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LIBRARY
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Museum of Comparative Zoology
mi,m öf Cö^parative ^oology Harvard University
)eposited in the Library of the IVTaseura of Comparative Zoölogy. XJnder a vote of the Library Council ]Sd:ay 27, 19 Ol
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Dr. BREMSER,
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LEBENDE WÜRMER
LEBENDEN MENSCHEN.
Ein Buch für ausübende Aerzte.
Mit nach der Natur gezciclmeten Abbildungen auf vier Tafeln.
Nebst einem Anhange
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^ Wien, I8I9. s Bei Carl Schaumburg et Comp.
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HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA
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SEINEM VIELJÄHRIGEN BEWyiURTEN FREUNDE
HERRN
D^ GOTTFRIED UBALD FECHNER,
TOHMAHLS DlRECTOn DES KAIS. KÖN. XHIER - AKZEINEI-ISSTITÜTS , DER MEDlCmiSCHEN FACl^LTÄT , DER
KAIS. KÖN. LANDYFIRTHSCHAFTS - GESELLSCHAFT IN TVIEIN |' CSD DER KÖS. VETERINÄR - GESELLSCHAFT IIV
COPEMHAGES OKDEKTLICHEM MITGLIEDE , DER PHYSISCH - MEDICIMISCHEN GESELLSCHAFT US LÜTTICH
CORHESPONDENTEIf ,
WIDMET
DIESES BUCH
der Verfasser.'
All die geneigten Leser.
XLs ist eine alte löbliche Silte , dafs der Vater eines neuen Bnclis — wofern er nähmlicli über einen wissenschaftlichen Gegenstand schreibt — in mehr oder weniger Zeilen, welche man Vorrede nennt, sein Unternehmen rechtfertiget, -imd die Gründe auseinoder setzt, welche ihn zu diesem Buchmachen bewogen haben. — Manchem mag wohl solche Rechtfertigung schwer werden, zumahl wenn er bekennen mufs , dafs die W^elt schon eine ungeheure Menge von Schrif- ten über den von ihm abgehandelten Gegenstand besitzt, und er das Verdienstliche seiner Arbeit und die Eigenthiimlichkeit seines Wlerks blofs in der verschiedenen Länge und Breite, Höhe und Tiefe, worin er von serien Vorgängern etwa ab- weicht , darthun kann. — Glücklicherweise habe ich mich mit solchen Abmes- sungen nicht zu befassen , wie aus der nachstehenden Musterung der meinem Buche verwandten Schriften hervorgehen soll» Denn man wird es nicht unbillig finden, wenn ich alle jene Schriften der Aerzte , worin der Eingeweidewürmer gleichsam nur im Vorbeigehen gedacht wird, als Nichtverwandte betrachte.
Als verwandt sehe ich jedoch an, die vor hundert Jahren geschriebenen Bü- cher eines An drj und li e Gl e rc u«d das, fünfzig Jahre später erschienene Buch von van Doevern. Alle drei handelten von den menschlichen Eingeweide- würmern, sowohl in naturhistorischer , als auch in medicinisch praktischer ßp- ziehung. Allein als diese Männer schrieben, lag die Helminthologie no<-h in der Wiege, und zwar als unreifes Kind, — Weniger verwandt mit meinem Buche betrachte vch die Preisschriften von Bloch und Goe ze , deren Nahmen wohl je- dem meiner Leser bekannt sind, sie haben sehr wenig mit meinem Buche ge- mein," Sie schrieben nicht sowohl 'für ausübende Aerzte, als für Naturforscher im allgemeinen und tür Helminthologen insbesondere, — Allein, vervVandt oder
IV
fticlilveiwandt, ihre SclirJften sind so wenig mehr, als die früher genannten, im Buchladen zu finden, also für den Bücher kaufenden Arzt gleichsam als nicht exislirend zu betrachten. Ueberdiefs ging auch noch zu ihren Zeiten die Helmin- thologie in Rinderschuhen.
Ein Zeder und ein Rudolph! haben diesem Rinde vollends auf die Beine eeholfen. Aber ihre cli>ssischen Schriften stehen immer nur in entfernter Verwandtschaft mit meinem Buche» Zwar hat Herr Rudolph i, Helinintkolo- corumfacile princeps , — denn selbst die seit Jahrhunderlen gepflegten Zweige der Zoologie haben nichts so Vollständiges aufzuzeigen, als er in seiner Ente zooloo^ie über diesen ganz neu emporgeschossenen geleistet hat — im ersten Bande seines unvergleichlichen Werks einige Capilel ganz besonders, den Aerzten ge\^idmet. Allein auch diese werden nur Wenigen genügen. Es geht dem Buche dasjenige ab, um was es dem ausübenden Ai-z,le, der .lirht gerade^.u auch Naturforscher ist, am meisten zu Ihun ist, nahmlich an Abbildungen der mensch- liehen Eingeweidewürmer, und an einer Norm zu der speciellen Behandlungs- weise jeder einzelnen Wurmart, worauf Herr Rudolphi nach dem von ihm angelegten Plane keine besondere Rücksicht nehmen konnte. — Rurz die Werke der Herren Rudolphi und Zeder lassen sich mit meinem Buche in keine Vero^leicluing stellen; sie sind anderer Natur, habe eine ganz verschiedene
Tendenz.
Die heut zu Tage noch lebenden Bücher also, mit denen das meinige In Vergletchung gezogen werden kann und darf, beschränken sich — mit Ausnahme derer, die mir nicht zu Gesichte gekommen sind, und einiger besonders franzö- sischer Dissertationen, die aber gewöhnlich nicht in den Buchhandel kommen — auf die von Jördens, Brera und Bradley zu Tage geförderten. Denn das kleine Büchlein mit dem grofsen vielversprechenden Titel und nichts sagen- dem Inhalte von Herrn Dr. Albrecht und andere ähnliche Machwerke hieher ziehen zu wollen , würde schwere Beleidigung für diese drei Männer sein, — Indefs kann ich auch diese Männer nicht als solche anerkennen, welche unser Wissen über menschliche Eingeweidewürmer sonderlich gefördert haben. Sie sind oder waren keine praktischen Helminthologen , und obwohl ich gern glau- be, dafs man über Einhorne, Greife, doppellgeschwänate Löwen und zwei- köpfige Adler ein für Wappcnmahler recht nützliches Buch schreiben kann, ohne
je dergleichen in natura gesehen zu haben : so zweifle ich doch sehr, dafs man etwas die Wissenschaft Förderndes über natnrhislorischc Gegenstände vorbringen kann, wenn man nicht selbst mit eigenen Augen gesehen, und, so zu saeen, mit eigenen Händen begrilTen hat. — ^- Uebrigens hat sich Jördens begnügt, blofs Beschreibungen und Abbildungen der menschlichen Eingeweidewürmer zu geben, dabei aber so viele Thiere, die keine Eingeweidewürmer sind, zuffemlscht, dafs der Ununterrichtele nicht leicht klug daraus werden kann. In pathologischei' und therepeulischer Beziehung hat er gor nichts von ihnen gesagt. — Herr Br era hat in seinen Vorlesungen das geleistet , was der Titel verspricht, nähmlich Vor- lesungen über die vornehmsten — nicht alle — Eingeweidewürmer des mensch- lichen Körpers, so wie man solche Vorlesungen in dem Capitel von den Würmern in der speciellen Therapie zu geben pflegt, jedoch viel ausführlicher und umständ- licher als gewöhnlich, mit beständiger Hinweisung auf die darauf Bezug haben- den Schriften — kleine Unrichtigkeiten sollen hier nicht gerügt werden — und es gereicht dem Herrn Verfasser zur grofsen Ehre, dafs dieses kleine Buch in kurzer Zeit eine deutsche und zwei französische Uebersetzungen erlebte. — Hier halle Herr Brera als Schriftsteller über Helminthologie stehen bleiben sollen. Aber es scheint, dafs ihn die über dieses Buch gefällten Urlheile glauben gemacht haben, er sei wirklich ein Helminlholog. Ohne diesen Glauben würde er wohl schwerlich seine dickbeleibten Supplemente geschrieben haben, welche klar und deutlich beurkunden, dafs er es nicht ist. Diese zunächst für den Naturforscher, nicht für den ausübenden Arzt , geschriebenen Supplemente sind nichts anderes, als eine Zusammenhäufung von Unrichtigkeiten, falschen Ansichten u. s, w. ohne irgend ein Interesse für den praktischen Arzt. Aus diesem Gesichfspuncte habe ich diese Supplemente angesehen, und Ich glaube schwerlich, dafs man sie aus einem anderen wird ansehen können. Ich bitte daher auch meine Recensenten, dasjenige, was ich an verschiedenen Stellen meines Buchs darüber gesagt habe, auch nach dieser Ansicht zu beurtheilen, sonst könnte es scheinen, als hätte ich gewollt Herrn Brera Arges anthun , was doch schlechterdings der Fall nicht wohl sein kann , weil ich mit ihm in gar keinem persönlichen Verhältnisse stehe oder je gestanden bin. Uebrigens habe Ich meine Urthelle über sein Buch jedes- tnahl mit den nölhigen Hinweisungen auf dasselbe belegt. — Herr Bradley handelt blofs von den Darmwürmern des Menschen. Neues sagt er gar nichts,
und sein Buch ist selbst von seinenLandsleuten nicht zum besten beurlheilt worden. Die gegebenen Abbildungen sind zum Theile schrecklich verzeichnet, und der in der yten Figur der 3ten Tafel vorgestellte Kopf des Kettenwurms sieht aus, als wie : O Herr 1 er will mich fressen C*).
Zufolge dieser kurzen, jedoch so viel mir bewufst, vollständigen Musterung der mit meinem Buche verwandten und halbverwandten Bücher hätten wir also bisher noch keines, welches den ausübenden Arzt über die bis jetzt in dem Men- schen beobachteten Würmer in gehörige Kenntnifs setzte, und zugleich über die specielle Auslreibungsmethode jeder einzelnen Wurmart, so viel für jetzt darüber gesagt werden kann, sich deutlicher erklärte. — Aus diesem Grunde habe ich mir seit Jahren schon vorgenommen, das gegenwärtige Buch zu schrei- ben, auch wirklich schon seit Jahren daran geschrieben, wie man diefs aus eini- een kleinen Wiederhohlungen bemerken, mir aber auch hoffentlich aus eben dieser Ursache zu gute halten wird.
Es sind nunmehr zwölf Jahre verflossen, als Herr Karl Ritter von Schrei- bers die Dircction der vereinigten k, k» Hof-Naturalien -Cabinette erhielt. Be- reits seit längerer Zeit hatte er sich ganz besonders mit der Helminthologie be- schäftiget. Früher schon mit ihm bekannt, brachte uns ein Zufall, oder bestimm- ter gesagt, meine kleine Abhandlung über die gesetzliche Einführung der Kuh- pockenimpfung und eine von Leberegeln und Blasenwürmern hesessene Schweins- leber näher zusammen. Seitdem, d. i. seit zwölf Jahren bescliäftige Jch mich bei- nahe ausschliefglich mit der Helminthologie. Ob mit Eifer? davon mag die in dem Cabinelle aufgestellte Sammlung zeugen , die wohl ihres Gleichen in der jetzt hekannlen Welt nicht hat. Diese Sammlung zu scliaffen , d.h. die Würmer in den verschiedenen Thiei'en aufzufinden , dazu halfen mir in den ersten Jahren vorzüglich mein Collcga Herr Gustos Joseph Nal ter er und sein gegenwärtig in Brasilien reisender Bruder , Herr Johann Na 1 1 er er , welcher auf seinen vielen Reisen , besonders in Ungarn und an den Küsten des adriatischen und mittelländi- schen Meeres die Sammlung, ganz vorzüglich mit Würmern aus Seefischen, be- reicherte, und noch täglich von Südamerika aus bereichern wird. Allein das Bestimmen, Ordnen, Aufstellen, für die Dauer Bewahren u. s. w. der gcfunde- nen Würmer blieb ganz allein mir über, Dafs ich mir durch das Suchen nach
(♦) Buch Tobici Cap. 6. V. 3. .
VII
Wi'irmcrn — denn 25,000 Thiere wenigstens eigenhändig in dieser Absicht unler- sucht zu haben, darf ich niii!» ohne Uebertreibung rühmen — durch das Ver- gleichen u. s.w. sehr specielle Einsichten über den inneren Haushalt diescrTjiiere nothwendig erwerben mufste , wird wohl Jeder leicht glauben, der mich nicht schlechthin für einen Dunimhopf hiilt. Aber nicht nur konnte ich hiebei meine na- turhislorischen Kenntnisse hcreiiV-pi-n und ei-v-» eitern , oondcrn es wurde mir auch Gelegenheit gegeben, diese meine erworbenen Kenntnisse auf die Behandlung der Krankheiten, welche man gewöhnlich von V\'ürmern herzuleiten pflegt, anzu- wenden. Viele meiner ärztlichen Herrn Collegen , welche wufsten, dafs ich mich ganz besonders mit diesem Gegenstande beschäftigte, schickten mir ihre an Wür- mern, J)esonders an Kettenv\ürmern leidenden Kranben zu. Diese wurden von ihren Würmern befreiet und empfohlen mich bald wieder anderen Leidensgenos- sen. Eine einzige gemeine Frau hat mir deren wenigstens zwanzig zugesandt. Hierdurch bekam ich bald eine Art von Ruf, so dafs die gewöhnliche Anfrage lautet: »Wohnt hier der Doctor , der für die Würmer hilft ?«j Auch kommen all- jährlich 70 bis 00 auch mehr Wurmkranke,* sich bei mir zu beralhcn.
Das Erwähnte mag hinreichend beweisen, dafs icji nicht; zu den Unberufe- nen, über diesen Gegenstand zu schreiben, gehöre. Allein es heifst in der Schrift : »Viele sind berufen , Wenige sind auserwählt,« Ob ich nun auch zu den Letzteren zu rechnen sei, überlasse ich zur Entscheidung den Herren Recen- senten , welchen ich mich hiermit gehorsamst empfohlen haben will. — Dies^ Empfehlung möchte .ich jedoch keineswegs als eine Art von Bestechung angesehen wissen, sondern ich beabsichtige damit blofs , dafs sie dieses Buch nicht so ganz mit Stillschweigen übergehen mögen, als meine im Jahre 180Ö erschienenen me- dicinischen Parömien, von welchen mir nur zwei Itritiken zu Gesichte gekommen sind. Auch würde ich es Jedem schlechten Dank wissen, der mich, ohne sein Ur- theil zu belegen, lobpreisen sollte. Je strenger die Kritik ausfallen wird, desto mehr soll sie mich freuen , weil ich es für ein Zeichen ansehen werde , dafs Re- censent das Buch mit Interesse gelesen hat ; auch darum , weil es doch möglich wäre, dafs Wir, das Buch nähmlich und Ich, eine zweite Auflage erlebten, und ich alsdann alles gegen die vorliegende Erinnerte benutzen könnte. — Eme Anti- kritik ist von mir auf keinen Fall zu befürchten. Deim entweder ist der ausge- sprochene Tadel — und gegen diesen nur pflegt man Antikritiken zu schreiben
vin
gegründet oder er ist nicht gegründet. Wollte ich mich gegen den ersteren
auflehnen, so würde man auf mich anwenden können: »Irren ist menschlich , aber im Irrlhume verharren ist teuflisch.« Würde ich mich aber mit einer Rechtferti- gung gegenLetzleren befassen : so könnte man leicht von mir sagen : »Der Mensch hat leeres Stroh gedroschen.« Und weicher gute Oekonom wird sich wohl sol- cher Sünde Iheilhaftig nmclien ?
In dem Buche sind nur jene Thiere als Eingeweidewürmer des Menschen aufgenommen, welche wirklich im menschlichen Korper gefunden worden sind, imd als daselbst ursprünglich erzeugte von unseren Helmirithologen anerkannt wer- den. Daher es dann kommt, dafs ich nicht halb so viele Würmer aufzuzählen habe , als Herr B r e r a. Erklärbar wird diefs w erden , bei der näheren Be- trachtung der bei jeder Wurmart angeführten Synonymen und bei Durchlesung des Anhangs über Pseudohelminihen.
Auf die von mir gegebenen Beschreibungen lege ich keinen grofsen Werth . Ich fühle selbst, dafs solche zu liefern meine Stärke nicht ist» Für die Piichtig- keit der Abbildungen aber kann ich bürgen. Sie sind durchgehends unter mei- ner speciellen Aufsicht giezeichnel und manche Figur hat in der Zeichnung die dritte vmd vierte Auflage erlebt. Auch sind sie alle nach Originalien gezeichnet, mit Ausnahme jedoch des Fadenwurms auf der vierten Tafel, welcher nach einer von Herrn Rudolphi eingeschickten Zeichnung genommen ist, weil der von Herrn Professor Fenger aus Copenhagen der Sammlung gütigst mitgelheilte zum Abzeichnen nicht geeignet war; ferner die Hamularia lymphatica und das Po- Ij^sioma pij7guicoIa, beide von Herrn Treutier, welche, wie er mir selbst schrieb, nicht mehr vorhanden sind. Bei dem Pallisadenwurm ist nur das Schwanzende Figur 3 Copie. Von allen übrigen Abbildungen kann man täg- lich bei mir die Originalien einsehen und damit vergleichen. — Auf der Titel- vignette jedoch findet man mit Ausnahme desMittelslücks , welchem Originalzeich- iiung ist, nur' Copien, wie diefs aus sebr begreiflichen Ursachen nicht anders sein kann.
Es sind einige hundert Schriftsteller von mir angeführt worden. Nichts desto weniger findet man sehr häufig den Citatenplntz unter dem Texte leer. Die Ti- tel dieser Bücher sind allein alphabetischer Ordnung in einem eigenen Verzeich- nisse dem Buche angehängt; darum, weil mancher öftere nur zwei bis drei Seiten
. IX —
lange Aufsatz fünf bis sechs Mahl cilirt v\ird, und entweder die jedesmahlige Wle- derhohlung des ganzen Titels das Euch unnöthigerweise vergröfsert , oder die ge- wöhnliche Nachweisung a. a. O. dem Leser das N.achschingen sehr mühsam ge- macht haben würde. - — An der in diesem Verzeichnisse angegebenen Stelle wird der geehrte Leser hei genauer Beobachtung des Orts und der Jahrzahl der Her- ausgabe des Buchs, oder der aus kritischen Blättern citirlen Stelle bestimmt jederj. zeit das ausgesjjrochen finden, was ich dem von mir angeführten Schriftsteller in den Mund legte. Denn ich habe alle diese Stellen selbst gelesen , mit Ausnahme von zwei oder drei , welche mit einem * bezeichnet sind. Die Abkürzung der Titel bekannter Schriften wird wohl ein Jeder verstehen.
Diefs v.«re es, was ich meines Wissens mit den lieben und lleifsigen Lesern im Voraus abzuhandeln hatte, Indefs kann ich noch nicht schliefsen , ohne zu- vor einer Pflicht, in deren Erfüllung öfters der Hund den Menschen übertrifft, Genüge zu leisten. — Es wurden mir nahmlich mifgetheilt literarische Notizen, dargeliehen Bücher, gütigst besorgt Abschriften einzelner Aufsätze, besonders aus englischen Zeitschriften, welche ich mir hier nicht verschaffen konnte, gefäl- ligst mir überlassen Würmer, welche mir abgingen. Durch solche Beihülfe ge-' wann mein Buch nicht wenig an Vollständigkeit. Ich finde mich daher verpflichtet öffentlich meinen verbindlichsten Dank abzustatten allen auf die eine oder andere Art mir hülfreich gewesenen Freunden und Gönnern, als da sind: die Herren Dr. Al- bers in Bremen,Dr. Brosche, Direclor der königl. Thierarzneischule in Dres- den, Prof. Confiliaghi in Pavia, Staatsrath Cuvier und Prof. Dumeril in Paris, Prof. Fenger, königl. Leibchirurgus in Copenhagen, Hofrath Himly in Göttingen, Dr, Jurine in Genf, Prof. und Bergralh Lenz in Jena, Prof. Meis- ner in Bern, Prof. Nasse in Halle, Prof. Otto in Breslau, Prof. Fr. Osian- der in Göttingen, Kreischirurgus Rollet inBaaden, Prof. Rudolphi, königl. preuss. Geheimer Medicinal- Rath imd Dr, Piust, königl. prenss. Divisions- Gene- ral-Chirurgus in Berlin , Geheimer Rath von So mmer ring und Dr. Sömm er- ring in München, Dr. Schi nz in Zürich, Prof. Spedalieri in Pavia. Nicht minder in Wien die Herren Dr. Bör, Stadtarmen -Bezirksarzl, Dr. de Car- ro, Dr« Fe ebner vormahls Director des Thierarzenei-Instiluts in Wien,. Dr.Gerbetz, Sanitätsrath Gölis, Dr. Görgen, vormahls Primararzt im allgemeinen Krankenhause, Regierungsrath Guldener von Lobes, Graf
»*
X
CatI Harrach, Dr. Med., Dr. Helm, Dr. Host, k. k. Leibarzt, Ba- ron von Jacffuin, Prof. der Botanik und Chemie, Prof. Kern, k. k. Lelbchi- rurgus , Dr. v. P o r t ens ch 1 a g, Stadtphjsikus , Regierungsrath Prochaska, Prof. der Physiologie, Dr. S c hi f fne r , Primararzt im allgemeinen Krankenhau- se, Prof. W. Schmitt, k. k. Rath, Ritter Carl v. Schreibers, k. k. Ralh und Director der vereinigten k. k. Hof- Naturalien - Cabinelte, Freiherr von Türkhelm, k. k. Hofralh, Dr. Vivenot.
Endlich kann ich auch nicht unierlassen der Bereitwilligkeit und Unverdros- senheit, vsomit das gesammte löbliche Personale der k. k. Hofbibliothek sowohl, als der hiesigen Universilätsbibliolhek bei den öfters viele Zeit raubenden Nach- suchungen gütigst mein Unternehmen unterstützten , rühmlichst zu erwähnen. — Nochmahls Allen und Jeden meinen besten Dank.
Da diese Vorrede keinen anderen Zweck hat : so empfiehlt sich , sein Buch, ilie Würmer und das Studium derselben hiermit gehorsamst -Geschrieben in Wien im Augustraonath 1810.
der Verfasser.
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n h a 1 t.
Seite
Erstes Cnpitel,
Ueber die Bildung lebender Organismen in andergn organischen Körpern. I
Verschiedene Meinungen über die Entstehung der Eingeweidewürmer. ... —
Sie werden nicht in der Erde oder im Wasser gefunden. ..... z
Erd - und Wasserwürnier nehmen auch im thierischen Körper keine andere Form an. . 6 Die Eingeweidewürmer können nur im menschlichen oder thierischen Körper leben. Beweise
dafür. .....••■..• 9
Unlersuchung iev Frage,, wie diese Würmer Bewohner anderer thierischer Körper werden. Wer- den diese Würmer oder ihre Eier durch die Nahrungsmittel weiter fortgepflanzt? i6 Gegenbeweis. ............ 17
Parasitisch können wohl eine Zeitlang dergleichen Würmer in einem anderen Thiere fortleben. 2i
Riemenwurm bei Menschen, .......... 22
Sonderbare Wahrnehmung von Hrn, Brera über das Einimpfen von Wurmeiern. . . 24 Können Eingeweidewürmer raiKelst des Zeugungsactes etc. den Kindern von den Aeltern milgetheilt
werden? ......••.•• 29
Abschweifung von der Erzeugung der Eingeweidewürmer auf die wahrscheinliche Bildung unserer
Erde. ............ 87
Menschengerippe findet m^n in keinem Flötzgebirge. ..-..« 87
Wir können drei vevscliiedene Arien von Naturkörpern auf unserer Erde unterscheiden. , 44
Lebcnsprocefs ist Gährungsprocefs. ......... 47
Der Unterschied zwischen lebendige Junge gebärenden Säugthieren und eierlegenden Thieren ist
gröfser, als man gewöhnlich glaubt. ....... 36
Bei den Eingeweidewürmern scheint gleichsam eine Wiederhohlung aller Fortpflanzungsweisen der
thierischen Organismen Statt zu finden. ....... 61
Zweites Capitel.
System atischeEintheilungderEingeweidewürmerüberhaupt. . . 65
Drittes Capitel.
BeschreibungderimDarmkanaledes Menschen wohnen den Wurm er. 76
I. Der Peitscheiiwurm. .......... —
H. Der Pfrieraenschwanz. .......... 79
III. Der Spulwurm. ........... 84
IV. Der Bandwurm, ^ ......•>. . ö8
V. Der Kettenwurm. ........... 97
Viertes Capitel.
Von den Ursachen der Erzeugung der Würmer im menschlichenDarmkanal, 108
Fünftes Capitel.
Von der Erkenntnii's des Vorhandenseins von Würmern im Darm k anale, und^
vondendurchsieverursachtenKrankheitszufällen. 117
Allgemeine Zeichen. . . . . . . . . . , . —
XII
1 t.
Einige Fälle, wo Würmer Ursache der Krankheit und selbst des Todes gewesen sein sollen. Sie verursachen mancherlei Beschwerden im Magen. .....
Es ist falsch, wenn man glaubt, dafs sie die Därme durchbohren. Sie werden als Ursache der Einklemmung der Brüche angeklagt.
Sechstes Capitel.
Von den gegen die Würmer dienenden Mitteln. Wahrscheinliche Ursache, warum wir deren so viele haben. Versuche mit Mitlein aufser dem thierischen Körper. ....
Mechanisch auf die Würmer wirkende Mittel. . . . . .
Specifisch auf die Würmer wirkende Mittel. .....
Aeufserliche Mittel. .........
Abführende Mittel.
Siebentes Capitel.
U e b e r s p e c i e 1 1 e B e h a n d 1 u n g d e s Peitschenwurms,
Des Pfriemenschwanzes. . . . . . . . .
Des Spulwurms, ... ...... .
Des Nestelwurms .,..., . • . .
Verschiedene Methoden nach alj^abetisclier Ordnung. . .
Meine Methode. ........ . •
Achtes Capitel,
Von den aufs erhalb des Darmkanals im Menschen wohnenden Würmern
VI. Der Fadenwurm. ..........
Nahmen und Geschichte des Wurms und verschiedene Meinungen über die Natur desselben. Beschreibung des Wurms. .... • . ....
Von der Erkenntnils der Gegenwart eines solchen Fadenwurms. ....
Von dem ferneren Verlaufe der Krankheil und deren Behandlung. ....
VII. Der Fühlwurm. ..........
VJII. Der Fallisadenwurm. . . . . .
Neuntes Capitel»
Von den Saugwürmern.
ix. Der Leberegel. X. Das Vieiloch.
Zehnte
VondenBlasenwürmern. ,
XI. Die Finne oder der ßlasenschwanz. XII. Der Hülsenwurm. .
E i 1 f l
C a p
t e 1.
C a
1 t e
e s
Arzeneiforraeln.
Zwölftes Capitel.
Anhang überPseudohelminthen. . . . ,
I. Das rauhe Doppelhorn von Sulzer. ,
II. Das Kroncnmaul und III. der Kegelwurm von Jördens
IV. Cercosoma von Brera. . . ,
V. Der Venenblaitwurm von Treutier. .
VI. Dyacanlhos Polycephalus von .Stiebel. .
VII. Würmer in den Zähnen. . . ,
Zugabe. ... ....
Alphabetisches Verzeichnifs der imgeführlen Schriften,
Seite
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204 207 Sil 221 223"
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fi6i
261
262
264
265
267 268 269'
271
ERSTES CAPITEL.
4-9 '»»»'»»^O«««««»»««'»
Über die Bildung lebender Organismen in andern organi- schen Körpern;
J-'s ist eine bekannte Sache, (\afs in Auf^üsspn von vegetahilischen oder anima- lischen Suhstanzen sich nach einer gewissen Zeit lebendige Thierchen erzeugen, welche freilich nur unter dem Mikroskope Wahrgenommen werden können. Doch hat bis jetzt noch Niemand an dem Factum selbst gezweifelt. Nur darüber lebt man noch immer im Streite, ob diese Thierchen aus Eiern, die entweder in der aufgegossenen Substanz, ode^' im Wasser, oder in der Luft enthalten sein konnten, ausgekrochen, oder ob sie ein Erzeugnifs der Zersetzung, der Gährung der aufgegossenen Substanzen sind. Kurz, man streitet sich darum: ob jeder lebende organische Körper durchaus von anderen, ihm gleichen, organischen Kör- pern erzeugt sein müsse, oder ob auch manche unter günstigen Umständen sich selbst hervorbringen könneh. Diese Selbsterzeugung wird von den Naturforschern mit dem Nahmen Generatio spontanea oder aequivoca belegt. Ich glaube je- doch, dnfs man sie schicklicher Formati o primitiva, Urbildung nen- nen könnte, und werde mich daher auch immer dieses Ausdrucks bedienen. Al- lein viele unserer neueren Naturforscher haben nicht nur die Pri e s tley'sche grüne Materie , den Schimmel , Schwämme , Byssus , Tremellen , Aufgufsthier- chen , Samenlhierchen u. s. w. als urgebildele Organismen angesehen, sondern auch Läuse, Krätzmilben und Eingeweidewürmer als solche betrachtet. Da nun diese letzteren dem gröfsten Theile nach sich durch ihre Grösse, durch deutli- che Frefs- und Verdauungswerkzeuge, durch deutliche, und, selbst bey man- chen getrennte, Geschlechtsorgane, durch deutliche Muskelfaser -Bildung , und, wie erst neuerlichst Herr Prof. Otto dargethan hat, sogar durch Nerven von allen jenen mikroskopischen Thierchen , und jenen zweideutigen zu den Pflan- zen gezählten, organischen Körpern zu aulTallend unterscheiden: so möchte es
1
2
wohl der Mühe lohnen, über ihre Entstehung nähere Untersuchungen an^uslel-
len , und alle deshalb geäusserten Meinungen genau zu prüfen.
Streng genommen kann es jedoch nur zwei mögliche Fälle geben, wie diese Thiere BevTohner des menschlichen und thierischen Körpers v/erden. Entweder diese Würmer kommen ron aussen in den Körper, werden demselben mitge- theilt; oder sie sind ein Erzeugnifs (Product) des menschlichen und thierischen Körpers selbst, entstehen in demselben von freien Stücken. Im ersteren Falle sind diese Würmer entweder als solche , oder als Eier von einer Mutter gebo- ren, gleichviel, ob diese Mutter beide Geschlechter CSexus^ in sich vereiniget, oder eines von ihr getrennt bestehenden Männchens zur Befruchtung bedarf; gleichviel abermahls, wo diese Mutter lebt. Im andern Falle sind diese Würmer, wenigstens die in jedem einzelnen Menschen oder Thiere zuerst vorhandenen, ä'lternlos, ein frei entstandenes Erzeugnifs des lebendigen Stoffes, (der organi- schen Materie) welcher überall und ewig einzelne in sich selbt geschlossene Gan- ze zu bilden strebt; oder mit andern Worten, sie verdanken ihr Dasein einer Urbildung. Da jedoch diese ein Gräuel ist in den Augen mancher Aerzte und Naturforscher, ja! wie Herr Hofrath Himlj erinnert, für unbiblisch, mithin gotteslästerlich gehalten wird: so hat man, um nicht dieser vermeintlich ketze- rischen Lehre beizupflichten gemüssiget zu sein, auf alle mögliche Mittel und Wege gedacht, aufweichen man die ersten Pflanzer dieser Wurmansiedelungen in den thierischenKorper gelangen lassen Itönnte. Die verschiedenen hierüber geheg- ten Meinungen derPieihe nach durchzusehen und zu prüfen, sei nun unser Geschäft.
Erste Meinung. Diejenigen, welche sich die Sache am bequemsten ma- chen, behaupten geradezu: Die thierischen Eingeweidewürmer wä- ren keine anderen als Abkömmlinge i^on Würmern, die theils in der Erde, theils im Wasser leben, und würden entweder als solche, oder als Brut durch Speisen und Getränke in den thierischen Körper eingeführt. Die Beweise für diese Behauptung nehmen die Vertheidiger derselben aus den vorgeblichen Erfahrungen her , nach welchen die nähmlichen Würmer, welche den menschlichen und thierischen Körper bewohnen, auch ausserhalb desselben in der Erde oder im Wasser gefun- den worden sein sollen. Der Beispiele, die man zum Behufe dieser Meinung anführt, sind nicht so viele, als däfs wir sie nicht der Reihe nach hier durch- gehen , und ihre Be^veiskraft prüfen köimten.
Linne glaubte dAs Disloma Aepalicum , die sogenannte Taenia lata und
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die gleichfalls sogenannte Ascaris vermicnlaris in Sümpfen und in den Wurzeln faulender Pflanzen gefunden zu liahen. Allein Otto Fried. Müller hat bis zur Anschaulichkeit dargellian Ca) j dafs Linne sich geirrt, und den Stichlings- bandwurm iBothriocephahis solichis Rud.) bald für Disloma hepaticum, bald für Taenia lata angesehen hat , welche letzlere er abermahls mit dem Ketten- wurme aus dem Pferde verwechselte. Gleichfalls scheint eine Verwechslung ei- nes in Sümpfen lebenden Wurmes mit der sogenannten Ascaris vermicnlaris stalt gefunden zu haben Cb). Ueberhaupt aber kann Linne niemahls als kom- petenter Richter bei helminihologischen Streitigkeiten erscheinen. Er halte zu wenige Eingeweidewürmer selbst gesehen und untersucht, sonst würde er den Nestelwürmern den Kopf nicht abgesprochen haben , den doch bei dem grossen Keltenwurme aus dem Pferde der Blinde sogar greifen kann. Es kann daher auch Linne's Autorität in dem vorliegenden Falle gar nichts entscheiden, unbescha- det seiner grossen Verdienste um die Naturwissenschaft, die durch das Gesagte keineswegs geschmälert werden sollen , und die mit mir jeder Naturforscher ge- wifs stets anerkennen wird.
Eben so wenig kann Gadd hier als Gewährsmann gelten. Er sagt blofs : »Den Brandwurm (j«c) Taenia, den der Herr Archialer von Linne auf sal- iner dalländischen Reise 1754 '" einer Eisenquelle angetroffen hat, habe ich auch 1747 an dergleichen Orten gefunden. Sie war articiilata plana oscu- ilis laieralibiis geminis und solcher Gestalt ehen dieselbe, die sich in dem »Menschen aufhält.« Schon aus der Definition, welche Gadd von dem Wurme gibt, vmd dem daraus gefolgerten Schlüsse sieht man, wie wenig genau er ihn untersucht haben mag; übrigens macht er selbst keinen Anspruch darauf, Hel- mintholog zu sein. Beweist also Nichts.
Unzer, der es auch für eine ausgemachte Sache annimmt, dafs die Regen- würmer (^Liimbrici^ und die Spulwürmer (^Ascarides) einerlei seien , und die verschiedene Farbe der letzteren — gleichsam , als wenn hierin der ganae Un- terschied läge — von der Milchnahrung, welche sie in dem menschlichen Kör- per geniessen sollen, abhänge; wollte zwar Bandwürmer in einem Brunnen ge- funden haben , gab aber, als ihn Otto Fried. Müller um die näheren Um- stände befragte, zur Antwort: »er habe nichts dawider, dafs dieses einzelne »Exemplar von einem Fische, selbst von einem Menschen könne dahin gekommen »sein« Cc). Transeat cum ceteris.
(a) Naturforscher St. 18. S. 21 — 87. (b) Verm. terr. Vol. I. P. 2. p. 36. (c) Goeze N. G. d. Eingew. S. i3.
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Tissot erzählt in einem Briefe an Zimmermann die Kranicengeschichte
eines Knaben mit folgenden Worten : ■>^mane in lecto cum levi ani pm-
*ritu dejicit sininl et teretem et nascentem taeniam , Jxlnm nimirnni cras- ysiim , albiini aer/iiabile , viginii quinque circiter pollices longnm, qiiatiior taut quinqne circiimvolutiiin giris , iisque omnino similem, qiias in fontl- yibus Siieciae iuvenil IlL Linnaeus et in fönte Helvetica amicus mediciis.'^ Hier weifs man gar nicht einmahl recht, was für einen Wurm Tissot gesehen hat, noch weniger aufweiche von Linne gefundene Würmer »ich dessen Ähn- lichkeit Lezieht, am allervYenigsten aber, wie die Würmer mögen ausgesehen ha- ben, welche der amicus niedicus gefunden hat; und da wir von des Letzteren helminthologischen Kenntnissen gar keine Kunde haben, so wird durch diese Be- obachtung für die Priiexistenz der Eingeweidewürmer im VVasser, so viel als gar nichts bev\iesen. >
Bei reis wollte in dem Lüdger'schen Brunnen bei Helmstädt und in einem Brunnen bei Ballenslädt den menschlichen Spulwurm C^scaris lumbricoides^ gefunden haben. Allein aus der ganzen Beschreibung erhellet, dafs diese Wür- mer, trotz der drei Knötchen und des Saugröhrchens am Kopfe, nichts anders waren, als der von Otto Fried. Müller Cd) beschriebene Wurm, der häu- fig im Wasser gefunden wird. Der von Beireis beschriebene Wurm ist schnee- weifs von Farbe, nur drey bis vier Linien lang, und soll in den menschlichen Gedärmen, als wo sich nach Bei reis die Würmer am besten nähren und fort- pflanzen können, zu der Gröfse, wie er in dem Menschen als Spulwurm ange- troffen wird , heranwachsen. Von dem innern Bau des Wurms, von der Beschaf- fenheit des Schwanzendes u. s. w. wird, wie schon Goez e bemerkte, gar nichts gesagt, , Uberdiefs lehrt die Erfahrung, dafs iedes Thier dort am besten gedei- het, wo ihm die Natur seinen Aufenthaltsort angewiesen hat. Die Thiere des Süden vertragen nicht das rauhe Klima des Norden; aber auch das Rennlhier, in Lappland gebürtig, kommt nicht einmahl im südlichen Deutschlande fort, ge- schweige dann in Italien. Man begreift also nicht , wie für das im kalten Was- ser zu leben bestimmte kleine Würmchen — das eine Mahl fand Bei reis die- se Würmer im December — eine solche plötzliche und grelle Veränderung der Temperatur des Mediums und der Nahrung, worin und wovon es lebt, so ausser- ordentlich erspriefslich sein kann, dafs es zu dieser enormen Grösse anwachsen soll, da bei allen übrigen Thieren , unter solchen Umständen gerade das Gegen-
(H) Venu. terr. List. Vol. I, P. i. p. 36,
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Uiell slalt fintlel. Es bleibt also eine blosse Hypothese von Bei reis, dafs die Spulnürmer nichts weiter als blosse Vergrösserungen der, von ihm im Wasser gefundenen, Würmer sind.
Gmelin (e) beschreibt Bandwürmer , welche er in einem stehenden Sumpf gefunden hat, imd legt ihnen bey der Abbildung den sehr schicklichen Nahmen Tatnia dubia bei. Denn es unterliegt gar keinem Zweifel , dafs diese dubiosen Taenien gar nichts anders wie Krötcnlalch, — nicht Froschlaich, wie Pallas (f) glaub- te — waren. Es ergibt sich diefs schon nicht nur aus der Beschreibung , son- dern wird noch üJ)erdiefs vollkommen bestätiget durch die Abbildung, wenn man diese mit Roe sei's 20ster Tafel vergleichet.
Leeuwenhoek wird auch zu denjenigen gezählt, welche ausserhalb des thierlschen Körpers Eingeweidewürmer gefunden haben sollen. Allein der ganze auf diesen Gegenstand Bezug habende Aufsatz lehrt nichts weiter , als dafs es in den Lebern der Schafe und des Rindviehes Würmer glebt , und dafs man auch äufsersl kleine Würmer in der Erde findet; beides Dinge, an denen bis jetzt noch kein M6nsch gezweifelt hat. Übrigens ist aber gar nicht einmahl die Rede von einer Vergleichung der beiderlei Würmer, geschweige dann, dafs Leeu- wenhoek diese letzteren für einerlei seiend ödentisch) mit den Leber-Egeln erklärt hätte.
Auch Seh äff er Cg) wollte Leber-Egeln im Wasser gefunden haben. Aber es ist nur zu wahrscheinlich, dafs ersieh getäuscht hat; denn Otto Fr. Müller, der darnach suchte, konnte sie nicht finden , und eben so wenig irgend ein anderer Na- turforscher. Waren es aber auch wirklich Leber -Egeln, die Schäffer fand: so , konnten sie ja wohl auch dort weidenden Schafen abgegangen sein.
Endlich schreibt Hah n an P al 1 a s : Ch) »Von Julius bis zum Ende des Octobers »war von Schlangenberg an bis hierher zum Ob, längst dem ganzen Strich dieses »Flusses , ein plötzliches Sterben unter Pferden und Rindern. Bei Untersuchung »fand man , dafs es von verschluckten Haarwürmern, deren es in den kleinen »Flüssen, Bachen, und stehenden Gewässern dieses Jahrs ausserordentlich viel ge- »geben hatte, entstanden sei, welche sich durch den Magen hindurch, zum »Theil bis in die Lunge und lieber eingefressen hatten. Diejenigen, so zur rechten »Zeit viel Salz und würmtödende abführende Mittel bekommen halten, wurden »erhallen, wo aber die Würmer schon aus dem Magen gedrungen waren, halfen
(e) Reisen 3ter Theil S. 3o2. Tab. 3o. (f) N. nord. Beylr. I. S. 42.
(g) Die Egelschneckeii S, 29. (li) N, nord, ße^ tr. I, S, iGo.
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»keine Mittel mehr. Von neun Kühen, die in meinem Hause erkrankten , kamen »fünf um. Nach diesem Berichte aber scheint es, dafs überhaupt keine Würmer in dem Magen gefunden wurden; imd mir ist es daher wahrscheinlicher, dafs diese Würmer sich in den Lungen dieser Thiere erzeugt haben , wie diefs gar nicht selten bei Schafen geschieht , und von ihnen ausgehustet dem Wasser mit- getheilt wurden. Denn Pallas hat selbst, wie wir später bei der Filaria me- dinensis hören Averden , in gewissen Gegenden Fadenwürmer sehr häufig im Wasser gefunden, oline gehört zu haben, dafs man sie auch dort bei Menschen oder Thieren fände.
Diefs sind alle mir bekannten Beispiele von Eingeweidewürmern , welche aufserhalb des thierischen Körpers in der Erde, oder im Wasser als daselbst forllebend gefunden worden sein sollen, Oder mit andern Worten, diefs sind alle mir bekannten Thatsachen , welche als Beweise angeführt werden , dafs die Ein- geweidewürmer die nähndichen sind, welche man in der Erde und im Wasser an. trifft. Man sieht leicht ein, wie wenig beweisend sie sind. Denn entweder waren die gefundenen Würmer keine solchen, wie sie in Menschen und Thieren angetrof- fen werden; oder wenn diefs auch der Fall war: so stand zu vermuthen; dafs sie von Menschen oder Thieren abgegangen waren. Bedeidtt man nun überdiefs , dafs jede Thiergattung, in ihrer natürlichen Heimath häufiger angetroffen wird, als in fremder Herberge •• so mufs uns diefs noch um so mifslrauischer gegen die eben angeführten Beobachtungen machen. Denn wären die Würmer, welche bei Menschen und Thieren ziemlich häufig angetroffen werden, ursprünglich im Wasser, oder in der Erde zu Hause : so müfslen sie hier noch viel häufiger an- getroffen werden , was aber nicht der Fall ist.
Obgleich man nun die Richtigkeit dieser Schlufsfolge nicht wohl bestreiten, ßuch das Vorhandensein der Eingeweidewürmer aufser dem thierischen Körper, nicht nachweisen kann : so hat man , um die Hypothese nicht ganz aufzugeben , zu einer andern Hypothese seine Zuflucht genommen, und behauptet : Die Wür- mer aus derErdeund dem Wasser nähmen erst alsdann, wenn sie in den thierischen Körper gebracht würden, die cigen- ihümli che Form der Ein geweidewürmer an. Dieser Behauptung zu- folge wäre die Aufenthaltsveränderung begleitet von einer Formveränderung. Neuerlichst ist ganz besonders Hr, ßrera für diese Meinung gestimmt. Er glaubt sie vorzüglich dadurch zu unterstützen, dafs mehrere Pflanzen durch Cultur und veränd,ertes Klima nach und nach eine von ihrer ursprünglichen , ganz verschie-
7 dene Gestalt erhalten. Er führt unter andern auch ein Beispiel an (i) von Hafer- körnern, die im Winter ein Soldat verschluckt halle, und welche nachher im Sommer im Magen zu keimen , Wurzeln zu schlagen und Halme zu treiben an- fingen, jedoch nicht ganz so, wie diefs geschieht, wCnn der Same in die Er- de gesteckt wird, welches letztere auch das Glaubwürdigste an der ganzen Er- zählung ist. — Allt-in Hr. Brera scheint nicht bedacht zu haben, dafs diese Veränderungen in der Form bei Pflanzen nicht urplötzlich ; sondern nur sehr langsam und erst nach mehreren Generalionen stall finden. Wollte man aber auch annehmen, es würden nicht die Würmer selbst, sondern nur ihre Brut, die befruchteten Eier, in den thierischen Körper gebracht: so berechtiget uns doch nicht eine einzige Analogie, anzunehmen, dafs die Jungen, welche aus die- sen Eiern kriechen, eine andere Gestalt, als die ihrer Aeltern annehmen sollten. Denn durch den Act der Zeugung ist ihnen auch Form und Bau gegeben , die sich durch das Mittel , wodurch sie zur Reife gebracht werden , nicht mehr ab- ändern läfst. In jeder Erde und unter jedem Himmelsstriche wird aus einem Samenkorn, wofern es nicht ganz zu Grunde, geht, dieselbe Pflanze, von der es genommen ist , — w ohl minder üppig als im Multerlande , aber in derselben Ge- stalt hervorsprossen , es wachse nun diese Pflanze ursprünglich am Vorgebirge der gulen Hoffnung, oder am Nordpole. Aus einem Guckgncks - El kriecht ein jun- ger Guckguck aus, von welchem Vogel immer das Ei ausgebrütet worden sein mag. Daher Ariost sagt: Ck)
Da Vacca nascer Cerva non vedesti, No mai Colomha (X Aqiiila.
Indefs scheinen die Naturforscher jenseits der Alpen diesen Versen ihres Landsmanns keinen grofsen Glauben beizumessen, denn auch Hr. Gautleri cD zweifelt gar nicht , dafs Bandwürmer, Kratzer, Rundwürmer und Blasenwürmer «US denselben Keimen entstehen können.
Vielleichl möchte man noch sagen : Manche Thiere erleiden mit der Zeit, obwohl nicht eine vollkommene Melamorphose , wobei eine Verpuppung statt findet, wie bei den Insekten , dennoch eine solche Veränderung in Ihrer äusse- ren Gestalt , dafs man im erwachsenen Thiere die anfängliche Form gar nicht
(i) Memorie p. 420.
(k) Um bei meinen Lesern nicht in den Verdacht der Gelehrtlhuerei zu verfallen und zu scheinen, als wollte ich iie glauben machen, dafs ich den ganzen Ariost auswendig wüfsle , erkläre ich hiermit feierlichst, dafs ich ihn nie gelesen, sondern äiese Verslein bei Valisnieii gefuaden habe*
(1) A, a. Ort. S. 81.
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mehr erkennen kann, wie tliefs der Fall hei Krölen und Fröschen ist; könnte folnlich nicht eine solche allmahlige Veränderung der äussern Form sowohl als des inneren Baues , durch den verschiedenen Aufenthaltsort , Temperatur, Nah- rung u. s. w. beschleuniget, oder verspätet werden , ja selbst .eine andere Richtung bekommen, so zwar , dafs daraus eine solche Verschiedenheit entstände, die den in seinem nafürlichen Elemente der Erde oder dem Wasser aufgewachsenen und den im thieriÄrhen Körper grofs gewordenen Wurm einander gar nicht mehr ähnlich erscheinen liefs? Hierauf antworte ich : In der Regel erleiden die Würmer überhaupt und die Eingeweidewürmer insbesondere keine solche Veränderung der Form. Doch gibt es allerdings Ausnahmen , wie ich dicfs an einem andern Orte darlhun werde. Allein in diesem Falle können wir auch die Übergänge ron einer Form in die andere nachweisen. In dem k. k. Naturalien -Cabinette sind bis jetzt gegen 5o,000 , sage fünfzigtausend Thiere in helminthologischer Beziehung untersucht worden. Die in denselben gefundenen Würmer, deren Zahl, wie man leicht denken kann, nicht gering ist, sind mir alle mehrmahlen durch die Hände gegangen, aber nicht ein einziges Mahl bin ich wegen eines le- benden Wurms in Zweifel gewesen, ob er ein Eingeweidewurm oder ein Erd- oder Wasserwurm sein möchte. Alle in Thieren gefundene lebende Würmer trugen bestimmt den Charakter t^er Eingeweidewürmer an sich. Andere Wür- mer fanden sich wohl auch zuweilen in den Mägen solcher Thiere , welche sich davon nähren, aber sie waren todt , meistens schon halb verdauet, wie die In- sekten-Larven u. s. ^v. Bei einer solchen ungeheuren Menge von Untersuchun- gen hätte es sich d^och wohl einige Mahle ereignen sollen , dafs nian lebende Erd- und Wasserwürmer gefunden, dafs man den allmähligen Übergang der- selben in die Form der Eingeweidewürmer beobachtet hätte. Aber diefs ist nicht ein einziges Mahl geschehen.
Angenommen, jedoch nicht zugegeben, dafs man sich bei Rund- und Saug- Vvürmern täuschen, und wirkliche Abkömmlinge von Erd- und Wasserwürmern für Eingeborne des thierischen Körpers halten könnte; so frage ich; Wo finden wir aber ausserhalb des thierischen Körpeis Würmer, die wir als die Stammältern der Kratzer betrachten könnten? Herr Renier hat zwar unter seinen Vermi Tab. VI. auch einen Echinorinco scndato aus dem ndriatischen Meere aufge- führt; wie er aber Kratzer aus Thieren bei mir sah, hat er sogleich jenem ein eigenes Genus angewiesen. Welche sind ferner im Wasser oder in der Erde die- jenigen Würmer , von denen sich der Stammbaum , der an Galtungen und .Arten
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so zahlreichen Ordnung der Nestelwürmer ableiten Hesse? Wo endlich findet sich ausser dem thierischen Körper ein Wurm, oder irgend ein anderes lebendes Ge- schöpf, welches für den Ahnherrn der Blasenwürmer gelten könnte , die sogar nicht einmnhl in allen Thierklassen , sondern, so riel bis jetzt bekannt , nur im Körper der Säugethiere angetroffen werden, und zwar am häufigsten bei den na- genden und vTiederkiiuenden, die ihre Nahrung sehr sorgfältig zermalmen. Wollte man etwa die Aeqiiorea für ein solches Thier gelten lassen; so zeige man mir doch, auf welchem Wege sie von dem adriatischen Meere in die Leber einer Haui- maus in Wien, oder in das Gekröse einer aufdensteier'schen Alpen lebenden Gemse kommt. ^
Hierdurch ist nun , glaubeich, hinreichend dargethan, dafs die Eingeweide- würmer keine Abkömmlinge von Würmern, die ursprünglich im Wasser, oder in der Erde leben, sein können; woraus denn schon von selbst folgt, dafs sie eine ei- gene Ordnung von Würmern , die nur im menschlichen und thierischen Körper leben, leben können, ausmachen müssen. Doch stützt sich diese Folsrerunjr nicht blos auf den bereits gelieferten verneinenden Beweis, sondern sie wird noch mehr Lestätiget, ja ich möchte sagen , bis zur mathematischen Gewifsheit gesteigert, durch nachstehende Betrachtungen :
ODie in Menschen ivnd Thieren lebenden Würmer haben einen ganz eigenthümlichenBau, ^vodurch sie sich von den Er d- und Wasserwürmern deutlich unterscheiden. So wie der geüble Botaniker eine Wasserpflanze auf den ersten Blick blos durch ihren Habitus von einer Alpenpflanze zu unterscheiden weifs , eh^n so wird auch der geübte Hel- mintholog nicht einen Augenblick anstehen, zu entscheiden, ob ein gegebener Wurm zu den Eingeweidewürmern zu zählen ist oder nicht. Vor einigen Jahren wurden mir äufserst kleine Würmer gebracht, die man, ich weifs nicht'mehr in wel- chem Thiere, gefunden haben wollte. Ich zweifelte auf der Stelle, ob es wohl Eingeweidewürmer sein möchten, setzte sie indefs , da sie noch lebten, und ich mit etwas anderem beschäftiget war, z«ir näheren Untersuchung auf die Seite. Am anderen Tage brachte man mir aus einem zweiten und einem dritten, vom erslea ganz verschiedenen , Thiere, die nämlichen Würmer, Nun wurden meine Zwei- fel zur Gewifsheit, und eine genauere Untersuchung lehrte mich, diese Würnrchen als Egeln iMiriido) erkennen, die, wie eine nähere Prüfung ergab, in dem Wasser, womit man die Gedärme abgespült hatte, enthalten waren. — Ein ander- mahl übergab man mir in einem Gläschen ntit Wasser zwei kleine Würmer,
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ohne mir sogleich zu sagen , wo sie herkamen. Ich erklärte auf der Stelle, dafs es keine Eingeweidewürmer wären; es waren Planarien, die man Im Wasser ge- funden hatte. Und doch hahen diese Würmer noch einige Aehnlichkeit mit den Sau"würmern aus den Thieren. Wie ganz eigenlhündich aber ist nicht der Bau der Kratzer der Bandwürmer, der Blasenwürmer, denen Aehnliches man nichts, wie schon erinnert worden, weder in der Erde noch im Wasser findet. Ja! es hat selbst jede Familie der Eingeweidewürmer so viel Eigenthümlichkeit, dafs der geübte Naturforscher nicht leicht lange in Zweifel bleibt, wohin er den gefundenen Wurm zu stellen hat. So z. B. haben die Herrn Fr ö lieh und Rudolphi und auch ich, den Echinorhynchus filicollis Rud, gefunden. Reiner von uns konnte den Hackenrüssel desselben ansichtig werden , und nichts desto weniger wurde er von allen dreien, ohne dafs einer von dem anderen etwas wufsle, für einen Kra- tzer anerkannt, welcher er auch wirklich ist, wovon aber der Beweis nicht hle- her gehört.
2) Manche Thiere haben, ihnen ganz eigene, Eingeweide- würmer, die in anderen Thieren nicht gefunden werden. Man mufs jedoch diesen Satz nicht unrecht verstehen, und mit Einigen fälschlich glauben, jede Tliierart beherberge ihre eigenlhümliche Wurmarten, die man in ande- ren durchaus nicht finde. Dlefs will Ich keineswegs gesagt haben, da uns die Er- fahrung mehrere Beispiele vom Gegcnlheile lleferi. So unterscheidet sich z. B, der Spulwurm, (^Ascaris liimhricoidcs) der in den dünnen Därmen des Men- schen hauset, durch nichts von den Spulwürmern , welche man im Daniikanale der Schweine, Ochsen und Pferde findet. Eben so gehören die Leberegelu (Z?/j/o- jna hepaticiini), welche bis jezt In verschiedenen Säugefhieren, nähmllch imMen- schen, Hasen, Rindviehe, Kamchle, Hirsche, Schafe, Pferde, Schweine gefunden worden sind, alle zu ein und eben derselben Art. Vor nicht langer Zeit fand Herr Rudolphi in einem jungen in London gebornen Löwen eine grofse An- zahl von Spulwürmer ; um eben dieselbe Zeit fand ich die gleichen Würmer in einem in Tunis gebornen. Dahingegen unterscheiden sich der Bandwurm, (^o//^/'^'oce/JÄflr- hiO und der Kettenwurm CT^ae/zi'«) des Menschen ganz bestimmt von allen übrigen Band- und Ke' tenwürmern , und so mehrere andere aus verschiedenen Thieren. 5) Die Eingeweidewürmer kommen in allen T heilen des thierischen Körpers vor. Der Darmkanal vom Schlünde bis zum Affer, wie das Zellgewebe zwischen der Haul und den Muskeln ; die Leber mit der Gal- lenblase, wie die Lunge mit der Luftröhre 5 das Hirn , wie die Nieren ; das Herz,
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wie (lieMilz, sind öfter oder seltener der Wohnsitz vonEIugeweidev^ürmern ; und die Luftblase der Fische ist so wenig davon frei, wie die Bauchblase der Amphi- bien ; ja selbst widernatürliche oder krampfhafte Gebilde des Körpers sind nicht ausgenommen, wie diefs Tr e u 1 1 er's Polystoma pingaicola \\\ einer Feltf^e- sthwulst der menschlichen Eierstöcke, und der Strongyliis armatus in denAneu- rismen der Gekrösschlagadern des Pferdes beweisen.
In der vorderen Augeidtammer des Pferdes wurden von II op ki nso n , defs- gljichen von J. Morgan lebendige Fadenwürmer (i^//«/-«« /ja/jüV/oj«) beobach- tet, welche auch ich nebst vielen anderen hiesigen Aerzten im Sommer 1813 in der hiesigen Veterinär -Schule in der vorderen Augenkammer eines Pferdes lebhaft sich bewegen zu sehen Gelegenheil hatte. Herr Johann Natterer Iiat im Jahre l8i5 in Italien zwei Mahl bei dem Larus fascns und drei Mahl bei dem Lariis glaiicns unter der Nickhaut des Auges 5 bis 4 Linien lange und mehr als eine Li- nie breite Doppellöcher gefunden. Bei einem dieser Vögel wohnten deren 31 Stücke in beiden Augen zusammen. Auch besitze ich mehrere einen Zoll lange Rundwürmer , welche unter der Nickhaut und in dem Gehörgange des Falco naeviiis safsen , desgleichen welche aus der Highmorischen Höhle des Falco ater und Charadriiis Himaniopus. In der Paukenhöhle des Delphinus Pho- caena lebt ein Pallisadenwurm , den ich nicht nur aus Triest, sondern auch von meinem Freunde Hrn. Dr. AI b e r s erhallen habe, wofür ich ihm nochmahls hiermit öffentlich meinen Dank abstatte. In zwei Ochsenherzen habe ich Blasenschwänze (^Cysticercus iemiicolUs Rud.) gefunden, und bewahre, nebst dem W^urme, noch ein Stück eines solches Herzens auf, worin man die Kapsel sehen kann, in welcher der Wurm safs. Die Milz ist gleichfalls nicht frei davon. Diefs beweisen nicht blos die von Caldani zuerst entdeckten, und von mir in den Wintermonathen selten vermifsten Zapfenwürmer (^Ainphistoma), welche in eigene fiapseln oder Bläschen eingeschlossen, alle innere Theile des grünen Wasserfrosches iRana esciilenta L.^ bewohnen, jedoch nur auf der Oberfläche der Milz, so wie bei allen übrigen Ein- geweiden, festsitzen: sondern auch die von Herrn Lüde rsen gemachte Beobach- tung von Blasenwürmern in der Substanz derselben. Wollte man jedoch die von Herrn Lü der s en gefundenen Hydatiden nicht für wirkliche Blasenwürmer, wie Herr Rudolphi geneigt scheint , gelten lassen , obwohl sie allerdings, wie ich in dem Capitel von den Blasenwürmern zeigen werde , dafür gehalten zu wer- den verdienen: so könnte diefs blos als ein Einwurf gegen das individuelle thieri-
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sehe Leben dieser Hydaticlen in der Milz gelten, und etwa höchstens die Inimuni- tnt dieses Eingeweides von Würmern behaflel zu sein, beweisen; keineswegs aber einen Beweis gegen die Eigenthümllchkcit der thierischen Eingeweidewür- mer al)geben. Diese wird jedoch noch mehr bewiesen
4) Durch das Beschränktsein des Aufenthaltes mancher Gal- tungen und Arten auf gewisse Theile und Organe des Körpers. Das oben genannte Distoma hepaticum findet man nur in der Leber und Gallenblase der Säugethiere. Waren diefe Würmer Abkömmlinge von Würmern, die im Was- ser leben, und würden sie mittelst des Getränkes in das Thier gebracht: so sollte man sie ja viel eher im Magen undDarmkanale finden, wo sie in dem, von dem Thiere genossenen, Wasser doch noch eine, ihrer gewöhnten mehr sich nähernde, Nahrung fänden, als in der bittern Galle , der Analoges sie gewif? nichts im Was- ser geniefsen. • — Das Palj^stoma integerrininm wird nur in der Bauchblase der Kröten und Frösche , so wie die sogenannte Ascaris nig rovcnosa nuv in den Lune;en derselben gefunden ; die Quese i_Polj^cephaliu cerehralis) nur in dem Hirn drehender Schafe, nicht in der Leber, die doch auch sehr häufig von Blasen- würmern bewohnt wird , welche aber zu einer anderen Gattung gehören. — In der Luftblase der Forelle (_Salmo Fario) lebt ein Wurm scharenweise beisam> men, von welcher Speties aber auch nicht ein einziges Individuum im Darmkana- lo, oder in irgend einem anderen Eingeweide dieses Fisches, deren ich jedoch 858 untersucht habe, angetroffen wird.
Aber auch selbst da, wo sich der Veränderung des Wolinortes den Eingewei- dewürmern kein mechanisches Hindernifs entgegensetzt, wie z. B. im JNahrungs- kanale , finden ^vir gewisse Würmer nur diesen oder jenen bestimmten Theil des Organs bewohnend an. Der Strongylus horridiis oder papi/losus Rud. findet sich nur im Schlünde oder im Magen mehrerer Sumpf, und Schwimmvögel, die Ascaris oblusa R. nur im Magen der Maus, so wie das Di&toma tereti- colle Z. nur im Magen einiger Raubfische; im ganzen übrigen Nahrungskanale trifft man nicht einen einzigen dieser Würmer. Die Spulwürmer iAscarides^ be. wohnen fast ausschliefslich den Magen und die dünnen Därme; und ich pflichte hierin ganz Herrn Zeder bei, welcher dafür halt, dafs die vermeintli- chen Spulwürmer , welche mehrere Naturforscher in anderen Organen gefunden haben wollen, bei einer genaueren Prüfung wohl aus dieser Gattung werden aus« gestossen werden ; die Peitschenwürmer iTrichocephalas^ und die Pfriemen- schwänze CO^ry'ur/j) nisien in den dicken Därmen, und erstere besonders
i5 In dem Blinddarme; das Amjihisloma j?iÄc/aü«//?m beschränkt sich auf den
Mastdarm.
Wären diese Würmer ursprünglich Bewohner der Erde und des Wassers, und hönnlen sie ihren hcimalhlichen Wohnsitz und ihre Nahrung, unheschadet ihres Wohlhefindcns, vcrhisscn, und fremde Herberge beziehen; so sieht man nicht ein. warnm der, nur im Mastdarme sich vorfindende Wurm, sich nicht eben so gut irgend wo unterwegs angesiedelt, oder, wie z. B. die Leberegeln thun müfs- ten, einen Se!t(>n\Yeg eingeschlagen hat; noch weniger aber, wie bis jetzt noch heiner dieser Würmer auf seiner Reise vom Munde bis zum After, irgendwo an- ders, als gerade im Mastdarme angetroffen worden ist. Wenn Würmer wirklich von aufsen in den Nahrungskanal kommen, und einige Zeit lang parasitisch Cm) in demselben fortleben, so werden sie allerdings auf dem Marsche ertappt, wie wir in der Folge ein Beispiel hiervon zu geben Gelegenheit haben werden.
5) Alle Bing e w eide-würmcr erhalten sich nicht nur in dem thierischen Körper, sondern pflanzen sich selbst darin fort, sterben hingegen sehr bald, wenn sie denselben verlassen in ü s- sen. Diefs ist wohl einer der stfirksten Beweise für die Behauptung, dafs die Eingeweidewürmer eigenthümlich und .Tusschliefsllch dem thierischen Körper an- gehören. Wären sie nicht ein eigenthümliches Erzeugnifs des thierischen Kör- pers , wäre dieser nicht ihr natürlicher Aufenthaltsort, so würden sie gleich allen anderen Erd- und Wasserwürmern in demselben sterben, Wenigstens sich nicht daselbst fortpflanzen. Zwar nähren sich auch manche Insekten -Larven im thieri- schen Körper unter der Haut, in der Nasenhöhle, im Magen, imMastdarnie u, s, w» Allein wir wissen, dafs die Eier, aus denen sie geworden sind, von den Insekten da- hingelegl wurden, damit die demEie entschlüpfte Larve daselbst die ihr angemessene Nahrung finde. Ferner dauert dieses Forlleben solcher Insekten -Larven in dem thierischen Körper nur bis zu einer bestimmten Zeit , der nähmlich der Verpup- pung; alsdann verlassen sie das Thier, auf dessen Kosten sie sich bisher ernähre ten , und gehen erst aufserhalb desselben in den Zustand des vollkommenen In- sekts über (n). Diese Insekten leben also, wiewohl in einem veränderten Zustande, fort auch aufserhalb des thierischen Körpers, wo hingegen die Eingeweidewür- mer sterben,
(m) Sueng genommen sind zwar alle Eingeweidewürmer als Parasiten zu betracKlen. Ich brauclie Je- doch hier das Wort parasitisch nur vun jenen Würmern, welche miüelst dy-s von eiflem Thlere zu Speise verwendelen anderen Thieres in den Mabiungskanal des ersteiea ^ekngt sind,
(n) Man sehe hierüber Clark.
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Seil äffe r'n, der, wie ol>en erinnert wurde, Leberegeln im Wasser gefun- den haben wollte , war es auch nicht entgangen, dafs man aus diesem Grunde die Einerleiheit der von ihm im Wasser gefundenen, und der in der Leber der Sänge- thiere sich aufhaltenden Würmer bezweifeln könnte. Er suchte daher den schnel- len Tod der letzteren, wenn sie aus ihrem Wohnorte gerissen werden , dadurch zu erklären, dafs er annahm, diese Würmer wären bereits durch drei oder vier Generalionen schon so sehr an die erhöhte Temperatur des thierischen Körpers gewöhnt, dafs sie unbeschadet ihres Lebens die ungleich mindere des Wassers nicht mehr ertragen könnten« Allein dann sollten ja , nach vernünftiger Analogie zu schliefsen, diese Würmer, welche durch hundert und lausend Generationen vorhin im kalten Wasser fortgelebt haben, noch viel weniger die plötzliche Verän- derung der Temperatur ertragen können, wenn sie von da in die um so viel er- höhtere des Körpers der Säugethicre kommen. Indefs sterben die Eingeweidewür- mer gleicher Mafsen , wenn man sie in der, dem thierischen Körper , in welchem sie gelebt haben, gleichen Temperatur hält. Der Tod erfolgt höchstens etwas später, weil eine schädliche Potenz, nähmlich veränderte Temperatur , weniger auf sie v^irkt.
Ueberdiefs mufs noch in Betrachtung gezogen werden, dafs jedes Thier leich- ter und schneller in seinen wilden rohen Naturzustand zurück tritt , als es sich, aus diesem herausgerissen, an einen cultivirten , erkünsteilen Zustand des Seins gewöhnen läfst. Die Eingeweidewürmer aber, wären sie ursprünglich in der Erde oder im Wasser zu Hause, müfsten wir als Thiere betrachten, die sich in einem erkünstelten Zustande des Seins befinden. Sollte man daher nicht analogisch schliefsen dürfen , dafs sie , der Erde , oder dem Wasser, von denen sie gekom- men sein sollen, wiedergegeben, leicht wieder in ihren vorigen wilden, — oder ursprünglichen Zustand zurückkehren würden? — Die Erfahrung lehrt, wie gc- Beigt worden ist , gerade das Gegenlheil, Also ein abermahliger Beweis gegen den Ursprung der Eingeweidewürmer aus Erd- und Wasserwürmern, und für die Eigenthümlichkeit dieser Thiere.
6) Eingeweidewürmer werden öfters in beträchtlicher An- zahl im Innern des Menschen und der Thiere beherbergt, ohne d « f s die mindesten Beschwerden, oder Nachtheile für die Ge- sundheit daraus erwüchsen. Mehrere Menschen sind mir vorgekommen, die mit dem Band- oder eigentlich Ketlenwurme, der bei einem grofsen Theile der Aerzte in so aufserordentlich üblem Gerüche steht, behaftet waren, ohne dafs
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sie die mindesten Bcscliwerden davon empfunden hallen ; jnl sie halten nicht die mindeste Ahnung davon, dafs sie die JNährväter solcher Ungeheuer v\arcn, >rären sie nicht durch das zufällige Wahrnehmen des Abgangs einer Gliederstrecke von dem Vorhandensein derselben in Kenntiiifs gesetzt worden. — In der Sammlung des k. k. Naturalicncahinelts v\erden mehrere Stücke Därme, an denen Eingewei- dewürmer in grofser Menge feslsilzen, aufbewahrt. Um nur einiger zu erwäh- nen, befindet sich daselbsl ein 2^ Zoll langes Stückchen Darm von einem Regen- pfeifer CCharadriiis oedicnemus Z..) an dem, ohne die bei dem Abspülen losge- gangenen , noch jetzt sieben und sechzig Stücke, 5 Linien lange, Kratzer, fest- sitzen: ferner ein etwa drei Zoll langes Slück Darm einer kleinen Ohreule CStn'jc Otus jL.) an dem wohl 200 Zapfenwürmer CAmphistoma macrocephaluniKuA.^ festsitzen, ohne dafs man irgend etwas Krankhaftes oder ein Uebelgenährlsein bei diesen Thieren halte bemerken können. Indefs können Eingeweidewürmer aller- dings auch der Gesundheil nachtheilig werden, wie in dem Verlaufe dieses Buchs näher gezeigt werden v^ird, aber es gechieht diefs nicht in der Kegel, denn a poliori Jil denorninatio. — Andere Würmer hingegen, oder Insekten -Larven, v\ennsie von auf? en in denKörper gebracht wurden, werden nie ohne Beschwerde zu verursachen, in demselben fortleben, doch müssen sie , werden sie mit dem Ge- lränke oder den Speisen in den Nahrungskanal gebracht, den Verdauungskräflen desselben , wie schon erinnert worden, gewöhnlich unterliegen,
7) Man hat Eingeweidewürmer im ganz n e u g e b o r n e n Fötus gefunden. Zwar möchten nicht alle von den Schriftstellern aufgezeichnete Beispiele dieser Art volle Beweiskraft haben , indefs ist uns doch diese Thatsache durch glaubwürdige Männer bestätiget worden , so dafs man nicht mehr an der Wahrheit derselben zweifeln darf. Dahingehören: Frommann, der bei einer Epizoolie , welche ganze Herden von Schafen zu Grunde richtete, nicht nur bei allen gefallenen Schafen , sondern selbst in den neugebornen Lämmern, Lebere- geln fand; und Kerkring, der ein Mahl in einem Fötus, den Darni so sehr mit kleinen Würmern besetzt antraf, dafs man gar nichts anderes wahrnehmen konnte ; ein anderesMahl aber bei einem siebenthalbmonalh altenFölusin dem Magen, der drei Mahl gröfser, als gewöhnlich war, Spulvv-öirmer entdeckte. Brendel hat, v^iePallas (o) versichert, und H e im, nach Blochs Cp) Zeugnisse, in einem neu- gebornen Fötus Bandwürmer gefunden. Blumenbach soll mehrere Bandwürmer in den Gedärmen eines neugebornen Hundes gefunden haben , nach dem Zeugnisse
(o) N. n. Beilr. I. S. 43 (p) A. a. O. S. 38.
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vonRudolphi (q). Herr Medizlnalrath Hirsch in Bayreuth fand in dem Leer- darm einea mulhmafslich in der Gehurt erstickten Kindes einen 2~ Zoll langen Spulwurm. G ü c z e , (r) B 1 o c h Cs) und R u d o 1 p h i haben in säugenden Lämmern oft sehr grofse Kettenwürner angetroffen. Letzterer versichert auch, in mehreren beinahe noch federlosen jungen Vögeln Doppcllöcher gesehen zu haben. Ich selbst habe vor einigen Jahren in einer beinahe noch nachten , aus dem Neste genom- menen Saatkrähe CCoryzjj yrzi^<7e^7ijZ>.) 45, mehrere Zoll lange, Keltenwürmer gefunden.
Diese Erfahrungen — welche sich leicht, wenn man alle aufnehmen wollte, um das Doppelte und Dreifache vermehren liefsen — und ihre Gewährsmänner mögen wohl die oben angeführten Beobachtungen von Eingeweidewürmern, wel- che aufserhalb des thierischen Körpers gefunden worden sein sollen , aufwägen. Alles bisher Vorgetragene aber mag zur Genüge beweisen , dafs die Eingeweide- würmer keine Abkömmlinge sein können von Würmern , die naturgemäfs aufser- halb des thierischen Körpers leben, sondern, dafs sie Würmer eigener Art sein müssen.
Hierdurch wird jedoch noch keineswegs die Frage gelöst: Auf welche Art werden diese, eine eigene Ordnung von Geschöpfen in der T.hierwelt bildenden Würmer Bewohner anderer thierischer Körper? Darüber lassen sich zwei verschiedene Möglichkeiten denken, nahm- lieh entweder
Erstens: diese dem Menschen oderThiereneigenthümlichen Würmer, oder ihre Eier, vonMen sehen oder Thierenabgesetzt, werden durch Speise und Getränke, ja, selbst durch die Luft wieder anderen Menschen und Thieren mitgetheilt. Unter den Vertheidigern dieser Meinung zeichnet sich besonders Pallas aus. Neuerlichst fand sie auch Anhänger an den Herrn Professoren Reinlein und Brera, doch bat nur Letzterer eine Beobachtung angeführt, welche für diese Meinung bewei- sen soll, und welche wir am Ende dieses Paragraphen besonders prüfen werden.
Die Gründe von Pallas (s) sind folgende: »erstlich die häufige Ausbreitung »dieses Uebels (der Würmer) auf Thiere und Menschen in grofsen Städten und »dicht bewohnten Gegenden, sonderlich, wo das Volk unreinlich zu leben ge- ,j»wühnt ist , wo die Feuchtigkeit der Luft und Gegend die Eierchen aufser ihren
(<l) Ich habe diese frühere Ausgabe, worin dieser Thatsache erwähnt wird, nicht auftreiben können. (r) N. G, d. Eingew, S. Syi, (s) A. a. 0. S. 38. (t) N. n. Beilr. S. 43.
17 »naÜirlichen Wohnplä'lzen länger fruchtbar erhallen kann , und wo das Walser »aus Cisterneii, ofTenen Brunnen, oder Strömen, welches allerlei Unreinigkeilen »ans der Stadt selbst empfangen bann, das gewöhnliche Getränk abgibt ; da hin- »gcgen in den wiisleren Gegendon des russischen Reichs und in Sibirien , wo die »Bevölkerung neu und dünn ist, ingleichen bei den Hirtenvölkern, die ihre Wohn- »plätze oft verändern, alle Arten von Würmern in den Eingeweiden selten, und >-in wilden Thicren kaum das hunderste Mahl so häufig, als in Europa anzutreffen »sind. — Zweitens, die Beständigkeit, mit der gewisse Gattungen von Würmern »nur in warmblütigen Tliieren, gewisse andere nur in Vögeln oder Fischen gefuu- »den werden, weil die Eierchen nähmlich, woraus sie entstehen, nur in solchen »die entweder zu ihrer Ausbrülung schon, oder doch zu ihrer Erhaltung nölhio^ea »Verhältnisse der Wärme und Nahrung vorfinden, und ohne diese verderben müs- »sen. — Dazu kommen noch drittens die in neugebornen Thiercn , und auch »(schon nach einer hippokratischen , oder doch sehr alten Bemerkung) Kindern »gleich nach der Geburt, ja von dem göttingischen berühmten Lehrer, Leibarzt »Brendel, sogar in einer ungebornen Frucht beobachteten Bandwürmer ; und »e ndli ch die nicht seltene Bemerkung, da der Bandwurm in einer Familie oder »Hausgesinde mehrere Personen wie ein endemisches Uebel plagt. — Es ist mir »auch noch merkwürdig und miterweisend, dafs die Raubthiere am gewöhnlich, »sten, die sehr vorsichtig Nahrung geniefsendenNagthiere aber selten, und die alle »Nahrung fleifsig zermalmenden, wiederkäuenden Thiere noch seltner, unter den »Vögeln die fleischfressenden und nahe um die Menschen lebenden Gattungen am »öftersten , und unter den Fischen am allermeisten die schw armw^else ziehenden, »gefräfsigen und länger lebenden Arten mit Würmern behaftet sind.«
Was den ersten Beweis anlangt, so läfst sich das häufigere Vorkommen von Würmern bei Menschen in grofsen Städten — wenn dem wirklich so ist, woran ich jedoch noch sehr zweifle — wohl auch daher leiten, dafs diese eine mehr gemischte Nahrung geniessen, und im Ganzen sich einer schlech- teren Dauungskraft zu erfreuen haben , da das seltenere Erscheinen von Wür- mern bei Piussen in den entfernteren Provinzen vielleicht, neben einfacherer Nah- rung und besseren Dauungskräften, auch in dem reichlicheren Genüsse des Brannte- weins seine Ursache haben mag. Überhaupt aber ist über diesen Punkt noch Man- ches unerklärbar. So habe ich in manchen sehr gemeinen Thieren Würmer, und zwar nicht selten, angetroffen, welche Würmer von andern Naturforschern, in anderen Gegenden, noch nicht gefunden worden sind; dagegen habe ich aber auch
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bisher noch vergebens manchen Wurm gesucht, rlen sie längst schon entdecht ha- ben. — Dafs Insehten und deren Larven an Fihirlen in einem Jahre mehr als in einem anderen leiden , ist eine den Entomologen längst bekannte Sache, Dafs die Pferde zu gewissen Zeiten der Erzeugung der Würmer besonders unterworfen sind, will Abildgaard Cu) beobachtet haben. Aehnliches von dem Fadenvvurine behauptet Sl oane. — In den ersten fünf Jahren unserer helminlhologischen Be- schäftigungen wurden i5Ö3 Feldmäuse QMus arvalis L..~) untersucht, und in denselben nicht mehr w'ie drei Mahl ein sehr grofser und schöner Kratzer, jede's- mahl drei oder vier Stücke beisammen, gefunden; im Jahre i8l 2 hingegen wurde er in 432 Stücken vier Mahl und überdiefs zwei Mahl parasitisch im Iltis und im Falco cineraceus angetroffen; in der Gesammtzahl von 1995 Feldmäusen wurde ein kleiner Blasenschwanz in ziemlich beträchtlicher Menge frei in der Brusthöhle sich befindend , nur zwei Mahl, und zwar beide Mahle nur im ersten Jahre, seit- dem nicht wieder beobachtet. Im Anfange des Jahrs 1807 fand ich zwischen den allgemeinen Bedeckungen und den Muskeln des grünen Wasserfrosches (Jxana es- ciilenta L.-') einen Fadenwurm, nach welchem ich ia der Folge bei mehr als 1200 Fröschen dieser Species vergebens gesucht habe, bis endlich im Jahre 1813 bei wenigen, in amphiblologischer Beziehung secirten, Fröschen dieser Wurni drei oder vier Mahl gefunden worden ist. — ■ In manchen Ländern sind die Würmer als ein endemisches Uebel zu betrachten , in anderen kommen sie nur sporadisch vor. In Rufsland, Pohlen , in der Schweiz und in einigen Gegenden von Frank- reich sind die Menschen mit dem Bandwurme {Bothrlocephaliis latus") behaftet, die übrigen Europäer werden nur von dem F.ettenwurme CTaenia Soliuni) heim- gesucht. Wer kann davon die Ursache angeben ? Ich nicht !
Das zweite Argument von Pallas zeugt aber schon mehr ge gen als für ihn. Eben diese Beständigkeit, mit welcher gewisse Würmer nur in gev^issen Thieren vorkommen, läfst um soviel weniger vermulhen, dafs sie von aufsen mitgetheilt werden. Denn es sind hier nur zw ei Möglichkeiten denkbar: entweder der Wurm, der in das Thier gebracht wird, nimmt die eigenthümliche Form der daselbst einheimischen Wurmspecies an, — mit andern Worten: die Form, die Gestalt des Wurms wird bestimmt durch das Thier, welches ihm zum Aufenthalte die- nen soll; — oder es können in jedem Thiere nur die Eier, oder die Brut der, seiner Species , oder wenigstens Gattung, eigenen Würmer entwickelt werden, Dafs der erslere Fall nicht wohl statt finden kann, haben wir schon oben bei der (u) A. a. O. S. 41.
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10 vorausgeselzlenUmv^andlung der Erd- und Wasserwürmer in Thierwiirmer gezeigt. Welche sonderbare Veränderungen miifslen nicht auch manche Würmer erleiden ! Nehmen wir an, eine Maus halle die Eier eines Spulwurms aus dem Menschen, eine andere die von einem Spulwurme aus der Kalze verschluckt. Beide genannten Spul- würmer sind nicht nur unter sich , sondern auch von demjenigen , der gar nicht selten in dem Magen der Maus angetroffen wird, sehr verschieden. Wäre es also möglich, dafs der Spulwurm , der in einem Thiere gefunden wird, von dem Spul- wurme eines Thiers einer andern Gattung abstammen könnte : so müfsten in un- serem vorausgesetzten Falle , wo nähmlich die genossenen Wurmeier sich als Mäusespulwürmer entwickeln sollen, ohne anderer Unterschiede zu gedenken, bei der ersteren Maus die, dem menschlichen Spulwurme eigenen, Seitenfurchen sich herausheben; bei der anderen aber die, den Katzenwurm charaklerisirende flügeiförmige, Seitenmembran sich einziehen, mithin zwei ganz entgegengesetzteOpe- ralionen vor sich gehen ; überdiefs müfste bei beiden die verhältnifsmässige Länge des Wurms zu seiner Dicke sehr beschränkt werden ; und ehen so müfste eine neue Veränderung mit diesen Würmern vorgehen , wenn sie etwa sammt der Maus eine Reise durch die Gedärme der Katze machen, und sich daselbst in Katzen- würmer verwandeln sollten.
Will man aber annehmen, dafs nur die Eier von solchen Würmern in einem Thiere entwickelt werden, die von einem Individuo seiner Species herkommen: so stufst man auf eine neue Schwierigkeit, indem sich gar nicht begreifen läfst, auf welchem Wege bei manchen Thieren diese Miltheilung der Eier jreschehen soll. Selbst das häufigeVorkommen von Würmern bei Menschen, zumahl bei den so äufserst reinlichen Holländern , bleibt dabei unerklärlich. Denn obwohl man mit Recht sagt: Homo homini liipiis :^ so frifst, wenigstens in Europa, doch nur einer den anderen im figürlichen Sinne, und es könnte daher eine solche Mittheilung nur init- lelst des abgegangenenUnraths statt finden. Diesen sondern wir aber sehr sorgfältig von dem ab, was uns zur Nahrung dient. Durch das Wasser könnte allenfalls eine solche Mitlheilung statt finden, indem unsere Kloaken in Bäche und Flüsse ablau- fen , deren Wasser öfters wieder mit dem Wasser unserer Brunnen in Verbindung stehet. Allein , welchen langen Weg hat nicht ein solches Wurme! zu machen ? Wie lang müfsle es nicht unter den ungünstigsten Umständen, unter welchen alle Eingeweidewürmer schnell sterben, sein Leben erhalten? und Pallas sagt doch selbst: dafs diese Eierchen verderben, wenn sie die zu ihrer Erhaltung nöthigen
Verhältnisse der Wärme und Nahrung nicht vorfinden.
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Noch sch>Tieriger \^irddle Sache Lei Thieren , die in der Regel nicht saufen, wie diefs der Fall bei den Raubvögeln ist; Iseiner frifst im freien Zustande den an- dern , noch weniger dessen Unrath , auch fressen ihn diejenigen TJiiere nicht, die ihm zur ISahrung dienen, auf welchem Wege man sonst vermuthen könnte dafs die Wurnieier gleichsam durch die dritte Hand von einem dieser Vö»el in den anderen übergingen» Hier bliebe nun wohl kein anderer Weg der Mitthei- lung übrig, als durch die Luft. Alle Wurmeier aber, die ich kenne, sinken selbst im Wasser zu Boden ; um sich aUo in die Luft erheben zu können, um specitisch leichter zu werden, müssen sie zuvor zu Staub ausgedorret sein. Wie aber ein soIcheB ausgetrocknetes Ei zur Ausbrütung geeignet sein mag, mögen meine Leser selbst beurtheilen.
Das was Pallas als dritten BevTeis seiner Hypothese anführt, widerspricht derselben geradezu. Vielmehr ist eben der Umstand Gegenbeweis , dafs Wür- mer bei der vmgeLornen Frucht, die unmöglich Speisen und Getränke, mit W^irmeiern verunreiniget , zu sich genommen haben kann , gefunden worden sind. Dafs die Wurmeier der Frucht nicht durch die Muiter mitgetheilt werden können, v\ erden wir weiter unten zu zeigen Gelegenheit haben. — Wenn in manchen Familien mehrere Personen mit Würmern behaftet sind, so mag sich das wohl eben so gut erklären lassen, als warum öfters mehrere Personen in einer Familie schlechte Zähne haben, oder an der Gicht leiden.
Die Behauptung aber, dafs Würmer bei Raubthieren am häufigsten^, ibei Na- gelhieren und wiederkäuenden Thieren seltener vorkommen, kann ich durch meine Erfahrungen nicht bestätigen. Um nur ein Paar Beispiele anzuführen : so ist bei ein und zwanzig von uns untersuchten Fischottern nicht in einem einzigen ein Wurm gefunden worden; unter vier und fünfzig secirten wilden Kaninchen hingegen sind uns nur fünf vorgekommen , welche ganz frei von Würmern wa- ren; viele der übrigen beherbergten öfters Rundwürmer, Kettenwürmer und Bla- senwürmer zugleich. Der Fischotter ist aber ein Piaubthier, und zwar ein solches, welches von Thieren lebt, die nicht arm an W^ürmern sind, das Kaninchen hin- gegen lebt von blofser P/lanzennahrung , ist ein Nagethier und wiederkäuet noch obendrein, — Im September l8lß wurden von mir siebenzehn auf einer Jagd in den steierschen Alpen erlegte Gemsen untersucht. Nureine Einzige war ganz wurmfrei, alle Übrigen hatten theils P itschenwürmer , theils PaJIisaden- würmer und acht derselben Ketlenwürmer. Diese Thiere leben docii gewifs von grofsen Städten entfernt.
21 Endlich verdient noch Lemerkl zu werden, dafs eine solche Mitlheihing der Würmer bei Thieren , die hein Fleisch fressen , Lies von den Würmern , die sich im Darnikanale aufzuhallen pflegen, statt finden könnte. Denn nur durch Ver- unreinigung der Nahrung, oder des Getränkes mit dem Kolhe eines mit Würmern hehaflelen Schafes z, B. könnten die Darmwürmer, oder deren Eier einem an- dern Schafe inito;eiheilt werden. Aber wie liifst sich eine solche Ucbersiedluuff der ßlasenwürmcr , von denen wirkeine Eier kennen, die in eigene Ptapseln ein- geschlossen sind, die in Eingeweiden sitzen, die mit dem Darmkanale in keiner unmit- telbaren Verbindung stehen, also auf diesem Wege nicht abgesetzt werden können, denken? Und auf welchem Wege sollen sie in die Organe, in welchen wir sie finden, gelangen? Und doch sind gerade die Nagethiere und die wiederkäuen- den diejenigen, bei welchen Blasenwürmer am häufigsten angetroffen werden; bei Pifluhlhieren liingegen sind sie etwas äufsersl seltenes, kaum zwei oder drei Beispiele dieser Art sind bis jelat bekannt. Mehr jedoch, als alles bisher Gesagte, beweist ein direrl defshalb angestellter Versuch. Im Jahre 180Ö wurde im k. k. Natura- llencabinetle ein zahm gemachter Iltis iMastela Piitoriiis L,) sechs Monalhe lang durch Herrn Direclor von Schreibers mit nichts anderem gefüttert, als mit Milch und frischen meist noch lebenden Eingeweidewürmern aller Art und ihren Eiern, denen nur bisweilen etwas Semmelkrumen substituirt wurden. Der Iltis wurde hierauf getödtel, und auch nicht eine Spur von einem Wurme war in dem ganzen Thiere' zu finden. Schade, dafs dieser Versuch wegen Mangel an Zeit vind Gelegenheit nicht auch an anderen Thieren und unter veränderten Umständen öfters hat wiederhohlt w erden können.
Indem ich jedoch hier behaupte, dafs die Verpflanzung der Würmer nicht durch Speise und Getränke statt finden könne, so will ich doch damit keineswegs die Möglichkeit läugnen , dafs Würmer, welche auf diesem Wege in den Darm- kanal eines anderen Thieres gebracht werden , in einzelnen Fällen nicht einige Zeitlang daselbst fortleben könnten. Es wurde selbst von mir weiter oben ange- führt, dafs der ziemlich seltene Kratzer der Feldmaus parasitisch im Iltis und Falco c/7?erecf«.y gefunden vorden ist. Man fand aber auch die beiden !\lahle noch die Ueberbleibseln der Feldniäufe in dem Magen dieser Thiere. Eben so wurde der Echinorhynchiis Haeruca, der nur in dem grünen Wasserfrosche hausei, in dem Magen einer grauen Kröte iBnJ'o cinerens R e c.) jedoch in Ge. Seilschaft ei'ies halbverdaueten jungen Frosches gefunden. In dem Magen einer Wassernatter iColuLer Natrix L.^ hingen meluere Rundwürmer fest, die sonst
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nur in der Feuerhröle (_Rana bombyna) , in den Wassersdiamandern und den» Proteus angiiiniis vorzukommen pflegen. Allein die Natter hatte in den 24 Stun- den, während sie eingesperrt war, eine Feuerkröte ausgespien. — Am häufig, sten findet man den Riemenwurm , der ursprünglich nur in der Bauchhöhle der Fische aus der Gattung Cypriniis seinen Wohnsitz hat, parasitisch sowohl in dem Nahrungskanale der Sumpf- und Schwimmvögel , als auch der Raubfische. Aber eben dieser Wurm, der ein sehr zähes Leben hat, liefert einen Beweis, wie sehr die Verdauungskräfte auf solche verschluckte Würmer ein\Airken, denn bei den genannten Vögeln findet man öfters längs des ganzen Darmkanals dergleichen noch lebende Würmer , aber in sehr verschiedenen Zuständen. In dem Magen derselben wird er meistens ganz unverändert , so wie er in der Bauchhöhle der Fische lebt, angetrofl"en5 )e liefer unten hingegen man ihn im Darnikanale findet, desto mehr ist er verändert, statt weifs, ist er schmutzig gelb von Farbe , mehr in die Länge gezogen , verschmächtiget und wenigstens an einem Ende verletzt, gleichsam macerirt , so dafs man deutlich sieht, wie er den Kräften der Verdau- une zum Theil hat unterliegen müssen. — Bei Raubfischen habe ich den Rie- menwurm niemals in den Därmen, sondern nur zwischen Ueberresfen unver- daueter Fische im Magen gefunden. Wahrscheinlich findet hier im Magen seine gänzliche Auflösung statt.
Montin will zwar Stücke von dergleichen Piieinenwürmern auch von einem 25 jährigen Fräulein — also von einer Person , die nicht rohe oder unausgewei- dete Fische genossen hat — abgehen gesehen haben. Allein es gingen zu glei- cher Zeit Kettenwürmer und Spulwürmer ab, und es ist leicht möglich, dafs Montin ein langgezogenes Kettenwurmglied , oder sehr stark zusammengezo- gene und ineinander geschobene Glieder für ein Stück Riemenwurm angesehen hat. Denn nach Bloch's (x) Versuchen starben diese Würmer binnen zwei Minuten in siedendem Wasser , und so lang wird man doch wohl auch die Fische in Schweden sieden. Es berechtiget uns also diese Montin'sche Beobachtung noch nicht, den Riemenwurm imter die menschlichen Eingeweidewürmer aufzu- nehmen, v.ie Herr Breragethan hat. Auch Rosenstein mag sich getäuscht haben, wenn er gl.iubte, lebendige Riemenwürmer in gesottenen Fischen gefunden zu haben. Wenn ein solcher Wurm aus der heissen Schüssel auf einen kalten Tel- ler gelegt wird , so geht durch die Veränderung der Temperatur eine ungleiche Zusammenziehung der Fasern vor , welche man leicht für Lebensäufserungen ^) A, a. O. S. 3,
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halten kann. Kleine Würmchen , lange in Weingeist aufbevvahrl , in Wasser ge- legt, licwegen sich auf die sonderbarste Weise , obvYohl sie längst schon lodt sind, so lang, bis sich der in ihnen enthaltene Weingeist mit dem Wasser ins Gleichge- wicht gesetzt hat.
Weniger aber noch gilt die vorgebliche, von Rol andso n Marlin gemachte Erfahrung über Verpflanzung von Fischwürmern in den menschlichen Darmka- nal. Er erzählt von sich selbst, dafs, als er an der Seeküste wohnte, ihm öfters kleine Würmer , die er für Askariden hielt , abgingen, obgleich, nach seiner Mei- nung, ihn sein Älter davon hätte lossprechen sollen. — Ich habe einen etlich und achtzig jährigen Mann gekannt, dem häufig solche Würmer abgingen: folglich schützt das Alter nicht dagegen. — Hierauf fand er, dtn-ch Andere aufmerksam gemacht, in der Fischblase des Nors (^Salmo eperlaniis L,) den er sehr häufig genossen halte, eine Menge kleiner Würmer, die er umständlich beschreibt, und glaubt, er habe durch den Genufs dieser Fische sich diese Würmer zugezogen» Allein, eben diese Beschreibung zeigt deutlich den grossen Unterschied derselben von den menschlichen Pfriemenschwänzen ; und wahrscheinlich sind die , von ihm im Nors gefundenen , Würmer keine anderen , als die aus der Luftblase der Fo- relle iSalmo Fario L.') zuerst von Fischer unter dem Nahmen Cystidicola beschriebenen Würmer; ausserdem pafst das , was er über die von ihm abgegan- genen Würmer, von den in denselben bemerkbaren weifsen Kügelchen oderKlümp- chen , die an einander stossen , und Bewegung machen , ganz auf die Pfriemen- schwänze, Uebrigens schauet auf jeder Zeile dieses Aufsatzes der Hypochondrist heraus.
Auch durch Einimpfung der Wurmeier lassen sich Würmer erzeugen , wie hievon Pallas Cj') ein Beispiel geliefert hat. Hier sind seine Worte: ,,Ich habe „es versucht, diese rotben Eier — aus dem Hundsketlenwurm — durch eine kleine „Wunde in den hohlen Leib eines jungen Hundes zu bringen, und nach Verlauf „eines Monalhs fand ich wirklich einige kleine Bandwürmer zwischen den Einge- ,, weiden, nicht einen Zoll lang, und mit noch kürzern Gliedern , als die 12teFi. ,,gur. Ich bedaure, dafs ich diesen Versuch seitdem nicht auf verschiedene Art, „und auch mit Kürbiswürmern wiederhohlen j, zu können, bcrfueme Gelegenheit ,,und Mufse gefunden habe." Pallas ist wahrhaft und zugleich ein genauer Be- obachter gewesen, man darf also nicht wohl an der Wahrheit des Versuchs zv\ei- feln. Er beweist aber auch gar nichts gegen meine Behauptung. Es waren (>■) N. n.. Beitr. S. 58.
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frisch ausgcnomtnenc , also leLenclige , Eier eines Hundskeltenwurnis, diese fan- den in der Bauchhöhle eines andern Hundes das, was zu ihrer Enlwickelung nü- thig'ist, thierische Wärme und Feuchtigkeit, und in letzterer sogar etwas, was zu ihrer Nahrung diente. Dafs sie aber in der Bauchhöhle nicht so fette Weide hatten, als sie im Darmkanale gefunden haben würden , läfst sich aus der unbe- deutenden Gröfse schliefsen , die sie in einem Monathe erreichten , da sonst die Nestelwürmer sehr schnell wachsen. Dieser Versuch beweist aber noch nicht, dafs diese Würmer, waren sie durch den Mund eingebracht worden, nicht den Dauungskräften des Magens hätten unterliegen müssen , wie wir diess bei dem Versuche mit dem Iltisse gesehen haben.
Einen ähnlich sein sollenden, aber wahrlich in jeder Hinsicht sehr verschie- denen Versuch, hat auch Herr B re ra (z) angestellt , und diesen wollen wir nun näher beleuchten. Die Beobachtung ist fnlgfinde: Ein aweijähriges Mädchen gab, ohne irgend pin Zeichen von Unpäfslichkeit , mit dem Stuhle , kleine, rundliche, gelbliche Körperchen von sich. Wurden diese Kürperchen mit dem Nagel gedruckt, so spritzte ein weisser ialbuminoso') Saft hervor. Die Schale schien aus zwei Häuten einer Innern weifsen und äufsern gelblichen zu bestehen. Einige dieser Körperchen wurden in einer Schachtel aufgeho]>en. Am andern Morgen fand man mehrere derselben geöffnet, und es krochen (^sorlirojio~) einige äufserst kleine ziemlich lebhafte ^assai vivaci^^iriemensc\\sy'ä.nze C_ascaridi vermicolain') daraus hervor, die jedoch sehr bald starben. Im folgenden Jahre leerte der Bru- der dieses Mädchens gleichfalls dergleichen Körperohen aus. Professor Rubini von Parma; der beide Fälle beobachtet hatte, schickte Im Januar 1805 Herrn Brera in einer kleinen Schachtel mehrere dieser Körperchen , welcher sie am zweiten Februar erhielt, Sie waren hart und ganz getrocknet ; das Thermometer stand ungefähr zwei Grade unter 0. Die Körperchen waren sehr klein und gli- chen Sandkörnern, Mit einer einfachen zehnmahl vergröfsernden Linse konnte man an ihnen eine herzförmige Figur erkennen. Unter, einem Dolland'schen Mi- kroskope erschien ihre äufsere Oberfläche ziemlich zottig, und der Länge nach gespalten zeigte es sich , dafs diese vermeintlichen einfachen Eier ein Aggregat oder vielmehr ein Behälter anderer mehr oder weniger grofsen Eier waren, welche wahrscheinlich noch andere äusserst kleine und unwahrnehmbare enthiel- ten. — Herr Brera überzeugt, dafs diese kleinen Körperchen mehrere Wurm- keime in sich schlössen, brachte am 4ten Februar , einen Monalh nachher, als sie
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25 abgegangen waren, wie wir cllcfs Seite 410 erfahren , durch eine kleine Wunde zehn derselben in die Bauciihöhle eines jungen Hundes. Nach vier Tagen war die Wunde vernarbt, und nach 21 Tagen wurde der Hund getödlet. Man fand die Unterleibshöhle mit Tausenden von kleinen Würmchen besäet, welclie alle Kenn- zeichen der Pfriemenschwänze an sich trugen. Die Farbe derselben war dunkel- gelb 5 diel.,änge eines jeden konnte ungcf.ihr 4 Millimeter betragen, und andert- halb Millimeter war die gröfste Dicke des Körpers. Sie waren sehr lebhaft , und sprangen beinn Kerzenlichte. Sie hatten einen dicken und stumpfen Kopf C/ej/a grossa ed oitusa') und der Schwanz anstatt zugespitzt iaccuminata^ zu sein, endigle sich in einen stumpfen Kegel.
Diefs ist der wesentliche Inhalt der von Herrn Brera des Breiteren mitge- Iheilten Beobachtung; und wenn alles richtig sich so verhielte: so wäre der Be- weis geliefert , dafs aus ganz ausgetrockneten Wurmeiern , warum also nicht auch aus solchen , die im Wasser herumgetrieben werden , unter den erforderlichen günstigen Umstanden , Würmer sich entwickeln können. Allein ich nehme mir die Freiheit gegen Herrn B r e r a zu behaupten, dafs die von Herrn Rubin i ihm übersandter» und von Herrn Brera so umständlich beschriebenen und anatomir- ten Körperchen , gar k e i n e W u r m e i e r waren. — Wäre Herr Brera wirk- lich der strenge Prüfer , als welchen er sich selbst verkündet: so hätte ihm schon der Umstand auffallen , und ihn zweifelhaft über die Eiernatur dieser Körper ma- chen sollen, dafs diesen beiden Kindern gar keine Würmer abgingen, deren Abgang doch die Mutter, die prenuirosissima osservatrice , hätte bemerken sollen , Avenn sie auch nicht durch Jucken im Mastdarme ihre Gegenwart verra- then hätten. Aber es wird ausdrücklich von dem Mädchen gesagt, senza essere affella da vernn sintomo morboso ^ wiewohl diefs Herr Brera Seite 374 ver- gessen zu haben scheint, wo er diesen Fall citirt , und ihn als einen caso di ver- minatione incomodissima eccitata della presenza delle ascaridi vermico- lari anführt. ^ — ^ Allein Wer mit Aufmerksamkeit sein Buch liest, wird öfters auf dergleichen Unrichtigkeiten und Widersprüche stofsen. — Es hätte ihm ferner sonderbar vorkommen sollen , dafs das erste Mahl die Würmer über Nacht aus- krochen, und dafs das zweite Mahl diese sogenannten Eier einen ganzen Monath lang geschlossen blieben. Er würde es gegen alle Analogie streitend gefunden haben, dafs diese Körperchen blofse Kapseln sein sollten, welche wieder andere kleine Kapseln enthielten, in denen erst die wirklichen Eier befindlich sind. Wir haben zwar Infusorien, wie z. B. der Volvox Globalor , wo Thier im Thiere und
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in den iun»en Tliieren wieder kleinere Thiere wahrzunehmen sind ; dflfs aber hei eicrle<^enden Thieren , und zwar bei solchen , die getrennte Geschlechter haben , und wo eine vollkommene Bcgallung statt findet, wie diefs hei allen Rundwür- mern der Fall ist, mehrere von der Mutter bereits gelrennte Eier — denn in der Mutter können sie wohl in eine gemeinschaftliche Hülle , in einen Fruchtbe- hülter, eiii"^eschlossen sein — in einer Kapsel enthalten sein sollen, davon ist, wenJostens Mir, kein Beispiel bekannt. — Es hätte ihn doch einigermafsen be- fremden sollen, dafs aus den zuerst abgegangenen Körperchen nuir einzelne Wür- mer auskrochen , indefs bei ihm aus zehn derselben, der Ausbrülung übergebenen. Tausende von Würmern zum Vorschein kamen. — HerrBrera hätte ferner sich gar leicht überzeugen können , dafs er es hier nicht mit Eiern von Pfriemen- schwänzen zu thun halje , wenn er sich die Mühe genommen hätte, die Eier ei- nes aufgeplatzten oder vorsätzlich zerrissenen weiblichen Pfriemenschwanzes da- mit zu vergleichen. Er würde dann gefunden haben, dafs diese Eier so klein sind, dafs niclil leicht Jemand solch ein scharfes Gesicht haben wird, um ein ein- zelnes derselben mit unbewaffnetem Auge wahrzunehmen, selbst dann nicht , wann sie eben von der Mutter getrennt werden , wo sie doch noch von dem Tnrgor vitalis aufgebläht sind; und dsySä es eine absolute Unmöslichkeit ist, solche ge- trocknete Eier , wie Haselnüsse, zu zählen, und sogar noch zu zergliedern. Die Eier des Pfriemenschwanzes, auf einer Glasplatte ausgetrocknet, lassen sich nicht einmahl durch das Gefühl wahrnehmen; die von Herrn Br er a halten sogar eine harte Schale, die aus zwei Häuten bestand, ja! sie waren so grofs und so dick , wo nicht dicker als mancher Pfriemenschwanz selbst. — Er würde weiter gefunden haben, dafs die wirklichen Eier des Pfriemenschwanzes keine herzför- mige, sondern eine wirklich eiförmige Gestalt haben, gerade so wie er sie selbst in seinen Vorlesungen auf der 4tc-n Tafel in der lOten Figiu-, wiewohl et- was schlecht, vonGoeze copirt hat; und dafs sie endlich keine zottige, sondern eine selbst unter den stärksten Vergröfserungen ganz glatt erscheinende Oberfläche haben; und er würde, wäre er nicht zu voreilig im Schliefsen und Behaupten gewesen, gar nicht auf den Gedanken gekommen sein, diese Körperchen für Eier des Pfriemenschwanzes zu halten.
Der Leser wird jedoch fragen , was waren denn diese Körperchen ? Da ich sie nicht selbst gesehen habe, sondern nur aus der Beschreibung und Abbildung, die man auf dem viereckigen Täfelchen auf der Vignette copirt sieht, kenne: so kann ich nichls mit Gewifsheit darüber behaupten. Doch sei mir eine Muthmas-
27 sung erlaubt. Gleich bei dem ersten Anhlick hielt ich sie für Samenkörner, wufste aber nicht welche. Ich frug Herrn Barort von Jac»jain , von welchem Samen dieser Gestalt und Gröfse zu vennuthen wäre, dafs er in den Darmkanal eines Kindes kommen könnte. Er rielh auf Erdbeeren-Samen , der aufsen auf der Frucht sitzt, und bemerkte dabei, dafs diefe Samen im Darmkanale beträchlHch auf- schwellen. Der Same einer frischen Erdbeere wurde Auf der Stelle untersucht, der ganz mit der von Herrn B r e r a gegebenen Abbildung übereinkam. Ichliefs nun ein Bind Erdbeeren essen , und fand nach 48 Stunden im Kothe die Samen ziemlich aufgeschwollen wieder. Mit dem Nagel zerknickt, spritzte aber keine mil- chigte Feuchtigkeit heraus, sondern es kam ein schon gebildeler Iicini zum Vor- scheine. Und solche Keime waren es wahrscheinlich, die Herr Rubini bei den Aufgeplatzten Börperchen fand. Vcrmuthlich waren es auch die Samen von fri- schen Erdbeeren, es war im Junius , die aufplatzten, da die zweiten im Winter, also wohl von eingesottenen Erdheeren herkommen mochten. Dafs sich die des Herrn Rubini lebhaft bewegten, läfst sich auch erklären. Vermulhlich brachte er sie in Wasser, wo durch die ungleiche Einsaugung und daher rührende un- gleiche Spannung der Fibern solche Bewegungen erfolgen , die in einem Hin -und Herschnellen bestehen, und welche der INichtgeübte leicht für willkührliche Be- wegungen halten kann. — Die scheinbar rauhe Oberfläche , welche der Erdbee- ren-Samen nicht hat, rührte vielleicht von anklebendem Staube , oder von einer Maceration der Epidermis her; vielleicht war es auch Schimmel. — Die runden Körper aber, die Herr Brera in diesen Kapseln gefunden haben will, sind zu- verläfsig nichts anders, als eine optische Täuschung. Wer nicht sehr geübt ist, mit dem zusammengesetzlenMikroskope umzugehen, der traue seinen Augen nur ja nicht zu viel, denn nichts ist leichter, als hier sich zu irren. Wo aber endlich die Tausende von Würmern hergekommen sein rriögen , die Herr Brera in der Bauchhöhle des Hundes gefunden haben will, weifs ich so bestimmt nicht zu er- klären; nur so viel weifs ich mit Gewifsheit, dafs es keine Pfriemerischwänze waren.
Seine Würmer hatten eine dunkelgelbe Farbe: die Pfriemenschwänze sind milchweifs; die Länge eines jeden konnte ungefähr vier, die gröfste Dicke an- dertlialb Millimeter betragen , also ein Verhältnifs der Dicke zur Länge wie 3:8; bei den Pfriemenschwänzen ist dieses "Verhältnifs wie 1 : 20 , ohne die feinste Schwanzspitze mitzurechnen; sie hatten einen dicken und stumpfen Kopf: die Pfriemenschwänze sind gegen das Kopfende sehr stark verschmächtiget , und mit
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einer Seitenmeinbran umgeben: der Schwanz stellte einen abgestumpften Kegel rorr der Schwanz der Pfriemenschwänae ist ganz pfriemenförmig, und lauft so fein zu, dafs die äusserste Spitze mit unbewaffnetem Auge nicht wohl wahrzuneh- men ist. — Kann man", frage ich . bei Thieren , deren Gattungen und Arten , wie diefs der Fall bei den Rundwürmern ist , sich blofs nach dem Verhältnifs der Dicke zur I>änge imd der Beschaffenheit des Kopf- und Schwanzendes bestimmen lassen, grüfscre Unterschiede finden? Und doch sagt Herr Brera: offrivano tiittii caratleri delV ascaridevermicolare. Die Unterschiede , meint er, möch- ten daher rühren, dafs sie nicht ini menschlichen Körper ausgeJjrütet wurden. Allein Herr Brera meint gar viel, dem nicht also ist. So hält er das an den Rändern eingekerbte , aber keineswegs gegliederte Vielloch iPolystoma taeni- oidesRud.') aus den Stirnhöhlen des Hundes für einerlei mit dem wirklich aeelie- derten Keltenwurme (7"«e«?« lanceolata) aus den Därmen der Gans, und be- weist hieraus gar mancherlei. So beschreibt er uns eine Fliegen -Larve , die in dem Nachttopfe einer Frau gefunden wurde , als einen neuen Eingeweidewurm aus der Harnblase. Ca) Was soll man von einem solchen Beobachter hallen ? — Aber w^ie kann man ihm auch Glauben beimessfen, wenn er, von andern gemachte, Erfahrungen nach seinem Gutuünken ausschmückt oder ganz verdreht und feilsch erzählt , wie wir diefs unten bei T r e ul 1 e rs Hamnlaria lymphatica und bei dem Polystoma venarum sehen werden. Wer wird es mir .tlso verargen , wenn ich vermuthe, Ilerr Br e r a habe erst einige Tage nach Eröffnung des Hundes, was er aber weislich zu verschweigen Ursache halle , diese vorgeblichen Askari- den gefunden, wo in der Zwischenzeit Fliegen ihre Eier hineinlegen konnten, deren Larven er denn für Würmer hielt. Seine ganze Beschreibung derselben passt darauf , und gibt dieser Vermuthung viele Wahrscheinlichkeit.
Die Leser aber, welche etwa glauben möchten, ich hätte mich zu lange mit Widerlegung des Herrn Brera aufgehalten, bitte ich, zu bedenken, dafs mehrere Rücksichten mich hiezu bestimmen mussten. Hr. Brera ist, Jördens und einige Dissertationen ausgenommen , fast der Einzige , der in neuern Zei- ten über menschliche Eingeweidewürmer, und zv\\^r ein recht dickes Buch, ge- schrieben hat; er kündiget sich selbst als einen Mann an, der alles hieher Ein- schlagende aufs genaueste erforchst, xtufs strengste geprüft habe. Welcher .Vrzt, der nicht selbst Helmintholog ist , sollte ihm daher nicht aufs Wort glauben ? Dadurch wird der Arzt aber auch verleitet , dreierlei anzunehmen» Erstlich , (a) Man sehe Cercosoma unter desi Pseudohnlnünthen.
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dafs selbst ganz vcrlrocknefe Wurmeier, wenn sie nur der Einwirkung der tlne- rischen Wärme un<l Feuchtigkeit ausgesetzt vverden , dennoch ausgebrütet wer- den können. Zweitens, dafs Eier von Würmern von eii e n Thiere in das an- dere übergehen und daselbst ausgebrütet werden können: Und drittens, dafs der ganze Bau der Würmer eine ganz andere Gestalt erhall, wenn sie in einem an- deren Organismus ausgebrütet werden, als Demjenigen , in welchem sie heimisch sind. Diefs zu widerlegen, und die Unwahrscheinlichkeit , ja selbst Unmöglich- keit davon zu zeigen , war aber gerade der Zweck des bisher Gesagten. Ich fand mich daher gemüssiget, diese vorgebliche Beobachtung über das Ausbrüten ge- trockneter Wurmeier , wodurch meine Behauptungen geradezu übern Haufen ge- worfen würden , mit Umständlichkeit zu widerlegen , um meine Leser in den Stand zu setzen, selbst über die Sache zu urlheilen. Wer meinen Worten nicht glaubt, kann sich sehr leicht durch Versuche von der Wiihrheit derselben über- zeugen.
Wenn nun durch das bisher Vorgetragene die Unmöglichkeit der Mitlheilung der Eingeweidewürmer durch Speisen und Gelränke, oder selbst durch die Luft dargethan worden ist, so bleibt, wofern sie durch Mitlheilung erworben werden sollen , kein anderer Weg übrig , als d u r c h V e r e r b u n g d e r s e 1 b e n v o n Aeltern auf die Ki nde r , mittelst der Z e ug un gsh a ndl ung , d e r Ernährung im Mut t e r 1 eibie und des Saugens an der Brust.
Die Bekenner dieser Hypothese müssen zugeben , oder sind vielmehr gezwun- gen anzunehmen, dafs die ersten Stammältern des Menschen sowohl als aller übrl- gen Thiere, die einer jeden Species eigenlhümlichen Wurmarien beherbergt haben müssen. Wenn man nun bedenkt, wie viele verschiedene Wurmarten bei manchen Thieren angetroffen werden , z. B. bei dem Menschen selbst 12 ohne die Taenia vulgaris als eigene Species , noch das Poly^stoma venarum und mehrere an- dere unten zu erwähnende dazu zu zählen ; bei bem Hunde 8 ; bei dem Fuchse q; bei dem Iltisse () ; bei dem Igel 10—11 ; bei der Feldmaus 7; bei dem Feld- hasen 8 ; bei dem Schafe 9; bei dem Ochsen 10— 11; bei dem Schweines— 9; bei dem Pferde 9 ; bei dem Blaufalken 8 *, bei der Elster 8 ; bei der Mandelkrähe T ; bei dem Kormoran 8 ; bei dem Storche 7; bei dem Kiebitz 10; bei dem Re- genpfeifer 7; bei dem braunen Grasfrosche 8 ; bei dem grünen Wasserfrosche 10; bei der Aalraupe 7; bei dem Bärschling il; bei dem Schiel 7; bei der Forelle 10 ; bei der Lachsforelle 9 ; bei dem Lachse 8 ; bei dem Hechle 10; u. s. w. ho müssen — da wir doch nicht behaupten können , alle Eingeweidewürmer zu ken-
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nen , auch einige auf diesem Wege wohl ausgestorhcn sein möchten — diese er- sten Stanimältern wahre Wurmnester gewesen sein, denen die Fortpflanzung die- ser Schmarotzerthiere mehr , als die Erhaltung ihrer eigenen Rasse zu schaffen gemacht hahen mufs ; wiewohl es sich auf der andern Seite nicht läugnen lafst, dnfs, bei solcher Voraussetzung, damahls das wahre goldene Zeitalter der Hel- minthologen geblüht haben mufste, und dafs also auch sie, nämlich die Helmin- Ihologen , gerechte Ursachen hätten , über den Verfall der Zeiten zu klagen.
Man könnte zwar gegen die Behauptung , dafs die ersten Stammältern alle die, in ihren Nacbkommen vorfindigen Wurmarten in ihren Körpern genährt ha- ben müfsten , einwenden: dafs diefs darum nicht unumgänglich nölhig sei, weil vielleicht durch Bastardirungen , durch den Einflufs des Klimas , der Nahrung und des daraus bereiteten Nahrungssaftes der Kostgeber, mehrere, vielleicht ursprüng- lich zu ein und eben derselben Art gehörige Würmer eine von ihrer ersten Form so mannigfaltig verschiedene, Gestaltung erhalten haben, dergestalt, dafs jene gar nicht mehr zu erkennen ist, und sie daher von miseren jetzigen Sjstematikern als eben so viele verschiedene Arten aufgeführt würden; wie \vir denn auch selbst bei den vollkommenem Thieren Ursache haben, zu glauben, dafs manche, nun- mehr als eigene Rassen betrachtete Thiere , ursprünglich blofse Spielarten waren. — Allein wenn man auch zugeben wollte, dafs bei verwandten Würmern, und solchen, die in ebendemselben Organe oder Eingeweide des Menschen oder Thie- res wohnen, vielleicht hie und da diefs der Fall sein könnte; so \vird doch einem Jeden einlexichten, dafs diefs nicht statt haben kann bei Würmern, die nicht nur der Art und Gattung, sondern selbst der Ordnung nach von einander verschie- den sind, und in ganz verschiedenen Organen hausen. Wollte man z. B, anneh- men, der Blasenwurm im Gehirne des Schafs , der Piundwurm in dessen Luftröh- re, der Bandwurm in dessen dünnen Därmen und der Sauewurm in dessen Leber hätten ein und denselben Urällervater gehabt : so dürfte man auch denjenigen nicTit unsinnig schelten, der irgend ein Thier, z. B. den Elephanten als den gemein- schaftlichen Stammvater des Wallfisches, des Steinbocks, des Löwen und des Kän- guruhs annähme, wo der Unterschied oder Abstand noch nicht einniahl so grofs Ist, da sie doch alle in die Klasse der Säugthiere gehören.
Allein obwohl es höchst unwahrscheinlich ist, dafs jedes Individuum der er- sten Slammällern des Menschen und der Thiere so viele verschiedene Würmer in seinem Inneren zugleich genährt haben soll; so ist doch durch diese Unwahr- scheinlichkeil noch nicht die Unmöglichkeit dargethan. Ich will daher auch das
3t Gesagte gar nicht als einen strengen Beweis gegen diese Hypothese angesehen wissen, liidefs wird man mir doch zugehen müssen, dafs J)ci einer Vererbung der Würmer von den Aeltern auf die Kinder, die ersleren nothwendig diejenigen Würmer seihst hegen müssen, die sie auf die anderen fortpflanzen sollen. Denn man kann ja nicht auf einen anderen etwas vererhen , was man seihst nicht hat. Allein gerade hier scheitert die Hypothese an der Erfahrung. Wir finden sehr häu- fig Menschen , die Würmer mancherlei Art in ihrem Innern nähren , ohne dafs man hei ihren Aeltern je eine Spur davon wahrgenommen hätte. Wie konnten sie ihnen also von diesen mitgetheilt worden sein. — Herr B rera, der überall da, wo er mit einer Hypothese — denn er vertheidiget auch diese — ins Gedränge kommt, eine Hinlerthüre olTen hat, weifs auch hier sich zu helfen. Er beruft sich nähmlich Cb) auf die von ihm gemachte Erfahrung , dafs manche Menschen an Würmern litten, deren Söhne frei davonblieben, indefs die Enkel von densel- ben Arten von Würmern wieder heimgesucht wurden. — ■ Gegen diese Erfahrung, als solche , läfst sich gar nichts einwenden , denn es mag sogar Fälle geben , wo die Ururcnkel die nähmlichen Arten von Würmern beherbergen, die einst bei ih- ren Urältervätern zu Hause waren , indefs alle Mittelglieder der Familie derglei- chen nicht kannten. Allein die von HerrnBr e r a daraus gezogene Folgerung, ,,dafs ,,die Wurmeier des Grofsvaters durch den Körper des Sohnes, in welchen sie keine ,, schickliche Gelegenheit zur Entwicklung gefunden habensollen, in den Körper des ,, Enkels übergegangen wären," ziehe ich in Zweifel. Denn wenn diese Folgerung richtig sein soll , so mufs man annehmen : dafs der Grofsvater eine gewisse Por- tion Wurmeier bei der Zeugungshandlung dem Sohne überliefert, welcher dann das ihm anvertraute Erbe , ohne damit zu wuchern , — d. i. ohne dafs er die Wür- mer in seinem Körper zur Entwicklung und abermahligemEierlegen kommen läfst — unversehrt in seinem Körper verwahren mufs , bis er etwa im dreissigslen Jah- re seines Lebens in den Stand der heiligen Ehe tritt, und nun hei Zeugung seines künftigen Stammhalters, dem Enkel dieses Familien -Fideicommis überantwortet, der dann vielleicht in seinem zwanzigsten Lebensjahre durch Abgang von Band- wurnigliedern, wozu der grofsvälerliche Wurm etwa 50 Jahre früher die Eier gelegt hatte, nicht nur die Rechtmäfsigkeit seiner Abstammung beweist, sondern auch die, durch den wurmlosen Sohn zweifelhaft gewordene, Ehre seiner Grofs- mutter rettet.
Es sieht wohl jeder Leservon selbst ein , wie lächerlich an und für sich die
(b) Memorie p. 4o'.
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Idee einer solchen Vererbung der Würmer vom Grofsvaler mit UeLerspringung des Sohnes auf denEnkel ist. Doch glaubeich, noch auf folgende Punkte aufmerk- sam machen zu müssen.
1. Können wir annehmen, dafs der männliche sowohl als der weihliche Mensch bis zur Zeit, wo er seine Gattung fortzupflanzen im Stande ist , bei dem ewiffcn Wechsel der Materie , auch nicht einen Gran mehr von jener ursprüng- lichen Knochenmasse , die er mit aus Mutterleibe brachte, an sich trägt, um wie viel weniger also können fremdeKörper , wozu ich die Würmer rechne, bei den immerwährend statt findenden Ausleerungen durch alle Colatorien des Körpers in seinem Inneren so lange sich erhalten? HerrBrera sagt ja selbst in dem nähm- lichen Paragraphen , dafs wenn die Wurmeier in einem Körper nicht die zu ih- rer Entwickelung nölhigen Bedingungen vorfänden , sie wieder wie andere auszu- scheidende Stoffe unversehrt {belle ed intalte~) ausgeleert würden. Warum sollen also Wurmeier auf dem Wege der Zeugung mitgetheilt, eine Ausnahme von die- ser r«pgel machen? Wiewohl auch die Behauptung, dafs sie unversehrt wieder ausgeleert werden sollen, so ganz ohne allen Beweis hingeworfen ist. Denn ent- weder geht das Ei als solches zu Grunde, wird zerstört, wie diefs der Fall ist, w enn solche Eier in den Magen gebracht werden , ^yas durch den oben ange- führten Versuch mit dem Iltisse bewiesen worden ist; oder das Ei findet die zu seiner Ausbrülung nothwendigen Bedingungen , und der Wurm kriecht aus. Denn aller Analogie nach zu schliefsen , bedarf das befruchtete lebende Wurmei z. B. eines Säugthieres keine anderen Bedingungen zu seiner Entwicklung, als thierische Wärme und Feuchtigkeit. Wenigstens sieht man keinen Grund ein, warum ein solches Ei nicht überall da, wo es diese findet, eben so gut ausgebrütet werden soll, als ein Hühnerei, das blofs einer trockenen Wärme bedarf, im Backofen. Auskriechen wird also der Wurm jedesmahl und an jeder Stelle des Körpers , wo nicht feindselig imd zerstörend, wie z.B. im Magen , auf das Ei eingewirkt wird. Wie es aber mit seinem Wachsthume und weiteren Fortkommen steht , ist eine andere Frage. Der oben angeführte Versuch von Pallas mit Eiern von Ketten- würmern aus dem Hunde scheint nicht nur das Erstere zu beweisen, sondern auch über das Letztere Aufklärung zu geben. Könnten nun mittelst des männlichen Samens Wurmeier in die Gebärmutter gebracht werden : so stünde wirklich zu be- fürchten — da sie daselbst auch thierische Wärme und Feuchtigkeit finden, — dafs sich die Würmer früher entwickelten als ihr bestimmter künftiger Kostge- ber; ihn als Embryo mit Stumpf und Stiel aufzehrten, und dafs alsdann die Frau,
53 anstatt von einem Kinde , von einem Haufen Nestel- oder Spulwürmer entbunden würde. Doch dergleichen ist mir in Praxi noch nicht vorgekommen; Hrn. Brera v^ahrscheinlich auch nicht.
2) Angenommen auch , dafs Würmer dem Fötus bei der Zeugung mitwelhellt werden können — wovon ich Jedoch die Unmöglichljcit späterhin zeigen werde — dafs sie ferner nach einer ganz eigenen, freilich nicht leicht zu erklärenden, Wahlanziehung nur in den Genitalien abgesetzt werden , und daselbst ruhig ver- weilen, bis diese Organe zu ihrer endlichen ßeslinimung reifen: so ist docli da- durch die Sache noch nicht aufs Reine gebracht. Denn Millionen von Eiern — zu- mahl wenn sie sogrofs sind , wie diejenigen , welche HerrBrera zergliedert hat — kann doch der Vater dem Sohne nicht mitgeben , auch können die Eier , als Eier, sicii nicht vermehren. Wenn man nun bedenkt, wie viel der Mensch Samen ver- liert , oder auch nur absondert , der denn wieder resorbirt wird , elie er sich verheirathct 5 wenn man ferner erwägt, dafs nur ein einziger Beischlaf zur Be- fruchtung erforderlich ist: so wird man, will man Herrn B re r a s Hypothese ver- theidigen , gezwungen, anzunehmen, es müsse ein besonderer Schutzeno^el diese Wurmeier bewachen, der sie gerade nur erst dann losläfst , wenn der Beischlaf befruchtend ist, und z"ar , wenn der Vater mehrere wurmbetheille Kinder zu zeugen gesonnen ist , jedesmabl nur eine gewisse Anzahl derselben,
3) Wenn man bedenkt, wie höchst selten manche Wurmarten bei Menschen und Thieren vorkommen, wohin z. B, bei den Menschen die Blasenwürmer, Le- beregeln und die Pallisadenwürnier in den Nieren, ferner die Harmi/aria Ijym- phalica und das Poljrstojna pingiiicola gehören , welche beiden letzfern erst nur ein einziges Mahl gefunden worden sind: so ist man gezwungen zu glauben, dafs manche Wurmeier durch 30 bis 40 Generationen immer von den Aeltern auf die Piinder als solche übertragen werden müssen, bis es endlich etwa nach lausend Jahren einmahl einem Wurme glückt , dem Eie zu entschlüpfen . Wahr- lich gegen solchen Glauben, ist der Glaube, womit man Berge versetzen kann, noch eine wahre Kinderei.
4) Die ganze Hypothese wird durch einen einzigen Wurm widerlegt, d. i. durch den Polycephalns cerebralis oder den vielköpfigen Blasenwurm im Gehir- ne drehender Schafe. Gewöhnlich werden nur Lämmer im ersten Jahre davon befallen , doch bleiben auch Widder und Mutterschafe nicht allzeit verschont. In- defs ist die Krankheit, wird nicht der Wurm durch Trepanation oder Anbohren üerslört, allzeit tödtlich. Wäre nun der erste Wurm dieser Art mit dem ersten
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Schafe zugleich erschaffen worden , so halle auch dieses Schaf, noch ehe es seine Gattung fortzupflanzen im Stande gewesen wäre , zu Grunde gehen müssen , und wir würden folglich heut zu Tage eben so wenig Schöpsenbraten essen , als der- gleichen Würmer in Weingeiste aufbewahren,
5. Findet man aber auch die nähmlichen Würmer bei den Altern, wie bei den Kindern: so ist dadurch doch noch nicht erwiesen, dafs sie Letzteren von Ersteren mitgetheilt worden sind. Von Seiten des Vaters ist eine solche Mitthei- lun'' gar nicht einmahl denkbar, denn wenn auch bei dem Menschen und den Säuglhieren bei der Zeugungshandlung eine wirkliche Vermischung der männli- chen und weiblichen Samenfeuchtigkeiten Statt finden sollte: so ist diefs doch kei- neswegs der Fall bei dem gröfsten Theile der Thiere aus den übrigen Ciassen. Ich werde die Unmöglichkeit einer solchen Vermischung der Samenfeuchligkeiten bei einem grofsen Theile der Vogel in der Folge zu zeigen Gelegenheit haben. Wie wenig aber überhaupt von der männlichen Samenfeuchtigkeit zur Befruchtung er- fordert wird, mag uns ein von Spallanzani defshalb angestellter Versuch leh- ren. Drei Gran männlichen Froschsamens mit einem Pfunde Wasser verdünnt, %'varen hinreichend eine grofse Menge Froschlaici» zn befruchten. la ! durch die blofse Berührung mit einer in den männlichen Samen getauchten Nadelspitze konnte das Ei vollkommen befruchtet werden. Wer möchte nun also wohl glau- ben , dafs die an einer Nadelspitze sich festhängende Samenfeuchtigkeit auch noch überdiefs die Eier von zehn verschiedenen Wurmarten enthalten sollte , wovon jnan öfters sechs bis sieben — Arie n nähmlich, nicht In di v id u e n, deren öfters gegen hundert sind — in einem grünen Wiisserfrosche beisammen antrifft. Denn dieser Frosch beherbergt in seinen dünnen Därmen Pallisadenwürmer , Kratzer und Doppellöcher, im Mastdarme Rundwürmer und Zapfenwürmer , in der Lun- ge Rundwürmer und Doppellöcher , in der Bauchblase Doppellöcher — alle drei Doppellöcher sind der Art nach von einander verschieden — unter der Haut Fadenwürmer und überdiefs noch im Zellgewebe aller Eingeweide und Muskeln, die in Kapseln eingeschlossenen, Zapfenwürmer. Wie sollen nun aus iillen diesen verschiedenen Eingeweiden die Eier dieser Würmer in die Hoden gelangen und von dort mit dem Samen ausgeschieden werden? Wie sollen sie ferner in das Ei des Frosches dringen , daselbst verweilen bis der Frosch zur Reife kömmt ? und wie soll endlich gerade jede Art von Wurmeiern in das ihr angewiesene Organ gelangen, um sich daselbst zu entwickeln? Dazu kommt noch, dafs drei Arten dieser Würmer lebendige Junge gebären, nÖhmlich der Rundwurm aus den liUn-
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gen, der Rundwurm aus dem Masldarme und der Zapfenwurm von ebendaher. Fände daher eine MittheUung dieser Würmer von Seile des Vaters Stall, so miifsle man schon bei einer mitlelmäfsigen Vergröfserung diese jungen Würmchen in der Samenfcuchligkeit herumschwimmen sehen.
Allein einer solchen Mittheilung widersetzen sich auch von Seite der Mutter unüberwindliche Schwierigkeiten. Denn damit sie wirklich Statt haben könne, mufs nothwendig vorausgesetzt werden , dafs die Eier der Würmer aus den Ein- gcweiden der Müller , wo sie ihren Sitz haben , durch die einsaugenden Gefäfse aufgenommen, von da in die Blulmasse geführt , aus dieser wieder mittelst der aushauchenden Gefnfse in die Gebärmutier abgesetzt werden, wo sie dann der Fötus durch seine aufsavigenden Gefäfse wieder aufnehmen, sie durch seine Blut- masse bis zu dem , und gerade nur zu dem zu ihrer Entwicklung geeigneten , Or- gane hinführen, und abermahls durch aushauchende Gefäfse absetzen mufs. In der That ein langer und vielen Gefahren ausgesetzter Weg, den ein solches Wurmei durchlaufen mufs, denn es läuft beständig Gefalir in ein anderes Ausführungs- organ verschlagen zu werden, wo es dann auf immer verloren ist. Doch sollten auch zehntausende verloren gehen, ehe eins oder das andere den Ort seiner Bestimmung erreicht , so müste man aber alsdann diese Wurmeier nicht nur in dem Blute der Mutler, sondern auch in dem Blute des Fötus finden. Man findet aber daselbst deren keine, kann sie auch nicht finden: denn nach Herrn Ru- dolphl's nur ungefährer Schätzung, die gewifs nicht übertrieben ist, sind die Eier, von selbst sehr kleinen Würmern, in ihrem ganzen Umfange , wenigstens iO,Ooo Mahl gröfser als die rothen Blulkügelchen. Nun aber wissen wir, dafs die Endungen der Gefäfse , welche diese Wurmeier auf dem vorbeschriebenen Wege wiederholt durchlaufen müssen, nicht einmahl ein rothes Blulkügelchen durch- lassen, um wie viel weniger also kann ein Wurmei durchkommen. Bei eierle- genden Tliieren , bei Fröschen z. B. bildet der erste Uranfang des Eies ein in sich geschlossenes, mit einer eigenen Haut umgebenes Ganze, das bei seiner ersten Entstehung wohl selbst nicht gröfser ist, als ein Wurmei. Diese das Froschei um- gebende Haut aber, macht nothv^'endig, dafs es seine Nahrung nicht anders als in Dunslgeslalt aufnehmen kann. Wie soll also hier ein Wurmei , das dann doch schon bei einer geringen Vergröfserung sichtbar wird, eindringen können, da es doch keine Organe hat, mit denen es sich etwa einbohren könnte. Hiermit wäre also die offenbare Unmöglichkeit eines solchen Uebergangs der Wurmeier von der Mutter auf den Fötus dargethan.
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Herr Brera will zwar die eiförmigen, elliptischen und kugelförmigen Körperchen, welche wir in den Eingeweidewürmern finden , nicht für die einfa- chen Eier derselben gelten lassen, sondern hält sie nur für Kapseln, in denen erst die Eier eingeschlossen sind, und sollten diese noch zu grofs ausfallen — wie diefs bei seincl^ obenerwähnten getrocltneten Eiern des Pfriemenschwanzes der Fall war — so nimmt er an , dafs in diesen erst noch kleinere Eier enthalten wären. Allein da diefs eine, weder auf Analogie noch Erfahrung gegründete, Hypothese ist, so wird man mir es wohl nachsehen, wenn ich sie ohne weiteres übersehe.
Endlich noch widerspricht der Hypothese von Vererbung der \'\ ürmcr von Aeltern auf Kinder, die Erfahrung , dafs nie ein Europäer von dem Fadenwurm (^Filaria' Draciinculus') heimgesucht wird, so lang er hübsch zu Hause bleibt. Doch geschieht diefs sehr leicht, wenn er sich in jenen aussereuropäischen Län- dern, ^■vo dieser Wurm zu Hause ist, aufgehallei* hat. Von den Aeltern kann er ihn also nicht geerbt haben; auch bleiben seine Kinder, Enkel und Urenkel da- von frei, wenn sie sich nicht in jene Länder begeben. Das zahme Schwein ist ein Abkömmling von dem wilden Schweine , aber nie sind noch Finnen iCysH- cercus cellulosae /?.) im wilden Schweine gefunden worden. Wie konnte also das zahme Schwein durch Anerbung dazu gelangen?
So wenig aber dem Fötus, weder bei der Zeugungshandlung, noch während der Ernährung im Mutterleibe Würmer von den Aeltern mitgelhcilt oder einver- leibt werden können, eben so wenig kann, aus denselben Gründen, eine solche Mittheilung durch die Muttermilch Statt finden, wie Herr Thomas der Meinung ist, der doch selbst die Unmöglichkeil durch den Act der Zeugung darzulhun such- te. Dagegen streitet noch aufserdem der Umstand, dafs viele ohne Mutterbrust erzogene Kinder an Würmern leiden. Auch könnte diese Art der Miltheilung nur bei Säugthieren Statt finden. Zwar hat man eingeworfen, dafs bey den Vögeln durch das Aetzen aus dem Kröpfe die Würmer mitgetheilt werdon könnten. Al- lein gar viele Vögel ätzen nicht, und ihre Jungen haben nichts dcstoweniger Würmer. — Bei Amphibien und Fischen kümmert sich die Mutter gar nicht um die Jungen; oft leben sogar die Alten und Jungen in verschiedenen Elementen, der Salamander z. B. auf dem Lande, seine Jungen in dem Wasser. Ja! bei den In- secten ist gewöhnlich die Mutter länest lodf, ehe noch das Junge aus dem Ele schlüpft. Wie soll nun hier eine Mittheilung der Würmer, die wie wir gezeigt haben, im Multerleibe unmöglich ist. Stattfinden?
37 Durch das bisher Gesagte habe ich zeigen trollen, dafs die Eingeweidewür- mer nicht von aussen in den thierischen Körper gebracht werden können. Ich habe aber gleich anfangs den Salz aufgestellt, dafs es nur zwei Möglichkeiten a;ibt, wie Eingeweidewürmer in den thierischen Körper kommen können, und zwar entweder indem sie, öder ihre Eier von aussen dahin gelangen, oder indem sie sich in dem Körper selbst erzeugen. Wenn es mir nun gelungen ist, die Un- möglichkeit, auf dem ersten Wege in den Körper zu gelangen, zu bevyeisen : so ist aucli zugleich ein verneinender Beweis für die letzlere Enlslehunssart dersel- ben gegeben» Indefs werde ich versuchen , ob sich nicht etwas Bejahendes dafür sagen läfst. Um dieses zu können, ist es nöthig, dafs ich auf die wahrscheinli- che uranfängHche Bildung aller organischen Körper zurückgehe, und dieser mufs wieder eine Untersuchung über die wahrscheinliche Bildung unserer Erde vor- angehen.
Die Untersuchungen über die Bildung unseres Planeten haben uns Folgendes gelehrt. Die unterste Schichte , bis zu welcher wir durchgedrungen sind, besteht aus Granit, oder sogenanntem Urgebirge ; auf dieses folgen die schichtenweise ge- lagerten Uebergangs- oder Ganggebirge, und auf diese wieder die Flötzgebirge. Aufserdem unterscheidet man noch das aulgeschwemmte Land und die vulkanischen Erzeugnisse. In den Urgebirgen , so wie in den Uebergangsgebirgen treffen >yir keine Spuren von vormahls lebendig gewesenen Geschöpfen an. In der untersten Schichte der Flötzgebirge stofsen wir zuerst auf die Ueberbleibsel organischer Ge- bilde. Gröfstentheils sind es Schalthiere , oder andere im Wasser lebende Thiere von den niedrigsten Stufen der Organisation; später erst, d. i. in den höher lie- eenden Schichten folgen Landlhiere , aber in den tieferen Schichten auch nur sol- che-, von denen die Erde In Ihrem gegenwärtigen Zustande keine verwandle oder ähnliche, wenigstens nicht der Art nach , aufzuweisen hat. Erst in der obersten
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Schichte der Flötzgebirge trifft man Ueberbleibsel von Thieren an, denen ver- wandte oder ähnliche noch jetzt leben. Menschengerippe findet man in keinem Flötzgebirge. Sie kommen v.ohl auch in beträchtlichen Tiefen vor, aber diese Tiefen waren ursprünglich Bergrilzen und sind in der Folge , etwa durch Berg- Sturz verschüttet worden. Wirklich versteinerte Menschen aber, oder wahre An- thropolithen gibt es nicht. Die versteinerten Wirbelknochen, welche S cheuchzer bei Allorf gefunden hat, gehörten, wie C u v i e r *) zeigt, einem Krokodil an, und sein Homo dilavii ieslis ist von jeher von keinem anderen Naturforscher für ein Men. (c) Ossemens fossiles T. IV,
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fchengerippe gehalten worden, wie man diefs aus Herrn Kargs Nachrichten hierüber ersehen kann. Auch das durch A. Cockrane von Guadeloupe nach London gehrachte fossile Menschengerippe ist kein wahrer Anthropolith. Man sehe hierüber: Memoire snr un srjnelette humain fossile de la Guadeloupe par Charles König, Eciiyer. Extrait d'une lettre ä Phonorable Sir Jo- seph Banks, des Transactions philosophiqnes Londres i8i4 indem Journal de Physique et d'histoire naturelle Septemhre 18 14. p. i*)6; wie auch in den all'renieinen geographischen Ephemeriden, herausgegeben von B e rt u c h, Julius 1814. Weimar. 8. S. 530. mid die dagegen gemachten Zweifel ia dem Bulletin des sciences par la Societe philon\atique de Paris. Livraison de Novernbre 18 14. pttg- 149. Sur un sqiielette humain fossile de la Guadeloupe par Mr. Ch. Koenig par A. B.
Aus diesen unwidersprechlichen Thatsachen folgere ich: Uranfanglich d. i, von der Zeit an, wo sie ein für sich bestehendes Ganze bildete, war unsere Erde ein Tropfen formlosen belebten d. 1, mit dem lebendigen Geiste oder schlechthin Geiste, cepaarten Stoffs. Man verv\echsle jedoch nicht diesen von mir sogenann- ten lebendigen Geist mit der Weltseele unserer Naturphilosophen , welche nicht nur die Well , sondern sogar sich selbst schaffen soll. Denn ich verstehe unter dem Geiste hier nichts anders, als was man auch Leben, Lebenskraft nennt, kurz das Ursächliche alles Lebens , womit alle Welten bey ihrer Erschaffung von dem Urwesen aller Wesen , von Gott dem Schöpfer , betheilt oder begeistet worden sind (d).
Dieser Tropfen halte sich wahrscheinlich losgerissen von der Sonne, so wie sich später v\ ohl auch der Mond von unserer Erde losgerissen haben mag ; jedes um ein eigenes in sich geschlossenes Ganze zu bilden , ein eigenes Leben zu füh- ren. Dieser Meinung war zwar schon B uff on. iEpoques de la nature. Pre- miere Epofjue'), Allein ich sehe darin, dafs ein älterer, und nicht einer unse- rer allerneueslen Naturforscher sie zuerst geäufsert hat , keinen hinreichenden Grund , lun sie nicht als die meinige aufzunehmen. Uebrigens ist es bei dem G«nge meiner Untersuchungen ganz gleichviel, ob unsere Erde gleich ursprüng- lich ein, für sich bestehendes. Ganze bildete, oder ob sie ein losgerissenes
(d) Herr Hofrath Voigt hat iii seinen Grundzügen zur Naturgeschichte 1817 gleichfalls mit dem Worte Geist, das Ursächliche alles Lebens bezeichnet. Indefs habe ich ihm diesen Ausdruck nicht abgeborgt^ denn mein Aufsatz erhielt schon am aate» Juoiu* »8i5 das Imprimatur von der hiesigen Censiu.
59 Slück von der Sonne ist. Ich werde micli defshalb mit Niemanden In Streit eia- lassen, denn Bestimmtes weifs olineliiii Keiner hierüber etwas.
Allmählich bildete sich in diesem formlosen Tro])fen ein Kern, unsere Urge- birge. Die Grundursache dieser Kernbildung , sowie die der folgenden Nieder- schläge auf diesen Kern, d. i. die Entstehung unserer Gang- und Flötzgebirge kann nun gesucht werden , entvreder In einer eigenen, dem Steife als solchem in- wohnenden, sogenannten todten Kraft, oder in dem Geiste, der den Stoff belebt, der ihn als ein für sich geschlossenes Ganze erhält. Jene , dem Stoffe einvrohncn sollende, Kraft, bezeichnen unsere Naturlehrer mit dem Nahmen der Schwerkraft, iGravitatio)^ die wieder durch Neigung gegen den Millelpunct erklärt wird. - Wäre jedoch diese Kraft die einzige wirksame auf unserem Erdballe, so hätte der- selbe sclion längst auf einen todten Klumpen zusammenschrumpfen müssen. Man hat also noch eine andere, der Anziehungskraft gegen den Millelpunct, oder der Zusammenziehungskraft {^Conlr actio) geradezu entgegengesetzte Kraft , angenom- men , und sie die Kraft der Ausdehnung (^Expansio) genannt. Allein obwohl ich nicht geneigt bin, in der Sciiwerkraft — um mich des kürzeren Wortes zu bedie- nen — die Ursache der Bildung unserer Erde und des Verbleibens In Ihrem Sein zu suchen: so glaube ich doch nicht, dafs man nöthighabe, wenn man aus derselben die Erscheinungen erklären will, zu einer eigenen Ausdehnungskraft seine Zu- flucht zu nehmen. Wir wissen, dafs der gröfsere Körper den kleinern anzieht. Nun aber ist die- Sonne ein vielmahl gröfserer Korper als unsere Erde ; durch ihre Anziehungskraft gegen sich zu, mufs also nothwendig die Anziehungskraft unserer Erde gegen ihren Millelpunct geschwächt werden, denn sie Hegt ja noch In dem Bereiche der Sonne, ja sie bildet noch Immer ein Theilganzes derselben. Die Anziehungskraft der Sonne, die nothwendig wieder durch die grofse Entfernung geschwächt werden mufs, — denn sonst hätte sie längst wieder die Erde ver- schlungen — hält also vollkommen der Anziehungskraft der Erde das Gleichge- wicht, und hat bisher verhindert, dafs diese nicht völlig erstarrte. In der An- ziehungskraft der Sonne also liegt nach dieser Voraussetzung, die Ursache der Er- scheinungen, welche wir fälschlich in einer eigenen Ausdehnungskraft gesucht haben.
Allein hieraus kann man sich wohl die Selbslerhaltung der Erde als solcher, keineswegs aber das Entstehen und Werden einzelner für sich bestehender, ihre eigene Welt bildender, Körper erklären. Wenn Ich mir die Anziehungskraft der Erde gegen ihren Millelpunct als von A nach M, und die Anziehungskraft der
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Sonne als von Z nach A/ wirltend denl<e: so mufs ich mir beide entweder als gleich slark \^irkend, oder als ungleich stark wirkend vorstellen. — Wir haben schon gezeigt, dafs das Letzlere nicht wohl Statt finden kann, weil sonst entweder die Erde längst schon zu einem starren Klumpen zusammengeschrumpft, oder von der Sonne >'\ieder verschluckt worden wäre. Fände hingegen die erste Voraussetzung Statt: so begreift man nicht, warum die Erde in dem Zustande, in welchem sie sich von der Sonne gelrennt hat, nicht vorblieben ist, und bis zu ihrem gänzli- chen Untergange verbleiben müfste, — Doch könnte man noch sagen , dafs durch die rollende Bewegung der Erde immer die eine Hälfte den Wirkungen der An- ziehimgskraft der Sonne minder ausgesetzt wäre, und dafs bei derjenigen Hälfte, wo es Nacht ist, die Anziehungskraft dei" Erde stärker wirke, während bei der andern, wo es Tag ist , die der Sonne das Uebergewicht habe.
Wenn wir auch diefs zugeben und also annehmen , es hätten beide Kräfte ihre Wirkungen in geraden Richtungen fortgesetzt, und zwar die wirkende Kraft der Erde von A nach B,C u. s. w. und die gegenwirkende der Sonne von Z nach K, A'u, s. V,-. : so hätte doch aus diesen Wirkungen sich nichts weiter ergebenkönnen, als einerseits starrer Stoff, anderseits Acther Ce). Wie aber ein einzelner für sich lebender JNaturkörper, sei er Thier oder Pflanze, aus solclien einfachen Gegenwir. kungen hervorgehen konnte , ist schlechterdings uiicrklärbar.
Viel leichter und weniger Schwierigkeiten ausgesetzt ist die Erklärung der Erdbildung sowohl als jeder einzelnen Korperbildung, wenn wir die Grundursa- che etwas höher, und zwar in dem Ceisle selbst, in seinem Streben nach der Herrschaft über den Stoff suchen, in dem Streben, allzeit, aus dem, mit ihm ver- bundenen oder vermählten , Stoffe ein selbstständiges, in sich geschlossenes Ganze zu bilden; wie wir diefs noch täglich bei jeder organischen Körperbildung sehen. Demzufolge schied der Geist zuerst den gröberen Stoff, warf ihn auf dfen Mit- telpunct der Erde zurück, imd auf diese Art bildeten sich unsere Urgebirge. Viel- leicht bedurfte es hierzu Jahrtausende, denn die Bildung der Urgebirge scheint allmählich durch Krjstallhsalion vor sich gegangen zu sein. — Nachdem der gröfste Theil des Stoffs, der weniger tauglich zum Leben, d.i. zum einzelnen Körper- leben, ist, sich krystallisirt hatte, wirkte der Geist schon freier ; es entstand ein Aufruhr, eine Gährupg in der Gesammtmasse , es schlugen sich die Ganggebirge,
(e) Öfter streng metaphysisch genommen, würde sie auf der einen zu einem mathematischen Puncte
= Nichts, zusammenschrumpfen, und auf der anderen gleichfalls in ein absolutes Nichts ausgedehnt werden.
41 uiul wahrscheinlich ph'jlzlich , nieder. Doch h=<fst sich aus der geschichteten (stra- tifizirten) Lagerung derselben vermuthen , dafs vviederhohlle solche Gährungeii zu ihrer Bildung mögen beigetragen haben. Bis dahin, nähmlich bis zur Vollen- dung der Ganggebirge führte die Erde noch immer ein allgemeines , d. i. ein nicht in einzelne Körper zerfallenes Leben: denn wir finden in den Ganggebirgen, sowenig als in den Urgebirgen, nirgends eine Spur von damahls vorhanden ge- wesenen einzelnen belebten Körpern , am wenigsten von thierischen Organismen.
Erst nachdem diese niedergeschlagen waren , gelang es dem Geiste sich be- besonderer Theile des Stoffs zu bemächügen, und aus ihnen einzelne ihr eigenes (individuelles) Leben führende Körper zu bilden. Die Ueberbleibsel dieser vor- mahls gelebt habenden Körper finden wir in den untersten Schichten der Flötzge- Lirge , die nach ähnlichen , vielleicht theilweisen Gährungen , wie die Gangge- birge , entstanden zu sein scheinen. Diese vormahls lebendenKörper aber, welche wir in der untersten Schichte der Flötzgebirge finden, gehören durchgängig in die Klasse der im Wasser lebenden Thiere. Pflanzen findet man daselbst nicht» Daraus läfst sich vermuthen, dafs nach Bildung der Ganggebirge, und vor dem Niederschlage der ersten Flötzgebirge, noch kein trockenes Land , wohl auch kein Dunstkreis vorhanden gewesen sein mögen , so wie noch gegenwärtig der Mond, als ein erst später von der Erde losgerissener Theil , keinen Dunstkreis hat.
Indefs erfolgte ein abermahliger Aufruhr, Gährung. Die erste Schöpfung ging in dem erfolgten Niederschlage zu Grunde , und neuerdings wurde die Erde mit Thieren, jedoch anderer Art, als die ersten waren, bevölkert. Wie viele der- gleichen , wenigstens jedesmahl über sehr grofse Strecken des Erdballs sich ver- breitende Aufrühre und nachfolgende Niederschläge Statt gefunden haben, läfst sich nicht wohl bestimmen. Nur so viel ist gewifs, dafs nach jedem Niederschlage wieder eine neue Schöpfung Statt fand, und dafs der Mensch ein Erzeugnifs der letzten ist. Cf) Denn man findet, wie schon erinnert wurde, selbst in den ober- sten Schichten der Flötzgebirge keine Menschengerippe. Ja ! selbst Knochen von Säugethieren findet man nur in diesen obersten Schichten, vind Herr Cuvier Cg) vermulhet daher, dafs sie ein Erzeugnifs der vorletzten Gährung unserer Erde waren.
Da nun nach jedem Niederschlage sich immer vollkommnere Geschöpfe und zuletzt das , bis jetzt unter allen vollkommenste, der Mensch, bildeten : so gewinnt
(f) Diefs stimmt vollkommen mit dem ersten Capitel, der Genesis überein. Man denke sich nur, wie
auch B uffon erinnert, unter Tagen, grofse Zeiträume,
(g) Ossemeus fossiles Discours preliminaire. p. 70,
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dadurch mei;ie Meinung, die Ihiitige wirksame Grundursache in dem Geiste, in seinem Streben nach Herrschaft über den Stoff zu suchen, immer mehr Wahr- scheinlichkeit. Zwar ist es ein Geist, der die Auster belebt und den Menschen beseelt. Allein der Geist ist in beiden, um hier einen Ausdruck aus der Elektri- zilätslehre zu entlehnen , in ganz vei-'schiedenen Graden der Spannung. In dem Menschen ist er gesteigert bis zum Verstände Cinlelligenz), bei der Auster finden wir kaum Spuren der Empfindung. Die Thiere der ersten Schöpfung konnten nicht so vollkommen sein, als die der letzten; bei jener war der Geist noch zu sehr gefangen gehalten von dem Stoffe, und erst, nachdem er sich immer mehr und mehr des zur Beseelung untauglichen Stoffes entlediget halte, konnte er freier v>'irken, konnte er es so weit bringen, dafs er über das körperliche Sein des Ge- bildes, dem er inwohnt , gebiethet; denn der vom Geiste beseelte Mensch will , und sein Wille ist Geboth dem Stoffe. Freilich leidet die^e Behauptung in ei- nigen Fällen Ausnahmen, aber alsdann will auch der Geist mehr, als der Stoff zu leisten vermag, und wir müssen bedeaken, dafs der Mensch nicht reiner Geist, sondern ein, durch den Stoff auf mannigfache Weise beschrankter Geist ist. Kurz der Mensch ist kein Gott, aber trotz der Befangenheit des Geistes in der Körperlichkeit, ist jener doch schon so viel frei geworden, dafs es ihm nicht entgehen kann, es müsse noch ein höherer Geist, es müsse ein Gott über ihm Avalten. Dicsps «Insehen zu können, dieses einsehen zu müssen, • — nicht der vermeintliche Mangel des Nackenbandes , oder Zwischenkieferbeins , nicht das Aufelnandcrschliefsen der Eckzahne , oder das Anschliefsen des Daumens an die übrigen Finger bei den unteren Extremitäten, nicht der aufrechte Ganjr u. s. w. ist es , -was den grofsen Unterschied zwischen Menschen und Thiere begründet. Der um so viel« Zweige der Naturwissenschaft so sehr verdiente Schrank Ch), hat daher auch den Menschen , als eine eigene Klasse im Naturreiche aufgestellt, Indefs steht zuvermuthen, dafs, wenn noch ein den vorhergehenden Nieder- schlägen, ähnlicher Statt finden sollte, noch um vieles vollkommnere Geschöpfe er- zeugt werden würden. Der Geist im Menschen verhält sich vielleicht zum Stoffe wie 50 : 50, mit geringen Unterschieden von -j- und — . Denn bald schl.-'gt der Geist , bald der Stoff vor. — In den bei 'einer etwa nachfolgenden Schöpfimg , — wofern nicht diese die letzte ist — z« vermulhenden Gebilden , wo der Geist noch freier wirken kann, wird er vielleicht stehen wie 75: 25. Aus dieser Betrachtung geht
(h) Briefe an Nau. S. 247. Er hat jedoch ein UnterschcidungsmerUmahl vergessen; nabmiich, dafs der Mensch eiiiNirr werden kann. Kine herrliche Gelegenheit fjr gewisse Recensenleu , eiiiea witzigen Gedanken anzubringen.
43 hervor, dafs der Mensch in dem allerlcidigsleii Zeiträume des Seins unserer Erde als solcher au?gel)ildel worden ist. Er ist ein unseliges Mittelding zwischen Thier und Engel, (i) Er strebt nach höherem Wissen, und kann nicht dazu gelangen, mö- gen auch unsere neueren Natur -Philosophen sich noch so sehr überzeugt halten, dazu wirklich gelangt zusein, so ist es doch nicht wahr; er, der Mensch will die letzte Ursache alles Seins ergründen, mid vermag es nicht. Aermer am Gei- ste liefse er sich's nicht beigehen, diese Ursachen ergründen zu wollen; reicher am Geiste, müfsten sie klar vor ihm liegen. Ja! er deutelt die Begriffe von Zeit und Raum, obwohl er weifs , und wissen mufs , dafs es in der Ewigkeit keine Zeil und in der Unendlichkeit , oder Unbegränztheit keinen Raum gibt, nicht ge- ben kann. Diese Begriffe von Raum und Zeit sind ihm allerdings angeboren, oder hängen mit seinem Sein, als Menschen, nothwendig zusammen , aber sie liegen nicht im Geiste , der unendlich, unbegrän/.t und ewig ist, sondern sie werden ge- setzt, ihm gleichsam aufgedrungen durch seine Körperlichkeit, durch den Stoff, der das freie Wirken des Geistes, als reinen Geistes beschränkt. Er, der Mensch, so wie er in der Körperlichkeit ist, gelangt ja nicht einmahl zum Selbstbewufstsein anders, als durch das Zurückprallen C/t^y^^J^) des Geistes an dem Stoffe. — Doch diefs gehört nicht zu meinen Untersuchungen. Ich nehme daher den abgerissenen Faden wieder auf.
Sowie wahrscheinlich die Niederschläge jedesmahl plötzlich erfolgten, ehen so bildeten sich auch die einzelnen Thier - und Pflanzenkörper auf Einmahl, — Gott sprach: es werde — und es ward. — Denn Ich kann nicht glauben , dafs die Ceder am Libanon ursprünglich einer Flechte, noch dafs der Elephant einer Auster , oder einer Koralle, sei es auch durch tausend Abstufungen, ihre Abstammung zu verdan- ken haben sollten ; weniger noch, dafs der Mensch ein Fisch , oder ein miit Schup- pen bedecktes Thier gewesen sein soll, vvle uns diefs unsere neuesten Naturkün- diger begreiflich zu machen , sich bemühen. — Wäre diefs der Fall gewesen : so müfsten ja noch täglich solche allmählige Verwandlungen, oder Vc-redlungen der
(i) Damit will ich jedoch keineswegs gesagt haben, dafs der Mensch etwas Schlechtes, etwas Erbärmli- ches sei, denn er ist und bleibt, wenigstens auf unserem Erdballe, das vollkommenste Geschöpf, das Meisterstück de.- Schöpfung. Ich wollte dadurch nur andeuten, dafs der Mensch kein Engel, kein Gott ist ; dafs es aber für ihn höchst peiijlich sein mufs , gerade nur so viel Verstand zu ha- ben , als erforderlich ist, um einzusehen, dafs er dessen nicht genug hat, um üu ergründen, was ergründen zu wollen der Trieb in ihm liegt. Jedoch ist er nicht berechtiget, darüber zu murren; und sehr treffend sagt daher der Prophet: »Wehe dem , der mit seinem Schöpfer hadert, nähmlich der Scherben mit dem Töpfer des Thons. Spricht auch derThon zu seinem Töpfer , was machst du?« I s a ias, Cap. 45. V. 9.
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Pflanzen und Tliiere unter unseren Augen Statt haben. Allein y^W finden , dafs selbst" der Mensch im Allgemeinen — denn nt^s etwa Staatsverfassung, Erziehun,» und Himmelsstrich auf manche Völker wirkten , gehört nicht hierher — nicht um ein Haarbreit weiter vorgerückt ist, als er vor tausend Jahren war. Es gab Männer von hohem Geiste und Einfaltspinsel vor Jahrtausenden, so wie wir sie noch heut zu Tage allerwärts gemischt antreffen.
Auch die unter unseren Augen täglich neu sich erzeugenden Eingeweidewür- mer widersprechen einer solchen allmähligen Umbildung vo« Thieren niederer Stufen in solche von höheren Klassen; denn sonst müfsten sich immer die auf der niedrigsten Stufe stehenden Würmer zuerst bilden, und die vollkommneren sich später daraus entwickeln. Aber nicht eine einzige Beobachtung gibt Ursache zu verrauthen , dafs ein Spulwurm von einem Blasen- oder Bandwurme abstamme. — Hiebei wird, wie man sieht, vorausgesetzt, dafs die gröfsere Vollkommenheit in der gröfseren oder mehrfachen Zusammensetzung, die Unvollkommenheit aber in der gröfseren Einfachheit liege. Jedoch findet auch das Gesagte Statt, wenn das Entgegengesetzte der Fall sein würde.
Ob indefs die ersten Pflanzen und Thiere blofs als für sich bestehende form, lose Theilganze , als Embryonen sich von der Erde losgerissen und erst nach und nach zu vollkommenen Thieren sich ausgebildet haben ; oder ob sie gleich uran- fänglich in dem Zustande der Mannbarkeit sich darstellten , will ich unentschie- den lassen. War jedoch das erstere der Fall : so mufs die Entwicklung schneller vor sich gegangen sein, als in der Folge auf dem Wege der Zeugung. Doch glau- be ich, dafs die Kaulquappe und die Piaupe früher waren, als der Frosch und der Schmetterling, Da indefs diefs alles in Beziehung auf den hier abzuhandelnden Gegenstand ganz gleichgültig ist: so übergehe ich alle weiteren Untersuchungen.
Durch das Gesagte habe ich nur zeigen wollen , dafs unsere Erde in ihrem ursprünglichen formlosen Zustande blofs ein allgemeines Leben führte, und dafs •erst, nachdenn diejenigen Stoffe, welche mehr geeignet sind, das Gerippe des Erdkörpers zu bilden, als eigenes selbstlhätiges Leben zu führen, abgesondert wa- ren, sich das Leben in zahllosen einzelnen Gebilden auf unserer Erde darstellte.
Betrachten wir nun den Zustand unserer Erde im gegenwärtigen Augenblicke und die Besfandtheile , ausweichen er zusammengesetzt ist: so können wir drei verschiedene Arten von Körpern deutlich unterscheiden.
1) Todte, unorganisch geformte KöJ-per = Mineralien.
2) Lebende, organisch geformte Körper = Pflanzen, Thiere.
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5) Das Mittel zwischen Leiden haltende, formlose Körper = Luft, Wasser. 1) Todtc, u n o r g anisch e Körper. Wir können zwar nicht mit vollem Piechte die Mineralkörper todte nennen ; denn wir wissen schon einmahl nicht, wie viel Anlheil sie an dem allgemeinen Leben der Erde haben ; und dann finden wir selbst das starre Eisen flüssig, folglich lebend in dem warmen rolhen Blute , welches uns die Kunst wieder als starres auszuscheiden gelehrt hat. Auf der höchsten nackten Felsenspifze ver^^itlert ein kleines Theilganze , es fallen einige Tropfen Piegenwas- ser darauf, und es erzeugt sich eine lebende Flechte. Demnach kann auch das Todte , das Starre v^ieder ins Leben aufgenommen , selbst w ieder lebend weiden.
Ob nun gleich dieseni zufolge , die Mincralkörper nicht als absolut todte be- trachtet werden können : so sind sie es doch in Beziehung auf die organischen Körper wegen der äufserst geringen Lebensspannung, welche wir In ihnen wahr- nehmen. Ferner bildet sich in der unorganischen Natur alles nach geraden Linien , in Winkeln und Krjstallen.
2) Lebende, oder organisch geformte Körper. Diese bilden sich durchaus in Kreislinien. Zu Ihnen rechne ich alle Thiere und Pflanzen, oder Theile' derselben , gleichviel, üb diese Körper ein selbstthätigcs , unseren Sinnen wahrnehm- bares Leben führen , oder ob sich das Leben bei Ihnen in einem gebundenen ila- ienteii) Zustande befindet. Dieses Letztere ist der Fall bei allen gestorbenen Kör- pern, welche keineswegs, mit den todlen zu verwechseln sind: denn die gestorbe- nen Körper können nicht nur zur Unterhaltung selbstthätigen Lebens verwendet, sondern sogar zu eigenem selbstthätigem Leben , freilich in einer , der vorherge- gangenen verschiedenen Form wieder erweckt werden.
Man lache nicht über das Leben Im gebundenen Zustande, denn wir haben ja Beispiele genug, wo selbst bestimmtes eigenthümllches Leben durch geraume Zeit In solchem gebundenen Zustande verweilt. Hühnereier sammeln wir gewöhn- lich durch einige Wochen, ehe wir sie der Henne zum Ausbrüten unterlegen. Die Eier der Seidenraupe {Bombyx mori^ heben wir von einem Jahre zum andern auf, und Samenkörner lassen sich durch viele Jahre aufbewahren , ohne dafs sie ihr eigenthümllches Leben verlieren. — Hier ist doch wohl Leben und zwar be- stimmtes Leben im gebundenen Zustande. — Ungleich ist jedoch die Dauer die- ses gebundenen eigenthümlichen Lebens ; bei Thieren kürzer , bei Pflanzen län- ger; bei letzteren selbst so lang, dafs man gar keine bestimmte Zeil der Dauer angeben kann, "Van Swieten (k) erzählt, dafs ßohnen , welche zweihundert
(k) Camment. VI. ad §, 1265 de Podagra p. 260,
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Jahre olt waren, aufgingen, und zu beträchlliclier Gröfse anwuchsen. Er selbst sah achtzig Jahre alle Samen von der Mimosa sensiliva aufgehen. Jedem erfahr- nen Gärtner sind ähnliche Beispiele von ÖO und TOJahrigen Samen bekannt. Doch sind auch nicht alle P/lanzensamen hierin gleich, und in einigen erlischt das eigen- thümliche Leben früher als in anderen» Indefs ist zwischen einem seines eigen- thümlichen Lebens beraubten ,d, i. gestorbenen, und einem noch eigenthümlich le- benden Samenkorn weder äufserlich noch bei der Zerlegung irgend ein Unterschied zu finden. Beide in die Erde gesteckt, geht jedoch nur aus dem letzteren der Keim hervor. Aber zum Beweise , dafs das erstere nur sein Eigenthümliches , nicht das Leben überhaupt verloren hat, dient der Umstand, dafs sich aus ihm noch Schimmel und Aufgufsthierchen erzeugen lassen.
• 3) Die formlosen Körper, Luft und Wasser, habe ich als das Mittel zwischen beiden haltende genannt, weil sie eben so gut dem Mineralreiche, als dem Pielche der organischen Körper angehören. In reinem unter Glasglocken ab- gesperrtem Wasser erzeugt sich nach Ingenhouss's Versuchen grüne Ma'lerie (1)- Auf der anderen Seile erstarrt Wasser mit gebranntem Gypse zu einer lodten Masse. — Derjenige Iheil der atmosphärischen Luft, welchen wir Sauerstoff nennen, ist nothwendige Bedingung jedes organischen selbstlhäligen Lebens ; und eben dieser Sauerstoff hört auf elastisch flüssig zu sein, imd erstarrt mit dem flüssigen Ouecksilber zu einem starren Oxyd. — In dem anderen Bestandlheile der atmo- sphärischen Luft , in der Stickluft, i^zote'), aus welchem gröfstentheils der ihieri- sche Körper zusammengesetzt ist, stirbt das Thier beinahe plötzlich. — Hieraus geht hervor, dafs man diese beiden formlosen Körper eben so wenig zu den tod- ten rechnen, als in ihnen den Geist , der den Stoff belebt, suchen darf. Indefs sind sie allerdings nothwendige Bedingungen nicht nur zur Erzeugung jedes selbst thätigen , sondern auch zur Unterhaltung jedes bereits besiehenden Lebens. Denn damit aus den zur Bildung organischer Körper geeigneten Stoffen neues Leben hervorgehe, oder bereits bestehendes unterhalten werde , ist es nöthig, dafs sie in den Zustand der Formlosigkeit übergehen, Dlefs können sie nicht anders als mittelst des Zutrittes der Luft und des Wassers. Jeder lebende Körper, jeder Or- ganismus, er heifse Thier oder Pflanze, beginnt sein Leben in der Formlosigkeit.
<I) Doch sah er im Wasser, welches er durchs oder äStunden hatte kochen lassen, und das durch Queck- silber abgesperrt wurde, niemahls eine grüne Materie hervorkommen, obschon das Gefäfs übet anderthalb Jahre an der Sonne stand. Wird aber in dieses Wasser irgend eine organische Substant z. B. ganz frisches, noch zuckendes Fleisch ' gebracht : so eizeugt'sich dieselbe.
4T Der Same in die Erde gesleclsl, lösl sich auf, bevor der Keim hervorbricht; aber selbst der Same, clie er sich in der Mutterpflanze als solcher bildet, ist ein form- loser Tropfen. Der Uranfang jedes Thieres ist gleichfalls nichts anderes. Wie wäre es auch sonst möglich, dafs ein Fötus in den anderen eingeschlossen \Yer- den könnte, v\ovon v\ii- in neueren Zeiten verschiedene Beispiele haben Cm). — ■ Die Pflanzen hönnen iln-e Nahrung gar nicht anders als im formlosen, im flüssigen Zustande zu sich nehmen. Aber auch selbst bei Thieren bann die genossene Speise nicht eher zur Kabrung verwendet werden , bis sie nicht zuvor in den Zustand der Formlosigkeit versetzt vrorden ist. Denn das Thier nimmt auch die Nahrung durch Wurzeln auf, diese Wurzeln liegen aber in den Därmen , welche Verglei- chung, wenn ich nicht irre, vonBoerhaave herrührt.
Was geschieht aber mit diesen Stoffen, während sie sich in dem Zustande der Foi-mloslgkeil befinden? Es trennen sich Stoffe , die vorher verbunden waren, und gehen v\ieder neue Verbindungen mit anderen ein. Diese Trennung der Stoff'e, diese Entmischung und abermalilige neue Verbindung mit anderen findet nicht nur Statt bei der ersten Bildung jedes organischen Körpers, sondern auch wäh- ^rend der ganzen Dauer seines individuellen Lebens, und hört nur mit diesem auf. Eine solche Entmischung und neue Verbindung der Stoffe nennen wir Gäh- rung. Folglich ist Lebensprocefs = Gährungsprocefs.
Icljf bitte meine Leser nicht ungeduldig zu werden, und mich einige Augen- blicke ruhig anzuhören. Denn ich sehe im Geiste schon Manchen die Nase rüm- pfen über die alte abgedroschene Gährungstheorle ; höre ihn auch wohl spöttelnd fragen : Ob nicht etwa am Ende der Verfasser Menschen aus der Retorte über- ziehen wolle? Geduld! mein Herr. Diese Theorie ist nicht so absurd, als sie viel- leicht scheint. Ich sehe die Gährung avis einem ganz anderen Gesichtspuncte an, als unsere Scheidekünstler. Diese geben uns z. B. bei der Gährung eines ausge- prefsten Pflanzensafles mit der gewissenhaftesten Genauigkeit in seitenlajigen Ta- bellen jedes Tausendflieilchen dieser oder jener Luftart an , welches dabei ausge- schieden oder in die neue Verbindung w ieder gezfigen worden ist ; zerlegen noch alle Rückstände auf das genaueste, um uns zu zeigen, was vorging, bis aus die- sem Sofie Essig ward. Von dem endlichen Erzeugnisse der Gährung aber, von
(m) I\I.jn lese hierüber folgenden sehr iniTcssanlen Aiifiatz : Einige Nachrichten über die mit einem zweilen Fötus scliw-av^er gehorneii KinHor, oder über den Fottus in t'oetu mit plij^siologischen Be- merkungen begleitet, r.el.si euier KupfL-riafel von Professor ProcUaska. la den mcdiz. Jalirbü- cliern des ösierr. Staates , 11, ßd. l^;.Gi St. Wien i8i4. 8. S, 67 ff.
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der Bildung des Kahms oder Schlnmiels und der Essigülchen schweigen sie ganz, Wenn nur der Essig so >Yeit gediehen ist, dafs sie Salat damit anmachen können. Sie erwähnen wohl auch der auf die Essiggiihrung folgenden faulen Gährung und der Stoffe, welche sich dabei entwickeln ; aber über den eigentlichen Lebenspro- cefs , der gerade in diesem Zeiträume der Gährung sich entspinnt, herrscht, wie eesagt, Todtenstille in ihren Büchern, Diefs kommt daher, dafs der Scheide- künstler alle Körper , die er seinen Untersuchungen unterwirft, als todle betrach- tet und behandelt, und gar keinen Unterschied macht, zwischen todl und ge- storben, zwischen beiden aber ist ein himmeWeilcr Unterschied.
1) Aus dem Todten kann nie Lebendes hervorgehen, und das Todte kann nie zur Unterhaltung eines bereits bestehenden Lebens dienen. Man halte Jahre lang reine Erden oder Metallspane mit Wasser übergössen , und es wird nicht ein einziges Aufgufsthierchen entstehen. Der Sonne ausgesetzt, könnte etwa grüne Materie sich erzeugen; aber diese ist ein Erzeugnifs des Wassers, woran diese beigemischten todten Stoffe keinen Antheil haben. — Hr. A. v, Humboldt erzählt uns zwar , dafs die Otomaken am Orinoco während der Regenzeit , die zwei bis drei Monathe dauert, sich von Erde, die ein fetter Letten ist , nähren. Herr Vauquelin hat diese Erde chemisch untersucht, und ganz rein und un- gemengt gefunden. Allein es heifst weiter hin : »Sie essen indefs dabei hier und da Cwenn sie es sich verschaffen können) eine Eidechse, einen kleinen Fisch und eine Farrenkrautwurzel.« Diese sind es also , w eiche die Nahrung geben , und nicht die reine Erde, welche überdiefs trotz aller chemischen Untersuchung Stoffe, die zur Nahrung dienen können, enthalten knnu, die etwa bei der Untersuchung durch den Rauchfang davon gingen. Bären, Murmelthiere , Siebenschläferund andere Thiere nehmen den Winter über auch keine Nahrung zu sich , nicht ein- mahl Wasser, womit doch diese Erde vor dem Genüsse jedesmahl befeuchtet wird. Wird diesem Wasser von faulenden Insecten und Amphibien geschwängert: so kann es schon selbst die Stelle einer Ogliosuppe vertreten. Und dafs der Ofomake in der Wahl des Wassers nicht so delicat ist, beweist folgende Stelle S. l44 des Hrn. V. Humboldt: »Es ist ein Sprüchwort unter den entferntesten Nationen am Orinoco von etwas recht Unreinlichem zusagen, so schnuitzig, dafs es der Otomake frifst.» Uebrigens mag die Lebensart eines Otomaken w ährend der Re- genzeit nicht viel von dem Winterschlafe eines Murmellhieres verschieden sein.
2) Das Todte ist aus ganz anderen Stoffen zusammengesetzt, als das Orga- nische und das davonherrührcnde Gestorbene. Todteliörper lassen sich auflösen, zer-
49 legen u. s.vv., wie Gestorbene. Ja I einige lodte Rorpor, wie z.B. die Metalle lassen sich in Zustände versetzen , an denen man ihren ursprünglichen Zustand kaum ahnen sollte ; aber sie lassen sich auch wieder auf diesen ursprünglichen Zustand zurücltführen, Elsen, welches in Wasser enthalten ist, wodurch die Durchsichtigkeit des letzteren nicht im mindesten getrübt wird, läfst sich wieder in seiner Metallität herstellen. Gestorbene (organische) Körper lassen sich auch durch die Kunst in ihre Urstoffe zerlegen , aber nie ist es noch einem Scheide- künstler gelungen, einen zerlegten organischen Körper wieder als solchen zusam- menzusetzen. Er kann Zinnober zerlegen in Schwefel und Quecksilber; er kann aus dem ersteren Schwefelsäure, aus dem letzteren Sublimat bereiten, und ihn im Wasser auflösen. Er hat nun zwei wasserhelle Flüssigkeiten , an denen man nicht eine Spur ihres ursprünglichen starren Zustande« wahrnimmt. Der Scheidekünsller kann jedoch aus diesen beiden Flüssigkeiten , obwohl durch Umwege , den ur- sprünglich starren Zinnober vvieder herstellen, der alle diejenigen Eigenschaften besitzt, welche derjenige besafs , aus dem diese Flüssigkeiten bereitet worden waren. — Nicht so bei organischen Körpern. Man giefse nur siedendes Wasser über Stärke oder Salzmehl ; es entsteht Kleister. Aber vergebens wird der Schei- dekünstler alle seine Kunst verschwenden, um wieder Satzmehl, wie es war, aus diesem Kleister herzustellen. Ja ! wenn das aus der Ader gelassene Blut sich ein- mahl in den Blutkuchen und in das Blutwasser geschieden hat: so vermaff er nicht mehr, deniselben seine vorige Flüssigkeit wieder zugeben.
3) Alle todte Cmineral) Körper , so viel wir deren kennen , sind rücksichllich ihrer Grundbestandlheile von einander verschieden. Ja ! die ganz reinen bestehen nur aus einem einzigen Stoffe. Alle organischen Körper sind aus verschiedenen Stoffen zusammengesetzt, und zwar alle aus den nähmlichen. Der Unterschied bestehet blofs in dem verschiedenen Verhältnisse dieser Stoffe zu einander.
IndeO glaube man nicht, dafs in der Mischung der Stoffe die Grundursache des Lebens liege. Diefs wäre crasser Materialismus. Die Grundursache des Le- bens liegt in dem Geiste, oder wie man immer dieses Dritte von der Mischimg der Stoffe ganz verschiedene X nennen mag, wodurch eigentlich erst diese Mischuüg der Stoffe belebt wird Co). Wäre Leben blofs Ergebnifs irgend einer gewissen ver-
(o) Man wird mir vorwerfen , dafs ich die Grundursache des Lebens in einer verborgenen unerklärbaren Kraft suche, dafs der Geist eine Facultas occulta sei. Allein geht es uns dann mit den übrigen Kräf- ten besser? Wir nehmen blofs die Erscheinungen in dieser Körperwelt wahr und schliefsen von die- sen zurück auf eine sie veranlassende Grundursache, und diese nennen wir Kraft, ohne jedoch da- durch etwas erklärt zu haben. Was ist denn die so belobte Lebenskraft anders , als eine Facultas
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hältaifsmäfsigen Mischung der Stoffe : so würde der ScheideliünStler , der einen organischen Körper zerlegt hat, auch ihn in seiner ursjjrünglichen Gestalt wieder herstellen können, was aber der Scheidchünstler nicht kann, weil er nicht Meister des Geistes ist. Der Geist kann aber noch viel mehr, er vermag selbst Stoffe in andere umzuändern, vorher nicht dagewesene neu zu erzeugen. — In Wasser und Brot finden wir weder Ammonium, noch Phosphor, noch Harnstoff u. s. w. Aus Körpern von Menschen und Thieren , die sich einzig und allein von Wasser und Brot genährt haben, können wir diese Stoffe ausscheiden. Vauquelin hat Ver- suche über die Kalkerzeugung i\\ dem Körper der Henne angestellt, und gefun- den, dafs das Futter bei weitem nicht so viel Kalk enthielt, als der Kalk in den Eierschalen und in dem Miste betrug. Dagegen fand eine Verminderung der in dem Futter enthaltenen Kieselerde Statt. Selbst der Umstand verdient bemerkt zu werden, dafs das Blut in warmblütigen Thieren bei äufserst verschie- denen Graden von -f und — in der Temperatur unserer Atmosphäre, nahebei im- mer in demselben Grade der Temperatur verbleibt. lieben ist a^so nicht ein Er- gebnifs der Mischung gewisser Stoffe, sondern ein Erzeugnifs des Geistes.
Soll jedoch der Geist aus der Mischung dieser Stoffe neues selbstständiges Le- ben schaffen oder schon bestehendes xmterhalten : so ist, wie schon oben angege- ben wurde, durchaus nothwendig, dafs sich die Stoffe in dem Zustande der Formlosigkeit befinden. Wenn nun aber, wie gleich anfangs vorausgesetzt wur- de , unsere ganze Erde vor dem Vorhandensein alles einzelnen für sich bestehen- den lisbens, oder aller organischen Körper, sich in dem Zxistande der Formlo- sigkeit befand, und nur aus diesem Formlosen sich einzelnes selbstständiges Leben oder einzelne Organismen entwickelten; so dürfen wir uns ja doch wahrlich nicht wundern, wenn auch noch heut zu Tage Gleiches aus Gleichem sich ergibt, d. i. wenn überall da, wo sich begeisteter Stoff im formlosen Zustande vorfindet, neues selbstständiges Leben sich entwickelt , neue Organismen sich bilden. Dafs
occulta? eine uns unbekannte Ursache gewisser Erscheinungen, welche «ir Erscheinungen des Lebens, oder Leben nennen. Was hat uns denn Newton eigentlich erklärt, als er uns sagte: die Schwerkraft sei die Anziehung gegen den Mittelpunct der Erde? Was ist dann die Ursache dieser Anziehung? Etwa die, dafs der gröfsere Körper den kleineren anzieht? Gut! Aber welches ist die Ursache, dafs der gröfsere den kleinern anzieht? Diefs weifs Niemand zu sagen, und wird Niemand zu sagen wissen, so lang unser Geist in der Körperlichkeit befangen ist. Doch werden wir es wissen, wenn jene höhere Spannung des Geistes, was wir Geist im engeren Sinne (Intelli- genz) nennen , dem Stoffe entwichen sein wird. Denn dieser in meinem Ich zur Intelligenz ge- steigerte Geist besteht sicherlich forthin für sich, und wird gewifs nie zui Belebung einer Schnecke oder einer Bohne benutzt werden.
iiidefs aus unseren Aufgüssen keine Elephniifen und Wall/ische, sondern nur Infu- sorien , und aus unseren Misthaufen slalt Eichen und Tannen nur Schwämme her- vorgehen, ist wohl sehr hegreiflich, wenn man die gährenden Massen mit ein- ander vergleicht. Dann diese unter unseren Augen gährenden Massen , aus denen sich neues selhstständiges Lehen erzeugt, sind ja gleichsam nur mathematische Puncte gegen die Gesammtheit der gährenden Masse unserer Erde. Wer weiJs auch, welches das Erzeugnifs sein würde, wenn Millionen von gröfseren organi- schen Körpern zu gleicher Zeit in Gährung gesetzt, und in derselben gehörig unter- halten würden.
Das Gesagte mag indefs beweisen, dafs Tod in der ganzen organischen Natur überall nicht Statt findet. Sterben ist nur Uebergang zu neuem Leben zu einer anderen Form des Lebens (fj. Diefs ist eine Wahrheit, die wir durch die ffe- sammte organische Natur bestätiget finden. Nicht nur dient das Gestorbene , wie öfters schon erinnert worden ist, zur Unterhaltung bereits bestehenden Lebens, sondern es kann sogar neues selhstständiges Leben daraus hervoreehen, wie uns der Schimmel, Byssus, Schwämme, Pri e s tl e^'s grüne Materie, Aufgussthierchen u. s. w. sattsam beweisen.
Allein, höre ich fragen, ist es dann schon eine ausgemachte und erwiesene Sache , dafs diese Organismen einer Urbildung ihr Dasein verdanken und nicht wie alle übrigen aus Samen und Eiern entsprossen sind? Wenigstens hat ein Herr Recensent Cg)? der vor nicht langer Zeit seine heisere Stimme gegen die Urbildung der Eingeweidewürmer erhob , nachdem er im Texte einige seichte Gründe dage- gen vorgebracht hatte, sich in einer Note noch folgender Gestalt vernehmen las- sen : »Selbst die Infusionsthierchen sind nicht so geradezu im Stande diesen Aus- xspruch omne vivum ex ovo Ch) umzustossen , denn es ist doch begreiflicher,
(f) Terra nostrae telluris putredinis producta absorbendo nigra et fertilissinia evadit , hinc plantis praestantissimum praebet pabulum. Hinc elucescit morte, et putrefactione hominis corpus non perire , sed duntaj:at ejiisdem structuram organicam deleri^ et perenni circulo elementorum unius destructionein alterius esse generationem, Plenk, Hygrogologia.
(g) Annalen der Literatur und Kunst in dem österr. Kaiserthuni. Neuntes Heft, 1812. in der Recension des Buchs: De Taenia lata vom Hrn. Prof. Reinlein. S. äiy.
(h) Das Omne vivum ex ovo wird von dem Recensenten fälschlich Linne'n zngeschrieben , d.i es doch von Haivey herrührt. Wenn ihm aber mit Autoritäten gedient ist, so kann ich ihm eine an- dere, die das Gegentheil besagt, entgegenstellen. Er findet sie in dem Buche: die Zeugung von OAe« , auf der letzten Seite, wo es heifst ; Nullum Vivum ex. Ovo. Omne Vivum e Tlvo. Es hat zwar neuerlichst wieder ein grofser Verehrer von Oken, Herr Goldfufs das Omne vivum ex ovo aufgestellt, meint aber damit nicht ein von Thieren gelegtes, sondern das von ihm selbst ge- schaffene zoographische polarisirte Ei-
»diese Thiere aus vorhandenen, aber er^t entwickelten Keimen , als aus einer vdurch zersetzte P/lanzensubstanzen entstandenen Mischung entstehen zu lassen.« Handgreiflich ist diese Entslehungsart freilich nicht, darum mag sie Recensent \Yohl auch nicht hegreifen können.
Es ist ein Hauptknifl" mancher Schriftsteller , dafs sie, wenn sie sich nicht an- ders zu helfen wissen , ihre Unwissenheit hinter zweideutige und schwankende Ausdrücke zu verstecken suchen. Es sieht wenigstens aus wie Gelehrsamkeit, ist's aber nicht, man kann dabei nichts denken, wird klüger nicht; obvYohl der Pöbel der Leser öfters meint , der Herr Verfasser könnte doch Etwas gesagt haben. Ich kenne bei allen lebenden Organismen nur folgende Arten der Fortpflanzung : ent- weder sie geschieht durch Lebendiggebären, durch Eier und Samen, oder durch Ableger , dazu dann "auch die Fortpflanzung durch Augen und Knospen gehört. Keim aber ist nach dem eigentlichen Sprachgebrauche der erste bemerkbare An- fang einer Pflanze oder eines Theils derselben, die erste Entwicklung derselben. Was aber die Keime sind, aus denen sich Aufgussthierchen entwickeln sollen, verstehe ich nicht. Eier trauete sich wahrscheinlich der Recensent nicht zu sagen, weil man in diesen Thieren keine wahrnimmt. Er wählte also das \Vort Keim , bei dem er sich wohl so viel gedacht haben mag , als mancher Schriftsteller bei einem Gedankenstriche, seinen Lesern überlassend, sich selbst etwas dabei zu denken, wenn es ihnen möglich ist. Doch dieser Recensent mulhet seinen Lesern noch mehr zu; denn kurz zuvor Seite 316, sagt er: ^-Rec. fand beldeNieren einer »Frau mit grofsen Blasenwürmern bedeckt , an Strongylas hj^dalis gigas ? »Rec. war damahls zu wenig Naturforscher, diese Würmer zu untersuchen.« Es scheint fast, als habe er sich eingebildet, er sei es mehr gewesen, als er diesen Unsinn niederschrieb. Um jedoch meine Leser in den Stand zu setzen, den gan- zen Umfang dieses in drei Worten zusammengedrängten Unsinns, ganz zu fassen, mufs ich ihnen die zwei ersteren einzeln erklären. Strongyltis wird bei den Helminthologen genannt ein langer cjHndrischer, elastischer nach beiden Enden verschmächtigter , mit Muskelfasern , einer Mundöffnung, einem deutlichen Nah- rungskanale , inneren und äusseren männlichen oder weiblichen Geschlechtswerk, zeugen versehener Wurm. Der Slrongj^his Gigas insbesondere, bei dem Herr Otto sogar Nerven entdeckt haben will, ist sehr häufig von den Aerzten mit dem Spulwurme iAscaris lumbricoides^ verwechselt worden. Man findet ihn abge- bildet Tafel 4. Fig. z.Hydaiis aber ist eine Wasserblase , das ist ein dünnhäutiger Sack, meistens in Kugelgestalt, welcher eine durchsichtige wasserhelle oder auch
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getrübte Flüssigkeit enllialt, woran man aber weder ein äusseres noch ein Inne- res Organ wahrnimmt. Nun reihe mir cinmahl irgend ein Mensch diese beiden fremdartigen Begrifle unter einen. Wer diefs vermag , kann sich wohl auch eine dreieckige Kugel vorstellen. EinenMcnschen aber , der solches ungereimtes Zeug vortragen kann, sollte man doch nicht aufstellen, wissenschaftliche Schriften zu heurllieilen und iilter den Werth oder Unwerth derselben abzusprechen.
Diesem Recensenten aber , der sich so sehr geschändet hat, rathe ich ins- besondere, zu Jericho (s) zu bleiben , bis ihm der Bart gewachsen ist, und unter- dessen recht fleissig die Biologie von Tr eviranus zu üludieren. Auch verweise ich an dieses meisterhafte Buch alle meine Leser , die über die Urbildung der Priestley'schen grünen Materie, der Aufgusslhierchen und des Schimmels noch einige Zweifel hegen, um sich sie dort lösen zu lassen. Herr Tr eviranus hat nicht nur die für dieselbe sprechenden Versuche eines Needham's, Wrisberg's, O. F rie d. Mülle r' s und I ng e n-Ho u fs u.a. sondern auch die dagegen bewei- sen sollenden eines Sp a 11 an z a n i's undTh erechowsky's gehörig gewürdiget und fcharfsinnig geprüft; überdiefs aber noch eigene Versuche angestellt. Mit ei- nem Worte: Herr Treviranus hat seinen Gegenstand ganz erschöjift, und es wäre ein thorichtes Unternehmen von mir, noch etwas hinzusetzen zu >vollen. Denn wen Treviranus nicht von der Urbildung der Aufgussthierchen überzeugt, den werde ich auch nicht überzeugen, und der wird auch in alle Ewigkeit nicht zu überzeugen sein.
Die Urbildung des Schimmels und der Aufgussthierchen aus verstorbenen or- ganischen Körpern nehme ich demnach als erwiesen an. Wenn nun aber aus ge- storbenen organischen Körpern für sich lebende, selbstständige Organismen sich erzeugen , um viel leichter mufs diefs nicht Statt finden können in leben- den Organismen selbst. Ja ! wir können voraussetzen , dafs die im Lebenden sich neu erzeugenden Organismen bei weiten vollkommener ausfallen müssen, als die aus Gestorbenem, weil in jenem, es sei nun Mensch, Thier oder Pflanze, das Grnndprincip des Lebens, der Geist höher gesteigert ist, intensiver wirkt. Auch lehrt es die Erfahrung wirklich so. Aus gestorbenen Pflanzen, oder Thierorganismen erzeugen sich, je nach den Umständen , bald Schimmel bald Auigussthierchen. in stark verdünntem Buchbinderkleister erzeugen sich Aufgussthierchen, und auf einem befeuchteten Stückchen Kalbsbraten wächst Schimmel. Umgekehrt ist der Fall , wenn das Fleisch mit vielem Wasser übergössen, und der Kleister, so wie'
(i) II. Buch Samuelis. Kap. lo. Vers 5.
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er ist, der Gährung übergeben >verden. Bei lebenden Organismen richtet sich hin- gegen dns neue Erzeugnifs immer nach der Natur des Organism , aus welcliem es erzeugt wird. Auf Pflanzen wachsen Flechten, Moose 5 in Thieren erzeugen sich Eingeweidewürmer, Läuse , Milben. — Läuse! hör' ich rufen. Sollen Läuse auch ihr Dasein einer Urbildung verdanken? Läuse legen ja Eier, die Art und Wei- se ihrer Entstehung und Fortpflanzung ist also offenbar. Ich weifs es recht wohl , dafs Läuse Eier legen , auch dafs ein grofser Theil der Eingeweidewürmer Eier legt, ja! dafs sogar manche derselben lebendige Junge gebären, und doch be- liAupte ich, sind die Eingeweidewürmer , das heifst, die Ersten in jedem Thie- re , ein Erzeugnifs der Urbildung , luid so auch in manchen Fällen die Lause. Man findet öfters bei kleinen Kindern, deren Muller und Wärterinn auch nicht eine einzige Laus hegen, öfters den ganzen Kopf mit einer unzähligen Menge klei- ner Läuse gleichsam besäet, ohne dafs man ]\isse oder Läuseeier fände. Wo kommen dann diese Läuse her ? Vielleicht könnle Jemand sagen ; sie können dem Kinde durch eine dritte Person mitgetheilt worden sein. Allein diese kann doch die Läuse nicht so unmerklich auf das Kind geregnet haben ; und wären ihm durch diese Person auch zwei oder drei Läuse mitgetheilt worden, so hätten doch diese, ehe sie sich In so grofser Anzahl zeigten, erst Eier legen müssen, die man in dea Haaren wahrgenommen hätte. Aber diefs ist nicht der Fall, denn dergleichen kleine Läuse entstehen öfters gleichsam über Nacht, und sind bisweilen fast gar nicht auszurotten. Und wo kommen endlich die Lause bei der Läusesucht (PA/Äz'- riasis:> her? von welcher Krankheit wir doch unbezweifelte Beispiele selbst in neueren Zeilen aufzuweisen haben , deren man einige in Hufelands Journal (t) nachlesen kann.
Herr Doctor undProfessor Rus t , gegenwärtig königl. preufsischer Divisions- General- Chirurgus erzählte mir , dafs er in Pohlen einen Beamten , der noch jelzt hier in Wien lebt , Calso nicht etwa einen unreinlichen Juden) an der Läusesucht zu behandeln gehabt habe, welcher, bei dem Gebrauche der wirksamsten Mittel, voller neun Monathe bedurfte , um seiner Läuse los und ledig zu werden. So ver- hält sich die Sache nicht bei geerbten Läusen. Denn als vor fünf bis sechs Jahren , bei der grofsen Sperre aller Continentalhandel einzig und allein durch die Tüi'kei geführt werden konnte, und viele deutsche Kaufleule durch Bosnien , Albanien u, s. w. nach Salonich reiseten, wurden sie alle ohne Ausnahme am dritten bis vier, ten Tage der Pieise in Gesellschaft der Türken voller liäuse. Allein sobald sie
■ (t) Jahrgang i8i3 3lcs Heft. Seile ijj. f.
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diese lausige Gesellschaft verlassen , und sich gehörig gereinigt halten , so waren sie auch wieder frei davon. Wer sieht nun hier nicht den grofsen Unterscliied zwi- schen mitgelheilten und selljslerzeuglcn Läusen ? Mein Freund, Herr Dr. Fech- ner glauht bemerkt zu haben, dafs manche chronische Kranken, welche vorher nicht an Läusen gelitten hatten , dann erst anfangen , voll davon zu werden, w enn es mit ihnen bald zum Tode gehen will. — Oberwähnter Ilr, Dr. Rust theilte nkir folgende merkwürdige Beobachtung schriftlich mit : vlch wurde im Jahre »1808 , als ich mich zu Zaslav in Volhinien am Hofe des Fürsten Sangusko auf- »hielt , von dem dasigen Stadtphysikus Hm. Dr. Müller aufgefordert, einer ärztli- »chen Berathschlaeung bei einem dreizehnjährigen Judenknal>en beizuwohnen, »welcher an einer grofsen Geschwulst am Kopfe litt, a;egen die schon mancherlei »Mittel in der Absicht eine Zerlheilung zu bewirken, fruchtlos versucht worden »waren. Ich fand bei näherer Untersuchung des Uebels eine über die gröfste »Hälfte des Schädels ausgedehnte taigartige sehr erhabene Geschwulst ohne alle »Fluctualion , ohne alle Spur einer anwesenden oder vorhergegangenen Enlzün- »dung, ohne alle Enlfärbmig , Verletzung oder sonstiger Abnormität der Schädel- »decken. — Der Kranke halte zwar ein kachektisches Aussehen, klagte aber über »nichts, als über ein unerträgliches Jucken innerhalb der Geschwulst, die gleich- »sam metasiatisch nach einem überstandenen Nervanfieber entstanden zu sein »schien , und binnen acht Tagen zu einer enormen Gröfse angewachsen war. Um »sich von der Natur des Uebels eine nähere Einsicht zu verschaffen, wurde be- »schlossen, einen Einschnitt in die Geschwulst zumachen. Diefs geschah sogleich, »und siehe da, lauter kleine Aveifse Läuse stürzten in solcher Menge hervor, dafs »man deren eine volle pohlnisehe (^uart Cdrey Seitel Wiener Mafs) erhielt, und diese »einzig und allein das Con/e/?^«nj der Geschwulst ausmachten. Einreibungen von »der neapolitanischen Salbe in die Schädeldecken und Mercurialinjectionen in die »Höhle der Geschwulst, stellten den Kranken, nebst dem Gebrauche zweckmäfsiger »innerer Arzeneien bald wieder her , ohne dafs man jedoch eine nähere Einsicht »in die Genesis dieser sonderbaren Krankheitsform erhallen konnte. Bemerkens- »werth ist es noch, dafs der Kranke auch früher nie an Kopfausschlägen gelitten
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»halte, und nach der Versicherung der Aeltern von seiner Kindheit an, weit we- »nlger durch Kopfläuse belästiget wordan sei, als diefs bei Kindern gewöhnlich der Fall zu sein pflegt.«
Auch die Krätzmilbe iAcarus exulcerans Z..) halte ich nicht für eine Ursa- che, sondern für ein Erzeugnifs der Krälze, des Eiters, welches in der Pustel
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entslelit, Defshalb findet man diese Milben auch nicht in jeder Kratze , und die Erzeuo^ung derselben scheint von besonderen , uns unbekannten , Ursachen abzu- häneen. Azara erzählt: »Einige Bev^obner von Paraguai sind auch einer Art »Krätze unterworfen, welche von der gemeinen verschieden ist : es bildet sich in »jedem Blätterchen oder Pustel ein kleines Insect so grofs, wie ein Floh, f.ber »weifs. Gewöhnlich sind es Weiber, welche sie den Kranken mittelst der Spitze »einer Nadel ausziehen , worauf der Kranke geneset. Ich habe dergleichen gegen »sechzig blofs aus den Hinterbacken eines Frauenzimmers ausziehen gesehen : es »scheint, dafs dieser Wurm nicht durch Begattung erzeugt wird, sondern dafs er »aus der Beschaffenheit der Säfte des Kranken entsteht. Die Würmer (i), welche »man in den Nieren de? yi^nara -guazii (eine Art wilder Hund) findet, scheinen »den nähmlichen Ursprung zu haben.«
Allein ich höre sagen : wir können nun einmalil sdilechterdings nicht begrei- fen , wie irgend ein organischer , lebender Körper entstehen soll, ohne einem an- deren organischen Körper gleicher Art sein Dasein zu verdanken zuhaben, von ihm abzustammen, erzeugt zu werden, — Das mag sehr wohl sein, denn es gibt für vms überhaupt des Unbegreiflichen mehr, als des Begreiflichen, wenn wir uns nicht etwa blofs einbilden wollen, dieses oder jenes zu begreifen, wie das wohl sehr häufig der Fall sein mag. Denn, ich frage, hat denn irgend Jemand schon deutlich begriffen , wie neues individuelles Leben auf dem Wege der Zeu- gung eftt-teht? Die Fortpflanzung der Säugthiere ist für uns noch die am wenig- sten unbegreifliche, die aber des gröfsten Theils aller übrigen Thiere bleibt uns schlechterdings eben so unbegreiflich, als die Urblldung. Denn der Unterschied zwischen lebendig gebärenden Säugthicren und eierlegenden Thieren ist nicht so gering, als er gewöhnlich in der Physiologie und noch nicht so lang her von Hrn. Gautlerl angenommen wird, welcher geradezu die lebendige Junge gebären- den Thiere mit den eierlegenden in dieser Beziehung In eine Classe bringt, und nur den Unterschied gellen läfst , dafs bei den ersteren das Ei in der Gebärmut- ier ausgebrütet werde. Allein zwischen lebendige Junge gebärenden Salaman- dern oder Blindschleichen und eierlegenden Eidechsen oder Nattern Ist der Un- terschied allerdings nur äusserst gering, beinahe gar keiner. Bei den Letzteren wird das reife El früher von der Mutter abgesondert, ehe noch das junge Thier sich als solches vollkommen gebildet hat; bei den Ersteren verweilt das Ei in der
(i) Ans dem, was er in seinem Essais siir l'histoire naturelle des Quadrupedes de la Province du Paraguay Tom, J. p. 3i3 sagt, ergibt sich, dafs es Riesen - Pallisadenwürmer sind.
57 Mutter bis zu der vollkommenen Ausbildung des Jungen, ohne dafs jedoch dus Ei mit der Mutter in einer andern Verbindung stünde, als das in die Erde gelegt6 Ei mit dieser steht.
Bedeutender und ^vcscntticher sind die Unterschiede zwischen lebendige Jun- ge gebärenden S^iuglhicren und allen übrigen eierlegenden oder gleichfalls leben- dige Junge gebärenden Thieren. Sie sind folgende :
1. Bei Sttugthieren findet durchgängig eine vollkommene Begattung , Paarung Statt« Die männlichen und weiblichen Samenfeuchtigkeiten vermischen sich mit- einander. Wenigstens scheint es so.
2. Von dem Augenblicke der Befruchtung an lebt das neugebildete Thier, wel- ches freilich im Anfange nur als hüpfender Punct iPiincliun saliens') erscheint , sein eigenes Leben für sich. Es ist schon Thier, es wächst fort, es bildet sich unaufhaltsam aus, und trennt sich nach einer genau bestimmten Zeit von der Mutter, Wird der stufenweise Fortgang seiner Bildung unterbrochen, gestört, so stirbt es. Eine Ausnahme von dieser Picgel findet Statt, wenn die Empfängnifs Aufser der Gebäi-multer Statt gefunden hat , und beim Foetus in Foetu,
3. Das sogenannte Ei (k) — denn es ist im Vergleiche mit anderen Eiern nicht mit vollem Rechte ein solches zu nennen — oder die Häute, die das neue Thier umschliefsen, bilden sich erst später.
4. Der Mutterkuchen, er sei nun gebildet, wie er wolle, aus welchem das junge Säugthier seine Nahrung zieht, liegt aufserhalb dem sogenannten Eie oder den Häuten, und steht wenigstens in mittelbarer Verbindung mit der Mutter» Denn obgleich die Gefäfse des Mutterkuchens nicht mit jenen der Gebärmutter zusaramenmünden (anastomosii-en), so vergröfsert sich doch während der Schwan- gerschaft, d. i. während der Zeit der Ausbildung des jungen Thieres die Gebär- mutter; ihre Gefäfse erweitern sich, undsie schwitzen nach Mafsgabe des Bedürf- nisses des sich immer vcrgröfsernden jungen Thieres mehr Nahrungsstoff aus, der von den Gefäfsen des Mutterkuchens wieder aufgenommen und dem jungen Thiere zugeführt wird. Kurz das ganze junge Thier wird, so lang es in der Mut- ter lebt, auf Kosten derselben unterhalten; es fliefst ihm beständig die Nahrun»
(k) Die GraaFs c he n Bläschen sind gar keine Eier, und keineswegs mit den Eiern eierlegender Thiere zu veigleichen, denn sie sind es nicht, in denen das junge Thier sicli bildet, sie vergrö- Isein sich nicht wie andere Eier, sie kommen auch nicht als solche in die Gebärmutter. Hr. Hof- rath Osiander sagt: »Die sogenannten Graafischen Eier sind keine wahren Eier, sondern »Gclatinensäcke von unregehnäfsiger Form und sehr verschiedener Gröfse. Auch die gelben Kör- yper sind nichts als solche mit farbigem Smegma angefüllte Säcke.« Göttingische gelehrte Anieigen 1814. i63les Stück. •
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aus der Mutter zu, und zwar in immer gröfserer Menge, je nach dem gröfser
VTerdenden Bedürfnisse.
Untersuchen \Yir nun, was in den eierlegenden Thieren vorgeht, und Wei- hen wir gleich hei den nächstverwartdten warmbJüligen Thieren, hei den Vögeln, stehen. Denn wollten wir weiter gehen, so könnten wir leicht auf solche tref- fen hei denen wir gar keinen Anhaltspunct der Vergleichung mehr finden würden. i. In dem Eierstocke der Henne reifst sich ein Tropfen formlosen Stoffs von der Gesammtmasse los , und hildet ein in sich geschlossenes Ganze , den ersten Anfang des Eies. Dieser dem menschlichen Auge wahrnehmhare Uranfang des Eies ist zwar in einer Hülse eingeschlossen, die mit einem Stiele an dem Eiersto- cke festsitzt , das Ei seihst aber ist ein für sich abgeschlossenes Ganzes.
2 Dieses von freien Stücken, ohne Zuthun des Hahns, in der Henne gebildete Ei wächst fort, führt sein eigenes Lehen für sich. Es vergrüfjert sich, und nicht etwa wie der Saizkryslall durch Anlagerung einzelner ähnlichen Tlieilganzen Cper jnxta posilionern) sondern durch eigene innere Lehensthäligkeit iper i'ntus- susceptionem). Zwar niufs es allerdings zu seiner eigenen Vergröfserung und Ausbildung Stoffe von aussen, d. i. von der Mutter aufnehmen, aber diese müssen in einem hohen Grade rein und einfach sein , weil die Häute des Eies sich sogar aufblasen lassen, folglich nicht einmahl der Luft, wenigstens nicht von innen nach aussen , den Durchgang gestatten. Aus diesen aufgenommenen Stoffen bildet das Ei den Dotter und dasVVeifse ; es bereitet sie selbst, denn als solche nimmt es sie nicht von der Henne auf. Das Ei führet also ein Leben für sich, vollkommen gleich dem anderer organischen Körper. Es wächst bis zur gehörigen Gröfse heran , überzieht sich in der Kloake mit der kalkigen Schale , und ist äufser- lich durch nichts von einem durch den Hahn befruchteten Eie zu unterschei- den. Der Unterschied liegt in seinem Inneren, es kann daraus kein Küchlein aus- gebrütet werden. — Dieses unbefruchtete, in der Henne von freien Stücken ge- bildete Ei, gibt uns ein merkwürdiges Beispiel von eigenem selbstständigen Leben in der Formlosigkeit, denn Dotter und Weifses sind flüssig. Da sich aber das Ei ganz nach Art und Weise aller übrigen lebenden organischen Körper bildet, erhält und vergröfsert, so können wir, nicht anders als annehmen, dafs es wirklich lebt. 3. Das bereits in der Henne vor aller mit dem Hahne gepllogenen Gemein- schaft gebildete Ei wird zwar hei dem Treten der Henne durch den Hahn befi-uch- tet, aber es findet hier niclrt, wie hei der Begattung der Säogthlere eine Vermi- schung der Samenfeuchligkeiten Statt; ja! es ist sogar unmöglich, dafs von der
59 inännllchen SamenfeuclitigUeit ehvas nur bis in die Nahe des Eies vordringe. Denn bei den Hühnern und bei dem grüfsten Tiieile der übrigen Vögel endi<Ten sich die von den Hoden abgehenden Samenleiter in zwei kleine Wärzchen in der Kloake. Diese Wärzchen sind aber viel zu klein , als dafs sie die Kloake der Henne errei- chen oder daselbst eindringen könnten. Ja! es kann nicht einmahl der Same da- hin geschleudert werden , da die Federn im Wege stehen. Es kann also hier gar nichts Körperliches (Materielles) des Samens zur Befruchtung etwas beitragen, sondern das Befruchtende mufs in einer eigenen Kraft liegen, deren Leiter wohl der Same ist, welche Kraft aber auf eine uns imbegreifliche Art das Ei in den verschiedenen Zuständen der Ausbildung — denn es werden mehrere Eier auf einmahl befruchtet, und jedes einzelne findet sich in einem anderen Zustande der Auibildung — eignet, fähig macht, dafs nun aus ihm ein junges den Aeltern ähnliches Thier ausgebrütet werden kann. Allein,
4. Durch diese Begattung, durch diese Befruchtung des Eies ist noch nicht das Beginnen des eigenthümlichen Lebens des jungen Vogels als solchen, sondern nur die Möglichkeit des Werdens desselben gegeben. Bei den Säugethieren be- ginnt in dem Augenblicke der fruchtbaren Begattung das neue Leben, und nach einer gewissen , bei jeder Art genau bestimmten, Zeit trennt sich das junge Thier von der Mutter. Nicht also bei dem Vogel. In dem befruchteten Eie bemerken wir wohl den sogenannten Hahnentritt ; aber der hüpfende Punct, der Anfang des eigenthümlichen Lebens beginnt erst bei der Bebrütung, und von diesem Zelt- puncte ankann man die Zeit des Ausschlüpfens des Jungen bestimmen, wobei es gleichviel gilt, ob das Ei in einer früheren oder späteren Periode seiner eigenen Ausbildung befruchtet worden ist. Nur das ist nothwendig und bestimmt vorzüg- lich den Unterschied zwischen dem Werden eines Säugthieres und eines Vogels, dafs bei Letzteren das Ei vollkommen ausgebildet, seine normale Gröfse erreicht haben mufs, ehe das neue eigenthümliche Leben beginnen kann. Daher rührt denn auch der
5te Unterschied, dafs der Mutterkuchen nicht ausserhalb des Eies, sondern in- nerhalb desselben liegt. In dem EI ist schon vorher so viel Stoff gesammlet undan> gehäufet als nöthig ist, um den jungen Vogel bis zur Zeit des Auskriechens zu er- nähren vmd zu erhalten. Diefs ist, wie wir gesehen haben, bei den Säugethie- ren ganz anders.
Das Gesagte mag hinreichen, um den grofsen Unterschied zu zeigen, welcher zwischen der Fortjjflanzungsweise der, lebendige Junge gebärenden, Säu^ethiere und
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aller übrigen Classen von Tliieren Statt finJel. Zugleich mag es auch zum Be- weise dienen, dafs wirldiches eigenthümliches Leben in einem Körper von Irclen Stücken werden kann. Das unbefruchtele Ei des Vogels liefert uns hiervon ein merkwürdiees Beispiel. Man wird zwar dagegen einwenden : die Zeugungs Werk- zeuge der Henne va ären so gebildet, dafs sich daselbst ein Ei von freien Stücken bilden könne, bilden müisej es wäre diä naUlrliche Verrichtung dieses Gebildes, Eier zu erzeugen. Allein eben so gut könnte ich behaupten, es gehöre zu den natürlichen Verrichtungen des Darmkanals, Spul - und Ncslelwürmer, und zu denen der Leber, Blasenwürnier und I/cberegeln zu erzeugen. Wenn sie sich nicht in jedem Darmkanale und in jeder Leber vorfinden : so gibt es auch auf der anderen Seite Thiere, die unfruchtbar sind, bei denen sich keine Eier l>ilden. Will man aber lieber annehmen , dafs die Erzeugung von Eingeweidovürinern eine Folge krankhafter Verrichtungen der Organe sei: so habe ich auch nic'its dagegen. Indefs bleibt aber doch soviel gewifs, dafs durch das Organ die Art des Wurms, der erzeugt werden soll, bestimmt wiid. Denn Leberegeln erzeugen sich nur in der Leber u. s. w. Doch hierüber an einem anderen Orte.
Meine Absicht ging gegenwärlig blofs dahin, zu zeigen: dafs uns das Wer- den eines jungen Thieres, besonders wenn es nicht Säugelhier ist, durch Zeugung von Aeltern eben so unbegreiflich ist, als das Werden eines Thiers durch Urbil- dung, oder ohne Aeltern. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, nicht um Zrt;u- gung oder Bildung, sie sei welcher Art sie wolle, begreifen zu lernen, sondern nur, um gleiche Wirkungen von gleichen Ursachen ableiten zu können, als zu- rückzugehen zur v^ahrscheinlichen Bildung der ersten organischen Körper. Auf diesem Wege müssen wir doch zuletzt auf solche stofsen, die nicht durch Aeltern erzeugt ^vurden, auf solche also, die von freien Stücken aus dem formlosen Stoffe sich bildeten. Denn ich habe gleich anfangs zu zeigen mich bemühet, dafs unsere Erde längst vor allen einzelnen organischen Körpern vorhanden war , dafs erst die gröberen Stoffe als starre Masse abgeschieden werden mufsten , ehe der Geist aus den nun geläuterten Stoffen einzelne Theilganze zu selbstständigen , ihr eige- nes Leben führenden Körpern bilden konnte. Es ist ferner gezeigt worden, dafs mehrere solche Schöpfungen Statt gefunden haben müssen, und dafs sie eine Folge .»llgemeiner Gährungen der Erde waren. Jeder organische lebende Körper ist folglich als ein Theilganzes der gesammten lebenden Erde zu betrachten. Er ist ein Erdball für sich , und verlinlt sich zur Erde , wie diese sich zur Sonne verhält. Es geschieht daher in ihm im Kleinen, was auf der Erde im Grossen geschieht,
Gl
oder vielmehr geschehen isl ; denn gegenwärtig leht die Erde, nachdem das all- gemeine Leben derselben in so viele einzelne Leben zerfallen ist, ein mehr ruhi- ges Leben. Sic fülirl gevvissermasson ein Leben im Schlafe (I). Das cinaelne Le- ben, vorzüglich d.>s Leljen der thierischen Organismen , ist mcl.r zu vergleichen dem Leben der Erde in jenen stürmischen Zeiträumen, wo die grofsen Gährungen und darauf folgenden neuen Schöpfungen Statt hatten. In die einzelnen leben- den Korper ist gewisserma.^sen das allgemeine Leben , der ewige Gährungs- procefs übergegangen. In jedem einzelnen thierischen Organismus findet eine ewige Gährung Statt, neue Stoffe werden aufgenommen , niedergeschlagen, angeeignet, andere werden aufgelöst, zersetzt, ausgeschieden. Kurz das Leben bestehet in einer bestandigen Entmischung und neuen Verbindung derStoiTe. Was Wunder also, wenn bei der grofsen Menge formlosen lebendigen Stoffes, der sich in jedem thieri- schen Körjier findet, ein Tropfen, den der Körper nicht zu seiner Ernährung bedarf, oder der seiner Mischung wegen nicht dazu taugt, ein selbstsländiges Ganze sich bildet, wann in diesem kleinen Erdballe , wie einst ein Piegenwurm auf dem gro- fsen, ein Einge^Teidenurm sich bildet. Ja! dieser neue Wurm einmahl gebildet, kann auch seine Gattung fortpflanzen, kann Thiere gleicher Art aus sich hervor- bringen, — Die ersten Stammältern aller uns bekannten Thiere müssen wir uns, wie schon gesagt, nothwendig auch als älternlos denken , und doch waren sie mit dem Vermögen versehen, ihre Gattung fortzupflanzen, die einen auf diese, die anderen auf eine andere Weise. Aber gerade die verschiedene Art der Forlpfl.in- zungsweise der Eingevreidewürmcr beweist, dafs der Gang der schaffenden Na- tur im Kleinen ganz gleich ist dem im Grofsen, und dafs durchaus im lebenden thierischen Körper nichts anderes geschieht, als was in und auf dem grofsen le- benden Erdkörper vorgeht. Es findet bei den Eingew eidewürmern gleichsam eine Wiederholung aller Forlpflanzungsweisen thierischer Organismen Statt.
Der Hülse 11 wurm iEcAinococcus^ sieht auf der niedrigsten Stufe organi-
(1) Dieser Schlaf wird jedoch zuweilen noch durch heftige Träume unterbrochen , wie diefs die Vul- kane, Erdheben, Bergstürze u. s. w. beweisen. Auch läfst sich nicht bestimmen, ob nicht dereinst abermahls eine grofse allgemeine Gährung unserer Erde Statt finden werde. Indefs läfst sich sehr gut die Möglichkeit denken, dafs noch mehr Stoffe als todte auf jene starre Masse können niedergeschla- gen werden, und dafs alsdann Geschöpfe sich erzeugen, in denen der Geist noch freierwirkt, als in dem Menschen. Denn obwohl die gegenwärtige lebendige Schöpfung nicht ohne tropfbares Wasser und eine Atmosphäre, die das Quecksilber In dem Barometer auf 28 Zolle steigen macht, bestehen kann: so folgt daraus doch keineswegs, dafs es auch bei einer noch folgenden Schöpfung so sein müsse.
62 ' .
scher Bililung. lieber die Fortpfltvnzungsweise desselben habe ich folgende Er- fahrungen zu machen , Gelegenheit gehabt. Eine 52 Pfund sclm ere Ochsenleber war durch und durch mit Hjdntiden besetzt , worunter manche so grofs wie die stärkste Mannsfaust. Ich suchte sie auf die gewöhnliche Art auszuschälen, konnte aber nicht zu meinem Zwecke kommen; denn die innere oder eigentliche Haut des Wurms war fest mit den allgemeinen Bedeckungen , oder eigentlich mit der, von denselben gebildeten Capsol verwachsen. Schnitt man jedoch eine solche Blase canz auf, so quoll aus jeder eine Menge dünnhäutiger Wasserblasen von verschiedener Gröfsc. Die kleinsten kleiner noch als eine Erbse, die jrrofsten wie eine welsche Nufs« Oeffnete man eine dieser gröfseren Blasen, so fand man wie- der mehrere kleinere in ihr enthalten, und erst in diesen die sogenannte JV'Iaterics granulosa oder die eigentlichen Hülsenwürmer. — Aehnliche Einschachtelungen der Jungen in die Alten fand ich bei einer ungeheuren Iljdatide einer menschli- chen Leber (m). Im Jahre 1814 lieferten mir die Leber und die Lunge eines in Schönbrun umgestandenen Kamehls iCamehis öroz/jerffltr/zzj) die Bestätigung die- ser Art der Fortpflanzung bei den Hülsenwürmern. Diese auf der niedrigsten Stufe der Tbierwelt stehenden Würmer pflanzen sich demnach auf die 'einfachste Weise fort.. Das seine Naclikommenschaft erzeugende Thier hört auf selbst Thier zu sein, und wird zur Hülle, in der seine Jungen eingeschlossen sind, wie das Samenkorn aufiiörl als solches zu bestehen, wenn sich in ihm der Keim zur neuen Pflanze entwickelt. Aehnliche Forlpflanzungsweiscn in der Tbierwelt finden wir bei der Kolpoda Ciiciilliis (n) und bei dem Voloox globator Co).
An dem Bl a s e n s c h w aiiz e (,Cj-'sticercns^ einem gleichfalls sehr einfa- chen Tiiiere, lassen sich noch keine zur Fortpflanzung bestimmte Organe wahr- nehmen: jedoch glaube ich auch hierüber Etwas beobachtet zu haben. In der Brusthöhle der Feldmaus CMiis arvalis Z..) fand ich zweimahl in nicht geringer Menge freischwimmendt- Blasenschwänze Cp). Diese Würmer sind kaum gröfser äIs ein Hirsenkoi'n. An mehreren derselben sieht man an der Schwanzblase einen, öfters noch zwei, seltener jedoch drei junge Blasenschwänze heraushängen. — Man glaube ja nicht, dafs ich etwa Unebenheiten der Schwanzblase dafür ange-
(m) Man sehe unten das Capiiel von dem Hülsenwurme.
(n) O. Fr. MüUer's Verm. terrestr. Vol. I. p. I, pag. 58.
(o) Riisel, Insecten- Belusliijungen , 3 Th. S. 617. Tab. 101. fig. 1. 2,3. de Geer in den schwed.
Abhandl. auf das Jahr 1761. Bd. 23. S. 112. Tab. III. fig. 1 — 5. (p) Diefs ist allerdings eine sehr seltene Erscheinung, denn gewöhnlich findet man die Blasenschwänze,
50, wie überhaupt die Blasenwürmer, in eigene Capseln eingeschlossen.
Ö3 sehen halte, denn man sieht deullich den Hals C'ler Kopf i^t nicht zu sehen, der Kleinheit wegen auch nicht loszutrennen) dieser Würmer, miUel, l ilcsscn sie, \vie mit einem Stiele an der Mutter festsitzen. Goezc scheint etwas Aehnliches bemerkt zu haben. J5ei diesen Würmern geschieht also die Fortpflanzung gleich- sam durch Ableger, wie bei den Polypen, Korallen u. s. w.
Den Uebergnng tler ersten Forl]>flanzungsweise zu der zweiten könnte viel- leicht der Vielkopf C/'o/j-ce/j/fff/^J Zed. Coenurus Piud.^ machen. Hier sitzen mehrere Köpfe auf einer gemeinschaftlichen Blase, Vielleicht bilden sich diese erst nach und nach. Doch lafst sich hierüber nichts Bestimmtes sagen.
An den ]\e s t c 1 w ü r m e r n haben wir vollkommene Hermaphroditen, denn es können die einzelnen Glieder desselben Wurms sich einander gegenseitig begatten.
Die Saugwürmer sind Androgynen. Wir finden an jedem einzelnen Wurme die Zeugungsorgane beider Geschlechter vereiniget, aber der VAurm kann sich nicht selbst befruchten, sondern er bedarf hierzu noch einen anderen seiner Art, und indem er von jenem befruchtet wird, befruchtet er hinwieder jenen. Die Saugv^ örmer sind in der Kegel eierJegend, Allein so wie bei den vollkommenen Thieren, die aus der Classe der Amphibien auch in der Regel eierlegend sind, und dennocli einige, ^^ie Blindschleichen, Salamander u. a. m. lebendige Junge zur Welt bringen , eben so gebart auch nach Herrn Zeders Zeugnisse das ^/;i/?Ä2"- sloma subclavaluin aus dem Mastdarme der Frösche lebendijrö Junee.
Die Hakenwürmer haben zwar getrennte Geschlechter , und das Männ- chen zeichnet sich durch die am Hinterende befindliche Blase aus. Doch findet keine Be^'attung, Paarung Statt, sondern die Befruchtung geschieht nach Rudol- ph i's höchst wahrscheinlicher Vermuthung, wie bei den Fischen, Kröten, Frö- schen u. s, w. durch Uebergiefsung der Eier mit männlichem Samen aufserhalb der Mutler.
Endlich kommen wir zu den vollkommenst gebildeten, oder avif der höchsten Stufe stehenden Eingeweidev^'ürmcrn, zu den Rundwürmern. Diese haben durchaus getrennte Geschlechter: die Männchen sind mit deutlich wahrnehmbaren gröfstentheils , vielleicht immer, doppelten oder gespaltenen Zeugungsgliedern, die Weibchen mit einer Scheide versehen. In den Körpern der ersteren findet man Sarnengefäfse, bei den letzleren Fruchtbehälter undEierschläuchc. Die Mehr- zahl derselben ist eierlegend, doch gebären auch einige derselben lebendige Jun- ge, nähmlich die ganze Gattung Kappenwurm, die Rundwürmer aus den Lungen und dem Mastdarme der Kröten , Frösche und einiger anderer Amphibien.
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Obwohl nun die Eingeweidewürmer auf so verschiedene Art sich fortzupflan- zen vermögen , so ist es doch , da sie, wie bewiesen worden ist, von keinen» Thiere in das andere übergehen können, erforderlich, dafs die ersten derselben jedesmahl sich wieder in dem ihierischen Körper, er sei welcher er wolle, neu erzeugen oder urbilden müssen. Aber auch hier geschieht nichts anderes, als was schon öfters auf der Erde im Grofsen gescliah. So oft die Erde ihre Form des Seins Cr) veränderte, ging auch jedesmahl die vorhandene Schöpfung zu Grun- de. Ein Gleiches ereignet sich, wenn das Thier , in welchem die VX'ürmer sich erzeugten und fortpflanzten , stirbt. Im Sterben geht das Thier in eine andere Form des Seins, des Lebens über, nolhwendig mufs also der Wurm, das Ge- schöpf des Thiers, welchem er inwohnt, mit ihm die Form des Seins, des Lebens ändern; er wird wie sein Erzeuger vermodern, wofern nicht zeilig genug ein Helmintholog seiner habhaft wird, und die ursprüngliche Form des Wurms rettet.
Wenn elw'a Jemand einwerfen möchte, dafs nach meinen eigenen Ansichten die Erde bei einer jeden erlittenen Metamorphose andere , den vorhergehenden unähnliche, Geschöpfe hervorgebracht habe , diefs aber der Fall bei den Einge- weidewürmern nicht sei, indem, solang wir die Geschichte kennen, immer dieselben Würmer bei den Menschen vorgekommen seien, und folglich die gemachte Ver- gleichung nicht Statt findenkönne : so gebe ich ihm zu bedenken, dafs unsere Erde, mit Ausnahme des Mondes , keine Kinder oder keine Junge ihres Gleichen gezeugt hat, undwirso eigentlich nichtwissen, wie es daselbst aussieht ; auch uns unl)ekannt ist, oh er nicht die nähmlichen Metamorphosen , wie unsere Erde bereits erlitten oder noch zu erleiden hat. Bei den Menschen und Thieren aber erzeugen sich Gleiche aus Gleichen, folglich müssen auch die aus ihnen erzeugten Thiere einan- der gleich sein. Indefs finden wir doch bei dem Mikrokosmus, dem Menschen, dem Tliiere , welcher, mehr weniger, eine allmählige Metamorphose erleidet, auch eine Verschiedenheit, eine hervorstechende Neigung zur Urbildung dieses oder jenes Schmarotzerthiers , je nachdem sich dieser Mikrokosmus auf dieser oder jener Stufe der Ausbildung befindet. Wir wollen nur bei unseren Würmern ste- hen bleiJ)en. Bei Kindern erzeugen sich In der Regel — ohne Ausnahmen gibt CS keine hier unter dem Monde — Spulwürmer und Pfriemenschwänze; bei Erwachsenen kommen häufiger vor Nestelwürmer, Pallisadenwürmer u. s. w. Also auch hier Uebereinstimmung, (r) Ich meine hier nicht die äufsere Form, driin diese war wohl immer sphärisch, sondern icli verstehe
darunter die verschiedene Art des Seins, die verschiedenen Zustände, in welchen sie sich befand»
seitdem sie ein fiii sich besiejiendes Ganze bildet.
Ö5 Nicht nur demnach der vei'iielnende Beweis j dafs Eingeweidewürmer nicht von aufsen in den Körper kommen können, sondern auch die Analogie, herge- nommen von der Urhildung der Aiifgufslhierchen, des Schimmels u. s, w. und endlich sogar die von der w.ahrsclieiulichen ersten Bildung aller lebenden Körper entlehnte Induction, sprechen laut für die Urhildung der Eingeweidewürmer« Al- lein einem genauen Beohachter entgehen seihst directe Beweise nicht,
Herr Rudolph i (s) glaubt die Entstehung von Keltenwürmern in einem Hunde beobachtet zu haben. — In den Fischen aus der Gattung Cj^prinus kommt nicht selten der Nelkenwurm CCarj-op/ij^iiaens miiiabilis R.^ vor. Er hat den Nahmen von seiner Aehnlichkeit mit einer Gewürznelke ; die grofse Veränderlich- keit des Kopfendes ober gab ihm den Trivialnahmen. Von diesen Würmern habe ich sehr oft die erste Entstehung beobachtet. Ich fand niihmlich sehr häufig in dem Schleime , womit die Gedärme dieser Fische ausgekleidet sind, eine auch zwei Linien lange, selbst noch längere, durch Bewegung Leben verrathende Kör- per; an Farbe und Beschaffenheit der Substanz ganz gleich dem Nelkenwurme nur ohne Kopf. Der Kopf war aber nicht etwa abgerissen oder eingezo<^en, denn ich beobachtete sie lange und genau, und es kam «ic ciwoa Kopfähnliches znm Vor- scheine. Mit einem IlaarriinBcI von dem anklebenden Schleime gereini^et er- kannte man ein geschlossenes Ganze, und nicht etwa an einem Ende Flocken oder Zotten, wie diefs hei abgerissenem Kopfe der Fall sein würde. — Die Urhil- dung dieser Würmer geschieht nach meiner Ansicht der Sache auf folgende Weise. Ein Theil des Darmschleims, des lebenden Formlosen , gerinnt zu einer festeren Masse, überzieht sich mit einer Epidermis, und führt ni.n sein eigenes Leben für sich. In der Folge bildet sich der Kopf , und endlich erscheinen auch die Fort- pflanzungsorgane. Diese Vermuthung gewinnt bei mir noch dadurch an Wahr- scheinlichkeit, dafs ich dergleichen bei weitem kleinere Nelkenwürmer mit schon vollkommen ausgebildetem Kopfende getroffen habe. Es scheint also, dafs bald eine gröfsere , bald eine kleinere Menge dieses Schleims zu einem Ganzen gerinnt, imd den Anfang des Wurms bildet. Diese unausgebildelen Würmer sind jedoch alle nach dem einen Ende zu etwas verschmächtiget , ganz wie der Nelkenwurm. Bei manchen bemerkt man auch , dafs sie schon am anderen Ende breiter und durchscheinender werden, also den ersten Anfang der Bildung des Kopfes.
Ujiterliegt nun wohl noch nach allen diesen verneinenden und beiahenden Beweisen, die Urhildung der Eingeweidewürmer einem Zweifel ? (s) Enloz. Vol, I. p. 4'«.
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Wer aber blofs aus dem Grunde : weil die Thiere überhaupt durch Zeugung sich fortzupflanzen vermögen, und Er dieUrhildung nicht begreifen kann; an der- selben zweifelt , der kommt mir gerade vor, wie ein Mann , der die Selbstent- zündung der elektrischen Materie, den Blitz, läugnen wollte, aus dem Grunde, weil Er nicht anders als durch Reibung starrer Körper elektrische Funken hervor- zubringen im Stande ist.
ZWEITES CAPITEL.
Systematische Eintheilung der Eingeweidewiiriiier überhaupt.
■Dekanntlich war die Kenntnifs von Eingeweidewürmern bei den altern Aerzten und Naturforschern äufserst begrenzt, und beschrankte sich blofs auf einige in dem menschlichen Itöj per voiKommonrle j^ten, Ascarides, die Springs ürmer oder Pfriemenschwänze, Lumbrici teretes^ die Spulwürmer, und L,iinil>rici lati, die Band- und Kettenwürmer sind es ausschliefslich, deren in ihren Schriften Er- wähnung geschieht. Die Vermes cucnrbitini , welche Manche für Würmer eigener Art hielten, sind einzelne Glieder des Kettenwurms. Die Filaria Dra- ciinciihis war Vielen zwar auch bekannt, wurde aber von ihnen nicht dazu ge- zählt, weil man sie mit dem Gordins aquaiiciis verwechselte oder für einerlei hielt. — Bis auf Redi, der im I7ten Jahrhundert als licibarzt Cosmus III. Grofsherzogs von Florenz lebte, fiel es gar Niemanden ein, Thiere einzig in der Absicht zu untersuchen, um Eingeweidewürmer aufzufinden. Allein auch dieser Ahnherr der Helminthologen begnügte sich, — und anders konnte es auch damahls noch nicht wohl sein — die Würmer in der Ordnung, wie er sie der Zeitfolge nach in verschiedenen von ihm untersuchten .Thieren fand , zu beschreiben und abzubilden. Nach ihm blieb dieser Zweig der Naturgeschichte wieder lange brach liegen. Denn mit Ausnahme eines Leonhard Frisch, der in den Miscella- neis berolinensibiis einige Abhandlungen über Eingeweidewürmer einrücken liefs, beschäftigte sich Niemand damit. — In der zweiten Hälfte des abgeflossenen Jahrhunderts begannen ein Pallas, Otto Fried. Müller und Otto Fa- hr icius diese Thiere ihrer Aufmerksamkeit zu würdigen. Linne wies ihnen
zwar einen Plafz in seinem Natursystemc an , l'iiKrte sie aJjer unter den übrigen Würmern auf, und stellte Gordius CFi/aria^, As c ari s und Fasciola iDisto- ma') unter seine Iniestina ; Hjydaiu/a und Taenia aber unter die Zoophyten. • — Erst durch die im Jahre 178O von der Gesellschaft der Wissenschaften in Ko- penhagen aufgestellte Preisfrage : »Ob der Samen der Intestinalwürmer; als der »Bandwürmer (Taenia^; der Egelwürmer iFascio/a') u. s. w. den Thieren an- 5>geboren sei, oder von «ufsen erst hineinkomme ? welches durch Erfahrungen »und andere Gründe zu erweisen, und im letztern Fall Mittel dagegen vorzuschla- »gen.« scheint der Sinn lür Helminthoicgie, vorzüglich bei den deutschen Natur, forschem, erv/eckt worden zu sein. Die täglich wachsende Zahl neuenldeckter Eingeweidewürmer, die sich so sehr durch äufseren und inneren Bau von einan- der unterschieden, machten es bald nothwendig, die aufgefundenen einzelnen Ar- ten unter bestimmte Gattungen zubringen. Bloch Iheilte sie daher in seiner gekrönten Preisschrift in zwei Ordnungen, deren eine diebreiten und plattge- drucklen, tlie andere die runden Würmer begreift. Zu der ersten zählt er den Piiemenwurm, das Doppelloch und die Bandwürmer; zu der zweiten die Blasen- würmer, wozu jedoch auch der Nelkenwurm gerechnet wird. — Goeze be- gnügte sich mit Aufstellung von Geschlechtern iGenera^. Ein Gleiches thaten Otto Fr. Müller Ct) und Franz de Paula Schrank, welche beinahe gleichzeitig in den Jahren 178T und 1T88 Verzeichnisse aller bis dahin entdeckten Eingeweidewürmer lieferten. Jedoch fehlte es allen diesen Uebersicljten an ei- nem richtigen Eintheilungsprincip , und die Galtungen sind öfters auf eine ganz auffallende Weise durcheinandergeworfen. Erst in dem Jahre 1800 lieferte Herr Zeder, ein Mann, der sich unendliche Verdienste um die Helminthologie er- worben hat, leider aber derselben ganz abgestorben z»i sein scheint, in seinem ersten Nachtrage zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer von Goeze, den ersten Entwurf zu einer systematischen Eintheilung derselben. Er brachte alle Eingeweidewürmer unter fünf Classen, die er aber nachher auf Erinnerung des Herrn Rudolphi (u) in seinem Handbuohe Familien nannte. Diese Familien zerfallen in Galtungen (Gewer«) — einige wieder mit Unterabtheilungen — und
die Gattungen in Arten (Species^ (x). Diese systematische Anordnung behielt
(l) Naturforscher St. 2?. S. 33 — 86.
(u) W iedemanns Archiv. II. S. 44-
(x) Ich bediene mich durchaus im Deutschen des Worts Gattung für Genus , und Art für Species , und zwar nach dem Beispiele der meisten neueren Naturforscher, wiewohl ich wünschte, dafs es umge- kehrt wäre: denn in der Regel begatten sich doch nur Thiere, die zu einer Species gehören. -Ge- schlecht heifst Sej:us.
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a\ich Herr Rudolphl in seinem grofsen , wahrhaft classisclien Werl<e hei , wie- viohl er einige kleine Ahänderungen in Bestimmung der Gatlungen sowohl, als in deren. Aufeinanderfolge vorgenommen, auch hemerkt hat, dafs die heiden letz- ten Ord,nungon keine natürlichen sind. Doch möchte Vvohl vorzüglich die dritte und vierte Ordnung mehr heschränkt werden ; und ich glaube immer, dafs in dem hald zu erscheinenden Supplementbande, wozu uns Herr Rudolph! die ange- nehme Hoffnung macht, die Munostoniata Hypostomata, und die Polysto- niata Pentastomala mit dem Caryophyllaeiis eine sechste Ordnung , welche zwischen die drille und vierte zu reihen wäre, bilden dürften. — Herr Wil- brand hat auch diese Ordnungen beibehalten; Herr Olfers hingegen ist da- von abgewichen, defsgleichen Herr Cuvier, der aber auch andere Würmer, die keine Eingeweidewürmer sind, mitbegriffen hat. HerrBrera endlich hat sogar die menschlichen Eingeweidewürmer besonders classificirt, und sie unter fünf Ordnungen gebracht, welche in zwölf Gatlungen und sechs und zwanzig Ar- ten zerfallen , gerade noch einmahl so viel, als ich deren kenne; es kommen ober auch einige vor ,. die keine Würmer sind. Wer Indefs Lust dazu hat , mag sie hei ihm selbst nachlesen.
Dagegen gebe ich in der Voraussetzung, dafs es dem gröfseren Theile meiner Leser nicht unangenehm sein wird, eine ganz kurze Uebersicht des von Rudol- ph! aufgestellten helminthologischen Systems,
Erste Ordnung: Rundwürmer. Nematoidea.
Die Würmer dieser Ordnung sind,* wofern man nicht etwa die schlauchför- migen Kratzer damit verwechselt , sehr gut von allen übrigen , durch ihren lang- gezogenen, walzrunden, mehr oder weniger elastischen Körper zu unterscheiden. Man bemerkt an ihnen eine mehr oder weniger deutliche Mund- und Afteröff- nung; einen deutlichen Nahrungskanal und dergleichen Fortpflanzungswerkzeuge. Sie haben durchaus gelrennte Geschlechter. Das Männchen , welches gewöhnlich kleiner ist, ist meistens mit einem doppelten oder gespaltenen Zeugungsgliede, das gröfsere und dickere Weibchen mit einem zweigetheilten Fruchtbehälter und Eierschläuchen versehen. Sie sind gröfdtenthells eierlegend, doch gibt es auch lebendige Junge gebärende.
Die Gattungsmerkraahle werden hergenommen von der äussern Form des Körpers, der entweder gleich dick, oder nach vorne oder nach hinten, mehr
60 oder \ven;ger , plölzlich oder allm.ihlig versclimächtigel, «lumpf oder spitz isl; sodann von dem Baue des Hopf- und Schwanzendes.
Bis jetzl zahlen vyir nach Piudolphi folgende Gattungen:
1. Der Fadenwurm, Zwirnwurm. Filaria R u d, Z e d, Merkmahle» VValzrunder, ekistischer, heinahe durchaus ganz gleich
dicker, sehr lang gezogener Körper. Aeufserst kleine, zirkeiförmige Mundöff- nung. ' Sjiiralförniiges aus der Mille des Schwänzendes hervorstehendes männli- ches Glied.
A u f e n t h a 1 f. In dem Zellgewebe nicht nur aller vier Classen der Wlrbel- thiere, sondern selbst der Insecten und deren Larven. Eine Art bei dem Menschen. Taf. IV. Fig. 1.
2. Der Fühl wurm, Hamularia Rud. Tentaciilaria TäcA. Merkmahle. Walzrunder, elastischer, gleich dicker Körper mit zwei fühl-
hornähnlichen Fäden am Kopfende.
Eine etwas zweifelhafte Gattung. Eine Artist vonTreutler bei dem Men- schen gefunden worden. Taf. IV. Fig. 2.
3. Der Peitschen wurm, Haarkopf. Trichocephalas Piud. Masli- godes Z e d. Trichuris A u c t.
Merkmahle. Walzrunder, sehr elastischer, peltschenförmiger Körper, des- sen längerer sehr dünner Vordcitheil jäh in den dicken keulenförmigen Hinler- theil übergeht. Kleiner, zirkeiförmiger, kaum bemerkbarer Mund. Das Männ- chen mit flach spiralförmig aufgerolltem HIntertheile , an dessen Ende eine kleine Röhre befindlich Ist, aus welcher das Zeugungsglied hervorragt.
Aufenthalt. In dem Blinddarme von Menschen, T.-if. I, Fig. l — 3 und Säuge- thleren ; Ist auch schon In einer Eidechsenart gefunden worden.
4. Der Pfrlen^enschwanz, Spitzschwanz» Oocjyuris Rud, Merkmahle. Walzrunder, sehr elastischer Körper, der pfricmenförmig In
eine äufserst fei. lo Schwanzspitze ausläuft; deutliche zirkeiförmige Mundöffnung. Das stumpf auslaufende Schwanzende des Männchens flach spiralförmig aufgerollt. Aufenthalt. In den dicken Därmen von Säugethieren. EIneArt bei dem Menschen. Taf. I, Fig. G — i2.
5. Der Kappen wurm. Cucullaniis Vt.nA. Z. eA.
Merkmahle. Walzrunder, elastischer Körper, nach hinten zu verschmach- tlget; der Kopf mit einer kugelförmigen Kappe umgeben; zirkeiförmiger Mund. Das doppelte männliche Glied steht vor der Schwanzspislze hervor, Der wulstige
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Eingang zur Mutterscheide Hegt hei dem Weihchen, vvelches lehendige Junge ge- bärt , in der Mitte des Körpers.
Aufenthalt. In einigen Amphihien , vorzüglich aber in Fischen und da besonders in den Anhängseln des Pförtners.
6. Der Rachenwurm. Ophiostoma Rud. Zed.
Me rkni ahle. Walzrunder, elastischer, nach hinten verschmächtigler Körper, gespaltene MundötTnung mit Ober- und Unterlippe. Aufenthalt. In den Därmen von Sauglhieren.
7. Der Spulv^^urm, u4scaris Rud. Fiisaria Zed, Merkmahle. Walzrunder, elastischer, nach beiden Enden verschmächligter
Körper; um die Mundöffnung drei deutliche Knötchen , hinter v\'elchen ein Zir- keleinschnitt. Das doppelte miinnliche Glied ragt innerhalb der eingekrümmten Schwanzspilze hervor.
Aufenthalt, In den Därmen aller Wirbelthiere. Eine Art bei dem Men- schen. Taf. I. Fig. i5 — 17.
8. Der Pallisadenwurm, Pfahlwurm, Slrongylns Rud. Zed, Me rkmahle. Elastischer, walzrunder, nach beiden Enden verschmnchtigter
Körper; verschiedentlich gebildefe, bald zirkelrunde, bald eckige, sehr weite Alundöffnung. Das am Schwanzende hervorstehende fadenförmige männliche Zeu- gungsglied ist mit einer verschiedentlich gestalteten Blase oder dünnen ausge- spannten Haut umgeben.
Aufenthalt. Kömmt nicht nur in den Därmen, sondern auch in anderen Eingeweiden und Hohlen von Säugthieren, Vögeln und Amphibien, aber nic)»t bei Fischen vor. Eine Art hei dem Menschen. Taf, IV. Fig. 3 — 5,
9. Der Gl atlr üfsler, Liorhynchiis Rud. Cochhis Zed.
Merkmahle. Walzrunder, elastischer entweder nach beiden Enden ver- schmächligter oder nach hinten und vorne dicker werdender Körper. Abgestumpf- tes Kopfende mit einem aus und einziehbaren Rüssel versehen.
Aufenthalt. Im Nahrungskanale von Säugethieren und Fischen.
Zweite Ordnung: Hakenwürmer. Acantocephala.
Die Würmer dieser Ordnung haben entweder einen schlauchförmigen oder einen sackförmigen, vi enig elastischen Körper. Durch den, der Länge nach mit krummgebogenen Haken besetzten, einziehbaren, Rüssel unterscheiden sie sich sehr
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deullich von allen Würmern onderer Ordnungen, Denn wenn auch die Blasen- schwänze der fünflcn Ordnung hei einem sackförmigen Körper mit Haken am Kopfende, welche sich gleichfalls in den Körper zurückziehen lassen, versehen sind: so unterscheiden sie sich doch deutlich von den Kratzern nicht nur durch den ganzen Ilahitus, sondern auch durch die vier Saugmündungen, zwischen wel- chen eine doppelle Reihe von Haken einen Kranz hildet, indefs die Rüssel der Haken würmer seihst mit Haken und zwar in I^ängsreihen hcsetzt sind. — Von den Rundwürmern sind sie selbst hei eingezogenem KUospI sehr leicht dadurch zu unterscheiden, dafs man bei den P»undwürmern der ganzen Länge des Körpers nach den Nahrungskanal und die Fortpflanzungsorgane durch die Haut durchschim- mern sieht, da hingegen die Hakenwürmer hohlen Schläuchen ähnlich sehen. — Im frischgeöflnelen Darme endlich findet man sie öfters ganz platt und gerunzelt, so dafs man sie heim ersten Anblick für Nestelwürmer hallen könnte. Allein, in Wasser gelegt, schwellen sie sehr bald auf, und nehmen die walzrunde Gestalt an» Zeder und Rudolph i sind der Meinung, dafs sie getrennte Geschlechter ha- ben. Das mehr zugespitz'.e Schwanzende bezeichnet das Weibchen; die etwas kleineren Männchen erkennt man an dem mehr abgerundeten, öfters eine Art von Blase bildenden Schwanzende. Aeusserliche Geschlechtswerkzeuge findet man bei ihnen nicht. Die Befruchtung der Eier geschieht nach Ru dolp hi , wie bei den Fischen und mehreren Amphibien, Der Rüssel ist entweder einfach oder vier- fach , und nach dieser Verschiedenheit zerfallen sie in zwei Gattungen.
10. Kratzer. Echinorhynchus Rud, Zed.
Merkmahle. Rundlicher, verschiedentlich gestalteter Körper ; einfa^cher, streifweise der Länge nach mit Haken besetzter Rüssel.
Aufenthalt. Kommt selten vor bei Säugthieren und Amphibien, öfters bei Vögeln, am häufigsten bei Fischen in den Gedärmen.
11. Der Vierrüfsler. Tetrarhynchas Rud.
Merkmahle. Rundlicher verschiedentlich gestalteter Körper; vierfacher oder eigentlich vier mit Hacken streifweise besetzte Rüssel,
Aufenthalt. Auf mehreren Eingeweiden, auch in den Muskeln verschie- dener Fische,
Aus dieser Ordnung ist noch kein Wurm bei einem Menschen gefunden worden.
Dritte Ordnung: Saugwürmer. Tremcuhta.
Ein weicher, bald plattgedrückter , bald rundlicher, mit einer oder mehreren Saugwarzen versehener häutiger Korper bezeichnet die Würmer dieser Ordnung. Die äufsere Form derselben ist sehr verschieden ; in ihrem Inneren bemerkt man mehr oder weniger meist geschlängelte auf verschiedene Weise durcheinander lau- fende Gefäfse und Organe zur Ernährung und Fortpflanzung dienend. Sie vereinen beide Geschlechter in einem Individuo , sind aber Androgynen d. h. sie leihen sich einander gegenseitig die Begattungsorgane, und legen Eier mit Ausnahme des Zapfenwurms aus dem Frosche, von welchem Zeder behauptet, dafs er lebendige Junge zur Welt bringe. Nach der Zahl und dem Sitze der Saugwarzen werden sie unter folgende Gattungen gebracht :
12. Das Einloch oder der Sp I i t torw u r m. Monosloma Rud. Zed. Me rk ma h 1 e. Weicher, rundlicher oder niedergedrückter Körper mit einer einzelnen Saugwarze am Vorderende,
Aufenthalt. Im Darmkanale so wohl, als auch in anderen Eingeweiden verschiedener Thiere aus den vier obersten Klassen.
13, Der Zapfenwurm» Amphistoma Rud. Zed.
Merkmahle. Weicher, rundlicher Körper mit einer Saugwarze am Vor- derende und einer dergleichen am Hinterende.
Aufenthalt. Im Nahrungskan*»le von Saugethieren, Vögeln und Amphibien. 11. Das Doppelloch, der Egel wurm. Dtstoma Rud. Zed. Merkmahle. Weicher, plattgedrückter oder rundlicher Körp er mit zwei Saugwarzen, deren eine am Vorderende, die andere am Bauche oder auf der unleren Flache befindlich ist.
Aufenthalt. Bei allen Classen der Wirbelthiere , theils im Darmkanale, thells in anderen Eingeweiden , selbst eine Art in den Kiemen des Krebses» Eine Art in der Leber und Gallenblase des Menschen, Taf. IV. Fig. 11 — 14. 15. Das Viel loch. Polxstoma Rud. Zed.
Merkmahle. Welcher, niedergedrückter Körper mit fünf oder sechs Saug- warzen an dem einen, und einer einzelnen am anderen Ende Cy).
Aufenthalt. Bei Saugethieren und Amphibien in sehr verschiedenen Or- ganen. Eine Art bei Menschen. Taf. IV. Fig. 15 — 17.
(y) Schon oben habe ich erinnert, dafs wohl die Monostomata Hypostomata und die Polystomata Pen- tattomata mit dem Caryophyltaeus eine eigene Ordnung bilden dürften. Hier bemerke ich blofs, dafs ich bei den Viellöchern mit 6 Saugvvarzeu, das Kopfende bei der eiufacheu sicbenicu suche.
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Vierte Ordnung: Nestelwüniier. Cestoidea.
Langgezogene, plaUgedrüclde, bandfürmige, zumTheil gegliederte, zumThoil ungegliederte Würmer von sehr ^Teichem Körperbaue füllen diese Ordnung aus, Sie sind >Yohl durchgehends — vielleicht mit Ausnahnse dcsNelkenv^urms — Her- maphroditen. Das Gegliedert- oder Nichlgegliedertsein und der verschiedene Bau des Kopfendes bestimmen die Gattungen» welche folgende sind:
lö. Der S chleim wur m. Scale jc R u d. Zed.
Merkmahle, Weicher, etwas flachgedrückter, nach hinten verschmächtig, ter Körper. Sehr veränderlicher Kopf mit zwei oder vier ohrförmigen Läppchen, zwischen welchen eine runde Mundöffnung.
Aufenthalt. Würmer, dieser etwas zweifelhaften Gattung (z) werden nur in Fischen, besonders Seefischen, gefunden.
17. Der Nelkenwurm. Carj^ophyllacus Rud. Zed. Merkmahle. Weicher, etwas plattgedruckter nach hinten verschmächtigter
Körper , mit ausgebreitetem , nelkenblattförmigem Kopfende.
Aufenthalt. Nur in Fischen, besonders des süfsen Wassers.
18. Der Riemen wurm. Ligiila Rud. Zed,
M e r k m a h 1 e. Weicher , langgezogener , flachgedrückter , fast gleich brei- ler, ungegliederter Körper mit einer vertieften Längslinie in der Mitte. An kei- nem der beiden abgestumpften Enden kann man eine deutliche MundölTnüng wahrnehmen G*»).
Aufenthalt. Ursprünglich in der Bauchhöhle der Süfswasserfische , be- sonders der aus dem Genus Cyprinus ; parasitisch in dem Nahrungskanale meh- rerer Raubfische , und solcher Vögel , welche sich von Fischen nähren.
19. Der Drei zack wurm, Runzel wurm. Triciispidaria Rud. Pdij-- lis triciispidata. Zed.
Merkmahle. Weicher, langezogener, flachgedrückter, runzlicher Körper, mit zwei veränderlichen Eindrücken oder Grübchen an dem 'mit dreizackigen Ha- ken besetzten Kopfende.
Aufenthalt, Frei imDarmkanale d^s Hechtes, und bei diesem und anderen Raubfischen in Bläschen eingeschlossen auf der Leber u. s. w.
21. Der Bandwurm, Grubenkopf. Bothriocephalus Rud. Rhytis Zed.
{t.) Vielleicht sind es blofs Embryonen von Nestelwürmern.
(a) Jedoch habe ich erst vor Kurzem eine Spalte, welche dieselbe zu bezeichnen scheint, beobachtet.
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Merkmahle.- Weicher, langgezogener, flachgedrückter Körper , mit zwei oder vier versclüedenllich gestalteten Gruben, oder auch blumeiiförmigen Lap- pen an dem entweder hewaflneten oder unbewaffHeten Kopfende.
Aufenthalt. Bei Vögeln und Fischen. Noch bis jetzt in keinem Säug- Ihiere befunden, jedoch kommt eine Art in den Därmen des Menschen vor. Taf. II. Fig. 1 — 12.
21. Der Ketten wurm. Taenia Rud. Halysis Z e d. Merkmahle. Welcher, langgezogener, flachgedrückter gegliederter Körper
mit vier Saugmündungen an dem entweder bewaffneten oder unbewaffneten Kopfe,
Aufenthalt. Bei allen Wirhellhieren , am seltensten jedoch bei Fischen, wo der Bandwurm häufiger vorkommt. Eine Art in den Därmen des Menschen. Taf. HI. Fig. 1 — 14.
Fünfte Ordnung: Blasenwürmer. Cysilca.
Der Körper der Würmer dieser Ordnung stellt blos einen dünnhäutigen, durchsclieincnden , hohlen, mit wasserheller Flüssigkeit gefüllten Sack vor. Sie sind gröfstenlheils wieder in häutige Säcke oder Höhlen, welche von dem Orga- ne, das diese Würmer bewohnen , gebildet werden, eingeschlossen. Entweder je- der Wurm liegt — jedoch nicht ohne Ausnahme — in einer eigenen Höhle ein- geschlossen, hat einen Kopf mit vier Saugmündungen, der sich zurückziehen läfst in den Körper , welcher in eine Blase endiget , die man daher, wiewohl etwas «neigentlich die Schwanzblase nennt 5 oder es sitzen mehrere Köpfe auf einer ge- meinschaftlichen Blase ; oder endlich viele kleine dem unbewaffneten Auge kaum bemerkbare Würmer hängen lose an der inneren Wand einer solchen Blase, oder schwimmen frei in der, in derselben enthaltenen, Flüssigkeit herum. — Von Ge- schlechtsorganenoder irgend einem anderen Eingeweide ist bei diesen Thieren keine Spur zu finden, und sie scheinen, wie sieh auch Home ausdrückt, ganz Magen zu jein. Indefs habe ich mich über ihre muthmafsliche Fortpflanznngsweise oben geäufsert. — Nach den angegebenen Verschiedenheiten zerfallen sie nach Ru- dolphi in drei Galtungen.
22. Der Blasenschwanz. Cj^slicercus. Rud. Z ed. Merkmahle. Ein häutiger, am Vorderende durch eine kürzere oder län-
'gere Strecke runzlich erscheinender und in eine mit wasserheller Fltissigkeit ge- füllte Blase auslaufender Körper. Der Kopf, welcher sich in den Körper einzie-
T5 hen läfsl, ist mit vier Saugmündungen, iij deren Mitle ein doppelter Hakenlcran» befindlich ist , versehen.
Aufenthalt. In eigene Hüllen oder Kapseln eingeschlossen in verschiede, nen Eingeweiden, auch zwischen den Muskeln mehrerer Saugthiere. Eine Art Lei dem Menschen. Taf. IV. Fig. lö — 2Ö.
23. Der Vielkopf. Die Quese. Coennrus Rud. Polycephalns A. Zed.
Merkmahle. Der Körper besteht aus einem sehr dünnhäutigen, mit wasser- heller Flüssigkeit gefüllten, verschiedentlich gestalteten] Blase, auf deren äufseren Ober/lache, in unregelmässige Haufen vertheilt, kleine, ausschieb- und einziehbare mit vier Saugmündungen und einem Hakenkranze versehene, Köpfe hervorstehen, deren Hälse oder Körper mit der Blase selbst in eins verlaufen.
Aufe nt halt. Vorzüglich in dem Gehirne drehender Schafe, vielleicht auch in Ochsen und Pferden.
24. Der Hülsen wurm. Echinococcus RviA. Polyceplialus B, Zed.
Merkmahle. Kleine dem unbewaffneten Auge kaum bemerkbare entwe- der mit vier Saugmündungen und einem Hakenkranze versehene oder auch ganz glatte Kügelchen, welche an der inneren Wand einer häutigen verschiedentlich geformten Blase lose anhängen oder frei in der in derselben enthaltenen Flüssig- keit herumschwimmen. Die sie enlhaltende Blase ist wieder in eine eigene Kap- sel, welche von dem Organe, worin sie sich befindet, gebildet wird, einge- schlossen.
Au f e n thalt. In den Eingeweiden verschiedener Saugthiere. Eine Art bei dem Menschen. Taf. IV. Fig. 27 — 52.
Mehr hierüber sehe^ man unten in dem Capitel von den Blasenwürmern. Diefs sind die bis jetzt von R u d o Ip h i angenommenen Galtungen, jedoch werden wir dieselben bei der Erscheinung seines Supplemenlbandes um manche vermehrt sehen»
Nach dieser gegebenen systematischen Uebersicht wird es meinen Lesern leicht werden, jedem in dem Menschen vorkommenden Wurme seinen Platz in dem Systeme anzuweisen. Indefs werde ich sie nicht in dieser Ordnung abhandeln, sondern eine Einlhellung derselben treffen, welche dem practischen Arzte weit mehr zusagen soll. Ich werde sie nähmlich eintheilen in solche, welche in dem Darmkanale des Menschen hausen, und in solche, welche in irgend einem anderen Organe ihren Sitz haben. Von den ersteren läfst sich in ätiologischer, diagnosli-
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scher und therapeulischer Hinsiclit viel in Aügcmeinen sagen, wodurch manche Wiederholungen ersiiart werden können. Bei den letzteren läfst sich in diesen Be- eiehun^en von df>a meisten nicht einmahl im Besonderen, geschweige denn im Allgemeinen, viel mit Gewifslieit vorbringen.
Ich werde daher hier zuerst eine huize naturhislorische Beschreibung der in dem menschh'chen Darmkanale wohnenden Würmer geben mit Hinweisung auf die Abbilduni^en , welche, wie ich mir schmeichle, so geralhen sein sollen, dafs sie umständlichere Beschreibungen überflüssig machen. Dann werde ich von den nächsten Ursachen ihrer Erzeugung , von den Zeichen, woraus man auf ihre Ge- cenwart zu schiiefsen pflegt, und endlich von den Mitteln, wodurch man sie ver- treiben kann , handeln. Hierauf erst werde ich die Würmer, die äufserhalb des Darmkanals wohnen, beschreiben, und bei einem jeden derselben das anführen, was sich bis jetzt darüber für den practischen Arzt Interessantes sagen läfst.
DRITTES CAPITEL.
Beschreibung der im Darmkanale des Mensclien wohnenden
Würmer.
I. D e r P e i t s c h e n \v u r m , H a a r k o p l', Trichocephalus dispar.
T.ifel I. F^g- 1 — 5. Tr ichocephalus: parte capillari loJigissima , capite acuta indis- tincto , corpore maris spiraliter involulo , J'eminae stibrecto R. Morgagni Epist. anatomic. XiV. arf. 42. Boederer et Wagler 1. c. Trichiiris» Goeze Eingeweidew. p. 112 — 110. Taf. VI. Fig. i —5. Trichocephalus
hominis. Gmelin Syst. Nat. p. p. 5037 N. 1- Trichoceph. hominis. Werner Verm. intest, p, 84. ^scaris trichiura.. J Ordens Helminthol. p. 17. Taf. I. Fig. ö — lo. Trichoceph. hominis^
Der Haarschwanz, Brera Vorlesung, p, l6. Taf. IV. Fig. i — 5, Der Haarkopf. D e s selben Memoire p. 171. TricoceJ'ulot^
T7
Zeder Anleit. p. 69. Masligodes Jiominis. Der Pellsclienwurm.
Rudolph! Enloz. Tom. II. p. 88. Trichocephalns dispar.
Bradley a Treatise on Worms p. 72. plalc III« flg. 1 — 5. the long Thread- TForm.
Ciivier Ic Regne aninial, Tom. IV. p. 3i. Le Trichocephale de Vliomme^
Wolinort. Die dicken Därme vorzüglich der Blinddarm; doch will ihn «uch Werner im unteren Theiie des lieums gefunden hahen.
Be s ch r ei h un g. Diese Würmer sind anderthalb bis zwei Zoll lang; der dünne oder hanrförmige Theil beträgt ungefähr zwei Drittheile der ganzen Länge, und ist meist weifs, doch manchmnhl von den in ihm enthaltenen Nahrungsstof- fen etwas gefärbt. Dieser haarförmige Vordertheil geht ziemlich jäh in den be- deutend dicheren Hintcriheil über.
DasMän neben, Fig. 1 — 3, welches etwas kleiner als das Weibchen isf, spitzt sich gegen das Kopfende so sehr zu , dafs man nur sehr imdeutlich eine kleine Mundöfinung wahrnehmen kann. Von einem runden Rührchen , welches Wrisbcrg (b) daselbst wahrgenommen haben will, haben weder Müller und Rudolphi, noch auch ich elvas finden können. Durch den quergestreif- ten haarförmigen Vordertheil, liiiift der Länge nach in gerader Richtung der Nah- rungskanal in den dickeren Hintertheil , welcher flach spiralförmig gewunden ist» In diesem dickeren Theiie liegen auch die zusammenge^vuudenen Samengefäfe, welche »ich an der inneren Seite des Schwanzendes in einen kleinen durchsichtigen Schlauch oder eine Scheide endigen, aus welcher das männliche Glied hervoi'- ragf. Diese Scheide hat nicht immer die gleiche Figur, wie diefs aus den Abbil- dungen Fig. 2 und 3 erhellet.
Das Weibchen, Fig. 4 und 5 unterscheidet sich von dem Männchen durch den etwas längeren haarförmigen Vordertheil und den gerade auslaufenden nur etwas weniges eingekrümmten Hintertheil , in welchem die Eierstocke mit den elliptisch gestalteten Eiern um den Darmkanal herum Hegen. Am Ende ist eine kleine Oeffnung, welche als After und Scheide zugleich dienen kann.
Zusätze.
Es sind noch nicht sechszig Jahre, dafs diese Würmer, nicht blofs die Spe- cies sondern selbst die ganze Gattung, den Aerzten und Naturforschern bekannt geworden sind. Zwar hat sie , wie Ilcir Rudo IpUi uachgewiesen hat, Mor- "(b) Am an^ef. Orie S. XIII.
ßO
ffasni schon weit früher gefunJen. Aber diese Entdeclsung Wurde, wie man- che andere, nicht weiter geachtet, um in späteren Zeiten wieder einmahl für
ganz neu zu gelten»
Im Winter 1t60 auf 1701 präparirte ein Student auf dem anatomischen Theater in Göttingen die valviila coli an der Leiche eines fünfjährigen Mädchens. Zufällig machte er ein kleines Loch in den Blinddarm , aus welchem einige dergleichen Würmer hervorkamen. Wrisberg und einige andere Stu- dierende glaubten eine bisher noch unbekannte Art von Würmern vor sich zu ha- ben; der damahlige Prosector Wagl er hielt sie für Pfriemenschwänze von un- gewöhnlicher Gröfse; noch andere sahen sie für junge Spulwürmer an. Der an- fänglich im Scherz geführte Streit wurde ernstlicher: aber die Sache durch ge- nau prüfende Untersuchungen und Vergleiihungen aufzuklären, fiel Niemr.nd ein. Zuftillie hörte Röderer von diesem Zwiste und untertauchte die Sache selbst. Er und mit ihm üüttner erkannten diese Würmer fiir eine bis dahin unbe- kannte Art, und letzterer gab ihnen den Nahmen Trichurides. Von jener Zeit an wurden die Därme aller Leichen genau untersucht. Da nun zufällig gerade damahls vmter dem in Göttingen stationirten französischen Armeecorps eine Epi- demie herrschte, die Röderer und Wagler unter dem Nahmen Morbzis mucosus beschrieben haben, und man häufig in den Leichen der daran verstor- benen Soldaten diese Würmer fand: so wurde i\ ö de r e r verleitet, sie für ein Erzeugnifs dieser Krankheit selbst zu halten. Aber W r is b e r g erinnert schon, dafs man sie ganz gewifs auch früher würde gefunden haben, wenn man nur darnach gesucht hätte. Man findet sie auch noch heutigen Tags in dem gröfsten Theile menschlicher Leichen , wiewohl meistens nur einzeln, Herr Rudolph! hat derselben jedoch einmahl über tausend beisammen gefunden.
Man hielt anfangs den dünnen haarförmigen Theil für den Schwanz des Wurms, daher der Nähme Trichiiris , und glaubte in der Scheide, welche das n>ännliche Glied umgibt, einen Saugrüssel gefunden zu haben. Weil dieser dem Weibchen abgeht, so hielten P»öderer, Wagler und Wrisberg beide Ge- schlechter für zATci verschiedene Arten. Bloch hat nur ein einziges Weibchen, AUS einem Menschen gesehen, und nannte den Wurm auch Trichuris. Wer- ner, der ihn Ascaris trichiiira nennt, scheint blofs Männchen gesehen zu ha- ben, und vermuthet, dafs bei den ausgestreckten nur wenig gekrümmten Wür- mern d. 1. bei den Weibchen der sogenannte Rüssel abgefault sein möchte. Wer- ner würde diese Vermuthung gewifs nicht geäufsert haben, hätte er das Weib-
79 chen selbst gesellen ; denn er beöafs zu viele helminlhologi.sche Kenntnisse , um
einen ganzen \A'urm nicht von einem halhvcrfaullen unlersrliciilen zu hrmnen.
Wenn Jordeiis, dem doch die besseren und richtigeren Ansichten von Pallas und Goeze nicht unbekannt waren , den unrichtigeren von Werner beiiiHIch- tet: so darf diefs niclit befremden, Aveil Jördens g.ir keinen Wurm ans eigener Anschauung kannte. Sonderbar genug klingt es auch, wenn man bei ihm liest: der Haarschwanz , Trichoccphalus hominis^
Palla s, der eben um die Zeit der Entdeckung, in Aev Laceria apns einen zu dieser Gattung gehörigen Wurm fand, den er jedoch ziemlich unschicklich Taeiiia spiralis Winnie; Goeze, der von Wagler gegen hundert Stücke zur Untersuchung erliielt , überdiefs Wiirmer dieser Gattung aus Mausen und v\ilJen Schweinen damit verglich — denn der aus dem Pferde gehört nicht hierher — und Müller Cc) , haben zur Genüge dargethan, dafs der Kopf dieser Würmer an dem haarfeinen Ende zu suchen, die spiralförmig gewundenen die Männchen , und die ausgeslrekten die Weibchen seien. — Seitdem sind in verschiedenen Affenarten in Hunden und Füchsen , in vielen Nagethieren und in einer grofsen Anzahl von Hlauenthieren , Kamehlen , Hirschen, Gazellen und Schafen so viele Würmer die- ser Gattung und zwar immer von beiderlei Geschlecht in einem Individuo befun- den worden , dafs kein Naturforscher mehr hierüber einige Zweifel hegen kann. Auch entscheidet der Umstand , dafs sie immer mit dem haarfeinen Ende an der Darmhaut und zwar öfters ziemlich stark festsitzen , während das dicke Ende, es sei nun ausgestreckt oder spiralförmig gewunden, immer ganz lose in dem Darmkolhe liegt, über den wahren Sitz des Kopfendes hinlänglich. Man begreift daher wahrlich nicht, wie Herr Brera CD noch so viele Worte machen kann, um die Naturforscher aufzufordern, durch neu anzustellende Untersuchungen diese Sache besser aufzuklären. Wir wären sehr glücklich, wenn wir über alles so im Reinen wären , als über diesen Punct.
II. Der P f r i e 111 e n s c h w a n z. Oxyuris vermicularis.
Taf. I. Fig. 6—12.
Oxyuris: capitis obtusi membrana laterali iilrinqiie vesiculariy caiida niaris spirali oötusa , feminae siibulata recta,
Bloch Abhandl, S. 31. Ascaris vermiculuris. Der Afterwurm.
(c) Naturforscher. 12 Slück, S. 182 in der. Note.
(d) Memorii p, i-jy.
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Gocze Eingeweidew. S. 102 — ^ lOö, Taf. V. Fig. 1 — 5. Der menschliche Pfriemenschwanz.
Wer n e r Verm, inlest. p. 72. Fig. i35 — 157. Asc. vermicnlaris.
Gmelin Syst. Nat. p* 3029. n. i. ^sc. vermic.
Jördens Helminthol. S. IQ. Taf. II. Fig. i — 5. Asc. vermicul. Der After- vTurm.
Ze der Anleitung. S. 107. n. Fasxria vermicnlaris.
Brera, Vorlesung, S» 18, Taf. IV. Fig. 7 — 11. Der spulnurmähnliche gpringw'urm.
Desselben Memorie , p. i78. Taf. III. Fig. i4.l5. Ascaride vermicolare,
Rudolph! Entoz. Tom. II. P. I. p. i52. n. 21. Ascar. vermicnlaris.
Bradley a Treatise. p. 56. Vol. II» Fig. i — 3. T/ie Ascaris vermicnla- ris, comnionly called tlie Älaiv , or Tliread- Worm,
Cuyierle regne animal, Tom. IV. p. 33, L.''ascaride vermicnlaire^
Aufser den hier angegebenen Nahmen führt dieser Wurm noch folgende; im Deutschen: der Kinderwurm, Mastdarmwurm, Madenwurm, die Askaride, die Arschmade, Darmschahe ; im Holländischen: Aarsmade; im Däni- schen smaa Spolorme , Börneorm , im Schwedischen: Barnmask ; im Englischen Bots: Im Französischen: Les Ascarides.
Wohnsitz. In den dicken Därmen, vorzüglich im Mastdärme.
Beschreibung. V^on diesen dünnen weifsen und sehr elastischen Würmern ist das, eine his anderthalb Linien lange, Männchen Fig. 6 u. 7 am Vorderende abgesluzt und daselbst mit einer durchsichtigen Seitenmembran umgeben. Zwi- schen dieser, eine Art Blase bildender, Seitenmembran sieht man eine linienför- mige Röhre, den Schlund, durchgehen, der dann die Gestalt einer Mörserkeule annimmt bis da, wo er in den kugelförmigen Magen übergeht, von wo aus der Darmkanal durch den allmählich etwas dicker werdenden gegen das Ende spi- ralförmig sich aufrollenden Körper bis zum Schwanzende fortläuft. Die um den Nahrungfkanal gelagerten Samcngefäfse lassen sich bei Individuen, die schon eini- ge Zeit in Weingeist gelegen haben — und lebende zu untersuchen ward mir bisher noch nicht vergönnt — nur sehr undeutlich wahrnehmen. Ein männliches Glied habe ich bei dieser Art von Pfriemenschwänzen noch nicht ausgestreckt ge- sehen, wohl aber bei Würmern derselben Gattung aus dem wilden Kaninchen beobachtet.
Das Weibchen Fig. 8 — II ist bedeutend gröfser und wird vier bis fünf
8i Linien lang. Am Vorderende stimmt es in seinem inneren und äufserenBaue mit dem Männchen vollkommen bis dahin üherein , wo sich der Ma^en endet. Von hier an ist der Nahrungskanal durch die, ihn von allen Seiten umgebenden, Eier- schläuchen ganz bedeckt. Vom Kopfende an bis gegen das erste Drittel seiner ganzen Länge nimmt der Wurm an Dicke etwas zu, verschmächtiget sich sodann wieder, und endet in den ganz pfriemenförmig zulaufenden Schwanz, dessen äu» fserste Spitze so fein ist, dafs sie dem unbewaffneten Auge kaum bemerkbar bleibt. Die zwölfte Figur stellt ein Stückchen des Wurms vergröfsert dar, in welchem man die Eier sehen kann,
Zusätze.
Von den ältesten Zeiten her war dieser Wurm den Aerzten bekannt, und da er ziemlich häufig bei Kindern vorkommt, er sich auch durch seine Gestalt von allen übrigen Würmern des Menschen auszeichnet: so sollte man glauben, dafs es gar nicht möglich wäre, ihn zu verkennen. Nichts destoweniger finden wir hiervon sehr häufige ^Beispiele bei den Schriftstellern. Fliegenlarven sowohl, als einzelne Glieder des Kettenwunns haben schon dafür gelten müssen. Auch aufser den dicken Därmen, wollten Manche in anderen Tlieilen des Piörpers dergleichen Würmer gefunden hoben. So erzählt Bloch Ce) Wulf habe ihrer eine grofse Menge in einem Sacke zwischen den Magenhäuten gefunden. Herr Brera (f) will sehr viele Massen dieser Art Springwürmer im Schlünde einer Frau gefun- den haben, welche am schleichenden Nervenfieber gestorben war. Später führt derselbe Cg) eine Beobachtung vonBianchi an, der sie in einem der Hirnven- trikeln angetroffen haben will. — Mehrere andere dergleichen Wahrnehmun<Ten übergehe ich mit Stillschweigen: denn es wird schwerlich ein Naturforscher glau- ben , dafs es Pfriemenschwänze gewesen sind, bis er sich nicht selbst durch eigene Anschauung davon überzeugt hat.
Auch Goeze hat sich getäuscht, wenn er diese Würmer für lebendl» gebä'r rend hielt. Bei den lebenden Würmern werden die Eier beständig hin und her bewegt ; andere kleine Würmer aber aus dem Mastdarme der Kröten und Frösche, die jedoch zu einer anderen Gattung gehören, bringen wirklich lebendige Junge zur VN'elt. Diese beiden Umstände zusammengenommen, mögen Goeze verleitet haben, die Eier für lebende Foetus zu halten.
(e) Abband!. S, 3i. (t) Voilesung. S. 19. (g) Memorie. S. 181,
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jiscarides wurden diese Würmer Lei den älteren Aeralen genannt, ^relclie sie durch diese Benennung von den eigentlichen Spuhvürmern , die hei ihnen LuTTihrici teretes heifsen, unterscheiden wollten. Späterhin hat LInne den Nahmen Ascaris zu einem Gattungsnahnten erhoben. Der Lumbricas teres er- hielt den Nahmen Ascaris liunbricoides , und unsere Pfriemenschwänze nannte er Ascaris vermiciilaris. Allein in den neuesten Zeiten hat sich die Sache bes- ser aufgeklärt , und es hat sich gefunden, dafs beide Würmer nicht nur der Art, sondern selbst der Gattung nach verschieden sind, wie sich solches aus der nach* folgenden Vergleichung ergeben wird. Herr R u d o 1 p h i , der schon früher zwei- felte Ch), dafs der von Gocze in den dicken Därmen des Pferdes gefundene, an dem einen Ende dicke, an dem anderen sehr spitzauslaufende Wurm zu der Gattung T'/•^c/^oce/>//«Z^^^ gehören möchte, hat späterhin durch eigene Untersu- chung dieses Wurms seine Vermulhung bestätiget gefunden , und sonach demsel- ten eine eigene Gattung unter dem Nahmen Ojcjrnris angewiesen. In dem Win- ler 1809 fand ich in den dicken Därmen mehrerer wilden Kaninchen in grofser An- zahl Würmer, welche ich keinen Augenblick Anstand nahm, unter diese Gattung zu reilien , obwohl ich damahls den Pfriemenschwanz des Pferdes, nur aus den Abbilcluiiffpn von Goosc vinJ Rudolpbl kannte fi'). Als iclx nachher diese Würmer, "und zwar vergröfsert zeichnen liefs, fiel mir die Aehnlichkeit mit denen aus dem Mastdarme des Menschen auf. Ich verglich sie genauer, und fand dann ganz bestimmt, dafs diese letzteren nicht mehr zu den Spulwürmern gezählt werden! dürfen. Denn die Spulwürmer CAscarides') sind durchge- liends nach beiden Enden verschmächtiget Cailenirafaey, und zeichnen sich durch drei deutliche Warzen oder Knötchen am Vorderende von allen übrigen Rund- würmern auf das bestimmteste aus Ck), Die Pfriemenschwänze COjcjruri- des') sind zwar nach vorne verschmächtiget, nach hinten aber pfriemenförmig Csubulafae') , wenigstens die Weibchen, und überdiefs gehen ihnen die drei Knötchen am Kopfende ab. Der innere Bau beider ist nicht minder verschieden, — Ich theilte meine Bemerkungen Herrn Rudolphi, dem man doch nicht leicht ein X für ein U machen kann , mit, der auch meiner Meinung beiti*al, und &eia Supplementband wird mehrere Arten dieser Gattung zählen. — Aber noch
(h) Wiedemannj Aicbiv.
(i) Später erhielt ich ihn in beträchtlicher Meage von dem gegenwärtigen Director der Thierarzneischuie
in Dresden , Hrn. Dr. Brosche, (k) Man veräleichc übiigens die ron beiden oben angegebenen Merkmahle miteinander.
83 war Ich nicht ganz im Reinen. Goe ze hilJele zwar Taf. V. Fig. 5 einen solchen Wurm ab, den er das Männchen nannte; wahrscheinlich blofs defshalb, weil man in ihm heine Eier wahrnehmen konnte. Einen ahnlichen findet man Taf. I. Fig. 8 imd 9 abgebildet. Allein gewöhnlich sind bei allen Rundwürmern die Männchen um einDrillel oder Viertel kleiner, als die Weibchen, und dasSchwanz- ende zeichnet ^ich ganz besonders aus. Bei den Goezischen von Jördens und Brcra copirlcn Figuren sind gleiche Gröfsen und gleiche Schwanzenden; nur kann man bei den Einen keine Eier wahrnehmen, Fig. 8 u. Q. — Sind es Weibchen, die bereits ihre Eier ausgeschüttet haben? sind die Eier noch nicht ausgebildet, noch nicht befruchtet? sind es Geschlechtslose, wie man sie bei Bie- nen und Ameisen findet ? — ich weifs es nicht. — Die Pfriemenschwänze, welche Herr Rudolph! in dem Pferde fand, halten alle Eier; die meinigen gleichfalls. Also lauter Weibchen. Anders war es bei den Würmern aus dem wilden Kanin- chen, unter denen ich viele mit abgestutztem aufgerolltem Schwanzende, worun- ter einige mit hervorstehendem Spicnlnm, welche viel kleiner als die Weibchen waren, entdeckte. Ich schlofs nun, dafs die Männchen des Pfriemenschwanzes aus dem Menschen eben so geformt sein müfsten , konnte aber unter meinem gan- aen Vorrathe nicht ein einziges, «llcac Merkniahle habende, Specimen auffinden ; defsgleichen nicht unter vielen Pfriemenschwänzen aus dem zahmen Kaninchen und aus verschiedenen Mäusearten. — ■ Dieser Umstand hätte mich bald verleitet anzunehmen, dafs es sich mit den Pfriemenschwänzen so verhalten möchte, wie mit den Blattläusen, welche im Sommer, da sie Ueberflufs an Nahrung haben, durchaus lebendige Junge, und zwar lauter Weibchen zur Welt bringen; hinge- gen im Herbste Eier legen, aus denen im Frühjahre (J'abtila si verä) Weibchen und Männchen auskriechen, welche Letztere die ganze Generation auf den künf- tigen Sommer befruchten. Ich schlofs nähmlich folgendermafsen : das zahme Kaninchen, der Mensch, das Pferd werden täglich gefüttert, mithin gebricht es auch ihren Würmern nicht an reichlicher Nahrung ; und dadurch werden viel- leicht die weiblichen Pfriemenschwänze in den Stand gesetzt, auch ohne Zuthun von Männchen, ihre Gattung fortzupflanzen. Bei den wilden Kaninchen hinge- gen tritt im Winter — und gerade in dieser Jahrszeit fand ich diese männlichen Pfriemenschwänze — wohl öfters der Fall ein, dafs sie hungern müssen, und mit ihnen ihre Würmer, Hunger wirkt aber, wie bekannt, nicht zum Vortheilhaf- testen auf das ProlificationsvermÖgen. Es schien mir daher den weisen Anstalten der Natur, welche nur im Schaffen und Erhalten des Lebens sich zu erfreuen
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scheint, so ziemlich angemessen, dafs sie hier dieses Vermögen in zwei Indivi- duen, wobei auf jedes Einzelne weniger zu tragen oder zu leisten komm'., ver- theilt, damit auch seihst die durch Urbildung zuerst entstandenen Würmer, niclit ausslerhen möchten. — Als ich mir dieses dachte, halle ich wenigstens den Trost, das, hisher hei anderen Thieren nicht beobachtete, Vorkommen männlicher Pfrie- menschwänze erklärt zu haben, überlassend Anderen zu beurtheilen , ob gut oder schlecht — Indefs thtille ich Herrn v. So mm erring meine Vermuthungen mit, und bald erhielt ich mit dem Postwagen ein kleines Gläschen mit solchen Pfrie- inenschwänzen in Weingeist, welche er vor vielen Jahren seinem eigenenSohne — dem gegenwärtigen Herrn Doclor r. Sommer ring, dem ich hiermit für die mir in Götlingen gütigst besorgten Abschriften einzelner Aufsätze aus englischen Zeitschriften öffentlich Dank abstatte — mittelst eines Kljstiers von feinem Oliven- bhl abgelockt hatte , mit der Bemerkung: dafs darunter ein Specinien wäre, wel- ches wohl die von mir verlangten Charaktere eines Männchens halipn mörtilp Trh suchte und — fand wirklich das hier Tafel I. Fig. 6 und 7 abgebildete Exemplar. Seitdem habe ich gleichfalls durch Herrn v. Sömmerring's Güte noch zwei oder drei 5 und durch Herrn Herrniann, einen geschickten Anatomen, der ileifsig in dem hiesigen Krankenhause J-jeicIien untersucht, eben so viele Männchen dieses Wurms erhalten. Herr Rudolph! hat keinen Anstand genommen, sie dafür zu erkennen, und wird sie wahrscheinlich seitdem selbst gefunden haben. Es unterliegt also keinem Zweifel mehr, dafs der Wurm in Zukunft zu der Gattung Oocj-nris — nicht Ascaris — gezählt werden mufs , und dafs sich die beiden Geschlechter des Pfriemenschwanzes auf die eben angegebene Weise un- terscheiden. —
III. Der Spulwurm. Ascaris lumhricoides.
Taf, I. Fig. 13—17 .
Ascaris: corpore iitrinf/iie siilcato , caiida ohtusiuscula. Bloch, Abhandl. S. 2g. Taf, VHI. Fig. 4 — 6. Asc. lumbric. Spulwurm. Goeze, Eingeweidew, S. 65 — 72. Taf. I. Fig. i — 3.- Asc. gl gas. Riesen-
rundwurm. Werner, Verm. intest, p. 75 — 84. Taf. VII. Fig. 153 — ISQ. Asc. liimbriCt Gmelin Syst. Nat. p. 0029. n. 2, Asc. liimbr. Zeder, Nachtrag S. 2 5 — 31. Fusaria lumbricoides. Des selben Anleitung, S. i02, N. 1. Fus, lumbr.
85 JiJrdens Ilelruinlli. S. 22. Tnf. II. Fig. 6 — 15. Asc. Inmhr. Der Spulwurm, Brera Vorlesung. S. 21. Taf. V. Fig. i — ii. Regenwurmähnlicher Spring- wurm oder die Violinsaile. Desselben Memorie, p. igj. Tab. IIl. Fig. 18 — 20. Lombricoide. Rudolph!, Wi e dm a nns Archiv N. 2. S 20. ^sc, lumbricoid. Desselben Enlozoolog. II. P. I. p, 124. N. I. ^sc. Innihricoide. Bradle_y a Treatise. p. 34 — 55. Taf. I. Tlie Ascar. liimbricoides. Cuvie r le regne animal. T. IV. p. 33. V Ascaride lonibrical. Aufserdem wird dieser Wurm noch genannt im Deutschen: P»imdwurm : Holländisch: Ronde IForm, Menschenworm, Kinderenivorm ; Dänisch: Menneske - Orin , Spolorm , - Skolorm ; Schwedisch: Mennisko - Mask, Spolmask ; Englisch: The round -worm , large round -ivorm, round gut-
lX)Orm; Fr a n Z O si » i,lj . Z.c^»iÄ» »c o?cj dt^^^tCu , Strung-le ; I l « I i all Is c h :
Ver-nxc T-oiido, Lombrico /Spanisch: JLombriz /Portugiesisch: Lonibriga.
Wohnsitz. In den dünnen Därmen nicht nur des Menschen, sondern auch des Rindviehes, des Schweins und des Pferdes.
Beschreibung. Dip L-nUge des Wurms beträgt, auf eine Dicke von zwei bis drei Linien, sechs bis zehn, manchmahl fünfzehn Zolle; ganz kleine von etwa anderthalb Zollen kommen sehr selten vor. Man würde sie wohl auch häufiger finden , wenn alle Gedärme von verstorbenen Menschen so fleifsig untersucht wür- den, als diefs von den Helmlnlhologen mit den Gedärmen anderer Thiere o-e- schieht. — Die Farbe des Wurms ist gewöhnlich bräunlich roth , doch wechselt dieselbe nach Mafsgabe der aufgenommenen Nahrung in lichterund dunkler-, ja, sie ist zuweilen blulrolh. — Die Geschlechtsorgane schimmern meist durch die allgemeinen Bedeckungen durch, zwischen welchen sich der Nahrungskanal durch seine bräunliche Farbe zu erkennen gibt. — Der Kopf Fig. l4 u. l5 ist durch eine im Kreise herumlaufende Verliefung oder Einschnürung deutlich von dem Kör- per unterschieden. Ueber der besagten Einschnürung befinden sich drei Knöt- chen oder eigentlich Klappen , welche sich schliefsen und öffnen können. Wenn sie sich öffnen , tritt in der Mitte derselben ein kleines Röhrchen hervor, welches die eigentliche MundölTnung ist. — Der Körper ist walzrund und nach beiden Enden beinahe gleich stark, doch nach vorne etwas mehr, verschmächtiget. Längs des Körpers läuft auf jeder Seite eine kleine Furche herab. — Der durch seine bräunliche Farbe sich unterscheidende Nahrungskanal, endet in dem als eine Quer- spalte erscheinenden After an der unteren Fläche kurz vor dem Schwanzende.
86 .
Das Ijleinere Männchen unlersclieiJet sich fibcrdiefs noch von dem grofse- ren Weibchen durch das gekrümmte Schwanzende, aus dem man zuweilen, doch nicht immer, das doppelte Zeugungsglied Fig. lö hervorstehen sieht. Auch ist hei ihm der Zeugungsapparat von geringerem Umfange, als hei dem Weihchen, deren eines Fig. 13 abgebildet ist, wo die Fortpflanzungsorgane den ganzen Kör- per ausfüllen, und das Schwanzende gerade ausgestreckt ist. An der Stelle unge- fähr, wo der ahgebildete Wurm aufgeplatzt ist, bemerkt man eine sehr kleine Oeffnung, welche der Eingang zur Mutterscheide ist. — Ich habe, da dieser Wurm ohnehin einem Jeden hinlänglich bekannt ist, ein aufgeplatztes Weibchen Abzeichnen lassen , damit man von der inneren Organisation des Wurms w enig- slens etwas sehen kann. Das vorgefallene weite bräunliche Gefnfs ist ein Theil des Nahrungskanals, die übrigen weisen Gefäfse sind die Geschlechtsorgane. Die grüfseren sind die F.iorschlüuclic Hci-i- z <; j c i ii(;iiiii olc die Gebärmutter — die dünneren die Ausführungsgänge der kugelrunden Eier, Denn der Wurm legi Eier, und gebärt keine lebendige Junge, wie Herr Wen de 1 s tad t glaubt. Doch will Werner in den Eiern schon ausgebildete Fötus gesehen haben , was auch Rudolphi durch seine Aeufserung hierüber z,u bestätigen scheint. — Wer Abbil- dungen der männlichen so wohl, als der weiblichen Fortpflanzungsorgane dieser Würmer In ihrer natürlichen Lage zu sehen wünscht, der findet sie bei Wer- ner, und von diesem copirt bei Jördens und Brera. CDenn da meine Absicht nicht dahin geht, meine Leser in der Anatomie der Eingeweidewürmer zu unter- richten, sondern Ihnen nur Beschreibungen und Abbildungen aller bis jetzt im menschlichen Körper gefundenen Würmer ihrer äufseren Form nach zu liefern, um sie in den Stand zu setzen, jedesmahl den vorkommenden Wurm genau nach seinen äufsern Merkmahlen bestimmen zu können : so habe ich es für überflüssig gefunden, dergleichen Zeichnungen zugeben, welche unnöthiger Weise die Zahl der Abbildungstafeln vermehren, und dadurch den Preis des Buchs erhöhen wür- den. Uebrigens wird wohl jeder Arzt, dem daran gelegen ist, den inneren Bau dieser Würmer kennen zu lernen , sich selbst die Mühe nehmen , sie anatomisch 2.U untersuchen, was um so leichter geschehen kann, da kein Arzt in Verlegenheit sein wird, sich welche zu verschaffen. Auch wird er die dazu verwendete Zeit nicht zu bereuen Ursache haben, wenn er sich dadurch sichert, gegen Nichtärzte Blöfsen zugeben. Folgende von Goeze (1) mitgetheilte Geschichte mag ihm dazu als Sporn dienen. — Kinder schnitten einen Spulwurm auf, wo dann die
(1) Am angeführten Orte. S. 70,
87 Eingeweide vorfielen. Der hinzu gelsomniene Valer liob den Wurm sogleich in ßrnnntewein auf, um das Urlhcil des, übrigens geschickten, Arzles darüber zu vernehmen. Der Arzt erklärte die vorgefallenen Eierschläuche für junge Spul- würmer, den Nahrungskanal aber für einen jungen Bandwurm. Pastor Goeze mufsle den Irrthum berichtigen. Welches Gesicht Hippokrates Jünger dabei ge- schnitten haben mag, kann sich ein Jeder meiner Leser nach Belieben denken.)
Die I7te Figur ist die Abbildung eines kleinen weiblichen Spulwurms in na- türlicher Gröfse , den eine alte Frau aus der Nase geschnnutzl hat, und w'elcher mir von einem hiesigen bereits verstorbenen Arzte mitgetheilt wurde , ohne dafs mir doch dieser nähere Umstände hätte angeben können. Die Frau, sagte er mir, wäre zu dumm, um mehr aus ihr heraus bringen zu können, als dafs sie vorher heftiges Kopfweh gehabt habe. Wahrscheinlich hatte sich dieser Wurm bei ei- nem vorhergegangenen Erbrechen hinter die Gaumensegel verirrt, und ist viel- leicht eine Zeitlang in der oberen Gegend der Nase stecken geblieben, bis er durch diese einen Ausgang fand.
Zusätze.
Der Spulwurm ist den Aerzten eben so lange bekannt , als der vorher abgö- Iiandelte Pfriemenschwanz, Man nannte ihn Lunibriciis oder auch zur Unter- scheidung von den Nestelwürmern Lumbrlcus teres. Er wurde auch wohl für einerlei mit dem Regenwurme, (^Liimbricus terrestris £..) gehalten. Aber unsere besseren Naturforscher haben so viele unterscheidende Merkmahle, welche selbst einem Tyson CnO nicht unbekannt blieben, zwischen beiden entrlpckl, dafs es nicht leicht Jemand einfällt, nur im iiiinJcatcn *« »Yrcifeln , dafs beide Thiere, wie Hund und Katze von einander verschieden sind. Jedoch hat HerrBrera, um seine Genauigkeit im Forschen und Prüfen zu beurkunden, auf sechs grofsen Quartseiten Cl) neuerdings seine Zweifel zu vernehmen gegeben, wobei denn im- mer seine, als ausgemachte Wahrheit verkaufte Hypothese, dafs alle Verschieden- heiten der Bildung i blofs von der Verschiedenheit des Orts der Entwicklung und des Aufenthalles, der Nahrung und der Temperatur abhängen, das mächtigste Argument Ist. Wenn man den Einflufs, welchen Lebensart, Nahrung, Klima u. s. w. auf die organischen Körper äufsern , so weit ausdehnen will, als Herr Brera: so kann auch leicht Jemand erweisen, dafs der Mensch, der Affe, das
(1) Philosophical Transaclions i683. p, i53, (m) Memvcie, p. 201—206,
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Ce5penslerlhier(Z<ewz?r) und viele andere mehr, alle eines Stammes sind, und dafs die VtTschiedenheitin ihrem inneren und äufseren Baue blofs von den obgenannlen Einflüssen abhängt. Ich will indefs gar nicht gegen Herrn ßrer a zu Felde ziehen, daJac. Theo d. Klein, Goeze, Pallasu. a. m. die naiurhistorischen Unter- schiede zwischen beiden Würmern hinlänglich dargethan haben. Doch soll die Erinne- rung von Klein, dafs diegelrocltnelen und pulverisirten Regenwürmer als ein Mittel gegen die Spulwürmer empfohlen werden, nicht als Beweis gelten, da auch zum nähmlichen Zwecke die pulverisirten Spulwürmer angerühmt worden sind. Aber ich fordere meine Leser selbst auf, über die Sache zu entscheiden. Man nehme nur einen lebendigen Regenwurm und lege ihn neben einen Spulwurm , und wem dann die Unterschiede zwischen beiden nicht sogleich in die Augen springen, dem erlaube ich, in alle Ewigkeit an die Einerleiheit beider zu glauben.
' Die .y/o«jac/ij't/« von P e e r e b ü om Ist auch nichts anders, als ein verstüm- melter und defigurirter Spulwurm, und keineswegs eine neue Species ; so wie der von Tr e u t le r Cn) unter vielen normal gebildeten Spulwürmern gefundene mit nur zwei Klappen, für eine Mifsgeburt zu halten ist.
IV. Der B a n et w u r m. Bothriocephalus latus.
Taf. II. Fig. 1 — 12.
Bothriocephalus: capite foveisrfiie marginal tbiis oblongis , collo siihniillo , articiilis anterioribus riigaeformibus , insef)nentibii& pliiriniis brevibus snbqnadratis latioribiis, nltirnis longinsciilis.
Bonnet Memoir. presentes. Tom. I. p. 4"8. Tab, I et II. Tenia ä anneaux
courls, ou k mammelons ombilicaux. Desselben Nouvelles Recherches in R ozie r Observ. sur la Phjsique. Tom,
IX. pag. 243 — 257. Tab. I. Fig. 1 — 12. Pallas Elenchus Zoophjt. p. 4o8. n. 3. T. grisea. p. 4iO. n, 4. T. lata. Bloch Abhandlung, p. i7. Taenia lata. Der breite Bandwurm. Goeze Ringeweidew. S. 2Q8. Taf. Fig. 8. T. lata.
Batsch Bondw. S. 107, Fig. 53. 5o. T. membranacea. Der häutige Band- wurm S. 111. Fig. 51.52, T. lata, GmelinSyst. Nat. p. 30Ö5. T. vulgaris, p. 3072, n. 3. T. lata, J Orden s Helminth. S. 47, Taf. IV. Fig. i — 4, T. vulgaris. Der kurzglied richte Bandwurm. S. 49. Taf. IV". Fig. 5. 8. 9. lO. Der breite ßaudwurm»
(n) Am angeführteü Ort. S, 17, Fig. 611.7.
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Brera Vorlesung. S. i2. Taf. I. Flg. 5. 7. 13. i4. i4. Der unbewaffnete menschliche Bandwurm.
Desselben Memorie p. 8l — 8'. Taenia inerme iimana.
Zeder Anleitung S. 347. n. 4Ö. Halysis lata. S. 340. N, 47. H. mem- branacea.
Rudolph! Enloz. p. 70, N. 1. T, lala.
ßradley a Treatise p. 84 — 86. Tab. II. Fig. 3. 4. the broad Tape-JVorm,
Cuvier le Regne aniiual p. 44> L.^ Taenia large.
Dieser Bandwurm, v» elcher Plater's Taenia prima ist, führt bei den Schriftstellern mit dem Ketlenwurnie einerlei Nahmen. Holländisch: Lindworm ■ Dänisch: Baandworm, Baendelorm ; Schwedisch: Binnike-Mask ; Englisch: the Tape-JVorm, Jointed-Worm ; Französisch: le Tenia, le ver plat j doch dieser insbesondere : Tenia ä cpine , ä anneaux courts, on ä mammelons ombilicaux.
Wohnsitz. In den dünnen Därmen des Menschen in Pohlen , Rufsland imd der Si hweilz , auch in einigen Gegenden von Frankreich,
Beschreibung. Dieser flache Wurm, der in der Regel dünner, nicht schmähler, sondern öfters viel breiter ist, als der Kettenwurm, wird einige zwan- zig Fufs lang. G o eze versichert jedoch, von Bl och eine imunterbrochene Stre- cke dieses Wurms erhalten zu haben, welche ßO^J Elle mafs ; und B o e r h a a v e Co) v^ill einem Russen 300 Ellen abgetrieben haben. Seine gröfste Breite ist »eilen unter sechs Linien , steigt aber, wie mich Herr Rudolphi versicherte, selbst dergleichen Exemplare zu besitzen , bis auf einen Zoll. Die Farbe ist lu'sprüng- lich weifs , doch nie vollkommen weifs , geht aber in Weingeist gelegt , sehr bald ins Graue oder vielmehr Bräunliche über, daher der Nähme Taenia grisea von Pallas. Selbst der vom Herrn v. Sömmerring, welcher doch seinen Weingeist auf die bestmöglichste Art selbst distillirt, dem k. k. Naturaliencabinette überlassene, ist durch Weingeist grau geworden, wie solches der geneigte Leser aus der naturgetreuen Abbildung Taf. IJ. Fig. 1 zu ersehen belieben wird.
Am länglichen Kopfe Fig. 2. 3. 4. sieht man sehr deutlich die gleichfalls läng- lichen Eindrücke oder Gruben, welche Herr Rudolphi für die Nahrung einneh- menden Organe au halten scheint. Allein ich glaube , dafs die eigentliche Mund- öffnung, welche zimi Nahrungskanale führt, in der Mitte zwischen diesen beiden
(0) Prael. ad inslitut. Tom. VI. p. »8o
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Gruben oder Eindrücken liegt. An der 4tea Figur sieht man wenigstens die Spur einer solchen einfachen MundöfTnung. Bei dem Bandwurme QBothr^ aus der Steinbutte {Pleuronectes maximiis^ ist sie sejir deutlich zu sehen. Wir haben zwar Bandwürmer, von Cuvier Floriceps Cp) genannt, aus Haifischen und Ro- chen welche vier solche dem Anscheine nach zur Aufsaugung der Nahrung be- stimmte, wie Blumenblätter geformte Organe ausspreizen. Allein es fragt sich Immer noch, ob diefs nicht die Organe sind, wodurch der Wurm sich festhält, um mit der, in der Mitte dieser llaltungswerhzeuge etwa befindlichen, Mundöff- nung die Nahrung zu Erhaltung seines Körpers leichter aufsaugen zu können. We- nigstens ist Platz für eine solche Mundüffnung in der Mitte vorhanden. Hr. Rudol- phi, der auf seiner letzten italiänischen Reise , diese Würmer im Leben zu be- obacbten Gelegenheit gehabt hat, wird uns wohl bald hierüber Aufschlufs geben. Die Gränzen zwischen Kopf und Halse sind in den meisten Fällen deutlich genug bezeichnet, wie bei fler 3ten und 4ten Figur zu sehen; doch geht auch zu- Aveilen, wie die 2te Figur lehret, der Kopf ganz unvermerkt in den Hals über. Hals bei den Nestelwürmern nennen die Ilelminthologen denjenigen Theil, wel- cher unmittelbar nach dem Kopfe folgt, und als ungegliedert erscheint. Indefs .sieht man sehr oft an dem, dem unbewaffneten Auge als ungegliedert erscheinen- den Halse unter dem Mikroskop die deutliche Bezeichnung der Gliederung. AI- lein die Glieder können so stark in einander geschoben sein, dafs selbst bei sehr starker Vergröfserung sie als ein forllaufendes Ganze erscheinen. Es können da- her auch , nach meinem Dafürhalten , das Vorhandensein oder die Abwesenheit eines Halses nicht als charakteristische Merkmahle angenommen werden, um darauf die Verschiedenheit der Art bei den Nestelwürmern zu begründen. In der 2ten und 3ten Figur ist ein deutlicher Hals zu bemerken; in der 4ten Figur fehlt er beinahe ganz, und die Gliederung fängt unmittelbar hinler dem Kopfe an, und doch sind alle diese Würmer , Würmer einer Art. Der Wurm des Kopfs von Fi- gur 3, war aber nur vier Fufs lang und das letzte abgerundete Glied zeigte deut- lich, dafs es ein ganzer aber noch sehr junger Wurm war. Der Wurm des Kopf- endes Figur 4 hingegen, von einer Petersburgerinn , war '4 Fufs lang, und das hinterste abgerundete Schwanzende nicht zu finden ; wahrscheinlich waren von
(p) Herr Johann Natter er, der sich gegenwärtig «iif einer von Sr. IMajeslat dem Kaiser von Oester- reich angeordneten naturhislorischen Reise in Brasilien befindet , hat schon vor mehreren Jahren dem k. k. Naturaliencabinette mehrere Arten dieser Würmer geliefert , und ihnen früher den Nah- men Tuliparia gegeben.
91 diesem Wurme Irühcr schon mehrere Pufs abgegangen. — Bisweilen aher läuft rom Kopfe an eine Strecke von zwanzig und mehr Zollen fadenförmig fort, ehe der Wurm breiter wird. Ein solches Exemplar verdankt unsere Sammlung der Güte des Herrn Jurine in Genf. Nach meinem Dafürhalten ist jedoch dieser lange Faden kein eigentlicher Hals zu nennen. Denn wenn der Wurm in einem Knaul abgeht, so findet man diesen Faden nicht. S])innt ersieh aber ab, so werden durch die eigene Schwere des Wurms nicht nur sein Hals , sondern auch seine vor- dersten Glieder so gedehnt, dafs man die Gliederung nicht mehr wahrnehmen kann. Weil nun der Hals zuweilen fehlt, andere Mahle wieder vorhanden ist , so heifst es in der Definition collo siibnitllo.
Die Glieder sind durchgeliends mehr breit als lang, obwohl sie in der Mitte manchmahl ein längliches Viereck bilden, wobei jedoch immer die längeren Schenkeides Vierecks auf die Breite fallen, wie aus den Abbildungen zu sehen. Bei ganzen Würmern werden jedoch gegen das hintere Ende zu, die Glieder wie- der länglich. Fig. i. — Bei jungen Würmern ziehen sich die Glieder öfters so zu- sammen, dafs man beim ersten Anblick selbst an einem Gegliedertsein zweifeln sollte, daher auch Zeder dieser Gattung den l>iah.men RJij-telminthus und spä- ter JHijT'tJs , RiinTPlvv-iirm gfigpbpn hnf. IVf^ir» col^o Plgm- I.
Auf den vollkommen ausgebildeten Gliedern sieht man in der Mitte eine deut- liche Grube oder Oeffnung , öfters auch weiter rückwärts, d. i. gegen das Hinler- ende zu, eine zveile kleinere, Figur Q Aus der gröfseren ragt manchmahl ein kleiner Zapfen hervor, — man sehe die vergröfserte Figur 8 — welchen auch Bo n n e t nicht unbemerkt gelassen hat. Diefs ist wahrscheinlich das männliche Zeugungsglied. Um diese Grube herum liegen die Eierstöcke wie Blumen ge- formt. Man kann sie am deutlichsten wahrnehmen , wenn man ein Stückchen des Wurms unter das Mikroskop mit drei Loupen bringt, und statt eines schwar- zen Blätlchens ein Glastäfelchen unterlegt, auf welches der Spiegel refledirt.
An dem breiten Ende des Wurms findet man manchmahl eine Art Einschnitt, wie die lO- 11. i2te Figur zeigt, welchen mehrere Aerzte für das Kopfende gehal- ten haben, wie danuTulpius C<j) unter dem Titel Gemiinnm lali lumbrici Caput einen solchen abgerissenen Wurm abbildete, indem er die gespaltenen Hinterglieder als den Kopf betrachtete. Die Figur bildet einen ordentlichen Vo- gelskopf und ein ybraj/ien snperjiciale sieht aus, als wenn es das Auge in die- sem Kopfe wäre, Le Giere hat ihn Tab, VIII A copirt. Allein dieser Einschnitt, (q) Lib, II. Cap. 32, p. i6i, 162.
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oder diese zwei Lippen bilden sich bei dem Abreissen der Glieder und sind etwas ganz Zufälliges, Eben so erscheinen auch öfters eins oder mehrere Löcher in der Mitte der Glieder, welche aber gar nicht berechtigen, einen solchen Wurm für eine besondere Art zu halten, denn es scheint , dafs daselbst blofs der Eierstock geplatzt ist.
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Dafs bei den Menschen zwei verschiedene Arten von Nestelwürmern angetrof- fen werden , haben schon viele der älteren Aerzte bemerkt. Wer indefs der erste war, der diese Verschiedenheit bemerkte, will ich, da weder meine Leser, noch ich, einen Gewinn davon haben, ununlersucht lassen. Sennert und Tyson Cr) wenigstens haben die Verschiedenheit gekannt. Dafs aber der Wurm unter dem Genus Taenia bis auf die neuesten Zeiten , selbst von unseren besten Helmin- thologen aufgeführt worden ist , daran ist P^iemand Schuld als Bonnet, welcher zuerst ein angebliches Kopfende dieses Wurms zeichnen liefs. Unglücklicher Weise aber traf er gerade auf das Kopfende eines Keltenwurms, welchen er we- gen der Kürze der Glieder am Halse einem Bandwurme, oder einer von ihm soge- nannten Taenia ä amieaiix coiiris angehörig glaubte. Da nun ferner der Kopf des Keltenwurms gewolinlich inlc einem HciKenUrtinze zwischen den vier Saug- mündungen abgebildet ^vird, dem von Bo nn e t beobachteten Kopfe aber gerade dieser Hakenkranz fehlte, wie ich dann selbst mehrere dergleichen Exemplare besitze: so wurde um so lieber diese Abbildung für die widire anerkannt, als man eben in dieser Waffenlosigkeit zwischen diesem Kopfe und den^ von der Taenia Soliiim einen wesentlichen Unterschied zu bemerken glaubte.
Im Jahre 1777, vier und dreissig Jahre spiiter, als er die erste Abhandlung geschrieben hatte, berichtigle B o nn e t selbst diesen Irrthum. Es scheint aber, dafs man diesen Aufsalz nicht gehörig studirt hat, denn man blieb immer in allen Beschreibungen und Abbildungen bei den zuerst von Bonnet gegebenen stehen. Herr Brera Cs) copirte zwar eine der Abbildungen aus der zweiten Abhandlung, wählte aber gerade die schlechtere 4te Figur, welche von einem i5 Jahre in Wein- geist gelegenen Exemplare genommen ist, indefs die 3le Figur bei Bonnet gar nicht schlecht ausgefallen ist, und im Wesentlichen von der Wahrheit nicht abweicht.
Als im Jahre l8ll das k. k. Naturalien -Cabinett die Nachricht von seiner grofsen Eingeweidewürmer -Sammlung an alle, ihr bekannten, ärztlichen und
(r) Philosophie. Transaci. i683. p. ii3. (s) Vorlesungen. Tab. I. Fig. 7.
93 natui'forschenden Gesellschaften vcrsanrlto, wurde in einer Note gehethen, um gü- lige Miltheilung einer Taeniä /a/a mit Kopfende , wenn irgend Jemand sich im Besitze eines solchen Wurms hefinden sollte. Am 20ten März 1812 lief ganz un- erwartet eine Schachtel vom Herrn Geheimenrath v. Söm merri ng bei uns ein, enthaltend mehrere Glaser mit Bandwürmern , unter diesen eins mit dem hier Fig. 1. abgebildeten Wurme, den Herr v. S ii m m e r r i n g vor mehreren Jahren sich selbst abgetrieben hatte. Wie grofs war nicht mein Erstaunen, als ich schon bei einer einfachen Vergröfserung die beiden länglichen Gruben am Kopfe bemerkte. Nun begriff ich aCif der Stelle das Abweichende in dem ganzen Körperbaue der beiden verschiedenen im Menschen wohnenden Nestelwürmer; denn Thiere , die der Gattung nach, nicht, wie man bisher glaubte, blofs der Art nach, von einander verschieden sind, können sich nicht ähnlich sehen. — Halb ärgerte es mich doch, dafs ich nicht schon früher aus dem blofsen Baue der Glieder, — wo derEin^an» zu
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den Genitalien in der Mitte der Glieder liegt, indefs er bei den Keltenwürmern am Rande der Glieder befindlich ist — den Wurm in die ihm gebührende Gat- tung verwiesen hatte. Denn kein einziger Helmintholog würde v\'ohl , wenn er ein Stück eines solchen Wurms , auch ohne Kopfende, in einem Fische oder In einem Wasservogel gefunden hätte , einen Augenblick angestanden haben , ihn zu dem Genus Boi/iriocephalas z\x zählen. Indefs tröste ich mich damit, dafs An- dere auch nicht klüger waren. Seitdem habe ich selbst einmahl einen solchen Wurm mit Kopfende abgetrieben, auch einige aus der Schweiz erhallen.
Für diese Gattung habe ich den Nahmen Bandwurm gewählt, und unser Wurm wird fernerhin den Nahmen breiter Bandwurm führen. Dogegen mufs aber den Tänien eine neue Benennurg gegeben werden, und dafür scheint mir der Nähme K e 1 1 e n w u r m , nach Z e d e r s Vorgange , der beste zu sein.
Ehe wir jedoch zu diesem übergehen, mufs ich noch erinnern, dafs unsere Sammlung eine Mifsgcburt eines breiten Bandwurms besitzt, welche ihr Herr V. Sommer ring durch einen Tauschhandel aus der Naturalien- und Curiosilä- ten -Sammlung des Herrn Obrislbergraths v. Voith zu verschaffen die Güte gehabt hat. Es ist diefs ein Fragment eines solchen Bandwurms, welches an der Stelle, wo es abgerissen ist , was vielleicht in der Mitle des ganzen Wurms geschehen sein möchte, auf jedem Gliede zwei solche auf der Oberfläche nicht hintereinan- der, sondern nebeneinander befindliche Vertiefungen dem Auge des Beobachters darbiethet, Fig. n. 12. Es erstreckt sich jedoch dieses doppelte Vorhandensein der Vertiefungen nur auf eilf Glieder, dann folgen durchgehends einfache. Es ist
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also nicht eine verwachsene Zwillingsmifsgeburt , sondern es scheinen sich blofs bei der ersten Bildung diese Gliedergegen einander verschoben zu haben, und auf diese Art verwachsen zu sein. Aufserdem ist an diesem Stücke noch merk- würdig, dafs an dem hinteren Ende desselben die Glieder durch eine so bedeu- tende Strecke gespalten sind, dergleichen eine auch Pallas Ct) abgebildet hat. Uebrigens ist dieser Wurm keine neue Specics, sondern unser eben beschriebe- ner Bothriocephalas latus. —- Eine solche Verschiebung der Glieder findet man auch bei einem anderen Specimen Fig. 9,
Herr Piud o 1 p h i bemerkt , dafs seines Wissens noch kein Bandwurm in ei- ner menschlichen Leiche gefunden worden sei. Ich erinnere mich vor vielen Jahren von einem Arzte in der Schweiz das Gleiche gehört zu haben, der Ihn auch defshalb für kein Thier liielt. Aerzle , in deren Vaterlande dieser Wurm zu Hause ist , könnten uns wolil hierüber Aufschlufs geben.
Dieser Bogen sollte eben abgedruckt werden, als ich Cden lyten Junius) ei- nem 2Ö;ährigen Schweizer aus dem Kanton Glaris einen solchen Wurm abtrieb, der mir Gelegenheit gibt , noch einige Bemerkungen zumachen. Denn meine erste hier in Wien mit diesem Wurme behaftete Schweizerin behandelte ich mit meinem anthelmintiscben Oehle , und bekam nichts von dem Wurme zu sehen. Bei der von mir behandelten Petersburgerinn, wo ich den Wurm auf ein Mahl ganz abtrieb, beschäftigte mich zu sehr der Kopf, als dafs ich den Gliedern viele Aufmerksamkeit hätte schenken können; auch war der Wurm selbst so dick und wohlgemästet, dafs man wenig an den Gliedern wahrnehmen konnte.
Dieser mein Schweizer lebt bereits seit i2 Jahren aufser seinem Vaterlande. Erst im vorigen Jahr wurde er durch den Abgang einer Strecke des Wurms in Kenntnifs gesetzt, dafs er der Nährvater eines solchen sei. Er hatte sich immer wohl befunden, und nur die damahls gegen den Wurm unternommene, durch wurmtödtende und stark abführende Arzeneien geführte, mehrere Wochen fort- gesetzte Cur halte ihn etwas geschwächt. Er hörte auf Arzeneien zu brauchen, und befand sich vollkommen wohl , als er vor drei Tagen zu mir kam , mich an- sprechend, ihm Gewifsheit zu verschaffen, ob er diesen Parasiten noch beherber- ge oder nicht; denn er hatte diese ganze Zeit her seine Ausleerungen nicht unter- sucht. Auch hat er, wie schon erinnert -vvurde , nie an krankhaften Zufällen ge-
(t) N. nord. Beiträge- I. Tab. III, Fig. 16.
95 litten, die sich ch'vn auf Rechnung des Wurms hallen schreiben lassen. - — Da bei dem Versuche nicht die luindesle Gefahr für die Gesundheit dieses Mannes zu hefiirchten stand: so liefs ich ihn gestern früh vor dem Aufslehen 3 Ouentchea ausgesuchte und frischgepiilverte Farrenkrautwurzel auf ein Mahl nehmen, und eine Tasse schwarzen Kaff'eh, so heifsals möglich, nachlriid<en. — Eine Methode der Genfer Aerzte, wodurch sie das Erbrechen , welches die Farrenkrautwurzel leicht erregt, zu verhüthen suchen. — Zwei Stunden darauf nahm er in etwas Fleischbrühe, von halben Stunden zu halben Stunden, einen EfsliUTel voll frisch' ausgeprefstes Casloröhl , bis 3 Unzen verschluckt waren. — Als ich ihn um i Uhr Nachmittags besuchte, hatte er bereits mit sehr gutem Appetit zu Mittag «eo^essen und zwei reichliche, weiche, mit figurirtem Kolhe gemischte, jedoch keines- wegs wäfsrige OelTnungen gehabt. Mehrere erfolgten i»uch nicht. Vom Abgange eines Wurms hatte er nichts gespürt, auch defshalb noch nicht nachgesehen. In- defs zeigte sich dieser sehr bald bei näherer Untersuchung des Leibgeschirrs. Die zusammenhängende Strecke desselben war 2 5 Fufs Wiener Mofs lang. Aufserdem waren noch zwei sehr schmahle Stückchen , die gegen das Kopfende zuliefen, von 6 bis 8 Zoll, vorhanden. Das Kopfende selbst konnte ich nicht finden. Auch war der Wurm am Hinterende nicht ganz Cint€ger~), sondern man sah deutlich, dafs früher schon einmahl ein Stück abgerissen war. — An diesem Wurm nun, den ich erst zum zweiten Mahl frisch abgegangen, »md nicht zuvor in Weingeist ge- legen, zu beobachten Gelegenheit hatte, habe ich folgende Bemerkungen gemacht, die ich auch meinen Lesern dorch Abbildungen versinnlichen kann, ^veil glück- licherv^eise diese Tafel noch nicht auf Stein gezeichnet ist, und ich daher nur ein paar minder interessante Figuren verwerfen durfte, um diesen Platz machen.
Der Wurm , kaum seit einer Stunde abgesetzt, und mit Wasser wohl abge- spült, war nichts weniger als vollkommen weifs , wie die Herrn Jördens und Brera von ihm behaupten , sondern genau %on der lichtgrauen Farbe, wie ihn der Leser hier Tafel II, Fig. 5 und 7 abgebildet findet. Die Tänien sind in der Regel viel weifser. — Herr Doctor Gaede aus Kiel kam gerade dazu, als mein Zeichner die Abbildungen vollendet halte, und kann die Wahrheit des Colorits und der Zeichnung bezeugen, indem er den Wurm selbst gesehen hat, noch ehe er in Weingeist gelegt wurde. — An den vordersten Gliedern bemerkte ich nichts Besonderes, was man nicht auch bei der Figur i mit Ausnahme der Farbe wahr- Tiehmen könnte. Dahingegen, wo der Wurm anfing breiter zu werden, waren die Glieder Inder Mitte durchscheinend, und man konnte deutlich die Eingänge
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zu den Ceschleclitsorganen als Isleine runde Grübchen wahrnehmen. An den Sei- ten sind diese Glieder undurchsichtig, trüb, und man unterscheidet darin ein- zehie rundliche Puncle. Vielleicht unbefruchtete Eier? Fig. 5. Tiefer hinab kom- men befruchtete Glieder, wie man dergleichen Fig. 7. a. sehen kann. So . zierlich und regelmäfsig sehen sie freilich nicht aus, als die von Jordens und Brera aus Bonnet copirten. Aber es ist nicht meine Scliuld , dafs sie die jNatur in die- sen! Wurme nicht anders gebildet hat , und ich lasse nur das zeichnen , was ich wirklich selbst sehe. — Nach tiefer, mitunter auch zwischen den eben beschrie- benen Gliedern, findet man auf manchen Gliedern kleine gelbliche Erhabenhei- ten oder Wärzchen Fig. 7. b. OefTnet man mit einer schneidenden Nadel ein sol- ches WärzcKfen , so quellen die reifen Eier daraus hervor , v^ eiche man , stark vereröfsert , Fig. 7. c. sieht. Diese Eier sind in der ii'ufscren Forni nicht ganz cleich , wie auch die Abbildung zeigt. Da, wo diese reifen Eier liegen, ver. schmählert sich der Wurm wieder ; die Rander, oder eigentlich die Seitentheile der Glieder werden runzlich, lunl man sieht nicht mehr in ihnen die weifsen Puncle oder Körnchen, wie bei Figur 5. Es scheint aber, dafs nicht alle Glieder befruchtet v\'erden, denn man sieht auf dieser Fig. 7. b. abgebildeten, aus l3 Glie- dern bestehenden Strecke, ritir noch 2 mit solchen Eiern gefüllte Wärzchen. Ein drittes an der Spalte befindliche ist schon zur Hälfte entleert. — Ich sage: es scheint, weil wohl Niemand, der sich viel mit Thieren aus dieser finsteren Welt, wo weder Sonn' noch Mond hinscheint, beschäftiget hat, leicht Etwas mit Zuver- sicht und Gewifsheit behaupten wird. — Es scheint daher, dafs, wenn das Glied befruchtet ist , der ganze Vegetatipnsprocefs sich auf die Brut beschränkt. Das befruchtete Glied selbst verkümmert, es schrumpft zusammen, wird schmäh- Jer, an den Seiten runzlich. Ist es bereits so weit gekommen, dafs es geboren hat, so stirbt es ganz. So scheint wenigstens die durchlöcherte Stelle Fig. 7. c, zu lehren , wo nach meinem Dafürhalten die Glieder durch ßerstung sich ihrer Eier entlediget haben. Sie sehen schon ganz braun aus, und wahrscheinlich ^^ia•e dann in wenigen Tagen der Wurm an dieser Stelle abgerissen, und es Avürde eine Strecke von 2 Fufs in der Länge abgegangen sein. — Ich wünsche, dafs dieser Zusatz zu den Zusätzen meinen Lesern keine Langeweile möge ge- macht hahen. Denn schwerlich wird er sie beim liCsen so sehr inleressirt haben, öl« mich beim Beobachten.
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V. D e r K e tt e n w u r m. Taenia Solium.
Taf. III. Fig. 1 — 14.
Taenia: capite snbheniisphaerico , discreto ; rostello obtuso ; collo antrorsnm increscente , articiilisfjue anticis brevissiniis , inseqiientibiis snbqnadratis , reliqiiis oblongis , omnibus obtiisiusciilis ; foraminibiis mar- ginal iL as vage alternis.
Pallas Elench. Zoophyt. p. 405. n, 1, T. ciicurbilina.
Desselben neue nord. ßeitr. I. p. 40 — 3 7. Tab. II. Fig. 4 — 9. T. cucnrbt
Bloch Abband]. S. 20 — 20- Der Kürbiswurm.
Werner Verm. intest, p. 18 — 49. T, Solium. p. 49 — 54. Figur 47 — 57.
T. vulgaris. Go e ze Eingeweidew. S. 2Ö9 — 296, Taf. 21. Fig. 1 — 7. 9 — X2. Der lang-
gliedrichte Bandwurm; der kürbiskernförmige Bandwurm. Gmelin Syst. Nat. p. 3064. N. 1. T, Solium. p. 5073. N. 3. T, dentata. B atsc h Bandwürmer. S. 117 — 123. Fig. i — 6.9 — 11.21 — 23.54. Der Kürbisbandwurm. S. 184 — iSy-Fig. llo — ii3. Der ge7..ihnelte Bandw. Carlislein lheTransact.oftbeLinn.Soc.VoI.il. p. 24'? — 2Ö2. Tab. 25.
* Fig. 1 — 8. Taen. Solium. - Jördens Helminth, P. 40. Taf III. Fig. 1 — 7. Der langgliedrichte Band- wurm. S. 47. Taf. IV. Brera Vorlesung, S. 9. Taf, I. Fig. l — 3.8.10.11. Der bewaffnete mensch- liche Bandwurm. Desselben Memorie. p. Ö4 — 80. Tab. I. Fig. l — 14, 17. 22. Tenia
armata umana. Zeder Anleitung, S. 359. N. 48- Halysis Solium. Rudolph! Entoz. II. P. 1. p. löO. N, 5Ö, Taenia Solium. Bradl ey a Treatise. p. 75 — ü3. PI. III. Fig. 4 — 10. Taenia osculis mar-
ginalibns. Tape TVorm. Cuvier le regne animal. p. 43. Le Taenia ä longs anneaux. Olfers de vegctativis. p. 3 5 — 37- T. Solium.
Diese Taenia secunda Plateri führt, wie schon erinnert worden, mit dem vorher beschriebenen Wurme bei den Schriftstellern gleiche Nahmen. Doch be- zeichnen ihn die Franzosen besonders durch: Le Solitaire , le Tenia sans e'pine. T. ä anneaux longs.
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Wolinsitz, In den dünnen Därmen der Menschen aller europflischen Na- tionen, mit Ausnahme der bei dem Bandwurme genannten, kömmt auch bei den Aegyplern sehr häufig vor.
Beschreibung. Einen ganzen, sowohl mit dem Kopfende als auch mit dem letzten Schwanzgliede versehenen , vollkommen ausgewachsenen Keltenwurm , hat v\ ühl noch Niemand gesehen ; indem gewöhnlich ehe noch die vordersten , dem Kopfende nächsten Glieder, sich vollkommen ausgebildet haben, die hinteren, mit reifen Eiern trächtigen, Glieder von freien Stücken abgesetzt, und auf dem gewöhnlichen Wege ausgeleert werden. Es läfst sich daher nicht wohl bestim- men, welche Länge der Wurm, blieben seine Glieder aneinander hängen, bis zur Vollendung des Ganzen, erreichen könne. Indefs sind 20 bis 24 Fufs lange Kettenw'ürmer aus dem Menschen nicht sehr selten. Längere finden sich jedoch in der kaiserlichen Sammlung nicht, obgleich sie in dem Besitze der Sammlun- gen von Lengsfeld und Geischlöger ist, — letztere verdankt sie der Güte des Herrn Dr. Novag — welche beide Aerzte sich ganz besonders auf das Abtrei- ben von Nestelwürmern gelegt hatten und jeden abgetriebenen Wurm oder Bruch- theil eines solchen sorgfältig verw ahrten , um ihren -geheimgehaltenen specifi- schen Mitteln mehr Credit zu verschaffen» Tndefs spricht Pi e i n 1 e i n häufig in seinem Buche von dergleichen Würmern, die 40 bis 50 Ellen gemessen haben sollen. Ja, in den Kopenhagner Abh«ndlungen (x) wird eine Tänia von 800 El- len erwähnt. — Robin fand indefs bei der Leichenöffnung eines Mannes, dem kurz vor dem Tode einige Fufs von einem Keltenwurme abgegangen waren, gleich unter dem unteren Magenmunde ein Knäuel dieses Wurms , welcher sich durch den ganzen Darmkanal bis 6 oder 8 Zoll vom After ausdehnte, und bemerkt, dafs er mit dem abgerissenen, früher abgegangenen Stücke wohl dreifsig Fufs lang gewesen sein köimte. Wenn also dieser durch den ganzen Darmkanal sich erstreckende Wurm nicht gröfserwar, so ist wohl zu vermuthen , dafs bei so gar grofsen Mafsen , mehrere Würmer zugleich vorhanden waren , wofern man über- haupt nicht sich beim Mafsnehnjen geirrt hat, wie diefs wohl der Fall bei den 800 Ellen sein könnte. Denn wenn man die Länge des menschlichen Darmkanals zu 30 Fufs, und diese Ellen nur zu 12 Zoll d. i. zu 1 Fufs annimmt : so müfste sich solch ein langer Wurm doch wenigstens sechs und zwanzig Mahl wieder zurück- schlagen oder sechs und zwanzigfach über einander liegen, wenn er in diesem dreifsig Fufs langen Darmkanale Platz haben wollte. Mit einer solchen Masse (x) Act. havnieas. Vol. 11. p, 148,
99 Wurm aher würde der Darmkanal so ziemlich ausgefüllt werden , und man sieht
nicht ein, wo Raum bleiben sollte für den Speisebrei imd den Darmhoth. Oef-
ters wird aber auch bei Schriftstellern, zumahl wenn sie die Solitar-Idee haben, zusammengerechnet, was der mit dem Kettenwurm behaftete Mensch nach und nach ausleerte, und dann kann freilich das Mafs enorm werden. — Herr Hiife- latid (y) erzählt von einem halbjäiirigen gesunden, meist an der Mutter Brust genährten, reinlich gehaltenen, und gut gepflegten lUnde, welchem ohne die mindeste äufsere Spur von Ucbelbehnden bereits nach und nach mehr als dreifsig Ellen Kettenwurm abgegangen sind, — Wenn nun dieses Kind bis zu sei- ner Volljährigkeit immer halbjährig eben so viel Wurm ausleeren sollte: so wird sich die ganze Summe belaufen auf l440 Ellen. Daraus würde man jedoch noch nicht den Beweis führen können, dafs es l440 Ellen lange Kettenwürmer gibt.
Die Breite des Wurms ist sehr verschieden. Gegen das Kopfende zu beträgt sie öfters kaum eine Viertel- oder Drittellinie, nimmt aber allmählig bis zu 3 — 4 ja selbst ö Linien und darüber zu; wiewohl es auch darauf ankömmt, ob sich die Glieder im ausgedehnten oder zusammengezogenen Zustande befinden , wie djefs aus der iten Figur zu sehen ist. In der Dicke ist sich der Wurrn auch nicht gleich, manchmahl ist er sehr dünn, beinahe durchscheinend, bisweilen aber ziemlich dick, wie die in der 6ten Figur gezeichneten Glieder lehren.
Der Kopf ist gewöhnlich sehr klein , Figur l. doch manchmahl so grofs, dafs man ihn sehr leicht mit unbewaffnetem Auge erkennen kann, wie Figur 2. Aufser bei diesem Einzigen ist es mir jedoch nicht vorgekommen, dafs der bedeu- tend grofse Kopf, auf einem solchen kurzen dünnen Stiele gesessen hätte, der so jäh in den ziemlich breiten Hals übergeht. INlan findet ihn verschiedentlich ge- staltet, wenn man todte Exemplare, wie diefs meistens der Fall ist, uutersucht. Es erklärt sich diese verschiedene Gestaltung, wenn man einen solchen Wurm noch lebend betrachtet , wie ich dazu Gelegenheit gehabt habe. Der Kopf und Hals des Wurms sind, wenigstens aufserhalb des menschlichen Körpers, in bestän- diger Bewegung. Bald zieht sich der Wurm zusammen, bald dehnt er sich wie- der aus, hierdurch wird der Hals bald länger und schmähler, bald kürzer und brei- ter ; und so ändert sich auch sein Verhalten zum Kopfe, so wie selbst dieser wie- der in jedem Augenblick seine Form verändert. Wird nun der Wurm plötzlich gelödtet durch Uebergiefsen mit kaltem Wasser oder Weingeist , so bleibt er in der Form , in welcher er sich gerade alsdann befindet ; doch kann dieselbe auch (y) Journal. Bd. lö. S. I. S. iii.
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noch nach dem Tode durch Zusammenaiehung mittelsl eines sehr slarlten Wein- geistes verändert werden» Der in der jten Figur vorgestellte Wurm ist in v\ar- mem, langsam erkaltetem Wasser gestorben. Wie sehr veränderlich aber der Kopf bei Nestelwürmern überhaupt ist , kann man sich am besten überzeugen, wenn man die Dreizack- oder Runzelwürmer aus dem Hechte, oder die Bandwürmer aus dem Barben, die man bei der Untersuchung dieser Thiere meistens noch le- bend erhält, genau beobachtet. Sechserlei verschiedene Ansichten des Kopfendes von dem Runzelwurme hat Herr Rudolphi (z) gegeben. Ich habe deren neun von eben diesem Wurme , und fünf von dem Bandwurme aus dem Barben zeich- nen lassen, — Ich glaube, dafs die drei hier gegebenen vcrgröfserten Abbildungen des Kettenwurmskopfes aus dem Menschen Figur 3. 4. 5 hinreichen werden, um meinen Lesern eine richtige Idee davon zu geben.
An diesem veränderlichen Kopfe bemerkt man allemnhl vier Saugmündun- gen, welche gleichfalls bald mehr hervorstehen, bald mehr zurückgezogen sind. Bei dem von mir beobachteten noch lebenden Wurme bemerkte ich, dafs er im- mer je zwei derselben, und zwar übers Kreutz einzog, während er die zwei anderen weiter hervorstreckte. Bei zwei Ketlenwürmern , welche ich in den er- sten 2'i Stunden nach dem sie abgegangen waren, zu sehen Gelegenheit gehabf, befand sich in den Röhren dieser Saugmündungen eine schwarze Materie, von wel- cher noch etwas bei der 5len Figur zu bemerken ist , welche sich jedoch nach ei- niger Zeit ganz auflöste, und verschyrand. Diese schwarze Materie war nichts anderes, als Koth aus den dicken Därmen, der sich daselbst hineingesetzt hatte. Die Köpfe der Würmer aber bekamen dadurch das Ansehen , als wenn sie Augen hätten, und es erklärt sich daraus, wie manche ältere Aerzle die Kettenwürmer mit wirklichen Augen abbildeten. Auch vertheidlget noch Andry Ca) seine Alei- nung von vier Augen gegen Mery, der sie für eben so viele Nasenlöcher hielt. — Zwischen diesen vier Saugmündungen erhebt sich bei ganz ausgestrecktem Kopfe Figur 3 eine gewölbte Hervorragung, auf welcher man jederzeit einen Kreis bemerkt, in dessen Mitte sich eine kaum bemerkbare kleine Oeffnung befindet. Auf diesem erwähnten Kreise sitzen öfters, aber nicht immer , kleine Häkchen in zweifacher Reihe. In den meisten Beschreibungen und Abbildungen dieses Wurms kommt zwar jederzeit dieser Hakenkr«nz vor. In der Wirklichkeit aber verhält sich die Sache nicht also. Ich hatte bereits fünf oder sechs Köpfe dieser
(7.) Etitoz. Tab. IX. Fig. 6 — 11. (.)) Am aiigeführteu Orte. S. 69.
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Würmer, darunter den noch lebenden aufs gcnflueste untersucht, und konnte Lei keiner Art von Vcrgröfserung, bei keiner Art von Eeleuthtung diesen Haken- kranz gewahren. Ich schrieb dcfshalb an Herrn Rudolphi, der mir das Figur 4 abgebildete Kopfende übersandte, an welchem derselbe freilich sehr deutlich erscheint. Sj^äterbin theilte mir aucii Herr Dr. Gör gen, vormahls Primararzt im hiesigen allgemeinen Krankenhause, einen dergleichen bewafi'nclen Wurm mit. Mir scheint, dafs der Wurm mit dem Alter den Hakenliranz verliert, wie dann ein solches Verschwinden der Haken bei Eingeweidewürmern nicht etwas ganz Ungewöhnliches ist. Ganz besonders auffallend ist es bei dem Echinorhynchiis polymorphus mihi. Auch besitzt unsere Sammlung eine sehr lange Taenia serrata aus einem Hunde, an deren Kopfende auch der dieser Species eigenthüm- liche Hakenkranz fehlt.
Der platte oder niedergedrückte Ha 1 s ist bald langer, baldkürzer; ganz fehlend habe ich ihn bei diesem Ketlenwvirme noch nicht gefunden. Auf den ungegliederten Hals folgt der gegliederte K ö r p e r. An diesem sind die ersten Glieder zwar öfters sehr schmahl, doch immernoch kürzer als breit. Eei imn^er zunehmcnderBrtile v\ä'chtt die Länge in Verhaltnifs viel stärker, und die Glieder bilden bald gleichseitige Vier- ecke , die endlich in längliche Vierecke übergehen, deren Länge wohl das Dop- pelfe der Breite beträgt. Doch gibt es hierin auch sehr viele Anomalien, und es folgen öfters auf die Glieder , die mehr lang als breit sind, wieder solche, die mehr breit als lang sind. Diefs kommt her von der ungleichzeitigen Zusammenzie- hung einzelner Strecken des Wurms, denn die Bewegungen des Wurms bestehen in ein^ni Zusammenziehen und Ausstrecken der Glieder; bei dem ersteren wer- den sie breiter und kürzer , bei dem letzteren schmäler und länger. Ich habe hier einen Wurm , der ungefähr acht Fufs lang gewesen sein moclite, abbilden lassen, mit Auslassung grofser Strecken, die immer eine den vorhergehenden Gliedern gleiche Bildung hatten. Verschiedene Abweichungen in dieser Bildung der Glie- der findet man in den Figuren 7.8. lO. '
Indefs ist zu bemerken, dafs viele solche Unformlichkelten einzig von dem plötzlichen Tödten des Wurms, durch Uebergiefsen mit kaltem Wasser oder star- kem Weingeiste herrübi-'en.
Längs des ganzen Wurms sieht man bei manchen Exemplaren Fig. 6 nahe an den Flandern zwei etwas gesättigtere \'»eifse Linien herablaufen, die nach Herrn Rudolphi die Nahrungskanäle sind , welche von den Saugmündungen am Kopfe entspringen. Es sind eigentlich vier solche Kanäle, es werden aber die unten
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liegenden durch die oberen gedeckt. — Ich habe einen sehr dünnen durchschei- nenden Kettenwurni aus dem Menschen , bei welchem man jedoch nur einen in der Mitte durchlaufenden Kanal wahrnimmt.
An den Rändern der mehr ausgebildeten Glieder bemerkt man , bald rechts bald links , kleine warzenförmige Hervorragungen , welche in der Mitte eine deut- liche OcfTnung haben. Man sieht sie an den miltleren Gliedern hei Figur i sehr deutlich; besonders aber bei Figur g. 10 12.13. Man glaubte lange Zeit, dafs mit diesen SeitennITnungen sich der Wurm an die Wände der Därme ansauge, um mittelst derselben seine Nahrung aufzunehmen. Allein die neueren Naturforscher sind alle darin einig, dafs diese Oeffnungen, und die von ihnen fortlaufenden Kanäle zu den Eierbehältern führen, welche man in verschiedener Gestalt, meist in dentriti- schcr Form bei dünnen oder etwas macerirlen Würmern durchschimmern sieht, (Figur 9) und eigentlich zu den Geschlechtsverrichlungen dienen. Bei manchen Kettenwürmern, besonders bei denen ausSumpf- und Schwimmvögeln, sieht man öfters kleine Fäden aus diesen Oeftnungen heraushängen, welche wohl nichts an- deres als das männliche Glied sind. Bei den Keltenwürmern aus dem Menschen habe ich diese Fäden noch nicht zu beobachten Gelegenheit gehabt. Das Hervor- treten dieser Seitenöffnungen ist an keine bestimmte Ordnung gebunden. Bald sind deren 3, 4 auch mehrere auf der einen Seite in unterbrochener Reihe , denn kommen wieder eine, zwei auf der andern Seite vor, u. s. f. — Wer über den inneren Bau dieser Organe sich näher unterrichten will, lese darüber Werner nach , oder nehme selbst das Messer und Vergröfserungsglas in die Hand, indem, wie schon erinnert worden, solche Beschreibungen und Abbildungen aufs er mei- nem Zwecke liegen.
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Schon die ältesten Aerzte thun dieses Wurms Erwähnung, aber unter Ewei verschiedenen Nahmen, denn sie unleischeiden den Liimbriciim latiim, oder TaeniamSolinm — worunter wolil auch manchmahl AtrBothriocephalus latus verstanden wurde — von den Vermibiis ciicnrbitinis oder Kürbiswürmern. Von dem ersteren glaubten sie , dafs nur Einer in eines Menschen Körper woh- nen könne, und die letzteren hielten sie für Würmer eigener Art, auch wohl, wie Andry, für die Eier des grofsen Wurms. Sie irrten aber in beiden Stü- cken. Was das Erste betrifft, so ist es bereits durch viele Erfahrungen aufser al- lem Zweifel gesetzt, dafs sehr oft mehrere solche Würmer zu gleicher Zeit in
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den Därmen eines Menschen hausen. De Ilaen (L> hat einer drelfsigjahrigen Frau hinnen wenigen Tagen nclitzehn Stücke, die alle gegen das eine Ende faden- förmig ausliefen, al)gelrieben. Zwei und drei hei einem Menschen sind mir häufig vorgekommen ; hei jungen Hunden aber hahe icli öfters 7o his 80 Kelten- wiirmer heisammen angctrolTen, — Rücksichtlich des z^veilen Irrthums ist zu er- innern, dafs die Kürhiswürmer nichts anderes sind, als die hinteren mit reifen Eiern Irächligcn Glieder eben dieses Wurms, welche sich vom Stamme losge- löst haben.
lieber die eigentliche thierische Natur des Wurms hegte man auch lange ver- schiedene, mitunter sehr sonderbare Meinungen. So z. B. leugnete Linne ge- radezu den Kopf desselben ; und selbst ein Blumenbach hielt einst dafür, dafs jedes Glied des Kettenwurms ein eigenes Thier sei, und dafs ein solches Thier sich wieder an ein anderes ansauge. Er sagt: Cc) »die organischen Theile am »vorderen Ende desBandwurms, mit denen er sich feste saugt, die man für Merk- i'mahle des Kopfs angenommen hat, die finden sich an jedem vermeintlichen »Gliede des Bandwurms. Nur werden sie bei dem vordersten dieser Glieder, dem »ersten Wurme nähmlich , kenntlicher, weil er sie mehr ausbreitet. Er mufs »sich immer mehr ausbreiten, jemehr seines Gleichen sich hinten anhängen. Die »vordersten der Kette, die ältesten , sind immer kleiner, als die letzten, oft ei- »nem Faden ähnlich, der aber bei einer mäfsigen Vergröfserung eben so regel- »mäfsige Glieder zeigt. Sie müssen aber, was sie gesaugt haben, ihren Nach- »folsern überlassen.« — Lana-e blieb noch Herr Hofrath Blumenbach, wie diefs die früheren Ausgaben seines Handbuchs bezeugen, dieser Meinung zuge- than , welche jedoch in den neuesten nicht mehr vorgetragen wird. — Carlisle ist der Meinung, dafs sich aus jedem einzelnen Gliede wieder ein neuer Wurm bilden könne.
Man darf indefs nur viele Thiere auf Helminthen untersucht und einige Mahle ganz junge Kettenwürmer gefunden haben : so wird aller Zweifel schwinden. So fand ich einige Mahle in den Därmen des Kormorans (J*elecanns Carboi) in grofser Anzahl ganz junge Keltenwürmer, denen Herr Rudolphi den Nahmen Tae- nia scolecina gegeben hat, welche nur drei bis vier Linien lang und am hinte- ren Ende abgerundet, also ganz (//7/e^rae) sind , bei denen man aber den Kopf mit vier Saugmündungen und einem Hakenkranz deutlich wahrnehmen kann.
(b) Ratio medendi. Vol. XII. p. 218.
(c) Göllingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 1774- St. 1S4. S. i3i3.
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Und obgleich diese Würmer selbst in der Vergröfserung ungegliedert erscheinen, so sieht man doch schon an den Seitenwänden die Fäden CL.emniscö von denen oben gesprochen wurde , herausstehen. Diese Würmer mögen zum Beweise die- nen, dafs der Kellenwurm und jeder andere Nestelwurm, als Embryo sich ganz auf einmahl bildet, und wie jedes andere Thier erst nur nach vmd nacli zu seiner vollkommenen Gröfse gelangt, ohne, dafs es nolhig wäre, dafs sich neue Glieder erzeugten,
lieber diese Erzeugung neuer Glieder ist viel gesprochen, auch viel gefabelt worden, defshalb ich mich etwas umständlicher darüber auslassen niufs. Eine solche Erzeugung neuer Glieder ist nur auf dreierlei Weise, oder an drei verschie- denen Stellen des Wurms denkbar. Entweder erstlich, es müssen sich am Kopf- ende neue Glieder ansetzen ; oder es müssen sich zweitens an irgend einer Stelle des Körpers, oder an mehreren zugleich einzelne Glieder in mehrere thellen, deren jedes neuerzeugte nach und nach die Gröfse des alten annimmt; oder es müssen sich endlich drittens neue Glieder am Schwanzende ansetzen. — Was die erste Voraussetzung betrifft; so ist es nicht wahrscheinlich, dafs sich daselbst neue Glieder ansetzen, darum, weil man bei jungen Würmern einen Hals bemerkt, der bei den alten verschwindet oder sich in Glieder auflöst. Geschähe also der Ansatz neuer Glieder am Vorderende, so wäre es doch wohl natürlicher, dafs der Hals als solcher vom Kopfe aus Zusatz erhielt, und durch diesen Zusatz in seiner ursprünglichen Länge erhalten würde, während an der anderen Gränze ein Theil desselben sich zu Gliedern bildet, als dafs zuvor der ganze Hals in Glie- der zerfällt, und ddnn erst neue aus dem Kopfe hervorgetrieben werden. Ich sagte zwar oben , dafs unsere Sammlung keinen Kettenwurm aus dem Menschen besitzt, der nicht mehr oder weniger Hals hätte; allein es finden sich unendlich viele aus anderen Thieren vor, denen er ganz fehlt; und da sich der Kettenwurm aus dem Menschen in allen übrigen Stücken mit andern Keltenwürniern gleich verhält , so wird er auch in diesem nicht davon abweichen.
Fände der zweite Fall Statt, dafs nähmlich an irgend einem Theile des Kör- pers einzelne Glieder in mehrere sich zcrtheillen , so hätte diefs schon längst be- obachtet werden müssen , weil doch die verschiedenen Stadien , welche eine sol- che Bildung neuer Glieder durch Theiiung eines alten voraussetzt , nicht hätten unbemerkt bleiben können. Man trifft zwar öfters verkrüppelte Glieder von un- gleicher Länge auf beiden Seiten , aber Quereinschnitte oder Eindrücke in den Gliedern, welche eine bevorstehende Theiiung eines Gliedes in zwei Glieder ver-
105 mulhfn Hefse , • — ilergleifhen Theilung tler WirLcll<nocIien man wohl bei Was- sersalamaiidern eiliiinsllen kann — sind meines Wissens noch von I.eincni Natur- forscher heohachtel worden.
Was den Ansatz von neuen Gliedern am Ilinterende hetriJTl:: so hatAndry hierüber eine Erfahrung bekannt gemacht, welche bei dem ersten Anblick alle Zweifel hierüber zu beseitigen scheint (d). Andry halte einen Patienten , dem öfters schon 4 bis ö Fufs lange Strecken von Kettenwurm, jedoch ohne Kopfende, abgegangen waren. Er trug ihm auf, das nächste Mahl durch den sich abspinnenden Wurm mittelst einer Nadel einen Faden durchzuziehen, dann den Wurm unter- halb'des Fadens abzureifsen, und in den Darmkanal zurückgehen zu lassen. Diefs geschah. Nach Monathsfrist gab Andry ein Purgans und es wurde ein Ketten- wurm mit Kopfende ausgeleert. Die unterhalb des Fadens befindliche Portion des Wurms war ungefähr einen Fufs lang, und zählte vierzig Glieder, da sie doch da- mahls^ als der Versuch angestellt wurde, nur handbreit war und fünf Glieder zahlte. Allein der ganze Versuch beweist, wie auch Herr Pxudolphi bemerkt, gar nichts. Es trilTt schon nicht das Verhältnifs der Zahl der Glieder mit dem des Längemafses überein. Denn wenn fünf Glieder vier Fingerbreit lang waren,
welche wir nur zu 3 Zoll annehmen wollen : so müssen 40 Glieder zwei Fufs lan»
ö
sein, Ueberdiefs aber mufs man bedenken, dafs bei dem ersten Mafsnehmen und Zahlen der Glieder das Fehlen fast unvermeidlich war. Bei dem Durchste- chen wurde der Wurm gereitzt, er zog sich krampfhaft zusammen, wie diefs bei allen Thieren der niedern Classen der Fall ist. Er wurde abgerissen, und nun zog er sich noch mehr zusammen. Vermuthlich schätzte man nun nach den ab- gegangenien und abgesponnenen langgezogenen Endgliedern die Zahl der unter dem Fadl u befindlichen auf fünf. Eine Strecke von 40 Keltenwurmsgliedern kann sich aber] allerdings so stark zusammenziehen, dafs die Länge derselben nicht mehr als eine Handbreite beträgt. Uebrigens gilt gegen diese Wahrnehmung das, VAas loglcich gegen eine Behauptung des Herrn Brera vorgebracht werden wird. Dijser hat nähmlich sich bemüht zu zeigen , wie der Kettenwurm die Glie- der am hi^nleren Ende abstufst, und wie sich daselbst wieder neue bilden, so
(d) Ich nahm diese Erfahrung aus Rudolph! Fntoz. Vol. I. p. 337, ^'^ '<=h '"'■" das Bucli von An- dry: Vers solitaires et aulres de diverses especes dont il est traite dans le livre de la ^eneralion des vers, represcnles en pliisieurs plaiiclies , avec le renvoisux pages , ou il en est parle, ou qui y ont rapporl ; ensrmble plusieurs remarques imporiames sur ce sujet, ä Paris 1718. 4. nicht habe Terschaffen können.
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dafs also immer der Wurm die n.'ihmliclie Anzahl von Gliedern behalten miifsle» Er sagt: Ce) ^Seitwärts an dem einen der Ränder, wo die Glieder an einander »schliefsen, sprofst ein kleines Knöplchen hervor, ganz von der Substanz wie die »Glieder selbst. Dieses Knöpfchen v^ächst, breitet sich aus, stöfst nach und nach »das nächste Glied ab, und nimmt nicht nur dessen Stelle ein, sondern erhält »auch seine Gestalt , so dafs das abgestossene Glied dadurch vollkommen ersetzt »wird.« Dem ist jedoch nicht also, es streiten dagegen Theorie und Erfahrung. Wäre der Fall so wie ihn Herr Brera setzt: so müfste immer suerst nur das letzte zugerundele Glied abgehen , und da das neue Glied die ganze Form des abgestossenen annehmen soll, so miifsten lauter solche Endglieder abgehen. Es gehen aber vielen Menschen tagtäglich mehrere Glieder ab, wovon kein einziges die Figur des Endgliedes hat. Auch ist es gar nicht wahrscheinlich, dafs bei Men- schen, die vielleicht nur einen oder zwei Kettenwürmer belierbergen , tiigllch so viele neue Glieder sich erzeugen sollen. Und wenn nun ein solches Knöpfchen sich am zwanzigsten Gliede, von unten auf gezahlt, bildet; so müssen ja noth- wendig die übrigen neunzehn mit abgestossen werden , und für diese ist doch das neue Glied nicht als Ersatz zu rechnen. Uebrigens aber finden wir bei grofsen Würmern immer die hintersten Glieder mit reifen Eiern trächtig; auch sind es fast durchgehends die von freien Stücken abgehenden Glieder. Es müfslen also auch diese neu erzeugten Glieder gleich bei ihrer Entstehung mit solchen Eiern geschwängert sein, indefs bei den vorhergehenden Gliedern die Eier, oline weiter zu kommen, liegen blieben, was alles gnr nicht wohl denkbar Ist.
Nach meinem Dafürhalten erzeugt sich der ganze Wurm auf einmahl , er sei nun der erste von selbst entstandene , oder ein späterer aus dem Ele entwickel- ter. Er nimmt allmählich an Gröfse zu, die einzelnen Glieder werden unter- scheitlbar, und zwar die hintersten zuerst. Haben diese eine gewisse Gröfse er- reicht, sind die in ihnen enlhallenen EierzurReife gediehen, so trennen sie sich von selbst vom Stamme. DIefs kann bereits geschehen während die dem Kopfe, nächsten Glieder noch gar nicht unterscheidbar sind, und noch einen langen Hals bilden. Indefs Itommt nicht minder endlich die Reihe an sie, und zuletzt geht auch der Kopf den Weg, den früher seine Glieder genommen haben. Wie viel Zeit dazu erfordert wird, kann ich nicht angeben, zweifle aber sehr, dafs der Wurm zehn und mehrere Jahre dazu brauche, wie man oft durch i\(^n fortwährenden Abgang einzelner Glieder ohuo Kopfende verführt, annehmen zu müssen glaubt cO. Mir (e) Memorie. S. 46 — ■ (f) Man sehe hieri.ber C a r 1 i s 1 e.
107 ist es wahrscheinliclier , dafs sich ATahrend dieser Zeit ein oder der andere dem Eie enlsciiliipfte Kelleiiwunn wieder eiituickell, oder auch ein neuer bei fortwäh- ren'der Disposition von freien Stücken gehildel hat • — Im üeihste (itidel man Lei den Hechten keine Runzelwiirmer ; im Frühjahre ist der g.mze D.um davon Volk — Aus dem Umstände aber, dafs m:»n den Kopf des Wurms nicht abgehen gesellen hat, darf man gar nicht fchliefsen, dafs er noch im Darme zurück sei. Denn gev öhnlich zerreifit der Wurm heim AI gange, und meistens sehr nahe bei dem Kopfende; je näher er diesem abreifit, desto schwerer ist der Kopf im Kothe zu finden. Wenn man aber, wie gewöhnlich geschieht, mit einem Stück Holze im Nachllopf hcrumrührt , so geht der Kopf gewifs verloren. Die beste Methode seiner habhaft zu werden, ist folgende: Man giefst hehuthsam so lange lauwarmes Wasser über den Koth , und liifst es vorsichtig wieder abrinnen, J)is am Ende der Wurm und alles , was sein ist, rein auf dem Boden des Gefafses liegen bleibt. Auf diese Art wurde ich auch des Kopfs des Bandwurms, den ich einer Peters- Lurgerinn abtrieb, und der ungefähr einen Zoll vom Kojjfende abgerissen war, habhaft, nachdem ich einige üimer W^asser zum Abspülen des Kolhs verbraucht hatte. — Unter mehreren hundert mit dem Kettenwurme behafteten , von mir behandelten Moüsr-hen jeden Alters \ii\d Geschlechts, hat nicht ein Einziger das Kopfende des Wurms abgehen gesehen , und doch sind neun und neunzig unter hundert, so i iel mir liekaiuil ist, bis zur heutigen Stünde befreiet geblieben.
Aufser den obenangezeigien und abgebildeten Verschiedenheiten im Baue der Glieder kommen auch manchmahl Kettenwürmer mit durchlöcherten Glie- der vor. Zwei solche Iiabe ich abgetrieben. Der eine hatte nur wenige solche durchlöcherte Stellen, bei dem andern war fast die ganze abgegangene einige Fufs lange Strecke durchlöchert, von der Ich in der lOten Figur ein Stückchen habe abbilden lassen. — Masars de Cazeles hat einen ähnlichen Wurm abzeich- nen lassen. Er hält Ihn für eine neue Species , welches er aber bestimmt nicht ist, und CS scheinen blofs an diesen Stellen die Eiersäcke geborsten zu sein, wo- durch diese, etwa so zu nennende Taenia J'enestrata , entstand.
Endlich aber besitzt unsere Sammlung noch ein sehr merkwürdiges Stück. Es ist diefs eine mehrere Fufs lange. Strecke von Kettenwurm, deren zwei an dem einen Rande fest zusammen verwachsen sind. Die 12. 13. und l4te Figur stellen einen Thell davon vor. Es ist sehr Schade, dafs ich nicht das Kopfende davon er- halten konnte. Wahrscheinlich war es auch mit diesem Stücke unter den vielen einzelnen Gliedern zugleich mit abgeganc;en und aus Unacblsamkeif weggeschüt-
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tct worden. Denn nachher ging dieser Patientuin nichts mehr ab. — Die Samm- lung he'sitzt einen kaum zolllangen hewaffnelen Kettenwurm aus einer Katze, der 6 Saun-mündun"-cn statt 4 hat. Seine prismaliiche Figur mit Vertiefungen der Läno^e nach, zeigt, dafs es eigentlich eine verwachsene Drillingsgeburt oder Dril- lingsmifsgeburt ist.
Herr Brera will auch einen Baslardkettenwurm, d. i. ein Mittelding zwi- sehen BandvTurm und Kettenwurm, welcher sich seiner Meinung nach , aus der fleischlichen Vermischung heider Würmer ergeben haben soll, beobachtet haben. Er gibt davon zwar eine Beschreibung, die jedoch nicht hinreicht, um meinem Verstände ein deutliches Bild zu entwerfen. Eine Abbildung davon hat er leider nicht gegeben, was auch Herr Ol fers sehr bedauert, indem er übrigens die- sen sogenannten Bastard für einen gemeinen Kettenwurm hält. — Auch ist es eine schwer zu glaubende Sache , dafs ein Bandwurm und ein Keltenwurm sich zuo^leich in dem Darmbanale eines und desselben Menschen sollen aufgehalten ha- ben, defshalb auchHerr Olfe rs hinzusetzt: duminodo observationi credeiidum.
VIERTES C A P I T E L.
Von den Ursachen der Erzeugung der Wurmer im menschli- chen Darmkanale.
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Wenn wir als erwiesen annehmen , dafs, die Eingeweidewürmer nicht von aussen in den Körper kommen, auch nicht angeboren sind, also nothwendig einer Uibildung ihr Dasein zu verdanken haben müssen : so können wir die nächste Ur- sache dieser Wurmbildung in nichts anderem suchen, als entweder in einer ver- änderten Beschaffenheit, Mischung der den Körper überhaupt oder einzelne Or- gane ernährenden Stoffe , oder auch in einem Uebermafse derselben , dem die Darmwürmer wohl öfters so gut, wie jeder anderen Ursache, ihre Entstehung zu verdanken haben mögen. — Die Ursache aber einer solchen veränderten Beschaf- fenheit, oder eines Mifsverhältnlsses der den Körper ernährenden Sloffe kann nur in einer relativen Schwäche einzelner Gebilde liegen, nicht in Schwäche im All- gemeinen. Denn so wenig als Schwäche überhaupt , da ^T0 völlige Uebereinslim- mung in allen Verrichtungen herrscht als Krankheit angesehen werden kann, eben so wenig können wir sie als eine Ursache der Wurmerzeugung annelunen. Nur
109 durch Disharmonie in den Verrichtungen einaelner Gebilde \Aird lu-ankheit ge- selzf. Eine .'ihnliche Disharmonie mufs Stall finden, wenn Würmer erzeugt wer- den sollen. Denn wird z. B. in dem Magen nus den genossenen Speisen nicht mehr und kein anderer Nahrungsstoff, als zum Ersätze des Ausgeschiedenen, oder zur Vergröfserung, zum Wachsthunie des Körpers nöthig ist, hereilel; wird da- seihst nicht mehr Stoff aninmlisirt, als in die aufsaugenden Gelafse des Darmlta- nals aufgenommen werden kann, und wirklich aufgencmmen v^ird; werden da- selbst auch von Seite des thierischen iiorpers nicht mehr Softe aus seiner eigenen Masse ausgeschieden, als nöthig ist, um die von aussen aufgenommenen Stoffe zu animalisiren undzu homogenisiren ; so werden sich auch in dem Darmkaiiale keine Würmer erzeugen. Findet hingegen ein Mifsverhältnlfs Statt, vrobei nähmlich im Darmkanale mehr Stoff aniraalisirt wird, als aufgesogen werden kann, so ist .nichts leichter, als diefs. Dauer finden wir auch öfters Personen, die dem äufse- ren Anscheine nach vollkommen gesund und kräftig sind, und dennoch in ihren Gedärmen Würmer beherbergen. Hier scheint es, dafs der Magen und die Ge- därme oder die sogenannten ersten Wege sich in einem Zustande grüfserer Le- benslhätigkeil befinden, als wirklich zur Erhaltung des Kürpers uothwendig ist, und dafs die Thätigkeil r!cr aufsaugenden Gefäf*e, welche nur so viel, als zum Ersätze des Verlustes nöthig- itt, aufnehmen, zu jener in einem Mifsverhältnisse steht; dafs folglich von iJn Dauungsorganen mehr Stoffe animalisirt werden, als diese aufnehmen, \->odurch dann dieser hier weilende lebendige Stoff bestimmt Mird, zu einem selbstsländigon Ganzen, zu einem Wurme sich zu bilden. Darum kann nun auch die Anlage cOj)portunitäi) zur Wurmerzeugung, so wie zu man- chen anderen Krankheilen, sowohl angeerbt, angeboren, auch erworben sein. Ja! es erklärt sich hieraus, warum Kinder mehr als Erwachsene, Frauenzimmer mehr als Männer zur W^urmerzeugung geneigt sind. Bei beiden herrscht in der Regel eine gewisse Schwäche indem einsaugenden Systeme, — Man weifs, dafs oft Kinder, zumahl wenn sie nicht der Mutter Brust geniefsen, in den erstenLebens- monalhen, trotz der vielen Speisen , die sie zu sich nehmen, dennoch nicht gedei- hen , an Gröfse vujd Stärke nur sehr wenig zunehmen. Diefs Hegt gewöhnlich nicht an der geringen Ergiebigkeit an Nahrungsstoff der genossenen Speisen, son- dern an der schlechten Verarbeitung dieser Speisen, an der nicht hinlänglichen Aufnahme des daraus bereiteten Nahrungssaftes. — Bei scrofulösen und atrophi- schen Kindern ist der freie Durchgang in den aufsaugenden ernährenden Gefäfsen gehemmt, oder doch sehr erschwert ; es bleibt also im Darmkanale eine grofse
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Menge Nalirungssaft zurück, worunter ich nicht blofs den Auszug aus den genos- senen Speisen, sondern die Mischung dieses Auszuges mit don Säften des Körpers, kurz einen schon animalisirlen Saft versiehe; der, wenn er nicht, vyie das zur Ernährung Unbrauchbare durch den Stuhl ausgeleert wird, sich leicht der Wurm- bildung hingibt. Solche Kinder sind auch, wie die Erfahrung lehret , gewöhnlich mit Würmern behaftet.
Diese Vorslellunjr'art von der Erzeusunffsweise der Darmwürnier scheint mir wenigstens der Wahrheit näher zu liegen, als die Meinung des Aetius Cg), des Paul von Aeaineta, Riolans und Cabucinus, nach welcher der Bandwurm nichts anderes sein soll, als die abgelöste innere Haut der dünnen Därme, welche zu einem lebendigen Körper geworden sei. Aehnliche Theorien findet man noch heut zu Tage.
Wenn indefs untei" den vorgenannten Cedingungcn sich häufig Darmwürmer erzeun^en : so folgt daraus noch keineswegs , dafs sie überall da , wo diese ßedin- aunoen gegeben sind, sich nothwendig erzeugen müssen. Auch uürdeeine solche Behauptung gegen alle Erfahrung streiten. Denn öfters treten alle die erwähn- ten Umstände ein, ja! es ergeben sich sogar alle Zeichen, aus weichen man auf die Gegenwart von Würmern zu schliefsen sich berechtiget glaubt, und dennoch sind keine vorhanden. Die Ursache ist leicht zu finden. Sie liegt unstreitig dd- rin , dafs die genannten Bedingungen nur den einen, und zwar nur den für \ms erkennbaren Factor der Wurmbildung ausmachen. Diesen könnte man den ma- teriellen nennen, den anderen, den ich mit gütiger Erlaubnifs meiner Leser, einstweilen den geistigen nennen will, kennen wir nicht. Die Mitwirkung dessel- ben ist aber unumgänglich erforderlich, wann sich aus dem formlosen animalisir- len Stoff ein neues Thier, ein Wurm bilden soll. Diesen zweiten Factor , — der jedoch nichts anderes ist, als der alles belebende Geist, der selbst schon in dem formlosen animalisirlen Stoffe waltet, aber nicht in der zur Hervorbringung ei- genthümlichcn Lebens erforderlichen Spannung, — näher kennen lernen zu wol- len, bleibt für uns , so lang wir hienieden wallen , ein thörichtes Unternehmen. Wir erkennen seine Gegenwart blofs aus seinen Wirkungen.
Zu den entfernteren Ursachen der Wurmerzeuofung können wir vor- züglich rechnen: sitzende, unfhätige oder wenig Aufwand von Muskelkraft er- fordernde Lebensart ; feuchte, dumpfe Wohnungen ; eine Kost, woraus ein zäher, schleimiger oder auch sehr ergiebiger Nahrungssaft bereitet wird, vorzüglich der (g) Teuabibl. III. Senn. I. Cap. XL. p. 597.
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hÄußge Gcnufs von feilen, mehlichlen und Milrlispeisen. — Feuillee hall auch vieles Zuckere.ssen für eine Ursache des häufigeren Vorkommens von Wür- mern bei den Indianern. — Sitzende Lehensart ist wahrscheinlich eine der ent- fernteren Ursachen, warum Würmer häufiger bei Frauenzimmern vorkommen, als bei Männern. Noch geneigter maclil dazu der beständige Aufenthall in einer feuchten Wohnung, der durch Unterdrückung der freien Haulausdünslung mittel- bar auf die Verrichtungendes einsaugenden Systems in den Gedärmen nachthei- liff wirkt. Ist vollends die Nahrunc; so beschaffen, dafs die Wurmerzeu^un"^ da- durch begünstiget wird , so ist für ihre Bildung vollkommen gesorgt, nähmlich von Seite des materiellen F'actors, — Es ist bekannt, dafs das Weiden der Schafe in sumpfigen Gegenden di e gewöhnlichste Ursache der Leberegeln ist. Dcfshalb werden in wohlverwalleten Schäfereien die Schäfer zur V&rantwortung gezogen, wenn dieses Uebel in einer Heerdo einreifst, weil man beinahe mit Gewifsheit voraussetzen kann, dafs sie auf nasse Weiden getrieben, oder im Winter mit ver- schlammtem nicht gehörig gereinigiem Futter genährt worden ist. In nassen Jah- ren richtet jedoch diese Krankheit auch ohne Verschulden des Schäfers erofse Verheerungen unter den Schafen an, und nur durch die zeitice Anwendun«- bit-
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terer und stärkender Mittel, Enzian, Kalmus u s. w. kann man dem weiteren Um- sichgreifen dieses Uebcls einiffermafsen steuern.
"So wie aber Wurmkrankheiten epizootisch bei den Thieren vorkommen — denn aufser den Leberegeln wird auch nicht selten der Pallisadenwurm iStroii- gyliis Filaria /?.), der in den Luftröhren und deren VeräsUungen seinen Sitz hat, eine Krankheilsursache der Schafe , die gro/se Verwüstungen anrichtet, wie mir diefs aus mehreren rathfrngenden Schreiben von Güterbesilzern bekannt ist — eben so können auch Wurmkrankheilen unter den Menschen epidemisch und endemisch herrschen. Denn wenn z B. eifte gewisse Beschaffenheit unseres Dunst- Iireises dazu beitragen oder selbst bewirken kann, dafs zu gewissen Zeiten oder in gewissen Gegenden Gallenfieber oder andere nicht ansteckende Krankheiten häufiger vorkommen : so köhnen auch Würmer und Zufälle von Würmern erregt, zu gewissen Zeiten und in gewissen Gegenden , wann und wo solche entfernte Ursachen der Wurmerzeugung allgemein wirksam sind, als epidemisch oder en- demisch angeschen werden. Wurmcpidemien sind also luiter gewissen iBeschrän- kungen kein llirngespinnst. Marie hat eine solche sehr merkwürdige in Ra- venna vmd der Umgegend beobachtet, \-v o alle Kranke Vt'ürmer von oben und un- ten ausleerten. Indefs mufs man nicht Alles für Wurmepidemie halten , was da-
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für ausgegeben wird. Auch will es mir nicht einleuchten, dafs Würmer eine Faul- ficberepideniie hervorgehracht haben sollen , wie Herr Bernard zu glauben ge- neigt ist; sondern mir ist es wahrscheinlicher , dafs Wurmkrankheiten in jener Gegend endemisch sind. Gewifs aber ganz falsch nennt Bonnevaull ein ge- wöhnliches Faulfieber, ein epidemisches fauligtes Wurmfieber, weil einige Kranke auch Würmer ausleerten. Daher wird auch in dem Journal deMedecine in den Bemerkungen über die Beschreibung eines fauliglen V^.'urmfiebers von Dufour. erinnert, dafs man nicht Wurmfieber, sondern lieber Fieber mil Würmern complicirt sagen sollte. Wurmepidemien werden daher nur da vorkommen, wo Würmer zur endemischen Constitution gehören. Dafs es aber Gegenden und selbst gan^e Länder gibt, in denen Würmer bei weitem liäufiger vorkommen, als in anderen, lehrt die Erfahrung. Da quin glaubt, dali es nirgends mehr Würmer geben könne, als in Savoyen bei Chambery , ^velche nicht nur bei der gemeinen Volksclasse , son- dern auch bei Personen aus den höheren Standen , wo also nicht schleclite Nah- rung utid dergleichen als Ursache anzuklagen sind , sehr häufig angetroffen wer- den , ohne dafs er hiervon einen Grund anzugeben wüfste. Aufser vielen ande- ren einzelnen Gegenden werden besonders Holland und die Schweiz als Wurm- länder betrachtet. Bei den Bewohnern der letzteren dürfte es wohl etwas schwer halten, das häufigere Vorkommen von Würmern zu erklären. Schwerlich möchte die Ursache daA on in der BeschaiTenheit des Dunstkreises liegen , die in diesem Gebirgslande ganz enlgegengoscizt ist der des flachen Balaviens. Eben so wenig wohl in der BeschaiTenheit der Nahrungsmillei ; denn es ist, wenigstens in den gröfseren Städten, die Lebensart in dieser Beziehung von der in den benachbarten Ländern nicht v. esenllich verschieden. Vielleicht sind Milch und Käse die einzi- gen dfffhalb anzuklagenden , und zwar die erstere nicht so^^olil wegen des häu- figeren Genusses derselben , als vielmehr ihrer gröfseren Ergiebigkeil willen an ernährenden StolTcn, weil sie daselbst ungewässerl und unverfälscht gegeben wird. Ich sage vielleicht, da ich diefs schlechterdings nur als eine hingeworfene Idee betrachtet wissen v^ill, und gern diese Meinung zurücknehme, wenn mir irgend Jemand auf eine genügendere Ait dieses häufigere Vorkommen von Wür- mern, und besonders von Bandwürmern, bei den Schweizern, von welchen letz- tern ihre Nachbarn fast gar nichts wissen, erklärt. Bei Deutschen, dem gröfs- ten Theile der Franzofen , bei Italienern und selbst Tyrolern findet man in der Regel nur den Keltenwurm, indefs vielleicht nie ein achter Schweizer, von einer Schweizer Mutter geboren, je am Ketleuwurme gelitten hat. Bei den Russen und
115 Pohlen kommt der Bandwurm auch vor, iiulefs Herr Rudolph; nach seiner Vor- sicherung aus Schweden nur KeltenvTÜrmer erhallen hat. Hier hönnle nun wohl die Ursache in einer gewissen Eigenthünilichkeit der Völkerschaft , der Menschen- rasse , wovon die eine und die andere abstammt und hei Russen und Schweden verschieden ist, liegen. Aber wie kommen die Schweizer zu dem nähmlichen Wurme, wie die Russen? diefs ist bis jetzt ein Rälhscl, und wird es auch wohl noch lange bleiben.
Bei den Holländern mag allerdings die Beschaffenheit des Dunstkreises , des Kllma's , die schon so viel Einllufs auf das Temperament dieser Nation aufsert, eine der häufigsten Ursachen des Vorkommens von Würmern sein. Aber man irrt, wenn man dieselbe in dem reichlicheren Genüsse von Fischen sucht. Nach Herrn Rudolphi essen andere Küstenbevvohner nicht weniger Fische , und leiden defs- halb doch nicht besonders an Würmern. Der nunmehr verstorbene Professor v. P«einlein Ch), »war zehn Jahre hindurch Arzt der P. P. Carthäuser, die ■»weder Fleisch noch Milch speisen, sondern gröfstenlheils Fische essen, und sah »keinen einzigen, der am Bandwurme gelitten hätte; auch konnte sich von den »ältesten Vätern keiner entsinnen , je einen am Bandwurme leidenden Mitbruder »gekannt zu haben.«
Uebrigens kann die Beschaffenheit der Nahrungsmittel allerdings viel zur Er- zeugung von Würmern beilragen, und V. Pv einlein erzählt uns auch hierüber ein paar merkwürdige Beispiele Ci). »Vor zwei Jahren behandelte ich einen vier »und sechzigjährigen unverheiratheten Mann, der ein gutes körperliches Aussehen »halle , eine ordentliche Lebensari führte , und einer sein ganzes Leben hindurch »fast nie unterbrochenen Gesundheit genofs. Vor sieben Monathen ungefähr rieth »ihm ein wohlmeinender Freund, bei dem nun eintretenden Alter seine vorige ^Lebensart zu ändern, und lieber Milchspeisen zu geniefsen. Der guteMann be- »folgte diesen Rath, und ertrug diese Veränderung mehrere Wochen hindurch »ohne Beschwerde. Allmählig aber fühlte er, besonders nach Tische, eine Span- »nung im Unterleibe, eine Beängstigung in der Gegend der Herzgrube , Herzklo- »pfen und Abnahme der Efslust : sein voriges gutes körperliches Aussehen ver- *schwand, und öftere Ueblichkeilen stellten sich ein. Ich fand die Darmweichen »und den Unterleib gespannt, und da man mir obige Symptome nebsl der verän- »derlen Lebensweise berichtet hatte , machte ich den gegründeten Schlufs auf eine »gastrische Krankheit; ich verordnele daher ein Abführungsmittel , aus fünf Um i,h) UeberseJjung. S. 25- — (i)Ebendaselbsl, S. 21..
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vzen Wlenerlränkchen und sechs Diaclimen SeigneUesalz. Tags clarAuf besuchte »ich ihn wieder. Der Bediente, welchen er schon zwei und dreifsig Jahre hatte, »erwartete mich voll Neugierde, und zeigte mir in dem Leibsluhle nebst einer »Menge Unrath mehrere sogenannte Kürbiskerne, welche er für Melonen - Samen »hielt. Auf meine Frage, ob er schon öfters so was in dem Leibstuhle seines »Herrn bemerkt habe, erwiederte er: er habejn dem Leibstuhle, den er täglich »ein, öfters auch zweimahl reinigte, \'icle Jahre niclits dieser Art gesehen, vor »zwei oder drei Wochen aber habe er das erste Mahl hier und da eine Spur bemerkt, »sei aber der Rleinung gewesen, dieses rühre \vo anders her. Ich richtete nun »mein Heilverfahren gegen den Bandwurm , und war so glücklich ihn am sieben- »ten Tage vollständig abzutreiben. Dieser Mann kehrte zu seiner vorigen Lebens- »art zurück, und ist bis zur Stunde vollkommen gesund. — Nun frage ich, fährt »Rein lein fort, wo kann sich's ein Mensch von gesundem Verstände träumen las- »sen, dafs der Keim dieses Wurms sechszig und mehrere Jahre hindurch im Kör- »per dieses Mannes verborgen geblieben sei , und sich jetzt erst entwickelt habe.,«
Eine andere nicht minder interessante Beobachtung lautet also: »Ich kenne »seit dreifsig und mehreren Jahren eine Dame, die noch sehr gut aussieht, und »zwölf gesunde Kinder , sechs Knaben und sechs Mädchen, geboren hat. So oft »diese Dame mit einem Mädchen schwanger war, ^vurde sie von einer unüber- »VYindlichen Begierde zu fetten Milch- und Mehlspeisen hingerissen; dabei wurde »sie immer von den gewöhnlichen Wurmzufällen gequält ; ja sie schied auch bis »zur Geburt mehrere Spulwürmer aus. Bei einer männlichen Frucht traten diese »Erscheinungen nie ein ; im Gegentheile fühlte sie die gröfste Abneigung vor ob- 'Tcnannten Speisen. Sechs Gebnrien, unter diesen Erscheinungen vollendet, lehr- »ten sie endlich in den folgenden Schwangerschaften das Geschlecht der Frucht rich- »tig vorhersagen.«
So bestimmt indefs diese beiden Erfahrungen für den reichlichen Genufs von Milch- und Mehlspeisen als veranlassende Ursache der Wurmerzeugung zu spre- chen scheinen: so können wir sie doch immer nur als den einen Factor oder viel- mehr als die eine Hälfte des einen Factors , nähmlich des materiellen betrachten, und es bleibt allzeit noch die Beschaffenheit des Körjiers zu berücksichtigen. Nur dann, wenn auch diese dazu geeignet ist , kann es zum wirklichen Erzeugnisse kommen, — Das Erbsen - oder Linsengericht , womit der Taglöhner seinen Hun- ger slilll, ist doch wohl nicht minder blähend, als die Erbsen oder Linsensuppe, von welcher der H^fpochondrist kaum kostet. Jedoch empfindet der erstere hier-
115 von nicht die mindeste Beschwerde; sein Darnikanal bleibt unverstinimt , indefs der letztere durch etliche CublkzoUe Lull, die sich nicht leicht einen Auseanff zu verschaffen wissen , so geängstiget wird, als sollte er von dem Antichrist ent- bunden werden. So auch wirken die Nahrungsmittel rücksichtlich der Wurmer- zeugung verschieden auf die verschiedenen Menschen , welche sie geniefsen In T^-rol ifst der Landniann das ganze Jahr hindurch nur vier oder fünf Mahl Fleischspei- sen, und dennoch leiden meines Wissens die Tyroler nicht vorzugsweise an Würmern. DieNahrung der Züchtlinge in dem hiesigen Slrafhause besteht einzig in Mehl und Hülsenfrüchten. Dabei aber müssen sie arbeiten und angestrengt arbeiten , auch öfters in freier Luft, für deren gute Geschaffenheit überhaupt, so viel nur thun- lich, gesorgt ist. Herr Regierungsralh v. Gulden er, welcher vierzehn Jahre lang als Arzt diesem Hause voi'stand, versicherte mich, dafs Würmer äufserst sel- ten bei diesen Menschen vorkommen. — Die Milch und die Erzeugnisse aus der- selben, Butter und Käse, wären wie gesagt, vielleicht noch die einzigen Nah- rungsmittel, welche man vorzugsweise als zur Wurmerzeugung Gelegenheit oder Stoff hergebende betrachten könnte. Die Milch ist aber auch wohl dasjenige Nah- rungsmittel , welches unter allen animalischen und vegetabilischen Substanzen, das reichhaltigste an Nährstoff ist. Die so leicht statt findende Erzeugung der Kä- semaden spricht schon sehr dafür. Doch bleibt diefs nur eine Vermuthung, soll durchaus nicht als ein Beweis gellen.
Davon bin ich indefs fest überzeugt, dafs eine magere, wenig Nahrung ge- bende, Kost ganz imd gar nicht zur Erzeugung von Eingeweidewürmern, weni"^- stens nicht von Darmwürmern geeignet ist, und diese keinen ärgeren Feind, als den Hunger ihres Wohnlhiers kennen. Es sind von uns gegen zweihundert Karpfen, (C^- prinus Carpio L,^ und ungefähr fünfhundert Schleien (Cj^/^ri/i. Tinea Z,.) unter- sucht worden. Nur In sechs der letzteren wurden Würmer gefunden. Aus Karpfen haben wir zwar auch Würmer, aber nur aus jenen , welche ganz frisch gefangen von dem Neusiedlersee unter dem Nahmen Seekarpfen hierher zu Markte gebracht werden. In allen sogenannten Donaukarpfen nicht ein einziger Wurm. Die Schleien aber imd Karpfen, womit gewöhnlich die Stadt Wien versehen wird, werden durchgängig in Teichen gezogen, von dort hierher gebracht und durch geraume Zeit in Fischbehältern in der Donau aufbewahrt, damit sie einen gewissen Schlammgeschniack , welchen sie im Teiche annehmen, verlieren. Bei dieser Auswässerung aber hungern sie ganz ans, und In ihrem Darmkanale findet man öfters auch nicht eine Spur des bei anderen Fischen ihrer Galtung gewöhnlichen
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Schleim?» Ihr Darmka.ial ist wie ausgewaschen, indefs er bei anderen Fischen, die frisch in der Donau gefangen wurden, z.B. bei den Barben (_Cjyprin. Bar- hiis L,.) ganz dick mit Schleim überzogen , aber auch öfters ganz mit Würmern voll eepfrojtft ist. — ■ Vor einigen Jahren wurden fais einem freien Wasserbehälter Jn Scbönbrun einige Goldfische iCj^prin. auratiis L..') gefangen und in Glaser mit reinem Wasser gesetzt. Die meisten starben nach wenigen Tagen. Bei einem derselben hatte sich ein Kratzer (^Echinorh, clavaeceps fL^ nicht nur durch den Darm sondern auch durch die Muskeln und die Haut durchgearbeitet; da er aber im Wasser auch keine Nahrung und aufser dem thierischeu Körper seiner Welt Ende fand, so kehrte er, wahrscheinlich so lang noch sein hl*nteres Ende in dem Fischkörper steckte, wieder dahin zurück und bohrte sich von aussen ein. §0 an der äufsern Oberfläche des Fisches festhängend wird er noch in der Sammlung aufbewahrt. Bei anderen dieser Fische hatten sich diese Würmer blofs durch die Därme durchgewühlt und hingen entweder an der Innern Bauchwand, oder an der äufseren Oberfläche der Därme fest. — In dem k. k. Naturallencabinette werden das ganze Jahr hindurch viele Vögel aus verschiedenen Ordnungen und Gattungen, nalurhistorischer Beobachtungen willen , gehalten. Fast nie wird In einem sol- chen durch längere Zeit eingesperrt gewesenen Vogel ein Darmwurm gefunden. Allein man kann auch bei aller angewandten Mühe ihnen die ganz gleiche Nah- rung nicht verscliaffen , welche sie im Zustande der Freiheit geniefsen.
Wenn also schlechte Nahrungsmitlel gewöhnlich als eine Ursache der Wurm- erzeugung abgeführt werden: so darf man darunter nicht eine überhaupt zu we- nig Nahrung gebende Kost verstehen , sondern nur eine solche , die zwar Nah- rungssloff in hinreichendem Mafse, ja für den gegebenen Körper Im Uebermafse enthält, welcher NahrungsslofF aber von demselben nicht gehörig genug verarbei- tet, nicht ganz in seine Masse aufgenommen -werden kann. Bei Jer nähmlichen Kost, bestehend aus Kartoffeln , Erbsen, Linsen, Bohnen und anderen aus Mehl bereiteten Speisen nährt sich der arbeitsame Landmann vorlreffilch, Indefs der müfsige und schwächliche Städter bei häufigem Genüsse solcher Speisen von Wür- mern und anderen Uebeln gequält wird. Auch ist es blofs ein von neueren Schu- len verbreitetes Vorurtheil , zu glauben, eine solche besonders aus niehlichten Vegetabilicn bestehende Kost nähre weniger, als Fleischkost. Das von den Tyro- lern , die doch gewifs ein kräftiger Schlag von Menschen sind, angeführte Bei- spiel, hebt wohl hierüber allen Zweifel.
In früheren Zeilen hat man auch geglaubt, der Same von Würmern werde
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durch den Geiuils von wurmstichigem Obste in den Fd'Irper gfhracht, indem man den Unralh der in solchem Obsle lebenden Raupen für die Wurmeier hielt. Ein solcher Glaube bedarf aber wohl heute zu Tage keiner Widerlegung mehr.
Haben sich indefs einmahl Würmer in einem Körper von selbst erzengt: so hönnen sie sich, wenn auch die Ursachen , welche zuerst ihr Werden oder ihre Bildung veranlafsten , aufhören oder wegfallen , selbst wieder durch Begattung er- zeugen und foripflaiizen , indem alle unsere Darmwürrner mit Fortpflaiizungsor- ganen versehen sind. Doch müssen auch zu dieser Fortpflanzung die Umstände günstig sein ; denn wir sehen z. B. gar öfters bei Kindern die Würmer, welche lange Zeit allen angewandten Mitteln trotzten, von selbst verschwinden, wenn jene zu einem reiferen Alter gelangen. Auch verlieren sie sich öfters eben so bei Erwachsenen, wenn diese das Klima verwechseln , oder die Lebensart verändern. Gleichlalls sind Krankheiten des Menschen nicht selten der Würmer Tod, wie ich hierüber unten Beispiele anzuführen Gelegenheit haben werde.
FÜNFTES CAPITEL.
Von der Erkenntnifs des VorJiandeilseins von Würmern im Darmkanale, und von den durch sie verursacliten Krank-
lieitszLifiillen.
Als Zeichen, woraus man auf die Gegenwart von Würmern im Allgemei- nen schliefst, werden folgende angegeben:
Das Gesicht solcher Menschen ist verändert , meistens blafs , selbst bleifarb, jedoch ist es zuweilen wieder roth und wechselt die Farbe oft plötzlich; einige geben dafür an , dafs nur Eine Wange geröthet werde.
An den Augen vermifst man das gewöhnliche Feuer; eie sind matt, die Pu- pille ist erweitert, und die unteren Augenlieder sind mit blauen Ringen umj>ebcn.
In der öfters geschwollenen Nase empfinden die Kranken ein beständiges Ju- cken oder Kitzeln, welches sie zu unaufhörlichem Grübeln in derselben reizt. Auch bluten sie häufig aus derselJten.
Sie klagen zuweilen über Kojifweh , auch über Sausen in den Ohren.
Die Znt)ge ist unrein; im Munde sammlet sich ungev^öhnlich viel Speichel; der Athem ist übelriechend , besonders bei nüchternem Magen.
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Die Efslust ist sehr ungleicli, bald scheint sie ganz darnieder zu liegen, bald artet sie wieder in Helfshiinger aus.
Uebelkeiten im Magen, Neigung zum Erbrechen, auch wirkliches Erbrechen, aber meistens blofs einer wasserhellen Flüssigkeit.
Bauchschmerzen, oft sehr heftige, vorzüglich in der Gegend des Nabels.
Schleimichter , öfters mit Bhitstrelfen gefleckter Stuhlabgang.
Trüber, lehmfarbiger, oder auch wie sehr verdünnte Milch aussehen- der Urin,
Dicker aufgetriebener, harter Bauch bei Abmagerung des übrigen Körpers.,
Trägheit, Verdrossenheit, abwechselnde, meist übele Laune.
Herr Courbon Perussel will auch die Sprachlosigkeit als ein häufig vorkommendes Wurmzeiohen beobachtet haben, und Herrtjirandy aufser die- scr sogar Delirien, Blindheit und Taublieit.
Endlich wirklicher Abgang von Würmern, jedoch nur seilen durch Erbre- chen, gewöhnlich mit dem Stuhle.
Ich darf wohl meine Leser nicht erst darauf aufmerksam machen, dafs diese Zeichen nur höchst selten alle beisammen angetroffen werden, und eben so we- nig werde ich zu erinnern nöthig haben, dafs keins derselben, mit Ausnahme des letzten, als untrüglich das Dasein von Würmern verrathend , angesehen wer- den darf, indem jedes derselben auch auf andere Leiden deuten kann, wie dann z. B. die erweiterte Pupille, Neigung zum Erbrechen, Verdrossenheit des Geistes u. s.w. auch als Symptome der Gehirnhühlenwassersuchl erscheinen. — Wenn in- defs nur mehrere dieser Zeichen vorhanden sind, und man keine Ursache hat, dieselben auf ein ursprüngliches Leiden in dem Kopfe, sondern vielmehr auf eine Störung der Verrichtungen im Unterleibe zu beziehen: so wird man selten feh- len, wenn man auf Wurmkrankheit schliefst. Ja! selbst da, wo das Ropfleiden unverkennbar ist , wird man immer sehr wohl thun , den Unterleib und die da- selbst möglich stattfindenden Störungen in den Verrichtungen zu berücksichtigen. Denn es wird mir wohl Niemand widersprechen, wenn ich behaupte , dafs die Leiden des Kopfs gar sehr oft durch Leiden im Unlerleibe bedingt sind und so ur/igekehrt. Wie ist man aber jederzeit im Stande so genau zu bestimmen, von wo das primäre Leiden .ausging ? Ja! selbst wenn diefs bestimmt wäre, so ver- dienen sie wegen dieser wechselseitigen Bedingungen beide berücksichtiget zu werden.
Ich habe gesagt Wurml<rankheil, nicht Würmer; defshalb, weil öf-
110 fers bei dem Vorhandensein beinahe aller oben angpgebenen Zeichen auf den fort- gesetalea Gebrauch der bewährtesten wurrntodtenden und wurmlreibenden Mittel nicht ein einziger Wurm zu Tage gefördert, auch selbst nach etwa erfolgtem Tode des Patienten keiner im Darmkanale gefunden wird. W u r m 1« ra nkh e i l a!)er nenne ich diejenige Störung oder dasjenige Mifsverhältnifs in den Verrichtungen der zur Verdauung und Ernährung dienender Organe erster und zweiler Instanz, wodurch i/n D(irni!;anale Sfofl'e erzeugt und angehäuft werden , aus welchen sich unter begünstigenden Umständen Würmer erzeugen können, nicht aber nothwen- dig erzeugen müssen ; kurz den materiellen Factor der Wurmerzeugung. Wür- mer im Darmkanale sind also keine ursprüngliche Krankheit, ja! sie sind selbst, V(enige Fälle ausgenommen, wovon unten mehr, gar nicht als Krankheit zu be- trachten, sondern sie sind vielmehr ein Erzeugnifs des angegebenen Krankheils. Kustandes der erwähnten Organe, oder des Mifsverhällnisses der Wirksamkeit die- ser Organe zueinander, wodurch alle die obgenannten Zufälle verursacht werden können, ohne dafs gerade die G3genwart von Würmern erfordert würde. Denn dafs nicht jedesmahl deutlich ausgesprochene Krankheit vorhanden sefn müsse, wenn Würmer gegenwärtig sind, lehrt die Erfahrung nur allzuhäulig , nicht nur bei Menschen, welche bei vollkommenem Wohlbefinden Ci) Würmer ausleeren, son- dern ganz vorzüglich bei Thieren , die nicht an Krankheit gestorben, sondern ge- waltsam getödet worden sind, in deren Darmkanal man öfters Würmer in sehr grofser Menge findet , ohne dafs man irgend eine sichtbare krankhafte Verände- rung in irgend einem Organe, oder ein schlechtes Genährtsein wahrnehmen könnte, wie diefs schon in dem ersten Capilel erinnert wurde.
" Indefs möchte ich vielleicht hier Manchem scheinen , mich eines Wider- spruchs verdächtig zu machen , indem ich a!s Ursache der Wurmerzengung irgend eine Störung, oder ein Mifsverhältnifs in den Verrichtungen der betreffenden Or- gane angenommen habe, und doch selbst als Thatsache zugeben mufs , dafs auch öfters Würmer da gefunden werden, wo man gar keine solche Störung in den Verrichtungen zuvor bemerkt hat. Dagegen gebe ich zu bedenken, dafs wohl öfters noch bedeutendere Unordnungen und Störungen in dem Körper Statt finden, ohne dafs sie sich durch ein deutlich krankhaftes Gefühl bemerkbar machten,
(i) Man uutersclieide nur gut Wohlbefinden oder vitlmehr W o h 1 e in p f i n d e n von Wohl- sein; denn öfters wird die Abnormilä! in den VerricIiUingen oder das llebelsein gar nicht ecn(ifun- den , womit ich Anatomen, die sich viel mit Leich«iiöffnungeu beschäftiget haben, gar nichts Neue» sageo will.
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Diefs hängt in vielen Fällen blofs von der Individualität des beireffenden Subjects ab. So z. B. fand ich vor einigen Jahren in der I/eiche eines an einer Lungen- lähmung verstorbenen Mannes, dessen Arzt ich durch mehrere Jahre gewesen war, einen beträclillich grofsen Stein in der linken ISiere, ohne dafs sich derselbe im Leben nur durch das enlferntesle Symptom zu erkennen gegeben hätte. Jeder geübte Arzt wird aus seiner Erfahrung Belege zu der obigen Behauptung lie- fern können.
Eben der Umstand aber, dafs nicht selten Würmer ohne vorhergegangene Be- schwerden abgehen, und die Erzeugung derselben doch immer einen von der ge- sunden Norm abweichenden — wann auch nicht allzeit als solchen empfundenen — Zustand voraussetzt, hat einige Naturforscher verleitet, anzunehmen: die VVür- mer seien selbst Heilmittel, bestimmt die, den Darmkanal belästigenden, Stoffe zu verzehren. Goeze, der ausiindig Juachen zu müssen glaubte, wie jedes Geschöpf miüelbarcn oder unmittelbaren Nutzen für den Menschen habe, ja ei- gentlich nur des Menschen wegen dn sei, hegte wirklich diese Meinung. Allein es würde wohl sehr schwer halten, diese Meinung streng zu beweisen. Denn wir finden fast überall da, wo Würmer im Darmkanale sind, auch Schleim in Ueber- flufs; und es ist selbst wahrscheinlich, dafs sie durch den P»eiz , welchen sie ver- lu'sachen , auch eine vermehrte Schleimabsonderung veranlassen.
Abildgaard nimmt zwar an, dafs die Darmwürmer durch die Unwirksam- keit der Gedärme ursprünglich erzeugt werden, auf der anderen Seite aber wie- der heilbringend auf dieselben zurückwirken, iiulem sie an denselben saugen, sie reizen und dadurcli die Bewegungen derselben befördern. — Herr Gau- Vieri Ck) geht noch weiter, indem er behauptet, dafs diese (vorausgesetzte) Schleimverzehrung der allergeringste Nutzen ist, den der menschliche Körper von den Würmern einerntet. Nach ihm trägt ihre Bewegung dazu bei , die Lun- gen besser zu entwickeln und die Eingeweide des Unterleibs herabzudrücken; ferner kratzen sich bel;annllich die mit Würmern behafteten Kinder in der Nase, dadurch wird niclit selten Niesen erregt, ein kräftiges Mittel zur Ausbildung der Lungen iind Zusammendrückung der Gedärme , zur Beförderung des Herabstei- gens der Hoden, der Ausleerung des Harns, des Stuhls und der Würmer selbst. — Als Herr Gautieri dieses niederschrieb, scheint er nicht Ijedacht zu ha- ben, dafs, wenn der Aufenthalt der Würmer in dem Darmkanale so nutz- und
(i) Am angeführten Orte. S, 86.
121 folgenreich für den Körper ist, ihre Ausleerung schlechterdings nicht als etwas Gutes angesehen werden dürfte.
Wenn indefs die Würmer, als lebendig und selhstsländig gewordenes Er- zeugnifs einer abnormen Thi.tigUeit, nicht geradezu als dem Körper Nutzen brin- gend angesehen werden dürfen: so geschieht ihnen doch gewifs von der anderen Seite sehr unrecht, wenn man sie als die heillosesten Geschöpfe, die von der Sonne
beschienen worden sind — doch sie werden nie davon beschienen also die
je gelebt haben, schildert, oder sie wie Herr Fortassin in seiner Dissertation über die menschlichen Eingeweidewürmer als die allergröfsten Feinde der mensch- lichen Gesundheit darstellt. Da ist keine Krankheit, die sie nach seinem Dafür- hallen nicht sollten hervorbringen können. Er schreibt auf ihre Rechnunff: Stö- rung der Gehirnverrichtungen, Augenentzündungen, Brustkrankheiten, Brechen, Ekel, Aufstofsen, Koliken, Verstopfungen, Brand, Lähmung u. s. w. u. s, w« , auch können sie nach ihm die bestimmende Ursache werden von periodischen Krankhei- ten, sowohl täglichen und monathlichcn, als auch jährlichen; von convulsirischen und anderen Krankheiten. Kurz, wenn man alles das, was er hierüber sa»t, als wahr annehmen will: so kann es auf der Welt nichts schlechteres geben, als die Eingeweidewürmer , es wäre denn diese seine Abhandlung über dieselben selbst. — Auch Marteau de G ra n d v i 1 1 i e r s klagt sie als Ursache an von Apople- xien, profusen Schweifsen u, s. w. Aber auch von andern Aerzten, ob schon nicht so wüthenden Gegnern als Herr Fortassin, werden sie mancherlei Unbilden bezüchtiget. Denn nicht leicht wird man einen Fallsüchtigen einen am Veitstanz oder an irgend einer anderen Nervenkrankheit Leidenden — Krank- heiten, an denen so häufig die ärztliche Weisheit, sie sei apriori oder a posteriori construirt, zu Schanden wird — finden, dem nicht irgend einmahl von seinen vielen Aerzten Wurmmittel wären verordnet worden. Hat nun ein solcher Mensch das Unglück, dafs ihm einmahl ein Wurm, besonders ein Nestelwurm abgeht oder vielleicht vor zehn Jahren einmahl abgegangen ist : so müssen gewöhnlich ohne weiteres Würmer die Ursache seiner Leiden sein ; und der Arzt glaubt sich hinlänglich gerechtfertiget, wenn er ein Jeremiasgesicht schneidet und unter jammer- vollem Achselzucken die Unzulänglichkeit der Kunst beklagt, welche der Hartnä- ckigkeit des fatalen Wurms nun einmahl nicht gewachsen ist. Ob aber wirklich Würmer die Ursache des Leidens sind, ist gewöhnlich, wofern nur erst einmahl welche abgegangen sind, eine Sache, die man gar keiner weiteren Untersuchung mehr unterworfen zu sein glaubt. Ich werde defshalb hier einige, theils von an-
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deren Aerzlen Leschriebene , theils mir selbst bekannt gewordene Falle anführen, wo es wenigstens aufserst problematisch ist, ob denn auch wirklich Würmer die Ursache der Krankheit oder gar des Todes waren.
Herr Courbon Perussel hat in dem Journal de Medecine mehrere solche Falle bekannt gemacht. Hier nur einige: »Bericht über die Leichenöffnung eines Mannes , den man ermordet zu sein glaubte , und dessen Tod wahrschein- lich durch Würmer verursacht worden isL^« Ein fünf und zwanzig jähriger Mann von guter Leibesbeschaffenheit \^urde am I3ten März geschlagen» Die Schläge schienen jedoch wenig Einflufs auf. seine Gesundheit gehabt zu haben, da er seine Arbeiten bis zum IQten fortsetzte, wo er anfing sich krank zu fühlen. Am 2iten wurde Herr Co u r b o u gerufen , er fand den Kranken im Bette, sprachlos, doch mit Bewufstsein. Den igten \u\d die folgenden Tage hatte er starkes Kopfweh und Neigung zum Erbrechen geklagt. Am Kopfe fand man keine äufsere Verletzung. Er verschrieb eine kühlende Ptisane. Am 5ten Tage starb der Kranke ohne die Sprache wieder erlangt zu haben Am 24ten wurde die Leiche untersucht. Nur am Rücken zeigten sich zwei leichte Excoriationen. Am Inneren und Aeufseren des Kopfs war nichts Krankhaftes zu fin len. Lungen und Herz waren gesund. Die Eingeweide des Unterleibs schienen gleichfalls in natürlichem Zustande zu sein; beider Oeffnung der Gedärme fand man viele lange und dicke Würmer. An einer Stelle waren sie ineinander verwickelt, und schienen den Darmkanal zu verstopfen. Herr Courbon zog deren 42 heraus; der üble Geruch hinderte ihn weiter zu suchen. Der Magen enthielt keinen Wurm, die dicken Därme nur wenige, und nirgends war eine Entzündung der Gedärme zu bemerken. — In den Anmerkungen zu diesen Beobachtungen gesiebt Herr Courbon selbst, dafs er bei keiner dieser Leichenöffnungen das Rückenmark und sogar in diesem Falle nicht einmalil die Hirnventrikeln geöffnet habe. — Eine andere Beobachtung führt die Ueberschrift: »Bericht über die Oeflnung der Leiche einer Frau, von »der man glaubte, dafs sie durch ihren Mann ermordet worden wäre , deren Tod »aber Würmern zugeschrieben werden zu müssen scheint,« Die Leiche dieser 21- jährigcn Frau hatte einige leicht geschundene Stellen {Ecorchiires^ am vorderen Theile des Halses , und eine kleine Excoriation an der rechten Wange. Der Kopf wurde abrasirt , der Schädel, das Hirn, und seine Häute waren ohne Verletzung; Lungen und Magen waren gesund , letzterer enthielt halbverdaute Speisen. Der Zwölffingerdarm v^'ar gleichfalls gesund, der Leerdarm aber voll Würmer; an einigen Stellen safsen sie bündelweise beisammen und schienen den Darmkanal
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7.U verstopfen ; Herr Courbon zog 104 Stücke heraus ; die übrigen Därme bo- then keine dar. In keiner Membran konnte man einen entzündlichen Zustand wahrnehmen. Also warder Tod — so schliefst Herr Courbon — durch Wür- mer verursacht, und die Verletzungen im Gesichte und am Halse, meint er, könnte sich die Frau in einem convnlsivischen Zustande selbst beigebracht haben» Doch wird bemerkt, dafs diese Frau einige Tage zuvor den Friedensrichter ge- bethen hätte : er möchte iin-en Mann einsperren lassen , weil er sie mifshandle. Als ihr dicfs der Richter abschlug, ging sie sehr bekümmert fort, mit der Aeufse- rung , dafs sie in Kurzem umgebracht \t erden würde. Allein könnte nicht der krankhafte Zustand dieser Frau auf ilire Einbildungskraft eingewirkt haben ? Da nach Hippokrates iibi allqiia parte dolent , nerjue dolorem sentinnt, iis mens aegrolal. So fragt Herr Courbon. Ich aber bezweifle sehr, ob einem deut- schen Criminalrichter ein solches Visum et repertum oder hier vielmehr Reper- iiim et Visum genügen würde, um die Würmer als Mörder dieser beiden Perso- nen zu verdammen. Eben so wenig glaube ich auch, dafs deutsche Aerzte ganz unbedingt Herrn Courbons Meinung im nachstehenden Falle beipflichten wer- den. Er ist überschrieben : »Plötzlicher Tod, wahrscheinlich durch Würmer ver- ursacht.« Ein junges iQJähriges gesundes, obwohl noch nicht menstruirtes Mäd- chen befand sich am 5ten April, so wie die vorhergehenden. Tage noch vollkom- men wohl. Am öten April um 11 Uhr wurde sie von Schaudern und Erbrechen ergriffen; um 12 Uhr verlor sie die Stimme und das Vermögen zu schlingen. Um 7 Uhr Abends besuchte sie Herr Courbon. Der Puls war rücksichtlich der Fre- quenz natürlich , schwach , ziemlich regulär. Die Pupille war erweitert und zog sich bei Annäherung des Lichtes beinahe gar nicht zusammen. Die Kranke sprach und antwortete nicht. Er wollte sie einen Löffel voll ätherischen Tränkchens neh- men lassen, aber kaum fühlte sie die Flüssigkeit im Munde, so bewegte sie sich heftig, stiefs einige Klagen aus, wobei sie sich stark anzustrengen schien. Er verschrieb einBadund wurmtreibende Mittel zu nehmen, wenn dieKranke würde schlingen können. Das Bad wurde nicht genommen und sie starb um Q Uhr Abends, zehn Stunden nach dem Eintritte der Krankheit. Herr Courban erklärt diesen Fall für eine Wurmkrankheit. — Einen nicht unähnlichen Fall erzählt Krause (1). »Ein 1 3 jähriges Mädchen, das ein halbes Jahr zu. >vor von der Krätze geheilt worden war , klagte über einzelne abgehende Wür- »mer, und davon abhängende Zufälle. Nachdem wenige Wurmarzeneien gebraucht (1) In der Vorrede zu van Doevereu. S XIII,
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vvvortlen waren, starb sie eines Tags um Mltlngszeit an ihrem Nalirahmen sitzend »und nähend plötzlich, ohne vorhergegangene schreckende Zufälle ; doch hatte sie »den Tag vorher über eine ungcv^'öhnliche Schwachheit und Dunkelheit der Augen geklagt.«
I Herr Serres gibt uns sogar einen Fall überschrieben: Affeclion vermi-
neuse simulant la rage. Ein l5jähriger Knabe wurde von einem tollen Hunde gebissen. Sechs Monathe nachher am 2len September äufserten sich bei ihm alle Zufälle der Wasserscheue ; am 4ten starb er. Bei der Leichenöffnung fand man im Gehirn und Rückenmark nichts merkwürdiges , Lungen und Larynx waren na- türlich beschaffen; der Magen enthielt nichts Aufserordentliches , aber die dün- nen Därme waren voll Spulwürmer iLombrics^ , welche die ganze Höhle dersel- ben obliterirten ; ihre Anzahl war ungeheuer. — Nicht nur Herr S e r r e s , son- dern mit ihm auch Herr ßosquillon glauben, nicht das Wuthgift, sondern die Würmer wären die Ursache der Krankheit und des Todes gewesen, indem Wasserscheue öfters bei Kranken kurz vor dem Tode eintrete.
Geis eh löger berichtet, dafs einem scrofulösen Kinde kurz vor dem Tode zwei Spulwürmer abgegangen wären. Aber diefs beweist doch wahrlich nicht, dafs Würmer die Ursache der Krankheit und des Todes waren.
So wenig ich indefs geneigt bin , mit diesen Schriftstellern darin übereinzu- stimmen, dafs einzig die Würmer Ursache des Todes in den verschiedenen hier erwähnten Fällen waren: so läfsl sich doch auf der anderen Seile nicht läugnen, dafs manchmahl ganz aufserordentliche Zufälle durch Würmer oder vielmehr durch die Wurmkranklieit veranlafst werden; und dafs sie, wenn sie auch nicht als die einzige Ursache betrachtet werden können , doch einen grofsen An- theil daran haben mögen, Oeflers erregen sie ganz sonderbare Zufälle.
Der eben erwähnte Kraus e erzählt: »Mir ist ein sonst robuster Mann von »31 Jahren vorgekommen , der schon viele Jahre vorher und auch noch damahls »sehr oft gezwungen war, ein überlautes Lachen (^Cac/iinnurn) das er nicht ver- »hindern und unierdrücken konnte, unter gewissen Beängstigungen von sich zu »geben, und der davon Linderung bekam , v\'enn er sich in seinem Garten mit »dem Unterleibe auf die biofse Erde legte. Seine Aerzle hallen keine Würmer »vermuthet, und folglich lange vergeblich curirt. Da er mich um Hülfe ansprach, »fiel ich nach einigen gethanen anderen Fragen alsbald ai*f die Vermuthung von »Würmern, denn ieine Gesichtsfarbe war blafs und seinen Augen fehlte der Glanz. »Ich erhielt auf die defshalb geschehene Anfrage die Antwort, wie er nicht nur in
T25 »Jüngern Jahren sehr von Würmern geplagt gewesen , sondern dafs ihm auch ein »paar Jahre vorher Würmer abgegangen. Kräftige Wurmarzneien befreiten ihn »wenigstens damahls von allen seinen Plagen ; ob er aber hernach nicht neue Mit- vesser bekommen hat, kann ich nicht sagen; denn er war aus einer entfernten Sladt.<t
Unler mehreren von Girandy erzählten sonderbaren Fällen echeint mir folgender des Anführens wcrth. Ein junger Mensch von lö Jaiiren hatte unter anderen sonderbaren Zufallen auch diesen, dafs er über nichts hinschreiten konn- te, auch wenn es nur ein Blatt Papier war. Wollte ersieh selbst dazu zwingen, so wurde er ohnmächtig. Durch Wurmmittel und dadurch erzielten Abgang von Würmern wurde er geheilt.
Herr Hufeland erzählt: Cm) Ein Wurmpatient bekam zu Viertelstunden im nüchternen Zustande den Zufall , dafs er alles gelb sah , ohne dafs er im min- desten gelbsüchtig, oder seine Augenfeuchtigkeit verändert war. Dieser Zufall verlor sich völlig nach Fortschaffung der Würmer.
Ackard hat eine Dissertation, die mir aber nicht zu Gesichle gekommen ist, geschrieben über einen Fall, wo hei einem Menschen durch Würmer Wie- derkäuen veranlafst wurde.
Delisle erzählt von einer jungen Person, welche ein ganzes Jahr hindurch Neslelwürmer und Spulwürmer von freien Stücken absetzte, dafs sie während dieser Zeit weder Vocal- noch Instrumentalmusik hören konnte.
Dagegen Iheilt uns Desarneaux die Geschichte eines jungen Menschen mit, der an den fürchterlichsten Convulsionen litt, die nur mit dem Tode endig- ten, wo auch Würmer vorhanden waren. Bei diesem wurden die Zuckungen zu- erst zufällig durch Gesang calmirt , und nachher durch den Ton der Geige so oft man wollte besänftiget.
Nach Hann aus wurde ein 4jähriges Mädchen, welches das Vermögen zu sehen und zu sprechen verloren hatte, durch Wurmmittel wieder zur vorigen Gesundheit hergestellt.
Hannes hat ein eilfjähriges Mädchen, welches das Vermögen zu sprechen und zu gehen verloren halte, durch Abtreibung von Würmern miltelst desBrech- weinsleins gehellt.
Marchai de Rougeres hat Ö ausserordentliche Fälle Ton compliclrteii
(m) Jouiaal. Band IV. Seite 252»
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Wurnikrankhelten aufgezeichnet, die ich aber meine Leser bitte hei ihm selbst
nachzulesen, und davon und darüJjcr zu glauben, was ihnen beliebt.
Unerträgliche Schmerzen und Taubheit {engourdissemeni) aller Glieder, Beschwerlichkeit im Sprechen und Schlingen, heftiges Kopfweh und vieles Fieber waren die Zufälle , welche sich auf eine Aderlässe zwar etwas milderten, bald aber mit vermehrter Heftigkeit wiederkehrten, und bis zu Convulsionen stiegen. Die Ader wurde zum zweiten Mahle geciffnet. Die Kranke besserte sich aber erst vollkommen auf den von Mute au de Rocquemont verordneten Gebrauch des Brechweinsteins, der sehr viele Galle und mehr als 30 Würmer nach oben und unten ausleerte.
Herr Rem er heilte zweimahl eine Amaurose durch Ausleerung von Spul- würmern gänzlich, undRoziere d e La c has s ag n e einen plötzlich entslf.nde- nen Schwindel, der drei Tage lang zunahm durch einen Aufgufs von Sennesblät- tern und Tamarinden, worauf die Kranke zwei Spulwürmer ausbrach, mit augen- blicklicher Nachlassung aller Zufälle.
Richard erwähnt einer durch einen Kettenwurm verursachten Diarrhoe, die durch Abführungsmittel , Farrenkrautwurzel und Schwefeläther geheilt wurde.
Thomassen a Thuessink heilte ein öjähriges scrofulöses Mädchen von einem Veitstanz durch Mittel, welche sehr viele Würmer und Schleim abtrieben. Ebenderselbe beobachtete eine merkv^ürdige Metamorphose eines Quotidianfiebers in eine Epilepsie bei einem 20jährigen Kanonier. Weil er Würmer als Ursache vermuthete, verordnete er die S tö r k'sclie Wurnilallwerge , auf^ deren Gebrauch ein ganzes Nest von Würmern mit vielem Schleim durch den IMund und viel Schleim durch den After ausgeleert wurden. Hierauf nahm das Fieber seinen al- len Typus an, doch immer mit lelchien Anwandlungen von Epilepsie. Ein wie- derhohltes Abführungsmiltel , ein Absud der Geofl'rea , und China in Pulver führ- ten die vollkommene Genesung herbei. — Thomassen zieht auch noch folgen- den Fall hierher. Ein robuster sanguinischer Mann von 20 Jahren, dessen Mut. ter an der Manie gestorben war, hatte eine Manie verniinense , von der er nur vollkommen geheilt werden konnte durch den Gebrauch der getrockneten Blätter der Belladonna 2 Grane früh und Abends. Da er das Mittel sehr gut vertrug, so stieg man auf 8 Gran täglich. Von einem Abgange von Würmern wird jedoch nichts erwähnt, auch sagt Thomassen überhaupt niclit , warum er diese als Ursache der Manie anzunehmen berechtiget war.
Herr Dr, Suck zu Wolmar in Liefland beobachtete folgenden merkwür-
127 digen Fall einer durch Wurmreilz bewirltten Urastülpung des AngapTels. Ein 12- jrthriges Bauernmädchen wurde von den hefligsten Kopfschmerzen befallen , ver- fiel nach fünf Stunden in ein Delirium furiosiim , und verschied hald darauf scheinbar nach einigen Convulsionen. Nac'n 24 Stunden erv\achte sie wieder; sie halte keine Schmerzen mehr, aber die Augenhöhlen waren wie mit rohem Fleische angefüllt, und das Sehloch verschwunden. Die Augäpfel halten sich nach oben herumgewälzt, so dafs der sonst auf der Orbita ruhende Theil mit seinen Mus- keln nach vorne gewendet, zwischen den Augenliedern erschien, die Harnhaut und Pupille aber unter der Decke der Orbita verborgen waren* Man schlofs auf Würmer als Ursache. Es wurden wurmwidrige und darmausleerende Mittel ge- geben und nach-dem dreitägigen Gebrauche derselben gingen Askariden ab, noch mehrere am 4ten Tage, wo die Augen convulsivisch zu zittern anfingen; und bisweilen ein schmahler Rand des Weifsen sichtbar wurde. Am sechsten Tage be- stand fast der ganze Stuhlgang aus Würmern , und nach diesem enormen Ab- gange waren beide Augen in ihre natürliche Lage zurückgekehrt, und das Ge- sicht \-\ieder hergestellt.
Sylvester sdiätxt die Anzahl von Würmern auf 300, durch deren Auslee- rung nach oben und nach unten heftige Convulsionen, die man einen Veitstanz nennen mcchle , gehellt wurden.
Dufa u heilte auch einen Veitstanz, der aber früher schon einmahl sich von selbst gestillt halte , durch ausleerende Mittel , welche viele Würmer nach oben und unten austrieben.
Herr Mönnich heilte bei einem 2 bis SJährigen kurz zuvor ganz gesund und stark erscheinenden Iiijide, eineLähjnung der unteren Exlremilalen und Schie- len mit dem linken Auge nebst Entstellung des ganzen Gesichts durch Abtreibung von i8 Spulwürmern und eines Klumpen Schleims.
De la Croixsah ein anhaltendes Erbrechen, Schluchzen und Convulsionen verschwinden, als 7 lange Sjjulwürmer durch Erbrechen ausgeleert worden waren.
Ich selbst beobachtete foigendci» Fall. Im Jahre 181Ö wurde ein gjähriger Knabe zu mir gebracht, der schon seit i Jahren sehr häufige und heftige Anfälle von Epilepsie halte; dabei gingen Ihm Ketienwurmglleder ab. Ich befreite ihn von dem Ketlen\^urme und von jener Stunde an kehrten die epileplischen Zufälle nicht mehr zurück. — Ein ellfjährigos Mädchen wurde von einem unaufhörlichen tro- ckenen Hüsleln geplagt. Man Lemerkte Abgang von Keltenwurm^gliedern. Es wurde dagegen gebraucht, eine grofte Strecke davon abgetrieben, und der Husten
legte sich etwa 2 Monathe lang, dann stellte er sich wieder ein, und wurde durch neues Abtreiben von KettenvTurm abermnhls beseitiget. Diefs geschah 3 bis 4 Mahl, bis endlich ich vor 8 Jahren den Wurm ganz vertilgte, seit welcher Zeit sie von allem Hüsteln frei ist.
Herr Le Pelletier schreibt folgenden Fall den Würmern zu. Eine 56- jöhrige kachektische Frau, bekam plötzlich in der rechten Seite heftigen Schmerz, trockenen Husten , starke Beklemmung, heftigen Durst, Kopfweh, erhitztes Ge- sicht, Fieber. Man liefs ihr zur Ader, und reichte dann ein Brech- und Abfüh- ruagsmittel. Sie erbrach einige Spulwürmer, Es wurde nun mit öhlichlen , ab- führenden und wurmtödenden Mitteln fortgefahren , welche noch mehrere Wür- mer und eine Menge zäher und schleimicher Materie ausleerten, worauf die Frau genas. Ich würde die Krankheit Pneumonie , nicht Wurmkrankheit genannt haben.
Herr Sum eire will auch die Würmer als Ursache des Seitenstichs beschul- digen, weil das Helminthochorton einige Würmer abtrieb. Früher aber wurden Aderlässe gemacht. Auch gesteht er in seiner Abhandlung selbst , dafs das HeU minlhochorlgn öfters bei plötzlichen Kohlten, auch ohne Würmer abzutreiben, Nutzen geleistet habe.
Leicht könnte ich hier- die Zahl ähnlicher Beobachtungen aus alteren und neueren Schriftstellern vermehren. Allein sie sind infgcsammt für die Schädlich- keit der Würmer nicht mehr beweisend , als die bereits angeführten. Und es sieht wohl jeder unbefangene Arzt auch ohne hiein Erinnern ein, dafs in den meisten der hier erwähnten Fälle die Verschleimung des Darmkanals , die Anhäu- fung des Koths in demselben , kurz das Mifsverhältnifs seiner Thätigkeit zu der der übrigen Organe eben so gut als der sogenannte Wurmreiz Ursache der öfters ganz sonderbaren Erscheinungen sein können. Dafür sprechen die oben erwähn- ten Umstände, erstlich, dafs öfters Würmer in ziemlich beträchtlicher Menge vorhanden sind, ohne ihre Gegenwart durch irgend einen krankhaften Zufall zu verralhen; und zweitens, dafs öfters alle Zeichen von Würmern vorhanden sind, und doch keine gefunden werden. Die Würmer sind ja selbst das Erzeugnifs ei- nes krankhaften , eines von der Norm abweichenden Zustandes. Dasjenige also, was zur Erzeugung von Würmern Anlafs geben kann, kann ja auch die erregende Ursache mancher sonderbaren Zufälle werden. Wie oft ßnden nicht Manie , Hy- pochondrie und manche andere krankhafte Gemüthszustände ihr Ursächliches in einem krankhaften Zustande der Eingeweide des Unterleibs, und werden auch
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durch den Mastdarm abgelrieben, ohne dafs man nur tine Spur von Würmern finden könnte. Wenn also in mehreren obenerwähnten Fallen öfters augenblickli- che Nachlassung der Zufalle auf den Abgang von Würmern eintrat, so folgt da- raus noch nicht, dafs sie die einzige Ursache dieser Zufälle waren. Selbst der von mir beobachtete Fall liefert noch keinen vollständigen Beweis, dafs derKet- tenwurm die nächste Ursache der Epilej)sie war; denn der Wurm wurde durch den forlgesetzten , Gebrauch meines anlhelminJischen Oelils abgetrieben , dessen Hauplbestandlheil Terpentinöhl ist. Die englischen Aerzle Percival, Latham und Philipps aberhaben mit Terpentinöhl Epilepsien geheilt, wo keine Ket- tenwürmer vorhanden waren. Ich kann es daher nicht genug wiederhohlen, dafs man bei Bestimmung der Krankheitsursache , die Gegenwart der Würmer, oder gar noch den früheren Abgang dei'selben nicht zu hoch in Anschlag bringe.
Als ich noch in Jena studirte, wo ich damahls so viel von der Helminthologie verstand, als ich jetzt noch von der Heraldik weifs , wurde ich von einem leider längst verstorbenen Freunde, dem Dr. Schleufsner, zu einer Frau geführt, die an mancherlei hysterischen Zufällen litt, aber das Unglück gehabt hatte, dafs ihr einmahl ein Kettenwurm abgegangen war. Man hatte also einzig und allein auf den Keltenwurm losgearbeitet , wobei auch nicht eine einzige der hochbe- rühmten Methoden, den Kelleuwurm abzutreiben, unversucht gelassen wurde. Ja! sie zeigte mir ein grofses Glas voll Quecksilber > welches sie eingenommen hatte, und das durch den Stuhl wieder abgegangen war, ohne auch nur ein Glied- chen von dem Keltenwurme mitzunehmen. Ich bedauerte die arme Frau sehr, be- wunderte aber noch mehr die Hartnäckigkeit des Wurms. Jetzt , wo ich die Sa- che etwas besser einzusehen gelernt habe, bedauere ich die Frau noch mehr, wun- dere mich aber gar nicht mehr darüber, dafs ihr auf alle angewandten Mittel kein Wurm abging, indem ich fest überzeugt bin, dafs sie längst keinen mehr bei sich beherbergte. — Einem sehr guten Bekannten von mir , der noch hier in Wien lebt, ging vor 25 Jahren ohne vorhergegangene Beschwerde ganz uner- wartet ein Kettenwurm ab. Er machte mit dieser Entdeckung seinen Arzt be- kannt, der diefs als eine Sache von hoher Wichtigkeit belrachtete , imd von einer grofsen zu unternehmenden Cur sprach, wozu jedoch mein Freund weder Zeit, noch grofse Lust hatte. Die Cur unterblieb also vor der Hand ^ und kurz darauf erhielt Patient Befehl sich nach den JNiederlanden zu der Armee zu begeben. Während dieser mehrjährigen Abwesenheit vergafs er ganz seinen Kettenwurm^ uod hat auch seitdem nicht ein Glied mehr davon gesehen. OlTenbar war es ein
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grofses Glück für diesen Mann, dafs er nicht cnrirt wurde, wie diefs das gleich hier foI"^ende Gegenstück beweisen mag. — Vor etwa 3 oder 4 Jahren wurde ich über den Gesundheits- oder Krankheitszustand , wie man es nennen mag, eines Geistlichen in Mahnen zu Rathe gezogen. In dem Berichte wurde gesagt: dieser Mann habe bestandig einer vollkommenen Gesundheit genossen, bis vor drei Jah- ren, wo ihm ein Kettenwurm a])gegangen wäre. Seit dieser Zeit habe er nun alle erdenklichen Mittel von Aerzten und Afterärzten gebraucht, um sich dieses Unge- heuers zu entledigen, und jkelnes sei vermögend gewesen, nuch nur ein einziges Glied mehr von dieser Lernäischen Schlange abzutreiben. Uebrigens sei die- ser vorhin starke und kräftige Mann ausgezehrt, wie ein mit Haut überzogenes Knochengerippe, und so schwach, dafs er kaum auf den Füfsen stehen könne. — Mein Rath war, wie sich leicht denken läfst, dafs er sich fürderhin aller wurm- treibenden Arzeneien enthalten möge, indem ich fest überzeugt sei, dafs er nicht durch Würmer, wohl aber durch Wurmmittel, besonders die lieben drastischen, krank gemacht worden wäre. Wie es ihm ferner ergangen ist, weifs ich nicht, da ich keine weitere Nachricht von ihm erhalten habe.
Allein, %venn auch die Würmer öfters unschuldig oder -wenigstens nicht allein schuldig sind an verschiedenen dynamischen Leiden : so kann man doch nicht läug- nen , dafs sie durch ihre grofse Anhäufung mechanisch den Darmkanal verstopfen und dadurch tödtliche Koliken erregen können. So lautet die Klage, und wir ha- ben schon oben einige Falle erzählt, v\'0 man sie gern dieses Verbrechens schul- dig erklärt hätte. Herr Da quin theilt ims folgende Beobachtungen mit. Ein Knabe von 10 bis i2 Jahren wurde am i4ten November ins Krankenhaus gebracht. Er hatte schon einige Tage über Bauchschmerzen geklagt. Er bekam ein öhliges und wurmtreibendes Tränkchen, welches nach oben und unten Schleim und gelb- liche Materie ausleerte. Am iSten klagte er über noch viel heftigeres Schneiden. Alles was er nahm , erbrach er wieder. Von Bruch war keine Spur zu finden, der Unterleib war welch und eingedrückt. Tief unter der Leber fühlte der Kranke heftigen Schmerz, wenn man ihn an dieser Stelle drückte. Das hierauf verord- nete Mandelöhl wurde auf der Stelle wieder ausgebrochen , und die Leiden des Kranken dauerten fort. Nachmittags schien er vollkommen närrisch geworden zu sein. Er sprang aus dem Bette, zog sein Hemde aus, wälzte sich herum u. s. w. Er konnte schlechterdings nichts bei sich behalten. Am lOten war er ohne Puls, ohne Bewufstsein, komatös und vollkommen amaurotisch. Um 1 Uhr nachmittags starb er. Bei der Leichenöffnung fand man den Körper ganz ausgemergelt, das
131- JNetz heinahe ganz verzehrt. Bei der Oeftnung des Magens fand man einen dick aufgetriebenen Spulwurm, von der Länge eines Vorderarms, der mit dem einen Ende hoch in den Schlund hinauf, mit dem andern tief in den Zwölffingerdarm hinabreichte. Dieser Darm sowohl als alle übrigen dünnen Darme nebst demßlind- 'darme waren mit Würmern so voll gepfropft, als wenn man sie mit Gewalt hinein- gedrängt hätte. Auch in den dicken Därmen fand man welche, iedoch wenio-er, Indefs wurde trotz der grofscn Menge von Würmern nicht die geringste Spur von Phlogosis in den Gedärmen gefunden. — Der Kopf ward nicht geöffnet. —
Bei dem ersten Anblich sollte man fast glauben, dafs die durch allzugrofse An- häufung von Würmern verursachte Verstopfung die einzige und nächste Ursache des Todes gewesen wäre. Allein man bedenke doch, dafs diese Würmer nicht alle über Nacht entstanden , oder wenn diefs auch der Fall gewesen wäre, doch nicht so plötzlich zur vollkommenen Gröfse angewachsen sein konnten, um die Gedärme so ganz zu verstopfen. Uebrigens konnte auch die Verstojjfung wohl defshalb nicht die nächste Ursache des Todes gewesen sein, weil er noch am i4ten Oeffnung gehabt hatte; und dann hätten ja doch auch, wie es in solchen Fällen gewöhnlich ist, Entzündung und Brand vorhergehen müssen. Aber es war auch nicht die leiseste Spur von Entzündung der Gedärme in der- Leiche zu finden, und selbst im Leben konnte der liranke den Druck auf den Unterleib ertragen. Auch w ar der Bauch eingedrückt , folglich halten die Därme eine noch viel grö- fsere Ausdehnung ertragen können. Die grofse Menge der Würmer, welche wohl schon lange mit diesem Knaben gezehrt haben mögen, wie aus der Abmage- rung zu erhellen scheint, oder die durch sie verursachte Verstopfung der Gedär- me, waren es also wahrscheinlich nicht, welche hier die Zufälle und sogar den Tod verursachten. Mehr möchte der einzelne Wurm, welcher im Magen ge- funden wurde, wenigstens als Ursache des Erbrechens zu beschuldigen sein, wie- wohl er die Lage, in welcher er angetroifen wurde, erst nach dem Tode des Kna- ben oder kurz vorher angenommen haben kann, indem er durch das unauso^e- setzte Erbrechen längst aus derselben hätte herausgerissen werden müssen. Wie aber auch durch einen solchen im Magen verursachten P»eiz der Tod so schnell herbeygeführt werden konnte, begreife ich nicht, und es bleibt immer zu be- dauern, dafs der Kopf nicht geöffnet worden ist.
Eher möchte die von Herrn Campenon erzählte Geschichte etwas bewei- sen, wo innerhalb 24 Stunden nach heftigen Kolikschmerzen der Tod erfolgte, und wo man bei der Leichenöffnung den ganzen Blinddarm und einen Theil des
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Grimmdarms von einem Knäuel Si)ulw(lrmer (es waren deren BOT von 5 h\? 6 Zoll Länge) so vollgestopft uad ausgedehnt fand, dafs bereits Entzündung und Brand entstanden v\aren. Ja tlieseni Fr^lle aber waren die Würmer nicht mehr in ihrer ursprünglichen Heimath, sondern bereits auf dem Abziige begriffen, unglückli- cherweise drängten sie sich so sehr, dafs am Ende heiner mehr weiterkonnte» Leicht begreiflich für Jeden, der weifs, wie es bei Pieliraden oder schöner gesagt, bei rückgängigen Bewegungen zugeht.
Dafs indcfs viele und zwar sehr viele Würmer lang im Darmkanale wohnen können, ohne besondere Zufälle zu verursachen, mögen folgende Beispiele darlhun. — Einst verordnete ich einem Strumpfwirker in Apolda einem drei Stunden von dem berühmten Musensitze Jena entlegenen Städtchen die Störk'sche Wurmlatt- werge. Als ich am nächsten Sonntage, wo ich gewöhnlich damahls die von der Huf e lan d- Lo d e r' sehen Künlk besorgten, Lungensüchligen, Dämpfigen, Was- sersüchtigen, Bleichsüchtigen, Gichtbrüthigen u. s. w, besuchte, wieder kam: so führte mich dieser Mann in seinem am Hause gelegenen sogenannten Garten, und zeigte mir die Haufen der in die Flucht geschlagenen Feinde, worüber ich bafs erstaunte. Wahrlich ich hätte nie geglaubt, dafs ein Mensch deren so viele bei sich beherbergen könnte, hätte ich sie nicht selbst gesehen; und doch hatte die- ser Mann, so viel ich mich zu erinnern weifs, gar keine aufscrordentlichen J?e- schwerden davon. — Hätte jedoch zufällig dieser Mensch durch eine Erkältung oder durch schlechtes Halbliier sich eine tödtliche Bolik zugezogen: so würden ohne weiteres die unschuldigen Würmer als seines Todes schuldig erklärt wor- den sein.
Dali' Olio erzählt von sich selbst, dafs er innerhalb zwei Wochen 45o handlai>ge Spulwürmer durch den Miind ausgeleert habe C").
Marteau de Grandvillers sah einen 23jährigen Soldaten, der binnen Ö Tagen 3Ö" Spulwürmer von sich gab.
Wenn also eine grofse Menge von Würmern In irgend einem Theile des Darni- kanals angehäuft gefunden wird : so ist es, gelinde gesagt, wenigstens sehr vor- eilig geschlossen , wenn man sie als Ursache der Krankheit oder des Todes erklä- ren will. Ich glaube daher auch, dafs der von Mural to erzählte Fall von einer Kindbetterinn , welche einen Nabel- und einen Leistenbruch halte, und an einem heftigen Ileus litt, und sich nach dem Gebrauche warmer Bäder besserte, worauf
(n) Biera Memorie, p. 21 5,
133 sogleich mehrere Würmer durch den Muiul unJ After rtusgeleerl wurden, nicht d«n Würmern sondern wolil den Brürhea zuziischreihen war.
Esliifslsich iiidefs nicht inAbrede stellen, (hifs die Würmer, wenn sie den von der Natur ihnen Angewiesenen Wohnsitz verhissen in anderen Organen weit be- schwerlicher, werden können. Z. B. Wenn die Spulwürmer, die bei den Menschen nur in den dünnen Därmen dvihcim und zu Mause sind, nach dem Magen wan- dern : so erregen sie daselbst mancherlei unangenehme Zufalle, und ruhen und rasten gewöhnlich nicht eher, bis nicht eine kräftige Anstrengung des Magens sie durch Erbrechen von dannen schafft. In vielen der oben angeführten Fälle waren auch Würmer im Magen vorhanden ; und Palm er irrt gewifs , wenn er glaubt, dafs sie sich lange, ohne Zufälle zu erregen, im Magen aufhalten können. Desar- neaux hat einen fürchterlichen epileptischen Anfall beobachtet, der, wie sich aus der ganzen Geschichte ergibt , von einem einzigen Spulwurme, der in den Magen heraufgekommen war, erregt worden ist.
Indefs ist nur die Rede von menschlichen Darmwürmern, denn bei manchen Thieren gibt es auch Würmer, die jederzeit nur im Magen gefunden, also wohl auch nur allda erzeugt werden , und nicht mehr Beschwerden daselbst ver- ursachen , als die Würmer in den Därmen solang sie ihren Geburlsort nicht rerlassen. So lebt bei der Hausmaus ein ziemlich grofser Spulwurm in dem Ma- gen, und ich fand deren ein Mahl 23, ein anderes Mahl 22 Stücke beisammen, die in Wasser gelegt, und nachher in- Weingeist aufbewahrt, jeden der sie sieht in Erstaunen setzen, weil er nicht begreifen kann, wie sie alle in einem solchen engen Behälter Raum finden konnten.
Wenn indefs die Würmer von einem Theile dos Nahrungskanals in den an- dern übersiedeln, wenn sie den von der Natur ihnen zum Aufenthalt angewiesenen Ort verlassen: so liegt doch wohl das Bestimmende zu einer solchen Wohnunjs- Veränderung gewifs weniger in ihnen sel]»st, als in den Verliältnissen aufser ih- nen. Wenn die zu ihrer Ernährung dienenden Säfte im Darmkanale eine ver- änderte Beschaffenheit annehmen, wenn sich der Darm krampfhaft zusammen- schnürt, so mag sich der Wurm allerdings daselbst nicht behaglich finden; er zieht also von dannen, und schhfgt er zufällig den Weg nach oben ein: so kommt er in den M.-'cen und z^rar zu seinem eigenen Scliaden, denn der Magen , der sich mit einem solchen Gaste nicVit \^ohI vertragen kann, ruht gewöhnlich nicht eher, bis er ihn durch Erbrcthen ausgeworfen hat.
Aher ganz gewifs hat man Unrecht sie zu beschuldigen , dafs sie die Därme
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durchbohren und dadurch nicht selten den Tod verursaclien. Hieran hat zwar schon Felix Plater der ältere, der auch über die Entstehung der Darmwür- nier mit den unsrigen übereinstimmende Ideen hat, gezweifelt, indem er meint, dafs zu einem solchen Durchbohren entweder ein gespitzter Rüssel oder Zähne er- forderlichwären, dergleichen er aber an diesen Thieren nicht habe bemerken kön- nen, und dafs durch blofses Saugen sie- wohl schwerlich so etwas zu leisten im Stande sein möchten. Gleiche Meinung vcrlheidigen Bianchi und Wich- mann (n) , welcher die Luitibrici ej^raciores zu den pathologischen Fabehi zählt. Herr Rudolphi aber, dessen Untersuchungen über diesen Gegenstand noch etwas weiter gehen, hat die Unmöglichkeit einer solchen Durchl)ohrung der Gedärme und der allgemeinen Bedeckungen durch Würmer bei Menschen saltsam dargethnn , indem er zeigte , wie sich auch hiervon jeder Unbefangene selbst überzeugen kann, dafs es ihnen schlechterdings an den hierzu nölhigen Organen fehlt. Ja! er hat sogar nachgewiesen, dafs selbst diejenigen Würmer, wie z. B. tue Hakenwürmer, welche sich durch den Darm durchbohren können, jedoch Lei Menschen sich nicht vorfinden , wegen der Langsamkeit und Allmählichkeit, womit dieses geschieht, nicht einmahl eine Entzündung im Darme hervor- bringen (o).
Da uns indefs noch täglich solche durch die Würmer verübte Gräuelthaten erzählt werden: so will ich einige wenige — denn aller zu erwähnen würde ein ganzes Buch füllen — liier anführen, damit diejenigen meiner Leser, die etwa nur von Hörensagen damit bekannt sind, in etwas nähere Kenntnifs, was es ei- gentlich damit für eine Besc'mlTenheit hnt, gesetzt werden.
Gramann erzählt: Eine Frau fühlte einen Abscefs — so nennt er es — von der Gröfse einer welschen Nufs in der Schamgegend, der zwei Wochen lang von einem Wundarzte mit erweichenden Mitteln behandelt wurde, und endlich borst. Sogleich drangen Roth und kurz darauf fünf runde Würmer hervor. Von Stunde zu Stunde kamen derselben mehrere nach. Der hinzugerufene t3 r am an n er- klärte sogleich den Fall für eine Durchbohrung der Därme durch die Würmer. Auf die Anwendung bitterer Mittel gingen binnen 4 Tagen über lOO spannenlange Würmer ab, wobei Palientinn jedesmahl in der Wunde die Empfindung hatte,
(n) Am .ingefiihrten Ort. S. 84.
(o) Man darf liier nicht etwa das von mir selbst oben erwähnte Beispiel von den Goldfischen gegen mich anführen, bei denen die Kratzer sich durchgebohrt hatten, und die darauf abstanden: denn diese Fische starben zuverläfslich nicht an dieser gewaltsamen Verletzung, sondern sie starben, wie die Wurmer selbst, des Hungertodes, einer der natürlichsten unter .tllen natürliclieu Todesaitea.
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als wenn elwAs bisse. Innerhalb 3 Wochen wurde äie vollkommen hergestellt, — Einen ähnlichen Fall, wobei jedoch nur 3 Würmer abgingen, halte er früher schon beobachtet. —
Voll gn ad berichtet: Eine Frau , welche früher schon an Zufallen lilt, die auf die Gegenwart von Würmern zu schliefsen berechtigten, deren sie auch schon V. eiche ausgebrochen halle, wurde als sie bei einer Arbeit den Arm stark in die Höhe slrekle , plölzlich durch ein schmerzhaftes Gefühl ersclireckt, indem es ihr schien , als wenn bei dem Nabel etwas abrisse, und in die Weichengegend her- abfiele. Sie mufsle das Bette suchen , und bemerkte bald darauf an der letzt be- nannten Stelle eine Geschwulst, die nach und nach bis zu der Gröfse einer Manns- faust anwuchs. Unter fortwährenden fürchterlichen Schmerzen , wobei sie jedoch ein gewisses Nagen, und ein nicht dunkeles Gefühl, als wenn etwas Lebendes sich bewegte, zu bemerken glaubte, borst am 3ten oder 4ten Tage diese Ge- schwulst, INlit vieler stinkenden Materie kam auch ein spannenlanger, mit einem Rüssel versehener , e'inen\ L,iiml>ricus ähnlicher, Wurm hervor. Es flofs noch mancherlei aus der Wunde , bis die Frau in der dritten Woche starb. — Wäre dieser fatale Wurm nicht gewesen, und hätte sonst keine andere Ursache des To- des Statt gefunden, die Frau würde heute noch leben.
Schelhammer sucht die obenangeführle Meinung von Plater durch folgenden Fall zu widerlegen. Eine 46jährige Bäuerinn, die lange Zeit an heftigen Bauchschmerzen gelitten hatte, bekam in den Weichen eine Geschwulst, die sich entzündete und in Brand überging. Nach dem Bersten der Geschwulst kamen zu- ierst übelriechender Eiter und dann binnen 8 Tagen 24 Spulwürmer, gröfsere und kleinere , aus der W^undöffirnng heraus. Manche Würmer zeigten sich mit dem Kopfe zuerst, manche mit dem mittleren Thelle des Körpers, welche dann mit Vor- sicht so doppelt liegend aus der Wunde gezogen werden mufsten. Durch den Mund genommenes Oehl flofs nach kurzer Zeit wieder durch diese Oeffnung aus. Die Wunde heilte zwar einmahl zu , brach aber wieder auf, und als S c h e 1 h a m- mer diese Frau sah, halte dieser Zustand bereits i8 Jahre gedauert. Wenn nun Schelhammer aus diesem allen schliefst, dafs wirklich eine Darmdurch- löcherung hier Stattgefunden hat, so wird ihm hierin wohl Niemand Unrecht geben; dafs aber diese Durchlöcherung durch die abgegangenen Würmer bewirkt worden ist , hat er nicht bewiesen , sondern der von Ihm selbst erwähnte Um- stand , dafs mehrere dieser Würmer mit dem mittleren Theile des Körpers vor- ankamen , beweist sogar gegen Ihn.
Eben so wird jeder meiner Leser Ma rc us beipflichten, in sofern er seine an einem Veitstanz leidende Kranke gegen den Verdacht , als sei sie eine von dem Teufel Besessene gewesen, zu reiten suihtj aber sehr problematisch bleibt es, ob die kurz vor dem Tode abgegangenen und nachher unter den brandig geworde- nen Eingeweiden gefundenen 41 Spulwürmer Ursache der Krankheit oder des To- des waren.
Herr Lü ducke nennt einen Fall: lödtliche Durchbohrung der Gedärme durch Würmer verursacht, gewifs mit Unrecht also. Denn schon vor mehreren Monalhen war die Geschwulst in der Leistengegend aufgebrochen, und erst 12 Tage vor dem Tode kam ein Wurm aus der Wunde zum Vorschein,
Eben so sehr irrt meiner Meinung nach Herr Godot, Ein sehr grofser Leherabscefs wurde geöffnet. Bei dem 8ten Verbände kam daraus ein Spulwurm hervor, dem bald darauf noch einige folgten. Herr Godot glaubt, die Würmer hallen den Magen durchbohrt; mir ist es wahrscheinlicher, dafs der Eiter ihn durchfressen hat.
H ü n e rwolf überschreibt folgende Beobachtung: De Ileo lethali a ver- mibiis. Eine oOJahrige Frau erbrach nach Vorhergegangenen sehr heftigen Bauch- schmerzen lö sehr derbe Spulwürmer und gab bald darauf den Geist auf. Bei der Leiclxenöffnung fanden sich einige durch Brand verursachte Löcher in den dünnen Därmen. — Von daselbst vorgekommenen Spulwürmern wird nichls erwähnt.
Auch in dem von Herrn Fischer (p) erzählten Falle, wo ein Spulwurm in der Beckenhölde gefunden wurde, ein anderer aber zur Hälfte aus dem Blind- darme heraushing, waren die Därme entzündet, und die Löcher im Darme wa- ren wahrscheinlich durch bereits eingetretenen Brand verursacht. — Wichman n sagt: »leb habe runde Löcher in den Gedärmen alter Leute gefunden, bei denen »man in ihrer Lebzeit so v^enig, als nach ihrem Tode eine Spur von Würmern »entdeckte.« ^
Ich habe mich gleich anfangs erklärt , dafs ich meine Leser blofs in die Kennt-
nifs einiger solchen Mordgeschichten setzen wollte man findet dergleichen noch
bei Le Beau, Borelius, Girard, Gockel, Heister, Marteau, Mou- lenq. Offred: Schmiedt, Tulpius u. m. a. — und überlasse es ihrem eigenen Urtheile , wieviel sie davon auf Rechnung der Würmer schreiben wol- len. Indels kann ich mich nicht enthalten, hier die eigenen Worte eines deulschea fp) Taen. h_ydaligen, p. 40-
157 Velerans in der Medizin herzusetzen, Sie sind ein Zusatz (rj) , vvelclien er zu ei- ner in seinem Magazine erzählten , den obigen ähnlichen , nur noch viel vervyi- ckelteren Krankengeschichte machte. Er lautet also : »Vorstehende 7iist. inorbi »ward mir zur Consullation vorgelegt : Bei aller Genauigkeit in derselben kann »ich nur so viel erkennen : die Fistel ffiiaestionis läuft schräge zwischen den »Bauchmuskeln herunter. Immer dünkt mich , dafs Anfanf^s der Darm im an- ^nulo abdominal i eingeklemmt, und dafs der erste Wundarzt einen Bruch »vor einen Abscefs gehalten, ein Fall, der sich oft ereignet, und dcr^lei- »chen schon Heister und mehrere angemerkt. — • Der Darm wurde also faul: >-und nun kamen aus dem Geschwür Spulwürmer , welches gar oft schon ist vbeobachtet worden.«
Baidinger.
Herr Medizinalrath Hirsch glaubt zwar in den Bemerkungen , zu einem von ihm erzählten den obigen ähnlichen Falle , dafs die Würmer gar. nicht aus dem Darmkanale gekommen sein müciilen. Er drückt sich darüber folffcnder- »mafsen aus : »Bei dem ungeheuren Convolut der Würmer , das sich in den Ge- »därmen dieser Frau vorzüglich zur Zeit der Schwangerschaft angehäuft hatte, wo »der Druck der Gebärmutter die Annäherung der Würmer an die Wände der Ge- »därme beförderte , und durch den doppelten Reiz der Saugadern zur grofseren »Thätigkeit angespornt wurden, scheint es mir keine Unmöglichkeit gewesen zu v'sein, dafs die Einsnugung der feinsten Plastik dieser Zoojjeniten mittelst der »Sauggefäfse der Gedärme habe erfolgen können. — So wie nun das in die fei- »nen Sauggefäfse Aufgenommene schnell zu seiner Ausbildung gelangt , so wirkt »es auch zerstörend auf dieselben, und gelangt nach deren Trennung in Höhlen, »welche von dem gewöhnlichen Aufenthaltsorte der Würmer, als nähmlich von »den Gedärmen verschieden sind. An diesem Ablagorungsplatze dient den Wurm- »larven der tbierische Hauch und das Ausschwitzende der aushauchenden Gefäfse j'zur Nahrung , durch die sie bald zur eigenen Fortpflanzung gedeihen, und nun »ein Convolut bilden, das befremdende Einwirkung auf die Struclur der um^e- »benden Theile äufsern mufs.«
Allein Herr Hirsch würde wohl zu dieser gezwungenen und gesuchten
Erklärung des Hervorkommens der Würmer aus der Wunde nicht nöthig gehabt
haben, seine Zuflucht zu nehmen, hätte er nicht zu viel Gewicht auf den Umstand
gelegt, dafs kein künstlicher After zurückgeblieben ist , welchen er als eine ge-
(q) Neues Magazin fiir Aerzte. Bd. 6. St. i. S. Sy.
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wisse Folge einer Durchlöcherung des D.\rms ansieht. Solche Heilungen Lei eln- fffiklemmtea brandig gewordenen Brüchen sind ja nicht etwas so Unerhörtes. Ich selbst habe während meiner akademischen Laufbahn einen solchen Fall beobach- tet. Bei einer Frau in Apolda brach ein vernachlässigter, eingeklemmter und brandig gewordener Bruch auf. Aus der Wundölfnung flofs deutlich zu erkennen- der Kolh , jedoch ohne Würmer. Da indefs doch immer noch mittelst Iilystieren Koth durch den After abging, so wollte ich mit Hülfe zweier Freunde den Darm mit einigen Stichen an die Bavichhaut oder die allgemeinen Bedeckungen anhef- ten, um die etwaigen Ergiefsungen desKoths in die Bauchhöhle zu verhüthen und das Leben der Frau zu fristen, sei es auch mit Beibehaltung einer Kothfistel, der- gleichen eine doppelle der Alann schon seit langer Zeit im Hodensacke mit sich herum tru». — Ä^obile par conjiigiiml — Allein der Versuch mifilang, und wir konnten trotz der Erweiterung der WundölTnung, des zerrissenen Darms nicht habhaft vrerden. Indefs was geschah? Die grofse Heilkünstlerinn, Natur genannt, besorgte ohne unser Zuthun die Heilung. Die Frau genas und keine Kothfistel blieb zurück.
Selten sind allerdings solcheFälle, aber, wie gesagt, nicht unerhört. N e e d- ham in North - Wolsbam schnitt einem Knaben von 13 Jahren, der durch einen Wagen überfahren worden war, wodurch ein grofser Theil der Därme nebst Mesenterium aus dem After trat, 5" Zoll brandig gewordene Därme ab, und — >• der Kranke genas.
Auch in den ob&n angeführten Fällen von Bore 11, Marteau bei Nabel- brüchen, von Gockel und Mou 1 en cj bei Leistenbrüchen, vernarbten die Wun- den gänzlich , ohne eine Fistel oder einen künstlichen After zurückzulassen,
Roudier erzählt einen Fall von einem solchen brandig gewordenen Bru- che, durch dessen Oeffnung ig Spulwürmer und aller Koth ausflössen, so dafs nichts mehr durch den After abging und dennoch wurde der Kranke geheilt.
Bei ßaillie findet man mehrere Beispiele von widernatürlichen Aftern, welche nach vorhergegangenem Brande heilten.
Wir werden daher wohl nicht irren, -wenn wir annehmen, dafs auch in dem von Herrn Hirsch erzählten Falle die Würmer aus dem nähmlichen Kanäle ka- men, aus welchem sie bei allen ähnlichen Fällen kommen, dafs sie sich aber dabei ganz leidend verhielten. Doch wird diefs letztere nicht allgemein zugege- ben , »md wenn man sie nicht des Durchbohrens der Därme beschuldigen kiSnn, da es ihnen hierzu an Werkzeugen fehlt : so bezüchtiget man sie als Ursache der
130 Einklemmung der Brüche selbst. Richter zahlt sie mit unter die Ursachen der Einklemmung der Brüche. Die Erklärung der Art und Weise, wie diefs gesche- hen soll, stimmt mit der von Herrn Wedekind überein, welcher letztere in ei- ner eigenen Abhandlung »Von der Einklemmung der Brüche, die durch Wür- mer verursacht wird.« Klage gegen sie vorgebracht hat.
Herr Wedeki nd gibt selbst zu, dafs das häufigere, ja beinahe endemische Vorkommen von Brüchen und Würmern in der Grafschaft Diepholz, wo er damahls Phjsikus war, ein luid derselben Ursaclie zuzuschreiben, und in der Le. bens. und Ernährungsweise der dortigen Einwohner zu suchen sei. Hierauf sucht er mit vielem Scharfsinne zu erweisen, wie die Würmer auf zweierlei Art die Einklemmung der Brüche bewirken können. Einmahl nähmlich durch coniien- suellen Reitz — krampfhafte Einklemmung. ZvTeifens durch Verstopfung oder Zusammenschnürung der im Bruche enthaltenen Gedärme, Die erstere Art ist nach ihm eine Folge des Wurmreitzes. Was ist Wurmreitz? Ein ärztliches Wort, wie so viele andere, womit man glaubt etwas gesagt zu haben, ohne jedoch wie- der sich selbst noch anderen gehörige Rechenschaft darüber geben zu können. Wie, auf welche Art reilzen die Würmer, besonders die Spulwürmer, denn von diesen ist doch wohl hier ausschliefslich die Rede ? Ich weifs es nicht. Alle Spul- würmer, die icli in selbst ganz frisch gelödleten noch warmen Thieren gefunden habe, lagen frei und lose, gewöhnlich in Schleim eingehüllt im Darme und berührten von w eitem nicht die Flockenhaut desselben. Ich begreife daher nicht
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wie sie einen solchen Reitz verursachen können. Die Empfindung eines Kriechens im Leibe , welches die Kranken haben sollen , beweist gar nichts , sonst müfsten wir auch einer jeden hysterischen Frau glauben, dafs ihr öfters die Gebärmutter in den Hals steigt, — Ich habe seit mehr als zehn Jahren viele hundert mit Wür- mern behaftete , oder mit Würmern behaftet sich glaubende Personen zu behan- deln gehabt, und ich habe immer gefunden , dafs diejenigen, welche wirklich Würmer in ihrem Darmkanale nährten , am wenigsten über dergleichen Empfin- dungen klagten, zumahl, wenn sie noch nicht viele Mittel dagegen gebraucht hat- ten ; jene hingegen , von welchen etwa einmahl W^ürmer abgegangen waren, von den»n sich längst keine Spur mehr zeigte, oder solche j denen die Aerzte in den Kopf gesetzt hatten , dafs sie an Würmern leiden müfsten, gewöhnlich das gröfste Geschrei erhoben über das Kneipen, Beifsen , Saugen, Kriechen u. s. w. des Wurmes.
Wenn man solche Tlranke genau erforscht, so erfährt man gewöhnlich bald,
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dafs der Wurm jelzl Im Gi imrndarme , plötzlich im Zwölffingerdarme, jetzl wie- der im Leerdarme, dann im Magen, nun im Mastdarme, und eben so schnell wieder im Halse, in den Schultern und, Gott weifs wo, sein Wesen treihl. Wie in aller Welt aber soll dann der, seiner Natur nach, sich so langsam bewegende Wurm, so schnell seinen Aufenthaltsort verändern können? Er ist ja keine Heu- schrecke, und wenn er auch Ihre Springfüfse hätte, so würde es ihm doch un- möglich werden. In dem langen gekrümmten Darmkanale so schnell von einer Stelle zur anderen kommen zu können. — Und v^arum soll dann das Weltersich- fortbewegen eines weichen Wurms deutlicher und lebhafter empfunden werden, als die Forlbewegung eines harten Kirschenkerns, deren öfters hunderte den Weg durch den Darmkanal passiren , ohne Ihren Durchzug durch irgend ein ferregtes Gefühl bemerkbar zu machen. j
Keines dergleichen krankhaften Gefühle berechtiget uns daher auf die Gegen- wart von Würmern zu schliefsen , sondern nur, wenn die oben erwähnten Um- stände Statt finden, auf Wurmkrankheit überhaupt. Denn es gibt Menschen, die öfters In grofser Anzahl Würmer In Ihren Gedärmen heoen , und dennoch nie über dergleichen Empfindungen klagen, — Man wird zwar dagegen einwenden, dafs diefs wohl bei gesunden Därmen der Fall sein könne, bei krankhaft gereitz- tcn sich hingegen anders verhalte. — Allein alsdann liegt ja auch offenbar die Krankheitsursache nicht zimächst In den Würmern , die vielleicht schon Jahre lang hier hausten, sondern in Irgend etwas anderen^, welches diese gesteigerte Reitzbarkeit des Darmkanals hervorbrachte, — Vielleicht in den gegen die Wür- mer gebrauchten Mitteln?
Die zweite Art der Einklemmung der Brüche Ist, nach Herrn Wedekind diejenige, welche die Würmer, «entvvcder durch Verstopfung, oder durch Zu- »sammenschnürung der im ßruchsacke enthaltenen Gedärme hervorbringen. -< Er schliefst dabei folgendermafsen : da die Würmer schon für sich durch Verstopfung des Darmkanals ein Miserere hervorbringen können , so wird ihnen diefs um so leichter , w enn sie In einem Bruche Hegen. Allein bei diesem Schlüsse Ist der Vordersatz blofs postulirt , nicht erwiesen , und Ich verweise daher meine Leser auf das, was Ich oben über die von Würmern verursachten Verstopfungen des DarmkaniJls gesagt habe. Wenn aber der Vordersatz nicht richtig ist, so ergibt sich die Unrichtigkeit der Schlufsfolge von selljst.
Allein Herr Wedekind vertheidigct, wie man diefs an Ihm gewohnt ist, seinen Satz mit sehr vielem Scharfsinn. Er sagt : die Würmer Im Bruche erzeu-
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gen zuerst durch ihren Reitz eine Zusammonschnüriing eines Darms, und die Ein- klemniung ist erst Folge der Entzündung. Er sucht diefs daraus zu beweisen, weil die Kolik im Bruche immer der Entzündung vorhergehe. Diefs einstweilen auf Treu und Glauben angenommen, kommt es mir aber doch vor, als wenn es mit den Vordersitzen nicht so ganz seine richtige Bewandnifs hätte. Denn Spulwür- mer können sich vermöge des Baues ihrer Frefswerkzeuge höchstens an die Zot- tenhaut der Därme ansaugen. — Jedoch^ gebe ich diefs nur als Möglichkeit zu; denn einen solchen an der Flockenhaut oder gar sogenannten Nervenhaut festsitzen- den Spulwurm niemahls gefunden zu haben, ist von mir kurz zuvor erinnert wor- den. - — ■ Dafs aber dadurch, wenn ein Wurm oder auch deren zwei und drei sich daselbst ansaugen, eine solche Strictur in dem Darine hervorgebracht werden soll, dafs ein Ileus entstünde, ist mir im mindesten nicht wahrscheinlich. — Mir stehen zu viele Beispiele zu Gebolhe, als dafs ich solches glauben koimte. Kra- tzer graben sich öfters zu hiinderten in die Därme der Fische , der Sumpf- und Schwimmvögel — ja! auch dev Schweine — so tief ein, dafs man den Sitz eines jeden einzelnen Wurms auf der Aussenseite des Darms durch eine kleine Erhaben- heit erkennen kann. Im Storche haust ein Doppelloch , welches sich liefe Gruben in die Därme gräbt. In dem Hechte lebt in ungeheurer Anzahl die Tr:iciispida- ria , die sich gleichfalls daselbst fest einbohrt, und wo jede solche eingebohrte Steile nach etwaiffPm Losgehen des Wurms durch eine warzenähnliche Erhaben- heit mit einer Veiliefung in der Mitte sich dem Auge des Beobachters zu erken- nen gibt. Bei einem an rdiachills und beinahe allgenieinem Kncchenfrafse ver- storbenen, von Herrn Saniiäisrath Gülis mir zur Unlersuchung gütigst über- lassenen Fiinde fand ich einen noch lebenden fest mit seiner Mundöffnung an die innere Darmwand angesaugten Ketlenwurm, aber daselbst weder eine Strictur, noch eine Entzündung , noch eine andere krankhafte Veränderung. Eben so ver- hält sich jederzeit die Sache bei den oben angeführten Thieren. Wie sollen also die Spulwürmer, die, wie gesagt, gerade am wenigstens dazu geeignet sind, solch Unhell anrichten können ? Wird man daher wohl nicht ungezwungener die Sache erklären, wenn man dasjenige, was nach Herrn Wedekind's eigenem Dafür- halten zur Erzeugung der Würmer und zur Bildung der Brüche zugleich Gelegen- heit gibt , auch als das Ursächliche der Koliken und der Einklemmung betrachtet? Uebrigens konmit es mir vor, dafs ein Bruch, der einen oder auch mehrere le- bendige Spulwürmer enthält, leichler zurückzubringen sein sollte, als einer^ der blofs verdickten Kolh enthält. Durch den die Taxis unlernehmenden Fin-
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eer des Wundarztes gedrückt, wird der Wurm das gefafsle Stück Darmhaut — was jedoch hier blofs vorausgesetzt , nicht zugestanden wird — nicht nur loslas- sen und dadurch also die Ursache der Strictur gehoben werden, sondern es wird auch der Wurm den Weg wieder dahin suchen, wo er hergekommen ist. Da- durch wird also, wenn sonst kein Hindernifs vorhanden ist, der Weg für den Speisebrei oder den Koth vollkommen wieder frei werden. — Todte Würmer mögen sich freilich nicht viel besser verhalten als verdickter Koth , doch immer noch etvtas besser wegen ihrer glatten Oberfläche und wegen ihres eylindrischen Baues, der sich an beiden Enden in das Konische verliert.
Doch was nützt es den Würmern, wenn ich ihre Sache auch noch weiter vertheidigen wollte. Ein jeder damit Behaftete wünscht ihrer los zu werden, so gut wie der Mililäreinrfuartiruiiggebcnde , wenn auch die Truppen noch so ivule Mannszucht halten. Wir müssen also schon ein eigenes Capitel schreiben über die Mittel, durchweiche man siö abtreiben kann, und dieses folgt hier zunächst.
SECHSTES CAPITEL.
Von den Mit lein gegen die Würmer.
Es gibt wohl nicht leicht eine Beschwerde, oder irgend ein liciden des mensch- lichen Körpers, gegen welches so viele Mittel wären gerühmt worden, als eben gegen die Würmer. Dieser Umstand sollte allerdings ein böses Licht auf die Würmer werfen, weil gerade die unheilbarsten Krankheiten, wie liungenschwind- sucht, allgemeine Scrofelsucht u, s. w. diejenigen sind, gegen welche man, we- gen Unzulänglichkeit der allenMittel täglich nach neuen hascht, die man dann auch nicht ermangelt als untrüglich anzurühmen , welche aber bald wieder, gleichfalls wen^en Unzulänglichkeit anderen neuen eben so ephemeren Platz machen müssen; da hingegen die Behandlung der Lungenentzündung z. B. noch eben so einfach ist im neunzehnten Jahrhundert, als sie es unter Hippokrates war. — Es ist jedoch nicht die Hartnäckigkeil, womit die Würmer den seit langen Zeiten bewährten Mitteln widerstehen, Ursache, warum eben diese Mittel ganz unverschuldeter Weise in übelen Ruf gekommen sind, und öfters anderen Arzeneikörpern ein Rang unter
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ilon VYurmmilteln angewiesen worden Ul , den sie niclit verdienen. Die Ursache iicgt olTenbar darin :
1) Dafs man Ixi Anvyendung dieser Millel nicht zu gleicher Zeit auf die Ur^ Sache der Wurmerzengung Rücksicht nah:n , und aucli diese zu heseitigon suchte. Wenn also einige Zeil nach wirklichem Abgange von Würmern aufs Neue wel- che Zinn Vorscheine kamen : so v. urde das zuerst angewandte Millel hei Seite ge- setzt, und ein neues versucht. Auch fehlt man öfters darin, dafs man den Ge- hrauch der Miliel nicht lange genug fürtsetzt. Dianyere heobaciilete einen Fall, wo man alle Ursache Iiatlc, Würmer zu vermuthcn. Es wurden zwei bis dreimahl wurmtreihende Mittel mit abführenden verbunden gegeben , ohne daf» dadurch auch nur ein einziger \A^urm abgetrieben worden wäre. Bei der Leichen- öffnung fand innn bis ÖO Spuhvüriiier knauelweise verwickelt in verschiedenen Stellen der Därme. Er gi!)t daher die wurmtreibendcn Mittel anhallend fort, und nur zwei bis dreimahl in 24 Stunden. Die Mittel reicht er entweder kurz vor, oder bald nach der Mahlzeit, damit, wie er meint, die ausgehungerten V\^ürnier desto hesser anbeifsen; überdiefs suclit er durch Zusatz von süfsen Sa- chen ihnen das Gift schmackhafter zu machen. Hieraufgibt er Abführungsmiltcl, und wenn er nicht zu Ende zu sein glaubt : so fängt er seine Methode von vorne an. Eine, bis auf das Versüfsen und vermeintliche Aushungern der Würmer, ge- wifs nicht schlechte Methode.
2) Eine zweite Ursache möchte wolil darin zu suchen sein, dafs man dieMit- tel öfters da reichte , wo man blofs aus aligemeinen Zeichen , die , wie wir ge- zeigt haben, alle trügen können, Würmer vermuthete , ohne von ihrer wirkli- chen Gegenwart volle Ueberzeugung zu haben 5 oder auch, dafs man nach wirk- lichem Abgange von Würmern die Fortdauer der gleichzeitigen Zufälle, deren Ursache jedoch weit tiefer lag , immer noch in dem Vorhandensein der Würmer suchte, — Ich erinnere hier nur an die von mir oben erwähnte Geschichte der mit dem Kellenwurme behaftet gewesenen Frau in Jena, und des Geistlichen in Mähren.
3) Eben so unverdienter Weise sind Mittel als wurmtreibende in Ruf gekommen, die es eigentlich, wenigstens direcle , nicht sind. Es traf sich nahm, lieh , dafs bei Behandlung irgend einer Krankheit W^ürmer abgingen. Nun wurde das Mittel, welches eben gegeben worden war, als dasjenige ausposaunt, welches unfehlbar die Würmer austreibt Hier kann ntm wieder der Fall dreierlei sein : entweder die Würmer gingen ganz zufällig ab, wie diefs oft bei den damit Behafteten
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geschieht, oder die Krankheit selbst trieh sie aus; (daher die Beschreihungen so vieler Wurnifieber -Epidemien , in Gegenden, wo Würmer als endemisch herr- sehend angesehen werden müssen, und wo Lei Krankheiten, in denen ein Ver- derhnifs der Säfte im Darmkanale Statt findet, die Würmer das AVeile suchen) oder endlich das Mittel hob die krankhafte Anlage , Opporluniiät , welche die Veranlassung zur Wurmerzeugung gab, aus dem Grunde. Die alten Würmer ginjren ab , und keine neuen erzeugten sich wieder. So führt unter anderen van Doevern S. 32Q den Cortex Siinariibae als Wurmmittel auf, weil Ilempel bei einer am i5ten Tage der Blaltcrkrankheit entstandenen Diarrhoe auf dessen Gebrauch viele grofse Spulwürmer abgehen gesehen hat.
Man sollte nun freilich glauben diese letzteren Mittel waren die eigentlichen wahren Wurmmittel ; allein es ist dem doch nicht ganz also. Denn man mufs unterscheiden zwischen solchen Mitteln, welche vorhandene Würmer abtreiben, und solchen, welche die Erzeugung neuer verhülhen , und zwar dadurch ver- hülhen, dafs sie die Ursache der Wiedererzeugung heben. — Ein Arzt InBrünn, dessen Nahmen mir leider entfallen Ist, erzählte mir, dafs er einige Mahle durch längere Zeil wurmlreibende und abführende Mittel gegeben habe, ohne dadurch den Abgang der Würmer zu bewirken , welcher erst dann erfolgte, als er Eisen und andere stärkende Mittel gab, — Allein defshalb mochte Ich doch die Cur ei- nes verschleimten mit Würmern bevölkerten Darmkanals nicht mit Eisen und derlei Mitteln anfangen, so wenig als ich die Behandlung einer Lungenentzün- dung, oder mit den Erregern zureden, einer hypersthenischen Pneumonie, mit Darreichung der Senega oder gar des Kampfers beginnen möchte.
Um die Mittel, welche die Eingeweidewürmer am schnellsten tödten , ken- nen zu lernen, glaubte man am sichersten zu verfahren, wenn man sie aufser- halb des thierischen Körpers der Einwirkung verschiedener Arzenelkörper aus- setzte. Schon Redl stellte dergleichen Versuche an, ihm folgten Bagllv, Andry, Le Clerc, TortI, Coulet, Arne mann und Chabert. Allein alle diese Versuche sind nicht wohl geeignet, um zu einem bestimmten Resultate zu führen. Denn man mufs bedenken , dafs der gröfste Thell der Eingeweide- würmer sehr bald stirbt, wenn er aus seinem natürlichen Wohnorte entfernt wird; wiewohl auch hier Ausnahmen Statt finden, da der Nadelwurm Cr) (^Spi- roptera Cj^stidicola /?,) aus der Schwimmblase der Forelle wohl acht Tage lang sich im kalten Wasser lebend erhält. Der freien Einwirkung der Luft ausgesetzt
(r) Ein neues Genus.
I'l5 slerLen alle ohne Ausnahme sehr bald und schrumpfen zusammen. Bei den Ein- geweidewürmern des Menschen aber können diese Versuche noch um so viel we- niger als rein betrachtet werden, da man dazu nur Würmer anwenden kann, die entweder durch den Stuhl abgegangen waren, und auf alle Fälle schon ermattet "sind, oder im Cadaver gefundene. Jm letzteren Falle ging gewöhnlich Krank- heit voraus , wobei die Würmer immer auch leiden können , und dann wird der gestorbene Mensch erst nach völligem Erkalten, meist erst nach 24 Stunden ge- öffnet, wo der Wurm gleichfalls schon anfangen mufs abzustehen. — Endlich mufs man erwägen, dafs die angewandlen Mittel, ehe sie mit den Würmern in Berührung kommen, erst durch den Magen gehen müssen, wo sie grofse Verän- derungen erleiden, und dafs folglich der Wurm im Darme nicht so rein damit Übergossen werden kann , als in einer Glasschale. — Diefs sind kleine Bemerkun- gen, welche, wie ich glaube, berücksichtiget zu werden verdienen, wenn man auf diese Art Versuche mit Arzeneiniitteln gegen die Würmer anstellen will» — Ucbrigens haben die Versuche vonPiedi und Arnemann gelehrt, dafs die fet- ten Oehle gar nicht so nachlheilig auf die Eingeweidewürmer wirken, als man aus der lüdtlichen Wirkung, welche diese Oehle auf Insecten und besonders deren Larven äufsern, zu erwarten berechtiget zu sein glaubte. Bei den Insekten wer- den dadurch die Luftlöcher (Spiracnla) verschlossen» Die Eingeweidewürmer haben aber keine dergleichen Luftlöcher. Ergo\ Aus Arnemanns Versuchen geht auch hervor, dafs das gegen den Bandwurm so sehr gerühmte Ricinusöhl gar nicht als wurmlödtend wirkt, sondern blofs als schlüpfrig machendes Abfüh- rungsmittel betrachtet werden mufs. Denn in solches Oehl gelegte Spulwürmer aus dem Schweine lebten 50 und die aus dem Menschen 44 bis 48 Stunden. In keinem der übrigen üum Versuche angewendeten Oehlen, mit Ausnahme des Mandelöhls lebten sie so lange (s), — Am schnellsten und sichersten werden nach diesen Versuchen die Würmer getödtet durch Kälte, Weingeist oder geistige Sub- stanzen überhaupt , und durch die stinkenden Oehle. Die Schwierigkeil der An- wendung der beiden ersteren im lebenden Menschen, wird jedem meiner Leser von selbst klar sein. Was aber die empyreumatischen Oehle anlangt, so findet ihre Anwendung nicht nur sehr gut Statt, sondern sie haben auch bereits ihre Nützlichkeit' durch die Erfahrung bewährt, wie wir weiter unten sehen werden.
(r) Die Schrift von J. Arne mann Cnmmentalio de oleis unguinosis. Göttin?. lyHj. 4- Sect. IV. habe ich nicht gelesen, und das hier Angeführte aus Rudolph! gezogen. Entoz. Vol. pag, 4S7— 488.
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Betrachten wir nun die Mittel, welche im lebenden Menschen gegen die Wür- mer versucht und angewendet worden sind. Man kann sie wohl füglich folgen- dermafsen eintheilen : 1. in mechanisch wirkende ; 2. in specijisch wirkende ; 3. in abfahrende ; 4. in stärkende MHiel,
I. Von den mechanisch auf die Würmer wirkenden
Mitteln.
Das Zinn, sowohl gefeilt als gekörnt, steht unter diesen oben an. Es wurde zuerst von Aiston , dann von Pal las (s) und Bloch Ct) empfohlen. Das Zinn mufs ganz frei sein von aller Beimischung von Blei oder Arsenik. Es wirkt ganz mecha- nisch und zwar die Zinnfeile zerstörender auf die Würmer als das gekörnte; durch Ersteres können aber auch leicht die Gedärme beleidiget werden , daher auch Pallas das gekörnte zum Gehrauche vorzieht. Bei den specilischen Methoden die JVestelwürmer abzutreiben, wird dieses Mittels nochmahls erwähnt wer^den.
Die Juckfaseln, die Kühkrätze Stizolobium oder gemein Dolichos pruriens werden besonders von Chamberlaine empfohlen. Herr Rudol- ph i schreibt allen acht Arten von Stizolobium dieselbe Eigenschaft zu. Es werden blofs die Haare oder Borsten, welche auf der Hülse, die den Samen ent- hält, sitzen, gebraucht. Diese Borsten bringen auf der Haut des Menschen ein ganz unerträ"liches Juciten hervor. Nichts desto weniger bedient man sich in bei- den Indien schon seit langer Zeit derselben als eines wurmtreibenden Mittels, ohne dafs man irgend eine nachlheilige Wirkung davon gesehen hätte. Das Mit- tel wird aber jederzeit in Schleim oder dickem Zuckersafte gehüllt genommen ; dazu kommt noch, dafs der Magen imd die Därme durch ihren natürlichen Schleimüberzug, der bei Wurmkrankheiten gewöhnlich noch stark vermehrt ist, gegen die mechanische Einwirkung dieser feinen Borsten geschützt werden, — Man sollte nun glauben, die Würmer, welche in diesem Schleim hausen, wären auch datregen geschützt. Dem scheint jedoch nicht also zu sein, denn nicht nur nach den vieljährigen Erfahrungen von Chamberlaine, sondern auch nadi den Zeugnissen vieler anderer Aerzle treibt es jedesmahl Würmer ab, wo welche sind. Diefs gilt besonders von den Spulwürmern , denn dafs es ihm ge- gen Nestelwürmer nicht volle Genüge geleistet habe, gesteht Ch amber 1 a in e
(s) N. nord. Beiträge- I. St, 55. (t) Preisschrift. S. 56.
l'fT selbst, — Er läfst von diesen Borsten mit gemeinem Syrup CSjrrupus hoÜandi- cus") eine Lallwerge machen , — die Verhältnisse gibt er nicht an — und läfst davon Kinder bis zum ölen oder ßlen Jahre einen Theelöffel voll , bis zu l4 Jah- ren einen Kinderlöffel voll, allen über diesem Alter einen Speiselöffel voll zwei- mahl des Tags nehmer, und zwar Abends bei Schlafengohn und in der Frühe, eine Stunde vor dem Frühstücb. Ueberdicfs gibt er jeden dritten oder vierten Tag ein Abführungsmillel. Auch von Palmer wird dieses Mittel und zwar als ein mechanisch wirkendes gerühmt. — Ich selbst habe keine Erfahrungen über dieses Mittel, habe auch noch nicht nöthig gehabt, darnach zu greifen.
Gepulverte Holzkohlen. Nach Pallas (u) werden diese in Island als ein Wurmmittel gebraucht; und er selbst hat ein grofses Stück Neslelwurm da- mit abgetrieben.
Die gelbe Rüben oder Möhren, werden auch in verschiedenen Ge- genden Deutschlands früh nüchtern roh genossen, oder auf dem Reibelsen gerie- ben als wurmtreibendes Mittel betrachtet.
Dafs diese mechtanisch wirkendenMittel die Würmer reitzen und zum Abgange geneigt machen , unterliegt wohl keinem Zweifel. Denn so worden z. B. bei Vö- geln, die im Sommer sich von Insecten nähren, öfters in dieser Jahrszelt Würmer im Darmkanale gefunden; hingegen im Herbste, wo sie sich von Körnern nähren und überdiefs kleinen Sand verschlucken , sind sie gewöhnlich ganz frei von Wür- mern. — Es könnten daher wohl auch noch mehrere andere Körper als mecha- nisch wurmtreibende In Gebrauch gezogen werden,, wenn vielleicht nicht bei dem einen oder anderen' au befürchten stünde, dafs sie nachlhellig für den Kranken selbst werden könnten. Ueberhaupt aber glaube ich, dafs man sie ganz entbeh- ren kann ; es wird dadurch ja nur das lebendig gewordene Erzeugnifs der Krank- heit fortgeschafft , nicht die Krankheit selbst gehoben. Ich wenigstens bin seit mehr als zehn Jahren , In welcher Zeit Ich mehr als ein halbes Tausend Wurm- kranke zu behandeln gehabt habe, noch immer ohne dieselben ausgekommen.
IL Von den Mitteln, welche specifisch auf die
Darm Würmer Avirken.
Das kalte Wasser wird von Rosenstein und Pallas empfohlen. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die Kalte sehr nachtheilig, ja tödtend auf die
(u) Neue iiord. Beiträge. I. S. Sj.
IQ *
Eino-cweidewilrmer wirkh Wenn man daher das Wasser ganz kalt dahin hringen könnte, wo sie sich aufhallen: so wäre diefs wohl das einfachste Mittel, um sie los zu werden ; allein ihr Sitz ist bei dem Menschen nicht im Magen, sondern in den Därmen. In dem Magen aber wird das Wasser schon erwärmt \ind kommt also nicht mehr kalt bis zu dem Wohnsitze der Würmer. Da sich indefs die Er- fahrung nicht ableugnen läfst, dafs schon öfters auf das Trinken von kaltem Was- ser vuid zwar vielem kalten Wasser, sowohl Spulwürmer als Nestelwürmer abge- gangen sind: so hat Herr R u do 1 p h i auf eine sehr sinnreiche Art das Wie die- ser Wirkung des kalten Wassers zu erklären gesucht. Er glaubt nähmlich : dafs der Eindruck, welchen das kalte Wasser auf den Magen macht, sich auf die Där- me fortpflanze ; — ich stelle mir diese Wirkung als eine Art gewaltsamer Erschüt- terung vor — dafs ferner die Würmer durch den Genufs von vielem Wasser ganz überschwemmt und so leichter v^on demselben fortgespült werden, da sie, in Was- ser gelegt, alle mehr oder weniger dasselbe absorbiren, wodurch sie aufgetrie- ben und gewissermafsen steif werden, in welchem Zustande sie dem weiteren An- dränge des Wassers nicht mehr widerstreben können. — Salziges Wasser wirkt noch sicherer. Pallas (x) sagt: Bei London ist in dem Kleinen Dorfe St. Chat, ohnweit Sadlerswells , ein öffentliches Wirthshaus und Garten mit einem etwas mineralischen Quell , Batllebridge -Wells genannt, dessen mit wenigem Glauber- salz geschwängertes Wasser, als ein kräftiges Mittel wider den Bandwurm be- kannt ist. Man zeigt daselbst eine Sammlung von mehr als fünfzig Flaschen mit Bandwürmern verschiedener Art , meist die breiten und häutigen, welche vom Gebrauche dieses Wassers ganz abgegangen sind. — Die von Rosenstein mit- gelheilte Autonosographie einer Dame dient jedoch nicht dazu, um die kalten Alineralwasser als ein Radicalmillel gegen Nestelwürmer zu empfehlen. Denn jdiese Dame brauchte den Bi'unnen viele Jahre hintereinander, und noch immer gingen ihr Stücke von diesem Wurme ab. — Van Swieten (y) glaubt, dafs Kljstiere von kaltem Wasser gegen Madenwürmer von Nutzen sein könnten. — Herr Collegienrath Löffler rühmt Eispillen als ein sicheres Mittel gegen Wür- mer , welche etwa im Magen ihr Unwesen treiben.
B al dria n wu rzel. Radix Valerianae sylvestris , macht einen der Hauptbestandtheile der Slörk'schen Wurmlallwerge aus, wozu die Vorschrift folgende ist : (z)
(x) Neue nord. Beitr. I. S. 64,
(y) Commpntar. T. 17. §. iS/i.
(z) Ann. raed.I. p. lo3 u. 164. p. 228 u, 386.
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Rc. Salis polychrest. Pulv, Rad. Jalapp»
Valeriaii. sylr, sive Phu aa ^j» Oxymel, scillit. ^]v. M. S. Viermahl tiiglich Erwachsenen ein Lolh, Jüngern ein bis zwei Quenlchcn.
Bei Lagene's als untrüglich empfolilener Verfahrungsart gegen Nestelwür- nicr ist der Baldrian eigentlich das einzige wurmwidrigo Mitlei, denn das übrige besteht aus lauler abführenden Arzeneien. — Jedem Arzte sind die grofsen arze- neilichen Kräfte dieser Pflanze hehannt, und bei Wurmkrankheiten verdient sie ganz besonders anempfohlen zu vy erden. Denn einmahl ist sie um ihres eigen- thümlicl^en Geruchs willen schon an und für sich ein gutes Wurmmittel, ii.id zweitens sind öfters da, wo man gegen Würmer zu Felde zu ziehen hat, mehr oder weniger Verstimmungen im Nervensysteme vorhanden , gegen welche sie sich von jeher als ein treffliches Mittel bewährt hat,
Zwiebel, AUiiun Cepa und Knoblauch, Milium sativum sind beide längst als Ilnusmitlel gegen die Würmer bekannt. Piosenstein liefs ein Stück Knoblauch ohne ihn viel au käuen in den nüchternen Magen nehmen, und er hat zwei Beispiele aufgezeichnet, wo sich der Knoblauch selbst gegen Nestelwürmer hülfreich zeigte. Doch eritmert er, dafs wenn er Würmer treiben solle, man nicht daran gewöhnt sein dürfe. Auch scheint er in diesem Falle wirklich nicht auf die Würmer zu wirken, fo dafs sogar Cranz die vielen Würmer, welche man in einer Leiche fand, auf Rechnung des langwierigen Genusses des Knoblauchs schreibt, welcher jedoch gegen diese Beschuldigung von Emhard in Schutz genommen wird. — Anch die Milch, worin Knoblauch gesotten worden ist, wird häufig gegen Würmer zu trinken gegeben. Nach Emhard hat Binninger einen Agonisirenden durch solche Knoblauchs - Milch , welche Würmer ausleeren machte, wieder ins Leben gerufen. In meinem Knabenalter mufste ich selbst eine geraume Zeit hindurch solche Milch trinken. Wenn sie mich jedoch nicht von meinen Würmern befreite, so lag die Ursache wohl ganz allein darin , dafs die Würmer unmöglich einen stärkeren Abscheu gegen den Knoblauch haben kön- nen, als ich daniahls dagegen halte , und dafs folglich manche Tasse voll dieser Milch einen anderen Wog , als den nach meinem Magen nahm. Ich führe diefs Llofs defshalh an, damit man nicht gleich einem bewährten Wurmmittel die Wirksam- keit abspreche, wenn es nicht hilft, sondern erst genau untersuche, ob es der Kranke
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auclj vorschrift'gemäfs genommen hat. Denn dafs dieses versäumt \a !rd , ist nir- gends häufiger der Fall, als bei Wurmkrankheiten. Einmahl, weil die dagegen gerichteten Arzeneien fast ohne Ausnahme einen ^vidervvärligen Geruch oder Ge- schmack haben; und dann, weil doch meist das Lehen nicht geradezu auf dem Spiele steht, und man sich daher um so leiclifer einige Nachlässigkeit in Be- folgung der ärztliclien Vorschriften erlaubt. Als ich anfing mich des Chaberl'- schen empyreumatischen Oehls gegen den KelJenwurm zu bedienen, bereitete ich CS selbst, und vertheilte es meinen Kranken unentgeltlich. Bei mehreren wollte das Mittel nicht helfen. Die Ursache war bald gefunden. Sie hatten es nicht genommen. Auch dlefs hat seine natürliche Ursachen. Erstlich ist bei gewissen Leuten das Vertrauen schon nicht grofs auf Arzeneien , welche nichts kosten, und zweitens denken sie: wenn wir sprechen, diese Arzenei hat uns nicht geholfen, so wird uns der Arzt schon eine andere geben, und diese könnte dann leicht bes- ser schmecken. Seitdem ich das Mittel in der Apolheke bertiton lasse, und viele Kranke doch ihr Geld nicht umsonst wollen ausgegeben haben, nehmen sie ßeifsiger und sie genesen. Mein Freund, Herr Dr. Albers, wird sich noch zu erinnern wissen, wie er einmahl in Jena drei Topfe voll der S t ö rk'schen Wurmlatlwerge unter dem Bette eines auf Kosten der Klinik besorgten Knaben fand. Dergleichen Fälle sind nicht selten. Man verzeihe mir indcfs diese Abschweifung; es ergab sich gerade die Gelegenheit dazu. — Bagliv (a) sah einen jungen Menschen von 20 Jahren, der eines Morgens Knoblauch zerschnitt, wovon ihm der Geruch so stark in die Nase kam, dafs er bald daran erstickt wäre. Einige Minuten darauffing or an sich heftig zu erbrechen, und gab einen runden (?) , in einen Knäuel gewickelten Wurm von 50 Ellen von sich.
Der Zilt wer s a me, Wurmsame Artemisia jiidaica L. Semen San- tonici , S. Cinae , und der Same oder vielmehr die reifen Bliithen vom Rainfarren, Tanaceiiim vulgare. Der Wurmsamen ist ein altes be- währtes Mittel , besonders gegen Spulwürmer. Indefs kann er füglich durch den Rainfarren ersetzt werden. Uebrigens kommt aber viel dabei auf die Beschaffen- heit des einen und des anderen an Wenn man feines Pulver verschreibt, wel- ches vielleicht schon Monathe lang in der Apotheke gestanden ist, und das den gröfsten Theil seines fragranten Geruchs verloren hat : so wird man wenig Wir- kung davon sehen. Ich selbst habe als Kind manche Dosis solchen Pulvers in Zwetschgenmus eingerührt hinabwürgen müssen , und meine Würmer kehrten
(a) Am angefülulEQ Otte, S. 696.
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sich wenig daran. Als ein Knabe von 13 oder 14 Jahren etwa, da mich doch meine blasse Gesiclitsfarbe , von dcrmansagle, dnfs sie von den Würmern her- rühre , zu verdriefsen anfinp: , bequemte ich mich täglich früh nüchtern eine höhle Handvoll ganzen Wurnisanien etwas weniges zu käuen und so zu verschlucken» Nun wurde ich gänzlich von meinen Würmern J)efreiet und zwar ohne Piückfall, wozu jedoch auch das veränderte Sein im Leben oder die Lebensperiode das ihrige beijielraaen haJ»en mac Ich verschreibe daher den Wurmsanien nie anders als
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gröblich gestofsen , in welcher Form er vielleicht noch als mechanisch wirkendes Mittel zu betrachten ist. — Dem überzuckerten Wurmsamen iConfectio Semi'n. Cinae^ traue ich keine grofse Wii-ksamkeit zu , man müfsle ihn dann In ungeheu- rer Menge geben; und auch dann kann er nach meinem Dafürhalten nur me- chanisch wirken, denn bei dem UeJ)erzuckern in einem heifsen Kessel geht der Geruch verloren, und überdicfs wird, ^^ann sich im Magen der Zucker aufgelöst hat, das ganze Samenkorn als solches sich erhalten und wieder ganz durch den Af- ter abgehen.
Das Wurmmoos, 11 e 1 min th o cho r ton. Conferva Helminthochor- ios , i\\.\c\\ CoraUina corj/ca/za genannt, eine Conferven - Art aus Korsika. Nach Sumeire soll ein Grieche Slephanopoli dieses Mittel zuerst aus Korsika gebracht, und 1777 eine Denkschrift darüber haben drucken lassen. Seitdem ist das IJelminthochorton, welches in Korsika schon lange gegen Würmer, besonders gegen Spulwürmer im Gebrauche war, ein Liebilngsmillel der französischen Aerzte. Man kann es als Pulver zu einem Scrupel bis zu einer halben Drachme nehmen lassen; doch gibt man es am gewöhnlichsten Im Absude, etwa ein halb Loth auf vier Unzen Colatur , so des Tags über zu nehmen. Man läfst auch wohl eine Gallerte daraus bereiten» Vielleicht hängt seine Wirksamkeit von dem an- Idebenden Meersalze ab.
Wur m t r e ib e n de r Gänsefufs, Chenopodium anthelminlicum. Die Samen sollen in Amerika als ein Mittel besonders gegen Rundwürmer häufig im Gebrauche sein Cb).
Angelinarinde. Cortex Angelinae. Eine Un^e dieser P>inde wird mit drei Pfunden Wasser bis auf ein Pfund eingekocht, wovon der Kranke alle Mor- gen eine auch zwei Unzen nimmt. Es soll dieses Mittel Bauchgrimmen verursa- chen , aber viele Würmer abtreiben Cc).
(b Brera Vorlesung. S. 97, (c) Ebendaselbst. S, 93.
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Die Li n d e nkö r 11 er, Grana Tiliae ^ gehören mehr zu den Ahführungs- als zu den eigentlichen Wurmmiltehi (d).
Die indianische, wilde N e 1 k e n w u r z e 1. Spigelia anthelinia und S. marilandica. Die erstere wurde schon sei! langer Zeit in Amerika benutzt, die letztere hat Bergius als noch wirksamer empfohlen. Beide haben auch eine narkotische Kraft, und in zu grofsen Gaben genommen, erregen sie Schwin- del, Dunkelheit vor den Augen, convulsivische Bewegungen des Augapfels u. a. Zufälle, daher man bei ihrem Gebrauche behuthsam sein mufs. Van Swieten erklärt sie für eine Pilanze solch giftiger Natur, dafs ihr die Franzosen nach einer berüchtigten Gifimischerinn den Nahmen Brainvillers gegeben hätten. Doch gibt er zu, dafs sie , indem sie starke Ausleerungen nach oben und unten bewir- ke, die Würmer sicher abtreibt. Nach meinem Dafürhallen könnte man sie >vohl eonz entbehren. Die Blätter nicht nur, sondern auch die Wurzeln werden in Gebrauch gezogen und zwar sowohl in Pulverform , zu 10 Gran für Kinder, ab auch im Aufgusse zu einem halben Quentchen. Browne läfst zwei Handvoll in zwei Pfund Wasser bis zur Hälfte einkochen, und mit Citronensaft und Zucker wohlschmeckend machen. Hiervon nimmt der Kranke 4, ö bis 0 Lotli jede 6te oder i2te Stunde drei Tage hindurch; dann bekömmt er ein Abführungsmittel. Wozu diefs, da sie nach Van S w i e ten ohnehin purgirt, weifs ich nicht. Ich habe keine Erfahrung darüber. Auch von Rosen siein (e) wird sie gelobt.
S ur i n am i s ch e , Wur m rin d e nb a um , Geojfraea siiraiamensis. Die Pvinde des Baums ist im Gebrauche. Bondt, Eggert und Schwär tze ha- ben über ihre wurmtödtende Kraft eigene Dissertationen geschrieben. Ich besitze nur die letzlere, welche ich der Güte des Herrn Professors Osiand er verdanke. Die darin mitgetheilten Beobachtungen, wo diese Rinde die Taenia ganz abgetrie- ben habensoll, wollen mir aber nicht genügen. Die Art und Weise, wie Herr Schwarlze sie zu geben vorschreibt, ist folgende:
Rc. Pulv. gross. Gort. Geoff. sur, Unc. ij. infund.
Aq. fönt, comm. -Libr. ij. Spir, Vin. rect. Unc. jv.
Stet vase clauso in digest. per sex dies; dein coque lenl igne donec post colaturam remaneat Libr, I.
(d) Van Doeveren. S. 299. <e) Am angefühlten Orte. S, 564.
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Diesen Rbgesotteneu Aufgufs oder aufgegossenen Atsud gibt er drei Tage hin- tereinander so, dafs davon in den ersten zwei Tagen früh im nüchternen Magen dreiniahl von Stund zu Stund zwei LülTi'l voll genommen werden. Am dritten Tage wird der Rest Becherweise genommen. Am 4ten Tage wird ein Pur- gans aus Jalappe und Calomel gegeben.
Sabad illsani e n , Semen Sabadilli. Als Läusepulver sind die gestofsenen Samenkapseln und Samen seit undenlslichen Zeiten unter dem Volke bekannt. Läuse und Würmer gehen auch in der Achtung, welche man für sie hegt, so ziemlich al pari. Jeder wünscht sie los zu sein. — Seeliger hat diese Samen mit Nutzeir gegen den Kettenwurm gegeben , täglich zu einer halben Drachme in einer schicklichen Gonserve zu einem Bolus gemacht und mit Honig genommen, und darauf alle fünf Tage ein drastisches Purgans. Da die Sabadillsamen schon ohnehin drastische Wirkung äufsern , so ist dieses Mittel nur mit aufserster Vor- sicht anzuwenden, und Kindern dürfte man wohl nicht mehr, als 3 oder 4 Gran auf einmahl geben. — Auch in Klyslieren gegen Madenwürmer wird es empfoh- len; verursacht aber auch bei cUeger Anwendungsart öfters Ekel und Erbrechen, Wer diese Samen anzuwenden gedenkt, dem empfehle ich einen Aufsalz von Schm'ucker (f) , der diesem Mittel sehr das Wort spricht, darüber nachzulesen.
Wallnüsse, Iiiglans regia. Die grüne Schale der unreifen Wallnüsse wird entweder in Aufgufs gegeben, oder man bereitet ein Extract davon und läfst dieses in einenn aromatischen Wasser aufgelöst nehmen. Hippokrates und Dioskorides haben schon beobachtet, dafs auf den Gebrauch dieses Mit- tels Nestelwürmer abgingen. Von Andry wird es ganz besonders empfohlen. — Piosenstein Cg) läfst zwei Quentchen des Extractes in vier Quentchen Zimmt- wasser auflösen, und gibt davon Kindern von 2 bis 3 Jahren 50 Tropfen und nach G oder 8 Tagen Merkurialpiilen zimi Abführen.
Stinkender Asand, Teufelsdreck, Ferula Asa foetida. Ein sehr gebräuchliches Mittel gegen Würmer, wahrscheinlich, weil es stinkt, welches ich sehr oft fruchtlos gegen den Kettenwurm habe anvv^enden gesehen , obwohl Meilin Ch) Nestelwürmer auf dessen Gebrauch abgehen sah. — Meistens wird es in Pillenform gegeben. Rosenstein liefs 1 Gran schwere Pillen machen, und gab einem Kinde zwei Tage hintereinander alle 3 bis 4 Stunden fünf Stücke,
(f) Vermischte chir. Schrift. Bd- IIF.
(g) Am angeführten Orte. S. 536. {h) Materia med. S. 90,
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und den drillen Tng ein Abfühningsmittel aus Piliabarbar. — Andere verbinden
eleich die Abführungsmillel mit dem Asande. Le Clerc liefs ihn in Essig oder
Wasser auflösen.
Der Kampfer, Camphora. Baidinger, Le Clerc, Ilirscliel,
Möbius, V. Pauliz, Prange, Zacharias Vogel, Wedel rühmen die vyurmlreibende Kraft dieses Mittels sehr. Nach Herrn Brera Ci) zieht der be- rühmle Moscati im Allgemeinen den Kämpfer allen andern Wurmmitteln vor, zumahl wenn es siob mn die Abtreibung von Spulwürmern bandelt. Rosen stein säet Cb): da die Würmer den Kampler nicht vertragen können, und dieser so. wohl als der Essig in hitzigen Fiebern nützlich ist ; so schickt sich in solchen Fällen ein Trank sehr gut, welcher eine Quente Kampfer enthält mit 15 Tropfen Brannlewein abgerieben, ein Loth zerstossenen Zucl.er gut gemischt, und in zehn Lolh gutem Weinessig aufgelöst, wovon der Kranke einen EfslölTelvoll jede oder alle zwei Stunden einnimmt. — Arne mann meint jedoch, ob, wenn in bösartigen Fiebern auf den Gebrauch des Kampfers Würmer abgehen, nicht viel- leicht die Fieberanfälle das Meiste dazu beitragen.
Die Farren kraut Wurzel, Polj"podiiiin Filix mas. Die wurmlödtende Kraft der Farrenkrautwurzel war schon einem Galen (1) und P 1 i n i u s Cm") be- kannt. Auch hat sie ihren Ruf bis auf unsere Zeiten behauptet, und macht noch immer von den meisten gegen die Ncstelwürmer gerühmten specifischen Milleln einen Hauplbeslandthcil aus. In der Thal ist sie auch ein bewährtes Mittel gegen den Bandwurm (.Bot/iriocephatiis^ keineswegs aber gegen den Ketlenwurm CTaenia). Denn ob sie gleich fast jedesmahl Stücke davon abtreibt: so sichert sie doch nicht gegen baldige Wiederkehr, und gewöhnlich zeigen sich nach Verlauf von drei Monathen wieder neuerdings Glieder dieses Wurms. Indefs kann man sie doch auch bei dem Ketlenwurme benutzen als Prüfungsmit- tel in Fällen, wo man von dessen Gegenwart keine bestimmtere Beweise hat, um sich hierüber Gewifsheit zu verschaflen« In dieser Absicht lasse ich früh nüchtern zv\ei oder drei Quentchen Pulver dieser Wurzel , und einige Stunden darauf ein leichtes Abführungsmittel, gleichviel welches , nehmen. Man mufs aberfolgende zwei Umstände wohl berücksichtigen. Erstlich mufs die Farrenkrautwurzel ge-
(i) Vorlesungen. S. 99.
(k) Am angeführtren Ort. S. Syi-
(1) De Simplic. medicam facult. üb. VIII, p. 5ia.
(ro) Lib. XXVII. cap. IX. p. 43o.
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sund, das untere bereits zu alle, und das oLere, noch grüne Ende abgeschnit- ten, von der Rinde gut gereiniget und frisch gestofsen worden sein. Zweitens kann der Versuch leicht täuschen, wenn dem Kranken kurz zuvor, auf den Gebrauch wuiniwidrigcr Mittel , oder auch von freien Stücken mehrere Ellen vom Ketten- wurme, entweder mit dem Kopfende, oder nahe bei demselben abgerissen, abge- gangen sind. In diesem Falle wird , wofern nur Ein Wurm vorhanden war, nichts abgehen, und doch ist es möglich, dafs nach Wochen von freien Stü- cken abermahls Kettenwurmsglieder mit dem Stuhle ausgeleert werden. Die Ur- Sache sieht wohl jeder von selbst ein. Wenn aber bei jedesmahliger Untersuchung des Stuhlganges durch 2 Monalhe oder drüber, nichts von Wurm abgegangen ist, und. man, wegen etwaiger Fortdauer der Zufälle sich, oder vielmehr dem ängst- lichen Patienten , doch Gewifshelt verschaffen möchte , ob dieser Feind noch im Darme hauset, so wird man gewifs nicht leicht durch dieses Probemiltel irre ge- führt werden; denn geht nichts darauf ab, so ist zehn gegen eins zu wetten, dafs auch kein solcher Wurm mehr da ist. — Die älteren Aerzte nahmen Anstand, den Frauenzimmern die Farrenkrautwurzel zu geben, aus Furcht die Schwangeren möchten aborliren , oder die Nichtschwangeren unfruchtbar werden. Indefs hat Spiegel schon den Ungruiid dieser Behauptung, rücksichtlich des Unfruchtbar- werdens , durch widerlegende Beispiele dargethan. Ich selbst aber habe einer jungen Frau, welche, ohne es selbst zu wissen, zum ersten Mahle im zweiten Monalh schwangor war , die Fiiix gegeben, um sie von ihrem Bandwurm zu be- freien, und sie kam zur gehörigen Zeit mit einem wohlgebiideten Kinde nieder.
Das Stelnöhl, Petroleum. Wird von Clerc, Rosenstein, Wedel und vielen anderen ganz besonders gegen den Kettenwurm empfohlen. Hassel- q u i s t Cn) sah in Aegypten; wo der Kettenwurm so häufig ist, dafs in Cairo drei- viertel der Einwohner besonders Juden und gemeine Leute , damit behaftet sein sollen, bei einem französischen Wundarzte Fo um a ce drei Stücke Keltenwurm, welche dieser zu verschiedenen iVlahlen einem Frauenzimmer mit diesem Mittel abgetrieben hatte. Das eine Stück war 40, das andere 15 und das dritte 10 fran- zösische Piken lang. Die Breite war, wie der kleinste Finger. Das Stelnöhl wird dagegen zu 2O bis 30 Tropfen drei Tage hintereinander gegeben, und dann ein Abführungsmittel. Die angeführte Geschichte dieses Frauenzimmers beweist je- doch gerade, dafs es kein Mittel isl, welches gänzliche Befreiung verschafft» Ei- nig« geben das Stelnöhl mit Terpentinöhl verbunden.
(n) Ära angefühlten Orte, S. 587.
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Das Terp en tin öhl, Oleum Terebinthinae , wird von tleti Engländern gegen Nestelwürmer, besonders gegen den Kettenwurm empfohlen. Fenwick gibt früh nüchtern auf einmahl zw ei Unzen, und wenn kein Stuhlgang darnach er- folgt, noch eine bis zwei Unzen nach. Ueble Folgen will man nie davon bemerkt haben» Er erzählt sechs Fälle , wo es sogleich den Ketlenwurm abirieb, — Dafs auf den Gebrauch grofser Gaben von Terpeniinöhl oder Steinöhl so gut , wie durch die Farrenkrautwurzel , Kettenwürmer abgetrieben werden, ist Thatsache, die sich schlechterdings nicht leugnen läfst. Ob aber bei einer solchen schnell be- endigten Kur der Kranke auf immer von seinem Uebel befreiet wird, ist meines Wissens noch nicht hinlänglich durch Erfahrungen bestätiget. Denn in allen die- sen Wahrnehmungen heifst es immer nur, nach so viel Stunden gingen so viele Ellen Bandwurm oder Kettenwurm ab. Ob aber nicht nach drei Monalhen wie- der neuerdings von freien Stücken Glieder des Wurms abgingen oder nicht, da- rüber erfahren wir in allen diosen Berichten nicht viel. Doch wird von dem Melzn^er in Durham gesagt, dafs bei ihm nach vier Monalhen wieder die alten Beschwerden zurückgekehrt wären ; und der Schuhmacher aus Wedford mufste das Mittel viermahl brauchen. Audi Herrn O sann's dritte Patientinn mufsle das Terpeniinöhl wegen jedesmahliger Wiedererscheinung eines Wurms dreimahl nehrnen j die beiden ersteren Beobachtungen desselben aber scheinen mir nicht viel zu beweisen. Und wenn auch diese grofsen Gaben des Mittels nicht gerade übele Folgen für den Gesundheitszusand der Wurmbehaflcten haben : so verursa- chen sie doch öfters, laut dieser Berichte , heftige Unruhe, Schmerzen im Unter- leibe, Schwindel, Uebelkeiten, Erbrechen, Brennen in der Harnröhre und im Mastdärme»
Das K a j e p u t ö h 1 wird von Herrn R u d o 1 p h i empfohlen.
Dippels-Ohl, Oleum animale Dippelii hat M o n t i n in dem obenerwähn- ten Falle, durchlange Zeit fortgesetzt, mit Nutzen gegeben; und Herr Rudol- ph! liefs in Ermangelung des Chabe r t'schen Oehls 5 bis 10 Tropfen in einer Theeschale voll Fleischbrühe täglich dreimahl nehmen, worauf alsobald nicht nur Spulwürmer, sondern aucli grofse Strecken von Tänien abgingen. Doch hält Herr Rudolphi selbst für noch wirksamer
Das Chabert'sche Oehl, Oleum emp^renmaticum Chaberti. C ha- be rt gibt dazu folgende Vorschrift: Ein Theil stinkendesHirschhornöhl und drei Theilc Terpeniinöhl werden miteinander gemischt , und so vier Tage lang stehen i};classen. Dann deslillirt man die Mischung aus einer gläsernen Retorte im Sand-
157 l>ade und zieht Dreiviertel davon ab. Das Ueborgegangene wird zum Gebrauche ver- wendet. Man thut wohl es in lauter kleine Fl.ischgen , etwa eine bis anderthalb Unzen hallend , einzufüllen, gut zu verstopfenundmitRindsbla.se zu verbinden. Denn durch öfteren Zutritt der Luft bekömmt es eine schwarzbraune Farbe, wird dick und zähe, und dadurch dem Kranken nur noch widerwärtiger. Von seiner Wirksamkeit und Anwendungsart werden wir weiter unten zu sprechen Gelegen- heit haben.
Das laufende (Quecksilber, Mercnrins viviis. Wasser, worin man Quecksilber gekocht hat, ist ein altes Hausmittel gegen die Würmer. BagH v (o) schreibt vor, eine Unze Quecksilber mit drei Unzen Graswurzelwasser und ebei» so viel Porlulakwasser zu übergiefsen , öfters umzurülteln, und dieses Wasser zu decantiren , welches nach dem Zeugnisse des Georg Bateus das wirksamste Wurmmittel sein soll. — Allein von reinem Quecksilber löst sich schlechterdinwi nichts in Wasser auf. Die wurmtreibende Eigenschaft kann demnach nur dem gemeinen käuflichen und gewöhnlich unreinen d, i. mit Blei vermischtem Queck- silber zukommen, xind da man von solcher Beimischung das Zuviel zum voraus nicht kennt: so bleibt es ein unsicheres Mittel. — Specifisch auf die Würmer wirkend ist aber das Quecksilber bestimmt nicht. Man hat Beispiele, dafs es Leute bis zur Salivation genommen haben , und dennoch ihrer Würmer dadurch nicht los wurden. — Scopoli ist überzeugt, dafs man nirgends mehr Spulwürmer antrifft als bei den Arbeitern in den Quecksilberbergwerken in Idria. Er gibt zwar auch Quecksilber zum Abtreiben der Würmer, betrachtet es jedoch nur als Abführungsmiltel. Als solchem wird auch seiner weiter unten nochmahls erwähnt werden. Den Sublimat aber zu geben, um die Würnier zu tödten , ist Gift- mischerei.
Der mekonsaure Baryt trfibt, wie sich aus den neuesten Versuchen des Herrn Sertuerner in Einbeck ergibt, bei Menschen und Thieren Wür- mer ab. Da aber die Mekonsaure eines der stärksten Gifte ist: so möchte sie wohl nie einen Piang unter den W^urmmitteln erhalten, sowenig als die von Hill vorgeschlagene A r s e n i kal s o 1 ut i o n.
Viele der hier abgehandelten Mittel werden auch äufserlich, um Wür- mer abzutreiben angewendet, und zwar öfters nicht ohne Nutzen. Man mufs aber nur ja nicht glauben, dafs dadurch die Würmer, von denen man fälsch- lich meint, dafs sie sich ah die Gedärme fest angesaugt hätten, gezwun- (o) Am angeführlcn Ort. S, jg.
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gen würden, loszulassen. Denn erstlicli findet solclie^Pesldnsaiigung bei Spulwür- mern schon gar nichl Slatt. Wenigsiens habe Ich unter vielen tausend und aber- tausend Spulwürmern , die ich in Leichen von Menschen und Thieren und öfters ganz frisch getödeten Thieren gefunden habe, nicht ein einziges Mahl einen Spul- vMirm festanhängend gefunden. Herr Rudolph! hat das Gleiche beobachtet. Zweitens findet man öfters bei Thieren andere Rundwürmer, vorzüglich aber Kra- tzer , ferner Saugwürmer und auch Nestelwürmer fest den Därmen anhängend, oder auch selbst in denselben eingebohrt, ohne dafs man an diesen Thieren wäh- rend des Lebens eine Aeufserung des Schmerzes wahrgenommen hätte. Selbst der Hettenwurm des Menschen saugt sich fest an dem' Darme an , wie mich diefs Lei- chenöffnungen gelehrt haben. Aber unter mehreren hundert solcher Patienten, welche ich zu behandeln gehabt habe, erinnere ich mich nicht eines einzigen, welcher solche Klage geführt hätte, aus welcher zu vermulhen gewesen wäre, dafs sich an dieser, oder jener Stelle ein Wurm ansauge. Denn in den meisten Fällen findet man doch nur einen, zwei oder drei Kettenwürmer beisammen, und da der Wurm sich nur mit seinem kleinen Kopfende ansaugen kann; so müfste dieser Schmerz nur immer von einem kleinen Puncte ausgehen. Allein diese Klage ist mir, wie gesagt , noch nie vorgekoJiinien. Alle klagten, wenn sie etwas zu kla- genhatten, über die allgemeinen , oben angeführten Zufälle. Mehrere aber ka- men mir vor, die gar nichts klagten, und da doch auch bei diesen der Ketten- wurm sich an der inneren Darmhaut angesaugt haben wird: so mag man wohl mit Recht voraussetzen, dafs dieses Ansaugen keine solchen fürchterlichen Schmer- zen Tcrursachen kann, als man wohl öfters bei Menschen, die an Koliken und Krämpfen im Unterleibe leiden, wahrnimmt. Endlich aber, wie diefs auch Herr Rudolph! erinnert, lassen Würmer, die sich einmahl an den Darm fest ange- saugt haben, selbst dann nicht leicht los , wenn man sie in Weingeist getödet hat; und man kann täglich in unserer Sammlung solche Darmstücke, oder Ma- gen sehen, wo sich Rundwürmer, Kratzer, Saugwürmer und Nestelwürmer fest- gesetzt haben und noch fest sitzen.
Wenn also die äufserliche Anwendung solcher Mittel sich bei sogenannten Wurmkolil;en wirksam zeigt: so schreibe man diefs lieber auf Rechnung ihrer Ein- wirkung auf das Nervensystem und besonders auf die wichtigen Nervengeflechte des Unterleibs. Der auf solche Einreibungen etwa erfolgende Abgang von Wür- mer kaini auch nicht zum Beweise dienen, dafs diese Ursache der Leiden waren. Denn die angewandten Mittel können allerdings den Würmern zuwider sein, und
159 sie bestimmen ihre Wohnstätle zu verlassen , da manche Arzeneikörper in die Haut oiiigerieben, eben dieselben Wirkungen hervorbringen , als wenn sie durch den Mund genommen werden. Die aufscrliche Anwendung wurmwidri<rer Mittel ist daher besonders zu empfehlen in Fällen , wo die Kranken durchaus nichts einneh- men wollen. Ich werde defshalb hiel- einige von verschiedenen Schriftstellern gerühmte Formeln äufserlich anzuwendender Wurmarzeneien mitthellen,
Herr U u d o 1 p h i rühmt bei solchen sogenannten Wurmkoliken besonders Ein- Einreibungen von Cajepulühl und warme IJäder, kümmert «ich aber wenig darum ob Würmer da sind, oder nicht; und das mit Recht.
Rosenstein empfiehlt Steinöhl mit Knoblauch äufserlich an die Stelle ein- zureiben, wo seiner Meinung nach die Würmer sich durchzubohren suchen. Mei- lin setzt noch frische Ochsengalle hinzu.
Nach dem Berichte des Crato von Kraft heim hat sich Johann Nä- fius einer Salbe aus ein Lolh schwarzem Bergöhl und anderthalb Quentchen neuem Wachs wider die Würmer öfters mit Nutzen bedient,
Lower und Schenk rühmen witler die sogenannten Ilerzwürmer den Knoblauch äufserlich in Gestalt eines Umschlags mit Leinkraut, Piainfarren, Wer- niulh und Weinessig gekocht, aufgelegt.
Van Doeveren empfiehlt das Ungiientum Agrippae und das Ungiien- iiim Arthanilae sive de Cj^clamine , beide zu gleichen Theilen und damit den Nabel beschmiert Cp).
Herr B r e r a schlägt folgende zwei Einreibungen vor Cq).
1. Nimm Ochsengalle eine Drachme.
Venedische Seife eben so viel. Mache daraus mit genügsamem Rainfarrenöhl ein Liniment.
2. Digerire vier und zwanzig Stunden in einem warmen Orte (r) in genügsa- mer Menge Magensaft oder gereinigtem Speichel
Ochsengalle zwei Unzen. Pulverisirte Aloe eine halbe Unze. Präparirtes Coloquintenmark eben so viel. Mache die Auflösung mit j^enugsamer Menge reinen Fettes zu einer Einreibung.
(p) Am angeführten Ort. S. 345. (q) Vorlesung. S. 129.
(r) In deij deutschen Uebersetzung steht zwar in einem warmen Oehle. leh halte diefs für einen Druck- fehler, Das italienische Original habe ich nicht zur Vergleichung.
iCo
Derselbe gibt Auch noch folgende Vorsclin'fl zu- einem KnoblauchsspJrilus, ATomit man diese Linimente verstärken kann Nimm Vitriolnaphlhe sechs Unzen.
Gestofsenen Knoblauch eine Unze» Geschabten Kampfer eine Drachme. Mische alles wohl. Endlich noch folgendes Pflaster : Nimm Teufelsdreck. Bleipflaster,
Gelbes Wachs jedes zu gleichen Theilen. Gereinigtes Mutterharz halb so viel. Koche daraus ein Pflaster nach den Kunstregeln.
Auch in Form von Pilystieren werden mehrere der obgenannten Mittel ange- wendet. Wir werden von denselben zu sprechen Gelegenheit finden , wenn von Behandlung der einzelnen Wurmgattungen die Rede sein wird.
III. Von den abführenden Mitteln.
Wenn die Würmer durch die bereits angeführten Mittel getödtet worden sind, so ist, wofern diese nicht schon für sich dieDarma])sonderung vermehren, nötliig, dafs man, nicht sowohl die gelödeten Würmer , denn diese gehen wohl alsdann von selbst, sondern vielmehr den in solchen Fällen fast immer widernatürlich an- gehäuften Schleim fortzuschaffen suche. Diesen Zweck zu erreichen dienen nun alle unter dem Nahmen Purgantien bekannten Mittel.
Unter den Neutralsalzen werden vorzüglich das Glaubersalz, Snl- fas Sodae , und der vitriolisirte Weinslein, SulJ'as Lixiviae in dieser Absicht gegeben. Auch die Min e r al w^ asse r, welche viel Glaubersalz enthal- ten , haben sich nützlich bewiesen. Herr Weigel rühmt das Glaubersalz sogar als ein sicheres Mittel gegen Ncstelwürmer. Man sehe hierüber unten seine Me- thode gegen die Nestelwürmer,
Auch K ü c h e n s a 1 z , AInrias Sodae in grofser Menge in Wasser genommen. Meli in CO erzählt aus den Abhandlungen der Londner Aerzte folgenden Fall: »Ein Mann der vier Jahre lang viele Beschwerde im Unterleibe klagte und sich ganz dabei abzehrte, verschluckte endlich auf den Rath eines Freundes zwei Pfund
(s) Am angeführten Ort. S. <ß.
i6l Kiichensalz, in zwei Mafs Brnnnenvvasfor aufgelüst in cinor SUmde. Es fol^lo Beklemmung auf der Brust, und endlich brach er Schleim und Würmer wen-, und Leham reichlichen Stuhlgang, mit welchem ebenfalls eine Menge Würmer und Schleim abgingen. Wa.^ser und Buttermilch hoben seinen Durst und Ilarnstrenge, und er befand sich nachher wohl: doch nahm er als Vorbauungsmiitel 3 oder 4 Tage vor dem Neumond und Vollmond ein halb Pfund aiifgelösles Salz.«
B r e c h V.- e i n s t e i n , Tarlarns emelicus wird bei W'u.mUranhheiten sehr von MelHn(t) gelobt. Nach ibm trieb Ludovici zufälligerweise einen Ne- stelwurm damit ab, M a r c i heilte ein eilfjähriges Mädchen von einer heftigen convulsivischen Krankheit, deren Ursache Nestelwurni war, nachdem schon viele Mittel fehlgeschlagen hatten, mit dem Brechvveinslein. Brouzetund Hirschel haben ebenfalls glückliche Fälle aufgezeichnet. In einer Fallsucht von Spulwür- mern war auchAulber bei Scheid, bei einem lljährigen Knaben mit einem Mittel, welches anderthalb Gran Brechweinstein, etwas Jalappenharz und Spies- glanzzinnober enthielt , glücklich. Armstrong und Tode ziehen Brechwein- stein in Wurmkrankheiten und Fallsuchten allen Mitteln vor. — Auch viele fran- zösische Aerzte als Mute au de Roc rjue m o n t , Le Pelletier u. a. bedie- nen sich ausschliefslich des Brechweinsleins gegen Würmer. — Bei den soge- nannten W^urmepidemicn , nach dem Begrilfe , den wir davon oben aufgestellt haben , mag dieses Mittel allerdings sehr zweckmäfsig sein. Denn in diesen Fie- bern sind die gastrischen Secretionen verdorben und müssen ausgeleert werden. Der Brechweinstein bewirkt diefs nach oben und nach unten, und bei dieser Ge- legenheit ziehen "dann auch die Würmer, die ohnehin in solch schlechter Herberge nicht länger weilen mögen , von dannen.
Das salzsaure Qu e cksi Ibe r o x jd , Mercurius diilcis, welches sooft gegen Würmer gegeben wird, wirkt bestimmt nicht anders, als wie andere Ab- lührungsmiltel , wenn es W^ürmer abtreibt. Clossius sagt ausdrücklich, viele angestellte Versuche hätten ihn von der Unwirksamkeit der Mercurialmittel in Wurmkrankheifen überzeugt. Denn ein lang fortgesetzter Gebrauch desselben in kleinen Gaben, wobei die Darmabsonderung nicht yermehrt wird, könnte leicht eher einen Speichelflufs herbeiführen als die Würmer tödten. Wenn auf den Ge- brauch des Calomels bei scrofidösen Kindern, Würmer abgehen, so kann diefs ent- weder zufällig sein, oder es rührt daher, dafs bei der nunmehr verbesserten Con- stitution des Kranken den Würmern der Aufenthalt nicht mehr länger gefällt. (u) Am angeführten Ofl. S. üo.
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Uebrigens müssen wir doch auch annehmen , dafs dem Leben der Würmer ein Ziel gesetzt ist ; hat es der Wurm erreicht , so wird er gleich dem Unrathe durch den Stuhl ausgeleert. Ist nun gerade der Darmkanal nicht mehr geeignet, ferner der- gleichen Parasiten zu erzeugen: so wird der Mensch frei davon bleiben. Ein je- der Arzt wird Menschen genug kennen, die in ihrer Kindheit von Spulwürmern geplagt wurden, von denen sich in reiferen Jahren lieine Spur mehr blicken lief«, ohne dafs man goradc sagen könnte-, zu dieser oder jener Zeit sind die letzten ab- gegangen, oder dieses und jenes Mittel liat den Menschen davon befreiet. — Wenn es also einem Arzte gelingt die Scrofelkrankhcit zu heilen: so wird es nicht leicht fehlen, dafs er nicht auch den Kranken zugleich von seinen Würmern be- freiet hätte, die Heilmittel mögen nun gewesen sein, welche sie \iollen.
Mit der salzsauren Schwererde niag es daher wohl gleiche Bewand- nifs haben, welche nicht nur Herr Hufeland (v), sondern nach seinem Zeug- nisse auch Willis, Bucholz, Stark, Müller und Suizer als bewährt ge- gen die Würmer gerühmt haben.
Die ausgeprefsten fetten Oehle. Passerat de la C ha pelle em- pfahl zuerst das Nufsöhl als ein sicheres Mittel gegen den Ketlenwurm» Er läfst fünf Unzen solches Oehl früh nüchtern und dritthalb Stunden darauf vier Unzen Alicantewein nehmen , und damit l4Tage lang fortfahren. Bi n et bestätiget aus Erfahrung die guten Wirkungen dieses Mittels. Indefs dürfte es schwerlich bei uns Deutschen grofsen Eingang finden; denn bald verträgt der Magen die grofse Menae Oehl, bald der Beutel den Alicantewein nicht. Postel de Franciere, der übrigens über die Natur des Kettenwurms und dessen Wohnsitz sehr unrich- tige Begriffe hat,' beurtheilt die Wirkungsart des Mittels nicht ganz schlecht. Er sagt: das Oehl verschliefst die Sauggefäfse des Wurms, — was freilicli erst er- wiesen werden müfste, — macht den Darm schlüpfrig und in so grofser Menge gegeben, v^irkt es abführend. Der Alicantewein mufs aber wieder gut machen, was das Oehl verdorben hat; aufserdem dient er auch als Prophylacticum gegen die Wiedererzeugung des Wurms.
Häufiger aber im Gebrauche ist das C a s t o r ö h 1 , Oleum Ricini. D ü n an t und Odier empfahlen dasselbe zuerst zum Abtreiben des Bandwurms statt des aus lauter drastischen Mitteln bestehenden Nufferschen Bissens. Eigentlich war es Odier, der es zuerst in dieser Absicht anwandte und Dünant kam ihm Llofs in der Bekanntmachung zuvor, was auch Odier nicht ganz ungerügl lassen (y) Uebcr die Salzsäure Schweierde. S. 89 f. f.
iC3 konnte. — Des käufliclien Oehls soll man sich aber nie hedienen , denn es U\ mei- stens ranzig oder wird es sehr Lald, gerade dann, Avanü es aul die zwcckmäfsigsle Art bereitet worden ist. Diese besteht darin, dafs man die Körner von der aufse- ren Schale, welche einen äufserst scharfen und brennenden Geschmack hat, wohV reiniget, und dann kalt ausprefst. Da aber eben wegen der vielen schleimichen und wäfsrigen Theilchcn das Oehl um so leichler dem Verderben unlerlie-vt so ist nölhig, dafs es zu dem Jedesmahllgen Gebrauche von dem Apotheker frisch be- reitet werde. Ein solches frisch ausgeprefstes Oehl wirkt als ein gelindes, kein Grimmen verursachendes , Abführungsmittel. Eine specifische Kraft aber geeen die Würmer besitzt es gar nicht, wie wir bei den Versuchen von Arnemann gesehen haben. Es kann daher auch durch Mandelöhl, oder irgend ein anderes fettes Oehl, worin man etwas Jalappenliarz aufgelöst hat, ersetzt werden.
Die übrigen A b fü h r u n gs m i tt e 1. Wenn es sich um Abtreibung von WTirmern handelt, so gebe ich den S e n n e s bl ä 1 1 e rn und der Jalanpe in diesem Falle vor allen andern den Vorzug,
Die Sennesblatter lasse ich lieber in Substanz d. i. in Pulverform als im Aufgusse nehmen, weil ich glaube, dafs sie vielleicht zum Theil noch unzer- «elzt in den Darmkanal gelangen , und daselbst wegen ihres unangenehmen Ge- schmacks denV\'ürmern zuwider werden; und wenn auch diefs nicht der Fall sein sollte: so kommt doch wenigstens d.is in dem Magen davon bereitete Extract mehr concentrirt in den Drtrmkanal , als wenn es im wäfsrigen Aufgüsse dahin gelangt.
Die Jalap pen würze 1 ist bei Wurmkrankheiten unstreitig eines der kräf- tigsten und wirksamsten Abführungsmittel, welches vielleicht noch aufserdem un- ter allen anderen die meisten anthelminlhischen Eigenschaften besitzt. Wepfer Cy) rühmt sie als ein vorzügliches wurmtreibendes Mittel. Auch Van Swieten Cz) hat sich ihrer mit Nutzen bedient, und auf ihren Gebrauch mehrere Ellen von Nestelwürmern abgehen gesehen. — Des Jalappenharzes bediene ich mich niemahls , so sehr auch Arne mann (a) für die bestimmtere Wirksamkeit des. selben fechten mag. Seine Gründe stützen sich darauf, dafs man bei Darreichung der Wurzel, die in ihrem Hazgehalte verschiedep sein kann, nicht eigentlich weifs, wieviel man des Harzes gegeben hat. Indefe erwächst mir hieraus kein
(y) Cicut. aquat. hist, p. 224. (z) Loco cit. §. 1372, p, 540. (a) Am angeführten Ort. p. 476-
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Gruntl, das Harz dem Pulver vorzuziehen, denn ich weifs ja nicht so genau zum Voraus, v\'ieviel dieser oder jener Darmkanal davon vertragen kann. — Bei Dar- reichung des PuUers der Jalappenwurzel kann mir höchstens, wenn ich mit Vor- sicht zu Werke gehe, widerfahren, dafs esseine ahführende Eigenschaft nicht, in dem von mir beahsichtiglen Grade aufsert , und diesem Uebel, wenn es eins ist, läfst sich leicht dadurch abhelfen, dafs ich die Gabe verstärke, — Bei Dar- reichung des Harzes verhält sich die Sache anders. Wenn durch irgend einen Diälfehler , durch einen kalten Trunk, das Harz auf eine Stelle präcipitirt wird, und an dem Magen oder Därmen fest anklebt , so entsteht heftiges Schneiden und Grimmen im Bauche , was, wenn es auch nicht gefährlich wird, doch den Arzt und den Kranken sehr beunruhigen kann.
Eben so wenig bedarf ich, um Würmer aus dem Darmkanale fortzuschaffen, die A 1 o e , die Gratiola, den Helleborus, das Gummi Guttae, das Scammonium, oder andere dergleichen drastische Purgantien. Die Aloe gehe ich zwar auch öfters, aber nur bei der Nachcur, in sehr kleinen Gaben, und nicht als Purgans, sondern vielmehr als Tonicum. Werlhof, und mit ihm mehrere andere halten zwar das Gummi Guttae für ein specifisches Mittel gegen die Neslelv/ürmer, Ganz besonders macht Bisset grofs P»ühmens davon, was er jedoch meines Dafürhallens nnrh, gar nicht Ursache hätte. Er reichte es einem Seemann In sehr grofsen Gaben , worauf sehr lange Strecken des Wurms abgingen. Aber nach einigen Monathen zeigten sich wieder Glieder des Wurms. Mehrmahls wurde das Mittel wiederhohlt, und der Erfolg \Tar immer derselbe. Endlich reichte er das Mittel noch einmahl im October und am iSten December, wo er die Beobachtung niederschrieb, war dem Kranken noch nichts wieder ab- gegangen. Wer weifs aber, was am isten Januar geschehen ist?
IV. Die stärkenden Mittel.
Wenn die Würmer durch die wurmwidrigen Mitlei getödtet und durch ab- führende aus dem Körper geschafft worden sind, so ist es öfters von Nutzen, um die Wiedererzeugung derselben zu vcrliüthen , den Darmkanal durch die Anwen- dung stärkender Mittel gegen Paickfälle zu sichei'n, Indefs mufs ich gestehen, dafs ich bei meiner Behandlungswelse dergleichen Kranken nur in selteneren Fällen eine solche Nachkur zu unternehmen mich bestimmt sehe. Die zu diesem Zwecke dienlichen Arzeneien sind die bitteren Mittel und das Eisen, und letateres
lös
zwar sowohl in seiner melallischen Gestalt, v\ie auch als Oxyd und Mittelsalz. Selbst die eisenhaltioen Mineralwässer können zu diesem Behufe verwendet wer- den. Werl li of erzälilt einen Fall, wo er einer Frau zweimahl des Tags Eisen- feile gah , wor ixui v\e\e]yfscarides, wahrscheinlich Pfriemenschwänze — ausge- leert wurden. Später brauchte sie das Pjrmonter Wasser, wobei ihr anfangs einzelne Stücke, und endlich ein ganzer Kettenwurm abgingen, worauf, wie mit einem Zauberschlage , alle Leiden endeten.
lieber die specielle Anwendung dieser stärkenden Mittel hier eine Anleitung geben zu wollen, wäre ganz am unrechten Orte. Denn erstlich mufs sich die Anwendung derselben ganz nach der Individualität des Kranken richten 5 und zvac-i- tens wissen meine Leser olinehin — denn diefs Buch ist nur für Aerzte geschrie- ben — wie sie mit diesen Mitteln zu verfahren haben.
Diefs sind nun die vorziigh'chsten Wurmmittel im Allgemeinen. Wer daran nicht genug hat, der findet noch einen grofsen Vorrath derselben bei van D o e- veren und ganz vorzüglich bei Le Clerc. Aus des letzteren grofsem Wurm- arzneischatze, will ich meinen Lesern , deren wohl die wenigsten dieses Buch be- sitzen, nur ein kleines Probchen geben.
Medicamenta simplicia adversus Liimbricos , petita ex
Animalibiis.
yilcisungiila, Caseiis veteratus ,
Anserts adeps, Castorenm ,
yipri iirina , Cantharides ,
Avium, quarumcunque pennariVmcom- Cervi cornn et mediillay
bnstariiin cinis, Ehur y
Bezoar Fei variorum animalium ,
Bovis talus iistus, ejus et Stercus Gallinae adeps, ilem ejus Ovorum
iislmn cum Castoreo suffitum, ptitamen contritum ,
Batyriim Hominis iirina, et ossa, praesertim Caprinum. stercus, aridum tritum, ex combusla,
melle potui datum Tineas omnes ra- Ichneumonis piloriim suffitus,
dicitus eximit. Plin, Valer,
iCö
Lumbrlcit terreni , Pisces^ mnn'a condili,
L-ianbrici intestinornm hnman. ex- Seciindinae malieris prcmiparae pul- siccati, conlriti, ore rtssumpli, vis,
Mel , Scorpiones ,
Monocerotis, et Rhinocerotis cornua, Kermiciili spongiae Bedegar ^ Miiris slerciis , triduo bibituni , Viperae.
Meine ganze Wurmapotheke zählt nicht die Hälfte von Arzeneikorpern, als hier nur allein aus dem Thierreiche aufgeführt sind.
SIEBENTES CAPITEL.
Von der si^eciellen Beliandlung der verschiede- nen Wurmarten.
Wir gehen nun zu der Behandlung oder zu den Methoden über, welche ge- gen die einzelnen verschiedenen Arten der Darmwürmer zu richten sind , wobei wir auch noch nachzuhohlen haben, was sich über die Zeichen , wodurch die eine oder andere Art insbesondere ihre Gegenwart zu erkennen gibt, sagen läfst.
Der P e i t s c h e n w u r m , Trichocephalus dispar , hat seinen Sitz vorzüg- lich im Blinddarme, doch v^ird er auch in den übrigen dicken Därmen gefunden. Mir ist aber nicht ein einziges Zeichen bekannt, aus welclmni sicli auf seine Ge- genwart schliefsen liefse. Indefs wird man schwerlich eine Leiche mit Genauig- keit untersuchen, ohne einen od«* einige derselben zu finden, was auch schon Wrisberg (b) bemerkt hat. Meistens trifft man nur einige wenige an; doch hat Herr Rudolphi einmahl in einem weiblichen Cadaver deren über Tn«isende gefunden. Bei einigen Klauenthicren z. B. Camelilen und Schafen trifft man Peit- schenwürmer öfters in ungeheurer Menge. — Meines Wissens hat sie noch Nie- mand bei lebendigem Körper abgehen gesehen. Vor lO Jahren ungefähr behan- delte ich ein sechsjähriges Mädchen, das mit dem Kcticnwurme behaftet war. Während der Behandlung gingen auch Spulwürmer und Pfriemenschwänze ab, und ein einziges Mahl ein Peitschenwurm, später keiner mehr. Und seitdem ist mir auch bei so vielen von mir behandelten Wurmkranken der Abgang eines Peit-
(b) In der Vorrede zu Reederei und WagUr.
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schenvvurms nicht wieder vorgekommen* — Da nun diese Würmer fast bei allen Leichen gefunden werden , die doch gewifs dem gröfsten Tlieile nach solche sind, hei denen man im Lehen auch nicht im mindesten berechtiget war, auf Würmer zu schliefsen , so scheinen sich diese Bewohner des Blinddarms so ruhig zu verhal- ten, dafs man gar nicht Ursache hat , sich mit ihrer Fortschaffung zu befassen. Sollte sich jedoch ihre Gegenwart durch Abgang offenbaren, und wären Zufälle vorhanden, welche auf ihre Rechnung geschrieben werden hiinnen , so würde ich ganz so gegen sie verfahren , wie pegen die gleich abzuhandelnden Pfriemen- sch\'\änze.
Der Pfriemenschwanz, Oocx'i^i^ vermiciilaris. Der gewöhnlichste Sitz dieser Würmer ist der Mastdarm, doch habe ich sie schon im ganzen Ver- lauf der dicken Därme, selbst im Blinddarme gefunden. Unter allen ungebethe- nen Gästen, welche sich bei dem Menschen zu Tische setzen, ist wohl keiner lästiger, als dieser. Selbst die so übelberüchtigten Nestelwürmer werden nicht leicht so beschwerlich, wobei es noch überdiefs etwas problematisch bleibt, ob die geklagten Leiden wirklich vom Nestelvturme herrühren oder nicht. Dagegen lassen sich die Neckereien dieses Wurms gar nicht läugnen. Dennoch gibt es auch Fälle, wo diese Würmer zu Tausenden beisammen wohnen, ohne ihre Gegen- wart auf irgend eine unangenehme Weise ihrem Nährvater zu erkennen zu geben. Vor mehreren Jahren hatte ich einen jungen Menschen von etwa 12 Jahren am Nervenfieber zu behandeln. Auf ein gegebenes Klystier ging eine «inzahlige Menge dieser Würmer ab. Der Kranke halte vorher nichts von ihnen empfunden und spürte auch nach seiner Genesung nie mehr etwas von ihnen, — Auch selbst die- jenigen , welche sich nicht so friedlich betragen, halfen sich des Tags über mei- stens ruhig. Kaum aber kömmt der Abend herbei , so fangen sie auch schon an, ihr Unwesen zu treiben, und ein unerträgliches Jucken im Mastdarme zu verur- sachen. Auch die Betlwärme und jede Erhöhung der Temperatur des Körpers scheint für sie ein Aufruf zu sein, den Herbergsvater an ihre Gegenwart zu erin- nern. Am häufigsten kommen sie bei Kindern vor, docli bleiben Erwachsene nicht allemahl verschont. Ich habe selbst einen 80Jährigen Greis gekannt, der bis zu seinem Tode dergleichen Würmer fütlerte, - — Bei Kindern geht die Wirkung des erregten Juckens öfters so weit, dafs IS er\ ei zufalle entstehen, welche an Eclampsie gränzen. — Bei Mädchen kriecht d» r Wurm öfters in die Scheide und gibt durch das erregte Kitzeln an diesen Thei'en nicht selten Gelegenheit zur Onanie. Ja, mir sind Beispiele von Frauenzimmern bekannt , bei welchen es diese Würmer
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lieinalic bis zur Nymphomanie gebracht Italien. Seh ar ff bannte eine SOJährige Frau, welche chirch lange Zeit an unerträglichem Jucken und Brennen in der Scheide litt, verursacht durch diese Würmer, deren ihr zu verschiedenen Mah- len eine ungeheure Menge abging, — B ecke rs behandolle eine TOJahrige Weibs- person, die ziemlich locker gelebl hatte, und welche durch ein unerträgliches Jucken an den Schamlcfzen und in der Scheide £o ungeheuer geil gemaclit wurde, dnfs sie vollkommen einer Messaline glich. Einspritzungen aus bitteren Kräutern bereitet, schafften viele Pfriemenschwänze fort , und die Zufälle hörten au!. — Diefs mag ein Wink für Aerzle sein, bei Krankheiten dieser Theile auch auf diese unsere Würmer Bedacht zu nehmen, —
So wie aber diese Schmarotzer- Thiere unter allen, die auf Kosten unseres Körpers leben, zu den lästigsten zu zählen sind, so gehören sie auch zugleich auf der anderen Seile zu denjenigen , welche sich am schwersten vertilgen lassen. Ihr Nähme ist Legion , und wenn man auch Tausende derselben erschlagen hat, und nun gegen fernere AngrilTe sich sicher dünkend einige Zeit die Waffen aus der Hand legt, rücken neue Cohorten mit verstärkter Macht wieder an. Der in den dicken Därmen enthaltene Koth und Darmschleim, hinter welche sie sich yerkrie- eben, dienen ihnen stall Verhau und Brustwehre, Greift man sie durch wurm- widrige Arzeneien von oben an : so vverden diese auf dem langen Marsche durch die dünnen Därmeso entkiäftel, dafs die Würmer ihrer nur spoUen. Gelit man ihnen mit dem schweren Geschütze von hinten zu Leibe, so Averden zwar die in dem Mastdärme slationirten Vorposten dabei erliegen müssen ; aber das heftigste Kljslierbombardement erreicht doch die im Blinddarme gelagerten nicht, und so lang nur noch wenige in irgend einem Schlupfwinkel zurückbleiben, so wachsen sie bald, wegen ihrer schnellen Vermehrung, zu grofsen Heeren wieder an.
So schwer sie indefs gänzlich durch Arzeneimillel auszurotten sind, — denn oft verlieren sie sicli im reiferen Alter von selbst — so mufs man doch Etwas ge- gen sie unternehmen, sei es auch, dafs man nur zeitliche Hülfe leistete, da auch palliative Linderung dem lieidenden etwas Erwünschtes ist. Die Methode, wel- che ich biJier, jedoch mit ungleichem Erfolge , gegen sie ange\Yendet habe, besteht in folgendem Verfahren, Ich lasse die Latwerge Nro. 1. früh und Abends zu einem Kaffehlöffel voll nehmen, in der Absicht sie aus den oberen Gegenden der dicken Därme abwärts zutreiben. Ich setze auch die Jalappe gern in solcher Dosis zu, dafs ein ganz Jeichtes Abführen erfolgt. Aufserdem lasse ich täglich zwei kleine Kljsliere aus bitlern Kräutern . Samen u, s, w. etwa nach der Formel N. 2
169 geben. Die Klystiere werden aber erst gesetzt, wenn zuvor Oeffnung erfolgt ist, denn sie sollen so lange als möglich in dem Darme gehalten werden. Bei nicht sehr reitzbaren Subiecten lasse ich einen Löffel voll frischer Ochsenjialle beimischen. Mit diesen Mitteln wird einige Wochen lang fortgefahren, worauf dann meistens auf längere Zeit, zuweilen auch für immer, Ruhe ist. Wenn sie ihr Wesen gar zu toll treiben, so schaflt ein KIjslier ganz aus Ochl bestehend augenblickliche Hülfe.
Pallas (c) hat das durch sie verursachte unerträgliche Jucken durch Tabak- rauch vertreiben gesehen, lijystiere von kaltem Wasser hat van Swieten vor. geschlagen. — W enn sie sich in die Scheide verkrochen haben : so sind Ein- spritzungen von kaltem Wasser etwa mit einem kleinen Zusätze von Essig das wirk- samste Mittel sie von da zu vertreiben, — Unlängst sagte mir Herr Dr. v. Vest aus Grätz , dafs er sich gegen diese W iirmer keines anderen Mittels bediene , als der Schwefelbliilhen , Irüh nüchtern zu 10 bis 15 Gran genommen, und damit einige Zeit lang fortgefahren. Seitdem ist mir nur ein einziger von diesen Quäl- geistern geplagter Mann von etwa 30 Jahren vorgekommen, dem ich sie auch sogleich verordnete. Mit welchem Erfolge, weifs Ich nicht, denn Patient kam, so wie viele andere, nicht wieder. Ich habe aber Herrn Dr. P'echner, von dem Ich wufste, dafs er sich schon lange mit einem solchen Patienten herumgezogen hatte, dieses Mittel zum Versuche angeralhen. Er versicherte mich jedoch, dafs dieser nähmllche Patient anderer Zufälle willen lange Zeit Schwefelblüthen mit Weln- steinrahm genommen habe, ohne dadurch seine Pfrtemenschwärize zu verlieren, und es hätten ihm zuletzt Klystiere von stinkendem Hirschhornöhle In einem Auf- gusse von bitteren Kräutern noch die besten Dienste geleistet. — Leicht möchte auch diefs eins der besten Mittel sein, denn das Chabertsche Gehl läfst sich, um des Terpentinöhls willen, nicht wohl als Klystier anwenden. Mau könnte es aber zur Unterstützung der Klystiere durch den Mund nehmen lassen. Auch habe ich mir vorgenommen, dieses Mittel , welches sich so kräftig wirkend gegen den Kottenwurm beweist, auch gegen diese Würmer zu versuchen. Aber mit Ausnahme desjenigen, bei dem Ich die Schwefelblüthen versuchen wollte, Ist mir seit Jahr und Tag nicht ein einziger mit Pfriemenschwänzen Behafteter vor- gekommen. Sie scheinen überhaupt hier Landes weit seltener als Spulwürmer' und Kellenwürmer vorzukommen, — oder werden vielleicht nicht so sehr beachtet.
(c) De iiifest. vivenlib. S. s58.
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Der Spulwurm, Ascaris Inmhricoides^ Der Sitz desselben sind die dün- nen Därme; zuweilen verkriechen sie sich in den Magen , wo sie , wie gezeigt worden ist, allerhand üble Zufalle erregen, meist aber bald durch das, aus dem von ihnen selbst erregten Reitze, verursachte Erbrechen ausgebrochen werden. In den Leipziger Commentarien Cd) wird ein Fall erzählt , wo sich drei derselben durch den gemeinschaftlichen Gallengang bis in die Gallenblase verkrochen hatten. — Doch ist hier zu bemerken, dafs diejenigen grofsen Rundwürmer, welche man zuweilen in den Nieren gefunden, oder durch die Harnröhre abgehen gesehen hat, nicht zu dieser Galtung, sondern zu den Pallisadenwürmern gehören»
Von dem Spulwurme insbesondere, gelten alle oben angeführten Zeichen des muthmafslichen Vorhandenseins. Ebenso werden als Waffen gegen ihn, die im all- gemeinen gerühmten Arzcneikörper benutzt. Der eine Arzt hat mehr Vorliebe für dieses, der andere für jenes Mitte!. In welcher Gabe und in welcher Verbindung sie »en-eben werden, ist gröfstentheils oben bemerkt worden ; übrigens kann man sich defshalb in jeder Maleria medica Raths erhohlen. Keines dieser Mittel ist ganz zu verwerfen. Die Hauptsache beruht jedoch darauf, wenn man bei der Be- handlung solcher Kranken glücklicli sein will, dafs man nicht blofs die Würmer, sondern auch ganz vorzüglich die Ursachen, welche zu ihrer Erzeugung Gelegen- heit gegeben haben, berücksiclilige.
Meine Methode gegen sie zu verfahren ist sehr einfach. Wenn mir ein Kind gebracht wird, bei dem sich mehrere derohen angebenen Zeichen der Wurm- krankheit wahrnehmen lassen , so verordne ich ihm, unbekümmert, ob die Wür- mer durch wirklichen Abgang ihre Gegenwart geoffenbart haben oder nicht, die Latwerge Nro. 1. und lasse davon anfangs nur früh und Abends einen Kaffehlöffel voll nehmen. Nach drei bis viertägigem Gebraurhe fängt gewöhnlich die Stuhl- ausleerung an reichlicher und weicher zu werden, wobei fast immer viel Schleim, manchmahl auch Würmer mitabgehen. Ereignet sich diefs nicht, so lasse ich entweder die jedesmahlige Gabe etwas verstärken oder dreimahl des Tages neh- men. — Bei dem Gebrauche dieses Mittels, wenn man sich anders in der Dia- gnose nicht geirrt hat, und die Krankheit wirklich in Störung , vorzüglich in \]n- thätijjkeit der Verrichtungen im Unterleibe ihren Grund hat, so geht die Besse- rung des Kranken wirklich sichtllclr von Statten. Am meisten bemerkt man diefs an der Wiederkehr der verlornen , dem Knabenalter eigenthümiichen Munlei'keit.
(d) Commentarii de rebus in scienlia naturali el JVledicina gestis. Tom. XIV. Lilisiae 1767. p. 664. in der Note.
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— Wenn der erste Topf voll von dieser Latwerge nicht hinreicht den Kranken gänzlich herzustellen, so lasse ich auch v\ohl noch einen zweiten nehmen, immer jedoch die Gabe so mäfsigend, dafs wohl vermehrte Kolh- und Schleimausleerung, schlechterdings aber kein wä'fsrigcs Abführen, erfolgt. — Lieberlasse ich, wenn es die Umstände als nothvAendig zu erheischen scheinen, zwischen durch einmahl ein kleines Abführuiigsmiltel, etwa die Pulver Nro. 3 nehmen. Denn durch eine solche nur ein Mahl Statt fnidendc, stärkere Ausleerung , wird der Darmkanal weniger geschwächt , als wenn ihm durch einige Wochen hindurch tätlich die zu einer guten Verdauung nöthigen Säfte entzogen werden. Mehr wie zwei sol- cher Töpfe vo'l , erinnere ich mich nicht, zur Verscheuchung aller Zufälle nölhig gehabt zu haben. Ob während des Gebrauchs Würmer abgehen oder nicht, ist mir ganz gleichviel. Ja bei Manchen habe ich erst nach vollkommener Genesun» einzelne Spulwürmer abgehen gesehen. — Habe ich es aber mit einem sehr leu- kophlegmatischen Subjecte zu thun , so lasseich, um etwa einen baldigen Rück- fall zu verhüthen, einige Zeit lang Gebrauch von den Tropfen Nro. 4 machen.
Rücksichtlich der Diät verbiethe ich den zu häufigen Gcnufs grober Mehlspei- sen, der Hülsenfi-üclite und der fetten Speisen, auch vieles trockenes Brot-Essen. Andere Mittel gegen die Spulwürmer anzuwenden nöthig gehabt zu haben bin ich nie in den Fall gekommen.
Der Band w u r m , Bolhriocephalas latus und der K e 1 1 e n w u r m Tae- nia Soliiun. Ich nehme ])eide zusammen , weil die Aerzte bei Anpreisung ihrer specifischen Mittel meistens gar nicht auf die grofse Verschiedenheit, welche zwi- schen beiden Statt findet, Rücksicht genommen haben. Beide leben in den dün- nen Därmen, so sehr auch Postel de Franciere behaupten mag, dafs sie nur im Blinddarme wohnelen , worüber er mit Robin und Binet in eine »e- lehrte Fehde gerieth. — Zeichen und Zufälle , von ihnen zeugend, sind keine andere als die bei den Spulwürmern, Sie verrathen aber sehr bald und viel eher ihre Gegenwart durch den Abgang einzelner Glieder. Wenigstens ist diefs der Fall bei dem Kettenwurme. Ueber den Bandwurm kann ich aus Mangel eigener hinreichender Erfahrung nichts mit Bestimmtheit sagen. Gewöhnlich geht er nicht in einzelnen Gliedern , sondern in gröfseren Stücken ab.
Da diese Würmer in der Rege! nicht auf die Anwendung der allgemeinen Wurmaizeneien weichen , obwohl sie auch manchmahl ganz von selbst sich ver- lieren: so sind von Aerzlen und Nichtärzten eine Menge, meist sehr zusammen- gesetzter specifisch wirken sollender und oft lange geheim gehaltener Mittel gegen
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dieselben gerühmt worden. Wir wollen sie der Reihe nach durchgehen, und «war in alphabetischer Ordnung, damit sieb keiner beleidiget finden kann.
Alstcns Melhode.
Er sagt: »Erwachsenen Personen gebe ich zwei Unzen reines Zinn, wie es an sich selber ist, durch ein sehr klares Haarsieb geschlagen und hernach mit acht Unzen von dem gewöhnlichen Syrup Ce) vermischt, so wie es in der Vor- schrift verordnet ist , nachdem ich den Kranken den vorhergehenden Donnerstag mit einer Infusion von Sennesblatlern und Manna laxirt habe, welche mit einem Decoct von der Rad. Gramin, bereitet worden, um die Gedärme auszuleeren. Den Freitag des Morgens gebe ich dem Kranken nüchtern eine Unze von dem Pulver in vier Unzen Syrup ein. Den Sonnabend des Morgens lasse ich ihn eine halbe Unze von dem Zinn in zwei Unzen Syrup nehmen , und eben so viel Sonn- tags früh. Den Montag wird er mit eben der vorigen Infusion wieder laxirt. Ob es gleich wahrscheinlich ist, dafs nichts auf den Tag ankömmt, so habe ich doch anfänglich geglaubt, dafs ich in tallen Stücken der Vorschrift — es war ein markt- schreierisches Recept , worin der Freitag vor dem Mondwechsel dazu bestimmt vy.jpd — folgen rnüfste , und da ich sah, dafs die Arzenei wider Vermulhung gut anschlug, so habe ich niemahls etwas daran geändert.
Pallas rühmt dieses Mittel sehr, doch ist auch ihm ein Fall vorgekom- men, wo der W^urm nachher wieder zum Vorschein kam. Ich selbst habe es, ehe ich meine jetzige Methode befolgte, mehreren mit dem Kettenwurme Behafteten eeeeben. Aber es blieb nicht Einer derselben von dem Wurme befreiet und sie kamen nach drei Monathen sänimtlich wieder, mir durch die neuerdings abgegan- genen Glieder die Unzulänglichkeit des angewandten Mittels zu beweisen.
Becks Methode.
Herr Lange hat dieses Mittel des Herrn Geheimen Raths v. Beck, kais. Russ. Leibarztes bekannt gemacht (f;).
(e) Common treacle, worunter in diesem Falle gar nichts anders als der Syrupus hoUandicus , welcher sich bei der Raffination des Zuckers wegen der vielen schleimichten Theile nicht mehr krystallisirt, verstanden wird; nicht aberTheriak, wie in der deutschen Uebersetzung und in Meli ins Materia meiiica steht. Denn eine solche Gabe Theriaks möchte den Menschen wohl eher tödten , als der Wurm etwas davon zu kosten bekömmt.
(1) Hufelands Journal. Band 17. St. 2. S. i53.
U3 Rc, Mercurü duicis scrup. unum Cornu Cervi usli
Cinnabaris Aiitimonii aa grana decem. M. f. Pulv. D. S. A,
Rc. Ol. Amjgdal. dulc. unclas duas. D. S. B.
P»c. Piadic. Filicis mar. drachm. unam. Jalapp. Gummi Guttae. Herb, Cardui benedict. Eburis usti aa drachm. semis. M. f. Pulv. subtiliss. divid. in iij part, aeq^. D. S. C. oder Specificura.
Der Bandwurmkranke nimmt um 4 oder 5 Uhr Nachmittags das Pulver unter A in einem Efslöfl'el mit Wasser oder Haferabsud ein. Zur Nacht, nach dem Ge- nüsse einer Suppe zwei Unzen Mandelöhl. Den andern Morgen nüchtern nimmt er ein Pulver von den dreien des Specificums mit einem Efslöffel Syrupiis Per- sicoriim und Theevrasser. Dieses Pulver vprnr.s.icht gemeiniglich, im Verlaufe zweier Stunden , Kwei ^ oder dreimahliges Erbrechen. Man mufs schwaches Thee- wasser oder Bouillon nachtrinken. Den Abgang mufs man sowofil jetzt als auch des Nachts untersuchen, und wenn der Bandwurm nicht ganz, mit Kopf und Schwanz, abgegangen ist, nach zwei Stunden das zweite Pulver einnehmen. — Endlich nimmt man auch das dritte. Hüft das alles nicht, so setzt man ein Kly- stier von Bitterkraulerabsud mit englisi-h Bittersalz gescliwangert, und wenn der Wurm noch nicht abgehen sollte, gibt man in Zeit von drei Stunden folgende drei Pulver :
Rc. Pulv. Radic. Jalapp. drachm, unam.
Herb, Gratiolae scrup. unum. M. f. Dos. tres. D.
Diese Methode möchte sich wohl gegen den Bandwurm hiilfreich bezeigen j gewifs aber nicht gegen den Kettenwurm. Die Verbindung aber der Farrenkraut- wurzel mit Purgantien taugt durchaus nichts.
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Buchanan's Methode.
Buchanan erhielt das Reeept zu diesem indischen Mittel von Dr. Rüs- sel Ein halbes Pfund frische Rinde der Wurzel des Granatapfelbaums wird mit drei Pinien Wasser bis auf zvTci Pinien eingekocht.
Seca Dana imd Putas Papara in Pulver von jedem ein halbes Quentchen.
Man nimmt zuerst ein wenig Zucker in den Mund, dann das Pulver und hier- auf eine Theeschale voll von der Abkochung, so lange sie noch warm ist. Man wiederhohlt diefs in kurzen Zelträumen his alles genommen ist. Die Wiikung ist Erbrechen und Abführen.
Putas Papara ist der Same von Erythrina Monosperma ; Seca Dana der Same von Convolvohis Nil , und wird von den Aerzten des Landes als Pur- gans gebraucht. — Buchanan hält das Decoct für das Wirksamste bei der ganzen Vorschrift.
Clossius Methode.
Dieses Mittel wurde früher schon inFritze's Annalen beschrieben. Clos- sius Sohn machte es nochmahls in Bai dingers Magazin bekannt, so wie er es mündlich von seinem Vater erfahren, und in seinen hinlerlassenen Papieren gefunden hat. >Zu seinem Problermittel kam er durch Zufall. Er hatte in Holland eine an einem aufgetriebenen Leibe lange krank gelegene Dame zu besorgen, der er, — warum weifs ich genau nicht mehr — Terpentin auf folgende Art gab. Rc. Terebinlh. venet. Drachm. I. Solv. in Vilell. ovor, q. s. Add. Aq. Menth, piperit. Unc. IV. S. Nach und nach zu nehmen. Den nähmlichen Abend wurde er schnell gerufen, weil, der Aussage nacli, die Dame in den letzten Zügen läge. Er fand sie auch wirklicli ohnmächtig, mit kaltem Schweifs auf der Slirne, Sie erhohlte sich endlich und sagte: Sie fühle, dafs sich ihr Unterleib senke, und empfände einen Trieb zum Stuhlgehen. Nach der Ausleerung war der dicke Leib fast ganz verschwunden, in dem Abgange fand man einen weifsen Klumpen, der sich bei genauer Untersuchung als einen Band- wurm, jedoch ohne Rüssel auswies. Nach einiger Zeit wurde der Leib fast eben wieder so dick, als vorher , er gab jetzt das drastische Mittel, trieb den Band- wurm glücldich ab , und es eVfolgte kein Rückfall mehr.«
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In der Folge gab nun CIossius überall, wo er Nestelwürmer vermulhe- te , sein Probierniitlel , wobei er jedoch die Gabe des Terpentins nach dem Alter, der Reilzbarkeit u. s. w. des betreffenden Subjects einrichtete.
»War auf diese Art die Gegenwart des Bandwurms offenbar , so schrieb er dej>» Urarilten , ehe er sein drastisches Mittel gebrauchte , eine gewisse Diät vor» Vier Wochen vorher durfte der Kranke nichts essea , als scharfe , gesalzene Spei- sen, Käse, gesalzene Fische, Würste, Pöckelfleisch, Schinken u. s, w. und inufste überdiefs uiehr Wein , als gewöhnlich , trinken. Einige Tage, ehe das drastische Mittel gegeben wurde, nahm der Kranke alle Abend einen Gran Opium oder Lau- danum liq. S. Auf diese Weise versicherte er mich , hätte er oft nur eine Gabe des drastischen Mittels nöthig gehabt, um den Bandwurm gänalich abzutreiben.« Wörtlich lautet es also :
Rc, Mercurli duicis gr. xij. Lap, canc. ppt. gr. xij. Specif. cephal. M. gr. vj, M. f. pulv. S. Nro. 1.
Rc. Ol. amygdal. dulc, unc. fs. S. Nro. 2.
Rc, G. gultao gr. xxxvj. Rad. angel. gr. viij, Pulv. r.ard. bened.
epilept. ana scrup. j. M. f. pulv. subtlliss. div. in iij. p. aeq. ^
S. Nro. 5. Der Kranke nimmt des Nachmit(;ags um vier oder fünf Uhr das Präparlrpulver Nro. 1. in einem Löffel voll Wasser, und trinkt Abends um Schlafenszeit nach ei- nem leichten Nachtessen das Mandelöhl Nro. 2.
Den folgenden Morgen früh nimmt er, aufser oder im Bette, — besser ir» Bette, wie sich aus den Anmerkungen ergibt — ein Päckchen von den drei Pul- vern Nro. 3 in einem Schälchen Thee , oder in Oblaten gewickelt, mit ein wenig Thee oder laulichtem Wasser. Dieses Pulver erweckt insgemein in Zeit von zwei Stunden zwei bis dreimahl Erbrechen und einige Stühle. Diese müssen erleich- tert werden, indem der Patient vrährend des Erbrechens oder Stuhlgangs eine dünne Brühe, oder ein paar Tassen schwachen Thee trinkt. Nach zwei Stunden
wird der Nachtstuhl untersucht, und findet sich der Wurin nicht ganz darinnen, so Mird die zweite Gahe von Nro. 3 auf gleiche Art, und mit der nähmlichen Wir- hunff, wie die erste, gegeben. Wenn endlich nach zwei und einer halben Stunde von der zweiten Gabe der Wurm noch nicht abgetrieben ist, so wird die dritte Gabe von Nro. 3 genommen , welche niemahls fehlt , den Wurm ganz herauszu- bringen, der, wenn er den nähmlichen Tag , sonderlich bei Zeiten, kömmt, deutliche Zeichen dos Lebens gibt, wo nicht, so kömmt er gewifs den folgenden todt mit einem natürlichen Stuhlgange.«
In den Anmerkungen wird gesagt: »Es gebe Kranke, die von dem Mittel we- der brechen noch purgieren, und bei welchen dennoch der Wurm innerhalb 24 Stunden mit einem natürlichen Stuhlgiuige weggehe.« Eine Bemerkung, welche mich nicht befremdete, da ich auch glaube, beobachtet zu haben, dafs sehr kleine Gaben der Aloe und überhaupt der drastischen Mittel, mehr auf wäfsrige Darmabsonderung wirken als gröfsere Gaben,
Indefs habe ich vorsätzlich den ganzen Aufsalz copirt , und nicht blofs die Re- ceple abgeschrieben, weil es bei Anwendung solcher heroischer Mittel doch auch viel auf die zu beobachtende Diiit und andere Nebenumtände ankömmt , wenn man nicht, auf irgend eine Autorität sich stützend, der Mörder , Statt der Arzt des Kranken werden will, Ueberhaupt, glaube ich, sollte man, wenn über die Wirksamkeit oder Unzulänglichkeit irgend einer Heilmethode — nicht nur gegen Würmer, sondern gegen jede andere Krankheit — entschieden werden soll, diese Methode auch ganz so anwenden, -wie sie von dem Erfinder vorgeschrieben wor- den ist. Gewöhnlich wird aber so viel daran gekünstelt, so viel nach der moder- nen Form zugeschnitten, ^afs am Ende nichts übrig bleibt als das blofse Skelet. — Allerdings verdanken wir es den Fortschrillen , welche die Scheidekunst gemacht hat, dafs nun kein Arzt mehr Tartarus vilriolatiis , Arcaniun diipticatuin, Sal polychrest. Glaser, zusammen vorschreibt, weil diefs ein und dieselbe Sa- che unter drei verschiedenen Nahmen ist. Allein es gibt auch Ztisammensetzun- gen von andern Arzeneikörpern, die nicht gerade ein solches chemisches Neutrale bilden, und doch In der Zusammensetzung ganz verschieden wirken, als jedes einzelne für sich. So verschieden die Wirkung ist der Neutralsalze von den Wir- kungen der Säuren und Kallen, aus denen sie zusammengesetzt sind, so ver- schieden ist, z, B. die Wirkung des Opiums und der Mineralsäuren, wenn sie in Verbindung gegeben werden, von der, wenn man jedes für sich darreicht. Mit anderen weniger heterogenen Verbindungen ist es gewifs mehr oder weniger der
IT- Fall. Daher machen auch unsere Surrogale von exotischen Arzeneimitteln so we. nig Glück. Man sucht gewöhnlich nur die Wirksamkeit des Mittels in der am meisten hervorspringenden Eigenschaft desselben» Diese Eigenschaft findet man in einem anderen inländischen Producle, und glaubt nun , es müsse dasselbe ganz ersetzen, beachtet aber dabei nicht die Beimischung anderer ßestandtheile, weil man sie für unwesentlich ansieht , indefs vielleicht gerade dadurch das Mit- tel so modificlrt wird, dafs es diese und keine andere Wirkung hervorbringt.
Vanille, Pfeffer, Zimmet sind bei uns unter dem Nahmen Gewürze bekannt. Wie verschieden aber ist niffil ihre Wirkung auf unseren Geschmacksinn, der doch auch z.u unserer Menschlichkeit gehört. Soll etwa diese Verschiedenheit minder sein iij der Totaleinwirkung auf den menschlichen Organismus ? Wer kennt ein Surrogat des eigenlhümlichen Geschmacks des Ingwers? Ich nicht; und doch ist dieses Gewürz in nuinchen Pharmakopoeen bei der Vorschrift zu dem englischen sauern Elixir ausgelassen.
Desault's Methode. •
Herr Brera Cg) theilt uns hierüber folgendes mit: »Der berühmte Arzt Desault in Bourdeaux hatte wahrgenommen, dafs die Bandwürmer Csicher- lich waren es die bewaffneten) sich zuweilen so fest an die Darme anklanimerten dafs ihre Ablösung und Austreibung sehr erschwert wurde. Das brachte ihn auf einen sehr sinnreichen und zugleich kühnen Gedanken: nähmlich dem Bandwurm- patienten abwechselnd eine Mercurialfriction auf den Unterleib zu machen , und eine Purganz zu geben, in welcher versüfstes Quecksilber in herzhafter Dosis enthalten war.«
Nach meinen» Dafürhalten ist diefs eine reine Purgiermethode , und ich ver- spreche nrir gar nichts davon, zumahl ich Leute gesehen habe, bei denen man mancherlei Quecksilberpraparate nicht nur brauchte, sondern mifsbrauchte, und die dennoch dadurch ihren Pieltenwurm nicht los wurden.
Richard de Haiitesierk's Methode.
Er schlägt folgende Mittel zu Tödtung des Kettenwurms vor :
BolusGummlGuttae,
Rc. , Gummi Gutlae gr. x.
Semin. Colocjnth No. iij.
(g) Voriesungea S. i ig. wo Venel Precis de Maliere uiedicale augraentee de notes etc. par Cacrer«* i. Paris 1718. Tom. II. p. 337 citirt wird.
25.
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cum Amyg<lal. ami^r. Nro. j. triturentur et cum Syrupo Absynth. f, Bol. ij. für eine Gabe, welche alle 8 Tage zu wiederhohlen ist.
Pilulae foetidae.
Rc Aloes soccotrinae.
Asae foetidae aa Unc. j, Salis Absinthii Semi unc, Olej Roris marini drachm, iJ, cum Elix. ppf. f. Pil. gr. x pond. S, früh und Abends jedesmahl 2 Pillen und 6 Unzen vom Decoct der Farrenkrautwurzel nachzutrinken.
O p i a t a j o V i a I i s.
Rc. Stanni purissimi.
Mercurii vivi aa Unc. j. Stanno liquefacto, adde Argenlum vivum , pos?quam mixtura refrixerit, in pulverem cum Concharum ppt, Unc. j. redigatur,
Rc. Hujus Pulveris.
Conservae Ahsinlhii aa Unc. ij.
cum Syrup. Absinth, f. Opiata.
Die Gabe ist zu 2 Quentchen zweimahl im Tage.
Bei diesen Vorschriften ist zu bemerken , dafs in Frankreich die Drachma in 72 Grane getheilt wird, mithinwo ron Granen die Rede ist, jedesmahl ein Sechstel abgezogen werden niufs, um unserem Gewichte gleich zu kommen.
Herrenscliwand's Methode.
Her r 8 n s chwand , der seinMiltel vielleicht nicht aus den löblichsten Ab- sichten lange geheim hielt, theilte endlich zwar öfters dasRecept dazu verschiede- nen Acrzten mit; doch kamen diese Vorschriften nicht miteinander überein. Ja, Pallas sagt: dafs man bei chemischer Untersuchung der Herr en seh wa nd'. sehen Arzenei in Petersburg nicht nur Mercurius sondern auch Arsenik, mit einer absorbirenden Erde verbunden , darin gefunden haben soll. Her renschwand selbst gibt in seiner Abhandlung folgendes Verfahren an. »Alles, was ich als das kräftigste angeben kann, den Bandwurm von beiden Arten, und ohne Nachlheil
170 der Gesundheit zu vertreiben, ist dieses: man nehme, nenn derMagen in culem Stande ist, zwei Tage hintereinander des Morgens nüchtern, und des ALends nach einem leichten Nachtessen, in Wasser oder in Oblaten ein Quentlein pulverlsirte männliche Farrenvvurzel , hat man diese nicht, so kann man die weibliche gebrau- chen, sie niufs aber im Herbst eingesammelt und im Schatten getrocknet wer- den. Dieses vorläufige Mittel wird wenig oder gar keine Beschwerde machen. Den dritten Tag nehme man Morgens nüchtern folgendes Pulver: Rc. Gummi Gnllae. gran, xij.
Sal. Absinth, ncutr, gran. xxx.
Sapon. Starkei gran. ij. Misce intime D. ad chart, , welches in zwei oder drei Stunden ein oder zwei Mahl leicht Brechen macht, und ebenso viel Oeffnungen verschaffet; man kann diese Ausleerungen dadurch er- leichtern, wenn man auf jede derselben ein Glas voll laues Wasser oder einige Schalen Thee nachtrinkt. Drei Slunden darnach nehme man in einer Schale Fleisch- brühe, eine Unze amerikanisches Ricinus - Oehl , Avelches viel besser ist , als das hiesige, doch kann man dieses auch gehrauchen , wenn man jenes nicht hat. Nach einer Stunde wiederhohle man die Dosis dieses Oehls , und wenn der Wurm noch nicht abginge, so nehme man zwei Slunden nach der zweiten Dosis eine dritte. Dieses Mittel führet gelinde ab, und der Wurm wird sich bald in dem Nachtsluhle befinden. Sollte er aber etwas säumen abzugehen, so gebe man dem Kranken auf den Abend einKlystier von gleich viel Wasser und Milch , worin man drei Unzen Ricinusöhl gefhan, und insgemein wird dieses Kljstier den ganzen Wurm mit dem Faden abführen.«
In dieser Vorschrift ist keine Gratiola , kein Älercurius diilcis , heinScam- moniiiTn u. s. w. enthalten, welche doch in den früher von ihm gegebenen Piecep- ten Bestandlheile seines Mittels ausmachten. Es scheint daher, dafs ihm bei der Taenia Soiium alle früheren Methoden fehlgeschlagen haben, daher er nun sein Heil in dem von Odier benutzten Piicinusöhl suchte, welches aber hier auch nichts hilft.
Hufelands Methode.
Der Herr Staatsrath macht dieselbe in seinem Journale, Band lo, Stück 3, Seite 178 bekannt. — Alle Morgen nüchtern läfst er dem Kranken eine Abkochung des Knoblauchs mit Milch trinken , Früh, Nachmittags und Abends einen EfslölTel
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voURIcinusöhl nehmen, und täglich eine halbe Unze Limatura Stanni mit Con- serva Rosaruni verzehren, den Unterleib täglich einige Mahle recht stark mit Pe/ro/e«»! einreiben, viel salzige und scharfe Speisen geniefsen, und Abends ein Klystier von Milch nehmen. Diese Methode mufs durch mehrere Wochen, und zwar so lang fortgesetzt vverden , bis das Kopfende erschienen ist. Wenn diefs nicht erfolgen v\ill, so werden die nähmliclien Mittel in stärkeren Gaben gereicht. Endlich wird auch noch das Pjrmonler und Driburger Wasser empfohlen.
Es wird nicht gesagt, dafs diese Methode schon öfters geholfen habe. Indefs erhellet doch daraus , dafs Herr Hu fe 1 a n d auf die Methoden , welche den Ket- tepwurm binnen 3 Stunden austreiben sollen, nicht viel halt, und das mit Recht.
Lagene's Methode.
In seinem Briefe an Doctor Minaur versichert Lagene feierlich, dafs er nie aus seinem Mittel gegen die breiten Würmer ein Geheimnifs gemacht habe. Ja, erhält es, wie billig, unter der Würde, selbst gegen die Pflicht des Arztes, irgend eine Arzenei, von welcher er glaubt, dafs sie leidenden Menschen nützlich sein könne, geheim zu halten, — Sein Verfahren gegen die Nestelwürmer ist fol- gendes : »Nachdem der Kranke Abends zuvor ein Klystier aus einem Feigenabsud genommen hat, wird folgendes Pulver
Rc. Radic. Valerian. s. recent. pulv. drachm. j. Putamin, Ovor. calcinat. et ppt. gr, xx,
M. ■
in einem Gla?e weifsen Wein früh nüchtern gereicht Der Kranke bleibt zu- gedeckt im Bette liegen, wobei er gewöhnlich ein wenig schwitzt. Drei Stun- den lang bekommt er weder zu essen noch zu trinken; hierauf gibt man ihm eine Suppe, und er beobachtet eine strenge Diät während der Zeit der Behandlung. Das Pulver wird drei Tage hintereinander gegeben. Den vierten Tag bekömmt er folgendes Abführungsmittel.
Rc. Mercurii dulcis. gr, x.
Panaceae mercurial. gr. jv,
Diagrjdii sulfurat. gr, xij. '
Syrup. Flor. Persicor. q. s. ut f. Bolus D. S. Früh nüchtern zu nehmen. Zwei Stunden nachher nimmt der Kranke ein Glas voll ron nachstehender Tisane : .
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Rc. Fol. Senil, niund. unc. semis iiifund. in Aq. fei'vid. libr. ij. add.
Salis TarUri fixi gr. viij. diger. per noct. et col, ad usum.
Eine Stunde nach dem ersten Glas voll dieser Tisane gibt man eine Fleisch- brühe. Alsdenn fährt man mit der Tisane fort, oder setzt dieselbe aus, je nach- dem sie mehr oder ^veniger abführend wirkt, und behandelt den Piranken so wie einen, der zum Abführen eingenommen hat, Abends gibt man das nähmliche Klystier wieder. Bei starken Personen und solchen , die eine belegte Zunge oder andere Zeichen von Unreinigkeiten im Magen haben , fange ich die Cur damit an, dafs ich zum Brechen gebe, indem ich den Brechweinstein in sehr vielem Wasser (en lavage^ Gläservollweise nehmen lasse. — Ich wiederhohle gewöhn- lich das wurmtreibende Pulver noch 3 Tage lang, mit darauffolgendem Abfüh- rungsmittel; einige Mahle selbst habe ich das Mittel zum dritten Mahle wiedei*- hohlt, was aber selten geschieht.
Die vorgeschriebenen Gaben sind für einen Erwachsenen. Man ändert die- selben nach Aller und Umständen ab. — Bandwürmer und Kettenwürmer mögen wohl auf den Gebrauch dieser Mittel abgehen; ganz befreiet davon wird aber ge- vvifs keiner dadurch.
Methode von Lieutaud.
Reinlein Ch) führt folgendes von Lieutaud in seinem Precis de la ma- tiere medicale , Tom, I. p, 432 gerühmte Mittel an.
Rc. Diagryd.
Cremor. tartar. aa scrup. semis» Antimon, diaphor. gr. xij, Pulv. rad. Filic. mar.
Mori fructu nigro aa drachm. semis. M. f. Pulv. D. S. Auf ein Mahl.
Rc, Pulv. Sabin.
Semin. Ruthae aa gr. viij, Mcrcurii dulc. gr. iv. Olei esseiit. Tanacet, gutt. vj, M. f. cum Syrupo Persicor. Bolus,
S. Morgen^ auf ein Mahl zu nehmen, und ein Glas weinigten Aufgusses der Pfirsichkerne darauf zu trinken,
(h) Uebersetzung. S. 179,
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Methode von Mathieu.
Dieses Mittel, welches Herr Mathieu lange Zeit geheim hielt, wurde von dem Könige von Preufsen gekauft, und dann in Formey's Ephemerideu und aus diesen in Hufeland's Journal bekannt gekannt. Es lautet also:
A, Rc. Limat. Stann. anglic. pur, unc. j.
Rad. Filicis mar. drachm. vj. Pulv, Semin. Cinae unc. dimidiam. Pulv. Rad. Jalapp. resinos, Salis polychrest. aa drachm. ). M. f. cum Mellis communis sufficiente quantitate Electuarium»
B, Pulv. rad, Jalapp. resinos»
Salis polychrest. aa scrup. ij.
Scammon. Alepp. scrup. j.
Gummi Guttae gran x, M. f. cum Melle communi Electuarium. Bei der Anwendung dieses Mittels gegen den Bandwurm ist es nöthig, den Kranken mehrere Tage zuvor eine sparjsame Diät führen zulassen, und demsel- ben salzige Speisen , als : Hering etc. auch dünne Brotsuppe und leichte Gemüse zur Speise anzuempfehlen. — Zur Kur wird von der Latwerge A alle 1 Stunden ein Theelöflfel voll dem Kranken gereicht , und damit 2 bis 3 Tage fortgefahren, bis derselbe Empfindungen des Wurms in den Gedärmen bemerkt. (?) — So- dann bekömmt der Kranke von der abführenden Latwerge B ebenfalls alle 2 Stun- den einen Theelöffel voll , bis der Wurm abgeht. Sollte dieses Abgehen des Wurms nicht erfolgen, so gibt man einige EfslölTel voll frisches Ricinusöhl nach, oder setzt ein Klystier von diesem Gehle. Alter, Geschlecht und Constitution än- dern die Cflben.
Aus .iiesem Mischmnsch ein Geheimnifs zu machen, lohnte sich wahrlich nicht der Mühe, und sich sechs Friedrichsd'or dafür bezahlen lassen, heifst mehr als bürgerlichen Gewinn nehmen.
Die Nuffer'sche Methode.
Die Wittwe Nuff er zu Murten im Kanton Bern hatte 20 Jahre hindurch mit einem von ihrem Manne ererbten geheimen Mittel gegen den Bandwurm grofses Aufsehen erregt, und Grofse und Kleine wallfahrteten nach Murten um sich ihre
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Nestelwürmer austreiben zulassen. Cliicklicher Weise für Madame Nuffe r be- fand sich unter diesen ein russischer Fürst B a ta l i n shy, der daselbst einen 4 El- len langen Bandwurm zurückllefs. Jedoch ö Monathe nachher zeigte sich dieser Gast wieder aufs neue bei ihm. Er beschied die Wurmabtreibcrinn nach Paris, wo sie ihm abcrmnhls einen 8 Ellen langen Wurm abirieb. Mehrere andere Per- sonen Murden von ihr mit gleichem Erfolge behandelt. Die Sache maclile grofses Aufsehen und lu".m bis zu den Ohren des Königs , der eine prüfende Commission anordnete, und auf den von dieser erstatteten Bericht, das Geheimnifs um 18000 Livres kaufte und ölfenllich bekannt machen liefs.
Madame Nuffer übergab den verordneten Aerzlen Lassone, Macquer, Gouriez de la Motte, A. L. de Jussieu, J. B. Carhurl und Cadet die von ihr selbst bereiteten Mittel nebst folgender Anweisung :
»Besondere Vorbereitung wird nicht erfordert, nur darf der Kranke nach dem Mittagessen nichts mehr geniefsen, als um 7 oder 8 Uhr Abends die Suppe Nro» 1. Eine Viertelstunde nachher k.inn er ein Glas Wein und ein Zwieback nehmen. Im Falle er des Tags über keine Oeffnung gehabt haben sollte, oder überhaupt zu Verstopfungen geneigt wäre , welches selten der Fall bei den am Bandwurme Leidenden ist, so ni:nint er dai Klystier Nro. 2 und sucht es den so lange als möglich bei sich zu behalten , worauf er sich schlafen legt.«
»Des andern Morgens sehr in der Frühe, ungefähr 8 oder 9 Stunden, nach- dem er die Suppe genossen , nimmt er noch im Bette liegend das Specificum Nro. 3 und um den Uebelkeiten oder Neigungen zum Erbrechen , welche öfters sich einzustellen pflegen, vorzubeugen, käuet er Zitronen oder etwas Aehnliches, ohne jedoch etvcas niederzuschlucken ; Ci) auch niag es genügen, wenn erden Geruch von Essig in die Nase zieht. Erfolgt ohnerachtet dieser Vorsichtsmafsre- geln das Erbrechen dennoch, so mufs er, sobald die Uebelkeiten vorüber sind, eine zweite Gabe nehmen, und suchen darauf einzuschlafen.
»Nach Verlauf von 2 Stunden steht er auf, um den purgirenden Bissen Nro. 4 zu nehmen , trinkt eine oder zwei Schalen voll leichten grünen Thee nach, und geht im Zimmer auf und ab. Sobald das Abführungsmillel anfängt zu wirken, trinkt der Kranke von Zeit zu Zeit eine Tasse leichten Thee, bis der Wurm ab- seht: alsdann und nicht eher darf er eine Schale Fleischbrühe und bald darauf
(i) Die Aerzle in Genfund der französischen Schweiz lassen in dieser Absicht eine Tasse voll schwarzen Kaffeh so heils als mu^lich nachltiaken.
Br.
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eine zweite oder auch eine Suppe nehmen, wenn er sie lieber m.ig. Er ifst zu Mittag, wie man gewöhnlich p/legt, wenn man zum Abführen eingenommen hat; nach Tische legt er sich aufs Bette , oder macht einen kleinen Spaziergang , ifst weni» zu Abend und keine imvenlaulichen Speisen.«
»Die Heilung ist alsdann vollkommen, aber sie ergibt sich nicht bei allen gleich. Derjenige, welcher nicht den ganzen Bissen hei sich behalten hat, oder wenn dieser nicht genug abführt, nimmt nach Verlauf von 4 Stunden 2 bis 8 Quentchen Sedlilzer oder auch Epsomersalz in einem Becher siedenden Wassers (6a^^ houillante'). Die Gabe ist nach dem Temperament und den Umständen verschieden. c<
7>Wenn der Wurm nicht in einem Knäuel abgeht, sondern sich abspinnt, — was vorzüglich dann geschieht, wenn er in zähem Schleim verwickelt ist , von dem er sich nicht loswinden kann — so soll der Kranke auf dem Leibsluhle sitzen bleiben ohne an dem Wurme zu ziehen , und leichten Thee , etwas heil's trinken; manchmahl reicht diefs nicht hin , imd nun läfst man Bittersalz nehmen, ohne dafs der Kranke aufsteht, bis er des Wurms nicht los ist.«
»Es geschieht selten , dafs die Kranken, welche das Specificum und das Abfüh- rungsmittel bei sich behalten haben, den V/urm nicht noch vor der Essenszeit von sich geben. Dieser ungewöhnliche Fall ereignet sich nur dam), v\'enn der ge- tödtete V\'urm in grofsen Knäueln in den Därmen zurück bleibt, so dafs die am Ende des Purgirens gewöhnlich sehr dünnen Materien zwischen durchgelien , und - ihn nicht mit sich fortnehmen. Der Kranke kann alsdann zu Mittag speisen , und man hat gefunden, dafs das Essen , wenn man zugleich ein Klystier gibt, zum Abgange des Wurms beiträgt.«
»Bisweilen geht der Wurm schon auf das Specificum ab, ehe noch der Bissen genommen worden ist. Alsdann gibt Madame Nuffer nur zwei Drittel davon, oder statt dessen Bittersalz.«
»Die Kranken dürfen sich nicht beunruhigen lassen durch aufsteigende Hitze oder Uebelkeilen , welche sich zuweilen einstellen, während der Wirkung der Mittel; vor. oder nach einer starken Ausleerung; oder wenn so eben der Wurm abgehen will. Diese Zufälle sind vorübergehend und verlieren sich von selbst, oder auf das Riechen an Essig.«
»Diejenigen, welche das Specificum und den Bissen weggebrochen haben, geben öfters an diesem Tage den Wurm nicht von sich. Madame Nuffer läfst sie nun Abends wieder die Suppe, auch nach Erfordernifs das KIjslier nehmea-
1Ö5 Geht der Wurm in der Nacht nicht ab, so gibt sie des andern Morgens schon in der Frühe abermahls das Specificum, vmd 2 Stunden nachher 2 bis 8 Quentchen Bittersalz. Das Verhalten des Kranken ist, wie Tags vorher, nur dafs er den Bissen nicht bekömmt.«
»Madame Nu ff er bemerkt am Ende, dafs bei sehr grofser Hitze ihr Mittel sich weniger wirksam zeigt ; auch hat 5ie immer vorgezogen es im September darzureichen : lag jedoch die Wahl der Jalirszeit nicht bei ihr, und mufste sie Kranke in hcifsen Sommertagen behandeln: so gab sie das Specificum sehr in der Frühe. Unter Beobachtung dieser Vorschrift hat sie keinen Unterschied, weder in der Wirkung noch in den Folgen bemerkt.«
yDer Bandwurm Cf^'er soliiaire} (k) ist der einzige, gegen welchen das Nuffersche Mittel, mit sicherem Erfolge angewendet wird; obv^ohl sie es auch als sehr nützlich gegen den Kettenwurm i,Ver cticurbitain) betrachtet. Sie macht jedoch die Bemerkung, dafs dieser letztere viel schwerer auszurotten ist, und dafs man zur Heilung, die Behandlung mehr oder weniger oft wiederhohlen müsse, nach Mafsgabe der Constitution des Kranken.«
Nachdem nun an 5 Personen, wovon einer den Bandwurm und zwei den Kettenwurm hatten, die 2 anderen aber nur glaubten, an Nestelwürmcrn zu lei- den, Versuche mit den von der Nuffer selbst bereiteten Mitleln ancestellt worden waren , und sich in dem ersten Falle die Wirksamkeit , in allen fünf aber die Nichtgefährlichkeit des Mittels erprobt hatte, wiederhohllen die Commissarien diese Versuche mit Mitteln die sie selbst bereitet halten, und wozu ihnen Ma- dame Nuffer folgende Vorschriften erlheilte.
Nro. 1. ist eine Suppe oder Panade aus anderthalb Pfund Wasser, 2 bis 3 Un- zen frischer Butler, 2 Unzen weifsem Brote und der nöthigen Menge Salz beste- hend, welches alles zusammen fleifsig umgerührt und wohl verkocht wird.
Nro. 2 EinKlystier, wozu man eine kleine Handvoll Malvenblätter , eben so viel Eibischbliüter nimmt, welche man in ^höriger Menge Wasser sieden liifst , ein wenig Salz zusetzt und nach deiii Durchseihen 2 Unzen Olivenöhl beimischt.
Nro. 3. Das Specificum. Zwei oder drei Quentchen Farrenkraufwurzcl iPo- lypodium Filix mas L.) im Herbste eingesammelt und fein gepulvert. Man
(k) So nennen die Berichterstalter vorzugsweise den Bandwurm {Bothr) zum Unterschiede von dem Ver eucurbitain ^ worunter sie Taenia Solium verstanden haben wollen.
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nimmt sie in 6 Unzen Farrenl<raut. oder Lindenblüthenwasser ; auch in gemei- nem Wasser.
Nro. 4. Purgirender Bissen. Rc, Panaceae mercurialis. Scammonei aa gr, x. (1), Gummi guttae gr. vj — vi). Irilur. misc. et f. c. s. q. Confecl. Hy.-^inlh. Bolus,
Dlefs ist eine treue Ucbersetzung der vun Madame Nu ff er den königlichen Commissarien übergebenen Behandlungsweise und Vorschriften. Ich habe sie defs- halb ihrem ganzen Inhalte nach gegeben, weil sie beinahe überall, wo ihrer Er- wähnung geschieht, in einer anderen Gestalt erscheint. — Die Berichterstalter machen auch die Bemerkung, dafs die Farrenkrautnurzel, wie wir alle wissen, ,schon von den ältesten Zeiten her, als ein Mittel gegen die Nestelwürmer sich be- währt gezeigt habe, und von Zeit zu Zeit von den vorzüglichsten Aerzten ange- rühml worden wäre, dafs sie aber wieder, so wie viele andere Mittel, in Ver- gessenheit gerathen sei , weil der Erfolg nicht immer der Erwartung entsprochen habe, welches wohl daher rühren möge, dafs man entweder das Mittel oder die Art und Weise es zu geben nicht gehörig beschrieben liabe , oder auch, weil man um scheinbare Verbesserungen anzubringen , von dem vorjjeschriebenen Wege ab- gegangen sei. - — Nach meinem Dafürhalten lag aber wohl die Hauptursache darin, dafs man die beiden Gattungen von Würmern nicht gehörig zu imterscheiden wufste, und zum Theil noch heut zu Tage nicht allemahl zu unterscheiden weifs.
Zwar Iriflft diese Bemerkung dieBerichtorstaller nicht, welche am Schlüsse aus- drücklich erinnern, dafs man mehrere Versuche an verschiedenen mit der Tae- nia Soliiim behafteten Personen mit diesem Mittel angestellt habe, und dafs es selbst mehrere Mahle hintereinander gegeben, immer seine Wirkung verfehlt habe. — Nichts destoweniger sieht man noch täglich deutsche Aerzle, welche in der Regel doch nur Kettenwürmer abzutreiben haben, dieses Mittel verordnen. Ja, vor einigen Jahren wurde uns sogar im Oesterreichischen Beobachter die ganze Nuffer'sche Verfahrungsart mit Panade, Kljstiere u. s. w. als ein ganz neu entdecktes Geheimnifs aufgetischt, nachdem zuvor einige Zeitlang ein Nichtarzt sein Unwesen damit in der Stadt getrieben halte. Der einzige Unterschied in der Vorschrift Hegt darin, dafs der von Petersburg gekommene französische Wun-
{1) In manchen Vorschriften steht gr. xij, wegen des oben erwähnten tInterscLieds des Gran^ewiclit» ia Deutschland und Frankreich. In der Schweiz Iiat man deutsches Gewicht.
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dermann, stall des purgierenden Bissens das von Herrn Odier subsliluirle Rici- nusöLl reichle. — Allerdings trieb er jedesmahl in wenigen Stunden — und diefs setzte die Welt in Staunen — gröfsere oder kleinere Portionen von Ketten- wurm aus. Aber ehe noch 3 Monalhe verstrichen, gingen ohne Arcanum schon von selbst wieder einzelne Glieder des Wurms ab. Ich selbst habe nachher meh- rere Personen zu behandlen bekommen, die das Mittel zwei und drei Mahl ge- nommen halten, ohne befreiet zubleiben»
Zwar blieben auch die mit dem Bandwurmo Behafteten auf den Gebrauch des Nu ff ersehen Mittels nicht immer frei, wie diefs der Fürst Baratinsky und ein von Odier beobachtetes Beispiel beweisen. In de fs hilft es doch in den meisten Fallen, wenn es auf die hier vorgeschriebene Weise gegeben wird. Denn es ist sehr gefehlt, wie auch die französischen Berichterstatter bemerken, wenn man die Abführungsmlttel zugleich mit der Farrenkrautwurzel reicht. Diese soll den Wurm erst tödten oder bestimmen, von der Darmhaiit loszulassen, ehe er abgeführt werden kann. Bei der Verbindung beider Mittel hingegen reifst das Purgans auch das wurmtödlende Miftelrnit sich fort, ehe es auf diesen gehö- rig einwirken kann. Diese Bemerkung macht schon Senne rt Cni). Wird hinge- gen das Purgans später gegeben, so nimmt es den getödteten, oder wenigstens an der Darmhaut nicht mehr fest anhängenden Wurm leicht mit sich fort, zumahl wenn man zuvor den Darmkanal schlüpfrig zu machen gesucht hat. Diefs ge- schieht nun hier durch die fette Panade , welche meines Erachtens auch noch den Vorlheil gewähren mag, dafs der drastische Bissen den Darm weniger belei- diget. Denn die Berichterstalter sagen, dafs sie bei allen von ihnen angeslellten Versuchen nicht die mindesten übelen Folgen gesehen, und dafs alle Patienten sich am folgenden Tage vollkommen wohl befunden halten. Bei den ersten Versuchen hallen sie den Bissen nicht ganz gegeben, dadurch wurde aber die Wirkung sehr verspätet, so dafs der Wurm erst in der Nacht oder am anderen Morgen abging. Die ganze Dosis gegeben, trieb ihn sclmell ab und ohne Nachlheil für die Ge- sundheit,
(m) Ideoq^ue fortioribus medicanienlis opus est ut inVerficianlur (Sc. lumbrici lati). Quapropler elsi in te- relibus purganiia cum interficientibus commode admisceantur: praestat tarnen , nulla üs purgantia pri- mum admiscere, cum purgantia non sinant nicdicamenta vermes interficienlia diu in intestinis haerere, sed ea cito per alvura secum educant. — Si vero prius exhibeanlur medicamenta, quae ipsum debili- tant , totus roluadus factus ad pilae figurara exit et liomo sanus evadit. A. a. O. Solche Regeln wer- den jher mit der Zeil vergessen.
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Odier's Methode.
unterscheidet sich nur dadurch von der Nu ffe r'schen , dafs Herr Odier statt des purelreuden Bissens drei Unzen Ricinusöhl vorschreibt, wovon er alle halbe Stunden einen SpoiselölTel voll in etwas Fleischbrühe nehmen läfst. Ehe das Nuf- f e r'sche Mittel bekannt gemacht wurde , halte er schon früher das Piicinusöhl allein wider den Bandwurm, aber nicht wider den Kettenwurm mit günsti- gem Erfolge gegeben.
Methode von Rathier.
Rc» Pulv. Herb. Sabin, gr. xx»
— Semin. Ruth. gr. xv.
Mercurii dulcis. gr. x,
Olei dest. Tanaceti. gr. xij.
Syriip. Flor. Persicor. q. s. ut f. Mass. ex qua form.
Bol. Nro. ij. Von diesen Bissen wird der eine in der Frühe, der andere auf den Abend in Pfirsichblülhsyrup genommen. Eine halbe Stunde darnach trinkt man einen Becher voll Wein, in dem man 12 Stunden lang 20 P/irsichkerne hatte weichen lassen. — Nichts anders als eine verstärkte Gabe des von Lieutaud angege- benen Mittels.
Methode von Schmucker.
Die Art und Weise wie Schmucker den Sabadillensamen gegen Wür- mer verordnet, ist mit seinen eigenen Worten folgende :
»1. Ich lasse die gelben, länglichen Beutel , worin dieser Samen , welcher schwärzlich aussieht, sammt den Fächern, worin dieser spitze Samen enthalten ist, nehmen, und alles zu einem sehr feinen Pulver slofsen.
»2. Ich nehme 5 Gran von dem Sabadillsanienpulver , und lasse mit so viel Honiff, als nöthig, eine grofse Pille daraus machen, und zwar ?o , damit man
gewifs bestimmen kann, wieviel der P.itient von dem Pulver bekömmt.
— 1 — Diese Pillen nun nenne ich Wurmpillen.
»Die Patienten lasse ich allemahl zuvörderst mit der Rhabarbar und dem Glau- bersalze laxiren , und zwar in verhältnifsmäfsiger Quantität nach ihrem Alter und Constitution; daraufgebe ich den folgenden Morgen bei einem Erwachsenen , und besonders, wenn er sehr über Uebelkeilen klagt, eine halbe Drachme Sabadill-
180 pulver, und eben so viel Penclielzucker zusammengerieben , und lasse sofort eine bis zwei Tassen Chaiiiillcn - oder Fliederblumenthee nachtrinken. Dieses Pulver verursacht meistens ein Erbrechen, und wenn Würmer im Magen sind, so kom- men selbige gleich mit heraus-, wie hiernächst meine Bemerkungen besagen. Eine Stunde nachher kann etwas dünne Habergrütze getrunken werden. Finden sich Würmer im Magen, so werden sie von diesem Pulver gereizet, dafs sie in die schrecUlichstea Bo^vegu^gen gesetzt werden, welciie die Uebelkeiteji und das Erbre- chen vermehren , und damit herausgeworfen werden: ich habe frische llegenwür- mer, auch wann ich sie habe bekommen können lebende Spulwürmer in ein Glas gethan, und von dem Sabadillpulver übergeschültet , wornach sie die heftigsten Convulsionen bekamen , und sehr bald starben.«
»Den andern Morgen bekommt der Patient eine gleiche Portion von diesem Mittel, worauf wieder ein Erbrechen erfolget. Kommt kein Wurm mehr zum Vorschein, so lasse ich den dritten Morgen nur die Hälfte dieses Pulvers nehmen, und die andere Hälfte des Abends, und eben so den 4ten Tag. Den 5ten Morgen lasse ich ein Laxans aus einer halben Drachme Rhabarbar und 8 GranResina ppt. nehmen, wornach die noch lebendigen, oder todten Würmer abgeführt werden: sind diese nicht mehr vorhanden, so wird gcwifs vieler Wurmschleim fortgebracht , worauf man acht geben mufs. Den 6ten Morgen werden 3 Stück von den grofsen Wurmpillen gegeben , und beim Schlafengehn wieder : allemahl wird etwas von dem bekannten Thee nachgetrunken. Das Laxans wird um den öten Tag genommen ; gehet dann noch starker Wurmschleim ab, so werden Ta- ges darauf Morgens und Abends, 3 von diesen Wurmpillen genommen , bis kein Wurmschleim mehr kömmt, die Feces natürlich werden , und der Patient keine Empfindung im Unterleibe mehr hat, wie er vorher verspüret.«
»Ich habe diese Cur an 20 Tage brauchen lassen, bevor der W^urmschleim gänzlich ausgerottet wurde; während der Cur mufs fast kein Fleisch genossen werden, hingegen viele Vegetabilien und Milchspeisen.«
»Dieses ist die Cur für erwachsene Personen von 20 Jahren und drüber. — Kindern von 2 bis 4 Jahren gibt man 2 Gran Sabadillpulver und so fort.«
Schmucker hat mit diesem Mittel auch Nestelwürmer abgetrieben, — Ich habe es nie versucht.
Weigel's Methode.
Eine halbe, höchstens ganze Unze Sal mirabile Glauben' wird in zwei Pfund Brunnenwasseraufgelöst, und dann alle Abend eine Tasse voll genömnien, v\obei zu-
gleich des Tags über zvveimahl 30 Tropfen Eliocir. Vitrioli MynjJ cht! , oder 10 Tropfen £//.r. acidiim Halle ri in einer halben Tasse allenfalls mit Zucker versüfslem Wasser genommen >yerden. Diese Mittel werden nach Befinden meh- rere Monatlie fortgeselzt. Es werden auch einige Beispiele angeführt, wo das Mit- tel geholfen haben soll,
Aufserdem ist noch zu erinnern, dafs Herr Hort um die Stutenmilch als ein Mittel gegen Neslehvürmer preist. Es halte nähralich eine 30 bis ^ojährige Jung- fer, die gegen alle Arzeneien einen Abscheu hegte, auf Anrathen ein&r Bäuerinn Stutenmilch getrunken. Darauf bekam sie heftiges Kneipen, setzte aber doch das Mittelfort, und nun ging ihr ein Neslelvvurm halbverfault ab, — Diese einzelne Wahrnehmung möchte doch nicht wohl hinreichen, um wirksamere Wurmmit- tel zu verdrängen.
Ein anderes, neues Mittel lesen wir in dem allgemeinen Anzeiger der Deut- schen, Jahrgang 1817. Nro. 205. S. 5532 gezogen aus der Londner Zeitung The Neics vom 5ten October d. J. Einem jungenMenschen, der seit langer Zeit krän- kelte, und unerachlet aller angewandten Mittel sich nicht bessern wollte, wurde von einem Hufschmid gerathen , täglich Morgens eine gewisse Menge Wasser, worin der grüne Flachs ungefähr 10 Tage gefaull hat, zu trinken Er that es, und in kurzer Zeit befreite ihn dieses Mittel von einem 8 ' Fufs langen Nestelwurm. Alle diese Methoden sind indefs unzureichend zur radicalen Austreibung des Keltenwurms, wie diefs schon der Umstand beweist, dafs man täglich nach neuen hascht. In der Schweiz sucht Niemand mehr nach einem neuen Mittel gegen den Bandwurm. Ja man geht nur in die Apotheke um das Mittel gegen den Band- wi rm zu bcgcl.ren , wo man nebst der Anleitung zur. Bereitung der Panade, 5 Quentchen Filix und 5 Unzen Ricinusöhl um einen Laublhaler erhält. Zeigt sich nun auch in dem einen oder anderen Falle der Wurm wieder, nun so gibt man das Mitlei noch ein Alahl, und dann ist gewöhnlich Ruhe, — Anders verhält es sich mit dem Kellenwurme, wo auch die mehrmahlige Wiederhohlung eines Mittels, welches ihn weder immer ganz austreibt, noch die Ursachen seiner Wie- dererzeugung aus dem Grunde hebt, nichts fruchtet.
So wenig ich indefs auf alle hier angeführten Methoden , in sofern sie zur Befreiung vom Pvettenwurme dienen sollen , halle : so habe ich doch nicht unter- lassen wollen, sie meinen Lesern, meist aus den Originalen selbst gezogen , mit- zulheilen , theils um der Vollständigkeit des Buchs selbst willen , theils um zu verhülhcn ; dafs nicht irgend ein Geheimnifskramer uns ein vielleicht längst be-
191 l<annl gewesenes aber bereils wieder vergessenes Miltel , als seine eigene, neue Erfindung verkaufen möge. Und da es auch möglich ist, dnfs ein Arzl auf einen Patienten stöfst , der durchaus die von mir hier, anzugehenden Miltel jiirht neh- men will — wie mir dann selbst ein solcher in der Person eines Arztes vorgekom- men ist, der lieber alle 3 Monathe einen Theil seines VN'^urms mit Filix und Rici- niisöhl wcüjpurgiren , als das Wurmöhl nehmen will — so mag er ans diesem Schatze der hier angegebenen Methoden eine wählen, die ihm und seinem Kran- ken am meisten zuzusagen scheint.
Meine Methode.
Den Bandwurm habe ich in Wien nur drei Mahl auszutreiben Gelegen- heit geliabt 5 das erste Malil bei einer gebornen Schweizeriim , welche ich mit dem Wurmöhle behandpllp , und welche auch ganz vom Wurme fiei blieb, ohne dafs in den Stuhlausleerungen der Abgang desselben bemerkt worden w«re; das zweite Mahl im Jahre lG12bei einer Pelersburgerinn , welcher ich die Filix mit dem Ricinusöhle gab, weil es mir darum zu thun war, den Wurm ganz zu er- halten, was mir auch glückte. Den dritten Fall habe ich bereits oben erzählt»
Mit dem Ke tt e nw u r m e Behaftete aber habe ich binnen mehr als 10 Jah- ren über 500 behandelt, von jedem Aller, Geschlecht und Stande. Es waren 2 P»in- der Ycm anderthalb Jahren darunter. Vier d<ivon mufsten das Mitlei zum zweiten IVIahlc nehmen, 3 im Jahre 18l4 und einer lOiT. Ueberdiefs kam vor mehreren Jahren noch ein fünfler vor, bei deni sich, nachdem er zwei Jahre lang ganz frei geblieben war, nach dieser Zeit neuerdings ein Kettenwurm erzeugt halle, der aber nach dem abermaliligen Gebrauche des Mittels seitdem nichts wieder davon gespürt hat. Alle übrigen blieben meines Wissens bis jetzt vom Wurme befreiet.
Man wird mich zwar fragen, ob ich dann alle diese Menschen nach dem Verlaufe von 3 oder 4 Monathen wieder gesehen, und mich erkundiget habe, ob ihnen denn seitdem nichts vom Wurme abgegangen sei ? Hierauf mufs ich ant- worten : Die wenigsten habe ich nach Verlauf dieser Zeit wieder gesehen, wenn sie mir nicht etwa zufällig in den Wurf kamen. Aber woher weifst du, dafs sie freigeblieben sind? wird man weiter fragen. Diefs weifs irh einniahl daher, weil sie nicht wieder gekommen sind; denn ist der Mensch von seinen Leiden durch den Arzt befreiet worden; so ist er ihm dafür Dank schuldig , das Danken ist aber eine Sache, welche viele Menschen gern vermeiden , wenn es möglich ist. Plagte sich hingegen der Kranke vergebens mit Arzeneieinnehmen ; so dient es ihm zu ei-
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ner Art von Rache, die er an dem Arzte nimmt, wenn er ihm unter den Bart sa- gen kann : du hast mir Hülfe versprochen, und solche nicht geleistet, wie mir diefs mit allen jenen ^-liderfuhr, die ich nach A 1 s t o n' s Methode behandelt hatte. Zweitens aber schliefse ich von der nicht unbedeutenden Anzahl derer, die ich öfters seither wieder zu sehen Gelegenheit hatte, auf jene, welche ich aus dem Gesichte verloren habe, von deren Befinden ich jedoch auch öfters Kunde erhalte, und zwar durch die Wurmbehafteten , welche mir von ihnen zugeschickt werden, die sich dann abermahls unsichtbar machen, und mir gleichfalls die Nachricht von ihrer Heilung durch neu zugewiesene Patienten verkünden lassen.
Die Cur beginne ich mit der Latwerge Nro. 1 , welche ich auf die oben bei Behandlung der mit Spulwürmern Behafteten, angegebene Aft nehmen lasse. Ist die Latwerge zu Ende , so gebe ich das wurmtreibende Oehl , jeden Morgen und jeden Abend zu zwei Kaffeblötfeln voll in einem Mundvoll W.Tsser. Diese Medicin hat einen Geruch, den manche Personen nicht lieben, indefs ist der Geschmack gar nicht unangenehm. Um dieses Geruchs willen ist zu rathen , sich nach dem Einnehmen nicht auszugurgeln, sondern lieber ein paar Mundvoll Wasser mit einem gewissen Drücken nachzutrinken. Auf diese Art spült naan die etwa im Halse kle- benden Partikeln des Oehls vollends hinunter, da man sie bei dem Ausgurgeln leicht hinter den Gaumensegel in die Nase hinaufjagt, wo man dann lange den Geruch nicht los werden kann. Um den Geschmack aus dem Munde zu vertrei- ben, kann man etwas Zimmt oder eine Gewürznelke nachkäuen. Doch hüthe man sich vor solchen Dingen, welche Aufstofsen CRuctiis^ verursachen; z. B. überzuckerte Pomeranzenschalen und dergleichen , weil dann imm«r der liebliche Geruch der Arzenei als der hervorstechende mit eructirt wird.
Die Gabe von 2 Kaffehlöffelnvoli zweimahl täglich, vertragen in der Regel Personen jedes Alters und Geschlechts recht gut. Indefs geschieht es doch zuwei- len , clafs einige davon überreizt werden , und bald nach dem Einnehmen leich- ten Schwindel bekommen. In diesem Falle vermindert man die Gabe um etwas weniges. Oefters geschieht auch diefs nur im Anfange, und Patient verträgt das Mittel in der Folge leichler. — Manche können es in nüchternem Magen sehr gut vertragen •, diejenigen aber, denen es zu viel Uebelkeiten verursacht, müssen es eine Stunde oder anderthalb nach dem Frühstücke nehmen. — Zuweilen stellt sich auch Brennen bei dem Harnlassen oder bei der Stuhlverrichlung ein. Gegen diese Zufälle hilft ein Glas Mandelmilch oder ein Lüffelvoll einer Oehlemulsion.
Wenn der Kranke dritthalb bis drei Unzen dieses Oehls verschluckt hat, wozu
193 uiigefalir 10 bis 12 Tage erforJerl werden, so lasse ich ihn ein ieichles Abfüh- ningsniiltei, eh^a die Pulver Nro. 3 nehmen. Hierauf wird wieder mit dem Wurmöhl fortgefahren. — Ich pflege gewöhnlich 4 bis 5 Unzen dieses Oehls neh- men zu lassen, in hartnäckigen Fiil'en aber, d. i. in «oichen , wo der Wurm schon seil langer Zeit dcm-Gehrauchc versch'edeier Miüel widerstanden hat, lasse ich auch 0 his 7 Usizcn nehmen. — Die Cur ist freilich etwas langweilig, aber sicher, ohne Resi'h^YCi'de und olme sonstigen Nachtheil für die Gesundheit des Kürner«. Dafs jedoch die Cur in ilie Länge gezogen werden niufs , wenn man einen Men- schen gänzlich von dem Ketlenwurme befreien will, scheint die Erfahruns; zu be- stätigen. liCngsfeld und Geischlöger, beide Wiener Aerzte, welche ihre Wurmmittel als Geheimnisse bew ahrten , liefsen ihre Krcmken gewöhnlich einen Monalh lang Arzencien brauchen. Audi Dianjere hat bcjnerkt, d.ifs man die Wurmmittel lange fortgesetzt anwenden müsse , wenn >ie gänzliche Befreiung be- wirken sollen. — Die Verfahrungsweite der beiden angeführten Wiener Aerzte hat mich bestimml , das Wurmöhl in kleinen Gaben und lange fortgesetzt zu ge- ben. Es ist möglich , daf» dadurch die Disposition zur Wurmerzeugung gehoben -wird. Es kann aber auch sein, dafs die Eier des Wurms, welche im Schleime des Darmkanals hie und da verschüttet liegen , von dem Gehle nicht ano^e^riffen werden , wie z. B. auf eine beim Kochen nicht aufgeplatzte Linse der Magensaft gar nicht einwirken kann , und diese ganzso, wie sie yerschluckt wurde, mit dem Stuhle wieder abgeht. Gibt man daher das Mittel in gröfserer Gabe auf einmahl, so mag es wohl die bereits gebildeten Würmer tödten , iäfst aber die Eier dersel- hen unbeschädiget zurück. Wird hingegen der Gebrauch des wurmtödtenden Mittels lange fortgesetzt , so entschlüpft indefs der Wurm dem Eie , und das Mit- tel kann seine volle Wirkung auf ihn äufsern. Wenigstens ist es so möglich.
In der Regel findet bei meiner Behandlungsweise der Täniosen im Allgeme i- nen keine Nachcur Statt. Wo jedoch eine vorherrschende Neigung zu Schleim- und Wurnierzeugung vorhanden ist, pflege ich die stärkenden Tropfen Nro. 5 einisre Wochen lanc nachnehmen zu lassen.
Während der Cur lasse ich keine besondere Diät beobachten, auch wird der Kranke nicht gezw ungen Heringe und Pöckelflcisch zu essen , jedoch verbiethe ich den zu häu.^gen Genufs von gröberen Mehl'^pelsen , Hülsenfrüchten, fetten Spei- sen, kurz von alle dem, was zu Schleimerzeugung und folglich zu VVurmerzeugung im Darmkanale Anlafs gibt.
Noch mufs ich Etwas erinnern. Man ist gewohnt nach dem Gebrauche der
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1<)4 •
üblichen , gröfslenlheils unverdienterweise, hocliherühmten Nestelwurmsmitlel, den Wurm in langen Strecken .ibgelien zu sehen. Diefs ist selten der Fall bei dem Gebrauche meines Mittels. Denn seine Wirkung besieht eigentlich darin, dafs es den Wurm lödlet und seine Wiedererzeugung verhülhet. Dlesemnach geht gewöhnlich in den ersten Tagen der Wurm halb oder auch ganz verweset oder verdauet ab; und man hat öfters grofse Mühe, um in den abgegangenen Schleimlappen die ursprüngliche Form des Keltenwurms zu erkennen. — Auch ist es mir ganz gleichviel, ob man im Abgange das Kopfende des Wurms findet oder nicht. Denn es können sogar 2 oder 3 Kopfende abgehen , luid der Kranke ist doch nicht von seinen Gästen befreiet , indem man deren mehrere zugleich beher- bergen kann. — Das einzige sichere Kriterium, dafs der Gastgeber von aller Ein- quarlirung völlig befreiet ist, besieht darin, dafs im Verlaufe von drei vollen Monathen nichts mehr vom Wurme abgeht, es sei in einzelnen Gliedern oder längeren Strecken. Wenn in späterer Zeit nach 2 — 3 Jahren sich wieder Spuren vom Wurme zeigen; so sind diefs ganz gewifs neu erzeugte Würmer, und auf keinen Fall Abkömmlinge derjenigen, gegen welche das Mittel gebraucht wor- den ist, —
ACHTES CAPITEL.
Von den aufserhalb des Darmkanals im Menschen wohnenden
Würmern.
VI. Der Faden wurm. Filaria Dracunculus,
Taf. IV. Fig. u Filaria: longissima, margine oris tumido , candae acumine inflexo.
Gmelin Syst. Nat. p, 3039 Nro, l Filaria medinensis.
Jördens Helminth. S. 94. Nro. 2. Tab. I. Fig. 1, Der Hautwurm, Fil. med,
Rudolph! Enloz. Vol. II. p. 56. Fil, medinens.
Brera Memor. p, 289. Spec. 2. Fi/, medinens.
Bradlcy a Treatise on Worms, p. 103. Flie Guinea JVorm.
Cuvier le Regne animal. T, IV. p. 30. Le ver de Medine oii de Giiinee,
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Nähme und Geschichte des Wurms und verschiedene Meinun- gen über die Natur desselben.
Diesen Wtiini, den man früher gar nicht zu den Eingeweidewürmern rech- nete, und welcher zuerst ron Gnielin unter die Zahl derselben aufgenommen wurde, nannten die Griechen AiXMVTiov , welclies die römischen Schriflsleller durch Dracunculirs ühersctzlcn. Galen (n) schlug vor, die Krankheit Hqu- KOiTiixaii zu nennen. Aetius Co) nennt ihn Dracunciiliis Leonidae ; die Ära- her nennen ihn ylrk , A'rk oder //•/.- Ahnedini. Ark heifst nach Golii Lexi- con arabicum, welches ich mir, wegen eigener Unkunde in der arabischen Spra- che, habe nachschlagen lassen : Radix; Origo ; Stirps ; Genus: Vena- Arte^ ria ; et sirnile rjuid. Herr Kunsemüller überseist es durch Vermis und sagt, dafs das Wort auch die Bedeulung von Nervus habe. — Almedini wird der Wurm genannt von der Sladt Medina , wo er häufig vorkömmt. — Almedini heifst aber auch vorzugsweise die Stadt oder Clvitas, weil Mahomed von Mekka sich dahin geflüchtet halte.
Durch diese mehrfache und schwankende Bedeulung des Haupt- und Beiwor- tes hat der Wurm von den verschiedenen Uebersetzern der Araber verschiedene Kahmen erhallen; ja, sie wurde sogar die Veranlassung zu verschiedenen Mei- nungen über die eigentliche Nalur desselben. — Die meisten Uebersetzer ha- ben Ark durch Vena gegeben. Daher bei Halyabbas Vena saniosa, woraus Veit von Cauliac durch einen Lese - oder Schreibfehler Vena famosa und Vena 7««c^e72 gemacht hat; bei Rhases Vena medeme oder Vena civilis', hei E b n S i n a h oder A v i c e n n a nach G e r a r d und V e 1 s c h , Vena medi- nensis, nach B e r t ap a I i a Vena civilis vel medena ; nach Kämpfer und Cartheuser aber Nervus medinensis ; hei A Is ahar a v i u s oder Albucasis Vena cruris oder exiens ; nach Pedemontanus Vena egrediens ; bei Aven- zoar Vena mediana \inA halalnachalaidini , welches Velsch durch serpens pulposus seu musculosus Medinensis telae araneae in modum convolulus übersetzt hat, Mo n la n us nannt ihn Vena Eudimini, Tax Haleb heifst er noch jetzt nacliNiebuhr A'rJi el insil , was mit Vena exiens oder egrediens über- einkömmt; nach Ebendemselben, Cartheuser und Kämpfer in Persien Fe j unk und Naru; nach den beiden Letzteren und Velsch an den afrikani- schen Küsten , in Guinea, Nigrilien Ikon; in Mekka nachNiehuhr Farenlit
(n) Am ang^eführten Ort, Iiitroduct. Cap, 18. (0) hm angeführten Oif.. S. 800.
in laiilen nacli Duhois Nararnboo oder Nurapoo chalandy, in der Bucharei nach Sam. Gottl. Gmelin Irschata, Fiänipfer nennt ihn Dracunculns Persariim und Linne Gordius medinensis. Bei den deutschen Schriftstellern kommt er unler folgenden Nahmen vor: der Medinawurm, der guinei- sche Fade nwu r m , Haut wurm, Bein wurm, P h ar ao n swur m , der guineische D räche; und Warenius schhigt vor ihn den Sehnadern- s pulwurm zu nennen; hei den Holländern heifst er: Haidworm , Been- worm, Traad -vüorm, Guineeische Draakje ; hei den Engländern : The Hair- icorm, Guinea -Worm; beiden Franzosen: le Draganneau , le Ver de Gui- nee, la Keine de Medine , nachLahat: le Ver cutane ; hei den Portugiesen in Amerika: Culebrilla; hei den Schweden Onda- Betet ; Tagelmalk.
Der Erste, so viel uns bekannt ist, welcher dieses Wurms erwähnt, war Agatharchides von Knidus gehürlig, Geschichlschreiber und Püilosopli , der uno^efähr l40 bis 150 Jahre vor Christi Geburt zu Zeilen des P toi o maus Alexanders lebte, dessen Lehrer oder Hosenpauker, wofern Ptolomäus Hosen getragen hat, er gewesen sein soll. Plutarch gl ^t davon in seinen Tisch- reden Nachricht, wo er sagt: »Die Völker am rothen Meere waren, wie A g a- »tharchides erzählt, mit vielen seltsamen und unerhörten Zufällen geplagt; »unler andern kamen Würmer wie kleine Schlangen (Apx-iovrix iia^x) gestaltet an »ihnen hervor, welche Arme und Beine zernagten, und wenn man sie berührte, sich »wieder zurückzogen, in die Muskeln wickelten, und da die unleidlichsten Schmer- »zen verursachten.« Alles diefs pafst vollkommen auf unseren Wurm, und stimmt ganz mit dem überein, was die neuesten Beobachter darüber aufgezeichnet haben, und Cromersagt: vienn der Wurm beunruhiget wird: so verursacht er die unleid- lichsten Schmerzen, welche die Gichtschmerzen weit übertreffen. Allein zufälli- gerweise setzt Plutarch hinzu: »Dieses Uebel war vorher ganz unbekannt , und vauch nachher hat man es hei keinem anderen Volke gefunden , sondern diese al- »lein waren damit geplagt , wie mit noch anderen Zufällen mehr.«
Durch diesen Zusatz wurden Licet, Niere mberg und Pieies verleitet, die von Agatharchides beschriebene Plage, als eine mit unserem Faden- wurme gar nichts gemein habende zu betrachten, und Jtnzunehmen , Agathar- chides habe diese Erzählung von Moses genommen,, und es müfstcn unter diesen kleinen Drachen die feurigen Schlangen verstanden v» erden, von welchen die Kinder Israels, als sie sich am rothen Meere gelagert liatlen , ihres Murrens wegen heimgesucht worden sind, Bartholin hingegen is»l geradezu der Mei-
197 nung , dafs diese feurigen Sclilaiigen nichts anderes waren , als unsere Fatlenwür- iner. Sennert nill jedoch diefs durchaus nicht zugeben, indem die feurigen Schlangen die Juden von auAen angefallen hätten , und nicht in ihnen gewachsen wären. — Doch üherlassen wir es den Herren Theologen , zu entscheiden , wer eigentlich diese hebräischen Schlangen waren. Uns mag der Umstand , dafs noch heut zu Ta<>;e die Küstenbewohner des rothen Meers von diesen Würmern haufi» heimgesucht wcrdfjn , genügen, um anzuuehnien , Aga tliarchi de s habe unter seinen Ideinen Drachen nichts anders , als unseren Fadenwurm gemeint.
Nach Aga th ar chi d es haben unter den Aerzlen Soranus und Leoni- das seiner zuerst vrieder erwähnt, obwohl ersterer ihn nicht für einen Wurm, sondern für einen Nervenbündel hält. — Galen, der ihn nicht selbst gesehen hatte, %var so bescheiden, nichts darüber entscheiden zu wollen. Die griechi- schen und arabischen Aerzte aber, die den Wurm selbst zu sehen Gelegenheit hat- ten , hielten ihn fast durchgängig für ein lebendiges Thier. Durch schlechte Uebersetzer und solche Aerzle , die ihn nie gesehen hatten, und nur nach diesen Uebersetzungen nrlheilten , entstanden indcfs allerhand sonderbare Meinungen. Pareus erklärt ihn für eine Geschwulst und Abscefs aus hitzigem GebUite ent- standen, worülier er jedoch von V e 1 s c li und Andern gewaltig hergenommen wurde. Aldrovandus und Montanas sind dergleichen Meinung mit Pa- reus. LaPaje hält ihn für einApostem, wobei dasBlut seine Flüssigkeit ver- loren habe 5 Gui de Cauliac für eine verlängerte Blutader; Pollux für verdorbene Nervensubslacz; Tagautius für schwarze Galle oder dahin gehö- rig. Wierus glaubt sojrar , diese Würmer wären einerlei mit dem , was man in Oberdeutschland Mitesser nennt. Fielitz, der allerdings einen solchen Wurm gesehen und behandelt zu haben schciiit, hält ihn für kein lebendiges Thier, ohne jedoch zu erklären, was es eigentlich sein möchte. Ja, er zweifelt sogar, dafs die Engerlinge wirkliche Thiere, oder, wie er sagt, lebendige Fleischwürmer sind; und ob er sie gleich selbst einmahl gesehen zu haben vorgibt: so hält er sie dennoch die Balggeschwülste oder Hautdrüsen. Ungegründet aber ist gewifs die Ver- mulhung von Meyer, der gegen Fielitz behauptete , dafs der von Letzterem beobachtete Wurm ein Gordius aquaticiis gewesen sein könnte. —
Wenn indcfs inehrei'e Aerzle, welche die Krankheit blofs von Hörensagen kannten, ohne sie selbst beobachtet zu haben, solche schiefe Urtheüe darüber feilten, so mag diefs immer noch hi!)gehen. Unbegreiflich aber ist es, wie Herr Larrc}', der in Aegypten doch Gelegenheit hatte linden können, sich mit diesem
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Gegenslande näher bekannt zu machen , behaupten kann ; dieser Wurm wi>re nichts anderes, als ein Erzeugnifs der Operation , die man anwendet, um den Wurm auszuziehen, und dasjenige, was man für einen Wurm halte, todles Zell- gewebe; die ganze Krankheit aber nichts anderes als ein einfacher Furunkel. Den vorzüglichsten Beweis zu Unterstützung seiner Meinung nimmt er daher, dafs er selbst zwei Falle ohne Ausziehen des Wurms, einzig durch Eiterung beför- dernde Mittel geheilt habe. Allein wie wenig diefs beweiset, vind wie verträglich eine solche Heilung mit dem Bestehen des Wurms, als solchem, sei, wird in dem Verlaufe dieser Abhandlung dem Leser selbst klar werden. Uebrigens strei- ten gegen die Larrej'sche Behauptung die Beobachtungen eines Kämpfer, der den Wurm zweimahl lebendig auf einen Zug aus dem Hodensacke gezogen hat; eines Baj o n's , Gallandat's undDubois, welche deutliche Lebenszei- chen an dem Wurm gesehen zuhaben versichern, Pere und Kämpfer sagen, dafs er abgeschnitten, oder abgerissen einen weifsen Saft von sich gebe. — End- lich lehrt die Erfahrung , dafs nicht nur in verschiedenen warmblütigen Thieren, sondern auch in Amphibien und Fischen , ja sogar in Inseclen und deren Larven sich Fadenwürmer erzeugen. Warum sollten wir also an der thierischen Natur oder an der Selbstständigkeit des in dem Menschen vorkommenden z\^eifeln?
Obgleich jedoch die meisten Aerzle und Naturforscher, welche den Wurm selbst zu beobachten Gelegenheit gehabt haben, darin übereinkommen, dafs er ein lebendes, für sich bestehendes Thier ist; so weichen ihre Meinungen doch sehr voneinander ab , wenn es darauf ankommt , zu beslimmen , in welche Classe und Ordnung von Thieren er gereihet werden soll. Einige halten ihn für eine Insecten-Larve, andere verwechseln ihn mit dem Wasserfadeit CGordiiis acfiiaticns.')
Die Bekenner der ersleren Meinung glauben, dafs ein Insect ganz unver- merkt sein Ei unter die Haut lege , aus welchem nachher die Larve kröche und zu dieser, für Insecten -Larven ganz ungewöhnlichen, Länge im Verhältnifs zur iDicke anwachse. Dagegen läfsl sich erinnern:
i) Dafs noch Niemand das Insect gesehen hat, welches nur mulhmafslich, der Erzeuger solcher Larven sein könnte, und doch sollte es von diesen Inseclen so viele Arien geben, als es verschiedene Arten von Fadenwürmern gibt, indem kein vernünftiger Grund vorhanden ist, warum wir nicht die Fadenwürmer anderer Thiere für gleichen Ursprungs mit denen des Menschen halten sollten. Wir fin- den aber bei Thieren aller Classen Fadenwürmer. Unter den Säuglhieren hauset bei dem Affen ein Fadenwurm, der dem des Menschen sehr ähnlich isf. Man fin-
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5et ihn auch bei Pferden, Schweinen, Hirschen und Oclisen. — In der Brust- und Bauchhöhle der Raubvögel inid'der Rakenarlen kommen Fadenwürmer ziem- lieh häulijj vor. Bei der Mandelkrähe i_Coracias Garrula L) liegen sie im Zell- gewebe unter der Haut des Halses ; an verschiedenen anderen Stellen bei anderen Vögeln, Man findet sie bei Fröschen und Schlangen , nicht minder bei Fischen, wo sie z. B. bei dem Krefslinge iCj^prinus Gobio^ und den Pfriellen CCj^prinas p/ioxinus^ um die lieber herumliegen. Ja, seihst hei den Inseclen und ihren Larven sind sie keine Seltenheit. — Alle diese Fadenwürmer sind, wie schon ge- sagt , der Art nach (^Specie) von einander verschieden, es müfste also, wären sie Insecten- Larven, eben so viele verschiedene Inseclen geben, als es versrhie- dene Faden\^nriner gibt; und da ferner die Thiere bei denen sie gefunden wer- den, Iheils im Wasser theils in der Luft leben: so müfslen auch diese insecten in diesen beiden verschiedenen Elementen vTohnen, denn wie könnten sonst der Fisch und der Vogel zugleich davon heimgesucht werden. Und doch ist weder da noch dort das vollkommene Insect je gefunden worden , folglich mag es auch wohl gar nicht existiren.
2) Jedes Insect legt im freien Naturzustande seine Eier nur dahin , wo nicht nur die Larven eine angemessene Nahrung, sondern auch Gelegenheit finden, von da aus zu eir.em Grte zu gelangen, wo sie ihre vollkommene Verwandlung ab- warten können. Die Bremsen iOeslri} liefern hierzu einen merkwürdigen Beleg. Ihre Larven können, wie manche andere Insecten, z. B.Läuse und Flöhe, nur auf Unkosten ihrer Mitgeschöpfe ihr licben fristen. Die Bremsen legen also ihre Eier in verschiedene Thiere, und zwar jede Art derselben in die für sie bestimmte Thiergattung und da wieder an verschiedene aber immer an diejenigen Stellen, von wo aus es den Larven leicht wird vor ihrer Verpupjjung in die Erde zu ge- langen, um allda ihre vollkommene Verwandlung abzuwarten Cp). — Ganz an- ders verhält sich die Sache bei den Fadenwürmern. Nie ist noch, wenigstens bei dem Menschen, ein solcher Wurm von freien Stücken lebendig aus dem Kör- per gekommen, und diejenigen, welche lebend ausgezogen wiirden , starben bald. Auch finden wir nicht eine einzige Beobachtung, welche uns die Vermu- thung erlaubte, dafs diese vorgeblichen Larven innerhalb des Körpers sich ver- puppen , — wie z. B. die Ichneumons-Larven — und nun als vollkommenes In- sect denselben verlassen. Sie gehen also immer als solche zu Grund. Mithin findet die Anwendung von der Foripflanzungsweise der Bremsen auf diese Würmer kei-
(p) Man sehe hierübet ßracy Clark,
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neswegs Slatf, nnJ der menschliche Körper hann nicht der von der Natur zur Aus- LriUung der Eier dieser Insecten bestimmte Ort sein, denn sonst hätte diese ganze Art schon Ifl'ngst aussterben müssen.
3) Wollfe man aber annehmen, dafs diese Insecten rüchsichlHch der srhlech- ten Vorsorge für ihre Nachkommenschaft eine Aasnahme unter allen übrigen ma- chen könnten, und dafs sie zwar die zur Fortj (lanzung ihrer Galtimg bestimmten Eier an einen, uns bis jetzt noch unbekannten Ort absetzten, und nur gewisser- mafsen aus Laune zuweilen das eine, oJcr andere Ei in einen thierlschen Körper legten, wo es nothwendig als Larve zu Grunde grlien mufs : so begreift man wie- der nicht, warum jede Art sich eine eigene Thierart zum Grabe ihrer Jungen wählt. Wenn nun schon das Insect als Larve umkommen soll, so kann es ja wohJ gleichviel sein, ob in einem Säugthiere oder in einem Vogel. — Kurz es ist und bleibt eine unerwiesene Hypothese, dafs unser Wurm eine Insecfen-Larve sei j und ich hoffe blofs darum EntscbuUlir ung zu verdienen, mich so lange bei der Bestreitung dieser Meinung aufgehalten zu haben , weil sie noch keine ganz ver- lasseneist. Selbst Herr B r e r a setzt ans Ende seiner Definition : An haeruca? ist also zweifelhaft über die Natur des Thiers.
Jördens widerlegt zwar die Meinung derjenigen, \Yelche den Wurm für eine Insecten- Larve halten, glaubt aber dagegen, dafs er mit dem Wasserfaden (^Gordiiis ar/iiaticas L.) einerlei sei, doch kann man niclil recht klug darüber werden, wie er eigentlich glaubt, dafs der Wurm in den Körper gelange* Seine Worte hierüber sind folgende: (q) »Wahrscheinlicher ist daher die Meinung der- »jenigen, welche den Haut\Turm mit dem Fadenwurm verwechseln, beide im »Wasser leben, nur nicht durch den Mund in den Körper gelangen lassen , und :fbehaupten, dafs er noch sehr klein und unausgebildet beim Waschen oder Ba- »den, beim Herumgehen mit nachenden Füfsen im Wasser in die Haut dringe, »Xmd unter derselben sich zu einer ungewöhnlichen Gröfse entwickele. Denn es ist »nicht gedenkbar, dafs ein im ausgewachsenen Zustande so langer Wurm, ohne »Schmerzen und ohne dafs es der Kranke gewahr werden sollte , sich in die Haut veinfressen oder einbohren, vnid zwischen Muskeln und Haut mit einer solchen i-Geschwindigkeit fortrücken könnte , dafs er nicht gleich zu erhaschen, und wie- »der auszuziehen wäre. Er mufs daher nothwendig zur Zeit seines Eintritts in »dieselbe aufserordenllich fein sein, und kann durchaus kein stumpfes, sondern 'nur ein borstenförmiges Kopfende haben, welches alleine geschickt ist, leicht-
(fj) Am angeführten Orte. S, 99.
201 »und unbemerkt in tue Haulporen einzudringen. Doch kann dieses nur in sandich- »lemBoden und im Staube, nicht aber im Wasser geschehen, dessen Bewe^unff so »leichten Körperchen nicht verslatten würde, an derHaut einen festen Punct zu fassen,«
Jördens scheint am Ende des Paragraphen ganz vergessen zu haben, was er am Anfange desselben gesagt hat. Auch begreift man nicht, wie die zarten Kindlein dieser Wasserlhiere in den dürren Sand kommen sollen.
Aufser Jördens gibt es noch viele Andere, welche unseren Wurm mit dem Wasserfaden für einerlei halten und glauben , dafs er theils durch das Trin- ken des Wassers, theils durch das Baden in demselben in den menschlichen Kör- per gelange. Allein Löffler, der selbst in den Gegenden war, wo dieser Wurm die Menschen heimsucht, hat genaue Nachforschungen defshalb angestellt, und nie erfahren können, dafs irgend Jemand einen solchen Wurm im Wasser ee- sehen hätte» Auch Lind hat das Wasser genau untersucht, und auch nicht eine Spur von Würmern oder deren Eiern darin entdecken können. Dagegen sa^t Pallas C>') vom Waldeisee : ^Nirgends habe ich so häufig als hier den screnann- »ten Haarwurm CGordiiis aqnaticus^ bemerkt, doch habe ich in diesen Gegen- »den nicht erfahren können, dafs man denselben jemahls bei Menschen unter der »Haut wahrgenommen hätte.« Wenn also dort, wo die Menschen von unserem Wurme geplagt werden, man keinen ähnlichen in dem Wasser findet, und da wo der Wasserfaden sehr häufig vorkommt, die Menschen von solchen Würmern verschont bleiben, so widerlegt sich die Meinung von der Einerleiheit beider wohl von selbst. Es bleibt uns also auch bei diesem Wurme nichts Anderes übrin-, als anzunehmen , dafs er gleich anderen Eingeweidewürmern von freien Stücken, d. i. durch Urbildung in dem Körper entstehe , und als ein Wurm eigener Art be- trachtet werden müsse, der nur in dem menschlichen Körper sich bilden kann»
Indefs findet doch eine besondere Eigenthümlichkeit rücksichtlich seiner Er- zeugung Stall. Nicht unter allen Himmelsstrichen, nicht in allen Welltheilen wird derselbe gefunden. Doch befällt er in jenen Ländern, wo er einheimisch ist, nicht nur die Eingebornen, sondern auch die Fremden, die dahin kommen, von welcher Nation sie auch immer sein mögen. In Europa kommt er nie ur- sprünglich vor, wohl aber hat ihn schon mancher Europäer von fernen Landen dahin mitgebracht. BeiCromer(s) zeigte sich der Wurm erst, nach dem er von seinen Reisen wieder in die Schweiz zurückgekommen war.
(r) Reisen durch Rufsland. I. S. 3.
(s) Siehe Wepfet in den Eph. Nat. Cur,
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Das eigentliche Valerland dieses Wurms ist nach Herrn Kunsemüller in der heifsenZone; doch nicht überall in den tropischen Ländern, sondern vor- züglich im steinigten Arabien , am persischen Meerbusen, am Ganges, am kaspi- schen INIeere , in Oberagjpten , Abjssinien und Guinea ist er zu Hause. Am häu- figsten findet man ihn nach Lö ff! er in den englischen und hollandischen Be- sitzungen in Afrika, doch nicht überall in gleichem Mafse. Von 22o Sclaven , die zu Capmonle, Messerade und la Hou gekauft wurden, hatte nur Einer einen solchen Wurm in der grofsen Zehe , und von ÖOO zu Angola gekauften Afrikanern halte ihn nicht ein einziger. Auch Sloane behaupl-^t , dafs die Schwarzen, welche von Angola und Gamba nach Jamaika kommen, nie daran leiden. Nach B o s m a n n Irifft man ihn auf der ganzen Küste von Guinea, doch vorzüglich zu Cormantia und Apam; nach Liinschot auf der Insel und Stadt Ormuz , besonders häufig im Piasteü Mourre; nach Lachmund und Arthus nur selten zu Acra, Im Ka-
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> siel Joris de Minna und in der Gegend ist er so gemein verbreitet, dafs H e m- mersan sagt: »Ja, wenn einer vorbeisegelt wird ihm anfangen die Haut zu ju- cken,' Dagegen weifs man nach Arthus 25 Meilen weiter gegen Norden gar nichts davon» Nach M. Gregor halte das 8f>te «nglische Regiment bevor es im Sejitember IIQC) nach Bombay kam, nicht einen einzigen mit dieser Krankheit be- hafteten Mann. Es blieb auch frei bis zur Zeit der Passatwinde , wo gegen 300 Mann davon befallen wurden. Das 88te Regiment, welches vom Junius ngg bis Gelob. 1800 nur eine englische Meile davon auf der Insel Coulabah lag, blieb frei ; und nu«" erst dann, als es das Böte in Bombay ablöste, meldete sich der erste Kranke dieser Art. Nach dem es aber zu Bombay etwa 2 Monathe geblieben und wieder eingeschifft worden war , nahm die Krankheit in demselben bald so stark überhand, dafs von 3Ö0 Mann löl davon ergriffen wurden. — Ueberhaupt scheint Bombay ganz vorzüglich die Bi'zeugung dieses Wurms zu begünsligen. Das Schiff, worauf sich Paten befand, war am löten August 1804 von Bombay nach China abgese- gelt. Während der Ueberfahrt wurde ein Mann mit dem Fadenwurme befallen. Dieser wurde am sten Januar ans Land gesetzt. An demselben Tage segelte das Schiff von Canton ab, und nun kam kein Mann mehr ans Land, bis es am 2ten Aprill nach St, Helena kam, woselbst am 30ten May der Wurm sich zum ersten Mahle bei einem Manne zeigte, der nicht am Lande gewesen war. In St. Helena ist übrigens der Wurm nicht bekannt und keines der daselbst vor Anker liegenden Schiffe hatte einen solchen Kranken aufzuweisen. Von 200 Menschen wurden nach
203 und nach 26 von diesem Uebel ergriffen. — Mir scheint es, dafs sie die Krank- heit in Bombay geholt haben. «
Endemisch ist er in Senegal, iriGabon u. s. w. selten in Congo nachPe r e. Nach Dubois ist er in Ostindien zuweilen epidemisch und öfters leidet in Latlimumcu- lum und in den Districten ron Karnatik undMadura Cl) die Hälfte der Einwohner eines Dorfes daran, vorzüglich im November, December und Januar. Auch Sloane bemei'kt, dafs er in einem Jahre häufiger vorkomme, als in anderen; undKänipfer sagt: je heifser die Jahrszeit , je häufiger der Wurm. In Jemen, auf der Halbinsel von Indicii und zu Gainbron oder Bender Abbas in Persien ist er nach Niebuhr sehr gemein, — In Amerika kommt der Wurm nur bei Negern vor, die erst kürzlich aus Afrika dahin gekommen sind , mit Ausnahme der Insel Cura^ao, wo ihn nach Da mp I e r Weifse und Schwarze bekommen. Auch der verstorbene Freiherr v. Jacquiji erzählte mir, dafs wohl der vierte Theil aller dasigen Einwohner, Schwarze und EInge]>orne , daran leiden , und dafs sich selbst bei einem seiner europäischen Reisegefährten, der zuvor nie in Asien oder Afrika gewesen war, zwei solche Würmer erzeugt hätten. Auch bemerkt er , dafs man in allen umliegenden Inseln nichts von dieseni Wurme wisse.
lieber die Ursachen der Erzeugung dieses Wurms sind die Meinungen der Schriftsteller abermahls einander sehr widersprechend. Ein grofser Theil dersel- ben sucht sie In dem schlechten Wasser. Dahin gehören ßernier, Bruce, Chardln, Dampler, Dubois, Gallandat, LInschot, Liste r und NIebuhr, nach welchem Letzterem man zu Jemen das Wasser durch Leinwand trinkt, um sich gegen den Wurm zu schützen. Nach Arthus lassen sich aus demselben Grunde die Bewohner der Insel Ormuz das Wasser achtzehn Klafter tief aus dem Meere holen; vmd Gallandat behauptet, dafs diejenigen, wel- che in Guinea kein Wasser trinken, von dem Wurme verschont bleiben. — An- dere klagen als Ursache an: den Palmwein, den Genufs gewisser Fische, das Indi- sche Getreide, das Brot, welches die Indianer ifaa/rje/ij nennen , unmäfsigen Beischlaf u. s.w.; noch andere die Landwinde und Abenthaue. Mercurlalis meint, er käme vom Heuschrecken- Essen. Dr. KI er glaubt, dafs die Eier, woraus sich der Wurm erzeugt, durchWindundRegen In den Körper gebracht würden, s«gt aber nicht, wie die Eier in den Wind und Regen kommen. Er, Heaf h und Ander, s o n behaupten , dafs die Orficlcre , welche nicht mit entblöfsten Armen und Füfsen
(l) Am iingefiilirten Orle steht zwar Muiii^ra , was ich jedoch für einen Druckfehler hallen muls, da wohl Karnatik und Madura aber nicht Kariiatih und Madeira an einander gränzen.
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herumgingen oder auf der Erde schliefen , davon verschont bllehen. — Einige halten die Krankheit sogar für ansteckend, und Lind v^arnt die Europäer, mit den Behafteten nicht in einem Gemache zu liegen oder mit dergleichen Negern näheren Umgang zu pflegen. Auch M, Gregor und mit ihm Ninian Bruce sind geneigt, die Krankheit für ansteckend zu halten. Allein der Umstand, dafs sich, nachdem die Kranken von den Gesunden waren abgesondert worden, nun wenip^er neue Falle auf den Schiffen ereigneten, läfst sich auch dadurch erklären, dafs bei dem grofslen Theilc derjenigen, welche sich diese Krankheit in Bombajr geholt hatten, dieselbe bereits ausgebrochen war, — Wie wenig indessen aus den angeführten Ursachen sich die Entstehung dieses Wurms erklären läfst, darüber mag folgendes dienen. Arthus sogt: Personen, welche alle die obge- liannten Ursachen vermieden , bekamen dessen ungeachtet den Wurm , und an- dere, die sich allen denselben ungescheut aussetzten, blieben verschont. Auch Anderson Cu) behauptet gegen Dubois, dafs Menschen, die an Flüssen woh- nen, eben so gut davon befallen werden, als andere, die ihr Wasser aus Cister- nen holen. Als der Baron v. Jacquin nach Curayao kam, wurde ihm gesagt, dafs man daselbst vom Wasseririnken diesen Wurm bekäme, »Wohl (sagte der obenerwähnte Reisegefährte), dableibe ich verschont, denn ich v\ill nicht einen Tropfen Wasser trinken.« Ob er nun gleich auch Wort hielt, was ihm nicht schwer geworden sein soll , so vrar doch gerade Er der Einzige aus der ganzen Gesellschaft, welcher von dem Wurme heimgesucht wurde, indefs Jacquin, der nie geistige Getränke nahm , also nothwendig an Wasser sich halten mufste, frei davon blieb. Crom er, der einzig der ungesunden Luft alle Schuld an der Erzeugung dieses Wurms beimifst , erzählt, dafs ein holländischer General in An- gola (x) sich nicht frei davon erhalten konnte, unerachtet er keine anderen Spei- sen und Getränke genofs, als solche, die er mit aus Europa gebracht hatte. — Dagegen blieb Ch ardin verschont, obwohl er 5 bis 6 Mahle diejenigen Gegen- den in Pcrsien durchreiste, wo der Wurm sehr häufig vorkommt. N. Bruce sagt daher nicht mit Unrecht, die Entstehung dieses Wurms sei noch in tiefes Dunkel gehüllt.
Beschreibung des Wurms. Zu der oben gegebenen Definition läfst sich wegen des äufserst einfachen Baues des Wurms wenig mehr hinzusetzen, auch
(u) Man sehe Dubois.
(x) Dieser General mulste sich doch wohl zuvor an einem anderen Landungsplatze aufgehalten haben, da nach Löffler und Sloane unser Wunn in Angola nicht vorkömmt.
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nia<» die Abbiltluiiü: den Lesern den deutliclislon Bcp;ri ff davon ceben. Sie ist von einem sehr kleinen Wurme genommen , und von einer Originalzeichnung des Herrn Ru- del phi copirt. Zwar besitzt unsere Sammlung auch einen solchen Wnrm, wel- chen sie der Güte des Herrn Professors Fenger in Copenhagen verdankt. Allein er ist durch den Weingeist ganz braun gefärbt und zur Abzeichnung nicht geeig- net. — Der Wurm ist weifs von Farbe, durchaus gleich dick bis gegen das Hin- terende, welches verschmächtiget und etwas gekrümmt ist. Kämpfer sagt, dafs er am Kopfe mit einem kleinen Rüssel verschen sei, welchen die Perser den Bart nennen, und der unter dem Miljroskop wie Haare erscheinen soll. F er min, Hemmersan und Lac lim und wollen 2 Faden, Haärlein oder Hörner am Kojifende bemerkt haben. Allein vielleicht rührten diese von Verletzung des Wurms her, oder es waren anklebende Zasern von Zellengewebe. Da sich abef öfters Fälle ereignen, dafs der abgerissene Wurm an einer entfernlen Stelle wie- der ausbricht : so ist es auch möglich, dafs zuweilen der Wurm mit dem Schwanz, ende zuerst kommt, und dafs diese beiden Fäden nichts anderes sind, als ^as zwei- fache männliche Zeugungsglied. Der von Kämpfer beobachtete Fall, wo der in der Kniekehle ausgebrocbene Wurm in der grofsen Zehe dem Anziehen Wi- derstand leistete, läfsl dergleichen etwas vermuthen. Uebrigens irrten sich ge- wifs Andry Cy) und Gallandat, wenn sie glaubten ;, dafs er an jedem Ende einen Kopf habe, also ein Animal biceps sei. — Seine Länge wird äufserst ver- schieden angegeben. Albucasis sagt, dafs er 3 bis 10, ja 20 Spannenlang würde; Barere, zuweilen 6 Ellen ; Dampier, 5 bis ö Ruthen ; Dubois, länger als eine Elle und dick wie die A Saite an der Violine; Herr Ludwig Frank, 4 — 6Fufs; Gallandat, 8 — 12 Fufs ; Gmelin, viele Ellen ; Hem- mersan, eine bis anderthalb Ellen, bald dünn wie ein Faden, bald dick wie ein Bindfaden; derjenige, welchen Grün dl er aus Malabar geschickt erhielt, war 3 J rhein. Fufs lang, Bindfadendick und gelblich gefärbt , was wohl vom Wein- geiste herrühren mochte. Zwei Ellen lang und dick wie ein Strohhalm war der von I s ert ; über 2 Fufs lang hat sie Kunse mü 11 e r nie gesehen. H e a t h, welcher 74 dergleichen Kranke beobachtet hat, wovon mehrere 2,3, 4 auch 5 Würmer hatten, gibt die geringste Länge zu 9 und die höchste zu /\2 Zoll an. Bajou hat einen gesehen, der ö Ellenlang war, und Bruce sagt, dafs er selten unter an- derthalb, nie über 6 Fufs lang gefunden würde. Crom er bei Wepfer gibt das Mafs zu 2 Ellen, L a b a t zu 6 Ellen und Lister zu6 bis 7 Ellen an. Nach S c h 6-
(y) Am angeführten Ort. S, 53.
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1er übersteigt er nie die Länge von 2 bis 3 Ellen» Hutcheson und Forbes haben bei einem Kranken drei und eine halbe englische Elle aus Einem Geschwü- re, im Ganzen aber binnen 8 Wochen über 30 Ellen aus mehreren Geschwüren gezogen. A rthus aber behauptet , dafs öfters durch das nahmliche Loch gleich ein zweiter Wurm zum Vorscheine komme; und Herr Piudolphi, indem er die Länge zu 2 — ü — i2 Fufs angibt, macht den fehr bedeutenden Zusatz : »wofern »nicht das Mafs von mehreren zugleich genommen is(..< Indefs ist es, der Analo- gie nach zu schliefsen, auch wohl möglich, dafs diese Würmer die gröfste hier angegebene Lange erreichen können, denn wir haben Fadenwürmer aus kleinen Heuschrecken, die 15 Zoll messen.
Der gewöhnliche Sitz dieses Wurms ist das Zellengewebe unter der flaut, Herr Rudolphi vermuthet, dafs er auch in inneren Theilen des Körpers , wie der Fadenwurm bei den Affen , «len man in der Bauchhöhle findet, vorkommen könne; doch ist diese, an sich gar nicht unwahrscheinliche, Vermuthung bis jetzt noch durch keine Beobachtung beurkundet. — Am meisten werden die äufseren Gliedmafsen damit befallen, besonders die unteren, wo der Wurm am häufigsten um den inneren oder äufseren Knöchel herumliegt, obwohl auch alle übrigen Theile des Körpers ihm zum Wohnorte dienen können. Aus dem Hodensack hat ihn Kämpfer zweimahl auf einen Zug lebendifi; ausgezogen. Baillie (z) sah einen Hoden mit einem kleinen fest an ihm hängenden Balge, welcher einen sol- chen Wurm enthielt, Pere hat ihn am Kopfe, Halse und Rumpfe beobachtet. B a ion hat ihn zweimahl unter der äufseren Haut des Augapfels gesehen, und einmahl glücklich ausgeschnitten. Auch der Wurm, den Mo n gi neiner Negerinn durch einen Einschnitt aus dem Auge zog, scheint der ganzen Beschreibung nach ein solcher Fadenwurm gewesen zu sein. — Nach einer von M. Gregor gegebenen Tabelle von 181 Fällen brach der Wurm aus : I24mahl an den Füfsen , 33mahl an dem Unterschenkel, limahl am Oberschenkel, 2mahl im Hodensaeke, 2mahl an den Händen, — Bald liegt er mehr oberflächlich, und ist deutlich durch das Ge- fühl unter der Haut wahrzunehmen, so dafs man ihn für ein varicöses Gefäfs hallen »6llte ; bald aber liegt er tiefer zwischen den Muskeln. Crom er sah ihn bei Leichenöffnungen um die Nerven und Sehnen herumliegen. Meistens ist er kreis, oder auch schlangenförmig gewunden auf einen kleinen Raum beschränkt, beson- ders ist diefs der Fall, wenn er an den Knöcheln sitzt; manchmahl liegt er auch der Länge nach ausgestreckt an den Armen oder Füfsen. Ueber die ganze Ober, (x) Am angefühtten One, S 439-
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fläche der Bauchhöhle und eineiiTheil der Brusthöhle schlangenförmig gewunden liegend, fand ihn Pere. Kämpfer beoiiachtete einen Fall, wo er unter dem Knie hervorkam; so oft man an dem Wurme zog, wurde jedesmahl die grofse Zehe, als wenn sie an einer Schnur gezogen würde, schmerzhaft bewegt, wo dann auch der Rest des Wurms ausscli\'v or. Bei einem Anderen brach der Wurm an der Wade durch, die Mille desselben lag um den Knöchel, und das Ende bahnte sich endlich durch die Fufssohie einen Ausweg.
Obgleich Char din sagt, niemahls gehört zu haben, dafs man mehr als ei- nen Wurm auf cinmahl bekomme , so wird doch das Gegenlheil von allen übrigen Schriftstellern versichert. Bajon behauptet sogar, dafs man selten nur Einen antreffe. Bosmann spricht von Q und lo, und bei Arthus liest man, dafs er öfters 10 bis 12 auf einmahl aus verschiedenen Theilen des Körpers heraushängen gesehen habe. Andry Ca) führt ein Beispiel von einem Menschen an, welcher 23 hatte. Ein Koch auf dem SchilTe von Hcmmersan halte deren 30, wo im- mer 3 und 4 zugleich herauskamen, Poup p e-des-po r t es (b) spricht sogar von 50.
Von der Erkenntnifs der Gegenwart eines solchen Faden-
wurms.
Gallandat, einer der besten Schriftsteller über diesen Gegenstand, sagt: Wenn Jemand in jener Gegend klagt , über ein empfindliches Jucken an irgend einem Theile des Körpers besonders an den Füfsen, so darf man den Wurm schon vermulhen. Gewifsheit erlangt man , wenn sich eine Geschwulst erhebt , die die Gestalt eines Furunkels annimmt; wenn er nach geöffneten Abscesse erscheint, so bleibt kein Zweifel mehr. — Dal^-clayben wir auch. — Allein der Wurm kann lange im Körper verborgen sein, ohne dafs er die mindesten Beschwerden verur- sacht. Höchstens hat der Kranke das. Gefühl, als wenn etwas unter der Haut kröche. Dampier war 5 bis ö Monathe und Isert schon 8 Monalhe lang von der heimalhlichen Gegend des Wurms entfernt , als er bei ihnen zum Vorschein kam, ohne, dafs weder der Eine noch der Andere während dieser Zeit irgend eine Ungemächlichkeit empfunden hätte. Arthus, B er nie rund La bat setzen den Zeitraum des unbemerkbaren Verborgenseins auf ein Jahr bia 13 Monathe —
(a) Am angeführten Orl. S. 54. -
(b) Sur les maladies de St. Dominique bei Kuns emulier.
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wie diefs auch bei den oben angefülirten Kranken von Paten durchaus der Fall gewesen zu sein scheint, — Crom er sogar auf Jahre, Kämpfer fuhrt ein Bei- spiel an, wo der Wurm erst im dritten Jahre hervorbrach, ohne dafs der Kranke während dieser ganzen Zeit Beschv>'erden davon gehabt hätte. Indefs kommen nicht alle so glücklich durch. Nach Pere magern öfters die Kranken ab, und sterben hektisch ohne Fieber , wobei sie die Elslust bis zum letzten Augenblick behalten. Auch Herr L, Frank sagt: Manche Personen sterben aus Entkräftung, wenn nicht zeitig Rath geschafft wird. Bajon will zwar das Magerwerden nicht bemerkt haben, aber Pere belegt seine Behauptung mit einer Beobachtung, auf die wir weiter unten zurückkommen werden, und welche die Sache aufser Zwei- fel setzt. Auch bezeugt diefs die Krankengeschichte von Drummond, die ich der sonderbaren Zufälle wegen ganz, von ihm selbst erzählt , hierhersetzen will. ''Gegen Ende November 1791 fühlte ich eine ungewöhnliche Steifigkeit und Weh- thun an dem unteren Theile der ZwilHngsmuskeln am rechten Fufse , da wo die Flechsen dieser Muskeln sich zur Bildung der Achillessehne vereinigen. Dieses Wehthun war nie heftig, und verursachte mir folglich keine besondere Beschwer- den , noch verhinderte es mich am Gehen. Einige Tage ijachher beobachtete ich an diesem Theile eine Geschwulst, womit aber weder ein vermehrter Schmerz, noch eine Veränderung der Farbe verbunden war. Wenige Tage nach Erschei- nung der Geschwulst , zeigte sich auf der Innern Seite des Fufses , ohngefähr ei- nen Zoll über dem innern Knöchel, am fleischigen Theile des Fufses und hinter der Tibia , eine kleine röthliche Blatter mit einem schwarzen Puncte in der Mit- te ; zu gleicher Zeit fühlte ich auch sehr genau unter der Haut eine feste, runde Substanz , und ich konnte das Thier auf eine beträchtliche Weite mit meine
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Finger fühlen, denn es erstreckte sich in Windungen schief gegen den hinteren und oberen Theil des Fufses. Ohnerachlet ich nun genau das Uebel kannte, so hielt Ich es doch nicht nöthig , Irgend Etwas , um die Fortschritte des Thiers zu endigen, defshalb anzuwenden. Und wirklich wufste ich auch gar kein Mittel zur Erreichung dieses Endzwecks. Ich machte den Schlufs, dafs der Wurm einen Ausweg suchen, und es klüger sein würde , Ihn darin nicht zu stören. In der Nacht vom iTlen December aber, einige Tage nach Erscheinung der Blatter, und nachdem Ich mich völlig wohl zu Bette gelegt halte , erwachte ich um zwei Uhr des Morgens mit einem unerträglichen Jucken über den ganzen Körper. Diese Empfindung war so heftig , dafs Ich mich vom stärksten Kratzen nicht ent- Jialten konnte. Bald darauf empfand Ich eine sehr starke und stechende Hitze im
209 Gesichte, und im Spiegel sah ich, dafs mein Gesicht dunkelroth und die Mus- keln desselben geschuollen und convulsivisch angegrift'en waren. An denienln^en Theilen des übrigen Körpers, die sehr juchten, entdeckte ich mit den Fingern eine Verdickung, als wäre sie in der Haut selbst, und dieselbe gleichsam mit harten Knoten angefüllt. Wahrend mich die Erklärung dieser Zufälle, von denen ich weder etwas gehört, gelesen oder selbst gesehen hatte , verwirrte, wurde ich mit heftigen Kolilischmerzen befallen , womit sich Würgen, Erbrechen und La- xierstühle verbanden. Der Magen schüttele etwas Galle und eine sauere Materie aus. Da nun durch das Erbrechen bei allem heftigen Würgen , nur so sehr we- nig Galle wegging oder durcli Stühle ausgeleert wurde, so konnte man die Zu- fälle nicht von einer ungewöhnlichen Menge oder Schärfe dieser Feuchtigkeit her- leiten. So viel ich mich erinnere , dauerte d«s Erbrechen , mit wenigem Nach- lafs, über eine halbe Stunde, während welcher Zeil die Schmerzen mit gleicher Heftigkeit fortdauerten. Auf diese Zufälle folgte ein heftiger Frost von einigen Stunden, und glich einem ungewöhnlich starkem Frost von Wechselfiebern. Nach Endigung des Erbrechens legte ich mich zu Bette, und wurde mit Decken wohl zugedeckt. Der Frost liefs allmählich nach, und ich schlief ein. Auf den Frost folgte aber, wie ich befruchtete, gar keine widernatürliche Wärme, sondern ich fühlte des Morgens beim Wiedererwachen meine Füfse nur feucht. Während der Nacht war die Blatter geborsten; und an deren Stelle erschien eine harte weifse Substanz, aber so lief, dafs man sie nicht anfassen konnte. Das Thier hatte in der Nacht seine Lage verändert , und sich tief unter die Muskeln vergraben. Diefs \var aber so vollkommen geschehen, dafs ohnerachtet ich den lyten den Wurm mildem Finger ausgebreitet fühlen konnte, so war doch am Morgen des 18ten nicht die kleinste Portion davon zu bemerken, noch konnte man bei der genaue- sten Untersuchung die geringste Spur davon entdecken. Von dem in der Nacht erlittenen Anfalle fühlte ich, einige Schwäche ausgenommen, den Tag über keine Beschwerden und ich hatte auch nach diesen bedenklichen Zufällen nachher gar keinen Rückfall wieder. In der Nacht vom l8ten entstand eine den Knöchel um- gebende beträchtliche Entzündung, und ich mufste den igten das Gehen aufge. ben, und mich zu einer Horlzonlallage bequemen. Den 22ten brachte ich einen kleinen Faden quer durch die OberHäche der Wunde, so dafs ich damit die Ex- tremität des Thiers, welches sich hart anfühlte, und fest im Fleische fixirt war, berührte. Durch diesen Reiz verursachte das Thier einen beträchtlichen Ausflufs von einer wäfsrigen Flüssigkeit. An der Stelle der Blatter blieb eine beschwerll-
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che Wunde mit einem tlutigen ichorosen Ausflufs , der bis zum Anfange des Fe- bruars 1792 anhielt. Die Oeffnung heilte alsdann bis auf einen kleinen Punct zu. Jetzt zeigte sich das Tliier wieder, und ich war im Stande, dasselbe mit einem Faden zubefesligcn. Wir rollten nun den Wurm auf einSlückStocken, zogen täglich 2mahl auf die gewöhnliche Weise daran und in 20 Tagen war die Ausziehung vollendet.«
»Der Wurm war über 2 Ellenlang und von der Dicke eines Rabenkiels. Nach- dem die Hälfte herausgezogen war, verminderte sich die Dicke allmählich. Ich bemerkte auch, dafs sein Fortgehen durch das Auflegen von Aloeblättern , so heif». als man es leiden konnte, und auf den harten schmerzhaften und angeschwolle- nen Theil des Fufses gelegt, befördert ward. Die nähmliche Wirkung hatte auch ein hartes Reiben.; wefshalb eine fellige Sul)stanz in den Theil eingerieben ward, um dadurch die Friction länger und mit weniger Schmerz ertragen zu können. Der Wurm hatte sich an verschiedenen Stellen des Fufses in harle Knoten gewun- den, aufweiche wir hauptsächlich die Friclionen anbrachten. Es schien, als ob diese Mittel, vorzüglich das Reiben, den Wurm anreizten, schneller seinen Auf- enthalt zu verlassen, als er sonst gethan haben würde. Durch die Anwendung der grofsen Wärme auf den leidenden Theil ward die Ansammlung einer Feuch- tigkeit um das Thier befördert, und es folglich dadurch minder fest und leichler herauszuziehen.«
»Wegen der ganz sonderbaren Zufälle in der Nacht des iTten Decembers bin ich zu glauben geneigt, dafs solche von der veränderlen liage des Thicrs herrührten, und dafs man dieselben vielleicht dadurch hätte verhindern können, wenn man den gesunden Theil der Haut durchschnitten, und sich des Wurms mit einem Faden bemeistert hätte. Vielleicht wäre durch diese Operation sogleich der gröfsere Theil des Thiers, wo nicht ganz, ohne weitere Beschwerde oder Gefahr herausge- zogen worden « Soweit Drummond.
Wenn der Wurm zum Abgange reif ist, so erscheint an der Stelle, wo er durchbrechen \\\\\, eine kleine Puslel, öfters ohne' alle vorhergegangene Zufälle, manchmahl aber spürt der Kranke zuvor mehrere Tage hindurch eine Unbeha^- lichkeit mit Kopfschmerzen, Magenweh und Ekel, und eine oder zwei Tage vor- her wird der Schmerz an der Stelle fixirt, wo'der Wurm hervorkönmit , es ent- stehen kleine Blasen , die sehr jucken. Dieses Jucken ist am heftiofsten an der Stelle, wo der Wurm durchbrechen mufs, bis der Schmerz gänzlich sich da- selbst festsetzt. Endlich schwillt der Theil an, und zwar manchmahl sehr stark. Er entzündet sich und geht in Eilerung über. In diesem Fall erscheint
211 Jer Wurm entweder mit dem Eiter, oder erst dann, wann die Eilerun'^ auf dem Vuncle ist, aiifzuhöien. Manclinialil schwillt die Stelle, unter der sich der Wurm be/indel 7,u einer IMase an, die mit einer durchsichtigen Feuchligheit gefüllt ist • manchniahl bemerkt man eine hiofs einfache Erhärtung ohne heträchtliche Ent- zündung. So berichtet Dubois darüber. Nach Kämpfer geht gewöhnlich ein ephemeres, öfters auch ein drei Tage lang anhaltendes Fieber der Bildung der Puslel voraus. Liegt der Wurm über ein Gelenke hinvTeg, z.B. von dem Oberschenkel nach dem Unterschenkel über das Unie, so wird die Bewcffun«^ des Gliedes erschwert, .öfters auch ganz gehemmt. — Diefs sind die Zufälle, welche dem Hervorbrechen des Wurms vorangehen. Da aber die Zufälle in dem weite- ren Verlaufe der Krankheit mit der Behandlung in genauer Verbindung stehen öfters ganz davon a]*hängen; so finde ich es am zweckmäfsigsten beide mit einan- der abzuhandeln.
Von dem ferneren Verlaufe der Krankheit und deren Be- handlung.
Wann sich nach 2 oder 3 Tagen Eiler in der Pustel gebildet hat, so bricht sie entweder von selbst auf, oder sie wird , was am gewöhnlichsten geschieht , mit einer Lanzette geöifnet. Zugleich mit e'was Blut imd Eiter oder auch dünner Jauche, tritt das Kopfende des Wurms einen auch zwei bis drei Zoll lang hervor, Behuihsam zieht man dieses Ende an, worauf dann öfters noch einige Zolle nach- folgen. Folgt aber der \A'urm nicht leicht, so darf man ja nicht mit Gewalt an- ziehen, weil er sonst abreifst, was sehr übele Folgen haben kann. Das Heraus- gezogene wird um ein Röllchen I^einwand, oder ein dünnes Stäbchen von Hola gewickelt, und mit einem Heftpflaster oder mit einer Compresse über der Wunde befestiget. Avenzoar, Rhases u. a. bedienten sich eines Stückchen Bleies ei- ner Drachme schwer ; aber schon Paul vonAegina widerräth den Gebrauch desselben, ^■\eil es durch sein Gewicht den Wurm leicht abreifjt. Andere wäh- len dazu ein eingekerbtes Stückchen Holz, in welches sie den Wurm einklemmen, und Velsch hat ein ganzes Armamentarium von solchen Instrumenten in Kupfer abgebildet 5 allein mit einem Röllchen aus einem schmalen Streifen von Leinwand gemacht, erreicht man seinen Zweck eben so gut. — Das behulhsame Anziehen wird täglich zweimahl wiederhohlt bis der ganze Wurm berausgewunden ist. Die Dauer der Zeit, in welcher dieses bewerkstelliget wird, ist sebi- ungleicä.
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Wir haben schon gehört, dafs Kämpfer ihn zu 2 verschiedenen MaWen auf einen Zug aus dem Hodensacke zog; auch Dubois sagt, dafs er manchmahl auf ein- mahl hervorbreche. Isert war in acht Tagen völlig davon befreiet, obgleich sein Wurm 2 Ellen mafs, und die Dicke eines Strohhalms hatte. In Afrika, sagt er, pflcffl diefs eine Cur von einigen Monathen zu sein. In den gewohnlichsten Fäl- len \'\ erden 3 bis 4 Wochen zum gänzlichen Herauswinden erfordert. Wenn aber immer wieder neue Würmer zum Vorscheine kommen , so kann die Cur wohl mehrere Monathe dauern. W^enn der ganze Wurm herausgewunden ist, wird die verletzte Stelle, wie ein einfaches Geschwür behandelt, und heilt gewöhnlich sehr sclmell und leicht. — Löffler hat öfters noch eine andere Methode befolgt. Wenn der Wurm an der Oberfiäche der Haut zu fühlen war, — was jedoch Schöler niemahls bemerken konnle — so machte er in der Mitte dieser Stelle einen Einschnitt, um daselbst den Wurm blofs zu legen, klemmte ihn zv/ischen ein gespaltenes Stückchen Holz, und zog nun bald gegen das eine, bald gegen das andere Ende zu, wodurch er das ganzliclie Auszieben in der Hälfte der Zeit be- w^erkslelligte. M. Gregor sagt, dafs auch die indischen Aerzte dieses Verfahren beobachten, welches gleichfalls von N. Bruce und Pere empfohlen wird. Als Letzterer einst in St. Domingo ein Schiff untersuchen mufste, das von Guinea kam, fand er darin einen kleinen Neger von lO bis 12 Jahren, der so abgemagert war, dafs er gar nicht stehen konHle. Bei genauer Uiilersuchung ergab sich, dafs ein Fadenwurm nicht nur den ganzen Bauch , sondern auch einen grofsen Theil der Brust bedeckte. Der SchilTswundarzt halte die gebiidetea Erhabenheiten für Haulvenen gehalten. Wegen seiner Abmagerung , woljci er nicht itn mindesten den Appetit verloren hatte, waren ihm eine Menge Mittel vergebens gereicht worden , so dafs ihn endlich der Chirurg als unheilbaren Auszehrenden sich selbst überliefs. Pere kaufte um eine Kleinigkeit dieses lebendige Gerippe und liefs es zu sich bringen, um es wo möglich von seinem Wurme zu befreien. Er fing damit an , dafs er da, wo er die Mitte des Wurms vermulhete, die Haut, ohne jedoch dabei den Wurm zu fassen, mit einer kleinen Zange aufbob , in welche er einen 4 Linien langen Einschnitt machte- Nach zurückgezogenen Wundlefzen sah man einen weifsen Körper, wie eine Violinsaite. Pere zog ihn ganz langsam an, wodurch er eine Art Handhabe bildete. Wenn der Wurm auf der einen Seite dem Zuge nicht mehr folgen wollte, liefs er ihn halten und zog auf der anderen, indem er dem Kranken immer eine solche Lage gab, dafs die umliegenden Theile sich in einem Zustande der Nachlassung oder Erschlaffung befanden; denn wenn
213 die Muskeln sehr gespannt sind, läfst sich der Wurm nicht ausziehen. Endlich nach weniger als 4 Stunden gelang es ihm, den Wurm gflnz herauszuhohlen. Der Kranke emj)fand gar heinen Schmerz, und sah mit der gröfstmöglichen Gleich- giilligUcit zu, v\ie man den Wurm herausvi and. — Ohne dofs irgend ein Ar- zcneimitlel verordnet vTorden wäre, nahm der Kranke augenscheinlich zu und wurde wieder fett, so zwar, dafsPere, als er 3 Monathe später nach Frankreich Abreisen mufste, ihn um 1200 Livres verkaufen konnte.
Diese beiden einfachen Methoden reichen in den gewöhnlichen Fällen hin, die Fortschaffung des Wurms zu bewirken, und man bedarf weder innerer noch äufserer Arzeneien. Wenn aber der Wurm in den fleischigen Theilen sitzt, wenn er schon vor dem Ausbruche starke Entzündung, Geschwulst und Schmerzen er- regte, wenn er dem Anziehen stark widersteht, oder wenn er endlich gar abreifst, dann wird allerdings ärztliche Hülfe erfordert , und ich werde kürzlich die Mittel anführen, durch welche die Aerzte geglaubt haben die Heilung zn beschleunigen^ Die Araber, ihre Abschreiber und Nachbether empfehlen durchgängig an- feuchtende Mittel, Aderlassen, Abführungsmittel, besonders die Myrolobanen imd ganz vorzüglich die Aloe innerlich unJ äufserlich und übcrdiefs norh mcJircr- lei Salben. Neuerlichst wird die A'oe wieder von A n d e r son gorühnit. >.Ich habe, sagte er, in meiner Praxis nichts Avirksamcr gefunden , als Breiumschläge aus der ^loe littoralls. Dieses ?.IIllel ist mir von einem Indianer mitsetheilf worden, die seifenartige Eigenschaft dieses Mittels scheint durch die Erschlaffung der entzündeten Hautdecken dem Brande vorzubeugen, und das Hervorkriechen des Wurms zu befördern.« A e l i u s (c) empfiehlt, um das Zurücktreten Ag% Wurms zu verhindern , das Unterbinden des Gliedes und aufserdem Bähungen mit Lorbeeren und Oehl; Bajon Merkurialeinrelbungen und bitlere Ptisanen; wenn aber der Wurm nicht leicht geht, und man das Abreifsen und Verfaulen dessel- Lcn zu fürchten hat; so räth er, das Geschwür des Tags über einige Mahle mit geistigen Sachen zu bähen , z. B, mit der Tinclnra Myrrhae und Aloes auch mit Aqua vnlneraria, welche ihm gute Dienste geleistet hätten. — Bauer oft gibt als die beste und sicherste Methode an, einen Umschlang von Zwiebeln und Erot In Milch gekocht auf die Geschwulst zu legen, und wenn sich der Kopf des \A'^urms zeigt, solchen ohne ihn herauszuziehen mit ein wenig Baumwolle zu um- winden, und dem Patienten innerlich ( Ine Mischung aus gepülverteni schwarzem Pfeffer, gestofscncm Knoblauch und Schwefeiblüthen , von jedeni eine Unze, in (c) Tetrabibl. quart. Serra. II. Cap. 85. p. f,o4.
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ein Quart Rum gellian , zu geben, wovon er Früh und Abends eine halbe Tasse trinken mufs , wornach man den Wurm in einem, oder ein paar Tagen unter dem Umschlaoe zusammengewickelt findet. Griffitli Ilughes, welcher schon früher dieselbe Vorschrift gegeben hat, ist von der Vortrelflichkeit und sicheren \Yirkung derselben so überzeugt, dafs er am Ende ausruft: >-und wenn der Mensch lausend solche Würmer im Leibe hätte, so wird dadurch ein jeder in einenKnauel zusammengezogen, stirbt und bricht dann in Gestalt einer Beule auf der Oberflä- che der Haut auf. — Auch Hillary rühmt das Gleiche von einer ähnlichen Mi- schung. Seine Vorschrift ist folgende : Nimm Schwefel und Knoblauch vor» jedem eine Unze , schwarzen Pfeffer eine halbe Unze , Kampfer zwei Quentchen, gemei- nen Weingeist zwei Pfund, mische und digerire alles zusammen. Nach dem Durchseihen lafs den Kranken täglich zwei bis drei Mahl 2 Löffel voll davon neh- jnen. — Barere empfiehlt: gebrannte Blätter der Bauniwollenstaude mit ein weni"^ Aoüaraöhl, welches aus der Aoüarapalme bereitet wird, zu einem Lini- ment gemacht. Auch führt er an, dafs einige glauben, durch Aufgiefsen von Tabakssaft aus Pfeifen das Herausziehen des Wurms zu erleichtern. — Dam- pier, dem am eigenen Knöchel ein solcher Wurmsafs, halte bereits zwei Fufs davon herausgewunden, als er mit einem Freunde zu einem Neger ging, der des Letzteren Pferd behandeile. Der Neger slrirh mit der Hand über den Knöchel hin und her, legte ein Pulver auf, welclies Dampier für Tabak hielt,^ und be- fahl den Ver!)and in drei Tagen nicht zu öffnen. Don anderen Tag war der Ver. Land losgegangen , der Wurm abgerissen und die Wunde zugeheilt. Dampier fürchtete übele Folgen, empfand aber keine. Herr Lud w. Frank sagt, dafs bei Versuchen, die in Europa mit Herausziehen dieses Wurms angestellt wurden, man das 'Einblnsen von Tafaaksrauch nützlich gefunden hätte, indem der Wurm davon stürbe. — Dubois hat folgendes Mittel durch einen indischen Arzt ken- nen »elernt: Man nehme von guter ^j« yb<?//rfa s\eh(yn Panajnd^or , beiläufig | einer Pao^oda, ferner vcn der in ganz Indien wohlbekannten Frucht, die^von den Tamuls riairicahe und von den Portugiesen Beringelle ^Solanum Melongena LinnJ »enannt wird, endlich von Sesanö'ile , welches die Tarnuls Halla Ken- nie nennen, so viel als erforderlich ist , um die obbenannte Frucht darin zu ba- cken. Man zerstofse die u4sa foelida, und nachdem man die Frucht BeringeUe in 3 gleiche Stucke mit dem Messer so .getheilet , dafs die Stücke vermittelst des Stenjrels noch an einander hängen, so gibt man in jedes Stück der Frucht ein Drittel der ^safoelida. Man bindet es darauf mit einem Faden zusammen, und
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liefst das Ganze iii SesamÖhle über dem Feuer bacl<en» Dann gibt man dem Kran- ken eine Portion beim Schlafengehn , eine andere den Tag darauf in der Frühe, und die letzte am Abend des zweiten Tags. Mit eben dem Oehle , worin man die mit ^sa foetida gefüllte Frucht gebacken, reibt man jenen Theil des Körpers, wo der Wurm gelagert ist, drei Tage hindurch dreimahl des Tags. — Im Anfange der Krankheit gebraucht, widersteht es der Entwicklung des Wurms; der ausge- bildete bricht bald hervor. In jedem Falle läfst der Schmerz darauf, binnen 3 bis 4 Tagen, nach, es wäre dann die Krankheit sehr hartnäckige wo man das Mittel wiedcrhohlen mufs ; man wendet es aber nie ohne guten Erfolg zum z^vei- ten Mahle an. — Um diesem Mittel mehr Eingang zu verschaffen, erinnert Herr Dubois, dafs die Braminen , welche ihre Speisen stark mit Asand würzen , nie an diesem Wurme leiden. — Gallandat glaulit , man müsse bi;i der Behandlung verschiedenen Indicationen Genüge leisten. Innerlich l) den Zuflufs des Bluts nach den afticirten Theilen vermindern; daher Blullassen nach der Heftigkeit der Zufälle u. s. w. 2) BUitverdünnen durch gewöhnliche Ptisanen mit Spi'rit. JViiri diilcis oder Spt'r. Fitriol. dalc. ; mäfsiges und kühles Regimen. 3) Abführungs- mittel stärkere oder schwächere. Durch die Anwendung dieser Mittel werde die, öfters Gefahrdrohende, Entzündung gemindert. Aeufserlich l) erweichende und schmerzstillende Umschläge, die drei bis viermahl des Tags erneuert werden müssen, um den Schmerz zu mildern, und die Eiterung zu befördern. 2) Nach Eröffnung des Geschwürs und nachdem man den Wurm aufgewunden hat, soll man den Eiter durch gelinden Druck ausleeren, die Wunde mit in Rosenhonig eetauchten Leinwandfasern verbinden, und mit einem Pflaster bedecken. 3) Wenn der angegriffene Theil neuerdings Entzündung droht mid der Wurm zu sehr wider, steht , die inneren Mittel und Umschläge fortsetzen , und fleifsig Rosenhonig auf- Iröpfeln, täglich zweimahl anziehen und verbinden. — Merkurialpillen , die er bis zur vollkommenen Salivation nehmen liefs , trugen nichts dazu bei, dafs das Ausziehen geschwinder gegangen wäre, auch erschienen bei dieser Behandlung nach 5 bis 0 Wochen wieder neue Würmer, die deutliches Leben äufserlen. Von dem Sublimate aber in Branntwein nach Van Sw ieten behauptet er, dafs auf dessen Gebrauch l) der Wurm geschwinder und leichler gehe, 2) dafs Schmerz wnd Entzündung geringer wären, 3) die Würmer nie abreifsrn, 4) die Cur vor ilem 20len Tage geendiget sei, und 5) kein Wurm ein Le!)enszeichen von sich gebe. — M. G re gor glaubt , Einreibungen von Salben, besonders von Merku- rialsalben , müfsten von Nutzen sein. Elektrische Schläge durch ilen befallenen
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Theil geleitet, nulzlen nichls. — Ilemmersan schreibt: «die Mohi-en heilen sich selbst. Wenn der Wurm eines Fingerslang heraus ist, schneiden sie ihn ob, schmieren Palmöhl darauf, und binden ein grünes Laub auf dasselbige anstatt des Pflasters; auch die hernach zusammengesetzte Geschwulst, so sie aufschneiden und die unreine Materie heraus haben laufen lassen, heilen sie gleichergestalt, wa- schen es mit Wasser von Pfeffer und anderen Kräutern inehr, scharf zugericht, damit es aufbeist, thun darnach das Palmöhl und ein Laub darauf, zur Linde- rung. Dieses P»emedJum brauchen sie zu allen Ihren offenen Schäden.« I s e r t schreibt seine schnelle Heilung dem Umstände zu, dafs er, obgleich hinkend, fleifsig herum lief und viel im Wasser watete. — Kämpfer räth in dem Falle, wo der Wurm auf das Anziehen nicht folgen will, und der Kranke an einer an- deren äufseren Stelle das Anziehen schmerzhaft empfindet, den Wurm auszulas- sen, und der Natur die Heilung heim zu stellen, wo dann gewöhnlich an der zwei- ten Stelle der Wurm sich einen Ausweg bahne. Die- von einigen vorgeschlagene Methode, welche durch häufiges Aufgiefsen von kaltem Wasser die gesunden Theile gegen Verderbnifs zu schützen, den Zuflufs aus dem Körper zu mindern, und das Zurückbleiben eines Geschwürs zu verhindern suchen, findet er in einem hei- fsen Klima so abgeschmackt nicht. Uebrigens empfiehlt Kamp fe r Ausleerungen von Säften im Anfange der Krankheit und strenge Diät im Verlaufe derselben, da- mit nicht durch zu vielen Zuflufs sich das Geschwür verschlimmere ; warnt aber gegen Anwendung von fetten Sachen , weil sie in einem heifsen Klima leicht Gangrän herbeiführen können, und hält Kataplasmen für eins der besten Mittel, gibt je- doch auch zu, dafs das gemeine Volk, welches blofs durch Auflegen von gebra- tenen Zwiebeln die ganze Cur besorge, nicht übel fahre» — Linschot läfst Butler, und Leiter Zwiebeln mit Relsblältchen in Milch gesotten auflegen. — Löffler behauptet, dafs die Einreibungen von Quecksilbersalbe gar nichts nutzen, ja' durch Verrriehrung der Geschwulst und des Schmerzens schaden. Zweckmäfsiger scheint Ihm das Linimentnm volatile mit Laudano liquido, wodurch die Geschwulst zertheilt imd der Schmerz eelindert werde. Der von Gallandat gerühmte Sublimat blieb nach seinen Versuchen ohne Wirkung, die Sclaven verloren darauf den Appetit, und wurden mager. Auch die Aloe nutzte nichts; bessere Wirkungen sah er von dem Gebrauche gelinder Abfübrungs- mitlel, — Paulus von Aegina empfiehlt blofs warme Bähungen, und nach allem bisher Vorgetragenen und dem bei weitem Mehrerem , was ich über diesen Wurm gelesen habe, scheint sich mir zu ergeben, dafs diese das zweckmäfsigste
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Mittel sind, um das schnellere Ausziehen und Aufn-indeh des Wurms zu hefördernr Wenn der Wurm auf eine kleine Stelle beschränkt ist, wie diefs gewöhnlich der Fall ist, wenn er kreisförmig um die Hnöchel herumliegt; so möwen wohl Zusätze wie die Aloe oder gebratene Zwiebeln , wodurch die Eiterung befordert wird, von Nutzen sein. In den beiden von Herrn Larrey beobachteten Fällen ver- hielt sich wahrscheinlich die Sache so, und er konnte daher leicht den Wurm, ohne ihn auszuwinden , durch Eiterung zerstören. Vielleicht hat er aber Furun- keln zu behandeln gehabt, denn in Unteräg^pten kommt der Wurm nicht vor, und es ist ja auch in jenen liändern nicht durchaus nothwendig, dafs jeder Furuur kel einen Wurm enthallen mufs. Kämpfer erzälilt , dafs öfters Bartscheerer und unwissende Menschen, wenn sie die Pustel zu früh öffnen, eine Sehne an- statt des Wurms fassen, und dadurch viel Unheil anrichten, wie er dann selbst zwei Personen gekannt hat, die durch ein solches Versehen waren lahm gemacht worden. Leicht mag es aber auch der Fall sein, dafs in jenen Gegenden , wo man den Wurm unter dergleichen Pusteln zu finden gewohnt ist, solche un^yissende Menschen ihn auch da vermulhen , wo er wirklich nicht ist.
Innere Arzeneien werden nach meinem »mmafsgeblichen Dafürhalfen wohl nicht viel nützen, es sei dann, dafs sie zur Abspannung der etwa zu straffen Fa- ser dienen. Der . stinkende Asand scheint mehr ein Schutzmittel als ein Heilmit- tel zu sein. — Aderlassen wird gevvifs nur in seltenen Fällen erfordert, wenn iiähmlich mehrere Würmer zugleich hervorbrechen, starke den Brand drohende Entzündung vorhanden ist, und es die Constitution des Kranken erheischt.
Noch bleibt mir übrig, etwas über die Folgen zu sagen, welche dasAbreifsen des Wurms nach sich zieht. Zu rohe Behandlung, zu starkes gewaltsames An- ziehen sind die gewöhnliche Ursache dieses Abreifsens ; doch ereignet es sich auch zu- w eilen bei aller möglichen angewandten Vorsicht. Die Folgen hiervon sind öfters sehr traurig, und obgleich der Kranke nicht plötzlich stirbt, wie Avenzoar sagt, so sind doch die Fälle nicht selten, wo dieses Abreifsen den Brand und den Tod nach sich zog, wie diefs Bancroft, Chardir, Gallandat, La- bat undLister bezeugen. Dubois hat zwar nie den Brand darauf entstehen gesehen, ^'^ohl aber Verkürzungen und Verunsaltungen der Beine. Wenn aber auch nur in seltenen Fällen der Tod darauf erfolgt, so kommen Joch die meisten Schriftsteller darin üherein, dafs dadurch die Krankheit schwieriger und langwie- riger gemacht wird. Besonders werden dadurch schwer zu heilende Fisteln er- zeugt. Man hat also immer ein besonderes Augenmerk daraufzurichten, dieses
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Abreifsen zu verhiithen. Bei dem berühmlon Pielsenden James Bruce zeigte sich ein solcher Wurm , als er schon wieder in Cairo war, wo man die Behand- lung der Krankheit nicht kennt. Alle aligemeinen Mittel, die man anwandte, waren vergebens , bis man endlich das Auswinden unternahm. In 8 Tagen zog man ohne Schmerz oder vorhandenes Fieber 3 Zoll des Wurms aus. Bruce jchiffte sich nun nach Frankreich ein, der Schiffs- Chirurg zog einmahl zu schnell an und rifs den Wurm ab. Es entstand sehr heftige Entzündung und Geschwulst. Der Brand stand zu befürchten. Ein Lazarethchirurg heilte ihn endlich durch Er- v^eiterung der Wunde, nachdem die Krankheit 52 Tage gedauert hatte, wovon er 35 unter den heftigsten Schmerzen zubringen mufste. Doch füblte sich Bruce noch ein ganzes Jahr lang unwohl, und erst durch die Bäder von Poretta in den Gebirgen von Bologija wurde er gänzlich hergestellt. — Rhases schon hat das Aufschlitzen der Wunde nach dem Abreifsen empfohlen. Call and at aber wi- deni.'th es sehr, nicht nur als unnütz, sondern selbst als gefährlich, indem die Erfahrung lehre, dafs dadurch die Entzündung und Geschwulst vermehrt und das Eintreten des Brands befördert werde. Eine Frau in Afrika hatte am linken El- lenbogen einen Wurm , der trotz aller Vorsicht abrif«. Es kam Entzündung mit Fieber und Delirien hinzu, so dafs die Kranke in der gröfsten Gefahr schwebte. Auf den Gebrauch erweichender Umschläge, Aderlässen und kühlender Abfüh- rungsmittel legten sich die Zufälle, während der Wurm sich einen andern Ausgang suchte und bahnte. In einem antlercn Falle A^ar der Wurm gleichfalls abgerissen; nach zwei Wochen bildete er sich einen neuen Weg beinahe ohne alle Entzün- düng. Das völlige Auswinden wurde glücklich bewerkstelliget,' und Gn 11 a n d a t sah das Ende des Wurms deutlich sich bewegen. Dadurch wird aber eine seiner eigenen Behauptungen widerlegt. Er sagt nähmiich weiter oben: »Wenn der Wurm abreifst und lebend bleibt, so ist viel Gefahr. Ist der Wurm beim Abreifsen todt, so gibt es blofs eine Fistel, die man mit der Zeit heilen kann. — Hunter behauptet gerade das Gegentheil, indem er sagt, so lang der Wurm lebt, verur- sacht er wenig Beschwerden : ist er todt , so reitzt er wie ein fremder Körper, und es entsteht Eiterung in dem ganzen Piaume, den der Wurm einnimmt. — In einem dritten von Gallandat erzählten Falle, wo der im Hodensacke sitzende Wurm abrifs , erfolgte der Tod. — Hemmers an erzählt von sich: «Ich hab Selbsten , als ich da zu Land gewesen derselben 3 bekommen, zwei am rechten, einen am linken Bein. Den ersten rechten an der Fufssohle , so dafs ich nicht gehen konnte, endlich ist er entzwei gerissen und vertrocknete. Darauf
219 bekam ich den amleren unter^ dem Knorren » — vielleicht war es derselbe — « 30 sich in die Zehen hineingezogen , und mir mit grofsen Schmerzen und Ge- schwüren sind geheilt worden. Den dritten bekam ich nnch unter dem Knorren am linken Fufs. Als er l Ellen heraus war, rifs er ab, und begab sich herauf ins Bein , davon ich sehr geschwollen , und ich 4 Monath daran krank gelegen.« — Lister hatte auch einen solchen Wurm, von dem durch 40 bis 50 Tage immer nur ein wenig heraus kam, ohne dafs es ihm grofse Beschwerde machte; als aber | Ellen heraus waren, rifs der Wurm auf zu starkes Anziehen ab, zog sich zurück, und machte so heftige Geschwulst an der Wade, dafs die Haut her- sten zu wollen schien. Er wurde schlaflos, hatte heftiges Fieber und mufste 30 Tage lang das Bette hülhcn. Der Wurm kam an verschiedenen Gegenden des Fufses heraus; der Chirurg legte solche Sachen auf, welche den Wurm tödtelen, und so wurde er geheilt, — Creme r bekam auf das Abreifsen des Wurms sol- che heftige Schmerzen , dafs er unter beständigem Wachen und unauslöschbarem Durste vier Wochen lang das Bette hülhen mufste.
Diese Beispiele mögen zur Genüge zeigen, dafs das Abreifsen des Wurms keine gleichgültige Sache ist, imd hiermit denke ich dieses Capitel zu beschliefsen. Doch sei mir zuvor noch eine Bemerkung erlaubt. — Ich habe über diesen Gegenstand, da es mir an eigenen Beobachtungen mangelt — so viele Schriftsteller, als mir möglich war zu verschaffen, nachgelesen und fleifsig benutzt. Nichts desto weni- ger wird man manches von Jördens bei diesem Wurme angeführte Buch hier vermissen. Ich habe jedoch alle dieseBücher nachgeschlagen, obwohl sie in der Abhandlimg nicht genannt wurden , theils weil sie entweder nur mit wenigen Worten des Wurms und seines Daseins gedachten , oder wenn sie auch wcitkiufti- ger sich darüber ausliefsen, doch keine eigeneErfdhrungen darüber zu geben hatten, sondern nur von anderen abschrieben; theils auch, weil sie gar nicht einmahl von unserem Wurme handelten. Zu den ersteren gehören: Actuarius , Blu- me n b a c h , B o r e 1 1 u s , C a s t e 1 1 i , D ö v e r e n , F a 1 1 o p i u s , F r c i n d , G o r- räus, Grüner — der blofs die Einerlelheit der Vena niedinensis und des Draciinculus beweist. — Heurnius, Ingrassias, Klein, Lange, liConi, Lesser, Linnein seinen Amoenitatibiis , Lorrey — eine zwar ziemlich vollständige Abhandlung, aber meist nach Kämpfer — INIanardus, Mead, die Onomatologia hisi. nat. , Pollux, Sauvages, Schenk, Vei- ga, Vogel, Woyt. — Diejenigen Schriftsteller aber, welche unseres Wurms gar nicht gedachten , sind: Bauhin, welcher »yer/)«'^o Haarwurm nennt; C o n-
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stantini, welcher von einem kleinen und grofsen Haarwurm spricht, wo- von der erstere ein Herpes miliaris , der zweite ein Erj^sipelas exulceratuin ist; Donat, welcher berichtet, dafs einem Menschen mit dem Urin ein geflü- gelter Drache abgegangen wäre, Ettmüller, welcher blofs erinnert, dafs auch Velsch über Mitesser geschrieben, und diese Abhandlung seiner ^j^erc^Va;?/'« de Vena medinensi angehängt habe; HannoAv, dem ein Wasserfaden (_Gordius aquaticiis') gebracht worden war, womit er verschiedene Versuche anstellte; Hasselquist, der vom Ketlenwurme spricht, der in den Göltingischen An- zeigen Nestelwurni genannt wird; Joel, der ausdrücklich sagt, dafs seine Ver- mes subciitanei CHaarwürm) mit dem, welchen Ae g i n e t a Draciinculiis nenne, gar nichts gemein hatten; Le Genlil Und Oldendorp, welche von den Tschicken <iAer Piilex penetrans Linn. sprechen; Paracelsus, der blofs sagt, dafs di» , wo Aposteme sind, auch Würmer MÜien und umgekehrt; Plater cf), welcher an der angeführten Stell« von Phlj^htänen , nirgends von Filarien han- delt, Scholz, bei welchem eine Geschichte von Kindern vorkommt, welche Mitesser hatten; Schwenkfeld, der unseren Wurm mit dem Wasserfaden verwechselt; endlich Spiegel, der blofs erzählt, dafs er in einem Distelfin- ken unter der Haut der Hüften einen Draciincaliis , der schlangenförmig beisam- men lag, und etwa einen Fufs lang war, gefunden habe. — Eben so falsch wird von HerrBrera Cg) behauptet, dafs S ö m m e r r ing in einem arabischen Schafe eine Jilaria medinense gefunden habe, da doch Sömmerring in der ange- führten Stelle C'i) blofs sagt: »Einen ähnlichen Wurm fand ich im Magen eines arabischen Schafs.« Ein Aehnlicher ist aber noch kein Gleicher. — Auffallend ist es hei Herrn Brera ci) folgende Stelle aus dem Plinius •'Nascnntnr — — — sicut inira hominem taeniae tricennum pedum , aliqiiando et plariam lon- giiudine'!- hierherbezogen und auf folgende Art verunstaltet zu sehen ; »Nelle Opcre di Plinio trovasi pnre fatto cenno di alciine sottili tinee, o meglio tenie della langhezza di Ire piedi — 27 hat Hr. Brera davon abgeschnitten, dagegen einen Zusatz gemacht, wovon Plinius nichts geträumt hat — che in alcuni paesi penelrano la pelle degU nomini. — Doch genug über solche unrichtige und selbst vorsätzlich verdrehte Citaten. Ich habe sie blofs anführen
(fj Praxeos Tom. III.
(g) Memorie. S. 249-
(h) Baillie. S. io5. Note 218.
(i) Memorie. S. »4''
221 wollen , um meine Leser behuthsam im Glauben zu machen , und dadurch sie zu vermögen , jeden angeführten Schriftsteller hübsch selbst nachzusclilagen , um sich zu überzeugen, ob er auch wirklich das gesagt hat, was ihm ein Anderer gern unterschieben möchte. Wahrscheinlich ist Herr Brera mit der Stelle aui dem Plinius durch Herrn Kunsemüller, der sie gleichfalls citirt , irrege- leitet worden, nur hat er das Citat durch das Eindringen der Tanien unter die Haut ein bischen besser aufzuputzen gesucht. Solches Talent wird bei Dichtern und Romanschreibern sehr geschätzt, sieht aber bei den Naturforschern in schlech- tem Credit,
VII. Der Fühl wurm. Hamularia subcompressa R,
Taf. IV. Fig. 2.
Hamnl ar ia: subcompressa , antice atiennata,
Treutier Aucluar. p. lO — 13. Tab. H. Fig. 3 — 7. Harn, lymphat'ica,
Jördens Hehuinlh, S. 31. Tab. VI. Fig, Q — 12. Harn. Ij'mph.
Zeder Naturgesch. S. 45. Tentaciilaria subconipressa.
Brera Memorie, p. 225. Tab. IV. Fig. l — ä. Ainiilaria llnfatlca.
Rudolphi Entoz. II. 1. p. 82, Hamularia snbcompressa. ^
Herr Treutier fand im Jahre 17QO bei Oeffnung der ausgemergelten Lei- che eines durch Onanie, venerische AusschvN^eifungen und Merkuriaicuren ge- schwächten, durch erJ)liche Anlage zu Abxehrung und Wassersucht prädisponlr- ten 20jährigen Mannes, in den widernatürlich vergröfserten Bronchialdrüsen kleine, mehr oder weniger als einen Zoll messende, Würmer, welclie lang gezo- gen, rundlich, von der Seite etwas eingedrückt, schwarzbraun; mitunter weifs- geflcckt, nach dem Vorderende zu etwas weniges verschmächtigel, gegen das Hinterende halbdurchsichtig, nach dem Tode an beiden Enden eingekrümmt wa- ren. An dem nicht deutlichen Kopfe, welcher sich in eine stumpfe Spitze endig- te, bemerkte man zwei hervorragende Häckchen , welche das Tliier aufheben konnte. Das gleichfalls undeutliche Schwanzende lief stumpf zu. Aufjer diesen beiden Häckchen war an deju ganzen Thiere nirgends eine Spur eines äufseren Organs wahrzunehmen.
Da es nun Herrn Treutier schien, dafs diese Würmer verschieden wä- ren von jenen, weiche man in den Bronchien von Iltissen und Füchsen findet; so hat er hieraus ein neues Genus Hamularia gebildet, dessen Merkraahle er folgender Gestalt angibt:
222
Corpus lineare, t e r e t i n s c ii I um. Caput odtusnm, infra- diiohiis hamnli s prorninentibtis ins l nie t um. — Der hier Figur 2 von Tr euller copirteWurm stellt denselben 8mahl (lO, Figur 2 b. das so- genannte Kopfende noch mehr vergröfsert dar.
Schon oben bei Angabe der Galtungsmerl<niah]e hiibe icb erinnert, dafs mir dieses Genus sehr z\Teifelhaft vorl<omme. Ich wiederhohle es hier. Herr Zeder rechnet zwar die Würmer aus der Brusthöhle des Dorndrehers C/^a/J^i^J Collario L.) auch hierher. Allein diejenigen Würmer, welche ich daselbst gefunden ha- be, gehören zu den Filarien. Die Würmer aber aus den dicken Därmen des Huhns, welche Herr Rudolph! hierher zieht, sind beslimml Capillarien. — Die Würmer an den Bronchien des Menschen hat aber aufser Herrn T r e u 1 1 e r noch INiemand gefunden, obwohl Herr B r er a CO behauptet, dafs Vercelloni und Bianchi ihrer Erwähnung gethan hätten. Da er jedoch nicht sagt wo? so wollen wir die Sache einstweilen dahin gestellt sein lassen. Da aber Herr Treutier selbst diesen Wurm nur ein einziges Mahl fand, so ist es doch auch miigUch , dafs er sich getäuscht und das Hinferende für das Vorderende ge- nommen hat, und dafs diese beiden Hamnli nichts anderes Avören als das dop- pelte männliche Zeugungsglied, oder etwa gar heraushängende Eingeweide des Wurms. Denn Herr Treu Her sagt selbst, dafs sie mit ihren Rüsseln so fest an die Membranen sich angeheftet hätten, dafs er kaum einen mit unverstüm- mellem Piüssel hätle herausziehen können. Durch diesen Umstand wächst die Wahrsclieinlichheit, dafs diese Würmer zu jenen gehören, welche nicht gar sel- ten in den Bronchien und Lungen der Thiere aus dem Genus Mustela vorkom- men, von denen aber weder die Herrn Rudolph i, Olfcrs und Leuckart noch Herr Na Her er und ich je einen ganzen aus den von ihnen gebildeten Con»1omeraten herauszuwinden , im Stande waren , und deren Gattungsbezeich- nung folglich noch unbestimmt bleibt. — Auch will Herr Rudolphi nicht recht glauben , dafs es wahre Drüsen waren ; in welchen diese Würmer safsen. Uebri- eens dürfen wir als gewifs annehmen, dafs Herr Treutier wirklich Würmer In eigenen Behältern gefunden hat. Auch sagt er nicht mehr von ihnen , als was
(k) Wenn diese Smahlige Vergröl'serung mit dem oben anjegebenea nalürlicbea Mafse ' nicht überein-
slimmt , so ist es nicht meine Schuld, (1) Memorie S. 21O.
223 er ^virl<Hch gesehen linl, und schweigt über den inneren Bau derselben ganz. Es wäre daher sehr zu wünschen, dafs uns Herr Brera gefälligst bekannt machen möchte, wer ihm verrathen hat, dafs diese bis jetzt einzig und allein von Herrn Treutier im Menschen gefundenen und beschriebenen Würmer, ein gangliö- ses Nervensystem haben (m).
VIII. Der P a 1 1 i s a d e 11 w u r 11] . Strongylus Gigas R.
Tafel IV. Figur 3 — 5. 6—10?
Strongylus: capile obluso , ore papillis planiuscnlis sex cincfo, biirsa maris Iruncata integra, caiida feniinae iruncata.
Rudolph! Enloz. H. J. p. 210. Tab. H. f. 1 — 4. Str. Gigas.
Cuvier, Le regne aninial. T. IV". p. 34. L.^ strongle geant.
Wohnort. Jn den JNicren, vielleicht auch zwischen den nahe liegenden Muskeln.
Beschreibung. Herr Rudel phi hat diese Würmer in der Länge von 5 Zoll bis zu 3 Fufs und in der Dicice von 2 bis Ö Linien gesehen. Unsere Samm- lung verdankt einen der Güte des Herrn Cuvier, welcher 50 Zoll lang und etwa 4 Linien dick ist , aus der Niere eines Steinmarders. — • Frisch in den Nieren gefunden sind sie blutrolh, verlieren aber diese [Farbe, wenn sie einige Zeit im W^eingeisle liegen.
Das Männchen ist kleiner als das Weibchen und nach beiden Enden etwas verschmächtiget. Der kreisförmige Mund, Figur 4, ist mit sechs kleinen Pa- pillen versehen. Der durchaus geringelte Körper hat mehrere eingedrückte Längs- streifen. Am Schwanzende , Figur 5 , bildet sich eine Blase , aus welcher das äufserst feine männliche Glied hervorragt. Bei dieser Species ist diese Blase ganz iintegray , welche bei allen übrigen Pallisadenwürmern gespalten und verschie- dentlich geformt ist. — Das Weibchen ist gröfser , hat ein gerade ausgestrecktes und abgestumpftes Schwanzende, woselbst die längliche Afleröft'nung zu bemerken ist. Die Oeffnung der Scheide ist nach Verschiedenheit der Länge des Wurms einen oder mehrere Zoll von der Schwanzspitze entfernt. Herr Prof. Olto will auch ein Nervensystem an diesem Wurme entdeckt haben.
(m) Meraorie p. 32. Ne' gordj e nell' amularia linfatica si osserva pure ques'to sistema nervoso ganglionico, coUa differenza che i ganglj sono piu piccioli ; und p. 22S. Ho gia fallo limsrcare, clie ganglionii-o ne e pure il cordone nervoso, che nel suo interno scorre dall' allra estremita, al pari di (^uello del loin- bricoide, coUa sola differenia , che piu piccioli ne sono i ganglj neu' amularia.
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Dieser Wurm, dessen Brera und Jördens nui' im Vorbeigehen er- wähnen, ist schon öfters in Mardern, Hunden, Wolfen, auch Ochsen und Pfer- den, selbst in Seehunden gefunden worden. Bei dem Menschen scheint er je- doch selten vorzukommen. Denn man mufs sich wohl hülhen alles dasjenige was mit dem Harne abgegangen ist, oder abgegangen sein soll, und von den Aerzten mit dem Nahmen \^iirmer belegt Nvird, unbedingt hierher zuziehen. Manche dieser sogenannten Würmer sind Insecten -Larven, die wohl auch nicht allemahl wirklich durch die Harnröhre abgegangen, sondern zufällig in das Nachtgeschirr eerathen sein mögen. Auch ist es möglich , dafs bei Verwachsungen der Blase mit dem INTastdarme und daselbst bestehenden Fistelgängen, wirkliche Darmwür- mer bei ihrem Abzüge diesen Seitenweg durch die Blase und Harnröhre einschla- gen. Wenn aber bei Personen des anderen Geschlechts Pfriemenschwänze mit dem Urin abgehen , so ist wohl zu vermuthen, dafs sie aus der Scheide kommen, wo- hin sie früher vom Mastdarme aus gezogen waren. Am häufigsten aber mögen häulin^e und polypöse Concremente , wegen ihrer runden Form für solche Nieren- Würmer gehalten worden sein. Grimm, der selbst dergleichen bei einem an Nieren und Blasensteinen leidenden Manne beobachtete, glaubt, dafs sie Ihre runde Form in der Harnröhre annehmen. Das was uns aber Tulpius Cn) für einen Wurm verkauft, scheint nichts anderes als geronnenes Blut gewesen zu sein, indem es sich als solches auflöste. Zweifelhaft bleiben mir auch die von Paullln und Barry erwälwiten Fälle. Herr D ec e r f erzäliH uns folgende Geschichte: Ein fünfzigjähriger Mann war in seiner frühen Jugend heftigen Hä- morrhaglen unterworfen, die sich jedoch in seinem 25len Jahre verloren, wo er anfin«» Schmerzen in der rechten Seite zu empfinden. Man vermuthete Fehler in der Leber; da aber die dagegen angewandten Mittel nicht viel nützten, der Schmerz sich jedoch gemindert hatte, so gewöhnte er sich an sein Uebel und brauchte gar nichts. — Am i5len Julius bekam er heftiges Blutharnen mit wü- thenden Schmerzen in den Lenden und der Harnblase. Blutegeln, Bäder und schleimige Getränke wurden vergeblich angewandt. Der Mann magerte sichtlich ab. Man consultirte Pariser Aerzle, aber nichts fruchtete. In den ei'sten Tagen des Septembers gab er nach vorhergegangenem beträchtlichen Blulliarnen , einem leichten Fieberanfalle und grofsen Schmerzen In den Lenden und der Urinblase einen ganz mit Blut überzogenen Wurm durch die Harnröhre von sich. Der Wurm war von der Dicke einer Federspule, und mafs l4 Zoll 8 Linien, wurde (fl) A. a, O. Cap. 49 p. 17a.
223 aber weggeworfen. Unmittelbar darauf fand sich der Kranke erleichtert , die Schmerzen liefsen von diesem Augenblicke an nach und dasBlulharnen hörte günz. lieh auf. Vom löten September bis zum 2len Deceinber gab der Kranke wenie- stens 50 Würmer von verschiedenen Gestalten und Gröfsen durch die Harnröhre von sich. Einige und zwar die meisten waren dick wie Federkiele und ö bis 8 Zoll lang, und hatten das Ansehen von Spulwürmern , besonders desjenigen, wel- chen Tulpius beschreibt Co). Andere waren kaum 18 Linien lang, glichen mehr den Filarien und der etwas niedergedrückte Körper endete in eine sehr verlängerte äufserst feine Schwanzspitze. Die W ürnier gingen jederzeit todt ab. Der Kranke ist nun ganz hergestellt.
Als ich im Jahre 1815 in Paris war, hatte Herr Dumeril, in dessen Biblio- thek, welche mir seine Freundschaft zu jeder Stunde öffnete, ich so manche der hier vorgetragenen Beobachtungen aufzeichnete — die Güle an Herrn Dec er f zu schreiben, dafs er uns einige dieser Würmer schicken möchte. Wir erhielten C Stücke , doch schienen zwei davon ursprünglich nur eins ausgemacht zu haben. Eine genaue Untersuchung aber lehrte, dafs es nichts anderes «Is lymphatische Concremente sind, wovon nicht eines dem anderen gleicht, was doch so sehr bei den Würmern der Fall ist. Das eine Stück ist dünn und lang, das andere an dem einen Ende noch zweimahl so dick und am anderen ganz dünn zu- laufend, ein drittes an beiden Enden stumpf u. s. w^ War vielleicht der zuerst abgegangene Wurm wirklich ein Pallisadenwurm ? — nach dessen Abgange sich so gleich alle Zuf.^lle legten,
lu der Meinung aber , dafs die übrigen abgegangenen Stücke nichts anders äIs lymphatische Concremente waren, bestärkt mich nocli überdiefs ein von Bar- nett beobachteter und von Lawrence beschriebener ähnlicher Fall, wo ei- ner Frauensperson , die noch lebt , nach vorhergegangenen vieljährigen Leiden, wobei sich vorzüglich Schmerz in den Lenden und der Harnblase und Urinver- haltung auszeichneten, in dem Verlaufe beinahe eines Jahrs ungefähr zwischen 800 bis 1000 dergleichen wurmförmige Körper abgingen. Von diesen sogenann- ten Würmern überliefs Herr Barnett einige dem Herrn Piudolphi, der mir wieder zwei davon schenkte. Herr Rudolph! ist aber so wenig geneigt, sie für Würmer zu halten als ich, ob sie gleich mehr in der äufseren Form mit ein- ander übereinstinmien, als die von Herrn Decerf. Ihre lann-arezosene Form scheinen sie hier nicht so wohl in der Harnröhre, da das lebende Subject weiblichen (o) Dafs dieser Wurm sehr verrt.ichtig sei, ist schon erinnert worden.
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Geschlechts ist, äIs vielmehr in den Harnleilcni erhalten zu haben. Vielleicht haben auch die von Herrn Decerf ihre Form bei dem Durchgange durch die Harnröhre auf so nianchfache \yeise verändert. — Die doppelüiegende , unge- fähr 5 Zoll lan-^e, in der Mitte schmählcre, dann dicher \yerdende und an beiden Enden zugespitate Figur auf der Titelvignette ist eine Copie der Copie des Origi- nals von Barnett, >Telche mir Herr Prof. Nasse nebst einer Abschrift des Auf- salzes, da ich diu Medico-chirnr^icai Transactions hier nicht haben konnte, zu besorgen die sanz besondere Gefälligkeit orehabt hat. ^reiche Abschrift ich in der nähmlichen Minute auch von Herrn Rudolphi erhielt. Die Abbildung kommt mit meinen in Händen höhenden Originalen so ziemlich überein, nur be- merke ich an ihnen nicht das Ausgezackte in den Längsvertiefungen. Auch sind sie nicht so glatt zugespitzt, sondern scheinen vielmehr abgerissen zu sein, kurz es fehlt ihnen der Charakter der Integrität.
Dieser Pseudohehninth ist in nalürlicher Grofse dargestellt, und B a rn e 1 1 versichert, dafs er weder mit dem anatomischen Messer noch bei den genauesten mikroskopischen Untersuchungen irgend eine weitere Organisation »n demselben hätte entdecken können. Eines Tages gingen jedoch, aber nur ein einziges Mahl, dieser nähmlichen Person mehrere Jdeine von den gröfsercn ganz verschieden ge- bildete \yürmer ab, welche im warmen Wasser 48 Stunden lang am Leben blie- ben. Auch von diesen erhielt Herr Rudolphi 6 Stücke, wovon er mir gütigst 2 abtrat. Man findet sie abgebildet auf der vierten Tafel ßten und "ten Figur in natürlicher Gröfse. Figur 8 ist die stark vergröfserte Tte Figur, 9 aber das Kopf- ende und 10 das Schwanzende ebendesselben Wurms noch stärker vergröfsert. Diese \'\'ürnier waren bei ihrem Abgange halbdurchsichtig, wurden aber im Wein- »eijt undurchsichtig. Auch von diesen sagt Barn et t, dafs ihn die mikroskopi- schen Untersuchungen nichts weiter darüber gelehrt hätten. Allein nichts desto- weniger sind sie ohne alle Widerrede wirkliche Würmer. Man darf sie nur an- sehen, um sich davon zu überzeugen. Dadurch ist aber noch nicht bewiesen, dafs sie zu unserem Pallisadenwurm gehören, und etwa nur junge oder neuerzeugte sind. Ihr ganzer Habitus spricht nicht dafür. Allein Herr Rudolphi bemerkt in seinem Briefe sehr richtig, dafs auch bei anderen Pallisadenwürmern die Jun- gen sehr von den Alten abweichen. Von dem Strong^lus Gigas kennen wir Aber die Jungen noch nicht. Es wäre daher doch wohl möglich, dafs es solche wären. Was mich in dieser Aleinun? noch mehr bestärkt ist folgendes : An der Figur 9 nimmt man etwas wahr, was so ziemlich einer kreisförmigen mit Wärz-
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chen besetzten Mundöffnung gleicht. Dafs sie schief erscheint , ma» eine Wir- kung des Weingeistes sein. Dann aber sieht man am Ende der Schwanzspilze der Figur 10, und zwar in deren Mitte eine kleine Blase, die der von der dritten Figur gar nicht unähnlich ist. Denn die an den Seiten des Schwanzendes abste- hende Membran ist keine eigentliche Schwanzblase , sondern es ist die auf'^elok- kerte und aufgebiahte Epidermis des Wurms , wie man diefs noch an anderen Stellen der Figur 8 sehen kann. Ein solches Auflockern der Epidermis findet bei mehreren Rund\iürmern sehr leicht Statt, wenn man sie nach dem .\bslerben zu lange in Wasser liegen lafst. — Ganz unwahrscheinlich ist es also nicht, dafs diese Ideincn Würmer junge Pallisadenwürmer sind. — Allein man wird rielleicbt fragen: Wo sind dann die Alten? Ich weifs es zwar nicht, jedoch kann ich etwas auf diese Frage antworten. Erstlich ist es ja gar nicht durchaus nothwendi», dafs Alte dasein müssen, wo Junge oder Kleine sich zeigen. Es konnten ja diese die zuerst Erzeugten sein. Zweitens aber ist es anch möglichy dafs die .\lten gestorben, ver- weset und uribemerkt mit diesen Concrementen abgegangen sind. Endlich drit- tens aber dürften sie noch selbst in den Nieren zurücksein: denn diese Person fin- det sich zwar efwas erleichtert aber genesen ist sie noch nicht. So viel ron die- sen kleinen W ürmern.
Zu den Beobachtungen aber, wo wirklich gröfsere oder kleinere Pallisa- denwürmer bei Menschen theils in den rsieren gefunden worden, theils durch die Harnröhre abgegangen zu sein scheinen, rechne ich folgende: In der Leiche des Erzherzogs Ernst ron Oesterreich, der 1595 als Statthalter in den Niederlanden starb, wurde nebst einem Stein in der Niere ein Wurm sefunden, von dem Hu- go Grotius sagt, dafs er noch gelebt, und die nahliegenden Theile anse- fiessen habe. — Ruysch Co) der dergleichen Würmer schon öfters bei Hun- den gesehen halte, hat auch einst einen in der Niere eines Menschen gefunden.
— Blasius saat ausdrücklich» dals er von den rothen Würmern, >velche öfters bei Hunden vorkämen , nur ein einziges Mahl zwei von der Länge einer Elle in den Nieren eines alten Mannes gefunden habe. — Rhodius sah Lei einem an einem hitzigen Fieber darnieder liegenden Manne am fünften Tage der Krankheit einen runden sp.-'.nnenlangen noch lebenden Wurm mit demLrin abgehen, ohne iro^end eine vorher»e»an»ene oder nachfolgende Beschwerde hei dem Harnlassen,
— Albrecht erzählt von einem Soldaten, dafs er an Ttägiger Harnverhaltung gelitten habe, von welcher er gänzlich befreiet wurde, nachdem ihm ein drei-
lo) A. a. O Observ. LXIV,
20 *
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fingerlanger felderspulenclicker Wurm durch die H«rnröhre abgegangen war. — Raisin bcrlchtel von einem SOJähingen Manne, dafs er zwei Jahre an einer hef- tigen Nierenkolilt mit bhitigem beinahe schwarsem Urine gelitten , wogegen kein Mittel fruchten wollte, bis ihm ein drei Zoll langer Wurm durch die Harnröhre abging, worauf der Urin wieder seine natürliche Farbe annahm, und der Mann völlig hergestellt wurde. — Einen ähnlichen Fall gibt uns Duchateau. — Einen der merkwürdigsten aber hat uns Mo u biet aufgezeichnet. Ein zehn- jähriger Knabe, denS Moublet schon in seinem 3ten Jahre einen Blasenslein ausgeschnitten hatte, bekam eine heftig schmerzende Geschwulst in der Lenden- gegend, verbunden mit spärlicher Harnabsonderung. Die Geschwulst wurde geöff- net, es flofs viel Eiter aus und die Wunde heilte wieder zu. Neuer Schmerz und neue Geschwulst machten eine abermahlige Oeffnung nothwendig. Drei Jahre verflossen unter beständigem Verschliefsen und Wiedereröffnen dieses Geschwürs. Endlich kam aus der Wunde ein 5 Zoll langer federspulendicker Wurm zun» Vorschein , dem bald ein zweiter 4 Zoll langer folgte. Kurz darauf wurde die Harnausleerung bei gespannter Blase, welches bisher nicht der Fall gewesen war, ganz gehemmt. Endlich kam ein ähnlicher Wurm aus der Harnröhre her- vor, und nicht lange hernach ein zweiter. Nach dem Abgange dieser 4 Würmer heilte unter zweckmäfsiger Behandlung die Wunde, und der Kranke genas voll- kommen. — Chapotain, Monceau, Holler und Herr Renner geben Nachricht von Würmern, welche. mit dem Urin ausgeleert wurden , und wohl hierher gehören dürften. Auch Bei Schenk findet man mehrere dergleichen Beispiele angeführt. Vielleicht war auch der von Haehne in der Brustliöhle gefundene Wurm ein Pallisadenwurm«
Warum ich aber über die besonderen Ursachen der Entstehung dieses Wurms, über die Zeichen , woraus sich auf dessen Gegenwart schliefsen läfst, und über die Mittel , wodurch derselbe kann ausgetrieben werden , nichts sage , mögen meine Leser selbst errathen» Denn sie werden gesehen haben, dafs die Zufäl- le , welche der Ausleerung solcher Würmer vorhergiengen , eben so gut auf an- dere Krankheiten der Nieren und Blase schliefsen lassen. Und wo man mit der Erkenntuifs der Krankheit nicht im Reinen ist , da läfsl sich schwer ein Heilungs- plan entwerfen«
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NEUNTES CAPITEL. Von den S a u g w ü r m e r n.
xJie so eben abgehandelten drei Arien von Würmern, welche aufserhalb des Darm- kanals im Menschen leben, gehören sämmtlich zu der ersten Ordnung, nahmlich der der Rundwürmer. Aus der zweiten Ordnung d. i. der der Hachenwürmer sind, wie oben erinnert wurde, bisher noch keine bei dem Menschen gefunden worden. Doch hat neuerlichst Herr v, Olfers in Brasilien bei einem Affen Kratzer angetroffen. Aus der Ordnung der Saugwürmer Sindbis jetzt nur zwei Arten im Men- schen entdeckt worden; und auch diese kommen nur selten vor. Sie sind:
IX. Der Leberegel. Distoma hepaticum.
Figur 11 — l4.
Disioma : ohovatiim^ planum^ collo subconico, brevissimo-, poris or- biciilaribus , venirali majore.
Gmeli n Syst. nat, p. 3085. N. 2. Fasciola humana. ..Jördens Ilelminlh. S. ö/|. Taf. 7. Fig. 13. 14. Der Leberblattwurm. FaS' ciola hepatica.
Rudolph! Entoz. II. I. p. 352. Distom. hepatic,
B re r a Memorie. p. Q'2. Tab. 1. F. 22.23. Fasciola epaiica.
Cuvier le regne animal. JV". p. 4t. La Donve du foie.
Dieser Wurm führt auch noch folgende Nahmen und zwar bei den Deut- schen: das Leberdoppelloch, der Leberwurm, Schafegel, die Egelschnecke; bei den H o41än dem: Leverworm , Botten; bei den D ä n e n : Faareflyn' der, IktCf Jgler , liier, Sonaegler, Soui^ler; beiden Schweden: Lever- rnask ; bei den Engländern: the liverflake ; bei den F r a n z o s e n : Lfouve ; bei den It a;li e ne rn : Bisciuola ; bei den S p anier n: Caracolillos, Serillas, . Pajarillos.
Wohnort. Bei dem Menschen in der Gallenblase, vielleicht auch in der Leber selbst ; bei Thieren, nahmlich: Schafen, Ochsen, Hirschen^ Gazellen, Zie- gen, Kamehlen, Schweinen, Pferden, Hasen, Känguruh u. s. w, in der Leber.^
Beschreibung, Die Gröfae dieser Würmer beträgt in der Länge eiije
230
bis vier Linien, in der Breite eine halbe bis ganze Linie. Sie sind lanzettförmig an beiden Enden etwas abgestumpft. Die vordere Saugmündung ist gewöhnlich schief nach innen gekehrt; der Hals rundlich, weifsgelb. Die Bauchmündung steht etwas hervor. Ihre Richtung ist jedoch nicht immer dieselbe. Tiefer hinab bemerkt man ein paar weifse trübe Flecken, dann folgt ein Convolut von gelb oder braun gefärbten Gefäfsen oder Scliläuchen , welche wahrscheinlich die Eier- Lehäller sind ; die an beiden Seiten herablaufenden Gefafse aber scheinen den Nahrungskanal zu bilden. Diese Eierschläuche bemerkt man nicht an allen Indi- viduen, wie diefs die Figuren i2 und 14 lehren» Auch an diesem Wurme vyill Herr Prof. Otto ein Nervensystem gefunden haben, was aber Herr Gaedc widerspricht.
Das Gesagte gilt von den Leberegeln , welche bis jetzt in der Gallenblase von Menschen gefunden wurden. Die in den Lebern der ohgonannten Thiere vor- kommenden sind gewöhnlich bedeutend gröfser, ungefähr einen Zoll lang und 4 bis 6 Linien breit, schmutzig gelb oder bräunlich, und es läfst sich schwerer etwas in dem Inneren derselben unterscheiden. Die Haut ist derber. Indefs kommen auch öfters zugleich mit diesen Gröfseren jene Kleinepen vor, und Herr Zeder hat genügend erwiesen, dafs die Kleineren nichts anderes sind, als die Jungen der Gröfseren, und keineswegs eine* eigene Species ausmachen, wie man wohl aus dem Umstände schliefsen sollte, dafs man schon reife Eier bei ihnen findet Cp). Herr Zeder (q) fand in der Leber eines Ilaasen , und zwar in einem Gallengange solche Leberdoppellöcher in der Gröfse von l^ Linie bis zu 7^ Linie, immer in Abstufungen von ^ bis i Linie beisammen. Da aber die bis jezt im Menschen gefundenen kleineren Würmer a;anz gleich sind den kleineren in Schafs- und anderen Thierlebern : so müssen wir sie auch für Junge derselben Art halten. — Sie scheinen jedoch bei dem Menschen sehr selten vorzukommen, denn die so- genannten YVürmer, welche hie und da Aerzte in menschlichen Lebern gefunden zu haben versichern, gehören bei weitem nicht alle hierherl -'Jnd^efs wufsfe Malpighius, dafs sie bei Menschen und Thieren gefunden werdfen. ■ Zweifel-' haft aber ist es, ob die Würmer, von denen Bau hin (r) spricht, wirkliche' IJe- bercgeln waren. Hingegen darf man annehmen, dafs B i dl 00 Cs) , dem auch ^ie
(p) Man selie hierüber N.iu neue Entdeckung etc. S. /^o.
('j)Erster Nachtrag'. S, 167, ' '• *
(r) Man sehe Boneli sepulchret. ' '■''',■
(s) C l e t i ci hist. lau lunibrr p. n<) '
231 Vsrankhaften Veränderungen , welche sie in den Lebern der Thiere hervorbrin- gen, nicht unbekannt blieben, wirklich dergleichen in menschlichen Lebern ge- funden hat,. Wepfer (t) erzahlt, dafs er öfters den Lebergnilengang voll hiru- dinibus gefunden habe. Auch Pallas Cu) sagt, dnfs er sie auf dem anatomischen Theater in Berlin in dem Lehergallengange eines weiblichen Cadavers eingekeilt gesehen hat. Chabert Cx) hat mit seinem empyreumatischen Oehle einem' 12Jährigen Madeben eine unendliche Menge IJ bis 3 Linien lange Leberdoppel- löcher durch den Stuhl abgetrieben. Bucholzfand sie in der GallenMase eines am Faulfieber verstorbenen Züchllings in sehr grofser Menge. — Herr Brera versichert uns , dafs er sie gleichfalls in der Leber eines Mannes gefunden habe, der zugleich scorbutisch und wassersüchtig gewesen war, nur v^ären die seinigen gröfser, als die von Bucholz gefundenen. Hieran will ich nicht einen Augen- blick z\^'eifeln, aber bergen kann ich nicht, dafs es mich sehr -vTundert, warum Herr Brera nicht eine Originalzeichnung davon geliefert und lieber die ganz ver- fehlte Figur von J ö r d e n s copirt hat. Denn es ist nicht nur das Gevrinde der Eier- schläuche ganz falsch gezeichnet, sondern es fehlen sogar die beiden zu den cha- rakteristischen Gattungsmerkmahlen gehörigen Sau^warzen, die man doch selbst bei den allerkleinsten Würmern dieser Art mit einem gewöhnlichen Suchglase wahrnehmen kann. Ja, man findet sie sogar in meinen Abbildungen Figur n und 12 in natürlicher Gröfse ausgedrückt , und doch sind die Würmer, wovon die Abbildungen genommen sind, von einerlei Herkunft oder aus demselben Neste als die von Jördens. Denn als im Jahre 1814 Sr. königl. Hoheit der Grofsherzog von Weimar unsere Sammlungen ansahen, äufserte ich den Wunsch einige von diesen von Bucholz gefundenen und in Jena aufbe\vahrten Leberegeln zu be- sitzen. — Es währte kaum 14 Tage, so erhielt ich von Herrn Prof. Lenz eine bedeutende Anzahl derselben. Das k. k, Naturaliencabinett machte hierauf der Universität Jena ein Gegengeschenk von io6 Gläsern mit Eingeweidewürmern al- ler Ordnungen und Gattungen. — Ich führe diefs hieran, damit Aerzte , welche zufällig etwas neues oder seltenes der Helminthologie Angehöriges in menschli- chen Leichnamen entdecken sollten, es uns mittheilen mögen, indem sie sich versichert halten können, nicht ohne Ersatz dafür zu bleiben.
Herr Brera belegt die Abbildung von Jördens mit dem Nahmen eccet-
(t) In Eph. Nat. Cur.
(ii) De infcstt vivent. p. «Sa u. 270.
(x) Budolplii Bemerk, auf einet Reise II. S. äf.
232
iente figuroy und schimpft dagegen die von Bidloo Lei le Clerc, Aller- dtngs sehen die vergröfserten Figuren von Bidloo mit Augen und Herzen etvxas abenlheuerlich aus, aber die Figuren in natürlicher Gröfse sind gar nicht zu ta- deln, und es mufs Herr Bre ra die von ihm selbst gefundenen Würmer sehr ober- flächlich angesehen haben y weil er an der Figur von Jör dens nicht einmahl die Saugvvarzen vermischt hat.
Die hier angeführten Beispiele von Leberegeln bei Menschen sind die einzi- gen mir bekannten, v>'oraus dann erhellet, dafs sie aufserst seilen bei Menschen vorkommen müssen. Doch wäre es auch möglich, dafs sie öfters nicht erkannt v>erden, wenigsten die krankhaften Veränderungen nicht, vTclche sie in der Leber hervorbrina;en, — Bei Menschen habe ich sie nie selbst zu beobachten Gelegenheit gehabt, desto öfters ober bei Thicren. Hier ist ihr Sitz gewöhnlich in den gall- bereitenden Gefäfsen der Leber. Diese Gefäfse werden zuerst , und zwar manch- mahl auf eine aufserordentliche Weise, erweitert, und von innen mit einem zähen schwarzbraunen Schleim überzogen, wobei sich die Häute dieser Gefäfse selbst sehr verdicken. Mit der Zeit erhärtet dieser Schleim zu einer förmlichen Knochenrinde. Wenn man eine solche lieber, der man von aufsen schon an den Unebenheiten den verborgenen Feind ansieht , drückt, so hört man ein Kni- stern, welches von dem Zerbrechen dieser knöchernen Lamellen herrührt. Manch- mahl aber ist die Incrustalitm so stark, dafs man ganze knöcherne Röhrchen her- auspräpariren kann. Erst kürzlich hat mir Herr Dr. Free se aus Mecklenburg eine solche Verz^ve)gung dieser degenerirten Gallengänge aus einer Ochsenleber präparirt, welche fast das Ansehen einer Menschenhand hat. Bei solch starker Degeneration der Callengänge aber sterben die Leberegeln nach und nach ah und es ist daher wohl möglich, dafs man zuweilen dergleichen krankhafte Verände- rungen in der Leber finden kann, die ursprünglich von diesen Dopjellöcher her- stammen , obwohl diese Letzteren nicht mehr zu finden sind.
Ueber die Genesis und Dios^nosis dieser Würmer bei den Mensehen weifs ich weder aus fremder noch aus eigener Erfahrung etwas zu sagen. HerrBrera gibt zwar als Ursache ihrer Erzeugung allgemeine Asthenie an. Was ist aber hiemit gesagt? Auf alle Fälle nicht viel. Wäre man jedoch nur erst eiumahl von ihrer Gegenwart fest überzeugt, so würde ich, um der Therapeulik Genüge zu leisten, nichts so sehr empfehlen als den Gebrauch des Ch a be r l'schen enipy- reumatischen Oehls, wie dannChabert selbst dergleichen damit abgetrieben Laf. Auch bin ich überzeugt, dafs dieses Mittel bei Schafherden, welche von
233 diesen Würmern heimgesucht und öfters zu lausenden dadurch umgebracht wer- den , unter zneckmafsigem und fortgesetztem Gebrauche die erspriefslichslen Dienste leisten würde; aber mit Schafmeistern, nenn sie schon selbst viel von der Schafnatur angenommen haben, hält es schwer sich zu verständigen.
X. Das Vi eil och. Polystoma Pinguicola.
Taf. IV. Figur 15 — ij,
PolystoTna : depressum oblongem , anlice truncaliim , postice aeiimi- natiim ,- poris sex anticis liinatim posilis.
T r e u 1 1 e r Aucluar. p. 19 — 20. Tab. 3. Fig. 7 — 11. Hexathjrridium Pin- guicola.
Jö r dens llelminth. 8.06. Tab. ß. Fig.3 — 5. Der Fettblattwurm.
Zeder Naturgeschichte, p. 230. no. 2. Polyst. Pingiiicola.
Rudoiphi Entoz. II. 1. p. 455. Poly^st. Pinguicola.
Brer a Memorie. p. lOO. Tab,!. Fig. 28. Tab. II. Fig. 1.0. Exatiridio pinguicola.
Bei der Leichenöffnung einer 20JährIgenBäuerinn, welche nach einer schwe- ren Geburt plötzlich gestorben war, fand Herr Treutier in dem Fette des lin- ken Eierstocks, da wo das breite Mutterband anfangt, eine verhärtete Stelle, un gefähr von der Gröfse einer grofsen Haselnufs, und rother Farbe , welche ganz lose inci Zellgewebe hing, so dafs man sie hin und herschieben konnte. Dieser fremde Körper war nichts anders als verhärtetes Fett, welches inwendiw hohl war und einen Wurm freiliegend enthielt, so wie er Taf. IV. Fig. 15 dargestellt ist. Die lOte Figur stellt den herausgenommenen Wurm vor, und zwar von der ande- ren Seite, woran man jedoch die Saugwarzen nicht bemerken kann, weil sich die Ränder umgeschlagen haben. An der ijten Figur hingegen sieht man dieselben sehr deutlich. — Diese treu nach Tr euller copirten Abbildungen werden mei- nem Dafürhalten nach wohl hinreichen , meinen Lesern ein hinlänglich deut- liches' Bild von diesem Wurme zu geben. Ich enthalte mich daher auch jeder weiteren Beschreibung, da sie ohnehin nicht würde gelesen werden.
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ZEHNTES CAPITEL.
Von den B 1 a s e n w ü r ni e r n.
iis ist wohl sehr wahrscheinlich, dafs, so lange das menschliche Geschlecht von Krankheiten verschiedener Art heimgesucht worden ist, es auch Blasenwürmer bei demselben gegeben habe. Auch erwähnen derselben die ältesten Aerzte, ob- wohl sie die thierische Natur, das eigene selbstständige Leben mancher dieser Wasser- blasen oder H^'daliden nicht erkannten, Aretäus Cj) erinnert blofs, dafs man öfters im Unterleibe solche Blasen gefunden habe , welche zuweilen bei der Para- centese die gemachte Oeffnung wieder verstopften. Er entscheidet aber nichts über ihren Ursprung und die Ursache ihrer Erzeugung. Spätere Aerzte hegten verschiedene Meinungen hierüber. Pi so glaubt, dafs Serum mit Schleim oder vielmehr mit eitriger Materie vermischt irgendwo gesammelt werde, woraus sich dann diese Blasen bildeten. Ruysch hat zu verschiedenen Zeiten verschiedene Meinungen darüber gehegt. Bald hält er sie für Drüsen Cz)i bald für Endungen von Blut<^efäfsen , welche ihre Natur verändert haben (a) ; bald glaubt er, dafs sie aus dem Zellengewebe entstehen, welches zwischen den Gefäfsen liegt, worin sich im widernatürlichen Zustande Wasser anhäuft, welches die daneben liegenden Gefäfse so drückt, dafs nichts von der Höhle derselben übrig bleibt und sie gan» obliterirt werden Ch). Auch selbst in späteren Zeilen glaubte G ra s h u is noch, dafs sie aus Zelleno-ewebe vorzüglich in der Fetthaut entstünden.
Keiner dieser Schriftsteller mag ganz unrecht haben, wofern er nähmlich im Alicemeinen von solchen krankhaften Veränderungen im menschlichen Körper spricht , welche gewöhnlich mit dem Nahmen Hjdatiden belegt werden. Denn al- lerdings sind es bald Varicositäten von Blut- oder Lymphgefäfse« , bald Ausdeh- nungen des Zellengewebes , bald irgendeine andere Afterbildung, welche diese blasige Form annehmen. So sandte mir einst zur Ansicht Herr Dr. Rust einen Hoden und Samenstrang, welche ungeheuer ausgedehnt, und voll solcher blasi- gen Auftreibungen waren. — Herr Dr, Schiffner hat in einer weiblichen Lei-
(y) Am angeführten Orte. S. 5i,
(z) Obs. anat. XXXIII.
(aj Advers. anat. Decad. I. p. 8. ^
(b) Thes. anat. sext. N. XI. Not. I. ibid. N. CIV. Not. ~ Adv. anat. Dec, II. p. 24-
235 che beide Nieren zu einer enormen GrüTse ausgedehnt gefunden. Von der eieent- lichen Nierensubslanz war keine Spur mehr vorhanden, und das Ganae Lildele ein Aggregat von Zellen oder Kammern , welche mit einer sulzigen Materie gefüllt waren, und die verschiedensten Farhen spielten. Ganz auf ähnliche Art degene- rirt, fand Herr Kreischirurgus Rollet in Baaden heide Nieren einer Frau, wel- che vor einigen Monalhen auf der Slrafse todt gefunden worden war, Aufser die-' ser Entartung der Nieren, war in der ganzen Leiche nichts Krankhaftes oder auf irgendeine äufsere Verletzung Deutendes wahrzunehmen. — Allein weder die hla- sigen Ausdehnungelt im Ploden und Samenstrange noch jene in den Nieren waren eigentliche Blasenwiirmer ; denn sie hingen mit dem Organe fest zusammen, welches bei Blasenwürmern nicht der Fall ist. Im Adergeflechte des Hirns sind zwar auch vrahre Blasenwürmer gefunden worden , oft aber werden auch Varico- sitäten der Lymphgefitfse dafürgehalten, wie diefs Baillie richtig bemerkt. Un- sere Sammlung besitzt zwei dergleichen varicöse Adergeflechte. Dage-^en aber liabe ich auch in dem Adergeflechte eines BlaumaulalTen iSimia Cep/ias}, ei- nen wahren Blasenschwanz gefunden. • — Nach meiner Ansicht der Sache verdient den Nahmen eines Blasenwurms nur Jena mit wasserheller Flüssigkeit oder auch dichterer Materie gefüllte , in irgend einem Theiie des menschlichen oder thieri- schen Körpers enthaltene Blase, welche ganz frei ohne irgend einen Zusammen- hang mit den sie umgebenden Theilen in einer eigenen Capsel, welche jedoch zu dem Organe, in welchem diese Blase sitzt, gehört, eingeschlossen ist, ganz so wie die Krystalllinse in ihre Capsel,
Die thierischo Natur solcher auf die eben beschriebene Weise in eigene Cap- seln eingeschlossener Hydatidcn haben zuerst Hartmann, Malpighius und Tyson (c) gegen das Ende des i7ten Jahrhunderts entdeckt. Man kann füo^lich allen Dreien die Ehre der ersten Entdeckung zuerkennen, indem keiner von des anderen Beobachtungen früher etwas gewufst zu haben scheint. Allein obgleich alle drei aus den Bewegungen dieser Blasen auf die selbstständige thierische Natur derselben schlössen : so haben sie doch das Kopfende der von ihnen als solchen erkannten Würmer nicht gesehen, und es gebührt allerdings Pallas und Goeze die Ehre dieses zuerst anschaulich dargestellt zu haben. Allein nicht nur die Blasenschwänze (^Cy^sticercus) sondern auch die Vielköpfe <^Coenuriis R. Polj"- cephal. Zed.) vmd Hülsenwürmer (^Echinococcus') sind von diesen Naturforschern zuerst deutlich beschrieben worden.
(c; Lumbric. hydropic.
30 *
23Ö
Die Blasen^TÜrnler sind gewölinlich mit einer Vvasserliellen Flüssiglteit ge- füllt, öfters aber auch enthalten sie eine dichtere Materie, ja, sie werden oft seihst zu einer festen Masse. Diefs Ist kranhhafler Zustand des Blasenwurnis. An den Einge« weiden, vorzüglich an der Leber der Hlauenthiere habe ich öfters die stufen\^eise Entartung der i5lasen\AÜrmer , der Blasenschwänze sowohl als der Hülsenwürmer, zu iveobachten Gelegenheit gehabt. Der Gang derselben ist folgender: Zuerst fängt die wasserhelle Flüssigkeit an , ihre Durchsichtigkeit zu verlieren , wird trübe, die pralle Blase selbst wird schlalf. Die Flüssigkeit verdichtet sich mehr, bekommt eine gelbliche Farbe, und sieht aus wie Schmierkäse ; die Blase schrumpft zusammen. Endlich erhärtet die vormahlige Flüssigkeit ganz, und anfangs findet man auch noch Theilchen der zusammengeschrumpften Blase, bis zuletzt auch diese verschwinden , und der ganze vormahlige Blasenwurm eine kalkartige Masse bildet, die sich bisweilen eben so wie vormahls der Wurm selbst aus der Substanz des Organs, in welchem sie festsitzt, ausschälen läfst , und eine eigene Eplder- mis hat. In Lebern von Ochsen habe Ich öfters neben vollkommen ausgebil- deten und gesunden Blasenwürmern alle diese Abstufungen von Entartungen zu- gleich wahrgenommen. Der gesunde mit wasserheller Flüssigkeit gefüllte Blasen- wurm bildet auf dem Organe eine convexe, elastische Erhabenheit. Ist er hingegen, schon bis zur knochenartigen Masse erhärtet, so findet man daselbst eine Vertie- fung, und die Leber bildet an dieser Stelle Rim zeln.
Diese Entartungen der Blasenwürmer hat schon R uysch gekanat, und zwei- felte daher gar nicht, dafs die Hydatiden in ^/Äerowor/a , Stealomata nnä. Me- licerides umgewandelt >Yerden können (d). Noch ehe ich diefs bei Ruysch las, war ich schon Immer der Meinung, dafs viele Balggeschwülste wohl nichts ande- res , als entartete Blasenwürmer sein möchten. '
De Haen (e) hat in einer ungeheuer grofsen Schilddrüse neben Hydatiden alle Arten solcher krankhaften Geschwülste gefunden. Nach meinem Dafürhalten waren sie aber nichts anders, als entartete Blasenwürmer, wie ich dieselben ebenerwähnfer Alafsen sehr häufig bei Thieren gefunden habe. Auch möchten wohl die von Herrn Meckel beobachteten Leberknoten ihren Ursprung solchen Blasenwürmern zu verdanken haben.
Ueber die Blasenwürmer verdienen ganz besonders nachgelesen zu werden, die, in dem Schriften -Verzeichnisse angeführten, Abhandlungen von Laennec
(d) Dilucidat. valv. in vas. lymph. Obs. XXV. p. 25.
(e) Ratio medendi VII. p. i3i.
237 und Lüdersen. Erstere wurde mir gefälligst ron Herrn Dumcrll geliehen, leider aber gingen meine daraus gemachten Excerplcn dem gröfslen Theile nach verloren, wefshalb ich mich nirgends Leslimmt auf ihn-bcziehen konnte ; die letz- tere seihst zu besitzen verdanke ich der Güte des Herrn Professors Oslander.
Von den erwähnten drei Galtungen von Blasenwürmern sind bis jetzt nur zwei, nähmlich der Blasenschwanz und der Hülsenwurm in dem Menschen befun- den worden.
XI. -Die Finn.e oder der Blasenschwanz. Cysticercus
cellulosae R,
Taf. IV. Fig. 18 — 26.
Cx^iicerciis: capite tetragono ; rostello terete nncinato ; coUg hrevis- simo ; corpore c^lindrico longiore , vesica caiidali elUptica, transversa. Gmelin Syst. nat. p. 3059- n. 0. Taenia cellulosae, p. 30()5. n. 21. Tae-
nia Finna» Jördens Ilelaiinth. S. 57. Tat. V. Fig. 12 — 16. Taenia musciilaris seil finita huniana. DerMusIielblasenwurm. S. 39. Taf. V. Fig. 17 — 21, Taenia piriformis. Der birnförnuge Biasenwurm. S. Öl. Taf. V, F'ig, I, 2. Taenia albopunctata. Der weifspunctlrte Biasenwurm. Brera Vorlesung. S. j,4. Taf. II. Fig. 89' Taf. III. Biasenwurm. Desselben iMemorie. p. i3Ö. Taf. III. Fig. 5. Fischiosoma glohoso (f) p. xZ^.Fischiosoma pyri forme p. 153. Tab. II. Fig. 11 — 13. Tab. III. Fig. 6 — lO. Fina miiscolare, Zeder Anleit, S. 407. N. 2. Cystic^Finna. S. 4i4. n. 6. Cyst. pyrifor'
mis. S. 421. N. 21. Cyst. albopunctatus. Rudolphi Enloz. p. 226. Cyst. cellulosae.
Aufenthalt, Der Sitz dieses Wurms ist das Zellengewebe der Muskeln, auch des Gehirns. Bei den zahmen , nicht bei den wilden Schweinen , kommt er häufig vor; bei dem Menschen ist er jedoch selten. Bei Affen ist er gleichfalls gefunden worden, wo auih ich ihn vor Kurzem fand.
Da ich den Wurm in seiner natürlichen Lage und Gröfse sowohl, als auch vergröfsert naturgetreu habe abbilden lassen : so mag eine Erklärung der Abbil- dungen von mehr Nutzen sein, als die weitläuftigjte Beschreibung ohne diese. Die
(f) Eine sonderbare Figur, nichts weiter indefs als eine Copie von Figur XXVil bei Hart mann.
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l8te Fiffur stellt eine Partie Muskeln dar, zwischen welchen die Capseln, welche den Blasenwurm enthalten, festsitzen. Figur 19 wo er auf einem Stückchen Fett sitzt und 20 zeigen den Wurm noch mit seiner Capsel. Diese Capsel gehört nach meinem Dafürhalten nicht dem Wurme sondern dem Organe an, in welchem der Wurm sitzt, denn es laufen Gefäfse darüber her, und die Capsel kann nm- durch Zerschneiden oder Zerreifsen der Fasern, mit welchen sie angeheftet ist, von dem Organe d. i. in diesem Falle von den Muskeln getrennt werden. Die Bildung dieser Capsel ist wahrscheinlich die Folge des Reitzes , den der an dieser Stelle sich erzeugende Wurm verursacht, ähnlich der Bildung der Galläpfel. Wird diese Kapsel geöffnet, so erscheint der, Figur 21 und 22 in derselben frei liegende Wurm. Die Capsel ist inwendig ganz glatt, und enthält einige wenige Feuch- tigkeit. — So wie der Wurm aus dieser Capsel hervortritt, hat er gewöhnlich den Kopf und Hals, ja selbst den Körper umgestülpt in die Blase eingezogen. Den Sitz dieser Thelle erkennt man an der milchweifsen undurchsichtigen SteHe, wel- che sich auch härtlich anfühlt. Zwischen die Finger gefafst oder mittelst des Prefsschlebers, dessen ich mich jedoch nie hierzu bedient habe, lassen sich Kör- per, Hals und Kopf hervordrücken. Aber diefs kann bei diesem BlasenschwanzG nicht ohne Zerrelfsung der Blase geschehen: denn er nimmt immer, wenn er diese Thelle einzieht, eine mehr oder weniger eiförmige Gestalt an, wobei diese Thelle in den Querdurchmesser au liegen kommen. Figur 22. Man thut daher besser, die von ihrer Capsel befreielen Würmer in lauwarmes Wasser zu legen, und durch einige Zeit dasselbe in dieser Temperatur zu erhalten, wo es dann zu- %yeilen dem einen oder dem anderen beliebt, den Kopf und Hals hervorzustrecken, wie mir diefs bei Figur 24 gelungen ist. Bei dem Wurme der 23ten Figur war er gleichfalls schon hervorgestreckt, hat sich aber bei dem Erkalten des Wassers wieder zurückgezogen. An einem solchen ganz entwickelten , Figur 24 in natür- licher Gröfse abgebildeten Wurme, erkennt ein scharfes Auge, selbst ohne Be- waffnung, deutlich den Kopf, den äufserst kurzen Hals , den gerunzelten Körper und die uneigentllch sogenannte durchsichtige Schwanzblase. Uneigentlich sogenannte sage ich, well sie im Grunde nichts anders, als die in eine Blase ausgedehnte Fortsetzung des gerunzelten Körpers ist. — Bei dem Cj-sticercus fasciolaris (g) aus der Leber der Mäuse , von dem wohl die ganze Gattung den Nahmen erhalten hat, sieht man diefs sehr deutlich. Dieser öfters 4 bis 5 Zoll lange , eine bis zwei Linien breite Blasenwurm ist beinahe durchaus gerunzelt,
(g) Herr Hobalh Jlinily nennt ihn fälschlich Leberegel,,
239 «nd nur mit einer ganz kleinen Blase am Hinterende versehen. Bisweilen ist er so platt gedrückt und die Runzeln sind so regelniäfsig in einander geschoben, dafs man ihn für wirklich gegliedert halten sollte, wenn nicht selbst manchmahl mitten in diesen scheinbaren Gliedern Stellen vorkämen, die ganz blasig aufgetrieben sind, welche aber auch beweisen, dafs die Blase und der Körper aus ein und eben derselben Haut gebildet sind. Herr Brera hat daher auch den Nahmen Cj^siicercus ganz verworfen. Ich habe ihn beibehalten, weil ihn die besten Hel- minlhologeri eirimahl angenommen haben, und weil man doch zur Bezeichnung der verschiedenen Gattungen verschiedene Benennungen haben mufs, das Fc's' chiosoma von Herrn Brera aber so gut,' \'\ie Hydatis , auf alle Blasenwür- mer pafst; die Ordnung, nicht die Gattung bezeichnet. Doch hat er diese Be- nennung sowohl als Ordnungs- als auch als Galtungsnahmen gebraucht, wie sich diefs aus folgender Uebersicht ergibt Ch).
Ord. H, Fischiosonii (vermi vescicolari). Gen. I. Eremiti.
Spec. 1, Fischiosoma globoso. Spec. 2. Fischiosoma pirifornie. Spec. 3. Ditrachicerosoma. Gen, H. Sociali.
Spec. Fiscliiosoma polieefalo. Gen. \\\t Cap«oIari,
Spec. 1. Fina muscolare. Spec, 2. Fina epatica. Spec. 3, Fina viscerale. Spec. 4. Fina idatoide. Dieseninach wären nicht weniger als acht verschiedene Species von Blasen- würmern Bewohner des menschlichen Körpers. Armes Menschengeschlecht! in allen von mir bis jetet untersuchten Thieren so verschiedener Classen, Ordnun- gen und Gattungen habe ich nicht mehr, vielleicht nicht einmahl so viele durch bestimmte Merkmahle sich von einander unterscheidende Arten von Blasenwür- mern gefunden, als bei dir allein sich erzeugen sollen! Indefs tröste dich mit dem Gedanken: Wer weifs, ob es wahr ist.
An der 25ten stark vergröfserten Figur kann man die einzelnen Theile des Kopfendes sehr deutlich sehen. Es ragt naLmlich über den vier Saugmündungen (h) Memorie. p. 8.
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eine bald kürzere, bald längere, mehr oder weniger konische Erhabenheil her- vor, je nachdem sie mehr oder weniger ausgestreckt ist, welche Erhabenheit in der Mitte mit einem doppelten Hakenkranze versehen ist. Einen dieser Haken noch stärker vergröfsert zeigt die 26te Figur. Hals und Körper sind gleichfalls noch in der 25ten Figur vergröfsert dargestellt, und die Schwanzblase, welche in der 24ten Figur. in natürlicher Gröfse abgebildet ist, und gewifs ein hinlänglich deut- liches Bild darstellt, mag sich ein jeder, der Lust und Belieben dazu trägt, ver- gröfsert hinzudenken.
Mit Ausnahme von Treutier und Brera wurde, meines Wissens von den übrigen Schriftstellern, welche diesen Wurm beschrieben haben, nie die Schwanzblase ganz abgebildet; und das was Herr Zeder über die Blasenwürmer §. 3Ö6. der Anleitung sagt, ist wirklich so dunkel und undeutlich , dafs derjenige, welcher die Oekonomie dieser Thiere nicht selbst studirt hat, leicht verführt wer- den kann zu glauben, der Wurm sei mittelst der Schwanzblase an die Capsel, worin er jedocli sammt seiner Blase ganz frei liegt, angeheftet. Auch sind die .^1^ Ausdrücke : der Wurm zieht sich in die Schwanzblase zurück; oder der War m Irilt aus der Schwanzblase hervor, ganz falsch, weil der Ununterrichtete dadurch verleitet wird, zu glauben, der Wurm und die Blase wären etwas voneinander Verschiedenes. Man mufs sagen der Kopf und der vordere Theil des Wurms ziehen sich in die Schwanzblase, zurück; denn die Blase macht ja selbst einen integrirenden Theil des Wurms aus , vmd es zieht sich folglich nur ein Theil des Wurms in den anderen Theil desselben. Dieses Einziehen beginnt mit dem Zurücktreten des äufsersten Punctes der zwischen dem Hakenkranze hervorslchefidcn Erhabenlieit, dann folgt der Hakenkranz, hieraufschlagen sich auch die £nu^mündungen ein und endlich der übrige gerunzelte Theil des Kör- pers, so dafs bei ganz zurückgezogenem Körper der Kopf am tiefsten in der Schwanzblase tteckt. Bei dem Hervorstrecken des Kopfs findet die umgekehrte Ordnung Statt. Zuerst treten die Falten des Körpers hervor, dann die Saugmün- dungen, der Hakenkranz und endlich die konische Hervorragung, welche, wenn sie nicht ganz hervorgelrieben ist, öfters eine Grube zu bilden scheint. DieFigur23 mag von diesem Aus- und Einziehen einen ziemlich deutlichen Begriff geben. Uebri- gens läfst sich diese Operation mit nichts besser vergleichen , als mit dem Umstül- pen des Fingeis an einem Handschuhe, wo die Spitze am ersten zurückgezo- gen und am letzten wieder vorgeschoben wird.
24 1 Wemer'n (i) gebülirl die Ehre, diesen bei den Schweinen längst bekann- ten Blascnwurm zuerst in dem Menschen entdeckt zu haben. Er fand ihn in der Leiche eines 4oji»hrigen im Wasser ertrunkenen Soldaten. Kaum hat Werner, nach seiner eigenen Aussage , einen Muskel im Körper gefunden, der nicht der- gleichen \'\'^ürniern zur Wohnung gedient hätte. O! ilreimahl glücklicher Wem er !
Nach Wemer'n fand Herr Fischer (k) 23 Stück desselben in den bei- den Adergeflechten des Gehirns eines jungen Menschen. Die Würmer hingen an dem Adergeflechic fest, und Herr Fischer behauptet, sie h;tlten keine Aufsen- blase gehabt. Allein Herr Rudolph! erinnert dagegen, dafs hier das Zellge- wehe äufsersl fein ist, und dafs folglich von Herrn Fischer die Aufsenblase gar nicht bemerkt worden sein mag. Ich glaube daher, dafs diese dünne Aufsenbla- se , als sich der ins warme Wasser gelegte Wurm auftrieb , platzte , und sich ohne bemerkt 'zu werden zurückzog. — Indefs gibt es allerdings frei liegende in grofsere Höhlen des Körpers eingeschlossene Blasenwürmer , wie mich davon die
obenerwähnten in der Brusthöhle der Feldmaus gefundenen überzeui^ten.
Herr Treutier (1) hat deren i5 in dem einen und zwei in dem anderen Adergeflechte einer an der W.assersucht gestorbenen Frau gefunden. Er eibt sei- nen Wurmern den Nahmen Taenia albopunctata , und glaubt sie von den Werner'schen und Fi s c he r' sehen verschieden. Allein Herr Rudolphi rech- net sie hierher, und ich glaube mit Recht. Denn dafs der Wurm nur eine ein- zige Saugmündung, und einen einfachen nur aus 6 Haken bestehenden Kranz sollte gehabt haben, ist nicht wohl zu glauben; vielmehr ist es wahrscheinlich, dafs sich der Kopf nicht ganz entwickelt hatte. Wenigstens berechtiget uns diese einzige Wahrnehmung nicht, eine zweite von den übrigen verschiedene Species von Blasenschwänzen in dem Gehirne anzunehmen. — Auch hi\t Herr Brera diese Würmer in dem Adergeflechte, und Herr Steinbuch 25 Stück vor- güglich in den Hals- und Rückenmuskeln gefunden. Aufserdem fand Herr Loschge in dem von Steinbuch untersuchten Cadaver noch einige in dem Adernetze der pia maier, und Isen flamm eine unter der Achselhöhle bei einer anderen Leiche. Herr Höfralh Himly fand sie nicht nur in den Muskeln, sondern auch in Eingeweiden , rvahmenllich auf der Oberfläche des Hirns , wo sie
(i) Verra. intest. Cont. 2, p. 7.
Ck) Taen. hydatig. p. 28.
(1) Am angeführten Ort. S. 1,
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theils an der pia mater hingen, theüs im Hirne selbst safsen , lunl in der Lun- ge, jedoch daselbst nur einen. In der Leber, so wie auch in der Milz, und in anderen genau durchsuclilen Eingcvveiden wurden keine gefunden. Später- hin fand er in einer anderen Leiche wieder welche, jedoch nur auf einigen Mus- keln. — Herr Rudolphi schreibt mir, dafs er sie jeden Winter einige Mahle
"■ auf dem anatomischen Theater in Berlin fände. — Ich habe schon seit lO Jahren
Bestellungen darauf gemacht, sowohl im hiesigen allgemeinen Krankenhause, als auch auf dem anatomischen Theater , bin ai>er noch nicht so glücklich gewesen, von daher welche zu erhalten. Die Exemj)Iare, welche die hiesige Sammlung von Eingeweidewürmern besitzt, verdankt sie der gütigen Miltheilung des Herrn R u d o 1 p h i .
Von den Zeichen, aus welchen man auf das Vorhandensein dieser Würmer schliefsen könnte, oder von den Zufällen , w^elche von ihnen während des Lebens verursacht werden , läfst sich atis den bisher bekannt gewordenen Beobachtungen gar nichts abnehmen. Ich werde hier ganz kurz das darüber Aufgezeichnete an- führen. — Werner sagt von seinem Subjecte, dafs es ein starker und gesunder
^ Mann gewesen sey. Fischer (m) fügt indefs hinzu, späterhin von einem
Freunde des Verunglückten gehört zu haben, dafs dieser einige Jalire vor seinem Tode sehr zur Schwermuth geneigt gewesen sei, und öfters über Trägheit und Schwere in den Gliedern geklagt habe; und wiewohl Fi s c h er nicht entschei- den will, ob daran die Würmer Ursache gewesen sein möchten, so bemerkt er jedoch, dafs die meisten Finnen gerade in denen Theilen gefunden wurden, über welche er Im Leben am ärgsten geklagt hatte. — Der von Fischer selbst unter- suchte Leichnam, war durch ein hitziges Fieber ein Opfer des Todes geworden. — Die von Herrn Treutier untersuchte Frau war wassersüchtig und litt überdiefs an sehr vielen Übeln Zufällen, deren Ursächliches man in einem schwe- ren Kopfleiden zu suchen Grund hatte. Allein aufser den Blasenwürmern an dem Aderngeflechte fand man eine grofse entartete Stelle In der Substanz des Hirns selbst und ungeheure Knochenauswüchse am Grunde des Schädels. — Herr Brera fand seine Würmer hei einem 55Jährigen, plötzlich am Schlagflusse gestorbenen Manne, dessen Hirnhöhlen von blutigem Serum strotzten. — Herr Treu 1 1er die seinigen bei einem 65JährIgen an der Abzehrung verstorbenen Manne, — - Die Finnen, welche H I m 1 y beschreibt, bewohnten die Muskeln, das Gehirn und die Iiungen eines am Gesichtskrebse verstorbenen Mannes, aber bei anderen
(m) Const, II. p. 47.
243 am Krebse verstorbenen , von ihm genau untersuchlen Personen , wurde l<eine Spur vo;i Blasenwürmern angetroffen. Der zweite, wo Herr Himly diese Wür- mer fand, war an einer ganz anderen Kranl;heit gestorben, und von den Beschwer- den , welche dem Tode vorausgingen , läfst sich nicht eine einzige den Hj'datiden zuschreiben. — Der oben von mir erwähnte Affe hatte öfters vorübergehende convulsivische Anfälle und starb eines Tags plolzlich.
Meine Leser sciien wohl von selbst ein, dnfs, da ich in ätiologischer, patho- logischer und diagnostischer Hinsicht von unserem Wurme so wenig zu sagen weifs. ich in therapeutischer noch weit weniger vorzubringen im Stande bin. — In dem von Herrn Himly beobachteten ersten Falle konnte man auf der Brust und dem Bauche die Finnen äufserllch als linsengrofse Erhabenheiten bemerken. Käme mir daher ein Mensch mit dergleichen vor , so würde ich mich durch einen Ein- schnitt zu überzeugen suchen , ob ich es mit wirklichen Finnen zu thun habe oder nicht, aber alsdann auch gar nichts weiter dagegen brauchen, höchstens mei- nem Kranken eine veränderte Diät anordnen, denn ich habe einige Ursache zu glauben, dafs sie sich öfters von selbst wieder verlieren. Schon die obenerwähnte Entartung der RIasenwürmer läfst mich diefs vermuthen, denn aus den Runzeln, welche die Leber um solche zu einer kalkartigen Substanz öfters bis aufdieGröfse einer Erbse zusammengeschrumpfte Würmer bildet, kann man schliefsen, dafs sie vielleicht in ihrer höchsten Ausdehnung an Gröfse welsche Nüsse übertroffen haben mögen. Ist der Wunn einmahl so sehr zusammengeschmolzen, so kann er auch am Ende ganz resorbirt werden. Dazu kommt noch folgende Erfahrung. Um diese BlasenMÜrmer in beträchtlicher Menge zu erhalten und ihre Oekonomie recht genau kennen zu lernen, wurde vor ungefähr lo oder ii Jahren von dem hiesigen k. k. Naturaliencabinetle ein, von den Beschauern als im höchsten Grad finnig erklärtes , Schweiu gekauft, jedoch noch vor dem Abstechen durch einige Zeit bei uns, wahrscheinlich mit einer von der bisher -genossenen verschiedenen Nahrung, gefüttert, in der Absicht, dafs die Finnen immer noch mehr überhand nehmen möchten. Aber wie grofs war unser Erstaunen, als wir, anstatt das ganze Schwein damit übersäet zu finden, kaum 12 bis 15 Stück derselben fanden. Es ist möglich, dafs die Schweinbeschauer sich geirrt hatten; es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, dafs sich die Finnen wieder von selbst verloren haben.
Aufser diesem Cy^sticerciis cellulosae wird noch von Gmelin Sjst. nat, p. 3059, ^.b.Taenia ^•^■5ce^a/. Tr e u 1 1 er Obs. path. anat. p. 14. f. 1 — 4. Joerdens Helminth. p. 5ö. Tab. V. fig. 8 — ll.Ze der Anlelt. S. 418. N. li. eines Cysticerci
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visceralis erw'ähnl. Aber Herr Rudol phi bemerkt sehr richtig, dafs die von diesen Schriflstellern angeführlen Citale, sich entweder auf ßlasenwürmer , die in Thieren gefunden wurden, oder auf solche beziehen, difrzu den Hülsenwürmern gerechnet werden müssen. Die einzige i^//2« epalica von B rer a könnte nach meinem Dafürhalten etwa hierher gerechnet werden, wofern sie nicht zum Cj^sli- cercus cellulosae gehört. Uebrigens will Herr Rudol phi gar nicht in Abrede steilen , dafs es nicht auch einen Cj"sticercns visceralis Im Menschen geben sollte. — Ich habe auch nichts dagegen einzuwenden. Nur bitte ich recht sehr, wenn irgendjemand einen solchen Wurm beschreiben sollte, die Merkmahle wo- durch sich dieser Wurm, vorzüglich am Kopfende von anderen seiner Galtung unterscheidet, recht genau anzugeben. Denn am Kopfende sehen sie einander alle gleich und die Form der Schwanzblase ist etwas Zufälliges, da ihre Bildung nach meinem Dafürhalten, seW" viel von dem Organe abhangt, in welchem sich der Wurm erzeugt,
XII. Der H ü i s e ii w u r m. Echinococcus.
Tafel IV. Figur 27 — 32.
Jördens Helminth. S. 02. Taf. VII. Fig. 21 — 23. Der Menschenvielkopf. Po- lycephaliis hominis.
Zeder Anleit. S. 431. N. 2. Taf. !V. Flg. 7. 8. Polyceph. humaniis. S. 432. N. 6. Polj^cephal. Echinococcus,
Brera Memorie. ji. i4Q. Fischiosoma policej'alo, p. 164. Tab. III. Fig. 1 — 3. Fina idatoide,
Rudolph! E.itoz. H. 2. p. 24 7. Tab. XJ. Fig. 4. Echinococcus liumanus.
Herr Rudolph! macht einen Unterschied zwischen belebten und unbelebten Hydatlden. Den Hülsenwurm aus den Eingeweiden der Klauenthiere (^Echino- coccus velerinoruni^ betrachtet er als eine belebte Hydatide, weil man in der in ihm enthaltenen Flüssigkeit die eigentlichen Echinococci oder jene kleinen mi- kroskopischen Körperchen mit 4 Saugmündungen und einem Ilakenkranze findet. Die Blase selbst scheint er nicht für ein Thier zu halten, und also auch alle jene Blasen nicht , in welchen man keine solche mit Hakenkränzen und Saugmündun- gen versehene Würmchen findet. Allein da sie in allen Bezieliungen den Hülsen- vvürmern ganz gleich kommen : so glaube ich mich berechtiget , alle jene Hyda- tlden, welche nach der obigen Bestimmung, frei in eigenen Capseln eingeschlos-
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sen lipgen , ohne Verbindung mit der Ciipsel oder dem Org.ine, worin sie sitzen, für wirkliche Würmer zu halten. — Home sieht die kugelförmige Iljdatide als das einfachste Thier an, das ganz Magen ist. — Herr Hofr. Ilimly aber hat, meiner Meinung nach, das Treffendste hierüber gesagt. Seine Worte sind folgen- de: '-Man fand einzelne freiscliwimmende Elasen C/'j"f/«/'J sintpfex) und Aerzte erklärten sie für Ausdehnungen lymphatischer Gefafse ! Diese einfache llydatide ist ein sehr einfache* , wahrscheinlich dos einfarhsteThier. Ich mufs sie für ein Thier hallen, denn sie lebt, weil sie nicht fault, sie hat keinen Zusammenhang mit dem Menschen oder Tliicre , in welchem sie sich erzeugte , also, wenn Säfte nicht leben , so ist sie ein eigenes lebendes Individuum, ist ein eigenes Thier. Kopf, Mund und solche ausgebildete Organe darf man eigentlich fast ebenso we- nig von ihr fordern, als Versland. — Zwischen Ihierischen Theiien ergossene Lymphe, z, B. zwischen der entzündeten also thaliger schaffenden Oberfläche der Lungen und der ßruslhaut wird, wenn sie mit diesen Theilen Zusammenhang gewinnt, ihnen analog mit ßlu'gefäfseu versehen; — derselbe belebtere StolT, belebt ohne Zusammenhang mit jenen Theilen also individuell, hat nicht die Natur der vollkommen warmblütigen Tbiere , sondern ist ein Wasserlhier (n). Diese Ilydatiden haben, wenn sie ein wenig dickhäutig sind , eine Substanz, wie die Linsen!:apsel , sind sie dicker, so haben sie den Anscliein einer durchsichti- gen nicht völlig farbenlosen Knorpelbaut, opalisiren etwas, und krullen sich ein- geschnilten zusammen. Chemisch untersucht verhalten sie sich völlig gleich Ihie- rischer Substanz , eigene lebende Individuen sind sie, mit Pflanzen haben sie nicht das Mindeste gemein, v\ir werden sie also für Tbiere gelten lassen müssen, und somit für zu ena; die Bestimmung, ein Thier müsse einen Mund haben und man- n ichfache Nahrung durch willkührliche Bewegung in ihn hineinführen (o). Maa-
(n) »",Vie sich hier ein inctividiieües Leben enlw \cl.elte, wird kein gröfseres Räthsel sein , als das, wie überhaupt Leben entsieht, welches Ireilicli ein ewiges Bathsel bleiben wird. Sehr mifsverstehen würde man mich, wenn man meinle, ich wollle dieses Räthsel lösen: meine Meinung ist nur, man solle sich nicht durch solclie Umwege täuschen, dafs man glaubt, man wisse etwas bedeutendes, wenn man annimmt, Leben entwickele sich aus einem Eie. Gewundert habe ich mich, dafs auch Herr Pro- fessor Okcn, der sonst die Fesseln der herkömmlichen Vorstellungs - und Darstellungsarten eben niclit duldet , in seiner Schrift über die Zeugung auf die Monaden zurückkommt, welche doch nichts als gleichsam Ureier wären, und deren Ann/ihmc gar nicht nöthig ist, wenn m.ui nicht sup- ponirt , der Urgeist sei gestorben , und 'ehe nur noch durch seine Geschöpfe.«
(o) »Blumenbach sagt (in seinem Handbuche der Naturgeschichte, Ole Auflage, Giiltingen 1O07. S, 3(i.) aiicli nur: die Thiere schienen sämmtlich einen Mund ^ haben, und gibt febeud.i>elbst) vorl.iufig auch schon Ausnahmen — bei sogenannten lafusionstkieren zu — Sind Hyda- tiden nicht vielleicht als Infusorien zu belrachten?&
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che solcher kuglichlen Hyilaliden halten in sich noch eine andere , \Yeichere Haul, welche hie und da mit drüsenartigen Körperchen, meistens flecl<v\eis heselzt zu sein scheint. Manche enthalten wieder andere Kugeln und stellen gleichsam das Einschachtelungssyslem dar. Bildete sich hier mit einem Schöpfungsschlage Ku- gel in Kugel? Oder gebar später die grofse Kugel die kleinere, dafs vielleicht jene drüsenartigen Körperchen sich wie die kuglichlen Knöpfchen der Brunnen- conferve verhalten, die abfallen und neue Conferven bilden?«
Die letztere Meinung scheint mir die wahrscheinlichere. Die Erklärung der Abbildungen wird diefs wohl rechtfertigen. Die hier vorgestellten Hydatiden sind alle aus einem ungeheuren Sack, welcher sich in der Leber einer Frau, die ster- bend ins Spital gebracht worden war, gebildet halle. Sie lagen alle frei in diesem Sacke, welcher inwendig ganz glatt war. Die 27te Figur s'ellt eine der kleine- ren, doch nicht die kleinste, die 20te und 2Qlc eine der gröfsten vor. Bei der 27ten Figur sollte man glauben, es läge ein kleinerer Wurm in dem gröfseren. Es ist aber dem nicht also , sondern es hat sich nur die innere Haut des Wurms, der aus einer doppelten Haut bestehet , von der äufscren losgetrennt und zusam- mengezogen. Diefs beweisen die beiden nachfolgenden Figuren , welche von ein und ebendemselben Wurme genommen sind. Figur 28 v,urde gleich, wie der Wurm aus dem Sacke kam, gezeichnet. Er blieb im Wasser liegen, und am an- deren Morgen hatte sich die innere Lamelle losgetrennt, und gab die Figur 29. Diese Blasen sahen aus, als wann sie mit ganz feinen Körnern besetzt wären. Vergröfsert erscheinen diese Körner als durchsichtige kleine Kugeln, wie Figur 31 lehret. Bisweilen sind aber diese in den gröfseren Blasen enthaltenen kleinen Kü^elchen so grofs, dafs man sie leicht mit unbewaffnetem Auge wahrnehmen l<ann , wie man diefs an der Figur 50 siehet. Ein solches gröfseres Kügelchen sehr stark vergröfsert stellt die 32te Figur dar. Wenn also, wie ich gleich zei- gen werde, die Hydalide Figur 30, schon das Erzeugnifs einer früher bestandenen gröfseren Hydatide ist, so sind die in ihr enthaltenenKügelchen als die Enkel und die von Figur 32 als die Urenkel jener ersten Hydatide zu betrachten.
Ich habe schon erinnert, dafs sich unsere Hülsenwürmer in allen Stücken gerade so verhalten, wie die Hülsenwürmer in den Eingeweiden der Klauenthiere. Diefs muf& ich nun beweisen. In den Eingeweiden, besonders in der Leber der Klauenthiere kommen öfters sehr grofse, manchmahl ganz unregelmäfsig geformte Hülsenwürmer ror. Sie sind im gesunden Zustande mit wasserheller Flüssigkeit gefüUlj die jedoch einen trüben Satz fallen läfst. In einem Tropfen dieses trüben
24? Bodensatzes, unter dem IMIhroskope betrachtet, siehet man in grofser Menge kleine Körperchen schwimmen ron der verschiedensten Gestalt und Bildung. Esgiht darun« ter, runde, eiförmige, fast cylindrischc, herzförmige, keulenförmige, solche, die gleichsam in zwei verschieden gestaltete Hälften getheilt sind, u. s. w. An einigen nimmt man deutlich vier Saugmüudungeii und einen Hakenkranz wahr. Aufserdem schwimmen zwischen ihnen eine Menge loser Haken ganz von der Form desjenigen^ den wir von den Finnen Figur 26 ahgehildel haben. Hieraus sieht man schon, dafs diese Haken abfallen. Aber auch die Saugmündungen verschwinden, und diese so verschie- dentlich gebildeten Hörperchen bilden mit der Zeit kleine glatte Kiigelchen, Ich habe deren, die so klein wie Mohnsamen sind. So lang indefs die Sachen in die- sem Zustande bleiben , läfst sich noch immer die Multerhydatide leicht von dem Sacke, in dem sie enthalten ist trennen, oder fällt vielmehr selbst heraus, wenn man mit gehöriger Vorsicht eine erforderlich grofse Oetlnung in den Sack geschnit- ten hat. — Wachsen hingegen einmahl die selbst zu Hydatiden gewordenen Idei- nen Thierchen besser heran : so verwächst die Urhjdatide mit dem Hjdatidensack und läfst sich nicht mehr von demselben trennen. Hingegen sprudeln, wenn man den Sack ölTnet, dieselben frei aus ihm heraus, und in ihnen findet man wieder die oben beschriebenen hleuien Thierchen in eben so vielen verschiedenen Gestalten. — Da indefs diese kleinen Thierchen in unzähliger Menge in einer Blase enthal- ten sind, und alle unmöglich Raum haben, um .zur vollkommenen Gröfse heran- wachsen zu liönnen, so wird manches derselben schon in der frühesten Kindholt an seinem Bruder zum Kain , eine Menge geht in der Hälfte ihrer Tage zu Grün- de , und ein grofser Theil niufs seine ganze Lebenszeit hindurch einen verkrüp- pelten Körper mit sich herumschleppen , wie wir dieCs an der 30ten Figur sehen, woran wohl die ursprüngliche Kugelform nicht zu verkennen ist, die aber ein neben ihr liegender Bruder im freien Naturzustande, wo ein jeder gleiche An- sprüche auf das Leben macht, und' das Recht des Stärkeren gilt, auf der einen Seite ganz eingedrückt hat. — Manchmahl aber findet keine solche Vermehrung statt, oder sie geschieht vielleicht zu tumultuarisch, kurz die Hjdatide erkrankt und stirbt, worauf dann mit ihr die obenerwähnten Veränderungen vorgehen, bis sie zu einer harten kalkartigen Masse ausdorrt.
Ganz so verhält sich die Sache bei den Hydatiden, die In dem Menschen ge- funden werden , nur mit der Ausnahme , dafs man die kleinen mit Hakenkränzen und Saugmündungen versehenen Thierchen noch nicht darin gefunden hat, son- dern statt dieser nur kleine glatte Kügelchen, Denn ich traue nicht ganz der Be-
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obachlung von Goeze Cp)j der in den von Meckel ihm mitgethcillcn Hyda- iiden olivenförmige Körperchen nnit einem einfachen Hakenkrnnze gefunden haben ^\i\\ , und furchte , dafs ihn sein beliebter Prefsfchieber getauscht haben möchte. Ich habe auch dergleichen olivcnformige Körper in Hydaliden aus dem Menschen, welche mir Herr v. So mm erring gütigst millheilte , gefunden, aber von ei- ftem Hakenkranze konnte ich nichts gewahren.
]Nichts desto weniger wachsen diese Bläschen ohne den mindesten Zusammen- hang mit irgend einem anderen Körper frei für sich fort, ganz wie die Hydaliden aus den Klauenthieren. Auch finden bei ihnen die nähmlichen krankhaften Me- tamorphosen stall, wie bei jenen, sie müssen folglich auch mit ihnen zu einer Gattung gehören. Vielleicht würde man auch noch die Hakenkranze und Saug- mündungen in einer Urhydatide finden. — Was mich in diesem Glauben bestärkt, ist der Umstand, dafs selbst bei llülsonwürmern 2ter imd 5ter Generation der Klauenthiere die eigenthümliche Form der kleinen Würmer früher zu schwinden anfängt 5 und sich der Kugelform nähert. Es scheint, dafs wenn es hier einmahl zum Fortpflanzungsprocesse gekommen ist, die Entwickelung der Jungen 3ter und 4ter Generation bedeutend schneller vor sich geht. Alle Hydaliden aber, welche ich aus Menschen gesehen habe, waren wenigstens von der 2len Generation. Ürhydatiden, wo nur eine einzige grofse Hydatide den ganzen Hydatidensack aus- füllt, und die ich bei Klauenthieren sehr oft gefunden habe, sind mir bei Mensciien noch nicht vorgekommen. Vielleicht hat FelixPlater CqD dergleichen gesehen denn er spricht von apfelgrofsen mil hellem Wasser gefüllten Blasen in menschli- chen Lebern und Gekrösen. Ganz bestimml aber war es eine Urhydatide, deren de H^en Cr) erwähnt. Die imgeheuer grofse Leber eines 24jährigen Man- nes v*'ar mit sehr vielen Geschwülsten besetzt, die das Ansehen von Skirrhen hal- len. Man schnitt in die eine und sogleich sprang mit Heftigkeil eine Flüssigkeit hervor, deren Menge man auf eine Mafs schälzte. Nachdem diese abgelaufen war, konnte man die zusammengefallene Blase leicht herausnehmen, da sie mil der ihrer Grofse vollkommen entsprechenden Höhle in der Leber nicht den min- desten Zusammenhang halle. Jedoch war diefs die einzige gesunde Urhydatide in dieser Leber. Denn einige der übrigen Geschwülste enthielten sehr viele Hy- daliden von sehr verschiedener Grofse, andere eine fellige Schmiere icrassa et
(p) Zeder Nachtrag. S. 3io. (q) Observ. Lib. III. p. 617. (i) Balio medendi- VII, p. i25.
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pinguis amiirca) , wieder andere eine solche, die sich sandig anfühlen liefs. —
Hier wohnten also in demselben Organe: eine MuUerhydalide, sehr viele von
der 2len Generalion , wie auch krankhaft degeneriile beisammen. Ganz so habe
ich es einmahl in der Leber enes Dromedars {.Cameliis bactrianiislj,^ gefunden.
Da man Indefs bei den im Menschen gefundenen Hülsenwiirmern die Haken- kränze noch nicht mit Zuverlässigkeit beobachtet hat, so ist der Nähme Echino- coccus für diese Species unpassend, indem es vielmehr ein JLiococcus ist» Wollte man aber diesen Nahmen w ählen , so würde man aus den menschlichen Hülsen- würmern eine neue Gattung machen, was gewifs unrecht wäre. Ich schlage da- her vor, die GAllun^ Spianchnococciis:, die eine Art echinatus und die andere laevis zu nennen , bis etwa auch an dieser die Hakenkränze entdeckt werden. Herr Laennec nennt unsern Wurm ^cephalocy^stis.
Der Wohnsitz dieser Blasenwürmer ist sehr leicht zu bestimmen, wenn man sagt, dafs es mit Ausnahme des Darmkanals kein Organ in dem menschlichen Körper gil)t, in welchem sie nicht schon gefunden worden wären. Indefs darf man doch nicht unbedingt alles dasjenige , was von den Schriftstellern für Hjdafiden ausgegeben wird, als solche annehmen. Selbst in dem vonLüdersen ange- führten von Herrn Kelch beobachteten Falle, scheint mit Ausnahme der an der Leber hängenden Hjdatide, nicht eine einzige geeignet zu sein, um hieher bezogen vs erden zu können. Jedoch will ich hierdurch keineswegs der Asche Lü- dersens übel reden. Er hat mit ungeheurem Fleifse zusammengetragen alles das, was die Aerzte Hydatis zu nennen beliebt haben, und sich darüber hinläng. lieh bei seiner Classiiication der Hydatiden gerechtfertiget. Aber die Beobachtun- gen von Persius Cs) und Coiter (t) , wo alle Eingeweide der Brust- und Bauchhöhle mit Hydatiden besetzt w aren , scheinen allerdings hierher zu gehören.
Ueber das Vorkommen von Blasenwürmern im Gehirne, sowohl in dem Mark, als in den Häuten , Höhlen und anderen Theilen desselben , findet man mehrere Fälle bei Morgagni de caiiss, et sedib, morh. aufgezeichnet. Manche mor- gen wohl zu deni Blasenschwanze gehören. Jedoch besitze ich selbst einige Hül- senwürmer kleiner noch als Senfkörner aus der Glandula pitnitaria , welche ich der Güte des Herrn v. Sömmerring verdanke. — Morrah erzählt von einem 16jährigen ?vlädchen, dafs es alle 3 Wochen zwei heftige Ohnmächten be- kommen, zuletzt Gehör, Gesicht und Geruch verloren habe, und auf der linken Seite gelähmt worden war. Nach 8 Monathen , von der ersten Ohnmacht an ge- (s,t) ßoneti sepulchret. Llb. III. Sect. XXXI. Obs, 21. §. O.7.
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rechnet , starb es apopleklisch. Bei der Leichenöffnung fand man in der rechten Hemisphäre des Hirns eine 3 Zoll lange und 2 Zoll breite Hydalide. — Adam - Schmi<lt hat eine in der Thränendrüse beobachtet. — Am Herzen hat Mor- eaoTii Ci>) eine grofse Hjdatide hängen gesehen. Aehnliche Beobachtungen führt er an (x) von Cordaeus, Fontanus, Persius und Ballonius. Geoffroy berichtet von zwei bedeutend grofsen Hydatiden in der Brusthöhle. Collet erzählt uns, dafs eine iyjährige Frau vom 6ten September 1771 bis llen Januar i772, 135 Stück Hydatiden von der GrÖfse einer Erbse bis zu der eines Hühnereies mit Husten ausgev^orfen habe, jedoch waren alle zerrissen. Auch halte diese Frau eine Geschwulst in der Lebergegend , so dafs, die Hydaliden vielleicht von daher gekommen sein konnten. — Eine 24jährige Frau warf nach einer vor- hergegangenen Lungenentzündung eine grofse Menge häutiger Massen aus, wel- che man ihrer Structur nach für die Bälge von Hydaliden halten mufsle Cy). Mouro führt einen Fall an, wo das Aushusten der Hydatiden durch TabaUrau-^^ eben sehr erleichtert wurde. — Der Beobachtung von ßlasenwürmern in der Schilddrüse von de Haen ist schon oben erwähnt worden. — Herr Leibchirur- gus Kern exstirpirte vor mehreren Jahren eine Geschwulst auf dem Brustbei- ne, welche mehrere Hydatiden enthielt, die mir gütigst von ihm mitgelheilt wurden. — Ruysch (z) fand einst eine Leber aus lauter Hydaliden bestehend, die eine durchscheinende lehmige Materie enthielten. In besagter Leber w^ar nicht der kleinste Ast von einer Pfortader oder Hohlader, von Gallengängeit oler Leberarterien wahrzunehmen. Herr Veit sah aus einem Abscesse zwischen der lOten und liiert Ribbe der rechten Seite innerhalb 4 bis 5 Tagen mehrere hun- dert Hydaliden von der Grofse einer Erbse bis zu der eines Taubeneies hervor- quellen. — Pemberton fand eine Hydalide am Netze von 5 Zoll im Durch- messer. — Er sah in einem Leberabscesse, der sich in die Lunge öfiFnele wenig- stens nÖO Hydatiden von dritlehalb Zoll im Durchmesser bis zur Kleinheit eines Nadelknopfs. — In der Substanz der Milz kamen ihm vor zwei kugelförmige Hy- datiden , jede von 3 Zoll im Durchmesser, welche eine klare Flüssigkeit entblei- ten , in der kleine Hydatiden schwammen. — Lüdersen fand die Milz eines 40jährigen allgemein wassersüchtigen Mannes zu einem ungeheuren Sack ausge-
(u) De causis et sedib. XXV. i5.
(x) Ebendaselbst XXXVIII. 35.
(y) The Edinburgh medical and surgical Journal. Vol. VII. igii. p. 4<3».
(7.) Thesaur. 1. N. Xij.
251 (lehnt, welcher eine grofse Menge Hydaliden enthielt, vvoron die gröfsle einer Zitrone gleich beinahe 3 Unzen wog, die kleinsten wie Senfkörner waren. — - Boudet (a) fand ungefähr 4000 Wasserblasen in einem Sacke zwischen den Muskeln und dem Bauchfelle. — Nach Macleay bildete sich binnen anderthalb Jahren ein ungeheurer am Gekröse festsitzender Balg, der die ganze Unterleibs- höhle einnahm, vmd an 35 Finten Hjdatiden enthielt, von denen viele die Gröfse einer Orange hatten. — Le Cat hat eine ähnliche Beobachtung aufgezeichnet. — Cullerier fand in einer 3 Zoll langen und anderthalb Zoll breiten Höhle im Schienbeine eine Hydatide von mehr als einem Zolle im Durchmesser, welche wieder kleiner^ HydatiJen enthielt.
Leicht könnte ich die Zahl der über unseren Gegenstand gemachten Beobach- tungen um ein halbes Hundert vermehren, wenn ich nicht befürchtete die Ge- duld meiner Leser zu ermüden. Lieber wäre es mir und gewifs auch für m^ne Leser interessanter, wenn ich etwas Genügendes oder auch nur Halbffenü"endes mit Verläfsllchkeit liber die Erkenntnifs des Vorhandenseins dieser Würmer in dem noch lebenden Menschen , über die veranlassenden Ursachen ihrer Erzeuo^un» und über die Heilung vorzutragen wüfste. Herr Lassus hat uns zwar als Merk- mahle , woraus man auf die Gegenwart von Blasenwürmern in der Leber schliei'sen könnte, folgende Zeichen angegeben: Blasses Aussehen, aber nicht gelb oder gallicht; von Zeit zu Zeit heftige Schmerzen in der Leber; weicher nicht gespann- ter Bauch, träger Stuhlgang, Die Kranken haben Ekel, erbrechen sich auch wohl und glauben, sie würden von dem Gefühle von Schwere befreiet werden, wenn sie sich nur hinlänglich erbrechen könnten. Die Regio epigastrica schwillt ein wenig auf und ist fast immer schmerzhaft. Der Kranke fühlt daselbst ein Gewicht, welches ihn zu ersticken droht, sein Athmen beschwerlich macht, und Husten ohne Auswurf verursacht. Er befindet sich in dem Zustande eines Menschen, der am Dampfe leidet. Unmerklich bildet sich eine unebene pralle Geschwulst, welche, wie sie zunimmt, mehr oder weniger Zeichen von Schwap- pern gibt. Auf dem Rücken kann der Kranke nicht wohl liegen und nur auf der rechten Seite, wenn die Hydatide in dem grofsen Lappen sitzt. Im Sitzen beugt er sich vorwärts. Im allgemeinen ist der Appetit verloren, die Verdauung schlecht, die Zunge blafs, jedoch unbelegt. — Indefs kommen doch mehrere vor, welche die Efslust bis zum Tode behielten, — Keine geschwollenen Fiifse, aufser im Falle von complicirfem Ascites und am Ende der Krankheit. Keine Zeichen (a) Giornale di Mediana prallca, compilato da V. L. Brera, Vol. II. Pädua igia.
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von vorhergegangener Entzündung oder Eiterung. Der Puls ist nicht fieberhaft, aber langsam, klein, gespannt.
Allein aufriclilig gestanden , ich habe kein grofses Vertrauen auf dl« Verläfs- lichkeit dieser Zeichen , denn sie scheinen vorzüglich hergenommen zu sein aus einer Beobachtung von Roux (b) , wo aber auch neben den Hjilatiden in defLe- bei- , bedeutende organische Fehler im Herzen und dessen Nachbarschaft vorhan- den v^aren, welche leicht die Erstickungszu fälle, und endlich selbst den plötzli- chen Tod verursacht haben konnten. Ich niufs daher bekennen , dafs ich mir nicht traue, aus allen denen von mir über vorgefundene lijdatiden nachgelesenen Beobaclilungen , ein einziges bestimmtes Zeichen anzugeben , aus welchem man mit Gewifsbeit auf ihre Gegenwart schliefsen könnte.
Ebenso schwer hält es' mir, etwas mit Gewifsbeit über die veranlassende Ursache derselben zu sagen. Doch kann ich nicht unbemerkt lassen, dafs bei Vie- len, in denen dergleichen Blasenwürraer gefunden wurden, früher Gewallthätig- keiten auf das damit beliaftete Orgnr» verübt worden waren. Die beiden Mäd- chen der 7ten und 8len Beobachtung von I^assus hatten sich 3 oder 4 Jahre vorher bei einem Falle in der regio epigasirlca weh gelhan. — Der Schuster von Corvisart und Leroux halte einen Stofs von einer Deichselin das rechte Hjpochondrium erhalten, worauf er heftigen Schmerz empfand, der jedoch wieder verging. Allein 3 bis 4 Monathe nachher bemerkte er an d'jrselben Stelle eine leichte Auftreibung des Bauchs, besonders im rechten Hypoc londrio , wel- che immer mehr zunahm , so dafs er nach ö Jahren alle Arbeit aufgeben mufste.
Auch der von Cullerier angeführte Patient hatte sich einige Jahre zuvor
auf einer Leiter einen Stofs an das Schienbein gegeben. — Wären nun solche äufsere Gewaltlliäligkeiten eine veranlassende Ursache zu Erzeugung dieser Ilülscn- würmer, so könnten auch wohl heftige Erschütterungen des Körpers durch einen Sprung von grofser Höhe, durch heftiges Niesen, Husten u. s. w. mit dazu gerech- net werden. Ganz absurd scheint mir eine solche Erklärung dieser Hjdatiden nicht zu sein. Denn kann Gehirnhöhlenwassersucht auf heftige Erschütterung der Wirbelsäule entstehen, so kann sich ja wohl auch in irgend einem anderen Or- gane ein Tropfen plastischer lebender Feuchtigkeit ergiefsen , aus dem Kreislaufe austreten, sich plötzlich zu einem eigenen selbstsländigen Ganzen bilden, welches die Urform aller organischen Körper d. i. die sphäroideische annimmt, sich auf Unkosten des Organs vergröfsert und' endlich selbst den Herrn im Hause spielt, (b) Dessen Journal October 1774- p. 3i4-
263 So langTo indcfs die DIagnoflik und Aeliologie dieser Paraslleri in so t-efes Diinl;ol gehüllt sind, um \Tie mifsliciier mufü es nicht mit der Thrrnpeutik aus- sehen. Lnssus sagt zwar, dofs die OoflViungen so!cl»er llydatidensftche allzeit tödllich ahgelaufen wären, erzählt aber doch selbst Cc) einen F.ili aus Guattani, wo der S.Tck von freien Slüchen aufsprang, und niciir als 300 H^datiden heraus- liflmen. Durch 0 Jahre blieb eine Fistel die endlich zulKÜle, wobei sich der Mensth ganz wohl befand. Auch der Kranke der ersten Beobachtung hol Las- sus lebte, nachdem man die Geschwulst kür:Sllich geöffnet halte, noch ein Jahr lang. Tyson (d) erzählt die Geschichle einer Frau, von besserem Befinden, alj je vorher, welcher er vor lo Jahren auf der rechten Seile unter den kurzen Rippen eine OelVnung halte machen lassen, woraus eine Menge helles Wasser, aber auch mehr als 500 Hjdatiden flössen , gröfstenlheils waren sie ganz und mit hellem Wasser gefüllt , die gröfseren , welche nicht durch die Oeffnung hindurch konnten, waren zerrissen. — Man hat auch Beispiele, dafs welche durch den Darmkanal abgegangen sind. Bidloo (e) erzählt ein solches. Wahrscheinlich war in diesen Fällen der Hj'datidensack mit dem Darme verwachsen und bei Ber- stung desselben ergossen sich die Hjdatiden in diesen Kanal. Denn dafs sie sich nicht im Darme selbst erzeugen und fortpflanzen können, sieht wohl ein Jeder ohne mein Erinnern ein.
Noch mufs ich einer Art von Hydaliden erwähnen, welche von unserem hier abgehandelten Ilülsenvvurme in mehr als einer Hinsicht ganz verschieden sind. Ich meine die Hydatiden, welche sich öfters in der Gebärmutter, es sei nun ent- weder für sich allein, oder in Gemeinschaft mit einem Fötus, oder auch nur im Mutterkuchen erzeugen, und die Weifsmantel Hydrometra hydatica oder Traubenmolen nennt. Vor zwei Jahren hatte Herr Dr. Helm die Güte, mir eine dergleichen, nebst der kurzen hier folgenden Krankengeschichte mitzutheilen. Barbara St., von Kindheit an schwächlich und kränklich, besonders an Haut- krankheiten und Drüsengeschwülsten leidend , bekam schon in ihrem neunten Jahre die monathliche Reinigung und zwar immer sehr stark, so dafs sie gewöhn- lich i4 Tage damit zubrachte. Dicfs minderte sich jedoch in der Folge, wobei sie noch einige Krankheilen zu überstehen hatte, und zuletzt auch an einem gut- artigen weifsen Flusse litt. Im Junius i8l5, wo sie bereits 22 Jahr alt war, ver-
(,c) Am angefülulen Orte. S iSy.
(d) Lumbricu^r hydropiciis.
(e) Am angefühlten Orte. Seite sg.
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heirathete sie sich. Im October blieb ihre Reinigung aus, und mebrere Erschei- nungen deulelen auf Schwangerschaft. Am 7ten Jenner lief« sie Herrn Dr. Helm rufen dem sie kla'^te, dafs sie schon seit vier Wochen an heftigen Kreutzschmer- zen leide auch bald mehr bald weniger dickes schwarzes Blut aus der Scheide verliere, übrigens sich wohl befinde, nur fehle die Efslust, dagegen sei der Durst vermehrt. Ueber den Schambeinen konnte man deutlich den ausgedehnten Uterus fühlen , jedoch verursachte der gelindeste Druck heftige Schmerzen. Auf die verordneten Arzneien stillte sich die Blutung, kam aber nach einigen Tagen nebst den f{reutzschmerzen wieder zurück. Unter abwechselnder Besserung und Verschlimmerung stellten sich endlich am 30ten wieder Wehen mit Bluten aus der Scheide ein; der Muttermund, den man früher kaum erreichen konnte , öffnete sich der forschende Finger aber konnte nichiä von einem vorliegenden Pundstheile unterscheiden. Um 9 Uhr stürzte unter heftigen Wehen plötzlich eine runde, Kopfcrofse Mola hervor. Sie war mit einer Haut vimgeben , welche die Heb- amme zerrifs, worauf dann einige tausend Hjdatiden zum Vorschein kamen. Am 3ten Tag bekam die Frau Fieber , die Brüste schwollen an und gaben Milch. Durch zweckmäfsige Behandlung wurde sie bald ganz hergestellt. Im nahmli- eben Jahre wurde sie wieder schwanger und gebar seitdem ein gesundes und wohl- gestaltetes Mädchen. ■ ^
Gleich am anderen Tage erhielt ich diese Hydatiden , sie safsen an Stielen und einn^en von einer Art Mutlerkuchen aus. Die grüfsten waren wie Haselnüs- se die kleinsten, wie. Hanfkörner. Sie waren durchsichtig und mit einer wasser- hellen Flüssigkeit gefüllt. Einen Theil derselben übergofs ich sogleich mit Weingeist um die erwähnte Placenta besser zu erhalten , die mir im Wasser leicht auflofs- lich schien. In Kurzem färbten sich die Blasen roth; ein Gleiches geschah mit denjenigen, welche längere Zeit mit den blutigen Anhängen in Berührung im Wasser liegen blieben, und konnten erst nach und nach wieder ausgewässert werden. Hieraus scheint mir zu erhellen, dafs diese Hydatiden ihr eigenes Le- ben führen müssen , eigene Thiere für sich sind. Dafs sie mit Stielen auf einem gemeinschaftlichen Grund und Boden, oder auch die einen auf den andern festsitzen, beweist nichts gegen diese Annahme, denn es gibt in dem grofsen Wasserreiche eine unendliche Zahl von Thieren , die ein Corpus sessile haben. Es beweist aber der Umstand, dafs sie, so lang sie lebten, nichts anderes in ihren Körper aufnahmen, als die demselben zuträgliche und wasserhelle Flüssigkeit, sehr für ein eigenthümliches Leben. Erst nach dem Tode gestatteten ihre Häute der sie
2&ß umgehenden Flüssigkeil den freien Einlritt. Ein Gleiches geschieht mll den llül- senwürniern , wenn man sie in gefärble PiüssigUeit logt. Dafs aber eine gnnze solclie Traube nicht etwa eine blofse Auftreibung oder AufblähuMg lymphatischer oder irgend anderer Gefäfse ist, geht daraus hervor, dafs die Stiele nicht hohl sind. Denn wenn man eine von den gröfseren Blasen , an welcher tiefer mehrere kleinere hüngen mit (j)uecksilber füllt , so dringt dieses nicht in die letaleren.
Ich verlange indefs nicht, dafs man sie auf meine Authorität hin, künftig zu den Eingeweidewürmern zählen soll. Ich habe daher auch nur ein kleines Theil- chen dieser Traubenmola auf der Tilelvignette unter den Pseudohelminthen ab- bilden lassen. Eine nicht übelgeralhtne Zeichnung einer solchen Mola findet man auch bei Bidloo C().
Clarke erzählt einen Fall, der dem von Herrn Dr. Helm ganz gleich zu sein scheint. Auch bei dieser Frau erzeugte sich Milch in den Brüsten , so dafs sie ein Kind anlegen konnte. INIoreau ervTähnt eines ähnlichen Beispiels, VVatson berichtet: Eine Frau von 48 Jahren, die mehrere Kinder geboren hatte, glaubte sich im November abermahls schwanger. Im Febrauar bis Ende März verlor sie jede Nacht Blut durch die Scheide. Da sie indefs kein Dickerwerden des Bauchs und kein Anschwellen der Brüste bemerkte, so stund sie in der Mei- nung, dafs sie wohl ihre Pieinigung ganz verlieren würde. Am ersten April aber fingen an , nach vorher";e2fana;enen Kreulz^chmerzen viele Wasserblasen abzuge- hen , in der Gröfse von einer Musljatnufs bis zu der eines Stecknadelknopfs, einige mit durchsichtiger andere mit blutiger Lymphe gefüllt. Hierauf befand sie sich wohl, — Mougeot hat auch darüber geschrieben, die von ihm angeführten Beobachtungen aber sind von Percy. Dieser Letzlere behauptet, dafs diese Hy- datiden lel>endige Thicre wären ; in dem Mutterkuchen kämen sie häufiger vor, und bei den wietlerkäuenden Thieren vermisse man sie selten. Nach ihm sind Zeichen einer Hydalidenschwangerschnft, öfterer kleiner Verlust von ßlnl oder Schleim vom 2ten Monathe an bis zur Niederkunft; der IVIullermund hl inmier klaffend, und ändert kaum die Form und Stelle. Der Bauch ist zwar dick aber nichthart und fühlt sich taigig an. Die Zeit der Niederkunft mit solchen Hydatiden ist unbestimmt; bei einigen erfolgt sie mit 3 Monalhen, bei anderen erst im lOten, doch selten später, — Zu Beförderung des Abgangs der Hydaliden, wenn sich nähmlich erst welche gezeigt haben , empfielill er Einspritzungen von Meerwasser oder einer gesäiliglen Kochsalzauflosung mit Essig, — Er bespricht auch die (f) Am angefülirten Orte. Tcb. 2,
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Frage , ob wohl im jungfräulichen Zustande eine solche Hydatidenmola sich er- zeugen könne und beantwortet dieselbe bejahend. Dazu bestimmt ihn vorzüg- lich die zweite von seinen drei Beobachtungen. Einer Kanonissinn von aC Jahren blieben im Julius 1T88 die Regeln aus, der Bauch wurde dick u, s. w. Am 5tea Aprill 1789 leerte sie zwei Frauenzimmernachltüpfe voll Wasser und ganze und zerrissene Hjdatiden aus.
Dem kaiserlichen Rath und Professor der Entbindungskunst an der Josephini sehen Militairakadcmie, Herrn Dr. Wilhelm Schmitt sind auch 5 dergleichen Fälle vorgekommen. In dem ersten waren die Hydatiden ganz gleich denen von Herrn Dr. Helm gefundenen. In den zwei späteren Fällen, die er zu beobach- ten Gelegenheit halte, waren die Blasen viel kleiner und überhaupt von sehr un- gleichem Kahber, und lagen haufenweise und unordentlich zerstreut in einem gallertarti<*en Wesen, das man mit nichts besser als mit dem Froschlaiche ver- gleichen kann. Das Ganze hing jedoch mit einer allgemeinen häutigen Hülle zu- sammen , die dem Chorion glich. — War vielleicht in diesen beiden letzteren Fällen krankhafter Zustand der Hydatiden vorhanden ? — Auch sprechen mehrere Beobachter von dem Abgange der Hydatiden, ohne dabei zu bemerken, dafs sie mit Stielen aneinander hingen. Sollten sich vielleicht mit der Zeit diese Hydati- den von dem Stiele trennen, wie sich das Ei von dem Eierstocke in der Henne trennt? — Es ist möglich. Ja! mir ist es jetzt, da eben dieser Bogen gedruckt werden soll, sogar sehr wahrscheinlich. Denn ich erhalte gerade eine kleine Ab- handlung von HerrBr era Cg) j wo auf einer grofsen Tafel dergleichen Hydatiden abgebildet sind. So viel ich aus der Geschichte entnehmen kann, higen sie zwi- schen dem Bauchfelle und den allgemeinen Bedeckungen. Der gröfste Theil der- selben besteht aus einzelnen frei liegenden runden und zwar gröfseren Blasen. An drei verschiedenen Stellen befinden sich jedoch bedeutend kleinere die mit Stielen zusammenzuhängen scheinen.
^g) Tabula Anatomico-Palhologica ad illustrandain Historiara Vermiuin iii visceribus abdominis degeil- tium, Hydropem- Ascitem, vel Gravidilatem siinulanluim , cum Epicrisi • Aiictore Valeria;io Aloysig Breia, M. D. Viennae Auslriae i8i8. 4.
EILFTES CAPITEL.
A r z e 11 e i f o r *m e 1 n.
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Nro, 1. Ilc, Semin. Cinae. s. Tanacet. rudit. contus, ^ fs. Pulv. Rad. Valerian. S. "^ij.
Jalapp, ^fs — Scr. ij. Tarlar. vitriolal. ^ifs — Ji). Oxymel. scillit. fj. s, ut f. Electunr, D. S. Zwei auch dreimahl täglich einen Kaffehlöffel voll.
Dieses Mittels bediene ich mich seit vielen Jahren mit dem besten Erfolffe
ö
gegen alle Arten von Darmwürmern. Mir scheint diese Zusammensetzung eine der bestgeeigneten zur Erreichung der bei Behandlung der Wurmkrankheiten vor- gesetzten Zwecke , jedoch salvo meliori jiidicio. — Der Zittwersamen , auch statt dessen der Samen oder vielmehr die reifen Blüthen des ilainfarren haben sich von je her als kräftige Wurnimitlcl bewährt. Ich lasse diese Samen nur leicht zerquetschen , erstlich weil das in den Apotheken in gröfserer Menge aufbewahrte feine Pulver öfters schon einen grofsen Theil seines eigenthünillchcn Geschmacks und Geruchs verloren hat, und zweitens weil sie auf diese Art gegeben im Magen schwerlich ganz zersetzt werden, und daher noch m^eohanisch auf die Würmer wirken können, oder wenn auch diefs nicht der Fall ist, doch immer nocli in einem kräftiger wirkenden Zustande bis zu den dünnen Därmen, dem eigentli- chen Wohnsilze der Spul- und Nestelwürmer gelangen. — Der Baldrian ist gleich- falls nicht nur als wurmwidriges Mittel bekannt, sondern behauptet auch unter den Mitteln, welche wohithälig auf ein beunruhigtes Nervensystem wirken , vor- züglich, weil er so wenig Gegenanzeigen hat, einen der ersten Plätze. Da nun aber bei Wurmkrankheiten das Nervensystem gewöhnlich mehr oder m eniger miter- griffen ist: so wird wohl Niemand ihn aus dieser Formel ausstreichen wollen. — Die Jalappe mit der gehörigen Vorsicht gereicht , ist unter allen mir bekannten Auführungsmilteln eins von denjenigen, durch welche der Darmkanal am wenig- sten geschwächt wird. Ja, ich möchte sie, sit venia verbo, ein tonisches Pur- gans nennen. Sie ist eines von denen Mitteln, welche am besten geeignet sind, Schleimj und alten verlegenen Koth auGsulösen und fortzuschaffen. — r Das schwe- felsaure; Kali ist als Abführungsmiltel hinlänglich bekannt. ITi;« seiner Schweraiif-
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löslich1<elt willen, ziehe ich es gerade allen andern vor. Es wirkt um so viel lang- samer, aber auch um so viel sicherer. Es zerschneidet den zähen Schleim und reitzt zugleich die Darme zur Absonderung seröser Feuchtigkeiten , welche zum Vehikel dienen , den losgerissenen oder locker gemachten Schleim weiter forlzu- spiilen , ohne jedoch, wenn es in so kleinen Gaben, wie hier, gereicht wird, wäfsrige, den Körper schwächende Stühle zu verursachen. — Der Meerzwiebel- honig ist auch nicht aufs GerathevTohl zum Excipiensgewählt. Er wird seit alten Zeiten als schleimauflösendes Mittel geschätzt, besitzt aber auch noch andere Ei- genschaften, um derentwillen er hier auf indirectem Wege einigermafsen nützlich werden kann. Er befördert bekanntlich dieSecrelionen der Nieren, derHaut und der Lunten, Wenn also durch diese Organe mehr Stoffe , die dem Körper zur Last sind, ausgeführt werden , so werden die Gedärme um so weniger damit be- lästiget, und es werden daher nicht nur weniger Stoffe dahin abgelagert, welche zur Erzeugung der Würmer vielleicht mit Anlafs geben, sondern es wird auch aus den genossenen Speisen ein viel reinerer Nahrungssaft bereitet werden, wo- durch der Körper schneller zur Kraft gelangt und die Harmonie in den Verrich- tungen desselben hergestellt wird.
Es ist möglich, dafs meine Vorstellung von der Art und Weise, wie diese Miltfil einzeln wirken, nicht die richtige ist: aber das ist wenigstens gewifs, dafs mich dieses Mittel, so zusammengesetzt, wie es hier erscheint, in meinen Er- wartungen nie getäuscht hat.
Nro. II. Rc. Herb. Absinthii.
Rad. Valerlan. s. aa ^j.
Semin. Tanacet.
Cortic. Aurant. aa ^ fs. C' C. M. D. Zwei gehäufte Efslöffel voll mit einem Pfund siedenden Wasser zu überbrühen, über Nacht wohl bedeckt stehen zu lassen, durchzuseihen, auszu- pressen und zu zwei Klystleren zu verwenden, ledern Klystiere wird ein Löf- fei voll stinkendes Hirschhornöhl zugesetzt.
Nro. III. Rc. Pulv, Rad. Jalapp. Scr. j.
Fol. Senn. ^fs.
Tartar. Vitriol. 5j«
M. f. Pulv. divid. in lij. vel jv. part. aeq. D. S. Alle Stunden eins oder
auch alle halbe Stunden ein halbes Pulver zu nehmen , bis Wirkung erfolgt.
259 Niü. IV. Oleum a n l Ji e 1 ni i n l h i c u m. Die Vorschrift zu dessen Bereitung ist oben Seite i5ö gegeben worden» Dieses Mittel ist eine Erfindung von Chabert, der sich desselben mit Nutzen zu Abtreibung von Würmern aller Art bei Thleren bediente. Auch hat er einem 12);thrigen Mädchen Lel)eregeln damit abgetrieben, wie diefs zu lesen in den Rei- sen von Rudolphi Theil II. S. 3 7.
Goeze hat schon dieses Mittel den Aerzten zu weiterer Prüfung empfoh- len, ein Gleiches that Herr Brera Ch), und Rudolphi(i) setzt es an dieSpilze aller wurmtreibenden Mitlei. — In weh hen Gaben man es Pferden, Kälbern, Schafen, Schweinen und Hunden geben hönnp, haf Chabert angezeigt; wie viel aber ein Mensch davon vertragen l<önne , hat Niemand gelehrt. Da ich gera dieses Mittel versuchen wollte , ohne jedoch zu wagen, dadurch Zufälle bei mei- nen Kranken entstehen zu sehen, die mich und sie in Verlegenheit hätten setzen liönnen , so blieb mir, da mir zu dem Versuche kein armer Sünder, der das Le- ben verwirkt hatte, zu Gebolhe stand, nichts anderes übrig, alsniich selbst zur Probierscheibe aufzustellen , nt fiat experimentiim in corpore vili. — Diefs darf jedoch nur Ich sagen. — Ich nahm also, ohne selbst an Würmern zu leiden, anfangs ganz kleine und nach und nach gröfsere Gaben dieses Oehls, dessen Ge- ruch und Geschmack mir gar nicht unangenehm ist , ein , und da ich davon nicht die mindesten Beschwerden empfand, so gab ich es nun auch meinen V/urmkran» kcn , und ich habe von dessen vorsichtigem Gebrauche nie übele Folgen gesehen. Einmahl nahm eine Kochinn, wahrscheinlich nach dem Sprüchelchen sich richtend. Viel hilft Viel, ein ganzes Fläschgen voll, d. i. mehr als eine Unze in einer Nacht. Darauf bekam sie ziemlich heftige Kolikschmerzen, die sich jedoch auf den Gebrauch einer Oehlemulsion gegen Abend schon ganz wieder verloren hatten.
Nro. V. Stärkende Tropfe n.r,Ä-y?j „ Rc. Tinctur. Aloes compos. Pharm, austr. q], Martis pomat. 5 J" Elix. Vitriol, anglic. Pharm* Lond. ^is. M. D. S. lo. 20. 30 und mehr Tropfen, täglich 3 bis 4mahl in einem Slengelglasvoll Wasser oder Wein zunehmen.
(Ii) Vorlesungen. S. iii, (i) Enloi. 1 p. 493.
53 *
2ßö
Die Tinctnra Aloes composita ist das eheniahls sogenannte -E/Z-riVm/n pro' prietatis dulce , bestehend aus Aloe, Myrrhen und SaftVan, in kleinen Gaben wie hier , ein herrliches Tonicum , wobei dennoch der Leib immer offen erhal- ten wird. — Das Eisen und besonders das schwefelsaure Eisen >vird von vielen zu den Wurmmitteln gezählt ; verdient aber, wie auch schon erinnert wurde, diese Ehre gewifs nur in so fern, als es durch Stärkung des Körpers, durch Beförde- rung einer besseren Mischung der Säfte der -Wiedererzeugung der Würmer vor- beugt. Aber in diesem Falle bewährt es sich auch als eins der vorzüglichsten, wobei sich von selbst versteht, dafs zuvor d<r Darm von dem anhängenden dicken und zähen Schleim gehörig gereiniget sein niufs. Das Elixiriani Vitrioli an- glicanum ist auch unter Aom ^»hn^enElixiriamf^itrioliMynsichti bekannt. Ich lasse es immer nach der Vorschrift, welche dazu in der I/ondner Pharmako- poe gegeben ist, bereiten. Das in einigen unserer neueren Pharmakopoeen ca- strirte sogenannte englische Vitrlolelixir mag ich nicht.
Diese stärkenden Tropfen, welche man ohne Verleumdung allerdings ein Remedium qnnni maxinie compositum nennen kann , wende ich nicht nur bei der Nachcur von Wurmkrankheiten mit dem besten Erfolge an, sondern ich liabe mich desselben auch öfters mit Nutzen bedient in Bleichsüchten, beim weifsen Flusse und ähnlichen Krankheiten, wohlgemerkt' erst dann angewendet, wenn Zeit dazu war.
Damit sich jedoch nicht «twa ein Recensent , der gern seine chemischen Kenntnisse auskramen möchte, vergebens in Athem setze, um mich zu belehren, dafs bei der obigen Mischung die apfelsaure Eisentinctur zersetzt werde ; so mufs ich erinnern , dafs ich diefs recht gut w eifs , auch schon gewufst habe , aIs ich das erste Mahl diese Alischung vorschrieb. la, ich habe mich noch nicht einmahl darum bekümmert zu untersuchen , wie viel Eisen von der in dem englischen Elixir enthaltenen Schwefelsäure zu schwefelsaurem Eisen gebildet wird, und wie- viel als apfelsaures Eisen in der MiSchurtg zurück bleibt. Ich weifs nur aus der Erfahrung, dafs auf den zweckmäfsigen Gebrauch dieser Tropfen die blassen Lip- pen sich röthen , das Gesicht eine bessere Farbe, die Muskeln mehr Derbheit, kurz der ganze Körper nielu* Stärke erhalten, Diefs genügt mir.
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ZWÖLFTES CAPITEL.
Anhang über Pseud oheiminthen.
Uiesen Nahmen gebe ich, mit meiner Leser gütigenErlauLnifs, allen jenen frem- den Körpern, es seien nun Tliiere oder Nichtlhiere , welche entweder lebenden Menschen abgingen oder nach dem Tode in ihren Leichnamen gefunden, und von den Acrzten für Eingeweidewürmer gehallen wurden, es aber in der That nicht sind. Indcfs werde ich micli blofs auf die in neueren Zeiten bcl<annt ge- machten beschränken, denn wollte ich mich über alle die Würmer mit Haaren, Augen, Füfsen und Schwänzen , welche die äUern Acrzte aus Nasen, Ohren und anderen Theilen des menschlichen Körpers haben hervorkommen gesehen, und die gewöhnlich nichts anderes als Insecten oder deren Larven waren, ausdeh- nen: so würde ich ein ganzes Buch damit füllen können, Indefs findet man ein sehr reichhaltiges Verzeichnifs solcher Beobachtungen bei Herrn Br er a unter der Rubrik Vermi metastatici , und zwar im zweiten Abschnitte, wo er von den Insecten handelt. Denn was er in dem ersten über die f^ermi accessorj säet, wird wohl nicht von Vielen geglaubt wertfen. Da soll unter andern eine Frau, die eine grofse Liebhaberinn von Hammelfleisch war, einen Schafskettenwurm abgesetzt, und ein Anderer , der viel Schweinfleisch afs , Riesenkralzer , die nur imlen Schweinen vorkommen, ausgeleert haben. Doch zur Sache.
I. Das rauhe D op2:)elhorn. Dytrachyceros.
Karl Sulzer's Beschreibung eines neu -entdeckten Eingeweide - Wurms im menschlichen Körper. Mit drei Kupferlafeln. Strasburg und Paris 1802. Zeder Anleitung. S. 42i. Cysticercus bicornis, Rudolphi Enloz. H. 2. p. 238. Tab. XII. Fig. 5. DiceraS rude^ Brera Memorie. p. l4o, Tab. HI, Fig. 11 — i3. Ditrachicerosoma. Ein 2Öjähriges Mädchen, welches früher verschiedenen Krankheiten unter- worfen war, bekam eine Bräune. Am Bten Tage der Krankheit nahm sie ein Ab- führungsmiltel aus Alanna und Glaubersalz, worauf ihr zwei Tage lang eine er- staunende Menge kleiner Körper — Herr Sulzer nennt sie Thierchen — mit dem Stuhle abgingen, Nach einigen Tagen gingen auf den Gebrauch bitterer
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Mittel noch etliche »ölclie Körperchen, jedoch zerstückelt ab. Sie wurden Herrn Sulz er in Weingeist zugeschickt, der sie genau uniersuchte, eine umstand, liehe Beschreibung und mehrere Abbildungen von dem Ganzen sowohl, als von den einzelnen Theilen in vergröfsertem Mafsstabe lieferte. In der Mitte obenan auf imscrer Titelvignette sieht man ein solches Doppelhorn in natürlicher Gröfse abge- gebildet. Die gebogenen Hörner erschienen unier der Vergröfserung rauh , und hallen nicht bei allen gleiche Richtung. Doch waren unter der grofsen Menge nur vier mit solchen Hörnern versehen, wiewohl man noch mehrere dieser soge- nannten Hörner im Weingeiste herumschwimmend fand. Herr Sülze r hat diese Körperchen in die Reihe der Blasenwürmer gestellt. Herr Zeder will sie nicht dafür gelten lassen. Herr Rudolph! meint, dnfs, wenn es wirklich Wür- mer wären, v\'oran er jedoch noch sehr zu zweifeln scheint, sie unter die Haken- würmer gestellt vmd eine eigene Gattung IDirhj^nchas (Doppclrüfilcr) bilden niüfsten. Was mich betrifft, so habe icli mich um die Stelle, welche sie in einem lielminthologischen Systeme einzunehmen hätten, noch wenig beldimmerl, indem ich mich nie habe überreden können, dafs es wirkliche Würmer sind. Was sol- len sie aber sein? Ich weifs es nicht, aber Vermuthen ist ja erlaubt. Und die- sem nach halte ich sie für nichts anderes, als für verschluckte Samenkörner. Wel- che? weifs ich nicht. Die Hörner aber scheinen mir die Keime dieser Samen zu sein. Wer alles, was Herr Sulzcr über ihren äufsern und inneren Bau — denn er hat sie auch zergliedert — sogt 5 mit Aufmerksamkeit liest, übcrdiefs die Abbildungen damit vergleicht , wird vielleicht diese Vermulhung nicht so albern finden.
II. Das K r o n e 11 m a ii 1. Ascaris Stephanostoma,
Jördens Helminlh. S. 29. Taf. 7. Fig. 5 — 8.
Brera Memorie. p. I89. Taf. 2, Fig. l4 — IT. Ascaride Stephanostoma.
III. Der Kegel wurm. Ascaris Conosoma,
Jördens Helminlh. S. 30. Taf, VIT. Fig. 9 — 12.
Brera Memorie. pt 193. Tab. H. Fig. i3 — 21. Ascaride Conasoma.
Ich nehme beide zusammen, weil sie aus Einem Neste kommen, und auch zu Einer Familie gehören. Professor Br e t s chn e i d er in Jena hat diese Thlere einem jungen Menschen abgetrieben. Da er sah, dafs es keine Askariden waren, gab er sie dem Herrn Professor Lenz, Dieser nannte die gröfseren
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Slephanosloma und die kleineren Cotiojoot«. Von Herrn Lenz erhielt wieder Jürdons einige, der sie unler die Gallung Ascaris brachte, >vorüi>er sich je- doch Herr I\ u d o 1 p h I folgendern)afsen erkliirl (h). »Jördens hat unter dem Nahmen yiscaris Slephanostoma und Conosoma nichts melir und nichts weni- ger als ein paar Fliegenlarven beschrieben und abgehildet. Ich sah gleich aus seiner Abhildung und Beschreibut)g , dafs eigentlich von Larven nur die Rede sein konnte, ball» al)or doch den Herrn Professor Le n z, mir die Thierchea selbst milzutheilcn , " \-\ elcher auch die Güte hatte , sie mir zu schicken, und da ich ge- rade in Berlin war, das so viele geschickte Entomologen enthält, zeigte ich diesen die angeblichen Würmer, welche sie auch gleich für Larven erkannten, — Ei- nem Manne, der eine Helminthologie des menschlichen Körpers zu schreiben wagt, sollte man doch wohl zutrauen können, dafs er eine Pliegenlarve von ei- nem Wurme zu unterscheiden wüfste. Und wie fand Jördens in ihnen nur das geringste, das mit dem Charakter der Galtung ^jcar/j übereinslimml? Doch auf das Charakteristische hat er \\o\\\ nirgends gesehen. Sein ganzes Werk trägt das Gepräge der Unkunde und Flüchtigkeit, und er weifs nicht einmahl, dafs seine angebliche Ascaris Conosoma bei Phelsum, den er doch sonst citirt, abge- bildet ist. Es ist auch nichts seltenes, dafs Larven von Fliegen sich im menschli- chen Darmkana! aufgehallen haben, man sehe Osiander's, Acrel's und vieler anderer Beobachtungen ; dafs aber ein Helminlholog im neunzehnten Jahrhundert sie für Askariden hält, ist seltsam genug, und werth, dafs es scharf gerügt wird.^ So weit Herr Rudolph i. — Auch Herr Brera, dem Herr Gautieri einige Spccimina verschafft hat , hält sie nach seinem eigenen Geständnisse für nichts an- deres als Fliegenlarven, und bestimmt sogar die Species , indem er die erstere der MMjca carnaria , die zweite der Miisca domestica zuschreibt. Aber den. noch räumt er ihnen einen Platz unler den Askariden ein , und zwar blofs aus Con- descendenz , weil er einem anderen Naturforscher, der sie früher dahin gestellt hat, nicht widersprechen will. Das heifst die Nachgiebigkeil zu weit treiben, die überhaupt in solchen Fällen am unrechten Orte steht.
Auf der Titelvignette sieht man diese sogenannten Askariden zu beiden Seilen des Doppelhorns paradieren. Die gröfsere Figur links stellt das Stephanostomay die kleine rechts das Conosoma vor»
(k) Wi edenian n's Archiv. III, i, S. t.
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IV. Cercosoma.
Cercosoma: Species nova ; capiie distincto ; lahio amplissimo. qua- driciispidatn , qnatiior papillis iiisignito ; corpore oblongo , siibdepresso^ nodoso , spirae adinslar Jibroso ; retrorsnm caiidato ; margine superiori ac inferiori dendritico ; dorso punctata; poro caiidali ; canda longissima. tereti , subcirrosa. Habitat in vesi'ca iirinaria.
Brera Meniorie. pag. lo6. Tab. I. Fig. 26.27.
Dem Hrn. Prof. Canali von Perugia verdanken wir die Entdeckung dieser neuen Species von sogenanntem Eingewcidewurme , welcher lebendig einer Frau bei dem Urinlassen abgegangen isl. — Sollte wohl heifsen , welcher in dem Pifs- topf einer Frau gefunden worden ist, — Der Wurm wurde mit Genauigkeit un- tersucht, sogar zergliedert, beschrieben, und die Beschreibung dein Herrn Fab- b.roni in Florenz zugeschickt, der sie durch Herrn Professor Gatteschi iu dt»s Giornale Letterario von Pisa einrücken liefs. Endlich vrar Herr Brera so glücklich, seine Sammlung mit diesem seltenen und einzigen Exemplar berei- chert zu sehen. Wir beneiden ihn jedoch nicht darum , unsere Leser wohl auch schwerlich, wenn sie die Janggcschwänzte Figur des.se]ben auf der Vignette gleich unter dem Kronenmaul werden näher betrachtet haben. Denn jeder auch nicht sehr geübte Enlomolog, wird das Thier auf den ersten Blick für eine In- secten- Larve halten. Um jedoch ganz sicher zu gehen , befragte ich meinen Col- legen, Herrn Gustos Ziegler, der unserer entomologischen Sammlung ver- steht, darum, von dem ich folgende Antwort erhielt:' Es ist eineljarve von Erisla- lis und sehr wahrscheinlich von Eristalis pendiihis Fabric, iSj^st. Entliat. n. 7» />. 233) da die anderen bisher bekannten europäischen Arten kleiner sind, und daher ein« kleinere ähnliche Larve haben müssen. Die von Fabricius beigefügte Bemerkung scheint auch dieses zu bestätigen, da er sagt: Habitat in Eiiropae aqais stagnantibiis — Larva tiibo filiformi respiratorio suspenso^
Herr Brera hielt es selbst anfangs für die Larve eines Syrplius , was ei- nerlei mit Eristalis ist, als er es aber mikroskopisch untersuchte , fand er, dafs ihm die charakteristischen Merkmahle einer solchen Larve fehlten , wogegen er die das Genus L,inguatiila oder Poljystoma bezeichnende entdeckte, die aber wohl aufser ihm Niemand daran finden wird. — Man weifs walwlich nicht ,^ was man für die Ursache halten soll, dafs Herr Brera d'urch das Glas ganz etwas An- deres sah, als was ihm sein unbewaffnetes Auge so richtig gezeigt hatte. War es
2Ö5 etwa auch Artigkeit gegen die drei anderen Herrn, die vor ihm falsch gesellen oder wenigstens geurtheill hallen? oder täuschte ihn das Mihroscop ? oder hlen- defe ihn der Ruhm, die Helminthologie des menschlichen Körpers mit einem neuen Wurme bereichert zu haben? Fast sollte man das Lelzlere muthmafsen, wenn man die Note 176 liest: Di si stravaganle verme , che mi pregio di meitere a disposizione di tutti gli amatori della Sioria Naturale , posso dire con Gioveiiale i ' *
vJamsi, quisrfiiis es lector, credit um est tardus ,
Hoc rfuod dicam ; non mirabere ,
(^uod ego ut vidi, vix mihi credidi.< Indefs fehlt bei der ganzen Geschichte das Eeste , nähniHch der Beweis, dafs diese Frau dieses Thierv\ irklich gepissl hat. Mich wenigstens wird Niemand über- zeugen, dafs es wirklich aus der Urinblase gekommen ist, bis mir nicht bewie- sen wird, dafs man, bevor diese Frau harnte, nicht nur den Nachttopf , sondern auch die Kleider und die darunter verborgenen Theile der Frau selbst genau dvirchsucht gehabt habe, weil ich sonst immer glauben werde, dieses Thierchen sei zufällig in dieses Geschirr gefallen. Denn wenn man alles das, was man in diesen Gefäfsen öfters findet, für abgegangen von dem Menschen betrachten woll- te : so müfsie mir selbst einmahl in einer Krankheit mit dem Stuhle eine Licht- scheere abgegangen sein, da Niemand sie hineingeworfen haben wollte, und sie sich doch darin vorfand,
V. Der V e n e n b 1 a 1 1 w u r 111. Hexatliyridium venarum,
Hexathyridium: corpore depresso lanceolato , poris anticis sex infra labium.
T r e u 1 1 e r Auctuar, p. 23. Tab. IV. Fig. l — 3.
Jördens Helminth. S. Ö7, Taf. 6, Fig. 6 — 8. Der Venenblattwurm.
Zeder Anleit. S. 23 1. Nro. 4. Polystoma venarum,
Rudolphi Entoz, II. 1. p, 456. Nro. 6. Pol, venar.
Brei-a Memorie. p. lOi. Tab. II. Fig, 3. 4. Exatiridio sanguicola.
Dieses Thier gehört allerdings zu den Würmern , nur aber unterliegt es star- kemZweifel, ob es zu den Eingeweidewürmern gerechnet werden darf. — Herr Treutier hatte einen jungen etwa ifijährigen Menschen zu behandeln, von dem er glaubte, dafs er mit Pfriemenschwänzen behaftet wäre. Da dieser Mensch eine sehr schmutzige Haut hatte, so rieth ihm Herr Treutier sich öfters in
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fliefsendem Wasser zu baden. (_Frecfnenti lavatione injliimlne nfi admonitiis est). Als er einst langsam in das Wasser stieg icuni alirjiiando pedetentim aqaam inirassel) und kaum eine Minute darin verneilt halle, so plalzte ihm von freien Stücken isponte riipta est vena^ die vordere Sthienbeinader des rech- ten Fuf«es , worauf eine Blutung erfolgte , die bald nachliefs, bald heftiger wie- derkehite. Selbst stiplische Mittel und festes Binden konnten dieser Blutung nicht Einlialt thun , defshalb man Herrn Treutier rufen liefs. Erfand eine etwas dichtere Materie , aus der Wunde heraushängen , welche er anfangs für geron- nenes Blut hielt. Eine nähere Untersuchung lehrte ihn jedoch bald , dafs es zwei lebendige Thierchen waren , welche er ohne Mühe herauszog, vn)rauf die Blu- tung sich stillte ; die Wunde heilte aber erst in der drillen Woche. Der Kranke fühlte sich hierauf etwas erleichtert, bald aber kehrte seine vorige Kränklichkeit zurück. Alle wurnilreibenden Mittel wurden vergebens angewendet. Kein Wurm n\nir ab, woraus Herr Treutier schlofs, dafs die Zufälle von diesen in den Blutgefäfsen wohnen sollenden Würmern verursacht werden möchten»
Es wäre ein nicht zu entschuldigendes Mifstrauen, wenn man an der Wahr- heit der von Herrn Tr eu ll e r erzählten Tbalsache nur einen Augenblick zweifeln wollte. Aber daran läfst sich wohl zweifeln; ob diese Würmer wirklich von in- nen aus der Vene gekommen sind. Die Herrn Zeder und Rudolphi wenig- stens glauben es nicht. Sie sind vielmehr geneigt, diese Würmer für Plaltwürmer iPlanaria^ zu halten, welche Im Wasser laben, und die sich folglich leicht da ansausen und die Blutung verursachen konnten. Auch scheint es mir, dafs wenn die Würmer von innen gekommen wären, so hätten sie mit dem Kopfende zuerst kommen müssen. Wäre aber auf diese Art ein Thell des Körpers hervorgedrun- gen gewesen: so hätten sie sich nicht mehr festhalten können, sondern wä'ren mit dem Wasser oder Blute weggespült worden,
HerrBrera erzählt diese Geschichte auch. Um sie jedoch seiner Theorie über Würmer im Blute besser anzupassen, hat er einige kleine Veränderungen damit vorgenommen. Er läfst nähmlich den Kranken ein warmes Bad brauchen, und sich bei dem Einsteigen in die Wanne an einem Splitler die Ader verletzen. Aus dieser Ursache habe ich oben die eigenen Worte von Tr e u ll e r eingeschal- tet, um sie hier mit der Uebersetzung von Herrn Brera, wobei sehr richtig die
Seitonzahl von Treuller citirt wird, zu vergleichen. -"Un glovane
— entrato essendo in iin bagno caldo urtb col piede destro in una scheggia del recipiente, che era de legno, rimasse ferito nella saffena anteriore etc. —
2Ö7 Kann man nun wohl einem Manne , der die Erfahrungen und zwar die ge- druckten Erfahrungen Anderer hei dem Wiedererzählen so vorsätzlich entstellt mitlheilt , Glauhen heimessen, wenn er uns seine eigenen darhielhet, worüher man ihn nicht con trolliren kann? Darf man mir es verargen, wenn ich nicht an seine tausende von Pfriemenschwänzen glaube, welche er aus lO seiner sogenann- ten Wurnieicr , die man auf der Vignette, in zehnfacher Vcrgröfserung, wie er angiht, auf dem viereckigen Täfelchen copirt findet, in der Bauchhöhle eine.« Hundes ausgehrütet haben will.
VI. Djacanthos Polyceplialus.
Med« eis deutsches Archiv für die Physiologie. Bd. III. Heft 2. S. I74.
Herr Dr. Stiebel hatte einen eilfjährigen Knaben zu behandeln , der schon seit seinem zweiten Lebensjahre an Krampfanfällen litt. Die Zufälle waren aller- dings sonderbar genug und verdienen nachgelesen zu werden. So schlug der Kranke einmahl an die Magengegend und schrie: So ein kleines Ding soll mir so viel zu schaffen machen! Ein andermahl: Wann kommt das rechte Mittel, das mir das Ding f o r t s c h a f f 1 1 Von dem allem wufste er am folgenden Morgen nichts. Am ersten November hörten auf einmahl alle Symptome auf, und am 2ten ging ein eigenes in Schleim gehülltes Thier leben- dig ab, und von der Zeit an ist der Knabe völlig hergestellt.
Man findet dieses Thierchen in natürlicher Gröfse copirt, auf der Vio^nette zwischen dem Kegelwurm und dem polypösen Concremente von Barnett. Herr Stiebel hat auch einzelne Theile desselben stark vergröfsert abgebildet, wo dann Tentakeln mit scharfen hörnernen Krallen, mit Häkchen versehene Lippen, aus und einschiebbare Piöhrchen und dergleichen vorkommen. Das Original er- hielt Herr Hofrath Blumenbach.
Herr Stiebel hält das Ganze für einen Stamm' von Inteslinalwürmern. Ich habe es nie dafür gehalten, und würde vielmehr geglaubt haben, es möchte vielleicht ein Arterienstamm aus irgend einem kleinen Thiere — etwa einem Vogel — mit abgerissenen oder abgebissenen Seitenveräsllungen sein, wie mir dergleichen schon öfters unter dem Nahmen von Würmern zugebracht worden sind; hätten gegen solche Meinung nicht die beobachteten harten Theile eestrit- ten. Indcfs erhalte ich heute den i8ten Julius 1810 einen Brief von Herrn Ge- heimenralh Rudolphi, woraus ich folgeside Stelle ahschrelbe : y>Tier Dxacan- it/ios Poljrcep/ialas von Stiebel ist — ein Gestrüpp oder Gerippe von ei-
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2-Ö8 , ■
»nem Pflanzensfengel , vielleicht von einem kleinen Rosinenstengel. Blumen- »bach besafs das Thier und ich begriifste ihn darum. Für ein Thier, oder ei- »nen menschlichen Eingeweidewurm hatte ich es nie gehalten , höchstens für »Ueberreste von einer Hisecten - Larve , allein so-wie ich es gestern von Ä erhielt, »schien es mir vegetabilischen Ursprungs, und ein feiner Schnitt zeigte mir die »Trepp enge fäfse.Ä
Herr Dr. S tiebel hat sich also getäuscht, wie solches einem Jeden wi- derfahren kann , und auch ihm vielleicht nicht begegnet wäre, hätten nicht gleich- zeitig mit dem Abgange dieses Dinges die Leiden des Knaben plötzlich aufgehört, — ein Umstand der leicht falsch sehen machen kann. Auch ist es ja möglich, dafs sich dieser fremde Körper an irgend einer empfindlichen Stelle angeheftet hatte, und so die Ursache der Zufälle wurde.
Bei dieser Gelegenheit mufs ich jedoch bemerken, dafs mir schon sehr oft unverdaute Ueberreste von Sehnen, Hauten, Bändern, Gefäfsen thierischer Kör- per, Pflanzenfasern, etwa von Spargeln , Schwammen vmd dergleichen unter dem Nahmen von Würmern zugebracht worden sind, — Manchmahl ist es sehr leicht die wahre ]\atur eines solchen Pseudohelminthen zu bestimmen, öfters hält es je- doch sehr schwer, ja! manchmahl ist es unmöglich. Denn wer will einem sol- chen vielfrafsigen Thiere , wie der Mensch ist , nachrechnen, was es möglichen
. . .f . .
Falls verschluckt haben könnte. Auch kann ich nicht umhin meine ärztlichen
Herrn CoUegen darauf aufmerksam zu machen , dafs man sich nirgends leichter täuschen kann, als bei Untersuchungen unter dem zusammengesetzten Mikro- skope, zumahl, wenn man in solchen Untersuchungen nicht geübt ist. Einfache Vergröfserungsgläser zeigen offenbar am richtigsten , wiewohl man auch in man- chen Fällen das zusammengesetzte Mikroskop nicht entbehren kann.
VII. Die Würmer in den Z äli n e n.
Es wird wohl schwerlich einer meiner Leser sein , der nicht gehört haben solUe von Würmern, welche auf gewisse Räucherungen aus hohlen Zähnen krie- chen , und mit dem im Munde gesammelten Speichel ausgeworfen werden sollen. Vielleicht >veifs auch der gröfjte Thell derselben , was es damit für eine Bewand- nifs hat. Alle wissen es jedoch bestimmt nicht; denn erst vor einigen Jahren brachte in unsere medizinische Gesellschaft ein Arzt einen schwarzen Dosendeckel zur Ansicht, worauf solche durch Räucherungen von Bilsenkrautsamen ausgetrie- bene Würmer aufgetrocknet waren. Er halte sie selbst abgehen gesehen, und
Z69 ihre Bewegungen im Wasser heobaclilel. Es war alles Wahrheit , was er sagte> nur halte er sich getäuscht, wenn er das Herumschleudern dieser Rörperchen im Wasser für Bewegungen lebendiger Thiere hielt, und er hatte geirrt, wenn er glaubte, dafs sie aus den Zähnen gekommen wären. Denn diese sogenannter» Zahnwürmer sind nichts mehr und nichts weniger , als die Keime der Samen, wo- mit die Räucherung&n gemacht werden. Wie nähmlich der Same auf die glühen- den Kühlen geworfen wird, plalat die Capsel und der Keim springt weit davon. Wenn er in das Wasser fällt , so entsteht wegen ungleicher Zusammenziehuno- der Faser eine kreisende Bewegung, die mau leicht verführt werden kann, für eine lebendige zu halten. Schon vor einem halben Jahrhundert hat Schäffer die- ses erwiesen, und eine eigene Abhandlung über die eingebildeten Wür- mer in den Zähnen geschrieben. Ein jeder meiner Leser kann sich nach Belieben solche Würmer aus dem Bilsenkrautsamen CSem, Hyoscyami') selbst bereiten, wenn er quer über eine, mit Wasser gefüllte Schüssel irgend eine glühende oder auch nur sehr heifse etwas breite Metallstange legt, den Samen darauf streuet , und dann schnell mit einem Trichter bedeckt. Auf der Stelle wird er die durch den Trichter zurückgehaltenen und abgepralilen Samenkeime in dem Wasser herumschwimmen sehen. — Schäffer sagt, dafs der Versuch mit Judenkirschen nicht anders gelingt, als wenn man die Samen ziivor in Wachs einknetet. Man findet sie von ihm copirt auf der Vignette zwischen dem Hexa- thyridium venariim und dem Täfelchen mit den berüchtigten Wurmeiern. Ge- genüber sind die aus dem Bilsenkrautsamen von mir selbst bereiteten abgebildet.
Zugabe.
Vorstehendes Capitel mag wohl jedem aufmerksamen Leser zur Warnung dienen, nicht jedes ungewöhnliche Ding, welches von einem Menschen abgeht, oder von ihm abgegangen zu sein scheint, sogleich für einen neuen Eingeweide- wurm oder ein anderes in ihm erzeugtes Thier zu halten , ohne nicht vorher das Ding selbst sehr streng untersucht , und alle dabei vorkommenden Umstände ge- nau erforscht und geprüft zu haben. Auch kann ich stete Berücksichtigung auf etwa obwaltenden Betrug oder Täuschung nicht dringend genug empfihlen. — Ganze Bogen-könnte ich füllen, wenn ich alles dasjenige, was mir unter solcher Titulatur zugebracht worden ist, beschreiben wollte. Jedoch kann ich niciit um- hin, dem des Lesens müden Leser mit folgender kleinen Geschichte, gleichsam als mit dem Nachtische zu dieser eingenommenen Wurmmidilzeit aufzuwarten. Eine etliche 4o Jahre alte Frau litt an rerschiedenen krankhaften Zufällen,
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Man vermulhete einen Keltenwurm im Hinlerhalte, und gtxh ihr Mittel dagegen» Einst nachdem sie ungefähr 6 Woclien lang bearzeneiet worden war, bekam sie in der Nacht heftige Beängstigungen-^ Neigung zum Erbrechen u. s. w. Endlich er- brach sie eine kleine Feuerkröte und einiges hifuligcs Wesen. Nach dem Erbre- chen liefsen die Zufälle auf der Stelle nach. — Wohlverslanden die Beängstigung und die Zufälle, welche dem Erbrechen unmittelbar vorhergegangen waren; alles Uebrige blieb im Allen. — Die ausgeworfene Kröle mit den Häuten wurde dem Herrn ßarot» von Türkheim gebracht, und bei diesem sah ich sie, bereits in Branntwein aufbewahrt, einige Tage nachher. Es war eine Feuerkröte CBana hombyna Var. a L.inn. Gmel. Biifo igneiis Rec.) mit zerbrochenen Hinlerfüfsen ; dabei einige Häute, die jedoch zu derb waren, um dafür ange- sehen werden zu können , als hätten sie vordem der Kröte angehört, — Um auf den Grund der Sache zu kommen, slellle ich alle mir möglichen Nachforschun- gen an, sowohl bei der Frau selbst, aus welcher ich jedoch wegen ihrer Verschlos- senheit nicht viel herausbringen konnte, als auch bei ihrem Manne , an dessen Wahrhaftigkeit ich keinen Augenblick zu zweifeln berechtiget war. Er blieb da- bei, dafs die Frau in seiner alleinigen Gegenwart wirklich die Kröle in ein reines trockenes Waschbecken ausgebrochen habe. — Ich wufste nicht, was dazu sagen, denn es war mir doch nicht sehr wahrscheinlich, dafs die Frau diese Kröle mit dem Wasser unbemerkt verschluckt haben könnte, noch unwahrscheinlicher aber, dafs die Kröte als Quappe, oder gar als Laich in den Magen gekommen sein und sich daselbst erst zum vollkommenen Tbiere ausgebildet haben sollte. Mifsmulhig darüber, einDavus und kein Oepidus zu sein, zog ich von dannen, tröstend mich jedoch mit der Hoffnung : die Zeit wird's vielleicht lehren. Diefs geschah auch wirklich. Man merkte nähmlich bald hierauf, dafs es bei dieser Frau unter der Haube nicht ganz richtig zuginge, »md wurde am Ende genölhiget, sie in das fr- renhaus abzugeben. Inclefs halte sie anfangs noch helle Zwischenräume. In einem der- selben vertraute sie ihrenCekannten, dafs sie diese Kröle, welche sie für giftighielt, aufgefangen, und in der Absicht sich selbst damit zu vergiften ausLebensüberdrufs verschluckt habe, und zwar eingewickelt in einem Stückchen Darm , welches sie in der Fleischbank gefunden halte. Der Magen vertrug dieses vermeintliche Gift den ganzen Tag über recht gut bis gegen Mitternacht, wo er es nebst der halb verdauten Hülle mit Gewalt wieder auswarf. — Da ich die Nutzanwendung schon in der Einleitung zu dieser Zugabe gegeben habe: so hat hiermit das Buch ein
Ende.
Alphabetisches Verzeichnifs der angeführten Schriften^
Abii
Die mit * bezeichneten habe ich nicht selbst gelesen.
ildgaard, P. C. , allgemeine Betrachtungen
über Eingeweidewürmer, In den Schriften der na-
lufforschenden Gesellschaft zu Copenhagen , B. I.
Abtheil, I. a, d. Dan Copenb, 1778, 8. S. 24 etc. Abynzoar, Abhumeron, Theizir. Veneliis
1497. fol. Lib, II. Cap. 20. Ackard, praeside Go Id h a g e n Diss, de rumina-
tione humana , singulare quodam casu illusirata.
Halae 1783. * Actuarii, Jo,, Melhodi medendi Libri sex, Veue-
tiis 1534. 4- Lib. IV. p. 173. Act ii Tetrabiblos. Lugduui i34i). fol. Tetrabibll
qnartae Sermo 11. Cap. 8n. p. <)'>/•. De braclilo-
rum iic cruTum Dracunculii Leon'dae. Albrecht, die Wurml;ra:iliheiteii, Hamburg und
Altona. Ohne Jalirzalil. 8. — — J o h. l'et. , Verrais per raeatum urinarium ex-
clusus. Eph. N. C. Dcc.ll. Ann. I. p, t83. Obs. 77 Albucasis Methodus medendi. Basileae i34i. fol.
C. 91, p. i6i. De extractione venae cruris. Aldrovandi, Ul/ss. , Serpentum et Draconum
historia. Bononiae 1640. fol, Lib. II. p. 328.320. Alsaharavii Liber Theoricae nee non Practica; ,
Aug. Vindcl. i5i9. fol.Tr.I. 28. C. 12. fol. 118. De
passione venae exeuntis. Aiston, Karl, Powdre of Tin an Anthelminthic
Medicine. Med. Essais and Observ. by a Sociaty
in Edinburgh; the fourth Edttion. Ediiib. 175-2, g.
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lodarai 1698 4- P- •'-• Tab. X. (ig. 5. N. i.e. Manardi, J o. , Epist. m?dlc. libr. XX. ßasileae
1549. fo'- ^''^- '^'"- Ep. 2. p. 124. Marcus, Dr. P h. Marc, De Lumbricis. Eph. N.
C. Dec. II. Ann. I. Obs. ico. p. 3o6. iMarechal de Rougeres sur quelques Maladies
compliquees. Roux Journ. T. 3o. p. 44- Marie. Observ. sur une fievre putride vermineuse, qui a regne ä Ravennes, st. Alberto etc. In Journ. general de Miidec. An. 9. Tom. 21. 1804. p. 2 5o. Marteau. Sur une Ouvertüre A l'ombilic , qui don- noit passage au chyle et a des vers contenus dans les intestins grfeles. Roux Journ. T. 3. p. 100. Marteau de Gra n d v illier s sur quelques fiev- res vermineuses singulieres, accompagnees desymp- tomes singulires. Roux Journ. Tom. I7.p. 24 s.
270
len - oder Fadenwiirmer bei Fischen und Menschoa gefunden u. 3. w. In den Schwedischen Abhandl. auf das Jahr 1771. Bd. 33. S. 258, Masars de Cazeles. SurleTaenIa, ou ver soli- laire, et plus parliculiercment sur unTaenia percc ä jour. Roux Journ. T. 29. p. 26. Mathieu, Mittel gegen den Bandwurm, In Hu- felands Journ. Bd. 10. St, 2. S. 199 aus Fo r- mey's Epheraeriden. Mead, Rieh,, Monita et praecepta medica. Pari- siis 1737. 8. Cap. VII. Secl. III. p. 74. De Lum- bricis. Meckel, J. F. , iiber einige ungewöhnliche Er- scheinungen an Leberknoten: In dessen deutschem Archiv für die Physiologie, Bd. I, Heft 3. S. 432 ff. Meli in, Chr. Ja c, praktische Materia Medica,
4te Auflage. Frankfurt a, M. 1789. 8. Mercurialis, Hier., Vaiiarum Lectionum Libri quatuor. Venetiis 1571. 4. Lib. 11. Cap. XX. p. 6». Meyer, F. A. A. , einige Zweifel gegen Herrn Chi- Turgus F i e 1 i z über verschiedene Haut- und Fleisch- würmer im menschlichen Körper. In Bai dingers neuem- Magazin für Aerzte, Bd. 11. St. 2. S. 156. Monceau. Observation sur des vers urinaires. Journ, de Med. Chir. etc. Tom. XI. a Paris An XIV. p. II, Mongin, Oberv. sur un Ver trourc sous la Con- jonctive; ä Maribarou, isle Saint - Dominque. Roux Journ. Tom. 32. p. 338. Mönch, Conr. , Systematische Lehre von denen gebräuchlichsten einfachen und zusammengesetzten Arzney - Mitteln , 3te Auflage. Marburg 1795, 8. Münnich. Wunderiare und verkannte Zufälle durch Würmer, ein Beweis ihrer grofsen patholo- gischen Wichtigkeit. H ufeland s Journ. Septem- ber 1817. S, 1 14. Monro, Alex., The morbid Anatomy of ihe hu- man Gullet, Stomach and Insteslins. Edinburgh and London i8ii. 8. In der Leipziger Lit. Zeit. N. 75 u. 76. des Jahrs i8i3.
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280
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Copenhagen 1772. 4- S. i33. Niere mbergii, Jo. Euseb., Hisloria naturae
maxinie peregrinae Libris XV^I dislincta. Antverpiae
i635 fol. Lib. XU. Cap. 24. De morbo vermium.
p. 2^0.
Odier. Sur l'usage de l'huile dpuce de Ricin, partl- culierement contre le ver ^solitaire. Roux Journ. T. 49- P- 333 et 450.
Offred, Car. , De fecibus alvinis et lumbricis ex abscessu abdominis .prodeuntibus. Eph. N. C. Dec, 11. Ann. I, Obs. 126. p. 3i8.-
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Oldendorps, C. G. A. , Geschichte der Mission der evangelischen Brüder auf den caraibischeii In- seln St. Thomas, St, Croix und St. Jean. Heraus- gegeben durck J. J. Bossart. 1 Th. Barby 1777. 8. Buch 11. Abschn. 7. S. i25. 126.
Olfers, J. Fr. M. de. De vegetativis et animalis corppribus in corporibus animalis reperiundis com- mentarius. Pars I. c. tab. aen. Berolini igiö. 8.
Onomatologia bist. nat. oder vollständiges Lexi- kon, das alle [Benennungen der Kunstwörter der Naturgeschichte nach ihrem ganzen Umfange er klärt, 4'sr Bd. Frankf, und Leipzig 1773. g. S. 32.
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nia. Genevae i658. fol. Theorelicae figurae univer-
salium morborum. Tab. Vlll. p. yäS. Generatio
verniium et apostem.'.tum. Lib. lll cap. 6, p. 60. De
aposlemallbus. Parei, Ambros. , Opera» Parisiis i582. fol. De
tumoribus contra naturam particularihus. Lib. Vll.
Cap. 3i. p. 253 — 256. De Dracunculis. Passerat de la Cliapelle. Effet de l'huile de
noix et du vin d'Alicanle contre le ver solitaire,
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mors naturalis plerumque sit substantia verminosa? ' Francof. et Lipsiae lyoS. 85 p. io5. Pauli Aeginetae Libri sepleni. Basileae i538. 4"
Cap, 59. p, 321, Pelletier, Le, Sur une maladie singuliere pro-
duite par des vers. Roux Journ. Tom. 33, p. 847.
Pemberton, Chr. Rob, , A practical Treatise on
various Diseases of the abdominal Viscera. London
1814. 8, In den Götting, gel. Anz. 6oles St, 1816.
s. 594.
Percy, Memoire sur les Hydatides uterines et sur
le part hydatique. Journ. de Med. Tom. 22. p. 171. Pere. Memoire sut le Dragonneau. Roux Journ'
T. 42. p- 12'. Pisonis, Car. , Selectiorum observationum et con-
silioium liber singulaiis. Lugd. Batav. 1733. 4-
p. 242. Plateri, Felic. , Praxeos Tomus tertius. De vi-
tiis, Basileae 1625. 4. cap. 111, p. 182. De extube.
rantia Phlyctena. cap. Xlll, p. 871 — 89Ö. De ani-
malium excretione, — ' — ■— Observaiionum libri 111, Basileae j68o.
2Ö1
8. Lib. 111. p. 617. Hydrops Ascites ob hep. et
lienis fissuras et vesiculas. Plenk, Jos. Jac, Hygrologia corporis humani.
Viennae 1794. 8. p. 179. Usus putrefactionis cada.
verum. Plinil, C. , Historiae naturalis libri XXXVll. c,
not. llarduini. Parisiis 1723. fol. Lib. XI. cap. 33.
p. 6i,. Plutarchi Chaeronensis Opera quae exlant
omnia. Cum iiiterpretat. Hermanni Cruserii. Franco-
furti 1599. fo'- Tom. 11. Symposiacon Lib. Vlll.
quaest. 9. p. 733. Plutarch's moralisch-philosophijche Werke, Ueber-
selzt von J. E. S. Kai t wasser. 5ter Tbeil. Wien
und Prag 1797. g, S. 493, Pollucis, Julii, Onomasticum graece et latine.
Amstelaedami 1706. fol. Lib, IV. Cap. 25. segm.
2o5, p. 47*» PosteldeFranciere, Sur le ver Taenia, vul-
gairement appelle ver solitaire. Roux Jouin. T.
18, p. 4i(5.
— — — — Reponse ä la lettre de Mr. Rob In.
Ebendaselbst. T. 26. p. 4i5, Raisiu, Observation sur un ver rendu par les uii-
nes. Roux Journ. T. »9. p, 458. Rathier, Remede contre le Ver solitaire, Roux
Journ. T. 28. p. 44- Rauh, Dan. Com., Diss. inaug. med. de Ascaride
lumbricoide Linn. Vermium intestinalium apud ho-
mines vulgatissimo, Götlingae 1779. 4. Redi, Franc, Osserva2ioni intoriio agli Anirnali
Viventi che si trovano negli Anirnali Vivenli, Ve-
nezia 1741. 8. Reies Franco, Gaspar a, Elysius jucundarum
quaestioDura campus. Francofuiti ad M. 1670, 4.
quaest. 36. p. ^16 sq. Reinlein, Jac., Animadversiones circa ortum, in-
crementum , causas , symplomaia et curani Taeniae
latae in intestinis hdmanis nidulaiitis casibus practi-
cis illusratae, cum figuris, Viennae i8u. 8. Reinlein's Bemerkungen über den Ursprung, die
3Ö
282
Em Wickelung, die Ursachen, Symptomen und Heil- art des breiten Bandwurmes in den Gedärmen des Menschen. Durch praclische Fälle erläutert. Mit I Kupfer. Nach dem Lateinischen übersetzt. Wien'
Rem er. Beobachtungen am Krankenbette. Hufe- lands Journ. B. 17. St. 2. S. io6 ff.
Rhazae, Abubetri Maomethi, Opera exquisi- toria. Basileae i544. fol. ad Mansor de re medica. Lib. Vll. cap. 24. p. 179. De vena mederae, sive civil! ,
Richard. In Journ. de Med. Tom. 19. p. 3t3.
Richte r's, Aug. Gott 1., Abhandlung von den
Brüchen. Göttingen 1785. 8. S. 271 —274. Robin. Lettre ä Mr. Postel de Franciere.
Roux Journ. T. 25. p. 242. Roesel von Rosenhof, Aug. J o. , Historia ra-
narum nostratium. Norimbergae I75i3. fol. Rosenstein, Nils Rosen von, Anweisung
zur Kenntnifs und Kur der Kinderkrankheiten.
Göttingea 1798. 8. Roudier. Tumeur considerable sur l'hypogastre
Journ. de Med. Tom. 52. 1779. p. 124 — 126. Roux. Sur une hydiopisie enkystee du foie trouvce
dans le cadavre d'un homme mort suffotjue. In
Journ. de Med. Tom. 42. p. 3i4. Roziere de Lachassagne sur un vertige ver-
niineux, Roux Journ. T. 26. p. 430' Rudolph!, Karl Asmund, Bemerkungen aus
dem Gebief der Naturgeschichte, Medizin und
Thierarzneykunde auf einer Reise durcli einen
Theil von Deutschland , Holland und Frankreich.
>e Theüe. Berlin 1804 u. i8o5. 8.
— — — Entozoorum sive Verraium intestinalium historia naturalis. Vol. 111. c. tabb. aen. Amstelae- dami 1808 — 1810. 8.
Ruyschü, Fred., Thesaurus anatomicus. Amste- laedami 1701. 4- Thes. I. N. 12.
— — — Opera omnia anatoraico -medico • chirur- gica, Anistelaedami 1737. 4. Vol, HI.
Sauvages, F r. B. de, Nosologia methodica. T. II. Amstelodami 1768. 4' P- S53,
Schaffer, Jac. Christ., die. Egelschnecken in den Lebern der Schafe und die von diesen Wür- mern entstehende Schafkranliheit. Nebst einer Kupferplatte. Regensburg 1733. 4. S. 29.
— — — die eingebildeten Würmer in Zähnen.
Nebst dem vermeinllicheri Hülfsmitlel wider diesel- ben. Nebst einer Kupfertafel in Farben. Regensb.
1757. 4. Schar ff, Ben)., De vermibus uteri. Eph. N.
C. Dec. I. Ann. IX et X. Obs. 7, p. 44. Schelhammer, Günth. Chr., Lurabrici ex ab-
scessu in inguinall regione erumpentes. Eph. N. C.
Dec. U. ann. V. Obs. 10. p. ig. Schenckii, Jo. a Grafenberg, Observat. me-
dicar. rarior. Libri Vll. Francofurti i665. fol. Libr.
V. de Fhthiriasi. Obs. VI. p. 701. De Dracunculis
Aethiopiae et Indiae propriis. Scheuchzer, Joh. Jac. , STNOEil Homo
diluvii testis et 0EO2KOIIO2, Tiguri 1726.
4. p. 24. Schmidt, Joh. Adam, Ueber die Krankheilea
des Thränenorgans. Wien i8o3. S. 78. Tab. 11,
Schmiedt, Joh., De hernia cxulcerata, unde ex- crementa sine alia sanitatis noxa egerebantur. Eph. N. C. Dec. I. Ann. 111. Obs. 1^2. p. 194.
Schmucker, Joh. Lebrecht, Praktische An- merkungen von dem nützlichen Gebrauch des Sa- badillsamens in allen Arten von Wurmkrankheiten des menschlichen Körpers, In seinen vermischten chir. Schrift. Bd. 3. Berlin und Stettin 1782. 8.
Schöler, Lud., Diss. inaug. med. sist, Observa- tiones super morbis Surinamensium. Götlingae 1781. 4-
Scholz!!, Laur. , Epistolarum philos. medic. ac chymicar. Volumen. Hanoviae löio. fol. Epist. 27. p. 32 sqq.
Schrank, Fr. v. Paula, Verreichnifs der bisher hinlänglich bekannten Eingeweidewüimer, nebst
J03
einer Abhanillung ü'uer ihre Anverwandlscliaflen.
München 1788. ö. S c !i «■ a r t r e , Aug. J a c. , Observaiiones de virtuto
Corlicis GeofFraeae Surinamensis contra Taeniam.
Götting. 1792. 4- P- '''• Schwenchfeld, Casp. , Theriotropheum Sile-
siae. Lignicii i6o3. 4. p. 556 Seta aquatica. Sc opo I i , J o. An t. , de Hydrargyro idriensi tenta-
mina. Veneliis 1761. 8. p. i55. Seeliger, Nutzen des Sabadillsamens wider den
Bandwurm. Schmuckers vermischte chirurg.
Schrift. 2ler Bd. 2te Auflage. Berlin und Stettin
1786. S. 271. Sennert, Dan,, Operum Tom" I. Parisiis 1641.
fol. Hypomn. V. Cap. 8. p. 233. serpentes in de.
serto Israelitis immissi non fuerunt Dracunculi. Tom.
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Journ. de Med. Vol. 25. p. 25. p. 258. Sertuerner, F. W. , Ueber eines der fürchterlich- sten Gifte der Pflanzenwelt, als ein Nachtrag zu
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nia hydatigeua anomala , adnexis cogitaiis quibus
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3Ö *
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Zeder, Joh. Georg Heinr., Erster Nachtrag xur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, von J. A. E. Goeze. Mit Zusätzen und Anmerkun- gen. Mit 6 Kupfertafeln, Leipzig 1800. l^.
— — — Anleitung zur Naturgeschichte der Ein- geweidewürmer. Für Aerzte und Naturforscher. Mit 4. Kupfertafeln, Bamberg i8o3. 8.
Abbildungen und deren Erklärung.
An den Buchbinder: Die Tafein und deren Erklärungen werden so gebunden, dafs jedesmabl die Erklärung der betref- fenden Tafel gegeniib«! zu stehen kommt,
Erklärung der ersten Tafel.
j, — 5^ Der Peitschen wurm, Trichocephalus dispar.
1. Ein Männchen in nalürlicher Gröfse.
2. Dasselbe slnrk vergröfsert,
3. Ein von dem vorigen verschieden gebildetes Schwanzende , vergröfserl. /|. Ein Weibchen in nalürlicher Gröfse.
5. Dasselbe , stark vergröfserl.
ö, — 12. Der P f r i e m e n s c h w a n z, Oxy^uris vermicularis, 0. Ein Männchen in natürlicher Gröfse.
7. Dasselbe vergröfserl.
8. und 9, Weibchen, vormahls für Männchen gehalten.
lO. und 11. Weibchen in natürlichem und vergröfsertem Mafse,
i2. Sehr stark vergröfsertes Stückchen eines Weibchens, worin man die Eier sieht. 13. — 17. Der Spulwurm. Ascaris lumhricoides.
i3. Ein aufgeplatztes Weibchen in nalürlicher Gröfse, mit vorgefallenen Eingewei- den. Der braungefärbte Schlauch ist der Nahrungskanal; die welfsen Gefäfse sind der Fruchtbehäller und die Eier ausführenden Kanäle.
i4. Ein vergröfsertes Kopfende von der Seite angesehen.
i5. Ein dergleichen von oben angesehen.
i6. Das eingekrümmte Schwanzende des Männchens mit doppelter Rulhe, ver- gröfserl.
1 f. Ein ganz junger, durch die Nase abgegangener weiblicher Spulwurm , in na. türlicher Gröfse.
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Erklärung der zweiten Tafel.
Der Bandwurm. Bothriocephalus latus.
I. Ein ganzer mit Kopf und Schwanzende versehener Wurm. Er ist noch jung,
und scheint mehr gerunzelt als gegliedert. Zwar erkennt man gegen das Kopfende zu die Glieder deutlich , was etwa daher kommen kann, dafs sich der Wurm zuletzt abgesponnen hat, und diese Partie durch das Gewicht des früher floltgev^ordenen Theils gewaltsam ausgedehnt oder gestreckt worden ist. 2.3 Ver<»röfserte Kopfende mit deutlichem sehr langem Halse.
4. Eins ohne denselben.
5. Ö. 7. Einzelne Stücke. Man sehe Seite gS.
8. Eine Vero-röfserte Strecke des Wurms, an welcher man aus den Vertiefungen
in der Mitte die kleinen Zapfen oder männlichen Zeugungsorgane hervor-
stehen sieht. 0. Eine Strecke in natürlicher Gröfse, wo man auf jedem Gliede zwei solcher
Vertiefungen hintereinander wahrnimmt. Uebrigens noch eine Verkrüp-
pelung. Man sehe Seite gS. 10. Ein abgerissenes Stückchen eines Bandwurms, an dem sich das hinterste Glied
spaltet, welche Spalte oft fälschlich für das Kopfende gehalten wurde.
I I. Ein verkrüppeltes Stück Bandwurm. Man sehe Seite 93.
Hier ist die Spalte an den vorderen Gliedern befindlich. 12, Ein Theil des Stücks N. 11 vergröfsert. ,
Note Durch die länas des ganzen Körpers in der Mille der Oberfläche der Glieder fortlaufenden Er- habenheiten mit Vertiefungen, unterscheiden .ich auch einzelne Strecken ohne Kopfende von dem nachfolgenden Kettenwurme.
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Erklärung der dritten Tafel.
Der Kettenwurm, Taenia Solium.
1, Ein am Hinterende abgerissener etwa 8 Fufs langer Wurm mit Auslassung be-
deutend langer, hier durch Puncle angezeigter Gliederreihen, die den jedesmahl vorhergehenden gleichen.
2. Ein ausgezeichnet grofses Kopfende in natürlicher Gröfse. Man sehe Seite 99. 3.4.5. Vergröfsertes Kopfende In verschiedenen Ansichten. Bei 4 ist die Bewaff.
nung oder der doppelte Hakenkranz zu sehen,
C. Sehr dicke und derbe Glieder.
7. Sehr zusammengeschobene Glieder.
8* und 10. Verschiedene Abweichungen in dem Baue der Glieder und deren Auf- einanderfolge.
9. Sehr dünne und durchscheinende Glieder, in denen man die dendritische Form der Zeugungsorgane sehen kann.
11, Durchlöcherte Glieder, wahrscheinlich durch Berstung der Eierbehäller.
12. 13. l4. Strecken einer zusammengewachsenen Kettenwurms -Zwillings -Mifsge-
burt. An denselben sieht man sehr deutlich die Foramina marginalia.
Man sehe Seile 107.
"Note. Durch die am Rande der Glieder hervorstehenden warzenförmigen Erhabenheiten mit Vertie- fungen unterscheidet sich dieser Wurm auch ohne Kopfende von dem vorhergehenden.
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Erklärung der vierten Tafel
1. Ein sehr kleiner Fadenwurm. Filaria Dracuncufus.
2. Der Fühlwurm. Hamnlaria Ix^^phatica. Vergröfsert und copirt.
3. Eines männlichen Pallisaden wu r ms Schwanzende in natürlicher
Gröfse. Copirt» 3.b Ein männlicher Pallisa den wurm, Strongylns Gigas , aus den Nieren in natürlicher Gröfse.
4. Das Kopfende. 5. Das männliche, 5.h das weibliche Schwanzende; insge-
sammt etwas weniges vergröfsert C*). 6. 7. Kleine Würmer mit dem Harne ausgeleertin natürlicher
Gröfse. Man sehe Seile 226, 8. Die siebente Figur vergröfsert, 9. das Kopf- und lO, das Schwanzende dersel- ben noch stärker vergröfsert. H — l4. Leberegeln. Z>z'i-/o»ja ÄC/oa/iczz/n aus der Gallenblase. 11.12. In natürlicher Gröfse.
13.14, Stark vergröfsert, 'In 13 sieht man sehr viele Gefäfse, 14 scheint ganz leer zu sein; indefs sind beide zu Einer Art gehörig. i5 — 17, Das Pettvielloch. Polystoma Pingiitcola, i5. Die von Fett gebildete Höhle, worin dieses Vielloch frei liegt. 16. Die um- gekehrte Seile , oder eigentlich Vorderseite, wobei jedoch wegen Um- biegung der Ränder die Sauglöcher nicht zu bemerken sind. 17. Das Vorderende mit zurückgelegten Rändern, woran die sechs Säugöffnungen deutlich zu erkennen sind, — Alle drei Figuren copirt von Treutier, 18. — 26, Die Finne, C^jficer?iJ ce//H/oJC«e. 18. Finnen in einer Partie Muskeln. 19. Dergleichen in einem Stückchen Fette. 20. Finnen mit der iiufsern Hülle. 21.22, Davon entblöfste mit ganz eingezoge- nem Halse »md Kopfe. S3. Mit halb entwickeltem Halse. 24« Mit ganz entwickeltem Halse und Kopfe ; bisher alles in natürlicher Gröfse.
25. Kopf, Hals und ein Theil des Körpers stark vergröfsert.
26. Ein noch mehr vergröfserter einzelner Haken der Bewaffnung,
27. 32, Der Hülsen wurm. Man sehe hierüber das davon handelnde Capitel.
(•) Von dem Geringelten des Körpers habe ich an denen von Herrn Professor S pe d al i e ri in Pavia mir gütigst mitgetheilten Exemplaren, wovon diese Zeichnungen genommen sind , nichts bemerken können, defshalb ist es auch hier nicht ausgedrückt. Wir, mein Mahler und ich, halten uns im- mer streng an das, >vas vfir wirklich sehen. — Das Celorit ist von der Abbildung dieses Wurm« Yon Herrn Co II et Maygrel copirt.
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Date Due
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