dünner, gerade, cylindrisch, am Ende mit einigen kurzen Bor- sten, am Innenrande sehr spärlich mit einzelnen kurzen Borsten, die keine zusammenhängende Reihe bilden. Die Insertion des Tasters hoch, in einer Linie mit dem obern Bande des Zahnfortsatzes. Letzterer eigenthümlich gebildet breit und sehr kurz, am obern Rande mit vier bis fünf groben, ziemlich spitzen Zähnen. Was die Bildung des- selben ganz eigenthümlich erscheinen lässt, ist die Verwachsung mit dem 2)'>'0cessus, welcher, an der Basis mit 'demselben völlig verschmol- zen, mit seinem freien Rande eine dem Zahnende parallele, scharfe, stark gezähnte Leiste bildet; die Zähne derselben sind viel spitzer und etwas zahlreicher als diejenigen des obern Randes des Zahnfort- satzes , es sind sieben bis acht schmale stark zugespitzte Zähne an demselben vorhanden (Taf. VII, Fig. Ib p. a.). Es wäre möglich, dass dies Verhalten von Boeck und Goes nicht richtig erkannt worden, letzterer bildet den Kiefer aber auch insofern abweichend ab, als ein Kauhöcker an demselben dargestellt wird, der bei der vorliegenden Art, wie ich bei mehrern Exemplaren fand, durchaus fehlt. Die Borstenreihe besteht aus acht bis zehn kurzgefiederten zugespitzten Borsten. Vordere Maxillen (Taf. VII, Fig. Id). Taster ziemlich kurz schlank, am Ende kaum verbreitert, um die Hälfte des Endgliedes länger als der Kaufortsatz ; dieses am Ende mit einigen kurzen Stachel- borsten und dazwischen einigen längern einfachen liorsten. Kaufort- satz lang schlank, Endrand schmal, Kauborsten nach dem innern Ende an Länge abnehmend, am innern Rande sehr fein gezähnelt. Basallappen klein rundlich mit einigen sehr kurzen Börstchen besetzt. Hintere Maxillen (Taf. VII, Fig. le). Die beiden Lappen gleich lang, aber von sehr ungleicher Breite, der äussere sehr schmal, am Ende dicht mit kurzen Borsten besetzt, der innere beträchtlich 22* 340 II- Zoologie. breiter, abgerundet, mit weitläiiftigen kürzern Borsten spärlich besetzt. Maxillarfüsse (Taf. VII, Fig. 1 f). Sie sind ähnlich in der Form wie bei Pleustes, der Taster lang und ziemlich schlank. Das Endglied so lang als das zweite, am Ende nicht verbreitert, Kralle gross, schlank, fast so lang als das Endglied, nicht deutlich zwei- gliederig. Die beiden innern Lappen kurz und ziemlich klein, der ba- sale viereckig, am Endrande mit einfachen kurzen Borsten besetzt, der obere bis zur Mitte des zweiten Tastergliedes reichend, am innern Bande mit einer Beihe einfacher Borsten besetzt. Oberlippe (Taf. VII, Fig. Ij) sehr kurz und breit, doppelt so breit als lang, in der Mitte mit einer sehr tiefen ausgerundeten Aus- randung. Die beiden vordersten Fusspaare von beträchtlicher Grösse und mit beträchtlich entwickelten Scheeren versehen. Sie sind ziem- lich gleicher Länge und wenig kürzer als die beiden folgenden. Die Scheerenglieder sind äusserst ähnlich wie bei Pleustes pcino- plus geformt, diejenigen des ersten Fusspaares merklich grösser als die des zweiten, welche letztere ich bei mehrern übereinstimmend nur drei Viertel so lang finde, als die des vordersten Paares. Beide sind gleichgeformt, verlängert, am Ende vom Beginn des Krallen- randes an stark verschmälert, letzterer wie der ganze untere Band stark convex gekrümmt, mit einer Beihe kurzer Börstchen oberhalb des Bandes, sonst einfach ohne Zähnelung, an seinem hintern Ende zwei durch einen Ausschnitt getrennte Gruppen von Stachelborsten. Kralle schlank, einfach, halb so lang als das Scheerenglied. Das vorletzte Glied ist an beiden Fusspaaren sehr klein, namentlich am ersten Paare kaum ein Drittel so lang als das Scheerenglied, am Ende unten nicht in einen Fortsatz verlängert, mit einer stumpf abgerun- deten, mit einfachen Borsten besetzten Ecke. Das vierte Glied am Ende unten in eine spitzige Stachelspitze endend. Das dritte und vierte Fusspaar (Taf. VII, Fig. 11) ziemlich kräftig und lang, wenig länger als die vorigen. Das fünfte bis siebente Fusspaar sind verhältnissmässig kurz und von ziemlich gedrungener Form. Das fünfte besitzt die Länge der vorausgehenden; die beiden folgenden wenig länger als dieses, unter sich gleich lang. Coxalglieder stark verbreitert, mit stark convexen vordem und hintern Bändern, wenig länger als breit, an Länge gleich den beiden folgenden Gliedern zusammen, der hintere Band ziemlich fein kerbzähnig mit spitzen, ziemlich kleinen, zahlreichen Zähnen. Glieder wenig an Länge verschieden, Endglied etwas länger als die 8. Crustaceen. 341 übrigen, stark bestachelt, das dritte Glied am Ende hinten in eine stark vorspringende Ecke ausgezogen. Krallen gross einfach. Die vier vordem Epimeren sind höher als die zugehörigen Segmente und nehmen so beträchtlich an Höhe zu, dass die vierte fast doppelt so hoch ist als die erste. Die drei ersten sind oblong, ziemlich rechteckig mit abgerundeten Winkeln, am hintern Rande mit drei nach abwärts gerichteten spitzen Zähnen, von welchen der unterste ziemlich an der untern Ecke selbst befindlich ist. Boeck's Angabe': „Epimera tria anteriora in angulo inferiore postico hamulis singulis armata" könnte sich hierauf beziehen, doch ist nur der un- terste Zahn auf der untern Ecke befindlich. ' Die vierte Epimere ist stark verbreitert, etwas breiter als die beiden vorhergehenden zusammen, der untere Rand stark convex, der hintere Rand in der vordorn Hälfte ziemlich tief ausgeschnitten. Die fünfte bis siebente Epimere an Grösse etwas, indessen nicht beträchtlich abnehmend, mit abgerundeten hintern Ecken , unten nicht ausgerandet, sondern ziemlich stark convex über die Insertion der Coxalglieder hervorspringend. Die Epimeren der drei vordem Abdominalsegmente ziemlich recht- eckig, die hintern Winkel nicht zahnartig vorragend, die hintern Rän- der einfach. Eine Reihe kurzer Stachelborsten etwas oberhalb des untern Randes. Die drei letzten Körpersegmente ziemlich kurz, kaum länger als das dritte Abdominalsegment; Springfüsse (Taf. VH, Fig. lg, Ih und li) schlank, ziemlich verlängert, sehr ähnlich denjenigen von Para- 2)lenstes panoplus gebildet. Das hinterste Paar etwas kürzer als die vordem, Endäste cylindrisch zugespitzt, der äussere Ast zwei Drittel so lang als der innere, an den Seiten bestachelt, Basalglied kurz und dick, kürzer als der äussere Ast. Die beiden vordem Paare ein wenig weiter nach hinten vorragend, am mittlem der äussere Ast zwei Drittel so lang als der innere, ziem- lich so lang als das Basalglied, sie enden mit einer ziemlich langen Endkralle. Das vorderste Paar sonst gleichgebildet, doch die End- äste fast gleich lang. Caudalanhang (Taf. VII, Fig. Im) kurz, so lang als breit, am Ende nicht verschmälert und abgerundet, in der Mitte ein wenig vor- springend, mit einigen sehr kleinen Börstchen besetzt. Die Färbung ist gleichmässig gelbröthlich , ohne irgendwelche dunkeln Zeichnungen. ' Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 95. 342 II- Zoologie. Die Grösse war an eleu mir vorliegenden Exemplaren sein- wenig verschieden, sie betrug zwischen 4 — 5™™ in der Totallänge des Kör- pers, ich möchte dieses für die Grösse der erwachsenen Individuen ansehen, obwol mir hruttragende Weihchen nicht vorlagen. Bei einem 5"^" langen Exemplar: Obere Antennen 2™"' Körperhöhe bis zur Seitenlinie (viertes Segment) 0,7'""^ Körperhöhe (ganze Höhe) daselbst .... 1,5""" Querdurchmesser des Körpers 1,2""" Vorkommen. Ich fand im Ganzen neun Exemplare dieser klei- nen Art zwischen andern Amphipoden. Von Sabine -Insel, 10 Faden. Familie Iphiniediiiae, A. Boeck. 29. 1) Vertnmmis scrratus (F.). Oniscus serratns Fabricius, Fauna groenlamlica, 1780, p. 262. Amphitho'e serra Kröyer, Grönland's Am})lnpoder, p. 2G6, tab. II, fig. 8. Acanthonotus scrra Milue Edwards, Ilist. iiatur. des Crustac. , III, 25. Vcrtuinnus serratns Goes, Crustac. Anipbip. maris Spctsberg. allueut. , p. 522. — Bceck, Crustacea Anipbipoda borcalia et arctica, p. 100. Nur ein einziges Exemplar von Ostgrönland, olnie Antennen. Nordshannon 30 Faden. Dasselbe 7""" lang. Körper sehr stark seitlich zusammengedrückt, stark gekielt, der Kiel bildet am fünften bis siebenten Thoraxsegment sehr grosse nach rückwärts gerichtete, gegen das Ende leicht haken- förmig nach abwärts umgebogene sehr spitze Zähne, deren Wurzel aus der ganzen Länge der betreffenden Segmente sich erhebt. Am dritten Abdominalsegment endet der sehr hohe Kiel in einen abge- i-undeten Vorsprung. Die drei letzten KörpersegQiente äusserst ver- kürzt ohne Kiel. Auge klein, schwarz, fast dreieckig rundlich, senkrecht etwas verlängert, unten etwas erweitert, dem vordem Gesichtsrande sehr genähert. Die eigenthündich tiefe Ausbuchtung des Hinterrandes der Epi- mere des dritten Abdominalsegments wie sie Boeck beschreibt. (jamiuariiiae, Dana. Der Körper ist in dieser Gruppe im Ganzen gestreckt, Avenig seit- lich comprimirt und nicht besonders hoch, im Rücken stark gewölbt und mit massig grossen Epimeren versehen. Sie kann durch das Eben- maass der Theile gewissermaassen als die typisch am vollkommensten entwickelte unter den Amphipoden angesehen werden. 8. Crustacecn. 343 Der Kopf ist von mittlerer Grcissc mit clurchsclinittlich sehr klei- nem, scliwacli angedeutetem llostrum, seitlichen senkrechten Augen, die Antennen von mittlerer Länge, kürzer als der Körper, mit Neben- geissel der obern Antennen, sowie wie es scheint durchgehend speci- tische Fühleranhänge hei den Männchen vorkommen. Auch in den Mundtheilen spricht sich eine sehr regelmässige Bil- dung aus, die Mandibeln meist auf beiden Seiten gleichgelnldet, oder wie bei Gammanis mit geringer Formverschiedenheit des proccssus acccssorius ^ mit stark entwickeltem und sehr vorragendem Kauhöcker und langem kräftig entwickeltem Taster versehen. Die Maxillarfüsse sind mit sehr regelmässig entwickelten Thei- len versehen und Ijieten nichts Besonderes. Die Fusspaare des Thorax sind kräftig und gedrungen, die beiden ersten Paare ihit ziemlich stark ausgebildeten Scheerengliedcrn, die drei hintern wenig verlängert. Die Springfüsse sind ziemlich verschieden, durchgehend ziem- lich verlängert, das letzte Paar bald mit lamellär zusammengedrück- ten, bald mit cylindrischen Endästen versehen, sowie auch die Form des Caudalanhanges sehr variirt. (jammarus, Fabricius. Diese Gattung ist durch den gestreckten, etwas seitlich corapri- mirten Körper, die eigenthümliche Formverschiedenheit des proccssiis acccssori'us beiderseits, sowie die eigenthündiche Beschränkung der specifischen Fühleranhänge auf die Geissei der untc^-n Antennen, die allen Arten zukommen zu scheint, charakterisirt; überdiess ist die verhältnissmässig geringe Entwickelung der Coxalglieder der drei hin- tern Fusspaare des Thorax, die Bestachehiiig der letzten Abdominal- segmente, sowie die tief zweitheilige Form des Caudalanhanges eigen- thümlich bezeichnend. 30. 1) Gammarus locusta (L.). Gammarus arciicus Scoresby, Au Accuuiit of tlic Arctic llcgions, I, 541, II, tab. Ki, fig. 14. Gammarus horcus Sabine, öuiipl. to the Append. of Parry's lirst Voyage, p. 229. Gammarus sitchensis Brandt, Middendorft's Sibirische Reise, I, 133. Diese Art, welche unter allen arktischen Formen den weitaus grössten Verbreitungsl)ezirk besitzt, erscheint auch im hohen Norden Ostgrönlands nicht nur an Individuenmasse weit vorherrschend, son- dern wird auch in der Allgemeinheit der örtlichen Verbreitung kaum von einer andern erreicht. 344 II- Zoologie. Es erschien mir bei den so ausserordentlich verschiedenen Lehens- bedingungen, unter welchen sie im Eismeer namentlich als pelagische Thierform auftritt, zum mindesten wahrscheinlich, dass sich zwischen den Individuen beträchtliche locale Abänderungen der Form ergeben würden, indessen hat eine sehr sorgfältige, auf alle Theile ausge- dehnte Yergleichung zwischen der Ostseeform und Exemplaren ver- schiedener Localitäten von Ostgrönland und aus dem Eismeer kaum bemerkbare, oder wenigstens nicht mit Sicherheit als constant anzu- sehende Abänderungen ergeben, sodass anzunehmen ist, dass die Art in dem ganzen Ungeheuern Verbreitungsbezirk, welchen sie einnimmt, ihre Charaktere fast völlig unverändert bewahrt. Die Abweichungen eben ausgeschlüpfter junger Individuen von der Erwachsenen Form sind von Bruzelius bereits richtig hervorge- hoben worden. Ausser der geringern Gliederzahl der Antennen und der ovalen Form des Auges, finde ich bei 3""" langen Jungen die hin- tersten Abdominalfüsse etwas abweichend, der innere Ast kaum ein Drittel so lang als der äussere conisch zugespitzte, auf der Spitze mit einer langen Borste. Die Dorsalstacheln der drei letzten Segmente bereits wie beim Erwachsenen. Färbung. Die Färbung des Thieres bietet röthliche Zeichnun- gen, welche kaum deutlich auf dem Rücken und den Hinterrändern der Segmente, an den Antennen und Extremitäten in Form röthlicher Querbänder deutlich hervortritt. Es ist dies namentlich an den grössern arktischen Exemplaren durchgehends der Fall, während bei den Jün- gern und den Ostsee-Exemplaren kaum Spuren davon vorhanden sind. Sehr eigenthümlich sind die hellzinnoberrothen Flecke an den Seiten der drei ersten Abdominalsegmente, welche auch bei zahlreichen Exemplaren von der grönländischen Küste deutlich vorhanden waren, und welche bei den Individuen von der Ostsee fast immer vorhanden sind. Bei den im Eismeer lebenden sind sie jedoch wie es scheint in der Hegel nicht vorhanden, wenigstens erinnere ich mich bestimmt, sie hier an den sehr massenhaft gefangenen Thieren nicht wahrge- nommen zu hal)en. Grösse. Gammarus locusta erreicht im arktischen Meere eine so bedeutende Grösse, dass er zu den ansehnlichsten Amphipoden zu rechnen ist. Die grössten Exemplare von Ostgrönland sind 40"™ lang, die Grösse der Erwachsenen scheint zwischen 25 — 40™*" schwanken zu können. Die sehr weit von der Küste im Eismeer i^elagisch leben- den besitzen dieselben Grössenverhältnisse wie diejenigen von der Küste. Bei der Ostseeform ist die Grösse ausgewachsener Thiere durchschnittlich 10 — 15"™, sie dürfte wol kaum 20"" erreichen. 8. Crustaceen. 345 Die Verbreitung bietet insofern ein ganz besonderes Interesse, als die Art sich den allerverschiedenartigsten Lebensbedingungen an- zupassen vermag. An den ostgrönländischen Küsten ist sie so allge- mein und massenhaft verbreitet, dass sie als die häufigste Art da- selbst anzusehen ist. Sabine -Insel 10 — 20 Faden, sehr massenhaft; Germania- Hafen 3 Faden. Im Polarmeere begegnet man , wie ich schon früher ' hervorge- hoben habe, dieser Art so allgemein und in so grosser Individuen- zahl als keiner andern. Ich bemerkte sie bereits sehr weit von der Packeisgrenze, bald nachdem wir die Insel Jan-Meyen passirt hatten. Zwischen dem Eise selbst ist sie allenthalben überaus massenhaft an- zutreffen. Gen. Amathilla, Spence Bäte und Westwood. {Amathia ^. Rathke.) Die Arten dieser Gattung '^ sind habituell von den eigentlichen Gammarus- kriew verschieden durch den weniger schmächtigen und zusammengedrückten, im Rücken stark gewölbten und breiten Körper, die verkürzten obern Antennen, welche durchgängig kürzer als die * Erlebnisse der Manuschaft des Schiffes Hansa (Königsberg 1871), S. 4. 2 Amathilla Heuglini (Buchh.), uov. spec. Diese bisher, soweit ich ersehen kann, noch nicht beschriebene Art lag mir nur in einem einzigen durch Herrn von Heuglin bei Spitzbergen gesammelten er- wachsenen Exemplare zur Untersuchung vor. Da dieselbe zu den ansehnlichem Formen der Grösse nach gehört, ist sie wol äusserst selten daselbst anzutreffen und bildet eine interessante und charakteristische Bereicherung der dortigen , be- reits so vielfach durchforschten Crustaceeu-Arten. Da ich dies Stück natürlich nicht zergliedern konnte, kann ich dasselbe nach sorgfältiger Prüfung der äussern Charaktere nur als mit höchster Wahrscheinlich- keit dem Genus Amathilla zugehörig anführen, und erscheint sie namentlich der Amathilla pinguis im ganzen Habitus der Theile am nächsten stehend. Diagnosis sj^ec. : Corpus sat altum, magnum, epidermide crassa, quasi lori- catum, dorso rotundato lato, medio tumidum. üculi uigri, mediocres, rcniformes. Antennae superiores iuferioribus paullo breviores tertiam fere cor2)oris lougitudinem aequantes; Hagcllo accessorio mediocri quatuor articulos praebente. Epimera anteriora mediocria, quartum multo latius, postice in spinam validis- simam acutam horizontalem productum. Epimera segmentorum abdominalium : se- cundum et tertium angulo posteriore in dentem acutum producta, primum rotunda- tum, tertium praeterea in margine posteriore in dentem acutum sursum spoctan- tem productum. Appendix caudalis elongata indivisa, apice incisura media per- parva emarginatum. Pedes saltatorii tcrtii paris, ramis aequalibus comprcssis, an- terioribus non longiores. Color pallide flavus. Long, total. 36""". 346 n. Zoologie. untern sind, die stärker erweiterten Coxalglieder der drei hintern Fusspaare und die Form des Caudalanlianges. Die Mundtlieile sind sehr älmlich denen von Gamma-nis gebildet, nur mangelt die eigen- thümliche Formverschiedenheit des proccssiis acccssorias der INIandi- beln. Die specifischen Anhänge sind zahlreich, auf beiden Fühler- paaren, sowol auf der Geissei als dem Schafte vorhanden, und wie es scheint durchgehend von eigenthümlich verlängerter Form. 31. 1) Amatliüla Sahini (Leach). Taf. VIII, Fig. ], 2 und Taf. IX, Fig. 1. Gammarus Sahiniljeach, E,oss Voyage of Discovery etc., Appeiul., lsi[», p. 178. — Sabine, A Supplement to the Append. of Capt. Parry's first Voyage, 1 359 Der Basallappen ist dreieckig zugespitzt und ragt kaum über die Basis des Kautheiles uacli vorn. Die hintern Maxillen bieten nichts Besonderes, der innere Lap- pen erscheint ein wenig kürzer als der äussere. Die Maxillarfüsse (Taf. X, Fig. 1 c) zeigen einen massig lan- gen, ziemlich schlanken Taster, dessen Länge dem Basaltheil bis zur Spitze des obern Lappens gleichkommt. Das zweite Tasterglied ist stark verlängert, schlank und ragt kaum über die Spitze des obern Lappens hervor, das dritte Glied ist beträchtlich kürzer als dieses und mit einer zweigliedrigen ziemlich schlanken Kralle versehen, welche etwas mehr als halb so lang als das Endglied ist. Die Oberlippe (Taf. X, Fig. li) ist ziemlich quadratisch, am Endrande sehr schwach ausgerandet und an der Basis nach beiden Seiten in einen kurzen seitlichen, abgerundeten Fortsatz verlängert. Die Springfüsse sind massig stark verlängert und ziemlich schlank geformt. Das hinterste Paar derselben (Taf. X, Fig. Ij) be- sitzt zwei stark verlängerte , gleich lange , schlanke , cylindrische End- äste, welche beinahe vier mal so lang sind als das sehr kurze Basal- glied. Sie sind am Ende mit zwei hakenförmig gekrümmten, kurzen starken Endkrallen versehen, über denen noch mehrere Paare gleich geformter Stacheln befindlich sind, die Seitenränder sind mit längern Borsten bewimpert, zwischen denen am Innern Rande nach oben zu noch vier kurze, ziemlich starke Stacheln stehen. Das vorletzte Paar der Springfüsse (Taf. X, Fig. le) ist beträcht- lich kürzer als die vorigen und reicht nur etwa bis zur Mitte der Endäste desselben nach hinten vor. Die Endäste desselben sind wenig an Länge verschieden, der äussere kaum um ein Viertel kürzer als der innere, beide cylindrisch, am Ende zugespitzt und in eine ziem- lich starke einfache, ziemlich gerade Endkralle ausgehend ; der äussere Ast von der Länge des Basalgliedes. Das vorderste Paar der Springfüsse (Taf. X, Fig. Id) ist be- trächtlich länger und ragt nach hinten ebenso weit als das letzte Paar vor. Seine Endäste sind von gleicher Länge, mit einer langen starken Endkralle versehen und gleich lang mit dem Basalgliede, sie sind an den Seitenrändern, so wie die des zweiten Paares mit ziemlich starken Stacheln versehen. Der Caudalanhang (Taf. X, Fig. Ijj ist halb elliptisch, ein und ein halb mal so lang als breit und durch einen tiefen mittlem Einschnitt in drei Viertel seiner Länge getheilt. Letzterer ist in der Hälfte seiner Länge sehr schmal spaltformig, verbreitert sich aber in der Endhälfte, sodass die beiden Seitenhälfton des Anhanges an 360 II- Zoologie. der Spitze zipfelartig verschmälert erscheinen, sie sind auf dem zu- gespitzten Ende mit einer kurzen Stachel und einer kurzen Borste versehen. Grosse. Die vorliegende Art gehört zu den ansehnlichem unter den arktischen Amphipoden, die Grösse der erwachsenen Exemplare schwankt im Allgemeinen zwischen 30 — 35™"\ Das grösste von mir gemessene Stück war 36""" lang. Die männlichen Exemplare stehen den Weibchen an Grösse nicht nach. Bei einem Individuum von 27""" Totallänge fand ich: Länge der Antennen Umm Höhe des Körpers bis zur Seitenlinie 4™"^ Querdurchmesser (viertes Segment) . 3"™ Jugend formen. Obwol ich mehrere erwachsene Weibchen mit Eiern in der Bruttasche antraf, hatte ich doch nicht Gelegenheit die eben ausgeschlüpften Jungen noch in dem Brutraum selbst zu beob- achten. Indessen traf ich ein ganz junges Thier, welches nur vor kurzem aus dem Ei geschlüpft sein konnte und mir über die früheste Form bei dieser Art Aufschluss gewährte. Dasselbe mass nur im Ganzen 4,5"^™. Die ebenfalls gleich langen Antennen 1,5™"", also kürzer als bei den Erwachsenen. Der Körper ist im Grossen und Granzen wie bei diesen, doch ist derselbe noch nicht ganz so stark comprimirt, auf dem Rücken in dem vordem Theile abgerundet, und der Kiel ist nur an den vier ersten Abdomi- nalsegmenten ziemlich schwach angedeutet und mit sehr kurzen zahn- artigen Spitzen versehen, welche an den beiden letzten der betreffen- den Segmente etwas stärker hervorragen. Der Kopf ist gross, das Auge klein kreisrund und schwarz, es nimmt dieselbe Stellung ein wie beim Erwachsenen. Das Rostrum ist noch sehr kurz , ein Viertel so lang als das erste Basalglied, breit und vorn abgerundet. Die Antennen sind plumper und verhältniss- mässig viel dicker als bei der ausgebildeten Form, sie bestehen aus viel weniger zahlreichen Gliedern. Die Basalglieder der obern An- tenne sind wenig an Länge verschieden, die beiden ersten gleich gross, das dritte, zwei Drittel so lang als das vorangehende, trägt ein kur- zes eingliedriges Rudiment der Nebengeissel, welches ganz Avie beim Erwachsenen gestaltet ist. Die Geissei ist kürzer als der Basaltheil und besteht nur aus fünf ziemlich kurzen und dicken Gliedern. An den untern Antennen ist der Basaltheil etwas dicker und kürzer als beim Erwachsenen, die Geissei sehr viel kürzer als jener, nicht länger als das letzte Basalglied und besteht nur aus vier Gliedern. 8. Crustaceeu. 361 Die vordem Epimeren sind im G;iiizen ganz wie beim F.rwacli- senen, die der drei ersten Abdominakegmente sind reclitwinklig und tragen jede auf der hintern Kcke einen starken Stachel, der hintere Rand ist ganzrandig. Die Springfüsse sind verhältnissmässig viel kürzer und plumper geformt als bei den Erwachsenen und mit kurzen dicken Endästen versehen, deren Bestaehelung im Ganzen Avie beim Erwachsenen sich verhält, das mittlere Paar derselben ist nur wenig kürzer als die beiden übrigen. Der Caudalanhang ist im Ganzen nicht abweichend gebildet. Die Färbung war bei allen Stücken gleichmässig gelblich, nur bei einzelnen erschienen in der Mitte der Seitentheile der vier ersten Abdominalsegmente undeutlich ausgeprägte Längswische, welche die Gegend des Seitenkiels der betreffenden Segmente einnehmen. Verbreitung. Diese Art, welche zu den eigentlich hocharkti- schen gehört, ist an den Küsten des nordöstlichen Grönlands eine der häufigsten, da sie an der Mehrzahl der Fundorte und meist zahl- reich gesammelt wurde: Sabine -Insel 10 Faden und 20 — 110 Faden; Germania- Hafen 3 Faden, October 1869, sowie von einigen andern nicht näher bezeichneten Stellen. 34. 2) Äfylus Smittii (Goes). Parampidthoe Smittii Goes, Crustacea Auiphipocla maris Spetsbergiam alluent., p. 524, fig. 14. Atyliis Smitii A. Bceck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. HO. Nur ein einziges Exemplar von Ostgrönland; Nord -Shannon 30 Faden. Dasselbe ist 16™"' lang. Untere Antennen etwas länger als die obern, 10""'". Acanthozone, A. Bceck. Acmithosoma Owen. Die Gattung schliesst sich, wie oben bereits bemerkt, in dem ge- sammten Habitus des Körpers, sowie der Bildung der Fühler und Füsse durchaus an ParamphitJwö an. Die vorliegenden sehr wenigen Exemplare der einzigen bekannten Art sind insofern von besonderm Interesse, als zwei derselben einen Ausbildungsgrad zeigen, der, so- viel ich ersehen kann, noch nicht beschrieben worden ist. Es zeigt sich auch hier, dass die Stachelbekleidung, welche bei dem eben aus- geschlüpften Thiere vermutlilich kaum, entwickelt ist , im erwachsenen Zustande mit dem Alter sich in höherm Grade ausbildet. 3ii2 II- Zoologie. 35. 1) Äcantliozone hystrix Owen. Taf. XL Oniscus cuspitatus Lepechin, Acta Petropolitana, 1778, p. 247, tab. VIII, fig. 3. Acanthosoma Jiystrix Owen, Append. to Ross second Voy. , p. 91, tab. B, fig. 4. Am2)hithoc hystrix Kröyer, Grönlands Ampliipoder, p. 31, tab. II, fig. 7. Paramphithoe hystrix Bruzelius, Scandinaviens Ampbip. Gammaridea, p. 71. — Goes, Crustacea Ampbip. maris Spetsbergiam alluent. , p. 525. Acanthosone cuspidata Boeck, Crustacea Ampbip. borealia et arctica, p. 104. Diese Art, welche durch die seltsam ausgebildete Stachelbeklei- dung des Körpers zu den bezeichnendsten Formen unter den arkti- schen Amphipoden gehört, ist an den Küsten des nordöstlichen Grön- land wie es scheint ziemlich selten, sowie sie überhaupt allenthalben nur selten vorzukommen scheint. Ich fimd nur zwei Exemplare unter den von Dr. Pansch gesammelten Crustaceen vor, von welchen das grössere ziemlich erwachsen war, das kleinere dagegen, ein ziemlich junges Exemplar, leider in sehr defectem Zustande sich befand. Ich habe den einmal allgemein gebräuchlich gewordenen Artnamen Owen's für dieselbe beibehalten, wiewol die erste Beschreibung des Thieres bereits früher von Lepechin gegeben wurde. Da die mir be- kannten frühern Abbildungen den Habitus des Thieres etwas unvoll- kommen wiedergeben, so habe ich nochmals eine Zeichnung von dem- selben entAVorfen. Mundtheile. Die Oberlippe (Taf. XI, Fig. Ij) ist verlängert, länger als breit, am Ende abgerundet und in der Mitte in eine etwas verschmälerte abgerundete Spitze verlängert, welche mit feinen Härchen besetzt ist. Der Basalrand ist an den Seiten in zwei kurze abgerundete Vor- sprünge erweitert, der nach aufwärts gerichtete zwischen den Anten- nen gelegene Fortsatz ist kurz und von conischer Form. Die Mandibeln (Taf. XI, Fig. Ib) sind auf beiden Seiten gleich- gebildet. Der Taster ist verhältnissmässig kurz, von der Länge der Mandibel; das Endglied ein wenig kürzer als das zweite und auf der Spitze und am innern Rande mit ziemlich kurzen Borsten besetzt. Der Zahnfortsatz ist mit sechs bis sieben ziemlich kurzen und kräf- tigen Zähnen versehen, der proccssus accessorms ist kräftig, mit fünf starken Zähnen versehen und ragt beinahe ebenso viel nach Aussen als der Zahnfortsatz. Die Borstenreihe besteht aus gegen 15 ziem- lich starken gekrümmten Borsten. Der Kauhöcker ist von massiger Grösse, ragt stark hervor und ist mit starken Zahnleisten auf der breiten viereckigen Endfläche versehen; die längere Fiederborste an der Wurzel desselben ist vorhanden. Die Insertion des Kauhöckers 8. Criistaceen. 363 ist nicht so tief als bei vielen Atylinen, der obere Rand desselben ist kaum tiefer als die Insertion des Tasters. Das erste Maxillenpaar (Taf. XI, Fig. 1 e) zeigt einen ziem- lich grossen Taster, dessen am Ende keulenförmig verbreitertes End- glied den Kautheil beträchtlich überragt. Der abgerundete Endrand desselben ist mit einer Reihe von acht zugespitzten Stachelborsten besetzt, welche von Aussen nach Innen gleichmässig an Länge zu- nehmen. Der ziemlich schlanke Kaufortsatz ist an dem schräg ab- geschnittenen Endrande mit der gewöhnlichen Doppelreihe gezähnter Kauborsten versehen, die in der Mitte mit zwei kurzen spitzen Kamm- zähnen besetzt sind. Der Basallappen ist ziemlich gross, von vier- eckiger Form und ragt bis zum Innern Ende des Kaufortsatzes nach vorn vor, er ist mit sieben bis acht massig langen langgefiederten Borsten am Endrande besetzt. Das zweite Maxillenpaar (Taf. XI, Fig. If) ist von der ge- wöhnlichen Form, die beiden Lappen sind gleich lang, der innere etwas breiter als der äussere, beide auf der abgerundeten Spitze mit massig langen einfachen Borsten dicht besetzt. Die Maxillarfüsse (Taf. XI, Fig. Id) besitzen einen massig lan- gen Taster, dessen Länge dem Basaltheil mit I^inschluss des vordem Lappens gleichkommt. Das Endglied ist etwas kürzer als das zweite, am Ende etwas verbreitert und mit einer zweigliederigen, ziemlich schlanken Kralle versehen. Der untere innere Lappen ist am obern Rande mit fünf ziemlich starken, kurzen Dornen bewehrt, darunter steht eine einfache Reihe längerer Borsten. Der obere innere Lappen ist oval, ziemlich kurz, reicht nach vorn bis zur Mitte des zweiten Tastergliedes und ist am obern Ende mit einigen längern einfachen Borsten, darunter am Innenrande mit einer einfachen Reihe sehr kurzer Börstchen besetzt, welche vom Rande selbst etwas entfernt stehen. Die beiden vordersten Fusspaare (Taf. XI , Fig. 1 g) sind schlank geformt, sie sind wenig an Länge verschieden, aber beträchtlich kür- zer als die beiden folgenden. Das fünfte bis siebente Fusspaar (Taf. XI, Fig. Ih) sind schlank und ziemlich verlängert, die beiden ersten sind unbedeutend an Länge verschieden und wenig länger als die vorangehenden. Das siebente ist dagegen ziemlich beträchtlich verlängert und mit etwas stärkern, langgestreckten Gliedern versehen. Von den Springfüssen (Taf. XI , Fig. 1 i) zeigt das vorletzte Paar ein sehr kurzes dickes Basalglied, welches nur halb so lang ist als der Caudalanhang. Dasselbe trägt zwei gleich grosse und gleichge- 364 II- Zoologie. staltete Endäste, welche reichlich drei mal so lang sind als es selber, sehr schlank und lamellär zusammengedrückt erscheinen; sie sind gegen das Ende zu gleichmässig verjüngt und zugespitzt, sowie an den beiden scharfen Seitenrändern mit einer Reihe sehr kurzer klei- ner Dornen besetzt, neben welchen vereinzelt sehr kurze Börstchen stehen. Das vorletzte Paar ist beträchtlich länger und ragt nach hinten nur bis zur Mitte der Endäste des letzten Paares vor. Seine End- äste sind ungleich, der äussere um ein Viertel kürzer als der innere, sie sind schlank cylindrisch, am Ende mit einer ziemlich langen schlanken geraden Endkralle versehen und an den Seiten bestachelt. Das vorderste Paar ist beträchtlich länger, ragt nach hinten so weit vor als das letzte, die Endäste sind nahebei gleich lang, im Uebrigen wie die des mittlem Paares gestaltet. Der Caudalanhang (Taf. XI, Fig. 1 c) ist von massiger Länge, etwas länger als an der Basis breit, nach der Spitze zu etwas ver- schmälert und durch einen kurzen spitzen mittlem Einschnitt am End- rande in zwei spitze dreieckige Seitenlappen getheilt. Im Uebrigen ist derselbe ohne Stacheln oder Borsten. Die Färbung ist gleichmässig blass gelbröthlich. Die Grösse betrug bei dem grössern erwachsenen Stücke 22,5™™ vom vordem Stirnrande bis zum Ende der Springfüsse, an denselben fand ich: Untere Antenne 23™™ Körperhöhe bis zur Seitenlinie (viertes Segment) 4"^ Ganze Höhe daselbst 5,5" Querdurchmesser daselbst 5" Hinterste Springfüsse 4" Das kleinere Exemplar maass nur 8'"™. Die Bestachelung an demselben zeigte einige Abweichungen von der ausgebildeten Form. Die Stirn war bei dem letztern vom Beginn des Kopfes an ziem- lich stark nach abwärts gebogen, der mittlere Frontalstachel viel kleiner und schwach entwickelt; am ersten Basalglied der obern An- tenne ein ziemlich langer schlanker, am äussern obern Ende befind- licher Stachel, die Stacheln des untern Gesichtsrandes kürzer und schwächer. Der vordere Dorsalstachel des ersten Segments stärker nach vom gerichtet, im Uebrigen die Dorsalstacheln übereinstimmend mit dem erwachsenen. An den Abdominalsegmenten zeigen die Hinterränder weniger Seitenstacheln, an den beiden ersten vier, am dritten nur zwei, Imm -mm ;mm Imm 8. Crustaceen. 365 ebenso sind die Coxen der drei letzten Fusspaare des Thorax nur mit zwei Stacheln am Hinterrande versehen und schmaler. Aus den Angaben von Kröyer, Bruzelius und A. Ba^ck geht, Avas die Bestachelung betrift't, demnach hervor, dass sie nur jüngere Exem- plare vor sich gehabt haben, was auch durch die von beiden Erstem gemachten Grössenangaben bestätigt Avird. Ein ebensolches unaus- gewachsenes Exemplar "hat auch der a. a, 0. citirten Abbildung Owen's zu Grunde gelegen. Verbreitung. Die beiden einzigen Exemplare waren von Nord- shannon 30 Faden tief zusammen mit Ämphitlionotus amdcatus ge- sammelt worden. Ausserdem ein grosses sehr beschädigtes von un- bestimmtem Fundort, welches ich noch am Schlüsse der Arbeit in einem Glase mit Baianns porcatus von der ostgrönländischen Küste auffand, und welches ganz die Ausbildung des oben beschriebenen grössern Stückes besass. Gen. Parailiphitlioe, Bruzelius. Diese Gattung, wie sie von Bruzelius * begründet und späterhin von Goes mit mehrern andern neuen Arten bereichert wurde, umfasste ziemlich heterogene Formen, welche durch A. Boeck bereits in ver- schiedene Gattungen abgetrennt worden sind. So wurden die Pleu- stinen, für welche dieser Autor den Bruzelius'schen Gattungsnamen beibehielt, den Oedicerinen zugefügt, während die der Gruppe der Paramphitho'e carinata angehörigen unter dem Genus Atylns mit grossem Rechte zusammengefasst wurden. Dagegen wurden die den Stamm des Bruzelius'schen Genus bildenden kleinen Arten, wie mir scheint in etwas zu weitgehender Weise, von diesem Forscher in eine Anzahl neuer Gattungen: Pontogeneia, Hah'crates und mehrere andere gespalten, die doch nur auf sehr unbedeutende Abweichungen be- gründet sind. Ich ziehe daher vor, für die nachfolgenden drei ostgrönländischen Arten die Bruzelius'sche Gattungsbezeichnung beizubehalten und würde sich die Gattung in dem Sinne, wie ich sie begrenze, in folgender Weise charakterisiren : Kleine zarte, mit sehr dünnen Hautbedecknngen versehene Aty- linen von schlankem Körperl)au, mit sehr verlängerten fadenförmigen Fühlern und schlanken , stark verlängerten Füssen , die beiden vor- der» mit linearen schwach entwickelten Scheeren. Bücken abgerun- det, Körper krumm zusammengedrückt, Rostrum sehr klein. Spring- Skandinaviens Amphi])Otla Gammaridea , p. 68. 366 II- Zoologie. füsse sehr schlank, verlängert, das letzte Paar mit lanzettförmigen zusammengedrückten Endästen, Die Männchen besitzen stets zahlreiche specifische Anhänge der Fühler, deren Anordnung und Form freilich hei den einzelnen Arten auffällig grosse Verschiedenheiten darl)ietet, im übrigen keine äussern sexuellen Charaktere. Uehrigens ist die Gattung durch die ausserordentliche Individuen- zahl, wodurch Paramphitlior incrtnifi und fidvochicta an der ostgrön- ländischen Küste mit zu den dominirenden Arten gehören, für die dortige Littoralfauna besonders bezeichnend. 36. 1) ParampJ/ühoe inermis Kröyer. Amphitho'e inermis Kröyer, Grönl. Aniphipoder, p. 47, tab. III, fig. 11. Amphithoe cremilata Kröyer, ebend., p. 50, tab. III, fig. 12, mas. Atijlus inermis Spence Bäte, Catalogue of Amphip. in tbe Brit. Mus., p. 138, pl. XXVI, fig. 5. Atylus crennlatns Spence Bäte, ebend., p. 1.39, pl. XXVI, fig. G. ParampMtlw'e inermis Goes, Crustac. Amphip. maris Spetsb. alluentis, p. 524. Pontogeneia inermis Bceck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 114. Diese Art, welche der Massenhaftigkeit der Individuen nach zu den vorherrschenden im nordöstlichen Grönland gehört, lag mir in sehr reichlicher Weise in allen Zuständen zur Untersuchung vor. Die Färbung bei lebenden Thieren ist völlig durchsichtig, farb- los, bei Weingeistexemplaren gleichmässig gelblich. Grösse. Bei dieser Art, sowie der nahestehenden Faramphithoc fulvocincta ist die beträchtliche Grössenverschiedenheit bei ausgebil- deten Thieren von demselben Fundort auffällig. Im Allgemeinen ge- hört sie zu den kleinern Formen. Die Länge der erwachsenen Stücke beträgt in der Regel zwischen 8 — 12™'"; 9""" grosse weibliche Thiere fand ich bereits mit gefülltem Brutraum an. Daneben fanden sich indessen grössere Inditiduen, welche dies Maass beträchtlich überschritten, bis zu If)""" long. tot. Es schienen dies vorzugsweise Weibchen zu sein, wenigstens fand ich keine mit Fühleranhängen dazwischen, auch trugen sie meistens Brut bei sich. Jugendform. Ich untersuchte kürzlich aus dem Ei geschlüpfte junge Thiere von circa 2'""^ Totallänge, welche die gewöhnlichen em- bryonalen Charaktere darboten. Antennen viel kürzer als beim Er- wachsenen, die untern um ein Drittel länger als die obern, sind selber nur ein Drittel so lang als der Körper. Obere Antennen mit kurzen dicken Basalgliedern, die gleichmässig in die verhältnissmässig grossen Geisselglieder übergehen, das dritte Basalglied ohne den zahnförmi- 8. Crustaceen. 367 gen Vorsprung des Erwachsenen, Geissei viergliederig. Untere An- tennen mit sechsgliederiger Geissel. Rostrum im Yerhältniss wie heim Erwachsenen und von der- selben Form. Im Uebrigen in allen Theilen die Formen des Erwachsenen, Füsse etwas plumper und kürzer, Caudalanhnng wie heim Erwachsenen, die Springfüsse von ziemlich ühereinstimmender Bildung, die Endäste des letzten Paares ohne Fiederborsten, und so wie diejenigen der beiden vordem Paare, an den Seitenrändern ohne Stacheln. Verbreitung. Paramxihithoc incrmis gehört zu den gewöhnlich- sten und in grösster Massenhaftigkeit vorkommenden Formen an den Küsten Nordostgrönlands. Dr. Pansch's Sammlungen enthielten die- selbe mehr oder minder reichlich von der Mehrzahl aller Fundorte. So Sabine-Insel 10 — 120 Faden, an zahlreichen Stellen sehr reich- lich; Kap Wynn 3 Faden; Germania-Hafen 3 Faden; so an mehrern andern Stellen. Ueberdies glaube ich bestimmt angehen zu können, dass diese Art auch weit vom Lande entfernt zwischen dem Eise auf der Ober- fläche des Meeres angetroffen wird; ich habe damals diese Art und die ziemlich ähnliche Paramphiihoi' fulvocincta allerdings nicht unter- schieden, doch glaube ich sicher, dass sie beide daselbst nebst Atio- nyx littoralis und plautiis nicht ganz selten von mir gesehen wurden. Dr. Pansch's Sammlung enthält keine der beiden Arten mit der An- gabe, dass sie an der Oberfläche des Meeres gesammelt worden wäre, doch legte derselbe die Reise nach der Küste in verhältnissmässig kurzer Zeit zurück und hatte daher wol nicht so oft Gelegenheit zwi- schen dem Eise zu fischen. Bei diesem massenhaften Vorkommen von Parampliitlme inermis an den Küsten Grönlands muss es auffällig erscheinen, dass sie bei Spitzbergen noch nicht beobachtet ist, sie war bisher nur aus dem "Westen und Süden Grönlands bekannt. 37. 2) Faramphithoc fulvocincta (Sars). Amphithne fulvocincta Sars, Oversigt over de norsk-Arktiske Krebsdyr. For- handl. i Yidensk. Selsk. i Christiania, 1854, p. 141. Pherusa tricuspis Stimpson, Proceedings of the Acad. of Science of Philadel- phia, 18Ü3, p. 138. Paramphithoe fulvocincta Goes, Crustacea Aiiiphipoda maris Spetsb. alluent., p. 525, fig. 15. Halirages fulvocinctus Boeck, Crustac. Amphip. borealia et ai'ctica, p. IIG. Diese Art, welche in der äussern Erscheinung der Parampliitlioc inermis sehr nahe steht, unterscheidet sich schon bei oberflächlicher 368 II- Zoologie. Betrachtung leicht durch die am siebenten bis neunten Körperseg- ment in der Mittellinie des Rückens befindlichen spitzen Zähne, so- wie durch die grössere Länge der Fühler. Von der nächstverwandten ParumphifJwe tridentata Bruzelius, welche die norwegischen Küsten bewohnt, und die gleichfalls diese Zähne besitzt, ist sie sicher ver- schieden. Ihr Vorkommen an den von der Deutschen Nordpolar-Ex- pedition berührten Küsten Ostgrönlands ist ein ebenso allgemein ver- breitetes und häufiges als dasjenige von Faramphitlio'i' inermis, sie gehört mit zu den an Individuenzahl am meisten vorherrschenden Arten. Die Färbung erscheint bei lebenden Thieren ziemlich farblos durchsichtig, mit bräunlich -schwarzen Augen und bräunlich queren Pigmentstreifen, sowie an den drei ersten Abdominalsegmenten auf der Dorsalseite derselben, jederseits neben der Mittellinie zwei Quer- reihen dunklerer bräunlicher Rückenflecke bilden. An Weingeist- exemplaren ist die Färbung gleichmässig gelblich, die Augen wie bei Parampliithoe inermis gelblich verblasst und die Rückenflecke un- deutlich, nur seltener ist die Andeutung derselben deutlich erhalten. Grösse. Diese Art steht der ParanqMtho'c inermis hinsichtlich der Grösse sehr nahe, doch besitzt sie durchschnittlich etwas grössere Dimensionen. Die durchschnittliche Grösse erwachsener Individuen beträgt 10 — 15™'^ Totallänge, doch fand ich auch hier grössere Exem- plare, welche ansehnlichere Grösse erreichen als die gewöhnliche Form. Die grössten unter denselben waren bis zu 20""" lang, ich fand hier vorzugsweise männliche Exemplare unter diesen grössten Stücken vor. Bei einem Exemplar von 13,5 long. tot. fand ich: Obere Antenne 10""" Untere Antenne 13,5" Hinterste Springfüsse 2,5" Siebentes Fusspaar 6,5" Körperhöhe im vierten Segment, einschliesslich d. Epimere 2,5" Querdurchmesser daselbst 2,25" Verbreitung. Die vorliegende Art gehört an den nördlichen Küsten Ostgrönlands zu den am häufigsten und massenhaftesten auf- tretenden; in Dr. Pansch's Sammlungen ist sie neben Parampliithoe inermis von der grössten Mehrzahl der Fundorte und noch reichlicher an Individuenzahl als jene vorhanden. So Sabine-Insel an zahlreichen Fundorten 4 — 110 Faden, äusserst reichlich; Germania-Hafen; Kap Wynn 3 Faden; Shannon, October 18G9. Wie bereits erw^ähnt, traf ich diese Art auch ziemlich weit ent- fernt von der Küste auf der Oberfläche des Meeres zwischen Packeis- -mm -mm -mm -mm -mm 8. Crustacoen. 569 schollen nicht ganz selten an. \Vie ich aus meinem Tagehuchc er- sehe, tischte ich dieselhe zum ersten male am 2(\. »luli 1809 hei 73 7' nördl. Br., 10" 24' -westl. L., also sehr weit vom Lande ent- fernt; späterhin hemerkte ich sie noch oftmals, Avenn auch spärlicher als Anonyx littoralis und die ührigen pelagisch auftretenden Arten zwischen dem Eise. Im südwestlichen Grönland ist sie nach Goes' Angabe durch Torell gefunden und in Spitzbergen ziemlich verbreitet, doch wie es scheint nicht so massenhaft, auch in Finmarken wurde sie noch aufgefunden. Die jüngste eben ausgeschlüpfte Form dieser Art gleicht völlig derjenigen von Faramphithoc incrmis^ von welcher sie nur durch die Form des Caudalanhangs unterschieden werden kann. 38. 3) ParamjihitJioe mcgalops Buchholz, spec. nov. Taf. XII. Die nachstehend beschriebene kleine Art, welche den beiden vor- anstehenden in der Bildung ziemlich nahesteht, ist von allen bisher beschriebenen Arten verschieden; ich habe der grossen dunkelschwar- zen Augen wegen ihr den obigen Artnamen beigelegt. Sie kommt, wenngleich viel spärlicher, doch ziemlich verbreitet neben den zwei vorigen Arten in Nordostgrönland vor und war in ziemlich zahlreicher Anzahl von Exemplaren in Dr. Pansch's Sammlungen vorhanden, so- dass mir ein völlig ausreichendes Material zur Untersuchung vorlag. Diagnosis: Corpus parvum gracile, tenerum, dorso rotundato ubi- que inermi, oculis permagnis nigris, transversis, ovali-reniformibus, antennis perlongis, subaequalibus, longitudine totius animalis pauUo brevioribus, pedum anteriorum manibus parvis ovatis; epimeris qua- tuor anterioribus parvis, illis segmentorum trium abdominalium pri- morum margine postico fortiter serrato dentatis; pedibus saltatorius elongatis gracilibus. Longit. tot. ad 7'"'". Der Körper ist wie bei den verwandten Arten schlank und lang- gestreckt, die vordem Epimeren klein und niedrig, die Füsse schlank und verlängert. Der Kopf ist verhältnissmässig gross, so lang als die drei vor- dersten Segmente zusammengenommen, sein senkrechter Durchmesser ist grösser als die Länge, die Mundtheile, welche gänzlich von der vordersten Epimere unbedeckt bleiben, ragen nach abwärts stark hervor. Der Stirnrand verläuft ziemlich gerade nach vorn und er- scheint schwach convex gekrümmt, vom Scheitel schwach gegen den vordem Rand abfallend. Derselbe setzt sich in ein verhältnissmässig grosses Rostrum fort, Avelches ziemlich halb so lang als der Kopf ist, und nach vorn bis zum Ende des ersten Basalgliedes vorragt. Das- Zweite Deutsche Nordpolfalirt. II. 24 370 II- Zoologie. selbe erscheint schmal, von den Seiten her senkrecht zusammenge- drückt und schwach nach abwärts in der Richtung der Verlängerung des Stirnrandes gebogen; es endet zugespitzt. Das verhältnissmässig sehr grosse schwarze Auge ist mit seinem längern Durchmesser, der halb so lang als der Kopf ist, ziemlich quer gestellt, derselbe verläuft schräg von vorn nach hinten und auf- wärts. Es besitzt eine ziemlich ovale oder genauer abgerundet tra- pezoide Form, der obere Rand ist ziemlich gerade, der untere, viel kürzere geht mit abgerundeten Ecken in den vordem und hintern Rand über. Die vordere und hintere Ecke sind ziemlich gleich weit vom vordem Kopfrande sowie vom Hinterrande desselben entfernt. Die dunkelschwarze Färbung des Augenpigments erscheint nirgends durch die Aufbewahrung in Weingeist verändert. Die Antennen (Taf. XII, Fig. Ic) sind stark verlängert, sehr schlank fadenförmig, waren aber bei der grössten Mehrzahl der Exemplare wegen der grossen Zartheit der Theile nur unvollständig erhalten. An den wenigen Exemplaren, welche mit vollständigen Fühlern ver- sehen waren, fand ich sie an Länge sehr unbedeutend verschieden, die obern sehr wenig kürzer als die untern. Die Länge der untern beträgt fünf Sechstel der Gesammtlänge des Thieres. Die obern Antennen sind wie bei den verwandten Arten durch die sehr grosse Kürze des Schaftes ausgezeichnet; derselbe ist wenig länger als der Kopf und nimmt nur etwa den sechsten Tlieil der Länge der ganzen Antenne ein. Das erste Glied ziemlich halb so lang als der Kopf, schlank cylindrisch, erscheint nur gegen das Ende mit einigen kurzen Börstchen besetzt und am Endrande unten mit zwei zahnartigen spitzen Ecken versehen. Das zweite Glied ist kaum kürzer als das erste , schlanker und am äussern Endrande unten ebenso wie das erste Glied mit zwei spitzen Zähnen versehen. Das dritte Glied ist halb so lang als das vorhergehende, es fehlen hier am Endrande die Zähne, derselbe erscheint quer abgeschnitten und nicht w^ie bei beiden vorigen Arten in einen zahnartigen Yorsprung verlängert. Von einer Nebengeissel ist keine Andeutung vorhanden. Die Geissei be- steht aus sehr zahlreichen Gliedern, deren an völlig erhaltenen Füh- lern einige 30 zu zählen sind, sie erscheinen ziemlich schlank und langgestreckt. Die untern Antennen besitzen gleichfalls einen kurzen Schaft, welcher indessen etwas länger als derjenige der obern Antennen ist. Die drei ersten Glieder sind sehr kurz, die beiden letzten verlängert und ziemlich gleich lang. Das vierte Glied reicht nach vom bis zum Ende des dritten Basalgliedes der obern Antennen, es ist am End- 8. Crustaceen. ,']71 rande mit einem spitzen Zahn versehen, sowie anch das vorher- gehende Glied des Schaftes mit mehrern solclien Zähnen versehen er- scheint. Das Endglied ist schlanker nnd sehr unhedentend kürzer nnd am Endrande einfach quer abgeschnitten. Die Geissei besteht aus ziemlich ebenso zahlreichen Gliedern als diejenige der obern Antennen. Was die Anhänge der Fühler bei den Männchen anbetrifft, so sind sie wie bei FarampJiitJwc fnlvocincta äusserst klein und in ähn- licher Weise angeordnet, indessen im Ganzen viel spärlicher als bei jener Art. Sie linden sich ebenfalls auf den beiden letzten Basal- gliedern beider Antennenpaare, sowie auf den Gliedern des Flagellum. An den obern Antennen sind sie von der Unterseite der beiden letz- ten Basalglieder nur in einfacher Längsreihe vorhanden und wenig zahlreich, am zweiten vier bis fünf, am dritten Basalgliede nur drei. Auf den Gliedern der Geissei stehen sie einzeln an der gewöhnlichen Stelle , sind aber nur im basalen Abschnitt derselben vorhanden, wäh- rend sie im grössten Theile in etwa drei Viertel der ganzen Länge fehlen. An der untern Antenne findet sich auf der Oberseite des vierten Basalgliedes eine etwas grössere Anzahl von gegen 10, welche ziemlich unregelmässig in zwei Reihen stehen, auf dem letzten Gliede des Schaftes stehen sie dagegen in einfacher Längsreihe zu fünf an- geordnet. Die Geissei ist ebenso wie an der obern Antenne, nur in ihrem Anfangstheile mit einzelnen Anhängen besetzt. Die Form und Grösse der Anhänge ist ziemlich vollständig übereinstimmend mit den- jenigen von Paramphitho'v fiävochicta ^ ich fand den Längendurchmesser des Endtheils wie dort 0,025™'" im Durchschnitt gross, und die Form der einzelnen Abschnitte gänzlich übereinstimmend. Mundtheile. Die Mandibeln (Taf. XII, Fig. 1 e) sind ganz wie bei den nächst- verwandten Arten, doch zeigt der Taster in der Kürze des Endgliedes sich abweichend gebildet. Der Taster ist im Ganzen kurz, unbedeu- tend länger als die Mandibel, und das Endglied kaum halb so lang als das zweite. Letzteres ist kaum merklich gebogen, das Endglied am Ende innen schräg abgeschnitten und hier neben einigen längern auf der Spitze stehenden Borsten mit einer Reihe ziemlich kurzer Borsten versehen. Der Zahnfortsatz ist wie ])ei den verwandten am Ende mit zwei grössern und dahinter mit vier bis fünf an Grösse abnehmenden stumpfern Zähnen versehen. Der jj^'ocessus acressorms zeigt auf bei- den Seiten dieselbe Ungleichheit wie bei den zwei voranstehenden Arten, an der ersten Mandibel gleicht er dem Zahnfortsatz selber, 24* 572 il- Zoologie. ist wenig kürzer und am obern Rande in gleicher Weise gezähnt. An der linken Mandibel ist er dagegen ganz wie hei Petra niphithoc iner- mis, viel kürzer und kleiner quer abgeschnitten und am Ende mit drei dünnen, lang zugespitzten Zähnen versehen. Die zum Kauhöcker verlaufende Borstenreihe besteht aus fünf bis sechs dicken gekrümm- ten, am obern Rande spitz gezähnten Borsten. Der Kauhöcker wie bei den vorigen Arten, die hingere Fiederborste ist an demselben vorhanden. Die vordem Maxillen (Taf. XII, Fig. lg) finde ich im Uebri- gen ganz wie bei Paranipliiiho'c mermi's, nur sind die auf dem Kau- fortsatz befindlichen Kauborsten mit nur ein bis drei langen und spitzi- gen Seitenzähnen versehen. Der Basallappen ist klein viereckig und am obern Rande mit einer Reihe ziemlich kurzer dicker Fieder- borsten versehen; seine Spitze ragt bis zur Insertion des Tasters nach vorn vor. Die hintern Maxillen bieten nichts besonderes, die beiden Lappen sind gleich lang, der innere beträchtlich schmäler als der äussere. Die Maxillarfüsse (Taf. XII, Fig. If) bieten einige Besonder- heiten dar. Der Taster ist merklich kürzer als der Basaltheil mit Einschluss des obern Lappens; das dritte Glied desselben etwas kür- zer als das zweite, ist schlank cylindrisch und am äussern Ende, über dem Ursprünge der Kralle, nur wenig verlängert. Die zweigliederige Kralle ist halb so lang als das dritte Glied und zeigt gleichfalls ein grosses ziemlich dickes Wurzelglied, welches mehr das Ansehen eines kleinen Tastergliedes darbietet, und ein von demselben sehr stark abgesetztes, sehr dünnes und viel kürzeres, hakig gebogenes End- glied. Die beiden innern Lappen sind gross und breit, der basale am obern Rande mit drei kurzen, sehr starken Dornen bewehrt, der obere reicht bis zum Ende des zweiten Tastergliedes und geht am obern Ende in eine verschmälerte, abgerundete Spitze aus. Der in- nere, etwas coucave Rand ist ohne Stachelborsten, es findet sich etwas entfernt von dem Rande selbst eine mit demselben parallele Reihe paarig stehender kurzer einfacher Borsten vor , welche nur wenig über den Rand hervorragen. Der äussere, stark convexe Rand ist mit längern Fiederborsten an der Spitzenhälfte besetzt. Die Oberlippe ganz wie bei Parmnphitho'e inermis. Die beiden vordem Fusspaare (Taf. XII, Fig. Ib) sind schlank, das zweite etwas länger und in allen Theilen etwas grösser als das erste. Sie sind mit ziemlich schwachen Scheeren versehen, das Schee- renglied, kaum verbreitert, ist von länglich abgerundeter Form. Es 8. Criistaceen. 373 ist etwas kürzer als das voraiigelieiule Glied, etwas mehr als doppelt so lang als breit, und am Ende durch den Krallenrand schräg ab- geschnitten; der Krallenrand ist leicht concav ausgeschnitten, mit äusserst feinen kerbartigen Zähnelungen versehen; er nimmt etwa die Hälfte des untern Randes des Scheerengliedes ein und geht in stumpfem abgerundeten Winkel in den hintern Abschnitt des letztern über, und ist an dieser Stelle mit mehrern starken Stachelborsten versehen. Sonst erscheint das Scheerenglied oberhalb des untern llandcs mit zahlreichen Querreihen von Borsten , sowie am obern Rande mit vereinzelten ein- fachen Borsten besetzt. Die Kralle ist kräftig, ziemlich breit und gekrümmt scharf zugespitzt und halb so lang als das Scheerenglied, sie ist längs des Innern Randes bis nahe zur Spitze mit feinen spitzen Stachelzähnen versehen. Das dritte und vierte Fusspaar ist sehr schlank und ziemlich ver- längert und die Länge des Endgliedes länger als das zweite. Die Krallen sind ein Drittel so lang als das Endglied, schlank und schwach gekrümmt. Das fünfte bis siebente Fusspaar länger als die vorhergehenden und gleichfalls sehr schlank geformt, sie nehmen der Reihe nach an Länge zu, so dass das siebente um den Betrag des Endgliedes das fünfte übertrifft, letzteres kaum länger als das vierte. Die Coxal- glieder sind massig erweitert, oblong viereckig, mit abgerundetem convexem Hinterrande, gegen das untere Ende etwas verschmälert und quer abgeschnitten, sie sind so lang als die beiden folgenden Glieder. Der Hinterrand derselben ist mit ziemlich starken spitzigen Sägezähnen versehen. Die schlanken Glieder sind in der gewöhnlichen Weise mit schlanken Stachelborsten an den Seitenrändern bewehrt, die Kralle ein Drittel so lang als das Endglied einfach. Die vordem Epimeren bieten nichts besonderes; sie sind klein, am untern Rande quer abgeschnitten und niedriger als die zugehö- rigen Segmente. Die vierte Epimere ist nicht vergrössert und am untersten Theile des Hinterrandes mit drei bis vier Sägezähnen ver- sehen. Die zweite und dritte bilden an dem Zusammentreifen des hintern und untern Randes einen spitzen Zahn, oberhalb dessen der Hinterrand mit einer Reihe ziemlich ebenso grosser Zähne versehen erscheint, an der zweiten sind es vier bis fünf, an der dritten acht bis zehn, Avelche an letzterer den ganzen Hinterrand der Epimere bis zum Uebergang in den Dorsalrand einnehmen. Ausserdem sind die untern Ränder der betreffenden drei Epimeren mit einer Reihe paar- weise gestellter kleiner Stachelborsten versehen, welche etwas ober- 374 II. Zoologie. halb des freien Kaiides auf der Fläche derselben stehen, wie dies auch bei den beiden vorangehenden Arten der Fall ist. Die drei hintersten Körpersegmente sind ziemlich langgestreckt, zusammen wenig kürzer als die beiden vorangehenden Segmente. Das letzte Paar der Springfüsse (Taf. XII, Fig. Id) ragt nach hinten weiter hervor als die beiden vorangehenden und erscheint schlank und ziemlich verlängert; das Basalglied ziemlich schlank, etwas länger, als der Caudalanhang, die Endäste sind etwas über dop- pelt so lang als das Basalglied. Letztere erscheinen schmal linear zusammengedrückt, spitz zulaufend, gleich lang, an beiden Seiten- rändern mit zahlreichen in einfacher Reihe stehenden, ziemlich star- ken Stachelborsten versehen. Zwischen diesen befinden sich an den innern Rändern beider Endäste eine Reihe kleiner dichtstehender feiner Stachelspitzen, die nur bei stärkerer Vergrösserung sicht- bar sind. Das mittlere Paar der Springfüsse (Taf. XII, Fig. Id) ist am kürzesten, die Endäste von ungleicher Länge, der längere innere Ast reicht kaum bis zu ein Drittel der Endäste des letzten Paares und ist nur halb so lang als dieser. Sie sind am Ende mit einer längern stärkern ziemlich geraden Endkralle und daneben mit zwei kürzern Stachelborsten versehen, sowie an den Seitenrändern in der gewöhn- lichen Weise weitläufig bestachelt. Das vorderste Paar der Springfüsse ist etwas länger, der längere Endast desselben ragt etwas über die Mitte der Endäste des hinter- sten Paares nach hinten vor, die beiden Endäste sind wenig un- gleich, indem der äussere nur um etwa ein Fünftel kürzer als der innere erscheint. Der Caudalanhang (Taf. XII, Fig. Id) ist ziemlich dreieckig geformt, nach der Spitze gleichmässig verschmälert und quer abge- schnitten; der Endrand erscheint nur sehr seicht ausgerandet, mit abgerundeten Ecken und nur mit zwei sehr kleinen Börstchen daselbst versehen. Die Färbung des Thierchens ist vermuthlich ganz durchsichtig farblos, da sich keine Spur von dunklerm Hautpigment vorfindet, nur das dunkelschwarze grosse Auge erscheint pigmentirt. Die Grösse der vorliegenden Art ist beträchtlich geringer als diejenige der beiden voranstehend beschriebenen. Diejenige der er- wachsenen Exemplare beträgt zwischen 5 und 7™'" in der Gesammt- länge, grössere Individuen wurden unter einem ziemlich reichhaltigen Material nicht angetroffen. Unter den Erwachsenen fanden sich ziemlich zahlreiche mit ge- 8. Crustaceen. 375 füUter Bruttasche versehene Weibchen, indessen waren die Embryo- nen noch nicht ausgeschlüpft und konnte ich daher über die erste Jugendform bei dieser Art nichts Näheres beobachten. Es scheint daher eine sehr beträchtliche Schwankung in der Grösse der erwachsenen Thiere wie bei Paramphithoe inermis und fulvocinda hier nicht vorzukommen. Verbreitung. Sie scheint an den Küsten von Nordostgrönland nicht selten und ziemlich verbreitet vorzukommen, in Gemeinschaft der beiden voranstehenden. Arten, da von einem der Fundorte eine ziemlich reichliche Menge gesammelt worden war; indessen ist sie doch weit spärlicher an Individuenzahl vertreten als die beiden vorigen. Sabine-Insel 10 Faden, sehr reichlich ; Germania-Hafen, mehrere ; Shannon, September 1869 mit Faramphitho'e fulvocincta zusammen. Alle von Dr. Pansch gesammelten Exemplare stammen somit aus geringerer Tiefe. Ampeliscinae, Spence Bäte. Für diese Gruppe ist im Wesentlichen die sehr ungewöhnliche Augenbildung bereits hinreichend charakteristisch, da einfache Augen sonst bei Amphipoden nicht vorkommen. Habituell wird sie durch den ziemlich stark seitlich zusammengedrückten, in der Medianlinie von vorn nach hinten ziemlich stark gewölbten hohen Körper, der mit hohen vordem Epimeren versehen ist, den gewöhnlich sehr stark verlängerten grossen Kopf, der ohne Rostrum mit schmaler, quer ab- geschnittener Stirn endet, die schlanken massig langen Fühler, sowie die eigenthümliche Fussbildung bezeichnet. Letztere sind ziemlich kurz, besonders die drei hintern Paare, die beiden vordem sind ein- fache Krallenfüsse, ohne zurücklegbare Kralle, das fünfte bis siebente Paar sind ungewöhnlich kurz und mit verhältnissmässig sehr grossen, sehr stark erweiterten Coxalgliedern versehen. Die drei hintersten Segmente ziemlich stark verkürzt, eine Ver- wachsung der beiden letzten, wie Boeck angibt, kann ich bei Ampe- lisca EschricMii nicht constatiren. Die Mundtheile konnte ich nicht untersuchen, sie sind, nach den Angaben der erwähnten Beobachter, ziemlich regelmässig gebildet. Ueber die sexuellen Differenzen in dieser Gruppe ist nichts bekannt. 39. 1) Ampelisca Eschrichtü Kröyer. Taf. XIII, Fig. 1. Kröyer, Naturhist. Tidskr., IV, 155. Ampelisca ingens Stimps, Spence Bäte, Catal. of Ampliip. of Brit. Mus., p.^2. 376 II- Zoologie. Ampdisca Esclirichtii Goes, Crust. Ampli. maris Spetsberg. allueut., j). 529. — Boeck, Crustacea Amphipoda borcalia et arctica, p. 144, Von dieser zuerst durch Kröyer von Grilnland beschriebenen Art lag mir nur ein grösseres und zwei ganz kleine Exemplare zur Unter- suchung vor. Die l)eiden vordem Fusspaare (Taf. XIII, Fig. Ic) sind einfache Krallenfüsse , etwas kürzer als die folgenden, schlank und ohne aus- gebildete Scheeren; die Kralle selbst ist ziemlich lang und deutlich zweigliederig, kann aber nicht gegen das letzte Glied zurückgelegt werden. Das dritte und vierte Fusspaar sind durch die eigenthümlichen Verhältnisse der Glieder, sowie die sehr langen und zugespitzten Krallen ausgezeichnet. Die drei hintern Fusspaare des Thorax sind auffällig kurz und stehen den beiden vorangehenden Paaren merklich an Länge nach. Das fünfte reicht etwa bis zur Mitte des Endgliedes des vierten, das sechste ist ein wenig länger, das siebente dagegen merklich kürzer als dieses. An dem fünften und sechsten Paar (Taf. XIII, Fig. Ib) erscheinen die vier Endglieder schlank und länger als das Coxalglied, das vierte Glied ist an der untern hintern Ecke etwas ausgezogen, und auf der vorspringenden Ecke mit einigen stark verdickten, ziemlich langen Borsten, zwischen denen einige kürzere dornartige Stachelborsten ste- hen, besetzt. Das Endglied trägt am Ende zwei sehr lange ziemlich dicke Borsten von der Länge des Gliedes selbst; die Kralle ist klein, eigenthümlich hakig gebogen und auf der Umbiegungsstelle mit drei kurzen Stacheldornen in der Mitte des convexen Randes versehen. An dem siebenten Fusspaar sind die vier Endglieder eigenthüm- lich verkürzt und verdickt, sodass sie zusammengenommen nur dem Coxalgliede an Länge gleichkommen. Das hinterste Paar (Taf. XIII, Fig. Id) der Springfüsse, welches ziemlich um die Länge seiner Endäste weiter nach hinten vorragt als die vorangehenden, ist mit zwei lanzettförmigen, blattartig zusammen- gedrückten Endästen von gleicher Länge versehen. Sie sind fast doppelt so lang als das Basalglied, und am äussern Rande mit massig langen Fiederborsten besetzt, während der innere nur einzelne sehr kurze Börstchen zeigt. Das vorletzte Paar Springfüsse (Taf. XIII, Fig. le) zeigt zwei cylindrische schlanke Endäste, von denen der äussere nur um ein wenig kürzer als der innere und oberhalb der kurzen Endkralle mit einer eigenthümlich verdickten, zugespitzten starken Borste versehen 8. Crustaceen. 377 ist, welche dem iiinern Aste fehlt. Beide sind am iiiiieni Rande mit einer lieihe kurzer Stacheldornen l)ewehrt. Das vorderste Paar der SpringtÜsse sind im Ganzen ebenso ge- bildet wie die vorigen und ragen ebenso viel nach hinten vor, doch sind die beiden Endäste hier ziemlich gleich lang, am Ende haken- förmig zugespitzt, die verdickte Borste am äussern Bande scheint hier zu fehlen. Der Caudalanhang (Taf. XIII, Fig. Id) ist verlängert, halb elliptisch, gegen zwei Drittel so breit als lang, am etwas verschmä- lerten Ende quer abgeschnitten; die Seitenränder sind leicht convex. Von der Mitte des Endrandes geht ein sehr tiefer schmaler, spalt- förmiger mittlerer Einschnitt aus, durch welchen der Caudalanhang in beinahe drei Viertel seiner Länge gespalten erscheint. Färbung. Ausser dem lebhaft rothen Auge erschien der ganze Körper bei den vorliegenden Exemplaren gleichmässig hochgelblich und ziemlich durchsichtig. Grösse. Das grösste der Exemplare bot folgende Maasse: Totallänge 16,5"^™ Obere Antenne 5""'" Untere Antenne 9""" Höhe des Körpers (4. Segm.) bis zur Seitenlinie 2,2™'" Höhe der vierten Epimere 2,8""'" Querdurchmesser des Körpers daselbst . . . 2,25™'" Zwei kleine Individuen besassen 8™™ Länge, sie waren bereits völlig übereinstimmend mit dem Erwachsenen gebildet. Verbreitung. Anipelisca Eschrichtii scheint im nordöstlichen Grönland ziemlich spärlich vorzukommen; es waren nur drei Indivi- duen gesammelt, zwei im Germania-Hafen, ein kleineres von Sabine- Insel 10 Faden; also alle in geringer Tiefe. Sollte Ämpelisca macrocephala Lilljeborg nicht, wie mir wahr- scheinlich ist, bloss eine locale Abart sein, so würde die vorliegende Art nur auf den höchsten Norden beschränkt, woselbst sie von Grön- land, Island, Spitzbergen und Finmarken angegeben wird. Podocei'inae, A. Boeck. Diese Gruppe steht den Coro])hinen in der Gesammtl)ildung des Körpers, sowie der wesentlichen Theile sehr nahe, von welcher sie nur durch einige Verschiedenheiten in der Antennenform , sowie der Bildung des letzten Paares der Si)ringfüsse, welche zweiästig sind, abweicht. 378 II. Zoologie. Die Geschlechtsverscliiedenheiten sind an den Antennen kaum ausgeprägt, specifische Anhänge an denselben fehlen durchaus, sowie auch sonst die Fühler des Männchen höchst unbedeutend verlängert sind, dagegen sind die beiden vordersten Fusspaare beim Männchen bei weitem grösser und mit viel stärkern Scheeren versehen. 40. 1) Podocenis a)i(juipcs (Kröyer). Taf. XIII, Fig. 2 u. Taf. XIV. Ischyrocertis anguipes Kröyer, Grönlands Amfipoder, p. 55, tab. III, fig. 14. — Ders., Naturhist. Tidskr., IV, 162. Gammariis Zebra Rathke, Acta Leopold., XX, 74, tab. III, fig. 4. Podocenis anguipes Bruzelius, Bidrag til Känuedomen om Skandinaviens Am- phipoda Gammaridea, p. 21. — Goes, Crustacea Amphipoda maris Spetsbergiam alluentis. — Bceck, Crustacea Amphipoda borealia et arctica, p. 167. Diese im Norden ziemlich verbreitete Art ist im nordöstlichen Grönland ziemlich häufig und lag ein ziemlich reichliches Material von derselben in Dr. Pansch's Sammlungen vor. Der Körper ist langgestreckt schmächtig, kaum seitlich zusammen- gedrückt, der Rücken sehr flach gewölbt, gleichmässig in ziemlich flachem Bogen über die Seitentheile übergehend. Die Höhe des Körpers ist in der Gegend des vierten Segments einschliesslich der Epimere kaum grösser als der Querdurchmesser daselbst. Der Kopf ist ziemlich gross, so lang als die beiden ersten Körper- segmente, seine Höhe ist ziemlich ebenso gross als die Länge. Die Stirn verläuft geradlinig nach vorn und ist am Ende zwischen den obern Antennen mit einem sehr kleinen zugespitzten Rostrum ver- sehen. Die Augen sind klein dunkelschwarz, ziemlich rund, doch im senkrechten Durchmesser ein wenig länger, ihr längerer Durchmesser beträgt etwa ein Sechstel der Kopflänge. Sie sind dem vordem Kopfrande sehr genähert und mit dem vordem Rande kaum von ihrem Durchmesser davon entfernt. Der vordere Kopfrand verläuft vom Ende der Stirn bis zum untern Ende der Insertion der obern Antennen senkrecht nach abwärts und bildet hier eine ziemlich spitze, fast zahnartig ausgezogene Ecke, um unterhalb derselben ziemlich stark schräg nach hinten und abwärts bis zur Insertion der Mund- theile zu verlaufen, sodass die untern Antennen merklich weiter nach hinten inserirt sind als die obern. Die Antennen sind bei beiden Geschlechtern nur wenig verschie- den, indem bei den erwachsenen Männchen die untern merklich län- ger als die obern erscheinen, während bei den Weibchen, sowie bei den Jüngern Exemplaren der Unterschied kaum vorhanden ist. An 8. Crustaceen. 379 beiden erscheint der Schaft sein- viel verlängert nnd sehr viel länger als die kurze Aveniggliederige Geissei. Die obern Antennen (Taf. XIV, Fig. Ib) sind durchschnittlich halb so lang als die Gesammtlänge des Thieres l)eträgt , oder bei den Männchen nur sehr wenig darüber; der sehr verlängerte Schaft nimmt zwei Drittel ihrer ganzen Länge ein. Das erste Basalglied ist am kürzesten, zwei Drittel so lang als der Kopf und schlank cylindrisch, das zweite und dritte Glied sehr verlängert, das zweite reichlich dop- pelt so lang als jenes, das dritte nur unmerklich kürzer als das zweite. Dasselbe ist am Ende quer abgeschnitten und mit einer sehr kleinen rudimentären Nebengeissel versehen, welche kürzer als das erste Geisseiglied ist und bei stärkerer Vergrösserung zweigliedrig erscheint; das erste ist langgestreckt cylindrisch und mit einem äusserst kleinen, auf der Spitze mit mehrern kurzen Borsten versehenen End- gliede versehen. Sämmtliche Glieder des Schaftes sind auf beiden Seiten nur mit einfachen Borsten ziemlich reichlich besetzt, neben diesen kürzern Borsten ist die Unterseite des zweiten und dritten Basalgliedes mit einer Keihe sehr viel längerer, ijaarweise gestellter, kurz gefiederter Borsten besetzt. Die Geissei erscheint nur wenig länger als das dritte Basalglied und besteht aus acht bis neun ziem- lich verlängerten Gliedern. Das erste Glied ist beträchtlich grösser und länger als die folgenden, welche successiv an Länge und Breiten- durchmesser abnehmen. Auch die Glieder der Geissei tragen ausser den kürzern Borsten an der untern Seite ein bis zwei längere Fieder- borsten und daneben bei beiden Geschlechtern ein bis zAvei blass- randige Riechborsten. Die untern Antennen sind bei den Weibchen kaum merklich, bei den Männchen durchgehends länger als die obern, bei letztern zu- weilen zwei Drittel so lang als das ganze Thier. Doch scheinen hier individuelle Abweichungen häufig zu sein, da ich sie mitunter auch bei ausgebildeten Männchen wenig länger als die untern fand. Der Schaft ist an denselben noch stärker verlängert und nimmt den bei Weitem grössten Theil der ganzen Antenne ein, bei den Männchen reicht derselbe fort bis zum Ende der obern Fühler. Das dritte Glied ist kurz, wenig länger als breit und reicht nach vorn bis zu zwei Drittel des ersten Basalgliedes der obern Antennen, das vierte und fünfte Glied sind sehr verlängert, ersteres reicht etwas über das Ende des zweiten Basalgliedes der obern Antenne. Das fünfte ist etwas länger als dieses. Auch hier erscheinen die beiden letzten Glieder des Schaftes an der Unterseite mit längern, paarweise gestellten, zahl- reichen Borsten in regelmässigen Zwischenräumen besetzt. 380 n. Zoologie. Die Geissei ist etwas kürzer als das letzte Glied des Schaftes, bestellt bei den Erwachsenen aus sieben Gliedern, von welchen das erste beträchtlich länger und grösser als die übrigen, das Endglied dagegen sehr kurz erscheint. Sie ist ebenso wie die Glieder des Schaftes dicker als die betreftenden Theilc der obern Antennen; ihre Glieder sind nur mit kurzen Börstchen besetzt, ohne dass Kiechborsten daselbst vorhanden sind. Von Fühleranhängen Hess sich bei dieser Art nirgends eine Spur erkennen. Mundtheile. Oberlippe (Taf. XIV, Fig. Ih) kurz, fast doppelt so breit als lang, am p]ndrande quer abgeschnitten, in der Mitte sehr seicht aus- gerandet. Sie ist nach aufwärts in einen auffällig stark verlängerten, sehr schmalen und lang zugespitzten zipfelförmigen Fortsatz ausge- zogen , welcher sich zwischen die Insertion der untern Fühler erstreckt. Die Mandibeln (Taf. XIV, Fig. Ic und Id) sind beiderseits gleich gestaltet, mit sehr langem und kräftigem Taster versehen. Letz- terer ist beträchtlich länger als die Mandibel, seine beiden ersten Glieder etwas länger als diese, breit und kräftig, das Endglied etwas kürzer als das zweite, am Ende breit keulig verdickt und daselbst am Endrande sehr dicht mit zahlreichen, sehr langen Borsten besetzt, welche fast doppelt so lang als das Endglied selbst sind. Der Zahnfortsatz am Ende mit vier ziemlich grossen etwas stumpfen Zähnen versehen; der proccssus accessorius ziemlich breit, am Ende mit zwei längern spitzen Zähnen, davor am obern Rande zwei bis drei kürzere stumpfe und breite Zähne. Die zum KauhiJcker gehende Borstenreihe verhält sich eigenthüm- lich durch die sonderbar verbreiterte Form^ der Borsten. Letztere sind sehr wenig zahlreich zu zwei bis drei vorhanden, stark abge- plattet und verbreitert und an den Rändern, besonders dem obern, in spitze zahnartige Fortsätze zerschlitzt. Der Kauhöcker ist von massiger Grösse und nicht besonders stark hervorragend, er ist tiefer als der Taster inserirt. Die Kautiäche ist ziemlich klein, mit starken Zahnleisten versehen und zeigt an dem obern Ende noch einen besondern kleinern viereckigen, am Ende gleichfalls mit Zähnen besetzten, accessorischen Fortsatz, den ich sonst nirgends bei andern Arten angetroffen habe. Auf dem obern Rande des Wurzeltheils ist eine Reihe längerer langgehederter Bor- sten befindlich; die gewöhnliche, an der Aussenseite desselben ste- hende Fiederborste ist vorhanden und ziemlich lang. Das vordere Maxillenpaar (Taf. XIV, Fig. le) bietet wenig 8. Crustaceen. 381 Besonderes. Der Taster ist von gewöhnlicher Bildung, das Endglied fast um die Hälfte länger als der Kaufortsatz, am Ende schwach ver- breitert und mit einer Reihe kurzer zugespitzter Borsten versehen. Der Kaufortsatz ist ziemlich verlängert und schlank, am Ende mit der gewöhnlichen Doppelreihe stärkerer Kauborsten, welche nur ein bis zAvei Zähne besitzen; der Basallappen klein dreieckig zugespitzt, am obern Ptande mit einigen kurzen Börstchen. Die hintern Maxillen (Taf. XIV, Fig. If) bestehen aus zwei ziemlich gleich grossen Lappen, der innere ist unmerklich kürzer, beide auf der Spitze mit dichtstehenden, massig langen Borsten besetzt. Maxillarfüsse (Taf. XIV, Fig. lg). Taster ziemlich lang, so lang als der Basaltheil mit Einschluss des obern Lappens, das zweite Glied am längsten, das Endglied ziemlich kurz, halb so lang als das zweite und gegen das Ende keulig verbreitert. Die Bildung der Kralle ist eigenthümlich , es ist nur das erste Glied derselben vorhanden, welches von cylindrisch conischer Form ist und am Ende mit einem Büschel ziemlich langer Borsten besetzt erscheint, ohne dass ich eine Spur der eigentlichen Kralle gewahren konnte. Der obere innere Lappen ist ziemlich so lang 'als das zweite Tasterglied, nach dem obern Ende verschmälert und am Innern Rande mit einer am Rande selbst stehenden Reihe ziemlich starker, gekrümmter Stachelborsten besetzt. Der untere Lappen reicht bis zur Hälfte des vorigen, ist läng- lich viereckig, am Endrande mit ziemlich starken Borsten und da- zwischen mit drei kurzen Dornen versehen. Die beiden vordem Fusspaare sind bei beiden Geschlechtern ziemlich gross und mit stark entwickelten Scheeren versehen, das zweite ist beträchtlich länger als das erstere und bei den männlichen Exemplaren mit einem abweichend geformten sehr vergrösserten Scheerengliede versehen. An dem vordersten Paare ist das Scheeren- glied länglich oval, beträchtlich länger als das kurze, am Ende stark verbreiterte vorletzte Glied. Es ist etwa doppelt so lang als breit, der obere Rand gerade , der untere ziemlich stark convex , der Krallen- rand schräg, nimmt über die Hälfte des untern Randes ein und ist sehr fein gezähnelt; sein hinterstes Ende bildet eine abgerundete Ecke, auf welcher einige starke Stachelborsten stehen, sowie auch dahinter einige kürzere Stacheln am untern Rande befindlich sind. Die Kralle stark, schwach gekrümmt, am innern Rande fein spitzig gezähnt. Bei den Weibchen und den Jüngern Thieren ist das zweite Fusspaar (Taf. XIII, Fig. 2a) mit einem ebenso gestalteten Scheerengliede ver- sehen, nur ist dasselbe ein und ein halb mal länger. Bei den er- 382 n. Zoologie. wachseiien Männchen besitzt dagegen das Scheerenglied eine nnver- liältnissmässige Grösse, ist länger als das erste Fussglied, über drei mal so lang als breit, der Länge nach leicht gebogen mit gekrümm- tem obern Kande und diesem parallel concav gebogen, am Ende an der Wurzel der Kralle quer abgeschnitten. Der Krallenrand ist nicht deutlich abgesetzt, der ganze Unterrand ist gleichmässig mit längern Borsten gewimpert und bildet am Ende, da, wo er in den Endrand übergeht, einen ziemlich starken, stumpfen Höcker. Ausser- dem befindet sich ein kleiner spitziger Höcker an demselben auf der Grenze des vordem und mittlem Drittels desselben, welcher mit einem stumpfen Höcker an der Kralle selbst, der an denselben angelegt wird, correspondirt. Die Kralle selbst ist sehr gross und stark, zwei Drittel so lang als das Scheerenglied, massig gekrümmt, am Innern Rande glatt und ganz ohne Zähnelung, dagegen hier in der Mitte mit einer abgerun- deten, höckerförmigen Verdickung, zwischen welcher und der dicken Wurzel der innere Rand tief ausgebuchtet erscheint. Die beiden folgenden Fusspaare sind ziemlich kurz, kaum so lang als das zweite Fusspaar bei den Weibchen und beträchtlich kürzer als die drei hintersten. Das fünfte bis siebente Fusspaar stark verlängert und der Reihe nach ziemlich gleichmässig an Länge zunehmend. Sie besitzen ziem- lich schmale kleine Coxalglieder , welche in demselben Verhältniss an Grösse zunehmen. Letztere sind von länglich rechteckiger Form, kür- zer als das zweite und dritte Fussglied zusammengenommen und etwa doppelt so lang als breit. Der vordere und hintere Rand derselben ist parallel geradlinig, der hintere einfach und ungekerbt, die hintere Ecke unten rechtwinkelig abgerundet. Die Fussglieder sind schlank und stark verlängert und in der gewöhnlichen Weise bestachelt; die Krallen kräftig und am Innern Rande in zwei Drittel ihrer Länge sehr fein gezähnelt. Die vier vordem Epimeren sind klein und ziemlich von derselben Höhe wie die betreffenden Segmente, von ziemlich achteckiger Form mit stark gerundeten Winkeln. Die vierte ist nicht verbreitert und am Hinterrande ohne Ausschnitt, von derselben Form als die vorher- gehende. Die Epimeren der drei letzten Thoraxsegmente sind sehr niedrig, die letzte derselben ist etwas abweichend geformt, schmaler als die beiden vordem, von abgerundeter Form und ohne Ausrandung am untern Rande. Die Epimeren der drei ersten Abdominalsegmente sind verhält- 8. Crustaceen. 383 nissmässig sehr klein und wenig nach abwärts hervortretend, sie sind nicht ganz so hoch als diejenigen des dritten und vierten Segments. Sie sind von rechteckiger Form mit abgerundeten Winkeln, die Hinter- ränder einfach. Die drei letzten Körpersegmente sind ziemlich verlängert, zu- sammen etwas länger als die zwei vorhergehenden Abdominalsegmente. Die Springfüsse sind ziemlich lang und schlank, alle drei Paar ragen nach hinten gleich weit vor. Das hinterste Paar (Taf. XIII, Fig. 2d) ist ausgezeichnet durch die starke Yerlängerung des Basal- gliedes und die verhältnissmässig sehr kleinen Endäste. Das Basal- glied ist cylindrisch sehr viel länger als der Caudalanhang und nach dem Ende hin gleichmässig verjüngt, es ist nur mit sehr kleinen Sta- chelborsten an beiden Seitenrändern spärlich besetzt, an seinem End- rande befindet sich eine Querreihe längerer verdickter Borsten. Die beiden Endäste sind gleich lang und nur ein Viertel so lang als das Basalglied und von cylindrisch runder Form ; sie sind nach dem Ende ebenfalls gleichmässig verjüngt und zugespitzt. Der äussere Endast ist auf der Spitze mit einer starken, stark hakenförmig gekrümmten Endkralle versehen, oberhalb deren am äussern llande noch vier etwas kürzere, ebenfalls ziemlich starke, gerade nach aussen gerich- tete dornartige Stacheln befindlich sind, welche das unterste Viertel des äussern Randes einnehmen. Darüber erscheint derselbe mit meh- rern Reihen sehr feiner Stacheln dicht besetzt. Der innere Endast trägt nur an der Spitze eine gerade Endkralle, welche aber kürzer und schwächer als diejenige des äussern Astes ist, neben welcher noch zwei kürzere Nebenstacheln sich befinden. Im Uebrigen erscheinen die Seitenränder desselben gänzlich einfach und ohne Stacheln oder Borsten. Die beiden ersten Paare der Springfüsse (Taf. XIII, Fig. 2 b und 2 c) sind im Ganzen von der gewöhnlichen Form; das mittlere Paar besitzt ziemlich ungleiche Endäste, von welchen der kürzere äussere zwei Drittel so lang als der innere ist und der Länge des Basalgliedes gleich kommt. Das Basalglied ist am untern Ende mit einem zwischen der Basis der beiden Endäste hervorragenden, zugespitzten stachelartigen Fortsatz versehen, welcher halb so lang als der äussere Ast ist. Die Endäste sind cylindrisch, schlank, am Ende verjüngt und Nehalia Geoffroyi, Milne Edwards, Histoire natur. des Crustacees, III, 35. Obwol die Art an der ostgrönländischen Küste ziemlich allgemein verbreitet zu sein scheint, so liegen doch nur sieben Exemjalare in Dr. Pansch's Sammlung von verschiedenen Stellen vor, sodass sie im Ganzen doch dort ziemlich vereinzelt aufzutreten scheint. 8. Criistaceen. 389 Obsclion die grönländisclie Art l)ereits im vorigen Jalirliundert in Faljricius' grönländischer Fauna aufgeführt worden ist, und als die am längsten bekannte Art der Gattung anzusehen ist, ist den- noch ihr Verhältniss zu den im südlichen atlantischen Gebiet vor- kommenden Formen wie ich glaube noch keineswegs genügend sicher gestellt. Da ich Gelegenheit hatte, die grönländischen Exemplare mit einer ziemlichen Anzahl solcher vergleichen zu können, die von mir in frü- herer Zeit bei Neapel gesammelt wurden, und sich hierbei mit ein- ziger Ausnahme der beträchtlichem Grösse der grönländischen Form eine völlige Uebereinstimmung bis ins geringste Detail der Theile herausstellte, so erscheint es mir jedenfalls im höchsten Grade un- wahrscheinlich, dass die an der Küste der Bretagne von Milne Ed- wards angetroffene und in Cuvier's Regne Animal abgebildete Nehalia Geoff'royi einer andern Art angehören sollte. Kröyer, welcher (a. a. 0.) die genauesten Angaben über die grönländische Nehalia hipes gemacht hat, bemerkt freilich, dass dieselbe sich leicht von Nehalia Geoffroyi unterscheiden lasse, im Falle die citirte Abbildung genau sei. Da indessen die Details derselben keineswegs genau sind, so scheint mir auf die betreffenden Abweichungen kaum ein erhebliches Gewicht zu legen zu sein. Vorkommen. Germania-Hafen 3 Faden; Sabine-Insel; Jackson- Insel, in geringerer Tiefe. Sie scheint ausserdem auch die geringern Tiefen zu bewohnen, da ich mich erinnere sie auf Shannon-Bank bei 150 Faden, ebenfalls vereinzelt, gesammelt zu haben. COPEPODA. Von dieser Abtheilung war ausser einer sehr reichlichen Anzahl von Calaniden, welche grösstentheils an der Meeresoberfläche getischt waren, in Dr. Pansch's Sammlungen nichts vorhanden. Indessen ge- lang es mir doch aus den Piückständen verschiedener Gläser mit an- dern Crustaceen, welche ich genauer mit der Lupe durchmusterte, eine ziemliche Anzahl der mikroskopisch kleinen littoralen Coi)epoden- formen herauszusuchen. Das. Resultat der etwas mühseligen Arbeit erschien im Ganzen ziemlich lohnend, indem sich bei genauerer Durch- sicht des auf diese Weise gesammelten Materials herausstellte, dass sechs verschiedene Arten aus den Familien der Harpactiden, Pelti- diden und Cyclopidon an der grönländischen Küste verbreitet sind, 390 II- Zoologie. von denen freilich keine einzige derselben eigentliümlicli ist, indem sie sämmtlicli an den deutschen, englischen oder norwegischen Küsten der Nordsee vorkommen. Immerhin ist es indessen von Interesse, dass der Verbreitungsbezirk dieser kleinen Criistaceen nach dem höch- sten Norden hin ein so ausgedehnter ist, dass die Nordseefauna fast nur als Bezirk ihres Yerl)reitungskreises erscheinen dürfte, ■während in den übrigen Abtheilungen doch eine beträchtliche Anzahl dem ark- tischen Gebiete eigenthümlicher Arten auftritt. Die Meeresobei-Häche selbst scheint dagegen innerhalb des l'olar- meeres, in grösserer Entfernung von den Küsten, ausschliessend von CetocJiihis- Arten bevölkert zu werden, wie ich bereits an einem frü- hern Orte bemerkte, da weder von mir jemals im Auftriebe des feinen Netzes anderweitige Gattungen bemerkt wurden, noch auch in Dr. Pansch's Sammlungen sich eine Spur solcher antreffen liess. €alaiii(lae. Gen. Cetoclülns lloussel de Vauzeme. Claus. (Calanus auctor.) Die Trennung der Cdochilus-Avicn von dem Genus Calanus, wie sie von Claus ^ auf Grund der Dildung des letzten Fusspaares ange- geben werden, wird allerdings von neuern Autoren nicht allgemein angenommen, scheint al)er doch him-eichend wichtig, um die Tren- nung der Gattungen aufrecht zu erhalten. Was die in den arktischen Meeren in so ungeheuerer Massen- haftigkeit verbreiteten hierher gehörigen kleinen Crustaceen anbetrifft, so liegt allerdings in Dr. Pansch's Sammlungen eine höchst beträcht- liche Individuenzahl vor, welche ich auf den von Goodsir und später von Baird genauer beschriebenen CctocMhis septcntrionalis glaube be- ziehen zu müssen. Es sind allerdings von Kröyer ^ nicht weniger als sechs verschiedene Arten aus dem arktischen Gebiete beschrieben wor- den, indessen da von diesem Forscher die sexuellen Differenzen nicht erkannt worden, und überdies mehrere Arten auf sehr unsichere Merk- male gestützt worden sind, bleibt es unsicher, ob dieselben nicht viel- mehr in den Formenkreis einer einzigen Art gehören dürften. Ich halte es nicht für unmöglich, dass mehrere wirklich difterente Arten dieser Gattung im arktischen Gebiet vorkommen, doch habe ' Die frei lebenden Copepoden (1868), S. 1G9. ^ H. Kröyer, Carciuologiske Bidrag. Naturlüst. Tidskrift, 1848, Ny Räkke, T. II. Om Sltegtcn Calanus, p. 527 sq. S. Crustaceeu. 391 ich nach genauerer Durchsicht des vorliegenden Materials, trotz der Reichlichkeit desselhen, die Ueberzeugung gewonnen, dass dasselbe zur Entscheidung dieser Frage nicht genügt. Um einige Sicherheit hierüber zu erhalten, niüsste man bei den sehr geringfügigen Art- unterschieden eine Reihe vollkommen erhaltener Individuen beiderlei Geschlechts zu untersuchen Gelegenheit haben. Es sind aber an den in Alkohol conservirten Exemplaren dieser äusserst zarten Thierchen leider gerade sehr wesentliche Theile, wie die Borsten der Furca, die Spitzen der obern Antennen und die letzten Glieder der Füsse so all- gemein zerstört, dass es mir nicht gelang unter einer äusserst grossen Anzahl untersuchter Exemplare auch nur eins aufzufinden, an wel- chem diese Theile völlig erhalten sich gezeigt hätten. Unter diesen Umständen musste ich es für einen völlig aussichtslosen Versuch an- sehen , ein genügendes Material zur Aufklärung der schwebenden Fra- gen daraus zu gewinnen. 45. 1) Cdochüus septentrionalis Goodsir. Taf. XV, Fig. 2. Goodsir, New Edinburg. Phil. Jouni., XXXV, 330. Baird, Natural History of the British Entomostraca , 1850, p. 235. Calaniis hijperhoreus Krüyer, Om Slcegten Calauus. Naturhistorisk Tidskrift, II Räkke, II, 542. '^Calauus spitzhergcnsis, afßnis, viimttifs, quinqueainiHldtiis Kröyer, 1. c, p. 531—545. . Icli halte es für nicht unmöglich, dass auch Ccfochüus hdfjolandicus Claus, sowie die damit identische Calanus fmmarcliicus Gunnerus nach A. Boeck's Angaben mit dieser Art zusammenfallen. Ich finde wenig- stens ausser den sehr geringen Grössen kein Merkmal in den Angaben dieser Beobachter, welches dagegen spräche. Die Männchen scheinen sehr spärlich, Avenigstens suchte ich zwi- schen einer grossen Menge der kleinern Form, sowie bei allen den grossen vergeblich danach; freilich waren zu viel beschädigt, als dass sie sich nicht hätten der Wahrnehmung entziehen können. Verbreitung. Die enorme Massenhaftigkeit, mit welcher diese kleinen Crustaceen in den nordischen Meeren auftreten, wird von mehrern der erwähnten Beobachter bereits hervorgehoben. So von Baird und Kröyer, auch von Scoresby wird (An account of the Arctic Regions) dieser Form Erwähnung gethan und ihre ungemeine Menge im Eismeer hervorgehoben. ]\lan findet sie bereits weit ausserhalb des Eises und sehr weit vom Lande pelagisch, wie es scheint im gan- zen Polarmeer verbreitet. In Dr. Pansch's Sammlung befindet sie sich schon vom 10. Juli 1860 an der Oberfläche gefangen. Zwischen dem Packeise ist sie allenthalben sehr häufig. 392 " II- Zoologie. In ciiiein Glase befindet sich überdies eine Anzahl namentlich grösserer Exemplare, welche im Netz von 175 Faden heraufgezogen wurden. ¥jS finden sich hier auch der Grösse nach Abstufungen zu der kleinern Form. Es scheint somit, dass, wie bei TJtcniisfo, die grossen völlig ausgebildeten Thiere vorzugsweise in tiefern Wasser- schichten anzutreffen sind. 46. 2) Diaptomus casior Jurine. Cyclopsinc castor Milne Edwards. Leider war in der Sammlung von Herrn Dr. Pansch nur ein ein- ziges Exemplar in einem Gläschen mit der Angabe, dass es am 22. Fe- bruar 1870 am Fluthloch beim Schiffe gefunden sei, sowie auch einige Skizzen von Dr. Pansch , welche sich auf dieselbe Thierform beziehen, und gleiclifalls im Februar entworfen wurden. Es wird dabei be- merkt, dass das Tliier geleuchtet habe, was meines Wissens von die- ser Art nicht bekannt ist, wenigstens finde ich bei Baird und Claus nichts darüber angemerkt. Wiewol es mir daher leider nicht möglich war an dem vorliegen- den, sonst ziemlich gut conservirten Exemplar mir über die Identität eine völlig sichere Gewissheit zu verschaffen und die Skizzen Dr. Pansch's hierzu nicht ausreichen, so kann ich doch nicht wohl daran zweifeln, obgleich Diaptomus castor eigentlich eine Süsswasserform ist und mich das Vorkommen daher etwas überraschte. Das Exemplar ist weiblich, 5,8""" lang ohne die Schwanzborsten, das dreigliedrige Abdomen nimmt davon 2,8""^ ein. Diese Grösse ist ansehnlich beträchtlicher, als die Angaben der citirten Beobachter besagen. Die 25gliedrigen Innern Antennen etwas länger als der Thorax, die Furcaglieder so lang als das dritte Al)dominalsegment, die End- borsten von der Länge des Gliedes. Das fünfte Fusspaar mit drei- gliedrigem Endast; es wollte mir nicht ganz gelingen sicher zu er- kennen , ob dasselbe Avirklich wie es schien einästig ist. Ein Rostrum nicht zu bemerken. Hai'pactidae, Claus. 47. 1) Harpacticus clidifcr (0. F. Müller). Cyclops chelifer Müller, Zool. Lanic. Protlromiis , Nr. 2413. Harpacticus chelifer Milne Edwards, Hist. iiat. des Crustacees, III, 430. — Lilljeborg, Crustacea ex ordinib. Cladocera etc. in Scania occurentes, tab.XXII, fig. 2—11. 8. Crustacecn. 393 Harpactidus chelifer Claus, Die freilebenden Copepoden, S. 135. — A. Bceck, Översigt ovcr de ved Norges kyst jagttague Copepoder, 1864, p. 37. Diese an den nordisclien Küsten weit verbreitete Art fand ich zwischen Amphipoden nnd Crnstaceen anderer Art, welche an der Sabine-Insel in geringerer Tiefe an mehrern Stellen gesammelt waren, in mehrern Gläsern ziemlich reichlich; besonders von Sabine -Insel 10 Faden tief. Die vorliegenden Exemplare von Ostgrönland stimmen im Ganzen vollkommen mit den Angaben von Baird, Clans nnd A. Boeck über- ein, nur dass sie eine etwas beträchtlichere Grösse darbieten, ich hnde sie ohne die Schwanzborsten bis zu 2,5""" lang. 48. 1) Tisbe furcata (Baird). Canthocampus furcatus Baird, British Entoniostraca, p. 210. Tisbe furcata Claus, Die freilebenden Copepoden, S. 116, Taf. XV, Fig. 1—12. Idya furcata Bceck, Översigt ovcr de ved Noi'gcs kyst jagttagne Cope- poder, p. 34. Auch diese an den englischen und norwegischen Küsten sowie bei Helgoland häufig beobachtete Art ist an den Küsten Ostgrön- lands wie es scheint sehr häufig, ich fand eine ziemlich reichliche Menge von Individuen in verschiedenen Gläsern von Amphipoden, be- sonders auch von Sabine-Insel 10 Faden. Die Uebereinstimmung mit Claus' Angaben und Zeichnungen ist vollständig, auch die Grösse bis zu 1,5"^'*^. 49. 2) Clcfa minuiicornis Müller. Taf. XV, Fig. ,3. Cyclops minuticornis Müller, Entomostraca, p. 117, tab. 19, fig. 14, 15. Canthocawptns minuticornis Baird, The Natural Ilistory of the British Ento- mostraca (London 1850), 8^". Schon von Claus wird diese an der englischen Küste aufgefundene Art vermuthungsweise zu dieser Gattung gestellt, wiewol sie von Baird sehr ungenau beschrieben ist. Ich entdeckte nur sehr wenige Exemplare dieses äusserst zier- lichen Thierchens zwischen den andern vorhergehenden kleinen Cope- poden und kann bestätigen, dass sie in allen wesentlichen Charakte- ren mit den übrigen Clcta-Kview übereinstimmt. Peltididae, Claus. 50. 1) Zaus spinosus Claus. Zaus spinatus Goodsir? 394 II- Zoologie. Zaus spinosus Claus, tlie frcilebcudcu Copepodeii, ö. 146. — Bceck, Översigt over de vcd Norges kyst jagttague Copepoder, p. 10. Diese von Claus bei Helgoland und von A. Bceck an der West- küste Norwegens beobachtete kleine Art scheint an der ostgrönländi- schen Küste nicht selten. Ich fischte eine ziemliche Zahl wohlerhal- tener Exemplare aus verschiedenen Gläsern, Avelche andere Krebsthiere enthielten, heraus und fand sie, sowie Harpadicus cJidifer von ver- schiedenen Stellen, meist wie es scheint aus geringer Tiefe vor, be- sonders in einem Glase von Sabine-Insel 10 Faden, welches sehr zahl- reiche Amphipoden enthielt. lieber die Identität mit der citirten Art kann nach den Angaben der angeführten Beobachter kein Zweifel bestehen, ich finde alle Merk- male völlig mit der Nordseeform übereinstimmend. 51. 2) Zaus ovalis (Goodsir). Sterox>c ovalis Goodsii*. Sterope armatus Goodsir. Zaus ovalis Claus, Die freilebenden Copepoden, S. 146, Taf. XIII, Fig. 11 — 18. Diese von Goodsir entdeckte, dann von Claus von Helgoland näher beschriebene Art fand sich nur in drei Exemplaren von Ost- grönland, gleichfalls wie die übrigen kleinen Copepoden zwischen an- dern Krebsthieren zwischen der vorigen Art vor. Sie ist ansehnlich grösser als die vorige, die vorliegende bis zu 2"*™, ohne die Schwanzborsten; der Körper viel mehr lang gestreckt als bei jener, die Formen ganz mit Claus' Angaben und Zeichnungen übereinstimmend. Das Rostrum finde ich aber nicht so breit abge- schnitten, wie Claus angibt, sondern dreieckig zugespitzt. Die Borsten an dem Ende der Aeste des ersten Fusspaares wie sie von Claus an- gegeben Averden. Die Aussenränder an den Aesten der Schwimmfüsse zwischen den grössern Stacheln mit ziemlich starken Stacheldornen bewehrt, ebenso der Aussen- und Endrand des blattartigen Fuss- paares. Ebenso die äussern Bänder der Abdominalsegmente mit noch stärkern dichtstehenden und mehrere Reihen bildenden Stachelzähnen besetzt, sowie auch die Furca am Endrande zwischen den Schwanz- borsten mit solchen Stachelzähnen l)ewehrt ist, welche auch an der Wurzel der Furcaglieder eine Querreihe bilden. Die Schwanzborsten waren nicht erhalten. An der norwegischen Küste ist sie, wie es scheint nicht beob- achtet worden, wenigstens wird sie von A. Bocck nicht angegeben. Goodsir's Beschreibung ist mir nur durch Claus' Citat bekannt und konnte daher nicht verglichen werden. ?>. Criistaceen. 395 Cyclopidae, Dana. Thordlia Bocck. Diese von A. Bocck an der norwegischen Küste beobachtete Gat- tung steht den Süsswasserarten sowol in der gesammten Form und Gliederung des Körpers als auch namentlich in der Bildung der Mund- theile äusserst nahe. Ich hatte nur sehr wenige Exemplare vor mir, von denen ich nicht bezweifeln kann, dass sie mit der norwegischen Art identisch sind. 52. 1) Thordlia hrunnca Boeck. Bceck, Översigt over de vecl Norges kyster jagttagiie Copepoder etc. Chri- stiania Vidensk. &elsk. Forliandling. for 1864, p. 26. Die sehr wenigen Exemplare von Ostgrönland fand ich zwischen den übrigen kleinen Copepoden sehr vereinzelt vor. Ich kann nicht genau angeben, in Avelchen Gläsern sie enthalten waren, doch Avaren einige bestimmt von der Sabine-Insel aus 10 Faden Tiefe. Die Grösse ist etwas beträchtlicher als die von Boeck angegebene; ich fand die Länge bis zum Ende der Furca, ohne die Borsten der- selben l)is zu 1,8""", während B(rck sie nur zu 1"^™ angibt. Die von Bo^-ck angegebene charakteristische Färbung war an den vorliegenden Exemplaren nicht wahrzunehmen, ich bemerkte nur die bräunlich durchschimmernden Leberschläuche, deren Form aber nicht mit auf die von Bceck angegebenen bräunlichen Zeichnungen bezogen werden kann. COPEPODA PARASITA. Caligidae, Milne Edwards. 53. 1) Lepeoplitlicirus Ilippofjlossi Kröyer. Lepeophtheirus liipiwglossl Kröyer, Naturhist. Tidskr. , I, 625, tab. VI, fig. 3. — Baird, British Entomostraca, p. 276, tab. XXXIl, fig. 12. Mehrere Individuen dieser Art wurden von Dr. Pansch auf der Fahrt durch die Nordsee auf den Kiemen von Flenroncctes Bhomhus und Hippoglossus gesammelt. Das grösste bis 13'"™ lang, ohne die Eisäcke. Auch ich sammelte sie damals reichlich von denselben Fischen. Lernaeopodidae. 54. 1) BracJiiella rostrata Kröyer. Brachiella rostrata Kröyer, Naturhist. Tidskrift, I, 207, tab. II, fig. 1. Zusammen mit LepcopJdJicirns Hippoglossi von Dr. Pansch auf denselben Fischen in der Nordsee in drei Exemplaren gesammelt. Das 396 n. Zoologie. grösste 13'""' lang, die Eisäcke 9""", das kleinste 9™'", gleichfalls mit Eisäcken versehen. Ich erinnere mich ehenfalls sie damals bei der- selben Gelegenheit gesammelt zn haben. CIRRHIPEDIA. 55. Baianus porcatus Da Costa. Da Costa, Histor. Natur. Testac. Brit., p. 249 (1779). Darwin, A Monograph of tbe Subclass Cirrhipedia (1854), p. 256. Die einzige Art, welche an der ostgrönländischen Küste gesam- melt wnrde. Der Fundort ist leider nicht genauer bezeichnet. Die wenigen vorliegenden Exemplare meistentheils von cylindrisch röhri- ger, verlängerter Form, bis zu 22"'™ lang. Die Schaale ist gelblich, an dem Schnabel des Tergum keine purpurrothe Färbung sichtbar. Die Längsrippen auf den Schaalenstücken stark ausgeprägt, die Zwi- schenräume zwischen denselben bei den meisten glatt, nur bei einem Exemplar mit Querfurchen versehen. A n h a n g. Obwol die folgende Gruppe nicht zu den Crustaceen zu rechnen ist, füge ich die wenigen Arten, welche beobachtet wurden, denselben dennoch bei, da sie gemeinsam mit denselben bearbeitet wurden und ihre Verbreitung sie den Crustaceen zunächst anreiht. Durch Herrn von Heuglin wurde Nymplion longitarse Kröyer auf Spitzbergen (Stor- fjord) gesammelt. Pyciiogoiiida. Diese Gruppe ist in den Sammlungen von Ostgrönland nur sehr spärlich durch einige wenige Stücke vertreten. Ich befolge die von H. Kröyer ^ in seiner vorzüglichen Arbeit über die nordischen For- men gegebene Arteintheilung , worin sämmtliche vorliegenden Stücke eine Stelle finden. 1) Nymphon grossipes 0. F. NympJion grossipes Kröyer, loc. cit. , p. 109. Ein 5™'" langes P]xemplar von Nordshannon, welches mit den ') H. Kröyer, Bidrag til Kuudskab ein Pycnogouiderue eller Söspiudlerne. Natur, bist. Tidskrift, II Räkke, II, 90 fg. 8. Crustaceen. 397 Kröyer'schen Angaben sonst völlig übereinstimmt, doch finde ich den Körper mit sehr feinen Härchen besetzt; die Nebenkralle viel kürzer, nur ein Drittel so lang als die Kralle. Zweites Fusspaar 22""". Trotz der geringen Grösse sind die Ma- xillarfüsse mit einem Eierhaufen besetzt. 2) Nijmphon mixtum Kröyer. l^ymphon mixtum Kröyer, loc. cit. , p. 110. Zwei Stücke, das eine von Ostgrönland 7""" h^ng, das andere ü""" von Si^itzbergen aus dem Storfjord trugen die von Kröyer angegebe- nen Merkmale dieser Art an sich. Doch muss ich dahingestellt sein lassen, ob die von Kröyer angegebenen auf dem Verhältniss der Länge des Tarsus zum Endglied beruhende Artunterscheidung ausreichend ist, um diese Art von der vorigen zu trennen. Auch hier finde ich die Nebenkrallen sehr viel kürzer als Kröyer angibt, bei dem spitzbergischen Exemplar sogar kaum ein Achtel so lang als die Kralle selbst. Die Länge des zweiten Fusspaares bei letztem! 30'""\ 3) Nymphon hirtiim 0. F. Nymi^hoii liirtum Kröyer, 1. c, p. 113. Ein kleines Exemplar dieser Art von 5"'™ von Ostgrönland (Nord- shannon), sowie zwei sehr grosse von H. von Heuglin in Storfjord gesammelte, 14™" lange, von denen das eine ein mit Eiern versehe- nes weibliches, das andere ein männliches Exemplar; bei Ictzterm sind die vierten Glieder an allen Fusspaaren beträchtlich dicker als bei ersterm. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. i. Hippolyte Panschii, nov. spec. , Weibchen, b. Endrand des Caudal- anhanges. Fig. 2. Pasiphae glacialis, nov. spec. h. vorderer Kopfrand mit dem erhaltenen Theile der Antenne; c. letztes Körpersegment mit den mittlem und seit- lichen Caudalanhängen; d. erstes — c. drittes — /. fünftes Thoraxfusspaar g. Endglied der äussern Maxillarfüssc. Fig. 3. Pardalisca ciispidata. Tafel II. Fig. 1. Pardalisca cuspidata. a. linke — h. rechte Mandibel; c. vordere — d. hin- tere Maxillc; c. Maxillarfuss ; /. erstes Thoraxfusspaar; g. zweites Paar Springfüsse; //. obere Antenne. 398 n. Zoologie. Fig. 2. a. Leptophryxus Mysidis , nov. spec. Weibchen von unten, sechs mal vcr- grössert, mit dem Männchen in Situ; h. dasselbe von der Rückseite; C.Männchen stärker vergrössert; d. die soeben ausgeschlüpfte Larve stark vergrössert; e. Kopf und vordere Thoraxgegend des Weibchens von der Untei-seite stärker vergrössert; /. Kopf des Männchens von imten stark vergrössert: B Saugrüssel, A'^ obere — A'^ untere Antenne; g. siebentes Thoraxfusspaar des Männchens. Tafel III. Fig. i. Tritropis fragilis. h. vordere — c. hintere Maxillc; d. Maxillarfuss ; e. rechte — /. linke Maudibel; g. letztes Körpersegment mit Caudalan- hang; h. zweites Thoraxfusspaar; /. Oberlippe. Fig. 2. Eusiriis cuspifatus. h. obere Antenne. ' Tafel IV. Fig. 1. Aiiiphithonotiis acuhatiis. &. vordere — c. hintere Maxille; (?. Maxillarfuss; e. zweites Paar Springfüsse; /. rechte Mandibel; g. Oberlippe; //. Unter- lippe ; i. specifische Fühleranhänge en face ; j. obere Antenne. Tafel V. Fig. i. Oediceros borealis. 6. rechte — c. linke Mandibel; (?. vordere — e. hintere Maxille; /. Maxillarfuss; g. Stirn und Rostrum eines Jüngern Exemplars; /*. erstes — i. zweites — .;'. drittes — 7c. sechstes Thoraxfusspaar; /. letztes Körpersegment mit Caudalanhang und hintersten Springfüssen ; m. obere Antenne. Tafel VI. Fig. J. Pkustes panoplus. h. rechte — c. linke Mandibel ; d. vordere — c. hintere Maxille; /. Maxillarfuss; g. Oberlippe. Tafel VII. Fig. ]. Parapleustes graciliSj nov. spec. h. rechte — c. linke Mandiliel; d. vor- dere — e. hintere Maxillc; /. Maxillarfuss; g. erstes — //. zweites — i. drittes Paar Springfüsse; j. Oberlippe; Je. Unterlippe; l viertes Thorax- fusspaar; m. Caudalanhang des letzten Körpersegments. Fig. 2. Oediceros hjnceus. a. Stirn und Rostrum ; h. erstes — c. zweites Thorax- fusspaar. Tafel VIII. Fig. 1. Amathilla Sahini. b. obere Antenne; c. Maxillarfuss; d. linke Mandibel; e. specifische Fühleranhänge. Fig. 2. Junges Exemplar derselben Species; b. Oberlippe; c. Unterlippe; rf. letztes Körpersegment mit Caudalanhang. Tafel IX. Fig. 1. Amathilla Sabini juv. a. erstes Thoraxfusspaar; h. vordere — c. hintere Maxille; d. Maxillarfuss; c. linke Mandibel. Fig. 2. Amathilla xnnguis. b. zweites Paar Springfüsse; c. erstes Thoraxfuss- paar; fZ. vordere — e. hintere Maxille; /. letztes Körpersegment mit Caudal- anhang und hintersten Springfüssen; g. Oberlippe; h. Maxillarfuss; i. spe- cifische Fühleranhäuge ; j. linke Maudibel. Tafel X. Fig. 1. Atylus carinatus. i. rechte Mandibel; c. Maxillarfuss; J. erstes — e. zwei- tes Paar Springfüsse; /. obere Antenne vom Männchen, g. vom Weib- 8. Crustaceen. 399 chen; h. vordere Maxille; i. Oberlippe; ,/. letztes Körpersogment mit Caiulalanhang und hinterste Springfüsse. Tafel XI. Fig. 1. AcantJiozone hystrix. h. linke Mandibel; c. letztes Körpersegnient mit Caudalanhang und letzten Springfüssen; d. Maxillarfuss; c. vordere — /. hin- tere Maxille; g. erstes — • Ii. siebentes Thoraxfusspaar; i. zweites Paar Springfüsse; j. Oberlippe. Tafel XII. Fig. 1. raramphithoe megaJops., nov. spec. h. erstes Thoraxfusspaar; c. An- tenne; d. letztes Körpersegment mit Caudalanhang und hintersten Spring- füssen; e. linke Mandibel; /. Maxillai'fuss ; g. vordere Maxille. Tafel XIII. Fig. 1. Ämpelisca Esclirichtü. h. sechstes — c. erstes Thoraxfusspaar; d. letztes Körpersegment mit Caudalanhang und hintersten Springfüssen; e. zweites Paar Springfüsse. Fig. 2. Podoeenis angiiipes. a. zweites Thoraxfusspaar dcsAYeibchens; h. erstes — c. zweites — d. drittes Paar Springfüsse; e. letztes Körpersegment mit Cau- dalanhang. Tafel XIV. Fig. 1. Podocerus auguipcs. h. obere Antenne; c. Mandibel; d. linke Mandibel; c. vordere — /. hintere Maxille; g. Maxillarfuss; /(. Oberlippe; /. Unterlippe. Tafel XV. Fig. i. Themisto JiheUitla. h. rechte — c. linke INIandibel. Fig. 2. Cetochilus septentrionalis. (Nach einer Farbenskizze des Dr. Pansch.) b. das Thier in natürlicher Grösse. Fig. 3. Clcta minuticornis. h. Cephalothorax und erstes Thoraxsegmeut von der Dorsalseitc; c. fünftes — d. erstes Fusspaar; e. die drei letzten Abdominal- sogmente; /. untere Antenne; g. Maxillarfuss. 9. A r a c li 11 i (1 e 11 . Bearbeitet von L. K o c h in Nürnberg. Mit einer Tafel in Kupferstich. Wenn in iinsern Gegenden der Schnee schmilzt und alhnühlich an sonnigen Anhängen oder um die Wurzehi mächtiger Bäume kleine Oasen brauner Erde sichtbar werden, dann kommen bei hellem Sonnen- lichte auch gleich die immer beweglichen Lycosiden, Wolfsspinnen, zum Vorschein, auch dicht am Hand der Gletscher treiben sie sich herum. Eben weil d^r grösste Theil der zu dieser Familie gehflren- den Arten sonneliebend ist, scheint sie auch die Kälte nicht zurück- zuschrecken, wenn nur der klare Sonnenschein nicht fehlt. So ist es denn auch sehr erklärlich, dass im höchsten Norden, wo vielleicht nur wenige andere Spinnen mehr ihr Dasein fristen können, noch die muntern Lycosen , gleich ihren hochlebenden Verwandten in der Alpen- welt, in grösserer Anzahl existiren können. Die aus Nordostgrönland mitgebrachten Thiere repräsentiren nur eine Species, dieselbe ist noch nicht bekannt und soll daher nun ausführlich beschrieben werden. Lycosa aquiloiiaris, nov. sp. Taf. I. Femina. Cephalothorax braun, zwischen den Augen ins Schwarzbraune verdunkelt; parallel mit dem Seitenrande verläuft ein braungelbes, feingezacktes Längsband bis zu den Vorderrandswinkeln ; vom Hinter- rande zieht ein Längsstreifen, ebenfalls von braungelber Farbe, bis zum vordem Ende der Mittelritze, längs derselben breiter und durch diese gabelig getheilt; der äusserste Rand der seitlichen Abdachung, 9. Arachniden. 401 die beiden Längsbänder und der Mittelstreifen mit reinweissen Här- chen bedeckt; die anliegende Behaarung der übrigen Fläche l)raun- gelb, die abstehenden Ilaare schwarz. Die j\Iandil)eln braun, der Innenrand der untern Hälfte und ein von der Basis l)is zur Mitte reichender Längsflecken an der Vorderseite braungelb. Das Sternum tiefschwarz, grauweiss behaart. Das Abdomen schwarzbraun, bräun- lichgelb behaart, ein von der Basis bis zur Mitte reichender, hinten spitz zulaufender Längsstreifen und eine Iteihe von feinen Bogen- linien hinter demselben reinweiss behaart. Die Unterseite mit grau- gelben Haaren bedeckt; die Epigync röthlich braun, von gel))lich- weissen Härchen umgel)en. Die Palpen Itraungcll); das Femoralglied an der Aussen- und Innenseite schwarz gefleckt; das Patellarglied oben mit drei undeutlichen schwarzen Längsstreifen, zwei seitlichen und einem mittlem; die Behaarung graubraun. Die Schenkel braun- gelb, unten uud an beiden Seiten braun gefleckt, oben mit drei schwar- zen Längsstreifen, welche in der Mitte durch einen schwarzen Quer- flecken miteinander verbunden sind; die Patellen und Tibien braun- gelb, oben mit drei schwarzen Längsstreifen; die Metatarsen und Tarsen röthlichbraun. Die Behaaruug der Beine bräunlichgelb, die Stacheln schwarz, Mas. Das Männchen ist wie das Weibchen gefärl^t und gezeichnet, die Decke der Copulationsorganc ist schwarzbraun und schwarz behaart, das Til)ialglied der Palpen ebenfalls schwarz behaart; die Behaarung der Unterseite des Abdomen ist nicht graugelb, sondern grauweiss. Fem i na. Der Cephalothorax kürzer als die Patella und Tibia eines Bei- nes des vierten Paares, nicht so breit als Ti)na lY lang, vorn nur halb breit als in der Linie zwischen dem zweiten Beinpaare, nach hinten steiler als in den Seiten abgedaclit, oben gerade, dem Umrisse nach eiförmig, mit anliegenden Härchen dünn bedeckt, am Kopftlieil oben, vorn und seitlich mit langen, abstehenden Haaren reichlich l)e- wachsen. Der Kopftheil oben zwischen den Augen etwas gewölbt, in die Seiten fast senkrecht abfallend. Die vorderste Augenreihe durch Tieferstehen der Seitenaugen etwas gebogen; die Augen gleich gross; die Mittelaugen an einer schwachen Hervorwölbung, von einander weiter als von den Seiten- augen entfernt, letztere vom Kopfende ungefähr im Durchmesser eines Auges der zweiten Eeihe entfernt. Die Augen der zweiten lleihe circa anderthalb mal soweit von eiuandcr als ihr Durchmesser beträgt, von jenen der dritten Reihe aber merklich weiter entfernt; sie überragen Zweite Deutsclie Nordpol fahrt. II. -'J l 402 II- Zoologie. mit ihrer äussern Hälfte die vordem Seitenaiigen. Die Augen der dritten lleilie kleiner als jene der zweiten und grösser als die Augen der ersten Reihe. Die Mandiheln vorn heral) leicht gewölbt, so lang als die vor- dersten I*atellen, nicht so dick als die Yorderschenkel, etwas glän- zend, der Quere nach fein gerunzelt, mit langen abstehenden Haaren reichlich besetzt; am vordem und hintern Klauenfalzrande je drei Zähnchen, von welchen der mittlere länger ist. Die Maxillen gewölbt, über die Lij^pe geneigt, vorn gerundet; die Lippe kaum halb so lang als die Maxillen, aus breiter Basis ver- schmälert zulaufend, vorn gerade abgestutzt. Das Sternum glanzlos, herzförmig, wenig gewölbt, mit anliegen- den kürzern Härchen dicht l)edeckt und reichlich mit langen abstehen- den Haaren bewachsen. Das Abdomen (vor dem Eierlegen) dem Umrisse nach von ziem- lich elliptischer Form ; bei altern Exemplaren ist dasselbe hinten breiter als vorn, es ist dicht mit anliegenden, seidenglänzenden Härchen be- deckt und mit langen, abstehenden Haaren oben und in den Seiten reichlich besetzt; die Unterseite ist mit kurzen, anliegenden Härchen dicht bedeckt. Die Palpen dünngliederig, das Femoralglied unten mit langen Haaren bewachsen, das Tarsalglied mit Ausnahme einiger langen Bor- sten gleichmässig kurz behaart. Die Schenkel der Beine aus dicker Basis verschmälert zulaufend, unten etwas gewölljt und lang behaart; jene des ersten Paares vorn an der Spitze mit zwei Stacheln l)esetzt; an den Tarsen der beiden Vorderpaare unten eine dünne Scopula. Länge des Cephalothorax: 0™ 004, des Abdomen: 0"M)05, eines Beines des ersten, zweiten oder dritten Paares: 0'" 009, des vierten: 0'" 0125. Die linsenförmigen Eiersäcke haben einen Durchmesser von 0" 004. Mas. Unter den männlichen Exemplaren fand sich nur ein entwickel- tes Thicrchen; der Cephalothorax und das Abdomen desselben sind kürzer, die Beine aber länger als bei den Weibchen. Der Brusttheil des Cephalothorax ist in den Seiten etwas steiler abgedacht; die Man- dibeln sind kürzer und fallen vom Kopfende senkrecht ab; das Ab- domen ist nicht länger als der Cephalothorax und schmäler als dieser, die Schenkel sind ebenso lang, aber dichter behaart. Das Tibialglied der Palpen ist lang behaart; die Decke der Copulationsorgane etwas glänzend, aus 1)reiter, gerundeter Basis in einen langen, am Ende 9. Araclinidon. 403 etwas aufwärts gebogenen Sclmabel verlängert, gleichmiissig kurz be- haart, nur die Unterseite der sclmabelartigen Verlängerung ist mit längern Haaren besetzt. Im T el)rigen stimmen ])eide Geschlechter überein. Länge des Cephalothorax: 0'" (K),'}"), das Abdomen ebenso lang; Länge eines Beines des ersten Paares: 0'"01, des zweiten oder drit- ten: 0"M)0n5, des vierten: 0'"0]25. Es scheint diese Art mit Aveiss und messinggell) gemischter Be- haarung zu variiren; unter der vorhandenen Anzahl fanden sich zwei so gefärbte Exemplare, ein entwickeltes und ein junges AVeibchen. Li/cos(( aqnih>)türis ist der von ('. Koch aufgestellten l^ntergattung der Leimonien ])eizuzälden. Mit Li/cosa scpicutrionalis Westring (Aranefe Suecicte, p. 4(1!)), welche bis jetzt nur in Norwegen gefunden wurde, hat sie bezüglich der Earbe und Zeichnung des Cephalothorax und Abdomen grosse Aehnlichkeit, weicht jedoch in wesentlichen Merk- malen von derselben ab; namentlich fehlt unserer Species die auf- fallende kleine Wulstung am Cephalothorax unterhalb der hintersten Augen und die Epigyne ist ganz anders gestaltet; statt der drei schwar- zen Längsstreifen an den Schenkeln, Latellen und Tibien aller Beine hat Lycosa scptcnirionaJis schwach dunkel geringelte Beine. Im verflossenen Jahre hat Thoreil unter dem Titel: ,,Oni nagra Araclmider fran Grönland" (Öfversigt af konl. Vetenskaps-Akad. Eör- handlingar, Nr. 2, Stockholm) eine Schrift über grönländische Spinnen veröftentlicht und darin eine Lycosa., welche mit den vorliegenden grosse Aehnlichkeit besitzt, aufgeführt; diese Art, von Fabricius (Fauna groenlandica, p. 228) 1780 als Lycosa sociata beschrieben, weicht je- doch ausser der Färbung der Behaarung, dem Fehlen des hellen Fleckens an den ]\Iandil)eln besonders in den Formen der von Thoreil aufs Sorgfältigste dargestellten Sexualorgane l)eider Geschlechter so sehr ab, dass die Verschiedenheit beider Species kaum bezweifelt werden kann. 2G* 10. Hymenopteren und Dipteren. Bearbeitet von A. G e r s t ä c k e r in Berlin. Mit Noten von Adolf Pansch in Kiel. HYMENOPTERA. 1) Jjomhns pratorum L. Fauna Suec. , No. 1711. — Kirby, Monogr. Apnin. Angl., II, 3G0, No. 1<)3 (mas: A^ns Burrellana Kirby, ebend., p. 358, No. 101). Von dieser über das ganze nördliche und mittlere Europa ver- breiteten Art liegen zwei männliche Exemplare vor. [Hummeln beobachteten wir mehrmals, sowol fliegend als auf dem Erdboden kriechend, indess nie zahlreich. Ganze Schwärme oder Bienenstöcke, von denen Scoresby spricht, sind uns nicht vor- gekommen. — P.] 2) Cryptus Sponsor Fab. Syst. Piezat, p. 83, No. 50. — Gravenhorst , Ichneumonol. Europ., II, 554, No. 93. Ein Weibchen dieser Art Avurde bei Kap Broer Rujs an der Erde auf dem Grase kriechend gefunden. 3) Limneria difformis Gravenhorst. Ichneumon. Europ., III, 458, No. 1 (Campoplex). Ratzeburg, Icbneum. der Forst-Insecten, I, 92, No. 1. Holmgrcn, Monogr. Ophionid. Suec, p. 58, No. 8. Ein Weibchen, auf Shannon (Kap Borgen) auf der Erde kriechend gefunden. 10. Hymeuoptereu und Dipteren. 405 DIPTERA. 1) TipnJa tnoKoruni Meig. Europ. zwcifl. lusecten, VI, 247, No. 46. — Zetterstedt , IMpt. öcaud., X, 392{j, No. 10. Ein weibliclies p]xemplcir, ohne Angabe der Localität. [Wir trafen diese Schnacke an warmen Tagen längs der gan- zen Küste. — r.] 2) EcJunomyia ccnea Skeger. Zetterstedt, Dipt. Scand., VIII, 3217, No. 6—7. Ein einzelnes Exemplar , oline nähere Angabe des Fnndorts. Da dasselbe nur vier Linien in der Länge misst und den in der St?eger'- schen Beschreibung hervorgehobenen Metallglanz wenigstens nicht deutlich erkennen lässt, könnte die Richtigkeit der Bestimmung in Zweifel gezogen werden. Der durch längeres Liegen in Weingeist hervorge1)raclite mangelhafte Zustand würde indess selbst für den Fall einer sjiecitischen Verschiedenheit keine genügende Charakteri- stik ermöglichen. o) Cynonujia ulpiim Zetterstedt. Dipt. Scand., IV, 1304, No. 26. Ein männliches Exemplar von der Sabine-Lisel mit goldig-grünem Hinterleib . von Cynomyia mortuorum L. indessen durch die Färbung der Fühler unterschieden. Ob die Art nicht trotzdem nur auf klei- nere Exemplare der Cynomyia mortuorum gegründet ist, erscheint zum mindeste]! zweifelhaft. 4) Callipliora grreulandica Zetterstedt. Dipt. Scand., IV, 1330, No. 3. In einem kleinern Exemplare von Nordshannon und einer Anzahl grösserer beiderlei Geschlechts, welche p]nde Mai 1870 bei 0,8 — 0,9° 11. auf Deck gefangen wurden, vorliegend. [Fliegen wurden noch im Herbst 18G9 häufig von uns gesehen, verschwanden aber mit den ersten Frösten i^n Septendx'r. Im fol- genden Jahre zeigte sich die erste einer grossen, schillernden Art am 26. Mai, an welchem Tage sich die Temperatur zum ersten male über den Gefrierpunkt erhob (max. -f- 0,8°; min. — 4,3° R.). ( 406 II- Zoologie. Als am andern Tage das Tlierniometer bis + 4,9° R. stieg, waren die Fliegen, wie mit einem Schlage, in Unmasse vorhanden und paarten sich. Es war meist die grosse blauscliiUernde Art (Calli- pliora gnenlandica) ^ aber anch die kleinere stahlblaue zeigte sich nicht selten. Wir trafen sie suwol auf dem Schiffe als am Lande überall häufig an, selbst auf hohen Bergen. Am 7. Juni fand ich die ersten Eier und um Mitte Juni wim- melte gefundenes Aas von Maden. — V.] 11. Lepidop ter eil. Bearbeitet von Alex a 11 d e r v o n H o ni e y e r in Scinveidnifz. l'ie Schmetterlinge der zweiten Deutschen Nordpolexpedition ■wurden dem Entomologen Herrn Dr. Herrich-Schäffer zur wissen- scliaftliclien Bestimmung überschickt, während die im lebenden Zu- stande mitgebrachten Raupen dem Lepidopterologen Herrn Iwan Tesch in r)remen zur PÜege übergeben wurden. Später erhielt ich durch })ersönliclie Freundschaft des Herrn Dr. Finscli die Schmetterlinge nebst Notizen Herrich^s und Tesch's zur Bearbeitung. Um ganz sicher zu gehen, conferirte ich mit mei- nem ebenso liebenswürdigen, wie hochberühmten Lehrer, dem Herrn Dr. Wocke, und stellte derselbe, nachdem er die Nordostgrönländer mit Exemplaren seiner Sammlung aus Labrador und Lappland ver- glichen, mir ausführliche Notizen ebenfalls zur Verfügung. Dr. Herrich-Schäffer schreibt bereits Deoember 1870: ,,Die wenigen Schmetterlinge waren offenbar schon beim Einsam- meln verflogen und zerrissen, doch können unzweifelhaft bestimmt werden: 1) Ärgijnnis polaris Boisd., 1 6. '2) Ärgynuis charidea Schnd., 1 '^, 2 ^. o) Colias heda Lef, 2 5, 1 i- 4) Larentia polata Hübner (Zutr. Fig. S()5 — 8Ulij, 5 (5." Mit Berücksichtigung dieser Bestimmung Herrich's dürften betreffs der Verbreitung dieser Arten nach Dr. Staudinger's und Dr. Wocke's Katalog, folgende Bemerkungen nicht überflüssig sein: \) Ar(ji/iun.s polaris Boisd. Vaterland bis jetzt mit Bestimmtheit 408 n. Zoologie. nur Labrador, Avälirend das nördliche Lappland und das nördliche Ostsibirien in Frage gestellt werden (s. Dr. Staudinger's nnd Wocke's Katalog, 1871, S. 20). Demnach wäre diese Art für Grönland neu. Ich nehmfe hier gleich die brieflichen Mittheilungen des Dr. Wocke da/u; dieselben lauten: „Ärgi/nnis polaris (Boisd). 6 gar nicht abweichend von meinen Exemplaren aus Labrador, ausser in der Färbung, av eiche der des Labradorweibchens gleicht, wälirend die Männchen ein lebhafteres Ptothgelb führen." 2) Ärgijniiis cliaridea Schnd. Nach Staudinger's Katalog (1871, p.20) ist das Vaterland nicht nur Grönland , sondern auch Labrador und so- gar das bergige nördliche Lappland. Wocke schreibt brieÜlich: ,,Drei gespannte und fünf ungespiesste Exemplare der Arminnis cliaridea. Zwei der gespannten sind auf der Oberseite sehr dunkel bestäubt, im Uebrigen von den andern nicht abweichend. Alle gleichen ganz mei- nen von mir selbst in Finmarken gefangenen Stücken, wogegen meine vier Exemi)lare aus Labrador ein lebhafteres Colorit haben." 3) Colias hccia Lef. Nach Staudinger (Kat., 1871, p. Gj ist das Vater- land Grönland nnd das nördliche Lai^pland. Dr. Wocke schreibt brieflich: ,,Zwei (5, ein f nnd ein ungespiesstes d der Colias lieda Lef. Die (5 sind auf der Oberseite bei gleicher Zeichnung nur wenig blei- cher als meine lai)ijländischen Exemplare, am Vorderrande die Vor- derfiügel etwas breiter schwefelgelb. Die Unterseite ist durch schwärz- liche Bestäubung aller vier Flügel stark verdunkelt, Avie bei keinem meiner europäischen Stücke. Bei dem ^ ist die dunkle Bestäubung noch aufiallendcr. Meine lappländischen Weibchen sind auf den Vorderflügeln gegen die Wurzel eher heller gefärbt als auf der Flügel- mitte, die Ilintcrflügel nur wenig schwärzlich bestäubt und daher der Mittelfleck wenig hervortretend. Bei diesem p aber ist der Wurzel- theil der Vorderflügel bis dicht vor dem grossen Mittelileck schwärz- lich, ebenso die Flügelrippen; die Hinterliügel sind fast ganz schwarz mit nur schwacher gelber Bestäubung. Von den llandflecken fehlt auf den Vorderflügeln der in Zelle vier, auf den Ilinterflügeln sind die Ilandflecke ganz versclnvunden, wogegen der gelbrothe Mittelfleck rein und grell hervortritt. Die Unterseite ist noch etwas düsterer, als bei den Männern und auch auf den Vorderfiügeln die gelbe Grund- farbe nur an der Innenrandhälfte sichtbar." 4) Larcntia polata Hübn., von Staudinger zu Cidaria gestellt. Dieser Spanner ist ebenfalls für Grönland nicht neu, und auch seine fernere Verbreitung im nördlichen Lappland und Labrador bekannt. 11. Lepidopteren. 409 Dr. Wocke schreibt brieiiicli: ,,C'nlaria Valuta IIb. (Brullcl Lef.) fünf Exemplare, wie es scheint alles d, stark al)gegrift'en, nur bei dem einen Stück ist die Zeichnung deutlich. Diese Exemplare wei- chen von den lappländischen und Labradorern durch bedeutend dunklere Färbung ab, sonst tinde ich keinen Unterschied." 5) Geometra sp.V Eine Raupe auf der Sabine -Insel, unter lockern Kräuterwurzeln kriechend gefunden. G) Basi/cJiira graidainlica Wocke, nov. spec. Dr. Herrich- Schäfi'er fährt in seiner brieflichen Mitthciluug wei- ter fort: „Ein spinnerartiges Thier ist an den Ilinterliügeln so verkrüp- ])elt und verletzt und die Beine sind so defect, dass hieraus die Gat- tung nicht festzustellen wäre, wenn nicht die in mehrern Exemplaren mitgeschickte llaupe, theils getrocknet, theils in Weingeist, durch ihre gleichmässig vertheilte lange dichte Behaarung auf eine Arctia deu- ten würde.'' Ich erlaube mir hier darauf aufmerksam zu machen, dass also Herrich den nun beschreibenden Schmetterling der Raupe halber für einen Bär ,,J.rdia" hält, trotzdem der Schmetterling selbst ihn nur an cmQ Dasychira QTiwwQvi. Herrich fährt nämlich fort: ,, Der Schmetter- ling hat ganz die Gestalt und Grösse einer männlichen Basychira fascelina, nur sind die Vordertlügel etwas schmaler. Auch die Flügel- rippen, soweit sie untersucht werden können, stimmen damit überein; ebenso das mit Haaren vermengte, nicht sehr compacte, auch nicht coconartig geformte Gespinnst und die glänzend schwarze, auf dem Rücken mit langen Haaren besetzte Puppe. — Von diesen Raupen sollen einige Stück lebend mitgebracht worden sein, ohne Futter ge- nommen zu haben, noch jetzt (December 1870) leben. Sie überwintern in ihrem Vaterlande wahrscheinlich zwei mal, wie auch auf den Hoch- alpen manche Arctiinen-Raupen." So weit Herricli-Schäft'er. Ich habe den Spinner auch untersucht und musste ihn zweifels- ohne für eine ächte Dasychlra und zwar für die in Labrador vor- kommende Basychira Fiossü (Curt., Descr. App. Narr., p. 70, pl. A 10; Möschler, Stett. Z., 1870, S. 252) halten. Freund Wocke schreibt mir darüber: „Eine sichere Basychira^ zur Aufstellung einer neuen Art kaum brauchbar. ,,Basyc](ira yrcenlandka nov. spec. d; der Basychira Ihssii sehr 410 II- Zuülogie. nahe verwandt und vielleicht nur eine zufällige schwarze Aberration derselben. Flügelspannung 37'"'"; A'orderliügelbreite TV-i'""'; Fühler G'""* lang, bis zur Spitze beiderseits stark gebräunt, Kammzähiie schwarz, Schaft oben weisslich, mit einer in der Mitte verlaufenden Längsreihe schwärzlicher Flecken, unten schwarz. Palpen schwärz- lich, durch zottige Behaarung versteckt. Kopf und Thorax schwarz- grau l)eliaart; der Hinterleib scheint gleiche Behaarung getragen zu haben. Beine heller grau, dicht behaart, Tarsen bräunlichgrau mit Aveisslichcn Enden. Vordertlügel grob und dünn beschuppt, mit den Franzen russig schwarzbraun, längs des ^'orderrandes und gegen die Wurzel mit eingemengten heilem bräunlichen Schuppen. Von Zeich- nungen bemerke ich nur eine auf der Querrippe befindliche dichtere Schu])pe)ianhäufung, welche einen undeutlichen Mondlleck darstellt und l)ald hinter diesem am A orderrand eine schwächere A'erdunke- lung. Die verkrü})pelten und defecten llinterfiügel sind licht gell)grau, sehr dünn mit feinen schwarzen Ilaarschuppen bekleidet. Auf der Unterseite sind die \'orderllügel einfarbig braungrau, der Vorderrand und alle Rippen mit Ausnahme der Querrippen gelblichbraun beschuppt, letztere schwärzlich. ,,Die beisteckende Biaupe halte ich nicht für eine Ardi((, sondern ebenfalls für eine Dusychira und höchst wahrscheinlich für die eben beschriebene Art. Ich sehe die den Rücken und das Endglied der I)asDchira-\\-AW\)'d\\ auszeichnenden Haarbüschel ganz deutlich, und durch ihre schwarze Farbe von der übrigen sehr dichten und langen rotli- braunen Behaarung abstechen. Im Uebrigen halte ich das vorliegende Exemplar nicht zu einer genauen Beschreibung geeignet.'' So weit Wocke. Was nun die lebenden Raupen anljetriftf, so gingen dieselben nach Ablauf des Winters zu Grunde. Herr Iwan Tescli hat sich viele Mühe mit der Ptlege gegeben, und trotz mannich- faltiger Futteri)llanzen kein Glück gehabt, indem die Thiere das Futter nicht anrührten, wie dies ja bei vielen Spinnerraupen keine Selten- heit ist. Ich glaube, dass man gut getlian hätte, die Raupen zwischen Doppelfenstern mit Laub leise zu überschütten, dazu einige Futter- ptianzen zu stellen uiul nun die Thiere sich selbst zu überlassen; so würde Avahrscheinlich ein regelrechter, wenn auch verkürzter Winter- schlaf eingetreten sein, wozu es im vorstehenden Fall nicht gekommen zu sein scheint. Störung im Winterschlaf ist aber fast immer todbringend. 12. Hydroiden und Bryozoeii. Bearbeitet von K i r c li 6 n p a u e r in Hamburg. Die Ausbeute an Bryuzoen sowol als an Hydroiden ist von ge- ringer Bedeutung. Unter den sehr wenigen Ily droiden-Arten, wolclie sieli dabei l)etinden, ist nur eine (Lafau fridicosa) durch zalilreiche Exemplare vertret^iu; die übrigen tinden sich nur vereinzelt, fast mir in Frag- menten, wie unabsichtlich mit den gesammelten Bryozoen in die Glas- gefässe gebracht. Nach meiner Meinung sind es nur vier Species, darunter drei die schon früher in Grönland gefunden sind; die vierte dürfte überhaupt neu sein, das Fragment ist a1)er zu klein um be- stimmt werden zu können. Zahlreicher sind die Bryozoen. Bei Weitem überwiegend sind unter diesen nach der Zahl der P^xemplare die Homeren. Nach den Bestimmungen in den sehr sorgfältigen Arbeiten von iSmitt (Kritisk Förteckning öfver Skandinaviens Hafs-Bryozoer, in den Verhandlun- gen der Stockholmer Akademie, 1864 — 67) müssen sie aber sämmt- lich zu einer einzigen Species {Horncra lichenoides) gerechnet werden. Gleichwol lassen sich vier distincte Formen unterscheiden, die ich auch in verschiedene Gläser vertheilt habe. Diese für vier gerechnet beträgt die Zahl der untersuchten Bryozoenspecies im Ganzen 20; darunter sind keine neuen Arten, auch keine die nicht schon von Grön- land her bekannt wären; von den l)ei Smitt (Bryozoa niarina in re- gionibus arcticis et borealibus inventa, in den Verhandlungen der 412 . II- Zoologie. Stockliulmer Akademie, 18G8) als in Grünland vorkummeude Species aufgeführten 75 fehlen hier also bei Weitem die meisten. Wcährend Smitt in seinem Verzeichniss bei jeder Species angibt, ob sie der Strandfauna oder der Tiefe, oder der zwischen beiden liegenden mitt- lem Region angehört, ist hier bei keiner Art über den Standort etwas bemerkt. Die sämmtlichen Gegenstände Avaren in Spiritus aufljewahrt, was bei diesen Thierklassen in der Regel wenig zur Conservirung der Or- ganismen beiträgt und also in den meisten Fällen nichts nützt, in allen aber die Untersuchung sehr erschwert. Gleichwol habe ich ge- glaubt das Eintrocknen vermeiden zu müssen, namentlich wenn auch nur eine Spur der organischen Tlieile zu erkennen war. Bei der Bestimmung und Benennung der Bryozoen habe ich hin- srchtlich der Cyclo siomata und der Gfenostomata die schon erwähnten Abhandlungen von Smitt, hinsichtlich der Ghcilostomaia den Katalog von Busk (Catalogue of marine Polyzoa in the Collection of the Brit. Museum, 1852 — 54) zu Grunde gelegt, ohne jedoch die spätem Be- schreibungen neuer Species in den Annales des Sciences naturelles, dem Quarterly Journal for mikroscopical Science und den Annais and Magazine of natural history, ferner Heileres Bryozoen des Adria- tischen Meeres, oder auch die älteren Werke von Lamarck, La- mouroux, Audouin, Savigny, Blainville, Johnston u. s. av. unberück- sichtigt zu lassen. Allerdings ist für alle drei Ordnungen von Bryo- zoen der nordischen Meere die mehrerwähnte Smitfsche Arbeit das classische Hauptwerk, aber die Benutzung desselben wird, abgesehen von der mir nicht geläuhgen schwedischen Sprache, besonders da- durch erschwert, dass die Benennungen der Genera und Species fast sämmtlich von den allgemeiner üblichen abweichen. Was bei Busk, Johnston, Hincks, Norman, Milne-Ewards, Hel- ler u. A. verschiedene Arten sind, verbindet Smitt oft als verschiedene Formen einer Art, und umgekehrt, Avas bei jenen zu derselben Gat- tung gehört, l)ildet bei diesem verschiedene Genera. Besonders gilt dies von der Johnston'schen Gattung Lepralia, Avelche, Avie überhaupt in den nordischen und Avahrscheinlich in allen (nicht australischen) Meeren, so auch in der vorliegenden kleinen Sammlung bei Weitem die zahlreichste ist. Smitt vertheilt die Lepralien in ganz verschie- dene Genera, für Avelche er theils den alten Namen 3£oU/a, theils die d'Orbigny'schcn und Gray'schen Benennungen benutzt. Hierbei mögen denn, so reichlich und sorgfältig auch bei Smitt die Beschreibungen der andern Autoren citirt sind, doch immer noch gar manche Sy- nonyma übersehen und andere irrig angegeben sein. Eine selbstän- 12. Hydroidcn und Bi-yozoön. 413 dige Controle über die durchgängige Richtigkeit dieser Angahen Avürde, selbst wenn ich mich dersellien gewachsen fühlte, allzu viel Zeit in Anspruch genommen haben. Auch würde das Resultat dem er- forderlichen Aufwand am Zeit und Mühe kaum entsprechend gewesen sein, am allerwenigsten bei der (Jattung Lepralia. Die Mannichfaltig- keit des (mikroskopischen) äussern Anblicks bei den verschiedenen Arten, die ungefähr wie bei den Kieselschalen der Diatomen nur etwa den Eindruck einer verschiedenen Ornamentirung macht, scheint fast ins Endlose zu gelien. Die verschiedenen an der Aussenseite der Zo- nvien befindlichen ]\lerkmale, die man zur Bestimmung der Arten benutzt hat: die Avicular- und Vibracularorgane , die Dornen und Zähnchen, die Warzen und Poren, die Löcher und Grübchen, die Hitzen, Spalten, Streifen, Zacken u. s. w. bieten alle den Uebelstand, dass sie an vielen Exemplaren einer Species, für welche sie charak- teristisch sein sollen, sehr häufig fehlen, sei es infolge äusserer, me- chanischer Einwirkungen, sei es nach dem Entwickelungsstadium der Colonie, sei es wegen Verkalkung der äussern Hülle, sei es aus Innern mit der Abstammung nnd Vererbung zusammenhängenden Gründen. Hier wird es immer zweifelhaft bleiben, was man als Varietäten, Formen u. s. w. derselben Species, und was als verschiedene Species anzusehen hat und ob die von dem einen Autor mit gewissen Merk- malen beobachtete und abgebildete Art wirklich mit der gerade vor- liegenden identisch ist, welcher alle diese Merkmale fehlen. Gilt das eben Gesagte ganz besonders von den Lepralien und überhaupt von den Eschariden und Celleporiden, so gilt es ferner, wenn auch in geringem! Maasse, auch von llorncra und andern Tubuliporiden. Dieser Hindernisse ungeachtet habe ich gleichwol den eben des- wegen nur ungenügend ausgefallenen Versuch gemacht, in der folgen- den Aufzeichnung bei jeder Species unter dem gewählten Namen 1) die von Smitt, Busk u. A. aufgeführten Synonymen, soweit sie mir un- zweifelhaft schienen, 2) die vorhandenen Abbildungen, soweit sie wirk- lich mit den vorliegenden Exemplaren übereinstimmten, 3) den Fund- ort dieser Exemplare, soweit er von dem Sammler angegeben war, und 4) die Verbreitung der Species aufzuführen, wobei denn aller- dings die Richtigkeit der letztern Angalien wesentlich davon abhängt, ob die Synonyme richtig sind (wie z. B. das Vorkommen der nordi- schen EschareJla Lcgentüri Smitt im rothen Meere nur dann sich behaupten Hesse, wenn sie wirklich mit ([&: Fliisira Legentüii Kniiiomxi identisch wäre, was ich bezweille). Ueberhaupt aber darf den An- gaben über die Verbreitung der Bryozoenspecies noch kein grosser Wertli beigelegt werden, weil nur erst wenige Meere in dieser Be- 414 II- Zoologie. Ziehung diirchforsclit sind. Ausser den europäisclien Küsten, nament- licli denen der Britischen Insehi (Ellis, Fleming, Couch, Alhnan, Ahk^r, Busk, Norman, Hiid Cheilostoniata. Fani. Cellnlai'iadsie. 1) Mciu'pea arctica IJusk. 2) » Smiltii Noniian. 3) Scnipocellaria iiicrmis Norman. Faiii. Membraiiiporidje. 4) Mcmhranipora Fleminyii Busk. 5) " minax Busk. G) » Niiectta Busk. 7) Lepralia la/aliiia Thoms. 8) » Lniidshoroivri Jolinst. 9) I) Smittii. 10) » Peachii Jolinst. 11) 11 siintosa Busk. 12) » pertnsa Busk. 13) IIc)iieschara{?) coiitorta Kirch. P'am. €ellii)(»i'ida\ 14) CelleporelJa Upralioidcs Konn. 15) CelUpora scahra l'"abi". Iß) » incrassdia Laui. 17) » Skeiici Joluist. Fam. Es<'liarida'. IS) Escliara cervnoniis Lam. Subordo Cyclostomata. Fam. Iloi'iieridje. l'J) Iloriicra Uchaioidcs Sin. Fam. Diastoporidii'. 20) IJiastopora Jnja7i)Ht Sm, 1 Vielleicht richtiger: Class. Vermes. Sulicl. Gephyrea. 416 n. Zoologie. Farn. Tubuliporidae. 21) Idmonea atlanUca Sui. 22) Pludangella flahcllaris Sm. Farn. Liclu'iiopoi'ida'. 23) Discoporella verrucaria Sm. 24) » hispidn Sm. Subordo Ctenostomata. Farn. Halcyonelloa^. 25) Alcyonidiwn hirsitütm f. memhrmiücea Sm. 26) )) gelatinosiim Sm. HYDROID A. 1) Lafoea fniticosa Sars (Norske Hydr. Yidenskab. Verh., 18G2). Calicella fruticosa Hincks, Ann. and Magaz., VIII, 293. Campanidaria gracillwia Alder (fide Hincks). Camimmüaria fruticosa Sars, Reise i Lofoden. Ngt. Mag., 1851. Abbildung. Hincks, Brit. Hydr. Zooph., tab. XLI, flg. 2. Fundort. Nordshannon (10b, 11, 15, 2(3). Verbreitung. Island, Tromsoe, Nordkap, Bergen; nach Hincks identisch mit Canipamtlaria yracülima Alder aus Shetland und Nortli- umberland, auch mit einer in Busk's Sammlung befindliclien Lafwa aus der Bass-Strasse (Australien). — Die arktische Form unterscheidet sich von der britischen Campamdaria gracUlima durch die viel län- gern, geringelten Stiele der Kelche, welche bei der l)ritischen kurz und gewunden sind. Diese lel)t im tiefen Wasser, jene immer in starker Strömung. 2) Campanularia sp.V Unkenntliches Fragment. Fundort. Nordshannon (13a). 3) SertnlareUa tricuspidata Hincks (Brit. Hydr. Zooph.). Sertnlaria ericoides Pallas, Elench. Zooph. SertuJaria polyzonias Fabvicius, Fauna grwnlandica. Sertularia tricuspidata Alder, Catal. Northumberl. Zooph. (non Mnrraj'). Cotulina polyzonias Agassiz, Nat. hist of U. St. Abbildung. Esper, Pflanzenth. Sert. , XII, 1, 2. Alder in Ann. Mag., 1856, pl. XIII, fig. 1, 2. Hincks, 1. c, XLVII, 1. Fundort. Ostgrönland (49; nur ein einziges defectes Exemplar). Verbreitung. Die Gattung wurde durch Gray von Serfiilaria, die Species durch Alder von Serinlaria polyz'onias getrennt; die letz- 12. Hydroitlon und Brj'ozoi'ii. 417 tere scheint durch alle Meere verhreitet; (li(> Scrtnlarclla iricuspidata gehört vorzugsweise dem hohen Norden an, namentlich Grönland und Spitzbergen; ich habe auch Exemplare von Yardo^ im Eismeer und vom Nordkap. Hincks gibt an: lleikiavik in Island und Strasse von Belle-Isle in 40 Faden Tiefe; und Alder: ,,an andern Zooi^hyten von den Tiefwasserböten, welche den Markt von Newcastle im Frühling mit Fischen versorgen." Das vorliegende grönländische Exemplar ist übrigens der neuseeländischen Scrfulardla Johnstoni von Gray über- aus ähnlich und von Vardoc besitze ich Exemplare der nordischen Art, die ganz regelmässig gefiedert und in dieser Form wiederum nicht zu unterscheiden sind von Exemplaren, die das Museum Godeffroy aus der Bass-Strasse in Australien erhielt. 4) Sertularia Spcc. (nova?) Fundort. Nordshannon (Nr. 85), nur ein kleines Fragment, nicht genau zu bestimmen. Soweit vorhanden ist es ScrinJaria filiforniis^ raniosa, Jii/drof Juris (lisiavf/lnis, nlfoD/s, tiih?ilost's, adprcssifi^ ore integro. BR YO Z 0 A. Olieilostomata. 1) Menipca arctica Busk (Journ. Microscop. Sc, 1855, April). CeUuJaria ternata (So!.), ß. forma (/racilis Smitt, Vendensk. Akad. För- handl., 18G7, No. 5. Sertiihirnt reptans Fabricius, Fauna granüandica, \). 445. ?Gellarina gracüis Van Beneden, Bull. Bnix., T. XV., I, 73, II, (345, fide Smitt. Abbildung. Busk, 1. c, tab. I, hg. 1 — (k Smitt, 1. c, tal). XYI, fig. 15-24. Fundort. Nordshannon (Nr. 1(5). Verbreitung. Westgrönland, Assistance Bay (Dr. Sunderland fide Busk). Andere Exemplare aus Grönland im Hamburger und im Dresdener Museum. Nach Smitt in den arktischen Meeren überhaupt in mittlerer Tiefe bis 200 Faden sehr häufig an Sertularien u. s. w. Wenn die Yan Beneden'sche Species identisch ist, auch noch in Bel- gien. Die von Smitt gleichfalls mit einem ? unter den Synonymen angeführte Cr isla püosa Aud. (Savigny, Egypte, Polypes, tab. XII, tig. 1) aus dem rothen Meere gehört wohl nicht hierher; sie hat lange Zweite Deutsche Nordpolfahrt. II. 27 418 II. Zoologie. Vibracula, drei bis vier Dornen auf dem Avicularium, grosse Oper- cula vor der Zellenmündung und Grübchen auf den Eierkapseln, wel- ches Alles der Mem'pea arefica fehlt. 2) Menipea Smittii Norman (Journ. Microsc. Sc., 18(38, October). Cellularia ternata, forma duplex Sniitt, 1. c. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. XVI, fig. 25, 20. Fundort. Nordshannon (21), Grönland (10a). Verbreitung. Spitzbergen 50 Faden Tiefe (Norman); Smitt nennt gleichfalls nur Spitzbergen und zAvar in der Littoralzone. Smitt fasst diese und die vorige Art nebst einer dritten und der Mcnipca ternata Busk als eine Species unter dem Namen Cellularia ternata zusammen, was wenigstens insofern bedenklich ist, als die Menipea (Cellaria, Cellularia^ Crisia, Triccllaria) ternata Auct, sich gerade durch die kurzen keulenförmigen, nur drei Zellen (Zooecien) ent- haltenden Glieder des Stockes sehr charakteristisch auszeichnet, wäh- rend die hier erwähnte Form ganz anders gestaltete, lange, schlanke Glieder mit mehr als vier Zellen hat, die in zwei parallelen Reihen neben einander stehen. 3) Scrupocellaria inermis Norman, 1. c. Cellularia scabra, forma eloiignta Smitt, 1. c, XVII, fig. 35, 36. Abbildung. Norman im Journ. microsc. Sc, 1808, October, V, 1-3. Fundort. Ostgrönland (00). Verbreitung. Die vorliegende Species scheint mir die von Nor- man, 1. c, gemeinte zu sein, welche nach seiner Angabe 1803 und 1800 in Shetland in tiefem Wasser gefunden wurde; ein Beispiel mehr für die häufiger vorkommende Uebereinstimmung grönländischer Br3'o- zoen mit Tiefenbewohnern der See bei den Shetland-Inseln. Smitt in seinen Schriften von 1800 und 1807 konnte die spätere Norman'sche Species noch nicht citiren, deswegen findet sich dieser Name auch nicht in seinem Verzeichniss der grönländischen Bryozoen, aber die vorliegenden Exemplare stimmen, wenn auch nicht mit Smitt's Be- schreibung seiner Cellularia scahra, so doch mit der oben angeführ- ten Smitt'schen Abbildung der Cellularia scahra forma clongata, die auch in dem grönländischen Verzeichniss genannt ist; für diese wer- den auch Spitzbergen und die arktischen Meere überhaupt als Fund- orte angegeben. 12. Hydroiden und Brj'ozoen. 419 4) Memhranipora Fler,iü}()ii Busk. lUit. ]\liis. Cat. Flustra nnicornis Flem. Mcnihraiiipora nnicornis Blainvillo. Meiiibranipora vicmbranacea Jolinst. , Br. Zooph. Metnhrcmipora Flcmingü , forma trifoliuiii Sniitt (verschiedene andere Sj'no- nonyma bei Smitt, die aber wenigstens zu den vdrlietjendcn Exempla- ren nicht passen). Abbildung. Busk, Cat., tab. LXXXIV, fig. 3 — 5. Smitt, 1. c, tab. XX, fig. ;37— 42. Fundort. Ostgn'inbind (Xr. 111). A^erbreitung. Smitt führt Spitzbergen und die skandinavischen Meere, Heller das adriatische -, Busk die europäischen Meere an; Letzterer auch Australien mit einem V. 5) Mcnibranipora minax Busk, Journ. microc. Sc., 1860, Januar. Memhranipora Flemiiif/ii, forma minax Smitt. Mcmhranipora sacculata Norm., Ann. and Mag., 1804, Januar, pl. XI, fig. 3. Memhranipora eornigera Busk, 1. c. , pl. XXV, fig. 2. Abbildung. Busk, 1. c. , pl. XXV, fig. 1 (als Mcmhranipora rhyncliotd). Smitt, XX, 43. Fundort. Ostgrünland (Nr. 119). A'erbreitung. Shetland- Inseln Busk. Mcmhrampora eornigera und Mcmhranipora sacciilata^ welche mir beide mit der vorliegenden Art identisch scheinen, stammen gleichfalls von den Shetland-Inseln. 67 Memhranipora Jincata. Busk, Brit. Mus. Cat. Flustra Ji)icata L. Flustra Irirta Lrx. Callojiora lineata Gray. Flustra spinifcra Johust. Memhranipora lineata, forma lineata Smitt. ? Memhranipora s^nnifera Smitt. Abbildung. Busk, Cat, tab. LXI, fig. 1. Smitt, 1. c. (als Mcm- , hranipora spinifcra), tab. XX, fig. 12. Fundort. Sabine-Insel (Xr. 87). Verbreitung. Die Autoren geben die europäischen Meere und schon Lamouroux auch Grönland an. Smitt erwähnt auch eines l)ei Spitzbergen gefundenen Exemplars seiner Memhranipora lineata, welche er von seiner dort häufig vor- kommenden Memhranipora spinifcra unterscheidet; die Avicularien, deren Stellung und Form nach ihm beide Arten unterscheiden würde, fehlen an dem vorliegenden Exemplar, welches ül)rigens mehr der 27* 420 II- Zoologie. Smitt'sclien Abbildung von Membranipora sphrifcra als von linecda entspricht; bei Biisk hat die letztere keine Avicularien. 7) Lepralia hyah'na W. Thomson. CeJlepora hyalina L. Cellepora nitida Fabricius, Fauna groenlandica. Escharina pcrsonata Lmck., Ann. s. vert. Lepralia cylindrica Ilass, Ann. and Mag. Nat. Hist. Mollia hyalina, forma hyalina Smitt. Abbildung. Johnst., Brit. Zooph., tab. LIV, fig. 1. Hass., 1. c, tab. IX, fig. G. Busk, Br. Mus. Cat., LXXXII, 1, 2. Smitt, 1. c, XXY, 84. Fundort. Sabine-Insel an Fucns (Nr. 22). Verbreitung. Grönland, Spitzbergen, Skandinavien, Helgoland, England, Falklands-Inseln , Californien; wahrscheinlich in allen Meeren. 8) Le]}rdlia Landshorowii Johnst. Escharella Landshoroivii Smitt, 1. c, j). 13. Abbildung. Busk, Brit. Mus. Cat., pl. LXXXYI, fig. 1; CII, 1. Smitt, 1. c, tab. XXIV, fig. GO. ' Fundort. Nordshannon an einer Horurra (Nr. 110) und mit Cellepora lepralioides (120). Verbreitung. Grönland, Spitzbergen, Norwegen; überall nicht häufig, selten auch an der englischen Küste. (An dem vorliegenden Exemplar sind die Wände der meisten Zooecien nur an ihren Rän- dern durchlöchert, in der Mitte mehr mit Warzen bedeckt, doch 'sind zuweilen auch diese durchl)olirt.) 9) Lepralia Smittii (nom. nov.). Escharella Legcntilii, forma prototypa Smitt, 1. c. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. XXIV, fig. 47—52. Fundort. Nordshannon an Algen (Nr. 18). Verbreitung. Die Smitt'sche Art, über deren Identität nach den vortrefflichen Abbildungen kein Zweifel sein kann , findet sich bei Spitzbergen und Norwegen. Ausserdem aber gibt Smitt für seine Art noch folgende Synonyma an: Flustra Legeniilii Aud. zu Savigny, Fg., tab. IX, fig. 2. Flnstra Montferrandi Aud., ibid. , tab. IX, fig. 14. Escharina rirmtlata d'Orb., Amer. , pl. VIT, 1 — 4. Lej)ralia reticulata M*^ Gillivray, Ann. and Mag. Nat. hist, Yol. IX; Busk, Catal., tab. XC, fig. 1, tab. XCIII, fig. 1, 2. Deren Fundorte sind: Die britischen Küsten; das ägeische Meer, 12. IlydroitU'ii und Bryozuön. 421 die F;ilklaiid«-Inseln, Neuseeland. Versleielit man indessen diese Ab- hildungen, so wird deren Ue])ereinstinnnung mit der vorliegenden Art sehr zweifelhaft; jedenfalls wird man nicht ohne viele Conjectu- ren sie herstellen können, und da dieser Zweifel ganz besonders von der Flnstra LcgeutUii xVud. gilt, von Avelcher Smitt den Speciesnaraen entlehnte, so glaube ich diesen Namen nicht Ijeibehalten zu dürfen; deswegen der vorgeschlagene andere. 10) Lcpralta Peachii Johnst. , Brit. Zooph. etc., 2. Berenicea immer sa Flem. , Brit. anim. Escharclla immer sa Gray, Brit. Red. Lepralia inimersa Johnst., Brit. Zooph. Discopora coccinca, forma Peachii Siiiitt. Abbildung. Johnst., Brit Zooph., tab. LIV, iig. 5, ß {Lepralia PeacJui) und tab. LVII, tig. 8 {Lepralia immcrsa). Busk, Brit. Mus. Cat., tab. XCVII. Smitt, 1. c, tab. XXVII, tig. 160— IGH. Fundort. Sabine -Insel, auf einem Stein mit Lepralia .■^iiiuosa (Nr. 82). Verbreitung. Spitzbergen, Norwegen, Britische Inseln, im tie- fen Wasser. 11) Lepralia sinuosei Busk. Discopora coccinea, forma uvalis 8mitt, tab. XXVII, 175. Abbildung. Journ. microsc. Sc, 18(10, Januar. Zoophytology tab. XXIV, flg. 2. Fundort. Sabine -Insel, an einem Stein mit Lepralia Feaeltii (Nr. 82) und Ostgrönland (ohne nähere Angabe) an Prohoscina in- crassata (Nr. 10). Verbreitung. Shetland-Inseln auf Muschelschalen. — Busk (Brit. Mus. Cat, pl. LXXXIII, fig. 3, 4) gibt noch eine Lepralia arcolata aus der Magellanstrasse, welche ich mit dieser für identisch halten würde, wenn nicht Busk selbst beide getrennt hätte. Uebrigens fasst Smitt die drei Species der englischen Autoren: Lepralia vcntricosa, Lepralia Peachii und Lepralia sinuosa als ver- schiedene Formen einer und derselben Species zusammen, die er Discoporei coccinea nennt; letztere jedenfalls nicht zu verwechseln mit Lepralia coccinea Busk. 12) Lepralia pcrtusa Busk. Cellepora pertusa Esper, Pflanzenth. Celleporen, Taf. X, 2. Escliarina pertusa et Escharina pcrlacea Lamarck, Aus. Vert. ed. M. Edwards. Cellepora perlacea W. Thomsou, Ann. and Mag., Bd. X. 422 II. Zoologie. Abbildung. Busk, Cat. Mar. polyz., pl. LXXIX, fig. 2. Fundort. Ostgrönland (Nr. 108j. Verbreitung. Ein einziges kleines Exemplar, -svelclies un- zweifelhaft mit der Beschreibung von Busk und mit der einen oben citirtcn Abbildung (nicht aber mit den übrigen Abbildungen) übereinstimmt. Die Bemerkung von Norman (Journ. microsc. Sc, 1868, October), dass die Busk'schen Abbildungen nicht zu Lepra- lia pertusa, sondern zu llcmeschara sawjuinea gehören, wird sich Avahrsclieinlich auf die übrigen Abbildungen beziehen; doch bleibt die ganze Species immer problematisch, um so mehr als Busk der Avi- cularien nicht erwähnt, die sich an vorliegendem Exemplar Ijei eini- gen Zooäcien zu beiden Seiten der Mündung finden. Die Identität vorausgesetzt scheint die Verbreitung von Leprulia pertusa eine all- gemeine. Busk und Johnston führen die Orkneys und verschiedene Plätze an der Westküste der Britischen Inseln, Lamarck die europäi- schen Meere überhaupt, Heller die Adria an und M'^- Gillivray scheint sie in Australien gefunden zu haben. 13) llemescliara(Y) coiitorfa nu'hi. ? Eacharella porifcra , forma' caitccUata Smitt, 1. c. , p. 9. Charakter. Colonia lamellosa, contorta. Zooecia et Ooecia tu- berculata, tuberculis sajpe perforatis, Zooecii apertura magna semi- circularis, margine proximali sa:ipe in jirocessum labise-formem producto. Fundort. Nordshannon (Nr. 12). Die beiden Exemplare sind blattförmige, theilweise zusammenge- rollte Coenoecien, gewissen Escliara-ATten ähnlich, bestehen aber nur aus einer Schicht von Zocecien und entsprechen deswegen der Nor- man'schen Gattung llcinescharu, am meisten der Hemeschara sangui- nea Norm. (Journ. microsc. Sc, 1868, October, pl. VII, fig. 9, 10, 11), von der ihr jedoch die tiefrothe Farbe und die mehrfachen Ein- schnitte in der Unterlippe der Zocecienöftnung fehlen. Die Zooicien selbst stimmen einigermaassen überein mit den Abbildungen der Le- pralia pertusa Busk (Brit. Mus. Cat., pl. LXXIX), von denen Nor- man sagt, dass sie seine i/e^y^esc/iar« 6'«;?^w/«ea bezeichnen, nicht aber mit der Leprdlia pertusa selbst, deren Wände mit durchlöcherten Grübchen bedeckt sind. Bei der vorliegenden Species sind die Wände mit kleinen unregelmässigen, durchsichtigen Bläschen besetzt, die zwar meistentheils , aber keineswegs immer ein kleines rundes Loch haben. Uebrigens bleibt es zweifelhaft, ol) wirklich eine Ilcmcschura vorliegt, denn beide Exemiilare lassen sich auch als incrustirende Lepralien ansehen, deren Substrat verwittert- oder in sonst einer Weise entfernt 12. Hydi'oidou niul Bryozoön. 423 worden wäre. Aber aucli unter den zalillosen LeiJralien finde ich keine der vorliegenden ganz entsprechende Species, es Aväre denn die oben citirte Smitt'sche arktische Species (ohne Avicuhiricn) , deren Ooecien aber weder warzig noch durchh'Jchert sind. Lcpralia hellis P)usk (Journ. microsc. Sc, 18G0, pL XXVII, tig. 2, o) aus den Shet- huid-Insehi wäre ähnlich, hat aber einen ganz anders geformten Mund. NB. Auf der Ilückseite des einen Exemplars hat sich eine Tulndlpora (P/talaiigcUa) flahcllar/s ausgebreitet. 14) Celleporella lepraUoides Norman. Abbildung. Norman, Brit. Polyz. in Journ. microsc. Sc, 1865, October, pl. YII, fig. 4, 5. Fundort. Ostgrönland an Hornera lichenoides (Nr. 109). Verbreitung. Die Norman'schen Exemi^lare Avurden bei den Shetland- Inseln in 00—100 Faden Tiefe mit dem Schleppnetz ge- fischt. Bei Smitt finde ich diese Species nicht, wenigstens nicht in dieser Form, wenn sie nicht etwa auch eine Form von CdUpora sca- bra Fabr. ist, mit der sie zusammen vorkommt. 15) Ccllepora scuhra (Fabr.). Smitt, 1. c, p. 30 führt unter diesem Namen drei Formen auf, nämlich Cellepora scahra Sm., Ccllepora plicata Sm. und Ccllepora ovata Sm., von denen nicht zu ersehen ist, ob er sie als besondere Species betrachtet. Die hier vorliegenden gehören zu der zweiten und dritten, und stehen neben und zwischen einander, sodass sie ein einziges Ccencecium zu bilden scheinen. Bei einigen Zooecien ist aber die Unterlippe auffallend weit vorgestreckt, viel stärker als auf den Smitt'schen Abbildungen, fast wie bei der Cellepora Lancretii Aud. (zu Savigny, Egypte, pl. VII, fig. 2) aus dem rothen Meere, oder wie bei Cellepora lahiaia Lrx. (Polyp, flex., tab. I, fig. 2) aus Au- stralien. Ob letztere mit der vorliegenden Art identisch, ist bei La- mouroux' schlechter Abbildung und ungenügender Beschreibung nicht zu ermitteln. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. XXVIII, fig. 18J>— 197. Fundort. Sabine-Insel (Nr. 81) und ohne nähere Angabe (Xr. 97). Verbreitung. Die Smitt'schen Arten in der Nordsee und dem Eismeer. 16) Ccllepora incrassata Lmck. Cellepora pumicosa Sars , Mag. f. Naturw. , VI , 127. Cellepora cervicornis Busk, Anu. and Mag. uat. bist., ISfili, July, pl. I, fig. 1, Celleporaria incrasmta Smitt, 1 c, p. 33. 424 II- Zoologie. Abbildung. Biisk, 1. c. Smitt, tab. XXVIII, tig. 212—21(3. Fundort. Ostgrönland (Nr. 9 und 102). (Zahlreiche Exemplare, aber grösstentheils stark verkalkt und mit andern Zoophyten besetzt ; einzelne Stücke, an welchen die Parasiten kenntlich waren, habe ich besonders gelegt.) Verbreitung. Nach Smitt bei Spitzbergen und Grönland, we- niger häufig bei Finmarken, von wo her die von Busk beschriebenen Exemplare stammen. 17) Cellepora Slienei Johnst. Mülepora SJcennci EUis et Solander. Cellepora pahnata Flem. Diseopora Skenei yiiiitt. Abbildung. Johnst., Brit. Zooph., tab. LH, fig. 6, 8. Busk, Br. M. Cat., tab. CXXII. Smitt, tab. XXVII, fig. 182. Fundort. Ostgrönland (Nr. 106). Verbreitung. Spitzbergen, Norwegen, Britische Inseln. 18) Escltara cervicoriiis Lamarck. Porus cervimis Borlase, Nat. liist. Coruw. Mülepora alcicornis Esper, Milleporen, V, 7. Millejwra compressa Sow., Brit. Miscell. Cellepora cervicornis Couch., Zooph. CornM'. Porella cervicornis Gray, Brit. Mus. x\bbildung. Johnston, Brit, Zooph., LIII, fig. 2 — 5 (nicht 1). Busk, Brit. Mus. Cat., CIX, 7 (nicht CXIX, 1). Smitt, 1. c, XXVI, 138 (nicht 136, 137). INL. Edwards, Ann. des Sc. nat., Tome VI, pl. 182. Fundort. Ostgrönland ohne nähere Angabe (Nr. 101). Verbreitung. Die äussere Form der Zooecien ist je nach dem Alter sehr verschieden, daher auch die meisten vorhandenen Abbil- dungen nicht miteinander, und nur einige derselben mit den hier vor- liegenden Exemplaren stimmen; auch sind wol zuweilen nicht zu- sammengehörige Arten von den Schriftstellern verlnmden worden. Der Porus cerv'inus von Imjierato und von Marsigli aus dem mittelländi- schen Meere kann, der Abbildung nach-, ebensogut irgendeine andere Eschara oder Cellepora sein. Die Eschara cervicornis von Forbes aus dem ägeischen Meere (Journ. misrosc. Sc.) scheint eine andere Spe- cies, stimmt aber übrigens mit der Millepora cervicornis von Ellis und Solander, die nach Couch keine Eschara cervicornis ist. Für die vorliegende Species sind Grönland und Spitzbergen, Finmarken und Norwegen sichere Standorte, ebenso die Shetland- Inseln, Schottland 12. Hydroiden und Bryozoöu. 425 und Nordengland. Heller führt Eschara Cifvicoruis auch aus der Adria an. Cyclostomata. 19) Horiicrci lichenoides Sniitt, 1. e., p. 400. MUJcpora lichenoides Liim. MiUepora tiibipora Ellis et Sol. Hornera frondicidata Lamarck. Horncra serrata et llorncra tuhulosa Meuighiui (fide Heller). Hornera horcalis Busk. Abbildung. Sniitt, 1. c, tab. VI, tig. 10; VII, 1—14. Busk, Ann. et Mag., 185(3, pl. I, fig. 7 (frondicuhifa). Busk, Microsc. Journ., 1864, pl. Y, Hg. 1—7 (horealis). Fundort und Verbreitung. Unter den recht zahlreichen, aber nieistentlieils schlecht erhaltenen Exemplaren, welche mit Eschara cervicornis, Cclle- pora incrassata vermengt in einem grossen Glasgefäss (ohne Be- zeichnung des Fundorts) lagen, waren nach Aussonderung jener an- dern Gattungen noch drei oder vier Formen (zwischen denen aber vielfache Uebergänge stattfinden und die wol alle zusammengehören) mehr oder weniger deutlich zu unterscheiden. Ich habe sie getrennt und in verschiedene Gläser gelegt, auch vorläufig benannt: forma ho- rcalis, forma flahcllaris, forma frondiculata und forma rcticidata. Es sind folgende: a) Eine robuste Form, ziemlich stark, theilweis etwas abgeplattet, weniger verästelt als die übrigen; entsprechend der Abbildung bei Smitt (tab. VII, fig. o) und auch der von Busk (Journ. microsc. Sc, 1864, April, pl. V, fig. 1 — 7) nach Exemplaren aus Shctland abgebildeten und beschriebenen Hornera horcalis B. Dies ist die vorherrschende Form (Xr. 100, Nr. 24). b) Eine andere mit ebenso dicken Aesten, die sich aber dadurch aus- zeichnen, dass sie fast alle von der Wurzel auf dicht neben- und miteinander fast parallel, alle in einer Fläche aufwachsen, sodass ein mehr fächerförmiges Gebilde entsteht (forma flahellar is, Nr. 90), von welcher ich keine zutreffende Abbildung finde; er- wähnt scheint sie bei Smitt, 1. c, p. 470 unter 8. c) Eine zartere feinere Form, stärker verästelt, mit dünnern Zwei- gen und weiter vorragenden Zooecien (Nr. 47), entsprechend der von Busk (Ann. et Mag., 1856, July, pl. I, fig. 7), nach Exempla- ren aus Finmarken abgebildeten und beschriebenen Horncra fron- diculata Lrx., und der Abbildung bei Smitt, tab. VII, fig. 1, 2, 426 n. Zoologie. theilweise auch der Menigliiiii'schen Horuera scrrata, die nucli Heller ein Jiigendzustand der Horncra frondiculata ist. Dass diese drei Formen, ebenso wie eine vierte von M. Edwards, Ann. Sc. nat., Zool., 1838, pl. IX, fig. 1 als Horuera frondiculata abgebildete, zwischen welchen allen auch Uebergänge stattfinden, sämmtlich zu derselben von Smitt als Horuera lichenoides bezeich- neten (tab. All, flg. 4 — 14 abgebildeten) Species gehören, scheint mir unzweifelhaft; auch der von Busk hervorgehobene Unterschied zwischen seiner Horncra frondiciüata und Horncra borealis, Avel- cher in der Beschaffenheit der Ijeiderseitigen Fruchtkapseln liegen soll, war nicht zu ermitteln; die Unterschiede scheinen vielmehr nur in dem durch verschiedenes Alter oder durch äussere Um- stände veranlassten Habitus zu liegen. Ist dem aber so, dann kann man, was die Verbreitung anlangt, diese Species als eine kosmopolitische bezeichnen. Doch muss erwähnt Averden, dass Busk in dem Aufsatz von 1856, 1. c, die Meinung ausspricht, die nordische Form sei von derjenigen des indischen und stillen Oceans specifisch verschieden und eine dritte Species sei diejenige des mittelländischen Meeres. d) Eine vierte Form endlich, die ich nirgends beschrieben finde und deren specifische Identität mir viel zweifelhafter scheint, zeichnet sich durch ihren Habitus sehr auffallend aus. Die Zweige .liegen mit ihrer sehr dünnen Eiickseite meistens zu mehrern in einer Fläche, als wären sie mit derselben an einem glatten Stein hinauf- gewachsen; die Vorderseite aber ist nicht bloss wie bei andern Homeren in die Höhe gewachsen, sondern häufig auch nach vorn, sodass sie dann nicht wie sonst eine schmale, gewölbte Fläche, sondern eine senkrecht auf der Achse des Zweiges stehende La- mina bildet; diese Lamina ist ganz dünn, von sehr verschiedener Breite und auf beiden Seiten mit den Mündungen der Zooecien besetzt. Diese Varietät fand sich in ziemlich vielen Exemplaren (Nr. 107). Vielleicht ist es die von Smitt neben verschiedenen Tubuliporiden (tab. X, unter A. B. C.) abgebildete Reticulipora nummulifornm, von der aber keine Beschreibung zu finden und die mir gänzlich unbekannt (vielleicht fossil) ist. 20) Diastopora hycüina Smitt. Berenicea prominens Lrx., Exp. method. Berenicea hyalina Fleming, Brit. Anim. Ihihnlipora Obelia Couch., Cornw. Fauna. Diastopora Obelia Jolmst., Brit. Zooi)li. 12. Hydroiilen und Bryozoeu. 427 Abbildung. Smitt, 1. c, tab. VIII, lig. 0 — 12. Jolinst. , 1. c, tab. XLVII, fig. 7—8. Fundort. Sabine-Insel, Nr. SO; Nordsbannon, Nr. 83 (Fragm.). Verbreitung. Arktisclier und atlantischer Ocean, mittelländi- sches und adriatisches ]\Ieer. 21) Idinouva ailuntica Smitt. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. IV, hg. 3. Fundort. Nordshannon, ein ganz kleines, wenig bemerkbares Fragment. Verbreitung. Atlantischer Ocean, Eismeer. 2li) Thalamjdla flahcllaris Smitt. Tubipöra flabellaris Fabriciiis, Fauna grcenlaudica. Tuhnlipora verrucosa M. Edw. , Ann. des Sc. nat. , Ser. 2, Vol. VIll, tab. XII. Tubulipora verrucaria Hassal, Ann. et Mag., Vol. VII, tab. VI, fig. 3, 4. Tuhulipora phaJangea Johnst. , Brit. Zooph., tab. XVI, fig. 1. FhaUuif/ella pluilangca Gray, Cat. Brit. Mus. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. IX, fig. 6 — 8. Fundort. Nordsbannon, auf der Rückseite von Hcmeschara con- foiia m. ausgebreitet (Nr. 12). Verbreitung. Grönland, Spitzbergen, Norwegen, britische und französische Küste; auch Adria (Heller). 23) DiscoporcUa verrucaria Smitt. Madrepora verrucaria Lin., S. N. Tuhulipora orbiculus Lam., An. s. Vert. Tubulipora hispida var. ß Johnst., Brit. Zooph. Untcavea convexa d'Orb., Pal. Franc. Discoporella flosculus Hincks, South. Devon. Zooph. Abbildung. Smitt, 1. c. , tab. XI, fig. 1—6. Fundort. Sabine-Insel an Algen (Nr. 23). Verbreitung. Nordsee und Eismeer, atlantischer Ocean. 24) Discoporella hispida Smitt. Discopora hispida Flemg. , Brit. Arnim. Tubulipora hispida Johnst., Brit. Zooph. Heteroporella hispida Ilincks, South. Devon. Zooph. Melobesia radiata Aud. zu Savigny, tab. VI, fig. 1,3. Lichenopora mediterranea Blainvillc, Actinologie. Discocavea aculeata d'Orb., Paleontologie iVanc. Heteroporella radiata Busk., Crag. Polyzoa. Discosparsa hispida Heller, Bryozoen des adriatischen Meeres. Abbildung. Smitt, 1. c, tab. XI, fig. 7 — 0. Johnstou, 1. c, tab. XLVII, fig. 9—11. 428 n. Zoologie. Fundort. Ostgröuland (Nr. 105) an Hornera. Verbreitung. Im Eismeer und der Nordsee, an den bri- tischen und französischen Küsten, im mittelländischen und adria- tischen Meere und, wenn alle oben (grösstentheils nach Smitt) angegebenen Synonyma richtig sind, auch im rothen und stillen Meere; jedenfalls kommen in den südlichen Meeren sehr ähnliche For- men vor. Ctenostomata. 25) Älcyonidium hirsuhan, forma memhranacea Smitt. Alcyonidimn maimllatum, Alder, Catal. Abbildung. Smitt, tab. XII, lig. G. Fundort. Nordshannon an Homeren (Nr. 24). A^erbreitung. Arktische, nordische, europäische Meere. 26) Älcyonidium gelatüiosuni Smitt (V). Ein einzelnes kleines Exemplar an einer Hornera von Nordshan- non (Nr. 25), welches ohne zerstört zu werden nicht untersucht wer- den konnte. Die Bestimmung desselben ist deswegen zweifelhaft. Es ist von fast kugeliger Gestalt, wie sie nirgends abgebildet ist. Ich habe deswegen von den zahlreichen Abbildungen und den Synonymen des bekannten Älcyonidium (Alcyoninm L.) gelatinosum keine citirt. 13. K i e s e 1 s p 0 11 g i e 11, Bearbeitot. von Oscar Schmidt in Sti'assbm-g. Mit einer Tafel in Kupferstich. Die Expedition der Germania hat ein nicht unliedeutendes Con- tingent an Kiesels chwämraen geliefert. Zu den zehn in meiner „Spongien- Fauna '^ 1870 heschri ebenen Gattungen, resp. Species der westgrönländischen Küste kommen nunmehr acht Arten von Ostgrön- land, alle hei Nordshannon gesammelt. Von ])ekannlen Species sind darunter Isodictija infundihnliformis Bwhnk. und T/iccopJ/ora scmisuhc- rites Sdt. Unentschieden muss es bleiben, ob sich nicht auch unter den übrigen Arten schon von Bowerbank in seiner Monographie der britischen Spongien beschriebene Formen befinden. Da die westgrönländischen Spongien gar nichts Fremdartiges und Eigenthümliches gezeigt haben, indem selbst Thecophora nach den Funden der englischen Tiefseeuntersuchungen viel weiter östlich und südlich vorkommt, da auch die ostgrönländischen sich in den schon gezeichneten Rahmen vollständig einfügen, da endlich unter den von der Expedition zur Erforschung der deutschen Meere, 1871, bei Arendal gesammelten Spongien sich ChalinuJa ovnliüu Sdt. (Ostgrönland), Bcs- macidon anceps n. sp. (Westgrönland) und Stthcrifcs LütJcenn Sdt. (Dänemark und Westgrönland) finden, so erscheint auch jetzt noch die gesammte grchiländische Spongienfauna als ein integrirender Be- standtheil des grossen atlantischen Gebietes. Folgende Formen haben sich mehr oder minder feststellen lassen. 430 n. Zoologie. 1) Cacospongia Schmidt sp. Zwei Exemplare von Haselnussgrösse, rundlich, mit ebener Ober- fläche und einem Osculum. Die Hornfasern sind gänzlich ohne Ein- schlüsse, von ungleicher Stärke und feiner, sehr auffällig welliger Schichtung. Man kann, wie bei den meisten HornscliAvämmen, ra- diäre und quere Fasern unterscheiden und ist das Skelet zart und weich. Der Fund ist wegen der Seltenheit der reinen Hornschwämme im Norden interessant. Zu erinnern ist dabei an SponyioncVa pnJ- chra Bbnk. und Cacosponiiia mollion Sdt. 2) CJudimäa Sdt. sp. Nicht näher zu charakterisirendes Bruchstück mit einspitzigen Nadeln von 0,21448™'". 3) Beniera Sdt. sp. Nadeln von 0,1915™"' Länge. 4) Isodictya infnndihuliformis Bbnk. 5) Thecophora semisiiberites Sdt. 6) Desmacidon anceps n. sp. Ich habe in meinen letzten Arbeiten die proteusartige Gattung Desmacidon einigermaassen zu begrenzen versucht, jedoch mit dem Zugeständniss, dass sie nur ganz künstlich gegen die ältere Gattung Hsperia abgesperrt werden kann. Wenn in den Arten mit den sym- metrischen Doj^pelhaken nie die unsymmetrischen Ankerzähne vor- kämen und umgekehrt, so würde damit eine Grenze gegeben sein. Es gibt allerdings viele Species, d. h. Formen oder Vorkommnisse von Desmacidinen bloss mit dem symmetrischen Doppelhaken, und diese könnte man Desmacidon s. s. nennen, wie Esperia s. s. jene, wo die Ankerzähne allein vorhanden. Sobald man aber diese Gruppen ernstlich meint, so hat man zwischen sie wenigstens noch zwei bis drei Gattungen einzuschieben, welche die Combinationen der vermeint- lich charakteristischen Kieseltheilc und ihrer sich mehrenden Ueber- gangsformen enthalten müssten. Wollte man aber dies Princip durch- führen und natürlich auch auf die Species übertragen, so wird sich jeder der den Versuch macht, überzeugen, dass fast jedes Stück oder Exemplar mit einem Speciesnamen zu belegen wäre. So wenig als sich die Stadien der bei der Familie vorkommenden bald glatten, bald knotigen, spitzen, stumpfen, stecknadelförmigen Nadeln auf be- stimmte Species fixiren lassen, ebenso wenig ist dies der Fall mit 13. Kieselspongien. 431 den Doppelhaken nnd den ankerzahnförmigen Kieselkörpern nebst den Spangen, von denen icli zeigen zu können glaubte, dass sie einen einzigen grossen Yarietätenkreis innerhalb der einaxigen Kieselkörper bilden. An einer bei Arendal vorkommenden Esperia habe ich nun die sehr interessante Entdeckung gemacht, dass sowol die Spangen als die Haken aus einem Yerkieselungsprocess von Zellmembranen oder wenigstens der membranähnlichen Oberflächenschicht von echten Zellen hervorgehen. Die speciellern Mittheilungen hierüber gehören nicht liierher. Diese- Beobachtungen, welche an lebendem und gutconser- virtem Material ergänzt werden müssen, führen möglicherweise und wahrscheinlich zu einer andern Auffassung des Verhältnisses dieser für die Desmacidinen charakteristischen Bestandtheile zu den einaxi- gen Nadeln, als ich es in der atlantischen Spongienfauna darstellte, sie sprechen aber wenigstens für den engern Zusammenhang dieser Hakengebilde untereinander. Hire Veränderlichkeit und Substitutions- fähigkeit bleiben dieselbe und in unserm Urtheil über die Variabili- tät der Desmacidinen wird nichts geändert. Von Nordshannon liegen eine Reihe von Spongienexemplaren vor, theils incrustirend und vom Habitus, den ich früher Mijxilla genannt, theils massiv, theils ästig, mit oder ohne deutliche Oberhaut, aber wegen der Kieselformen ganz untrennbar. Nicht alle Arten dieser letztern finden sich in jedem Exemplar; aber wenn sie in dem einen massenhaft vorkommen, so sind sie in dem andern wenigstens einzeln zu haben und zeigen die Möglichkeit des allmählichen Verschwindens oder des Anwachsens und Vorherrschens. Es stimmt also kaum ein Exemplar ganz mit dem andern und es ist das wieder einer jener eclatanten Fälle, wo man entweder jedes Stück als eigene Species beschreiben oder* eine Species ohne Begründung aufstellen muss. Wer sicli die Mühe nimmt, meine verschiedenen Mittheilungen über Desmacidinen zu recapituliren und zu erwägen, dass, wie ich gezeigt, fast der dritte Theil der von Bowerbank beschriebenen bri- tischen Kieselschwämme Desmacidinen sind (etwa 56 von 180), wird also in der Creirung von Gattungen und Species innerhalb dieses Kreises nichts anderes erblicken als willkürliches Zusammenfassen von Varietäten. Solche Varietätenkreise, wie wir einen solchen als Desniacidon anceps bezeichnen, sind nicht einmal localer Natur, da er in unserm Falle von Ostgrönland nach der norwegischen Küste von Arendal überspringt. Es ist nicht zu zweifeln, dass unter den briti- schen sogenannten Arten sich der vollkommene Anschluss ergeben wird. Nach diesen Bemerkungen erübrigt nur, die Kieselkörper und 432 II. Zoologie. den Umfang ihrer Abänderungen anzugeben. Ganz allgemein kommen die stumpf-spitzen Knotennadeln vor. Meist sind sie ganz mit Knöt- chen bedeckt, nicht selten nur am stumpfen Ende. Es ist damit der Uebei'gang zu solchen Exemplaren gegeben, wo die Knotennadeln nur einzeln vorhanden und ihre Massenvertretung von glatten Nadeln über- nommen ist. Sie sind in unregelmässigen Zügen gelagert. Zwischen ihnen, namentlich aber in der Überflächenschicht und in der bei manchen Stücken vorhandenen Oberhaut liegt eine sehr charakteristi- sche schlanke Nadelart (Fig. 1 und 2), welclie an beiden Enden zu einem Köpfchen anschwillt. Die letztern tragen, auch Avenn sie sonst ganz glatt sind, fast immer eine kleine Endpapille. Es kommen jedoch auch Exemplare vor, wo nur einzelne der doi:)pelköpfigen Na- deln die Endwärzchen besitzen. Bei den Varietäten von Arendal sind die Köpfchen ganz mit Knötchen bedeckt. Eins dieser Exemplare hatte viele schlanke und sehr feine Nadeln mit perlschnurförmigen Einschnürungen (Fig. 3). So unsinnig es wäre, auf dieses letzte Vor- kommen und auf die Varietäten der doppelköpfigen Nadeln Species zu begründen, ebenso wenig Anspruch auf eine solche Verwerthung hat eine, bei mehrern grönländischen Exemplaren gefundene ganz neue Kieselform (Fig. 4), eine durchschnittlich etwas über 0,05™"' lange Klammer. Das Ende des einen Schenkels ist oft etwas angeschwollen ; die ganze Oberfläche trägt feine Knötchen. Schon der Unterscliied in den Dimensionen verbietet, diese Form etAva für eine monströs gebogene Knotennadel anzusehen; A'orkommen und Lagerung verweisen sie vielmehr in das Bereich der aus Zellen hervorgehenden Spangen und Haken. Die Grösse der Spange hält sich zwischen 0,038 und 0,15""". Diese ScliAvankungen kommen in einem und demselben Exemplare vor, wäh- rend man in andern eine grössere Constanz wahrmmmt. Von den symmetrischen, d. h. an l)eiden Enden gleichmässig ausgebildeten Haken zeigen Fig. 5, G und 8 zwei Varietäten, Eine bisher noch nirgends beobachtete Varietät des ankerzahnförmigen Körpers ist Fig. 7. Die Eigenthümlichkeit besteht in der Zuspitzung des Schaftes. Länge fast üjOS"'"'. Wenn dieser Haken in Gemeinschaft mit der Klammer, Fig. 9, bei einer Reihe auch sonst zusammenstimmender Exemplare unzertrennlich vorkäme, so könnte man dies Verhältniss als ein be- festigtes ansehen und darauf hin eine Species creiren. Allein dem ist nicht so; die Klammer bedarf des Hakens nicht, und unter einem reichlichem Material würde man zuversichtlich auch Stücke ohne die Klammer, aber mit der neuen Varietät des Ankerzahnes entdecken. Die einzige Einwendung, Avelche die conservativen Freunde der 13. Kieselspongien. 433 w'ohliinisclnio])oncn, wenn aucli ins Ilnondliche voniiohrton Species gegen meine Auffassung maclien könnten, wäre die zu geringe Berück- sichtigung der äussern Form dieser Spongien. Auch sie weise ich mit der blossen Ilindeutung auf meine frühern Untersucluingen über Des- macidinen und andere Gattungen und Arten, z. B. SipliO'twchnlhu( pa- 2)yracca, zurück, und ich kann liinzufügen, (hiss neue Beobachtungen ühev die ^'aria))ilität des IIal)itus neuholhindischer Spongien dasselbe Resultat gegeben hal)en. 7) Espcvia intermedia n. sp. Ein unbedeutendes Bruchstück hat als Skelettheile unspitzige Nadeln in Zügen und zwei Sorten von Ankerzähnen. Die kleinere misst 0,0224, die grössere (Fig. 10) 0,000.'')'"'". Aus der Abbildung geht die unbedeutende, sich dem symmetrischen Haken nähei'ude AbAvei- chung hervor. 8) Esperia fahrieans n. sp. Die Nadeln sind spitz. Von symmetrischen Haken mehrere Va- rietäten, eine mit kürzern stumpfen Zähnen, Avie Fig. 8, die andere mit spitzen. Der Ankerzahn zeichnet sich durch die weiter als ge- wöhnlich vorstehende Mittelplatte aus (Fig. 11 und 12). Zweite Deutsche Nordpolfalirt. II. 0Ö 14. Kalk- lind (iallertspoiigien. Bearbeitet von E. Haeckel 1) A.scaJt'is Lamarcliii Hteckel. E. Hseckcl, Monogr. der Kalkschwämmc, S. 60, Taf. 9, Fig. 5; Taf. 10, Fig. 4. Dieser Kalksclnvamni gehört zu der Familie der Ascanen oder Microporeuten vou Pheckel , welche im Ganzen den Grantien von Ijieberkühn und den Leucosolenien von Ijowerbauk entsprechen und durch die einfachen veränderlichen Ilautporen ihrer dünnen Magen- wand charakterisirt sind. Die sämmtlichen Exemplare, welche Dr. Pansch bei der Insel Nordshannon, an der Ostküste von Grönland gesammelt hat, sind mundlose Stöcke und stimmen wesentlich mit den- jenigen überein, welche Alexander Agassiz von der Küste von Florida mitgebracht hat. Auch die mundlosen Stöcke dieser Art, welche Haeckel in der Strasse von Gibraltar und an der Küste von Marokko (bei Mogador) gesammelt hat, sind wenig verschieden. Es scheint demnach diese Art weit über den nordatlantischen Ocean verbreitet zu sein. Der Körj^er stellt bei allen Exemplaren ein sehr dichtes Geflecht von sehr feinen Röhren dar. Die äussere Gesammtform ist sehr un- regelmässig und wechselnd, meistens ein länglichrunder Klumpen von 5 — 20""" Durchmesser, der auf Algen, Br3'ozoenstöcken u. dgl. fest- gewachsen ist. Der Durchschnitt eines solchen Klumpens zeigt das- selbe Aussehen wie die äussere OberHäclie. Ueberall zeigen sich sehr dicht nebeneinander zahlreiche feine Löcher von 0,2 — 0,8'"'" Durch- messer, getrennt durch feine hohle Zwischenl)alkcn von 0,1 — 0,3'"'" Dicke. Diese Zwischenbalken sind die einzelnen Personen des Seh warn- 14. Kalk- 1111(1 Gallortspongion. 435 mes; iliro Ilöliluii^' ist die AhigciilK'ililc, wclclio von einer sehr dünnen, von niikroslvO})ischen Poren dnrclisetzten Wand umsclilosscn ist. Eine Mnndöi'l'nnnti; oder ein Osculnni existirt nir!L!;ends. Vicdnudir bilden die coninmnicirenden Magenliülilen der zahlreichen anastomosirendcn Personen ein o;eschlossenes Kanalsystem, in Avelches das Wasser blos dnrch die mikroskopischen Magenporen ein- nnd ansstrihnt. Die mit blossem Ange sichtl)aren feinen Löcher zwischen den anastomosiren- dcn Uöhren sind nichts weiter als Zwischenräume, welche durch deren Verästelung und Verbindung entstanden sind. Das Skelet der Äscaltis Lamarclm besteht nur aus drei- und vierstrahligen Kalknadeln, welche sämmtlich gleichwinkelig und gleich- schenkelig sind. Die Schenkel sind ganz gerade, schlank cylindrisch, scharf konisch zugespitzt. Die Schenkel der grössten Dreistrahler sind 2 — 3 mal so lang und dick als die Schenkel der grössten Vier- strahler. Ein Schenkel der Vierstrahler springt frei in das Lumen der Röhren (in die Magenhöhle) vor. Die drei andern Schenkel lie- gen gleich den Schenkeln aller Dreistrahler in der Fläche der dünnen Röhrenwand. 2) SycuUis (/lacidlis H^eckel. E. Hieckel, Monographie der Kalkschwämme, S. 2(59, Taf. 45, Fig. 4—7. Dieser Kalkschwamm gehört zu der Familie der Syconen von Lieberkühn, welche den Grantien von Bowerbank und den Ortho- poreuten von Hreckel entsprechen, und durch die unverästelten, regel- mässig radial gestellten, geraden Kanäle (Radial-Tuben) ihrer Magen- wand charakterisirt sind. Die beiden Exemplare der Sycaltis ylacialis^ welche Pansch bei der Lisel Nordshannon, an der Ostküstc von Grön- land gesammelt hat, stimmen ganz mit denjenigen überein, welche Bessels von der Küste von Spitzbergen mitgebracht hat. Alle Exem- plare sind einfache Personen mit einer nackten Mundöft'nung, welche weder rüsselartig verlängert, noch mit einem Nadelkranz umgeben ist. Der Körper ist cylindrisch, gerade oder etwas verbogen, nach der Basis hin verdünnt, 20— oO""" lang und 4—6""" dick. Die Körper- wand ist sehr dünn, nur 0,(; — 0,8"'"' dick. Bire äussere Oberfläche (Dermalfläche) ist ganz eben und glatt, fein })orös. Die innere Höh- lung (Magenhöhle) ist ganz geräumig, von derselben Gestalt wie der Körper, da die Wand überall gleichmässig dick ist. Bire innere Ober- fläche (Gastralfläche) ist feinstachelig. Die Wand ist überall von den Radial-Tuben durchsetzt, welche dicht aneinander und senkrecht auf der Fläche stehen. Sie sind prismatisch, mit ihren Seitenflächen völlig verwachsen 0,5 — 0,7""" lang. 0,2""" dick. Inwendig auf der gastralen 28* 436 II- Zoologie. und auswendig auf der dermalen Fläche mündet jeder Radial-Tulnis durch eine rundliclie Oeftnung von 0,1 — 0,1.5""" Durchmesser. Die grosse Oeftnung der Magenhöhle, die Mundöftnung oder das Osculum ist ein einfaches kreisrundes Loch von 2 — 3""" Durchmesser. Das Skelet der Si/callls f/lariulis l)esteht nur aus drei- und vier- strahligen Kalknadeln. Einfache Nadeln sind nicht vorhanden. Die Dreistrahler sind sämmtlich paarschenkelig und paarwinkelig, indem der eine Schenkel grösser als die heiden andern und ehenso der er- sterm gegenüberliegende Winkel grösser als die beiden andern ist. Die äussere (dermale) ()l)erfläche ist von einer einfachen Schicht sol- cher Dreistrahler bedeckt, deren längerer Schenkel parallel der Längs- axe des Körpers nach abwärts gegen dessen Basis gerichtet ist. Das Gerüst der Radial-Tuben Avird durch zwei Schichten von Dreistrahlern gebildet. Der längere Strahl der äussern Schicht ist radial nach innen, der längere Strahl der Innern Schicht ist radial nach aussen gerichtet. Die beiden kürzern Strahlen der äussern Schicht liegen unter der äussern (dermalen) Fläche. Die beiden kürzern Strahlen der innern Schicht liegen unter der innern (gastralen) Fläche. Die letztere sell)st ist mit einer Schicht von Vierstrahlern belegt. Drei Strahlen jedes Vierstrahlers liegen in der Magenfläche und der längere von diesen drei Strahlen ist parallel der Längsaxe des Körpers nach abwärts gerichtet. Der vierte Strahl ist stark gekrümmt und springt frei in die Magenhöhle vor. HaJ/'sarra Dujardwil Johnst. , welche Pansch bei Ostgrönland sammelte, gleicht den bei Norwegen vorkommenden Formen und ist in keiner Beziehung verschieden. 15. Das uiisiclitbar wirkende Leben der Nordpolarzone am Lande und in den Meerestiefgründen bei 300 mal verstärkter Sehkraft, nach Materialien der Germania erläutert C. G. E h r e n b e r g in Berlin. Mit vier Tafeln in Kupferstich. jJie Lebensbilder eines, dem natürlichen x\uge gar nicht zugäng- lichen, terrestrischen und unterseeischen, erst 300 mal zu vergrössern- den Naturverhältnisses möchte wol noch lange Zeit hindurch das all- gemeine Literesse wenig bewegen. Selbst die, welche an der grossen sichtbaren schönen Natur lebhaften Antheil nehmen, sich in derselben zu erholen, zu erfreuen und geistig zu erheben vermögen, ermüden schnell bei mikroskopischen Bildern, und es wird noch nmnche frische Kraft zum Anbahnen fester Wertheindrücke verwendet werden müssen. Die 300 mal verstärkte Sehkraft, bei welcher ein fünf Fuss hoher Mensch 1500 Fuss gross erscheint, ist bei weitem nicht die grösste schon jetzt erreichbare Verstärkung des Gesichtssinnes, welche bis auf mehrere 1000 mal im Durchmesser anwendbar ist; allein die 300 malige ist diejenige Vergrösserung, bei welcher reichere, unter sich vergleichbare P'inzelheiten und auch noch ihre Organisation in Uebersicht zu bringen und in massigem Räume al)zubilden sind. So ist denn diese angewendete kleinere Vergrösserung nur eine nothwendige Enthaltsamkeit der weit grösseren zu Gebote stehenden, aber nur für Einzelheiten nutzbaren Kraft. Hiernächst möge noch eine andere kurze Betrachtung einleitend 438 II- Zoologie. sich anreihen, welche die Berechtigung vor Augen stellt, aus den so kleinen unsichtharen Verhältnissen auf grössere zu schliessen, deren gesichertes Dasein unleugbar von so grossem Einfiuss ist, dass die so gewonnenen Anschauungen grosser Theilnahme wertli sind. Wie sich aus den feinen Wassertheilchen der Nehel und Wolken unscheinbare, aber höchst einflussreiche belebende Tropfen als Hegen und Schnee, aus diesen aber sich Bäche, Ströme und Seen gestalten, so ist auch der unscheinbare, oft lästige Luftstaub, die Wassertrü- bung und der Schlamm der Flüsse die Veranlassung des herrlichsten Naturlebens mit all seinem, die Existenz der Völker bedingenden Acker- humus und den reichen Culturländern der Flussdeltas, unter denen das alte Aegypten eine so hohe Stelle einnahm. Diese Humusdeltas der Flussmündungen bedecken oft in ansehnlicher messbarer Mächtig- keit den Sand der Meeresküste und bilden mit ähnlichen Humuslagen die terrestrischen Oberflächen aller Länder bis zur Polarzone. Noch viel wichtiger ist der Meeresschlamm der Tiefgründe. Frei- lich ist die geringe mit dem Talgloth, mit der Federspule oder auch mit dem Schleppnetz heraufgezogene Menge unbedeutend und der Un- vorsichtige mag es oft Schmuz oder Abfall nennen, selbst wenn einige Muscheln oder Seeigel mit hervorgehoben sind. Hierzu kommt, dass es aller Bemühung ungeachtet gar nicht möglich ist, über die Mächtig- keit des Meeresgrundes direct Aufschluss zu erhalten, so etwa wie am Delta der Flüsse die Mächtigkeit ihrer Dammerde oft stark in die Augen fällt. Ln Meeresgrunde bleil)en die Senkapparate schon in fusstiefem Schlamme stecken und, sind sie nicht nach Brooke's Methode al)lösbar, so roisst gewöhnlich die Schnur l)eim Heraufziehen, Ob der berübrte schlammige Tiefgrund 1 Fuss, lU Fuss oder 1000 Fuss mächtig ist, lässt sich niemals, auch mit dem Schleppa})parat nicht, bestimmen. Da tritt nun eine andere Betrachtung in ihr Gewicht ein. FAne aufmerksame geologische Beobachtung der OberÜächen der Erde hat längst erkennen lassen, dass ganze grosse Länderstrecken und hohe Berge, besonders auch in ihren Al)stürzen und Schluchten, sich durch ihre ganze Mächtigkeit als ehemaliger Meeresboden zu erkennen geben, welchen vulkanische Kräfte seit alter Zeit über das Meer gehoben haben und der mit Meeresorganismen reich erfüllt ist, ja ganz aus ihnen besteht. Ein solches Meeresproduct ist die Schreibkreide der Secundärzeit und die Polythalamien- und Nummulitenkalke der Ter- tiärzeit. Beide sind augenscheinlich als alter Meeresboden oft ganz aus feinsten Meeresorganismen und seltener eingestreuten grössern Meeresproducten gebildet, sodass dadarcji ein Maassstah geg('l)en ist. 15. Das unsichtbare Loben etc. 439 dass der schhimmige Meeresgrund zuweilen sicher und öfter walir- sclieinlicli die Mächtigkeit der Schreibkreide haben müsse. Diese Mächtigkeit beträgt aber 800— 1(X)0 Fuss. So mögen denn die gehobenen Tiefgrundproben nicht selten die obern Schichten von 1000 Fuss mächtigen Schlammablagerungen sein, welche zwar, der Kreide gleich, fast ganz aus unsichtbaren feinen Lebensformen bestehen, die aber wegen ihrer reichen Mischung mit kiesclschaaligen Bacillarieen nicht der Kreidebildung zugeschrieben werden können, sondern als neuere Mergelschichten den Nummuliten- kalken der Tertiärzeit näher stehen und jedenfalls der neuesten Bil- dungsperiode angehören müssen. Mächtige Schreibkreiden bilden übrigens den Boden der am meisten gesegneten Länder civilisirter Nationen in England, Frankreich, Deutschland, Russland und am ausgedehntesten am Mississippi in Nordamerika. Die im Jahre 1854 gegebenen Lebensbilder dieser Art in der Mikrogeologie entbehrten noch der Darstellungen aus der Polarzone, welche jetzt erst durch diese deutschen Polarfahrten in reichem Maass- stabe zur Anschauung gelangen. Erste Deutsche Polarfahrt 1867. i\.ls sich im Jahre 1867 die erste Deutsche Nordpolexpedition unter Kapitän Koldewey mit dem Segelschiff Germania zu wisseu- sehaftlichen Zwecken vorbereitete, fand ich mich veranlagst, demsel- ben einige meiner wissenschaftlichen Wünsche zu gelegentlicher Be- rücksichtigung zu empfehlen. Es schien damals nicht nöthig auf den räthselhaften Reichthum des Eismeeres an grossen und werthvollen Thieren, die kein Schiffer unbeachtet lassen kann, aufmerksam zu machen. Wohl aber erschien es mancher Mühe wertli, auf die ver- borgenen Gründe die Aufmerksamkeit zu lenken, welche einen solchen Reichthum an grossen Lebensformen, scheinbar ohne alle Mittel zu ihrer Ernährung, daselbst möglich machten. Es war dies um so wichtiger, je mehr ein ausgezeiclnieter englischer Naturforscher, Edw. Fori) es, 14 Jahre früher als Resultat seiner grossen und sehr ver- dienten Bemühungen im Mittelländischen Meere die Abnahme der zur Nahrung grösserer Thierc dienenden kleinen Thiere und Ptianzen nach der Tiefe hin festgestellt zu haben glaubte, und über die von ihm angezeigte Grenze hinaus nur todten kalkigen, scheinbar der Kreide ähnlichen Schlamm angezeigt hatte. Da dieser geniale Natur- forscher mich unaufgefordert mit Zusendung der von ihm gehobenen 440 n. Zoologie. Tiefgriiiidproben erfreut hatte, so konnte im Jahre 1854 die Mitthei- lung von mir gemacht werden, dass jene anscheinend todten Tief- grundi^roben noch reich an lebensfähigen, jedenfalls mikroskopischen Gestaltungen seien. Später hatten die Untersuchungen zu unterseeischen Telegraphen- linien im Atlantischen Ocean, besonders über Island bis zur Davis- strasse und an andern oceanischen Punkten immer mehr die Vor- stellung befestigt, dass die obere Schicht des Tiefgrundes der Meere keine todte, sondern eine lebende sei. War dies nun auch in der Polarzone festzustellen, so konnte es nicht an Nahrung selbst für zahllosse Robben und Walfische fehlen, indem das mikroskopische Leben der Tiefgründe der Brut der Fische, und die zahllosen kleinen Fische und kleinen Krebse und Mollusken immer grössern Thieren zu vollständig ausreichender und ül^erreicher Nahrung dienen mussten. Diese Naturansichten waren von mir in einer akademischen In- struction für das preussische Kriegsschiff Nymphe im Jahre 1865 zu- sammengestellt worden, und der die Lebensformen lietreffende Theil dieser Instruction wurde im Jahre 1867 in der Berliner geographi- schen Zeitschrift abgedruckt und dem Schiffe Germania mit Zusätzen zur Verfügung gestellt. Die noch hier und da auftauchenden, den urweltlichen ähnlichen Organismen, sowie das Meeresleuchten bis zu den Tiefgründen, waren der Beachtung empfohlene Gegenstände. So sind denn auf der ersten Pteise 39 Grundproben von der Germania gehoben worden, welche sämmtlich aus der Polarzone von 73° 17' bis 80° 39' nördl. Br. stammen. Die tiefste Probe ist aus 250 Fa- den = 1500 Fuss entnommen. Von diesen 39 Proben sind 22 Schlamm- proben, die übrigen 17 bestanden nur aus gröbern steinigen Elemen- ten ohne Schlammanhang. Da diese Proben mit Talgloth gehoben waren, so bedurfte es der Pteinigung dersell^en von dem Fett, um sie mikroskopisch im Wasser verwerthbar zu machen, was Herr Professor Rammeisberg durch einen seiner Assistenten des chemischen Labo- ratoriums der Gewerbeakademie ausführen Hess. Zunächst ging aus diesen Sand- und Schlammproben die für die dortigen Meeresströmungen wichtige Thatsache hervor, dass an den 17 Oertlichkeiten des Tiefgrundes ohne Schlamm sich die Anwesen- heit von Meeresströmungen scharf erkennen liess, welche von dem groben Sande allen feinen Mulm Aveggefegt habe, der sich nothwen- dig sonst aus dem obern Meere aljgelagert haben müsste. Auch liess sich durch die Grösse der groben Kalk- und Kieselsandtheile nach- weisbar finden, dass die dortige Grundströmung überall nur eine jnässig beschleunigte sein kann, der diese gröbern RoUsteinchen noch 15. Das unsichtbare Leben etc. 441 zu widerstehen vermögen. Andererseits beweisen die 22 gehobenen Schlanimproben, dass an all diesen Oertliclikeiten eine Grundstrü- niung des Meeres nicht existire, weil auch jede schwache fortgesetzte Bewegung des Wassers die gehobenen feinen Schlanimthcilchen fort- gefegt haben würde. Die 39 zur Untersuchung gelangten Proben geben nach der Avach- senden geographischen Breite geordnet folgende Uebersicht: Laufende Datum der Schiß'sbreite. Schiffslänge. Tiefe. Nummer. Lothung. 24 August 5 73° 23' N. 17° 22' W. 140 Faden. 23 3 73° 17' .. 17° 40' .. 250 >. 25 5 73" 25' » 17° 22' .. 170 » * 1 Juni 27 75° 15' .. 12° 30' .. 240 » *19 Juli 6 75° 20' .1 21° 13' 0. 25 » 18 .. 6 75° 32' .. 22° 26' .. 31 .. 21 .. 7 75° 33' .. 19° 2' » 45 17 ). 6 75° 38' » 23° 24' » 30 ). 20 » 7 75° 39' » 19° 48' » 40 .. *14 » 5 75° 40' .. 22° 59' » 30 .. *13 .. 5 75° 42' i. 22° 29' .) 26 » *12 » 5 75^ 43' » 21° 59' » 25 » 2 Juni 27 75° 44' .. 12° 11' W. 135 » *15 Juli 5 7ö° 45' » 22° 57' 0. 25 »■ 16 » 5 75° 45' .. 23" 24' » 45 .. *11 » 5 75° 4(3' » 21° 34' .. 22 » *10 .. 5 75° 48' » 21" 9' » 21 » * 9 » 5 75° 51' » 20° 25' » 22 » 3 Juni 27 75° 52' .. 12° 11' W. 150 .. * 8 Juli 4 75° 58' .. 20° 14' 0. 22 ). * 7 „ 4 75° 59' .> 18° 55' » 30 5 >. 4 76° 3' )i 19° 47' » 85 » * 6 » 4 76° 3' .. 19° 47' » 50 ). 4 ). 3 76° 36' .. 15' 52' » 300 » *22 ). 12 77° 21' .. 14° 4' ). 35 .. *26 August 17 79° 11' .. 10° 6' .. 11 34 30 79° 19' .. 20° 52' » 3(5 » 35 » 30 79° 19' .. 21° 0' >. 31 .. 36 .) 30 79° 19' .) 21 6' .. 28 '. *27 .. 17 79° 44' » 10^ 22' .. 32 *28 .. 17 79° 52' ). 11° 8' » 7 .. 29 .. 17 79° 58' .. 11° 46' » 33 » 30 » IS 79° 59' .) 11° 52' .. 28 32 18 80° 0' .. 13° 53' » 80 )> *33 18 80° 0' .) 14° 8' » 44 .. 31 » 18 80° 0' .. 13° 2' » so » 39 September 14 80° 16' » 13° 37' ). 95 37 13 80° 21' » 15° 33' ). 52 » 38 13 80° 39' » 16° 57' » 55 » 442 II. Zoulugie. Die vur der Zahlenreihe stehenden * bezeiehnen die üertlicldveiten, welche gröberes Geröll ohne Tiefgrundproben ergaben, mithin eine tiefe Meeresströmung anzeigen. Die sämmtlichen, nur 21, untersuchten y^chhimmproben des Meeres- grundes sind in der Art mikroskopisch geprüft worden, dass von jeder derselben meist 5, zuweilen aber 10 Analysen von bis % Kubik- linie grossen Theilchen bei 300 maliger Linearvergrösserung geprüft worden sind. Als Resultat ergab sich zwar nicht ein reines organi- sches Massenverhältniss, aber doch überall eine reichliche Mischung in einen unorganischen feinen Mulm eingestreuter organischer Formen, G5 Arten, nämlich 21 kieselschaalige Polygastern, 15 kalkschaalige Polythalamien, 2 kieselschaalige Polycystinen, 19 kieselerdige Phyto- litharien, sämmtlich Spongolithe, 2 kieselerdige Geolithien, 5 kalk- erdige Zoolitharien und 1 weicher PHanzentheil. Als Hauptmasse traten Polythalamien und Spongolithe hervor, mit nur vereinzelter eingestreuten Polygastern. Wenn man auch aus dem Vorherrschen und allseitigen Vorkom- men der Spongolithe zu schliessen berechtigt ist, dass in diesem Theil des Polarmeeres die kieselskelethaltigen Spongien eine grosse Ent- wickelung haben, so ist doch andererseits die Uebereinstimmung der meisten erkannten Formen mit den überall sehr verbreiteten aller Meere auffällig. Dennoch gibt es aber unter diesen Formen einige, welche auf das Vorhandensein bisher unbekannter Schwammarten schliessen lassen: Spongolithis hifrons, Spongolithis FulsaMdiuii ß. und SpojKjoIithis CUivits ß. b. In den noch etwas speciellern, hier nicht zu wiederholenden Nachrichten in den Monatsberichten der Berliner Aka- demie, 1868, S. 255, ist daraufhingewiesen, dass nur wenige Schwamm- formen aus dem Polarmeere durch Linne-Gmelin bekannt waren, Pro- fessor Loven aber bereits generisch eigenthümliche Gestaltungen 1868 verzeichnet hat, welche durch Oskar Schmidt 1869 aus den Samm- lungen der Germania vermehrt worden sind. Die Lithospha3ren schei- nen der Gattung Gcodia der Schwämme anzugehören, welche von dort noch nicht verzeichnet war. Einige weitere Bemerkungen über die Formenmischungen Averden sich bei der tabellarischen Erläute- rung der Gesanimtmasse in Uebersicht l)ringen lassen, sodass das in den Monatsl)ericliten der Berliner Akademie von 1869 nach den einzelnen Oertlichkciten und Tiefen gegebene Verzeichniss der 67 For- men dieser ersten Be()l)achtuiigsi-('iho hier zu wiederholen nicht nöthig scheint. Die grosse Schwierigkeit der mikrosko})ischen Untersuchung der damals gehobenen Grundproben, welclie durch die Talgmischung ver- If). l);is unsiLlitbare Lelit'ii rtc. 44.'} anlasst war, wosliall) ])oi dvv Kcinigunii; viele der interessanten For- men verloren gegangen sein mögen, licss es unratlisam erscheinen mehr als es gesehehen, diese Analysen auszudehnen, und die gewon- nenen nennbaren Formen waren ein schon erfreuliches Ergehniss für die Kenntniss der dortigen Naturverhältnisse. Die damals in den 17 Ocrtlichkeiten hoohachteten Formen sind folgende: Polygastern 21. ('occo)ias liiieata. Frugüuria V i> striata. I'ininilaria afipcriila. Cosciiiüdiscns limhatits. » ciridala. » subliJia. » ? Discoplea Itevis. Nuviciila ? . » ^>arrtf/oj;rt. Siiiii-cUa fastnosa. 4/<2 ,' pimctata. Dictijoclui borcalis. » ? Biplon'cis Apis. Sjjitcdra UJiia. » (ßacialis. » ? Eiinotia Limpjhioxys. rolythalaniien 1(5. Aristcrospira adsi)crsa ii. sp. Konioiiiiut ? 1) borcalis n. sp. l'oJi/tludaiiiia ? )> corticosa n. sp. liotalia Jiiv. ? Calcari)i(t paradoxa u. sp. » gra'iiJandica. Dcxiopora borcalis ii. sp. » sciiaria. Mccjathyra dihdata » ? Nodusaria bahcnarnm. Strophoconus ? Nonionina KoldCicei/i = Dcxiospira Textiluria V borcalis 18G9. Polycystinen 2. llcdiomma itrsiiiNin ii. sp. Ihtlioiiniia radiatiiin. Zoolitharien 5. Coniodcndron Aiiiphidiscns. Coi'iastcrias Triccros. ConiodictyHm tabiilusitiii. (Joniorrhaphis calcarata. » microporitm. Phytolitharicn 11». Amplddiscus anccps. Sjioiujollthis Clanis. Spon(joliihis acicularis. " " i^. b. » j> var. inflcxa. »- Fiistis. » aspcra. » cfr. Moiiilc » andihjodoufiyla. " Nais. » bifrons ii. sp. » Pitlsabidtim. » cnicarcäa. " Triccros. » canalicalaris. •< uvcivata. » Caput Scipoitis. Lithofiplhcra rjlobosa. I) cenoccphdla. 444 II. Zoologie. Geolithien 2. Dictijolühis mcgapora. DictyoJithis micropora. Weiche rflanzeutheil e 1. Ein weicher Pflanzentheil. Ausserdem hat das terrestrische kleinste Leben der Insel Spitzber- gen durch dieselbe erste deutsche Polarfahrt wesentliche Bereicherung erhalten. Das terrestrische kleinste Leben der Insel Spitzbergen. Es war zwar schon im Jahre 1841 durch einen meiner Jugend- freunde, dem ausgezeichneten Reisenden Dr. Thienemann eine Tief- grundprobe aus der Nahe von Spitzbergen zu meiner Analyse gelangt und in den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1841, S. o(34 mit 0 Formenarten von zum grössten Theil Meeres- organismen erläutert worden, allein von der Oberfläche der Insel selbst waren noch keine Kenntnisse zu erlangen gewesen, und die einzelnen damals niitgehobenen scheinbaren Süsswasserformen mögen zu den brakischen, von der Insel abgeschwemmten Gestaltungen gehören. Durch die von der ersten Expedition herbeigebrachten Moose und moosartigen Pflanzen Avurden durch Uebergiessen mit destillirtem und abgekochtem Wasser im Jahre 1869 noch 19 Arten hinzugefügt, näm- lich 14 Poly gastern, 2 Nematoiden, 1 ausgebildetes Päderthier und ein Ei eines andern, sowie ein Acaroid. Da von den 1841 verzeich- neten Meeresschlammformen nur f^pongoUtliis acicularis und Sync- dra Ulna zu den Süsswasserverhältnissen der Insel gehören könnten, so ist die bekannte Formenzahl der terrestrischen Oberflächenelemente von Spitzbergen auf 21 gestiegen. Die besondere Methode der Auf- findung ist ausführlich in den Monatsberichten der Berliner Akademie der W^issenschaften , 1869, S. 259, geschildert und schliesst sich an die Möglichkeit an, dass in hygroskopisclien Substanzen eingehüllte kleinste Lebensformen sich nach sehr langer Zeit durch Befeuchten mit Wasser in ein thätiges Leljen bis zur Fortpflanzung zurückführen lassen. Die aus den Moosen von Spitzbergen in Berlin zu neuer Lebens- thätigkeit erweckten Formen waren folgende: Poly gas fern. Kolpoda ciichUus. Aredia — ? O.cijtricha ])dJioHdJa. Monas. Stylonydiia pifatiüata. Vorticdla »licrostonia. Tridiodina ientaculata. Lebende Nematoiden. ÄucjuiUnla lo)igicanda. Anrfuilhila hrcvicanäa. 15. Das nnsiclitbarp Lelioii etc. 445 Kola t oricMi. CalUdhia alpium. Ei eines Räderthieres. Ausserdem fanden sich als leere Schalen dahei: Difßuriia areolafa. l'iiniHlimn horealis. Einiotiit ompJn'o.ri/s. Siai(r(»tris, Fragihiria striata. und ein PiiDialaria afjluis. Acaraid. Die DijyiiKi'ia niirrosfoiiKi j2;enannte Form wird jetzt ül)er,o;ano"en, weil sich das zn controlirende l'räjiarat nicht wieder anl'iinden liess. Hierzu koninnMi die lS4r:ins dem Meere i^'ehohenen zwei, niü^'- licherweise terrestrischen l"'ormen: Si/}/r 5 74'^ 30' » 18° 22' 90 Schlick. 15 5 74° 33' » 18° 39' 90 Schlick. 17 n 12 75= 17' » 17° 22' 210 Schlick. 29 Juli 22 74'^ 34' .' 18° 33' 78 Schlick. 30 — 74° 36' » 18° 30' 54 Schlamm. 33 ). 24 74° 44' » 18° 6' 95 Bräunlicher Schlick. 42 .. 27 75° 28' .. 18° 1' 252 Schlick. 52 Aug. 1 74" 29' » 18° 52' 78 Schlick. [Ilamkes-Bay. 55 .'> 1 74° 15' » 19° 24' 13 Dunkler Schlick. Gale- 57 .. 1 74° 7' » 19° 43' 178 Schlamm. 24 \ 25 i ). 1 Sabine -Insel. 3 Schlamm, südl. vom (ilet- scherbach. 91 >. 25 IV 37' N. 12° 23' W. 1257 Schlamm. 92 » 28 71 19' » 11 28' » 1319 Schlamm-. 446 II. Zoologie. Diese RÜmmtliclicn 17 untersuchten Ocrtliclikeiten, mit Ausschluss der ersten aus (),">" 40' nördl. Br., liegen innerlialb der Pohir/onc, und es ist l)eson(U'rs das grössere Tiefenverhältniss, welches die s})e- cielle Analyse dieser letztern gleichzeitig veranlasst hat. Die liTjchste nördliche Breite ist erreicht worden im 77. (Jrade und die nördlichste hier analysirte Prohc ist aus 75" 28' nördl. Br. Die hier mitzuthei- lenden Analysen schliessen sich unmittelbar an jene der Tiefgriinde der Davisstrasse an, welche im Jahre 18()1 der Akademie der Wissen- schaften zu Berlin vorgetragen worden sind (vgl. Monatsbericht) und werden im Norden durch die grossen Tiefgriinde begrenzt, welche durch die schwedische Expedition gleichzeitig gemessen und deren Schlammproben weiterer Analyse, wie angezeigt ist, zugänglich ge- macht worden sind. So l^etrifft denn die ganze doppelte Reihe der Koldcwey'schen Grundhebungen das zwischen der Davisstrasse und den Tiefgründen nördlich von Spitzbergen gelegene unterseeische Hochplateau , dem die charakteristischern Formen jener grössern Tiefgründe fehlen, dessen specieller Charakter aber durch die zur Anschauung gekommene For- menzahl zur deutlichen Kenntniss gebracht ist. Die Materialien, welche in der folgenden Tabelle nach den Tiefen aufgezeichnet sind, ordnen sich nach der geographischen Breite wie folgt: Nr. 4 ist ein hellgrauer feiner Schlamm aus 5G9 Faden Tiefe = 3414 Fuss, in {]3° 40' nördl. Br. und 5° 28' östl. L. entnommen. Die mikroskopische Untersuchung von 10 Analysen zeigte einen rei- chen Gehalt an organischen Formen, vorherrschend Coscinodisci. Es wurden im Ganzen 43 Arten beobachtet, darunter 13 Bacillarieen, 2 Polyc-ystinen , 15 Spongolithe, 12 Polythalamien und 1 Geolithium. Neu sind: Euci/rtidk(m nnians, RotaJia Hcgcmanni^ Rotalia microtis und Stroplwconus hypcrhorcus. Nr. 5 ist ein dunkelgraubrauner feiner Schlamm aus 1300 Faden Tiefe = 7800 Fuss, in 73 IG' nördl. Br. und UV 48' westl. L. ent- nommen. Die mikroskoi)ische Untersuchung ergab in 10 üblichen Analysen einen feinen Mulm mit einzelnen gröbern Theilen und sehr vielen kleineu rotalienartigen Polythalamien, während nur wenig Poly- gastern und Spongolithe sich zeigten. Die Gesammtsumme der beob- achteten organischen Formen beträgt 2G, darunter 7 Polygastern, 11 Spongolithe und 8 Polythalamien. Unter den Polygastern ist D/f- flugia Bailcyi ß x)olaris bemerkenswerth. Neu ist FJamilina profunda und InsiJclla? tcnuis. Nr. 8 ist ein graubrauner feiner Schlamm aus 224 Faden Tiefe = 1344 Fuss, in 74" H' nördl. Br. und 15 19' westl. L. entnommen. 15. Das unsii'litbaro Leben etc. 447 Die niikrnsko))isclio Uiitersiicliniiü; von 10 Aiialyson or<2;:il) 7 oi-fi^a- iiisclie l^'onnoii, iiäiiilirli L^ Polyt^nstcni, P, Spongolitlie inul o rol^tlia- lainioii, wclclu^ in eine ti'rülxa'c nnor^aniseho Masse nur selten einge- streut sind. Nr. 14 ist ein grauer zusamniengetroclvueter gr(")berer Hclilinnni aus ilO Faden Tiefe = 540 Fuss, in 74° ?:0' nördl. ]5r. und IS" 2'2' wcstl. L. entnommen. In 10 Analj'sen fanden sich 11 organische For- men: 1 Polygaster, 9 Spongolithe und 1 Polythalamie. Diesen l)ei- den letztern Grundprol)en scheinen l)eim Ilerauf/iehen die l'eincrn Theilo abgewaschen worden zu sein. Nr. If) ist ein grobsandiger Schlamm aus 90 Faden Tiefe = 540 Fuss, in 74" 33' nördl. Dr. und 18" 39' westl. L. entnommen. Die mikroskopische Prüfung ergab in 10 Analysen einen gröbern und feinern Sand mit dazwischen liegenden Spongolithen und Coscino- disken, meist in Fragmenten. Die Gesammtsumme ergab 15 Formen: () Polygastern, 7 Phytolitharien, meist Spongolithe, und 2 Polythala- niien. Neu waren Htmiroptcra vcpiinüa und Siroplioconns arcilcns. Nr. 17 ist ein grauer, beim Trocknen zusammengeballter grober Schlamm aus 210 Faden Tiefe = 1200 Fuss, in 75° 17' nördl. Dr. und 17° 22' westl. L. entnommen. Die mikroskopische Prüfung er- gab in fünf Analysen nur, in groben Sand eingemischt, 3 Spongo- lithe, welche ebenfalls nur selten beobachtet wurden. Nr. 29 ist ein feiner grauer Sand aus 78 Faden — 408 Fuss Tiefe, in 74° 34' nördl. Dr. und 18 33' westl. L. entnommen. Die mikro- skopische Prüfung von fünf Analysen ergab einen unorganischen Sand mit selten eingestreuten organischen Elementen. Es wurden im Gan- zen 5 Formen beobachtet: 2 Bacillarieen und 3 Spongolithe. Nr. 30 ist wie die vorgehende Probe ein gröberer graufarbiger Sand, aus 54 Faden = 324 Fuss Tiefe, in 74° 30' nördl. Br. und 18° 30' westl. L. entnommen. Die mikroskopische Prüfung zeigte in fünf Analysen einen gröbern Sand mit seltenen organischen Formen, darunter Pinmdaria aspcra als Dacillariee und 2 Spongolithe. Nr. 33 ist eine gell)lichgraue zusammengel)ackene Schlammmasse aus 95 Faden = 570 Fuss Tiefe, in 74" 44' niu-dl. P.r. und 18^ 30' westl. L. Die mikroskopische Prüfung ergab in fünf Analysen in einem gröbern Sande 4 organische selten beobachtete Formen, 2 Da- cillarieen, 2 Spongolithe. Nr. 42 ist ein dunkelgrauer Schlamm aus 252 Faden -- 1512 Fuss Tiefe in 75° 28' nördl. Dr. und 1S° 1' westl. L. Die mikroskopi- sche Prüfung von fünf Analysen ergab eine gröbere unorganische Masse mit sehr uerini-er oruanischer DeimischuuG;. Es wurden 5 Formen 448 n. Zoologie. beobachtet, 1 Bacillariee, GallioiKlJa f/raniilnfa als Fragment und 4 Spongolitlie. Keine Poljtlialamien, Avie in den vorliergclienden Nummern. Nr. 52 ist ein gröberer graufarbiger, in vereinzelte Klumpen zu- sammengebackener Schlamm aus 78 Faden — 408 Fuss Tiefe, in 74° 20' nördl. Br. und 18° r)2' westl. L. entnommen. Die mikrosko- pische Prüfung von ]0 Analysen ergab viel grolien Sand mit selten eingestreuten Spongolithen und sehr wenig Bacillarieen, ohne Kalk- theile. Unter den ö l)eobachteten Formen ist eine Bacillariee, die übrigen 4 sind Spongolitlie. Neu ist die Polygasternform D/'jtJonn.'i lucsolia. Nr. 55 ist ein dunkelgrauer, am Glase angetrockneter Schlamm, aus 13 Faden = 78 Fuss Tiefe, in 74° 15' nördl. Br. und 19° 24' westl. L. entnommen. Die mikroskopische Prüfung von fünf Analysen ergab 11 organische Formen: 10 Bacillarieen und 1 Spongolith. Nr. 57 ist eine sehr kleine Probe einer schlammigen lockern Erde aus 178 Faden = 10G8 Fuss Tiefe, in 74 7' nördl. Br. und 19° 43' westl. L. entnommen. Die mikroskopische Prüfung von fünf Analysen ergab eine unorganische sandige Masse mit nur drei selten einge- streuten Spongolithenformen. Nr. 24 ist ein dunkell)rauner Schlamm aus 3 Faden = 18 Fuss Tiefe, in der Nähe der Sabine-Insel entnommen. Die mikroskopische Prüfung von 10 Analysen ergab eine reiche Mischung von organischen Formen. Es wurden 26 Arten beobachtet, 23 Bacillarieen und 3 Spon- golitlie. Keine Polythalmien. Unter den Bacillarieen waren als neue Formen: Canipylodiscns polarift^ Campjßodiscns Sahinii ^ Cosc/'nodisciis'^ Ih'icrostüjma, Fragüaria pdagica, FinmdarUi f/larialis und StrndfUa arctica. Unter den Spongolithen ist als besondere Form SpongolUhis se/ptata ß. Nr. 25 ist ebenfalls ein dunkelbrauner Schlamm aus 3 Faden Tiefe = 18 Fuss, in der Nähe der Sabine-Insel entnommen. In 10 mikro- skopisch geprüften Analysen fanden sich 29 Formen, nämlich 26 Ba- cillarieen, 2 Spongolithe und 1 Geolithium: keine Polythalamien. Neue Formen sind unter den Polygastern: Coccon'&is grcenlandica, Craspc- dodisciis? Discopdca^ Pinmdaria gJacialis, Striatdhi arctica und unter den Spongolithen: Spougolithis scptata ß und Äctinolithis Triactis als (Teolithium. Die aus geringer Tiefe in der Nähe der Insel entnommene dop- pelte Schlammprobe enthält unter 40 Formen 36 Bacillarieen, 3 Spon- golithe und 1 Geolithium. Die grosse Mehrzahl der Formen schliesst sich an die terrestrischen Bacillarieen an. pjutschiedene Meeresgebilde 15. Das unsichtbare Leben etc. 449 sind nur Cosciiiodisnis? Heferostif/iiia, Coschiodiscus al. sj)., Diploni'ii^ Ajris, Diplon'cis di' nürdl. 13r. und 11 ' 28' westl. L. ent- nommen. In 10 Analysen fanden sich in einer feinen mulmartigen unorganischen Masse sehr viele Coscinodisvi ^ besonders sehr viele klei- nere Formen dieser Gattung, weniger Spongolithe. Unter den 2o beobachteten Formen fanden sich 12 Polygastern, ?) Polycystinen, G Spongolithe und 2 Polythalamien. Unter den Po- lygastern ist Difflitgia Bailcyi ß polaris als Arcelline bemerkenswerth, die übrigen sind Pacillarieen. Solcnoplea acicularis als Spongolithen- form ist von mir aus der Davisstrasse 18G1 zuerst verzeichnet worden (vgl. 'Monatsberichte der Berliner Akademie. 18G1, S. 312). Wenn diese 17 Proben des oceanischen Tiefgrundschlammes eine sehr ungleiche Erfüllung mit organischen Elementen zu erkennen ge- ben, so ist daraus der Schluss, als sei der Tiefgruud oft nur wenig mit Leben erfüllt, deshalb nicht gerechtfertigt, weil die geliobenen Substanzen, welche geringere Reichhaltigkeit zeigen, mm einem gro- bem Trümmersande bestehen, welcher einerseits von Tiefgrundströ- mungen beeinflusst sein mag und andererseits beim Emporhel)en den grössten Theil seiner feinen Bestandtheile verloren haben mag. Die Oertlichkeiten mit feinerm Schlammgrunde und mithin ruhigerm La- gerungsverhältniss gleichen sich an grösserm lleichthum der organi- schen Elemente. Zu entscheidenden Resultaten solcher Untersuchun- gen bedarf es bestimmter, auf dieselben gerichteter Vorbereitungen, während es hier genügen mag, doch eine grosse Zahl von Localformen Zweite Deutsche Nonlpolfalirt. II. '2'.) 450 ^^- Zoologie. errmigen zu liabeii, welche ein neues Bild der Polarzone zur An- schauung bringen. Nicht ohne Bemerkung darf es Lleiben, dass weder die gehobe- nen Grundproben dieser ersten Polarreise, noch die der zweiten in den sorgfältig untersuchten Materialien jene zähen weissen Schleirn- verhältnisse haben entdecken lassen, welche zuerst in England den Namen BatJii/hnis Hccclu-lii erhalten haben und den man, wie ehemals das schillernde Häutchen auf dem stagnirenden Wasser für die Quelle der generatio spontanca der ganzen Natur anzusehen sich erlaubte. Auch die übrigen von mir nicht analysirten Tiefgrundproben dieser Polarreisen hal)en nirgends jene weissen Schleimverhältnisse gezeigt, welche als zäher Kreideschlamm hier und da dem Senkloth sich an- gehängt haben mögen. Terrestrische Oberflächen. Aus den von der zweiten Expedition gesammelten Materialien sind in fünf verschiedenen Oertlichkeiten der Gehalt der Oberflächen, des Süsswassers und der Gletscher in einer nicht unansehnlichen Zahl von Formen bestimmbar geworden. Die Oertlichkeiten liegen sämmt- lich grösserntheils in den, unmittelbar die Küsten Grönlands einfas- senden Inseln oder auf dem Festlande Grönlands selbst, vom 73. Grade bis 75° 30' nördl. Br. Da sich in sechs untersuchten Erdproben nur Trümmersand erkennen Hess, so ist die Aufmerksamkeit auf diejeni- gen intensiver gelenkt worden, deren Substanzen sich mehr oder we- niger reich an Lehensformen zeigten. Haben sich auch öfter in den genannten Oertlichkeiten die Oberflächen ohne Lebensgehalt ergeben, so ist dies nicht so zu verstehen, als ob derselbe da als fehlend anzusehen sei, vielmehr haben meine Kräfte nicht ausgereicht, mich so intensiv mit denselben zu beschäftigen und so viel Zeit darauf zu verwenden als nöthig gewesen sein mag, den Oberflächen-Trümmer- sand genau genug zu durchschauen, oder es mag auch beim Einsam- meln eine leere Oberflächenschicht aufgenommen sein. Jedenfalls ist hierbei zu erwähnen, dass nach den Erfahrungen der Schiffer auf dieser Expedition selbst in jenen Küstengegenden so gewaltige Sturmorkane von Zeit zu Zeit auftreten, dass sie mit den in den civilisirten wärmern Gegenden vorkommenden ganz unvergleich- bar erschienen und auch verursachten, dass grosse Ebenen im Winter völlig schneelos waren. Wenn demnach der Trümmersand der Ober- flächen von allem Humus und allen feinern Theilen entblösst ge- funden Avurde, so erinnert das an die, den Meeresströmungen ausge- i^etzten oceanischen Tiefgründo und deren Mangel an Sclilamm. Daher ir». Das unsichtbare Lobt'ii etc. 451 kann es ancli nicht Wunder nelnnen, wenn ein feines ofganiselics Leben aus oberÜäclilieli abgenonnnenen Sandproben nicht zu erkennen ist. Etwas tiefer greifeiuh' Prüfungen der Krdschicliten wären künf- tiger Forsclnmg vielleicht zu eni])fehU'n. Da es haui)tsächlich auf ein \ erzeichniss aidvoninit von dem. was überhaupt in jenen biegenden an Lcbensfornien existirt , und welche (iestaltungen sich dort vorherrschend zu erhalten und zu vermehren vermögen, so wird inuner dieses erste Vcrzeichniss eine wesentliche Basis für weitere Forschungen und für eine Avissenschaftliche Beur- theilung dieser Polargegend bleiben. Da aber die Foi'inenzahl doch auf mehr als GO gestiegen ist und es sehr wahrscheinlich ist, dass die am häutigsten zu verzeichnen gewesenen Formen überhaupt die häufigem der terrestrischen Polarzone sein mögen, so ist dem Wun- sche, ein locales Lebensbild dieser Art zu erlangen, einige Genüge geschehen. Die fünf Oertlichkeiten werden hier in folgender Reihe nach wachsender Breite verzeichnet. Probe Sb. Erdprobe vom Gletscher der Payer-Spitze. )200 Fuss hoch, aus 7->^ 10' nördl. Wv. Es ist eine hellgraue feinsandige Erde, welehe mit Säure nicht braust und beim Glühen unverändert bleibt. Die mikroskopische Analyse von fünf Präj)araten zeigte eine sehr durchsichtige klare Masse aus gröbern Theilchen bestehend, mit ver- einzelt eingestreuten Bacillarieen, höchstens vier in einem Sehfeld. Es wurden 13 Arten beobachtet. Dieses holte Gletscherleben verdient eine besondere Beachtung und schliesst sich an die von mir in der Schweiz bereits gemachten Erfahrungen an. Probe 59 und 60 von der Jackson -Lisel, in 73" 50' nördl. Br. in etwa 700 Fuss Höhe entnommen, zeigt eine lockere gelbsandige Erde, deren mikroskopische Analyse in 10 Präparaten einen über- wiegend unorganischen Sand ergab, welcher mit Salzsäure berührt nicht braust und durch Glühen sich dunkler rotli färbt. An selten dazwischen liegenden organischen Formen konnten sechs Arten Poly- gastern, sämmtlich Bacillarieen, bestimmt werden. Probe 22 enthält Schlamm vom Gletscherbach der Glavering-Insel aus 74° 12' nördl. Br. Es ist eine graubraune, im trockenen Zustande zusammenhang- lose lockere Erde, die im feuchten Zustande schlammartig gewesen, mit fast unfühhlbar feinen Bestandtheilchen beim Reiben zwischen den Fingern. Aus der mikroskopischen LTntersuchung ergaben sich in 10 Analysen ein Drittel Kubiklinie grosser Theilchen sechs Poly- •29 * 452 II- Zoologie. gasternarien, welche in einen feinen Mulm sehr vereinzelt eingestreut waren. Beim Glühen nahm diese Erde eine kaum dunklere, aber mehr ins Röthliche übergehende Färbung an, wodurch sich ein schwacher Eisengehalt verrieth. Salzsäure ergab kein Brausen. So erscheint die unorganische Masse als ein thonartiger Mulm. l'robe 50 und 51 ist vom Bande der Westendspitze aus 2000 Fuss Höhe von Kiinig Wilhelms -Land, der Kuhn-Insel gegenüber, ent- nommen, in 75 "" nördl. Br. Es ist ein feiner gelblicher Sand, dessen mikroskopische Analyse in 10 Präparaten vorherrschend gröbern Trümmersand ergab, mit sehr vereinzelt eingestreuten fünf Bacillarieen-Formen, einem Grastheil- chen, Lühosiylidimn mde, und einem weichen Pflanzentheil, zusammen sieben organische Elemente. Durch Salzsäure erfolgte kein Brausen, Probe 48 enthält Schlamm vom Shannon -Bach, der nördlichen Spitze der Insel entnommen, in 75° 30' nördl. Br. Es ist dies ein feiner, etwas scharf sich anfühlender, zusammen- klebender Sand von dunkel graubrauner Farbe. Beim Glühen wurde die Masse zuerst kohlschwarz, dann heller als zuvor und röthlich, zeigt also ebenfalls leichten Eisengehalt an. Die mikroskopische Untersuchung erwies in 10 Analysen die Substanz reich mit Poly- gastern erfüllt, 2 Cryptomonadinen , 24 Bacillarieen und 17 Arcellinen. Unter den Bacillarieen zeichnet sich Himantidium Tapüio ebenso in Menge aus, wie die Arcellinen auffällig reichhaltig sind, so dass zu- weilen auf einem Sehfelde zwei bis drei liegen. Unter den Arcellinen sind viele neue Arten der Gattung Difflugia. Da das Himantidium Fapilio im Passatstaube, niemals aber bis- her in Ebenen gefunden ist, so wird es fraglich, ob das aus Guiana stammende früher verzeichnete nicht auch im Abfluss eines hohen Bergwassers zu denken ist. An diese terrestrischen Oberflächenverhältnisse schliesst sich noch ein derartiges oceanisches des Eises an, welches von den Tiefen ab- zusondern mir rathsam erscheint. Kapitän Koldewey fand auf einer schwimmenden Eisscholle eine erdige Ablagerung, deren Probe als grünlicher Schlamm erschien. Die von mir davon gemachte Analyse ergab in 10 Präparaten 11 or- ganische Formen und zwar 10 Polygasternarten, darunter 4 entschie- dene Meeresformen und 1 Spongolith. Die mikroskopische Prüfung der Substanz zeigte einen feinen Mulm mit vereinzelt eingestreuten organischen Elementen, deren Mehrzahl aus Coscinodiscus minor in oft sehr kleinen Exemplaren und Spongolithis acicnlaris bestand. Mit Salzsäure berührt erfolgt kein Brausen, durch Glühen wird die dunkle 15. Das unsichtbare Leben etc. 453 Farbe hell gelbroth. Vielleicht Giiaiio grosser Vögel, die büsswasser- und Seewassergewürm gefressen haben, wofür auch die grünliche, beim Glühen zerstörbare Farbe spricht. Zu den terrestrischen Obertlächenverhältnissen scheint noch eine Reihe von Formen zu gehören, welche bei der Sabine-Insel aus der geringen Meerestiefe von 18 Fuss mit Schlammgrund gehoben wurden, und die in den Tiefgrundverhältnissen unter Nr. 24 und 25 speciell verzeichnet worden sind. Diese Tiefgrundproben sind aber über- wiegend mit organischen Elementen erfüllt, Avelche den Süsswasser- bildungen näher stehen als den Meeresbildungen, und es fehlen der- selben Probe die Polythalamien gänzlich, oder sind doch nur sehr schwach vertreten. So Avürden denn die dort als Grundformen an- gezeigten Gestaltungen des Süsswassers zu den Obertlächenbildungen der Sabine-Insel gehören. Es folgt nun: Tabellarische Uebersicht der sämmtlichen beobachteten Formen der Nordpolzone. Die Gliederung dieser Uebersicht zerfällt in die terrestrischen und oceanischen Lebenselemente. Die oceanischen Tiefgründe der ersten Expedition sind bereits in den Monatsberichten der Berliner Akademie, 18(39, ausführlich verzeichnet und werden hier aus ihren 21 Oertlichkeiten in nur einer Columne mit aufgeführt. Die 17 Oert- lichkeiten der zweiten Expedition sind nach den wachsenden Tiefen geordnet, um erkennen zu lassen, wie Aveit ein terrestrischer Einfluss oder ein besonderes Obertiächenverhältniss des Oceans sich auf die Tiefen geltend macht. Einige auffällige charakteristische Verhältnisse treten in Folgen- dem hervor: Die Difßnyta Baileyi ß polaris, welche Bailey aus 16000 Fuss bei Kamtschatka zuerst fand und die in der Davisstrasse in 6CO0, 9240, 10998 und 12540 Fuss Tiefe 1861 (Monatsbericht der Akade- mie, S. 280) von mir verzeichnet wurde, ist auch hier nur in der grössten Tiefe von^ 7914 und 7800 Fuss vorgekommen. Nirgends in allen Oertlichkeiten ist ein Vorherrschen polythalamischer Gestaltun- gen, wie es im Kreidegebirge vorliegt, zum Vorschein gekommen, ob- schon hier und da zahlreiche Polythalamien nicht nur an Arten, son- dern auch an Individuen bemerkbar geworden sind. Das Aufl)rausen des Grundschlammes ])eim Zutritt von Säure ist offenbar überall durch solche eingestreute Polythalamien bedingt, während niemals zahlreiche kubische oder rhoml)ische K;i1kkrvstalle gesehen wurden. 454 If- /oologic. Ferner sind aus ullen Tiefen und (Jertlichkeiten Spont;olitlie zum ^'ü^schein gekommen, wiilirend die tcrrestrisclien Lithostylidien und ähnliche Phytolitharien als Grastlieile meist ganz fehlen. Einige l)e- sondere Spongolithe deuten auf in den Tiefen lobende, aber bisher nur in Fragmenten erkennbare Sclnvammbildungen hin. Solehe Schwammbildungen können auch nicht von der örtlichen Ubertiäche des Meeres zur Tiefe gelangt sein, wohl aber mögen sie in geringern Meerestiefen sich massenhafter entwickeln. Die als Sp07?golifh's un- ciudia und Spongolifliis Ififcracf/'s verzeichneten Formen sind von Schneider in sehr ähnlicher Gestaltung, aber ohne Mittelkanal bei Norwegen aus einer oceanischen Gl)erriächenform der Müller'schen Kadiolarien (Vlnjscniaiiittn) entwickelt worden, und einige der als (ieolithien verzeichneten Gestaltungen mögen ebenfalls den zusammen- gesetzten Polycystinen angehören, welche man als Hadiolarien neuer- lich bezeichnet hat. Was die terrestrische Abtheilung anlangt, so wird sie aus den Formen der Oberflächen von Spitzbergen, dem grönländischen Fest- lande und seinen Inseln gebildet. Sowohl Festlanderden als Schlamm der Süsswasserbäche und der sich auf hohen Gletschern sammelnde Staub bilden die zugänglich gewordenen Oberflächen dieser nordi- schen Festländer, an Avelche sich eine einzige Probe von Erden der Oberfläche des oceanischen p]ises anschliesst, die aber wegen über- wiegender Meerescharaktere in der oceanischen Tabelle verzeichnet ist. Die gewonnene Gesammtsumme der terrestrischen Formen be- trägt 75 Arten. Terrestrische und oceanische Formen zusammen sind hiermit 244 anschaulich geworden, indem in beiden \'erzeichnissen nur fünf Formen gleichnamig sind. Neue Arten sind im Ganzen in beiden Verzeichnissen 55 benannt, darunter oo Polygastern, 2 Polycystinen, 14 Polythalamien, 2 Spon- golithe, 1 Geolithium, o Zoolitharien, deren Diagnosen mit andern zusammengefasst in dem jMonatsbericht der Berliner Akademie, 1872, gegeben worden sind. In der folgenden Tabelle bezeichnen die '■' das örtliche \ orkom- men der einzelnen Formen. 15. Das uusichtbiirt' Leben etc. 455 Verzeichniss der oceanischen Polarformen aller Tiefgründe und einer Piisscliolle. Bezeichnung der Probe. -H Oi 92 o X) 5 91 1^ 4 ■CM 42 CO 8 •70 17 1^ "^ oo o o o T— ( 5733 o 15 1^ 1 14 CO 30 -O CD 52 23 CM CO 30 OD 55 QO T-H 24 1^ ci: 25 a o ■3 Ol c. !< w o— > > o^ S a a gen ea 90 Laufende Xunnner. l 2 T 4 5 G 7 ~8 9 l()|ll|l2 13 "li 15 1b T? IH 19 Poly^asterii 82. Actiiiopfi/chus senarins .... 1 — ^: — — — — — — Amphora aiignsta 1 1 — — — — . — * :): » libi/ca 1 1 — — — — — — — — — — — * * :■: — Biblarinm Lamina 1 — — — — — — — — * C am pylodis CK s polaris n. sp. — — — — — — — — — — — — — :'fi — — » radiosus — — — — — — — — — — — — — * — » Sahiiiii n. sp — — — — — — — — — — — , * — Voccoitas finnica — — — — — — — ■M * '> granlandica n. sp. . -— — — — — — — — — — — — — * — — » hyperborea — — — — — — — — — * * » lineata — — :;: — — _ _ _ _ * >' Scutellum — — — — — — — — — — ■■!■• * » striata — — — — — — — — — i: * Cocconcina cornutinn — — — — — — — — — — — — — ■H — » ci/mbiforme — — — — — — — — * — * . — » gracilc — — — — — — — — — — — — — — » Leptoceros — — — — — — — — — — — — — Coscinodiscus centralis .... — — :;: — — — » ecceiitricus :t: — ■•i: — — — — — — — — — )> heterostiffma n. sp. . — — — — — — — — — — — — — — * — — — » isojjortis * — — * — — — — — — — — — — — — — — 1) limbatus — — — — — — — — — — — — — — — — * — » lineatus — — — — — ~ — — — — — — — — — — )> marginatas ..... :;: — — — — — — — — — — — — — — — — — )) minor :i: — * — — — — — — — — — — ii: — — — * » radiatus — — — — — — — — — — — — — — . — » radiolatus — — — — — — — — :=: — — — — — — » suhtilis ==: * — H: — :!■• — — — * — — — — — — — * * ? CraspedodiscHS ? Discopl n. sp. (cfr. HyaJodisc ea us) * :!: * * * H: Dictyoclia borealis n. sp. . . [ — — — — — — — — — — — — 1 — * — Difßiigia Baileyi [3 ijola ris * * ~l — — — — — — ~l — 1 ~l — — — ~1 1 — 456 II. Zoologie. Bezeicluiuiig der Probe. 92 b 30 5 TM 91 4 ^3 L-Tt 42 8 I— ( X) 1 57 33 o 15 14 30 52 3o 29 30 X) 55 24 30 25 o p. S J^ 2 90 Laufende Nummer. UiploHcis Apis 1 * 2 * 3 4 * * 5 * 6 7 r 8 9 * 10 * 11 12 * 13 * r 14 * 15 * * * 16 * * * * * * * * * * 17 * * * * * * _ * * * 18 * * * * * * * 1 19 » didyma » Untovwn — » (jlücittlis » menolia ii. sp Discoplea hecia ii. sp » paradoxa u. sp )) punctata Eunotia ampldoxys „ ? Fragilarid x^elagica n. sp. » acuta — » pinnata )) Ehabdosoma ? Gallionclla distana » granulata » nummuloides » sulcata Grammotophora ? .... Insilella'^ tenuis n. sp )) verticiUuta ii. sp. . . . ^acicula ohtusa * » Sigiiia » ■? üdontodiscus cccentricus. . . Finiudaria fcqualis » ampliyoxin — » aspsva ... » aspßvula . » glacialis u. sp — » Duici Icuta )) pieregrina )> pjoTvecta — ♦ ? * Stauroptera asper a » neptunia n. sp 15. Das luisiclitbare Leben etc. 457 Bezciclinung der Trübe. 9-2 5 o 91 4 .— ( in 42 T-H 8 17 57 33 ir: 15 14 52 29 3U x" 55 X 24 X 25 •5 g ö - .3 0 C ü c SM c3 ||l 90 liaiifeiulo Nummer. StejihaiiodiscKS Uneatioi . . . Striatella arctica ii. sp. . . . Surircllu fastaosa ? ? Syndoidrium tubifcnim 11. sp 1 1 1 1 r * 2 ;i 4 5 (3 7 8 9 lU 11 12 1:5 IC I" 14 15 16 * 17 18 * * * 19 * Synedra spectabiUs )) UIhci . . — — 1 1 1 „ ? Trachelomottas asper a Triceratium ohtusum " "FF ' 1 1 _l_ 1 1 1 .1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 — Summa: 12 7 1 U] 1 2 0 0 9 6 1 1 2 1 10 28 2(1 21 10 Polye^stinen 6. Eucyrtidium lineatmii * » nutans n. sp — HaUomma radiatioii . . ? iirsiiutm 11. sp. '} ? Petcäospyris V Summa: Poljthalaiiiien 37. Aristerospira adspersaw. sp, » horealis n. sp » corticosa n. sp. ... » cucullaris 11. sp » Discus I I - * - * 3 - 12 Calcarina pnradoxa n. sp. . Dexiopora horealis n. sp. . Glohigerina Greta; Megafhyra dilatata >' Plaiinlaria Miliola Ovum Nodosaria Bahcnarmn n. sp Nonionina crystallina » germanica 45^ II. Zoologie. Bezeicliming der Trobe. 02 CM o 91 1 42 s 17 oc 57 33 T o lö 14 r)2 29 30 65 5d 24 X) 25 o '■f i< O —1 ^ — o C o B Ist ■x'S 90 Laufende Nummer. Noiiiotüua InjaUiia " Koldewcyi = Dcxio- fpira borcaJis IHll;) » ? 1 2 * 3 t. 7 4 * * 5 G 7 8 lU 11 12 13 14 15 1(3 17 18 * 19 PhinttJi)ia profifiidd n. sj). . " V „ V (^i(iiiqiicJo€ii?iii<( vhloiujii . . . Üotalia aspera » fjlohllhlSH — » >jvun}Jü)tilic(i n. sp. . » Hegcmaiini u. sp. . . )) Ibex » ]\[icrotiü 11. sp " quatcrndvia . " riidifi )i sciKiria .r . . . „ ? " j'"' S(i'oj'Jt()coiiiif< ((rcticiiü n. sp. " /n/pcibuyai.'< n. sp.. . „ 7 TcxtiUiria I'olytliiihimieu-Fragmcut . . . Summa: •) s !) 1-2 — 2 — — ~ 2 I — - - — - - 15 — Pliylülitliarien o." Amphidiaciifi Anceps " hipilcatus i> clavatiis )> vcrticülatus Liilioi^tiiUdium Cdepf » [i nijtcxa » (ni)plii()xija )) (tnihJi/of/ovf/i/Ia — — — — — — — — — — _ — — — — * — — _ — — — •i: ■J- * * ••h * S: ■■;•■ — — * ♦ * .,. — * — — — — — * — — — _ ~ — — — — — — — ~ ~ '" l IT). Das luisiclitbarc Leben etc. 459 Bezeiolimiiia' der Pnibe [)2 5 I I 71 'M 91 4 -42 8 757,83,15 14 I I 52 2ü 30 55 I I I QC' -iJ 24 25 ö oj ':l^ ■rt cOT 3 " äo w ~ a ■"■ M CdJcarafd ') cunaliciildris . . . >i Caput ncrpcittis >> cenocepliala . . . . " Claviis » ß b » Crnx .^ •> doitata? » Fuütis » Gigas » Heteractis ... '> mcsogonfjyla . . » MicrocTciti ... . )' cff. Monilc .... » .M('/i> ' . . . ') iiüdulosa » ohtasa ') Fiflsabiihoii y . » septata Y » Triceros 'I Kitciimtu Litliosphicra r/Jobona . . 12 3 4 5 (} 7 8 9 10 Suimiia Geolitliieii 3. ÄctiiioJitliia Triactis ii. sp, DictjjoJithis megaporo . .. » miciopora Zoolitliarieu ö. Coniodendron Amphidiscus Coniodictyum tuhulosuni . . . » microporum Conianterias Triceros Coiuorrltaphis calcaratd . . Pflauzeiitheile 1. Ein weiclier rflaiizentheil . , 12 k; 14 15 IGjli (jesamnitsiimme 169 (3|ll|3 15|4 3|3|3 2 7 I 9 | 4 | 3 | 2 | 1 | 3 | 2 i I 1 I I I I "i M I i I I I I I I I 26 14 43 5 7 3 3 4 I I I I i i I t I I 19 19 1 15 n 5 5 3 11 26 29 65 11 460 II. Zoologie. II. Verzeichniss aller terrestrischen Polarformen der LandoberHäclien und der Süsswässer. Clave- riug- lusel. Bezeichnung der Probe. Polygastern 68. Achnanthes ArceUa borcalis n. sp. ... » Disphiera » giiatimaUnsis » hyalina » laticeps n. sp » Pyriim » Textile n. sp Climacidimn Monodon . . . » Zi/godoii Bifflugia arctica n. s^). . . » areoluta » apiculosa n. sp. . . .» cellulifera n. sp. . . » decora n. sp » granlimdica u. sp. » Microatoma n. sp. . » rectangiiJaris ß . . . II Shannoniana n. sp. » subacuta n. sp. . . . Eiinotia amphioiys I) Monodon » jjreerupta » Zygodoii Fragildria hiceps » striata » turgens GnUioneUa JlriiKüitidiviit, iJiodoii'i . . . » PapiUo Kolpoda cucullus Slian- nou- Bach. 48 Westend- spitze .'000' ho oll. 50/51 Jackson- Insel 59/(30 Glet- scher 1200' hoch. 85 Erste Expedi- 15. Das unsichtbare Leben etc. 461 Bezeichnung der Probe. Clave- ring- Insel. 22 Shan- non- Bach. 4« Westend- spitze 2000' hoch. 50/51 Jacksoil- Insel 7Ü0' hoch 5i)/GU Glet- scher 1200' hoch. 85 Erste Kxpedi tion. Monas Oxytricha liellionella Navicula amhigua » Amphisplupua » affinis » Bacillum )' diceplmla » fiilva » pbtusa . » PlataJea » Semen » Silicula Pinnularia ccqualis » affinis » horealis » ß » complavata n. sp » decurrens » incsqnaUs » hyjjerhorea n. sp » lanceolata » viridula ,) ? Stanroneis linearis » nndosa n. sp Stauroptera Achnanthes » capntata » Microstauron » nicoharica » parva Stylonichia pustulata? TracJielomonas Jcevis » punctata n. sp Tricliodina tentaculata Vorticella microstoma Summa: 43 12 13 462 II. Zoologie. Bozcicliming der Probe. Clave- ring- Insel. 22 Shan- non- Bach. 4S Westend- spitze 2000' hoch. 50/.'') l Jackson- Insel 700' hoch. 59 /OO Glet- scher Erste 1-*'' Expedi- hoch. lion. S5 Ncinatoidt'ii 2. AiiffuiUulu JoiigicaHilif — — — — • )> hrevicaudis rt Hotatoi'ia 2. ('(ilJidhiii ülpiiiiH . .... Ei eines Räderthieres * Ein Acaroid Pliythülitai'ien 2. Litfiot. Hotah'a Jlic.r, 2. Exp., cfr. Microgeologie, Taf. XXV IIB, Fig. 5, aus 3414' Tiefe. 464 n. Zoologie. Fig. 4. Nonionina crystallina n. sp. , 2. Exp., aus 7542' Tiefe. .> .5. Kotalia viicrotis n. sp., 2. Exp., aus 3414' Tiefe. )> 6. Nonionina Koldeireyi n. sp., 1. P^xp. = Bexiospira horeolis n. 'a\)., 18G9, aus 198 und 168' Tiefe. » 7. Megathyra dilatata? 1. Exp., aus 510' Tiefe. » 8 und Ö. Aristerospira Discus ^^ 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » :/0 und //. » cucuUaris n. sp. , 2. Exp., aus 7542' Tiefe. )) 12. StrojjJioconus hyperhoreus n. sp., 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » IS. » arcticus n. sp., 2. Exp., aus 540' Tiefe. » H. Aristerospira corticosa n. sp. , 1. Exp., aus 198' Tiefe. » l'j. liotalia grcenlandica n. sp., 1. Exp., aus 450' Tiefe. » iG. Megathyra Planularia, 2. Exp., aus 540' Tiefe. » /7 und IS. Planiilina profuiida n. sp., 2. Exp., aus 7800' Tiefe. » 19. Nodosaria hahoianim n. sp., 1. Exp., aus 108' Tiefe. Von diesen 11>, zu IG Arten geliürentlen rolytlialamien sind 12 als neue, nur der Polarzone bisjetzt zugehörige Arten benannt. Aus über 1000 Fuss Tiefe sind folgende acht Formen: Botalia Hegemarini, Botalia Ihex., Nonionina crystulUna., Botalia microtis, Aristerospira Discus, Aristerosj)ira cucuUaris., Strophoconus hypcrhorcus und Pla- nulina profunda. Mit gelbliclien thierisclien Weichtheilen erfüllte Formen sind Aristerospira horealis, Nonionina Koldeueyi , Aristero- spira corticosa aus 1(38 — 510 Fuss Tiefe. Tafel II. Fig. 1. Dipton'cis mesolia n. sp., 2. Exp., aus 4G8' Tiefe. )' 2. » Entomon, 2. Exp., aus 540 und 18' Tiefe. » -">. » Apjis., 2. Exp., aus 18' Tiefe. » 4 — 6. Himantidinm Papih'o , 2. Exp. , vom Shannon-Bach der Shannon-Insel. » 7 — S. Eimotia jjrarupta, 2. Exp., vom Shannon-Bach. » 9. Fiinotia umphioxys ., 2. Exp., vom Gletsclier aus I2(t0' Höhe und vom Gletscherbach der Clavering-Insel. » 10. Climacidium Zygodon n. sp., 2. Exp., vom Shannon-Bach. » //. » Monodon, 2. Exp., vom Shannon-Bach. » 12 — 13. Striatella arctica n. sp., 2. Exp. , aus 18' Tiefe von der Sabine-Insel. » 14. Ampiwra libyca^ 2. Exp., aus 78 und 18' Tiefe. » 15. » angusta, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. )> 16. Coscinodiscus subtilis, 2. Exp., aus 7914, 7800, 3414, 1344 und 540' Tiefe. » 17. » radiatits, 2. Exp., aus 7914, 7800 und 34l4' Tiefe. » 18. )) eccentriciis , 2. Exp., aus 7914 und 3414' Tiefe. )) 19. » Uneatus, 2. Exp., aus 7914 und 7800' Tiefe. » 21) und 23. Coscinodiscus minor., 2. Exp., aus 7914, 7800 und 3414' Tiefe. » 21. Coscinodiscus margiiiatus, 2. J^xp. , aus 7914' Tiefe. » 22. » heterostigma n. sp. , 2. Exp., aus 18' Tiefe. ^ Zuerst 1861 in der Davis-Strasse aus 9240' Tiefe beobachtet (vgl. Monatsber. der Berliner Akademie, 1861, p. 302). 15. Das unsichtbare Leben etc. 465 Fi(j. 24. Coscinodiscus centralis, 2. Exp., aus 341-i' Tiefe; cfr. Microgeologie, Taf. XVIII, Fig. 31). )) 25. Stephanodiscus lineatus, 2. Exp., aus 7914 und 3414' Tiefe. )) 26. Odontodiscus eccoitricKS , Fragm. , 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » 27. Actinoptiicluis senariits, 2. Exp., aus 3414' Tiefe; cfr. Microgeologie, Taf. XXII, Fig. 17. » 28. Craspedodiscus? Discoplca u. sp., 2. Exp. , aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. )) 29. Gallionella sulcata, 2. Exp., aus 7914 und 3414' Tiefe. » 30. Stauroneis linearis, 2. Exp., vom Shannou-Bach. » 31. » itndosa n. sp. , 2. Exp., vom Gletscher aus 1200' Höhe. » 32. Navicnla Silictda, 2. Exp., vom Shannon -Bach uud vom Gletscher 1200' hoch. » 33. Navicnla Ämphisbcoia, 2. Exp., vom Shannon-Bach. » 34. ^) ambigua, 2. Exp., vom Shannon-Bach und aus 2000' Höhe. » 35. » Semen , 2. Exp. , vom Shannon-Bach. » 36. » affinis, 2. Exp., vom Gletscher 1200' hoch. » 37. » Flatalea juv., 2. Exp., vom Gletscher 1200' hoch. 1) 38. » Bacillmn, 2. Exp., vom Shannon-Bach. » 39. » Sigma , 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. » 40. Stauropitera parva, 2. Exp., Shannon-Bach. » 41. >i Achnanthes , 2. Exp., Gletscher 1200' hoch. » 42 und 43. Stauroptera capitata, 2. Exp., Shannon -Bach und Gletscher 1200' hoch. » 44. Stauroptera microstauron , 2. Exp. , Shannon-Bach. » 45. )) nej)tunia u. sp. , 2. Exp., aus 540' Tiefe. )) 46. » nicoharica? 2. Exp., Gletscherbach auf der Clavcriug-Insel. » 47. Cocconenia gracile, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. » 46'. j) Leptoceros, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. » 49. » cornutum, 2. Exp.,. aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. )) 50 und 5f. Cocconema cymhiforme, 2. Exp., auf 540 und 18' Tiefe, Sabine- Insel. » 52. Pinmdaria borealis, 2. Exp., Shannon -Bach und Gletscherbach der Clavering-Insel. » 53. » borealis ß, 2. Exp., Shannon-Bach. » 54. )) complanata n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. » 55. » (equalis, 2. Exp. , aus 18' Tiefe, Sabine-Insel und Shannon-Bach. » 56. » inccqualis, 2. Exp., Shannon-Bach. » 57. » glacialis n. sp., 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. .. 58. ). asper a, 2. Exp., aus 570, 468, 324 uud 18' Tiefe. » 59. )) lanceolata, 2. Exp., aus 18' Tiefe und vom Shannon-Bach. » 60. » viridtda-F ra.gment, 2. Exp., von einer Scholle und von der Cla- vering-Insel. » 61. Pinnularia hgperborea n. sp., 2. Exp., Jackson-Insel 700' hoch. » 62. » ampMoxys, 2. Exp., 18' Tiefe, Sabine-Iusel. » 63. » macilenta, 2. Exp., 18' Tiefe, Sabine-Insel. » 64. Insüella'^ verticillata n. sp., 2. Exp., von einer Scholle. » 65. » tenuis n. sp. , 2. Exp., aus 7800' Tiefe. » 66. Syndendrium tubifernm n. sp. , 2. Exp., von einer Scholle. Zweite Deutsche Noidpolfahrt. il. 30 466 ' II. Zoologie. Diese Tafel und ein Theil der Tafel III iimfasst die grosse Masse der Bacillarieen von den terrestrischen Oberflächen und aus den oceani- sclien Tiefgründen ungetrennt. Tafel III. 1. CocconUs grootlavdica ii. sp. , 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 2. » hyperhorea, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. S. » striata, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 4. » Scutelhim, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 5. CamxoylodiscKS polaris n. sp., 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 6. » Sahinii n. sp., 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 7. » radiostis, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. 8. » radiostis-Fragment , 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Iusel. 9. Synedra spectahilis, 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sab. -Ins., mit grünem Inhalt. iO und 11. Fragilaria pelagica n. sp., 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Iusel. 12. Fragilaria acuta, 2. Exp., von einer Eisscholle. 13. » hiceps, 2. Exp., vom Shannon-Bach. 14r. Bihlarium Lamina, Fragment, 2. Exp., von einer Eisscholle. 15. Traclielomonas Icevis , 2. Exp. , Shannon-Bach. 16. » punctata n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 17. Difflugia apiciilosa n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 18. » Sliannoniana n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 19. » subacuta n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 20. » rectangularis [3, 2. Exp., Shannon-Bach. 21. » microstonia, n. sp. , 2. Exp., Shannon-Bach. 22. » grcenlandica n. sp. , 2. Exp., Shannon-Bach. 25. » areolata, 2. Exp., Shannon-Bach. 24. » cellulifera n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 25. » Baileyi ß polaris, Fragment, 2. Exp., aus 7914' Tiefe. 26. )) Baileyi ß polaris, 2. Exp., aus 7800' Tiefe. 27. » decora n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 2S. » arctica n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 29. Aredia borealis n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 50. » laticeps n. sp., 2. Exp., Shannon-Bach. 31. » Textrix n. sp. , 2. Exp. , Shannon-Bach. 32. » hyalina, 2. Exp., Shannon-Bach. 55. » Disphcera? 2. Exp., Shannon-Bach. 54. » Pyrum, 2. Exp., Shannon-Bach. 55. » guatimaleitsis, 2. Exp., Shannon-Bach. Tafel lY, Polycystinen. J^i^. i. Eucyrtidium imtans n. sp., 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » 2 und 5. Eucyrtidium lineatum, 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » 4. Petalospyris?-¥ragm.ent, 2. Exp., aus 7914' Tiefe. » 5. Haliomma? ursinum n. sp., 1. Exp., aus 312' Tiefe. 15. Das unsichtbare Leben etc. 4(37 Phytolitharien. Fi(j. 6. Am^hidiscus verticillatus , 2. Exp., aus 1512' Tiefe. » 7. » hipileatus, 2. Exp., aus 3414' Tiefe. » 8. » anceps , 1. Exp., aus 1020' Tiefe. » 9. Spongolithis %mcinata, 1. Exp., aus 1500' Tiefe. » iO. » Heter actis, 2. Exp., aus 3414' Tiefe. )> 1i. )> Piilsahnlum ß, 1. Exp., aus 570' Tiefe. » J2. >. Pulsabtihim , 2. Exp., aus 540' Tiefe. )> 13. - Fustis, 2. Exp., aus 540' Tiefe. » M. SoUnoplca acicidaris. 2. Exp., aus 7914' Tiefe. )) 15. Spongolithis ohtusa, 2. Exp., aus 540' Tiefe. » 16. » dentata, 2. Exp., aus 7800' Tiefe. ' » 17. » Cajnit serpentis, 2. Exp., aus 7800' Tiefe. » 18. » ccnocephcüa , 2. Exp., aus 8414' Tiefe. » 19. » Clavus, 1. Exp., aus 1020' Tiefe. » 20. >' septata? 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. » 21. y- bifrons n. sp., 1. Exp., aus 270' Tiefe. » 22 und 23. Spoiigolithis aspera , 2. Exp., aus 3414 und 540' Tiefe. Geolithien. Fig. 24. Actinolithis Triactis n. sp., 2. Exp., aus 18' Tiefe, Sabine-Insel. Zoolitharien. Fig. 25 und 26. Comodendron Amphidiscus n. sp. , 1. Exp., aus 270' Tiefe. '.# BOTANIK, D.Pilze. Taf. § © 6 /.Plfosj)ora hypevborea.?^. I'Larclicu.oJ'Ljt(uuütrichUL.tn.BTyadi& S. SpTixxenu^ niualis. ß.SjjL. urciiccL.7. J. Ce = j'aiostorna. foliieoliun.8. Cytsipora. ctipUatn.9. Phonta Drahae . 10. Rhiiomorpha iu>cliv(jull.Xyloqrap}iti arclica. HAJirockhjxus' G^o^r'>xrUJt.-An6tjOLU; l,etp2ig . Z0OLO(7lE.2.Säiiget}iier<> und Fisch.' Taf.l. h > I ■ ::^ Wyy. ^ ^-.'= ^■^w J'» f -•"yK i^^. -1^ j' i^a V ^ /'•' »; pi' i' j" ^.> y^ />a ^ 7>s •*' a-^ /. 2. Odobaeitus RosmcLTUs L. .ILiparis (ftlaXiiwsius Pallas. J.D.Li. Wagner, n .,1. Not. Uth. TA Brockhau.'! 6togn- artzM . Anslalt.Zeipzig. ZOOLOGIE. 2. Sängethiere und Fisrlic Taf 2. ■ IV-L.y'ai/riii: rL.d Nnt IM. L ep US qlcccialis L e ack . I. A. Btvekhaiiß' äeoitr -(u-Ust. ^natalt, Letpx, ZOOMIGIK, 7. Mollusken Taf.I. f-3. PlmroJoyna-pyramidaE?. 4-.'). Cylii-liininiliru-Irnrrii , 1t)-20. Leipocrrn iivifem 21-2i.Prohäa media. ^ll 7\ / e '^H^fiAy^Y^ ^JoA^cJ^U - ^, 7ctxU^y»^alt -^cxc^aJ^ _ ^^ ^o/tcLfL-ttA C£^ #.2. AhZ^rpCt^^^ hi^<^. : 3. /j trj^trf^ 4ra^^Y-&U , H ^ 6,...,^^«^ e,tc.l/^^^AÄ^ 9-1.^. AyvU^J^akjr^^jpCuj Ä. %. r. öf«6.: C-^^XJ)^ ^Q— cr-yi— C i_^ ■-^y' # lü. . 0J\- AA'kJf^ ß,vi^jz.^^^iJjrjvö % ^/. yj. 4^ytw^.yj^..cl4^UlC^ S-^ cA^l a4^^t£i _ S.^V(n^^-^<-^'^ 0<-^Qyi^.^^t^^ ^ CjO-JX-J-C^ CL^l^ ,-r-iii i/nce/jis. /O.Jidl.rn von J-1 intt'TTntr/iii l!J2.IIala7i zwi E.fahrieans. M'A.JirockJuws' &afgr.-arttst. djm^ialt, Leipzig. / A risie/vspira hoTeiilis. Rofalia llfijemarua 7,001. Or.lE ir).I'(.lvilinl;iiiüouT;ü\ Xiiiiiini/iir/ ,'r//s/i///i/m. '\ 3 Nonioninu KoltUmfijl . -^ liotolia TiKi-rohx. 7 Meyathzjra dilatata . 8 -^-^ u ÄTtsterospira Digcus . -'^ // kl Aristerosyiru i-ii i'llUiWÜ- Eütalia gTÖntandica. ^ S MS ÄTisterospira. 'oorticosa. /*: ^\\ /^ (- 16 Megatltyra Tlamitaria V^i- 17 18 JPlaiudiiia profwida ' -^. ///// 12 Sirophocotius lujpi'rhoTeiui. [CQp ^^ Stroplwconus \^y '\ arctifus. '^' f^*% Noiioxariii -. _ luilnetuif. (1.:rn hhr.-nh.- 1*' k.Brpekhnu/ Ofoirr— avHst. An^*<^lf l'- ZOOI-OGIK, lii.HiU-illai-iMiTnr. 1-3. Bipioneis. i -ß.Himimti'diimi . 12-13. StriateUa . U- l5.Amphora . 26. Odontodisciis. 27.ActinflptyeTms. 30-31 StmiTOTieis. 32-39. Navicid-a . 52- Ö3. Pifuilaria . 64 - 65. InsiMlA . 7-3.Eunoh'a. 10-11. Climacidium . /o'-24.l\wcintuht!Cics. 25.Stephano{1iseits 28. CraspeJudiscus. 2,1. ffaUiojiMi . iO-i6. Staitroptiva. 47-51. Cocvonenui. 66. Syndendriimi . Ciara Ehrenberg gei. r E.Weber gect. FA Brockhaun' Oeogr artist. An.itult. Leipii,]. ZiUllAliai-Ur). i\%H-astoru 'nü'.lU. Bacillm'iecn. Criiiihtnunidiliiwit . Ü . \rcflliiifi) . 4 W U iö 16 29. m 35 3i I :i w w '^W^^ '--A AA .4 ^ i, l ■\.] 19 18 20 28 - . V ■-. / 1.J 25 24: Vergrösscrung 300 mal im Durch, Maasstab in |==— i rarjs.Ljn.ten . \ i_l — i — j — i — — i L- vk ^i'ttVBo%^^Ui8 ^^0 1f3she'l3ohe ^i» "let Vgo^fts^tm -^ff? *i»'lu f/»e iffa '/» ( Const.Äherraüon, A Normal Maa^o'- 7-4 ihccorwü: oS ainipy7odii'cu.