DICHWAR) 17 Fur ET IE} I N ENTE EREE Ic E I Ee arr NW u ” in DON hey: KAT LRELIC NE SEHE BE DE SIT VE EL AO CH “ ne i N KALB BELIEBEN NUT ICH NE I RAR) LAUTER) 4 \ N Ve “.. . CN DE h an N ar Kuh Sn Ne CRRRON EEE) Van h h “ » \ Aw NN EN FVE u HN N au I ‚ f " AN x \ un and DEN RATE ae EN { Y AR x CR vr Ar \ hr f x IR a 5 “rW e) he NSUNED DuAMtERT RN, ve £ N . whr Ua A ah , ir . N Dt, % u hlbr nk EIER EN) N H ©) { cr KALN AUFL EI U 3e .r % H Kara 1.2.45 h a TEN TR JE DA ER ie . ET N RETTEN ER WR EL NR St ER UE, { RR AkUR k WR, x e N {i a } Hl y h IR SRH NDR A| ’ ah NEN I hr}! IT W Ku as Ih Rn KERNE EN hun { N Rs RN EHER AAAuRRN RIRANG Re Pr * CERAYA HD 4 rn } RK A wat \ DR BE IE AT IE IE ie? BR ION) IR N RN N 5 EN | ne 6 Denen j Na UI 10 RN D" H, 6. BRONN’S Klassen und Ordnungen ] Br K des THIER-REICHS. wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild. +7 ? Zweiter Band. Dritte Abtheilung. Echinodermen (Stachelhäuter) von D o Dr. Hubert Ludwig, Professor der Zoologie und vergleichen: ı Anatomie an der Universität Bonn. I. Buch. Die Seewalzen. Mit 17 Tafeln sowie 25 Figuren und 12 Karten im Text. Leipzig. C. F. Winter’sche Verlagshandlung. 1889 — 1892. Bar} E A“ Bd 11216700 et SI vn v A ie A An) mi A 20 u u ps 1 ö ih RR. ul Be, eh le 1 « oT hl ee et, WA An, iz De Pal: R' Tan Bee”) ak Bits di PN ER EREIN PN ira a N ER af Di Inhaltsverzeichniss des ersten Buches. agnose Allgemeiner Veberblick A. B. Einleitung I. Name . II. Literatur III. Geschichte Morphologie I. Gesammtaussehen 1. Form 2. Grösse . 3 Farbe 4. Aeussere Beschafenheit und ee Er ee arfd. II. Haut; Schichten derselben : III. Kalkkörper der Haut und der Anllkerlanhänge ; A. Kalkkörper der Haut e Ne B. Kalkkörper der erilieralaalansd. Ü. Grundform der Kalkkörper D. Histologischer Bau der eo E. Entstehung und Wachsthum der Kallkerer IV. Muskulatur der Körperwand N 1. Die Quer- und Längsmuskeln der et 2. Histologie der Muskeln V. Nervensystem . - 1. Centrales ernennen 5 2. Peripherisches Nervensystem und are VI. Kalkring und Rückziehmuskeln 1. Kalkring . 2. Verbindung des Kalkringes 2 de Muskulatur; VI. Wassergefässsystem NE are le Fühler - Füsschen und Ambulaeralpapilien . Ringkanal Be . Poli’sche Blasen . Radialkanäle Fühlerkanäle ou $$wmNm m die Rückziehmuskeln . Seite m ww =» er} —1 DD DD DD - H= Be] Iy 10. 11% 12. Inhaltsverzeichniss des ersten Buches. Fühlerampullen . Füsschenkanäle . Füsschenampullen : Homologie der Fühler und F Fechen . Steinkanal ß Inhaltsflüssigkeit des Wa asser Ener an VIII. Verdauungsorgane . > oa SD Der Mund und seine ns . Der After und seine Umgebung . ; . Die Abschnitte des Darmrohres und sein sun Ban . Histologie des Darmrohres f : . Der Verlauf des Darmrohres in der en e . Die Befestigungen des Darmes Sn, Gekröse, Aufängestinge des Enddarmes) . IX. Kiemenbäume . “ur . Cuvier’sche Organe . : a 1. Getrenntgeschlechtliche und re En an 2. Makroskopische Betrachtung der Geschlechtsorgane . 3. 4. Mikroskopischer Bau der Geschlechtsorgane Die Geschlechtsproducte und ihre Entstehung XN. Blutgefässsystem hl . Allgemeines über den Bau der Blutgefässe . 2. Der Blutgefässring . Die Radialgefüsse N ae nn, x: . Gefässe zu den ale sn Stankanal, Poli’schen Blase, Speiseröhre . Das ventrale De a sein Dubreehes ;. Das dorsale Dünndarmgefäss und das dorsale Gefässnetz (Wundemetz . Das Gefässnetz in der Wand des Dünndarms . . Das ventrale und dorsale Magengefäss mit dem Gelissnetz in Her Magenwand 9. Die Genitalgefüsse . 10. Inhalt des Blutgefässsy en : Ueber den angeblichen Zuanmmenhang des Blutgofisssy stems ei der. Wassergefässsystem XII. Wimperorgane der Synaptiden XIV. Leibeshöhle . Räume der Leibeshöhle . . Verbindung der Leibeshöhle mit in Hokleiaeen der Koran Hi mit der Aussenwelt . Auskleidung der Leibeshöhle . . Inhaltsflüssigkeit der Leibeshöhle Nachtrag zur Morphologie ©. Ontogenie I. Die Zeit der ne II. Die Vorbereitungen zur Entwicklung ılE 2 ’ ) ! Ablage der Eier . Ablage des Samens 3. Reifung der Eier Befruchtung . | KO DUze SZ ze oı Or oo web m oe Inhaltsverzeichniss des ersten Buches. II. Die Entwicklung der Larve vw no 3. . Furchung; Blastula; Gastrula . Mesenchymbildung DB EL, IN BERN EN 4: . Bildung des Entero- und rcnele, des primären Steinkanals, des Larvenmundes und des Vorderdarmes . Die äussere Gestalt der Larve A. Die Auricularia B. Die tonnenförmige Larve Seh er s C. Der Uebergang der tonnenförmigen Larve in die junge (ae : Feinerer Bau der Larve, insbesondere der Auricularia . IV. Weiterentwicklung der einzelnen Organe . . . 2.2.2.9 [N 19 TU a wm _ © © © . Die Epidermis ; . Die Mesenchymzellen und den eallorikernil . Die Skeletstücke . Die Muskulatur . Das Nervensystem . Das Wassergefässsystem . Die Verdauungsorgane, kennen ak an) Okesasr sallen A . Die Geschlechtsorgane . Das Blutgefässsystem e ; . Die Leibeshöhle und die en : Tabelle zur Uebersicht derjenigen ee, deeh 1a rken er oder in Bruchstücken bekannt ist D. Systematik I. Geschichte des N ER 2 TR EN TEL AR RÜLTRE II. Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System III. Das System I. Or ws. as ; . Familie Aspidochirotae Elasipoda . „ Dendrochirotae . 4. „. Molpadiidae . wuw- I, a Paractinopoda . . Familie Synaptidae E. Geographische Verbreitung I. Die horizontale Verbreitung II. Die verticale Verbreitung F. Physiologie und Oecologie I. Function einzelner Organe und Organsysteme 1. Die Haut . . Verdauungsorgane . . Athmungsorgane . Blutgefässsystem . Wassergefässsystem . Nervensystem . Cuvier’sche Organe 2, . Wimperorgane der Synaptiden 9. Fortpflanzung und Brutpflege -1 {41 — wDvv ww 1597 oımr 0 00 0% a nn wm 0 > —ı svwvvwvwD Ge) Kl=) [597 > De} al Inhaltsverzeichniss des ersten Buches. . Vorkommen und Locomotion . Nächtliche Lebensweise . Nahrung und Nahrungsaufnahme . Verhalten gegen starke Reizungen . Verhalten in der Gefangenschaft; Tebenszähigkeit ; . Regeneration E ann . Lebensdauer und Wachsthumsschnelligkeit . Feinde . Schutzeinrichtungen . Abnormitäten . ER . Schmarotzer der Holothurien 6. Nutzen für den Menschen H. Palaeontologie J. Phylogenie Seite 13. N 242, 326 Berichtigungen. Nr. 270. Der Autorname „Thomson, C. Wyville“ gehört schon zu dieser Nr., nicht erst zu Nr. 271. Zeile 20 von oben, lies „(Br.)‘“ statt „v. Marenz.“ Zeile 19 von oben, lies „(46)“ statt „(76)“. Zeile 11 von oben, lies „Phyllophorus“ statt „Thyonidium“. Zeile 8 von unten, hinter „blutroth“ ist einzuschieben „karminroth‘“. Zeile 5 von unten, lies „(Br.)“ statt „v. Marenz.“ Zeile 20 von oben, ebenso. Zeile 2 von unten, lies „Phyllophorus“ statt „Thyonidium*. Zeile 8 von unten, lies „von Thomson (270) und“ statt „neuerdings wieder“. Zeile 3 von unten, hinter „Barrett“ ist einzuschieben „Thomson“. Zeile 5 von unten, lies „(I, 16) statt „(II, 16)“. Zeile 7 von unten, lies „(IH, 2b)“ statt „(III, 29)“. Zeile 3 von unten, hinter „manchen“ ist einzuschieben „Molpadiiden“. Zeile 22 von oben, hinter „Längsmuskeln“ ist einzuschieben „(Ausnahme: Pseudostichopus mollis Theel)“. Zeile 22 von oben, lies „Thomson“ statt „Thompson“. Zeile 18 von unten, hinter „Gattungen“ ist einzuschieben „(Ausnahme Eupyrgus)“, Zeile 2 von unten, lies „ambulatrix‘“ statt „ambulator“. in der Erläuterung von Fig. 13, vierte Zeile, lies „radialer Pseudohämalkanal* statt „radiales Blutgefäss“. Zeile 21 von oben, hinter „kann“ ist der Satz einzuschieben: „‚Stets stehen zwei Klappen einander genau gegenüber und bilden zusammen das ganze Ventil“, Zeile 21 von unten, hinter „von“ ist einzuschieben .‚Graber (72.)*. in Zeile 15 und 17 von oben ist „Ankyroderma affıne Dan. u. Kor.“ und „Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor.“ zu streichen; in Zeile 20 ist hinter „(238)“ einzuschieben „und Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor. (50.)*. Fig. 17 soll mit 18 bezeichnet sein und rechts stehen, dagegen soll Fig. 18 mit 17 bezeichnet sein und links stehen. u. 355. Ueber die hier nöthige Abänderung in der Diagnose der Paractinopoda ist die Bemerkung auf S. 460 zu vergleichen. „ 357, Zeile 7 von unten, lies „938 Faden; abyssicola“ statt „2100 Faden; abyssorum“. Erklärung von Tafel VII, Fig. 15, lies „ce Pseudohämalgefäss“ statt „‚e Blutgefäss“. In Tafel X ist die Fig. 2 so gedreht zu denken, dass die mit e bezeichnete Stelle nach oben gerichtet ist. I Klasse Seewalzen, Holothurioidea. In der Richtung der Hauptaxe walzen- oder wurmförmig gestreckte Stachelhäuter mit mehr oder weniger ausgesproche- ner Bilateral-Symmetrie des Körpers; Haut gewöhnlich weich bis lederartig, mit unregelmässig angeordneten, meist mikro- skopisch kleinen Kalkkörpern; Mund am Vorderende der Haupt- axe gelegen und von Fühlern umstellt; After stets vorhanden, am hinteren Ende der Hauptaxe; Füsschen vorhanden oder fehlend; keine äussere Madreporenplatte. Allgemeiner Ueberblick. In seiner natürlichen Haltung liegt der Körper der Seewalzen mit seiner Längsaxe, die zugleich die Hauptaxe ist, der Unterlage parallel; Mund- und Afterende der Hauptaxe sind indessen nicht selten aufwärts gekrümmt oder auch etwas an die Unterseite gerückt. Die Fühler deuten gewöhnlich in ihrer Zahl und Anordnung den fünfstrahligen Bauplan an, der sieh oft noch deutlicher darin ausprägt, dass die Füsschen auf fünf vom Munde bis zum After reichenden Längszonen angebracht sind. Diese Zonen heissen Ambulacra oder Radien, während die fünf zwischen ihnen gelegenen Bezirke den Namen Interambulacra oder Interradien führen. Von der walzenförmigen und deutlich fünfstrahligen Grundform weichen zahlreiche Arten dadurch ab, dass sich entweder eine Kriechsohle aus- bildet oder die Füsschen in einzelnen oder sämmtlichen Radien fehlen oder sich auch über die Interradien verbreiten. Die Kriechsohle kommt dadurch zu Stande, dass sich die der Unterlage zugekehrte Körperseite mehr und mehr abflacht und so als Bauchseite (Bauch) von der gewölbten Rückenseite (Rücken) unterscheidet. Die fünf Ambulaera vertheilen sich bei der Ausbildung einer Bauchseite so, dass ein Ambulaerum die Mittel- linie, die beiden benachbarten die Seitenränder der Bauchseite einnehmen, die beiden übrigen aber rechts und links von der Mittellinie des Rückens verlaufen. Zur Bauchseite gehören demnach 3 Ambulacren und 2 Inter- ambulacren, zur Rückenseite 2 Ambulaeren und 3 Interambulaeren. Mit Bronn, Klassen des Thier-Reichs. IT. 3. 1 2 Seewalzen. Rücksicht auf diese Vertheilung der Ambulacren wird die Bauchseite auch als Trivium, die Rückenseite als Bivium bezeichnet. Mit der Ausbildung einer Kriechsohble nimmt die Seewalze auch äusserlich einen bilateral- symmetrischen Bau an, der aber auch sonst in der inneren Organisation stets mehr oder weniger scharf zum Ausdrucke kommt. Die Fühler sind ebenso wie die Füsschen Anhänge des Wassergefäss- systemes. Zahl, Form und Stellung der Fühler sind von besonderem Interesse für die Systematik. Der ganze Fühlerkranz kann zurückgezogen werden. Die Füsschen besitzen an ihrem freien, abgestutzten Ende ein Saugscheibehen oder entbehren desselben und endigen dann kegelförmig; im letzteren Falle werden sie als Ambulacralpapillen bezeichnet. Nach innen von der Haut, welche durch den Besitz zahlreicher und eigenthüm- lich geformter Kalkkörper ausgezeichnet ist, folgt die Quermuskulatur der Körperwand und noch weiter nach innen, im Bereiche der Ambulaeren, fünf kräftig entwickelte Längsmuskeln. Der Schlundtheil des Darmes ist von einem gewöhnlich aus 10 Stücken zusammengesetzten Kalkringe umgeben. Der Darm selbst biegt in der Regel im Hinterende des Körpers um, verläuft dann zurück bis in’s Vorderende des Körpers, um hier nochmals umzubiegen und nun erst zum After zu ziehen. In seinem Ver- laufe ist der Darm durch Mesenterien an die Innenfläche der Körperwand befestigt. Mit dem Enddarm verbindet sich bei den meisten Holothurien ein doppeltes, baumförmig verästeltes Athmungsorgan, welches mit dem Darme zusammen durch eine Kloake mit der Aussenwelt in Verbindung steht. Dicht hinter dem Kalkringe wird der Darm von dem Ringkanale des Wassergefässsystemes umgeben. Der Ringkanal trägt eine oder mehrere sog. Poli’sche Blasen, sowie den verkalkten Steinkanal, der durch die Poren seines gewöhnlich verdickten freien Endes eine offene Ver- bindung des Wassergefässsystemes mit der Leibeshöhle herstellt. Dem Kalkringe liegt ferner der centrale Nervenring an, von welchem insbeson- dere fünf radial, d. h. in den Ambulaeren verlaufende Nervenstämme entspringen, die nach aussen von den fünf, die Füsschen versorgenden radialen Wassergefässen liegen. Die Geschlechtsorgane kommen immer nur in einem einzigen Interradius zur Ausbildung und zwar stets in dem- jenigen, der bei Ausbildung einer Bauchfläche die Mitte des Rückens einnimmt und deshalb als der mittlere dorsale bezeichnet wird. Die äussere Geschlechtsöffnung liegt entweder innerhalb oder dicht hinter dem Fühlerkranze, immer aber in der dorsalen Mittellinie. Nur wenige sind zwitterig, alle übrigen getrennt geschlechtlich. Die Entwicklung durch- läuft meistens eine oder mehrere Larvenformen. Alle sind Meeres- bewohner. A. Einleitung. I. Name. Bei den älteren Autoren (Belon, Aldrovandi, Jonstonus) führen die Seewalzen die Bezeichnungen: genitale marinum, mentula marina, priapus marinus, pudendum, denen das italienische cazzo di mare und das griechische yo»/7 entsprechen — alles Namen, deren Sinn Bohadsch mit Bezug auf die ihm vorliegende Seewalze also erläutert: „aquam ejieit, corpusque instar ligni indureseit, quae indurescentia, aquae ejaculatio una cum eylindriea eorporis forma ansam dedisse videtur, quod hoe genus veteres mentulam appellarent“. Auch das Aristotelische, von Rondelet wieder aufgenommene und seit Linne allgemein üblich gewordene „oAoForgıov“ hat eine ähnliche Bedeutung, da das Wort mit Jovgıs — $ovoetos zusammenhängt, welches entsprechend dem lateinischen salax die Nebenbedeutung ‚geil‘ hat. Auf dem Vergleiche mit einer Gurke beruht die Bezeichnung des Plinius: cucumis marinus, die nach Grube’s Angabe noch heute an der Adria als cucumero di mare*) in Gebrauch ist. Von den skandinavischen Forschern nennt sie Gunner Seebeutel (schwedisch sjö-punge) und Lütken Seewürste (dänisch so-polser). Als deutsche Bezeichnung versuchte Oken den Namen ‚„Trule‘“ ein- zuführen, den er aber selbst später aufgab und durch Spritzwürmer ersetzte. Burmeister nannte sie Lederhäuter, auch Sternwürmer. Bronn gebrauchte die Namen Walzenstrahler und Lederstrabler. Andere zogen die Bezeichnungen Seewalzen und Seegurken vor. Von all’ diesen Be- nennungen hat sich als deutscher Name für die ganze Klasse am meisten das Wort Seewalzen eingebürgert. In der wissenschaftlichen Terminologie begegnet man am häufigsten solchen Bezeichnungen, welche von dem Namen der Hauptgattung ab- geleitet sind, so Holothurideau bei Blainville, Holothurina bei Brandt, Holothurida bei Gray, Holothurioidae bei L. Agassiz und endlich bei v. Siebold Holothurioidea. Diese Siebold’sche Wortbildung ist auch von Bronn in der ersten Ausgabe dieses Werkes in Anwendung gebracht *) Für Creumaria Planci, während dort die Holothuria tubulosa als cazzo di mare unterschieden wird. Nach Krohn heisst ferner Stchopus regalis bei den Neapolitanern pagnotella di mare „wegen der Aehnlichkeit mit den dortigen Brödchen“. 1# 4 Seewalzen. und seitdem zur herrschenden geworden. Von anderen wissenschaftlichen Namengebungen ist weder Fleming’s Fistulidae, noch das von Forbes vorgeschlagene Oirrhi-Vermigrada oder das Bronn’sche Scytactinota oder gar das Austen’sche Ascidiastella in Aufnahme gekommen, während das von Burmeister gebildete Scytodermata auch jetzt noch häufig ge- braucht wird. II. Literatur. (Auf die Nummern dieses einigermaassen vollständigen Literaturverzeichnisses wird im Texte in der Weise verwiesen, dass hinter dem Namen des Autors die betreffende Nummer, ein- (1) (2) (3) (10) (12) (13) (14) (15) (16) (17) (18) (19) (20) (21) geklammert und mit arabischen Ziffern, beigefügt ist.) Agassiz, A., On the Embryology of Echinoderms. Memoirs of the American Academy. Vol. IX. 1864. 4°. Mit 4 Taf. Embryological Monograph of Echinodermata. Memoirs of the Mus. of Comp. Zool. Harvard College. Vol. IX, No. 2. Cambridge, Mass. 1883. 4°. 15 Tafeln. Bibliography to accompany „Selections from ln Moönographs“. II. Echino- dermata. Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard College. Vol. X, No. 2. Cambridge, Mass. 1882. Aldrovandi, Ulysses, De animalibus exsanguibus libri quatuor. Liber quartus de Zoo- phytis. Bononiae 1642. Fol. Anderson, John, On an apparently new Form of Holothuria. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3. Ser. Vol. IX. London 1862. p. 189—191. Pl. XI. Aristoteles, Thierkunde. Herausgeg. v. H. Aubert u. Fr. Wimmer.- 2 Bde. 8°. Leipzig 1868. Ayres, W. O., Notices of Holothuridae. Proceed. of the Boston Society of Natural History. Vol. IV. 1851—1854. Boston 1854. p. 5—7, 11—12, 25—27, 31—32, 35—37, 46—47, 52—54, 60—61, 63—64, 69—70, 102—103, 143—145, 207—208, 214—215, 243— 246. Barrett, Lucas, Descriptions of four new species of Echinodermata, Ann. and Mag. Nat. Hist. II. Ser. Vol. XX. London 1857. p. 46—48. Pl. IV. — siehe auch M’Andrew. — —— siehe auch S. P. Woodward. Barrois, Theod., Catalogue des Crustac&s Podophthalmaires et des Echinodermes, recueillis A Concarneau. Lille 1882. 8°, Baur, Albert, Beiträge zur Naturgeschichte der Synapta digitata. Dresden 1864. (Nova Acta Acad. Leop. Carol. Vol. XXXL) 4°. Mit 8 Taf. Bell, F. Jeffr., Echinodermata of tbe Straits of Magellan and of the Coast of Patagonia (Zoological Collections ofH.M.S. Alert“). Proceed. Zool. Soc. London 1881. p. ST—101. Pl. VII and IX. Studies in the Holothuroidea. I. Proceed. Zool. Soc. 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Vol. III. Dublin 1887. p. 643—658. Pl. 39 and 40. On the Term Mülleria as applied to a genus of Holothurians. Ann, Mag. Nat. Hist. V, Ser. Vol. 19. 1887. p. 392. —— Further Note on the Generic Name Mülleria. Ibid. Vol. 20. 1887. p. 148. 26) Belon (Belonius), Petrus, De aquatilibus libri II. Paris 1553. p. 441. Berlin, W., Notiz über die in der Leibeshöhle der Synapta digitata vorkommenden Körper. Müller’s Archiv 1853. p. 442—444, Blainville, H. M. D. de, Artikel: Zoophytes in dem Dictionnaire des sciences naturelles. T.60. Paris 1830. Manuel d’Actinologie ou de Zoophytologie, avec Atlas. Paris 1834. 8°, Bohadsch, Joh. Bapt., De quibusdam animalibus marinis, eorumque proprietatibus, orbi litterario vel nondum vel minus notis. Dresden 1761. Beschreibung einiger minderbekannten Seethiere, übers. von Nath. Gottfr. Leske. Dresden 1776. 4°. Brady, George Stewardson, and David Robertson, Descriptions of two new Species of British Holothurioidea. Proceed. Zool. Soc. London 1871. p. 690—692. 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Paris 1817. 8°, —— — Legons d’anatomie comparce. 5 Voll. Paris, an VII—XIV (1799—1805). S°. Dalyell, Sir John G., Ueber die Wiedererzeugung von verlorengegangenen Organen, welche die Funktionen von Kopf und Eingeweiden besorgen, bei Holothurien und Amphi- triten. Froriep’s Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Bd. 16. 1840. p. 1—5. —— — The Powers of the Creator displayed in the creation. Vol. I. London 1851. 4°, Danielssen, D. C., og J. Koren, Echinodermer fra den Norske Nordhavs Expedition. Nyt Magaz. for Naturvid. Vol. XXIV. Christiania 1878. p.229—267. Pl. I—IV. Vol.XXV, 1879. p. 83—140. Pl. I-VI. — ——— Holothurioidea. (The Norwegian North- Atlantic Expedition 1876—1878. Zoology.) Christiania 1882. Fol. With 13 plates and 1 map. Danielssen, siehe auch M. Sars. (60) Seewalzen. Diequemare, Le Fleurilardö. Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et sur les arts (Journal de physique). T. XII. Octobre 1778. Paris. p. 283—284. Pl. I. 4°. 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(197) (198) (199) 200) (201) (202) 203) (204) (205) (206) (207) (208) (209) (210) (211) (212) (213) (214) (215) (216) (217) (218) (219) (220) Literatur. ul Oerstedt, A. S., Gentralamerikanische Echinodermen (Synaptala vivipara). Vidensk. Meddelels. fra d. naturhist. forening i Kjöbenhavn for 1849/50. p. VII. Oken, Lehrbuch der Naturgeschichte. 3. Theil. Zoologie mit 40 Kupfertafeln (Tafeln in 4°), 1. Abth. Fleischlose Thiere. Jena 1815. S°. Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände. 5. Bd. 2, Abth. Stuttgart 1835. 8°. Pallas, P. S., Miscellanea zoologica. Hagae Comitum 1766. 4°. (Lugduni Batavorum 1778.) — — Naturgeschichte merkwürdiger Thiere. Deutsche Ausgabe. I. Bd. (1.— 10. Samın- lung.) Berlin u. Stralsund 1778. 4°. (Dies ist die deutsche Ausgabe der Spicilegia zoo- logica und zugleich sind darin aufgenommen die Miscellanca zool. dess. Autors.) Parker, T. Jeffr., On a new Holothurian (Chirodota dumedinensis n. sp.) Transact. New-Zealand Institute. Vol. XIII. 1881. p. 418. 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Bei der Häufigkeit der Holothurien an den Küsten des Mittelländischen Meeres mussten sie den Anwohnern desselben von Alters her bekannt sein. Es ist aber zweifelhaft, ob das Thier, welches Aristoteles mit dem Namen o4o9ovoıov anführt und als ein den Schwämmen vergleich- bares, empfindungsloses, abgelösten Pflänzchen ähnliches (freies, aber bewegungsloses) Wesen schildert, wirklich eine Seewalze ist; Joh. Müller und Grube vermuthen vielmebr, dass mit einem anderen Aristotelischen Thiere, welches die Gestalt eines schwarzen, runden, gleichmässig dicken Balkens hat, eine echte Holothurie gemeint sei. Plinius erwähnt unter dem Namen cucumis marinus ein Meeresthier, welches wahrscheinlich dieselbe Art ist, welehe wir heute Cucumaria Planci nennen. Sichere Nachrichten aber über eine bestimmte Kenntniss der Holothurien haben wir weder aus dem Alterthume, noch aus der Zeit des Mittelalters. Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts treten sie in den Kreis der wissen- schaftlichen Forschung. Belon (26) war der Erste, der eine zweifellose Holothurie kenntlich beschrieb unter dem Namen genitale marinum und auch schon die Ueber- einstimmung ihrer Bewegungsorgane mit denen der Seeigel und Seesterne richtig erkannte. Die Beschreibung Belon’s mag, da sie die älteste ist, hier wörtlich mitgetheilt sein: ‚„Genitale marinum vulgus italicum cazo marino, graecum psoli nuncupat. Exangue maris purgamentum. Suas promuseides quando vult exserit. Acetabulis quae in promuseidibus habet, lapidibus haeret, in quibus plus quam quattuor millia nonnunquam annu- Geschichte. 15 meres. Ex anteriore autem capitis parte rursus erinitas emittit veluti arbusceulas acetabulis plenas, quibus quidquid palpat ad os addueit. Os in gyrum ossieulis dentatum habet, praeterea nullis ossibus alibi praeditum.“ Dieser ersten Beschreibung folgte bald die erste Abbildung einer Holo- thurie durch Rondelet (216). Derselbe fügte seiner Figur eine kurze Beschreibung hinzu, aus der sich entnehmen lässt, dass das ihm vor- liegende Thier eine aspidochirote Art war. Rondelet war auch der Erste, der den Aristotelischen Namen Holothurium auf ein sicher zu den Holothurien im heutigen Sinne gehöriges Thier anwandte. Er vermengt aber mit den Holothurien die Heteropoden, indem er eine Pterotracheen- Art als secunda species Holothuriorum abbildet und beschreibt. Auch ein Cueumis marinus wird von Rondelet angeführt, der aber nach der beigegebenen Abbildung kaum als eine Holothurie gedeutet werden kann. Nachdem Columna (41) eine wahrscheinlich mit Stichopus regalis iden- tische Form unter dem Namen „pudendum regale‘‘ erwähnt hatte, wieder- holte, ohne etwas Selbstständiges hinzuzufügen, Aldrovandi (4) nach fast hundert Jahren die Rondelet’schen Angaben, und es verging wiederum fast ein Jahrhundert, bis Bianchi (Janus Planeus) (205) eine offenbar zu den Uucumarien gehörige Art (wahrscheinlich die heutige Cxucumaria Planei v. Marenz.) in richtiger Auffassung ihrer Beziehung zu den See- igeln als „‚novum genus echinorum marinorum coriaceum seu cartilagineum“ abbildete und beschrieb. Alsdann nahm Bohadsch (30) die erste genauere Untersuchung einer mittelmeerischen Holothurie (wahrscheinlich der Holothuria tubulosa) vor. Er unterschied an dem von ihm Hydra, später von seinem Uebersetzer Leske „Zitterblase‘“ genannten Thiere die hückenwärzchen von den „Fühlfäden“ des Bauches, die er mit den entsprechenden Organen der Seesterne und Seeigel vergleicht, beobachtete die Betheiligung der 20 Ten- takeln an der Nahrungsaufnahme und das Ausspritzen von Wasser aus der Kloakenöffnung, sowie das gelegentliche Ausstossen der Eingeweide. Er kennt ausser der Längsmuskulatur auch schon die Quermuskulatur des Körpers und deutet anscheinende Blinddärme an der ‚Speiseröhre‘ ganz richtig für Geschlechtsschläuche, wenn er auch darin irrt, dass er die Eier durch den Mund nach aussen gelangen lässt. Die „20 wurm- förmigen Bänder“, die er am Kalkringe anhängend fand, sind zweifellos die Tentakelampullen. Auch die erste Angabe über die Gefässe des Darmes rührt von Bohadsch her. Fast gleichzeitig mit Bohadsch beschrieb Gaertner (68) unter dem Namen Hydra corolliflora*) (seine anderen Hydra-Arten sind Aktinien) eine dendrochirote Holothurie von der Südküste von Cornwall, verglich ebenfalls ihre Fortbewegungsorgane mit den Saugfüsschen der Seesterne und gab eine Abbildung, in welcher sich die heute Cucumaria elongata Düb. u. Kor. genannte Art einigermaassen wiedererkennen lässt. *) Nicht corallifera, wie Semper (238) und noch neuerdings The&el (267) schreiben, 16 Seewalzen. Viel eingehender behandelte einige Jahre später Strussenfelt (252) unter dem Namen „Seegespenst‘“ (,„Hexenfuss, Phantapus“) die nord- europäische Form Psolus phantapus. Er war der Erste, der in den inneren Bau einer dendrochiroten Holothurie eindrang und eine noch heute brauch- bare Darstellung ihrer Anatomie gab. Er erkannte nicht nur die 5 Längs- muskeln der Körperwand, die Rückziehmuskeln des Schlundkopfes, den (allerdings schon von Belon erwähnten) Kalkring, die Tentakelgefässe und den Darm, sondern auch das Mesenterium, sowie die Befestigungs- stränge der Kloake; auch die Poli’sche Blase erwähnt er (natürlich noch nicht unter diesem Namen) und was er als 2 Büschel darmähnlicher Fäden am dorsalen Mesenterium bezeichnet, ist nichts Anderes als die Geschlechtsorgane. Die erste anatomische Untersuchung einer aussereuropäischen Art lieferte gleichfalls in jener Zeit S. Pallas (195). Unter dem Namen Actinia doliolum beschrieb er die jetzt Colochirus australis genannte Art vom Cap der guten Hoffnung und bemühte sich deren Organisation zu erforschen. Im Einzelnen verfiel Pallas dabei in eine Reihe von für die damalige Zeit allerdings verzeihblichen Irrthümern; so hält er die Geschlechtsorgane für „Gefässe, die einen Verdauungssaft hergeben“, und was er als Eierstock deutet, ist offenbar das Respirationsorgan, obschon er dasselbe am Schlunde seinen Anfang nehmen lässt; die Längsmuskeln bezeichnet er als Sehnen und lässt, wie vor ihm Strussenfelt, den Kalkring, den er mit der Laterne der Seeigel vergleicht, nur aus 5 Stücken zusammengesetzt sein. Nachdem sich durch Bohadsch, Strussenfelt und Pallas die Kenntniss der Anatomie angebahnt hatte, fing auch die Kenntniss der Arten an sich weiter auszudehnen. Gunner (89) beschrieb zwei nord- europäische Arten: die Ocumaria frondosa unter dem Namen Holothuria frondosa und die noch heute sogenannte Holothuria tremula. Forskäl (65) beschrieb vier Arten*) aus dem Rothen Meere, welche er in das Genus Fistularia einordnete (während er unter dem Namen Holothuria Velellen und Porpiten versteht). ©. F. Müller (187 u. 188) lehrte eine Anzahl nordeuropäischer Arten kennen, die er unter dem Gattungs- namen Holothuria vereinigte**), und Pennant (199) schilderte unter dem Namen Holothuria pentactes die heutige Cucumaria frondosa, während er das von Strussenfelt schon richtig zu den Holothurien gestellte „Deegespenst“ (Psolus phantapus) als Ascidia rustica aufführt. Unter den drei letzterwähnten Forschern ist es aber nur O. F. Müller, der auch die anatomischen Verhältnisse in den Bereich seiner Untersuchungen 208, ohne aber in dieser Hinsicht viel weiter zu kommen als seine *) Darunter auch 2 Synaptiden, die hier überhaupt zuerst in der Literatur auftreten. #*) Nachdem Linn (145) in der XII. Auflage seines Systema naturae das sprachlich richtigere Holothurium (Aristoteles, Rondelet) in Holothuria geändert und auf einige echte Seewalzen angewandt hatte. Geschichte. 1% Vorgänger; neu ist bei ihm nur die Erwähnung der „Fettgetässe“, worunter er die Respirationsorgane verstand, deren wahre Bedeutung ihm noch verborgen blieb. Nachdem dann noch Diequemare (51) eine bei Havre beobachtete Cucumarie, die wahrscheinlich identisch ist mit der Gärtner’schen Hydra corolliflora, unter dem Namen le fleurilard& geschildert hatte, erschien die Fauna grönlandica des OÖ. Fabriecius (61), in welcher (nach Abzug zweier zu den Gephyreen gehörigen Formen) 4 Holothurienarten nicht nur nach ihren äusseren Merkmalen, sondern auch nach ihrem inneren Bau besprochen werden. Fabricius ist der Erste, der die Biegungen des Darmes be- stimmt erwähnt, indem er von einem intestinum triplicatum spricht, jedoch kehrt die missverständliche Auffassung der Geschlechtsschläuche als Darm- anhänge auch bei ihm wieder; dagegen lässt er den Kalkring seiner Holothuria (jetzt Chiridota) laevis ganz richtig aus 12 Gliedern zusammen- gesetzt sein. Er theilt auch Beobachtungen über die Lebensweise mit, welche sich an diejenigen von Belon, Gärtner, Forskäl, Bohadsch und O. F. Müller anschliessen. In anatomischer Beziehung wurde der nächste Fortschritt durch Cuvier (76) herbeigeführt, welcher den Respirationsorganen ihre richtige Deutung gab und zum ersten Male die Darmgefässe näher beschrieb; Cuvier kennt auch die doppelte Biegung des Darmes sowie die Kloake und ist der Erste, der für das Nervensystem wenigstens eine bestimmte Ver- muthung ausspricht. Den Kalkring lässt Cuvier bei den von ihm unter- suchten Formen richtig aus 10 Stücken gebildet sein, irrt aber, wenn er in den Tentakelampullen Speichelorgane und in den von ihm entdeckten und später nach ihm benannten Cuvier’schen Organen Hoden sieht. In Zusammenhang mit dem zuletzt erwähnten Irrthum hält er die wirklichen Genitalschläuche ausschliesslich für Eierstöcke und demnach die Holo- thurien überhaupt für Zwitter. Cuvier gebührt auch das Verdienst, die bis dahin fast nur von Belon und Plancus erkannte Verwandtschafts- beziehung der Holothurien zu den Seeigeln und Seesternen in der Auf stellung der Klasse der Echinodermen zum bestimmten, systematischen Ausdruck gebracht zu haben. Nachdem dann Montagu (175) zwei englische Arten beschrieben und Oken (193) den Versuch gemacht hatte, die bis dahin bekannten Formen systematisch zu ordnen (wobei er die Gattungen Thyone und Psolus neu aufstellte), erschien Tiedemann’s (273) epochemachendes Werk über die Anatomie der Röhrenholothurie (Holothuria tubulosa) von Triest. Ab- gesehen davon, dass in diesem Werke der erste Versuch gemacht wird, in den feineren Bau der einzelnen Organe, z. B. des Darmes und der Haut, einzudringen, und die Verdauungs- und Respirationsorgane einer genauen Schilderung unterworfen werden, liegt der Schwerpunkt desselben in der Darstellung des Blutgefässsystemes und des Wassergefässsystemes. Die Theile des letzteren (Tiedemann kennt den Ausdruck „Wassergefäss- system“ noch nieht) werden hier zum ersten Male als zusammenhängende Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 2 18 Seewalzen. Bestandtheile eines einzigen Organsystemes erkannt; nur die wahre Natur des Steinkanals blieb Tiedemann verborgen, sodass er in ihnen die Hoden vermuthen konnte. Er ist auch der Entdecker der äusseren Geschlechtsöffnung. Durch Tiedemann war die Kenntniss des inneren Baues für die damalige Zeit zu einem gewissen Abschluss gelangt und es brachten die nächsten Jahre fast nur systematische Versuche und Beschreibungen neuer Arten von Cuvier (45), Goldfuss (71), Chamisso (37), Lesueur (139), Delle Chiaje (38), Risso (214), Fleming (63), Rüppell und F. S. Leuckart (217), Eschscholtz (59), Blainville (28), Lesson (138) und Quoy und Gaimard (211). Auch Jäger (110) fügte zu den Tiedemann’schen anatomischen Angaben nur wenig Neues hinzu, berichtigte aber die nicht ganz zu- treffende Darstellung, welche Tiedemann über die Lage der Darm- windungen und Athmungsorgane gegeben hatte. Das Hauptverdienst der Jäger’schen Abhandlung liegt in dem grundlegenden Versuche einer systematischen Anordnung aller bis dahin bekannten Formen. Unterdessen hatte H. Mertens (vergl. Ludwig 152) während seiner Reise um die Erde auf mehreren Inseln des Stillen Oceans anatomische Untersuchungen an dortigen Holothurien angestellt, von denen es noch heute bedauerlich ist, dass ein früher Tod den begabten Forscher ver- hinderte seine im Manuscript noch vorhandenen Beobachtungen selbst zu veröffentlichen. Nur nach systematischer Seite wurden die Mertens’schen Aufzeichnungen von J. F. Brandt (33) zur Aufstellung eines gekünstelten Systemes verwandt, welches ohne Berücksichtigung der weit natürlicheren, von Jäger gegebenen Begrenzung und Anordnung der Gattungen eine beträchtliche Anzahl neuer Gattungen und grösserer Abtheilungen auf- stellte, die sich in der Folgezeit zu nicht geringem Theile als unhaltbar erwiesen (so die Zerlegung der füssigen Holothurien in Homoiopodes und Heteropodes, dann die Gruppen der .Detopneumones und der Homoiopodes apneumones, ferner die Gattungen Oncinolabes, Liosoma, Aspidochir, Diplo- ‚perideris,- Dactylota). Burmeister (35) führte für die Holothurien, zu denen er allerdings ebenso wie die meisten früheren Forscher auch die Gephyreen rechnete, den Namen Scytodermata ein, bildete aus ihnen eine seinen Echinodermata (d. h. den Orinoidea, Asteroiden und Echinoidea) gegenüberstehende Ord- nung und theilte sie in die vier Familien der Pentactidae, Holothuridae, Psolidae und Synaptidae. Auch Lamarck und Dujardin versuchten (133) eine systematische Anordnung, die aber in ihrem Werthe weit hinter den Arbeiten von Jäger, Brandt und Burmeister zurückblieb. Einen erheblichen Fortschritt in der Kenntniss der europäischen For- men bewirkten Grube (81) durch seine Untersuchung der mittelmeerischen und Forbes (64) durch seine Schilderung der an den Küsten von England lebenden Arten. Von Grube rührt auch die noch heute mass- gebende Berücksichtigung der Tentakelform für die Abgrenzung und Be- Geschichte. 19 nennung der Aspidochiroten, Dendrochiroten und Chiridoten*) (— Synap- tiden) her. Gleichzeitig rückte auch die anatomische Kenntniss vorwärts durch die Arbeiten Delle Chiaje’s (39), sowie durch die Krohn’sche Ent- deckung (123) des bis dahin nur vermutheten Nervensystemes. Krohn (122) ist auch der Erste, welcher den bis dahin falsch gedeuteten Stein- kanal als das Homologon des gleichnamigen Gebildes der Seesterne er- kannte, während Wagner (285) in Gemeinschaft mit Valentin den von Cuvier, Tiedemann und Jäger festgehaltenen Irrthum, dass die Holo- thurien Zwitter seien, an Holothuria tubulosa (Gmel.) endgültig widerlegte. Alsdann veröffentlichte Quatrefages (210) die erste eingehende Untersuchung einer Synapta, in weleber er sich bemühte, auch in den feineren histologischen Bau einzudringen. Er gab die erste ausführliche Schilderung der Anker und Ankerplatten der Haut, erörterte die Structur der Haut, der Muskulatur und des Darmes, fand an den Fühlern die jetzt als Sinnesorgane erkannten „Saugnäpfe‘“ und entdeckte die zwitterige Beschaffenheit der Geschlechtsschläuche der Synapten; dagegen konnte er weder die Blutgefässe noch das Nervensystem auffinden und beschrieb Nesselorgane der Haut und Poren der Leibeshöhle, welche von allen späteren Forschern in Abrede gestellt wurden. Die anatomische Kenntniss der dendrochiroten Formen wurde durch Koren (119) weiter geführt, welcher den inneren Bau von Thyone fusus (0. F. Müll.) und Psolus sguamatus (Düb. und Kor.) in vortrefflicher Weise zur Darstellung brachte und zusammen mit von Düben (53 u. 54) zum ersten Male in eingehender Untersuchung die Mannigfaltigkeit der Kalk- körper der Haut und deren Bedeutung für die Systematik nachwies, sowie auch eine systematische Bearbeitung der skandinavischen Arten lieferte. Es folgen dann Beschreibungen neuer Arten und Gattungen durch Troschel (274), Ayres (7), Stimpson (245, 246, 247), Pourtales (207), Steen- strup (244), biologische Beobachtungen von Peach (198) und Dalyell (48) und Versuche alles bis dahin Bekannte in anatomischer und systematischer Beziehung zusammenzustellen von v. Siebold (240), Gray (76), van der Hoeven (104). | An die von Quatrefages gegebene Anatomie der Synapta knüpfte Leydig (142) an, indem er für eine Reihe von Organen neue histo- logische Daten beibrachte. Aber schon vorher und zum Theil gleichzeitig mit Leydig hatte sich Joh. Müller (178—185) der Erforschung der Synaptiden, wie überhaupt der Holothurien zugewandt und hier in nicht geringerem Maasse als bei den übrigen Klassen der Echinodermen durch die hervorragenden Ergebnisse seiner epochemachenden Forschungen die anatomischen und systematischen Kenntnisse erweitert und vertieft und vor Allem das Dunkel gelichtet, welches bis dahin auf der Entwicklungs- geschichte dieser Thiere lag. An dieser Stelle lassen sich nur in Kürze *) Die Form C'hirodota hat sich erst später eingebürgert; vergl. Anm. p. 27. 20 Seewalzen. die Hauptpunkte namhaft machen, auf welche sich die Joh. Müller’schen Untersuchungen beziehen. In systematischer Hinsicht förderte er die Kenntniss der tropischen Synaptiden und gab die erste genaue Beschrei- bung einer echten Molpadide, deren verwandtschaftliche Beziehung zu den übrigen Holothurienfamilien er des Näheren auseinandersetzte. In Betreff der Anatomie ist hervorzuheben, dass er bei den Synaptiden die von Quatrefages übersehenen Darmblutgefässe auffand, sowie die schon von Mertens gesehenen eigenthümlichen Wimperbecher der Leibeshöhle näher beschrieb, dass er ferner den Bau der Steinkanäle und der von ihm so benannten Cuvier’schen Organe zum ersten Male genauer unter- suchte und endlich die noch heute übliche Unterscheidung der Rücken- und Bauchseite als Bivium und Trivium sowie die Termini Ambulacrum und Interambulaerum einführte und begründete. Die Entwicklungsgeschichte verdankt ihm die Entdeckung der Metamorphose der Holothurien durch die von ihm Auricularıa genannte Larvenform, deren Bau und deren Umwandlung in die sog. Puppe er in bahnbrechender Weise erforschte. Auch sein Schüler Krohn (124 u. 125) gab einen kleinen entwicklungs- geschichtlichen Beitrag und Danielssen und Koren (220) bemühten sich die nordischen Holothurien in den Kreis der entwicklungsgeschicht- lichen Studien zu ziehen, indem sie den Nachweis führten, dass neben der von Müller erforschten umständlichen Metamorphose auch eine ab- gekürzte Entwicklungsweise vertreten ist. Im Uebrigen brachte das Jahrzehnt, welehes nach den Arbeiten Joh. Müller’s verstrich, ausser der Entdeckung der merkwürdigen Gattung Rhopalodina durch J. E. Gray (75) und einigen histologischen Notizen von Leydig (143 u. 144) und Kölliker (118) eine Anzahl kleinerer und grösserer Beiträge zur Systematik und Anatomie von Lütken (162), M. Sars (221 u. 222), M’Andrew und Barrett (163), Stimpson (248 u. 249), Held (95), Philippi (204), Woodward und Barrett (286), Keferstein (115), Grube (84 u. 85) und Ander- son (5). Am hervorragendsten sind unter den Arbeiten der zuletzt ge- nannten Forscher diejenigen von Lütken und M. Sars. Lütken gab eine eingehende kritische Darstellung der grönländischen Holothurien und erörterte auch die horizontale und verticale Verbreitung derselben. M. Sars dagegen wandte sich zunächst den mittelmeerischen Formen zu, deren Kenntniss er in wesentlicher Weise förderte, und veröffentlichte erst einige Jahre später seine auch in anatomischer Hinsicht höchst belangreiche Bearbeitung der an der norwegischen Küste vorkommenden Arten. Kurz vorher lieferte Bronn (34) in der ersten Auflage dieses Werkes eine zusammenfassende Bearbeitung der ganzen Klasse, welche sich durch umsichtige und für die damalige Zeit ziemlich erschöpfende Behandlung auszeichnet, während ein ähnlicher Versuch von Dujardin und Hupe (55) nach allen Richtungen hinter Bronn’s Leistung weit zurückblieb. Im Mittelpunkte der Fortschritte, welche in den Jahren 1861—1876 erreicht wurden, stehen einerseits die entwicklungsgeschichtlichen Unter- Geschichte. 21 suchungen von Baur (10), Kowalevsky (121), Metschnikoff (169) und Selenka (231), anderseits die umfassenden systematischen und anatomischen Arbeiten Selenka’s (229 u. 230) und ganz besonders Semper’s (238 u. 239). Baur stellte fest, dass die von Joh. Müller studirte „Aurieularia mit Kalkrädehen“ die Larve der Synapta digitata (Mont.) ist, und verfolgte deren Umbildung durch das Puppenstadium bis zur Ausbildung in die junge Synapta, indem er dabei in die Entwicklung der einzelnen Organe tiefer einzudringen versuchte. In dieser Hinsicht waren noch erfolgreicher die Untersuchungen Metschnikoffs, durch welche insbesondere die Be- deutung der Enterocoelblasen aufgeklärt wurde. Die ersten Entwicklungs- stadien, Furchung und Bildung der Keimblätter, wurden zunächst von Kowalevsky, in viel ausgedehnterem Maasse aber von Selenka er- forscht, von letzterem mit besonderer Berücksichtigung der Rolle, welche die Keimblätter für die Organentwicklung besitzen. Auch L. Agassiz (1) verdankt man aus dieser Zeit eine kleine Mittheilung über die Entwick- lung des Psolus fabrieii (Düb. und Kor.). Die systematische Bearbeitung, welehe Selenka der ganzen Klasse hatte angedeihen lassen, zeichnete sich durch Aufstellung zahlreicher neuer Gattungen und Arten und eine wohlgeordnete Zusammenstellung aller bis dahin bekannten Formen aus, brachte auch in anatomischer Be- ziehung eine Menge trefflieher Beobachtungen, wurde aber dennoch sehr bald überholt durch das auf viel breiterer Grundlage angelegte Werk Semper’s. Semper hatte seinen mehrjährigen Aufenthalt auf den Philippinen zu einem eingehenden Studium der tropischen Holothurien benutzt und war dadurch in den Stand gesetzt eine umfangreiche Mono- graphie zu liefern, welche nicht nur die Kenntniss der Formen, sondern auch des gröberen und feineren Baues, sowie der Lebensweise und der geographischen Verbreitung in ganz ausserordentlichem Maasse förderte und zugleich geeignet war andere Forscher zu Untersuchungen auf diesem Gebiete anzuregen. Von weniger bedeutungsvollen Arbeiten aus dem hier in Betracht stehenden Zeitabsehnitte sind eine Anzahl wesentlich systematischer Bei- träge erwähnenswerth. Verrill (276—278) und Pourtal&s (208 u. 209) bemühten sich um die Kenntniss der amerikanischen Arten, M. Sars (224) und später G. O. Sars (219) um die der nordeuropäischen, Heller (96) und v. Marenzeller (164) um die der mittelmeerischen Fauna, während durch Hutton (108) auch auf die neuseeländischen Arten die Aufmerk- samkeit gelenkt wurde und ich selbst (147) eine Anzahl neuer Formen aus verschiedenen Meeresgebieten beschrieb. Daneben erschienen kleinere Mittheilungen von Herapath (97), Herklots (99), Lankaster (136), Norman (191), Grube (86—88), Brady und Robertson (32), Hodge (103), Graber (72), M’Intosh (172), Möbius und Bütschli (173) und Stossich (251). Schliesslich rührt aus diesen Jahren auch die erste sichere Nachrieht von dem Vorkommen fossiler Holothurienreste, 293 Seewalzen. indem Schwager (228) Kalkkörperehen der Haut in Jura-Ablagerungen entdeckte. In den folgenden Jahren wurde zunächst die anatomische Durch- forschung der Holothurien wieder aufgenommen von Greeff (77 u. 78), Teuscher (261) und Kingsley (177) und unter steigender Berück- siehtigung der histologischen Verhältnisse fortgeführt von Jourdan (114), Hamann (91, 92, 93) und Semon (233—236), denen sich Vogt und Yung (284) und zuletzt H&erouard (101 u. 102) anschlossen. Die ent- wicklungsgeschichtlichen Kenntnisse wurden namentlich weiter gefördert durch Selenka (232), der die Keimblätter einer erneuerten eingehenden Prüfung unterwarf und insbesondere auch über die Entstehung des Nerven- systemes und der Muskulatur wichtige Beobachtungen mittheilte, sowie durch Semon (237), welcher die Metamorphose und Organentwicklung der Synapta digitata (Mont.) zum Gegenstande einer tiefgreifenden Untersuchung machte. Daneben veröffentlichten Götte (70) und Metschnikoff (170) kleinere ontogenetische Beiträge, während A. Agassiz (2) eine Zusammen- stellung dessen gab, was bis zum Jahre 1833 über die Entwicklung der Holothurien überhaupt bekannt war. Von grösster Bedeutung erwiesen sich die Ergebnisse, welche seit 1877 durch die zoologische Durchforschung der Tiefsee zu Tage gefördert wurden. Allen voran ist hier Theel zu nennen, der uns zunächst mit der bis dahin ganz unbekannten Gestaltung der von ihm entdeckten Elpidia glacialis (265) bekannt machte und auf sie die Ordnung der Elasipoden oder Tiefseeholothurien aufstellte. Bald bevölkerte sich diese Ordnung mit einer Menge der interessantesten Thierformen, von denen einige durch Danielssen und Koren (49 u. 50) aus der Ausbeute der norwegischen Nordmeer-Expedition, die übrigen aber durch Theel (264, 266 u. 268) aus den von den Fahrten des englischen Schiffes „Challenger“ und des nordamerikanischen „Blake“ heimgebrachten Sammlungen be- schrieben wurden. Neuerdings lieferten auch die französischen Meeres- expeditionen Beiträge zur Kenntniss der Elasipoden, doch sind darüber bisjetzt nur vorläufige Mittheilungen, insbesondere von Perrier (200) und Petit (201—203) erschienen. Aber auch die älteren Ordnungen der Holothurien erhielten seit 1876 einen erheblichen Zuwachs an neuen Gattungen und Arten, theils in Folge der schon erwähnten grösseren Forschungsfahrten, theils durch die Er- gebnisse kleinerer Expeditionen (wie der „Gazelle“, des ‚Vettor Pisani‘, des „Prinz Adalbert‘ u. a.), theils auch durch eine genauere Durchforschung der europäischen und aussereuropäischen Küstenfauna. Besonders be- merkenswerth ist in dieser Hinsicht die Menge der Beiträge, welche sich auf die arktischen Holothurien beziehen, so an erster Stelle von Koren und Danielssen (120), Danielssen und Koren (49 u. 50) und Theel (262), dann von v. Marenzeller (166), Ljungman (146), Duncan und Sladen (56), Hoffmann (105), Stuxberg (256 u. 257), Levinsen (141), Fischer (62) und mir (158). Die antarktischen Geschichte. 23 Formen, die sich zum Theil durch Einrichtungen für eine mehr oder weniger eigenartige Brutpflege auszeichnen, wurden durch Studer (2535—255), Verrill (279), Thomson (271 u. 272), Smith (243), Bell (11), Lampert (135) und mich (157, 160 u. 161a) näher bekannt. Auf brasilianische Holothurien beziehen sich Mittheilungen von Rathbun (212) und mir (155 u. 155), auf westafrikanische solche von Greeff (79) und mir (148, 16la u. c). Zur Fauna des Rothen Meeres, des indischen und des Stillen Oceans lieferten Beiträge Sluiter (241 u. 242), Haacke (s. Möbius 174), v. Marenzeller (167), Bell (13, 17, 19—22) und ich (152, 154, 156, 157, 160, 161a u. b), während uns Hutton (109) und Parker (197) von einigen neuseeländischen Arten Kunde gaben. Um die Kenntniss der nordamerikanischen Arten setzte Verrill (281 bis 233) seine früheren Bemühungen fort. Und was endlich die europäischen, insbesondere auch die mittelmeerischen Formen anbetrifft, so gab ich (149) eine Synonymik, Carus (36) eine diagnostische Uebersicht der Mittelmeer- Holothurien, v. Marenzeller (165), ich (151) und Semon (235) be- schrieben neue oder schlecht bekannte Arten und Bell (15 u. 16), Herd- man (98), Barrois (9) und Herouard (100) machten sich um die Kenntniss der an den englischen und französischen Küsten lebenden Arten verdient. Biologische Mittheilungen verdanken wir Gräffe (73), Schmidtlein (226) und Noll (190a) physiologisch-chemische namentlich Krukenberg (126—131) und neuerdings auch Howell (106 u. 107). Auch nach der paläontologischen Seite mehrten sich die Kenntnisse durch die Beobachtungen von Etheridge (60) und Poöta (206). Endlich konnten dann fast gleichzeitig Lampert (134) und Theel (267) umfassende Darstellungen geben, in welche alle bis dahin bekannten Arten in systematischer Ordnung aufgeführt und beschrieben sind, sowie auch deren horizontale und verticale Verbreitung in tabellarischen Ueber- sichten zum Ausdruck gebracht ist. Von diesen beiden grösseren Werken, mit welchen wir diese geschichtliche Einleitung beschliessen wollen, stellt sich das Th&el’sche durch die breitere Basis an eigenen Beobachtungen, durch bessere Beschreibungen und schärfere Kritik in den Vordergrund. B. Morphologie. I. kesammt-Aussehen. 1. Form. Für die Betrachtung der verschiedenen Körperformen, in welchen die Holothurien auftreten, kann man ausgehen von einer an beiden Enden abgerundeten Walze. Uebertrifft bei einer solchen Walze die Längsaxe den Querdurchmesser um ein Erhebliches, um das Zwei-, Drei- bis Viel- fache, so ergibt sich für das Thier eine Gestalt, die sich mit der einer Wurst oder eines Wurmes vergleichen lässt. Ist dagegen der Längs- durchmesser im Verhältniss zum Querdurchmesser nur kurz, höchstens zweimal so lang, so hat das Thier mehr oder weniger die Gestalt einer Tonne oder eines Ellipsoides. Langgestreckte, wurst- oder wurmförmige Gestalten sind besonders in den Gattungen Holothuria, Chiridota und Synapta vertreten; die verhältnissmässig stärkste Streckung zeigen die grossen tropischen Synapta-Arten, die bei einem Querdurchmesser von 2,5—3 Cm. eine Länge von 2 Met. erreichen und deshalb in bezeichnen- der Weise von den Eingebornen von Celebes, den Philippinen und Palaos- Inseln „Meerschlangen‘“ genannt werden. Die kurze, gedrungene, tonnen- förmige Gestalt kommt namentlich in der Gattung Oucumaria vor. Sehr häufig weicht der gestreckte drehrunde Körper dadurch von der eigent- lichen Walzenform ab und nähert sich zugleich der keulen- oder spindel- förmigen, dass er entweder an seinem vorderen oder an seinem hinteren Abschnitte oder auch vorn und hinten verschmälert ist. Durch Verjüngung des Vorderendes ist z. B. Stichopus naso Semp. ausgezeichnet. Starke Verschmälerung des hinteren Körperabschnittes gibt diesem das Aussehen eines stiel- oder schwanzartigen Anhanges, z. B. bei Caudina arenata (Gould) und Thyone raphanus Düb. u. Kor. Erheblich beeinflusst wird die äussere Körperform durch die Anord- nung und zum Theil auch durch die Form der als Füsschen, Papillen u. 8. w. auftretenden Ambulacralanhänge (siehe Wassergetässsystem). Sind nämlich die Ambulacralanhänge nicht gleichmässig über die ganze Körper- oberfläche vertheilt, sondern vorwiegend oder ausschliesslich auf die fünf Radien beschränkt, so treten häufig die Radien als ebensoviele abgerun- dete Längskanten über die übrige Oberfläche hervor, während sich die 5 Interradien mehr oder weniger abflachen, z. B. bei Ocnus und manchen Cueumaria-Arten. In Folge dessen stellt dann ein Querschnitt durch das Gesammt- Aussehen. 25 an eine Gurke erinnernde Thier nicht mehr einen Kreis, sondern ein ab- gerundetes Fünfeck vor, dessen Ecken den Radien und dessen Seiten den Interradien entsprechen. Sowohl bei drehrunder als bei fünfkantiger Grundform kann sich eine ventrale Kriechsohle (siehe Seite1) entwickeln, durch welche die dreh- runde Gestalt in die eines länglichen, unten flachen Brodlaibes, z. B. bei Holothuria tubulosa (Gmel.), und die gleichseitig-fünfkantige in eine ungleich seitig-vierkantige, z. B. bei Colochirus quadrangularis (Less.), übergeht. Die Kriechsohle erstreckt sich gewöhnlich über die ganze Länge des Thieres, z.B. bei Colochürus, Stichopus, Mülleria, vielen Holothuria- Arten, seltener Dun: nimmt sie nur den mittleren Theil | Des der Körperlänge ein, sodass Vorder- links } rechts und Hinterende des Körpers unbe- 'JIRS. —D \ RV theiligt bleiben, so bei Psolus und Psolidium. Die Ambulacralanhänge sind, sobald sich eine Kriechsohle ausbildet, auf dieser anders gestaltet und oft auch anders angeordnet als auf der übrigenKörperoberfläche, oder aber sie beschränken sich auf die 3 Radien der Kriechsoble und lassen selbst von diesen manchmal noch den mittleren ganz frei; dement- sprechend steigert sich dann auch Bivium. Trivium. Ventral. der äusserlich siehtbare Unterschied zwischen Rücken- und Bauchseite des Thieres; dazu kommt, dass die Um- randung der Kriechsohle sich mit- unter verdickt oder zur Bildung eines Saumes, z. B. bei Benthodytes, aus- Schematischer Querschnitt durch eine Holo- thurie. Die punktirte Linie gibt die Lage der Medianebene an, >< die Lage der querge- troffenen Hauptaxe. Die Radien sind mit RI—RV, die Interradien mit JRI—JR3 bezeichnet. Mit schiefer Schraffirung ist der Bezirk bezeichnet, welcher sich bei Ausbildung einer Kriechsohle abflacht. a—b = Grenze zwischen Bivium und Trivium. breitet, während die Kriechsoble selbst sich verdünnt. Bei gut entwickelter Kriechsohle ist es demnach leicht, die Symmetrieebene (Hauptebene) des Körpers zu finden. Wenn man die einzelnen Radien und Interradien so bezeichnet, wie es in obenstehendem Schema geschehen ist, so geht die Symmetrieebene mitten durch den Inter- radius JR5 und den gegenüberliegenden Radius R/. Aber auch dann, wenn keine deutliche Kriechsohle vorhanden ist, kann man die Symmetrieebene äusserlich an der Lage der Geschlechtsöffnung und oft auch an der Stellung der Fühler erkennen. Eine andere Reihe von Umformungen der walzenförmigen oder fünf- kantigen Körpergestalt kommt dadurch zu Stande, dass sich das vordere und das hintere Leibesende nach oben krümmen; dadurch wird die Bauchseite ihrer Länge nach convex, dagegen die Rückenseite ihrer Länge nach concav. Verkürzt sich dann noch der mittlere dorsale Interradius, so rücken natür- 26 Seewalzen. lich die beiden aufwärts gekrümmten Körperenden einander immer näher, z.B. bei Ypsilothuria, bis sie schliesslich, bei Rhopalodina, mit einander verschmelzen. Die Aufwärtskrümmung des vorderen und hinteren Körper- endes kann sich aber auch zugleich mit der Ausbildung einer Kriechsohle einstellen, so z. B. bei Psolus phantapus (Struss.). Viel häufiger jedoch rücken die das vordere und hintere Ende der Hauptaxe bezeichnenden Oeffnungen, Mund und After, beim Auftreten einer Kriechsohle an die Unter- seite des Körpers, ohne indessen bei dieser bauchständigen Stellung sich einander besonders zu nähern. Schliesslich ist noch auf zwei Verhältnisse hinzuweisen, welche bei gewissen Tiefsee-Holothurien dem Körper derselben ein eigenartiges Aus- sehen geben. Bei der Gattung Psychropotes setzt sich nämlich der hintere Abschnitt des Rückens über den After hinweg nach hinten in einen langen, breiten, schwanzartigen Anhang fort und bei der Gattung Peniagone kommt es zur Ausbildung eines im Nacken des Thieres schief nach oben und vorn sich erhebenden, quergestellten, einem Segel vergleichbaren Kamme. 2. Grösse. Für die Unterscheidung der Grössen empfiehlt es sich als kleinste Arten, solche zu bezeichnen, deren Länge nicht über 5 Cm. geht, als kleine solehe, die 6—10 Cm. lang sind, als mittelgrosse solche von 11—20 Cm. Länge, als grosse solche, die bis 50 Cm. und als sehr grosse solche, die mehr als 50 Cm. Körperlänge erreichen. Dies vorausgeschiekt, treffen wir bei den Synaptiden neben zahlreichen kleinsten und kleinen Arten auch mittel- grosse, sowie einige sehr grosse Arten an. Letztere, zur Gattung Synapta gehörig, zeichnen sich durch ihre aussergewöhnliehe Länge vor den meisten anderen Seewalzen aus und finden sich nur in den Tropen. So erreichen Synapta glabra Semp. und grisea Semp. die Länge von 1 Meter, $. vittata (Forsk.) wird 1,60 Meter und die grösste von allen, $. beselii Jäg., sogar 2 Meter lang. Bei den Molpadiden walten kleine und mittelgrosse Formen vor, nur selten wird die Länge von 10—15 Cm. überschritten, z. B. von Haplo- dactyla molpadioides Semp., die 21 Cm. lang wird. Unter den Elasipoden finden sich die kleinsten Formen besonders in der Familie der Elpidiiden, bei denen aber auch kleine und mittel- grosse vertreten sind. Durchgängig grössere Arten (von 10—24 Cm. Länge) umschliesst die Familie der Deimatiden. Noch grössere aber kommen unter den Psychropotiden in der Gattung Benthodytes vor, deren grösste bis jetzt bekannte Art, B. sangwinolenta Theel, 34 Cm. lang wird; in der- selben Familie begegnet man aber auch kleinsten und mittelgrossen Arten. Die Aspidochiroten sind meistens von Mittelgrösse. Wenn auch einzelne Arten hinter dieser Grösse zurückbleiben und zu den kleinsten und kleinen Formen zu zählen sind, so gibt es dafür aber auch nicht wenige, welche eine bedeutende Grösse erreichen und in Anbetracht ihrer Gesammt- Aussehen. 27 Dicke dem Volumen nach die grössten aller bekannten Seewalzen darstellen. So erreichen manche Holothuria- und Mülleria-Arten, z. B. Holothuria scabra Jäg., marmorata (Jäg.) atra Jäg., maculata (Brandt), tenuissima Semp., Mülleria lecanora Jäg., M. mawritiana (Quoy und Gaim.), eine Länge von 30, 40, ja 70 Cm., und in der Gattung Stichopus wird St. variegatus Semp. sogar meterlang und dabei etwa 21 Cm. dick. Die Dendrochiroten endlich sind durchgängig kleiner als die Aspidochiroten und zählen zu den kleinen und kleinsten Holothurien, was aber nicht ausschliesst, dass auch unter ihnen einige auffallend grosse Arten sieh vorfinden; so wird COolochirus quadrangularis (Less.) bis 20, Ihyonidium drummondii (Thomps.) bis 25 und Cucumaria frondosa (Gunn.) bis 60 Cm. lang. 3. Farbe. Ueber die Färbung der Seewalzen ist voraus zu bemerken, dass wir sehr viele Arten nur nach Spiritusexemplaren kennen, der Spiritus aber die natürlichen Farben mehr oder weniger angreift und verändert. Nament- lich sind es wie bei anderen Eehinodermen die gelben und gelbrothen und rothen Pigmente, die im Spiritus sehr rasch verbleichen, und auch der grüne Farbstoff einzelner Arten wird vom Weingeist gierig ausgesogen. ich habe mich desshalb bemüht, der folgenden Uebersicht über die Färbung möglichst nur solche Angaben zu Grunde zu legen, die auf Beobachtung der lebenden Thiere beruhen. Gute, nach dem Leben gemachte, farbige Abbildungen besitzen wir verhältnissmässig wenige. Ausser den älteren Bildern von Lesson (138), Eschscholtz (59), Quoy und Gaimard (211) sind aus neuerer Zeit einige vonHerklots(99), Danielssen undKoren (50) und Bell (22) veröffentlichte zu nennen, die aber alle übertroffen werden durch die von Semper (268) gegebenen. Ausserdem liegen mir die un- veröffentlichten farbigen Originalblätter von Mertens vor, welche zu den von Brandt (33) und mir (154) beschriebenen Arten gehören. Bei den Synaptiden treffen wir neben einfarbigen und pigment- armen Arten andere an, welche ein buntes Farbenkleid tragen; durch diese Buntheit zeichnen sich namentlich einige Synapta-Arten aus, bei denen dunklere oder hellere Längbinden, z. B. bei Synapta beselii Jäg., oder bunte Querbänder, z.B. bei Synapta mammillosa Eschsch., die gelbliche, bläuliche oder olivengrüne Grundfarbe beleben. Auch Arten mit netzförmiger dunkler Zeichnung auf hellem Grunde finden sich. Die einfarbigen Synaptiden sind entweder orangefarben, ziegelroth, blutroth, lila, violett bis violettschwarz oder rothbraun, braun, violettbraun und auch die pigmentarmen zeigen gewöhnlich wenigstens einen rothen Anflug. Nicht selten, namentlich bei Chiridota *)Arten, schimmern die Kalkkörper als weisse Punkte oder Flecken durch und tragen dadurch zur Gesammtfärbung bei. *) So und nicht Chörodota ist die richtige Schreibung. Eschscholtz, von dem der Namen herrührt, leitet ihn von ysıgıdordg ab und schreibt ebenso wie die nächsten Autoren nach ihm stets Chöridota. 28 Seewalzen. Auch bei den meist einfarbigen Molpadiiden sind vorwiegend bräun- liche und violette Töne vertreten. Bei den Rlasipoden, die wir allerdings fast nur nach Spiritus- exemplaren kennen, waltet merkwürdigerweise eine ganz bestimmte Farbe fast ausschliesslich vor, nämlich violett. Soweit die Elasipoden nicht ganz farblos oder lichtgrau erscheinen, sind sie in der Regel (nur bei Laetmogone spongiosa gibt Theel eine meergrüne Farbe an) durch ein helleres oder dunkleres Violett ausgezeichnet, das mitunter mehr oder weniger nach Roth oder Blau hinüberzieht oder sich dem Schwarzen oder Braunen nähert. Auch alle Uebergänge von lichtgrau zu violett kommen vor und es dürfte wohl auch das Liehtgrau nur durch eine geringe Entwicklung desselben Pigmentes bedingt sein, welches bei stärkerer Ansammlung die Thiere violett erscheinen lässt. Nur selten treten in der eintönigen Grundfarbe dunklere Flecken auf; auch sind die Fühler manchmal anders (heller oder dunkler) gefärbt als der Körper. Es liegt nahe, die eintönige dunkle, der Zeichnungen fast ganz entbehrende Färbung der einen, sowie den völligen Farbenmangel der anderen Elasipoden in Beziehung zu ihren Lebensverhältnissen in der Tiefsee zu bringen. Noch eine Eigenthümlichkeit in der Färbung der Elasipoden verdient hervorgehoben zu werden. Wenn nämlich bei ihnen, was aller- dings im Ganzen nicht häufig ist und vorzugsweise bei den Gattungen Psychropotes und Benthodytes vorkommt, Bauch und Rücken verschieden gefärbt sind, so ist es merkwürdigerweise nicht der Bauch, sondern der Rücken, der die hellere Farbe zeigt, also gerade umgekehrt wie bei den Holothurien, die in geringen Tiefen leben. Auch hier erhebt sich die Frage, ob der Aufenthalt in der Tiefsee in irgend einem Zusammenhang mit dieser räthselhaften Vertheilung der hellen und dunklen Färbung stehe? Im Farbenkleide der Aspidochiroten herrschen dunkle Töne vor, jedoch sehr häufig mit hellen Flecken. Wenn die Grundfarbe einen hellen Ton hat, ist sie gewöhnlich durch dunklere Pünktchen, Fleckchen oder Flecken verdüstert oder es wird dasselbe dadurch erreicht, dass das dunklere Pigment sich in netzförmiger Anordnung auf der helleren Grundfarbe ver- theilt; seltener tritt das dunklere Pigment in Form von isolirten, scharfen Striehen und Linien auf. Die Flecken sind entweder ohne bestimmte Regel ziemlich gleichmässig vertheilt, oder sie ordnen sich in Längsreihen; im letzteren Falle sind sie häufig beschränkt auf die Rückenseite und stehen hier in 2 Längsreihen. Meistens sind die Flecken an ihren Rändern verwaschen, seltener scharf begrenzt. Füsschen, Papillen und Fühler sind sehr oft anders und heller (weiss, gelb, roth, blau) gefärbt als der übrige Körper. Ferner ist die Unterseite des Körpers bei vielen Arten durch hellere Färbung von der Rückenseite verschieden. Was die Farben selbst, insbesondere an der Rückenseite, betrifft, so ist Braun in allen mög- lichen Schattirungen ungemein häufig vertreten: gelbbraun, grünlichbraun, rothbraun, kastanienbraun, chokoladebraun, schwarzbraun. Daran schliesst sich violettschwarz und blauschwarz. Ferner sind graue Färbungen nicht selten: weissgrau, gelblichgrau, grau, schwarzgrau. Seltener und besonders Gesammt - Aussehen. 29 an der Bauchseite auftretend ist reines Weiss, Orange und Roth, während das ebenfalls seltene Grün als bald helles bald dunkles Olivengrün gewöhnlich der Rückenseite angehört. Bei den Dendrochiroten überwiegen einfarbige Färbungen, die nur selten durch dunklere Flecken oder netzförmige Zeichnungen unterbrochen sind; häufig aber haben hier wie bei den Aspidochiroten die Füsschen und Papillen, sowie auch die Fühler eine andere Färbung als. die übrige Körperoberfläche und heben sich dadurch deutlicher von letzterer ab. Von einfach weisslichen, schmutzigweissen, grauweissen, grauen, gelblichweissen, gelblichgrauen, also im Ganzen pigmentarmen Formen beginnend, steigert sich die Farbe bei anderen zu lebhaftem Citronengelb, Orange, Ziegelroth, Zinnoberroth, Rosenroth, oder es verdunkelt sich die Farbe zu bräunlich- grau, bräunlichgelb, bräunlichroth, bis zu braun und schwarz. Seltener tritt eine dunkelblaue oder violette Färbung auf, die sich ebenfalls bis schwarz verdunkeln kann; noch seltener ist eine grüne Färbung, die ent- weder als Olivengrün oder als blasses Meergrün mit dunkelgrüner Bei- mischung auftritt. Nicht selten ist auch bei Dendrochiroten die Unterseite heller gefärbt als die Oberseite. — Semper macht in Betreff der Dendro- chiroten die Bemerkung, dass bei den von ihm beobachteten Arten die lebhaft gefärbten vorzugsweise in geringen Tiefen, die einfarbig gelblich- braunen und weisslichen aber in grösseren Tiefen leben, und hebt ins- besondere von Colochirus quadrangularis (Less.) hervor, dass Exemplare aus der Tiefe meist heller gefärbt seien als die vom Strande. Variabilität der Färbung. Das zuletzt angeführte Beispiel lehrt bereits, dass ebenso wie in den anderen Klassen der Eehinodermen so auch bei den Holothurien die Körperfarben der einzelnen Arten innerhalb gewisser Grenzen veränderlich sind. Diese Grenzen sind bald enge, bald weite. Das eine Mal ändert die Grundfarbe ab, das andere Mal die Flecken oder die netz- oder linienförmigen Zeichnungen. Insbesondere zeichnen sich durch grosse Veränderlichkeit der Färbung folgende Arten aus: unter den Synaptiden Synapta beselii Jäg. und Chiridota purpurea Stud., unter den Dendrochiroten der schon erwähnte Colochirus quadrangularıs (Less.), unter den Aspidochiroten Mülleria lecanora Jäg., Stichopus variegatus Semp., Holo- thuria impatiens (Forsk.), pardalis Sel., vagabunda Sel., marmorata (Jäg.), atra Jäg. 4, Aeussere Beschaffenheit und Consistenz der Körperwand. Oberflächlich ist die Körperwand, wenn man absieht von den erst beim Wassergefässsystem näher zu besprechenden Ambulacralanhängen (Füsschen und Papillen), entweder glatt oder mit feineren oder gröberen Unebenheiten ausgestattet. Diese Unebenheiten treten gewöhnlich in Form von kleineren oder grösseren warzenförmigen Erhebungen, seltener in Gestalt von Rinnen und Furchen auf; jene werden bei einigen Synapta-Arten, z. B. S. beselüüi Jäg., so stark, dass sie als buckelförmige Auftreibungen erscheinen, 30 Seewalzen. und sind dann in regelmässige Längs- und Querreihen geordnet. Das runzelige Aussehen sehr vieler Holothurien, namentlich der Weingeist- exemplare, beruht zum Theil auf Contraetionserscheinungen, zum Theil aber auch auf der Form und Anordnung der Ambulacralanhänge. Letztere können sich namentlich am Rücken zu langen, mehr oder weniger starren Fortsätzen ausbilden. Die meisten Seewalzen fühlen sich glatt und schlüpfrig an, während man beim Anfassen anderer in Folge der Menge oder der Grösse oder der besonderen Gestalt der in der Haut steckenden Kalk- körper den Eindruck des Rauhen bis Sandigen oder Klettenden hat. Nicht selten, z. B. bei Myriotrochus, manchen Synapta- und Chiridota-Arten, ist die Körperwand so dünn und durchscheinend, dass die inneren Organe, insbesondere die fünf der Körperwand dicht anliegenden Längsmuskel deutlich durchsehimmern. Ist sie bei ihrer Dünnheit zugleich sehr hart durch die eingelagerten Kalkkörper und noch dazu farblos oder schwach gefärbt, so nimmt das ganze Thier ein glasiges Aussehen an, z. B. bei Echinocucumis typica Sars, manchen Öucumaria-Arten und vielen Elasipoden. In den meisten Fällen aber ist die Körperwand ziemlich diek und un- durchsichtig und dann von weicher oder knorpelähnlicher oder leder- artiger oder selbst steinharter Consistenz; letzteres z. B. bei manchen Psolus-, Ocnus-, Thyone- und Oolochirus- Arten. Falls eine Kriechsohle vorhanden ist, verdickt sich oft die Haut in den Flanken, während sie sich im Bereiche der eigentlichen Kriechsohle verdünnt. II. Haut; Schiehten derselben. Nachdem schon Tiedemann (273) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) die Öberhaut von der dicken, darunter gelegenen Lederhaut unterschieden hatte, machte Quatrefages (210) den ersten Versuch in den feineren Bau einzu- dringen. Er fand bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.), dass die „Oberhaut“ Tiedemann’s wieder in zwei Schichten zerfällt, von denen er die äussere mit der Epidermis, die innere mit dem Derma höherer Thiere verglich, während er die „Lederhaut‘ Tiedemann’s als ein elastisches Fasergewebe bezeichnete, das zur eigentlichen Haut nicht mitgerechnet werden dürfe. Leydig (142 und 144) aber und später Baur (10) zeigten — beide an Synapta digitata (Mont.) — dass die Deutung, welche Quatrefages den drei erwähnten Schichten gegeben, sich nicht halten lasse, dass vielmehr die „Epidermis“ von Quatrefages übereinstimme mit der Grenzmembran, welche bei anderen Thieren in weitester Verbreitung dem Körperepithel aufliegt und desshalb wie jene als eine Cuticula bezeichnet werden müsse, dass ferner das eigentliche Körperepithel in der von Quatrefages „Derma‘ genannten Lage gegeben sei und dass endlich (Baur) das darunter folgende „elastische Fasergewebe‘ sich sehr wohl, wie es schon Tiedemann gethan, mit der Lederhaut anderer Thiere vergleichen lasse. Seitdem ist diese Auffassung überall durchgedrungen und sowohl durch alle neueren ana- Haut; Schichten derselben. 31 tomischen Untersuchungen als auch durch die Entwicklungsgeschichte be- stätigt worden. Wir unterscheiden demnach in der Haut von aussen nach innen: 1) die Cutieula, 2) das Körperepithel (Subeutieularschicht), welches mit der Cuticula zusammen die Epidermis oder Oberhaut bildet, 3) die Lederhaut (Cutis, Corium, Derma). 1) Die Cuticula. Sie ist ein sehr dünnes, zartes, glashelles, fast an allen Körperstellen gleichdickes Häutchen, welches weder eine Schichtung noch eine sonstige Struetur erkennen lässt und auf ihrer glatten Oberfläche keine Wimpern trägt. 2) Das Körperepithel tritt als eine einschichtige Lage von Zellen auf, die in der Regel mit ihrem längeren Durchmesser senkrecht zur Cuticula stehen; es lässt sich daher das ganze Epithel in die Kategorie des ein- schichtigen Cylinderepithels einordnen. Ueber den feineren Bau desselben hat Hamann (91--93) Näheres berichtet, nachdem schon vorher Leydig, Baur, Selenka, Semper, Teuscher, Danielssen und Koren und (gleichzeitig mit Hamann) Jourdan einige Angaben darüber gemacht hatten. Hamann unterscheidet nach seinen besonders an Synapta digitata (Mont.) angestellten Untersuehungen vier verschiedene Arten von Zellen im Körperepithel: a) Stützzellen, b) Sirneszellen, ce) Becherdrüsen als eine erste und d) Sehlauchdrüsen als eine zweite Sorte von einzelligen Hautdrüsen. Die Stützzellen sind schmal, eylindrisch bis spindelförmig, basalwärts ver- jüngt und tragen ihren Kern in der Regel in einer mittleren Anschwellung. Die Sinneszellen sind feinere, mehr fadenförmige Gebilde, die sich nach unten in eine dünne Fibrille verlängern und dadurch mit dem subepithelialen Nervengeflecht verbinden; sie kommen theils vereinzelt zwischen den Stütz- zellen vor, theils in grösserer Anzahl vereinigt in den Hautsinnesorganen, von denen beim Nervensystem die Rede sein wird. Das Vorkommen von Drüsenzellen ist zuerst von Teuscher (261) bei Synapta angedeutet worden; Danielssen und Koren (50) beschrieben sie bei Kolga hyalina Dan. und Kor. und Acanthotrochus mirabilis Dan. und Kor., und Jourdan (114) erwähnte derselben von Stichopus regalis (Cuv.). Nach Hamann treten sie bei Synapta in 2 Formen auf. Die erste derselben, die er Becherdrüsen nennt, umschliessen in ihrem annähernd kugeligen Körper, mit dem sie an die Cutieula anstossen, eine eiförmige Ansammlung eines hellen, feinkörnigen Secretes, welches durch einen die Cutieula durchbohrenden feinen Porus entleert werden kann; im Grunde des Zellkörpers liegt der Kern. Ein kürzerer oder längerer Basalfortsatz der Drüsenzelle reicht bis unter die Epithellage; doch konnte eine nervöse Beschaffenheit dieses Fortsatzes nur vermuthet werden. Die Becherdrüsen finden sich auf allen Stellen der Körper- oberfläche, bald dicht gedrängt, bald mehr zerstreut, besonders zahlreich aber unterhalb der Fühler, auf den Fühlern und auf der Mundhaut. Auch die zweite Art von Drüsenzellen, von Hamann Schlauchdrüsen genannt, kommt vorzugsweise auf den Füblern, aber auch auf der sonstigen Körper- oberfläche einzeln oder in Gruppen vor. Es sind kolben- bis eylinder- förmige Zellen, die von ihrer den Kern beherbergenden Basis einen Fort- 32 Seewalzen. satz bis in das Bindegewebe der Lederhaut entsenden und mit einem grobkörnigen, Farbstoffe gierig aufnehmenden Inhalte erfüllt sind; ein Ausführungsporus konnte an ihnen noch nicht nachgewiesen werden. Ueber das Auftreten von Pigment im Körperepithel liegen nur einige wenige Angaben vor: bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) von Quatre- fages (210), bei Synapta digitata (Mont.) von Leydig (142) und Baur (10), bei Stichopus regalis (Cuv.) von Jourdan (114) und bei einer Oucumaria- Art von Hamann (91). Demnach scheint es, dass das Pigment der Holothurienhaut in den meisten Fällen seinen Sitz in der Lederhaut hat. 3) Die Lederhaut wird durch eine mehr oder weniger mächtige Schicht eines faserigen Bindegewebes gebildet, beherbergt die weiter unten zu besprechenden Kalkkörper und ist, wie schon gesagt, der Hauptträger des Pigmentes. Ihre Dieke wechselt je nach den Gattungen und Arten in weiten Grenzen; während dieselbe bei manchen Synaptiden nur einige Zehntel oder Hundertstel eines Millimeters beträgt, steigt sie bei Holo- thuria- und namentlich bei Stichopus- Arten auf 5—10 Mm. Bei den Dendrochiroten ist die Lederhaut gewöhnlich hinter den Fühlern, also an dem einstülpbaren. Vorderabschnitte der Leibeswand erheblich dünner als sonstwo. Die Consistenz der Lederhaut ist selten eine weiche, in der Regel eine leder- oder knorpelartige und oft durch die Kalkeinlagerungen bis zu ziemlicher Starrheit gesteigert. Auf dem Schnitte hat sie ein weiss- liches bis gelbliches Aussehen, welches gewöhnlich in der an die Epidermis anstossenden Lage durch Pigmenteinlagerungen verdeckt wird. Ihr mit seltenen Ausnahmen faseriger Bau war schon Tiedemann (273) und Delle Chiaje (38 u. 39) bekannt; Quatrefages (210), Leydig (143) und Baur (10) lieferten die ersten Notizen über die Einzelheiten ihrer histologischen Zusammensetzung, in welche dann besonders Semper (238), Jourdan (114) und Hamann (91—93) tiefer eindrangen. Drei Hauptbestandtheile sind es, die wir, abgesehen von den Kalk- körpern, an der Lederhaut unterscheiden: a) die Grundsubstanz, b) Fasern, ce) Zellen; dazu kommen sehr häufig d) Pigmentablagerungen, selten da- gegen e) Drüsen. a) Die Grundsubstanz ist von hyaliner Beschaffenheit und geringer Consistenz; selten zeigt sie eine gleichmässige, schwache, gelbliche oder röthliche Färbung. b) Die Fasern, welche, soweit bis jetzt bekannt, nur bei Kolga hyalına [nach Danielssen und Koren (50)] ganz fehlen, treten bald als sehr feine, äusserst dünne Fibrillen, bald als kräftigere, dieke Fasern auf. Baur (10) unterschied bei Synapta digitata (Mont.) die kräftigeren Fasern, welche bei Essigsäure-Zusatz verschwinder, als eigentliche Bindegewebs- fasern von den feineren, Netze bildenden und gegen Essigsäure beständigen, die er für elastische Fasern erklärte. Semper (238) dagegen wendete die Bezeichnung elastische Fasern gerade auf die gröberen Fasern an, die nach seiner Ansicht durch eine Sonderung der Grundsubstanz ihre Ent- stehung nehmen, während er die Baur’schen „elastischen Fasern“ aus Haut; Schichten derselben. 33 Fortsätzen der sternförmigen Bindegewebszellen hervorgehen lässt. Teuscher (261), Jourdan (114) und Hamann (91-93) halten an der Unterscheidung zweier wesentlich verschiedener Fasersorten nicht länger fest und es entstehen nach Hamann alle Fasern, die feinsten wie die sröbsten, als Ausläufer von Zellen. Die gröberen Fasern können bei einigen Aspidochiroten eine Dieke von 9—12 « erreichen und zeigen eine feine parallele Längsstreifung als Ausdruck einer Zusammensetzung aus feinsten Fibrillen. Die feinen Fasern dagegen sind oft kaum dicker als jene Fibrillen der gröberen, sodass die Auffassung nahe liegt, es seien die gröberen Fasern überhaupt nichts Anderes als bündelförmige Ver- einigungen der feinsten. Bezüglich ihrer Einordnung zu den elastischen Fasern im Sinne der Histologie spricht sich Jourdan dahin aus, dass zwar der Lederhaut im Ganzen die Funktion eines elastischen Gewebes zukomme, dass aber die Fasern selbst der histologischen Eigenschaften elastischer Fasern höherer Thiere ermangeln. Die Vertheilung und An- ordnung der feineren und gröberen Fasern in der Grundsubstanz scheint je nach Gattung und Art manchen Verschiedenheiten zu unterliegen — Verschiedenheiten, die zum Theil durch die verschiedene Mächtigkeit der Kalkkörper-Entwicklung bedingt sind. Doch lassen sich im Allgemeinen zwei Hauptschichten der Faseranordnung und damit überhaupt der Leder- haut unterscheiden: eine äussere und eine innere. In der äusseren Sehicht(eouche areolaire Jourdan) kommen vorzugsweise feinere, wellen- förmig verlaufende Fasern vor; in lockerer netzartiger Aneinanderlagerung bilden sie von den Kalkkörpern ausgefüllte Maschen, wesshalb die äussere Schicht der Lederhaut auch als Kalkkörperschicht bezeichnet wird. In der inneren Schicht (couche conjoncetive Jourdan) legen sich gröbere Fasern zu Bündeln zusammen, welche theils parallel verlaufen, theils in den verschiedensten Richtungen sich kreuzen, durchflechten und verfilzen; im Ganzen herrscht aber doch eine zur Längsaxe des Körpers quere Richtung des Faserverlaufes vor. Die knorpelähnliche Festigkeit der Leder- haut vieler Arten wird durch die starke Entwicklung und enge Verwebung der groben Fasern der Innenschicht hervorgebracht. c) Die Zellen der Lederhaut sind, wie Semper (238) zuerst fest- gestellt hat, von zweierlei Art: a) mit den Fasern verbundene Binde- gewebszellen, b) freie Wanderzellen. Die Bindegewebszellen haben eine spindel- oder sternförmige Gestalt und setzen sich mit ihren Aus- läufern unmittelbar fort in die vorhin beschriebenen Fasern; besonders deutlich lassen sie sich in der äusseren Lederhautschicht nachweisen; nach Semper haben sie einen geringen Grad von Bewegungsfähigkeit; ihre durch- schnittliche Grösse beträgt bei Holothuria tubulosa (Gmel.) und Cucumaria Planei v. Marenz. 9—-10 u. Hamann unterscheidet die Bindegewebszellen in wohl zu weit getriebener und kaum durchführbarer Kategorienbildung nochmals in zwei Sorten, die sich in der Hauptsache nur durch kleine Verschiedenheiten in Form (länglich oder rundlich) und Grösse ihres Kernes auseinander halten lassen. Den Wanderzellen — ich wähle Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 3 34 Seewalzen. diese kürzere Bezeichnung für die „Plasmawanderzellen“ Hamann’s — begegnet man vorzugsweise in faserfreien oder faserarmen Bezirken der Lederhaut; doch kommen sie auch in der inneren Lederhautschicht vor, namentlich in deren innersten Zone, frei zwischen den Fasern und Faser- bündeln. Wir werden diese Zellen später noch mehrfach im Bindegewebe anderer Organe antreffen und dann auch ihre Beziehungen zu den in der Leibeshöhlen- und Wassergefäss-Flüssigkeit vorkommenden Zellen ins Auge fassen. Semper, der die Wanderzellen zuerst beschrieb, nannte sie Schleimzellen, weil er der Ansicht war, dass aus ihnen der Schleim herrühre, den man nach Druck oder Zusatz von süssem Wasser aus allen Organen der Holothurien ausdringen sieht. Jourdan verglich sie mit den Lymphzellen anderer Thiere.. Es sind amöboide Zellen, die sich bald in rundlicher oder ovaler Gestalt darbieten, bald Pseudopodien aussenden ; in ihrem feingranulirten Plasma umschliessen sie einen rundlichen Kern und ferner, aber nicht immer, zahlreiche, stark lichtbrechende Tröpfchen Körner) einer Substanz, welche sich in Essigsäure wenigstens theilweise auflöst, durch Aether nicht extrabirbar ist, durch Ueberosmiumsäure sich wenig bräunt und von Semper einfach als „Schleim“ bezeichnet worden ist. Die Grösse der Wanderzellen beträgt bei Synapta digitata (Mont.) 7,5, bei Holothuria tubulosa (Gmel.) und Cucumaria Planei v. Marenz. 7—18 u; bemerkenswerth ist, dass die kleineren (von 7—8 u Grösse) der vorhin erwähnten Einschlusströpfehen stets zu entbehren scheinen. d) Die Pigmentablagerungen der Lederhaut (über die verschiedene Färbung siehe S. 27—29) haben ihren Hauptsitz in deren äussersten Lage; hier bilden sie eine häufig recht ansehnliche Schicht, welche durch die dieht darüber liegende Epidermis hindurchscheint und so »die äusser- lich sichtbare, weiter oben schon besprochene Färbung der meisten See- walzen bedingt. Indessen kommen auch in den tieferen Lederhautschichten mitunter Pigmentablagerungen vor. Entweder tritt das Pigment in Gestalt von Pigmentzellen auf oder als formlose, d. h. nicht in Zellen stattfindende Pigmentansammlungen. Jene haben gewöhnlich eine reich verästelte Gestalt. Diese aber bieten sich in Form einfacher Körnchen dar, welche sich entweder den Bindegewebsfasern oder auch den Nervenfasern der Lederhaut anlagern und denselben ein perlschnurartiges Aussehen geben oder aber sich zu unregelmässigen oder kugeligen Haufen zusammenballen, letzteres hauptsächlich in der innersten Schicht der Lederhaut in der Nähe der Quermuskulatur der Körperwand. Hamann (93) fand im Inneren solcher kugeligen Ansammlungen eines körnigen schwarzen Pigmentes bei Synapta digitata (Mont.) eine orangefarbene Kugel von starkem Licht- brechungsvermögen, welche durch Alkohol oder Aether keine Veränderung erlitt, dagegen durch Essigsäure röthlich gefärbt wurde. e) Drüsen, welche aus der Epidermis in die Lederhaut hinabreichen, sind bis jetzt nur in einem einzigen, noch dazu nur unzureichend unter- suchten Falle bekannt geworden. Semper (238) beschreibt nämlich in den Rückenpapillen der Mülleria lecanora Jäg. säckehenförmige Organe in der Kallkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. bh) Lederhaut, welche von einem Epithel ausgekleidet und von einer schleimigen, gelblichen, homogenen Masse erfüllt sind; sie scheinen mit einer ziemlich grossen Oeffnung auf der Oberfläche der Haut zu münden und drüsiger Natur zu sein. III. Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. In der Lederhaut der Körperwand, sowie der Ambulacralanhänge, finden sich fast bei allen Holothurien bestimmt geformte Kalkkörper, welche nur in den selteneren Fällen dem blossen Auge deutlich werden, meistens aber so klein sind, dass sie die mikroskopische Untersuchung nöthig machen. Nachdem schon im vorigen Jahrhundert Strussenfelt (252) die grossen Kalkschuppen von Psolus phantapus (Struss.) geschildert hatte, dauerte es doch noch lange Zeit, bis in dem Besitze kalkiger Hart- theile eine allgemeine Eigenschaft der Holothurienhaut erkannt wurde. Selbst einem so bahnbrechenden Forscher wie Tiedemann blieb die Sache verborgen. Erst als Lesson (138) und Mertens (vergl. Ludwig 154) die Anker in der Haut der Synapten entdeckt und auch Jäger (110) dieselben beschrieben hatte, nachdem ferner Delle Chiaje (38 und 39) das Vorkommen ‚‚steiniger‘‘ Gebilde in der Haut von Stichopus regalis (Cuv.) und Thyone fusus (0. F. Müll.) und Quoy und Gaimard (211) Aehnliches von einer anderen T’hyone-Art erwähnt, Grube (81) sie auch bei Phyllo- phorus granulatus (Grube) gefunden hatte, mehrten sich bald die Angaben, durch welche eine allgemeine Verbreitung der Kalkkörper in der Haut der Seewalzen nachgewiesen und zugleich ihre ausserordentlich mannigfaltigen Formen näher bekannt wurden. So fand zunächst Ehrenberg (57) im Meeresschlamme isolirte Kalkkörper von rädchen- oder ankerförmiger Gestalt, denen er freilich, obschon er ihre Zugehörigkeit zu den Holothurien vermuthete, besondere Gattungs- und Artnamen gab. Dann beschrieb Quatrefages (210) die zu den Ankern der Synapten gehörigen Anker- platten und theilte zugleich mit, dass Dujardin auch bei den Cucumarien Kalkkörperehen aufgefunden habe. Kurz darauf wies auch Costa (42) darauf hin, dass den Kalkkörpern eine allgemeine Verbreitung bei den Holothurien zukomme. von Düben und Koren (53 u. 54) führten das weiter aus, gaben genaue Beschreibungen und Abbildungen der Kalkkörper der nordischen Arten und legten dadurch den Grund zu der von da an von allen Forschern geübten Berücksichtigung jener Gebilde für die Abgrenzung der Arten. Sehon im Jahre 1848 konnte in Folge dessen von Siebold (240) in seiner vergleichenden Anatomie die Kalkkörperchen .als ein all- gemeines Charakteristicum der Holothurien aufführen. Das ist auch heute noch gültig, obschon es einzelne Arten gibt, z. B. Anapta subtilis Sluit., Trochostoma arenicola (Stimps.), Cucumaria perspieua Ludw., Orcula barthii Trosch., mehrere Thyone- und Thyonidium-Arten, bei denen die Kalk- körperchen fehlen. 3° 36 Seewalzen. Für die Kenntniss der wichtigsten Formen, in welchen die Kalk- körperchen auftreten, sowie für die Beantwortung der Frage, ob aller Mannigfaltigkeit derselben eine oder mehrere Grundformen als Ausgangs- punkt dienen, empfiehlt es sich die einzelnen Familien der Reihe nach durchzunehmen; dabei wollen wir zunächst nur die Kalkkörper der eigent- lichen Haut und erst später die der Ambulacralanhänge ins Auge fassen. A. Kalkkörper der Haut. l. Synaptidae. Die charakteristischen Gestalten der Kalkkörper sind Anker und Rädchen, jene in Verbindung mit Ankerplatten, diese häufig in Gesellschaft gekrümmter Stäbchen, jene der Gattung Synapta, diese besonders der Gattung Chiridota eigenthümlich. An den Ankern (I, 1)*) kann man drei Haupttheile unterscheiden: a) den aus den beiden Ankerarmen gebildeten Bogen, b) den Schaft (Stiel), , ec) die Handhabe (Griff). Der Ankerbogen ist oft auf der Mitte seiner Convexität oder auf der convexen Begrenzungslinie seiner Arme mit kleinen Einkerbungen oder kurzen Zäpfchen oder grösseren Zähnchen besetzt. Der Schaft ist nicht seiner ganzen Länge nach drehrund, sondern in seinem der Handhabe näher liegenden Abschnitte in der Weise seitlich etwas zusammengedrückt, dass er hier einen abgerundeten, niedrigen Längskiel erhält, der sich in der natürlichen (s. unten) Lage des Ankers an der der Ankerplatte zugekehrten (— inneren) Seite des Schaftes befindet. Das Uebergangsende des Schaftes in die Handhabe ist gewöhnlich leicht nach der dem erwähnten Längskiele entgegengesetzten (— äusseren) Seite des Schaftes gebogen. Die Handhabe ist an ihrem im Allgemeinen convexen Aussenrande entweder mit feinen Rauhigkeiten besetzt oder in eine Anzahl kurzer Fortsätze vergabelt, die dann ihrerseits an ihren Enden jene Rauhig- keiten aufweisen können. — Auffallend kurz und gedrungen sind die Anker bei Synapta autopista v. Marenz.; durch ihre Kleinheit zeichnen sie sich aus bei S. molesta Semp., durch ihre Grösse bei S. beselü Jäg., S. hispida Hell. u. a. Mitunter kommen bei ein und derselben Art zweierlei an Grösse oder auch noch an Form verschiedene Anker vor, z. B. bei S. pseudodigitata Semp., 8. bankensis Ludw., 8. innominata Ludw., 8. digitata (Mont.) — Ferner gibt es allerlei Abweichungen von der gewöhnlichen Gestalt der Anker, welche bald normale Vorkommnisse, bald aber auch Missbildungen zu sein scheinen. So kennt man Anker mit Durchlöcherungen in Schaft und Bogen oder an der Uebergangsstelle des Schaftes in den Bogen bei S. tenera Norm. und 8. digitata (Mont.), solehe mit ungleich grossen oder ungleich gekrümmten und manchmal auch noch ungleich ge- formten Armen bei S. asymmetrica Ludw., 8. petersi Semp., 8. verrilli Theel, dann solche mit einem dritten überzähligen Arme bei S. bidentata Woodw. *) Während wie früher bemerkt durch eingeklammerte arabische Ziffern auf das Litteratur- verzeichniss verwiesen wird, werden die Tafelfiguren mit einer lateinischen und einer arabischen Ziffer angeführt, von denen jene die Tafel, diese die Figur angibt. Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 31 und Barr. und S$. aculeata Theel, ferner Doppelanker, bei denen die Hand- habe zu einem zweiten Ankerbogen ausgewachsen ist, bei S. aculeata Theel; endlich kommen auch Anker vor, deren Schaft sich nahe unter dem Anker- bogen zu einem doppelten (bei S. vittata (Forsk.) und S. orsinu Ludw.) oder selbst dreifachen (bei S. godeffroyi Semp.) Schafte gabelt, von denen dann jeder seine eigene Handhabe besitzt. Die Ankerplatten führen ihren Namen deshalb, weil sie den Ankern, die sich mit ihrer Handhabe auf ihnen befestigen, zur Stütze dienen. Sie treten stets als gegitterte, längliche Platten auf, deren Längsaxe mit der Längsaxe des zugehörigen Ankers in eine Ebene fällt, die sich aber im übrigen in zwei Hauptformen darbieten. Die eine Sorte ist durch eine regelmässige Form, Zahl und Anordnung der grösseren Löcher des Gitters gekennzeichnet, während bei der anderen Sorte die Löcher in Form, Zahl und Anordnung eine grössere Unregelmässigkeit zeigen und auch die äussere Umrandung der ganzen Platte eine weniger bestimmte ist als bei der ersten Sorte. Als Beispiel der ersten Sorte wählen wir die Anker- platte von Synapta recta Semp. (1, 3). Dieselbe hat im Ganzen die Gestalt eines mehr oder weniger in die Länge gezogenen und an den Ecken stark abgerundeten Sechseckes; eine der 6 Ecken ist zum Zwecke der Ver- bindung mit der Handhabe des Ankers anders gebaut als die fünf anderen Ecken und liegt immer an dem einen Ende der Längsaxe der Platte; wir nennen dieses Ende das Gelenkende oder aus gleich anzugebendem Grunde das Bügelende; das entgegengesetzte Ende mag als freies Ende der Ankerplatte bezeichnet werden. Häufig setzt sich das Bügelende durch eine stärkere Einschnürung deutlicher von dem Haupttheil der Ankerplatte ab und erscheint dann wie ein Handgriff an demselben, z. B. bei S. grisea Semp. und S. glabra Semp. Die Ankerplatte ist in unserem Beispiel von sechs grossen, länglichrunden, bezahnten Löchern durchbrochen, an welche sich im Bügelende drei kleinere (ein unpaares und zwei paarige) und schliesslich noch einige kleinste, glattrandige Löcher anschliessen. Die sechs bezahnten Löcher sind so angeordnet, dass eines die Mitte einnimmt und von den fünf peripherischen jedes seiner Lage nach einer der fünf gleich- mässig abgerundeten Eeken der hexagonalen Grundform der Platte ent- spricht. Von den drei glatten Löchern des Bügelendes lagert sich eines, das unpaare, zwischen die zwei benachbarten bezahnten Löcher und schliesst so den Kranz, welchen überhaupt die peripherischen bezahnten Löcher um das centrale bezahnte Loch bilden; aber auch darin zeigt das in Rede stehende unpaare Loch des Bügelendes seine nahe Beziehung zu den sechs bezahnten Löchern, dass es bei manchen Arten ebenso bezahnt ist wie jene und dann als siebentes bezahntes Loch bezeichnet wird, z. B. bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.), 5. lappa J. Müll., S. grisea Semp., 8. glabra Semp. Die beiden paarigen Bügellöcher sind in solchen Fällen, in denen sich das Bügelende zu einem deutlichen Handgriff abschnürt (s. oben), gewöhnlich sehr verkümmert oder fehlen wohl auch ganz. Seinen Namen verdankt das Bügelende dem Umstande, dass sich auf seiner äusseren, dem Anker 38 Seewalzen. und der Hautoberfläche zugekehrten Seite eine quere Kalkspange, der Bügel, vom linken Rande des unpaaren Loches zu dessen rechtem Rande bogenförmig hinüberspannt und so das Loch überbrückt. Dieser Bügel ist mitunter ebenfalls bedornt, z. B. bei $. vivipara (Oerst.). Die Zähne an den Rändern der erwähnten bezahnten Löcher haben die Eigenthümlichkeit, dass sie in zwei verschiedenen Ebenen liegen, die einen in der Ebene der äusseren, d. h. dem Anker zugekehrten Oberfläche der Ankerplatte, die anderen in der Ebene der entgegengesetzten, unteren Fläche; jene besetzen den der Peripherie der ganzen Platte näher liegenden Rand der Löcher, diese den dem Mittelpunkte der Platte zugekehrten; indessen können jene sich aber auch über den ganzen Umfang der Löcher ausdehnen, z. B. bei S. grisea Semp. — Ein Beispiel der zweiten Sorte von Ankerplatten bietet uns die $. beselü Jäg. (1,2). Der äussere Umriss der Platte ist weniger regelmässig und gleicht im Ganzen einem abgerundeten Rechteck; die Löcher sind sehr zahlreich, verhältnissmässig klein, die mittleren grösser als die dem Rande der Platte näherliegenden, die Ränder der Löcher glatt oder hier und da mit einem in das Loch vorspringenden Auswuchs be- setzt; ein querer Bügel ist auch bier an dem einen Ende der Platte zur Ausbildung gelangt. In anderen Fällen wird die Ankerplatte im Vergleich zu ihrer Länge erheblich breiter, z. B. bei S. pseudodigitata Semp., 8. distineta v. Marenz., S. abyssicola Theel, S. bankensis Ludw.; dann sind häufig sämmt- liche Löcher der Platte mit Zähnchen besetzt und der äussere Umriss der Platte mehr oder weniger zackig, z. B. bei S. insolens und abyssicola Theel. Der Bügel ist bei den Ankerplatten dieser zweiten Kategorie nicht immer, 2. B. bei S. ooplax v. Marenz., so gut ausgebildet wie in unserem Beispiel, ja er kann, z. B. bei 5. molesta Semp., ganz in Wegfall kommen. Ein gut abgegrenzter Handgriff am Bügelende ist seltener vorhanden als bei den Ankerplatten unserer ersten Sorte; wenn es der Fall ist, so hat die Anker- platte im Ganzen etwa die Gestalt eines Handspiegels und ist von einer verhältnissmässig geringen Anzahl glattrandiger Löcher durchbohrt, z. B. bei S. digitata (Mont.), 8. dubia Semp., S. incerta Ludw. — Falls der Anker einen doppelten Schaft (s. oben) besitzt, so ist auch die Ankerplatte ent- sprechend abgeändert, indem sie zwei nebeneinander angebrachte Bügel ausbildet, je einen für jeden Ankerschaft, z. B. bei S. orsinü Ludw. Die Verbindung des Ankers mit der Ankerplatte findet in der Weise statt, dass der Anker mit seiner Handhabe dem Bügel aufliegt und dabei mit seinem Schafte einen Winkel von beiläufig 45° zur Ebene der Ankerplatte bildet, indem zugleich die Längsaxe des Ankerschaftes mit der Längsaxe der Ankerplatte in eine Ebene fällt. Nach Held (95) und Baur (10) soll die Handhabe des Ankers durch das Bügelloch durchgesteckt sein. Semper (238) hingegen widerstreitet dieser Ansicht mit Recht und hebt hervor, dass bei sämmtlichen von ihm untersuchten Arten die Hand- habe gegen das Bügelende der Platte angelehnt sei. — Auch bei S. kefer- steinüi Sel. und $. grisea Semp. sehe ich, dass der Anker dem Bügel auf- liegt, nieht durchgesteckt ist. Um den Anker auf seiner Ankerplatte fest- Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 39 zuhalten dienen nur umspinnende Bindegewebsfasern; Bewegungen des Ankers können somit, da Muskelfasern fehlen, dem Willen des Thieres nicht unterworfen sein. — Die Stellung, welche Anker und Ankerplatten in Bezug auf die Längsaxe des Thieres einnehmen, scheint von den meisten Forschern bis jetzt nicht näher beachtet worden zu sein, nur von den beiden europäischen Arten S. digitata (Mont.) und S. inhaerens (0. F. Müll.) wird angegeben, dass die Anker stets quer zur Längsaxe des Thieres liegen. In Begleitung der Anker und Ankerplatten treten auch noch viel kleinere, in der Regel ausserordentlich zahlreiche Kalkkörperchen auf, welche ge- wöhnlich als „Hirseplättehen“ bezeichnet werden. Sehr häufig haben sie die Gestalt winziger Körnchen, die sich zu Bogen oder Ringen oder unregelmässigen Rosetten zusammenlegen (I, 4); bei näherer Untersuchung, wie ich sie z. B. bei S. grisea Semp. vornahm, zeigt sich, dass die einzelnen Körnchen eines derartigen Hirseplättchens nicht gesondert auftreten, sondern als Auswüchse eines feinen, gekrümmten Stäbehens ihre Entstehung nehmen. In andern Fällen treten die Hirseplättehen in Form von länglichrunden oder biscuit- oder hantelförmigen Körperchen auf, z. B. bei Anapta graecilis Semp., Synapta bankensis Ludw., 8. benedeni Ludw., oder sie sehen aus wie kleine Klammern, z. B. bei 8. incerta Ludw., oder stellen kreuzförmige oder ver- ästelte Stäbchen, z. B. bei S. distincta v. Marenz., S. dubia Semp., S. molesta Semp., 5. nigra Semp., dar, welche sich bei S. molesta Semp. und S. ooplax v. Marenz. auch zu durchlöcherten Plättchen ausbilden können. Entweder kommen die Hirseplättchen zerstreut in der ganzen Haut vor oder nur den Längsmuskeln entlang; die biscuitförmigen finden sich vorzugsweise an und auch in den Längsmuskeln. Auch ereignet es sich, dass die Hirseplättehen sich zu grösseren Gruppen anhäufen, welche z. B. bei Synapta grisea Semp. schon äusserlich als blaugraue, bei S. beselii Jäg. als weisslichgelbe Flecken der Haut bemerklich werden. Die häufigste Form der rädchenförmigen Kalkkörper ist das mit sechs Speichen versehene Rädchen, wie es für die Gattung Chiridota charakteristisch ist (I,5). Der Radkranz des Rädchens ist an seiner inneren Umrandung mit einer grossen Zahl sehr feiner Zahnspitzen besetzt. Die Form des Rädchens lässt sich, wie Seitenansichten lehren, im Ganzen mit einem Napfe vergleichen, dessen Boden (die Nabe des Rades) in die nach oben, d.h. nach der Hautoberfläche gerichtete Concavität des Napfes vorgewölbt ist und dessen Rand nach einwärts geschlagen ist und so einen Randsaum bildet, der an seiner einwärts gerichteten Begrenzung die er- wähnten Zähnchen trägt. Die Rädchen liegen bei Chiridota nicht ver- einzelt in der Haut, sondern in Gruppen, sog. Rädehenpapillen, vereinigt, die gewöhnlich wärzchenförmig nach aussen vorspringen und oft auch schon durch ihre weissliche Farbe auffallen. In jeder Rädchenpapille findet sich eine wechselnde, aber in der Regel ziemlich beträchtliche Anzahl (30-80) von Rädchen, die sehr häufig ungleich gross sind. Entweder sind die Rädchenpapillen über den ganzen Körper ziemlich gleichmässig und ohne Reihenstellung vertheilt, z. B. bei Chiridota variabilis Semp., 40 Seewalzen. Oh. panaensis Semp., Ch. dubia Semp., oder sie lassen dabei die fünf Radial- regionen frei, bei Oh. rotifera Pourt., oder sie stehen in Längsreihen und sind dann ebenfalls auf die Interradien beschränkt, z. B. bei Ch. violacea Pet. und Ch. ewimia Haacke. Im letzteren Fall besetzen sie manchmal nur die drei dorsalen Interradien oder sind wenigstens an diesen Stellen viel zahl- reicher als in den beiden ventralen Interradien, z.B. bei Ch. vitiensis Semp., Ch.laevis (Fabr.), Ch. pisanii Ludw. Auch bei Myriotrochus sind die Rädchen an der Dorsalseite sehr viel zahlreicher als an der Bauchseite. Bei Acanthotrochus, Myriotrochus und Trochoderma findet keine Zusammen- drängung der Rädchen zu „Rädchenpapillen“ statt; bei den beiden erst- genannten Gattungen liegen die Rädchen neben einander in der Haut; bei Trochoderma ordnen sie sich in mehrere Schichten übereinander. — Um aber auf die Form der Rädchen zurückzukommen, so wird von der Sechszahl der Speichen in der Gattung Chiridota nur ausnahmsweise ab- gewichen, indem sieben- oder selbst neunspeichige Rädehen mitunter zwischen den regelmässig sechsspeichigen angetroffen werden. Dagegen sind Rädehen mit einer grösseren Anzahl der Speichen den Gattungen Trochoderma, Acanthotrochus und Myriotrochus eigen; bei Acanthotrochus zählt man 8—11, bei Trochoderma 10—16, bei Myriotrochus 15—24 (in der Regel 19) Speichen. Bei Trochoderma ist der Radkranz der Rädchen an seiner oberen, äusseren und unteren Seite mit zahlreichen Dormfortsätzen besetzt, von denen die der unteren Seite am grössten sind und der Zahl nach mit der Zahl der Speichen übereinstimmen. Bei Acamthotrochus zeigen die Speichen die Besonderheit, dass sie an ihren Rändern flügelförmig verbreitert sind. Dieselbe Gattung lehrt auch, dass zwei verschiedene Formen von Rädchen gleichzeitig vorkommen können. Die eine Form der Acanthotrochus-Rädchen ist kleiner, hat fast immer 11 Speichen und am Radkranze gewöhnlich doppelt so viele einwärts gerichtete Zähne; die concave Seite des im Ganzen auch hier napfförmigen Rädchens ist nach der Hautoberfläche gerichtet. Die andere etwas grössere Form schwankt in der Speichenzahl von 8—11 (meistens 8) und ist am Aussenrande des Radkranzes mit etwa ebenso vielen abstehenden Stacheln besetzt (I, 14), welche in ihrer Stellung mit den Speichen abwechseln; die der Hautoberfläche zugekehrte Oberseite dieser Rädchen ist flach, die abgekehrte Unterseite leicht concav. Bei Myriotrochus (I, 8) ist der Radkranz mit einwärts gerichteten kräftigen Zähnen besetzt, deren Zahl fast ausnahmslos etwas grösser (23—25) ist als die Zahl der Speichen; das ganze Rädchen hat die Gestalt eines flachen Napfes, dessen Coneavität nach der Oberfläche der Haut gerichtet ist. Es zeigen demnach die einwärts gerichteten Zahnbildungen am Radkranze der Chiridota-, Myriotrochus- und der kleineren Acanthotrochus- Rädchen darin Uebereinstimmung, dass sie sich immer an der obern, der Aussen- welt zugekehrten Seite des Rädehens befinden. — Aehnliche Rädchen, wie wir sie soeben bei den Gattungen Chiridota, Trochoderma, Acanthotrochus und Myriotrochus kennen gelernt haben, finden sich bemerkenswertherweise auch bei der Gattung Synapta, jedoch nur bei der als Auricularıa be- Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 41 zeichneten Larvenform. Die Auricularia-Rädchen (I, 9) besitzen bei Synapta digitata (Mont.) ungefähr 12—16 Speichen und einen ganz glatten Rad- kranz. — Die Nabe der Rädchen ist solid und an ihrer Oberseite meistens glatt, seltener mit kleinen Knötchen besetzt; letzteres wird beispielsweise von Myriotrochus angegeben. An die Innenseite der Nabe befestigen sich kürzere oder längere Faserbündel, über deren Bau und Funktion genauere Angaben fehlen. Bei Chiridota violacea Pet. verbinden sich nach Joh. Müller (179) die Faserstiele aller Rädchen einer Rädchenpapille zu einem gemeinschaftlichen Strange, der wie eine zusammengewickelte Schnur im Innern der Rädchenpapille liegt. Sehr verschieden sind die Formen der Stäbchen, die in der Regel in Gesellschaft der Rädehen auftreten. Im Allgemeinen handelt es sich um bogenförmig gekrümmte Stäbchen, im Einzelnen aber ist die Mannig- faltigkeit keine geringe. Entweder — und das ist das häufigste Vorkommen, sind sie (I, 7) von kurzer, gedrungener Gestalt, an den verdickten Enden mit Rauhigkeiten, Dörnchen oder kurzen Gabelfortsätzen ausgestattet, zeigen dann auch manchmal in ihrer Mitte eine leichte Anschwellung, z. B. bei Chiridota rotifera (Pourt.), Ch. pisanii Ludw., — oder sie endigen zugespitzt und sind dann in der Art Sförmig gebogen, dass die beiden Haken der S-Figur bald in derselben Ebene, bald in zwei rechtwinklig zu einander stehenden Ebenen liegen, z. B. bei Chiridota contorta Ludw. (1, 6), Ch. japonica v. Marenz., Ch. australiana Stimps. Bei einzelnen Chiridoten kommen auch einfachere, biseuitförmige Stäbchen vor, z. B. bei Ch. panaensis Semp., während schnallenförmige Plättchen nur allein von Ch. eximia Haacke erwähnt werden. — Selten ereignet es sich, dass bei Chiridoten entweder nur Rädehen oder nur Stäbchen die Kalkkörper der Haut repräsentiren; nur Rädchen scheinen bei Ch. laevis (Fabr.), nur Stäbchen bei Ch. japonica v. Marenz. und Ch. studeri Theel vorzukommen. Entwicklung der Anker, Ankerplatten und Rädchen. Im An- schluss an die Betrachtung der Formen, welche die fertigen Kalkkörper bei den Synaptiden darbieten, verdienen auch deren Entwieklungszustände eine kurze Betrachtung. Was zunächst die Entstehung der Anker und Anker- platten anbetrifft, so hat schon Quatrefages (210) einige spätere Bildungs- stadien derselben von Synapta inhaerens abgebildet. Später hob dann Ayres (7) zuerst hervor, dass die Anker der von ihm darauf untersuchten Art in ihrer Entstehung den Ankerplatten vorausgehen, eine Angabe, die von Woodward und Barrett (286) und Baur (10) für Synapta digitata (Mont.) und neuerdings wieder von Semon (235) für S. inhaerens (0. F. Müll.) bestätigt wurde; bei tropischen Arten (8. serpentina Müll., S. grisea Semp., $. kefersteinüü Sel.) fand ich dasselbe. Dagegen kommt auch die umgekehrte Reihenfolge in der Entstehung beider Kalkgebilde vor, wie unlängst Sluiter (242) bei seiner S. psara zeigte. Wie des Näheren schon Woodward und Barrett und Baur beobachteten, entsteht von dem Anker (II, 1—-9) zuerst der Schaft, der dann durch Anlage der beiden Ankerarme Tförmig wird und am anderen Ende sich zur Handhabe verdickt. Die 42 Seewalzen. Ankerplatte beginnt in Gestalt eines kleinen Stäbchens (II, 6—9), welches quer zur stabförmigen Ankeranlage gerichtet ist, sich nachher an seinen Enden gabelt, dadurch X förmig wird und dann durch weitere Vergabelungen und Vereinigung der einander entgegenwachsenden Gabelenden die Anker- platte liefert. Auch diese Verhältnisse fand ich bei den obengenannten drei tropischen Arten bestätigt. Bei $. grisea insbesondere sehe ich deutlich, das sich von den sieben grossen Löchern der Ankerplatte das centrale zuerst schliesst, indem das als erster Anfang der ganzen Platte auftretende Querstäbehen zum hinteren (d.h. bügelwärts liegenden) Rande des anfänglich abgerundet hexagonalen mittleren Loches wird. Im Um- kreise dieses Loches entstehen dann die 6 peripherischen, von denen das hinterste, also das dicht hinter dem primären Querstäbchen gelegene wieder den 5 übrigen vorausgeht (wie auch Semon von 8. inhaerens angibt) und sich dabei zum Bügelloch und zur durchlöcherten Handhbabe weiter- entwickelt. — Ueber die Entwicklung der Rädchen gaben Woodward und Barrett (286) die erste Notiz; sie fanden, dass die Myriotrochus-Rädehen anfänglich die Gestalt eines Sternes haben, welcher der Nabe und den Speichen des späteren fertigen Rädchens entspricht, dem aber der Rad- kranz noch fehlt. M. Sars (222) und Semper (238) machten die gleiche Beobachtung an den Chiridota-Rädchen, Metschnikoff (169) an den Rädchen der .Auricularia-Larve, Theel (262) an Trochoderma. Ferner bestätigten Duncan und Sladen (56) die Angaben von Woodward und Barrett an Myriotrochus, während ich (153) und Semon (235) an Ohiri- dota-Arten die Sars’schen und Semper’schen Beobachtungen weiter- fübrten. Daraus ergibt sich als Regel, dass alle rädchenförmigen Synap- tiden-Kalkkörper mit ihrem centralen Theile, der Nabe, zuerst angelegt werden (II, 10—16); die Nabe tritt als ein kleiner Stern auf, dessen Strahlen bis zur Länge der späteren Speichen auswachsen und dann sich an ihrem freien Ende gabeln; die kurzen Gabelzweige legen sich zur Bildung des Radkranzes aneinander oder verschmelzen zum gleichen Zwecke an ihren Berührungsflächen vollständig miteinander. Eine nachträgliche Ver- mehrung der Speichen scheint nicht vorzukommen. 2. Molpadiidae. Im Ganzen zeigen die Kalkkörper dieser Familie wenig Uebereinstimmendes unter einander. Das Vorkommen von Ankern in der Gattung Ankyroderma verknüpft zwar die Kalkkörper der Molpadii- den mit denen der Gattung Synapta, während im Uebrigen eine grössere Annäherung an die Kalkkörper der Dendrochiroten unverkennbar ist. Ganz eigenartig aber sind die bei einigen Gattungen der Molpadiiden vorkommenden, gefärbten, massiven Kalkgebilde. Anker finden sich, wie gesagt, nur bei der Gattung Ankyroderma (II, 16). Jeder Anker liegt hier in einer kleinen Erhebung der Haut und ist nicht wie bei Synapta auf einer einzigen Ankerplatte, sondern auf dem Mittelpunkte einer sternförmigen Gruppe von in der Regel fünf, seltener sechs oder sieben Stäben eingefügt, welche an dem Ende, mit dem sie unter dem Anker zusammenstossen und sich theilweise überlagern, löffel- Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 45 oder spatelförmig verbreitert und hier auch gitterförmig durchlöchert sind. Die Anker selbst unterscheiden sich insofern von denen der Synaptiden als ihr der Handhabe jener entsprechender Basaltheil meistens ein durch- löchertes Scheibehen darstellt. Auf dem von den Stäben gebildeten Stern ist der Anker so befestigt, dass er nach allen Seiten frei bewegt werden kann. An die Kalkkörper mancher Dendrochiroten (s. unten) erinnern die bestachelten Gitterplättchen, wie sie bei Molpadia- (1, 10) und Caudina- Arten, die Gitterschalen, wie sie bei anderen Caudina-Arten (I, 11) und die in der Mitte durchlöcherten, spindelförmigen Stäbe, wie sie bei Tirochostoma violaceum Stud. und Ankyroderma danielsseni Theel vorkommen, sowie endlich auch die oft mit einem stachelförmigen Aufsatz ausgestatteten Gitterplättehen, welche sich in der Haut von Trochostom« und Ankyroderma (1, 17 u. 18) finden. Viel unansehnlicher sind die winzigen, nierenförmigen oder wie krause Stäbchen ausschenden Kalkkörper der Gattung Haplodactyla (1, 12). Die oben erwähnten gefärbten Kalkkörper der Gattungen Trocho- stoma und Ankyroderma haben gewöhnlich eine rundliche oder längliche Form, entbehren jeglicher Durchlöcherung, sind eoncentrisch geschichtet (I, 15) und von weinrother Farbe. 3. Elasipoda. Für die 3 Familien dieser Ordnung (Elpidiidae, Deimatidae und Psychropotidae) lassen sich die Kalkkörper der Haut zusammenfassend behandeln. Die häufigste und zugleich auffälligste Form derselben ist die eines vierarmigen Kreuzes, dessen Arme mehr oder weniger nach unten, d. h. nach der Innenseite der Haut gebogen (concav) sind, während sich auf der Oberseite des Kreuzes ein oder vier oder fünf stachelförmige Fortsätze erheben, die indessen auch ganz fehlen können. Die Arme sowohl wie die stachelförmigen Fortsätze sind nur selten glatt, meistens ihrer ganzen Länge nach oder nur in der Nähe ihrer peripherischen Enden mit Dornen und Dörnchen besetzt (V, 1—5). Am nächsten stehen diesen Gebilden unter den Kalkkörpern der übrigen Holothurien die Formen, welche wir unter den Aspidochiroten bei Paelopatides aspera (IV, 29) an- treffen werden, und ebenso wie sich dort (s. S. 46) die vierarmigen kreuz- förmigen Kalkkörper auf das einfache primäre Kreuz zurückführen lassen, mit welchem der Aufbau der „Stühlehen“ beginnt, so auch bier. Man kann, wie mir scheint mit allem Rechte, die anscheinend so isolirt dastehenden vierarmigen Kalkkörper der Elasipoda als den „Stühlchen“ der Aspido- chiroten homologe Gebilde ansehen. Was wir bei jenen Stühlchen als kreuzförmige Jugendform der primären Stühlchenscheibe kennen lernen werden, ist hier bei den Elasipoden dauernd festgehalten. Die Abwärts- biegung der Kreuzarme kommt ebenfalls den meisten Stüblehen zu, nur die verhältnissmässig bedeutende Länge und die vollständige, peripherische Trennung der Kreuzarme von einander tritt bei den Elasipoden wie bei Paelopatides als etwas Besonderes auf. Der Stiel des Aspidochiroten- Stühlchens (s. S. 47) ist ebenfalls in der Regel bei den kreuzförmigen Kalkgebilden der Elasipoden nachweisbar, indem die vier Stachelfortsätze, 44 Seewalzen. welche sich auf der Oberseite der Kreuzarme erheben, ganz so geordnet sind (V,5 u. 2) wie die vier Stielstäbe eines typischen „Stühlchens“; der Unterschied liegt wie bei den Kreuzarmen nur darin, dass die vier Stachel- fortsätze keine Verbindungen unter sich (durch Querspangen) eingehen. Zu den vier auf den Kreuzarmen entspringenden Stachelfortsätzen kann noch ein fünfter sich gesellen, der sich aus dem Mittelpunkte des Kreuzes (z.B. V,1) erhebt. Es können auch die vier auf den Armen stehenden Stachelfortsätze fehlen und nur der centrale vorhanden sein (z.B. V, 5) oder es fehlt selbst auch dieser (V, 4). — Mitunter kommen statt der vier- armigen dreiarmige Kreuze vor, z. B. bei Peniagone naresi Theel und Achlyonice lactea Theel, oder fünfarmige, z. B. bei Laetmogone violacea Theel, in ganz ähnlicher Weise wie auch bei den Stühlchen der Aspido- chiroten (s. S. 47) derartige Zahlenabweichungen auftreten. An die auf die „Stühlehen“ zurückführbaren kreuzförmigen Kalk- körper der Elasipoden schliessen sich andere an, welche eine einfach stabförmige Grundform haben. Diese Stäbe sind gerade oder gekrümmt, meistens bedornt (V, 6) oder von der Cförmigen Gestalt, wie sie uns nach- her unter den Aspidochiroten wieder begegnen wird; insbesondere sind es die Gattungen der Elpidiiden Scotoplanes und Peniagone, bei welchen sich derartige C förmige Stäbe finden, die auch noch durch die Anschwellung an ihrer Längsmitte auf die zum Vergleiche bereits herangezogenen Ge- bilde der Aspidochiroten hinweisen. Eine zweite Hauptform der Elasipoden-Kalkkörper ist die rädchen- förmige, die wir bis dahin nur bei den Synaptiden angetroffen hatten. Indessen unterscheiden sich die Rädchen der Elpidiiden und Deimatiden (bei der dritten Elasipoden-Familie, den Psychropotiden, fehlen sie) dadurch in einem wichtigen und auffallenden Punkte von den Rädchen der Synap- tiden, dass ihre Nabe nicht solid ist, sondern von einer die Mitte derselben einnehmenden Gruppe von Löchern durchbrochen wird (V, 7). Die Zahl dieser mittleren Löcher ist 3, 4 oder 6. Am bemerkenswerthesten ist der Fall mit 4 mittleren Löchern, die, wie die Entwieklung des Rädchens zeigt, ihre Entstehung aus einem vierarmigen Kalkkörperchen (V, 8) nehmen, dessen Arme sich mit ihren peripheren Enden verbinden (V, 9); erst von dem Aussenrande der dann fertig gebildeten Nabe bilden sich Speichen und Radkranz des Rädchens ganz in derselben Weise, wie wir das bei den Rädchen der Synaptiden (s. S. 42) kennen lernten. Es stellen demnach die Rädchen der Elasipoden die Verbindungsbrücke her, welche von den sonst so eigenartig dastehenden Synaptiden-Rädehen hinüberführt zu den auf der Grundlage einer X-förmigen Anlage entstehenden Kalkkörpern, als welche wir bereits die Ankerplatten der Synapten und die vierarmigen Kalkkörper der Elasipoden erkannt haben und als welche wir insbesondere noch die sog. „Stühlehen“ und „Schnallen“ der Aspidochiroten und Dendrochiroten werden kennen lernen. Man kann demnach die Rädchen der Synaptiden als eine phylogenetisch spätere Stufe der Elasipoden-Rädchen ansehen, eine Stufe, die ihre erste Xförmige Grundform überspringt. Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 45 Ebenso wie die kreuz- und rädchenförmigen Kalkkörper entstehen auch die bei einzelnen Elasipoden vorkommenden grossen, bei Oneiro- phanta bis 3, bei Deima bis 7 Mm. messenden Gitterplatten aus einer X förmigen Anlage. Aber auch hinsichtlich der fertig ausgebildeten Gestalt gibt es zwischen diesen grossen Platten und den Rädchen eine Menge von Uebergängen; so kommen z. B. bei Ilyodaemon maculatus Theel gleichzeitig mit den echten Rädchen kleinere plättchenförmige vor, oder es bildet sich ein rädehenförmiger Kern durch Umlagerung unregel- mässiger Kalkmaschen zu einem Gitterplättehen um, z. B. bei Pannychia ‚moseleyi Theel. 4. Aspidochirotae. Unter den Kalkkörpern der Aspidochiroten ist die vorherrschende Form diejenige, welche gewöhnlich als „Stühlchen‘“ bezeichnet wird. Wie schon Semper (235) beobachtete, entsteht ein solches „Stühlchen“ aus einem kreuzförmigen oder besser gesagt aus einem an seinen Enden gegabelten, kurzen Stabe, dessen Gabeläste sich zu Löchern schliessen, während sich senkrecht darauf vier Stäbe erheben, die sich durch eine oder mehrere Querspangen miteinander verbinden. (Vergl. Holzschnitte 2—6.) Ein fertiges „Stühlehen“ besteht aus einer durch- Fig. 2. Fig. 3. Fıg. 4. Fig. 5. Fig. 6. „As IA SL [A N c ® -[} AR 2 Fig. 2. Kreuzförmige Anlage — Primärkreuz eines Stühlchens Fig. 3. Primärscheibe eines Stühlchens von oben. Die Stellen, auf welchen sich die Stielstäbe erheben, sind mit schraffirten Kreisen bezeichnet. Fig. 4. Seitenansicht eines zweistöckigen Stühlchens mit flacher Scheibe; @ Scheibe, 5 5 die Stielstäbe, e untere Querspange des Stieles, d Krone. Fig. 5. Ansicht der Stühlchenkrone von oben, mit regulärer Stachelanordnung. Fig. 6. Seitenansicht eines zweistöckigen Stühlchens mit in die Höhe gezogener, convexer Scheibe. Das Stühlchen ist etwas dem Beschauer zugeneigt, sodass man ein wenig von oben darauf sieht. Die untere Querspange e ist hier von dem primären Kreuz gebildet. Die übrigen Buchstaben wie in Fig. 4. löcherten Platte, der Scheibe, und dem senkrecht darauf sich erhebenden Aufsatze, dem Stiel; das Ganze lässt sich — und daraus erklärt sich die Bezeichnung „Stühlehen“ — mit einem umgekehrten, lehnenlosen Stuhle oder Schemel vergleichen, dessen Sitzfläche durch die Scheibe und dessen vier Beine durch den Stiel dargestellt werden; Theel zieht den Vergleich mit einem Tische vor und nennt deshalb die Stühlchen Tischehen (tables). In der Haut liegen die Stühlehen immer so, dass sie mit dem Stiel nach oben, d. h. nach der Hautoberfläche gerichtet sind; an der Scheibe ist deshalb die dem Stiele zugekehrte Seite als die obere, die dem Stiele abgekehrte als die untere zu bezeichnen. Im einfachsten Falle ist die Scheibe nur von vier kreuzweise gestellten Löchern durchbrochen und kann dann als Primärscheibe benannt werden. In dem in Holzsehnitt 4 46 Seewalzen. dargestellten Schema ist die obere Seite der Scheibe flach, sodass dass die 4 primären Löcher trennende Kreuz, auf dem sich die Stäbe des Stieles erheben, in der Fläche der Scheibe liegt; in Wirklichkeit kommt diese Anordnung z.B. bei Stichopus japonieus Sel. vor. Weitaus öfter jedoch zieht sich bereits das centrale Kreuz in die Höhe und erscheint dann in der Seitenansicht des Stühlchens als ein unterster Stielabschnitt (Holz- schnitt 6); die Scheibe ist alsdann auf ihrer oberen Fläche in der Mitte convex und blickt man von unten auf eine derartige Scheibe, so sieht man zunächst nur eine einzige mittlere Oeffnung, deren Rand dem Aussen- rande der 4 primären Löcher entspricht; erst in der Tiefe dieser mittleren Oeffnung erkennt man, dass dieselbe durch ein Kreuz in die vier Primär- löcher zerlegt wird, z. B. bei Holothuria atra Jäg., H. vagabunda Sel., H. monacaria Less., Stichopus moebii Semp. und vielen anderen. Aus dieser Betrachtung ergibt sich, dass die unterste Querspange, welche man bei der Seitenansicht der Stühlchen sieht, nicht immer dieselbe morphologische Bedeutung hat. Bei flacher Primärscheibe ist die unterste Querspange der Seitenansicht die erste Querverbindung der Stielstäbe, bei eonvexer Primärscheibe dagegen ist die unterste Querspange der Seitenansicht von dem primären Kreuze gebildet und erst die zunächst darüber gelegene Querspange der Seitenansicht wird durch die erste Querverbindung der Stielstäbe geliefert. In den bisher in der Litteratur vorliegenden Be- schreibungen ist auf diesen Unterschied keine Rücksicht genommen, ob- wohl schon der Umstand darauf führt, dass die von unten betrachteten Stühlchen in der Mitte bald ein einziges Loch, bald ein vierarmiges Kreuz zeigen. Die Scheibe behält nur selten die durch das primäre Kreuz bedingte Anzahl von nur vier Löchern, z. B. bei Holothuria pardalis Sel. (IV, 34). Fast stets bilden sich am Rande der Primärscheibe weitere Löcher durch Zuwachs aus, zunächst so, dass vier sekundäre hinzutreten, welche in ihrer Stellung mit den vier Primärlöchern abwechseln, z. B. bei Holothuria atra Jäg. und Stichopus sordidus Theel (IV, 5). Weiterhin nimmt die Zahl der sekundären Löcher noch mehr zu und es ordnen sich dieselben in einem (z. B. bei Holothuria vagabunda Sel., Stichopus variegatus Semp. ete.) oder in mehreren (z. B. bei Stichopus godeffroyi var. b. Semp. [IV,23]) Kränzen rings um die vier Primärlöcher. Die Scheibe zeigt ferner darin grosse Verschieden- heiten, dass ihr äusserer Umriss bald glatt, bald abgerundet, bald, z. B. bei Holothuria pardalis Sel., mit Dornen besetzt ist. Diese Dornen sind gewöhnlich etwas aufgerichtet, d. h. in der Seitenansicht des Stühlchens streben sie schief nach oben und aussen. — Bleibt das primäre Kreuz, aus welchem sich sonst eine Scheibe entwickelt, fortbestehen, ohne dass seine Arme sich gabeln und zu Löchern schliessen oder so, dass sich die Arme stark verlängern und dann mit den an ihren peripheren Enden auftretenden Verästelungen und Lochbildungen mit den benachbarten Armen nicht mehr zusammenstossen, so entstehen vierarmige Kalkkörper, welche an die der Elasipoden erinnern, z. B. bei Paelopatides aspera Theel (IV, 29), Stichopus Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 47 moseleyi Theel, St. challengeri Theel (IV, 20) und Sf. natans (Sars). In ähn- licher Weise können auch mehr als vierarmige Scheiben entstehen, wenn die vier Aeste des primären Kreuzes sich sofort gabeln und dann erst diese Gabeläste zu langen Armen auswachsen, z. B. bei Stichopus moseleyi Theel (IV, 8). Der Stiel der Stühlehen baut sich, wie gesagt, aus vier Stäben auf, von denen ein jeder sich auf je einem Arme des primären Kreuzes (Holzschnitt 3) erhebt. Von der regelmässigen Vierzahl der Stielstäbe gibt es aber auch Ausnahmen, in denen der Stiel sich nur aus 3 oder 2 oder 1 oder aus 5 oder noch mehr Stäben aufbaut; Stiele aus einem Stab kommen beispielsweise vor bei Holothuria ewriosa Ludw., mit 2 Stäben bei derselben Art, mit 3 bei HZ. murrayi Theel, H. thomsoni Theel, H. lacteı Theel, mit 5 bei Labidodemas semperianum Sel. und Stichopus sordidus Theel, mit noch mehr als 5 bei Holothuria rigida (Sel.) und H. albiventer Semp. Bei derartigen Vermehrungen oder Verminderungen der typischen Vierzahl der Stielstäbe zeigt aber auch entweder 1) schon das primäre Kreuz entsprechende Abänderungen; es ist 3- oder 5- oder 6armig — oder 2) es gleicht, bei nur 2 Stielstäben, weniger einem Kreuz als einem an den beiden Enden gegabelten Stab, auf dessen Gabelpunkten sich die Stielstäbe erheben, während sie sonst auf den Kreuzarmen stehen — oder 3) es entspringt, bei nur einem Stielstab, dieser Stab auf dem Mittelpunkt des Kreuzes, z. B. bei Paelopatides aspera (IV, 29) — oder endlich 4) die auf 1, 2 oder 3 beschränkte Zahl der Stielstäbe entsteht durch eine Verkümmerung von 3, 2 oder einem der vier anfänglich angelegten Stäbe, z. B. bei Holothuria curiosa Ludw. — Die Stielstäbe sind ein- oder mehrmal durch Querspangen miteinander verbunden. Man unterscheidet demnach einstöckige, zwei- stöckige u. s. w. Stühlchen, wobei zu beachten ist, dass beim Abzählen der Stockwerke gewöhnlich keine Rücksicht auf die oben (S. 46) erörterte, ver- schiedene morphologische Bedeutung der untersten Querspange genommen wird. Besonders häufig sind die zweistöckigen Stühlchen, z. B. Holothuria atra Jäg. (III, 30), H. impatiens (Forsk.) (IV, 30), H. monacaria Less., Stichopus variegatus Semp., St. chloronotos Brandt, St. sordidus Theel (IV, 4); drei- stöckige finden sich z. B. bei Stichopus japonieus Sel., vierstöckige bei Stichopus godeffroyi var. b Semp., mehrstöckige bei Holothuria spinifera Theel (IV, 7), H. samoana Ludw. (IV, 28), H. martensii Semp. Das freie Ende der Stielstäbe zieht sich nur selten lang aus, wie z. B. bei Holothuria murrayi Theei (IV, 2), H. lactea Theel, H. thomsoni Theel. In der Regel endigen die Stäbe unmittelbar über der obersten Querspange, jedoch so, dass sie hier in mehrere Dornen auslaufen; auch die oberste Querspange selbst kann mit einem oder mehreren Dornen besetzt sein. Dadurch erhält das freie Stielende gewöhnlich das Aussehen einer Stachelkrone und wird deshalb auch als „Krone“ schlechthin bezeichnet. Bei ganz regelmässigem Bau der Krone (s. auch Holzschnitt 5) sind ihre einzelnen Stacheln ganz gesetzmässig vertheilt, z. B. bei Holothuria africana Theel (IV, 10) oder Stichopus sordidus Theel (IV, 2) oder Holothuria atra Jäg., bei irregulärer 48 Seewalzen. Krone sind die Dornen sehr viel zahlreicher und ohne deutliche Gesetz- mässigkeit in ihrer Anordnung, z. B. bei Holothuria ocellata Jäg., H. impatiens (Forsk.) u. a. Die Bedornung muss sich übrigens nicht immer auf die. eigentliche Krone beschränken, sondern erstreckt sich in einzelnen Fällen auch auf” die Stielstäbe unterhalb der obersten Querspange, z. B. bei Stichopus regalis (Cuv.) und Holothuria samoana Ludw. (IV, 25). Es kann auch vorkommen, dass die Stielstäbe sich mit ihren Aussenenden einander nähern und schliesslich zu einem einzigen Stachel verschmelzen, der dann an die Stelle der Krone tritt, z. B. bei Stichopus godeffroyi var. b Semp., Holothuria spinifera Theel (IV, 7), Stichopus horrens Sel. u. a. Auch das ist noch zu bemerken, das zweierlei an Grösse oder auch an Form verschiedene Stühlchen bei ein und derselben Art vorkommen können, z. B. bei Stichopus moebiü Semp., St. godeffroyi var. b Semp., St. horrens Sel., Holothuria spinifera Theel. Dass der Stiel allerlei Verkürzungen und Verkümmerungen erfahren kann, darauf ist weiter oben schon einmal hingedeutet worden; einen sehr kurzen nur einstöckigen Stiel findet man bei Holothuria depressa Ludw. (IV, 26) und bis zur bloss stachelförmigen Andeutung der Stielstäbe geht die Verkümmerung bei Holothuria fusco-rubra Theel (III, 31); andere ähnliche Beispiele der Stielverkümmerung bieten Holothuria erinaceus Semp., H. cwriosa Ludw., Stichopus japonicus Sel. var. typıcus Theel. In allen eben erwähnten Fällen zeigt nur der Stiel der Stühlehen eine mangelhafte, dagegen die Scheibe eine gute Ausbildung. Aber auch das entgegengesetzte Verhalten ist nicht ganz selten; dann erhalten wir Stühlchen, die fast nur aus dem Stiele bestehen, dessen Stäbe statt einer eigentlichen Scheibe aufzusitzen an ihrem unteren Ende mehr oder weniger bogenförmig verbunden sind, z. B. bei Holothuria imitans Ludw. (IV, 27), H. gräffei Semp., H. signata Ludw., H. flavo-maculata Semp., H. languens Sel.; die bogenförmige Verbindung des Unterendes der Stiel- stäbe wird in diesen Fällen von dem primären Kreuz geliefert. Endlich können die stühlchenförmigen Kalkkörper auch ganz in Wegfall kommen und nur Kalkkörper der nachher zu erwähnenden Formen vorhanden sein, z. B. bei Holothuria lubrica Sel. Umgekehrt kommen aus- schliesslich Stühlchen vor bei Holothuria catanensis Grube, H. languens Sel., H. pertina® Ludw., H. imitans Ludw., H. intestinalis Asc. und Rathke u. a. Die zweite Hauptform der Aspidochiroten-Kalkkörper ist dieschnallen- förmige. Die „Schnalle“ stellt eine längliche, mehr oder weniger ellip- tische Platte dar, die von symmetrisch in zwei Längsreihen angeordneten Löchern durchbrochen ist; meistens wird jede dieser Längsreihen aus drei Löchern gebildet, z. B. bei Holothuria impatiens (Forsk.) (IV, 32), seltener nur aus einem, z.B. bei Holothuria signata Ludw. (IV, 22), H. curiosa Ludw., H. fuseo-einerea Jäg., oder aus zwei, z.B. bei Labidodemas dubiosum Ludw., oder aus mehr als drei Löchern, z. B. bei Holothuria samoana Ludw., H, fusco-punctata Jäg., H. minax Theel. Mitunter treten auch Schnallen auf, welche vier kreuzweise gestellte Löcher aufweisen, nämlich zwei Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 49 grössere und zwei damit abwechselnde kleinere, z. B. bei Holothuria signata Ludw. (IV, 21). Auf ihrer Oberfläche sind ni Schnallen entweder glatt, 7. B. bei Holothuria impatiens (Forsk.) und vielen anderen, oder mit knotigen Verdiekungen besetzt, z. B. bei H. scabra Jäg., H. albiventer Semp., H. ocellata Jäg., H. an a Theel (IV, 6), oder mit kleinen, sehr feinen Rauhig- keiten ansgestattet, 2. b. bei Holothuria olivacea Ludw. und Miülleria excel- lens Ludw. Die bis jetzt betrachteten Schnallen können wir als reguläre bezeichnen. Daneben kommen aber auch mannigfache irreguläre vor, die sich zum Theil als Um- und Weiterbildungen, zum anderen Theil N: Rückbildungen der regulären ansehen lassen. Hierher gehören z. B. die un- symmetrischen Schnallen der Holothuria fusco-rubra Theel und H.marenzelleri Ludw. (IV, 12), bei letzterer Art auch noch dadurch ausgezeichnet, dass sie statt einer glatten, gerundeten Umrandung einen zackigen, dornigen Rand besitzen. Zu einem fast kreisrunden und dabei unsymmetrisch durchlöcherten sind die Schnallen ausgedehnt bei Holothuria africana Theel (IV, 11); nur Plättchen einseitig ausgebildete Schnallen kommen vor bei Holothuria fusco- rubra Theel und H. pardalis Sel. (IV, 35), um die eigene Längsaxe gedrehte bei Holothuria pardalis Sel.; bis auf einen mit seitlichen Knötchen symmetrisch besetzten Stab sind sie redueirt bei Holothuria depressa Ludw. (IV, 25). An die zuletzt erwähnte Form lassen sich dann ferner die abgerundet- spindelförmigen und mit zahlreichen, unregelmässig vertheilten Knoten besetzten „Keulen“ anreihen, die in der Haut der Holothuria flavo-maculata Semp. (IV, 36) vorkommen, sowie die bedornten oder glatten Stäbe wie sie für andere Arten, z. B. Holothuria pulchella Sel., H. pervicaz Sel., H. lubrica Sel., H. imitans Ludw., Mülleria agassizü Sel. charakteristisch sind. Die kleinen biseuitförmigen oder kraus verästelten Kalkkörperchen, welche wir bei einzelnen Synaptiden und Molpadiiden antrafen, fehlen auch den Aspidochiroten nicht; so besitzt beispielsweise Holothuria mar- morata (Jäg.) biseuitförmige, Mülleria lecanora Jäg. kraus verästelte Körpercehen. Die letzteren werden wohl auch als „Rosetten“ bezeichnet, namentlich dann, wenn ihnen deutlich ein diehotomisch verästeltes Stäbchen zu Grunde liegt, dessen Endäste sich einrollen, z. B. bei Stichopus varie- gatus Semp. (IV, 15), St. chloronotos Brandt (IV, 19), Holothuria atra Jäg. u.a. An den Rosetten können sich die Aeste auch wieder miteinander ver- binden und so Löcher umranden (IV, 19). Ferner führen von den Rosetten Uebergänge zu vierarmigen (ICförmigen), dreiarmigen, Sförmigen und a Stäbchen, welche vorzugsweise der Gattung Stichopus angehören, . Stichopus onotos Brandt (IV, 16—18) oder Sf. variegatus Semp. = 13). Alle diese Stäbchen zeichnen sich durch zugespitzte, gebogene Enden aus und lassen in der Mitte ihrer Länge in der Regel eine leichte Anschwellung erkennen. Es können auch verschieden grosse Sorten dieser Cförmigen Stäbe bei derselben Stichopus-Art vorkommen, z. B. bei Stichopus variegatus Semp., während es andererseits Stichopus-Arten gibt, denen die Cförmigen Körper überhaupt fehlen, z. B. St. challengeri Theel, St. sordidus Theel u.a. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 4 50 Seewalzen. In Betreff der Anordnung der besprochenen Kalkkörper in der Haut der Aspidochiroten hat sich als Regel herausgestellt, dass von den beiden als Stühlchen und Schnallen bezeichneten Hauptformen, die Stühlchen die oberflächlichste Lage der Lederhaut einnehmen, während die Schnallen weiter nach innen ihre Stelle finden; ebenso wie die Schnallen verhalten sich in dieser Hinsicht auch die vorhin erwähnten biscuitförmigen, ver- ästelten, keulen-, stab- und Cförmigen Körperchen, welche desshalb Sempei (238) mitsammt den Schnallen unter der Bezeichnung „Bindekörper‘‘ den oberflächlich gelegenen Stühlchen gegenüberstellte. 5. Dendrochirotae. Die ungemein mannigfaltigen Kalkkörper in der Haut der Dendrochiroten lassen sich unter einen einheitlichen Gesichts- punkt bringen, wenn wir auch bei ihnen von einer kreuzförmigen (X förmigen) Grundform (Holzschnitt 8) ausgehen, wie sie uns thatsächlich bereits bei einer Reihe von Arten besonders durch Semper (238), Theel (267), Lampert (155) und mich (161a) als Entwicklungsform der Kalkkörper be- kannt geworden ist. Im ausgebildeten Zustande aber zeigen die Dendrochiroten- Kalkkörper nur noch selten die kreuz- oder Xförmige Gestalt, z. B. bei Cucu- maria crucifera Semp. (111,2) und C. abysso- Fig. 7. Fig.S. Fig. 9. Fig. 10. Stäbchenförmige Anlage eines ; . . . Gitterplättchens. e " rum Theel (II, 27); bei ©. erueifera sind Fig. 5. Durch eine Gabelung an beiden die vier Kreuzarnıe kurz und gegabelt, Enden des Stäbchens ist ein y % . XförmigesKörperchen entstanden. ausserdem der ganze Kalkkörper mt Fig. 9. Vierlöcheriges Gitterplättchen. Stacheln besetzt; bei Ü. abyssorum da- Die Stellen, auf welchen sich : : bei der Weiterbildung des Plätt- gegen sind die. Arme langgestreckt und chens zu einem Stühlchen die an den Enden entweder nur kurz gegabelt Stielstäbe des Stühlchens er- 3 - en heben, sind mit schrafirten Oder es haben sich die Gabeläste zur Um- Kreisen bezeichnet. Bei vie- orenzung eines Loches miteinander ver- stäbigem Stiele entstehen die ER ER: 5 Stäbe über den 4 senkrecht bunden. Die fertige Gestalt dieser kreuz- nen, Fre | bei zwei- förmigen Körper deutet, wie aus den Abbil- stanıgem 1lele iiber den 2 quer- ; rn . EahrAfhReR, dungen (III, 2 u. I, 27) hervorgeht, darauf Fig. 10. Schema über die fortschreitende hin, dass das Kreuz selbst durch eine Ver- Vergabelung des primären Stäb- chens. Die Ziffern bedeuten die keihenfolge der Vergabelungen. a, a, a, a die Verwachsungs- stellen der aufeinandertreifenden und die vier primären Löcher zum Verschluss brinsenden Gabel- äste, b, 5 zwei von den auch an der linken Seite der Figur punk- tirt eingetragenen Aesten der dritten Vergabelung, welche in der Regel unentwickelt bleiben, falls ein nur vierlöcheriges Plätt- chen gebildet wird. gabelung an den Enden eines kurzen Stabes entstanden ist (Holzschnitt 7, 8) und so verhält sich denn auch die Sache in Wirklichkeit, wie die Jugendstadien der Kalkkörper der Cucumaria erucifera (III, 29) zeigen. Unterbleibt diese Ver- gabelung der stabförmigen Anlage, so entstehen einfache Stäbchen, Spieula genannt, wie sie sich, allerdings noch mit Dornen besetzt, bei Cucumaria nigri- cams Brandt, oder in gedrungener Form bei Phyllophorus frauenfeldi Ludw. vorfinden. Findet dagegen die Vergabelung der stabförmigen Anlage statt Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 51 so können sich die beiden Gabeläste eines jeden Stabendes zu einem Loche schliessen und dadurch dem ganzen Kalkkörper ein brillenförmiges Aus- sehen geben, wie es bei Uucumaria frauenfeldi Ludw. und Phyllophorus perspieillum Sel. der Fall ist. Viel häufiger aber gabeln sich die vier primären Gabeläste, also mit anderen Worten die vier Arme des Xförmig gewordenen ursprünglich stabförmigen Kalkkörpers nochmals und zwar in derselben Ebene, in welcher die erste Vergabelung stattfand; wachsen alsdann die acht seeundären Gabeläste nach nochmaliger (dritter) Ver- gabelung aufeinander zu und verbinden sich miteinander, so haben wir eine längliche Platte mit vier kreuzweise gestellten Löchern vor uns (vergl. Holzschnitt 9 u. 10). Derartige Gitterplättehen sind bei den Dendro- chiroten ein sebr häufiges Vorkommniss; dabei kann sich das Plättchen bald mehr in die Länge ziehen, bald sich im Verhältniss zur Breite so stark verkürzen, dass es fast rund wird. Die Plättchen erinnern an die „Schnallen“ der Aspidochiroten und werden desshalb oft auch mit dem- selben Namen bezeichnet; am meisten entsprechen ihnen die bei den Aspidochiroten allerdings nur selten vorkommenden Schnallen mit vier kreuzweise angeordneten Löchern (siehe oben S. 48). Im Einzelnen er- fahren die Plättehen eine grosse Menge von Abänderungen, von denen die hauptsächlichsten hier erwähnt sein mögen. Entweder sind sie auf ihren beiden Oberflächen glatt oder es treten warzenförmige Verdiekungen, sog. Knoten (III, 20) oder dornenförmige Erhebungen (III, 4) auf einer oder auf beiden Oberflächen auf; ist nur eine der beiden Oberflächen mit derartigen Auswüchsen besetzt, so ist es stets diejenige, welche der Aussenwelt zu- gekehrt ist. Aber nicht nur die Flächen, sondern auch der Aussenrand der Plättchen kann mit Knoten oder Dornen besetzt sein. Ferner können die erwähnten Auswüchse mit ihren Enden einander entgegenwachsen und auf diese Weise brücken- oder henkelförmige Aufsätze auf dem Plättchen bilden; selten geschieht das auf beiden Oberflächen des Plättchens, z. B. bei Thyone similis Ludw. (III, 23), häufiger nur auf der oberen, d. h. der Aussenwelt zu- gekehrten, die auch in jenem Beispiel von Thyone similis oft eine Bevorzugung dureh das Hinzutreten von Dornen an dem Henkel erkennen lässt (III, 24). Eine weitere Reihe von Kalkgebilden kommt dadurch zu Stande, dass das anfangs vierlöcherige Plättchen an seiner Peripherie weiterwächst (siehe Holzschnitt 10) und zwar wiederum durch Gabeläste und nachträgliche Verbindung derselben — so wird aus dem Plättchen schliesslich eine von zahlreichen Löchern durchbrochene Platte, an der sich aber nicht selten die vier primären Löcher noch an ihrer bedeutenderen Grösse erkennen lassen. Diese grösseren Gitterplatten können dann wieder alle die Ab- änderungen durch knotige und stachelige Auswüchse zeigen, die wir vor- hin an den vierlöcherigen Platten auftreten sahen, und erhalten gewöhn- lich im Ganzen einen länglichen oder rundlichen Umriss (III, 1, 6, 19, 28). Sind derartige grosse Gitterplatten nur an einem Ende (III, 5, 19, 28) be- stachelt, so ist dieses Ende immer nach aussen gerichtet. — Mitunter vergrössert sich das anfänglich vierlöcherige Plättchen nicht an seiner 4# 52 Seewalzen. ganzen Umrandung, sondern nur an vier gleichweit voneinander entfernten Stellen des Randes, die dann zu vier langen Armen auswachsen können, 7. B. bei Echinocueumis adversaria Semp. (III, 15 u. 14). — Bei noch weiter fortschreitender Grössenzunahme der viellöcherigen Gitterplatten verdicken sich dieselben nicht selten auch in der Weise, dass die ursprüngliche Oberfläche von secundären Kalkmaschen überwachsen wird, bis schliesslich das Ganze eine mehr oder weniger kuglige Gestalt bekommt (III, 27), die bei oberflächlicher Bedornung und länglichem Umriss entfernt an Tannen- zapfen erinnert, z. B. bei Cucumaria syracusana (Grube) und C. grubiü v.Marenz. Die vergrösserten, viellöcherigen Gitterplatten wachsen besonders bei den Gattungen Z’solus und Ocnus und bei einzelnen Cucumaria-Arten bis zu einem Durchmesser von 1—5 mm, so dass sie schon dem blossen Auge als kräftige Kalkschuppen entgegentreten. Wenn sich auf der Mitte einer dann gewöhnlich mit mehr als vier Löchern ausgestatteten Platte zwei oder drei oder vier Stäbe rechtwinkelig zur Platte erheben und durch Querspangen wieder miteinander verbinden, so haben wir ähnliche Gebilde vor uns, wie wir sie bei den Aspidochiroten unter dem Namen „Stühlehen“ kennen lernten. Der von den Stäben ge- bildete Aufsatz (Stiel des Stühlchens) ist an seinem oberen Ende in der Regel mit einer Anzahl kleiner Spitzen oder Dornen besetzt (III, 9, 15, 17). Mitunter ereignet es sich, dass der 1—4stäbige Aufsatz das Uebergewicht über das Plättchen bekommt, indem er sich im Vergleich zur Breite des Plättehens stark streckt; dann erscheint das Plättchen nur noch als das durchlöcherte untere Ende eines senkrecht zur Hautoberfläche gestellten einfachen bis vierfachen Stabes, der am oberen Ende wieder ein- oder mehrfach bestachelt ist, z. B. bei Pseudocueumis acicula (Semp.), Phyllophorus incompertus Theel und Phyllophorus schmeltzii (Ludw.) (li, 8). Sowohl bei den kleinen vierlöcherigen als auch bei den grösseren viellöcherigen Gitterplatten kann auch eine Reduction in der Zahl und in der anfänglichen Grösse der Löcher eintreten. So kommen bei Colo- chirus violaceus Theel Plättehen mit nur 3 (II, 24) oder 2 Löchern vor, und unter den viellöcherigen Platten sind es besonders die aus der Bauchwand des Psolus diseiformis Theel, bei welchen die Löcher immer kleiner werden um schliesslich theilweise oder sämmtlich zu verschwinden (II, 25). ei allen bis jetzt betrachteten Gitterplättehen der Dendrochiroten behalten dieselben in der Hauptsache die Form einer flach ausgebreiteten Scheibe. Eine andere Reihe von Kalkkörpern aber, die wir bis jetzt un- erwähnt gelassen, kommt dadurch zu Stande, dass das Gitterplättchen oder besser gesagt schon das dem vierlöcherigen Plättchen vorausgehende Xförmige Körperchen (= Primärkreuz) sieh zur Form eines mit der Coneavität nach oben gekehrten Napfes (Körbehens, Halbkugel) wölbt. Der Rand des Napfes ist gewöhnlich mit Dornen oder knotenförmigen Auswüchsen verziert (IIJ, 25); ferner können knotenförmige Verdiekungen an der eonvexen Unterseite des Gitternapfes auftreten. Auch mit mehr als vier Löchern ausgestattete Gitterplättehen wölben sich nieht selten zu Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 3) Näpfen (II, 23) oder schliessen sich sogar durch Ueberwachsung der Oefinung des Napfes zu Gitterkugeln (II, 26) oder sog. durchbrochenen Eierchen (III, 12). Insbesondere sind es die Gattungen Colochirus und Psolus, aber auch Cucumaria, Thyone und Actinoeueumis, bei denen die Gitternäpfe und Gitterkugeln vorkommen. Schliesslich wäre noch zu erwähnen, dass sich auch ganz unregel- mässig verästelte Stäbchen und Plättchen, sog. Rosetten, bei einzelnen Dendrochiroten einstellen, z. B. bei Ocnus imbricatus Semp. (III, 16). Bei manchen Dendrochiroten sind die Kalkkörper der Haut überhaupt nicht zur Ausbildung gelangt oder die in der Jugend vorhandenen schwinden im Alter oder endlich es sind die Kalkkörper nur sehr spärlich oder nur in bestimmten Bezirken der Haut vorhanden. So scheinen sie ganz zu fehlen bei Cucumaria perspieua Ludw., Thyone briareus (Lesueur), Th. venusta Sel., Th. meridionalis Bell, Th. ovulum Sel., Th. okeni Bell, Phyllo- phorus drummondi (Thomps.), Ph. molle (Sel.), Orcula barthii Trosch.; nur im Bereich des Biviums finden sie sich bei Cueumaria nigricans Brandt; man vermisst sie in älteren Individuen von Cucumaria laevigata (Verrill), ©. frondose (Gunn.), Ü. erocea (Less.). In Betreff der Anordnung der Kalkkörper in der Haut ist schon mehrfach auch bei dieser Familie erwähnt worden, dass sie mit ihren Spitzen und Dornen in der Regel der Aussenwelt zugekehrt sind. Es ist hier ferner noch hervorzuheben, dass in den allermeisten Fällen die Kalk- körper in der oberen Zone der Lederhaut in mehrere Schichten über- einander geordnet sind und dann gewöhnlich die der einen Schicht von denen der anderen verschieden sind, meistens in der Weise, dass in der oberfläcblicheren Schicht die kleineren, durch Reichthum an Spitzen und Dornen ausgezeichneten, in der oder den tieferen Schichten die grösseren, mehr abgerundeten ihre Stelle finden. Bald liegen nur zweierlei Kalk- körper übereinander, z. B. bei Colochirus- Arten aussen bedornte Gitter- näpfe, innen knotige Schnallen, oder dreierlei, z. B. bei Ocnus iypieus Theel aussen Rosetten, innen knotige Schnallen, zu innerst grosse Schuppen. Nur ausnahmsweise ist nur eine einzige Sorte und in einschichtiger Lage- rung vorhanden, z. B. bei Phyllophorus schmeltzii (Ludw.). — Bemerkens- werth ist bei deu Dendrochiroten auch noch der Umstand, dass der an die Fühler angrenzende Theil der Körperwand, welcher gewöhnlich ver- dünnt ist und beim Zurückziehen des Schlundkopfes eingestülpt wird, sich durch eine geringere Entwicklung der Kalkkörper auszeichnet. In der vorstehenden Besprechung der in der eigentlichen Haut auf- tretenden Kalkkörper sind die grösseren, platten- oder zahnförmigen Kalk- gebilde unerwähnt geblieben, welche entweder in der Umgebung des Mundes als sog. Mundplatten, oder an der Kloakenöffnung als sog. Afterzähne bei manchen Aspido- und Dendrochiroten zur Ausbildung gelangt sind. Wir werden auf dieselben in dem Abschnitte zurückkommen, welcher die Verdauungsorgane behandelt. 54 Scewalzen. B. Kalkkörper der Ambulacralanhänge. Da die Ambulacralanhänge, worunter wir die Fühler, Füsschen und Ambulacralpapillen verstehen, in ihrer äusseren Wandung von einer un- mittelbaren Fortsetzung der Haut gebildet sind, so kann es nicht über- raschen, hier Kalkkörpern zu begegnen, welche zu denen der übrigen Haut in der engsten Beziehung stehen. Bei zahlreichen Arten lässt sich an der Basis der Ambulaeralanhänge mit Leichtigkeit erkennen, wie die Kalkkörper der Haut durch eine allmähliche Abänderung ihrer Form zu denen der Ambulacralanhänge überleiten. Im Allgemeinen haben die letzteren eine gestreckte, mehr oder weniger stabförmige Gestalt und werden deshalb und weil sie die im übrigen weiche Wand der Ambulacral- anhänge stützen als Stützstäbe oder, wenn man von ihrer Form zunächst absieht, als Stützkörper bezeichnet. Von den Stützkörpern unterscheidet man die Gitterplatten, welche sich in der endständigen Saugscheibe der Füsschen und in verkümmerter Gestalt auch in der Spitze der Ambulacral- papillen befinden; sie führen den Namen Endscheibchen. Von der Menge und Grösse der Stützstäbe hängt es hauptsächlich ab, ob die Am- bulacralanhänge ganz oder nur theilweise zurückgezogen werden können. Im Einzelnen werden die nachstehenden Angaben zu einer Uebersicht über Form und Vorkommen der in den Füsschen und Ambulacralpapillen vor- kommenden Stützkörper und Endscheibehen genügen. Die Stützkörper der Fühler sind dabei nicht besonders berücksichtigt, weil sie denjenigen der Füsschen und Ambulacralpapillen ausserordentlich ähnlich sind. l. Elasipoda. Die Stützkörper haben durchgängig eine stab- föürmige Gestalt (IV, 58—42) und verbinden sich durch Uebergangsformen (IV, 45—44) mit den in der eigentlichen Körperwand vorkommenden Kalkkörpern. In den einfachsten Fällen sind es gerade oder gekrümmte, glatte Stäbe (IV, 88, 39), häufiger aber sind sie mit Dornen besetzt (IV, 41, 42) oder auch verästelt (IV, 43); seltener sind die Stäbe an den Enden verbreitert und hier auch durchlöchert (IV, 40); mitunter findet die Durchlöcherung in der Mitte des Stabes statt an den Enden statt.’ Fast immer liegen die Stützstäbe quer zur Längsaxe des Ambulacral- anhanges, sodass sie dessen Biegungen und Contractionen nur wenig be- hindern; nur in den dorsalen Ambulacralanhängen von Oneirophanta muta- bilis Theel sind sie der Länge nach angeordnet. — Endscheibchen kommen bei den Elasipoden nur in den ventralen Ambulacralanhängen der drei zu den Deimatiden gehörigen Gattungen Laetmogone, Ilyodaemon und Pannychia vor, entweder als einfaches rundes Gitterplättehen (bei Laetmogone violacea Theel und Ilyodaemon maculatus Theel) oder als eine Gruppe kleinerer nebeneinanderliegender Gitterplättchen (bei Laetmogone wyville-thomsoni Theel, bei der aber auch einfache Endscheibehen vor- handen sind) oder es ist ein einfaches Gitterplättehen von kleineren Gitterplättchen überlagert (bei Pannychia moseleyi Theel). Kalikörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 55 2. Aspidochirotae. Auch bei den Aspidochiroten treten die Stütz- körper zunächst in Gestalt gebogener und quer zur Längsaxe der Am- bulacralanhänge gelagerter Stäbe auf, die bald ganz glatt und solide sind, bald dornige Auswüchse tragen, bald sich an den Enden oder in der Mitte verbreitern und an diesen verbreiterten Stellen von Löchern durchbrochen werden, z. B. bei Holothuria impatiens (Forsk.) (IV, 33) und Stichopus variegatus Semp. (IV, 14). Mehr Uebereinstimmung mit den schnallenförmigen Kalkkörpern der Haut zeigen sie dann, wenn sie als längliche Gitterplatten mit symmetrischer Anordnung der Löcher entwickelt sind, z. B. bei Stichopus japonieus Sel. (IV, 24) und werden dann wohl auch, obwohl sie mit den Stützstäben durch Uebergänge eng zusammen- gehören, als Stützplatten von jenen unterschieden. Kommen, was nicht selten ist, Stützstäbe und Stützplatten bei derselben Art vor, so sind sie in der Regel so vertheilt, dass jene sich in den Ambulacralanhängen des Rückens, diese aber in denen des Bauches sich finden, so z. B. bei Holothuria monacaria Less. und Stichopus japonicus Theel u. a — Die Endscheibchen sind in der Regel aus einem Stück bestehende rund- liche Gitterplatten, nicht selten aber, z. B. bei Stichopus variegatus Semp., sind sie mehrtheilig und bestehen dann aus einer grösseren Anzahl kleinerer Gitterplättehen, die sich zu einer kreisförmigen Gruppe nebeneinander lagern. 3. Dendrochirotae. Bei den Dendrochiroten wiederholen sich im Ganzen dieselben Verhältnisse der Stützkörper (Ill, 5) wie bei den Elasipoden und Aspidochiroten. Doch kommt es bei ihnen häufiger vor, dass die Krümmung der Stützkörper so stark ist, dass sie wie geknickt (Ill, 22) aussehen; am Aussenwinkel der Knickung bildet sich dann oft ein bestachelter Fortsatz aus, z. B. bei Cucumaria dubiosa Semp. (II, 18). Ebenso wie die Schnallen sind auch die Stützkörper sehr oft mit knotigen Verdiekungen besetzt. Auch in dem Auftreten und der Stellung der Durchlöcherungen zeigen die Stützkörper meistens sehr enge Beziehungen zu den schnallenförmigen Kalkkörpern der Körperwand und können sich wie diese durch Entwicklung eines nach aussen gerichteten Aufsatzes zu stüblehenähnlichen Formen umgestalten, z. B. bei Cucumaria longipeda Semp. (II, 26), Actinocucumis typica Ludw. (II, 10), Thyone similis Ludw. (Ill, 21 u. 22). — Was die Endscheibchen anbelangt, so scheinen sie bei den Dendrochiroten immer nur als einfache rundliche Gitterplatten (III, 29) aufzutreten, wenigstens finde ich von keiner Art eine mehrtheilige Zusammensetzung des Endscheibehens erwähnt. C. Grundform der Kalkkörper. Bei der grossen Mannigfaltigkeit der Kalkkörper, welche wir in den beiden vorhergehenden Abschnitten aus der Haut und den Ambulacral- anhängen kennen gelernt haben, lag die Frage nahe, ob all’ diesen ver- schiedenen Gestalten eine einzige oder doch nur einige wenige Grund- 36 Seewalzen. formen als Ausgangspunkt gedient haben? Semper (238) glaubte die Frage dahin beantworten zu können, dass „abgesehen von den Rädehen der Chiridoten, den massiven Stäben und Cförmigen Haken einiger echten Holothurien und etwa den Ankern der Synaptiden, alle Kalkkörper der Haut sich auf die Gestalt eines „vierarmigen, allmählich durch Bogen die vier ersten Löcher abschliessenden Kreuzes zurückführen lassen“. In ähnlicher Weise meint Lampert (134), dass alle Kalkkörper sich ‚auf wenige, vielleicht blos zwei Grundformen“ zurückführen lassen, führt diesen Gedanken aber nicht weiter aus und bezeichnet auch die „‚Grund- formen“ nicht des Näheren. Mir scheint aber, dass man jetzt weiter gehen kann als die beiden genannten Forscher und alle Kalkkörper_(mit einer einzigen Ausnahme) von einer und derselben Grundform ableiten kann, nämlich von einem an seinen Enden zur diehotomischen Verzweigung neigenden Stabe. Um das näher zu erörtern, möchte ich zunächst einen Augenblick auf die von Semper als Ausnahmen hin- gestellten Formen zurückkommen. Es sind: 1) die Rädehen der Chiri- doten; ihre Ausnahmestellung ist durch die Rädchen der Elasipoden (S. 44), mit denen Semper noch unbekannt war, beseitigt worden. 2) Die massiven Stäbe und Cförmigen Körper einiger echten Holothurien; ich habe oben (S. 49) gezeigt, dass jene sich von „Schnallen“, diese aber von „hosetten‘“ ableiten lassen. 3) Die Anker; ihre Bildungsgeschichte (S. 41) lehrt deutlich, dass ihre Grundlage ein Stab ist, der an seinem einen Ende durch eine Vergabelung die beiden Ankerarme liefert, während das andere Ende wenigstens den Anlauf zu einer Vergabelung in der zur Handhabe werdenden Verdickung erkennen lässt. Semper hat es übrigens schon selbst als zweifelhaft hingestellt, dass die Anker auf eine andere Grundform zu beziehen seien als die übrigen Kalkkörper. Kehren wir nunmehr zurück zu der gemeinsamen Grundform aller Kalkkörper, so wurde oben (8. 50) gezeigt, dass die sämmtlichen Kalk- körper der Dendrochiroten sich von einer Xförmigen Anlage ableiten lassen und dass weiterhin diese Xförmige Anlage selbst durch Endver- gabelung eines kurzen Stabes zu Stande kommt. Das Gleiche gilt für die „Stühlchen‘“ der Aspidochiroten (5.45), sowie für die vierarmigen Kalkkörper der Elasipoden (S. 43) und einzelner Aspidochiroten und ferner auch für die Gitterplättchen der Molpadiden und die Ankerplatten der Synaptiden. Jedoch auch die übrigen soeben nicht erwähnten Formen der Kalkkörper lassen sich auf den Ausgangspunkt einer stabförmigen, an den Enden zur Vergabelung neigenden Anlage zurückführen. Zunächst trifft das für die Anker zu, wie ich vorhin schon hervorhob. Weniger klar liegt die Sache bei den hädchen. Seit wir aber bei den Elasipoden Rädchen kennen gelernt haben, deren Nabe von vier kreuzweise gestellten Löchern durchbohrt ist, und es nach den vorliegenden Beobachtungen sicher steht, dass die Nabe den ältesten Theil der Rädchen sowohl bei Synaptiden als Elasipoden darstellt, hindert uns Nichts mehr in der Nabe des Rädchens das Homologon des Primärkreuzes der „Stühlchen“ und „Gitterplättehen“ - Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 7 zu sehen; dazu kommt, dass bei einzelnen Elasipoden Uebergangsformen zwischen Rädchen und Gitterplättehen thatsächlich vorkommen. In dem Umstande, dass die Synaptidenrädchen das Stadium des primären Stabes und des primären Kreuzes unterdrückt haben und dafür mit einer soliden Nabe ihren Aufbau beginnen, wird man dann eine seeundäre Abkürzung der ursprünglichen Entwicklung zu erkennen haben. Es ist aber auch die andere Annahme möglich, dass die Rädchen der Synaptiden einerseits und diejenigen der Elasipoden anderseits in keiner unmittelbaren Beziehung stehen, sondern unabhängig von einander aus einfacheren Kalkkörpern entstanden sind; diese einfacheren Kalkkörper hatten bei den Elasipoden die Xförmige Gestalt, bei den Synaptiden aber die Form eines Sternes mit sechs oder mehr Strahlen. Semon hat näher ausgeführt, dass die sternförmige Anlage des Synaptidenrädebens sich ihrerseits wieder zurück- führen lässt auf eine sehr rasche Vergabelung einer mit weniger zahl- reichen Strahlen ausgestatteten Anlage. Auf solche Weise würde z. B. ein ursprünglich dreistrahliger Stern dadurch, dass seine Strahlen sich sofort an ihre Basis gabeln, zu einem sechsarmigen. Es könnte aber auch eine Xförmige Anlage dadurch zu einem Sechsstrahl werden, dass nur zwei von den vier primären Armen sich sofort wieder gabeln. Doch sei dem wie ihm wolle, auf diese oder jene Weise lässt sich das Rädchen der Synaptiden auf eine Grundform zurückführen, die sich nieht wesentlich von derjenigen der übrigen Kalkkörper uuterscheidet. — Eine andere Sorte von Kalkkörpern, welche der Zurückführung auf die mehrfach er- wähnte Grundform Schwierigkeiten bereitet, sind die von paarig gestellten Löchern durchbrochenen Schnallen der Aspidochiroten. Hier handelt es sich darum zu erklären, wie es gekommen ist, dass die aus der Dicho- tomie der stabförmigen Anlage sich ergebende Quineunx-Stellung der Löcher nicht vorhanden ist, dafür aber eine paarige Anordnung der Löcher zur Ausbildung gelangte. Semper gibt zwar an, dass auch hier zunächst nur 4 Löcher vorhanden seien und noch früher ein Xförmiges Körperchen die sich entwickelnde Schnalle darstelle; es wäre aber erwünscht, durch neue Untersuchungen eine genauere Einsicht in die Bildungsgeschichte der paarig durchlöcherten Schnallen zu erhalten, wenn es auch kaum zweifelhaft sein kann, dass sich auch hier der gabelnde Stab als die Grundform herausstellen wird. Sonach bleibt nur noch eine einzige Sorte von Kalkkörpern übrig, die sich von jener Grundform nicht herleiten lassen; es sind das die deutlich concentrisch geschichteten und dazu durch ihre Färbung aus- gezeichneten Kalkgebilde, deren ich oben (S. 45) von den Gattungen Trochostoma und Ankyroderma Erwähnung gethan habe. Sie scheinen durchaus eigenartige Bildungen zu sein, die mit den übrigen Kalkkörpern nur das eine gemeinsam haben, dass sie aus derselben anorganischen Substanz bestehen. Wenn wir sie deshalb hier nicht weiter berücksichtigen, so können wir für alle anderen Kalkkörper der Haut und Ambulacralanhänge und, wie vorausgreifend bemerkt sein mag, auch für die in anderen Organen 58 Seewalzen. der Seewalzen vorkommenden Kalkkörper als einzige Grundform einen in der Regel sehr kurzen Stab ansehen, der sich an seinen Enden gabelt und dadurch eine Xförmige (besser Yfürmige, vergl. Holzschn. 2 u. 8) Gestalt annimmt. Der Winkel, unter welchem die Vergabelung stattfindet, beträgt in der Regel 120°. Es wird später, wenn wir auch die Kalkgebilde der anderen Echino- dermenklassen kennen gelernt haben, Gelegenheit sein zu erörtern, in welcher Beziehung die Holothurienkalkkörper zu denjenigen der übrigen Eehinodermen stehen; dabei wird es sich insbesondere auch um die Frage handeln, ob dieselbe Grundform der Kalkkörper allen Echinodermen gemeinsam sei. Hier aber beschränken wir zunächst die Betrachtung lediglich auf die Holotburien und hätten uns deshalb nach Aufstellung der für sie gültigen Grundform zu den weiteren Fragen nach ihrer histo- logischen Entstehung und der Art und Weise ihres Wachsthums zu wenden. Diese Fragen stehen jedoch in so engem Zusammenhange mit der histo- logischen Structur der Kalkkörper, dass wir zunächst auf diese ein- gehen müssen. D. Histologischer Bau der Kalkkörper. Bereits Quatrefages (210) wies darauf hin, dass die Anker der Synajten nicht lediglich aus kohlensaurem Kalke bestehen, sondern der Kalk an eine organische, allerdings der Masse nach sehr zurücktretende Grundlage gebunden ist. Und wenn auch Baur (10) jegliche organische Substanz in den Ankern in Abrede stellte, so bestätigten doch die späteren Forscher (Semper, Theel, Semon) das Vorhandensein derselben. Ins- besondere zeigten sie, dass die Kalkkörper — und zwar nicht nur die- jJenigen der Synaptiden, sondern aller Holothurien — oberflächlich von einem ungemein feinen Häutchen überkleidet sind, welches bei ganz all- mählicher Entkalkung sichtbar wird. Im Inneren der Kalkkörper bemerkte Semper zunächst nur bei den Ankern und den Ankerplatten der Synapten einen axenständigen, schon von Herapath (97) angedeuteten Strang, den er als Centralkanal (II, 3—9) bezeichnete. Theel (266) fand den- selben auch bei den Elasipoden und Semon (235) zeigte, dass er auch den übrigen Holothurien, wie überhaupt allen Echinodermen zukommt; recht deutlich sebe ich denselben z. B. in den Kalkkörpern von Pseudo- cueumis acicula (Sewp.) und Holothuriu flavo-maculata Semp. Semon zeigte aber ferner, dass es sich dabei eigentlich nieht um einen centralen Kanal, sondern um einen centralen Strang organischer Substanz handelt. Dieser Strang selbst ist, wie vorsichtig verkohlte Kalkkörper lehrten, keine compacte fadenförmige Masse, sondern besteht aus einem feinen Netzwerk, dessen Fäden in der Mitte des Stranges am stärksten sind und gegen die Oberfläche des Kalkkörpers hin an Dicke abnehmen. Da nun Semon auch die schon von Quatrefages, Baur, Semper und Theel angegebene concentrische Schichtung der Kalkkörper bestätigt Kalkkörper der Haut und der Ambulacralanhänge. 59 fand, so gelangte er zu der Auffassung, dass organische und anorganische Substanz in den Kalkkörpern in der Weise angeordnet sind, wie es das Schema (Il, 17 u. 18) darstellt. Danach bestehen die Kalkkörper aus einem dünnen organischen Ueberzug und nach innen davon aus eoncentrischen, abwechselnden, dünnen organischen und diekeren anorganischen Schichten; die organischen Schichten stehen untereinander durch radiäre Fäden in Verbindung, welche die anorganischen Schichten durchsetzen und von der Axe des Kalkkörpers nach der Peripherie an Dicke immer mehr ab- nehmen. E. Entstehung und Wachsthum der Kalkkörper. Semper (238) beschrieb von den Ankern der Synaptiden, dass sie mitsammt ihren Ankerplatten von einer bindegewebigen Hülle umgeben sind, welche er als die Matrix der Kalkgebilde ansieht. Des Näheren fand er, dass die innerste Lage jener Hülle ein feines Häutchen darstellt, welches mit seiner glatten Innenseite dem Anker dicht anliegt, auf seiner Aussen- seite aber einen epithelialen Ueberzug trägt. Den Zellen dieses Epithels schreibt er nun die Absonderung des Kalkes nach Art einer Cuticular- bildung zu, gibt aber dabei ausdrücklich zu erkennen, dass diese Ansicht zu ihrer Erhärtung weiterer Untersuchungen bedürfe.. Theel (266) kam zu einem ähnlichen Ergebnisse. Auch er ist auf Grund seiner an Oneiro- phanta gemachten Beobachtungen der Meinung, dass die Absonderung der Kalkkörpersubstanz von einer membranösen und mit Zellen besetzten Hülle ausgehe, nur leugnet er im Gegensatze zu Semper die epitheliale Anordnung dieser Zellen. Nach ihm wird das Innere jener häutigen Hülle zunächst nur von einer structurlosen organischen Substanz erfüllt, in deren Centrum später die anorganische Substanz auftritt um sich dann nach und nach bis zur Ausfüllung der Hülle zu vermehren. Bei dieser Auf- fassung bleibt indessen die Bildung des organischen Axenstranges der Kalkkörper ebenso unaufgeklärt wie die oben nachgewiesene Grundform derselben; neue Untersuchungen werden deshalb abzuwarten sein, bis man sich zu einer Annahme oder Ablehnung der Semper-The&el’schen An- sicht entschliessen kann. Diese Zurückhaltung ist für jetzt um so mehr seboten, als erstens bei dem von Th&el untersuchten Material keine Sicherheit vorliegt, dass nicht bereits eine theilweise Auflösung des Kalkes stattgefunden hatte, und zweitens die von Semper und Theel vertretene Ansicht, dass zuerst ein zelliger Schlauch auftrete, welcher dann erst die Kalksubstanz in sein Inneres abscheide, sich nicht ohne Weiteres verein- baren lässt mit den Ergebnissen, zu welchen andere Forscher, namentlich Selenka*), Semon (235) und He&rouard (101) gekommen sind. Nach den unter sich allerdings wieder differirenden Befunden dieser letztgenannten Forscher bleibt zwar bestehen, dass man die Kalkkörperchen *) Keimblätter und Organanlage der Echiniden. Zeitschr. f. wiss. Zool. Ba. 33. 1879. p. 46. 60 Seewalzen. als eine Art von Cutieularabsonderungen betrachten kann, im Uebrigen aber wird es höchst wahrscheinlich, dass der zeilige Schlauch (Semper, Theel) kein primäres, sondern ein seeundäres Gebilde ist, dass er nicht der ersten Bildung des Kalkkörperehens vorangeht, sondern durch dessen Entstehungsweise erst bedingt wird. Herouard stellte seine Untersuchungen an dendrochiroten Holo- thurien an, bestätigte zunächst die Angabe früherer Forscher, dass die Kalkkörperchen der Dendrochiroten mit einer X förmigen Anlage beginnen und kam über die Entstehung dieser von ihm als Fundamentalkörperchen bezeichneten Anlage zu folgender Ansicht. Der Bildungsherd ist eine einschichtige Lage von hexagonalen, prismatischen Zellen, die pflaster- förmig dicht nebeneinander liegen. Indem nun vier benachbarte Zellen — er nennt sie Fundamentalzellen — an ihren gegenseitigen Berührungs- flächen Kalk absondern, entsteht das Fundamentalkörperehen. Entwickelt sich letzteres weiter zu einem vierlöcherigen Gitterplättchen, so geschieht ‚dies dadurch, dass die Kalkabsonderung sich auch auf die anderen Seiten- flächen der Fundamentalzellen ausdehnt, so dass also schliesslich jedes Loch des vierlöcherigen Gitterplättchens eine Fundamentalzelle umschliesst. Falls sich diese Angaben H&rouard’s als hinlänglich gesicherte heraus- stellen — sie liegen bis jetzt nur in einer kurzen vorläufigen Mittheilung vor — so wäre die im Winkel von 120° stattfindende Vergabelungsweise der Kalkkörperechen aus der Anordnung ihrer Bildungszellen erklärt, dagegen bliebe auch dann noch die Entstehung des organischen Axen- stranges räthselhaft. Wesentlich verschieden von der Ansicht Herouard’s ist diejenige von Semon, welcher freilich ebenso wie Selenka nicht an Holothurien, sondern an Seeigeln seine Untersuchungen machte. Nach ihm (II, 19—22) nimmt das Kalkkörperchen seine Entstehung nicht zwischen Zellen, son- dern in einer Zelle und zwar in Gestalt eines winzigen Tetraeders, der dann später aus der Zelle austritt, dadurch zwischen benachbarte Zellen zu liegen kommt und nunmehr in der Weise weiterwächst, dass er sich in der Richtung von dreien seiner Axen verlängert und so zu einem regulären Dreistrabl wird. Auch diese für die Holothurien übrigens noch ungeprüfte Ansicht lässt den Axenstrang unerklärt. Im Gegensatze zu Herouard sucht sie die regelmässige Vergabelung des primären Kalk- körpers nicht von der Anordnung der Bildungszellen, sondern von der tetraedrischen Form der primären Kalkablagerung selbst abzuleiten; nur wird dabei nicht verständlich, weshalb auch die späteren Weitervergabe- lungen des Kalkkörpers in demselben Winkel (von 120°) stattfinden. — Es dürfte nach dem Gesagten ersichtlich sein, dass wir in Bezug auf die Histogenese der Kalkkörper von einer befriedigenden Kenntniss noch weit entfernt sind und nicht besser steht es um unsere Kenntniss von den Umständen, welche dem Weiterwachsen der Kalkkörper nach Erreichung einer gewissen Form und Grösse ein Ziel setzen. Muskulatur der Körperwand. 6l Ueber die chemische Zusammensetzung der Kalkkörper, ihre Funetion, ihre systematische und phylogenetische Bedeutung sind die späteren Kapitel nachzusehen, welche die Chemie, Physiologie, Systematik und Phylogenie der Holothurien behandeln. IV. Muskulatur der Körperwand. 1. Die Quer- und Längsmuskeln der Körperwand. Die schon Bohadsch (50) bekannte Quer- und Längsmusku- latur der Körperwand ist so angeordnet, dass jene sich unmittelbar der Innenseite der Lederhaut anlagert, diese aber noch weiter nach innen ihre Lage einnimmt. Jene bildet eine in der Regel dünne Schicht, in welcher die Muskelfasern quer zur Körperaxe verlaufen; bei stark con- trabirten Exemplaren treten einzelne Faserzüge der Quermuskulatur häufig in Form von niedrigen Querleisten an der Innenseite der Körperwand deutlich hervor. Viel kräftiger sind fast immer die Längsmuskeln ent- wickelt. Dieselben entsprechen in ihrer Zahl und Anordnung den fünf Ambulacren und zeigen deren Lage auch dann sofort an, wenn sie äusserlich entweder durch den Mangel oder durch regellose Vertheilung der Füsschen weniger leicht erkennbar sind. Um aber zunächst auf die Quermuskulatur etwas näher ein- zugehen so ist zu bemerken, dass die gewöhnliche Benennung derselben als Ringmuskulatur in den allermeisten Fällen nicht ganz zutreffend ist. Denn nur bei den Synaptiden bildet die Quermuskulatur wirklich eine ununterbrochene, den Körper ringförmig umgebende Lage. Bei allen übrigen Familien aber ist sie in den Ambulacren unterbrochen und dadurch in fünf interambulacrale Felder zerlegt, wird also besser als Quer- denn als Ringmuskulatur bezeichnet. Indessen ist der eben erwähnte Gegensatz der Synaptiden zu den übrigen Holothurien durch Uebergänge vermittelt. Denn schon unter den Synaptiden selbst fanden Danielssen und Koren bei ihrem Acanthotrochus mirabilis (50), dass die Quermuskulatur nur im vorderen und im hinteren Körperabschnitte ringförmig, d. h. ununterbrochen ist, dass sie dagegen im mittleren Körperabschnitte fünf ambulacrale Unterbrechungen erfährt; das gleiche Verhalten konnten dieselben Forscher unter den Elasipoden bei Elpidia glacialis Theel feststellen. Am hinteren Körperende bilden die Quermuskeln bei allen Holothurien einen Schliess- muskel (Sphinkter) im Umkreise der Kloakenöffnung. Die Längsmuskeln sind bei den Synaptiden, Elasipoden, den meisten Dendrochiroten und nach Jourdan (114) auch bei MHaplodaetyla mediterranea Grube*) unter den Molpadiden einfache, mehr oder weniger *) Leider erhält man auch bei Jourdan keine näheren Angaben über diese, von ihm auch als Molpadia musculus Risso bezeichnete Art, so dass es nach wie vor zweifelhaft bleibt, ob es sich dabei wirklich um eine echte, Molpadide handelt. Die Angabe Jourdan s von der Einfachheit der Längsmuskeln ist um so auffallender, als bei den übrigen Molpadiden, _ soweit bekannt, immer paarige Längsmuskeln vorhanden sind. 62 Seewalzen. dicke, bald ziemlich breite, bald schmale Streifen, welche mit ihrer Aussen- seite der angrenzenden Innenseite des ambulacralen Wassergefässes an- liegen und vorne sich an den Kalkring (vergl. den Abschnitt über den Kalkring) ansetzen, hinten aber im Umkreise der Kloakenöffnung endigen. Bereits bei den Synaptiden kommen Andeutungen einer Zertheilung der einfachen Längsmuskeln in Längsmuskelpaare vor, so naclı Semper (238) bei Synapta beselüi Jäg. Bei den Molpadiden sind paarige Längs- muskeln zu deutlicher Ausbildung gelangt, so z. B. bei Molpadia, Haplo- dactyla, Caudina, Ankyroderma und Trochostoma; indessen verbinden sich bei letzterer Gattung die beiden sonst durch einen Abstand von 1 mm getrennten Muskel eines jeden Paares vor ihrer vorderen und hinteren Insertion wieder zu einem einfachen Längsmuskel. Auch unter den Elasipoden gibt es einzelne Arten, z. B. Laetmogone wyville-thomsoni Theel, welche einen Anlauf zur Längstheilung der sonst einfachen Längsmuskeln nehmen, indem die Muskelfasern in den seitlichen Theilen der Längs- muskeln sich viel diehter und zahlreicher zusammendrängen als in der Mitte. Bei den Dendrochiroten ist trotz der gegentheiligen Angabe Semper’s die Einfachheit der Längsmuskeln die Regel; sind sie ausnahmsweise, wie z. B. bei Uucumaria japonica Semp. paarig, so vereinigen sich die beiden Hälften eines jeden Paares vor ihrer vorderen Insertion. Bei den Aspido- chiroten dagegen treffen wir in Uebereinstimmung mit den Molpadiden ganz regelmässig paarige Längsmuskeln an; die beiden Muskeln eines jeden Paares sind bald schärfer, bald weniger scharf voneinander ab- gegrenzt oder dureh einen schmäleren oder breiteren Zwischenraum ge- trennt. Im Ganzen sind die Längsmuskeln der Aspidochiroten kräftiger ent- wickelt als bei den Dendrochiroten, bei denen sie namentlich dann, wenn die Körperwand ziemlich starr und unbeweglich ist, sehr dünn und schmal werden. Dafür zeichnen sich aber die Dendrochiroten dadurch aus, dass sich von ihren Längsmuskeln je ein oft sehr kräftig entwickelter Rück- ziehmuskel des Schlundkopfes abspaltet, den wir später bei Besprechung des Kalkringes näher kennen lernen werden. In dem Bindegewebe, welches die Fasern der Längs- und Quermuskeln umlagert, finden sich sebr häufig (bei Arten aus allen Familien) kleine Kalkkörperchen, auf welche zuerst Quatrefages (210) bei Synapta inhaerens (O0. F. Müll.) die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Sie haben ge- wöhnlich die Form kurzer, gedrungener, an den Enden abgerundeter Stäb- chen, mehr oder weniger regelmässiger Ellipsoide oder sind von nieren- förmiger Gestalt und lassen nicht selten eine concentrische Schichtung er- kennen. Das Bindegewebe selbst, sowohl der Längs- als der Quermuskeln, steht mit dem der Lederhaut in Zusammenhang und befestigt dadurch die Muskulatur an der Innenseite der Körperwand. 2. Histologie der Muskeln. Ueber den histologischen Bau der Muskulatur haben schon Quatre- fages (210), Leydig (142 u. 143), Joh. Müller (183) und Baur (10), Muskulatur der Körperwand. 65 später auch Semper (238) und Graber (72) Beobachtungen angestellt, welche in neuester Zeit von Jourdan (114) und Hamann (91 u. 95) fortgeführt wurden. Alle diese Forscher stimmen darin überein, dass die einzelnen Muskelfasern sehr lang gestreekte, an den zugespitzten Enden verjüngte, glatte Cylinder von heller, homogener Substanz darstellen *). Ihre Länge soll mitunter, in den Längsmuskeln der Körperwand, der ganzen Körperlänge gleichkommen; ein Nachweis für die Richtigkeit dieser Angabe wird aber nirgends erbracht. Jedenfalls ist die Länge immer sehr erheblich im Vergleich zur Dicke. Diese beträgt, soweit Messungen vorliegen, mindestens 1,4, höchstens 10, im Durchschnitt 4 bis 5 «. Natürlich wird die Dicke beeinflusst von dem jeweiligen Con- tractionszustande und ist auch bei gleichem Contractionszustande ver- schieden bei den einzelnen Species, sowie bei derselben Species je nach dem Ort des Vorkommens; namentlich scheinen die Fasern der Ring- muskulatur des Körpers durchgängig feiner zu sein als die der Längs- muskulatur. Auf dem Querschnitte erweisen sich die Fasern entweder drehrund oder sie sind durch gegenseitigen Druck zu unregelmässigen Prismen abgeplattet. Leydig fand, dass die Fasern nicht immer homogen erscheinen, sondern dass die diekeren unter ihnen eine Sonderung in eine Mark- und eine Rindensubstanz erkennen lassen; er gibt ferner an, dass die Faser- substanz auch eine Zusammensetzung aus keilförmig ineinander geschobenen und in der Längsrichtung der Faser übereinander geordneten Stücken aufweise. Die Unterscheidung einer Mark- und Rindensubstanz konnte aber weder von Baur noch von irgendeinem der späteren Forscher be- stätigt werden und was die keilartigen Stückchen angeht, so erwähnt ihrer nur noch Semper, der sie aber für eine erst nach dem Tode ein- tretende Zerfallserscheinung erklärt. Auch eine feine, zarte, homogene Hüllmembran (Sarcolemm) wird von Leydig wenigstens den dickeren Fasern zugeschrieben. Semper konnte sich von dem Vorhandensein des Sarcolemms nicht überzeugen und Hamann erwähnt dasselbe überhaupt nicht. Jourdan dagegen schliesst sich der Leydig’schen Auffassung an und lässt alle Muskelfasern von einem ausserordentlich dünnen Sarcolemm umhüllt sein. Diese Sarcolemm- scheide kann sich bei Contraetion der Muskelfasern in Quer- oder Längs- falten legen und so eine Quer- oder Längsstreifung der Fasersubstanz vortäuschen. Dieser Täuschung unterlag Quatrefages, als er an den contrahirten Fasern der Längsmuskulatur der Synapta inhaerens (O.F. Müll.) eine Querstreifung beschrieb. Leydig war bereits auf dem richtigen Wege die Querstreifung auf quere Faltungen des Sarcolemms zurückzuführen, entschied sich aber später für die Ansicht, dieselbe sei durch den oben erwähnten Zerfall der Fasersubstanz in keilförmige Stückchen bedingt. *) Nur bei Kolga hyalina Dan. u. Kor. geben Danielssen und Koren (50) an, dass die Fasern der Längsmuskeln verästelt seien und miteinander anastomosiren. 64 Seewalzen. Baur, Semper, Graber und Hamann konnten überhaupt nichts von einer Querstreifung zu Gesichte bekommen und die Längsstreifung, die der Letztgenannte besonders an stark contrahirten Fasern wahrnahm, wird wohl auch nur auf einer Faltung des von ihm übersehenen Sarcolemms beruhen. Der von Jourdan und Hamann entdeckte Kern der Muskelfaser liegt derselben, nach innen vom Sarcolemm und umgeben von einer ge- ringen Menge Protoplasma, seitlich an, ist von länglicher Gestalt und umschliesst ein oder mehrere Kernkörperchen. Nur bei den Ringmuskel- fasern des Schlundes soll nach Hamann der Kern der Faser nicht an-, sondern eingelagert sein; nach seinen Abbildungen erscheint diese Be- hauptung etwas zweifelhaft. Ferner bezweifle ich, ob Vogt und Yung (284) im Rechte sind, wenn sie den Längsmuskelfasern der Cucumaria Planei v. Marenz. nicht einen, sondern mehrere Kerne zuschreiben. V. Nervensystem. Die erste bestimmte und richtige Vermuthung über die Lage der radialen Nervenstämme äusserte Cuvier (46). Jäger (110) fügte die fernere Vermuthung hinzu, dass auch ein Ringnerv vorhanden sei und vom Kalkring umhüllt werde. Der wirkliche Entdecker des Nerven- systemes aber ist Krohn (125), welcher den Ringnerven, die Radialnerven und Seitenäste der letzteren nachwies. Für die Radialnerven führte J. Müller (185) die Bezeichnung Ambulacralgehirne ein, auf deren Be- rechtigung ich an anderer Stelle zurückkommen werde. Alsdann suchten Baur (10) und Semper (238) tiefer in Bau und Anordnung des Nerven- systemes einzudringen. Ihre Bemühungen wurden später von Teuscher (261) und neuerdings besonders von Jourdan (114), Semon (253—-237) und Hamann (91—93) fortgeführt. Es wird im Verlauf der näheren Dar- stellung unserer heutigen Kenntnisse des Nervensystemes hinreichende Gelegenheit sein dem Antheile, den die genannten Forscher im Einzelnen daran haben, gerecht zu werden. Wir wenden uns deshalb hier sofort zu einer Uebersicht über die Anordnung und Zusammensetzung des ganzen Systemes und lassen darauf eine Besprechung der Einzelheiten folgen. Als centrale Theile des Nervensystemes werden herkömm- licherweise der den Mund umkreisende Ringnerv und die fünf in den Radien verlaufenden Radialnerven (= Ambulaeralnerven) bezeichnet. Da aber (vergl. den Abschnitt über die Entwicklungsgeschichte) der Ringnerv zuerst entsteht und erst später die fünf Radialnerven aus ihm auswachsen, so wäre es vom morphologischen Standpunkte aus richtiger nur jenen als den centralen Theil aufzufassen, diese aber zum peripherischen Nerven- system zu rechnen (über die physiologische Bedeutung des Ringnerven und der Radialnerven vergl. den Abschnitt über die Physiologie). Für eine rasche Uebersicht über das ganze Nervensystem empfiehlt es sich Nervensystem. 65 aber immerhin an der üblichen Zusammenfassung der Radialnerven mit dem Ringnerv als der centralen Theile festzuhalten. Sowohl der Ringnerv als auch die Radialnerven geben zahlreiche Aeste und Zweige ab, welche zusammen das peripherische Nerven- system bilden. Vom Ringnerven entspringen die Fühlernerven, die vorzugsweise zu den auf den Fühlern angebrachten nervösen Endapparaten herantreten, als welche man Sinnesplatten, knospenförmige Sinnes- organe und Tastpapillen unterscheidet. Ausserdem geben die Fühler- nerven aber auch Nerven in die Haut der Mundscheibe ab, welche an einfachen epithelialen Sinneszellen endigen. Vom Ringnerv ent- springt ferner ein Schlundnerv, von dem es zweifelhaft ist, ob er mit einem in der Wand des Magens und Dünndarmes vorkommenden Nerven- * geflecht in Verbindung steht. Ebenso wie die Fühlernerven kann auch der Schlundnerv Zweige in die Haut der Mundscheibe entsenden; auch können Hautnerven der Mundscheibe unmittelbar aus dem hingnerven austreten. Zahlreicher als die Aeste des Ringnerven sind die der Radial- nerven. Ueberall wo Ambulacralanhänge in Form von Füsschen oder Papillen vorhanden sind, geht zu jedem derselben ein Ast des betreffenden Radialnerven ab und endigt in einem als Sinnesplatte bezeichneten terminalen Endorgan. Wir wollen diesen Nerven ohne Rücksicht darauf, ob sie zu eigentlichen Füsschen oder zu Ambulacralpapillen führen, den Namen Füsschennerven geben. Andere Zweige der Radialnerven gehen in die Haut und stehen hier zum einen Theile durch Vermittelung eines subepithelialen Nervengeflechtes mit einfachen epithelialen Sinnes- zellen, zum anderen Theile mit zusammengesetzteren Endorganen, den sog. Tastpapillen in Verbindung. Im letzteren Falle, der sich nur bei füsschenlosen Formen findet, vertreten die Tastpapillen und ihre Nerven die Sinnesplatten und Füsschennerven der übrigen Seewalzen. Haut- nerven können aber auch statt direkt von den Radialnerven erst von den Füsschennerven sich abzweigen. Eine dritte Art von Zweigen der Radial- nerven sind Muskelnerven, welche die Muskulatur der Körperwand versorgen; es kommt indessen auch vor, dass derartige Muskelnerven als Aeste der Hautnerven auftreten. An die Nerven der Muskulatur der Körperwand schliessen sich aufs engste die Nerven an, welche von dem hintersten Abschnitte der Radialnerven zur Schliessmuskulatur der Kloake gehen. Derselbe Abschnitt der Radialnerven scheint auch Zweige zum Mesenterium des hinteren Körperendes zu schicken. Endlich sind es auch die Radialnerven, welche die Hörbläschen, wo solche vorkommen, innerviren. In der folgenden Tabelle habe ich versucht die Beziehungen der cen- tralen Theile des Nervensystemes zu den peripherischen und die Be- ziehungen dieser zu den nervösen Endapparaten übersichtlich zu machen und dabei die Seiten angemerkt, wo die näheren Angaben nachzu- sehen sind. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. HN 66 Seewalzen. Uebersicht über das Nervensystem. Centrales Peripherische Nerven. Endorgane (Sinnesorgane). Nervensystem. Sinnesplatten der Fühler bei — _—— —" Aspido- u.Dendrochiroten($.73). ETA I RH BEN EN IlE —__... Knospenförmige Sinnesorgane + Fühlernerven (8. 73). der Synaptiden-Fühler(S. 73). fe y — , Tastpapillen der Synaptiden- . F Fühler (S. 76). I, Ringnery ——— -—» Hautnerven der Mundscheibe -— > Sinneszellen der Haut (8.75, 31). (S.66,70). (Saba, m): ! u R N > Schlundnery (S. 70). ? 0 Y Nervengeflecht in Magen und Dünndarm (S. 71). Füsschennerven (8. 71). — — — — — > Sinnesplatten der Füsschen und Y Ambulacralpapillen (S. 72). / va j% Hautnerven (8. 74). — — —> Tastpapillen in der Haut der / 4 Da Synaptiden ($. 75). Y va RK ie St % > Sinneszellen der Haut (8.75,31). 2. Radialnerren ———> Muskelnerven (S. 70). (S. 67-69). a \ > Nerven zur Schliessmuskulatur der Kloake (S. 70). Nerven zum Mesenterium des N hinteren Körperendes (S. 71). Hörnerven (S. 76, 77). —-— Hörhläschen (S. 76—79). 1. Centrales Nervensystem. a. Form und Lage des Ringnerven und der Radialnerven. Der Ringnerv umgibt in einigem Abstande die Mundöfinung bald in an- nähernd kreisrunder Gestalt, bald mehr in der Form eines abgerundeten Fünfeckes, dessen Ecken in die Richtung der Radien fallen. Er liegt in der untersten Zone des Bindegewebes der Mundhaut, nach innen von dem später zu besprechenden Kalkringe und etwas unterhalb der Fühlerbasis. Auf dem Querschnitte hat er keinen genau kreisförmigen, sondern einen etwas länglichen Umriss und da er nirgends eine bemerkenswerthe An- schwellung zeigt, so lässt sich seine Form mit der eines leicht zusammen- gedrückten, ringförmig gebogenen Cylinders vergleichen. In jeden Radius entsendet er einen Radialnerven, welcher sich in stärkerem Maasse abflacht Nervensystem, 67 und durch einen oberen Einschnitt oder eine Oeffnung des betreffenden Radialstückes des Kalkringes (siehe die Beschreibung des letzteren) hindurchtritt um sich alsdann an die Aussenseite der Radialgefässe zu lagern. In dieser Lagerung verläuft er in der Tiefe der Lederhaut bis in das hinterste Körperende. Der Querschnitt durch einen Radialnerv zeigt in der Regel eine stärkere Abplattung als der Ringnerv, erscheint bald mehr bohnen-, bald mehr halbmondförmig, wechselt aber überhaupt sehr je nach dem Contraetionszustande des Thieres. Semon (233) gibt von jungen Synapten an, dass ihre Radialnerven am vorderen und hinteren Ende eine Anschwellung zeigen, während Semper (238) und Hamann (93) übereinstimmend die grösste Breite der Radialnerven in der Körper- mitte fanden. In Betreff des hintersten Endes der Radialnerven beobachtete Hamann eine allmähliche Verschmälerung und schliessliche Zuspitzung. Eine hintere Commissur der Radialnerven ist ebensowenig vorhanden wie Commissuren während ihres Verlaufes, so dass also der einzige Zusammen- hang der Radialnerven durch den Ringnerv hergestellt wird. Irgendwelche Hohlräume sind weder im Ringnerven noch in den Radialnerven vor- handen. b. Histologie des centralen Nervensystems. Nach einem, wie die späteren Forschungen zeigten, gänzlich missglückten Versuche Baur’s (10) an der Synapta digitata (Mont.) in den histologischen Bau des Nerven- systems einzudringen war es zuerst Semper (238), welcher mit besserem, aber doch immer noch recht unzulänglichem Erfolge an Aspidochiroten, Dendrochiroten, Molpadiden und Synaptiden die feinere Zusammensetzung der Nerven aufzuklären begann. An den Radialnerven, die wir zunächst ins Auge fassen wollen, unterschied er nicht weniger als vier von aussen nach innen aufeinander- folgende Schichten, die er in der angegebenen Reihenfolge mit n!, n?, n’, n* bezeichnete. n? und n! haben sich später als nicht zum Nerven gehörig herausgestellt, wie dies Semper selbst bereits vermuthet hatte. n! und n? sind durch eine bindegewebige, mit der Lederhaut zusammen- hängende quere Scheidewand voneinander getrennt, welche feine Fäden in die Schicht n! entsendet. n! besteht aus einer äusseren Zellenlage und aus einer inneren Faserlage, deren Fasern parallel miteinander und senkrecht zur erwähnten Scheidewand verlaufen; auch in n? kommen Zellen vor. Diese Angaben Semper’s über den Bau der Schichten n! und n? und der diese trennenden Scheidewand sind durch die späteren Untersuchungen von Teuscher (261), Jourdan (114), Hamann (91—93) und Semon (233 u. 256) zum Theil bestritten, schliesslich aber bestätigt und in wesentlichen Punkten ergänzt worden, allerdings ohne bei diesen Bestätigungen und Ergänzungen überall gebührende Berücksichtigung zu finden. Zunächst zeigte Teuscher, dass n! und n? aus feinen Längs- fasern, die Semper übersehen hatte, zusammengesetzt sind, und machte ferner darauf aufmerksam, dass die oberflächlichen Zellen der Schicht n! sich jederseits und in einigem Abstande von der Längsmitte des Nerven a 58 Seewalzen. zahlreicher zusammenhäufen. Jourdan fand weder die schon von Teuscher wiedergefundene quere Scheidewand, noch die dadurch be- dingte Zerlegung des Radialnerven in die Schichten n! und n?. Hamann dagegen sah zwar die Scheidewand, glaubte sie aber auf eine optische Täuschung zurückführen zu müssen, worin ihm Semon nachdrücklich und wie ich aus eigenen Untersuchungen hinzufügen kann mit Recht widersprach. Beide Forscher fanden, dass bei Synapta die quere Scheide- wand der Radialnerven erst in einigem Abstande vom Ringnerv auftritt. Semon zeigte ferner, dass die von Teuscher beobachtete Bildung zweier längsverlaufender Verdickungsstreifen des oberflächlichen Zellbelags der Schieht n! eine regelmässige und weitverbreitete Erscheinung ist und gab denselben den Namen der Zellsäulen; eine ähnliche, aber unpaare Zellsäule kommt nach Semon bei Synapta auch in der Mitte des oberflächlichen Zellbelages der Schicht n? vor. In Bezug auf den Zellbelag der beiden Schichten überhaupt stellten Teuscher und Semon fest, dass nicht nur die Schieht n!, wie schon Semper gesehen hatte, sondern auch die Schicht n? einen Zellbelag besitzt. Dem Zellbelag der Schicht n! legte Hamann die Bezeichnung Deckepithel bei, während Semon sowohl den zelligen Ueberzug der Schicht n! als den der Schicht n? als Randzellen zusammenfasst. Die Randzellen schicken fadenförmige Fortsätze aus, welche den schon von Semper erwähnten parallelen und senkrecht zur Scheidewand gerichteten Fasern entsprechen; wir wollen sie die aufrechten Fasern nennen. Aber auch im Inneren beider Schichten finden sich bald mehr bald weniger zahlreiche Zellen, die zwar schon Semper und Teuscher nicht ganz übersehen hatten, die aber erst durch Jourdan, Hamann und Semon genauer erforscht wurden; der Letztgenannte be- zeichnete sie im Gegensatze zu den handzellen als Innenzellen. Fassen wir alles Gesagte zusammen, so ergibt sich für die Radialnerven ein Bau, ‘den wir uns am Besten an dem von Semon abgebildeten Querschnitt des Radialnerven von Synapta inhaerens (0. F. Müll.) vorführen können (V, 14). Der ganze Nerv besteht aus einer diekeren oberen (n!) und einer dünneren unteren (n?) Schicht, welche durch eine quere Scheide- wand getrennt sind; in beiden Schichten finden wir Randzellen, Innen- zellen, Längsfasern und aufrechte Fasern. Ueber die Bedeutung dieser einzelnen Bestandtheile gehen die An- sichten der Forscher nicht unerheblich auseinander; nur darin herrscht Uebereinstimmung, dass, soweit die äussere Schicht in Betracht kommt, die Längsfasern Nervenfasern und die Innenzellen Nervenzellen darstellen. Was die Randzellen anbetrifft, so stellt Hamann ihre nervöse Natur in Abrede, während Semper, Teuscher, Jourdan und Semon ihnen diese Bedeutung zusprechen. Die aufrechten Fasern sind nach Hamann ausschliesslich Ausläufer der Randzellen und ebensowenig nervös wie diese; sie dienen vielmehr nur als Stützfasern. Auch Teuscher hält alle auf- rechten Fasern für Stützfasern, lässt sie aber ausschliesslich aus der Scheidewand entspringen und leugnet überhaupt ihre Verbindung mit Nervensystem. 69 Zellen. Semper dagegen, sowie Jourdan und Semon sind der Meinung, dass sie alle (Semon) oder (Semper) wenigstens zum Theil, näwlich soweit sie wirklich Ausläufer der Randzellen sind, nervöser Beschaffenheit seien, dabei unterscheidet aber Semper einen anderen Theil der auf- rechten Fasern als überhaupt nicht von den Randzellen, sondern von der bindegewebigen stützenden Scheidewand ausgehend und hält demzufolge nur diese letzteren für Stützfasern. Es dürfte schwer sein bei diesem Widerstreit der Meinungen zu einer sicheren Beurtheilung des functionellen Werthes aller der im Rede stehenden Bestandtheile der Radialnerven jetzt schon zu gelangen. Soweit die histologische Untersuchung hier eine gesichertere Kenntniss vermitteln kann, wird es sich besonders darum handeln, festzustellen, ob die aufrechten Fasern überall alle oder nur zum Theil Ausläufer der Randzellen sind, ob ferner die aufrechten Fasern sich mit den Längsfasern oder den Innenzellen nirgends in Verbindung setzen und ob schliesslich die Längsfasern nur mit den Innenzellen oder auch mit den Randzellen zusammenhängen? Je nachdem diese Fragen beant- wortet werden, wird man entweder nur die Längsfasern und Innenzellen als die eigentliche Nervensubstanz und die Randzellen und aufrechten Fasern für Deck- und Stützgebilde halten oder auch die letzteren zu den eigentlichen nervösen Elementen hinzuzählen, wobei nicht ausgeschlossen bleibt, dass nur ein Theil der aufrechten Fasern zur Stütze, ein anderer zur Reizleitung dient. Ueber die besprochenen morphologischen Bestandtheile der oberen Schicht der Radialnerven mögen hier noch einige Einzelangaben folgen. Die Randzellen sind 5—6 u gross, besitzen um ihren Kern nur eine dünne Protoplasmazone und senden je eine aufrechte Faser aus (V, 12), welche nach Hamann doppelt so dick wie eine Längsfaser ist. Die Innenzellen haben eine Länge von 6—7 u bei einer Breite von durebschnittlich 2 «; ihr ovaler Kern ist von einer geringen Menge Protoplasma umhüllt, welches meistens zwei oder mehrere feine faden- förmige Vortsätze aussendet. Die Längsfasern haben nach Hamann eine Dicke von 4 u; sie verlaufen, abgesehen von den Stellen, wo ein peri- pberischer Nerv vom Radialnerven austritt, parallel miteinander. Semon bestreitet, dass Rand- und Innenzellen, aufrechte und Längsfasern sich in Grösse, Form und Bau scharf auseinanderhalten lassen, und gelangt gerade deshalb zu der Ansicht, für alle diese Theile eine Betheiligung an der Reizleitung für wahrscheinlich zu halten; dazu kommt, dass Semon sich überzeugt zu haben glaubt, dass Rand- und Innenzellen sich durch aufrechte Fasern miteinander verbinden. Die innere Schicht des Radialnerven ist Hamann geneigt für nicht nervös zu halten, führt aber dafür keinerlei stichhaltigen Grund an. Bei der grossen Uebereinstimmung im Baue der äusseren und inneren Schicht scheint mir die von Semper und Semon, zum Theil auch von Teuscher vertretene Ansicht, dass auch die innere Schicht nervöser Natur sei, besser 70 Seewalzen. begründet. Auch spricht dafür der Umstand, dass die Füsschennerven einen Theil ihrer Fasern aus dieser Schicht beziehen. Der Ringnerv stimmt in seinem Bau mit der äusseren Schicht (n!) des Radialnerven überein; es setzt sich also, wie schon Semper richtig beobachtet hatte und seitdem auch durch Semon und Hamann aufs Neue festgestellt worden ist, weder die Scheidewand, noch die innere Schicht (n?) in den Ringnerven fort. Nach Jourdan sind die Randzellen des Ringnerven (Deckepithel Hamann’s) nicht regellos vertheilt, sondern zu fünf interradialen Gruppen zusammengehäuft. Hamann fand die Innen- zellen im Ringnerven der Synapta digitata (Mont.) verhältnissmässig zahl- reicher als in den Radialnerven. Ueber die einzelnen histologischen Be- standtheile des Ringnerven herrschen dieselben Meinungsverschiedenheiten in der Ausdeutung der Befunde wie hinsichtlich der Radialnerven (siehe oben). 2. Peripherisches Nervensystem und Sinnesorgane. a. Muskelnerven. Theel (263) ist der Erste, welcher bestimmte Aeste der Radialnerven (bei Elpidia glacialis Theel) als Muskelnerven bezeichnete, nachdem Baur (10) bei Synapta digitata (Mont.) vergeblich danach gesucht und auch Semper (235) derselben keine Erwähnung gethan. Nach Theel fanden auch Danielssen und Koren (50) der- artige Nerven bei ihrem Trochostoma thomsoni, doch entspringen sie hier nieht unmittelbar von den Radialnerven, sondern sind Zweige der von diesen ausgehenden Hautnerven. Weitere und genauere Beobachtungen haben wir von Semon (233) und Hamann (93). Jener erwähnt Aeste der Radialnerven, welche die „Schliessmuskulatur des Afters“ versorgen, und stellte ferner fest, dass an den Seitenrändern der Radialnerven zwischen den Abgängen der Füsschennerven (bei Stichopus regalis Cuv. je 2—3) feinere Aeste auftreten, welche vorwiegend der Innervation der Muskeln dienen. Sie bestehen aus Fasern und Zellen und: lösen sich gewöhnlich sofort nach ihrem Eintritte in die Muskulatur in sehr feine Zweige auf, welche die Bündel der Muskelfasern umspinnen, ohne dass ihre schliessliche Endigung erkannt werden konnte. Auch Hamann er- wähnt die Nervenäste, welche bei den Pedaten von den Radialnerven zur Muskulatur der Körperwand ziehen; bei Synapta digitata (Mont.) sah er sie mit je einem Hautnerven zu einer kurzen gemeinschaftlichen Wurzel verbunden. b. Darmnerven. Nach der ersten unsicheren Angabe Joh. Müller’s (184) über das Vorkommen von Schlundnerven bei Synapta beselü Jäg. konnte Semper (235) mit Bestimmtheit über Nerven im Schlunde von Cueumaria japonica Semp. beriehten, welche in der äusseren Lage der inneren Bindegewebsschicht verlaufen. Von den späteren Forschern geben zwar Danielssen und Koren (50) Nervenäste an, welche bei ihrer Kolga hyalina vom Ringnerv zum Schlunde ziehen, doch ist-Hamann (92 u. 95) Nervensystem. A| der Einzige, welcher näher auf die noch von Semon (233) vergeblich gesuchte Innervation des Darmes eingegangen ist. Nach ihm entspringt vom Ringnerv der Synapta digitata (Mont.) ein bandförmiger Nerv, welcher noch bevor er in den Schlund eintritt Zweige zum Epithel der Mund- scheibe entsendet, dann den Schlund erreicht und sich hier der Schlund- muskulatur von innen anlagert; ohne weitere Aeste abzugeben, verläuft er bis zum Grunde des Schlundrohres und scheint lediglich zur Inner- vation der Schlundmuskulatur zu dienen. Aehnliche Verhältnisse fanden Hamann bei Holothuria tubulosa (Gmel.) und neuerdings Vogt und Yung (284) bei Cucumaria Planci v. Marenz.; bei letzterer Art entspringt der Schlundnerv an der ventralen Seite des Ringnerven („am Grunde der kleinen Bauchtentakel“). Der feinere Bau des Schlundnerven stimmt nach Hamann mit dem des Ringnerven und der Fühlernerven überein, nur sind die aufrechten Fasern („Stützfasern‘) schwach oder gar nicht entwickelt Ausser dem Schlundnerven fand Hamann (aber nur bei Synapta) auch noch ein feines Nervengeflecht in der Wand des Magens und Dünndarmes in Gestalt einer dünnen Lage von ringförmig*) verlaufenden und mit Zellen reichlich untermischten Fasern unmittelbar nach innen von der Muskulatur. Ob dieses Nervengeflecht mit dem Schlundnerven in Zusammenhang steht, wurde noch nicht ermittelt. Anhangsweise sei erwähnt, dass nach Semon (235) das Mesen- terium der Aftergegend bei Aspidochiroten durch besondere Aeste der Radialnerven einen hohen Grad von Reizbarkeit erhalten soll. c. Füssehennerven. Die schon von Krohn (125) angedeuteten und von Semper (235) etwas genauer untersuchten Füsschennerven wurden später auch von Teuscher (261) und Theel (265) in den Kreis ihrer Beobachtungen gezogen und schliesslich von Jourdan (114), Hamann (91—95) und Semon (233) in tiefer eindringender, aber noch immer nicht ganz erschöpfender Weise bearbeitet. Alle sind darüber einig, dass die Füsschennerven aus den seitlichen Rändern der Radial- nerven austreten; während aber nach Semper beide Schichten (n! und n?) der Radialnerven durch abgehende Fasern den Füsschennerv bilden, soll nach Teuscher die Hauptmasse eines jeden Füsschennerven aus der äusseren Schicht (n!) stammen und nur einige Fasern vielleicht aus der inneren (n?) herkommen. Es ist möglich, dass der Unterschied in diesen beiden Angaben durch die Verschiedenheit der untersuchten Arten ((xeu- maria japonica Semp. und Holothuria tubulosa |Gmel.|) veranlasst ist. Nach seinem Ursprunge verläuft der Füsschennerv, indem er das zum Füsschen gehende Wassergefässästchen begleitet, durch die Lederhaut, in welche er einige wenige Seitenzweige abgibt, dringt dann in das Füsschen selbst *) Oder der Länge nach? Hamann widerspricht sich in dieser Beziehung, indem er das eine Mal (93, p. 12) von einem ringförmigen, das andere Mal (92, p. 324) von einem longi- tudinalen Verlaufe der Fasern spricht. 72 Seewalzen. ein und breitet sich hier unterhalb der Lederhaut des Füsschens zu einem das Füsschen mehr oder weniger umgreifenden Nerven aus, der an der Spitze des Füsschens angekommen (V, 15), sich mit der dort befindlichen Sinnesplatte, von welcher gleich nachher die Rede sein wird, in Ver- bindung setzt. Bei den Elasipoden zeichnen sich nach Theel (266) die Füsschennerven, welche die Ambulacralfortsätze des Rückens (= um- gewandelte Füsschen) versorgen, dadurch aus, dass sie zahlreiche Aeste und Zweige abgeben, welche sich in der Bindegewebsschicht der Fort- sätze ausbreiten. In seinem feineren Bau zeigt der Füsschennerv dieselbe Zusammensetzung wie die äussere Schicht (n!) des radialen Nerven- stammes, besteht also aus Längsfasern und damit in Zusammenhang stehenden Innenzellen, ferner aus einer der Hautoberfläche zugekehrten Lage von Randzellen und von diesen ausgehenden aufrechten Fasern; über die funetionelle Bedeutung der Randzellen und der aufrechten Fasern liegt dieselbe Meinungsverschiedenheit vor wie in Betrefl der gleichen Bestandtheile der Radialnerven. Die Sinnesplatte, an welcher der Füsschennerv schliesslich endigt, liegt bei den zur Fortbewegung dienenden und demgemäss mit einer endständigen Saugscheibe versehenen eigentlichen Füsschen auf dieser Saug- oder Endscheibe, dagegen bei den zu sog. Ambulacralpapillen um- gewandelten Füsschen auf deren Spitze. Semper stellte zwar die Ver- bindung des Füsschennerven mit der von ihm zuerst angedeuteten Sinnes- platte in Abrede, doch wurde dieser Angabe bereits durch Theel mit Recht widersprochen. Indessen ist auch aus den neuesten Untersuchungen noch nieht klar zu ersehen, ob die Verbindung des Füsschennerven mit der Sinnesplatte die ganze und einzige Endigung des Nerven darstellt, der dann als ein rein sensibler zu betrachten wäre, oder ob nicht auch Abzweigungen des Füsschennerven zur Muskulatur der Füsschen heran- treten. Was aber die Sinnesplatte (Hamann’s „Nervenendplatte“) selbst anbetrifft, so besteht dieselbe nach Hamann (V, 15) aus einer Epithel- verdiekung, die wir die Epithelplatte nennen, und einer dicht darunter gelegenen, aus Nervenfasern und Nervenzellen zusammengesetzten End- Ausbreitung des Füssehennerven, der wir den Namen Nervenplatte geben. Die Epithelplatte ist aus zweierlei Zellen gebildet: erstens Sinnes- zellen, welche sich durch ihre basalen Ausläufer mit den Fasern der Nervenplatte verbinden, und zweitens Stützzellen, deren basale Fortsätze durch die Nervenplatte hindurchgehen um in das darunter gelegene Binde- gewebe einzutreten. Von diesen Hamann’schen Angaben über den Bau der Sinnesplatten unterscheiden sich diejenigen Semon’s und Jourdan’s in manchen Punkten; insbesondere beschreiben die beiden letztgenannten Forscher unterhalb der Nervenplatte nochmals eine Zellschicht, welche gegen die Cutis kegelförmige Vorsprünge bildet und von Jourdan als eine Summe von epithelialen Divertikeln, von Semon als eine Anhäufung von Ganglienzellen gedeutet wird, während Hamann (soweit sich aus seinen Abbildungen schliessen lässt) sie zum Bindegewebe der Cutis Nervensystem. 18 rechnet. Ferner lässt Semon den Füsschennerv, ehe er die Sinnesplatte erreicht, sich in eine Anzahl feiner Bündel auflösen, welche durch die Maschen des kalkigen Endscheibehens des Füsschens hindurchtreten um in die Nervenplatte gelangen zu können. Hamann dagegen und Jourdan scheinen der Meinung zu sein, dass der Füsschennerv die kalkige End- ‚ scheibe nicht durchsetzt, sondern umgeht. d. Fühlernerven. Die Fühlernerven sind, nachdem Baur (10) sie bei Synapta digitata (Mont.) entdeckt hatte, von Semper (238), Teuscher (261), Theel (265), Jourdan (114), Hamann (92 u. 95) und Semon (233) bei Synapta und anderen Gattungen näher untersucht worden. »>ie entspringen interradial vom Ringnerven und zwar so, dass für jeden Fühler ein besonderer Nerv vorhanden ist, der an der dem Munde zugekehrten Seite des Fühlers zwischen dessen Muskel- und Cutisschicht verläuft. In seiner Lagerung im Fühler stimmt er also mit den Füsschennerven überein und zeigt auch in seiner Form dieselbe mehr oder weniger starke Ab- plattung, in Folge deren er den Fühler theilweise oder ganz umgreift. Sein feinerer Bau ist, was schon Semper bemerkte, derselbe wie der des Ringnerven. Auch er besteht aus äusseren Randzellen, aufrechten Fasern, Innenzellen und Längsfasern, stimmt also auch mit dem Bau der Füsschennerven überein; die Innenzellen und Längsfasern werden von Hamann auch hier als die allein nervösen Bestandtheile, dagegen die Randzellen mit den aufrechten Fasern, welch’ letztere nach Hamann bei Synapta digitata (Mont.) mitunter nur schwach oder gar nicht ent- wickelt sind, als stützende Bestandtheile betrachtet. Im Inneren der Fühler verästelt sich der Fühlernerv in der Weise, dass jedes Fiederästehen oder Endläppchen des Füblers seinen eigenen Zweig bekommt, der bei den Aspido- und Dendrochiroten an der Spitze der Endläppcehen (Hamann nennt dieselben „Köpfchen“) in einer dort befindliche Sinnesplatte endigt. Diese Sinnesplatte, die zuerst von Semper bemerkt wurde, gleicht nach den Beobachtungen Hamann’s derjenigen der Füsschen, indem sie ebenfalls aus einer aus Sinneszellen und Stützzellen gebildeten Epithelplatte und darunter einer aus Nervenzellen und Nervenfasern zu- sammengesetzten Nervenplatte gebildet wird. Wie bei den Sinnesplatten der Füsschen sollen die Ausläufer der Stützzellen die Nervenplatte durch- setzen. Semon weicht in der Deutung des Befundes insofern von Hamann ab, als er keine besonderen Stützzellen unterscheidet. Bei verschiedenen Synaptiden sind an der Innenseite der Fühler kleine knospenförmige Sinnesorgane (Sinnesknospen Hamann) angebracht, welche vielleicht als Geschmacksorgane dienen. Bei Synapta digitata (Mont.) stehen sie auf dem unteren Abschnitt der Fühler in zwei einander gegenüberliegenden Gruppen, jedoch in Zahl (4—8 in jeder Gruppe) und Stellung ohne bestimmtere Regelmässigkeit. Da ihre Grösse etwa 0,1 mm beträgt, können sie mit der Lupe oder selbst mit dem blossen Auge wahrgenommen werden. Jedes dieser Sinnesorgane (V, 16) besteht aus einer annähernd kugeligen, von einer hellen, dünnen Membran be- 74 Seewalzen. srenzten Einsenkung der Epidermis in die unterliegende Lederhaut und lässt an seiner Innenseite einen Nerven aus sich hervortreten. Unter den Epidermiszellen, welche in den Aufbau der in Rede stehenden Organe eintreten, unterscheidet Hamann (92 u. 95) zwei verschiedene Sorten: Stützzellen und Sinneszellen. Jene bilden die peripherischen Theile des Organes, während diese als eine knospenförmige Gruppe die Achse des Organes einnehmen. Die Stützzellen sind fadendünn und tragen ihren ovalen Kern in der Nähe ihrer Basis. Die gestreckten Sinneszellen führen ihren gleichfalls ovalen Kern ungefähr in ihrer Längsmitte und convergiren sowohl mit ihren äusseren als auch mit ihren inneren Enden; mit letzteren setzen sie sich in feine Fasern fort, die sich zu dem zum Fühlernerven hinziehenden, aus Fasern und Zellen zusammengesetzten Nerven des Sinnesorganes zusammenlegen. Auf ihrem Aussenende tragen Stützzellen und Sinneszellen ein feines kurzes Geisselhaar. Aehnliche Organe hat Semon (235) bei seiner Chiridota venusta auf- sefunden, jedoch nicht näher beschrieben. Aber auch den früheren Forschern waren sie nieht entgangen. Ihre erste Erwähnung treffen wir bei Quatrefages (210), der sie bei Synapta inhaerens (O. F. Müll.) ent- deckte, indessen für Haftapparate (Saugnäpfe) hielt. Sie stehen bei dieser Art in zwei Längsreihen von je 4 Stück an der Innenseite der Fühler; ihr feinerer Bau bedürfte einer erneuerten Untersuchung, da die Angaben, welche Quatrefages darüber macht, sich nur schwer vereinbaren lassen mit dem Baue, den sie bei Synapta digitata (Mont.) besitzen. Nachdem Quatrefages seine angeblichen Saugnäpfe bei S. inhaerens (O. F. Müll.) entdeckt hatte, wies Joh. Müller (183) sie auch bei S. digitata (Mont.) nach, suchte sie aber vergeblich bei grossen tropischen Arten (S. beselii Jäg., serpentina J. Müll., lappa J. Müll... Baur (10) bestätigte das Vor- kommen bei S. digitata, hielt aber ebenso wie J. Müller an der irıthüm- lichen Deutung als Saugnäpfe fest. Ebenso Semper, der (238) ähnliche Organe bei seiner Anapta gracılis auffand. Erst Hamann bestritt jene Deutung, erklärte sie für Sinnesorgane und gab die oben mitgetheilte Schilderung ihres Baues. Ueber Tastpapillen auf den Fühlern der Synaptiden vergl. S. 75, 76. e. Hautnerven. Der Besitz von Hautnerven scheint eine allgemeine Eigenschaft der Seewalzen zu sein, wie aus den nachfolgenden Angaben hervorgeht. Semper (238), welcher .die Hautnerven entdeckte, sah sie (bei Dendrochiroten und Aspidochiroten) in grosser Zahl aus den seit- lichen Rändern der Radialnerven und des Ringnerven entspringen und sich in der Haut in ein Geflecht feiner Fasern auflösen; an den Fasern bemerkte er in Anschwellungen derselben Kerne oder kernhaltige Zellen; besonders leicht konnte er das Netz der Hautnerven bei solehen Arten wahrnehmen, deren Haut die Fähigkeit des Zerfliessens hat (Stichopus- Arten und Colochirus quadrangularis |Less.|). Während nach Semper die Hautnerven, soweit sie von den Radialnerven entspringen, zum grössten Theile oder vielleicht ausschliesslich aus der inneren Schicht (n?) derselben Nervensystem, ke) ihren Ursprung nehmen, werden sie nach Teuscher (261) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) nur von der oberen Schicht (n!) der Radialnerven ab- gegeben und zerfallen nahe ihrem Ursprunge in mehrere stärkere Zweige, die sich erst nahe unter der äusseren Oberfläche der Lederhaut in feine Fasern auflösen. Alsdann fand Theel (263) auch bei seiner Klpidia glacialis von den Radialnerven entspringende Hautnerven und Danielssen und Koren (50) gaben das Gleiche von ihrem Trochostoma thomsonü an. In weiterer Bestätigung und Ergänzung der Beobachtungen von Semper und Teuscher erwähnen Danielssen und Koren, dass die Hautnerven der genannten Art ganglionäre Anschwellungen besitzen und sich in ein feines Netzwerk auflösen, von welchem Zweige nach dem Körperepithel, aber auch andere Zweige zur Muskulatur der Körperwand abgehen. Gleich- zeitig theilte Theel (266) mit, dass nicht nur Elpidia glacialis, sondern überhaupt die Elasipoden ein wohlentwickeltes Hautnervengeflecht mit eingeschalteten Nervenzellen besitzen. Bis dahin war also ein in der Dicke der Lederhaut verlaufen- des Nervengeflecht bei allen Hauptgruppen der Seewalzen festgestellt und auch die neuesten Forscher auf diesem Gebiete, Jourdan, Semon und Hamann bestätigten sein Vorkommen. Jourdan (114) aber er- weiterte zugleich unsere Kenntniss der Hautnerven durch den Nachweis, dass noch ein zweites Nervengeflecht vorhanden ist, welches sich unmittel bar unter dem Körperepithel ausbreitet (VI, 2). Die Fasern dieses sub- epithelialen Geflechtes verbinden sich nach Hamann (93) mit den von ihm unterschiedenen Sinneszellen der Oberhaut (vergl. Seite 31). Hamann konnte zwar bei Synapta digitata (Mont.) das subepitheliale Nervengeflecht nur auf der Mundscheibe und am hinteren Körperende mit Bestimmtheit nachweisen, vermuthet aber wohl mit Recht, dass auch die übrige Haut desselben nicht gänzlich ermangele. Zur Vervollständigung der Angaben über die Hautnerven sei noch hinzugefügt, dass nach Semon (233) auch die Füsschennerven und nach Hamann auch die Fühlernerven und der Schlundnerv Zweige in die Haut abgeben, letztere also nicht ausschliesslich von den Radialnerven versorgt wird. Ferner erwähnen Teuscher und Jourdan, dass die feinen Endzweige der Hautnerven sehr häufig mit Pigmentkörnchen besetzt sind. Sog. Tastpapillen der Haut sind bis jetzt nur von Synaptiden be- kannt, bei denen sie von Semper (238) zuerst beschrieben wurden. Nach ihm gehen von den Hautnerven, welche aus den Seitenrändern der Radial- nerven entspringen, feinere Zweige ab, die durch die Lederhaut aufsteigen und in papillenförmigen Erhebungen der Haut dicht unter dem verdickten Epithelüberzuge dieser Papillen mit einer ganglionären Anschwellung endigen; feine, aus der ganglionären Anschwellung austretende Fasern scheinen dieselbe mit den Epithelzellen in Verbindung zu setzen. Semper fand diese Organe, in denen er Tastwerkzeuge vermuthete, bei den Gattungen Synapta und Anapta über den ganzen Körper verbreitet, ver- 76 Seewalzen. misste sie aber bei Chiridota*). Hamann (95) ist der einzige Forscher, der nach Semper über die in Rede stehenden Organe neue Mittheilungen gemacht hat. Durch seine Beobachtungen an Synapta digitata (Mont.) bestätigte er, dass Hautnerven in papillenförmigen Erhebungen (VI, 1) der Haut, sowie auch der Fühler endigen und fand in Betreff der Endigung selbst, dass sie eine aus Nervenfasern und multipolaren Nervenzellen zusammengesetzte Platte (= Semper’s ganglionäre Anschwellung) dar- stellt, welche sich dem verdickten Epithel der Papille dicht anlagert und mit den hier ungemein zahlreichen Sinneszellen (siehe oben Seite 31) direkt verbindet; ausser den Sinneszellen kommen im Epithel der Papillen auch weniger zahlreiche Stützzellen (siehe oben Seite 31) und Drüsenzellen (siehe ebendort) vor. Was den Ursprung der zu den Papillen gehenden Nerven angeht, stimmt Hamann mit Semper überein; nur die auf den Fühlern vorkommenden Papillen werden nach Hamann von anderen Nerven versorgt, nämlich von Zweigen der Fühlernerven. Da die Synap- tiden der Füsschen entbehren und anderseits die Tastpapillen ihrer Haut eine grosse Uebereinstimmung mit den Sinnesplatten der Füsschen zeigen, so kann man der Ansicht Semper’s (238) nur beipflichten, dass die Tastpapillen der fusslosen den Sinnesplatten der füssigen Holothurien homolog sind. f. Die Gehörorgane. Die Entdeckung der Gehörorgane (V, 12) der Synaptiden verdanken wir Thompson (270) und Baur (10); dem Letzteren zu Ehren sind sie von späteren Forschern auch als Baur’sche Bläschen bezeichnet worden. Baur fand sie bei Synapta digitata (Mont.) und S. inhaerens (O0. F. Müll.) als bläschenförmige Gebilde, von denen je ein Paar an jedem Radialnerv dort ansitzt, wo derselbe aus dem Kalk- rivge austritt; er deutete sie als Hörorgane und sah in ihnen mit Recht dieselben Organe, welche bereits J. Müller (179 u. 180) bei Aurieularia als Bläschen mit zitternden Doppelkörnern beschrieben hatte. Jedes Bläschen ist durch ein kurzes Stielehen mit dem Radialnerven verbunden und besteht aus einer structurlosen Wand und einem deutlichen Epithel- belag an der Innenseite dieser Wand. Den Stiel selbst hielt Baur nicht für einen Ast des Radialnerven, sondern war der Ansicht, derselbe sei nur eine Fortsetzung der Bläschenhaut einerseits und der häutigen Um- hüllung des Radialnerven anderseits. Bei jungen Thieren sind die Bläschen bereits vorhanden und umschliessen dann ein oder mehrere rundliche, ganz homogene, stark lichtbrechende Körperchen, die in beständiger zittern- der Bewegung sind; bei den erwachsenen Thieren aber vermochte Baur die zitternden Inhaltskörperchen nicht mehr aufzufinden. Semper (238) glaubte die Deutung der von Baur geschilderten Bläschen als Gehörorgane bezweifeln zu müssen, will aber auch bei Lungenholothurien (bei Oucumaria Japomica Semp.) ähnliche Gebilde wahrgenommen haben, worüber indessen *) Eigene, noch nicht veröllentlichte Untersuchungen an Chiridota rufescens haben mich aber belehrt, dass sie auch dieser Gattung nicht fehlen. Nervensystem. 17 nähere Beobachtungen fehlen. Dass auch bei anderen Synaptiden die von Baur entdeckten Bläschen vorkommen, zeigten The&el (262) und Danielssen und Koren (50), indem sie dieselben in gleicher Zahl und Anordnung wie bei Synapta sowohl bei Myriotrochus rinkii Steenstr. als auch bei Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor. nachwiesen; auch bei diesen Arten vermissten sie die von ihnen als Otolithen bezeichneten Inhalts- körperchen. Dieselben Forscher dehnten ferner unsere Kenntniss der in Rede stehenden Organe auch auf die Familie der Elpidiiden aus und zeigten, dass diese Tiefsee-Holothurien erstens eine viel grössere Anzahl der „Bläschen“ und zweitens in den Bläschen stets die bei den Synaptiden bis dahin nur in der Jugend beobachteten Otolithen besitzen. Zunächst war es Theel (263), der bei seiner Zlpidia glacialis an dem Ursprunge eines jeden der beiden dorsalen und der beiden seitlichen ventralen Radialnerven je ein Hörbläschen und ausserdem an den seitlichen ventralen hadialnerven noch je 5 andere an den Abgangsstellen der Füsschennerven auffand. Die kugeligen, 0,2 mm grossen Bläschen liegen hier den Nerven ganz dicht, ohne Stiel, an, bestehen wie bei den Synaptiden aus einer dünnen Membran und einem Binnenepithel und beherbergen im Inneren 5—20 Otolithen. Die Otolithen selbst (V, 11) sind länglich, an einem Ende verjüngt und abgestutzt und aus 3—4 concentrischen Schichten zusammengesetzt; ihre Länge beträgt 36 w, ihre Breite 20 «; in Säuren lösen sie sich auf, jedoch ohne Entwicklung von Kohlensäure; ihre chemische Beschaffenheit konnte nicht näher festgestellt werden. Bei Kolga hyalina Dan. u. Kor. (50) liegen die Verhältnisse folgendermaassen: Die beiden Radialnerven des Biviums tragen kurz nach ihrem Abgange vom Ringnerven je ein Paar 0,25 mm grosser Hörbläschen (also wie bei den Synaptiden alle fünf Radialnerven); der mittlere ventrale Radialneıv entbehrt derselben (wie bei Elpidia glacialis); dafür aber sind an jedem der beiden seitlichen ventralen Radialnerven nicht weniger als 26 Hör- bläschen hintereinander und in kurzen Abständen aufgereiht; von diesen seitlichen ventralen Hörbläschen sind die vordersten und hintersten die kleinsten (Durchmesser 0,06—0,08 mm), die mittleren die grössten (Durch- messer 0,16—- 0,19 mm). Im Inneren der Bläschenstiele stellten Danielssen und Koren einen vom Radialnerven herkommenden und zu dem inneren Epithel des Bläschens herantretenden Nervenast fest. In den Bläschen selbst fanden sie 20—130 Otolithen von ganz ähnlicher Form wie bei Elpidia glacialis Theel. Der Vollständigkeit halber mögen hier auch noch die übrigen Elpidiiden erwähnt sein, bei welchen Theel (266) Hör- bläschen nachwies. Bei Kolga nana Theel liegen jedem der beiden seit- liehen ventralen Radialnerıven ungefähr dreizehn Bläschen von 0,14 mm Durchmesser, jedes mit etwa zwanzig 28 «. langen Otolithen. Parel- pidia elongata 'Theel besitzt Hörbläschen am Ringnerven, jedes mit 30 bis 35 ÖOtolithen; die Otolithen sind 21-40 u lang. Bei Elpidia incerta Theel ist jede Bauchseite mit einer Reihe von 30—40 Bläschen aus- 78 Seewalzen. gestattet, die mit dem Radialnerven direkt oder durch einen kurzen Ast in Verbindung stehen und zahlreiche Otolithen umschliessen. Auch bei Peniagone vitrea Theel und P. affinis Theel ist eine grössere Anzahl an jedem der beiden seitlichen ventralen Radialnerven aufgereiht. Wo bei Elpidiiden Hörbläschen vorkommen, sind in der Regel auch Otolithen vor- handen; nur selten fehlen die Otolithen; stets haben sie dieselbe oben für Elpidia glacialis angegebene Form. Dass auch bei jungen Synaptiden die Hörbläschen eine weitere Ver- breitung haben, geht aus meinen Beobachtungen (155) an Chiridota rotifera (Pourt.) hervor. Sie sind bei den Jungen dieser Art — bei erwachsenen Chiridoten kannte man sie bis dahin überhaupt noch nicht — ebenso angeordnet wie bei Synapta und haben einen Durchmesser von 32 u. Ohne die Angaben der skandinavischen Forscher zu berücksichtigen untersuchte Hamann (95) die Hörbläschen der erwachsenen Synapta digitata. Er fand den Durchmesser der Bläschen zu 0,14—0,21 mm, die Dieke des Binnenepithels zu 6,5 u, leugnete aber, ebenso wie früher Baur, mit aller Bestimmtheit das Vorhandensein eines zu den Bläschen gehenden Nerven, konnte ferner niemals einen Inhalt im den Bläschen antreffen und hält sie deshalb für rückgebildete Organe (Larvenorgane), die nur während der Jugend des Thieres eine Rolle spielten. Einen wesentlichen Fortschritt in der Erkenntniss des feineren Baues der Hörbläschen verdanken wir erst den neuesten Untersuchungen Semon’s (235 u. 236), der freilich ebensowenig wieHamann auf die damals schon bekannten Hörbläschen der Elpidiiden Bezug nimmt. Semon stellte das Vorkommen von 5 Paar Hörbläschen auch bei erwachsenen Exemplaren der Gattung Chiridota (bei Ch. venusta Sem.) fest. Es gelang ihm sowohl bei Chiridota als bei Synapta beim fertig entwickelten Thiere die von den früheren Forschern vergeblich gesuchten Inhaltskörperchen der Hör- bläschen aufzufinden. Es unterscheiden sich aber die Inhaltskörperchen der Synaptiden (V, 12) von denjenigen der Elpidiiden darin, dass sie keine festen Coneretionen sind, sondern zarte bläschenförmige Gebilde darstellen. In jedem Hörbläschen liegen dieser Inhaltsbläschen eines oder mehrere; nur am lebenden Thiere sind sie zu finden und sind dann in beständiger zitternder Bewegung; bei Zusatz von Säure, Sublimat und Alkohol platzen und verschwinden sie. Sie bestehen aus einer festeren Wand und einem flüssigen Inhalte. Die Wand zeigt eine schwache Körnelung und beherbergt in einer verdickten Stelle einen dunkleren scheibenförmigen Körper, der alle Eigenschaften eines Zellkernes besitzt. Das ganze Inhaltsbläschen stellt demnach nichts anderes dar als eine Zelle, welche eine grosse Vaeuole enthält. Bei den Larven ist die Vacuole (V, 13) im Verhältniss zum Zellleibe kleiner und es hat dann die ganze Zelle (das zukünftige Inhaltsbläschen) eine Gestalt, die schon J. Müller als „Doppelkorn“ beschrieben hatte. — An den ausgebildeten Hörbläschen stellt Semon die von Baur und Hamann behauptete bindegewebige Wandung in Abrede; die Hörbläschen liegen vielmehr unmittelbar im Kalkring und Rückziehmuskeln. 79 Bindegewebe der Lederhaut und ihre Wand (V, 12) besteht lediglich aus einem einschichtigen kubischen Epithel. Die Bewegung der Inhaltsbläschen soll auf Bewimperung der Epithelzellen beruhen; es gelang aber bis jetzt nicht die Wimperhaare thatsächlich wahrzunehmen. In dem Stiele der Hörbläschen konnte Semon sehr wohl einen Nervenast des Radialnerven nachweisen und spricht sich deshalb, sowie wegen der vorhandenen Inhaltskörperchen gegen die Auffassung aus, dass es sich um functionslos gewordene Larvenorgane handele. Wenn auch der physiologische Beweis, dass hier wirkliche Hörorgane vorliegen, noch nicht erbracht werden konnte und auch nicht leicht zu erbringen sein wird, so kann es doch morpho- logisch keinem Zweifel unterliegen, dass wir es mit Hörbläschen (Otoeysten) zu thun haben. g. Anhang: Sogenannte Augen. Auf augenähnliche Pigment- flecke bei einigen Arten der Gattung Synapta hat zuerst J. Müller (184) die Aufmerksamkeit gelenkt. Dieselben liegen als dunkelrothbraune bis schwarzbraune Flecken an der Innenseite der Fühler und zwar an der Basis derselben. Bei Synapta digitat« (Mont.), 8. vittata (Forsk.) und S. vivipara (Oerst.) sind sie rund, bei S. Zappa J. Müll. viereckig. Bei 8. digitata stimmt ihre Anzahl mit der Zahl der Fühler, mit denen sie in der Stellung abwechseln, sodass zwischen je zwei Fühlern ein Pigment- fleck liegt. Bei 5. vivipara, vittata und lappa sind sie in Paaren geordnet, welche auf den Fühlerbasen selbst, also nicht abwechselnd damit, an- gebracht sind. Gegen die Deutung dieser Pigmentflecken als Sehorgane haben sich schon Baur (10) und Semper (238) ausgesprochen und neuerdings haben Hamann (95) und Semon (235) sich dieser Auffassung angeschlossen, hauptsächlich deshalb, weil sie an den Pigmentflecken weder lichtbrechende Theile, noch einen Zusammenhang mit dem Nerven- system nachweisen konnten. Nach Hamann (95) sind die Flecken bei der von ihm untersuchten 5. digitata nichts anderes als klumpenförmige Anhäufungen pigmentirter Wanderzellen in der Lederhaut. — Bei anderen Seewalzen als den genannten Synapta-Arten sind derartige, an Augen erinnernde Pigmentflecken bis jetzt nur von Koren (119) bei Psolus squamatus und von Peach (195) bei Holothuria nigra angedeutet, aber nicht näher untersucht worden. Vi. Kalkring und Rückziehmuskeln. Der Schlundtheil des Darmes ist von einem aus kalkigen Skelet- stücken gebildeten Ringe, dem sogenannten Kalkringe, umgeben, welcher den Längsmuskeln der Körperwand und da, wo kückziehmuskeln des Schlundkopfes vorhanden sind, auch diesen zum Ansatze dient, den Nervenring schützend umgiebt und insbesondere den radialen Wasser- sefässen und den Tentakelgefässen Stützpunkte darbietet. Da er auch entwieklungsgeschichtlich in enger Beziehung zu dem Wassergefässsysteme Ss0 Seewalzen. steht, so könnte man seine Betrachtung mit derjenigen des Wassergefäss- systemes verbinden. Indessen scheint es mir übersichtlicher den Kalk- ring in einem besonderen Kapitel zu behandeln, welches demjenigen über das Wassergefässsystem vorausgeht. Dieses Kapitel wird zunächst den Kalkring für sich allein ins Auge fassen und sich dann auf die Beziehungen des Kalkringes zur Längsmuskulatur und auf eine Betrachtung der Rück- ziehmuskeln ausdehnen. 1. Kalkring. Die ältesten Angaben über den Kalkring finden sich bei Bohadsch (30) und Strussenfelt (252), von denen der eine ihn von Holothuria tubulosa (Gmel.), der andere von Psolus phantapus (Struss.) beschreibt. Der Irrthum, den Strussenfelt darin beging, dass er den Kalkring nur aus fünf, von ihm „Wirbel“ genannten Gliedern zusammengesetzt sein lässt, kehrt bei verschiedenen späteren Forschern wieder, so bei Pallas (196), Quoy u. Gaimard (211), Lamarck (133) und Peach (198), während Cuvier (46) zuerst und nach ihm Tiedemann (273) und zahl- reiche Andere feststellten, dass seine gewöhnliche Zusammensetzung eine zehngliedrige ist. Aber schon vor Cuvier war durch Fabricius (61) der Kalkring einer Synapta beschrieben worden, der niebt aus 10, sondern aus 12 Gliedern („Zähne‘“ nennt er sie) besteht und die Folgezeit lehrte, dass überhaupt die Synaptiden an die Zehnzahl der Kalkringglieder nicht gebunden sind. Anderseits zeigten die neueren Untersuchungen der Tietsee- holothurien, sowie die entwicklungsgeschichtlichen Beobachtungen, dass es thatsächlich Holothurien mit nur fünfgliedrigem Kalkringe giebt und darin die älteste Gestaltung desselben zu erkennen ist. Dieses vorausgeschickt wenden wir uns nunmehr zur näheren Be- trachtung des Kalkringes. In seiner gewöhnlichen Zusammensetzung besteht er aus zehn Stücken, sog. Gliedern, neuerdings (Moseley, 177) auch Annularia genannt, von welchen fünf unter sich gleichgeformte mit fünf anderen ebenfalls unter sich gleichgeformten regelmässig ab- wechseln; jene fünf sind zugleich so angeordnet, dass sie in die Richtung der Radien des fünfstrahligen Bauplanes fallen, während die fünf mit ihnen abwechselnden in ihrer Stellung den Interradien entsprechen; jene heissen desshalb Radialglieder oder einfach Radialia, diese Interradial- glieder oder Interradialia. Radialia und Interradialia bilden zusammen einen Ring, der bald vorn etwas enger ist als hinten, bald (und zwar häufiger) sich umgekehrt nach hinten etwas verengt oder auch vorn und hinten gleichweit ist. Seine Länge, d. h. die Entfernung seines Vorder- randes vom Hinterrande, ist je nach Gattungen und Arten eine sehr ver- schiedene, steht aber im Allgemeinen in einem geraden Verbältnisse zur Länge des ganzen Thieres. Verhältnissmässig am längsten ist der Kalk- ring bei manchen Dendrochiroten, z. B. Phyllophorus- und T’hyone-Arten, Kalkring und Rückziehmuskeln. 81 wo er !/, der Körperlänge erreicht oder noch überschreitet. Bei kleinen Arten ist er manchmal kaum 1 mm lang; bei mittelgrossen Holothuria- Arten beträgt seine Länge meistens etwa 4—6—10 mm; kommen an ihm die nachher zu besprechenden Gabelschwänze zur Ausbildung, so ver- längert er sich natürlich um deren Länge. Von den beiden grössten bis jetzt bekannt gewordenen Kalkringen kennt man leider die Länge des ‚ zugehörigen Tbieres nicht; in dem einen dieser Fälle, dem von mir (156) beschriebenen Phyllophorus magnus (Ludw.), betrug die Länge des Kalk- ringes 7 cm, in dem anderen von Moseley (177) beschriebenen*) 3,5 cm. In der Regel sind die Interradialia kleiner, d.h. kürzer und meistens auch schmäler als die Radialia; seltener sind sie gleichgross oder doch fast gleichgross, so bei manchen Synaptiden, z. B. Synapta challengeri Theel, $. pieta Theel, S. reticulata Semp., Chiridota venusta Semon und bei einzelnen Dendrochiroten, z. B. Cucumaria pithacnion Lamp., Ü. tenwis Ludw., Thyone lechleri Lamp., Phyllophorus drummondü (Thomps.). Fast alle Abweichungen von der regelmässigen Zehnzahl der Glieder geschehen durch die Interradialia. Sie sind es, welche sich bei mehr als 10 Gliedern vermehrt haben oder welche bei nur 5 Gliedern in Wegfall gekommen sind, wie sie denn auch entwicklungsgeschichtlich später auftreten als die Ba Mehr als 10 Kalkring-Glieder kommen als regelmässige Erscheinung nur in der Familie der Synaptiden vor und zwar bei fast allen Arten, welche mehr als 10 Fühler besitzen, während bei mehr als 10 Fühler besitzenden Arten anderer Familien keine Vermehrung der Interradialia auftritt. In der Regel sind bei den Synaptiden genau so viele Interradialia vorhanden, dass die Gesammtzahl der Kalkring-Glieder mit der Zahl der Fühler übereinstimmt. Indessen gibt es auch Ausnahmen, sowohl in der Richtung, dass mehr Kalkring-Glieder als Fühler da sind, als auch in der anderen Richtung, dass die Zahl der Kalkring-Glieder von der der Fühler übertroffen wird. Für jenes Verhalten bieten Bei- spiele: Chiridota incongrua Semp. mit 18 Kalkring-Gliedern bei 16 Fühlern und Ohiridota liberata Sluit. mit 15 Kalkring-Gliedern bei 12 Fühlern; für dieses: Synapta kallipeplos Sluit. mit 24 Fühlern, aber nur 10 Kalkring- Gliedern und die Gattungen Myriotrochus und Acanthotrochus mit 12 Fühlern bei 10 Kalkring-Gliedern. — Als eine abnorme Erscheinung kann aber auch bei Holothurien, die nicht zur Familie der Synaptiden gehören, die Zahl der Kalkring-Glieder vermehrt sein. Dann handelt es sich indessen zu- gleich um eine Vermehrung der Radien und dementsprechend nehmen nicht nur die Interradialia, sondern auch die Radialia an der Vermehrung Theil. Der einzige a bekannte Fall betrifft die Cueumaria Planei (Br.), von welcher ich (159) sechsstrahlige Exemplare mit 12 gliedrigem , aus 6 Interradialien und 6 Radialien gebildeten Kalkringe beschrieb. #*) Moseley hat offenbar meine Angabe über den Kalkring von Phyllophorus (T’hyo- nidium) magnum übersehen, da er den ihm vorliegenden für den grössteg bisjetzt be- kannten hält. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. IT. 3. 6 82 Seewalzen. Einen Uebergang zum vollständigen Mangel der Interradialia bilden Arten, bei denen diese Kalkstücke zwar noch vorhanden, aber nur sehr schwach entwickelt sind; dabei sind indessen auch die Radialia nur klein und schwach. Solche Arten sind z. B. Cucumaria laevigata (Verr.), ©. frondosa (Gunn.) und die ihr nahestehende C. miniata (Br.). Hierhin gehört auch der nur aus 10 kleinen stabförmigen Kalkstückchen gebildete Ring von Anapta subtilis Sluit. und der aus 10 kleinen rundlichen Plättchen bestehende von Holothuria humilis Sel. Unter den Elasipoden zeichnet sich die Familie der Deimatiden durch ihren schwachen, sehr zerbrech- lichen, aber noch 10gliedrigen Kalkring aus; seine einzelnen Glieder sind bei Laetmogone und Ilyodaemon nur. ganz undeutlich, bei Deima und Oneirophanta etwas deutlicher voneinander abgegrenzt; bei den beiden zuletzt genannten Arten sind auch die Radialia ein wenig kräftiger gebaut als die Interradialia. Bei weiterer Reduction des Kalkringes kommen die Interradialia ganz in Wegfall, so z.B. bei Phyllophorus chilensis (Semp.) und Cueu- maria japonica Semp. unter den Dendrochiroten und bei Trochostoma areni- cola (Stimps.) unter den Molpadiiden. Bei den Synaptiden und Aspido- chiroten sind derartige Fälle bis jetzt nicht bekannt geworden. Dagegen sind sie bei den Elasipoden eine sehr häufige Erscheinung. Zwar kennt man dort aus der Familie der Psychropotiden nur den Kalkring einer einzigen Art Euphronides depressa Theel; dieser aber entbehrt der Inter- radialia, an deren Stelle in dem die Radialia umgebenden Bindegewebe zahlreiche Kalkkörperchen vorhanden sind. Bei den Elpidiiden ist der Mangel der Interradialia zu einem Merkmal der ganzen Familie geworden. Bei allen bis jetzt bekannten Elpidiiden besteht der ganze Kalkring (VI, 18) nur aus den 5 Radialgliedern. Jedes Radiale selbst (VI, 19) lässt einen Centraltheil und symmetrisch von diesem ausstrahlende Seitenarme erkennen. Die Seitenarme sind von verhältnissmässig erheblicher Länge, endigen abgeflacht, verbreitert, durchlöchert oder verästelt, seltener einfach zu- gespitzt und gehen niemals netzförmige Verbindungen miteinander ein. Die Zahl der Seitenarme scheint für die einzelnen Arten eine ganz be- stimmte oder doch nur innerhalb bestimmter Grenzen schwankende zu sein. So zählt man bei Elpidia glacialis Theel (VI, 19), /rpa abyssicola Dan. & Kor. und der Gattung Scotoplanes Theel jederseits an jedem Radial- gliede 4 Seitenarme, bei Kolga nana Theel deren 5, bei Kolga hyalina Dan. & Kor. 7, bei Peniagone 8, bei Parelpidia elongata Theel 10—14, bei Elpidia willemoösi Theel 10—15. Entweder verbinden sich die 5 Radialia durch theilweise Uebereinanderlagerung ihrer Seitenarme, z. B. bei Elpidia glacialis Theel, oder in loserer Weise dadurch, dass nur die äussersten Enden benachbarter Seitenarme aneinanderstossen, z. B. bei Kolga hyalina Dan. & Kor. (VI, 18), oder — und das ist das häufigste — sie rücken ganz auseinander, sodass ihre Seitenarme überhaupt nicht mehr in gegenseitige Berührung kommen und nur noch Bindegewebe sie zusammenbhält. Kalkring und Rückziehmuskeln. 83 Ein vollständiges Fehlen des ganzen Kalkringes (also der Interradialia und der Radialia) ist so selten, dass bei den wenigen Arten, von denen es behauptet wird, nämlich Cueumaria nigricans (Br.) und Pseudocueumis japonica (Bell), die Vermuthung nahe liegt, dass er- neuerte Untersuchungen auch bier einen verktimmerten Kalkring nach- weisen werden. Diese Vermuthung wird gestützt durch die Erwägung, dass auch bei Trochostoma oolithieum (Pourt.) (= Embolus pauper Sel.) und bei Cucumaria laevigata (Verr.) der anfänglich vermisste Kalkring später dennoch aufgefunden wurde. Einfache Formen des Kalkringes ohne Gabelschwänze und mit ungetheilten Gliedern. Die grosse Mannigfaltigkeit, in welcher der Kalkring auftritt, ist vorzugsweise bedingt durch die ver- schiedene Gestalt der ihn zusammensetzenden Stücke. Diese wird also nunmehr näher zu besprechen sein. Wir sehen aber dabei ab von der Gruppe der Elasipoden, da wir die Form ihrer Kalkringglieder bereits im Vorhergehenden kennen gelernt haben. Am einfachsten ist die Form der Kalkıingglieder bei manchen Chiridota-Arten, z. B. bei Oh. venusta Sem.; Radialia und Interradialia sind hier von annähernd viereckiger Form; nur die hintere Seite des Vierecks ist in der Mitte eingebuchtet, sodass dadurch der ganze Hinterrand wellenförmig wird, während der Vorderrand gerade abgestutzt erscheint. Der Vorderrand der Radialia besitzt in diesen einfachsten Fällen weder eine Einbuchtung noch eine Durchbohrung. Die Aussenfläche eines jeden Kalkringgliedes fällt nach den Seitenrändern, mit welchen die Glieder zusammenstossen, mehr oder weniger ab oder es erhebt sich die Längsmitte der Aussenfläche zu einer vorspringenden Leiste. Diese Leiste kann sich nach vorn über den Vorderrand des einfachen Kalkringes verlängern, z. B. bei vielen Synapta- und einzelnen COhiridota-Arten, und erscheint alsdann gewöhnlich an den Radialien länger und breiter als an den Interradialien (VI, 3). Dazu kommt, dass dann die Radialia an ihrem Vorderende durchbohrt sind für den Durehtritt der Radialnerven; entweder sind alle fünf Radialia durcehbohrt (z. B. bei den meisten Synapta- Arten, sowie bei Myriotrochus und Acanthotrochus) oder, seltener, nur die drei ventralen (z. B. bei Synapta digitata |Mont.| und S. agassizii Sel.).. — Bei den Dendro- und Aspido- chiroten besitzt der Kalkring in seiner einfachsten Gestaltung (VI, 4) den- selben wellenförmigen Hinterrand wie bei den Synaptiden; auch hier ent- sprechen die nach vorn gerichteten Einbuchtungen des Hinterrandes immer der Mitte je eines Kalkıinggliedes, dagegen die nach hinten gerichteten Ausbuchtungen der Verbindungslinie zwischen zwei benachbarten Gliedern. Am Vorderrande (VI, 4) erscheint jedes Glied bei den hier in Betracht kommenden Dendrochiroten zugespitzt; die Spitze ist an den Interradialien einfach, an den Radialien aber durch einen kurzen Einschnitt (für den Radialnerven) gegabelt. Einem derartigen Kalkringe begegnen wir z. B. bei den Gattungen Psolus, Psolidium, Actinoeucumis, Colochirus, ferner bei den meisten Crreumaria- und manchen Thyone-, Echinoeueumis- und Pseudo- 6* 84 Seewalzen. cucumis-Arten. Bei den Aspidochiroten ist in der Regel der Vorderrand der Radialia verhältnissmässig breit und durch einen mittleren Einschnitt in zwei gleichgrosse, breite, kurze, schief abgestutzte Zinken zerlegt (VI, 5—7), während die erheblich kleineren Interradialien nach vorn äbnlich wie bei den Dendrochiroten eine kurze, einfache, scharfe oder abgerundete Spitze entwickeln. Die beiden Zinken der Radialia können selbst nochmals mit einer seichten vorderen Einbuchtung ausgestattet sein. Der so gebaute einfache Kalkring findet sich vorzugsweise in den Gattungen Holothuria und Mülleria, bei dieser jedoch gewöhnlich in viel kräftigerer Entwicklung als bei jener. Kalkringe mit Gabelschwänzen. Wenn sich die Radialia nach hinten verlängern, so geschieht es in der Regel so, dass sich die beiden Ecken ihres Hinterrandes in die Länge ziehen und dadurch als ein gegabelter Schwanz an dem Körper des Radialstückes erscheinen. Die beiden Aeste des Gabelschwanzes sind durch die mittlere Einbuchtung des Hinterrandes des Radialstückes voneinander getrennt. Bald sind sie kurz, zipfelförmig (VI, 10, 15), bald lang, strangförmig (VI, 9, 14, 17). Entweder werden sie durch eine unmittelbare Verlängerung der Radial- stücke gebildet (VI, 15) oder aber sie gliedern sich von denselben ab und zerfallen dann selbst wieder in eine geringere oder grössere Zahl von hintereinander geordneten Kalkstückchen (VI, 10, 14, 17). In der Regel sind es nur die Radialstücke, an welchen Gabelschwänze auftreten, seltener auch die Interradialstücke. — Unter den Aspidochiroten kommen Gabelschwänze der Radialia nur ausnahmsweise, z. B. bei Holothuria princeps Sel. und Stichopus japonieus var. typicus Theel (VI, 11), vor und sind dann ganz kurz und ungegliedert. Bei den Molpadiiden (VI, 15, 15a) sind die Radialia bei allen Gattungen nach hinten in einen Fortsatz ver- längert, der an seinem Ende in zwei meist kurze Gabeläste auseinander weicht. Besonders gut entwickelte Gabelschwänze aber treffen wir bei den meisten Dendrochiroten an. Hier sind es namentlich viele Arten der Gattungen Thyone, Phyllophorus*), Orcula und Ocnus, aber auch Cucumaria-,- Echinoceucumis- und Pseudocueumis-Arten, welche sich durch gabelschwän- zige hadialien auszeichnen. Als Beispiele seien erwähnt aus der Gattung Thyone: Th. *fusus (0. F. Müll.), raphanus Düb. & Kor., mirabilis Ludw., *sacellus (Sel.), briareus (Les.), venusta Sel., gibber (Sel.), ovulum (Sel.), aurantiaca (Costa) (VI, 9), *cwrvata Lamp., similis Ludw., *pedata Semp.**) ; aus der Gattung Phyllophorus: Ph. *oceidentalis (Ludw.), *holothurioides Ludw., *frauenfeldi Ludw., *brocki Ludw., graeilis (Sel.), *schmeltzü (Ludw.), *urna Grube, ehrenbergi (Sel.), *japonieus (v. Marenz.) (VI, 16), *granulatus (Grube), *parvus (Ludw.), *rugosus (Theel) (VI, 13), *cebuensis (Semp.) *) Unter diesem Gattungsnamen fasse ich (161a) die beiden bisher unterschiedenen Gattungen Thyonidium und Phyllophorus zusammen; vergl. auch den systematischen Abschnitt. *#) Dagegen fehlen die Gabelschwänze z. B. bei Thyone surinamensis Semp., suspecta Ludw., spectabelis Ludw., rosacea Semp., panamensis Ludw. Kalkring und Rückziehmuskeln. 85 (VI, 10)*); aus der Gattung Orcula: O. *tenera Ludw. (VI, 17), *eueumi- formis Semp., *hypsipyrga v. Marenz.; aus der Gattung Oenus: O. typieus Theel, pygmaeus Semp., javanicus Sluit.; ferner Cueumaria maculata Semp., caleigera (Stimps.), quinguesemita Sel., *eitrea Semp., *longipeda Semp., *conjungens Semp. (VI, 14), *mirabilis Theel, chierchiae Ludw., Echino- cucumis "adversaria Semp., Pseudoceueumis *africana (Semp.). Fast bei all’ den aufgeführten Dendrochiroten sind die Gabelschwänze zugleich ge- gliedert, insbesondere bei den mit * bezeichneten; nur selten, z. B. bei Phyllophorus ehrenbergi (Sel.) sind sie eine ungegliederte unmittelbare Fort- setzung der Radialstücke. In manchen Fällen, z. B. bei Phyllophorus Japonieus (v. Marenz.) (VI, 16) und Ph. rugosus (Theel) (VI, 13) legen sich die beiden Gabelschwänze ein und desselben Radialgliedes zu einem gemeinschaftlichen Radialfortsatz zusammen. Nicht selten erfährt der hintere, von den Gabelschwänzen gebildete Abschnitt des Kalkringes eine leichte Spiraldrehung, z. B. bei Thyone sacellus (Sel.), Phyllophorus magnus (Ludw.). Gabelschwänze der Radialia und Interradialia scheinen nur bei einigen Thyone-Arten zur Ausbildung gelangt zu sein, z. B. bei Th. curvata Lamp. und lechleri Lamp. Kalkringe mit mehrtheiligen Gliedern. Die Zerlegung der Gabelschwänze in eine Anzahl kleinerer Stücke kann sich nach vorn auch auf die Radialia selbst fortsetzen und sich weiterhin auch auf die Interradialia erstrecken. Durch dieses, nur von gewissen Dendrochiroten bekannte Verhalten zerfällt der ganze Kalkring in eine oft erheblich grosse Anzahl kleiner, meist unregelmässig geformter Stücke. Beispiele dafür bieten: Thyone sacellus (Sel.), buccalis Stimps., aurantiaca (Costa) (VI, 9), gibber (Sel.), okeni Bell, curvata Lamp., Phyllophorus japonicus (v. Marenz.) (VI, 16), schmeltzii (Ludw.), rugosus (Theel) (VI, 13), Orcula tenera Ludw. (VI, 17), luminosa Lamp., Cucumaria citrea Semp., conjungens Semp. (VI, 14), semperi Bell. Falls, wie es meistens geschieht, nur der bintere Abschnitt der Kalkringglieder zerstückelt ist, kann man diesen Stücken, zusammen mit den Gabelschwänzen und deren Stücken, nach Moseley’s Vorschlag (177) die Bezeichnung Pharyngealia beilegen und die ungetheilt gebliebenen vorderen Abschnitte der Kalkringglieder als eigentliche Annularia von ihnen unterscheiden. Indessen lässt sich diese Unterscheidung dann nicht mehr durchführen, wenn, wie z. B. bei Thyone aurantiaca (Costa) oder Phyllophorus japonicus (v. Marenz.) auch der vordere Abschnitt der Kalkringglieder in kleinere Stückchen zerlegt ist. Zugleich zeigen Fälle, wie der zuletzt angeführte, dass die sog. Pharyngealia keine besonderen zu den Annularia hinzugetretenen Skeletelemente sind, sondern durch eine von hinten nach vorne fortschreitende Zerlegung der Annnlaria in kleinere Theilstücke ihren Ursprung genommen haben. Durch diese Zerlegung wurde die Beweglichkeit des ganzen Kalkringes erheblich gesteigert. 9) Es giebt aber auch Phyllophorus-Arten ohne Gabelschwänze an den Radialien, z. B. Ph. pellucidus (Flem.) und Ph. marionü (v. Marenz.). 36 Scewalzen. Die Verbindung der Kalkringglieder untereinander eı- folgt stets durch Bindegewebe, jedoch so, dass der Zusammenhang der Glieder bald ein sehr fester, wenig beweglicher, bald ein mehr oder weniger beweglicher, loser ist. Im ersteren Falle sind die Berührungs- flächen der einzelnen Kalkringglieder gewöhnlich verhältnissmässig gross, im letzteren Falle kleiner und weniger dicht zusammenschliessend. Eine eigentliche Gelenkverbindung mit Ausbildung deutlicher Gelenkflächen scheint indessen niemals vorzukommen, Auch sind niemals Muskeln vor- handen, welche von einem Kalkringgliede zu einem anderen gehen. Die Beweglichkeit der Kalkringglieder gegeneinander wird also immer eine passive sein. Bei einzelnen Arten schreitet die enge Verbindung der Kalk- Yingglieder bis zur völligen Verwachsung fort, so z. B. bei T’hyone briareus (Les.), Caudina ransonneti v. Marenz., Ankyroderma roretzu v. Marenz. und den meisten Mülleria-Arten. Besonders lose dagegen sind die Kalk- ringglieder z. B. verbunden bei Phyllophorus perspieillum (Sel.), Ph. marionii (v. Marenz.), (ucumaria laevigata (Verrill), Ocnus imbricatus Semp., O. java- nicus Sluit., Colochirus scandens Sluit., Holothuria humilis Sel.; bei Cueu- maria exigua Ludw. sind die Radialia und Interradialia, da wo sie sich berühren, fadenförmig verdünnt und bei Holothuria pertinax Ludw. sind es die Interradialia allein, welche durch eine fadenförmige Verdünnung ihrer ganzen Gestalt eine sehr bewegliche Verbindung der Radialia her- stellen (VI, 8). Von besonderem Interesse ist das Auftreten bilateral-sym- metrischer Verhältnisse in dem Aufbau des seiner Anlage nach radiärgebauten Kalkringes. Dieselben beziehen sich auf dieselbe dorso- ventrale Hauptebene, welche durch die Lage der Geschlechtsöffnung ge- kennzeichnet ist und mitten durch den Interradius JR5 und den gegen- überliegenden Radius RI geht (vergl. S. 25 und Fig. 1). Entweder kommt die Bilateralsymmetrie des Kalkringes dadurch zum Ausdruck, dass seine Glieder in Form, Grösse und Verbindungsweise sich im ventralen Bezirke des Kalkringes anders verhalten als im dorsalen oder dadurch, dass die Interradialia, falls deren mehr als fünf vorhanden sind, sich auf die einzelnen Interradien ungleich vertheilen. Für diesen letzteıen Fall kommen nur die Synaptiden in Betracht, da nur bei ihnen eine Vermehrung der Interradialia auftritt. Beispielsweise sind bei Synapta digitata (Mont.) die 7 Interradialia so vertheilt, dass auf jeden der beiden seitlichen dorsalen Interradien deren zwei fallen, dagegen jedem der drei anderen Interradien nur ein Interradiale angehört. Viel mannigfacher sind die Verhältnisse, welche durch Form-, Grössen- und Verbindungsunterschiede der Kalkring- glieder einen symmetrischen Bau des Kalkringes herstellen; als derartige Verhältnisse treten auf: 1) (selten) grössere Länge der ventralen Glieder als der dorsalen, z. B. bei Acanthotrochus und Mwyriotrochus ; 2) (häufig) grössere Kürze der ventralen Glieder, womit sich in der Regel ein engeres Zusammenrücken oder selbst eine Verschmelzung des Kalkring und Rückziehmuskeln. 87 mittleren ventralen Radialgliedes und der beiden anstossenden ventralen Interradialglieder gesellt. Nur selten, z. B. bei Ankyroderma jeffreysü Dan. u. Kor. ist es allein das mittlere ventrale Radiale, welches sich ver- kürzt oder, wie bei Haplodactyla australis Semp., sich durch kürzere Gabel- schwänze von den übrigen Radialien auszeichnet. Ebenso ist es selten, dass ausser dem mittleren anch die beiden seitlichen ventralen Radialia sich von den dorsalen unterscheiden, wie z. B. bei Stichopus jJapontcus var. typieus v. Marenz., wo alle drei ventralen Radialia (VI, 12) der hinteren Gabelfortsätze entbehren, welche den beiden dorsalen Radialien (VI, 11) zukommen. Im den meisten Fällen betheiligen sich ausser dem mittleren ventralen Radiale nur die beiden ihm benachbarten Interradialien an der Umbildung, welche zunächst darin besteht, dass die drei soeben genannten Kalkstücke enger zusammenrücken, z. B. bei T’hyone pana- mensis Ludw., Phyllophorus marionii (v. Marenz.), Oucumaria exigua und ignava Ludw., dann einen Schritt weiter geht, indem dieselben Kalkstücke zugleich kleiner werden, z. B. bei Colochirus armatus v. Marenz., ©. chal- lengeri Theel und anderen Arten dieser Gattung, sowie bei Cucumaria chierchiae Ludw. und Ocnus imbricatus Semp., und schliesslich zu einer Verschmelzung jener drei Stücke führt, wie z. B. bei Uucumaria quinque- semita Sel., planci (Br.), lefevrü Barr., pusilla Ludw., chilensis Ludw., exigua Ludw., Colochirus tuberceulosus (Quoy u. Gaim.), quadrangularıs (Less.) (VI, 20), tristis Ludw., doliolum (Pall.), Zhyone raphanus Düb. u. Kor., mirabilis Ludw., poucheti Barr. Es sind demnach ausschliesslich dendro- ehirote Arten, bei welchen die in Rede stehende Umbildung der drei mittleren ventralen Kalkringglieder vorkommt. 3) Auch durch die verschiedene Gestaltung des vorderen Endes der Radialia kann eine Bilateralsymmetrie des ganzen Kalkringes mehr oder weniger scharf zum Ausdrucke kommen, so z. B. bei Synapta digitata (Mont.) dadurch, dass nur die drei ventralen Radialia an ihrem Vorder- ende durchlöchert sind, oder in der Weise, dass wie z. B. bei Acantho- trochus mirabilis Dan. u. Kor. und bei Myriotrochus die beiden dorsalen Radialia nach vorn eine doppelte, die drei ventralen aber nur eine ein- fache Spitze entsenden. Complieirter wird die Sache bei einzelnen Mol- padiiden und Dendrochiroten, deren Radialia durch einen vorderen Ein- schnitt nicht in zwei gleiche, sondern in zwei ungleich grosse Zinken zerlegt sind. Derartige Formen sind z. B. Orcula tenera Ludw. (VI, 17), Phyllophorus brocki Ludw., cebuensis (Semp.) (VI, 10), frauenfeldi Ludw., holothurioides Ludw., Pseudocucumis acieula (Semp.), Trochostoma boreale (M. Sars), thomsoniü Dan. u. Kor., Caudina ransonnetit v. Marenz. (VI, 15a), Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor., Haplodactyla molpadioides Semp. (VI, 15) u. a. Hier kommt es dadurch zu einer Bilateralität, dass die gleich- grossen Zinken an den beiden dorsalen und an den beiden seitlichen ventralen Radialien mit Bezug auf die Medianebene des Thieres sym- metrisch sich einander gegenüberliegen, während die Stellung der kleinen und der grossen Zinke an dem mittleren ventralen Radiale congruent ist 838 Seewalzen. mit derjenigen an den beiden rechtsseitigen Radialien. Congruent unter sich sind also einerseits drei, anderseits zwei Radialia; jene drei sind das mittlere ventrale, das rechte ventrale und das rechte dorsale, diese zwei das linke ventrale und das linke dorsale. Der genaue Nachweis für dieses eigenartige Stellungsverhältniss der Zinken, welches in engem Zusammenhange mit dem später zu erörternden Ansatze der Muskeln und der Fühler an den Kalkring steht, ist zwar erst für einige wenige der genannten Arten erbracht worden, so für Haplodactyla molpadioides Semp. durch Semper (238), für Haplodactyla australis Semp., Orcula tenera Ludw. (VI, 17) und Phyllophorus brocki Ludw. durch mich (16la u. 161b), doch ist zu erwarten, dass weitere Untersuchungen die oben angegebene Regel auch für andere Arten mit ungleichen vorderen Radialzinken be- stätigen werden. In histologischer Hinsicht ist der Kalkring noch wenig untersucht. Seine Glieder bestehen aus demselben netzförmigen Kalkgewebe, aus welchem die Skeletstücke aller Echinodermen aufgebaut sind. Die Maschen dieses netzförmigen Gewebes sind bald enger, bald weiter und werden nach Baur (10) und Semper (238) von faserfreiem oder faserigem Binde- gewebe eingenommen. Hamann (93) hat dieses Bindegewebe bei Synapta digitata (Mont.) näher untersucht und als ein netzförmig fibrilläres von ähnlicher Beschaffenheit wie in gewissen Stellen der Körperhaut gefunden, also bestehend aus sternförmigen Zellen, welche durch kurze Ausläufer miteinander anastomosiren, Ueber die Function des Kalkringes, seine Entwicklung, sowie seine systematische und phylogenetische Bedeutung sind die späteren Kapitel nachzusehen, welche die Physiologie, Entwieklungsgeschichte, Systematik und Phylogenie der Holothurien behandeln. 2. Verbindung des Kalkringes mit der Muskulatur; die Rückziehmuskeln. Mit dem Kalkringe verbinden sich die Längsmuskeln der Körper- wand in der Weise, dass sie sich an das Vorderende der Radialia ansetzen und zwar immer unmittelbar hinter dem Loche oder dem Einschnitte, durch welchen der Radialnerv seinen Weg nimmt. Nicht selten ist diese Ansatzstelle der Längsmuskeln durch eine Vertiefung auf der Aussenfläche der Radialglieder gekennzeichnet. Diese Muskelgrube (Muskeleindruck) liegt in der Regel genau in Mittellinie des Radialgliedes, rückt aber dann, wenn das Radiale ungleiche vordere Zinken besitzt (vergl. S. 87), aus der Mittellinie heraus und folgt dabei, z. B. bei Haplodactyla molpadioides - Semp. und H. australis Semp., der breiteren Zinke, sodass die 5 Muskel- eindrücke in derselben gesetzmässigen Weise vertheilt sind, welche ich oben für die Stellung der Zinken angegeben habe. Kalkring und Ruckziehmuskeln. 89 Da neuerdings Lampert (134) die zwar auch von Semper (238) einmal ausgesprochene, aber später zurückgenommene Behauptung auf- gestellt hat, dass in der Familie der Dendrochiroten sich die Längsmuskeln im Gegensatze zu allen Holothurien nicht an den Kalkring inseriren, so muss hervorgehoben werden, dass jene Behauptung auf einem Irrthum beruht und eine derartige Ausnahmestellung der Dendrochiroten keines- wegs vorhanden ist. Dagegen sind die Dendrochiroten dadurch ausgezeichnet, dass sieh von jedem ihrer Längsmuskeln ein Muskel abspaltet, welcher sich von der Körperwand loslöst, frei durch die Leibeshöhle hindurchtritt und sich hinter der Insertion des betreffenden Längsmuskels an ein Radialglied des Kalkringes ansetzt. Wie aus der Anordnung dieser Muskeln ohne Weiteres hervorgeht, dienen sie als Rückziehmuskeln des Kalkringes. Bei ihrer meist kräftigen Ausbildung konnten sie schon den älteren Forschern Strussenfelt (252), Gunner (89) und Pallas (195), welchen wir die ersten Mittheilungen über die Anatomie dendrochiroter Holothurien ver- danken, nicht verborgen bleiben. Dass sie eine Abspaltung der Längsmuskeln sind, lässt sich aus verschiedenen Gründen erweisen. Erstens gehen sie da, wo sie die Körperwand erreichen, unmittelbar in die Längsmuskeln über*), während diese von derselben Stelle an nach vorn hin entsprechend schwächer sind als nach hinten. Zweitens bleibt mitunter jeder Rückziehmuskel seiner ganzen Länge nach mit dem zu- gehörigen Längsmuskel in Zusammenhang, sei es durch eine starke musku- löse Platte wie bei Theelia**) cataphracta (Sel.) oder sei es durch eine dünne, muskelfreie, nach Art eines Mesenteriums angeordnete Haut, wie 2. B. bei Phyllophorus perspieillum (Sel.); bei Theelia cataphracta ist offenbar ein älterer, bei Phyllophorus perspieillum ein etwas wenig alter Zustand n der allmähligen Abspaltung der Retractoren von den Längsmuskeln dauernd festgehalten. Drittens verschmilzt bei manchen Arten, z. B. bei Oucumaria frondosa (Gunn.), die Insertion der Retractoren am Kalkringe mit derjenigen der Längsmuskeln, während sie bei anderen Arten durch einen kürzeren oder längeren Abstand von der Insertion der Längsmuskeln getrennt ist; das letztere Verhalten erscheint dem ersteren gegenüber als das jüngere, später entstandene. Ebenso wie die Längsmuskeln sind auch die Rückziehmuskeln der Dendrochiroten in der Regel einfach. Mitunter aber zerfällt jeder Rück- ziehmuskel nach seinem Abgange von dem Längsmuskel in zwei oder mehrere Bündel, die sich in der Nähe des Kalkrings entweder wieder *) Nur bei Psolus granulatus Ayr. sollen die beiden dorsalen Rückziehmuskeln nicht von den Längsmuskeln, sondern von einem queren Muskel entspringen. Die betreffende Angabe von Ayres (7, p. 63) bedarf indessen schon wegen ihrer knappen Kürze einer Nachunter- suchung. ##) Wje im systematischen Abschnitte näher begründet wird, halte ich es für nöthig, von der Gattung Psolus in ihrem bisherigen Umfange eine neue Gattung abzuzweigen, welcher ich den Namen Theelia beilege. .90 Seewalzen. vereinigen, z. B. bei Phyllophorus japonicus (v. Marenz.), oder voneinander trennen und sich dann entweder hintereinander, wie z. B. bei Phyllophorus mollis (Sel.), oder nebeneinander, wie z. B. bei Tihyone cumninghami Bell, an den Kalkring ansetzen. Die Stelle, an welcher sich der Rückzieh- muskel von dem zugehörigen Längsmuskel abspaltet, liegt zwar bei den verschiedenen Arten in sehr verschiedenem Abstande vom vorderen Körper- ende, überschreitet aber nach vorn nur selten die Grenze des ersten Körperviertels, nach hinten fast nie die Körpermitte*). Besonders häufig bezeichnet die Gegend zwischen dem ersten und zweiten Körperdrittel die Ursprungsstele der Retractoren. Im Allgemeinen erscheint das zweite Körperviertel als der Bereich, in welchem sie ihre Entstehung nehmen. In der Regel sind sie bei demselben Thiere unter sich gleichlang, sodass also ihre Abgangsstellen von den Längsmuskeln auf demselben Körper- querschnitte liegen. Doch giebt es einige Psolus-Arten, bei welchen schon die ersten Beobachter eine ungleiche Länge der Retractoren festgestellt haben, so Strussenfelt (252) für Psolus phantapus und Koren (119) für Ps. squamatus; bei jener Art reichen die zwei dorsalen Retraetoren bis zum hinteren Körperabschnitte, dagegen die drei ventralen nur bis an die vordere Grenze der Bauchsoble, Während die Retractoren keiner bis jetzt bekannten dendrochiroten Holothurie fehlen, sind sie bei den Aspidochiroten und Elasipoden nirgends, bei den Molpadiiden nur bei zwei, bei den Synaptiden aber bei mehreren Arten zur Ausbildung gelangt. Jene beiden Molpadiiden sind Molpadia chilensis J. Müll. und M. australis Semp.; da sie allein die Gattung Molpadia in ihrer jetzigen Begrenzung bilden, ist der Besitz der Retractormuskeln von Semper in die Diagnose dieser Gattung aufge- nommen worden**). Bei beiden Arten sind die Längsmuskeln paarig und es spalten sich dementsprechend auch die Retractoren als fünf Paare von ihnen ab. Bei Molpadia australis Semp. stehen sie Ähnlich wie bei manchen Dendrochiroten durch ein bindegewebiges Septum in Verbindung mit der Körperwand. Unter den Synaptiden hat schon Joh. Müller (184) des Vorkommens einer retractorenähnlichen Bildung bei Synapta beselü Jäg. gedacht und Grube (83) die viel deutlicher ausgebildeten Rückzieh- muskeln von Chiridota discolor Eschsch. beschrieben. Später hat dann auch M. Sars (222) auf das gleiche Verhalten der Chiridota laevis (Fabr.) aufmerksam gemacht, was Duncan. u. Sladen (56) bestätigten, und ich selbst (153) war in der Lage bei einer anderen Art, Chiridota rotifera (Pourt.), die Rückziehmuskeln nachzuweisen. Wo sie bei Synaptiden vor- kommen, sind sie ebenso wie die Längsmuskeln einfach. Bei Chiridota rotifera sind sie sehr kurz, dagegen erreichen sie bei Ch. discolor und Ch. laevis '/, der Körperlänge; bei Ch, discolor scheinen sie die Leibes- *) Diese Angaben beziehen sich auf conservirte Thiere mit zurückgezogenem Schlundkopfe. *#*) Rudimentäre Retractoren werden aber auch von einigen Arten der Gattungen Haplo- dactyla und T'rochostoma angegeben. Wassergefässsystem. 9] höhle frei zu durchsetzen, während sie bei Ch. rotifera durch eine binde- gewebige, bei Ch. laevis durch eine muskulöse Membran mit der Körper- wand, d. h. mit den Längsmuskeln, in Zusammenhang bleiben. Es spricht also auch das Verhalten bei den Synaptiden und der Gattung Molpadia dafür, dass sie hier wie bei den Dendrochiroten Abspaltungen der Längs- muskulatur sind. VH. Wassergefässsystem. Das Wassergefässsystem der Seewalzen ist erst durch Tiedemann’s (275) grundlegende Arbeit in seinem Zusammenhange erkannt worden, wenngleich einzelne seiner Theile, z. B. die Poli’sche Blase und die Fühlerampullen schon von den Forschern des vorigen Jahrhunderts be- obachtet worden waren. Tiedemann gebraucht aber den jetzt allgemein üblichen Namen ‚„Wassergefässsystem‘“ noch nicht, sondern nennt dasselbe „Gefässsystem der Tentakeln, der Füsschen und der Haut“ oder kürzer auch nur „Gefässsystem der Haut“. Jäger (110) wendet die Bezeichnung locomotorisches Gefässsystem an (systema vasorum locomotoriorum) und Quatrefages (210) beschreibt die Wassergefässe der Synapta als appareil eirculatoire. Der Ausdruck Wassergefässsystem, syst&me aquifere, scheint von L. Agassiz*) herzurühren und tritt in der deutschen Literatur erst mit v. Siebold’s (240) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie auf. Nach- dem dann auch Joh. Müller diesen Namen für das von ihm anfänglich als „ambulacrales Gefässsystem‘ bezeichnete Organsystem angenommen hatte, kam derseloe sehr rasch in allgemeine Aufnahme. Das ganze Wassergefässsystem stellt ein zusammenhängendes System dünnwandiger Röhren dar, welches von einem den Schlund umkreisenden Ringkanale ausgeht, sich unter und in der Haut der radialen Körper- regionen ausbreitet und in der Regel mit der Leibeshöhle, seltener mit der Aussenwelt in offener Verbindung steht. Die Wandung des mit einer wässerigen Flüssigkeit erfüllten Systemes ist in den meisten Abschnitten des- selben muskulös (an den meisten Stellen durch Längsmuskelfasern) und an ihrer Innenseite überall von einem Wimperepithel bekleidet. Im Umkreis des Mundes und im Bereiche der Radien treten Aeste des Wassergetässsystemes in die Fühler und in die sog. Füsschen ein und verleihen diesen Ge- bilden den Charakter vonäusseren Anhängen des Wassergefässsystemes. Ihnen wollen wir im Folgenden, unter 1. und 2, zunächst unsere Auf- merksamkeit zuwenden und dann erst zu einer Betrachtung der äusserlich nicht sichtbaren Theile des Wassergefässsystemes übergehen. Als solche werden wir zu beachten haben: 3. den Ringkanal, 4. die an dem Ring- kanale hängenden, sog. Poli’schen Blasen, 5. die vom Ringkanal abgehenden Radialkanäle, 6. die von diesen oder vom Ringkanale *) Comptes rendus #847, p. 677. 92 Seewalzen. entspringenden Fühlerkanäle, 7. die an den Fühlerkanälen vorkommen- den Fühlerampullen, 8. die von den Radialkanälen abgehenden Füsschenkanäle, 9. die den Füsschenkanälen anhängenden Füsschen- ampullen. Nachdem wir dann 10. die morphologischen Beziehungen der Fühler zu den Füsschen erörtert haben, werden wir weiterhin 11. in dem sog. Steinkanal den Verbindungsgang des Ringkanales mit der Leibeshöhle oder der Aussenwelt kennen lernen und schliesslich 12. die Inhaltsflüssigkeit des ganzen Systemes näher ins Auge fassen. — In Betreff der Function und Entwicklung des Wassergefässsystemes sind die Kapitel über die Physiologie und die Ontogenie nachzusehen. 1. Fühler. Die Fühler (Tentakel) der Seewalzen wurden, nachdem schon Belon (26) ihrer erwähnt und Rondelet (216) sie von einer Aspidochiroten-Art abgebildet hatte, zuerst von Bohadsch (30) und Gärtner (68) etwas genauer nach Form und Zahl beschrieben. Auch Bianchi (205) war mit denselben nicht unbekannt geblieben. Strussenfelt (252) und Gunner (89), sowie Forskal (65, 66) fügten weitere Beobachtungen hinzu und so konnten bereits Pennant (199) und O. F. Müller (189) den Besitz von Fühlern im Umkreis des Mundes in die Diagnose der damaligen Gattung Holothuria aufnehmen. Dass sie damit das Richtige getroffen, beweist die Thatsache, dass bis heute keine einzige Art bekannt geworden ist, welche der Fühler ganz entbehrt. — Im Folgenden wollen wir der Reihe nach die Zahl- und Grössenverbältnisse der Fühler, ihre Anordnung und ihren feineren Bau betrachten, ihre Function dagegen, Entwicklung, systematische und phylogenetische Bedeutung späteren Kapiteln vor- behalten. a. Zahl. Die Zahl der Fühler beträgt mindestens 10, höchstens 30, am häufigsten 10, 12, 15 oder 20, seltener eine andere zwischen 10 und 30 gelegene Ziffer. Wenn man absieht von dem häufigen Vorkommen von 12 Fühlern in der Familie der Synaptiden, so ist die Fühlerzahl in der Regel ein Vielfaches von 5. Im Grossen und Ganzen lassen die einzelnen Familien eine gewisse Vorliebe für eine bestimmte Zahl von Fühlern erkennen; so waltet bei den Synaptiden die Zahl 12, bei den Elpidiiden und den meisten Dendrochiroten die Zahl 10, bei den Mol- padiiden die Zahl 15, bei den Deimatiden und Aspidochiroten die Zahl 20 vor. Die Fühlerzahl 10 findet sich niemals bei den Molpadiiden, Deima- tiden und Aspidochiroten, die Zahlen 12 und 15 nie bei den Aspido- chiroten, die Zahl 20 nie bei den Molpadiiden, Zahlen zwischen 20 und 30 nie bei den Molpadiiden und Elasipoden. Die grösste Mannigfaltigkeit in der Fühlerzahl zeigen die Dendrochiroten (10—30) und Synaptiden (10— 27), dann folgen die Aspidochiroten (15—50), dann die Elasipoden (10—20) und zuletzt die Molpadiiden (12?—15). — Im Einzelnen ist die Vertheilung der Fühler der Zahl nach die folgende: Wassergefässsystem. 93 10 Fühler haben: unter den Synaptiden die Gattungen Trrochoderma und Rhabdomolgus, sowie einzelne Synapta- und Chiridota-Arten, z. B. Synapta retieulata Semp., similis Semp., lactea Sluit., psara Sluit., Chüridota japomica v. Marenz., venusta Sem., australiana Stimps.; unter den Elpidiiden alle Gattungen mit alleiniger Ausnahme von Einypniastes mit wahrscheinlich 20 und Achlyonice mit 12 (oder 11?) Fühlern; unter den Psyehropotiden nur Psycheotrephes exigua Theel und Psychropotes loveni Theel; endlich unter den Dendrochiroten die Gattungen Psolus, Psolidium, Colochirus, Oenus, Thyone, Cucumaria, Rhopalodina. 11 Fühler besitzt regelmässig Synapta tenera Norm. 12 Fühler haben: unter den Synaptiden die Gattungen Anapta, Myrio- trochus und Acanthotrochus, viele Chiridota-Arten, z. B. Ch. laevis (Fabr.), discolor Eschsch., rotifera (Pourt.), contorta Ludw., und zahlreiche Synapta- Arten, z. B. S. digitata (Mont.), inhaerens (0. F. Müll.); unter den Mol- padiiden vielleicht Caudina caudata (Sluit.) und einzelne Exemplare von Molpadia chilensis J. Müll.; unter den Elasipoden nur die Gattung Achlyo- nice aus der Familie der Elpidiiden und vielleicht auch die Psyehropotiden- Art Benthodytes selenkiana Theel. 13 Fühler scheinen bei einigen Synapta-Arten Regel zu sein, z. B. bei S. indivisa Semp., recta Semp., uncinata Hutton, striata Sluiter. 14 Fühler sind bei einem Exemplare von Synapta vittata (Forsk.) be- obachtet worden. 15 Fühler finden sich unter den Synaptiden bei manchen Synapta- Arten, z. B. $. beselü Jäg., vittata (Forsk.), nigra Semp., glabr« Semp., serpentina J. Müll., lappa J.Müll.; unter den Molpadiiden bei allen Gattungen und Arten mit alleiniger Ausnahme der angeblich nur 12fühlerigen Caudina caudata Sluit.; unter den Deimatiden bei den Gattungen Laetmogone und Ilyodaemon; unter den Psychropotiden bei 3 Benthodytes- Arten: B. abyssi- cola, sordida und mamillifera Theel; unter den Dendrochiroten bei den Gattungen Orcula und Theelia. 16—19 Fühler kommen vor bei einzelnen Synapta- und Chiridota- Arten, z. B. 14—-16 bei Synapta godeffroyi Semp., 16 bei Chöridota incon- grua Semp., 17—18 bei Ch. variabilis Semp., 18 bei Ch. vitiensis Gräffe und Ch. dubia Semp., 19 bei Ch. panaensis Semp.; ferner unter den Psychropotiden 16 bei Psychropotes semperiana Theel, 15 bei Psychropotes longicauda, Benthodytes sanguinolenta und Euphronides depressa Theel; unter den Aspidochiroten bei einzelnen Stichopus-Arten, z. B. 15 bei St. möbii und naso Semp., 19 bei Sf. errans Ludw.; unter den Dendrochiroten bei einzelnen Exemplaren der Gattungen Phyllophorus, Actinoeueumis und Pseudocueumis. 20 Fühler werden unter den Synaptiden nur von zwei schlecht be- kannten Arten, Synapta tenwis (Quoy u. Gaim.) und Chiridota rubeola (Quoy u. Gaim ) angegeben; unter den Elasipoden sind 20 Fühler ver- treten bei den Deimatiden-Gattungen Oneirophanta, Deima, Orphnurgus und Pannychia, ferner bei zwei Psychropotiden Benthodytes papillifera und 94 Seewalzen. typica Theel und wahrscheinlich bei der einen Elpidiide Enypniastes eximia Theel; unter den Aspidochiroten haben weitaus die meisten Holothuria-, Milleria- und Stichopus-Arten, sowie die übrigen Gattungen: Zabidodemas, Parlopatides und Pseudostichopus 20 Fühler und endlich unter den Dendro- chiroten die meisten Arten der Gattungen Phyllophorus, Actinoeuceumis und Pseudoeueumis. Mehr als 20, bis 30 Fühlern begegnen wir unter den Synaptiden nnr bei Synapta kefersteinii Sel. mit 15—27 und 8. kallipeplos Sluit. mit 24 Fühlern. Zahlreicher sind derartige Arten unter den Aspidochiroten; so besitzt Holothuria gräffeı Semp. 24—25, H. samoana Ludw. 25, H. flavo-. maculata Semp. 26—80, H. immobilis Semp. 25—30, H. discrepans Semp. und FH. caesarea Ludw. 30, Mülleria mauritiana (Quoy u. Gaim.) 25, M. agassizii Sel. 25—27 Fühler. Unter den Dendrochiroten ist es ausser Phyllophorus mollis (Sel.), welcher mitunter 21 Fühler besitzt, nur die Gattung Pseudoceueumis, bei welcher mehr als 20, bei Pseudocueumis inter- cedens Lamp. sogar bis 30 Fühler auftreten. Während die meisten Gattungen und Arten eine bestimmte Fühlerzahl mit grösster Regelmässigkeit festhalten, giebt es andere, bei welchen die Zahl im Inneren der Gattungen und Arten geringeren oder grösseren Schwankungen unterliegt. Solche Gattungen sind insbesondere Synapta mit 10—25, Chiridota mit 10—20, Benthodytes mit 15—20, Psychropotes mit 10— 185, Holothuria mit 20—30, Mülleria mit 20—27, Phyllophorus mit 16—21, Pseudocueumis mit 18—30 Fühlern. Beispiele von Arten mit schwankender Fühlerzahl sind: Synapta kefersteinii Sel. mit 15—27, Chiri- dota discolor Eschsch. mit 11—15, Ch. rufescens (Br.) mit 15—20, Holo- thuria immobilis Semp. mit 25—80, H. flavo-maculata Semp. mit 26—80, Mülleria agassizit Sel. mit 25—27, Phyllophorus mollis (Sel.) mit 16—21 und Pseudocucumis intercedens Lamp. mit 18—30 Fühlern. b. Grösse. Durcbgängig haben die Fühler im Vergleiche zum Körper eine mässige Grösse; namentlich gilt das für die Synaptiden, Elasipoden und Aspidochiroten. Dagegen sind die Fühler der Molpadiiden auffallend klein, während sie bei den Dendrochiroten ibre grösste Länge erreichen und bei einzelnen Arten derselben, z. B. bei Psolus squamatus (Düb. u. Kor.), bei vollständiger Ausstreckung so lang werden wie der ganze Körper. In den meisten Fällen sind alle Fühler desselben Exemplares unter sich von gleicher Grösse, doch ist auch ungleiche Grösse der Fühler keine Seltenheit und findet sich sogar bei den meisten Dendrochiroten als regel- mässige Erscheinung. Bei anderen Familien dagegen kommen ungleiche grosse Fühler nur ausnahmsweise vor, entweder als individuelle Abweichung, so z. B. bei Holothuria marenzelleri Ludw., Synapta kallipeplos und psara Sluit., oder als Eigenthümlichkeit jugendlicher Thiere, so bei manchen Rlasi- poden. Bei den Dendrochiroten kann der Unterschied der grossen und kleinen Fühler ein recht erheblicher sein, sodass jene oft 4—Ömal so lang sind wie diese. Für die kleineren Fühler atteh Dalyell (48) den Namen „Antennulae‘“ in Vorschlag gebracht, der aber keine Aufnahme gefunden hat. Wassergefässsystem. 95 Für die mit 10 Fühlern ausgestatteten Dendrochiroten gilt die Regel, dass, wie schon Diequemare (51) an seiner „Fleurilard&‘“‘ feststellte, 8 grössere und 2 kleinere vorhanden sind. Ausgenommen davon sind nur einige wenige (ucumaria-Arten, z. B. Ü. frondosa (Gunn.) und Ü. köllikeri Semp., und fast alle Arten der Gattung Psolus. Mitunter kommt es vor, dass unter den 10 Fühlern nicht zwei, sondern nur einer kleiner ist, 2. B. Cucumaria punctata Ludw. und Psolus regalis Verrill. Unter den mit mehr als 10 (15—20—30) Fühlern versehenen Dendro- ehiroten sind ebenfalls die Fühler nur selten, z. B. bei Theelia cataphracta (Sel.) und einzelnen Exemplaren von Phyllophorus mollis (Sel.), gleich- gross. In der Regel sind sie sehr ungleich an Grösse; bei 15 Fühlern sind alsdann 5 kleinere, bei mehr als 15 5—10 kleinere vorhanden. e. Anordnung. Gewöhnlich sind die Fühler in der Weise angeordnet, dass sie dem Rande der Mundscheibe entlang einen einfachen Kreis um den Mund herum bilden. Nur bei den Dendrochiroten-Gattungen: Phyllophorus, Pseudocueumis und vielleicht auch Actinocueumis rücken die kleineren Fühler alle oder zum Theil dem Munde näher als die übrigen und bilden so einen zweiten, inneren Kreis. Es wird ausserdem noch von einer Synaptide, Synapta bifaria Semp., von Herapath (97) ein zweiter innerer Fühlerkreis angegeben; indessen hat sich diese, auch sonst unzureichend bekannte Art bis jetzt jeder Nachprüfung entzogen, sodass jene Behauptung eines zweiten Fühlerkreises bei einer Synaptide einstweilen auf sich beruhen bleibt. Und nicht besser steht es um die angebliche Verdoppelung des Fühlerkranzes bei der gleichfalls nur mangel- haft bekannten Holothuria hilla®) Less., sowie bei Holothuria verrucosa Sel. Bei gleichgrossen, in einem einfachen Kreise stehenden Fühlern sind dieselben bei einer Gesammtzahl von 10, 15, 20 und mehr in der Regel in der Weise vertheilt, dass jedem Fünftel des Mundscheibenrandes gleich- viele Fühler angehören. Dieses dem radiären Bauplane entsprechende Verhältniss macht aber einem bilateral-symmetrischen Platz, wenn wie bei Myriotrochus und zahlreichen Synapta- und Chiridota- Arten, z. B. Synapta digitata (Mont.) und Chiridota rotifera (Pourt.) im Ganzen 12 Fühler vorhanden sind und sich so vertheilen, dass den beiden seitlichen dorsalen Interradien je drei, den drei übrigen Interradien aber nur je zwei Fühler zufallen. Bilden acht grössere und zwei kleinere Fühler den Fühlerkranz, so stehen die zwei kleineren immer ventral, rechts und links von dem mitt- leren ventralen Radius. Die einzige dieser Regel widersprechende Angabe von Anderson (5), welche sich auf eine ungenügend beschriebene und von Lampert als Colochirus andersoni bezeichnete Art bezieht, dürfte wohl sicher auf einem Irrthum beruhen. Durch die ventrale Stellung *) Diese Art wird seit Jäger (110) als 7. llla aufgeführt und Lampert (134) glaubt das noch nachträglich durch die Annahme begründen zu müssen, es liege bei Lesson ein Druckfehler vor. Der Name hilla ist aber von Lesson (318) ganz gut gewählt und bedarf gar keiner Verbesserung, denn er bezeichnet eine Wurstsorte der alten Römer. 96 Seewalzen. | der zwei kleineren Fühler bekommt die ganze Fühleranordnung wieder einen bilateralsymmetrischen Ausdruck. Dasselbe kann bei der 12fühlerigen Synapta psara Sluit. dadurch erreicht werden, dass ein über- zähliger dreizehnter Fühler auftritt, der kleiner ist als die übrigen und eine ventrale Stellung einnimmt. Sind fünf oder noch mehr kleinere Fühler vorhanden, so wechseln dieselben entweder, wie bei Actinoeucumis, Phyllophorus frauenfeldi Ludw. und manchen Exemplaren von Pseudoeuceumis intercedens Lamp., in unregel- mässiger Weise mit den grösseren ab oder aber sie ordnen sich nach bestimmten Regeln. So z. B. sind bei Orcula die fünf kleineren durch je ein Paar grössere voneinander getrennt und können dabei, z. B. bei Orcula tenera Ludw., zugleich etwas weiter vom Munde entfernt stehen als die grösseren, sodass sie einen zweiten, äusseren Fühlerkreis andeuten. — Bei einem mit 30 Fühlern ausgestatteten Exemplare von Pseudocueumis intercedens Lamp. wechseln fünf Paar kleinere mit je vier grösseren ab und bilden zugleich den schon oben erwähnten, zweiten, inneren Fühlerkreis. — Bei Phyllophorus schmeltzii (Ludw.), cebuensis (Semp.) Fig. 12. Fig. 11. Schema über die Anordnung der grossen (und mittelgrossen) und kleinen Fühler bei Pseudocucumis africana (Semp.). Fie. 12. Desgleichen von Pseudocucumis acicula (Semp.). Der mittlere schraffirte Kreis bedeutet die Lage der Mundöffnung, DV die Lage der dorso-ventralen Medianebene, die nicht schraffirten Kreise die Lage und relative Grösse der Fühler, die Pfeile die Richtung der Badien. und vielen anderen Arten dieser Gattung wechseln fünf Paar grosse mit fünf Paar kleinen. — Bei Pseudocueumis africana (Semp.) und acicula (Demp.) sind grosse (mittelgrosse) und kleine Fühler in bilateralsym- metrischer Weise so vertheilt, wie es die beiden Holzschnitte 11 und 12 erläutern. Aus diesen Figuren geht gleichzeitig hervor, was auch für die anderen vorbin aus den Gattungen Pseudocueumis und Phyllophorus angeführten Beispiele gilt, dass nämlich die kleinen Fühler immer den Radien zunächst liegen, dagegen die grösseren in ihrer Stellung den Interradien entsprechen. Wir werden später, bei Betrachtung der in die Fühler eintretenden Wasser- Wassergefässsystem. 97 gefässäste (S. 121)sehen, dass in der Beziehung der letzteren zu den sie stützen- den Gliedern des Kalkringes ähnliche Verhältnisse sich geltend machen. d. Form. Die einfachste Gestalt der Fühler ist die eines lang- gestreckten Kegels mit gleichmässig glatter Oberfläche. Von dieser etwa fingerförmigen Grundform, bei weleber indessen die Fühler nur selten, z. B. bei Haplodactyla molpadioides Semp. (VII, 1), verharren, geht ihre Gestaltung nach drei verschiedenen Richtungen auseinander, indem sie entweder eine gefiederte oder eine schildförmige oder eine baumförmige Ausbildung erfährt. 1. Gefiederte Fühler (tentacula pinnata) kommen vorzugsweise bei den beiden Familien der Molpadiiden und Synaptiden vor. Sie entstehen dadurch, dass die gestreckt-kegelförmige Grundgestalt zwei einander gegenüber stehende Längsreihen von einfachen, bald kürzeren, bald längeren Nebenästen entwickelt. Diese Nebenäste oder Fiederäste sind lappen-, finger- oder lanzettförmig und regelmässig so vertheilt, dass in jeder der beiden Längszeilen gleichviele stehen. Sind die Nebenäste nur in geringer Zahl vorhanden, so entspringen sie immer in der Nähe der Fühlerspitze und man bezeichnet dann die Fühler wohl auch als gefingerte (tentacula digitata, VIII, 1), während sie bei grösserer Anzahl den Fühler von der Spitze bis zur Wurzel besetzen und so demselben ein deutlich federförmiges Aussehen (VII, 4) geben. Gewöhnlich sind die benachbarten Fiederäste vollständig voneinander getrennt, seltener durch eine feine Membran verbunden, z. B. bei Synapta nigra und S. glabra Semp. Die Zahl der Nebenäste scheint nach einigen Beobachtungen von Danielssen und Koren (50), Duncan und Sladen (56) und Semon (235), mit dem Alter. in proximaler Richtung zuzunehmen und ist überhaupt je nach den Gattungen und Arten recht verschieden. So besitzen z. B. die Fühler von Ankyroderma und von Trochostoma thomsomit Dan. und Kor. (VII, 2) jederseits nur einen kurzen, gerundeten Nebenast dicht an der gleichfalls gerundeten Spitze des Fühlers, welche infolge dessen dreitheilig aussieht. Bei einer anderen Trochostoma-Art, Tr. archeum (v. Marenz.), kann sich die Zahl der Nebenäste bereits auf jederseits drei vermehren (VII, 3). Noch zahlreicher sind sie bei den meisten Synaptiden; so be- sitzt z. B. Chiridota liberata Sluit. jederseits 4, Synapta inhaerens (©. F. Müll.) jederseits 5 —7, S. reticulata Semp. 5—6, 5. indivisa Semp. und Chiridota vitiensis Gräffe 10, Ch. rufescens (Br.) 11— 12, Synapta lactea Sluit. 14— 15, Chiridota panaensis Semp. 15 —16, Synapta polü Ludw. sogar 30. Daneben gibt es aber auch Synaptiden mit nur zwei Paar Nebenästen, z. B. Synapta digitata (Mont.), molesta«, dubia, similis Semp. Bei vielen Chiridoten ist der Hauptstrahl des Fühlers, soweit er Neben- strahlen trägt, etwas verbreitert und von seinem dann als Stiel erscheinenden basalen Theile abgesetzt. Dadurch nähert sich die Gesammtform des Fühlers etwas der gleich zu betrachtenden schildförmigen der Aspidochiroten und wird deshalb wohl auch als peltato-digitat bezeichnet. Der distale Theil der Chiridotenfühler wird auch „Händchen“ genannt und kann bei manchen Arten, z. B. Chiridota panaensis Semp. und vitiensis Gräffe Bronn, Klassen des Thier-Reichs. TI. 3. 7 98 Seewalzen. nach aussen zusammengeklappt und in die scheidenförmige Basis des Fühlers zurückgezogen werden (VII, 5). 2. Schildförmige Fühler (tentacula peltata) sind charakteristisch für die Familie der Aspidochiroten. Sie lassen einen Stiel und eine Scheibe unterscheiden. Letztere stellt eine endständige, mit einem Schilde vergleich- bare Verbreiterung des Fühlers vor, welche am Rande gekerbt oder in primäre und sekundäre Lappen und Läppchen zerlegt ist (VII, 7). Bei den Elasipoden, deren Fühler sich ebenfalls als schildförmig bezeichnen lassen, ist die Endscheibe (VII, 6) nicht immer so kräftig ausgebildet und scharf abgesetzt wie bei den meisten Aspidochiroten; an ibrem Rande können die Fortsätze fehlen oder sie sind stummelförmig oder einfach fingerförmig oder (selten) verästelt. 3. Baumförmige Fühler (tentacula arborescentia) kennzeichnen sich dadurch, dass der Stamm des Fühlers sich entweder von der Wurzel an oder erst in einigem Abstande von derselben in Aeste auflöst, welche selbst wieder sich weiter verästeln und verzweigen (VII, 8). Die feinen End- zweige tragen häufig, z. B. bei Phyllophorus urna Grube, an ihrer Spitze eine läppehenförmige Verbreiterung. Seltener, z. B. bei Ocnus pygmaeus Semp., endigt jeder Fühlerast mit einer Gruppe kurzer eylindrischer An- hänge, die an ihrem freien Ende ähnlich wie die Ambulacralfüsschen ab- gestutzt und vertieft sind (ohne jedoch wie diese ein kalkiges Endscheibehen zu enthalten). e. Bau. Der feinere Bau der Fühler ist besonders durch Semper (238), Jourdan (114) und Hamann (92 und 95) bekannt geworden. Zugleich haben die genannten Forscher einige frühere Angaben von Quatrefages (210) und Baur (10) berichtigt. Von aussen nach innen lassen sich im Aufbau der Fühler die folgenden Schichten unterscheiden. 1. Die Haut, welche in ihrer Zusammensetzung ganz der Haut des übrigen Körpers entsprieht, von der sie ja eine unmittelbare Fortsetzung darstellt. Wie dort (s. S. 31) zerfällt auch hier die Haut in eine Cutieula, eine Epithellage und eine Cutislage. Das Epithel verhält sich nur an den Endläppchen der Fühler — bei den Dendro- und Aspidochiroten; bei den Molpadiiden und Elasipoden ist es an diesen Stellen noch nicht näher untersucht — anders als sonst, indem es sich an der Bildung der dort be- findlichen Sinnesplatten (s. S. 73) in wesentlicher Weise betheiligt; bei den Synaptiden finden sich ähnliche Modificationen des Fühlerepithels in dem Autbaue der früher besprochenen Sinnesknospen (8. S. 73) und Tast- papillen (s. S. 75, 76). Die Cutis der Fühler ist meistens kräftig ent- wickelt, lässt mitunter, z. B. bei Holothuria tubulosa (Gmel.) eine äussere, lockere und eine innere, derbe Lage unterscheiden und beherbergt die schon früher (S. 54) erwähnten Kalkkörper, die bei manchen Dendrochi- roten in dem basalen Abschnitt des Fühlers so reichlich auftreten können, dass sie demselben eine gewisse Starrheit verleihen. Gegen die folgende Schicht ist die Cutislage nach Semper durch eine feine hyaline Membran begrenzt, welche indessen von den späteren Forschern nicht erwähnt wird. Wassergefässsystem. 99 2. Die Muskelschicht, welche ausschliesslich aus Längsmuskelfasern gebildet ist. Allerdings hat schon Quatrefages behauptet, dass bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) nach aussen von der Längsmuskulatur eine schwer wahrnehmbare Ringmuskellage vorhanden sei und es haben Baur für Synapta digitata (Mont.) und neuerdings Danielssen und Koren (50) für Irpa abyssicola und Trochostoma thomsoni die gleiche Behauptung wiederholt. Indessen haben weder Semper, Jourdan und Hamann, noch auch Teuscher (261), ich (155), Semon (236) und Vogt und Yung (284) jene angebliche Ringmuskelschicht aufzufinden vermocht. Ebenso verhält es sich in Betreff der Tiedemann’schen (275) Angabe, dass bei Holothuria tubulosa (Gmel.) nach innen von der Längs- muskulatur eine Ringmuskelschicht vorhanden sei. 3. Das innere Epithel, welches den zum Wassergefässsystem ge- hörigen Innenraum des Fühlers und seiner Nebenästchen, Fortsätze und Verzweigungen auskleidet. Dasselbe ist wie im übrigen Wassergefäss- system ein Wimperepithel und wird des Näheren bei Synapta digitata von Hamann als ein einfaches Plattenepithel, bei T’rochostoma thomsonii von Danielssen und Koren als ein cylindrisches Epithel beschrieben. Zwischen der Cutisschicht und der Längsmuskelschicht des Fühler- stieles fand Jourdan bei Holothuria tubulosa, was Vogt und Yung für Cucumaria planei (Br.) bestätigten, eine mit Cölomflüssigkeit erfüllte und von bindegewebigen Brücken durchsetzte Lacune, auf welche wir später bei Betrachtung der Leibeshöhle und ihres Inhaltes zurückkommen müssen. Ferner trifft man zwischen der Cutis- und der Muskelschicht auf den (S. 73) besprochenen Fühlernerv, der seine Zweige in die Cutisschicht entsendet. Ob sich die von Semper erwähnte hyaline Grenzmembran der Cutis nach innen oder nach aussen von der eben erwähnten Lacune und dem Fühlernerv befindet, kann erst durch neue Untersuchungen fest- gestellt werden. Dass sich endlich zwischen der Muskelschicht und der inneren Epithelschicht auch noch eine dünne innere Bindegewebslage ausbilden kann, geht aus den Beobachtungen hervor, welche Danielssen und Koren (50) bei Irpa abyssicola angestellt haben. Die Muskelschicht und die innere Epithelschicht werden von Baur als Tentakelschlauch zusammengefasst; beide sind Bestandtheile der Wassergefässwand, welche sich bei Bildung des Fühlers in dessen äussere, der Körperhaut an- gehörende Wandung ausgestülpt und dieselbe vor sich her getrieben hat. Ueber die Homologie der Fühler mit den Füsschen vergl. S. 128. 2. Füsschen und Ambulacralpapillen. Die erste Erwähnung der Füsschen und ihrer endständigen Saug- scheiben findet sich bei Belon (26), der dieselben auch schon ganz richtig mit denen der Seeigel und Seesterne verglich. Bohadsch (30) beachtete zuerst bei der von ihm untersuchten Aspidochiroten-Art den Unterschied zwischen den Bauchfüsschen, seinen „walzenförmigen Fühlfäden“, und fie 100 Seewalzen. den Ambulacralpapillen des Rückens, seinen „Rückenwärzchen“. Bald darauf beschrieb Gärtner (68) bei einer Cucumaria die Füsschen als durchbohrte Tuberkel. Strussenfelt (252) bezeichnete sie bei Psolus phantapus nach ihrem Aussehen im zurückgezogenen Zustande als „Knöpfe“. Gunner (89) nennt sie bei Ccumaria frondosa und Holothuria tremula „Warzen“ oder auch „Zacken“. Pennant (199) spricht von „Fühlern‘“, welche aus Warzen austreten, OÖ. F. Müller (189) von Röhrchen mit Saugblasen, Forskäl(65) und Fabrieius (61) von ausstreckbaren Papillen. An die Stelle dieser schwankenden Bezeichnungen tritt dann allmählich durch Pallas (195) und Diequemare (51) der Name Füsschen, welcher seit den Arbeiten Cuvier’s (76) und Tiedemann’s (273) zum allgemein üblichen geworden ist. Nach diesen historischen Bemerkungen wenden wir uns zu einer näheren Betrachtung der Füsschen, ihrer Form- und Grössenverhältnisse und insbesondere ihrer Anordnung auf der Körperoberfläche, sowie auch ihres feineren Baues. Auf ihre Funktion, Entwicklung, systematische und phylogenetische Bedeutung dagegen werden wir erst in späteren Kapiteln eingehen können. . a. Name und Form. Wenn wir die schon im vorigen Abschnitte behandelten Fühler ausnehmen, so verstehen wir unter Füsschen im Allgemeinen alle äusserlich sichtbaren Anhänge des Holothurienkörpers, in welche Fortsetzungen der Radialkanäle des Wassergefässsystemes eintreten. Ihren Namen „Füsschen“ („Ambulacralfüsschen‘“) oder ‚Pedi- cellen“*) haben sie daher, dass sie in den meisten Fällen vorzugsweise, wenn auch nicht ausschliesslich, zur Fortbewegung des Körpers dienen. Bei typischer Ausbildung haben sie alsdann eine schlanke, eylindrische Gestalt und sind an ihrem freien Ende zu einer in der Mitte vertieften Saugscheibe abgestutzt, welche in der Regel eine kalkige, gitterförmige Skelettplatte einschliesst, die uns schon früher (S. 54) unter dem Namen des Endscheibehens bekannt geworden ist. In anderen Fällen aber können sie in ihrer Gestalt und meistens auch in ihrer Funktion von jener Grund- form abweichen; sie entbehren dann der Saugscheibe (sehr häufig auch des Endscheibchens) und haben gewöhnlich eine kegelförmige, zugespitzte Gestalt. Zum Unterschied von jenen eigentlichen Füsschen werden sie dann als Papillen oder genauer, wegen ihrer Beziehung zum Wasser- gefässsystem, als Ambulacralpapillen bezeichnet. Füsschen und Ambulacralpapillen fehlen den Synaptiden und Molpa- diiden**) vollständig, während wir ihnen bei allen andern Familien be- *) Bronn (34) hat auch den Terminus „podion“ für Füsschen in Vorschlag gebracht; ndessen ist die Bezeichnung nicht weiter in Gebrauch gekommen, Dagegen wird der Terminus Ambulacrum, den ich in Uebereinstimmung mit den meisten Autoren stets zur Bezeichnung der mit Füsschen oder wenigstens mit Radialkanälen ausgestatteten Körperregionen gebrauche, von manchen Forschern (namentlich den französischen) auf das einzelne Füsschen angewendet. **) Ob das für die Molpadiiden so ganz zutreflend ist, erscheint mir noch etwas zweifel- haft. Ich kann den Verdacht nicht unterdrücken, dass die „‚fünf kurzen, etwas ästigen Papillen“, Wassergefässsystem. 101 gegnen. Betrachten wir sie zunächst etwas näher bei den Aspido- und Dendrochiroten, so zeigt sich bald, dass eine scharfe Grenze zwischen Füsschen und Papillen keineswegs vorhanden ist; beide Formen von Ambulacralanhängen sind vielmehr durch allmähliche Uebergänge aufs engste miteinander verbunden. Wie wenig durchführbar die strenge Sonderung in Füsschen und Papillen manchmal ist, zeigt am besten das Beispiel der Holothuria scabra Jäg., deren Ambulaeralanhänge von Selenka und Lampert als Füsschen, von Theel als Papillen, von Semper und mir zum Theil als Füsschen, zum Theil als Papillen angesehen werden. Es ist aber nicht nur die äussere Form, in welcher sich der Uebergang von Füsschen zu Papillen bei Aspido- und Dendrochiroten vollzieht. Auch in dem Besitz oder Mangel eines kalkigen Endscheibehens haben wir kein sicheres Mittel um Füsschen und Papillen in allen Fällen mit Be- stimmtheit von einander zu trennen. Denn wenn auch die Füsschen fast immer ein gutentwickeltes Endscheibchen besitzen, so gibt es doch einzelne Arten, z. B. Cucumaria nigricans (Br.) und Thyone unisemita Stimps., in deren Füsschen die Endscheibehen fehlen. Auf der anderen Seite ist es eine sehr häufige Erscheinung, dass die Papillen noch mit einem wenn auch kleinen, verkümmerten Endscheibehen ausgestattet sind, so z. B. bei Holothuria vagabunda Sel., impatiens (Forsk.), poli Delle Chiaje, immobilis Semp., curiosa Ludw. u. a. Wenn also auch nach dem eben Gesagten eine scharfe morphologische Unterscheidung von Füsschen und Papillen nicht möglich ist, so muss dagegen doch hervorgehoben werden, dass in sehr vielen, ja den meisten Fällen das Füsschen an seiner deutlichen Saugscheibe leicht von der spitz auslaufenden Papille unterschieden werden kann. Deshalb empfiehlt es sich auch, jener Schwierigkeit ungeachtet, für den Zweck der anatomischen und systematischen Beschreibung an der zuerst von Semper (238) betonten Unterscheidung der Ambulacralanhänge in Füsschen und Papillen wenigstens bei den Aspido- und Dendrochiroten festzuhalten. Etwas anders liegt die Sache bei den Elasipoden. Hier kommen kalkige Endscheibehen überhaupt nur ganz ausnahmsweise (vergl. S. 54) in den Ambulacralanbängen vor und wenn man in ihnen allein das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der ‚„Füsschen“ von den „Papillen“ erblickt, so muss man allerdings The&el (266) in der Ansicht beipflichten, dass alle Ambulacralanhänge der Elasipoden unter die Rubrik der „Ambulacral- papillen“ zu rechnen seien. The&el unterscheidet dieselben lediglich nach ihrer Stellung und damit zusammenhängenden Funktion in die der Bauch- seite angehörigen, zur Lokomotion dienenden „Füsschen“ und die der Rückenseite angehörigen, nicht zur Lokomotion dienenden „Fortsätze“. welche Semper (238) an der Kloakenöflnung seiner Haplodactyla molpadioides beschreibt und abbildet, sich bei eingehender Untersuchung als umgewandelte Füsschen herausstellen werden. Dieselbe Vermuthung hege ich für einen Theil der seitdem bei zahlreichen anderen Molpadiiden bekannt gewordenen „Analpapillen‘‘; vergl. darüber das Kapitel: Verdauungsorgane. 102 Seewalzen. Beide sind allerdings bei vielen Elasipoden in ihrer Form erheblich ver- schiedener voneinander als die Füsschen und Papillen der Dendro- und Aspidochiroten. In allen wesentlichen Punkten ihrer Organisation stimmen sie aber dennoch so sehr mit den Ambulacralanhängen der Dendro- und Aspidochiroten überein, dass es im Interesse einer möglichst einfachen und einheitlichen Terminologie unnöthig erscheint für die dorsalen Ambulacralanhänge der Elasipoden das noch dazu sehr allgemeine Wort „Fortsätze‘“ (processes Theel) einzuführen. Wenn wir „Papillen“ alsnicht lokomotorische dorsale, Füsschen als locomotorische, ventrale oder auch dorsale Ambulacralanhänge definiren und dabei hinzu- fügen, dass die Füsschen bei gewissen Arten der Gattung Holothuria auch in der Form der Papillen auftreten, so haben wir eine Terminologie, welche für die Elasipoden ebenso brauchbar ist wie für die Aspido- und Dendro- cehiroten. In ihrer Form erscheinen die Füsschen der Elasipoden seltener als kleine Wärzchen mit abgerundetem oder leicht abgeflachtem Ende, häufiger dagegen als kräftig entwickelte, ceylindrische oder kegelförmige Fortsätze, deren freies Ende bald scheibenförmig, bald mehr oder weniger zugespitzt, bald zu einem schmäleren Endröhrchen verjüngt ist. Bei den Papillen der Elasipoden waltet die gestreckt-kegelförmige Gestalt vor; meistens sind sie mehr oder weniger biegsam; bei der Gattung Deima aber durch steigerte Einlagerung von Kalkkörperchen starr und stachelähnlich. b. Die Grösse der Füsschen und Papillen ist sehr verschieden, je nach genus und species, aber auch abhängig von dem jeweiligen Contractions- zustande. Bei conservirten Exemplaren von Aspido- und Dendrochiroten findet man die Füsschen gewöhnlich in einer Länge von 2—5, selten 6—9 mm. Auch ihre Papillen haben sehr oft nur diese unbedeutende Grösse oder bleiben selbst dahinter noch zurück; auffallend gross sind dagegen die Papillen z. B. bei Colochirus quadrangularıs (Less.), wo sie wie plumpe Stacheln die Kanten des Körpers besetzen und bis 1,5 em lang werden. Bei den Elasipoden zeichnen sich die Füsschen im All- gemeinen durch eine kräftige Entwicklung aus, namentlich in den beiden Familien der Elpidiiden und Deimatiden; sie erreichen hier eine Länge von 15, ja bis 20 (bei Orphmurgus scaber Theel) und selbst 30 mm (bei Laetmogone wyville-thomsoni Theel). Noch mächtiger können sich die Papillen der Elasipoden entwickeln, sodass ihre Länge der Körperbreite (z. B. bei Deima validum Theel) oder sogar der Körperlänge gleichkommt (z. B. bei Onevrophanta mutabılis und Laetmogone wyville-thomsoni Theel, deren Papillen 12,5 —15 cm lang werden); daneben gibt es aber auch Formen mit ganz winzigen Papillen (z. B. Parelpidia). c. Die Zahl der Füsschen und Papillen ist bei den Aspidochiroten, den allermeisten Dendrochiroten und auch manchen Elasipoden eine so erhebliche und zugleich individuell schwankende, dass nur der Umstand, ob sie dicht oder weniger dicht oder entfernt stehen, in der Beschreibung der Arten Berücksichtigung finden kann. Bei Holothuria tubulosa z. B. Wassergefässsystem. | 105 schätzt Tiedemann die Zahl der ventralen Füsschen auf 900 und ähnliche oder noch grössere Ziffern würden sich ergeben, wenn man sich die Mühe machen wollte ihre Zahl bei gewissen anderen Holothuria-, Thyone-, Phyllophorus- u. s. w. Arten festzustellen. Durch geringe Füsschenzahl zeichnet sich die Gattung Ocnus aus und in noch höherem Grade eine ganze Anzahl von Elasipoden-Gattungen, z. B. Elpidia, Sceotoplanes, Deima u. a. Gleichzeitig zeigt dann die Zahl der Füsschen — und dasselbe gilt auch für die Papillen — das Bestreben bei jeder Art an einer be- stimmten Ziffer festzuhalten; so besitzt z. B. Elpidia glacialis Theel immer nur 2 X 4 und Scotoplanes globosa Theel 2 x 7 Füsschen. d. Die Vertheilung der Füsschen und Papillen auf die einzelnen Körper- regionen und ihre Anordnung daselbst ist zwar grossen Verschiedenheiten unterworfen, lässt aber doch bestimmte Grundzüge erkennen. Im All- gemeinen geht die Sonderung von Füsschen und Papillen Hand in Hand mit der Ausbildung einer Kriechsohle; je schärfer eine solche ausgeprägt ist, um so deutlicher unterscheiden sich ihre Füsschen von den zu Papillen umgewandelten und in der Regel weniger zahlreichen Ambulacralanhängen des Rückens, die bei der Gattung Psolus sogar ganz in Wegfall kommen. Entsprechend ihrer Beziehung zu den Radialkanälen des Wassergefäss- systemes ordnen sich die Füsschen und Papillen den Radien entlang, welche ebendadurch zu Ambulaeren, d. h. mit Fortbewegungsorganen ausgestatteten Zonen, werden. Auf solche Weise kommen fünf radiale Längstreifen von Ambulacralanhängen zu Stande. In jedem dieser Längs- streifen stehen die Füsschen in einfacher, zweifacher oder mehrfacher Längsreihe, was man als einreihige oder auch einzeilige u. s. w. Anordnung bezeichnet. Füsschen und Papillen können aber auch auf die Interradien übertreten und auch diese Regionen theilweise oder ganz besetzen, entweder so, dass dabei die Reihenstellung der in den Radien befindlichen Füsschen und Papillen erhalten bleibt, oder so, dass diese sich verwischt und dadurch die Füsschen und Papillen über den ganzen oder einen Theil der Körperoberfläche ohne Reihenstellung ausgestreut sind, sog. zerstreute Füsschen- (resp. Papillen-) Stellung. Im Einzelnen verhalten sich die Aspidochiroten, Dendrochiroten und Elasipoden folgender- maassen: 1. Aspidochiroten. Keine Papillen, sondern nur Füsschen besitzen die kleine Gattung Labidodemas (vielleicht auch die ebenfalls kleine Gattung Pseudostichopus) und einige der zur Untergattung Sporadipus vereinigten Arten der Gattung Holothuria; aber auch die übrigen Arten dieser Unter- gattung zeigen keine Differenz zwischen Füsschen und Papillen, sondern sind ausschliesslich mit einer Sorte, nämlich Papillen, ausgestattet. Da- gegen besitzen alle übrigen Aspidochiroten sowohl Füsschen als auch Papillen, jene auf dem mehr oder weniger abgeflachten Bauche, diese auf dem gewölbten Rücken, was nicht ausschliesst, dass auf dem Rücken Füsschen und Papillen auch gleichzeitig vorkommen können, z. B. bei Holothuria poli Delle Chiaje, Stichopus ananas (Jäg.) u. a. 104 Scewalzen. Die Rückenpapillen sind meistens von der Gestalt einer niedrigen bis deutlich kegelförmigen Warze. Durch ihre Grösse und Dicke zeichnen sie sich aus bei einzelnen Stichopus-Arten, z. B. St. japonicus Sel., badio- notus Sel., chloronotos Br., haytiensis Semp., ananas (Jäg.), durch ihre Dünnheit bei manchen Holothuria- und Mülleria- Arten, z. B. Holothuria coluber Semp., lubrica Sel., Mülleria lecanora Jäg., maculata (Br.). Während sie häufig ohne erkennbare Regelmässigkeit über den ganzen Rücken (oder bei der Untergattung Sporadipus über den ganzen Körper) vertheilt sind, lassen sie bei vielen Stichopus- und manchen Holothuria-Arten, sowie auch bei Paelopatides eine Anordnung in regelmässige oder unregelmässige Längsreihen erkennen, welche den beiden dorsalen Radien, sowie den durch die seitlichen ventralen Radien bezeichneten Flanken des Körpers entsprechen. In solehen Fällen sind also die Ambulaeralanhänge der beiden seitlichen ventralen Radien nur zum Theil, nämlich soweit sie ventralwärts von der Medianlinie des Radius austreten, Füsschen ge- blieben, zum anderen Theile aber, soweit sie nämlich dorsalwärts von der Mittellinie des Radius liegen, zu Papillen geworden. Daraus ergibt sich, dass sich bei deutlicher Reihenstellung der Rückenpapillen gewöhn- lich 4 Längsreihen unterscheiden lassen, von denen die beiden mittleren häufig doppelt, die beiden anderen aber immer einfach sind; manchmal, z.B. bei Holothuria rigida Semp. stehen die Papillen nur in den Flanken in einer Längsreihe, während sie über die übrige Rückenseite unregel- mässig verstreut sind. Die Füsschen bleiben ebenso wie die Papillen entweder auf die Radien beschränkt oder besetzen auch interradiale Bezirke. Dabei ist wieder zu unterscheiden zwischen Fällen, in welchen, wie bei Labido- demas und Sporadipus, alle fünf Radien Füsschen tragen, und solchen, bei denen nur die Bauchseite (Kriechsohle) solche besitzt. Bei Labido- demas stehen die Füsschen ausschliesslich in den Radien und sind hier in doppelten Längsreihen angeordnet. Bei der Untergattung Sporadipus sind sie unregelmässig über alle Radien und Interradien zerstreut. Ist eine Kriech- sohle zur Ausbildung gelangt, so ist dieselbe entweder gleichmässig mit Füsschen übersäet, z. B. bei den Untergattungen Sporadipus und Holo- thuria s. str., oder es bleiben die beiden ventralen Interradien frei davon, während die drei ventralen Radien je einen schmäleren oder breiteren Streifen von Füsschen entwickeln, z. B. bei der Gattung Stichopus, ferner bei vielen Mülleria-Arten und den Holothuria-Arten der Untergattung Stichopus. Bei derartiger Ausbildung dreier ventralen Füsschenstreifen zeigt sich sehr häufig die Erscheinung, dass der mittlere Füsschenstreifen breiter ist und aus einer grösseren Anzahl von Längsreihen besteht als die beiden seitlichen. So z. B. ist bei Holothuria signata Ludw. der mittlere Streifen Sreihig, jeder seitliche aber nur 4reihig, bei Holothuria pertina Ludw. der mittlere 2reihig, die seitlichen lreihig, bei Stichopus variegatus var. herrmanni Semp. der mittlere 2—$reihig, die seitlichen 1-6reihig, bei Stichopus errans Ludw. der mittlere 6reihig, die seitlichen Wassergefässsystem. 105 3—4reihig und ähnlich bei fast allen anderen Stichopus- Arten. Dieses Vorwiegen der Füsschenzahl in dem mittleren ventralen Radius der Aspi- dochiroten erklärt sich aus dem schon oben einmal berührten Umstande, dass die Ambulaeralanhänge der seitlichen ventralen Radien zur Hälfte zu Rückenpapillen geworden sind. Bei Paelopatides ist es sogar nur noch der mittlere ventrale Radius allein, welcher Füsschen trägt. Um so be- merkenswerther erscheint es, dass es auch einzelne Fälle gibt, in welchen es gerade der mittlere, sonst bevorzugte, ventrale Radius ist, in welchem die Füsschen zu äusserster Kleinheit verkümmern oder ganz schwinden, während sie in den seitlichen ventralen Radien gut entwickelt sind; so bei Holothuria magellani Ludw., H. murrayi Theel und Stichopus natans M. Sars. Aehnlichen Fällen werden wir bei den Dendroebiroten und namentlich den Elasipoden in viel grösserer Zahl begegnen. 2. Dendrochiroten. Die Verschiedenheiten in Vertheilung und Anordnung der Füsschen und Papillen sind in dieser Familie viel mannig- faltiger als in der vorigen, obschon sie nicht eine einzige Art umschliesst, bei weleher wie bei manchen Holothuria-Arten alle Füsschen zu Papillen umgestaltet sind. Bei den meisten Gattungen sind in der Regel nur Füsschen (keine Papillen) zur Ausbildung gelangt. Dagegen begegnen wir bei allen Colochirus-Arten der Sonderung von dorsalen Papillen und ventralen Füsschen. Jene sind gewöhnlich in ganz ähnlicher Weise unter Betheiligung der seitlichen ventralen Radien in 4 Längsreihen angeordnet wie bei Stichopus unter den Aspidochiroten. Einfach sind die Papillenreihen bei Colochirus jagorii Semp. und quadran- gularis (Less.), doppelt bei Col. doliolum (Pall.) und viridis Semp. Einen Uebergang zu Arten mit regellos zerstreuten Rückenpapillen, z. B. Col. peruanus, eylindricus Semp., bildet Col. armatus v. Marenz., dessen Rücken ausser 4reihigen Streifen grösserer Papillen zerstreute kleinere Inter- ambulacralpapillen trägt. Am vorderen und hinteren Körperende können auch an der ventralen Seite statt der Füsschen Papillen auftreten, z. B. bei Col. jagorii Semp. Während bei Oolochirus alle dorsalen Ambulacral- anhänge Papillen darstellen, finden sich bei Actinoeueumis Papillen nur auf den dorsalen Interradien, dagegen Füsschen ebenso in den dorsalen wie in den ventralen Radien. Vereinzeltes Vorkommen von Papillen zwischen gut ausgebildeten Füsschen, sowie Uebergangsformen von Füss- chen zu Papillen sind von einigen Cucumaria- und Pseudocueumis- Arten bekannt geworden, so bei Cueumaria versicolor Semp., mirabilis, discolor, insolens Theel und Pseudocucumis africana (Semp.). Die Füssehen beschränken sieh bei vielen Dendrochiroten auf die Radien, so bei Ocnus, Pseudoeucumis, Rhopalodina und sehr vielen Uueu- maria- Arten, wo sie allen fünf Radien zukommen, sowie bei Psolus und Colochirus, wo sie nur in den drei Radien des Triviums auftreten. Bei zahlreichen anderen Dendrochiroten treten die Füsschen auf einzelne und schliesslich auf alle Interradien über, entweder unter Beibehaltung ihrer Reihenstellung in den Radien oder unter Aufgabe und völliger Ver- 106 Seewalzen. wischung derselben. Am lehrreichsten für das allmähliche Uebertreten der Füsschen auf die Radien ist die Gattung Cucumaria, bei welcher es bald nur die zwei ventralen, bald nur die drei dorsalen, bald alle fünf Interradien sind, welche sich mit einer Anzahl Füsschen bevölkern, während von der Mehrzahl der Füsschen die Reihenstellung in den Radien fest- gehalten wird. So tragen z. B. nur die beiden ventralen Interradien Füsschen bei Oucumaria longipeda und conjungens Semp., nur die drei dorsalen bei Ü. sykion (Lamp.), parva Ludw., canescens Semp. und ein- zelnen Exemplaren von dubiosa Semp. und nobelis Ludw. Bei anderen Exemplaren der C. nobilis, sowie z. B. bei Cucumaria köllikeri Semp., syracusana (Grube), perspieua Ludw., punctata Ludw. sind dagegen alle Interradien durch den Besitz von Füsschen ausgezeichnet. Der Uebergang von Arten ohne zu solchen mit interradialen Füsschen ist bei der Gattung Uucumaria ein so allmählicher, dass er sich bei einzelnen Arten, z. B. Oueumartia dubiosa Semp., selbst in den Grenzen derselben Art verfolgen lässt*). In viel reichlicherem Maasse als bei Cucumaria entwickeln sich interradiale Füsschen bei den Gattungen T'hyone, Orcula, Phyllophorus, bei denen sie in der Regel ohne jegliche Reihenstellung über den ganzen Körper zerstreut sind; doch gibt es einzelne Arten, bei welchen eine Andeutung von radialer Reihenstellung erhalten ist, z. B. Phyllophorus parvus (Ludw.), ehlersi (Hell.), flavus (Greeff), Orcula eueumiformis Semp.; manchmal beschränkt sich diese Andeutung auf die Körperenden, z. B. auf beide Körperenden bei T’hyone similis Ludw. und Psolidium dorsipes Ludw., nur auf das hintere bei T’hyone spectabilis Ludw., oder auf die linke oder rechte Flanke, z. B. bei den von Ayres als Gattung Stereo- derma zusammengefassten T’hyone-Arten. Bei deutlicher Reihenstellung der Füsschen auf allen fünf Radien ist die Zahl der zu einem radialen Füsschenstreifen gehörigen Längsreihen bald eine geringe (1—2), bald eine grössere (3—8 und darüber); dabei ist diese Zahl für die fünf radialen Füsschenstreifen dieselbe oder aber sie ist für die drei Radien des Triviums eine grössere als für die beiden Radien des Biviums. Einreihige Füsschenstreifen kommen in der Gattung Ocnus vor, so bei ©. imbricatus Semp., typicus Theel, jawanicus Sluit. Bei näherer Betrachtung erweist sich aber ‘die „einreihige‘ Stellung der Füsschen eigentlich als eine ganz leicht ziekzackförmige, welche bei anderen Arten, z. B. O0. lacteus Forb. und bei halbwüchsigen Exemplaren von (ucumaria Tkörchsbergii Hell. schärfer hervortritt. Sehr zahlreich sind die Arten mit 2reihigen Füsschenstreifen, z. B. Cucumaria plamei (Br.), tergestina M. Sars, pentactes (L.), dubiosa, californica Semp., hynd- manı (Thomps.), exigua Ludw., semperi Bell, Pseudocueumis afrıcana (Semp.). 3—4reihig sind die Füsschenstreifen bei Cucumaria godeffroyi Semp., *) Aus diesem Grunde erscheint auch die Gattung Semperia, welche Lampert (134) für die mit interradialen Füsschen versehenen Arten von der alten Gattung Cucumaria abgetrennt hat, nicht haltbar. Wassergefässsystem. 107 4—6reihig bei Aectinoeueumis typica :Ludw. Beispiele für eine grössere Zahl von Füsschenreihen in den Radien des Triviums als in denen des Biviums bieten die folgenden Arten, wobei die Ziffer vor dem Striche die Zahl der Reihen im Trivium, die Ziffer hinter dem Striche die für das Bivium gültige Zahl angibt: Pseudoeueumis acieula (Semp.) 3— 4/ 1—2, Cuecumaria grubü v. Marenz. 4/2, cerucifera Semp. 4— 6/2, macu- lata Semp. 4— 6/2—3, jägeri Krauss 4—5/3--4, frauenfeldi Ludw. 5—6/ 3— 4, glaberrima Semp. 6—8/2—3. Der sich in diesen Zahlen aus- drückende Füsschenreichthum des Triviums kommt übrigens oft auch dann noch zur Geltung, wenn die Füsschen ohne Reihenstellung über den ganzen Körper veıtheilt sind; so stehen z. B. bei Orcula tenera Ludw., ferner bei T’hyone raphanus Düb. & Kor., mirabihs Ludw., pedata Semp., sacellus (Sel.), papillate Shut. die ventralen Füsschen dichter als die dorsalen. Betrachten wir endlich auch noch diejenigen Dendrochiroten, welche nur an der Bauchseite (Kriechsohle) Füsschenstreifen besitzen, auf die Zahl der diese Streifen zusammensetzenden Reihen, so zeigt sich, dass der mittlere ventrale Füsschenstreifen bei Colochirus dieselbe Tendenz zur stärkeren Entwicklung besitzt wie bei der Gattung Stichopus unter den Aspi- dochiroten, dass dagegen bei Psolus, Theelia und Psolidium gerade das Ent- gegengesetzte eintritt. Es gibt zwar viele Colochirus-Arten mit gleichstarker oder doch fast gleichstarker Entwicklung der drei ventralen Füsschen- ‚streifen, welche z. B. bei Colochirus doliolum (Pall.), scandens Sluit., peruanus Semp. 2reihig, bei eylindricus Semp. 2—Breihig, bei fuberculosus (Quoy und Gaim.) und violaceus Theel 4—5reihig, bei quadrangularis (Less.) 4— 6reihig, bei jagorii Semp. 5—6reibig sind. Wo die Streifen aber ungleich sind, ist der mittlere stets der breitere und füsschenreichere; so z. B. bei Ü. Zristis Ludw., wo man in dem Mittelstreifen 8, in den Seitenstreifen aber nur 6 Reihen zählt. Anders stellt sich wie gesagt das Verhältniss des Mittelstreifens zu den Seitenstreifen bei den Gattungen Psolus, Theelia und Psolidium, welche sich alle drei auch noch dureh die weitere Eigenthümlichkeit auszeichnen, dass die Seitenstreifen vorn und hinten in bogenförmigem Verlaufe sich mit dem Mittelstreifen in Verbindung setzen und auf diese Weise einen zusammenhängenden Füsschenstreifen rings am ganzen Rande der Kriechsohle herstellen. Soweit der Mittelstreifen nicht zur Herstellung dieses Ringstreifens gebraucht wird, also in seinem Mittelstücke, zeigt er die Neigung zu immer schwächerer Ausbildung) und schliesslichem Schwunde. So ist z. B. das Mittelstück des Mittel- streifens bei Psolus ornatus (Verr.) ebenso wie der Ringstreifen 7—Sreihig, bei Ps. complanatus Semp. (und ähnlich bei Ps. gramulatus Ayr.) nur 2—3reihig, während der Ringstreifen 4— 6reilig ist, bei Ps. phantapus (Struss.) und boholensis var. pandanensis Semp. 1—2reihig, dagegen der Ring- *) Mit alleiniger Ausnahme von T’heela ambulator (Bell), bei welcher nach Bell’s (12) Beschreibung der Mittelstreifen kräftiger entwickelt zu sein scheint als die Seitenstreifen. 108 Seewalzen. streifen 2—Breihig; bei Ps. boholensis Semp. ist das Mittelstück des Mittel- streifens schon zum Theil geschwunden, der Mittelstreifen also unterbrochen; bei Ps. squamatus und fabrieü (Düb. und Kor.), peronü Bell, antareticus (Phil.), ephippifer Wyv. Thoms., tubereulosus Theel aber ist das Mittelstück des Mittelstreifens entweder ganz verschwunden oder nur noch vorn und hinten durch einige wenige Füsschen angedeutet. Die Gattung Psolus ist die einzige unter allen füsschentragenden Seewalzen, bei welcher der Rücken, sowie das ganze vordere und hintere Körperende der Füsschen und Papillen durchaus entbehrt. Diese Aus- nahmestellung ist aber keine unvermittelte, sondern stellt sich nur als das Ende einer durch die Gattungen Psolidium — Theelia — Psolus ge- gebenen Reihe dar. Während die Kriechsohle bei diesen drei Gattungen in übereinstimmender Weise ausgebildet und mit Füsschen besetzt ist, trägt bei Psolidium auch noch die übrige Körperoberfläche deutliche Füsschen, die am vorderen und hinteren Körperende auf die Radien beschränkt, auf dem Rücken aber zerstreut stehen. Bei Theelia sind zwar auch noch dorsale Ambulacralanhänge vorhanden, zeigen aber nirgends mehr Reihenstellung, sind vereinzelter als bei Psolidium und auch nicht mehr deutlich füsschenförmig. Bei Psolus endlich schwinden sie ganz. . 3. Elasipoden. Es ist bis jetzt keine Elasipoden-Art bekannt, welche entweder nur Füsschen oder nur Papillen besitzt. Die Papillen gehören stets der Rückenseite, die Füsschen der Bauchseite an. Die Füsschen sind stets auf die Radien beschränkt, und auch die Papillen treten nur bei einer einzigen Psychropotiden-Art (Benthodytes sanguinolenta Theel) auf die Inter- radien über. Meistens kommen die Papillen nur auf den beiden dorsalen Radien zur Ausbildung; aber bei den Gattungen Deima, Oneirophanta, Orph- nmurgus und Pannychia liefern auch die beiden seitlichen ventralen Radien je eine Papillenreihe in ähnlicher Weise wie bei Stichopus unter den Aspido- und Colochirus unter den Dendrochiroten. Bei den Elpidiüden sind die Rückenpapillen nur in geringer Anzahl vorhanden, gewöhnlich auf den vorderen Bezirk des Rückens beschränkt und bald von auffallender Länge (z. B. bei einigen Scotoplanes-Arten), bald ziemlich klein (bei Kolga und einigen Elpidia-Arten), oder nur kümmerlich (bei Parelpidia) aus- gebildet. Viel zahlreicher sind sie bei den Deimatiden, bei welchen sie sich auch durch ihre Grösse auszeichnen und die dorsalen Radien ihrer ganzen Länge nach besetzen; dabei sind sie bei Deima, Oneirophanta und Laetmogone lreibig, bei Orphmurgus 2reihig, bei Ilyodaemon 3—4reihig geordnet. Bei den Psychropotiden dagegen erinnern sie durch ihre meist nur geringe Zahl und unbedeutende Grösse wieder mehr an die Verhältnisse der Elpidiiden. Die Füsschen fehlen in den seitlichen Radien des Triviums niemals, wenn sie sich auch auf deren hintere Hälfte beschränken können (z. B. bei Parelpidia und Scotoanassa); dagegen fehlen sie um so häufiger in dem mittleren ventralen Radius, so bei allen Elpidiiden, den meisten Wassergefässsystem. 109 Deimatiden und bei Psycheotrephes unter den Psyehropotiden. Sind sie in dem mittleren ventralen Radius vorhanden, dann stehen sie in der Regel in 2reihiger Anordnung, so bei Pannychia, Euphronides, Psychropotes, Benthodytes, seltener ganz vereinzelt wie bei Oneirophanta. In den seitlichen ventralen Radien sind sie entweder lreihig geordnet, so bei allen Elpidiiden, Psychropotiden (hier in den auf der folgenden Seite zu besprechenden Randsaum des Bauches eintretend) und den meisten Deimatiden, oder 2reihig wie bei Oneirophanta und Ilyodaemon. Eine Eigenthümlichkeit, welche dem ganzen Habitus vieler Elasipoden, besonders der Elpidiiden, ein bestimmtes Gepräge gibt, liegt darin, dass die Füsschen und Papillen, namentlich dann, wenn sie in geringer Zahl auftreten, sich einander paarig gegenüberstellen, sodass einerseits die Füsschen der beiden seitlichen ventralen Radien, anderseits die Papillen der beiden dorsalen Radien sich rechts und links genau entsprechen. e. Bau. Die Füsschen und Ambulaeralpapillen stellen in ihrem Aufbau (V, 15) ebenso wie die Fühler Ausstülpungen der Haut dar, in welche sich je ein blindgeschlossener Endast des Wassergefässsystemes eingesenkt hat. Wie die Beobachtungen von Semper (238), Teuscher (261), Theel (266), Jourdan (144), Hamann (93) und Vogt und Yung (284) des Näheren gezeigt haben, treffen wir also auf einem Querschnitte durch ein Füsschen oder eine Papille zu äusserst auf die Bestandtheile der Haut (vergl. S. 30-34): Cuticula, Epithel und Bindegewebslage, letztere zugleich Trägerin der schon früber besprochenen Kalkkörper (Stützkörper und Endscheibchen s. S. 54—55), sowie der Wanderzellen (s. S. 33). Darunter folgen in weiterer Uebereinstimmung mit den Fühlern die Bestandtheile der Wassergefässwand, nämlich zunächst eine Muskelschicht, dann das wimpernde Innenepithel. Die Muskelschicht, in welcher Tiedemann (275) äussere Ring- und innere Längsfasern unterscheiden wollte, besteht im Gegensatze zu dieser älteren Angabe ausschliesslich aus längsverlaufenden, in einfacher oder mehrfacher Schicht angeordneten Fasern, welche sich mit ihren distalen Enden an das kalkige Endscheibehen ansetzen, falls ein solches vorhanden ist. In den mehr oder weniger starren Rücken- papillen der Deimatiden scheint die Muskelschicht nach Theel ganz zu fehlen. Als innere Begrenzung der Bindegewebsschicht unterschied Semper wie bei den Fühlern so auch bei den Füsschen eine der Muskelschicht unmittelbar aufliegende, hyaline Membıan. Theel und Jourdan er- wähnen derselben ebenfalls und bezeichnen sie als elastische Membran. Diehbt nach aussen von ihr liegt in der Tiefe der Bindegewebsschicht der uns schon früher (S. 71 und 72) bekannt gewordene Füsschennerv. Endlich scheint auch die in der Fühlerwand vorkommende Lacune (8. S. 99) den Füsschen nicht zu fehlen; wenigstens thun Vogt und Yung derselben bei Cucumaria planei (Br.) Erwähnung. Ueber die morphologischen Beziehungen der Füsschen zu den Füblern vergl. S. 128. 110 Seewalzen. Als Anhang zu der Besprechung der Füsschen sind noch einige Organe zu erörtern, welche bei gewissen Arten durch eine besondere Anordnung, Verbindung oder Grössenentwicklung von Füsschen oder Ambulacralpapillen zu Stande kommen. Als solche sind zu nennen: a. der Halskragen, b. der Randsaum, ce. das Rücken- oder Nackensegel, d. der Schwanzfortsatz. a. Der Halskragen findet sich besonders bei vielen Holothuria- und Stichopus-Arten, z. B. Holothuria impatiens (Forsk.), pervicax Sel., aculeata, albiventer Semp., Stichopus chloronotos Br., variegatus Semp., sitchaensis (Br.) und entsteht dadurch, dass sich eine Anzahl Ambulacralpapillen (oder -Füsschen) unmittelbar hinter dem Fühlerkranze in einer einfachen, nur bei Stichopus sitchaensıs (Br.) doppelten*) Kreislinie rings um das vordere Körperende ordnen und zugleich an ihrer Basis durch eine faltenförmige Erhebung der Haut eng miteinander verbunden sind. Fehlt diese Haut- falte, so wird der Halskragen lediglich durch einen Papillenkranz dar- gestellt, wie ihn unter den Elasipoden nur die Gattung Deima besitzt. Theel (266) dagegen sieht, meines Erachtens mit Unrecht, in dem Papillen- kranze der genannten Gattung eine ganz absonderliche Einrichtung, für die etwas Aehnliches bei keiner anderen Seewalze vorkomme. b. Wenn die Bauchseite zu einer Kriechsohle abgeflacht ist, zieht sich der Rand dieser Sohle manchmal zu einem dünnen Saume, dem Randsaume, aus, welcher eine zu den seitlichen ventralen Radien ge- hörige Längsreihe von Ambulacralpapillen in sich aufnehmen kann. An der freien Kante des Saumes treten dann die Papillen gewöhnlich wie kurze Zacken oder Fransen hervor. Es sind namentlich einzelne Dendro- chiroten, z. B. Theelia cataphracta (Sel.), Aspidochiroten, z. B. Paelopatides agassiziü Theel, ganz besonders aber die ganze Familie der Psychropotiden, bei welchen der Randsaum gut ausgebildet ist. Bei den Psychropotiden zeigt er die Eigenthümlichkeit, dass er vorne auch den bauchständig ge- wordenen Mund mit sammt seinem Fühlerkranze umzieht, sich also nicht mehr auf die seitlichen ventralen Radien beschränkt, sondern in einen an der Bauchseite unterbrochenen Halskragen fortsetzt. Bei anderen Elasipoden kommt es dagegen nur zur Bildung eines partiellen Randsaumes, indem sich lediglich die hintersten Bauchfüsschen durch eine gemein- schaftliche Hautfalte miteinander verbinden, z. B. bei Scotoplanes insignis und Scotoanassa diaphana Theel. e. In ähnlicher Weise wie in den zuletzt erwähnten Fällen am hin- teren Ende der Bauchseite eine Anzahl Füsschen zu einem Saume ver- bunden sind, können aber auch Rückenpapillen auf dem Vordertheil des Körpers eine Vereinigung miteinander eingehen. Stets handelt es sich dann um eine beschränkte Zahl von Papillen (z.B. 2 oder 4), welche sich auf dem vorderen Rückentheile (Nacken) in einer Querreihe anordnen, lang strecken und von ihrer Basis an durch eine quere Hautfalte nach #) Was Brandt (33) zur Aufstellung seines Genus Diploperideris veranlasst hatte. 5 ıpto} Wassergefässsystem. hl Art einer Schwimmhaut verbunden sind. Auf solehe Weise entsteht ein quergestelltes, schief nach vorn und aufwärts gerichtetes Rückensegel, welches der äusseren Erscheinung mehrerer Elpidiiden (bei anderen Fa- milien kommt es nicht vor) ein auffallendes Gepräge gibt. Meistens ist der freie Rand des Segels, entsprechend der Zahl der in seine Bildung eingetretenen Papillen, mehr oder weniger tief gezackt, z. B. bei Penia- gone wyvillü, naresi, horrifer Theel, seltener abgerundet, z. B. bei Penia- gone atrox und Seotoamnassa diaphana Theel. Die in das Segel eingetre- tenen Papillen werden von den beiden dorsalen Radialkanälen gespeist. d. Auf dem hinteren Ende der Rückenseite erhebt sich auf deren Mitte bei zwei Gattungen der Psychropotiden ein Papillenpaar zu un- gewöhnlicher Grösse und Gestalt. Die beiden Papillen des Paares haben eine gemeinschaftliche äussere Haut und erscheinen äusserlich als ein einheitliches Gebilde, welches bei Euphronides die Gestalt eines kegel- förmigen Zapfens hat, bei Psychropotes aber sich zu einem langen, das hintere Körperende weit überragenden, breiten Schwanzanhange aus- zieht. Theel (266) bezeichnet die hier als Rückensegel und Schwanz aufgeführten Ambulacralfortsätze der Elasipoden zusammen als Anhänge („appendages“). 3. Ringkanal. Der erst von Tiedemann (275) richtig erkannte Ringkanal (Wasser- geiässring) liegt stets hinter dem Kalkringe, bald in sehr geringer, bald in etwas grösserer Entfernung von demselben (VII, 9i, 11a; VIII, le). Nach Selenka (229) übertrifft diese Entfernung bei den Aspidochiroten und Molpadiiden die Grösse des Kalkringes nicht oder nur wenig, während sie bei den Dendrochiroten viel grösseren Verschiedenheiten unterliegt. Unter den Aspidochiroten zeichnen sich einzelne Arten durch die verhältniss- mässig weite Entfernung des Ringkanales vom Kalkringe aus, so Holothuria maculata (Br.) (— arenicola Semp.), H. humilis, subditiva und strigosa Sel. Sehr häufig ist der Verlauf des Ringkanals ein leicht wellenförmiger, oder er ist von Stelle zu Stelle etwas eingescehnürt, sodass Erweiterungen („Taschen“ Vogt und Yung) und Verengerungen abwechselnd aufeinander folgen. Seine Weite ist je nach den Gattungen und Arten eine verschiedene und selbstverständlich auch bei den einzelnen Individuen in nicht geringem Maasse von dem Füllungszustande des ganzen Wassergetässsystemes ab- hängig. Besonders weit ist der Ringkanal bei den Gattungen Mülleria, Stichopus und manchen Holothuria-Arten, z. B. H, paradoxa Sel., dagegen ‚auffallend eng bei Holothuria maculata (Br.). Bei Synapta digitata (Mont.) maass Hamann (95) die Weite des Ringkanals zu 0.5—0.6 mm. Unter den Elasipoden beobachtete Thöel (266) einen weiten Ringkanal, z. B. bei Oneirophanta, Deima, Orphnurgus, einen engen dagegen z. B. bei Benthodytes sangwinolenta Theel. | 112 Seewalzen. Die dünne Wand des Ringkanals lässt in ihrem feineren Baue, dessen Kenntniss wir Semper (238) und Hamann (95) verdanken, von aussen nach innen unterscheiden: 1. Ein äusseres Wimperepithel (= Cölom- epithel). 2. Eine Bindegewebsschicht, welche von Kalkkörperehen durch- setzt sein kann, die bei Synapta digitata (Mont.) eine bisceuit- oder nieren- förmige Gestalt haben. 3. Eine kräftige Muskelschicht, deren bald aus- einandergerückte, bald zusammengedrängte Fasern bei (ucumaria frondosa (Gunn.) und Holothuria tenwissima Semp. parallel mit der Axe des Ring- kanales, bei Stichopus variegatus Semp. aber quer zu dieser Axe verlaufen. Bei Synapta digitata (Mont.) werden sie von Baur (10) und Hamann einfach als Ringmuskeln bezeichnet ohne dass man aus dieser Bezeichnung entnehmen könnte, ob sie in dem Sinne ringförmig sind, wie es der Ring- kanal selbst ist, also parallel mit dessen Axe verlaufen, oder in dem anderen Sinne, dass sie seine Axe umkreisen. 4. Ein inneres Wimper- epithel. Auf die Art und Weise, wie der Ringkanal an den Schlund befestigt ist, werden wir erst bei den Verdauungsorganen, auf seine Beziehungen zum Blutgefässsystem (namentlich zur „Schlundkrause‘) erst bei diesem eingehen. Hier aber sind noch einige Anhangsgebilde zu erwähnen, welche bei einzelnen Arten vorkommen. So beschreibt Selenka (229), dass er an je einem Exemplare von Mülleria mauritiana und miliaris (Quoy und Gaim.) rundum am Ringkanal eine grosse Zahl von kleinen, etwa °/, mm dicken, gestielten Bläschen gefunden habe, welche unmittelbare Aus- stülpungen des Ringkanales darstellen. In ihrem Inneren liegen Hunderte von kleinen, ellipsoiden, isolirten Zellen, deren vorderes Ende sich tuten- förmig öffnet, während das hintere einen langen Faden trägt; erfüllt sind die Zellen von kleinen Fetttröpfehen. Selenka vermuthet in diesen Zellen parasitäre Gebilde*). — Dagegen scheinen die kleinen, zahlreichen Blind- säcke, welche Theel (266) bei seinem Ilyodaemon maculatus und anderen Elasipoden am Ringkanale beobachtete, normale Bildungen zu sein. 4. Poli’sche Blasen. Unter diesem Namen versteht man einen in einfacher (VII, 9h; VIII, 1d) oder mehrfacher (VII, 11e) Zahl auftretenden blasenförmigen Anhang des Ringkanals, welcher frei in die Leibeshöhle hineinragt, mit dem Ringkanal in offener Verbindung steht, dagegen im übrigen blindgeschlossen ist. Die Blase erhielt diese Bezeichnung (Ampulla Poliana) durch den neapolita- *) Weshalb Lampert (134, p. 6, 7) in den oben geschilderten, von Selenka erwähnten Bläschen Steinkanäle sehen will, ist mir ebenso unverständlich wie seine fernere Behauptung, dass jene Bläschen „sicher dieselben Gebilde sind, deren Semper und Ludwig bei Be- schreibung neuer Colochirus-Arten Erwähnung thun und die sie als Steinkanäle bezeichnen“, Wassergefässsystem. 115 nischen Zoologen Delle Chiaje zu Ehren seines Landsmannes und Fach- genossen G. S. Poli. Da sie bei keiner einzigen Holothurien-Art fehlt und gewöhnlich in ansehnlicher Grösse auftritt, so ist es nicht zu ver- wundern, dass sie schon den älteren Forschern, wie Strussenfelt (252), 0. F. Müller (159) und Pallas (196) bekannt war, wenngleich dieselben ihre morphologische und physiologische Bedeutung noch nicht verstanden. In morphologischer Hinsicht haben wir dieselbe hier zu betrachten nach ihrer Form, Grösse, Zahl, Stellung und nach ihrem feineren Baue. Ueber ihre Funktion ist das Kapitel: „Physiologie“ zu vergleichen. a. Die Form, in welcher sich die Poli’schen Blasen der Betrachtung darbieten, ist in hohem Maasse abhängig von dem Contractionszustande ibrer Muskulatur. In der Regel ist sie kugelig, oval, birn- oder keulen- förmig oder mehr schlauchförmig gestreckt. Besonders bei den Dendro- chiroten hängt oft ihr blindes Ende wie ein dünner Endzipfel (Endwarze, Endhaken Vogt und Yung) an dem stark angeschwollenen Haupttheile, was schon Pallas (196) als kolbigspitze Gestalt bezeichnete. Der Stiel, durch welehen sich der erweiterte Haupttheil der Blase mit dem Ringkanal verbindet, ist gewöhnlich kurz oder von nur mässiger Länge. Abweichende Formen der Poli’schen Blasen sind selten und kommen dadurch zu Stande, dass mehrere Blasen von einem gemeinschaftlichen Stiele entspringen. Man kennt derartige Fälle nur wenige, nämlich Synapta beselii Jäg., Holothuria caesarea Ludw., H. similis Semp., H. mexi- - cana Ludw., H. africana Theel, Stichopus paradoxus Lamp., St. ananas (Jäg.) und Thyone chilensis Semp. b. Was die Grösse der Poli’schen Blasen anbelangt, so erreicht dieselbe ihren Höhepunkt bei gewissen Aspido- und Dendrochiroten und einigen Elasipoden. Bei den Aspido- und Dendrochiroten beträgt die Länge der Poli’schen Blasen in den meisten Fällen !/,—!/,, der Körperlänge, kann aber bis zur halben Körperlänge und noch darüber steigen. Bei- spiele für besonders grosse Poli’sche Blasen bieten unter den Aspidochi- roten: Holothuria imitans, samoana, pertinax, swrinamensis Ludw., flavo- maculata Semp., bei denen sie !/, der Körperlänge, Holothuria insignis, curiosa, caesarea Ludw., Paelopatides confundens Theel, bei denen sie '/, der Körperlänge erreichen oder übersteigen. Unter den Dendrochiroten zeichnen sich durch besonders grosse Poli’sche Blasen aus: Cucumaria conjungens Semp., (. japonica Semp., ©. chierchiae Ludw., Phyllophorus frauenfeldi Ludw., Ph. holothuwrioides Ludw., Thyone spectabilis Ludw., Th. aurantiaca (Costa) und namentlich Cucumaria exigua Ludw. und (. godeffroyi Ludw.; bei den beiden letztgenannten Arten beträgt ihre Länge !/, bis */, der Körperlänge. Unter den Elasipoden ist bei Orphnurgus scaber Theel eine Poli’sche Blase von fast halber Körperlänge und bei einem Exemplar von Oneirophanta mutabilis Theel sogar eine solche von gleicher Länge mit dem Körper beobachtet worden. — Besonders kleine dagegen finden sich bei vielen Synaptiden und einzelnen Elasipoden, 2. B. Ilyodaemon maculatus Theel. — Sind mehrere oder zahlreiche Poli’sche Broun, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. Ss 114 Seewalzen. Blasen zur Ausbildung gelangt, so sind sie unter sich gewöhnlich von ungleicher Grösse und es stehen grössere und kleinere unregelmässig durcheinander, so z. B. bei vielen Chiridota-*) und manchen Synapta- Arten **), ferner bei Holothuria mexicana Ludw., africana Theel, Cucumaria maculata Semp., exigua Ludw. und zahlreichen anderen. c. Zahl. Die meisten Arten besitzen nur eine einzige Poli’sche Blase und auch bei denjenigeu, welche eine grössere Zahl (2 oder mehr) haben, ist anfänglich (vergl. die Entwicklungsgeschichte) nur eine einzige vor- handen. Es ist nicht ohne Interesse, das Auftreten mehrerer oder zahl- reicher Poli’schen Blasen durch die einzelnen Gruppen der Seewalzen etwas genauer zu verfolgen. Dabei siellt sich zunächst heraus, dass es nur drei Familien gibt, bei denen wir bis jetzt eine Vermehrung der Poli’schen Blasen nieht kennen; es sind das erstens die Molpadiiden und zweitens unter den Elasipoden die beiden Familien der Psychropotiden und Deimatiden. Auch unter den Elpidiiden ist die Einzahl der Poli’schen Blase noch die Regel; doch kommen hier schon einzelne Arten vor, welche deren zwei besitzen: Elpidia incerta, willemoesi, Parelpidia elongata, cylindrica, Peniagone horrifer und vitrea Theel. Die übrigen Familien da- gegen zeigen zahlreiche Arten auf, bei denen die Poli’sche Blase sich vermehrt hat; dabei tritt zugleich die Erscheinung auf, dass die Zahl der Blasen bei derselben Art geringeren oder grösseren Schwankungen unter- liegen kann. Des Näheren verhalten sich die betreffenden Familien folgendermaassen: 1. Dendrochirotae. Hier gibt es noch mehrere Gattungen, nämlich Psolus, Psolidium, Colochirus, Actinocucumis, deren sämmtliche Arten, soweit bis jetzt bekannt, nur eine Poli’sche Blase haben. Ebenso verhalten sich die meisten Ocnus-, Orcula- und Thyone-Arten. Dagegen fanden sich: 1—3 Blasen bei Cucumaria exigua Ludw., 1—4 bei Phyllophorus japonieus (v. Marenz.); 2 bei Cucumaria grubü v. Marenz., serrata Theel, Ocnus javanicus Sluit., Z’hyone raphanus Düb. und Kor., similis Ludw., Phyllophorus parvus und oceidentalis (Ludw.), 2—5 bei Cucumaria laevigata (Vernill); 3 bei Oucumaria miniata (Br.), perspiena Ludw., glaberrima Semp. und Thyone recurvata Theel, 3—4 bei Cucumaria dubiosa Semp.; 4 bei Cucumaria mendax Theel, serrata var. intermedia Theel, Pseudo- cucumis intercedens Lamp. und Phyllophorus magnus (Ludw.), 4—6 bei Thyone sacellus (Sel.); 5 bei Cucumaria punctata Ludw., T’hyone rigida Semp., ovaulum und gibber (Sel.); 7— 9 bei Cucumaria maculata Semp., 8 bei Ihyone rosacea Semp., 9 bei Orcula limaconotos (Br.); *) Chiridota dubia, incongrua Semp., rufescens Br., discolor Eschsch., purpur ea (Less.), rotifera (Pourt.), contorta Ludw., liberata Sluit. **), Synapta striata Sluit., p/eta, verrilli, insolens Theel. Wassergefässsystem. 115 zahlreiche bei Thyone chilensis Semp., Theelia cataphracta (Sel.), Pseudocuceumis acieula (Semp.), Phyllophorus perspieillum (Sel.), mollis (Sel.), schmeltzii (Ludw.). 2. Aspidochirotae. In dieser Familie sind es nur die beiden kleinen Gattungen Labidodemas und Pseudostichopus, bei welchen eine Mehrzahl von Poli’schen Blasen bis jetzt noch von keiner Art bekannt geworden ist. In der Gattung Mülleria ist es nur die eine Art M. agassizüi Sel., die mehr als eine, nämlich 2 Poli’sche Blasen besitzt. Etwas häufiger ist die Ver- mehrung der Blasen bei Stichopus und Paelopatides; so kommen bei Stichopus variegatus Semp. 1—2, bei St. haytiensis, naso Semp., laevis Sluit., challengeri Theel, Paelopatides confundens Theel 2, bei St. badiomotus Sel. 3, bei St. chloronotos Br. meistens 3 und bei Sf. paradoxus Lamp. 4 vor; eine grössere Zahl, 10—12, aber nur bei Sf. anamas (Jäg.). Sehr häufig da- gegen begegnen wir mehreren oder selbst zahlreichen Blasen in der Gattung Holothuria. Hier kennt man: 1—2 bei Holothuria squamifera Semp., curiosa Ludw. und monacaria Less., 1— 8 bei A. lubrica, vagabunda Sel. und imitans Ludw., 1—5 bei H. scabra Jäg. und impatiens (Forsk.), 1—6 bei H. tubulosa (Gmel.) und inornata Semp., 1—7 bei H. cinerascens (Br.), 1—10 bei H. atra Jäg., 1—13 bei H. mezicana Ludw.; 2 bei H. argus (Jäg.), gracilis, martensii Semp. und verrucosa Sel., 2—4 bei H. subditiva und pardalis Sel., 2—5 bei H. edulis Less., 2— 9 bei H. immobilis Semp.; 3 bei H. captiva, oceidentalis, signata, sulcata Ludw., similis Semp., thomsoni Theel; 4 bei H. truncata Lamp. und caesarea Ludw.; 5 bei H. fusco-cinerew Jäg., lavo-maculata Semp. und pyxis Sel., 5-7 bei H. marmorata (Jäg.), 6 bei A. aethiops Br., 7 bei H. ocellata (Jäg.); S—12 bei H. oxurropa Sluit. Mehrere werden angegeben von H. coluber Semp. und humilis Sel., zahlreiche von H. chilensis Semp. und africana Theel. 3. Synaptidae. Diese Familie ist in ganz hervorragendem Maasse durch die ungemein häufige und sehr erhebliche Vermehrung der Poli’schen Blasen ausgezeichnet. Nur wenige Arten begnügen sich mit einzigen, so 2. B. Symapta gracilis, albicans Sel., incerta Ludw., ooplax v. Marenz,., Chiridota australiana Stimps., japonica v. Marenz. und die wenigen Arten der Gattungen Myriotrochus und Acanthotrochus. Dagegen kommen schon bei Synapta similis Semp. 1—2, bei digitata (Mont.) und inhaerens (0, F. Müll.) 1—3 vor. 2 fanden sich bei $. vivipara (Oerst.), indivisa Semp. und challengeri Theel, 4 bei Synapta molesta, dubia Semp., asymmetrica Ludw. und Chiridota pisanii Ludw., 5 bei Synapta distineta v. Marenz., insolens Theel und Chiridota liberata Sluit.,, 5—8 bei Oh. typica Sel., 5—16 bei Ch. purpurea (Less.), 6 bei Synapta benedeni Ludw., 6—7 bei Chiridota contorta Ludw., 6—12 bei Ch. rufescens Br., 7 bei Ch. rotifera (Pourt.) und Anapta gracilis Semp., 8 bei Synapta lactea Sluit., Chiridota 35 116 Seewalzen. dubia und incongrua Semp., 8— 10 bei Synapta retieulata und panaensis Semp., 9 bei S. recta Semp. und vitiensis Gräffe, 10 bei S. striata Sluit., 10—12 bei Chiridota tigillum Sel., 10—15 bei Ch. laevis (Fabr.), 14—15 bei Ch. discolor Eschsch., 14—16 bei Ch. rigida Semp., etwa 30 bei Synapta orsinii Ludw. und kellipeplos Sluit., zahlreiche, bis 50 und darüber, bei S. nigra, glabra Semp., beselü Jäg., kefersteimi Sel., serpentina, lappa J. Müll., polii Ludw. d. Stellung. In der Regel ist es der ventrale Bezirk des Ring- kanales, an welchem die Poli’sche Blase anhängt. Wenigstens gilt das fast ausnahmslos dann, wenn nur eine einzige Blase vorhanden ist. Nur bei einigen Dendrochiroten scheint die in der Einzahl vorhandene Blase dem dorsalen Theile des Ringkanales anzuhängen, so nach Semper’s (238) Angaben bei Cucumaria citrea, Ocnus pygmaeus, Colochirus eucumis, jagorü, Psolus boholensis und Thyone surinamensis Semp. In beiden Fällen aber, sowohl wenn die in der Einzahl vorhandene Blase ventral als auch wenn sie dorsal liegt, ist es immer die linke Körperhälfte, in welcher sie ihre Stellung nimmt. Von sehr vielen Arten fehlt zwar in dieser Hin- sicht eine bestimmte Angabe; wo aber eine solche vorliegt, lautet sie aus. nahmslos für die linke Seite, so z. B. bei Acanthotrochus mirabilis, Kolga hyalina Dan. und Kor., Epidia glacialis Theel, Psolus phantapus (Struss.), Oucumaria planei (Br.), ignava Ludw., Oolochirus doliolum (Pall.), Thyone belli Ludw., Ocnus typicus Theel, sowie bei allen den vorhin genannten Semper’schen Arten, bei denen die Blase rückenständig ist. Nach den näheren Bemerkungen, die Semper macht, scheint es in den letzteren Fällen immer der linke dorsale Interradius zu sein, welchem die Blase angehört, in den anderen Fällen aber ist es der linke ventrale Interradius. Diese beiden linken Interradien bezeichnen also den Bezirk, in welehen überhaupt die Poli’sche Blase fällt, solange sie nur in einfacher Zahl zur Ausbildung gelangt. Aber auch dann, wenn mehrere Blasen da sind, behalten sie ihre Vorliebe für die ventrale Region des Ringkanales, rücken aber zugleich zum Theile in die rechte Körperhälfte hinüber, so z. B. bei Chiridota panaensis Semp., vitiensis Gräffe, rufescens Br., rigida Semp., Synapta nigra Semp., Klpidia incerta, Parelpidia elongata, Peniagone horrifer Theel, Holothuria similis Semp., signata, sulcata Ludw., pyxis Sel., fusco-cinerea Jäg., (ucumaria miniata (Br.), perspicua Ludw., laevigata (Verrill), Thyone rigida Semp. Erst dann, wenn sich ihre Zahl ganz beträchtlich vergrössert, vertheilen sie sich auf den ganzen Umfang des Ringkanales — ein Ver- halten, welches indessen nur bei wenigen Dendrochiroten und Synaptiden zur ‘vollen Ausprägung gelangt, z. B. bei Phyllophorus mollis (Sel.), Synapta besehi Jäg., kefersteimii Sel., glabra Semp., serpentina, lappa J. Müll., orsimit Ludw. Fassen wir das über Zahl und Stellung der Poli’schen Blasen Be- merkte zusammen, so ergibt sich, dass dieMolpadiiden und Elasipoden die einfachsten Verhältnisse darbieten,; dann folgen in aufsteigen- Wassergefässsystem. 117 der Linie die Aspidochiroten, Dendrochiroten und schliesslich die Synaptiden. e. In Betreff des feineren Baues (VII, 10) der Polischen Blasen hatte schon Baur (10) richtig erkannt, dass derselbe sieh von dem des Ringkanales nicht wesentlich unterscheidet. Semper (238) unter- schied dann des Näheren vier Schichten, welche die Wandung der Blase zusammensetzen und in folgender Ordnung von aussen nach innen aufeinander folgen: 1. ein äusseres Wimperepithel (= Cölomepithel), 2. eine Bindegewebsschicht mit Längsverlauf ihrer Fasern, 3. eine Ringmuskelschicht, 4. ein inneres Wimperepithel. Diese Angaben wurden später von Jourdan (114) für Holothuria und Cueumaria und von Hamann (95) für Synapta digitata (Mont.) bestätigt, während Danielssen und Koren (50) bei ihrem Trochostoma thomsonii die Muskelschicht aus Längs- fasern gebildet fanden und die Bindegewebsschicht in eine äussere, faserige und eine innere, hyaline, mit zahlreichen ‚Schleimzellen “ ausgestattete Lage unterschieden. Diese „Schleimzellen‘“ halte ich für dieselben, welche Jourdan als gelbliche, granulirte Zellen erwähnt; sie erinnern an die in der Lederhaut vorkommenden und gehören wahrscheinlich wie jene in die Kategorie der Wanderzellen (vergl. S. 33—34). Dass auch Kalk- körperchen in der Wand der Poli’schen Blasen auftreten können, hat be- reits Joh. Müller (155) angegeben. Der oben (8. 115) erwähnte End- zipfel, welcher an der Poli’schen Blase der Dendrochiroten häufig vor- kommt, ist nach Vogt und Yung (284) solide und von hornartiger Consistenz; er bildet gewissermaassen den Wirbel, nach welchem die Muskelfasern verlaufen, die nach denselben Forschern keine eigentlichen Rinsfasern sind, sondern in niedrigen Spiralwindungen die Blase um- kreisen. 5. Radialkanäle. Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse gewinnt es den An- schein, dass die von Tiedemann (275) bei Holothuria tubulos« (Gmel.) entdeckten Radialkanäle, auch Ambulacralkanäle genannt, ausnahmslos allen Seewalzen zukommen. Bei den mit Füsschen versehenen Gruppen, also den Elasipoden, Aspidochiroten (VII, 15) und Dendrochiroten, ist es leicht, sich von ihrer Anwesenheit zu überzeugen, schwieriger aber bei den füsschenlosen Synaptiden (VII, 12) und Molpadiiden. Das macht es erklär- lich, dass gerade bei diesen beiden Familien widersprechende Angaben auf- gestellt werden konnten und zum Theil noch heute festgehalten werden. In Betreff der Synaptiden wird gewöhnlich angegeben, dass Quatrefages (210) die Existenz der Radialkanäle bei ihnen nach- gewiesen habe. Betrachtet man aber die darauf bezügliche Abbildung bei Quatrefages, so erkennt man leicht, dass die dort als Radialkanäle gezeichneten Röhren mit den wirklichen Radialkanälen nichts zu thun haben; denn das in der Zeichnung angegebene Lageverhältniss zum 118 Seewalzen. Kalkringe und zu den Längsmuskeln ist ein anderes als bei den wirklichen Radialkanälen; immerhin ist es möglich, ja wahrscheinlich, dass Quatre- fages diese dennoch gesehen, aber ihr Lageverhältniss falsch aufgefasst hat. Jedoch schon vor Quatrefages hatte Jäger (110) bei seiner Synapta beselii fünf „vasa locomotoria“ beobachtet, die kaum etwas anderes sein können als die Radialkanäle. Joh. Müller (185) verbesserte auf diese Jäger’sche Beobachtung hin seine anfänglich (184) geäusserte Meinung, dass die Synaptiden der Radialkanäle entbehren, in das Gegen- theil. Später aber glaubten sowohl Baur (10), als auch Semper (238), Teuscher (261), M. Sars*), Semon (233) und neuerdings wieder Lampert (134), Theel (267) und Vogt und Yung (284) das Vor- kommen der Radialkanäle bei den Synaptiden in Abrede stellen zu müssen. Dem gegenüber hat indessen Hamann (93) wenigstens für Synapta digitata (Mont.) den überzeugenden Nachweis gebracht, dass sie dennoch vorhanden sind (VII, 12), und Semon hat sich ihm in seiner letzten Arbeit (237) unter Aufgabe seiner früheren Ansicht angeschlossen. Bei den Molpadiiden hat Joh. Müller (184) die Radialkanäle zuerst bei seiner Molpadia chilensis gesehen, aber für Blutgefässe gehalten. Semper (238) bestätigt ihr Vorkommen bei Haplodactyla molpadioides Semp. und Caudina arenata (Gould), Teuscher (261) und Kingsley (117) des- gleichen bei Caudina arenata, Sluiter (241) bei Haplodactyla hyaloeides**) Sluit. und: Caudina caudata (Sluit.) und endlich Danielssen und Koren (50) bei Trochostoma thomsonii und Ankyroderma jeffreysii Dan. und. Kor. Die einzige gegentheilige Angabe, auf welche sich die Ansicht Theel’s (267), dass einem Theile der Molpadiiden die Radialkanäle fehlen, stützen kann, ist die Bemerkung von Semper, dass er bei Eupyrgus (= Echino- soma Semp.) die Radialkanäle vergeblich gesucht habe. Im Hinblick aber auf die Weise, in welcher sich unsere Kenntniss der Radialkanäle bei den Synaptiden entwickelt hat, dürfte die Vermuthung gestattet sein, dass erneute Untersuchungen das Vorhandensein dieser Organe auch bei Kupyrgus lehren werden. Eine andere Frage ist es, ob bei allen Seewalzen alle fünf Radien einen Radialkanal beherbergen oder ob nicht bei einzelnen Formen doch ein Theil der Radien der Kanäle verlustig gegangen sei. So hat Teuscher (261) die einer Nachuntersuchung werthe Behauptung aufgestellt, dass bei Psolus squamatus (Düb. und Kor.) die beiden Radien des Biviums der Radialkanäle entbehren. Für die Elasipoden war Theel anfänglich (263) zu einer ähnlichen Meinung gelangt, indem er sich überzeugt zu haben glaubte, dass bei seiner Elpidia glacialis nur die beiden seitlichen Radien *, In Koren und Danielssen (120). ##) Lampert (134) nennt es „fälschlich eitiren“, dass ich (156) die Sluiter’sche Original- Schreibweise „hualoeides‘ in „hyaloeides‘‘ verändert habe. Mit dieser Art „falsch zu eitiren“ werde ich aber getrost so lange fortfahren, bis es Lampert gelingt zu zeigen, dass glashell auf griechisch nicht %«Aog, sondern o®«Aog heisst. Wassergefässsystem. 119 der Bauchseite Ambulacralkanäle besitzen, die noch dazu durch schiefe Scheidewände in eine Anzahl hintereinander gelegener Kammern getheilt seien. Danielssen und Koren (50) gaben gleichfalls an, dass bei den von ihnen beschriebenen Elasipoden: Kolga hyalina und Irpa abyssicola nur die -beiden seitlichen Radialkanäle des Triviums zur Ausbildung ge- langt seien, stellten aber gleichzeitig die.von Theel in den Radialkanälen der Elpidia glacialis behaupteten Septen in Abrede. Theel (266) salı sich in Folge dessen veranlasst die Elpidia einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen, welche ihn zu dem Ergebnisse führte, dass jene Septen auf einer irrthümlichen Auffassung der Füsschenampullen beruhten und dass ferner nicht nur bei diesen, sondern bei allen von ihm untersuchten Elasipoden-Arten in Wirklichkeit nicht zwei, sondern fünf Radialkanäle vorhanden sind. Leider war Theei nicht in der Lage seine Beobach- tungen auch auf die beiden Danielssen und Koren’schen Arten aus- dehnen zu können. Es wird aber gestattet sein mit ihm anzunehmen, dass auch diesen Arten fünf Radialkanäle zukommen. Dass es auch Holothurien mit 10 Ambulacren und dementsprechend 10 Radialkanälen des Wassergefässsystemes gebe, war von Semper (238) für die Gattung Rhopalodina behauptet worden. Es gelang mir (148, 161e) aber, den Nachweis zu erbringen, dass diese Behauptung nur durch eine irrige Auffassung des eigenthümlichen Verlaufes der fünf Radialkanäle hervorgebracht worden ist. Fig. 13. — Schematischer Querschnitt durch ein Ambulacrum einer Seewalze. E äusseres Körperepithel, C Lederhaut, F Füsschen, Fe Füsschenkanal, Fr Füsschennerv, Amp Füsschenampulle, Fe Radialkanal des Wassergefässsystemes, B radiales Blutgefäss, N Radialnerv, //n Hautnerven, Am Quermuskulatur der Körperwand, Zn Längsmuskulatur der Körperwand. Da wir auf den Ursprung der Radialkanäle aus dem Ringkanale, ihren Verlauf und ihre Beziehungen zu den Fühlerkanälen, bei der Betrachtung der letzteren (S. 120) zurückkommen müssen, so genügt es an dieser Stelle hervorzubeben, dass die Radialkanäle direct aus dem 120 Seewalzen. Ringkanale entspringen und, nachdem sie der Innenseite der Radial- nerven sich angelagert haben, zusammen mit diesen durch die Einschnitte oder Löcher der Radialstücke des Kalkringes hindurchtreten. Alsdann durchziehen sie die Radien der Körperwand der Länge nach und endigen schliesslich blindgeschlossen in der Umgebung der Afteröffnung. In den Radien ist ihre Lage stets eine solche, wie sie die vorstehende schematische Figur erläutert, also nach innen von dem in der Tiefe der Lederhaut gelegenen Radialnerven (vergl. VII, 15 und Fig. 13 auf S. 119). In ihrem feineren Baue zeigen sie die zuerst von Semper (238) erwähnte und dann durch Hamann (91 und 93) bestätigte Eigenthümlich- keit, dass die lediglich aus einer Lage von Längsfasern gebildete Muskel- schicht nicht um den ganzen Kanal herumgeht, sondern sich auf dessen obere, d. h. dem Radialnerv zugekehrte Wand beschränkt (VII, 12). Leider sind es nur wenige Arten, bei welchen dies Verhalten festgestellt worden ist, nämlich Synapta digitata (Mont.), Cucumaria planei (Br.)*) und ©, japonica Semp., sodass die Frage, ob diese Einrichtung allen Seewalzen zukomme, einstweilen unbeantwortet bleiben muss. — Bemerkenswerth ist eine Angabe, welche Hamann (95) über die Radialkanäle der Synapta digitata macht, dass nämlich zwischen ihren Wandungen sich hier und da bindegewebige, mit Epithel überzogene Verbindungsstränge ausstrecken. 6. Fühlerkanäle. Als Fühlerkanäle (oder Tentakelgefässe) werden sehr häufig (z. B. von Bronn, Selenka, Semper, Kingsley) die vom Ringkanal abgehenden (VII, 9k; 11b) Gefässe bezeichnet, welche in der Umgebung des Schlundes nach dem Kalkringe hinziehen; an der Innenseite des Kalkringes setzen sie ihren nach vorn gerichteten Verlauf fort um am Vorderrande desselben in die Fühlerschläuche überzugehen, welche in die Fühler eintreten und uns schon bei deren Betrachtung (S. 90) bekannt geworden sind. Wir werden aber gleich sehen, dass die Benennung der in Rede stehenden Kanäle als „Fühlerkanäle“ nur geeignet ist falsche Vorstellungen hervor- zurufen. Lassen wir nämlich die eine Familie der Synaptiden zunächst einmal ganz bei Seite, so zeigt sich bei allen anderen Familien als aus- nahmslose Regel, dass die vom Ringkanal nach dem Kalkringe hinziehenden Kanäle keineswegs unmittelbar und allein die Fühler versorgen, sondern die Anfangsstücke der fünf Radialkanäle darstellen. Will man diesen Anfangsstücken dennoch einen besonderen Namen geben, was mir ganz unnöthig zu sein scheint, so mag man sie immerhin mit Theel (266) als „Hauptkanäle“ bezeichnen. *) Ob Hamann auch noch einige andere mittelmeerische Arten speciell auf diesen Punkt untersucht hat, geht aus seinen Mittheilungen nicht genau hervor, Wassergefässsystem. 121 Stets sind dieselben in der Fünfzahl*) vorhanden, wobei wir immer wieder die Synaptiden einstweilen unberücksichtigt lassen. Entsprechend ihrer wahren Bedeutung als Radialkanäle liegen sie unabänderlich in der Richtung der Radien. Ihr Lumen steht mit dem des Ringkanales bei den Dendrochiroten durch eine enge, bei den Aspidochiroten durch eine weite Oeffnung in Verbindung. Am Kalkringe angekommen befestigen sie sich durch Bindegewebe an die Innenseite seiner Radialstücke und sind auch während ihres Verlaufes vom Ringkanale bis zum Kalkringe durch Binde- sewebszüge mit dem Schlundrohre und unter sich in Zusammenhang; auf diese bindegewebigen Befestigungen der Radialkanäle werden wir bei der Betrachtung des „Schlundkopfes“ (siehe Verdauungsorgane) zurück- kommen. Falls die Radialia des Kalkringes nach hinten gerichtete Gabel- schwänze (S. 84) besitzen, so fassen die beiden Aeste eines jeden Gabel- schwanzes je einen hadialkanal zwischen sich. An der Innenseite der radialen Kalkringstücke geben die Radialkanäle seitliche Aeste ab, welche für die Fühler bestimmt sind**). Diese Aeste erst sind es, welche den Namen Fühlerkanäle verdienen. Ihre Zahl scheint immer derjenigen der Fühler zu entsprechen, sodass also jeder Fühlerkanal direkt aus einem Radialkanal seinen Ursprung nimmt. Ob es auch vorkommt, dass ein Fühlerkanal nicht direkt von einem Radialkanal, sondern von einem anderen Fühlerkanal sich abzweigt, ist bis jetzt noch nieht näher unter- sucht worden. Die fünf Radialkanäle scheinen, soweit Beobachtungen vorliegen, sich bei einer durch 5 theilbaren Fühlerzahl immer in gleicher Weise an der Abgabe von Fühlerkanälen zu betheiligen. Sind also beispielsweise 10 Fühler wie bei Cucumaria planci (Br.) vorhanden, so gibt jeder Radialkanal jederseits je einen Fühlerkanal für die beiden ihm zunächst liegenden Fühler ab. Bei 15 Fühlern, z. B. bei Trochostoma thomsonü Dan. und Kor., gehen von jedem Radialkanal drei Fühlerkanäle ab. Bei 20 Fühlern, z. B. bei Holothuria tubulosa (Gmel.), entspringen von jedem Radialkanale jederseits zwei Fühlerkanäle. Wie sich dagegen die Radialkanäle bezüglich der Abgabe von Fühlerkanälen bei einer nicht durch 5 theilbaren Fühlerzahl verhalten, ist noch zu untersuchen. Die Synaptiden haben wir deshalb bis jetzt ausser Acht gelassen, weil ihre Füblerkanäle (VIII, 1b) in scharfem Gegensatze zu allen anderen Seewalzen unmittelbar aus dem Ringkanale ihre Entstehung nehmen. In ihrem Verlaufe vom Ringkanale bis zum Kalkringe und in ihrer Lage- beziehung zu diesem verhalten sie sich ebenso wie die Radialkanäle der *) Nach der etwas verworrenen Darstellung, welche Vogt und Yung (284) von den Beziehungen der „Ambulacralkanäle“ zu den „Tentakelkanälen“ der Cuceumaria planet (Br.) geben, könnte es scheinen, als wenn bei dieser Art die Verhältnisse anders lägen als bei den übrigen Dendrochiroten, was aber keineswegs der Fall ist. Die Tentakelkanäle entspringen auch bei dieser Art nicht unmittelbar aus dem Ringkanal, sondern aus den Radialkanälen. **) Tiedemann (273), Jäger (110) und Koren (119) waren der, wie Joh. Müller (184) zeigte, irrthümlichen Ansicht, dass an dieser Stelle die Radialkanäle durch einen zweiten, vorderen Ringkanal miteinander verbunden seien. 122 Seewalzen. übrigen Holothurien. In der Regel entspringt jeder Fühlerkanal unmittel- bar aus dem Ringkanale, sodass ihrer im Ganzen ebensoviele den Ring- kanal verlassen als Fühler vorhanden sind. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel, die theils individueller, theils anscheinend speeifischer Art sind. So wird von Synapta digitata (Mont.) durch Baur (10) an- gegeben, dass von ihrem Ringkanale mitunter nur 8, 9, 10 oder 11 statt der regelmässigen 12 Fühlerkanäle abgehen, dass dann aber so viele der- selben sich gabeln, als nöthig ist um schliesslich doch alle 12 Fühler zu versorgen. Leider gibt Baur nicht näher an, ob es beliebige oder ganz bestimmte Fühlerkanäle sind, die sich in solchen Fällen gabeln; es würde von Interesse sein durch eine genauere Untersuchung diesen Punkt auf- zuklären. Ferner fanden Danielssen und Koren (50), dass bei ihrem Acanthotrochus mirabilıs nur 10 Fühlerkanäle den Ringkanal verlassen, dass aber zwei derselben sich gabeln und auf solche Weise doch jeder der 12 Fühler seinen Wassergefässsast bekommt; sie konnten auch fest- stellen, dass es zwei ventrale und einander gegenüberliegende Füblerkanäle sind, welche sich gabeln. Um aber auf den direkten Ursprung der Fühler- kanäle aus dem Ringkanal überhaupt zurückzukonmmen, möchte ich be- merken, dass von diesem Verhalten der Synaptiden vielleicht doch eine Brücke zu dem der übrigen Holothurien hinüberführt. Wie verhalten sich denn die Radialkanäle, welche bei allen anderen Familien die Fühler- kanäle sind, zu diesen bei den Synaptiden? Eine Beantwortung dieser Frage ist bis jetzt nur in sehr beschränktem Maasse möglich, da nur ein einziger Autor, nämlich Hamann (93), bei der einen Art, Synapta digitata, Beobachtungen gemacht hat, welche sich hier verwenden lassen. Derselbe gibt an, dass die Radialkanäle aus einer kleinen Ausbuchtung der Fühlerkanäle ihren Ursprung nehmen. Es stehen also fünf von den zwölf Fühlerkanälen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Radial- kanälen und man braucht den Befund Hamann’s nur anders zu deuten um in diesen 5 Fühlerkanälen, in Uebereinstimmung mit den Fühlerkanälen der übrigen Holothurien, Aeste der Radialkanäle zu erkennen; wenn man nämlich das von der Abgangsstelle des Radialkanales bis zum Ringkanal reichende Kanalstück dem Radialkanal (als erweitertes Basalstück des- selben) zurechnet, statt in ihm bereits den „Tentakelkanal“ selbst zu sehen, so gibt nicht der Fühlerkanal den Radialkanal, sondern umge- kehrt der Radialkanal den Fühlerkanal ab. Für die übrigen sieben Fühlerkanäle der Synapta digitata bleibt aber für die Vergleichung mit Holothurien anderer Familien die frühere Schwierigkeit ihres direkten Ursprunges aus dem Ringkanale bestehen und lässt sich meines Erachtens nur durch die Annahme lösen, dass bei Synapta digitata (und mit ent- sprechender Abänderung der Zahlen auch bei den anderen Synaptiden) früher auch diese 7 Fühlerkanäle nicht aus dem Ringkanale, sondern aus den Radialkanälen abzweigten, später aber ihren Ursprung auf den Ringkanal selbst verlagerten. Diese Ansicht steht in engem Zusammen- hange mit meiner später im entwicklungsgeschichtlichen und phylogene- Wassergefässsystem. 123 tischen Kapitel zu begründenden Meinung, dass die Synaptiden, im Gegen- satze zu der neuerdings von Semon (237) mit grossem Geschick ver- tretenen Auffassung, keineswegs als die relativ ursprünglichsten Holothurien angesehen werden können. Der feinere Bau der Fühlerkanäle der Synaptiden ist durch Hamann (93) näher bekannt geworden. Bis auf einen Punkt (den Besitz einer doppelten Muskelschicht) entspricht er dem Bau der übrigen Wassergefässkanäle.e. Von aussen nach innen fand der genannte Forscher bei Synapta digitata (Mont.) die folgenden Schichten: 1. ein äusseres Epithel, 2. eine den Fühlerkanälen eigenthümliche äussere, der Länge nach verlaufende Muskellage, 3. eine Bindegewebsschicht, 4. eine Ringmuskelschicht, welche eine Fortsetzung der Muskulatur des Ringkanales ist, und 5. ein inneres Epithel. Eine andere Eigenthümlich- keit der Fühlerkanäle der Synaptiden besteht in den von Wyv. Thomson (270)*) an den Jungen der Synapta inhaerens (©. F. Müll.) entdeckten, später von Hamann (93) an erwachsenen Thieren wieder aufgefundenen und von Semon (236) bestätigten Semilunarklappen. Dieselben befinden sich in dem der Innenseite des Kalkringes anliegenden Abschnitte der Fühlerkanäle und bilden einen taschenförmigen Ventil- apparat, welcher den Rückfluss der Wassergefässflüssigkeit aus dem Fühler in den Fühlerkanal verhindern kann. Jede Klappe besteht aus einer muskulösen, von Epithel überkleideten Membran von halbmond- förmiger Gestalt, welche in der Weise an die Innenfläche des Fühler- kanales befestigt ist, dass ihr freier, concaver Rand dem Fühler, dagegen ihr convexer Rand dem Ringkanale zugekehrt ist; ihre Muskelfasern ver laufen mit dem freien Rande parallel. 7. Fühlerampullen. Wenn der Fühlerkanal am vorderen Rande des Kalkringes an- gekommen ist um von hier aus seinen Weg in den Fühlerkanal zu nehmen, entwickelt er an dieser Stelle sehr häufig einen kürzeren oder längeren Blindsack, welcher sich in der Richtung von vorn nach hinten über die Aussenseite des Kalkringes lagert und entweder seiner ganzen Länge nach oder nur mit seiner Basis (VII, 11) an dem Kalkring befestigt ist. Der Blindsack führt den Namen Fühlerampulle und stimmt in seinem feineren Baue durchaus mit dem Fühlerkanale überein, von dem er sich ausgestülpt hat. Der Zahl nach entsprechen die Fühlerampullen stets den Füblern; insbesondere kommt es niemals vor, dass etwa nur ein Theil der Fühler mit Ampullen ausgestattet wäre. *, Die Nummer 270 des Literaturverzeichnisses ist auf Seite 13 durch ein Versehen einem anderen Autor (Will. Thompson) zugeschrieben, was zu verbessern ist. 124 Seewalzen. Die erste Beobachtung der Fühlerampullen rührt von Bohadsch (30) her, der sie als „wurmförmige Bänder“ beschreibt; auch ©. J. Müller (188 und 189) liess sie nieht unbemerkt. Beiden aber entging die Beziehung der Ampullen zu den Füsschenkanälen und so konnten sie zu dem auch noch von Cuvier (46) festgehaltenen Irrtbum kommen, dass sie Speichelorgane in ihnen sahen — eine Ansicht, welche Tiedemann (273) mit Recht zurückwies, indem er gleichzeitig die wahre Natur der Fühlerampullen kennen lehrte. In ihrem Vorkommen vertheilen sich dieselben so auf die einzelnen Gruppen der Seewalzen, dass sie den Elasipoden und Dendrochiroten vollständig fehlen, dagegen bei den Synaptiden, Molpadiiden und Aspido- chiroten in der Regel vorhanden sind. Am schwächsten ausgebildet sind sie bei den Synaptiden. Hier treten sie als bläschenförmige Aussackungen der Fühlerkanäle auf, welche sich aussen auf die Verbindungsstellen der Kalkringglieder auflagern. Joh. Müller (184) erwähnte ihrer zuerst bei Synapta beselii Jäg. und S. digitata (Mont.), und von der zuletzt ge- nannten Art beschrieben Baur (10) und Hamann (95) sie ausführlicher. Bei den Molpadiiden wurden sie ebenfalls von Joh. Müller (184) entdeckt und zwar an seiner Molpadia chilensis. Seitdem sind sie von anderen Forschern bei sämmtlichen Gattungen der Molpadiiden constatirt worden, mit alleiniger Ausnahme von Eupyrgus, wo Semper (238) ihr Vorkommen in Abrede stellte. Durchgängig haben sie bei den Molpadiiden schon die gestreckte, eylindrische, am blinden Ende abgerundete oder zugespitzte Gestalt, in der wir sie bei den Aspidochiroten antreffen, und hängen auch wie bei diesen frei in die Leibeshöhble. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichen sie bei den Aspidochiroten, fehlen hier keiner einzigen Art und sind oft von ganz erheblicher Länge. Als Beispiele für ihre verschiedene Grösse im Innern dieser Familie mögen die folgenden Angaben dienen. Verhältnissmässig klein (kurz) sind. sie bei Labidodemas dubiosum Ludw., Holothuria strigosa, subditiva, pervicaz Sel., fusco-cinerea Jäg., monacaria (Less.); lang bei Mülleria agassizü, parvula Sel., Stichopus kefersteinii Sel., Holothuria atra, scabra Jäg., vaga- bunda, languens, verrucosa Sel.; sehr lang bei Mälleria miliarıs (Quoy und Gaim.), obesa Sel., maculata (Br.), Stichopus ananas Jäg., Holothuria immobilis, coluber, similis Semp.; bei Holothuria caesarea Ludw. werden sie 3 cm lang bei einer Gesammtlänge des Körpers von 11 em, bei Stichopus fuscus Ludw. 4 em lang bei 19 cm Körperlänge. Für die Autnahme der Fühlerampullen besitzt die Aussenseite des Kalkringes bei den Synaptiden und Molpadiiden deutliche Gruben, welche bei den Synaptiden regelmässig so angebracht sind, dass sie den Ver- bindungsstellen von je zwei Kalkringgliedern entsprechen. An der Bildung einer jeder solehen Fühlergrube betheiligen sich also bei den Synaptiden je zwei benachbarte Stücke des Kalkringes und es ent- sprechen demnach die Fühler in ihrer Stellung eigentlich nicht den Kalk- ringgliedern, sondern stehen abwechselnd mit ihnen. Bei den Molpadiiden I) Wassergefässsystem. 125 verhalten sich 10 von den 15 Fühlerampullen ebenso zu dem Kalkringe, wie bei den Synaptiden, d. h. also sie stehen abwechselnd mit den Kalk- ringgliedern und ihre Fühlergruben werden unter Betheiligung von je einem Radiale und einem Interradiale des Kalkringes gebildet; für die 5 übrigen Fühlerampullen entwickelt sich auf der Aussenseite eines jeden Radialstückes eine diesem allein angehörige Fühlergrube, welche dem Zwischenraum zwischen der grossen und der kleinen Zinke (s. S. 87, 38) entspricht. 8. Füssehenkanäle. Die Füsschenkanäle treten nur bei manchen Elasipoden nach ihrem Aus- tıitte aus dem Radialkanal sofort in die Füsschen ein. Gewöhnlich aber verlaufen sie nach aussen von der Quermuskulatur der Körperwand eine Streeke weit parallel mit deren innerer Oberfläche und biegen dann erst in der Richtung nach der äusseren Körperoberfläche in die Höhe um durch die Lederhaut aufzusteigen und in das Füsschen, bez. die Ambulacral- papille einzutreten, woselbst sie blindgeschlossen endigen. An jener Umbiegungsstelle geben sie in der Regel nach innen die nachher zu be- sprechende Ampulle ab. Ihre Wandung ist ebenso gebaut wie die Wand des Radialkanales, aus dem sie entspringen. Ihr Verhalten im Inneren der Füsschen und Papillen haben wir schon früher (S. 109) kennen ge- lernt. In der Regel scheinen die Füsschenkanäle niemals in paariger, sondern in beiderseits abwechselnder Stellung aus dem Radialkanal aus- zutreten, auch dann, wenn äusserlich betrachtet die Füsschen eines jeden Radius in einer einfachen Reihe geordnet zu sein scheinen (z. B. bei mehreren Ocnus-Arten, vergl. S. 106). Entweder versorgt jeder Füsschen- kanal nur ein einziges Füsschen, z. B. bei Cueumaria planei (Br.), [ron- dosa (Gunn.) und zahlreichen anderen, oder aber er sendet Nebenäste aus, welche nach kurzem Verlaufe ebenso wie der Hauptstamm eine Ampulle entwickeln und durch die Haut hindurch in ein Füsschen ein- treten, z. B. bei Holothuria tubulosa (Gmel.), wo nach Tiedemann (273) jeder Füsschenkanal in dieser Weise 4—6 Füsschen versorgt. Wie weit derartige einfache und verästelte Füsschenkanäle auf die einzelnen Gruppen der pedaten Holothurien vertheilt sind, bedart noch der näheren Untersuehung und Feststellung. Unter rudimentären Füssehenkanälen verstehen wir Aeste der Radialkanäle, welche in der Haut blind endigen ohne in Füsschen ein- zutreten. Nach Tiedemann sollen solche rudimentäre Füsschenkanäle neben den wohlentwickelten bei Holothuria tubulosa (Gmel.) vorkommen. Ob dem wirklich so ist und ob es sich dabei nicht vielleicht nur um vorübergehende Entwicklungszustände wohlentwickelter Füsschenkanäle handelt, kann ebenfalls erst durch neue Untersuchungen klargelegt werden. Bei den Molpadiiden sind von mehreren Forschern rudimentäre Füsschenkanäle angegeben worden, so von Semper (238) bei Haplo- 196 Seewalzen. dactyla molpadioides Semp. und Caudina arenata (Gould), von Danielssen und Koren (50) bei ihrem T’rrochostoma thomsoni, von Sluiter (241) bei Haplodactyla hyaloeides Sluit. und Caudina caudata (Sluit.); dagegen stellt Teuscher (261) ihr Vorkommen bei Caudina arenata (Gould) in entschiedene Abrede und auch bei Eupyrgus sollen sie nach Semper mitsammt den Radialkanälen fehlen. Ob demnach der Besitz rudimen- tärer Füsschenkanäle auf bestimmte Gattungen und Arten der Molpadiiden beschränkt oder vielleicht doch eine allgemeine Eigenschaft dieser ganzen Familie ist, kann erst durch weitere Untersuchungen aufgeklärt werden. Schliesslich soll nicht unerwähnt bleiben, dass nach The&el (266) auch bei einigen Elasipoden rudimentäre Füsschenkanäle vor- kommen, z. B. bei Oneirophanta mutabilis 'Theel. 9. Füsschenampullen. An der Stelle, wo der Füsschenkanal umbiegt um durch die Dicke der Haut aufzusteigen, entsendet er in der Richtung nach der Leibes- höhle eine bläschenförmige Aussackung, welche seit Cuvier (46) bekannt ist und als Füsschenampulle oder Ambulacralbläschen bezeichnet wird. Entweder lagert sich die Ampulle zwischen Lederhaut und Quermuskulatur der Körperwand und bleibt dann an ihrer Innenseite von dieser Muskulatur überlagert, oder sie drängt die Quermuskulatur auseinander und ragt nunmehr frei in die Leibeshöhle hinein. Im ersteren Falle wollen wir die Ampulle als verdeckte, im zweiten Falle als freie bezeichnen. Die freie Ampulle treibt die Epithelauskleidung der Leibeshöhle vor sich her, sodass sie einen Ueberzug dieses Epithels erhält. Auch im Uebrigen erinnert der Bau der freien Füsschenampullen sehr an den der Poli’schen Blasen (S. 117), ohne aber ganz damit übereinzustimmen. Es sind zwar, nach Semper (2358) und Hamann (91), dieselben Wandschichten vorhanden, nämlich von aussen nach innen: 1. äusseres Wimperepithel (= Cölomepithel), 2. Bindegewebsschicht, 3. Muskelschicht, 4. inneres Wimperepithel, aber die Richtung des Faserverlaufes ist in der Muskelschicht und zum Theil auch in der Bindegewebsschicht eine andere als bei den Poli’schen Blasen. Die Fasern der Muskelschicht verlaufen in den Ampullen der Länge nach, während die Fasern der innersten Bindegewebslage ringförmig angeordnet sind. Dazu kommt, dass nach Hamann die von der Fühlerampulle durchbrochene Quer- muskulatur der Körperwand sich um den basalen Theil der Ampulle zu einer als Spbinkter funetionirenden Ringmuskulatur gruppirt. Bald sind die freien Füsschenampullen sehr klein und kaum bemerkbar, z. B. bei Holothuria atra Jäg., coluber Semp., T’hyone ovulum Sel., oder sie sind kräftig entwickelt, ein bis mehrere mm gross, und hängen dann deutlich erkennbar frei in die Leibeshöhle, wie z. B. bei Mülleria maurt- tana (Quoy und Gaim.), maculata (Br.), agassızü Sel., Holothuria marmorata (Jäg.), lubrica Sel., similis, gräffer, Semp., Cucumaria frondosa Wassergefässsystem. 127 (Gunn.), miniata (Br.), Phyllophorus perspieillum (Sel.), T’hyone sacellus (Sel.), Rrhopalodina lageniformis Gray. Dass sie in ihrer Anordnung die Stellung der zugehörigen Füsschen wiederholen, braucht kaum besonders angegeben zu werden; nur insoweit, als sie in den Bereich der Längs- muskeln der Körperwand fallen, werden sie von diesen zur Seite ge- drängt und ragen dann, nicht selten in dichter Reihe, an den Rändern der Längsmuskeln hervor. Ihrer Form nach sind sie bei den Aspido- und Dendrochiroten gewöhnlich oval oder länglich, mit glatter Oberfläche. Bei den Elasipoden kommen sie in dieser einfachen Gestalt nur an den Rückenpapillen von /Iyodaemon maculatus Theel vor, wo sie zugleich die ansehnliche Grösse von 10— 15 mm erreichen. Bei einigen anderen Deimatiden jedoch sind zwar auch freie, den meisten Elasipoden fehlende Ampullen vorhanden, aber sie haben nicht mehr die einfache Blasen- form, sondern sind mit kurzen Blindsäcken besetzt; derartige „ver- ästelte“ freie Ampullen beschreibt Th&el (266) an den Rückenpapillen von Orphnurgus asper und Pannychia moseleyi Theel. Verdeekte Ampullen („ambulacral cavities“ Theel“) sind bis jetzt nur von Elasipoden bekannt. Ebenso wie die freien Ampullen sind sie entweder einfach, d. h. unverästelt, oder verästelt. In einfacher Gestalt treten sie an den Füsschen (und Papillen) der Gattung Laet- mogone (unter den Deimatiden) und der meisten Elpidiiden auf, Gewöhnlich stellt jede dieser Ampullen (VII, 13) einen flachen, geräumigen Sack vor, der an seiner Basis, d. h. da wo er sich mit dem Füsschenkanal verbindet, viel breiter ist als an seinem blinden Ende; die Ampullen der Füsschen sind ferner quer zur Längsaxe des Körpers gestellt und reichen von den seitlichen ventralen Radien aus eine beträchtliche Strecke weit in die ventralen Interradien. Die Blasen der hintereinander gelegenen Füsschen- ampullen sind in der Längsrichtung des Körpers oft so stark verbreitert, dass sie sich gegenseitig berühren (VII, 15). Nach Danielssen und Koren (50) besitzen sie bei Kolga hyalina sowohl Ring- als Längsmuskulatur, während Theel (263) ihnen bei Elpidia glacialis nur Ringmuskulatur zuspricht. — Verästelte, d. b. mit einfachen oder gegabelten Blindsäcken besetzte, bedeckte Ampullen werden bei den Gattungen Oneirophanta, Deima, Orphnurgus, Ilyodaemon, Pannychia (also fast allen Deimatiden) und bei Achlyonice (unter den Elpidiiden) angetroffen (VII, 14); bei Oneirophanta und Deima sowohl an den Füsschen als auch an den Papillen, bei den übrigen nur an den Füsschen. Bei Orphnurgus scaber Theel ereignet es sich, dass eine verästelte Füsschenampulle zum Theile verdeckt liegt, zum anderen Theile frei in die Leibeshöhle hängt, und so den Beweis liefert, dass eine scharfe Grenze zwischen freien und verdeckten Ampullen nicht vorhanden ist. Bei den Psyehropotiden sind überhaupt keinerlei Ampullen zur Ent- wicklung gelangt, dafür sind aber bei ihnen die Füsschenkanäle durch ein weiteres Lumen ausgezeichnet. Ob auch bei anderen Familien ein völliger Mangel der Ampullen vorkommt, bedarf noch der Untersuchung. - 128 Seewalzen. 10. Homologie der Fühler und Füsschen. In ihrem feineren Baue, in ihrer Beziehung zu den Radialkanälen des Wassergefässsystemes und ihrer, wenn auch nicht immer vorhandenen Verbindung mit Fühlerampullen zeigen die Fühler so viele Aehnlichkeiten mit den Füsschen und Füsschenampullen, dass seit Tiedemann und Joh. Müller alle Forscher in der Ansicht einig sind, dass Fühler und Füsschen morphologisch gleichwerthige Gebilde darstellen. Die Nerven- versorgung stimmt zwar nicht ganz dazu, weil die Fühlernerven nicht wie die Füsschennerven direkt von den Radialnerven, sondern vom Ringnerven herkommen; indessen fällt dieser Umstand gegenüber der sonstigen Uebereinstimmung nicht weiter ins Gewicht. Wenn nun aber auch die allgemeine Homologie der Fühler und Füsschen allseitig zuge- standen wird, so fragt es sich doch noch, wie weit sie sich im Einzelnen durchführen lässt; insbesondere erhebt sich die Frage, ob der Fühler einem einzelnen Füsschen oder einer Gruppe von Füsschen entspricht. Semper (238) vertrat die letztere Ansicht und da er zugleich der Einzige ist, der Gründe dafür anführt, so kann ich mich auf eine Be- sprechung seiner Auffassung beschränken. Er stützt sich auf zwei Ge- sichtspunkte: 1. dass der Fühlerkanal dem Radialkanal entspreche; wie dieser die Füsschenkanäle abgebe, so entsende jener Zweige in die Fieder- ästehen, Endläppchen und Zweige der Fühler. 2. Der Fühler selbst ahme bei einzelnen Dendrochiroten, z. B. bei Ocnus pygmaeus Semp., in seinen Endverästelungen die Gestalt der Füsschen nach. Der erste dieser Gründe wird aber dadurch hinfällig, dass der Fühlerkanal nur ein Seiten- ast eines Radialkanales ist, also nicht das Homologon des Radialkanales selbst sein kann. Der zweite Grund wäre nur dann von Belang, wenn die Füsschen niemals Verästelung zeigten, und er erledigt sich durch die Thatsache, dass verästelte Füsschen in einzelnen Fällen vorkommen. So beobachteten Mertens und ich (154) einzelne gegabelte Füsschen bei Cucumaria miniata (Br.) und C. planei (Br.). Mir scheint es dem- nach, dass der einzelne Fühler nicht einer Füsschengruppe, sondern einem einzelnen Füsschen homolog ist, sich aber morphologisch in der Regel (denn es gibt ja auch einfach fingerförmige Fühler) dadurch von dem Füsschen unterscheidet und eine höhere Entwicklungsstufe desselben dar- stellt, dass er Aeste oder Endläppchen abgibt, während die Füsschen das nur ausnahmsweise thun. 1l. Steinkanal. Der Steinkanal (auch Sand- oder Madreporenkanal genannt) ver- dankt seinen Namen der Gegenwart kalkiger Skelettheile in seiner Wandung. Mit dem einen (= inneren) Ende steht er mit dem Ringkanal des Wassergefässsystemes in Verbindung, während das andere (= äussere) Wassergefässsystem. 129 Ende zu einer durchlöcherten Anschwellung vergrössert ist, welehe mit Bezug auf das entsprechende Organ der Seesterne und Seeigel den Namen des Madreporenabschnittes oder der Madreporenplatte führt. Tiedemann (273) kannte bereits den Steinkanal der Holothuria tubulosa (Gmel.), doch blieb ihm die Zugehörigkeit desselben zum Wassergefässsystem so sehr verborgen, dass er darin das männliche Geschlechtsorgan vermuthen konnte — eine Ansicht, welche auch durch. Delle Chiaje (38, Vol. 1) und Jäger (110) vertreten wurde. Krohn (122) war der Erste, welcher dieser Auffassung widersprach; mit Rücksicht auf die von ihm entdeckte Mündung des Kanales in den Ringkanal sprach er denselben als Homo- logon des gleichnamigen Gebildes der Seesterne an und wurde in dieser Deutung bestärkt durch die Wahrnehmung, dass die Wand des Kanales verkalkt ist, wie das übrigens gleichzeitig auch Goodsir |bei Forbes (64)] und früher schon Jäger bemerkten. Siebold (240) wies gleichfalls die Deutung des Steinkanales als Hoden zurück, verfiel aber in den anderen Irrthum ihn für ein. Speichelorgan zu halten. An derselben Meinung hielt Leydig (145) auch dann noch eine Zeit lang fest, als J. Müller (184 und 180) den endgültigen Nachweis von der Richtigkeit der Krohn’schen Ansicht dadurch erbracht hatte, dass er das äussere Ende des Steinkanales in derselben Weise von Poren durchsetzt fand wie die Madreporenplatte der Seesterne und Seeigel. Merkwürdiger Weise hat später Selenka (299) das Vorhandensein dieser sehr leicht zu erkennenden Poren in Abrede gestellt, während Semper (235) und alle folgenden Forscher, welche den Bau des Steinkanals untersuchten, den Befund von J. Müller bestätigten. a. Form, Grösse, Farbe. Fast immer hat der Steinkanal die Ge- stalt eines kürzeren oder längeren cylindrischen Rohres, dessen Dicke (bis Imm und darüber) im Verhältniss zur Länge (bis 2 cm und darüber) in der Regel als eine ziemlich beträchtliche bezeichnet werden kann. Auffallend lang ist der Steinkanal bei einzelnen Aspidochiroten, nament- lieh bei Holothuria scabra Jäg., wo er (einschliessliecb des Madreporen- Absehnittes) !/,— !/, solang wie der bis 30 cm lange Körper wird, und bei Holothuria impatiens (Forsk.), wo er mitunter eine Länge von 10 em erreicht. Besonders kurz (nur wenige mm messend) erscheint er dagegen bei manchen Arten, welche sich zugleich durch eine sehr grosse Zahl von Steinkanälen auszeichnen, z. B. bei Synapta glabra Semp., Cucu- maria maculata Semp., japonica Semp., Colochirus tristis Ludw., Pseudo- eucumis acicula (Semp.), Holothuria flavo-maculata Semp., edulis Less. u. a. Sind mehrere oder viele Steinkanäle vorhanden, so sind sie unter sich oft sehr ungleich an Grösse; gewöhnlich zeichnet sich alsdann der dorsal und am meisten median stehende vor den übrigen durch eine beträchtlichere Länge aus, so z. B. bei Holothuria graeffei Semp., Colochirus quadrangularis (Less.), jagorii Semp., Thyone sacellus (Sel.) u. a. Aber auch bei ein und derselben Art schwankt die Grösse des oder der Steinkanäle oft sehr er- heblich bei den einzelnen Individuen. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. N) \ 130 Seewalzen. Gewöhnlich nimmt der Steinkanal keinen geraden, sondern einen bald mehr bald weniger gebogenen oder Sförmig gekrümmten oder auch spiraligen oder unregelmässig gewundenen Verlauf. Sein äusseres zur Madreporenplatte umgestaltetes Ende stellt meistens eine köpfchenförmige (VIII, 1), annähernd kugelige, bläschen- oder knopfförmige Verdiekung dar. In anderen Fällen ist der Madreporenabschnitt mehr länglich ge- streckt, ei-, kolben-, birn- oder sackförmig (VIII, 7) oder auch (z. B. bei Holothuria mexicana Ludw., marenzelleri Ludw., lubrica Sel.) seitlich comprimirt, lanzettförmig oder einer gefalteten Platte ähnlich (VIII, 6). Nur selten gibt der Steinkanal Nebenäste ab, von denen dann jeder für sich an seinem Aussenende ein Madreporenköpfehen trägt. So kommt es schon bei Thyone buccalis Stimps. vor, dass unter den zahlreichen Stein- kanälen dieser Art der dorsalgelegene zwei knopfförmige Madreporen- platten trägt; bei Synapta beselü Jäg. (VIII, 4) und noch deutlicher bei Thyone chilensis Semp. ist der oder die Steinkanäle mit mehreren Neben- ästen versehen. Meistens zeichnet sich der Steinkanal und noch mehr sein Madreporen- abschnitt durch eine weissliche oder gelbliche Färbung aus, welche zum Theile durch die eingelagerten Kalkkörper hervorgerufen wird und am Madreporenabschnitt sich mitunter (z. B. bei Orcula tenera Ludw., Phyllo- phorus brocki Ludw., Holothuria aphanes Lamp. u. a.) bis zu bräunlichgelb oder braun verdunkelt. i b. Zahl. Die Zahl der Steinkanäle unterliegt zwar grossen Schwankungen, doch nicht entfernt in dem gleichen Maasse wie die Zahl der Poli’schen Blasen. Bei den allermeisten Seewalzen ist nur ein einziger Steinkanal vorhanden. Bei den. Molpadiiden und den drei Familien der Elasipoden ist kein Fall von mehr als einem Steinkanal bekannt. Alle derartigen Fälle gehören vielmehr den drei übrigen Familien der Seewalzen an. Wenn wir diese Familien sowohl nach der relativen als der absoluten Zahl derjenigen Arten, die nach unseren jetzigen Kenntnissen mehr als einen Steinkanal order oder haben können, in eine aufsteigende Reihe ordnen, so stehen die Synaptiden zu unterst, dann folgen die Dendro- chiroten, dann die Aspidochiroten. Bei den Synaptiden kennen wir 5 Arten oder rund '/,, aller bekannten, welche mehr als einen Steinkanal aufweisen; bei den Dendrochiroten sind es 16 Arten oder etwa /,, aller bekannten und bei den Aspidochiroten 27 (vielleicht auch 28 oder 29?) oder ungefähr '/, aller bekannten. Des Näheren ist es unter den Synaptiden lediglich die Gattung Synapta, welche jene 5 Arten liefert: beseln Jäg., vittata (Forsk.), serpentina J. Müll., glabra und grisea Semp. Unter den Dendrochiroten vertheilen sich jene 16 Arten auf die Gattung Oucumaria mit 5 (maculata, japonica, glaberrima Semp., mimiata (Br.), exigua Ludw.), Zhyone mit 4 (sacellus (Sel.), ovulum (Sel.), buccalis Stimps., chilensis Semp.), Colochirus mit 3 (quadrangularıs (Less.), jagorü Semp., tristis Ludw.), Phyllophorus wit 3 (schmeltzii (Ludw.), perspieillum (Sel.), incompertus (Theel) und Pseudocueumis mit 1 Art (acieula (Semp.). Bei Wassergefässsystem. 131 den Aspidochiroten setzen sich jene 27 Arten aus nur einer Stichopus-Art (kefersteini Sel.), dagegen 26 Holothuria-Arten zusammen. Etwas anders gestaltet sich die Beziehung der drei genannten Familien, wenn man die betreffenden Arten darauf prüft, ob die Vermehrung ihrer Steinkanäle sich in bescheidenen Grenzen bewegt oder zu grösseren Zahlen aufsteigt. Dann zeigt sich, dass es gerade die Aspidochiroten sind, bei denen die Vermehrung oft nur eine geringe ist, während sie bei den Synaptiden und Dendrochiroten fast immer einen hohen Grad erreicht. So besitzen die sämmtlichen oben aufgeführten Synapta-Arten eine grosse Menge von Steinkanälen und ebenso verhalten sich Cucumaria maculata, mimiata, japonica, Colochirus quadrangularis, jagorü, tristis, Thyone buccalis, chilensis, Pseudocucumis acieula, Phyllophorus schmeltzii, perspieillum, incom- pertus; 20 —30 Steinkanäle sind vorhanden bei Cucumaria glaberrima, 3S— 20 bei Thyone sacellus, 5 bei Thyone ovulum und 2 oder auch nur 1 bei Cucumaria exigua. Dagegen gibt es unter jenen 27 Aspidochiroten eine ganze Anzahl, bei denen die Vermehrung der Steinkanäle nur in geringem Maase eintritt; so sind deren bei Holothuria pardalis Sel. 1—2, lubrica Sel. 1—3, trumcata Lamp. 2, maculata (Br.) 1—3, helleri v. Marenz. 3, minax Theel 4, mammata Grube, poli und stellati D. Chiaje 1—-5, eimerascens (Br.) 1—5 (seltener bis 10), inornata Semp. 5—6, caesarea Ludw. 7, edulis Less. 2—8, flavo-maculata Semp. 5—10, signata Ludw. 10, tubulosa (Gmel.) 1-16, immobilis Semp. 5—12, graeffei Semp. 13 beobachtet worden. Daneben steht eine verhältnissmässig geringere Zahl von Arten mit noch grösserer Menge von Steinkanälen; so werden von Holothuria aethiops (Br.) 16— 20, occidentalis Ludw. 21, sulcata Ludw. 22, africana Theel 10— 352, mezicana Ludw. 11—40, atra Jäg. (1)—10—60, chilensis Semp. 60—80 und von verrucosa Sel. und Stichopus kefersteinii Sel. zahlreiche angegeben. In der Mehrzahl der Fälle ist das Auftreten überzähliger Steinkanäle von einer Vermehrung der Poli’schen Blasen begleitet. Unter den 48 vorhin aufgeführten Arten sind nämlich nur 13, bei denen eine Vermehrung der Poli’schen Blasen bis jetzt noch nicht festgestellt ist, nämlich: Oueu- maria japonica, die 5 oben erwähnten Colochirus-Arten, Stichopus kefer- steinü, Holothuria maculata, mammata, poli, stellati, helleri, minax, inornata und graeffei. c. Lage. Ist nur ein einziger Steinkanal vorhanden, so liegt er ausnahmslos an der dorsalen Seite des Ringkanales ziemlich genau in der Medianebene, also der Poli’schen Blase gegenüber (VII, 9, VIII, 1). Nur selten rückt er um ein Geringes aus der Medianebene heraus und scheint alsdann, wenigstens bei den Aspidochiroten, die rechte Körper- hälfte zu bevorzugen, so z. B. bei Stichopus sitchaensis (Br.), Holothuria albiventer Semp., decorata v. Marenz., lagoena Haacke, lamperti Ludw.; er kann aber auch etwas nach links rücken, wie es z. B. von Holothuria aphanes Lamp. angegeben wird. Bei den übrigen Familien lässt sich eine derartige Bevorzugung der rechten Körperhälfte noch weniger be- SS 132 Seewalzen. stimmt behaupten, da die vorliegenden Artbeschreibungen auf dieses Ver- hältniss gewöhnlich keine Rücksicht nehmen. Eine leichte Verschiebung nach rechts wird erwähnt von Ocnus typieus Theel, Oueumaria kirchsbergü Hell., Kolga hyalina Dan. und Kor., Acanthotrochus mirabilis Dan. und Kor., dagegen nach links von (ueumaria chierchiae Ludw., Haplodactyla australis Semp., /rpa abyssicola Dan. und Kor., Synapta orsinii Ludw., Chiridota pisanii Ludw. und rotifera (Pourt.). Vermehrt sich die Zahl der Steinkanäle, so besetzen sie zunächt einen grösseren Bezirk der dorsalen Hälfte des Ringkanales, rücken aber schliesslich bei noch weiterer Zunahme ihrer Zahl auch auf die ventrale Seite, bis sie schliesslich auf den ganzen Umkreis vertheilt sind. So ge- hören z. B. die Steinkanäle der Thyone sacellus (Sel.) noch alle der Dorsalseite an; bei (ucumaria maculata Semp. gehen einige von ihnen bereits auf die Bauchseite über; bei Colochiwrus quadrangularis (Less.) sitzen sie schon ringsum, sind aber noch an der Dorsalseite dichter ge- drängt; bei Pseudoeueumis acieula (Semp.) und Phyllophorus incompertus Theel scheinen sie schliesslich in ganz gleichmässiger Vertheilung ringsum an dem Ringkanale zu hängen. Letzteres ist auch der Fall bei den zahlreichen Ringkanälen der Synapta serpentina J. Müll., $. glabra und grisea Semp. Bei den Aspidochiroten dagegen scheint es niemals zu einer solch’ gleichmässigen, auch auf die Bauchseite des Ringkanales sich erstreekenden Anordnung der Steinkanäle zu kommen. Wo wir in dieser Familie einer grösseren Zahl von Steinkanälen begegnen, ordnen sich dieselben stets zu Büscheln, selten nur einem, meistens zwei, welche zu beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums ihre Stellung einnehmen, so z. B. bei Stichopus kefersteinii Sel., Holothuria africana Theel, edulis Less,., atra Jäg., signata Ludw., chilensis Semp., occidentalis, sulcata, mezxicana Ludw., aethiops (Br.), graeffei Semp. u. a. Die mit mehr als einem Steinkanal ausgerüsteten Aspidochiroten zeigen ferner die Eigenthümlichkeit, dass sie dieselben Bevorzugungen der rechten Körperhälfte erkennen lassen, von welchen vorhin bei nur einem Steinkanal die Rede war; in der Regel erhält nämlich ihre rechte Körperhälfte eine grössere Anzahl Steinkanäle als die linke. Setzen wir die Zahl der links gelegenen Steinkanäle links von einem senkrechten Striche und die Zahl der rechts gelegenen rechts davon, so erhalten wir z. B. bei Holothuria minax Theel die Formel 13 und in derselben Weise für Hol. einerascens (Br.) 14, maculata (Br.) 05 und 01, immobilis Semp 210 und 0/3, atra Jäg. 46, helleri v. Marenz. 12, signata Ludw. 46, poli D. Chiaje O1 und 23, oceidentalis Ludw. 912, sulcata Ludw. 814, inornata Semp. 05—6. Weit seltener sind die Fälle, in welchen links eine grössere Anzahl von Steinkanälen angetroffen wurde als rechts, so bei Holothuria einerascens (Br.) 8$—10)0, flavo-maculata Semp. 85 und 5/0, graeffei Semp. 122, mewicana Ludw. 8/3. d. Befestigung. Mit seinem inneren Ende steht der Steinkanal stets mit dem Ringkanale in unmittelbarem Zusammenhang, während er Wassergefässsystem. 155 in seinem übrigen Verlaufe manchen Verschiedenheiten unterliegt. Bei den Elasipoden ist er seiner ganzen Länge nach an des dorsale Mesen- terium angelöthet und schliesslieb mit seinem Aussenende an die Körper- wand selbst angeheftet. Die Stelle dieser Befestigung an die Körperwand, die wir nachher (S. 134) noch in ihrem feineren Verhalten kennen lernen werden, befindet sich in einem grösseren oder geringeren Abstande von dem Fühlerkranze, genau in der dorsalen Medianlinie. Bei einem Theile der Molpadiiden, nämlich den Gattungen T’rochostoma und Ankyroderma, sowie auch bei einer Aspidochirote, Holothuria lactea« Theel, ist der Steinkanal in ähnlicher Weise festgelegt. Bei anderen Molpadiiden aber, z. B. bei Molpadia, Haplodactyla, Caudina, hat er die Verbindung mit der Leibes- wand aufgegeben, sodass er nunmehr nur noch am dorsalen Mesenterium seiner ganzen oder fast seiner ganzen Länge nach angewachsen ist. Dieser Zustand wird von den Synaptiden und Dendrochiroten, soweit dieselben nur einen einzigen Steinkanal besitzen, als Regel festgehalten; auch manche Aspidochiroten zeigen das Gleiche, z. B. Holothuria challengeri Theel, murrayi Theel, catanensis Grube, captiva Ludw., tenuissima Semp., sowie fast alle Mülleria- und Stichopus- Arten. Bei den allermeisten Aspidochiroten aber löst sich die Verbindung des Steinkanales mit dem Mesenterium, sodass er nunmehr frei vom Ringkanale in die Leibeshöhle herabhängt; dasselbe gilt von allen überzähligen Steinkanälen. e. Bau. Für die Schilderung des Baues empfiehlt es sich den Madreporenabschnitt des Steinkanales erst dann ins Auge zu fassen, wenn wir vorher seinen Kanalabschnitt, welcher vom Ringkanal bis zum Madre- porenabschnitt reicht, kennen gelernt haben. Dieser Kanalabschnitt ist oberflächlich von dem Epithel der Leibeshöhle überzogen; darunter folgt eine dicke Bindegewebslage und zu innerst eine das Lumen des Kanales auskleidende Epithelschicht.e. Die Bindegewebslage entbehrt jeglicher Einlagerung von Muskelfasern, sodass der Steinkanal den einzigen ganz muskelfreien Theil des Wassergefässsystemes darstellt. Ausser schwach entwickelten Fasern, zahlreichen Bindegewebszellen und Wander- zellen unterscheidet man in der Bindegewebslage in der Regel auch noch kalkige Skelettheile (VIII, 2), welche bald als gesonderte Kalkkörper, bald als ein zusammenhängendes Kalknetz auftreten. Die Kalkkörper haben meistens die Form unregelmässig gekrümmter oder auch verästelter Kalkstäbe, oder nähern sich in ihrer Gestalt den in der Körperwand derselben Art befindlichen Kalkkörpern; mitunter, z. B. bei Trochostoma thomsonii Dan. und Kor., können sie sich ringförmig um die Längsaxe des Steinkanales anordnen. Nur selten fehlen die kalkigen Einlagerungen ganz oder fast ganz, so z. B. bei Ocnus imbricatus Semp., Oucumaria tenws Ludw., Elpidia glacialis, purpurea, Scotoplanes murrayi, Pemiagone wyvillü, vitrea, Kolga nana Theel, Kolga hyalina und Irpa abyssicola Dan. und Kor. Das Innenepithel wurde von Danielssen und Koren (50) bei ihrer Kolga hyalina, sowie von Theel (266) bei seinem /Iyodaemon maculatus als aus langen, eylindrischen Zellen gebildet beschrieben. Einer genaueren 134 Seewalzen. Untersuchung wurde dasselbe erst durch Hamann (93) unterworfen, welcher die bemerkenswerthe Thatsache feststellte, dass das Innenepithel kein gleichartiges Verhalten zeigt, sondern an der einen Seite des Lumens viel höher ist als an der gegenüberliegenden (VIII, 2). Eigene Beobach- tungen an Cucumaria planeci (Br.), Holothuria poli Delle Chiaje, tubulos«a (Gmel.), grisea Sel., Stichopus regalis (Cuv.), Thyone fusus (0. F. Müll.), Synapta digitata (Mont.) und Caudina arenata (Gould) setzen mich in den Stand diese Angabe Hamann’s zu bestätigen. Ich kann aber nicht finden, dass die Seite des Steinkanals, welche das niedrigere Epithel besitzt, regelmässig diejenige ist, welche dem Mesenterium zunächst liegt, wie Hamann das für Synapta digitata behauptet; eine bestimmte Gesetz- mässigkeit scheint in dieser Hinsicht nicht vorzuliegen. Das niedrige Epithel wird von annähernd kubischen Zellen gebildet und geht allmählich in das durchschnittlich 4— 10 mal so hohe Cylinderepithel über, dessen fadenförmig gestreckte Zellen bei Synapta digitata eine Länge von etwa 0,05, bei Holothwria tubulosa eine solche von 0,024 mm haben. Beide Theile des Innenenpithels tragen nach Hamann Wimpern, welche auf dem niedrigen Bezirke viel kleiner und hinfälliger sind als auf dem hohen Bezirke, woselbst sie auch an gut conservirtem Material leicht wahrgenommen werden und die zugehörigen Zellen an Länge erreichen oder selbst übertreffen können. An Längsschnitten durch den Steinkanal der Holothuria poli sehe ich, dass die langen Wimpern des Cylinderepithels so gebogen sind, dass sie ihre Concavität dem Ringkanale zukehren. Nach Hamann trägt bei Synapta digitata eine jede Zelle des Cylinder- epithels nur ein einziges Wimperhaar und ist ausserdem an ihrem freien Ende von einer dünnen Cuticula bedeckt. Viel mannigfaltigere Verhältnisse als der Kanalabschnitt bietet der Bau des Madreporenabschnittes. Am einfachsten ist er bei einem Theile der Elasipoden, bei denen er in der Körperwand selbst liegt; bei den übrigen Elasipoden, den Molpadiiden, Synaptiden und Dendrochiroten treten allmählich Complicationen auf, welche bei den Aspidochiroten ihren Höhepunkt erreichen. In allen Fällen aber ist der Madreporenabschnitt von einer bald kleinen bald grossen Zahl von Porenkanälen durchsetzt, welche sich unmittelbar oder mittelbar mit dem Lumen des Kanalabschnittes in Verbindung setzen*). Bei den Elasipoden begegnen wir der ein- fachsten Gestaltung des Madreporenabschnittes bei Scotoplanes globosa, papillosa, robusta, Kolga nana Theel, hyalina Dan. und Kor. (VIII, 10), Parelpidia eylindrica, Elpidia purpurea, willemoesi, Peniagone wyvillüi, vitrea, affinis Theel unter den Elpidiiden, sowie bei Denthodytes typica und abyssicola Theel unter den Psychropotiden. Bei all diesen Arten ist der Madreporenabschnitt durch einen einzigen Porenkanal dargestellt, welcher, wie Danielssen und Koren (49, 50) zuerst bei Kolga hyalina (VII, 10) zeigten, als eine direkte Fortsetzung des Kanalabschnittes die Körperwand *) Die gegentheilige Ansicht Graber’s (72) beruht auf unzureichender Untersuchung: Wassergefässsystem. 155 durchsetzt und seine Stellung dieht vor der in der Mittellinie des Rückens ‚gelegenen Genitalöffnung nimmt. Seine äussere Oeffnung ist bei Kolga hyalına von einer Anzahl stäbchenförmiger Kalkkörperehen umlagert. Bei anderen als den vorhin aufgezählten Arten tritt eine Vermehrung der Porenkanäle ein; der einfache Kanal des Steinkanales gibt nämlich, nachdem er in die Haut eingetreten ist, mehrere Röhren ab, die mit eben- sovielen Poren vor (oder neben) der Genitalöffnung nach aussen geöffnet sind. Bei Benthodytes abyssicola Theel tritt eine derartige Vermehrung der Porenkanäle bei einzelnen Individuen auf, während andere an dem an- fänglich einfachen Porenkanale festhalten. Bei Psychropotes longicauda und semperiana Theel sind bereits 3 Porenkanäle vorhanden, deren Zahl bei Laetmogone wyville-thomsoni Theel (VIII, 9) auf 4—5 (mitunter bis 9), bei Laetmogone spongiosa Theel auf 10 und bei Ilyodaemon maculatus Theel (VIII, 8) auf 8—50 steigt; dabei können die äusseren Oeffnungen der Porenkanäle sich erheben und so auf die Spitzen kleiner Hautpapillen zu liegen kommen, z. B. bei Laetmogone wyville-thomsoni (VIII, 9). Die Porenkanäle selbst sind in ihrem Verlaufe entweder gleichweit oder in der Mitte erweitert (VIII, 8). Die nächste Stufe in der Organisation des Madreporenabschnittes wird dadurch erreicht, dass der ursprünglich einfache Porenkanal, also das peripherische Ende des Steinkanals, sich an seinem in der Haut be- findlichen Aussenende schliesst; dafür aber bildet sich an dem nach innen von der Körperwand gelegenen Theile des Steinkanals ein neuer Madre- porenabschnitt, welcher an die Körperwand zwar angelöthet ist, aber dem Steinkanal nicht terminal, sondern seitlich ansitzt, sich auch mit seinen mehrfachen oder zahlreichen Poren nicht mehr mit der Aussenwelt, sondern mit der Leibeshöhle in offenen Zusammenhang setzt. Solche Fälle bieten unter den Elasipoden /rpa abyssicola Dan. und Kor., Elpidia glacialis, Oneirophanta mutabilis, Orphnurgus asper, Benthodytes papillifera und sanguwinolenta Theel, sowie unter den Molpadiiden die Gattungen Trocho- stoma und Ankyroderma. Dabei kommen die äusseren Oeffnungen der Porenkanäle oft, z. B. bei Trochostoma thomsoni und Irpa abyssicola Dan. und Kor., auf den Grund von rinnenartigen, bewimperten Furchen zu liegen, welche sich in mäandrischem Verlaufe in die. Oberfläche des Madreporenabschnittes einsenken. Nach innen führen alle Porenkanäle entweder getrennt oder, nachdem sie sich zu zweien oder mehreren ver- einigt haben, in den Kanalabschnitt des Steinkanals. Nur an ihrer äusseren Oeffnung besitzen sie ein hohes Epithel, welches mit demjenigen der äusseren Furchen und Rinnen des Madreporenabschnittes übereinstimmt. Weiter nach innen aber flacht sich das Epithel ganz erheblich ab (VIII, 3). Im Uebrigen ist der vom Cölomepithel überzogene Madreporenabschnitt aus demselben an Kalkkörpern reichen Bindegewebe gebildet wie der Kanalabschnitt, aber in fast allen Fällen in stärkerem Maasse verkalkt. In ganz ähnlicher Weise verhält sich der Madreporenabschnitt bei den übrigen Molpadiiden, sowie bei den Synaptiden (VIII, 3) und Dendro- 136 Seewalzen. chiroten, nur löst er seine Verbindung mit der Körperwand durch voll- ständigen Schwund des blinden Endstückes. Mitunter, z. B. bei Colochirus quadrangularis (Less.), erweitert sich das Lumen des Kanalabschnittes da, wo er in den Madreporenabschnitt eintritt und dessen Porenkanälchen aufnimmt, zu einem blasenförmigen Raume. Verwickelter wird der Bau des Madreporenabschnittes bei den Aspidochiroten. Hier führen die Porenkanälchen zunächst in einen grossen, geräumigen Sammelraum (VIII, 5) und erst mit diesem communieirt der Kanalabschnitt des Steinkanales. An der äusseren Oberfläche des Madre- porenabschnittes bemerkt man die feinen kreisrunden Oeffnungen der ausserordentlich zahlreichen Porenkanälchen, welche wie die Löcher eines Siebes (VIII, 5 und 7) angeordnet sind. Das hohe Wimperepithel, welches die Oberfläche überkleidet, dıingt nur eine kurze Strecke weit in die Kanälchen ein und geht dann in einen ganz flachen Zellbelag über, welcher sich an dem ganzen Sammelraume vorfindet. Letzterer ist von einer Anzahl unregelmässig angeordneter, bindegewebiger und ebenfalls von flachem Epithel überzogener Stränge (Suspensorien, Balken; VII, 5) durchsetzt, welche sein Lumen offen halten und ebenso wie das übrige Bindegewebe des Madreporenabschnittes von Kalknetzen durchzogen sein können. Die Porenkanälchen können auf ihrem Wege zum Sammelraume auch zu zweien oder mehreren zusammenfliessen um sich mit gemein- schaftlichem Endstück in den Sammelraum zu ergiessen. Wie ich bei Holothuria poli, tubulosa, grisea und Stichopus regalis feststellen konnte, steht der Kanalabschnitt des Steinkanals mit jenem Sammelraume des Madreporenabschnittes nur durch eine einzige weite Oeffnung in Zusammen- hang, an welcher sich das hohe Innenepithel des Steinkanals ganz all- mählich in den niedrigen Epithelbelag des Sammelraumes verflacht. Nach Semper (238) scheint es aber auch vorzukommen (z. B. bei Holothuria scabra Jäg.), dass die Verbindung zwischen dem Kanalabschnitt des Stein- kanales und dem Sammelraum seines Madreporenabschnittes durch mehrere Kanäle vermittelt wird. Ueber die Funktion, Entwicklung, systematische und phylogenetische Bedeutung des Steinkanals sind die späteren Kapitel nachzusehen. 12. Inhaltsflüssigkeit des Wassergefässsystemes. Den Inhalt des Wassergefässsystemes, insbesondere der Poli’schen Blase, verglichen schon die älteren Forscher Strussenfelt (252) und Pallas (196) mit Wasser, Diese in der That vorhandene Aehnlichkeit hat dem ganzen Organsystem seinen jetzt allgemein gebräuchlichen Namen gegeben. Indessen ist die Flüssigkeit keineswegs mit Wasser identisch. Sie ist, wie die Beobachtungen späterer Forscher gelehrt haben, etwas dichter und stärker lichtbrechend als Seewasser und enthält eine geringe Beimischung gerinnungsfähiger, eiweissartiger Stoffe. Bei klarer Wassergefässsystem. 137 Durchsichtigkeit ist sie entweder ganz farblos, z. B. bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) nach Quatrefages (210), oder opalisirend und etwas selblich, z. B. bei Oucumaria planei (Br.) nach Vogt und Yung (284) oder schwach röthlich gefärbt, z. B. bei Trochostoma thomsonü nach Danielssen und Koren (50); inwieweit diese gelbliche oder röthliche Färbung der Flüssigkeit selbst zukommt oder durch deren gleich zu be- sprechende Inhaltskörperchen bestimmt ist, bedarf noch der Untersuchung. Der Hauptunterschied der Wassergefässflüssigkeit von einfachem Seewasser liegt aber in dem Besitze eben jener Inhaltskörperchen, welche theils deutliche Zellen, theils Gebilde von nicht zelliger Beschaffenheit sind. Von Zellen, welche zuerst von Semper (238) genauer untersucht worden sind, kommen zwei verschiedene Arten vor: 1) Amöboide Zellen; dieselben besitzen einen deutlichen Kern und treten gewöhnlich in verästelter Gestalt auf. 2) Gleichfalls amöboid bewegliche, aber durch ihre Grösse und ihren Inhalt, sowie durch die gedrungene, lappenförmige Gestalt ihrer Pseudopodien von der ersten Art verschiedene Zellen, welche mit den Wanderzellen (Schleimzellen Semper’s, Plasmawanderzellen Hamann’s) übereinstimmen, die wir bereits bei Besprechung der Haut (S. 34) kennen gelernt haben; wir werden sowohl bei Betrachtung des Blutgefässsystemes als auch der Leibeshöhle auf sie zurückkommen müssen. Vielleicht gehören zu diesen Wanderzellen auch die „gelblichen, körnigen Zellen“, welche Vogt und Yung (284) von (ucumaria planecı (Br.) er- wähnen. In welcher Beziehung zu den erwähnten Zellformen die von Danielssen und Koren (50) bei Trochostoma thomsonii gefundenen roth- gefärbten Zellen stehen, welche ausser dem Kern mitunter ein oder mehrere Kalkkörnchen oder Kalkkrystalle umschliessen, muss einstweilen dahin- gestellt bleiben. Die nicht zelligen Inhaltskörper des Wassergetässsystemes haben durchweg eine bräunliche Farbe und sind hierdurch, sowie durch den anderen Umstand, dass sie sich in der Regel zu grösseren, mit dem blossen Auge sichtbaren Klumpen zusammenballen, viel früher bekannt geworden als die zelligen Inhaltskörper. Schon Strussenfelt (252) spricht von einem fein zerreiblichen, an Farbe der gebrannten Umbra ähnlichen Körper, den er in der Poli’schen Blase des Psolus phantapus gesehen habe. Tiedemann (273) fand dieselben Gebilde als „sehr kleine braune Kügelchen“ bei Holothuria tubulosa (Gmel.) und Koren (119) er- wähnt sie als braune Kugeln bei 7hyone fusus (0. F. Müll.). Die Kügelchen und Kugeln sind aber selbst wieder aus kleineren Elementen zusammen- gesetzt, welche nach Quatrefages (210), der sie bei Synapta inhaerens (O.F. Müll.) der ersten genaueren Untersuchung unterwarf, bräunliche, homogene, 0,003—0,02 mm grosse, das Licht stark breehende, kugelrunde Körperchen darstellen und in ihrem ganzen Aussehen an Oeltröpfehen erinnern; diese Aebnlichkeit wird noch grösser durch die Beobachtung Jourdan’s (114), dass sie an der Oberfläche der Wassergefässflüssigkeit schwimmen. Aus einer grossen Menge solcher Elemente scheinen auch die freien oder ge- 138 Seewalzen. stielt oder scheibenföürmig an die Innenwand des Wassergefässsystemes befestigten, gelbbraunen bis dunkelrothbraunen Massen zu bestehen, welche Semper aus den Füsschenampullen seiner Holothuria similis, Jourdan- sowie Vogt und Yung aus der Poli’schen Blase mittelmeerischer Arten erwähnen. Wahrscheinlich entstehen alle diese bräunlichen Inhaltskörper bei den Holothurien ebenso wie bei den Seeigeln ursprünglich im Inneren von Zellen; da man aber bei den Seeigeln besser über sie unterrichtet ist als bei den Holothurien, so werden wir erst bei jener Echinodermen- klasse auf die Frage nach der Herkunft der braunen Körperchen zurück- kommen. Freie Krystalle sind bis jetzt nur von Danielssen und Koren (50) in der Wassergefässflüssigkeit ihres Trochostoma thomsonii gefunden worden. Sie zeigen eine wechselnde Form, eine dunkele weinrothe oder fast schwarze Farbe und scheinen aus kohlensaurem Kalke zu be- stehen. VIII. Verdauungsorgane. Alle Seewalzen besitzen ein wohlentwickeltes Verdauungsrohr, welches die Leibeshöhle durchzieht und an deren Wand durch ein Gekröse be- festigt ist. Dasselbe beginnt mit einem von den Fühlern umstellten Munde an dem vorderen Pole der Hauptaxe des Körpers und endigt mit einem an dem hinteren Pole derselben Axe gelegenen After. Nur von einer einzigen, in einem Exemplar bei Batavia gefundenen Art aus der Familie der Aspidochiroten, Ananus holothuwrioides, ist von ihrem Autor Sluiter (241) behauptet worden, dass sie des Afters entbehre.. Ob mit Recht, erscheint aber sehr zweifelhaft*); denn erstens macht Sluiter’s Beschreibung eher den Eindruck als wenn es sich um ein abnormes Ver- halten handle, etwa um ein verletztes und in einer Regeneration seines Hinterendes begriffenes Individuum, und zweitens kommt er selbst in seiner späteren Zusammenstellung der Holothurien des Javameeres (242) mit keinem Worte auf diese räthselhafte Form zurück, obgleich er sie früber zum Typus einer neuen Gattung gemacht hatte, Um die morphologischen Verhältnisse des Verdauungsrohres kennen zu lernen sollen im Folgenden der Reihe nach betrachtet werden: 1. der Mund und seine Umgebung, 2. der After und seine Umgebung, 3. die Abschnitte des Darmrohres und sein makroscopischer Bau, 4. der histologische Bau desselben, 5. sein Verlauf im Inneren der Leibes- höhle, 6. seine Befestigungen (Schlundkopf, Mesenterien, Aufhänge- stränge des Enddarms). *) Auch Theöel (267, p. 240) äussert Zweifel. Verdauungsorgane. 159 1. Der Mund und seine Umgebung. Die Lage des Mundes entspricht stets dem vorderen Pole der Hauptaxe des Körpers; da aber diese Axe nicht immer gerade verläuft, sondern sich in ihrem vorderen Abschnitte entweder nach der Bauchseite oder nach der Rückenseite krümmen kann, so liegt auch der Mund nicht immer endständig, sondern nimmt häufig eine bauch- oder rückenständige Stellung ein, verbleibt dabei aber unabänderlich in der Symmetrieebene des Körpers. In der Regel geht die bauch- oder rückenständige Lagerung des Mundes Hand in Hand mit der Ausbildung einer Kriechsohle. Die bauchständige Stellung überwiegt bei den Aspidochiroten und Elasipoden; oft ist sie nur durch eine schief nach unten und vorn gerichtete Stellung angedeutet und wird dann wohl auch als subventrale Lage bezeichnet; in anderen Fällen ist sie in deutlicher Weise zum Ausdruck gelangt, am schärfsten bei den Psychropotiden, bei denen der Mund sich zugleich eine beträchtliche Strecke vom Vorderrande des Körpers entfernt. Eine ausgesprochen rückenständige Lage des Mundes scheint nur in der Familie der Dendrochiroten vorzukommen, namentlich bei den Gattungen Psolus, Theelia, Psolidium und Colochirus. Die übrigen Dendrochiroten besitzen meistens einen endständigen Mund, der auch allen Synaptiden und Molpadiiden zukommt. Die Mundöffnung selbst ist von kreisrunder Gestalt und nimmt die Mitte des von dem Fühlerkranze umstellten gleichfalls kreisrunden Feldes ein, welches als Mundhaut (Peristom, Vorhof, Atrium, Mundscheibe) be- zeichnet wird. Dem Mundrande fehlt jegliche Bewehrung durch Zähne, Papillen oder ähnliche Einrichtungen. Die Mundhaut ist bald flach aus- gebreitet, bald nach dem Munde zu trichterförmig eingesenkt; in ihrem feineren Baue erweist sie sich als eine Fortsetzung der Körperhaut; wie schon früher (S. 65, 71, 75) erwähnt, ist sie durch den Besitz von Nerven und Sinneszellen ausgezeichnet; oberflächlich lässt sie mitunter einen Be- satz von drüsigen Höckerchen erkennen. Im unmittelbaren Umkreis der Mundöffnung bildet die Mundhaut nicht selten eine schwache Kreislippe, entsprechend dem hier gelegenen Schliessmuskel (Sphinkter) des Mundes, welcher durch eine dichtere Zusammendrängung der in der Mundhaut befindlichen Kreismuskelfasern zu Stande kommt; ausserdem werden von Baur (10) und Semper (238) auch radiär gerichtete Muskelfasern in der Mundhaut angegeben. Die Kreismuskulatur der Mundhaut geht nach Semper ohne Unterbreehung über in die Ringmuskulatur des Schlund- rohres. Bei der Gattung Deima beschreibt The&el (266) einen zweiten, nach aussen von dem Fühlerkranze gelegenen Kreismuskel; durch seine Zusammenziehung wird der ganze Vorhof des Mundes bis auf eine kleine centrale Oeffnung gegen die Aussenwelt abgeschlossen und verbirgt dann auch die Fühler. In ähnlicher Weise kann auch bei den Aspidochiroten die Mundscheibe mitsammt dem Fühlerkranze soweit zurückgezogen 140 Seewalzen. werden, dass man äusserlich wenig oder gar nichts von den Fühlern zu sehen bekommt. In viel weitergehendem Maasse tritt dasselbe Verhältniss bei den Dendrochiroten ein, indem sie das ganze vordere, an die Fühler zunächst angrenzende Körperstück mitsammt den Fühlern und der Mund- scheibe einzustülpen vermögen. Semper hat deshalb für den einstülpbaren vorderen Leibesabschnitt der Dendrochiroten die Bezeichnung Rüssel in Vorschlag gebracht. Die Haut dieses Rüssels ist erheblich dünner als die übrige Körperhaut und ihre Kalkkörper unterscheiden sich nicht selten in Form und Häufigkeit von den sonst in der Haut vorkommenden (vergl. S. 53). Bei manchen Dendrochiroten, insbesondere aus den Gattungen Psolus, Theelia und Oolochirus bildet die Körperwand an der hinteren Grenze des Rüssels fünf mit der Spitze nach vorn gerichtete, meist stärker verkalkte Vorsprünge, welche entweder durch eine dichtere Ansammlung von Kalk- körperchen und Ambulacralpapillen (Colochirus, Actinoeucumis) oder durch Ausbildung je einer grösseren dreieckigen Kalkplatte (Psolus, Theelia) zu Stande kommen. Bei zurückgezogenem Rüssel legen sich diese Vorsprünge, die man als Mundklappen (Oralklappen) bezeichnen kann, zur Gestalt einer fünfstrahligen Rosette zusammen, deren Blätter bei Psolus eine inter- radiale, bei Colochirus und Actinocucumis aber eine radiale Stellung ein- nehmen. Wegen dieses Gegensatzes empfiehlt es sich, nur die inter- radialen, aus einer einzigen Kalkplatte gebildeten als eigentliche Oral- klappen zu bezeichnen, dagegen den radialen Vorsprüngen am Mund von Oolochirus (und einzelnen anderen) den Namen der Pseudoral- klappen zu geben. Beispiele für echte Oralklappen bieten Psolus entarctieus (Phil.), tubereulosus Theel, ephippifer Wyv. Thoms., opereulatus Pourt.*), squamatus Düb. & Kor.; Beispiele für Pseudoralklappen Oolochirus challengeri Theel, spinosus (Quoy & Gaim.), doliolum (Pall.), quadrangularıs (Less.), tubereulosus (Quoy & Gaim.), eucumis Semp., inornatus v. Marenz., violaceus Theel, pygmaeus Theel, Actinoeucumis typica Ludw., Phyllophorus perspteillum (Sel.)**). 2. Der After und seine Umgebung. Aehnlich dem Munde nimmt auch der After nicht immer eine genaue endständige Lage ein; noch häufiger als jener ist er rücken- oder bauch- ständig geworden, wobei insbesondere zu bemerken ist, dass die Rücken- stellung weit häufiger beim After als beim Munde angetroffen wird. Das- selbe Moment, Ausbildung einer Kriechsohle, welches die ventrale Lage *) Bei dieser Art liegen nach Thöel (268) nach innen von den fünf interradialen Oralklappen noch fünf kleinere, mit jenen abwechselnde, radiale Platten. **) Auch bei Theelia ambulatrix (Bell) liegen die Mundklappen nach den von Bell (12) gegebenen Abbildungen radial, was im Hinblick auf das Verhalten der oben angeführten Psolus-Arten sehr auffallend ist. Verdauungsorgane. 141 des Mundes vortheilhaft macht und dadurch begünstigt, scheint für die Lage des Afters in der Mehrzahl der Fälle die Verschiebung desselben aus der terminalen in die dorsale Lage herbeizuführen. Immer endständig findet sich der After bei den Synaptiden und Molpadiiden. Bei den Elasipoden ist die ventrale Stellung desselben fast ebenso häufig wie die dorsale, während die genau endständige seltener ist; indessen kommt es weder bei der dorsalen noch bei der ventralen Stellung zu einer be- trächtlichen Verschiebung des Afters nach vorne, am meisten noch bei den Gattungen Psycheotrephes, Euphronides, Psychropotes. Was die einzelnen Familien der Elasipoden anbetrifft, so waltet bei den Psychropotiden die Bauchstellung vor; nur bei Denthodytes liegt der After dorsal. In der Familie der Deimatiden haben die Gattungen Pannychia terminale, Onei- rophanta und Deima deutlich ventrale, Laetmogone, Orphnurgus, Ilyodaemon subdorsale Afterstellung. In der Familie der Elpidiiden ist die dorsale oder subdorsale Stellung die weitaus vorwiegende. Dass auch im Inneren einer und derselben Gattung die Stellung des Afters von subventral bis dorsal schwanken kann, lehren die Scotoplanes-Arten. Bei den Aspido- chiroten kommt neben der häufigen terminalen Lage auch die subdorsale (z. B. bei Paelopatides aspera Theel), dorsale (z. B. bei Paelopatides con- fundens und appendiculata Theel), subventrale (z. B. bei Pseudostichopus villosus Theel) und ventrale (z. B. bei Pseudostichopus mollis Theel) vor. Bei den Dendrochiroten endlich nimmt der After, falls er die terminale Stellung verlässt, ebenso wie der Mund mit Vorliebe eine dorsale Lage ein, z. B. bei Psolus, vielen Colochirus-Arten u. a. Die Form der Afteröffnung ist, übereinstimmend mit der des Mundes, eine kreisrunde; doch können sich die den After zunächst begrenzenden Theile der Körperwand auch so anordnen, dass sie denselben in fünf- strahliger Anordnung umstellen. Diese Fünfstrahligkeit tritt alsdann beim Zusammenziehen des Afters deutlich hervor und ist in vielen Fällen dadurch bedingt, dass sich die hier befindlichen Ambulaeralfüsschen und -papillen zu fünf den Radien entsprechenden Gruppen zusammendrängen *); in anderen Fällen entwickeln sich im Umkreis der Afteröffnung fünf Kalkplatten von schuppen- oder zahnförmiger Gestalt, welche als Anal- platten (Analklappen) oder Afterzähne**) bezeichnet werden, in der Regel eine interradiale Stellung einnehmen und so den Oralklappen ent- sprechen. Der Verschluss der Afteröffinung wird durch einen von der Quermuskulatur der Körperwand gelieferten Schliessmuskel bewerk- stelligt (vergl. S. 61). Ueber das Verhalten der Afterumgebung in den einzelnen Familien ist das Folgende zu bemerken. Bei den Synaptiden und Elasipoden fehlen besondere Auszeichnungen an dieser Stelle gänzlich. Bei den *) Ob diese Gruppen immer radial stehen, wie dies zuerst Jäger (110) für Bohadschia angegeben hat, geht aus den vorliegenden Artbeschreibungen nicht zur Genüge hervor. **) Dje erste Erwähnung solcher Afterzähne findet sich bereits bei Gaertner (69). 142 Seewalzen. Molpadiiden werden fünf kleine Papillengruppen rings um den After an- gegeben bei Haplodactyla molpadioides und australis Semp., Caudina coriacea Hutton, Ankyroderma simile Theel; bei letztgenannter Art besteht jede Gruppe aus einer zahnförmigen, kalkigen und drei kleinen, eylindrischen Papillen. Hervorzuheben ist, dass es an einer genaueren Feststellung darüber fehlt, ob die bei Molpadiiden vorkommenden Afterpapillen radial oder interradial stehen und ob sie nicht alle oder doch zum Theile auf umgewandelte Ambulacralfüsschen zurückzuführen sind. Fünf Afterzähnen, deren Stellung wiederum nicht näher untersucht ist, begegnen wir bei Haplodactyla hyaloeides Sluit., Trochostoma boreale (M. Sars), albicans Theel *), arcticum (v. Marenz.), thomsonii Dan.& Kor., Ankyroderma jeffreysii Dan.&Kor., affine Dan. & Kor., Eupyrgus scaber Lütk. Andere Arten, wie Trrochostoma antarcticum Theel und Haplodactyla punctata Sluit. führen durch die fast unmerkliche Kleinheit ihrer Afterzähne zu denjenigen Formen hinüber, welche jeglicher Auszeichnungen am After entbehren, wie z. B. Trocho- stoma violaceum Stud., Caudina arenata (Gould), ransonnetü (v. Marenz.), Ankyroderma danielsseni Theel. Die angeführten Beispiele zeigen zugleich, dass im Inneren derselben Gattung Arten mit und ohne Analpapillen oder Analzähnen vorkommen. — Unter den Aspidochiroten sind besondere Auszeichnungen der Aftergegend im Ganzen seltener als bei den Molpa- diiden. Insbesondere zeichnen sich die Holothuria-Arten der Untergattung Bohadschia durch die Fünfstrahligkeit (fünf radial gestellte Papillengruppen) ihrer Aftergegend aus, sowie die Mülleria- Arten durch den diese ganze Gattung kennzeichnenden Besitz von fünf meist kräftig entwickelten Kalkzähnen. Nach Jäger (110) haben dieselben bei seiner Mülleria echinites und lecanora eine radiale Stellung, was ich ausser für diese Arten auch für Mülleria miliaris Quoy & Gaim. bestätigen kann und Bell (22) ebenso für M. miliaris abbildet, während Selenka (229) ihnen in seinen Abbildungen eine interradiale Stellung gibt. Von besonderer Kleinheit sind sie bei M. parvula Sel., dagegen besonders kräftig und an der Oberfläche gekörnelt bei M. formosa Sel. Bei der Gattung Pseudo- stichopus Theel ist der After dadurch bemerkenswerth, dass er in die Tiefe einer von zwei Hauffalten gebildeten senkrechten Furche gerückt ist. — Viel häufiger als bei den Aspidochiroten finden sich Afterpapillen, -zähne und -platten bei den Dendrochiroten, ohne indessen auch nur für eine einzige Gattung derselben ein durchgreifendes Merkmal abzugeben. Fünf Füsschengruppen rings um den After kommen z. B. vor bei T’hyone gibber (Sel.), fünf Papillengruppen bei T’hyone panamensis Ludw. und Actinocucumis typica Ludw. (hier in radialer Stellung), fünf Gruppen von Kalkschüppchen bei Z’hyone spectabilis Ludw., ein Kranz von inter- radialen und radialen Kalkplatten bei Rhopalodina lageniformis Gray. Fünf Analzähne sind besonders häufig in den Gattungen Colochirus, T’hyone *) Bei dieser Art liegt nach aussen von den fünf Afterzähnen noch ein Kranz kleiner Papillen. Verdauungsorgane. 143 und Cucumaria; ihre Stellung wird meistens nicht genauer angegeben, nur von Oucumaria miniata (Br.) und japonica Semp. werden sie als radial gestellt bezeichnet, während Selenka (230) sie bei seiner T’hyone venusta”) in interradialer Stellung abbildet. Cucumaria-Arten mit After- zähnen sind ausser den beiden schon angeführten z. B. dubiosa Semp., kerguelensis Theel, parva Ludw., ignava Ludw., pulcherrima (Ayres)’*). Thyone-Arten mit Afterzähnen sind z. B. T’hyone raphamus Düb. & Kor., peruana (Less.), spinosa (Quoy & Gaim.), villosa Semp., papillata Sluit., poucheti Barrois, aurantiaca (Costa), suspecta Ludw., belli Ludw., briareus (Les.), muricata (Stud.) u. a. Bei Colochirus fehlen die Zähne nur. aus- nahmsweise, z. B. bei Ü. peruanus Semp.; sehr klein sind sie bei ©. inornatus v. Marenz. und tristis Ludw., sehr gross und rauh bei ©. violaceus Theel; bei ©. quadrangularis (Less.) wechseln fünf kleine, kegelförmige Analzähne mit fünf breiteren Schuppen ab. Vergleicht man die Zahl der Arten ohne und mit Analzähnen, so bilden die drei Gattungen Cucumaria, Thyone, Colochirus in dieser Aufeinanderfolge eine Reihe, in welcher das Auftreten der Analzähne sich immer weiter steigert. Bei einzelnen Psolus- und Theelia-Arten endlich treten rings um den After fünf dreieckige Kalk- platten auf, welche den Mundklappen derselben Arten Ähnlich sehen, sich aber durch geringere Grösse von ihnen unterscheiden; bei Psolus antarc- tıeus (Phil.), ephippifer Wyv. Thoms., tubereulosus Theel und Theelia cata- phracta (Sel.) stehen sie nach The&el’s (267 u. 268) und Selenka’s (230) Abbildungen interradial***) und stimmen also auch in dieser Hinsicht mit den Mundklappen überein ****), 3. Die Abschnitte des Darmrohres und Sein makroscopischer Bau. Am gesammten Darmrohre lassen sich mehrere ungleichgrosse und bald mehr, bald weniger deutlich gesonderte Abschnitte unterscheiden, nämlich a. die Speiseröhre, b. der Magen, c. der Dünndarm, d. der Enddarm. a. Die Speiseröhre (Oesophagus, Schlund, Pharynx, Vorderdarm) wurde von Tiedemann (273) und Jäger (110) als Magen bezeichnet, was *) Es kann nur auf einer Flüchtigkeit beruhen, dass Lampert (134, S. 160) dieser Art statt der deutlich von Selenka abgebildeten fünf Afterzähne deren zehn zuschreibt. #=#) Lampert (134, S. 152) schreibt zwar auch meiner Cucumaria punctata anale Kalkzähne zu, jedoch in ganz willkürlicher Abänderung meiner (147, S. 6) bestimmten, gegen- theiligen Angabe: „After fünfstrahlig, ohne Kalkzähne.“ ###) Dagegen bei Z’heelia ambulatrix (Bell) nach Bell's (12) Zeichnung radial, vergl. auch die Anm. (zu Mundklappen) S. 140. *###) Bei Psolus ornatus Verrill gibt Lampert (134, S. 122), wiederum in freier Be- nutzung seiner Quellen, einen Papillenkranz um den After an. von dem in der Original- beschreibung Verrill’s (277, S. 322) nichts steht. 144 Seewalzen. bereits Krohn (123) berichtigte. Sehr oft durch eine dunkle Pigmentirung ausgezeichnet, durchsetzt sie vom Munde kommend den später zu be- trachtenden Schlundkopf und reicht nach hinten gewöhnlich bis an oder bis etwas hinter den Wassergefässring*); letzteres ist der Fall bei den mit einem Muskelmagen ausgestatteten Synaptiden, bei manchen Dendrochiroten und Elasipoden. Besonders lang ist sie bei einzelnen Aspidochiroten, z. B. Holothuwria impatiens (Forsk.), gracilis und coluber Semp., und Elasipoden, z. B. Benthodytes sanguinolenta Theel. In ihrem vorderen Bezirke ist die Speiseröhre oft viel geräumiger als in ihrem hinteren, vom Wassergetässringe umgebenen Theile; The&el (266) unter- scheidet deshalb bei den Elasipoden jenen vorderen Theil als Mundhöhle von dem hinteren, der eigentlichen Speiseröhre. Aeusserlich grenzt sich die Speiseröhre von dem folgenden Darmabschnitte durch eine mehr oder weniger scharfe Einschnürung ab, welcher wohl in der Regel eine innere ringförmige Querfalte entspricht, die zuerst Tiedemann (275) bei Holothuria tubulosa erwähnte**) nnd später Danielssen und Koren (50) bei ihrem Trochostoma thomsonü, The&el (266) bei den Elasipoden, Vogt und Yung (284) bei Cueumaria planci beobachteten. Die äussere Oberfläche der Speiseröhre ist fast immer ebenso wie die des übrigen Darmrohres glatt; doch geben Vogt und Yung (284) an, dass bei Oucumaria planei kleine warzenförmige Auswüchse an der Speiseröhre auftreten und auch bei Cucumaria caleigera (Stimps.) fanden Duncan und Sladen (56) sie mit feinen Papillen zottig besetzt. Ihre innere Oberfläche ist im der Regel in längslaufende Falten gelegt, denen bereits Tiedemann (275) bei Holothuria tubulosa, Quatrefages (210) bei Synapta inhaerens***), Koren (119) bei T’hyone fusus Beachtung schenkten. Semper (238) war der Ansicht, dass in der Speiseröhre der Holothurien überhaupt nur Längsfalten vorkommen; im Gegensatze dazu fand Hamann (91) im Schlunde von Cucumaria planci zottenförmige Erhebungen, während wieder Vogt und Yung (284) bei der gleichen Art nur Längsfalten angeben. Auch bei Elasipoden und Molpadiiden bestätigten die Untersuchungen von Danielssen und Koren (50) das Vorkommen der Längsfalten, so bei Kolga hyalina, Irpa abyssicola, Trochostoma thomsonii. b. Der Magen, den Jourdan Mitteldarm, Vogt und Yung Munddarm nennen, ist nicht immer zu ganz deutlicher, äusserlich sofort erkennbarer *) Selenka (229) wendet in seinen Abbildungen mehrmals die Bezeichnung Oe (Oesophagus) für das hinter dem Wassergefässring gelegene Darmstück an. Es ist aber dabei zu beachten, dass Selenka die einzelnen Abschnitte des Darmes, namentlich Speiseröhre und Magen, nicht scharf auseinanderhält. **) Dass Tiedemann diese Falte Pförtnerfalte, Danielssen u. Koren sie aber Cardiacal- falte nennen, hängt damit zusammen, dass die Speiseröhre, wie oben bemerkt, von Tiede- mann als Magen bezeichnet wird. *=#) Baur (10) bildet sie auch von Synapta digitata ab, während nach Hamann (92 u. 93) bei dieser Art der obere Abschnitt der Speiseröhre faltenlos, der untere aber mit queren wulstförmigen Erhebungen ausgestattet sein soll. Verdauungsorgane. 145 Sonderung gelangt, wodurch es sich wohl erklärt, dass früher schon Quatrefages (210) ihn für Synapta inhaerens und neuerdings wieder Kingsley (117) für Caudina arenata (Gould) ganz in Abrede stellen konnten. Seine vordere Grenze fällt natürlich mit der hinteren Grenze der Speiseröhre zusammen. Seine hintere Grenze ist durch eine oft sehr seichte Einschnürung gegeben, wird aber nach Semper (238) beim lebenden Thiere durch einen Wechsel in der Farbe des Darmes gekenn- zeichnet, welcher mit der Vertheilung der Darmblutgefässe in Zusammen- hang steht. In der Regel ist er verhältnissmässig recht kurz, bei Synapta digitata z. B. durchschnittlich 1—1.5 cm lang, bei kleineren Arten selbst- verständlich erheblich kürzer; nur selten erreicht er eine bedeutende Länge, z. B. bei Holothuria gracihs Semp. und Cucumaria frondosa (Gunn.), Durch seine Dicke unterscheidet er sich gewöhnlich nur wenig von dem vorhergehenden und dem folgenden Darmabschnitte. Zuerst entdeckt wurde er bei Synapta digitata und mehreren (nicht näher bezeichneten) Dendrochiroten durch Joh. Müller (182 und 185); Leydig (142) und Baur (10) bestätigten den Befund bei Synapta digitata, wo er sich durch seine verhältnissmässig derben Muskelwände sehr bestimmt von dem viel zarthäutigeren Dünndarm absetzt und dadurch die Veranlassung gab, dass Joh. Müller ihn als Muskelmagen bezeichnete — was mindestens ebenso zutreffend ist als die Veränderung in Drüsenmagen, welche Hamann (95) mit diesem Namen vorgenommen hat. Am schärfsten ausgeprägt scheint der Muskelmagen bei den meisten Dendrochiroten zu sein, z. B. bei Oucumaria planei*); ferner erwähnen ihn Danielssen und Koren (50) bei Kolga und Irpa unter den Elasipoden. Bei anderen Holothurien, namentlich den Aspidochiroten (z. B. Holothuria tubulosa) und Molpadiiden (z. B. Trochostoma thomsonii) ist die Wand des Magens keineswegs durch besonderen Muskelreichthum ausgezeichnet, sodass man hier von einem „Muskelmagen“ nicht wohl sprechen kann. Die äussere Oberfläche des Magens ist glatt, die innere Oberfläche ebenfalls glatt oder leicht gewulstet, was wahrscheinlich mit verschiedenen Contractions- zuständen zusammenhängt, oder, was die Regel zu sein scheint, wie die Speiseröhre in Längsfalten gelegt**). Diese Längsfalten sind z. B. bei Holothuria tubulosa und Cucumaria planci***) wohl ausgebildet; bei Holo- thuria tubulosa, wo auch Jourdan (114) sie feststellte, setzen sie sich nach Hamann (93) an ihrem hinteren Ende scharf von den Falten des Dünn- *) Bei seinem Ocnus javanicus beschreibt Sluiter (241) eine kropfförmige Auf- treibung am Darme, die offenbar identisch ist mit dem von mir (161a) bei der sehr nahe verwandten Art, ©. typicus Th&el, beobachteten Magen. ##) Wenn Hamann (91 u. 93) behauptet, es habe Semper in den Magen vorspringende Wülste als sichelförmige Falten beschrieben, so übersieht er, dass sich die betr. Angaben Semper’s zunächst nicht auf den Magen, sondern auf den Dünndarm beziehen. Semper hat allerdings selbst, aber irrthümlich, diese Falten später in seinem Buche: Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere, I, 1880, S. 210, in den Magen verlegt. *##) Trotz der Angabe Hamann’s (91 u. 93), wonach die innere Oberfläche des Magens bei dieser Art zottenförmige Erhebungen besitzen soll. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 10 146 Seewalzen. darmes ab. Bei Kolga sind die Längsfalten im ventralen Bezirk des Magens nach Danielssen und Koren (50) stärker entwickelt als im dorsalen. c. Der Dünndarm (Enddarm bei Jourdan, Chylusdarm) ist der weitaus am mächtigsten entwickelte Theil des Darmrohres; seine Länge übertrifft stets und in erheblichem Maasse die Länge aller anderen Darm- abschnitte zusammengenommen. Seine Wandung ist meist dünner als die der übrigen Darmabschnitte. Seine äussere Oberfläche ist glatt. Bald dichter, bald in grösserem Abstande aufeinander folgende quere Einschnürungen wechseln an demselben mit schwachen Ausbuchtungen ab und sind ge- wöhnlich an zwei einander gegenüberliegenden Längslinien, welche den dort befindlichen Hauptblutgefässen (vergl. Blutgefässsystem) entsprechen, unterbrochen; die Begrenzung des Dünndarms wird also von unregel- mässigen Wellenlinien gebildet. Seine innere Oberfläche erhebt sich häufig zu Längsfalten, welche bei Holothuria tubulosa nach Jourdan (114) weniger zahlreich und hoch, nach Hamann (93) auch weniger regel- mässig angeordnet sind als diejenigen der Speiseröhre und des Magens; auch bei Kolga hyalina sind diese Falten nach Danielssen und Koren (50) schwächer als im Magen; bei Synapta digitata entstehen sie nach Hamann (93) nur durch Contraetionen der Darmmuskulatur. Bei manchen Aspidochiroten treten im Dünndarm aber auch quere Falten der inneren Oberfläche auf, welche dadurch ein besonderes Interesse bekommen haben, dass Semper (238) sie mit dem Athmungsvorgange in Beziehung gebracht hat und eine Art von inneren Kiemen, Darmkiemen, in ihnen sieht. Bei dem Blutgefässsystem wird Gelegenheit sein, auf den Bau derselben näher einzugehen. Ihre wahrscheinliche Function soll im Kapitel Physiologie erörtert werden. Hier sei nur über ihr Vorkommen bemerkt, dass Selenka (229) zuerst derartige quere Falten oder Blätter bei Stichopus chloronotos Br. wahrgenommen hat; nach Semper finden sie sich auch bei anderen Stichopus-Arten (z. B. St. variegatus Semp.), sowie bei der Untergattung Bohadschia und sind hier im ersten und zweiten Darmschenkel entweder in zwei (Stichopus) oder in vier (bohadschia) Längs- reihen angeordnet; Sluiter (281) erwähnt derselben auch bei seiner räthsel- haften Art Ananus holothwrioides und Danielssen und Koren (50) beobach- teten sie im ersten und zweiten Darmschenkel ihres Trochostoma thomsonüi. Der Vollständigkeit halber sei beim Dünndarm noch erwähnt, dass Krukenberg (126) und später auch Hamann (91) besondere Darm- anhänge bei Cucnmaria planci gefunden haben wollen. Krukenberg spricht von dunkelgelben, langen Darmanhängen, die aber von keinem anderen Forscher wiedergefunden werden konnten und wahrscheinlich auf eine Verwechselung mit den Genitalschläuchen zurückzuführen sind. Anders geartet sind die Anhänge, die Hamann beschreibt; unterhalb des Magens werde der Dünndarm von einer Reihe von schlauchförmigen Gebilden besetzt, die an der einen Seite des dorsalen Mesenteriums liegen, Ausstülpungen des Dünndarms darstellen, und Homologa der radialen Darmblindsäcke der Seesterne seien. Ob es sich auch hier, wie ich ver- Verdauungsorgane. 147 mutbe, um irgend ein Missverständniss handelt, kann erst eine genaue Nachuntersuchung lehren, die um so wünschenswerther erscheint, als Hamann in seiner späteren ausführlichen Arbeit (93) diese Organe ganz mit Stillsehweigen übergeht. — Dem Dünndarme scheint endlich auch der bis 5 cm lange eigenthümliche Blindsack anzugehören, welchen Theel (267) bei fast allen Exemplaren von Paelopatides confundens antraf. d. Der Enddarm hat stets einen grösseren Querdurchmesser und eine derbere Wand als der Dünndarm, von dem er sich durch eine äussere Einschnürung absetzt, welcher eine innere Kreisfalte entspricht. Da bei den mit sogen. Lungen ausgestatteten Arten diese Organe in den End- darm münden, hat man auf denselben seit Tiedemann (275) die Be- zeichnung Kloake in Anwendung gebracht. Doch passt dieser Name nicht für die Lungenlosen, deren letztes Darmstück, wie schon Baur (10, S. 28) ausführte, im Uebrigen der Kloake der Lungenholothurien homolog ist. Bei den Synaptiden und Molpadiiden ist der Enddarm in der Regel klein, namentlich bei den ersteren; doch kommen unter den letzteren auch schon Arten mit recht grossem Enddarme vor, z. B. Caudina arenata (Gould). Unter den Elasipoden ist er verhältnissmässig klein bei den Deimatiden und einzelnen Arten der Elpidiiden und Psychropotiden, dagegen in anderen Fällen ungewöhnlich gross, z. B. bei Elpidia verru- cosa, Scotoplanes robusta, Euphronides depressa Theel. Bei den Aspido- ehiroten und Dendrochiroten ist er am kräftigsten entwickelt (z. B. bei Holothuria tubulosa bis 4 cm lang und 2.5 cm breit) und gewöhnlich von länglich eiförmiger Gestalt; besonders gross ist er beispielsweise bei Holothuria atra Jäg., princeps Sel., fusco-einerea Jäg., Uucumaria qwinque- semita Sel., Colochirus spinosus (Quoy und Gaim.). Die äussere Ober- fläche des Enddarmes ist von den später zu besprechenden Aufhänge- strängen besetzt, welche denselben an die Körperwand befestigen. Die Innenfläche des Enddarmes scheint in der Regel ganz glatt zu sein, doch werden für einzelne Arten auch Längsfalten angegeben, z. B. für Kolga hyalina von Danielssen und Koren (50), für Synapta digitata von Hamann (92); häufig ist die Innenfläche dunkel pigmentirt, z. B. bei Holothuria atra, fusco-cinerea u. a. Bei einigen Elpidiiden entsendet der Enddarm an seinem vorderen Ende einen nach vorn gerichteten, links gelegenen, geräumigen und mit- unter bis zur Körpermitte reichenden Blindsack. The&el (263 u. 266) und Danielssen und Koren (50), denen wir die Entdeckung dieses Ge- bildes verdanken, erwähnen desselben bei Achlyonice paradoxa, Scotoplanes globosa und albida, Elpidia glacialis, Kolga nana Theel*) und Kolga hyalina Dan. und Kor., äussern sich aber nicht weiter über seine morphologische Bedeutung. Meines Erachtens liegt es aber sehr nahe, in diesem Blind- sacke ein Rudiment der sogen. Lunge zu sehen (vergl. Kiemen- *) Th&el fand denselben Blindsack, jedoch nur individuell auftretend, auch bei einer Deimatidenart, Laetmogone ıwywille- thomsont. 10% 148 Seewalzen. bäume). Ebenso dürfte sich als eine rudimentäre Lunge der seitlich gebuchtete, nach vorn gerichtete Blindsack auffassen lassen, den Theel (266) am dritten Darmschenkel der zu den Psychropotiden gehörigen Art Benthodytes sangwinolenta Theel beschreibt (IX, 5). 4. Histologie des Darmrobres. Im Ganzen lassen sich in der histologischen Zusammensetzung der Darmwand von innen nach aussen die folgenden fünf Schichten unter- scheiden: a. das innere Epithel, b. die innere Bindegewebsschicht, ce. die Muskelschieht, d. die äussere Bindegewebsschieht, e. das äussere Epithel. a. Das innere Epithel ist sehr häufig von einer Cuticula überkleidet oder auch bewimpert. Was zunächst die Wimperung anbetrifit, so scheint sie nicht überall vorzukommen. Semper (238) fand sie vom Anfange des Dünndarmes an bis zum hintersten Ende des Darmrohres, vermisste sie aber im Magen der Synaptiden und im Schlunde einiger Aspidochiroten. Damit stimmen die Befunde Hamann’s überein, welcher bei Synapta digitata (Mont.) eine feine Bewimperung im Dünndarm nachwies (93), während sie dem Magen derselben Art fehlt (92). Auch Danielssen und Koren (50) erwähnen der Wimperung im Dünndarm von Myrio- trochus vinkii Steenstr., während merkwürdigerweise Jourdan (114) über ihr Vorkommen im Darm der Holothuria tubulosa (Gmel.) keinerlei Beobachtungen mittheilt und Kölliker (118) schon lange vorher sich bei derselben Art vergeblich bemühte eine Flimmerung wahrzunehmen, Auch in Betreff der Cuticula (IX, 1, 2) des Darmepithels sind unsere Kenntnisse noch zu keinem wünschenswerthen Abschlusse gelangt. Zuerst bemerkte dieselbe Kölliker (115), welcher bei Holothuria tubulosa im ganzen Darme ‚von der Stelle an, wo die Gerässe beginnen, bis ans unterste Ende an den eylindrischen Epithelzellen leicht verdiekte Säume“ auffand, welche im Wasser aufquellen und zugleich in der Weise streifig werden, dass sie einen Flimmersaum vortäuschen. Nach Semper (238) ist die Cutieula besonders dort gut entwickelt, wo eine Bewimperung fehlt — er hebt in dieser Hinsicht namentlich den Magen der Synaptiden hervor. Die Cutieula des Schlundes geht nach Semper’s Beobachtungen an der Mundöffnung direet über in diejenige der Mundscheibe und weiterhin der äusseren Haut. Bei den Synaptiden fand Hamann (95) im Magen der Synapta digitata, entsprechend den Semper’schen Angaben, eine fast 0.01 mm dieke Cutieula, während er sie im Dünndarm derselben Art ganz in Abrede stellt; bei einer anderen Synaptide, Chiridota rufescens Br., sehe ich aber auch im Dünndarme eine deutliche Cuticula. Bei den Molpadiiden liegen bis jetzt überhaupt keine Beobachtungen über das Vorkommen einer Cutieula des Darmepithels vor. In Betreff der Elasipoden haben wir nur eine einzige Notiz von Danielssen und Koren (50), wonach bei Kolga hyalina im Schlunde eine dieke, im Magen eine dünnere Cuticula Verdauungsorgane. 149 vorhanden ist. Bei den Aspidochiroten fügte Teuscher (261) dem schon durch Kölliker bekannt Gewordenen hinzu, dass die Cuticula im Darme der Holothuria tubulosa stets kräftiger entwickelt sei als diejenige des Körperepithels, und Jourdan (114) will sich überzeugt haben, dass sie aus kleinen Stückchen zusammengesetzt ist, von denen je eines einer darunter gelegenen Epithelzelle entspricht. Die Dicke der Cutieula beträgt bei Holothuria tubulosa nach Hamann (95) im Schlunde und Magen 0.0016 mm. Für die Dendrochiroten beschränken sich unsere Kenntnisse auf eine Bemerkung Hamann’s, der im Schlunde von Oueumaria eueumis eine dünne Cutieularschicht beobachtete, und auf die Angabe von Vogt und Yung (284), dass die Zellen des Darmepithels der Cucumaria planei (Br.) an ibrem freien Ende ‚mit einer durchsichtigen Schicht, einer Art Cutieula, geschlossen sind“. Dem Darmepithel selbst wies noch Semper (238), ebenso wie schon früher Kölliker (118), eine einfache Beschaffenheit zu, indem er dasselbe als ein einfaches Cylinderepithel bezeichnete, welches nur im Schlunde und Magen geschichtet zu sein scheine. Die späteren Untersuchungen lehrten jedoch eine komplieirtere Zusammensetzung kennen, welche sich namentlich durch das Auftreten verschiedenartiger Drüsenzellen kenn- zeichnet. Allerdings hatte auch Semper bereits Drüsen in der Magen- wand der Dendrochiroten und Synaptiden erwähnt, sie aber unter das Epithel in die innere Lage der inneren Bindegewebsschicht verlegt, und in ähnlicher Weise schilderte auch noch Theel (266) eine unter dem Epithel gelegene Drüsenschicht bei Oneirophanta. Nachdem Graber (72) einen schwachen Versuch gemacht hatte, tiefer, als es bis dahin ge- schehen war, in den feineren Bau des Darmepithels einzudringen, war Teuscher (261) der erste Forscher, dem es gelang bestimmte Drüsen- zellen in dem Darmepithel wahrscheinlich zu machen. Im Magenepithel der Holothuria tubulosa beschrieb er zwischen den cylindrischen Epithel- zellen viele, bis 0.1 mm lange, keulenförmige Zellen, welche mit ihrem verjüngten Theile nach der Öutieula hin gerichtet sind; er bezeichnete sie als Drüsenzellen, obschon er keine die Cutieula durchsetzende Aus- mündungen derselben erkennen konnte. Auch Danielssen und Koren (50) fanden im Schlund- und Magenepithel der Kolya hyalına zweierlei verschiedene Zellen, von denen sie die einen für einfache Epithelzellen, die anderen aber für Drüsenzellen erklärten, indem sie zugleich deren Aehnlichkeit mit den von Teuscher bei Holothuria tubulosa gesehenen hervorhoben. Genauere histologische Untersuchungen über den Bau des Darm- epithels nahmen erst Jourdan (114) und Hamann (91—95) vor. Beide fanden so grosse Verschiedenheiten des Epithels in den einzelnen Ab- schnitten des Verdauungsrohres, dass es sich auch hier empfiehlt, für jeden Darmabschnitt den Bau des Epithels einer besonderen Betrachtung zu unterwerfen. Leider hat Hamann den Einzelangaben Jourdan’s, obgleich sie ihm bekannt waren, fast gar keine Berücksichtigung ge 150 Seewalzen. schenkt, was die Vergleichung ihrer zum Theile recht abweichenden Be- funde sehr erschwert. 1. Das Epithel des Schlundes (Vorderdarm Jourdan). Hamann erwähnt im Schlundepithel von Holothuria tubulosa und Cucumaria eucumis nur einerlei eylindrische bis fadenförmige Zellen, welche bei Cucumaria einen schwarzen Farbstoff*) beherbergen; bei Synapta digitata aber fand er zwischen den eylindrischen eigentlichen Epithelzellen auch Drüsenzellen und zwar in denselben beiden Formen, wie sie im Körperepithel vor- kommen (also erstens Becherdrüsen, zweitens Schlauchdrüsen). Jourdan dagegen fand auch bei Holothuria tubulosa zwischen den langgestreckten Epithelzellen Drüsenzellen, aber nur solche von länglich ovaler Form mit körnigem Protoplasma, die den Schlauchdrüsen Hamann’s zu entsprechen scheinen. — Beide Forscher beachteten die Eigenthümlichkeit, dass sich die Epithelschicht des Schlundes gegen die angrenzende innere Binde- gewebsschicht nicht scharf absetzt. 2. Das Epithel des Magens (Mitteldarm Jourdan) ist nach Jourdan bei Holothuria tubulosa (IX, 4) aus nicht weniger als vier verschiedenen Sorten von Zellen zusammengesetzt, nämlich: 1. eigentliche Epithelzellen von langer, fadenförmig gestreckter Gestalt, welche durch Uebergangs- formen zu der folgenden Zellensorte überleiten. 2. Drüsenzellen, welche bis auf den grobkörnigen Inhalt mit denen des Schlundes übereinstimmen. 3. „Ovoide Drüsenzellen‘“, die sich auch im Dünndarmepithel, sowie im Peritonealepithel vorfinden; durch ihr hyalines, in Kügelchen getheiltes Protoplasma erweisen sie sich als Schleimzellen (= Wandeızellen, vergl. S.33 u. 34). 4. Dem Magen eigenthümliche keulenförmige Drüsenzellen, deren verdicktes Ende gegen die Cutieula gerichtet ist und einen in glänzende Kügelchen gesonderten Inhalt besitzt, während ihr basaler, verjüngt auslaufender und den Kern umschliessender Theil aus homogenem Plasma besteht; die Kügelchen verhalten sich gegen Farbstoffe anders als die der sub 3 erwähnten Wanderzellen. Hamann dagegen beschreibt im Magenepithel der Holothuria tubulosa nur zweierlei Zellen, welche den sub 1 und 4 von Jourdan beschriebenen entsprechen; er fasst den Inhalt der dem Magen eigenthümlichen Drüsenzellen (IX, 2 und 5), die er kolbige Drüsenzellen nennt, wohl richtiger als Jourdan auf, indem er denselben als stark vacuolisirtes Plasma schildert. Hamann hat aber auch andere Arten auf den Bau ihres Magenepithels untersucht und dasselbe auffallend verschieden gefunden. So besteht nach ihm das Magenepithel der Cucumaria cucumis nur aus einfachen Epithelzellen ohne Drüsenzellen, dagegen das der Synapta digitata (IX, 1) nur aus Drüsenzellen ohne eigentliche Epithelzellen; ich muss gestehen, dass beide Angaben mir einer Bestätigung sehr be- dürftig erscheinen. Die Drüsenzellen im Magen der Synapta digitata sind *) Ob in allen Fällen, in weichen der Schlund oder auch das ganze Darırohr (z. B. bei Elpidia purpurea und Pseudostichopus villosus var. violaceus Theel) pigmentirt sind, die Färbung ihren Sitz allein oder vorzugsweise in dem inneren Epithel hat, bedarf noch der Feststellung. Verdauungsorgane. Kroll nach Hamann kolbenförmig mit nach der Cutieula gerichtetem Stiele und feingranulirtem Inhalte. In ihrer Form erinnern sie an die Drüsen, welche bereits Semper bei seiner Synapta similis in der Innenlage der inneren Bindegewebsschicht beschrieben hat. Sie scheinen den Hamann’- schen Schlauchdrüsen der Haut (s. S. 31) und des Schlundes, sowie auch den von Jourdan im Schlunde und sub 2 (s. S. 150) im Magen von Holo- thuria tubulosa gefundenen zu entsprechen. Auch in Bezug auf die Abgrenzung des Magenepithels gegen die angrenzende Bindegewebsschicht scheinen die einzelnen Arten nicht ganz miteinander übereinzustimmen. Während nämlich bei Synapta digitat« nach Hamann das Bindegewebe weit zwischen die inneren Enden der kolben- förmigen Drüsenzellen hinaufreicht (IX, 1) und Semper diese Drüsenzellen bei Synapta similis sogar in das Bindegewebe selbst verlegt, ist das Binde- gewebe bei Holothuria tubulosa nach den übereinstimmenden Angaben von Jourdan und Hamann scharf gegen das Epithel begrenzt und von dem- selben durch eine glashelle, dünne, elastische Membran geschieden (IX, 2, 4). 3. Das Epithel des Dünndarms (Enddarm Jourdan) ist nach Jourdan bei Holothuria tubulosa sehr viel einfacher gebaut als das des Magens und blos aus einem mehrschichtigen Cylinderepithel gebildet, in welchem hier und da dieselben Schleim- oder Wanderzellen vorkommen wie im Magen (s. oben sub 3). Hamann dagegen scheint das Dünndarmepithel bei Holothuria tubulosa und Cucumaria eucumis für ein nur einschichtiges Cylinderepithel zu halten, in welchem kolbige Drüsenzellen vorkommen, die verschieden sind von seinen kolbigen Drüsenzellen des Magens und vielleicht dieselben Zellen darstellen, welche Jourdan Schleimzellen nennt. Bei Synapta digitat« fand Hamann das Dünndarmepithel ebenfalls nur einschichtig, aus eylindrischen bis kubischen Zellen gebildet, welche bald gelbe Körnerhaufen, bald Fetttröpfehen, bald Pigmentanhäufungen ein- schliessen; zwischen diesen Zellen bemerkte er vereinzelte Becherdrüsen- zellen. — Gegen das unterliegende Bindegewebe scheint das Dünndarm- epithel stets wohl abgegrenzt zu sein. 4. Das Epithel des Enddarmes (bez. der Kloake) ist nach Hamann (91) bei den Pedaten eine Lage abgeplatteter Zellen, während es nach demselben Forscher (95) bei den Synaptiden dieselbe Zusammen- setzung zeigt wie das Körperepithel und sich ebensowenig wie dieses und das des Schlundes scharf von der inneren Bindegewebsschicht absetzt. Die einzelnen Epithelzellen sind bei Synapta digitata an ihrer Basis zu- gespitzt und zum Theil in feine Fasern verlängert, welche in das Binde- gewebe eintreten. Besonders reich ist dieses Epithel bei Synapta digitat« an langen Schlauchdrüsen, welche die Epithelzellen zwei- bis dreimal an Länge übertreffen und mit ihrem langen Basalfortsatz sich oft beträchtliche Strecken weit in die Bindesubstanz verfolgen lassen. b. Die innere Bindegewebsschicht. Diese auf das innere Epithel nach aussen folgende Schicht (IX, 1, 2, 4) ist durchweg kräftig entwickelt. Nur bei Cucumaria cucumis und planci wird von Hamann (91 u. 95) angegeben, 152 Seewalzen. dass sie im Bereiche des Schlundes gänzlich fehle und auch am Magen nur ganz schwach entwickelt sei — eine Angabe, die einer Bestätigung bedürftig erscheint. Semper unterschied bereits zwei Lagen in der inneren Bindegewebsschicht, eine innere und eine äussere (IX, 4); jene nannte er wegen ihres Reichthums an Zellen und der geringen Ausbildung der Fasern die zellige Lage, diese aber wegen des umgekehrten Verhaltens (Zellen- armuth, Faserreichtbum) die faserige Lage. Gewöhnlich ist die faserige Lage dicker als die zellige; seltener, z. B. bei Trochostoma thomsonii nach Danielssen und Koren (50), ist die zellige Lage die diekere. Auch Jourdan unterschied bei Holothuria tubulosa dieselben beiden Lagen und fand die faserige Lage (seine „couche basilaire‘) besonders im Bereich des Magens scharf ausgebildet. Hamann dagegen scheint die ganze innere Bindegewebsschicht als eine ganz gleichartige zu betrachten, wenigstens unterscheidet er die beiden besonderen, von Semper und Jourdan angegebenen Lagen nicht. Von Zellen bemerkten Semper und Jourdan in der inneren Bindegewebsschicht 1. Bindegewebszellen, 2. Wanderzellen (= Schleimzellen Semper’s, amöboide Zellen Jourdan’s); ausserdem kommen mitunter, z. B. bei Holothuria tubulosa nach Graber (72), Jourdan undHamann gelbe Körnerhaufen (IX, 4) darin vor, welche Jourdan aus einer Verschmelzung mehrerer Zellen entstehen lässt. Wenn Kalkkörperchen in der Darmwand vorkommen, was bei sehr vielen Arten der Fall ist, so liegen sie, wie schon Semper richtig bemerkte, in der Regel in der Faserlage der inneren Bindegewebsschicht, dagegen bei T’rochostoma thomsonit nach Danielssen und Koren (50) in der zelligen Lage. Ferner ist es jene Faserlage oder auch die ganze innere Bindegewebsschicht, welche die Blutgetässe der Darmwand beherbergt, auf welche wir bei Betrachtung des Blutgefässsystemes zurückkommen werden. Diese Lagerung der Blutgefässe war schon Tiedemann (275) bekannt, wurde aber erst durch Semper genauer festgestellt und damit zugleich der Irrthum Selenka’s (229) berichtigt, dass die Blutgefässe zwischen der Längs- und Ringmuskelschicht ihre Lage hätten. Die bald weniger deutliche, bald durch eine dünne, elastische Membran bewirkte Abgrenzung der inneren Bindegewebsschicht von dem Innen- epithel ist schon bei diesem (s. S. 150 — 151) besprochen worden. — Die innere Bindegewebsschicht ist es auch, welche in ihrer äusseren Lage, der Muskelschicht dicht anliegend, den Schlundnerven sowie das Nervengeflecht des Magens und Dünndarmes (s. S. 70 u. 71) beherbergt (IX, 1). c. Die Muskelschicht. Schon Tiedemann (273) bemerkte, dass die Muskelschicht des Darmrohres (bei Holothuria tubulosa) aus Längs- und Ringmuskelfasern besteht, machte aber über deren gegenseitige Lage- beziehung noch keinerlei Angaben. Erst Quatrefages (210) gibt dartiber die erste Notiz. Er fand bei Synapta inhaerens (O. F. Müll.) die Muskel- schicht in eine innere Längsfaserlage und eine äussere Ringfaserlage ge- sondert. Selenka (229) glaubte dieses Lageverhältniss der Längs- und Ringmuskulatur auf alle Holothurien übertragen zu können. Indessen Verdauungsorgane. 155 lehrten. die neuen Beobachtungen, dass sich das nur im Grossen und Ganzen so verhält, im Einzelnen aber es nicht an Ausnahmen fehlt, in welchen in umgekehrter Anordnung die Längsfaserlage die äussere und die Ringfaserlage die innere ist; auch sind Fälle bekannt geworden, in welchen nach aussen von der äusseren Ringfaserlage eine zweite Längs- faserschicht auftritt, die allerdings viel schwächer entwickelt ist als die nach innen von der Ringmuskellage befindliche, so z. B. nach Semper im Magen von (ucumaria japonica Semp. und von nicht näher bezeichneten Synaptiden. Die regelmässige Anordnung: Längsfasern nach innen von den Ringfasern findet sich, soweit bestimmte Angaben vorliegen, aus- nahmslos bei den Molpadiiden *), Elasipoden**) und Dendrochiroten ***); dagegen beziehen sich alle bis jetzt bekannten Ausnahmen (mit umgekehrter Reihenfolge der Muskellagen) auf die beiden Familien der Synaptiden und Aspidochiroten. Bemerkenswerther Weise lauten bei den Synaptiden die Angaben für Arten derselben Familie verschieden und bei den Aspido- chiroten ändert sich die Muskelanordnung sogar im Verlaufe des Darmrobres selbst. Was die Synaptiden anbetrifft, so geben Quatrefages (210) für Synapta inhaerens (0. F. Müll.) und Semper (238) für Synapta simalis Semp. und beselii Jäg. die regelmässige, Hamann (93) dagegen für Synapta digitata (Mont.) die umgekehrte Lagerung der Darmmuskel- schiehten an (IX, 1), und ich selbst finde auch bei Synapta orsinüi Ludw. und Chiridota rufescens Br. die umgekehrte Anordnung. Bei den Aspidochiroten (IX, 2) herrscht im Schlunde die regelmässige Lagerung, an deren Stelle im Magen und Dünndarm die umgekehrte (IX, 4) treten kann, um dann in der Kloake wieder der regelmässigen Platz zu machen. Dieser Wechsel der Muskelanordnung im Magen wurde durch Jourdan (114) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) und Stichopus regalis (Cuv.) festgestellt und durch Hamann für die erstgenannte Art bestätigt; der Wechsel scheint in einem Zusammen- hange mit dem Umstande zu stehen, dass der Darm der Aspidochiroten sehr leicht hinter dem Schlunde abreisst. Ueber die genaue Stelle des Magens, an welcher der Wechsel der Muskulatur eintritt, stehen die An- gaben Jourdan’s und Hamann’s nicht ganz im Einklange; nach jenem Forscher scheint die betreffende Stelle im vorderen, nach diesem im hinteren Bezirk des Magens zu liegen (vorausgesetzt, dass der von Jourdan als Mitteldarm bezeichnete Abschnitt des Darmrohres dem von Hamann Magen genannten ganz genau entspricht). Der eben besprochene Wechsel in der Anordnung der Darmmuskulatur scheint übrigens nicht bei allen Aspidochiroten vorzukommen; wenigstens geht aus den Mittheilungen Semper’s hervor, dass bei seinem Stichopus variegatus an der. Grenze *) z. B. bei Trochostoma thomsondi nach Danielssen und Koren (50). ##) z, B. bei Oneirophanta mutabilis nach Th&el (266) und bei Irpa abyssicola nach Danielssen und Koren (50). ###) z, B. bei Cucumaria japonica nach Semper (238) und bei Oxe. cucumrs und planct nach Hamann (91 u. 95). 154 Scewalzen. von Schlund und Magen zwar eine Unterbrechung, nicht aber eine Um- lagerung der Ringmuskellage stattfindet. Beide Lagen der Muskelschicht sind meistens nur mässig stark ent- wickelt; nur im Magen der Synaptiden und Dendrochiroten sind sie (ins- besondere die Ringmuskellage) mächtiger ausgebildet und haben dadurch zu der Bezeichnung Muskelmagen Veranlassung gegeben. Die Fasern der Längsmuskellage sind mitunter, z. B. am Magen der Synapta digitata, durch Zwischenräume von einander getrennt oder sie gruppiren sich zu einer Anzahl gesonderter Längsmuskelzüge, wie deren vier am Darme von Synapta inhaerens schon von Quatrefages (210) angegeben worden sind. Mundwärts endigt die Längsmuskellage oft schon im Verlauf des Schlundes, so z. B. bei Cucumaria ceucumis nach Hamann (93) und bei Une. japonica nach Semper. Falls sie die Mundscheibe erreicht, endigt sie dort ohne mit den Längsmuskeln der Körperwand in Verbindung zu treten. Auch am hinteren Körperende scheint keinerlei Zusammenhang zwischen der Längsmuskulatur des Darmes und derjenigen der Körper- wand stattzufinden. Etwas anders verhält sich am vorderen und am hinteren Körperende die Ringmuskulatur des Verdauungsrohres. Vorn bildet sie im Umkreise der Mundöffnung den schon früher (S. 139) er- wähnten Schliessmuskel (Sphineter), welcher sich weiter nach aussen, im Bereiche der Mundscheibe, in die concentrische Muskellage derselben ausbreitet und an ihrem Aussenrande sein Ende erreicht ohne sich mit der Quermuskulatur der Körperwand zu verbinden. Hinten betheiligen sich die Ringfasern der Darmmuskulatur an der Bildung des an der Kloakenöffnung befindlichen Schliessmuskels (s. S.61 u. S.141) und stehen durch dessen Ver- mittelung mit der Quermuskulatur der Körperwand in Zusammenhang. Ueber die histologische Beschaffenheit der Darmmuskelfasern (vergl. S. 63 u. 64) ist zu bemerken, dass nach Hamann (93) die Ringmuskel- fasern des Schlundes sich bei Synapta digitata dadurch von allen anderen Muskelfasern desselben Thieres unterscheiden sollen, dass ihr Kern der Faser nicht anliegt, sondern von ihr umschlossen wird. d. Die äussere Bindegewebsschicht. Nach aussen von der Muskelschicht folgt eine Bindegewebsschicht, welche in der Regel sehr schwach ausgebildet ist und deshalb von manchen Forschern, z. B. Quatrefages, Selenka und Jourdan übersehen werden konnte. Semper machte zuerst auf sie auf- merksam; Theel (266) sowie Danielssen und Koren (50) bestätigten ihr Vorkommen bei Elasipoden und Molpadiiden; Hamann (91—93) desgleichen bei den von ihm untersuchten Arten. Nach Semper ist sie verbältnissmässig am besten entwickelt im Schlunde und in der Kloake. Besonders stark ist sie nach Hamann im Schlunde von Cueumaria cucumis und ©. planci*), *) Ob die von Hamann untersuchte Cucumaria cucumis wirklich diese von Ü. planet verschiedene Art war, möchte ich deshalb bezweifeln, weil zu jener Zeit die zoologische Station zu Neapel, von welcher Hamann Untersuchungsmaterial bezog, unter dem Namen €. Cucumis die ©. planei (Br.) verkaufte; die echte C. cueumis (Risso) ist bei Neapel sehr viel seltener als die €, planet (Br.). Verdauungsorgane. 155 woselbst sie auch Trägerin von Blutgelässen (vergl. Blutgefässsystem) ge- worden ist und sonach gewissermaassen die dort fehlende (s. S. 151) innere Bindegewebsschicht ersetzt. Kaum angedeutet dagegen erscheint sie am Dünndarm der Synapta digitata (IX, 1). In ihrem feineren Baue zeigt sie äbnlich der inneren Bindegewebsschicht ausser Fasern Binde- sewebszellen und Wanderzellen. e. Das äussere Epithel (Peritoneal- oder Cölomepithel), welches sich über die ganze Aussenfläche des Darmrohres ausbreitet, besteht nach Semper aus kleinen, in der Regel pigmentlosen Wimperzellen, die oft mit Schleimtröpfehen erfüllt sind. Die Wimperung hatte schon Leydig (144) bei Synapta digitata beobachtet. Bei derselben Art bezeichnete Hamann (93) dasselbe als ein wimperndes Plattenepithel. Seine genaueste Unter- suchung erfuhr es bei Holothuria tubulos« durch Jourdan (114), welcher den kurz bewimperten Epithelzellen eine zwar meistens platte, am contra- hirten Darm aber mehr eylindrische Gestalt zuschreibt; zwischen diesen Epithelzellen fand er eine sehr wechselnde Zahl grösserer Wanderzellen (— Schieimzellen Semper’s, vergl. S. 33 u. 34), ähnlich denjenigen, die er auch im Innenepithel des Magens und Dünndarmes (s. oben) nach- gewiesen hat. 5. Der Verlauf des Darmrohres in der Leibeshöhle. Bereits Bohadsch (30) und Strussenfelt (252) beobachteten den beim Oeffnen einer Seewalze sofort wahrnehmbaren Umstand, dass der Darm nicht in gerader Richtung vom Munde zum After zieht, sondern sich in Schlingen legt. Diese Schlingenbildung ist je nach den Arten stärker oder schwächer, weil das Verhältniss, in welchem die Länge des Darmes zur Länge des Körpers steht, bei den verschiedenen Arten ein verschiedenes ist. Soweit bestimmte Angaben darüber vorliegen, scheint der Darm durchschnittlich etwa dreimal so lang zu sein wie der Körper, z. B. bei Chiridota laevis (Fabr.) nach Duncan und Sladen (56), bei Thyone gemmata (Pourt.) und glabra (Ayr.) nach Ayres (7), bei Holo- thuria tubulosa (Gmel.) nach Tiedemann (275), bei Holothuria mar- morata (Jäg.) und sordida Br. nach Mertens (154). Doch sind auch Fälle mit sehr viel längerem oder erheblich kürzerem Darmrohre nicht selten; so z. B. ist der Darm von Psolus fabriei (Düb. und Kor.)*) und Cucumaria miniata (Br.) nach Mertens (154) sechsmal, bei Holothuria« maculata (Br.) dagegen nur zweimal und bei Chiridota discolor Eschsch. nur anderthalbmal so lang wie der Körper; bei Myriotrochus rinkuü Steenstr. (= Oligotrochus vitreus M. Sars) geben Koren und Danielssen (120) die Darmlänge als zweimal so gross wie die Körperlänge an. Nach Selenka (229) ist *), Kingsley (117) fand den Darm dieser Art sogar achtwal so lang wie den Körper. 156 Seewalzen. überhaupt der Darm der Aspidochiroten verhältnissmässig länger als der- jenige der Dendrochiroten, Molpadiiden und Synaptiden — eine Regel, welche, wie die vorhin angeführten Beispiele zeigen, doch wohl manche Ausnahmen erleidet. Fig. 14. Dorsal linhs rechts a Schematischer Querschnitt durch eine Holothurie in der Ansicht vom Afterpole (vergl. Fig. 1, S. 25) um die Anordnung der 3 Darmschenkel und ihrer Mesenterien zu zeigen. Die senkrechte punktirte Linie gibt die Lage der Medianebene an, > die Lage der quergetroffenen Hauptaxe. Die Radien sind mit RJ—RV, die Inter- radien mit JR/—JR3S bezeichnet. D!, D?, D® die 3 Darmschenkel; M', M?, M® die zugehörigen Mesen- terien. Mit punktirten Linien ist die Krümmungs- richtung (Hauptbiegung) des Darmes, mit Pfeilen sind seine beiden Schenkelbiegungen (Schlingen) an- gedeutet, Hinten Schema über die Anordnung der 3 Darmschenkel und ihrer Mesenterien, geschen in der Richtung des Pfeiles in Fig. !4. Die 5 Radien sind mit dicken Linien angedeutet; nur die Linie, welche den am meisten vom Beschauer zurückgelegenen Radius R// bezeichnet, ist unter- brochen. Der dem Beschauer zugekehrte Interradius /R, ist der rechte dorsale. Die beiden Interradien, welche in der Figur am meisten zurückliegen, sind eingeklammert (JR,) (JR). Schlundkopf und Kloake sind der Einfachheit halber nicht gezeichnet. Buchstaben wie in ig. 14; ferner AM" Ansatzlinie des Mesenteriums des ersten Darmschenkels im mittleren dorsalen Interradius /R,; AM? Ansatzlinie des Mesenteriums des zweiten Darmschenkels im linken dorsalen Interradius (JAt,); AM® Ansatzlinie des Mesenteriums des dritten Darmschenkels im rechten ventralen Interradius JR?. « hintere, $ vordere Schenkelbiegung des Darmes. Was nun aber die Schlingen des Darmes des Näheren anbetrifft, so war Fabricius (61) der Erste, welcher die von Bohadsch, Strussen- felt und OÖ. F. Müller noch nicht erkannte Gesetzmässigkeit derselben bemerkte, die dann durch Cuvier (46), Tiedemann (273) und insbe- m Verdauungsorgane. 157 sondere durch Jäger (110) und Grube (83) genauer*) festgestellt wurde. Dieselbe beruht daraut, dass der Darm (vergl. Fig. 14 und 15) vom Munde herkommend zunächst nach dem After hinzieht, dann aber, bevor er denselben erreicht, nach vorn umbiegt und in der Richtung zum Munde zurückläuft um dann nochmals und zwar nunmehr nach hinten umzubiegen und so endlich zum After zu gelangen. Der Darm macht demnach zwei Biegungen oder Schlingen: eine erste, hintere, nach vorn gerichtete und eine zweite, vordere, nach hinten gerichtete. Durch diese zwei Biegungen wird er in drei Abschnitte, sogen. Darmschenkel, getheilt, von denen der erste von vorn nach hinten, der zweite von hinten nach vorn, der dritte wieder von vorn nach hinten zieht; der erste Darmschenkel wird auch als der erste ab- steigende, der zweite als der aufsteigende, der dritte als der zweite ab- steigende bezeichnet. Speiseröhre und Magen gehören stets dem Anfange des ersten Darmschenkels an, der Enddarm dem Ende des dritten Darm- schenkels; die beiden Biegungen des Darmes fallen also stets in den Be- reich des Dünndarmes. Je kürzer die Gesammtlänge des Darmes im Vergleich zur Körper- länge ist, um so kürzer ist der aufsteigende Darmschenkel, bis er schliess- lich bei einigen Synaptiden vollständig oder fast vollständig verstreicht, sodass der Darm alsdann gerade oder fast gerade durch den Körper zu ziehen scheint. Der erste derartige Fall ist durch Quatrefages (210) bei Synapta inhaerens (©. F. Müll.) bekannt geworden; daran reihen sich Chiridota violacea Peters nach J. Müller (184), Synapta digitata (Mont. ) nach Baur (10) und Hamann (93), S. albicans Sel. nach Selenka (229), S. recta Semp. nach Semper (238), Chiridota venusta Sem. nach Semon (235), Synapta dubia Semp., striata Sluit. und lactea Sluit. nach Sluiter (242). Es könnte scheinen, als wenn dieser „gerade“ Darmverlauf, der fast**) nur in der Familie der Synaptiden vorkommt, eine ursprüngliche Ein- richtung darstelle, von welcher der deutlich zweimal gebogene Darm der übrigen Seewalzen sich allmählich abgeleitet habe. Dem widerspricht aber schon die Thatsache, dass die Larven und jungen Exemplare der Synapta digitata noch keinen geraden, sondern einen gekrümmten Darm besitzen. Dazu kommt, dass aus einer genaueren Betrachtung des Darm- verlaufes hervorgeht, dass auch die vorhin angeführten Synaptiden eigent- lich einen im selben Sinne gekrümmten Darm besitzen wie alle anderen Holothurien und von einem in Wirklichkeit ganz geraden Darm wohl bei keiner Art die Rede sein kann. Um diesen Nachweis zu erbringen, muss zunächst betont werden, dass die erwähnten drei Schenkel eines deutlich gekrümmten Holothurien- #=) Da das Tiedemann’sche Werk auch heute noch vielfach benutzt wird, so sei be- merkt, dass seine Angaben über den Verlauf des Darmes in Bezug auf das Rechts.und Links des Thieres nicht zutreffen und erst von Jäger durch eine dem wirklichen Sachverhalte ganz entsprechende Schilderung berichtigt worden sind. #*) Ausserhalb der Synaptiden scheint etwas Achnliches nur bei einer Elpidiide, Penia- gone vitrea Theel, vorzukommen, vergl. Theel (266). 158 Seewalzen. darmes niemals in derselben frontalen oder sagittalen Längsebene liegen und zwar deshalb nicht, weil der Darm, während er jene drei Schenkel bildet, zugleich noch eine andere Biegung macht, welche sich um die Hauptaxe des Körpers herumbewegt. Diese Biegung ist viel eonstanter und von morphologisch grösserer Bedeutung (vergl. meine Abhandlung Nr. 150) als jene in den meisten Fällen viel auffälligeren Biegungen, durch welehe die drei Darmschenkel zu Stande kommen. Wir wollen die bedeutungs- vollere Biegung als die Hauptbiegung oder Hauptkrümmung bezeichnen, die beiden anderen aber als hintere oder erste und vordere oder zweite Schenkelbiegung oder Schlinge. Die Hauptbiegung ist so gerichtet, dass der Darm, wenn man von vorne auf den Mundpol der Holothurie bliekt, von links nach rechts (also wie der Uhrzeiger) um die Hauptaxe des Körpers herumgebt und gleichzeitig zum After herabsteigt; der Darm beschreibt mit anderen Worten auf seinem Wege vom Munde zum After einen nicht ganz vollständigen Umgang einer linksgewundenen Spirale. Blickt man von hinten auf den Afterpol der Holothurie, so geht in dieser Ansicht (Fig. 14) die Hauptbiegung selbstverständlich von rechts nach links. Würde der Darm allseitig frei die Leibeshöhle durchziehen, so würde sieh die spiralige Hauptbiegung kaum haben. feststellen lassen. Das war nur ermöglicht durch den Umstand, dass der Darm durch ein Gekröse festgehalten wird, dessen Ansatzlinie an der Innenseite der Körperwand den Weg der Darmbiegungen aufs deutlichste erkennen lässt. Verfolgt man den Verlauf dieses Mesenteriums, das in seinen Einzelheiten an einer späteren Stelle (S. 162) betrachtet werden soll, so zeigt sich, dass dasselbe (Fig. 14 u. 15) anfänglich im mittleren dorsalen Interradius be- festigt ist, sich dann unter Ueberschreitung des linken dorsalen Radius in den linken dorsalen Interradius begibt um schliesslich von bier aus unter Ueberschreitung des linken und des mittleren ventralen Radius und des dazwischen gelegenen linken ventralen Interradius in den rechten ventralen Interradius zu gelangen. Die Stelle, an welcher das Gekröse den linken dorsalen Radius überschreitet, entspricht der Lage der hinteren (= ersten) Schenkelbiegung des Darmes und da, wo das Gekröse über den linken und mittleren ventralen Radius hinübergeht, befindet sich die vordere (= zweite) Schenkelbiegung. Das Gekröse des ersten Darmschenkels befestigt sich also im mittleren dorsalen, dasjenige des zweiten Darm- schenkels im linken dorsalen und das des dritten Darmschenkels im rechten ventralen Interradius*). Wird der zweite Darmschenkel kürzer und kürzer, so nähern sich die beiden bisher spitzwinkeligen Schenkel- biegungen des Darmes einander immer mehr, bis sie schliesslich in die- selbe Querschnittsebene des Thieres fallen und zugleich rechtwinkelig ge- *) Aus der oben geschilderten Anordnung des Darmes und seines Gekröses ergibt sich für die praktische Anatomie der Seewalzen die Regel, dass der Längsschnitt, durch welchen man das Thier öffnet, zur Schonung von Darm und Gekröse im rechten dorsalen Interradius zu führen ist. Verdauungsorgane. 159 gsorg worden sind. Sehreitet die Verkürzung des Darmes noch weiter fort, so werden die Schenkelbiegungen stumpfwinkelig und die bisher vordere (= zweite) derselben kommt hinter die bisher hintere (= erste) zu liegen. Damit ist dann der Zustand erreicht, den thatsächlich diejenigen Synap- tiden darbieten, denen man einen „geraden“ oder „fast geraden“ Darm zuschreibt. Für die hier zunächst in Betracht kommende Synapta inhaerens hat schon Quatrefages (210, S.51 u. 53) bemerkt, dass das Gekröse trotz des anscheinend ganz geraden Darmverlaufes aus einem Interradius in den anderen übertritt und so eine Art Spirale beschreibt. Das gleiche gibt J. Müller (184, S. 135) für Chiridota violacea an. Ebenso liegt die Sache bei Synapta digitata. Eine eigens darauf gerichtete Untersuchung mehrerer Exemplare von Synapta inhaerens und digitata belehrte mich, dass bei diesen Arten der Verlauf des Darmes und seines Gekröses durch- aus der vorhin beschriebenen Regelmässigkeit entspricht (Fig. 16). Das Gekröse verlässt etwa in der Körpermitte den mittleren dorsalen Inter- radius und wendet sich in schief von vorn nach hinten strebender Richtung über den linken dor- salen Interradius und weiterhin über den linken ventralen um endlich in den rechten ventralen Interradius zu gelangen und dann in diesem weiter zum After zu ziehen; die beiden Schenkel- biegungen sind im Gegensatze zu den Angaben Baur’s (10)*) und Hamann’s (95) vorhanden Fig. 16. RV RI RE RTRU Schema über die Anordnung des Darmes im Bereich seiner Biegungen bei Synapta dige- tata und inhaerens. Die Be- zeichnungen sind dieselben wie in den Holzschnitten Fig. 14 und 15. Die Körperwand ist der Länge nach im rechten dorsalen Interradius (JR,) wie bei jeder anderen Holothurie, nur sind sie stumpfwinkelig geworden und die erste liegt nicht mehr hinter, sondern vor der zweiten. Dass die Sache sich bei Synapta striata, lactea und dubia wesentlich ebenso verhält, scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, denn Sluiter (242) gibt aufgeschnitten und mitsammt dern an sie befestigten Darme so ausgebreitet, dass ınan auf ihre Innenfläche blickt. Die Lage der Radien ist wieder- um durch fünf dicke Linien angedeutet. an, dass der Darm der S. dubia und striata in der Körpermitte eine kleine Doppelbiegung mache, welche bei S. lactea so schwach sei, dass sie in dem ausgestreckten Thiere fast ganz verschwinde. Von dem Darme der $. albicans sagt Selenka (229) nur, dass derselbe „wahrscheinlich“ ohne Schlinge verlaufe; man darf also vermuthen, dass auch bei dieser Art kein vollständig gerader Darm vorhanden sei. Auch die Ohiridota venusta Semon’s bedarf mit Rücksicht auf meine oben mitgetheilten Befunde bei Synapta inhaerens und digitata« einer Nachunter- suchung ihres angeblich geraden Darmes, da die Ansatzlinie des Gekröses *) Baur sagt übrigens auch nur, dass der Darm „fast“ gerade verlaufe, 160 Seewalzen. von Semon (235, S. 278) nicht näher in Betracht gezogen wurde. Eine grössere Schwierigkeit liegt endlich bezüglich der Synapta recta vor, da Semper (238, S. 14) die bestimmte Angabe macht, dass ihr Darm nicht nur ganz gerade verlaufe, sondern auch seiner ganzen Länge nach im mittleren dorsalen Interradius befestigt sei; trotzdem besitze aber auch der linke dorsale und der rechte ventrale Interradius das ihm zukommende Mesen- terium, welches aber den Darm nicht erreiche, sondern mit freiem Rande endige. 5. recla würde dadurch in so grossen Gegensaz zu allen anderen Holothurien treten, dass ich einstweilen Bedenken trage, die betreffenden Angaben Semper’s in ihrem ganzen Umfange anzunehmen — eine Nach- untersuchung, zu der mir leider das Material fehlt, wird erst genügende Aufklärung zu bringen haben. Schliesslich kann nicht unerwähnt bleiben, dass auch noch von einigen anderen Holothurien Angaben über den Darmverlauf vorliegen, welche von der sonst durchgreifenden Regel abweichen. Alle diese Angaben rühren von Danielssen und Koren her und beziehen sich auf Trocho- stoma thomsonü, Myriotrochus rinkü (= Oligotrochus vitreus) und Kolga hyalina. Von Trochostoma beschreiben die genannten Forscher (50, S. 48) den Darmverlauf so, dass der erste und dritte Darmschenkel normal be- festigt sind, der zweite aber statt im linken dorsalen im linken ventralen Interradius seine Stelle einnimmt. Sollte auch eine wiederholte Unter- suchung diese Angabe bestätigen, was ich leise zu bezweifeln wage, so würde dadurch doch kein sehr tiefer Gegensatz zu den übrigen Holothurien begründet, denn auch dann bliebe die Richtung der Hauptbiegung des Darmes noch immer dieselbe wie sonst. Auch bei Mwyriotrochus (180) handelt es sich nicht um eine Aenderung in der Richtung der Haupt- biegung. Es weicht aber Myriotrochus dadurch in grösserem Maasse als Trochostoma von der Regel ab, dass nicht nur der zweite, sondern auch der dritte Darmschenkel sich um einen Interradius von ihrer regelmässigen Stelle entfernen; der zweite Darmschenkel soll nämlich (wie bei T’rocho- stoma) im linken ventralen und der dritte Darmschenkel im rechten dorsalen Interradius festgelegt sein. Bei Kolga (50, 8. 8) soll wieder nur der zweite Darmschenkel wie bei Zrochostoma in den linken ventralen Inter- radius gerückt sein. Auch diese Angaben bedürfen einer erneuerten Prüfung. 6. Die Befestigungen des Darmes (Schlundkopf, Gekröse, Aufhängestränge des Enddarmes). a. Der Schlundkopf, den Strussenfelt (252) zuerst als die „Gurgel- hülse“ beschrieb und dem Vogt und Yung (284) neuerdings die allzu wenig sagende Bezeichnung ‚„Bulbus‘ gegeben haben, kommt dadurch zu Stande, dass die Speiseröhre sich bei ihrem Durchtritte durch den Kalk- ring und den dahinter gelegenen Wassergefässring an diese beiden Organe durch Aufhängestränge (Suspensorien) befestigt; da Kalkring und Wasser- Verdauungsorgane. 161 sefässring überdies unter sich und ferner der Kalkring mit der Mund- scheibe und Körperwand durch die Radialkanäle und Fühlerkanäle des Wassergefässsystemes in Verbindung stehen, so begegnen wir in der Umgebung der Speiseröhre einem aus all den genannten Theilen zusammen- gesetzten Organcomplex (Taf. VII, 9, 11; VIII, 1), den man herkömmlicher Weise eben als Schlundkopf bezeichnet*). Dem Raume, welcher von den Aufhängesträngen der Speiseröhre durchsetzt wird und demnach einerseits von der Speiseröhre, anderseits von Kalkring und Wassergefässring be- srenzt ist, hat Semper (238) den Namen Schlundsinus beigelegt; da er nur einen Theil der Leibeshöhle darstellt, werden wir bei dieser auf ihn zurückzukommen haben. Die Aufhängestränge selbst treten von der äusseren Oberfläche der Speiseröhre in radiär zur Körperaxe gestellter Richtung frei durch den Schlundsinus an die Innenseite des Kalkringes, des Wassergefässringes sowie auch der Radial- und Fühlerkanäle, soweit diese im Bereiche des Schlundkopfes verlaufen. In vielen Fällen scheinen die Stränge ganz unregelmässig angeordnet zu sein. Bei Synapta digitata (Mont.) beschrieb aber schon Baur (10) eine unregelmässige Anordnung; hier stellen sie zweimal zwölf fächerförmige, dreieckige Platten dar, von denen eine jede mit ihrer Spitze an den Kalkring, mit ihrer Basis aber der Länge nach an die Speiseröhre befestigt ist; je zwei dieser platten Aufhängestränge nehmen einen Fühlerkanal zwischen sich, an dessen Wand sie auch einen Theil ihrer Fasern abgeben. Ein zweiter Fall regelmässiger Anordnung ist durch Danielssen und Koren (50) bei ihrem Trochostoma thomsonii zur Kenntniss gekommen. Bei dieser Art stehen die Aufhängestränge der Speiseröhre in fünf doppelten Längsreihen, welche sich an die Radial- stücke des Kalkringes ansetzen. Ihrem feineren Baue nach sind die Aufhängestränge von faserig- bindegewebiger Grundlage, welcher in den meisten Fällen Muskelfasern beigefügt sind; oberflächlich sind sie von dem Epithel der Leibeshöhle überkleidet. Die Muskel- und Bindegewebsfasern verlaufen in der Längs- richtung der Stränge. Das Bindegewebe der Stränge ist eine unmittelbare Fortsetzung der äusseren Bindegewebsschicht des Darmrohres und be- herbergt nicht selten, z. B. bei Synapta digitata, zahlreiche Kalkkörperchen sowie auch Anhäufungen von Pigment **). Die muskulöse Beschaffenheit der Suspensorien wurde zuerst von Quatrefages (210) bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) festgestelit und später von Baur (10) und Hamann (93) bei Synapta digitata (Mont.) bestätigt. Nach Selenka (229) und Semper (238) sind sie bei anderen Holothurien nur theilweise muskulös, was nach Danielssen und Koren (50) auch für Irpa abyssicola zutrifft, *) Als Curiosum sei erwähnt, dass der isolirte Schlundkopf von ZT’hyone fusus (O. F. Müll.) eine Zeit lang unter besonderem Gattungs- und Speciesnamen ein literarisches Dasein führte als Holothuria penieillus O. F. Müll. (187, 189) = Subuculus penicillus Oken (193). #*) Ueber eigenthümliche Zellengruppen, welche Teuscher (261) in dem Bindegewebe der Suspensorien erwähnt, vergl. S. 172. Bronn, Klassen des Thier-Reiehs. II. 3. 11 162 Seewalzen. während dieselben Forscher (50) sie bei Kolga hyalına und Trochostoma thomsoniü einfach als Muskelfäden und -bänder bezeichner. Die Muskel- fasern bilden in den Schlundsuspensorien der Synapta digitata nach Hamann eine der bindegewebigen Achse aufgelagerte Schicht; bei Zrocho- stoma thomsoniü vereinigen sie sich nach Danielssen und Koren zu Muskelbündeln, welehe durch das Bindegewebe zusammengehalten werden. Dureh ihre Contraction können sie die Speiseröhre erweitern und so als Antagonisten des Mundsphinkters wirken. b. Das Gekröse (Mesenterium) ist uns in seiner Anordnung schon weiter oben (8.158 u. Fig. 14 u. 15 auf S. 156) bei Betrachtung des Darmverlaufes *) bekannt geworden. In seiner Gesammtbheit stellt es eine dünne, ziemlich breite Membran dar, deren Ansatzlinie an die Körperwand sich in einer den Darm- biegungen entsprechenden Weise krümmt, sodass man ebenso wie von drei Darmschenkeln auch von drei Mesenterien sprechen kann, obschon sie nur die aufeinanderfolgenden Abschnitte eines und desselben einheitlichen Organes sind. Das Mesenterium des ersten Darmschenkels heisst das dorsale, das des zweiten das linke, das des dritten das rechte. In historischer Beziehung ist zu bemerken, dass die erste Beschreibung des Gekröses von Strussenfelt (252) herrührt. ©. F. Müller nannte das- selbe ‚„Zwerchfell“ und auch Pallas (195) und Cuvier (46) kannten wenigstens seinen dorsalen Abschnitt. Eine genauere Schilderung gaben Tiedemann (273) und vorzüglich Jäger (110) und Grube (83). Von der Körperwand entspringt das Gekröse häufig in Zacken, welche durch Lücken voneinander getrennt sind und auch in seinem übrigen Bereiche erscheint es oft vielfach durcblöchert und dadurch mehr oder weniger netzförmig, z. B. bei Haplodactyla australis Semp., Tirrochostoma thomsoniü Dan. u. Kor., Cucumaria crocea (Less.) u. a., oder selbst auf einzelne Stränge und Bänder redueirt, z. B. bei Scotoplanes globosa Theel. Im All- gemeinen scheinen derartige Reductionen öfter im Bereiche des linken und des rechten Mesenteriums vorzukommen als im dorsalen, welches überhaupt durchgängig kräftiger ist als jene. Auf unvollständige Ausbildung der Mesen- terien sind wohl auch die vereinzelten muskulösen Stränge zurückzuführen, welche Danielssen und Koren (50) von der Körperwand an den Darm ihrer Kolga hyalina, Irpa abyssicola und Trochostoma thomsoniü herantreten sahen. Die Ansatzlinien der drei Mesenterien an die Körperwand liegen keineswegs immer genau in der Mittellinie der betreffenden Interradien. So gibt schon Jäger (110) an, dass bei den von ihm untersuchten Aspidochiroten (Holothuria atra, scabra, fusco-cinerea, verschiedenen Mülleria- und Bohadschia-Arten) das dorsale Mesenterium etwas nach rechts an die mediane Seite des rechten dorsalen Längsmuskels rückt. Eine äbnliche Annäherung an einen benachbarten Längsmuskel beobachtete *) Nachträglich zu 8.158 u. 160 sei bemerkt, dass Lampert (134, S. 204) in seiner Charakteristik der Apoda den Fehler begeht, das Mesenterium des dritten Darmschenkels in den rechten dorsalen statt in den rechten ventralen Interradius zu verlegen. Verdauungsorgane. 165 Semper (238) hinsichtlich des linken Mesenteriums bei mehreren Chöridota- Arten und in Betreff des rechten Mesenteriums bei seiner C'hiridota rigida. Bei seiner Chiridota incongrua fand derselbe Forscher sogar alle drei Mesenterien nahe an die Längsmuskeln herangerückt. Das dorsale Mesen- terium erhält dadurch eine besondere Wichtigkeit, dass es stets der Träger des Genitalganges ist und häufig auch zur Befestigung des Steinkanales dient (vergl. S. 133); vorne beginnt das dorsale Mesenterium, wie Semper (238) zuerst hervorhob, stets mit einem freien Rande, welcher vom vordersten Ende der Leibeshöhle durch einen bald kürzeren, bald längeren Zwischen- raum getrennt ist. An der Uebergangsstelle des ersten Mesenteriums in das zweite reicht deren Ansatzlinie bei manchen Synaptiden, z. B. Synapta beselüi Jäg., glabra Semp., Chiridota rotifera (Pourt.), viel weiter nach hinten als die entsprechende erste Schenkelbiegung des Darmes; so entsteht eine trichter- förmige, von Körperwand und Gekröse gebildete, nach vorn offene, nach hinten geschlossene Tasche, welcher Semper den Namen Mesenterial- kanal gab. Histologisch besteht das Mesenterium ähnlich den Sehlundsuspen- sorien aus einer bindegewebigen: Grundlage, wozu Muskelfasern hinzu- kommen, und einem epithelialen Ueberzuge. Nachdem bereits Quatre- fages (210) die Contractilität des Mesenteriums bei Synapta inhaerens beobachtet hatte, gelang es Joh. Müller (182) und Leydig (142) als Ursache derselben die von Quatrefages vergeblich gesuchten Muskelfasern, zwar nicht bei derselben Art, so doch bei Synapta digitata nachzuweisen. Sie verlaufen nach Joh. Müller (183) parallel, kommen aber nicht in allen Theilen des Mesenteriums vor. Leydig fand sie bald dichtnebeneinander gelagert, bald mehr auseinander gerückt oder auch (144) netzförmig angeordnet. Semper (238) fügte hinzu, dass diese Muskelfasern unmittelbar aus der Muskulatur der Körperwand entspringen und meistens dicht unter dem peritonealen Epithelüberzug des Mesenteriums verlaufen, dass dagegen die mittlere Schicht des Mesenteriums aus Bindegewebe bestehe, welches mit der äusseren Bindegewebsschicht des Darmrohres zusammenhänge. Damit stimmt im Wesentlichen die spätere Schilderung Hamann’s (91 u. 93). Auch er fand die Muskelfasern in oberflächlicher Lagerung dicht unter dem Epithel; bei Cucumaria und Holothuria verlaufen sie (im dorsalen Mesenterium) alle parallel miteinander und zugleich parallel mit dem Darm und dem Genitalgang; bei Synapta dagegen kommen an vielen Stellen des Mesenteriums ausser den auch hier stets vorhandenen parallelen Muskelfasern auch noch sich kreuzende, schief zu jenen verlaufende Muskelfasern vor, welche noch oberflächlicher liegen als jene. Während aber nach Hamann bei Synapta digitata beide Flä chen der Mesenterial- membran die eben besprochenen Muskelfasern besitzen, konnte ich selbst sie bei Chiridota rufescens Br. immer nur an einer Fläche auffinden. Die Bindegewebsschicht des Mesenteriums steht nach Hamann einerseits mit E1* 164 Seewalzen. dem Bindegewebe der Körperwand, anderseits aber im vorderen Theile des Darmrohres mit der äusseren, dagegen im hinteren Theile desselben mit dessen innerer Bindegewebsschicht in Zusammenhang. Recht häufig treten in der Bindegewebsschicht Kalkkörperchen auf; The&el (266) er- wähnt derselben z. B. bei Elasipoden, Danielssen und Koren (50) bei Trochostoma thomsonit. Der peritoneale Epithelübeızug der Mesenterien scheint bei den meisten Holothurien ebenso zu wimpern wie auf dem übrigen Peritoneum. Nur bei den Synaptiden wurde diese Wimperung schon von Joh. Müller (182, 183) vermisst*), was Semper für die von ihm unter- suchten Formen bestätigte, während Hamann (93) bei derselben Art, welche Joh. Müller untersucht hat, das Gegentheil behauptete. c. Die Aufhängestränge des Enddarmes. Der Enddarm (d. h. die Kloake oder der ihr bei den Synaptiden und Elasipoden entsprechende Endabschnitt des Darmes) ist an die Innenseite der Körperwaud durch Stränge befestigt, welche ringsum von der äusseren Darmoberfläche in quer oder schief zur Körperaxe gestellter Richtung abgehen und sich frei durch die Leibeshöhle nach der Körperwand hinüberspannen. Sie werden als die radiären Aufhängestränge oder Suspensorien des Enddarmes be- zeichnet. Ihre Zahl und Stärke unterliegt den grössten Verschiedenheiten, steht aber doch einigermaassen im Verhältniss zur Mächtigkeit des End- darmes; am schwächsten ausgebildet sind sie bei den Synaptiden und Elasipoden, ohne indessen jemals ganz zu fehlen. Bereits Strussenfelt (252) beschrieb sie von Psolus phantapus (Struss.) und ebenso Pallas (196) von Oolochirus doliolum (Pall.). Tiedemann (273) erklärte sie für Muskelstränge, welche sich mit der Quermuskulatur des Körpers ver- binden. Diese Auffassung wurde erst durch Semper (238) dahin ver- bessert, dass die Stränge nur zum Theil aus Muskelfasern, zum grösseren Theil aber aus Bindegewebe bestehen. Nach ihm gehen sie von der äusseren Bindegewebsschicht der Darmwand ab, sind wie diese. von dem Peritonealepithel überkleidet, enthalten aber auch Muskelfasern, welche von der Ringmuskellage des Darmes herkommen und die Suspensorien der Länge nach durchziehen. Danielssen und Koren (50) bezeichneten zwar bei Kolga, Irpa und Trochostoma die Suspensorien wieder einfach als Muskelfäden; doch zeigte Hamann (91), dass die Semper'’sche Sehilderung ihres Baues auch für die mittelmeerischen Arten im All- gemeinen zutreffend ist. Nur in Betreff der Lagerung und Herkunft ihres Bindegewebes kam Hamann zu dem neuen Ergebniss, dass das Binde- gewebe die Längsachse der Suspensorien einnimmt, dagegen die von der Ringmuskelschicht des Darmes kommenden Muskelfasern die Peripherie ; demnach stelıt das Bindegewebe der Suspensorien nicht mit der äusseren, sondern mit der inneren Bindegewebsschicht des Enddarmes in Ver- bindung. *) Hamann (91, $S. 155) schiebt Joh. Müller mit Unrecht die entgegengesetzte An- sahe zu. Kiemenbäume. 165 IX. Kiemenbäume. Als Athmungsorgane der Seewalzen werden fast allgemein zwei hohle, dünnwandige, verästelte Organe betrachtet, welche in das vordere Ende des Enddarmes einmünden, der dadurch die Bedeutung einer Kloake be- kommt. Wegen ihrer später (in Kapitel Physiologie) noch näher zu be- sprechenden Funktion und mit Rücksicht auf ihre Gestalt hat man ihnen die Namen Wasserlungen, Lungenbäume, Lungen, Wasser. röhren, Athmungsbäume, Kiemenbäume, baumförmige Organe gegeben. Trotzdem die Bezeichnung Lunge im Vergleich zur sonstigen Anwendung dieses Namens recht ungeschickt gewählt ist, hat sie sich dennoch so eingebürgert, dass sie wohl kaum noch durch die richtigere, übrigens auch schon von Oken (194) angewandte Benennung Kieme wird verdrängt werden können. Immerhin wollen wir den Versuch dazu machen und sie im Folgenden als Kiemen oder Kiemenbäume be- zeichnen. Ihre Entdeckung verdankt man, nachdem sie sich der Kenntnis, eines Bohadsch und Strussenfelt noch vollständig entzogen hattens den Untersuchungen von Pallas und OÖ. F. Müller. Indessen gaben diese Forscher ihnen eine von unseren jetzigen Anschauungen sehr ab- weichende Deutung. Pallas (195), der sie bei Oolochirus doliolum (Pall.) beobachtete, sah in ihnen die Eierstöcke und war der ebenso irrthümlichen Ansicht, dass sie am Schlunde ihren Anfang nähmen. Einen Fortschritt stellen bereits die auf Holothuria tremula Gunn. bezüglichen Angaben von O. Fr. Müller (189) dar, der sie „Fettgefässe‘“ nannte und als eine aufgeblasene, weisse Wolke schildert, welche dem Darme aufliegt und aus zwei biegsamen Aesten besteht; die Aeste geben viele kleine Zweige ab und diese wieder sind aus vielen kleinen, aneinander gehäuften „Fett- Bläslein“ gebildet. Als Athmungsorgane deutete sie zuerst Cuvier (46) und beschrieb sie bei Holothuria tubulosa (Gmel.) in ganz zutreffender Weise als zwei häutige, hohle, baumförmig verästelte Organe, deren ge- meinschaftlicher Stamm sich in die Kloake öffnet und deren Inneres mit Wasser gefüllt ist; das eine Organ werde durch eine Art Mesenterium festgehalten, das andere werde von den Darmgefässen umflochten und. nehme seine Stelle zwischen den Darmschenkeln ein. Tiedemann (273) schloss sich dieser Schilderung und Deutung Cuvier’s an und führte sie weiter aus durch den Nachweis der Muskelschicht in der Wandung der Organe. Dass es aber auch Seewalzen gibt, denen diese Organe gänz- lich fehlen, stellte Jäger (110) bei tropischen Synaptiden fest. Jäger war auch schon geneigt, den Chiridota-Arten gleichfalls den Besitz der Kiemenbäume abzusprechen, während Brandt (33) die gegentheilige - Meinung vertrat, dass die Gattung Chiridota und ebenso Liosoma sich gerade durch den Besitz der Kiemenbäume von Synapta unterscheide. 166 Seewalzen. Dieser Irrthum, den auch Burmeister (35) noch eine Zeit lang festhielt, erklärt sich aus dem Umstande, dass, wie ich an einem anderen Orte (154) des Näheren dargelegt habe, Brandt die Wimperbecher der Chiri- doten für den Kiemen gleichwerthige Organe hält. Jetzt wissen wir, dass Jäger ganz im Recht war und nicht allein die Synapta- und Churidota- Arten, sondern alle zur Familie der Synaptiden vereinigten Seewalzen der Kiemenbäume entbehren. Und sie nicht allein; denn die Forschungen Theel’s (263, 266, 267) haben gezeigt, dass sich die drei Familien der Elasipoden ebenso verhalten. Demnach begegnen wir den in Rede stehenden Organen nur in den drei Familien der Molpadiiden, Aspido- chiroten und Dendrochiroten, die man ebendesbalb auch als Lungen- holothurien (besser Kiemenholothurien) zusammenfasst. Unter diesen gibt es nur wenige Arten, bei denen die Kiemenbäume so schwach entwickelt sind, dass sie den Eindruck rudimentärer Organe hervor- rufen. Von den vier Arten, um die es sich dabei handelt, gehören drei in die Familie der Dendrochiroten, eine zu den Molpadiiden. Bei Orcula cucumiformis Semp. reichen die Kiemen, ebenso wie bei Echinocuenmis fypica M. Sars, immer noch bis annähernd in die Körpermitte. Bei letzt- genannter Art haben sie die Form zweier einfachen Schläuche, an deren Längsmitte nur je ein winziger bläschenförmiger Nebenast ansitzt. Bei Eupyrgus scaber Lütk. scheint ihre Rückbildung noch nicht einmal soweit vorgeschritten zu sein, da Semper (238) sie hier noch mit einer ganzen Anzahl von Bläschen besetzt fand. Am schwächsten aber scheinen sie bei Ocnus javanicus zu sein, dessen Autor Sluiter (241) sie als zwei ganz kleine Blindsäckchen am Enddarme beschreibt. Wenn man absieht von diesen eben besprochenen vier Fällen, kann man den Besitz gut aus- gebildeter Kiemen als ein allen sog. Lungenholothurien eigenthümliches Merkmal bezeichnen. Von den übrigen Familien der Seewalzen heisst es, dass sie in ebenso durchgreifender Weise durch den Mangel jener Organe gekennzeichnet seien. Indessen trifft das strenggenommen nur für die Synaptiden und Deimatiden zu; denn bei den beiden anderen Familien, nämlich den Elpidiiden und Psychropotiden, kommt wenigstens bei einzelnen Arten eine Einrichtung vor, welche meines Erachtens keine andere ungezwungene Deutung als die einer rudimentären Kieme zulässt. Die thatsächlichen Verhältnisse, um die es sich dabei handelt, sind die folgenden. Bei den Elpidiiden geht nach den Befunden von Theel (263 und 266) und von Danielssen und Koren (50) bei Elpidia glacialıs, Achlyonice paradoxa, Scotoplanes globosa, Se. albida, Kolga nana Theel und K. hyalina Dan. u. Kor. von dem Enddarme ein links gelegener, nach vorn gerichteter, geräumiger Blindsack ab, der sich mitunter bis zur Körper- mitte erstreckt. Unter den Psychropotiden kommt etwas Aehnliches nur bei Benthodytes sanguinolenta vor, indem hier der dritte Darmschenkel ungefähr in der Körpermitte einen 1,5 cm langen, nach vorn gerichteten Blindsack (IX, 5) trägt, welcher sich durch seitliche Einschnürungen der Form einer Kieme noch mehr annähert. Die genannten Forscher haben zwar Kiemenbäume. 167 selbst eine morphologische Deutung dieser Blindsäcke nicht versucht. Es scheint mir aber kein Grund*) vorhanden zu sein, welcher gegen eine Homologie derselben mit der Kieme der sog. Lungenholothurien spräche. Nimmt man diese Auffassung an, so verringert sich dadurch auch die Kluft, welche die Elasipoden von den Lungenholothurien scheidet. Bei normaler Ausbildung besteht die ganze Kieme aus zwei Haupt- stämmen, die sich nach ihrer Lage im Körper als linker und rechter Kiemenbaum unterscheiden lassen. Beide reichen sehr oft bis in das vorderste Körperende und dringen mit ihren Verästelungen in die Zwischen- räume der übrigen in der Leibeshöhle befindlichen Organe. Sie sind in der Regel von annähernd gleicher Grösse; doch kommt es auch häufig vor, dass die eine die andere an Länge oder an Reichthum der Verästelung übertrifft. So z. B. ist der linke Kiemenbaum mächtiger als der rechte entwickelt bei mehreren Molpadiiden: Ankyroderma danielsseni Theel, Trochostoma boreale (M. Sars), Haplodactyla australis Semp. und H. hyaloeides Sluit.; dagegen überwiegt der rechte Kiemenbaum bei anderen Molpadiiden, mehreren Aspidochiroten und einzelnen Dendrochiroten: Caudina arenata (Gould), Zrochostoma violaceum (Stud.), Tr. antarcticum Theel, Stichopus Japonicus Sel., St. natans (M. Sars), Holothuria helleri v. Marenz. (nament- lich bei jugendlichen Individuen), Paelopatides confundens Theel (hier ist der rechte Kiemenbaum zwar der längere, der linke aber reicher verästelt), Psolus squamatus (Düb. u. Kor.) **), Entweder entspringen beide Kiemenbäume getrennt voneinander, aber immerhin benachbart aus dem Vorderrande der Kloake, oder sie gehen von derselben mit einem gemeinschaftlichen Stamme ab, der sich sehr bald in die beiden Kiemenbäume gabelt. Ersteres scheint vorzugs- weise bei Dendrochiroten und Molpadiiden, letzteres bei Aspidochiroten, aber auch bei einzelnen Molpadiiden und Dendrochiroten vorzukommen. Beispiele für jenes sind Psolus fabrieii (Düb. u. Kor.), Colochirus spinosus (Quoy u. Gaim.), Uucumaria planei (Br.), Drochostoma arcticum (v. Marenz.), Haplodactyla molpadioides Semp., Caudina arenata (Gould); Beispiele für dieses: Holothuria tubulosa (Gmel.), decorata v. Marenz., Stichopus japonicus Sel., challengere und moseleyı Theel, Pseudostichopus mollis und villosus Theel, Paelopatides confundens Theel, Haplodactyla hyaloeides Sluit., T’hyone fusus (0. F. Müll.) und Psolus squamatus (Düb. u. Kor.). Mit Rücksicht auf den Umstand, dass die gemeinschaftliche Einmündung der beiden Kiemenbäume in die Kloake die häufigere Einrichtung zu sein scheint und in Erwägung, dass das oben besprochene Kiemenrudiment der Elasipoden als eine unpaare Blindsackbildung auftritt, bin ich der Ansicht, dass die getrennte Einmündung beider Kiemenbäume einen jüngeren, ab- *) Dass das unpaare Auftreten der Blindsäcke nicht gegen diese Homologie spricht, geht aus dem Folgenden hervor. **) Bei Stichopus (?) torvus Thöel (267) soll sogar der rechte Kiemenbaum allein ent- wickelt sein. 168 Seewalzen. geleiteten Zustand darstellt, dass dagegen ursprünglich die ganze Kieme von einer einzigen, unpaaren Aussackung des Enddarmes ihre Entstehung nahm. Die Verästelung beider Kiemenbäume erfolgt meistens in der Weise, dass der Hauptstamm seitliche Aeste abgibt, die selbst wieder durch ein- malige oder wiederholte Vergabelungen feinere Endzweige liefern können; dabei wird der Hauptstamm in distaler Richtung allmählich schwächer und löst sich schliesslich ebenfalls in Endverzweigungen auf. Alle letzten Enden des ganzen baumförmigen Systemes erweitern sich an ihren Spitzen ein wenig zur Bildung abgerundeter, länglicher Endbläschen (‚‚Ampullen“ Jourdan), die aber auch seitlich an den Aesten und Zweigen auftreten können. Bei schwächerer Entwicklung der Kiemen unterbleibt zunächst die Weiterverzweigung der Aeste; in anderen Fällen kommen auch diese kaum mehr zur Ausbildung und es sitzen dann eine Anzahl bläschen- förmiger Anschwellungen unmittelbar an dem Hauptstamme selbst. Als Beispiele für eine reiche Verästelung der Kiemenbäume mögen dienen: Holothuria marmorata (Jäg.), scabra Jäg., lubriea und pulchella Sel., Mülleria manuritiana (Quoy u. Gaim.), Stichopus japonicus Sel., Psolus fabrıeu (Düb. u. Kor.), Thyone chilensis Semp., Phyllophorus mollis (Sel.). Beispiele für schwache Verästelung der Kiemenbäume sind: Holothuria languens und vagabunda Sel., martensii Semp., Caudina caudata (Sluit.), Trochostoma albicans Theel und arcticum (v. Marenz.) und namentlich zahlreiche Dendro- chiroten wie: Cucumaria capensis, mendax, abyssorum, kerguelensis, serrata Theel, georgiana (Lamp.), eucumis Risso, Thyone recurvata Theel, Orcula hypsipyrga v. Marenz., Ocnus typieus Theel, Colochirus peruanus Semp. Die beiden Kiemenbäume nehmen mit ihren Stämmen in Bezug auf die Hauptregionen des Körpers eine interradiale Lage ein, in der Regel so, dass der eine dem linken ventralen, der andere dem rechten dorsalen Interradius angehört, also gerade jenen Interradien, welche von den Darmschenkeln und deren Mesenterien freigelassen werden. Da der dritte Darmschenkel durch sein Mesenterium im rechten ventralen Inter- radius festgelegt ist, so findet die vom Enddarm her sich entwickelnde Kieme in den jenen beiden benachbarten, von den Darmschenkeln nicht besetzten Interradialbezirken den besten Raum zu ihrer Entfaltung. Durch zahlreiche feine, muskulöse oder auch nur bindegewebige Fäden sind die Kiemenbäume bald hier, bald dort befestigt; namentlich gehen derartige Aufhängefäden an die Quermuskulatur der Körperwand, aber auch an die verschiedenen Organe des Körperinneren, z. B. an den Darm, den Schlund- kopf und die Mesenterien. Doch sind alle diese Verbindungen sehr schwach und setzen den Expansionen und Contractionen der lebenden Kiemenbäume kein Hinderniss entgegen. Nur im Bereich der Blutgefässe, welche am zweiten Darmschenkel der Aspidochiroten (s. Blutgefässsystem) das reich- entwickelte Wundernetz bilden, kommt es gewöhnlich zu einer stärkeren Befestigung des linken Kiemenbaumes, indem derselbe von den Gefässen jenes Wundernetzes aufs innigste umsponnen und unflochten wird. Wegen Kiemenbäume. 169 des Gegensatzes, in den auf solche Weise die linke Kieme der Aspido- chiroten zu der rechten tritt, hat man sie auch als die Darmkieme (Darmlunge) bezeichnet; die rechte wird dann als freie Kieme unter- schieden, weil sie derartiger Beziehungen zu den Blutgefässen des Darmes entbehrt*). Inwiefern die Blutgefässe bei der Umspinnung des linken Kiemenbaumes etwa in dessen Wandung eindringen, wird bei dem Blut- gefässsystem (s. d.) zu erörtern sein. Es kommt übrigens nicht bei allen Aspidochiroten zu jener engeren Verbindung des Blutgefässnetzes mit dem linken Kiemenbaum; so fehlt z. B. eine solehe bei mehreren der von Theel (267) aus der Ausbeute der Challenger-Expedition be- schriebenen Arten: Holothuria lactea, murrayi, Stichopus challengeri und moseleyi, während Pseudostichopus mollis Theel dadurch eine vermittelnde Stellung einnimmt, dass die linke Kieme nur von einigen wenigen Blut- gefässen umflochten ist. Auf der anderen Seite gibt es nach Semper (235) aber auch Molpadiiden**) und Dendrochiroten, bei denen die linke Kieme in eine Ähnliche Beziehung zum Blutgefässsystem tritt wie bei den Aspidochiroteu; als solche erwähnen z. B. Selenka (229) und Kingsley (117) die Caudina arenata (Gould) und Semper seine Thyone chilensis. Vorhin wurde als Norm angegeben, dass die linke Kieme im ventralen linken, die rechte im dorsalen rechten Interradius ibre Stellung einnimmt. Auch Semper erklärt diese Lagerung für die normale, lässt aber in seinen Artbeschreibungen mehrmals nicht den ventralen, sondern den dorsalen linken Interradius die linke Kieme aufnehmen, so bei Colochirus cylindrieus, Psolus complanatus und Haplodactyla molpadioides, ebenso Selenka (229) bei Stichopus chloronotos Br. Dagegen findet sich hinsichtlich der rechten Kiemen nur eine einzige abweichende Angabe; nach Danielssen und Koren (50) soll sie nämlich bei ihrem Trochostoma thomsomi im ventralen rechten Interradius liegen, nur ihr distales Ende rücke auch hier in den dorsalen rechten Interradins. Von einigen Seewalzen wird angegeben, dass sie mehr als zwei Kiemenbäume besitzen. Eine nähere Prüfung dieser Fälle lehrt aber, dass es sich dabei keineswegs um eine eigentliche Vermehrung der Kiemen- bäume, sondern in der Regel nur um eine basale Abgliederung eines stärkeren Astes von einem derselben handelt. Bemerkenswerth ist dabei, dass es nur Dendrochiroten und Molpadiiden, aber keine Aspidochiroten sind, auf die sich jene Angaben beziehen — was insofern von Interesse ist, als es gerade die Familien der Dendrochiroten und Molpadiiden sind, bei denen, wie wir früher (S. 167) sahen, die beiden Kiemenbäume schon dadurch eine stärkere Neigung zu basaler Abgliederung zeigen, dass sie oft getrennt aus der Kloake austreten. Was nun zunächst die Dendro- chiroten anbetrifft, bei denen (ein oder) zwei überzählige Kiemen vor- *) Tiedemann (273) nannte die rechte Lunge die linke und die linke die rechte, "was schon Jäger (110) richtig gestellt hat **) Semper nennt leider die betreffenden Arten nicht. 170 Seewalzen. kommen sollen, so berichtet Semper (235), dass bei seinem Colochirus cylindrieus aus den beiden wohlentwickelten Kiemenstämmen noch zwei rudimentäre Aeste als dritte und vierte Kieme entspringen; ebenso wird wohl auch die Sache bei Psolus complanatus Semp. liegen, von dem er nur angibt, dass ausser den zwei normalen noch zwei kürzere Kiemen vorhanden seien; auch bei seiner Echinocucumis adversaria, bei welcher er sich ähnlich ausdrückt, konnte ich mich durch eine Nachuntersuchung nicht davon überzeugen, dass die zwei überzähligen „rudimentären‘ Kiemen etwas anderes sind als basale Nebenäste der zwei normalen. Ferner schreibt Th&el (267) der Oucumaria erocea (Less.) eine oder zwei über- zählige Kiemen zu. Auch diese Art konnte ich (16la) nachuntersuchen, wobei sich herausstellte, dass auch in diesem Falle die angeblichen über- zähligen Kiemen nur basale Abgliederungen der beiden wohlentwickelten Hauptstämme sind. Ebenso fand ich die Sachlage (16la) bei Ocnus typieus Theel und zweifle nicht daran, dass damit auch die Rhopalodina lageni- formis Gray übereinstimmen wird, welcher Semper vier Kiemenbäume zuschreibt. Unter den Molpadiiden werden drei überzählige Kiemen er- wähnt bei Molpadia australis Semp., Haplodactyla molpadioides Semp., australis Semp. und hyaloeides Sluit., Trochostoma albicans Theel und arcticum (v. Marenz.) und bei Caudina ransonnetü v. Marenz. Die erstgenannte Molpadia-Art, von der Semper „3 Lungenbäume“ angibt, konnte ich allerdings nicht selbst untersuchen, wohl aber (161a) seine Haplodactyla australis, bei der die anscheinend dritte Kieme wieder nur dadurch zu Stande kommt, dass sich die eine (die linke) nahe an ihrer Basis theilt*). Ein Gleiches lässt Semper’s (238) betreffende Abbildung von Haplodactyla molpadioides und Sluiter’s (241) Abbildung von Haplodactyla hyaloeides vermuthen **). Bei Zrochostoma arcticum trägt ebenfalls der eine Kiemen- stamm an seiner Basis einen kurzen Anhang, den man nach v. Maren- zeller (166) „als rudimentäre dritte Lunge ansehen hönnte‘“. Besonders lehrreich aber ist das Verhalten von Trochostoma albicans, bei welcher es nach The&el (267) nur als eine individuelle Abweichung vorkommt, dass die linke Kieme sich an ihrer Basis in zwei Theile theilt. Schliesslich ist noch der Oaudina ransonnetii zu gedenken, von der v. Marenzeller (167) berichtet, dass aus demselben Divertikel der Kloake, aus dem die zwei normalen Kiemen entspringen, noch mehrere kurze Stämmcehen aus- treten; auch diese wird man als basale Abspaltungen der Hauptstämme ansehen dürfen. Sonach kommen wir zu dem Schlusse, dass wir kein einziges zweifel- freies Beispiel für eine eigentliche Vermehrung der Kiemenbäume auf drei oder vier kennen, dass aber insbesondere der linke Kiemen- *) Wie übrigens schon Selenka (230) abbildete. *#) und wurde soeben auch von Lampert bei Zrochostoma antareticum 'Theel be- obachtet; vergl. Lampert: die während der Expedition S. M. S. Gazelle 1874—1876 von Prof. Dr. Th. Studer gesammelten Holothurien; Zoologische Jahrbücher, herausgegeben von J. W. Spengei, system. Abtheil. Bd. IV, 1889, pag. S06—858, Taf. XXIV. Kiemenbäume. 7.1 baum häufig die Neigung zur Abgabe eines (oder mehrerer) basalen Nebenstammes zeigt. Anders liegt die Sache mit der mehrfach wiederholten Behauptung, dass es auch Holothurien mit fünf Kiemenbäumen gebe. Diese Be- hauptung ist durch Brandt (35) für seine Gattungen Liosoma und Aspidochir in die Welt gekommen, durch Grube (81) auf seine Gattung Haplodactyla ausgedehnt und durch spätere Autoren, z. B. Selenka (229) und Lampert (134) einfach wiederholt worden. Es beruhen aber jene Brandt’schen Angaben, wie ich (154) zeigte, auf einer missverständlichen Auslegung Mertens’scher Beobachtungen, die sich in Wirklichkeit auf die Wimper- becher der Chiridota discolor Eschsch. und einer anderen, nicht mehr ge- nau feststellbaren Chiridota- oder Synapta-Art beziehen. Wenn Selenka (229) auch die Stimpson’sche Art Liosoma arenicola hierher zog, So übersah er, dass Stimpson zwar deren Kiemenbäume beschrieben, aber über ihre Zahl nichts angegeben hat; Theel (267) konnte denn auch bei seiner Nachuntersuchung dieser von ihm zu Trochostoma gestellten Art keinerlei Abweichung hinsichtlich ihrer Kiemenbäume bemerken. Das Thier endlich, welebem Grube unter dem Namen Haplodactyla mediterrane „> Athmungsorgane von beinahe lappiger, undeutlich baumartiger Bildung“ zuschreibt, gehört zu den ganz zweifelhaften Existenzen im Gebiet der Seewalzen. Demnach ist nicht ein einziger sicherer Fall bekannt, in dem bei einer Holothurie fünf Kiemenbäume zur Ausbildung gelangt sind. Der feinere Bau der Kiemen ist am genauesten von Semper (235) erforscht worden, dessen Schilderung durch die späteren Untersuchungen von Teuscher (261), Danielssen und Koren (50), Jourdan (114) und Hamann (93) nur in untergeordneten Punkten ergänzt worden ist. Von innen nach aussen folgen in der Zusammensetzung der Kiemenwand dieselben Schichten aufeinander, denen wir in der Wandung des Darm- rohres begegnet sind, von dem die Kiemen ja nur eine Ausstülpung dar- stellen. An das innere Epithel schliesst sich eine innere Bindegewebs- schicht an, dann folgt eine aus inneren Längsfasern und äusseren Ring- fasern gebildete Muskelschicht, darauf eine äussere Bindegewebsschicht und endlich das äussere Epithel. 1. Das innere Epithel ist nach Semper in der Regel geschichtet, seltener, z. B. bei Holothuria vagabunda Sel., ein einfaches Cylinderepithel. Eine Bewimperung desselben stellt Semper auf das Bestimmteste in Abrede, während Leydig (144) und neuerdings für Holothuria tubulos« (Gmel.) Hamann (95) und für Cucumaria planei (Br.) Vogt nnd Yung (254) das Gegentheil behaupten. Unregelmässige Vorsprünge des inneren Epithels kömmen hauptsächlich durch „gelbe Körnerhaufen“ (gelbe Zellen Jourdan) zu Stande, die sich auch im Lumen der Kiemen, sowie in der folgenden Schicht wiederfinden und in ihrer Natur noch nicht genügend aufgeklärt sind. 2. Die innere Bindegewebsschicht ist verhältnissmässig kräftig entwickelt und lässt in ihrer hyalinen Grundmasse ausser mehr oder 172 Seewalzen. weniger zahlreichen Fasern und damit verbundenen Bindegewebszellen die schon vorhin erwähnten „gelben Körnerhaufen“, sowie auch Wander- zellen (Schleimzellen Semper), manchmal auch Pigmentablagerungen erkennen. Mitunter treten auch, wie bereits Jäger (110) bei seiner Mülleria lecanora beachtete, Kalkkörperchen in dieser Schicht auf. Nach innen erhebt sie sich oft zur Bildung von allerlei Vorsprüngen in Gestalt von Blättern, Wülsten, Leisten, Papillen ete., welche wohl meistens nur durch Contraetionszustände*) der umgebenden Muskelschicht hervorgerufen werden. 3. Die schon von Tiedemann (275) wahrgenommene Muskel- schicht. Ihre Fasern sollen sich nach Jourdan bei Ckucumaria planci (Br.) ohne bestimmte Anordnung kreuzen, während Hamann bei Holo- thuria tubulosa (Gmel.) in völliger Uebereinstimmung mit den Angaben Semper’s eine innere Längsfaser- und eine Äussere Ringfaserlage unter- scheiden konnte; die Längsfasern liegen bei Holothuria tubulosa bald ver- einzelt, bald dichter, dagegen ordnen sich die kräftiger entwickelten Ring- fasern zu einer deutlichen einfachen Schicht. 4. Die äussere Bindegewebsschicht, deren Graber (72) und Hamann bei Holothwria tubulosa keine Erwähnung thun, ist nach Semper überhaupt bei den Aspidochiroten nur schwach, bei den Dendrochiroten aber kräftig ausgebildet. Teuscher, der sie auch bei Hol, tubulosa be- merkte, fand darin eigenthümliche kugelige oder ovale Gruppen von kleinen Zellen, welche eine ebensolehe centrale Zelle umlagern **). 5. Das äussere Epithel (Cölomepithel) ist aus einer einfachen Lage von Wimperzellen gebildet, deren Gestalt, je nach dem Contractionszustande der Kiemen, von einer abgeplatteten bis zu einer eylinderförmigen wechselt. Nach Jourdan sind die Zellen dieses äusseren Epithels (bei Oucumaria planci) grösser als die inneren, womit die Messungen Hamann’s (bei Holothuria tubulosa) übereinstimmen. Semper beobachtete in dem äusseren Epithel auch zahlreiche Wanderzellen (‚Schleimzellen‘‘), deren Vorkommen bei Cucumaria planci durch Jourdan bestätigt wurde, sowie Pigmentzellen (diese nicht bei allen Arten) ***). Auf die Bluträume, welche nach Semper zwischen der äusseren Bindegewebsschicht und der Ringmuskellage oder auch zwischen dieser und der Längsmuskellage auftreten, werden wir beim Blutgefässsystem einzugehen haben. Die vorhin beschriebene Zusammensetzung der Kiemenwand erfährt - nach Semper an der Spitze der Endbläschen eine für die Funktion der *) Diese verschiedenen Contractionszustände erklären alle die angeblichen Unterschiede, welche nach Hamann (93) zwischen dem Bau der Haupt- und Endäste der Kiemen vor- handen sein sollen. **) Diese Zellengruppen kommen nach Teuscher auch in den meisten anderen Organen der Holothuria tubulosa zerstreut vor, namentlich in den Suspensorien des Schlundes (vergl. S. 161). #*=#) Ob die dunkle, braune Pigmentirung, welche Selenka (229) von den Kiemen der Holothuria humilis, subditiva, strigosa, lubrica Sel., einerascens (Br.) und monacaria (Less.) angibt, in dem äusseren Epithel oder in der inneren oder äusseren Bindegewebsschicht ihern Sitz hat, bedarf noch der Untersuchung. Guvier’sche Organe. 173 Kieme sehr bedeutungsvolle Abänderung. Es hört nämlich in dieser Gegend, genauer am inneren Rande eines bald aus „Schleimzellen“, z. B. bei Colochirus quadrangularis (Less.), bald aus Pigmentzellen, z. B. bei Oolochirus tuberculosus (Quoy und Gaim.) und Holothuria vagabunda Sel., gebildeten Ringes die Wimperung des äusseren Epithels auf, während sie an jenem Ringe selbst stärker ist als an allen übrigen Stellen der Kiemenoberfläche. Die so gebildete unbewimperte Spitze des Endbläschens ist von einem der Ringmuskellage zugehörigen Schliessmuskel besetzt, welcher eine feine Oeffnung*) der Kiemenwand zu umkreisen scheint. Durch derartige Oeffnungen soll eine offene Verbindung zwischen dem Innern der Kiemenbäume einerseits und der Leibeshöhle anderseits her- gestellt sein. Spätere Forscher, wie Teuscher (261), Danielssen und Koren (50), Kingsley (117), Vogt und Yung (284), bemühten sich, an Holothuria tubulosa, Trochostoma thomsonii, Psolus fabrieii, Uucumaria planei und anderen Arten vergeblich, jene von Semper geschilderten Oeffnungen zu sehen. Auch ich selbst habe dieselben bei den ver- schiedensten Arten**), die ich darauf untersuchte, niemals zu Gesicht be- kommen. Dagegen will Sluiter (242) sie bei Ananus holothuwrioides „ziemlich deutlich“ und Hamann (93) in direktem Gegensatze zu Teuscher sie auch bei Holothuria tubulosa wiedergefunden haben. Da aber Semper selbst gegen seine eigene Darstellung gewichtige Bedenken äussert, welche durch Sluiter und Hamann keineswegs beseitigt sind, so wird man die Frage nach dem wirklichen Vorhandensein jener Oefi- nungen kaum noch als eine offene ansehen können; immerhin bleibt eine erneuerte Prüfung der Angelegenheit erwünscht. X. Cuvier’sehe Organe. In engem anatomischen Zusammenhang mit den Kiemenbäumen treten vorzugsweise in der Familie der Aspidoebiroten eigenartige Anhangs- organe von im Allgemeinen schlauchförmiger Gestalt auf, welche ihrem Entdecker zu Ehren von Joh. Müller (184) mit dem Namen der Cuvier’- schen Organe belegt wurden. Cuvier (46 u. 45) war zwar der ir- thümlichen Ansicht, dass sie die von ihm gesuchten Hoden der Holothurien darstellen, und auch noch der nächste Forscher, der sich mit ihnen be- schäftigte, Jäger (110), wirft die Frage auf, ob man nicht etwa acces- sorische Geschlechtsorgane in ihnen zu sehen habe, wenn er auch schliess- E 3 lich zu der Meinung kommt, es seien vielleicht nierenähnliche Organe ***). *) Semper bildet diese Oeffnung ab von Haplodactyla pellueida Semp., Holothuria vagabunda Sel., H. tenuissima Semp. und Colochirus quadrangularis (Less.). ##) Unter den mittelmeerischen Arten untersuchte ich in dieser Hinsicht insbesondere lebende Exemplare der Holothuria polk. ***) Wahrscheinlich sind auch die von Delle Chiaje (98, Vol. III, pag. 68, 70 u. 39, Vol. IV, p.5) an dem Kiemenbaume einer nicht mehr ganz sicher feststellbaren Art gefundenen und als Taenia echinorhymeha bezeichneten angeblichen Schmarotzer nichts anderes als Cuvier'sche Organe; vergl. Joh. Müller (184, S. 141). 174 Seewalzen. Er bezeichnete sie aber, ohne Rücksicht auf ihre ihm zweifelbafte Funktion, in ganz trefflicher Weise als appendices bronchiales. Wenn nicht der von Müller gegebene Name allgemeine Aufnahme gefunden hätte, wäre es auch heute noch angebracht, sie ähnlich wie Jäger als appendices branchiales, Kiemenanhänge, zu bezeichnen. Ohne auf ihre noch keineswegs genügend aufgeklärte Funktion hier näher einzugehen (vergl. darüber das Kapitel Physiologie), wenden wir uns zur Betrachtung ihres Vorkommens und ihres Baues. Den Grund dazu hat Joh. Müller (184) gelegt und unter den späteren Forschern sind es vor allem Semper (238) und Jourdan (114), denen wir den heutigen Stand unserer Kenntniss verdanker. Dass diese Kenntniss aber auch jetzt noch eine recht unbefriedigende ist, liegt an den besonderen Schwierigkeiten, welehe diese Organe der eingehenden Untersuchung ent- gegenstellen. In ihrem Vorkommen sind die Cuvier’'schen Organe fast ganz be- schränkt auf die Aspidochiroten. Aber auch im Inneren dieser Familie gibt es sehr viele Arten, welche derselben entbehren oder wenigstens zu entbehren scheinen; dahin gehören alle bekannten Arten der Gattungen Labidodemas, Pseudostichopus und Paelopatides, ferner alle Stichopus-Arten mit alleiniger Ausnahme von St. paradoxus Lamp., etwa die Hälfte der Miilleria-Arten®) und endlich auch noch eine beträchtliche Anzahl von Holothuria-Arten**). Es ist also vornehmlich nur die Gattung Holothuria und in geringerem Maasse auch Mülleria, welche sich durch das Auftreten der Cuvier’schen Organe auszeichnen. Unter den europäischen Holothuria- Arten ist es keineswegs, wie Jourdan (114) und Vogt und Yung (284) meinen, nur die A. impatiens (Forsk.), welche Cuvier’sche Organe besitzt; es finden sich dieselben auch bei MH. helleri v. Marenz., poli, sanctori und forskalüi#**) Delle Chiaje (= catanensis Grube) und bei mammata Grube. Ausserhalb der Aspidochiroten ist das Vorkommen Cuvier’scher Organe ®) z, B. M. parvula Sel., formosa Sel., miliaris (Quoy u. Gaim.), echinites Jäg. ##) z.B. H. tubulosa (Gmel.) (in meiner Synopsis der Zoologie, 2. Band. 1886. S. 889 werden dieser Art irrthümlich Cuvier’'sche Organe zugeschrieben), ocellata Jäg., squamifera, gracilis, aculeata, flavo-maculata Semp., humilis, princeps, pyxis, pardalis Sel., pertina.x Ludw., papillata Bell, anapinusa, enalia Lamp., fusco-coerulea, africana, spinifera, lactea, thomsoni, murrayi Theel, bataviae Ludw. Zu der zuletzt genannten Art erlaube ich mir zu bemerken, dass ich damit die neuerdings von Sluiter (Nachträgliches über die Echinodermen- Fauna des Java-Meeres, Natuurk. Tijdschr. voor Nederlandsch-Indie, XLIX, Batavia 1889) unter dem Namen H. lamperti n. sp. beschriebene Art meine; dieselbe muss einen neuen Namen (bataviae) erhalten, da Sluiter übersehen hat, dass ich bereits im Jahre 1886 (160) eine IT. lamperti von den Philippinen beschrieben habe. ###) Vor Jahren (1880) beobachtete ich bei Neapel mehrmals eine Holothurie, die voll- ständig mit Delle Chiaje’s Beschreibung seiner H. forskalii übereinstimmt. Eine Ver- gleichung derselben mit FH. catanensis Grube überzeugte mich von der Indentität dieser beiden Arten. Cuvier'sche Organe sind in grosser Zahl vorhanden und werden mit grosser Gewalt ausgestossen. Wie aber Graeffe (73) dazu kommt, Selenka’s H. botellus (= impatiens Forsk.) als Synonym zu FH. catanensis zu ziehen, ist mir unverständlich. Cuvier’'sche Organe. 75 eine grosse Seltenheit. Aus der Familie der Synaptiden sowie der Gruppe der Elasipoden ist überhaupt kein einziger Fall bekannt, was wohl im Zusammenhang steht mit dem Mangel oder der ganz rudimentären Aus- bildung der Kieme. Unter den Molpadiiden ist es bis jetzt einzig und allein die Molpadia chilensis J. Müll., welehe Cuvier’sche Organe besitzt, und unter den Dendrochiroten werden dieselben nur bei zwei Arten *) erwähnt, nämlich der Cucumaria frondosa (Gunn.) und der ©. nigricans (Br.). Bezüglich der ©. frondosa stützt sich diese Angabe lediglich auf eine Bemerkung von Joh. Müller (184, 185), deren Richtigkeit jedoch dadurch etwas zweifelhaft wird, dass es noch keinem anderen Forscher geglückt ist, bei dieser oft untersuchten nnd wohl bekannten Art die Cuvier’schen Organe wieder zu finden. Was aber die ©. nigricans (Br.) an- belangt, so ist bei ihr das Auftreten der Cuvier’schen Organe bei einzelnen Individuen durch Mertens**) und mich (154) beglaubigt. Ebenso wie bei der Cucumaria nigricans werden die Cuvier’schen Organe auch bei anderen Arten bald angetroffen, bald vermisst. Ob diese Erscheinung in Zusammenhang mit dem Alter oder dem Geschlecht der betreffenden Individuen steht oder ob die Funktion der Organe einen zeitweiligen vollständigen Verlust derselben verursacht, bedarf noch der Aufklärung. Namentlich sind es die folgenden Arten, die hier in Betracht kommen: Cucumaria nigricans (Br.), Mülleria lecanora Jäg., Holothuria ceinerascens (Br.), lubrica (Sel.), graeffei Semp. (= Stichopus troschelü J. Müll.). Verständlicher ist die andere Thatsache, dass sie bei derselben Art oft in grosser Menge und dann wieder in viel geringerer Zahl sich vor- finden. Denn sie werden durch Reizzustände des Thieres, wenn auch nicht bei allen, so doch bei vielen Arten, durch die Afteröffnung aus- gestossen (vergl. das Kapitel Physiologie); in Folge dessen gehen die einmal gebildeten Organe dem Thiere bei derartigen Reizungen zum Theil (oder auch sämmtlich?) verloren. Bestimmte Angaben über die Zahl- verhältnisse der Cuvier’schen Organe bei ganz unversehrten Thieren lassen sich demnach kaum machen. Immerhin deuten die vorhandenen Be- obachtungen darauf hin, dass die einzelnen Arten sich auch in Bezug auf die durchschnittliche Zahl der bei ihnen zur Ausbildung kommenden Cuvier’schen ‚Organe recht verschieden verhalten. Besonders zahlreich scheinen sie z. B. zu sein bei Holothuria argus (Jäg.), scabra Jäg. (bis *) Trotz dieser doch sehr auffallenden und bemerkenswerthen Seltenheit der Cuvier’schen Organe bei Dendrochiroten findet sich bei Lampert (134) die Bemerkung, dass sich in Betreff der Cuvier'schen Organe für die Dendrochiroten dem für Aspidochiroten Gültigen nichts hinzu- fügen lasse. Ebenso hat es auch wenig Sinn, wenn hier und da bei der Beschreibung neuer Dendrochiroten Arten, z. B. von Bell (17) in Betreff seiner Cucumaria sancti johannis das Fehlen der Cuvier’schen Organe besonders angegeben wird; das Gegenheil hervorzuheben, wenn es sich einmal findet, wäre wichtiger. **) In seinem mir vorliegenden Manuskripte, dem eine Zeichnung beiliegt, welche die Cuvier’schen Organe in sitw in unverkennbarer Weise darstellt. 176 Seewalzen. 100 Stück), diffieilis, graeffei Semp., nigra Foot, vagabunda Sel. (9—100), oxurropa Sluit., captiva Ludw., Mülleria flavo-castanea Theel, Stichopus paradoxus Lamp.; dagegen ist ihre Zahl oft eine ganz geringe beispiels- weise bei Holothuria maculata (Br.) und köllikeri Semp. In der Mehrzahl der Fälle sitzen sie dicht über der Kloake dem gemeinschaftlichen Kiemenstamme an, z. B. bei Holothuria mammata Grube, impatiens Forsk., martensiü Semp., fusco-cinerea Jäg., lubrica Sel., paradoxa Sel. Falls sie sich auf einen der beiden Kiemenstämme be- schränken, scheint der rechte bevorzugt zu werden, an dessen Basis sie alsdann ansitzen, z. B. bei Holothuria rigida (Sel.), vagabunda Sel., Müllleria lecanora Jäg., maculata (Br.), agassizü Sel. Sie können aber auch eine Strecke weit am Stamme der Kiemenbäume hinaufrücken, z. B. bei Holothuria graeffei Semp. und Holothuria decorata v. Marenz. (am linken Kiemenbaume) oder selbst auf die Nebenäste der Kiemenbäume und schliesslich auch auf die feinsten Endzweige derselben übertreten, 2. B. bei Holothuria köllikeri Semp., marmorata (Jäg.), argus (Jäg.), vitiensis Semp., diffieilis Semp., tenwissima Semp. (hier nur am linken Kiemenbaume). In einzelnen Fällen, z. B. bei Molpadia chilensis J. Müll., scheint die Insertion der Cuvier’schen Organe in entgegengesetzter Richtung bis auf die Kloake verschoben zu sein. Die Farbe der Cuvier’schen Organe ist in der Regel weiss, z. B. bei Holothuria marmorata (Jäg.), impatiens (Forsk.), pol Delle Chiaje, discrepans Semp., Mülleria agassızii Sel. u. a. Doch kommt es auch oft vor, dass sie eine gelbe bis braune oder rothbraune oder auch rosenrothe Färbung zeigen. Gelb sind sie z. B. bei Holothuria inornata Semp., hell- braun bei H. monacaria (Less.), bräunlich bei Stichopus paradoxus Lamp., braun bei Holothuria pervicax und lubrica Sel., rothbraun bei 7. vagabunda Sel., aethiops (Br.), aphanes Lamp., Molpadia chilensis J. Müll., rosenroth bei Mülleria lecanora Jäg. Nach ihrer Form theilte sie Joh. Müller (184, 185) in drei Gruppen ein: 1) blinddarmförmige, 2) verästelte, 3) traubige. Weitaus am häufig- sten sind die blinddarmförmigen, welche die Gestalt kurzer und dann meist ziemlich dicker oder langer und dann gewöhnlich ziemlich schlanker Schläuche haben, deren Oberfläche ein quergerunzeltes Aussehen darbietet; das zur Befestigung an die Kiemen dienende Ende ist in der Regel zu einem ganz kurzen Stiele verdünnt, während sie im übrigen ganz frei in den hinteren Bezirk der Leibeshöhle ragen*). Entweder sitzen sie der Kieme einzeln in unregelmässiger Anordnung an oder sie sind in Reihen gestellt, z. B. in zwei Reihen bei Holothuria vagabunda Sel., oder end- lich — und das ist besonders häufig — sind sie in Bündel (Büschel) zusammengedrängt. Ein einziges derartiges Bündel bilden sie z. B. bei Holo- thuria aphames Lamp,, klunzingeri Lamp., depressa Ludw., maculata (Br.), *) Nur bei Holothuria nigra Foot sind sie durch umhüllendes Bindegewebe zu einem derben Paket vereinigt, vergl. Bell (15). z Fu a ATTTE TEE n Cuvier’sche Organe. 2 martensii Semp., lubrica Sel., nigra Foot, inornata Semp., impatiens (Forsk.), curiosa Ludw., similis Semp. In zwei Büschel sind sie angeordnet bei Holo- thuria languens Sel., diserepans Semp., forskalii Delle Chiaje. Mehrere Büschel finden sich bei Holothuria coluber Semp., subditiva Sel., Mülleria maculata (Br.), mawritiana (Quoy u. Gaim.), agassizü Sel., obesa Sel. Besonders kurz sind die einzelnen Schläuche z. B. bei Holothuria martensü, inornata Semp., clemens und marenzelleri Ludw. Meistens aber überschreiten sie die Länge von 1 cm erheblich, sodass sie nach vorn mitunter bis in die erste Hälfte oder selbst in das erste Drittel des Körpers reichen, so z. B. beträgt ihre Länge bei Holothwria diffieilis Semp. und decorata v. Marenz. 1,5 em, bei notabilis Ludw. 2 cm, bei coluber Semp., discrepans Semp., scabra Jäg., fusco-cinerea Jäg., depressa Ludw., samoana Ludw. bis 3 em, bei vitiensis Semp. 4 em, bei impatiens (Forsk.) bis über 5 em (bei 2 mm Dicke) und bei Stichopus paradoxus Lamp. sogar über 7 em. Die Länge der Schläuche ist übrigens keine konstante, sondern ist von den ver- schiedenen Contractionszuständen derselben erheblich beeinflusst. Auch kommt es vor, dass sich bei derselben Art, z. B. bei Holothuria vitiensis und köllikeri Semp., lange und kurze Schläuche nebeneinander vorfinden. Verästelte Cuvier’sche Organe sind viel seltener als die blinddarm- förmigen. Ihre Stiele sind (X, 1 und IX, 9) länger als bei jenen und tragen einen oder mehrere Schläuche, welche sich ein- oder mehrmals theilen und an ihrer Oberfläche mit mikroskopisch kleinen, kurz gestielten, kugeligen Bläschen besetzt sind. Sie kommen namentlich in der Gattung Mülleria vor, so bei M. lecanora Jäg., mauritiana (Quoy u. Gaim.), obesa Sel., sollen sich nach Joh. Müller auch bei Cucumaria frondosa (Gunn.) finden und werden auch von Holothuria languens Sel. und rigida Sel. angegeben. Dass sie in keinem wesentlichen Gegensatze zu den blind- darmförmigen stehen, geht aus dem Umstande hervor, dass sie bei Holothuria tenwissima Semp. nebeneinander vorkommen. Ob sie bei den genannten Holothuria-Arten auch durch jenen Besatz von kleinen Bläschen ausgezeichnet sind, wird nicht erwähnt. Die traubige Form der Cuvier’schen Organe ist bis jetzt einzig und allein von Molpadia chilensis Müll. bekannt. Hier haben sie dıe Gestalt zweier traubenförmigen Organe, von denen ein jedes an einem langen gemeinschaftlichen Ausführungsgange viele Tausende von fein- und lang- gestielten, sehr kleinen Bläschen trägt (IX, 10). Diese Bläschen ent- sprechen offenbar den kurzstieligen Bläschen, welche die Oberfläche der vorhin betrachteten verästelten Organe besetzen. Sonach lässt sich die traubige Form der Cuvier’schen Organe als eine Weiterbildung der ver- ästelten auffassen, und da diese wieder durch das oben erwähnte Ver- halten der Holothuria tenwissima zu der einfach blinddarmförmigen hin- führt, so wird man überhaupt den einfach blinddarmförmigen Schlauch als die Grundform dieser Organe zu betrachten haben. In ihrem feineren Baue sind die Cuvier’schen Organe noch nicht bis zu einer befriedigenden Kenntniss erforscht. Der Erste, welcher in ihre Bronn, Klassen des Thier-Reichs. TI. 3. 12 178 Seewalzen. histologische Struktur einzudringen versuchte, war Selenka (229); doch konnte er darüber nicht mehr in Erfahrung bringen, als dass sie ihm aus einem spiralaufgerollten. Faden von Bindegewebe zu bestehen schienen, welcher von ganz kreisförmigen Muskelfasern umgeben ist. Diesen „spiralaufgerollten‘“‘ Bindegewebsfaden haben die späteren Untersucher nicht zu bestätigen vermocht, wohl aber fanden auch sie die umspinnenden Muskelfasern, wenn auch nicht nur kreisförmige. Die eigentliche Grund- lage für unser heutiges Wissen vom feineren Baue der Cuvier’schen Organe wurde erst durch Semper (235) gegeben, dessen Beobachtungen, soweit sie sich auf die blinddarmförmigen Organe beziehen, durch Greef£f (78), Hamann (92) und ganz besonders durch Jourdan (114) weitergeführt worden sind, während seine Angaben über den Bau der verästelten Form bis heute die einzigen geblieben und wir über die Histologie der traubigen Form überhaupt noch jeder Kenntniss entbehren. Bezüglich der einfach blinddarmförmigen Organe erhebt sich zunächst die Frage, ob dieselben einen inneren Hohlraum umschliessen oder durch und durch solide sind? Semper*) ist der Ansicht, dass nur der Stiel der Schläuche einen Hohlraum beherberge, der sich aber in die Schläuche selbst nicht fortsetze. Greeff**, und Jourdan***) dagegen fanden die Schläuche, wie schon Selenka vermuthet hatte, ihrer ganzen Länge nach von einem engen, unregelmässig begrenzten Kanale durchzogen, der eine Fortsetzung des Hohlraumes des Stieles ist und am freien Ende der Schläuche blindgeschlossen endig. Nach Hamannj) soll dieser Axen- kanal (IX, 8) erst durch eine innere Zerreissung an den aus dem Körper herausgeschleuderten Organen auftreten; indessen erbrachte er dafür keinen sicheren Nachweis. An Stelle des Axenkanals beschreibt Semper einen Axenstrang von bald zelliger, bald nicht zelliger Beschaffenheit. Lässt er eine zellige Zusammensetzung erkennen (z. B. bei Hol. vagabunda Sel.), so handelt es sich um grosse, durchsichtige, ein- oder vielkörnige Zellen, welche in beständiger Wucherung begriffen zu sein scheinen. Aehnliche Zellen sind es, welcbe Jourdan als Wandbekleidung (Epithel) des Axenkanales schildert, doch unterscheidet er zwei verschiedene Sorten (IX, 11) derselben: erstens solche mit ganz homogenem, körnchenfreiem Protoplasma und zweitens körnchenreiche ‚Schleimzellen“. Da sich diese „Schleimzellen“ oder Wanderzellen, denen wir schon im Bindegewebe so mancher anderer Organe begegnet sind, nicht nur im Wandbelag des Axenkanales, sondern auch in dem angrenzenden Bindegewebe vorfinden, so wird man in jenen ersterwähnten körnchenfreien Zellen das eigentliche *) Seine Beobachtungen beziehen sich auf Holothuria impatiens (Forsk.), vagabunda Sel., tenuissima Semp., lubrica Sel. (= erinaceus Semp.), marmorata (Jäg.) und Mülleria maculata (Br.) (= nobilis Sel.). **) An Holothuria poli Delle Chiaje, *#=#) An Holothuria impatiens (Forsk.) r) An Holothuria poli Delle Chiaje; die auf dieselbe Art bezüglichen Beobachtungen Greeff’s scheinen Hamann ganz unbekannt gewesen zu sein, Cuvier'sche Organe. 179 innere Epithel zu erkennen haben. Nach aussen von dem Axenkanal und seinem Epithel folgt (IX, 8) eine mächtige Lage von Bindegewebe, welche durch eine zwischengelagerte Muskelschicht in eine innere und eine äussere Bindegewebsschicht getheilt ist. Die innere Bindegewebs- schicht (Greeff’s Innenschicht, Jourdan’s centrale Faserlage) besteht aus eng aneinander liegenden welligen Fasern, die nach Semper bei den von ihm untersuchten Arten in der Längsrichtung, nach Greeff und Hamann. bei Holothuria poli in der Querrichtung verlaufen. Jourdan bemerkte auch noch feinere Fasern, die eine gewisse Aehnlichkeit mit elastischen Fasern zeigen. Zwischen den Fasern finden sich einzelne Zellen (Bindegewebszellen und Wanderzellen), sowie gelbliche, unregel- mässig begrenzte Körnerhaufen; auch kommen in dieser Schicht zuweilen, z. B. bei Mülleria maculata (Br.), gitterförmige Kalkkörperchen vor. Die nun folgende Muskelschicht stellt nach Semper ein weitmaschiges Fasernetz vor, welches nach Jourdan und Hamann durch die Ueber- einanderlagerung einer inneren Ringmuskel- und einer äusseren Längs- muskellage zu Stande kommt; die Ringmuskelfasern liegen bei Holothuria pol und impatiens in ziemlich gleichen Abständen, während die Längs- muskelfasern sich zu kleinen, durch grössere Abstände getrennten Bündeln vereinigen." Greeff bestritt mit Unrecht die muskulöse Natur dieser Fasern, die er für elastische hielt. Weiter nach aussen liegt die äussere Bindegewebsschicht (Jourdan’s äussere Faserlage)*), welche jedoch durch die Maschen der Muskelschicht hindurch mit der inneren Binde- gewebsschicht in unmitlelbarem Zusammenhange steht. Auch sie zeigt deutliche Fasern, die bei Holothuria impatiens und poli nach Jourdan und Hamann radiär zur Längsaxe gerichtet sind, und beherbergt ausser verästelten Bindegewebszellen wiederum Wanderzellen (Schleimzellen), die sich bei manchen Arten, z. B. Mülleria maculata (Br.) und Holothuria marmorata (Jäg.), in auffallender Menge einstellen und in der Aussenzone der ganzen Schicht eine besondere Lage bilden können. Oberflächlich ist die äussere Bindegewebsschicht entweder unmittelbar von dem wimpernden platten Cölomepithel überkleidet, z. B. bei Mülleria maculata (Br.), oder es schiebt sich zwischen beide eine ganz eigenartige Schieht von Drüsen- zellen ein, welche bei allen untersuchten Holothuria-Arten vorhanden ist. Semper stellte bereits fest, dass diese Schicht der Träger der grossen Klebrigkeit ist, auf welche wir im Kapitel Physiologie zurückkommen werden. Er beschrieb sie als eine in Querfalten gelegte zellige Membran, nannte sie die innere (im Gegensatz zu dem darüber gelegenen äusseren Epithel) oder gerippte Zellhaut und war der Meinung, dass sie aus modifieirten Bindegewebszellen zusammengesetzt sei. Auf einem Längs- schnitte (IX, 6) macht die Schicht den Eindruck, als bestünde sie aus zahllosen, winzigen, mit Körnchen erfüllten Blinddärmehen (Greeff). Diese *) Greeff fassı diese Schicht nebst der Drüsenschicht und dem äusseren Epithel als „Körnerschicht‘“ zusammen, 12% 180 Seewalzen. anscheinenden Blinddärmchen sind aber nichts anderes als verhältniss- mässig grosse Drüsenzellen, die sich in die äussere Bindegewebsschicht einsenken und in Querreihen geordnet stehen. Jourdan zeigte, dass diese Drüsenzellen, im Gegensatze zu der Ansicht Semper’s, modifieirte Epithel- zellen darstellen und bezeichnete deshalb die ganze Schicht als „innere Epithellage“. Die einzelnen Drüsenzellen werden von Hamann als schlauchförmig geschildert, während Jourdan sie als rinnenförmig ge- bogene Platten (IX, 7) erkannte. Im Inneren der Zellen liegen ausser dem Kern zahlreiche feine Körnchen, welche sich zu polygonal umgrenzten Gruppen ordnen. Die verästelten Cuvier’schen Organe der Mülleria lecanora Jäg. unter- scheiden sich nach Semper in ihrem feineren Baue hauptsächlich dadurch von den blinddarmförmigen, dass sie der Muskelfasern und der Drüsen- zellenschicht entbehren, dagegen in den kleinen Bläschen ihrer Oberfläche (vergl. S. 177) je eine mit Schleim erfüllte und von einem Cylinderepithel ausgekleidete Höhlung umschliessen. Die Höhlung wird ausserdem von einem zelligen Fasernetz durchzogen und beherbergt meistens auch noch einen gelblichen Körnerhaufen. Ebensolche Fasernetze und Körnerhaufen liegen auch nach aussen von der Höhlung in dem umgebenden hyalinen Bindegewebe der Bläschen. Besonders in dem Stiele der verästelten Organe treten auch gitterförmige Kalkkörper auf. Weitere Untersuchungen müssen lehren, ob und inwieweit sich der bistologische Bau dieser ver- ästelten Organe auf den der einfach blinddarmförmigen zurückführen lässt. XI. @eschlechtsorgane. 1. Getrenntgeschlechtliche und zwitterige Seewalzen. Die dem dorsalen Mesenterium anhängenden Geschlechtsorgane haben die Gestalt einfacher oder verästelter Schläuche, welche meistens zahl- reich und von ansehnlicher Länge sind, frei in die Leibeshöhle hinein- ragen und auch durch ihre Farbe auffallen. Sie blieben deshalb schon den ersten Forschern, welehe sich überhaupt mit der Anatomie der See- walzen beschäftigten, nicht verborgen. Bohadsch (30) beschrieb sie als „kleine Blinddärme an der Speiseröhre“, deutete sie als Eierstöcke und war der irrthümlichen Meinung, dass die Eier durch den Mund ihren Weg in die Aussenwelt fänden. Auch Strussenfelt (252) verglich sie ihrer Form nach mit Blinddärmen und stellte zuerst fest, dass sie nicht, wie Bohadsch meinte, mit der Speiseröhre, sondern mit dem dorsalen Mesenterium in Verbindung stehen. Pallas (195) dagegen verkannte ihre Bedeutung vollständig, indem er in ihnen Gefässe zur Bereitung eines Verdauungssaftes vermuthete, während er die Kiemenbäume für die Eierstöcke hielt. Fabricius (61) enthielt sich einer bestimmten Deutung en Be Geschlechtsorgane. 181 der auch von ihm beobachteten Organe. O. F. Müller (189) aber kehrte zu der richtigen Ansicht von Bohadsch zurück und erweiterte dieselbe dahin, dass er in diesen Schläuchen Eierstöcke oder Hoden (also nicht nur Eierstöcke) sah. Dieser Auffassung widersprach kein Geringerer als Cuvier (46 u. 45), indem er den am Mesenterium hängenden Genital- schläuchen ausschliesslich die Funktion von Ovarien zuschrieb, dagegen die von ihm entdeckten und später nach ihm benannten Organe für Hoden erklärte. Da es viel schwieriger war, den Samen und das samen- bereitende Organ nachzuweisen als die Eier und deren Bildungsstätte zu erkennen, so wird es verständlich, dass sich damals die Discussion haupt- sächlich um die männlichen Organe drehte; man machte aber dabei den nur von O. F. Müller vermiedenen Fehler in den Genitalschläuchen aus- schliesslich die weiblichen Organe zu sehen. Während Cuvier die Cuvier’schen Organe für die gesuchten Hoden erklärt hatte, äusserte sich Oken (193) dahin, dass die männlichen Organe der Seewalzen noch un- bekannt seien, Tiedemann (273) aber und Jäger (110) verlassen zwar die Ansicht Cuvier’s, fallen aber in den neuen Irrthum die Steinkanäle für die Hoden zu deuten. Der wirkliche, bis dahin allein von O. F. Müller richtig vermuthete Sachverhalt wurde erst dadurch festgestellt, dass es (Valentin und) Wagner (285) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) gelang in den bis dahin nur für Eierstöcke gehaltenen Genitalschläuchen einzelner Individuen statt der Eier unverkennbare Samenkörperchen nachzuweisen*). Nachdem dann auch noch Koren (119) das Gleiche für T’hyone fusus (©. F. Müll.) und Psolus squamatus (Düb. u. Kor.) gezeigt hatte, konnten alle späteren Forscher nur bestätigen, dass die Seewalzen in der Regel getrennt- seschlechtliche Thiere sind, deren Geschlechtsorgane bei beiden Ge- schlechtern die grösste Uebereinstimmung in Lage und Bau besitzen, sich also in der Hauptsache nur durch die Verschiedenheit ihres Inhaltes unter- scheiden lassen. Indessen giebt es auch echte Zwitter unter den Seewalzen. WieQuatre- lages (210) bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) entdeckte, Leydig (142) und Joh. Müller (183) für Synapta digitata (Mont.) bestätigten, ist zunächst die Gattung Synapta durch das Auftreten zwittriger Arten bemerkenswerth. Die Zwitterigkeit kommt dabei dadurch zu Stande, dass im Inneren der- selben Genitalschläuche, die bei den getrenntgeschlechtlichen Holothurien entweder nur als Eierstöcke oder nur als Hoden sich bethätigen, beiderlei Geschlechtsprodukte nebeneinander ihre Entstehung nehmen. Seit jenen Befunden an den beiden europäischen Synapta-Arten scheint man allgemein anzunehmen, dass auch alle anderen Arten der Gattung Synapta zwitterig sind. Selenka (229) und Semper (238) gingen in der Verallgemeinerung sogar noch weiter und bezeichneten die ganze Familie der Synaptiden *) Trotzdem brachten Dujardin und Hup& (55) es noch im Jahre 1862 fertig, es als eine offene Frage zu behandeln, ob man in den Steinkanälen Speicheldrüsen oder Hoden sehen solle! 182 Seewalzen. als Zwitter. Dem gegenüber muss hervorgehoben werden, dass einerseits der Beweis für die Richtigkeit jener Verallgemeinerung schon für die den beiden genannten Forschern bekannten Arten nicht erschöpfend ge- führt worden ist und dass anderseits sich neuerdings herausgestellt hat, dass es nicht wenige Synaptiden gibt, die thatsächlich getrenntgeschlechtlich sind. Was zunächst die Gattungen Synapta und Anapta anbelangt, so kennen wir allerdings bis jetzt noch keine Art, bei welcher die Getrennt- geschlechtlichkeit erwiesen wäre — aber es ist auch die Zwitterigkeit bei einer Menge hierhin gehöriger Arten ebensowenig festgestellt. Unter den Chiridota-Arten ist die Zwitterigkeit ebenfalls nur bei einem Theile der- selben konstatirt; ja es wird von Semper selbst (238, S. 21) bereits bei einer Art, seiner Chiridota variabilis (— rufescens Br.), die Zwitterigkeit in Zweifel gezogen und auch bei einer zweiten Art, seiner Chiridota rigida, reicht das von ihm Beobachtete keineswegs zum Nachweise der behaupteten Zwitterigkeit aus. Dem kann ich nach eigenen, noch unveröffentlichten Untersuchungen *) hinzufügen, dass ich bei Chiridota rufescens in U.eber- einstimmung mit Semper in den Genitalschläuchen eines Exemplares nur Samenzellen antraf und dass ferner auch meine Chiridota pisanır getrennt- geschlechtlich zu sein scheint. Alle übrigen Synaptiden-Gattungen sind nach den neueren Forschungen getrenntgeschlechtlich, so Myriotrochus nach Theel (262) und Duncan und Sladen (56), Trochoderma ebenfalls nach Theel (262) und Acanthotrochus nach Danielssen und Koren (50). Von einer Zwitterigkeit der Synaptiden überhaupt kann also wohl nicht länger die Rede sein und eine Verwerthung derselben für die Ansicht, dass die Synaptiden die phylogenetisch ältesten Holothurien darstellen, steht auf sehr schwachen Füssen. Die zweite Familie, in welcher zwitterige Formen angegeben werden, sind die Molpadiiden. Die betreffenden Angaben rühren einzig von Semper (238, S. 46) her und beziehen sich auf Haplodactyla molpadioides Semp. und Caudina arenata (Gould). In Betreff der erstgenannten Art gibt Semper aber schon selbst zu, dass seine Beobachtungen zu einer sicheren Entscheidung nicht ausreichen **); desto zweifelloser scheint ihm aber die Zwitternatur der Caudina arenata zu sein. Indessen vermisst man auch bei dieser Art den bestimmten Nachweis der Samenzellen in den angeblich zwitterigen Genitalschläuchen und ein jüngerer Forscher, Kingsley (117), der dieselbe Art anatomisch untersuchte, bezeichnete sie im Gegensatze zu Semper geradezu als. getrenntgeschlechtlich. Bei allen anderen auf diesen Punkt näher geprüften Molpadiiden stellte sich über- *) An einem anderen Orte soll über diese Untersuchungen eingehend berichtet werden. *#*) Wie unsicher er ist, geht auch daraus hervor, dass seine Angaben über Art und Weise der Zwitterigkeit der Haplodactyla molpadioides sich widersprechen. Nach pag. 42 seines Werkes (238) sollen die Genitalschläuche desselben Individuums zum Theil männliche, zum Theil weibliche sein und sich als solche schon in der äusseren Form unterscheiden; nach pag. 46 und der Figurenerklärung zu Taf. XV, Fig. 19 aber soll jeder einzelne Genitalschlauch eine Zwitterdrüse darstellen Geschlechtsorgane. 183 all Getrenntgeschlechtlichkeit heraus, so bei Trochostoma boreale (Bars), thomsonü Dan. u. Kor. und Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor. Demnach lässt sich bei dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse nur sagen, dass noch bei keiner einzigen Molpadiiden-Art die Zwitterig- keit wirklich genügend festgestellt ist. Nach Sluiter (241) soll es auch eine zwitterige Aspidochirote und eine ebensolche Dendrochirote geben, wobei es sich übrigens, die Richtig- keit seiner Angabe einmal angenommen, um eine andere Art der Zwitterig- keit handeln würde als bei den Synaptiden. Nach ihm bilden sich nämlich bei seinem Ananus holothurioides und seinem Ocnus javanicus Eier und Samen zwar in demselben Thiere, aber in verschiedenen Genital- schläuchen, sodass also nicht zwitterige wie bei den Synaptiden, sondern männliche und weibliche Genitalschläuche demselben Ausführungsgange anhängen. Leider fehlt es auch in diesen beiden Fällen*) an einem ge- nauen Beweise für die aufgestellte Behauptung, wie ich das in Betreff der einen Art schon bei einer früheren Gelegenheit (161a) hervorgehoben habe. Solange demnach der Beweis für das Gegentheil nicht mit aller wünschenswerthen Sicherheit erbracht ist, werden wir alle Holothurien mit alleiniger Ausnahme eines Theiles der Synaptiden als getrennt- geschlechtliche Thiere ansehen müssen. 2. Makroskopische Betrachtung der Geschlechtsorgane. Die von Tiedemann (273) entdeckte äussere Geschlechts- öffnung liegt mit wenigen nachher zu besprechenden Ausnahmen bei allen Holothurien genau in der Medianlinie des Rückens und zwar im vorderen Abschnitte derselben. In diesem Bereiche schwankt ihre Stellung je nach den Familien hin und her, im Allgemeinen so, dass sie bei den Elasipoden am weitesten nach hinten gerückt ist, bei den Aspidochiroten bereits einen geringeren Abstand von dem Fühlerkranze innehält, bei den Molpadiiden und Synaptiden dicht hinter demselben liegt und endlich bei den Dendrochiroten zwischen oder selbst bis nach innen von den Fühlern vorrückt. Im Einzelnen treffen wir die Geschlechtsöffnung bei den Elasipoden, namentlich in den Familien der Deimatiden und Psychropo- tiden, sehr oft in einem Abstande vom vorderen Körperende, welcher einem Siebentel bis einem Fünftel der Gesammtlänge des Körpers gleich- kommt, z. B. bei Laetmogone wyville-thomsoni (VII, 9), Ilyodaemon maculatus, Orphnurgus scaber, Pannychia moseleyi, Euphronides depressa, Benthodytes san- guinolenta, papillifera, abyssicola, selenkiana Theel. Am weitesten nach hinten, nicht nur unter den Elasipoden, sondern unter sämmtlichen Seewalzen überhaupt, geht die Verschiebung der Genitalöffnung bei Psychropotes *) welche in der in der vorigen Anmerkung angeführten Angabe Semper’s einen Vor- läufer haben. 184 Seewalzen. longicauda Theel, wo sie bei einer Körperlänge von 14—15 cm nur noch 4,5 cm vom hinteren Körperende entfernt ist; diese Art bietet dadurch zugleich den einzigen bekannten Fall dar, in welchem die Geschlechts- öffnung in der hinteren Körperhälfte liegt. Bei anderen als den vorhin erwähnten Elasipoden, so insbesondere in der Familie der Elpidiiden, befindet sich die Geschlechtsöffnung in etwas grösserer Nähe des Fühler- kranzes ohne denselben aber jemals zu erreichen, z. B. bei Elpidia glacialis Theel, Kolga hyalina Dan. u. Kor. u. a. Bei den Aspidochiroten wurde die Geschlechtsöffnung noch von Jäger irrthümlich in den oberen Theil der Speiseröhre verlegt, nachdem sie Tiedemann bei Holothuria tubulosa richtig nach aussen und in einem kleinen Abstande von dem Fühlerkranze aufgefunden hatte. Ebendort begegnen wir ihr bei allen anderen Aspidochiroten, z. B. bei Holothuria atra Jäg., impatiens (Forsk.); nur selten rückt sie etwas weiter nach hinten, z. B. bei Holothuria similis Semp., wo sie 2 cm, und bei H. ananas Jäg., wo sie sogar 3,5 cm hinter dem Vorderende liegt — ein im Vergleich mit der bedeutenden Körperlänge dieser ‘beiden Arten immer noch klein zu nennender Abstand. Dicht hinter dem Fühlerkranze finden wir sie, wie Jäger (110) zuerst an seiner Synapta beselii zeigte, bei allen darauf untersuchten Molpadiiden und Synaptiden, z. B. bei Caudina ärenata (Gould), Haplodactyla australis Semp., Trochostoma albicans Theel (X, 2), thomsoni Dan. u. Kor., Myrio- trochus rinkii Steenstr., Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor., Synapta digitata (Mont.) (VIII, 1) kefersteinii und gracilis Sel. Bei den Dendrochiroten endlich gilt die Regel, dass die Genitalöffnung entweder zwischen oder selbst nach innen von den beiden dorsalen Füblern ihre Lage hat; jenes ist z. B. der Fall bei Tihyone aurantiaca (Costa), Th. fusus (0. F. Müll.), Psolus squamatus (Düb. u. Kor.), dieses bei zahlreichen Cucumaria-Arten. Es gibt aber auch einige Ausnahmen von der sonst für die Dendrochiroten gültigen Regel. So erwähnt schon M. Sars (221), dass er bei Phyllo- phorus urna Grube die Geschlechtsöffnung auf der Mitte des „Halses“ gefunden habe. Da er mit Hals den auch als Rüssel (s. S. 140) bezeichneten, einstülpbaren vorderen Leibesabschnitt meint, so liegt nach ihm die Ge- schlechtsöffnung dieser Art nach aussen von dem Fühlerkranze. Ein zweiter, von Theel (267) entdeckter Fall, den ich selbst (161a) prüfen konnte, betrifft die Cucumaria crocea (Less.), deren Geschlechtsöffnung sich bei einer Gesammtkörperlänge von 24—46 mm 4—8,5 mm hinter der Basis des Fühlerkranzes befindet. Bei den meisten Arten ist die Geschlechtsöffnung wenig auffallend und oft schwer zu finden, weil sie, abgesehen von ihrer Kleinheit, in der Ebene der Körperoberfläche liegt oder sich auch noch zwischen den Un- ebenheiten derselben verbirgt. Weniger häufig ist sie auf die Spitze einer kürzeren oder längeren Papille gerückt, die sich mitunter, z. B. bei Holothuria similis Semp., auch durch ihre besondere Färbung kenntlich macht. Besonders oft scheint eine Genitalpapille bei den Dendrochiroten und Elasipoden zur Ausbildung gelangt zu sein, doch fehlt sie auch den Geschlechtsorgane. 185 anderen Familien nicht gänzlich. Klein und unansehnlich ist sie bei Synapta digitata (Mont.), kefersteini Sel., Myriotrochus rinkü Steenstr., Trochostoma boreale (Sars), Caudina arenata (Gould), ransonnetiü v. Marenz., Elpidia glacialis, willemoösi, Scotoplanes robusta, Pseudostichopus mollis Theel, Phyllophorus wrna Grube, Psolus squamatus (Düb. u. Kor.), Oucu- maria albida (Br.), laevigata (Verrill) und crocea (Less.). Viel kräftiger ist sie entwickelt bei Trochostoma albicans Theel (X, 2) und Ankyroderma jeffreysüu Dan. u. Kor., ferner bei Holothuria similis Semp., Thyone fusus (DO. F. Müll.), aurantiaca (Costa), Cucumaria elongata Düb. u. Kor. (X, 3); bei den beiden zuletzt genannten Arten tritt sie nach Costa’s (43) und meinen (151) Beobachtungen nur im männlichen Geschlechte auf*). Ihre stärkste Aus- bildung aber erfährt sie bei einigen Deimatiden; so stellt sie bei Laet- mogone wyville-thomsoni Theel (VII, 9 und VIII, 9) ein kegelförmiges, an seiner Basis 2,5 mm dickes Gebilde von 11 mm Länge dar und bei Ilyodaemon maculatus Theel (VIII, 8) wird sie sogar 4 cm lang. Mag nun aber eine Genitalpapille vorhanden sein oder nicht, in der Regel stellt die Geschlechtsöffnung einen einfachen feinen Porus dar, der nur ausnahmsweise eine Vermehrung in zwei oder mehrere Poren erfährt. Derartige Fälle (Theel 266) mit mehrfachen Geschlechts- öffnungen finden sich jedoch nur bei den Elasipoden (Elpidiiden und Deimatiden) und kommen sämmtlich dadurch zu Stande, dass der auch bei ihnen einfache Genitalgang sich an seinem Aussenende der Zahl der Poren entsprechend vergabelt; dabei bleiben die Poren gewöhnlich nicht in der Medianebene, sondern ordnen sich symmetrisch zu ihr. Die Fälle, um die es sich handelt, sind im Einzelnen die folgenden. Bei Laetmogone ‚wyville-thomsoni Theel trägt die Genitalpapille einzelner Individuen einen kleinen Nebenast (VIII, 9) oder ist an ihrer Spitze viertheilig geworden; in jenem Falle sind im Ganzen zwei, in diesem vier Geschlechtsporen vorhanden. Bei Achlyonice paradoxa Theel sind acht ganz kleine Genital- papillen vorhanden, von denen eine jede einen Genitalporus trägt. Ebenso wie bei Laetmogone wyville-thomsoni die Vermehrung der Geschlechts- öffnungen als eine individuelle Eigenschaft erscheint, so auch bei Elpidia purpureas Theel; bei dieser Art sind manchmal zwei Genitalporen vor- handen, die sich jederseits von der Oeffnung des Steinkanales anordnen. Was aber hier nur individuell auftritt, scheint bei Pentagone vitrea Theel zur Regel geworden zu sein; auch zeichnen sich deren beide Geschlechtsporen dadurch aus, dass sie nach rechts und links weiter auseinander rücken. Das führt hinüber zu dem ganz einzig dastehenden Verhalten der Penia- gone wyvillii Theel, deren Geschlechtsöffnungen sich jederseits von der Mittellinie auf etwa acht vermehrt haben und so weit auseinander weichen, dass sie nicht, wie in allen anderen Fällen, auf den mittleren dorsalen Interradius beschränkt bleiben, sondern zum Theile auf die angrenzenden Bezirke der beiden seitlichen dorsalen Interradien übertreten. *) Das Gleiche berichtet soeben Lampert in der $. 170 angeführten Abhandlung von Cucumaria laevigata (Verrill). 186 Seewalzen. Von der Geschlechtsöffnung entspringt ein einfacher, bald kurzer, bald ziemlich langer Kanal, der Genitalgäng (VII, 9; VIII, 8, 9, 10), welcher die Haut durchsetzt und alsdann ausnahmslos dem dorsalen Mesenterium sich einlagert um in ihm seinen Weg nach hinten zu nehmen. Da, wo mehrere Geschlechtsöffnungen vorkommen, verbinden sich die von denselben herkommenden Einzelkanäle schon in der Haut oder doch an deren Innenseite zu dem auch hier vorhandenen einfachen Genitalgange. An seinem hinteren Ende, welches wir mit Semper als die Geschlechts- theilbasis oder einfacher als die Gescehlechtsbasis bezeichnen wollen, trägt der Genitalgang die eigentlichen Geschlechtsdrüsen in Gestalt einfacher oder verästelter, in Grösse und Zahl vielen Verschiedenheiten unterliegender Schläuche, welche frei in die Leibeshöhle hineinhängen und entweder an beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums aus der Ge- schlechtsbasis entspringen oder nur an einer Seite zur Entwicklung kommen. In jenem Falle, der bei der Mehrzahl der Arten zutrifft, bilden die Genital- schläuche ein linkes und ein rechtes Büschel von annähernd gleicher Stärke; so verhalten sich sämmtliche Synaptiden, Molpadiiden, Deimatiden, Psychropotiden, wahrscheinlich auch alle Dendrochiroten *) und zahlreiche Aspidochiroten (die Gattungen Stichopus, Pseudostichopus und Paelopatides). Im anderen Falle dagegen, wenn nur ein Büschel- von Genitalschläuchen vorhanden ist, liegt dasselbe, soweit seine Lage von den betreffenden Autoren näher angegeben wird, ausnahmslos an der linken Seite des dorsalen Mesenteriums; unter den Aspidochiroten gehören die Gattungen Labidodemas, Mülleria und vor allem die arten- reiche Gattung Holothuria hierher, ferner eine beträchtliche Anzahl von Elpidiiden, z. B. Elpidia glacialis, Scotoplanes globosa, papillosa, albida, robusta, murrayi, Scotoanassa diaphana, Achlyonice paradoxa Theel. Ent- sprechend diesem Verhalten der Aspidochiroten und Elpidiiden- sollte man erwarten, dass dort, wo zwar ein linkes und ein rechtes Genital- büschel vorhanden, aber von ungleicher Stärke sind, das linksseitige das grössere sei; indessen lauten die Angaben in Betreff der wenigen der- artigen Fälle zum Theil gerade umgekehrt; so z. B. fanden ich (153) bei Chöridota rotifera (Pourt.) und Danielssen und Koren (50) beim Männchen von Ankyroderma jeffreysii die Geschlechtsorgane rechts kräftiger entwickelt als links, dagegen links kräftiger entwickelt als rechts bei Kolga hyalina. Sind beiderseits vom dorsalen Mesenterium einfache (d. h. unver- ästelte) Genitalschläuche ausgebildet, so kann deren Zahl manchmal eine recht kleine sein, z. B. bei Deima fastosum Theel jederseits 6—7, bei Oneirophamta mutabilis Theel 2 jederseits 3—4 (X, 7) oder sich sogar auf *) Von Ocnus javanicus wird von ihrem Autor Sluiter (241) nur ein Büschel von Genitalschläuchen angegeben; doch scheint mir diese Angabe ebenso einer Bestätigung be- dürftig zu sein, wie eine ähnliche Angabe, welche neuerdings Lampert über Oolochirus quadrangularis Less, macht (vergl. die $. 170 angeführte Arbeit dieses Forschers). Geschlechtsorgane. 187 einen einzigen (jederseits) beschränken, z. B. bei Synapta indivisa Semp., Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor., Psychropotes semperiana und Euphro- nides depressa Theel (X, 4). In den meisten Fällen aber ist die Zahl der Genitalschläuche entweder viel grösser, jederseits bis 30, 40 und darüber, oder es geht jederseits von der Geschlechtsbasis zwar nur ein Genitalschlauch ab, der sich aber weiterhin in Aeste auflöst; derartige Verästelungen durch seitliche Zweige oder durch ein- oder mehrmalige Vergabelung kommen aber auch dann vor, wenn die Zahl der an der Geschlechtsbasis anhängenden Schläuche eine beträchtliche ist und treten fast ausnahmslos überall da auf, wo die Geschlechtsschläuche nur an der linken Seite des Mesenteriums zur Ausbildung gelangt sind. Das Vorhandensein oder Fehlen der Verästelung sowie die Art und Weise, in welcher sie stattfindet, geben im Zusammenhang mit den sehr verschiedenen Längen- und Diekenverhältnissen den Schläuchen eine recht mannigfaltige Gestalt. Die einfachste Form haben sie bei der Mehrzahl der Dendrochiroten, bei denen sie ziemlich schlanke, gleichdicke oder leicht perlschnurförmige, einfache Röhren darstellen, z. B. bei fast allen Cucumaria-, Colochirus- und Thyone-Arten; ähnlich gestaltet sind sie bei zahlreichen Elasipoden*) und einzelnen Vertretern der Aspido- chiroten **), Molpadiiden ***) und Synaptiden 7). Bei Acanthotrochus mira- bilis Dan. u. Kor. schwellen die einfachen Genitalschläuche sackförmig an, ebenso bei Psychropotes semperiana und Euphronides depressa 'Theel (X, 4), hier aber mit dem Unterschied, dass die Oberfläche des Sackes mit kugeligen Hervortreibungen dicht besetzt ist. Aehnliche kugelige Ausbuchtungen, gewissermaassen Anläufe zur Bildung von Nebenästen, kommen auch an den schlanken Genitalschläuchen von Deima validum Theel (X, 5) vor. In anderen Fällen sind die Schläuche mit deut- lichen, kurzen oder langen Nebenästen besetzt, welche seitlich von dem oft rechts und links nur einmal vorhandenen Hauptschlauche abgehen; so z.B. bei vielen Synaptiden fr) (X, 8, 9, 10), einzelnen Molpadiiden Tr) und Aspidochiroten *7) und zahlreichen Elasipoden **7); dabei können die Nebenäste einfach bleiben oder sich selbst wieder weiter verzweigen. *) z.B. bei Scotoplanes papillosa, Scotoanassa diaphana, Oneirophanta mutabilis, Deima fastosum, Orphnurgus asper Theel. ##) 7, B. Stichopus assimilis Bell, Pseudostichopus mollis Theel, Holothuria notabilis Ludw. ###) ,, B, Trochostoma violaceum (Stud.). +) z. B. Synapta indivisa, rodea Sluit., C'hiridota purpurea (Less.). ++) z.B. Synapta digitata (Mont.), similis, recta, molesta Semp., Chiridota rotifera, (Pourt.), discolor Eschsch., rufescens Br., Anapta gracilis Semp. u. a. tr) z. B. Trochostoma boreale (Sars). *+) 7, B Stichopus variegatus Semp., chloronotos Br., ananas (Jäg,) (bei diesen beiden Arten wurden die Genitalschläuche von Selenka (229) irrthümlich für Steinkanäle gehalten). #*%4) 7. B. Ilyodaemon maculatus, Benthodytes abyssicola, Parelpidia elongata, cylindrica, Elpidia purpurea, willemoest Theel. 188 Seewalzen. Sehr häufig, insbesondere bei den meisten Aspidochiroten*) und einer Anzahl Dendrochiroten**) kommt es aber auch vor, dass die Genital- schläuche, statt seitliche Aeste abzugeben, sich gabeln und dann ihre Gabeläste wiederum entweder ungetheilt bleiben oder sich noch ein- oder mehrmal weiter tbeilen. Zwischen dieser diehotomischen und der vorhin berührten seitlichen Verästelung der Genitalschläuche ist indessen eine scharfe Grenze ebensowenig vorhanden wie zwischen den seitlich oder gabelig verästelten einerseits und den einfachen Genitalschläuchen ander- seits. - Nicht selten trifft man bei ein und derselben Art***) einfache und getheilte Genitalschläuche gleichzeitig nebeneinander an; auch scheint der Grad der Verästelung und Vergabelung sich zur Zeit der Geschlechts- reife steigern zu können, während die jungen, eben erst in Bildung be- griffenen Schläuche stets eine einfache ungetheilte Gestalt haben. Sind im Ganzen tiberhaupt nur zwei Genitalschläuche, ein rechter und ein linker, vorhanden, so treten sie am dorsalen Mesenterium mit ihren Vorderenden zur Bildung des Genitalganges zusammen, ohne dass diese, oben als Geschlechtsbasis bezeichnete Stelle, eine besondere Auszeichnung erhielte. Sind aber mehrere oder zahlreiche Genitalschläuche da, so sitzen sie mit ihren oft stielförmig verjüngten Basen dicht gedrängt ‘r) oder (seltener) in zwei Längsreihen 77) angeordnet an einem erweiterten hinteren Endstücke (X, 5) des Genitalganges, welches dann eine Art Sammelraum für die Geschlechtsprodukte darstellt und als Geschlechtsbasis im engeren Sinne (Sinus bei Koren |119]) bezeichnet wird. Die Entfernung der Geschlechtsbasis oder mit anderen Worten der mesenterialen Insertionsstelle der Genitalschläuche vom Vorderende des Körpers, beziehungsweise von der äusseren Ge- schlechtsöffnung, entspricht der sehr wechselnden Länge des Genitalganges. Bei den Synaptiden und Molpadiiden ist diese Entfernung, also auch die Länge des Genitalganges, durchgängig eine recht kleine. Auch unter den Aspido- und Dendrochiroten gibt es Arten, deren Geschlechtsbasis weit vorne, etwa in der Höhe des Wassergefässringes liegt, z. B. Stichopus naso Semp., Holothuria graeffei Semp., Mülleria lecanora Jäg., Colochirus *) Einmal gegabelt sind z. B. die Genitalschläuche bei Holothuria samoana Ludw., 1—2mal bei Holothuria impatiens (Forsk.),, 2mal bei Hol. depressa und cwuriosa Ludw., 2—3mal bei Stöichopus challengeri 'Thsel, Labidodemas dubiosum Ludw., Hol. gracilis Semp., bowens?s Ludw. und zahlreichen anderen Holothuria-Arten, 3mal bei Hol. caesarea und cubana Ludw., 3—4mal bei Hol. spinifera Theel und Labidodemas selenkianum Semp., 4—5mal bei Hol. squamifera Semp., 7—Smal bei Hol. peregrina Ludw. etc. *#*) z, B. einmal gegabelt bei Phyllophorus brocki Ludw. und Actinoeucumis typica Ludw., 2 mal bei Orcula tenera Ludw., 2—3mal bei Phyllophorus schmeltzii (Ludw.) und Cucumaria maculata Semp., 2—4mal bei Cucumaria koellikeri und Thyone chilensis Semp. ###) 7, B. bei Pseudocucumis africana (Semp.) und intercedens Lamp., T’hyone buccalis Stimps., Orcula hypsipyrga v. Marenz., Holothuria martensii und flavo-maculata Semp. ‘r) Bei fast allen Aspidochiroten, Dendrochiroten und manchen Molpadiiden. +r) z. B. bei Orcula tenera Ludw., cuceumiformis Semp., Pseudocucumis africana (Semp.), Thyone (2) sluiteri Lamp. Geschlechtsorgane. 189 peruanus Semp. Viel häufiger aber rückt die Geschlechtsbasis weiter nach hinten, sodass sie sich bei den meisten Aspidochiroten am An- fange des zweiten Körperviertels oder -drittels, bei den meisten Dendro- chiroten am Anfange des zweiten Körperdrittels oder der zweiten Körper- hälfte befindet. Bei den Dendrochiroten entspricht diese Stelle im All- semeinen der Gegend, in welcher sich die Rückziehmuskeln an die Körper- wand ansetzen. Bei den Aspidochiroten verschiebt sich die Geschlechts- basis nur selten bis hinter die Körpermitte, so bei Holothuria vagabunda Sel., coluber Semp., impatiens (Forsk.), caesarea Ludw. und sogar bis zur hinteren Grenze des zweiten Körperdrittels bei Mülleria excellens Ludw. Die Grösse (Länge) der Genitalschläuche ist noch viel abhängiger vom Alter und Reifezustand als das hinsichtlich der Form galt. Auf der vollen Höhe ihrer Entwicklung erreichen sie bei sehr vielen Arten nicht nur die Körperlänge, sondern übertreffen sie um ein Erhebliches; man findet dann oft die ganze Leibeshöhle von den hin und her gewundenen Genitalschläuchen angefüllt. Ihre Farbe ist theils durch gefärbte Elemente in ihrer Wandung (vergl. S. 191), theils und in den meisten Fällen vor- wiegend durch die durchscheinende Farbe der Geschlechtsprodukte be- dingt; in Folge dessen kann man bei sehr vielen Arten wenigstens zur Fortpflanzungszeit die Männchen an der weisslicheren oder ganz weissen Farbe ihrer Geschlechtsschläuche von den Weibchen unterscheiden. Bei Holothuria tubulosa z. B. sind die weiblichen Genitalschläuche rosenroth, die männlichen weiss. Ohne zwischen den beiden Geschlechtern be- sonders zu unterscheiden, wird namentlich von den Genitalschläuchen der Dendrochiroten eine lebhafte, gelbe, rothe bis violette oder braune Färbung vielfach erwähnt; gelb sind z. B. die Genitalschläuche bei Cucumaria ‚planci (Br.), versicolor Semp., Colochirus minutus Ludw., roth bei Colochirus tuberceulosus (Quoy u. Gaim.) und Psolus complanatus Semp., violett oder braun bei Phyllophorus urna Grube, braun bei Colochirus doliolum (Pallas). Geschlechtsdifferenzen gelangen bei einzelnen Arten nicht nur in der Farbe, sondern auch in der verschiedenen Form der Genitalschläche zum Ausdruck, wie zuerst durch Semper (238), später auch durch Theel (266) und Danielssen und Koren (50) bekannt geworden ist. Häufig beschränkt sich dieser Unterschied darauf, dass zur Zeit der Geschlechts- reife die weiblichen Genitalschläuche dicker sind als die männlichen, 2. B. bei Holothuria gracilis Semp., manchmal sind sie zugleich länger, z. B. bei erinaceus Semp. und marmorata (Jäg.) oder kürzer, z. B. bei Kolga hyalina Dan. u. Kor. In anderen Fällen sind die weiblichen Schläuche weniger zahlreich, z. B. bei Oneirophanta mutabilis Theel oder sie bleiben einfach oder doch weniger reich verästelt als die männlichen, 2. B. bei Colochirus quadrangularis (Less.), Elpidia glacialis Theel und mehreren Denthodytes- Arten. Aeussere Geschlechtsdifferenzen scheinen in der Regel nicht vorhanden zu sein. Nur da, wo nur dem männlichen Thiere eine Genital- papille (s. S. 185) zukommt, wie bei Thyone aurantiaca (Costa), Cucumaria 190 Seewalzen. laevigata (Vernill) und elongata Düb. u. Kor. oder wo das weibliche Thier sich durch eine eigenartige Brutpflege auszeichnet, wie bei Cucumaria crocea (Less.) und einigen anderen Arten, gelingt es schon äusserlich, die beiden Geschlechter von einander zu unterscheiden. Gewöhnlich aber muss man die mikroskopische Untersuchung des Baues und Inhaltes der Genital- schläuche zu Hülfe nehmen um über das Geschlecht einer vorliegenden Seewalze entscheiden zu können. 3. Mikroskopischer Bau der Geschlechtsorgane. a. Die Genitalschläuche. Histologisch bestehen die Genitalschläuche von aussen nach innen aus einem äusseren Epithel, einer Muskelschicht, einer Bindegewebsschicht und einem inneren Epithel. Das äussere Epithel stellt im Allgemeinen eine Fortsetzung des Cölomepithels dar, welches sich vom dorsalen Mesenterium auf die Genitalschläuche hinüber- zieht. Nach Quatrefages (210), Leydig (142), J. Müller (183), Semper (258), Danielssen und Koren (50), Vogt und Yung (284) ist dasselbe bewimpert. Seine Zellen verhalten sich in ihrer Form bei den verschiedenen Arten verschieden, scheinen aber auch bei derselben Art bei jungen Genitalschläuchen anders gestaltet zu sein als bei reifen. Bei Synapta digitata (Mont.) z. B. sind sie nach Hamann (93) platt; ebenso fand derselbe Forscher (91) sie an dem Stiele der Genitalschläuche bei Cucumaria; bei jungen Genitalschläuchen der Holothuria tubulosa (Gmel.) beschreibt er sie als kubisch, dagegen an den reifen Schläuchen derselben Art (95) als spindelförmig. Jourdan (114) dagegen nennt sie auch bei der geschlechtsreifen Holothuria tubulosa platt und fand hier, wie bei anderen von ihm untersuchten Holothuria-Arten, zwischen sie eingestreut einzelne Schleimzellen. Nach Hamann (93) beanspruchen die Zellen des äusseren Epithels bei Holothuria tubulosa dadurch ein besonderes Interesse, dass sie als Epithelmuskelzellen die Fasern der nachher zu besprechenden Längsmuskellage abgeben. Wieder anders verhalten sie sich bei manchen Dendrochiroten, indem sie bei den darauf untersuchten mittelmeerischen Oucumaria- und Phyllophorus-Arten auffallend hoch werden und demnach bald als pallisadenförmig (Hamann 91), bald als keulen- oder cylinderförmig (Jourdan 114) bezeichnet werden. Jourdan hält diese hohen Zellen für mächtig entwickelte Schleimzellen, welche das eigentliche Epithel entweder ganz verdrängt haben oder aus einer Umformung desselben hervorgegangen sind. In ihrer Form sollen sie bei den männlichen Thieren mehr keulen-, bei den weiblichen Thieren mehr eylinderförmig sein. Die Inhaltskügelchen, mit welchen sie ähnlich wie die Schleimzellen anderer Organe erfüllt sind, fand Jourdan bei Cucumaria planei (Br.) und tergestina Sars hell, bei Phyllophorus urna Grube dagegen braun. Geschlechtsorgane. 191 Bei Trochostoma thomsonü soll sich nach Danielssen und Koren (50) zwischen das äussere Epithel und die folgende Muskelschicht noch eine sehr dünne Bindegewebslage einschieben, von welcher indessen die übrigen vorbin erwähnten Forscher bei den von ihnen untersuchten Arten nichts bemerkt zu haben scheinen. Ueber die Muskelschicht lauten die Angaben der einzelnen Forscher sehr verschieden. Quatrefages (210), welcher derselben zuerst erwähnt, lässt sie bei Synapta inhaerens (0, F. Müll.) aus äusseren Ring- und inneren Längsfasern gebildet sein; die Ringfasern sind nach ihm nur schwach entwickelt und fehlen den jungen Genitalschläuchen noch voll- ständig, bei denen auch die Längsfasern spärlicher sind als bei den reiferen Schläuchen. Baur (10) bemerkte bei Synapta digitat« (Mont.) ebenfalls Ring- und Längsmuskelfasern ohne sich indessen über deren relative Lage zu äussern. Semper (238) dagegen spricht allen von ihm untersuchten Arten nur eine Ringmuskellage zu und das Gleiche be- hauptet The&el (266) für die Elasipoden (Laetmogone wyville-thomsonti und Oneirophanta mutabilis). Teuscher (261) gibt bei Holothuria tubulosa innere Längs- und äussere Ringfasern *) an, stimmt also mit dem Befunde von Quatrefages überein, während Jourdan (114) in Uebereinstimmung mit Semper’s Angabe sowohl bei Holothuria tubulosa als auch bei Oucu- maria und Phyllophorus nur von Ringfasern spricht. Wiederum anders stellen sich die Ergebnisse dar, zu welchen Hamann gelangte. Während er (91) bei der von ihm als Cucumaria cucumis bezeichneten Art nur eine Längsmuskellage erwähnt, konnte er (93) bei Holothwria tubulosa und Synapta digitata eine Ring- und eine Längsfaserlage unterscheiden, jedoch in umgekehrter Reihenfolge wie Quatrefages und Teuscher, also die Rinrgfasern nach innen von den Längsfasern; in einer seiner auf Synapta digitata bezüglichen Abbildungen **) aber liegen die Längs- fasern, im Widerspruch zu seiner durch eine andere Abbildung ***) unter- stützten Beschreibung und im Einklang mit Quatrefages, nach innen von den Ringfasern. Dieselbe Reibenfolge einer Längs- uud Ringfaser- lage, welche Hamann angibt, fanden Vogt und Yung (234) auch bei Cucumaria planci. Auf die dünne Muskelschicht folgt die durchgängig kräftiger ent- wickelte Bindegewebsschicht, welche nach Jourdan (114) bei Holo- thuria tubulosa zahlreiche längsverlaufende Fasern erkennen lässt, bei anderen Arten aber nach Semper einen mehr hyalinen Charakter trägt; ausser spindel- und sternförmigen verästelten Bindegewebszellen finden sich Wanderzellen in ihr; an beiden Zellformen konnte Semper amöboide Bewegungen beobachten. Derselbe Forscher bemerkte auch, dass die Bindegewebsschicht bei den Dendrochiroten oft Träger von gelben oder *) Die Ringmuskelfas ern dieser Art sind zuerst von Leydig (143) bemerkt worden. *#) 99, Taf. IV, Fig..55. 03 Dapıly, Binz a0. 192 Seewalzen. rothen Fettzellen ist, welche zu der früher erwähnten Färbung der Genitalschläuche beitragen. Bei den Aspidochiroten entdeckte er ferner blutführende Lacunen in ihr, deren Vorkommen Hamann (91 u. 93) für Oueumaria eucumis und Holothuria tubulosa, Vogt und Yung (284) für Cucumaria planci bestätigten. Bei Betrachtung des Blutgefässsystemes werden wir auf diese Lacunen zurückkommen müssen. Endlich treten in der Bindegewebsschicht nicht selten Kalkkörperchen auf, welche nach Semper vorzugsweise der innersten Lage derselben angehören. Schon Jäger (110) bildete dieselben von seiner Mülleria echinites ab; Semper erwähnt sie besonders von seiner Thyone pedata, seinem Stichopus variegatus und von Rhopalodina lageniformis Gray*); bei letztgenannter Art konnte ich (161e) ihr Vorkommen bestätigen und sie auch bei Chiridota rotifera (Pourt.) (153) und Haplodactyla hyaloeides Sluit. (156) nachweisen; auch den Elasipoden fehlen sie nach Th&el (266) nicht und häufen sich manchmal, z. B. bei Deima fastosum Theel, in solcher Menge an, dass die Genitalschläuche ganz starr davon werden. — Am Stiele der Genitalschläuche ist die ganze Bindegewebsschicht oft viel mächtiger entwickelt als im übrigen Bereiche der Schläuche, so z. B. bei Holothuria vagabunda Sel. nach Semper und Cucumaria eucumis nach Hamann (91); doch kommt auch das Umgekehrte, eine Verdünnung der Bindegewebsschicht an dieser Stelle vor, z. B. bei Oucumaria canescens Semp. nach Semper. Das innere Epithel stellt den Bildungsheerd der Eier und Samen- zellen dar. Wir sehen deshalb hier von einer näheren Betrachtung des- selben ab um eine solche erst im nächsten Abschnitte (s. S. 193) mit der Schilderung der Geschlechtsprodukte und ihrer Entstehung ver- binden zu können. b. Der Genitalgang ist in seinem feineren Baue bis jetzt nur bei wenigen Formen Gegenstand der Untersuchung gewesen. Danielssen und Koren (50) fanden seine Wandung bei ihrem Trochostoma thomsonü aus denselben Schichten zusammengesetzt wie die Genitalschläuche, mit dem einzigen Unterschiede, dass das Innenepithel aus bewimperten Cylinderzellen besteht. Während demnach bei dieser Art auch der Genitalgang eine Muskelschicht besitzt, hebt Hamann (93) bei Synapta digitata gerade den Mangel einer solchen hervor und scheint (91) auch bei Cucumaria cucumis dieselbe Beobachtung gemacht zu haben. Bei dieser Oucumaria erhebt sich die Bindegewebsschicht des Genitalganges zur Bildung von inneren Falten, welche sich nach hinten in die Geschlechts- basis fortsetzen. Das äusserste Endstück des Genitalganges soll nach Selenka (229) bei den Dendrochiroten einen kleinen Schliessmuskel be- sitzen. *) Lampert gibt in einer soeben erschienenen ($S. 170 angeführten) Abhandlung Kalk- körper in den Genitalschläuchen an bei Colochirus guadramqularis (Less.), C. dispar Lamp. und Z’hyone (?) sargassi Lamp. u 2 See Geschlechtsorgane, 1/93 c. Die Genitalpapille, welche im Allgemeinen den Bau der Körper- haut besitzt, von der sie ja nur eine Erhebung darstellt, ist bei T’hyone fusus (O. F. Müll.) von v. Marenzeller (164) näher untersucht worden. Als äusserste Schicht derselben nennt er eine „Cutieula‘“ und meint da- mit wohl den ganzen Epidermisüberzug, da er unmittelbar unter ihr eine sindegewebsschicht angibt, welche offenbar den Cutisbestandtheil der Papille repräsentirt. Weiter nach innen folgt eine Lage von Längsmuskel- fasern, welche den Innenraum der Papille ‚unmittelbar umschliessen “ sollen; neue Untersuchungen werden aber sicherlich zwischen dieser Muskellage und dem Innenraum noch ein inneres Epithel nachweisen; auch bleibt aufzuklären, ob die Muskellage eine Abgliederung der Muskulatur der Körperwand oder eine Fortsetzung einer etwa vorhandenen Muskel- schicht des Genitalganges oder eine Bildung eigener Art ist. Sonstige Angaben über den Bau der Genitalpapille besitzen wir nur noch von Theel (266), welcher an der Basis derselben bei Laetmogone wyville- thomsoni drei Bindegewebsschichten übereinander unterscheiden konnte. Die äusserste derselben ist eine Fortsetzung der Lederhaut; die innerste zeichnet sich durch eine gelbe Färbung aus, während die mittlere sich durch ihre Derbheit und den Einschluss von Muskelfasern kennzeichnet; auch soll die mittlere Schicht einige kleine Hohlräume aufweisen, in denen ich Blutlacunen zu vermuthen wage. Sollte sich diese Vermuthung be- stätigen, so würde man in der Mittelschicht ein erektiles Gewebe vor sich haben, dessen Auftreten wohl mit der Funktion der Papille in Zusammen- hang stünde. — Bei /lyodaemon maculatus ist die Wand der Genitalpapille nach Th&el mit Kalkkörperchen ausgestattet. 4. Die Geschlechtsprodukte und deren Entstehung. a. Die Samenkörperchen (Spermatosomen) wurden zuerst von R. Wagner*) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) als lebhaft bewegliche Gebilde beschrieben, welche an einem ganz runden Körper einen feinen Schwanzanhang tragen und den Samenthierchen der Knochenfische ähnlich sehen. In Uebereinstimmung mit dieser Angabe fanden auch alle späteren Beobachter die Samenzellen der Seewalzen von stecknadelförmiger Ge- stalt, so Quatrefages (210) bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.), Leydig (142), Baur (10) und Hamann (9) bei Synapta digitata (Mont.), Semper (238) bei Anapta gracilis, Chiridota incongrua und Holothuria edulis Semp., Danielssen und Koren (50) bei Trochostoma thomsonii Dan. u. Kor., Jourdan (114) und Vogt und Yung (284) bei Holothuria tubulosa (X, 11) und COucumaria planci (Br.). Im frischen lebenden Zustande hat das Köpfchen des Samenkörperchens eine kugelrunde Form und ein hyalines, *) Vergl. auch desselben Autors Icones zootomicae. Leipzig 1841. Taf. 32, Fig. 13. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. I. 3. 13 194 Seewalzen. homogenes Aussehen; der zarte, feine Schwanzfaden übertrifft bei Holo- thuria tubulosa die Länge des Köpfehens um das 10- bis 13fache. Die Gesammtlärge der Samenkörperchen schwankt je nach den Arten in ziemlich erheblichem Maasse; während sie z. B. bei Synapta inhaerens nur 13 u betragen soll, steigt sie bei Holothuria edulis auf 26, bei Ohiridota incongrua auf 43 und endlich bei Holothuria tubulosa auf 80 u. Sofort nach dem Tode der Samenkörperchen sah Jourdan an der Ansatzstelle des Schwanzfadens eine byaline Cupula sich von dem nun- mehr feingranulirt aussehenden Protoplasma des Köpfchens abgrenzen; auch bemerkte er, dass nach Behandlung mit Osmiumsäure u. s. w. die bisher kugelige Form des Köpfehens in eine mehr herzförmige übergeht und im Innern desselben ein glänzendes Körperchen sichtbar wird. b. Die Entstehung der Samenkörperchen bei getrenntgeschlechtlichen Holothurien bedarf noch der Aufklärung. Das Wenige, was wir darüber wissen, heschränkt sich, abgesehen von einigen fragmentarischen Notizen bei Semper (238), Danielssen und Koren (50) und Vogt und Yung (284), auf die Beobachtungen, welche Jourdan (114) bei Holothuria tubulosa angestellt hat, jedoch ohne dass es ihm gelungen wäre, zu einem be- friedigenden Einblicke vorzudringen. Nach ihm besteht das Innenepithel der Hodenschläuche aus mehreren*) Zellschichten (X, 12), welche von der Tiefe nach der Oberfläche des Epithels in fortschreitender Umbildung zu Samenkörperchen begriffen sind. Er ist der Meinung, dass die an- fänglich feingranulirten und mit grossem Kern ausgestatteten Zellen (Spermatoblasten) sich zunächst in Zellen umwandeln, welche sich durch immer zahlreicher werdende glänzende Inhaltskügelchen (aus denen viel- leicht die Köpfchen der späteren Samenkörperchen werden) auszeichnen; aus dieser zweiten Zellenform sollen dann auf noch nicht näher bekanntem Wege die Spermatosomen sich bilden. Vogt und Yung dagegen lassen die Samenkörperchen der Cucumaria planei auf viel direkterem Wege aus dem Binnenepithel der Hodenschläuche hervorgehen; dieses Epithel bestehe aus ‚„zusammenfliessenden Zellen mit zahlreichen Kernen, aus welchen die Köpfehen der Samenthierchen mit langem fadenförmigen Schwanz entstehen‘. ce. Die Eier erfuhren ebenfalls ihre erste genauere Untersuchung durch R. Wagner (285), der bei Holothuria tubulosa sowohl Keimbläschen und Keimfleck als auch eine dicke, radiär gestreifte Hülle an denselben fest- stellte**). Seitdem sind sie zwar vielfach Gegenstand der Untersuchung gewesen, indessen nur bei einer kleinen Anzahl von Arten. Im Grossen und Ganzen stellte sich dabei eine durchgreifende Uebereinstimmung mit *) Semper (238, S. 146) dagegen hebt hervor, dass das Epithel wenigstens ursprünglich ein einfaches sei. In diesem Sinne sprechen auch die Beobachtungen Hamann’s (94) an einem jungen Genitalschlauch der Holothuria tubulosa; leider ist unsicher, ob es sich dabei um einen jungen Hoden- oder um einen jungen Övarial-Schlauch handelt. **) Vergl. auch die erste Abbildung eines Holothurien-Eies in desselben Verfassers Icones zootomicae. 1841. Taf. 32, Fig. 12. Geschlechtsorgane. 195 dem Befunde Wagner’s heraus. — Die Form der Eier scheint aus- nahmslos die einer regelmässigen Kugel zu sein. Ihre Grösse beträgt bei Holothuria tubulosa annähernd 0,1 mm, ist jedoch bei anderen Arten, z. B. Synapta digitata (Mont.), Chiridota venusta Sem., namentlich aber bei manchen Dendrochiroten, z. B. Cucumaria planci (Br.), Colochirus tuberculosus (Quoy u. Gaim.), Psolus complanatus Semp., Eehinoeucumis adversaria Semp. bedeutender und steigert sich sogar bei der durch ihre eigenthümliche Brutpflege ausgezeichneten Cucumaria erocea (Less.) bis auf 0,7 mm. Die Farbe der mehr oder weniger undurchsichtigen Eier ist bedingt durch gefärbte, gleichmässig vertheilte Dotterelemente (Deuto- plasma) und wechselt je nach den Arten in sehr verschiedenen Tünen; bräunlich sind sie z. B. bei Mülleria agassizit Sel.*), gelblich bei manchen Synapta-, Holothuria- und Cucumaria-Arten, grün bis grüngelb bei T’hyone fusus (nach Dalyell 48) und bei Cucumaria kürchsbergu Hell. (nach Kowalevsky 121**), ins Violette ziehend bei Holothuria tubulosa (nach Wagner***), ziegelroth bei Holothuria tremula (nach Danielssen und Koren 220). Die äussere, glashelle Hülle scheint fast niemals zu fehlen und meistens eine radiäre Streifung oder einen Zerfall in radiär gestellte Fasern erkennen zu lassen (X, 13). Nach innen von der Hülle kommt oft noch eine dünne, dem Dotter unmittelbar aufliegende und des- halb Dotterhaut genannte Membran zur Sonderung. An einer Stelle ist die Hülle sammt der Dotterhaut von einem nach aussen etwas verengten Micropylkanal (X, 13) durchbohrt, welcher von R. Wagner zuerst be- merkt, von J. Müller näher beschrieben und von Leydig, Leuckart, Kölliker und allen späteren Forschern bestätigt wurde). d. Die Entstehung der Eier bei den getrenntgeschlechtlichen Holothurien erfolgt nach den übereinstimmenden Angaben aller Be- obachter durch allmähliche Grössenzunahme einzelner Zellen des Innen- epithels der weiblichen Genitalschläuche unter gleichzeitiger Bildung eines in das Innere des Genitalschlauches ragenden Eifollikels.. Im Einzelnen ist der Vorgang nach Semper (238) der folgende. Unter den anfänglich gleichen Epithelzellen des Ovarialschlauches vergrössern sich einzelne und geben sich schon dadurch als die zukünftigen Eier zu erkennen. Bei ihrem weiteren Wachsthum erhebt sich die junge Eizelle über die innere Oberfläche des Epithels und treibt dabei eine Anzahl der ihr zu- nächst benachbarten Epithelzellen vor sich her. So entsteht eine kleinere Follikel, dessen Inhalt von der jungen Eizelle und dessen Wand von einer einschichtigen Epithellage (Follikelepithel) gebildet ist. Weiterhin schnürt sich der Follikel an seiner Basis immer mehr von dem Innen- *) Nach Edwards in John Hopkins University Circulars. Vol. VII. No, 70. 1889. pag. 37. ##) Bei Kowalevsky heisst diese Art Psolinus brevis, vergl. Ludwig 160, S. 12. *##) Icones zootomicae, 1841. +) Vergl. meine Schrift: Ueber die Eibildung im Thierreiche. Würzburg 1874. S. 14. Bei Synapta recta vermisste Semper (238) einen Mikropylkanal. 13 196 Seewalzen. epithel des Ovarialschlauches ab, sodass er schliesslich nur noch durch einen dünnen Stiel damit in Zusammenhang bleibt. An einer dem Stiel ziemlich genau gegenüberliegenden Stelle, also am Scheitel des Follikels, besteht eine engere Verbindung der Eizelle mit dem Follikelepithel, und diese Stelle ist es, an welcher der Mikropylkanal des Eies zur Ausbildung gelangt. Die Follikelepithelzellen verschmelzen nach und nach zu einer das Ei umhüllenden Kapsel, in welcher schliesslich nur noch ihre Kerne sichtbar bleiben. Alsdann erst beginnt zwischen der Kapsel und der Ei- zelle die Abscheidung der Hüllsubstanz des Eies und der Dotterhaut, welche nur an jenem Scheitelpunkte des Eies unterbleibt (X, 13). Ob dabei Hülle und Dotterhaut von der Eizelle oder den Follikelepithelzellen abgesondert werden, bedarf noch der genaueren Feststellung. Haben schliesslich die Eier ihre volle Grösse erreicht, so gelangen sie unter Ver- lust ihrer Kapselwand frei in das Lumen der Ovarialschläuche und von hier aus durch den Genitalgang nach aussen. Mit dieser nach Semper gegebenen Darstellung der Eibildung stehen alle späteren Beobachtungen im Einklange; so diejenigen von Teuscher (261) und Jourdan (114) an Holothuria tubulosa, Danielssen und Koren (50) an Trochostoma thomsonii, Th&el (266) an Oneirophanta mutabilis und ganz besonders die- jenigen von Hamann (93) an Holothuria tubulosa*); nur das eine wesentliche Neue wurde durch den letztgenannten Forscher hinzugefügt, dass der Mikropylkanal auch die Follikelwand durchsetze und an seinem Aussenende ein kleines rundliches, protoplasmatisches Anhängsel trage, welches durch einen den Mikropylkanal durchsetzenden Strang mit dem Dotter zusammenhänge und beim Platzen des Follikels verloren gehe. Bei den meisten Arten scheint die Bildung von Eiern an jeder Stelle des Innenepithels der Ovarialschläuche vor sich gehen zu können, Nur von Stichopus variegatus berichtet Semper (238, S. 145), dass das Innen- epithel zwei einander gegenüberliegende bewimperte Längsfurchen bilde, in deren Bereiche keine Eibildung stattfinde; es beschränke sich dieselbe vielmehr auf die breiten Zwischenräume der Furchen; in den feinsten Endästehen der Geschlechtsschläuche fehlen die Wimperfurchen, sodass hier wieder das ganze Innenepithel sich an der Eibildung betheiligen kann, e. Die Entstehung der Geschlechtsprodukte bei zwitterigen Synaptiden ist mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Nach Quatrefages (210) wird bei Synapta inhaerens die Achse der Genitalschläuche von den jungen und reifen Eiern eingenommen, während die Samenkörperchen in zapfenförmigen Warzen entstehen, die in grosser Zahl und dicht- gedrängter Anordnung von der Wandung der Schläuche nach innen in die achsenständige Eibildungsmasse vorspringen und durch feine innere *) Hamann’s Darstellung von der Eibildung der Holothuria tubulosa ist übrigens ein Muster der sonderbaren Methode, bekannte Dinge so vorzubringen, dass man zwar die früheren Forscher eitirt, aber trotzdem bei dem nicht ganz genau orientirten Leser den Eindruck er- weckt, als habe er eine ganz neue Bereicherung unserer Kenntnisse vor sich. Geschlechtsorgane. 197 Scheidewände in Kammern zerlegt sind. Diesen zapfenförmigen Warzen entsprechen bei Synapta digitata nach Leydig (142) vier gekräuselte Längsstreifen, welche in den Innenraum der Genitalschläuche vorspringen; der Innenraum wird aber nach ihm nicht von einer Eibildungsmasse aus- gefüllt, sondern die Eier entstehen von der Wandung her und sind wahr- scheinlich anfänglich zu ähnlichen gekräuselten Längsreihen angeordnet wie die samenbildenden Streifen. Dem gegenüber glaubte Baur (10), sich, ebenfalls bei Synapta digitata, überzeugt zu haben, dass eine viel innigere Beziehung der ei- und samenbildenden Theile vorhanden sei, so nämlich, dass die ins Innere vorspringenden warzigen Längswilste (deren Zahl er im Gegensatze zu Leydig auf fünf angibt) zugleich Samen und Eier hervorbrächten. Er stimmt mit Quatrefages zwar darin überein, dass der Inhalt der Warzen gekammert sei, findet aber in diesen Kammern keine Samenkörperchen, sondern je ein junges Ei; dagegen werde die Oberfläche der Warzen, wie überhaupt das ganze Innere der Genitalschläuche, von einem samenbildenden, kleinzelligen Epithel überkleidet. In ähnlicher Weise stellen sich die Ergebnisse dar, zu welchen Hamann (93) an derselben Art gelangte. Er behauptet mit Unrecht, dass Baur’s Angaben, verglichen mit denen von Quatrefages und Leydig, einen Rückschritt bedeuten; denn was er selbst an Be- obachtungen vorbringt, ist in der Hauptsache eine Bestätigung Baur ’s. Wie dieser, so findet auch Hamann, dass die Samenkörperchen nicht im Innern der ihrer Zahl nach wechselnden warzigen Längsstreifen, sondern frei auf der inneren Oberfläche der Genitalschläuche aus dem Innenepithel derselben entstehen. Dieses Epithel ist anfänglich einschichtig und aus verhältnissmässig grossen Zellen gebildet, wird aber später kleinzelliger und vielschichtig und liefert durch Theilungsvorgänge seiner Zellen die Samenkörperchen. Weiterhin ist Hamann der Ansicht, dass andere Zellen des Innenepithels sich vergrössern, in das nach aussen von dem Epithel befindliche Bindegewebe einwandern*) und hier zu Eiern heran- wachsen. Hier liegen sie bald zwischen (nach Hamann’s Text), bald auch (nach seiner Fig. 54) in den warzigen Längsstreifen, haben also im letzteren Falle die schon von Baur angegebene Lagerung. Was Quatre- fages und Baur als Kammerscheidewände in den Warzen beschrieben, sind offenbar dieselben Bindegewebszellen und -fasern, durch welche nach Hamann die Eier bis zu ihrer Reife in der Bindesubstanz_ fest- gehalten werden. Eine Follikelbildung um die einzelnen Eizellen kommt demnach bei Synapta digitata nicht vor und die Ablösung der erwachsenen Eier kann nur durch eine Zerreissung des inneren samenbildenden Epithels der Genitalschläuche von statten gehen. *) Ohne dieses sehr wahrscheinliche Wandern der jungen Eizellen irgendwie bezweifeln zu wollen, beneide ich die Sicherheit, mit der Hamann es fertig bringt, „an Schnitten gut zu schen, dass sie sich auf amöboide Weise bewegen“. (93, S. 60.) 198 Seewalzen. Bei tropischen Zwitter-Synapten (Synapta recta und beselii) entstehen nach Semper (238) die Samenkörperchen nicht aus dem Innenepithel, sondern aus dem Epithelbelag besonderer Samenblasen, welche selbst, ebenso wie die Eier, zwischen dem Innenepithel und der Bindegewebs- schicht der Genitalschläuche liegen; möglich, dass diese Samenblasen durch eine Absehnürung von dem ursprünglichen Innenepithel der Schläuche entstanden sind. Semper ist geneigt, ausser den Samenkörperchen auch die jungen Eizellen von dem Epithel der Samenblasen abzuleiten. XI. Blutgefässsystem. Die ältesten Beobachtungen über das Blutgefässsystem rühren von Bohadsch (30) her, welcher am Darme der Holothuria tubulosa (Gmel.) einen Theil der Darmgefässe und ihrer Verästelungen kurz beschrieb, auch eine sehr mangelhafte Abbildung derselben gab, sich aber jeder Vermuthung über die Bedeutung der von ihm gesehenen „grünlichen “ und „rothbraunen“ Gefässe enthielt. Auch Cuvier’s (46) Bemühungen, tiefer in die anatomischen und physiologischen Verhältnisse dieses Organ- systemes (bei derselben Holothurienart) einzudringen, waren von keinem befriedigenden Erfolge begleitet. Erst Tiedemann (273) blieb es vor- behalten eine grundlegende Darstellung des Blutgefässsystemes der Holo- thuria tubulosa zu geben, welche allen späteren Forschern einerseits zum Ausgangspunkte gedient hat, anderseits von denselben in allen wesent- lichen Theilen bestätigt und erweitert wurde. Quatrefages (210) ver- mochte zwar bei Synapta inhaerens keine Spur der von Tiedemann beschriebenen Darmgefässe aufzufinden, sodass es eine Zeit lang scheinen konnte, als wenn nur ein Theil der Seewalzen mit Blutgefässen aus- gerüstet se. Nachdem aber durch Joh. Müller (183—185) und Leydig (142) gezeigt worden war, dass auch die Synaptiden im Besitze eines wenn auch vereinfachten Blutgefässsystemes sind, bezeichnete Selenka (229) mit vollem Rechte die Ausbildung dieses Organsystemes als eine allgemeine Eigenschaft der Holothurien überhaupt. Zur näheren Kenntniss der Blutbahnen hat dann in ganz hervorragendem Maasse Semper (238) durch seine Untersuchungen an tropischen Arten beigetragen und ihm haben sich neuerdings insbesondere Hamann (91 — 93) für die mittelmeerischen Arten, Danielssen und Koren (50) und Theel (263 u. 266) für die Elasipoden angereiht*). *) Die Blutgefässe mit Th&el als Pseudhämalgefässe zu bezeichnen, scheint mir weder nöthig noch praktisch, Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich aber schon an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass ich mit dem Namen Pseudohämalkanäle gewisse in den Radien vorkommende Räume bezeichne, welche mir Ausläufer der Leibeshöhle zu sein scheinen, also von dem, was Theel „Pseudhämalgefässe“ nennt, wesentlich verschieden sind (s. 8.204 und den Abschnitt 1 des Kapitels Leibeshöhle). Blutgefässsystem. 199 Hinsichtlich ihrer Anordnnng, Verbindung, Verästelung u. s. w. verhalten sich die Blutgefässe im Einzelnen zwar sehr ungleieh, je nach Familie, Gattung und Art, und lassen auch manche individuelle Abweichung er- kennen; überblickt man aber alles bis jetzt darüber Bekannte, so springen doch sehr bald eine Reihe gemeinschaftlicher Züge ins Auge, welche es ermöglichen das folgende Gesammtbild zu entwerfen. Unmittelbar hinter . dem Ringkanale des Wassergefässsystemes ist die Speiseröhre von einem Blutgefässringe umgeben, von welchem sowobl Gefässe zu den Radial- und Fühlerkanälen des Wassergefässsystemes, als auch zum Steinkanal und der Poli’schen Blase abgehen; ferner entsendet der Blutgefässring Zweige zur Speiseröhre und häufig auch zu den Geschlechtsorganen. Ganz besonders aber entspringen von ihm zwei grosse Gefässe, welche sich dem Darmrohre mebr oder weniger eng anlegen und dasselbe bis zum Enddarme begleiten. Das eine dieser beiden Darmgefässe verfolgt im Allgemeinen die Ansatzlinie des Mesenteriums an den Darm und wird deshalb das mesenteriale oder wegen der rückenständigen Lage, welche es am ersten Darmschenkel einnimmt, gewöhnlich das dorsale Darmgefäss genannt. Das andere verläuft an der gegenüberliegenden Seite des Darmrohres und kann als das antimesenteriale oder ventrale Darmgefäss bezeichnet werden. Beide Darmgefässe stehen durch ein in der Wandung des Darmrohres befindliches Gefässnetz miteinander in Zusammenhang. Der auf den Magen entfallende Abschnitt der beiden Darmgefässe und ihres Verbindungsnetzes setzt sich oft deutlich von dem den Dünndarm versorgenden Abschnitt ab, sodass man als- dann ein ventrales und ein dorsales Magengefäss und ein Gefässnetz in der Magenwand von dem ventralen und dem dorsalen Dünndarm- gefäss und dem Gefässnetz in der Dünndarmwand unterscheiden kann. Falls die zu den Geschlechtsorganen ziehenden Blutgefässe nicht un- mittelbar vom Blutgefässringe herkommen, zweigen sie sich von dem dorsalen Magengetäss ab, und treten Gefässe in den Mesenterien auf, so sind sie in der Regel Zweige des dorsalen Dünndarmgefässes. Das ventrale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels bildet in den aller- meisten Fällen mit dem des zweiten Darmschenkels durch ein einfaches oder mehrfaches ventrales Quergefäss eine einfache oder mehrfache Anastomose. In ähnlicher, aber oft viel verwickelterer Weise kann sich auch das dorsale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels mit dem des zweiten in Verbindung setzen durch ein freies Gefässnetz, welches wir im Gegensatze zu dem ventralen Quergefäss (bez. Quergefässnetz) als das dorsale Gefässnetz bezeichnen wollen. In der folgenden Tabelle habe ich versucht die gegenseitigen Beziehungen und den Zusammenhang aller einzelnen Abschnitte des Blutgefässsystemes übersichtlich darzulegen. Zur Erläuterung der Tabelle ist zu bemerken, dass keineswegs alle hier aufgeführten Gefässe bei allen Seewalzen vorkommen; das Nähere darüber ergibt sich aus den folgenden Blättern, auf welche in der Tabelle durch Angabe der Seitenzahlen verwiesen ist. 200 Seewalzen. Uebersicht über das Blutgefässsystem. Gefässe zur Speiseröhre (S. 206). Gefässe zur Poli’schen Fühlergefässe Blase (S. 206). 205). adialgefässe (S. 205) R Gefüsse zum Steinkanal (S. 203) (S. 206). ü 2 7 Füsschengefässe < (S. 206). Genitalgefässe „ (8. 219) Du a Blutgefässring — (S. 202). >“ ae 7% SI ne 3 s 2 Gefä tz in d.Magen = © tefässnetz in d. 5 2 o Ve wand (S. 218). 2 Don) a B : | een |. D Dorsales entrales - Magengefäss ne rn u (S. 218). ; 9 = .-. 2 5 5 =) R 2 8 DorsalesGefässnetz Veutrales d 2 (Wundernetz) nn = 7 (S. 212). . 209). E I 5 = Gefässnetz f in derKiemenwand fe] (S. 215). S De, N \ Bl Gefässe im : Br ae en _ darmgefäss____—> Mesenterium ın den sog. SIASS (S. 310). (S. 215). Darmkiemen. (S. 207). \ (S. 217). IN y Ds Gefässnetz in der re Der genaueren Schilderung der in der Tabelle aufgeführten einzelnen Theile des Blutgefässsystemes empfiehlt es sich einen ersten Abschnitt vorauszuschicken, welcher einige allgemeine Eigenthümlichkeiten im Baue der Blutgefässe behandelt. In den dann folgenden Abschnitten werden der Reihe nach besprochen: 2) der Blutgefässring; 3) die Blutgefässe zu den Radialkanälen des Wassergefässsystemes, die wir kurz die Radialgefässe nennen wollen; 4) die zu den Fühlern und Füsschen Blutgefässsystem. 201 gehenden Fühler- und Füsschengefässe, sowie die Gefässe zum Steinkanal, zur Poli’schen Blase und zur Speiseröhre; 5) das ventrale Dünndarmgefäss und sein Quergefäss; 6) das dorsale Dünndarmgefäss und das davon ausgehende dorsale Gefässnetz (sog. Wundernetz); 7) das Gefässnetz in der Wand des Dünn- darmes; 8) das ventrale und das dorsale Magengefäss mit dem Gefässnetz in der Magenwand; 9) die Genitalgefässe. Daran anschliessend haben wir 10) den Inhalt des Blutgefässsystemes kennen zu lernen sowie 11) zu der Frage nach einem etwaigen Zu- sammenhange des Blutgefässsystemes mit dem Wassergefäss- system Stellung zn nehmen. — Ueber die Funktion, die Entwicklung und die systematische Bedeutung des Blutgefässsystemes sind die Kapitel Physiologie, Ontogonie und Systematik nachzusehen. 1. Allgemeines über den Bau der Blutgefässe. Zwei anatomische Eigenschaften zeichnen die Blutgefässe aus, erstens ihre Neigung zu geflechtartiger Anordnung und zweitens der Mangel eines inneren Epithels. Auf den Umstand, dass nicht nur die feinen, in der Bindegewebs- schicht anderer Organe liegenden Gefässzweige Geflechte bilden, sondern auch die Hauptstämme aus sich theilenden und wieder vereinigenden Gefässen zusammengesetzt sind oder wenigstens sein können, hat zuerst Semper (238) hingewiesen. Diese Geflecht- und Netzbildung tritt uns sowohl an dem Blutringe (s. S. 203), als auch an dem ventralen und dorsalen Dünndarmgefäss, den Genitalgefässen u. s. w. entgegen und findet in der Entwicklung des sog. Wundernetzes (s. S. 210) ihren gesteigerten Ausdruck. Ein deutliches Innenepithel scheint allen Blutgefässen zu fehlen. Semper erwähnt zwar aus den Darmgefässen tropischer Aspidochiroten ein geschichtetes, aus ziemlich kleinen Zellen gebildetes Epithel. Da er aber nichts Näheres über den Bau dieser Zellen angibt und selbst hinzu- fügt, jenes Epithel sei nicht überall nachweisbar, auch fehle dasselbe oder scheine zu fehlen in den Genitalgefässen und in den feinsten Ge- fässen des Wundernetzes*), so bleibt die Möglichkeit offen, dass jenes „geschichtete Epithel“ ein durch angehäufte Zellen der Blutflüssigkeit entstandenes Trugbild war. Schon der nächste Forscher, welcher nach Semper die Wandung der Blutgefässe studirte, Graber (72), konnte sich von dem Vorhandensein eines Innenepithels in dem dorsalen Darm- gefäss der Holothuria tubulosa nicht überzeugen; er sah auf Schnitten nur „einen innersten gelblichen Grenzsaum, über den er nicht recht ins Klare kommen konnte“, an dem aber einzelne rundliche Zellen hervor- treten. Jourdan (114) nennt die innere Auskleidung, ohne weiter auf *) Was Teuscher (261) für Holothuria tubulosa bestätigte. 202 Seewalzen. ihre Beschaffenheit einzugehen, ein Endothel*); Hamann aber zeigte, (91 u. 93), dass auch von einem solchen nicht die Rede sein kann. Die Innenwand der Gefässe wird nach ihm (bei Synapta digitata, Holothuria tubulosa, Cucumaria planci und cucumis) unmittelbar durch das Binde- gewebe gebildet, dessen verästelte Zellen an seiner inneren Oberfläche mitunter ein Endothel vortäuschen können. Zu dem gleichen Ergebnisse führten mich Untersuchungen an dem dorsalen Dünndarmgefäss des Stichopus japonicus Se. — Wenn aber Hamann aus diesem Befunde ableiten zu müssen glaubt, dass man die Blutgefässe nun nicht mehr Gefässe, sondern Lacunen oder Lücken (im Bindegewebe) nennen müsse, so wäre das doch nur dann annehmbar, falls die Worte Gefäss und Laeune herkömmlicherweise in dem Gegensatze zu einander stünden, dass mit Gefäss ein epithelführender, mit Lacune ein epithelloser Kanal bezeichnet würde. Da das aber nicht der Fall ist, so scheint mir die 3ezeichnung „Lacunen“ oder „Lücken“ für die Blutbahnen der Seewalzen nicht besser und nicht schlechter als ‚„Getässe‘‘; ich werde deshalb diese Ausdrücke im Folgenden als gleichbedeutend gebrauchen. Eine weniger allgemeine Eigenschaft der Blutbahnen besteht darin, dass in ihrem Bindegewebe Kalkkörperchen auftreten. Semper erwähnt derselben bereits bei Aspidochiroten und Dendrochiroten; be- sonders häufig aber kommen sie nach Th&el (266) bei Elasipoden vor, wo sie sich in der Wand der Darmgefässe, z. B. bei Deima fastosum, so anhäufen können, dass dieselbe ganz hart und brüchig wird. 2. Der Blutgefässring. Unmittelbar hinter dem Wassergefässringe und demselben dicht an- liegend entdeckte Tiedemann (275) bei Holothuria tubulosa einen „Gefäss- kranz“, mit dessen Bau und Vorkommen wir aber erst durch Semper (238) näher bekannt geworden sind. Selbst noch bei Selenka (229), der seine Untersuchungen nur kurze Zeit vor den Semper’schen ver- öffentlichte, wird der Blutgerässring nicht einmal erwähnt”*). Semper zeigte, dass sowohl die Aspidochiroten als auch die Dendrochiroten den- selben besitzen. Wegen des krausenförmigen Aussehens, welches den- selben bei vielen Aspidochiroten, z. B. bei Holothuria impatiens (Forsk.), H, scabra Jäg. u. a. kennzeichnet, gab er ihm den Namen der Schlund- krause. Da aber bei anderen Seewalzen, z. B. bei Cucumaria japonica Semp., diese Bezeichnung nicht zutreffend erscheint, so ziehe ich es vor, ihn einfach den Blutgefässring zu nennen. Durch Danielssen und *) Wie auch schon Graber (72, in der Tafelerklärung). **) Jäger (110) hat den Blutgefässring bei seiner Holothuria atra abgebildet und in seiner Tafelerklärung als „annulus glandularum hepati analogus“ bezeichnet. Ferner hat auch Mertens (154) ihn bei Stichopus ananas (Jäg.) und Holothuria marmorata (Jäg.) be- obachtet und als ein drüsiges, den Darn umgebendes Organ beschrieben. Blutgefässsystem. 203 Koren (50) wurde sein Vorkommen auch bei den Molpadiiden (Trocho- stoma thomsonü) und bei Kolga hyalina unter den Elasipoden nach- gewiesen; ebenso fand The&el (265) denselben bei Elpidia und schrieb ihn später (266) den Elasipoden überhaupt zu. Nachdem nun auch noch durch Hamann (93) gezeigt war, dass auch die Synapta digitata des- selben nicht entbehrt, kann man wohl nicht mehr bezweifeln, dass er allen Seewalzen zukommt, wenn er auch bei manchen so schwach ent- wickelt ist, dass es einer besonderen Untersuchung bedarf um sich von seinem Vorhandensein zu überzeugen. Manchmal fällt er ebenso wie andere Theile des Blutgefässsystemes an conservirten Exemplaren durch seine gelbliche oder bräunliche Färbung auf, welche in der Hauptsache durch die Beschaffenheit seines Inhaltes, zum Theil aber auch durch sein äusseres Epithel bedingt ist. Aus seiner Lage dicht hinter dem Wassergefässringe kann er mitunter etwas nach vorn rücken, sodass er den Wassergefässring entweder von aussen theil- weise bedeckt oder wie bei Synapta digitata an dessen Innenseite zu liegen kommt. Während er bei der letztgenannten Art nach Hamann’s Schilderung einen einfachen feinen Ringkanal darzustellen scheint, ist er nach Semper bei den Aspido- und Dendrochiroten und ebenso nach Danielssen und Koren und Theel bei Molpadiiden und Elasipoden kein einfaches Gefäss, sondern wird von einem ringförmig angeordneten Gefässgeflecht gebildet. Häufig dringen Aussackungen des Wassergefäss- ringes in das Geflecht des Blutringes ein, treiben dasselbe hier und dort vor sich her und veranlassen so das schon oben erwähnte krausenförmige, gefaltete Aussehen. Derartige Aussackungen sind es auch, welche Tiede- mann als hohle, braune, drüsenartige Körperchen am Wassergefässring der Holothuria tubulosa beschrieb und mit dem ventralen Darmgefäss in Zusammenhang sah. Nach Teuscher (261) besteht der Blutgefässring bei der ebengenannten Art aus einem von Zellen, Fasern und Pigment- haufen durchsetzten hyalinen Bindegewebe, welches die feinen, unregel- mässig verflochtenen Getässe beherbergt, wie denn auch schon Semper die Gefässe, aus denen der Blutring gebildet ist, als feinste Kanäle schilderte, welche ein äusserst dichtes Netz darstellen und häufig mit braunen Körnchenzügen erfüllt sind. Ob unter diesen Verhältnissen der Blutring als ein Centralorgan betrachtet werden kann, wird im Kapitel Physiologie näher zu erwägen sein. 3. Die Radialgefässe. In jedem der fünf Radien verläuft der Länge nach ein Blutgefäss, welches sich zwischen den Radialnerven und den Radialkanal des Wasser- gefässsystemes lagert und als Radialgefäss bezeichnet werden mag. Ganz befriedigend ist unsere Kenntniss desselben bis jetzt noch keines- wegs, denn einmal ist sein vermuthlicher Zusammenhang mit dem Blut- 204 Seewalzen. ringe (oder anderen Theilen des Blutgefässsystemes) noch nicht genügend aufgeklärt, und anderseits ist auch nicht genau festgestellt, ob ein Radial- gefäss bei allen oder nur bei einzelnen Arten zur Ausbildung gelangt ist. Um uns über seine Lagerung näher zu unterrichten, wollen wir von einem Querschnitte durch ein Ambulacrum der Holothuria tubulosa (VII, 15) ausgehen. Unmittelbar nach innen von dem Radialnerven liegt ein Hohl- raum, welchen ich den Pseudohämalkanal nenne (VII, 15c) und auf den*) wir bei Betrachtung der Leibeshöhle zurückkommen werden. Weiter nach innen trifft man auf einen viel engeren Kanal (VII, 15d), der meistens von einem sehr feinkörmigen Gerinnsel erfüllt ist. Dann erst folgt das geräumigere Lumen des radialen Wassergerässes. Jener engere, in der Mitte gelegene Kanal ist von der bindegewebigen Scheidewand umschlossen, welche den Pseudohämalkanal vom Wasserkanal trennt. Es besitzt kein inneres Epithel und stimmt dadurch, sowie durch seinen schon erwähnten Inhalt, mit den übrigen Blutgefässen der Seewalzen überein. Aus diesen Gründen, mit denen ich mich in vollständigem Einklange befinde, wurde er von Semon (233) bei Holothuria tubulosa u. a., wenn auch mit einigem Zweifel, als radiales Blutgefäss gedeutet, nachdem sein Vorkommen schon früher bei Oucumaria cucumis (Risso) und Psolus sguamatus (Düb. u. Kor.) durch Teuscher (261) erkannt worden war. Mir vorliegende Querschnitte durch ein Ambulacrum der Cucumaria crocea (Less.) lassen dasselbe vor- trefflich erkennen. Aber es hebt schon Semon mit Recht hervor, dass das radiale Blutgefäss je nach Conservirung und Contractionszustand der zur Untersuchung benützten Thiere oft nur sehr schwer oder gar nicht aufzufinden ist. Daraus erklärt sich, dass es von Greeff (77), Jourdan (114), Hamann (91 u. 93), Vogt und Yung (284), welche Querschnitte durch die Ambulacren verschiedener Holothurien studirten, übersehen werden konnte. Schon vor Teuscher scheint übrigens bereits Semper (238) das radiale Blutgefäss gesehen zu haben; wenigstens vermag ich dem von ihm (8. S. 67) bei seiner Schilderung des radialen Nervensystems erwähnten und mit n, bezeichneten zweifelhaften Gebilde keine andere Deutung zu geben, wie denn auch Semper selbst schon an die Möglich- keit einer solchen Deutung gedacht hat. In manchen Fällen scheint das radiale Blutgefäss einen geflecht- artigen Charakter anzunehmen, denn Semper beschreibt und bildet das- selbe bei seiner (ucumaria japonica ab als aus mehreren gefässartigen Räumen zusammengesetzt. *) In der Erklärung zu Taf. VII, Fig. 15 ist dieser Pseudohämalkanal e durch ein Ver- sehen als „Blutgefäss“ bezeichnet, was ich zu verbessern bitte. Ebenso soll es in der Er- läuterung zu Holzschnitt 13 auf Seite 119 bei D statt „radiales Blutgefäss‘‘ heissen Pseudo- hämalgefäss; das eigentliche radiale Blutgefäss ist in jenem Holzschnitt überhaupt nicht an- gegeben. Das Gleiche gilt von der Fig. 5 auf der von mir gezeichneten Tafel 61 der be- kannten Leuckart’schen zoologischen Wandtafeln; in der Erläuterung dieser Figur muss es bei 1 statt „radiäre Blutbahn ‘* heissen Pseudohämalkanal. Blutgefässsystem. 205 Bei derselben Cucumaria bemerkte der genannte Forscher auch, dass das Ringgeflecht des Blutgefässsystemes sich an der der Körperwand zu- gekehrten Seite der im Schlundkopf liegenden Anfangsstücke (s. S. 120) der radialen Wasserkanäle in ein Geflecht fortsetzt, welches er bis zur Basis der Fühler verfolgen konnte. Es liegt nahe, in dieser Fortsetzung des Blutringes den Beginn des geflechtartigen Blutgefässes des Ambula- crums zu sehen; doch ist der bestimmte Nachweis dafür noch nicht er- bracht. Auch sonst wissen wir nichts Sicheres über die Herkunft des radialen Blutgefässes; Teuscher und Semon bemühten sich vergeblich, darüber ins Klare zukommen. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass wenigstens bei den Aspido- und Dendrochiroten radiale Blutgefässe in Wirklichkeit vorhanden sind; sie begleiten die radialen Wassergefässe höchst wahrscheinlich bis zu deren Ursprung aus dem Wassergefässringe um sich dann ihrerseits mit dem Blutringe zu verbinden. Ob auch den übrigen Holothurien, ins- besondere den Synaptiden, radiale Blutgefässe zukommen, bedarf noch der Untersuchung; bestimmte Angaben darüber liegen bis jetzt nicht vor, doch scheinen Danielssen und Koren (50) bei Tirochostoma arcticum (v. Marenz.) und boreale (Sars) sowie The&el (266) bei seiner Laetmogone wyville-thomsoni hierher Gehöriges gesehen zu haben *), 4. Gefässe zu den Fühlern, den Füsschen, dem Steinkanal, der Poli’schen Blase und der.Speiseröhre. Vom Blutgefässring entspringende Gefässe zu den Fühlern finden sich, wie es scheint, nur bei den Synaptiden, was wohl damit in Zusammenhang steht, dass nur bei dieser Familie die Fühler ihre Wasser- gefässe unmittelbar vom Ringkanale des Wassergefässsystemes beziehen (s. S. 121). An den Fühlern der Synaptiden entdeckte Semper (238) bei tropischen Synapta-Arten vom Blutringe herkommende Gefässe in deren bindegewebiger Wandschicht. Genaueres theilte Hamann (93) über das Verhalten dieser Gefässe bei Synapta digitata mit. Er fand an der nach der Körperaxe gerichteten Seite eines jeden Fühlerkanals ein geräumiges, sich bis zum Kalkringe erstreckendes Blutgefäss. Dasselbe drängt die Längsmuskellage des Fühlerkanals, welche sonst durch eine dieke Bindegewebsschicht von der Ringmuskellage und dem inneren *) Danielssen und Koren bilden auf ihrer Taf. X, Fig. 6 u. 7 Querschnitte durch die Radien ab, in welchen an der Stelle, an welcher das Radialgefäss nach Analogie mit den Aspido- und Dendrochiroten zu suchen ist, eine dunkle, körnige Masse eingezeichnet ist. Weder in der Tafelerklärtung noch im Texte findet sich eine Erläuterung dieser Masse, die mir nichts anderes als der geronnene Inhalt des Radialgefässes zu sein scheint. Ebenso scheint mir die Anschwellung gedeutet werden zu müssen, welche Thcel auf seiner Taf. XLII, Fig. 1 in der Membran zeichnet, welche das „Neuralgefäss‘ (das ist unser Pseudohämalkanal) vom Wassergefäss trennt. 206 Seewalzen. Epithel (s. S. 123) getrennt ist, unter Schwund jener beiden Schichten bis dicht an das innere Epithel; in Folge dessen ist im Bereiche des Blutgefässes die ganze Zusammensetzung der Fühlerkanal-Wand so ge- ändert, dass auf das äussere Epithel sofort das (doch wohl auch hier von einer dünnen Bindegewebslage umhüllte) Blutgefäss und dann weiter nach innen die Längsmuskulatur und schliesslich das innere Epithel folgen. Da, wo die Blutgefässe der Fühler aus dem Blutgefässringe entspringen, sind sie erheblich verengt. Ob die Fühler und Füssehen der übrigen Seewalzen feine Blutgefässe besitzen, welche etwa von den radialen Blutgefässen abzweigen und die Fübler- und Füsschenkanäle des Wassergefässsystemes begleiten, bedarf noch der Untersuchung. Eigens darauf gerichtete Beobachtungen liegen nicht vor. Allenfalls könnte man die von Jourdan (114) in den Füblern entdeckte und schon S. 99 erwähnte Lacune als ein Blutgefäss deuten; aber ich bin der Ansicht, dass es sich dabei um einen Pseudohämalraum handelt, auf den ich bei Betrachtung der Leibeshöhle zurückkommen werde. Derselbe Forscher erwähnt auch des Vorkommens zahlreicher Lacunen in der Bindegewebsschicht der Füsschen-Endscheibe von Holo- thuria impatiens; möglicherweise handelt es sich dabei um echte Blutgefässe, vielleicht aber auch wiederum um Pseudohämalräume. Ueber eine Versorgung des Steinkanales durch Blutgefässe finden sich in der ganzen Litteratur nur zwei kurze Notizen, die eine von Semper (238), die andere von Danielssen und Koren (50). Semper gibt an, dass es ihm so geschienen habe, als seien Blutgefässe in der Wand des Steinkanales vorhanden, wenigstens fänden sich oft dieselben braunen Körnehenzüge, welche er in den Gefässen des Blutgefässringes antraf. Danielssen und Koren dagegen geben einfach an, dass bei ihrem Trochostoma thomsonii der Blutring Gefässe an den Steinkanal entsende. Ebenso dürftig sind die Beobachtungen in Betreff von Gefässen, die vom Blutringe zur Poli’schen Blase gehen. Tiedemann (273) sah dergleichen bei Holothuria tubulosa und das Gleiche erwähnen Danielssen und Koren (50) von Trochostoma thomsonü. Dass auch auf die Speiseröhre Zweige des Blutringes abgehen, bemerkte ebenfalls bereits Tiedemann (273), womit die Befunde von Danielssen und Koren (50) an Trochostoma thomsonii, Kolga hyalina und Irpa abyssicola übereinstimmen. Bei Trochostoma und Irpa bilden die Gefässe des Schlundes ein Netzwerk und sind der inneren Binde- gewebsschicht der Speiseröhre eingelagert. Im Gegensatze dazu fand Hamann (91 u. 93) bei Cucumaria planei und C. eucumis nicht in der inneren, sondern in der äusseren Bindegewebsschicht der Speiseröhre ein Netzwerk von Gefässen (vergl. S. 155). Blutgefässsystem. 207 5. Das ventrale Dünndarmgefäss und sein Quergefäss. Das ventrale (antimesenteriale), von Bohadsch (30) entdeckte Dünn- darmgefäss, Tiedemann’s (273) Darmarterie (XI, 1, 2), ist der bei allen Seewalzen am deutlichsten ausgeprägte Theil des Blutgetässsystemes *), wenn es auch bei einzelnen Gruppen, so insbesondere bei den Aspido- chiroten, von dem dorsalen Dünndarmgefässe an Mächtigkeit übertroffen wird. Es verläuft der Länge nach an allen drei Schenkeln des Dünn- darms. Entweder liegt es dem Darm dicht an oder es rückt, z. B. bei Synapta beselü Jäg. und anderen grossen Arten, etwas davon ab, entsendet dann aber eine Menge kurzer Querzweige, welche die Verbindung mit dem Darme herstellen und sich auf diesem angekommen nochmals zur Bildung eines Längsgefässes verbinden können; letzteres wird alsdann als das anliegende, jenes aber als das freie ventrale Dünndarmgefäss bezeichnet. In dem mittleren Theile seines Verlaufes lässt es nicht selten eine allmähliche Zunahme seines Querdurchmessers erkennen. Sein vorderes Ende setzt sich häufig, z. B. bei den Elasipoden, ohne weiteres in das ventrale Magengefäss fort; in diesen Fällen ist keine Sonderung eines Magengefässes eingetreten; dieses bildet vielmehr mit dem Dünndarmgefäss ein ununterbrochenes Darmgefäss, welches sich vorn mit dem Blutgefässringe in Verbindung setzt oder aber schon vor- her in der Magengegend fein ausläuft, ohne dass es bis zu dem Blutringe verfolgt werden konnte, so z. B. bei Synapta digitata nach Joh. Müller (183) und Baur (10). In anderen Fällen aber kann man immerhin nach dem Vorgange Semper’s ein ventrales Dünndarmgefäss von einem ventralen Magengefäss unterscheiden. Jenes endigt alsdann an der Grenze von Magen und Dünndarm in dem dort befindlichen sehr feinen Gefässgeflecht der Dünndarmwand, aus welchem weiter nach vorn das ventrale Magen- gefäss seinen Ursprung nimmt. Es sind namentlich die Aspido-, aber auch manche Dendrochiroten und Molpadiiden (z. B. Trochostoma thomsonüü nach Danielssen und Koren), welche dieses Verhalten zeigen, An seinem hinteren Ende läuft das ventrale Dünndarmgefäss spitz aus oder verliert sich in dem Gefässgeflecht der Darmwand. Die genaue Stelle dieser hinteren Endigung unterliegt manchen Schwankungen, scheint sich aber meistens im hinteren Bezirk des dritten Darmschenkels zu befinden oder selbst bis auf den Enddarm (nach Danielssen und Koren bei Trochostoma thomsonü, nach Th&el bei den Elasipoden **) zu reichen. In Betreff des feineren Baues des ventralen Dünndarmgefässes hat sich aus Hamann’s (91 u. 93) Untersuchungen ergeben, dass das- *, Was Quoy und Gaimard (211) bei Stichopus ananas (Jäg.) als eine Raphe am Darme beschreiben, ist offenbar nichts anderes als das ventrale Dünndarmgefäss. **) Vergl, auch die Anmerkung auf S. 211. 208 Seewalzen. selbe mitunter, z. B. bei Cucumaria planei, durch bindegewebige Scheide- wände in mehrere dicht nebeneinanderlaufende Gefässe getheilt sein kann und so auch seinerseits die plexusartige Beschaffenheit des ganzen Blut- sefässsystemes zum Ausdrucke bringt. Häufiger aber, z. B. bei Holothuria tubulosa, Cucumaria eucumis, Synapta digitata, stellt es ein einziges ein- heitliches Gefäss dar, welches deshalb auch ohne grosse Schwierigkeit injieirt werden kann; doch gelingen die Injektionen auch in jenem anderen Falle bei Cucumaria planei. Die Wand des ventralen Dünndarmgefässes hat bei Holothuria tubulosa nach Hamann (93) eine Dicke von 13 —42 u und besteht aus einer Bindegewebsschicht, welche nach aussen von einer Muskellage und einem wimpernden Epithel (Cölomepithel) überkleidet ist. In derselben Weise fand der genannte Forscher die Gefässwandung auch bei Cucumaria planeci, eucumis und Synapta digitata zusammengesetzt und bestätigte dadurch in der Hauptsache die älteren Beobachtungen von Semper an tropischen Seewalzen und von The&el an Elasipoden *), Indessen gehen diese Beobachtungen doch in zwei Punkten auseinander. Was nämlich zunächst die Muskellage betrifft, so gibt Hamann nur längsverlaufende (selten auch etwas schief verlaufende) Fasern an, während Semper und Theel nur Ringfasern antrafen. Ferner erwähnen Theel und Semper einen inneren Epithelbelag, welchen Hamann ausdrücklich in Abrede stellt. Dieser Gegensatz findet wohl dadurch seine Erklärung, dass die Bindegewebszellen, wie Hamann bei Synapta digitata beobachtete, sich an der inneren Oberfläche der Bindegewebsschicht nach Art eines Endothels anordnen können, oder auch Zellen, welche der Blutflüssigkeit angehören, sich beim Gerinnen derselben schichtenweise der Wand an- lagern (vergl. auch S. 201—202). Ueberall, wo das ventrale Dünndarmgefäss dem Dünndarme dicht anliegt, gehen seine eben erwähnten Wandschichten in die entsprechenden Sehichten der Darmwand über, insbesondere setzt sich die Bindegewebs- schieht in die innere Bindegewebsschicht der letztern fort, mit der sie auch in ihrem histologischen Baue vollständig übereinstimmt. Aus diesem innigen Zusammenhange der Gefässwandung mit der Darmwandung leitet Hamann (93) die Behauptung ab, es sei das ventrale sowie auch das sich ähnlich verhaltende dorsale Darmgefäss eine „Aussackung“ der Darm- wand. Diese Bezeichnung dünkt mir niebt nur überflüssig, da nichts thatsächlich Neues damit angegeben wird, sondern auch missverständlich und ohne genügende Begründung. Missverständlich deshalb, weil man sich nach der gewöhnlichen Anwendung des Wortes Aussackung darunter eine Ausstülpung vorzustellen pflegt, deren Lumen mit dem Lumen des- jenigen Organes zusammenhängt oder -hing, von dessen Wand die „Aus- sackung“ ausging. Hamann meint das aber offenbar nicht, sondern will nur sagen, dass die Bindegewebsschicht der Darmwand sich in der Richtung einer Längslinie verdickt und dann innere Höhlungen in Gestalt *) Die Muskelschicht war auch schon von Selenka (229) bemerkt worden, Blutgefässsystem. 209 der Gefässe bekommen habe. Aber auch so, wenn man statt Aus- sackung etwa Auswuchs der Darmwand sagt, fehlt es an jedem Beweise - dafür, dass der Bildungsvorgang der Darmgefässe in Wirklichkeit der von Hamann angenommene ist. Fast ausnahmslos besitzt das ventrale Dünndarmgefäss die Eigen- thümlichkeit, dass es eine grosse Anastomose bildet, welehe dadurch zu Stande kommt, dass von seinem dem ersten Darmschenkel angehörigen Abschnitte sich quer oder schief zur Längsachse des Körpers ein Gefäss frei durch die Leibeshöhle nach dem zweiten Darmschenkel hinüberspannt und in dessen ventrales Gefäss wieder einmündet. Dieses zuerst von Bohadsch (50) gesehene Quergefäss (XI, 1), wie wir die Anastomose nennen wollen, scheint nach den vorliegenden Angaben nur bei einer einzigen Synaptidenart, Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor. (50), ganz zu fehlen*). Bei anderen Synaptiden ist es bald ganz einfach, z. B. bei Ankyroderma affine Dan. u. Kor. und Chiridota pellucida M. Sars, oder es entspringt oder mündet mit zwei oder mehreren Wurzeln, bez. Gabelästen, 2.B. bei Ankyroderma jeffreysü Dan. u. Kor., Chiridota typica Sel. Letzteres ist auch bei vielen Arten anderer Familien der Fall, z. B. Kolga hyalina Dan. u. Kor. (50) unter den Elasipoden, bei Haplodactyla pellucida Semper (238) unter den Molpadiiden**), bei Psolus fabrieii (Düb. u. Kor.) [nach Kingsley (117)], Orcula linaconotus (Br.) unter den Dendrochiroten und unter den Aspidochiroten bei Holothuria tubulosa nach Tiedemann (273) (XI, 2), EZ. argus (Jäg.) nach Jäger (110), H. atra Jäg., pulchella Sel., aethiops Br., marmorata (Jäg.), vagabunda Sel., sordida Br., Stichopus ananas (Jäg.); doch kommt es auch bei Aspidochiroten, z. B. bei Holothuria poli Delle Chiaje, vor, dass das Quergefäss einfach entspringt und ein- fach mündet. Nicht selten besteht aber die Querverbindung des ventralen Dünndarmgefässes nicht nur an ihrer Wurzel, bez. Mündung, sondern in ihrer ganzen Ausdehnung aus mehreren Gefässen, die dann häufig unter sich wieder durch schiefe Verbindungsäste zu einem unregelmässigen, weitmaschigen Netz verbunden sind, manchmal aber von einander ge- sondert bleiben. Solche mehrfache oder netzförmige Quergefässe besitzen z. B. Deima validum und Oneirophanta mutabilis nach Theel (266), Trochostoma thomsonii Dan. u. Kor. und Tr. arcticum (v. Marenz.) nach Danielssen und Koren (50), Tr. boreale (Sars) nach Sars (222), Colo- chirus quadrangularis (Less.) nach Semper (238), Phyllophorus mollis (Sel.), Cucumaria planei (Br.), ©. nigricans Sel., ©. miniata (Br.), Mülleria lecanora Jäg. und Stichopus chloronotus Br. Von der Regel, dass die Querverbindung des ventralen Dünndarm- gefässes zwischen dem ersten und dem zweiten Darmschenkel stattfindet, *) Wie sich die mit annähernd geradem Darme versehenen Synaptiden (vergl. S. 157—160) hinsichtlich des Quergefässes verhalten, bedarf noch der genaueren Untersuchung. **, In Semper's Tafelerklärung zu seiner Tafel X, Fig. 1, welche die Darmblutgefässe dieser Art darstellt, ist das ventrale Darmgefäss durch ein Versehen als das dorsale und um- gekehrt das dorsale als das ventrale bezeichnet. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 14 210 Seewalzen. gibt es nur seltene Ausnahmen, die vielleicht alle nur individueller Natur sind. So beobachtet man mitunter, dass das Quergefäss statt an den „weiten Darmschenkel etwas weiter nach vorn an die vordere (= zweite) Darmbiegung herantritt. Bei einem Exemplare von Holothuria poli Delle Cbiaje sah ich ferner das vom ersten Darmschenkel kommende Quer- gefäss zum dritten Darmschenkel ziehen, während es bei mehreren auderen Exemplaren in ganz normaler Weise zum zweiten Darmschenkel ging. Noch abweichender ist das Verhalten, welches Danielssen und Koren (50) von einer Kolya hyalina abbilden, bei welcher das Quergefäss statt zwischen dem ersten und zweiten sich zwischen dem zweiten und dritten Darmschenkel ausspannt. Falls die Querverbindung ein netzförmiges, weitmaschiges Gefäss- geflecht darstellt, z. B. bei Phyllophorus mollis (Sel.), so zeigt sich besonders deurlich, dass die linke Kieme das Bestreben hat, dorsal von diesem Ge- flecht ihre Stellung einzunehmen; doch tritt sie hier und dort mit ihren Verästelungen durch die Maschen des Geflechtes hindurch, so dass eine lose Umflechtung der linken Kieme seitens der ventralen Quergefässe zu- stande kommt, wie wir eine solche, allerdings von den dorsalen Quer- gefässen ausgehend, im nächsten Abschnitte bei den Aspidochiroten in viel stärkerer Entwicklung antreffen werden. 6. Das dorsale Dünndarmgefäss und das dorsale Gefässnetz (Wundernetz). Ebenso wie das ventrale, so kommt auch das dorsale oder mesente- riale Dünndarmgefäss (XI, 1, 2) bei allen Seewalzen ohne Ausnahme vor. Wie jenes folgt es in seinem Verlaufe den drei Darmschenkeln und liegt ebenso wie jenes entweder dem Darme dicht an, z. B. bei kleinen Synapta- und Chiridota-Arten, oder rückt mehr oder weniger weit davon ab. Im letzteren Falle, z. B. bei grösseren Synaptiden, bei den Aspido- chiroten, vielen Dendrochiroten und manchen Molpadiiden, bleibt es aber stets durch zahlreiche kurze Queräste mit dem Darme in Zusammenhang und bildet dann seinerseits nur das längsverlaufende Randgefäss (—= freies Rückengefäss Semper) eines den Darm an seiner mesenterialen Seite begleitenden Gefässnetzes, dessen Quergefässe sich auf dem Darme selbst zu einem zweiten, dem anliegenden Längsgefässe (= an- liegendes Rückengefäss Semper) sammeln können. Dieses Gefässnetz bildet in seiner Gesammtheit eine von den offenen Maschen des Netzes gitterförmig durchbrochene Wand, welche mit dem einen Rande an dem Darm befestigt ist, im übrigen aber frei in die Leibeshöhle vorspringt und deshalb auch als das freie Rückengeflecht des Dünndarmes bezeichnet wird. Da die Gefässe dieses Rückengeflechtes durch eine rasche Verzweigung des Randgefässes entstehen und sich nach kurzem oder längerem Verlaufe wieder zu dem anliegenden Längsgefässe ver- Blutgefässsystem. 211 einigen können, so lässt sich das ganze Rückengeflecht auch als ein Wundernetz bezeichnen — eine Benennung, die bei den Aspido- chiroten noch grössere Berechtigung erhält durch das Verhalten der- jenigen Abschnitte des Geflechtes, welche die Aeste des linken Kiemen- baumes umspinnen. Semper (238) hat auf eine besondere Eigenthümlichkeit in der Lage des dorsalen Dünndarmgefässes und Gefässgeflechtes aufmerksam gemacht, welche darin besteht, dass dasselbe niemals genau mit der Insertion des Mesenteriums zusammenfällt, sondern immer nach derselben Seite, näm- lich nach links am dorsalen Mesenterium, davon abweicht. Durch Nach- untersuchung an Holothuria poli Delle Chiaje und M. atra Jäg. habe ich mich von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugt. Das dorsale Dünn- darmgefäss und sein Geflecht liegen immer an derselben Seite des Mesenteriums; diese Seite ist am dorsalen Mesenterium die linke, wird aber am linken Mesenterium in Folge der ersten Darmbiegung zur rechten, um dann mit der zweiten Darmbiegung wieder zur linken zu werden. Wie sich dieses regelmässige Lageverhältniss zum Mesenterium erklärt, ist eine Frage, die ihrer entwicklungsgeschichtlichen Aufklärung noch entgegensieht. An seinem vorderen Ende setzt sich das dorsale Dünndarmgefäss bis an die hintere Magengrenze fort und endigt bier, z. B. bei Aspidochiroten nach Semper (238), bei Irpa abyssicola und Trochostoma thomsonii nach Danielssen und Koren (50), in einem feinen Geflechte, aus welchem weiter nach vorn das dorsale Magengefäss (s. S. 215) seinen Ursprung nimmt, oder es reicht, falls ein besonderes dorsales Magengefäss nicht abgegrenzt ist, als dorsales Darmgefäss bis zu dem Blutringe, z. B. bei Kolga hyalına nach Danielssenund Koren (50). Bei Synapta digitata wird sich diese Verbindung mit dem Blutringe wohl auch noch nach- weisen lassen, da Joh. Müller (185) und Baur (10) das dorsale Darm- gefäss bis zum Vorderende des Mesenteriums verfolgen konnten. Nach der Längsmitte zu zeigt das dorsale Dünndarmgefäss bald eine deutliche, stärkere Diekenzunahme, bald nur eine leichte Anschwellung. Nach hinten erstreckt es sich im Grossen und Ganzen ebenso weit wie das ventrale, mit dem es durch das in der Darmwand befindliche Gefäss- netz (s. 5.216) in engster Verbindung steht. Bei Kolga hyalina und Irpa abyssicola sahen Danielssen und Koren (50) es bis an und bei Trocho- Stoma thomsonii bis auf den Enddarm reichen *). Auch Tiedemann (273) beobachtete, dass seine Endverästelungen sich bei Holothuria tubulosa auf dem Enddarme (Kloake) ausbreiten. Dagegen konnte sich Semper (238) an tropischen Aspidochiroten nicht mit Bestimmtheit davon überzeugen, obschon es schon wegen der später zu erwähnenden Bluträume in der *) Ob das dorsale und vielleicht auch das ventrale Darmgefäss in Verbindung stehen mit dem grösseren Hohlraum, den The&el (266, p. 132—133) in der Wand der Analregion des Enddarmes von Oneirophanta und Deima beschreibt, bedarf einer genaueren Feststellung. 14° 219 Seewalzen. Wand der Kiemen wahrscheinlich ist, dass der Enddarm sei es nun vom dorsalen oder ventralen Dünndarmgefässe her mit Getässen ver- sorgt wird. In seinem feineren Baue stimmt das dorsale Dünndarmgefäss im Grossen und Ganzen mit dem ventralen überein. Bei Cucumaria planei fand Hamann (91) den geflechtartigen Bau im dorsalen Dünndarmgefäss noch deutlicher ausgesprochen als im ventralen, während er (93) bei Holothuria tubulosa, Cucumaria eucumis und Synapta digitata feststellen konnte, dass das dorsale Dünndarmgetäss nur aus einem einzigen Kanale gebildet ist. Ein Unterschied im Bau des anliegenden Längsgefässes von dem Randgefässe scheint nicht vorhanden zu sein. Die histologische Zusammensetzung der Gefässwandung ist dieselbe wie beim ventralen Dünndarmgefäss. Auch bezüglich der Muskelfasern widersprechen sich die vorliegenden Angaben in ähnlicher Weise wie dort. Semper (238) und Jourdan (114) sprechen nur von Ringmuskelfasern, während Graber (72) und Teuscher (261) Ringfasern und Längsfasern unter- scheiden, dagegen Job. Müller (185) und Hamann (93) nur Längs- fasern erwähnen und auch ich bei Stichopus japonicus nur Längsfasern sehe. Da wo sich das dorsale Dünndarmgefäss dicht an den Darm an- lagert und mit demselben fest verbindet, geht seine Muskelfaserlage ebenso wie die des ventralen Gefässes in die der Darmwand über. In ähnlicher Weise wie das ventrale Dünndarmgefäss eine vom ersten zum zweiten Darmschenkel sich hinüberspannende Queranastomose (Ss. S. 209) besitzt, so kann an dem dorsalen Dünndarmgefäss eine Quer- verbindung in Gestalt eines einfachen Gerässes zur Ausbildung ge- langen. Im Ganzen ist aber das Auftreten dieser einfachen dorsalen Querverbindung nicht so allgemein verbreitet wie das der ventralen Queranastomose und bis jetzt nur in wenigen Fällen genauer bekannt. So erwähnte schon Baur (10), dass bei jungen Individuen von Synapta digitata das dorsale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels einen Ast abgibt, welcher frei zum Anfange des dritten Darmschenkels zieht um dort wieder in das dorsale Gefäss zu münden. Ferner beobachteten Danielssen und Koren (50) bei Kolga hyalina sowie The&el (266) bei Deima validum, dass sich ein Gefäss, welches einfach oder mit mehreren Wurzeln aus dem dorsalen Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels entspringt, zu demselben Gefässe des zweiten Darmschenkels hinüber- spannt. Statt dieser einfachen Querverbindung tritt bei den Aspidochiroten, aber auch manchen Dendrochiroten (z. B. Psolus-, Orcula- und Phyllo- phorus-Arten) und Molpadiiden (z. B. Caudina arenata) eine besonders reiche Entwicklung des oben schon besprochenen freien Rücken- seflechtes des Dünndarmes, des sog. Wundernetzes, auf. Dasselbe wird am ersten Darmschenkel, an der ersten Darmbiegung, am zweiten Darmschenkel und oft auch noch an der zweiten Darmbiegung breiter und breiter, sodass es wie ein gitterförmiger Vorhang dem Darme anhängt Blutgefässsystem. 213 und insbesondere im Bereiche des zweiten Darmschenkels feinere und namentlich viel zahlreichere Maschen bildet. Nur am ersten Darmschenkel findet sich dieses Wundernetz entwickelt z. B. bei Phyllophorus mollis (Sel.); auf den Bezirk der ersten Darmbiegung ist es z. B. beschränkt bei Caudina arenata (Gould); es zieht sich weiter am zweiten Darm- schenkel in mächtiger Ausbildung hinauf bei den meisten Aspidochiroten, z. B. Holothuria tubulosa (Gmel.), atra Jäg., aethiops Br., Stichopus ananas (Jäg.), chloronotos Br. oder setzt sich auch noch z. B. bei Holothuria poli Delle Chiaje auf die zweite Darmbiegung und den Anfang des dritten Darmschenkels fort. Das Randgefäss dieses verbreiterten Wundernetzes, soweit es am ersten Darmschenkel und der ersten Darmbiegung verläuft, wurde von Tiedemann (273) als Darmvene bezeichnet. Der Fortsetzung dieses Randgefässes am zweiten Darmschenkel (und gegebenen Falles auch an der zweiten Darmbiegung und dem Beginne des dritten Darm- schenkels) gab er den Namen der Lungenarterie. Ferner bezeichnete er ein längs verlaufendes Sammelgefäss (XI, 2), welches häufig im Wunder- netze des zweiten Darmschenkels in der Nähe des Darmes auftritt und seinerseits wieder durch quere Aeste mit dem anliegenden dorsalen Dünn- darmgefäss in Verbindung steht, als Lungenvene. Wie wir aber im Kapitel Physiologie sehen werden, ist kein ausreichender Grund zu dieser Tiedemann’schen Namengebung, insbesondere nicht zu den Bezeich- nungen Lungenarterie und Lungenvene vorhanden. Zwischen dem Randgefäss des Wundernetzes am ersten Darmschenkel und dem des zweiten Darmschenkels kann auch noch eine kürzere Ver- bindung durch Ausbildung einer Queranastomose (XI, 2) auftreten, welche Tiedemann bei Holothuria tubulosa den Stamm der Darmvene nannte. Diese Queranastomose erinnert an die einfache Querverbindung, welche wir oben am dorsalen Dünndarmgefäss der Elasipodengattungen Kolga und Deima kennen gelernt haben. Bei diesen Elasipoden kann man in dieser Queranastomose entweder den Anlauf oder das Rudiment der bei den Aspidochiroten so hoch entwickelten Verhältnisse des dorsalen Dünn- darmgefässgeflechtes erkennen. Manche Autoren, z.B. Semper, beschränken den Terminus Wunder- netz auf den Theil des freien Rückengeflechtes, welcher den zweiten Darmschenkel begleitet, und wenden ibn auch hier erst dann an, wenn die vom Randgefäss in das Geflecht eintretenden Quergefässe sich jedes für sich nochmals in ein Bündel von Gefässen auflösen. Am anderen, dem Darme zugekehrten Ende eines jeden derartigen Bündels treten die Gefässe des Bündels wieder zu einem Gefässe zusammen, welches mit benachbarten anastomosirend sich in die oben erwähnte Tiedemann’sche „Lungenvene“ ergiesst, die wir das Collateralgefäss (XI, 2) nennen wollen; Beispiele dafür bieten Holothuria tubulosa (Gmel.), atra Jäg., marmorata (Jäg.), sordida Br. u. a. Jedes derartige Gefässbündel stellt dann für sich betrachtet ein Wundernetz im Kleinen dar und es besteht alsdann das ganze Wundernetz des zweiten Darmschenkels aus einer 214 Seewalzen. beträchtlichen Anzahl solcher untergeordneten kleinen Wundernetze (XI, 1,2). Da aber schon bei Aspidochiroten alle möglichen Uebergänge von der eben betrachteten Form des Wundernetzes zu anderen Fällen hinüber- führen, in welchen jene untergeordneten kleinen Wundernetze nicht auf- treten (z. B. bei Holothuria aethiops Br.), und da ferner von da aus wieder Uebergänge zu Fällen führen, in welchen der Aufbau des freien Rückengeflechtes am zweiten Darmschenkel sich in nichts unter- scheidet von dem am ersten Darmschenkel, so scheint es mir rich- tiger, das freie Rückengefäss überhaupt als ein Wundergefäss zu bezeichnen, wenn man überhaupt diesen Ausdruck hier zur Anwendung bringen will. Bei den Aspidochiroten (über andere Familien liegen in dieser Hin- sicht keine Mittheilungen vor) zeichnet sich das Wundernetz namentlich am zweiten Darmschenkel oft durch eine lebhafte, bräunliche, grünliche, gelbe oder röthliche Färbung aus, welche ihren Sitz in dem äusseren Epithel hat. Auch kommt es vor, z. B. bei Mülleria lecanora Jäg.*), dass die untergeordneten Gefässbündel, welche den linken Kiemenbaum umspinnen, kleine blattartige Lappen darstellen, welche in ihrem Aus- sehen an drüsige Gebilde erinnern. Das äussere Epithel der Wundernetzgefässe am zweiten Darmschenkel ist bei den Aspidochiroten nach Semper (238) besonders bemerkenswerth durch den grossen Reichthum an Schleimzellen, welche das vorhin erwähnte Pigment enthalten und sich sehr leicht ablösen. Teusceher (261) beschreibt diese Zellen bei Holothuria tubulosa als schlauchförmig und feinkörnig und Jourdan (114) vergleicht sie bei Holothuria impatiens mit den keulenförmigen Zellen, welche bei Cucumaria auf den männlichen Genitalschläuchen (s. S. 190) vorkommen. Für die im Kapitel Physiologie zu erörternde Funktion des Blut- sefässsystemes und der Kiemenbäume ist die Frage von besonderer Be- deutung, ob die Gefässe des Wundernetzes den linken Kiemen- baum nur lose umspinnen oder eine feste anatomische Verbindung mit demselben eingehen? Welche Ansicht darüber Tiedemann ge- wonnen hatte, lässt sich aus seiner Darstellung nicht erkennen. Erst Joh. Müller (184 u. 185) nahm eine bestimmte Stellung zu der Frage ein, indem er sich dahin entschied, dass es sich nur um eine „äusserliche Umstrickung“ handle, bei welcher die Gerässe der Kieme selbst fremd bleiben. Diese Auffassung wurde durch Semper (238) bestritten und dafür die entgegengesetzte Lehre aufgestellt, dass die Gefässe des Wunder- netzes in die Wand des linken Kiemenbaumes eindringen. Sieht man sich aber nach seinem Beweise dafür um, so findet man nur die Beobach- tung, dass bei Haplodactyla pellucida Semp. eine feste Verbindung der Wundernetzgefässe mit der Kiemenwand vorkommt, aber eine Verbindung, *, Nach Mertens (154) und Semper (238). Blutgefässsystem. 215 die nach Semper’s eigener Darstellung vielleicht nur durch eine An- löthung beider Organe vermittelst ihrer biadegewebigen Wandungen zu Stande kommt; einen unzweifelhaften Eintritt der Wundernetzgefässe in die Kiemenwand hat Semper an diesen Anlöthungsstellen nicht wahrzu- nehmen vermocht. Auch bei Aspidochiroten hat Semper danach gesucht, aber niemals überzeugende Bilder erhalten. Später hat Teuscher (261) an Holothuria tubulosa und Caudina arenata die Semper’sche Ansicht geprüft, ohne sie bestätigen zu können. Ebenso ist es auch mir an Holo- thuria atra und poli ergangen, so dass ich auch meinerseits an der Auf- fassung von Joh. Müller festhalten muss, dass die Wundernetzgefässe nirgends in die Wand der Kieme eintreten und es sich immer nur um eine mehr oder weniger dichte, aber stets lose äusserliche Umstriekung der Kieme durch die Wundernetzgefässe handelt. Anders liegt die Sache hinsichtlich der auch schon von Joh. Müller (185) aufgeworfenen Frage, ob die Kiemen nicht auf einem anderen Wege mit Blutgefässen versorgt werden? Wie wir schon bei Betrachtung des feineren Baues der Kiemenwand (S. 172) erfuhren, hat Semper zwischen ihrer äusseren Bindegewebsschicht und der Ringmuskellage oder auch zwischen dieser und der Längsmuskellage Bluträume beobachtet. Die- selben überziehen die ganzen Kiemenbäume bis in ihre letzten Veräste- lungen und bilden ein so engmaschiges Netz, dass sie fast zu einem einzigen grossen Blutraume (Lungensinus Semper) zusammenfliessen, der aber von zahlreichen Fasersträngen durchsetzt ist, welche sich von der inneren zur äusseren Wand des Blutraumes hinüberspannen und nach Semper muskulöser Natur sind. Er stellte das Vorkommen dieser Blut- räume in der Kiemenwand sowohl bei Aspido- als bei Dendrochiroten und Molpadiiden fest und vermuthete, dass dieselben am Stamme der Kiemenbäume mit den Dünndarmgefässen in Zusammenhang stehen. Ob diese Vermuthung, wie ich glaube, den Thatsachen entspricht, bedarf noch der Untersuchung; überhaupt sind die von Semper beschriebenen Blut- gefässe in der Kiemenwand seitdem nicht wieder Gegenstand besonderer Beobachtungen gewesen. Vom dorsalen Dünndarmgefässe scheinen bei einzelnen Arten auch Aeste abzugehen, welche in das Mesenterium eintreten; doch sind die betreffenden Angaben bis jetzt nur sehr dürftigee Nach Leydig (142) kommen bei Synapta digitata feine Mesenterialgefässe vor, die aber von späteren Forschern, z. B. Joh. Müller (183) und Semper (238), nicht wiedergefunden worden sind; wie denn auch schon Jäger (110) hervorhob, dass er vergeblich nach Mesenterialgefässen gesucht habe. Dagegen erwähnen Danielssen und Koren (50) sowohl bei Trocho- stoma thomsonü als auch bei Kolga hyalina und Irpa abyssicola be- sondere Gefässe, welche vom dorsalen Darmgefäss in das Mesenterium abzweigen. 216 Seewalzen, 7. Das Gefässnetz in der Wand des Dünndarms. Das Gefässnetz, welches sich in der Dünndarmwandung ausbreitet und einen engen Zusammenhang zwischen dem ventralen und dorsalen Darmgefäss vermittelt, wurde zuerst von Tiedemann (273) bei Holo- thuria tubulosa beobachtet. Ganz richtig verlegte er dasselbe nach innen von der Muskulatur der Darmwand, also in diejenige Schicht, welche wir jetzt (s. S. 151—152) als die innere Bindegewebsschicht des Darmes bezeichnen. Quatrefages (110) und Baur (10)*) suchten zwar ver- geblich sich von der Anwesenheit des von Tiedemann beschrie- benen Gefässnetzes in der Darmwand der Synapten zu überzeugen. Selenka (229) aber gelang es, dasselbe bei Holothuria atra Jäg. und anderen Arten wiederzufinden, wenn er auch zu der irrthüm- lichen Meinung kam, dass es zwischen den beiden Muskelfaser- lagen der Darmwand seine Lage habe. Semper (238) dagegen konnte auch in diesem Punkte Tiedemann bestätigen und die erste genauere Schilderung der Lagerung bei den Aspidochiroten geben, Dem- nach befindet sich das Blutgefässnetz hier in der äusseren faserigen Lage der inneren Bindegewebsschicht. Je nach den Arten und den verschiedenen Bezirken des Dünndarms zeigt das Netz eine grosse Mannigfaltigkeit seiner Gestaltung. Gewöhnlich besteht es aus grösseren Kanälen, welche bald weite, bald enge Maschen umgreifen und in diese wiederum blinde, einfache oder gelappte Aussackungen entsenden (XI, 1). Am ventralen und dorsalen Darmgefässe stellen sich die einmündenden (bez. abgehenden) grösseren Kanäle des Netzes in der Regel quer zur Längsrichtung jener beiden Hauptgefässe, während sie im übrigen Bereiche der Darmwand keinerlei besondere Regel in ihrer Anordnung erkennen lassen. In der Folgezeit stellten Danielssen und Koren (50) das Vor. kommen eines ähnlichen Gefässnetzes auch in der Darmwand der Molpa- diiden (Trochostoma thomsoniü) und Elasipoden (Kolga hyalina und Irpa abyssicola) fest; auch hier liegt dasselbe in der inneren Bindegewebs- schieht und zwar (Trochostoma thomsoni) in der äusseren Lage derselben. Zu dem gleichen Ergebnisse kam The&el (266) bei anderen Elasipoden (Oneirophanta mutabilis), sowie Jourdan (114) bei Holothuria tubulosa; nur unterscheidet sich Jourdan’s Befund insofern von den Angaben Semper’s, als er das Gefässnetz nicht in der äusseren, sondern in der innersten (zelligen) Lage der inneren Bindegewebsschicht antraf. In grösstem Gegensatze zu den Beobachtungen der eben genannten Forscher stellte Hamann (91) im Anfange seiner Echinodermenstudien das Vorkommen des in Rede stehenden Gefässnetzes sowolıl bei Holo- thuria tubulosa als auch bei Cucumaria planci und cucumis vollständig in *) Doch hatte schon vor Baur M. Sars (222) bestätigende Beobachtungen bei seiner Chiridota pellucida mitgetheilt. Blutgefässsystem. 217 Abrede; aber schon ein Jahr später (93) überzeugten ihn seine fortgesetzten Untersuchungen an diesen Arten sowie an Synapta digitata von dem that- sächlichen Vorhandensein desselben. Er beschrieb dasselbe nunmehr ganz übereinstimmend mit den älteren Angaben, leider aber ohne dem Antheile gerecht zu werden, den die früheren Forscher an der Aufklärung der hier vorliegenden Thatsachen haben; insbesondere gilt das mit Bezug auf Semper, dessen Ergebnisse von Hamann, soweit er derselben überhaupt erwähnt, in eine entstellende Beleuchtung gerückt werden. *) Am Anfange des Dünndarmes fand Semper das Gefässnetz bei den Aspidochiroten viel feiner ausgebildet als sonst; es besteht hier aus äusserst dünnen, reichverästelten und sehr enge Maschen bildenden Ge- fässen, welche die Endverzweigungen des ventralen und dorsalen Dünn- darmgefässes darstellen. Die histologische Untersuchung des in der Darmwand gelegenen Gefässnetzes lehrt, dass dasselbe besonderer eigener Wandungen entbehrt und eigentlich nur ein System von zusammenhängenden Lücken in dem Bindegewebe darstellt. Die Lücken sind weder von besonderen Muskel- fasern begleitet, noch besitzen sie einen inneren Epithelbelag. Im Anschlusse an das Gefässnetz in der Wand des Dünndarms ist auch noch einmal auf die sog. Darmkiemen zurückzukommen, deren Vorkommen und Formverhältnisse wir schon bei Betrachtung des Dünn- darms (s. 5. 146) kennen gelernt haben. Nach Semper (238) zeichnen sie sich dadurch aus, dass das Blutgefässnetz der Darmwand in ihre bindegewebige Grundlage eindringt und daselbst ein so aussergewöhnlich engmaschiges Netz bildet, dass es den Eindruck macht, als umschliesse jede Querfalte der Darmkiemen einen einzigen, von senkrechten Faser- zügen durchsetzten Blutraum. Durch eine Nachuntersuchung an Stichopus japonicus Sel., welcher die Darmkiemen in schönster zweireibiger Ent- wicklung besitzt, Konnte ich mich von der Richtigkeit dieser Sem per’schen Angaben überzeugen. Die Zweifel, welche Hamann (91 u. 95) daran ausspricht, beruhen einmal darauf, dass er keine der von Selenka und Semper untersuchten Formen geprüft hat, dann aber auch darauf, dass er diesen beiden Forschern ganz mit Unrecht die Meinung unterschiebt, es lägen die Blutgefässe nicht im Bindegewebe, sondern im Epithel- überzuge der Darmkiemenfalten. 8. Das ventrale und dorsale Magengefäss mit dem Gefässnetz in der Magenwand. Semper (238) hat auf die Sonderung der Blutgefässe des Magens von denen des Dünndarmes grossen Nachdruck gelegt, jedoch wohl nicht ganz mit Recht, denn selbst bei den Aspidochiroten, auf welche seine *) Die Angaben von Theel und Jourdan werden überhaupt nicht erwähnt 218 Seewalzen. Beobachtungen sich zunächst beziehen, kommt der Gegensatz zwischen dem Magen- und dem Dünndarm-Gefässsystem doch nur darauf hinaus, dass das in der Magenwand befindliche Gefässnetz keine unmittelbare Fortsetzung des Gefässnetzes in der Dünndarmwand ist, während der ventrale und dorsale Hauptstamm der Magengefässe sich als vordere Ver- längerungen der beiden Hauptgefässe des Dünndarmes darstellen. Bei anderen Familien ist eine Trennung der Magengefässe von denen des Dünndarmes noch viel weniger durchführbar. Das ventrale Magengefäss ist entweder die unmittelbare Ver- längerung des ventralen Dünndarmgefässes oder es entspringt (bei den Aspidochiroten) aus dessen vorderstem Ende mit einer Anzahl feiner, kurzer Wurzeln und behält dann auch in seinem weiteren Verlaufe den schon in seinem Ursprunge ausgesprochenen geflechtartigen Bau. Im letzteren Falle bildet es in seiner Gesammtheit eine ventrale Kante am Magen, die sich zu einer hohen, schmalen Längsleiste erheben kann, in der man oft wieder ein grösseres Längsgefäss und feinere Nebengefässe zu unterscheiden vermag. Vorne setzt sich das ventrale Magengefäss (bez. -geflecht) mit dem Ringgeflecht in Verbindung. Bei Holothuria tubulosa fand Hamann (93) die Wand des ventralen Magengefässes 98 u stark, also erheblich dicker als die des ventralen Darmgefässes. Das dorsale Magengefäss*) steht in ähnlichen Beziehungen zu dem dorsalen Dünndarmgefäss. Bei Aspidochiroten, z. B. bei Stichopus variegatus Semp., nimmt es mit zahlreichen Wurzeln seinen Ursprung aus dem Geflechte des dorsalen Darmgefässes und stellt auch seinerseits ein Geflecht von Gefässen dar, welches sich ebenso wie jenes an der linken Seite des dorsalen Mesenteriums befindet, in Gestalt eines Längsseptums vorspringt und am freien Rande dieses Septums wieder ein stärkeres Randgefäss erkennen lässt. Bei anderen Holothurien, bei denen auch das Rückengefäss(geflecht) des Dünndarmes weniger entwickelt ist, stellt das dorsale Magengefäss die einfache Verlängerung des einfachen Dünn- darm-Rückengefässes dar, wobei es aber auch wieder einen geflecht- artigen Bau annehmen kann, wie z. B. bei Cucumaria cucumis nach Hamann (93). Die Verbindung des dorsalen Magengefässes (bez. -geflechtes) mit dem Ringgeflecht findet dicht an der Stelle statt, wo der dorsale Steinkanal sich an den Ringkanal des Wassergefässsystems ansetzt, Von beiden Magengefässen (bez. -geflechten) gehen zahlreiche Aeste ab in die Wand des Magens, wo sie durch weitere Verzweigung und Anastomosenbildung ein ähnliches Gefässnetz bilden, wie wir es in der Wand des Dünndarmes kennen gelernt haben. Bei Stichopus variegatus fand Semper die Maschen dieses Netzes weiter und mehr in die Länge *) Bei Semper (238) in der Erklärung zu seiner Tafel XXXIL als Schlundrückengefäss bezeichnet. Blutgefässsystem. 219 gestreckt als in der Dünndarmwand, auch treten in dieselben (wenigstens an der dorsalen Seite des Magens) keine blinden Ausbuchtungen der Gefässe ein. Am hinteren Ende des Magens hört dies Gefässnetz auf, ohne sich mit dem vorderen Ende des Gefässnetzes der Dünndarmwand zu verbinden; beide Netze bleiben hier durch einen schmalen Zwischen- raum gesondert und stehen also nur mittelbar durch die Hauptgefässe des Magens und Dünndarmes in Zusammenhang. Semper deutet die Meinung an, dass das Magengefässnetz nur von Nebenästen des dorsalen Magengefässes geliefert werde; das ventrale Magengefäss entsende zwar auch Aeste an den Magen, die aber dort angekommen blind zu endigen scheinen. Indessen hat Semper selbst diese Ansicht nur mit zweifelnder Zurückhaltung vorgebracht, und da spätere Forscher, z. B. Danielssen und Koren (50) an Trochostoma thomsonü, nichts Derartiges über das Magengefässnetz berichten, so dürfen wir wohl einstweilen mit Danielssen und Koren (50) annehmen, dass wie am Dünndarm so auch am Magen sich auch Aeste des ventralen Gefässes an der Bildung des Netzes bethei- ligen; doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch Hamann (93) bei Holothuria tubulosa eine „Communication“ des ventralen Magengefässes „mit der Darmwandung in Gestalt von Lücken“ als nicht vorhanden bezeichnet. Bezüglich der Lage, welche das Gefässnetz im Inneren der Magen- wand einnimmt, gibt Hamann (93) an, dass sich dasselbe bei Cucu- maria cucumis im Gegensatze zum Gefässnetz der Dünndarmwand und in Uebereinstimmung mit dem Verhalten der Blutgefässe in der Speise- röhre (s. S. 206) nieht in der inneren, sondern in der äusseren Binde- gewebsschicht (s. S. 154) befindet, wäbrend Jourdan (114) dasselbe bei Holothuria tubulosa auch in der Magenwand in der inneren Bindegewebs- schicht antrat. 9. Die Genitalgefässe. Dass der Blutgefässring bei Holothuria tubulosa (Gmel.) einen Ast zu den Geschlechtsorganen entsendet, war schon Tiedemann (273) bekannt. Joh. Müller (184) stellte fest, dass dieses Genitalgefäss auch bei anderen Arten nicht fehlt, und beobachtete insbesondere, dass es bei (ucumaria planci (Br.) und ©. frondosa (Gunn.) einen geflechtartigen Bau hat. Trotz- dem blieb Selenka (229), als er dasselbe Gebilde bei den von ihm untersuchten Seewalzen wahrnahm, über seine Bedeutung im Unklaren und beschrieb es als einen gelben, einige mm breiten „Strich“, welcher den Genitalgang begleite. Und selbst noch neuerdings, nachdem die Angaben von Semper (238), Theel (263 u. 266), Danielssen und Koren (50) und Hamann (91 u. 95) keinen Zweifel an der wahren Natur dieses „Striches“ lassen konnten, haben Vogt und Yung (284) seine Zugehörigkeit zum Blutgefässsystem verkannt und ibm dafür 220 Seewalzen. den Namen des „problematischen Kanales‘“ (bei Cucumaria planci) beigelegt. *) Durch die Beobachtungen der vorhin genannten Forscher ist das Vorkommen des Genitalgefässes festgestellt bei den Elasipoden, Molpa- diiden, Aspido- und Dendrochiroten. Noch nicht nachgewiesen ist das- selbe bei den Synaptiden; doch zweifle ich nicht, dass darauf gerichtete Untersuchungen ein positives Ergebniss haben werden. In der Regel scheint es sich bei dem Genitalgefäss wiederum nicht um ein einfaches Gefäss, sondern um ein strangförmiges Gefässgeflecht zu bandeln, wie das schon Joh. Müller bei Cucumarien angegeben hat. Entweder ent- springt das Genitalgefäss (bez. -gefässgeflecht) unmittelbar aus dem Blut- gefässringe oder es zweigt erst von dem vom Blutgefässringe herıkommenden dorsalen Magengefäss ab; jenes ist z. B. der Fall bei den Elasipoden, bei Cueumaria planei (Br.), Phyllophorus mollis (Sel.), Holothuria tubulosa u. a., dieses bei Stichopus variegatus Semp., Trochostoma thomsoniü u. a. In seinem Verlaufe bleibt das Genitalgefäss dem dorsalen Mesenterium ein- oder dicht angelagert und zieht zwischen dem Darmrohr und dem Genitalgang bald gerade, bald geschlängelt zur Geschlechtsbasis. Nach Hamann (91) entsendet es bei Oucumaria cucumis während seines Ver- laufes Nebenäste, welche in die Bindegewebsschicht des Genitalganges eindringen. An der Geschlechtsbasis angekommen löst sich das Genital- gefäss in Aeste auf, welche die einzelnen Genitalschläuche versorgen. Wie Semper entdeckte, liegen diese Aeste in der Bindegewebsschicht der Genitalschläuche (vergl. S. 191) und stellen hier entweder ein zu- sammenhängendes Netz dar, welches an das Gefässnetz in der Wand des Darmes erinnert und sich z. B. bei Holothuria tubulosa (nach Hamann) und H. vagabunda Sel. (nach Semper) vorfindet, oder aber sie bilden einen einzigen, den ganzen Genitalschlauch umfassenden Hohlraum, z. B. bei Stichopus variegatus (nach Semper) und Cucumaria cucumis (nach Hamann). Auch Vogt und Yung bemerkten die Lacunen in der Binde- gewebsschicht der Genitalschläuche bei Cucumaria planci, bringen sie aber nicht in Beziehung zum Blutgefässsystem. (Ueber vermuthungsweise von mir als Blutgefässe gedeutete Räume in der Genitalpapille von Laetmogone wyville-thomsoni vergl. S. 195). 10. Inhalt des Blutgefässsystemes. Das Blut lässt in Aussehen und Zusammensetzung eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der Inhaltsflüssigkeit des Wassergefässsystemes (s. $. 136 bis 135) erkennen. Die klare Durchsichtigkeit, die es im Leben besitzt, *) Vogt und Yung scheinen den „problematischen Kanal“ besonders deshalb für ein rätlıselhaftes, vielleicht rudimentäres Organ zu halten, weil sie sich glauben überzeugt zu haben, dass er an beiden Enden blindgeschlossen sei. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Wie Querschnittsserien lehren, steht der „problematische Kanal“ sowohl mit dem Blutgefäss- ringe als auch mit den Gefässen in den Genitalschläuchen in offener Verbindung. Blutgefässsystem. 221 ist an Weingeistpräparaten durch Gerinnung des starken Eiweissgehaltes milchig getrübt. Die Menge dieser gerinnungsfähigen Substanz scheint durchgängig im Blute eine verhältnissmässig grössere zu sein als in der Wassergefässflüssigkeit. Bei den meisten Arten (z. B. Synapta digitata, Oucumaria planei) ist die Blutflüssigkeit ebenso wie die stets un- gefärbten Blutzellen vollständig farblos; doch kennen wir auch mehrere Arten mit gefärbter Blutflüssigkeit; so ist sie bei Holothwria tubulosa hell- braun oder gelblich nach Tiedemann (273) und Hamann (93), hoch- gelb bei Synapta beselii nach Semper (238) und nach demselben Forscher bräunlich bei Holothuria impatiens, dagegen rosenroth bei Colochirus tuber- culosus und quadrangularis. In der Blutflüssigkeit schwimmen dieselben beiden Sorten von Zellen, die wir in der Wassergefässtflüssigkeit an- trafen, also erstens verästelte amöboide Zellen und zweitens sog. Wander- zellen. Jene sind viel zahlreicher als diese, bewegen sich aber weniger lebhaft; ihre dünnen, pseudopodienartigen Ausläufer zeichnen sich durch starke Verästelung aus; ihr helles homogenes Plasma entbehrt jeglicher körnchen- oder bläschenförmigen Einlagerung und umschliesst einen bei Holothuria tubulosa, Cucumaria cueumis und Synapta digitata 5—4 u grossen runden Kern, während die ganzen Zellen einen Durchmesser von 7—8 u baben. Bei anderen Arten sind diese Zellen bald grösser, bald kleiner; so messen sie bei Synapta beselii 12, bei Stichopus variegatus 6 u. Semper und Hamann haben sie als die eigentlichen Blutzellen (Blutkörperchen) bezeichnet*). Die Wanderzellen dagegen, welche Semper (233) unter der Bezeichnung ‚Schleimzellen“ und später Hamann (9) als „Plasmawanderzellen“ beschrieb**), bewegen sich zwar lebhafter, aber ohne dabei feine Fortsätze auszusenden und in ihrem Plasma bemerkt man ausser dem runden Kern entweder eine feine Granulirung oder zahl- reiche kleine Bläschen (vergl. auch in Betreff der Wanderzellen S. 34); ihre Grösse stimmt im Allgemeinen mit derjenigen der eigentlichen Blut- zellen überein, doch kommen bei den Aspidochiroten und Dendrochiroten hier wie in der Haut (s. S. 34) auch mehr als doppelt so grosse vor. Hamann (93) äussert die Vermuthung, dass die Blutzellen und Wander- zellen nur verschiedene Entwicklungszustände derselben Gebilde dar- stellen. Derselben Ansicht scheint auch Jourdan (114) zu sein, nach dessen Beobachtungen die Wanderzellen schliesslich ihren Kern verlieren und dann nur noch Haufen von gelblich aussehenden Körnchen (Bläschen) darstellen. Auch nichtzellige Elemente fehlen in der Blutflüssigkeit nicht; denn Semper (238) und Graber (72) fanden in dem Lumen der Ge- fässe des Wundernetzes, der grossen Darmgefässe und des Blutringes *) Sie wurden zuerst von Leydig (142) bei Synapta digitata und von Schneider (227) bei Holothuria tubulosa, später auch von Baur (10), Semper (238), Jourdan (114) und Hamann (93) beobachtet. ”") Zuerst erwähnte sie Schneider (227) von Holothuria tubulosa. 222 Secwalzen. grosse Mengen eines gelb oder braun gefärbten körnigen „Secretes‘ (Semper), welches uns an ähnliche Vorkommnisse in der Wassergefäss- flüssigkeit (s. S. 137) erinnert und vielleicht aus den vorhin erwähnten Resten der Wanderzellen hervorgeht. 1l. Ueber den angeblichen Zusammenhang des Blut- sefässsystemes mit dem Wassergefässsystem. Der Ansicht Cuvier’s (46), dass die Blut- und Wassergefässe ein einziges zusammenhängendes Kanalsystem darstellen, wurde von Tiede- mann (273) widersprochen. Vergeblich versuchte er vom Wassergefäss- system aus die Blutgefässe oder umgekehrt jenes von diesen aus zu injieiren und konnte auch durch unmittelbare anatomische Untersuchung keinerlei Verbindung beider Systeme auffinden. Seine Injeetionsergebnisse sind auch heute noch höchst beachtenswerth, da sie durch ein sehr vor- sichtiges Injieiren durch den gelinden Druck einer fallenden Quecksilber- säule, nicht mit der Handspritze, gewonnen wurden. Joh. Müller (185) vermehrte die Kraft der Gründe, welche Tiedemann gegen einen un- mittelbaren offenen Zusammenhang beider Kanalsysteme vorgehracht hatte, durch den Hinweis auf die verschiedene Beschaffenheit ihrer Innenwand, die in den Wassergefässen bewimpert ist, in den Blutgefässen jedoch der Wimperung völlig entbehrt; dazu kommt, dass, wie wir früher sahen, die Blut- gefässe überhaupt keinen inneren Epithelbelag besitzen. Auch Semper (238) hat trotz aller darauf gerichteten Bemühungen nichts Sicheres über eine Verbindung der Blutgefässe mit den Wassergefässen ermitteln können*). Bei diesem Stande der Sache kann es nicht ins Gewicht fallen, dass Delle Chiaje (38), Milne-Edwards (171 u. **) und Williams ***) den Standpunkt Cuvier’s festhielten ohne ihn durch ausschlaggebende Beobachtungen als richtig zu erweisen. Semper hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass bei Delle Chiaje und Williams Miss- verständnisse und Verwechselungen, bei Milne-Edwards aber eine ganz einseitige Auffassung die Veranlassung zu ihrer Stellung in dieser Frage gewesen sind. Kovalewsky (121) ist ebenfalls der Meinung, Blut- und Wassergefässe stünden in Zusammenhang, weil dieselben Zellen in der Flüssigkeit beider angetroffen werden, und auch Semper hält es aus demselben Grunde immerhin für wahrscheinlich, dass irgend ein Zusammen- hang beider Systeme vorhanden sein müsse. Dieser Zusammenhang braucht aber meines Erachtens keineswegs die Gestalt einer offenen, un- mittelbaren Gefässverbindung zu haben; der Zusammenhang könnte auch durch feine Gewebslücken oder durch die Leibeshöhle (s. d.) vermittelt *) Auf den bei dieser Gelegenheit von ihm vermutheten Zusammenhang der Blutgefässe mit der Leibeshöhle wird erst später einzugehen sein (s. Kapitel Leibeshöhle). **) Lecons sur la physiologie et l’anatomie compar6e etc. T. III. Paris 1858. ***, Philosoph. Transact. London 1852. Wimperorgane der Synaptiden. 223 werden; auch könnte sich die Uebereinstimmung der Blutzellen mit den Wassergefässzellen aus einer gemeinschaftlichen Herkunft derselben, sowie aus der selbständigen Bewegungsfähigkeit beider Elemente erklären. Neuerdings wiederholen sowohl Jourdan (114) als auch Vogt und Yung (284) die Ansicht von der Identität des Blut- und Wassergefäss- systemes; ersterer ohne irgendwelche Gründe anzuführen, letztere mit Berufung 1) auf Injektionsergebnisse, 2) auf die Gleichartigkeit der in beiden Systemen befindlichen Flüssigkeit. Was die Injektionen anbelangt, so liessen Vogt und Yung dieselben von der Hand eines Dritten her- stellen und geben uns in ihren Mittheilungen weder die Möglichkeit an die Hand zu prüfen, ob die Injektionen mit den gerade hier besonders nötbigen Vorsichtsmaassregeln vorgenommen worden sind, noch haben sie sich selbst durch nachträgliche Schnittserien die Gewissheit verschafft, dass bei der Injektion des Blutgefässsystemes von der Poli’schen Blase aus nirgends Zerreissungen eingetreten waren. Was ferner die behauptete Uebereinstimmung der Inhaltsflüssigkeit, nicht nur der Inhaltszellen, be- trifft, so besteht dieselbe durchaus nicht in dem Maasse. Die Blutflüssig- keit (s. S.221) ist reicher an gerinnungsfähigen Substanzen und oft auch anders gefärbt als Wassergefässflüssigkeit (s. S. 136). Es fehlt demnach jetzt wie früher an einem zwingenden Beweise für eine offene unmittelbare Verbindung des Blutgefässsystemes mit dem Wassergefässsysteme. Solange dieser Beweis nicht erbracht ist, kann es nur Verwirrung anrichten, die beiden durch die Beschaffenheit ihrer Wandung und ihrer Inhaltsflüssigkeit verschiedenen Gefässsysteme als eine anatomische Einheit zu behandeln. XIII Wimperorgane der Synaptiden. Die Synaptiden besitzen in der Leibeshöhle und zwar in der Regel in Verbindung mit den Mesenterien zahlreiche, eigenthümliche Wimper- organe, welche bei keiner anderen Seewalzen-Familie vorkommen und deshalb mit Recht von Semper (238) in die Diagnose der Synaptiden aufgenommen worden sind, worin ihm Lampert (134) und Theel (267) gefolgt sind. Sie werden bald als Wimperbecher oder Wimpertrichter, bald als pantoffel- oder füllhornförmige Wimperorgane bezeichnet. Am besten bekannt sind sie bei den Gattungen Chiridota, Synapta und Anapta; weniger gut sind wir über ihr Vorkommen und ihren Bau bei den übrigen Synaptiden-Gattungen unterrichtet. Ihre Entdeckung verdanken wir Mertens (33 u. 154), der sie bei Chiridota rufescens Br. und Ch. discolor Eschsch. beobachtete. Für Ch. dis- color bestätigte und ergänzte Grube (83) den Mertens’schen Befund, während Joh. Müller (182 u. 183) und Leydig (142) die Ersten waren, welche auch in der Gattung Synapta das Vorkommen der Wimperorgane 224 Seewalzen. nachwiesen und in deren feineren Bau einzudringen versuchten. M. Sars (222) beschrieb sie bei Chiridota laevis (Fabr.) und Baur (10) wieder- holte im Wesentlichen die Angaben von Joh. Müller in Betreff der Synapta digitata. Alsdann nahm Semper (235) an tropischen Synaptiden eine neue Untersuchung der Wimperorgane vor, an welche sich neuer- dings eingehende Beobachtungen von Semon (235 u. 236) an mittel- meerischen Arten anschlossen. Auch Sluiter (241 u. 242), Duncan und Sladen (56) und ich (153 u. 160) machten einzelne Angaben über die Wimperorgane verschiedener Chiridota-, Synapta- und Anapta-Arten, wäh- rend sich über die Wimperorgane von Myriotrochus (= Oligotrochus) und Acanthotrochus bei M. Sars (120) und Danielssen und Koren (50) einige Notizen *) finden. In ihrem Vorkommen, ihrer Anordnung und Vertheilung unterliegen die Wimperorgane manchen Verschiedenheiten, die sich wohl noch vermehren werden, wenn erst noch eine grössere Zahl von Arten darauf untersucht sein wird. Denn im Vergleiche zur Zahl der bekannten Synaptidenarten überhaupt ist es bis jetzt nur eine ziemlich beschränkte Anzahl, bei denen die Wimperorgane genauer studirt worden sind **). Nur einer einzigen Art, nämlich der Chiridota violacea Peters, sind die Wimperorgane mit Bestimmtheit abgesprochen worden; doch dürfte Semper ganz im Rechte sein, wenn er dieser von Joh. Müller (184) herrührenden Angabe einigen Zweifel entgegensetzt. In den meisten Fällen sind die Wimperorgane auf die Mesenterien beschränkt. Nur selten breiten sie sich weiter aus, indem sie nur zum Theile auf den Mesenterien stehen, zum anderen Theile aber auf die Leibeswand übertreten. Ein solches Uebertreten wird angegeben von Synapta digitata (Mont.)***), hispida Heller, similis Semp., Chiridota rigida Semp. und Anapta gracilis Semp. Falls sich die Wimperorgane wie gewöhnlich nur an den Mesenterien finden, treten sie meistens an allen drei Mesenterien auf, so z. B. bei Synapta reticulata, recta, nigra Semp., . *) Da die genannten skandinavischen Forscher die Gebilde, welche sie bei Myriotrochus und Acanthotrochus als Wimperorgane der Leibeshöhle erwähnen, wegen Ungunst des Mate- riales nur höchst unvollständig untersuchen konnten, so lassen wir dieselben im Folgenden ganz unberücksichtigt. **) Die Art und Weise, wie Lampert (134) in seinen Diagnose der Synaptidenarten die Wimperorgane berücksichtigt, leidet an grosser Inconsequenz. Während er sie bei keiner einzigen Synapta-Art erwähnt, nimmt er sie bei Anapta gracilis Semp. und einzelnen Chiri- dota-Arten in die Beschreibung auf, lässt sie aber wieder bei anderen C'hiridota-Arten, bei denen sie gleichfalls bekannt sind, aus der Beschreibung weg. ###) Bei dieser Art gibt Joh. Müller (183) des Näheren an, dass die auf die Leibes- wand übergetretenen Wimperorgane sich in zwei dicht gedrängten Zügen in zwei Interradial- feldern anordnen. Ich kann dem hinzufügen, dass es sich dabei um den mittleren und den linken dorsalen Interradius, also um die Interradien der zwei ersten Darmschenkel handelt. Es wäre von Interesse, auch die anderen oben genannten Arten darauf zu prüfen, ob auch bei ihnen das Uebertreten der Wimperorgane auf die Körperwand sich auf ganz bestimmte Inter- radien beschränkt, Wimperorgane der Synaptiden. 225 kefersteinü Sel., Chiridota rufescens Br., dubia, incongrua Semp., discolor Eschsch., Anapta gracilis Semp. und subtilis Sluit. Bei Synapta nigra Semp. werden sie am dorsalen Mesenterium bereits seltener und fehlen dort ganz bei Synapta benedeni Ludw., wo sie auch am linken Mesenterium sparsam sind, dagegen das rechte Mesenterium in grosser Zahl besetzen. Umgekehrt ist es bei Chiridota rotifera (Pourt.) und pisanii Ludw. gerade das rechte Mesenterium, dem die Wimperorgane fehlen, während sie am linken und am dorsalen Mesenterium vorkommen. An den Mesenterien sind die Wimperorgane in der Regel so an- gebracht, dass sie in einem mehr oder weniger unregelmässigen, einfachen oder doppelten Streifen der Inseıtionslinie folgen, mit welcher sich das Mesenterium an die Leibeswand befestigt. Seltener, z. B. bei Chiridota panaensis Semp., besetzen die Wimperorgane das Mesenterium in breiterer Ausdehnung und reichen dann bis an die Verbindung des Mesenteriums mit dem Darme. Entweder stehen die Wimperorgane in ziemlich’ gleichen Abständen von einander oder sie treten zu zwei, drei und mehr zu kleinen Gruppen zusammen, bleiben aber auch dann insofern gesondert, als ein jedes seine eigene Befestigung an das Mesenterium, bez. die Leibeswand, be- sitzt. In anderen Fällen aber sind eine Anzahl von Wimperorganen enger mit einander verbunden, indem sie einem gemeinschaftlichen Stamm auf- sitzen, der seinerseits dem Mesenterium, bez. der Leibeswand aufgepflanzt ist; auf diese Weise entstehen bäumchenförmige Gruppen, die man als Wimperbäumchen bezeichnen kann. Gesonderte Wimperorgane be- sitzen beispielsweise Amapta subtilis Sluit., gracilis Semp., Synapta digitata (Mont.), inhaerens (O. F. Müll.), benedeni, orsinii Ludw., molesta, reticulata, recta, nigra Semp., Chiridota rotifera (Pourt.), pisanüü Ludw. Bald einzeln, bald in Gruppen stehen die gesonderten Wimperorgane z. B. bei Synapta hispida Hell. und Chiridota laevis (Fabr.), fast immer in Gruppen bei Synapta kefersteinii Sel. und Chiridota discolor Eschsch. Aus diesen Bei- spielen geht hervor, dass es auch Chiridota-Arten mit gesonderten Wimper- organen gibt. Dagegen besitzen andere Chiridota-Arten, z. B. Ch. rufescens Br., panaensis, vitiensis, dubia und incongrua Semp.*), echte Wimper- bäumchen, welche bis jetzt ausserhalb der Gattung Chiridota noch nirgends angetroffen worden sind. Trotzdem ist dieses Auftreten der Wimperbäumchen nichts Unvermitteltes, denn es kommt manchmal auch bei Synapten, z.B. bei Synapta digitata nach Joh. Müller (183) vor, dass die Stiele von zwei oder mehreren Wimperorganen am Mesenterium durch eine gemein- schaftliche Wurzel verbunden sind. Bei Chiridota dubia und incongrua *) Bezüglich des Vorkommens gesonderter oder bäumchenförmiger Wimperorgane bei Chiridota rigida Semp. stehen die Angaben Semper’s in Widerspruch zu einander. Das eine Mal (238, S. 35) sagt er, dass die Wimperorgane dieser Art dem Mesenterium ge- sondert aufsitzen, das andere Mal (238, S. 19) lässt er sie zu 4—6 an einem gemein- schaftlichen Stiele befestigt sein. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 15 226 Seewalzen. Semp. kommt neben der gewöhnlichen Form der Wimperbäumchen noch eine zweite Form derselben vor, bei welcher der gemeinschaftliche Stamm nicht stielförmig ist, sondern die Gestalt eines breiten länglichen Blattes hat, an dessen Rand die einzelnen Wimperorgane in mehrfacher Reihe befestigt sind*). Die gewöhnlichen Wimperbäumcehen haben bald eine ziemlich langgestreckte Gestalt, wie z. B. bei C'hiridota rufescens Br. (XI, 5) und bestehen dann aus einer .oft recht grossen Anzahl kleiner Wimper- organe, bald sind sie kürzer gestielt, gedrungener und aus einer geringeren Zahl verhältnissmässig grosser Wimperorgane gebildet, z. B. bei Chiridota vitiensis Semp. Die Grösse der einzelnen Wimperorgane schwankt selbst bei dem- selben Individuum etwas, beträgt aber durchschnittlich 0,05—0,4 mm. Bei Synapta retieulata Semp. sind die Wimperorgane 0,05 mm lang, bei 8. beseliü Jäg. 0,13 mm, bei S. similis Semp. 0,15 mm, bei 8. digitata (Mont.) 0,1—0,15 und darüber, bei Chiridota rigida Semp. 0,21 mm, bei Anapta graeilis Semp. 0,52—0,42 mm**). Die Wimperbäumchen der Chiridota rufescens Br. haben eine Länge von ungefähr 0,66 mm, während die einzelnen Wimperorgane dieser Bäumchen nur 0,075 mm lang sind. Bei Chiridota vitiensis Semp. dagegen sind die Bäumcehen nur 0,58 mm lang, bestehen aber aus 0,23 mm langen Wimperorganen. Die abweichend gestalteten Wimperbäumchen mit blattförmigem Stamme bei Chiridota dubia sind fast 1 mm lang. Die gewöhnliche Form, in welcher die Wimperorgane auftreten, stelit ein gestieltes, bilateralsymmetrisches Gebilde dar, welches von vorn oder hinten gesehen einen etwa birnförmigen Umriss hat (XII, 2, 5). Mertens bezeichnete die Organe in wenig zutreffender Weise als „Cylinder‘ oder „Bläschen“, während Joh. Müller den besseren Ver- gleich mit einem Pantoffel oder Füllhorn gebrauchte; andere Forscher verglichen sie mit einem Becher oder Trichter. Seitenansichten, sowie Ansichten auf das Stielende oder auf das freie Ende der Organe lehren, dass alle diese Vergleiche der Sachlage nicht ganz entsprechen. Es handelt sich nämlich um eine eigenthümlich gebogene, abgerundete Platte, welche eine vordere, im Ganzen concave und eine hintere, im Ganzen convexe Seite unterscheiden lässt. Am Stielende ist die Platte schmäler als am freien Ende und zugleich bis auf eine schmale, vordere, einem Ausguss ähnliche Spalte zusammengebogen; weiter nach dem freien Ende *) Auch hier widersprechen sich die Angaben Semper's insofern, als er die Wimper- bäumchen 'mit bhlattförmigem Stamme das eine Mal (238, S. 21) an das Mesenterium des zweiten absteigenden Darmschenkels, also an das rechte Mesenterium verlegt, das andere Mal aber (238, S. 35) sie ausschliesslich dem linken Mesenterium zuweist. *#) In Betreff der Grösse der Wimperorgane bei Anapta gracilis finden sich bei Semper abermals einander widersprechende Angaben. S. 18 seines Werkes (238) nennt er die Wimperorgane dieser Art „sehr klein“ und S. 35 sagt er von ihnen, dass sie „verhältniss- mässig sehr gross“ seien. Auch Sluiter (242) hebt bei seiner Anapta subtilis die ansehn- liche Grösse der Wimperorgane hervor. Wimperorgane der Synaptiden. 3937 zu wird die Platte breiter und ihre Seitentheile biegen sich am Rande etwas nach aussen und hinten. Die Platte besteht aus einem einschichtigen, wimpernden, ziemlich hohen Epithel, welches von einer dünnen Bindegewebslage getragen wird. Die Epithellage, welche wir als die eigentliche Wimperplatte bezeichnen können, bildet die concave innere Oberfläche des Organes sowie dessen freien Rand, während die convexe äussere Oberfläche von dem erwähnten Bindegewebe und dem dasselbe überkleidenden Cölomepithel dargestellt wird. Die Bindegewebslage und dieser äussere epitheliale Ueberzug derselben bilden die peritoneale Umhüllung und Stütze der Wimperplatte. Die Zellen der Wimperplatte (XII, 2, 4) tragen, wie schon Joh. Müller bemerkte, lange Wimpern, welche nach Leydig einwärts schlagen. Nach Semon scheint es, dass jede Zelle nur ein einziges Wimperhaar trägt. Die Zellen selbst wurden als solche zuerst von Leydig erkannt; Semon untersuchte sie näher und fand, dass sie bei Synapta digitata und inhaerens mässig lange, ziemlich dünne Cylinder- zellen sind mit verhältnissmässig grossem, langgezogenem Kerne, was ich für Chiridota rufescens Br. bestätigen kann. Nach Semon ist das wim- pernde Cylinderepithel im ganzen Bereiche der Wimperplatte gleich hoch, während Semper angibt, dass dasselbe an dem Stielende der Wimper- platte (im sog. Grunde des Trichters) fehle. Bei einer Untersuchung der Wimperorgane der Synapta orsinüi Ludw. gewann ich mitunter den Ein- druck, als wenn Semper mit dieser Angabe Recht habe; doch sah es an anderen Präparaten von derselben Art sowie auch von Chiridota rufescens so aus, als handle es sich in dieser Gegend nicht sowohl um ein vollständiges Fehlen als vielmehr nur um eine Abflachung des Wimperepithels. Die peritoneale Hülle (XII, 2, 4) ist eine unmittelbare Fort- setzung des Stieles und weiterhin durch dessen Vermittelung eine Fort- setzung des Mesenteriums oder da, wo die Wimperorgane an der Körper- wand ansitzen, eine Fortsetzung der peritonealen Bekleidung dieser letzteren. Joh. Müller und Leydig haben dieses Verhältniss bereits ganz richtig geschildert; sie bezeichnen die Peritonealhülle als eine glas- helle, homogene, mit einzelnen Kernen besetzte Membran. Mit diesen „einzelnen Kernen“ sind die Kerne der ganz platten Zellen des Cölom- epithels gemeint, welches die sehr dünne, hyaline Bindegewebswand über- kleidet. Nach Semon sind diese platten Zellen spindelförmig, ganz hell und mit einem länglichen Kerne ausgestattet. Die unter dem Cölomepithel gelegene, auch von Semper erwähnte, feine Bindegewebslage scheint Semon übersehen zu haben, während ich sie bei Synapta orsinii Ludw. und Chiridota rufescens Br. deutlich wahrnehme. Ein Punkt, der noch der genaueren Aufklärung bedarf, ist das Verhalten der Peritonealhülle am vorderen unteren (also dem Stiele zugekehrten) Bezirke der Wimperplatte, da wo die Wimperplatte den oben erwähnten, einem Ausguss ähnlichen 15* 298 Seewalzen. Ausschnitt zeigt; nach Semon scheint die Peritonealhülle geschlossen über diesen Ausschnitt binwegzugehen, während die Beobachtungen der übrigen Forscher uns darüber im Zweifel lassen. Der bald kürzere, bald längere Stiel der Wimperorgane besteht nach Semper aus hyalinem Bindegewebe, welches oberflächlich von den niedrigen Zellen des Cölomepithels überkleidet ist. Semon dagegen scheint der Ansicht zu sein, dass der Stiel in seiner ganzen Dicke ledig- lich aus spindelförmigen, platten Zellen zusammengesetzt sei. Bei Synapta orsinü Ludw., Chiridota rufescens Br. und Ch. pisani Ludw. sehe ich aber in Uebereinstimmung mit Semper mit der grössten Deutlichkeit, dass jene platten Zellen nur einen äusseren Ueberzug der glashellen, bindegewebigen Axe des Stieles darstellen. Die hyaline Beschaffenheit dieser Stielaxe, welche mit dem Bindegewebe des Mesenteriums in Ein- klang steht, macht es erklärlich, dass Leydig das Innere des Stieles als ein Gefäss deuten konnte. Schon Joh. Müller hat dieser Deutung widersprochen und ebenso konnten sich weder Semper noch Semon noch ieh selbst (153) von ihrer Richtigkeit überzeugen. Die Muskel- fasern des Mesenteriums setzen sich in die Stiele der Wimperorgane nicht fort. Dagegen stellte Semon für die an einem späteren Orte zu erörternde Function der Wimperorgane die bemerkenswerthe Thatsache fest, dass man häufig im Inneren des Stieles denselben Wanderzellen (Schleimzellen Semper’s, Plasmawanderzellen Hamann’s) begegnet, welche in fast allen bindegewebigen Theilen des Holothurienkörpers sowie auch im Blute und in der Flüssigkeit des Wassergefässsystemes auftreten. An der Wurzel des Stieles gehen seine beiden Schichten unmittelbar “über in die betreffenden Schichten des Mesenteriums. Sind die Wimperorgane zu Bäumchen verbunden, so verhalten sich ihre Einzelstiele ganz ebenso wie bei den gesonderten Wimperorganen. Der gemeinschaftliche Stamm der Bäumehen aber enthält nach Semper auch noch Muskel- und Bindegewebsfasern, welche aus dem Mesenterium in denselben eintreten. Schliesslich ist noch einmal auf den von der gebogenen Wimperplatte gebildeten Hohlraum zurückzukommen. Leydig beschrieb einen aus dem Grunde dieses Hohlraumes (,‚aus der Tiefe des Füllhornes‘) hervorragenden Haufen nicht flimmernder, rundlicher Zellen, die grösser als die Wimper- zellen sind und bei Synapta digitata manchmal dasselbe röthliche Pigment besitzen wie die Zellen des äusseren Darmepithels.. Semper dagegen zeigte, dass es sich bei diesem, oft ganz fehlenden und in der Grösse sehr wechselnden Zellenhaufen überhaupt nicht um einen Bestandtheil des Wimperorganes handelt, sondern dass derselbe aus Zellen der Leibes- höhlenflüssigkeit besteht, welche durch die Thätigkeit der Wimpern in das Wimperorgan hineingewirbelt worden sind. Semon bestätigte diesen Befund; er fand den betreffenden Zellenhaufen theils aus Wanderzellen, theils aus abgestossenen Epithelzellen der Leibeshöhle, sowie auch aus Zellen in verschiedenen Stadien des Zerfalles gebildet. Leibeshöhle. 229 Alle vorstehenden Angaben über den Bau bezogen sich zunächst auf die gewöhnliche Form der Wimperorgane. Bei Synapta digitata kommen nach Semon’s Entdeckung aber auch noch Wimperorgane von anderer Form vor, welche viel grösser sind, etwa 0,45 mm an Länge erreichen, also die gewöhnlichen Organe um mehr als das Dreifache an Grösse übertreffen und einem eingerollten Blatte ähnlich sehen (XII, 6); über ihren feineren Bau bemerkt Semon nur, dass derselbe keinerlei Unter- schied von dem der kleineren Organen erkennen lasse. XIV. Leibeshöhle. 1. Räume der Leibeshöhle. Die zwischen Körperwand und Darm befindliche Leibeshöhle stellt einen weiten, mit Flüssigkeit erfüllten und mit einem Epithel aus- gekleideten Raum vor. Nebenräume, welche mit diesem Hauptraume der Leibeshöhle in Zusammenhang stehen, sind erstens der stets vor- handene Schlundsinus, zweitens der nur bei Aspidochiroten bekannte Nebenschlundsinus und der in seinem Vorkommen ebenso beschränkte Geschlechtssinus, drittens vielleicht die Pseudohämalkanäle. a. Schlundsinus, Nebenschlundsinus, Geschlechtssinus. Den Schlundsinus haben wir schon bei einer früheren Gelegenheit (S. 161) als einen Raum kennen gelernt, welcher die Speiseröhre umgibt, nach innen von dieser, nach aussen von dem Kalkringe, den Radialkanälen (bezw. den Fühlerkanälen bei den Synaptiden) und dem Ringkanale des Wassergefässsystemes begrenzt ist und von den Aufhängesträngen der Speiseröhre durchsetzt wird. Falls die äussere Begrenzung des Schlund- sinus nur durch die eben genannten Theile zu Stande kommt, steht der- selbe durch die vorn von dem Kalkringe, hinten von dem Wassergefässringe begrenzten Zwischenräume der Radial-, bezw. Fühlerkanäle mit der Leibes- höhle in weitem Zusammenhange; dazu kommt, dass auch an seiner hinteren Begrenzung zwischen dem Wassergefässringe und dem Darm- rohre eine ringförmige Spalte vorhanden sein kann, welche durch die Aufhängestränge des Darmes nicht vollständig ausgefüllt wird und des- halb auch ihrerseits den Schlundsinus mit der allgemeinen Leibeshöhle in Verbindung setzt. In anderen Fällen ist diese Ringspalte durch Binde- gewebe oder durch eine feste Anlagerung des Wassergefässringes an den Darm ganz oder theilweise zum Verschluss gekommen (z. B. bei Stichopus variegatus Semp.). Die vorhin erwähnten Zwischenräume zwischen den Radial-, bezw. Fühlerkanälen stellen Löcher in der vom Kalkring, den Radial- bezw. Fühlerkanälen und dem Wassergefässring gebildeten Aussen- wand des Schlundkopfes dar, welche bald kurz, bald lang, bald schmal, bald breit sind. Auf diesem Zustande verharrt die Sache bei den meisten 230 Seewalzen. Dendrochiroten, den Molpadiiden, einzelnen Aspidochiroten (z. B. bei Mülleria manuritiana (Quoy u. Gaim.) nach Selenka (229)), einzelnen Synaptiden (z. B. bei Synapta dubia Semp.) und vielen Elasipoden (z. B. bei Arten der Gattungen Oneirophanta, Orphnurgus, Deima). Sonst aber verengern sich diese Löcher von ihrem Rande her durch die Ausbildung einer bald sehr dünnen, bald dicken, bindegewebigen Membran, welche mit der Bindegewebsschicht der Radial- bezw. Fühlerkanäle in Zusammen- hang steht und eine besondere Aussenwand des Schlundkopfes darstellt, welche gewissermaassen die Radial- bezw. Fühlerkanäle in sich auf- genommen hat. In der Regel werden die Löcher auf solche Weise nur verkleinert, aber nicht verschlossen und liegen dann entweder im vorderen oder im hinteren Theile der Membran. Vorn, also dieht hinter dem Kalk- ringe befinden sie sich z. B. bei manchen Synaptiden (z. B. bei Chiridota rigida (XII, 8), Oh. panaensis, Synapta glabra Semp.) und den meisten Aspidochiroten (VII, 11); hinten, unmittelbar vor dem Wassergefässring bei vielen Synaptiden (z. B. bei Synapta beselü (Jäg.), vittata (Forsk.), reticulata (XII, 7), nigra, recta Semp.) und einzelnen Dendrochiroten (z. B. bei Phyllophorus perspieillum (Sel.)). Seltener kommt es zu einem voll- ständigen oder fast vollständigen Verschluss der Löcher, so dass dann für den Schlundsinus nur noch die Ringspalte zwischen Wassergefässring und Darm für seine Verbindung mit der Leibeshöhle übrig bleibt; so ver- halten sich zahlreiche Elasipoden (z. B. Laetmogone wyville-thomsonit (VII, 9), Elpidia glacialis, Benthodytes sanguinolenta, Ilyodaemon maculatus, Kolga hyalina*)) und vielleicht auch einzelne Synaptiden (z. B. Chiridota laevis (Fabr.)). Nicht selten nimmt die Wand des Schlundsinus eine knorpel- artige Beschaffenheit an und wird dann als Knorpelring oder Knorpel- platte des Schlundkopfes bezeichnet. Durch den Besitz eines solchen „Knorpelringes“ sind namentlich diejenigen Synaptiden ausgezeichnet, bei welehen die Verbindungslöcher des Schlundsinus mit der Leibeshöhle dicht vor dem Wassergefässringe liegen (Beispiele s. oben); aber auch bei einer Dendrochiroten-Art, Phyllophorus perspieillum, findet sich dieselbe Einrichtung und tritt auch hier in Vereinigung mit derselben Lagerung der Verbindungslöcher auf. Auch Kalkeinlagerungen sollen in der Wand des Schlundsinus auf- treten können, Die einzige darauf bezügliche Angabe rührt von Selenka (229) her, welcher in der Schlundkopf-Wandung von Cucumaria frondosa (Gunn.) dicht verfilzte, vor dem eigentlichen Kalkringe gelegene Kalk- stäbchen beschreibt. Mir scheinen diese Gebilde wegen ihrer Lage nicht mehr zur eigentlichen, erst am hinteren Rande des Kalkringes beginnenden Sehlundsinus-Wand, sondern zum basalen Bezirke des Rüssels (s. S. 140) *) Von dieser Art behaupten zwar Danielssen und Koren (50) einen vollständigen Abschluss des Schlundsinus von der Leibeshöhle. Da aber ein solches Verhalten bis jetzt bei keiner einzigen anderen Seewalze bekannt ist und ein näherer Nachweis für die Richtig- keit ihrer Behauptung von den genannten Forschern nicht erbracht wird, so wird man der- selben wohl einigen Zweifel entgegensetzen dürfen, Leibeshöhle. 21 oder zur Mundscheibe zu gehören. Ueberdies sah schon Selenka diesen „zweiten Kalkring“ nicht bei allen Exemplaren in gleicher Deutlich- keit; Duncan und Sladen (56) vermissten ihn stets bei erwachsenen Thieren und konnten nur einmal bei einem kleinen Exemplare eine An- deutung davon an der Spitze der Interradialstücke des Kalkringes ent- decken; nach Lampert (134) kommt er dadurch zu Stande, dass die Vorderenden aller Stücke des Kalkringes durch Kalkfäden miteinander in Verbindung stehen. Eine grössere morphologische Bedeutung scheint demnach diesem „zweiten Kalkringe“ nicht zuzukommen. b. Als Geschlechtssinus bezeichnete Semper (238) einen Neben- raum der Leibeshöhle, dem er nur bei gewissen Aspidochiroten begegnete, so z. B. bei Stichopus variegatus Semp., Holothuria impatiens (Forsk.), Mülleria lecanora Jäg. u. a. Derselbe entsteht dadurch, dass sich hinter dem Blutgefässringe eine schmale, kanalförmige Verlängerung der Leibes- höhle in das dorsale Mesenterium einsenkt und daselbst zwischen Speise- röhre und Genitalgang bis zur Genitalbasis sich erstreckt. Bei den meisten, aber nicht bei allen Arten, welche einen Geschlechts- sinus besitzen (ausgenommen ist z. B. Mülleria lecanora), bemerkte Semper, dass sich der Schlundsinus auch noch hinter dem Wassergefäss- und Blutgefässringe eine Strecke weit auf dem Darme nach hinten verlängert. Er nannte diese Verlängerung den Nebenschlundsinus und schilderte denselben als „einen von zahlreichen radiären Fasern durchzogenen Hohl- raum, der ausser durch eine Reihe feiner, am Mesenterium liegender Oeffnungen mit einer Ringspalte dicht hinter der Halskrause (d. i. Blut- gefässring) in die Leibeshöhle mündet“; er reicht nach hinten nicht ganz so weit wie der Geschlechtssinus und steht auch an seinem Hinterende durch feine Oeffnungen mit der Leibeshöhle in Verbindung. Anhangsweise ist bei den eben besprochenen Nebenräumen der Leibeshöhle auch noch einer Einrichtung zu gedenken, welehe Danielssen und Koren (50) bei einer Elasipodenform erwähnen. Bei Kolga hyalina fanden sie in der Gegend des „Halskragens“, im mittleren dorsalen Inter- radius an der Innenseite der Körperwand einen Hohlraum, welcher durch zwei Paar länglicher, quergestellter Oeffnungen mit der Leibeshöhle zu- sammenhängt. Die Aussenwand dieses Hohlraumes wird von der Körper- wand gebildet, während die einem Diaphragma ähnliche Innenwand aus Bindegewebe und Muskelfasern, sowie einem wimpernden peritonealen Epithelüberzug zusammengesetzt ist. An den vier Oeffnungen ordnen sich die Muskelfasern kreisförmig zu je einem Schliessmuskel. Der Hohlraum selbst setzt sich an seiner Aussenwand durch sechs runde Oeffnungen in die Innenräume der sechs Papillen fort, aus deren Vereinigung der ganze Halskragen besteht. Nach dieser Darstellung würde es sich demnach bei den „Halskragen‘-Papillen der Kolga hyalina nicht um ambulaerale An- hänge, sondern lediglich um Aussackungen der Körperwand handeln. Nach den an anderen Elasipoden angestellten Beobachtungen von Theel (266) ist es aber sehr wahrscheinlich geworden, dass eine Nachunter- 232 Seewalzen. suchung der Kolga hyalina zu einer Berichtigung der Danielssen und Koren’schen Angaben in dem Sinne führen wird, dass die Innenräume jener Papillen nieht zur Leibeshöhle, sondern zum Wassergefässsystem gehören; alsdann würde der „Halskragen“ der Kolga hyalina dem bei anderen Elasipoden als Rückensegel (s. S. 111) bezeichneten Gebilde entsprechen. ec. Pseudohämalkanäle und Epineuralkanäle. Schon bei Be- trachtung der Radialgefässe des Blutgefässsystemes (s. $. 203 und 204) haben wir einen zwischen dem Radialnerven und dem radialen Blut- gefäss oder, wo dieses noch nicht nachgewiesen worden ist, zwischen dem Radialnerven und dem radialen Wassergefäss gelegenen Hohlraum kennen gelernt und als Pseudohämalkanal*) bezeichnet. Derselbe (VII, 15 e und Holzschnitt 13 auf S. 119 bei B**)) wurde nach einigen Andeutungen bei Joh. Müller***) und in den Abbildungen Semper’s (235)7) zuerst von Greeff (77) genauer beschrieben und als radiales Nervengefäss bezeichnet. Unter derselben Benennung schilderte Teuscher (261) den Pseudohämalkanal bei Cucumaria cucumis (Risso), plamei (Br.), Psolus sguamatus (Düb. u. Kor.), Holothuria tubulosa (Gmel.), Caudina arenata (Gould)}7). Danielssen und Koren (50) bildeten ihn ohne weitere Erläuterung ab in Querschnitten durch einen Radius von Trochostoma arcticum (v. Marenz.) und boreale (Sars). The&el (266) fand ihn auch bei Elasipoden, z. B. bei seiner Laetmogone wyville-thomsoni, und bezeichnete ihn ebenfalls als Neuralkanal; nach seinen Abbildungen kann derselbe mitunter fehlen, z. B. im mittleren ventralen Radius von Kolga nana Theel und in den beiden dorsalen Radien von Oneirophanta muta- bilis Theel. Nachdem so bei allen Familien mit Ausnahme der Synaptiden *) Nicht zu verwechseln mit Th&el’s Pseudhämalgefässen, womit die Blutgefässe selbst gemeint sind; vergl. Anm. S. 198. **) Vergl. dazu Anm. S. 204. ***, Was Joh. Müller (184 u. Nachtrag dazu) bei tropischen Synapten erst als radiale Blutgefässe, dann als Kanäle, in welchen die Radialnerven liegen, bezeichnet hat. liesse sich wenigstens zum Theil als Pseudohämalkanäle deuten. Denn bei einer späteren Gelegenheit (183) spricht er den grossen exotischen Synapten zwei dicht über einander gelagerte radiale Kanäle zu, von denen der äussere für den Nerven bestimmt sei, während er den inneren, wie aus noch späteren Angaben (185) hervorgeht, für das radiale Wassergefäss hält (s. S. 118). Die betr. Beobachtungen Joh. Müller’s sind aber offenbar an schlecht erhaltenem Material angestellt und ihre Darstellung lässt für ein ganz sicheres Beurtheilen dessen, was Müller insbesondere an Synapta beselii Jäg. eigentlich gesehen hat, den Mangel einer Abbildung sehr fühlbar werden. Was die Deutung des von ihm erwähnten äusseren, für den Nerven bestimmten Kanales namentlich erschwert, ist der Umstand, dass Hamann (93) an gut con- servirten Exemplaren von Synapta digitata (VII, 12) überhaupt nichts von demselben wahr- genommen hat. +) Er nennt sie die radiale Neryenröhre, deren Wand aus den von ihm als Bestand- theile des Radialnerven betrachteten Schichten n’—n* (s. S. 67) gebildet ist. Yr) Was aber Teuscher bei Synapta digitata als Nervengefäss bezeichnet, ist das radiale Wassergefäss. Leibeshöhle. 28389 das Vorkommen radialer Pseudohämalkanäle festgestellt zu sein schien, trat Jourdan (114) mit der Behauptung auf, dass es sich dabei nur um ein Kunstprodukt handle und dass insbesondere die von ihm untersuchten Arten Holothuria tubulosa (Gmel.), Stichopus regalis (Cuv.) und Phyllophorus marionü (= Cucumaria marioni v. Marenz.) keinen derartigen Kanal, den er „äusseres Ambulacralgefäss“ nennt, besitzen*). Auffallend ist bei dieser Behauptung die Schwäche der Beweisführung, die umsoweniger überzeugend wirkt, als Jourdan gleichzeitig den sonst von ihm be- strittenen Kanal bei einer anderen Art, nämlich bei Haplodactyla musculus (Risso)**) wenn auch mit einigem Zweifel als vorhanden beschreibt und abbildet. Die nächsten Forscher Semon (233) und Hamann (93) schil- dern denn auch das Vorkommen und die Lage des Pseudohämalkanales wieder in wesentlicher Uebereinstimmung mit den früheren Angaben bei Holothuria tubulosa (VII, 15), poli, Cueumaria cucumis und planei***), weichen aber in der Deutung des Kanales von einander ab. Semon bestreitet, dass er ein Theil des Blutgefässsystemes sei, während Hamann ihn geradezu als die radiale Blutlacune bezeichnet. Ebenso rechnen Vogt und Yung (284) den auch von ihnen bei Cucumaria plamci beobachteten Kanal zum Blutgefässsystem und nennen ihn die secundärey) Lacune. Es ist bemerkenswerth, dass diese Deutung des Pseudohämalkanales als eigentliche Blutbahn sich gerade bei denjenigen Forschern findet, welche das wirkliche radiale Blutgefäss übersehen haben (s. S. 204). Was aber gegen diese Deutung spricht, ist einmal der Umstand, dass nach innen von dem Pseudohämalkanal ein besonderes radiales Blutgefäss vorkommt (s. S. 203-204), ferner die innere Auskleidung und der Inhalt der Pseudohämalkanäle und endlich das Verhalten derselben in der Nähe des Mundes. Die innere Auskleidung wird von einem einschichtigen, flachen Epithel gebildet, welches in seiner ganzen Gestaltung mit dem der Leibes- höhle übereinstimmt, während die Blutgefässe (s. S. 201) des Epithels ermangeln. Beobachtungen über dieses Epithel besitzen wir nur von *) Die Meinung Jourdan’s, es habe auch schon Teuscher das Greeff'sche Nerven- gefäss in Abrede gestellt, kann nur auf einem Missverständnisse beruhen. Was Teuscher an der Greeff'schen Darstellung als unzutreffend bezeichnet, ist nicht das nach innen vom Radialnerven gelegene Nervengefäss, sondern ein anderer, nachher (s. $. 235) zu erörternder Raum, der nach Greeff nach aussen von dem Radialneryen liegen soll. **) Was für eine Holothurie Jourdan übrigens unter diesem Namen meint, ist eine recht zweifelhafte Sache; vergl. Anm. auf S. 61. **%*) Auch für Cucumaria crocea (Less.) kann ich das Vorhandensein des Pseudohämal- kanales angeben. Mir scheint übrigens der in Rede stehende Kanal auch bei gewissen Synaptiden vorzukommen; denn ich finde an einem vortrefflich conservirten Exemplare von Chiridota rufescens Br. zwischen dem Radialneryen und dem radialen Wassergefäss einen Hohlraum, den ich für nichts anderes als den Pseudohämalkanal halten kann }) „Secundär“ im Gegensatze zu der von ihnen angenommenen, nach aussen vom radialen Nerv gelegenen „Lacune‘“, 234 Seewalzen. Teuscher (261) und Semon (233). Jener bezeichnet das Epithel an der äusseren, dem Nerven anliegenden Begrenzung des Pseudohämal- kanales als ein „gewöhnliches Epithel“ und stellt es in seinen Abbildungen als einschichtig und sehr niedrig dar. Semon lässt in diesem Bezirke den Pseudohämalkanal von der „inneren Zellschicht des Nerven“ be- grenzt sein. Wir haben bei Betrachtung der Radialnerven (S. 68 u. 69) sesehen, dass die nervöse Natur dieser ‚inneren Randzellen‘“ noch keines- wegs ganz aufgeklärt ist; was aber ihre Form angeht, so stimmt Semon insofern mit Teuscher’s Befund überein, dass es sich um eine niedrige, einschiehtige Zellenlage handelt. Auch an der gegenüberliegenden, dem radialen Blutgefäss und dem Wassergefäss anliegenden Wand trafen Teuscher und Semon dasselbe niedrige einschichtige Epithel an. Nur bei Holothuria tubulosa soll dieses Epithel nach Teuscher eine ganz abweichende Gestaltung in der Weise annehmen, dass die Zellen einen kurzen Stiel bekommen, der sie an die bindegewebige Unterlage befestigt, im übrigen aber gesondert von einander in den Pseudohämalkanal frei hineinragen. Indessen hat Semon bei derselben Art nichts Derartiges wahrzunehmen vermocht. — Was den Inhalt des Pseudohämalkanales angeht, so hebt Semon mit Recht hervor, dass man das in den eigentlichen Blutbahnen so häufige Gerinnsel niemals in denselben antrifft. Nach dem Munde zu bleibt der Pseudohämalkanal nach Teuscher (bei Holothuria tubulosa) in seiner Lagebeziehung zum Radialnerven, radialen Blutgefäss und radialen Wassergefäss bis zu der Stelle, an der sich das letztere an die Innenfläche des Kalkringes wendet; von dort an trennt sich der Pseudohämalkanal vom radialen Wassergefäss und folgt dem Nerven bis zu dessen Eintritt in den Nervenring; hier angekommen mündet er in einen dem Nervenring von innen anliegenden Pseudo- hämalring. Semper dagegen war der Meinung, dass die Pseudo- hämalkanäle (seine radialen Nervenröhren) am Nervenring, ohne einen Ringkanal zu bilden, blindgeschlossen endigen; bei seiner Cucumaria japonica vermuthet er, dass sie sich mit fünf Paar räthselhaften, birn- förmigen, sulzigen Körpern verbinden, welche er im Schlundsinus dieser Art antraf. Es wird die Aufgabe weiterer Untersuchungen sein, das Ver- halten der Pseudohämalkanäle an ihrem oralen Ende genauer zu erforschen und insbesondere auch die wichtige Frage nach dem etwaigen Zusammen- hange derselben (oder des Pseudohämalringes) mit der Leibeshöhle zu beantworten; einstweilen lässt sich ein solcher Zusammenhang nur ver- muthen, wie denn überhaupt die hier, im Kapitel Leibeshöhle, vor- genommene Besprechung der Pseudohämalräume eben nur auf dieser Ver- muthung beruht. Während seines Verlaufes gibt jeder der fünf radialen Pseudohämal- kanäle nach Teuscher Nebenäste ab, welche die Füsschen- und Fühlernerven begleiten. Vogt und Yung (234) scheinen bei Oucumaria planci an Querschnitten durch die Fühlerwurzel jene Pseudohämalkanäle Leibeshöhle. 235 der Fühler gesehen zu haben*). Ebenso rechnen wir hierhin die von Jourdan (114) im Fühlerstiele der Holothuria tubulosa beschriebene Lacune (s. S. 99 u. 206), sowie vermuthungsweise die von demselben Forscher in den Füsschen der Holothuria impatiens bemerkten Lücken (s. 5. 206). Im Ganzen ist aber unsere Kenntniss solcher Nebenäste der radialen Pseudohäwalkanäle eine ausserordentlich mangelhafte. Im Bereiche der Radien wird ausser dem vorhin betrachteten Pseudo- hbämalkanal, dem Blutgetäss und dem Wassergefäss noch ein vierter kanalartiger Raum angegeben, der sich an der äusseren Seite des Radial- nerven zwischen diesem und der Lederhaut befinden soll. Wir wollen denselben seiner Lage entsprechend als Epineuralkanal bezeichnen. Da auch er für ein Blutgefäss gehalten worden ist, könnte man ihn eben- falls als einen Pseudohämalkanal benennen und von dem oben betrachteten inneren, d. h. an der Innenseite des Radialnerven befindlichen Pseudo- hämalkanal als äusseren Pseudohämalkanal unterscheiden; in- dessen würde das voraussetzen, dass er mit jenem in seiner morpho- logischen Bedeutung übereinstimmt. Da es uns darüber bis jetzt an sicherer Kenntniss fehlt, ziehe ich es vor, ihn einstweilen lediglich nach seiner Lage den Epineuralkanal zu nennen. Semper bildete denselben in einem Querschnitte durch ein Ambulaerum von Holothuria erinaceus Semp. ab, zeichnete ihn aber in entsprechende Querschnittsbilder von Oucumaria japonica Semp. nicht ein und ist der Meinung, dass er nur durch die leichte Ablösbarkeit des Nerven von der Lederhaut zu Stande komme. Auch Teuscher leugnete, dass derselbe eine normale Bildung sei, und Semon (VII, 15) scheint sich dieser Ansicht anzuschliessen; Hamann deutet ihn zweimal**) in Querschnittsbildern durch ein Ambu- lacrum von (ucumaria planci an, ohne sich jedoch darüber irgendwie zu äussern. Bei Oucumaria erocea (Less.) sehe ich ihn als einen feinen Spalt- raum zwischen Cutis und Nerv, von dem ich einstweilen nicht zu ent- scheiden vermag, ob er ein normales Gebilde oder ein Kunstprodukt ist. Greeft (77) dagegen erklärt ihn unter der Bezeichnung „dritter Kanal“ ***) für ein regelmässig vorhandenes Gebilde und will darin (worauf an dieser Stelle nicht weiter einzugehen ist) das Homologon der Ambulacralrinne der Asterien erkennen. Auch Vogt und Yung beschreiben ihn bei Cucumaria planci unter dem Namen der „Nervenlacune‘; aber ihre Ab- bildung (284, Fig. 311, W) verräth deutlich, dass das untersuchte Exemplar mangelhaft conservirt war. Bei dieser Sachlage wird man den Epi- *) Erklären dieselben aber in der Erläuterung zu ihrer Figur 311 in ganz unverständ- licher Weise als „u, Wassergefässkanal“. Wäre diese Erklärung richtig, dann umschlösse, was thatsächlich niemals der Fall ist, jeder Tentakel zwei Wassergefässäste, nämlich den von Vogt und Yung mit s und den mit u bezeichneten. **) (91, Taf. XII, Fig. 72) und (93, Holzschnitt auf S. 67); dagegen findet sich in dem VII, 12 copirten Querschnitt von Synapta digitata nichts davon **%*) Sein „erster Kanal“ ist das radiale Wassergefäss, sein „zweiter Kanal“ ist unser Pseudohämalkanal, 236 Seewalzen. neuralkanal kaum als einen normalen Bestandtheil der See- walzen-Organisation ansehen können, jedoch für eine bestimmte Entschei- dung das Ergebniss weiterer Untersuchungen abwarten müssen. Bei Phyllophorus marioni (v. Marenz.) und Haplodactyla musculus (Risso) gibt Jourdan (114) an der dem Epineuralkanal entsprechenden Stelle eine mit Wanderzellen erfüllte Lücke an, welche dadurch auffällt, dass sie sich nach den Seiten hin ausdehnt und mit einer anderen grossen Lücke verbindet, welche sich zwischen die Lederhaut und die Quermuskel- schicht der ganzen Leibeswand einschiebt. Dieselbe grosse Lacune der Körperwand beschreiben auch Vogt und Yung (284) von Cucumaria planei und sind der Ansicht, dass sie mit der Leibeshöhle in Verbindung stehe. Indessen ermangelt diese Ansicht einstweilen jeder näheren Begründung. Dass man an contrahirten Weingeistexemplaren mancher Holothurien, namentlich aus der Gruppe der Dendrochiroten, mit Leichtigkeit die vom Peritoneum überzogene Quermuskulatur als eine zusammenhängende Schicht von der Innenseite der Cutis ablösen kann, ist bekannt. Zweifelhaft aber ist, ob diese leichte Ablösbarkeit auf dem normalen Vorhandensein einer Lücke zwischen Quermuskulatur und Lederhaut beruht oder ob nicht erst durch Contraktion eine Lockerung des Zusammenhanges an dieser Stelle eingetreten ist. Erst wenn die erwähnte Lacune der Körperwand als eine normale Bildung erwiesen ist, wird es sich weiter darum handeln ihre Verbindung mit anderen Hohl- räumen zu prüfen. 2. Verbindung der Leibeshöhle mit anderen Hohlräumen des Körpers oder mit der Aussenwelt. Wie aus dem Verhalten des Steinkanales und insbesondere seines Madreporenabschnittes (s. S. 128—136) hervorgeht, steht die Leibeshöhle bei den allermeisten Seewalzen durch Vermittelung des Steinkanales mit dem Wassergefässsysteme in offenem Zusammenhang. Nur bei denjenigen Elasipoden (s. S. 134 u. 135), deren Steinkanal die Körper- wand durchbricht und nach aussen mündet, besteht jener Zusammenhang nicht. Ebenso wie diese Elasipoden verhalten sich auch bei allen übrigen Holothurien die jungen Thiere (vergl. das Kapitel Entwicklungsgeschichte). Daraus folgt, dass die Verbindung der Leibeshöhle mit dem Wasser- sefässsysteme durch Vermittelung des Steinkanales keine ursprüngliche, sondern eine secundäre Einrichtung darstellt. Leibeshöhle und Wasser- gefässsystem sind deshalb trotz all ihrer nahen Beziehungen als ver- schiedene Organe auseinanderzuhalten und nicht mit Semper als eine anatomische Einheit zu betrachten. — Eine Verbindung der Leibeshöhle mit dem Blutgefässsysteme ist bezüglich der Synaptiden von Leydig (142) behauptet worden, jedoch, wie wir weiter oben bei Be- sprechung der Wimperorgane (s. S. 228) gesehen haben, mit Unrecht. Auch Semper vermuthet eine Verbindung des Blutgefässsystemes mit Leibeshöhle. 237 der Leibeshöhle, aber an einer ganz anderen Stelle als Leydig und auch nicht bei Synaptiden, sondern bei Aspidochiroten. Veranlassung zu seiner Vermuthung bot ihm der Umstand, dass er an den Blutgefässen, welche am Geschlechtssinus verlaufen, „einige Male offene Mündungen zu sehen glaubte‘. Näheres über diese „Mündungen“ ist bis jetzt von keiner “ Seite bekannt geworden. Ob die Leibeshöhle in offener, unmittelbarer oder mittelbarer Ver- bindung mit der Aussenwelt steht, ist eine noch immer nicht ganz erledigte Frage. Seit Quatrefages (210) eine solche Verbindung be- hauptete, haben zahlreiche Forscher danach gesucht, ohne sich von ihrem Vorhandensein überzeugen zu können. Anderseits lauten aber die An- gaben von Quatrefages so bestimmt, dass es nicht leicht wird eine vollständige Täuschung anzunehmen. Er schildert bei Synapta inhaerens (0. F. Müll.) schwer wahrnehmbare, bewimperte Oeffnungen (Spiracula), von denen bald vier, bald fünf vorhanden sind und den Interradien ent- sprechend zwischen je zwei Fühlern die Körperwand durchsetzen. Sie sollen in ihrer Lage den durehbohrten Stücken des Kalkringes entsprechen. Aber gerade diese Angabe ist geeignet Zweifel an der Zuverlässigkeit der Quatrefages’schen Beschreibung zu erwecken; denn wie bereits Baur (10) richtig hervorhob, liegen die durchbohrten Stücke des Kalk- ringes gar nicht interradial, sondern radial. Schon Joh. Müller (180) konnte die von Quatrefages behaupteten Oeffnungen weder bei con- servirten grossen Synapten noch bei lebenden Exemplaren der Synapta digitata wiederfinden; doch äusserte er zur Erklärung der Quatre- fages’schen Angaben die Vermuthung, dass die von jenem beschriebenen Oeffnungen vielleicht identisch seien mit den von ihm bei Synapta-Larven gesehenen „contractilen Rosetten“, für welche wir auf das Kapitel Ent- wieklungsgeschichte verweisen. Semper (238) leugnet ebenfalls die Quatrefages’schen Spiracula, hält aber trotzdem eine Verbindung der Leibeshöhle mit der Aussenwelt für wahrscheinlich, vermuthet eine solche aber an einer ganz anderen Stelle, nämlich an der Wand der Kloake. An dieser Stelle vermochte indessen weder er selbst noch irgend ein anderer Forscher bis jetzt auch nur die Spur von Oeffnungen nachzu- weisen, sodass seine Vermuthung den Thatsachen nicht zu entsprechen scheint. Auch eine mittelbare Verbindung der Leibeshöhle mit der Aussen- welt nimmt Semper an. Dieselbe finde sich nur bei den kiemen- besitzenden Formen und komme durch die von ihm beschriebenen Oeff- nungen an den Endästen der Kiemen zu Stande. Wir haben aber weiter oben bei Betrachtung der Kiemen (s. S. 173) gesehen, dass auch diese Oeffnungen ein sehr zweifelhaftes Dasein führen, und kommen demnach zu dem Schlusse, dass es überhaupt bislang an einem sicheren Nachweise einer Verbindung der Leibeshöhle mit der Aussen- welt fehlt. Dass eine solche Verbindung vorübergehend, also nicht als dauernde Einrichtung, auftreten kann, soll damit nicht geleugnet werden. Wir werden auf diesen Punkt aber erst später einzugehen haben, wenn 238 Seewalzen. es sich darum handelt, die Funktion der Cuvier’schen Organe, sowie die Ausstossung der Eingeweide zu erörtern; ebenso werden wir auf diesen Punkt bei Betrachtung solcher Fälle von Brutpflege zurückkommen müssen, in welchen die Jungen sich in der Leibeshöhle des mütterlichen Thieres entwickeln. 3. Auskleidung der Leibeshöhle. Die Leibeshöhle ist von einer einschichtigen Zellenlage, dem Cölom- oder Peritonealepithel ausgekleidet, welches die innere Oberfläche der Körperwand sowie alle inneren Organe (Darm, Mesenterien, Kalkring, Wassergefässring, Steinkanal, Poli’sche Blase, Fühler- und freie Füsschen- Ampullen, Blutgefässe, Kiemenbäume, Geschlechtsorgane u. s. w.) über- ziebt. Wir haben dieses Cölomepithel schon mehrfach bei Besprechung des feineren Baues der betreffenden inneren Organe kennen gelernt (vergl. auch die Abbildungen VII, 10, VIII, 2, 3, IX, 1, 2,4, 6,8, X, 12, XIL,1, 4). Zusammenfassend sei hier über dasselbe nur bemerkt, dass es in der Regel aus flachen, platten, bewimperten Zellen zusammengesetzt ist. Mitunter, z. B. an der Körperwand von Oucumaria cucumis nach Hamann (91), werden die Zellen durch Contraetionen der von ihnen besetzten Organe vorübergehend höher und erscheinen dann bald würfel-, bald pallisadenförmig. Nur bei den Synaptiden wird von einzelnen Forschern (s. S. 164) angegeben, dass wenigstens auf den Mesenterien die Wimpe- rung fehle; auch der Stiel und die Peritonealhülle der bei derselben Familie vorkommenden Wimperorgane (s. S. 227 und 228) scheinen der jewimperung ihres Cölomepithels zu entbehren. Das Cölomepithel ist weiterhin dadurch ausgezeichnet, dass bald hier, bald dort, bald vereinzelt, bald zahlreich Wanderzellen (Schleimzellen Semper’s, Plasmawanderzellen Hamann’s) zwischen den eigentlichen Epithelzellen auftreten. Besonders dann, wenn die Wanderzellen sich in grosser Menge zwischen die Epithelzellen eindrängen, bekommt das ganze Epithel an den betreffenden Stellen ein von seinem sonstigen Verhalten recht verschiedenes Aussehen und erreicht eine ansehnliche Steigerung seiner Dieke. Bald vereinzelt, bald zahlreich finden sich beispielsweise die Wanderzellen im Cölomepithel der Körperwand nach Jourdan (114), der Kiemenbäume nach Semper (238) und Jourdan (114), des Darm- rohres nach Jourdan (114) u. s. w. Eine erheblichere Umbildung erfährt das Cölomepithel auf den Genitalschläuchen der Dendrochiroten und auf den Wundernetz-Gefässen des zweiten Darmschenkels der Aspidochiroten. Auf den Genitalschläuchen erscheint das Epithel alsdann, wie dort (S. 190) näher beschrieben, auf- fallend hoch und besteht vielleicht nur noch aus mächtig entwickelten Schleimzellen. Auf den Wundernetz-Gefässen (s. S. 214) ist es in ähn- licher Weise umgeändert; seine grossen Zellen lösen sich leicht ab und enthalten oft ein lebhaftes Pigment. Dass Pigmentzellen auch an Leibeshöhle. 239 anderen Stellen im Cölomepithel auftreten können, bat Semper an den Kiemenbäumen verschiedener Arten beobachtet. Die Drüsenzellen der Öuvier’schen Organe bei Holothuria (s. S. 179) stellen ebenfalls vielleicht nur eine Modifieation der gewöhn- lichen Zellen des Cölomepithels dar. Endlich scheint es auch vorzu- kommen, dass Zellen des Cölomepithels den Charakter von Epithel- muskelzellen annehmen, wie das Hamann (93) an den Genital- schläuchen der Holothuria tubulosa (s. S. 190) beschreibt. In Betreff der Auskleidung der Leibeshöhle kann schliesslich die Frage nicht unberührt bleiben, ob dieselbe nur von dem vorhin bespro- chenen Epithel dargestellt wird, oder ob nicht eine dünne, das Epithel tragende Bindegewebslage als ein zweiter Bestandtheil der Leibeshöhlen- Auskleidung in Anspruch genommen werden muss, welcher dann mit dem Epithel zusammen als „Peritoneum“ zu bezeichnen wäre. Freilich ist eine solehe peritoneale Bindegewebslage nicht überall deutlich zu unter- scheiden. Indessen dürfte sowohl die äussere Bindegewebsschicht des Darmrohres (S. 154) und der Kiemenbäume (S. 172) in diesem Sinne gedeutet werden als auch die dünne Bindegewebslage, welche man bis- weilen, z. B. bei T’rochostoma thomsomii nach Danielssen und Koren (50), unter dem Cölomepithel der Körperwand antrifit. 4. Inhaltsflüssigkeit der Leibeshöhle. Die Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle erfüllt, ist bis jetzt nur bei solchen Holothurien untersucht worden, deren Wassergefässsystem mit der Leibeshöhle in offenem Zusammenhange steht; so durch Schneider (227), Semper (238), Hamann (93), Jourdan (114). Wie zu erwarten war, stellte sich dabei eine fast vollkommene Uebereinstimmung der Leibeshöhlen-Flüssigkeit mit der des Wassergefässsystemes heraus. Diese Uebereinstimmung würde in Bezug auf die geformten Elemente, welche in der Flüssigkeit schwimmen, eine vollkommene sein, wenn nicht in einzelnen Fällen in der Leibeshöblen-Flüssigkeit ausser den auch in der Wassergefäss-Flüssigkeit vorkommenden beiden Arten von Zellen (s. S. 137) noch andere besondere Zellen aufgefunden worden wären*). Semper beobachtete nämlich bei Phyllophorus cebuensis (Semp.), Cucumaria canescens Semp. und Holothuria coluber Semp. (bei dieser Art im Genitalsinus) in der Leibeshöhlen-Flüssigkeit eigenthümliche Zellen, welche Krystalle umschlossen, die der Einwirkung von Kali und Essig- säure widerstanden. Bei einer der drei genannten Arten, Cucumaria canescens, fand er überdies auch noch runde, 17 u grosse, schwach gelb oder gelbröthlich gefärbte Zellen in der Leibeshöhle und fügt hinzu, dass *) Wobei ich davon ganz absehe, dass gelegentlich auch abgelöste Zellen des Cölom- epithels in der Leibeshöhlen-Flüssigkeit schwimmen, wie das z. B. Jourdan bei Cucumaria beobachtete. 240 | Seewalzen. ihm kein anderes Beispiel von gefärbten Zellen in der Leibeshöhlen- Flüssigkeit bekannt geworden sei. Indessen hat Jourdan neuerdings gefunden, dass auch bei mittelmeerischen Holothurien die Wanderzellen sowohl in der Leibeshöhle als auch im Wassergefässsysteme oft ein gelb- liches Aussehen haben; ebenso beschreibt Howell (106) rothe Zellen aus den eben genannten Räumen bei Thyone gemmata (Pourt.). Und was jene krystallführenden Zellen angeht, so dürften auch sie auf keinen Gegensatz zwischen Wassergefäss- und Leibeshöhlen-Flüssigkeit hindeuten, da durch Danielssen und Koren (50) ähnliche Zellen in der Wasser- gefässflüssigkeit von Zrochostoma thomsonii gefunden worden sind (8. 8.1373. Bei in Weingeist conservirten Seewalzen sieht die Flüssigkeit der Leibeshöhle stets etwas milchig getrübt aus, was zum Theile durch Ge- rinnung eines eiweissartigen Bestandtheiles der Flüssigkeit selbst, zum anderen Theile durch die abgestorbenen geformten Elemente derselben bedingt ist. Von besonderem Interesse wäre es, zu wissen, wie sich die Leibes- höhlen-Flüssigkeit bei jenen Elasipoden verhält, deren Wassergefäss- system keine Verbindung mit der Leibeshöhle hat. Ob auch in diesem Falle eine völlige Uebereinstimmung beider Flüssigkeiten vorhanden ist, entzieht sich einstweilen unserer Kenntniss. Nachtrag zur Morphologie. Nachdem das Kapitel Morphologie bereits seit einigen Monaten fertig gedruckt war, erschien eine umfangreiche Abhandlung, in welcher H&rouard*) über seine Untersuchungen an Holothurien der französischen Küsten berichtet. Auf die darin mitgetheilten vergleichend-anatomischen, physiologischen, biologischen und systematisehen Beobachtungen und An- sichten Rücksicht zu nehmen, wird in den späteren Kapiteln Gelegenheit sein. Hier soll nur auf die neuen anatomischen Angaben eingegangen werden und zwar in Form eines Nachtrages zu den einzelnen Abschnitten unseres Kapitels: Morphologie. Wo nicht anders bemerkt, beziehen sich die Angaben auf Cucumaria planci (Br.). Zu Abschnitt II (S. 30—35) Haut. Die Cutiecula besitzt bei Colochirus lacazii Her. feine Poren für die im Epithel in Gruppen zu- sammenliegenden birnförmigen Drüsenzellen. Bei derselben Art sind die Epithelzellen Träger des Hautpigmentes, doch kommen auch in der Lederhaut Pigmentablagerungen vor. Unter der Lederhaut, zwischen ihr und der Muskulatur, unterscheidet Herouard eine besondere Mittel- schicht der Körperwand, welche er mit dem Blutgefässsystem (s. S. 247) in Beziehung bringt. Zu Abschnitt III (S. 35—61) Kalkkörper der Haut. In Betreff der Lage der Kalkkörper nimmt H&rouard die Ansicht Selenka’s (229) wieder auf, dass die äussere Schicht derselben sich nicht in der Lederhaut, sondern im Körperepithel befinde, bleibt aber den Beweis für diese auffällige, zunächst für Colochirus lacazii Her. und Cucumaria planei (Br.) aufgestellte Behauptung schuldig. Nicht besser steht es um seine weitere Behauptung, dass gewisse Formen von Kalkkörpern, z. B. die Stühlehen der Aspidochiroten**), aus der Verschmelzung eines epider- moidalen mit einem der Cutis entstammenden Kalkkörperchen entstehen. *) Hörouard, Edgard, Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890 (auch in: Archives de zool. exper. et gen. 2. Ser. Vol, VII). **) Hörouard setzt übrigens selbst an einer späteren Stelle (p. 24) eine andere Ansicht über die Entstehung der „Stühlchen‘ auseinander, welche dieselben als einheitliche Gebilde auffasst. Im Einzelnen bin ich freilich auch mit dieser anderen Ansicht nicht einverstanden ; ich werde in meiner Entwicklungsgeschichte der Cucumaria planci Gelegenheit haben, näher auf diesen Punkt einzugehen. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. I. 3. 16 242 Seewalzen. Ueber die Entstehung der Kalkkörper überhaupt beharıt er bei seiner S. 60 mitgetheilten Ansicht, dass jede Masche des Kalknetzes von einer Bildungszelle ausgefüllt werde, führt aber den Nachweis dafür nur an macerirten (!) Hautstücken. Um die einzelnen Maschen und Knoten fertig ausgebildeter Gitterplättchen in ihrer Beziehung zu dem von ihm Fundamentalkörperchen genannten, vierlöcherigen Plättchen zu kenn- zeichnen, bringt er eine Benennungsweise in Vorschlag, welche es ge- stattet, jede Masche und jeden Knoten mit einem Buchstaben und einer Ziffer zu bezeichnen. Indessen wird sich dieser Vorschlag wohl kaum einbürgern, da eine derartig ins Einzelne gehende Bezeichnung nur selten von Werth sein wird. Wollte man aber doch den Vorschlag annehmen, so müsste man sich erst über seine Grundlage verständigen, nämlich über die Nummerirung der Maschen. Geht man bei dieser Nummerirung von der Reihenfolge aus, in welcher sich die angenommenen Bildungszellen an dem regelmässigen Aufbau des Kalkkörperchens überhaupt betheiligen, BOON an r 1% so erhält man das von H&rouard gegebene Schema (Fig. 17). Geht man aber von der Reihenfolge aus, in welcher die einzelnen Kalkmaschen bei fortschreitender regelmässiger Vergabelung des erstgegebenen X-förmigen Stäbchens zum Verschluss kommen, so ergibt sich eine andere Nummerirung (Fig. 18), die mir desshalb besser erscheint, weil sie keinen unmittelbaren Bezug auf die Bildungszellen nimmt. Beide Nummerirungen mit einander verglichen ergeben, dass nach H&erouard der Maschen I. Ordnung 4, II. Ordnung 4, III. Ordnung 6, IV. Ordnung 10, V. Ordnung 10, VI. Ord- nung 12, VII. Ordnung 16 vorhanden sind, dagegen nach meiner Be- zeichnungsweise I. Ordnung 4, Il. Ordnung 4, III. Ordnung 6, IV. Ordnung 8, V. Ordnung 8, VI. Ordnung 12, VII. Ordnung 10, VIII. Ordnung 16, IX. Ordnung 12, X. Ordnung 20, XI. Ordnung 14, XII. Ordnung 24 u. s. w. Die Ziffern, welehe angeben, wieviel Maschen gleicher Ordnung bei meiner Nummerirungsweise vorhanden sind, bilden zwei mit einander abwechselnde arithmetische Progressionen, welche beide mit Ziffer 4 beginnen, von Nachtrag zur Morphologie. 243 denen die eine aber jedesmal um 2, die andere um 4 fortschreitet; jene Reihe (4, 6, 8, 10, 12, 14) entspricht den Maschen der ungeraden Ordnungen (L, II, V., VIL, IX., XL); diese Reihe dagegen (4, 8, 12, 16, 20, 24) den Maschen der geraden Ordnungen (Il, IV., VI., VII, X., XIL). Herouard zieht ferner in sein Schema eine verticale und eine horizontale Linie, welche mit der grossen und der kleinen Achse des Fundamental- körperchens zusammenfallen und mit V—V‘ und H—H‘ bezeichnet sind; Jedes so abgegrenzte Viertel seines Schemas wird von einer ziekzack- förmigen, vom Fundamentkörperchen ausgehenden Diagonale durchzogen und die 4 Diagonalen mit D!, D?, D’, D* bezeichnet. Die einzelnen Maschen werden nun mit dem Buchstaben der Linie, an der sie liegen, und dazu ihrer Ordnungsziffer benannt, z. B. D’3 oder V4 oder H‘5 u. s. w. Herouard übersieht aber dabei, dass schon mit der vierten Ordnung Maschen auftreten, welche an keiner der genannten Linien liegen, also auch nicht mehr in der erwähnten Weise bezeichnet werden können. Den Ankern der Synapten schreibt Herouard im Gegensatze zu dem bisher Bekannten (s. S. 39) einen besonderen Muskelapparat zu, bringt aber für diese Behauptung keinen näheren Nachweis bei. Zu Abschnitt IV (S. 61—64) Muskulatur der Körperwand. In den Längsmuskeln hebt Hörouard eine besondere Anordnung der Muskelfasern hervor; sie bilden vom Bindegewebe umhüllte Bündel, in welchen die Fasern so gelagert sind, dass sie auf dem Querschnitte eine unregelmässig kreisförmige Figur bilden. Zu Abschnitt V (S. 64--79) Nervensystem. An den Radial- nerven unterscheidet H&rouard in Uebereinstimmung mit den uns schon bekannt gewordenen Thatsachen eine äussere Schicht (‚äusseres Nervenband“), eine innere Schicht (‚inneres Nervenband‘“) und eine diese Schichten trennende bindegewebige Scheidewand. In der äusseren Schicht deutet er die Randzellen und die aufrechten Fasern ebenso wie Hamann als stützende Elemente, die Innenzellen und Längsfasern aber ebenso wie alle anderen Forscher als Nervenzellen und Nervenfasern; auch be- merkte er die Gruppirung der Randzellen zu den von Teuscher und Semon beschriebenen beiden Zellsäulen. An der sonst ebenso gebauten und von ihm ebenso gedeuteten inneren Schicht beschreibt er eine mittlere Längsrinne an deren freien Innenseite und rechts und links davon eine an die Zellsäulen der äusseren Schicht erinnernde Anhäufung der Rand- zellen. Die aufrechten Fasern beider Schichten stehen einerseits mit den Randzellen, anderseits mit der bindegewebigen Scheidewand in Zusammen- hang. Diese Scheidewand setzt sich mundwärts in eine bindegewebige Unterlage des Ringnerven und weiterhin in das Bindegewebe des Schlund- kopfes fort. Während die äussere Schicht der Radialnerven sich in den ebenso gebauten Ringnerven fortsetzt, endigt die innere Schicht nicht, wie Hamann meinte, plötzlich in der Nähe des Ringnerven, sondern gabelt sich und zerfällt durch wiederholte Theilung der Gabeläste in eine An- zahl feiner Nerven, welche in der Wand des Schlundkopfes nach 16= 244 Seewalzen. binten ziehen, um schliesslich in der Gegend zu verschwinden, wo sich die Längsmuskeln der Körperwand an die Radialstücke des Kalkringes befestigen. Die Frage, ob das äussere und das innere Nervenband der Radialnerven etwa durch Nervenfasern in Verbindung stehen, welche die Scheidewand durchsetzen, wird zwar aufgeworfen, aber unbeantwortet gelassen. An den Füsschennerven, über deren Bau und Ursprung H&rouard das S. 71—72 Gesagte bestätigt, lässt sich eine Fortsetzung der inneren Schicht des Radialnerven nur eine kurze Strecke weit wahrnehmen. Da- gegen entspringen die Hautnerven in Bestätigung der Semper’schen Angaben hauptsächlich aus der inneren Schicht der Radialnerven und dringen zunächst in die vorhin schon erwähnte Mittelschicht der Körper- wand ein. Die vom Ringnerven abgehenden Fühlernerven sind an- fänglich breit, verschmälern sich aber allmählich. Zu Abschnitt VII (S. 91—138) Wassergefässsystem. Die Muskel- fasern in der Wand des Ringkanales verlaufen parallel mit der Achse desselben. An der Poli’schen Blase, welche er bei Cucumaria planci stets im linken dorsalen Interradius antrat, erklärt er den von Vogt und Yung beschriebenen Endzipfel (s. S. 117) lediglich als eine Contractions- erscheinung. An den S. 120—121 beschriebenen Anfangsstücken der Radialkanäle unterscheidet H&erouard zwei Abschnitte, von denen der erste einen viel grösseren Querdurchmesser hat als der zweite; jener reicht vom Wassergefässringe bis zum Kalkringe, dieser verläuft an der Innen- seite der Radialstücke des Kalkringes und gibt hier, wie schon bekannt war, die Fühlerkanäle ab. Während nach H&rouard der zweite Ab- schnitt gar keine (?) Muskelfasern in seiner Wandung führt, besitzt der erste, erweiterte Abschnitt in seiner Aussenwand quere, in seiner Innen- wand aber längslaufende Muskelfasern, wobei bemerkt sein mag, dass Semper (238) an demselben Abschnitte (den er freilich irrthümlicher- weise als Fühlerkanal bezeichnet) bei Holothuria tenuissima und Oucumaria japonica nur Längsmuskelfasern, dagegen bei Stichopus variegatus nur Ringfasern angibt. Einen Blindsack, welchen die Fühlerkanäle der Den- drochiroten nach hinten auf die Seiten- und Aussenfläche der Kalkring- stücke entsenden, deutet H&rouard ganz mit Recht als ein Homologon der Fühlerampullen der Aspidochiroten. Nach vorn setzt sich der erweiterte Fühlerkanal in den Fühler fort und besitzt hier in seiner Wand wohlentwickelte Längsmuskelfasern, welche in der Wand des Blindsackes fehlen. Der erweiterte Fühlerkanal und sein Blindsack bilden zusammen eine Röhre, in welche das engere, vom Radialkanal herkommende Anfangs- stück des Fühlerkanales von der Seite einmündet. Diese Mündungsstelle bezeichnet die vordere Grenze des Blindsackes und ist durch einen eben- solehen Ventilapparat ausgezeichnet, wie ihn Hamann (s. 5. 123) an den Fühlerkanälen der Synaptiden unter dem Namen der Semilunar- klappen beschrieben hat. Derselbe Ventilapparat findet sich ferner an allen Füsschenkanälen an der entsprechenden Stelle, also dort, wo der Nachtrag zur Morphologie. 245 Füsschenkanal umbiegt, um durch die Haut aufzusteigen, und nach innen die Füsschenampulle abgibt. In Fühlern und Füsschen ist der Klappen- apparat übereinstimmend so angebracht, dass er den ungehinderten Durch- sang von Flüssigkeit nur in peripherischer Richtung gestattet. Auch an der Abgangsstelle des Steinkanales vom Ringkanal vermuthet Herouard einen solchen Ventilapparat, weil es ihm nicht gelang, vom Ringe aus den Steinkanal seiner ganzen Länge nach zu injieiren; indessen gelang es ihm nicht, die Richtigkeit dieser Vermuthung darzulegen. Zu Abschnitt VII (S. 135—164) Verdauungsorgane. Die Anal- papillen seiner Thyone subvillosa fand Herouard in radialer Stellung; sie dienen zum Ansatze der Längsmuskeln der Körperwand. Genetisch sollen diese Analpapillen, sowie auch je zwei kurze Reihen dachziegelig gelagerter Kalkplättchen, welche sich bei der genannten Art an die Anal- papillen anschliessen, dadurch von den Kalkkörpern der Haut verschieden sein, dass sie in einer tieferen Schicht der Körperwand ihre Entstehung nehmen. — Die innere Oberfläche der Speiseröhre und des Magens ist bei Cucumaria planci im Gegensatze zu den Angaben Hamann’s (s. S. 144, 145) längs gefaltet. Von den bei derselben Art von Hamann (s. S. 146) beschriebenen Darmanhängen vermochte auch Herouard nichts zu entdecken. In seiner Schilderung der Histologie des Darmrohres bleibt Herouard im Ganzen hinter seinen Vorgängern zurück; neu aber ist, dass er den Schlundnerven aus einer Anzahl von Nervenbündeln bestehen lässt, welche in der äusseren Binde- gewebsschicht verlaufen, während nach unserer bisherigen Kenntniss der Schlundnerv der inneren Bindegewebsschicht des Schlundrohres angehört (s. 8. 71 u. 152). In Betreff des Verlaufes des Darmrohres in der Leibeshöhle unterscheiden sich die Angaben H&rouard’s insofern von denen der früheren Forscher, als er das rechte Mesenterium (er nennt es das ventrale) bei seinem Colochirus lacazii nicht im rechten ventralen, sondern im linken ventralen Interradius befestigt sein lässt. Der Wider- spruch dieser Angabe mit der bis dahin bei zahlreichen Arten festgestellten Regel scheint ihm übrigens entgangen zu sein. Am dorsalen Mesenterium findet er es nicht für überflüssig, den vor dem Genitalblutgefäss gelegenen Abschnitt mit Vogt und Yung mit dem besonderen Namen Mesoarium zu bezeichnen. Zu Abschnitt IX (S. 165—173) Kiemenbäume. Die von Semper (s. 5. 172, 173) behaupteten Terminalöffnungen an den Endbläschen der Kiemenbäume stellt H&rouard in entschiedene Abrede, worin ich ihm nach erneuerten in diesem Jahre in Neapel von mir an lebenden Thieren angestellten Beobachtungen vollkommen beipflichten muss. Zu Absehnitt X (S. 173—180) Cuvier’sche Organe. Die Cuvier’- schen Organe untersuchte H&rouard an Holothuria forskalii Delle Chiaje — catanensis Grube) und konnte dabei zunächst feststellen, dass der Achsenkanal, wie Greeff und Jourdan angegeben haben, eine normale, den ganzen Schlauch durchziehende Bildung ist. Er bestätigt 246 Seewalzen. ferner die von Jourdan und Hamann beschriebenen Ring- und Längs- muskelfasern in der Wand der Schläuche, fügt aber das Neue hinzu, dass die Ringfasern eigentlich eine fortlaufende Spirale beschreiben. Dieser Spiralmuskel bestehe aus zwei dicht aneinander liegenden Muskel- fasern. Ferner ist er der Ansicht, dass auch die eigenartigen rinnen- förmigen Drüsenzellen regelmässig so geordnet sind, dass die Längs- achsen der im ausgebreiteten Zustande rechteckigen Zellen in der Richtung der Schlauchachse stehen und genau dem Abstande der Windungen des Spiralmuskels entsprechen. Demzufolge beschreiben auch die Drüsen- zellen eine Spiralreihe und die schrägen Berührungslinien dieser Zellen- spirale liegen genau über der von dem Spiralmuskel beschriebenen Linie. Zu Abschnitt XI (S. 180—198) @eschlechtsorgane. Bei Thyone fusus ist die Genitalpapille bisweilen an der Spitze gegabelt. In der Wand der Genitalschläuche des Colochirus lacazü fand Herouard nur Längsmuskelfasern. Bei derselben Art besteht das äussere Epithel der Schläuche aus sehr hohen, mit kleinen hbyalinen Kügelchen erfüllten Zellen, zwischen welchen von Stelle zu Stelle grosse kugelige, körnige Ansammlungen mit einer Anzahl Kernen vorkommen. Zu Abschnitt XI (S. 198—223) Blutgefässsystem. Für das Blutgefässsystem im Ganzen bringt Herouard die Bezeichnung amöbo- phores System in Vorschlag. Dasselbe lässt sich in seiner Gesammt- heit als ein Lückensystem auffassen, welches in letzter Linie auf die Furchungshöhle des Embryos zurückzuführen ist und im Bindegewebe seine Lage hat. Es besteht aus zwei Sorten von Lacunen, erstens solchen, welche offene und mit einer ernährenden, eoagulirbaren Flüssigkeit erfüllte Räume darstellen, und zweitens solchen, in welchen die Flüssigkeit durch die strukturlose, gelatinöse Grundsubstanz des Bindegewebes selbst ver- treten ist. Beide Sorten von Lacunen entbehren einer besonderen Epithel- auskleidung und beherbergen in der Flüssigkeit oder in der gelatinösen Grundsubstanz zahlreiche Wanderzellen, welche H&rouard Amöbocysten (Amöboeyten wäre besser) nennt. Die Lacunen der ersten Sorte ist er geneigt mit dem eigentlichen Blutgefässsystem, die der zweiten Sorte mit dem Lymphgefässsystem höherer Thiere zu vergleichen. Zur ersten Sorte rechnet er die Radialgefässe, die beiden Darmgefässe und das Genitalgefäss, zur zweiten Sorte alle anderen. In Betreff der einzelnen Theile des ganzen Systems sind die folgenden Angaben Herouard’s bemerkenswerthe Erweiterungen und Weiterführungen unserer Kenntnisse. 1. Der Blutgefässring besteht bei Cucamaria planci aus einer Summe von Lacunen, welche sich dem Wassergefässringe von der Hinter- seite und der Innenseite anlagern und sich an der Innenseite der vom Wassergefässringe aufsteigenden Radialkanäle in das radiale Blutgefäss fortsetzen. 2. Die Radialgefässe verlaufen nach ihrer Umbiegung am vorderen Ende der Radialstücke des Kalkringes genau in derjenigen Lagerung, Nachtrag zur Morphologie. 947 welche wir bei Holothuria tubulosa und anderen Arten (s. S. 204) bereits kennen. Vor ihrer Umbiegung geben die Radialgefässe je einen Zweig zu jedem Fühler, nach ihrer Umbiegung einen ebensolchen zu jedem Füsschen ab; diese Fühler- und Füsschengefässe begleiten in ihrem weiteren Verlaufe die Fühler- und Füsschennerven. Die Fühler erhalten demnach ihre Gefässe von den Radialgefässen, während sie ihre Nerven vom Nervenringe beziehen. 3. Die Darmgefässe. Das dorsale Darmgefäss nennt H&rouard die äussere, das ventrale die innere Randlacune des Darmes. Das dor- sale Darmgefäss des ersten Darmschenkels verbindet sich durch eine quere Anastomose mit dem des zweiten Darmschenkels. Aber auch das ventrale Darmgefäss ermangelt der S. 209 beschriebenen Anastomose bei Oucumaria planci nicht, wie ich in Ergänzung der He&rouard’schen Beobachtungen auf Grund einer Nachuntersuchung bemerken möchte. Die Anastomose des dorsalen Darmgefässes entspricht dem 5.212 beschriebenen freien Rückengeflecht des Aspidochirotendarmes. Der Behauptung, dass den Synaptiden die Darmwindung und damit auch die Anastomosen- bildung des ventralen Darmgefässes fehle, muss ich unter Hinweis auf das S. 209 Gesagte widersprechen. Vom dorsalen Darmgefäss sah H&rouard bei seinem Colochirus lacazü Gefässe entspringen, welche in das dorsale Mesenterium eindringen (vergl. S. 215). Durch diese Gefässe setzt sich das dorsale Darmgefäss mit der nachher zu er- wähnenden grossen Blutlacuue der Körperwand in Verbindung. Am End- abschnitt des Darmes stehen seine beiden Randgefässe mit den Blut- lacunen in Verbindung, welche sich einerseits in der Wand der Kloake, anderseits in der Wand der Kiemenbäume befinden. Auch die Bindegewebsstränge, welche die Kiemenbäume an die Körperwand befestigen, sowie die Aufhängestränge des Enddarmes stellen Blutbahnen dar, welche zur zweiten Sorte der Blutlacune gehören. 4. Das Genitalgefäss entspringt bei Cucumaria planci nicht un- mittelbar aus dem Blutgefässringe, sondern zweigt erst vom dorsalen Darmgefäss (Magengefäss) ab und erstreckt sich mit seinem peripherischen Ende noch über die Geschlechtsbasis hinaus. 5. Die grosse Lacune der Körperwand, welche ich S. 236 im Anschluss an die Leibeshöhle erwähnte, rechnet H&rouard zum Blutgefäss- system und versteht darunter dasselbe Gebilde, welches er an anderen Stellen als die Mittelschicht der Körperwand bezeichnet. Dasselbe stellt ein sehr lockeres, mit zahlreichen Wanderzellen erfülltes Bindegewebe vor, ist also eine Lacune im Sinne der zweiten von H&erouard unter- schiedenen Sorte. Am vorderen Körperende steht sie durch Vermittelung ähnlicher Lacunen, welche sich in der Wand des, Schlundkopfes und in den Aufhängebändern des Schlundes befinden, mit den Blutgefässen des Darmes in Verbindung, ebenso am hinteren Körperende durch die Auf- hängebänder des Enddarmes und endlich der ganzen Darmlänge nach durch die Lacunen des Mesenteriums. 248 Seewalzen. 6. Eine Zusammengehörigkeit des Blutgefässsystems mit dem Wassergefässsystem (s. S. 222—223) wird von Herouard in Abrede gestellt. Doch nimmt er im Epithel des Wassergefässsystems und der Leibeshöhle Lücken nach Art der Lymphstomata an, durch welche Flüssigkeit und Zellen aus diesen Räumen den Weg in das dem Epithel unterliegende Bindegewebe und von da aus in die Blutlacunen oder auch den umgekehrten Weg aus den Blutlacunen in das Wassergefässsystem und die Leibeshöhle finden können. Derartige Gewebslücken habe ich bereits S. 222 vermuthet. Zu Abschnitt XIV (S. 229— 240) Leibeshöhle. Den Schlund- sinus nennt H&rouard den Peripharyngealsinus und unterscheidet in ihm den vordersten, den Mund umkreisenden Bezirk mit dem besonderen Namen Peribuccalsinus. In ähnlicher Weise bezeichnet er den hintersten, den After umkreisenden Abschnitt der Leibeshöhle als Perianalsinus. Die Aufhängebänder des Schlundes, welche den Peripharyngealsinus durch- setzen, in dem Peribuccalsinus aber fehlen, betrachtet er zugleich als Blutbahnen im Sinne der zweiten von ihm unterschiedenen Sorte von Blutlacunen. Ueber die von mir als Pseudohämalkanäle und Epineural- kanäle (s. S. 232) bezeichneten Räume äussert sich H&erouard in aus- führlicher Weise. Er bestätigt das Vorkommen und die epitheliale Aus- kleidung der radialen Pseudohämalkanäle (,canaux subnerviens“) und fand in Uebereinstimmung mit Teuscher, dass auch die Fühler- nerven von Pseudohämalkanälen begleitet werden, welche er als Zweige der radialen Pseudohämalkanäle erkannte. Ob ähnliche Zweige auch die Füsschennerven begleiten, konnte er zwar nicht sicher nachweisen, hält es aber für wahrscheinlich. In der Umgebung des Mundes lässt Herouard die radialen Pseudohämalkanäle in Uebereinstimmung mit Semper und im Gegensatze zu Teuscher (s. S. 234) blindgeschlossen am Nervenringe endigen. Die radialen Epineuralkanäle oder äusseren Pseudohämalkanäle („espaces extra-nerviens‘“) erklärt er im Gegensatze zu der Auffassung, zu welcher ich S. 236 hinneigte, aus guten Gründen, deren Gewicht sich meines Erachtens nicht anfechten lässt, für normale Gebilde, In ihrer Epithelauskleidung verhalten sie sich ebenso wie die Pseudohämalkanäle. Am Nervenringe stehen sie durch einen der Aussenseite desselben aufgelagerten Ringkanal in Zusammen- hang, den ich als den Epineuralring bezeichnen möchte. Von den radialen Epineuralkanälen gehen Zweige ab, welche in entsprechender Lagerung die Füsschennerven begleiten. Auch zu den Hautnerven und Fühlernerven gehende Zweige hat Herouard wahrscheinlich gemacht. In der ganzen Einrichtung der Pseudohämal- und Epineuralkanäle er- blickt er lediglich einen Schutzapparat der Nerven gegen Druck und Zerrung seitens der benachbarten Gewebe und leugnet einen Zusammen- hang dieser Kanäle sowohl mit der Leibeshöhle als mit dem Blutgefäss- system. ©. Ontogenie. I. Die Zeit der Fortpflanzung. In der folgenden Tabelle sind alle bis jetzt vorliegenden Angaben über die Fortpflanzungszeit bei Seewalzen zusammengestellt; vorzugsweise sind dazu die ähnlichen Zusammenstellungen von Schmidtlein (226), Graeffe (73) und Lo Bianco*) benutzt. Die Monate sind mit lateinischen Ziffern bezeichnet. Dass die in der Tabelle angegebenen Zeiten von un- gleicher Genauigkeit sind und nur ein ungefähres Bild der thatsächlichen Verhältnisse geben, liegt in der Natur der Sache. | Beobachtung: I. Aspidochirotae: 1 view Namen der Art: | Namen der Beobachter: | Ort der Beobachtung: Monate der | F l . Holothuria tubulosa Gmel. | Lo Bianco; Graeffe; Selenka Neapel; Triest; St. Tropez | VI— VIII (II— | (Südfrankreich) X)**) namentl. VII— VII. . Holothuria poli DelleChraje | Lo Bianco; Graeffe . . . Neapel; Triest. . . . XI—I . Holoth. tremula Gunn.***) Danielssen und Korn . . Bergen . ... .. „IM. = 8020N0pus regalis’ (Cuv.). . | Schmidtlein.. ". . ., . ..|Neapel . .°... . „| Ende, IV. . Mülleria agassazö Sel. .' Edwards. . . ... . | Bahamas IHNEN E Mitten VIE — Mitte VIII. *) Lo Bianco, Salvatore, Notizie biologiche riguardanti specialmente il periodo di maturitä sessuale degli animali del golfo di Napoli. Mittheil. a. d. zoolog. Station zu Neapel, Bd. 8, 1888, S. 394— 397. *#) Wenn Selenka in seiner vorläufigen Mittheilung (Dez. 1875) meint aus älteren Mit- theilungen schliessen zu können, dass auch in den Monaten XI—I die Holothuria tubulosa sich fortpflanze, so liegt das wohl an der früher nicht beachteten Unterscheidung der Hol. tubu- losa von der Hol. poli; beide früher oft zusammengeworfene Arten haben nach Graeffe die oben angegebenen verschiedenen Fortpflanzungszeiten; indessen gibt Lo Bianco auch aus dem Monat XI künstliche Befruchtung bei Hol. tubulosa an. *%*%*) Die angeblich auf diese Art bezüglichen Beobachtungen von Danielssen und Koren beziehen sich vielleicht auf eine Dendrochirote, s. die Anmerkung S. 243. 250 Seewalzen. ' Monate der Namen der Art: Namen der Beobachter: Ort der Beobachtung: | Beobachtung: E | II. .Dendrochirotae : b. Cucumaria planci (Br.) . | Lo Bianco; Eisig; Selenka; | Neapel; Triest. . . .!IX—V, namentl. Schmidtlein; Graeffe ' I—-IWV. 7. Cucumaria tergestina Sars. |@waefe -. -. .». » .. .| Triest. . . 2... XO—I. Ss. Cueumaria kirchsbergü Kowalevsky . . . . . ..| Neapel . . . . . „Sommer. | Heller *) | | | 9. Cucumaria crocea (Less.) . W. Thomson; Sander . . Falklandinseln . . . ., I—Ende IV. 10. Z’hyone fusus (O. F. Müll.) |Graeffe; Dalyel . . . .|Triest; Schottland. . . II—IV (I— I VD; I1. Zhyone inermis Heller**).| Lo Bianco; Graeffe . . .|Neapel; Triet. . . . V-VI. 12. Phyllophorus wrna Grube. | Kowalevsky; Schmidtlein . Neapel . . . . . „Sommer; VI. 13. Psolus ‚fabrieüü (Düb. u.|A. Agassiz. . -. . .|Nahant, Mass... . . . wahrsch.V—IX Kor.) #***) 14. Psolus ephippifer W. Thoms. | W. Thomson . . . . |Antarctisches Meer . . I. | | | III. Synaptidae: | | 15. Synapta digitata (Mont.) .|Lo Bianco; Leydig; Baur; | Neapel; Triest. . . . II-IV (X—IV) Graeffe; Selenka; Semon. | — Anfang V. 16. Synapta inhaerens Lo Bianco; W. Thomson .; Neapel; Belfast. .1X u. IT 98 (0. F. Müll.) 17. Synapta vivipara (Oerst.) .| Chierchia -. . . ... .|Abrolhos. . . . . „| VIF-VIIL 18. Chiridota rotifera (Pourt.) |E. van Beneden . . . . | Rio de Janeiro. . . .| Anfang IX. Aus dieser Tabelle geht hervor, dass wir im Ganzen nur von ver- hältnissmässig wenigen Arten die Fortpflanzungszeit mit annähernder Sicherheit kennen. Es scheint, dass die meisten Arten sich nur einmal im Jahre fortpflanzen und dass diese einmalige Fortpflanzungszeit durch- schnittlich etwa zwei bis drei Monate dauert, bei einzelnen Arten aber auch in weiteren Grenzen schwankt. Bei den mittelmeerischen Arten, welche den entwiceklungsgeschichtlichen Untersuehungen vorzugsweise als Gegenstand dienten, sind es insbesondere die Monate März und April, welche für die Fortpflanzung der Dendrochiroten und Synaptiden, und die Monate Juli und August, welche für die der Aspidochiroten in Betracht kommen. Manche Beobachtungen weisen auch darauf hin, dass hier wie bei anderen Thiergruppen einzelne Individuen im Vergleich zu den übrigen verfrüht oder verspätet zur Fortpflanzung schreiten, was zum Theil in individuellen Verschiedenheiten, zum Theil in Temperatur-, Strömungs- und Ernährungsverhältnissen seinen Grund haben mag. Bemerkenswerth ist schliesslich der Umstand, dass bis jetzt aus der Familie der Molpadiiden sowie aus der ganzen Gruppe der Elasipoden von keiner einzigen Art irgend etwas über die Zeit der Fortpflanzung oder überhaupt über die Ontogenie bekannt geworden ist. *) = Psolinus brevis Kowalevsky, s. die Anmerkung $. 243. **), — Wie ich bei passenderer Gelegenheit zeigen werde, ist diese Heller’sche Art identisch mit der ein Jahr später beschriebenen 7’hyone (Uroxia) aurantiaca (Costa). Lo Bianco und Graeffe führen sie unter letzterem Namen auf, den ich oben durch den älteren Namen 7’h. inermis ersetzt habe. *#*) Bei A. Agassiz als Cuvieria fabrieü Düb. u. Kor. bezeichnet; 'er traf die Larven von VI—X an, weshalb ich vermuthe, dass die Fortpflanzungszeit, wie oben angegeben, in die Monate V—IX fällt. u ee ee a ne Die Vorbereitungen zur Entwicklung. 2351 1I. Die Vorbereitungen zur Entwicklung. Dieselben bestehen in der Ablage der Eier und des Samens, in der Reifung der Eier und in der Befruchtung derselben. 1. Ablage der Eier. Wenn wir die wenigen, nachher zu erwähnenden Fälle von Brutpflege zunächst ausser Acht lassen, so findet die Ablage der Eier in der Weise statt, dass dieselben aus der Genitalöffnung unmittelbar in das Meer ge- langen und dort entweder zu Boden sinken oder an den Wasserspiegel emporsteigen. Jenes ist z. B. der Fall bei Cucumaria kürchsbergii Heller*) nach Kowalevsky (121), bei Mülleria agassizü Sel. nach Edwards**), bei Holothuria tubulosa (Gm.) und Synapta digitata (Mont.) nach Selenka (231 u. 232); dieses z. B. bei Oucumaria planci (Br.) nach Selenka (231) und bei Holothuria tremula Gunn.***) nach Danielssen und Koren (220). Bei Oucumaria planci werden übrigens die Eier auch nicht ganz unmittelbar in das Meer entleert, sondern treten aus der Ge- schlechtsöffnung zunächst in den von den Fühlern umstellten Vorhof des Mundes; hier werden sie befruchtet und dann erst ruckweise in das Meer ausgestossen. Es lässt sich dieses Verhalten der Cucumaria plancı als ein Anlauf zu einer freilich nur sehr kurze Zeit währenden Brutpflege ansehen und bildet so einen Uebergang zu jenen Fällen, in welchen eine Brutpflege in deutlichster und eigenartiger Weise zur Ausbildung gelangt ist. Eine solche Brutpflege kennen wir bis jetzt nur aus den beiden Familien der Dendrochiroten und Synaptiden. Bei Phyllophorus urna Grube, Symapta vivipara (Oerst.) und Chiridota rotifera (Pourt.) gelangen die Eier auf eine noch unaufgeklärte Weise in die Leibeshöhle; bei Cucumarıa minuta (Fabr.) und laevigata (Verr.) werden sie von zwei ventral gelegenen Brutsäcken anfgenommen; bei Cucumaria crocea (Less.) und Psolus ephippifer W. Thoms. werden sie auf dem Rücken des Thieres festgehalten. Indessen wollen wir eine nähere Betrachtung der Brutpflege an dieser Stelle noch nicht vornehmen, sondern uns zu dem Wenigen wenden, was wir über die Ablage des Samens wissen. *) Kowalevsky nennt diese Art Psolinus brevis; vergl. darüber meine an einer anderen Stelle (160, S. 12) gemachte Bemerkung. *#) Edwards, Charles L., Notes on the Embryology of Mülleria agassizii Sel., John Hopkins’ University Circulars, Vol. VIIL, Nr. 70, Baltimore 1589, p. 37. *##) Hier und noch öfter im Folgenden wird Bezug genommen auf die Beobachtungen, welche Danielssen und Koren an einer von ihnen zu Holothuria tremula gestellten Art an- gestellt haben. Es scheint mir aber sehr zweifelhaft und jedenfalls nicht klar erwiesen, dass die von ihnen beobachteten Entwicklungszustände wirklich zu dieser Art und nicht vielmehr zu einer der bei Bergen vorkommenden Dendrochiroten-Formen gehören. Zu dieser Ansicht veranlasst mich namentlich die baumförmige Gestalt der Fühler bei der von den genannten Forschern untersuchten Jugendform. 252 Seewalzen. 2. Ablage des Samens. Bei Cucumaria kirchsbergüi Heller beobachtete Kowalevsky (121), dass das Männchen den in Form eines weissen Fadens aus der Geschlechts- öffnung ausgetretenen Samen mit einem der bauchständigen Fühler auf- hob und in das umgebende Wasser „gewissermaassen aussäete‘‘, was etwa eine Stunde lang dauerte. Dagegen konnte Selenka (231) bei Oucumaria planci (Br.) ein solches Aussäen des Samens mit Hülfe der Fühler nicht bemerken, vielmehr wiederholt feststellen, dass während der ruckweise stattfindenden Samenentleerung das Spiel der Fühler ganz oder fast ganz eingestellt wurde. Auch bei Holothuria tubulosa sah derselbe Forscher, wie der Samen ruckweise in Zwischenräumen von 2—20 Minuten während einer oder mehrerer Stunden ausgestossen wurde und zwar in Gestalt langer, weisser Fäden, welche sich im Wasser wolkenartig verbreiteten. 3. Reifung der Eier. Ueber die Reifung der Seewalzen-Eier fehlt es noch völlig an ein- gehenden Untersuchungen. Indessen hat Selenka (231 u. 232) wenigstens so viel festgestellt, dass das Keimbläschen bei Cucumaria planci*) und Synapta digitata schwindet und, wie er bei der letztgenannten Art be- obachtete, durch einen Eikern ersetzt wird. Bei Cucumaria planci ist der Zeitpunkt des Keimbläschen-Schwundes nicht bestimmt ermittelt, während er bei Synapta digitata bereits stattgefunden hat, wenn die Eier die Ge- schlechtsöffnung verlassen. Wie es sich dabei mit dem Vorkommen, der Entstehung und Zahl der Richtungskörperchen verhält, bedarf ebenfalls noch näherer Untersuchung. Unsere Kenntniss darüber beschränkt sich auf die Angabe Selenka’s (231), dass die bereits befruchteten Eier der Oucumaria planci „bisweilen ein Tröpfehen Protoplasma unter der Eikapsel zeigen“, welches er als „Koth des Eies‘“ bezeichnete, und auf die kurze Angabe von Edwards, dass bei Mülleria agassizü drei „Polkörperchen“ ausgestossen werden, von denen eines beträchtlich grösser ist als die beiden anderen. Nach den bei anderen Thieren gemachten Erfahrungen darf man vermuthen, dass auch bei den Holothurien, dem Weismann’schen Zahlengesetz der Richtungskörperchen entsprechend, deren eigentlich nur zwei ausgestossen werden, von denen aber das eine oder andere sich nach- träglich in zwei kleinere theilen kann. 4. Befruchtung. Das Eindringen eines Spermatosoms in das Ei ist bis jetzt nur ein einziges Mal bei einer Seewalze beobachtet worden und zwar durch Selenka (232) bei Synapta digitata; leider gibt derselbe nichts Näheres über den Vorgang an. Was Zeit und Ort der Befruchtung anlangt, so *) Bei dieser Art bemerkte auch Eisig (Mittheilungen aus der zoologischen Station zu Neapel, Bd. 1, 1879, $S. 126), dass an den abgelegten und von Spermatozoen umschwärmten Eiern das Keimbläschen nicht mehr wahrnehmbar ist. Die Entwicklung der Larve. 253 findet dieselbe bei Synapta digitata nach den Beobachtungen desselben Forschers in der Regel erst nach der Ablage der Eier statt; doch deuten ältere Angaben von Leydig (142) darauf hin, dass mitunter die Befruchtung schon im Innern des Genitalorganes vollzogen wird. Bei Cucumaria kirchsbergü, planci und Phyllophorus urna lässt Kowalevsky (121) samen- haltiges Wasser zum Zweck der Befruchtung in die Leibeshöhle der Weibchen eindringen — eine Annahme, die ganz unwahrscheinlich ist, da wir keine Verbindungsöffnung der Leibeshöhle mit dem Seewasser kennen, und die überdies, wenigstens in Betreff der Cucumaria planci, durch die Beobachtungen Selenka’s (231) auch direkt widerlegt ist. Bei dieser Art nimmt das Weibchen mit seinen dabei lebhaft thätigen Fühlern den Samen auf, welchen ein in der Nähe befindliches Männchen ausgeworfen hat, und überträgt denselben in ähnlicher Weise in den Vorhof seines Mundes zu den anfangs dort befindlichen Eiern, wie es sonst seine Fühler zur Ein- fuhr von Nahrung verwendet. — In welcher Weise die Ueberführung des Samens bei den brutpflegenden und zugleich getrenntgeschlechtlichen Arten stattfindet, bedarf noch der Aufklärung. Auch besitzen wir noch keine bestimmte Beobachtung darüber, ob die bei vielen Arten vorhandene Genitalpapille (s. 5. 184, 185) als ein Hülfsorgan bei der Uebertragung des Samens gebraucht wird. Künstliche Befruchtung gelang bis jetzt nur in wenigen Fällen, so bei Holothuria tubulosa und Synapta digitata. III. Die Entwicklung der Larve. 1. Furehung; Blastula; Gastrula. a. Die Furchung verläuft in ihren gröberen Vorgängen bei allen darauf untersuchten Seewalzen als eine totale und annähernd äquale. Die erste darauf bezügliche Beobachtung machten Danielssen und Koren (220) an Holothuria tremula Gunn.; wenn auch die Kürze ihrer Mittheilung keine befriedigende Auskunft gibt, so lässt dieselbe doch er- kennen, dass die von ihnen beobachtete Furchung eine totale und annähernd äquale war. Der nächste Forscher, Kowalevsky (121), bezeichnete zwar bei Cucumaria kürchsbergii und planci die Furchung schlechthin als eine äquale, doch geht aus den späteren noch eingehenderen Untersuchungen von Selenka (231 u. 232) an Cucumaria planci, Holothuria tubulosa und Synapta digitata hervor, dass eine geringe Inäqualität der Furchungszellen früher oder später bemerkbar wird; bei Synapta digitata macht sich z. B. eine Ungleichheit in der Grösse der Furchungszellen vom 16-zelligen, bei Cucumaria plancı gewöhnlich erst vom 32-zelligen Stadium an bemerk- lich, während sie bei Holothuria tubulosa oft schon an den beiden ersten Furchungszellen auftritt. Bei Synapta digitata konnte derselbe Forscher in genauer Weise feststellen, dass die Theilung der Eizelle insofern eine ganz reguläre ist, als sich neunmal hintereinander sämmtliche vorhandene 254 Seewalzen. Zellen gleichzeitig halbiren, sodass nacheinander erst 2, dann 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512 Zellen den Embryo bilden. Auch bei Mälleria agassizii wurde neuerdings durch Edwards (l. c.) eine totale und „fast reguläre“ Furchung beobachtet. Die Zeit, welche der Furchungsvorgang (bis zur Fertigstellung der Blastula) in Anspruch nimmt, ist je nach den ° Arten verschieden: bei Cucumaria kirchsbergü 10, bei Synapta digitata 12, bei Holothuria tubulosa 16, bei Cucumaria plancı ungefähr 24 Stunden. Bezüglich der feineren Vorgänge, welche sich bei der Furchung ab- spielen, ist bemerkenswerth, dass Kowalevsky (121) einen direkten (amitotischen) Theilungsvorgang bei Cucumaria kürchsbergüi und planei mit aller Bestimmtheit zu behaupten scheint. Da aber seine Beobachtungen aus einer Zeit stammen, in welcher man in die feineren Verhältnisse der Zelltheilung und insbesondere in die Erscheinung der Mitose noch nicht eingedrungen war, so steht zu erwarten, dass bei erneuerter Untersuchung sich auch in diesen Fällen die Theilung als eine indirekte (mitotische) herausstellen wird. Darauf weisen auch die Beobachtungen Selenka’s (231) an Oucumaria planci hin, wonach sowohl die Bildung des ersten als auch der folgenden Furchungskerne (bis zur 32-Theilung) in einem hellen Hofe (Kernhofe) durch Anhäufung von 8—20 „Kernkeimen“ vor sich geht. — Oberflächlich hebt sich bei Beginn der Furchung bei Cucumaria kirchsbergii nach Kowalevsky ein feines Häutchen von der Eizelle ab; bei Synapta digitata scheidet die Eizelle nach Selenka (232) eine helle, zarte Protoplasmaschicht aus, welche nachher den Furchungszellen als eine Art Bindemittel dient. Bei derselben Art bemühte sich der genannte Forscher zu zeigen, dass das Vorn und Hinten, Rechts und Links des späteren Thieres schon während der ersten Furchungsstadien, ja zum Theil schon vor der Furchung zu einem morphologischen Ausdrucke gelangt sei. Er ist der allerdings nicht näher begründeten Ansicht, dass eine Stelle der Eizelle schon vor der Furchung „prävalire‘“; diese Stelle, er nennt sie den animalen Pol des Eies, werde entweder schon im unreifen Ei (wo- durch?) oder erst durch die Richtungskörper oder erst durch den Eintritt des Spermatosoms bezeichnet; eine gerade Linie, welche von diesem Pole durch den Mittelpunkt des Eies geht und von ihm Eiachse genannt wird, entspreche der Hauptachse des späteren Gastrulastadiums; jener Pol be- zeichne das Vorderende, sein Gegenüber, der vegetative Pol, das Hinter- ende des sich entwickelnden Thieres und die beiden ersten Furchungs- zellen seien die Vorläufer der rechten und linken Körperhälfte desselben. Selenka setzt aber schon selbst zu dieser letzten Behauptung ein Frage- zeichen*) — ein gleiches Zeichen scheint mir aber auch zu der vorher- gehenden Behauptung zu gehören, denn nach den bis jetzt vorliegenden Thatsachen ist es noch keineswegs sicher, welcher der beiden Pole der *) Dasselbe ist in Semon’s (237) Wiederholung der Selenka’schen Angaben in Weg- fall gekommen. Die Entwicklung der Larve. 255 von der „prävalirenden“ Stelle aus construirten Eiachse dem animalen Pole des Gastrulastadiums entspricht. Um die Zweifel zu vermehren, kommt dazu, dass nach früheren Angaben desselben Forschers (231) bei Holothuria tubulosa und Cucumaria planci durch die beiden ersten Furchungszellen nicht wie bei Synapta digitata das Rechts und Links, sondern das Vorn und Hinten der späteren Stadien angedeutet werden soll. b. Als Ergebniss der Furchung wird ein blasenförmiger Embryo ge- bildet, dessen Wand aus sämmtlichen, zu einer einzigen Schicht geordneten Furchungszellen besteht. Dieser Embryo, Blastula oder Blastosphära oder Keimblase genannt, umschliesst einen inneren Hohlraum, das Blastocoel oder die Furchungshöhle. Seine auch Blastoderm genannte Wand ist oft an einer Stelle etwas dicker als sonst.*) Die Furchungshöhle beginnt schon im 4-zelligen Stadium sich dadurch zu bilden, dass die Zellen in der Mitte ihrer Anordnung etwas auseinander weichen. Dieser anfänglich kleine Zwischenraum öffnet sich an zwei einander gegenüber liegenden Stellen nach der Oberfläche des Eies hin; die Achse, welche der Länge nach durch denselben hindurch geht, fällt mit Selenk a’s Eiachse zusammen. Sie ist (bei Synapta digitata) dadurch ausgezeichnet, dass sie in die beiden ersten Furchungsebenen fällt; steht also die Eiachse senkrecht, so stehen auch die beiden ersten Furchungsebenen senkrecht, während sie unter- einander rechte Winkel bilden. Bei dieser Orientirung des Eies liegt dann die dritte Furchungsebene wagerecht, die vierte wieder senkrecht und so abwechselnd weiter. Nach Selenka’s Beobachtungen schliesst sich während der Furehung die obere und untere Mündung des Furchungs- raumes, indem die Zellen dicht aneinander rücken, dagegen erweitert sich der centrale Furchungsraum in erheblichem Maasse, sodass er schliesslich (XII, 9) eine ziemlich weite Höhle darstellt. Im Innern derselben befindet sich eine zähe (schleimige), glashelle, eiweissartige Flüssigkeit, welche als Gallertkern bezeichnet wird und wahrscheinlich einer Ausscheidung seitens der Furchungszellen seine Entstehung verdankt. In der späteren Entwicklung wird dieser Gallertkern nach Selenka (231) als Nahrungs- dotter verbraucht; doch fehlt es an einem näheren Nachweise der Richtigkeit dieser Behauptung und insbesondere vermisst man eine Erörterung der Frage, ob der Gallertkern etwa in Beziehung zur Grundsubstanz des späteren Bindegewebes steht. Die soeben geschilderte Blastula, welche nach dem Gesagten un- mittelbar aus der Furchung, ohne Zwischenschiebung eines Morulastadiums, hervorgeht, bleibt bei den einen Arten, z. B. bei Cucumaria kirchsbergiü nach Kowalevsky und bei Mülleria agassizii nach Edwards, von der Eihaut umschlossen und erhält alsdann keinerlei Wimperhaare, Bei anderen Arten aber, z. B. bei Oucumaria planci nach Kowalevsky und Selenka, #) Selenka (232) fand bei Synapta digitata die Dicke des Blastoderms überall gleich. Wenn er aber diesen Befund verallgemeinert und auf alle Echinodermen überträgt, so stehen dabei schon seine eigenen früheren Beobachtungen an Cucumaria planci und Holothuria tubulosa hindernd im Wege. 256 Seewalzen. bei Holothuria tubulosa und Synapta digitata nach Selenka und anscheinend auch bei Holothuria tremula nach Danielssen und Koren, verlässt die Blastula die Eihülle und schwimmt nunmehr mit Hülfe eines Wimper- kleides als freie Larve umher. Die Wimpern (Geisseln) entsprechen in ihrer Zahl je einer Furchungszelle. Solange der Embryo noch von der Eihülle umgeben ist, treten sie oft schon gegen Ende der Furchung (XI, 9) erst vereinzelt, schliesslich aber an allen Blastodermzellen als sehr feine Fäden auf, durch deren Thätigkeit der Embryo sich anfänglich lang- sam und mit Unterbrechung, dann aber rascher in der Eihülle dreht und schliesslich aus derselben ausbricht. Bei Holothuria tubulosa dauert diese Ausbildung der Blastula, vom Ende der Furchung an gerechnet, nach Selenka (231) etwa vier Stunden, sodass im Ganzen etwa 20 Stunden vergehen, bis aus dem befruchteten Eie die freischwimmende Larve ge- worden ist. Bei Cucumaria planci bemerkte derselbe Beobachter, dass die freischwimmende Blastula sich in unregelmässigen Linien meist in der Nähe des Wasserspiegels umhertreibt und dabei im Verlaufe von etwa 12 Stunden eine Verringerung ihrer Grösse um !/, ihres Durchmessers erfährt. c. Durch Einstülpung des verdickten Bezirkes der Blastula bildet sich ein blindgeschlossener Urdarm. Die Larve selbst tritt dadurch in das als Gastrula bezeichnete Stadium über. Der Erste, welcher eine Holo- thuriengastrula beschrieb, war Krohn (124); er fand, dass junge, wahr- scheinlich zu Synapta digitata gehörige Larven einen blindgeschlossenen Darm besitzen, dessen Oeffnung er ganz richtig als After der späteren Stadien deutete. Die Entstehung dieses Urdarmes durch einen Einstülpungs- vorgang seitens des Blastoderms wurde zuerst von Kowalevsky (121) bei Oucumaria planci und kürchsbergü beobachtet; doch irrte sich Kowa- levsky dabei insofern, als er die Einstülpungsöffnung für den späteren Larvenmund hielt. Mit Recht widersprach Selenka (231) dieser Meinung und zeigte durch seine Untersuchungen an Holothuria tubulos« und COueu- maria planci, sowie später auch an Synapta digitata (232), dass die ältere, von Krohn geäusserte Ansicht den Thatsachen entspricht. — Die Zeit, welche von der Fertigstellung der Blastula bis zur Ausbildung der Gastrula vor sich geht, scheint nach den vorliegenden Beobachtungen in einem gewissen Verhältnisse zur Schnelligkeit des Furchungsvorganges (s. S. 254) zu stehen, indem sie z. B. bei Cucumaria planci nach Kowalevsky 10 Stunden (Dauer der Furchung 24 Stunden) währt, dagegen sie bei Holothuria tubulosa nach Selenka nur 5—6 Stunden *) (Dauer der Furchung 16 Stunden) dauert; genau vergleichbar sind diese Ziffern freilich deshalb nicht, weil sie sich bei Holothuria tubulosa auf den Beginn der Einstülpung, bei Cucumaria planci aber auf ein schon etwas weiter vorgeschrittenes Stadium der Gastrulabildung beziehen. Bei Synapta digitata (Dauer der *) Rechnet man diese Zeit bei Holothuria tubulosa nicht wie hier geschehen vom Schlusse der Furchung, sondern erst vom Augenblicke des Ausschlüpfens der Blastula an, so beträgt sie sogar nur 1—2 Stunden. Die Entwicklung der Larve. 257 Furchung 12 Stunden) folgt dem Blastulastadium unmittelbar die Gastrula, sodass die Einstülpung des Urdarmes sich schon andeutet bevor noch die Blastula die Eihülle verlassen hat (XII, 10). Bei Mülleria agassizü endlich gibt Edwards an, dass die Gastrula am Anfange des zweiten Tages gebildet werde; doch erfahren wir dabei leider nicht, mit welcher Schnellig- keit die Furchung durchlaufen worden war. In der vollendeten Gastrula (XII, 12) haben wir ein aus zwei Zellen- schichten gebildetes Entwicklungsstadium vor uns, an welchem wir wie bei den entsprechenden Stadien anderer Thiere die äussere Zellenschicht, also den nicht eingestülpten Theil des Blastoderms, als Eetoderm von der inneren Zellenschicht, welche den Urdarm auskleidet und den ein- gestülpten Theil des Blastoderms darstellt, als Entoderm unterscheiden. Die Oeffnung, welche in die Einstülpung hinein führt und an deren Rand Eeto- und Entoderm ineinander übergehen, heisst der Urmund und be- zeichnet das Hinterende der Larve. Die Gastrula lässt bei den Arten, bei welchen sie frei umher schwimmt, sehr bald eine Formveränderung erkennen, indem sie aus ihrer früheren mehr oder weniger kugeligen Gestalt in eine mehr längliche übergeht. Bei Holothuria tubulosa z. B. beginnt diese Umformung etwa 6 Stunden nach dem Ausschlüpfen der Larve und ist nach weiteren 4 Stunden schon so weit vorgeschritten, dass die Larve nunmehr um die Hälfte länger als breit ist. Von hier ab empfiehlt es sich, die Veränderungen der äusseren Gestalt gesondert von den Vorgängen zu betrachten, welche sich im Innern der Larve abspielen; zu diesen wenden wir uns zunächst. 2. Mesenchymbildung. Indem Zellen in den sogenannten Gallertkern, also in die schleimige Flüssigkeit, welche die Furchungshöhle erfüllt, einwandern, entsteht daraus ein mit dem Namen Mesenchym bezeichnetes Gewebe. Ueber die Her- kunft der Mesenchymzellen lauten die ersten, von Kowalevsky (121) herrührenden Angaben dahin, dass sie bei Cucumaria kürchsbergü durch eine der Oberfläche des Eetoderms parallel gehende Spaltung der Eetoderm- zellen ihren Ursprung nehmen. Indessen ist dieser Delaminationsvorgang bei keiner anderen Seewalze zur Beobachtung gelangt; vielmehr stimmen alle späteren Forscher darin überein, dass wenigstens bei den von ihnen untersuchten Arten die Bildung der Mesenchymzellen auf den sich ein- stülpenden, etwas verdickten Bezirk des Blastoderms beschränkt ist und auch hier nicht in Gestalt einer durchgreifenden Delamination, sondern in der Weise auftritt, dass sich einzelne Zellen rascher vermebren und einen Theil ihrer Abkömmlinge aus dem epithelialen Verbande des Blasto- derms austreten und in den Gallertkern einrücken lassen. Nach Selenka (232) sollen es bei Synapta digitata sogar nur zwei Mesenchymzellen sein, welche auf diese Weise entstehen; er nennt sie die Urzellen des Mesenchyms und ist der Ansicht, dass alle anderen, später auftretenden Mesenchym- Bronn, Klassen des Thier- Reichs. II. 3. 17 258 Seewalzen. zellen Abkömmlinge jener beiden erstgebildeten seien. Aber auch ab- gesehen davon, dass es Semon (237) nicht gelang, sich von der Richtig- keit dieser Angabe zu überzeugen, ist es durch die Untersuchungen an anderen Echinodermen*) höchst wahrscheinlich geworden, dass auch bei den Holothurien Urmesenchymzellen im Sinne Selenka’s nicht vor- handen sind, sondern dass überhaupt, ohne dass sich bestimmte Zahl- verhältnisse feststellen lassen, die sich vermehrenden Zellen des Ein- stülpungspoles die Eigenschaft haben ihre Abkömmlinge nach und nach als Mesenchymzellen in den Gallertkern eintreten zu lassen. Ob später auch noch von anderen Zellen des Blastoderms, welche dem zum Eetoderm gewordenen Theile desselben angehören, sich Mesenchymzellen ablösen, ist eine offene Frage; die zuerst auftretenden entstammen jedenfalls dem sich einstülpenden, entodermalen Theile des Blastoderms. Dabei wird aber keineswegs immer der Zeitpunkt abgewartet, in welchem die Ein- stülpung des Urdarmes bereits stattgefunden hat, sondern es kann die Bildung der ersten Mesenchymzellen auch Hand in Hand mit der Bildung der Ein- stülpung gehen oder derselben sogar vorauseilen. Dieser letztere Fall findet sich z. B. nach Selenka (231) bei Cucumaria planei, während bei Holothuria tubulosa« (XI, 11) erst mit beginnender Einstülpung und bei Synapta digitata erst nach der Einstülpung sich Mesenchymzellen vom Entoderm ablösen. Es scheint mir von einigem Interesse, dass diese drei Arten sich in Bezug auf die Schnelligkeit ihrer ersten Entwicklungsstadien gerade umgekehrt verhalten, sodass also die Mesenchymbildung im Verhältniss zur Urdarmbildung um so früher beginnt und um so rascher fortschreitet, je langsamer die Gesammtentwicklung vor sich geht. Im Einzelnen gibt Selenka über die Mesenchymbildung der genannten Arten das Folgende an. Bei Cucumaria planci vermehren sich die anfänglich nur zu 3—8 vorhandenen und dann als Mesenchymkeim zu- sammengefassten Mesenchymzellen sehr rasch; einzelne bleiben an der Innen- fläche des Blastoderms liegen, während andere als amöboide Wanderzellen in dem Gallertkern umherkriechen und denselben schliesslich mit einem beweglichen Zellennetze durchspinnen. Bei Holothuria tubulosa geht die Ver- mehrung der Mesenchymzellen langsamer vor sich; auch hier sind es nach Selenka anfänglich nur wenige (4—10) Zellen, welche den Mesenchym- keim bilden und nach seiner Ansicht den ausschliesslichen Bildungsherd aller späteren Mssenchymzellen darstellen — eine Ansicht, gegen welche ich schon vorhin Bedenken geäussert habe und welche ich auch durch Selenka’s eigene Beobachtungen nicht hinreichend gestützt finde; denn manche Stellen seiner Abbildungen lassen die Deutung zu, dass auch noch später aus dem Entoderm oder selbst auch aus dem Eetoderm Mesenchym- zellen entstehen können. Bei Synapta digitata sollen sich die beiden Ur- mesenchymzellen vom Gipfel des Urdarmes, woselbst sie entstanden, ab- *) Vergl. insbesondere: Eugen Korschelt, Zur Bildung des mittleren Keimblattes bei den Echinodermen; nach Beobachtungen an Strongylocentrotus lividus. Zoologische Jahr- bücher, Abtheil. f. Anatomie. IV. Bd. Jena 1889. p. 653—676, Taf. XXXL Die Entwicklung der Larve. 259 lösen und sich alsdann ‚an beliebigen Stellen‘ der Innenfläche des Ecto- derms anlagern um durch Theilungen alle späteren Mesenchymzellen zu liefern. Selenka (232), Semon (237) und Korschelt (l. e.) erörtern auch die Frage, ob die dem Urdarme vorausgehende (Cucumaria planei) oder nachfolgende (Synapta digitata) Entstehung der ersten Mesenchymzellen als das phylogenetisch ältere Verhalten anzusehen sei? Selenka ver- tritt die Auffassung, dass Cucumaria plancı das ursprüngliche Verhalten darstelle, während Semon und Korschelt zu der entgegengesetzten An- sicht zu neigen scheinen. Meinerseits möchte ich mich der Selenka’schen Ansicht anschliessen und zwar deshalb, weil sie mir am besten mit der oben hervorgehobenen Beziehung zwischen der Mesenchym- und Urdarm- Bildung einerseits und der Schnelligkeit der Gesammtentwicklung ander- seits in Einklang zu stehen scheint — indessen verkenne ich nicht, dass durchschlagende Gründe für die Richtigkeit der einen oder anderen Meinung einstweilen noch nicht bekannt sind. | 3. Bildung des Entero- und Hydrocoels, des primären Stein- kanales, des Larvenmundes und des Vorderdarmes: Unter dem Enterocoel verstehen wir die Anlage der späteren Leibes- höhle, unter Hydrocoel die des späteren Wassergefässsystemes und unter Hydro-Enterocoel die anfangs gemeinschaftliche Anlage beider. Soweit wir wissen, kommt es bei den Holothurien zunächst zur Bildung eines Hydro-Enterocoels, welches in der Weise entsteht, dass sich das blinde Ende des Urdarmes von dem übrigen Urdarme abschnürt und alsdann eine von Entoderm ausgekleidete, allseitig geschlossene, rundliche oder längliche Blase darstellt (XII, 13): die Hydro-Enterocoelblase (auch Vasoperitonealblase oder Vasocoelomsack genannt). Wenn sie auch im Augenblicke ihrer Bildung genau median gelagert ist, so rückt sie doch sehr bald mehr nach links; zugleich liegt sie dem Rücken der Larve näher als der nach ihrer Abschnürung übriggebliebene Urdarm, welcher sich seinerseits mit seinem neuen blinden Ende nach der Bauchseite der Larve wendet. Durch einen kurzen Kanal, den die Hydro-Entercoelblase nun- mehr an die Rückenseite der Larve entsendet, setzt sie sich mit der Aussenwelt in unmittelbare, offene Verbindung. Dieser kurze Kanal wird zum primären Steinkanal; seine äussere Mündung wird als Rückenporus bezeichnet. Bei Synapta digitat« bildet sich nach Selenka (232) der Rückenporus schon zu einer Zeit, in welcher die Hydro-Enterocoelblase sich vom Urdarme noch nicht vollständig ab- geschnürt hat; infolge dessen besteht bei dieser Art eine kurze Weile ein bei keiner anderen Seewalze und auch bei keinem anderen Echinoderm bekannt gewordener Zustand, in welchem der Urdarm durch das sich ab- schnürende Hydro-Enterocoel hindurch mit dem Rückenporus in Zusammen- 17% 260 Seewalzen. hang ist. Bei den übrigen Holothurien jedoch geht die völlige Abschnürung des Hydro-Enteroeoels stets der Bildung des Rückenporus voraus, indessen mit dem Unterschiede, dass Rückenporus und primärer Steinkanal der nachher zu besprechenden Trennung des Hydro-Enterocoels in das Hydrocoel und das Enterocoel entweder zuvorkommen oder nachfolgen. Jenes ist z. B. nach Selenka’s (231) Forschungen der Fall bei Holothuria tubulosa, während derselbe Forscher (231) bei Cucumaria plancı erst an dem vom Enterocoel getrennten Hydrocoel den Rückenporus auftreten sah. Es zeigt sich so in dem zeitlichen Auftreten des primären Stein- kanals das bemerkenswerthe Verhältniss, dass derselbe der Bildung eines gesonderten Hydrocoels umsomehr vorauseilt, je schneller überhaupt die Gesammtentwicklung in diesen Altersstadien verläuft. Denn wir sahen weiter oben, dass bei Synapta Furchung und Gastrulabildung rascher vor sich gehen als bei Holothuria und bei dieser wieder rascher als bei Oueu- maria. Und wenn wir auch über die Zeit, welche bei Synapta von der Befruchtung bis zur Bildung des primären Steinkanals verstreicht, noch keine ganz genaue Angabe besitzen, so geht doch aus Selenka’s (231) Mittheilungen hervor, dass diese Zeit kürzer ist als bei Holothuria tubulosa. Bei dieser Art beginnt die Abschnürung des Hydro-Enterocoels etwa um die 45dste Stunde der Entwicklung; um die 54ste Stunde hat sich das- selbe vollständig vom Urdarme getrennt und bildet nunmehr gegen Ende des dritten Tages, ungefähr zur 70sten Stunde, den primären Steinkanal mit dem Rückenporus. Bei Cucumaria planei dagegen ist um einen vollen Tag später die Hydro-Enterocoel-Blase noch nicht vollständig vom Ur- darme abgeschnürt und vom primären Steinkanal noch keine Spur vor- handen. Der nähere Vorgang, durch welchen Steinkanal und Rückenporus gebildet werden, ist der, dass das Hydro-Enterocoel (bei Cucumaria planei das Hydrocoel) einen hohlen Fortsatz gegen die Rückenwand der Larve entsendet, welcher bald an das Eetoderm anstösst, dann mit demselben verschmilzt und schliesslich nach aussen durchbricht; Selenka be- obachtete diesen Vorgang sowohl bei Holothuria tubulosa und Oucumaria planci (231) als auch bei Synapta digitata (232). Der fertige Porus liegt nicht genau in der Medianlinie des Rückens, sondern etwas nach links, entspricht also in seiner Stellung dem Hydro- Enterocoel. Zur Geschichte des primären Steinkanals und des Rückenporus sei bemerkt, dass die erste darauf bezügliche Beobachtung von Joh. Müller (179) herrührt. Er beschrieb denselben bei der Larve der Synapta digitata als einen „röhrigen Strang“ und sah darin anfänglich die Anlage des Genitalganges, verbesserte aber diese Anschauung sehr bald selbst (179, 180) in die richtige Ansicht, dass es sich hier um die Anlage des Steinkanales handel. Krohn (124) sah den ‚„Rückenkanal“ bei noch jüngeren Synapta-Larven; Joh. Müller (179, 180) beobachtete denselben ferner bei der „Aurieularia mit Kugeln“ und Danielssen und Koren (220) konnten sein Vorkommen bei den von ihnen zu Holothuria tremula ge- Die Entwicklung der Larve, 261 stellten *) Jungen feststellen. Desgleichen fanden ihn alle späteren Forscher bei den von ihnen untersuchten Formen. Das Hydro-Enterocoel lernten wir schon weiter oben als ein ab- geschnürtes Divertikel des Urdarmes kennen. Wir verdanken diese Kenntniss**) in erster Linie den Beobachtungen Selenka’s (231 u. 232), welcher den Vorgang der Abschnürung bei Holothuria tubulosa, Cucumaria planci und Synapta digitata Schritt für Schritt verfolgte (XIII, 1). Bei Synapta hat das Hydro-Enterocoel im Augenblicke seiner Bildung noch nicht die bei den anderen Arten (XII, 15) sofort auftretende Blasenform, sondern stellt, mit dem primären Steinkanal zusammen, eine ziemlich gleichweite Röhre dar, welche sich erst später, nachdem sich das Enterocoel von ihr getrennt hat, in ihrem Hydrocoel-Bestandtheil bläschenförmig er- weitert. Nach Metschnikoff’s (169) Entdeckung, welche von Selenka (231 u. 232) und Semon (237) bestätigt und auf andere Arten aus- gedehnt wurde, zerfällt das Hydro-Enterocoel sehr bald unter gleich- zeitiger Längsstreckung durch eine quere Einschnürung und darauffolgende vollständige Abschnürung in zwei in der linken Körperhälfte gelegene Blasen: eine vordere, das Hydrocoel***), und eine hintere, das Enterocoel (XHI, 2). Der primäre Steinkanal bleibt dabei in Verbindung mit dem Hydrocoel oder tritt (bei Cucumaria planeı) erst jetzt an diesem auf. Das jetzt bläschenförmige Hydrocoel (auch Wassergefässblase oder einfach Gefässblase genannt) hängt an dem primären Steinkanal wie eine Beere an ihrem Stiele und war in dieser Form bereits Joh. Müller (178) bekannt. Derselbe hielt das Bläschen, welches er bei der Aurieularia von Synapta digitata und bei der „Auricularia mit Kugeln“ beobachtete, zuerst für die Anlage des ganzen zukünftigen Echinoderms, überzeugte sich aber bald durch seine fortgesetzten Untersuchungen (179 u. 180), dass nur das Wassergefässsystem daraus seine Entstehung nimmt. Bemerkenswerth ist seine allerdings bis jetzt unbestätigt gebliebene Angabe, dass bei der „Auricularia mit Kugeln“ das Hydrocoelbläschen mitunter in der rechten, statt in der linken Körperhälfte liege. Aus der Bläschenform geht das Hydrocoel durch Ausbuchtungen, welche an seiner der Körperoberfläche zugekehrten Seite auftreten, in eine (erst bohnenförmige, dann dreilappige und schliesslich) fünflappige Gestalt über, wie das Joh. Müller (179 u. 180), Bauer (10), Metschnikoff (169) und Semon (237) an den vorhingenannten Aurieularien, Selenka *), Vergl. die Anmerkung ***) auf S. 251. **) Soweit nur die Holothurien, nicht die Echinodermen überhaupt, in Betracht kommen. *##) Kowalevsky (121) will beobachtet haben, dass das Hydrocoel”der Oucumaria kirchbergiü auf ganz andere Weise, nämlich durch eine Einstülpung des Ektoderms, zu Stande komme. Indessen steht diese Behauptung in so tiefgreifendem Gegensatze zu allem, was wir sonst bei Holothurien und anderen Echinodermen über die Entwicklung des Wasser- gefässsystems wissen, dass wir sie auf sich beruhen lassen müssen. 262 Scewalzen. (231) au den Larven von Holothuria tubulosa und Cucumaria planci fest- gestellt haben (XIII, 3). Zugleich beginnt das Hydrocoel seine Lage zu ändern, indem sein bis dahin hinteres Ende*) sich bauchwärts und nach vorn, dagegen das bis dahin vordere Ende sich rückwärts und nach hinten verschiebt, bis schliesslich das ganze Hydrocoel in einer zur Körperachse annähernd queren Ebene liegt. Dabei biegen sich ferner die beiden Enden des Hydrocoels, als wollten sie die Körperachse um- greifen (was sie später auch wirklich thun), sodass das ganze Hydrocoel jetzt mit einer Spange oder einem Hufeisen verglichen werden kann, dessen convexe Seite mit fünf Ausbuchtungen besetzt ist. Unterdessen hat aber auch der andere Abschnitt des zertheilten Hydro-Enterocoels, das Enterocoel, wichtige Veränderungen erfahren. Unmittelbar nach seiner völligen Abschnürung stellt dasselbe ein schlauch- oder bläschenförmiges Gebilde dar, welches nach hinten in die Länge wächst. Zugleich rückt das wachsende Hinterende, von links her schräg nach oben und hinten aufsteigend, an die Rückseite des Darmes, über- schreitet dort die Medianebene und erreicht dann, schräg nach unten und vorn absteigend, die rechte Seite des Darmes. In diesem Stadium stellt das ganze Enterocoel ein spangen- oder hufeisenförmiges Gebilde vor, welches den Darm unvollständig umgreift und darin eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Verhalten des Hydrocoels zu erkennen gibt. Es bleibt aber das Enterocoel kein einheitliches Gebilde, sondern theilt sich nunmehr in zwei Stücke, indem der nach rechts gerückte Theil sich von dem links gebliebenen durch eine Einschnürung und schliessliche Trennung vollständig ablöst. Alsdann ist das früher einheitliche Entero- coel in ein linkes und ein rechtes zerlegt, die sich zu beiden Seiten des Darmes lagern (XII, 4 u. 5). Der eben geschilderte Vorgang der Bildung eines linken und rechten Enterocoels wurde zuerst von Metschnikoff (169) bei Synapta digitata, dann von Selenka (231) bei Holothuria tubulosa und Cucumaria planci beobachtet. Dagegen war das Ergebniss des Vorganges (XIII, 3) schon Joh. Müller (178, 179, 180) bekannt. Derselbe beschrieb die beiden Entero- coele unter dem Namen „wurstförmige Körper“ bei der Auriceularia von Synapta digitata und bei der „Auricularia mit Kugeln“ und war der Meinung, dass es sich dabei um solide Zellenanhäufungen, um „Ab- lagerungen von Bildungsmasse“, handle. Auch von Baur (10) sind diese Gebilde nicht unbeachtet gelassen, aber ebenfalls für compakt gehalten worden. Erst Metschnikoff klärte ihre Entstehung und Bedeutung auf und zeigte zugleich, was Semon (237) neuerdings bestätigte, dass sie *) Der Deutlichkeit halber will ich bemerken, dass ich mir hier und überall im Folgen- den die Larve so orientirt denke, dass ihre Körperachse der Haltung der fertigen Holothurie entsprechend horizontal liegt. Ventral oder unten bezeichnet dann natürlich dieselbe Region, welche bei aufrechter Stellung der Körperachse als vorn bezeichnet wird, und vorn heisst dann dieselbe Region, welche hei aufrechter Stellung oben heisst. Die Entwicklung der Larve, 265 keineswegs solide sind, wenn sich auch bei Synapta digitata ihr Lumen vorübergehend auf einen feinen Spaltraum verringert. Er nannte sie wegen der übrigens schon von Joh. Müller (180) und Baur (10) be- merkten Scheibenform, welche sie bei Synapta digitata« annehmen, die lateralen Scheiben und verglich sie mit einem Uhrgläschen, welches seine concave Seite dem Darme zugekehrt hat. Selenka führte dafür die Bezeichnung Peritonealblasen oder Cölomsäcke ein, um dadurch einerseits dem Umstande gerecht zu werden, dass sie bei Holothuria tubu- losa und noch mehr bei Oucumaria planci von Anfang an einen deutlichen Hohlraum erkennen lassen und um anderseits ihre zukünftige Rolle schon im Namen anzudeuten. Nachdem der Urdarm das Hydro-Enterocoel abgegeben hat und während dieses die vorhin erwähnten Umbildungen durchmacht, wächst das blinde Ende des Urdarmes weiter und biegt sich zugleich nach der Bauchseite der Larve. Zur selben Zeit oder schon etwas früher (XII, 13) ist an der Bauchseite eine zuerst von Krohn (124) beobachtete Ein- buchtung des Ektoderms, die sog. Mundbucht, aufgetreten, welche sich allmählich tiefer einsenkt und schliesslich mit ihrem blinden Ende das blinde Ende des Urdarmes erreicht. Beide brechen an ihrer Berührungs- und Verwachsungsstelle ineinander durch und bilden so das fertige, mit Mund und After ausgestattete Darmrohr der Larve. Auch diesen Vor- gang hat bereits Krohn (124) gesehen, doch haben erst Selenka (231, 232) und Semon (237) Näheres darüber berichte. An dem fertigen Darme der Larve lassen sich drei Abschnitte als Vorderdarm, Mittel- darm und Enddarm unterscheiden. Der Vorderdarm grenzt sich stets scharf durch eine Einschnürung (XIII, 2—5) vom Mitteldarme ab. Dieser zeichnet sich durch die beträchtliche Ausweitung seines Innenraumes aus und geht durch eine weniger scharfe Einschnürung in den engeren End- darm über. Bei Holothuria tubulosa und Cucumaria plamei soll die Ein- sehnürung, welche den Vorderdarm vom Mitteldarme trennt, nach Selenka (231) der Durchbruchsstelle der ektodermalen Mundbucht in den Urdarm entsprechen, also der Vorderdarm vom Ektoderm her entstanden sein. Bei Synapta digitata dagegen liefert nach demselben Forscher (232) die Ektoderm -Einstülpung- nicht den Vorderdarm, sondern nur einen Vorhof des Mundes; die Durchbruchsstelle in den Urdarm entspricht hier der eigentlichen Mundöffoung; der Vorderdarm selbst aber entsteht durch eine unvollständige Abschnürung des vordersten Urdarmbezirkes. Diese Auf- fassung der Vorderdarm-Bildung bei Synapta scheint auch schon Krohn (124) gehabt zu haben und neuerdings ist sie von Semon (237) bestätigt worden. Demnach wäre der Vorderdarm der Synapta seiner Herkunft nach wesentlich verschieden von dem gleichnamigen Darmabschnitt der jungen Holothuria und COucumaria.. Um aber eine solche tiefgreifende Verschiedenheit mit Bestimmtheit behaupten zu können, reichen die vor- liegenden Beobachtungen keineswegs aus. Mir wenigstens scheinen die Angaben Selenka’s über die Vorderdarmbildung bei Holothuria und 264 Seewalzen. COueumaria nicht beweiskräftig genug zu sein; erneuerte, ausdrücklich auf diesen Punkt gerichtete Untersuchungen werden wahrscheinlich zu einem anderen Ergebnisse führen. 4. Die äussere Gestaltung der Larve. Die Betrachtung der äusseren Form der Larve haben wir (S. 257) im Stadium der allseitig bewimperten, länglichen, frei schwimmenden Gastrula verlassen. Indessen haben wir schon früher, bei der Besprechung des Blastulastadiums (S. 255) gesehen, dass keineswegs bei allen Holothurien eine frei schwimmende Larve auftritt. Bei Cucumaria kirchbergü ist nach den Beobachtungen von Kowalevsky (121) die ganze Entwicklung eine direkte, welche ohne Larvenstadien im Innern der Eihülle durchlaufen wird. Vielleicht findet dasselbe Verhalten bei Mülleria agassizit Sel., sowie bei manchen der durch eine besondere Brutpflege ausgezeichneten Arten, wie Oucumaria minuta (Fabr.), laevigata (Verr.), crocea (Less.), Psolus ephip- pifer W. Thoms. statt; doch wissen wir darüber bis jetzt nichts Be- stimmtes. Dass durch die Brutpflege die Larvenentwicklung nicht voll- ständig ausgeschlossen wird, lehren die Beobachtungen von Kowalevsky (121) an den mit Hülfe eines Wimperkleides in der mütterlichen Leibes- höhle umherschwimmenden Jungen von Phyllophorus urna Grube, wie umgekehrt vollständiger Mangel der Larvenentwicklung auch ohne Brut- pflege möglich ist (bei Cucumaria kürchbergü,). A. Die Aurieularia. Bei denjenigen Arten, deren Entwicklungsgeschichte genauer durch- forscht ist, ich meine Synapta digitata, Holothuria tubulosa und Cucumaria planci, treffen wir übereinstimmend eine indirekte Entwicklung an, deren erstes Larvenstadium in der schon erwähnten frei schwimmenden, allseitig bewimperten, länglichen Gastrula gegeben ist. Durch das Auf treten des dorsalen Rückenporus und der ventralen Mundbucht, oft auch durch eine Verschiebung des zum After werdenden Urmundes aus seiner anfänglichen terminalen in eine ventrale Lagerung (bei Synapta und Holothuria) nimmt die Larve nunmehr auch äusserlich eine bilateral- symmetrische Form an, welche dann zu noch schärferem Ausdrucke kommt, wenn die Gastrula-Larve ihre Bewimperung in der Weise abändert, dass die als Auricularia bezeichnete zweite Larvenform zur Ausbildung gelangt. In diesem, bei Synapta digitata und Holothuria tubulosa gegebenen Falle nämlich, verliert die Larve ihre Bewimperung auf dem weitaus grössten Theile ihrer Oberfläche. Erhalten bleiben die Wimpern der Ektodermzellen nur im Bereiche eines ununterbrochenen Streifens, welcher sich bilateralsymmetrisch zu der durch die Mundbucht gekennzeichneten Medianebene anordnet und einen hin- und hergebogenen Verlauf nimmt. Die Entwicklung der Larve. 265 Zugleich tritt in der Umgebung der Mundbucht eine querliegende Ver- tiefung der ventralen Oberfläche des Larvenkörpers ein. Diese Vertiefung, das sog. Mundfeld, setzt sich an den beiden Flanken des Körpers nach vorn und hinten fort, um schliesslich abgerundet zu endigen. So entsteht Jederseits eine der Länge nach verlaufende Vertiefung, das sog. Seiten- feld; die beiden Seitenfelder sind durch das quere Mundfeld mit einander verbunden, bilden also damit zusammen eine etwa H-förmige Figur. Der Querstab der H-Figur entspricht dem Mundfeld, die beiden senkrechten Seitenstäbe den Seitenfeldern. Der vorhin erwähnte Wimperstreifen, der gewöhnlich als Wimperschnur bezeichnet wird, ist nun so angeordnet, dass er ohne Unterbrechung den Rändern des Mundfeldes und der Seiten- felder folgt, gewissermaassen eine Umsäumung derselben bildet. Wie Schematische Darstellung der allmählichen Ausbildung der äusseren Gestalt der Auri- eularia-Larve; die Ventralseite ist dem Beschauer zugekehrt. Mundfeld und Seitenfelder sind schraffirt; die Wimperschnur ist durch eine dicke schwarze Linie angedeutet. Die Abschnitte des Darmes (Vorder-, Mittel-, Enddarm) sind in ihren Umrissen angedeutet. a Mundfeld, a’ Vorderer, a“ hinterer Theil des rechten Seitenfeldes.. 5 Stirnfeld. ce Afterfeld.e. d Eingang in die Mundbucht. e After. / Wimperschnur; f" dorsaler Longi- tudinaltheil der Wimperschnur; /? vordere Umbiegung des Longitudinaltheiles der Wimper- schnur; f® hintere Umbiegung des Longitudinaltheiles (= Öhrzipfel oder Aurikel); /* vorderer ventraler Longitudinaltheil; /? hinterer ventraler Longitudinaltheil; /® vorderer Transversal- theil; /? hinterer Transversaltheil. 9 Die adorale Wimperschnur (punktirt). % Vorderdarm. © Mitteldarm. % Enddarm. ein Blick auf die obenstehenden schematischen Figuren (Fig. 19 bis 22) lehrt, ist die Ausdehnung der Seitenfelder nach vorn und hinten an- fänglich ganz unbedeutend, steigert sich aber bald (Fig. 21) so, dass die erwähnte H-Figur sehr deutlich wird. An der Wimperschnur kann man den die Seitenfelder umsäumenden Theil als den Longitudinaltheil, den das Mundfeld begrenzenden als den Transversaltheil unterscheiden. Des Näheren unterscheidet man (Fig. 21): 1) den dorsalen Longitudinal- theil, welcher den dorsalen Rand des Seitenfeldes bildet; 2) dessen vordere, 3) dessen hintere Umbiegung; 4) den vorderen ventralen Longitudinaltheil und 5) den hinteren ventralen Longitudinaltheil, welche beide zusammen den ventralen Rand des Seitenfeldes darstellen; 6) den vorderen und 7) den hinteren Transversaltheil, welche die vordere und hintere Begrenzung 266 Seewalzen. des Mundfeldes bilden. Das vor dem vorderen Transversaltheil der Wimper- schnur gelegene Stück der ventralen Körperoberfläche wird als das Stirnfeld, das hinter dem hinteren Transversaltheil befindliche Stück als Afterfeld bezeichnet. Die Wimperschnur zeigt namentlich in ihrem Longitudinaltheil die Neigung, sich wellen- oder guirlandenförmig hin- und herzubiegen (Fig. 22 u. XIII, 3, 6), indem der Rand der Seitenfelder entsprechende Lappen (Zipfel) und Buchten bildet. Insbesondere zieht sich die hintere Umbiegungsstelle des Longitudinaltheiles der Wimper- schnur (Fig. 21, 22 u. XIII, 3, 6) meistens zu einem Zipfel aus, welcher bei umgekehrter*) Stellung der Larve eine entfernte Aehnlich- keit mit einem Ohre hat und dadurch Veranlassung war, dass Job. Müller (178) für das hier geschilderte und von ihm entdeckte zweite Larvenstadium der Holothurien den Namen Auricularia einführte. **) Während so am Hinterende der Larve die beiderseitigen Theile der Wimperschnur durch Bildung der Ohrzipfel auseinanderweichen, zeigen sie am vorderen Körperende das entgegengesetzte Bestreben, was so weit gehen kann, dass die linke und die rechte vordere Umbiegungs- stelle der Wimpersehnur sich bis zur Berührung einander nähern (XIII, 3). Ausser der soeben erwähnten Wimperschnur besitzen die Auricularien aber noch einen zweiten davon unabhängigen Wimperstreifen, der sich wegen seiner versteckten Lage und geringen Ausdehnung der Beobachtung leicht entziehen konnte. Er wurde erst neuerdings durch Semon (237) unter der Bezeichnung „adorale Wimperschnur“ näher beschrieben. Wie der Name andeutet, verläuft die adorale Wimperschnur (XIV, 8) im Umkreise des Mundes als eine in dem Mundvorhofe gelegene wimpernde Ektoderm- Verdiekung, welche den Mundeingang anfangs einfach kreisförmig umgürtet (s. Fig. 19 u. 20), später aber am ventralen Mundrande eine schlingen- förmige Ausbuchtung (Fig. 21 u. 22) in den Vorderdarm entsendet und da- durch das schon von Joh. Müller hervorgehobene hasenschartenähnliche Aussehen der Mundöffnung veranlasst. ***) Semon (237) ist übrigens nicht ganz im Rechte, wenn er die Meinung ausspricht, es sei die adorale Wimper- schnur von den früheren Forschern gar nicht bemerkt worden; denn es finden sich wenigstens Spuren von hierher gehörigen Beobachtungen sowohl bei Joh.Müller als auch bei Metschnikoff und Selenka. Jener zeichnete in einer seiner Abbildungen (179, Taf. IV, Fig. 1) in die übergewölbte Wand der Mundbucht einen gleiehbreiten queren Streifen ein, den er zwar in Text und Tafelerklärung nirgends erwähnt, der aber nichts anderes sein kann als ein Theil der adoralen Wimperschnur. Metschnikoff (169) aber spricht von einem über dem Munde gelegenen Ektodermband, welches *) Genauer: das Hinterende nach oben, das Vorderende nach hinten, die Bauchseite nach vorn gerichtet. **) Joh. Müller hielt die Auricularien anfänglich (178) für Seesternlarven, zeigte aber selbst schon in seiner nächsten Abhandlung (179), dass sie die Larven von Holothurien sind. ###) Vergl. auch Semon, Zur Morphologie der bilateralen Wimperschnur der Echino- dermenlarven. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 25, 1890. Die Entwicklung der Larve. 267 offenbar mit dem von Müller gezeichneten Gebilde identisch ist. *) Selenka (232) endlich beschreibt bei jungen Auricularien eine wulst- förmige, ektodermale Verdickung des Mundrandes, welche nach hinten „durch den hasenschartenartigen Einschnitt der Mundöffnung winklig ge- knickt erscheint“ und wohl auch nur auf die adorale Wimperschnur be- zogen werden kann. Indessen bleibt Semon das Verdienst, zum ersten Male auf diese adorale Wimperschnur nachdrücklich hingewiesen und uns mit deren Lage und Bau näher bekannt gemacht zu haben. Endlich scheinen auch noch am After der Auricularien Wimperzellen auftreten zu können; denn Semon (237) bemerkte wenigstens bei der gleich näher zu schildernden „Aurieularia mit Rädchen“ einen Kranz grösserer Wimpern im Umkreis der Afteröffnung. Von der im Vorstehenden beschriebenen Aurieularia-Larve sind bis jetzt vier Arten bekannt, nämlich: 1) die Auricularia mit Kalkrädchen, 2) die Aurieularia mit Kugeln, 3) die Auricularia der Holothuria tubulosa, 4) die grosse Auricularia von Orotava. 1. Die Auriceularia mit Kalkrädchen (XIIl, 3) wurde von Joh. Müller (178) entdeekt und zuerst beschrieben. Weiterhin wurde sie von Baur (10), der ihre Zugehörigkeit zu Synapta digitata nachwies, sowie von Metschnikoff (169), Selenka (232) und Semon (237) näher unter- sucht. Ihre Länge wird von Joh. Müller zu 0,66—0,88, von Baur zu 0,8, von Semon zu 1,4—1,7 mm angegeben. Diese Unterschiede in der Grösse erklären sich vielleicht nur aus dem verschiedenen Alter und aus individuellen Differenzen der gemessenen Larven, vielleicht aber weisen sie darauf hin, dass diese Larven doch nicht alle zur selben Art gehören. Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, dass unter den. Auri- cularien mit Kalkrädchen ausser den Larven der Synapta digitata auch diejenigen der Synapta inhaerens versteckt sind. Die Auricularia mit Kalkrädehen ist von ausserordentlich durchsichtiger, glasheller Beschaffen- heit. Der dorsale Longitudinaltheil ihrer Wimperschnur bildet an jeder Körperseite zwei oder mehr Zipfel; in ähnlicher Weise bildet auch der vordere und der hintere ventrale Longitudinaltheil der Wimperschnur je einen Seitenlappen. Die Ohrzipfel sind gut ausgebildet und am vorderen Körperende sind der rechte und der linke Theil der Wimperschnur in Berührung. Was aber diese Auricularien-Art ganz besonders kennzeichnet, ist das Auftreten rädchenförmiger Kalkkörper in den Ohrzipfeln. Die Rädchen haben einen Querdurchmesser von 0,03— 0,037 mm und besitzen 12— 16 Speichen. Ihre Form und Entstehung haben wir schon bei einer früheren Gelegenheit (S. 41, 42 u. I, 9; Il, 15, 16) kennen gelernt. Ihre Zahl schwankt von 1—6, welche sich in ungleicher Weise so auf die beiden Öhrzipfel zu vertheilen pflegen, dass der linke in der *) Aus Skizzen, welche ich vor Jahren (1880) in Neapel nach lebenden Auricularien anfertigte, ersehe ich, dass auch mir damals das betreffende Querband des Mundvorhofes nicht entgangen ist. 268 Seewalzen, Regel ein oder zwei Rädchen mehr enthält als der rechte, z. B. links 3, rechts 1 oder links 4, rechts 2 oder links 2, rechts 1 oder links 1, rechts 0; doch kommt es auch vor, dass jederseits gleichviele Rädehen (2 oder 1) vorhanden siud, oder dass nur rechts sich ein solches befindet. Ausser den Rädchen findet sich sehr häufig eine zweite Art von Kalkgebilden in Gestalt von soliden Kalkkugeln. Dieselben liegen ebenfalls in den Öhrzipfeln, haben annähernd denselben Durchmesser wie die Rädchen und scheinen ebenso wie diese den linken Ohrzipfel vor dem rechten zu bevorzugen. Entweder ist nur eine Kugel vorhanden oder man findet deren 2 oder 3. Nach Semon (237) tritt die erste Kugel stets im linken Obrzipfel auf. Sind 2 vorhanden, dann liegt eine links, die andere rechts. Bei 3 Kugeln scheint es abweichenderweise vorzukommen, dass alle 3 rechts liegen. Rädchen und Kugeln sind oft gleichzeitig vorhanden und nicht selten besitzen jüngere Larve der Kugeln und Rädchen mehr als ältere. In der zeitlichen Reihenfolge geht nach Metschnikoff (169) und Semon (237) das erste Auftreten der Kalkkugeln dem der Rädchen voraus. 2. Die Auricularia mit Kugeln (XIII, 6) wurde gleichzeitig mit der vorigen von Joh. Müller (178, 179, 180) entdeckt und beschrieben, ist aber leider seitdem nicht wieder Gegenstand einer genaueren Unter- suchung gewesen. So wissen wir auch bis jetzt nicht, welche Holo- thurie sich aus ihr entwickelt, sondern haben in dieser Richtung nur die Vermuthung von Baur (10), dass sie die Larve irgend einer füssigen Holothurie sei, sowie eine ältere Angabe von Joh. Müller (179, S. 23), aus welcher man sich veranlasst sehen könnte, an eine Zugehörigkeit zu Stichopus regalis (Cuv.) zu denken. Die Länge dieser Auricularia be- trägt 0,5— 0,9 mm. In einer Reihe von Punkten unterscheidet sie sich von der Aurieularia mit Rädchen, so in Färbung, Verlauf der Wimper- schnur, Gestalt der (oder richtiger des) Kalkkörper und Besitz von elf, aus organischer Substanz gebildeter Kugeln. Die Färbung des glashellen, durchsichtigen Thieres ist ein fleckiges Gelb oder Roth, welches zum Theil durch die blassrothe Farbe der 11 Kugeln, zum grösseren Theile aber durch eine gelbe (und rothe) Pigmentirung der Wimperschnur und zerstreuter runder Flecken der übrigen Körperoberfläche bedingt ist. Semon (237) erklärt dieses Pigment für schmarotzende einzellige Algen, ohne indessen dafür einen näheren Nachweis zu geben. Die Wimper- schnur bleibt bei dieser Aurieularia am vorderen Körperende durch einen weiteren Abstand von der Medianebene entfernt. Die Ohrzipfel sind gut ausgebildet, beherbergen aber keine Kalkkörper. Dafür liegt ein einziger unpaarer Kalkkörper in der Mitte des Hinterendes, welches selbst eine nach hinten gerichtete Hervorwölbung zwischen den Ohrzipfeln darstellt. Dieser Kalkkörper besteht aus einem rundlichen Centraltheile, welcher nach vorn mehrere verästelte oder unverästelte Fortsätze entsendet. Mit- unter liegen an derselben Stelle statt des einen Kalkkörpers deren zwei oder mehr. Mit seinen Fortsätzen umfasst der Kalkkörper die unpaare Die Entwicklung der Larve. 269 elfte der gleich zu besprechenden Kugeln. Der Zeit seiner Bildung nach geht der Kalkkörper dem Auftreten der Kugeln voran. Diese schon durch ihre Farbe auffallenden Kugeln sind solide und bestehen aus einer zähen, elastischen, nicht näher erforschten Substanz. Es sind deren im Ganzen 11, welche sich so vertheilen, dass eine unpaare hinten vor dem Kalk- körper liegt, die übrigen sich zu 5 Paaren an den Seiten des Larven- körpers anordnen; das vorderste und das hinterste Paar liegen an den Stellen, wo der dorsale Longitudinaltheil der Wimperschnur in den ventralen umbiegt; die drei anderen Paare liegen so zwischen jenen, dass sie den Zipfeln des dorsalen Longitudinaltheiles der Wimperschnur ent- sprechen. 3. Die Aurieularia der Holothuria tubulosa (XII, 7) wurde von Selenka (231) aus den Eiern dieser Seewalze gezüchtet, womit die Vermuthung von Kowalevsky (121), dass gerade diese Art kein Auri- eularia-Stadium besitze, widerlegt war. Sie hat eine Länge von 0,45 mm. Ihre Wimperschnur ist durch eine Anzahl grünlicher, Fettkörner ent- haltender Zellen ausgezeichnet und verläuft viel einfacher als bei den beiden vorigen Auricularien, indem sie keine Seitenzipfel bildet. Auch die Obrzipfel sind nicht ausgebildet. Ferner enthält diese Auricularia weder Kalkkörper noch elastische Kugeln. Da sie aber nur eine kurze Zeit lang weiter gezüchtet werden konnte, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sie später in diesen und jenen Punkten eine grössere Aehnlichkeit mit den beiden vorigen Aurieularien bekommt. 4. Die grosse Auricularia von Orotava, von unbekannter Zugehörigkeit. Sie wurde von Chun*) bei dem genannten Orte der Canarischen Inseln beobachtet und ist einmal durch ihre auffallende, 7 mm betragende Länge, dann aber auch dadurch ausgezeichnet, dass sich ihre Wimperschnur ‚zu zahlreichen, zöttchenförmigen Auswüchsen erhebt, die dendritisch verästelt und regelmässig symmetrisch angeordnet der Larve das Aussehen eines kleinen Opisthobranchiers verleihen“. B. Die tonnenförmige Larve mit Wimperreifen. Soweit wir wissen, erfährt die Auricularia, um zur Gestalt der fertigen Seewalze zu gelangen, zunächst noch eine Umbildung in eine neue Larvenform und erst aus dieser entsteht dann die junge Seewalze. Diese neue Larvenform hat eine mehr oder weniger tonnen- oder fässchen- förmige Gestalt und ist durch den Besitz von Wimperreifen ausgezeichnet, welche ihren länglichen, drehrunden Leib umgürten. Da wir die frei- *) Bericht über eine nach den Canarischen Inseln im Winter 1897/88 ausgeführte Reise. Sitzungsb. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1889. Nr. XXX. 270 Seewalzen. schwimmende, allseitig bewimperte Gastrula als die erste, die daraus entstandene Auricularia als die zweite Larventorm bezeichnet haben, so haben wir demnach in der aus der Auricularia entstehenden tonnen- förmigen, mit Wimperreifen ausgestatteten Larve die dritte Larven- form vor uns. Ihr Entdecker Joh. Müller (179) verglich sie bereits mit dem Puppenzustande der Insekten, was insofern zutreffend ist, als eine Nahrungsaufnahme während der Dauer dieses Larvenstadiums nicht stattzufinden scheint. Wohl aber bewegt sich die tonnenförmige Larve mit Hülfe ihrer Wimperreifen lebhaft umher. Von den oben an- geführten 4 Auricularia-Arten sind nur von den beiden ersten die aus ihnen entstehenden tonnenförmigen Larven näher bekannt. *) 1. Die Tonnenform der Auriecularia mit Kalkrädehen wurde zunächst von Joh. Müller (179 u. 180) beobachtet und späterhin von Baur (10), Metschnikoff (169) und Semon (237) genauer untersucht (XIII, 9). Sie unterscheidet sich von der Auricularia durch ihre drehrunde, fässchenförmige, vorn etwas stärker als hinten abgestutzte Gestalt (Fig. 23), durch den Besitz von fünf**) Wimperreifen an Stelle der früheren Wimperschnur, durch die Verlagerung Sn ee ehr der Kalkkörper in die Mitte des Hinterendes und Auricularia mit Kalkrädchen durch die endständige oder doch fast endständige entstandenen Tonnenstadiums. Stellung von Mund und After. Die Wimperreifen I—V die 5 Wimperreifen. sind nach Joh. Müller gelblich gefärbt, während " Eingang in den Mund- der übrige Körper die ungefärbte Bescha ffenheit een on SS der Auricularia bewahrt hat. Die Zahl der Kalk- ücken der Wimperschnur > entstandener Wulst W (— Körper scheint keine weitere Vermehrung zu er- Mundschild) und die eigent- fahren, sodass wir denselben (seien es Rädchen liche Mundöffnung m an- oder Kugeln oder beides) in ebenso schwanken- gedentet sm. "A Fätfer. den Zahlverhältnissen begegnen, wie bei der Auri- eularia; nur sind sie alle in die Mitte des Hinter- endes zusammengerückt. Die Länge der ganzen Larve ist jetzt erheblich kleiner als in dem vorgegangenen Auriculariastadium, indem sie nur 0,6 bis 0,5 oder selbst nur 0,4 mm beträgt; in dieser Verkleinerung des Körpers kommt eine Verdichtung der Gewebe zum Ausdrucke, welche sich auch in einer Abnahme der Durchsichtigkeit bemerklich macht. Die fünf *) Von der dritten, oben (S. 269) aufgeführten, zu Holothuria tubulosa gehörigen Auricularia wird die Tonnenform von Graeffe (73) zwar angeführt, aber ohne jede weitere Beschreibung gelassen. *#*) Nach Baur (10) sollen mitunter nur 4 Wimperreifen vorhanden sein, was sich wohl daraus erklärt, dass der vorderste Wimperreifen später auftritt. Baur hatte wahr- scheinlich einzelne Larven vor sich, bei denen der vorderste Reifen noch nicht ganz aus- gebildet war und deshalb übersehen werden konnte. Die Entwicklung der Larve. 271 Wimperreifen liegen in annähernd gleichen Abständen von einander entfernt. vorderen Pole der Körperachse, also vor dem ersten Wimperreifen. Der Eingang in den Vorhof des Mundes befindet sich am Der After liegt etwas bauchwärts vom hinteren Pole, dicht hinter dem fünften Wimperreifen. dritten Wimperreifen einzunehmen. Von besonderem Interesse ist es, den Uebergang der Auricularia in diese Tonnenform im Einzelnen zu verfolgen. Schon Joh. Müller (179 u. 180) hat einige darauf be- zügliche Beobachtungen gemacht, aber erst Baur (10) und Metsch- nikoff (169) haben den Nachweis erbracht, dass es sich dabei nicht um eine vollständige, sondern nur um eine theilweise Auflösung der alten Wimperschnur handelt, deren Bruchstücke sich alsdann zur Bildung der fünf Wimperreihen neu ordnen. Auch Semon (237) hat diese Vorgänge genauer ver- folgt, ohne freilich in seiner Dar- stellung den früheren Forschern sanz gerecht zu werden. — Während sich das Mundfeld der Auricularia noch tiefer einsenkt, verstreichen die Seitenfelder eben- so wie die Rand- und Ohrzipfel. Dadurch bekommt der Körper an- nähernd die Form eines Ellipsoides (Fig. 24), auf dessen Oberflächen die Wimperschnur in wellen- förmigem Verlaufe angeordnet ist. Aber schon vorher hat die Wimper- schnur eine Zerstückelung erfahren. An nicht weniger als 16 Stellen wird ihr früherer Zusammen- hang unterbrochen. Diese Unter- brechungen liegen einander rechts und links paarig gegenüber; in Der Rückenporus scheint seine Stelle stets hinter dem Fig. 24. EEE Schema über die Entstehung der 5 Wimper- reifen der Puppe aus den Stücken der Wimper- schnur bei der „Auricularia mit Kalkrädchen“ ; die Bauchseite ist dem Beschauer zugekehrt; die Stücke der Wimperschnur sind breit schwarz ge- zeichnet, die Unterbrechungen hell gelassen. m Gegend des in der Tiefe gelegenen Mundes; A After. Die (14) Stücke des Longitudinaltheiles der Wimperschnur sind links mit 1—7, rechts mit 1’—7’ bezeichnet. Die beiden Transversalstücke der Wimperschnur sind mit 8 und 9 bezeichnet. Die 8 jederseitigen Unterbrechungen der Wimper- schnur sind nur links mit a—h bezeichnet. Die punktirten, mit Pfeilen endigenden Linien geben die Richtungen an, in welchen sich die Stücke der Wimperschnur zu den 5 Reifen (I—V) der Puppe ergänzen und verbinden. dem Schema (Fig. 24) sind sie in der linken Körperhälfte der Larve mit den fortlaufenden Buchstaben a—h bezeichnet. Die mit b, d, e, g und h bezeichneten 10 Unterbrechungen liegen an der Bauchseite und sind schon von Metschnikoff deutlich ihrer Zahl und Stellung nach erkannt worden. 272 Seewalzen. Dazu kommen die beiden dorsal gelegenen Unterbrechungen c und f, so- wie die nahe dem vorderen Körperpole befindliche Unterbrechung b. Von diesen 16 Unterbrechungen tritt das mit b bezeichnete Paar zuletzt auf, sodass vorher nur die 14 anderen wahrzunehmen sind. Daraus erklärt sich, dass Semon überhaupt nur diese 14 angiebt (XIII, 8). Den 16 Unter- brechungen entsprechen ebensoviele Stücke der Wimpersehnur. Von diesen 16 Stücken entfallen jederseits 7, also zusammen 14, auf den früheren Longitudinaltheil der Wimperschnur; sie sind in dem Schema links mit den Ziffern 7—7, rechts mit 7‘—7‘ bezeichnet. Das 15. und 16. Stück der Wimperschnur entspricht dem früheren Transversaltheil der Wimper- schnur; sie sind mit den Ziffern 8 und 9 bezeichnet. Wie Metschnikoff (169) zuerst beobachtete, bilden die Stücke 8 und 9 zusammen mit den Stücken 4 und 4‘ eine annähernd rechteckige, an den Ecken unvoll- ständige Begrenzung des früheren Mundfeldes, welches selbst sich weiter- hin immer tiefer einsenkt und so zu einem Bestandtheile des Vorhofes des Mundes wird. Ist diese Einsenkung vollendet, so stellt der ganze Vorhof einen beutel- oder umgekehrt trichterförmigen Hohlraum dar, welcher mit der Aussenwelt nur durch eine enge Oeffnung in Zusammen- hang steht (Fig. 23). Auf die weiteren Schicksale der in den Vorhof gelangten 4 Stücke der Wimperschnur kommen wir später (S. 285) zurück, doch sei hier vorgreifend bemerkt, dass dieselben sich zu dem sog. Mundschild vereinigen. Die übrigen 12 Stücke bleiben an der Oberfläche der Larve und bauen hier die fünf Wimperreifen auf, welche in unserem Schema (Fig. 23, 24) von vorn nach hinten mit Nr. I—V be- zeichnet sind. Die Wimperreifen Z, II, III und V entstehen aus je 2, der Wimperreifen /V dagegen aus 4 Stücken der Wimperschnur. Die Stücke 2 und 7‘ bauen den ersten Wimperreifen auf, 2 und 2‘ den zweiten, 3 und 5° den dritten, 5 5‘, 7 und 7‘ den vierten, 6 und 6° den fünften. Während das geschieht, verschieben sich die einzelnen Körper- theile insofern, als der bisher ventral gelegene Eingang in den Mund- vorhof und ebenso der After eine endständige Lage annehmen. Das frühere Stirnfeld der Auricularia kommt dadurch auf den Rücken zu liegen. Die Achse des Darmes hatte bis dahin vom Munde zum After einen ventralwärts concaven Verlauf, während sie sich jetzt gewissermaassen streckt und dadurch mit der Längsachse des Körpers ungefähr zusammen- fällt. Die Richtung, in welcher sich die Wimperschnurstücke durch Weiterwachsen ihrer Enden zu Reifen schliessen, ist in dem Schema dureh punktirte Linien angedeutet. An allen 5 Reifen tritt der schliess- liche Schluss des Reifens nach Semon’s (237) Beobachtungen an der Bauchseite später ein als an der Rückenseite; jedoch schliessen sich die Reifen nicht zu gleicher Zeit. Nach Metschnikoff’s und Semon’s übereinstimmenden Beobachtungen kommt der dritte Wimperreifen zuerst dagegen der erste zuletzt zum vollständigen Schlusse. 2. Die Tonnenform der Auricularia mit Kugeln wurde ebenso wie die vorige zuerst von Joh. Müller (179) beobachtet und Die Entwicklung der Larve. 273 zum Gegenstande wiederholter Untersuchungen (180, 181) gemacht, welche leider von keinem späteren Forscher wieder aufgenommen worden sind. Wie bei der vorigen ist ihr Körper von 5 Wimperreifen umgürtet, welche die gelbe Pigmentirung noch reichlicher zeigen als dies an der Wimper- schnur der Auriceularia der Fall war. Die zehn paarigen elastischen Kugeln der Auricularia haben ihre seitliche Stellung bewahrt und liegen in der Regel so, dass an jedem Wimperreifen jederseits sich eine Kugel befindet. Die elfte Kugel ist in der Mitte des Hinterendes verblieben und unmittelbar hinter ihr liegt wie früher das eine Kalkkörperchen, welches aber jetzt niemals mehr die früheren Fortsätze zu besitzen scheint, sondern nur eine einfach kugelförmige Gestalt darbietet. Die Länge des ganzen Körpers beträgt nach Joh. Müller 0,66 mm, woraus hervorgeht, dass auch in diesem Falle wie in dem vorigen beim Ueber- gange der Auricularia in die Tonne eine Verkleinerung der Gesammt- grösse eintritt. After*) und Mundvorhof liegen ebenso wie bei der vorigen Art und auch der Rückenporus scheint in der Regel dieselbe Stelle hinter dem dritten Wimperreifen festzuhalten. An dieser Tonnenlarve war es schon Joh. Müller gelungen, die Entstehung der Wimperreifen aus der Wimperschnur der Aurieularia zu verfolgen. Er sah, wie die Wimperschnur in Stücke zerfällt, welche sich zu den Reifen ordnen. Vergleicht man seine Darstellung mit dem, was wir durch spätere Forscher über denselben Vorgang bei der Auricularia mit Rädchen erfahren haben, so wird es ausserordentlich wahrscheinlich, dass zwischen den 5 Wimperreifen beider Tonnenlarven eine vollständige Homologie besteht. Da wo in dieser Hinsicht die Angaben von Joh. Müller von dem oben in Betreff der Synapta-Tonnenlarve Gesagten ab- weichen, werden sich voraussichtlich durch erneute Untersuchungen dennoch Uebereinstimmungen ergeben. Mehr aus den Abbildungen als aus den Worten von Joh. Müller (181) geht bereits jetzt in vielen Punkten eine vollkommene Uebereinstimmung in der Beziehung der Wimperschnur zu den Wimperreifen beider Larven hervor. In beiden Fällen bildet sich der vorderste Wimperreifen zuletzt und entsteht aus den in unserem Schema mit 7 und 7‘ bezeichneten und auch hier erst spät sich von 2 und 2° sondernden Stücken. Ferner lässt Joh. Müller den zweiten Wimperreifen (zum Theil) aus den von mir mit 2 und 2%, den dritten (ebenfalls zum Theil) aus den mit 3 uud 3‘, den vierten aus den mit 5, 5‘, 7 und 7‘ und den fünften aus den mit 6 und 6° bezeichneten Stücken**) hervorgehen. So weit die Uebereinstimmung! Die Unter- schiede der Joh. Müller’schen Angaben zu den oben für die Synapta- Tonnenlarve gemachten sind die folgenden: Er lässt auch die Stücke *) An einer späteren Stelle gibt Joh. Müller (181) allerdings die Lage des Afters etwas anders an, nämlich ventral zwischen dem vierten und fünften Wimperreifen. *#*) Um Missverständnissen vorzubeugen, sei bemerkt, dass Joh. Müller die betreffenden Stücke in auderer Weise numerirt hat. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. 11. 3. 18 274 Seewalzen. 8 und 9 an dem Aufbau der Wimperreifen sich betheiligen und erwähnt keine Stücke, welche den mit 2 und 4‘ bezeichneten entsprechen; im Zusammenhang hiermit steht es, dass er ein Hineinrücken von Theilen der Wimperschnur (entsprechend den Stücken 5, 9, 4, 4‘) in den Vorhof des Mundes nicht beobachtet hat. Das Stück Nr. 8 tritt nach ihm in Verbindung mit den Stücken 2 und 2‘, um mit ihnen zusammen die zweite Wimperschnur aufzubauen, und ebenso verhält sich das Stück 9 zu den Stücken 3 und 3‘. So viel wissen wir über die tonnenförmigen Holothurienlarven, welche aus einer Umbildung von Auricularia-Larven hervorgehen. Nun aber gibt es auch Fälle, in welchen "das Auricularia-Stadium übersprungen wird und sich aus der freischwimmenden, allseitig bewimperten Gastrula sofort eine tonnenförmige Larve entwickelt. Es ist allerdings in dieser Hinsicht bis jetzt nur ein einziger*) Fall und auch nicht einmal in erschöpfender Weise bekannt geworden. Nach Kowalevsky’s Beobachtungen besitzt diese direkt entstandene tonnenförmige Larve (Xlil, 10) der Cueu- maria planci an ihrem buckelförmig aufgetriebenen Vorderende eine gleichmässige vollständige Bewimperung; hinter diesem Kopfbuckel aber ist die Bewimperung des übrigen tonnenförmigen Körpers in 4 Reihen angeordnet. Das Ganze nennt Kowalevsky, indem er auf die Aehnlich- keit mit der aus einer Auricularia entstandenen Tonnenlarve aufmerksam macht, ein Flimmerkleid aus 5 Reifen, hält also die Bewimperung des Kopfbuckels für gleichwerthig mit dem ersten Wimperreifen der Auricularia- Tonnenlarve. Diese Uebereinstimmung scheint jedoch keine ganz voll- ständige zu sein, wenn man erwägt, dass bei der Auriceularia-Tonnenlarve der Vorhof des Mundes vor dem ersten Wimperreifen mündet, bei Cueu- maria planci dagegen hinter dem Wimperfeld des Kopfbuckels zwischen ihm und dem ersten der 4 eigentlichen Reifen (an der Ventralseite). Aber es liegen, wie wir oben gesehen, auch bei der Auricularia- Tonnenlarve diejenigen Stücke der Wimperschnur, aus welchen sich der erste Reifen aufbaut, anfänglich dorsalwärts von der Oeffnung des Mundvorhofes. Und nimmt man hinzu, dass aus Selenka’s (231) Darstellung hervorgeht, dass auch bei Cucumaria planci der Rückenporus hinter dem dritten Reifen mündet, wenn man die Bewimperung des Kopfbuckels als ersten Reifen rechnet, so macht es doch den Eindruck, als wenn eine morphologische Gleichwerthigkeit der Wimperreifen bei den Auricularia- Tonnenlarven einerseits und der Tonnenlarve der Cucumaria anderseits zugestanden werden müsse. Leider besitzen wir keine näheren Untersuchungen, welche sich ausdrücklich bemühen, die Entstehung der Reifen bei Cucumaria aufzuklären. Wir wissen deshalb auch nicht, ob nicht bei dem jeden- falls ziemlich schnell verlaufenden Uebergange aus der allseitig be- wimperten Gastrula in die Tonnenform die Bewimperung vorübergehende *) Ein zweiter Fall liegt wahrscheinlich bei Psolus fabrieüi (Düb. & Kor.) vor, soweit sich aus den kargen Angaben von A. Agassiz (1) entnehmen lässt. ne 2 A en ee en ee Die Entwicklung der Larve. . 275 Beziehungen zur Anordnung der Wimperscehnur der Aurieularien erkennen lässt. Es ist sehr wohl möglich, dass in der angedeuteten Weise Spuren eines Auricularia-Stadiums auch bei Cucumaria planci vorhanden sind. — Der Vollständigkeit halber sei noch bemerkt, dass Selenka (231) bei Ouceumaria planci sehr selten Larven bemerkte, welche statt der regel- mässigen 4 Reihen deren 5 hinter dem Eingange des Mundvorhofes be- sassen und dass derselbe Forscher bei den Cucumaria planci-Larven überhaupt in der Umgebung des am hinteren Körperende befindlichen Afters noch ein bewimpertes Feld (XIII, 10) angibt, welches Kowa- levsky entgangen war. C. Der Uebergang der tonnenförmige Larve in die Junge Seewalze geschieht durch ein allmähliches Schwinden der Wimperreifen und Wimper- felder. Bei Oucumaria planeci wird zugleich der Kopfbuckel in den Nacken des jungen Thieres gedrängt, indem die Eingangsöffnung in den Mund- vorhof an das Vorderende des Thbieres rückt. Später wird das den Kopf- buckel erfüllende Gewebe nach und nach wie ein Nahrungsmaterial resorbirt, bis der letzte Rest desselben und damit auch der Kopfbuckel selbst geschwunden ist. Wenn man absieht von dem Abwerfen der Wimperhaare, scheint ein eigentlicher Substanzverlust (etwa eine Häutung oder ein ähnlicher Vorgang) beim Uebergang der Larve in die junge Seewalze nirgends vorzukommen. Ueber die Zeitdauer, welche die ganze Metamorphose in Anspruch nimmt, besitzen wir nur bei Synapta digitata genauere Angaben, nach welchen die vollständige Ausbildung der Auricularia von der Eiablage an etwa 1'/, Monate und dann die weitere Umbildung durch das tonnen- fürmige Stadium bis zur jungen Synapta etwa 2 Monate in Anspruch nimmt. Bei Formen, welche, wie Cucumaria planci*), das Auricularia- Stadium überspringen, verläuft die ganze Metamorphose sehr viel rascher. 5. Feinerer Bau der Larve, insbesondere der Auricularia. Die Haut der Larve besteht aus den Zellen des urspünglichen Ektoderms, welche sich aber mit Ausnahme der Wimperschnur sehr stark abgeplattet und ihre frühere Bewimperung verloren haben. Nach Semon (237) sind sie auch ihrer Kerne verlustig gegangen. Von innen lagern sich abgeflachte, kernführende Mesenchymzellen in einer einfachen, nicht vollständig geschlossenen Lage an sie an. Etwas verwickelter ist der Bau der Haut im Bereiche der Wimpersehnur. Hier haben die *) Graeffe (73) gibt für diese Art circa 1 Monat als Dauer der Metamorphose an, was nach meinen Beobachtungen fast um die Hälfte zu viel ist. 18* 276 Seewalzen. Ektodermzellen eine rundliche Gestalt und sind so dicht angeordnet, dass man auf einem Querschnitte durch die Wimperschnur deren etwa 20 sieht (XIH, 11); kaum die Hälfte derselben liegt oberflächlich und ist be- wimpert, die übrigen sind in die Tiefe gedrängt und wimperlos. Unter dem Ektodermbestandtheile der Wimperschnur, welcher sich etwas in das darunterliegende Mesenchym einsenkt, legen sich abgeplattete Mesenchym- zellen zu einer die Ektodermzellen von unten und von den Seiten her stützenden Halbrinne zusammen. Das genauere Studium der Haut hat zu der Erkenntniss geführt, dass die Auricularia ein bilateral-symmetrisches Nervensystem besitzt, welches im engsten Zusammenhange mit dem Ektoderm steht. Schon Joh. Müller (179) bemerkte an der Stelle, wo rechts und links das quere Mundfeld der Aurieularia in die der Länge nach verlaufenden Seiten- felder übergeht, eine im Allgemeinen gleichfalls der Länge nach verlaufen- den Leiste, erblickte darin aber nur eine bestimmtere Abgrenzung des Mund- feldes. Auch Selenka (232) hat diese Gebilde in einer seiner Abbildungen (232, Taf. X, Fig. 89) angedeutet, aber in dem zugehörigen Texte nicht erwähnt. Erst durch Metschnikoff (170) erfuhren sie eine nähere Untersuchung. Er beschreibt die beiden Seitenleisten als unter einem stumpfen Winkel geknickte, geradlinige Bänder, welche den vorderen und hinteren Transversaltheil der Wimperschnur miteinander verbinden. Die Spitze des Winkels ist nach aussen und zugleich etwas dorsalwärts ge- richtet und nähert sich dem mittleren Zipfel des dorsalen Longitudinal- theiles der Wimpersehnur. Jede Seitenleiste stellt ein Nervencentrum dar und besteht aus zwei regelmässig geordneten Reihen von ektodermalen Geissel- zellen (XIII, 12), unter welchen sich eine grosse Anzahl äusserst feiner (wahr- scheinlich mit den Geisselzellen zusammenhängender) Nervenlängsfasern und eine geringe Anzahl bi- und tripolarer Nervenzellen befinden. Vom vorderen und hinteren Ende, sowie von der Winkelspitze dieser Nerven- centren gehen peripherische Nerven ab, von welchen der vordere sich zum Rande des vorderen, der hintere zum Rande des hinteren Trans- versaltheiles der Wimperschnur begibt und der mittlere (an der Winkelspitze) seinen Weg zum mittleren Zipfel des dorsalen Longi- tudinaltheilles der Wimperschnur nimmt. Diese Angaben Metschni- koff’s wurden durch Semon (237) im Ganzen bestätigt und dahin ergänzt, dass die Seitenleisten (,Lateralstreifen‘“) sich gleichzeitig mit der Wimperschnur entwickeln und an ihrer Innenseite ebenso wie diese von einer Halbrinne des Mesenchyms gestützt werden. Nach Semon tragen die Zellen der Seitenleisten nicht je eine Geissel, sondern zahl- reiche Wimperhärchen und sind auch nicht immer ganz genau in zwei, sondern manchmal in drei oder mehr Reihen geordnet. Die zwischen den Nervenfasern von Metschnikoff angegebenen besonderen Nervenzellen betrachtet Semon nur als in die Tiefe gerückte, wimperlos gewordene Zellen der Wimperzellenschicht, deren sämmtliche Zellen (wie Metschni- koff vermuthet hatte) mit den Fasern in Verbindung stehen und sonach Die Eutwicklung der Larve. 277 Nervenzellen darstellen. Von den peripherischen Nerven, welchen die Bedeckung durch Wimperzellen fehlt, nimmt Semon an, dass sie in die Wimperschnur eintreten und mit deren Zellen Verbindungen eingehen. — Ueber das spätere Schicksal des Nervensystems der Aurieularia s. S. 285. Ueber den feineren Bau des Hydrocoels der Larve ist zu be- merken, dass schon in dem Stadium, in welchem dasselbe noch mit dem Enterocoel ein einheitliches Gebilde darstellt, die Zellen seiner entodermalen Auskleidung zum Theil ihre Geisseln verlieren, denn Selenka (231) sah bei Holothuria tubulosa nur vereinzelte Geisseln in das Lumen der Hydro- Enterocoelblase ragen und fand bei Synapta digitata (232) ihr Vorkommen auf die Nähe des Rückenporus beschränkt. Ebenso bemerkte derselbe Forscher (251), dass auch in dem Enterocoel nach seiner Abtrennung vom Hydrocoel nur ganz vereinzelte Zellen ihre Geissel behalten haben. In späteren Larvenstadien aber erhält das innere Epithel des Hydrocoels wieder eine reichlichere Bewimperung, welche nach Semon (237) zu- nächst in den Fühlerkanälen des tonnenförmigen Stadiums (bei Synapta digitata) bemerkbar wird und später auch in den übrigen Theilen des Wassergefässsystemes nachzuweisen ist. Nicht unerwähnt kann an dieser Stelle die schon von Joh. Müller (179 u. 180) angedeutete Differenz des Epithels im primären Steinkanal und dem daran hängenden Hydrocoel bleiben, welche darin besteht, dass das Epithel des Steinkanals viel durchsichtiger ist, seine Kerne weniger deutlich erkennen lässt und sich an der Mündung des Kanals in das Hydrocoel ziemlich scharf von dem Epithel dieses letzteren absetzt (nach eigenen Beobachtungen an Auricularien). An dem Darme der Larve hat schon Joh. Müller (178 u. 179) eine innere Wimperung beobachtet, welche sich auf seine ganze Länge erstreckt. ÖObschon sich Krohn (124) davon bei ganz jungen Auricularien nicht überzeugen konnte, wurde Müller’s Angabe von Baur (10), Kowalevsky (121), Selenka (231, 232) an allen von ihnen untersuchten Arten über- einstimmend bestätigt. Die wimpernden Zellen bilden nach Selenka eine einfache Schicht von ceylindrischen *) Geisselzellen, jede Zelle mit einem ziemlich kräftigen Geisselbaar. Nach Semon (237) verlieren die Zellen des Vorderdarms unter gleichzeitiger Abplattung ihre Wimpern, während die adorale Wimperschnur und deren in den Vorderdarm hinein- reichende Schlinge (s. S.266) zur Ausbildung gelangen, sodass von da an nur noch Mitteldarm und Enddarm der Larve eine einheitliche Wimperung besitzen. — Am Epithel des Mitteldarmes beobachtete Semon (237), dass dasselbe bei älteren Auricularien anscheinend höher ist als bei jüngeren, *) Wenn Semon (237) dazu bemerkt, dass die Zellen eigentlich keine Cylinder, sondern Pyramiden (noch besser wäre: Prismen) darstellen, so sagt er damit nur etwas, was bekannt- lich wohl für alle sog. „Cylinder‘“-Epithelzellen gilt. 278 Seewalzen. IV. Weiterentwiceklung der einzelnen Organe. 1. Die Epidermis. Wie Baur (10) und Metschnikoff (169) feststellten, findet weder bei der Bildung der Aurieularia noch auch beim Uebergange derselben in die tonnenförmige Larve, sowie dieser in die junge Holothurie irgend ein Häutungsvorgang statt. Die Epidermis des jungen Thieres stammt also in direkter Linie von dem Ektoderm der Gastrula, hat aber dennoch tiefgreifende Veränderungen erfahren. Nachdem schon in der Larve die ursprünglich allen Ektodermzellen zukommende Bewimperung sich auf die Wimperschnüre, Seitenstreifen und Wimperreifen beschränkt hatte, ist bei der jungen Holothurie die ganze hochgradig abgeplattete Epidermis wimperlos geworden. Als Reste der früheren Wimperreifen tragen die jungen Holothurien, welche sich aus der „Aurieularia mit Kugeln“ ent- wickelt haben, nach Joh. Müller (181) fünf Pigmentringe, welche später verschwinden. Nach Semon (237) aber werden bei Synapta digitata die Wimperreifen der tonnenförmigen Larve nicht einfach rückgebildet, sondern übernehmen eine neue, höchst merkwürdige Rolle, indem ihre Zellen sich über die ganze übrige Epidermis ausbreiten und ein neues Körperepithel aufbauen. Er beschreibt den Vorgang des Näheren so, dass zunächst die Mesenchymrinnen, welche den Wimperreifen zur Stütze dienen, sich abflachen. Dann lösen sich die Wimperreifen auf, indem ihre Zellen unter gleichzeitigem Verluste ihrer Wimpern sich über die ganze Körper- oberfläche zerstreuen, ‚an Stelle“ der abgeplatteten Larvenepidermis setzen und nun „die Mutterzellen sowohl des indifferenten Körperepithels _ als auch der Hautsinneszellen“ der jungen Synapta darstellen. Ich kann aber die Bemerkung nicht unterdrücken, dass mir der hier von Semon behauptete Vorgang einer Neubildung des Körperepithels noch der genaueren Aufklärung und sicheren Feststellung sehr bedürftig zu sein scheint. 2. Die Mesenchymzellen und der „Gallertkern“. Die Mesenchymzellen, deren Entstehung wir S. 257—259 kennen gelernt haben, sind als fertige Gebilde zuerst bei der Auricularia der Synapta digitata durch Joh. Müller (179) beobachtet und auch von den späteren Forschern hauptsächlich an dieser Art untersucht worden. Joh. Müller beschrieb sie zunächst als durchsichtige, theils rundliche, theils unregelmässig geformte Körperchen; bei wiederholter Untersuchung (180, 181) erkannte er kernhaltige Zellen in ihnen, nachdem unterdessen auch Krohn (124) sie als „längliche, spindelförmige Kerngebilde“ bezeichnet hatte. Müller sah, dass Fortsätze und Fäden nach verschiedenen Richtungen von ihnen abgehen und eine Art Balkenwerk bilden; auch Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 279 bemerkte er, dass ein Theil derselben sich um den primären Steinkanal gruppirt, um hier Kalkgewebe abzusondern. Indessen war es doch erst Kowalevsky (121), welcher eine bestimmte Ansicht über die histo- genetische Bedeutung der Mesenchymzellen aussprach. Er lässt sie bei Cucumaria kirchbergü hauptsächlich zur Bildung der Muskeln und Binde- gewebszellen, daneben aber auch zur Bildung der Kalkkörper verbraucht werden, eine Ansicht, welche sich in der Folgezeit trotz verschiedener Wandlungen schliesslich als im Ganzen richtig herausgestellt bat. Diese Wandlungen bestanden wesentlich darin, dass Metschnikoff (169) jede Beziehung der Mesenchymzellen (= seiner „Cutiszellen“) zur Bildung von Muskeln leugnete und nur das Bindegewebe (namentlich der Lederhaut) mit den darin befindlichen Kalktheilen daraus entstehen liess, während umgekehrt Selenka (231) ibre Hauptleistung in der Bildung der Muskelfasern er- blickte und nur nebenbei eine Betheiligung am Aufbau stützender Skelet- theile (Kalkring, Madreporenabschnitt des Steinkanals) zugab. Von Muskeln sollten nach der damaligen Ansicht Selenka’s (231) die folgenden aus Mesenehymzellen ihre Entstehung nehmen (bei Holo- thuria tubulosa und Cucumaria planei): 1) die Quermuskulatur der Körper- wand, 2) wahrscheinlich auch die Längsmuskeln der Körperwand, 3) die Muskulatur der Darmwand, insbesondere die Ringmuskelschicht, 4) die Muskelfasern in der Wandung des Wassergefässsystemes. Zur Stütze seiner Ansicht führte Selenka namentlich an, dass es ihm gelungen sei, an den Saugfüsschen und Fühlern der Jungen von Cucumaria planci die Umwandlung der Mesenchymzellen in Ringmuskeln direkt zu verfolgen. Wir erfahren aber später von demselben Forscher (232), dass sich die Sache anders verhält, indem die Fühler (und wie er hätte hinzufügen können auch die Füsschen) der jungen Cucumaria planci gar keine Ring- muskeln*), sondern nur Längsmuskelfasern besitzen, diese aber nicht von Mesenchymzellen, sondern von den Zellen des Innenepithels geliefert werden. Auch in Betreff der Quer- und Längsmuskulatur der Körper- wand gibt Selenka (232), nachdem er seine Untersuchungen auf Synapta digitata ausgedehnt, seine früheren Behauptungen vollständig auf und hält auch für die Muskulatur der Darmwand nur insofern daran fest, als er die Ringmuskelschicht des Vorderdarmes nach wie vor von Mesenchym- zellen ableitet. Dieser modificirten Ansicht Selenka’s schliesst sich neuerdings Semon (237) an, erweitert sie aber insofern, als er am Vorderdarm der Synapta digitata- Larven auch noch eine innere, bis dahin unbekannte**) Längsmuskellage wahrnahm, welche ebenso wie die Ringmuskelschicht von den Mesenchymzellen abstamme. *) Die frühere Behauptung Selenka’s vom Vorhandensein dieser Ringfasern steht übrigens auch im Widerspruch mit dem S. 99 u. 109 besprochenen Baue der Fühler und Füsschen der erwachsenen Thiere. **) Diese innere Längsmuskellage ist beim erwachsenen Thiere nicht mehr vorhanden (s. S. 153) und schon im Puppenstadium der Larven so schwach, dass sie kaum mehr nach- zuweisen ist. 280 Seewalzen. Viel grösser ist die Bedeutung der Mesenschymzellen für die Ent- wicklung der Bindesubstanzen. Alle bindegewebigen Bestandtheile sammt den darin befindlichen kalkigen Harttheilen sind Abkömmlinge der Mesenchymzellen. Metschnikoff (169), der zuerst nachdrücklich auf diese Bedeutung der Mesenchymzellen hinwies, war auch der Erste, welcher ihre aktiven Bewegungserscheinungen wahrnahm. Indem sie als Wanderzellen in dem an Stelle der Furchungshöhle getretenen Gallertkern (s. S. 255) der Larve mit ihren pseudopodienartigen Aus- läufern umherkriechen und sich zum Theil auf die Oberfläche der dem Entoderm entstammenden inneren Organe sowie auf die Innenfläche des Ektoderms lagern, erzeugen sie einen bindegewebigen Ueberzug, bez. eine bindegewebige Lederhautschiecht. Mit dieser Auffassung stimmen die neueren Beobachtungen Selenka’s (232)*) und Semon’s (237) überein; letzterer fügte die bemerkenswerthe Thatsache hinzu, dass die zur Leder- haut werdenden Mesenchymzellen bei der Auricularia eine zwar nicht vollkommen geschlossene, aber doch einem Epithel sehr ähnlich sehende Schicht'an der Innenseite des stark abgeplatteten Ektoderms darstellen. Zu den von den Mesenchymzellen gelieferten Theilen gehören ferner die kalkigen Skeletstücke. Nachdem Joh. Müller (180) die erste darauf bezügliche Beobachtung mitgetheilt hatte, konnten alle späteren Forscher [Kowalevsky (121), Metschnikoff (169)] übereinstimmend fest- stellen, dass sowohl in der Umgebung des primären Steinkanales (XIII, 4) als auch in der Nähe des Wassergefässringes Ansammlungen der Mesenchym- zellen auftreten, um zwischen sich dort das primäre Madreporenköpfchen; hier die Stücke des Kalkringes aufzubauen. Auch die Kalkkörper der Haut scheinen ausnahmslos den Mesenchymzellen ihre Entstehung zu ver- danken, denn die gegentheilige und neuerdings von Herouard (s. S. 241) wieder aufgenommene Behauptung Selenka’s (231), dass ein Theil der Kalkkörperchen der Haut seine Herkunft von der ektodermalen Epithel- schicht ableite, entbehrt nicht nur eines näheren Nachweises, sondern scheint auch von ihrem eigenen Urheber nicht mehr festgehalten zu werden. Ein Rest von Mesenchymzellen, nämlich diejenigen, welche weder zur Bildung von Bindegewebe oder Kalktheilen, noch zur Bildung von Muskel- fasern Verwendung gefunden haben, bleibt in der eiweissartigen Flüssig- keit des „Gallertkernes“ (= Furchungshöhle) zurück, um später theils resorbirt zu werden, theils als Inhaltszellen der Blutflüssigkeit (s. darüber auch S. 300) und weiterhin überhaupt in Gestalt der fast in allen Geweben der fertigen Seewalzen auftretenden Wanderzellen fortzuleben. Der Gallertkern selbst sammelt sich bei einzelnen Arten, z. B. bei Cucumaria planci, im Stadium der tonnenförmigen Larve in grösserer Menge im vorderen Körperabschnitte an und bildet hier mit den ihn *) Früher (231) hatte Selenka vermuthet, dass die Lederhaut ein Erzeugniss der Epidermis sei. Weiterentwicklung der einzeluen Organe, 281 durehwandernden Mesenchymzellen das Füllmaterial des sog. Kopfbuckels oder Kopfkegels (XIII, 10). Später wird seine Substanz als Nahrungs- material aufgebraucht oder (?) geht zum Theil in die Grundsubstanz des Bindegewebes über. Die Consistenz des Gallertkernes scheint übrigens Je nach den Arten eine verschiedene zu sein. Bei der Auricularia der Synapta digitata z. B. scheint sie sich der flüssigen zu nähern, wie aus dem Umstande hervorgeht, dass nach Müller’s (179) Beobachtung zwischen Vorderdarm und Hydrocoel bei jeder Contraction des ersteren ein mit der „Gallertsubstanz“ erfüllter Zwischenraum auftritt, welcher bei der nächsten Ausdehnung des Vorderdarmes wieder verdrängt wird. Im Kopfbuckel der Cucumaria planci dagegen ist sie viel fester und wider- steht einem ziemlichen Drucke. 8. Die Skeletstücke. Ueber die weitere Entwicklung der zwischen zusammengelagerten Mesenchymzellen (s. S. 250) entstandenen Skeletstücke ist zunächst zu berichten, dass die Kalkrädchen und Kalkkugeln der Auricularien später beim Uebergang der tonnenförmigen Larve in die junge Holothurie ganz zu verschwinden scheinen, wenigstens ist bei letzteren ein dauern- der Fortbestand derselben bis jetzt nicht nachgewiesen. Die der aus- gebildeten Holothurie eigenthümlichen Formen von Kalkkörperchen ent- wickeln sich, wie schon Baur (10) bei Synapta digitata gezeigt hat, unabhängig von den Rädchen und Kugeln der Larve. Bei Cucumaria planci treten schon im tonnenförmigen Stadium gitterfürmige Kalk- plättehen auf, welche sich sehr bald zu einem geschlossenen Panzer aneinander legen (XIV, 9) und wie ich im Gegensatze zu Danielssen und Koren (220) vermuthe, später nicht mehr verloren gehen, sondern als dauernde Gebilde in die fertige Holothurie herübergenommen werden, was nicht ausschliesst, dass sie durch spätere Wachsthumsvorgänge ihre Form erheblich ändern können. Die Verkalkung des Steinkanals beginnt schon im Aurieularia- oder, wo ein solches nicht vorhanden ist, im tonnenförmigen Stadium in der Weise, dass, wie Joh. Müller (180) zuerst feststellte, in der Um- sebung des Steinkanales und zugleich in der Nähe seines äusseren Endes sich ein feines Kalknetz (XIV, 7) entwickelt, welches die erste Anlage des späteren Madreporen-Abschnittes des ausgebildeten Steinkanales ist. Auch die erste Anlage des Kalkringes wurde zuerst von Joh. Müller (179) beobachtet. Sowohl bei der Auricularia mit Rädchen als auch bei der Aurieularia mit Kugeln konnte er feststellen, dass beim Uebergange in die tonnenförmige Larve zwischen den Wurzeln der 5 Fühler- anlagen je 2, im Ganzen also 10 Skeletstücke (XIV, 7) auftreten, welche sich zu einem Skeletringe ordnen. Jedes Kalkstück stellt ein querliegen- des, an den Enden gegabeltes und an den Spitzen der kurzen Gabel- 282 Seewalzen. äste wieder mit kurzen Zweigen besetztes Stäbchen (XIV, 2—5) dar. Damit stimmen die Beobachtungen von Thomson (270) an jungen Thieren der Synapta inhaerens überein.*) Weiterhin wurde dann durch Baur (10), Metschnikoff (169) und Semon (236 u. 237) der Nachweis er- bracht, dass bei Synapta digitata diesem zehntheiligen Stadium des Kalk- ringes ein anderes Stadium (XIV, 1) vorausgeht, in welchem derselbe zunächst nur aus 5 mit den Fühleranlagen abwechselnd gestellten Kalk- stücken besteht. Semon zeigte dann weiter, dass diese 5 zuerst auf- tretenden Kalkstücke dieselben sind, welche beim ausgebildeten Thiere als Radialstücke des Kalkringes bezeichnet werden. Zwischen diese fünf Radialstücke schieben sich später fünf Interradialstücke ein, jedoch wie es scheint nicht in allen Interradien zu gleicher Zeit; denn Baur gibt an, dass dem fünftheiligen ersten Stadium des Kalkringes zunächst ein acht- und dann erst das zehntheilige Stadium folge. An letzterem be- merkte Semon (237), dass 2 von den 10 Stücken grösser sind **) als die übrigen; leider gibt er nichts Näheres über die Lage der beiden grösseren Stücke an. Die zehntheilige Zusammensetzung des Kalkringes wird zu einer Zeit erreicht, in welcher von einer Vermehrung der Fühler noch nichts zu bemerken ist. Später aber, wenn sich die Fühler auf 10 und schliesslich auf 12 vermehrt haben, treten zu den vorhandenen zehn Kalkringstücken noch zwei hinzu und zwar nach Thomson (270) (bei Synapta inhaerens) an gegenüberliegenden Stellen des Ringes. — Wie sich die übrigen Holothurien, insbesondere die Dendro- und Aspidochiroten bezüglich der Entwicklung ihres Kalkringes verhalten, bedarf noch der Untersuchung, doch dürfte die Vermuthung gestattet sein, dass auch bei ihnen sich zuerst die fünf Radialstücke anlegen und dann erst zwischen diesen die fünf Interradialstücke zur Ausbildung kommen. 4. Die Muskulatur. Die Quer- und Längsmuskeln der Körperwand schienen nach den ersten darauf bezüglichen Mittheilungen in ihrer Entstehung ver- schieden zu sein. Während jene nach Metschnikoff (169) bei Synapta digitata aus der Aussenwand des Enterocoels ihre Entstehung nehmen, sollen diese bei derselben Art nach Baur (10) und Metschnikoff (169) durch Fortsätze des Mundschildes (S. 272) geliefert werden. Dagegen behauptete Selenka (231) bei Oucumaria planci und Holothuria tubulosa eine übereinstimmende Abstammung der Quer- und Längsmuskeln von Mesenchymzellen, überzeugte sich aber später (232) unter Hinzuziehung der Synapta digitata von der Unrichtigkeit dieser Auffassung, nahm aber nun- mehr wieder insofern einen genetischen Gegensatz zwischen Quer- und Längs- *) Nur scheinen die jungen Kalkringstücke bei Synapta inhaerens nicht an beiden, sondern nur an einem Ende gegabelt zu sein. **) Debrigens auch schon von Joh. Müller (180, p. 12 u. Taf. IX, Fig. 2) erwähnt. Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 383 muskeln an, dass er zwar beide für Abkömmlinge des Entoderms, jedoch die Quermuskeln für Produkte der Enterocoelwand, die Längsmuskeln aber für Erzeugnisse der Hydrocoelwand (nämlich der radialen Wasser- gefässe) erklärte. Dem gegenüber erbrachte Semon (237) wenigstens für Synapta digitata den Nachweis, dass sowohl die Quer- als auch die Längsmuskeln von den Epithelzellen der Enterocoelwand hervorgebracht werden. Wie man sieht, herrscht Uebereinstimmung bezüglich der Ent- stehung der Quermuskeln. Die Widersprüche beziehen sich nur auf die Herkunft der Längsmuskeln, welche nach Semon erst nach den Quer- muskeln zur Ausbildung gelangen; was Baur und Metschnikoff für die Anlagen der Längsmuskeln gehalten, war ein Bestandtheil der Radial- nerven-Anlagen (S. 286) und bei Selenka liegt eine Verwechselung der in der Wand der radialen Wassergefässe auftretenden Längsmuskelfasern mit den weiter nach innen gelegenen Längsmuskeln der Körperwand vor. — Ueber das erste Auftreten der Rückziehmuskeln des Schlund- kopfes besitzen wir bis jetzt keine einzige Beobachtung. Aehnlich wie die Muskulatur der Körperwand von den Epithelzellen der äusseren Enterocoelwand geliefert wird, so die Muskulatur der Darmwand von den Epithelzellen der inneren (dem Darm aufgelagerten) Enterocoelwand. Indessen ist dabei sofort die bemerkenswerthe Ausnahme- stellung der Ringmuskelschicht des Vorderdarmes hervorzuheben, welche nach Selenka (231, 232) und Semon (237) nicht von Enterocoel-, sondern von Mesenchymzellen erzeugt wird; nach Semon treten bei der Aurieularia von Synapta digitata nach innen von der Ringmuskellage des Vorderdarmes auch noch Längsmuskelfasern von gleichfalls mesenchymatöser Herkunft auf, verschwinden aber im weiteren Verlaufe der Larvenentwicklung. Selenka (231) war anfänglich überhaupt der Ansicht, dass die Muskulatur des ganzen Darmes vom Mesenchym herrühre, beschränkte diese Meinung aber später (232) auf die Ringmuskeln des Vorderdarmes. Die äussere, auch beim erwachsenen Thiere vorhandene Längsmuskelschicht des Vorder- darmes dagegen, sowie die ganze Muskulatur (Ring- und Längsmuskel- fasern) des Mittel- und Enddarmes stammt nach Semon (237) bei Synmapta digitata von den Zellen des Enterocoels; auch hier werden wie an der Körperwand die Ringfasern . früher gebildet als die Längsfasern. *) Die Muskelfasern, welche sich in der Wandung des Wasser- sefässsystems befinden, sind nach Semon’s (237) Beobachtungen bei Synapta digitata sämmtlich Abkömmlinge der Epithelzellen des Hydrocoels, so die Längsfasern in der Wand der Radialkanäle und der Fühler, sowie die Ringfasern in der Wand der Poli’schen Blase. Zu dem gleichen *) Eine für die ganze Klasse durchgreifende Gesetzmässigkeit in der zeitlichen Auf- einanderfolge der Darmmuskelschichten ist deshalb doch nicht gegeben; denn bei allen jenen Seewalzen — und das ist die Mehrzahl —, bei welchen die Längsmuskelschicht des Darmes nicht wie bei Synapta digitata nach aussen , sondern nach innen von der Ringmuskelschicht liegt (s. S. 153), wird man sich der Annahme nicht verschliessen können, dass die Längs- fasern vor den Ringfasern entstanden sind, 284 Seewalzen, Ergebnisse war schon vorher Selenka (232) in Betreff der Radialkanäle gekommen, indem er zugleich seine ältere Ansicht (231), dass die Musku- atur des Wassergefässsystemes vom Mesenchym abstamme, zurückzog. Nur für die Muskelfasern in der Wand der Poli’schen Blase nimmt Selenka (232) nicht die Hydrocoel-, sondern die Enterocoelzellen des peritonealen Ueberzuges in Anspruch. Indessen ist diese Annahme nur eine Consequenz seiner irrthümlichen Behauptung, dass überhaupt alle Längsmuskulatur des Holothurienkörpers vom Hydrocoel, dagegen jegliche Ringmuskulatur vom Enterocoel geliefert werde. Endlich ist auch noch der Genese der Muskelfasern in den Genitalschläuchen zu gedenken. Ausreichende Beobachtungen liegen hier freilich nur in Betreff der Längsfasern vor, welche nach Hamann’s (95) Untersuchungen in Zusammenhang mit den Enterocoelzellen des peritonealen Epithelüberzuges stehen. Ueber die weiter nach innen gelegenen Ringfasern bemerkt derselbe Forscher nur, dass sie „jedenfalls mesenchymatösen Ursprunges“ seien, bringt aber dafür ebensowenig einen näheren Nachweis wie Selenka, der die gleiche Behauptung für sämmt- liche Muskelfasern der Genitalschläuche ausgesprochen hatte (231). Aus dem Vorstehenden erhellt, dass man bei dem jetzigen Stande der Kenntnisse berechtigt ist, in sämmtlichen Muskelfasern der Körper- wand, des Darmes, des Wassergefässsystemes und der Genitalschläuche mit alleiniger Ausnahme der Ringmuskeln des Vorderdarmes, Produkte der Epithelzellen des Hydro- und Enterocoels, oder was dasselbe ist, des Entoderms zu erblicken. Die Epithelzellen scheinen sich dabei in Bezug auf die Zahl der von je einer Zelle gelieferten Muskelfasern ver- schieden zu verhalten, denn während Hamann (93) an den Geschlechts- schläuchen an jeder Zelle nur eine Faser fand, entsprechen nach Selenka’s Abbildungen (232) jeder Zelle deren mehrere.*) Dass die Ringfasern des Vorderdarmes sich in ihrer Herkunft von allen anderen Muskelfasern unterscheiden, sucht Semon (237) dadurch zu erklären, dass sie schon zu einer Zeit auftreten, in welcher das Hydroenterocoel noch nicht funetionirt. Auch an fertigen Thieren soll sich nach Hamann und Semon der Gegensatz der mesenchymatösen Ringfasern des Vorder- darmes zu den übrigen, epithelialen Muskelfasern noch im Baue derselben erkennen lassen, indem sie etwa nur halb so diek sind und ihren Kern nicht an der Peripherie, sondern in der Achse tragen. An dieser letzteren Angabe habe ich schon S. 64 Zweifel geäussert und werde darin bestärkt durch Selenka (232), weleher den Ringfasern des Vorderdarmes aus- drücklich einen peripherisch anliegenden Kern zuschreibt. Schliesslich ist noch darauf hinzuweisen, dass nach Selenka’s (231) Beobachtungen die einzelnen Arten sich in Bezug auf den Zeitpunkt, in *) Dagegen liefern nach demselben Beobachter die Mesenchymzellen am Vorderdarm nur je eine Ringfaser, während Semon (237) diese Ringfasern und deren Bildungszellen in netzförmiger Verbindung sah, sodass jede (verästelte) Faser zwar das Produkt mehrerer Zellen ist, die einzelne Zelle aber sich ihrerseits an der Bildung mehrerer Fasern betheiligt. Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 285 welchem die Muskelfasern der Körper- und Darmwand zuerst auftreten, und die Schnelligkeit, mit welcher sie sich weiter entwickeln, sehr ver- schieden verhalten. Insbesondere zeichnet sich die Cucumaria planci von der Holothuria tubulosa durch eine viel frühere und raschere Muskel- entwicklung aus, was wahrscheinlich mit der verschiedenen Art der Metamorphose zusammenhängt (das Aurieularia-Stadium wird bei Cucumaria planet übersprungen). 5. Das Nervensystem. Die weitere Entwicklung des bilateralsymmetrischen Nervensystems der Aurieularia zu dem Nervensystem der jungen Holothurie ist eng ver- bunden mit dem Schicksale des bei dem Uebergange der Auricularia in die tonnenförmige Larve entstandenen sog. Mundschildes. Wir sahen weiter oben (S. 272), dass bei der Aurieularia mit Rädchen die mit 4, 4‘, $ und 9 bezeichneten vier Stücke der Wimperschnur eine rechteckige Figur bilden, welche in das Innere des Mundvorhofes zu liegen kommt. Die anfänglich getrennten Stücke dieser Figur biegen sich zusammen und verbinden sich vollständig mit einander zu einem vor dem eigentlichen Munde gelagerten Ringwulste. Dieser Ringwulst (s. Fig. 23) wird nunmehr als „Mundschild‘“ bezeichnet. Schon Baur (10) hatte den Wulst gesehen, aber als Umwandlungsprodukt der Schlundröhre gedeutet. Erst Metschnikoff (169) zeigte, dass er aus den genannten vier Abschnitten der Wimper- schnur entsteht*) und in den Mundvorhof hineinrückt. Die vier Stücke, aus welchen das Mundschild entsteht, sind dieselben, an welche die beiden nervösen Seitenleisten der Auricularia ihre peripherischen Nerven (s. S. 276) entsenden. Die Verschiebung des Mundschildes in den Vorhof erstreckt sich nach Metschnikoff (170) und Semon (237) auch auf die beiden Seitenleisten, welche, entsprechend ihrer früheren Lage, noch tiefer in den Vorhof, also dem Munde näher, zu liegen kommen als der Ringwulst des Mundschildes.. Hier angelangt verbinden sich die beiden Seitenleisten mit ihren Enden zu einem die Mundöffnung umkreisenden Ringe, welcher die Anlage des Nervenringes der ausgebildeten Synapta darstellt. Metschnikoff (170) behauptete, dass während dieses Vorganges die Nervenfasern der Seitenleisten verschwinden, um später im Nervenringe neu aufzutreten, dagegen konnte Semon (237) sich überzeugen, dass die Fasern ungestört fortbestehen und zugleich eine Vermehrung der Zellen in den Seitenleisten stattfindet, diese Zellen aber ihre frühere Bewimperung vollständig verlieren. Demnach entsteht bei der Synapta digitata der Nervenring ausschliesslich aus den symmetrischen Seitenleisten, d. h. den *) Selenka (232) dagegen lässt das Mundschild aus der wulstförmigen Verdickung des Mundrandes entstehen, welche mir (s. S. 266) mit Semon’s „‚adoraler Wimperschnur“ identisch zu sein scheint, 286 Seewalzen. Nervencentren. der Larve. Die peripherischen Nerven der Larve sollen nach Metschnikoff (170) ganz verschwinden, während Semon (237) Beziehungen derselben zu den späteren Fühlernerven für möglich hält, indessen diese Beziehungen doch nicht näher bezeichnet. Die Weiter- entwicklung des Nervenringes besteht nun nach Semon (237) darin, dass derselbe von vorne her von einer ektodermalen, dem Mundschilde entstammenden Zellenschicht überwachsen wird, welche bis zur Mund- öffnung fortwächst und dadurch den ursprünglich oberflächlichen Nerven- ring in die Tiefe drängt. Später schieben sich dann auch noch Mesen- chymzellen zwischen die vom Mundschilde hergekommene Deckschicht und den Nervenring ein. Der junge, jetzt von Mesenchym und Ektoderm überlagerte Nervenring besitzt nach demselben Forscher anfänglich nur auf seiner Peripherie Zellen und besteht im Innern ausschliesslich aus Fasern (Längsfasern) *), welche von jenen Zellen ausgeschieden und mit ihnen in Zusammenhang sind. Alsdann sprossen aus dem Nervenringe der jungen Synapta zunächst fünf Fühlernerven hervor, welche sich der (der Achse des Mundvorhofes zugekehrten) Innenseite der unterdessen entstandenen Fühlerwassergefässe anlagern. Anfänglich bestehen die knospenden Fühlernerven nur aus Zellen, welche später an ihrer dem Fühlerwassergetäss zugekehrten Seite Fasern bilden und an der anderen Seite ebenso wie der Nervenring von dem wuchernden Ektoderm des Mundschildes und dem sich einschiebenden Mesenchym aus ihrer ur- sprünglich oberflächlichen Lage in die Tiefe gedrängt werden. Später als die Fühlernerven knospen nach Semon (237) die radialen Nerven- stämme aus dem Nervenringe hervor und auch sie bestehen zuerst nur aus Zellen, welche später an ihrer dem radialen Wassergefäss zugekehrten Seite Fasern ausscheiden.**) Wie sich später die epineuralen und pseudo- hämalen Räume, welche dem Nervensystem der ausgebildeten Thiere (s. S. 232) anliegen, entwickeln, ist noch unbekannt; bei den Jungen der Chiridota rotifera (Pourt.) fand ich (153) über dem Nervenringe einen Raum, der vielleicht den eben entstandenen Epineuralring (s. S. 248) darstellt. Aus dem Gesagten geht hervor, dass Semon auch die Fühler- und Radialnerven der jungen Synapta ausschliesslich aus der in den nervösen Seitenleisten der Auricularia gegebenen Anlage ableitet ohne dabei dem Mundschild eine Betheiligung an dem Aufbaue der Nerven zuzuschreiben. Dadurch entfernt er sich und wie ich nicht zweifle mit Recht von der Ansicht seiner Vorgänger; denn Baur (10), Metschnikoff (169) und Selenka (232) liessen die Radialnerven entweder zusammen mit den Längsmuskeln (S. 283) oder für sich allein (Selenka, 232) aus Wucherungen des Mundschildes entstehen. Metschnikoff (170) war *), Damit steht auch das Wenige in Uebereinstimmung, was ich über den Bau des Nervensystemes an den noch in der Leibeshöhle befindlichen Jungen der Chiridota rotifera (Pourt.) beobachtet habe (153). *%*) Hierdurch erfährt die Ansicht, dass die Randzellen der fertigen Radialnerven (s. S. 68) nervöser Natur seien, eine Stütze. Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 387 auch nach Entdeckung der Entstehung des Ringnerven aus den Seiten- streifen bei der Meinung geblieben, dass das Mundschild bei der Bildung der Radialnerven wenigstens mitbetheiligt sei, indem dasselbe sich mit dem aus den Seitenleisten entstandenen Ringe vereinige und dieses ver- einigte Gebilde alsdaun zweischichtige radiale Fortsätze entsende; aus der Aussenschicht dieser Fortsätze entstünden die Radialnerven. Vorhin habe ich mich der Ansicht Semon’s angeschlossen, dass Nervenring, Fühlernerven und Radialnerven der Synapta nicht vom Mund- schilde, sondern von dem bilateralen Nervensystem der Auricularia ab- stammen. Wie aber entsteht das Nervensystem derjenigen Holothurien, welche, wie z. B. Oucumaria planci, überhaupt kein Auricularia-Stadium durchmachen? Tritt auch bei ihnen zunächst, etwa in der tonnenförmigen Larve, ein bilaterales larvales Nervensystem auf, welches die Grundlage für das radiäre Nervensystem des fertigen Thieres ist, oder entwickelt sich bei ihnen sofort das radiäre Nervensystem? Gibt es bei ihnen ein dem Mundschilde entsprechendes Gebilde und ist dasselbe vielleicht der Mutterboden des direkt entstehenden radiären Nervensystemes? — Auf alle diese Fragen lässt sich bei dem augenblicklichen Stande unserer Kenntnisse keine Antwort geben und ebendeshalb muss auch die weitere Frage unbeantwortet bleiben, ob man in der Entstehung des Synapta- Nervensystemes den ursprünglichen oder einen abgeänderten Bildungs- vorgang des Holothurien-Nervensystemes zu erblicken hat. Im Anschlusse an das Nervensystem empfiehlt es sich, auf das mehr- fach berührte Mundschild der Auricularia nochmals zurückzukommen, um die Frage zu beantworten, was denn aus demselben wird, wenn es an der Bildung von Nervenring, Fühler- und Radialnerven keine unmittel. bare Betheiligung hat? Dass dasselbe eine ektodermale Ueberwachsung des Ringnerven und der Fühlernerven liefert, haben wir schon erfahren. Baur (10), Metschnikotf (169), Selenka (232) und Semon (257) sind ferner darin einverstanden, dass das Mundschild sich über die jungen Fühler ausbreitet (als sog. Fühlerkappe, Selenka), so zur Epidermis der Fühler wird und auch (Semon) die im Sinnesepithel der Fühler (S. 73) befindlichen Sinneszellen aus sich hervorgehen lässt. Die an den Fühlern der Synapta digitata vorhandenen knospenförmigen Sinnesorgane (s. S. 73, 74) treten nach Baur (10) an den jungen Thieren bald nach beendigter Metamorphose an der Fühlerwurzel auf und zwar anfänglich sehr vereinzelt. Semon (237) lässt auch die Hörbläschen der Synapta aus dem Mundschilde entstehen. Nach der von Joh. Müller (180) herrührenden und von Baur (10) und Metschnikoff (169) getheilten älteren Ansicht hatte es den Anschein, als entstünden die Hörbläschen als Ausstülpungen des Ringkanales des Wassergefässsystemes. Dem widerspricht aber schon der Umstand, dass sie im ausgeblildeten Thiere (s. S. 76—79) nicht mit dem Ringkanal, sondern mit den Radialnerven in Zusammenhang stehen. Semon glaubt sich nun überzeugt zu haben — weist aber gleichzeitig 288 Seewalzen. auf die Lückenhaftigkeit seiner Beobachtungen hin —, dass die Unter- fläche des Mundschildes beiderseits von den Wurzeln der fünf ersten Fühler je eine kleine Vorstülpung treibt, welche sich hald abtrennt, in der Nähe des Nervenringes liegen bleibt und zur Otocyste wird. Ob diese Auffassung in ihrem positiven Theile das Richtige getroffen hat, kann meines Erachtens erst durch neue Untersuchungen festgestellt werden. Dass aber von einer Entstehung der Hörbläschen aus dem Wassergefäss- ringe nicht länger die Rede sein kann, scheint mir schon jetzt durch Semon’s Beobachtungen gesichert zu sein. An der fertig ausgebildeten tonnenförmigen Synapta-Larve liegen die jungen Hörbläschen dicht vor dem Nervenringe und Kalkringe; Semon (257) lässt sie durch einen feinen Nerven mit dem Nervenringe in Verbindung stehen, klärt aber den Widerspruch dieser Angabe mit seinem früheren Befunde nicht auf, nach welchem die Hörbläschen der erwachsenen Synapta (s. S. 79) ihre Hör- nerven von den Radialneıven erhalten. Die Wand der jungen Hör- bläschen wird nach Semon von anscheinend bewimperten Zellen, die er auf die ursprünglich bewimperten Zellen des Mundschildes zurückführt, gebildet und umschliesst in der inneren Flüssigkeit die schon früher (s. S. 76—79) erwähnten Zellen mit „Doppelkörnern“; nach Joh. Müller (179) schwankt die Zahl dieser Inhaltszellen zwischen vier und acht. In Betreff der Hörbläschen ist schliesslich noch darauf aufmerksam zu machen, dass sie auch in den Larven solcher Holothurien (wenigstens in einzelnen Fällen) vorzukommen scheinen, an denen sie bei den er- wachsenen Thieren bis jetzt nicht konnten nachgewiesen werden. Joh. Müller (179, 180) gibt nämlich an, dass bei der aus der „Auricularia mit Kugeln“ entstandenen tonnenförmigen Larve die Hörbläschen sich ganz ebenso verhalten wie bei der Tonnenlarve der Synapta; wobei wir allerdings die noch unbewiesene Annahme (S. 268) machen, dass die Aurieularia mit Kugeln die Larve einer dendro- oder aspidochiroten Holothurie ist. 6. Das Wassergefässsystem. Wir haben das Hydrocoel, d. h. die Anlage des Wassergefässsystemes, in einem Stadium verlassen (S. 262), in welchem dasselbe noch an der linken Seite des Vorderdarmes der Auricularia liegt, aber bereits begonnen hat, den Darm spangen- oder hufeisenförmig zu umgreifen. Die fünf Ausbuchtungen, welche an seiner convexen Seite aufgetreten sind, ver- mehren sich schon vor dem Uebergange in die tonnenförmige Larve auf zehn, indem zwischen ihnen fünf neue kleinere Ausbuchtungen entstehen. Bereits Joh. Müller (178, 179, 180) hatte sowohl bei der Auricularia mit Rädchen als der mit Kugeln die zehn „Blinddärmehen“ an der Wasser- gefässanlage bemerkt und war über deren späteres Schicksal zu der ganz zutreffenden Ansicht gelangt, dass fünf davon zu Fühlerwassergefässen, Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 289 die fünf anderen, damit abwechselnden aber zu den fünf Radialkanälen werden. Baur (10) hob den Grössenunterschied der fünf ersten Aus- buchtungen zu den fünf später auftretenden kleineren hervor und erklärte die grösseren Ausstülpungen für Fühleranlagen, die kleineren aber im Gegensatzee zu Joh. Müller für die Anlagen der Hörbläschen. Metsehnikoff (169) jedoch kehrte mit Recht zu der Joh. Müller’schen Ansicht zurück, indem er bei Synapta digitata zeigte, dass die grösseren Ausbuchtungen zu Fühlerwassergefässen, die kleineren aber zu den Radial- kanälen werden; zu dem gleichen Ergebnisse haben auch die neueren Untersuchungen von Selenka (232) und Semon (237) geführt, wenigstens soweit die Synapta digitata in Betracht kommt. Bei anderen Seewalzen macht es nach den vorliegenden Untersuchungen den Eindruck, als wenn auch bei ihnen die fünf zuerst auftretenden Ausbuchtungen des Hydrocoels zu den Fühlerwassergefässen würden; so gibt Kowalevsky (121) an, dass das Hydrocoel bei Cucumaria kirchsbergi und O. plancı zuerst drei und dann noch zwei Ausbuchtungen treibe, von welchen jene "zu den drei oberen (= dorsalen), diese zu den zwei unteren (= ventralen) Fühler- kanälen sich ausbilden; ähnliche Angaben macht Selenka (231) bezüglich der Cucumaria planci und der Holothuria tubulosa. Nach beiden eben genannten Forschern sollen die Anlagen der Radialkanäle (bei Cucumaria planci und körchsbergü) erst später zwischen jenen primären für die Fühler bestimmten Ausbuchtungen auftreten und zwar zuerst die Anlage des ventralen medianen Radialkanals, dann die Anlagen der vier übrigen Radialkanäle.. Wie mich aber eigne Untersuchungen *) an Cucumaria planci belehrt haben, liegt die Sache, wenigstens bei dieser Art, insofern wesentlich anders, als die ersten Ausbuchtungen des Hydrocoels nicht. nur zu Fühlerkanälen, sondern zugleich auch zu den Radialkanälen werden; letztere entstehen nicht durch besondere, zwischen den fünf ersten Ausbuchtungen neu auftretende Aussackungen, sondern sie sind unmittelbare Verlängerungen der ersten Ausbuchtungen und geben erst ihrerseits die eigentlichen Fühlerkanäle ab. Es ist daher nicht länger möglich, die bei Synapta anscheinend feststehende Thatsache, dass die fünf primären Hydrocoelausbuchtungen sich nur zu Fühlerkanälen weiter- entwickeln, auf die übrigen Seewalzen, wie es bisher üblich war, einfach zu übertragen. Vielmehr erhebt sich die Frage, ob nicht das vorhin für COucumaria planci angegebene Verhalten das eigentlich typische, dagegen das Verhalten der Synapta digitata das abgeänderte sei? Indem wir zu dieser, bis jetzt am genauesten in ihrer Entwicklung studirten Art zurückkehren, ist weiter zu bemerken, dass noch eine elfte Ausbuchtung an der Hydrocoelanlage auftritt, welche sich anfangs in ihrer Form und Grösse ähnlich verhält, wie die Anlagen der Radialkanäle. Diese elfte Ausbuchtung liegt an dem ursprünglich hinteren, später ven- tralen Ende der hufeisenförmig gekrümmten Hydrocoelanlage (XIV, 6) *) Ueber welche ich an einem andern Orte ausführlich berichten werde. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 19 290 Seewalzen. und stellt nach Joh. Müller’s (180) und Metschnikottfs (169) Ver- muthung die Anlage der Poli’schen, Blase dar. Semon (237) schloss sich dieser Ansicht an, bleibt aber in einem nicht unwichtigen Punkte ebenso unsicher, wie vor ihm Metschnikoff. Da nämlich die elfte Ausbuchtung gleichzeitig mit der sechsten bis zehnten auftritt und ganz ähnlich wie diese aussieht, so kann sie nur nach ihrer Lage von jenen unterschieden werden. Bezeichnet man die primären und secundären Ausbuchtungen (XIV, 6) in der Reihenfolge, dass man am dorsalen (früher vorderen) Ende der Hydrocoelanlage beginnt und mit I—V die primären, mit 1—6 die secundären bezeichnet, so fragt sich, welche von den sechs secundären Ausstülpungen diejenige ist, die zur Poli’schen Blase wird. Metschnikoff und Semon halten, wie gesagt, die am meisten ventral gelegene, also Nr. 6, dafür; indessen sind beide Forscher nicht frei von Zweifeln. Metschnikoff (169) meint, es sei nicht aus- geschlossen, dass die Ausstülpung Nr. 6 nicht die Poli’sche Blase, sondern nur das Verschlussstück der später ringförmig werdenden Hydrocoelanlage liefere. Semon (237) dagegen lässt es unentschieden, ob nicht vielleicht statt der Ausbuchtung Nr. 6 die Nr. 1 zur Poli’schen Blase werde. Daraus ergibt sich, dass wir bis jetzt keineswegs sicher wissen, ob eine und welche von den sechs secundären Hydrocoel-Ausbuchtungen der Synapta- Larve die Anlage der Poli’schen Blase darstellt. Doch scheinen alle Forscher, von Joh. Müller (180) und Baur (10) an, wenigstens darin übereinzustimmen, dass die junge Poli’sche Blase in der Gegend dem Wassergefässringe anhängt, an welcher dieser zum Verschlusse ge- kommen ist. Dieser Schluss des Wassergefässringes geschieht dadurch, dass die beiden Enden der hufeisenförmig gebogenen Hydrocoelanlage weiter wachsen, dabei den Vorderdarm immer vollständiger umgreifen, schliess- lich aufeinander treffen und dann in einander durchbrechen. Diesen Vorgang hat Baur (10) zuerst beobachtet; seitdem ist er mehrfach von anderen bestätigt worden, so von Kowalevsky (121), Meischnikoff (169), Selenka (251 u. 232) und Semon (237). Die Stelle des Schlusses liegt angeblich an der ventralen Seite der Larve; ihre genaue Beziehung zu den Radien und Interradien des fertigen Thieres bedarf zwar noch der näheren Untersuchung und Feststellung, doch scheint aus Semon’s Darstellung hervorzugehen, dass sie bei Synapta digitata dem linken ventralen Inter- radius entspricht. *) Damit würde übereinstimmen, dass Thomson (270) bei der jungen Synapta inhaerens die Poli’sche Blase in den linken ventralen Interradialbezirk einzeichnet. Dem widerspricht aber wieder der Umstand, dass Joh. Müller (180) sie bei der zur Auricularia mit Kugeln gehörigen Tonnenlarve in den linken dorsalen Interradius ein- *) Ich nehme dabei an, dass die Vermuthung Semon’s, die Secundär- Ausstülpung Nr. 6 sei die Poli’sche Blase, richtig ist und dass Semon’s (237) schematische Fig. 1 auf seiner Taf. II so zu verstehen ist, als blicke man von vornher auf die Seewalze, Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 291 zeichnet, wo ich sie auch bei Jungen der Cucumaria planecı antreffe. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob überhaupt die Schlussstelle des Wassergefässringes bei allen Holothurien in denselben Interradius fällt oder nicht. | Während die Hydrocoelanlage den Schlund umwächst und sich zu einem Ringe schliesst, behalten ihre primären Ausstülpungen (bei Synapta) die Richtung nach vorn bei; die fünf secundären Ausbuchtungen aber, welche zu den Radialkanälen werden, biegen über den Vorderrand der Kalkringanlage nach hinten um und wachsen dann später allmählich in der Richtung von vorn nach hinten weiter (XIII, 9). Bei den mit Füsschen aus- gestatteten Seewalzen entstehen die in die Füsschen eintretenden Wasser- gefässäste durch seitliche Ausbuchtungen der Radialkanäle, welche die Schichten der Haut (Lederhaut und Epidermis) vor sich her treiben und von ihnen überzogen an der Oberfläche des Körpers zu Tage treten. Es lässt sich auch mit Sicherheit vermuthen, dass die Füsschenampullen einer secundären Ausbuchtung der Füsschenwassergefässe ihre Entstehung verdanken, obschon wir bestimmte Beobachtungen darüber nicht besitzen. Wasaber das erste Auftreten und die weitere Vermehrung der Füsschen selbst anbetrifft, so beziehen sich die vorliegenden kargen Beobachtungen vorzugsweise auf die Familie der Dendrochiroten; doch ist auch über das Verhalten der Aspidochiroten Einiges bekannt geworden. So viel scheint festzustehen, dass bei diesen beiden Familien in der Regel der mediane ventrale Radialkanal mit der Füs’schenbildung beginnt und auch weiterhin längere Zeit damit im Vorsprunge bleibt. Auch hier wieder rühren die ersten Beobachtungen von Krohn (124) und Joh. Müller (181) her. Letzterer sah, dass bei den jungen Holothurien, welche sich aus der „Auricularia mit Kugeln“ entwickeln, zunächst nur der mediane ventrale Radialkanal zu guter Ausbildung gelangt und rechts an seinem Hinterende den ersten Füsschenkanal entsendet (XIV, 7). BeiOueu- maria planci kommen schon während des tonnenförmigen Stadiums am hinteren Ende des medianen ventralen Radialkanales die zwei ersten Füsschen zur Entwicklung (XIV, 9) und bleiben längere Zeit die einzigen, wieKowa- levsky(121) und Selenk a (231) beobachteten und ich bestätigen kann. Das Gleiche bemerkten Agassiz (1) bei Psolus fabrieü, Kowalevsky bei Oucumaria körchsbergiüi und Phyllophorus wrnaundDanielssen undKoren bei den angeblichen *) Jungen der Holothuria tremula (XIV, 11). Nach Danielssen und Koren treten auch die nächsten Füsschenpaare bei der von ihnen beobachteten Form in demselben Radius auf und zwar das zweite Paar weiter mundwärts als das erste und das dritte wieder weiter mundwärts als das zweite (XIV ,12). Bei Mälleria agassizii Sel.sah Edwards**), dass am sechsten Tage der Entwieklung am hinteren Ende des medianen ventralen Radius das erste Füsschen und davor am elften Tage ein *) S. Anmerkung S. 251. **) S, das Citat auf S. 251. 19* 292 Seewalzen. zweites und am vierzehnten Tage noch weiter nach vorn ein drittes Füsschen auftrat, dass dann weiter am dreissigsten Tage ein viertes sich hinzugesellte und dann erst zugleich mit der Bildung eines fünften ven- tralen Füsschens auch die übrigen Radien mit der Füsschenbildung be- gannen. — Ueber die späteren Fortschritte in der Vermehrung und An- ordnungsweise der Füsschen liegen aus der Familie der Dendrochiroten einige gelegentliche Notizen über Arten aus den Gattungen Cucumanria, Colochirus, Phyllophorus und Psolus vor, desgleichen aus der Familie der Aspidochiroten über Müälleria- und Stichopus-Arten. Bei Cucumaria fron- dosa (Gunn.) erreichen die ventralen Füsschen schneller eine erhebliche Zahl als die dorsalen. Die Stellung der Füsschen in den einzelnen Radien ist bei derselben Art in der Jugend eine ziekzackförmige, dann eine zweizeilige und schliesslich (wenigstens in der Körpermitte) eine vierzeilige. Aehnliches wird von Cucumaria pusila Ludw., kürchsbergü Heller und dubiosa Semp. angegeben, deren Füsschen in der Jugend in jedem Radius ziekzackförmig bis einzeilig, im Alter aber zweizeilig an- geordnet sind. Bei Colochirus cucumis und 'quadrangularis konnte Sluiter (242) eine beträchtliche Vermehrung der Füsschenzeilen im mittleren und in den seitlichen ventralen Radien, sowie bei letztgenannter Art auch eine Vermehrung der Rückenhöcker mit fortschreitendem Alter feststellen und ganz entsprechende Beobachtungen hatte Lampert (134) bei Stichopus variegatus var. herrmanni Semp. zu machen Gelegenheit. Bei Mülleria lecanora Jäg. zeigen junge Thiere die Reihenstellung der Bauchfüsschen deutlicher als alte. Auch von Psolus fabrieii (Düb. u. Kor.) ist bekannt, dass die Zahl der Füsschen in den seitlichen Radien des Triviums sich mit dem Alter bedeutend vermehrt und aus der anfänglich zweizeiligen Anordnung derselben eine vier- bis fünfzeilige wird. Da wo Füsschen beim erwachsenen Thiere auf den Interradien stehen, scheint es dazu immer erst während des späteren Heranwachsens der jungen Thiere zu kommen. So z. B. treten bei Oucumaria dubiosa erst bei älteren Thieren einzelne Füsschen auf die dorsalen Interradien über und bei Phyllophorus parvus (Ludw.) sind die beim alten Thiere über den ganzen Körper zer- streuten Füsschen in der Jugend in den Radien gereiht und in den Interradien nur gering an Zahl. Abweichend von der Regel, dass der mediane ventrale Radialkanal nicht nur mit der Füsschenbildung beginnt, sondern auch späterhin den übrigen Radien darin voraus ist, scheint sich die Gattung Psolus zu ver- halten. Denn bei Psolus antarctieus (Phil.) und Psolus fabriei (Düb. u. Kor.)*) tritt erst bei älteren Thieren im vorderen und hinteren Bereiche der Kriechsohle eine Andeutung einer medianen ventralen Füsschen- reihe auf. *) Es fällt mir aber auf, dass Lampert gerade bei dieser Art die dem oben Gesagten widersprechende Angabe macht, dass in der Jugend eine dem alten Thiere fehlende Füsschen- reihe in dem medianen ventralen Radius vorhanden sei. Weiterentwicklung der einzelnen Organe, 295 Aus den mitgetheilten Beobachtungen kann man die ferneren, all- gemeinen Sätze ableiten, dass auf die Interradien übergreifende, zer- streute Füsschen-Stellung entwicklungsgeschichtlich später auftritt als auf die Radien beschränkte und in regelmässige Reihen geordnete, sowie dass vielzeilige Füsschenreihen in ihrem ersten Anfange zweizeilig oder zickzackförmig sind. Aus den primären Ausbuchtungen der Hydrocoelanlage (S. 288) oder aus secundären Ausstülpungen der jungen Radialkanäle (S. 289) sahen wir die Fühlerkanäle hervorgehen. Dieselben wachsen nach vorn gegen die Wand des Mundvorhofes, drängen dieselbe vor sich her, stülpen sie je einem Fühlerkanal entsprechend in den Vorhof ein und bilden so die anfänglich im Vorhofe versteckten Fühler, deren Epithelüberzug, wie wir weiter oben (S. 287) gesehen haben, von den Zellen des Mundschildes herrührt. Nach Kowalevsky (121) und Selenka (231) werden bei Oucumaria kirchsbergii und planci zuerst nur drei Fühler gebildet, welche dorsal liegen, und dann erst zwei andere ventral gelegene. Es wäre nicht ohne Interesse, durch erneuerte Untersuchungen diese Ungleich- zeitigkeit in der Bildung der ersten Fühler, sowie ihre genaueren Be- ziehungen zu den Fühlern der ausgebildeten Thiere näher zu erforschen. Soweit bis jetzt überhaupt Beobachtungen über die Entwicklung der Fühler vorliegen, scheint es, dass bei allen übrigen Holothurien (Synapta digitata, Synapta inhaerens, Holothuria tubulosa, Holothuria tremula |sp.?], Phyllophorus urna, Mülleria agassizü) die primären Fühler sofort und gleich- zeitig in der Zahl fünf auftreten (XIV, 10). In der Fünfzahl der Fühler, mag dieselbe nun durch gleichzeitige oder ungleichzeitige Entwicklung erreicht werden, stimmen die Jungen aller Seewalzen überein.*) Da wir aber keine einzige Art kennen, bei welcher die Fühlerzahl der Erwachsenen geringer als zehn ist, so muss bei allen eine spätere Vermehrung der Fühler eintreten. Ueber den Vorgang dieser Vermehrung besitzen wir nur geringe Kenntnisse, welche wir den Beobachtungen von Thomson (270), Baur (10), Edwards**) und mir (155) verdanken. Nach Thomson entstehen der sechste und siebente Fühler der Synapta inhaerens an gegen- überliegenden (aber nicht näher bezeichneten) Seiten der Mundumgebung. Damit stimmt das Verhalten der von mir beobachteten Jungen der Ohiri- dota rotifera überein, welche ausser den auf die fünf Interradien ver- theilten primären Fühlern noch zwei secundäre besassen, von denen der eine dorsalwärts vom rechten ventralen Radius, der eine dorsalwärts vom linken ventralen Radius liegt. Die beiden Interradien, in welchen sonach zuerst eine Vermehrung der Fühler auftritt, sind also der linke und der rechte dorsale. Aus dem Vergleiche mit der Fühleranordnung der erwachsenen Chiridota rotifera (s. 8. 95) geht hervor, dass das dieselben Interradien sind, welche sich am Erwachsenen durch eine grössere Fühlerzahl (3) *) Was Joh. Müller (181) zuerst hervorgehoben hat. **) In der S. 251 angeführten Mittheilung. 294 Seewalzen. von den drei übrigen Interradien (mit nur je zwei Fühlern) auszeichnen. Man darf also wohl vermuthen, dass die Sache sich bei Synapta inhaerens ähnlich verhält. Nach Baur, der mit Thomson’s Angaben unbekannt war, folgt bei Synapta digitata auf das fünffühlerige Stadium zunächst ein Stadium mit acht Fühlern und sofort ein solches mit der endgültigen Zahl von zwölf Fühlern. Bei der im erwachsenen Zustande 25- bis 27 fühlerigen Mülleria agassizü Sel. sah Edwards erst am 42. Tage der Entwicklung den sechsten Fühler auftreten, nachdem die fünf primären Fühler schon am 5. Entwicklungstage sich ausgebildet hatten; der siebente, - achte und neunte Fühler stellten sich dann weiterhin in der Zeit bis zum 88. Entwicklungstage ein, mit welchem Tage die Beobachtungsreihe ab- brach. Leider erhalten wir weder von Baur noch von Edwards eine genaue Auskunft über die Lagebeziehung der secundären zu den primären Fühlern. Die Form der jungen Fühler scheint bei allen Arten über- einstimmend eine anfänglich kegel-, dann fingerförmige zu sein. Bei den Synapten sah Baur (10), bei S. digitata und inhaerens, die Nebenästchen der fertigen Fühler erst dann sich ausbilden, als die bleibende Gesammt- zahl (12) der Fühler schon erreicht war; es traten gleichzeitig an allen zwölf Fühlern kleine symmetrische Auswüchse auf, deren Innenhöhle mit der Innenhöhle des Fühlerstammes in Zusammenhang steht. Bei den Dendrochiroten dagegen beginnen die fünf primären Fühler mit der Bildung von Verästelungen schon zu einer Zeit, in welcher von den seeundären Fühlern noch nichts vorhanden ist, wie das Agassiz (l) an Psolus fabrici, Danielssen und Koren (220) an Holothuria (2) tremula, Kowalevsky (121) an Oucumaria kürchsbergiü, Selenka (231) an Cueu- maria planci beobachteten (XIV,9,11). Dassaber auch bei Synaptiden die Fühler schon zu einer früheren Zeit als bei Synapta digitata und inhaerens ihrer definitiven Form zustreben können, zeigen meine Beobachtungen (153) an den in der Leibeshöhle schwimmenden Jungen der Chüridota rotifera, welche sieben Fühler besassen, aber an der Spitze der fünf primären Fühler schon je ein Paar Nebenläppchen (Fiederästechen) erkennen liessen. — An den Enden der jungen Fühler der Holothuria tremula (sp.?) geben Danielssen und Koren (220) kleine, glashelle, wärzchenförmige Er- hebungen des Epithels (XIV, 9, 10) an, welche mir mit dem überein- zustimmen scheinen, was Krohn (124) und Selenka (231) von den Fühlern der jungen Cucumaria planci abbilden; auch in den Figuren von Agassiz (1) und Kowalevsky (121) sind diese Wärzchen der Fühler- spitze bei Psolus fabriei und Cucumaria kürchsbergii angedeutet. Ueber die Entstehung der Fühlerampullen sind bis jetzt keine Beobachtungen angestellt worden. Dagegen sind Semilunarklappen, durch welche sich die Fühlerwassergefässe mit dem Ringkanal verbinden, bei ganz jungen, erst tünffühlerigen Exemplaren der Synapta inhaerens schon deutlich vorhanden und waren hier schon durch Thomson (270) längst bekannt, bevor sie Hamann (95) an erwachsenen Synapten nach- Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 295 wies"); auffallenderweise stellt neuerdings Semon (237) bei der ent- sprechenden Jugendform der Synapta digitata das Ne anni si der Semi- lunarklappen ausdrücklich in Abrede. **) Der primäre Steinkanal (s. S. 259) hat während der beschriebenen Umbildungen des Hydrocoels seine Verbindung mit dem Rückenporus bewahrt. Sein inneres, in das Hydrocoel mündende Ende liegt aber jetzt, nachdem das Hydrocoel den Vorderdarm umwachsen und die besprochenen Ausbuchtungen getrieben hat, weniger weit nach links als früher und hat sich dafür der Medianebene der Larve dorsalwärts so sehr genähert, dass es fast in diese fällt. Zugleich ist seine Lage insofern verändert worden, dass sich die Mündungsstelle nicht mehr an der dorsalen, sondern an der hinteren Wand des Hydrocoelschlauches befindet. Nach Semon (237) besteht bei Synapta digitata eine constante Lagebeziehung der inneren Mündung des Steinkanales zu den primären und secundären Ausbuchtungen des Hydro- coels; dieselbe liegt nämlich immer genau gegenüber dem Zwischenraum zwischen der dritten und vierten primären Ausbuchtung und zugleich genau gegenüber der vierten seeundären Ausbuchtung (XIV, 6). Nimmt man wie oben (S. 290) an, dass die sechste seeundäre Ausbuchtung zur Poli’schen Blase wird und nimmt man ferner an, dass die Lagebeziehung des Steinkanales zu den Hydrocoel-Ausbuchtungen später keinerlei Ver- schiebung erfährt, so lässt sich in Verbindung mit der Thatsache, dass bei dem erwachsenen Thiere der Steinkanal im mittleren dorsalen Inter- radius liegt, der Schluss ziehen, dass die vierte secundäre Ausstülpung eine interradiäre, folglich auch die übrigen secundären Ausstülpungen eine interradiäre Stellung haben. Da die erste bis fünfte secundäre Aus- stülpung zu den Radialkanälen werden, so ergiebt sich dann weiterhin, dass die Radialkanäle anfänglich eine interradiäre Lage haben, während die primären Ausbuchtungen in den Radien liegen. Semon (257) hat diese Schlüsse denn auch gezogen und daraus weitere, hier noch nieht zu erörternde Ansichten über die phylogenetischen Beziehungen der Echinodermen entwickelt. Dass später am erwachsenen Thiere die Radialkanäle nicht mehr interradiär, sondern radiär liegen, sucht Semon durch die Annahme einer im Laufe der weiteren Entwicklung erfolgende adradiale Verschiebung derselben zu erklären. Ohne mich hier auf eine eingehende Kritik dieser Ansichten einzulassen, die auch nur an der Hand neuer Beobachtungen vorzunehmen wäre, möchte ich doch wenigstens auf das Eine hinweisen, dass die Basis, von welcher Semon ausgeht, mir nicht hinreichend sicher gestellt zu sein scheint; denn es bedarf noch des Beweises, ob thatsächlich die oben angegebene Lagebeziehung des *) Die Lage der Semilunarklappen scheint während der späteren Entwicklung eine Ver- schiebung zu erfahren; denn bei den Jungen sah sie Thomson an der Mündung der Fühler- wassergefässe in den Ringkanal, bei den Erwachsenen aber befinden sie sich in einem be- trächtlichen Abstande von dieser Mündung im Verlaufe der Fühlerwassergefässe (s. S. 123). **) Die Mittheilungen Thomson’s sind allerdings sowohl von Semon wie von Hamann übersehen worden. 296 Seewalzen. Steinkanales zu den Hydrocoel-Ausbuchtungen erstens bei Synapta digitate eine constante*) ist, ob zweitens dieselbe Lagebeziehung auch bei anderen Holothurien als eine regelmässige Erscheinung auftritt und ob drittens während der Bildung des Wassergefässringes keinerlei Verschiebung jener Lagebeziehung eintritt? Die ganze Angelegenheit steht in engster Ver- bindung mit der oben (S. 289) schon berührten Frage nach der Be- ziehung, in welcher die primären Hydrocoel-Ausbuchtungen zu den Fühlern der erwachsenen Holothurien überhaupt, nicht nur der Synapta digitata, stehen. Die Veränderungen, welche man im übrigen an dem primären Stein- kanal während der Larvenentwicklung bemerkt, bestehen hauptsächlich darin, dass sich ein Madreporenköpfchen (XIV, 7) an ihm zu entwickeln beginnt (s. S. 281). Das nach aussen von dem jungen Madreporenköpfehen gelegene, zum Rückenporus führende Stück des Steinkanales geht ebenso wie der Rückenporus einem allmählichen Schwunde entgegen, während an dem Madreporenköpfchen eine offene Verbindung des Steinkanales mit der Leibeshöhle hergestellt wird. Bei Synapta digitata tritt jener Schwund nach Baur (10) und Semon (237) beim Uebergange der tonnen- förmigen Larve in die junge Synapta ein. Bei Chiridota rotifera dagegen konnte ich (153) auf einem etwas späteren Stadium noch einen Rest des äusseren Abschnittes des primären Steinkanales in der Körperwand nach- weisen. Ueber die Einzelheiten, welche sich bei der Obliteration des Aussen- theiles des primären Steinkanales und bei der Bildung des in die Leibes- höhle mündenden Madreporenköpfchens abspielen, fehlt es an Beobach- tungen. Durch die genannten Vorgänge wird der primäre Stein- kanal zum secundären, wie er für die meisten Holothurien im er- wachsenen Zustande charakteristisch ist. Da wo beim erwachsenen Thiere mehr als ein Steinkanal vorkommen, scheint nur einer derselben und zwar der dorsal gelegene aus dem primären Kanal hervorgegangen zu sein, die übrigen aber scheinen späteren Neubildungen ihre Entstehung zu verdanken.**) Es ist wenig wahrscheinlich, dass auch diese überzähligen Steinkanäle zuerst mit der Aussenwelt in Verbindung stehen, vielmehr darf man vermuthen, dass sie vom Ringkanal aus entstehen und sofort in offene Verbindung mit der Leibeshöhle treten. — Bei zahlreichen Elasipoden (S. 134, 135) steht der Steinkanal das ganze Leben hindurch nur mit der Aussenwelt in offener Verbindung, verhält sich also ganz so wie ein primärer Steinkanal. Wenn wir auch von der Entwicklungs- geschichte der Elasipoden noch nichts wissen, haben wir doch keinen *, Von den früheren Forschern ist auf diesen Punkt nicht näher geachtet worden. Baur (10) zeichnet das Innenende des Steinkanales an dem erst fünflappigen Hydrocoel ungefähr zwischen die dritte und vierte Ausbuchtung. Metschnikoff (169) zeichnet dasselbe bald zwischen der zweiten und dritten, bald gegenüber der fünften Primär- Ausbuchtung. **) Die Vorliebe, welche der oder die Steinkanäle bei den Aspidochiroten für die rechte Körperhälfte zeigen (s. S. 131, 132), lässt sich bis jetzt entwicklungsgeschichtlich noch nicht verständlich machen. Weiterentwicklung der einzelnen Organe, 297 Grund zu bezweifeln, dass ihr Steinkanal in seiner Verbindung mit der Aussenwelt keine neue Einrichtung erworben hat, sondern nur den für alle Seewalzen, wie überhaupt für alle Echinodermen charakteristischen Jugendzustand festhält. Die Inhaltszellen des Wassergefässsystemes entstehen nach Kowalevsky (121), Selenka (232) und Semon (237) dadurch, dass sich Zellen des inneren Epithels abschnüren und frei in die Inhaltsflüssigkeit fallen. Bei Holothuria tubulosa geschieht das nach Selenka (231) so frühzeitig, dass schon in dem noch vereinigten Hydro-Enterocoel einzelne amöboide Zellen anzutreffen sind. 7. Die Verdauungsorgane, Kiemenbäume und Cuvier’schen Organe. Im Vorderdarme der jungen Synapta befindet sich nach Semon (237) eine Epithelauskleidung, welche keineswegs identisch ist mit dem ursprünglichen Epithel desselben, sondern von den Zellen der adoralen Wimperschnur herstammt. In ähnlicher Weise wie sich auf der Körper- oberfläche aus den Wimperreifen das dauernde Körperepithel aufbaue und an die Stelle des Larvenepithels setze (s. S. 278), so verhalte sich die adorale Wimperschnur zum ursprünglichen Epithel des Vorderdarmes. Während des tonnenförmigen Stadiums breiten sich nach ihm die Zellen der adoralen Wimperschnur (und ihrer in den Vorderdarm reichenden Schlinge) über die ganze innere Oberfläche des Vorderdarmes aus, ver- drängen die dort vorhandenen abgeplatteten Zellen und bilden so ein neues Epithel, welches sich von dem höheren Epithel des Mitteldarmes scharf absetzt. — Das ursprüngliche Epithel des Vorderdarmes leitet Semon vom Entoderm ab, die adorale Wimperschnur aber wie es scheint vom Ectoderm. Nach ihm wird also die anfänglich entodermale Auskleidung des Vorderdarmes später verdrängt und ersetzt durch ein vom Mundrande einwachsendes ectodermales Epithel. Ob diese Auffassung aber wirklich den Thatsachen vollständig entspricht, erscheint mir zweifel- haft; jedenfalls sieht man sich bei Semon vergebens nach einer genauen Begründung seiner Ansicht um. Die Mundöffnung der Larve wurde früher für eine besondere, auf das Larvenleben beschränkte Bildung gehalten. Joh. Müller (179) wenigstens vermuthete bei der Auricularia mit Kalkrädchen, dass der Mund der jungen Holothurie eine vom Larvenmunde unabhängige Neu- bildung darstelle. Er war der Meinung, dass nach dem von ihm an- genommenen Schwunde des Larvenmundes und -schlundes der Vorhof des späteren Mundes zunächst einen nach allen Seiten vollständig ab- geschlossenen Raum darstelle, in welchem dann die Fühler und zwischen diesen die definitive Mundbildung entstehen; alsdann lässt er den Vorhof auch nach aussen aufbrechen und bezeichnet seine äussere Oeffnung als die Durchbruchsstelle der Fühler. Auch Baur (10) lässt den Larven- 298 Seewalzen. schlund obliteriren und sich unter Schwund seines früheren Lumens in die ‚„rundliche, ungeformte Bildungsmasse“ verwandeln, von der wir schon weiter oben gesehen haben, dass sie mit dem jetzt Mundschild genannten Gebilde identisch ist. Erst Metschnikoff (169) erbrachte den von Semon (237) und Selenka (232) bestätigten Nachweis, dass der Schlund der Larve nicht obliterirt, sondern zum Schlunde der Holothurie wird, und dass ferner der die jungen Fühler umschliessende Vorhof niemals von der Aussenwelt ganz abgeschlossen ist, sondern aus der sich immer tiefer einsenkenden Mundbucht der Larve entsteht; diese Einsenkung er- weitert sich in der Tiefe, wo die jungen Fühler und zwischen diesen der Mund liegen, während ihr äusseres Stück sich zu einem röhrenförmigen Kanal auszieht, der in allen Stadien an der Oberfläche des Körpers mündet. Treten nachher die ersten Fühler nach aussen hervor, so ge- schieht das durch jene Mündungsstelle, während zugleich der röhren- förmige Aussentheil des Vorhofes sich ausweitet und weiterhin in das Niveau der Körperoberfläche ausbreitet. Ein besonderer „Durchbruch“ der Fühler findet also nicht statt, sondern sie werden durch eine Art von Ausstülpung des Mundvorhofes nach aussen gebracht. Wie Semon (237) bemerkte, können die tonnenförmigen Larven und die daraus ent- standenen jungen Thiere. der Synapta digitata durch Zurückziehen der bereits hervorgetretenen Fühler den früheren Zustand des Mundvorhofes vorübergehend wiederherstellen. Der After stellt eine enge, aber erweiterungsfähige Oeffnung dar, deren Kleinheit es wohl verschuldet hat, dass Agassiz (1) ihr Vorhanden- sein bei den Jungen von Psolus fabrieii überhaupt leugnen konnte. Die Schlingenbildung des Darmes (s. S. 156) ist bereits bei den jungen Thieren, welche sich noch im tonnenförmigen Larvenstadium befinden oder dasselbe eben überstanden haben, zu bemerken. Baur (10) beobachtete dieselbe bei jungen Exemplaren der Symapta digitata, ist aber nach dem $. 159 von mir Gesagten gewiss im Unrecht, wenn er meint, dass sich die anfängliche Schlingenbildung des Darmes bei dieser Art später wieder verliere. Schon vorher hatte Thomson (270) eine ähnliche Schlingenbildung bei den Jungen der Synapta inhaerens und noch früher Krohn (124) eine ebensolehe bei einer jungen Cucumaria planei*) erwähnt. Aus den Abbildungen von Metschnikoff (169) und mir (153) scheint hervorzugehen, dass die Darmwindung schon bei ihrem ersten Auftreten in der für die erwachsenen Holothurien gesetzmässigen Richtung eıfolgt, doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass gerade auf diesen Punkt bis jetzt nicht genau geachtet worden ist. Ueber die Entwieklung der dem Enddarm der meisten Holothurien ansitzenden Kiemenbäume (s. S. 165) wissen wir so gut wie nichts. Nur *) Wie mich eigene Beobachtungen lehren, ist die junge Holothurie, von welcher Krohn dort (124) spricht und die er geneigt ist für eine junge Aspidochirote zu halten, in Wirklich- - keit eine junge Oucumaria planci. Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 299 Danielssen und Koren (220) geben bei den von ihnen zu Holothuria tremula gerechneten Thieren an, dass deren Kiemenbäume als zwei hohle Röhren an dem Enddarme auftreten. Aus dem späteren Leben junger Holothurien ist mir nur die Bemerkung v. Marenzeller’s (165) bekannt, dass bei jugendlichen Individuen der Holothuwria helleri der linke Kiemen- baum nur schwach entwickelt ist und dementsprechend auch bei Er- wachsenen hinter dem rechten zurückbleibt. Vollständig unbekannt ist die Entwicklung der Cuvier’schen Organe. 8. Die Geschlechtsorgane sind ebenfalls fast noch ganz unbekannt in Bezug auf ihre Entwicklung. Nur vermuthungsweise äussert sich Semon (237) dahin, dass die Genital- schläuche durch sackartige Einstülpungen der Cölomwandung in die Leibeshöhle entstehen. Im Innern der Cölomausstülpung befinde sich ursprünglich solides Mesenchymgewebe, in welchem durch eine secundäre Spaltbildung das Lumen des Genitalschlauches sich als ein Schizocoel- raum entwickle. Die Bildungszellen der Geschlechtsprodukte sollen nach den weiteren Vermuthungen Semon’s von dem äusseren Cölomepithel der Genitalschläuche stammen, die sämmtlichen übrigen Wandschichten der Schläuche durchwandern und so in den inneren Hohlraum gelangen, welcher erst später an seiner Anheftungsstelle die Körperwand durch- bricht. Wie weit alle diese Vermuthungen den Thatsachen entsprechen, bleibt abzuwarten. — Ueber den Bau junger, aber bereits vollständig fertiger Genitalschläuche liegen nur einige Angaben von Hamann (93 u. 94) vor, welche sich auf Holothuria tubulosa beziehen. Er fand die innere _ Oberfläche der jungen Schläuche besetzt mit grossen, angeblich amöboiden Zellen mit grossem, blasigem, kugeligem Kern; diese Zellen, welche an einzelnen Stellen zu mehreren übereinander liegen, dagegen an anderen ganz fehlen, sieht er für die „Urkeimzellen“ an, aus welchen durch Theilung kleinere Zellen hervorgehen sollen, die dann später das Innen- epithel der funktionirenden Genitalschläuche (s. S. 194, 195) darstellen. 9. Das Blutgefässsystem. Da die Blutgefässe der erwachsenen Holothurien (s. S. 198 u. f.) epithellose Lücken im Bindegewebe darstellen, so lässt sich in Bezug auf ihre Entwicklung die Vermuthung aussprechen, dass sie als communi- eirende Spalträume im Mesenchym entstehen und demnach in ihrer Ge- sammtheit ein Schizocoel darstellen. Eine unmittelbare Weiterbildung der ursprünglichen Furchungshöhle, des Blastocoels, kann man deshalb nicht in ihnen erblicken, weil das Blastocoel erst von dem Mesenchym ausgefüllt und dann erst in letzterem die Spalträume des Blutgetässsystemes auftreten. Mit dieser Auffassung von der Genese des Blutgefässsystemes 300 Seewalzen. stehen die Beobachtungen Semon’s (237) an Synapta digitata im Ein- klange. Wie schon Baur (10) und Metschnikoff (169) bei derselben Art wahrgenommen, treten gleich nach dem tonnenförmigen Larvenstadium die ersten deutlichen Blutgefässe am Darm als dessen dorsales und ven- trales Gefäss auf. Ueber die Entwicklung der übrigen Blutgefässe fehlt es an Beobachtungen. — Die in der Blutflüssigkeit schwimmenden Zellen (s. 5.221) hält Semon (237) für Abkömmlinge des Hydrocoel- und Enteroecoelepithels, lässt aber zugleich die andere Möglichkeit offen, dass sie ausgewanderte Mesenchymzellen sind. 10, Die Leibeshöhle und die Mesenterien. Als Anlage der Leibeshöhle haben wir das in eine linke und rechte Hälfte getheilte Enterocoel der Larve (S. 262) kennen gelernt. Bei Synapta digitata sahen wir das linke und das rechte Enterocoel die Ge- stalt einer uhrglasförmigen Scheibe annehmen. Beide wachsen nach vorn, hinten, oben und unten weiter, bis sie den Darm, dem sie früher nur seitlich anlagen, rings umgeben. Dabei kommen sie, wie schon Baur (10) beobachtete, schliesslich in der dorsalen und ventralen Mittel- linie zu gegenseitiger Berührung. Da er sie aber irrthümlicherweise für solide Platten hielt, so war er der Meinung, die Leibeshöhle entstünde dadurch, dass sich diese Platten nachher vom Darme abheben und so zwischen sich und dem Darme die Leibeshöhle als einen ganz neuen Hohlraum auftreten lassen, während sie sich selbst in das „Perisom“, d. h. in die unter der Epidermis gelegenen Bestandtheile der Körperwand verwandeln. Die späteren Forscher, Metschnikoff (169), Selenka (232), Semon (237), haben aber übereinstimmend gezeigt, dass es sich bei der Bildung der Leibeshöhle nur um ein Auseinanderweichen der inneren und äusseren Wand der von Anfang an hohlen Enterocoele handelt. Die Innenwand der beiden Enterocoele liefert die peritoneale Bekleidung des Darmes, die Aussenwand die peritoneale Bekleidung der Körperwand; dass beide Wände zur Entstehung der Muskulatur in engster Beziehung stehen, haben wir schon weiter oben (S. 282 —284) erfahren. Ventralwärts brechen beide Enterocoelblasen an ihrer Berührungslinie ineinander durch, während sich an ihrer dorsalen Berührungslinie*) ein dünner Mesenchym- streifen zwischen ihnen erhält und hier ihren Durchbruch verhindert. Dieser Mesenchymstreifen ist links und rechts von den Epithelzellen der Ente- rocoele überkleidet und stellt so die Anlage des Mesenteriums dar, dessen peritonealer Ueberzug sich an Darm und Körperwand in deren Peritonealbekleidung unmittelbar fortsetzt. Nach Selenka’s (231) Beobachtungen an Holothuria tubulosa und Cucumaria tubulosa ist nicht daran zu zweifeln, dass auch bei diesen wie überhaupt bei allen Holo- *) Dieselbe fällt, wie schon Baur (10) bemerkt hat, nicht ganz genau in die Median- ebene der Larve, sondern weicht etwas nach links von derselben ab. Weiterentwicklung der einzelnen Organe. 301 thurien Leibeshöhle und Mesenterium auf wesentlich gleiche Weise wie bei Synapta gebildet werden. — Die Inhaltszellen der Leibeshöhlen- tlüssigkeit entstehen nach Semon (237) wahrscheinlich aus abgelösten Zellen des Enterocoels, also in ähnlicher Weise wie die Inhaltszellen des Wassergefässsystemes (S. 297). Im Anschlusse an die Leibeshöhle sind die räthselhaften „con- tractilen Rosetten‘ zu besprechen, welche von verschiedenen Forschern bei Synapta erwähnt werden. Wie schon früher (S. 237) bemerkt, war Joh. Müller zu der Vermuthung gekommen, es seien diese „Rosetten“ identisch mit den von Quatrefages behaupteten Spiracula. Ob dem so ist, muss einstweilen dahingestellt bleiben. Die ‚Rosetten‘“ selbst be- schreibt Joh. Müller (179 u. 180) als 0,01 —0,015 mm grosse, runde, contractile Organe, welche bei den Jungen der Synapta digitata, die eben das tonnenförmige Stadium überwunden haben, im vorderen Theile des Körpers hinter dem Kalkringe liegen und in der Haut befestigt zu sein scheinen. Es sind deren (3—) 4 vorhanden, welche ziemlich in derselben Querschnittsebene und in annähernd gleichen Abständen angebracht sind. Von der hellen Mitte einer jeden „Rosette“ gehen dunkle Radien aus, welche den kreisförmigen Umfang der Rosette nicht erreichen. Von Zeit zu Zeit ziehen sie sich rasch und wie pulsirend zusammen, wobei sie allseitig kleiner werden. Dass sie wirklich in der Haut liegen, hält Joh. Müller (180) deshalb für zweifelhaft, weil sie bei künstlicher Ver- schiebung des Kalkringes stets diesem folgen. Von späteren Forschern haben nur Thomson (270) und Baur (10) die „Rosetten‘ gesehen, ohne indessen über deren Natur zu einem befriedigenden Ergebnisse zu ge- langen. Thomson beschreibt sie bei jungen Exemplaren der Synapta inhaerens; hier haben sie eige bräunliche Farbe, ein körniges, radiär ge- streiftes Aussehen und einen Querdurchmesser von 0,03 mm; ihre Con- tractionen erfolgen in unregelmässigen, zwischen !/,—!/, Minute schwanken- den Intervallen. Wie bei Synapta digitata liegen sie hinter dem Kalkringe, wahrscheinlich in der Quermuskelschicht der Körperwand und dienen vielleicht (?) als Ausströmungsporen der Leibeshöhle. Baur dagegen, der sie bei Synapta digitata immer nur vereinzelt bald hier bald dort in der Haut antraf, leugnet ihre Pulsationen und erklärt sie für rudimente Kalk- rädchen, macht aber nicht verständlich, wie es möglich war, dass zwei so tüchtige Beobachter, wie Joh. Müller und Thomson (dessen An- gaben ihm übrigens unbekannt sind), Contractionen an diesen Gebilden sehen konnten. Von den Wimperorganen der Synaptiden ist in den Stadien der Auricularia und der tonnenförmigen Larve noch keine Spur zu be- merken und auch die ganz junge Synapta lässt noch nichts davon er- kennen. Zur Zeit aber, in welcher die jungen Thiere der Synapta digitata bereits gegen 10 mm lang sind, sah Baur (10), dem wir die einzige darauf bezügliche Beobachtung verdanken, ‚innen an der Wand der Leibeshöhle die ersten pantoffelförmigen Wimperorgane vereinzelt zum 302 Seewalzen. Vorschein kommen. Sie zeigten sich deutlich als Auswüchse der innersten Schicht der Leibeswand, welche erst allmählich ihren Stiel bekamen und ihre Pantoffelform annahmen“. Tabelle zur Uebersicht derjenigen Holothurien, deren Ent- wicklung ganz oder in Bruchstücken bekannt ist. ? bedeutet, dass das betreffende Stadium nicht sicher vorhanden oder nicht näher bekannt ist. 0 bedeutet, dass das betreffende Stadium wahrscheinlich oder sicher übersprungen wird. ! bedeutet, dass das betreffende Stadium mehr oder weniger gut bekannt ist. tonnen- nes Name der Art: Gastrula Auricularia Du H . ar 4 arve l. Aspidochirotae: 1. Holothuria tubulosa (Gmel.) ! ! ? 2 2. Mülleria agassizüi Sel. ! ? ® ! 3. Holothuria tremula Gunn. (s. Anm. S.251) r | 0 ? | ! II. Dendrochirotae: | 4. Cucumaria planci (Br.) ! ) ! ! 5. Cucumaria kirchsbergei Heller ! 0 0 ! 6. Phyllophorus urna Grube ? ) ? ! 1. Psolus fabricii (Düb. u. Kor.) ib 0 ! ! III. Synaptidae : | 8. Synapta digitata (Mont.) \ | ! wa ! 9. Symapta inhaerens (OÖ. F. Müll.) ® ? ? ! 10. Synapta vivipara (Oerst.) ! ? 2 ? 11. Chiridota rotifera (Pourt.) ? ? ? ! = | 12. sp.? (Auricularia mit Kugeln) ? | ! ! ! 13. sp.? (Joh. Müller [181, S. 28]) ? | ? 2 ! 14. sp.? (Auricularia von Orotava) ? | ! 19 x D. Systematik. I. Geschichte des Systemes. Der erste Versuch einer systematischen Anordnung der bis dahin unter dem älteren Namen Holothuria [Linne& (145), O. F. Müller (157, 1585, 189), Pennant (199), Fabricius (61), Gmelin (69)]| oder dem Jüngeren Fistularıa |Forskal (65 u. 66)| zusammengefassten Arten rührt von Oken (193) her, welcher die 4 Gattungen: Thyone, Subuculus, Holo- thuria und Psolus unterschied. Von diesen Gattungen beruhte die zweite auf der missverständlichen Auffassung eines isolirten Schlundkopfes (s. Anmerkung S. 161), während Thyone uud Psolus sich so gut be- währten, dass sie noch heute als Gattungsnamen in Gebrauch sind *); zur Gattung Holothuria aber stellte er Arten, die nur zum Theile jetzt noch in dieselbe gehören, zum anderen Theile aber der heutigen Gattung Synapta zuzurechnen sind. Den Gesichtspunkt, von dem er sich bei seiner Eintheilung vorzugsweise leiten liess, gab die äussere Körperform: ohne Unterschied von Bauch und Rücken = Thyone; mit geringem Unter- schied von Bauch und Rücken, wurmförmig — Holothuria; mit deutlicher Bauchfläche, nacktschneckenförmig — Psolus. Kurz darauf ging ein gleicher, aber weniger glücklicher Versuch von Lamarck (135, 1816) aus. Der bei ihm zuerst auftretende Gedanke, der Fühlerform einen besonderen Werth für das System der Holothurien beizulegen, hat sich zwar in der Folgezeit und innerhalb gewisser Grenzen als ganz richtig erwiesen. Da es ihm selbst aber an einer ausreichenden Kenntniss eben dieser Fühlerform bei vielen der damals bekannten Arten fehlte, so kann es nicht Wunder nehmen, dass er so nahe verwandte Formen wie Synapta vittata und S. digitata in verschiedene Gattungen stellte. Er unterschied übrigens der Gattungen nur zwei: Holothuria und Fistularia; in jene stellte er die Formen, deren Fühler nicht schildförmig sind, in diese die Arten mit schildförmigen Fühlern. Infolgedessen hat bei ihm die Gattung Holothuria einen ganz anderen Inhalt als heute und umfasst vorzugsweise dendrochirote Arten, während unsere heutigen Holo- thuria-Arten alle in seine Gattung Fistuwlaria gehören würden. *) Merkwürdigerweise hat Oken selbst bei späterer Gelegenheit (194) diese Gattungen wieder aufgegeben und alle Arten in die eine Gattung Holothuria gestellt. 304 Seewalzen. Cuvier (45) dagegen nahm den Namen Holothuria wieder für sämmt- liche Seewalzen auf. Die Arten theilte er mit besonderer Berücksichtigung der Füsschen- Anordnung in sechs Gruppen, denen er indessen keine Gattungsnamen gab. Seine erste und zweite Gruppe fallen mit Oken’s Genus Psolus, die dritte, vierte und sechste mit Oken’s Genus Holothuria dem Inhalte nach zusammen; die fünfte aber stellt eine Vermengung von Oken’s Thyone mit solchen Arten dar, welche wir heute in die Gattung Cucumaria stellen. Goldfuss (71) suchte die Cuvier’sche Eintheilung dadurch mit der Oken’schen zu vereinigen, dass er die Gattungen Thyone, Psolus und Holothuria im Sinne Oken’s festhielt, und ihnen als vierte Gattung für die in der sechsten Cuvier’schen Gruppe stehenden Formen, soweit sie nicht zu T’hyone gehören, die Gattung Pentacta hinzu- fügte. An Lamarck’s Eintheilung nach der Form der Fühler knüpfte im Gegensatze zu Cuvier und Goldfuss Lesueur (139) wieder an. Er behielt zwar den Gattungsnamen Holothuria für alle ihm bekannten See- walzen bei, theilte dieselben aber unter Weiterführung der Lamarck’schen Unterscheidung in drei Gruppen: 1) solche mit schildförmigen Fühlern (= Lamarck’s Fistularie), 2) solche mit baumförmigen Fühlern und 3) solche mit gefiederten Fühlern und wurmförmigem Körper (die zweite und dritte Gruppe sind zusammen—=Lamarck’s Holothuria). Diese drei Gruppen Lesueur ’s entsprechen im Grossen und Ganzen den heutigen Familien der Aspidochiroten, Dendrochiroten und Synaptiden. Für die Weiterentwicklung der Holothurien-Systematik würde diese ganz vor- treffliche Lesueur’sche Eintheilung gewiss von grösserem Einflusse gewesen Sein, wenn sie nicht sowohl Jäger (110) als auch Brandt (33) unbekannt geblieben wäre. Weniger bedauerlich ist die geringe Berücksichtigung, welche Fleming’s (63) Eintheilungsversuch gefunden hat. Derselbe geht ähnlich wie Oken und Cuvier von der Körperform und der Füsschen- Vertheilung aus und unterscheidet so drei Gattungen: Holothuria, Cwvieria, Mülleria; unter Holothuwria versteht er die Formen mit fünf Füsschen- reihen, also die heutigen Cucumarien, unter Cwwvieria die Arten mit deut- licher Kriechsohle, welche bei Oken unter Psolus stehen, und endlich unter Mülleria Formen mit allseitig vertheilten Füsschen. Seine Gattung Mülleria entspricht also der Definition nach etwa der Gattung Holothuria im Sinne von Oken und Goldfuss. Da er aber die Montagu’sche Art Holothuria digitata als einzige Art seiner Gattung Mülleria anführt, diese Art aber nichts anderes als die heutige Synapta digitata ist, So er- gibt sich, dass Fleming’s Mälleria dem Inhalte nach ein Synonym der jetzigen Gattung Synapta ist. *) *) Jäger (110), der den Gattungsnamen Mülleria in einem ganz anderen, noch heute sültigen Sinne zuerst in Anwendung gebracht hat, meint, dass Fleming’s Mülleria sich zunächst auf Lesson’s Holothuria peruviana (= Thyone peruana) beziehe, was abgesehen von dem oben Gesagten auch schon deshalb nicht richtig sein kann, weil Fleming’s Werk (63) Geschichte des Systemes. 305 Auch Blaiuville (28) schloss sich vornehmlich an Oken und Cuvier an, indem er nach Körperform und Füsschen-Anordnung folgende fünf Gattungen unterschied: 1) Cuvieria (= Psolus Oken), 2) Holothuria, womit er die Lamarck’sche Gattung Fistularia meint; 3) Z’hyone, im Sinne von Oken und unter irrthümlicher Hinzurechnung von Fleming’s Mülleria; 4) Fistularia, im Sinne der heutigen Synaptiden; 5) Cucumaria, für die sechste Cuvier’sche Artengruppe, welche Goldfuss Pentacta genannt hatte. Blainville’s Eintheilung wurde von Lesson (185) angenommen, während Quoy und Gaimard (211) sich der Lamarck’schen Eintheilung bedienten. Unterdessen hatte Eschscholtz (59) die Gattungen Synapta und Chiridota aufgestellt und so den Boden geebnet, auf welchem Jäger eine gründliche systematische Sichtung der damals bekannten Arten (mit Ausnahme der von Lesueur beschriebenen) vornehmen konnte. Jäger (110) stellte sich in der Hauptsache auf den Oken-Cuvier’- schen Standpunkt, nach welehem Körperform und Füsschen-Anordnung zunächst maassgebend sind, vertiefte denselben aber dadurch, dass er das Vorhandensein oder Fehlen der Kiemenbäume („Lungen“) zur Abgrenzung der drei von ihm angenommenen Hauptgruppen mit heranzog. Er nennt diese drei Gruppen Subgenera, da er unter dem Genus Holothuria die ganze Klasse der Seewalzen versteht (s. die unten folgende Uebersicht seines Systemes). Seine Subgenera fallen also etwa mit unseren heutigen Ord- nungen zusammen. Sein erstes Subgenus: Cucumaria entspricht, ab- gesehen von der irrtbümlichen, aus Cuvier übernommenen Heranziehung der gar nicht zu den Seewalzen gehörigen Gattung Minyas, nach seinem Inhalte einem Theile unserer jetzigen Dendrochiroten, sein zweites Sub- genus: Tiedemannia den heutigen Synaptiden und sein drittes Subgenus: Holothuria zum grössten Theile den heutigen Aspidochiroten. Jedes Sub- genus zerfällt ferner bei Jäger in Tribus, welche etwa unsere heutigen Gattungen darstellen. Die eylindrischen Arten, die er bei seiner Tribus Pentacta anführt, ist er bereits selbst geneigt für Chiridoten zu halten. Dass er Cuwvieria und Psolus zum Subgenus Holothuria stellt, erklärt sich aus der geringen Bedeutung, welche er der Fühlerform für die Holothuriensystematik beilegte; er hebt aber schon selbst hervor, dass die Tribus Holothuria vera in näherer Verwandtschaft mit Bohadschia und Mülleria als mit Owvieria und Psolus stehe. Dass seine Tribus Zrepang gut abgegrenzt sei, bezweifelt er selbst. zwei Jahre vor der Lesson’schen Schrift (138) erschien. Lesson selbst hat allerdings seine peruviana zu Fleming’s Mülleria gerechnet, was bei der damaligen Sachlage ganz richtig war. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. I. 3. 20 306 Seewalzen. Uebersicht über Jäger’s Eintheilung des Genus Holothuria. I. Subgenus Cueumaria; mit radiär geordneten Füsschen; vermuthlich ohne „Lungen‘‘ (was in Bezug auf seine pentagonalen Pentacta-Arten ein Irrthum ist). 1. Tribus Minyas (Jäger folgt in der irrthümlichen Stellung dieser Form zu den Holothurien dem Vorgange Cu vier ’s). 2. Tribus Pentacta; Körper cylindrisch oder gestreckt-eiförmig; Füsschen in Längsreihen; Fühler gefiedert oder verästelt. a. Species pentagonae (= Cucumaria).*) b. Species eylindricae (= Chiridota- und Synapta-Arten). II. Subgenus Tiedemannia; Füsschen wenig ausgebildet; keine „Lungen“; Körper cylindrisch, ohne Unterschied von Bauch und Rücken (= Synapta + Chiridota). 1. Tribus Synapta;, Körper wurmförmig; Fühler gross, meist gefiedert; statt der Füsschen hakenartige Harttheile in der Haut. 2. Tribus Chirodota; Körper wurmförmig; Fühler ziemlich lang, an der Spitze gefingertt; Haut mit Wärzchen oder mit sehr wenigen Füsschen (letzteres beruht auf einer irrthümlichen Annahme). III. Subgenus Holothuria ; Körper nie vollkommen cylindrisch; Bauch und Rücken verschieden; „Lungen“ vorhanden. 1. Tribus Mülleria; Rücken gewölbt; Bauch flacher; Haut lederig; 20 schild- förmige Fühler; After mit fünf radialen Zähnen. 2. Tribus Dohadschia;, Rücken gewölbt; Bauch flach; Haut lederig; 20 schild- förmige Fühler; After fünfstrahlig. 3. Tribus Holothuria (vera); Körper subeylindrisch, mit gewölbtem Rücken und abgerundeten Enden; 20 schildförmige Fühler; Füsschen auch auf dem Rücken; After und Mund rund; Mund meistens etwas unterständig. 4. Tribus Cuwieria; Rücken gewölbt mit kalkigen Schuppen; Bauch ganz flach, weich, mit zahllosen Füsschen; Mund strahlig; After gerundet = Psolus). . Tribus Psolus; Rücken gewölbt, hart; Bauch flach; Fühler verästelt oder einfach. 6. Tribus Z'rrepang, Körper subeylindrisch; 10—20 schildförmige Fühler; Mund vorn (= Holothuria- und Stichopus-Arten). ot Viel gekünstelter ist das von Brandt (33) aufgestellte System. Um die ganze Gruppe der Seewalzen, welcher er den Rang einer Familie zuerkennt, in Gattungen zu zerlegen, betont er die An- oder Abwesenheit sowie die Anordnung der Füsschen in viel stärkerem und einseitigerem Maasse als seine Vorgänger und gelangt so zunächst zur Aufstellung der beiden Unterfamilien der Pedatae und Apodes, für deren weitere Zerlegung (s. die unten folgende Uebersicht seines Systemes) ausser der Form und Anordnungsweise der Füsschen das Vorhandensein oder Fehlen, sowie auch die Form und Befestigungsweise der Kiemenbäume und endlich auch die Form der Fühler benutzt werden. Neu ist von diesen syste- matischen Gesichtspunkten, ausser der scharfen Betonung der Füsschen, *) Hier wie in den auf den folgenden Seiten mitgetheilten Ueberschriften habe ich in runden Klammern auf die entsprechenden Gruppen des heutigen Systemes hingewiesen. Geschichte des Systemes. 507 die Heranziehung des Umstandes, ob die Kiemenbäume frei oder durch sein Mesenterium befestigt sind. Brandt nimmt indessen hier, wie ich an einem anderen Orte (154) gezeigt habe, zur Begründung seiner Gruppe der Detopneumones einen Gegensatz an, der nur auf einem Missverständnisse beruht. Ebenso liegt ein Missverständniss zu Grunde, wenn er den Gat- tungen Liosoma und Chiridota im Gegensatze zu Synapta besondere Athmungsorgane zuschreibt. Ein anderer Irrthum des Brandt’schen Systemes ist die Angabe, dass die Gattungen Oncinolabes, Dactylota und Aspidochir Füsschen besitzen. Wie gekünstelt das ganze System ist, geht am besten aus dem Umstande hervor, dass man in der Unterfamilie der Pedatae nicht weniger als fünf untergeordnete Kategorien durchschreiten muss, um endlich bei den Gattungen anzukommen, zeigt sich aber auch darin, dass nahe verwandte Formen weit auseinandergerissen werden. So begegnet man z. B. Synaptiden an fünf verschiedenen Stellen dieses Systemes, nämlich bei den Adetopneumones, ‘den Detopneumones, den pedaten Apneumones, den Pneumonophorae und den apoden Apneumones. Unter den sämmtlichen von Brandt neu aufgestellten Gattungen ist auch nicht eine einzige, welche sich in der Folgezeit als haltbar erwiesen hätte. Ebenso steht es mit seinen Gruppen der Homoiopodes, Heteropodes, Peripodes, Hypopodes, Pentastichae, Detopneumones, Homoiopodes apneumones, - während die von ihm eingeführten Namen Pedatae, Apodes, Pneumono- phorae, Apneumones, Aspidochirotae und Dendrochirotae zwar von längerem, zum Theil bis in das heutige System reichendem Bestand waren, aber dabei ihren Sinn mehr oder weniger veränderten. Uebersicht über Brandt’s Eintheilung der Familie der Holothuriae. I. Pedatae; Füsschen vorhanden. A. Homoiopodes; Füsschen gleichartig. a. Dendropneumones;, Kiemenbäume vorhanden. aa. Peripodes; Füsschen auf dem ganzen Körper (d. b. nicht nur auf der Bauch- seite). &. Pentastichae = Pentactae sive Cucumariae Auct.; Füsschen in fünf Längs- streifen. au. Adetopneumones;, Kiemenbäume frei. 1. Genus Oladodactyla (= Cucumaria); Fühler fiederig-verästelt; Sub- genera Polyclados, Holigoclados. 2. Genus Dactylota (= Synapta); Fühler gefingert oder gefiedert. PB. Detopneumones;, Kiemenbäume fünftheilig und durch ein Mesenterium befestigt. 3. Genus Aspidochir (= Chiridota oder Synapta). ß- Sporadipodes; Füsschen regellos über den Körper zerstreut. 4. Genus Sporadipus = Holothuria); Fühler schildförmig; Subgenera: Colpochirota,, Acolpos. bb. Hypopodes; Füsschen nur an der Bauchseite; Bauchseite fach: Platygastricae, 5. Genus Psolus; Haut runzelig, weich. 6. Genus Cuweria (— Psolus); Haut mit Kalkschuppen. 20 * 308 Seewalzen. b. Apneumones; keine Kiemenbäume. * 7. Genus Onecinolabes (= Synapta); Füsschen in fünf Längsstreifen ; Haut mit Haken (= Anker). B. Heteropodes; Füsschen von zweierlei Form (= Füsschen und Papillen). a. Stichopodes; Bauchfüsschen wenigstens auf der Mitte in Längsstreifen. 8. Genus Stichopus; Bauchfüsschen in drei Längsstreifen; Subgenera: Perideris, Gymnochirota. 9. Genus Diploperideris (= Stichopus); Bauchfüsschen in mehr als drei Längsstreifen; hinter den Fühlern eine Art Halskragen. b. Sporadipodes; Bauchfüsschen ordnungslos. a. Aspidochirotae;, Fühler schildförmig. 10. Genus Holothuria; After rund, unbewaflnet; Subgenera: Z’helenota, Microthele. 11. Genus Bohadschia (= Holothuria); After sternförmig, unbewaffnet. 12. Genus Mülleria; After mit fünf radialen Kalkzähnen. 13. Genus T’repang (= Holothuria- und Stichopus-Arten). P. Dendrochirotae; Fühler verästelt. 14. Genus Cladolabes (= Orcula). II. Apodes ; keine Füsschen. A. Pneumonophorae; Kiemenbäume oder anders geformte Kiemen vorhanden. 15. Genus Ziosoma (= Chiridota); 12 Fühler. 16. Genus Chiridota; 15—20 Fühler. B. Apneumones; Kiemenbäume fehlen. 17. Genus Synapta. Der Brandt’schen Haupteintheilung in füssige und fusslose Gat- tungen schloss sich Burmeister (85) an. Er suchte aber dadurch eine grössere Uebersichtlichkeit in das System zu bringen, dass er die Gattungen zu einigen wenigen Familien vereinigte, während er gleich- zeitig die Brandt’sche Familie der Holothuriae zu einer besonderen Ordnung der Scytodermata erhob. Ausser den irrthümlich in diese Ordnung gestellten Gephyreen und der gleichfalls nicht hierher gehörigen Gattung Minyas unterschied er die vier Familien der Pentactidae, Holothuridae, Psolidae und Synaptidae, von denen die drei ersten zur Zunft der Pedata, die letzte aber zur Zunft der Apoda gehören. Zur Abgrenzung der pedaten Familien benutzte er die Füsschen nicht minder einseitig, als das Brandt bei der Bildung seiner Untergruppen gethan hatte. Erst durch Grube (81) kam die Erkenntniss zum bestimmten Aus- drucke, dass der Form der Fühler eine viel grössere systematische Be- deutung beizulegen sei, als man bis dahin, mit alleiniger Ausnahme von (Lamarck und) Lesueur, angenommen hatte. Ohne, wie es scheint, mit der Ansicht des älteren Forschers bekannt zu sein, gelangte Grube zur Aufstellung derselben drei Gruppen, die jener unterschieden hatte. Die erste dieser Abtheilungen nennt er Aspidochirotae, die zweite Den- drochirotae und die dritte Chüridotae. Die Namen der beiden ersteren haben also bei Grube einen viel weiteren Sinn als bei Brandt; es um- fassen diese zwei Abtheilungen die sämmtlichen Pedatae Brandt’s, während Grube’s Chiridoten mit Brandt’s Apodes und Burmeister’s Synaptidae zusammenfallen. Grube’s Eintheilung wurde von Troschel Geschichte des Systemes. 309 (274) angenommen und um den Gesiehtspunkt bereichert, dass auch die relativen Grössenverhältnisse, sowie Zahl und Anordnung der Fühler Merkmale abgeben, welche sich zur Abgrenzung von Gattungen benutzen lassen. Troschel stellte darauf hin die neuen Gattungen Anaperus (= Thyone), Orcula und Colochirus auf. In England blieb Grube’s Eintheilung zunächst unberücksichtigt. Forbes (64) theilte die an den britischen Küsten vorkommenden Arten nach Körperform und Füsschenanordnung in die Familien der Psolidae, Pentactae (unter Aufstellung der neuen Gattung Ocnus), Thyones und Synaptae und Gray (76) ordnete sie in ähnlicher Weise in die Familien der Holothuridae (= Thyones Forbes), Cuvieriadae (= Psolidae Forbes), Pentactidae und Synaptidae. Und auch in Deutschland vermochte die Grube-Troschel’sehe Ansicht sich nicht sofort allgemeine Geltung zu verschaffen, wie sich darin zeigt, dass von Siebold (240) nur zwei Familien: Holothurinae und Synaptinae unterscheidet, welche den Brandt’- schen Unterfamilien der Pedata und Apoda entsprechen. Joh. Müller (184) dagegen erkannte mit richtigem Blicke den Werth der Grube’schen Unterscheidung, soweit es sich um füssige und zugleich Kiemenbäume besitzende Formen handelt. Durch das Studium der von ihm zuerst genauer untersuchten Gattung Molpadia kam er ferner im Gegensatze zu Brandt’s System zu der Ansicht, dass der Besitz oder Mangel der Kiemenbäume für die Abgrenzung natürlicher Gruppen noch wichtiger sei als das Vorkommen oder Fehlen von Füsschen. Für die füsschenlosen, aber mit Kiemenbäumen ausgestatteten Formen begründete er die neue Familie der Molpadiiden und theilte die ganze Ordnung zu- nächst in „lungenlose (= Synaptidae) und „lungentragende“; diese letzteren zerfallen dann weiter in ‚„fusslose‘“ (= Molpadiiden) und „füssige“ und diese endlich wieder in Aspidochirotae und Dendrochirotae. Einige Jahre später beschrieb Gray (75) die merkwürdige Gattung Rhopalodina und glaubte in ihr den Vertreter einer besonderen, von den Seewalzen zu den Gephyreen überleitenden Familie erkennen zu müssen, Bronn (34) ging in der systematischen Beurtheilung der Rhopalodina noch weiter, indem er sie allen anderen Holothurien als Vertreter einer besonderen Ordnung der Decacrenidia gegenüberstellte. Diese Aufstellung beruht aber, wie ich (148, 161e) zeigen konnte, auf der ganz irrthümlichen Meinung, dass die Rhopalodina statt fünf Ambulaeren deren zehn besitze. Die übrigen Holothurien fasst Bronn als Ordnung der Pentacrenidia zu- sammen, während er den Seewalzen überhaupt den systematischen Rang einer Klasse zuspricht. Seine weitere Eintheilung der Pentacrenidia unter- scheidet sich von den Ansichten Joh. Müller’s nicht in der Abgrenzung, sondern nur in der Anordnung und zum Theil in der Benennung der Familien. Während Joh. Müller erst die Kiemenbäume und dann erst die Füsschen berücksichtigt haben will, macht Bronn es damit im An- schluss an Brandt umgekehrt und theilt demnach (s. die folgende Ueber- sicht) die Pentacrenidia zunächst in die beiden Unterordnungen der Apodia 310 Seewalzen. und Eupodia; jene zerfallen in die beiden Familien der Synaptiden und Liodermatiden (= Molpadiiden Joh. Müller’s), diese in die beiden Familien der Aspidochirotae und Dendrochvrotae. Uebersicht über Bronn’s Eintheilung der Klasse der Scytodermata s. Holothurioidea. I. Ordnung Decacrenidia ; mit zehn Ambulacren. Gattung: Arhopalodina. II. Ordnung Pentacrenidia; mit fünf Ambulacren. A. Unterordnung Apodia; keine Füsschen; Fühler gefiedert oder gefingert — Chiridotae. 1. Familie Synaptidae = Apneumones Br.; kein Kiemenbaum. Körper drehrund, wurmförmig; Zwitter. Gattungen: Sıymapta, Synaptula (= Synapta), Chiro- dota, Myriotrochus. 2. Familie Ziodermatidae' = Pneumonophora Br.; Kiemen- bäume vorhanden; in der Haut weder Anker noch Rädchen‘; getrenntgeschlechtlich. Gattungen: Lioderma (= Liosoma —= Chiridota), Haplodactyla, Molpadia. B. Unterordnung Eupodia s. Pedicellata; Füsschen und Kiemenbäume vorhanden. *) 3. Familie Aspidocherotae; Fühler schildförmig. Gattungen: Sporadipus (= Holothuria), Aspidochir (= Synapta oder Chiridota), Holothuria, Bohadschia (= Holothuria), Actino- pyga (= Miüilleria), Trepang (= Holo- thuria- und Stichopus-Arten), Stichopus, Diploperideris (= Stichopus). 4. Familie Dendrochirotae; Fühler baumförmig verästelt. Gattungen: T’hyone, Stereoderma (= T'hyone), Phyllophorus, Orcula, Sclerodactyla (= Thyone), Hemicrepis (= Phyllo- phorus), Cladolabes (= Orcula), Thyo- nidium (= Phyllophorus), Cladodaetylus (— Cucumaria), Dactylota (= Synapta), Ocnus (= Cucumaria), Psolinus =Cucu- maria), Colochirus, Lepidopsolus (= Psolus), Eupyrgus (gehört zu den Molpa- diiden), Psolus. Neben den so durch Grube, Troschel, Joh. Müller und Bronn befestigten systematischen Anschauungen nimmt sich die von Dujardin und Hupe& (55) befolgte Eintheilung als ein kläglicher Rückschritt aus. Bei ihrem Mangel an ausreichender Kenntniss der Litteratur und der betreffen- den Thiere selbst kamen die beiden genannten Gelehrten nicht weiter, als *) Bronn rechnet hierhin auch die ihm mit Recht zweifelhaft erscheinende Gattung Oneinolabes Br. (= Synapta) und stellt sie isolirt neben die Aspido- und Dendrochiroten. Geschichte des Systemes. ll dass sie die Holothurien in die beiden Tribus der „Holothurides apodes ou Synaptiens“ und der „Holothurides pedieules ou Holothuriens“ ein- theilten. Selenka (229 u. 230) dagegen suchte durch umfassende eigene Beobachtungen das System zu fördern. Er stellte eine beträchtliche An- zahl neuer Arten und Gattungen auf und folgte in der Eintheilung der sanzen Klasse, ebenso wie Carus*), den von Joh. Müller entwickelten Ansichten. Er unterscheidet zunächst die beiden Ordnungen der Kiemen- besitzenden und der Kiemenlosen; jene umfassen die eine Familie der Synaptiden, diese die drei Familien der Liosomatiden (welche mit Joh. Müller’s Molpadiiden und Bronn’s Liodermatiden identisch sind), der Dendro- und der Aspidochiroten. Uebersicht über Selenka’s Eintheilung der Klasse der Holothurioidea.**) I. Ordnung Pneumonophora.**) 1. Familie Aspidochirotae.**) Gattungen: Labidodemas, Aspidochir (= Synapta oder Chiridota), Mülleria, Stichopus, Bohadschia (= Holothuria), Holothuria. 2. Familie Dendrochirotae.**) Gattungen: Psolus, Cuweria (= Psolus), Colochirus, Hemicrepis = Phyllophorus), Cercodemas (= Colochirus), Stereoderma (= Thyone), Psolinus (= Cucumaria), ? Oneinolabes (= Synapta), Thyonidium (= Phyllophorus). Pentamera (= Thyone), Echinocucumis (= Cucumaria), Cucumaria, Urodemas (= Phyllo- phorus), Orcula, Phyllophorus, Thyone, Stolus (= Thyone), Stolinus (— Theelia), Pattalus (= Phyllophorus). 3. Familie Liosomatidae oder Molpadidae. Gattungen: Molpadia, Liosoma (= Chiridota), Haplodactyla, Caudina, Embolus (= Trochostoma). II. Ordnung Apneumona.**) 4. Familie Synaptidae. Gattungen: Synapta, Synaptula (= Synapta), Chiro- dota, Myriotrochus, Eupyrgus (gehört nicht in diese Familie, sondern zu den Molpadiiden), ? Rhabdomolgus. Fast gleichzeitig mit Selenka erschien Semper’s grosses Holo- thurienwerk (238), worin er in systematischer Hinsicht zu wesentlich dem gleichen Ergebnisse kam wie Selenka (vergl. die umstehende Uebersicht seines Systemes). Der Unterschied, dass bei Semper eine besondere Familie der Oncinolabidae aufgeführt wird, wurde später durch meinen Nachweis (154), dass Oncinolabes Br. zur Gattung Synapta gehört, *) Carus, J. V. und A. Gerstaecker, Handbuch d. Zoologie, 2. Bd., Leipzig 1863. ==) Wenn Selenka bei diesen Namen Brandt als Autor derselben anführt, so ist das nur in Bezug auf diese Worte selbst, nicht aber in Bezug auf den damit verbundenen Sinn richtig. Dem Sinne nach ist Joh. Müller der Urheber der beiden Ordnungen der Pneu- monophora und Apneumoma und Grube der Autor der beiden Familien der Aspidochirotae und Dendrochirotae. Und was den zusammenfassenden Namen Holothuriordea angeht, so kommt derselbe überhaupt nicht bei Brandt, sondern erst bei v. Siebold (240) als Ordnungs- und bei Bronn (34) als Klassennamen vor. 512 Seewalzen. beseitigt. Ebenso konnte ich zeigen, dass die von Semper für die Gattung Rhopalodina begründete Klasse der Diplostomidea, sowie die von Schmarda*) für dieselbe Gattung angenommene Ordnung der Tetra- pneumonae nicht haltbar sind und statt dessen entweder (148) eine be- sondere Familie der Rhopalinidae an die Dendrochiroten anzuschliessen ist oder (161e) noch besser die Gattung Rhopalodina den Dendrochiroten eingeordnet werden kann. In der Zerlegung der Dendrochiroten in die drei Unterfamilien der Stichopoda, Gastropoda und Sporadipoda zeigt sich bei Semper der erste Versuch, diese vielgestaltige Familie in natürliche Gruppen zu theilen. Uebersicht über Semper’s Eintheilung der Holothurioidea (und Diplostomidea). A. Klasse Holothurioidea. I. Ordnung Apneumona, 1. Familie Synaptidae. Gattungen: Synapta, Anapta, Chirodota, Synaptula (= Synapta), Myriotrochus. Rhabdomolgus. [2. Familie Kupyrgidae.**) Gattung: Kupyrgus.) 3. Familie Oncinolabidae. Gattung: Oncinolabes (= Synapta). II. Ordnung Pneumonophora. 4. Familie Molpadidae. Gattungen: Haplodaetyla, Molpadia, Lio- soma (= Chiridota), Caudina, Echinosoma (= Eupyrgus), Embolus = Trochostoma). 5. Familie Dendrochirotae. 1. Unterfamilie Stichopoda. Gattungen: Cucumaria, Ocnus (= Cucumaria), Colochirus, Echinocucumis (= Cucumaria). 2. Unterfamilie Gastropoda. Gattung: Psolus. 3. Unterfamilie Sporadipoda. Gattungen: T’hyone, T’hyo- nidium (= Phyllophorus), Orcula, Phyllo- phorus, Stereoderma (= T’hyone), Hemi- crepis (= Phyllophorus). 6. Familie Aspidochirotae. Gattungen: Stichopus, Mülleria, Labido- demas, Aspidochir (= Synapta oder Chüridota), Holo- thuria. B. Klasse Diplostomidea. Gattung: Rhopalodina. Neue Gesichtspunkte für die Systematik der Holothurien eröffneten sich durch die Entdeckung der Tiefseeformen, welche lehrten, dass der Besitz von Füsschen auch mit dem Fehlen der Kiemenbäume verknüpft sein kann. Die erste derartige Form beschrieb Theel (263) in der Gattung Elpidia und es folgten Danielssen und Koren (49, 50) mit den ver- wandten Gattungen Kolga und Irpa. The&el begründete (264) darauf eine besondere Ordnung der Elasipoda***), in welcher er .auf Grund der *) Zoologie, 1. Bd., 1871. *#) Von Semper selbst nicht festgehalten, sondern mit den Molpadiiden vereinigt. ###) Anfänglich (264) nannte The&el die Ordnung Klasmopoda, wofür er später (266) Elasipoda setzte. Der Name ist abgeleitet von £Aavvo, ich setze in Bewegung. Geschichte des Systemes. 813 von ihm bearbeiteten Ausbeute der Challenger-Fahrt die drei Familien der Elpidiiden, Deimatiden und Psychropotiden unterschied (266). Für die übrigen Holothurien ging Theel im Gegensatze zu Semper und Selenka und in Wiederaufnahme der von Brandt und Bronn befolgten Eintheilung von dem Vorhandensein oder Fehlen der Füsschen aus und theilte sie demgemäss in die beiden Ordnungen der Apoda und Pedata (s. die folgende Uebersicht). Die Namen Apneumona und Pneumonophora treten bei Theel nur zur Bezeichnung zweier Unterordnungen der Apoda auf, also in ähnlichem Sinne wie schon bei Brandt und in viel engerem als in Semper’s und Selenka’s System. Mit Hinzufügung der Rhopalo- diniden sind die Familien, welche Theel bei den Apoda und Pedata unterscheidet, dieselben wie bei Bronn und Selenka. In der Zer- legung der Dendrochiroten in Unterfamilien schliesst er sich durchaus an Semper an. Uebersicht über Theel’s Eintheilung der Klasse der Holothurioidea. „ I Ordnung Apoda. 1. Unterordnung Apneumona. 1. Familie Sıymaptidae. Gattungen: Rhabdomolgus, Anapta, Synapta, Chirodota, Myriotrochus, Acanthotrochus, Trochoderma. 2. Unterordnung Pneumonophor.a. 2. Familie Molpadidae. Gattungen: Ankyroderma, Eupyrgus, Haplodactyla, Trochostoma, Caudina, Molpadia, Embolus (= Trochostoma). II. Ordnung Pedata. 3. Familie Dendrochtrotae. 1. Unterfamilie Stichopoda. Gattungen : Oucumaria, Ocnus (= ÜUucumaria), Echino- cucumis (Cucumarta), Colochirus, Actinocucumis, IPseudocucumis, Amphicyclus = Pseudocucumis), 2. Unterfamilie Gastropoda. Gattung: Psolus. 3. Unterfamilie Sporadipoda. Gattungen: T’hyone, Stereoderma (= Thyone),, Thyo- nidium (= Phyllophorus), Orcula, Phyllophorus. t. Familie Phopalodinidae. Gattung: Rhopalodina. . Familie Aspidochirotae. Gattungen: Labidodemas, Paelo- patides, Stichopus, Pseudostichopus, Mülleria, Holothurva. or III. Ordnung Blasipoda. 6. Familie Elpidüdae. Gattungen: Parelpidia, Elpidia, Scoto- planes, Irpa, Kolga, Peniagone, Scotoanassa, Ennypniastes, Achlyonice. 7. Familie Deimatidae. Gattungen: Oneirophanta, Deima, Laetmogone, Orphnurgus, Ilyodaemon, Pannychia. 5. Familie Psychropotidae. Gattungen: P’sycheotrephes, Euphro- nides, Psychropotes, Benthodjytes. 314 Seewalzen. Lampert’s System (s. die folgende Uebersicht desselben) (134) unter- scheidet sich nur darin von dem Th&el’schen, dass die Abgrenzung der Unterfamilien der Dendrochiroten eine andere ist. Es hatte nämlich Bell (14) berechtigte Bedenken gegen die Semper’schen Unterfamilien der Stichopoda, Gastropoda und Sporadipoda vorgebracht und den Vorschlag gemacht, lieber die Zahl und Anordnung der Fühler zum Ausgangspunkte der Eintheilung zu nehmen. In weiterer Ausführung dieses Vorschlages und unter Benutzung der schon von Bell gebrauchten Bezeichnungen theilte nunmehr Lampert die Dendrochiroten in die beiden Unterfamilien der Decachirotae (mit zehn Füblern) und Polychirotae (mit mehr als zehn Füblern). Weiter unterschied Lampert bei den Polychirotae diejenigen Gattungen, deren Fühler zu einem doppelten Kreise geordnet sind, von den nur mit einem Fühlerkranze ausgestatteten: Amphicyclia, Monocyclia. Dass diese beiden Untergruppen nicht haltbar sind, glaube ich (161a) hinreichend nachgewiesen zu haben, und wir werden sehen (S. 320), dass auch die beiden Unterfamilien der Decachirotae und Polychirotae keine natürlichen Gruppen darstellen. Uebersicht über Lampert’s Eintheilung der Klasse der Holothurioidea. I. Ordnung Pedata. Ä 1. Familie Aspidochirotae. Gattungen: Holothuria, Labido- demas, Mülleria, Stichopus. 2. Familie Dendrochirotae. 1. Unterfamilie Decachirotae. Gattungen: Psolus, Colochirus, Ocnus (= Cucumaria), Cucumaria, Semperia (= Cueu- maria), Stereoderma (= Thyone), Thyone, Echinocucumis (= (ueu- marta). 2. Unterfamilie Polychirotae. a. Gruppe Monoeyelia. Gattungen: Orcula, Thyonidium (= Phyllophorus). b. Gruppe Amphieyelia. Gattungen: Pseudocucumis, Actino- cucumis, FPhyllophorus, Amphicyelus (= Pseudo- cucumis), Eucyclus (= Phyllophorus). 3. Familie Rhopalodinidae. Gattung: Rhopalodina. II. Ordnung Elasipoda. 4. Familie Elpidüdae. Gattungen: Parelpidia, Elyidia, Scoto- planes, Irpa, Kolga, Peniagone, Scotoanassa, Einypniastes, Achlyonice. . Familie Deömatidae. Gattungen: Oneirophanta, Deima, Laetmogone, Orphnurgus, Ilyodaemon, Pannychia. 3. Familie Psychropotidae. Gattungen: Psycheotrephes, Eu- phronides, Psychropotes, Benthodytes. 7 un Geschichte des Systemes 815 III. Ordnung Apoda. 1. Unterordnung Pneumonophor.a. 7. Familie Molpadidae. Gattungen: Haplodactyla, Molpadia, Liosoma (= Chiridota), Caudina, Trochostoma, Ankyroderma, Eupyrgus. 2. Unterordnung Apneumona, 8. Familie Synaptidae. Gattungen: Synapta, Anapta, Chiro- dota, Myriotrochus, Trochoderma, Acanthotrochus, Rhabdomolgus. Meine eigenen Ansichten über das natürliche System der Holothurien habe ich ganz vor kurzem*) darzulegen und zu begründen versucht. Dieselben unterscheiden sich hauptsächlich darin von denen meiner Vor- gänger, dass ich auf die Homologie der Fühler mit den Füsschen und auf die Beziehungen der Fühlerkanäle zu den Radialkanälen und (bei den Synaptiden) zu dem Ringkanale einen besonderen Nachdruck lege. Der Gegensatz zwischen füssigen und fusslosen Holothurien verliert seine Schärfe durch die Thatsache, dass es streng genommen gar keine völlig fusslosen Holothurien gibt. Die bei allen Holothurien vorkommenden Fühler sind nämlich nach Entwicklung und Bau, ferner in ihrer Be- ziehung zu den radialen Wassergefässen und oft auch in ihrer Funktion nichts anderes als die dem Munde zunächst stehenden Füsschen, welche in den Dienst des Tastens und der Nahrungsaufnahme getreten sind und dementsprechende Abänderungen der Form erfahren haben. Nur bei den Synaptiden hat ein Theil der Fühler seine Verbindung mit den Radial- kanälen aufgegeben und entspringt nunmehr von dem Ringkanale Da bei allen übrigen Holothurien sämmtliche Fühler, Füsschen und Ambulaeral- papillen, also sämmtliche äusserlich hervortretenden Anhänge des Wasser- gefässsystemes, von den die Strahlen des Körperbauplanes bezeichnenden Radialkanälen entspringen, so habe ich den Vorschlag gemacht, dieselben unter der Bezeichnung Actinopoda (oder kürzer Actinota) als eine erste Ordnung der Holothurioidea zusammenzufassen und ihnen als eine zweite Ordnung die nur die Familie der Synaptiden umschliessenden Paractino- poda (oder Paractinota) gegenüberzustellen. Die Actinopoda umfassen die vier Familien der Aspidochirotae, Elasipoda, Dendrochirotae (zu welchen ich [161e] auch die Rhopalodinidae rechne) und Molpadüdae (s. die Ueber- sicht S. 326). *) Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 51, 1891, S. 591 ff. 816 Seewalzen. Uebersicht über die Zahl der Gattungen und Arten in historischer Reihenfolge. | Zahl der Zahl der Name des Autors | Jahr Gattungen Ass lager ae 1833 | 9 50 Brandt. ae ua Ei See 1835 17 60 BIOnn ME NER 1860 3% ca. 180 Dujardin und Hupe . . 1562 11 104 Selenka "un oe He So | 36 ca. 200 BEINDELI AR EL UNEETSHE 30 280 Eee a lisishoygenn| 53 473 Dheele. et 10 90 PIRBAIEB 53 ca. 475*) dw a ELIA EN SM ARTEN 49 513%) 11. Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System. Die Körperform der Seewalzen (s. S. 24—26) gibt bei ihrer ver- hältnissmässig grossen Eintönigkeit wenig brauchbare Merkmale ab. Weder eine durchgreifende Unterscheidung der Familien noch der Gattungen lässt sich auf sie allein begründen. Manche Dendrochiroten, z. B. Thyone, Orcula, Phyllophorus, Colochirus, sind gewissen Aspidochiroten, z. B, einzelnen ‚Holothuria-Arten, Stichopus, in der Körperform ausserordentlich ähnlich und unter den Elasipoden wiederholt die Gattung Parelpidia die Gestalt der Synaptiden. Drehrunde Körperform fällt zwar in sehr vielen Fällen, so bei allen Molpadiiden und Synaptiden, mit dem Mangel der Füsschen zusammen, kommt aber auch bei reichlichster Entwicklung von Füsschen bei manchen Aspidochiroten und vielen Dendrochiroten vor; bei den Synaptiden ist der drehrunde Körper durchweg viel gestreckter und dadurch wurmähnlicher als bei den Molpadiiden. Einer äusserlich wahrnehmbaren Bilateralsymmetrie, welche sich durch Bildung einer deut- lichen Bauchfläche ausprägt, begegnen wir bei fast allen Elasipoden, den meisten Aspidochiroten und sehr vielen Dendrochiroten. Pentagonale Gestalten bieten sich uns fast nur im Innern der Dendrochirotenfamilie dar, z. B. bei den Gattungen Cucumaria, Pseudocucumis, Actinocueumis ; vierkantige Formen treffen wir bei Colochirus unter den Dendro- und Stichopus unter den Aspidochiroten, ohne dass man an der Fünf- oder Vierkantigkeit des Körpers allein alle Angehörigen dieser Gattungen mit Sicherheit erkennen könnte. In derselben Gattung können verschiedene Körperformen nebeneinander vorkommen; so z. B. gibt es Holothuria- Arten mit deutlicher Bauchfläche und andere mit ganz drehrundem Körper. Auch die schwanzartige Verjüngung des hinteren Leibesendes lässt sich nicht als alleiniges Gattungsmerkmal brauchen, denn wir begegnen ihr ein- mal bei einem Theile der Molpadiiden, namentlich den Gattungen Caudina, *) Die verhältnissmässig geringe Steigerung der Artenzahl bei Th&el und mir im Ver- gleiche zuLampert erklärt sich daraus, dass Theel und ich eine grössere Anzahl von Arten als zweifelhafte und unsichere von der Zählung ausgeschlossen haben. Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System. 517 Trochostoma, Ankyroderma, dann aber auch bei manchen T’hyone-Arten, 2. B. raphanus, poucheti u. a. Immerhin gibt es einige Gattungen, welche sich durch eine besonders auffällige äussere Gestaltung sofort mit ziem- licher Sicherheit erkennen lassen, z. B. die flaschenförmige Rhopalodina oder die mit scharf begrenzter Kriechsohle versehene Gruppe der Gattungen Psolus, Theelia, Psolidium, oder die durch ihren Rückenanhang aus- gezeichneten Gattungen Peniagone und Psychropotes oder die durch ihre starren, grossen Rückenpapillen auffallenden Deima- und Colochirus-Arten. Was endlich die Bedeutung der Körperform für die Unterscheidung der Arten angeht, so muss zwar schon der Vollständigkeit halber die Form des Körpers in die Beschreibung der Arten aufgenommen werden; sie kann aber nur in Verbindung mit anderen Merkmalen einigen diagnostischen Werth haben, wobei überdies beständig berücksichtigt werden muss, dass Contraetionen und Deformationen durch Einwirkung der Conservirungs- flüssigkeit die Gestalt des todten Thieres sehr abzuändern vermögen. Die Färbung (s. S. 27—29) lässt sich nur in beschränktem Maasse für die Artenunterscheidung verwenden, da sie an den lebenden Thieren vielen Schwankungen unterworfen ist und an den conservirten oft nur mangelhaft oder gar nicht erhalten bleibt. Da die Kalkkörper der Haut den Seewalzen fast ausnahmslos zu- kommen, scharf ausgeprägte mannigfaltige Formen (s. 5. 39—95) zeigen und durch Behandlung eines Hautstückchens mit Kalilauge zu einem zierlichen mikroskopischen Präparate leicht zu verarbeiten sind, so er- weisen sie sich schon dadurch als ein werthvolles Hülfsmittel für die Systematik. Man hat ihnen deshalb seit den Untersuchungen von Düben und Koren (53 u. 54) ganz allgemein und mit Recht eine nicht geringe Bedeutung für die Abgrenzung der Arten zugeschrieben. Diese Bedeutung wird dadurch nicht vermindert, dass sie bei den einzelnen Arten inner- halb engerer oder weiterer Grenzen Schwankungen in Form, Anordnung und Häufigkeit zeigen, welche in manchen Fällen*) zur Aufstellung von Varietäten Veranlassung gegeben haben oder noch geben könnten, dagegen in anderen Fällen lediglich den Altersverschiedenheiten der untersuchten Individuen entsprechen.**) Derartige Schwankungen haben nichts Ueber- raschendes, sondern sind, wenigstens in Bezug auf die Form, fast selbst- verständlich bei Gebilden, deren ausserordentliche Mannigfaltigkeit sich, wie wir früher (s. S. 55—58) sahen, aus einer einzigen Grundform und einem einzigen Wachsthumsgesetz dieser Grundform ableiten lassen. Aber nicht nur für die Arten, sondern auch für manche Gattungen geben die Kalkkörper brauchbare Unterscheidungsmerkmale ab. So hat *) Z. B. bei Holothuria atra var. amboinensis (Semp.) Theel, Stichopus godeffroyi var. pygmaeus Semp. und var. b Semp., Cucumaria abyssorum var. grandis Theel und var. hyalina Thiel, Cucumaria serrata var. intermedia Thiel und marionensis Theel, Trochostoma albicans var. glabrum Theel, Chiridota rufescens var. Semp., Haplodacetyla molpadioides var. pellueida Semp. und var, sinensis Semp. u. a. **) Z, B. bei Cucumaria dubiosa Semp. 318 Seewalzen. schon Jäger (110) die Harttheile in der Haut der Synapta-Arten für die Diagnose dieser Gattung verwerthet und es sind auch jetzt noch vor- wiegend die Gattungen der Synaptidenfamilie, welche auf Grund der Kalkkörper-Gestalt unterschieden werden: so ist der Gattung Synapta eine besondere, nur ihr allein zukommende Form der Anker und Anker- platten eigen, während Chiridota und Trochodota durch die sechsspeichigen, bald gehäuften, bald vereinzelten Rädchen, dagegen Trochoderma, Acan- thotrochus und Myriotrochus durch die mehr als sechsspeichigen, unter sich wieder in der Bedornung u. s. w. abweichenden Rädchen charakterisirt sind. Auch in anderen Familien finden sich einzelne Gattungen mit be- besonders auffälligen und ihnen mehr oder weniger ausschliesslich zu- kommenden Kalkkörpern, so z. B. Stichopus mit C-förmigen Kalkstäben, Psolus mit grossen, dem blossen Auge sofort erkennbaren Kalkplatten, Ankyroderma mit einer eigenen Art von Ankern, welche auf je einer aus spatelförmigen Stäben gebildeten Rosette stehen u. s. w. Trotzdem würde man eine undurchführbare Sache unternehmen und im besten Falle zu einem ganz gekünstelten Systeme gelangen, wollte man der Abgrenzung aller Holothurien-Gattungen lediglich die Kalkkörper zu Grunde legen. Noch weniger liesse sich auf dieses Merkmal allein eine natürliche Ab- grenzung der Familien begründen. Dafür sind die verschiedenen Formen der Kalkkörper, selbst in ihren abweichendsten Gestalten, zu sehr durch Uebergänge in dieser und jener Richtung verknüpft. Immerhin treten gewisse Formen bei einzelnen Familien mit einer gewissen Vorliebe auf, was dafür sprechen dürfte, dass jene auf andere Merkmale als die Kalk- körper begründeten Familien einigermaassen natürliche Gruppen dar- stellen, in denen auch die Kalkkörper sich nach einem bestimmten Familientypus ausgebildet haben. So sind Anker und Rädchen den Synaptiden, vierarmige Kreuze den Elasipoden, Schnallen und Stühlehen den Aspidochiroten, glatte, bedornte oder knotige Gitterplättchen, Gitter- näpfe und Gitterkugeln den Dendrochiroten, weinrothe Körperchen den Molpadiiden in hervorragendem Maasse eigenthümlich, ohne indessen bei allen Mitgliedern der betreffenden Familie oder ausschliesslich bei dieser Familie vorzukommen. Die S. 142 — 143 besprochenen kalkigen Analpapillen (Afterzähne) haben nur in der Familie der Aspidochiroten die Bedeutung eines durch- greifenden Gattungsmerkmales erlangt, welches die Gattung Mülleria von allen anderen Mitgliedern der Familie scheidet. Bei den Dendrochiroten und Molpadiiden dagegen hat schon der Umstand, dass die Analpapillen trotz ihrer Häufigkeit (namentlich bei den Gattungen Cucumaria, Thyone, Colochirus, Haplodactyla, Trochostoma) oft sehr klein und deshalb schwer wahrnehmbar sind, ihre Benützung zur Abgrenzung der Gattungen ver- hindert; doch verdienen sie auch in diesen Familien beachtet zu werden, soweit es sich um die Unterscheidung der Arten handelt. Das Nervensystem bietet der Systematik nur in den Sinnesorganen einiges Brauchbare, indem sich sowohl die knospenförmigen Sinnesorgane Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System. 319 an den Fühleın mancher Synaptiden (S. 73) als auch die Hörbläschen der Elpidiiden (S. 77) für die Unterscheidung der Arten verwenden lassen. Dagegen besitzen dieselben Hörbläschen bei den Synaptiden (S. 76) eine solche Gleichmässigkeit in Zahl, Bau und Anordnung, dass sie systematisch nur noch für die Charakteristik der ganzen Familie, nicht aber einzelner Gattungen oder Arten, von Bedeutung sind. Vermuthlich verhalten sich die Tastpapillen in der Haut der Synaptiden (S. 75) ebenso; doch gestatten darüber unsere jetzigen Kenntnisse noch kein bestimmtes Urtheil. Bezüglich der Muskulatur der Körperwand liefert der ununterbrochene Verlauf der Quermuskelschicht (s. S. 61) ein ziemlich gutes, allerdings äusserlich und mit blossem Auge nicht wahrnehmbares Merkmal, an welchem sich die Familie der Synaptiden von allen anderen Seewalzen unterscheiden lässt. Weniger brauchbar für die Systematik sind die Längsmuskeln; denn wenn sie auch bei den Aspidochiroten in der Regel paarig sind (Ausnahme: Pseudostichopus mollis Theel), so gibt es doch auch Molpadiiden und Dendrochiroten mit paarigen Längsmuskeln und selbst bei Elasipoden und Synaptiden kommen Spuren davon vor. Im Grossen und Ganzen gilt allerdings für die Elasipoden und Synaptiden die Regel, dass die Längsmuskeln einfach sind. Das ungetheilte oder paarige Ver- halten der Längsmuskeln für die Abgrenzung von Gattungen und Arten zu benutzen hat man meines Wissens noch nicht versucht. Für die Arten würde es sich wohl lohnen, genauer als bisher auf den Bau der Längs- muskeln zu achten. Für die Gattungen aber dürfte sich schon der Um- stand hinderlich erweisen, dass die Längsmuskeln bei demselben Thiere in dem einen Theile ihres Verlaufes ungetheilt, in dem anderen paarig sein können, z. B. bei Ankyroderma- und Trochostoma- Arten. Die Rückziehmuskeln (s. S. 90— 91) bilden ein vortreffliches syste- matisches Kennzeichen der ganzen Familie der Dendrochiroten, welches nur dadurch etwas an Werth verliert, dass auch unter den Molpadiiden und Synaptiden in einzelnen Fällen Rückziehmuskeln auftreten. Bei den Molpadiiden ist der Besitz deutlicher Rückziehmuskeln ein besonderes Merkmal der Gattung Molpadia, während es bei den Synaptiden nach unseren bisherigen Kenntnissen den Eindruck macht, als sei das Vor- kommen von mehr oder weniger deutlichen Rückziehmuskeln (bei einzelnen Synapta- und namentlich Chiridota-Arten) so sehr durch Uebergänge mit dem völligen Mangel derselben verknüpft, dass man sie nur für die Unter- scheidung der Arten, nicht aber der Gattungen benützen kann. Der Kalkring (S. 80—88) hat für die Systematik eine geringere Be- deutung als man nach der Mannigfaltigkeit seines Baues erwarten könnte. Es ist eigentlich nur die Familie der Elpidiiden, welche sich des aus- schliesslichen Besitzes einer besonderen, durch den Mangel der Interradial- stücke ausgezeichneten Form des Kalkringes erfreut. Eigenthümlichkeiten, welche bei anderen Familien in Zahl und Form der Kalkringstücke auf- treten, sind entweder nicht bei allen Mitgliedern der betreffenden Familie 320 Seewalzen. vorhanden oder kommen auch in anderen Familien vor; so verhält es sich z. B. mit der Vermehrung der Interradialstücke über die normale Füntzahl bei den Synaptiden, mit der Durehbohrung der Radialstücke bei derselben Familie und bei manchen Molpadiiden, mit den vorderen Ein- schnitten der Radialstücke bei Dendrochiroten, Aspidochiroten und Mol- padiiden, mit der Bildung von Gabelschwänzen bei Molpadiiden, Den- drochiroten und einzelnen Aspidochiroten u. s. w. Auch im Innern der Gattungen begegnen wir grossen Verschiedenheiten in der Gestaltung des Kalkringes; namentlich gilt das für die Gattungen der Dendrochiroten und hier wieder besonders für Thyone, Phyllophorus, Orcula und Oueumaria, ohne dass es bis jetzt gelungen wäre, mit Hülfe jener Verschiedenheiten diese z. Th. sehr artenreichen Gattungen in natürliche Untergattungen oder in eine Anzahl kleinerer Gattungen zu zerlegen. Die Fühler (S. 92—98) sind sowohl in ihrer Zahl, Grösse, Anordnung und Form, als auch in ihrer Beziehung zu den Füsschen (S. 128) von systematischer Bedeutung. Aus den früheren Angaben über ihre Zahl (5. 932—94) geht hervor, dass sie in dieser Hinsicht für die Abgrenzung der meisten Gattungen und Arten recht gut verwendet werden können, dass es aber auch nicht wenige Gattungen und Arten gibt, deren Fühler- zahl gewissen Schwankungen unterliegt. Unter den Familien scheinen nur die Molpadiiden eine (abgesehen von seltenen individuellen Ab- weichungen) ganz constante Fühlerzahl (15) zu besitzen, doch soll auch hier wenigstens eine Art eine geringere Zahl aufweisen. In der Familie der Dendrochiroten hat Bell (14) die zehnfühlerigen Gattungen als Gruppe der .Decachirotae, die mehr als zehnfühlerigen als Polychirotae bezeichnet, und in weiterer Ausführung dieser Sonderung hat dann Lampert (134) diesen Gruppen die Bedeutungen von Unterfamilien beigelegt. Mir scheint aber, dass dadurch die natürlichen Beziehungen der Dendrochiroten- Gattungen verwischt und in rein künstliche verkehrt werden, da die Gattung Theelia, welche zu den Polychirotae zu stellen wäre, doch gewiss mit keiner anderen polychiroten Gattung so eng verwandt ist als mit der decachiroten Gattung Psolıs. — Was den relativen Grössen- unterschied der Fühler anbetrifft, so spielt derselbe (s. S. 94—95) nur in der Familie der Dendrochiroten eine Rolle für die Abgrenzung der Arten, ohne indessen für die Unterscheidung der sämmtlichen Gattungen der Familie ein durchgreifendes, mit anderen Unterschieden coineidirendes Merkmal darzubieten. Troschel (274) war allerdings anderer Ansicht, als er die Gattungen Anaperus (= Thyone), Orcula und Colochirus aufstellte. Die Kleinheit der beiden ventralen Fühler ist aber nicht, wie Troschel meinte, eine besondere Eigenthümlichkeit von Anaperus und Colochirus, sondern findet sich überhaupt bei allen zehnfühlerigen Dendrochiroten als eine sehr verbreitete, aber doch nicht ganz durchgreifende Erscheinung. Im Innern der Gattung Cucumaria gibt es Arten mit und ohne dieses Merkmal und dennoch musste Lampert (134), trotz aller Neigung die Gattung Cucu- maria weiter zu zerlegen, darauf verzichten, gerade dieses Merkmal dazu Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System. BD. zu verwenden. Die mehr als zehnfühlerigen Gattungen besitzen in der Regel fünf oder noch mehr kleinere Fühler, welche meistens in ziemlich regelmässigem Wechsel zwischen die grösseren vertheilt sind; aber auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen, welche eine einseitige systematische Benutzung derselben als unausführbar erscheinen lassen. — Auch die An- ordnung der Fühler (S. 95) beschränkt sich in ihrer systematischen Be- deutung auf die Familie der Dendrochiroten, insofern es nur hier dazu kommt, dass ein Theil der Fühler einen inneren, zweiten Fühlerkranz bildet. Lampert (134) hat sich dadurch veranlasst gesehen, in seiner Unterfamilie der Polychirotae die beiden Gruppen der Monoeyclia, mit ein- fachem Fühlerkranz, und der Amphicychia, mit doppeltem Fühlerkranz, zu unterscheiden. Dem gegenüber habe ich (16la) zu zeigen versucht, dass auch diese Gruppenbildung nicht haltbar ist und dass sogar die beiden Gattungen Phyllophorus Grube und Thyonidium Düb. u. Kor., von denen jene von Lampert zu den Amphieycha, diese aber zu den Monocyclia gestellt wird, in eine einzige Gattung P’hyllophorus zu vereinigen sind. Im Innern dieser Gattung ist die Anordnung der Fühler nur für die Ab- srenzung der Arten von Wichtigkeit. Ebenso verhält es sich mit der gleichfalls von Lampert zu den Amphicyclia gerechneten Gattung Pseudo- cucumis (+ Amphieyelus), während die Zutheilung der Gattung Actino- cucumis zu den Amphicyclia nur auf der noch ganz unsicheren Annahme beruht, dass auch sie einen inneren Fühlerkranz besitze. — Von viel grösserer Bedeutung ist die Form der Fühler (S. 97”—98), welche sich, seitdem Lesueur und Grube (s. 5. 304 u. 308) darauf hingewiesen, als ein Hülfsmittel für die Unterscheidung der Familien vortrefflich bewährt hat. Namentlich gilt das für die Aspidochirotae und Dendrochirotae, von denen jene durch ihre schildförmigen, diese durch ihre baumförmigen Fühler gekennzeichnet sind. Gefiederte (und gefingerte) Formen der Fühler finden sich nur bei den Synaptiden und Molpadiiden und führen durch die bei Chiridota auftretende peltato-digitate Ausbildung zur Gestalt der Aspidochirotenfühler hinüber. Noch mehr nähert sich die bei den Elasipoden vorherrschende Fühlerform derjenigen der Aspidochiroten, wenn auch ihre Endabstutzung fast niemals so kräftig und reich ent- wickelt ist, wie das bei den Aspidochiroten die Regel ist. Zur Unter- scheidung der Gattungen und Arten im Inneren der einzelnen Familien erweisen sich die Fühlerformen besonders brauchbar bei den Molpadiiden und Synaptiden, da die Zahl ihrer Fiederäste (Nebenäste) bei jeder Art nur innerhalb enger Grenzen zu schwanken pflegt. Auch der Umstand, ob die Fiederäste durch eine Membran eine Strecke weit verbunden sind oder nicht, oder ob das Fühlerendstück zusammengeklappt und zurück- gezogen werden kann, lässt sich in der Familie der Synaptiden mit Vor- theil für die Abgrenzung der Arten benützen. — Die Verbindung der Fühlerkanäle mit den Centraltheilen des Wassergefässsystemes gestattet die Unterscheidung der beiden Ordnungen der Actinopoda und Paractino- poda. Bei jenen zweigen die sämmtlichen Fühlerkanäle (S. 120—123) in Bronn, Klassen des Thier-Reichs. I. 3. wi! 322 Seewalzen. vollständiger Homologie mit den Füsschenkanälen von den Radialkanälen ab, während bei den Paractinopoden nur ein Theil der Fühlerkanäle diese Beziehung festgehalten hat, die übrigen aber ihren Ursprung auf den Ringkanal verlagert haben. Die Fühlerampullen (S. 123—125) lassen sich mit Vortheil für die Unterscheidung der Familien benutzen, da sie nur bei den Aspidochiroten und Molpadiiden in einer Weise ausgebildet sind, dass sie bei der Unter- suchung sofort ins Auge fallen. Für diese systematische Verwendung der Fühlerampullen fällt es wenig ins Gewicht, dass sie in schwächerer Ent- wicklung auch bei den Synaptiden vorkommen und bei den Dendrochiroten (5. 244) wenigstens angedeutet sind. Den Füsschen und Ambulacralpapillen (S. 99—111) ist, wie aus der geschichtlichen Darlegung (S. 303 — 315) erhellt, fast von Allen, welche sich mit der Systematik der Holothurien beschäftigt haben, eine hervorragende Bedeutung beigelegt worden. Von der allzu einseitigen Ausnutzung der Füsschen bei Brandt sind die späteren Forscher zwar zurückgekommen, aber noch in dem neuesten System von Th&el und Lampert geht die ganze Eintheilung in erster Linie von dem Vor- handensein oder Fehlen der Füsschen und Ambulacralpapillen aus. Wenn man indessen erwägt, dass morphologisch betrachtet Fühler und Füsschen homologe Gebilde sind und demnach die nur mit Fühlern versehenen Formen keineswegs ohne Weiteres als füsschenlos bezeichnet werden können, und wenn man ferner berücksichtigt, dass durch die Aufstellung einer Ordnung der Apoda die Molpadiiden von den ihnen näher ver- wandten *) Dendrochiroten entfernt und dafür mit den ihnen viel weniger nahe stehenden Synaptiden vereinigt werden, so ergibt sich, dass an einer Ordnung der Apoda nicht länger festgehalten werden kann. Unter- scheidet man die Füsschen, d. h. die äusseren Wassergefässanhänge überhaupt, als Körperfüsschen und Fühlerfüsschen, so bleibt die Abwesen- heit von Körperfüsschen immerhin ein sehr wichtiges Familienmerkmal, durch welches sich die Synaptiden und Molpadiiden von den übrigen Familien sondern. Im Inneren der mit Fühler- und Körperfüsschen aus- gestatteten Aspidochiroten, Dendrochiroten und Elasipoden werden dann die Füsschen weiterhin von grosser Wichtigkeit für die Unterscheidung ‚der Gattungen und Arten; ihre Form und ihre Anordnung, zum Theil auch ihre Zahl werden dafür benutzt. Man wird aber auch hier die Ein- seitigkeit vermeiden müssen, in diesen Gesichtspunkten allein ein durch- greifendes Mittel für die Begrenzung der Gattungen und Arten zu er- blicken. Auch die von den Füsschen genommenen Merkmale müssen für das System soweit als möglich in Combination mit anderen Merkmalen verwendet werden, wenn sich nicht solch unnatürliche Gruppirungen er- geben sollen, wie sie z. B. Semper und Theel in der Familie der *) Vergl. meine Abhandlung über Ankyroderma musculus in Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 51, 1891, pag. 591 u. £. Bedeutung der Körperform und der einzelnen Organe für das System. 323 Dendrochiroten vorgenommen haben. Sie zerlegen dieselbe nach der An- ordnung der Füsschen in die drei Unterfamilien der Stichopoda, Gastropoda und Sporadipoda und reissen dadurch Gattungen von so unzweifelhait naher Verwandtschaft, wie Phyllophorus und Pseudocueumis, Cucumaria und Thyone weit auseinander. Bei den Aspidochiroten erschwert die Unmöglichkeit einer scharfen Abgrenzung der typisch ausgebildeten Füsschen von den Ambulacralpapillen die Benutzung der Füsschenform für das System. Ob man so weit gehen kann auch die Zahl der Füsschen wenigstens in der Gruppe der Elpidiiden mit Theel als eine für die Art constante zu betrachten, scheint mir zweifelhaft und jeden- falls der sicheren Feststellung durch weitere Untersuchungen noch bedürftig. Der Steinkanal (S. 129—136) kann hinsichtlich seiner Gestalt, Grösse und Farbe allenfalls für die Unterscheidung einzelner Arten benutzt werden und selbst das nur in beschränktem Maasse, da auch bei derselben Art in den genannten Verhältnissen des Steinkanals mancherlei Schwankungen vorkommen. Der Umstand dagegen, ob der Steinkanal in einfacher oder mehrfacher Zahl auftritt, hat insofern wenigstens eine grössere systematische Bedeutung, als wir bis jetzt weder bei den Molpadiiden noch bei den Elasipoden einen mehrfachen Steinkanal kennen. Bei den übrigen Familien finden sich Arten mit einfachem und Arten mit mehrfachem Steinkanale in derselben Gattung, und auch bei Arten, welche überhaupt mehr als einen Steinkanal besitzen können, schwankt die Zahl derselben wieder in oft recht weiten Grenzen; daraus ergibt sich, dass selbst für die Artabgrenzung die Vermehrung und Zahl der Steinkanäle nur in Ver- bindung mit anderen unterscheidenden Merkmalen verwendet werden kann. Die nur bei einem Theile der Elasipoden gegebene Eigenthümlich- keit, dass der Steinkanal an seiner primären offenen Verbindung mit der Aussenwelt dauernd festhält, lässt sich ebenfalls kaum als Gattungsmerkmal gebrauchen; wenigstens gibt es unter den bis jetzt unterschiedenen Elasi- poden-Gattungen nur die eine Kolga, welche auf dieses Merkmal hin von der nächstverwandten Irpa gesondert worden ist. Der feinere Bau des Madreporenabschnittes scheint nur für die Begrenzung einer einzigen Familie, nämlich der Aspidochiroten, in dem hier auftretenden Sammel- raume (S. 136) ein systematisches Hülfsmittel darzubieten, sonst aber, bei den übrigen Familien, nur für die Unterscheidung der Gattungen und insbesondere der Arten von einigem Belang zu sein. Die Poli’ssche Blase gestattet eine systematische Verwendung nur in sehr geringem Maasse. Man kann allenfalls den Umstand, dass wir bis jetzt bei den Molpadiiden, Psychropotiden und Deimatiden noch keinen einzigen Fall kennen, in welchem mehr als eine Poli’sche Blase vorhanden wäre, in die Charakteristik dieser Familien bez. Unterfamilien aufnehmen, muss aber bei den schwankenden Zahlverhältnissen (S. 114—116), in welchen die Poli’sche Blase bei den übrigen Holothurien auftritt, gewärtig sein, dass über kurz oder lang auch in jenen Gruppen Fälle von Ver- 2 324 Seewalzen. mehrung der Poli’schen Blase bekannt werden. Selbst für die Unter- scheidung der Arten ist die Ein- oder Mehrzahl der Poli’schen Blase nur ein höchst unsicheres Merkmal. Die Geschlechtsorgane (S. 180 — 193) geben uns für die Unter- scheidung der Familien keinerlei durchgreifende Merkmale an die Hand. Es konnte allerdings eine Zeit lang scheinen, dass die Synaptiden und Molpadiiden sich durch zwitterige Beschaffenheit ihrer Genitalschläuche von allen anderen Holothurien trennen. Ich habe aber weiter oben (S. 180-183) des Näheren gezeigt, dass dem nicht so ist, dass vielmehr die behauptete Zwitterigkeit bei den Molpadiiden noch in keinem einzigen Falle genügend festgestellt ist, während sie bei den Synaptiden nicht der ganzen Familie, sondern nur einer Anzahl Arten und vielleicht zwei ganzen Gattungen (Synapta und Anapta) zukommt. Auch die Lage der äusseren Geschleehtsöffnung (s. S. 183—185) lässt sich lediglich zur Unterscheidung der Arten verwenden, wenn auch im Grossen und Ganzen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Regel zutrifft, dass sie bei den Dendrochiroten zwischen oder nach innen von den Fühlern, bei den übrigen Familien aber ausserhalb des Fühlerkranzes liegt. Das Vorkommen einer Genital- papille ist ebenfalls nur als Artmerkmal oder gar nur als Geschlechts- unterschied zu verwerthen, und ähnlich sieht es mit der freilich nur von einzelnen Elpidiiden und Deimatiden bekannten Vermehrung der Geschlechts- öffnungen aus, welche bald eine rein individuelle, bald eine speeifische Eigenthümliehkeit zu sein scheint. Weiterhin sind auch die Länge des Genitalganges, die Entfernung der Geschlechtsbasis vom vorderen Körper- ende, die Grösse, Farbe, Form und Zahl der Genitalschläuche, soweit sie nicht vom Alter und vom geschlechtlichen Entwicklungszustand der Indi- viduen beeinflusst sind, nur für die Unterscheidung der Arten von Wichtig- keit. Dagegen wird der Umstand, ob die Genitalschläuche entweder wie sewöhnlich ein rechtes und ein linkes oder aber nur ein linkes Büschel bilden, in der Familie der Aspidochiroten zu einem Unterscheidungs- merkmal der Gattungen Stichopus, P’seudostichopus und Paelopatides von den Gattungen Mülleria, Holothwria« und Labidodemas. Bei anderen Familien kommt die Beschränkung der Genitalschläuche auf die linke Körperhälfte nur noch bei den Elpidiiden vor, sinkt aber hier zur Be- deutung eines Artmerkmales herab. Die Verdauungsorgane (S. 157—164) haben im Grossen und Ganzen keine besondere Bedeutung für das Holothuriensystem, denn sie liefern nur in wenigen Fällen Merkmale, welche sich für eine schärfere Scheidung der systematischen Gruppen benutzer lassen. Die Lage des Mundes kann bei manchen Familien und Gattungen in deren Diagnose als ein Hülfs- material aufgenommen werden, welches ihnen allerdings nicht auschliess- lich zukommt, so z. B. die endständige Lage desselben bei den Synaptiden und Molpadiiden, seine bauchständige Lage bei den Psychropotiden, seine rückenständige Lage bei den Gattungen P’solus, Psolidium, Theelia, Colo- chirus. In ähnlicher Weise wird die Lage des Afters manchmal zu einem Das System. 825 Hülfsmittel der Unterscheidung, so z. B. seine endständige Lage bei den Synaptiden und Molpadiiden, seine dorsale bei Psolus, seine ventrale bei Oneirophanta, Deima, sein Heranrücken an den Mund bei Rhopalodına. Nicht ohne systematischen Werth sind auch die Oralklappen und Pseudoral- klappen (S. 140) mancher Dendrochiroten, sowie die schon 5. 318 be- rührten Analpapillen. In den Kiemenbäumen (S. 165— 175) sieht man seit Jäger (110) und Brandt (33) mit Recht ein für die Systematik der Holothurien sehr wichtiges Organ. Der Mangel desselben trennt die Synaptiden und Elasi- poden von den damit ausgestatteten Molpadiiden, Dendrochiroten und Aspidochiroten. Da sich aber bei den Elasipoden wenigstens ein Rudiment (S. 166) der Kiemenbäume erhalten hat und da ferner die Synaptiden sich in anderen nieht minder wichtigen Punkten sehr wesentlich von den Elasipoden unterscheiden, so erscheint es als eine Ueberschätzung und allzu einseitige Verwerthung der Kiemenbäume, wenn man ihretwegen die ganze Klasse der Holothurien in zwei Ordnungen: Apneumona und Pneumonophora, eintheilt. Die relative Grösse der Kiemenbäume, sowie ihre Formverhältnisse lassen sich nur für die Unterscheidung der Arten benutzen und auch ihr Verhalten zu den Blutgefässen gibt kein vollständig durchgreifendes Gattungs- oder Familien-Merkmal ab, wenn auch im All- gemeinen die Regel zutrifft, dass eine innige Umspinnung des linken Kiemenbaumes durch Wundernetzgefässe eine Eigenthümlichkeit der Aspidochiroten ist. Die Cuvier’schen Organe (S. 173— 180) haben wegen ihres sporadischen Vorkommens nur für die Species - Unterscheidung einigen systematischen Werth und selbst bei derselben Art scheint ihr Vorkommen nicht einmal in allen Fällen constant zu sein. Die Wimperorgane (S. 223—229) sind ein besonderes und ganz ausschliessliches Merkmal der Synaptiden, innerhalb deren ihre Form, Grösse und Anordnung für die Unterscheidung der Arten benutzt werden kann. Das Blutgefässsystem gestattet eine Verwendung für die Systematik nur insoweit, als es bei den Aspidochiroten mächtiger entwickelt ist als bei den übrigen Familien und insbesondere die Wundernetzgefässe des Darmblutgefässsystemes bei der genannten Familie in der Regel den linken Kiemenbaum dicht umspinnen. III. Das System. Vorbemerkung. In der folgenden systematischen Zusammenstellung aller bis jetzt bekannten lebenden Holothurien ist bei jeder Gattung die für die Kenntniss der Gattung und ihrer Arten wichtigste . Literatur, alphabetisch geordnet nach den Namen der Autoren, angeführt; ferner sind die Synonyma der Familien und Gattungen in chronologischer Ordnung angegeben. Jeder Familie oder Unterfamilie geht eine Ueber- 326 Seewalzen. sicht der Gattungen voraus, welche als Schlüssel zum Bestimmen benutzt werden kann. Die alphabetisch geordnete Aufzählung der Arten einer jeden Gattung ist nicht etwa ein Abklatsch aus einem der vorhandenen Artverzeichnisse, sondern beruht auf einer ungemein zeitraubenden, mühe- vollen Revision, welehe mir nur durch die vieljährige, extensive und intensive Beschäftigung mit dem Gegenstande möglich war und sich, mit Ausnahme der Elasipoden, bei der Mehrzahl der Arten auf eigene An- schauung stützt; sie darf also eine selbstständige Bedeutung beanspruchen. Synonyme, Varietäten, unsichere oder mir wenigstens als solche erscheinende Arten sind ganz weggelassen; ihretwegen, sowie wegen der Beschreibung der angeführten Arten muss auf die bei jeder Gattung angeführte Literatur und auf das vortreffliche Theel’sche Werk (266, 267) verwiesen werden. Auch die Angaben über die horizontale und vertikale Verbreitung einer jeden Gattung sind durch eine eigens dazu von mir angestellte kartographische Zusammenstellung aller bekannten Fundorte neu gewonnen worden. Classis Holothurioidea. gg &5 = ( Fühlerampullen wohl ent- 2 [ | 3 EIE | wickelt; Kiemenbäume vor- s3 ES) 2 handen. . . » ..... 1. Fam. Aspidochirotae. = us cH-| FE © | keine Fühlerampullen; keine = \ © ?3 \ Kiemenbäume. . . . . 2. Fam. Elasipoda. IE 14 — os5B ER Füsschen u. Rückenpapillen klein, dr as jene in der Regel in allen drei -o5s8 RN ES ventralen Radien. . . . . . 1. Subfam. Psychropotidae. SSaR |3% soFn EX 8 | | Füsschen und Rückenpapillen 54 = Ss|28 Rückenpapillen zahlreich; Kalk- MAR Ba Stl gross, jene ring 10gliedrig 2. Subfam. Deimatidae. 355 | BEN der Regel a Rück A 05 ES \33 auf den beiden Br "5 PEantae seitlichen ven- | SeTIng an zahl, ar 25 Ew | tralen Radien; Dan fünf En»: l< ’ |aus den fün Fe 5% | | Radialstücken 8222 |28 | gebildet. . . 3. Subfam. Elpidüdae. ED 5 fr = Fühler baumförmig; Rückziehmuskeln sDS wohlentwickelt; Kiemenbäume vor- z Dig handen ; Fühlerampullen nicht deut- gr ich 2 u 0 oa nn nr „8: Ban, -Dendrochvrolae. = 2 2 es sind nur Fühler, aber keine Füsschen zur 8 Ausbildung gelangt; Fühler schlauchförmig om oder gefingert; Fühlerampullen wohl ent- 5 wickelt; Kiemenbäume vorhanden . . . 4. Fam. Molpadiüdae. Die äusseren Wassergefässanhänge entspringen nur zum Theil von den Radialkanälen, zum anderen Theil aber vom Ringkanal und treten nur in Gestalt von Fühlern ira Umkreis des Mundes auf: II. Ordnung. Paractinopoda. Fühler fiederförmig, ohne deutliche Ampullen; keine Kiemenbäume; mit Wimpertrichtern an der Wand der Leibeshöhlle . . 2 2.2... 5. Fam, Synaptidae. Das System; Aspidochrrotae. 327 Uebersicht der Zahl der Gattungen und Arten (Dezember 1890). Gattungen Arten 1. Aspidochirotae‘ . :. . . . 6 158 DISHLASIBOAGE A en 19 61 a. Psychropotidae . . . . 1 17 bE Desmatidae', 2°... - 6 12 we Hipidsiadae 3%, .2. 2% Io 32 3. Dendrochirotae . zur 11 181 42-Mobpadüdae‘. ; » ı.>: 6 32 5. Synaptidae . e 7 s1 Zusammen 49 513 I. Ordnung. Actinopoda Ludwig 1891. Alle äusseren Anhänge des Wassergefässsystemes ent- springen von den Radialkanälen und treten im Umkreis des Mundes als Fühler, auf dem übrigen Körper als Füsschen (und Ambulacralpapillen) auf; während Fühler stets vorhanden sind, können dem Körper die Füsschen (und Papillen) ganz fehlen. 1. Familie. Aspidochirotae Grube 1840. (£oreis Schild, xsio Hand, Arm.) Füsschen (und Ambulacralpapillen) vorhanden. Mund oft mehr oder weniger bauchständig. Körper seltener drehrund, meistens mit deut- licher Abflachung der Bauchseite. 18—30 (in den meisten Fällen 20) schildförmige Fühler; die Fühlerkanäle entspringen von den Radial- kanälen; Fühlerampullen wohl entwickelt. Kalkring aus 5 Radial- und 5 Interradialstücken gebildet, von denen jene gewöhnlich vorn einen Einschnitt besitzen. Gehörbläschen fehlen. Steinkanal oft zahlreich und stets in seinem Madreporenabschnitt eomplieirter gebaut als bei den übrigen Familien. Längsmuskeln der Körperwand in der Regel zweitheilig; Rück- ziehmuskeln fehlen; Quermuskulatur in den Radien unterbrochen. Kiemenbäume vorhanden, kräftig ausgebildet, der linke von den Wundernetzgefässen des Darmblutgefässsystemes umsponnen. Cuvier’sche Organe häufig vorhanden. Die Geschlechtsschläuche oft nur in der linken Körperhälfte entwickelt. Kalkkörper der Haut vorzugsweise in Form von Stühlchen und Schnallen. 6 Gattungen mit 158 Arten. Die Aspidochiroten gehören ganz vorwiegend dem indopaeifischen Gebiete an. Allein von den beiden Hauptgattungen Holothuria und Stichopus, welehe zusammen 137 Arten umfassen, finden sich mehr als 328 Seewalzen. zwei Drittel der Arten in diesen Gegenden, ebenso leben daselbst die allermeisten Mülleria- und sämmtliche Labidodemas-Arten. Während in den warmen Meeren zahlreiche Aspidochiroten vorkommen, nimmt ihre Artenzahl nach den Polen zu rasch ab. Fast alle sind Küstenbewohner; nur wenige (4 Holothuria-Arten, 5 Stichopus-Arten, die 4 Arten der Gattung Paelopatides und die beiden Arten der Gattung Pseudostichopus) leben unter- halb der 150 Faden-Linie. Uebersicht der sechs Gattungen der Aspidochiroten. After mit Kalkzähnen ; Genitalschläuche nur in einem Büschel; Ambulacral- anhänge in Form von Rückenpapillen und Bauchfüsschen . . . . . 1. Mülleria. Ambulacralanhänge über den ganzen Körper ver- Genital- theilt und meistens ohne Reihenstellung, seltener schläuche nur J] auf dem Bauche in Längsstreifen . . . . . . 2. Holothuria. © in einem ‘= Büschel; Ambulacralanhänge nur auf den Radien und zwar S in zweizeiliger Anordnung . . 2 .2.2.2.2...8. Labidodemas. = rn Ambulacralanhänge nur (?) in Form von Füsschen ; 5 After in einer senkrechten Furche . . . . . . 4. Pseudostichopus. © 8 Körper abgerundet vierkantig; B> Genital- Füsschen auf den drei ven- schläuche in Ambulacral- tralen Radien meistens in Längs- zwei Büscheln; | anhänge in Form | streifen; Rückenpapillen auf von Füsschen und J warzenförmigen Erhebungen . 5. Stichopus. Papillen; After ohne jede Aus- | Körper niedergedrückt, mit zeichnung; Randsaum; Füsschen nur im mittleren und hinteren Theile des mittleren ventralen Radius 6. Paelopatides. 1. Mülleria*) Jäger 1833. (+ Microthele Brandt 1835. — Actinopyga Bronn 1860.) 20 oder (seltener) mehr als 20 Fühler; mit abgeflachter Bauch- und gewölbter Rückenseite, jene mit zahlreichen Füsschen, diese mit mehr oder weniger dicht gestellten Papillen; die Füsschen lassen mitunter eine Anordnung in Längsstreifen erkennen; in der Haut keine C-förmigen Kalkkörper; Genitalschläuche in einem (linken) Büschel; After von fünf Kalkzähnen umstellt. Literatur: Bell (22, 23, 24); Brandt (33); Jäger (110); Lampert (134); Ludwig (147, 152, 154, 156, 157, 160, 161a, 161b); Haacke (174); Quoy und Gaimard (214); Selenka (229, 230); Semper (238, 239); Theel (267); Verrill (277). *) Wenn Bell an Stelle dieses vollständig eingebürgerten Namens erst (23) den Namen Jägeria, dann (24) den von Bronn vorgeschlagenen Namen Actinopyga eingeführt wissen will, weil damals, als Jäger die Gattung Mülleria aufstellte, dieser Name schon zehn Jahre lang durch Ferussac an eine Muschelgattung vergeben war, so möchte ich ihm darin nicht folgen, da eine Verwechselung mit jener seltenen südamerikanischen Süsswassermuschel wohl kaum zu besorgen ist. Das System; Aspedochirotae. 329 12 Arten: agassizü Sel., echinites Jäg., excellens Ludw., flavo-castanea Theel, formosa Sel., hadra Sel., lecanora Jäg., maculata (Br.), mauritiana (Quoy und Gaim.), miliaris (Quoy und Gaim.), obesa Sel., parvula Sel. Nur die beiden Arten mauritiana und agassizii haben mehr als 20 (25—27) Fühler. In ihrem Vorkommen ist diese Gattung fast ganz auf den Tropen- gürtel beschränkt und hier wieder besonders charakteristisch (10 Arten) für das indopaeifische Gebiet (Rothes Meer, Ostafrika, Ceylon, ostindische Inseln, Philippinen, Südsee-Inseln); nur zwei Arten (agassizit und flavo- castanea) gehören ausschliesslich dem atlantischen Gebiete an. Eine Art (flavo-castanea) ist nur subtropisch (Madeira) bekannt, während mehrere andere (agassizü, lecanora, maculata, mauritiana, parvula) aus dem Tropen- gebiete in angrenzende subtropische Bezirke ein wenig hineinreichen. Alle Arten scheinen echte Küstenbewohner zu sein, die nur in ganz ge- ringe Tiefen (einige Faden) herabsteigen. 2. Holothuria Linne 1755 (XVII, 2, 5). (+ Bohadschia Jäger 1833 + Trepang Jäger 1833 partim + Sporadipus Brandt 1835 + Cystipus Haacke 1880). 20 oder (seltener) mehr als 20 Fühler; Bauchfläche nicht immer deutlich; die über den ganzen Körper vertheilten Ambulacralanhänge sind entweder nur Füsschen oder nur Papillen oder auf dem Bauche Füsschen und auf dem Rücken Papillen; nur selten sind die Füsschen auf dem Bauche in Längsstreifen geordnet; in der Haut keine C-förmigen Kalk- körper; Genitalschläuche in einem (linken) Büschel; After ohne Kalk- zähne, aber manchmal fünfstrahlig. Literatur: Bell (19, 20, 21, 22); Brandt (33); Delle Chiaje (38, 39); Düben und Koren (54); Forskal (65); Gmelin (69); Grube (S1, S5); Gunner (59); Heller (96); Jäger (110); Lampert (134 und *); Lesson (138); Ludwig (147, 149, 154, 156, 157, 160, 161a, 161b); v. Marenzeller (164, 165); ©. F. Müller (1SS); Pourtales (207); Quoy und Gaimard (211); Sars (221); Semper (238, 239); Selenka (229, 230); Sluiter (242 und **); Tiheel (267, 268). 109 Arten: aculeata Semp., africana Theel, albiventer Semp., anapinusa Lamp., aphanes Lamp., argus (Jäg.), atra Jäg., bowensis Ludw., caesarea Ludw., captiva Ludw., chilensis Semp., cinerascens (Br.), elemens Ludw., coluber Semp., cubana Ludw., curiosa Ludw., decorata v. Marenz,, dietrichüi Ludw., diffieilis Semp , diserepans Semp., edulis Less., enalia Lamp. , farcimen Sel., flavo-maculata Semp., forskalii Delle Chiaje, fusco- cinerea Jäg., fusco-punctata Jäg , fusco-rubra Theel, gracilis Semp., gräffe: Semp., grisea Sel., heller v. Marenz., humilis Sel., imitans Ludw., immobilis Semp., impatiens (Forsk. (XVII, 2), inermis Bell, inhabilis Sel., inornata Semp., intestinalis Ascan., kaprolaniae Bell, klunzingeri Lamp., köllikeri Semp., kubaryi Ludw., kurt! Ludw.***), Zactea Theel, lagoen«a *) Zoolog. Jahrb. IV. 1889. **) Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch- Indie. XLIX. Batavia 1389. ###) — Jamperti Sluit. Sluiter hat bei der Namengebung seiner H. lamperti im Jahre 1889 (Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie, XLIX, Batayia) übersehen, dass ich bereits drei Jahre früher denselben Speciesnamen an eine ganz andere Holothurienart vergeben habe (160). Es muss also die Sluiter’sche Art wohl oder übel umgetauft werden. Um sie aber dem Forscher, dessen Namen ihr Sluiter gegeben, nicht zu entziehen , möge sie nach dessen Vornamen ZH. kurti heissen. 330 Seewalzen. Haacke, lamperti Ludw., languens Sel., lubrica Sel., ludwig: Lamp., macleari Bell, maculata (Br.), magellani Ludw., mammata Grube, marenzelleri Ludw., marmorata (Jäg.), martensiü Semp., mexicana Ludw., minax Theel, modesta Ludw., moebi Ludw., monacaria (Less.), murrayi Thcel, notabilis Ludw., occidentalis Ludw.. ocellata Jäg., olivacea Ludw., ondaatjei Bell, owurropa Sluit., papillata Bell, paradoxa Sel., pardalis Sel., pertinax Ludw., pervicax Sel., pleuripus (Haacke), polö Delle Chiaje, princeps Sel., pulla Sel., pyxis Sel., pyxoides Ludw., remollescens Lamp., rigida (Sel.), rugosa Ludw., saecularis Bell, samnoana Ludw., sanctori Delle Chiaje, scabra Jäg., sögnata Ludw., similis Semp., sluiteri Ludw., spinifera Theel, sgueamifera Semp., stellati Delle Chiaje, strigosa Sel., subditiva Sel., sulcata Ludw , tenuissima Semp., thomsoni Theel, tremula Gunn., truncata Lamp., tubulosa Gmel. (XVI, 3), unicolor Sel., vagabunda Sel., verrilli Theel, verrucosa Sel., victoriae Bell, vitiensis Semp., whitmaei Bell. Diese artenreichste aller Holothuriengattungen ist fast über alle Meere verbreitet, bevorzugt aber in auffallendem Maasse die Küsten der heissen Zone. Jenseits der Wendekreise nimmt ihre Artenzahl rasch ab und in den kälteren Gebieten der gemässigten Zonen, sowie an arktischen und antarktischen Küsten begegnen wir nur den drei Arten: öntestinalis, tremula (beide nordatlantisch) und magellani (in der Magellansstrasse). Zu diesen wenigen küstenbewohnenden Kaltwasserformen gesellt sich vielleicht auch noch pardalis, da sie ihren Verbreitungsbezirk aus den Tropen angeblich bis zu den Falkland-Inseln ausdehnt. Dazu kommen, ebenfalls als Kalt- wasser-Arten, die vier nachher zu erwähnenden Tiefsee-Bewohner. Alle übrigen Arten sind Warmwasser-Formen, welche ihre Heimath in den Tropen und den angrenzenden subtropischen Regionen haben. Rund drei Viertel derselben gehören dem indopacifischen Meeresgebiete an, wo sie sich namentlich in der ostindischen Inselwelt und an den Südsee- Inseln allenthalben und in reicher Mannigfaltigkeit vorfinden; das übrige Viertel der Arten bewohnt das atlantische Gebiet und hier wieder in be- sonderer Bevorzugung den westindischen Bezirk. Nicht weniger als sechs Arten (atra, imitans, impatiens, lubrica, maculata, rigida) dehnen ihren Wohnsitz rings um die Erde aus, indem sie sowohl im atlantischen als im indopaeifischen Gebiete vorkommen; zwei andere (languens, subditiva) sind wenigstens westlich und östlich von Centralamerika gefunden worden. Von der Regel, dass die Arten dieser Gattung echte Küstenbewohner sind, welche nur selten bis zu 50 Faden herabsteigen, machen nur vier Arten eine Ausnahme, indem sie in mehr als 150 Faden bis zu 2900 Faden leben (lactea, murrayi, verrilli, thomsoni). 8. Labtidodemas Selenka 1867. (Aaßis Griffel, Stummel, dguas Gestalt.) 20 Fühler; Bauchfläche undeutlich; Ambulacralanhänge (in der Regel Füsschen) nur auf den Radien und hier in zweizeiligen Reihen geordnet; in der Haut sind C-förmige Kalkkörper vorhanden oder fehlen; Genital- schläuche in einem (linken) Büschel; After ohne Kalkzähne. Literatur: Lampert (134); Ludwig (147); Selenka (229); Semper (238); Theel (267). 3 Arten: dubiosum Ludw., selenkianum Semp., semperianum Sel. Das System; Aspidochrrotae. 33l Die Gattung ist nur von den Küsten einiger tropischen Südsee-Inseln bekannt. 4. Pseudostichopus Theel 1886. 20 (oder 19) Fühler; Ambulacralanhänge nur (?) in Form von Füsschen, welche an der Bauchseite nicht in der für Stichopus kenn- zeichnenden Weise in drei Längstreifen stehen; Genitalschläuche in zwei Büscheln (einem rechten und einem linken); After in einer senkrechten Furche, ohne Kalkzähne; Kalkkörper der Haut unbekannt. Literatur: Theel (267). 2 Arten: mollös Theel, vellosus Theel. Die Abgrenzung dieser Gattung leidet an einer gewissen Unsicherheit, da die wenigen hierhin gehörigen Arten noch zu ungenügend bekannt sind. Besonders (aber nicht ausschliesslich) im südlichen und antarktischen Theile des atlantischen, indischen und stillen Oceans, in Tiefen von 50—2900 Faden, meistens auf Schlamm- oder Schliekboden. 5. Stichopus Brandt 1835 (XVIL, ]). (otiyos Reihe, zrovs Fuss.) (+ Trepang Jäg. 1833 partim -+ Diploperideris, Perideris, T’helenota Brandt 1835.) 20 (seltener weniger: 19, 18) Fühler; Körper abgerundet vierkantig, mit flacher Bauchseite, auf welcher Füsschen meistens in drei deutlichen Längsstreifen stehen; auf dem Rücken Papillen, welche von walzen- förmigen Erhebungen getragen werden und häufig in Längsreihen an- geordnet sind; in der Haut sind C-förmige Kalkkörper oft vorhanden; Genitalschläuche in zwei Büscheln (einem rechten und einem linken); After ohne Kalkzähne. Literatur: Bell (13, 19); Brandt (33); Cuvier (45); Danielssen und Koren (50); Greeff (79); Grube (S1); Heller (96); Jäger (110); Lampert (134 und *); Ludwig (147, 149, 154, 156, 157); v. Marenzeller (167); G. O. Sars (219); M. Sars (221 und in 120); Selenka (229, 230); Semper (238, 239); Theel (265, 267, 268). 28 Arten: ananas (Jäg.), assimilis Bell, badionotus Sel., challengeri Theel, chloronotos Br., errans Ludw., fuscus Ludw., godefroyi Semp., haytiensis Semp., horrens Sel. (XVII, 1), japonicus Sel., johnsoni Thöel, kefersteinii Sel., laevis Sluit., maculatus Greeff, moeber Semp., moseleyi Theel, naso Semp., natans Sars, paradoxus Lamp., pourtalesi Theel, regalis (Cuv.), sitchaensis (Br.), sordidus Theel, tizardi Theel, torvus Theel, variegatus Semp., vastus Sluit. Ungefähr zwei Drittel der Arten sind bis jetzt nur aus dem indo- pacifischen Gebiete bekannt, die übrigen aus dem atlantischen. Sie bevor- zugen die tropischen und subtropischen Küsten, dringen aber doch etwas weiter und auch in einer grösseren Artenzahl gegen die Pole vor, als das bei Mülleria der Fall ist. Am weitesten nordwärts leben natans, *) Zoolog. Jahrb. IV. 1889. 332 Seewalzen. tizardi und sitehaensis; im Mittelmeer und an Südwesteuropa regalis. Jenseits des südlichen Wendekreises finden sich challengeri, fuscus, moseleyi, sordidus und torvus. Nur wenige sind in tiefem Wasser (150 — 1375 Faden) gefunden worden (challengeri, moseleyi, natans, pourtalesi, torvus) und scheinen echte Tiefseeformen zu sein; die übrigen sind Küstenbewohner. 6. Paelopatides Theel 1886. (rınAos Lehm, Schlamm, rrareo ich betrete.) 20 (oder 19) Fühler; Körper niedergedrückt mit ziemlich ansehnlichem Randsaume; eine zweizeilige Längsreihe von Füsschen besetzt den mittleren und hinteren Theil des mittleren ventralen Radius, lässt aber dessen vorderen Abschnitt ganz frei; einzeilige Reihen von Papillen be- setzen den Rand des Körpersaumes und die beiden dorsalen Radien; (Genitalschläuche in zwei Büscheln (einem rechten und einem linken); After ohne Auszeichnung. Literatur: Theel (267, 268). 4 Arten: agassizii Theel, appendiculata Theel, aspera Theel, confundens Theel. Die Gattung ähnelt im Gesammtaussehen der Psychropotiden-Gattung Euphronides. Die Gattung ist bis jetzt ausschliesslich aus der Tiefsee bekannt, wo sie in 565 — 2225 Faden auf schlammigem (seltener Schlick-) Boden bei einer Temperatur von 1,4—8,7° C. lebt. Drei Arten gehören dem Gebiete des stillen Oceans an, eine dem atlantischen. Als vollständig unsichere Gattungen sind der Vollständigkeit halber bei den Aspi- dochiroten zu erwähnen: A. Pentadactyla Hutton 1879. Literatur: Hutton (108, 109); Lampert (134); Theel (267). 1 Art: longidentis Hutt., Neuseeland. B. Ananus Sluiter 1880. Literatur: Lampert (134); Sluiter (241); Theel (267) #) 1 Art: holothurioides Sluit., Batavia. 2. Familie. Elasipoda Theel 1879, 1882. Füsschen (und Ambulacralpapillen) vorhanden. Mund mehr oder weniger bauchständig. Körper fast ausnahmslos mit deutlicher Abflachung der Bauchseite. In der Regel 10, 15 oder 20 annähernd oder deut- lich schildförmig gestaltete Fühler; die Fühlerkanäle entspringen von den Radialkanälen. Kalkring entweder nur aus fünf Radialstücken oder auch aus fünf vollkommen oder unvollkommen entwickelten Inter- radialstücken gebildet. An den Radialnerven sind häufig Gehörbläschen vorhanden. Steinkanal stets in der Einzahl und nicht selten durch die Haut hindurch mit der Aussenwelt in unmittelbarer Verbindung. Längs- muskeln der Körperwand einfach; Rückziehmuskeln fehlen; Quer- *) Vergl. auch meine Bemerkung auf S. 138 dieses Werkes. Das System; Klasipoda. 339 muskulatur in den Radien unterbrochen. Kiemenbäume fehlen oder nur durch ein Rudiment angedeutet. Keine Cuvier’schen Organe. Die Geschlechtsschläuche manchmal uur in der linken Körperhälfte entwickelt. Unter den Kalkkörpern der Haut sind vierarmige Kreuze besonders häufig. 19 Gattungen mit 61*) Arten, welche sich auf die 5 Unterfamilien der Psychropotiden, Deimatiden und Elpidiiden vertheilen. In ihrem Vorkommen erweisen sich die Elasipoden als echte charakte- ristische Bewohner der Tiefsee. Nur Elpidia glacialis und Ilyodaemon maculatus kommen schon in Tiefen von weniger als 150 Faden vor, E. glacialis in 35—50, I. maculatus in 95 Faden. Letztere Art steigt über- haupt nur bis 150 Faden herab, während E. glacialis bis in Tiefen von .2600 Faden bekannt ist. In Tiefen von 150—500 Faden fanden sich fünf Arten, von denen drei auch noch tiefer vorkommen. In 500—1000 Faden leben acht Arten, darunter vier, welehe nur in dieser Zone bekannt sind. In Tiefen von 1000—2000 Faden wurden 34 Arten erbeutet, darunter 22, welche weder in höheren noch in tieferen Zonen angetroffen wurden. Endlich in Tiefen von noch mehr als 2000 Faden wurden 25 Arten gefischt, darunter 15, welche aus geringeren Tiefen als 2000 Faden überhaupt nicht bekannt sind. Diese 15 ausschliesslich in mehr als 2000 Faden Tiefe lebenden Arten sind: Parelpidia elongata, cylindrica, Elpidia verrucosa, rigida, Scoto- planes mollis, papillosa, Peniagone wyvillii, lugubris, atrox, Scotoanassa diaphana, Achlyonice paradoxa, Deima validum, fastosum, Psycheotrephes exigua und Benthodytes abyssicola. Der Boden, auf welchem sich Elasipoden finden, ist meistens feiner Schlick (entweder Globigerinen- oder Diatomeen-Schlick oder „grauer“ Schlick, seltener Radiolarien-Schlick), oft auch Thon (rother oder Biloeulina- Thon, seltener sandiger Thon) oder Schlamm (,„grauer‘“ Schlamm, seltener brauner Schlamm, sandiger Schlamm oder Biloculina-Schlamm). An den Fundorten herrscht durchweg eine sehr niedrige Temperatur: 0,2—2° C.; nur wenige Arten sind aus etwas wärmerem Wasser bekannt geworden: Kolga nana aus 2,80%, Lactmogone violaces aus 2,2°, L. spongiosa aus 3,8%, L. wyville-thomsoni aus 5,0%, Euphronides depressa und Benthodytes typica aus 3,1%, Pannychia moseleyi aus 2,2—4,2°, Ilyodaemon maculatus aus DEU. GC: Im Gegensatze zu The&el fasse ich**) die Elasipoda nicht als eine besondere Ordnung der Seewalzen, sondern nur als eine mit den Aspi- *) Hier sind die vier von Perrier (200) angegebenen neuen Arten mitgezählt. Auch sind sie im Folgenden bei den betr. Gattungen angeführt, konnten aber für die Angaben über die geographische Verbreitung der Gattungen nicht benutzt werden, da Perrier die Fundorte derselben noch nicht veröffentlicht hat. #*%) Vergl. meine soeben erschienene Abhandlung: „Ankyroderma musculus U. S. W., nebst Bemerkungen zur Phylogenie und Systematik der Holothurien“, Zeitschr. f. wissensch. 270012 Bd2 51. 1891. 5. 596 uf. 534 Seewalzen. dochiroten, Dendrochiroten u. s. w. gleichwerthige Familie auf. Im Inneren dieser Familie erhalten dann die drei von The&el unterschiedenen Familien der Psychropotiden, Deimatiden und Elpidiiden den Rang von Unterfamilien. Die von demselben Forscher herrührende Abgrenzung der Elasipoden - Gattungen scheint mir nicht überall eine glückliche zu sein und wird wohl durch spätere Untersuchungen noch mancherlei Ab- änderungen erfahren. Da aber eine eingehende Kritik nur an der Hand der seltenen, mir nur in höchst beschränktem Maasse zu Gebote stehenden Objekte vorgenommen werden kann, so muss ich mich im Folgenden darauf beschränken, der Th&el’schen Systematik der Elasipoden-Gattungen einfach zu folgen. 1. Subfamilie. Psychropotidae Theel 1882. Mund ganz bauchständig. Füsschen klein, in der Regel in allen drei Radien der Bauchseite. Ambulacralpapillen des Rückens klein, aber doch vorhanden. Kalkring nur unvollkommen zehngliedrig, indem die Interradialstücke durch zahlreiche kleinere Kalkkörperchen ersetzt sind. 4 Gattungen mit 17 Arten. Die Unterfamilie ist bis jetzt hauptsächlich aus antarktischen, süd- und centralpacifischen, süd- und westatlantischen Meeresgebieten bekannt, da- gegen noch unbekannt aus nordpacifischen, nordatlantischen und arktischen Gebieten. Das Vorkommen einer Art: Benthodytes typica westlich von der Gibraltarstrasse lässt vermuthen, dass sie sich vielleicht auch einmal im Mittelmeere (aus dem bis jetzt überhaupt noch keine einzige Elasipoden- form bekannt ist) wird nachweisen lassen. In Bezug auf die Tiefe ihres Vorkommens scheinen die Mitglieder dieser Unterfamilie in noch viel ausgesprochenerem Maasse Tiefsee- bewohner zu sein als die Elpidiiden und Deimatiden, da wir sie bis jetzt nur aus Tiefen von 855 — 2750 Faden kennen; fast alle leben weit unter der 1000 Faden-Linie; die Gattungen Psycheotrephes, Psychropotes und DBenthodytes steigen bis unter 2000 Faden herab. Uebersicht der vier Gattungen der Psyehropotiden.*) Mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen . . . 2. 2 2.2.2.2... 1. Psycheotrephes. Körper sehr niedergedrückt; Rückenanhang ziemlich kurz, vorn auf dem hinteren Rücken mit einem grossen, | Körperdrittel. . . . . 2. Euphronides. in der Regel quergestellten Anhang auf dem mittleren Körper vorn nieder- Wittreene Interradius; gedrückt, hinten höher; Radius mit einer Rückenanhang sehr lang, doppelten nahe am hinteren Körper- Füsschenreihe; ende .. . a ne pur EYERTOROIE: Rücken ohne jenen grossen Anhang . . . . . . 4. Benthodytes. *) Nach Thtel (266). Das System; Plasipoda. 335 1. Psycheotrephes Theel 1882. (wiyos Kälte, ro&pw ich ernähre, lasse wachsen.) Körper sehr dünn und niedergedrückt; Randsaum am Vorder- und Hinterende ziemlich breit; Mund und After ventral und in einigem Abstande von den Körperenden; 10 Fühler; Füsschen in einer einfachen Reihe dem Randsaume entlang; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen; auf dem Rücken einige winzige Papillen. Literatur: Thöel (266). 1 Art: exigua Theel. Im centralen Theile des paeifischen Oceans, in 2750 Faden Tiefe. 2. Euphronides Theel 1882. (Evgoovidns Sohn der Nacht.) Körper sehr dünn und niedergedrückt; Randsaum besonders am Vorder- und Hinterende ziemlich breit; Mund und After ventral und in einigem Abstande von den Körperenden; 18 Fühler; Füsschen in einer einfachen Reihe dem Randsaume entlang und in einer doppelten Reihe im mittleren ventralen Radius; Rücken mit einigen Paaren kleiner Papillen und mit einem grossen, kegelförmigen oder an der Spitze zweitheiligen Anhange, welcher vorn auf dem hinteren Drittel des mittleren dorsalen Interradius steht. Literatur: Perrier (200); Theel (266, 268); Verrill (253). 3 Arten: cornuta Verr., depressa Theel, talismani Pervier. West- und ostatlantisch, sowie im südöstlichen Theile des stillen Oceans, in Tiefen von 855 — 1920 Faden. 3. Psychropotes Theel 1882 (XV, 3, 4). (wvygorcorns einer der kaltes Wasser trinkt.) Körper vorn ziemlich dünn und niedergedrückt, nach hinten allmäblich an Höhe zunehmend; Randsaum vorn ziemlich breit; Mund und After ventral, in grösserem oder geringerem Abstande von den Körperenden; 10—18 Fühler; Füsschen in einer einfachen Reihe dem Randsaume ent- lang und in einer doppelten Reihe im mittleren ventralen Radius; Rücken mit einer kleinen Anzahl kleiner Papillen und mit einem sehr grossen, breiten, platten Anhang, der weit hinten quer auf dem mittleren dorsalen Interradius steht. Literatur: Perrier (200); Theel (266). 4 Arten: buglossa Perrier, longicauda Theel (XV, 3, 4), loveni Theel, semperiana Theel. Antarktisch, südpacifisch und südatlantisch, in Tiefen von 1375 bis 2500 Faden. 4. Benthodytes Theel 1882 (XV, 5). (#&v$os Meerestiefe, durns Taucher.) Körper mehr oder weniger niedergedrückt; Randsaum vorn ziemlich breit; Mund ventral und in grösserem Abstande vom Vorderende; After dorsal, fast endständig; 12 (?) bis 20 Fühler; Füsschen in einer einfachen 336 Seewalzen. Reihe dem Randsaume entlang und in einer doppelten Reihe im mittleren ventralen Radius; Rücken selten ganz nackt, meistens mit einer grösseren oder kleineren Anzahl zurückziehbarer oder nicht zurückziehbarer, mehr oder weniger unansehnlicher Papillen, welche entweder in jedem dorsalen Radius in einer einfachen oder unregelmässig doppelten Reihe stehen oder über die seitlichen dorsalen Interradien zerstreut sind. Literatur: Theel (266, 268); Verrill (283). 9 Arten: abyssicola Theel, assimils Theel, gigantea Verr., mamillifera Theel, papilifera 'Thtel, sangwinolenta Theel (XV, 5), selenkiana 'Theel, sordida "Theel, typica Theel. Im südlichen, westlichen und südöstlichen paeifischen Ocean, ferner antarktisch und westantlantisch, endlich eine Art (typica) westlich von der Meerenge von Gibraltar; in Tiefen von 938—2750 Faden. 2. Subfamilie. Deimatidae Theel 1882. Mund nicht ganz bauchständig. Füsschen gross, in der Regel nur auf den beiden seitlichen Radien der Bauchseite. Rückenpapillen grösser als bei den Psychropotiden und zahlreich. Kalkring aus fünf Radial- und fünf Interradialstücken gebildet. 6 Gattungen mit 12 Arten. In ihrer geographischen Verbreitung zeigt die Unterfamilie der Deima- tiden einen weniger ausgesprochenen arktischen oder antarktischen Charakter als die Elpidiiden, da sie ausser dem südlichen indischen, stillen und atlantischen Ocean auch im westlichen Theile des stillen Oceans und im westindischen Meeresgebiete vertreten ist. In den grössten Tiefen (1375—2900 Faden) lebt die Gattung Oneiro- phanta; auch Laetmogone und Deima kommen in Tiefen von mehr als 1000 Faden vor, sind aber auch schon in Tiefen von 83355 — 570 Faden vertreten, während /lyodaemon, Orphnurgus und Pannychia bis jetzt nur oberhalb der 1000 Faden-Tiefe gefunden worden sind. Am wenigsten tief lebt die Gattung /Iyodaemon, da sie schon bei 95 Faden auftritt. Uebersicht der sechs Gattungen der Deimatiden.*) Fühler klein, zurückziehbar; Füsschen der seit- Haut meist ziemlich hart, | ,. i EIER - : ’| lichen ventralen Radien einreihig . . . . 1. Deima. mit zahlreichen Gitterplatten, die sich oft zu einem Panzer | = a Fühler gross, nicht zurückziehbar; Füsschen zasammendrängen ; 20Fühler 5 2 2 der seitlichen ventralen Radien zweireihig 2. Oneirophanta. Haut biegsam, mit zerstreuten dornigen Stäbchen; 20 Fühler. . . . . 3. Orphnurgus. 20 Fühler ; im mittleren ventralen Radius eine doppelte Füsschenreihe . . . 2... . 4. Pannychia. £ Ed Rückenpapillen sehr lang, in Haut sehr biegsaın, mit Räd- ee ! PINen BDRTERER, chen und Stäbchen , kreuz- ) 15 Fühler; im a SEE en R ’ fachen Reihe . . . . . 5. Laetmogone. förmigen und dichotomisch | mittleren ven- rerästelten Körperchen. tralen jus ' N ei 5 moraSLeEUgHOL Er ae Er Rückenpapillen kürzer, in } >? | jedem Radius in mehreren Reihen . . 2.2.2... 6. Ilyodasmon. *) Nach The&el (266). Das System; Elasipoda. 331 1. Deima Theel 1879 (XV, 9, 10). (detue Schreckbild.) 20 (?) zurückziehbare, kleine Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine einfache Reihe grosser Füsschen und darüber eine Reihe sehr langer, kegelförmiger, starrrer, nicht zurückziehbarer Papillen; eine Reihe ähnlicher Papillen in jedem Radius des Rückens; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen; Kalkkörper: diehtgedrängte, unregelmässig ge- rundete Gitterplatten, die einen ziemlich harten Panzer bilden. Literatur: Theel (266, 268). 3 Arten: dlakei Theel, fastosum Theel, validum Theel (XV, 9, 10). Im nördlichen und westlichen paecifischen und im westindischen Meere, in Tiefen von 570—2050 Faden. 2. Oneirophanta Theel 1879. (ovsıoopavr« Erscheinung, Phantom). 20 nicht zurückziehbare, grosse Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine Doppelreihe grosser Füsschen und darüber eine Reihe sehr langer, kegelförmiger, mehr oder weniger biegsamer, nicht zurückziehbarer Papillen; eine Reihe ähnlicher Papillen in jedem Radius des Rückens; mittlerer ventraler Radius mit einigen mehr oder weniger verkümmerten Füsschen; Kalkkörper: mehr oder weniger gedrängte, unregelmässig ge- rundete Gitterplatten, die zuweilen einen ziemlich harten Panzer bilden. Literatur: Theel (266). 1 Art: mutabilis Theel. Zeichnet sich durch ihre grosse geographische Verbreitung vor allen anderen Elasipoden aus, da sie im südatlantischen, südindischen, süd- pacifischen und nordpaecifischen Ocean vorkommt; in Tiefen von 1375 bis 2900 Faden. (2900 Faden = tiefstes, bis jetzt bekanntes Vorkommen einer Holothurie überhaupt.) 3. Orphnurgus Theel 1879. (oepvn Dunkelheit.) 20 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine einfache Reihe sehr grosser Füsschen und darüber eine Reihe schlanker, biegsamer Papillen; ähnliche Papillen dicht gedrängt und anscheinend in je zwei Reihen auf jedem Radius des Rückens; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen; Kalkkörper: zerstreute dornige Stäbchen. Literatur: Theel (266, 268). 1 Art: asper Theel. Westindisch, in 450—580 Faden Tiefe. 4. Pannychia Theel 1882. (rs Alles, vv& Nacht.) 20 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine einfache Reihe grosser Füsschen; im mittleren Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Il. 3. 22 338 Seewalzen. ventralen Radius eine doppelte Füsschenreihe; jederseits auf dem Rücken eine dichtgedrängte Reihe zahlreicher, schlanker Papillen; Kalkkörper: zahlreiche Rädchen (V, 7) und kleine rädchen-ähnliche Plättchen. Literatur: Theel (266). 1 Art: moseleyi Theel. Im südwestlichen Theile des pacifischen Oceans, in 700-950 Faden Tiefe. 5. Laetmogone Theel 1879. (+ Oryodora 'Theel 1879.) (Actrue Meerestiefe, yovy das Erzeugte.) 15 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine einfache Reihe sehr grosser Füsschen; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen; in jedem Radius des Rückens eine ein- fache Reihe auffallend langer, biegsamer, cylindrischer, nicht zurück- ziehbarer Papillen; Kalkkörper: zahlreiche Rädchen und Stäbchen oder kreuzförmige Körperchen. Literatur: Perrier (200); Petit (203); T’heel (266). 5 Arten: brongniarti Perrier, jourdaini Petit, spongiosa Theel, violacea Theel, wyville- thomsoni Theel. Antarktisch, süd- und nordwestpaeifisch, nordatlantisch, in Tiefen von 335—1800 Faden. 6. Ilyodaemon Theel 1879 (XV, 8). (ikvs Schlamm, deiuwv Geist.) 15 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; in jedem seitlichen ventralen Radius eine Doppelreihe grosser Füsschen; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen; in jedem Radius des Rückens drei oder vier unregelmässige dichte Reihen von zahlreichen, zurückziehbaren, schlanken, ziemlich langen Papillen; Kalkkörper: zahlreiche Rädchen und dichotomisch verästelte Körperchen. Literatur: Theel (266). 1 Art: maculatus Theel (XV, 8). Im westlichen Theile des stillen Oceans, in Tiefen von 95 — 150 Faden. 3. Subfamilie. Elpidiidae Theel 1882. Mund nicht ganz bauchständig. Füsschen gross, nur auf den seit- lichen Radien der Bauchseite. Rückenpapillen grösser als bei den Psychro- potiden, gering an Zahl. Kalkring nur aus fünf Radialstücken gebildet. 9 Gattungen mit 32 Arten. Die Unterfamilie der Elpidiiden scheint vorwiegend antarktisch zu sein. Nach unseren jetzigen Kenntnissen sind in den arktischen Ge- wässern nur die Gattungen Elpidia, Kolga und Irpa mit je einer Art Das System; Elasipoda. 339 vertreten. Die übrigen Arten gehören fast alle dem antarktischen Gebiete an, nur einige wenige finden sich im atlantischen und paeifischen Ocean. Fast alle leben in mebr als 1000 Faden Tiefe; nur die Gattung Elpidia macht eine Ausnahme, indem sie auch in weniger tiefem Wasser vertreten ist, ja sogar in einer Art: E. glacialis, schon bei 85 Faden an- getroffen wurde. In mehr als 2000 Faden Tiefe kommen vor die Gattungen Parelpidia und Scotoanassa, sowie eine Anzahl Elpidia-, Peniagone-, Achlyonice- und Scotoplames - Arten. Uebersicht der neun Gattungen der Elpidiiden.*) Körper sehr gestreckt, cylindrisch, Symapta- ähnlich; Rückenpapillen winzig oder undeutlich ; Kalkkörper: vier- arınig, mit einem langen, centralen, nach auswärts Rückenpapillen | gerichteten Fortsatzee . . » » 2 222... Parelpidia. meistens von beträchtlicher Kalkkörper: vierarmig, mit langen Grösse ; [ Fortsätzen, ausserdem mitunter kleine Kadchen van aid u Eu N ans Hipadva. Kalkkörper: unverästelte Stäbe oder dreiarmige Körper, ausserdem kleine C-förmige Stäbchen . . . . . 3. Scotoplanes. Körper mehr oder weniger verlängert, eiförmig, cylin- drisch oder hinten « niedergedrückt; | Rückenpapillen im Allgemeinen gross; Kalkkörper: ein- ( Steinkanal mit fache, unregel- | der Aussenwelt mässig gekrümmte, | in Verbindung 4. Kolga. hufeisenförmige Körperchen, ferner | Steinkanal mit gestreckteStäbchen | der Leibes- und mitunter auch | höhle in Ver- Gitterplättchen; (bindung . . 5. Irpa. 10 Fühler Rücken vorn mit einem grossen, lappenförmigen Anhange und meistens mit einigen kleinen Papillen . . . . . 6. Peniagone. Körper sehr niedergedrückt, fast flach, mit einem breiten Randsaume um das Vorder- und Hinterende 7. Scotoanassa. 11—12 Fühler Be ep, in 2 8 Achlarongee: a) VENEN ee a ren > N 9. Enypniastes. 1. Parelpidia Theel 1882. Körper sehr gestreckt, eylindrisch, Synapta-ähnlich, 5—6mal so lang wie breit; 10 Fühler; vorn auf dem Rücken nur einige verkümmerte, fast undeutliche Papillen; auf dem vorderen Abschnitt des Bauches keine Füsschen; Kalkkörper: vierarmig, mit nach innen gebogenen Armen und einem langen, centralen, nach aussen gerichteten Fortsatz. Literatur: Theel (266). 2 Arten: eylindrica Theel, elongata Theel. Beide Arten finden sich in der Nähe der Küste von Chile in Tiefen von ca. 2200 Faden. *) Nach Theel (266). 23% 540 Seewalzen. 2. Elpidia Theel 1877 (XV, 1, 2). (£Arris Hoffnung.) Körper eiförmig, oder mehr oder weniger länglich, ungefähr zwei bis dreimal so lang wie breit, hinten mitunter niedergedrückt; 10 Fühler; Rückenpapillen gewöhnlich gering an Zahl und meist nur auf dem vorderen Bezirk des Rückens; Kalkkörper: vierarmig (V, 1, 2, 3) und mit 1—5 nach auswärts gerichteten Fortsätzen, ausserdem oft kleine Rädchen. Literatur: Danielssen und Koren (49, 50); Stuxberg (257); Theel (263, 266). 7 Arten: ambigua ‚Theel, glacialis Theel (XV, 1, 2), incerta Theel, purpurea Theel, rigida Theel, verrucosa Theel, willemoesi Theel. Vorzugsweise im antarktischen (4 Arten) und arktischen Meere (E. glacialis); eine Art kommt in der Nähe der chilenischen Küste, eine andere im westlichen Theile des stillen Oceans vor. Die Arten leben in Tiefen von 800— 2600 Faden; nur eine (E. glacialis) auch in weniger tiefem Wasser von 35 Faden abwärts. 3. Scotoplanes Theel 1882. (oxoros Dunkelheit, rA«@vns der Herumirrende.) Körper mehr oder weniger gestreckt bis ei- oder fast kugelförmig, 1'!/;—3 mal so lang wie breit, mitunter hinten niedergedrückt; 10 Fühler; Rückenpapillen gering an Zahl, oft auffallend lang und gross; Füsschen ’ entweder beiden Seiten des Bauches entlang oder nur um dessen Hinter- hälfte; Kalkkörper: kleine, C-förmige Stäbehen und entweder lange, gerade, unverästelte, aber oft bedornte Stäbe (V, 6) oder dreiarmige Körper. Literatur: Theel (266). 7 Arten: albida Theel, globosa Theel, insignis Theel, mollis Theel, murraye Theel, - papillosa Theel, robusta Theel. Im antarktischen Meere, sowie im südlichen Theile des stillen und des atlantischen Oceans. In Tiefen von 1900—2650 Faden. F 4. Kolga Danielssen und Koren 1879. (Kolga, Name einer nordischen Meergöttin.) Körper länglich, 2!/,—3!/, mal so lang wie breit; 10 Fühler; Rücken- papillen gering an Zahl (6) und entweder zu einer Querreihe auf dem Vordertheil (Nacken) miteinander verbunden oder ebendort in zwei nach vorn eonvergirende kurze Reihen geordnet; Füsschen längs den beiden Seiten und um das Hinterende; Steinkanal mit der Aussenwelt in un- mittelbarer Verbindung (VIII, 10); Kalkkörper: einfache, unregelmässig oder hufeisenförmig gekrümmte, meist etwas bedornte Stäbchen, ferner auch einzelne Gitterplättchen. Literatur: Danielssen und Koren (49, 50); T’heel (266). b 2 Arten: hyalina Dan. u. Kor., nana Theel. Im nördlichen Eismeer und östlich von Nordamerika, in Tiefen von 1100—1350 Faden. Das System; Elasipoda. 341 5. /Irpa Danielssen und Koren 1877. (Irpa, Name einer nordischen Göttin.) Körper gestreckt, fast eylindrisch, etwa 3!/, mal so lang wie breit; 10 Fübler; vorn auf dem Rücken zwei nach vorn divergirende Haner von je 4 Papillen und dazwischen zwei einzelne etwas grössere; Füsschen längs den beiden Seiten und um das Hinterende; Steinkanal in Ver- bindung mit der Leibeshöhle; Kalkkörper: einfache, gerade oder hufeisen- förmig gekrümmte, selten verästelte Stäbchen und zahlreiche, sehr kleine, elliptische Körperchen. Literatur: Danielssen und Koren (49, 50); ‚Theel (266). 1 Art: abyssicola Dan. u. Kor. Nordatlantisch, in 1050 Faden Tiefe. 6. Peniagone Theel 1882 (XV, 6, 7). (revie Armuth, or das Erzeugte.) Körper mehr oder weniger gestreckt, zuweilen hinten niedergedrückt oder vorn mit einem nackenähnlichen Bezirk; 10 Fühler; Rücken vorn mit einem getheilten oder ungetheilten, lappenförmigen Anhang und meistens mit einigen kleinen Papillen; Füsschen entweder beiden Seiten des Bauches entlang oder um dessen hintere Hälfte oder Dritttheil; Kalkkörper mannig- faltig: vierarmig (V, 5), mit 1—4 Fortsätzen, dreiarmig, verästelte oder unverästelte Stäbe und kleine C-förmige Körperchen. Literatur: Perrier (200); Theel (266). 9 Arten: affinis Theel, atrox Thöel, challengeri Theel, horrifer Theel, lugubris Thöel, naresö Theel, rosea Perrier, vitrea Theel, wwyvrllii Theel (XV, 6, 7). Vorzugsweise in den antarktischen Gewässern; je eine Art im atlantischen und pacifischen Ocean, in Tiefen von 1450— 2600 Faden. 7. Scotoanassa Theel 1882. (oxoros Dunkelheit, @veoo« Königin.) Körper sehr niedergedrückt, fast flach, mit einem breiten, ziemlich platten Randsaum um das Vorder- und Hinterende; 10 Fühler; Rücken- papillen nur am Rande des Vordersaumes; Füsschen nur am Rande des Hintersaumes; Kalkkörper: vierarmig mit 4 Fortsäzen. Literatur: Theel (266). 1 Art: diaphana Theel. Südlich von Australien, in 2600 Faden Tiefe. 8. Achlyonice TheeL.1879. ‚(eyAvs Dunkelheit, vixn Sieg.) Körper oval oder länglich, ungefähr zweimal so lang wie breit, 11 oder 12 Fühler; vorn auf dem Rücken einige Papillen; Füsschen rings um die Bauchseite; Kalkkörper dreiarmig, zuweilen auch unverästelte Stäbehen und kleine Rädchen. Literatur: Theel (266). 2 Arten: lacteo Theel, paradoxwa Theel. 342 Seewalzen. Die eine Art antarktisch, die andere östlich von Japan, in Tiefen von 1600—2300 Faden. 9. Enypniastes Theel 1832. (Zvvrıvıeorns Träumer.) Körper sehr niedergedrückt, mit einer Hautausbreitung um das Vorder- ende, welche einen sehr breiten, ziemlich platten Saum darstellt; 20 (?) Fühler; Rücken mit kleinen Vorsprüngen am Rande des Vordersaumes und mit einigen anderen, sehr kleinen Papillen im Bereiche der Radien; Füsschen den Seiten entlang (?) und um das hintere Körperende. Literatur: Theel (266). 1 Art: eximia Theel. Oestlich von Neuseeland, in 1100 Faden Tiefe. 3. Familie. Dendrochirotae Grube 1840. (d&vdoov Baum, xsie Arm, Hand.) (+ Diplostomidea Semper 1868 — Tetrapneumona Schmarda 1871 — Rhopalodinidae Ludwig 1877.) Füsschen (seltener auch Ambulacralpapillen) vorhanden. Mund meistens rückenständig oder endständig. After ebenfalls oft rückenständig. Körper drebrund oder fünfkantig oder mit einer oft scharf begrenzten ventralen Kriechsohle. 10—30, oft ungleich grosse, baumförmige Fühler; die Fühlerkanäle entspringen von den Radialkanälen; Fühlerampullen nieht deutlich, nur angedeutet. Kalkring aus 5 Radizl- und 5 Inter- radialstücken gebildet, welche nicht selten aus zahlr@chen, kleineren Kalkstückehen zusammengesetzt sind; nach hinten setzen sich die Radial- stücke häufig in Gabelschwänze fort, während sie vorn meistens einen Einschnitt besitzen. Gehörbläschen fehlen. Steinkanal nicht selten in mehrfacher Zahl. Längsmuskeln der Körperwand in der Regel einfach; Rückziehmuskeln wohl ausgebildet; Quermuskulatur in den Radien unterbrochen. Kiemenbäume vorhanden. Cuvier’sche Organe nur in vereinzelten Fällen. Geschlechtsschläuche rechts und links vom dorsalen Mesenterium. Kalkkörper der Haut vorzugsweise in Gestalt von glatten oder bedornten oder knotigen Gitterplättehen, Gitternäpfen und Gitter- kugeln. 11 Gattungen mit 181 Arten. Der Artenreichthum der Dendrochiroten ist in den tropischen Meeren ein grösserer als nach den Polen zu; indessen umschliesst die Familie, namentlich in den Gattungen Psolus, Psolidium und Theelia und in einem erheblichen Theile der Gattung Cucumaria sehr viel mehr Formen der kalten Gewässer, als das bei den Aspidochiroten der Fall ist. Vorzugs- weise oder ausschliesslich gehören dem indopacifischen Gebiete die Gattungen Colochirus, Actinocucumis und Pseudocucumis an. Nur wenige Arten dringen in grössere Tiefen als 150 Faden ein (8 Cucumaria-, Das System; Dendrochirotae. 345 2 Thyone-, 5 Psolus-Arten) oder leben ausschliesslich daselbst (1 Cucumaria-, 1 Theelia-, 1 Psolus-Art). Dass ich weder in der Zerlegung der Dendrochiroten in die zwei Unterfamilien der Decachirotae und Polychirotae und in der weiteren Zer- legung der letzteren in Monocyclia und Amphieyclia, noch auch in der von einem anderen Gesichtspunkt ausgehenden Aufstellung der drei Unter- familien der Stichopoda, Gastropoda und Sporadipoda Classificationen sehen kann, welche die verwandtschaftlichen Beziehungen der Dendrochiroten- Gattungen zu einem richtigen Ausdrucke bringen, habe ich schon weiter oben (S. 321 u. 325) auseinandergesetzt. Uebersicht der elf Gattungen der Dendrochiroten. Füsschen auf den Radien gereiht; Interradien ohne oder mit ver- einzelten Füsschen . | Bauch nicht zu einer Kriech- sohle abgeflacht und bezüglich der Ambulacral- anhänge ohne srosse Ver- schiedenheit von 10 Fühler; | Füsschen zahlreich und über den ganzen Körper zerstreut, nur selten auf den Radien etwas gereiht . | 15 Fühler; Füsschen über den ganzen Körper In re RN Br RN Füsschen über den ganzen Körper zerstreut . otichc = Su, Duell 2 auch keine Papillen a: mehr als auf den Interradien D E 15 Fühler; |] Füsschen auf . A ber mit Papillen auf 253 | Senat: den Interradien des in Rückens . ee 8 Kriechsohle weniger scharf begrenzt; Rücken 2 2) mit zerstreuten oder auf die Radien beschränkten E) i Papillen; 10 Fühler . De: = Bauch zu einer Kriechsohle ab- Füsschen sind und geflacht und vom an den Körper- Rücken in Bezug auch ausser- | enden auf die auf die Ambu- halb der Radien beschränkt lacralanhänge Kriechsohle )J sind; 10 Fühler . deutlich ge- | Kriechsohl kommen Ambu- schieden; Bauch- Rn g lacralanhänge | verkümmerte, zer- füsschen auf | at De) vor, welche |streute Füsschen die Radjen be- Er sind; 15 (immer ?) schränkt; Fühler ausserhalb der Kriechsohle fehlen Ambulacralanhänge ganz; 10 Fühler Mund und After durch äusserste Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius eng zusammengerückt und auf der Spitze eines stielförmigen Körperabschnittes gelegen I BE SR; 1. Cucumaria. 2. Thyone. 3. Orcula. 4. Phyllophorus. 5. Pseudoceueumis b. Actinocucumis. 7. Colochirus. 8. Psolidium. 9, Theelia. 10. Psolus. 11. Rhopalodina. 344 Seewalzen. 1. Cucumaria*) Blainville 1830 (XVI, 1, 2, 3). (eucumis Gurke.) (+ Pentacta (Goldfuss 1820) Jäger 1833 + Oladodactyla Brandt 1835 + Psolinus Forbes 1841 + Ocnus Forbes 1841 + Botryo- dactyla Ayres 1851 + Echinocucumi Sars 1859 + Pentactella Verrill 1876 + Semperia Lampert 1885.) 10 Fühler, von denen die 2 ventralen meistens kleiner sind als die übrigen; Füsschen auf den Radien in (meistens zweizeiligen, seltener mehrzeiligen oder einzeiligen) Längsreihen; oft stehen auch auf einigen oder allen Interradien vereinzelte Füsschen; Körper gewöhnlich stumpf fünfkantig oder tonnenförmig, an den Enden oft aufwärts gebogen. Literatur: Bell (15, 17, 18, 19, 20, 21): Brandt (33); Düben und Koren (54); Duncan und Sladen (56); Forbes (64); Grieg**): Grube (81); Heller (96): Lampert 134, 135 und ***); Levinsen (141); Ljungman (146); Ludwig (147, 149, 154, 158, 160, 161a, 161b); Lütken (162); von Marenzeller (164. 165, 167); M. Sars (221, 222); Selenka (229); Semper (238); Sluiter (241, 242); Stimpson (246, 247, 249); Theel (267, 268); Verrill (279). 73 Arten: abyssorum Thöel, adversaria (Semp.), asperrima (Theel), bicolor Bell, caleigera (Stimps.), californica Semp., canescens Semp., capensis Thöel, chierchiae Ludw., chiloensis Ludw., chronhjelmi Theel, eitrea Semp., cognata Lamp., conjungens Semp., erocea (Less.), erucifera Semp., cucumis (Risso) eylindrica Semp., discolor Theel, dubiosa Semp., echinata v. Marenz., exigua Ludw., forbesi Bell, frauenfeldi Ludw., rondosa (Gunn.), georgiana (Lamp.), glaberrima Semp., glacialis Ljungm., godeffroyi Semp., grubii v. Marenz., hymdmani (Thomps.) (XVI, 2), jägeri Krauss, japonica Semp., ignava Ludw., imbricata (Semp.) (XVI, 3), zmprovwisa Ludw., önsolens Theel, kirchsbergü Hell, köllökeri Semp., lactea (Forb.), laevigata (Verr.), longipeda Semp., maculata Semp., mendax Theel, miniata (Br.), minuta (Fabr.), mirabilis Theel, mosterensis Grieg, molpadioides (Semp ), multipes Theel, nigricans (Br.), nobilis Ludw., obunca Lamp., parva Ludw., pentactes (L.). perspieua Ludw., pithacnion Jaamp., planet (Br.) (XVI, 1), populifera (Stimps.), punetata Ludw., pusilla Ludw., pygmaea (Semp.), guinquesemita Sel., sancti-johannis Bell, semperi Bell, serrata Theel, sykion Lamp., syracusana (Grube), tenuis Ludw., tergestina Sars, typica (Sars), vegae Theel, versicolor Semp.) Die seither stets als besondere Gattung betrachtete Echinocucumis Sars mit den 3 Arten): Zypica, adversaria und asperrima muss meines Erachtens mit Oucumaria vereinigt werden. Es ist lediglich die auf- fallende Form der Kalkkörper, welehe zur Aufstellung der sonst in allen *) Strenggenommen müsste diese Gattung den älteren Namen Pentaeta führen. Der Jüngere Name COueumaria ist aber so allgemein in Gebrauch, dass er sich Wohl nicht mehr wigd verdrängen lassen. *#) Bergens Museums Aarsberetning 1888, Bergen 1889. #%*%*) Zool. Jahrb., IV, 1889. +) Nachträgliche Bemerkung bei der Correctur: Zu Cucumaria kommt noch hinzu C. lacazii (Her.), s. die Anmerkung S. 348 bei Colochirus. ‘r) Lampert (134) will in den beiden Z’hyone - Arten raphanus und poucheti nahe Verwandte der Gattung Echinocucumis sehen und stellt sie in seinen Tabellen sogar in diese Gattung, übersieht aber dabei vollständig, dass bei Echinocucumis die Füsschen auf die Radien beschränkt sind, während sie bei jenen Z’hyone- Arten über den ganzen Körper zer- streut sind. Das System; Dendrochirotae. 345 Merkmalen mit Cucumaria übereinstimmenden Gattung Echinoeucumis ge- führt hat. Diese Kalkkörper sind aber durch Uebergänge mit denen zweifelloser Cucumaria-Arten’ gebunden und es sind im Innern der Gattung Cueumaria die Kalkkörper überhaupt so mannigfaltig, dass man beim Festhalten der Gattung Echinocucumis consequenterweise die Gattung Cucumaria nach der Form der Kalkkörper in eine ganze Anzahl von Gattungen auflösen müsste, die aber alle sehr flüssige Grenzen haben würden; das Ergebniss einer solchen Bemühung würde wohl nur in einer Reibe neuer Namen bestehen. Die von Lampert aufsestellte Gattung Semperia umfasst diejenigen Arten, bei welchen auch auf den Interradien Füsschen vorkommen, z. B. longipeda, conjungens, perspicua, köllikeri, syracusana, dubiosa u. a. Da es aber Arten gibt, z. B. dubiosa, bei welchen dieses Merkmal den einzelnen Individuen zukommt, den anderen aber fehlt, so scheint mir die Gattung Semperia zu unsicher begrenzt und deshalb nicht haltbar zu sein (s. S. 106); man könnte sie allenfalls ebenso wie Echinoeueumis zur Bezeichnung kleinerer Artengruppen im Innern der Gattung Cucumaria benutzen. Schon Theel (267) und Lampert (154) haben der Verschmelzung der Gattung Ocnus mit Cucumaria das Wort geredet, jedoch ohne dieselbe thatsächlich vorzunehmen. Die von beiden Forschern angeführten Gründe scheinen mir aber vollständig ausreichend, die Gattung Ocnus endlich ganz fallen zu lassen. Ich habe dementsprechend in obiges Verzeichniss der Cucumaria-Arten auch die bisher zu Ocnus gestellten Arten auf- genommen und bemerke dazu nur noch, dass ich (vergl. 161a) Ocnus typieus Theel und O. javanicus Sluit. für identisch mit der älteren Art O. imbricatus Semp. halte. Die Gattung ist mit ihren zahlreichen Arten ungemein weit verbreitet; doch lehrt ein Ueberblick über die bisher bekannten Fundorte, dass es einzelne grössere Küstengebiete gibt, an denen sie bisher noch nicht auf- gefunden worden ist, so namentlich an der Ostküste von Südamerika und an der Südküste von Australien. Die meisten Arten scheinen den kalten und gemässigten Meeren zuzukommen. Etwa 20 sind arktische oder antarktische Formen; ungefähr ebensoviele gehören dem atlantischen Meeresgebiete an; die übrigen finden sich im indopacifischen Gebiete, be- sonders an den ostindischen Inseln, den Philippinen und der Westküste Amerikas. Sie sind durchgängig Küstenbewohner; nur wenige Arten finden sich auch in Tiefen von 150—500 Faden (Serrata, capensis, tergestina, hyndmani, laevigata, frondosa, typica, asperrima); nur eine einzige Art (abyssorum) ist ausschliesslich aus der Tiefsee bekannt, aus Tiefen von 1375— 2225 Faden. Viele scheinen sandigen und steinigen Boden zu bevorzugen, während andere auf schlammigem oder thonigem Boden leben. 346 Seewalzen. 2. 1. YORE Oken 1815 (Semper emend. 1868) (XVI, 4). (Ovovn Beiname der Semele.) (+ Anaperus Troschel 1846 + Stereoderma Ayres 1851 + Sclero- dactyla Ayres 1851 + Pentamera Ayres 1852 + Stolus Selenka 1867 + Uroxia Costa 1869 + Thyonella Verrill 1872 + Trachy- thyone Studer 1876.) 10 Fühler, von denen die 2 ventralen kleiner sind als die übrigen; Füsschen zahlreich und über den ganzen Körper zerstreut, nur selten auf den Radien in Längsreihen; After oft mit 5 Re bewaffnet. Literatur: Ayres (7); Barrois (9); Bell (19); Costa (43); Düben und Koren (54); Forbes (64); Koren (119); Lampert (134, 135 und *); Lesson (138); Lesueur (139); Ludwig (147, 149, 151, 156, 160 und **); von Marenzeller (164, 165); O. F. Müller (158); Pourtales (207); Selenka (229, 230); Semper (238); Sluiter (242); Stimpson (245 und ***); Studer (253); Theel (267, 268); Troschel (274); Verrill (277, 283). 39 Arten: belli Ludw. , briareus (Les.), buccalis Stimps., eastanea Lamp., challengeri Theel, eigaro (Trosch.), cwurvata Lamp., fusus (O. F. Müll.), gazellae (Lamp.). gemmata (Pourt.), gibber (Sel.), glabra (Ayres), hassleri Theel, inermis Heller +), enornata (v. Marenz.), lechleri Lamp., mirabilis Ludw., muricata (Stud.), okeni Bell, ovulum (Sel.), panamensis Ludw., papillata Sluit., pedata Semp., peruana (Less.), pervicaw Theel, poucheti Barrois, raphanus Düb. u. Kor. (XVI, 4), recurvata Theel, rosacea Semp., sacellus (Sel.), scabra Verr., similis Ludw., spectabilis Ludw.+r), spinosa (Quoy und Gaim.), surinamensis Semp., suspecta Ludw., unisemita (Stimps.), venusta Sel., vellosa Semp. Die Gattung ist durch einzelne Arten mit den Gattungen Colochirus und Cucumaria in enger Beziehung; den Uebergang zu Colochirus ver- mitteln insbesondere die Arten: challengeri, gazellae, inornata, papillata, spinosa, den zu (ucumaria die Arten: gemmata, rosacea, pervicax U. a. Die Mehrzahl (etwa 21) der Arten findet sich in dem indopaeifischen, die übrigen gehören dem atlantischen Gebiete an. Die Gattung bevorzugt die tropischen und subtropischen Küsten; nur wenige Arten kommen in kälteren Meeren vor; von diesen letzteren leben 3 in der Magellanstrasse, l an den Kerguelen und 3 (fusus, raphanus, eigaro) an nordatlantischen Küsten. Bemerkenswerth ist, dass 2 Arten (peruana und similis) sowohl westlich als auch östlich von Mittelamerika angegeben werden. Grössere Tiefen scheint keine einzige Art zu bewohnen; indessen gehen doch mehrere bis zu 100 und 150 Faden (z. B. raphanus, recurvata, fusus, scabra) oder kommen selbst noch tiefer vor (scabra bis 640, poucheti viel- leicht bis 358). *) Zool. Jahrb., IV, 1889. *#) Sitzungsberichte der Niederrhein. Gesellsch. f. Nat. u. Heilk. Bonn 1890. ###) Proceed. Acad. Nat. Science. Philadelphia. Vol. VII. 1855/56. fr) Womit aurantiaca (Costa) identisch ist. ++) Identisch mit dieser Art sind meridionalis Bell und cunninghami Bell. Das System ; Dendrochirotae. 347 3. Orcula Troschel 1846. (oreula Tönnchen.) (+ Cladolabes Brandt 1835.) 15 ungleich grosse, abwechselnd stehende Fühler; Füsschen über den ganzen Körper vertheilt. Literatur: Bell (19); Brandt (33); Duncan und Sladen (56); Lampert (131); Ludwig (147, 154, 161b); Lütken (162); von Marenzeller (167); Semper (238); Sluiter (242); Stuxberg (257); Theel (267); Troschel (274). 6 Arten: barthöi Trosch., ceueumiformis Semp., hypsipyrga v. Marenz., limaconotus (Br.), Zuminosa Lamp., tenera Ludwig. 2 von diesen Arten gehören dem nordatlantischen Eismeere, die übrigen dem indopaeifischen Meeresgebiete an; keine überschreitet süd- _ wärts den südlichen Wendekreis. Alle leben in geringer Tiefe (bis 150 Faden). 4. Phyllophorus Grube 1840 (Ludwig emend. 1887) (XVI, 8). (yvAAov Blatt, poo&w ich trage.) (+ Thyonidium Düben und Koren 1844 + Duasmodactyla Ayres 1852 + Hemierepis Joh. Müller 1853 + Urodemas Selenka 1867 -+ Pattalus Selenka 1868 + KFueyclus Lampert 1885.) Mehr als 15 in der Regel ungleich grosse Fühler, von denen die kleineren mit den grösseren abwechselnd stehen und alle oder zum Theil einen zweiten inneren Kreis bilden können; die Füsschen sind über den ganzen Körper vertheilt und zeigen nur selten in den Radien eine Reihen- stellung. Literatur: Ayres (7); Bell (13, 19), Danielssen und Koren (50); Düben und Koren (54); Fleming (63); Forbes (64); Greeff (79); Grube (81); Heller (96); Hutton (108); Lampert (134); Ljungman (146); Ludwig (147, 149, 153, 156, 157, 158, 161a); Lütken (162); von Marenzeller (165, 167): Sars (221, 222); Selenka (229, 230); Semper (238); Theel (267); Thompson 269); Verrill (277). 28 Arten: drocki Ludw., eaudatus (Hutton), cebuensis (Semp., chilensis (Semp.), dobsoni Bell, drummondi (Thomps), ehlersi (Heller), ehrenbergi (Sel.), Havus (Greeff), frauenfeldi Ludw., gracilis Sel., granulatus (Grube), holothurioides Ludw., japonicus (v. Marenz.), incompertus Theel, magnus (Ludw.), marioni (v. Marenz.), mollis (Sel.), occidentalis (Ludw.), parvus (Ludw.), pellueidus (Flem.), perspieillum (Sel.), productus (Ayres), proteus (Bell), rugosus (Theel), schmeltzöi (Ludw.), tenuis Haacke, urna Grube (XVI, 8). Die meisten Arten finden sich in den tropischen und subtropischen Theilen des atlantischen und paecifischen Meeresgebietes; einige Arten gehören kälteren bis arktischen Gebieten an (drummondi, pellueidus). Während die Küsten Südamerikas, Australiens und des westlichen stillen Oceans artenreich sind, scheint die Westküste Nordamerikas keine einzige Art zu beherbergen und auch im indischen Ocean kommt vielleicht nur eine Art (tenuis) vor. Alle scheinen nur in geringen Tiefen (bis etwa 80 Faden) zu leben; nur von pellueidus wird angegeben, dass sie einmal in 1081 Faden erbeutet worden sei. 348 Seewalzen. 5. Pseudocueumis Ludwig 1874. (++ Amphieyelus Bell 1884.) Mehr als 15 ungleich grosse Fühler, von denen die kleineren in der Regel mit den grösseren abwechselnd stehen und alle oder zum Theil einen zweiten inneren Kreis bilden; Füsschen auf die Radien beschränkt; keine Papillen auf den Interradien. Literatur: Bell (14, 20), Lampert (134); Ludwig (147, 160, 161a, 161c); Semper (238); Theel (267). 4 Arten: acieula (Semp. ), africana (Semp.), japonica Bell, intercedens -Lamp. Alle gehören dem indopacifischen Meeresgebiete an und überschreiten südwärts das Gebiet der heissen Zone nicht, während sie nordwärts bis ‚Japan reichen. Sie leben in geringen Tiefen an der Küste. 6. Actinocucumis Ludwig 1874. («xris Strahl.) Mehr als 15 ungleich grosse, unregelmässig abwechselnd stehende Fühler; Füsschen auf die Radien beschränkt; in den Interradien des Rückens Papillen. Literatur: Bell (19); Ludwig (147, 156, 160); T’hee \(267). 1 Art: typica Ludw. An der Westküste Vorderindiens, an der chinesischen Küste, in der Torresstrasse und an der Nordostküste Australiens, in geringer Tiefe. 7. Oolochirus Troschel 1846 (XVI, 9, 10.) (0405 gestutzt, yeio [Hand] Fühler.) (+ Cercodemas Selenka 1867.) 10 Fühler; Bauch mit Füsschen in Längsreihen; Rücken mit Papillen, welche enieder auf die Radien beschränkt sind oder auch die Interradien besetzen; Körper oft vierkantig durch Abflachung der Bauchseite und Vorspringen der seitlichen Radien; Mundumgebung fünfstrahlig. Literatur: Lampert (134) und *); Lesson (138); Ludwig (147, 161a, 161b); von Marenzeller (167); Quoy und Gaimard (211); Pallas (145); Selenka (229, 230); Semper (238); Sluiter (242); Theel (267). 11 Arten**): armatus v. Marenz. , cucumis Semp., cylindricus Semp., dispar Lamp., *) Zoolog. Jahrb., IV., 1889. ##) Qb die von H&rouard (100) als Colochirus lacazil von Roscoff beschriebene Form wirklich in diese Gattung gehört und nicht mit einer schon bekannten Cucumaria - Art zusammenfällt, bedarf der näheren Untersuchung. In der obigen Aufzählung habe ich deshalb diese Form nicht mit angeführt. — Nachträglich kann ich nach einer Untersuchung einiger von Roscoff stammenden Exemplare des „Colochirus lacazü Her“, welche mir die Güte des Herrn Dr. L.Cu¬ ermöglichte, bestätigen, dass es sich bei dieser Form nicht um einen Colochirus, Sondern um eine Cueumaria handelt. Es fehlt ihr die für Colochirus charakteristische Fünf- strahligkeit der Mundumgebung; auch sind ihre dorsalen Ambulacralanhänge noch im Besitze wohl entwickelter Saugscheipen, können also mit den Dorsalpapillen der echten Colochirus- Arten nicht zusammengeworfen werden. Cucumaria lacazi (H£r.), wie die Form demnach Das System; Dendrochirotae. 349 doliolum (Pall.), jagorii Semp., peruanus Semp., quadrangularis (Less.) (XVI, 9, 10), scandens Sluit., tubereulosus (Quoy und Gaim.), vzolaceus Theel. *) Leben in geringer Tiefe (bis 50 Faden) fast ausschliesslich im indo- pacifischen Meeresgebiete, namentlich im indischen Ocean, an den ost- indischen Inseln, den Philippinen und an den Küsten Australiens; im öst- lichen Bezirke des stillen Oceans ist nur eine Art (peruanus) bekannt. In das atlantische Meeresgebiet, und zwar dessen südlichen Theil, ist nur eine Art (doliolum) eingedrungen. In den arktischen und antarktischen Gewässern fehlt die Gattung vollständig. 8. Psolidium Ludwig 1886. 10 Fühler; mittlerer Abschnitt des Triviums zu einer scharf begrenzten, dünnhäutigen Bauchscheibe abgeflaeht; Füsschen auf dem Rücken zerstreut, aber an den beiden Körperenden und auf der Bauchscheibe auf die Radien beschränkt. Literatur: Ludwig (160). 1 Art: dorsipes Ludw. Magellansstrasse, in 16—26 Faden Tiefe. Vielleicht ist der von Th&el (268) von Porto Seguro beschriebene Psolus braziliensis als eine zweite Psolidium-Art aufzufassen. Leider gibt Theel nicht an, ob an den Körperenden die Füsschen sich auf die Radien beschränken. Falls das nicht der Fall ist, müsste man die Art zur Gattung Theelia stellen, dieser dann aber in ihrer Diagnose „10 oder 15“ Fühler zuschreiben. 9. Theelia n. g. (+ Stolinus Sel. 1868 — Hypopsolus Bell 1882.) 15 (immer?) Fühler; Bauch zu einer dünnhäutigen, scharf umgrenzten Kriechsohle abgeflacht, auf welcher die Füsschen sich in Reihen ordnen; Rücken gewölbt, mit grossen Kalkplatten, durch welche rudimentäre Füsschen hindurchtreten. Diese neue Gattung unterscheidet sich von Psolus, wo ihre Arten bis jetzt untergebracht waren, durch den bemerkenswerthen Umstand, dass der Rücken Ambulacralanhänge besitzt, welche in Form rudimentärer einstweilen zu nennen wäre, ist besonders auffallend durch die beutelförmige Gestalt und geringe Zahl (jederseits 5—6) ihrer Genitalschläuche; H&rouard hat schon auf diese be- merkenswerthe Form der Genitalschläuche aufmerksam gemacht (in der S. 241 citirten Ab- handlung). Nur als Vermuthung möchte ich der Ansicht Raum geben, dass Cue. lacazü mit der früher von Tb. Barrois (9) von Concarneau beschriebenen Cuec. lefevri identisch ist. Leider hat Barrois seine Art nur nach einem einzigen Exemplare aufgestellt und gerade über die Geschlechtsorgane gar nichts mitgetheilt. *) Zu jagorii rechne ich auch tristis Ludw., zu doliolum auch minutus Ludw. und pygmaeus 'Theel. Die 4 Arten spinosus (Quoy u. Gaim.), inornatus v. Marenz., challengeri Theel und gazellae Lamp. scheinen mir im Gegensatze zu Lampert und The&el nicht in die Gattung Colochirus, sondern zu Z’hyone (s. d.) zu gehören. 350 Seewalzen. Füsschen die Kalkplatten der Rückenhaut durchsetzen. Vielleicht liegt auch in der Fühlerzahl ein Merkmal, welches die Gattung Theelia von der Gattung Psolus durchgreifend abtrennt; doch lässt sich darüber so lange nichts Bestimmtes sagen, als wir von zwei der hierhingehörigen Arten (disciformis und incerta) die Fühlerzahl noch nicht kennen. Von Psolidium unterscheidet sich Theelia, abgesehen von der Fühlerzahl, durch den Umstand, dass die Füsschen an den Körperenden eine deutliche ambulacrale Anordnung nicht erkennen lassen. Literatur: Bell (12); Selenka (230); Theel (267, 288). 4 Arten: ambulatrix Bell*), cataphracta (Sel.), disciformis (Theel), incerta (Th£el), von welchen die beiden erstgenannten vielleicht identisch sind. Ueber die möglicherweise hierher gehörige Art brasiliensis Theel siehe die betreffeude Bemerkung bei Psolidium. Die Gattung ist beschränkt auf das antarktische (Magellanstrasse, Kerguelen) und südaustralische Gebiet und lebt vorzugsweise in geringen Tiefen (bis 150 Faden); nur disciformis wurde in grösserer Tiefe (245 Faden) gefunden. 10. Psolus Oken 1815 (XVI, 5, 6, 7). (vo47 männliches Glied.) (+ Ouvieria Peron 1817 -+ Lepidopsolus Bronn 1860 + Lisso- thuria Verrill 1867 + Lophothuria Verrill 1867). 10 Fühler; Bauch zu einer dünnhäutigen, scharfumgrenzten Kriech- sohle abgeflacht, auf welcher die Füsschen sich in Reihen ordnen ; Rücken gewölbt, ohne Ambulacralanhänge, meist mit grossen Kalkschuppen, Literatur: Ayres (7); Bell (11, 12); Brandt (33); Düben und Koren (54); Duncan und Sladen (56); Fischer (62); Lampert (134 und **); Ljungman (146); Ludwig (154, 160); Lütken (162); von Marenzeller (166); Philippi (204); Pourtales (209); Sars (222); Selenka (229); Semper (238); Stimpson (247); Strussenfelt (252); Studer (253); Theel (267, 268); Thomson (271); Verrill (267). 13 Arten: antareticus (Phil.) (XVI, 5, 6), boholensis Semp., complanatus Semp., ephippifer Wyv. Thoms, (XVI, 7), fabrieii (Düb. u. Kor.), gramulatus Ayres, murrayi Theel, opereulatus (Pourt.), ornatus Verr., phantapus (Strussenf.), pourtalesi Theel, sguamatus (Düb. u. Kor.), tubereulosus Theel. Die Arten gehören vorzugsweise den arktischen, nordatlantischen und antarktischen Meeresgebieten an, kommen aber auch an den west- atlantischen und ostpacifischen Küsten, sowie an den Philippinen vor. Die Gattung scheint von Südwesteuropa an um ganz Afrika durch den indischen Ocean bis zu den Philippinen, ferner an den australischen Küsten, Neuseeland und den Südsee -Inseln ganz zu fehlen. Die Arten leben fast alle in geringer Tiefe, doch sind operculatus, murrayi, antarcticus, ephippifer und eine Varietät von squamatus auch aus Tiefen von 150 bis 600 Faden bekannt geworden. Nur eine Art: pourtalesi Theel, lebt noch tiefer, in 1242 Faden. *) Wozu wahrscheinlich auch Cuwera porifera Studer (253) gehört. **) Zool. Jahrb., IV, 1889. ww 4 a 4 Das System; Molpadiüidae. 351 11. Rhopalodina J. E. Gray 1855 (XVI, 11). (oorta«)ov Keule.) Mund und After durch äusserste Verkürzung des mittleren dorsalen Interradius eng zusammengerückt und auf der Spitze eines stielförmigen Körperabschnittes gelegen; Körper im Ganzen keulen- oder flaschenförmig; durch den eigenthümlichen Verlauf der Radialkanäle gewinnt es den An- schein, als seien nicht 5, sondern 10 Radien vorhanden, Füsschen auf die Radien beschränkt und auch auf diesen nur in der unteren Hälfte des kugeligen Körperabschnittes; 10 Fühler. Literatur: Gray (75); Ludwig (148, 161c); Perrier (200); Semper (238). 1 Art: Zageniformis Gray (XVI, 11), mit welcher die von Perrier aufgestellte heurteli wahrscheinlich identisch ist. An der Congo- und Gabun-Küste in geringer Tiefe im Schlamm. Ungenügend bekannte Gattungen: Siphothuria Perrier 1886 (200) mit einer aus 99 Faden erbeuteten Art: incurvata Perr. Ypsilothuria Perrier 1886 (200), mit 2 in 436 Faden Tiefe lebenden Arten: attenuata Perr. und talismani Peır. 4. Familie. Molpadiidae J. Müller 1850. (— Liodermatidae Bronn 1860 = Liosomatidae Selenka 1367.) Füsschen (und Ambulacralpapillen) fehlen. Mund endständig. Hinterende des drehrunden Körpers oft zu einem kürzeren oder längeren schwanzförmigen Abschnitte verjüngt, der sich mehr oder weniger vom Rumpfe absetzt. In der Regel sind 15 Fühler vorhanden, welche ent- weder eine einfach schlauchförmige (= langgestreckt kegelförmige) Gestalt haben oder nahe der Spitze jederseits mit einem oder einigen Nebenästehen besetzt — gefingert sind; die Fühlergefässe entspringen von den Radialgefässen; Fühlerampullen (vielleicht mit Ausnahme von Eupyrgus) vorhanden. Kalkring stets aus 5 Radial- und 5 Interradial- stücken gebildet, von denen jene fast immer nach hinten zu Gabel- fortsätzen verlängert, vorn aber mit einem Einschnitte oder einer Durch- böhrung versehen sind. Gehörbläschen fehlen. Steinkanal stets in der Ein- zahl, oft an die Körperhaut befestigt. Längsmuskeln, wenigstens im Rumpfe, zweitheilig; Rückziehmuskeln nur bei einer Gattung (Molpadia) deutlich entwickelt; Quermuskulatur der Körperwand in den Radien unterbrochen. Kiemenbäume vorhanden. Cuvier’sche Organe nur bei einer Art. Geschlechtsschläuche rechts und links vom dorsalen Mesenterium. Kalk- körper der Haut im Ganzen denen der Dendrochiroten ähnlich; in einer Gattung (Ankyroderma) aber treten Ankerbildungen auf, welche an die der Synaptiden erinnern. Ausserdem kommen in der Haut häufig eigen- thümliche weinrothe Körperchen vor. 6 Gattungen mit 32 Arten. 352 Seewalzen. Die Molpadiiden gehören in ihren bis jetzt bekannten Arten ziemlich zu gleichen Theilen einerseits dem arktischen und atlantischen, anderseits dem indopaeifischen und antarktischen Meeresgebiete an. Dem atlantisch- arktischen Gebiete fehlt die Gattung Molpadia, dagegen dem antarktisch- indopaeifischen die Gattung Eupyrgus. In den wärmeren Meeren finden sich hauptsächlich Haplodactyla und Caudina, dagegen in den kälteren Eupyrgus, Trochostoma und Ankyroderma. Die Molpadia-, Eupyrgus-, Haplodactyla-, Caudina- und ein Theil der Trochostoma-Arten leben in geringer Tiefe, bis zu 150 Faden (Eupyrgus scaber kommt allerdings auch noch bei 197 Faden und eine Varietät der Caudina arenata bei mehr als 1000 Faden vor). Die übrigen Trochostoma- Arten dagegen, sowie fast alle Ankyroderma-Arten leben als Bewohner der Tiefe zwischen 150 und 2150 Faden. Soweit Beobachtungen darüber vorliegen, kommen die Molpadiiden vorzugsweise auf schlammigem oder thonigem Boden vor. Uebersicht der sechs Gattungen der Molpadiiden. Rückziehmuskeln vorhanden; Kalkring mit hinteren Gabelfortsätzen der Radialstücke; Fühlerspitze jederseits mit 2 Nebenästchen . . . 1. Molpadia. Kälkeing ohne deutliche hintere Gabelfortsäze der Radialstücke; h ühler a (und angeblich obne Fühlerampullen) 2. Eupyrgus. Fühler einfach . . . nn un du Haplodactajie: gr Schwanzabschnitt lang; | Kalkkörper: durch- löcherte Scheiben oder Näpfe; Fühlerspitze in der Regel jederseits mit 2 Nebenästen . . . 4. Caudina. ) keine Anker ] Schwanzabschnitt kür- hinteren Gabel- u Heye ;) zer; Keine Rückziehmuskeln ; a] in der Haut stühl- fortsätzen der a J chenförmige Kalkkörper Radialstücke; Becher oder weinrothe Körper- Zu chen oder beiderlei Ge- bilde zugleich; Fühler- spitze jederseits mit 1, 2 oder 3 Nebenästchen 5. Trochostoma. ot Kalkring mit | ankerförmige (und anders geformte) Kalkkörper in der Haut, in der Regel | | [ weinrothe Körperchen; Fühler- spitze jederseits mit 1 Nebenästchen 6. Ankyroderma. 1. Molpadia Cuvier 1517 (Semper emend. 1868). Fühlerspitze jederseits mit 2 Nebenästchen; Kalkkörper der Haut in Form knotiger oder bedornter, durchlöcherter, runder Scheiben; Kalk- ring mit hinteren Gabelfortsätzen der Radialstücke; ausgezeichnet durch den Besitz deutlicher Rückziehmuskeln. Literatur: Lampert (134); J. Müller (154); Semper (238). 2 Arten: australis Semp., chelensis J. Müll. Das System; Molpadiüidae. 353 Bei chilensis kommt es individuell vor, dass die Zahl der Fühler bis auf 12 sinkt. Die eine Art lebt an der Küste von Chile, die andere an den Küsten Australiens und Neuseelands; beide in geringer Tiefe. 2. Eupyrgus Lütken 1857. (eureveyos wohlgethürmt.) (= Echinosoma Semp. 1868.) Fühler einfach (ohne Nebenästchen), angeblich auch ohne Fühler- ampullen; Kalkkörper der sehr rauhen Haut in Form grosser, durch- löcherter Scheiben, welche einen langen, stachelförmigen Aufsatz tragen; Kalkring ohne hintere Gabelfortsätze der Radialstücke; keine Rückzieh- muskeln. Literatur: Danielssen und Koren (50); Lütken (162); Semper (238); Stuxberg (257); Thheel (267). 1 Art: scaber Lütken, im nördlichen Eismeer in 12—197 Faden Tiefe. Das von Semper behauptete Fehlen der bei allen anderen Molpadiiden vorhandenen Fühlerampullen bedarf erneuerter Untersuehung. Auch durch Fehlen der radialen Gabelfortsätze des Kalkringes stellt sich diese Gattung in Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Familie; indessen sind nach Theel wenigstens Andeutungen der Gabelfortsätze auch hier vor- handen. 3. Haplodactyla Grube 1840 (Semper emend. 1868). (areloos einfach, dazrvios Finger.) Fühler einfach (ohne Nebenästchen); Kalkkörper der Haut, wenn vorhanden, in Form von krausen oder verästelten oder biseuitförmigen Stäbchen oder durchlöcherten Plättchen; Kalkring mit hinteren Gabel- fortsätzen der Radialstücke; keine Rückziehmuskeln. Literatur: Grube ($1); Ludwig (156, 161a); Semper (238); Sluiter (241 u. 212). 5 Arten: australis Semp., holothurioides (Cuy.), hyaloeides Sluit., molpadioides Semp., punctata Sluit. Bei den Arten australis, molpadioides, hyaloeides und punctata kommen kleine Analpapillen vor; bei hyaloeides sollen nach Sluiter (241) rudi- mentäre Rückziehmuskeln vorhanden sein. Mit Ausnahme der angeblich aus dem atlantischen Ocean stammen- den Art holothurioides ist die Gattung auf die ostindische Inselwelt und benachbarte Meeresgebiete beschränkt und kommt in geringen Tiefen vor. 4. Caudina Stimpson 1853 (XVII, 6). (cauda Schwanz). (-+ Mierodactyla Sluiter 1880). Fühlerspitze jederseits in der Regel mit 2 Nebenästchen; Kalkkörper der Haut in Form von durchlöcherten Scheiben oder Näpfen; Kalkring Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 23 354 Seewalzen. mit hinteren Gabelfortsätzen der Radialstücke; keine Rückziehmuskeln; ausgezeichnet durch die beträchtliche Länge des schwanzartig verjüngten hinteren Körperabschnittes. Literatur: Hutton (109); Kingsley (117); Lampert (134); Ludwig (157); von Marenzeller (167); Sluiter (241): Stimpson (247); Theel (267 u. 268). 4 Arten: arenata (Gould) (XVII, 6), caudata (Sluit.), coriacea (Hutton), ransonnetii v. Marenz. Bei der nur mangelhaft bekannten caudata werden nur 12 Fühler angegeben, welche auch der Nebenästchen entbehren und dafür mit einer scheibenförmigen Abstutzung endigen sollen; bei arenata kommt als individuelle Abänderung eine Abnahme der Fühlerzahl bis auf 12 vor. Bei coriacea werden 5 Gruppen von Analpapillen erwähnt. Die Art arenata gehört dem westlichen atlantischen Ocean (Ostküste der Vereinigten Staaten) an, während die drei anderen im indopacifischen Meeresgebiete vorkommen (Japan, Sundastrasse, Neuseeland.) Die Arten leben durchweg in geringer Tiefe; nur eine Varietät der arenata ist in Tiefen von 898—1242 Faden gefunden worden. 5. Trochostoma Danielssen und Koren 1877 (XVII, 7). (tooyos Rad, orou« Mund.) (-++ Liosoma Stimpson 1857 + Embolus Selenka 1867; — Trocho- soma Hoffmann 1881.) Fühlerspitze jederseits mit 1 oder 2 oder 3 Nebenästchen; in der Haut stühlehenförmige Kalkkörper in mannigfach abgeänderter Form oder weinrothe Körperchen oder beiderlei Gebilde zugleich; Kalkring mit hinteren Gabelfortsätzen der Radialstücke; keine Rückziehmnskeln. Literatur: Danielssen und Koren (49, 50); Lampert*); von Marenzeller (166); M. Sars (222); Stimpson (248); Theel (267, 268); Verrill (283 u. **). 12 Arten: abyssicola Verr., albicans Theel, antareticum Theel, areticum (v. Marenz.) (XVII, 7), arenicola (Stimps.), ayresä Verr., blakei Theel, boreale (Sars), oolithicum (Pourt.), thomsoniüi Dan. u. Kor., turgidum (Verr.), violaceum (Stud.). Fast die Hälfte der Arten, nämlich: boreale, thomsonit, arcticum, antarc- ticum und albicans, besitzen Analpapillen; bei arenicola sollen nach Theel (267) Andeutungen von Rückziehmuskeln vorkommen. Tr. thomsoniti Dan. u. Kor. und arcticum (v. Marenz.) werden von Levinson (141) für identisch mit boreale (Sars) gehalten. Die meisten Arten gebören der arktischen oder antarktischen Fauna oder dem westlichen atlantischen Meeresgebiete an; eine (noch nicht näher bestimmte) Art findet sich an der californischen, eine andere west- lich von der chilenischen Küste. Auffallend ist, dass die westatlantische albicans auch in der Nähe von Neuseeland und die antarktische antarctieum auch an der Nordwestküste von Neu-Guinea angetroffen worden sind. *) Zoolog. Jahrbücher, IV, 1889. **) Americ. Journ. Sc. and Arts. Vol. 67, 1879, p. 473. Das System; Molpadiüidae. 355 Auch einige andere Arten zeigen eine weite Verbreitung, so kommt die arktische Art boreale auch an dem Florida-Riff und die ebenfalls arktische Art arcticum auch an den kleinen Antillen vor. Nur die Hälfte der Arten scheint weniger tiefes Wasser zu bevorzugen; die übrigen kommen zum Theil in sehr erheblichen Tiefen, bis mehr als 2000 Faden, vor; so steigen schon antarctieum, areticum, thomsoni und turgidum in Tiefen von 340— 860 Faden hinab; noch tiefer kommen vor albicans (700 bis 1240 Faden) und blakei (955 Faden) und in grossen Tiefen von 1200 bis 2160 Faden leben ayresii, abyssicola und eine nicht näher bestimmte (von Theel untersuchte) Art. 6. Ankyroderma Danielssen und Koren 1879. (zyzvo@ Anker, d {a} < A ee] Tropisch 86,10 | 59,50 | 54,54 | 62,50 | 68,05 | 69,34 Nichttropisch 17,61 44,17 | 52,18 | 50,00 | 36,08 | 35,30 Tropisch und nichttropisch STH 3,68 | 4,16 4,65 , Vergleicht man in der ersten Lampert’schen Tabelle (S. 363) den relativen Reichthum an Holothurien überhaupt, welcher auf die einzelnen Bezirke entfällt, so überragt das indo-chinesische Gebiet (= Meerbusen von Bengalen, australasiatisches Mittelmeer, chinesische Südsee, Nikobaren, Sunda-Inseln, Molukken, Philippinen) mit 25,58°/, alle anderen Bezirke. Dann folgen das Gebiet der Südsee mit 18,81 und der Indische Ocean mit 17,55°,. Daran reihen sich der nordatlantische Ocean mit 13,74 und die australischen Gewässer mit 12,26°,. Annähernd gleich ist weiterhin der Reichthum an Arten im antarktischen Gebiet mit 8,85, im mittelatlantischen Ocean mit 8,46 und an der Westküste von Süd- und Mittelamerika mit 8,24°/,. Im Mittelländischen Meere sinkt er auf 7,19%, und im südatlantischen Gebiete auf 6,98°/,. Noch niedriger wird er im arktischen Gebiete mit 5,92 und im chinesisch-japanischen Bezirke mit 5,71 und erreicht endlich seinen tiefsten Punkt in der Beringssee mit 1,90°/,. Diese Verhältnisszahlen gelten selbstverständlich nur im Bezug auf die von Lampert seinen Berechnungen zu Grunde gelegten Zahlen und Fundorte der damals bekannten Arten. Wollte man die seitdem auf- gefundenen neuen Arten und Fundorte heranziehen, so würden diese Ziffern gewiss manche Abänderung erfahren. In Betreff des Arten-Reichthums, welchen die einzelnen Familien in den 13 von Lampert angenommenen Bezirken aufweisen, ergibt sich aus seiner Tabelle (S. 363), dass die Aspidochiroten in den vier Bezirken No. VII, IX, XI und XU, die er als indo-paeifisches Gebiet Geographische Verbreitung. 365 zusammenfasst, viel zahlreicher sind als in irgend welch anderen Distrikten. - Auch im mittelatlantischen Ocean ist die Zahl der Aspidochirotenarten noch ziemlich beträchtlich (13,83°/,)., Aber schon im Mittelmeer sinkt sie auf 7,54°/, und nimmt sowohl auf der westlichen als auf der östlichen Halbkugel nach den Polen zu rasch ab. — Bei den Dendrochiroten zeigt die Lampert’sche Tabelle eine etwas gleichmässigere Vertheilung der Arten auf die warmen und kalten Meeresgebiete, als das bei irgend einer anderen Familie der Fall ist. Voran geht zwar auch bei den Dendrochiroten ein warmes Gebiet, nämlich der indo-chinesische Bezirk mit 20,86°,. Dann aber folgt sofort der nordatlantische Bezirk mit 19,01°/,. Weiterhin folgt der Indische Ocean mit 14,11 und Australien mit-12,88°/,, dann das Mittelländische Meer mit 10,43, die Westküste Mittel- und Südamerikas mit 8,59, das nordische Gebiet mit 7,97, dann der mittel- und siüdatlantische Ocean sowie das chinesisch - japanische und das antarktische Gebiet mit 6,75 — 6,16°/,, endlich das Beringsmeer mit 3,06 und zuletzt die Südsee mit der ganz auffallend niedrigen Ziffer von 1,84°/,. — Für die Elasipoden lehrt die Tabelle, dass dieselben hinsichtlich ihrer Artenzahl das antarktische Gebiet in ganz hervorragender Weise bevorzugen (mit 49,09°/,). Demnächst sind sie in der Südsee und westlich von Süd- und Mittelamerika mit 21,82°/, reich vertreten. Dann folgen der südatlantische Ocean mit 10,91°/,, der nordatlantische Ocean und die australischen Gewässer mit je 9,09°/%. Nur 3,63°/, sind aus dem chinesisch-japanischen Gebiete und aus den nordischen Meeren bekannt, noch weniger (1,82°/,) aus dem indo-chinesischen und mittel- atlantischen Gebiet. Im Beringsmeere, Indischen Ocean und Mittelmeer endlich sind noch gar keine Vertreter der Elasipoden aufgefunden worden. — Den grössten Reichthum an Molpadiiden-Arten weist die Tabelle in den nordischen Meeren und im indo-chinesischen Gebiete mit je 25 °/, nach. Daran schliesst sich der nordatlantische Ocean mit 20,83 °/,, sowie das chinesisch-japanische und das australische Gebiet mit je 12,50°/,. Dann folgen mit je 8,33%, der süd- und der mittelatlantische Ocean, sowie die Westküste Süd- und Mittelamerikas. Sehr gering ist der relative Arten-Reichthum im Mittelländischen Meere und im antarktischen Gebiete mit je 4,16°/,, während Beringsmeer, Südsee und Indischer Ocean (zur Zeit der Aufstellung der Lampert’schen Liste) durch einen völligen Mangel der Molpadiiden auffallen. — Bei den Synaptiden endlich lässt die Tabelle einen besonders grossen Arten-Reichthum im indo-chinesischen Gebiet mit 31,94°/, erkennen, dem sich in einigem Abstande der nord- atlantische Ocean mit 19,44 °/,, die Südsee mit 18,05°/, und der Indische Ocean mit 12,50°/, anreihen. Auf je 8,33°/, sinkt die relative Artenzahl in den nordischen Meeren und im chinesisch -japanischen Gebiet, auf je 5,55°/, im mittelatlantischen Ocean und im Mittelmeer, auf je 4,16°/, in dem Beringsmeere, im südatlantischen Ocean und im australischen Gebiet. Auf ihrem tiefsten Punkte befindet sie sich schliesslich mit je 1,39°/, an der Westküste Süd- und Mittelamerikas und im antarktischen Gebiete. 366 Seewalzen. Die einzelnen Gebiete lassen unter sich verglichen manche bemerkens- werthe Unterschiede erkennen. In dem nordischen Gebiete kommen (nach Lampert) auf 13 Dendrochiroten-Arten nur je 6 Synaptiden und Molpadiiden, 2 Elasipoden und 1 Aspidochirote. Im Beringsmeere über- wiegt ebenfalls die absolute Artenzahl der Dendrochiroten über die der anderen Familien; auf 5 Dendrochiroten entfallen hier 3 Synaptiden, 1 Aspidochirote, dagegen keine Elasipoden und keine Molpadiiden. An der Westküste Mittel- und Südamerikas zählt Lampert 14 Dendro- chiroten auf neben 12 Elasipoden, 10 Aspidochiroten, 2 Molpadiiden und 1 Synaptide. Im südatlantischen Ocean dagegen werden die Dendrochiroten in ihrer absoluten Artenzahl von den Aspidochiroten über- holt, indem sich von diesen 12, von jenen aber nur 10 Arten vorfinden; dazu kommen 6 Elasipoden, 3 Synaptiden und 2 Molpadiiden, Im mittel- atlantischen Ocean steigert sich das Uebergewicht der Aspidochiroten ganz erheblich; hier kommen auf 11 Dendrochiroten, 4 Synaptiden, 2 Mol- padiiden und 1 Elasipode nicht weniger als 22 Aspidochiroten. Der nordatlantische Ocean dagegen zeichnet sich durch eine überwiegende Zahl von Dendrochiroten, sowie durch eine beträchtliche Steigerung der Synaptidenarten aus; er beherbergt neben 31 Dendrochiroten 14 Synaptiden, aber nur 10 Aspidochiroten und je 5 Elasipoden und Molpadiiden. Im Mittelmeere überwiegt gleichfalls die Zahl der Dendrochiroten, wenn auch in viel geringerem Maasse; dagegen sinkt hier die Zahl der Synap- tiden; auf 17 Dendrochiroten kommen 12 Aspidochiroten, 4 Synaptiden, 1 Molpadiide und keine Elasipoden. Im Indischen Ocean erlangen wieder die Aspidochiroten das Uebergewicht; nieht weniger als 51 Arten zählt Lampert hier auf, während die Dendrochiroten durch 23, die Synaptiden durch 9 Arten, die Elasipoden und Molpadiiden aber gar nicht vertreten sind. Auch im indo-chinesischen Gebiet bleiben die Aspidochiroten in der Ueberzabl; auf 57 Arten derselben kommen hier 34 Dendrochiroten, 23 Synaptiden, 6 Molpadiiden und 1 Elasipode. Dagegen ändert sich im chinesisch-japanischen Gebiet das Zahlen- verhältniss zu Gunsten der Dendrochiroten, indem hier neben 11 Dendro- chiroten nur 6 Synaptiden, 5 Aspidochiroten, 3 Molpadiiden und 2 Elasi- poden angegeben werden. In der Südsee aber treten die Dendrochiroten in besonders auffallender Weise nicht nur hinter die Aspidochiroten, sondern auch hinter die Synaptiden und Elasipoden zurück (Molpadiiden fehlen hier überhaupt); auf 61 Aspidochiroten kommen hier 13 Synaptiden, 12 Elasipoden und nur 3 Dendrochiroten. In dem australischen Gebiete steigert sich die Zahl der Dendrochiroten wiederum beträchtlich, bleibt aber doch noch hinter derjenigen der Aspidochiroten zurück; Lampert führt aus diesem Bezirke 26 Aspidochiroten, 21 Dendrochiroten, 5 Elasi- poden und je 3 Molpadiiden und Synaptiden an. Das antarktische Gebiet endlich zeichnet sich durch seinen Reichthum an Elasipoden und demnächst an Synaptiden aus; neben 27 Elasipoden-Arten finden sich Geographische Verbreitung. 367 bier 10 Dendrochiroten, aber nur 3 Aspidochiroten und je 1 Molpadiide und Synaptide. Im Gegensatze zu Semper und Lampert will Theel (267) nur 3 grosse Gebiete für die horizontale Verbreitung unterscheiden, nämlich 1) der arktische und antarktische Ocean, 2) der Atlantische Ocean und 3) der indopacifische Ocean einschliesslich der austra- lischen Gewässer. Indem er die in der Tiefsee lebenden Elasipoden für die Betrachtung der horizontalen Verbreitung ganz ausser Betracht lässt, ordnet er alle ihm bekannten Arten der übrigen Familien in jene 3 grossen Gebiete ein und erhält so das Ergebniss, dass dem arktisch- antarktischen Gebiet 70, dem Atlantischen Ocean 120, dem indo-pacifischen Ocean 295 Arten zukommen. Von den 70 arktisch-antarktischen gehören 9 zu den Synaptiden, ebensoviele zu den Molpadiiden, ebensoviele zu den Aspidochiroten, dagegen 43 (= 61°/,) zu den Dendrochiroten. Die Dendrochiroten sind also hier viel reicher an Arten als die drei anderen Familien zusammen. Sondert man die arktischen Formen von den ant- arktischen, so erhält man (nach Theel) 42 arktische und 285 antarktische Arten, aber in beiden Gruppen bleibt das Verhältniss der Dendrochiroten zu den drei anderen Familien annähernd dasselbe, denn unter den 42 arktischen Arten gibt es 25 (= circa 60°/,) Dendrochiroten und unter den 28 antarktischen sind 18 (— 64°/,) Dendrochiroten. Unter den Synaptiden zählt Theel 6 arktische und 3 antarktische Arten auf, unter den Molpadiiden 7 arktische und 2 antarktische, unter den Aspidochiroten 4 arktische und 5 antarktische. Unter den 120 atlantischen Arten gehört fast die Hälfte, nämlich 59 (— 49°/,), zu den Dendrochiroten, während auf die Aspidochiroten 37, auf die Synaptiden 17 und auf die Molpadiiden 7 entfallen. Die 295 indo-pacifischen Arten endlich ver- theilen sich so, dass die Aspido- und Dendrochiroten an Artenreichthum einander fast ganz gleich sind, indem zu jenen 117 (= 39,7 °/,), zu diesen 116 (= 39,3°/,) Arten gehören; der Rest vertheilt sich mit 47 Arten auf die Synaptiden und 15 Arten auf die Molpadiiden. Das indo-pacifische Gebiet ist also nicht nur in der Gesammtzahl seiner Holothurien (ab- gesehen von den hier unberücksichtigt gelassenen Elasipoden), sondern auch in jeder der vier Familien artenreicher als das atlantische und als das arktisch-antarktische Gebiet. Dasselbe gilt für die Gattungen, denn es zählt Th&el aus dem arktisch-antarktischen Gebiet 18, aus dem atlantischen 19 und aus dem indo-pacifischen 25 Gattungen auf. Um eine dem jetzigen Standpunkt (December 1890) entsprechende Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Seewalzen zu gewinnen, habe ich mir die zeitraubende Mühe genommen, zunächst für jede der von mir aufgeführten Gattungen alle bekannten Fundorte in eine kleine Karte einzutragen. Da es aber wohl nicht angeht, die sämmtlichen 49 Gattungskärtchen in dieses Werk aufzunehmen, so empfiehlt es sich, 368 Seewalzen. nur eine Auswahl derselben zu geben. Diese Auswahl, für deren Er- läuterung ich auf die im systematischen Abschnitt gemachten Angaben verweise, umfasst erstens einige Gattungen, welche bei ziemlicher Arten- zahl ein einigermaassen scharf begrenztes Gebiet bewohnen, wie Mülleria (vergl. S. 329), Colochirus (vergl. S. 349), Haplodactyla (vergl. S. 353), zweitens einige Gattungen, welche sich bei grossem Arten-Reichthum auf ein sehr weites Gebiet ausdehnen, wie Holothuria (vergl. S. 330), Stichopus (vergl. S. 331), Cucumaria (vergl. S. 345), Synapta (vergl. S. 357). Die Wohngebiete sind auf den Kärtchen durch eine quere Schraffirung kennt- lich gemacht. Trägt man in ähnlicher Weise wie auf den Gattungskärtchen die sämmtlichen Fundorte der zu einer Familie gehörigen Arten in eine Karte ein, so erhält man die auf S. 372 — 376 dargestellten Uebersichten über die Horizontalverbreitung der einzelnen Familien. Zur Erläuterung dieser Uebersiehten sind wieder die Angaben des systematischen Abschnittes (5. 327, 334, 336, 338, 342, 352 und 356) zu vergleichen. Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Mülleria (entworfen December 1890). 369 Geographische Verbreitung. il ' Nun) sl} a 1 i ir Jul) N Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Holothuria (entworfen December 1890) 160 a4 80 li Stichopus (entworfen December 1890). Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattu IL. 3. 24 Bronn, Klassen des Thier - Reichs. 370 Seewalzen. Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Cucumaria (entworfen December 1890). Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Colochirus (entworfen December 1890). Geographische Verbreitung. 371 Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Zaplodactyla (entworfen December 1890) 5 & m AN 7 0 x Ih ml hif 3 Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Synapta (entworfen December 1890) Seewalzen. 372 180 WestL 140 Länge 120 373 Geographische Verbreitung. | N (0681 Toqwooeı uaFLomyuo) mpodıspj7 ıop Sunorqıo A opejuozLioy op aoqn AorsugeNn i 102) aeg a : FREE ae) Ders esse s=# = & il Al je -— + 2 1 A + + ii in ImmRi ' - in Ss 2 r ar = 2 + zu IS | ia — _ : Ib. CH ® = | u l nu DEE ai Se ee = Bear ren es et —.—— ; — on ! ] Il iR ‚m ® 11 lest FE H- == 2 ME ZT eg] — 2 el 1 Sm > Zul N Ei ie n Fu S “ 0 ai ©) ni r Bar | = = Km La en BF INOrE Se a | BEIN (SZ Usmh Zur E =» E: 7, = u E 091 35UTE OH TIS0 Of Seewalzen. 974 Geographische Verbreitung. 375 180 äng a Östl. MoL.ange180 = er a er 130 Ostı 140Lange 140 | Pr. 150 100 aD mE a ee so m ee Ali. Yl = 40 TIw. 2b m .e 2 BE Seren is 0. Il Ei ER = ® S = E © [5 an Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Synaptidae (entworfen December 1890). & a u —me es — 130 Östl MOLande 180 130 376 Geographische Verbreitung. 377 Im Anschlusse an die vorstehende Uebersicht der horizontalen Ver. breitung mögen hier noch einige Bemerkungen über einzelne Gruppen von Gattungen und Arten eine Stelle finden, wobei wir indessen die Elasipoden gänzlich ausser Acht lassen wollen. Als kosmopolitische, d.+h. annähernd durch alle grösseren Meeresgebiete verbreitete Gattungen lassen sich die folgenden 6 be- zeichnen: Holothuria, Stichopus, Cucumaria, Thyone, Synapta, Chiridota. Diese Liste unterscheidet sich von der Zusammenstellung kosmo- politischer Gattungen, welche Semper (238) gegeben hat, dureh die Auf- nahme der Gattung Stichopus und das Fehlen der Gattungen Psolus und Haplodactyla. Zur Rechtfertigung verweise ich bezüglich der Gattung Stichopus auf das S. 331—332 über deren Verbreitung Gesagte und auf das Kälrt- chen S. 3869. Dass die Gattung Haplodactyla in ihrer jetzigen syste- matischen Begrenzung nicht als eine kosmopolitische bezeichnet werden kann, geht aus den Angaben auf S. 353 und dem Kärtchen auf S. 371 hervor. Was endlich die Gattung Psolus betrifit, so kennt man (vergl. S. 350) keinen einzigen Fundort derselben in der weiten Strecke, welche vom Kanal an durch das ostatlantische Meer, einschliesslich des Mittel- meeres, ganz Afrika umgreift und durch den Indischen Ocean und die indische Inselwelt bis zu den Philippinen reicht; auch an den Küsten Australiens, Neuseelands und an den Südseeinseln ist die Gattung unbe- kannt und kann demnach gewiss nicht unter die kosmopolitischen ge- rechnet werden. An die genannten 6 kosmopolitischen Gattungen schliessen sich durch ihre weite Verbreitung zunächst an die 3 Molpadiiden: Caudina, Trochostoma und Ankyroderma, ferner die 3 Dendrochiroten: Phyllophorus, Psolus und Orcula, sowie endlich die beiden Aspidochiroten: Pseudo- stichopus und Paelopatides. Durch ihr gürtelförmiges, eircumäquatoriales Verbreitungs- gebiet zeichnet sich die Gattung Mülleria aus, an welche sieh die zu den Kosmopoliten gezählte Gattung Stichopus einigermaassen anlehnt (vergl. die Kärtchen S. 368 und 369). Ausschliesslich arktisch sind die 4 nur ebensoviele Arten um- schliessenden Gattungen: Eupyrgus, Trochoderma, Myriotrochus und Acanthotrochus; ausschliesslich antarktisch sind die beiden Gattungen Psolidium mit einer Art und Theelia mit 4 Arten. Auffallend ist die verhältnissmässig grosse Zahl der ganz oder fast ganz auf das indo-pacifische Gebiet beschränkten Gattungen; es sind deren 6 (= 20°), aller bekannten): Labidodemas, Colochirus, Actino- cucumis, Pseudocucumis, Molpadia und Haplodactyla. Kosmopolitische Arten im strengen Sinne des Wortes gibt es nicht, wohl aber solche, die mitihrem Verbreitungsgebiete gürtelförmig den ganzen Erdball umspannen und deshalb doch annähernd als Kosmo- politen bezeichnet werden dürfen. Als solche begegnen uns 6 Arten, Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 24 378 Sceewalzen. welche alle derselben Gattung angehören und wegen der Lage ihres Ver- breitungsgürtels genauer als eireumäquatoriale Arten bezeichnet werden: Holothuria atra Jäg., imitans Ludw., impatiens (Forsk.), lubrica Sel., maculata (Br.) (= arenicola Semp.), rigida (Sel.). Daran schliessen sich einige Arten, die wenigstens östlich und westlich von Mittel- amerika angegeben werden, nämlich Holothuria languens Sel. und subditiva Sel., sowie Thyone peruana (Less.) und similis Ludw. Circumpolar sind Myriotrochus rinkii Steenst. und vielleicht auch noch die 4 folgenden: Chiridota laevis (Fabr.), Cucumaria caleigera (Stimps.), C. frondosa (Gunn.) und Psolus fabrieii (Düb. u. Kor.). Zwischen den arktischen und antarktischen Arten besteht, ohne dass auch nur eine einzige Art beiden Kaltwassergebieten gemeinschaftlich ist, doch ein bemerkenswerther Parallelismus, auf welchen insbesondere Theel (267) hingewiesen hat. Den arktischen Arten Cucumaria frondosa (Gunn.), Psolus squamatus (Düb. u. Kor.) und fabriew (Düb. u. Kor.), Holothuria intestinalis Ascan., Trochostoma boreale (Sars) und Ankyroderma Jeffreysii Dan. u. Kor. entsprechen in den antarktischen Gewässern die ähnlichen Arten: Cucumaria laevigata (Verr.) und crocea (Less ), Psolus ephippifer Wyv. Thoms. und antareticus (Phil.), Holothuria magellanı Ludw., Trochostoma violaceum (Stud.) und Ankyroderma danielsseni Theel. Anhang zur horizontalen Verbreitung: Uebersicht der europäischen Arten. An den europäischen Küsten sind abgesehen von den eigentlichen Tiefseeformen elf Gattungen vertreten, nämlich: 1) Holothuria, 2) Stichopus, 3) Cucumaria, 4) Thyone, 5) Phyllophorus, 6) Psolus, 7) Ankyroderma, 5) Synapta, 9) Chiridota, 10) Trochodota, 11) Myriotrochus. Wenn man einige allzu unzureichend bekannte angebliche Arten ausser Acht lässt, so bleiben noch immer im Ganzen 51 Arten übrig, welche die euro- päische Holothurienfauna zusammensetzen. In der folgenden Aufzählung dieser 5l Arten sind diejenigen (es sind deren 30), welche im Mittelmeer vorkommen, mit einem vorausgestellten * bezeichnet. Holothuria *forskalii Delle Chiaje, *helleri v. Marenz., *impatiens (Forsk.), intestinalis Ascan., *mammata Grube, *poli Delle Chiaje, *sanctori Delle Chiaje, *stellati Delle Chiaje, tremula Gunn., *tubulosa Gmel.; Stichopus natans Sars., *regalis (Cuv.), tizardi Theel; Uucumaria *ceucumis (Risso), frondosa (Gunn.), *grubü v. Marenz., *hyndmani (Thomps.), *kirchsbergii Hell., *köllikeri Semp., lacarzii (Her.), lactea (Forb.), minuta (Fabr.), mosterensis Grieg, nobilis Ludw., "pentactes (L.), perspieua Ludw., *planei (Br.), *syracusana (Grube), *tergestina Sars, typıca (Bars); Thyone *fusus (0. F. Müll.), *inermis Hell., poucheti Barr., *raphanus Düb. u. Kor.; Geographische Verbreitung. 379 Phyllophorus drummondi (Thomps.), *ehlersi (Hell.), *gramulatus (Grube), "marionit (v. Marenz.), pellueidus (Flem.), *urna Grube; Psolus fabrieü (Düb. u. Kor.), phantapus (Strussenf.), sguamatus (Düb. u. Kor.); j Ankyroderma *musculus (Risso); Synapta *digitata (Mont.), *hispida Hell., *inhaerens (0. F. Müll.), tenera Norm. ; Chiridota laevis (Fabr.); Trochodota *venusta (Sem.); Myriotrochus rinki Steenstr. H. Die verticale Verbreitung. Die Holothurien sind durch ihre Lebensweise an den Boden des Meeres gebannt und bilden dadurch einen charakteristischen Bestandtheil des von Haeckel*) als Benthos zusammengefassten Theiles der Meeres- fauna. Diejenigen Arten jedoch, welche frei schwimmende Larven be- sitzen, treten durch diese auch in das Plankton ein, vorzugsweise in das neritische (oder littorale), seltener in das oceanische. Für die verticale Verbreitung der erwachsenen Holothurien unter- scheiden wir das bis 150 Faden reichende Küstengebiet und das darunter gelegene Gebiet der Tiefsee. Das letztere ist uns erst durch die Forschungen der letzten 15 Jahre erschlossen worden. In Bezug auf das Küstengebiet machte Semper (238) den ersten und bis jetzt leider vereinzelt gebliebenen Versuch, einen genaueren Einblick in die verticale Verbreitung auf breiter Grundlage zu gewinnen, musste sich dabei aber selbst überzeugen, dass unsere thatsächlichen Kenntnisse noch gar zu beschränkt sind, um hier zu einem befriedigenden Ergebnisse zu gelangen. Er stellte alle damals vorliegenden Beobachtungen über die Tiefen, in welchen philip- pinische, mittelmeerische und atlantische Arten erbeutet worden waren, in drei Tabellen zusammen, berechnete daraus Verhältnisszahlen und leitete aus diesen verschiedene vorläufige Schlüsse ab. Näher auf die Schlussfolgerungen Semper’s einzugehen muss ich ebenso wie Lampert (154) unterlassen. Es wird das vielmehr erst die Aufgabe erneuerter Unter- suchungen sein, welche auf diesem noch so wenig erforschten Gebiete die von Semper gegebene Anregung aufnehmen und weiter führen. Einst- weilen müssen wir uns mit dem Bekenntnisse bescheiden, dass wir über die bathymetrischen Verbreitungsgesetze der littoralen Holothurienfauna so gut wie nichts wissen. Was nun aber die Holothurien des Tiefseegebietes angeht, so können wir uns wenigstens ein Bild darüber machen, aus welchen Gattungen und Arten die Tiefenfauna besteht und wie sie sich numerisch zur Fauna des *) Plankton-Studien, Jena 1890, p. 19. 380 Seewalzen. Küstengebietes verhält. Ich habe weiter oben in dem systematischen Kapitel alle darauf bezüglichen Angaben bereits bei den einzelnen Familien und Gattungen gemacht. Es erübrigt nur noch eine Gesammt-Uebersicht zu gewinnen, welche den augenblicklichen Stand unseres Wissens zu scharfem Ausdruck bringt. Unter den Familien gibt es keine, welche streng genommen ganz ausschliesslich dem Küstengebiet oder der Tiefsee angehört. Da aber die Elasipoden doch wenigstens bis auf zwei Arten nur in der Tiefsee leben, so muss man sie immerhin als ganz charakteristische Tiefen-Bewohner bezeichnen. Umgekehrt hören die Aspidochiroten, Dendrochiroten und Synaptiden deshalb nicht auf typische Küstenthiere zu sein, weil sie eine verhältnissmässig kleine Zahl ihrer Mitglieder bis in die Tiefe entsenden. Nur die Molpadiiden nehmen in stärkerem Maasse eine vermittelnde Stellung zwischen der Küsten- und Tiefenfauna ein, da sie sich in an- nähernd gleicher Zahl auf beide Gebiete vertheilen. Was die Gattungen anbelangt, so sind unter den 49 überhaupt be- kannten Gattungen der Holothurien 19 —= 38,78°/,, welche ausschliesslich dem Küstengebiet angehören, 20 — 40,82°/,, welche nur in der Tiefsee leben, und 10 — 20,41 °/,, welche in beiden grossen Gebieten vertreten sind. Jene ausschliesslich littoralen Gattungen sind: Aspidochirotae: Mülleria und Labidodemas . . .». . 2 Elasipoda: Ilyodaemon . . . il Dendrochirotae: Orcula, Ph; Nash re IPA, Aectinocucumis, Colochirus, Psolidium, Rhopalodina . . 7 Molpadiidae: Molpadia, Eupyrgus, Haplodactyla, Caudına 4 Synaptidae: Anapta, Chiridota, Trochodota, Trochoderma, Mijmottochns WENDEN EN ET 13 Die 20 ausschliesslichen Tiefseegattungen setzen sich zusammen aus den sämmtlichen Gattungen der Elasipoden mit alleiniger Ausnahme von Ilyodaemon, sowie der einen Aspidochirotengattung Paelopatides und der einen Molpadiide Ankyroderma, wobei man letztere Gattung nicht einmal mit aller Strenge hierher rechnen kann, da eine ihrer Arten (A. musculus) auch in das Küstengebiet aufsteigt. Die 10 Gattungen endlich, welche in beiden grossen Gebieten vor- kommen, sind: Aspidochirotae: Holothuria, Pseudostichopus, Stichopus 8 Dendrochirotae: Uucumaria, Thyone, Theelia,, Psolus 4 Molpadiidae: Trochostoma : N SELL III Synaptidae: Synapta, A ebruchie th St RE are 20% Die Arten vertheilen sich, wenn wir ausser Acht lassen, dass einzelne die Grenze der beiden Gebiete nach oben oder unten etwas über- Geographische Verbreitung, 381 schreiten können, folgendermaassen. Unter den Aspidochiroten fallen von 158 Arten 143 auf das Küstengebiet, 15 auf die Tiefsee; unter den 61 Elasipoden sind 1 littorale, 60 abyssale; unter den 181 Dendrochiroten 163 littorale, 15 abyssale; unter den 32 Molpadiiden 18 littorale, 14 abyssale; unter den 81 Synaptiden 77 littorale, 4 abyssale. Im Ganzen zählt man demnach im Küstengebiet von den 513 bekannten Arten 402, im Tiefsee- gebiet 111. Setzt man die Zahl aller bekannten Arten (513) = 100, so berechnet sich die Zahl der Küstenformen auf 78,36°/,, die der Tief- seebewohner auf 21,63°/,. Berechnet man ebenso in jeder Familie die Zahl der littoralen und abyssalen Arten im Verhältniss zur Zahl aller be- kannten Arten der Familie, so erhält man folgende Ziffern: littoral abyssal Aspidochwrotae (158 =100) . . 90,51°/, 3435 Blasınadar (o®_—- 100) 2 1... 1,649, 98,36°/, Dendrochirotae (181 = 100). . . 90,06%, 332017 Molpadidae (32 = 100) . . . . 56,25%, 43,75°/, Synaptidae (&L=100) . . . . 3,06%, 4,949], Wenn man die sämmtlichen 402 littoralen Arten — 100 setzt und nun die Procente berechnet, in welchen sich die einzelnen Familien an dieser Summe der littoralen Formen betheiligen, so erhält man, dem Procentsatze nach geordnet, folgende Reihe für die Zusammen- setzung der Littoralfauna: Dendrochirotae —= 40,55°/, Aspidochirotae = 35,57°], Synaptidae — ana, Molpadiidae —ı RSS Elasipoda — 22.0230 In derselben Weise ergeben sich für die Zusammensetzung der Abyssalfauna (111 Arten —= 100) die folgenden Ziffern: Elasipoda — 54,059), Dendrochirotae —= 16,22°/, Aspidochirostae = 13,51°), Molpadiidae —#12.612, Synaptidae — 2236005 In der Zone der grössten Tiefen von mehr als 2000 Faden sind von den 111 abyssalen Arten nicht weniger als 33 — 29,73°/, bekannt, nämlich 25 Elasipoden, 3 Aspidochiroten, 3 Molpadiiden, 1 Dendrochirote und 1 Synaptide. Unter diesen 33 Arten sind wieder 17, welche man nur aus diesen gewaltigen Tiefen kennt; es sind das die S. 333 genannten 15 Elasipoden, ferner die Synapta abyssicola Theel, sowie eine von Theel nicht näher bezeichnete T’rochostoma-Art. Die übrigen 16 kommen auch in weniger als 2000 Faden Tiefe vor, nämlich: Elpidia glacialis Theel, Scotoplanes globosa Theel, Oneirophanta mutabilis Theel, Psychropotes Tongi- cauda Theel und semperiana Theel, Benthodytes papillifera Theel, sanguwino- 382 Seewalzen. lenta Theel, sordida Theel., mamillifera Theel, gigantea Verr.; Holothuria thomsoni Theel, Pseudostichopus villosus Theel, Paelopatides confundens Theel, Trochostoma ayresü Verr. und abyssicola Verr.; Cucumaria abyssorum Theel. Die grösste Tiefe überhaupt, aus welcher bis jetzt Holothurien er- beutet worden sind, ist die Challenger-Station Nr. 244 und beträgt 2900 Faden; sie liegt im nordpaeifischen Ocean unter 35° 22‘ nördlicher Breite und 169° 53° östlicher Länge. Das Netz brachte daselbst drei Arten herauf, 1 Elasipode und 2 Aspidochiroten: Oneirophanta mutabilis, Pseudostichopus villosus und Holothuria thomsont. F. Physiologie und Oecologie. I. Funetion einzelner Organe und Organsysteme. 1. Die Haut. Ueber die Funetion der in der Haut befindlichen Kalkkörperchen, über deren chemische Zusammensetzung weiter nichts bekannt ist, als dass sie ganz vorwiegend aus kohlensaurem Kalk bestehen, werden wir weiter unten (S. 414 und 426) sehen, dass sie sowohl als Hülfswerkzeuge bei der Locomotion als auch als Schutzeinrichtungen dienlich sind. Semper (238) ist der Ansicht, dass sie überdies auch als Hülfsapparate für das Tastvermögen der Haut in Betracht kommen, indem sie Druckeinwirkungen durch ihre nach aussen gerichteten Spitzen aufnehmen und auf die eigent- lichen Sinnespapillen der Haut übertragen *). Alle die erwähnten Leistungen können aber doch nur für die ganz oberflächlich gelegenen Kalkkörperchen in Betracht kommen. Die tiefer in der Haut versteckten können dagegen kaum etwas Änderes leisten als einen losen Stützapparat der Haut über- haupt zu liefern; es dürfte demnach Selenka (229) das Richtige getroffen haben, wenn er sie als rudimentäre, mehr oder weniger functionslose Gebilde betrachtet. Die seeretorische Thätigkeit der Haut wird durch die in deren Epithel befindlichen Drüsenzellen (s. S. 31 und 241) vermittelt und gibt sich durch die Ausscheidung einer schleimigen Substanz kund, welche indessen nur von wenigen Arten mit Sicherheit festgestellt ist. Zum Theil ist die weiche, schlüpfrig glatte Beschaffenheit vieler Arten wohl nur durch die Weichheit der Hautüberhaupt bedingt; immerhin werden wohl weitere Nachforschungen bei zahlreicheren Arten als bisher das Vorkommen der Drüsenzellen und eines von diesen abgesonderten Schleimes erweisen. Unter den Aspidochiroten wird nur **) bei Holothuria tubulosa eine Schleim- *) Seine Vermuthung, dass wenigstens an die oberflächlichen Kalkkörperchen Nerven herantreten, konnte weder von ihm selbst, noch von Anderen durch thatsächliche Beobachtung derartiger Nerven hinreichend gestützt werden. #%) Ich lasse dabei den S. 34 erwähnten, der näheren Klarstellung bedürftigen Fall von Mülleria lecanora ganz ausser Betracht. 384 Seewalzen. absonderung der Haut erwähnt. Die betreffende Angabe, welche von Tiedemann (273) herrührt, lässt es aber zweifelhaft erscheinen, ob dieser Schleim nicht etwa aus der durch die Gefangenschaft beschädigten Epi- dermis selbst bestand. Bestimmter lautet die auf eine dendrochirote Art bezügliche Bemerkung Grube’s (81), welcher von seinem Phyllophorus urna berichtet, dass das Thier viel Schleim absondere. Auch (Cucumaria (Colochirus) lacazıi (Her.) gehört nach Herouard zu den schleimabsondernden Arten. Unter den Synaptiden ist nur Synapta inhaerens und digitata näher auf dieses Verhältniss untersucht. Von jener berichtete schon Quatrefages (210), dass sie Schleim absondere, was Petit (202) für dieselbe Art, Semon (255) auch für Synapta digitata bestätigten. Petit geht aber zu weit, wenn er der Ansicht zuneigt, die secretorische Thätigkeit sei auf die Tast- papillen (s. S. 75) beschränkt; denn es finden sich die Drüsenzellen nicht nur hier, sondern durch das ganze Körperepithel zerstreut. Von ausser- europäischen Synaptiden haben wir nur eine alte Notiz von Lesson (138), wonach die von diesem Forscher unter dem Namen Holothuria oceanica aufgeführte Art aus ihrer Haut eine scharfe ätzende Flüssigkeit absondere, welche auf der menschlichen Haut ein unerträgliches Jucken verursache; was es damit für ein Bewandtniss habe, muss einstweilen dahingestellt bleiben. Der Zweck, zu welchem die Schleimabsonderung stattfindet, ist ein verschiedener: 1) An den Fühlern (der Synapten, s. S. 31), woselbst die Drüsenzellen besonders reichlich auftreten, wird das Secret benutzt, um die kleinen Gegenstände, welche als Beute in den Mund eingeführt werden sollen, festzuhalten. 2) An der übrigen Körperoberfläche der Synapten soll nach Semon’s (235) Vermuthung das Secret dazu dienen, das An- haften der Kalkanker zu verhindern. Er machte nämlich die Beobachtung, „dass die Thiere bei ihrem Kriechen durch und auf dem Sande und über ihre Artgenossen hinweg niemals hängen bleiben, sofort aber zu haften anfangen, wenn man sie unsanft berührt“, und sucht sich dies Verhalten durch die Annahme zu erklären, dass unter Einwirkung einer Reizung das Thier seine Schleimabsonderung willkürlich einzustellen vermöge; als- bald werde dann das früher gebildete, noch auf der Haut vorhandene Secret rasch von dem umgebenden Wasser fortgewaschen und die Anker könnten nunmehr ihre „klettende“ Thätigkeit ausüben. Ich kann nicht leugnen, dass mir diese Semon’sche Hypothese etwas gezwungen erscheint; dass die Thiere bei unsanfter Berührung die in ihrer Haut steckenden Harttheile deutlicher fühlen lassen, ist auch ohne jene Vermuthung ver- ständlich. 3) Die Synapten verwenden ihren Hautschleim nach den Be- obachtungen desselben Forschers, um der Wand der von ihnen im Sande gegrabenen Röhren eine grössere Festigkeit zu geben. 4) Bei einzelnen Dendrochiroten und Molpadiiden wird das Ankleben von allerlei Fremd- körpern an die Haut wahrscheinlich durch einen klebrigen Hautschleim vermittelt; allerdings ist die Absonderung des Schleimes bis jetzt nur bei einer von diesen Arten, Phyllophorus urna, mit Bestimmtheit festgestellt. Function einzelner Organe und Organsysteme. 385 Bei dieser Art gibt schon M. Sars (221) richtig an, dass sie gewöhnlich mit Pflanzenstückchen, Trümmern von Conchylien und dergleichen beklebt ist. In ähnlicher Weise umhüllen sich nach Sluiter (242) Orcula tenera Ludw. und Phyllophorus holothurioides Ludw. mit Steinchen und Bruch- stücken von Korallen und Muscheln. Auch von Trochostoma violaceum (Stud.) wird angegeben (253), dass sie „im Leben stets von einer Schmutz- kruste überzogen‘ sei. Der historischen Vollständigkeit halber ist schliesslich zu erwähnen, dass Quatrefages (210) der Haut der Synapta inhaerens auch den Besitz von Nesselkapseln zuschreibt, welche in besonderen Erhebungen der Haut eingelagert seien. Was er aber des Näheren über deren Bau an- gibt, lässt erkennen, dass es sich hier nur um eine verkehrte Ausdeutung der später von Semper und Hamann (s. S. 75) genauer beschriebenen Tastpapillen handelt. Chemische Zusammensetzung der Haut. Studien über die chemischen Bestandtheile der Holothurienhaut wurden durch Semper (238) angebahnt. Um festzustellen, ob der Meinung der Chinesen, dass die Holothurienhaut (s. den Abschnitt über Trepang S. 433) die Wirkung eines Aphrodisiacums habe, irgend ein chemischer Körper zu Grunde liege, veranlasste Semper den Chemiker Hilger zu einer genaneren Unter- suchung der Körperwand von Colochirus quadrangularıs und Mülleria lecanora. Ein derartiger exeitirend wirkender Stoff konnte dabei nicht auf- gefunden werden, wohl aber ergab sich ein vorläufiger Einblick in die chemische Zusammensetzung der Haut überhaupt. Durch anhaltendes Erhitzen mit Wasser unter gesteigertem Druck löste sich ein Theil der Körperwand; die wässerige Lösung zeigte schwaches Opalisiren und eine diekliche Consistenz; auf Syrupdicke verdampft, trat Gallertbildung ein. Aus den verschiedenen Reactionen schliesst Hilger mit ziemlicher Sicher- heit auf die Gegenwart eines Proteinkörpers und zwar chondrogener Sub- stanz oder eines ähnlichen Körpers als Hauptbestandtheil mit Beimengung von wenig Mucin. Als anorganische Bestandtheile ergab die Hilger’sche Analyse: kohlensauren Kalk, kohlensaure Magnesia, Spuren von Eisenoxyd und Phosphorsäure nebst geringen Mengen von Schwefel- und Kieselsäure. Der Einzige, welcher seitdem die chemische Unte:suchung der Holotliurien- haut wieder aufgenommen hat, ist Krukenberg. Er fand*), dass die Haut der Holothuria tubulosa sich in kalter concentrirter Schwefelsäure mit eigenthümlich violetter Farbe rasch auflöst, während sie sich beim Kochen mit Natronlauge nur langsam und unvollständig löst. Feiner be- merkte er**), dass die Haut von Holothuria poli, tubulosa, Stichopus regalis und Cucumaria planei in Salzlösungen (z. B. Kochsalz- oder Sodalösung) ausserordentlich rasch schleimig wird und sich zum grössten Theile löst, während sie in destillirtem Wasser nach stundenlangem Liegen nur wenig *) Vergleichend-physiologische Studien, I. Reihe, 5. Abtheil., Heidelberg 1881. **) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 1. Abtheil., Heidelberg 1882. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Il. 3. 35 386 Seewalzen. an Festigkeit einbüsst. Er hat dann weiter seine Untersuchungen auf den leimgebenden Körper der Haut gerichtet und gelangte dabei *) zu dem Ergebniss, dass sich kein echtes Collagen, wohl aber sogenanntes Trypto- collagen in derselben nachweisen lässt**). Auch den aus der Körper- muskulatur hergestellten Fleischsaft hat Krukenberg (131 und***) bei Holothuria poli und tubulosa untersucht und gefunden, dass derselbe einen ziemlichen Eiweissgehalt besitzt und sowohl bei 45° C. als bei 64°C. gerinnt. Ferner hat Krukenbergr) auf einen eigenartigen, von ihm als Uranidin bezeichneten Farbstoff der Haut einzelner Holothurien auf- merksam gemacht. Er fand denselben bei Holothuria poli, vermisste ihn dagegen bei Holothuria tubulosa, Stichopus regalis, Cucumaria planci, Thyone fusus und Synapta digitata. Durch das braune Pigment der Haut ist er am lebenden Thiere verdeckt, wird aber durch Alkohol oder Wasser oder Glycerin ausgezogen. Die Lösung hat eine gelbe Farbe mit intensiv grüner Fluorescenz. Ist die alkoholische Lösung ganz rein hergestellt, so ist sie monatelang haltbar und weder licht- noch wärmeempfindlich; dagegen zersetzt sie sich sehr rasch in unreinen Gewebsauszügen. Die reine alkoholische Lösung wird durch Ammoniak flockig, durch Kalilauge gallertig gefällt, während sie durch Essigsäure weder eine Fällung noch eine Farbenänderung erleidet. Die wässerigen sowie die Glycerin- Auszüge sind stets viel unreiner als die alkoholischen, weil gleichzeitig ziemlich viel von dem braunen Farbstoff der Haut in die Lösung über- geht. Aether, Benzol, Terpentinöl, Chloroform und Schwefelkobhlenstoff nehmen das Uranidin nicht auf. Nach gelegentlich von mir angestellten Beobachtungen besitzt die Haut der Holothuria forskaliüi (= catanensis) denselben Farbstofl. Bell (16) und Mac Munnzr) erwähnen ihn ferner aus der Haut der Holothuria nigra. Nach Bell hat der Farbstoff eine gewisse Aehnlichkeit mit dem von Moseley beschriebenen AntedoninTT), ist aber doch nicht mit demselben identisch. Dagegen sollen verschiedene Tiefsee-Holothurien das Antedonin, allerdings in modifieirter Weise, be- sitzen TTY). 2. Verdauungsorgane. Die mit der Function des Darmrohres in Zusammenhang stehenden peristaltischen Bewegungen des Darmes sind schon von Tiede- mann (273) bei Holothuria tubulosa beobachtet worden und erklären sich *) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 1. Abtheil., Heidelberg 1882. *#) Vergl. auch desselben Verfassers Vergleichend-physiologische Vorträge, Heidelberg 1886. *##) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 2. Abtheil., Heidelberg 1882. 'r) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 3. Abtheil., Heidelberg 1882. yr) Mac Munn, C.A., Contributions to animal Chromatology, Quart. Journ. Microse. Sc. (2), Vol. 30, 1889, p. 51—96; p. 64—65. Derselbe Forscher berichtet in dieser Abhandlung auch über seine Untersuchungen der Farbstoffe, welche sich in anderen Organen (Blut, Poli’sche Blase, Darm, Geschlechtsorgane) der Holothuria nigra vorfinden. rr) Carpenter, P. H., Report upon the Challenger-Crinoidea, Part I, London 1884, p. 129 Function einzelner Organe und Organsysteme. 387 aus der Anordnung der Muskulatur (s. S.152—154) und aus der Innervation des Darmrohres (s. S. 70—71l). Die physiologische Bedeutung der vier Abschnitte des Verdauungsrohres (s. S. 145—148) suchte Hamann (93) bei Synapta digitata auf ganz allgemeine und in dieser Allgemeinheit wohl im Ganzen auch zutreffende Erwägungen hin in der Weise zu kennzeichnen, dass er der Speiseröhre die Function der Aufnahme und Weiterbeförderung der mit dem Drüsenseeret der Wandung vermischten Nahrung in den Magen zuschrieb. In dem Magen wird dann die Nahrung mit dem Secret der Magendrüsenzellen vermengt, um alsdann dem Dünndarm zugeführt zu werden, welcher die Resorption und die Ueberleitung der resorbirten Nahrung in die Blutflüssigkeit der Darm- blutgefässe besorgt. Der Enddarm schliesslich schafft die unverdauten Bestandtheile der Nahrung als Exceremente nach aussen. Für die Function des als Magen bezeichneten Abschnittes ist be- merkenswertb, das Jourdan (114) denselben bei Holothuria tubulosa stets leer von Nahrungstheilen antraf, dagegen erfüllt von einer gelben Flüssig- keit, deren bitterer*) Geschmack schon Tiedemann (273) bekannt war und deren Ursprungsstelle er wohl mit Recht in den zahlreichen Drüsen- zellen der Wandung (s. S. 150) erbliekt. Die auch in den übrigen Ab- schnitten des Darmrohres vorkommenden Drüsenzellen (s. S. 149—151) sind ohne Zweifel die Erzeuger des mehr oder weniger stark gefärbten Verdauungssaftes, den Krukenberg im Darme überhaupt antraf und auf seine ehemische Wirkung untersuchte (126). Das Ergebniss seiner Experimente **) war, dass dieser Saft in der Regel sowohl ein diastatisches wie ein peptisches und tryptisches Enzym führt, jedes oft in sehr wirk- samer Menge. 3. Athmungsorgane. Wo gut entwickelte Kiemenbäume vorhanden sind, also bei den Aspidochiroten, Dendrochiroten und Molpadiiden, functioniren diese als respiratorische Apparate, was sich äusserlich in dem Ein- und Aus- strömen von Wasser durch die Kloakenöffnung zu erkennen gibt. Die ersten Angaben über das Ausspritzen von Wasser aus der Kloakenöffnung finden sich bei Bohadsch (30). Derselbe erkannte bereits, dass die ausgestossene Flüssigkeit Seewasser ist. Später bemerkten O0. F. Müller (189) und Diequemare (51), dass die Kloakenöffnung sich abwechselnd erweitert und schliesst, was Montagu (176) und Mertens (154) bestätigten. Genauere Beobachtungen über den Rhythmus der *) Krukenberg (131) gibt an, dass er den Geschmack des „Lebersecretes (nicht den der Leber!) bei Holothuria tubulosa und Cucumaria planci geprüft, ihn aber nie bitter, sondern fade gefunden habe. Diese Angabe entzieht sich indessen aller Beurtheilung, da man nirgends ersehen kann, woher Krukenberg das „Lebersecret“ genommen hat; morphologisch kennen wir bei keiner Holothurie ein Organ, welches als Leber aufgefasst werden könnte. **) Vergleichend-physiologische Vorträge, Heidelberg 1886, S. 66. 25* 388 Seewalzen. Kloakenbewegungen hat erst Tiedemann (273) angestellt. Demnach erfolgt bei Holothuria tubulosa die Aufnahme und das Ausstossen von Wasser in der Minute ein- bis dreimal. Das aufgenommene Wasser ver- bleibt 16—20 Secunden im Innern des Thieres. Alsdann öffnet sich die sofort nach der Aufnahme geschlossene Kloake, um das Wasser aus- strömen zu lassen, welches häufig durch Exeremente getrübt ist. Tiede- mann scheint der Ansicht zu sein, dass auf jede Einströmung eine Aus- strömung folge. Indessen zeigten die späteren Beobachtungen von Peach (198) an Holothuric nigra, Ayres (7) an Thyone briareus (Les.), Romanes und Ewart (215) an einer Cucumaria*) und Semper (238) an grossen Stichopus-Arten, dass die Sache sich etwas anders verhält, indem auf jede Ausströmung mehrere Einströmungen folgen. Bei der Ausstiömung wird das in den vorhergehenden Einströmungen aufgenommene Wasser in einem kräftigen, manchmal mit Excrementen untermischten Strome ausgestossen. Semper bemerkte aber, was Romanes und Ewart (215) bestätigten, dass zugleich auch noch schwächere Ausströmungen vorkommen, welche den einzelnen Einströmungen folgen. Er schildert den ganzen Vorgang folgendermaassen: Nachdem die grosse, einen dieken Wasserstrahl in wenig Secunden aussendende Ausströmung erfolgt ist, öffnet sich der Schliessmuskel der Kloake und es beginnt eine Einströmung. Die Kloake schliesst sich rasch wieder und dabei tritt eine ganz kurze, schwer zu bemerkende Ausströmung ein, durch welehe nur ein sehr geringer Theil des vorher eingeführten Wassers wieder ausgestossen wird. Soleher Ein- strömungen, die durch kleine Ausströmungen bei jedesmaligem Schliessen des Schliessmuskels unterbrochen werden, folgen nun eine ganze Reihe rasch aufeinander; dabei schwillt der Körper rasch auf, bis sich plötzlich die Kloake weiter als zuvor öffnet und wieder einen dicken Wasserstrahl aus- sendet. — Da Ayres (7) bei Zhyone briareus (Les.) und neuerdings Howell (106) bei Thyone gemmata (Pourt.) nur 3—4 Einströmungen, dagegen Romanes und Ewart (215) bei einer Cucumaria*) deren 7—8 zwischen Je 2 grossen Ausströmungen bemerkten, so erscheint es wahrscheinlich, dass der Rhythmus der Kloakenbewegungen bei den einzelnen Arten mancherlei Verschiedenheit unterworfen ist. Howell (106) konnte ferner feststellen, dass bei der von ibm untersuchten Art in der Minute 3—4 grosse Ausströmungen abwechselnd mit je 3 Einströmungen, stattfinden. Dagegen folgen bei einer anderen Thyone-Art, Th. fusus var. subvillosa nach Herouard’s**) Beobachtungen die Ausströmungen viel langsamer auf ein- ander. Zugleich machte er die interessante Wahrnehmung, dass bei halb- wüchsigen Thieren die Ausströmungen in derselben Zeit doppelt so oft erfolgen, wie bei den erwachsenen. Bei einem Exemplar von 40 mm Körperlänge betrug das Intervall zwischen zwei Ausströmungen 74 Secunden, bei einem Exemplar von 15 mm Körperlänge aber 37'/, Secunden. Seine *) Die sie ohne alle Rücksicht auf die Systematik Holothuria communis nennen. #*) Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p. 134. Function einzelner Organe und Organsysteme, 389 Beobachtungen lehrten ihn des Weiteren, dass bei den rhythmischen Aus- strömungen eigentlich nur das Wasser, welches sich in der Kloake und in den Hauptstämmen der Kiemenbäume befindet, ausgetrieben wird; dass dagegen die Endbläschen der Kiemenbäume sich in ganz regellosem Wechsel ausdehnen und zusammenziehen und so die Flüssigkeit in ihrem Inneren in beständiger Cireulation erhalten. Während wir so über die Kloakenbewegungen der Aspido- und Dendrochiroten einigermaassen unter- richtet sind, konnten Danielssen u. Koren (50) sich nieht davon über- zeugen, dass auch bei Molpadiiden (ihrem Trochostoma thomsonii) dieselben Bewegungen vorkommen. Indessen hat Sluiter (242) bei einer anderen Molpadiide (seiner Haplodactyla punctata) den Nachweis erbracht, dass in der Minute 2—3 Einströmungen erfolgen, worauf ein kräftiger, mit Schlamm gemischter Wasserstrahl aus der Kloake austritt. Nach Tiedemann dringt das einströmende Wasser nur in die Kiemen- bäume ein, während es nach Semper seinen Weg zum Theil auch in den Darm nimmt. Dass das rhythmische Ein- und Ausströmen von Seewasser durch die Kloake im Dienste der Athmung geschieht, dürfte kaum einem ernstlichen Zweifel unterliegen*).. Wenn dem aber so ist, so wird man auch nicht umhin können, in den Kiemenbäumen echte Athmungsorgane zu erblicken, wie das seit Cuvier fast alle Forscher gethan haben. Trotzdem macht sich neuerdings einiger Widerspruch gegen diese herkömmliche Auffassung von der Leistung der Kiemenbäume bemerklich. Schon Pourtales (207) äusserte die Vermuthung, dass die Kiemenbäume der Holothuria atra Jäg. die Function einer Leber hätten, ohne indessen diese auch schon einmal von Oken ausgesprochene Ansicht mit Gründen zu belegen. Ebenso er- klärte Huxley**) unsere Organe ohne weiteres für Exeretionsorgane. Neuerdings sind es nun keine Geringeren als Danielssen u. Koren (50), welche sich zu derselben Ansicht bekennen. Sie stützen sich dabei auf folgende Gründe: 1) es gehen keine Blutgefässe an die Kiemenbäume; 2) ein Ein- und Ausströmen konnte an der Kloakenöffnung nicht wahr- genommen werden; 3) bei jungen Thieren sind die Kiemenbäume mit Darminhalt angefüllt. Dagegen ist zu bemerken, dass die hier zu Grunde gelegten Beobachtungen sich nur auf die eine Molpadiiden Aıt, Trocho- stoma thomsoniü, beziehen und schon deshalb nicht ausreichen, um die respiratorische Function der Kiemenbäume überhaupt zu bestreiten. Ferner fehlt es in Bezug auf den ersten Punkt an einem bestimmten Nachweise, *) Semper vermuthet, dass der rechte und der linke Kiemenbaum sich in verschiedener Weise an der Athmung betheiligen, so nämlich, dass jener (zusammen mit dem Darme) allein den eintretenden Wasserstrom aufnimmt, dieser aber nur bei der Exspiration durch Abgabe des aus der Leibeshöhle aufgenommenen Wassers thätig ist. Wie weit diese Vermuthung den Thatsachen entspricht, muss einstweilen dahingestellt bleiben. *#) Wirbellose Thiere, übersetzt von Spengel, 1878, S.483. Auch bei G. Rolleston, Forms of Animal Life, Oxford 1870, p. 150, wird der Ansicht Ausdruck gegeben, dass den Kiemenbäumen eher eine excretorische als eine respiratorische. Function zukomme. 390 Seewalzen. dass die von Semper auch den Molpadiiden zugesprochenen Bluträume der Kiemenwand (s. S. 215) wirklich feblen und selbst, wenn dem so wäre, könnte ein respiratorischer Gasaustausch zwischen der Leibeshöhlen- flüssigkeit und der Flüssigkeit im Innern der Kiemenbäume dennoch statt- finden. Punkt 2 steht in Widerspruch mit derweiter oben angeführten, allerdings auf eine andere Molpadiide bezüglichen Beobachtung Sluiter’s. Und was den dritten Punkt anbetrifft, so geben Danielssen u. Koren selbst an, dass das nur für die jungen, nicht aber für die erwachsenen Tbiere silt; es könnte daraus also auch nur gefolgert werden, dass bei den Jungen — vorausgesetzt, dass das Vorkommen von Darminhalt in ihren Kiemenbäumen wirklich ein normaler Zustand ist — die Kiemenbäume in ihre spätere Athemfunction noch nicht eingetreten sind. Es scheint mir also kein triftiger Anlass gegeben zu sein, die respiratorische Thätigkeit der Kiemenbäume ernstlich in Zweifel zu ziehen. Das schliesst natürlich nicht aus, dass sie zugleich eine secretorische Nebenleistung übernommen oder festgebalten haben, welche phylogenetisch wahrscheinlich die primäre Function war, an deren Stelle dann secundär durch Functionswechsel die Athemthätigkeit einsetzte. Entwicklungs- geschichtlich steht einer solchen Auffassung nichts entgegen und morpho- logisch spricht dafür der Umstand, dass bei manchen Elasipoden (s. S. 166) sich an Stelle der Kiemenbäume ein einfaches Darm-Divertikel befindet. Es ist übrigens schon Semper (238) zu der Ansicht gekommen, dass die Kiemenbäume nicht nur Athmungs-, sondern zugleich auch Ausscheidungs- organe sind, welche durch die Thätigkeit ihres inneren Epithels die zahl- reichen gelben Körnchenhaufen absondern, die er frei im Lumen der Kiemenästchen antraf. Dass die Athmung jedenfalls die Hauptleistung der Kiemenbäume ist, geht aus den Beobachtungen und Versuchen Tiedemann’s (275) schlagend hervor. Sehr oft beobachtete er, dass Exemplare von Holo- thuria tubulosa, welche sich 12—18 Stunden in einem Gefäss mit Wasser befanden und dieses durch die abgegangenen Excremente getrübt hatten, die Kloakenöffnung an den Wasserspiegel brachten und nunmehr direct Luft in dieselbe einströmen liessen. Diese Nothathmung stellten die Thiere sofort ein, wenn sie in reines Seewasser verbracht wurden. Blieben sie in dem verunreinigten oder auch in reinem, aber nicht erneuertem Wasser über einen Tag lang, so gaben sie schliesslich auch die directe Lutt- athmung auf, sanken ermattet zu Boden und verendeten. Wurde den Thieren die Kloake zugebunden, so starben sie schon nach einigen Stunden. Um aber auf die excretorische Nebenfunetion der Kiemen- bäume zurückzukommen, so behauptet auch der letzte Forscher, welcher sich mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, dass man eine solche an- nehmen müsse. H&rouard*) fand nämlich, dass das aus der Kloake aus- strömende Wasser keineswegs, wie man bis dahin angenommen hatte *) 10, paar Function einzelner Organe und Organsysteme. 391 (soweit es nicht durch Exeremente des Darmes getrübt ist), lediglich Seewasser ist, sondern verschiedene zellige Gebilde enthält: Wanderzellen, abgelöste Epithelzellen des inneren Epithels der Kiemenbäume und drittens sehr zahlreihe Zellen, welche sich durch braune Granulationen auszeichnen und auch in der Wandung der Kiemenbäume, dicht unter deren Binnen- epithel anzutreffen sind. Damit sind offenbar dieselben Gebilde gemeint, welche Semper bei den von ihm untersuchten Arten als gelbe Körner- haufen im Lumen der Kiemenästchen, Hamann (93) bei Holothuria tubu- losa in der Bindegewebsschicht der Kiemenwand erwähnen. Herouard sieht demzufolge in den braungranulirten zelligen Elementen Gebilde, welche als nicht weiter verwerthbare Dinge aus dem Körper heraus- geschafft werden. Herouard*) ist dann weiterhin der Ansicht, dass mit der exceretorischen Thätigkeit die Nebenleistung der Kiemenbäume noch nicht erschöpft ist, dass sie vielmehr noch zwei andere Aufgaben zu vollziehen haben; erstens sorgten sie durch die Aufnahme oder Abgabe von Wasser für einen Füllungszustand des Körpers, welcher dem wechselnden Contractions- zustande der Körperwand entspreche, seien also ein hydrostatischer Apparat; zweitens seien sie wahrscheinlich bei der Bildung der Wanderzellen betheiligt, da sich in ihrer Wandung eine so grosse Menge dieser Zellen befinde. Da den ‚Elasipoden und den Synaptiden die Kiemenbäume fehlen, muss deren Athmung durch andere Organe besorgt werden. In Betreff der Synaptiden äusserte schon Jäger (110) die Vermuthung, dass ihre Fühler neben ihren übrigen Leistungen zugleich im Dienste der Athmung stünden. Quatrefages (210) hat sich nach seinen Beobachtungen an Synapta inhaerens (0. F. Müll.) dieser Auffassung angeschlossen und zu dem gleichen Ergebnisse ist neuerdings Semon (235) gelangt. Beide heben zur Begründung ihrer Ansicht hervor, dass im Inneren der Fühler stets eine ausserordentlich lebhafte Cireulation zu bemerken ist. Fort- dauernd werden im raschen Tempo die Inhaltskörperehen durch die Wimpern der Wandung von der Basis zu den Endspitzen der Tentakel emporgewirbelt; in den Endspitzen bildet sich ein Rückstrom, der in der Achse der Innenräume zur Fühlerbasis zurückkehrt. Mit dieser Begründung dürfte die Frage indessen noch nicht erledigt sein. Es kommen dieselben Strömungen auch in den Füsschen der mit Kiemenbäumen ausgestatteten Seewalzen vor, wie solches wohl zuerst von Anderson (5) an einer Öueu- marien-Art beobachtet worden ist. Demnach wird weiter zu untersuchen sein, ob nicht bei allen Holothurien das Wassergefässsystem überhaupt und insbesondere seine äusseren Anhänge, Fühler und Füsschen (ein- schliesslich der „Ambulacralpapillen‘), an dem Athmungsvorgange mit- betheiligt sind. Herouard**) ist geneigt, diese Frage für die Füsschen zu A,lzep. 130 u 134. FErlYerp. 63 u. 64. 392 Seewalzen. verneinen, dagegen für die Fühler zu bejahen. Da er aber keine durch- schlagenden Gründe beibringt, so bleibt die Frage nach wie vor eine offene, und wenn man ferner erwägt, dass in zahlreichen Fällen die Ambulaeralpapillen des Rückens kaum noch im Stande sind, irgendwie der Locomotion zu dienen, aber doch wohl irgend eine Function haben müssen, so wird man der Möglichkeit Raum geben, dass sie im Dienste der Athmung stehen, Neben den Fühlern weist Quatrefages (210) auch der Leibes- höhlenflüssigkeit der Synapta inhaerens einen Antheil an der Athmung zu, da dieselbe durch die Contractionen des Körpers und die Bewegungen des Darmes in einem beständigen Hin- und Herströmen gehalten wird und von dem äusseren Medium nur durch die dünne Körperwand geschieden ist. Auch dürften, wie schon Baur (10) bemerkt, die Wimperorgane der Synaptiden als Hülfsorgane für die respiratorische Bewegung der Leibeshöhlenflüssigkeit in Anspruch genommen werden. Im Grossen und Ganzen wird man nicht umhin können, wenigstens bei allen dünnwandigen Seewalzen, auch dann, wenn sie wohl ausgebildete Kiemenbäume besitzen, in der Haut überhaupt ein Organ der Athmung zu erblieken. Bei den Elasipoden fehlen ausser den Kiemenbäumen auch die Wimperorgane und ihre kleinen Fühler bieten offenbar zu wenig Oberfläche dar, um das ganze Athembedürfniss befriedigen zu können, sodass man zu der An- nahme gedrängt wird, dass hier die ganze Haut, einschliesslich der Fühler, Füsschen und Papillen, die Athmung besorgt; vielleicht haben auch das Rückensegel mancher Elpidiiden und der Schwanzanhang der Gattung Psychropotes (s. $S. 111) die Bedeutung respiratorischer Anhänge. Semper (238) hält es für möglich, dass bei einzelnen Holothurien auch die innere Oberfläche des Darmrohres zur Athmung benutzt wird. Denn er glaubte aus Beobachtungen an seiner Haplodactyla molpadioides var. pellucida schliessen zu dürfen, dass das durch die Kloake einströmende Wasser theilweise in den Darm eindringe und bier bis dicht an den Magen gelange. Unterhalb des Magens aber finden sich bei manchen Aspidochiroten sowie bei Trochostoma thomsoniü unter den Molpadiiden die S. 146 und 217 beschriebenen und dort vorläufig als Darmkiemen bezeichneten, blutreichen Faltensysteme. Semper vermuthet nun, dass an diesen Falten ein respiratorischer Gasaustausch zwischen dem Blute und dem nach Analogie der Haplodactyla molpadioides eingedrungenen See- wasser stattfinde. Dem steht aber entgegen, dass man den Darm ge- wöhnlich mit festen und breiigen Massen so angefüllt findet, dass man nicht versteht, wie das durch die Kloake einströmende Wasser bis zu jenen Falten gelangen könnte. Semper hat übrigens schon selbst zuge- geben, dass die „Darmkiemen“ ausser der von ihm angenommenen Athmung auch noch eine Rolle bei der Resorption des Nahrungssaftes zu spielen haben. Danielssen u. Koren (50) halten ausschliesslich diese letztere Deutung für die richtige und erklären deshalb die Faltensysteme im Innern des Darm- rohres lediglich für eine Einrichtung zur besseren Aufsaugung des Chymus. Function einzelner Organe und Organsysteme. 393 4. Blutgefässsystem. Das ganze Blutgetässsystem, dessen Anordnung und Bau 8. 198 bis 223 und S. 246—248 geschildert worden ist, stellt ein zusammenhängendes, epithelloses Lückensystem des Bindegewebes dar, dessen physiologische Bedeutung nach zwei Richtungen zu erörtern ist: 1) Bewegt sich die In- haltsflüssigkeit in bestimmter Richtung? 2) Hat das Blut eine respi- ratorische oder eine ernährende Function oder vielleicht auch eine excretorische ? Tiedemann (273) vertrat die Ansicht und suchte sie ausführlich zu begründen, dass ein wahrer Kreislauf des Blutes stattfinde, in welchem dasselbe sich stets in einer bestimmten Riehtung in seinen Bahnen fort- bewege; er bezeichnete deshalb die einen Gefässe als Arterien, die anderen als Venen. Semper (238) aber hob mit Recht die ausserordentlichen Schwierigkeiten hervor, die sich einer sicheren Beantwortung dieser Frage entgegenstellen. Da er aber ebenso wie Tiedemann die Beobachtung machte, dass das ventrale Dünndarmgefäss sich von der Mitte aus nach seinen beiden Enden ausdehnt und zusammenzieht, so bält er es immerhin für möglich, dass die Tiedemann’sche Ansicht vom Kreislauf der Holo- thurien im Grossen und Ganzen das Richtige getroffen hat. Nun aber ist es Anderen, z. B. auch mir, nicht gelungen, jene Contractionen des ven- tralen Dünndarmgefässes als ganz regelmässige wahrzunehmen; ebenso wie Joh. Müller (183) und Baur (10) an Synapta digitata und Holothuria tubulosa bemerkten, sah auch ich wohl unregelmässige, wellenförmige, wogende Bewegungen an den Darmblutgefässen, aber eine constante Richtung und ein regelmässiger Rhythmus dieser Bewegungen war nicht zu erkennen. Auch spricht der plexusartige Bau der Blutgefässe, sowie der völlige Mangel irgend welcher Klappeneinrichtungen gegen die An- nahme eines ganz bestimmt gerichteten Kreislaufes*). Theils durch die Contraetionen der Muskelfasern in der Wand der grösseren Blutgefässe, theils durch die Bewegungen des Darmes und die Contractionen der Körperwand wird der Inhalt des Blutgefässsystemes in regelloser Weise in einer hin- und herströmenden Bewegung gehalten. Insbesondere ist gar kein ausreichender Grund vorhanden von Arterien und Venen zu sprechen. Die grossen Darmgefässe scheinen nur die Sammelgefässe für die ernäbrende Flüssigkeit zu sein, welche durch das Gefässnetz der Darmwand aufgesaugt worden ist; aus diesen Sammelgefässen wird dann die ernährende Flüssigkeit ihren Weg direct oder indirect in alle Blut- lücken des Bindegewebes finden, Für die Unterscheidung von Arterien und Venen müsste sich erstens zeigen lassen, dass ein bestimmter Ab- schnitt der Blutgefässe ausschliesslich oder doch vorwiegend als pro- *) Auch H&rouard (l. c.) hat sich gegen das Vorhandensein eines echten Kreislaufes ausgesprochen. 394 Seewalzen. pulsatorischer Apparat (Herz) functionirt, was bis jetzt weder für das ventrale Dünndarmgefäss noch auch für einen anderen Abschnitt*) des Blutgefässsystemes nachzuweisen gelang. Zweitens müsste klargestellt werden, ob das Blut wirklich eine respiratorische Function besitzt und dieselbe vorzugsweise in einem bestimmten Organe, etwa den Kiemen- bäumen, ausübt? Auch dieser Beweis ist noch nicht erbracht. Ueber die Function des Blutes, d. h. der Inhaltsflüssigkeit des als Blutgefässsystem bezeichneten Lückensystemes des Bindegewebes, hat sich insbesondere Krukenberg (131) bemüht ins Reine zu kommen. Er untersuchte zu dem Zwecke das vollständig reine, aus den Darmgefässen der Holothuria tubulosa entnommene Blut und konnte zunächst die schon S. 220—222 erwähnte, auffallende Aehnlichkeit desselben mit der Flüssig- keit des Wassergefässsystemes und der Leibeshöhle bestätigen. Er be- zeichnet dasselbe als eine schleimige Flüssigkeit, was einen grösseren Gehalt an Eiweissstoffen vermuthen lässt, fand aber ferner, dass dasselbe in ganz reinem Zustande im Gegensatz zu der S. 221 erwähnten Angabe Tiedemann’s völlig farblos ist; mehr oder weniger bräunlich sieht es nur aus, wenn es bei unvorsichtiger Herstellung des Präparates durch ab- gerissene Gewebszellen u. dergl. verunreinigt ist. Das Blut enthält nach Krukenberg auch keinen Körper, welcher etwa unter dem Einflusse von Kohlensäure, Sauerstoff oder atmosphärischer Luft einen wechselnden Farbenton annimmt**. Ein Gegensatz zwischen „arteriellem‘“ und „venösem“ Blute war nicht aufzufinden. Infolge dessen kommt er zu dem Schlusse, dass das Blut vorzugsweise die Ernährung der Gewebe zu be- sorgen habe, während der Leibeshöhlen- und Wassergefässflüssigkeit in erster Linie eine respiratorische und locomotorische Thätigkeit zufalle. Dass das „Blut“ der Holothurien für die Respiration nur eine unter- geordnete Bedeutung hat, scheint mir auch daraus hervorzugehen, dass die Wundernetze, welche besonders bei den Aspidochiroten den linken Kiemen- baum umspinnen, sich mit der Kiemenwand in gar keine feste Verbindung setzen. Dieser Umstand dürfte vielmehr darauf hindeuten, dass den Wundernetzen, wie H&erouard (l. ec.) vermuthet, eine exceretorische Function zukommt. 5. Wassergefässsystem. Ueber die Funetion der äusseren Anhänge des Wassergefässsy stemes ist an anderen Stellen berichtet. Zusammenfassend sei daher hier nur bemerkt, dass die Fühler 1) zum Tasten (s. S. 399), 2) zur Nahrungs- aufnahme (s. S. 416), 3) zur Fortbewegung (s. S. 413), 4) zur Athmung (s. S. 391) benutzt werden; die Füsschen dienen in ähnlicher Weise *) Z.B. für den Blutgefässring, in welchem Danielssen u. Koren (50) bei Kolga hyalina ein „Herz“ sehen wollen. **) Insbesondere hat er das Blut auch auf das Vorkommen von Haemocyanin geprüft, aber mit negativem Erfolge. Centralbl. f. d. medic. Wissensch., 1880. Function einzelner Organe und Organsysteme. 395 % 1) dem Tasten (s. 8. 399), 2) der Athmung (s. S. 391), ganz besonders aber 3) der Fortbewegung (s. S. 412). Wie sich bei den Bewegungen der Füsschen die Füsschenampullen verhalten, ist ebenfalls an anderer Stelle (s. 8. 413) auseinandergesetzt. In ganz derselben Beziehung stehen die Fühlerampullen zu den Fühlern. Die Semilunarklappen der Fühlerkanäle (s. 8. 123 und 244), deren allgemeines Vorkommen durch die Beobachtungen von Barthels und mir*) bestätigt worden ist, spielen bei den Bewegungen der Fühler eine ähnliche Rolle, wie die ebenso gebauten Ventile in den Füsschenkanälen. Wie schon W. Thomson (270) an jungen Synapten gesehen hat, ist bei zurückgezogenem Fühler das Ventil geöffnet, während es bei ausgestrecktem und in Bewegung be- eriffenem Fühler geschlossen ist. Hamann (93) und Semon (236) haben sich über die Thätigkeit der Klappenventile noch genauere Rechenschaft zu geben versucht. Nach meinen eigenen Beobachtungen kann ich mich ihren Ansichten nur anschliessen. Das Oeffnen der Klappenventile wird durch Contraction ihrer Muskelfasern bewirkt. Im erschlafften Zustande dieser Muskeln legen sich die Klappen durch den Druck der zurück- stauenden Flüssigkeit mit ihren freien Rändern aneinander, versperren also der Flüssigkeit den Weg in centripetaler Richtung; dadurch bleiben die Fühler prall und können nunmehr durch partielle Contraetion ihrer Längsmuskulatur Krümmungen und Biegungen der verschiedensten Art ausführen. Sobald sich aber die Muskelfasern in den Klappenventilen zu- sammenziehen, entfernen sich die freien Ränder der Klappen vonein- ander, es öffnet sich also das Ventil und es kann die Flüssigkeit auch in eentripetaler Richtung hindurchströmen. Die schon einmal im Jahre 1857 von Williams“*) vertretene Ansicht, dass der Steinkanal nicht der Wassereinfuhr, sondern der Ausscheidung diene, hat 30 Jahre später Hartog***) wieder aufgenommen. Eine Nach- untersuchung meinerseitsy) hat nun aber gezeigt, dass weder bei er- wachsenen Exemplaren von Holothuria tubulosa und Stichopus regalis, noch auch bei Auricularien ein Ausströmen an der Madreporenplatte, bez. am Rückenporus, stattfindet. Aehnliche Beobachtungen hat übrigens auch schon W. Thomson (270) an 1,9 mm langen Jungen der Synapta inhaerens gemacht; er gibt ausdrücklich an, dass er am Madreporenköpfchen das Wasser öfters hinein-, aber niemals herausfliessen gesehen habe. Bei meinen Untersuchungen öffnete ich an eben gefangenen, lebendigen Exemplaren von Holothuria tubulosa und Stichopus regalis die Leibeshöhle durch einen raschen Längsschnitt; alsdann wurde der Steinkanal mit ganz unversehrtem Madreporen-Abschnitt ausgeschnitten, unter das Mikro- *) Zool. Anzeiger, Nr. 360, 1891. *=) Ann. Mag. Nat. Hist., Vol. XIX, 1857, p. 55. ##*) Hartog, Marcus M., The True Nature of the Madreporic System of Echinodermata, with Remarks on Nephridia.. Ann. Mag. Nat. Hist., November 1887, p. 321—326. +) Ueber die Function der Madreporenplatte und des Steinkanals der Echinodermen, Zool. Anzeiger, Nr. 339, 1890. 396 Seewalzen. 8 skop gebracht und unter Zusatz einiger Tropfen der Leibeshöblenflüssig- keit,mit oderohne Beimengung von etwas Karmin oder Beinschwarz, untersucht. Bei anhaltender genauer Beobachtung konnte ich deutlich sehen, dass an Jedem der zahlreichen feinen Poren des Madreporen-Absehnittes ein gerade auf die äussere Porenöffnung gerichteter Strom vorhanden :ist. Die be- wimperte Porenöffnung ist sehr eng, sodass nur sehr feine Körperchen diesen Eingang passiren können und auch sie nur dann, wenn sie in senkrechter Richtung genau auf die Mitte der Porenöffnung treffen ; im anderen Falle werden sie von den Wimperhärchen des Porenrandes entweder zurück- geschleudert und gerathen dann in den rückläufigen Strom, welcher natur- gemäss den Einflussstrom umhüllt, oder sie bleiben an den Wimperhärchen hängen. Stellt man das Mikroskop auf die in den rückläufigen Strom gerathenen Körnchen ein, so macht es freilich den Eindruck, als habe man es mit einer Ausflussöffnung zu thun; entsprechende Veränderung der Einstellung aber zeigt, dass dieser rückläufige Strom gewissermaassen nur die Wand eines Trichters bildet, durch dessen Achse der Einfluss- strom seinen Weg nimmt. — An Auricularien konnte ich feststellen, dass Karminkörnchen durch den wimpernden Rückenporus hindurch ihren Weg bis in die Hydrocölanlage nahmen. Die Poren an dem Madreporen-Abschnitt des Steinkanales sind übrigens bei Holothuria tubulosa so eng, dass sie den Zellen der Leibes- höhlenflüssigkeit den Durchtritt nicht gestatten. Am lebenden Objecte beobachtete ich, dass diese Zellen stets zurückprallen, wenn sie gegen einen Porus antreiben. Die Uebereinstimmung zwischen den Zellen der Wassergefässflüssigkeit einerseits und derjenigen der Leibeshöhlenflüssig- keit andererseits kann demgemäss durch den Bau des Madıeporen- köpfehens nicht erklärt werden, sondern muss auf einer anderen Ursache beruhen. Als solche darf man wohl die amöboide Bewegungsfähig- keit dieser Zellen ansehen, welche ihnen gestattet, durch active Wande- rungen aus dem Wassergefässsystem in das Bindegewebe und in die Leibeshöhle oder auch umgekehrt aus dieser in das Bindegewebe und aus dem Bindegewebe in das Wassergefässsystem zu gelangen. Die Poli’sche Blase dient dem Wassergefässsystem als ein Reservoir, welches bei Contraction der peripherischen Bezirke des Systemes das zum Centrum zurückströmende Wasser aufnimmt. Mit Hülfe der Muskulatur ihrer Wandung vermag die Blase später, beim Nachlassen jener Con- traction, das Wasser wieder in die peripherischen Bahnen hinauszutreiben. Jourdan (114) ist der Meinung, dass die Poli’sche Blase ausserdem die Auigabe habe, aus degenerirenden Zellen ihres inneren Epithelbelages die nicht zelligen Inhaltskörper der Wassergefässflüssigkeit (s. S. 137) zu liefern. Cu¬*) geht noch weiter und bält die Wandung der Poli’schen Blase überhaupt für den Bildungsherd aller, auch der zelligen Inhalts- körper der Wassergefässflüssigkeit (s. S. 137), welchen er den Namen *) Archives de zool. exper. et gen., 2. Ser., T. VII, 1889, p. VII. Function einzelner Organe und Örgansysteme. 397 der Amöbocyten gibt. Demzufolge sieht er in der Poli’schen Blase eine Art von Iymphatischer Drüse. Die nicht zelligen, gefärbten Inhaltskörper sindnach Jourdan(114), Cuenot*) und H&rouard (]. ce.) nur das Endproduct einer allmählichen Umwandlung der zelligen. Letztere sind wahrscheinlich anfänglich immer einfache amıöboide Zellen, welche sich mit Reservestoffen des Stoffwechsels beladen und dadurch zu den sog. Schleim- oder Wanderzellen werden. Diese thun eine Zeit lang ihre Dienste, verlieren aber schliesslich ihren Kern und werden endlich zu den bräunlichen Körpern. Ueber die physiologisch-chemische Beschaffenheit der Inhalts- flüssigkeit des Wassergefässsystemes ist in Ergänzung und Bestätigung des S. 136—137 Mitgetbeilten zunächst zu eıwälnen, dass Krukenberg**) in dem Inhalte der Poli’schen Blase bei Holothuria poli und tubulosa nur sehr geringe Mengen von gelösten Eiweissstoffen nachzuweisen vermochte, Die vorhin erwähnten, in der Flüssigkeit schwimmenden, bräunlichen bis rothbraunen Massen, welche S. 137—138 besprochen worden sind, traf derselbe Forscher***) in reichlicher Menge in der Poli’schen Blase der Cucumaria planci an und beschreibt sie als einen rothbraunen Bodensatz, welcher aus verklebten, schwach roth gefärbten Rundzellen besteht und nach dem Eintrocknen mit der Zeit ein dunkelgrünes Colorit annimmt. Die Färbung rührt von einem Pigmente her, welches dem Helicorubin in mancher Beziehung gleicht, in jedem Falle aber kein Hämoglobin ist und mit dem Respirationsvorgange nichts zu thun hat. Auch W. H. Howell[7) u. (107)| untersuchte denselben Farbstoff bei einer anderen Holothurienart, Thyone gemmata (Pourt.), fand ibn an ovale kernhaltige Körperchen (also wohl Zellen) gebunden und bestätigt, dass er mit Hämoglobin nieht identisch sei. Derselbe Farbstoff ist es wohl auch, den dann weiterhin Mac Munn+7) aus der Poli’schen Blase der Holothuria nigra erwähnt und als ein Lipochromogen bezeichnet. Die amöboiden, farblosen Zellen der Wassergefässflüssigkeit sah Howell (106) bei derselben Art in der isolirten Flüssigkeit zu Plasmodien zusammenfliessen. Man wird demnach dem Wassergefässsystem überhaupt ausser seiner locomotorischen Hauptfunction wohl auch noch eine ernährende und eine respiratorische Nebenfunction zuschreiben dürfen. Die er- nährende findet darin ihren Ausdruck, dass die mit Nährsubstanzen beladenen Wanderzellen durch die Bahnen der Wassergefässe weiter transportirt werden. Die respiratorische Leistung aber ist auf die Fühler und Füsschen be- schränktund an keinen dem Hämoglobin zu vergleichenden Farbstoffgebunden. *) Archives de zool. exper. et gen., 2. Ser., T. VII, 1889, p. VIII. #7) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 1. Abtheil., Heidelberg 1882. **#=) An dem eben angeführten Orte, sowie auch in: Vergleichend-physiologische Vorträge, Heidelberg 1886. +) John Hopkins Univ. Circ., Vol. 5, 1885, p. 5. +f) Mac Munn, C. A., Contributions to animal Chromatology, Quart. Journ. Microsc. Sc. (2), Vol. 30, 1889, p. 51—96. 398 Seewalzen. Anhangsweise sei bemerkt, dass die S. 239 betonte Uebereinstimmung der Leibeshöhlenflüssigkeit mit derjenigen des Wassergefässsystemes auch in physiologisch-chemischer Richtung bestätigt worden ist. Kruken- berg (131) beschreibt sie bei Hololhuria tubulosa und Cucumaria als eine durchaus farblose Flüssigkeit, welche auch bei Cucumaria planei*) sehr arm an gelösten Eiweissstoffen ist. Er stellte ferner fest, dass sich darin kein Körper findet, der unter dem Einflusse von Kohlensäure, Sauerstoff oder atmosphärischer Luft einen wechselnden Farbenton annimmt. Immer- hin hält er (131) es für wahrscheinlich, dass der Leibeshöhlenflüssigkeit eine respiratorische Function zukommt, welche vielleicht an die darin schwimmenden Zellen gebunden ist. Denselben rothbraunen Bodensatz, den er in der Wassergefässflüssigkeit antraf, fand er bei Cucumaria planci*”) oft, aber doch nicht in der Mehrzahl der Fälle, in der Flüssig- keit der Leibeshöhle; ebenso fand ihn Howell (107) bei Thyone gemmata (Pourt.). Auch die Plasmodienbildung seitens der amöboiden, farblosen Inhaltszellen in der isolirten Flüssigkeit kommt nach dem Letztgenannten (106) der Leibeshöhlenflüssigkeit in demselben Maasse zu wie der Wasser- gefässflüssigkeit. 6. Nervensystem. Wie vom morphologischen, so verhält sich auch vom physiologischen Gesichtspunkte aus der Ringnerv als der eigentliche Centraltheil des Nervensystems. Aus den beiden von ihm festgestellten Thatsachen, dass bei der Selbstzerstückelung der Synapta digitata nur das den Ringnerven einschliessende Kopfstück sich aufs Neue zu zerstückeln vermag, diese Fähigkeit aber sofort nach Durchschneidung des Ringnerven verliert, hat Baur (10) mit Recht geschlossen, dass der Ringnerv ein Centralorgan sei, welches auf die Bewegungen der Körpermuskulatur einen bestimmen- den Einfluss ausübt. Dieser Ansicht, dass der Ringnerv functionell höher stehe als die Radialnerven, sind auch die späteren Forscher, z. B. Semon (233, 236) und Hamann (92, 93) gefolgt; doch ist nicht zu verkennen, dass erneuerte und ausgedehntere experimentelle Untersuchungen über diese Frage, wie man solche bei anderen Classen der Echinodermen vorge- nommen hat, für die Holothurien bis jetzt noch nicht vorliegen. Empfindlichkeit gegen chemische und mechanische Reize kommt in deutlichster Weise zum Ausdruck. Berührung der Fühler oder Füsschen veranlasst dieselben sofort zu ausweichenden Bewegungen oder zum Zurückziehen. Unsanftes Anfassen und andere Belästigungen beant- worten die Holothurien mit Zusammenziehung des ganzen Körpers, Aus- spritzen des Athemwassers, Auflösen der Haut, Ausschleudern der Cuvier’- schen Organe, Ausstossen der Eingeweide oder Zerstückelung des Körpers; *) Krukenberg, Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 1. Abth., Heidelberg 1882. Function einzelner Organe und Organsysteme. 399 die auffallendsten unter diesen Erscheinungen sind weiter unten, S. 418 bis 422, näher besprochen. Selbst auf leichte Erschütterungen des Bodens reagiren manche Arten sofort durch Bewegungen. Aus alledem geht hervor, dass die Haut dieser Thiere sehr reich an sensiblen Nerven sein muss und dem entspricht denn auch thatsächlich der anatomische Befund (s. S. 72—-76). Mit Recht darf man in den Sinneszellen und Sinnes- papillen der Haut, in den Sinnesplatten der Füsschen, in den Sinnes- platten, Sinnespapillen und knospenförmigen Sinnesorganen der Fühler Tastapparate erblicken*). Ob einzelnen derselben eine specialisirte Function als Geruchs- oder Geschmacksorgane zukommt, ist zweifelhaft, aber immerhin möglich. An Geschmacksorgane könnte man bei den Sinneszellen der Mundscheibe und den knospenförmigen Sinnes- organen der Fühler (Hamann, Semon) denken. Den Geruchssinn suchte Graber**) dadurch zu prüfen, dass er verschiedene Riechstoffe an der Spitze eines Glasstäbchens bis auf 2—5 mm Entfernung an die Füss- chen oder Fühler der Holothurien heranbrachte. Bei Anwendung von Rosenöl zog alsdann eine Holothuria tubulosa ihre Füsschen nach wenigen Secunden ein; noch stärker wurden die Füsschen bei Anwendung von Rosmarinöl zurückgezogen, schwächer dagegen bei Asa foetida. Dagegen reagirten die ausgestreckten Fiihler einer jungen Synapta digitata weder gegen Rosenöl, noch gegen Asa foetida, wohl aber gegen Rosmarinöl. Von höheren Sinnesorganen werden einzelnen Holothurien Hörbläs- chen und Augen zugeschrieben. Dass die nur bei Synaptiden und Elasi- poden bekannten Hörbläschen (s. S. 76—79) morphologisch als solche aufzufassen sind, steht ausser Zweifel. Ebenso halte ich es für sicher, dass sie keineswegs rückgebildete Organe darstellen, wie Hamann (93) meinte; denn durch eine von Barthels und mir***) vorgenommene Unter- suchung derselben an sieben verschiedenen Synaptiden konnten wir uns in Uebereinstimmung mit Semon (235 u. 256) überzeugen, dass sie stets in nervöser Verbindung mit den Radialnerven stehen und also wohl auch in irgend einer Weise als nervöse Endapparate functioniren müssen. Ob sie freilich in Wirklichkeit dem Thiere ein Hören vermitteln, bedarf um so mehr der experimentellen Untersuchung, als Quatrefages (210) und Semon (235) an mittelmeerischen Synaptiden eine völlige Taubheit für gewöhnliche Töne glaubten constatiren zu können. Semon vermuthet, dass vielleicht die „Hörbläschen“ es sind, welche dem Thiere jede Er- schütterung des Sandes, in oder auf dem es lebt, oder des Gefässes, in dem es sich befindet, zur Empfindung bringen. Die Frage nach dem Vor- kommen von Sehorganen ist in ein anderes Stadium, als auf S. 79 dar- gestellt, eingetreten, seit es vor Kurzem Barthels und mir) gelang, an *) Ueberdie AnsichtSemper’s,dassauch die Kalkkörper der Haut zum Tasten dienen, 5.8. 383. **) Graber, V., Ueber die Empfindlichkeit einiger Meeresthiere gegen Riechstoffe. Biolog. Centralbl. Bd. 8, 1889, S. 750. *%#*) Zur Anatomie der Syuaptiden. Zoolog. Anzeiger, Nr. 360, 1891. Deltes 400 Seewalzen. den sog. Augen der Synapta vittata (Forsk.) die Zusammensetzung eines unzweifelhaften Sinnesorganes anzutreffen. Bei dieser Art entspricht einem jeden der beiden an jeder Fühlerwurzel befindlichen Pigmentflecke eine Verbreiterung des Fühlernerven, welche sich durch eine ansehnliche Gruppe glasheller, von Pigment umlagerter Siuneszellen auszeichnet; die ganze Gruppe wird überdies von einer pigmentirten Schicht wie von einem Gewölbe überdacht. Bei Synapta orsinii Ludw. fanden wir an denselben Stellen einen kurzen Nervenast, welcher vom Fühlernerv abgeht und an seinem Ende zu einem kugeligen, ganglionären Gebilde anschwillt. Nach diesen Befunden glauben wir uns zu der Vermuthung berechtigt, dass auch die bei Synapta lappa J. Müll. und Synapta vivipara (Oerst.) bekannten paarigen Pigmentflecke auf den Fühlerbasen Sinnesorgane darstellen. Dagegen müssen wir Hamann (95) zustimmen, wenn er den unpaaren Pigmentflecken, welche bei Synapta digitata nicht auf, sondern zwischen den Fühlerbasen angebracht sind, die Bedeutung eines Sinnesapparates abspricht. Ob nun aber die soeben beschriebenen Sinnesorgane der Synapta vittata und orsinii dem Thiere eine Lichtempfindung oder gar eine Bildwahrnehmung vermitteln, ist einstweilen ganz unbekannt. Bei den mittelmeerischen Arten, welchen diese Organe fehlen, konnte Semon (235) keinerlei Reaction gegen Licht wahrnehmen; die Bewegungen und das sonstige Benehmen der Thiere schienen von Hell und Dunkel ganz unabhängig zu sein und er- folgten in gleicher Weise bei Tage wie bei Nacht. Auch auf plötzliche intensive Beleuchtung oder Beschattung konnte Semon keinerlei Wirkung wahrnehmen, während Quatrefages (210)im Gegensatze dazu angibt, dass die Synapta inhaerens eine plötzliche starke Beleuchtung durch Bewegungen des Körpers und der Fühler beantwortete, letzteres namentlich dann, wenn das Licht gerade die Fühler traf. Im Anschlusse an die Function des Nervensystemes mögen die Be- obachtungen eine Stelle finden, welche man über die Einwirkung ver- schiedener Arzneistoffe und Gifte an Holothurien angestellt hat. Dieselben rühren ausschliesslich von Krukenberg (128) her. Er experi- mentirte mit Synapta digitata und fand, dass dieselbe durch eine Ourare- lösung von 1:300 in 20 Minuten vollkommen gelähmt wird; Wieder- belebungsversuche misslangen. Kampher-Einwirkung bewirkte in 30 Minuten völlige Bewegungslosigkeit, aus welcher sich das Thier nach einstündigem Aufenthalte in frischem Seewasser wieder erholte. Strychninnitrat von 1: 500 rief in 25 Minuten Bewegungslosigkeit hervor; in frischem See- wasser kehrte alsdann nach 30 Stunden zwar die active Beweglichkeit zurück, aber das Thier starb doch. Aetherisirtes oder chloroformirtes Wasser machte in 15 Minuten die Muskeln starr; nachdem einmal die volle Muskelstarre eingetreten war, gelang eine völlige Erholung nieht mehr. Auch destillirtes Wasser bewirkte in 30 Minuten Muskelstarre; Wiederbelebungsversuche in frischem Seewasser blieben erfolglos. Nicotin- lösung von 1: 600—700 rief in 5 Minuten energische Contractionen, in 25 Minuten Bewegungslosigkeit, Muskelstarre, Tod hervor. Durch eine Function einzelner Organe und Organsysteme. 401 Atropinsulfatlösung von 1: 500 wurde das Thier zu einem Muskelkrampf veranlasst, welcher zur Selbstzerstückelung führte. 7. Cuvier’sche Organe. Die Funetion der Cuvier’schen Organe ist noch nicht in befriedigender Weise bekannt. Aus ihrem S. 173—180 erläuterten Baue geht nur so viel mit Sicherheit hervor, dass sie contractile Gebilde sind, welche in der Regel unter ihrem äusseren Epithel eine Schicht von Drüsenzellen besitzen, und durch ihren inneren Achsenkanal mit dem Inneren der Kiemenstämme und weiterhin der Kloake in offener Verbindung stehen. Die Vermuthung Jägers (110), es handle sich in den Cuvier’schen Organen um nieren- ähnliche Einrichtungen, veranlasste Selenka (229) sie auf etwaigen Gehalt an Harnsäure zu prüfen; das Ergebniss war ein negatives. Selenka be- zeichnet sie demnach nur in ganz allgemeinem Sinne als Exceretionsorgane, ähnlich wie schon Joh. Müller (184) sie einfach als „drüsige“ Schläuche bezeichnet hatte. Beide Forscher übersahen aber, dass schon damals Beobachtungen vonPeach (198) vorlagen, welche eine bestimmtere Deutung dieser Organe nahe legten. Peach hatte an Holothuria nigra*) beobachtet, dass das Thier auf äussere Reize hin aus seiner Kloakenöffnung die Cuvier’schen Organe in Gestalt weisser Fäden ausstösst, welche ausser- ordentlich zäh sind und sich zu bedeutender Länge ausziehen können. Er sah, wie andere Thiere (Krebse, Fische) sich in die Fäden verwickelten, und kam dadurch zu der Ansicht, dass es sich hier um eigenartige Ver theidigungsorgane dieser, von den Fischern recht treffend als „Cotton- Spinner‘‘ bezeichneten Holothurie handle. Aehnliche Beobachtungen waren früher von Mertens (154) gemacht worden, blieben aber ohne Einfluss auf die Entwickelung unserer Kenntnisse, da sie erst lange nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Mertens sah, dass die Holothuria marmorata (Jäg.) bei Berührung milchweisse, klebende Fäden (das sind die Cuvier’- schen Organe) aus der Kloake hervorschiesst, und glaubte darin „An- sriffs- oder Vertheidigungswaffen erkennen zu müssen‘. Das Gleiche be- obachtete er bei Holothuria pulla Sel. und cinerascens (Br... Von An- griffswaffen kann nun freilich keine Rede sein, da noch in keinem einzigen Falle eine ganz spontane Ausstossung der „milchweissen klebrigen Fäden“ wahrgenommen wurde. Aber dass sie zur Vertheidigung dienen, ist eine Ansicht, zu welcher noch vor Veröffentlichung der Mertens’schen Be- obachtungen auch Semper (238) und nach ihm Greeff (78) gelangt sind. Semper sah das auf Reize erfolgende Ausstossen der Cuvier’schen Organe bei mehreren tropischen Arten (Holothuria impatiens u. a.), während Greeff *) Vergl. über diese Art Bell (15 u. 16), sowie Herdmann, W. A., The Biological Results of the Cruise of the S. Y. „Argo‘“ round the West Ooast of Ireland in August 1890. Proceed and Transact. of the Liverpool Biological Society, Vol. V, Liverpool 1891, p. 201 bis 203. Bronn, Klassen des Thier- Reichs. II. 3. j 26 402 Seewalzen. dieselbe Erscheinung an canarischen und mittelmeerischen Arten, nament- lich an Holothuria poli Delle Chiaje und forskalii Delle Chiaje feststellte. Mit Recht hebt Semper gegen die Deutung, es seien die Organe Nieren, hervor, dass sie den meisten Holothurien gänzlich fehlen. Aber auch die Auslegung derselben als Waffen befriedigt ihn nicht ganz, da sie in manchen Fällen, z. B. bei gewissen Mülleria-Arten, anscheinend niemals ausgestossen werden und der klebrigen Drüsenzellenschicht ganz ent- behren. Greeff brachte das fernere Bedenken vor, dass bei manchen Arten die Cuvier’schen Organe in so spärlicher Entwickelung auftreten, dass das Ausstossen derselben dem Thiere kaum einen wirksamen Schutz bieten könne. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, dass das „spär- liche“ Auftreten, von welchem Greeft spricht, durch ein kurz vorher- gegangenes Ausstossen der Organe bedingt sein kann (s. S. 175). Des Näheren erfolgt das Ausstossen derselben nach Semper nicht etwa in der Weise, dass sie sich umstülpen oder sofort an ihrer Basis abreissen und dann durch diese Risswunde nach aussen gelangen, sondern so, dass sie mit ihrem freien, der Basis entgegengesetzten Ende durch ein Loch in der Kloakenwandung nach aussen treten. Erst wenn der ausgetretene Faden irgendwo angeklebt ist und nunmehr Zerrungen er- fährt, reisst er schliesslich an seinem Stiele ab. Ob das oder die Löcher in der Kloakenwand, welche den Cuvier’schen Schläuchen den Austritt ermöglichen, durch Risse entstehen oder als präformirte Oeffnungen anzu- sehen sind, stellt Semper als eine offene Frage hin. Unsere thatsäch- lichen anatomischen Kenntnisse gestatten aber nur die erstere Annahme. Dementsprechend kommen dann auch Greeff und neuerdings Herouard*) zu der Vermuthung, dass es sich bei dem ganzen Vorgange vielleicht nur um ein unvollständiges Auswerfen der Eingeweide überhaupt handle, wie ein solches auf stärkere Reize hin bei manchen Arten in sehr vollständiger Weise stattfindet. Dann könnte man freilich in dem Ausstossen der Cuvier’schen Organe keine ganz normale Erscheinung erblicken, sondern eine ans Krankhafte grenzende Reaction, welche für das Thier selbst zwar mit einem Verlust an Organen verbunden ist, demselben aber gleich- zeitig als ein Schutzmittel gegen seine Feinde von Vortheil wird. Diese Auffassung wird dadurch nicht erschüttert, dass die Holothuria impatiens, wie Semper hervorhebt, oft schon ganz leichte Reizungen durch Aus- schleudern einiger Cuvier’schen Schläuche beantwortet. Die Reizbarkeit der verschiedenen Arten ist eben, wie kaum anders zu erwarten, eine sehr ungleiche und wird gewiss auch von individuellen und örtlichen Ver- hältnissen beeinflusst. Zum Beweise dessen sei erwähnt, dass Semper bei derselben Art: Holothuria marmorata, bei welcher Mertens das Aus- stossen der Schläuche beobachtete, nichts davon wahrnehmen konnte und dass nach Sluiter (242) die Holothuria fusco-einerea Jäg. nur selten ihre Schläuche entlässt, während die Holothuria oxurropa bei der leisesten Be- *) Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p. 140. Function eipzelner Organe und ÖOrgansysteme. 403 rührung eine ganze Menge entsendet. Das Abnorme des Vorganges scheint mir davon, ob er auf einen starken oder schwachen Reiz eintritt, unabhängig zu sein, dagegen darin seine Begründung zu haben, dass er durch Zerreissung des einen Organs (nämlich der Kloakenwand) und durch Verlust anderer Organe (nämlich der Cuvier’schen Schläuche selbst) zu Stande kommt. Wenn nun aber so- der Nutzen, den die Öuvier’schen Organe als Vertheidigungswaffen leisten, auf einem abnormen Vorgange beruht und wenn es, wie oben mitgetheilt, Mülleria-Arten gibt, bei welchen das Ausstossen derselben überhaupt nicht vorkommt, was ist dann ihre normale Leistung? Ich muss gestehen, dass wir auf diese Frage keine Antwort zu geben vermögen. Denn wenn auch Herouard (I. ce.) erklärt, es handle sich in den Cuvier’schen Organen „einfach um specielle Drüsen- organe“, so sagt das nicht mehr, als was schon Joh. Müller mit der all- gemeinen Bezeichnung „drüsige Organe“ aussprach; denn gerade über die specielle Function dieser Drüsen wagt auch H&rouard keine Ver- muthung zu äussern und übersieht zugleich, dass es Holothurien gibt, bei welchen die Drüsenzellenschicht ganz fehlt. Wie überdies H&rouard den Organen jegliche Beziehung zur Vertheidigung des Thieres rundweg ab- sprechen kann, ist mir angesichts der Beobachtungen von Peach, Mertens, Semper, Greeff, Jourdan, Sluiter völlig unverständlich. Mit der An- sicht, dass die Cuvier’schen Organe normal im Inneren des Holothurienkörpers als Drüsen functioniren, ist übrigens auch schwer zu vereinbaren, dass die Drüsenzellenschicht nach innen durch Bindegewebs- und Muskel- schichten von dem Achsenkanal der Organe getrennt ist, der bei jener Annahme doch wohl die Rolle des Ausführungsganges der Drüse zu über- nehmen hätte. Die ausgestossenen Schläuche zeigen verschiedene auffallende Eigen- schaften. Vor Allem sind sie von einer ausserordentlichen Elastieität und Ausdehnungsfähigkeit; ohne zu zerreissen, können sie durch irgend einen Zug bis zu einer Länge ausgezogen werden, welche die ursprüngliche Länge um das 20- bis 30fache und noch mehr übertrifft. Ihre Ober- fläche, welche früher, solange die Schläuche sich noch in der Leibeshöhle des Thieres befanden, nicht klebte, ist jetzt dermaassen klebrig, dass der Schlauch an jedem anderen Gegenstande, mit dem er in Berührung kommt, haftet. Die mikroskopische Untersuchung erklärt diese Klebrigkeit da- durch, dass das äussere Epithel des Schlauches zerrissen und dafür die Drüsenzellenschicht frei an die Oberfläche gelangt ist; dabei haben sich die früher rinnenförmig gebogenen Drüsenzellen nunmehr flach ausge- breite. Unmittelbar nach dem Ausstossen nimmt man ferner an den Schläuchen, auch dann, wenn sie sich nirgends angeheftet haben und keinerlei Zug auf sie einwirkt, Formveränderungen in Gestalt von Ver- längerungen und Verkürzungen, Anschwellungen und Verschmälerungen wahr. Semper suchte unter diesen Erscheinungen insbesondere die Ver- längerung mit gleichzeitiger Anschwellung durch die Annahme zu er- klären, dass dabei ein Einströmen von Blutflüssigkeit in das Cuvier’sche 26* 404 Seewalzen. j Organ stattfinde. Es gelang ihm aber ebensowenig als anderen Forschern, die für ein solches Einströmen nöthigen Blutbahnen als thatsächlich vor- handen nachzuweisen. Greeff dagegen beobachtete, dass Ausdehnung und Verlängerung durch einströmendes Athemwasser verursacht wird, welches aus der Kloake und den Kiemenstämmen in den Achsenkanal der Cuvier’- schen Schläuche hineingetrieben. wird. Sobald der Druck nachlässt, strömt das Wasser wieder zurück, wobei sich der Schlauch theils in Folge der Elastieität seines Bindegewebes, theils durch die Thätigkeit seiner Muskelfasern wieder verkürzt und verschmälert. Jourdan (114) weist den Muskelfasern in der Wand der Öuvier’schen Organe sogar eine Beihülfe beim Ausstossen derselben zu; wie das möglich sein soll, ist aber aus der Anordnung der Fasern nicht zu entnehmen. Greeff’s Ansicht dagegen, dass von der Kloake und dem Stamme der Kiemenbäume Wasser direct in die Schläuche hineingetrieben wird, wurde neuerdings durch Herouard (l. e.) experimentell bestätigt, allerdings ohne dass er seines Vorgängers Erwähnung gethan hätte. Der Vollständigkeit halber ist schliesslich hinsichtlich der Function der Cuvier’schen Organe zu bemerken, dass Semper die Vermuthung aus- gesprochen hat, sie könnten vielleicht auch als geschlechtliche Reizapparate dienen; indessen hat sich für die Richtigkeit dieser Vermuthung bis jetzt nicht der geringste Anhalt dargeboten. 8. Wimperorgane der Synaptiden. Wie über so manchen anderen Punkt der Physiologie der Holothurien sind wir auch über die Function der auf die Synaptiden beschränkten Wimperorgane bis jetzt noch zu keiner befriedigenden Erkenntniss ge- langt. Grube’s (83) Vermuthung, dass sie Excretionsorgane seien, berührt sich mit derjenigen Leydig’s (142 u. 144), welcher sie den Segmental- organen der Würmer gleichstellen wollte und der Meinung war, dass ihre Stiele einen mit dem Blutgefässsystem in Verbindung stehenden Kanal umschliessen. Durch den von den späteren Forschern erbrachten Nach- weis (s. S. 228), dass ein solcher Kanal in Wirklicbkeit nicht vorhanden ist, wurde der Leydig’schen Deutung der Boden entzogen. Semper (238) gelangte vielmehr zu der Auffassung, dass ihre Aufgabe vielleicht ledig- lich darin bestehe, die Leibesflüssigkeit „in einer ganz bestimmten“ Richtung zu bewegen. Schon vorher hatte Baur (10) es für das Wahr- scheinlichste erklärt, dass diese Organe überhaupt dazu da sind, die Flüssigkeit der Leibeshöhle in Bewegung zu halten. Diese Ansicht dürfte auch heute noch das Meiste für sich haben, denn es ist nicht einzusehen, wieso sie bei ihrem Baue und ihrer Anordnung der Leibesflüssigkeit eine ganz bestimmte Strömungsrichtung anweisen könnten. Semon (236) konnte durch unmittelbare Beobachtung der lebenden thätigen Wimperorgane feststellen, dass sie zur Erregung einer bestimmten Stromrichtung sogar Function einzelner Organe und Örgansysteme. 405 in hervorragendem Maasse ungeeignet sind. Gleichzeitig aber beobachtete er, dass sie durch ihre Wimperthätigkeit von allen Seiten her die Leibes- höhlenflüssigkeit mit den in dieser flottirenden Elementen an sich heran- strudeln und in den trichterförmigen Grund der Wimperplatte einströmen lassen. Da er ferner im Gewebe der Stiele der Wimperorgane denselben „Iymphoiden“ Wanderzellen begegnete, welche in der Leibesflüssigkeit vorkommen, nimmt er weiter an, dass diese Zellen aus der Leibeshöhlen- flüssigkeit herstammen, in den Grund der Wimpertrichter hineingewirbelt worden sind und sich von hier aus durch amöboide Bewegungen in das Gewebe des Stieles hineingearbeitet haben. „Wir hätten uns demnach die Wimpertrichter als Organe vorzustellen, die dazu bestimmt sind, die Iymphoiden Zellen der Leibeshöhle aufzunehmen und eine Anfangsstation für ihre Wanderungen in die Gewebe zu bilden. Es wären grosse und complieirt gebaute Lymphstomata der Leibeshöhle.“ So ansprechend diese Deutung der Wimperorgane auch auf den ersten Augenblick erscheint, so ist sie doch nicht einwandfrei. Die im Stiele angetroffenen Wander- zellen könnten auch in umgekehrter Richtung aus dem Bindegewebe des Mesenteriums oder der Körperwand in den Stiel gelangt sein. Ferner bleibt die Möglichkeit offen, dass das Eindringen von Wanderzellen in den Trichter der Wimperorgane eine für "die Beurtheilung der Function dieser Organe nebensächliche Erscheinung ist und die Hauptsache nach wie vor in der Bewegung der Leibesflüssigkeit zu sehen ist. Wenn dem so ist, darf man wohl mit Baur (10) auch noch einen Schritt weiter gehen und in den Wimperorganen der Synaptiden Hülfswerkzeuge der durch die ganze Körperwand hindurch stattfindenden Athmung (s. S. 392) erblicken — eine Ansicht, die dadurch eine Stütze erhält, dass das Auftreten der Wimperorgane bei den Synaptiden Hand in Hand geht mit einem völligen Mangel der Kiemenbäume. 9. Fortpflanzung und Brutpflege Im Anschlusse an die Angaben im Kapitel Ontogenie (S. 248 u. ff.) sind bier ausser der Brutpflege auch noch einige andere Punkte zu er- örtern, welche mit der Fortpflanzung in mehr oder weniger enger Be- ziehung stehen. Zunächst tritt uns da die Frage entgegen, ob die ge- schlechtliehe Fortpflanzung bei den Holothurien die einzig mögliche Form der Vermehrung ist, oder ob auch ungeschlechtliche Vermehrungs- vorgänge bei ihnen vorkommen. Nach der soeben erschienenen Mittheilung von Chadwick*) kann man nicht länger daran zweifeln, dass bei einzelnen Arten eine Ver- mehrung durch quere Theilung und nachfolgende Regeneration sich that- *) Chadwick. Herbert C., Notes on Cucumaria planci. Proceed. and Transact. of the Liverpool Biological Society, Vol. V, Liverpool 1891, p. $I—82, Pl. I. 406 Seewalzen. sächlich ereignen kann. Es werden dadurch die älteren und bis dahin alleinstehenden Beobachtungen von Dalyell (47, 48) bestätigt. Die An- gaben beider Forscher, auf welche ich weiter unten bei Besprechung der Regeneration (s. S. 425) noch zurückkommen werde, beziehen sich aber auf Cucumaria-Individuen, welche im Aquarium gehalten wurden, lassen also den Einwand zu, dass es sich bei der beobachteten Theilung nicht um einen normalen Vermehrungsvorgang, sondern um eine abnorme Er- scheinung gehandelt habe. Bei anderen Familien als den Dendrochiroten sind derartige Vermehrungen durch Theilung überhaupt noch nicht be- kannt geworden. Die geschlechtliche Vermehrung dagegen ist für alle Holothurien die Regel und für die allermeisten die ausschliessliche Form der Fort- pflanzung. Ueber die Jahreszeit derselben, über die Ablage der Eier und des Samens, über die Reifung und Befruchtung der Eier ist im Kapitel Ontogenie berichtet worden (s. S. 249—253). Die Geschlechtsreife scheint durchweg früher erreicht zu werden, als das Wachsthum beendet ist, denn man trifft fast bei allen Arten halbwüchsige Exemplare an, deren Geschlechtsorgane bereits reife Eier oder Samenkörperchen enthalten. Bei den zwitterigen Arten unter den Synaptiden ist es nach Quatre- fages (110), Semper (238) und Hamann (93) als Regel anzusehen, dass die Reife der Spermatozoen bei demselben Individuum früher ein- tritt als die der Eier (sog. protandrische Zwitter). Aeusserlich sind die beiden Geschlechter meistens nicht zu unter- scheiden, es sei denn, dass nur das 3 eine Genitalpapille besitzt oder das 2 sich durch Einrichtungen zur Brutpflege auszeichnet (s. S. 189—190). Ueber die relative Zahl der beiden Geschlechter liegen keinerlei Untersuchungen vor; doch macht Selenka (229) die Bemerkung, dass die Männchen ganz allgemein seltener zu sein scheinen als die Weibchen. Ueber die in der Zahl der Eier sich ausdrückende Fruchtbarkeit fehlen ebenfalls genaue Angaben. Nur bei Dalyell (48) findet sich die Notiz, dass er bei der von ihm Holothuria fusus genannten Art die Zahl der Eier auf mindestens 5000 schätze. Im Ganzen ist jedenfalls die Frucht- barkeit eine sehr grosse, wie sich schon aus der geringen Grösse der Eier und der beträchtlichen Zahl und Länge der Genitalschläuche bei den meisten Arten ergibt. Man wird nicht fehl gehen mit der Annahme, dass bei der Mehrzahl der Arten die Zahl der Eier sich auf viele Tausende beziffert. Manche Arten scheinen zur Zeit der Fortpflanzung Wanderungen zu unternehmen, um sich in grösserer Anzahl zusammenzufinden, wenigstens glaubt Graeffe (75) auf solche Weise erklären zu können, dass er die Holothuria poli von November bis Februar, d. bh. zur Zeit ibrer Fort- pflanzung, an denselben Stellen in Scharen antraf, wo sie zu anderer Jahreszeit nur vereinzelt erbeutet wurde, Im selben Sinne ist vielleicht Function einzelner Organe und Organsysteme. 407 auch die Beobachtung von H&rouard*) zu deuten, dass die T’hyone inermis Hell. (= aurantiaca Costa) bei Banyuls immer nur in den ersten Märztagen gefischt wurde; wahrscheinlich lebt sie sonst im Schlamm ver- steckt, den sie zu jener Zeit zum Zwecke der Fortpflanzung verlässt. Ob auch bei anderen Arten, welche von Semper (238) und Herouard*) als gesellig lebende bezeichnet werden**), der Fortpflanzungstrieb die Zusammenscharung veranlasst, steht dahin. Brutpflege. Eine deutlich ausgeprägte Brutpflege ist bis jetzt, wie schon S. 251 bemerkt, nur von einigen Dendrochiroten und Synaptiden bekannt. Die erste, später ganz in Vergessenheit gerathene Nachricht über Brutpflege bei Holothurien rührt von Fabrieius (61) her, welcher vor mehr als einem Jahrhundert von einer arktischen Dendrochirote mit- theilte, dass sie lebendig gebärend sei. "Das Gleiche berichteten später Oersted (192) von einer westindischen Synapta und Kowalevsky (121) von dem mittelmeerischen P’hyllophorus wrna. Dann folgten die Be- obachtungen von Wyv. Thomson (271), mir (153), Lampert (135) und Levinson (141) über die Brutpflege der antarktischen und arktischen Arten: Cucumariacrocea (Less.),Psolusephippifer W .Thoms., Oucumarialaevigata (Verr.) und Cucumaria minuta (Fabr.), sowie der westatlantischen Chiridota rotifera (Pourt.). Alle diese Formen können wir nach der Art der Brutpflege in drei verschiedene Gruppen eintheilen: 1) solche, deren Eier auf einem noch unaufgeklärten Wege in die Leibeshöhle gelangen und hier ihre Entwicklung durchlaufen; 2) solche, bei welchen die Eier nach ihrem Austritte aus der Geschlechtsöffnung auf dem Rücken des Thieres fest- gehalten werden; 3) solche, bei welchen die aus der Geschlechtsöffaung ausgetretenen Eier in besondere, durch Einstülpung der Haut gebildete Bruttaschen gerathen. A. Die Leibeshöhle wird als Bruthöhle benützt. 1) Phyllophorus urna Grube. Kowalevsky, dem wir die ein- zigen Angaben darüber verdanken, beobachtete (121) bei Neapel zur Sommerszeit, dass bei dieser Art die jungen Thiere frei in der Leibes- höhlenflüssigkeit des mütterlichen Thieres umherschwimmen; sie bewegen sich dabei sehr behende mit Hülfe ihres Wimperkleides und sind, wenn sie schliesslich das Mutterthier verlassen, schon mit fünf Fühlern und zwei am hinteren Körperende angebrachten Füsschen ausgestattet. Auf welchem Wege der Austritt aus dem Mutterthier bewerkstelligt wird, blieb räthselhaft. Kowalevsky gibt zwar an, er habe wiederholt gesehen, wie Junge „durch die Kiemen“ ausgeworfen wurden, fügt aber sogleich hinzu, dass sie möglicherweise nicht aus der Leibeshöhle, sondern aus dem umgebenden Seewasser mit dem einströmenden Athemwasser in die Kiemenbäume gelangt waren. Sr COpN nun: **) Holothuria atra Jäg., scabra Jäg., Haplodactyla molpadioides Semp., Stichopus regalis (Cuv.). 408 R Seewalzen. 2) Synapta vivipara (Oerst.),. Wurde in Westindien in seichtem Wasser und im Sommer (1. August) westlich von den Abrolhos auf schwimmenden Pflanzen angetroffen. Oersted (192) gab zuerst das „Lebendiggebären‘“ dieser kleinen Synapte an, ohne aber irgend etwas Näheres darüber mitzutheilen. Erst durch meine Beobachtungen (160, vergl. auch 153) wurde gezeigt, dass auch hier die Leibeshöhle als Brut- raum dient. In ihr fanden sich bei dem einzigen Exemplare, welches mir vorlag, sechs, etwa !/, mm grosse, jugendliche, schon mit dem Urdarm ausgestattete Larven. Auch in diesem Falle konnte noch nicht festgestellt werden, wie die befruchteten Eier in die Leibeshöhle hinein und später die Jungen aus ihr herausgelangen. 5) Chiridota rotifera (Pourt.). Bei dieser von der Floridaküste, den Abrolhosriffen, aus der Bai von Bahia und aus der Bai von Rio de Janeiro bekannten Art konnte ich (153) durch Beobachtungen an einem im September erbeuteten Exemplare feststellen, dass sie dieselbe Brut- pflege wie die Synapta viwipara besitzt. Frei in der Leibeshöhle traf ich 16 junge Thiere von ungefähr Imm Länge, welche keine Spur eines Larvenzustandes mehr erkennen liessen, bereits mit Rädchengruppen und sieben Fühlerchen ausgerüstet waren und auch in ihrer inneren Organi- sation fast ihre ganze Ausbildung vollendet hatten. Auch hier müssen spätere Nachforschungen ausfindig machen, wie die Eier und die Jungen den Weg in und aus der Leibeshöhle finden. | B. Die Eier und Jungen werden aufdem Rücken des Mutter- thieres festgehalten. 4) Cucumaria crocea (Less.). Die Brutpflege dieser antarktischen, an den Falkland-Inseln lebenden, bis 10 em langen Dendrochirote wurde von W. Thomson [(271, 272 und*)]) entdeckt und durch einige Be- obachtungen von, mir (161a) noch näher erläutert. Die Zeit der Fort- pflanzung scheint eine ziemlich ausgedehnte zu sein, denn während nach Sander’s Notizen (16la) Ende April noch eine Eiablage erfolgt, fand Thomson schon Ende Januar fertig ausgebildete Junge. Die abgelegten, 0,7 mm grossen Eier bleiben aussen auf dem verschmälerten mittleren dorsalen Interradius liegen und werden hier wahrscheinlich auf eine noch nicht aufgeklärte Art (vielleicht mit Hülfe eines klebrigen Secretes) fest- gehalten. An den beiden jenen Interradius begrenzenden Radien des Biviums tritt eine Auflockerung und Anschwellung der Gewebe ein, so- dass diese beiden Radien bald wie zwei schwammige, dieke Längswülste erscheinen, in welchen sich die Füsschen äusserlich kaum mehr unter- scheiden lassen, Ob die Eier zunächst Larvenstadien liefern, bedarf noch der Beobachtung. Schliesslich aber liefern sie fertige Junge, welche all- mählich bis zu einer Grösse von 4cm heranwachsen und sich bis dahin an den beiden dorsalen Radien ihrer Mutter festhalten. Thomson be- *) Voyage of H. M. S. Challenger, Narrative, Vol. I, London 1885, vergl. auch Theel (267). Function einzelner Organe und Organsysteme. 409 merkt, dass alle Junge, welche er auf dem Rücken eines Weibchens antraf, von annähernd gleicher Grösse waren. 5) Psolus ephippifer W. Thoms. Auch bei dieser, gleichfalls antarktischen, an den Heard-Inseln und an den Kerguelen lebenden Art verdanken wir die Entdeckung ihrer interessanten Brutpflege den Forschungen W. Thomson’s (271, 272 und*). Die untersuchten Thiere waren Anfang Februar erbeutet. Ihre Brutpflege wird dadurch ermöglicht, dass das Weibchen auf dem Rücken eine Anzahl grösserer Kalkplatten trägt, welche in ihrer Gesammtheit eine sattelförmige Erhebung des Rückens darstellen, dagegen beim Männchen durch die gewöhnlichen Kalkplatten der Haut ersetzt sind. Jede der grösseren Platten wird von einem kurzen kräftigen Stiele getragen, welcher mit seiner Basis in der Rückenhaut befestigt ist. Da sich die Platten mit ihren Seitenrändern berühren, so kommt auf diese Weise zwischen den Stielen ein von der Aussenwelt abgeschlossenes Lückensystem zustande, in welches die aus der Genitalöffnung ausgetretenen und befruchteten Eier hineingelangen, um sich hier zu jungen Thieren auszubilden. Später weichen die Platten- ränder auseinander und gestatten dadurch den Jungen den Austritt aus dem Brutraume. Näheres über die Entwicklung der Jungen ist noch nicht bekannt. C. Die Eier gelangen in besondere, durch Einstülpung der Haut gebildete Bruttaschen. 6) Oucumaria laevigata (Verr... Die 3—4 cm grossen Thiere leben, wie die beiden vorigen Arten, an antarktischen Küsten (an den Kerguelen und an Süd-Georgien). Ihre Brutpflege wurde von Lampert (135 und**)] entdeckt und näher beschrieben. Die Eier entwickeln sich in zwei beutelförmigen Bruttaschen, welche rechts und links vom mittleren ventralen Radius, also in den beiden ventralen Interradien, ungefähr in der Längsmitte des Körpers an die Haut befestigt sind und im Uebrigen frei in die Leibeshöble hängen. Lampert fand die sackförmigen Brut- beutel allseitig geschlossen, vermuthet aber aus ihrer Befestigung und aus dem Umstande, dass in ihrer Wand dieselben Kalkkörper wie in der Körperwand vorhanden sind, dass sie durch Einstülpungen dieser letzteren ihre Entstehung genommen haben. Irgend ein Zusammenhang der Brut- beutel mit den Genitalschläuchen war nicht nachzuweisen. Nur ver- muthen kann man nach Analogie der gleich zu besprechenden Cucumaria minuta, dass die Bruttaschen anfänglich eine äussere Oeffnung haben, durch welche die Eier aufgenommen werden, und dass an derselben Stelle sich später wieder ein Porus für das Ausschlüpfen der Jungen öffnet. Die in den Brutbeuteln befindlichen Eier haben eine Grösse von ungefähr lmm; die Jungen massen 1,5—2—4,5 mm; die grössten derselben be- sassen schon 10 Fühler und 5 Füsschenreihen. *) ]. c. vergl. auch hierzu Theel (267). **) Zool. Jahrb. IV, 1889, p. 831. 410 Seewalzen. 7) Cucumaria minuta (Fabr.) Eine arktische, in 20—93 Faden Tiefe lebende Art, deren von Levinsen (141) entdeckte Brutpflege eine sehr grosse Aehnlichkeit mit derjenigen der vorigen Art hat. An der ventralen Seite des Thieres entwickelt sich rechts und links von den vordersten Füsschen des mittleren ventralen Radius ein frei in die Leibes- höhle hängender Sack, welcher an seiner Befestigungsstelle die Körper- wandung mit einer deutlichen Oeffnung durchbricht. Die Oeffnungen der beiden Brutsäcke liegen also einander genau gegenüber vorn in den beiden ventralen Interradien. Die Säcke selbst haben eine längliche Form und sind bei Thieren von 27—30 mm Körperlänge 8—13 mm lang und 5 mm breit. In ihrem Inneren erreichen die Jungen ihre volle Körpergestalt mit fünf, jetzt noch einzeiligen Füsschenreihen und wachsen hierselbst bis zu einer Körperlänge von 5'/, mm. Möglicherweise handelt es sich in der Cucumaria minuta um dieselbe nordische Art, von welcher schon Fabricius die auch von Levinsen nicht herangezogene Bemerkung macht: ‚est vivipara, mense enim Martio in illa versus anum pullum libere natantem, rubicundum vidi“. Allerdings ' glaubte Fabrieius die Linne’sche Holothuria pentactes vor sich zu haben. Auch müsste man, falls in Wirklichkeit die Cucumaria minuta im Spiele war, annehmen, dass ein junges Thier etwa durch einen Riss des Brut- sackes frei in die Leibeshöhle gerathen war. | II. Vorkommen und Locomotion. In ihrer Lebensweise haben sich die Seewalzen an die ver- schiedensten Bodenverhältnisse angepasst. Während die einen eine weiche, schlammige Unterlage bevorzugen, leben andere mit besonderer Vorliebe auf sandigem, steinigem oder felsigem Boden oder halten sich auf lebenden und abgestorbenen Korallenbänken auf. Auf weichem Boden (Schlamm, Thon, feiner Schlick) begegnen wir in grösserer bis sehr grosser Tiefe namentlich den Elasipoden, sowie den Gattungen Pseudostichopus und Paelopatides, in geringerer Tiefe den Molpadiiden, z. B. Haplodactyla punctata Sluit., molpadioides Semp., Ankyro- derma musculus (Risso), manchen Synaptiden, z. B. Synapta dubia Semp., similisSemp., Chiridota rotifera (Pourt.), purpurea (Less.), laevis (Fabr.) u. a., Myriotrochus rinkü Steenstr., vielen Dendrochbiroten, wie Cucumaria planei (Br.), tergestina Sars, cucumis (Risso), pentactes (L.), Thyone raphanus Düb. u. Kor., inermis Hell., briareus (Les.), Phyllophorus wrna Grube, Rho- palodina lageniformis Gray und einzelnen Aspidochiroten, z. B. Holothuria squamifera Semp. Auf sandigem bis steinigem Boden treffen wir viele Oucumaria- und Holothuria-Arten, wie z. B. Cucumaria miniata (Br.), Holothuria atra Jäg., scabra Jäg., vagabunda Sel., maculata (Br.), grisea Sel., köllikeri Semp., klunzingeri Lamp., sowie manche Synaptiden, z. B. Anapta gracilis Semp., Vorkommen und Locomotion. 411 Ohiridota rufescens (Br.), panaensis Semp. und pisanii Ludw. Auf reinem Sande finden sich nach Semper (238) besonders die Oolochirus-, Stichopus- und Mülleria-Arten, sowie Holothuria immobilis Semp., coluber Semp., edulis Less., fusco-cineren Jäg., similis Semp., tenuissima Semp., aculeata Semp., impatiens (Forsk.). Fast ausschliesslich auf Steinen und Felsen leben die Psolus- Arten. — Indessen gibt es auch nicht wenige Arten, welche sich bald auf weichem Schlammboden, bald auf festerem, sandigem bis steinigem Boden aufhalten; dahin gehören z. B. Holothuria tubulosa Gmel., stellati Delle Chiaje, forskalii Delle Chiaje, Stichopus regalis (Cuv.), Synapta digitata (Mont.), Synapta inhaerens (©. F. Müll.). — Im Ganzen gewinnt man bei der Durchsicht aller einschlägigen Nachrichten den Eindruck, dass überhaupt eine scharf ausgeprägte Abhängigkeit von der Boden- beschaffenheit nur bei wenigen Seewalzen vorhanden ist. Besonders zahlreich und deshalb erwähnenswerth sind die Arten, welche auf lebenden oder todten Korallenbänken angetroffen werden. Hier finden sich in hervorragender Artenfülle die Aspidochiroten, daneben aber auch zahlreiche Dendrochiroten und Synaptiden. Als derartige „Riff- Holothurien“ werden angeführt: Holothuria albiventer Semp., atra Jäg., cinerascens (Br.), ceuriosa Ludw., diffieilis Semp., fusco-cinerea Jäg., flavo- maculata Semp., gracilis Semp., immobilis Semp., impatiens (Forsk.), lagoen«a Haacke, maculata (Br.), marmorata (Jäg.), monacaria (Less.), marenzelleri Ludw., oxurropa Sluit., pyzxoides Ludw., pardalis Sel., pervicax Sel., pleuripus (Haacke), scabra Jäg., sguamifera Semp., vagabunda Sel., Mülleria lecanora Jäg., miliaris (Quoy u. Gaim.), mauritiana (Quoy u. Gaim.), Stichopus chloronotos Br., variegatus Semp., Oucumaria adversaria (Semp.), imbricata (Semp.), Pseudocucumis acicula (Semp.), Actinocueumis typica Ludw., Orcula tenera Ludw., Colochirus scandens Sluit., Chiridota liberata Sluit., Synapta beselü Jäg., glabra Semp., grisew Semp., psara Sluit., recta Semp., reticulata Semp., serpentina Joh. Müll., vittata (Forsk.). Die auf weichem oder sandigem Boden lebenden Arten haben zum Theil die Gewohnheit angenommen, sich mehr oder weniger einzugraben, was sie mit Hülfe ihrer Fühler, Füsschen und Körperbewegungen bewerk- stelligen. Sie ragen dann in der Ruhe nur mit ihren beiden Körperenden (z. B. bei Haplodactyla punctata, Cucumaria miniata), oder nur mit dem Vorderende (z. B. Synapta digitata und inhaerens), oder nur mit dem Hinterende (z. B. Haplodactyla punctata, Holothuria squamifera) aus dem Schlamme oder feinem Sande empor und ziehen sich bei jeder Störung ganz in denselben zurück. Bei Synapta inhaerens geschieht das Eingraben des Näheren, wie Semon (235) beobachtete, in der Weise, dass erst mit den Fühlern etwas Sand bei Seite geschafft wird; alsdann wird das Vorderende des Körpers in dünn ausgestrecktem Zustande in das von den Fühlern gearbeitete Loch hineingesteckt, verdiekt und so das Loch erweitert; darauf drängen die Fühler neuen Sand bei Seite, der Körper wird weiter vorgeschoben und so fort. Auf diese Weise ist es einer mittelgrossen Synapta inhaerens möglich, sich in weniger als einer Minute 412 Seewalzen. vollkommen einzugraben. Die zwischen Steinen umherkriechenden Arten suchen sich ihre Verstecke zwischen und unter den Steinen in allmöglichen Spalten, Höhlen und Ritzen, die sich ihnen darbieten. Manche Arten, namentlich diejenigen der Gattung Psolus, können sich mit Hülfe ihrer Füsschen mit solcher Gewalt an Steine und Felsen ansaugen, dass man sie nur mit Mühe abzulösen vermag und auch eine kräftige Brandung nicht im Stande ist, sie von ihrer Unterlage wegzureissen. Dennoch sind auch sie ebensowenig, wie die übrigen Holothurien, zu einem andauernden Aufenthalte in stark bewegtem Wasser geeignet. .Denn damit sie ihre Fühler zum Fang der Beute erfolgreich entfalten können, bedürfen sie wenigstens zeitweilig einer möglichst ruhigen Umgebung. Demgemäss zeigen fast alle Holothurien eine deutliche Vorliebe für stilles oder doch nur mässig bewegtes Wasser. Hier kriechen die einen langsam umher, andere klettern auf Pflanzen, Korallenästen u. dergl. bedächtig auf und nieder*), wieder andere führen tast eine festsitzende Lebensweise. Letzteres thun vornehmlich diejenigen: Arten, welche sich in Schlamm oder Sand einzugraben pflegen. Von den übrigen werden von Sluiter (242) insbesondere Holothuria oxurropa Sluit., scabra Jäg., Orcula tenera Ludw., Synapta reticulata Semp., und die Colochirus-Arten als überaus träge und langsame Thiere bezeichnet, während derselbe Beobachter von der Holothuria immobilis Semp. angibt, dass sie im Gegensatze zu ihrem Namen fortwährend umherkriecht. Auch die europäischen Holothuria- und Stichopus-Arten können sich ziemlich schnell fortbewegen. Dagegen sind die Cucumaria- und Thyone-Arten wieder ganz auffallend träge; haben sie einen ihnen zusagenden Platz gefunden, so verharren sie daselbst oft wochen- und monatelang, ohne sich von der Stelle zu rühren. In einer Falle hat Noll (190a) sogar beobachtet, dass eine Uucumaria planci zwei volle Jahre lang auf derselben Stelle ver- harıte. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Aspidochiroten am meisten Neigung zeigen umherzuschweifen, die Dendrochiroten schon er- heblich sesshafter sind und endlich die Synaptiden und Molpadiiden am wenigsten Lust zu einem häufigen Ortswechsel zeigen. Als Werkzeuge für die Örtsbewegung dienen in erster Linie die Füsschen. Unterstützt werden dieselben durch die Fühler und durch ge- eignete Bewegungen des ganzen Körpers. Wo die Füsschen fehlen, sind es die Fühler und die Körperbewegungen allein, welche eine Fortbewegung ermöglichen. Die Füsschen vermitteln, wie Gärtner (68) zuerst erkannte und Tiedemann (273) näher beschrieb, die Ortsbewegung mit Hülfe der an ihrem freien Ende befindlichen Saugscheibe und der in ihrer Wandung befindlichen Muskulatur. Durch abwechselnde Contractionen und Er- schlaffungen der, Muskulatur in den Füsschen und in den zugehörigen Jüsschenampullen werden die Füsschen bald geschwellt und gleichzeitig *) Als kletternde Formen werden namentlich erwähnt: Oueumaria planei, Colochirus scandens, Chiridota liberata, Synapta reticulata, Synapta kallipeplos. Vorkommen und Locomotion. 413 lang ausgestreckt, bald verkürzen sie sich. Bei der Streekung des Füss- chens contrahirt sich seine Ampulle und treibt ihren Inhalt in das Füsschen, während bei der Verkürzung des Füsschens der flüssige Inhalt wieder in die jetzt erschlaffte Ampulle einströmt und dieselbe auftreibt. Dabei functioniren die Ventile in den Füsschenkanälen (s. S. 244—-245) in dem Sinne, dass sie die Flüssigkeit zwingen, entweder in das Füsschen oder in die Ampulle zu strömen. Haben sich eine Anzahl Füsschen ausgestreckt und mit ihrer endständigen Saugscheibe befestigt, so vermögen sie bei ihrer nunmehr folgenden Contraction den ganzen Körper des Thieres nachzuziehen und auf diese Weise vorwärts zu bewegen. Bevor sich die Saugscheibe ansaugt, macht das Füsschen tastende Bewegungen, um eine zum Ansaugen geeignete Stelle zu finden. Da es Arten (s. S. 103) gibt, welche an ihren sämmtlichen Füsschen (die dann als Papillen bezeichnet werden) eine deutliche, dauernd vorhandene Saugscheibe vermissen lassen und sich doch in derselben Weise fortbewegen, so muss man annehmen, dass bei ihnen die Füsschenspitze sich nur vorübergehend (solange das _ Ansaugen dauert) durch Druck und Muskelzug zu einer Saugscheibe formt. Bei allen Arten, welche nur auf der Bauchseite gut entwickelte Füsschen, auf dem Rücken dagegen Ambulacralpapillen besitzen, werden die letzteren nur gelegentlich zur Körperbewegung beitragen; falls nämlich die Thiere durch irgend einen Umstand aus ihrer natürlichen, mit dem Bauch nach unten gerichteten Lage heraus in eine Rücken- oder Seitenlage gerathen sind, können die Rückenpapillen dazu behülflich sein, den Körper wieder in seine normale Lage zurückzubringen. Aber auch bei solehen Formen, welche in allen Radien wohl entwickelte Füsschen besitzen, kommen die Füsschen des Biviums seltener als die des Triviums in die Lage, ihre loeomotorische Funetion auszuüben, da auch diese Arten, z. B. Cucumaria planei, in der Regel sich auf dem Trivium fortbewegen. Dass bei den Synaptiden die Fühler allein im Stande sind, das Thier fortzubewegen, ist mehrfach beobachtet worden. Insbesondere wird angegeben“), dass manche Arten, z. B. Synapta inhaerens (0. F. Müll.), digitata (Mont.), reticulata Semp., Chiridota rotifera (Pourt.), auf diese Weise es fertig bringen, an senkrechten, glatten Glaswänden der Aquarien sich festzuhalten und emporzusteigen. Solange man mit Quatrefages (210) die knospenförmigen Sinnesorgane der Fühler (s. S. 73) für Haft- apparate hielt, erschien dadurch jene locomotorische Thätigkeit der Fühler hinlänglich erklärt. Nachdem wir aber Sinnesorgane in ihnen kennen gelernt haben und ausserdem wissen, dass sie nur bei einzelnen Arten vorkommen, müssen wir nach einer anderen Erklärung suchen. Wahr- scheinlich können die Fühler lediglich durch starkes Anpressen wie Saug- apparate anhaften und werden vielleicht darin durch dasselbe Seeret unter- stützt, welches sonst zum Festkleben kleiner Beutestücke benutzt wird (s. 5. 884). Im Uebrigen bewerkstelligen die Synaptiden und wohl auch *) Von Quatrefages (210), Pourtales (207), Semper (238), Semon (235), Sluiter(242). 414 Seewalzen. die Molpadiiden ihre Ortsbewegung durch wellenförmige*) Con- traetionen und schlängelnde Biegungen ihres Körpers, wobei sie sich unter Beihülfe der Fühler gegen die Unterlage oder den sie rings umgebenden Sand und Schlamm anstemmen und weiter schieben. Eine oftmals erörterte und doch noch nicht befriedigend gelöste Frage ist die, ob den Synaptiden bei ihrer Locomotion die Kalkkörper, ins- besondere die Anker und die Rädchenpapillen, von Vortheil sind. Darin sind freilich alle neueren Forscher seit Quatrefages (210) einig, dass man keine activen Bewegungsorgane in ihnen erblicken kann; denn wie Semper (238) hervorhebt, sind die Anker zwar beweglich mit den Anker- platten verbunden und hebeln auf deren Bügeln, aber es fehlen ihnen alle und jede Muskeln, welche diese Bewegungen zu selbständigen machen könnten. Semper hat sich durch unmittelbare Beobachtung grosser tropischer Synapten, namentlich der Synapta beselii Jäg., mit Bestimmtheit davon überzeugt, dass die Anker weder als active Locomotionsorgane, noch auch als active Klammerorgane benutzt werden. Das geht auch schon daraus hervor, dass nach den von Semper an tropischen, und von Quatrefages (210) und Semon (235) an europäischen Synapten an- gestellten Beobachtungen die Thiere sich in normalem Zustande anein- ander sowie an Steinen und Pflanzen vorbeischieben ohne irgendwo hängen zu bleiben. Das Hervortreten der Anker und das dadurch bewirkte Kletten der Synaptenhaut tritt erst beı unsanfter Berührung oder irgendwelch’ anderer Reizung auf und wird um so bemerklicher, je grösser, zahlreicher und je oberflächlicher gelagert die Anker sind. So klettet die Synapta glabra Semp. überhaupt nicht, weil ihre Anker zu tief im Innern der Haut liegen, während von den europäischen Arten die Synapta hispida stärker klettet als die inhaerens und diese stärker als die digitata**). Dabei brauchen die Anker die oberste Hautschicht nicht vollständig zu durch- brechen, sondern nur stark hervorzuwölben. Bleiben die Anker des ge- reizten und dadurch klettend gewordenen Thieres irgendwo hängen, so werden sie abgebrochen oder ausgerissen, gehen also verloren, wenn das Thier sich durch seine Körperbewegungen losreisst. Semper sieht dem- nach in dem Kletten und Anhaften eine durchaus passive, dem Willen des Thieres vollständig entzogene Erscheinung. Semon aber glaubt dem Willen des Thieres dennoch eine, wenn auch nur indirecte Betheiligung an dem Kletten zuschreiben zu müssen. Er meint, dass die Thiere im *) Mertens (154) beschreibt diese Bewegungen bei der Synapta beseliüi als „ab- wechselnde blasenförmige Anschwellungen der Haut“. Semper (238) schildert sie bei der- selben Art als wellenförmig von vorn nach hinten fortschreitende Contractionen des Leibes. Quatrefages (210) bemerkte aber bei Synapta inhaerens, dass diese wellenförmigen Con- tractionen bald von vorn nach hinten, bald aber auch umgekehrt von hinten nach vorn fort- schreiten. **) Von einzelnen aussereuropäischen Arten wird ein besonders starkes Kletten hervor- gehoben, so von Synapta benedeni var, durch Lampert (Zoolog. Jahrb. IV, 1889) und von Symapta reticulata Semp., kallipeplos Sluit., rodea Sluit. durch Sluiter (242 und in der- selben Zeitschrift, Bd. 49, 1889). Nächtliche Lebensweise. 415 normalen Zustande nur deshalb nicht kletten, weil die ganze Körperober- fläche von dem Hautschleime (s. S. 384) überzogen sei, welche das Hatft- vermögen suspendire. Sobald aber eine Reizung des Thieres eintritt, werde die Schleimabsonderung unter Einfluss des Willens eingestellt, der noch vorhandene Schleim werde vom umgebenden Seewasser fortge- waschen, sodass nunmehr das früher durch den Schleim verhinderte Haft- vermögen zur Geltung kommen könne. Mir kommt diese Ansicht, die übrigens von Semon auch nur als eine Vermuthung geäussert worden ist, reichlich gekünstelt vor; jedenfalls bedarf sie zu ihrer ausreichenden Begründung einer Prüfung durch nähere Untersuchungen. Wenn nun aber das Anhaften der hervorgetretenen Anker so, wie Semper meint, nur etwas Zufälliges, rein Passives ist, was am lebenden unversehrten Thiere keine dem Willen unterworfene Rolle spielt, so muss die etwaige Bedeutung der Anker für dieLocomotion eine andere sein. In dieser Richtung dürfte Quatrefages (210), dem sich Semon (235) anschliesst, das Richtige getroffen haben, wenn er behauptet, dass die Anker bei den wellenförmig wechselnden Contractionen und An- schwellungen des Körpers passiv aufgerichtet werden und dann, indem sie durch die bedeckende Haut hindurch gegen die Unterlage anstemmen, als Stützpunkte für das Weiterschieben des Körpers dienen. In ähn- licher Weise mögen auch die Rädchenpapillen der Chirodoten, sowie die Kalkkörper der Molpadiiden den Thieren von einigem Vortheil bei ihren Ortsbewegungen sein. Schwimmbewegungen sind bis jetzt nur von einer einzigen Holo- thurie sicher bekannt. Sars (120) beobachtete, dass sein deshalb so genannter Stichopus natans sich schwimmend fortbewegt, indem er ähnlich einer Planarie oder einem Blutegel den ganzen Körper auf und nieder krümmt. III. Nächtliche Lebensweise. Schon Dalyell (48) machte die Beobachtung, dass manche Holo- thurien, insbesondere die von ihm als Holothuria pentactes und fusus be- zeichneten Dendrochiroten bei Nacht lebhafter sind als bei Tage. Ebenso hatte schon Quatrefages (210) bemerkt, dass die Synapta inhaerens bei Tage weniger lebhaft zu sein scheine. Auf Grund seiner einzelnen, allerdings nicht näher dargelegten Wahrnehmungen kam dann Semper (238) zu der Ansicht, dass wohl ausnahmslos alle Holothurien ein nächt- liches Leben führen. Neuerdings hat nur noch Sluiter (242) hierauf bezügliche Mittheilungen gemacht; nach seinen Beobachtungen kriecht die Holothuria squamifera Semp. nur bei Nacht langsam im Schlamme umher, während sie am Tage ruhig an einer Stelle verharrt, und von Colochirus scandens und Haplodactyla punctata konnte er feststellen, dass sie nur bei Nacht ihre Fühler zur Entfaltung bringen. 416 Seewalzen. IV. Nahrung und Nahrungsaufnahme. Die Nahrung besteht im Allgemeinen aus allerlei lebenden und todten organischen Substanzen, welche bei den meisten Arten nicht rein, sondern zusammen mit Sand und Schlamm aufgenommen werden. Vor- zugsweise handelt es sich dabei um kleine Thierformen und Bruchstücke von Thieren*). Da keinerlei besondere Organe zum Zerkleinern der Nahrung vorhanden sind, so können grössere Thiere nicht überwältigt werden. Im Darminhalte findet man ausser kleineren und grösseren Sand- und Schlammtheilen**) die Reste von kleinen Mollusken ***), Crustaceen, Würmern, Moosthieren, Korallen, Quallen, Foraminiferen, Radiolarien, Diatomeen, seltener von kleinen Fischen. Im Einzelnen scheint dennoch eine gewisse Auswahl der Nahrung stattzufinden. Darauf deutet bei vielen Arten schon die Schwierigkeit, sie längere Zeit in der Gefangenschaft zu halten, wobei freilich auch noch manche andere Umstände ins Gewicht fallen. Ferner ist bei den einen, z. B. den meisten Aspidochiroten, der Darminhalt in der Regel viel gröber und reichlicher mit Sand und dergl. vermengt als bei anderen, z. B. den meisten Dendrochiroten. Die Erklärung dafür ergibt sich aus der Ver- schiedenheit der Nahrungszufuhr, welche zwar stets durch die Fühler, aber doch in verschiedener Art und Weise vermittelt wird. Die Betheiligung der Fühler an der Nahrungsaufnahme war bereits den älteren Forschern wie Belon (26), Bohadsch (30, 31), Quoy u. Gaimard (211), Jäger (110) bekannt und ist von zahlreichen späteren Beobachtern bestätigt worden. Bei den Aspidochiroten wirken die Fühler nach Semper (238) geradezu wie Schaufeln, die den Sand der Korallenriffe, in welchem die Thiere theilweise eingegraben liegen, massenweise zum Munde bringen. Mit dem Sande nehmen sie zugleich Trümmer und Reste von Muschelschalen, Korallen u. s. w., sowie Diatomeen, Infusorien u. dergl. auf, ohne dabei, wie Guppy (90) und Kent (116) gezeigt haben, die lebenden Korallen selbst anzugehen. — Die Dendro- chiroten dagegen benutzen ihre Fühler wie zierliche Köder, mit welchen sie allerlei kleines Gethier anlocken. Dalyell (48), Dohrn (52), Oscar Schmidty}), Noll (190a) und H&rouardfr) haben davon anziehende Schilderungen gegeben. Die völlig ausgestreckten Fühler der Cucumaria planci sehen mit ihren zahlreichen und feinen Verzweigungen in ihrer *) Von Phyllophorus mollis (Sel.) wird angegeben, dass sie sich von Pflanzen ernähre. Semper, Natürliche Existenzbedingungen der Thiere, I. Bd., Leipzig 1880, $. 253. **) Als typische Schlammfresser heben Danielsen u. Koren (50) ihr Trochostoma thomsoniäi und Sluiter (242) die Holothuria squamifera Semp. hervor. *##), Tiedemannn (273) nennt bei Holothuria tubulosa insbesondere 1/;—2 Linien grosse Schalen von Strombus, Terebra, Buceinum, Murex, Tellina, Solen, Venus, Donax, Pecten. 7) In Brehm’s Thierleben, IV. Abth., 2. Bd., Leipzig 1878, S. 422. 7) Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p. 65. Nahrung und Nahrungsaufnahme. 417 stillen Ruhe wie ein Algenbusch aus, auf welchen sich kleine Thiere ver- schiedenster Art: Crustaceen, Quallen, Infusorien, allerlei Larven u. s. w. niederlassen. ‚In fast rhythmischer Aufeinanderfolge zieht sich dann ein Fühler nach dem anderen langsam und vorsichtig zusammen, biegt sich nach innen um und wird in die Mundöffnung gebracht. Sowie er darin völlig aufgenommen ist, verengert sich dieselbe und jetzt zieht das Thier den Tentakel langsam wieder heraus. Ehe er aber ganz heraus ist, legt sich einer der beiden kleinen ventralen Tentakel über die Mundöffnung und bedeckt sie, bis ein zweiter Tentakel sich zusammengezogen, umge- bogen und angeschickt hat in die Mundöffnung einzugehen. Dies Spiel der Tentakel geht fast ununterbrochen vor sich.“ Die beiden kleinen Fühler scheinen also theils zum vorübergehenden Verschluss der Mund- öffnung, theils dazu benutzt zu werden um Alles, was sich an die grossen ködernden Fühler angesetzt hat, gründlich in den Mund hinein abzustreifen (Sehmidt hat sie deshalb als die Wischer bezeichnet). Nach Dalyell wird derselbe grosse Fühler niemals zweimal hintereinander in den Mund abgestreift, sondern immer erst dann, wenn vorher mindestens ein oder zwei andere Fühler abgestreift worden sind. Auch die beiden kleinen Fühler scheinen nach demselben Beobachter sich in der Regel abzulösen, während Noll angibt, dass die kleinen Fühler gewöhnlich in der Weise in Thätigkeit treten, dass jeder mit den grösseren Fühlern (= Fang- armen) seiner Seite gemeinsam arbeitet, doch komme auch ein ab- wechselndes Wirken ohne Rücksicht auf die Stellung der. grossen Fühler vor. Das ununterbrochene, wechselnde Spiel der Dendrochirotenfühler ist übrigens auch den älteren Forschern nicht entgangen, wenn sie es auch noch nicht in bestimmte Beziehung zur Nahrungsaufnahme bringen. So erwähnt dasselbe Diequemare (51) und bei Montagu (176) findet sich bereits die Angabe, dass von den kleinen Fühlern stets einer den Mund bedecke und in dieser Thätigkeit mit seinem Partner abwechsele. Noll konnte auch feststellen, dass es vorzugsweise lebende Thierchen sind, welche der Cucumaria planci zur Nahrung dienen; denn jedesmal, wenn deren (z. B. Krebslarven, kleine Quallen) in seinem Aquarium in grösserer Menge auftraten, entfaltete die Cueumarie ihre Fühlerkrone möglichst weit und liess sich selbst durch unsanfte Berührungen, die ihr sonst sehr unangenehm sind, im Ködern und Verschlingen ihrer Beute nicht stören. — Dass auch die Synaptiden ihre Nahrung mit den Fühlern in ähn- licher Weise wie die Dendrochiroten zum Munde führen, haben Quatre- fages (210) und Semon (235) an den europäischen Synapta-Arten gezeigt. Semon beobachtete, dass sie einzelne Sandkörnchen mit den daran sitzenden Thierchen ergreifen und dann den eingebogenen Fühler in den Mund abstreifen. Ob sie auch abgestorbene Thiere und Detritus fressen, blieb ihm zweifelhaft. Nach den Angaben, welche Forskal (65), Fabricius (61), Mertens (154) über die Bewegungen der Fühler bei Synapta reciprocans (Forsk.), Chiridota laevis (Fabr.), Synapta beselü Jäg. machen, kann es keinem Zweifelunterliegen, dass alle Synaptiden ihre Fühler Bronn, Klassen des Thier- Reichs. II. 3. 27 418 Seewalzen. zur Nahrungszufuhr benutzen. — Vermuthen darf man bei dem Mangel bestimmter Beobachtungen, dass auch die Elasipoden und die Molpadiiden sich ebenso verhalten. V, Verhalten gegen starke Reizungen. Schon verschiedene ältere Forscher, z. B. Bohadsch (30) und OÖ. F. Müller (189) berichten von der Eigenthümlichkeit der Holothurien auf starke Reize ihre Eingeweide auszustossen. Namentlich sind es viele Aspidochiroten, welche diese auffallende Erscheinung zeigen, weshalb es bei manchen Arten derselben nur durch besondere Vorsichts- maassregeln gelingt sie ganz unversehrt zu conserviren. Anhaltende unsanfte Berührung, längere Gefangenschaft, Herausnehmen aus dem Wasser, Einsetzen in süsses Wasser oder Weingeist und andere ähnliche Reize, nach Krukenberg (128) auch Mangel an Sauerstoff, sind die häufigsten Ursachen, welche das Ausstossen der Eingeweide veranlassen. Dazu kommt als eine weitere Ursache bei einigen Dendrochiroten nach Noll’s (190a) Vermuthung eine Legenoth (s. S. 425). Wie Tiede- mann (273) an Holothuria tubulosa beobachtete, geht dem Ausstossen eine heftige Zusammenziehung des ganzen Körpers voraus. Dadurch wird ein solcher Druck auf die im Inneren der Leibeshöhle befindlichen Organe ausgeübt, dass der Darm in der Gegend des Magens zerreisst und mit- sammt dem freien rechten*) Kiemenbaume zur Kloakenöffnung hinaus- getrieben wird. Der linke Kiemenbaum, ferner Schlund, Kalkring und Wassergefässring, sowie die Geschlechtsorgane bleiben dabei in der Regel unversehrt in der Leibeshöhle zurück. Dass der Darm gerade hinter dem Schlunde durchreisst, wird bei den Aspidochiroten dadurch begünstigt, dass gerade in dieser Gegend, wie S. 153 —154 näher erläutert, die Darmmuskulatur entweder einen Wechsel ihrer Anordnung oder eine Unterbrechung besitzt. Bei Holothuria tremula sah O. F. Müller, dass zunächst Theile des Kiemenbaumes aus der Kloake austreten, denen dann der Darm folgt. Aber erst Semper (238) stellte durch Beobachtungen an zahlreichen tropischen Aspidochiroten fest, dass bei dem Ausstossen keinerlei Umstülpung der Organe eintritt, wie es der Fall sein müsste, wenn die Kloakenwand unversehrt bliebe, sondern dass in dieser Wand eine Zerreissung auftritt und dann durch das so entstandene Loch die Eingeweide ihren Weg nach aussen nehmen. Der ganze Vorgang, das Abreissen des Darmes sowohl wie das Ausstossen, lässt sich, wie mir scheint, durch den Druck erklären, welchen der Körperinhalt durch die intensive Zusammenziehung der Körperwand erfährt, ohne dass man für einen Theil des Vorganges, nämlich die Darmzerreissung, auch noch eine energische Contraction der Darmmuskulatur, wie Krukenberg (128) meint, anzunehmen braucht. *) Den Tiedemann irrthümlich den linken nennt, vergl. Anm. $. 169. Verhalten gegen starke Reizungen. | 419 Bei einzelnen Dendrochiroten, z. B. bei der von Noll (190a) be- obachteten Z’hyone, werden im Gegensatze zu den eben erwähnten Aspido- chiroten ausser dem Darme der ganze (rechte und linke) Kiemenbaum, die Geschlechtsorgane, der Kalkring und die Fühler ausgestossen. Starke Reizungen rufen ferner bei vielen Holothurien die merkwürdige Erscheinung hervor, dass die Haut sich ziemlich rasch in form- losen Schleim auflöst. Auch diese Eigenschaft kommt vorwiegend den Aspidochiroten zu, findet sich auch bei einigen Dendrochiroten (z. B. Colochirus quadrangularis*), fehlt dagegen den Synaptiden gänzlich. Am ausgeprägtesten ist sie gerade bei solchen Arten, welche wie die tropischen Stichopus-Arten ihre Eingeweide gewöhnlich nicht ausstossen. Bei seinem Stichopus naso beobachtete Semper (238), dass das Thier, wenn es mit Nadeln gereizt wurde, geradezu aus seiner Haut fährt; es fing an sich hin und her zu wenden und schälte sich durch diese Bewegungen aus der in Stücke zerfallenden und sich auflösenden dicken Haut im Laufe von wenigen Minuten vollständig heraus; dabei blieben die Hautmuskulatur und die Eingeweide unversehrt. Auch bei anderen Stichopus-Arten tritt die Auflösung der Haut sehr rasch (in wenigen Minuten) ein; jedoch findet ein Ausschälen des Thieres aus der Haut wie bei Stichopus naso nicht statt. Die blosse Berührung mit der Luft genügt um die schleimige Verflüssigung der Haut herbeizuführen. Auch kleine Hautstücke, welche man einem frischen Stichopus, einer Müllerıa oder Holothuria (oder auch einem Üolochirus quadrangularıs) ausgeschnitten hat, zerfliessen unter Ein- wirkung der Luft binnen kurzer Zeit zu Schleim. Durch Nadelstiche kann man auch an diesen abgetrennten Hautstückehen den Auflösungs- process beschleunigen; dabei tritt an der Reizstelle selbst die schleimige Auflösung augenblicklich ein. Bei unserem europäischen Stichopus regalis (Cuyv.) wird nach H&erouard eine längere Gefangenschaft zur Veran- lassung, dass die Haut des Rückens nach und nach zerfällt. Unter den Arten der Gattung Holothuria scheint die vagabunda Sel. die in Rede stehende Fähigkeit in hervorragendem Maasse zu besitzen, denn schon Mertens (154) berichtet von ihr, dass sie bei schlechter Behandlung sich „ganz aufzulösen“ vermöge. Bei den europäischen Holothuria-Arten beobachtete Krukenberg**), dass abgetrennte Hautstücke der tubulosa der Selbstauflösung länger widerstehen als die der poli, welche an der Luft oft schon nach 53—4 Stunden sich in zähen Schleim verwandelt haben. Das Ausstossen der Cuvier’schen Organe, welches ebenfalls auf äussere Reize hin erfolgt, ist schon weiter oben (S. 401) behandelt. Eine andere, nicht minder auffallende Art auf starke Reizungen zu antworten, zeigen die Synapten. Dieselben zerbrechen in solchem Falle ihren Körper durch quere Zuschnürungen in zwei oder mehr Stücke. *) Die europäischen Dendrochiroten, z. B. Cucumaria planei, Thyone fusus, scheinen keine Spur von dieser Eigenschaft zu besitzen. *#) Vergleichend-physiologische Studien, II. Reihe, 1. Abth., Heidelberg 1882. 20H 420 Seewalzen. Diese Fähigkeit der Selbstzerstückelung scheint fast allen Mit- gliedern der Synaptidenfamilie zuzukommen; denn wenn sie auch nur bei einigen Arten durch unmittelbare Beobachtung festgestellt ist, so kann man doch nur dadurch verständlich machen, dass von so vieler Arten nur verstümmelte Exemplare oder Bruchstücke bekannt sind. Manche Arten sind so reizbar, dass sie schon bei unsänfter Berührung zerbrechen und es sehr erschwert wird ganz unversehrte Exemplare zu fangen und zu conserviren. Andere Reize, welche die Selbstzerstückelung veranlassen, sind Berührung mit der Luft, Einsetzen in süsses Wasser, Mangel der gewohnten Lebensbedingungen in der Gefangenschaft u. dergl.; Kruken- berg (128) gibt an, dass man bei Synapta digitata die Selbstzerstückelung durch eine Atropinsulfatlösung von 1: 500 hervorrufen könne. Die erste Beobachtung der Selbstzerstückelung scheint von Montagu (175) herzurühren. Er sah die Synapta digitata durch wiederholte Durch- schnürungen, die er auf Muskelcontractionen zurückführt, in mehrere Stücke zerfallen. Denselben Vorgang schilderte dann Quatrefages (210) etwas genauer an der Synapta inhaerens. Er scheint aber der An- sicht zu sein, dass es sich dabei nicht immer um einen abnormen, durch äussere Reize veranlassten Process handelt, sondern dass die Thiere auch ganz spontan zur Selbstzerstückelung schreiten. Falls dem so wäre, müsste man das aus eigenem Antriebe geschehende Selbstzerbrechen als einen normalen Vorgang bezeichnen, den das Thier auch dann vornimmt, wenn es sich der Gunst aller ihm zusagenden Lebensbedingungen erfreut. Indessen kann man eine solche Auffassung doch nur mit Unrecht aus den von Quatrefages beobachteten Thatsachen ableiten. Denn dass seine in der Gefangenschaft gehaltenen Thiere sich in abnormen Lebensverhält- nissen befanden, geht schon daraus hervor, dass es ihm niemals gelang, die Thiere länger als 8 Tage am Leben zu erhalten. Im selben Sinne erklärt es sich auch, dass die Selbstzerstückelung um so häufiger eintrat, Je länger die Gefangenschaft dauerte. Auch der von demselben Forscher geäusserten Vermuthung, das Thier theile sich aus Nahrungsmangel, um die Masse seines nahrungsbedürftigen Körpers durch Abwerfen eines Körperabschnittes zu verkleinern und auf diese Weise sich einem geringeren Nahrungsvorrathe anzupassen, vermag ich mich nicht anzuschliessen, so- lange dieser Vermuthung der Boden sicher beobachteter Thatsachen und Experimente noch völlig fehlt. Im Einzelnen findet nach Quatrefages bei der Selbstzerstückelung eine immer tiefer dringende, quere, gürtelförmige Einsehnürung des Körpers statt, welche zunächst zu einer Durchschneidung der Körperwand führt, wobei das hinter der Einschnürung gelegene Stück gleichzeitig anschwillt. Alsdann bleiben die beiden Stücke, von denen wir das vordere als Kopf- stück, das hintere als Hinterstück bezeichnen wollen, noch eine Zeit lang in einer Verbindung mit einander, welche durch den noch unversehrten Darm hergestellt wird. Bald aber wird dies Darmstück brandig und veisst durch den Zug der beiden sich hin und her krümmenden Körper- Verhalten gegen starke Reizungen, 421 stücke auseinander. Das völlig abgetrennte Hinterstück bleibt noch 3 bis 4 Tage bewegungsfähig und stirbt dann ab. Wie auch Ayres (7) an derselben Synaptenart beobachtete, vermag sich die Abschnürung und Abwerfung eines Hinterstückes an ein und demselben Kopfstück vielmals zu wiederholen, sodass schliesslich das zuletzt übrig bleibende Kopfstück nur noch aus dem allervordersten Abschnitt des ganzen Thieres, mit Fühlern, Ringkanal und Kalkring, besteht. Die abgeworfenen Hinter- stücke dagegen haben, wie Joh. Müller (183) an Synapta digitata wahr- nahm, die Fähigkeit sich weiter zu zerstückeln, vollkommen eingebüsst, obwohl sie auch bei dieser Art noch einen ganzen Tag lang bewegungs- fähig bleiben. Joh. Müller (185) erwähnt auch schon der für die Nervenphysiologie bemerkenswerthen und von Baur (10) bestätigten That- sache, dass eine Durchschneidung des Ringnerven dem Kopfstücke die Fähigkeit der weiteren Zerstückelung raubt. Alle bisher erwähnten Forscher sehen in der Selbstzerstückelung nur die Wirkung einer kräftigen Contraetion der Körpermuskulatur. Wenn aber Baur (10) dabei nicht nur die Ringmuskeln, sondern auch die Längsmuskeln der Körperwand activ betheiligt sein lässt, so scheint mir das mit der Beobachtung unver- einbar, dass die Einschnürung von einer Anschwellung des Hinterstückes begleitet ist. Er meint, dass zuerst die Ringmuskelfasern eine starke Einschnürung hervorbringen und „darauf die Längsmuskeln durch Ver- kürzung in entgegengesetzten Richtungen die Continuitätstrennung an der eingeschnürten Stelle vollziehen“. Wie die Längsmuskeln auf solche Weise zugleich eine Anschwellung des Hinterstückes möglich machen, ist mir ebenso unverständlich wie der Umstand, dass sie bei ihrer ange- nommenen Contraction nicht zunächst die von den Ringmuskeln erzeugte Einschnürung wieder ausgleichen. Wenn man überlegt, dass die Längs- muskeln nach innen vor der Ringmuskulatur liegen und bei der Selbst- zerstückelung des Thieres eine Continuitätstrennung erleiden müssen, so scheint es mir wahrscheinlicher und ganz ausreichend, dass die Ring- muskulatur allein activ betheiligt ist, dass dagegen die Längsmuskeln sich ganz passiv verhalten. Dann erklärt sich auch das Anschwellen des hinteren Körperstückes. Auch wird es den Ringmuskeln leichter fallen, die Längsmuskeln zu durchschnüren, wenn diese sich im Zustande der Erschlaffung, nicht in dem der Contraction befinden. Dass ganz junge Thiere nach Baur (10) sich im Gegensatze zu den erwachsenen niemals zerstückeln, scheint darauf zu beruhen, dass ihre Ringmuskeln noch nicht kräftig genug sind um eine Zerstückelung herbeizuführen. Semon (235) beobachtete ferner, dass die Synapten, wenn sie er- griffen werden, gerade an der Stelle, an welcher sie gepackt sind, die Zerschnürung vornehmen. Auf solche Weise befreit sich das Kopfstück und vergräbt sich alsdann eilig im Sande. Er schliesst daraus, dass die Selbstzerstückelung für diese Thiere eine Art von Schutzmittel ist, durch welches sie sich unter Preisgabe ihres Hinterstückes ihren Feinden zu entziehen vermögen. Das Kopfstück scheint sich nach Baur (10) 422 Seewalzen. durch Regeneration wieder zu einem ganzen Thiere ergänzen zu können, während dem Hinterstücke die gleiche Fäbigkeit von allen Forschern abgesprochen wird. Dass es gerade die Synaptiden sind, welche die eben geschilderte merkwürdige Selbstzerstückelung besonders häufig zeigen, kann deshalb nicht Wunder nehmen, weil bei ihnen allein unter allen Holothurien eine echte, d. h. ununterbrochene Ringmuskulatur der Körperwand vorkommt. Trotzdem ist die Zerschnürung nicht ausschliesslich auf die Synaptiden beschränkt. So gibt Semper (238) kurz an, dass er etwas Derartiges bei seiner Oucumaria versicolor wahrgenommen habe, und neuerdings be- schreibt Chadwick*) eine Quertheilung einer Cucumaria, welche er für eine jugendliche Cucumaria planeci hält. Die Angaben und Abbildungen von Chadwick erinnern lebhaft an die Mittheilungen, welche Dalyell (47, 48) vor längerer Zeit über die Theilung und Regeneration von Oueu- maria lactea (Forb.) gemacht hat. Nach Dalyell und Chadwick regeneriren sich in diesen Fällen nicht nur die Kopfstücke, wie bei Synapten, sondern auch die Hinterstücke, sodass durch den ganzen Vor- gang eine ungeschlechtliche Vermehrung der Individuenzahl herbeigeführt wird, was nach unseren derzeitigen Kenntnissen bei der Selbstzerstückelung der Synapten niemals der Fall ist. Es macht demnach den Eindruck, dass die Quertheilung, wo sie bei Dendrochiroten vorkommt, eine andere Bedeutung bat, als bei den Synaptiden. Bei jenen führt sie zu unge- schlechtlicher Vermehrung, bei diesen nicht. Es bleibt aber zu unter- suchen, ob sie nicht auch bei den Dendrochiroten ebenso wie bei den Synaptiden als ein abnormer Vorgang anzusehen ist, der nur unter Ein- wirkung ungewohnter Lebensverhältnisse oder anderer Reizzustände sich einstellt. VI. Verhalten in der Gefangenschaft; Lebenszähigkeit. In der Gefangenschaft halten sich die Dendrochiroten im Allge- meinen besser als die Aspidochiroten und Synaptiden. Unter unseren europäischen Arten ist wohl keine für den Aufenthalt in Aquarien ge- eigneter als die Oucumaria planci. Viel schwieriger sind die Holothuria-, Stichopus- und Synapta-Arten zu halten. Jene werfen fast immer nach einigen Tagen oder Wochen die Eingeweide aus (s. S. 418) oder ihre Rückenhaut löst sich auf (s. S. 419); diese aber zerstückeln ihren Körper durch quere Einschnürungen (s. S. 420). Immerhin besitzen alle Holo- thurien einen ziemlich hohen Grad von Widerstandskraft gegen Ver- stümmelungen und Misshandlungen der verschiedensten Art. Das abgeschnittene Kopfstück einer Synapta inhaerens kriecht nach Quatre- fages (210) wie ein selbständiges Thier umher. Derselbe Forscher warf Pi 12 6.218, 1877405), Regeneration. 423 ein abgeschnittenes Kopfstück derselben Art in süsses Wasser, liess es darin mehrere Tage lang liegen, verletzte es ferner durch eine Anzahl Schnitte, welche nur den Fühlerkranz verschonten, und noch immer war das zähe Leben nicht ganz erloschen. Frische Exemplare von Holothuria tubulosa, welche Tiedemann (275) in ein Gefäss mit Weingeist steckte, contrahirten sich nach Verlauf einer Stunde noch ziemlich lebhaft und erst nach anderthalb Stunden waren sie todt. Nach Krukenberg’s (128) toxicologischen Experimenten verträgt die Synapta digitata eine halb- stündige Kampherbehandlung ohne zu Grunde zu gehen. VII. Regeneration. Ueber die Fähigkeit der Seewalzen verloren gegangene Körpertheile durch entsprechende Neubildungen zu ersetzen, besitzen wir nur sehr wenige Beobachtungen, welche indessen hinreichend zeigen, dass die Regeneration in einem ausserordentlich hohen Grade Platz greifen kann. Nach Semper (238) vermag die Holothuria scabra Jäg. den dicht hinter dem Wassergefässringe abgerissenen und mitsammt dem linken Kiemen- baum und den Geschlechtsorganen ausgestossenen Darm in der kurzen Zeit von 9 Tagen vollständig neuzubilden; auch der Kiemenbaum hatte sich in derselben Zeit wieder aufgebaut; nur von den Geschlechtsorganen war noch keine Spur einer Neubildung zu sehen. Noll (190a) beobachtete bei einer nicht sicher bestimmten T’hyone-Art des Mittelmeeres, dass die Regeneration sich zugleich auch noch auf Kalkring und Fühler ausdehnen kann. Das betreffende Thier hatte Darm und Eierstock, sammt Fühlern und Kalkring ausgestossen ‚und lag nun 70 Tage lang fast regungslos mit eingezogenem Vorderende und ausgestrecktem Hinterende da, indem es zugleich an Grösse abgenommen hatte. In jener Zeit muss die Regene- ration der inneren Organe sich vollendet haben, denn es traten nunmehr erst vier und nach etwa 3 weiteren Wochen zehn neugebildete Fühlerchen hervor, mit welchen das Thier Nahrung in den Mund schaffte. Auch kroch das Thier jetzt wieder langsam, wie gewöhnlich, umher und lebte dann noch ein volles Jahr in seinem Aquarium. In einem ganz ähn- lichen Falle, welchen Dalyell (47, 48), dem wir überhaupt die erste Mittheilung über die grosse Regenerationsfähigkeit der Seewalzen ver- danken, vor mehreren Jahrzehnten beschrieb, dauerte es rund 77 Tage, bis die neuen Fühler wahrgenommen wurden. Vielleicht beziehen sich Dalyell’s Beobachtungen sogar auf dieselbe Art (Thyone fusus?), wie diejenigen Noll’s. Letzterer wurde durch den Umstand, dass der aus- gestossene Eierstock seines Thieres mit grossen Eiern angefüllt war, zu der beachtenswerthen Vermuthung veranlasst, dass der Mangel geeigneter Verhältnisse zur Eiablage das Thier zum Ausstossen seiner Eingeweide und damit zugleich zum Auswerfen seiner Eier angereizt habe, dass also eine Legenoth des Thieres dem ganzen Vorgange zu Grunde liege. 424 Seewalzen. Dass abgetrennte oder aufgelöste (s. S. 419) Hautstücke durch Regene- ration ergänzt werden können, ist wohl nicht zu bezweifeln, wenn auch bestimmte Beobachtungen darüber nicht vorliegen. Ebenso bedarf es einer sicheren Feststellung, ob die Regeneration den Verlust der ganzen Haut zu ergänzen vermag, den ein aus seiner Haut gefahrener Stichopus naso (s. S. 419) erlitten hat. Baur (10) hält es, und wohl mit Recht, für wahrscheinlich, dass bei der Selbstzerstückelung der Synapten das Kopfstück — aber nur dieses — im Stande sei die abgetrennten Rumpfstücke zu reprodueiren. Da den Rumpfstücken diese Fähigkeit nicht zukomme, so könne eine Ver- mehrung der Individuenzahl auf diese Weise in keinem Falle herbei- geführt werden. Da aber Baur diese Ansicht nur auf allgemeine Gründe, nicht aber auf unmittelbare Beobachtungen stützt, so wäre es immerhin sehr erwünscht, eine genauere Aufklärung dieser Verhältnisse zu ver- suchen. Dies um so mehr, als Dalyell (47, 45) für eine dendrochirote Holothurie das gerade Gegentheil festgestellt zu haben glaubt. Aus freien Stücken theilt sich nach seinen an Cucumaria lactea (Forb.) gemachten Beobachtungen das Thier der Quere nach in zwei annähernd gleichgrosse Stücke, von denen sowohl das vordere als das hintere nach einiger Zeit sich nochmals in derselben Weise theilen; alle diese Theilstücke sollen sich durch Regeneration der fehlenden Organe zu vollständigen Individuen ergänzen. Auch diese Beobachtungen bedürfen einer Wiederholung, bevor wir eine durch Regeneration ermöglichte Fortpflanzung durch Theilung als eine für die Seewalzen hinreichend gesicherte Thatsache anerkennen können. Doch dürfte die Entscheidung zu Gunsten der Dalyell’schen Angaben ausfallen, da soeben Chadwick*), allerdings ohne jede Bezug- nahme auf Dalyell, mittheilt, dass sich in seinem Aquarium 3 Exem- plare einer Cucumaria, er hält sie für Junge der Cucumaria planci, durch quere Theilung und nachfolgende Regeneration zu doppelt so vielen Indi- viduen vermehrten, von denen dann das eine sich nach kurzer Zeit noch- mals theilte und in beiden Theilstücken regenerirte; so waren im Ganzen im Laufe von etwa 2 Monaten aus 3 Individuen deren 7 geworden. VIII. Lebensdauer und Wachsthums-Schnelligkeit. Ueber die Lebensdauer und die Wachsthums-Schnelligkeit der Holo- thurien sind wir noch sehr mangelhaft unterrichtet. Tiedemann (273) vermuthete aus der sehr verschiedenen Grösse der zahlreichen von ihm untersuchten Exemplare der Holothuria tubulosa, dass die Holothurien „mehrere Jahre“ Jeben. Auch Jäger (110) fiel es auf, dass manche grosse Aspidochiroten-Arten schon bei geringer Körpergrösse ihre Ge- schlechtsreife erlangen. Das Gleiche konnte ich bei zahlreichen der von *) 1.26, (878; 1405); Feinde. 425 mir im Laufe der Jahre untersuchten Arten wahrnehmen. Ich glaube demnach mich der Ansicht Jäger’s anschliessen zu können, dass die Holothurien überhaupt ein sehr langsames Wachsthum und eine ent- sprechend lange Lebensdauer besitzen. In dieser Auffassung werde ich durch die Beobachtung bestärkt, dass die in der Gefangenschaft gezüchteten Jungen der im erwachsenen Zustande fast handlangen Cucumaria planci in den ersten 4 Monaten ihres Lebens nur eine Länge von rund 2 mm erreichen. Jene Ansicht wird ferner durch die Angabe Noll’s (190a) be- kräftigt, wonach eine erwachsene Cucumaria planci 3 Jahre und 4 Monate in seinem Aquarium aushiel. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man die durchschnittliche Lebensdauer der Holothurien auf mehrere Jahre schätzt, ja ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass manche Arten ein Alter von 10 Jahren und darüber erreichen können. Genaueres kann freilich erst durch weitere Beobachtungen festgestellt werden. IX. Feinde. Ihre Hauptfeinde haben die Seewalzen unter den grossen Proso- branchiern; auch Seesterne, manche Crustaceen und Fische stellen ihnen nach; im Ganzen aber scheinen sie nur für wenige Thiere schmackhafte Bissen zu sein. Bestimmte Beobachtungen über Thiere, welche Holo- thurien überwältigen und verzehren, liegen nur in geringer Zahl vor; es sind die folgenden. Nach Ayres (7) wird Psolus phantapus (Strussenf.) von nicht näher bezeichneten Fischen gefressen. Semon (235) sah, dass ein gefrässiger Blennius ocellaris L. eine Cucumaria köllikeri Semp. zwar verschluckte, aber auch sofort wieder ausspie. Dagegen beobachtete derselbe Forscher, dass ein Astropecten eine Synapta hispida Hell. auffrass, und glaubt daraus schliessen zu können, dass überhaupt die Seesterne schlimme Feinde der Synapten sind. Herouard*) bemerkte, dass Paguren, welche bis dahin friedlich mit Stichopus regalis (Cuv.) in der Gefangenschaft zu- sammen lebten, alsbald über diese Holothurie herfallen, sobald deren Rückenhaut sich zu zersetzen beginnt. Panceri**) traf im Schlund und Vormagen von Dolium galea kleine Holothurien, insbesondere Phyllophorus, an. Lo Bianco***) erwähnt, dass dieselbe Schnecke Synapten und Oucumarier planei verzehrt, und Semonf) sah, dass eine 21 cm lange Holothuria poli Delle Chiaje von einem grossen Tritonium nodiferum ver- schlungen wurde. u =#) G]i organi e la secrezione dell’ acido solforico nei gasteropodi. Atti della R. Acca- demia delle secienze fisiche e matematiche, Vol. IV, 1869. ##%) Notizie biologiche. Mittheil. a. d. zoolog. Station zu Neapel, Bd. 8, 1888, p. 417, +) Ueber den Zweck der Ausscheidung von freier Schwefelsäure bei Meeresschnecken. Biolog. Centralbl. IX, 1889, p. S5—84. 426 Seewalzen. X. Schutzeinriehtungen. Die Einrichtungen, durch welche sich die Holothurien gegen ihre Feinde und andere Gefährdungen zu schützen vermögen, sind mannig- faltiger Art, aber im Ganzen noch wenig studirt. Schon das Einziehen der Fühler oder (bei den Dendrochiroten) des ganzen vorderen Körper- abschnittes wird den Thieren einigen Schutz gewähren, vielleicht auch die Verhärtung, welche der ganze Körper durch Contraction seiner Musku- latur und Ausstossen des Kiemenwassers erfährt. Die Zurückziehbarkeit der zarten Füsschen lässt auch diesen Organen den nöthigen Schutz an- gedeihen. Da wo die Füsschen ihre Retractilität aufgegeben haben, wie z. B. bei manchen Elasipoden, erhalten sie ihren Schutz durch reichliche Einlagerung von Kalkkörpern. Ueberhaupt wird man den Kalkkörpern der Haut die Bedeutung einer Schutzeinrichtung nicht absprechen können, denn jedes kleinere Thier, welches etwa Lust verspürt, eine Holothurie anzubeissen, wird sofort mit den zahlreichen Spitzen und Dornen, welche die meisten Kalkkörper besitzen und nach aussen richten, unliebsame Bekanntschaft machen. Ferner wird die früher (S. 334—385) erwähnte Ge- wohnheit mancher Arten, ihre Hautoberfläche mit allerlei Fremdkörpern zu bekleben, einerseits manchem Feinde die Holothurie verbergen, ander- seits sie demselben weniger schmackhaft machen. Auch andere Gewohn- heiten, wie das Verstecken in Ritzen und Spalten, das Eingraben in Sand und Schlamm, das feste Ansaugen an die Unterlage, dienen den Holo- thurien zum Schutze; so z. B. zieht sich die Synapta inhaerens nach den Beobachtungen von Quatrefages (210) bei der geringsten Erschütterung des Bodens schleunigst mit dem aus dem Sande oder Schlamme hervorragenden Kopftheile vollständig in denselben zurück. Ob auch eine schützende Färbung bei den Holothurien in weiter Verbreitung vorkommt, bedarf noch der näheren Untersuchung. Gräffe (73) ist zwar geneigt, bei den Echinodermen jegliche Schutzfärbung in Abrede zu stellen. Semon (235) aber beobachtete, dass Synapta digitata und hispida, wenn sie mit der Rückenseite nach oben (wie es die Regel ist) auf dem Sande kriechen, eine täuschende Uebereinstimmung mit der Farbe dieser Unterlage er- kennen lassen. Auch die Färbung vieler Dendro- und Aspidochiroten (s. 5. 28—29) legt die Vermuthung nahe, dass eine Schutzeinriehtung im Spiele sei — indessen fehlt es an bestimmten, auf diesen Punkt gerichteten Beobachtungen. Auch das eintönige dunkle Farbenkleid der meisten Elasipoden und der völlige Farbenmangel der anderen (s. S. 28) dürfte eine schützende Bedeutung haben. Besondere Einrichtungen zum Schutz und Trutz besitzen endlich die Synaptiden in der Fähigkeit, einen Theil ihres Körpers abzuschnüren und preiszugeben, um sich im Uebrigen zu retten, sowie die mit Cuvier’schen Schläuchen ausgestatteten Aspidochiroten, welche ihren Feinden diese klebrigen, zähen Fäden entgegenschleudern. Abnormitäten. 427 XI. Abnormitäten. 1) Albinismus. Krukenberg (132) beobachtete bei Triest ein Exemplar der Oucumaria planci, welches durch völligen Mangel des braunen Hautpigmentes ganz weiss aussah. 2) Abweichende Zahl der Radien. Abweichung von der typischen Fünfstrahligkeit durch Verminderung oder Vermehrung der Radienzahl findet sich bei Holotburien nur sehr selten. Abgesehen von einer Notiz bei Bronn (34), in welcher ohne Quellenangabe *), aber auch ohne eigene Beobachtung behauptet wird, dass zuweilen Holothurien mit vier oder sechs Ambulacren vorkommen, beschränkt sich unsere ganze Kenntniss auf die von mir (159) mitgetheilten Fälle von sechsstrahligen Exemplaren der Cucumaria planci. Unter etwa 150 halbwüchsigen Indi- viduen sammelte ich deren fünf, welche ihre Sechsstrahligkeit durch den sechskantigen Körper und durch die Ausbildung von sechs Doppelreihen von Füsschen sofort erkennen liessen. Entsprechend der Zahl der Ambu- lacren besassen sie 12 Fühler (statt der normalen 10), von denen ein Paar bedeutend kleiner ist als die übrigen und dadurch das mittlere ventrale Ambulacrum kennzeichnet. Der Kalkring besteht aus sechs radialen und sechs interradialen Stücken. Der Steinkanal ist nur in der Einzabl vorhanden; er entspringt aber, obschon er im dorsalen Mesen- terium festgelegt ist, nicht in dessen Interradius aus dem Ringkanal, sondern aus dem zunächst nach links folgenden Interradius. Dieser Um- stand, sowie die Lagebeziehung des dorsalen Mesenteriums zu dem zwölt- theiligen Kalkringe machten es sehr wahrscheinlich, dass wenigstens bei vieren von den fünf untersuchten Exemplaren die Einschiebung des über- zähligen sechsten Ambulacrums links dorsal stattgefunden hat. Der Ver- lauf der Mesenterien, die Lage der beiden Kiemenbäume gaben weitere Stützen für die Schlussfolgerung, dass der mittlere dorsale Radius der sechsstrahligen Exemplare als der überzählige anzusehen ist. Die sechs- strahligen Individuen sind also wesentlich dadurch von den normalen fünfstrahligen verschieden, dass sich zwischen die beiden Ambu- lacren des Biviums ein sechstes Ambulacrum eingeschoben hat. Vermuthlich hat dieser Einschub während des Larvenlebens in der Weise sich eingeleitet, das an der Hydrocoelanlage statt der fünf Aus- stülpungen (s. S. 289) deren sechs auftraten. 3) Doppelbildungen sind bis jetzt nur in zwei unter sich ganz verschiedenen Fällen bekannt geworden. In dem einen Falle handelt es sich um zwei Individuen der Pseudocucumis acicula (Semp.), welche mit dem Hinterende des Körpers seitlich zusammengewachsen sind. Nach- dem Schmeltz (225) die erste kurze Notiz über dieses Vorkommniss *) Vielleicht ist die Bronn’sche Angabe durch eine Bemerkung Jägers (110, p. 27) veranlasst, in welcher derselbe das Vorkommen derartiger Abnormitäten als wahrscheinlich hinstellt. 428 Seewalzen. gegeben hatte, wurde mir unlängst die Möglichkeit, dasselbe Object einer genaueren Untersuchung unterwerfen zu können, welche zu dem Ergeb- niss führte, dass die Verwachsung der beiden Individuen nur durch die Körperwand zu Stande gekommen ist, dass aber die Leibeshöhlen beider Thiere im Bereiche der Verwachsung durch eine ziemlich enge Oeffnung in offener Verbindung stehen. Eine andere Art von Doppelbildung bietet ein mir von Neapel vorliegendes Exemplar der Cucumaria plamei dar, an welchem etwas vor der Körpermitte sich eine zweite Fühlerkrone ent- wickelt hat, welche sich in den Verlauf der beiden linken Radien ein- schiebt. Eine genauere Beschreibung dieser interessanten Missbildung werde ich demnächst in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie ver- öffentlichen. XII. Schmarotzer der Holothurien. Keine einzige Holothurienart führt selbst ein schmarotzendes Leben; wohl aber kennen wir zahlreiche Thierformen, die ihrerseits an oder in Holotburien als Parasiten leben. In der nachfolgenden Uebersicht habe ich in systematischer Ordnung alle ekto- und entoparasitischen Schmarotzer aufgeführt, welche ich in der Literatur verzeichnet fand oder seibst be- obachtete. Die ältere, auf die schmarotzenden Stylifer-, Eulima- und Fierasfer-Arten bezügliche Literatur anzuführen, habe ich nicht für nöthig gehalten, da dieselbe in den citirten Jüngeren Werken (z. B. von Semper, Emery und Cu¬) nachgesehen werden kann. Aus einem Ueberblick über das Verzeichniss geht hervor, dass weit mehr entoparasitäre als ektopara- sitäre Schmarotzer bekannt sind. Ferner lehrt das Verzeichniss, dass von den 39 darin aufgezählten Nummern, von welchen 7 auf die Protozoen, 6 auf die Würmer, 13 auf die Crustaceen, 7 auf die Mollusken und 6 auf die Fische entfallen, rund die Hälfte bei Aspidochiroten schmarotzt und von den übrigen weitaus die meisten beiSynaptiden vorkommen, während von Dendro- chiroten bis jetzt nur 2, von Molpadiiden und Elasipoden nur je 1Schmarotzer bekannt ist. 1. Protozoen. 1) Eigenthünliche Körper, in welchen ich gregarinenartige Organismen vermuthen möchte, fand M. Sars (222, p. 135) am Darm und an den Darmblutgefässen der nordeuropäischen Chiridota laevis (Fabr.). 2) Syneystis mülleri (Giard) Cuenot. Diese Sporozoenform wurde in der Leibeshöhle der Synapta digitata (Mont.) zu Triest beobachtet. Vergl. Leydig (142, S. 517—519, Taf. 13, Fig. 11 und dazu, S. 520, eine Anmerkung von Joh. Müller) und Cu¬, Protozoaires commensaux et parasites des Echinodermes, Note preliminaire, Revue biologique du Nord de la France, Lille, 1891, p. 298. Schmarotzer der Holothurien. 429 3) Syncystis synaptae (Ray Lankester) Cuenot, kam in Roscoff und Morgate aus der Leibeshöhle von Synapta inhaerens (0. F. Müll.) zur Beobachtung, vergl. Cu¬, 1. c., p. 295. 4) Syncystis holothuriae (A. Schneider) Cuenot. Wurde von Schneider (227, S. 323) in der Leibeshöhle, auf dem Darm und auf den Kiemenbäumen der Holothuria tubulosa Gmel. in Nizza und Neapel ge- funden und ist wahrscheinlich identisch mit der von Kölliker (Zeitschr. f. wissensch. Zool., 9. Bd., 1858, S. 138) an den Gefässen des Darmes und der Kiemenbäume derselben Holothurie bemerkten Gregarinenforn. Vergl. auch Cuenot, 1. c., p. 29. 5) Trichodina synaptae Cuenot. Diese Infusorien-Art wurde von Cuenot, 1. e, p. 289, häufig und zahlreich bei Roscoff in der Leibes- höhle der Synapta inhaerens (0. F. Müll.) angetroffen. 6) Rhabdostyla arenaria Cuenot. Eine Infusorienform, welche nach Cu¬, 1. e., p. 290, bei Roscoff ektoparasitisch auf der Haut von Synapta inhaerens (0. F. Müll.) lebt. 7) Rhabdostyla sp. Eine zweite, nicht näher bezeichnete Rrhabdo- styla entdeckte Cu&@not, 1. c., p. 291, zu Cette ektoparasitisch auf der Mundscheibe von Oucumaria cucumis (Risso). 2. Würmer, 1) Anoplodium parasita Schneid. Eine rhabdocoele Turbellarien- Art, welche von Schneider in der Leibeshöhle von Holothuria tubulosa Gmel. entdeckt wurde (Müller’s Arch. f. Anat. u. Physiol. 1858, S. 324 bis 325, Taf. 12, Fig. 1-4). Spätere eigene und fremde Beobachtungen über diesen Schmarotzer, der bis jetzt von Neapel, Nizza, Triest und Corfu bekannt geworden ist, hat v. Graff zusammengestellt (in seiner Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Leipzig 1882, S. 376 bis 378). 2) Anoplodium schneideri Semp. Eine zweite Art derselben Gattung, welche Semper auf den Philippinen im Darme von Stichopus variegatus Semp. und Mälleria lecanora Jäg. antraf (238, S. 100). Vielleicht ist damit der Wurm identisch, welchen Mertens (154, S. 593) im Darme der Mülleria lecanora beobachtete. 3) Anoplodium sp.? Danielssen u. Koren (50, p. 29) fanden im Darme des arktischen Myriotrochus rinkii Steenstr. eine Planarie, welche v. Graff (l. e., S. 379) für ein Anoplodium zu halten geneigt ist und deshalb einstweilen als A. myriotrochi bezeichnet. 4) Eine nicht näher bestimmte Nematoden-Art fanden Danielssen und Koren im Darm und in der Darmwand ihres in den nordeuro- päischen Meeren lebenden Trochostoma thomsonii (50, p. 49). 5) Eine zweite, gleichfalls unbestimmte Nematoden-Art erwähnen dieselben Forscher als Schmarotzer ihrer ebenfalls nordeuropäischen 430 Seewalzen. Kolga hyalina, woselbst sie im Darm, in der Darmwand und in der Körperwand angetroffen wurde (50, p. 9*). 6) Discopus synaptae Zelinka. Diese ektoparasitische Räderthier- form lebt in Grübehen der Haut von Synapta digitata (Mont.) und inhaerens (0. F. Müll). Sie wurde von Lankester im Canal la Manche entdeckt und von Zelinka, der sie bei Triest wiederfand, genauer beschrieben. (Zoolog. Anzeiger 1887, S.465—468, und Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, 47. Bd., 1888, S. 353—458, Taf. 30—34). 3. Crustaceen. 1) Lecanurius intestinalis Kossm., im Magen der Mülleria lecanora Jäg. schmarotzend, wurde von Kossmann beschrieben (in seinen zoologischen Ergebnissen einer Reise in das Küstengebiet des Rothen Meeres, Leipzig 1877—80, Abth. Entomostraca, $. 20, Taf. 5, Fig. 1). 2) Dactylopus bahamensis Edw. 3) Esola longicauda Edw. 4) Rhapidophorus wilsoni Edw. 5) Diogenidium nasutum Edw. 6) Abacola holothuriae Edw. Diese fünf Copepoden-Arten traf Ch. L. Edwards in der Leibeshöhle der an den Bahama-Inseln lebenden Mülleria agassizii Sel. an (Arch. f. Naturgesch., 57. Bd., Berlin 1891, S. 75—104, Taf. 3—5). 7) Leuckartella paradoxa Edw. Von dieser Art, welehe ebenfalls in der Leibeshöhle der Mülleria agassizii vorkommt, musste Edwards (l. e.) es unentschieden lassen, ob sie den Copepoden oder Phyllopoden zuzurechnen ist. 8) Synapticola teres Voigt. Unter diesem Namen wird demnächst W. Voigt in der Zeitschr. f. wissensch. Zoologie eine Copepoden-Art be- schreiben, welche ich (Zoolog. Jahrbücher, 3. Bd., Jena 1888/89, S. 818 bis 819) in der Leibeshöhle einer Synapta kefersteinii Sel. von Amboina entdeckte. 9) Einige nicht näher bezeichnete Copepoden-Arten erwähnt Semper (Natürliche Existenzbedingungen der Thiere, 2. Bd., Leipzig 1880, S. 188) aus dem Darm „der Holothurien“. 10) Derselbe Forscher beobachtete auch mehrere, gleichfalls nicht näher bezeichnete, kleine Copepoden auf der äusseren Haut „der ver- schiedensten Holothurien“ (238, S. 96). 11) Das Vorkommen von decapoden Krebsen im Kiemenbaume tropischer Holothurien wird zuerst von Quoy u. Gaimard (211) und *) Auch H£&rouard (Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p- 7) erwähnt das Vorkommen von Nematoden in der Leibeshöhle von Holothurien, ohne in- dessen diese Schmarotzer und ihre Wirthe irgendwie näher zu bezeichnen. Nach demselben Forscher leben ferner gewisse, aber wiederum nicht näher bezeichnete Anneliden namentlich bei den Z’hyone-Arten zwischen den Ambulacralfüsschen. Schmarotzer der Holothurien. 431 fast gleichzeitig von Jäger (110, p. 32) angegeben. Der letztere be- zeichnet den von ihm gefundenen Krebs einfach als Cancer; er traf ihn im rechten Kiemenbaume (nahe der Mündung) von Holothuria marmorata (Jäg.). Offenbar handelt es sich hier um eine Pinnotheres-Aıt. 12) Zwei verschiedene Pinnotheres-Arten wurden von Semper (238, 8. 96—97) im rechten Kiemenbaume der Holothuria scabra Jäg. beobachtet. Die eine derselben hat er später mit dem Namen P. holo- thuriae belegt. (Natürliche Existenzbedingungen der Thiere, 1. Bd., Leipzig 1880, S. 98 u. 99.) Wahrscheinlich ist die eine oder andere dieser beiden Arten dieselbe, welche Nauck unter dem Namen Holo- thuriophilus trapeziformis beschrieben hat (Zeitschr. f. wissensch. Zool., 34. Bd., 1880, 5. 66). Nauck gibt als Wirth dieses Schmarotzers eine „Holothuria maxima Semper“ an; da aber Semper keine Holothurie unter diesem Namen beschrieben hat, so kann höchstens die Holothuria mazxima (Forsk.) gemeint sein, die aber selbst wieder zu den ganz zweifelhaften Arten gehört. Es bleibt also ungewiss, in welcher Art der Nauck’sche Krebs schmarotzt. Letzterer ist übrigens später von De Man noch eingehender geschildert worden (Zoolog. Jahrbücher, 2. Bd., 1887, S. 721—722). 15) Endlich führe ich noch den Pinnotheres fischeriü M. Milne-Edw. an, welchen nach dem Zeugnisse von P. J. van Beneden (Schmarotzer des Thierreiches, Leipzig 1876, S. 32) Alphonse Milne-Edwards an einem mir nicht näher bekannten Orte aus Holothurien von Neucaledonien beschrieben hat*). 4. Mollusken. 1) Eine schmarotzende Muschel fand Semper (238, S. 99) auf der Haut seiner philippinischen Synapta similis. 2) Entovalva mirabilis Voeltzkow. Diese merkwürdige Muschel schmarotzt im Oesophagus einer Synapta-Art bei Zanzibar (A. Voeltzkow, Zoolog. Jahrbücher, 5. Bd., Abth. f. System., 1891, S. 619—626, Taf. 42), 3) Nach Gatttung und Art noch nieht näher bestimmte Schnecken fand Voeltzkow im Magen und auf der Haut derselben Synapta von Zanzibar (l. c. S. 626—627). 4) Aus den Gattungen Stylifer und Eulima kommt eine grössere Zabl von Arten theils ekto-, theils entoparasitisch bei Holothurien vor. So erwähnt derselben Semper (238, S. y”—99**) und Natürliche Existenz- bedingungen. der Thiere, 2. Bd., Leipzig 1880, S. 187 u. 188); er fand *) Der Vollständigkeit halber ist hier anzumerken, dass H&rouard (Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p. 7) von Crustaceen spricht, welche im Binde- gewebe der Körperwand schmarotzen und zum Theil sich daselbst auch entwickeln. Man erfährt aber weder etwas Näheres über diese Krebse, noch auch die Namen derjenigen Holo- thurien, bei denen sie gefunden wurden. *#*) Dort ist auch die ältere Literatur über die schmarotzenden Stylifer- und Eulima- Arten angeführt. 432 Seewalzen. die Schnecken im Darm, andere Arten auf der Haut verschiedener Aspido- chiroten; eine Art scheint in der Haut (von Stichopus variegatus Semp.) zu leben. Neuere Nachrichten über das Schmarotzen von Stylifer- und Eulima-Arten finden sich bei P. u. Fr. Sarasin (Ceylon-Reise, 1. Bd., 1. Heft, Wiesbaden 1887, p. 22 u. 27). Die einzige Angabe über Vor- kommen einer Eulima-Art bei einer dendrochiroten Holothurie finde ich in einem Verkaufskatalog des früher in Hamburg bestandenen Museum Godeffroy (Jahreszahl ?, S. 107); es wird daselbst eine Eulima vitrea A. Ad. aufgeführt, welche sich in COolochirus tuberculosus (Quoy u. Gaim.) gefunden habe. 5) Entoconcha mirabilis Joh. Müll. in der Leibeshöhle, am Darm- blutgefäss befestigt, von Synapta digitata (Mont.) aus der Bucht von Muggia bei Triest. Vergl. Joh. Müller (183) und Baur (10, 3. Abhandlung). 6) Entoconcha müller: Semp. in Holothuria edulis Less., anscheinend an der Kloake befestigt, wie Semper (50, S. 98) mittbeilte. 7) Entocolax ludwigir Voigt, von mir an der Innenseite der Körperwand von Myriotrochus rinkiü Steenstr. aus dem Behringsmeere ge- funden und von W. Voigt beschrieben in Zeitschr. f. wissensch. Zool., 47. Bd., 1888, S. 658—688, Taf. 41-43. 5. Fische. 1) Fierasfer; sechs Arten dieser von Quoy u. Gaimard aufge- stellten Gattung, welehe im rechten Kiemenbaume der Aspidochiroten schmarotzt, werden ohne nähere Bestimmung von Semper (238, S. 96) erwähnt; davon stammen 2 Arten von den Philippinen, die 4 anderen von den Karolinen. 2) Eine nicht näher bestimmte Fierasfer-Art aus dem Kiemenbaum des Stichopus ananas (Jäg.) beobachtete Mertens (154, S. 592). 3) Fierasfer homei (Richards.) schmarotzt nach Günther in den Kiemenbäumen verschiedener Südsee-Holothurien; vergl. Günther, Catalogue of the Fishes in the British Museum, Vol. 4, London 1862, p. 382. 4) Fierasfer dentatus Cuv. kommt an der Küste von Irland und im Mittelmeere, hier im Kiemenbaume der Holothuria tubulosa Gmel., vor; vergl. Günther, ]l. c., p. 383. 5) Fierasfer acus L. Im Mittelmeer und in den angrenzenden Theilen des Atlantischen Oceans im Kiemenbaume dortiger Aspidochiroten, namentlich der Holothuria tubulosa Gmel. und des Stichopus regalis (Cuv.). Vergl. Günther, ]. e., p. 381. — Emery, Fauna und Flora des Golfes von Neapel, II. Fierasfer, Leipzig 1880. — Lo Bianco, Notizie bio- logiche; Mittheilungen zool. Stat. Neapel, 8. Bd., 1888, S. 396—397. 6) Enchelyophis vermicularis Joh. Müll. (Abhandlungen der Berliner Akademie aus dem Jahre 1843, S. 154) kommt nach Semper (238, S. 96) bei Zamboanga im Kiemenbaum und in der Leibeshöhle von Holothuria scabra Jäg. vor. G. Nutzen für den Menschen. Die Benutzung der Holothurien seitens des Menschen ist eine sehr beschränkte. Nur in Ostasien kommen sie als Handelsartikel in Betracht. In anderen Ländern mag es wohl hier und da vorkommen, dass sie vom Menschen verspeist werden, doch sind die Nachrichten darüber sehr dürftig. So berichtet Delle Chiaje, dass in Unteritalien die Holothuria tubulosa von armen Fischern verzehrt werde. Nach Dujardin u. Hupe (55) werden in Sieilien mehrere Arten gegessen. Herouard*) erzählt, dass bei Banyuls die Fischer das Fleisch der Holothuria tubulosa als Köder beim Doradenfange benutzen. Nach Mertens (154) wird auf Sitcha der Stichopus sitchaensis (Br.) trotz seines unangenehmen, penetrant ammoniakalischen Geruches roh verspeist. In Ostasien bilden zahlreiche aspidochirote Arten unter den Namen „Trepang“ (Tripang), „Biche de mer‘, „Balate‘“ einen wichtigen Handels- artikel, welcher fast ausschliesslich nach China eingeführt und dort mit- unter zu hohen Preisen verkauft wird, da die Chinesen darin ein Aphro- disiacum (vergl. auch S. 385) zu sehen glauben. Die ersten Nachrichten über Trepang-Zubereitung und Trepang-Handel verdanken wir Chamisso (37), Lesson (138), Collier (40), Jameson (in 40) und Jäger (110). Dem Jameson’schen Berichte aus dem Jahre 1830 entnehme ich das Folgende: Die Chinesen verbrauchen grosse Mengen, sie bereiten daraus eine sehr kräftige, wohlschmeckende Suppe und verschiedene Kraftbrühen. Trepangfischerei wird in jedem Lande des ostindischen Inselmeeres, von Sumatra bis Neuguinea betrieben, die bedeutendsten Fischereien liegen östlich von Celebes nach Neuguinea und Australien (Aru -Inseln, Nord- westküste von Australien, Golf von Carpentaria) hin. Die Thiere werden hauptsächlich an Korallenriffen in einer Wassertiefe von 8—5 Faden er- beutet, entweder mit Hülfe eines Spiesses oder durch Taucher. Die frischen Thiere werden ausgeweidet, das Wasser ausgedrückt, dann in trockenen Kalk gelegt, dann an der Sonne getrocknet oder über einem Holzfeuer gedörrt. Ihr Werth auf dem Markte hängt nicht von der Grösse, *), Recherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris 1890, p. 9. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3, 38 434 Seewalzen. sondern von anderen Eigenschaften ab. Auf dem Markt von Macassar, dem grössten Stapelplatz dieses Artikels; unterscheidet man nicht weniger als 30 Sorten, die im Preise von 5—70 spanischen Dollars für das Picul (= 133 Pfund) schwanken. Von Macassar gehen jährlich gegen 7000 Pieuls oder 9300 Ctr. nach China. Auf dem chinesischen Markt schwankt der Preis von 8—115 spanischen Dollars. Jameson schätzt, dass das gleiche Quantum von anderen Orten aus nach China eingeführt wird, so dass die Gesammteinfuhr gegen 14000 Piculs = 18600 Ctr. beträgt, welche einen Handelswerth von 119000 Pfund Sterling (= 2380000 Mark) darstellt. Jäger führt 13 verschiedene Trepangsorten, welche Besel in Celebes gesammelt hatte, mit ihren malayischen und chinesischen Namen an, doch war es ihm nur bei zweien derselben möglich, sie auf bestimmte Arten des Systems zurückzuführen: Holothuria edulis Less. und Stichopus ananas (Jäg.). Besel theilte Jäger mit, dass die Eingeborenen von Celebes vom November bis zum Juni oder Juli auf den Trepangfang fahren, der sie bis nach den australischen Küsten führt, und dass die geringeren Sorten mit 8—10, die besten mit 180—200 Gulden bezahlt werden. Ausführlicher berichtet Semper (238) im Jahre 1868 über den ‚ Treparg: „Derselbe wird in geringen Quantitäten durch die Kapitäne kleiner Küstenfahrzeuge von den Eingeborenen der Molukken, Philippinen, Neuguineas, ganz besonders aber der Inseln des Stillen Oceans, gegen allerlei Tauschartikel eingehandelt und dann an irgend einem Zwischen- markte für den chinesischen Handel: Singapore, Batavia oder Manila (Macassar wird von Semper nicht erwähnt) meistens direct an die dort ansässigen Chinesen verkauft. Natürlich hängt der Erfolg der Specu- lation theilweise von der gerade dort herrschenden Nachfrage ab, theils aber auch von der Güte der Sorte und ihrer Zubereitung. Neuerdings scheinen die auf Trepang fahrenden Kapitäne nur schlechte Geschäfte gemacht zu haben, während vor einigen dreissig Jahren eine kurze Periode gewesen zu sein scheint, in welcher glänzende Geschäfte gemacht wurden. Uebrigens lässt sich ein Ueberblick über die verschiedenen Wandlungen, welche der Handel mit Trepang erfahren haben mag, nicht gewinnen, da statistische Nachweise über die in China eingeführten Quantitäten*), sowie über die in den Zwischenmärkten und in China selbst bezahlten Preise feblen und auch gar nicht in irgend genügender Weise durch die Chinesen, welehe diesen Handelszweig fast ausschliess- lich in Händen haben, zu erlangen sind. Im Vergleich zu den Summen, welche der Handel mit anderen Erzeugnissen der östlichen tropischen Regionen: Zucker, Reis, Manilahanf u. s. w. in Umlauf setzt, kann jeden- falls der Handel mit Balate nur ein sehr geringes Interesse beanspruchen.“ *) Wie Semper in Erfahrung brachte, wurden aus Manila im Jahre 1864 2089, im Jahre 1865 3920 Piculs nach China ausgeführt, welche in 1864 einen Werth von 41780, in 1865 von 78400 Dollars hatten. S. Semper, Die Philippinen und ihre Bewohner, Würzburg 1869, S. 24—26, 29. Nutzen für den Menschen. 435 Die gewöhnlichen Arten: Holothuria atra Jäg., impatiens (Forsk.), vaga- bunda Sel., werden gewöhnlich in Manila mit 6—8, oft nur 3—4 Dollars das Picul bezahlt, während die Stichopus-Arten (z. B. Stichopus naso Semp., variegatus Semp., variegatus var. Hermanni Semp.) und die Holothuria- Arten der Bohadschia-Gruppe |z. B. Holothuria mormorata (Jäg.)]| bei günstigem Markte oft 40 und mehr Dollars das Pieul kosten*). „Die Zahl der Sorten, welche im Handel unterschieden werden, ist eine ziem- lich grosse. Ihre Namen sollen je nach der Mundart der chinesischen Stadt, wohin sie ausgeführt werden, wechseln, sodass die chinesischen in Manila üblichen Benennungen von den in Singapore oder in Batavia gebrauchten gänzlich abweichen. Auch die Zubereitung an Ort und Stelle scheint eine sehr verschiedene zu sein. Auf den Palau-Inseln (westliche Karolinen) habe ich (Semper) lange Monate hindurch den Fang und die Zubereitung beobachten können. Die meisten Arten der Gattung Holothuria werden durcheinander in grossen, bis 3 Fuss im Durchmesser haltenden, eisernen Schalen aufgehäuft, sodass sie einen hervorstehenden Haufen bilden. Bedeckt von einer mehrfachen Lage der grossen Kukau- blätter (Caladium esculentum**) werden sie zuerst recht eigentlich gekocht, dann unter stetem Begiessen mit einer sehr geringen Menge süssen Wassers gedämpft. Dabei schrumpfen sie gewaltig ein; eine Holothurie, welche beim Fange einen Fuss lang war, zieht sich bis auf wenige Zoll Länge zusammen. Nach der ersten Abkochung werden sie auf frei- stehenden, hölzernen Gestellen an der Sonne getrocknet und dann wechsel- weise zwei- oder dreimal gedämpft und getrocknet. In diesem Zustande werden sie dann dem Käufer nach Gewicht vertauscht. Häufig muss dann noch ein abermaliges Abkochen und Trocknen an der Sonne vor- genommen werden. Sind sie endlich hinreichend trocken und des Meer- salzes beraubt, so werden sie in grossen, zu dem Zwecke eigens gebauten Schuppen auf Borten in dünnen Schichten ausgebreitet und monatelang dem Einfluss von Rauch und Feuerwärme ausgesetzt. Man pflegt sie erst ganz kurze Zeit vor der Abreise in Säcke zu verpacken und an Bord des Schiffes zu bringen um sie so wenig als möglich der feuchten, im Schiffsraume herrschenden Atmosphäre auszusetzen. Beim Ankauf selbst wird die Sonderung in die einzelnen Sorten vorgenommen; gemischte werden nie so gut bezahlt, wie sortirte. Die Arten der Gattung Stichopus müssen sorgfältiger behandelt werden. Die erste Abkochung derselben geschieht in Seewasser, da sie von der Luft gar nicht getroffen werden dürfen, wenn sie nicht gleich zerfliessen sollen. Auf die erste Abkochung mit Seewasser folgt die zweite mit süssem Wasser und dann die Dämpfung mit abwechselndem Trocknen“. Sollen die so zubereiteten Holothurien ge- gessen werden, „so reinigt man die Oberfläche zunächst von anhängendem Schmutz, kratzt die obere kalkführende Schicht ab und weicht sie dann *) Zu den besonders geschätzten Trepangarten gehört nach Sluiter (242) auch sein Stichopus vastus. **) — (olocasia esculenta, Tarro oder Kalo. 28* 436 Seewalzen. 24—48 Stunden lang in süssem Wasser ein. Dabei quellen sie auf und nehmen eine schmutziggraue Farbe an. Nach mehrmaligem Waschen und sorgfältiger Entfernung der Eingeweide und aller fremden Sandtheilchen wird dann die aufgequollene Haut in kleine Stückchen geschnitten, die in stark gewürzten Suppen oder mit verschiedenen anderen Speisen ge- gessen werden. Sie haben so wenig wie die essbaren Vogelnester einen eigenen Geschmack; es sind weiche, milchig aussehende Gallertklumpen, welche von den Europäern nur wegen ihrer leichten Verdaulichkeit, von den üppigen Chinesen wegen der ihnen BRBERERIEBENEN reizenden Eigen- schaften genossen a Etwas anders verfährt man nach Gronen (80) in Nord-Australien bei der Trepangzubereitung. Am Essington-Hafen werden die Trepang- Holothurien theils zur Zeit der Ebbe von den im Wasser watenden Fischern mit der Hand aufgelesen, theils werden sie mit langen, an der eisernen Spitze mit Widerhaken versehenen Bambusspeeren oder durch Taucher erbeutet. „Das Einpökeln und Räuchern geschieht auf folgende Weise: Man lässt die Thiere (Gronen nennt sie irrthümlicher Weise Sipunkeln) in einem eisernen Kessel etwa eine halbe Stunde lang bei gelindem Feuer kochen, wirft sie dann auf den Boden und öffnet sie mittelst eines längs des Rückens gemachten Schnittes mit einem scharfen Messer. Dann kocht man sie noch einmal im Kessel mit Salzwasser und einer Quantität Wurzelbaumrinde*) etwa drei Stunden lang, worauf sich die äussere Haut abzuschälen beginnt. Dies ist das Zeichen, dass der Trepang gar ist, und nachdem man das Salzwasser abgegossen, bringt man ihn in die Trockenschuppen, kleine Hütten mit Mattendächern, auf Rahmen von gespaltenem Bambusrohr. Jedes Thier wird sorgfältig mit der aufgeschnittenen Seite nach unten darauf gelegt und dann ein Schmauchfeuer unter dem Rahmen unterhalten, sodass der Trepang bald trocken und geräuchert genug ist, um in Säcke oder Körbe zur Ver- sendung verpackt zu werden.“ Gronen schätzt, dass vom Essington- Hafen jährlich 600 Tonnen Trepang ausgeführt wird. Derselbe geht nach Macassar, woselbst das Picul zu 70 Rupien — etwa 99 Mark ver- kauft wird; von dort gelangt der Trepang nach China, wo er mit etwa 132 Mark bezahlt wird. Endlich hat Lindemann**) einige Notizen über Trepang und Trepanghandel veröffentlicht. Danach wird auch in Mauritius der Trepang- fang betrieben. Man unterscheidet daselbst an den Küsten des Meer- busens Grand Port sieben Handelssorten, von denen der Trepang royal der seltenste und gesuchteste ist. 1000 Stück Trepang werden zu 75 Cent. bis 1 Frane 25 Cent. verkauft. Den Angaben Lindemann’s entnehme ich ferner, dass an verschiedenen Inseln der Torres-Strasse (Stephens-, York - und Darnley -Inseln) von 1874—78 durchschnittlich jährlich FE ) — ® ’hizophora mangle, Mangle- oder Mangrovebaum. *#*, M. Lindemann, Die Seefischereien in den Jahren 1869—1878. Ergänzungsheft Nr. 60 zu Petermann’s Mittheilungen, Gotha 1880. Nutzen für den Menschen. 437 1930 Ctr. in einem Werthe von 8615 Pfund Sterling erbeutet wurden. Ein nur unbedeutender Fang finde auch im Norden von Japan statt. Von den Viti-Inseln wurden dagegen (bis 1879) jährlich etwa 40 Ctr., von Tahiti etwa 4000 Tonnen (ä& 60 Frances) ausgeführt. Von den Tonga- und Samoa-Inseln ist Menge und Werth der Ausfuhr unbekannt. In Niederländisch-Indien wird der Trepangfang besonders an der Nordküste Javas, den Ostküsten von Sumatra, Borneo und Celebes, der Westküste Borneo’s und auf den unzähligen Riffen, Bänken und Atollen des ganzen malayischen Archipels betrieben. Die Fischer dehnen ihre Reisen bis zu den Küsten von Australien aus, wo der Golf von Carpentaria eine der besten Sorten liefern soll. Sie bringen den Fang hauptsächlich nach Singapore, aber auch nach Batavia und Macassar. Die jährliche Ausfuhr aus Singapore und Batavia wurde 1854 auf 15000 Pieuls geschätzt. 1858 gingen von Java etwa 6000, von Macassar S— 9000 Piculs nach China. Im Jahre 1878 wird die Einfuhr, welche von den verschiedensten Seiten her nach China stattfand, auf 19668 Piculs*) beziffert, welche einen Handelswerth von 354029 Haikwan Taäls = 2124174 Mark hatten. Ob die Holothurien vielleicht noch in anderer Weise dem Menschen nutzbar gemacht werden können, muss die Zukunft lehren. Es wäre ja z. B. möglich, dass die mehrfach erwähnten Farbstoffe, welche besonders Krukenberg und Mae Munn einem näheren Studium unterzogen haben, für irgend welche technische Zwecke Verwendung fänden. Mertens und ich (154) haben in dieser Richtung namentlich auf das dunkel- purpurrothe Pigment der Eingeweide bei dem tropischen Stichopus ananas (Jäg.) und dem mittelmeerischen Phyllophorus urna Grube aufmerksam gemacht. *) Nach Lindemann ist 1 Picul = 60,45 kg. H. Palaeontologie. Da die Holothurien nur in den meistens mikroskopisch-kleinen Kalk- körperchen ihrer Haut und in den Gliedern ihres Kalkringes erhaltungs- fähige, zur Fossilisation geeignete Gebilde besitzen, ihre Weichtheile aber, besonders bei den Aspidochiroten und Synaptiden, nach dem Tode einer sehr raschen Auflösung unterliegen und dadurch ein vollständiges Aus- einanderfallen der Kalkgebilde bedingen, wird man kaum erwarten können, zweifellose Abdrücke ganzer Thiere oder grössere, beisammenliegende Gruppen ihrer Kalkgebilde in fossilienführenden Schichten anzutreffen ; am leichtesten könnte das etwa der Fall sein bei Formen, welche, wie gewisse lebende Dendrochiroten (Psolus), grössere, dicht an-- und über- einander gelagerte Kalkplatten besitzen. Auch lässt sich vermuthen, dass der Kalkring seinen Zusammenhang bei vielen Formen leichter und länger bewahren kann als die losen Kalkkörperchen der Haut. Indessen ist thatsächlich bis jetzt noch kein einziges Fossil aufgefunden worden, welches sich mit Sicherheit auf den Kalkring einer Holothurie beziehen liesse*). Ebenso sind die wenigen angeblichen Abdrücke ganzer Thiere in ihrer Deutung gesichert. Nur isolirte Kalkkörperchen sind es, welche man bis jetzt mit Bestimmtheit als Holothurienreste ansprechen kann, und auch sie bereiten, abgesehen von der Schwierigkeit ihrer Auffindung, der genaueren Deutung grosse Schwierigkeiten. Denn wenn schon für die lebenden Holothurien die Kalkkörper allein nur ein Hülfsmerkmal für die Unterscheidung der Familien und Gattungen darstellen (s. S. 317 bis 318), welches in der Regel erst in Verbindung mit anderen, nicht ver- steinerungsfähigen Merkmalen eine sichere Bestimmung ermöglicht, und wenn ferner bei der Bestimmung lebender Arten meistens nicht nur eine, sondern mehrere combinirt auftretende Formen von Kalkkörperchen den Ausschlag geben und dazu auch noch die Entwicklungsstadien der Kalk- körper selbst, ihre Schwankungen in Form, Anordnung und Häufigkeit sowie die Alterszustände der Thiere in Betracht gezogen werden müssen, bei den fossil gefundenen Kalkkörperchen aber alle diese Gesichtspunkte praktisch unanwendbar werden — so ergibt sich daraus, dass eine durch- *) Das etwa 0,5 mm lange, zahnförmige, solide Kalkgebilde, welches Etheridge (60, p. 12, pl. V, Fig. $) für ein Stück eines Kalkringes erklären möchte, bietet zu einer solchen Deutung nicht den geringsten sicheren Anhaltspunkt. Wenn es überhaupt von einer Holothurie herstammt, könnte es noch eher einer Analpapille entsprechen. Palaeontologie. 439 aus sichere Einordnung dieser fossilen Reste in das zoologische System fast ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es hat deshalb meines Erachtens auch gar keinen Sinn, wenn man den fossilen Kalkkörperchen einen Gattungs- und Artnamen gibt und dadurch eine scheinbare systematische Bestimmung derselben vornimmt, die man in Wirklichkeit gar nicht zu rechtfertigen im Stande ist. Will man ihnen, nur um sie überhaupt kurz bezeichnen zu können, einen Namen geben, so mag man das immerhin thun; dann darf man aber nicht von Genus und Species reden, sondern man wird besser einen Begriff anwenden, der keine bestimmte Kategorie des Systems bezeichnet, etwa den Begriff: Form, forma *). Statt also auf die Kalkkörperchen hin beispielsweise von einer fossilen Gattung und Art Achistrum nicholsomi nov. gen. nov. sp. zu sprechen, würde es mir richtiger erscheinen, nur von einer fossilen Holothurienform dieses Namens zu reden; durch diese Bezeichnung würde unentschieden bleiben, was gar nicht sicher zu entscheiden ist, ob nämlich diese Form wirklich eine be- sondere Gattung repräsentirt und ob sie als Art durch das eine bekannte Merkmal hinreichend gekennzeichnet ist. Wenden wir uns nach diesen allgemeinen Bemerkungen zu einer kritischen Betrachtung der vorliegenden Angaben über fossile Holothurien, so tritt uns als älteste Notiz die Mittheilung Rüppel’s (218) entgegen, derzufolge ein roher Körperabdruck aus dem Solenhofener lithographischen Schiefer von einer Holothurie herrühren soll. Nach Zittel gehört derselbe aber eher zu einem nackten Cephalopoden oder irgend einem anderen Tbiere, als zu einer Holothurie, und auch die von Giebel aus denselben Schichten als Protoholothuria beschriebenen Reste sind nach dem Urtheile desselben Paläontologen durchaus problematische Körper. Die erste Be- schreibung eines echten, unverkennbaren Holothurienrestes rührt von Graf Münster (190) her. Derselbe fand im Seyphienkalke Frankens /, bis 1 Linie lange, ankerförmige Kalkgebilde, die er in Uebereinstimmung mit v. Siebold als Synapta-Anker deutete und mit dem Namen Synapta sieboldü belegte. Mit Unrecht hat Zittel (237) dieselben für Spongiennadeln erklärt. Sie zeigen die Gestalt eines Synapten-Ankers in so zweifelloser Weise, dass ich Zittel’s Widerspruch nur auf eine Verwechselung mit anderen, auf derselben Münster’schen Tafel abgebildeten Körperchen zurückführen kann. Weiterhin hat Schwager (228) kleine, rädchenförmige Kalkgebilde beschrieben, welche er im weissen und braunen Jura auffand. Die- selben erinnern an ähnliche Körperchen, welche schon vorher Waagen und Terquem (260)**) aus dem Lias und Dogger unter dem Namen Chiridota vetusta und atava beschrieben hatten, mir aber in den Originalbeschreibungen nicht zugängig sind. Die von Schwager ge- *) Den gleichen Vorschlag hat nach Schlumberger’s Mittheilung (Bull. Soc. g&ol. de France, 3. Ser., T. XVIII, Paris 1890, p. 193) Th&el ihm gegenüber brieflich gemacht — leider sah sich Schlumberger nicht veranlasst demselben Folge zu leisten, *#=) Vergl. auch die Mittheilungen von Terguem in den Mömoires de la Soc. geol. de France, 2. Ser., T. X. 440 Seewalzen. schilderten Rädchen, bei denen leider eine Grössenangabe fehlt, haben eine napfförmige Gestalt. Ihre Speichen, er gibt deren in der Abbildung 10 an, strahlen von einem knotenförmigen Mittelpunkte (,‚Centralknoten‘) aus; die Speichen „endigen nicht an der Peripherie, sondern biegen sich verdünnend nach unten“ (d. h. nach der concaven Seite des Napfes) „um und ragen hier etwa den vierten Theil des Halbmessers nach innen, auch schalten sich in der Umbiegung secundäre Stäbchen zwischen sie ein“, wodurch ihre Zahl in Schwager’s Abbildung stark vervierfacht wird. So weit passt die Schilderung ziemlich auf Rädehen von der Form, wie sie unter den lebenden Arten etwa Myriotrochus besitzt, wenn auch bei dieser Gattung eine so starke Vermehrung der einwärts gerichteten Spitzen am Rande des Rädchens nicht vorkommt. Auch die weitere An- gabe Schwager’s, dass er Exemplare gefunden habe, welche nur aus dem „Centralknoten“ und strahlenförmig von diesem abgehenden, frei endigenden, kurzen Armen (Speichen) bestehen und wahrscheinlich Ent- wicklungsstadien darstellen, stimmt zu dem, was wir über die Ent- wicklung der Rädchen bei lebenden Holothurien wissen. Was mich aber stutzig macht, ist der Umstand, dass die Speichen manchmal weiter als gewöhlich auseinander stehen und dann „durch Kalkplättchen verbunden“ seien. Eine derartige Verbindung der Speichen kennen wir von keinem rädchenförmigen Kalkkörper lebender Synaptiden. Da es aber wenigstens nicht gegen die Deutung der Gebilde als Holothurien - Kalkkörper über- haupt spricht, so glaube ich mich Zittel ganz anschliessen zu können, wenn er die von Schwager nachgewiesenen Rädchen mit einiger Sicher- heit auf fossile Holothurien bezieht, und ich sehe keinen Grund, sie mit Etheridge (60) für Bryozoenreste zu halten. Widersprechen aber muss ich dem, dass Schwager sie zur Gattung Chiridota als Ch. sieboldi n. sp. stell. Echte Chiridoten-Rädchen sind es ganz sicher nicht; dagegen spricht die Zahl der Speichen, die Form des Randes und das Vorkommen von verbindenden Kalkplättchen zwischen den Speichen. Aus letzterem Grunde kann man sie auch nicht zu Myriotrochus oder irgend einer anderen recenten Synaptidengattung stellen. Wir wollen sie also einfach als Holothurienkalkkörperchen formasieboldi Schwag. bezeichnen. Auch daran ist kein Grund zu zweifeln, dass zwei andere Formen von runden Plättchen, welche Schwager, ohne sie mit einem Namen zu beglücken, beschreibt, Kalkkörperechen von Holothurien sind. Die eine dieser Formen besitzt im Mittelpunkte ein grosses Loch, welches an der Peripherie von 8 kleinen Löchern umstellt ist, denen entsprechend der Rand des Plättchens 8 bogen- förmige Ausbuchtungen zeigt. Die andere Form unterscheidet sich von dieser durch den Besitz von 5—6 Spitzen an ihrem Rande. Der Schwager’schen forma sieboldi scheinen die Rädchen ähnlich zu sein, welche sieben Jahre später Moore*) aus englischen Lias- und *) On the Presence of Naked Echinodermata (Holothurioidea) in the Inferior Oolite and Lias. Report of the British Association for 1872, part 2, p. 117. Palaeontologie. 441 Dogsgerschichten angegeben hat; sie haben einen Durchmesser von etwa /j engl. Zoll, besitzen 5—15 Speichen und sind am Rande gezähnt. Noch später hat dann Etheridge (60) uns mit einigen wohl unzweifelhaften Holothurienkalkkörperchen aus dem schottischen Kohlen- kalke bekannt gemacht, welche theils die Gestalt durchlöcherter Plättchen von verschiedener Grösse, theils die Form von Haken und Rädchen oder eines Kreuzes haben. Die Plättchen sind 0,5—0,6 mm gross und ihre Löcher messen 0,102—0,13 mm*). Die Haken haben einen Schaft von 0,59 mm Länge, der an dem einen Ende verbreitert und von einem Loche durchbohrt ist, am anderen Ende sich zu dem zugespitzten Haken um- biegt. Die hakenförmigen Kalkkörper wurden auch in dichter Anlagerung an die durchlöcherten Plättchen beobachtet, was an die Lagebeziehung eines Synapten-Ankers zu seiner Ankerplatte erinnert. Was er Rädchen nennt, erinnert zum Theil an die zweite unter den drei von Schwager beschriebenen Formen, hat aber mit echten Chirodota-Rädchen nur eine sehr allgemeine Aehnlichkeit; man könnte eher an die Scheibe der stühl- chenförmigen Kalkkörper vieler Aspidochiroten (s. S. 45—46) oder an die Rädchen mancher Elasipoden (s. S. 44) denken. Am interessantesten sind die kreuzförmigen Kalkgebilde Etheridge beschreibt sie als 0,55 mm grosse, gleicharmige, vierarmige Kreuze, deren Mittelpunkt von 4 regelmässig zu einander gestellten, abgerundet dreieckigen Löchern durehbohrt ist; am freien Ende sind die Arme manchmal etwas ver- breitert; auf dem Kreuzungspunkte der Arme erheben sich an einem Exemplare zwei senkrecht aufsteigende Verlängerungen. Etheridge hält die Plättehen und Haken für Merkmale einer neuen Gattung Achistrum (&yxıoroov, Angelhaken) und rechnet die von ihm gesehenen Haken mit den grosslöcherigen Platten (Durchmesser der Löcher ea. 0,09—0,13 mm **) zu einer von ihm A. nicholsoni genannten Art, während er für die klein- löcherigen Platten (Durchmesser der Löcher ca. 0,02—0,05 mm**) eine zweite, nicht näher benannte Art aufstellt. Seine sogenannten Rädchen vertheilt er auf drei verschiedene Arten, welche er aber alle drei, wenn auch mit einigem Zweifel zur Gattung Chiridota stellt. Für seine Chiri- dota traquairii sind runde, 0,25 mm grosse Scheiben mit 4 centralen und 8 peripherischen Löchern charakteristisch. Bei Oh. robertsoni und primaeva dagegen ist der centrale Theil des rädchenförmigen Kalkkörperchens nicht durehbohrt, sondern solide. Die peripherischen Löcher, welche den soliden Centraltheil in kreisförmiger Anordnung umgeben, sind bei robert- soni dreieckig, bei primaeva fast kreisrund und treten bei robertsoni zu 6—8, bei primaeva zu 8--12 an Zahl auf. Bei robertsoni sind die Körperchen etwas kleiner, bei primaeva etwas grösser als bei fraquairü. Da die Plättchen der Form Achistrum nicholsoni in der Zahl und An- #) Diese Grössen der Löcher berechnen sich aus den in englischen Zoll ausgedrückten Angaben in seinem Texte; an seinen Abbildungen gemessen ergeben sich aber für die kleinen Löcher viel kleinere Werthe, nämlich 0,02—0,05 mm und für die grösseren Löcher 0,09—0,13 mm. **) Nach den Abbildungen von Etheridge berechnet; siehe die vorige Anmerkung. 449 Seewalzen. ordnung der Löcher den ihm bekannten Ankerplatten recenter Synapten nicht ganz entsprechen, auch kein Bügel an den Plättehen vorkommt, so scheint ihm eine verwandtschaftliche Beziehung zu den Aspidochiroten oder Dendrochiroten wahrscheinlicher als zu den Synaptiden. Dazu möchte ich bemerken, dass die Annahme einer solchen Beziehung, falls man daraus einen Schluss auf die systematische Stellung des Achistrum nicholsoni gründen will, gerade so in der Luft schwebt, als wenn man darin ein Zeichen für eine Verwandtschaft zu den Synapiiden sehen will. Bügellose, unregelmässig durchlöcherte Ankerplatten kommen auch bei den recenten Synapten vor (Synapta molesta Semp.) es wäre das also kein Grund, das Achistrum nicholsoni von den Synapten zu entfernen. Wohl aber hindert die Gestalt der von Etheridge beschriebenen Haken eine nahe Beziehung mit der Gattung Synapta anzunehmen, denn auch abgesehen davon, dass wir keine lebende Synapta-Art mit nur einarmigen Ankern (d. h. Haken) kennen, ist die Handhabe der Synapta-Anker niemals von einem Loche durchbohrt, wie das bei Achistrum nicholsomi der Fall ist. Wohl aber kommt eine ähnliche Durchlöcherung der Hand- habe bei den Ankern der Molpadiiden-Gattung Ankyroderma vor, mit denen die Achistrum-Anker aber wieder wegen anderer Unterschiede nicht zusammengebracht werden können. Man kann demnach die Form Achistrum nicholsoni mit Sicherheit weder zu der einen noch zu der anderen Familie recenter Holothurien bringen, hat aber auch ebensowenig Berechtigung in ihr Reste einer von allen lebenden Holothurien verschiedenen Familie oder Gattung zu erblicken. Es ist möglich, dass es sich in ihr um eine Synaptide, möglich auch, dass es sich um eine Molpadiide, und nicht aus- geschlossen, dass es sich um eine dendrochirote oder aspidochirote oder elasipode Art handelt. Warum ferner die kleinlöcherigen Plättchen einer anderen Achistrum-Art angehört haben sollen wie die grosslöcherigen, ist auch nicht einzusehen. Sie könnten, um nur eine der vielen Möglichkeiten anzudeuten, Endscheibehen in den Füsschen derselben Art gewesen sein, welche in ihrer Haut die grosslöcherigen Plättchen besass. Völlig unsicher ist auch die Beziehung der drei Sorten von rädchen- förmigen Kalkkörperehen zu der Gattung Chiridota. Zunächst muss in dieser Hinsicht die Form tragquairi aus der Gattung Chiridota meiner Ansicht nach mit aller Bestimmtheit ausgeschieden werden. Denn wir kennen keine einzige lebende Chiridota- oder überhaupt Synaptiden- Art, bei welcher die Nabe des Rädchens durchlöchert wäre. Wohl aber sind uns derartige Rädehen von Elasipoden, z. B. von Pannychia moseleyi, be- kannt geworden, auch ist die Aehnlichkeit der traguairü-Rädchen mit der Stühlchenscheibe mancher Aspidochiroten ganz unverkennbar. Was weiter die Rädehenformen robertsoni und primaeva angeht, so stimmen sie zwar durch ihre solide Nabe mit den Chiridota-Rädchen überein, aber nicht nur mit diesen, sondern auch mit den Rädchen anderer Synaptiden, z. B. Myriotrochus und anderer. Am meisten nähert sich noch die Form robertsoni einem echten Chiridoten-Rädchen; denn wenn sie auch 6 bis Palaeontologie. 445 8 Speichen zeigt, so kommen ja auch bei recenten Chiridota- Arten die- selben Vermehrungen der regelmässigen Sechszahl der Speichen mitunter vor. Was aber auch hier die Sache wieder zweifelhaft macht und übrigens auch für die primaeva-Rädchen gilt, ist der Umstand, dass die für alle Rädchen recenter Synaptiden charakteristischen Zahnbildungen am Rad- kranze vollständig zu fehlen scheinen. Endlich ist auch noch auf die Grössenverhältnisse der von Etheridge beschriebenen Rädchen aufmerk- sam zu machen. Nur die Form robertsoni mit ihrer Grösse von 0,15 mm entspricht einigermaassen der Grösse recenter Chiridota-Rädchen; dagegen gehen die beiden anderen Formen über das Maass der echten Chiridota- Rädchen hinaus und übertreffen sogar zum Theil noch die grössten recenten Rädchenformen, welche sich bei Myriotrochus unter den Synaptiden mit 0,25 mm, Pannychia unter den Elasipoden mit 0,24mm Durchmesser vorfinden. Auch mit der Ausdeutung der von ihm beschriebenen kreuzförmigen Kalkkörper hat Etheridge kein Glück gehabt. Das Einzige, was er aus der von ihm benutzten Literatur zum Vergleiche heranzieht, ist eine von Düben u. Koren berrührende Abbildung der Stützstäbchen aus den Füsschen der Oucumaria hyndmani, bei der man sich aber vergeblich bemüht etwas Kreuzförmiges oder Vierarmiges zu erblicken. Obschon Etheridge die kreuzförmigen Gebilde mit einem Namen verschont hat, habe ich sie deshalb schon oben als die interessantesten der von ihm aufgefundenen Kalkkörper bezeichnet, weil sie an die vierarmigen Körper- chen erinnern, welche für eine ganze Reihe von Elasipoden charakteristisch sind, sich aber auch unter den Aspidochiroten, z. B. bei Paelopatides aspera, vorfinden. Sieht man aber näher zu, so tritt uns aber auch hier sofort wieder ein Unterschied entgegen, der es unmöglich macht in diesen fossilen Kalkkreuzen sichere Reste von Elasipoden (oder allenfalls Aspidochiroten) zu sehen. Denn bei letzteren sind die Kalkkreuze an der centralen Vereinigungsstelle der vier Arme ausnahmslos undurehbohrt, während jene fossilen Kreuze an derselben Stelle von vier Löchern dureh- setzt sind. Etwas in dieser Hinsicht Aehnliches bieten uns aber unter den recenten Dendrochiroten die vierarmigen Kalkkörper der Cucumaria (Echinocucumis) adversaria dar, die sich freilich wieder in anderen Punkten von jenen fossilen Gebilden unterscheiden. Es ergibt sich aber daraus die Möglichkeit, dass diese Reste von einer dendrochiroten Form herrühren. Etheridge hat schliesslich auch noch undurchlöcherte, parallel ge- streifte, am Rande gesägte Körperchen beschrieben, die mir überhaupt gar nichts mit Holothurien zu thun zu haben scheinen. Wenn er sich zu ihrer Erläuterung auf eine Figur von Düben u. Koren beruft, welche undurchlöcherte, unregelmässig zackig gerandete Kalkkörper der Cueu- maria frondosa darstelle, so übersieht er, dass gerade diese Abbildung einen sehr zweifelhaften Werth hat, da kein anderer Forscher derartige Kalkgebilde bei der genannten Art wiederzufinden vermocht hat. Mit Absicht bin ich über die Etheridge’schen Angaben etwas aus- führlicb geworden, weil mir darum zu thun war zu zeigen, was für 444 Seewalzen. unsichere Ergebnisse herauskommen, wenn der Paläontologe mehr, als er zu beweisen in der Lage ist, in seine Funde hineindeutet und zu- gleich keine genaue Kenntniss der lebenden Formen besitzt. Dass der- artige Ergebnisse für die Errichtung phylogenetischer Speeulationsgebäude ein Boden wie Sand sind, bedarf weiter keines Nachweises. Einige Jahre später als Etheridge hat Poöta (206)die Aufmerksamkeit auf einige unregelmässig umgrenzte, durchlöcherte Kalkplättehen gelenkt, welche er in Schichten der böhmischen Kreideformation antraf. Die Plätteben sind 0,09—0,14 mm gross und sehr dünn; die Löcher sind ziemlich regellos gestellt. Er bezeichnet die Plättchen als „? Psolus“ und meint, dass sie den Kalkplatten des lebenden Psolus phantapus sehr nahe stehen. Mit ebensoviel Recht hätte er die ebenso grosse Aehnlichkeit dieser Plättehen mit gar manchen anderen Kalkgebilden der verschiedensten Echinodermen hervorheben können. Da sich derartige durchlöcherte Plättehen z. B. auch bei Echinoideen finden, so ist nieht einmal ihre Zu- gehörigkeit zu den Holothurien überhaupt gesichert, geschweige denn die von Po&ta angenommene Beziehung zu.einer ganz bestimmten Gattung und Art. Aehnliche Kalkplättchen wie die von Po&ta gesehenen sind wahrscheinlich diejenigen, welche schon früher Nicholson*) aus post- tertiären Schichten erwähnte und ebenfalls auf Psolus bezog **). Wie Malagoli (162a) auf den Einfall kommen konnte ein rädchen- förmiges Kalkscheibchen, welches aus italienischem Pliocän herrührte, als ein Chiridota-Rädchen anzusehen und auch gleich mit einem Speeiesnamen: Ch. elegans, zu bezeichnen, ist mir ganz unverständlich. Er beschreibt das Gebilde als eine, kleine, runde Scheibe von 0,75 mm Durchmesser und 0,5 mm Dieke. Ein Randstreifen setzt sich deutlich von dem centralen Theile der Scheibe ab, umgibt denselben also ringförmig (wie ein Rad- kranz). Dieser Randstreifen besitzt ferner ringsum elf kleine Rippen oder Anschwellungen, die leicht gebogen sind und von beiden Flächen des ganzen Kalkkörperchens gesehen werden können. Der von dem Rand- streifen (Ringe) umgebene Centraltheil des Körperchens ist von einer concav-convexen Platte ausgefüllt, welche nur in der Mitte von einer ein- zigen kreisrundeu Oeffnung durchbrochen ist. In dieser Beschreibung stimmt schon die Grösse und Dicke nicht zu Chiridota-Rädchen; ferner fehlen die für die Chiridota-Rädchen charakteristischen Speichen, es fehlt die Bezahnung des Radkranzes, es fehlt die solide Nabe. Am bemerkenswerthesten unter allen Nachrichten, welche wir bis Jetzt über fossile Holothurien-Reste erhalten haben, scheinen mir die Mit- theilungen von Schlumberger***) zu sein. Derselbe beschreibt aus dem *) Manual of Palaeontology, Edinburgh and London 1872, p. 135. *#*) Auch in dem Catalogue of the Western Scottish Fossils (British Assoc. for the Advanc. of Sc. 1876, Glasgow) finde ich p. 129 aus posttertiären Ablagerungen des westlichen Schott- land Psolus phantapus aufgeführt und dabei den Zusatz: „(Prof. Geikie)‘. Ob und wo Geikie etwas Näheres darüber mitgetheilt hat, entzieht sich meiner Kenntniss. *##) Schlumberger, Note sur les Holothurid&es fossiles du Calcaire Grossier. Bulletin de la Soci&te g&ologique de France, 3. Ser., T. XVI, Paris 1888, p. 437, und: Seconde note Palaeontologie. 445 Pariser Eocän eine ganze Reihe von Kalkkörperchen, an deren Zuge- hörigkeit zu Holothurien kein Zweifel sein kann, und vertheilt sie auf nicht weniger als 25 neue Arten, von denen er 11 zu den Synaptiden, die 14 übrigen zu den Aspido- und Dendrochiroten rechnet. Die Kalk- körperchen, nach welchen er die 6 Synapta-Arten: eocena, stueri, renifera, circularis, laevigata und truncata aufstellt, gehören zweifellos in diese Gattung, denn es sind sowohl Ankerplatten als Anker, welche in Form und Grösse sich an recente Synapta-Arten anschliessen; die Ankerplatten gehören zu der S. 37 beschriebenen Sorte mit regelmässiger Form, Zahl und Anordnung der Löcher. In Betreff obiger 6 Arten aber ist zu be- merken, dass deren 4 auf nur je eine Ankerplatte, die fünfte auf zwei Ankerplatten gegründet sind; nur die Ankeırplatten der Form eocena sind häufig gefunden worden. Dass seine Form truncata der stueri sehr nahe steht, ist ihm selbst schon aufgefallen. Die Form renifer« scheint mir eine pathologische Doppelbildung einer Ankerplatte zu sein, wie solche auch bei lebenden Arten, z. B. Synapta orsinü Ludw., vorkommen. Die beiden Formen sechsspeichiger, mit gezähneltem Radkranz ausgestatteter Rädchen, auf welche Schlumberger seine beiden Chiridota-Arten lanceo- lata und curriculum gründet, scheinen auch mir sicherlich von zwei ver- schiedenen Arten . dieser Gattung oder der Gattung T’rochodora herzu- rühren. Für etwas grössere, sieben- bis neunspeichige Rädchen stellt er die neue Gattung Theela auf. Abgesehen davon, dass ich kurz vorher den Namen Theelia (s. Anm. S. 89) schon an eine dendrochirote Gattung vergeben hatte, scheint mir Schlumberger’s Theelia deshalb unbe- gründet, weil sie sich nur durch die 7—9-Zahl ihrer Radspeichen von den 6speichigen Chiridota- Rädchen unterscheidet; denn es werden bei recenten Chiridota-Arten mitunter 7- oder 9speichige Rädchen zwischen den regelmässig 6speichigen angetroffen. Ich bin demnach der Ansicht, dass die Rädchen der Schlumberger’schen Theelia undulata-Form eben- falls in die Gattung Chiridota oder Trochodota gehören. 14—16sspeichige Rädchen mit etwa 22 einwärts gerichteten Zähnen am Radkranz verweist Schlumberger wohl mit Recht, unter Aufgabe des anfänglich von ihm aufgestellten Genus Stueria, in die Gattung Myriotrochus und vertheilt sie in dieser auf 2 Arten, elegans und operculum, von denen jene kräftigere, diese aber viel schwächere Zähne am Radkranze zeigt. Alle übrigen von ihm aufgefundenen Kalkkörperchen stellen durch- löcherte, zum Theil mit einem Aufsatz ausgestattete Plättchen oder ver- ästelte Körperchen dar, wie wir solche bei lebenden Aspido- und Dendro- chiroten — aber was Schlumberger übersehen hat — auch bei leben- den Elasipoden und Molpadiiden kennen. Er fasst sie alle unter dem Sammelnamen Priscopedatus zusammen, da er der Meinung ist, es handle sich in allen Fällen sicher um Reste von pedaten Holothurien — eine sur les Hol. foss. Ebendort, T. XVII, 1890, p. 191—206. Die zweite Mittheilung enthält zahlreiche Berichtigungen der ersten. 446 Seewalzen. Ansicht, die deshalb nicht ganz zutreffend ist, weil auch bei manchen Molpadiiden, also apoden Formen, ähnliche Plättchen vorkommen. Er sondert seine Priscopedatus-Kalkkörperechen in 14 Arten: ärregularis, margaritatus, normani, pyramidalis, propinguus, multiforis, anceps, corolla, eiffeli, chinatus, crassus, inaequalis, aspergillum, eribellum. Seine Formen irregularis und margaritatus stellen Kalkkörperchen dar, die bei lebenden Holothurien in Combination mit stühlehenförmigen Kalkkörpern vorkommen können, und es erhebt sich demnach die Frage, ob sie nicht mit irgend welchen anderen der von ihm unterschiedenen, z. Th. deutlich stühlchen- förmigen Priscopedatus-Formen zur selben Art zusammen gehören. Die Formen normani, pyramidalıs, multiforis, eiffeli, echinatus, crassus, aspergillum, weniger deutlich auch die Formen propinguus, anceps und corolla, stellen stühlehenförmige Kalkkörperchen dar, welche zunächst an die der Aspido- chiroten erinnern, aber auch unter den Dendrochiroten nicht ohne Ver- gleichsstücke sind; die Formen inaequalis und cribellum weisen zunächst, aber wieder nicht ausschliesslich, auf die Dendrochiroten hin. So ergibt sich im Ganzen, dass die verschiedenen Priscopedatus-Formen nicht ein- mal der Familie, geschweige denn der Gattung nach eine ganz sichere systematische Einordnung gestatten. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass mehrere derselben zu einer Art zusammen gehören; so z. B. könnte die Form eribellum möglicherweise ein mangelhaft ausgebildetes Stühlchen der aspergillum-Form sein u. s. w. Schliesslich bildet Schlumberger noch ein verästeltes Gebilde ab, welches er rundweg für ein Spieulum eines Schwammes erklärt, welches aber seiner Form nach meines Er- achtens recht wohl zu Holothurien gestellt werden könnte, denn es er- innert in ganz auffallender Weise an die Kalkkörper der Tihyone rosacea Semp. Ueberbliekt man schliesslich Alles, was über fossile Holothurienreste bekannt geworden ist, so kann man es dahin zusammenfassen, dass solche Reste aus dem Kohlenkalk, dem Jura, der Kreide und dem Tertiär vorliegen, aber keine sichere Bestimmung nach Art, Gattung und Familie gestatten; nur die eocänen Synap- tidenreste, welche Schlumberger beschrieb, machen davon eine Ausnahme, da sie sich mit einiger Sicherheit auf die Gattungen Synapta, Chiridota (oder Trochodota) und Myrio- trochus beziehen lassen. Dass bei diesem Stande der Sache die Paläontologie der Holothurien für deren Phylogenie weder eine Grund- lage noch eine Stütze darzubieten vermag, liegt auf der Hand. Nur das Eine lehrt sie uns, dass schon zur Zeit der Steinkohlenformation Holo- thurien, lebten und sich später auch in den meso- und känozoischen Ab- lagerungen nachweisen lassen. Die Urholothurie, von der im folgenden Kapitel die Rede sein wird, muss also noch vor der Steinkohlen- formation gelebt haben. J. Phylogenie. Es liegt nicht in meiner Absicht an dieser Stelle die Beziehungen der Holothurien zu den übrigen Klassen der Echinodermen zu erörtern. Dafür wird der geeignete Ort erst am Ende dieses Werkes gegeben sein. Hier kommt es zunächst nur darauf an, die Verwandtschaftsverhältnisse im Inneren der Holothurienklasse zu untersuchen und daraus eine Ansicht über die phylogenetischen Beziehungen der einzelnen Holothurien- familien abzuleiten. Einen Versuch in dieser Richtung habe ich vor Kurzem schon einmal gemacht*). Da ich mich damals auf die Richtig- keit der Hamann-Semon’schen Ansicht, dass auch die Synaptiden radiäre Wassergefässe besitzen, verlassen hatte, später aber in Gemeinschaft mit Barthels**) mich von der Unrichtigkeit jener Auffassung überzeugte, so müssen meine damals geäusserten Anschauungen gewisse Modificationen erfahren. Insbesondere kann ich mich den Ausführungen Semon’s (237), nach welchen die Synaptiden keine degenerirten Formen sein sollen, nicht länger anschliessen, denn Barthels und ich haben durch zahlreiche Schnittserien an sorgfältig conservirtem Material den ganz bestimmten Nachweis erbringen können, dass bei erwachsenen Exemplaren von Synapta inhaerens, digitata, orsiniü, vittata, - Chiridota rufescens, pisamit, Myriotrochus rinkiü jede Spur der radialen Wasserkanäle geschwunden ist; es müssen also diese Kanäle, da sie bei den Jugendformen der Synaptiden vorhanden sind, später eine vollständige Rückbildung erfahren haben. Um zu einer bestimmten, wenn auch nur hypothetischen Meinung über die phylogenetischen Beziehungen der Holothurienfamilien zu einander zu gelangen gehen wir am besten von den Molpadiiden aus. Dieselben bilden eine in sich geschlossene, gut abgegrenzte, natürliche Gruppe, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass sie keine Füsschen, wohl aber Kiemenbäume besitzt. In jenem Merkmale stimmen die Molpadiiden mit *) In meiner Abhandlung: Ankyroderma musculus (Risso), eine Molpadiide des Mittel- meeres, nebst Bemerkungen zur Phylogenie und Systematik der Holöthurien. Zeitschrift f. wissensch. Zool., Bd. 51, 1891, p. 569—612. ##) Zoologischer Anzeiger 1891, Nr. 360, S. 117—119. 448 Seewalzen. den Synaptiden, in diesem mit den Aspido- und Dendrochiroten überein, sodass man sich versucht fühlen könnte, in den Molpadiiden Uebergangs- formen zwischen den Synaptiden einerseits und den Aspido- und Dendro- chiroten andererseits zu sehen. Geht man aber näher auf ihre Organi- sation ein, so zeigt sich sehr bald, dass sie, wie schon Joh. Müller er- kannt hatte, keine genaue Mittelstellung zwischen den genannten Familien einnehmen, sondern den füssigen Holothurien in vielen Beziehungen näher stehen als den Synaptiden, wofür namentlich auch der völlige Mangel der radialen Wasserkanäle bei den erwachsenen Synaptiden ein gewichtiges Zeugniss ablegt. * Indessen glaube ich doch diese Joh. Müller’sche Ansicht dahin einschränken zu müssen, dass es unter den füssigen Holo- thurien nur die Dendrochiroten sind, zu welchen die näheren Beziehungen der Molpadiiden hinführen, während ihr Zusammenhang mit den Aspido- chiroten, und wie wir gleich hinzusetzen können, auch mit den Elasi- poden ein viel entfernterer ist. Vergleichen wir um das klar zu machen die einzelnen Organe der Molpadiiden mit denen der übrigen Familien. 1) Fühler. Die regelmässige Fühlerzahl der Molpadiiden ist 15. Die gleiche Zahl kommt bei den Aspidochiroten überhaupt nicht vor, wohl aber bei 2 Dendrochiroten-Gattungen (Orcula, Theelia) und einzelnen Synapta-Arten. In der Form freilich zeigen die Molpadiidenfühler grössere Aehnlichkeit mit den Synaptiden als mit den Dendrochiroten; doch scheint mir diese Aehnlichkeit ihren Hauptgrund in der Uebereinstimmung der Lebensweise zu haben und deshalb für die Aufklärung der Verwandt- schaftsbeziehungen ohne besondere Bedeutung zu sein. 2) Fühlerkanäle. Wie bei allen anderen Seewalzen mit alleiniger Ausnahme der Synaptiden entspringen bei den Molpadiiden die Fühler- kanäle aus den Radialkanälen, bei den Synaptiden dagegen aus dem Ringkanal. 3) Radialkanäle. Dieselben sind bei den Molpadiiden, obschon sie keine Füsschen besitzen, obensowohl vorhanden, wie bei den Aspido- chiroten, Dendrochiroten und Elasipoden, während sie bei den Synaptiden durch eine postembryonale Rückbildung vollständig geschwunden sind. Daraus folgt, dass der Füsschenmangel der Molpadiiden und Synaptiden kein phylogenetisch gleichwerthiger ist. Wäre er bei jenen ebenso alt als bei diesen, so wäre nicht einzusehen, warum nicht auch die Radial- kanäle bei den Molpadiiden dieselbe Rückbildung erfahren haben wie bei den Synaptiden. Die Sachlage wird aber sofort verständlich, wenn man annimmt, dass der Füsschenmangel der Synaptiden älteren Datums ist als der der Molpadiiden. Sind die Synaptiden älter als die Molpadiiden, so versteht man, dass bei ihnen dieselben Organe (die Radialkanäle) gänzlich geschwunden sind, welche bei den Molpadiiden sich noch er- halten haben, obschon sie auch hier durch den Mangel ihrer loeomotorischen Anhänge (der Füsschen) bereits in die Reihe der rudimentären Organe einrücken. In demselben Sinne spricht auch die Verlagerung der Fühler- kanäle auf den Ringkanal der Synaptiden; denn wären die Molpadiiden Phylogenie. 449 älter oder auch nur ebenso alt wie die Synaptiden, so müsste man er- warten, auch bei ihnen die Fühlerkanäle vom Ringkanal entspringen zu sehen, statt dass sie in ganz normaler Weise von den Radialkanälen ab- zweigen. n 4) Kalkkörper der Haut. Durch die in der Gattung Ankyro- derma vorkommenden Kalkkörper ist zwar eine Beziehung der Molpadiiden zur Gattung Synapta gegeben. Wenn man aber erwägt, dass die Anker keineswegs der ganzen Familie der Synaptiden, sondern auch hier nur der einen Gattung Synapta zukommen, so wird man Bedenken tragen müssen, im blossen Vorkommen der Anker das Zeichen einer nahen Blutsverwandtschaft der Molpadiiden mit den Synaptiden zu sehen. Ferner ist die Verbindung der Anker mit anderen Kalkkörpern (Ankerplatte bei Synapta, löffelförmige Kalkkörper bei Ankyroderma) und die Form des inneren Endes des Ankerschaftes bei Ankyroderma eine andere als bei Synapta, sodass man zu dem Schlusse gedrängt wird, es handle sich hier nur um eine convergirende, aber in ihrem Ursprunge getrennte Bildungs- weise der Kalkkörper beider Gattungen. Vergleicht man dagegen die übrigen Kalkkörperformen der Molpadiiden mit denen der anderen Familien (s. S. 43), so ergibt sich im Grossen und Ganzen ein Anschluss der- selben an diejenigen der Dendrochiroten. 5) Muskulatur der Körperwand. Da die Quermuskelschicht der Körperwand bei den Molpadiiden im Bereiche der Radien unterbrochen ist, so stehen sie in dieser Hinsicht in demselben Gegensatze zu den Synaptiden, in welchen sich die Aspido- und Dendrochiroten mitsammt den Elasipoden befinden. Die Synaptiden allein besitzen eine ununter- . brochene Ringmuskulatur, sind aber dennoch durch Uebergänge (s. S. 61) mit dem Verhalten der übrigen Familien verknüpft. — Die Längsmuskeln der Leibeswand sind bei den Molpadiiden wie bei den Aspidochiroten der Länge nach getheilt. Da aber auch bei Dendrochiroten und Synaptiden Fälle von paarigen Längsmuskeln oder Anläufe dazu vorkommen, so scheint mir der Schluss nicht statthaft, dass jene Uebereinstimmung in der Längsmuskulatur auf eine engere Verwandtschaft der Molpadiiden mit den Aspidochiroten hinweise. 6) Rückziehmuskeln. Unter den Molpadiiden besitzt nur die Gattung Molpadia wohlausgebildete Rückziehmuskeln; doch kommen An- deutungen davon (s.S. 90, 353, 354), auch bei Haplodactyla hyaloeides Sluit. und Trochostoma arenicola (Stimps.) vor. Aehnlich liegen die Verhältnisse in der Familie der Synaptiden, aus welcher mehrere Arten mit Rückzieh- muskeln bekannt sind. Erwägt man nun, dass allen Aspidochiroten und Elasipoden die Rückziehmuskeln gänzlich fehlen, dagegen ebenso aus- nahmslos den Dendrochiroten zukommen, so wird man in dem erwähnten vereinzelten Auftreten derselben bei den Molpadiiden und Synaptiden eine verwandtschaftliche Beziehung dieser beiden Familien zu den Dendro- chiroten erblicken dürfen. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. II. 3. 29 450 Seewalzen, 7) Kalkring. Durch die radialen Gabelschwänze und die eigen- artigen Symmetrieverhältnisse*) des Kalkringes schliessen sich die Molpa- diiden aufs engste an die Dendrochiroten an, während die Synaptiden durch die Vermehrung der Interradialstücke des Kalkringes (s. S. 81) eine ganz besondere Stellung unter den Holothurienfamilien einnehmen. 8) Fühlerampullen kommen ausser den Molpadiiden bekanntlich besonders den Aspidochiroten zu. Da aber auch den Synaptiden und Dendrochiroten homologe Gebilde (s. S. 124 u. 244) nicht ganz fehlen, so dürfte sich daraus ebensowenig wie aus dem weiter oben berührten Ver- halten der Längsmuskulatur der Körperwand ein bestimmter Schluss auf eine besonders nahe Verwandtschaft der Molpadiiden mit den Aspido- chiroten ziehen lassen. 9) Steinkanal. Zu einer vollständigen Ablösung des Steinkanales vom dorsalen Mesenterium, wie es für die Aspidochiroten Regel ist, scheint es bei den Molpadiiden niemals zu kommen; auch ist er immer nur in der Einzahl vorhanden. Im Baue seines Madreporenabschnittes schliesst er sich im Gegensatze zu den Aspidochiroten an die einfacheren Verhältnisse der Dendrochiroten und Synaptiden an. 10) Darm. Auch der Bau des Darmes gibt keine Anhaltspunkte für eine nähere Beziehung der Molpadiiden zu den Aspidochiroten. Die Muskulatur der Darmwand schliesst sich in ihrer Anordnung am nächsten an die Synaptiden und Dendrochiroten an. 11) Kiemenbäume. Ihr Besitz trennt die Molpadiiden scharf von den Synaptiden. Wie bei den Dendrochiroten, so kommt es auch bei den Molpadiiden vor, dass die Kiemenbäume nur schwach entwickelt sind. 12) Cuvier’sche Organe treten bei den Molpadiiden ebenso wie bei den Dendrochiroten nur in ganz vereinzelten Fällen auf, während sie den Synaptiden vollständig fehlen, bei den Aspidochiroten aber eine häufige Erscheinung sind. 153) Geschlechtsorgane. Die Lage der Geschlechtsöffnung stimmt bei den Molpadiiden zwar am meisten mit den Synaptiden über- ein, steht aber doch auch in keinem durchgreifenden Gegensatze zu den Dendrochiroten (s. 5. 183—184). Eine Beschränkung der Genitalschläuche auf die linke Körperhälfte wie bei vielen Aspidochiroten und Elpidiiden ist bei keiner Molpadiiden-Art bekannt. 14) Das Blutgefässsystem des Darmes erreicht bei den Molpa- diiden niemals die Höhe der Complication, welche ihm bei den Aspido- chiroten eigen ist. Ueberblickt man diese 14 Punkte, so muss man meines Erachtens zu dem Ergebnisse gelangen, dass keine andere Holothurien- familie nähere Beziehungen zu den Molpadiiden besitzt als die Dendrochiroten. Würden wir einer dendrochiroten Holothurie mit *) 8.8. 57—88S und meine Bemerkungen über eine ostasiatische Caudina, Zoolog. Anzeiger, Nr. 365, 1891. Phylogenie. 451 15 nur schwach vergabelten Fühlern und gabelschwänzigen Radialstücken des Kalkringes begegnen, welche unter Festhaltung ihrer übrigen Familien- merkmale keine Füsschen entwickelt, dafür aber ihre sonst nur ange- deuteten Fühlerampullen besser ausgebildet hätte, so würden wir kein Bedenken tragen sie der Familie der Molpadiiden einzuordnen. Dagegen ist die Kluft zwischen den Molpadiiden und den Synaptiden sowie zwischen diesen letzteren und den Dendrochiroten eine viel grössere als zwischen den Dendrochiroten und den Molpadiiden. Von den Synap- tiden sind die Molpadiiden trotz der negativen Uebereinstimmung im Mangel der Füsschen geschieden durch den wesentlich anderen Bau des Kalkringes und durch den Ursprung der Fühlerkanäle aus den radialen Wassergefässen, durch den Besitz der Kiemenbäume und das Fehlen der Wimpertrichter, endlich auch durch das freilich seltene Auftreten Cuvier’- scher Organe. Durch dieselben Merkmale sowie durch den Besitz der Füsschen trennen sich die Dendrochiroten von den Synaptiden. Gleich- wohl gibt es im Baue der Synaptiden einige Verhältnisse, welche darauf hinweisen, dass sie ebenso wie die Molpadiiden mit den Dendrochiroten näher verwandt sind als mit den Aspidochiroten; als solche erscheinen mir: das Auftreten der Rückziehmuskeln, der Bau des Steinkanals, die Anordnung der Muskulatur der Darmwand und — was aber nur für die Synaptiden, nicht auch für die Molpadiiden zutrifft — die schwache Aus- bildung der Fühlerampullen. Auf diese Weise ergibt sich schliesslich die Vorstellung, dass die drei Familien der Dendrochiroten, Molpadiiden und Synaptiden zwar einer gemeinschaftlichen Wurzel entsprossen sind, dass aber die Dendrochiroten den Hauptstamm darstellen, welcher früh- zeitig einen ersten Nebenast in Gestalt der Synaptiden und später einen zweiten Nebenast in Gestalt der Molpadiiden abgab. Die Uebereinstimmungen zwischen den beiden Nebenästen lassen sich durch die Annahme verständlich machen, dass es ähnliche Ab- änderungen in der Lebensweise und darauf gerichtete Anpassungen waren, welche die Abtrennung der Nebenäste von dem Hauptstamme herbei- geführt haben. Die Verschiedenheiten zwischen den beiden Nebenästen aber lassen sich durch die weitere Annahme erklären, dass ihre Ab- spaltung vom Hauptstamme zu _ verschiedener Zeit stattgefunden hat; wenn der Dendrochirotenstamm schon älter war bei der Abgabe des Molpadiiden- astes als bei Abgabe des Synaptidenastes, seine Merkmale also zu jener Zeit auch schon schärfer und starrer geworden waren als zu dieser, so mussten die beiden Nebenäste in ungleichem Maasse von dem Haupt- stamme abweichen und zwar der ältere (Synaptiden) mehr als der jüngere (Molpadiiden). Fragen wir nun weiter, wie sich die Aspidochiroten zu den drei eben erörterten Familien verhalten, so stellt sich zunächst eine ganze Reihe von Punkten heraus, in denen sich die Aspidochiroten von allen jenen drei anderen Familien unterscheiden. Solche sind: 1) die besondere, 29* 452 Seewalzen. complicirtere Ausbildung des Madreporenabschnittes des Steinkanals; 2) der völlige Mangel von Rückziehmuskeln; 3) die häufige Rückbildung der rechtsseitigen Genitalschläuche; 4) die mächtige Entwicklung der Kiemenbäume und des Blutgefässsystemes; 5) das Vorwalten der Stühlehen- und Schnallenform bei den Kalkkörpern der Haut; 6) das wechselnde Lageverhältniss der Längs- und Ringmuskulatur der Darmwand; 7) das häufige Auftreten wohlentwickelter Cuvier’scher Organe; 8) die eigenartige Form der Fühler. Dagegen stimmen die Aspidochiroten mit den Dendro- chiroten darin überein und stellen sich eben dadurch zugleich in Gegen- satz zu den Molpadiiden und Synaptiden, dass sie wohlentwickelte Füss- chen besitzen; doch zeigen die Füsschen selbst bei den Aspidochiroten eine grössere Mannigfaltigkeit der Form als bei den Dendrochiroten. Mit den Molpadiiden haben die Aspidochiroten die gute Ausbildung der Fühler- ampullen gemein, mit den Molpadiiden und Dendrochiroten die regel- mässig zehntheilige Gestaltung des Kalkringes, den Besitz von Kiemen- bäumen und den Mangel der nur bei den Synaptiden vorkommenden Wimpertrichter. Will man alle diese Beziehungen phylogenetisch verständlich machen, so erscheint mir die Annahme nothwendig, dass die Aspidochiroten einen zweiten Hauptstamm der Holothurien darstellen, der nur an der Wurzel mit dem anderen Hauptstamme, dem Dendrochirotenstamme, zusammenhängt. Die Spaltung des Wurzelstockes in diese beiden Haupt- stämme muss meines Erachtens zu einer Zeit stattgefunden haben, in welcher die Holothurien noch keine Rückziehmuskeln, wohl aber Füsschen, einfache Fühler, Kiemenbäume und zehntheiligen Kalkring besassen. Prüfen wir endlich auch noch die Verwandtschaftsbeziehungen der Elasipoden, so ist zunächst offenbar, dass an eine engere Ver- wandtschaft derselben mit den Synaptiden nicht gedacht werden kann. Ich verweise dafür auf das Vorkommen von Radialkanälen und Füsschen bei allen Elasipoden, auf den Ursprung ihrer Fühlerkanäle vom Ringkanal, auf die radialen Unterbrechungen der Quermuskulatur ihrer Körperwand, den Besitz eines rudimentären Kiemenbaumes, die Aehnlichkeit der Kalk- körper mit denen der Aspidochiroten u. s. w. In einem Punkte freilich haben die Elasipoden grössere Uebereinstimmung mit den Synaptiden als mit irgendwelch’ anderen Holothurien. Das ist der Besitz von Gehör- bläschen an den Radialnerven. Wenn man aber überlegt, dass schon Semper (238) bei einer Dendrochirote hörbläschenähnliche Gebilde wahr- genommen hat und es keinesweges unwahrscheinlich ist, dass weitere Forschungen auch noch bei anderen Holothurien, sei es nur in der Jugend oder auch im erwachsenen Thiere, derartige Organe ausfindig machen werden, so wird man in jener auffallenden Uebereinstimmung der Elasi- poden mit den Synaptiden nur ein altes Erbtheil von der Urform er- blicken können, aus welcher sich überhaupt die ganze Classe der Holo- thurien entwickelt hat. Dass die Elasipoden auch nicht von den Molpadiiden abgeleitet Phylogenie. 453 werden können, ergibt sich aus dem Besitze von Füsschen und dem gänz- lichen Mangel von Rückziehmuskeln. Es fragt sich also nur noch, ob sie mit den Dendrochiroten oder mit den Aspidochiroten in näherem Zu- sammenhange stehen? Zu einer Entscheidung dieser Frage scheint mir nun schon in der äusseren Gestalt der einen Subfamilie ein Anhaltspunkt gegeben zu sein. Unter den Psychropotiden nämlich finden sich, be- sonders in der Gattung Benthodytes, Formen, welche in ihrem ganzen Habitus sofort an Aspidochiroten erinnern. Dazu kommt, dass alle Elasi- poden mit den Aspidochiroten darin übereinstimmen, dass keine Rück- ziehmuskeln vorhanden sind. Ferner haben die Kalkkörper der Elasi- poden (s. $S.43—45) ihre nächsten Beziehungen zu denen der Aspidochiroten. Auch die mehr oder weniger schildförmige Gestalt der Fühler (s. S. 98) deutet in dieselbe Richtung. Endlich sind es auch nur die Elasipoden, bei welchen dieselbe rechtsseitige Verkümmerung der Genitalschläuche wie bei den Aspidochiroten auftritt. Ich trage deshalb kein Bedenken, in den Rlasipoden einen Nebenast des Aspidochirotenstammes zu erblicken, der sich von diesem hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass Kalkring und Steinkanal auf einem bei den Aspidochiroten vorüber- gehenden Jugendstadium stehen geblieben oder darauf zurückgesunken, Fühlerampullen und Cuvier’sche Organe nicht ausgebildet, dagegen die Kiemenbäume rückgebildet sind. Wenn wir versuchen die im Vorstehenden auf vergleichend- ana- tomischem Boden entwickelten Anschauungen in einem Stammbaume zum Ausdruck zu bringen, so erhalten wir das folgende Bild: Die Urform, aus welcher sich zunächst die beiden zu den jetzt lebenden Dendro- und Aspidochiroten hinführenden Hauptstämme ent- wickelt haben, besass jedenfalls schon eine Reihe von Merkmalen, durch welche sie sich als Holothurie kennzeichnete und von den übrigen Echino- dermen unterschied. Sie war mit zehn einfach-cylindrischen, mit schwachen Ampullen ausgestatteten Fühlern versehen, deren Kanäle ebenso wie die auf die Radien beschränkten und mit Ampullen versehenen Füsschenkanäle aus fünf radialen Wasserkanälen entsprangen; sie besass ferner einen aus fünf radialen und fünf interradialen Stücken zusammengesetzten Kalkring; die Quermuskulatur ihrer Körperwand stellte eine ununterbrochene Ringmuskelschicht dar; die einfachen Längs- muskeln gaben noch keine Rückziehmuskeln ab; der einfache Steinkanal war im dorsalen Mesenterium festgelegt und stand mit der Aussenwelt in unmittelbarer Verbindung; die Ge- schlechtsschläuche waren symmetrisch zu beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums entwickelt; den radialen Nerven sassen Gehörbläschen an; der Kiemenbaum und ein einfach angeordnetes Darmblutgefässsystem waren zur Ausbildung gelangt; der Darm nahm bereits den für alle jetzt lebenden Holothurien typischen Verlauf und die Haut war mit gitter- 454 Seewalzen. förmigen,aussechseckigen Maschen gebildeten Kalkplättchen erfüllt. Aus einer derartig gebauten Urholothurie, welche sich in keine der jetzt lebenden Familien ohne weiteres einordnen liesse, kann man durch die Annahme theils fortschreitender, theils rückschreitender Um- bildungen alle jene Familien ableiten: Fig. 25. Psychropotiden Synaptiden Molpaduden yg ndrochiroten Aspidochtrote „Pelmatiden Eipidüden Elasipoden Nebenast der E: lasıpoden B N . - Dendrochirotenstamm-"" Aspidochrotenstamm Urholothurte Stammbaum der Holothurien. Wie der vorstehende Stammbaum andeutet, spalteten sich die Nach- kommen der Urholothurie zunächst in die beiden Hauptstämme der Dendro- und Aspidochiroten. Die weiteren Umbildungen im Haupt- stamme der Aspidochiroten bewegten sich in der Richtung, dass die Fühler schildförmig wurden, die Quermuskulatur der Körperwand im Be- reiche der Radien Unterbrechungen erfuhr und die Geschlechtsschläuche in der rechten Körperhälfte Neigung zur Rückbildung erhielten. Von diesem Stamme zweigten sich die Elasipoden ab, indem sie die An- lagen zu Fühlerampullen und das einfache Blutgefässsystem der Urform nicht weiter entwickelten, den Kiemenbaum zurückbildeten und bis auf ein Rudiment verloren, dafür aber die Gehörbläschen und in vielen Fällen auch die directe Verbindung des Steinkanals mit der Aussenwelt bei- behielten, ferner die Füsschen des Triviums in Form, Zahl und Anordnung anders ausbildeten als die des Biviums, in der Zusammensetzung des Kalkringes aber wieder Rückbildungen in der mangelhaften oder ganz fehlenden Ausbildung seiner Interradialstücke erfuhren. Nachdem sich die Elasipoden bereits abgezweigt hatten, gelangte der Hauptstamm der Aspidochiroten dadurch zu seiner heutigen Gestaltung, dass die schild- förmige Fühlerform immer deutlicher ausgeprägt wurde, die Fühlerampullen zu kräftiger Ausbildung gelangten, die Füsschen in immer stärkerem Maasse auch auf die Interradien rückten, Kiemenbaum und Blutgefäss- system sich mässig entfalteten, die Längsmuskeln der Körperwand zwei- theilig wurden, der Steinkanal in allen Fällen seine anfängliche Ver- bindung mit der Aussenwelt aufgab, seinen Madreporenabschnitt eompli- eirter gestaltete und häufig auch unter Ablösung vom dorsalen Mesen- terium eine Vermehrung seiner Zahl erfuhr, Cuvier’sche Organe auftraten, indessen die Gehörbläschen der Urform zurückgebildet wurden. Phylogenie. 455 Im Hauptstamme der Dendrochiroten bewegten sich dagegen die Umbildungen der Urform in anderer Richtung, indem die Fühler der fieder- oder baumförmigen Gestalt zustrebten, von den Längsmuskeln sich Rückziehmuskeln abzuspalten begannen, die Geschlechtsschläuche aber ihre symmetrische Ausbildung unentwegt beibehielten. Von der- artigen Holothurien trennte sich dann zunächst der Zweig der Synaptiden ab, welcher fiederförmige Fühler entwickelte, die Gehörbläschen der Ur- form beibehielt, der Füsschen und der Radialkanäle aber ganz verlustig ging, auch den Kiemenbaum einbüsste, dafür aber Wimpertrichter an der Wand der Leibeshöhle entwickelte, die direete Verbindung des Stein- kanals mit der Aussenwelt aufgab und unter häufiger Vermehrung der Interradialstücke des Kalkringes die Ursprünge seiner sämmtlichen Fühler- kanäle auf den Ringkanal verschob. Nach Abgabe dieses Seitenzweiges, welcher sich in seiner vollen Ausgestaltung am weitesten von dem Baue der Urform entfernte, entwickelte sich der Dendrochirotenstamm weiter; die Quermuskulatur der Körperwand wurde wie im Aspidochirotenstamme radial unterbrochen, auch gab der Steinkanal ebenso wie in dem Seiten- zweis der Synaptiden die Verbindung mit der Aussenwelt auf; der Kiemenbaum entwickelte sich weiter; die Gehörbläschen dagegen gingen verloren. Alsdann erst erfolgte die Abgliederung des Molpadiiden- zweiges, in welchem die Füsschen rückgebildet wurden, die Fühler die einfache Gestalt, die sie bei der Urform hatten, beibehielten oder nur schwach fiederförmig weiter bildeten, die Fühlerampullen dagegen zu guter Entwicklung gelangten und die Längsmuskeln zweitheilig wurden. Der Hauptstamm aber fuhr fort sich zu den heutigen Dendrochiroten aus- zubilden, indem die Fühler baumförmige Gestalt annahmen, die Füsschen in den Radien und häufig auch in den Interradien zahlreich auftraten und die Rückziehmuskeln allgemein wohl ausgebildet wurden. So gelangt man schliesslich im Ganzen zu der Vorstellung, dass die heutigen Aspidochiroten und Dendrochiroten ge- wissermaassen die typischen Seewalzen darstellen, welche sich zwar divergirend aus der Urform entwickelt haben, aber doch dieser Urform ähnlicher geblieben sind als die Ab- zweigungen der Elasipoden, Molpadiiden und Synaptiden, dass ferner dieSynaptiden zwar eine sehr alte, aber auch zu- gleich die von der Urform am meisten abweichende Gruppe darstellen, dass endlich die Molpadiiden einen jüngeren Nebenzweig des Dendrochirotenstammes bilden als die Synap- tiden, während die Elasipoden sich vom Aspidochiroten- stamme abgetrennt haben. Mit dieser Auffassung der phylogenetischen Beziehungen der Holo- thurienfamilien untereinander trete ich in einen bald grösseren, bald ge- ringeren Gegensatz zu den Ansichten, welche andere Forscher vorgebracht haben. Semper (238) legte dem Vorhandensein oder Fehlen der Kiemen- bäume eine andere pbylogenetische Bedeutung bei als ich, indem er zu 456 Seewalzen. der Meinung kam, dass die Urholothurie derselben gänzlich entbehrt habe; auch habe die Urform weder Füsschen noch Radialkanäle, wohl aber Fühler besessen. Dem widerspricht aber die Thatsache, dass bei allen actinopoden Holothurien die Fühler sich ausnahmslos als Anhangsgebilde der Radialkanäle entwickeln, ihre Anwesenheit also die Anwesenheit jener voraussetzt. Der Grund dafür, dass: Semper seiner Urform eine viel einfachere Organisation gibt, als ich vorhin für die Urholothurie an- genommen habe, liegt hauptsächlich darin, dass er sich von der unter- dessen ganz aufgegebenen Annahme einer Verwandtschaft der Holothurien mit den Gepbyreen nicht frei machen konnte und deshalb an seiner Ur- holothurie so lange vereinfachen musste, bis sie zu jener Verwandtschaft passte. Ebenso wie ich hält er die Synaptiden für den ältesten Zweig am ganzen Baume der Holothurien, hält aber im Gegensatze zu mir eben- diesen Zweig auch für den ursprünglichsten, der der Urholothurie am ähnlichsten geblieben sei; gerade diejenigen Punkte in der Synaptiden- Organisation (Fehlen der Kiemenbäume, Mangel der Radialkanäle und der Füsschen) hält er für ursprüngliche, welche mir als secundäre Ab- änderungen, insbesondere Rückbildungen der ursprünglichen Gestaltung erscheinen. Aus synaptidenähnlichen Formen lässt er dann weiterhin die mit Kiemenbäumen ausgestatteten Holothurien entstehen und einen mächtigen Stamm bilden, aus welchem sich‘ zuerst die Molpadiiden, dann die Dendro- und Aspidochiroten abzweigten. Die wesentlich andere, bedeutungsvollere Rolle, welche Semper’s Stammbaum im Gegensatze zn dem von mir entworfenen den Synaptiden zuweist, beruht aber in letzter Linie auf der irrthümlichen Annahme, dass die Fühler der Holothurien überhaupt vom Ringkanale entspringen. Die Entdeckung der Elasipoden gab Th&el Veranlassung sich über deren Verwandtschaftsbeziehungen zu äussern. In dem ersten Theile seines Werkes (266) spricht er die Ansicht aus, dass die Elasipoden den Pedata näher stehen als den Apoda, aber doch von diesen beiden Gruppen auch wieder so verschieden seien, dass sie nur durch die Urform aller Holothurien mit ihnen in Verbindung stünden. Im zweiten Theile (267) aber geht er einen erheblichen Schritt weiter und nähert sich der oben von mir vorgetragenen Auffassung, indem er engere Beziehungen der Elasipoden zu den Aspidochiroten für möglich hält und der Ver- mutbung Raum gibt, dass beide einem gemeinsamen Stamme entsprossen seien. Im ausgesprochenen Gegensatze zu Semper lehnt er die Auf- fassung der Synaptiden als ursprünglicher Holothurienformen ausdrücklich ab und spricht der Urform der Holothurien, ebenso wie ich, ein wohl- entwickeltes Wassergefässsystem mit Füsschen an den Radialkanälen und einem mit der Aussenwelt communieirenden Steinkanal zu. Ebenso wie ich hält er die Synaptiden und Molpadiiden für abweichende, durch Rück- bildungen beeinflusste Gruppen. Wenn er aber dabei die Molpadiiden für noch älter ansieht als die Synaptiden, so scheint er die Abweichungen jener von den übrigen Holothurien zu überschätzen, die Abweichungen Phylogenie. 457 der Synaptiden aber zu unterschätzen, was wieder dadurch veranlasst ist, dass ihm der scharfe Unterschied im Ursprunge der Fühlerkanäle der Synaptiden zu dem aller anderen Holothurien nicht klar geworden ist und dass er an der irrthümlichen Meinung festhält, ein Theil der Molpa- diiden entbehre der Radialkanäle. Den Semper’schen Standpunkt, dass die Synaptiden Urformen seien, nehmen dagegen wieder die beiden Sarasin*) ein. Der Unterschied ihrer Auffassung von derjenigen Semper’s liegt aber einmal darin, dass sie die inzwischen entdeckten Elasipoden zwischen die Pedata und Apoda einschieben, zweitens darin, dass sie — freilich ohne es deutlich auszu- sprechen — in die Stammgruppe der Apoda nicht nur die Synaptiden, sondern auch die Molpadiiden rechnen **). Indessen scheinen sie auf die letztgenannte Familie überhaupt keine besondere Rücksicht genommen zu haben und unter den Apoda doch in erster Linie immer nur an die Synaptiden zu denken. Nach ihrer Ansicht sind die Pedata aus den Elasipoden und diese aus den Apoda entstanden. Als einzigen Grund für die Ableitung der Pedata aus den KElasipoda führen sie die grosse Aehnlichkeit an, welche junge Cucumarien, wie sie Selenka (231) dar- gestellt hat, mit Elasipoden besitzen, indem dieselben mit fünf Fühlern, fünf Radialkanälen, nach aussen geöffnetem Steinkanal und Füsschen an einem der Radialkanäle ausgestattet sind. Leider ist nun aber die Selenka’sche Darstellung, auf welche sich die beiden Sarasin berufen, gerade in dem hier wichtigsten Punkte vollständig falsch. Bei den jungen Cucumarien sind die Beziehungen der fünf primären Fühler zum Ring- kanal und den Radialkanälen ganz andere als man nach Selenka glauben sollte; die Fühlerkanäle entspringen keineswegs aus dem Ring- kanal, wie Selenka angibt, sondern aus den Radialkanälen und zwar in der sonderbaren, aber regelmässigen Vertheilung, dass der mediane ven- trale und der linke dorsale Radialkanal je zwei Fühlerkanäle, der rechte dorsale Radialkanal nur einen Fühlerkanal, die beiden seitlichen ventralen Radialkanäle aber gar keine Fühlerkanäle abgeben***). Bei ihrem Ver- gleiche der Elasipoden mit jungen Cucumarien übersehen die Sarasin’s aber auch den Umstand, dass bei Elasipoden stets mindestens 10 Fühler da sind, während die junge Cucumarie deren nur 5 besitzt, und dass wir keine Elasipodenform kennen, welche so wie die junge Cucumaria nur im mittleren ventralen Radius Füsschen trägt. — Um die Ableitung der Elasipoden von den Apoda zu begründen, führen die beiden Sarasin nur an, dass die Elasipoden ein Stadium mit 5 Fühlern, aber ohne Radial- *) Paul und Fritz Sarasin, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon, I. Bd., 3. Heft, Wiesbaden 1888, S. 140 u. 152. *#*) Man muss das daraus schliessen, dass sie immer nur von den Pedata, Elasipoda und Apoda sprechen, also der Th&el-Lampert’schen Eintheilung folgen, nach welcher die Molpadiiden zu den Apoda gehören. *#*) Vergl. meine Mittheilung: Zur Entwicklungsgeschichte der Holothurien. Sitzungs- berichte der Berliner Akademie 1891, Nr. X. 458 ’ Seewalzen. kanäle voraussetzen, ein solches Stadium aber in der Organisation der Synaptiden repräsentirt sei. Ich vermag weder das Eine noch das Andere zuzugeben. Da die Elasipoden actinopode Formen sind, so setzen sie durchaus keine Form voraus, welche ihre Fühlerkanäle statt von den Radialkanälen unmittelbar vom Ringkanal erhielt, und da alle Elasipoden fünf Radialkanäle und damit verbundene Füsschen besitzen, so ist gar kein Grund einzusehen, warum sie von Formen abgeleitet werden müssten, die der Radialkanäle ganz entbehrten. Und dass die Synaptiden der- artige Formen sind, welche der Radialkanäle ermangeln, gilt nur für die erwachsenen Thiere, während die Jugendstadien dieselben besitzen. Auch Semon, welcher in den letzten Jahren die Synaptiden zu einem besonderen Gegenstande seiner Studien gemacht hat, hält dieselben ebenso wie Semper und die beiden Sarasin nicht nur für alte, sondern auch für ursprüngliche Formen. In seiner ersten darauf bezüglichen Aeusserung (236) drückt er sich freilich darüber noch nicht so bestimmt aus wie später und steht noch auf einem Standpunkte, der sich dem von mir ver- tretenen nähert; denn er sagt: „So viel ist für mich sicher, dass die Synaptiden jedenfalls aus einer der Stammgruppe sehr nahe stehenden Familie, sei es durch Degeneration oder auch ohne dieselbe, entstanden sind und in vielen Punkten ursprünglicher sind als die jetzt lebenden pedaten Holothurien, ja selbst als die Elasipoden, die in mancher Hin- sicht so alte Structureigenthümlichkeiten bewahrt haben.“ In seiner späteren grösseren Arbeit aber über die Entwicklung der Synapta digitata (237) schärft er seine Ansicht dahin zu, dass er die Synaptiden nicht mehr nur in einzelnen Punkten, sondern überhaupt für ursprüngliche Formen erklärt. Von einer Degeneration will er jezt bei den Synaptiden gar nichts mehr wissen, und weil sie keine hochgradig degenerirten Formen seien, müsse man sie für ursprüngliche halten. Das Zwingende dieser Folgerung kann man aber keineswegs zugeben. Denn wenn sie auch nicht die Spur einer Degeneration besässen, so könnten sie dennoch durch progressive Umbildungen sich sehr weit von der Urform entfernt haben. Es ist aber obendrein nicht richtig, dass sie keine Rückbildungen wichtiger Organe erfahren haben; denn die Radialkanäle, welche Semon auch bei den erwachsenen Synaptiden als vorhanden annimmt, sind bei denselben thatsächlich völlig geschwunden*). Der Gegensatz, in welchem die Synaptiden hinsichtlich des Ursprunges ihrer Fühlerkanäle zu allen anderen Holothurien stehen, ist auch Semon verborgen geblieben. Verführt durch die schon oben berührte und als irrthümlich bezeichnete Darstellung Selenka’s von dem Verhalten der fünf Primärtentakel der Cucumaria planci glaubte er sich berechtigt seine entwieklungsgeschichtlichen Be- obachtungen über die Primärtentakel und Radialkanäle der Synapta auf alle Holothurien übertragen zu dürfen und demgemäss in dem. Verhalten der Synapta die ursprüngliche Form des Wassergefässsystems der Holo- *) Vergl. die S. 446 angeführte Mittheilung von Barthels und mir, Phylogenie. 459 thurien überhaupt zu erblicken. In Folge dessen ist er von der Vor- stellung beherrscht, dass die Primärtentakel bei allen Holothurien aus dem Ringkanal entstehen, dass ihre Ursprungsstellen mit den zu den radialen Wassergefässen werdenden, angeblich secundären Ausstülpungen des Ringkanales abwechseln und dass demzufolge durch die Primärtentakel die wahren, den gleichnamigen Regionen der übrigen Echinodermen ent- sprechenden Radien des Holothurienkörpers bestimmt werden, während die Radialgefässe der Holothurien im Gegensatze zu allen anderen Echino- dermen anfänglich eine interradiale und durch spätere Verschiebung eine adradiale Lagerung einnehmen. Den entwicklungsgeschichtlichen Nach- weis, dass diese Vorstellung Semon’s, die er zum Fundamente weiterer Speculationen gemacht hat, unhaltbar ist, werde ich in meiner ausführ- lichen Schrift über die Entwicklung der Cucumaria planei erbringen und verweise einstweilen auf meine diesbezüglichen vorläufigen Mittheilungen *). Von rein anatomischem Standpunkte aus widerspricht der Semon’schen Ansicht die Thatsache, dass die Fühler aller Dendrochiroten, Aspido- ehiroten, Elasipoden und Molpadiiden ihre Wassergefässäste ausnahmslos von den Radialkanälen und nie vom Ringkanal erhalten. Semon sucht diesem Einwand durch die Annahme**) zu begegnen, dass nur die fünf ersten Fühler bei den genannten vier Familien aus dem Ringkanal ent- springen, aber im Laufe der späteren Entwicklung redueirt werden, um anderen, später auftretenden Fühlern Platz zu machen, die von den Radialkanälen abgegeben werden. Dieser Annahme liegt aber auch nicht eine einzige thatsächliche Beobachtung zu Grunde und im directen Gegen- satze dazu sehe ich an meinen jungen Cucumarien die fünf Primärtentakel nicht verschwinden, sondern sich zu dauernden Tentakeln entwickeln. Wie man sieht, spielen bei der ganzen Erörterung über die phylo- genetischen Beziehungen der Holothurienfamilien die Synaptiden die Haupt- rolle. Hält man wie Semper, die Sarasin’s und Semon ihre Organi- sation für eine ursprüngliche, so muss man für die übrigen Holothurien ein synaptidenähnliches phylogenetisches Stadium voraussetzen, wenigstens so lange, als man wie bisher keinen triftigen Grund zur Annahme eines polyphyletischen Ursprunges der Holothurien hat. Die Entwicklungs- geschichte aber lehrt uns, dass keines der positiven besonderen Merkmale der Synaptiden (z. B. Ursprung der Fühlerkanäle aus dem Ringkanal, Vorkommen von Wimperbechern in der Leibeshöhle) auch nur vorüber- gehend in der Entwicklung anderer Holothurien auftritt. Die Ansicht, dass die übrigen Holothurien in ihrer Stammesgeschichte ein synaptiden- ähnliches Stadium durchlaufen haben, lässt sich aus den bis jetzt be- kannten entwicklungsgeschichtlichen Thatsachen ebensowenig begründen wie aus der Palaeontologie (vergl. S.438—446). Die anatomischen und ent- *) Zur Entwicklungsgeschichte der Holothurien. Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1891, Nr. X u. XXXI. **) R. Semon, Die Homologien innerhalb des Echinodermenstammes. Morphol. Jahrb., Bd. XV, 1889, S. 10. 460 Seewalzen. wicklungsgeschichtlichen Verhältnisse ‘der Synaptiden lassen vielmehr meines Erachtens keine andere Deutung zu, als dass sich diese Formen durch Degeneration ihrer Radialkanäle und Abgabe ihrer Fühlerkanäle vom Ringkanal, durch Vermehrung der Kalkringstücke und Erwerb der Wimperorgane sehr weit von der Stammform entfernt haben. Bei dieser Deutung hat es nichts Auffälliges, dass wir in der Entwicklung anderer Holothurien keinen Synaptidenmerkmalen begegnen. Die Synaptiden hängen eben nur an ihrer Wurzel mit den anderen Holothurien zusammen, sind aber im Uebrigen ihren eigenen Weg gegangen, der sich auch in der von mir (8. 315 u. 326) vorgeschlagenen systematischen Anordnung der Holothurien ausspricht. Zu dieser Anordnung habe ich berichtigend und ergänzend zu bemerken, dass nach den mehrfach angeführten Unter- suchungen von Barthels und mir die Paractinopoden (= Synaptiden) sich noch schärfer, als ich damals meinte, von den Actinopoden trennen, denn nicht nur ein Theil ihrer Fühlerkanäle, sondern sie alle entspringen aus dem Ringkanal, während die Radialkanäle rückgebildet sind. Die Diagnose der Paractinopoda auf S. 326 u. 355 ist also dahin zu ändern, dass sie lautet: Die äusseren Anhänge des Wassergefässsystemes entspringen vom Ringkanal und treten nur in Gestalt von Fühlern im Umkreis des Mundes auf; Radialkanäle fehlen den erwachsenen Thieren. Erklärung von Tafel 1. Holothurioidea; Kalkkörper. 1. Anker von Synapta glabra Semp , vergr. 2. Ankerplatte von Symapta beselü Jäg., vergr. ). Ankerplatte von Synapta recta Semp., *$%°. 4, Hirseplättchen von Synapta glabra Semp., vergr. 5. Rädchen von Chiridota purpurea Less., 23°. 6. Gekrümmte Stäbe von Chiridota japonica v. Marenz., *!#, 7. Gekrümmtes Stäbchen von Chiridota variabilis Semp., 25°. $. Rädchen von Myriotrochus Rinkii Steenstr., vergr. 9. Rädchen der Auricularia von Synapta digitata (Mont.), 430°, 10. Bestacheltes Gitterplättchen von Molpadia australis Semp., ?#°, 11. Gitterschale von Caudina ransonnetii Marenz., 242, 12. Nierenförmige Kalkkörperchen von Haplodactyla australis Semp., 23°. 13. Krause Kalkkörperchen aus den Analpapillen derselben Art, ?3®. 14. Bestacheltes Rädchen von Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor., vergr. 15. Concentrisch geschichtetes, rothgefärbtes Kalkkörperchen von Trochostoma violaceum Stud., 3%. 16. Eine aus 5 sternförmig angeordneten, spatelförmigen Kalkkörpern gebildete Gruppe mit dem daraufsitzenden Anker von Ankyroderma affine Dan. u. Kor., vergr. 17. Gitterplättchen mit stabföürmigem, am Ende einen Hakenkranz tragenden Aufsatz von Ankyroderma danielsseni Theel, 3%. 18. Gitterplättchen mit Stachelaufsatz von derselben Art, 2. Fig. 1, 2, 4—6, 15, 17, 18 nach Theel (267); Fig. 3, 7, 10 nach Semper (238); Fig. 8, 14, 16 nach Danielssen & Koren (50); Fig. 9 nach Semon (235); Fig. 11 nach v. Marenzeller (167); Fig. 12 und 13 nach Ludwig (161la). rd. - Holothurioidea . = | v_A.Henry, „Bonn. Ener MR. JAST. Erklärung von Tafel 11. Holothurioidea; Kalkkörper. Fig. 1—9. Bildungsstadien des Ankers und der Ankerplatte von Synapta inhaerens (OÖ. F. Müll.), 252. a Axenstrang des Ankers, 5 der Ankerplatte. 10—14. Bildungsstadien der Rädchen von Chiridota venusta Semon, *9%, 15 — 16, Bildungsstadien der Rädchen der Auricularia von Synapta, 122°, 17—18. Schema der Anordnung der anorganischen und organischen (in der Zeichnung dunkelen) Substanz in den Kalkkörperchen nach_Semon; « Hüllhäutchen. 19— 22. Erste Anlage eines Kalkkörperchens eines Seeigels nach Semon, 44,22, 23. Durchbrochene Halbkugel (Gitteruapf) von Colochirus cucumis Semp., 232. 24. Rundliches, glattes, von wenigen Löchern durchbrochenes Plättchen von Colochirus vio- laceus Theel, +13. i % 25. Von wenigen, kleinen Löchern durchbrochene glatte Platte aus der Bauchhaut von Psolus disciformis Theel, 292, 26. Gitterkugel von Colochirus cucumis Semp., 272. 27. Vierarmiger Kalkkörper von Cucumaria abyssorum Theel, +39. Fig. 1—-22 nach Semon (235); Fig. 23—27 nach Theel (267). Holothurioidea. Taf.Il. ich, Anst.wWerner & Winter, Frankfurt”7M. Erklärung von Tafel II. Holothurioidea; Kalkkörper. Fi 1. Bestachelte Platte von Pseudocucumis africana (Semp.), +4. 2. Kreuzförmiger Körper von Cucumaria erucifera Semp.. +3*. 2a u. 2b. Zwei Entwicklungsstadien des vorigen, +43. 3. Knotige, durchlöcherte Platte, die sich in einen Stachel verlängert, von Cucumaria echinata v. Marenz., 242, 4. Am Rande und auf der Mitte bestacheltes, 4löcheriges Plättchen von Cucumearia chierchiae Ludw., 220, . Bestacheltes und durchlöchertes Stützstäbchen aus einem Füsschen von Cucumaria chierchiae Ludw., 23°, 6. Dicke, glatte Platte von Cucumaria erucifera Semp., +43. 7. Nadel von Pseudocucumis acicula (Semp.), 28°. s. Einer Morgenstern-Wafle ähnliches Kalkkörper hen (redueirtes „Stühlchen“") von Phyllophorus schmeltziü (Ludw.), +4°. 9. An die „Stühlchen“ der Aspidochiroten eriunerndes Kalkkörperchen von Z’Ayone mirabilis Ludw., +22, 10. „Stützstäbchen“ aus ‘einem Füsschen von Aectinocucumis tyjpieca Ludw. von der Fläche gesehen, +42. Ss a „Stühlchen‘ aus einem Füsschen derselben Art von der Seite gesehen, +5®. . Durchbrochenes Eichen von derselben Art, +22, 15. Kleineres darmiges und in der Mitte einen Stachel tragendes Rönsärkhen von Zchinoceueumis adversaria Semp., "*. ; 14. Ein ebensolches von der grösseren Sorte, >. 15. Ein „stühlchen-förmiges Kalkkörperchen von Cucumarzia nobelis Ludw.,von oben geschen, 47°. 16. Krauses Plättchen von Ocnus embricatus Semp., 260, 17. Sog. „Stühlchen“ von Cucumaria longipeda Semp., 7°, 18. Stützstäbchen aus einem Füsschen von Cucumaria derbihan Semp., 242, 19. Knotige Platte, die an einem Ende verjüngt und dort bestachelt ist, von derselben Art, 23°. 20. Knotige Platte (Schnalle), regelmässig von 4 Löchern durchbohrt, von derselben Art, *+2. 20', Stacheliger, gedrungener Stab von Phyllophorus frauenfeldi Ludw., 28°. 21. Stützstäbchen aus einem Füsschen von Z’hyone similis Ludw. von unten geseben, 27°. 22. Dasselbe von der Seite geschen. 23. Knotiges Plättchen mit Doppelhenkel von Z’hyone similis Ludw., von der Seite gesehen, 27°, 24. Ein ebensolches, an dem der eine Henkel bestachelt ist. 25. Gitternapf, von aussen gesehen, von Z’hyone recurvata "Theel. 26. Stützstäbchen mit mittlerem Aufsatz aus einem Füsschen von Cueumarla longipeda Semp., 282, 27. Knotige Platte von Cucumaria discolor Theel. 28. Knotige, an dem einen verjüngtem Ende bestachelte Platte von Cucumaria insolens Theel. 29. Endscheibehen eines Füsschens von Z’hyone aurantiaca (Costa), 232. 30. Stühlchen von Holothuria atra Jäg., von der Seite gesehen. 31. Stühlchen mit 4 Stacheln statt des Stieles von Holothuria fusco-rubra 'Theel, von oben gesehen. or Fig. 1, 2, 2a, 2b und 6 nach Ludwig (161a); Fig. 3 nach v. Marenzeller (167); Fig. 4, 5, 13, 14, 21—24 nach Ludwig (160); Fig. 7, 16— 201, 26 nach Semper (238); Fig. 8—12, 15 nach Ludwig (147); Fig. 25, 27, 28, 30, 31 nach Theel (267); Fig. 29 nach Ludwig (151). Holothurioidea. Taf. Erklärung von Tafel IV. Holothurioidea; Kalkkörper. pe Dev vw vw 18 . Stühlchen von Holothuria murrayi Theel, von oben gesehen. 2. Stühlchen derselben Art, von der Seite. 3. Stühlchenkrone von Stichopus sordidus Theel, von oben. 4. Stühlchen derselben Art, von der Seite. 5. Dasselbe von unten. ;. Knotige Schnalle von Holothuria spinifera Theel. . Einspitziges Stühlchen derselben Art, von der Seite. . Vielarmiges Stühlchen von Stichopus moseleyi Theel, von unten. . Stiel eines solchen Stühlchens, von der Seite. . Stühlchenkrone von Holothuria africana Thöel, von oben. . Durchlöchertes Plättchen von derselben Art. 2. Unregelmässige, am Rande dornige Schnalle von Holothuria marenzelleri Ludw., 23°, 3. Öförmiges Stäbchen von Stichopus variegatus Semp. 4. Stützstäbchen aus einem Füsschen derselben Art. 5. Sog. Rosette von derselben Art. ;. Sförmige Umbildung eines Cförmigen Stäbchens von Stichopus chloronotos Brandt, ?7*. . Dreiarmige Umbildung eines Oförmigen Stäbchens von derselben Art, *23., . Vierarmige Umbildung eines Cförmigen Stäbchens von derselben Art, 235. . Sog. Rosette (Umbildung eines Cförmigen Stäbchens) von derselben Art, ? . Stühlehen von Stichopus challengeri Theel, von oben gesehen. Vierlöcherige Schnalle von Holothuria. signata Ludw., +22. . Zweilöcherige -Schnalle derselben Art, 42°, Stühlchenscheibe von Stichopus godeffroyi var. b. Semp. Stützplättchen aus einem Füsschen von Stichopus japonicus Sel. Umgewandelte Schnalle von Holothuria depressa Ludw. 42°. Stühlehen mit verkümmertem Stiel von derselben Art, 129, Stühlchen mit verkümmerter Scheibe von Holothuria imitans Ludw., von der Seite, 180, Stühlehen mit mehrstückigem und auch an den Seiten bedorntem Stiel von Holothuria samoana Ludw., +29, . Vierarmiger Kalkkörper von Paelopatides aspera Thöel, von oben gesehen. . Stühlchen von Holothuria impatiens (Forskäl), von der Seite. . Dasselbe von unten. . Schnalle von derselben Art. 33. Stützstäbchen aus einem Füsschen derselben Art. 34, Stühlchen mit dorniger Scheibe von Holothuria pardalis Sel., "3°. . Einseitig entwickelte Schnalle von derselben Art, "49. 36. Keulenförmiges, knotiges Stäbchen von Holothuria flavo-maculata Semp. 7. Um die Längsaxe gedrehte Schnalle von Holothuria pardalis Sel. 38, Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Deima validum Theel. 39. Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Kolga nana Theel. . Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Oneirophanta mutabilis Theel. . Stützstäbchegn aus den dorsalen Ambulacralanhängen von Pannychia moseleyi Theel. 42— 44. Stützstäbchen und Uebergangsformen derselben zu den vierarmigen Kalkkörpern der Körperwand aus den ventralen Ambulacralanhängen von Kulpidia rigida 'Theel. „in oo ov»m Qauov m Fig. 1—11, 13—15, 20, 23, 24, 29—33 nach Theel (267); Fig. 12 nach Ludwig (160); ig. 16—19 nach Ludwig (16la); Fig. 21, 22, 25—28, 34, 35 nach Ludwig (147), Fig. 36 und 37 nach Semper (268); Fig. 38—44 nach Theel (266). Taf. W. Holothurioidea. $ (08000009008 I) ano .& 10. be 12. 13. 14. 15. 16. Elpidia rigida Theel. . Derselbe von der Seite. . Vierarmiger Kalkkörper mit nur einem (centralen) Stachelfortsatz von Elpidia willemoest Theel, von der Seite. . Vierarmiger Kalkkörper ohne eigentliche Stachelfortsätze, nur bedornt, von Psychropotes longicauda The&el, von der Seite. . Vierarmiger Kalkkörper mit 4 (auf den Armen stehenden) Stachelfortsätzen von Peniagone horrifer Theel, von der Seite. . Bedornter Stab von Scotoplanes albida Theel. . Grosses Rädchen von Pannychia moseleyi Theel, von oben. . Erstes Entwicklungsstadium eines solchen. . . Zweites Entwicklungsstadium eines solchen; Ausbildung der 4löcherigen Nabe des späteren Rades. Ein späteres Entwicklungsstadium eines solchen; die späteren Radspeichen wachsen in Form von Dornen aus der Peripherie der Nabe. Otolith aus einem Hörbläschen von Elpidia glacialis Theel, vergr, Schnitt durch ein Hörbläschen von Synapta önhaerens (OÖ. F. Müll.), darunter der schief getroffene Radialnerv. = Randzellen, “= Innenzellen des Radialneryen, #n Nery zum Hörbläschen. e Epithel, 26 Inhaltsbläschen des Hörbläschens. 492°, Inhaltsbläschen (Doppelkorn) aus einem Hörbläschen einer Synapta-Larve. p Protoplasma, k Kern, » Vacuole der Zelle. 23%. Querschnitt durch einen Radialnerven von Synapta inhaerens (OÖ. F. Müll.). rz Randzellen, iz Innenzellen, af aufrechte Fasern, zs Zellsäulen, sch Scheidewand. Die Längsfasern erscheinen als feine Punkte zwischen den aufrechten Fasern. >42. Längsschnitt durch eine Ambulacralpapille von Holothuria polii Delle Chiaje. e‘ äusseres, e“ innneres Epithel, #4 Bindegewebe (Lederhaut), 2 Muskelschicht der Ambulacralpapille, n Füsschennerv, sp Sinnesplatte, vergr. Längsschnitt durch ein knospenförmiges Sinnesorgan von einem Fühler der Synapta digitata (Mont.). n Nerv, sitz Stützzellen, sz Sinneszellen, vergr. Fig. 1— 10 nach Theel (266): Fig. 11 nach Theel (263); Fig. 12— 24 nach Semon (230); Fig. 15 und 16 nach Hamann (93). ! Holothurioidea. R AN N TARGESETENEN N ‘ 3 Afrie ü ) u TEHERAN PERTENTLIFFEHIA 3 LLLIIrUU 77 0. ee LE ADAC ER! Be sel tan # } u DARIH EN . Lee, el: LTTFERERFEEITED Jith_Anst.vWerner & Winter Frankturt”M. Erklärung von Tafel VI. Holothurioidea; Nervensystem, Kalkring. Fig. 1. Schnitt durch eine Tastpapille von Synapta digitata (Mont.), vergr.; « Hautsinnesnerv, b seine ganglionäre Anschwellung (= Nervenplatte); c Epithel- und Sinneszellen; d Drüsen- zellen. 2. Längsschnitt durch die Haut des hinteren Körperendes derselben Art, vergr.; a Stützzellen, 5 Sinneszelle, e subepitheliales Nervengeflecht, d Schlauchdrüsenzelle, e Cuticula, „/ Outis. 3. Vier Glieder des Kalkringes von Synapta glabra Semp. In dieser und den folgenden Figuren dieser Tafel sind die Interradialstäcke des Kalkringes mit /ZR, die Radialstücke mit R bezeichnet. 4. Drei Glieder des Kalkringes von Cueumaria capensis Theel. 5. Zwei Glieder des Kalkringes von Holothuria lubrica Sel. in nat. Grösse. 6. Desgleichen von Holothuria atra Jäg. . Desgleichen von Holothuria ceinerascens (Br.). S. Drei Glieder des Kalkringes von Holothuria pertinax Ludw. in doppelter Grösse. 9. Vier Glieder des Kalkringes von Z’hyone aurantiaca (Costa) in nat. Grösse. 10. Vier Glieder des Kalkringes von Phyllophorus cebuensis (Semp.), +. 11. Die drei mittleren dorsalen Glieder des Kalkringes von Stöchopus japonicus var. typieus Theel. 12. Die drei mittleren ventralen Glieder des Kalkringes derselben Art. 13. Ein Theil des Kalkringes von Phyllophorus rugosus (Theel), 2. 14. Schlundkopf von Cueumaria conjungens Semp., $; a Rückziehmuskel, 5 Ringkanal des Wassergefässsystemes, ce Poli'sche Blase, d Steinkanal. 15. Kalkring von Haplodactyla molpadioides Semp. 15a. Fünf Glieder des Kalkıinges von Caudina ransonnetii v. Marenz., 3. 16. Ein Theil des Kalkringes von Phyllophorus japonicus (v. Marenz.) in nat. Grösse. 17. Der ganze, in eine Fläche ausgebreitete Kalkring von Orcula tenera Ludw., #. 18. Kalkring von Kolga hyalina Dan. und Kor., vergr. 19. Ein Radialstück des Kalkringes von Zlpidia glacialis Thtel, vergr. 20. Ventraler und lateraler Theil des in eine Fläche ausgehreiteten Kalkringes von Colochirus quadrangularis (Less.). Fig. 1 und 2 nacıı Hamann (93); Fig. 3, 14, 15, 20 nach Semper (238); Fig. 4, 10—13 nach The£el (267); Fig. 5—7 nach Selenka (229); Fig. S nach Ludwig (147); Fig. 9 nach Ludwig (151); Fig. 16 nach v. Marenzeller (167); Fig. 17 nach Ludwig (161b); Fig. 18 nach Danielssen und Koren (50); Fig. 19 nach Theel (263). Jh. Anst. v Werner Aline, FranktartM. N 55=> anne: N [) \ MN) R Sn Se a\ 4 HIDRLAN ) (81,077 N \ PIERRE d ] V UN Nu 2 & S E E= = © En Erklärung von Tafel VI. Holothurioidea; Wassergefässsystem. 2 (2) oO 1 DV OD m = 10. ıhlk 13. 14. . Fühlerkranz von Haplodactyla molpadioides Semp., 1. . Ein Fühler von Trochostoma thomsondi Dan. und Kor., vergr. . Ein Fühler von Trochostoma aretieum (v. Marenz.), vergr. . Ein Fühler von Synapta glabra Semp., 4. . Ein halb ausgestreckter Fühler, von aussen gesehen, von Gera panaensis Semp. . Ein Fühler von Kolga hyalina Dan. und Kor., vergr. . Ein Fühler von Holothuria ömmobilis Semp., 4. . Ein Fühler von Cucumaria miniata (Br.), #. 9. Vorderer Körperabschnitt von ZLaetmogone wyville-thomsoni Theel, von der linken Seite her geöffnet; a Steinkanal, & Papillen der Madreporenplatte, ce Genitalpapille, d Genital- gang, e Blutgefäss (?), / Kalkring, g Geschlechtsdrüse, h Poli’sche Blase, © Wassergefäss- ring, %k Anfangsstücke der Radialkanäle, Z Radialkanäle, m Fühler, » linke, nach vorn zurückgeschlagene Körperwand. Längsschnitt durch die Wand einer Poli’schen Blase von Holothuria tubulosa (Gmel.), *3°; a Inneres Epithel, d, d gelbliche granulirte Zellen, sog. „Schleimzellen“, e Ringmaskakchren d Bindegewebsschicht, e äusseres Epithel. Sehlundkopf von Holothuria vagabunda Sel.; a Wassergefässring und Schlundkrause, b Anfangsstücke der Radialkanäle, e Poli’sche Blasen, d Fühlerampullen, e Fühler, / eine der Oeflnungen des Schlundsinus, y Längsmuskeln; die Füsschenampullen sind in der Zeichnung weggelassen. . Querschnitt durch einen radialen Bezirk der Körperwand von Synapta digitata (Mont.), vergr.; « Körperepithel, & Bindegewebe (Lederhaut), ce Radialnery, d radiales Wasser- gefäss, d’ Längsmuskelfasern in der oberen Wand des radialen Wassergefässes, e Ring- muskulatur der Körperwand, / Längsmuskel. Zwei verdeckte Füsschenampullen von Scofoplanes globosa Theel, von der Leibeshöhle aus gesehen; « Ampulle, & Oeffnung derselben in das Füsschen, e Oeffnung derselben in den Radialkanal, d Radialkanal. Vier verdeckte, verästelte Füsschenampullen von Ilyodaemon maculatus 'Theel, nach Entfernung der darüber gelegenen Haut, von aussen gesehen; a Ampulle, d Basis der abgeschnittenen Füsschen, e Radialkanal, d Längsmuskel. . Querschnitt durch ein Ambulacrum von Holothuria tubulosa (Gmel.), schwach vergrössert; «a Lederhaut, d Radialnerv, ce Blutgefäss, d Blutgefäss, e Radialkanal des Wasser- sefässsystemes, / Bindegewebe, g, 9 Längsmuskel. Fig. 1, 4, 5, 7, 11 nach Semper (238); Fig. 2, 3, 6 nach Danielssen und Koren (50); Fig. 8 nach einer Originalzeichnung von Mertens; Fig. 9, 13, 14 nach Theel (206); Fig. 10 nach Jourdan (114); Fig. 12 nach Hamann (93); Fig. 15 nach Semon (233). j ; Holothurioidea. Taf. Vır. TER Er cr SS Ä z u in IE AR ’d’ "an c Jith. Anst. Werner &Winter Frankfare MH / a4 N x i ci PS, N WER» As Walz Me, \ « u T, Erklärung von Tafel VII. Holothurioidea; Wassergefässsystem. Fig. 1. Schlundkopf und benachbarte Organe von Synapta digitata, vergr; a Fühler, 5 Fühler- kanal, ce Ringkanal, «d@ Poli'sche Blase, e Steinkanal, / Kalkring, 9 dorsales Mesenterium, h Genitalschläuche, A‘ Genitalöffnung, © Darm. 2. Querschnitt durch den Steinkanal derselben Art, vergr.; a äusseres Epithel, 5 Bindegewebe, e Kalkkörper, d das hohe Innenepithel, e das niedrige Innenepithel, / Uebergang der Wand des Steinkanales in das dorsale Mesenterium. 3. Stück eines Schnittes durch den Madreporenabschnitt des Steinkanales derselben Art, vergr.; a—e wie in der vorigen Figur, / ein Porenkanal, 9 seine von erhöhtem Epithel umstellte äussere Oeffnung. 4. Verästelter Steinkanal von Synapta beselü Jäg., verer 5. Längsschnitt durch den Madreporenabschnitt des Steinkanales von Holothuria tubulosa, vergr.; a der Länge nach getroffene Porenkanälchen, «’ der Quere nach getroffene Poren- kanälchen, 5 Sammelraum, ce bindegewebige Wand des Steinkanales, d Lumen des Stein- kanales. . Steinkanal von Holothuria scabra Jäg., in doppelter Grösse. . Steinkanal von Holothuria impatiens (Vorsk.), vergr. . Senkrechter Schnitt durch die Madreporenkanäle und die Genitalpapille von /Iyodaemon maculatus 'Thöel, vergr.,;, « Körperwand, 5 Steinkanal, von Kalkkörperchen umgeben, e Porenkanäle, d deren äussere Oecfinungen, e Genitalgang, f Genitalpapille, 9. Madreporenkanäle und Genitalpapille von Zaetmogone wyvılle-thomsoni Theel, vergr.; a Steinkanal, 5 Porenkanäle, e deren äussere, auf kleinen Hautpapillen gelegene Oeffnungen, d Genitalgang, e Genitalpapille, / Genitalöffnung, 9 Nebenast der Genitalpapille, h Genitalöffnung dieses Nebenastes. 10. Senkrechter Schnitt durch den einfachen Madreporenabschnitt des Steinkanales und das äussere Endstück des Genitalganges von Kolga hyalina Dan. und Kor., vergr.; « Genital- sang, db Steinkanal, e Genitalöffnung, d äussere Oeffnung des Steinkanales, ce und d von kleinen Kalkkörperchen umlagert, e Körperwand. (0 en er Fig. 1, 2, 3, 5 nach Hamann (93); Fig. 4 und 7 nach J. Müller (185); Fig. 6 nach elenka (229); Fig. S und 9 nach The&el (266); Fig. 10 nach Danielssen und Koren (50). Taf.VII. Holothurioidea. te Z 1187? Iith. Arıstw Werner Wörter Erazı Erklärung von Tafel IX. Holothurioidea; Darm, Cuvier’sche Organe. Fig. 1. Längsschnitt durch die Wand des Magens von Synapta digitata, vergr., a Üuticula, db das aus Drüsenzellen gebildete innere Epithel, e die innere Bindegewebsschicht, d das Nervengeflecht, e die Ringmuskelfasern, / die Längsmuskelfasern, y die äussere Binde- gewebsschicht, A das äussere Epithel. . Querschnitt durch die Wand des Magens von Holothuria tubulosa, vergr.; a Cuticula, b kolbige oder keulenförmige Drüsenzellen des inneren Epithels, e die Bindegewebsschicht, d die Längsmuskelfasern, e die Ringmuskelfasern, / das äussere Epithel. 3. Eine einzelne kolbige (keulenförmige) Drüsenzelle aus dem inneren Magenepithel von Holothuria tubulosa, stärker vergr.; a Kern. 4. Querschnitt durch die Wand des hinteren Magenendes von Holothuria tubulosa, 12; «a das innere Epithel, & Basalmembran desselben, e die zellige, d die faserige Lage der inneren Bindegewebsschicht, e gelbe Körnerhaufen, / Ringmuskelfasern, 9 Längsmuskel- fasern, 4 das äussere Epithel. . Blindsack am dritten Darmschenkel von Benthodytes sanguinolenta "Theel. 6. Aus einem Längsschnitt durch einen Cuvier’schen Schlauch von Holothuria impatiens (Forsk.), 212°; a das Cölomepithel, & die Drüsenzellenschicht, e die äussere Bindegewebs- schicht, d die Längsmuskelfasern, e die Ringmuskelfasern, / die innere Bindegewebsschicht. . Eine einzelne Zelle der Drüsenzellenschicht des vorigen Präparates, 312; a Kern, die zu polygonalen Gruppen geordneten Körnchen. 8. Querschnitt durch einen Cuvier'schen Schlauch von Holothuria poli Delle Chiaje, schwach vergr.; a Cölomepithel, 5 Drüsenzellenschicht, ce äussere Bindegewebsschicht, d Längs- muskelfasern, e Ringmuskelfasern, / innere Bindegewebsschicht, 9 Axenkanal. 9. Ein einzelner wit Bläschen besetzter Endzweig des verästelten Cuvier'schen Organes von Mülleria lecanora Jäg. (vergl. auch Taf. X, Fig. 1), vergr. 10. Traubenförmiges Ouvier’'sches Organ von Molpadia chilensis J. Müll. 11. Aus einem Längsschnitt durch einen Cuvier’schen Schlauch von Holothuria impatiens (Forsk.), #3°; a Axenkanal, d homogene Zellen des inneren Wandbelags (Innenepithel), c körnchenreiche „Schleimzellen“, d innere Bindegewebsschicht. ty or 1 Fig. 1, 2, 3 nach Hamann (93); Fig. 8 nach Hamann (92); Fig. 4, 6, 7, Il nach Jourdan (114); Fig. 5 nach Theel (266); Fig. 9 und 10 nach J. Müller (185). Frankurt®M Taf.ıX. o © v.Werner 3 Winter, ee Lith Anst 0 () 0 6) v 0 5 50 ” 8 3 v Fo S YA) BELLE re RR armen BE | 5° S |, \ IN \ \ N ı I = '® || ® \as2 © f = 10ER ER r = @3e \ E © 85° | Es som! > ji =: o90® = = © s2 ee sd* 5 en > hl "RN, Fre h Br FERNE e . u a Bi v Y a ; N Br we x ‚ j . ea Ar FR N er a REN, Ya nn WA, aa Bar y [a7 Erklärung von Tafel X. Holothurioidea; Geschlechtsorgane. Fig. eo Verästelte Ouvier'sche Organe von Mülleria lecanora Jäg. . Vorderende von Z’rochostoma albicans Thöel, von vorn gesehen; « Mund, Ö Fühlerkranz, e Genitalpapille. Die beiden dorsalen Fühler und die Genitalpapille von Cucumaria elongata Düb. und Kor. d, 2; a Fühler, 5 Genitalpapille, ce Anfang der aufgeschnittenen und auseinander gebreiteten Speiseröhre. Weibliche Genitalorgane von Euphronides depressa Theel, 2; a Genitalgang, b die beiden Genitalschläuche, ce deren sackförmig angeschwollener Theil. Geschlechtsorgane von Deima validum Thtel, 2; a Genitalgang, d die Genitalschläuche der einen Körperhälfte, die der anderen sind in der Zeichnung weggelassen, ce Geschlechtsbasis. . Männliche Geschlechtsorgane von Oneirophanta mutabilis Theel, 2; a Genitalgang, db Genitalschläuche, c Geschlechtsbasis. Weibliche Geschlechtsorgane derselben Art, 2; Buchstaben wie in der vorigen Figur. Zwitterige Geschlechtsorgane von Chiridota rotifera (Pourt.), 4. . Genitalschlauch von Synapta similis Semp. Desgl. von Stichopus variegatus Semp. . Samenkörperchen und Entwicklungsstadien derselben von Holothuria tubulosa (Gmel.) aus dem Monat Juni; 51%; a Spermatoblast, 5 ein Spermatoblast, in welchem sich bereits ein glänzendes Inhaltskügelchen gebildet hat, ce ein ebensolcher mit mehreren Inhaltskügelchen, d ein ebensolcher mit Inhaltskügelchen ganz angefüllt, e frisch untersuchtes reifes Samen- körperchen, ‚/ ein solches nach seinem Absterben, y ein solches nach Behandlung mit Ösmiumsäure, Picro-Carmin und Glycerin. . Längsschnitt durch die Wand eines Hodenschlauches von Holothuria tubulosa im August; 512; a Cölomepithel, 5 Ringmuskelfasern, e Bindegewebsschicht, d Spermatoblasten, e reife Samenkörperchen. . Ei von Holothuria marmorata (Jäg.), noch vom Follikel umgeben, "32; a Dotter, & Keim- bläschen, e Keimfleck, d radiär gestreifte Hülle, e Micropylkanal, / Follikelwand, g Stiel des Follikels. Fig. 1 nach J. Müller (185); Fig. 2 nach Theel (267); Fig. 3 nach Ludwig (151); Fig. 4, 5, 6, 7 nach Theel (266); Fig. 8 nach Ludwig (153); Fig. 9, 10 und 13 nach Semper (238); Fig. 11 und 12 nach Jourdan (114). Ta "Holothurioidea. Yfınt I antiertait ter &Winter, Frankfurt®M Wert Anstv\ fr ith. Fig. 1. ) Fig. Uebersicht über die Blutgefässe am Darmrohr von Holothuria tubulosa, verkleinert. Die Blutgefässe sind roth gedruckt. Zum richtigen Verständniss der Abbildung ist zu bemerken, dass das Thier im linken dorsalen Interradius geöffnet und auseinander gebreitet ist; der dritte Darmschenkel ist aus seiner natürlichen Lage nach links herausgezerrt; der 'erste Darmschenkel ist so gedreht, dass es fast so aussieht, als habe sein ventrales Gefäss keine ventrale, sondern eine dorsale Lage und als habe umgekehrt sein dorsales Gefässgeflecht eine ventrale Lage. a Fühler, 5 Fühlerampullen, c Wassergefässring, d Poli'sche Blase, e Steinkanäle, „f radiales Wassergefäss, y Längsmuskel der Körperwand, eine Strecke weit herausgeschnitten, / Geschlechtsschläuche, @!, @?, @° die drei Darmschenkel, A Kloake, 2, 2 rechter und linker Kiemenbaum, »» ventrales Darmgefäss, n dessen Quergefäss, o das dorsale Gefässgeflecht (Wundernetz) des Darmes, p die kleinen untergeordneten Wunder- netze, zum Theil von den davon umsponnenen Kiemenästen verdeckt. Das freie Rückengeflecht oder Wundernetz am zweiten Darmschenkel von Holothuria tubulosa, natürl. Grösse; «a der zweite Darmschenkel, & der Anfang des dritten Darm- schenkels, ce das ventrale Dünndarmgefäss, d das Randgefäss des freien Rückengeflechtes des Dünndarmes, e Queranastomose des Randgefässes, / die kleinen untergeordneten Wunder- netze, welche die Kiemenäste umspinnen, g das Sammelgefäss oder Collateralgefäss im Wundernetze (Tiedemann’s Lungenvene), A das Gefässgeflecht in der Wandung des Dünn- darmes, © die beiden Wurzeln des ventralen, zum ersten Darmschenkel hinüberziehenden Quergefässes. Ein Stück des Gefässnetzes in der Wand des mittleren Theiles des Dünndarmes von Stichopus variegatus Semp., +2. 1 nach Milne-Edwards (171) und J. V, Carus, Jcones zootomicae; Fig. 2 nach Tiede- mann (273); Fig. 3 nach Semper (238). Taf: NI: Holothurioıdea. ae ©, ABIT ı < __ SIE EN Erklärung von Tafel X1l. Holothurioidea;, Blutgefässsystem, Wimperorgane, Entwicklungsgeschichte. Fig. . Aus einem Querschnitt durch den Dünndarm und das ventrale Blutgefäss von Synapta digitata 13. (Mont.), vergr.; «a das Innenepithel der Dünndarmwand, Ö die innere Bindegewebsschicht, ce die Ringmuskellage, d die Längsmuskellage, e das äussere Epithel, / das in die innere Bindegewebsschicht eindringende und mit geronnenem Blut erfüllte ventrale Blutgefäss (nur zum Theil in die Zeichnung aufgenommen), 9 Blutzellen. Wimperorgan von Synapta digitata (Mont.) von vorn gesehen, 23%; « Mündung, 5 Rand der Mündung und zugleich Rand der Wimperplatte, ce ausgussähnlicher Einschnitt der Wimperplatte, d Peritonealhülle, e Stiel. 3. Ein ebensolches Organ von der Seite gesehen, 23°. . Durch einen Längsschnitt und einen Querschnitt abgetrenntes und geöflnetes unteres Stück eines solchen Wimperorganes mit einem Theile des Stieles, 222%; «a Cylinderepithel der Wimperplatte (die Wimpern sind weggelassen), d Peritonealhülle, e Stiel. . Ein Wimperbäumchen von Chiridota rufescens Br. (= variabilis Semp.), #. ;. Ein abweichend gestaltetes, blattförmiges Wimperorgan von Synapta digitata, 722. . Schlundkopf von Synapta reticulata Semp.; a Kalkring, & Fühlerkanäle, ce Wassergefäss- ring, d Poli'sche Blasen, e Steinkanal, / Darm, 4 Löcher in der Wand des Schlundsinus. . Schlundkopf von Chiridota rigida Semp., Buchstaben wie in der vorigen Figur. . Durchschnitt durch das Blastulastadium von Holothuria tubulosa (Gmel.), etwa 15 Stunden nach der Befruchtung, vergr.; die Furchung des noch, von der Eihülle umschlossenen Embryos ist fast vollendet. «a Blastoderm, Ö Blastocöl, ce Spermatosom; einzelne der Blastodermzellen tragen schon eine Geissel. . Durchschnitt durch die Blastula von Synapta digitata (Mont.) mit beginnender Einstülpung des Entoderms, 24°, Jede Zelle des Blastoderms trägt eine Geissel. Die Blastula ist noch von der Eihülle umgeben. . Schnitt durch eine sich bildende Gastrula von Holothuria tubulosa, vergr.,; a Ektoderm, db Entoderm, e Gastrulamund (= After der Larve), d Mesenchymzellen. . Durchschnitt durch die freischwimmende Gastrula von Synapta digitata, 23°; a Ektoderm, b Entoderm, ce Gastrulamund (= After der Larve), d eine Verdickung des Ektoderms an dem animalen Pole der Larve. Schematischer Längsschnitt durch die Larve von Holothuria tubulosa, 51 Stunden nach der Befruchtung, vergr.; a Ektoderm, d Entoderm, ce Gastrulamund, die Mesenchymzellen in dem Gallertkern d sind weggelassen, e das Hydro-Enterocöl, welches sich soeben vom Urdarme abgeschnürt hat, / der in Bildung begriffene Mund der Larve. Fig. 1 nach Hamann (93); Fig. 2, 3, 4 und 6 nach Semon (236); Fig. 5, 7 und S nach Semper (238); Fig. 9, 11 und 13 nach Selenka (231): Fig. 10 und 12 nach Selenka (232). Taf.Xl. r- Me Holothurioidea. e s E Ei REN 7 | N». Erklärung von Tafel XI. Holothurioidea; Entwicklungsgeschichte. Fig. ou 6. Fig. 1 nach Selenka (232); Fig. 2, 4, 5, 7 alt . Längsschnitt durch eine ältere Gastrula von Synapta digitata; vergt. a Gastrulamund (= After der Larve), & Urdarm, ce das vom Urdarm sich eben schnirenak Hydro-Enterocoel, d Rückenporus, e Gallertkern, / Mesenchymzellen. . Seitenansicht (schematisch) einer Auricularia von Holothuria tubulosa, 11 Stunden nach der Befruchtung; vergr. a After, d Mitteldarm, e Vorderdarm, ce‘ Mund, d Rückenporus, e Hydrocoel, Enterocoel, 9, 9 Wimperschnur. . Auricularia der Synapta digitata, von unten und etwas von links; vergT. a adorale Wimperschnur, 5 deren in den Vorderdarm reichende Schlinge, € Wimperschnur, d Vorderdarm, e Mitteldarm, / Enddarm, g After, % Hydrocoel, © primärer Steinkanal, % linkes Enterocoel, 2 rechtes Enterocoel, »r Nervenleisten, n Kalkkugel, o Kalkrädchen, p obere Begrenzung des Mundvorhofes. . Seitenansicht (schematisch) einer Auricllaria von Holothuria tubulosa, 100 Stunden nach der Befruchtung (vergl. Fig. 7); vergr. a After, 5 Mitteldarm, e Vorderdarm, ec‘ Mund, d Rückenporus, e Hydrocoel, / linkes Enterocoel, ‚‘ rechtes (eben erst von / abgeschnürtes) Enterocoel, 9, g Wimperschnur, h, h Mesenchymzellen in der Umgebung des primären Steinkanals. . Darm, Hydro- und Enterocoel einer Auricularia von Holothuria tubulosa, 107 Stunden nach der Befruchtung; vergr. a After, d Mitteldarm, e Vorderdarm, e‘ Mund, d Rückenporus, e Hydrocoel, linkes Enterocoel, ‚/‘ rechtes Enterocoel. Auricularia mit Kugeln; vergr. a After, 5 Mitteldarm, e Vorderdarm, e Hydrocoel, / linkes und / rechtes Enterocoel, g Wimperschnur, % eine der elf Kugeln, © Kalkkörper. . Auricularia der Holuthuria tubulosa, 100 Stunden nach der Befruchtung, von unten (vergl. Fig. 4); vergr. a After, d Mitteldarm, e Vorderdarm, c‘ Mund, e Hydrocoel, f linkes und /* rechtes Enterocoel, 9 Wimperschnur. RL . Vebergangsstadium der Auricularia von Synapta digitata in die tonnenförmige Larve, von unten; vergt. ; a, c, d, e, f, 9, h Unterbrechungen der Wimperschnur, 1—7, 1—7‘, 8 und 9 die Stücke der Wimperschnur, von denen 1 und 2, 1° und 2° jetzt noch zusammenhängen (vergl. Fig. 24 auf S. 271); i ein in Bildung begriffener Fühler, %* Mitteldarm, 2 Enddarm, m After, n Kalkkugel, o Kalkrädchen, p die in den Mundvorhof einsinkende Nervenleiste, . Tonnenförmises Stadium der Synapta digitata, von unten; VergT. 8 Y I 8 I—V die fünf Wimperreifen, @ die fünf ersten Fühler, & Gehörbläschen, e Radialkanal, d Ringkanal, e Poli’sche Blase, / Kalkringstücke, y Enddarm, % After. . Tonnenförmiges Stadium von Cucumaria planei, von unten; 13°, a Mund, 5 After, ce Kopfbuckel, d—g Wimperreifen. . Querschnitt durch die Wimperschnur der Auricularia von Synapta digitata; vergr. a Ektodermzellen der Wimperschnur, Ö abgeplattetes Epithel des Körpers, e Mesenchym- zellen. . Querschnitt durch eine Nervenleiste der Auricularia von Synapta digrtata;, vergr. a Ektoderm- zellen (Nervenzellen) der Nervenleiste, d abgeplattetes Epithel des Körpers, ce Mesenchym- zellen, d Nervenfasern. 7 und 10 nach Selenka (231); Fig. 3, 8, 9, 11 und 12 nach Semon @& ); Fig. 6 nach Joh. Müller (179). Taf: XII. Erklärung von Tafel XIV. Holothurioidea; Entwicklungsgeschichte. Fig. 1: Hydrocoel der Auricularia von Synapta digitata , vergr. a primärer Steinkanal, & Anlage des Ringkanals, c Anlage der fünf primären Stücke des Kalkringes, —V die fünf primären Ausbuchtungen des Hydrocoels. 2—5. Vier aufeinanderfolgende Entwicklungsstadien der Kalkringglieder bei Synapta digitata ; 6. | Sr VergT. Hydrocoel einer etwas älteren Larye von Synapta digitata, ohne die Kalkring -Anlage ; stärker vergr. a primärer Steinkanal, @’ Rückenporus, 5 Anlage des Ringkanals, I—V die fünf primären, 1—b die sechs secundären Ausbuchtungen des Hydrocoels. . Tonnenförmige Larve der Auricularia mit Kugeln, von der rechten Seite gesehen ; vergr. I—V die fünf Wimperreifen: a, a zwei der elf Kugeln, 5 Kalkkugel, ce die fünf ersten Fühler, d Ringkanal, e Anlage der Kalkringglieder, / Anlage des Madreporenköpfchens, 9 äusserer Abschnitt des primären Steinkanals, } Poli’sche Blase, © Radialkanal, % Füsschen, ! Anlage eines Kalkkörperchens der Haut. . Mund und Vorderdarm einer Auricularia von Synapta digitata; vergr. a adorale Wimperschnur, 5 deren in den Vorderdarm reichende Schlinge, c Mundrand, d Mund, e vordere Begrenzung des Mundvorhofes, /, f Transversalstücke der Wimperschnur, g Vorderdarm. Junge Cucumaria planei, von oben; vergr. a Fühler, a’ ein eingezogener Fühler, 5, d die beiden hinten ventral entspringenden Füsschen. 10—12. Drei Entwicklungsstadien der Jungen von Holothuria tremula (2); vergr. 10. 112 12. Fig. Es sind erst fünf Fühler «, aber noch keine Füsschen vorhanden; Ansicht von oben. Die fünf Fühler « haben sich weiter entwickelt, d, d zwei hinten ventral stehende Füsschen ; Ansicht von der rechten Seite, Es sind jetzt zehn Fühler « entwickelt und drei Paar Füsschen 5; c Gegend der After- öffnung; Ansicht von oben. 1 nach Semon (236); Fig. 2—6 und $S nach Semon (237); Fig. 7 nach Joh. Müller (181); Fig. 9 nach Selenka (231); Fig. 10—12 nach Danielssen und Koren (220). Holothurioidea. _ Erklärung von Tafel XV. Holothurioidea; Elasipoda. Fig. — Fig. . Benthodytes sanguinolenta Theel von der Bauchseite; « Mund, 5 Fühler; +. . Peniagone wyvillii Theel von der linken Seite; . Elpidia glacialis Theel von der Bauchseite; « Mund, Ö ein Fühler, e ein Füsschen, d After; 2. . Elpidia glacialis Theel von der Rückenseite; « ein Rückenfortsatz; 2. . Psychropotes longicauda Th&el von der Bauchseite; « Mund, von den Fühlern umstellt, b After, c der grosse Rückenanhang; +. . Psychropotes longicauda Theel von der Rückenseite; @ Oeflnungen des Steinkanals, & Ge- schlechtsöffnung, rechts und links davon je fünf kleine Rückenfortsätze; 4. 2 a Fühlerkranz, 5 Füsschen, ce der im Nacken stehende, getheilte, lappenförmige Rücken- anhang, d After; 2. . Peniagone wyvillii Theel von der Bauchseite; a Fühler, 5 Füsschen, c der im Nacken stehende, getheilte Rückenanhang, d After; 2. . Ilyodaemon maculatus 'Th&el von der linken Seite; a Fühler, 5 Füsschen, e Rückenanhänge; 2. . Deima validum Theel von der Bauchseite; a Mund, von den Fühlern umstellt, b Füsschen, ce Fortsätze an den seitlichen ventralen Radien, d After; +. , Deima validum Theel von der rechten Seite; « Fühlerkranz, Füsschen, e Fortsätze an den dorsalen Radien; #. 1 und 2 nach Theel (263); Fig. 3—10 nach The£el (266). III ITTT eu \ ee 5 ea Sa: Jh. Anst wWernszaWente; Frankfart? IE. 2 4 vun, AN fe e % L 2: i Ri ' ” 5 j ”, TEN a 7 % N ur h Ri u PR ie 2 25 BEST Erklärung von Tafel XVI. Holothurioidea; Dendrochirotae. Fig. . Cueumaria planci (Br.), mit ausgestreckten Fühlern, von der Bauchseite gesehen; a,a, die —ı 10. ttle beiden kleineren ventralen Fühler; 5,2, Füsschen; 4. . Cucumaria hyndmani (Thomps.), vom Rücken gesehen; « die beiden kleineren ventralen Fühler; +. . Cucumaria (Oenus) imbricata (Semp.), von der Seite; « Vorderende‘ 5 Hinterende; }. . Thyone raphanus Düb. u. Kor.; +. . Psolus antarcticus (Phil.), Rückenansicht; @« Mund; 5 After; . . Psolus antarcticus (Phil.), Bauchansicht; @ der mittlere ventrale Radius; 5 Füsschen am Rande der Bauchfläche; +. 1 . Psolus ephippifer Wyv. Thoms., 9, Rückenansicht; «a Fühler; d After; ce die den Brut- raum überdeckenden grösseren Kalkvlatten. . Phyllophorus urna Grube; a einer der kleineren Fühler des inneren Fühlerkreises; b Füsschen; 2. . Colochirus quadrangularis (Less.), Rückenansicht; « Vorderende; db After; ce Rücken- papillen; 4. Colochirus quadrangularis (Less), Bauchansicht; @, 5, e die drei Füsschenstreifen der Bauchseite; 4. Ithopalodina lageniformis Gray; }. Fig. 1 nach Schmidt in Brehm’s Thierleben, Bd. 10, 1878; Fig. 2 und 4 nach Düben und Koren (54); Fig. 3, 5, 6, 7, 9, 10 nach Theel (267); Fig. $ nach Sars (221); Fig. 11 nach Semper (238). Taf. XxVl. Holothurioidea. “ ER a y Pi uWur re IA afa} Tv Erklärung von Tafel XV. Holothurioidea; Aspidochirotae; Molpadiidae; Synaptidae. Fig. Ir 1. ot Stichopus horrens Sel., Seitenansicht; a Fühler; 5 After; e die 3 Füsschenstreifen der Bauchseite; +. . Holothuria impatiens (Forsk.); « Mund; 2. 3. Holothuria tubulosa Gmel.; a Fühler; 5 After; e Füsschen der Bauchseite; d Papillen der Rückenseite; 4. . Synapta inhaerens (OÖ. F. Müll.); « Fühler (einer der 12 Fühler ist abgeschnitten); & durch- schimmernde Längsmuskeln; ce durchschimmernder Darm; +. . Muyriotrochus rinkit Steenstr.; Längsmuskeln und Eingeweide schimmern theilweise durch; + . Caudina arenata (Gould.); @ Fühler; 5 After; e Genitalpapille; 2. . Trochostoma areticum (v. Marenz.); « Fühler; 5 After; e durchschimmernde Längs- muskeln; 4. Fig. 1, 2 und 6 nach Selenka (229); Fig. 3 nach Milne-Edwards (171); Fig. 4 nach Quatre- fages (210); Fig. 5 und 7 nach Danielssen und Koren (50). Taf. XVI. Holothurioidea. ih. Anst. vWerner & Winter, Frankfürt”M. . u En mr “ 03 k BR re Be EEE Ey ix un, Bi AM)